Festschrift - Mittelschule Stockstadt

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Festschrift - Mittelschule Stockstadt
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Sonderausgabe Unterfränkische Schule 28 September 2014 8. Jahrgang
Jahre
ULLV
1864–2014
Festschrift
Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverband
2
Grußwort
„Bildungspolitik ist die Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts“
Diesen Satz kann man nicht oft genug
wiederholen. Denn Bildung eröffnet
den jungen Menschen alle Chancen
für ihre und unsere Zukunft. Zugleich
wird damit deutlich, welche wichtige
und verantwortungsvolle Aufgabe die
Lehrerinnen und Lehrer auszufüllen
haben. Qualität und Gerechtigkeit sind
nach wie vor Maßstab für gute Bildung.
Jede Schülerin und jeder Schüler hat
das Recht, gefordert und gefördert zu
werden – unabhängig von der Herkunft,
dem Bildungsstand und dem Geldbeutel
der Eltern. Qualitative Bildung umfasst
neben der Vermittlung des Wissens auch
das Einüben der sozialen Kompetenzen. Werte wie Toleranz, Respekt und
Verantwortung müssen in erster Linie
im Elternhaus, aber auch in der Schule
erfahren werden. Demographischer Wandel, Migration und Digitalisierung sind
zusätzliche Herausforderungen für die
Erziehungs- und Bildungsarbeit.
Vor diesem Hintergrund bleibt zuallerst
festzuhalten: An bayerischen Schulen
wird großartige Arbeit geleistet. Die
allermeisten Pädagoginnen und Pädagogen sind hoch motiviert, über ihre
Arbeitszeit hinaus engagiert und mit
vollem Herzen bei den jungen Menschen, die ihnen anvertraut sind. Und
das, obwohl ihr Beruf anstrengender und
schwieriger geworden ist. Zu Unrecht
werden oft gesellschaftliche Defizite auf
den schulischen Sektor verschoben.
Wir in der Politik müssen alles dafür
tun, dass die Lehrerinnen und Lehrer die
Rahmenbedingungen vorfinden, die sie
für ihre Verantwortung mit den jungen
Menschen brauchen. Schule kann nur
dann gelingen, wenn diejenigen, die
dort arbeiten, das Vertrauen und den
Rückhalt der Gesellschaft insgesamt,
und insbesondere der Eltern und Schüler
spüren. Nur in einem Miteinander aller
Beteiligten können wir eine Schule
gestalten, in die Kinder und Jugendliche gerne gehen, weil sie Freude am
gemeinsamen Lernen haben. Das ist die
beste Voraussetzung für eine Erziehung
und Bildung, die unsere Jugend befähigt, Verantwortung zu übernehmen und
Zukunft zu gestalten.
Barbara Stamm, MdL
Präsidentin des
Bayerischen Landtags
Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband auf allen Ebenen leistet
dabei eine besondere Unterstützung.
Einerseits ist er Interessenvertreter für
seine Mitglieder. Andererseits erfüllt er
zum Teil mit viel Kampfgeist und Nachdruck seine Aufgabe als bildungspolitischer Impulsgeber. Das ist wichtig, wenn
es um die Bildungsgerechtigkeit oder um
das Überdenken von Strukturen geht.
Ob flächendeckende Schulversorgung,
Stellenplanung der Junglehrer oder
Unterrichtsausfall – der unterfränkische
Lehrer- und Lehrerinnenverband erhebt
seine Stimme und scheut nicht davor
zurück, klare Forderungen zu stellen.
Herzlichen Dank für Ihre engagierte Arbeit in den vergangenen 150 Jahren. Ich
bin sicher, es wird in Zukunft nicht weniger anstrengend sein. Dazu wünsche ich
Ihnen weiterhin viel Kraft, Leidenschaft
und Gottes Segen!
Barbara Stamm
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Grußwort
„Lehrer öffnen Türen – aber hineingehen musst Du selbst“
Prof. Dr. Winfried
Bausback, MdL
Bayerischer Staatsminister der Justiz
Dieses chinesische Sprichwort finde ich
sehr treffend. Lehrerinnen und Lehrer
ermöglichen jungen Menschen den
Zugang zu neuen Räumen des Wissens.
Und damit nicht genug: Sie weisen
Ihnen zugleich den Weg in ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben.
Sie unterstützen die Schülerinnen und
Schüler dabei, sich zu Persönlichkeiten
zu entwickeln, die später ihren Platz in
der Gesellschaft außerhalb der Schultore finden. Lehrkräfte vermitteln nicht
nur Wissen, sondern auch Werte. Sie
schaffen Perspektiven und Motivation,
damit die jungen Menschen die große
Chance, durch die weit geöffneten Türen
zu gehen, auch wahrnehmen.
Diese Leistungen der Lehrkräfte sind
nicht nur für das Leben jedes einzelnen
Schülers, sondern für unsere gesamte
Gesellschaft von unschätzbarem Wert.
Unsere Lehrerinnen und Lehrer verdienen hohe Anerkennung: Sie tragen nicht
nur besondere Verantwortung, sondern
erfüllen auch eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Das Unterrichten erfordert neben fundierten Fachkenntnissen
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pädagogische, psychologische und
didaktische Fertigkeiten – und oft auch
eine Menge Geduld.
Viele Lehrerinnen und Lehrer engagieren
sich auch weit über ihre Dienstpflichten
hinaus – für sie ist ihr Beruf zugleich
Berufung. Ohne diese Lehrkräfte wären
viele Unterrichtsstunden grauer, das
Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern kühler. Und Klassenfahrten in Schullandheime, von denen unsere Kinder mit
leuchtenden Augen zurückkehren, Theater- und Musik-AGs und andere Projekte,
die die Schulgemeinschaft bereichern,
wären undenkbar.
Ich möchte mich bei den Lehrkräften
in meiner unterfränkischen Heimat
von Herzen für ihr Engagement und die
Leistung, die sie Tag für Tag vollbringen, bedanken. Und ich danke dem
Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V. dafür, dass er sich
nach Kräften für unsere Pädagoginnen
und Pädagogen und die Bildung in der
Region einsetzt und seinen Mitgliedern
stets beratend und unterstützend zur
Seite steht!
Grußwort
„Den Lehrerberuf weiter attraktiv halten“
Im Jahr 2014, in dem wir die 200-jährige
Zugehörigkeit Unterfrankens zu Bayern
begehen, hat auch der Unterfränkische
Lehrer- und Lehrerinnenverband ein bedeutsames Jubiläum. Der Verband kann
heuer auf 150 Jahre erfolgreiche Arbeit
als Standesvertretung von Lehrkräften
seit seiner Gründung im Jahre 1864
zurückblicken.
Wirft man einen Blick auf die lange
Geschichte des Verbandes, so stößt man
auf interessante Fakten. Bereits 1848
gab es in Unterfranken 10 Bezirkslehrervereine, die allerdings 1849 bzw. 1850
aufgelöst werden mussten. Um Lehrkräften in ihrer damals teilweise schwierigen sozialen Lage zu helfen, wurden in
der Folge Lehrerunterstützungsvereine
gegründet, die den Kolleginnen und
Kollegen bei materiellen und rechtlichen
Problemen mit Rat und Tat zur Seite
standen.
Viele Lehrkräfte erkannten, dass die
Mitgliedschaft in einem berufsständisch
ausgerichteten Verein dem Einzelnen
mehr an Sicherheit und Schutz bietet.
So war es nicht verwunderlich, dass
schon im Gründungsjahr 1864, weit über
sechzig Prozent der unterfränkischen
Lehrerschaft im damaligen Unterfränkischen Lehrerverein organisiert war.
Die Grundüberzeugung, die in langen
Jahren gewachsen ist und der sich der
Unterfränkische Lehrer- und Lehrerin-
nenverband mehr denn je verpflichtet
fühlt, dass in einer demokratischen
Gesellschaft Bildung den Auftrag hat,
junge Menschen zu qualifizieren und
sie in die Gesellschaft zu integrieren,
ist gewissermaßen das „pädagogische
Grundgesetz“ jeglicher Tätigkeit von
Lehrerinnen und Lehrern. Vor diesem
Hintergrund vertritt der Unterfränkische
Lehrer- und Lehrerinnenverband die
Interessen aller Lehrkräfte unabhängig
von ihrem Lehramt oder ihrer politischen
und religiösen Ausrichtung.
Um die Kolleginnen und Kollegen bei der
Umsetzung des Bildungsauftrags bestmöglich zu unterstützen, kümmert sich
der Verband als aktiv tätige Standesvertretung auch um die Lehrerfortbildung.
Seine Fortbildungsveranstaltungen sind
stets mit hochkarätigen Referentinnen
und Referenten besetzt und ergänzen
die staatlichen Lehrerfortbildungsmaßnahmen um wichtige Aspekte.
Viele Funktionsträger im Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband
übernehmen seit Jahren in Unterfranken
Verantwortung als Personalräte auf
örtlicher oder auf Bezirksebene und sind
damit in vielfältigen Personalangelegenheiten auch wichtige Ansprechpartner
für alle Schulen und Dienststellen, die
sich auf die sachliche, konstruktive und
erfolgreiche Zusammenarbeit im Dienste
der Lehrkräfte verlassen können.
Dr. Paul Beinhofer
Regierungspräsident
Lässt man die 150 Jahre seit Gründung
einer unterfränkischen Standesvertretung für die Lehrkräfte Revue passieren,
dann kann man feststellen, dass der
Freistaat Bayern im konstruktiven Miteinander mit den Berufsverbänden sehr
viel dafür getan hat, um den Lehrerberuf
weiter attraktiv zu halten, den Pädagogen den ihnen im Hinblick auf ihre hohe
gesellschaftliche Funktion zukommenden Rang in der Gesellschaft einzuräumen und die berufliche Situation in
der Bildungsarbeit vor Ort ständig zu
verbessern. Die hohe Zahl an Studierenden für das Lehramt belegt eindrucksvoll
die nach wie vor große Attraktivität des
Lehrerberufs.
Dem Unterfränkischen Lehrer- und
Lehrerinnenverband wünsche ich für die
Zukunft ein erfolgreiches Wirken, baue
auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit
des Verbandes mit allen staatlichen Stellen und danke für 150 Jahre verlässliche
Partnerschaft.
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Grußwort
„Die Gründungsväter wären stolz auf den ULLV“
Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) e.V. feiert sein
150-jähriges Bestehen. Diese Sonderausgabe der „Unterfränkischen Schule“
schaut zurück auf eine bewegte Vereinsgeschichte.
Als die Gründungsväter im September
1864 den „Unterfränkisch-aschaffenburgischen Kreislehrerverein“ aus der Taufe
hoben, waren sie sich Ihrer Ideen, Ziele
und Forderungen bereits sehr sicher.
Schon bei der Gründungsversammlung
in Würzburg wurde die Vereinssatzung
verabschiedet und der erfahrene und
hoch geschätzte Würzburger Lehrer Georg
Rupert Benz trotz seiner Erkrankung zum
ersten Vorsitzenden gewählt.
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Enttäuschungen, aber auch nachhaltige Erfolge. Die grundlegenden Ziele
konnten tatsächlich verwirklicht werden.
Heute steht die Schule unter der Aufsicht des Staates. In der Verfassung des
Freistaates Bayern ist geregelt, dass die
Schulaufsicht durch „hauptamtlich tätige, fachmännisch vorgebildete Beamte
ausgeübt“ wird. Lehrer und Lehrerinnen
sind in der Regel Beamte und beziehen
heute Gehälter, die sich im Laufe der
Jahrzehnte um vier bzw. fünf Besoldungsstufen verbessert haben. Und
schließlich ist die Lehrerbildung seit
1976 endlich an der Universität angekommen.
Dies war ein klares Zeichen, denn Benz
war schon 1848 als Unterzeichner des
„Kitzinger Gesuches“ der Lehrer an die
Deutsche Nationalversammlung hervorgetreten, in dem die Aufhebung der
geistlichen Schulaufsicht, die Trennung
von Schule und Kirche, die „Erhebung
der Volksschule zur Staatsanstalt“, die
Verbeamtung der Lehrer und die Integration der Lehrerbildung in die Universitäten gefordert wurden.
Ich bin sicher: Die Gründungsväter des
ULLV wären stolz auf die erfolgreiche
Arbeit des von ihnen gegründeten Vereins, der im Laufe der Jahrzehnte immer
wieder das Vertrauen von weiten Teilen
der Lehrerschaft genoss, heute mit
seinen 6215 Mitgliedern die mit Abstand
größte Lehrerorganisation Unterfrankens
ist und innerhalb des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV)
die zweithöchste Mitgliederzahl eines
Bezirksverbandes (nach Oberbayern)
aufweist.
Die Ideen der Gründerzeit wurden von
vielen Lehrergenerationen weiterverfolgt. Es gab Siege, Rückschläge und
Auch für die Zukunft hat der ULLV grundlegende Ideen, Ziele und Forderungen,
die er mutig und mit Überzeugungskraft
Gerhard Bleß,
Vorsitzender
verfolgen wird. Diese sind insbesondere
die Stärkung der Kindertagesstätten,
Schulen und Hochschulen sowie aller
pädagogischen Berufe durch höhere
Investitionen in den Bildungsbereich,
die Gleichwertigkeit der Lehrer und
Lehrerinnen aller Schularten hinsichtlich
Ausbildung und Status, außerdem die
Verwirklichung einer längeren gemeinsamen Schulzeit für unsere Kinder und
Jugendlichen in zeitgemäßen, demokratischen Bildungseinrichtungen.
Daneben werden wir den ULLV noch
mehr zu einer Serviceeinrichtung für
unsere Mitglieder ausbauen, die ihnen
in allen Phasen ihres Berufslebens Information, Unterstützung, Rat und Hilfe
bietet.
Inhalt
Impressum
Herausgeber: Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V., www.unterfranken.bllv.de
Vorsitzender: Gerhard Bleß, Hinterer Rosengarten 11,
97253 Gaukönigshofen, Telefon privat 09337 2293;
Telefon dienstlich 0931 380-1761
Inhalt
Grußworte
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Zeitgeschichte
1864 – das Jahr, in dem der ULLV gegründet wurde
8
Gründungsaufruf
11
Anfänge des ULLV
Vom unterfränkischen Kreis-Lehrerverein 1864
zum ULLV 2014
12
Vorsitzende und Ehrenvorsitzende des ULLV
17
Volksschule
Zur Geschichte der Volksschule in Unterfranken
18
Stimmen zu 150 Jahre ULLV
21
Hauptschule
Der ULLV kämpft für Bildungsgerechtigkeit
22
Förderschule
Vom Aufbau der Sonderschulen bis zur Inklusion
28
Ehrenmitglieder
31
Studenten
Die Entwicklung der BLLV-Studentengruppe Würzburg
32
Das BLLV-Studentenwohnheim
34
Junglehrer
Die Geschichte der ABJ Unterfranken
36
Pädagogisches Seminar
40
Porträt Fritz Schäffer
Ein Kämpfer mit Geist und Geschick
44
Porträt Albin Dannhäuser
Zwischen Euphorie und Auflehnung
46
Die Beiträge von Prof. Dr. Matthias Stickler (Seiten 8 bis 10)
und Dr. Verena Stürmer (Seiten 18 bis 21) wurden von der
Redaktion leicht gekürzt. Die ungekürzten Texte finden Sie
mit vollständiger Literaturliste im Internet:
www.unterfranken.bllv.de
Delegiertenversammlung
48
Vorstandschaft und Bezirksausschuss seit 1972
50
Politische Arbeit
Der ULLV in der Öffentlichkeit
51
Weitere Hinweise: Der Bezugspreis für die „Unterfränkische
Schule“ ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich
8 €. Nichtmitglieder können
die Zeitschrift bei der Redaktion
bestellen. Namentlich
gekennzeichnete Artikel stellen die
Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift
erscheint jährlich
viermal. Adressänderungen bitte an das ULLV-Referat Mitgliederverwaltung und Statistik:
Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen,
Telefon privat 0971 6993267, Telefax privat 0971 69523,
E-Mail: peterkiesel@t-online.de
Lehrertage
Viel mehr als Fortbildung
56
Lehrerbildung
Der lange Weg zur universitären Lehrerbildung
59
Auch ein Kind des ULLV: Das Zentrum für
Lehrerbildung an der Universität Würzburg
60
Personalrat
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
62
Unterfränkische Schule
Wie die USCHi grün geworden ist
64
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol,
Neubergstraße 7a,
97072 Würzburg,
Telefon 0931 72778; E-Mail: nossol@t-online.de
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7,
97332 Gaibach, Telefon/Fax 09381 715773, E-Mail: schule.unterfranken@t-online.de
Für diese Sonderausgabe der Unterfränkischen Schule bildete sich ein Redaktionsteam, bestehend aus Gerhard Bleß,
Walter Roth, Joachim Huppmann und Peter Nossol. Besonderer Dank gilt auch Fritz Schäffer für viele Hinweise.
Layout: Agentur Hummel + Lang,
Am Exerzierplatz 4 ½, 97072 Würzburg,
Telefon 0931 804480, www.hummel-lang.de
Druck: Druckerei Lang, Storchengasse 12–14,
97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0,
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Bildhinweise: Alle Bilder, die nicht mit dem Namen des Fotografen gekennzeichnet sind, stammen aus dem ULLV-Archiv
oder von ULLV-Mitgliedern. Vielen Dank allen, die uns Bilder
zur Verfügung gestellt haben.
Literaturhinweise: Die Autoren stützten sich bei Ihrer
Recherche vor allem auf Unterlagen des ULLV-Archivs und auf
folgende Literatur:
nn Guthmann, Johannes: Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverein. Geschichte der Schule, des Standes und
des Vereins. Band II. Würzburg, 1972
nn
Schäffer, Fritz: Brüder reicht die Hand zum Bunde.
Anmerkungen zu 125 Jahre unterfränkischer Schul- und
Verbandsgeschichte. Würzburg, 1989
7
1864
Das Jahr, in dem der ULLV
gegründet wurde
von Prof. Dr. Matthias Stickler, Universität
Würzburg, Lehrstuhl für Neueste Geschichte II
Der heutige Unterfränkische Lehrer- und
Lehrerinnenverband wurde in eine Umbruchszeit hinein gegründet. Die 1860er
Jahre brachten für Unterfranken, Bayern,
Deutschland und Europa mannigfaltige
Veränderungen. Nur einige Beispiele
seien genannt.
und wurde Gliedstaat des kleindeutsch-preußischen Nationalstaats.
Gleichzeitig setzte diese Entwicklung
in Bayern einen von Preußen erzwungenen Modernisierungsschub in
Gange.
nn
nn
8
Die Zerstörung des Deutschen Bundes war eine Folge der militärischen
Eskalation zwischen Preußen und
Österreich, die um die Führung in
der deutschen Mitte Europas rangen. Der Sieg Preußens und seiner
Verbündeten im Deutschen Krieg
(1866) schuf die Voraussetzungen für
die Gründung zunächst des Norddeutschen Bundes (1867), dann 1871
des Deutschen Reiches und damit
die Entstehung einer neuen europäischen Großmacht. Dadurch verlor das
Königreich Bayern seine Souveränität
nn
Die Neukonstituierung der Habsburgermonarchie erfolgte als österreichisch-ungarische Doppelmonarchie
im Gefolge des Ausgleichs von 1867.
Dadurch wurden zwar die Konflikte
mit Ungarn beigelegt, die grundlegenden Nationalitätenprobleme
des Vielvölkerstaates aber nicht
gelöst, weil sich insbesondere die
slawischen Völker als Verlierer des
Ausgleichs sahen.
Die Entstehung eines italienischen
Nationalstaats – einen den ganzen „Stiefel“ und die Insel Sizilien
umfassend – vollzog sich in drei
Etappen: 1859–1861, 1866/67, 1870.
Dadurch verlor neben zahlreichen
italienischen weltlichen Fürsten auch
das Papsttum seine seit dem frühen
Mittelalter ausgeübte weltliche Herrschaft („Patrimonium Petri“, Kirchenstaat). Papst Pius IX. (1846–1878)
reagierte auf diese Entwicklung mit
schroffer Abgrenzung zu allem, was
er als modern ansah (Syllabus Errorum, 8.12.1864). Gleichzeitig wandelte sich aber unter ihm die Katholische Kirche zu einer Volkskirche, die
begann, die Teilhabechancen, die der
moderne Staat bot, konsequent zu
nutzen für die Durchsetzung katholischer Interessen.
nn
Kulturkampf in Deutschland
Die Emanzipation des so genannten
politischen Katholizismus löste in
vielen Teilen Europas Gegenbewegungen aus. In Deutschland ergriff
die liberale Regierung des Großherzogtums Baden um 1860 erstmals
(Kultur-)Kampfmaßnahmen gegen die
Katholische Kirche. Auch in Bayern
formierte sich seit den 1860er Jahren
eine weltanschaulich liberale und
kirchendistanzierte Bewegung, die
insbesondere die Abschaffung der
kirchlichen Schulaufsicht anstrebte.
Die Gründung von BLLV und ULLV als
dezidiert nicht konfessionell gebundene Lehrerverbände müssen in
diesem Kontext gesehen werden.
nn
Liberalismus und Sozialdemokratie
Neben dem Politischen Katholizismus sammelten sich in Deutschland
auch der Liberalismus und die Sozialdemokratie: 1861 wurde in Preußen
die Deutsche Fortschrittspartei, Vor-
4
Zeitgeschichte
läufer der heutigen FDP, gegründet,
1863 in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), Vorläufer
der heutigen SPD, unter dem Vorsitz
von Ferdinand Lassalle (1825–1864),
welcher allerdings bereits ein Jahr
später bei einem Duell getötet wurde.
1867 erschien der erste Band des
„Kapital“ von Karl Marx.
nn
Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft
Auch wissenschaftlich, kulturell und
wirtschaftlich vollzogen sich in den
1860er Jahren wichtige Entwicklungen: Alfred Nobel (1833–1896) stellte
erstmals in Deutschland Dynamit her,
der mährische Augustinermönch Gregor Mendel (1822–1884) entdeckte
die nach ihm benannten Regeln der
Vererbung und wurde auf diese Weise
zum Vater der modernen Genetik.
1869 wurde der Suez-Kanal eröffnet,
der den Seeweg in den Indischen
Ozean verkürzte. Lew Nikolajewitsch
Tolstoi (1828–1910) veröffentlichte
1868/69 seinen monumentalen
Roman „Krieg und Frieden“, Lewis
Carroll (1832–1898) 1865 das Kinderbuch „Alice im Wunderland“. Richard
Wagner (1813–1883) schaffte in den
1860er Jahren dank der Förderung
durch König Ludwig II. von Bayern
endgültig den Durchbruch als Komponist: 1865 wurde in München seine
Oper „Tristan und Isolde“ uraufgeführt, 1868 die „Meistersinger von
Nürnberg“ und 1869 „Rheingold“,
das Vorspiel zu seiner Tetralogie
„Der Ring des Nibelungen“.
Würzburg in den 1860er Jahren
Würzburg war die viertgrößte Stadt im
rechtsrheinischen Bayern, sie war Sitz
der Regierung des Kreises (Regierungsbezirks) Unterfranken und Aschaffenburg, eines katholischen Bischofs, einer
großen Garnison sowie, nicht zu vergessen, einer der drei bayerischen Landes­
universitäten.
1854 war Würzburg an das expandierende bayerische Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Doch überdeckte die
damit verbundene relative Zentralität
innerhalb des neubayerischen Staates,
dass Würzburg seit dem zweiten Drittel
des 19. Jahrhunderts im Vergleich mit
anderen Städten dennoch zurückgefallen war. Gemessen an der Einwohnerzahl überholten im Laufe des 19.
Jahrhunderts 33 Städte Würzburg. 1918
hatte Würzburg 94.671 Einwohner. Die
Stadt profitierte von der Dynamik der
industriellen Revolution damit nur unterdurchschnittlich.
Für diese bis in die Gegenwart nachwirkende Entwicklung gibt es geographische sowie landes- und kommunalpolitische Gründe: Ungünstig wirkte sich
für Würzburg zunächst einmal seine
Kessellage aus sowie die Tatsache, dass
auf den die Stadt umgebenden Anhöhen
Weinbau betrieben wurde und damit für
eine industrielle Umnutzung kein Raum
war. Würzburg und sein Umland verfügten ferner über keine Rohstoffe, die
geeignet gewesen wären, die Stadt zum
Industriestandort zu machen und zudem
setzte die Landwirtschaft nicht genügend Arbeitskräfte frei, die Industriebetriebe hätten anziehen können.
Würzburg hatte sich im 19. Jahrhundert
im Vergleich zur fürstbischöflichen Zeit
nicht wesentlich weiterentwickelt, die
Stadt blieb wirtschaftlich gesehen vor allem eine Handels- und Ackerbürgerstadt,
ein regionaler Umschlagplatz für Wein,
Getreide, Holz, Tuche, Salz, Bier und
Tabak sowie handwerkliche Produkte.
Sie blieb ein politisches und geistiggeistliches Zentrum in Unterfranken.
Hinzu kam erschwerend die Tatsache,
dass Würzburg bis 1856 eine Landes­
festung war, was der Expansion der
Stadt über ihr mittelalterliches und
frühneuzeitliches Gebiet hinaus enge
Grenzen setzte; linksmainisch wurde die
Festungseigenschaft erst 1867 aufgehoben. Zudem betrieb das Königreich
Bayern bis ins letzte Drittel des 19.
Jahrhunderts hinein eine Politik der „geminderten Industrie“, d.h. es blieb im
Ergebnis ein Agrarstaat und es bildeten
sich nur punktuell industrielle Zentren
heraus.
Erst der Modernisierungsschub in Bayern als Folge der am preußischen Vorbild
orientierten Reformen auf dem Felde der
Wirtschafts- und Sozialpolitik zwischen
1867 und 1871 und die Entfestigung
seit 1869 schufen die Voraussetzungen
dafür, dass in Würzburg echte Urbanisierung stattfinden konnte durch verstärkte
Bautätigkeit und die vermehrte Ansiedlung von Handel und Gewerbe.
9
Zeitgeschichte
Insgesamt können wir in Würzburg den
auch in vergleichbaren Städten nachweisbaren Fall einer Urbanisierung ohne
Industrialisierung beobachten. Diese
Entwicklung stand durchaus nicht quer
zu den Interessen der bürgerlichen
Eliten. Vielmehr herrschte eine kommunalpolitische Mentalität vor, die von
den Interessen des kleinen Mittelstands
bestimmt war, was ein grundsätzliches
Misstrauen gegenüber wirtschaftsbürgerlicher Dynamik und dem damit verbundenen Bevölkerungszuwachs implizierte.
Insgesamt hatte Würzburg „das Profil
einer behäbigen Bürger- und Beamten­
stadt mit schmalem proletarischem
Unterbau, die wenig Hang zu expansiver
Dynamik besaß und kaum soziale Konflikte kannte“ (Harm-Hinrich Brandt).
Politischer Katholizismus
Konfessionell gab es seit dem frühen
19. Jahrhundert einige Verschiebungen:
War 1814/15 noch gut 97 % der Stadtbevölkerung katholisch gewesen, so sank
dieser Anteil bis 1880 auf 78 %, während
der Anteil der Protestanten von 2 % auf
17,5 % und der der Juden von 0,7 %auf
4,4 % stieg. Politisch war Würzburg im
späten 19. Jahrhundert mehrheitlich
„ultramontan“ eingestellt, wie der
zeitgenössische, pejorativ gemeine
Kampfbegriff lautete, d.h. die Bayerische
Patriotenpartei (seit 1887 Bayerische
Zentrumspartei), in der sich der Politische Katholizismus parteipolitisch organisierte, war seit der Reichsgründung in
der Regel die stärkste politische Kraft in
Würzburg. Dass dennoch die Liberalen
eine wichtige Rolle spielten, lag auch
am Wesen der damaligen bayerischen
Kommunalverfassung, welche die wohlhabende bürgerliche Oberschicht begünstigte, weil das Wahlrecht an das nur
schwer bzw. kostspielig zu erwerbende
städtische Bürgerrecht geknüpft war.
Bayern um 1864
König von Bayern war seit 1848 bis zu
seinem Tode am 10. März 1864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), Nachfolger
10
wurde sein Sohn Ludwig II. (1845–1886).
Vorsitzender des bayerischen Ministerrats war seit 1859 bis zum 4. Oktober
1864 Karl Freiherr von Schrenck von
Notzing (1806–1884), ab dem 4. Dezember 1864 dann bis 1866 Ludwig von der
Pfordten (1811–1880). Regierungspräsident von Unterfranken war Friedrich
Freiherr von Zu Rhein (1802–1870, im
Amt 1849–1868), Erster rechtskundiger
Bürgermeister war Jakob Hopfenstätter
(1827–1865, im Amt 1862–1865). Bischof
von Würzburg war seit 1840 Georg Anton
von Stahl (1805–1870).
Thronwechsel in Bayern
Nach dem jähen Tode seines Vaters
Maximilian II. Joseph (1811–1848, reg.
1848–1864) bestieg am 10. März 1864
der erst 18-jährige Kronprinz Ludwig
(1845–1886) als Ludwig II. den bayerischen Thron. Bereits tags darauf legte
der junge Herrscher seinen Amtseid ab,
eine Krönung fand nicht statt.
Ludwig II. war eine schwärmerisch veranlagte Persönlichkeit, der sich vor allem
für Musik, Malerei und Architektur interessierte. In besonderer Weise förderte er
den von ihm sehr verehrten Komponisten Richard Wagner. Die 1876 erstmals
stattfindenden Bayreuther Festspiele
hätten ohne Ludwig II. in dieser Form nie
entstehen können. Anders, als dies der
Mythos vom Märchenkönig glauben machen will, war Ludwig II. allerdings kein
unpolitischer Monarch. Wie sein Vater
Maximilian II. hielt er an dem Grundsatz
fest, dass die Regierung ausschließlich
vom Vertrauen des Monarchen abhängig
war. Parlamentarisierungsbestrebungen
stand er deshalb ablehnend gegenüber.
Ministerialbürokratie entsteht
Zu den Besonderheiten seiner Politik gehörte es, dass Ludwig II. trotz der starken
Stellung des Zentrums im Landtag und
seiner persönlichen Neigung für eine
romantisch grundierte katholisch-konservative Religiosität durchweg liberale
Regierungen berief. Dieser scheinbar
paradoxe Befund erklärt sich aus der seit
den 1850er Jahren gestiegenen Bedeutung des Ministeriums bzw. der Leitenden Minister, die ihre starke Stellung
zum Machterhalt nutzten und Ludwig II.
einerseits seine Grenzen immer wieder
aufzeigten, andererseits ihm vermittelten, dass die Bildung einer von der
parlamentarischen Mehrheit getragenen
Regierung geeignet war, die Stellung der
Krone dauerhaft zu schwächen.
Hier traf sich die auf Machterhalt zielende Intention der Ministerien mit dem
selbstherrscherlichen Selbstverständnis
Ludwigs II. Ihm fehlte wohl auch letztlich
die politische Erfahrung und Härte für
politische Experimente bei der Regierungsbildung. Im Ergebnis entwickelte
sich unter Ludwig II. die konstitutionelle
Monarchie in Bayern hin zu einer Herrschaft der Ministerialbürokratie.
Angesichts der Tatsache, dass Ludwig
II. immer mehr erkennen musste, dass
seiner persönlichen Herrschaft deutliche Grenzen gesetzt waren, entzog
er sich der aktiven Politik immer mehr
und verweigerte sich insbesondere
den Repräsentationspflichten. Seine
Schlossbauten kann man insofern auch
als Denkmäler der Monarchie bzw. eines
letztlich absolutistisch gedachten Herrschaftsverständnisses deuten.
Der Rückzug Ludwigs II. aus der aktiven
Politik wurde auch dadurch erleichtert,
dass Bayern seit der Reichsgründung
kein souveräner Staat mehr war. Bismarcks Reichsgründungspolitik hatte
Ludwig II. trotz persönlicher Wertschätzung für den preußischen Ministerpräsidenten ablehnend gegenüber gestanden,
weil er die damit verbundenen Souveränitätseinbußen als Einschränkung seiner
herrscherlichen Gewalt ansah. Für die
monarchische Idee in Bayern war der
Rückzug Ludwigs II. aus der Öffentlichkeit langfristig gesehen problematisch,
weil der damit verbundene Verzicht auf
die Entfaltung des symbolischen Kapitals
der Monarchie geeignet war, das Königtum an sich in Frage zu stellen.
Zeitgeschichte
Gründungsaufruf
Auszug aus der Bayerischen Schulzeitung, dem Vorläufer der BLLV-Zeitschrift „Bayerische Schule“,
Archiv des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, München
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Vom unterfränkischen
Kreis-Lehrerverein
1864 zum ULLV 2014
Grundlagen und Entwicklungen einer Erfolgsgeschichte
von Fritz Schäffer, Ehrenvorsitzender des ULLV,
und Gerhard Bleß, Vorsitzender des ULLV
Die Vereinsgründung
Nach der Niederwerfung der 1848er
Revolution herrschten Reaktion und
Restauration. Alle Lehrervereine wurden
verboten. Die ersten fränkischen Lehrervereine waren in Nürnberg gegründet
worden, 1821 der Erste Nürnberger
Lehrerverein mit 345 Mitgliedern, davon
etwa 50 aus Unterfranken. 1833 wurde er
nach den Unruhen des Vormärz verboten. 1842 der nächste Anlauf: Der Zweite
Nürnberger Lehrerverein mit 37 Zweigvereinen, davon fünf unterfränkischen,
entstand. 1848 bestanden bereits 10
unterfränkische Bezirkslehrervereine.
bereits tätigen 38 Einzelvereine. Am 29.
September 1864 wurde im Hutten’schen
Garten in Würzburg der „Unterfränkischaschaffenburgische Lehrerverein“ aus
der Taufe gehoben. Gründungsvorsitzender wurde der Versbacher Lehrer Georg
Rupert Benz (1800 bis 1879). Noch am
Gründungstag wurde eine Vereinssatzung beschlossen.
Der Unterfränkische Lehrerverein hatte
Ende 1864 bereits 884 Mitglieder, das
waren immerhin 64 Prozent der unterfränkischen Lehrerschaft. Geboren aus
Not, Elend und Unterdrückung der Lehrer, trat der junge Verein als Sprachrohr
der Lehrerschaft in die politische Arena.
1849 und 1850 wurden alle Lehrervereine aufgelöst. Trotz der Verbote ließen
sich die führenden Köpfe der unterfränkischen Lehrer nicht einschüchtern. Bald
schon gründeten sie Lehrerunterstützungsvereine, Witwen- und Waisenkassen, um die trostlose soziale Lage der
Lehrer, insbesondere der Pensionisten,
der Witwen und Waisen zu lindern, auch
um getarnt schul- und gesellschaftspolitisch arbeiten zu können.
Das geistig-politische Selbstverständnis des ULV
Die konstitutiven Merkmale des ULV
waren 1864 und sind heute: Der Verein
sollte politisch neutral und konfessionell nicht gebunden sein. Er sollte allen
Lehrern, gleichgültig welcher politischen
Überzeugung sie anhingen oder welcher
Religion sie waren, berufliche Heimat
bieten.
Dieses Prinzip hat sich 150 Jahre
bewährt. Es ist die eigentliche Stärke
des Verbandes, erlaubt es doch faktisch jedem Lehrer, Mitglied zu werden.
Gleichzeitig verlangt dieses Prinzip das
Benz war ein bekannter Lehrerführer und gehörte zu den Unterzeichnern der Kitzinger Gesuche an die Nationalversammlung. Dass die gegen ihn ausgesprochene Strafversetzung
nicht ausgeführt wurde, hatte er einflussreichen Fürsprechern
zu verdanken, die seine ausgezeichnete schulische Arbeit
und seine Rolle im Würzburger Musikleben für ihn ins Feld
führten. Bei seiner Wahl war der 65jährige bereits krank und
so musste er den Vorsitz des jungen Vereins bereits nach fünf
Monaten abgeben. Sein Nachfolger wurde der Schneeberger
Lehrer Georg Bock. Er führte den ULV von 1865 bis 1871. Die
große Verehrung und Wertschätzung, deren sich Rupert Benz
Bald nach der Gründung des Landesvereins (1861) drängten die unterfränkischen Lehrer auf die Gründung eines
Kreisvereins als Zusammenschluss der
12
in der unterfränkischen Lehrerschaft erfreute, kommt in einer
Georg Rupert Benz
(1800–1879)
geradezu rührenden Geste zum Ausdruck: Im Jahre 1869 verlieh ihm die Delegiertenversammlung des ULV in Würzburg
den Ehrentitel „Vater Benz“.
Anfänge des ULLV
Festakt zum 100jährigen Bestehen des Unterfränkischen Lehrervereins im Dezember 1964 in der Aula der Alten Universität in
Würzburg. In der ersten Reihe ganz links der Pädagoge Professor Albert Reble und BLLV-Landesvorsitzender Hugo Zirngibl.
permanente Bemühen um den vernünftigen Kompromiss. Der ULV hat sich in
seiner Geschichte nie als reiner Interessenverband gesehen. Er hat sich stets
drei große Aufgabenbereiche gestellt:
Kampf um wirtschaftliche Sicherheit und
geistige Freiheit für seine Mitglieder;
Kampf um eine gute, leistungsfähige,
freiheitliche Schule; Erweiterung und
Vertiefung der Fachkompetenz des Lehrers durch Verbesserung von Aus- und
Fortbildung.
Für wirtschaftliche Unabhängig­
keit und geistige Freiheit
schiedlichkeit waren, hat nach der Gründung des Vereins bis 1920 zu häufigen
und schwierigen Auseinandersetzungen
über die Besoldungspolitik des ULV und
des BLV geführt. Die Stadtlehrer hatten
ein festes Bareinkommen, das häufig
zwei- bis dreimal höher lag als das ihrer
Kollegen aus den Dörfern. Diese mussten zudem aus einem Wust von Bar- und
Naturaleinnahmen mühsam ihr Gehalt
zusammentreiben. Dazu kam, dass der
Landlehrer seine Bezüge und Naturalien von vielen „Arbeitgebern“ bekam.
Diese waren häufig recht säumig und
Die Geschichte des Volksschullehrerstandes ist die kummervolle Geschichte
der mühseligen Emanzipation eines
kleingehaltenen, getretenen und verachteten Standes. Volksschullehrer war
bis in unser Jahrhundert hinein geradezu ein Synonym für materielle Armut
und geistige Subalternität. So kann es
nicht verwundern, wenn die erste und
stärkste Triebfeder für den solidarischen
Zusammenschluss der Lehrer vor 150
Jahren die haarsträubenden materiellen
Lebensverhältnisse und die entwürdigenden Arbeitsbedingungen waren.
der Lehrer musste seinem Lohn oft in beschämender Weise hinterherlaufen. Es
soll auch vorgekommen sein, dass die
Naturalien falsch abgewogen waren.
Im Kampf um eine gerechte Lehrerbesoldung hat ein Würzburger Lehrer eine für
Bayern und ganz Deutschland entscheidende Rolle gespielt: Jakob Beyhl
(1862–1927). Gelöst wurde der Konflikt
schließlich durch das Volksschullehrergesetz vom 14.08.1919. Es bestimmte:
„Die Volksschullehrer sind Beamte des
Staates“. Bayerischer Ministerpräsident
Beyhl kam 1891 nach Würzburg und war ein vielseitig interessierter, hochgebildeter Lehrer, Schriftsteller, Politiker und
Kämpfer für Lehrerrechte. Beyhls Hauptangriffspunkte waren
erstens die fachfremde (kirchliche) Schulaufsicht und zweitens die unwürdige finanzielle Lage der Volksschullehrer. Als
Schriftleiter der „Freien Bayerischen Schulzeitung“ rief er die
Lehrerschaft zum Kampf für eine gerechte Volksschullehrerbesoldung auf. „Das Amt muss den Mann ernähren“ lautete
Beyhls Postulat. In der berühmten Hackerbräu-Versammlung
1908 rechnete er in einer äußerst scharfen Rede mit der
Bayerischen Staatsregierung ab. .„Man schätze uns nicht
zu gering ein, wir sind auch eine Macht, (...)., bayerisches
Volk, bayerischer Staat, hier stehen deine Volksschullehrer,
stolz und aufrecht, und fordern von dir Gerechtigkeit“. Dies
brachte ihm Abmahnung, Androhung der Strafversetzung
Die Tatsache, dass die Lehrergehälter
in Stadt und Land von grotesker Unter-
Jakob Beyhl
(1862–1927)
und schließlich die Versetzung in den Ruhestand ein. Zum
Gedenken an Beyhl stiftete der ULLV eine Büste.
13
Anfänge des ULLV
Marshall wurde als Lehrersohn in Bieberehren/Tauber geboren. Ab 1847 war er Schulverweser in Aub. Hier gründete und leitete er einen Gesangverein, der wegen seiner
liberal-demokratischen Tendenzen unter polizeilicher Beobachtung stand. Ebenfalls in Aub versammelte er Lehrer
aus dem Ochsenfurter Gau, aus dem benachbarten Mittelfranken und aus dem angrenzenden Württemberg. Nach
privater Vorbereitung bestand er das Realienlehrerexamen
und wurde 1861 an der Gewerbeschule Freising angestellt.
1870 wurde er vom Münchener Stadtrat zum ersten welt-
Georg Nikolaus
Marschall
(1826–1909)
lichen Schulrat in München gewählt. Marschall verfasste
elementare programmatische Ausarbeitungen zur Politik
des BLV. Er war einer der Gründungsväter des BLV.
war der Pfälzer Lehrer und BLV-Mitglied
Johannes Hoffmann. Das erste große Ziel
des Lehrervereins war nach 60 Jahren
zähen Ringens erreicht. Der Lehrer war
Staatsbeamter und damit nicht mehr
abhängig von lokalen politischen und
kirchlichen Instanzen.
Die Beamteneigenschaft bedeutete die
einheitliche Besoldung der Lehrer durch
den Staat. Die festgelegte Besoldungsklasse war – besonders für die Stadtlehrer – sehr enttäuschend. Die Lehrer
kamen in die Besoldungsgruppen 17
und 18 zu den Regierungsassistenten
und Bezirkssekretären. In den vielen
Jahren, die seither verstrichen sind, hat
Gustav Adolf Kesselring
(1820–1888)
Kesselring hatte als erster die Bedeutung der
Lehrerfortbildung erkannt. Der Bauernsohn
aus Hohenfeld war 25 Jahre Lehrer in Winterhausen. Er übernahm im Jahre 1871 den
Vorsitz des ULV für 15 Jahre. 1888 starb er
– 68jährig und noch im Amt – in Marktsteft.
Bleibende Verdienste erwarb er sich durch die
Organisation der Lehrerfortbildung. Die Kreisregierung übertrug dem ULV offiziell diese
Aufgabe. Jährlich veranstaltete dieser sechs
jede Generation im Verband weitergekämpft für eine gerechte Besoldung. Nur
mühsam und sehr langsam erfolgten
die Gehaltsverbesserungen. 1927 die
Angleichung an den Inspektor (nach
der heutigen Besoldungsgruppe A 9),
1951 der Inspektor mit Zulage, 1959 der
Oberinspektor A 10, 1965 der Amtmann
A 11 und 1970 der Oberamtmann A 12.
2009 folgte nach langen Auseinandersetzungen das Beförderungsamt nach
A12 Z und ab 2013 nach A 13. Die ersten
Studienräte an Grund- und Mittelschulen
sind in Amt und Würden.
Die geistige Emanzipation des
Lehrerstandes
Neben der materiellen Abhängigkeit galt
der Kampf unserer Lehrervorfahren der
geistigen Unmündigkeit, in der ihr Stand
gehalten wurde. Die Gründerväter von
BLV 1861 und ULV 1864 sahen zwei Wege
zur geistigen Emanzipation: Eine Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung, die
dem Lehrer die geistige Weite vermitteln,
die er für seine pädagogische Arbeit
braucht, und eine Schulaufsicht, ausgeübt von Fachleuten, die zur Beratung
und Innovation befähigt sind.
zeigers“ ab 1873 schuf er ein Medium, das
über viele Jahrzehnte hinweg ein Organ der
Lehrerfortbildung und eine wichtige Fundgrube für die unterfränkische Schulgeschichte
darstellte.
14
Für den ULV zählte seit der Gründung
zu den wichtigsten Programmpunkten:
Eine selbstbewusste, freie Lehrerschaft,
durch Berufsausbildung und Berufserfahrung fachkompetent, kann es nicht
hinnehmen, durch fachfremde Personen
beaufsichtigt, kontrolliert und qualifiziert zu werden. Schon gleich nach der
Gründung des BLV wandte sich Georg
Nikolaus Marschall in einer glänzend
geschriebenen Denkschrift gegen die
geistliche Schulaufsicht. Die Forderung richtete sich gegen die Lokal- und
Dis­triktinspektion als Einrichtung. Sie
wandte sich aber nicht gegen die Geistlichen als Mitglieder der Ortsschulpflege
und nicht gegen sie als Religionslehrer.
Eine scharfe Note in die Auseinandersetzung brachte der Würzburger Lehrer
und spätere Landtagsabgeordnete Jakob
Beyhl, als er 1902 die geistliche Schulaufsicht eine „unsittliche Einrichtung“
nannte. Mit diesem aufreizenden Urteil
zog er sich nicht nur den Hass der regierenden Zentrumspartei zu, sondern auch
Andreas Hofmann (1865–1929)
Hofmann wurde 1865 in Maibach geboren.
Der Bauernsohn und Einserabsolvent des
Lehrerseminars, war 10 Jahre Vorsitzender
des Kreisverbandes Wiesentheid, bevor er
Pflichtkonferenzen von jeweils vierstündiger
Dauer. Durch die Herausgabe des „Schulan-
Schulaufsicht“ war Ursache zahlloser
bitterer Auseinandersetzungen. Sie vergiftete häufig das Verhältnis von Lehrern
und Geistlichen in den Gemeinden. In
jedem Dorf und in jeder Stadt war der
örtliche Pfarrer als Lokalschulinspektor
Dienstaufsichtsperson des Lehrers. Für
die Schulaufsicht auf Bezirksebene war
ebenfalls ein Geistlicher als Distriktschulinspektor tätig. Es ist verständlich,
dass diese Regelung bei dem engen
dörflichen Miteinander von Pfarrer und
Lehrer häufig zu Spannungen führte.
Seit der Entstehung der sogenannten
„teutschen Schulen“ in der Zeit der
Aufklärung, durch die Jahrhunderte
hindurch bis zum 31.12.1918, stand
die Volksschule unter der Aufsicht und
Kontrolle der Kirche. Die „geistliche
1919 zum ULV-Vorsitzenden ernannt wurde.
Es war in erster Linie sein Verdienst, dass das
einmalige Experiment der kollegialen Schulaufsicht in Unterfranken im wesentlichen gelang. 1929 starb Hofmann in Oberndorf bei
Schweinfurt.
Anfänge des ULLV
Johannes Guthmann (1892–1976)
Ein Vorkämpfer für die akademische Lehrerbildung und selbst ein bekannter Lehrerbildner war das Ehrenmitglied des ULLV, Prof.
Dr. Johannes Guthmann (1892–1976). Nach
seiner Ausbildung in Schwabach war er als
Lehrer an vielen unterfränkischen Schulen
tätig, unter anderem in Aubstadt, Hasloch,
Burgsinn, Bonnland und Kitzingen. Nach Zusatzstudium und Promotion wechselte er in
die Lehrerbildung, wo er an der Hochschule
für Lehrerbildung in Würzburg, später an der
dortigen Lehrerbildungsanstalt und zuletzt an
der Universität Erlangen lehrte. Im BLLV war
er vom ABJ-Obmann über die Funktion des
Referenten für Berufswissenschaft im ULLV
bis zum Leiter der Berufswissenschaftlichen
Hauptstelle des BLLV von 1955 bis 1967 tätig.
Seine beiden Werke über die Geschichte des
BLLV und die Geschichte des ULLV sind Standardwerke in der Geschichte von Schule und
Lehrer.
eine Reihe von zermürbenden Prozessen, die aber sein unerbittliches Wirken
um die Anerkennung des Volksschullehrerstandes nicht erschüttern konnten.
Im Jahre 1869 war eine erste Bresche
in die fachfremde Schulaufsicht geschlagen worden. Städten über 5.000
Einwohnern wurde es gestattet, Stadtschulräte aus dem Lehrerstand einzusetzen. Mit großer Genugtuung konnte
der ULV registrieren, dass fünf der ersten
10 Stadtschulräte in Bayern Mitglieder
des BLV waren. Es sollte aber noch fast
50 Jahre dauern, bis in ganz Bayern die
Fachaufsicht durch Gesetz eingeführt
wurde.
Eine interessante Zwischenstation bis
zur Installierung der heutigen Form der
Schulaufsicht ist noch anzuführen. In
der Verordnung über die Lehrerräte vom
5.5.1919 heißt es unter Ziff. 10 „In jedem
Regierungsbezirk wählt die gesamte
Lehrerschaft einen aus neun Mitgliedern
bestehenden Lehrerrat“ und unter Ziff.
11 „Der Kreislehrerrat ist die Vertretung
der Lehrerschaft bei der Regierung als
Schulaufsichts- und Schulorganisations-
Der ULV in den 1960ern: Vorsitzender August Deufert mit seiner Stellvertreterin
Berta Händel und Heribert von Kannen, damals stellvertretender BLV-Präsident.
Foto: Röder
stelle. Er ist in allen wichtigen Fragen,
insbesondere auch über die Ernennung
von Bezirksschulinspektoren und Kreisschulinspektoren gutachtlich einzuvernehmen“.
Bei der Wahl vom 5. Juli 1919 entfielen
in Unterfranken sieben Sitze auf die
Vertreter des ULV, zwei auf die Vertreter
des Katholischen Lehrerinnenvereins.
Die Bezirkslehrerräte schlugen je drei
Bewerber für die Schulratsposten vor.
Die Regierung ernannte alle von der
Lehrerschaft vorgeschlagenen Bewerber.
Diese Form der kollegialen Schulaufsicht
wurde nicht lange durchgehalten. Am
14.3.1920 trat die Regierung Hofmann
zurück. Die nachfolgende konservative
Regierung hob mit dem Schulaufsichtsgesetz vom 1.8.1922 die Mitwirkung
der Lehrerschaft wieder auf. Ebenfalls
aufgehoben wurde die nebenamtliche
Stellung des Schulrats, der bis dahin
eigenverantwortlich eine Klasse führen
musste. So markiert dieses Gesetz von
1922 den Beginn des hauptamtlichen
Schulrats.
Die große allgemeinpolitische Bedeutung der Frage der Schulaufsicht zeigt
sich auch darin, dass nach dem II. Weltkrieg die Ausübung der Schulaufsicht
Verfassungsrang erhielt. Im Artikel 7, Ziff.
1, steht: „Das gesamte Schulwesen steht
unter der Aufsicht des Staates“. Die
Bayerische Verfassung postuliert noch
deutlicher: „Artikel 130 (1) Das gesamte
Schul- und Bildungswesen steht unter
Aufsicht des Staates; er kann daran die
Gemeinden beteiligen. (2) Die Schul-
Heywang legte nach 1945 die Fundamente für die Neugründung des ULV. Geboren 1885 im Elsaß besuchte er bis
1905 das Lehrerseminar in Straßburg. Er unterrichtete in
seiner Heimat an einklassigen Schulen zweisprachige Klassen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges musste er „aufgrund
meiner deutschen Überzeugung“ fliehen. Über Oberndorf
und Gochsheim kam er nach Marktbreit.
Er war überzeugter Deutscher und ebenso überzeugter Nazi-Gegner. 1933 wurde er verhaftet und zwangspensioniert.
Ernst Heywang
(1885–1965)
1945 erfolgte die Reaktivierung – zunächst als Schulrat in
Ochsenfurt, dann in Kitzingen. Er starb 1965 in Marktbreit.
15
Anfänge des ULLV
aufsicht wird durch hauptamtlich tätige,
fachmännisch vorgebildete Beamte ausgeübt.“ Damit ist verfassungsrechtlich
festgelegt, wer Schulrat werden kann.
Die Formen und Modalitäten der Schulaufsicht, die Ausübung in der Praxis,
haben die Arbeit des ULV und des ULLV
bis heute mitgeprägt. Es gab wohl kaum
eine Delegiertenversammlung des
Bezirks- oder Landesverbandes, bei der
diese Frage nicht heftig diskutiert worden wäre. Sie wird wohl nie ganz ausdiskutiert werden können, weil das komplexe, vielschichtige Beziehungsgeflecht
Lehrer–Schulrat sich in jeder Generation
mit neuen Ausprägungen zeigt.
Der schulpolitische Mitgestaltungsanspruch des ULV
In der Satzung des ULLV heißt es über
den Zweck des Verbandes unter anderem: „Förderung des gesamten Schulund Bildungswesens...“. Der ULV bzw.
ULLV hat sich seit der Gründung des
Verbandes als Initiator schulischen
Fortschritts gesehen. Die Bedürfnisse
von Schule und Kind standen in der
Prioritätenliste des Verbandes stets an
oberster Stelle. Die Bemühungen um
die Verbesserung des Volksschulwesens
richteten sich im Wesentlichen auf drei
Bereiche: Schaffung besserer Unterrichtsverhältnisse durch Verkleinerung
der Klassenstärken und Überwindung
der einklassigen und wenig gegliederten
Schulen, Verlängerung der Pflichtschulzeit, Mitgestaltung der Inhalte schulischer Arbeit.
Zu Zeiten der Gründung des ULV 1864
gab es keine Verordnung über Klassenstärken. Der Lehrer hatte so viele Schüler zu unterrichten, wie vorhanden
waren. Die erste Aussage über Klassenstärken ist eine königliche Verordnung
von 1873, welche auf massiven Druck
des BLV zurückzuführen war. Sie sagt,
dass eine Klasse zu teilen sei, wenn
über 5 Jahre hinweg mehr als 100 Kinder
in ihr säßen.
Wilhelm Theiß (1893–1975)
Theiß war Sohn eines Spenglermeisters aus
der Pfalz. Von 1912 bis 1925 unterrichtete
er in Ludwigshafen. Dort engagierte er sich
im Sozialwerk der Protestantischen Landeskirche. Er geriet immer wieder in Konflikt mit
den Nationalsozialisten. 1934 wurde er nach
Unterfranken strafversetzt. Nach Kriegsende
baute er an der Seite von Heywang den ULV
wieder auf.
16
Im Jahre 1873 gab es in Unterfranken
81.046 Schüler, 1.485 Lehrer und 1.471
Klassen. Das ergibt einen Klassendurchschnitt von 55 Schülern. Diese Zahl
täuscht sehr, denn sie beinhaltet auch
die Riesenzahl von Zwergschulen mit 10
bis 15 Schülern. Von den 1.176 Schulen
Unterfrankens waren 793 einklassig
(67 %), 215 zweiklassig (18 %), 40 dreiklassig (3 %),und 128 Schulen hatten
mehr als drei Klassen (11 %).
August Deufert (1901–1992)
Deufert gehörte der sechsten Generation eines seit 1760 in Unterfranken nachgewiesenen Lehrergeschlechts an. Er engagierte sich
Zeit seines Lebens im BLLV. In seiner Amtszeit
als ULLV-Vorsitzender von 1958 bis 1964 verfolgte er mit viel Tatkraft die gesellschaftliche Hebung des Lehrerstandes. Besonderen
Nachdruck legte er auch auf die berufswissenschaftliche Arbeit. Höhepunkt seines Wirkens
war die Hundertjahrfeier 1964 in Würzburg.
Nach dem II. Weltkrieg (1950) hatte
Unterfranken 1.048 Schulen, davon
waren 370 ungeteilte (35,5 %), 75 Schulen in Unterfranken hatten Jahrgangsklassen. Der Klassendurchschnitt betrug
46,26 Schüler je Klasse.
Im Schuljahr 2013/14, gut zwei Generationen später: Unterfranken hat 380
Grund- und Mittelschulen mit 3.049
Klassen, 62.131 Schülern, davon 41.002
Grundschüler und 21.129 Mittelschüler,
der Klassendurchschnitt beträgt 20,3.
ULV und ULLV haben diese Entwicklung
unablässig vorangetrieben. Niemand
kann die Eingaben zählen, die Resolutionen und Anträge. Eine gezielte, permanente politische Einflussnahme war
nötig und ganz besonders eine wirksame Pressearbeit, die darauf abzielte,
die Eltern als Verbündete zu bekommen.
Anfänge des ULLV
Die Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden des ULV/ULLV seit 1864
Vorsitzender, Ort
Zeit
Ehrenvorsitzender am
Georg Rupert Benz, Würzburg
29. September 1864–25. Februar 1865
2. September 1869
Georg Bock, Schneeberg/Miltenberg
25. Februar 1865–9. Juni 1871
Gustav Adolf Kesselring, Winterhausen/Ochsenfurt
9. August 1871–1. September 1886
Johann Adam Dittmann, Randersacker/Würzburg
1. September 1886–3. September 1888
Josef Hämmel, Bad Kissingen
22. September 1888–14. Dezember 1911
Paul Lang, Würzburg
20. Januar 1912–27. Dezember 1913
Josef Rettelbach, Aschaffenburg
27. Dezember 1913–21. November 1918
Andreas Hofmann, Schweinfurt-Oberndorf
15. Februar 1919–31. Dezember 1928
Adolf Vogel, Würzburg
1. Januar 1929–31. Juli 1929
August Troll, Partenstein/Lohr
1. August 1929–21. September 1930,
geschäftsführend
Otto Pfeuffer, Würzburg
21. September 1930–30. Juni 1934
Siegfried Othmar, Karlstadt
1. Juli 1934–31. Dezember 1937
Ernst Heywang, Marktbreit
18. Oktober 1946–30. Dezember 1952
Wilhelm Theiß, Würzburg
30. Dezember 1952–30. Dezember 1958
August Deufert, Würzburg
30. Dezember 1958–29. Dezember 1964
Fritz Schäffer, Kirchheim/Würzburg
29. Dezember 1964–7. April 1984
8. April 1984
Walter Roth, Aschaffenburg
7. April 1984–6. Mai 2000
6. Mai 2000
Gerhard Bleß, Gaukönigshofen/Würzburg
seit 6. Mai 2000
1. September 1886
27. Dezember 1928
30. Dezember 1958
Quellen: Guthmann 1972, S. 74 f, Schäffer 1989, S. 131 f
Zusammenstellung: Walter Roth
1973: ULLV-Vorsitzender Fritz Schäffer mit seinen Vorgängern
Wilhelm Theiß und August Deufert (von links).
1989: ULLV-Vorsitzender Walter Roth mit seinen Vorgängern
Fritz Schäffer und August Deufert (von links).
2009: ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß mit seinen Vorgängern
Walter Roth (links) und Fritz Schäffer (rechts).
2014: Der aktuelle ULLV-Vorstand: Vorsitzender Gerhard Bleß
(rechts) mit den Stellvertretern Ingrid Otto und Helmut Schmid.
17
„Pädagogik“ mit dem
Rohrstock dargestellt
von Albert Anker
(1831–1910): „Die
Dorfschule“von 1848,
1895/96, Öl auf Leinwand
Zur Geschichte der Volksschule
in Unterfranken
von Dr. Verena Stürmer, Universität Würzburg,
Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik
Schule und Unterricht im Wandel
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in
der bayerischen Schulgeschichte Neuerungen in rechtlicher, organisatorischer,
inhaltlicher und methodischer Hinsicht,
die deutlich aufklärerische Züge zeigten
und die Schule nachhaltig veränderten.
Zentrale Merkmale waren die Verstaatlichung des vorher fast vollständig in
kirchlicher Hand gelegenen Schulwesens, die Einführung der Schulpflicht1
(Verordnung vom 23.12.1802)2 sowie
die Erweiterung des bislang auf basale
Kulturtechniken und religiöse Inhalte
beschränkten Fächerkanons.
Bildungspolitik wurde als staatliche
Aufgabe aufgefasst, was zu einer
deutlichen Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten der Bevölkerung führte.
Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde ein
vergleichsweise dichtes und leistungsfähiges Netz an Schulen aufgebaut,
Die Unterschiede zwischen einer
Lehrtätigkeit in den Städten und auf
dem Land waren groß; in reicheren
Gemeinden konnten dem Lehrer (häufig,
wie etwa im unterfränkischen Aub, mit
kirchlicher Unterstützung) attraktive
Arbeitsbedingungen geboten werden,
auf dem Land hingegen mussten Volksschullehrer neben dem Schuldienst in
großen Klassen zum Teil noch zahlreiche
Neben­tätigkeiten ausführen, etwa als
Kantor, Organist, Hochzeitslader oder
Leichenbitter.
Es handelt sich im eigentlichen Sinne nicht um
etwa für das Hochstift Würzburg durch Adam
eine Schul-, sondern um eine Unterrichtspflicht,
Friedrich von Seinsheim im Jahre 1774. Die Ver-
da weiterhin Privatunterricht zugelassen war.
ordnung von 1802 ist aber die erste bayernweit
1
2
Es gab regional durchaus vorher bereits eine
Schul- bzw. Unterrichtspflicht; in Unterfranken
18
das den Unterricht in Klöstern oder
Privatwohnungen der Lehrer zunehmend ersetzte. Grundsätzlich wurde an
der Konfessionalität der Volksschule
festgehalten, gerade im konfessionell
gemischten Unterfranken gab es aber
durchaus geduldete „Gastschulverhältnisse“, etwa in Schweinfurt.
gültige staatliche Festsetzung der Unterrichtspflicht, die auch durchgesetzt wurde.
Die Weimarer Grundschule
Mit der Weimarer Verfassung wurden
1919 erstmals reichseinheitliche Regelungen geschaffen, die die Stellung der
Volksschule betrafen. Eine für alle Kinder gemeinsame Grundschule wurde zur
Pflichtschule gemacht, die sog. „Vorklassen“, in die privilegierte Eltern ihre Kinder zur Vorbereitung auf das Gymnasium
und wohl auch zur sozialen Separierung
geschickt hatten, wurden verboten. In
Bayern wurde 1919 die bis dahin noch
bestehende kirchliche Schulaufsicht
zunächst abgeschafft und die Stellung
der Volksschullehrer verbessert.
Der konservative Kultusminister Dr.
Matt, der einer autonomen Schulleitung
nicht traute und der Volksschullehrerschaft „Unfähigkeit und Mangel an
gutem Willen“ bescheinigte (Buchinger
1997, 44), schaffte die neu erworbene
Autonomie jedoch bereits nach kurzer
Zeit wieder ab. Insbesondere nach
dem 1. Weltkrieg stellte die wirtschaftlich angespannte Lage ein Problem im
Schulsystem Unterfrankens dar, da im
Volksschule
Der ULLV im Einsatz für die Grundschule
Grundschulalltag heute,
aufgenommen 2006
an der Grundschule
Wasserlosen, Landkreis
Schweinfurt.
Fotos: Merkl
Zuge von Einsparungen allein 1924
insgesamt 199 Lehrerstellen gestrichen
wurden, davon 49 in Würzburg.
Das Schulwesen im NS-Staat
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte, wenngleich mit zeitlicher
Verzögerung, zu einer Vereinheitlichung des Schulwesens im damaligen
„Deutschen Reich“. 1939 wurde ein
allgemeinverbindlicher Lehrplan für die
Volksschule erlassen, der nationalsozialistische Inhalte wie etwa Vererbungslehre oder Rassenkunde bereits in der
Grundschule verankerte. Gefordert
wurden u. a. die Begeisterung der
Kinder für heldische Gedanken, Volk
und Führer sowie eine durchweg nationalsozialistische Erziehung. Auf Schule,
Lehrer und Schüler wurde ein massiver
ideologischer Einfluss ausgeübt und
gegen die jüdische Minderheit wurde
auch in den Schulen massiv und in
menschenverachtender Weise vorgegangen (Entlassung jüdischer Lehrer,
Beschränkung jüdischer Schüler bei der
Zulassung zu Schulen und Hochschulen,
1938 Ausschluss jüdischer Kinder von
deutschen Schulen, 1942 Schließung
aller jüdischer Schulen).
Die Nachkriegszeit
Nach dem Krieg stand zunächst die Wiederherstellung eines geregelten Schul-
Erster Schultag in der Volksschule Gaukönigshofen im September 1961.
betriebs im Vordergrund. In Anbetracht
der großen Zerstörungen (in Würzburg
waren 85 % der Schulgebäude zerstört,
in Kitzingen 40 %, in Schweinfurt 50 %
vgl. Dettelbacher 1997b, 657) und des
massiven Lehrermangels (ein Großteil
der bisherigen Lehrer war aufgrund der
Entnazifizierung aus dem Schuldienst
zunächst entlassen worden), gestaltete
sich dies zunächst sehr schwierig.
Dennoch wurde am 3.10.1945 in den
meisten Orten Unterfrankens der reguläre Unterricht wieder aufgenommen. Um
dem Lehrermangel zu begegnen, wurden
z.T. Ersatzlehrkräfte ohne pädagogische
Vorbildung in überfüllten Klassen voll
traumatisierter Schüler eingesetzt, häufig fand der Unterricht im Schichtbetrieb
statt.
Trotz der amerikanischen Bestrebungen
um eine Umgestaltung der bayerischen
Schulstruktur im Sinne einer differenzierten Einheitsschule, konnten sich
solche Reformgedanken aufgrund der
starken konservativen Tendenzen im
Kultusministerium sowie des mangelnden Reforminteresses der Bevölkerung
auch unter amerikanischem Druck nicht
durchsetzen. Die aus der Weimarer
Republik tradierten Schulstrukturen wie
etwa die Gliederung des Schulwesens
19
Volksschule
schulen zunehmend in Frage gestellt,
zudem ließen sich immer weniger Lehrer
für die Arbeit an solchen Schulen gewinnen. In Unterfranken, wo es bayernweit
die meisten Zwergschulen gab, sollten
insgesamt 39 Schulen zusammengelegt
werden. Nach anfangs großen Bedenken
in Politik, Kirche und Bevölkerung fanden die Verbandsschulen aufgrund der
besseren Bildungsmöglichkeiten immer
mehr Anhänger auch auf dem Land.
Landschulreform und
Entkonfessionalisierung
Engagement für die Grundschule: ULLV-Kreisvorsitzende und Mitglieder des
Bezirksvorstandes sammelten 2009 für eine Petion an den Bayerischen Landtag
über 15000 Unterschriften. Titel der BLLV-Aktion: „Unsere Kleinen ganz groß“.
nach der Grundschule oder auch die
Konfessionalität des Volksschulwesens
blieben daher erhalten bzw. wurden
wiedereingeführt.
Viele der von liberalen Bildungspoli­
tikern geforderten Veränderungen im
bayerischen Bildungssystem kamen
nicht etwa durch politische oder gar
pädagogische Diskussionen, sondern
eher durch gesellschaftliche Veränderungen zustande, die sich auf das
Schulwesen auswirkten und zwangsläufig Reformen nötig machten.
Unter dem Eindruck des Bildungsdrucks
aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
wurden etwa die einklassigen Zwerg-
Ein „Nebeneffekt“ dieser Landschulreform war die Entkonfessionalisierung,
die gerade in konfessionell heterogenen
Gegenden wie Unterfranken langfristig
unumgänglich wurde, wenn Zwergschulen benachbarter Gemeinden mit unterschiedlicher Konfession zusammengelegt wurden. Von 1964/65 an wurden
Verbandsschulen daher als christliche
Gemeinschaftsschulen gegründet, 1968
die Konfessionalität der Volksschule
endgültig abgeschafft.
Der ULLV im Einsatz für die Grundschule
Die Grundschule hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
durch zahlreiche, insbesondere pädagogisch-didaktisch ausgerichtete Veränderungen sehr an Profil gewonnen. Fast alle
dieser Neuerungen bedeuteten dabei die Umsetzung langjähriger ULLV-Forderungen, die in zahllosen Gesprächen mit
Politikern, Schulverwaltung und Presse immer wieder erhoben
wurden.
So forderte die ULLV-Delegiertenversammlung bereits 1997
in einem Leitantrag u. a. mehr Investitionen in den Primar­
bereich, eine flexible Eingangsstufe je nach dem individuellen
Entwicklungsstand des einzelnen Kindes, jahrgangsübergreifendes Lernen, eine deutliche Verringerung der Klassenstärken, den Ausbau von Ganztags-Grundschulen, den Ausbau des
Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes, mehr Schulpsychologen und Sozialpädagogen und die Intensivierung der Zusammenarbeit Schule–Elternhaus und Schule–Kindergarten.
Der ULLV hat die Umsetzung seiner Beschlüsse stets kritisch begleitet und z. B. die Bildung jahrgangsgemischter
Klassen abgelehnt, wenn diese lediglich zur Einsparung von
Lehrerstunden angeordnet wurden. Diesen Weg gilt es in den
nächsten Jahren konsequent fortzusetzen. Insbesondere muss
die Umsetzung der Vorhaben deutlich schneller erfolgen. Und
20
sie müssen personell wie finanziell sehr viel besser ausgestattet werden.
Erfolgreich war der ULLV zudem hinsichtlich seiner permanenten Forderung nach einem Beförderungsamt für die Lehrkräfte aller Schularten – auch in Zeiten als viele im BLLV schon
resigniert aufgeben wollten. Dass bei der Durchsetzung dieses Zieles im Jahr 2009 entgegen erhebliche Widerstände die
Grundschullehrkräfte mit einbezogen wurden, ist nicht zuletzt
der hartnäckigen Arbeit der ULLV-Abteilung Dienstrecht und Besoldung zu verdanken, deren Leiter Gerhard Bleß (1989–2000)
und Wolfgang Wittmann (2000–2014) sich in diesem Punkt auf
allen Ebenen konsequent einsetzten.
Derzeit (Stand: 09/2013) gibt es in Unterfranken 267 Grundschulen, in denen 41.002 Schülerinnen und Schüler in 3049
Klassen (davon 224 jahrgangskombiniert) unterrichtet werden,
was einer durchschnittlichen Schülerzahl von 20,71 entspricht.
Aufgrund des erheblichen Schülerrückgangs in den letzten Jahren gibt es inzwischen bereits 18 Grundschulen (Vorjahr 6), die
weniger als vier Klassen aufweisen. Wenn dieser Trend anhält,
wird eine Diskussion über den Erhalt von Grundschul­standorten
nicht ausbleiben.
Gerhard Bleß
Stimmen zu 150 Jahre ULLV
Bildungsexpansion –
und Bildungsgerechtigkeit?
Die Debatte um die 1964 von Picht ausgerufene „deutsche Bildungskatastrophe“ wurde in Bayern mit einer spezifisch bayerischen Strategie angegangen.
Die im Deutschen Bildungsrat entwickelten Ideen (etwa Gesamtschulen) wurden
schnell wieder aufgegeben, stattdessen
wurde auf Bildungswerbung und die
leistungsorientierte Ausschöpfung von
Begabungsreserven gesetzt, um im
nationalen, aber auch internationalen
Wettbewerb mithalten zu können.
Wenn ich an 150 Jahre ULLV
denke, dann denke ich an...
Walter Hahn,
Schulrat a.D.;
stellv. Landrat a.D.
Diese Strategien führten zu Wachstumsschüben im höheren Bildungswesen,
so dass etwa das in den 1950er Jahren
klassischerweise noch bildungsbenachteiligte „katholische Arbeitermädchen
vom Lande“ tatsächlich bessere Bildungsmöglichkeiten erhielt (bereits die
Aufhebung des Koedukationsverbotes in
den 1950er Jahren brachte eine diesbezügliche Verbesserung für die Mädchen)
und die Quote an mittleren und höheren
Bildungsabschnitten ab den 1970er
Jahren fast sprunghaft anstieg.
... den jahrelangen und letztendlich erfolgreichen
Einsatz des Verbandes zur Schaffung eines Beförderungsamtes für Grund- und Mittelschullehrkräfte als
Anerkennung ihres beruflichen Einsatzes und ihrer
beruflichen Leistungen: Vom Dorfschulmeisterlein
zum Studienrat!
Erich Markert, Studienrat im Mittelschuldienst
... 150 Jahre Engagement für bildungspolitische
Belange und an 150 Jahre Einsatz für funktionierende Schulen in Unterfranken. Eine gute schulische
Ausbildung von Schülerinnen und Schülern ist
das Fundament für berufliche Karrieren. Auch für
Karrieren im unterfränkischen Handwerk. Wir sagen
Danke und herzlichen Glückwunsch zu diesem
Jubiläum.
Hugo Neugebauer, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken
Dennoch stellt eine umfassende
Bildungsgerechtigkeit den PISA-Daten
zufolge gerade in Bayern weiterhin eine
sehr große Herausforderung dar, wurde
dieses katholische Landmädchen doch
abgelöst von dem sozial unterprivilegierten Jungen mit Migrationshintergrund
aus der Großstadt.
Die Förderung von Kindern nichtdeutscher Muttersprache wie auch von
Kindern aus sozial schwachen Familien
wurde in Bayern lange Zeit vernachlässigt, obwohl Kinder mit Migrationshintergrund seit den 1960er und verstärkt
seit den 1970er Jahren das bayerische
Schulsystem durchlaufen. Neben der
veränderten Bedeutung der Mittelschule
und der pädagogisch sinnvollen Umsetzung von Inklusion gehört das Thema
Bildungsgerechtigkeit in der bayerischen
Bildungspolitik wohl zu den größten Herausforderungen der nächsten Jahre.
... die Mitte der 60er Jahre, als für die Einführung
des 9. Schuljahres, die Umgliederung der Volksschule in Grund- und Hauptschule und die Verwirklichung der Mittelpunktsschulen auf dem Lande,
sinnvolle Lösungen gesucht wurden. Damals hat
der BLLV als Diskussionsbeitrag einen konkreten
Planungsvorschlag für den Landkreis Gerolzhofen
auf Initiative der Kreisvereine Volkach, Wiesentheid
und Gerolzhofen der Öffentlichkeit vorgelegt. Darin
wurden die örtlichen Gegebenheiten beachtet sowie den Mindesterfordernissen zur Verwirklichung
der Grund- und Hauptschule und einer besseren
Schulgliederung Rechnung getragen. Die Broschüre
bezeichnete der Landesverein als "wertvolle Diskussionsgrundlage".
nn das
Wirken des Verbandes in einer dramatisch
wechselhaften Zeitgeschichte in einer herausfordernden Verantwortung für die Bildungsarbeit in
der Schule
nn die
Prälat Günter Putz,
Domdekan
immensen Herausforderungen in der Auseinandersetzung um das Profil der christlichen
Volksschulen und den konfessionellen Religionsunterricht
nn
die Wichtigkeit, dass für das Unterrichten nach
wie vor die beste Qualitätssicherung die Person
der Lehrerpersönlichkeit darstellt
21
„Das 8. Schuljahr wurde 1895 in München
eingeführt. Würzburg folgte im Jahr 1907.
Die letzten unterfränkischen Gemeinden
warteten bis 1943.“
(zitiert nach Fritz Schäffer, Brüder reicht die Hand zum Bunde, 1989)
Volksschul-Oberstufe, Hauptschule, Mittelschule
Der ULLV kämpft für
Bildungsgerechtigkeit
von Walter Roth, ULLV-Ehrenvorsitzender, unter Mitarbeit von
Steve Bauer, ULLV-Abteilungsleiter Schul- und Bildungspolitik
Der Kampf um eine attraktive
Hauptschule
Fast 50 Jahre dauerte es also, bis das 8.
Schuljahr in ganz Bayern durchgesetzt
war. Der ULLV und die unterfränkischen
Lehrkräfte engagierten sich weiter für
Volksschul-Oberstufe, Hauptschule,
Mittelschule (so die jeweils aus politischen Gründen veränderten Bezeichnungen), für das Ziel, den Schülerinnen und
Schülern mehr Chancen im Beruf und im
Leben zu eröffnen.
Die Hauptschule entstand am Ende „des
Jahrzehnts der Reformen 1960 bis 1970“
(Schäffer, S. 38 ff ). Er schreibt: „Bayern
kam seinen Verpflichtungen aus dem
„Hamburger Abkommen“ von 1964 zur
Vereinheitlichung des Schulwesens
nach und führte zum Schuljahresbeginn
1969/70 mit einem Federstrich das 9.
Schuljahr ein.“ Und: „Aus der Volksschuloberstufe wurde die Hauptschule“
… u. a. mit einer Pflichtfremdsprache
(Englisch), Leistungsdifferenzierung z. B.
in Deutsch und Mathematik, Verstärkung
der Naturwissenschaften, mit praktischer und theoretischer Arbeitslehre. Es
22
ging um Qualität, nicht um eine bloße
Schulzeitverlängerung. „Ziel war, neben
Realschule und Gymnasium eine dritte
weiterführende Schule zu installieren“.
Aufbruchstimmung bei den
Lehrern
Diese einschneidenden Veränderungen wurden in einer ungünstigen Zeit
eingeführt: starker Lehrermangel, Klassendurchschnitt bei 40 Schülern, kein
Lehrplan, keine Bücher und Arbeitsmittel, die Lehrer waren nicht vorbereitet.
Die Ziele schienen schwer erreichbar.
Dennoch ging es voran: Für die 9. Klasse
kam ein eigener Lehrplan. Die neue
Abschlussprüfung (Qualifizierender
Hauptschulabschluss, kurz „Quali“) war
anspruchsvoll, für die Zulassung zur Prüfung waren Mindestnoten vorgeschrieben. Die Lehrer waren überzeugt, die
Hauptschule für Schüler und Wirtschaft
attraktiv gestalten zu können.
Auch in Unterfranken die Regel, nicht die Ausnahme:
Klassen mit über 40 Schülern.
Hauptschule
1998 protestierte der BLLV gegen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich. Mit dabei bei der Aktion „Mehr Geld für Bildung“
die ULLV-Kreisverbände. Sie sammelten „Bildungspfennige“, hier eine Aufnahme aus Schweinfurt mit den Kreisvorsitzenden
Michael Herrler, Albert Werner, Walter Schäffer, Walter Langenberger, Hannelore Glass und Dieter Klopfleisch mit den
ULLV-Vorsitzenden Walter Roth und Ulrike Busch-Gerber (Mitte).
Doch die Unterstützung aus Staat und
Teilen der Wirtschaft blieb aus, im Gegenteil: Für zahlreiche Berufe, etwa bei
den Kommunen und in Verwaltungen,
bei Bahn, Post, Banken wurde nun der
Realschulabschluss als Einstellungsvoraussetzung verlangt. Folge: Der Zustrom
an die Realschule und Gymnasien hielt
unvermindert an.
Quali für alle, Prüfung nur an
Hauptschulen
Erst ab dem Schuljahr 1982/83 durfte
jeder Hauptschüler, unabhängig von seinen Noten, am Quali teilnehmen. Vorher
wurden die Klassen in unpädagogischer
und demotivierender Weise „gespalten“.
Es gab in den Hauptfächern A-Kurse und
B-Kurse. Wer einmal B-Schüler war, hatte
geringe Chancen, aus diesem Käfig herauszukommen und den Quali abzulegen.
Es war der ULLV-Vorsitzende Fritz
Schäffer, der bei der Landesdelegiertenversammlung 1978 in Augsburg die
Diskussion um die Abschaffung der
Leistungsdifferenzierung vorantrieb und
der schließlich, unterstützt durch die
BLLV-Vizepräsidentin Erna Holzinger
und den ULLV-Schulpolitiker Linus Dietz
die Würzburger CSU-Abgeordneten und
Kulturpolitiker Barbara Stamm und Walter Eykmann überzeugte. Über die so
genannten Dillinger Papiere der Regierungspartei wurden 1981 die strengen
Zulassungsvoraussetzungen zum Quali
abgeschafft. Der in Teilen der Wirtschaft
und der Elternschaft sehr angesehene
Quali durfte zudem nur noch an der
Hauptschule erworben werden. Schüler
anderer Schularten, vor allem von
Realschulen und Gymnasien, mussten
fortan als Externe die Prüfungen an der
Hauptschule ablegen. Diese Regelungen
haben sich insgesamt bewährt.
Wege an: entweder das anspruchsvolle
bayerische Hauptschulmodell („MiniGymnasium“) zu verteidigen oder eine
„pädagogische“ Hauptschule mit
weniger rein kognitiven Angeboten
und mit verstärkter Schülerförderung
anzustreben. Die Bezirksdelegiertenversammlung 1981 in Bad Königshofen
forderte diese „Pädagogisierung“ der
Hauptschule. Unser Konzept wurde
kurze Zeit später auf der LDV in Nürnberg
mit sehr großer Mehrheit angenommen.
Enthalten waren auch die Forderungen
nach einer „gemeinsamen Schulzeit
von 6 Jahren“ und nach einem mittleren
Abschluss nach einem freiwilligen 10.
Hauptschuljahr.
Das dreigliedrige System gerät
aus den Fugen
Freiwilliges 10. Schuljahr mit
Mittlerem Schulabschluss
Von 1965 bis 1979 vervierfachte sich die
Abiturientenquote in Bayern von (niedrigen) vier Prozent auf 16 Prozent, mit
stark steigender Tendenz. Prognosen auf
das Jahr 1990 gingen dahin, dass „nur
noch 25 Prozent eines Jahrgangs in der
Hauptschule sein werden“ (Fritz Schäffer). In dieser Situation boten sich zwei
Ein Teil der Forderungen und Vorschläge
des BLLV wurde durch den neuen Hauptschullehrplan 1985 erfüllt: Stoff-Fülle
und Ein-Stunden-Fächer wurden verringert, Klassenlehrerprinzip und Schülerbezug betont, „Schulleben“ verstärkt.
Jedoch: Bayern war das letzte Land
der Bundesrepublik ohne 10. Haupt-
23
Hauptschule
schuljahr, es gab noch nicht einmal
Schulversuche. Wer nach der 9. Hauptschulklasse in einem weiteren Schuljahr
die „Mittlere Reife“ erreichen wollte,
musste die Schulart und meist auch den
Schulort wechseln und eine der wenigen
„Besonderen 10. Klassen“ an ausgewählten Realschulen besuchen.
Kraftakt für Schulversuche mit
dem freiwilligen 10. Schuljahr
Ab 1984 stand diese Frage im Mittelpunkt der schulpolitischen Aktivitäten
des Bezirksvorsitzenden Walter Roth
und des Schulpolitikers Linus Dietz. Informationen und Anregungen holten sie
sich auch in anderen Bundesländern. In
Nordrhein-Westfalen gab es 10 Schuljahre für alle Schüler in allen Schularten.
Aus diesem Bundesland kam Heinz Wagner, Schulpolitiker unserer Bundesorganisation Verband Bildung und Erziehung
VBE, und unterstützte uns im Dezember
1985 beim Würzburger Hearing „Ohne
Umsteigen zum Ziel“.
Bereits vorher hatten wir erreicht, dass
die Stadt Würzburg, vertreten durch
Stadtschulrat Michler und legitimiert
durch den Beschluss des Stadtrats,
am 1. August einen Schulversuch 10.
Hauptschuljahr mit Mittlerem Abschluss
beim Kultusministerium beantragte.
Vier Wochen später kam die Absage der
Behörde per Formbrief.
In unsere Kampagne bezogen wir die
Kreisverbände des BLLV und über diese
die Bürgermeister und Gemeinderäte in
ganz Unterfranken ein. Schulleitungen
und Elternvertreter sowie Handwerk und
Industrie wurden informiert. Mitte 1987
hatten bereits sieben Kommunen derartige Anträge gestellt – und alle wurden
vom Kultusministerium, damals unter
Leitung von Hans Zehetmaier, innerhalb
kurzer Zeit formal vom Tisch gewischt.
„Wenn die Lehrkräfte etwas selbstbewusster auftreten würden, könnte das
Ansehen der Hauptschule wirksam
gesteigert werden.“ Diese Schuldzuweisung aus dem Kultusministerium nach
20 Jahren Hauptschule war völlig ungerechtfertigt. Letztlich führte sie dazu,
dass BLLV und ULLV ihre Anstrengungen
für den Mittleren Schulabschluss an der
Hauptschule verstärkten. Ende Juli lagen
aus allen Teilen Unterfrankens etwa
20 Anträge vor. Der ULLV forderte beim
Kultusminister einen Flächenmodellversuch mit wissenschaftlicher Begleitung
des ISB.
Politisches Vorgehen im
Schwerpunktjahr 1990
Aktion gegen Mediengewalt: ULLVVorsitzender Walter Roth übergibt
Tausende Unterschriften an Regierungspräsident Dr. Franz Vogt.
24
Wichtigster politischer Ansatzpunkt waren die Landtagswahlen am 14. Oktober
1990. Der ULLV organisierte drei Treffen
von Hauptschul-Schulleitern sowie ein
Bildungspolitisches Forum mit wichtigen
Abgeordneten aller Parteien. Wir befragten alle Wahlkreisbewerber der CSU
zum Wahlprüfstein „Zukunft der Hauptschule“ und baten um eine Abstimmung
ja oder nein zum 10. freiwilligen Hauptschuljahr. Wir diskutierten mit dem CSUBezirksvorsitzenden Albert Meyer und
schließlich mit Kultusminister Hans Zehetmair am 21. September in Gerbrunn.
Am Rande dieser Veranstaltung äußerte
sich der Kultusminister gegenüber dem
Bezirksvorsitzenden Walter Roth sinngemäß so: Ihr Hauptschullehrer wollt mit
dem 10. Schuljahr ein Beförderungsamt
erreichen, es geht Euch doch weniger
um die Schülerinnen und Schüler.
Aufforderung an uns, dem Minister unsere Ziele nochmals zu verdeutlichen…
F 10 versus R 6
Das freiwillige 10. Schuljahr (F 10) wurde
1994/95 eingeführt. An der FriedenHauptschule in Schweinfurt leistete
Rektor Rudolf Gampl Pionierarbeit, und
der ULLV schaltete sich von Anfang an
konstruktiv mit ein: „Die Kolleginnen
Karin Speidel (BLLV-Kreisvorsitzende)
und Heide Bossinger (2. Bezirksvorsitzende) unterrichteten an der FriedenHauptschule und stellten die direkte
Verbindung her“.
Im Schuljahr 1996/97 gab es bereits
Standorte von 10. Schuljahren in zehn
von zwölf Schulamtsbereichen. Dies, obwohl es hohe Zugangshürden zum F 10
gab, nämlich jeweils die Quali-Note 2 in
den Fächern Deutsch, Mathematik und
Englisch, und obwohl der Modellversuch
der sechsstufigen Realschule (R 6) die
F 10 konterkarierte.
Modellversuch sechsjährige
Realschule
1992/93 war nach nur kurzer öffentlicher
Diskussion der erste Modellversuch des
R 6 an der katholischen Maria-WardSchule in Würzburg gestartet worden. Es
waren insbesondere die ULLV-Schulpolitiker Alfred Schäffer (Abteilungsleiter),
Walter Schäffer, sein Stellvertreter, und
Harald Friedrich, der Haßfurter Kreisvorsitzende, die sich energisch und lange
erfolgreich entgegenstemmten.
Im Februar 1995 wurde durch die Abteilung Schulpolitik eine Analyse für ganz
Unterfranken herausgegeben, welche
eine Prognose über die Auswirkungen
einer sechsstufigen Realschule enthielt:
Danach waren von den 199 Hauptschul-
Hauptschule
Schreiben: Einst mit Schiefertafel und Griffel,
heute am Laptop.
standorten in Unterfranken 102 „gefährdet bzw. stark gefährdet“.
„Schullandschaft“ Haßberge
Trotz zahlreicher Aktivitäten und massiver Öffentlichkeitsarbeit des BLLV
entschieden die Kreisräte des Landkreises Haßberge Anfang Januar 1997, das
Angebot der Staatsregierung einer so
genannten „Schullandschaft mit sechsstufigen Realschulen“ anzunehmen. Bis
dahin hatte es nur einzelne Modellversuche in Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Haßfurt gegeben.
Zum Schuljahr 1997/98 bot der Landkreis Haßberge die R 6 flächendeckend
an. Harald Friedrich bilanzierte: „Der
Kampf ist noch nicht zu Ende. Der
Bayerische Landtag hat noch keine
endgültige Entscheidung getroffen. Es
wird aber noch viel Aufklärung und Überzeugungsarbeit nötig sein, wenn diese
pädagogisch fragwürdige, schulpolitisch
unsinnige und finanziell nicht kalkulierbare ‚Reformʼ verhindert werden soll.“
Billigschulen verhindert, mit
Volksbegehren gescheitert.
Nach der BDV 1997 in Lohr lag ein
Schwer­punkt unserer Verbandsarbeit auf
Aktionen zur Rücknahme von Kürzungen
in allen Schulbereichen. Die ULLV-Mitarbeiter informierten zusammen mit den
Eltern im Dezember 1997 in der spek-
takulären Nikolaus-Christkind-Aktion
alle Abgeordneten mit Tausenden von
Postkarten über die Fehlentwicklungen
an den Schulen. Wir sammelten in allen
unterfränkischen Städten und Landkreisen 150 000 „Bildungspfennige“, die
schließlich in der Münchner Großdemo
„Mehr Geld für Bildung“ am 25. April
1998 der Staatsregierung als „Starthilfe“ anvertraut wurden. Ergebnis: Noch
vor den Landtagswahlen im September
1998 wurden 5 mal 500 Arbeitsverträge
für junge Lehrkräfte zugesagt, die zu
Verbesserungen beitrugen.
Die Regierungspartei CSU, bei den
Wahlen erneut ausgestattet mit der
absoluten Mehrheit, machte sich daran,
dem Ziel einer flächendeckenden R 6 mit
allen Mitteln näher zu kommen. Geschickt wurde dem BLLV eine Forderung
erfüllt, nämlich der nach Mittlere-Reife(M)-Klassen und -zügen.
Nach gründlicher Vorbereitung bis hinein
in jeden Kreisverband, mit vielen Kooperationspartnern, etwa dem Bayerischen
Elternverband BEV, startete der BLLV das
Volksbegehren „Die bessere Schulreform“. Hauptziel war die Verhinderung
der R 6; die neue Hauptschule sollte
auch Mittelschule sein, eine längere
gemeinsame Schulzeit wurde gefordert
und begründet. Die Regierungspartei
mobilisierte Gegenbündnisse, versuchte
die Lehrerschaft zu spalten. Wochenlang diskutierten ULLV-Mitarbeiter auf
den Straßen und in den Sälen Pro und
Contra. Immerhin 80.000 unterfränkische Bürger/innen schlossen sich dem
Volksbegehren an, rund 8 Prozent der
Wahlberechtigten. In Bayern waren es
nur 5,7 Prozent. Der Landkreis Hassberge („Schullandschaft“) lag mit 10,2
Prozent an der Spitze, in den Städten
interessierten sich weit weniger Menschen für die komplexe Thematik.
Präsident Albin Dannhäuser nahm am
29.2.2000 Stellung: „Wir sehen uns
weiter verpflichtet, für weniger Auslesedruck, für mehr Elternrechte, für den
Erhalt der wohnortnahen Hauptschulen
… zu kämpfen.“
Nach dem gescheiterten Volksbegehren ging es schnell: Im Mai 2000
verlautbarte das Kultusministerium,
dass die R 6 schon bis zum Jahr 2003
flächendeckend eingeführt werden solle.
Ursprünglich war dies erst für 2005
geplant. Kultusministerin Monika Hohlmeier erhielt zusätzliche 350 Millionen
Mark zugesagt. Bereits im September
sollte wegen der hohen Anmeldezahlen
die Zahl der R 6-Schulen von 98 auf 140
gesteigert werden, hieß es. …
„Einheit der Hauptschule“
lässt Teilhauptschulen sterben
Der Bayerische Landtag beschloss
am 22. Juli 2004, dass Hauptschulen
grundsätzlich alle Jahrgangsstufen
umfassen sollen. In allen Staatlichen
25
Hauptschule
Schulämtern wurden im Jahr 2005 so ge­
nannte Regionalkonferenzen für Landräte und Bürgermeister, Schulleiter und
Elternbeiräte einberufen, in denen die
Neuorganisationen, also Schließungen
oder Zusammenlegungen „erarbeitet“
wurden. Die noch vorhandenen 53 unterfränkischen Teilhauptschulen wurden
bis 2007 meist geräuschlos abgewickelt.
Proteste und Öffentlichkeitsarbeit des
BLLV, der Eltern, der Gemeinden, der
SPD blieben wirkungslos. Wie Recht
doch Alfred Schäffer mit seiner 1995er
Prognose hatte.
ULLV für eine Regionale
Schulentwicklung (RSE)
Die Schließung der Teilhauptschulen
ver­schaffte der Hauptschule keine Ruhepause. Die demographische Entwicklung
und das veränderte Übertrittsverhalten
blieben zunehmend große Herausforderungen und drohten zum Sargnagel zu
werden. Denn neben der Anerkennung
fehlten der Hauptschule vor allem die
Schüler. Unser Bezirk war vom Schülerrückgang mit am stärksten betroffen.
Aus 102.354 Grund- und Hauptschülern
in Unterfranken im Jahr 1997 waren 2006
84.890 Schüler geworden. Die Haupt­
schüler-Quote sank bayernweit zwischen
2000 und 2006 von 48 auf 35 Prozent.
Der ungleichen Verteilung des Schülerrückgangs versuchte der BLLV in den
nun folgenden Jahren mit dem Einsatz
für eine Regionale Schulentwicklung
(RSE) entgegenzuwirken. Vor Ort sollte
entschieden werden dürfen, in welcher
Konstellation die Kinder der Region
miteinander lernen und arbeiten, die Tür
damit auch für schulartübergreifendes
„Kooperieren“ sowie für eine längere
gemeinsame Schulzeit geöffnet werden.
Die Konzeption hat eine lange Geschichte im Verband. Die Ziele wurden
in einem aufwändigen Diskurs und
unter Mitwirkung des ULLV – namentlich vor allem der Abteilung Schul- und
Bildungspolitik unter der Führung von
Steve Bauer und Walter Schäffer – an die
aktuelle schulpolitische Situation angepasst und auf der Landesdelegiertenversammlung in Würzburg im Mai 2007
schließlich auch in einem einstimmig
von der Landesdelegiertenversammlung
angenommenen Leitantrag festgezurrt.
Darin fordert der BLLV „die Übertragung
von Gestaltungskompetenzen über die
äußere Schulentwicklung an einen regionalen Schulausschuss“ (Zitat aus dem
Leitantrag). Wichtig dabei: Der Druck auf
die Politik sollte „von unten“ kommen,
der Bedarf einer RSE vor allem auch
durch die Kommunen selbst artikuliert
werden. Die Umsetzung des Beschlusses musste aufgrund der regionalen
Disparitäten dezentral über die Bezirke
geschehen.
Mit dem Bezirksvorsitzenden Gerhard
Bleß hatte der ULLV einen unermüdli-
Verändertes Übertrittsverhalten in Bayern
60 %
Für RSE: Walter Schäffer, stellvertretender Leiter der Abteilung Schul- und
Bildungspolitik im ULLV
chen und ehrgeizigen Motor hinter dieser Initiative, mit dem Abteilungsleiter
Steve Bauer einen engagierten Motivator und Organisator. Der ULLV bildete
entsprechend einen eigenen Beraterstab
aus Mitarbeitern der Bezirksvorstandschaft (Gerhard Bleß, Steve Bauer,
Stephan Debes, Harald Friedrich und
Wolfgang Wittmann) sowie einigen Kreisvorsitzenden (Walter Schäffer, Christoph
Rüttiger, Josef Grodel) aus.
Die konkrete Entwicklung der Schüler­
zahlen in den unterschiedlichen
Regionen Unterfrankens wurde exakt
recherchiert, zahlreiche Gespräche mit
Landtagsabgeordneten sowie regionalen
und lokalen Politikern wurden geführt
und schließlich Kommunen und Schulen
direkt beraten und bei der Formulierung von Anträgen auf eine Regionale
Schulentwicklung unterstützt. „Gemeinden rütteln am dreigliedrigen System“
überschrieb die Main-Post am 24. Juni
2008 einen Artikel über die Regionale
Schulentwicklung des ULLV.
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
2000/01
2001/02
Gym-Quote
26
2002/03
R6-Quote
2003/04
R4-Quote
2004/05
2005/06
RS-Quote insg.
2006/07
HS-Quote
Auf das Ergebnis der Aktivitäten kann
der ULLV noch heute stolz sein. Aus
keinem anderen Bezirk Bayerns kamen
so viele Anträge, die regionale Schulentwicklung selbst in die Hand nehmen
zu dürfen, wie aus Unterfranken. Trotz
des umfassenden Votums bayerischer
Gemeinden und vieler Anträge lenkte
die Staatsregierung nicht ein. Ministerpräsident Seehofer tauschte Kultusminister Siegfried Schneider durch Ludwig
Hauptschule
Spaenle aus, der sich selbst in einem
Interview in der Main-Post im Dezember
2008 auf das Schulsystem bezogen als
„... wertkonservativ bis in die Knochen“
bezeichnete. Und schließlich wurden
alle Anträge aus Unterfranken abgelehnt. Das Ministerium ersann einen
eigenen Schlachtplan zur Rettung der
Hauptschule...
stützung und einer ungewissen Zukunft.
Ihre Leistungen sind unbestritten: Sie
verleiht wichtige Abschlüsse: den Hauptschulabschluss, den Quali und den
Mittleren Schulabschluss.
Mittelschulen entstehen
Aus den angekratzten Hauptschulen
sollten ab Mitte 2009 sog. „Mittelschulen“ werden. Spaenle sah darin eine
„Aufwertung“ durch ein „breit gefächertes Bildungsangebot“ (SZ vom 9. Juli
2009). Letztlich blieb es ein neuer Titel –
ohne wesentliche neue Mittel. Inhaltlich
wurde insbesondere die berufliche
Orientierung verstärkt betont und auch
finanziell besser unterstützt. Sonst tat
sich wenig. Dennoch beantragten auch
in Unterfranken binnen zwei Jahren alle
Hauptschulen den Titel „Mittelschule“.
Der eigentliche Clou dieser Reform lag
im Strukturellen. Schließlich versprach
Spaenle den durch die RSE mutiger und
selbstbewusster gewordenen Regionen
und Kommunen die Mittelschule auch
als Antwort auf den Schülerschwund und
zur Rettung von Standorten. Strategisch wurde die folgende Bildung von
so genannten „Mittelschulverbünden“
ausgesprochen raffiniert umgesetzt. Vor
Ort blieb den Entscheidungsträgern aus
Lokalpolitik, Schulverwaltung und Schule gar keine andere Wahl, als sich darauf
einzulassen.
Für RSE: Steve Bauer, Leiter der
Abteilung Schul- und Bildungspolitik
im ULLV
Von den 110 unterfränkischen Mittelschulen sind derzeit 104 in insgesamt 35
Verbünden organisatorisch zusammengefasst. Zum 1. August 2013 gab es 24
Standorte unter 100 Schülern (Quelle:
Presseinfo der Regierung von Unterfranken, 5.9.2013). Einige Schulen werden
daher nicht mehr lange zu halten sein.
Und ohne eine organisatorische Schulentwicklung, wie sie der BLLV schon
lange fordert, ohne ein Aufbrechen der
strikten Trennung der Schularten im
Sekundarbereich wird die wohnortnahe
Schule immer stärker gefährdet sein.
So steht die Hauptschule unter einem
neuen Namen auch in Unterfranken
weiterhin in einem Geflecht aus großen
Ansprüchen, zu wenig konkreter Unter-
Als eine zentrale gesellschaftliche
Repara­turinstanz Bayerns bewältigt sie
in beeindruckender Weise den Alltag.
Sie stellt sich einer ausgesprochen
hetero­genen Schülerschaft, vielen
Kindern mit sozialen Defiziten und
enormen Anforderungen an die Integrationsarbeit durch immer mehr Kinder und
Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Nicht zuletzt durch die flächendeckende
Verteilung von Flüchtlingen sind das
verstärkt auch Herausforderungen für
die Schule auf dem Land geworden.
Sie wird viel gelobt, die Haupt-/Mittelschule – am lautesten von denen, die
sie gerne behalten würden als Auffangbecken für Kinder und Jugendliche, zu
denen sie sich selbst gerne sozialpsychologisch abgrenzen; und als Hauptakteur bei einer Billiglösung in der Inklusionsdebatte.
Wie lange sie das alles noch leisten
kann? Das wird davon abhängen, wie
ernst Bildungsgerechtigkeit genommen
und wie konsequent die Unterstützung
der Mittelschülerinnen und -schüler
durch Politik und Gesellschaft voran
getrieben wird.
Demografischer Wandel
Entwicklung der 6- bis unter 10-jährigen 1988 bis 2024 nach Variante 4b1-2004
Einwohner-Index (1988=100)
130
Die Verbünde konnten in der Tat bis heute mithelfen, manchen kleinen Standort
durch gemeinsame Stundenbudgets
noch eine Weile am Leben zu erhalten
– auf Kosten des inhaltlichen Angebots
an den größeren Schulen im Verbund.
Zunehmend sind diese kleinen Standorte aus den knappen Budgets aber nicht
zu halten – und werden schließlich von
den Bürgermeistern und Rektoren vor
Ort höchstselbst geschlossen. Wirklich
raffiniert ...
120
110
100
90
80
1988 1990
1995
2000
2005
2010
2015
2020
2024
27
Förderschule
Vom Aufbau der
Sonderschulen
bis zur Inklusion
von Frank Tollkühn, Leiter der
Fachgruppe Förderschulen
Förderschulen bzw. Sonder- oder Hilfsschulen – wie sie früher hießen – haben
in Bayern eine lange Tradition, die teil­weise bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Die schulische
Förderung blinder, sehbehinderter,
gehörloser, schwerhöriger und körperbehinderter Schüler war mit (meist
zentral gelegenen) Einrichtungen gut
ausgebaut. Es fehlten Angebote für
lernbehinderte, geistigbehinderte,
sprachbehinderte und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, vor allem im
ländlichen Raum.
Der Ruf nach mehr Sonderschulen
wurde, getragen durch Elterninitiativen,
neue sonderpädagogische Erkenntnisse
wie auch verstärkte Leistungsanforderungen der Volksschule, immer lauter.
Im Sommer 1965 beschloss der Bayerische Landtag daher das Sonderschulgesetz. Dieses führte die einheitliche
Bezeichnung „Sonderschulen“ mit einer
Unterteilung in neun Behinderungsfor-
men ein. Weitere Besonderheiten dieses
Gesetzes waren auch, dass die Schulvorbereitende Einrichtung ein fester Bestandteil des Förderschulwesens wurde.
Desweiteren eine Subsidiaritätsklausel,
wonach keine öffentlichen Sonderschulen eingerichtet werden sollen, wenn der
Unterricht durch private Schulen gewährleistet wurde. Diese Monopolstellung
von privaten Trägern blieb bis heute dem
Förderschulwesen erhalten.
Der Beginn der ersten Auf- und Ausbauphase, die ab 1966 der Pionierzeit
gleichkam, führte innerhalb des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes konsequenterweise zur
Gründung der Fachgruppe Sonderschulen. Etwa 160 Sonderschulen gab es im
Schuljahr 1965/66 in Bayern und 10 Jahre später waren es bereits 380 (in etwa
so viele wie heute). Schwerpunkt der
Fachgruppenarbeit war in dieser und in
der folgenden Zeit die kritische Begleitung des Aufbaus und die Stärkung eines
Wechsel an der Spitze der
Fachgruppe 1986: Wolfgang Zirkelbach (links)
übergibt an Ingeborg
Kandolf (später: KieferHeegen). BLLV-Präsident
Dannhäuser gratuliert.
28
flächendeckenden Sonderschulnetzes
samt der organisatorischen, personellen
und baulichen Voraussetzungen.
Einen Bericht über die Geschichte der
Fachgruppe Sonderschulen, der auf
engstem Raum einen Einblick geben will,
muss wohl überlegt werden. Deshalb
möchte ich ausgewählte Zitate verwenden, die ich in den dokumentierten
Tätigkeitsberichten der Fachgruppe
Sonderschulen (später Förderschulen)
gefunden habe. Meine Intention ist es,
damit ein Stück Fachgruppengeschichte
lebendig werden zu lassen. Ich danke
an dieser Stelle allen, die Textpassagen
und/oder Fotos zur Verfügung gestellt
haben.
Die Anfänge der Fachgruppe
„Die pädagogische Hochschule München ist so überlastet, dass eine ausreichende Zahl von Sonderschullehrern
schon seit Jahren nicht mehr ausgebildet
werden kann. Der Fehlbestand an Lehrkräften an den Sonderschulen Bayerns
nimmt laufend zu. Dadurch stockt der
notwendige Ausbau des Sonderschulwesens. Die Errichtung einer zweiten
Ausbildungsstätte kann (…) nicht mehr
länger hinausgeschoben werden. (…)
Am Studienort muss sich eine Universität mit medizinischer Fakultät, mit Kliniken und Instituten befinden. Außerdem
muss ein reiches Angebot an sonderpä-
Förderschule
4. Tag der Sonderpädagogischen Förderung 2010 in Würzburg. Mit dabei – wie jedes Jahr – viele Vertreter der Schulverwaltung.
Ganz links der Referent: Ministerialrat Erich Weigl aus dem Kultusministerium.
dagogischen Schulen (…) zur Verfügung
stehen. Alle Voraussetzungen für die
Errichtung der zweiten Ausbildungsstätte im nordbayerischen Raum bietet
Würzburg“ (Aus der Resolution „Zweite
Ausbildungsstätte für Sonderschullehrer in Bayern, 1972, Fachgruppenleiter:
Heribert von Kannen).
„Mit dem Beginn der Ausbildung der
Sonderschullehrer an der Universität
Würzburg im WS 1974/75 wurden die
langjährigen Bemühungen der Fachgruppe erfüllt. Über 100 Bewerber wurden
zum Studium in Würzburg zugelassen.
Innerhalb der Studentengruppe des BLLV
an der EF der Uni Würzburg konstituierte
sich bereits eine Untergruppe „Behindertenpädagogik“. Aufgabe der nächsten Zeit muss es sein, im unterfränkischen Sonderschulbereich verstärkt für
den BLLV zu werben. Nur ca. 60 % des
Personals an Sondervolksschulen sind
im BLLV organisiert.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht 1975, Fachgruppenleiter:
Ortwin Krieg)
„Bis 1978 gab es lediglich das viersemestrige Aufbaustudium für an
Volksschulen bewährte Kollegen, um
Lehrer an SoSchulen zu werden. (…)
Grundständiges Studium, gemeinsame
Hochschulwahlen und zunehmende
GEW-Aktivitäten waren schließlich
Hauptgründe, dass beide BLLV-Studentengruppen an der Uni mehr aufeinander
zugingen und zusammenarbeiteten. Am
12.06.1979 fand eine erste gemeinsame
Veranstaltung an der Hochschule statt.
(…) eine notwendige Fusion der beiden
BLLV-Studentengruppen offensichtlich,
die dann noch am gleichen Abend in
einem fast BLLV-historischen Wahlakt im
vollbesetzten Tagungsraum des BLLVStudentenwohnheims in Würzburg unter
Leitung des neuen Hochschulreferenten
Günter Bayer stattfand. Die Wahl ergab,
dass von den sieben Vorstandsmitgliedern drei Sonderpädagogen waren, (…)“.
(Aus BLLV-Studentengruppe Sonderpädagogik an der Universität Würzburg
1981, gez. Wolfgang Zirkelbach)
Gewinnung von neuen
Mitgliedern und erste Erfolge
„Erfreulich ist der zunehmende BLLVOrganisationsgrad der unterfränkischen
Sonderschullehrerschaft, (…) Da der
BLLV bei den Lehrerstudenten allgemein
und bei denen der Sonderpädagogik
insbesondere als rechtsstehend gilt,
ist der KEG-Organisationsgrad bei den
SoLAs unbedeutend; der der GEW zeigt
jedoch eine gefährlich nach oben führende Steilkurve auf. (…) Etwa zweimal
im Schuljahr fand in Würzburg eine
Tagung statt, die entweder verbandspolitischen, berufswissenschaftlichen
oder schulpolitischen Charakter hatte.
Diese Nachmittagsveranstaltungen
waren mit durchschnittlich 40 bis 50
Kolleginnen und Kollegen gut besucht
(…) Schwerpunkte und Erfolge in der
Arbeit seit der letzten BDV: Besetzung
der Lehrstühle für Sonderpädagogik in
Würzburg (…) Neue Sonderschul-Schulräte in Unterfranken (…) Neues Bayerisches Lehrerbildungsgesetz (…) Zulagen
im Sonderschulbereich (…) Sorgen im
privaten Sonderschulbereich (…)“ (Aus
dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe
Sonderschulen 1981, Fachgruppenleiter:
Wolfgang Zirkelbach)
„Die Fachgruppe konnte auch in diesem
Berichtszeitraum ihren Erfolgskatalog
fortsetzen: (…) dem handstrichartigen
Einsatz zur Schaffung eines eigenständigen Studiums mit eigener Laufbahn, beginnend in A13, der Durchsetzung einer
SoSch-Zulage von 100,– DM für alle an
Sonderschulen eingesetzten Lehrkräften (Ausn. PA), hat es die ufr. FG alleine
fertiggebracht, dass die vorgeschlagene
Berufsbezeichnung für das Personal für
heilp. Unterrichtshilfe, nämlich Heilpädagoge im Sonderschuldienst in das neue
BayEUG gesetzlich verankert wurde und
29
Förderschule
nicht nur vorübergehenden Engpässe
aufgezeigt. Mit Vertreterinnen und
Vertretern der Fraktionen im Bayerischen
Landtag (Petra Münzel, Walter Eykmann,
Herbert Franz) konnte dieser Katalog bei
einer eigenen Veranstaltung am 4. Oktober 1996 sachlich erörtert werden.“(Aus
dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe
Förderschulen 1997, Fachgruppenleiterin: Ingeborg Kiefer-Heegen (ehem.
Kandolf)
Veranstaltung der Fachgruppe Sonderschulen 1982: Fachgruppenleiter Wolfgang
Zirkelbach, Referent Franz Rumpler, Landtagsabgeordneter Volker von Truchsess,
3. ULLV-Vorsitzender Eugen Albert und Schulamtsdirektor Max Thannheuser.
30
Schülerzahlen an den Förderschulen in Unterfranken
2001–2013
Volksschule zur sonderpädagogischen Förderung
Schülerzahlen (einschließlich Schule für Kranke)
9000
8000
8044 7977
7698 7511
7387 7352 7262 7270 7213
7000
6980 6884
6782 6700
6000
5000
4000
3000
2000
013
6.2
2
201
1
201
0
201
9
200
8
200
7
200
6
200
5
200
4
200
3
200
0
2
1000
200
„Die Arbeit der Fachgruppe war (…)
geprägt von den wachsenden Problemen an den Schulen für Behinderte und
Kranke. Ein sich bereits seit längerem
abzeichnender Mangel an ausgebildeten
Sonderschullehrern konsolidiert sich,
die Zahl der Kolleginnen und Kollegen
aus dem Grund- und Hauptschulbereich,
die ihren Dienst an der Sonderschule versehen, ist entgegen vorheriger
Prognosen keineswegs rückläufig.“ (Aus
dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe
Sonderschulen 1994, FGL Kandolf)
„Die sich sukzessive verschlechternden
Arbeitsbedingungen an Förderschulen
erfordern von Seiten der Fachgruppe
besonderen Einsatz. In einer Bestandsaufnahme, an der sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen
Förderschulen beteiligten, wurden die
gravierenden Mängel bezüglich Raumausstattung, Klassengröße, Personalzuweisung und der daraus resultierenden
1
„Einem dringenden Verlangen der Kolleginnen und Kollegen nach Fort- und Weiterbildung im Bereich aktueller Themen
konnte der 1. Unterfränkische Sonderschultag des BLLV Rechnung tragen, der
am 4. April 1990 in Würzburg stattfand.
(…) Abschluss war die Podiumsdiskussion zum Thema „Integration Behinderter“.
Der rege Besuch verdeutlichte, dass die
Fachgruppe Sonderschule mit dieser Veranstaltung ins Schwarze getroffen hat.“
(Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Sonderschulen 1991, Fachgruppenleiterin: Ingeborg Kandolf)
Fachgruppe Sonderschule wird
zur Fachgruppe Förderschule
200
dass die Oberlehrerbesoldung wegen
Planstellenmangels nicht aufgeschoben
wurde (…).“ (Aus dem Tätigkeitsbericht
der Fachgruppe Sonderschulen 1984,
Fachgruppenleiter: Wolfgang Zirkelbach)
„Alarmiert durch immer neue Anrufe
von Kollegen, entsprechende Hinweise
sowie Zahlenmaterial, beschloss die
Fachgruppe, eine Befragung an unterfränkischen Förderschulen durchzuführen, um die Situation des Unterrichtsausfalles durch Krankheit, Lehrgänge
etc. abzuklären. Das Ergebnis bestätigte
die Notwendigkeit der Befragung, führte
jedoch leider zu gewissen Irritationen
mit der Schulabteilung der Regierung
von Unterfranken, was umso unverständlicher ist, da die Regierung zu keiner Zeit
und in keiner Form im Zusammenhang
mit der Befragung und ihrem Ergebnis
erwähnt oder gar kritisiert worden war.“
(Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2000, Fachgruppenleiterin: Ulrike Wolfrum-Schalk)
Ehrenmitglieder
Die Neue Ausrichtung
der Sonderpädagogik
„Der Paradigmenwechsel in der Sonderpädagogik bedingt das Finden des
geeigneten Förderortes für SchülerInnen
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
in Kooperation mit der allgemeinen
Schule unter Einbeziehung der Mobilen
Sonderpädagogischen Dienste. (…) Die
daraus entstehenden Ziele sind: Erhalt
und Steigerung der Qualität der sonderpädagogischen Förderung in Bayern,
Verbesserungen für das Personal an
Förderschulen.
Oben anzustrebende Ziele wurden mit
den Vertretern der Abteilung Schulund Bildungswesen der Regierung von
Unterfranken mit AD Jürgen Röhling,
den LRSCHDen Frey und Stern mit der
Vorstandschaft des ULLV und den Leitern
der Fachgruppe Förderschulen erörtert.“
(Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2003, Fachgruppenleiter: Werner Düll)
„Der Vorsatz, in den nächsten Jahren die
Sonderpädagogischen Dienste auszubauen, ist löblich. Die mit Zahlen belegbaren Erfahrungen gerade in den letzten
drei Jahren lassen aber Skepsis aufkommen. (…) Eine bestmögliche Förderung
von Kindern und Jugendlichen einem
rigiden Finanzierungsprimat hintan zu
stellen, mag vielleicht die öffentlichen
Kassen momentan entlasten. Auf Dauer
jedoch wird es sicherlich die teurere
Lösung sein.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht
der Fachgruppe Förderschulen 2006,
Fachgruppenleiter: Werner Düll).
„Schwerpunkt der Sitzungen und
Mitgliederversammlungen waren u. a.
Inklusion von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen, Inklusion und Lehrerbildung,
Schulen mit dem Schulprofil „Inklusion“, Schulabschlüsse an Förderschulen,
(…), Dienstrechtsreform, (…)“. .“ (Aus
dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe
Förderschulen 2012, Fachgruppenleiter:
Werner Düll)
Ehrenmitglieder des ULV/ULLV seit 1864
Name, Ort, Würdigung
Josef Schwarz, Rück/Obernburg
Leiter der Rechtsschutzstelle des BLV von 1908
bis 1931
Johann Baptist Schilling, Schweinfurt
Schatzmeister des ULV von 1893 bis 1919
Ernst Heywang, Marktbreit
Wiederbegründer des ULV, Vorsitzender von
1946 bis 1952
Regina Jäger, Miltenberg
„hochherzige Gönnerin“ der Studenten,
Stifterin des Hauses Miltenberg
Josef August Eichelsbacher, Würzburg
„als Anerkennung seiner Verdienste um die
unterfränkische Schulgeschichte“
August Deufert, Würzburg
Vorsitzender des ULLV von 1958 bis 1964
Prof. Dr. Johannes Guthmann, Würzburg
Verfasser der „Geschichte des ULLV“
Walter Jander, Würzburg
Geschäftsführer des ULLV von 1960 bis 1984
Ehrenmitglied, Zeit
15. Februar 1919
15. Februar 1919
28. Dezember 1956
29. Oktober 1961
23. April 1967
9. Juli 1972
9. Juli 1972
8. April 1984
Erna Holzinger, Würzburg
14. März 2003
BLLV-Vizepräsidentin von 1967 bis 1984,
Kuratoriumsvorsitzende Studentenwohnheim
Würzburg
Quellen: Guthmann 1972 S. 75 f, Schäffer 1989 S. 133 f
Zusammenstellung: Walter Roth
Unterfränkische Ehrenmitglieder des BLV/BLLV
Name
Ehrenmitglied, Zeit
Georg Nikolaus Marschall
27. Dezember 1902
Johann Georg Hochstädter
9. August 1911
Franz Mayer
20. Juli 1949
(„Mayer war einige Tage vor Aushändigung
der Urkunde verstorben“, Guthmann )
Prof. Dr. Johannes Guthmann
18. Mai 1967
Fritz Schäffer
13. Juni 1984
Erna Holzinger
13. Juni 1984
Ludwig W. Müller
25. Mai 1990
Hildegund Rüger
18. Mai 2007
Quellen: Guthmann 1972 S. 76, Schäffer 1989 S. 134, www.bllv.de
Ausführliche Würdigung der BLLV-Ehrenmitglieder:
www.bllv.de/Ehrenmitglieder.2968.0.html
Zusammenstellung: Walter Roth
31
Studentisches Männerballett beim Lehrerfasching
1984 der BLLV-Kreisverbände Würzburg-Stadt/-Land.
Hand in Hand: Die Studentengruppe im Herbst 2007
bei einem Seminar zum Thema Erlebnispädagogik.
Die Entwicklung der BLLVStudentengruppe Würzburg
von Katharina Pföß, Vorsitzende der BLLV-Studentengruppe,
und Gabi Simon, Referat Studentenarbeit im ULLV
Die Anfänge
Das Lehramtsstudium in seiner heutigen
modularisierten Form ist ein Produkt der
neuesten Entwicklungen der Bildungsund Hochschulpolitik. Vor einigen
Jahrzehnten sah die Ausbildung von
Lehrkräften in Bayern noch ganz anders
aus. Nach Ende des zweiten Weltkriegs
erfolgte die Lehrerausbildung in Form
von Schulhelfer- und Abiturientenjahrgängen, erstere umfassten eine dreimonatige Einführung, eine Zwischenpraxisphase über ein Jahr hinweg und einen
neunmonatigen Abschlussteil. Dagegen
dauerten die Abiturientenlehrgänge nur
ein Jahr.
Eine erste Veränderung kam 1950 zustande, das Kultusministerium initiierte
sogenannte Pädagogische Lehrgänge,
die zunächst von achtzehnmonatiger
Dauer waren, ab den Jahren 1952/53
sich dann über vier Semester erstreckten. Kurz darauf, im Jahre 1954, bekamen die Lehrgänge den Titel „Institut für
Lehrerbildung“, die Teilnehmer wurden
jedoch erst zwei Jahre später zu „Studierenden“. Im November desselben
Jahres begannen schließlich die ersten
Studierenden ihr Studium, jedoch unter
denkbar schlechten materiellen Voraus-
32
setzungen. Dennoch war die Vorfreude
auf Seiten der Lehrenden, sowie der
Lernenden sehr groß, man hatte große
Pläne und Vorstellungen für die künftige
Ausbildung der Lehrer.
Die Entwicklung der Studentengruppe
(SG) Würzburg sowie der Landesstudentengruppe (LSG) im BLLV begann Ende
der 1950er, Anfang der 1960er Jahre.
Aber auch schon bevor eine wirkliche
Studentengruppe, wie wir sie heute kennen, in Würzburg entstand, zog der ULLV
bereits gemeinsam mit den Lehramtsstudierenden an einem Strang. Auf Einladung des damaligen ABJ-Vorsitzenden
nahmen Studierende des Würzburger
Instituts für Lehrerbildung an Wochenendtreffen und Arbeitstagungen teil.
Zum 1. August 1958 wurden aus den
bisherigen Instituten schließlich Hochschulen. Am 28. Dezember 1958 wurde
dann das ULLV-Heim in der Sieboldstraße 2 in Würzburg eröffnet und auch viele
BLLV-Studenten gehörten hier zu den
Gästen. Es bot allen Interessierten eine
pädagogische Freihandbücherei, sowie
einen „Beratungsdienst“ von erfahrenen
Kolleginnen und Kollegen.
ABJ und der Kreisverein Würzburg luden
vom Frühjahr 1959 an die Studierenden
zu einem gemeinsamen Arbeitskreis
ein, der sich sowohl mit beruflichen
Fragestellungen befasste als auch die
Möglichkeit zu geselligen Veranstaltungen bot. Viele Würzburger Studenten
nahmen in diesem Zusammenhang auch
an den BLLV-Studententagen in Bad Tölz
und München teil.
Eine wichtige Veränderung auf Landesebene kam Ende Juli 1961, durch einen
Beschluss der Landesdelegiertenversammlung des BLLV, die Studentengruppen der Pädagogischen Hochschulen zu
einer bayernweiten Landesstudentengruppe zusammenzuschließen. Schon
kurze Zeit später wurde auch die schon
länger informell bestehende Würzburger
Studentengruppe von Walter Jander und
Heribert von Kannen offiziell. Und schon
vom Wintersemester 1962/63 war die SG
im AStA der Pädagogischen Hochschule
Würzburg vertreten.
Seit dieser Zeit gab es auch gedruckte
Semesterprogramme für alle Interessierten, hier gab es für die Mitglieder
verschiedene Angebote und Veranstaltungen, wie beispielsweise gemeinsame
Ausflüge, Teilnahme an landesweiten
BLLV-Veranstaltungen oder Seminare zur
Vorbereitung auf den Schulalltag. Und
Studenten
Dichtes Gedränge auf den Fluren des Uni-Gebäudes am Wittelsbacher Platz: Seit 2004 veranstalten
BLLV-Studentengruppe und ABJ Unterfranken gemeinsam einen „Crash-Kurs für angehende Lehramtsanwärter
und Referendare“, hier eine Aufnahme vom Juli 2007.
schon seit Juli 1965 betreuten Studentenreferenten des ULLV die Studierenden
in vorbildlicher Weise. Arbeitsbereiche,
in denen sich die Studierenden als
Interessensvertretung engagierten,
waren neben der Mitarbeit im AStA die
Studienberatung, die Hochschulpolitik,
sowie die Zusammenarbeit mit anderen
Studentenverbänden.
Die aktuelle Situation
Die Studentengruppe Würzburg umfasst
momentan ca. 15 aktive Mitglieder, die
sich während des Semesters alle zwei
Wochen treffen. Jedes Wintersemester
stellen sich die Studierenden in verschiedenen Einführungsveranstaltungen
und auch der „Ersti-Messe“ der Universität vor, um neue Mitglieder zu werben.
In den vergangenen Semestern gab es
dazu gemeinsam mit der Studentengruppe Bamberg eine „Ersti-Hütte“, bei der
Fragen rund um das Lehramtsstudium
beantwortet wurden.
Zudem organisiert die Studentengruppe Informationsveranstaltungen für
die Auslandspraktika des BLLV, sowie
weitere interessante Vorträge und Workshops zu lehramtsspezifischen Themen.
Besonders hervorzuheben ist in diesem
Zusammenhang die Informationsveranstaltung zum Referendariat, welche
die SG Würzburg im Sommersemester
2014 gemeinsam mit der ABJ Unterfranken veranstaltete und die von den
Studierenden äußerst gut besucht und
angenommen wurde. Dieses Angebot
soll aufgrund der großen Nachfrage von
Seiten der Lehramtsstudierenden der
Universität Würzburg in den folgenden
Semestern auch fortgeführt werden.
Ständiges Thema ist natürlich die Ver-
besserung der Lehramtsausbildung im
modularisierten Studium. Hier arbeitet
die SG Würzburg auch mit anderen Studentengruppen, sowie der LSG zusammen. In knapp einjähriger Arbeit ist so
das Lehrerbildungspapier der Studierenden im BLLV entstanden, welches neue
Anreize für die Gestaltung des zeitgemäßen Lehramtsstudiums gibt.
Besonders wichtig ist die Unterstützung,
welche die SG Würzburg durch ihre Studentenreferenten, die ABJ und den ULLV
erfährt, ohne deren Unterstützung viele
Projekte nicht realisierbar wären.
Gesellige Runde: Die BLLV-Studentengruppe Würzburg im Januar 2013 mit der
Vorsitzenden Veronika Dumbacher (rechts).
33
Das BLLV-Studentenwohnheim
von Walter Roth, Kuratoriumsvorsitzender
des BLLV-Studentenwohnheims Würzburg
„Der BLLV betreibt als einziger Lehrerverband Deutschlands Studentenwohnheime. Träger für sie ist, vom BLLV juristisch abgetrennt, der
„Verein Studentenwohnheime des BLLV e.V.“… Sie stehen in München,
Würzburg, Regensburg und Augsburg.“
So Erna Holzinger in einer Vorbemerkung
zu den „Daten aus der Baugeschichte
II“, zusammengestellt zur Einweihungsfeier am 19. Mai 1994 nach einer Generalsanierung und Erweiterung.
Dies lässt fragen nach der „Baugeschichte I“: August Deufert, ULLV-Vorsitzender
Heribert von Kannen
34
von 1958 bis 1964, beantragte bei der
Vertreterversammlung in Passau 1959,
„das nächste Studentenwohnheim“ in
Würzburg zu errichten. Guthmann berichtet von jahrelangen Anstrengungen,
ein geeignetes Grundstück zu finden.
Den Durchbruch schaffte im Jahr 1963
Heribert von Kannen, damaliger 2. Landesvorsitzender des BLLV, zusammen
mit Wilhelm Theiß, der seinen Einfluss
als Würzburger Stadtrat geltend machte.
Ein Bebauungsplan insbesondere für
das Grundstück am Mönchberg, Besitz
des Bürgerspitals zum Hl. Geist, wurde
erarbeitet und durchgesetzt (Ende 1965).
Das Grundstück wurde in Erbpacht an
den ULLV vergeben. Die Finanzierung
konnte erst nach schwierigen Zuschussund Darlehens-Verhandlungen in Bonn,
München und Würzburg sichergestellt
werden. Ergebnisse: Höhe der Baukosten 1,92 Millionen DM, Beitrag des BLLV
500 000 DM, davon „Goldene Spende“
von BLLV-Mitgliedern 189 000 DM.
Erster Leiter des Studentenwohnheims
mit 91 Einzel- und 7 Doppelzimmern war
Heribert von Kannen. Beim Festakt zur
Eröffnung am 14.12.1968, also ein knappes Jahrzehnt nach Deuferts Antrag,
begrüßte BLLV-Präsident Wilhelm Ebert
die Gäste und konnte über ein modernes
und voll ausgelastetes Studentenwohnheim berichten. Guthmann stellt fest:
„Das Heim ist bestimmt für studierende
Söhne und Töchter von nicht ortsansässigen BLLV-Mitgliedern und für PH-Studenten, die Vereinsmitglieder sind…“.
Daraus ergibt sich eine große Werbewirkung des Heims für den Verband.
Im Laufe der Zeit wurde das BLLV-Heim
zum Zentrum des ULLV. So fanden 1971
dort 59 Veranstaltungen statt, z. B. Fort­
bildungen des Referats Berufswissenschaft wie auch Sitzungen der Gremien.
Auch die Studentengruppe bekam Platz
für ihre wichtige Arbeit. Um Wirtschaftlichkeit und Belegung des BLLV-Heims
kümmert sich ein „Kuratorium“ mit eh-
Studenten
Sie sorgen heute für den reibungslosen Betrieb im Studentenwohnheim:
Wiltrud Kuhn, Heimleitung; Gabriele Neubert, Verwaltung; Stefan Neubert, Hausmeister
renamtlich arbeitenden Mitgliedern. Es
arbeitet im Auftrag des Vereins Studentenwohnheime des BLLV. Neben BLLVMitarbeitern, der Heimleitung und der
Hausverwaltung sind die Studenten mit
Senior/in und Tutoren vertreten, und es
wirkt ein Uni-Professor mit. Kuratoriumsvorsitzende seit 1968: Hugo Zirngibl,
ehemaliger BLLV-Präsident, Erna Holzinger (langjährige BLLV-Vizepräsidentin),
Fritz Schäffer, Walter Roth.
Zur Baugeschichte II: Erna Holzinger
übernahm sehr engagiert die finanziell
hochriskante Aufgabe, nach 20 Jahren
Nutzung ab 1988 eine Generalsanierung
zu planen und aus wirtschaftlichen
Gründen eine Erweiterung um 70 Appartements zu realisieren. Eine teure
Tiefgarage wurde uns durch die Stadt
Würzburg als Genehmigungsbehörde
vorgeschrieben. Letztlich kosteten die
Baumaßnahmen mehr als 10 Millionen
DM, wobei unsere Rücklagen gut ein
Prozent davon betrugen. Der Großteil der
Darlehen kam wie beim Bau 1968 von
Bund und Land und reduziert sich pro
Betriebsjahr um 2 Prozent. Es wird also
mit einer Nutzungsdauer von 50 Jahren
kalkuliert, ein Zeitraum, der wirklichkeitsfremd erscheint.
Drei Millionen DM waren als Bankdarlehen zu hohen Zinsen aufzunehmen,
zwei BLLV-Heime waren in der Lage,
dem Würzburger Heim den Restbetrag
zu leihen. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen und Einsprüchen aus der
Mönchberg-Nachbarschaft, die Stadt
Würzburg unterstützte uns dabei gut,
konnten dennoch nach 18monatiger
Bauzeit am 1. Juni 1993 alle 170 Appartements und Zimmer neu belegt werden.
Erna Holzingers Verdienste und ihr unermüdlicher Einsatz bei der „Baugeschichte II“ wurden mit einer Ehrentafel im
Eingangsbereich des Heims gewürdigt.
Unter der Leitung des Kuratoriumsvorsitzenden Fritz Schäffer wurde ein hervorragendes „Team Mariannhillstraße 6“
(Hausverwaltung: Ehepaar Neubert,
Heimleiterin Wiltrud Kuhn) gefunden.
Heute, 2014, ist das BLLV-Studentenwohnheim sehr beliebt, regelmäßig
voll ausgebucht und es gibt eine lange
Warteliste. Der Unterfränkische Lehrerund Lehrerinnenverband hat hier seine
Geschäftsstelle, die Studentengruppe
ihren Raum, und der Saal im 7. Stock ist
sehr gut für kleinere Tagungen geeignet.
Dennoch: In den nächsten fünf Jahren
steht die Entscheidung an, ob es eine
„Baugeschichte III“ geben wird. Die
70 Appartements mit Kleinküche und
„Nasszelle“ genügen den Ansprüchen,
jedoch sind Ausstattung und Zuschnitt
der rund 100 Zimmer sehr in die Jahre
gekommen.
Es gilt, neue Formen des Zusammenwohnens zu ermöglichen (Stichworte:
Wohngemeinschaften, Inklusion), und
dies erfordert erhebliche Gelder auch
des Gesamtvereins Studentenwohnheime des BLLV mit dem umsichtigen
Herwig Puschner an der Spitze. Sicher ist
die Demographie ein besonders wichtiges Thema: Wie werden sich die Studentenzahlen in den nächsten beiden
Jahrzehnten entwickeln?
Erna Holzinger
35
Auf der Bezirksdelegiertenversammlung 1971 der ABJ Unterfranken wurde ein neues Führungsteam gewählt (v.l.n.r.): Volker Körner
(München), Landesvorsitzender der ABJ; Rüdiger Bernhard (Mönchberg), Kassier; Fritz Schäffer (Kirchheim), erster Vorsitzender des
ULLV; Werner Bühner (Bad Neustadt), Landesschatzmeister; Annegret Schmitt (Johannesberg), bisherige zweite Vorsitzende; Sylvia
Laufer (Würzburg), Vertreterin der Fachlehrer; Brigitte Zahout (Haßfurt), neue zweite Vorsitzende; Hilke Radler (Bad Kissingen), Referentin für Handarbeit und Hauswirtschaft; Hartmut Wahlen (Faulbach), Geschäftsführer; Albin Dannhäuser, mit Brille (Würzburg),
neuer erster Vorsitzender; Günter Bayer (Würzburg), Pressereferent; Günther Birkle (Röthlein), bisheriger erster Vorsitzender.
Die Geschichte der
ABJ Unterfranken
Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer
Junglehrer (ABJ) ging Anfang des 20.
Jahrhunderts aus einem zunächst rein
gesellschaftlichen und verbandsunabhängigen Zusammenschluss oberbayerischer und Münchner Junglehrer unter
dem Namen „Paedagogia“ hervor. Am
9. Mai 1908 gründeten Mitglieder dieses
Zusammenschlusses die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer.
von Linda Wörner,
Vorsitzende der ABJ Unterfranken
der BLV neu gegründet. Im Zuge dessen
sahen auch junge Lehrer die Notwendigkeit, sich erneut zu einer Gemeinschaft
zusammenzuschließen und gemeinsame Interessen zu vertreten. Beteiligt
an diesem Gedanken war allen voran
der heutige Ehrenpräsident des BLLV,
Dr. h. c. Wilhelm Ebert. In der ersten
Ausgabe der Bayerischen Lehrerzeitung
vom Juli/August 1948 rief der damals
25-Jährige zu einer Neugründung der
Arbeitsgemeinschaft Bayerischer
Junglehrer auf: „Erste Aufgabe von
Junglehrern ist es, jung zu sein! Mit
jugendlicher Begeisterung wollen wir vor
unsere Schüler treten und mit heiterem
und aufgeschlossenem Herzen unsere
schöne Aufgabe meistern. Das Zeichen
jungen Geistes war zu allen Zeiten
‚Sturm und Drang‘. Wir fühlen diesen
Not der Junglehrer lindern
Der Hauptgrund für die Gründung einer
Junglehrerorganisation war zum damaligen Zeitpunkt das gemeinsame Ziel,
die materielle Notlage der Junglehrer
zu überwinden. Über die materielle
Besserstellung hinaus definierte die
ABJ „die grundlegende Beschäftigung
mit moderner Pädagogik, Schulpolitik
und Volkswirtschaft“ als Ziel. Ab dem
1. Januar 1911 erschien die „Deutsche
Junglehrerzeitung“. Am 3. November
1919 wurde die ABJ in den damaligen
Bayerischen Lehrerverein (BLV) eingegliedert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde
36
ABJ-Bezirksdelegiertenkonferenz 1989: Klaus Joerg (vierter von rechts) löst
Monika Hutzler als Vorsitzende ab.
Junglehrer
Die ABJ Unterfranken zählt seit ihrer Gründung im Juni 1948
insgesamt 22 Bezirksvorsitzende:
1948–1951
Gregor Groganz
Fahr/Gerolzhofen
1951–1954
Richard Landsberg
Wiesenbronn/Kitzingen
1954–1955
Heribert von Kannen
Theilheim/Würzburg
1955–1957
Fritz Schäffer
Moos/Würzburg
1957–1959
Rudolf Erben
Euerhausen/Ochsenfurt
1959–1963
Herbert Kappes
Rehweiler/Gerolzhofen
1963–1964
Ernst Glück
Heinrichsthal/Alzenau
1964–1965
Katrin Körner
Schweinfurt
1965–1971
Günther Birkle
Röthlein/Schweinfurt
1971–1973
Albin Dannhäuser
Würzburg
1973–1977
Karl Herrmann
Würzburg
1977–1981
Walter Roth
Aschaffenburg
1981–1987
Alfred Schäffer
Geldersheim/Riedbach
1987–1989
Monika Hutzler
Stadtlauringen
1989–1993
Klaus Joerg
Veitshöchheim
1993–1995
Josef Grodel
Arnstein
1995–1999
Raimund Willert
Zeil am Main
1999–2003
Peter Nossol
Würzburg
2003–2007
Carina Herteux
Hösbach
2007–2011
Kai Feser
Aschaffenburg
2011–2012
Jochen Wahlen (kommissarisch)
Würzburg
2012–heute
Linda Wörner
Kirchzell/Rimpar
Geist, wir wollen nicht mehr säumen.
Wir dürfen uns nicht verzetteln. Schließen wir uns zusammen! Arbeiten wir
selbst an der Lösung der verschiedenen
Nöte und Probleme, die uns bedrängen. Gerade heute, wo das Angebot
an Lehrern, dank einer merkwürdigen
Planung, ständig wächst, wollen wir uns
wirtschaftlich sichern. Wir wollen aktiv
mitarbeiten an der Gestaltung ‚unserer
Schule‘ im Großen wie im Kleinen, wird
doch diese Schule unser Leben in den
nächsten Jahrzehnten weit beeinflussen. Nicht Zwang sei das Motiv unserer
Arbeit. Aus eigenem Antrieb wollen wir
uns weiterbilden, um unsere Aufgabe,
unsere Berufung zu erfüllen. Als Erzieher
wollen wir nicht Herren und nicht Diener,
sondern Menschen sein!“
Die jungen Lehrer erkannten ihre
Auf­gabe. Folglich schlossen sie sich
vielerorts zu Gruppen zusammen und
bewiesen bei verschiedenen Tagungen
ihren entschlossenen Gestaltungswillen.
Im Sommer 1948 wurde die ABJ wieder
gegründet und Wilhelm Ebert wurde
zum ersten Landesvorsitzenden gewählt. Heute ist die ABJ mit rund 12.000
Mitgliedern die größte Junglehrervertretung in Bayern. Sie wird als Zusammenschluss von Lehramtsanwärtern bzw.
Referendaren und jungen Lehrerinnen
und Lehrern aller Schularten bis zum
10. Dienstjahr bezeichnet und ist Herausgeberin der Zeitschrift „JuNGLeHREr.“
Innerhalb des BLLV gliedert sich die ABJ
in insgesamt neun Bezirksverbände.
Seit 1948 ABJ Unterfranken
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der ABJ Unterfranken zeigt,
dass diese seit der Gründung im Jahre
1948 im Wesentlichen drei Ziele verfolgte: Mitarbeiter für den BLLV gewinnen,
Serviceangebote etablieren und politisch Einfluss nehmen.
Serviceangebote etablieren
Eine Hauptaufgabe der ABJ war und ist
es, Serviceangebote zu etablieren, die
Junglehrern den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Bereits in den 50er
Jahren lag laut Auszug eines Protokolls
des Bezirksvorsitzenden Richard Landsberg der Schwerpunkt der Arbeit darin,
„die jungen Kolleginnen und Kollegen
zur Mitarbeit in unserer Berufsorganisation heranzuziehen und ihnen klar
zu machen, dass ihre Sorgen und Nöte
als angehende Beamte von der ABJ am
besten vertreten werden.“
Vom Seminar zum Crash-Kurs
Ab 1968 gab es ein Begrüßungsschreiben für alle Neuzugänge sowie einen
Fragebogen über die beruflichen
Wünsche der Mitglieder. Der Bezirksvorsitzende Günther Birkle etablierte 1966
Seminare zum ersten Schultag, „deren
Teilnehmerzahl ungefähr jener der
ins Lehramt Eintretenden entsprach.“
Veranstaltungen, wie zum Beispiel
„Was erwartet mich auf meiner ersten
Blick zurück: Rudolf Erben, von 1957 bis 1959 selbst ABJ-Vorsitzender, führte 1998
eine Gruppe von Junglehrern durch das Schulmuseum im Schloß Aschach. Erben
stellte 1982 dem Bezirk Unterfranken seine Sammlung an Dokumenten und Realien
aus Unterfrankens Schulen zur Verfügung. Daraus entstand das Schulmuseum.
37
Geschichte der ABJ
Die ABJ Unterfranken auf der Straße (Oktober 1997) ...
Schulstelle?“ oder „Hilfen für die Vorbereitung auf eine selbständige Klassenführung“ lassen deutliche Parallelen zu
den heutigen Serviceangeboten der ABJ
erkennen: „Crash-Kurs für den Vorbereitungsdienst“, „Was erwartet mich nach
dem Studium?“, „2. Staatsexamen – was
nun?“ oder die „Dienstanfängerseminare“. Auch der Ursprung der heutigen Prüfungsvorbereitungsseminare liegt bereits
viele Jahrzehnte zurück. Seminare vor der
Anstellungsprüfung für das Lehramt an
Volksschulen gab es beispielsweise erstmals 1968.
mit anderer Akzentuierung – vor einem
halben Jahrhundert genau so aktuell und
brisant waren wie sie es heute sind.
Politische Einflussnahme
Neben den Serviceangeboten für junge
Kolleginnen und Kollegen war es der ABJ
ein weiteres Hauptanliegen, die Interessen der Junglehrer sowohl innerhalb des
Verbandes, aber auch nach außen hin zu
vertreten.
kunft.“ Aktionen für arbeitslose Lehrer,
aber auch diverse Pressemitteilungen,
wie zum Beispiel „Junglehrer fühlen
sich ausgebootet“ oder „Auch junge
Lehrer brauchen eine Chance“ machten
auf diese Missstände aufmerksam. Des
Weiteren wurde die Umwelterziehung
konkretes Arbeitsthema.
In den 90er Jahren rief der ABJ Bezirksvorsitzende Raimund Willert dazu auf,
„Schule neu zu denken“. Er forderte
offene Unterrichtsformen, die
Kinder nach eigenem Arbeitsrhythmus handeln lassen und
so individuelle Erfolgserlebnisse
ermöglichen. Unter dem Motto
„Alte Hüte auf neuen Köpfen“ wurden
pädagogische Konzepte aus der Vergangenheit auf ihre Tauglichkeit für das 21.
Jahrhundert abgeklopft. Dabei zeigte
sich, dass alte Hüte, wie beispielsweise die Reformpädagogik mit ihren
Freiarbeitsangeboten sehr gut auf neue
(Schüler-)Köpfe passen.
„Junge Lehrer für die Zukunft –
statt junge Lehrer ohne Zukunft.“
Neben den Hilfen für Prüflinge
und Berufseinsteiger zählt auch
die Kompetenzerweiterung von bereits
fertig ausgebildeten und im Dienst
stehenden Junglehrern zu den Serviceangeboten der ABJ. Bereits Ende der 60er
Jahre fanden „Didaktische Seminare“
statt. Die Themen reichten von: „Sprachgefühl, Spracheinsicht, Sprachregel“ bis
hin zu „Management“, „Rhetorik“ und
„Menschenführung“.
Zieht man einen Vergleich zu den
Fortbildungsangeboten der aktuellen
Vorstandschaft („Stimmbildung und
Körpersprache“, „Effektives Zeit- und
Stressmanagement“, „Classroom Management“, „Rhetorik in Konfliktsituationen“), dürfte man unschwer erkennen,
dass die Themen – selbstverständlich
38
In den 50er Jahren setzte sich die ABJ
schwerpunktmäßig für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Belange ein. Es
ging um Diätensätze, Anfangsgehälter,
Härteausgleich, Rechtsstellung und
Kündigungsschutz. In den folgenden
Jahren verlagerte sich das Gewicht auf
pädagogische Fragen, wie die Gestaltung zur Schulaufsicht. Auch schulpolitische Themen, wie beispielsweise die
Nachwuchskrise und die Lehrerbildung,
wurden Gegenstand von Diskussionen.
In den 80er Jahren kritisierten die
unterfränkischen Junglehrer die Lehrerarbeitslosigkeit. Die BDV 1985 stand
unter dem Motto: „Junge Lehrer für die
Zukunft – statt junge Lehrer ohne Zu-
„Schule neu denken“ bedeutete auch,
die Lehrerbildung zu überdenken. In
einem Leitantrag forderten die Delegierten ein neues und umfassendes
Bildungskonzept für alle Lehrämter.
Dies sollte von einer stärkeren TheoriePraxis-Verzahnung an einer erziehungswissenschaftlichen Universitätsfakultät
geprägt sein und stets als Gesamtkon-
Junglehrer
... am Infostand (Juli 2004)...
zept aus universitärer, praktischer und
weiterbildender Phase gedacht werden.
Im Herbst 1997 gründeten Studenten
in Würzburg einen runden Tisch für
Bildung. Die ABJ Unterfranken tauschte
sich immer wieder mit Vertretern der Universität, der Fachhochschule, der
Gewerkschaften, der Lehrer- und
Elternverbände aus und planten
gemeinsame Veranstaltungen.
Um die Jahrtausendwende standen
Themen wie zum Beispiel der Einsatz für
kleinere Klassen, für die Rücknahme der
Stundenkürzungen und für die Einstellung von mehr Junglehrern ganz oben
auf der ABJ-Agenda. Die BDV stand unter
dem Motto: „Eltern oder/und Lehrer –
gemeinsam für eine gute Schule.“ Die
ABJ beteiligte sich am „Bündnis für
Bildung“ und demonstrierte unter dem
Motto: „Auch Ihr Kind hat ein Recht auf
eine gute Schule.“
In diesem Zusammenhang sprach sich
die ABJ gezielt für die Ausweitung ganztägiger Betreuungsangebote, auch für
Ganztagesschulen aus. Darüber hinaus
wurden in den folgenden Jahren neue
Akzente in der Personalentwicklung
gesetzt. Schulen sollten nach Vorstellungen der ABJ Stellen ausschreiben und
Lehrer sich direkt an Schulen bewerben
können. Heftig diskutiert wurde die Forderung, den Schulsprengel aufzuheben
... mit konkreten Forderungen (März 2014)
und so Konkurrenz unter den Schulen
zuzulassen.
In den letzten Jahren engagiert sich die
ABJ vor allem für die Schaffung von mehr
Lehrerplanstellen, eine Erhöhung der An-
Unterfranken beschäftigten Lehrkräfte
mit einem befristeten Angestelltenvertrag arbeitet. Dadurch herrscht eine
gewaltige Lehrerfluktuation, die Teamarbeit, Profilbildung oder Schulentwicklung nahezu unmöglich macht.
„Auch Ihr Kind hat ein Recht
auf eine gute Schule.“
wärterbezüge, eine stärkere Berufsfeld­
orientierung der Lehrerbildung, mehr
Gestaltungsfreiheiten in den Schulen
vor Ort sowie mehr Möglichkeiten der
individuellen Förderung und Forderung
aller Kinder- und Jugendlichen. Die aktuelle Vorstandschaft stellte ihre BDV im
März 2014 unter das Motto: „Wir wollen
mehr… Lehrer in Unterfranken.“
Seit Jahren gleicht unser Regierungsbezirk bei der Einstellung von Junglehrern
einem gigantischen Verschiebebahnhof,
da ein Großteil der in Unterfranken ausgebildeten Junglehrer nur eine Planstelle
in Oberbayern erhält. Um die Lücken an
den unterfränkischen Grund- und Mittelschulen zu schließen, werden zahlreiche Junglehrer mit zeitlich befristeten
Arbeitsverträgen „abgespeist“.
Gerade in der Region am Untermain
zeigen sich die verheerenden Folgen der
gegenwärtigen Einstellungspraxis sehr
deutlich, da hier fast die Hälfte aller in
Im Rahmen der Aktion „Wir
kreiden an!“ machte die ABJ im
Juli 2014 in der Aschaffenburger
Fußgängerzone auf diese Missstände
aufmerksam. Angekreidet wurden neben
der aktuellen Einstellungssituation auch
der Unterrichtsausfall bzw. die unzureichende mobile Reserve, die mangelnde
Realisierung der Inklusion, die ungenügende Umsetzung des Ganztagskonzepts sowie die fehlenden Ressourcen
für individuelle Förderung.
Betrachtet man die beiden aufgeführten
Hauptaufgabenfelder der ABJ (Serviceangebote und politische Einflussnahme)
im geschichtlichen Kontext, so bleibt
Folgendes festzuhalten: Seit Gründung
der ABJ folgen Generationen von Junglehrern dem Aufruf Wilhelm Eberts. Die
ABJ arbeitet stetig „an der Lösung der
verschiedenen Nöte und Probleme“. Sie
„arbeitet aktiv mit an der Gestaltung
unserer Schule“. Wenn sich auch die
Schwerpunktsetzungen im Laufe der
Jahrzehnte verändert haben, so war „das
Zeichen unseres jungen Geistes“ doch
zu allen Zeiten „Sturm und Drang“.
39
Das pädagogische
Seminar des ULLV
von Anneliese Pollak
und Christoph Hartmann
Im Schuljahr 1967/68 gründete der
Vorstand des Unterfränkischen Lehrer‑ und Lehrerinnenverbandes e.V.
das Pädagogische Seminar im ULLV. Es
sollte jungen, fähigen und engagierten
Kolleginnen und Kollegen zusätzliche
Möglichkeiten zur persönlichen Weiterbildung bieten.
Dahinter stand eine zweifache Zielsetzung. Erstens sollten die Teilnehmer
durch eine vielseitige und kontinuierliche Fortbildung befähigt werden,
verantwortliche Aufgaben im Bereich
der Schule zu übernehmen. Zweitens
sollten sie schulpolitisch aktiviert und
in die Lage versetzt werden, innerhalb
des Verbandes Nachwuchsfunktionen zu
übernehmen.
Aus dieser doppelten Zielsetzung
ergaben sich für die Seminararbeit die
folgenden vier Schwerpunkte:
nnErziehungswissenschaft
nn Didaktik und Unterrichtsvollzug
nn Schulorganisation und -verwaltung
nn Schul‑ und Verbandspolitik
Mit sehr großem Engagement setzten
sich neben den beiden Leitern des
Seminar zum Thema „Lehrerpersönlichkeit“ mit Professor Winfried Böhm, 1981
40
Referats Berufswissenschaft, Ruthard
Bohlender (Schuljahr 1967/68–1971/72)
und Günther Birkle (Schuljahr 1972/73–
1986/87) Siegfried Baumann, Werner
Bühner und Heinz Larisch für die
Realisierung der angestrebten Ziele ein.
Aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit
entwickelte sich das Pädagogische
Seminar zu einer Fortbildungsinstitution
von hohem Niveau. Für Vorträge aus den
Gebieten der Pädagogik, der Didaktik
und der Unterrichtspraxis konnten stets
fachlich versierte Referenten gewonnen
werden.
Namhafte Referenten
Anerkannte Professoren wie W. Böhm,
L. Katzenberger, A. Reble, H. Schröder
(alle Würzburg), H.‑J. Ipfling, W. Tröger
(beide Regensburg), P. Paulig (Eichstätt),
E. Weber (Bayreuth) u.v.a. mehr gaben in
den ersten zwanzig Jahren des Bestehens des Pädagogischen Seminars
ihr fundiertes Fachwissen an 1.186
Seminarteilnehmer weiter. Auch die
Schulpraxis war Gegenstand intensiver
Seminararbeit. Ein Blick in die Veranstaltungslisten zeigt, dass zahlreiche
Schulräte, Seminarrektoren und Lehrer
Pädagogisches Seminar
Bild links: Arbeitsteam des ULLV-Referates Berufswissenschaft im BLLV 1973:
Von links SL Dieter Herrmann/Bad Neustadt; Albin Dannhäuser, Versitzender
der ABJ Unterfranken; SL Jürgen Röhling/
Höchberg; Schulrat Walter Jander (in
Vertretung von Regierungsschulrat Schumacher); SL Günther Birkle; SL Siegfried
Baumann/Lengfeld; Geschäftsführer
Werner Bühner.
Bild rechts:
Die Teilnehmer des PädSem diskutierten im Oktober 1980 im Lesesaal des
Studentenwohnheims mit Hans-Joachim
Schumacher (zweiter von links), dem
Abteilungsleiter Schule an der Regierung
von Unterfranken, über das 10. Schuljahr
an Hauptschulen.
durch qualifizierte Referate und praktische Übungen Anregungen und Hilfen
für die Berufsarbeit gaben. Hervorzuheben ist seit der Gründung des Pädagogischen Seminars die beständige
Unterstützung der Seminararbeit durch
die Schulabteilung der Regierung von
Unterfranken. Besonders interessant für
die Teilnehmer waren die informativen
Besuche deutschsprachiger Schulen im
Ausland (Österreich, Schweiz, Südtirol)
und das Kennenlernen wegweisender
Schulversuche in anderen Bundesländern (Nordrhein‑Westfalen, Hessen,
Rheinland‑Pfalz).
Aktuelle Themen
Ein zentrales Anliegen der jeweiligen
Leiter des Pädagogischen Seminars war
und ist die Information der jungen Kolleginnen und Kollegen über die gegenwärtige Schul- und Kulturpolitik und die
Aktivierung der Teilnehmer im Hinblick
auf tatkräftige Mitarbeit im Verband.
Auf zahlreichen Arbeitstagungen legte
vor allem Fritz Schäffer, 1. Vorsitzender des ULLV von 1964 bis 1984, dem
„Nachwuchs“ die Bedingungen für eine
erfolgreiche Verbandsarbeit dar und
nahm engagiert Stellung zu aktuellen
Fragen und Problemen der Schul‑ und
Verbandspolitik. Darüber hinaus entwickelte er bei allen seinen Überlegungen tragfähige Perspektiven für eine
kindgerechte Schule. Diese Tradition
führte Walter Roth seit 1984 fort. Seit
der Festveranstaltung zum 20jährigen
Bestehen des Pädagogischen Seminars
des ULLV am 12. November 1988 zeichneten für das Pädagogische Seminar als
erster Vorsitzender des ULLV Walter Roth
und als Berufswissenschaftler Leonhard
Blaum und Heinz Larisch verantwortlich.
Ihre intensive Arbeit baute auf dem bereits geschaffenen Fundament auf.
Für verantwortungsbewußte Lehrerinnen
und Lehrer stellte sich verstärkt die Aufgabe, das pädagogische Anliegen auch
verbandspolitisch umzusetzen. Hilfestellung bei der Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe bot den jungen Kolleginnen
und Kollegen das Pädagogische Seminar. Ziel des Pädagogischen Seminars
war es, interessierte und leistungsbereite Seminarteilnehmer weiterzubilden
und somit für eine erfolgreiche Arbeit in
Schule und Verband zu befähigen
Neukonzeption
Die im Schuljahr 1988/89 beschlossene Neukonzeption des Pädagogischen
Seminars beinhaltete die Idee, anstelle
der bislang offenen Teilnehmergruppe eine geschlossene Gruppe von ca.
30 jungen herausragenden Prüflingen
sowie aktive Mitarbeiter in einen etwa
2-jährigen Seminardurchgang einzubinden. Die Teilnehmer erhielten dabei
„eine weiterführende Schulung in den
Bereichen Pädagogik, Psychologie,
Didaktik und Methodik mit dem Ziel
der Kompetenzerweiterung bezüglich
Unterrichtsarbeit, Führungsstil und
Leitungsfunktion und eine Qualifikation
im persönlichen, gesellschafts-, schul
und verbandspolitischen Bereich mit
dem Ziel der Kompetenzerweiterung
bezüglich der Mitgestaltung inhaltlicher
und struktureller Prozesse im BLLV. Die
10 Arbeitstagungen eines Seminardurchgangs fanden ganztägig samstags statt.
Dazu kam eine 2- oder 3-tägige Exkursion, meist zu Schulen mit besonderen
pädagogischen Konzepten.
Eine Veränderung der eigentlichen
Zielsetzung war nicht beabsichtigt und
wurde lediglich folgendermaßen neu
formuliert: „Das „PädSem“ ist eine
Fortbildungseinrichtung des ULLV, die
von der Abteilung Berufswissenschaft
organisiert wird.
Mit dem Durchgang 1989–1991 startete diese Konzeption erstmals mit 27
Kolleginnen und Kollegen. Während
des Durchganges wurden acht ganztägige Seminarveranstaltungen und eine
Exkursion durchgeführt. Gleichzeitig mit
dieser Umstellung hatte Leonhard Blaum
die Abteilung Berufswissenschaft übernommen, Otmar Rüger seine Stellvertretung; Anneliese Pollak stand ihm als
Geschäftsführerin des Pädagogischen
Seminars zur Seite. Heinz Larisch war
41
Pädagogisches Seminar
sonen gewesen, die soeben einen PädSem-Durchgang erfolgreich durchlaufen
hatten. Daher beschloss das Kuratorium
unter dem Vorsitz von Jürgen Röhling einen Zwischendurchgang einzuschieben,
der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
der letzen drei Durchgänge für ein Jahr
ins „PädSem spezial“ einladen sollte.
PädSem spezial
Exkursion in die US-High-School in Würzburg: Unfreiwilliger Sketchpartner war
Jürgen Röhling, lange Jahre Kuratoriumsvorsitzender des Pädagogischen Seminars.
bereits seit 1979 als Leiter des Pädagogischen Seminars tätig.
Mit dem folgenden Seminardurchgang
1992–1994 (32 Teilnehmer/-innen)
übernahm Christoph Hartmann die Geschäftsführung des PädSem. In diesem
Durchgang führte die Exkursion zur
Odenwaldschule.
Interessante Exkursionen
Mit dem Seminardurchgang 1994–1996
(40 Teilnehmer/-innen) gab es einen
Wechsel in der Leitung der Abteilung
Berufswissenschaft: Klaus Joerg folgte
Leonhard Blaum im Amt als Leiter der
Abteilung nach. Die Exkursion ging an
eine Schule in Köln, die sich dem Pädagogischen Konzept von Peter Petersen
verschrieben hat.
Während des folgenden Durchgangs
1996–1998 (44 Teilnehmer/-innen) übernahm Christoph Hartmann zusätzlich
das Amt des stellvertretenden Leiters
der Abteilung Berufswissenschaft.
Bei diesem Durchgang wurde auch deutlich, dass die Teilnehmer-Vorschläge der
unterfränkischen Seminarleiter/-innen
und Schulräte/-innen, meist Kolleginnen und Kollegen berücksichtigten, die
direkt nach dem zweiten Staatsexamen
42
in den Schuldienst kommen und sich
in der Regel im Schulgeschehen (auch
bedingt durch Wechsel von Ausbildungszu Einsatzschule) erst einmal orientieren
müssen, bevor sie an eine weitergehende Übernahme von Verantwortung im
Verband denken.
So entstand die Idee, die Konzeption dahingehend zu ändern, dass die Zielgruppe mindestens das 5. Dienstjahr erreicht
haben sollte. Für einen Durchgang
ab 1998 wären das aber genau die Per-
Diese Idee wurde 1999–2000 mit sehr
großem Erfolg in die Tat umgesetzt. Den
38 Teilnehmern/-innen des PädSem spezial wurden fünf Veranstaltungen u. a. zu
Themen wie Schulentwicklung, Personalmanagement, Gesprächsführung angeboten. Am Ende dieses Durchganges gab
es bedeutende personelle Veränderungen in der Leitung des PädSem und der
Abteilung Berufswissenschaft. Nachdem
Heinz Larisch zum Abschluss des „PädSem spezial“ sein Amt als Leiter des
Pädagogischen Seminars nach gut 20
Jahren zur Verfügung stellte, gab es eine
Personalrochade. Klaus Joerg, bisher
Leiter der Abteilung Berufswissenschaft
übernahm die Leitung des PädSem,
Christoph Hartmann, bisheriger Stellvertreter und Geschäftsführer des PädSem,
wurde Leiter der Abteilung Berufswissenschaft. Das Amt des Geschäftsführers übernahm Bernd Lussert.
1994 besuchte PädSem die Odenwaldschule, damals eine anerkannte
Reformschule. Mit dabei unter anderen Heinz Larisch (zweiter von links),
Walter Schäffer (Mitte), Werner Bühner (rechts).
Pädagogisches Seminar
Neue Zielgruppe
Der folgende Durchgang 2000–2002
hatte erstmals als Zielgruppe Kolleginnen und Kollegen ab dem 5. Dienstjahr.
Die 31 Teilnehmer/-innen erlebten zehn
ganztägige Veranstaltungen sowie
eine Exkursion an die Nikolaus-Lenau
Schule in Gmunden/Österreich. Die
25 Teilnehmer/-innen des Durchgangs
2003–2005 erlebten unter anderem eine
Exkursion an die Grundschule „Harmonie“ in Bonn.
Die Folgen des Ersteinsatzes von ehemaligen Prüflingen in Oberbayern hatten
sich bereits im abgelaufenen Durchgang
gezeigt, der mit 25 Teilnehmer/-innen
der bislang kleinste gewesen war. Der
Versuch, ab 2006 einen neuen regulären
Durchgang zu starten, scheiterte an der
geringen Zahl potentieller Bewerber/-innen, so dass das Kuratorium beschloss,
ein weiteres PädSem spezial einzuschieben. Dieses fand 2006/2007 mit 27
Teilnehmern/-innen statt.
Die Besonderheit stellten zwei Exkursionen und eine zusammenhängende Konzeption statt. Die erste Exkursion führte
mit einer Fahrt nach Hanau zur Firma
Heraeus. Die zweite Exkursion, die auch
in mehreren Veranstaltungen intensiv
vorbereitet worden war, führte nach
München, um sich u. a. mit Kultusminister Siegfried Schneider und BLLV-Präsident Albin Dannhäuser zu treffen.
Mit dem PädSem-Durchgang 2007–2009
(33 Teilnehmer/-innen) fand nun der
siebte reguläre (mit PädSem spezial
sogar der neunte) Durchgang seit der
Neukonzeption 1989 statt. Insgesamt
besuchten 232 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer das PädSem, 65 davon nochmals das PädSem spezial.
In der Leitung gab es 2007 wieder einen
Wechsel. Die Bezirksdeligiertenversammlung wählte Harald Tröger zum
stellvertretenden Leiter der Abteilung
Berufswissenschaft. Gleichzeitig übernahm er die Geschäftsführung des Päd-
Gruppenbild mit BMW Z8 (Mai 2000)
Gruppenbild mit Kultusminister Siegfried Schneider (Oktober 2006)
Gruppenbild mit BLLV-Präsident Klaus Wenzel (Juni 2012)
Sem. Da dieser aber ab dem Schuljahr
2007/08 in Bayreuth eine Dozentenstelle am Staatsinistitut für die Ausbildung
von Fachlehrern annahm, musste er
beide Ämter bereits nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Als Geschäftsführer des
PädSem arbeitete dann Jochen Wahlen.
Dr. Ruth Klawitter war seit November
2007 stellvertretende Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft.
Weitere personelle Veränderungen
ergaben sich im Jahre 2008. Mit Ablauf
seiner Amtszeit als Leiter der Abteilung
Berufswissenschaft im Frühjahr 2008
übergab Christoph Hartmann dieses
Amt an Dr. Ruth Klawitter und wurde
selbst Leiter des PädSem. Bereits 2009
folgte Julia Schuck als neue Leiterin der
Abteilung Berufswissenschaft. Ihr zur
Seite steht seit 2011 Dr. Dirk Hartwig.
Aus dem PädSem 2007–2009 erwuchs
mit Tatjana Schaeben (jetzt: Keller) eine
neue Geschäftsführerin. Somit erfolgte
der PädSem-Durchgang 2010–2012 mit
einer völlig neuen Leitung. Dieser Kurs
hatte 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Exkursion führte in die Schweiz.
Im Dezember 2012 bat Herr Jürgen Röhling um Entlassung aus dem Amt des
Kuratoriumsvorsitzenden, das er seit
1991 innehatte. Seit Januar 2013 ist
Klaus Joerg der neue Kuratoriumsvorsitzende. 2013–2014 erfolgte ein weiterer
Durchgang des PädSem spezial mit 18
Teilnehmerinnen. Die Exkursion wurde
als Eintagesfahrt nach Röckingen (LernLandSchaft) durchgeführt und durch
eine zweitätige Seminarveranstaltung
zum Thema Führung aus systemischkonstruktivistischer Sicht ergänzt.
Aktuell ist der Durchgang 2015–2017 in
Planung und Vorbereitung.
43
Fritz Schäffers 80ter Geburtstag:
Der Jubilar mit der langjährigen
BLLV-Vizepräsidentin Erna Holzinger.
von Pat Christ
Ein Kämpfer mit Geist und Geschick
Wie Fritz Schäffer die Geschichte des ULLV in den spannenden 60er Jahren prägte
Besuch bei einem Urgestein: Heuer im
Dezember sind es genau 50 Jahre, dass
Fritz Schäffer den Vorsitz des ULLV
übernahm. Der ehemalige Rektor und
Schulrat, der im Juli 2014 seinen 85. Geburtstag feierte, wird als besonders politischer und kämpferischer Mann in die
Geschichte des ULLV eingehen. Mutig
setzte er sich für eine nicht mehr nach
Konfessionen getrennte Gemeinschaftsschule, für die Landschulreform und ein
neuntes Hauptschuljahr ein.
Nichts geschieht von allein. Wer wüsste das besser als Fritz Schäffer. Um
Veränderungen zu erreichen, nahm er
eine Menge auf sich. Mehrfach wurde
er von der Kanzel herab angeklagt, weil
er gegen die 1969 per Volksentscheid
abgeschaffte Bekenntnisschule war.
„Am Tag der Abstimmung ging ich mit
allen zehn Lehrern unserer Schule
geschlossen zur Wahl“, erinnert er sich.
Das konnte der damalige Pfarrer nicht
fassen: „Am nächsten Tag meldete er
sich von Kirchheim weg.“ In einem Ort,
44
wo man nicht hinter der Bekenntnisschule stand, wolle er nicht länger tätig
sein, schrieb er in einem Brief, der Fritz
Schäffer berührte.
Woher er denn den Mumm genommen
hatte, gegen so große Widerstände zu
kämpfen? Fritz Schäffer lacht: „Ein Held
bin ich ganz sicher nicht. Ich tat einfach
immer nur meine Pflicht.“ Was bedeutete: Er setzte sich dafür ein, dass das
geändert wurde, was er selbst als junger
Lehrer einer Einklassschule in Moos tagtäglich als untragbar erlebt hatte. Übers
ganze Land verteilte Zwergschulen, wo
oft nur um die 30 Schüler von der ersten
bis zur achten Klasse unterrichtet wurden, waren schlicht nicht leistungsfähig.
Im südöstlichen Unterfranken wurde
beispielhaft gezeigt, wie ein landschulreformierter Kreis aussehen könnte. „Wir
machten damals für Gerolzhofen eine Art
Planspiel“, erinnert sich der ehemalige
ULLV-Vorsitzende. Darin eingebunden
waren drei engagierte Kreisvorsitzende.
Die Landschulreform
Kein anderer Lehrerverband war auf Idee
gekommen, so gründliche Vorarbeit für
die Landschulreform zu leisten. 1966
erschienen die Ergebnisse der Planungsgruppe in einer in München herausgegebenen, 16-seitigen Publikation mit dem
Titel „Der Ausbau des Volksschulwesens
im Landkreis Gerolzhofen“. Die Broschüre bereitete in ganz Bayern den Boden für
die danach bald eingeführte, dringend
notwendige Reform. Insgesamt hatte es
1966 im Freistaat 3.788 ein- bis dreiklassige Schulen gegeben.
Harten Fakten kann man sich schlecht
widersetzen. So überzeugte die Darlegung, wie sinnvoll es wäre, aus 71
Volksschulen im Kreis Gerolzhofen 24
Grund- und 8 Hauptschulen zu machen.
Aufgezeigt wurde, wie die Transporte
der Kinder zu organisieren wären und
wie viele Schulräume, Turnhallen und
Fachunterrichtsräume im Landkreis neu
gebaut werden müssten.
Porträt Fritz Schäffer
Bei diesem Thema gab es auch keine
Blockadehaltung seitens des Kultusministeriums. Im Gegenteil. Seit seinem
Amtsantritt 1964 warb Minister Ludwig
Huber intensiv um Verständnis für die
Notwendigkeit einer Landschulreform
mit größeren Schulzusammenschlüssen.
1968 bildete Huber eine Kommission, zu
der auch Fritz Schäffer gehörte. Schon
1969 griffen die Reformpläne: Die Zahl
der unterfränkischen Volkschulen sank
dadurch von 1.040 auf 344, die zum
Schuljahr 1969/70 an den Start gingen.
Umstrittene Differenzierung
Wenn ein Grundschullehrer heute darüber klagt, dass ihm die Aussortierung
der Kinder am Ende des vierten Schuljahres ein Gräuel ist, kann Fritz Schäffer
das nur zu gut verstehen. Ihn empörte
damals die Leistungsdifferenzierung in
wichtigen Fächern der Hauptschule: Nur
A-Schüler durften den Quali machen,
B-Schüler nicht. Um dieses Thema ging
es auch 1978 auf der LDV in Augsburg.
Wie sehr und warum es ihm widerstrebte, als Lehrer Schüler aussortieren
zu müssen, legte Schäffer bei seiner
Stellungnahme in fünf Thesen dar. Die
Zuweisung zu Leistungskursen erfolge nach fragwürdigen Kriterien, die
Leistungsdifferenzierung sei zutiefst
unpädagogisch und vor allem für jüngere
Schüler äußerst problematisch, zeigte
er auf. Für Schäffer stellte sie darüber
hinaus eine Korrumpierung durch die
Gesellschaft und deren Bedürfnisse dar.
Aus seiner Wut machte der ULLV-Mann
vor versammelter Mannschaft keinen
Hehl. Durch die Differenzierung, empörte
er sich, werde die Hauptschule „zu einer
Selektionsanstalt pervertiert.“
Den historischen Ballast der Aussonderung zugunsten eines Unterrichts in
heterogenen Gruppen abzuwerfen, das
ist eine Aufgabe, die heute noch zu lösen ansteht. Geschichte hingegen ist der
Kampf um das neunte Hauptschuljahr,
über das in den 60er Jahren ebenfalls
heftig gestritten wurde. Mit einem
Fritz Schäffer (zweiter von rechts) ehrt 1967 als junger Bezirksvorsitzender August
Deufert, Josef August Eichelsbacher und Wilhelm Theiß (von links). Mit den Geehrten freuen sich Heribert von Kannen, damals stellvertretender BLLV-Präsident, und
BLLV-Ehrenpräsident Franz Xaver Hartmann (rechts). Foto: Röder
Federstrich wurde es im Herbst 1969
eingeführt – ohne eine Vorbereitung der
Lehrer, ohne Lehrplan, ohne Arbeitsmittel. Zum Glück hatte Fritz Schäffer bereits zwei Jahre zuvor das Pädagogische
Seminar gegründet. Dadurch konnte der
ULLV die Hauptschullehrer fit machen.
Schäffer: „Wir hatten das neunte Hauptschuljahr quasi neu erfinden müssen.“
„Ich bin halt ein Optimist“
Steter Tropfen höhlt den Stein – dass
dieses Sprichwort stimmt, lässt sich an
der Erfolgsgeschichte des ULLV unter
Schäffers Regie in den 1960er Jahren
ablesen. „Es ist schon richtig, ich hatte
viel Erfolg“, schmunzelt Fritz Schäffer:
„Was vielleicht daran liegt, dass ich ein
Optimist bin.“ Menschen, denen er begegnet, unterstelle er grundsätzlich erst
einmal Kompetenz und positive Absichten.“ Zu diesem Erfolgsgeheimnis gesellt
sich ein zweites: Der Zusammenhalt
damals unter den Lehrern im ULLV. „Alle
vier Wochen trafen wir uns mittwochs“,
berichtet Schäffer. Bis zu 40 Mitglieder
kamen zusammen, stritten mitunter heftig, setzten sich intensiv mit aktuellen
Themen auseinander. Und sie ermutigten sich gegenseitig. „Ich hatte immer
gute Leute um mich herum gehabt“, so
Schäffer. Eine Tatsache, die wiederum
keineswegs von ungefähr kam.
Fritz Schäffers Erfolg hatte seinen Ursprung nicht zuletzt in seiner Gabe, frei
reden zu können und durch seine Reden
andere zu begeistern, sie zu faszinieren
und in Bann zu ziehen. Man wollte an
seiner Seite kämpfen. Für eine Schule,
die jeden Schüler, auf seine gesamte
Persönlichkeit bezogen, auf bestmögliche Weise fördert, so dass ihm die
größtmöglichen Zukunftschancen offen
stehen. Auch dieses Streben Fritz Schäffers kommt keineswegs von ungefähr.
Schäffer selbst hatte viel Ermutigung von
außen erfahren. Als jugendlicher Schüler
einer Einklassschule wäre er nie auf die
Idee gekommen, Lehrer zu werden. Es
waren wohlmeinende Pädagogen gewesen, die es dem katholischen Bauernburschen aus Aufstetten, großgeworden
in einer elfköpfigen Familie, nahe gelegt
und ermöglicht hatten, eine Lehrerlaufbahn einzuschlagen.
Fritz Schäffer nimmt als ULLV-Ehrenvorsitzender gemeinsam mit seinen Söhnen
Alfred und Walter, beide im ULLV aktiv, und Dr. h.c. Albin Dannhäuser, dem BLLVEhrenpräsidenten, an der ULLV-Delegiertenversammlung 2009 teil (von rechts).
45
Zwischen Euphorie und Auflehnung
von Pat Christ
Früh erwachte das Interesse des Unterfrankens Albin Dannhäuser an aktiver Mitwirkung
Er fiel bald auf im Studium, der junge,
ambitionierte Albin Dannhäuser. „Seine
brillante Intelligenz, sein unglaublicher
Fleiß, seine Organisationskraft waren
nicht zu übersehen“, schreibt Fritz
Schäffer in seinem Buch „Brüder reicht
die Hand zum Bunde“. Warum er ein so
herausragender Student gewesen war?
„Nun, ich musste doch etwas wissen,
bevor ich etwas weitergeben konnte“,
so der aus Großwenkheim stammende
Lehrer.
Doch auch für ihn ging es im Rückblick
tatsächlich blitzschnell mit der Karriere
innerhalb des BLLV: „Ich trat quasi morgens ein und wurde am Abend gleich
in ein Amt gewählt.“ So war Dannhäuser, eher er sich versah, Vorsitzender
der BLLV-Studentengruppe an der Uni
Würzburg. Es folgte der rasche Aufstieg
in den ABJ-Landesvorstand. Von 1974 an
war Dannhäuser Sprecher der Junglehrer im Verband Bildung und Erziehung
(VBE). Zehn Jahre später gelang es ihm
als erstem Unterfranken, Präsident des
BLLV zu werden.
Es war nicht Widerspruch und es war
nicht Auflehnung, was ihn damals dazu
getrieben hatte, sich als Student im
ULLV zu engagieren, erklärt der passionierte Grund- und Hauptschullehrer:
„Mich hatte es gereizt, mitgestalten zu
können.“ Und zwar sowohl bei der Lehrerbildung als auch bei der Schulpolitik.
46
Das war Ende der 1960er und Anfang der
1970er Jahre. Lebhaft diskutiert wurde
damals über die Gesamtschule. Sie
sollte verhindern, dass Kinder allzu früh
ausgesiebt werden. Euphorisch reagierten die Junglehrer 1974 auf das mit großer, Partei übergreifender Mehrheit vom
Landtag verabschiedete Lehrerbildungsgesetz für die Stufenlehrerausbildung.
Bekanntlich mündeten die damaligen
Diskussionen dann doch nicht in eine
Reform. Ganz im Gegenteil: „Kultusminister Hans Maier war die Speerspitze
der Gegenreform“, erinnert sich der 1943
geborene Pädagoge. Maier wollte eine
nach Schularten gegliederte Schule –
und keine Stufenlehrerausbildung.
Die Euphorie verflog
In den 1980er Jahren ballten sich die
Schwierigkeiten: „Es folgte für uns ein
Rückschlag nach dem anderen.“ Die
Euphorie der Großen Bildungsreform
war ganz und gar verflogen. Dannhäuser: „Diese Jahre waren geprägt von
Gegenreaktion und Polarisierung, hinzu
kamen ideologische Kämpfe innerhalb
der Lehrerorganisationen.“ Dannhäuser
kämpfte unverdrossen für die Professionalität des Lehrerberufs und einen
gleichwertigen Status aller Lehrämter.
Die Kämpfe ebbten auch in den 1990er
Jahren nicht ab. So dachte das Kultusministerium 1992 laut darüber nach, die
Ausbildung der Hauptschullehrer an die
Fachhochschulen zu verlagern.
Wer das tue, „gräbt gegen uns das
Kriegsbeil aus!“, wetterte Dannhäuser
beim Schulpolitischen Aschermittwoch
1993 in Landshut. Ein solcher Plan sei
„ein Frontalangriff auf unsere Profession und eine zynische Abwertung der
Bildungsansprüche unserer Schüler.“
Eine Neuorientierung in Sachen Bildung
sehe anders aus: „Nämlich: kleinere,
überschaubare Klassen und Lerngruppen, Zeit für die individuelle Förderung.“
Dannhäuser forderte wiederholt zusätzliches pädagogisches Personal, Zeit
für Führung und Verwaltung der Schule
sowie die Anerkennung der Lehrämter in
allen Schularten.
Pädagogisch war für ihn jede Richtung
eine Orientierungshilfe, die das Kind in
den Mittelpunkt rückt: „Der BLLV war immer offen für neue Ideen.“ Dannhäuser
beeindruckte die Reformpädagogik Ellen
ULLV-Ehrenvorsitzender trifft BLLVEhrenpräsident: Walter Roth und Albin
Dannhäuser 2009 in Schweinfurt.
Porträt Albin Dannhäuser
Deutscher Junglehrertag 1978 in Würzburg: Walter Roth, ABJ-Vorsitzender in Unterfranken, Jürgen Weber, zweiter Bürgermeister,
ABJ-Landesvorsitzender Albin Dannhäuser, Björn Engholm, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung
und Wissenschaft, Karl Herrmann, Schriftleiter der ABJ-Zeitschrift „Der Junglehrer“, Wolfram Machalitzky, damals BLLV-Vizepräsident, und Dieter Krause, VBE-Geschäftsführer. Foto: Heußner
Keys, deren Hauptmotive die „Erziehung
zur Selbsttätigkeit“ und die „Erziehung
vom Kinde aus“ waren. Er befasste sich
auch mit der reformpädagogischen
Landschulbewegung, die zu Beginn der
Weimarer Republik einen neuen Aufschwung nahm.
„Keine Nischenpädagogik!“
Dass sich Kinder originär zum Ausdruck
bringen, wenn sie sich mit der Umwelt
auseinandersetzen, erkannte auch die
Italienerin Maria Montessori. Von ihr ließ
sich der BLLV-Präsident ebenso inspirieren wie von der Waldorfpädagogik.
Dannhäuser: „Wir wollen von den freien
Entwicklungen möglichst viel lernen.“ Da
der BLLV Schule immer als gesellschaftlichen Auftrag angesehen habe, war er
gleichzeitig gegen jede „Nischenpädagogik“: „Wir versuchen, positive Entwicklungen aus den Nischen zu holen und sie
in die öffentliche Schule zu bringen.“
Wie schaffte er es, dass ihm nie die
Puste ausging – trotz aller Kämpfe und
Rückschläge? „Wer starke Wurzeln hat,
der gibt nicht so schnell auf“, meint
Dannhäuser. War der Gegenwind allzu
harsch, dachte er an die prägenden
Persönlichkeit im ULLV und BLLV, die
ebenfalls kämpfen mussten und die
durch die Kämpfe gestählt wurden.
Dannhäuser: „Ich erinnerte mich dann
zum Beispiel an die Generation, die den
Kampf gegen die Konfessionsschule
gewonnen hatte.“
Rückschläge, Niederlagen und Frustrationen machten ihn nicht mundtot und
ließen ihn nicht resignieren: „Sie trieben
mich vielmehr weiter voran.“ Zu den
bittersten Niederlagen gehörte im Jahr
2000 das Scheitern des Volksbegehrens
„Die bessere Schulreform“. Nur 5,7 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen
und Bürger hatten sich im Februar dieses Jahres eingetragen. Das stieß Dannhäuser sauer auf. Scheiterte doch damit
der Versuch des BLLV, „eine Schulpolitik
zu korrigieren, die im direkten Widerspruch zu unseren pädagogischen und
schulpolitischen Grundsätzen stand.“
Die Staatsregierung hatte nun den Weg
frei, die flächendeckende sechsstufige
Realschule einzuführen.
In jeder Hinsicht unabhängig
Wichtig war Dannhäuser stets ein unabhängiger Verband, der nicht am finanziellen Tropf einer Partei oder irgendeiner
anderen Organisation hängt. Das ist für
einen Lehrerverband nicht selbstverständlich. So wird die Katholische Erziehergemeinschaft (KEG) von der Kirche
unterstützt: „Andere Verbände erhalten
Unterstützung von der Wirtschaft.“ Auch
achtete Dannhäuser streng auf parteipolitische und weltanschauliche Neutralität. Dass ihm dies gelang, zeigt die
Tatsache, dass er keine Scheu vor der
Kooperation mit Politikern jeder Couleur
hatte und hat.
2008 nahm Dannhäuser von der Grünenpolitikerin Margarete Bause für sein
Lebenswerk den „Grünen Doktorhut“
entgegen. Als Mitglied des Fernsehausschusses des Rundfunkrats arbeitet er
mit Inge Laures von der SPD und Otmar
Bernhard von der CSU vertrauensvoll
zusammen. 2007 erhielt er von der
SPD-Landtagsfraktion im Senatssaal des
Maximilianeums als „mutiger Kämpfer
für Schule und Kinder“ den WilhelmHoegner-Preis. Mehrmals traf sich Albin
Dannhäuser als BLLV-Präsident mit den
Freien Wählern zum Austausch.
Dass die Arbeit in seinem Ursprungsverband ULLV so gut vorangeht, freut
den Ehrenpräsidenten, der stark von
ULLV-Persönlichkeiten wie Fritz Schäffer
geprägt ist. „Ich halte den ULLV für einen
der selbstbewusstesten, stärksten und
solidesten unserer Bezirksverbände“,
erklärt er. Aus einer sehr großen Vergangenheit habe der ULLV immer die
Zukunft im Blick: „In vielen Dingen ging
er bayernweit voran, ob es sich um Fragen der Lehrerbildung, der Schulreform
oder um schulpolitische Innovationen
handelte.“ Gerade der ULLV habe stets
den „Blick der unmittelbar Betroffenen“
verfolgt: „Und konkrete Erfahrungen aus
dem Schulalltag gebündelt.“
47
ULLV-Delegiertenversammlung
1984 in Veitshöchheim: Am
Rednerpult ULLV-Vorsitzender
Firtz Schäffer, am Vorstandstisch ULLV-Geschäftsführer
Walter Jander.
Die Delegiertenversammlung des ULLV
„Die Bezirksdelegiertenversammlungen sind
die Markierungspunkte des Verbandslebens. Auf
ihnen werden die klärenden Diskussionen geführt,
Entscheidungen getroffen, Beschlüsse gefasst“.
(Fritz Schäffer)
Der Ablauf dieser Versammlungen ist
seit Jahrzehnten ähnlich und bewährt,
wird aber nach Notwendigkeit variiert:
Sie finden an zwei Tagen (Freitag, Samstag) statt, beginnen mit einer ersten
Arbeitssitzung (Totenehrung, Rechenschaftsbericht der Vorstandschaft,
Kassenbericht, Entlastung, Beratung von
Anträgen, Neuwahlen) und bieten am
Abend des Freitag ein Unterhaltungsprogramm für Delegierte und Gäste aus dem
Verband.
Diskussionsrunden
zu Tagungsthemen
Der Samstag startet mit der Festveranstaltung in aller Regel nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden
mit der Festrede des BLLV-Präsidenten
48
und mit Grußworten und Statements
von Ehrengästen aus der Politik, der
Gesellschaft und der gastgebenden
Stadt. Mehrfach gab es im Rahmen der
Festveranstaltung auch eine Diskussionsrunde zum Tagungsthema mit ganz
unterschiedlichen Teilnehmern. In einer
weiteren Arbeitssitzung behandeln die
Delegierten die Anträge und beschließen Positionspapiere und Resolutionen.
In der Nachkriegszeit bis 1964 fand die
BDV jeweils im Zwei-Jahres-Rhythmus
und in Würzburg statt. Ab 1967 änderte
sich dies: Die Versammlung tagte in anderen unterfränkischen Kommunen, ab
1969 im Turnus von drei Jahren (siehe
Tabelle Seite 49), zuletzt wegen der
guten Tagungsbedingungen mehrmals
in Schweinfurt.
Zusammenstellung
und Kommentierung
von Walter Roth
Die Tagungsthemen der Delegiertenversammlungen wurden stets gemeinsam
im Vorstand und im Ausschuss gefunden und festgelegt. Meist wurde Bezug
genommen auf aktuelle Entwicklungen in
der Politik und der Bildungsdiskussion,
oft wurden Themen aus der Landesdelegiertenversammlung aufgenommen. Das
Wort „Schule“ wurde zuletzt kaum noch
verwendet: BLLV und ULLV verstehen
sich stärker als noch vor 50 Jahren als
einflussreiche Verbände im Bereich der
gesamten Bildung und Erziehung.
Festreden der Präsidenten
als Aktionsprogramm
Noch 1978 („Schule in schwerer Zeit“)
und 1984 („Schulpolitik in einer Zeit
des Umbruchs“) stellte BLLV-Präsident
Wilhelm Ebert die Umbrüche in den
Mittelpunkt seiner Festreden, besondere
Aktivitäten in der Schulpolitik waren jetzt
gefragt. Dagegen rückten 1987 und 1991
ULLV und Präsident Albin Dannhäuser die
Arbeitsbedingungen und die Arbeit der
Lehrer, der Pädagogen ins Zentrum der
Diskussionen.
Delegiertenversammlung
Kontrastreich die Tagungsthemen 1994
und 1997: Die Werte-Erziehung wurde
erörtert, erstmals in einer Diskussionsrunde mit Vertretern der Medien und der
Wirtschaft, von Kirche und Justiz. Drei
Jahre später ging es knallhart darum,
einer Kürzungsrunde der Staatsregierung
und drohenden „Billigschulen“ Widerstand entgegenzusetzen.
Gemeinsam stark
Bei den letzten BDVen wurde ein kurzer
knackiger Nenner gefunden, um die Ziele festzulegen. Präsident Klaus Wenzel
brachte die BLLV-Politik für die Zukunft
auf den Punkt: Gemeinsam stark.
Jahr
Tagungsort
Tagungsthema der Delegiertenversammlung
1967
Lohr
Tagungsthema nicht bekannt
1969
Schweinfurt
„Reale Schulpolitik im Zeitalter der Pläne“
1972
Bad Neustadt
„Schule und Lehrer 1972“
1975
Marktheidenfeld
„Ist der BLLV eine politische Organisation?“
1978
Bad Kissingen
„Schule in schwerer Zeit“
1981
Bad Königshofen
„Erziehung – neu gefragt“
1984
Veitshöchheim
„Schulpolitik in einer Zeit des Umbruchs“
1987
Bad Brückenau
„Rückschritt oder Aufbruch in der Schul- und Lehrerpolitik?“
1991
Gemünden
„Verantwortung und Freiheit des Pädagogen“
1994
Bad Brückenau
„Leitbilder – damit es Menschen werden“
1997
Lohr
„Vorrang für Bildung – Billigschulen verhindern“
2000
Aschaffenburg
„Priorität für Bildung und Erziehung“
2003
Schweinfurt
„Bildung braucht Basis“
2006
Bad Kissingen
„Bessere Bildung für alle“
2009
Schweinfurt
„Schule braucht Freiheit“
2012
Schweinfurt
„Gemeinsam stark“
DV 1975 in Marktheidenfeld: Karl Bausback, 3. Vorsitzender;
Helmut Schoßwald, Kassier; Karl Herrmann, unterfränkischer
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer (ABJ); Margot Deufert, 2. Vorsitzende; Walter Jander,
Geschäftsführer; Fritz Schäffer, Vorsitzender; Jürgen Röhling,
Schul- und Bildungspolitik; Günther Birkle, Berufswissenschaft (von links).
DV 1984 in Veitshöchheim: In der ersten Reihe die Träger
der Karl-Heiß-Medaille Elisabeth Schamberger, Walter
Jander, Heinz Otte, Erwin Ziska, Franz Schaffer sowie ULLVEhrenvorsitzender Fritz Schäffer (von links). Dahinter der neu
gewählte Vorsitzende Walter Roth, Geschäftsführer Ernst Kinzinger und Abteilungsleiter für Dienstrecht und Besoldung
Reinhold Breunig (von links).
DV 1991 in Gemünden: Walter Roth, Vorsitzender; Kunigunde Fraas, Beisitzerin; Heide Bossinger, 2. Vorsitzende; Alfred
Schäffer, Schulpolitik; Claudia Cebulla, 3. Vorsitzende;
Klaus Joerg, ABJ-Vorsitzender; Leonhard Blaum, Berufswissenschaft,; Stephan Debes, Geschäftsführer; Gisela Tittus,
Beisitzerin; Gerhard Bleß, Dienstrecht und Besoldung; Bernd
Kuhn, Kassier.
DV 2012 in Schweinfurt: Bernd Kuhn, Kassier; Stephan Debes, Beisitzer; Julia Schuck, Berufswissenschaft; Steve Bauer, Schul- und Bildungspolitik; Ingrid Otto, 3. Vorsitzende;
Christine Starz, Beisitzerin; Wolfgang Wittmann, Dienstrecht
und Besoldung; Linda Wörner, ABJ; Wiltrud Kuhn, Geschäftsführerin; Helmut Schmid, 2. Vorsitzender; Gerhard Bleß,
Vorsitzender; Walter Roth, Ehrenvorsitzender.
49
Delegiertenversammlung
Vorstandschaft und Bezirksausschuss des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes
Bezirksausschuss
1972
1975
1978
Ehrenvorsitzende
des ULV u. ULLV
Wilhelm Theiß
Ehrenmitglieder
des ULV u. ULLV
August Deufert
Prof. Dr. Johannes
Guthmann
August Deufert
Prof. Dr. Johannes
Guthmann
1984
1987
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
August Deufert
Walter Jander
August Deufert
Walter Jander
Unterfr. Ehrenmitglieder
des BLV u. BLLV
Prof. Dr. Johannes
Guthmann
Prof. Dr. Johannes
Guthmann
Erna Holzinger
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
1. Vorsitzender/Vorsitzende/r
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Walter Roth
Walter Roth
2. Vorsitzende/r/1. Stellv. Vorsitzende/r
Margot Deufert
Margot Deufert
3. Vorsitzende/r/2. Stellv. Vorsitzende/r
Karl Bausback
Karl Bausback
Margot Deufert
Rita Hartmann
Rita Hartmann
Heide Bossinger
Karl Herrmann
Eugen Albert
Eugen Albert
Heide Firnkes
Geschäftsführer/in
Walter Jander
Walter Jander
Walter Jander
Walter Jander
Ernst Kinzinger
Ernst Kinzinger
Bezirkskassierer/Schatzmeister
Helmut Schoßwald
Helmut Schoßwald
Helmut Schoßwald
Helmut Schoßwald
Helmut Schoßwald
Bernd Kuhn
ABJ-Vorsitzende/r
1972: Albin Dannhäuser
1973: Karl Herrmann
Karl Herrmann
Walter Roth
Alfred Schäffer
Alfred Schäffer
Monika Hutzler
1. Beisitzer/in
Hermann Lang
Hermann Lang
Rüdiger Bernhard
Rüdiger Bernhard
Winfried Trischler
Hildegund Rüger
2. Beisitzer/in
Liselotte Trump
Liselotte Trump
Liselotte Trump
Liselotte Trump
Gisela Tittus
Gisela Tittus
Berufswissenschaft
Günter Birkle
Günter Birkle
Günter Birkle
Günter Birkle
Günter Birkle
Leonhard Blaum
Schul- und Bildungspolitik
Ludwig W. Müller
Jürgen Röhling
Jürgen Röhling
Linus Dietz
Linus Dietz
Linus Dietz
Standespolitik/Dienstrecht und Besoldung
Berthold Engelhard
Berthold Engelhard
ab 1977: Roland Frank
Roland Frank
Walter Roth
Reinhold Breunig
Reinhold Breunig
"Organistation und Statistik/
Mitgliederverwaltung und Statistik"
Johann Thinschmidt
Johann Thinschmidt
Johann Thinschmidt
Günter Dusel
Günter Dusel
Günter Dusel
Rechtsschutz
Karl Heinz Neumann
Karl Heinz Neumann
Karl Heinz Neumann
Karl Heinz Neumann
ab 1983: Fritz Keßelring
Fritz Keßelring
Fritz Keßelring
Presse/Öffentlichkeitsarbeit
Wolfgang Zirkelbach
Wolfgang Zirkelbach
ab 1976: Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Herbert Kappes
Herbert Kappes
Herbert Kappes
Herbert Kappes
Herbert Kappes
Franz Werthmann
Sozialschutz
Ingemarga Mogwitz
Ingemarga Mogwitz
Ingemarga Mogwitz
Ingemarga Mogwitz
Ingemarga Mogwitz
Christine Helling
Studentenarbeit G/H
Rainer Fritsch
1975/76: Günter Bayer
1976/77:
Peter Wagenbrenner
Heide Firnkes
Heide Firnkes
Heide Firnkes
ab 1984:
Walter Schäffer
Walter Schäffer
Vorsitzende/r der Studentengruppe
Würzburg
Helmut Rahner
1975: Helmut Rahner
1976: Bernhard Helm
1977: Alfred Schäffer
1978 :Walter Schäffer
1978: J. Zischka
1979: Ossi Glöbl
1980: Alois Weinmann
1981: Evelin Spohrer
1982: Conny Kraetzl
1983: G. Rexrot
1984: Silvia HochmuthRexa
1985: M. Klingenstein
1986: Anja Strasser
1987: Dieter Ulrich
1988: D. Pototschnik
1989: Stephan Wohletz
1. Frauenvertreter/in
Elisabeth Schamberger
Gertrud Ulrich
Gertrud Ulrich
Gertrud Ulrich
Heide Firnkes
Marlies Umhau
2. Frauenvertreter/in
Ilse Faltus
Christine Helling
Christine Helling
Christine Helling
Christine Helling
Annemarie Friedrich
1. Beisitzer/in BA
Rüdiger Bernhard
Rüdiger Bernhard
Hans Rogosch
Frithjof Grell
Franz Altwasser
Franz Altwasser
2. Beisitzer/in BA
Hans Rogosch
Hans Rogosch
Frithjof Grell
Winfried Trischler
Friedrich Goldstein
Friedrich Goldstein
BLLV Aktuell/Unterfränkische Schule
ab 1974: Rudolf Franz
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Roland Dauth
August Deufert
1981
August Deufert
Sport
Pensionistenbetreuung
Jugend und Volksbildung/
Jugend und Verbände
Schule, Kirchen, Religionen
Studentenarbeit FöSch
50
Delegiertenversammlung
1991
1994
1997
2000
2003
2006
2009
2012
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Fritz Schäffer
Walter Roth
Fritz Schäffer
Walter Roth
Fritz Schäffer
Walter Roth
Fritz Schäffer
Walter Roth
Fritz Schäffer
Walter Roth
August Deufert
Valentin Rosel
Erna Holzinger
Erna Holzinger
Erna Holzinger
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Ludwig W. Müller
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Hildegund Rüger
Erna Holzinger
Fritz Schäffer
Hildegund Rüger
Walter Roth
Walter Roth
Walter Roth
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Heide Bossinger
Heide Bossinger
Ulrike Busch-Gerber
Ulrike Busch-Gerber
Harald Friedrich
Harald Friedrich
Harald Friedrich
Helmut Schmid
Claudia Cebulla
Kunigunde Fraas
Monika Hutzler
Harald Friedrich
Maria Scheuring
Maria Scheuring
Maria Scheuring
Ingrid Otto
Stephan Debes
Stephan Debes
Christopher Strätling
Christopher Strätling
Harald Tröger
Wiltrud Kuhn
Wiltrud Kuhn
Wiltrud Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Bernd Kuhn
Klaus Joerg
Raimund Willert
Raimund Willert
Peter Nossol
Carina Herteux
Carina Herteux
Kai Feser
Linda Wörner
Kunigunde Fraas
Harald Friedrich
Franz Altwasser
Stephan Debes
Stephan Debes
Stephan Debes
Stephan Debes
Stephan Debes
Gisela Tittus
Gisela Tittus
Heide Bossinger
Wiltrud Kuhn
Wiltrud Kuhn
Helmut Schmid
Helmut Schmid
Christine Starz
Leonhard Blaum
Klaus Joerg
Klaus Joerg
Christoph Hartmann
Christoph Hartmann
Christoph Hartmann
2009: Dr. Ruth Klawitter
2010/11: Julia Schuck
Julia Schuck
Alfred Schäffer
Alfred Schäffer
Alfred Schäffer
Alfred Schäffer
Alfred Schäffer
Steve Bauer
Steve Bauer
Steve Bauer
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Gerhard Bleß
Wolfgang Wittmann
Wolfgang Wittmann
Wolfgang Wittmann
Wolfgang Wittmann
Wolfgang Wittmann
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Peter Kiesel
Fritz Kesselring
Fritz Keßelring
Fritz Keßelring
Winfried Trischler
Winfried Trischler
Franz-Josef Remling
Franz-Josef Remling
Stephan Withelm
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Reinhard Glaab
Peter Nossol
Peter Nossol
Peter Nossol
Peter Nossol
Norbert Krista
Norbert Krista
Norbert Krista
Norbert Krista
Norbert Krista
Norbert Krista
Wolfgang Schmitt
Wolfgang Schmitt
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Rudolf Franz
Reinhold Breunig
Reinhold Breunig
Sigbert Mantel
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Franz Werthmann
Günter Birkle
Joachim Hartmann
Joachim Hartmann
Joachim Hartmann
Joachim Hartmann
Sabine Wenzel
Sabine Wenzel
Sabine Wenzel
Annemarie Friedrich
Annemarie Friedrich
Annemarie Friedrich
Annemarie Friedrich
Annemarie Friedrich
Annemarie LerchlFriedrich
Annemarie LerchlFriedrich
Annemarie LerchlFriedrich
Nikoline Krebs
Claudia Pinger
Claudia Pinger
Doris Müller
n. b.
Daniela Rienecker
Gabi Simon
Gabi Simon
Ute Wolfrum-Schalk
Ute Wolfrum-Schalk
Ute Wolfrum-Schalk
n. b.
Frank Tollkühn
Frank Tollkühn
Frank Tollkühn
Frank Tollkühn
1991/92:
Sabine Flütsch
1993: Claudia Pinger
1994/95: Walter Leyh 1997: Jörg Baumann
1996: Jörg Baumann 1998/99:
Katharina Hay
Christina Müller
2003/04: Daniela
Rienecker
2005: Ruth Szkaley
2006/07: Kerstin
Mikschl
2008: Susanne Schott
2009: Susanne Schott
2010/11: Maximilian
Langner
2012:
Veronika Dumbacher
2013:
Andreas Rosenberger
2014:
Isabell Bittermann
Werner Bühner
Andreas Herrmann
Andreas Herrmann
Joachim Huppmann
Joachim Huppmann
Joachim Huppmann
Marlies Umhau
Annemarie Friedrich
Franz Altwasser
Harald Friedrich
Werner Bühner
Werner Bühner
51
Politische Arbeit
Der ULLV in der Öffentlichkeit
52
ULLV-Vorsitzender Walter Roth mit MdL Walter Eykmann (CSU),
Vorsitzender des Ausschusses für den Öffentlichen Dienst ...
... und mit MdLHermann Leeb, Staatsminster der Justiz.
BLLV-Vizepräsidentin Hildegund Rüger und ULLV-Kreisvorsitzende Christel Wohletz mit MdL Petra Münzel (Grüne).
ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß mit MdL Günter Felbinger
und Dr. Hans-Jürgen Fahn (beide Freie Wähler).
Gesprächstermin mit CSU-Vertretern: Staatssekretär Gerhard
Eck, MdL; Oliver Jörg, MdL; Manfred Ländner, MdL; Landtagspräsidentin Barbara Stamm, MdL; Judith Gerlach, MdL;
Thorsten Schwab, MdL.
Gesprächstermin mit SPD-Vertretern: Gerhard Bleß, ULLVVorsitzender; Wolfgang Wittmann, ULLV; Karin Radermacher, MdL; Alfred Schäffer, ULLV; Karin Pranghofer, MdL;
Wiltrud Kuhn, ULLV; Walter Roth, ULLV-Ehrenvorsitzender.
Treffen mit Kultusministern: Gerhard Bleß und Gerhard Estenfelder (beide ULLV) mit Monika Hohlmeier ...
... und Gerhard Bleß mit Ludwig Spänle
Politische Arbeit
2014 in Erlenbach am Main
Wer politisch etwas bewegen will, muss an die
Öffentlichkeit. Der Unterfränkische Lehrer- und
Lehrerinnenverband hat sich in seiner 150jährigen
Geschichte nie gescheut, öffentlich Position zu
beziehen. In Gesprächen mit Politikern verschiedener Parteien und Vertretern der Schulverwaltung auf
allen Ebenen, in Pressekonferenzen zu aktuellen
Bildungsthemen, an Infoständen in Städten und
Gemeinden, bei Demonstrationen für höhere Investitionen in Bildung, mehr Lehrerplanstellen, angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und
mehr Bildungsgerechtigkeit. Der bunte Bilderbogen
dokumentiert die politische Arbeit des ULLV vor
allem in den letzten Jahren und Jahrzehnten.
2010 in Würzburg
2010 in Würzburg
2004 in Würzburg
2002 in Berlin
urg
2004 in Würzb
en
1998 in Münch
1998 in Mü
nchen
53
Politische Arbeit
54
Politische Arbeit
55
Innovation
Diskussion
Begegnung
von Walter Roth unter Mitarbeit von Christoph Hartmann und Helmut Schmid
Die Lehrertage des ULLV –
viel mehr als Fortbildung!
„1980 gab die ABJ Unterfranken den Anstoß
zur Durchführung einer großen überregionalen
Fortbildungsveranstaltung, um für den
jeweiligen Prüfungsjahrgang letzte Hilfen
für die II. LAP zu bieten.“
(Fritz Schäffer, Brüder reicht die Hand zum Bunde, S. 78).
Die ersten Lehrertage
Zum 1. „Würzburger Lehrertag“ kamen
rund 220 junge Lehrerinnen und Lehrer
in die Gustav-Walle-Schule Würzburg.
Nach der Begrüßung durch den ABJVorsitzenden Walter Roth nahm Fritz
Schäffer temperamentvoll Stellung zur
„Situation an unseren Volksschulen“.
Ein Programmpunkt, der von Anfang an
die Lehrertage mit prägte und oft lebhafte Diskussionen erzeugte.
Am 1. März 1980 folgten auf diese
schulpolitische Einführung jeweils fünf
Seminare zur Heimat- und Sachkunde
der Grundschule bzw. zum Sachunter-
56
richt der Hauptschule. Referenten waren
unterfränkische Seminarleiter/innen.
Die zentralen Lehrertage sind bis heute
eine große Gemeinschaftsleistung mehrerer ULLV-Gruppen: der Kreisverbände
Würzburg-Stadt und Würzburg-Land,
der ABJ Unterfranken und des Referates
(heute: Abteilung) Berufswissenschaft,
das ab 1981 die Veranstaltung vorbereitete und durchführte. Die „Macher“
waren in den ersten Jahren vor allem
Referatsleiter Günther Birkle und
Geschäftsführer Werner Bühner. Doch
ohne die Mobilisierung oft des gesamten
Lehrerkollegiums vor Ort, an der GustavWalle-Schule organisiert durch Linus
Dietz, hätten die Lehrertage mit bis zu
600 Lehrerinnen und Lehrern nicht stattfinden können. Wir behaupten nicht,
dass im ULLV alle Ideen für die Lehrertage selbst „geboren“ wurden. Eher im
Gegenteil: Zumindest am Anfang haben
wir sehr davon profitiert, dass es bereits
ein „Amberger Seminar“ des BLLVBezirksverbands Oberpfalz gegeben hat
und dass der VBE Nordrhein-Westfalen
derartige Lehrertage durchführte.
Innovation und Begegnung
Der „Würzburger Lehrertag“ sprach nach
einigen Jahren die gesamte unterfränkische Lehrerschaft an den Grund-,
Haupt- und nun auch Förderschulen an.
Schäffer: „Innovation und Persönlichkeitsbildung sollten gleichberechtigt neben Pädagogik und Fachdidaktik treten.“
Dazu kamen Ausstellungen namhafter
Lehrmittelverlage und die Präsentation
von Kinder- und Jugendliteratur.
Ab 1987 übernahm Leonard Blaum
die Leitung des Referats Berufswissenschaft und damit der Lehrertage,
Lehrertage
Veranstaltungsort war die Volksschule in
Gerbrunn. Bis dahin hatten meist BLLVMandatsträger, unter ihnen Wilhelm
Ebert und Erna Holzinger, das Hauptreferat gestaltet. Nun setzte Blaum kräftige
reform- und sozialpädagogische Schwerpunkte. Bei mehreren Lehrertagen nach
der „Wende“ konnten wir zahlreiche
Kolleginnen und Kollegen aus Thüringen
begrüßen, Ergebnis unserer Partnerschaft mit dem Thüringer Lehrerverband
TLV. Ab 1991 veranstalteten weitere
Kreisverbände mit viel Erfolg Lehrertage,
zuerst die Schweinfurter Kolleginnen
und Kollegen.
Ab 1994 fand der Lehrertag am Kaufmännischen Berufsschulzentrum Würzburg
statt. Veranstaltungsprogramme und -ort
zeigen deutlich die Handschrift des neuen „Berufswissenschaftlers“ Klaus Joerg:
Handlungsorientiert und kommunikativ
muss Schule, müssen Lehrer sein, um
„Lust am Lehren und Lernen“ zu erreichen. Ernüchterung beim 21. Lehrertag
2000: Vorsitzender Walter Roth musste bei seiner letzten Lehrertags-Rede
eingestehen, dass der BLLV mit dem
Volksbegehren „Die bessere Schulreform“ gescheitert war. Doch wir „haben
unseren aufrechten Gang behalten“, war
die Botschaft.
Für Gerhard Bleß bleibt die bayerische
Schul- und Lehrerpolitik ein ergiebiges
Feld für politische Aussagen und Kommentierungen, so etwa beim 24. Lehrertag: „Schulqualität durch motivierte
Lehrerinnen und Lehrer“.
Lehrer- und Erziehertag
2001 wanderte der Würzburger Lehrertag
hoch auf den Heuchelhof. Christoph
Hartmann, der die Abteilung Berufswissenschaft übernommen hatte, konnte
von Anfang an auf die starke Unterstützung des dortigen Hauptschulleiters
Reinhard Glaab bauen. 2004 lautete der
Titel der Veranstaltung: 25 Jahre Innovation – Information – Kommunikation.
25 Jahre Würzburger Lehrertag 2004: Gerhard Bleß (ganz links) mit den vier im
Laufe der Jahre zuständigen Abteilungsleitern Berufswissenschaft Günther Birkle,
Christoph Hartmann, Klaus Joerg und Leonhard Blaum (von links). Zum Jubiläum
gratulierten BLLV-Präsident Albin Dannhäuser, die ULLV-Ehrenvorsitzenden Fritz
Schäffer und Walter Roth und BLLV-Vizepräsidentin Hildegund Rüger (von rechts).
57
Lehrertage
gogen, Schulberatung, Verwaltungsangestellte) fanden die „Unterfränkischen
Lehrertage“ 2011 und 2014 statt, nach
wie vor in der Mittelschule WürzburgHeuchelhof).
Namhafte Referenten hautnah erleben: der Kinder- und Jugendpsychologe,
Psychotherapeut und Bestsellerautor Michael Winterhoff 2011 beim Würzburger
Lehrer- und Erziehertag auf dem Heuchelhof.
Hartmann stellte Team- und Unterrichtsentwicklung in den Mittelpunkt mehrerer
Würzburger Lehrertage. Er bot ein gut
genutztes „Baukastensystem“ an, mit
dem die zahlreichen Lehrertage auf
der Schulamtsebene und für die Fachgruppen unterstützt wurden. Ab 2006
machte der ULLV bei den Einladungen
deutlich, dass er längst nicht mehr „nur“
ein Lehrerverband ist: Am 25. März fand
der 27. Lehrer- und Erziehertag statt,
mit Veranstaltungen für „Seminare aller
Schularten“ und vier Workshops, die
eigens auch für Erzieher/innen aus dem
„KiTa“-Bereich ausgewiesen waren.
Lehrertage im Wandel
Thematisch setzten die Lehrertage nach
2006 Schwerpunkte, die mit Verzögerung auch in der staatlichen Lehrerfortbildung Niederschlag fanden: So wurden
Begriffe, wie Kompetenzorientierung
(z. B. im Lesen 2006, in Mathematik
2007) oder gestaltete Übergänge (2009),
heute in aller Munde, mit Inhalt gefüllt
oder aber Trends gesetzt. Dabei war die
Auseinandersetzung mit der (Lehrer)gesundheit (2005, 2008, 2010) eines der
zentralen Themen, die durch Christoph
Hartmann forciert wurden, die aber auch
in den zusätzlichen „Gesundheitstagen“
des BLLV dezidiert aufgegriffen wurden.
Immer wieder boten die Lehrertage die
Plattform, um schulpolitische Themen
im ULLV, aber auch in die Öffentlichkeit
zu transportieren. Neben den politi-
58
schen Grußworten des Vorsitzenden
Gerhard Bleß sind hier vor allem die
Auftritte von Protagonisten aus dem
Landesverband BLLV (z. B. Simone
Fleischmann 2009) zu nennen. Da die
Lehrer­tage regelmäßig von wichtigen
lokalen und regionalen Politikern
besucht werden, bieten sich häufig Möglichkeiten zu informellen Gesprächen.
Ein sich veränderndes Fortbildungsinteresse und sinkende Besucherzahlen
zwangen die Organisatoren der Abteilung Berufswissenschaft, mittlerweile
unter der Leitung von Julia Schuck, 2011
zu einer Neuausrichtung der Lehrertage.
Der traditionsreiche Würzburger Lehrer- und Erziehertag firmiert seither
als Zeichen für den Wandel unter dem
Emblem „Unterfränkischer Lehrer- und
Erziehertag“. Im dreijährigen Wechsel
mit den mittlerweile bestens eingeführten lokalen Lehrertagen (Aschaffenburg,
Miltenberg, Bad Kissingen, Kitzingen,
Schweinfurt, Hassberge) und den Lehrertagen der Fachgruppen (Fachlehrer,
Förderlehrer, Schulleiter, Sonderpäda-
Inhaltlich ruht der Fortbildungstag
nunmehr auf drei Säulen: Neben der
bewährten Verlagsausstellung präsentiert sich der ULLV als schulpolitische
Avantgarde in Unterfranken, realisiert
durch die Rede seines Vorsitzenden.
Drittens kommt ein schlagkräftiger, über
die unterfränkischen Grenzen bekannter
Referent wie etwa Michael Winterhoff zu
Wort. Die bislang betriebenen Workshops, jahrelang ein Magnet für die
Besucher, entfielen letztlich mangels
nachhaltiger Akzeptanz.
Eine Bilanz
Nach 33 Lehrertagen in Würzburg und
zahlreichen Veranstaltungen in den
Regionen und für die Fachgruppen ist zu
bilanzieren: Die Lehrertage setzten und
setzen Maßstäbe. Manche Innovation
nahm an diesen Tagen ihren Anfang.
Immer wurden die Lehrertage in den
Schulämtern und der Regierung von
Unterfranken aufmerksam zur Kenntnis
genommen. Immer fanden sich (zuletzt
wieder) viele Kolleginnen und Kollegen
ein, die das Gehörte in Unterfranken
multiplizierten. Die Konzeption der
Lehrertage erwies sich jederzeit als
flexibel und am Bedarf der Kolleginnen
und Kollegen ausgerichtet. Das wird den
Lehrertagen auch in der Zukunft den
Zulauf sichern.
Fazit: Fortbildung auf höchstem Niveau
ist in Unterfranken ohne den ULLV nicht
denkbar.
Lokale Lehrertage – hier eine Aufnahme vom Schweinfurter Lehrertag 1991 –
ergänzen die zentrale Veranstaltung in Würzburg.
Lehrerbildung
Gespräche über die Zukunft der Lehrerbildung an der Universität Würzburg:
ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß 2002
mit Uni-Präsident Prof. Dr. Theodor
Berchem und BLLV-Vize-Präsident
Dr. Ludwig Eckinger (von links).
Der lange Weg zur
universitären Lehrerbildung
von Fritz Schäffer 1989;
überarbeitet von Gerhard Bleß 2014
Eine der Hauptpunkte im Forderungskatalog der Lehrer an die Nationalversammlung in Frankfurt 1848 war „Ausbildung aller Lehrer an den Universitäten
des Landes“. Diese Forderung wurde bei
der Gründung des ULV 1864 sofort wieder aufgegriffen. Sie war über 112 Jahre
hinweg bis 1976 wichtiger Programmpunkt aller Delegiertenversammlungen,
unzähliger Eingaben, Memoranden und
Anträge an die Parlamente.
Die wichtigsten Stationen
dieses Weges:
1770: Fürstbischof Adam Friedrich von
Seinsheim gründet in Würzburg das
erste Lehrerseminar Süddeutschlands.
Ab diesem Zeitpunkt musste jeder Lehrer Unterfrankens ein Jahr das Seminar
besuchen. Ab 1814 wurde das Seminar
auf zwei Jahre ausgedehnt.
1770
„Ausbildung aller Lehrer an
den Universitäten des Landes“
nn
nn
nn
Unerschütterlich haben Generationen
von Lehrern an dieser Zentralforderung
festgehalten, ungeachtet der Demütigungen und Schmähungen und unbeeindruckt davon, dass die Widerstände
von politischen, kirchlichen, gesellschaftlichen Kreisen und selbst von den
Universitäten gegen dieses Ziel schier
unüberwindlich schienen.
Von 1958 bis 1976 wurde die Lehrerbildung schrittweise über die Institute für
Lehrerbildung und die Pädagogische
Hochschule schließlich zur Universitätsausbildung überführt. Erst mit dem
Lehrerbildungsgesetz von 1976 konnte
der ULLV die Erfüllung dieser LangzeitForderung erleben: Die Volksschullehrer
waren endlich an der Universität angekommen.
1866
1866: Das Lehrerbildungsnormativ
bestimmte:
nn 7 Jahre Volksschule
3 Jahre Präparantie
2 Jahre Seminar
I. Lehramtsprüfung
nn
Fortbildungsseminar 1–3 Jahre
nn
II. Lehramtsprüfung
Dieses Normativ blieb – in Einzelheiten
mehrmals abgeändert – Rechtsgrundlage der Lehrerbildung in Bayern bis
1958.
1935
Ein kurzes Zwischenspiel von 1935–1941
brachte die „Hochschule für Lehrerbildung“, die aber von den Nationalsozialsten schnell wieder abgewürgt wurde.
Hitler und seinen Genossen waren
akademisch gebildete Lehrer mit eigenständigem Denken ein Greuel. Ihnen
schwebten für diesen Beruf Befehlsempfänger und kritiklose Befehlsausführer
vor, ausgemusterte Unteroffiziere etwa,
wie Hitler einmal in seinen Tischgesprächen meinte.
Verständlicherweise gibt es auch heute
Kritik an dieser Ausbildung. Aber für den
ULLV gilt: Diese Lehrerbildung, für die
vier Lehrergenerationen gekämpft haben
und die erst die fünfte erreicht hat, steht
für uns als Ganzes nicht zur Disposition.
Nach verständlichen Anlauf- und Orien­
tierungsschwierigkeiten gewann sie
an Profil und Format; die Absolventen
erweisen sich als fach- und sachkompetente Lehrer, die mit hohem Fachwissen
und pädagogischem Engagement ihre
beruflichen Aufgaben meistern.
Ein Vorkämpfer für die akademische
Lehrerbildung und selbst ein bekannter
Lehrerbildner war das Ehrenmitglied
des ULLV, Prof. Dr. Johannes Guthmann
(1892–1976). Nach seiner Ausbildung in
Schwabach war er als Lehrer an vielen
unterfränkischen Schulen tätig, u. a. in
Aubstadt, Hasloch, Burgsinn, Bonnland
und Kitzingen. Nach Zusatzstudium und
Promotion wechselte er in die Lehrerbildung, wo er an der Hochschule für
Lehrerbildung in Würzburg, später an der
dortigen Lehrerbildungsanstalt und zuletzt an der Universität Erlangen lehrte.
Im BLLV war er vom ABJ-Obmann über
die Funktion des Referenten für Berufswissenschaft im ULLV bis zum Leiter der
Berufswissenschaftlichen Hauptstelle
des BLLV von 1955 bis 1967 tätig. Seine
beiden Werke über die Geschichte des
BLLV und die Geschichte des ULLV sind
Standardwerke in der Geschichte von
Schule und Lehrer.
59
Auch ein „Kind“ des ULLV
Das Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Würzburg
von Gerhard Bleß
Vier Punkte waren es, die den damaligen
Vorsitzenden des BLLV-Bezirksverbandes Unterfranken, Gerhard Bleß, vor
gut zwölf Jahren zu der Überzeugung
brachten, dass der ULLV mithelfen muss,
damit an der Universität Würzburg ein
Zentrum für Lehrerbildung entsteht:
Bildung und Erziehung (VBE), Dr. Ludwig
Eckinger, nahm daran teil. Aus der Taufe
gehoben wurde bei dieser Veranstaltung
ein Planungsteam für ein Zentrum für
Lehrerbildung unter der Leitung von Frau
Prof. Dr. Margareta Götz, die Keimzelle
des heute existierenden Zentrums für
Lehrerbildung.
nn
nn
60
Die damals massiv einsetzende politische Diskussion um die Schließung
von Standorten der Lehrerbildung.
Dabei stand plötzlich auch die traditionsreiche Lehrerbildung in Würzburg
zur Disposition.
Der auch damals wieder aufkommende, völlig inakzeptable Versuch der
Fachhochschulen, den Universitäten
einen Teil der Lehrerbildung abspenstig zu machen.
nn
Die dringend notwendige Optimierung der Lehrerbildung, die mehr
denn je als lebenslanger Prozess
aufgebaut werden muss.
nn
Die Erkenntnis unserer ULLV-Fach­
gruppe Hochschule unter der da­
ma­ligen Leitung von Prof. Dr. Ernst
Kircher, dass die vielen guten Einzelaktivitäten zur Lehrerbildung an der
Universität Würzburg zu wenig oder
gar nicht koordiniert werden und ein
Austausch der an der Lehrerbildung
Beteiligten nur sehr unzureichend
stattfindet.
Mehrere Aktivitäten des ULLV folgten,
um die Entstehung eines Zentrums für
Lehrerbildung an der Universität Würzburg zu unterstützen, u. a. Gespräche
mit den Präsidenten (Berchem/Haase)
und Vizepräsidenten (Böning/Sinn/
Schneider) der Universität, mit dem
Leiter der Schulabteilung der Regierung
von Unterfranken, usw.
Außerdem lud der ULLV vor zwölf Jahren
(11.11.2002) zu einem hervorragend
besuchten Expertengespräch zur „Zukunft der Lehrerbildung an der Universität Würzburg“ ein. Teilnehmer waren
zahlreiche Professoren (Böning, Götz,
Müller, Ahrens, Abraham, Weigand etc.),
sowie die Spitze der unterfränkischen
Schulverwaltung und des BLLV. Auch
der damalige Vizepräsident des BLLV
und Bundesvorsitzende des Verbandes
Zu der ersten Sitzung dieses Planungs­
teams am 20.01.2003 (Teilnehmer:
Prof. Dr. Margareta Götz, Prof. Dr. Dr.
h.c. Rüdiger Ahrens, Prof. Dr. Dieter
Böhn, PD Dr. Ernst Kircher, AL Dr. Stefan
Vorderobermeier, LRSchD Siegfried Baumann, RSchR Ludger Maag, SRin Margit
Holzgartner, ULLV-Vorsitzender Gerhard
Bleß) erfolgte die Einladung noch durch
den ULLV, bevor Frau Prof. Dr. Götz unter
weiterhin enger Einbeziehung mehrerer
Mitarbeiter des ULLV die Leitung voll und
ganz in die Hand nahm. Bereits bei der
ersten Sitzung nahm das ZfL eine konkrete Form an, die in den Grundzügen
der bis vor wenigen Monaten bestehenden Struktur entsprach.
Schließlich wurde im Sommer 2004 das
„Zentrum für Lehrerbildung“ der Univer-
Lehrerbildung
Die drei Leiter der Fachgruppe Hochschule im ULLV: Prof. Dr.
Lothar Katzenberger (1975–1995), Dr. Peter Pfriem (2005–
2008), Privatdozent Dr. Ernst Kircher (1995–2005).
sität Würzburg offiziell gegründet, noch
ohne Mittel, Räume und Personal, aber
es war damit konkret vorhanden.
Seither war es das Bestreben aller Beteiligten, dieses zarte Pflänzlein ZfL kontinuierlich auf- und auszubauen. Der ULLV
hat dies durch zahlreiche Gespräche mit
den Verantwortlichen in der Hochschulleitung (Uni-Präsidenten Prof. Dr. Haase,
Prof. Dr. Forchel, Vizepräsident Prof. Dr.
Sinn, Vizepräsident Prof. Dr. Schneider,
Vizepräsidentin Prof. Dr. Götz, Vizepräsident Prof. Dr. Riedel) und der Regierung von Unterfranken (AD Röhling/
AD Portscher/AD Eirich) getan. Zudem
wurden alle seither vom ZfL durchgeführten Veranstaltungen finanziell wie ideell
vom ULLV unterstützt.
Inzwischen ist das ZfL der Uni Würzburg
um den Bereich der Bildungsforschung
erweitert und zu einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der Universität
mit vielfältigen Aktivitäten geworden.
Es hat den Auftrag,
nn die Lehrerbildung, d.h. die Aus- und
Fortbildung sowie die Bildungsforschung, weiter zu entwickeln
nn Knotenpunkt zu sein von Studierenden, Lehrer(inne)n aller Schularten,
HochschullehrerInnen, Politik, Schulbehörden und Verbänden
nn die wissenschaftlichen Ressourcen
in der Lehrerbildung und Bildungsforschung an der Universität fakultätsübergreifend zusammenzuführen
nn interdisziplinäre Forschung und den
wissenschaftlichen Nachwuchs zu
fördern
Im Gespräch mit Prof. Dr. Margarete Götz, Vizepräsidentin der
Uni Würzburg, Vorsitzender Gerhard Bleß und der Fachgruppenleiter Hochschule Dr. Matthias Erhardt (von links).
Es bietet als Kompetenz- und ServiceZentrum
nn Information zu den modularisierten
Lehramtsstudiengängen
nn Beratung für Lehramtsstudierende
nn Stärkenanalyse
nn Tagungen zur Schulentwicklung
nn Transfer wissenschaftl. Ergebnisse
nn Workshops zu Forschungsmethoden
nn Seminare zu interkultureller
Kompetenz
nn internationale Vernetzung
Das ZfL der Uni Würzburg hat 2014 durch
Erlass des Senates eine neue „Ordnung“
mit völlig neuen Strukturen erhalten, die
dafür sorgt, dass die Fachwissenschaften verstärkt in seine Arbeit eingebunden werden, die aber gleichzeitig auch
die Mitbestimmungsmöglichkeiten
durch die Vertreter der II. Phase der Lehrerbildung erheblich eingeschränkt hat.
Fazit
Durch die grundsätzlich positive Entwicklung der letzten 12 Jahre dürfen wir
uns nicht blenden lassen. Die Lehrerbil-
dung hat noch längst nicht den Stellenwert innerhalb der Universität Würzburg
erreicht, der ihr gebührt und das ZfL wird
noch sehr viel kontinuierliche Aufbau­
arbeit erfordern.
Das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung kann an der Universität
Würzburg zu einem echten Erfolgsmodell werden. Es muss dann aber auch
nach der Neukonzeption die Einbeziehung nicht nur der Fachdidaktiken und
Fachwissenschaften, sondern auch
der II. Phase der Lehrerbildung und der
Lehrerfortbildung ernsthaft verfolgen.
Nur so kann es ein umfassender Ort der
Lehrerbildung werden, der Theorie und
Praxis eng miteinander verzahnt. Und
nur so kann es einzigartig bleiben unter
Deutschlands Lehrerbildungszentren.
Fest steht: Der ULLV wird weiterhin seine
Unterstützung für die Lehrerbildung
leisten und in seinen Bemühungen nicht
nachlassen, den Ausbau des ZfL gegenüber der Universitätsleitung einzufordern, aber auch kritisch zu begleiten.
ULLV trifft ZfL(2006): Prof. Dr. Wolfgang Schneider (ZfL), Maria Scheuring,
Harald Friedrich, Wiltrud Kuhn (alle ULLV), Dr. Birgit Hoyer, Prof. Dr. Ulrich Sinn
(beide ZfL); Gerhard Bleß (ULLV).
61
Seit 1996 (hier ein Foto von 2008) die
Führungsspitze des Bezirkspersonalrates
bei der Regierung von Unterfranken: Gerhard Bleß (Vorsitzender) und Christine
Starz (Stellvertretende Vorsitzende).
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
von Gerhard Bleß
Unterfränkische Personalräte wachen über Recht und Billigkeit.
62
den ULLV besonders wichtigen Gruppe
der Lehrer an Volksschulen (heute:
Lehrer an Grundschulen und Mittelschulen) zusätzliche Sitze brachte. Heute hat
diese Gruppe neun Sitze, von denen der
ULLV acht innehat: Gerhard Bleß, Wiltrud
Kuhn, Jochen Wahlen, Silvio Rummolino,
Maria Scheuring, Julia Schuck, Joachim
Huppmann, Franka Popp. Bei den
ursprünglich alle drei, später alle vier
und heute alle fünf Jahre stattfindenden
Bezirkspersonalratswahlen hat der ULLV
immer Kandidatenlisten für den Bereich
der Volksschulen bzw. Grundschulen
und Mittelschulen eingereicht. Diese
haben stets hervorragende Ergebnisse
erzielt: Der/Die im Vorstand des Bezirks­
per­so­nal­rates angesiedelte Gruppen­
ver­treter(in) der Lehrer an Volksschulen
bzw. an Grund- und Mittelschulen wurde
seit 1959 immer vom ULLV gestellt. Von
1969 bis 1982 wurde diese(r) gleichzei-
ULLV-Ergebnisse bei den Wahlen zum Bezirkspersonalrat
80 % 78,1 79,4 76,7 76,6 77,0 74,6 75,1 76,0 73,7 73,5
69,8
70 %
73,1 71,0 71,8
73,7
60 %
6
2
1
201
200
200
8
199
0
6
4
199
199
198
2
198
4
8
197
197
9
196
6
196
3
196
1
196
9
50 %
195
Demokratische Errungenschaften
brauchten in der Nachkriegsgeschichte
des Freistaates Bayern – wie in ganz
Deutschland – einige Jahre, um zur Entfaltung zu kommen. So erfolgte eine Regelung hinsichtlich der Beteiligung der
Beschäftigten an Entscheidungen des
Dienstherrn erst mit dem Bayerischen
Betriebsrätegesetz vom 25.10.1950, das
auch Vorschriften für den öffentlichen
Dienst enthielt. Ein eigens für diesen
Bereich maßgebliches Gesetz kam in
Bayern erst am 21.11.1958 (Bayerisches
Personalvertretungsgesetz) zustande. Es
blieb 15 Jahre lang weitgehend unverändert bis zu seiner grundlegenden
Neufassung. Das neue Bayerische Personalvertretunggsgesetz (BayPVG) 1974 brachte
eine weitreichende Erweiterung und
Verstärkung der Mitbestimmungsrechte
der Personalvertretungen in personellen
und sozialen Angelegenheiten. Die Zahl
der Mitglieder der Bezirkspersonalräte
wurde auf bis zu 17 erhöht, was der für
Personalrat
Vorsitzende des Bezirkspersonalrats
tig zum/zur stellvertretenden Vorsitzenden (erstmals Walter Jander) und seit 1982 zum Vorsitzenden des Bezirkspersonalrates gewählt (erstmals Robert
Bräutigam). Seit 1986 kandidierte der ULLV auch in
der Gruppe Angestellte (heute Arbeitnehmer) und erreichte auf Anhieb einen
Sitz im Bezirkspersonalrat. Gewählt wurde damals Berta Glania, Verwaltungsangestellte am Staatlichen Schulamt im
Landkreis Würzburg. Diese wurde 1990
erneut in den Bezirkspersonalrat und
zur Gruppenvertreterin der Angestellten
sowie zur Stellvertretenden Vorsitzenden
gewählt.
Seit dem Jahr 1994 gehören sogar zwei
Mitglieder des ULLV der Gruppe Angestellte bzw. Arbeitnehmer im Bezikspersonalrat an: Christine Starz (Würzburg,
bis heute) sowie Ingeborg Kuntscher
(Hafenlohr, 1994–1998), Ursula Bauer
(Würzburg, 1998–2011) bzw. Sigrid Weigand (Iphofen, seit 2011).
Christine Starz ist seit 1994 Gruppenvertreterin im Vorstand des Bezirkspersonalrates und stellvertretende Vorsitzende. Durch die stets hohe Präsenz
des ULLV im Bezirkspersonalrat sowie
die Übernahme führender Positionen in
diesem Gremium konnte der ULLV über
einen Zeitraum von 55 Jahren sicherstellen, dass die Meinungen und Positionen
des Verbandes in den grundsätzlichen
1959–66
Hermann Lang, Würzburg
1966–74
Walter Jander, Würzburg
1974–76
Herbert Klein, Würzburg
1976–82
Ingemarga Mogwitz, Kitzingen
1982–86
Robert Bräutigam, Waldbüttelbrunn
1986–88
Reinhold Breunig, Marktbreit
1988–90
Walter Roth, Aschaffenburg
seit 1990
Gerhard Bleß, Gaukönigshofen/Würzburg
Für neu gewählte Personalräte veranstaltet der ULLV Schulungen. Hier eine Aufnahme von 2009 mit BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke (dritter von rechts).
Fragen des unterfränkischen Schul- und
Bildungswesens sowie die personellen
und sozialen Interessen der Beschäftigten im Schulbereich gegenüber der
Regierung von Unterfranken nachhaltig
vertreten wurden. Auch auf Ebene der
örtlichen Personalvertretungen ist der
ULLV äußerst erfolgreich und stellt seit
1974 in allen 12 Schulamtsbezirken
sowie im Personalrat für Förderschulen
die Vorsitzenden. Mindestens einmal jährlich treffen sich
die ÖPR-Vorsitzenden und BPR-Mitglie-
der aus den Reihen des ULLV zu Koordinierungssitzungen, um sich inhaltlich
abzustimmen und neueste Entwicklungen im Personalvertretungsrecht und deren Umsetzung zu erörtern. Außerdem
führt der ULLV immer im Anschluss an die Personalratswahlen Schulungen für
neu gewählte Personalratsmitglieder
durch, die hervorragend besucht sind
und zwischen 20 und 35 Teilnehmer
aufweisen. Durch diese Maßnahmen
wird eine kontinuierliche und fundierte
Personalratsarbeit auf allen Ebenen der
Schulverwaltung sichergestellt. Vorsitzende der örtlichen Personalvertretung
Frank Tollkühn
Förderschulen in Unterfranken
Wolfgang Wittmann
Lkr. Bad Kissingen
Horst Kern
Lkr. Miltenberg
Frank Rabenstein
Lkr. Aschaffenburg
Hubertus Schneider
Lkr. Rhön-Grabfeld
Matthias Weinberger
Lkr. Haßberge
Andreas Liebald
Lkr. Kitzingen
Josef Grodel
Lkr. Main-Spessart
Hermann Ertl
Stadt Aschaffenburg
Wolfgang Meier
Stadt Würzburg
Stephan Debes
Lkr. Würzburg
Walter Schäffer
Lkr. Schweinfurt
Birgit Pensel
Stadt Schweinfurt
Die ULLV-Mitglieder im aktuellen Bezirkspersonalrat bei der
Regierung von Unterfranken (V.l.n.r.): Jochen Wahlen, Sigrid
Weigand, Silvio Rummolino, Christine Starz, Wiltrud Kuhn,
Franka Popp, Julia Schuck, Joachim Huppmann, Maria Scheuring, Gerhard Bleß (Aufnahme vom Juli 2011)
63
Das Redaktionsteam der Unterfränkischen Schule: Peter Nossol, Leiter des
Referates Öffentlichkeitsarbeit, und
Joachim Huppmann, Chefredakteur.
Wie die USCHi grün
geworden ist
von Joachim Huppmann
Der Weg von der Wandzeitung zum Mitgliedermagazin
Mit dieser Festschrift halten Sie die 28.
Ausgabe der „Unterfränkischen Schule“
in den Händen. Im Versand be­finden sich
um die 6.300 Exemplare, die Mitglieder
des ULLV, der Schulverwaltung, Promis
und Politiker viermal im Jahr per Postversand nach Hause oder an ihre Dienststellen erhalten. Die Zeitschrift soll, wie
es in der Zielsetzung für das Vorgängermedium „BLLV aktuell“ heißt, über standes- und schulpolitische Fragen informieren. Daran hat sich bis heute nichts
geändert. Der regionale Bezug ist bei der
Themenauswahl Grund­­voraussetzung.
Das überregionale Pendant, die „Bayerische Schule“ deckt ganz Bayern in ihrer
Berichterstattung ab.
Mitgliederinformation 3.0
Unsere Bezirkszeitung ist die dritte
Evolutionsstufe in Sachen Mitgliederinformationen in Unterfranken. Am Anfang
stand die Wandzeitung „BLLV aktuell“.
Etabliert wurde das Konzept 1974. Rudolf
Franz betreute das Blatt bis 1987. Roland
Dauth führte die Zeitung fort bis 1990.
Im Schnitt sechsmal pro Jahr schmückten je 1000 Exemplare der auf farbiges
A3-Papier kopierten Wandzeitungen die
unterfränkischen Lehrerzimmer. Wichti-
64
Die Vorgänger der USCHi: Die
Wandzeitung „BLLV aktuell“
und die Zeitschrift „Blickpunkt
Schule“, die ein Unikat blieb.
ge Personen und Institutionen wurden
per Post versorgt. Zwischenzeitlich gab
es den Versuch einer Mitgliederzeitschrift.
Die erste Ausgabe war zugleich die letzte Ausgabe. „Blickpunkt Schule“, welche
die Wandzeitung ersetzen sollte bleibt
ein Unikum, da die erhoffte kontinuierliche Mitarbeit an der Zeitung ausblieb.
Nach Werner Bühner, der die Geschicke
des „Blättles“ von 1990 bis 1999 leitete,
übernahm Andreas Herrmann aus
Höchberg die Leitung von „BLLV aktuell“.
So lief die Wandzeitung weiter bis ins
Jahr 2006. Im November diesen Jahres
ging die „Final Edition“ in den Versand.
Andreas Herrmann wechselte in das neu
etablierte Team der neuen Bezirkszeitung mit dem Kosenamen USCHi.
Dass USCHi die Eifersucht der Ehefrauen
von Peter Nossol, Joachim Huppmann
und Andreas Herrmann weckte, blieb
Unterfränkische Schule
Wir, das gegenwärtige Redaktions­
team, Peter Nossol, Referatsleiter für
Öffentlichkeitsarbeit, und Joachim
Huppmann, Chefredakteur der
USCHi, bedanken uns bei allen, die
uns mit ihren Anregungen, Texten
und Bildern unterstützt und Nachsicht bei Fehlern geübt haben. Das
bleibt bei allen Korrekturen und
Kontrollen leider nicht aus. Was
wir weiterhin und gerne auch mehr
brauchen: Viele Beiträge von vielen
engagierten ULLV-Mitgliedern.
nicht lange aus. Es handelt sich nach
wie vor um eine sehr zeitaufwändige
„Liebe“. Im Jahr 2007 schied Andreas
Herrmann, der auch den Online-Auftritte
für den ULLV betreute aus. Frank Rabenstein ist nun für das Onlineangebot
verantwortlich.
Von Lehrern für Lehrer
Mit an Bord von USCHi kam Pat Christ,
eine Profijournalistin, die vor allem
recherche- und reiseaufwändige
Themenstellungen auf Honorarbasis in
fertige Artikel verwandelt, und somit das
gegenwärtige Team entlastet. USCHi ist
eine von Lehrern „echt selbstgemachte“ Zeitung und ist somit nahe an den
Gefühlen, Meinungen und Problemen
der Kollegen, die in den Schulen ihren
Dienst tun. Das soll auch so bleiben.
Ja, wie ist denn nun die Uschi grün
geworden? Die Planungen für eine
Die Titelbilder liegen der Redaktion besonders am Herzen, für sie ist Chefredakteur
Joachim Huppmann verantwortlich. Nachlesen kann man in den einzelnen Ausgaben im Internet unter www.unterfranken.bllv.de
unterfränkische Bezirkszeitung begannen 2006. Ein großer Teil der Bezirksverbände des BLLV beabsichtigte seine
in die Jahre gekommenen Zeitschriften
zu renovieren. Man einigte sich darauf,
ein Designbüro in München mit einem
gemeinsamen Layout für die Mitgliederorgane zu beauftragen. Die Layoutvorschläge für die einzelnen Bezirke
unterschieden sich lediglich in den Farben. Die Münchner Lehrerzeitung wurde
zum Beispiel blau. Unterfranken suchte
sich die Farbe grün aus. Nach einigen
Treffen in München letztendlich, konnten
wir mit einer Layout-CD in der Tasche auf
die Suche nach einer Druckerei gehen.
Die Firma Lang in Bad Neustadt ist uns
nun über sieben Jahre ein zuverlässiger
Layout- und Druckpartner geworden. Der
Versand wird heute nach einem Versuch
über einen regionalen Anbieter von der
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