Der Weg in die Krise und aus der Krise - GO
Transcription
Der Weg in die Krise und aus der Krise - GO
Nummer 1/2010 4 201009 010014 GO AHEAD! leading responsibly www.go-ahead.at DAS MAGA ZIN FÜR VISIONÄRE DENKER UND ANDERE Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie Seite 47 Ralf Flierl Durch die österreichische Brille Seite 88 GO AHEAD! Kristof Berking Andreas Unterberger Die Freiheit und ihre größten Feinde Seite 20 Die „Ron Paul Revolution“ Muster einer Graswurzelbewegung Seite 8 Foto: (c) United States Congress Der Weg in die Krise und aus der Krise Das Magazin für visionäre Denker und andere DER WEG IN DIE KRISE UND AUS DER KRISE NUMMER 1/2010 24 / 7 / 365 http:/ http:// http://iShop.uptime.at Angeführte Preise gültig zum Zeitpunkt des Erscheinens (1. Oktober 2010). Alle aktuellen Preis- und Produktinformationen finden Sie im uptime iShop. Freiraum und Sicherheit Eine VertriebssoŌware, die mühelos den Brückenschlag vom Wunsch des Verkäufers nach Autonomie zum Anspruch des Managements auf Kontrolle schaŏ! pipelinersales.com GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Editorial Der Weg in die Krise und aus der Krise. DER DIESJÄHRIGE GO AHEAD! BUSINESS SUMMIT BESCHÄFTIGT SICH NOCH EINMAL MIT DEM THEMA KRISE. ES ERSCHEINT NOTWENDIG, DIE SICHT DER „ÖSTERREICHISCHEN SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE“ VOR DIESEM HINTERGRUND, VERTIEFEND UND ERWEITERND ZU DISKUTIEREN. Mag. Nikolaus Kimla Herausgeber Dass die Zufriedenheit mit den bisherigen Erklärungsansätzen für die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und vor allem mit den bisherigen „Exit“- Strategien eine enden wollende ist, zeigt sich auch an den medialen und öffentlichen Wellen, die unser Kongress schon lange vor seinem Start schlug. die richtigen Lösungsperspektiven zu entwickeln. Es geht darum, die Schlüsselkonzepte einer zukunftsverträglichen wirtschaftlichen Entwicklung, nämlich Freiheit und Verantwortlichkeit, wiederzuentdecken, freizulegen und in Gesellschaft und Politik neu zu verankern. In der Tat sind die Handlungserfordernisse nach der scheinbaren Bewältigung der Krise nur noch gestiegen. Riesige Schuldenberge verstellen uns, insbesondere in Europa, den Blick in die Zukunft. Über die Zukunft der europäischen Währung wird mehr denn je gemunkelt. Unsicherheit und auch Angst vor Radikalisierung machen sich breit. „ Doch das „Licht am Ende des Tunnels“, das heute die Konjunkturforscher und die mediale Wahrnehmung begeistert, könnte auch nur das Licht des entgegenkommenden Zuges sein. Denn die Auswirkungen der dramatischen Schuldenlast auf die reale Wirtschaft sind in ihrer Dimension noch nicht abschätzbar. Die Leidtragenden stehen heute schon fest: das mittelständische Unternehmertum und die nächste Generation. Sie werden zur Kasse gebeten und müssen die riesige offene Rechnung begleichen, die Krise und Krisenbekämpfung verursacht haben. Lässt sich dagegen nichts tun?“ Diese Zeilen hatte ich vor einem Jahr im Vorwort zum business summit 09 geschrieben. Der von einigen Rednern bereits angekündigte „Insolvenzfall Griechenland“ wurde damals medial stillgeschwiegen. Vor diesem Hintergrund will der zweite Kongress zur „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ mit kritischen Analysen neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Denn wer die Ursachen der Krise nicht verstanden hat, der wird wohl kaum dazu in der Lage sein, In diesem Sinn wünsche ich Ihnen mit der aktuellen Ausgabe unseres Magazins und mit seinen hochkarätigen Autoren eine spannende und aufschlussreiche Lektüre – und Ihnen als Besucher des GO AHEAD! business summit 10 neue Impulse und Perspektiven. Es geht um die Zukunft. Diese zu gestalten ist unsere Aufgabe, Verpflichtung und Verantwortung. Lassen Sie mich mit den Worten von Ludwig von Mises enden: „Alles, was heute im sozialen und wirtschaftlichen Leben geschieht, das Gute und das Schlechte, ist das Ergebnis von Ideen. Was not tut, ist der Kampf gegen schlechte Ideen. ...Ideen, und nur Ideen können Licht in die Dunkelheit bringen. Diese Ideen müssen der Öffentlichkeit so vorgestellt werden, dass die Menschen sie verstehen und überzeugt werden...Ich wiederhole es: Wir brauchen nichts anderes zu tun, als die schlechten Ideen durch bessere zu verdrängen.“ « 5 Industrie gefährdet die Arbeitslosigkeit. www.iv-net.at Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer in Österreich der größte Arbeitgeber ist? • Die Industrie sichert annähernd 2 von 3 Arbeitsplätzen. schnittslohn). • Die Industrie zahlt überdurchschnittlich hoch (2.800 Euro Durch DIE INDUSTRIE MACHT’S … GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Inhalt Cover-Story Foto: (c) United States Congress DIE RON PAUL REVOLUTION DER HARTE KERN VON RON PAUL-AKTIVISTEN BETRÄGT IN DEN USA SCHÄTZUNGSWEISE ZWISCHEN 100.000 UND 500.000 PERSONEN. BEI DEN VORWAHLEN ZUR NOMINIERUNG DES REPUBLIKANISCHEN PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDATEN 2008 HABEN CA. 1,2 MILLIONEN ALS REPUBLIKANER REGISTRIERTE WÄHLER FÜR RON PAUL GESTIMMT, UND DIES OBWOHL ER VON DEN MEDIEN TOTGESCHWIEGEN ODER ALS CHANCENLOS HINGESTELLT WURDE, WÄHREND TATSÄCHLICH UNBELIEBTE KANDIDATEN HOCHGEJUBELT WURDEN. Ron Paul Seite 8 Die Ron Paul Revolution 8 Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Falsch gestellte Weichen 20 Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Andreas Unterberger 28 Seite 20 36 Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie 47 Der Weg in die Krise und aus der Krise Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie 78 210 Tage arbeiten für den Staat Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes Durch die österreichische Brille Herbert Unterköfler Eugen Maria Schulak 82 Seite 36 88 Staatssucht: Welche Therapie hilft? Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! 98 Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! 102 Ralf Flierl Seite 88 Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Durch die österreichische Brille 94 Staatssucht: Welche Therapie hilft? 108 Nikolaus Kimla Seite 94 114 7 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ Kristof Berking Die Ron Paul Revolution Muster einer Graswurzelbewegung Ron Paul spricht auf der „Rally for the Republic“ 2008 8 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ WARUM KAM DIE WENDE VON 1989 UND KOMMEN ÜBERHAUPT REVOLUTIONEN SO PLÖTZLICH UND FÜR SÄMTLICHE DEMOSKOPEN UND POLITIKWISSENSCHAFTLER, DIE DOCH VON BERUFS WEGEN STRÖMUNGEN IN DER BEVÖLKERUNG UND TENDENZEN IM POLITISCHEN SYSTEM BEOBACHTEN UND UNTERSUCHEN, SO GÄNZLICH UNERWARTET? WEIL SICH DIE MEISTEN MENSCHEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT ANDERS ÄUSSERN, ALS SIE IN WAHRHEIT DENKEN. Sie orientieren sich bei ihren Meinungsäußerungen an der vermeintlichen Mehrheitsmeinung, laufen, bildlich gesprochen, dem Wagen, auf dem die Kapelle spielt (engl. „bandwagon“), hinterher. Durch die Präferenzverfälschung unzähliger Individuen erscheint die „herrschende Meinung“ allen Beteiligten unverrückbar – bis sich, angeleitet durch das Vorbild einiger weniger Wagemutiger, die ihr Verhalten ändern, für den Einzelnen herausstellt, dass er mit seiner wahren Meinung nicht allein steht, sondern einer großen Menge oder gar Mehrheit angehört. Wenn das, und sei es auch nur durch einen geringen Anlass, offenbar wird, kann sich sehr plötzlich ein neuer Bandwagon in Bewegung setzen. – Diese Antwort jedenfalls gibt der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Timur Kuran in seinem Buch „Private Truths, Public Lies – The Social Consequences of Preference Falsification“ (1995). untersuchte plötzliche Umspringen der öffentlichen Meinung, das aus der Schweigespirale oder dem „Bandwagon-Effekt“ folgt, werden die Jahre der Paradigmenwechsel, in denen wir leben, möglicherweise reichlich Anschauungsunterricht bieten, etwa bei der Viren- und Impfhypothese der derzeit herrschenden Pharma- und Gerätemedizin, beim Geld-darfnur-durch-Bankkredit-in-die-Welt-kommen-Prinzip der herrschenden Geldordnung, den regierungsamtlich verbreiteten Verschwörungstheorien zu Terroranschlägen der jüngeren Vergangenheit, oder bei der CO2-Klimakatastrophen-Hypothese der Global-Governance-Agitatoren. Der Mitläufereffekt täuscht Stabilität vor Aus Angst vor Isolation und dem Verlust guter Reputation verbergen viele Menschen insbesondere in moralisch aufgeladenen politischen und sozialen Fragen ihre eigene Meinung und leben, auch wenn sie formal Meinungs- und Redefreiheit genießen, ein „Leben in Lüge“, so der Titel der deutschen Übersetzung des Buches1. Das Phänomen, dass das dominante Meinungslager, also in der Regel diejenige Meinung, die über die Massenmedien verbreitet wird und damit nicht notwendigerweise die tatsächliche Mehrheitsmeinung, automatisch immer lauter wird, hat bereits Elisabeth NoelleNeumann in den 1970er Jahren mit ihrer Theorie von der „Schweigespirale“ formuliert2. Für das von Timur Kuran Einen Vorgeschmack darauf, wie auch in westlichen Demokratien quasi über Nacht eine veritable Graswurzelbewegung entstehen kann, die das Establishment herausfordert und bestehende, scheinbar unverrückbare Strukturen und Dogmen radikal infrage stellt, bot 2007/2008 die „Ron Paul Revolution“ in Amerika. Der Bandwagon, den die Präsidentschaftskandidatur des republikanischen Kongressabgeordneten Ron Paul in Bewegung setzte, hat zwar nicht bis ins Weiße Haus geführt – der eigentliche Bandwagon-Effekt, also das Aufspringen der großen Masse der Mitläufer, kam letztlich nicht zustande –, aber die Nachhaltigkeit der Bewe- 1) Timur Kuran: Leben in Lüge – Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen. Tübingen, Mohr Siebeck, 1997. 2) Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. München, Langen-Müller, 1. Aufl. 1980. 9 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ Kürzeste Bezeichnung des Programms der Freiheit Dr. Ron Paul, geboren 1935 in Pennsylvania, ist von Hause aus Arzt. Als Geburtshelfer hat er 4.000 Babys zur Welt gebracht; nicht wenige davon dürften in seinem Abgeordnetenwahlkreis in Texas heute zu seinen Wählern gehören. Selbst ist er Vater von fünf Kindern und hat 19 Enkel und vier Urenkel. Seine Vorfahren stammen aus Deutschland. Noch sein Großvater väterlicherseits, Kaspar Paul, war als preußischer Staatsbürger in einem kleinen Nest bei Schlüchtern im heutigen Hessen geboren. Dort kann man nach unseren Recherchen die väterliche Linie lückenlos und namentlich acht Generationen zurückverfolgen bis zu einem Georg Paul, der offenbar zur Zeit des 30jährigen Krieges geboren wurde und 1675 in Hutten starb. Kaspar Paul emigrierte 1881 als 15jähriger mit seiner Familie nach Pennsylvania. Ron Pauls deutsche Großmutter starb erst 1964. Da die Großeltern 1926 ihre Verwandten in Deutschland besucht hatten, wusste sie der Familie von den Gefahren einer Inflation zu berichten, wie Ron Paul sich erinnert. gung hat alle Beobachter verblüfft. Ihre eigentliche Wirkung wird die „Generation ’08“ vielleicht erst noch, so wie seinerzeit die 68er Generation, mit Verzögerung entfalten, denn die Anhänger Ron Pauls und seiner Botschaft sind zum größten Teil jung, gebildet und – nach wie vor – wild entschlossen. Im übrigen gilt mutatis mutandis, was Max Planck 1928 im Hinblick auf wissenschaftliche Paradigmenwechsel schrieb: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden Schon während seines Medizinstudiums Ende der 1950er Jahre und als junger Arzt in Lake Jackson, Texas, stieß Ron Paul auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie und studierte Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek. Die Aufhebung der Golddeckung des Dollars unter Präsident Richard Nixon – zur Finanzierung des Vietnamkriegs und allerlei anderer Wohltaten – trieb Ron Paul in die Politik; die Geldordnungsfrage ist bis heute sein wichtigstes Thema geblieben. Er entschied sich, für den Kongress zu kandidieren, und wurde im zweiten Anlauf, 1976, gewählt. Mit einer größeren Unterbrechung von 1985 bis 1997 sitzt Ron Paul heute zum elften Mal als direkt gewählter Abgeordneter im Repräsentantenhaus in Washington. Er gehört dessen Finanzausschuss und dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten an. Ron Paul führte 1976 die Texas Delegation für Ronald Reagans (links im Bild) erste Präsidentschaftskandidatur an. und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht wird.“ Der harte Kern von Ron Paul-Aktivisten beträgt in den USA schätzungsweise zwischen 100.000 und 500.000 Personen. Bei den Vorwahlen zur Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2008 haben ca. 1,2 Millionen als Republikaner registrierte Wähler für Ron Paul gestimmt, und dies obwohl er von den Medien totgeschwiegen oder als chancenlos hingestellt wurde, während tatsächlich unbeliebte Kandidaten hochgejubelt wurden3. Wer ist dieser Mann, mit dessen Kandidatur plötzlich eine beträchtliche außerparlamentarische Opposition in den USA manifest wurde? In absolut ungebrochener Linie steht Ron Paul seit nunmehr vierzig Jahren für dieselben Positionen. In Interviews und Talk Shows aus den 80er Jahren, die bei YouTube hochgeladen wurden, sind Ron Pauls Äußerungen praktisch wortgleich mit seinen heutigen Reden und seinen zahlreichen Aufsätzen und aktuellen Büchern insbesondere zu wirtschaftspolitischen Themen4. Die beispiellose Konsequenz 3) Einen schlagenden Nachweis des Medienboykotts gegen Ron Paul lieferte Jerry Day im April 2008 mit einem YouTube-Video „Media Caught Lying“: www.youtube. com/watch?v=7iW5kOB1pmg. 4) Zum Anhören von O-Töne und zur vertiefenden Recherche haben wir Ihnen unter 10 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ seines Denkens und Handelns hat den Namen Ron Pauls zu einem Synonym gemacht für das komplette, in allen gesellschaftlichen Fragen durchdeklinierte, klassisch liberale Programm: für individuelle Selbstbestimmung, gegen staatliche Bevormundung – Austrian Economics in Reinkultur. „Der Staat ist das Problem, nicht die Lösung“, pflegte Ronald Reagan zu sagen, dessen Präsidentschaftskandidatur Ron Paul seinerzeit frühzeitig unterstützt hatte und dessen Name heute noch symbolisch für die alte Republikanische Partei steht, bevor sie in der Bush-Cheney-Ära von den „Neocons“ gekapert wurde5. Auffassung Vieler verfassungswidrig ist und die Ron Paul ersatzlos streichen will6. Ron Paul ist es, der den militärischindustriellen Komplex, vor dem bereits Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsansprache warnte, als wahren Nutznießer der Kriege und der US-Staatsverschuldung benennt. Zu dem von der Verfassung verbürgten Recht der Bürger, Waffen zu besitzen, steht er selbstverständlich ohne Wenn und Aber. Wenig beachtet, aber sehr berechtigt und aus dem Munde eines Arztes besonders glaubwürdig ist Ron Pauls Warnung vor dem „medizinisch-industriellen Komplex“ und dessen Zusammenspiel mit dem Gesetzgeber. Der Tenor fast aller Positionen Ron Pauls ist Non-Interventionism. In der Geldpolitik heißt das: zurück zu gedecktem Geld durch Abschaffung des Zentralbanksystems „Federal Reserve“ und Einführung von Free Banking. Außenpolitisch vertritt Ron Paul eine strikte Politik der Nichteinmischung in andere Staaten. Er fordert den schnellstmöglichen Abzug sämtlicher außerhalb Amerikas stationierter amerikanischer Truppen; nicht Weltpolizist, sondern friedliches Vorbild solle Amerika sein. Ron Paul will den Überwachungsstaat stoppen und zahlreiche Bundesministerien und -Behörden komplett abschaffen, zum Beispiel die CIA und vor allem den IRS. Der Internal Revenue Service ist die Regierungsagentur, die die Bundeseinkommensteuer der USA einsammelt, welche nach Geld vom Staat ist unmoralisch Ron Pauls unbestechliches und prinzipiengebundenes Abstimmungsverhalten in elf Wahlperioden hat ihm im Kongress den Spitznamen „Dr. No“ eingetragen. In den Worten des ehemaligen US-Finanzministers William Simon († 2000) ist Dr. Paul die eine Ausnahme in der „Gang of 535 on Capitol Hill“ (535 Mitglieder haben die beiden Häuser des Kongresses). Er hat von Beginn an gegen den Irak-Krieg gestimmt, anders als etwa Barack Obama. Er hat nie einer Steuererhöhung und nie einem unausgeglichenen Haushalt zugestimmt. Er hat auch nie für eine Erhöhung der Abgeordnetenbezüge gestimmt, überweist jedes Jahr einen Teil seines Abgeordnetenbudgets zurück an den Staat und nimmt auch www.smart-investor.de/ronpaul/ einen umfassenden „Internetführer zur Ron Paul Revolution“ zusammengestellt. 5) Die sogenannten Neokonservativen, wie Paul Wolfowitz, Donald Rumsfeld, Richard Perle, zeichnen sich durch etatistische Planungsphantasien und machiavellistisches Weltherrschaftsstreben aus und sind ideologisch teilweise sogar marxistischer Provenienz. Ronald Reagan wiederum vertrat zwar verbal das Programm der Freiheit und bekannte sich wie Margaret Thatcher zur Sozialphilosophie des Friedrich August von Hayek, doch unter seiner Ägide wuchs das Haushaltsdefizit der USA enorm, so dass Ron Paul sich nicht auf Reagan beruft, obwohl das gewiss gut ankäme bei der republikanischen Basis. 6) Es gibt kein vom Kongress verabschiedetes Einkommensteuergesetz, sondern nur Ausführungsvorschriften. Zudem verbietet die US-Verfassung direkte Personensteuern auf Bundesebene. Der 16te Zusatzartikel der Verfassung, der eine Ermächtigung enthält, wurde nie von allen Bundesstaaten ratifiziert. Er stammt aus dem Jahr 1913, in dem das ebenfalls verfassungswidrige Gesetz zur Errichtung des sog. „Federal Reserve Systems“ kurz vor Weihnachten durch den Kongress gejagt wurde. Ron Paul enthält sich indes der juristischen Argumentation der Einkommensteuergegner und rechnet stattdessen vor, dass der Bund leicht ohne diese Personensteuer auskommen kann, wenn alle überflüssigen und schädlichen Ausgaben unterblieben. 11 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ nicht am lukrativen Pensionsprogramm des US-Kongresses teil, das er als „pervers“ bezeichnet. Seinen Kindern verbot er, Studentendarlehen anzunehmen, weil sie vom Steuerzahler mitfinanziert werden, und Patienten behandelt er lieber unentgeltlich als Zahlungen von staatlichen Gesundheitsorganisationen anzunehmen; seine Praxis hatte er auch als Kongressabgeordneter nie aufgegeben. Er hat gegen jede Reglementierung des Internets gestimmt und war von Beginn an gegen den Partriot Act, mit dem die Bürgerrechte nach dem 11. September massiv eingeschränkt wurden. „Wer die Freiheit für Sicherheit opfert“, zitiert er gerne Benjamin Franklin, „verliert am Ende beides“. die Verbreitung seiner Ideale nutzen. Dieses Ziel hat er, weiß Gott, erreicht, und die fortwährende Aufklärung der Bevölkerung, insbesondere der Jugend und der Studenten, über das so überaus schädliche herrschende Fiat-Money-System ist das große Verdienst dieses Mannes. Dabei hat er die disparaten Häuflein von Libertären und Klassisch Liberalen unversehens zu einer gemeinsamen und starken Bewegung zusammengeführt, was ein vielleicht noch größeres Verdienst ist. Wie das Ron Paul-Phänomen begann Als ein ehemaliger Redakteur einer libertären Nachrichtenplattform von der geplanten Kandidatur Ron Pauls erfuhr, startete er ein Internettagebuch über Ron Paul. Sein Weblog war schon online, bevor überhaupt das Vorbereitungskomitee für Ron Pauls Kandidatur eine eigene Website oder Telefonnummer hatte. Gleichzeitig wurde in Pasadena, Kalifornien, die erste „Ron Paul Meetup Groupe“ gegründet, von denen es später – das Internet macht’s möglich – in den USA und 30 anderen Ländern über 1.500 gab mit mehr als 100.000 Mitgliedern. Ein Anhänger kam auf den „Ron Paul Revolution“-Slogan und entwarf das Logo mit den hervorgehobenen und rückwärts lesbaren Buchstaben EVOL. Eine Unterstützergruppe in Phoenix druckte es auf Schilder und Banner, die bald in der ganzen Stadt zu sehen waren. Bei YouTube erschienen die ersten Videos über Ron Paul, und bald schwappte die Ron Paul-Revolution über ganz Amerika. Freiheitsfreunde aus aller Welt schlossen sich mit eigenen Initiativen an und verbreiten Ron Pauls Botschaft in ihren Ländern und in ihren Sprachen. Aus spontanen, autonomen Aktionen entstand eine echte Graswurzelbewegung. Die Phantasie und der Einfallsreichtum der Ron Paul-Unterstützer kannte keine Grenzen. Von den alten Medien mehr oder weniger ignoriert, brach die Ron Paul-Bewegung im Internet alle Rekorde. Bis 2007 war dieser „quiet little country doctor who has gone to Congress“, wie Ron Paul sich heute noch selber gerne apostrophiert, kaum jemandem bekannt. Nur beim Ludwig von Mises Institute in Auburn, Alabama, und in der libertären Szene hatte er ein Forum. Immerhin wählte ihn der amerikanische Bund der Steuerzahler wiederholt zum „Taxpayers’ Best Friend“. Als er sich Anfang 2007 überreden ließ, sich um die Nominierung der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2008 zu bewerben, tat er dies im vollen Bewusstsein der Aussichtslosigkeit; er wollte lediglich die mit dem Vorwahlkampfzirkus verbundene Publicity für Ein Schlüsselmoment des Wahlkampfes war die zweite große Debatte der zehn Kandidaten der Republikaner, die Fox News am 15. Mai 2007 inszenierte. Schon bei der ersten großen Debatte auf MSNBC hatte Ron Paul, obwohl ihm für seine Antworten insgesamt nur vier Minuten zugestanden worden waren, die beste Resonanz aus dem Publikum bekommen, wie Umfragen zeigten. Nun wurde er vom Moderator gefragt, ob sich seine nicht-interventionistische Position in der Außenpolitik seit den Anschlägen des 11. September Reminiszenz an die „Boston Tea Party“ von 1773, bei der amerikanische Revolutionäre aus Protest gegen englische Steuern Teekisten in den Hafen schmissen 12 Ron Paul US-amerikanischer Arzt und Politiker, Mitglied der Republikanischen Partei und Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Amerikas führende Stimme für weniger Staat, niedrige Steuern und freie Märkte. ben. Er tritt für eine Auflösung der nationalen Steuerbehörde IRS sowie des Federal Reserve Systems ein. Ziele seiner Politik sind Deregulierung, geringe Steuern und weitestgehende individuelle Selbstbestimmung. 1988 Präsidentschaftskandidat der Libertarian Party und 2008 Bewerber um die republikanische Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. Paul versteht sich als Vertreter der freien Marktwirtschaft im Sinne der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Seine politische Einstellung wird als libertär, konstitutionalistisch und konservativ beschrieDr. Ron Paul Foto: (c) United States Congress nicht geändert habe. Keinesfalls, antwortete Paul, und erläuterte ausführlich die Blowback-Theorie, zusammengefasst: „Die Terroristen sind hier, weil wir dort sind“. Rudy Giuliani, der ehemalige Bürgermeister von New York, der damals von den Medien als Favorit der republikanischen Kandidaten gehandelt wurde, fiel Ron Paul ins Wort, überspitzte dessen Aussage und forderte ihn mit inszenierter Empörung auf, sie zurückzunehmen. Doch Ron Paul beharrte in aller Ruhe darauf, dass der amerikanische Interventionismus den Terrorismus schüre. „Wenn wir glauben, dass wir in der ganzen Welt tun können, was wir wollen, und damit keinen Hass schüren, dann haben wir ein Problem.“ – Nach der Livesendung, in der Paul natürlich auch die Abschaffung der Fed, des IRS, des Bundesbildungsministeriums usw. forderte, saßen die Kandidaten – außer Ron Paul – noch mit den Moderatoren und Journalisten zusammen, klopften sich auf die Schultern, bewerteten die Darbietung der Kandidaten und waren sich einig, dass Ron Paul sich lächerlich gemacht habe. Dann kamen vor laufender Kamera die Telefonumfrageergebnisse herein, und dem Moderator fiel die Kinnlade herunter, als er verlesen musste, dass Ron Paul in der Zuschauergunst führte. Dies war so ein Moment, in dem eine große Diskrepanz zwischen der „herrschenden Meinung“ und den wahren Präferenzen der Menschen offenbar wurde und ein neuer Bandwagon Fahrt aufnahm. Zu einer anerkennenden Berichterstattung über die Erfolge der „Ron Paul Revolution“ sahen sich einige Sender und Zeitungen erstmals gezwungen, als am 5. November 2007 die erste sogenannte „Money Bomb“ platzte, zu der Ron PaulUnterstützer im Internet aufgerufen hatten. Innerhalb von 24 Stunden wurden der „Ron Paul 2008“-Kampagne online 4,2 Millionen Dollar gespendet – durchweg Kleinspenden von Tausenden von Unterstützern. Von Soldaten und sonstigen Angehörigen des US-Militärs erhielt Ron Paul, trotz oder gerade wegen seiner außenpolitischen Positionen, insgesamt sogar mehr Spenden als alle anderen Kandidaten zusammengenommen! Am 24. November 2007 erschien in „USA Today“, der meistgelesenen überregionalen Tageszeitung in den USA, eine eindrucksvolle ganzseitige Anzeige, die sich ein Ron Paul Anhänger 85.000 USD hatte kosten lassen, ein „Open Letter to the American People“7. Im Dezember 2007 ließen wieder andere Unterstützer die nächste Sensation im wahrsten Sinne des Wortes „steigen“: ein sechzig Meter langes Luftschiff, das wochenlang über amerikanischen Städten Werbung flog, auf der einen Seite riesig das „Ron Paul Revolution“-Logo, auf der anderen „Google Ron Paul!“. Am 16. Dezember 2007, dem Gedenktag der „Boston Tea7) Siehe www.truthradio.com/images/usatoday.pdf. Siehe auch „Why I support Ron Paul“ von Lawrence Lepard, dem Autor der Anzeige: www.lewrockwell.com/orig8/ lepard2.html. 13 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ party“, mit der 1773 die Amerikanische Revolution begann – „No taxation without representation!“ –, platzte die zweite „Money Bomb“, zu der Ron Paul-Unterstützer für diesen Tag aufgerufen hatten. Diesmal wurden binnen 24 Stunden über sechs Millionen Dollar gespendet – absoluter Rekord, das hatte es vorher noch nie gegeben. Gleichzeitig fanden in verschiedenen Städten der USA und sogar in Übersee „Boston Teaparty Celebrations“ für Ron Paul statt. Zu diesem Zeitpunkt war ein Sieg Ron Pauls bei der Nominierung der republikanischen Partei in den Bereich des Denkbaren gerückt, doch die Medien und das Establishment, insbesondere auch das der „Grand Old Party“ – so werden die Republikaner umgangssprachlich genannt –, behielten die Oberhand. St. Paul, Minnesota, verwehrt wurde, lud er kurzerhand zu einer eigenen Großveranstaltung am selben Tag in Minneapolis ein, der Zwillingsstadt von St. Paul. 12.000 aus ganz Amerika angereiste Ron Paul-Anhänger feierten mit einem fulminanten Reigen von Rednern in der größten Arena der Stadt enthusiastisch die Ron Paul Revolution und sandten damit die Botschaft aus: Jetzt fangen wir erst richtig damit an, die Republik zurückzuerobern; die Revolution hat gerade erst begonnen8. Auf tausenden von Schildern stand „Calling the GOP back to its Roots“, womit die Grand Old Party, die auf der anderen Seite des Flusses John McCain zum Präsidentschaftskandidaten kürte, daran erinnert wurde, dass sie einmal die fiskalpolitisch konservative und außenpolitisch nicht-interventionistische Partei der Freiheit gewesen ist. Obwohl der Ruf nach einer dritten Partei gerade auch durch die Ron Paul-Bewegung immer lauter geworden ist, setzt Ron Paul selbst auf ein Umkrempeln der Republikaner von innen, denn das Mehrheitswahlrecht der USA – the winner gets it all – führt automatisch zu einem Zweiparteiensystem; unabhängige Kandidaten oder neue Parteien haben praktisch keine Chance. Als Pol der Freiheit kommt aber nur die Republikanische Partei in Frage, und der Geist der Gründerväter der Vereinigten Staaten, aus dem sie einmal hervorgegangen ist, ist schließlich genau das Credo des Verfassungspatrioten Ron Paul, der sich daher als der wahre Republikaner sieht. Die „Kampagne für die Freiheit“ wird geboren Zwar konnte Ron Paul schon bei den ersten Vorwahlen mit 10 % der Stimmen Rudy Giuliani überrunden, der nur bei 3 % landete und bald ausstieg, doch nachdem ein Kandidat nach dem anderen aufgab, gewann schließlich John McCain eine Mehrheit von Delegierten, so dass im Juni 2008 auch Ron Paul als letzter noch verbliebener Konkurrent seine Kampagne beendete. Beendete? Nein, nicht wirklich. Er firmierte nur um. Aus der Präsidentschaftskampagne wurde die auf Dauer angelegte „Campaign for Liberty“ (C4L), in die Ron Paul auch das noch vom Wahlkampf übrig gebliebene Geld einbrachte. Diese Kampagne für die Freiheit macht nun bereits Verfassungspatrioten auf die im dritten Jahr sehr erfolgBarrikaden! – Ron Pauls Manifest reich das, was Ron Pauls der Freiheit wurde zum Bestseller. Hauptanliegen von vornherein war: aufklären, ausbilden, mobilisieren. Die Berühmtheit, die Paul durch die Präsidentschaftskampagne erlangt hat, hatte bereits dazu geführt, dass sein im April 2008 erschienenes Buch „The Revolution – A Manifesto“ zeitweilig auf Platz Eins der New York Times-Bestseller Liste kletterte. Der erste große Coup der C4L wurde nun die „Rally for the Republic“ im September 2008. Da Ron Paul ein Redeauftritt auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in Wo steht die Bewegung heute? Ihr sichtbarster Teil waren lange Zeit die „End the Fed“-Aktionen im ganzen Land, die jederzeit wieder aufleben können. Ron Paul hat der weit verbreiteten Kritik am Federal Reserve System und überhaupt an der monetären Planwirtschaft der weltweit herrschenden Fiat Money-Ordnung ein Gesicht gegeben und trägt die positive Alternative der Österreichischen Schule in die Öffentlichkeit. Unvergessen sind seine seit 2007 regelmäßig bei YouTube als Video hochgeladenen Auftritte im Finanzausschuss des Kongresses, wo er in Anhörungen den Vorsitzenden der Fed, Ben Bernanke, immer wieder zwar ausnehmend höflich und respektvoll, aber letztlich doch wie einen dummen Schuljungen über die geldpolitischen Zusammenhänge der Finanzkrise belehrt. Jahrelang stieß seine Kritik, 8) Einen ausführlichen Augenzeugenbericht von der Rally for the Republik Anfang September 2008, dem „Woodstock of our time“, finden Sie unter www.ef-magazin. de/2008/09/24/700-usa-die-ron-paul-bewegung-laesst-nicht-locker. 14 )$=5HVHDUFK :LUUHFKHUFKLHUHQ 6LHVSDUHQ=HLW #NUGKPGFGTYGNVDGUVGP6CIGU\GKVWPIGPKUVFKG(TCPMHWTVGT#NNIGOGKPG<GKVWPIHØJTGPFYGPPGU WOHWPFKGTVGUGTKÒUG+PHQTOCVKQPIGJV&CJKPVGTUVGEMVCWEJFCUKO(#<#TEJKXIGUCOOGNVG9KUUGP /KV(#<4GUGCTEJMÒPPGPCWEJ5KGXQPFGTJQJGP3WCNKVÀVFGU(#<#TEJKXURTQƂVKGTGP <GKVCWHYÀPFKIG4GEJGTEJGPQFGTFKGNCPIYKGTKIG'KPCTDGKVWPIKPPGWG6JGOGPPGJOGPYKT+JPGPCD WPFNKGHGTP\WXGTNÀUUKIWPFRTQHGUUKQPGNNOC»IGUEJPGKFGTVG2TQFWMVGPCEJ+JTGP#PHQTFGTWPIGP 7PUGTG.GKUVWPIGPUKPFWPVGTCPFGTGO a 4GEJGTEJGP2TGUUGUEJCWGPWPFCPCN[UGP a $TCPEJGPDGTKEJVG(KTOGPJKUVQTKGPWPF%JTQPKMGP a #DUVTCEVU/CPWUMTKRVGWPF4GFGP a -QP\GRVGWPF'PVYØTHGHØT8QTVTÀIG a $KDNKQITCRJKGPWPF/CVGTKCNUCOONWPIGPHØTYKUUGPUEJCHVNKEJG#TDGKVGP (QTFGTP5KGGKPKPFKXKFWGNNGU#PIGDQVCP 6GNGHQP '/CKNHC\TGUGCTEJ"HC\FGYYYHC\TGUGCTEJFG (GUVPGV\CPUEJNWUU\WFGPØDNKEJGP)GDØJTGP GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ derte von Mrd. USD aus dem Nichts schöpfen und nach eigenem Gutdünken an ausgewählte Banken geben kann. Der Gesetzgeber und angebliche Souverän, der diese ungeheure Macht 1913 an das Bankenkonsortium, das sich „Federal Reserve“ nennt, verliehen hat (angeblich verliehen hat), hat keine Möglichkeit, zum Beispiel zu erfahren, welchen Banken zu welchen Konditionen die auf dem freien Markt unverkäuflichen Schrottpapiere aus den Immobilienkrediten von der Fed abgekauft wurden. Der von Ron Paul im Repräsentantenhaus eingebrachte „Federal Reserve Transparency Act of 2009“ sieht dabei keine Befugnis des Kongresses zur Einmischung in die Geldpolitik der Fed vor, und zum Schutz aktueller sensibler Geschäftsvorgänge ist für die Offenlegung der Bücher eine Verzögerung von sechs Monaten eingebaut. Um mehr als eine Buchprüfung geht es also faktisch nicht bei dem „Audit the Fed“-Gesetz, aber schon das wäre eine Revolution in der herrschenden Geldordnung; die Fed wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Deshalb ist es eine kleine Sensation, dass „Doctor No“ mit 320 von 435 Abgeordneten weit mehr als eine 2/3-Mehrheit des Repräsentantenhauses für die Unterstützung des Gesetzes gewinnen konnte. die ganz und gar die Kritik der Austrian Economics ist, auf taube Ohren. Doch als im September 2008 die Pleite von Lehman Brothers die Meinungsmacher aus ihrer schönen Es-kann-alles-immer-nur-wachsen-Welt riß, erinnerte man sich doch dieses Kongressabgeordneten, der die Krise und ihre zwangsläufige Verschärfung unablässig vorausgesagt hatte. Bereits im Jahr 2003 hatte Ron Paul im Finanzausschuss detailliert begründet, warum die Privilegierung der Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac und die staatliche Ermutigung zur Überinvestierung im Häusermarkt sowie die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen unweigerlich zu einem Crash des Immobilienmarktes führen müsse und welche Konsequenzen das wiederum haben werde. Ein Fernsehmoderator, der im Mai 2009 diese Warnung Ron Pauls aus dem Jahr 2003 zitierte, konnte sich kaum wieder einkriegen vor Erstaunen über diese Weitsicht. Überhaupt herrscht seit Herbst 2008 – die Präsidentschaftswahl war gelaufen – ein anderer Ton gegenüber Ron Paul. Er wird häufig interviewt, und man behandelt ihn auch bei den großen Sendern mit Respekt, manchmal sogar mit besonderer Herzlichkeit, als habe man etwas gutzumachen. Vielleicht ist man sich in den oberen Etagen mittlerweile aber auch nur sicher, dass Ron Paul sowieso nicht mehrheitsfähig ist und dass die Ron Paul-Crowd nicht wirklich gefährlich werden kann. Den Abgeordneten sitzt vermutlich noch der Schrecken von der Verabschiedung des „Emergency Economic Stabilization Act“, also des Paulson-Plans zur Rettung des Finanzsystems vom September 2008, in den Knochen. Dieses 700 Mrd. USD schwere Notgesetz war sehr überraschend im Repräsentantenhaus zunächst durchgefallen, woran die Ron Paul-Anhänger einen beträchtlichen, wahrscheinlich sogar den entscheidenden Anteil hatten. Sie hatten in einer von der Campaign for Liberty orchestrierten Aktion sämtliche Abgeordnete so sehr mit eindringlichen persönlichen Briefen, Emails und Anrufen aus ihren Wahlkreisen bombardiert, dass zeitweilig sogar die Server des Kongresses zum Erliegen kamen. Dieser massive Druck der Wähler, von deren Gunst ein Abgeordneter schließlich abhängt, war für kurze Zeit stärker, als der Druck von Seiten der Fed, der Bush-Regierung und der Fraktions- und Parteivorsitzenden. Wenige Tage später gelang es dann allerdings, eine sogar noch verschlimmerte Fassung des 450 Seiten starken Gesetzes zur Rettung des Finanzsystems durchzupeitschen – übrigens auch mithilfe massiver Drohungen gegen einzelne Abgeordnete. Nach allem, was in der Wirtschaft, der Bankenwelt und der öffentlichen Meinung seither geschehen ist, sind die Abgeordneten nun offenbar Schluss mit der Geheimniskrämerei der Fed Ein ganz konkreter Erfolg der Ron Paul-Bewegung ist der Zuspruch, den Ron Pauls „Audit the Fed“-Gesetzesvorlage im Kongress findet. Seit Jahren hat Paul immer wieder vollkommen vergeblich eine Wirtschaftsprüfung und mehr Transparenz des Federal Reserve Systems gefordert. Selbst über die Interna der CIA könne man als Abgeordneter mehr erfahren, als über die der Fed. Dabei handelt es sich bei diesem Notenbankkonsortium um die vielleicht mächtigste Institution der Welt, die, wie bei den Eine deutsche Übersetzung Bailouts nach der Lehmandes Buches ist im Kopp-Verlag erscheinen. Pleite, per Knopfdruck hun- 16 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ soweit, dass sie sich dem Ruf nach mehr Transparenz für die Milliarden-Entscheidungen der Fed nicht mehr verweigern mögen; die „Paulities“ hatten sich wiederum Abgeordneten für Abgeordneten vorgenommen. Doch nach einem langen Hin und Her mit Alternativanträgen und der Verschnürung mit anderen Gesetzesvorlagen ist die „Audit the Fed“-Vorlage bei der zweiten Lesung im Juni 2010 einstweilen doch gescheitert. Nun wird Ron Paul seine Forderung nach einem Auditing der Fed, wie in all den Jahren zuvor, erneut im Kongress einbringen müssen. Fernziel: „End the Fed“ Dem „Audit the Fed“-Gesetz hätte ohnehin auch noch der Senat zustimmen müssen, damit es in Kraft tritt. Dort stagniert die Zustimmung aber seit Monaten bei 32 Stimmen; die Mehrheit liegt bei 51. So ist es unwahrscheinlich, dass die Fed sich in absehbarer Zukunft vom Souverän in die Bücher schauen lassen muss. Dies ist indes auch gar nicht das eigentliche Ziel der Ron Paul-Bewegung. Es geht darum, die Fed überhaupt abzuschaffen. So ist Ron Pauls neuester Bestseller denn auch nach dem Schlachtruf benannt, den seine Zuhörer zu skandieren pflegen: „End the Fed“9. Für November 2010 hat Ron Paul unterdessen die Bekanntmachung eines Gesetzesvorschlags angekündigt, der eine Überprüfung der US-Goldreserven vorsieht und den er im kommenden Jahr im Kongress einbringen will. Die letzte Überprüfung von Fort Knox hat vor 50 Jahren stattgefunden, und zahlreiche Experten argwöhnen, dass das Gold ganz oder teilweise gar nicht mehr im Besitz der Federal Reserve ist, sondern zur Manipulation des Goldpreises verkauft oder verliehen wurde. Wenn das Gold noch da ist, so fragt Ron Paul, warum verweigert sich die Fed dann einer Auditierung der Goldbestände? „Dr. Ron Paul hat meine Apathie geheilt“ wurde zu einem geflügelten Wort der Politikverdrossenen. „And you have cured my scepticism“, antwortete Ron Paul 2008 den Massen von enthusiastischen jungen Unterstützern Obamas Gesundheitsreform oder eben gegen die Bailouts auf Steuerzahlers Kosten. Während in Europa Rettungspakete für ganze Staaten geschnürt werden – weil „too big to fail“ –, wird sich der Kongress in den USA wahrscheinlich nicht trauen, erneut mit teuren Rettungspaketen ganzen Industrien aus der Patsche zu helfen. Die Aufklärung der Bevölkerung über die Fragwürdigkeit der Inflationspolitik ist zu weit vorgedrungen, insbesondere auch bei jungen Akademikern. So gehört zu den größeren Organisationen und Initiativen, die aus der Ron Paul Revolution hervorgegangen sind, auch die Studentenorganisation „Young Americans for Liberty“, YAL, die mittlerweile an über 500 Universitäten, Colleges und High Schools vertreten ist und der Ron Paul-Botschaft Gehör verschafft. In Amerika ist der Slogan „Freedom ist Popular“, den die Ron Paul-Anhänger auf Plakatwände kleben, nicht bloß Wunschdenken. Anders als in Europa, hat in den USA das klassisch liberale Programm eine lange Tradition; es war die Philosophie der Verfassungsväter10.Von dem Grad der Aufklärung über das Unwesen von Big Government im Allgemeinen und der herrschenden Papiergeldordnung im Besonderen, den die Ron Paul-Bewegung in den USA offenbar gemacht hat und stetig steigert, sind wir in Europa meilenweit entfernt. Deshalb kann es durchaus sein, Das Drohpotential der längst nicht mehr nur von Ron Paul angeführten außerparlamentarischen Opposition ist nicht zu unterschätzen. Die „Teaparty“-Proteste, die in Ron Pauls Präsidentschaftswahlkampf begonnen hatten, haben sich längst verselbständigt und werden von verschiedensten Gruppen initiiert. An symbolischen Tagen, wie zum Beispiel dem „Tax Day“ am 15. April, werden landesweit Demonstrationen organisiert gegen Big Government, gegen Präsident 10) Deshalb werden die klassisch Liberalen in den USA „Conservatives“ oder auch „Constitutionalists“ genannt, während mit den „Liberals“ stets die eher linken Demokraten gemeint sind. Ronald Reagan erklärte: „I believe the very heart and soul of conservatism is libertarianism ... The basis of conservatism is a desire for less government interference or less centralized authority or more individual freedom and this is a pretty general description also of what libertarianism is.“ 9) Zu dem Buch lesen Sie bitte die Rezension von Robert Grözinger bei ef-online.de, „Kampfschrift: Gegen die Federal Reserve“. Eine deutsche Übersetzung des Buches ist 2010 im Kopp-Verlag erschienen unter dem Titel „Befreit die Welt von der USNotenbank! Warum die Federal Reserve abgeschafft werden muss“. 17 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ dass die Amerikaner die Finanz- und Wirtschaftskrise in einigen Jahren als erste überwinden, obwohl sie am tiefsten darin stecken und sogar hauptschuldig an ihrer Entstehung sind. Die Ron Paul-Bewegung ist ein Seismograph für das Umdenken, das sich, wie der Bandwagon-Effekt lehrt, sehr plötzlich ereignen kann, wenn das Maß voll ist (und die Refinanzierungsmöglichkeiten des Staates erschöpft sind). schaft zu einer interventionistischen Außenpolitik und möglicherweise auch zu einer interventionistischen Sicherheitspolitik im Inneren mach Rand Paul, der wirtschaftspolitisch durchaus ein anti-interventionistischer Libertärer ist, zu einem Kandidaten, dessen Wahl zum Senator die Machtelite des Landes tolerieren kann. Anders sieht es aus bei Peter Schiff, der ebenfalls zu den Senatswahlen 2010 kandidierte – in Connecticut – und der kompromisslos libertär und anti-interventionistisch ist. Schiff ist Inhaber der Brokerfirma „Euro Pacific Capital“ und Autor des Buches „Crash Proof“, das den Finanzkollaps antizipierte. Anhänger der Österreichischen Schule durch und durch, war er Ron Pauls Berater für das Wirtschaftsprogramm der Präsidentschaftskampagne. Berühmtheit erlangte Peter Schiff durch ein millionenfach angeklicktes YouTubeVideo „Peter Schiff was right“, in dem jemand zahlreiche Ausschnitte von Fernsehinterviews und -debatten der vergangenen Jahre zusammengestellt hat, in denen Peter Schiff aufgrund der Österreichischen Konjunktur- und Geldtheorie unter anderem das Platzen der Immobilienblase voraussagte und dafür stets völliges Unverständnis und zuweilen schallendes Gelächter aller anderen Experten erntete. Das verschaffte ihm auch bei den etablierten Medien ab der Lehman-Pleite 2008 großen Respekt als Finanzexperte. Seine Kandidatur für den Senat jedoch wurde von den großen Sendern CNN, Fox, CNBC, ABC, NBC und CBS merkwürdigerweise mit keinem Interview oder Bericht gewürdigt. Als weitgehend unbekannter Kandidat verlor er am 10. August 2010 mit immerhin 23 Prozent der Stimmen die Vorwahlen, kündigte jedoch an, 2012 wahrscheinliche erneut für den Senat kandidieren zu wollen. Wie geht es weiter? Indiz für diese Entwicklung wird das Abschneiden der „Ron Paul-Kandidaten“ sein, die auf allen Ebenen des Staates – sei es als Unabhängige oder als Mitglieder der Republikanischen Partei – kandidieren und die von der Campaign for Liberty bei der Erringung von Mandaten unterstützt werden. Prominentester Kandidat ist derzeit Dr. Rand Paul, der drittälteste Sohn Ron Pauls, ebenfalls Arzt und, wie sein Vater, ein All American Boy mit einem untadeligen und unangreifbaren Lebenslauf: Familienvater, gestanden im Beruf, beim Militär gedient. Er hat die Nominierung der Republikaner in Kentucky als deren Kandidat für den US-Senat 2010 bereits gewonnen; am 2. November 2010 werden 36 der 100 Senatssitze neu besetzt. Dank der USA-weiten Unterstützung hat Rand Paul sehr gute Chancen, gewählt zu werden, vielleicht auch deshalb, weil er in einem Punkt von der Politik seines Vaters abweicht: Außenpolitisch verfolgt er einen „patriotischen“ Kurs, das heißt er teilt die selbstgefällige Anschauung vieler Amerikaner – oder tut jedenfalls so, als ob er sie teilte –, dass die USA die Angegriffenen sind und ihre Kriege stets nur führen, um Leute abzuwehren, die die Freiheit der Amerikaner hassen. Diese unkritische, politisch korrekte Haltung oder jedenfalls Rhetorik kommt auch in Rand Paul politischen Sympathiebekundungen für Sarah Palin zum Ausdruck und darin, dass er sich bereitwillig von der Tea Party-Bewegung vereinnahmen lässt, in der sich neben den Libertären zunehmend auch das dumpf-konservative Amerika sammelt. Diese latente Bereit- Im Auge behalten sollte man auch den erfolgreichen Unternehmer, Sportsmann und Ex-Gouverneur von New Mexico, Gary E. Johnson, der schon auf Ron Pauls „Rally for the Republic“ 2008 als potentieller Präsidentschaftskandidat der libertären Republikaner gehandelt wurde. Weitere Ron Paul-Kandidat, die es sich lohnt, einmal näher anzuschauen, sind der Rechtsanwalt Michael Lee, der in Utah für den USSenat kandidiert, der Geschäftsmann John Dennis, der in Kalifornien für das US-Repräsentantenhaus kandidiert, der 36jährige artige B.J. Lawson, der nicht sehr aussichtsreich in North Carolina für das US-Repräsentantenhaus kandidiert, 18 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“ und, colorandi causa, Adam Kokesh, ein echter Revoluzzer und „angry young man“, der in New Mexico vergeblich für den Kongress kandidierte11. Reden auf Teleprompter angewiesen sind, in die Tasche, und seine Familie steht geschlossen hinter ihm. Auf eine Kandidatur 2012 immer wieder angesprochen, antwortet er stets hinhaltend, dass er seine Aufgabe primär darin sehe, die Freiheitsbotschaft zu verbreiten und neue Köpfe und Kandidaten heranzubilden. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass er sich erweichen lässt, auch weil eine erneute Kandidatur der Freiheitsrevolution neuen Schub geben und damit Ron Pauls eigentlichem Ziel, der Verbreitung der Freiheitsphilosophie, gedient würde. Für den diesjährigen Jahrestag der Boston Tea Party am 16. Dezember wird bereits zu einer neuen „Money Bomb“ aufgerufen, die das Spendenergebnis vom 16. Dezember 2007 von sechs Millionen Dollar noch einmal übertreffen soll, Verwendungszeck: eine Ron Paul 2012 Präsidentschaftskampagne (siehe www.theronpaulteaparty.com). Nach der Enttäuschung, die die Obama-Regierung für viele Amerikaner bedeutet – seine den Welfare-Warfare-State expandierenden Programme werden zahlreichen Umfragen zufolge mehrheitlich abgelehnt –, stünden die Chancen für einen Small Government-Republikaner gewiss besser, als beim letzten Mal. Doch die Finanz- und Wirtschaftskrise muss dem Establishment vermutlich erst noch gänzlich außer Kontrolle geraten, bevor die USA reif sind für einen Ludwig Erhard. Immerhin steht einer bereit. Amerika – in dieser Beziehung hast Du es besser. « Und Ron Paul selbst? Wird er 2012 noch einmal zur Präsidentschaftswahl antreten? Dann ist er 77 Jahre alt. In dem Alter wurde Konrad Adenauer gerade zum zweiten von vier Malen zum Kanzler gewählt. Gesundheitlich ist Ron Paul in bester Form; an Fachkompetenz und Eloquenz steckt er ohnehin all die üblichen Vorzeigepolitiker, die bei ihren Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Februar 2010-Ausgabe des Anlegermagazins Smart Investor und wurde für dieses Kongressmagazin aktualisiert. Einen umfassenden Internetführer zur „Ron Paul Revolution“ und der „End the Fed“-Bewegung von Kristof Berking finden Sie unter www.smartinvestor.de/ronpaul/ › Rights belong to individuals, not groups. › Property should be owned by people, not government. › All voluntary associations should be permissible – economic and social. › The government‘s monetary role is to maintain the integrity of the monetary unit, not participate in fraud. › Government exists to protect liberty, not to redistribute wealth or to grant special privileges. › The lives and actions of people are their own responsibility, not the government‘s. The Ron Paul FREEDOM PRINCIPLES Quelle: http://paul.house.gov 11) Umfangreiche Listen von „Liberty Candidates“ auf allen Ebenen des Staates finden sich unter www.liberty-candidates.org und www.libertyslate.com. 19 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Andreas Unterberger Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten 20 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten WENN ES EIN OBERSTES GEMEINSAMES GRUNDMOTIV IM DENKEN ALLER EXPONENTEN DER ÖSTERREICHISCHEN SCHULE GIBT, DANN IST ES EIN HOHER, FAST DEMÜTIGER RESPEKT FÜR DIE FREIHEIT JEDES EINZELNEN. OHNE FREIHEIT KANN KEIN FUNKTIONIERENDES WIRTSCHAFTSSYSTEM ENTSTEHEN, SO HABEN SIE NACHGEWIESEN. OHNE FREIHEIT KANN AUCH – WAS MINDESTENS EBENSO WICHTIG IST – KEIN MENSCHENWÜRDIGES GESELLSCHAFTSSYSTEM FUNKTIONIEREN, WIE ETWA FRIEDRICH AUGUST HAYEK IN „VERFASSUNG DER FREIHEIT“ SEHR ÜBERZEUGEND GEZEIGT HAT. Während sich manche andere Autoren der Österreichischen Schule primär mit theoretischen Fragen befassen, hat Hayek schon vor mehr als 50 Jahren geradezu hellseherisch die Vorzüge des Schweizer Systems der direkten Demokratie herausgearbeitet. Inzwischen hat die Schweiz nämlich besser als jeder andere europäische Staat die Wirtschaftskrise überlebt. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass die Schweiz sowohl der direkten Demokratie wie auch einem den Ideen der „Austrians“ relativ nahen liberalen Wirtschaftssystem treu geblieben ist. Während man in den Nachkriegsjahren, in denen Hayek schrieb, die Schweiz noch als glücklichen Sonderfall abtun konnte, ist sie heute ein Beweis der Praktikabilität der „Österreichischen“ Ideen (mit denen die österreichische Politik selber bekanntlich recht wenig zu tun hat). den chinesischen Mandarinen wie auch bei der europäischen Aristokratie, sowohl bei den iranischen Imamen wie auch den kommunistischen Apparatschiks. Stets hat eine Schicht um die Macht gerungen und sie meistens auch errungen. Wobei man ihren Exponenten durchaus zubilligen muss: Sie hatten in der Anfangsphase meist sehr humanitäre Motive. Sie wollten ja nur das Beste für die ungebildeten Menschen gäbe es Ordnung anstelle von Chaos. So ist der europäische Adel im frühen Mittelalter oft durch das explizite oder implizite Versprechen an die Macht gekommen, den Bauern Law and Order zu verschaffen; im Gegenzug bekämen sie das Recht zur Herrschaft über die Bauern. Recht und Ordnung waren nach den dunklen Jahren der Gesetzlosigkeit der Völkerwanderung besonders attraktive Angebote. Aber in Wahrheit zahlten die Bauern für ein oft nicht eingehaltenes Versprechen mit Jahrhunderten der Inzwischen zeigt sich aber noch Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in etwas viel deutlicher: Dass die Freiheits-Ideen der Österreichischen hohem Ausmaß vom ständigen Kampf von Eliten um Schule in Kontrast zu einem konmehr Macht auf Kosten jedes Einzelnen geprägt. trären Leitmotiv fast der gesamten Geschichte stehen. Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in hohem Ausmaß vom Leibeigenschaft, in denen sie und ihre Arbeitsleistung durch ständigen Kampf von Eliten um mehr Macht auf Kosten jedes Zehent und Fron, durch Münzprivilegien (samt dem damit verbundenen Betrug) und Unfreiheit ausgebeutet wurden. Einzelnen geprägt. An dieser Konstante ändert es nichts, ob diese Eliten nun in der jeweiligen Epoche durch Stand, Klassenzugehörigkeit, Beruf oder Ideologie definiert werden. Zugleich war das Ordnungs-Versprechen eine bedeutungslose Finte: Denn in jenen Regionen, wo die Bauern ihre Dieses Muster machtgieriger Eliten findet sich sowohl bei Freiheit bewahren oder sehr früh zurückerobern konnten, 21 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten wie etwa in Tirol und der Schweiz, herrschte alles andere als Unrecht, Chaos und Unordnung. Kultureller Gleichklang sorgte dort sogar für besonders vorbildliche Gemeinwesen. Ebenso blühten von Flandern bis Oberitalien jene Städte besonders stark auf und gewannen einen anderswo damals unbekannten Wohlstand, in denen sich das durch Handel und Gewerbe aktive Bürgertum feudalen Souveränitätsansprüchen weitgehend entziehen konnte. auch diese stellen nach idealistischen Anfängen nur eine moderne Form elitären Machtanspruchs dar. Langfristig gibt es keinen Beweis, dass in Ländern mit starken Gewerkschaften ein größerer Anteil von Menschen einen guten Arbeitsplatz hätte als in anderen. Im Gegenteil: Wenn die Gewerkschaften erfolgreich sind, verschafft das zwar einem Teil der Arbeitenden attraktive Bedingungen, vergrößert aber die Zahl der Arbeitslosen und prekären Situationen für die NichtBesitzer eines Arbeitsplatzes, und führt volkswirtschaftlich zu Schulden und Inflation. Zwar muss man ehrlicherweise darauf hinweisen, dass dieser Zugewinn an Freiheit und Selbstbewusstsein, an Wohlstand und Mitsprache für Bauern und Bürger keineswegs automatisch auch das Los des Gesindes, der Mägde und Knechte verbessert hat. Jedoch gibt es keine Indizien, dass es dieser in der sozialen Hackordnung ärmsten Gruppe in Regionen mit einer starken Feudalherrschaft besser gegangen wäre. Sie gewann erst durch Aufklärung und liberale Revolutionen ihren Freiheitsanspruch. Dieser Anspruch konnte letztlich erst durch die Unabhängigkeit der Justiz und den technischen wie wirtschaftlichen Fortschritt des 19. und 20. Jahrhunderts auch für die Masse Wirklichkeit werden. Das Scheitern der Versprechungen jedes elitären Machtanspruchs lässt sich in ähnlicher Weise in der ganzen Menschheitsgeschichte durchdeklinieren. Und sei er anfangs noch so gut gemeint gewesen. Ab dem Zeitpunkt der Machterringung wächst immer sofort die Versuchung zu zynischem Missbrauch der Macht. Ohne Mitsprache der ganzen Bevölkerung und ohne selbstverantwortete Freiheit jedes Einzelnen kann kein Gesellschaftsmodell funktionieren. Besonders gefährlich ist das Scheitern derzeit im Fall der an Atombomben bastelnden iranischen Imame. Bei ihnen ist der einst wohl durchaus wohlgemeinte Anspruch, einen funktionierenden Gottesstaat mit breiter Unterstützung der Ihre Freiheit errangen diese lange im Schatten stehenden Schichten übrigens nicht durch die Gewerkschaften. Denn Kaum ist aber der Kommunismus in einer gigantischen Implosion untergegangen, so sind die Eliten schon wieder mit neuen Tricks und Strategien zum Kampf um die Macht angetreten. 22 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Menschen errichten zu können, längst zu einem Folter- und Unterdrückungssystem degeneriert. kann man an der kilometerlangen Länge der Gesetze und Verordnungen genauso ablesen wie an der tendenziell ständig steigenden Abgabenquote (dem Anteil der öffentlichen Hand an allem, was die Menschen erarbeiten), die in Österreich weit über 40 Prozent liegt, und an der Staatsquote (dem Anteil des Staates an allen Ausgaben), der dank sonstiger Staatseinkünfte und Schulden sogar mehr als 50 Prozent beträgt. All diese Werte sind in den westlichen Industrieländern fast jedes Jahr gestiegen. Besonders spektakulär war das Scheitern einer sich als Avantgarde der Bauern und Arbeiter ausgebenden Elite im Falle des Kommunismus. Der Glaube war geradezu absurd, mit einem von Bürokraten ausgearbeiteten Fünfjahresplan zu funktionierenden Ergebnissen einer ganzen Volkswirtschaft zu kommen. Und natürlich waren die Ergebnisse einer solchen Planwirtschaft für die Menschen viel unattraktiver, als es die Resultate einer freien Wirtschaft sind. In einer solchen entscheiden ja die Menschen selbst über ihre materiellen wie immateriellen Prioritäten. Sie können ihre Entscheidungen auf all ihrem individuellen Wissen und auf Aber-Millionen Erfahrungen aufbauen. Die Abgabenquote liegt heute weit über jedem Prozentsatz, den jemals eine Obrigkeit ihren Untertanen abgeknöpft hat. Man erinnere sich nur an die diversen historischen Konflikte um die Ablieferung eines Zehents, also von bloßen zehn Prozent. Kaum ist aber der Kommunismus in einer gigantischen Implosion untergegangen, so sind die Eliten schon wieder mit neuen Tricks und Strategien zum Kampf um die Macht angetreten. Während die freie Welt in der Polarisierung gegen den Kommunismus noch stolz auf ihre Freiheit war, wird seither von vielen elitären Machtkämpfern ununterbrochen, wenn auch ohne Beweise, behauptet, dass der Kapitalismus genauso gescheitert sei wie der Kommunismus. Wobei sie unter „Kapitalismus“ die Freiheit und die Marktwirtschaft verstehen, der Ludwig Erhard und seine Mitdenker – die Gründer des Neoliberalismus – einst das Adjektiv „sozial“ verliehen haben. Worunter Erhard&Co damals nicht eine Einschränkung der Marktfreiheit verstanden haben, sondern eine nähere Beschreibung der Ergebnisse des freien Wirkens der Marktkräfte. Man erinnere sich daran, dass noch vor hundert Jahren der Prozentsatz der höchsten Einkommensteuer überall nur eine einstellige Zahl betragen hat. Trotz dieser unglaublichen Einkassier-Gier der neuen „demokratischen“ Herrscher machen sie höhere Schulden, als jemals von Staaten gemacht worden sind. Trotz dieser Gier erwecken die Propagandisten der herrschenden Elite den Eindruck, dass Hunger und Elend drohten, wenn nicht der Staatsanteil ständig noch weiter ausgedehnt wird. Und sie attackieren mit Effizienz den Kapitalismus, also Freiheit und Marktwirtschaft. Zu dieser heute um ihre Macht kämpfenden Elite zählen heute alle Parteien, die „Sozialisten in allen Parteien“, wie Hayek sie einst pointiert genannt hat. Fast überall wird heute diffus von einem Dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus geschwärmt, der nur in einem Punkt klar ist: in der wichtigen Rolle, die Eliten auf diesem Weg haben. Diese Propaganda gelingt vor allem deshalb so gut, weil die Journalisten trotz mancher Scheinkritik selbst Teil der elitären Machtstruktur geworden sind, ohne aber elitär qualifiziert zu sein – was ja auch die Politiker nicht sind. Wenn in Österreich ein Berufsstand so heftig von den Staatsbudgets profitiert wie die Journalisten (über alljährlich hunderte Millionen an Inseraten, Kooperationen, Förderungen von Bund, Ländern und politisch kontrollierten Unternehmungen), dann hat er jedes Interesse daran, dass all diese verteilenden (bestechenden) Institutionen selbst gut wattiert bleiben. Es gibt in Europa keine ernsthafte Bewegung, die etwa wie Amerikas populäre Tea Parties für weniger Staatsmacht, für Small government kämpfen würde. Das Ausmaß der Regulierung und die Einschränkung der Bürger haben seit Hayeks Zeiten im Gegenteil ungeahnte Ausmaße angenommen. Das 23 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Heute ist die repräsentative Demokratie ein Eckstein der elitären Strukturen geworden. Sie wird vor allem mit dem Argument gegen alle Ideen von mehr direkter Demokratie verteidigt, dass es ohne die Herrschaft einer repräsentativen Elite zu „falschen“ Entscheidungen kommen würde. Was ist aber richtig und falsch? Darüber entscheidet in dieser Argumentationskette natürlich wieder die Elite selbst. Diese bildet soziologisch einen politisch-medial-juristisch-bürokratischprofessoralen Komplex (während beispielsweise das einst wichtige Militär heute ebenso bedeutungslos geworden ist wie Aristokratie oder Bischöfe). Dieser Komplex wird trotz und Direktoren zugunsten bürokratischer und juristischer Machtansprüche. Die dadurch (und einige andere Faktoren) verursachte Verschlechterung der Bildungsergebnisse wird nun sogar zynisch als Argument verwendet, die schulische Vielfalt, die Eltern- und Lehrerrechte noch mehr zu reduzieren. Die gleiche Elitendiktatur zeigt sich auch rund um die rapide Zuwanderung der letzten Jahrzehnte. Die in einer utopischen Welt lebenden Juristen und Politiker haben ein Zuwanderungsmodell durchgesetzt, das jedem in einem fremden Land Beschäftigten im Gegensatz zu allen früheren Epochen das Recht gibt, seine ganze Dass eben dem Volk keine zusätzlichen Familie mitziehen zu lassen. Die Zahl der arabischen und türkischen Immigranten Kompetenzen übertragen werden dürfen. vermehrt sich zusätzlich durch eine weitere Zuwanderung aus der alten Heimat aller in Details ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten via arrangierter Eheschließungen. Die Konsequenzen dieser von einem grundlegenden Konsens getragen: Dass eben dem forcierten Zuwanderung müssen die Eliten in ihren NobelVolk keine zusätzlichen Kompetenzen übertragen werden ghettos freilich am allerwenigsten selbst tragen. Übt dann ein dürfen. mutiger Dissident aus der Elite wie Thilo Sarrazin fundierte, wenn auch pointierte Kritik, wird er sofort als Rassist denunDer aktuelle Anspruch der Eliten auf ständig noch mehr ziert und nach totalitärer Methode sogar um seinen Arbeitsplatz gebracht. In den deutschsprachigen Ländern wird man Macht lässt sich an vielen Beispielen nachweisen. Er beginnt mit dem zunehmend lauter werdenden Wunsch nach überdies durch willkürlich vergebenen Stempel wie etwa: Abschaffung der – einst hart erkämpften – Geschwornen„Rassist“ auch noch mitschuldig am Holocaust. und Schöffen-Judikatur. Kein Wunder, dass bei Umfragen schon über 50 Prozent der Österreicher sagen, dass sie in einem Land leben, in dem man nicht mehr frei seine Meinung sagen kann. Er zeigt sich im geldverschlingenden Gesundheitssystem. Wohl wird dieses rhetorisch mit den Interessen des Patienten gerechtfertigt. In Wahrheit aber geht es dort um eliten-interne Machtspiele von Ärzten, Bürgermeistern, Landeshauptleuten, um Führungsposten in den Pflicht-Versicherungen für Gewerkschafter und Kammer-Funktionäre. Die sich trotz ihrer Vielzahl vor jedem Wettbewerb fürchten und ihre Monopolbereiche heftig verteidigen. Weil es der herrschende Elitenkonsens verbietet. Mit der Meinungsfreiheit ist eines der zentralsten Menschenrechte atomisiert worden. Dies ist ein erschütterndes Ergebnis nach einem Vierteljahrtausend der Aufklärung und der demokratisch-liberalen Verfassungen. Die Political Correctness hat nicht zu mehr Rücksichtnahme auf wirklich Benachteiligte geführt, sondern sie ist zu einem universalen Maulkorb der Eliten gegen jede aufmüpfige Meinung geworden. Der Machtanspruch der Eliten setzt sich fort im Schulsystem. Er hat dort eine klare ideologische Tendenz: verpflichtende Einheitsschule, Reformen um ihrer selbst willen a la Rechtschreibreform, Ablehnung von familiärem Home Schooling, keine Mitbestimmungsrechte der Eltern bei der Direktorenbestellung, immer stärkere juristische Regulierung des Erziehungsprozesses und weitgehende Entmachtung der Lehrer 24 Investor sein. Und Gutes tun. Dual Return Fund - Vision Microfinance NAV Veränderung seit Gründung (EUR) Anlagestrategie: Direktinvestition in weltweit ausgewählte MFIs (MikrofinanzInstitutionen) 114 Wertpapierart: Luxemburgischer Investmentfonds 112 Fondsvolumen: 91 Mio EUR 110 ISIN: LU0236782842 (private Anleger) 116 108 LU0306115196 (institutionelle Anleger) 106 104 Fondswährung: EUR 102 Handel: monatlich 100 Vertriebszulassung: Österreich 2006 2007 2008 2009 2010 Info: www.visionmicrofinance.com Investieren mit sozialer Rendite Mikrokredite haben schon Millionen von Familien ermöglicht, nachhaltig aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen und ein Leben in Würde und Selbstbestimmung aufzunehmen. Vision Microfinance leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Als einziger in Österreich zum Vertrieb zugelassener Mikrofinanz-Fonds bringt Vision Microfinance aber mehr als nur “soziale Rendite”. Der Fonds genügt auch strengen Anforderungen an gute Absolute ReturnInvestments: - breite Streuung über Tausende Kleinstunternehmer und zahlreiche Mikrofinanz-Institute in allen Erdteilen - geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen - Sicherheit durch kurze Laufzeiten und Rückzahlungsraten von 97-98% - regelmäßige Erträge seit Auflage im April 2006. Absolute Por tfolio Management GmbH, Wallnerstraße 3/17, A - 1010 Wien, Tel.: +43 (1) 533 59 76, www.absolutepm.at Diese Anzeige dient ausschließlich Werbe- und Marketingzwecken und stellt kein Angebot dar. Ein rechtlich gültiges Angebot kann erst nach Übereinstimmung mit dem jeweils anzuwendenden Recht und in Verbindung mit dem jeweils aktuellen Fondsprospekt gelegt werden. Der veröffentlichte Prospekt des hier genannten Fonds in seiner aktuellen Fassung inklusive sämtlicher Änderungen seit Erstverlautbarung (Kundmachung im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung”) steht Interessenten bei der CPB Kapitalanlage GmbH und der Semper Constantia Privatbank Aktiengesellschaft, beide A-1010 Wien, Bankgasse 2, kostenlos zur Verfügung und ist auch unter www.absolutepm.at abrufbar. Sie sollten, soweit nötig, Ihre eigenen, unabhängigen und kompetenten Rechts- und Finanzberater sowie sonstige professionelle Berater konsultieren, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die Sie treffen, für Sie in Anbetracht Ihrer Umstände und finanziellen Lage geeignet ist. Wenden Sie sich in Hinblick auf die jeweils steuerliche Situation an Ihren Steuerberater, da sich diese durch Rechtsprechung oder Gesetzgebung ändern kann. Diese Anzeige dient lediglich als Grundlage für ausführliche Informationsgespräche eines professionellen Beraters mit seinen Kunden. Investitionen in Fremdwährungen unterliegen Kursschwankungen. Kurse und Erträge können steigen und fallen. Erträge der Vergangenheit sind kein Indiz für die Zukunft. Die hier verwendeten Daten und Informationen basieren auf zuverlässigen Quellen. Absolute Portfolio Management GmbH und die mit ihr verbundenen Gesellschaften übernehmen trotz sorgfältiger Ermittlung keinerlei Garantie für die Richtigkeit aller Daten sowie eine allfällige Haftung aus Nachteilen, die direkt oder indirekt aus der Verwendung dieser Anzeige oder ihres Inhaltes entstehen. GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten Nun werden manche die ehrlich gemeinte Sorge äußern, dass mehr direkte Demokratie ja auch zu einer Diktatur der 51 Prozent über Minderheiten führen könnte. Jedoch gibt es kein einziges Land, indem das wirklich der Fall wäre. In der Schweiz etwa ist heute mit der direkten Demokratie und dem eine delikate Machtbalance herstellenden Föderalismus nach Epochen des Konflikts die Toleranz gegenüber den traditionellen sprachlichen und religiösen Minderheiten stärker und besser fundiert als in jedem anderen Land der Erde. Es sind ganz im Gegenteil oft repräsentativ gewählte oder gar autokratische Herrscher, die mit Schüren von Emotionen gegen Minderheiten ihren eigenen Machterhalt sichern. Länder so viel Geld, weil auch die roten und blau-orangen Länder so viel kassieren und umgekehrt. „Gibst Du mir, so geb ich Dir“ ist wohl die übelste Form, mit den Staatsfinanzen umzugehen. Daran ändert es auch nichts, dass die Profiteure dieses System propagandistisch als Konsensdemokratie rühmen. Wir sollten uns aber im Klaren sein: Noch ist in den Menschen der meisten westlichen Länder das Bewusstsein nicht entscheidend gereift, dass das Gaukelbild einer totalen Wohlfahrt und soziale Rundum-Absicherung nicht funktionieren kann. Sie glauben noch mehrheitlich an die Schimäre der durch eine Obrigkeit hergestellten Sicherheit. Sie begreifen nicht, dass ohne eine entscheidende Rolle der Eigenverantwortung das Leben nicht funktionieren kann. Sie wollen nicht akzeptieren, dass der Staat nur in wirklichen Notfällen eine Antwort auf die Probleme unseres Lebens sein kann. Die repräsentative Demokratie hat noch ein weiteres Defizit. Sie ist meist mit dem Verhältniswahlrecht verbunden. Dieses produziert in den meisten Fälle Koalitionsregierungen, weil nur selten eine Partei eine ausreichende Mehrheit erzielt. Koalitionsregierungen aber sind die teuerste inner-elitäre Allianz: Denn die dabei notwendigen Kompromisse werden meist mit Steuergeld beziehungsweise Schulden erkauft. Das wissen die Schweizer, das weiß ein guter Teil der Amerikaner, und das haben die Osteuropäer in bitteren Lektionen gelernt. Uns stehen die noch bevor. « Jede Partei versucht in einer Koalition, ihre eigenen Anhänger-Gruppen zu bedienen. Das läuft etwa so: Hier sinnlose Milliarden für die Bundesbahn; dort sinnlose Milliarden für die Bauern. Da werden sinnlose Monster-Tunnels in den Berg gebaut, weil irgendwann einmal ein Mini-Grüppchen gerade die Regierung erpressen konnte; dort bekommen schwarze Dr. Andreas Unterberger Österreichischer Journalist, von 2005 bis 2009 Chefredakteur der Wiener Zeitung sowie von 1995 bis 2004 Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse. Führt seit 2009 als freier Publizist den Blog „Das nicht ganz unpolitische Tagebuch“ unter www.andreas-unterberger.at. 26 Beweglicher als Gold: APM Gold & Resources Fund DJ Euro Stoxx 50 Aktienindex Quelle: Bloomberg, Wochenkurse, logarithmische Skala, 02.11.2007 - 20.08.2010 Kursentwicklung in EUR (indexiert, Basis 100) APM Gold & Resources Fund Goldaktienindex XAU 100 40 Nov 2007 Apr 2008 Sep 2008 Feb 2009 Jul 2009 Dez 2009 Anlagestrategie Gold- und Goldaktienfonds mit aktivem Risikomanagement Wertpapierart Österr. Investmentfonds, UCITS III konform ISIN AT0000A07HE7 (thesaurierend, AUT) AT0000A07HF4 (vollthesaurierend, GER) Fondswährung EUR Handelbarkeit täglich Vertriebszulassung Deutschland, Österreich Mai 2010 Gold – Die ultimative Währung Gold ist heute unverzichtbarer Portfolio-Bestandteil als Schutz vor Instabilitäten des Finanzsystems. Physisches Gold und Goldaktien sind allerdings hochvolatil. Der APM Gold & Resources Fund ist durch seine flexible Allokation beweglicher als reine Goldinvestments. Sein Anlageuniversum umfasst Gold-, Silber- und Rohstoffaktien, sowie indirekte Investments in Gold und Silber. Sein Absolute Return-Ansatz steht für aktives Risikomanagement: mehr Sicherheit bei fallenden Kursen ohne Aufgabe der Partizipation an steigenden Kursen. Absolute Por tfolio Management GmbH, Wallnerstraße 3/17, A - 1010 Wien, Tel.: +43 (1) 533 59 76, www.absolutepm.at Diese Anzeige dient ausschließlich Werbe- und Marketingzwecken und stellt kein Angebot dar. Ein rechtlich gültiges Angebot kann erst nach Übereinstimmung mit dem jeweils anzuwendenden Recht und in Verbindung mit dem jeweils aktuellen Fondsprospekt gelegt werden. Der veröffentlichte Prospekt des hier genannten Fonds in seiner aktuellen Fassung inklusive sämtlicher Änderungen seit Erstverlautbarung (Kundmachung im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung”) steht Interessenten bei der CPB Kapitalanlage GmbH und der Semper Constantia Privatbank Aktiengesellschaft, beide A-1010 Wien, Bankgasse 2, kostenlos zur Verfügung und ist auch unter www.absolutepm.at abrufbar. Sie sollten, soweit nötig, Ihre eigenen, unabhängigen und kompetenten Rechts- und Finanzberater sowie sonstige professionelle Berater konsultieren, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die Sie treffen, für Sie in Anbetracht Ihrer Umstände und finanziellen Lage geeignet ist. Wenden Sie sich in Hinblick auf die jeweils steuerliche Situation an Ihren Steuerberater, da sich diese durch Rechtsprechung oder Gesetzgebung ändern kann. Diese Anzeige dient lediglich als Grundlage für ausführliche Informationsgespräche eines professionellen Beraters mit seinen Kunden. Investitionen in Fremdwährungen unterliegen Kursschwankungen. Kurse und Erträge können steigen und fallen. Erträge der Vergangenheit sind kein Indiz für die Zukunft. Die hier verwendeten Daten und Informationen basieren auf zuverlässigen Quellen. Absolute Portfolio Management GmbH und die mit ihr verbundenen Gesellschaften übernehmen trotz sorgfältiger Ermittlung keinerlei Garantie für die Richtigkeit aller Daten sowie eine allfällige Haftung aus Nachteilen, die direkt oder indirekt aus der Verwendung dieser Anzeige oder ihres Inhaltes entstehen. GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen Gregor Hochreiter Falsch gestellte Weichen Von verschiedenster Seite ist schon das Ende der Krise verkündet worden. 28 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen EINE TRÜGERISCHE RUHE HAT SICH IN WEITEN TEILEN DER WELT EINGESTELLT, NACHDEM DIE MILLIARDENSCHWEREN RETTUNGSPAKETE DER REGIERUNGEN UNZÄHLIGE GESCHÄFTSBANKEN VOR DEM KOLLAPS GERETTET HABEN. VON VERSCHIEDENSTER SEITE IST SCHON DAS ENDE DER KRISE VERKÜNDET WORDEN. IN DEN VERGANGENEN MONATEN, SO LASSEN UNS DIE WIRTSCHAFTSFORSCHUNGSINSTITUTE WISSEN, HABE DIE KONJUNKTUR MERKLICH AN FAHRT GEWONNEN. IN DEUTSCHLAND IST GAR VOM „NEUEN DEUTSCHEN WIRTSCHAFTSWUNDER“ DIE REDE. DOCH WER MEINT, DASS DIE FINANZ- UND WIRTSCHAFTSKRISE ÜBERWUNDEN SEI, DER TÄUSCHT SICH GEWALTIG. WEDER WURDEN DIE SYSTEMISCHEN MÄNGEL DES MODERNEN BANK-, KREDIT- UND GELDSYSTEMS BEHOBEN, JA NICHT EINMAL IN ANGRIFF GENOMMEN. NOCH IST IN DER GESELLSCHAFTLICHEN GRUNDHALTUNG GEGENÜBER DER RELATIVEN BEDEUTUNG DES WIRTSCHAFTLICHEN IM VERGLEICH ZU DEN ANDEREN LEBENSBEREICHEN EINE ÄNDERUNG DER PRIORITÄTEN WAHRZUNEHMEN. ALLES MUSS GLEICH BLEIBEN, DAMIT SICH ALLES ÄNDERT – SO SCHEINT DIE DEVISE DES AUGENBLICKS ZU LAUTEN. Im Folgenden sollen einige Aspekte angesprochen werden, die in den nächsten Jahren der intensiven gesellschaftlichen Erörterung bedürfen. Diese inhaltliche Auseinandersetzung und persönliche Re-Orientierung benötigen viel Zeit, weil wir nicht mit einem bloß oberflächlich-technischen Problem konfrontiert sind. Entscheidend ist, daß wir vor den gewaltigen Herausforderung nicht zurückzuschrecken, sondern sie als die Aufgabe der heutigen, und wohl auch nächsten Generation annehmen. Mit Schönfärberei kommen wir aus dem beträchtlichen Schlamassel nicht heraus. sam einen großen Teil seiner Landstraßen in gute Weide und Kornfelder zu verwandeln und dadurch den Jahresertrag des Bodens und der Arbeit beträchtlich zu vermehren.“ Mit diesem ansehnlichen Bild beschreibt und rechtfertigt Adam Smith im „Wohlstand der Nationen“ das neue, die mittelalterliche Geldordnung ablösende Geldsystem. Wie in der anderen Teilbereichen der Ökonomie so vollzog sich auch in der Geldtheorie im 18.Jahrhundert ein markanter Wandel. In der Antike und im Mittelalter nahm das Ringen um das rechte Verständnis der göttlichen und damit menschengemäßen Moralordnung einen äußerst bedeutsamen Platz in den akademischen wie politischen Debatten ein. Als ein Teilbereich des menschlichen Handelns war das Wirtschaften den allgemein verbindlichen Handlungsnormen unterworfen. Die zielstrebige Erwirtschaftung des materiellen Lebensunterhaltes basierte nicht auf einer von den anderen Lebensbereichen gänzlich losgelösten Wirtschaftsmoral. Allgemein anerkannte Normen wurden auf den Bereich des wirtschaftlichen Handelns angewendet. Die betriebswirtschaftlichen Effizienzüberlegungen waren von dem Streben nach Gerechtigkeit überlagert. Effizienz statt Gerechtigkeit „Der Gebrauch dieses Geldes [d.h. Papiergeldes; Anm.] an Stelle des Gold- und Silbergeldes ersetzt ein sehr kostspieliges Verkehrswerkzeug durch ein weit weniger kostbares und zuweilen ebenso geeignetes. […] Indem nun kluge Bankoperationen eine Art von Fuhrweg durch die Luft schaffen (a waggon way through the air), wenn ich ein so kühnes Bild Das eingangs angeführte Zitat von Adam Smith atmet hin- gebrauchen darf, setzen sie das Land in den Stand, gleich- 29 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen gegen eine durch und durch anderen Geist. Die Gerechtigkeit wird der Effizienz untergeordnet. Der moderne Ökonom versteht sich allen voran als Experte für betriebs- und volkswirtschaftliche Effizienzsteigerungen. Eine Handlung, eine gesellschaftliche Institution gilt dann als gut, wenn sie den Wohlstand der Nation mehrt. mal verlassen, läßt sich jeder noch so geringe Mindestreservesatz verteidigen, vor allem wenn man bedenkt, daß die Höhe des Wirtschaftswachstum in direkte Beziehung mit der Verfügbarkeit von Zirkulationskrediten gebracht wird. Zur Bestätigung dieser weitverbreiteten Annahme rufe man sich die zahlreichen flehentlichen, manchmal auch drohenden Gesuche von Ökonomen und Politikern an die Geschäftsbanken, die Kreditvergabe zu verstärken. Im Bereich des Geld- und Kreditwesens hat die systematische Überbetonung des Effizienzgedankens die Teildeckung der Banknoten bzw. der Sichteinlagen zur Folge; Das in den Tresoren der Zentralbank bzw. der Geschäftsbanken brachliegende Gold bzw. die Banknoten könnten doch, da nie alle Menschen zugleich ihre Banknoten in Gold bzw. ihre Sichtguthaben in Banknoten einlösen wollen, investiert werden, um dadurch das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Es wäre eine unentschuldbare Verschwendung knapper Ressourcen die rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten. So plausibel die Rechtfertigung in den Ohren des heutigen, vom utilitaristischen Denken geprägten Menschen klingen mag, so fatal sind die Konsequenzen dieser systematischen Verletzung von Eigentumsrechten. Das auf Teilreservehaltung basierende Bankensystem destabilisiert sich Schritt für Schritt. Mit der Reduktion der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve geht der sukzessive Rückgang der Eigenkapitalquote des gesamten Bankensystems einher. Erschwerend kommt hinzu, daß die aus dem Nichts geschöpften Zirkulationskredite, denen keine Spareinlagen gegenüberstehen, an immer mehr Kreditnehmer mit fragwürdiger Bonität vergeben werden. Mitunter genügt mittlerweile ein geringer Zahlungsausfall, um den Fortbestand einer Geschäftsbank existentiell zu gefährden. Dieses Problem ist systemischer Natur und kein Einzelfall, der ausschließlich auf betriebswirtschaftlichen Fehleinschätzungen oder betrügerische Absichten beruht. Zweifellsohne können diese hinzutreten. Die strafrechtliche Verfolgung der Betrüger allein taugt jedoch nicht, um die fundamentale Fehlkonstruktion zu sanieren. Es liegt in der Natur der Sache, daß das Streben nach einer quantitativen Mehrung des materiellen Wohlstandes, das die Grenzen des persönlich Notwendigen und des von der Gerechtigkeit Gebotenen nicht mehr kennt, unbegrenzt ist. Mehr zu haben als im derzeitigen Augenblick ist immer denkbar. Die Aufgabe der 100%-Deckung zum Zwecke der Förderung des Wirtschaftswachstums gibt den Startschuß zu einem unaufhaltsamen Wettlauf nach unten. Ist einmal die Büchse der Pandora geöffnet, sinkt die Deckung der Banknoten bzw. der Sichtguthaben beständig. Wenn eine 40%-Deckung ein höheres Wachstum verspricht als eine 100%-Deckung, dann ist mit einer 30%-Deckung ein noch höheres Wachstum zu erreichen und erst recht mit einer 20%-Deckung. Hat man das Prinzip der Gerechtigkeit ein- Verfolgt man die gegenwärtigen Reformdebatten, so wird deutlich, daß der überwiegende Teil der (ökonomischen) Auseinandersetzung sich auf dem Boden einer effizienteren Regulierung bewegt. Wie die Wirtschaftsgeschichte der vergangenen Jahre andeutet, steht zu befürchten, daß mit dieser irrigen Grundhaltung der Kern des Problems nicht entdeckt wird bzw. aus grundsätzlichen Erwägungen nicht angenommen wird. 30 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen Oberflächliche Symptombekämpfung statt tiefgreifender Reform Auf diese fundamentale Desorientierung im Denken und Handeln läßt sich das seit Aufkommen der Konjunkturkrisen im 18. und 19.Jahrhundert zu beobachtende Muster der oberflächlichen Symptombekämpfung erklären; eine Schuldenkrise mit der Aufnahme weiterer Schulden zu bekämpfen ist ungefähr so sinnvoll wie einen Kater mit dem Leeren einer Schnapsflasche zu kurieren. Dieser Weg ist kurzfristig erfolgreich und mit Sicherheit einfacher als den schmerzhaften Weg des radikalen Umbaus einzuschlagen. Zielführend ist er jedoch nicht. bare Unwillen der Bevölkerung, den Gürtel enger schnallen zu wollen. Wie süß sind doch die Verlockungen der scheinbar unlimitierten Geld- und Kreditausweitung, die Konsum ohne Ende, Wohlstand ohne Anstrengung, Investitionen ohne Ersparnisbildung, Ernte ohne Aussaat versprechen. Wie laut wäre der Aufschrei der Wähler, wenn tatsächlich der Abbau der Staatsschulden angegangen würde und infolgedessen die Staatsausgaben in Form von Transferzahlungen und Subventionen merklich zurückgestutzt würden? Wie laut wäre der Aufschrei der Unternehmer, wenn den Banken das ökonomisch wie rechtlich wie moralisch gebotene Verbot der Verwendung von Sichteinlagen zur künstlichen Kreditausweitung auferlegt wird? Wie laut wäre der Aufschrei der Banken, wenn das Fremdkapital nicht mehr steuerrechtlich bevorzugt wäre und sie sich streng an die Fristenkongruenz von Kreditvergabe und Spareinlagen halten müßten? Wie laut wäre aber auch der Aufschrei der Politiker selber, die teilweise aus billigem politischen Opportunismus, teilweise aus ideologischer Verblendung ihre Legitimationsgrundlage verlieren, die sie in immer umfangreicher dotierten Budgetmitteln zu erkennen glauben? Wie laut wäre der Aufschrei all derer quer durch alle Bevölkerungsschichten, die in Ermangelung anderer Maßstäbe für ein gelungenes Leben die Orientierung verlieren, weil sie sich über ihr eigenes Konsumniveau definieren oder den Erfolg eines Politikers anhand des reduktionistischen Konzept des Bruttoinlandsprodukts und anderer Wirtschaftsindikatoren beurteilten. Es soll nicht geleugnet werden, daß die lockere Geldpolitik, die jahrzehntelange Schuldenpolitik und die vollmundigen Wahlversprechen, der dem potentiellen Wähler zusätzliches Transfereinkommen verspricht, die über die Begebung von immer neuen Staatsanleihen von der kommenden Generation zu begleichen sein wird, zu der hedonistischen Konsumgesellschaft beigetragen hat, deren Ressourcenverschwendung und Ökonomisierung weiter Lebensbereiche aus unterschiedlichsten politischen Ecken kritisiert wird. Insofern zeichnen die Politiker, Interessensvertreter, Intellektuellen, Journalisten und Unternehmer für die Propagierung und schrittweisen Umsetzung der Politik der allgemeinen Verschuldung und Konsumorientierung in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verantwortlich. Denn es steht außer Zweifel, daß Führungspersonen ob ihrer gesellschaftlichen Stellung eine besondere Verantwortung innehabe. Der verstorbene österreichische Psychiater Viktor Frankl führt in seinem Buch „Der Wille zum Sinn“ aus, daß die Flucht in die Arbeit bzw. das Streben nach einem immer höheren Einkommen auf eine „innere Inhaltsleere“, ein „existentielles Vakuum hinweist: Man macht es sich aber zu einfach, wenn allein die Politiker für den beunruhigenden Zustand unseres Geld- und Kreditsystems verantwortlich gemacht werden. Die Ängstlichkeit der von kurzfristige Wahlerfolge abhängigen Politiker vor dem Wahlvolk bringt ebenso sehr die grassierende Kurzfristigkeit zum Vorschein wie der ebenso wenig entschuld- „…, in solchen Fällen mangelt es an einem Lebenssinn und 31 DiePresse.com Institut für Wertewirtschaft Das Institut für Wertewirtschaft ist eines der wenigen, vollkommen unabhängigen akademischen Institute in Österreich und widmet sich der Lehre und Forschung. Gegründet wurde es von einer Gruppe kritischer Köpfe aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, die ein kritischer Blick auf die Gegenwart eint, in der wir eine vielgestaltige Krise wahrnehmen, und auf das politische und akademische Establishment, wo wir dominante Illusionen, falsche Methoden und schlechte Anreize sehen. Wir vereinen ökonomischen Sachverstand in der Tradition der Wiener Schule der Ökonomie mit einer fundierten Werte- und Sinnorientierung und scheuen Utopien, intellektuelle Modetrends, Ideologien, politische Korrektheit und jedes einseitige Schönreden von Problemen, sind aber trotzdem einer positiven, hoffnungsvollen Perspektive verbunden. Das Institut bietet tiefgehende Analysen, eine einzigartige Bibliothek, Lehrgänge, universitäre Lehrveranstaltungen, Vorträge, Unternehmensseminare und Beratung an. Kontakt: Institut für Wertewirtschaft Doeblinger Hauptstrasse 17/4/12 1090 Wien http://wertewirtschaft.org info@wertewirtschaft.org die Vorzüge wie folgt an: dadurch wird entweder die Arbeit zum Selbstzweck oder aber auch das, was die Arbeit einbringt, nämlich das Geld. Die Leute haben etwas, von dem sie leben können, aber sie Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt, haben nichts mehr, für das leben könnten. Sie haben Geld, Ist so bequem, man weiß doch, was man hat, aber ihr Geldhaben hat eigentlich keinen Sinn mehr.“ Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen, Kann sich nach Lust in Lieb und Wein berauschen; Das Versiegen des Geldhahnes würde jene politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Probleme ans Tageslicht hieven, die in den letzten Jahrzehnten durch das Ausstellen von ungedeckten Schecks auf bequeme Art und Weise (schein-) gelöst worden sind. Ein moralisches Problem verlangt jedoch zuvorderst eine moralische Lösung, nicht die bloß vorübergehende Zudeckung desselbigen mit Geldscheinen. Will man Metall, ein Wechsler ist bereit, Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit. Äußerst hellsichtig erkennt Goethe, der der am Weimarer Hof für Wirtschaftsfragen zuständige Minister war und das unselige Papiergeldexperiment John Laws in Frankreich zu Beginn des 18.Jahrhunderts und dem die damit einhergehende Spekulations- und Konsumorgie bekannt war, daß die neu in Umlauf gelangten Teilreserve-Zertifikate nur dann voll umfänglich eingelöst werden können, wenn zusätzliche Bodenschätze gefördert werden. Das Schuldgeld verspricht somit mehr als es halten kann. Es greift schamlos auf die Zukunft zu. Es betont den Konsum und eine Ethik des die Konsequenzen nicht berücksichtigenden, weil kurzsichtigen Handelns. Stetigkeit, Ausgewogenheit, Nachhaltigkeit, Aufrichtigkeit, Genügsamkeit, Sparsamkeit und Bescheidenheit sind passé. Wer auf den Erwerb eines Konsumgutes oder eines Investitionsgutes hinspart und auf gegenwärtigen Konsum und Verschuldung statt investivem Sparen Die modernen Alchemisten versuchen nicht mehr unedle Metalle in Gold zu verwandeln. Vielmehr bringt das aus der Zentralbank und den Geschäftsbanken bestehende moderne Bankensystem ungedeckte Kredite und Geldscheine „aus dem Nichts“ hervor. Schon Goethe läßt im zweiten Teil seines Faust Mephistopheles – der personifizierte Teufel – in der berühmten Mummenschanz-Szene in der Kaiserlichen Pfalz dem wieder einmal finanziell angeschlagenen Kaiser das Papiergeld schmackhaft machen. Mephistopheles preist 33 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen Konsum verzichtet, sich der rastlosen Betriebsamkeit entzieht und sich mit dem bestehenden Güterangebot zufrieden gibt, gilt als „von gestern“. nehmen mit schwindeligen Geschäftsmodellen verdrängen jene Alt- und Neuunternehmer, die sich in der Unternehmensführung strikt an die Sorgfaltspflicht des ordentlichen Kaufmanns halten und in der Bilanzierung das Prinzip der kaufmännischen Vorsicht walten lassen. Besonders problematisch ist daher, wenn wie nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers die Bilanzierungsvorschriften geändert werden, um jene Unternehmen vor dem Zusammenbruch zu retten, die offensichtlich jegliches Augenmaß in ihrer Unternehmensführung verloren haben. Eine Gesellschaft, die Maßlosigkeit belohnt und das Maßhalten bestraft, darf sich nicht wundern, wenn sie immer stärker ins Wanken gerät. Die auf die inflationäre Geldproduktion zurückgehende permanente Geldentwertung erschwert die Ersparnisbildung noch zusätzlich. Zudem können jene Staaten, Unternehmer und Privatpersonen, die sich auf Teufel komm raus verschulden, das bestehende Preisniveau mit dem aufgenommenen Fremdkapital überbieten. Damit drängen sie den redlichen, sich die für die Investition notwendigen Geldmittel vom Mund Absparenden vom Markt. Allmählich machen sich Glücksritter, die nicht am nachhaltigen Aufbau von Unternehmen ein Interesse haben, sondern das schnelle Geld verdienen wollen, in der Wirtschaft breit. Selbst John M. Keynes, der einer der wichtigsten Fürsprecher der inflationären Geldproduktion des 20.Jahrhunderts ist, kritisiert in „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ (1920), daß in hochinflationären Zeiten „die Reichtumsbildung zum Spiel und zur Lotterie wird.“ Nicht verschwiegen werden soll, wenngleich dieser Aspekt in diesem Rahmen nur berührt wird, daß es verschiedenste ideologische Motive gibt, die das gegenwärtige Bankensystem gegen teils erhebliche Widerstände eingeführt haben. Bereits erwähnt ist die angelsächsisch-liberale Tradition mit ihrer starken Betonung der Effizienz und des ungezügelten Wirtschaftswachstum. Mit den sogenannten „St.Simonisten“, einer Gruppe utopischer Frühsozialisten aus Frankreich, die auf den heilsversprechenden Ideen von Graf Henry de Saint- Nach und nach verändert sich die Wirtschaftsstruktur. Unter- 34 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen Simon aufbauen, fanden sich kräftige Fürsprecher ebenfalls im sozialistischen Lager. Ihnen ging es zum einen um die Überwindung der Armut, der utopischen Vorstellung, menschliches Leben ohne Armut, Leid und Schmerz wäre denkbar. Diese im 19.Jahrhundert gängige Illusion bringt in befürwortendem Tone Heinrich Heine in „Deutschland. Ein Wintermärchen“ prägnant auf den Punkt: werfungen. Oder aber es wird die verbleibende Zeit genutzt, um unerläßliche Vorkehrungen zu treffen und den fundamentalen Umbau der Institutionen wie auch die Neuorientierung unser aller Verhaltens in Angriff zu nehmen. Je früher begonnen wird und je mehr Menschen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen bereit sind, diese Veränderungen vorzunehmen, desto sanfter wird die harte Landung ausfallen. Entweder beendet man das Ganze also freiwillig und versucht einen gesteuerte Rückführung oder das Bankensystem wird uns wohl früher als später um die Ohren fliegen. Ein neues Lied, ein besseres Lied, O Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon Das Himmelreich errichten. Entscheidend für die Veränderung des eigenen Handelns sollte nicht eine Erwartungshaltung sein, die sich die unmittelbare Anerkennung durch die Öffentlichkeit erhofft. Damit ist nicht zu rechnen. Verantwortungsvolles Handeln zeichnet sich gerade dadurch aus, daß man nach eingehender Prüfung des Gewissens das Gute und Richtige unabhängig davon tut, ob die Öffentlichkeit dies gutheißt. Das Gute bedarf nicht der Akklamation der Öffentlichkeit. Es steht für sich allein. Es belohnt uns mit einer inneren Zufriedenheit, die die kurzlebige Öffentlichkeit nicht zu geben imstande ist. Abschiednehmen müssen wir jedenfalls von der Vorstellung, daß ohne persönliches Opfer – Verzicht auf zeitnahen Konsum bzw. öffentliche Anerkennung – jene Weichenstellungen vorgenommen werden, die für die Wiedererlangung eines menschenwürdigen Zusammenlebens unabdingbar sind. « Zum anderen sprachen sie sich für die inflationäre Kreditgewährung aus sozialreformatorischen Gründen aus. Sie erhofften sich vom Bankier die Etablierung einer egalitären Gesellschaft. Beiden gemein ist ihre starke Vorliebe für die Großindustrie und die Zentralisierung der Kredite in Geschäftsbanken, die im Unterschied zu früher als Kapitalgesellschaften organisiert sind. Die Anonymisierung der Wirtschaftsbeziehungen ist ein weiteres Kennzeichen des modernen Wirtschaftens. Statt persönlicher Kontrolle im Kleinen, versucht der Gesetzesstaat den aufgeklärten Egoismus in die Schranken zu weisen. Nicht unerwähnt bleiben darf eine dritte Gruppe, die bewußt die bestehende Finanzarchitektur aufgezogen haben, um sich mithilfe des ungerechten Teilreservebankensystem und des Papiergeldes auf Kosten der breiten Masse zu bereichern. Gregor Hochreiter ist Ökonom (Universität Wien) und hat als profunder Kenner der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ zahlreiche Artikel zu wirtschaftspolitischen Themen verfasst. Der Weg aus der Krise Wie die bisherigen Ausführungen dargelegt haben, handelt es sich bei der gegenwärtige Krise nicht um eine partielle Krise. Das Feinstellen von Schrauben löst die gegenwärtigen Probleme nicht. Vielmehr müssen wir unser Verhalten und die wirtschaftspolitischen Institutionen grundlegend ändern. Wir haben zwei Möglichkeiten; die eine, wenig anstrebenswerte, ist eine Fortsetzung der oberflächlichen Symptombekämpfung. Der Krug geht dann solange zum Brunnen bis er endgültig bricht. Die tiefgreifende Wirtschaftskrise wird den Großteil der Bevölkerung am falschen Fuß erwischen. Weil sich so gut wie niemand auf die unvermeidliche Rezession vorbereitet haben wird, drohen massive politische Ver- KRANKES GELD - KRANKE WELT von Gregor Hochreiter ISBN-13: 978-3935197946 35 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Herbert Unterköfler / Eugen Maria Schulak Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Ein historischer Abriss 36 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie WANN IMMER IN DISKUSSIONEN DIE JÜNGSTE FINANZKRISE ZUR SPRACHE KOMMT, WIRD MIT HOHER WAHRSCHEINLICHKEIT AUCH DIE MENSCHLICHE GIER ALS DEREN URSACHE ANGEFÜHRT. BEMERKENSWERTERWEISE SCHEINT SICH DIESES PLAKATIVE ERKLÄRUNGSMUSTER NICHT NUR BEIM WIRTSCHAFTSKUNDLICH UNBEDARFTEM PUBLIKUM, SONDERN AUCH BEI AUSGEBILDETEN ÖKONOMEN GROSSER BELIEBTHEIT ZU ERFREUEN. Es mag deshalb fast erstaunen, dass uns die Sozialund Wirtschaftswissenschaften noch keinen homo avarus, noch keinen habgierigen Menschen als modellhafte Erklärung für die jüngste Krise beschert hat. zelne sein Urteilen und Handeln bewusst oder unbewusst ausrichtet. In unserem Falle würde eine einge-hende Analyse möglicherweise ergeben, dass der homo avarus vornehmlich in einem intel-lektuellen Biotop gesichtet wird, in dem einerseits Knappheit von Güter, Sparsamkeit und Erwerbstüchtigkeit als überholte Narrativa gelten und andererseits wie zugleich auch egalitäre Gesellschaftsvorstellungen, der Glaube an den Überfluss von Gütern sowie der Glaube an die Segnungen paternalistischer Obsorge vorherrschen. Daraus ließen sich schon erste Konturen eines Menschenbilds gewinnen. Zumindest wäre eine unausgesprochene Prädisposition in der besagten Diskussion klargestellt. Freilich wäre gegen das Modell eines solchen homo avarus Grundsätzliches einzuwenden: Ein solches Konzept würde auf eine extreme Einengung menschlicher Handlungsoptionen hinauslaufen und außerdem die vielfältigen institutionellen Arrangements in einer Gesellschaft völlig ausblenden. Die soziale oder ökonomische Wirklichkeit könnte damit kaum oder nur verstümmelt wahrgenommen werden; die Erklärungsrendite wäre eindeutig zu gering. Im Allgemeinen stoßen derart reduktionistische Deutungen im sozialwissenschaftlichen Diskurs zumeist auf heftige Ablehnung. So würde niemand im Ernst etwa die hohen Scheidungsraten mit der Wollust erklären oder als Ursache für die Arbeitslosigkeit einen Hang zum Müßiggang sehen wollen. Nicht so bei der Gier: Sie wird regelmäßig und fast schon atavistisch, wie bei der Beschwörung eines Geistes, in Diskussionen und Kommentaren angerufen – und selbstverständlich verdammt. Individualistischen und säkularen Menschenbild Tatsächlich wird den Ökonomen immer wieder vorgehalten, dass diese ihr jeweiliges Menschenbild gerne wie eine „verschwiegene Voraussetzung“ handhaben. Dieser Vorwurf ist in seiner Allgemeinheit schon für die Standardökonomie kaum haltbar, ganz sicher aber trifft er nicht auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie zu, die mehr als jede andere wirtschaftswissenschaftliche Richtung den realen (wirtschaftenden) Menschen in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt hat. Carl Menger (1840-1921), der Begründer der Österreichischen Schule, ging von einem individualistischen und säkularen Menschenbild aus. Seiner Volkswirtschaftslehre, die von sittlichen, religiösen oder politischen Vorgaben losgelöst war, lag die Auffassung zugrunde, dass die Erscheinungen der Volkswirthschaft nicht das Ergebnis von Gesetzen seien, deren Wirksamkeit sich unabhängig von dem Willen und Strebungen der Menschen geltend machen, dass vielmehr die complicirten Erscheinungen der mensch- Der Grund für diese eigenartige Ambivalenz liegt in dem zugrundeliegenden Menschen-bild, in dem menschliche Eigenschaften wie Gier, Wollust oder Müßiggang offenbar unterschiedlich konnotiert sind. Ein Menschenbild ist als Konstrukt bzw. als Bündel von generalisierte Wertungsdispositionen immer Teil eines Weltbildes, nach dem der Ein- 37 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie lichen Wirthschaft [...] Gesamtergebnisse, Resultirende, der zahllosen Bestrebungen handelnder (wirthschaftender) Menschen und ihrer organisirten Verbände sind. Für Menger galt das Individuum, und nicht die Gesellschaft als „letzte Wirklichkeit“: Es gäbe keine wirthschaftliche Erscheinung, welche in letzter Linie nicht ihren Ausgangspunkt und ihr Maß in dem wirthschaftenden Menschen und seinen ökonomischen Erwägungen fände. Menger bereitete damit den Boden für einer wissenschaftlichen Herangehensweise, für die knapp zwei Jahrzehnte später der junge Joseph A. Schumpeter (1883-1950) die bleibenden Begriffe methodologischer Individualismus und methodologischer Subjektivismus prägte. Heute, fast 140 Jahre später, erscheint uns dieses Menschenbild immer noch erstaunlich realistisch und lebensnah. Dies gilt ebenso für das Konzept des einsamen Robinson Crusoe, das Menger und seine Nachfolger gerne bemühten, wenn sie das Bild von der isolirten (verkehrslosen) Wirthschaft verdeutlichen und Phänomene wie die subjektive Präferenzbildung oder die Wertzuschreibung analysieren und darstellen wollten. Die deutsche Historische Schule, die jede Suche nach zeitlos gültigen ökonomischen Gesetzen ablehnte, hatte dafür nur Hohn übrig; für sie war Robinson Crusoe bloß ein langweiliger Probirbengel. Homo oeconomicus Während sich die Österreichische Schule im ausgehenden 19. Jahrhunderts endgültig festigte, formierte sich, sozusagen als Wie lässt sich der wirtschaftende Mensch, der bei Carl Menger „Ausgangspunkt“ und „Maß“ aller „wirtschaftlichen Konkurrenz, das bis heute wohl bekannteste Menschenbild Erscheinungen“ ist, nun charakterisieren? In seinem Erstder Wirtschaftswissenschaften, der homo oeconomicus. Seit lingswerk Grundsätze der Volkswirthschaftslehre (1871) entmehr als hundert Jahren durchwandert er unermüdlich die warf Menger ein naturalistisches Menschenbild, das durch Hörsäle sowie die Literatur der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und changiert dort zwischen Fiktion und Faktidie Grundannahme der dauernden Trieb- und Bedürfnisorientierung eine gewisse biologistische Tönung erhielt. In dem zität. Das Verhaltensmodell des homo oeconomicus reprä285 Seiten starken Buch taucht der Begriff „Bedürfnis“ oder sentiert folgende sechs Eigenschaften des wirtschaftenden eines seiner Komposita mehr als 520 mal auf. Der (wirtschafMenschen: eigeninteressiert, rational im Handeln, den Nutzen maximierend, auf Umweltbedingungen reagierend, mit feststehenden „Es gäbe keine wirthschaftliche Erscheinung, welche in letzter Linie nicht Präferenzen ausgestattet und vollihren Ausgangspunkt und ihr Maß in dem wirthschaftenden Menschen und seinen ökonomischen Erwägungen fände.“ ständig informiert. Das Konzept dieCarl Menger ses Modells geht auf John Stuart Mill (1806-1873) zurück; die erstmalige tende) Mensch wird als ein naturgegeben bedürftiges Wesen Verwendung des Terminus homo oeconomicus wird allgebeschrieben, das mit einer gewissen Rastlosigkeit Befriemein Vilfredo Pareto (1848-1923) im Manuale d’economia digung sucht und seine Zeit als begrenzt erlebt. In der ihn politica (1906) zugeschrieben. Doch taucht der Begriff schon umgebenden Güterwelt nehme der Mensch mehr Knappheit einige Jahre früher bei dem heute vergessenen Menger-Schüals Überfluss wahr, sodass er angehalten ist, seine Präferenler Julius von Gans-Ludassy (1858-1922) auf, in Die wirthzen zu reihen und andauernd den jeweiligen Bedingungen schaftliche Energie (1893). anzupassen. Nur sein Forscherdrang und die laufende Aneignung von Wissen über Sachzusammenhänge in der Natur Obwohl der Eigenschaftskatalog des homo oeconomicus und über Methoden zur Gütergewinnung versetzen ihn halbganz offensichtlich in krassem Widerspruch zum Menschenwegs in die Lage, Zukunftsvorsorge zu betreiben, um den bild der Österreichischen Schule steht, werden auf UniverUnwägbarkeiten seines Lebens Herr zu werden. Und dennoch sitäten und in populärwissenschaftlichen Schriften immer sei menschliches Wissen meist nur bruchstückhaft, blieben wieder Vertreter der Österreichischen Schule, insbesondere manche Hoffnungen nur trügerischer Schein, so dass EinbilLudwig Mises oder Friedrich A. Hayek, mit dem Konzept dung und Irrtum das wirtschaftliche Handeln stets ebenso des homo oeconomicus identifiziert. Zumeist sind schlichte begleiten. Unkenntnis, manchmal auch eine ideologische Einengung 38 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie des Blickfeldes dafür verantwortlich zu machen, wenn die eigenständige Position der „Österreicher“ in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften pauschal der Neoklassik zuschlagen wird. war, hielt er für einen folgenreichen Wendepunkt: Er ist nunmehr nicht mehr Thatsache, er ist nicht mehr ein constitutives, er ist vielmehr ein regulatives Princip. Es wird nicht mehr gesagt: in der Wirthschaft kommt nur mehr Egoismus ins Spiel, sondern das Wirthschaftliche ist so zu betrachten, wie wenn in ihm nur Egoismus wirksam wäre. Tatsächlich zieht sich die Kritik am homo oeconomicus wie ein roter Faden durch die Geschichte der Österreichischen Schule. Schon Menger stellte im Zuge des Methodenstreits in einer beiläufigen Bemerkung fest, dass der wirthschaftende Mensch oft allein wegen Irrtum, Unkenntnis der Sach- Von dieser Argumentation führt eine direkte Linie zu Friedrich A. Hayek und Ludwig Mises, die beide die Überlegungen der Österreichischen Schule vertieften sowie entscheidend erweiterten. Als die Gleichgewichtsanalyse in den Denn Menschenbilder wirken stets auf die Individuen 30er Jahren zunehmend en zurück und können wirkmächtige Faktizität erlangen, vogue wurde, witzelte Hayek, wenn sie durch Politik, Gesetzgebung, Rechtsprechung, dass damit das Hausgespenst in unserem Schrank, der homo Wissenschaft oder Leitbilder und Richtlinien direkt oder oeconomicus, den wir mit Beten und Fasten vertrieben indirekt normativen Charakter erhalten. haben, durch die Hintertür wieder hereingekommen ist. Vor allem stieß sich Hayek an der lage oder durch äußeren Zwang gar nicht eigennützig handeln könne. Emil Sax (1845-1927), zuerst Konkurrent und Annahme der Allwissenheit der wirtschaftlichen Akteure, dann Mitstreiter von Menger, versuchte eine psychologische auf deren begrenztes Wissen er schon in der so genannten Fundierung der Schule und ortete den Egoismus, MutualisKalkulationsdebatte nachdrücklich hingewiesen hatte. Nach mus und Altruismus als gleich starke menschliche Grunddem 2. Weltkrieg fasste er in The Sensory Order (1952) seine triebe. Friedrich von Wieser (1851-1926), der von allen SchüForschungen zu den biologischen, physiologischen, psycholern Mengers sich am weitesten von den individualistischen logischen und kulturellen Grundlagen der menschlichen Wurzeln der Schule entfernt hatte, sah das Individuum dann Wahrnehmung zusammen. Danach sei der Mensch als wirtschaftlicher Akteur zwar zielbewusst, jedoch in der Rationicht berechnend seinen Vorteil verfolgen, wenn es sich der größeren Kraft der Gesellschaft ein- und unterordnet. Gansnalität des Verhalten und in seiner Wahrnehmungskapazität Ludassy fasste die Kritik schließlich pointiert zusammen: grundsätzlich begrenzt. Dies habe dazu geführt, dass im VerDer homo oeconomicus ist lediglich ein Bereicherungsautolauf der menschlichen Entwicklungsgeschichte aus der Intermat, dem alles Menschliche fremd ist. aktion von Menschen unzählige Verhaltensweisen, Regeln oder Institutionen aus Interaktionen entstanden seien, die den Ganz-Ludassy erkannte zudem sehr klar, dass MenschenbilTraditionskorpus unserer Kultur bis heute prägen und dem der auch für die Wissen-schaften verhaltenssteuernd wirken Menschen dabei helfen, die Komplexität seiner Umwelt zu und dort die Themenwahl, die Zielsetzung und das methodireduzieren. Für Hayek ist der Mensch ein Regelbefolger und, sches Vorgehen mitbestimmen, und zwar unabhängig davon, anders als der homo oeconomicus, ein Lernender und mit den ob die Menschenbilder realistisch oder bloß fiktiv gestaltet Mitmenschen interagierender Zeitgenosse. sind. Denn Menschenbilder wirken stets auf die Individuen zurück und können wirkmächtige Faktizität erlangen, wenn Subjektivismus der Wissenschaft vom Handeln sie durch Politik, Gesetzgebung, Rechtsprechung, WissenSo wie Hayek hielt auch Ludwig Mises den homo oeconoschaft oder Leitbilder und Richtlinien direkt oder indirekt micus für einen epistomologischen Fehlgriff. Dahinter stand normativen Charakter erhalten. Dass die Fiktion des homo seiner Meinung nach eine nationalökonomische Auffassung, oeconomicus in der Nationalökonomie salonfähig geworden die sich nur auf die ökonomische Seite des menschlichen Ver- 39 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie haltens konzentriere und andere Beweggründe – etwa solche moralischer Natur – unberücksichtigt lasse: Sie habe den englischen Businessman der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts vor Augen, einen zeitlich und national gebundenen Typen, der sich zu keiner anderen Zeit und bei keinem anderen Volke finden ließe und gefunden werden könne. Jedes Wort dieser Deutung der klassischen Natio-nalökonomie ist ein Missverständnis. oder altruistisch sein, mag es nach Idealen oder nach Gemeinem streben. Sie begreift in derselben Weise das Handeln des Sparsamen, Berechnenden, Vorausschauenden wie das des Verschwenders, des Leichsinnigen und des nur auf das Heute Bedachten. Sie begreift alles menschliche Handeln, nicht nur das eines bestimmten Typus. Mises nennt dies den Subjektivismus der Wissenschaft vom Handeln. Die Praxeologie habe das Handeln der Menschen zu beobachten und zu erforschen, aber nicht zu werten und richten. Handeln sei ex definitione immer vernünftig; der Ausdruck „rationales Handeln“ wäre ein Pleonasmus und stellte schon eine Wertung dar. Die Ziele und Zwecke des Handelns würden zwar von dem handelnden Menschen gesetzt, seien aber nicht weiter Gegenstand der Nationalökonomie, die sich nur mit den Mittel und Wegen befasse, die zu den Zielen und Zwecken führen sollen. Mises erweitert die subjektivistische Wertlehre um den Begriff der subjektiven Rationalität und sieht darin einen gewaltigen Fortschritt: In diesem Subjektivismus unserer Lehre liegt zugleich ihre Objektivität. Weil sie subjektivistisch gerichtet ist, weil ihr jedes Werturteil eines handelnden Menschen als gegeben und keiner weiteren Kritik unterworfen erscheint, ist sie über alle Parteiungen und Parteikämpfe erhaben, ist sie selbst ohne Weltanschauung und ohne Moral, ist sie objektiv, wertfrei, voraussetzungslos, Nach Mises war die klassische Nationalökonomie ursprünglich eine Theorie des Markt-preises gewesen, doch mit der subjektivistische Wertlehre – wie sie auch die Österreichische Schule vertrat – hätte sie sich zu einer Theorie der Wahlakte weiterentwickelt. Es wäre verfehlt diese bloß auf die wirtschaftlichen Seite des menschlichen Handelns zu beschränken: Sie ist die Lehre von allem menschlichen Handeln schlechthin. Denn nichts, was Menschen begehren oder meiden wollen, bleibt der Ordnung und Reihung durch die Wertskala und durch das Handeln entzogen. Zwar differiere der Inhalt der einzelnen Handlungen, aber die Struktur des Handelns selbst sei unwandelbar. Daraus entwickelte Mises seine Lehre vom menschlichen Handeln, die Praxeologie: Diese geht nicht vom Handeln eines Geschäftsmannes oder eines fiktiven homo oeconomicus aus, sondern von dem jedermanns. Sie umfasst alles Handeln, mag es egoistisch 40 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist sie allgemeingültig und schlechthin „menschlich“. Da menschliche Handeln stets auf eine ungewisse Zukunft und wegen seiner jüdischen Abkunft manche Zurücksetzung ertragen musste, beschäftigte sich ebenso eingehend mit dieser Thematik, speziell mit der Vorstellung Ganz generell zeichnet sich die Österreichischen Schule eines Polylogismus, den er mit Irratiodadurch aus, dass sie stets von einem universell gültigen nalismus und einem Menschenbild ausging. Versuch zur Abschaffung der Wissenschaft ausgerichtet ist, enthält es notwendigerweise ein spekulatigleichsetzte. Polylogismus bezeichnet eine Lehre, die Menves Moment. Handeln angesichts von Unsicherheit ist jedoch schen verschiedener Rassen, sozialer Klassen oder Zeitalein charakteristisches Wesensmerkmal für eine unternehmeter auch verschiedene Logiken zuschreibt. Entschieden und rische Funktion, so dass nach Mises jeder wirtschaftende mit Scharfsinn verteidigte er das universale Menschenbild Mensch im praxeologischen Sinne ein Unternehmer sein. der „Österreicher“ gegenüber den Polylogisten, die aus den Einer seiner Schüler, Israel Kirzner (*1930), hat dieses KonReihen der Nationalsozialisten, Sozialisten und Marxisten zept dann später weiterentwickelt und die alertness als besonund des Historismus stammten, ganz nach seinem persönlidere Fähigkeit des Unternehmers hervorgehoben. Darunter chen Leitspruch Tu ne cede malis, sed contra audentior ito versteht er eine allgemeine Wachheit und Aufmerksamkeit, (Weiche dem Unglück nicht, gehe ihm vielmehr unverzagt entgegen). die den handelnden Menschen ermöglicht, ihre wirtschaftlichen Ziele zu verfolgen. Mit Mises Lehre vom menschlichen Handeln kommt eine Ganz generell zeichnet sich die Österreichischen Schule lange Entwicklung des Menschenbildes der Österreichische dadurch aus, dass sie stets von einem universell gültigen Schule zu einem vorläufigen Abschluss. Diese Entwicklung Menschenbild ausging. Bereits für Menger und seine Schübirgt einige überraschende Aspekte. Der erste Aspekt betrifft ler stand fest, dass die Logik der wirtschaftenden Menschen die erstaunliche Kontinuität im Menschenbild der Österreiüberall und zu jeder Zeit grundsätzlich dieselbe ist. Differenchischen Schule von Menger bis Mises und Hayek. zierungen nach Geschlecht, Religion, Klasse, Nationalität, Zeitalter oder kulturellem Entwicklungsstadien lehnten sie Das zweite überraschende Moment ist die Tatsache, dass ab. Wo dennoch das wirtschaftliche Handeln unterschiednach einer fast 140jährigen Geschichte gerade in den letzten liche Ergebnisse hervorbrachte, führte man dies auf einen 10 bis 15 Jahren eine Reihe neuerer Forschungsergebnisse unterschiedlichen Wissensstand bzw. auf unterschiedliche den Einwänden der „Österreicher“ gegen das Konzept des natürliche oder institutionelle Voraussetzungen zurück. Für Menger war die Das zweite überraschende Moment ist die Tatsache, Frage der Universalität des Menschen- dass nach einer fast 140jährigen Geschichte bildes so essentiell gewesen, dass er Zeit seines Lebens eifrig alle Hinweise gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren eine Reihe über die wirtschaftliche Verhältnisse in neuerer Forschungsergebnisse den Einwänden fremden Kulturen und bei sogenannten primitiven Völkern sorgfältig studierte der „Österreicher“ gegen das Konzept des homo und so mehr als 3000 Schriften mit ethoeconomicus Recht zu geben scheinen. nologischem und ethnographischem Inhalt sammelte. homo oeconomicus Recht zu geben scheinen. So stellt die Experimentelle Ökonomie dem behaupteten Eigennutz ein Mises, der das antisemitische Klima in Wien selbst erleben Reziprozitätsprinzip gegenüber; die Verhaltensökonomik 42 geht von einer wesentlichen Einschränkung der Annahme der Nutzenmaximierung aus; die Neue Institutionenökonomie ist von den Annahmen der vollständigen Informiertheit und dem ausschließlich rationalen Verhalten abgerückt und die Evolutionsökonomik redet einer begrenzten Rationalität das Wort. Selbst in der Standardökonomie erfährt das Konzept des homo oeconomicus eine liebevolle Rundumerneuerung einschließlich eines „Rebranding“ zum ökonomischen Modell individuellen Verhaltens. Damit verbunden ist der dritte Aspekt. Die Standardökonomie greift zwar viele „alte“ Einwände der „Österreicher“ gegen das Konzept des homo oeconomicus auf, doch sie berührt kaum die grundsätzlichen erkenntnistheoretischen Fragen wie sie Mises mit seiner Praxeologie zu beantworten versuchte. Der homo oeconomicus wird immer noch nicht zur endgültigen Bleibe bei den Dogmenhistorikern verbracht, sondern für den weiteren Einsatz als „Erklärungskonzept“ kosmetisch aufgeputzt, mit ein paar neuen Benimm-Regeln ausgestattet und frisch drapiert. Denn wie es scheint, hat ihn die jüngste Finanzkrise doch recht zersaust. So konfiguriert die Standardökonomie momentan ihr Lieblingswerkzeug neu, über 70 Jahre nachdem die Österreichische Schule mit dem praxeologischen Paradigma die erkenntnistheoretische Krücke des homo oeconomicus ein für allemal abgelegt haben. « Dr. Eugen Maria Schulak schulak@philosophische-praxis.at Dr. Herbert Unterköfler herbert_unterkoefler@msn.com 43 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Karl Menger (1840 - 1921) Kaum je hat in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre ein einzelnes Werk einen so revolutionierenden und dauernden Einfluss ausgeübt und doch eine so beschränke Verbreitung gefunden wie Carl Mengers Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (1871). Obwohl er von jenen drei großen Gelehrten, denen um 1870 die Wiederherstellung des Interesses an der Theorie gelang, wegen des aktiven Widerstandes der „jüngeren deutschen Historischen Schule“ gewiß in der ungünstigen Position war, begründete Menger mit diesem Buch, ohne Lehrer oder Vorbild, die Österreichische Schule und deren einzigartige Stellung in der Entwick- lung der Nationalökonomie. Schon 1873 wurde Menger zum Professor an der Universität Wien bestellt. Fanden seine Grundsätze zunächst wenig Resonanz. Sein direkter Angriff auf die anerkannte Lehre führte in der Folge zu jenem leidenschaftlichen „Methodenstreit“ zwischen ihm und Gustav von Schmoller, in den bald sämtliche Vertreter der beiden Schulen verwickelt waren. 1903 zog sich Menger vorzeitig von der Universität zurück und veröffentlichte bis zu seinem Tode im Wesentlichen nur mehr den berühmte Nachruf auf seinen indirekten Schüler, Eugen von Böhm-Bawerk. Carl Menger Quelle: econlib.org Eugen von Böhm-Bawerk Freundschaft mit F.A. von Hayeks Großvater, Franz von Juraschek, stammt aus dieser Zeit. 1889 trat BöhmBawerk in das Finanzministerium in Wien ein und wurde dreimal hintereinander, nämlich 1885, 1887 und 1900 zum Minister ernannt. (1851 - 1914) Eugen von Böhm-Bawerk gilt als einer der führenden Köpfe der zweiten Generation der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Mengers Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (1871), mit denen er noch während seines juristischen Studiums in Wien in Kontakt kam, übten auf ihn und seinen Schwager Friedrich von Wieser den nachhaltigsten Einfluß aus. Ab 1904 bis zu seinem Tode 1914 lehrte er an der Universität Wien und hielt auch dort sein berühmtes Seminar, aus dem so unterschiedliche Persönlichkeiten wie L. von Mises, J.A. Schumpeter oder Otto Bauer hervorgegangen sind. Böhm-Bawerk setzte seine volkswirtschaftlichen Studien von 1875-1877 unter Knies, Roscher und Hildebrand in Deutschland fort, blieb aber in seinem Schaffen auf dem Boden der Österreichischen Schule. Von 1880-1889 lehrte er an der Universität Innsbruck, wo auch die beiden Bände seines Hauptwerkes Kapital und Kapitalzins (1884-1889) entstanden sind. Auch die Eugen von Böhm-Bawerk Quelle: Duke University 44 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Ludwig von Mises wurde ihm während seiner ungewöhnlich langen Tätigkeit weder in Wien noch in Genf, noch später in New York eine reguläre Professur angeboten. Seine große Wirkung erzielte er in seinem zweiwöchentlichen Privatseminar an der Wiener Handelskammer, in dem er die vierte Generation der Schule heranbildete. (1881 - 1973) Ludwig Edler von Mises ist neben Menger und Hayek sicherlich zu den einflußreichsten Vertretern der Österreichischen Schule zu zählen. Gemeinsam mit so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie dem Rechtspositivisten Hans Kelsen (mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband), Joseph A. Schumpeter und dem Austro-Marxisten Otto Bauer veröffentlichte er bereits seine wichtige Theorie des Geldes und der Umlaufmittel, mit der es ihm gelang, Entstehung und Wert des Geldes mit der Theorie des Grenznutzens zu erklären. Mises‘ Gemeinwirtschaft (1922) legte den Grundstein zur theoretischen Überwindung des Sozialismus. Obwohl Mises sicherlich zu den bedeutendsten Sozialwissenschaftler dieses Jahrhunderts zu rechnen ist, Ludwig von Mises Quelle: clarenceboddicker.wordpress.com Friedrich August von Hayek (1899 - 1992) Friedrich August von Hayek war der älteste von drei Söhnen des Arztes und Botanikprofessors der Universität Wien August von Hayek und von dessen Frau Felicitas (geborene Juraschek). Die Familie stammte aus dem kleinen Militär- und Beamtenadel und war mütterlicherseits einigermaßen begütert. Der Vater von Hayeks Mutter, Franz von Juraschek, war Professor und wurde später zum Präsidenten der statistischen Zentralkommission ernannt. Eugen von Böhm-Bawerk war häufiger Gast im Hayek‘schen Elternhaus. In seiner Kindheit interessierte sich Friedrich (von den Eltern Fritz genannt) zunächst vor allem für Mineralogie, Insektenkunde und Botanik. Später folgte ein Interesse für Fossile und für die Evolutionstheorie. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg (ab März 1917) und einer Malariaerkrankung studierte Friedrich August von Hayek ab 1918 an der Universität Wien offiziell Rechtswissenschaft, besuchte aber vor allem Kurse in Volkswirtschaftslehre und Psychologie. Friedrich August von Hayek Quelle: www.rationalconduct.com 45 BöHM GmbH · Inkustrasse 1-7, A-3400 Klosterneuburg, · Telefon (01) 512 92 92 · www.boehm-stoffe.at · E-Mail: info@boehm-stoffe.at Haute Couture des Wohnens GO AHEAD! business summit ‘10 Ron Paul Der Weg in die Krise und aus der Krise. Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie Marc Faber Wien, 1. und 2. Oktober 2010 im Palais Niederösterreich 2010 1919 1929 1939 1949 49 49 1959 9 1969 1979 1989 9 99 1872 1914 1919 19291999 Carl Menger In Zusammenarbeit mit Böhm Bawerk Ludwig von Mises Friedrich A. von Hayek Dipl. Ing. Josef Pröll MEHR WETTBEWERB, DYNAMISCHE MÄRKTE UND UNTERNEHMERTUM SIND MERKMALE EINER ERFOLGREICHEN VOLKSWIRTSCHAFT. Bereits im vergangenen Jahr war der Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie von intellektueller Offenheit und der Diskussion zukunftsträchtiger Ideen gekennzeichnet. Die Weiterentwicklung eines freien marktwirtschaftlichen Verständnisses stand dabei im Vordergrund. Es freut mich daher, die Veranstaltung auch dieses Jahr wieder in Wien begrüßen zu dürfen. Die Auseinandersetzung mit der Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist heute aktueller denn je. Das kritische Hinterfragen der Rolle des Staates und das Bekenntnis zu Wettbewerb und Unternehmertum muss eine wesentliche Rolle spielen, wenn wir uns mit Ursachen und Auswirkungen der Krise beschäftigen. Unternehmergeist und dynamische Märkte sind zweifelsfrei die Triebfedern unseres wirtschaftlichen Erfolges. Wir brauchen daher mehr und nicht weniger Wettbewerb. Die Aufgabe des Staates ist es, entsprechende Rahmenbedinungen zu bieten, in denen sich neue Ideen bestmöglich entfalten und in marktfähige Produkte umsetzen lassen. Josef Pröll Bundesminister für Finanzen von bis zu 1,5% bzw. für das Jahr 2011 von bis zu 1,9%, womit wir über dem EU-Schnitt liegen. Der Titel „Wege in – und aus der Krise“ könnte deshalb nicht besser gewählt sein. Ich freue mich ganz besonders, dass Wien Gastgeber ist, denn wo, wenn nicht hier - am Ursprungsort der Österreichischen Schule der Nationalökonomie - wäre der ideale Austragungsort für die Konferenz! In diesem Sinne wünsche ich allen TeilnehmerInnen, eine interessante, offene Diskussion und uns allen möglichst viele wichtige Lösungsansätze in dieser herausfordernden Zeit. Wir befinden uns derzeit in einer sensiblen Phase, in der es gilt, den Spagat zwischen einer konsequenten Konsolidierung der Staatsfinanzen und einer Stärkung des Wirtschaftswachstums zu schaffen. Die Wirtschaftsforschung prognostiziert in Österreich für das Jahr 2010 ein Wachstum der realen Wirtschaft 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Dr. Reinhold Mitterlehner DIE VON DEN IMMOBILIEN- UND FINANZMÄRKTEN DER USA AUSGEHENDEN TURBULENZEN HABEN DIE GRÖSSTE FINANZ- UND WIRTSCHAFTSKRISE SEIT 1945 AUSGELÖST. Diese Krise hat aber auch handfeste realwirtschaftliche Hintergründe. In vielen Bereichen wurde am Markt vorbei produziert; zum Beispiel hat die Automobilwirtschaft zu große und zu verbrauchsintensive Fahrzeuge hergestellt. Österreich war in weiterer Folge nicht nur wegen seines großen Autozuliefer-Sektors stark betroffen, sondern auch durch seine hohe Exportquote von 60 Prozent sowie die überdurchschnittliche Verflechtung mit Ost- und Südosteuropa. Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage hat sich Österreichs Position im internationalen Vergleich verbessert. Das Erfolgsrezept war, dass wir den wichtigen Inlandskonsum gestützt und öffentliche Investitionen forciert haben sowie die Finanzierung der Unternehmen über zinsgünstige Kredite und Haftungen sichern konnten. Parallel dazu hat die Bundesregierung ein Kurzarbeitsmodell etabliert, mit dem die Betriebe wichtige Fachkräfte trotz Auftragsrückgängen halten können und das mit Qualifizierungsmaßnahmen verbunden ist. Somit haben wir den Firmen eine wichtige Atempause verschafft, die sie für Umstrukturierungen nützen müssen. Denn um ein echtes, sich selbst tragendes Wachstum schaffen zu können, dürfen wir nicht andauernd künstliche Impulse setzen, sondern müssen wieder stärker die Prinzipien Angebot und Nachfrage wirken lassen. Reinhold Mitterlehner Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend produktiven Teil der Staatsausgaben zurückfahren, um trotz knapper werdender Budgets die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation sowie die Exportfähigkeit stärken zu können. Anstatt linear nach unten zu sparen, sollten gerade in diesen Zukunftsbereichen intelligente Investitionen getätigt werden. Angesichts dieser Herausforderungen sind auch die Prinzipien der traditionsreichen Österreichischen Schule der Nationalökonomie aktueller denn je. Die Betonung von freien Märkten, mehr Wettbewerb und internationalem Handel ist von entscheidender Bedeutung, um die Krise nachhaltig zu überwinden. In diesem Sinne wünsche ich allen Kongressgästen spannende Diskussionen. Ein hochkarätiger Meinungs- und Erfahrungsaustausch ist durch nichts zu ersetzen. So wie bei den Unternehmen die Umstrukturierung im Gang ist, müssen jetzt auch die Staaten einen umfangreichen Sanierungskurs einleiten. Sie müssen den un- 1979 1989 1999 2009 2019 Dr. Erwin Pröll DAS PALAIS NIEDERÖSTERREICH, IN DIESEM JAHR ZUM ZWEITEN MAL AUSTRAGUNGS¬ORT DES KONGRESSES DER ÖSTERREICHISCHEN SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE, IST MIT SICHERHEIT EIN GANZ BESONDERER VERANSTALTUNGSORT. Dieses Gebäude ist nicht nur ein wesentlicher Schauplatz niederösterreichischer und österrei¬chischer Geschichte, es ist auch Zeuge großer Weichenstellungen, die das Wohlergehen und den Wohlstand unseres Landes für Generationen be¬stimmten. Umso mehr freut es mich, dass das ehemalige NÖ Landhaus dazu auserkoren wurde, um sich mit dem Thema „Der Weg in die Krise und aus der Krise“ auseinander zu setzen. Denn kaum ein anderer Ort würde sich so gut eignen, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit und gleich¬zeitig daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Dies ist auch jener Weg, den das Bundesland Niederösterreich in den ver¬gangenen Jahren gegangen ist und auch in Zukunft beibehalten möchte. Denn natürlich konnte sich auch unser Land nicht von den internationalen Turbulenzen abkoppeln, natürlich ist auch für unser Land der wirtschaft¬liche Weg wieder steiler geworden. Allerdings ist es uns gelungen, durch frühes und entschlossenes Handeln – etwa durch unsere vier Konjunktur¬pakete im Umfang von rund 880 Millionen Euro – konsequent gegen die krisenhaften Erscheinungen vorzugehen. Dieser Weg hat sich auch ge¬lohnt: Für das Jahr 2010 wird für Niederösterreich ein Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent prognostiziert und die Arbeitslosigkeit ist bereits wieder über mehrere Monate hinweg im Sinken. Dr. Erwin Pröll Landeshauptmann Maßnahmen der Konjunkturpakete nicht nur verlängert, sondern auch neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. So haben wir uns etwa vorgenommen, unsere Wirtschaftsstrategie auch auf neue Märkte, die in den kommenden Jahren Wachstumsraten erwarten lassen, zu konzentrieren. Gleichzeitig wollen wir auf die Nutzung der neuen „grünen“ Technologie-Jobs setzen. Denn gerade für Niederösterreich liegen hier besondere Chancen, das Potenzial liegt bei rund 20.000 zu¬sätzlichen Arbeitsplätzen. Eine komplexe Situation exakt zu analysieren, um sich danach effektiv zu positionieren – das ist jene Strategie, die angesichts der derzeitigen Lage an den globalen Wirtschaftsmärkten optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Ich bin fest davon überzeugt, dass der diesjährige Kongress der Österreichischen Schule der Nationalökonomie erneut wichtige Weg¬marken setzen kann. Als Landeshauptmann wünsche ich abschließend allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern viele interessante Ein- und Ausblicke und aufschlussreiche Tage im Palais Niederösterreich! Nun gilt es für das Bundesland Niederösterreich, auch weiterhin offensiv zu investieren. Darum haben wir die 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Dr. Veit Sorger MIT EXPORTEN AUS DER KRISE DIE GRAVIERENDSTEN HERAUSFORDERUNGEN AUS DER GLOBALEN FINANZ- UND WIRTSCHAFTSKRISE HABEN ÖSTERREICHISCHE UNTERNEHMEN MITTLERWEILE BEWÄLTIGT. Dr. Veit Sorger Präsident der Industriellenvereinigung Das konjunkturelle Umfeld in Österreich und Europa zeigt uns aber: Ein selbsttragender und nachhaltiger Aufschwung ist nicht in Sicht. In diesem Zusammenhang ist eine theoretische Grundsatzdiskussion unter dem Motto „Der Weg in die Krise und aus der Krise“ von zentraler Bedeutung für uns alle. Der diesjährige Kongress der Österreichischen Schule der Nationalökonomie trifft mit diesem Thema auch den Kern der wirtschaftspolitischen Hauptherausforderung für Europa und Österreich, nämlich: Wie schaffen wir es, ausgestattet mit den „Learnings“ aus der Krise, zurück auf den Wachstumspfad zu kommen. Für Österreich führt dieser Weg über Investitionen und vor allem den Export. Für eine kleine offene Volkswirtschaft gibt es keine Alternative dazu, ihren Wohlstand über die Nachfrage auf den globalen Wachstumsmärkten abzusichern. Die bisherige Exportentwicklung ist für Österreich eine Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann: In keinem anderen EU-Mitgliedsstaat ist die Exportquote in den vergangenen 10 Jahren so stark gewachsen wie in Österreich. Von den beiden großen heimischen WirtschaftsInstitute prognostizierten mindestens 1,3 Prozent an realem Wachstum für 2010 kommen in Österreich bereits wieder die Hälfte über den Beitrag von den Weltmärkten. Nur 28 Prozent gehen auf den privaten Konsum zurück. 1979 1989 1999 Am österreichischen Beispiel ist zudem abzulesen, dass exportorientierte Staaten keineswegs den Konsum schwächen, ganz im Gegenteil: Exportierende Unternehmen zahlen um 23 Prozent höhere Löhne und weisen eine um 72 Prozent höhere Investitionsintensität aus. Der Weg in die Krise führte unter anderem über Staaten, die Jahre und Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt und ihre industrielle Basis – und damit auch den Großteil ihrer Exportbasis - vernachlässigt haben. Der Weg in die Krise war hier lange sichtbar - in Form explodierender Budgetdefizite. Der Weg aus der Krise muss nun in mehr Nachhaltigkeit, Budgetdisziplin und Wettbewerbsfähigkeit liegen. Diejenigen, die auf Exporte gesetzt haben, werden nun auch die Staaten sein, die am schnellsten aus der Krise herauswachsen. Ich wünsche dem diesjährigen Kongress der Österreichischen Schule der Nationalökonomie exzellente Impulse und befruchtende Diskussionen! 2009 2019 Dr. Christoph Leitl WEG AUS DER KRISE: ERNEUERN STATT BESTEUERN DIE ÖSTERREICHISCHE SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE IST KEINE FREUNDIN DES KLEIN-KLEIN. Dr. Christoph Leitl Präsident der Wirtschaftskammer Österreich Deshalb beschäftigen Sie sich in diesen zwei intensiven Tagen zu Recht mit dem drängendsten Problem der Weltwirtschaft seit dem zweiten Weltkrieg: Dem Weg in die Krise und aus der Krise. Auch wenn der eine oder andere erfreuliche Hoffnungsschimmer am Horizont leuchtet, wie die sinkende Arbeitslosigkeit oder die steigenden Exporte zeigt, stehen wir erst am Anfang eines sehr steinigen Weges, den wir nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung bewältigen können. Ihr ambitioniertes Tagungsprogramm spiegelt die nationalen sowie internationalen Herausforderungen wider, vor denen wir stehen. Die „Schuldenfalle“, mit der Österreich und viele Partnerländer in der EU konfrontiert sind, ist ein solches Problem. Es wird verschärft durch die Steuerdebatte, die in Österreich seit Monaten lodert. Fast täglich werden die Unternehmen und Leistungsträger unseres Landes mit neuen, standortschädlichen Steuerideen konfrontiert. Zusätzliche und höhere Steuern sind jedoch nicht die Lösung, sie schaffen ein zusätzliches Problem. Das zarte Pflänzchen der konjunkturellen Erholung droht im Keim zu ersticken, der Wirtschaftsstandort würde in den Strudel einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale – weniger Wachstum, weniger Arbeitsplätze, weniger Steuereinnahmen – gezogen. ern“ muss unser Motto für den Weg aus der Krise lauten. Bund, Ländern und Gemeinden sind aufgefordert, gemeinsam sinnvolle Sparanstrengungen etwa bei der Verwaltung umsetzen. Ebenso schlummern im Pensionssystem sowie im Gesundheits- und Bildungswesen Sparpotentiale in Milliardenhöhe, die es schleunigst zu heben gilt. Das sind wir unseren Kindern und zukünftigen Generationen schuldig. Darüber hinaus gilt: Wer bei Bildung, Investitionen und Innovationen auf die Bremse steigt, wird die Krise verschlimmern, nicht entschärfen. Gezielte Wachstumsimpulse in Zukunftsbereiche sind gerade jetzt notwendig, um Wohlstand für alle in unserem Land dauerhaft zu sichern. Beim GO AHEAD business summit 2010 werden viele dieser brennenden Probleme unserer Zeit Thema sein. Ich wünsche Ihnen informative Tage und spannende und ergebnisorientierte Diskussionen! Daher führt an einer ausgabenseitigen Konsolidierung des Budgets kein Weg vorbei. „Erneuern statt besteu- 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Margarete Kriz-Zwittkovits EHRLICHES UNTERNEHMERTUM, EIN NACHHALTIGER WEG DER ÖSTERREICHISCHE GEWERBEVEREIN VERTRITT DASS EHRLICHE, ENGAGIERTE UNTERNEHMERTUM. Die Ursachen, Verursacher und die Entwicklung der aktuell auf- und abschwellenden Krise zeigen einmal mehr, dass nur ein ehrliches, engagiertes und verantwortungsvolles Unternehmertum die Basis für materiellen Wohlstand und eine freie Gesellschaft sein kann. Margarete Kriz-Zwittkovits Präsidentin des Österreichischen Gewerbevereins Jene Unternehmer, ob Gründer oder alteingesessenes Traditionsunternehmen, die Innovationen vorantreiben, auf die ständige Weiterentwicklung ihrer Kernkompetenzen achten, stets auch auf dem globalisierten Markt reüssieren. Doch ist letztlich erfolgreiches globales Handeln nur möglich auf Basis einer tiefen Verwurzelung zu Hause möglich. Hier wurde das Unternehmen aufgebaut, hier übernehmen Unternehmen Verpflichtungen weit über die ureigenste Tätigkeit hinaus, hier sind sie der Gesellschaft in besonderer Weise verpflichtet. Das unternehmerische Umfeld verändert sich laufend. Gerade jetzt zeigt sich, dass grundlegende Umstellungen notwendig sind. Der Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie unterstützt die Meinungsbildung unserer Unternehmer, die als Beschäftigungsmotoren, Internationalisierungsmotoren und Innovationsmotoren den Standort Österreich erst ermöglichen. 1979 1989 1999 2009 2019 PROGR AMM Programm: Freitag, 1. Oktober 08.30 - 09.00 Kick-Off & Opening durch Nikolaus Kimla 09.00 - 10.00 VORTRAG Gerd Habermann The essence of the Austrians – why the Austrians predicted the crash. (Vortrag in deutscher Sprache) Im Gegensatz zu den Neoklassikern, die von dem mit umfassenden Wissen ausgestatteten „homo oeconomicus“ ausgehen, besteht die Annahme der „Austrians“ darin, dass unser individuelles Wissen eng begrenzt ist. Dies kann in Großbürokratien nicht akkumuliert werden und das Entdecken neuer Mittel und Wege ist unsere permanente Aufgabe um Wohlstand zu generieren. 10.00 - 11.00 Kritische Stimmen – „Die Austrians, zu Unrecht unterschätzte Vordenker“. Beginnend mit Carl Menger (1870) waren die „Austrians“ die Ersten, die systematisch die Begriffe Zeit & Wert, Geld & Kredit, Geschäft & Kapital, Handeln & Wissen in die Wirtschaftstheorie eingebracht haben. DIALOG mit Gerd Habermann, Peter Brandner, Jörg A.L. Schallehn Moderation: Barbara Kolm 11.00 - 11.30 BREAK & NETWORKING 11.30 - 12.30 VORTRAG Frank Schäffler Das Elend der Geldproduktion – Europa in der Schuldenfalle. Die „Griechenland-Hilfe“ und das „Euro-Stabilitätsgesetz“ retten nicht den Euro, sondern zerstören ihn. Was wir zur Lösung unserer Probleme in Europa brauchen, ist eine marktwirtschaftliche Geldordnung und nicht Planwirtschaft. 12.30 - 14.00 LUNCH & NETWORKING 14.00 - 15.00 PARALLEL Foren – Bubbles and Protection Schattenwirtschaft. „Am Staat vorbei“ Geht es nur um „Steuerschonung“ und Krankenkassenbeiträge? Was sind die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, internationale Wettbewerbsfähigkeit, Geldwäsche, Korruption…? Wer sind die echten Gewinner? KEYNOTE Christoph Schneider PODIUM Maximilian Burger-Scheidlin, Peter Kotauczek MODERATION Karl-Peter Schwarz Green Tech. Was kosten Green-Jobs wirklich? Ist die nächste Blase durch einseitige Anreizsysteme, zum vermeintlich nachhaltigen Schutz unserer Umwelt & Ressourcen, durch die öffentliche Hand vorprogrammiert? KEYNOTE Markus Tomaschitz PODIUM Sektionschef Günter Liebel, Leo Schirnhofer, Lukas Schirnhofer MODERATION Christian Ortner Gold. Goldinvestments zwischen Crack-up-Boom und Währungsreform. Edelmetalle als unverzichtbare strategische Anlage. KEYNOTE Martin Siegel PODIUM Andreas Böger, Michael Fleischhacker MODERATION Kristof Berking Microfinance – Investieren und Gutes tun als Weg aus der Armut. Kann/darf/soll man mit den Armen Geld verdienen? Marktwirtschaft und Wettbewerb – der Königsweg zur nachhaltigen Armutsbekämpfung? KEYNOTE Manfred Kastner PODIUM Andreas Reinisch, Othmar Hill MODERATION Bernhard Weber 15.00 - 15.30 BREAK & NETWORKING 15.30 - 16.00 Doppelconférence Barbara Kolm und Nikolaus Kimla Zusammenfassung der Workshops 16.00 - 17.00 VORTRAG Thomas Druyen „Die Zukunft des Vermögens – über die Verantwortung Vermögender“ 17.00 - 18.00 VORTRAG Ron Paul Ways Out – How to overcome the current crisis. What institutional changes need to be considered? 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Programm: Samstag, 2. Oktober 08.30 - 09.00 RÜCKBLICK & AUSBLICK Johannes Thun-Hohenstein 09.00 - 10.00 VORTRAG Thorsten Polleit „Free Markets, Free Market Money, Free Banking“ – nur so kann es gutes Geld geben. Das internationale Kreditmarktfiasko wurde durch das staatliche Geldangebotsmonopol verursacht. Der Versuch, es zu erhalten, wird die unternehmerische und buergerlichen Freiheiten immer weiter zerstoeren. Um Freiheit und Wohlstand zu erhalten, muss das Geldsystem reformiert werden. 10.00 - 10.30 Dialog mit Thorsten Polleit, Kristof Berking, Jörg A.L. Schallehn Moderation: Barbara Kolm 10.30 - 11.00 BREAK & NETWORKING 11.00 - 11.45 VORTRAG Marc Faber Währungswettbewerb, Standortwettbewerb und Wege aus der Schuldenfalle. 11.45 - 12.30 Dialog mit Marc Faber, Staatssekretär Lopatka, Philipp Vorndran Moderation: Barbara Kolm 12.30 - 14.00 LUNCH & NETWORKING 14.00 - 15.00 VORTRAG Ralf Flierl The ideal Austrian world. 15.00 - 15.30 Dialog mit Ralf Flierl, Kristof Berking, Thorsten Polleit Moderation: Barbara Kolm 15.30 - 15.45 BREAK & NETWORKING 15.45 - 16.15 VORTRAG Philipp Vorndran Kreative Zerstörung – hatte Schumpeter Recht? Muss sich die entwickelte Welt erst ökonomisch selbst zerstören, bevor neue Wege und innovative Lösungen gefunden werden können? Wir stolpern von einer Krise in die nächste - Europa braucht Reformen und keine Flickschusterei. Alle müssen endlich wieder an einem Strang ziehen! 16.15 - 17.00 VORTRAG G. Marcus Cole Der Weg in und aus der Krise. Der Weg in und aus der Krise - Why keynesianism failed in the long run and why we are all „debt“. Best practices, market-based solutions guarantee a prosperous society and provide ways out of the crisis. 17.00 - 17.15 SCHLUSSWORT Barbara Kolm / Nikolaus Kimla Von anderen ökonomischen Zugängen unterscheidet sich die Österreichische Schule der Nationalökonomie insbesondere darin, dass sie ein wesentlich realistischeres Menschenbild zulässt. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Gerd Habermann The essence of the Austrians – why the Austrians predicted the crash. NOTIZEN Im Gegensatz zu den Neoklassikern, die von dem mit umfassenden Wissen ausgestatteten „homo oeconomicus“ ausgehen, besteht die Annahme der „Austrians“ darin, dass unser individuelles Wissen eng begrenzt ist. Dies kann in Großbürokratien nicht akkumuliert werden und das Entdecken neuer Mittel und Wege ist unsere permanente Aufgabe um Wohlstand zu generieren. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Frank Schäffler Das Elend der Geldproduktion – Europa in der Schuldenfalle. NOTIZEN Die „Griechenland-Hilfe“ und das „Euro-Stabilitätsgesetz“ retten nicht den Euro, sondern zerstören ihn. Was wir zur Lösung unserer Probleme in Europa brauchen, ist eine marktwirtschaftliche Geldordnung und nicht Planwirtschaft. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN PAR ALLEL FOREN – BUBBLES AND PROTECTION Schattenwirtschaft. „Am Staat vorbei“ Green Tech. Was kosten Green-Jobs wirklich? Gold. Goldinvestments zwischen Crack-up-Boom und Währungsreform. FOREN NOTIZEN Microfinance. Wege aus der Armut 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Thomas Druyen NOTIZEN „Die Zukunft des Vermögens – über die Verantwortung Vermögender“ 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Ron Paul NOTIZEN Ways Out – How to overcome the current crisis. What institutional changes need to be considered? 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Thorsten Polleit „Free Markets, Free Money, Free Banking“ – nur so kann es gutes Geld geben. NOTIZEN Das internationale Kreditmarktfiasko wurde durch das staatliche Geldangebotsmonopol verursacht. Der Versuch, es zu erhalten, wird die unternehmerische und buergerlichen Freiheiten immer weiter zerstoeren. Um Freiheit und Wohlstand zu erhalten, muss das Geldsystem reformiert werden. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Marc Faber NOTIZEN Währungswettbewerb, Standortwettbewerb und Wege aus der Schuldenfalle. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Ralf Flierl NOTIZEN The ideal Austrian world. 1979 1989 1999 2009 2019 NOTIZEN Philipp Vorndran Kreative Zerstörung – hatte Schumpeter Recht? NOTIZEN Muss sich die entwickelte Welt erst ökonomisch selbst zerstören, bevor neue Wege und innovative Lösungen gefunden werden können? Wir stolpern von einer Krise in die nächste - Europa braucht Reformen und keine Flickschusterei. Alle müssen endlich wieder an einem Strang ziehen! 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 G. Marcus Cole Der Weg in und aus der Krise. NOTIZEN Der Weg in und aus der Krise - Why keynesianism failed in the long run and why we are all „debt“. Best practices, market-based solutions guarantee a prosperous society and provide ways out of the crisis. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Kristof Berking Andreas Böger Kristof Berking ist von Haus aus Jurist, studierte auch VWL und Geschichte und produziert als selbständiger Filmemacher Dokumentarfilme. Seit Oktober 2007 Portfolio Manager des APM Gold & Resources Fund, ein auf den Edelmetallsektor spezialisierter UCITS III Investmentfonds Als langjähriger Anhänger der Österreichischen Schule der Ökonomie plädiert er bereits seit Anfang der 90er Jahre für eine Deregulierung des Geldmonopols als wichtigsten Punkt der liberalen Agenda. Im Jahr 2000, beim Tiefststand des Goldpreises, produzierte er den Ratgeberfilm „Gold – das Investment von morgen“ mit Dr. Bruno Bandulet und verfolgt seither die Edelmetallmärkte. Er ist Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und rief 2009 die „Hamburger Hayek-Gespräche“ ins Leben. mit aktivem Risikomanagement. Der Fonds soll als kapitalmarktgebundenes Produkt eine höhere risikobereinigte Rendite als passive Investments in Gold und Goldaktien erwirtschaften. Das Management erfolgt unter Berücksichtigung der Lehren der Österreichischen Nationalökonomie, hier insbesondere die unterschiedliche Behandlung von Theorie und Geschichte des menschlichen Handelns. Böger, CAIA Mitglied, wechselte nach Abschluss seines Medizinstudiums vor 10 Jahren in die Finanzbranche. Mag. Peter Brandner Dr. Max Burger-Scheidlin Peter Brandner ist als Fachexperte für empirische Geschäftsführer, ICC Austria – International Wirtschafts-und Finanzmarktforschung im BunChamber of Commerce, Experte für internationale desministerium für Finanzen tätig. Wettbewerbsverschiebungen, Korruption, Davor war er wirtschaftspolitischer Berater im Kabinett von Finanzminister Grasser, Wirtschaftswissenschafter sowohl am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), als auch am Institut für Höhere Studien (IHS), der Universität Wien und in der Österreichischen Nationalbank (OENB). Seine Forschungsschwerpunkte und Publikationen umfassen unter anderem die Gebiete Geld- und Fiskalpolitik sowie Finanzmärkte. Er fungiert außerdem als Experte des Staatsschuldenausschusses. 1919 1929 1939 Produktpiraterie, Wirtschaft und Ethik, führende Stimme beim Thema: „Wie finanzieren wir – unfreiwillig – Kriminelle und Mafiosi?“ Mitglied der ICC und BIAC Anti-Corruption Commission, Paris, Partner von Commercial Crime Services, London, Ko-Autor von Publikationen über Korruption, Produktpiraterie, Ethik und internationale Streitbeilegung. 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Prof. Dr. G. Marcus Cole Univ.-Prof. Dr. Thomas Druyen Professor an der Stanford Law School, Rechtsexperte im Bereich Insolvenz, Corporate Reorganization und Venture Capital. Vorstand des Instituts für Vergleichende Vermögenskultur an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien sowie Direktor des Forums für Cole studierte Rechtswissenschaften an der Northwestern University, wo er 1993 mit dem Doktorat abschloss und ist seit 1997 Mitglied der Fakultät der Stanford Law School. Marcus Cole ist Mitglied des Board of Directors für die Central Pacific Region der Anti-Defamation League of B‘nai B‘rith und der Redaktion der Cato Supreme Court Review. Seine wissenschaftlichen Interessen reichen von der klassischen liberalen politischen Theorie bis hin zu Naturrecht und der Geschichte des Wirtschaftsrechts. Vermögensforschung an der Universität in Münster. Er gilt als einer der renommiertesten Forscher im Bereich der Reichtums- und Vermögensforschung und das Institut in Wien ist bisher einzigartig in Europa. In seinen Studien untersucht er unter anderem den Einfluss privaten Geldvermögens auf die Gesellschaft. Druyen ist unter anderem Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Dialog der Generationen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden mit den Büchern „Olymp des Lebens – das neue Bild des Alters“ und „Goldkinder – die Welt des Vermögens“. Dr. Marc Faber Michael Fleischhacker Schweizer Börsenexperte, Fondsmanager und Buchautor. Gründer und CEO der Investmentgesellschaft Marc Faber Ltd., lebt seit 1973 in Seit September 2004 Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung „ Die Presse“, von 2002 bis 2004 stellvertretender Chefredakteur. Hongkong. Gilt als pessimistischer Börsenguru, da er vergangene Crashs, nämlich die Japan-Baisse, den Börsencrash von 1987, die Asienkrise und das Platzen der Technologie-Blase 2000 richtig prognostizierte. Herausgeber des Newsletters „The Gloom, Boom & Doom Report“. Wird deshalb auch „Dr. Doom“ genannt. Im Juli 2007 sagte er Konjunkturschwierigkeiten in den USA für das 2. Halbjahr 2007 und als Reaktion der amerikanischen Zentralbank Zinssenkungen voraus. Faber studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte in Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich. Davor von 2000 bis 2001 Chef vom Dienst beim „Standard“. Michael Fleischhacker wurde am 26. Mai 1969 geboren. Matura am Stiftsgymnasium Admont; unabgeschlossenes Studium in Theologie, klassische Philologie und Germanistik. Ab April 1991 Redakteur der Kleinen Zeitung im Ressort Außenpolitik, 1994 Redakteur in der Chefredaktion. Von 1995 bis 1997 Chef vom Dienst, 1998/99 stellvertretender Chefredakteur sowie ab Mitte 1998 auch Verlagsleiter mit dem Aufgabenbereich Strategieentwicklung und Neue Medien. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Dipl-Kfm. Ralf Flierl Prof. Dr. Gerd Habermann Gründer und Geschäftsführer der in München ansässigen Smart Investor Media GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Smart Investor. Deutscher Wirtschaftsphilosoph, Hochschullehrer und Leiter des ASU-Unternehmerinstituts der Familienunternehmer / Arbeitsgemeinschaft Zudem verantwortlich für den wöchentlich erscheinenden Börsen-Letter Smart Investor Weekly. Das Smart Investor Magazin richtet sich vor allem an erfahrene und anspruchsvolle Anleger, vermittelt fernab vom Mainstream interessantes Börsen-Know-how und ist ein kompetenter Ratgeber bei Investmententscheidungen. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er unter anderem Wertpapieranalyst bei der FINANZWOCHE in Pullach bei München und Leiter des Research bei der GoingPublic Media AG in Wolfratshausen. Selbständiger Unternehmer in Berlin. Mitbegründer und Geschäftsführer der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und Vorsitzender der 2002 gegründeten Friedrich August von Hayek-Stiftung. Studium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politischen Wissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaft an den Universitäten Frankfurt am Main, Wien, Tübingen und Konstanz. Autor von mehr als 300 Veröffentlichungen, publiziert unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung und der Welt und ist u.a. Autor der Zeitschrift Eigentümlich frei. Dr. Othmar Hill Mag. Manfred Kastner Gründete 1975 die Personal- und Managementberatung HILL International und baute kontinuierlich ein internationales Netzwerk von derzeit Vorsitzender des Vorstands des Gasdienstleistungsunternehmens C.A.T. oil AG. Gründungspartner von Model Management.com und Partner rund 40 Büros in mehr als 20 Ländern auf. Spezialist für »Interkulturelles Management«; begleitet als HR-Experte Unternehmen bei ihrer strategischen Ausrichtung in die Länder Zentral- Ost- und Südosteuropas. Autor der Bücher »Das Ende der Massenmenschhaltung: Humanistisches Management in Zeiten rasender Gesellschaften« und »Das Mittelmäßigkeits-Kartell: Die Verschwörung der Kleinkarierten«. Veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu den Themen Karriereplanung, Reformstaaten, neue Arbeitswelten, Wirtschaftspsychologie sowie strategische Planung. von Production Paradise.com und Kay Kim Haute Couture. In verschiedenen sozialen Projekten involviert und u.a. Partner und Präsident des Verwaltungsrat des Vision Microfinance Fonds, der 2005 gegründet wurde und aktuell über 100 Millionen US$ Darlehen an die Armen in über 20 Ländern vergeben hat. Förderer und Vorstandsmitglied der Antara Stiftung, einer Forschunsinstitution, die sich dem Schwerpunkt “Education Entrepreneurs” widmet. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Prof. Ing. Peter Kotauczek Sektionschef DI Günter Liebel Vorstandsvorsitzender der BEKO HOLDING AG, Gründer der BEKO Engineering und Informatik AG., Präsident des Verbandes Österreichischer Seit 1996 im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft in leitenden Funktionen tätig und dort seit 2006 Software-Industrie. Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst, Meisterklasse für visuelle Mediengestaltung Prof. Peter Weibel. Gastprofessor für Telekommunikation und Mitglied des Kuratorium an der Donau Universität Krems. Gründungs-Mitglied des „Club of Vienna“ am Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung. Masaryk-Preisträger für innovative Computerkunst und Träger der Franz Kafka Medaille für Kunst. Begründer des Instituts für Humaninformatik und Autor der Bücher: „Hi-Tech-Faktor Kunst“ und „Die Weltbildmaschine“. Leiter der Sektion „Allgemeine Umweltpolitik“. Außerdem Aufsichtsrat und Eigentümervertreter der Umweltbundesamt GmbH, Mitglied des Präsidiums des Klima- und Energiefonds sowie Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Energieagentur. Liebel war nach dem Studium der „Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung“ an der Universität für Bodenkultur in Wien u.a. als Angestellter im Bundesverband der Erwerbsgärtner Österreichs sowie als leitender Mitarbeiter im Umweltbundesamt tätig. Dr. Reinhold Lopatka Dr. Ron Paul Seit 2008 Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, davor von 2003-2007 Abgeordneter zum Nationalrat und Generalsekretär zum Nationalrat US-amerikanischer Arzt und Politiker, Mitglied der Republikanischen Partei und Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Amerikas führende und Generalsekretär der ÖVP. Leitete 2004 den Wahlkampf der ÖVP bei der Europawahl. Von 2007-2008 Staatssekretär für Sport im Bundeskanzleramt sowie von 2007-2009 Geschäftsführender Präsident der Österreichischen Sporthilfe. Lopatka ist außerdem seit 2004 Landesparteiobmannstellvertreter der Steirischen Volkspartei und Vizepräsident der Politischen Akademie der ÖVP. Lopatka war nach dem Studium der Theologie und Rechtswissenschaften zunächst als Assistent am Insitut für Kirchenrecht an der juridischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität in Graz tätig. Stimme für weniger Staat, niedrige Steuern und freie Märkte. 1988 Kandidat der Libertarian Party und 2008 Bewerber um die republikanische Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. Paul versteht sich als Vertreter der freien Marktwirtschaft im Sinne der österreichischen Schule der Nationalökonomie. Seine politische Einstellung wird als libertär, konstitutionalistisch und konservativ beschrieben. Er tritt für eine Auflösung der nationalen Steuerbehörde IRS sowie der Federal Reserve Bank ein. Ziele seiner Politik sind Deregulierung und geringe Steuern. 1979 1989 1999 2009 2019 REFERENTEN UND DIALOGPARTNER Prof. Dr. Thorsten Polleit Andreas Reinisch Seit Oktober 2000 Chief German Economist bei Barclays Capital. Davor für ABN AMRO in Frankfurt am Main, London und Amsterdam tätig und Seit dem Verkauf der von ihm gegründeten „gfwGesellschaft für Werbemittelverteilung“ (2001) stehen Corporate Social Responsibility, ab März 1998 Chief German Economist von ABN AMRO Deutschland AG. Mitglied der Friedrich-August-von-HayekGesellschaft und des Forschungs-Netzwerks Research on Money in the Economy (ROME). Sein Hauptinteressengebiet liegt in den Bereichen monetäre Ökonomik, Geldtheorie und -politik, sowie Kapitalmarktheorie. Er gründete im Jahr 2000 die ECB Observer, eine unabhängige Beobachtergruppe der Europäischen Zentralbank. 2003 erhielt er einen Ruf als Honorarprofessor an die Frankfurt School of Finance & Management. Wissenschaft und Spiritualität im Fokus. Zeigt als Mitinitiator des „OeNWE-Österreichisches Netzwerk Wirtschaftsethik“ sowie des „TRIGOS“– Österreichs Auszeichnung für CSR – auf, dass Ethik und Wirtschaft erfolgreich Hand in Hand gehen können. Gründungsvater des austrianSocialBusinessDay Unternehmerisch engagiert in der bdcg-Business Data Consulting GmbH sowie der Unternehmensberatung reinisch-RESPONSibility. 2001 Gründung des Netzwerkes Humans.Circle mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, NPO’s, NGO’s, Wissenschaft, Politik und Medien. Dipl.-Bw. Frank Schäffler Jörg A.L. Schallehn Abgeordneter der FDP-Fraktion im 17. Deutschen Bankkaufmann, studierte WirtschaftswissenBundestag und Mitglied im Finanzausschuss. Seit schaften und ist seit 1977 selbständig. Seit 1981 2010 Vorsitzender der AG Bürokratieabbau der führt er die heutige Schallehn Family Office FDP-Bundestagsfraktion. Ausbildung zum Industriekaufmann sowie Studium der Betriebswirtschaftslehre in Paderborn und Bielefeld. Von 1997 bis 2010 als selbstständiger Berater für die Marschollek, Lautenschläger und Partner AG (MLP) tätig. Seit 1987 engagiert in der Lokal- und Landespolitik in Nordrhein-Westfalen als Mitglied der FDP. 2005 als Kandidat der FDP über die Landesliste NordrheinWestfalen in den 16. Deutschen Bundestag gewählt. 2009 als Kandidat der FDP über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den 17. Deutschen Bundestag gewählt. 1919 1929 1939 GmbH. Er begann bereits damals mit der Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts der Beratung, das – basierend auf der Einhaltung der Naturgesetze und auf der Grundlage von Salutogenese, Kybernetik und Bionik – ihn bis heute antreibt. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Vermögensakademie GmbH ( 2005 ), die Unternehmern aufzeigt, wie öko – humanes Unternehmertum erfolgreich umzusetzen ist, und der Auxano Beteiligungsgesellschaft mbH (2007), die sich ausschließlich an ökologisch – ökonomisch nachhaltigen Unternehmen beteiligt. 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Dr. Christoph Schneider Martin Siegel Experte für Standort- und Konjunkturpolitik. Seit 2009 Leiter der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Seit 1999 Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals (Bester Goldminenfonds 2009). Gründer der Goldhandelsfirma Westgold. Geboren 1964 in Nagold, in der Wirtschaftskammer Österreich tätig. Vor seinem Eintritt in die WKÖ arbeitete Schneider als Wissenschaftler für die IIASA (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse) in Laxenburg, wo er maßgeblich an der Erarbeitung wirtschaftspolitischer Grundlagen für den Übergang der Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas zur Marktwirtschaft beteiligt war. Nach dem Studium der Agrarökonomie an der University of British Columbia, Kanada, studierte Schneider an der Wirtschaftsuniversität in Wien Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1992. zeigte Martin Siegel bereits in sehr jungen Jahren Interesse an den Entwicklungen von Edelmetallen. Seit 1987 gab er über drei Jahre den Börsebrief „Der Goldmarkt“ heraus und verfasste sechs Bücher über die Analyse des Goldmarktes und Goldminenaktien. Er war Berater des Fonds PEH –Q – Goldmines und gründete 2006 seine eigene Goldhandelsfirma „Westgold“. Seit 2007 ist Siegel Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals. Seine Marktberichte und Analysen sind täglich auf www.goldhotline.de und auf www.goldseiten.de nachzulesen. Dr. Markus Tomaschitz Philipp Vorndran Seit Oktober 2006 bei Magna International Europe AG, Executive Assistant to the Chairman and Founder Frank Stronach, derzeit Director Magna verstärkt als Kapitalmarkt Stratege seit Anfang 2009 das Investment Team von Flossbach & von Storch. Er begleitet die Flossbach & von Storch Education & Research. Studium und Dissertation an der Karl-Franzens-Universität Graz, MBA Studium an der California State University East Bay. Berufliche Laufbahn über verschiedene Stationen in Graz, Deutschland und den USA bei Oracle, Continentale und Europe MPO GmbH. Von 2003 - 2006 kaufmännischer Direktor der FH Joanneum. Lektor an nationalen und internationalen Hochschulen (u.a. CLU Thousand Oaks, Universidad Santiago de Chile). Publikationen zu den Themenbereichen Geschäftsfeldentwicklung, Unternehmensführung, Hochschulmanagement u.a. AG zuvor bereits seit 2005 als Aufsichtsrat. Davor von 1997 bis 2008 bei der Credit Suisse Gruppe in verschiedenen Funktionen. Unter anderem als globaler Chefstratege im Asset Management sowie von 2004 bis 2006 CEO der Credit Suisse Asset Management GmbH in Deutschland. Seinen beruflichen Werdegang startete er bei Julius Bär in Frankfurt und Zürich. Leitete dort von 1992 bis 1996 unter anderem den Bereich Derivative von Julius Bär Asset Management. Absolvent eines Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. 1979 1989 1999 2009 2019 R AHMENPROGR AMM & RÜCKBLICK BUSINESS SUMMIT 2009 Rahmenprogramm Um über den Kongress hinausgehenden Mehrwert zu schaffen, bietet GO AHEAD! für die Sprecher und Teilnehmer des Kongresses auch in diesem Jahr wieder besondere Side-Events. Samstag, 2. Oktober, 21.00 Uhr „The Liberty Party“ Elysium-Club Der stylishe Club in einem der ältesten Gewölbe Wiens. Schönlaterngasse 5, A-1010 Wien Eintritt im Kongresspreis inkludiert (Konsumationen ausgenommen) Sonntag, 3. Oktober „Austrian Economists Walk” Auf den Spuren des Nobel-Preisträgers Friedrich August von Hayek und anderer namhafter Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, wie Menger, Mises oder Böhm-Bawerk. Der Weg führt vom historischen Gebäude der Wiener Wirtschaftskammer über das Hayek Institut in der Grünangergasse mit Kaffee und Ausstellung über das Leben Hayeks und den Heldenplatz bis zur neuen Universität am Ring. 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Rückblick business summit 2009 1979 1989 1999 2009 2019 KONGRESSORT Palais Niederösterreich Landtagssaal Freitag, 1. Oktober und Samstag, 2. Oktober / 08:30 bis 18:00 Uhr Alle Vorträge Palais Niederösterreich Rittersaal Freitag, 1. Oktober 14:00 bis 15:00 Uhr / Parallel Foren 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Palais Niederösterreich Prälatensaal Palais Niederösterreich Herrensaal Freitag, 1. Oktober, 14:00 bis 15:00 Uhr Parallel Foren Freitag, 1. Oktober, 14:00 bis 15:00 Uhr Parallel Foren 1979 1989 1999 2009 2019 PARTNERS & SPONSOREN Veranstalter In Zusammenarbeit mit Mit freundlicher Unterstützung von 1919 1929 1939 1949 1959 1969 GO AHEAD! business summit ‘10 Partner CLUB UNABHÄNGIGER LIBERALER FÜR LIBERALE ALLER RICHTUNGEN UND AUS ALLEN PARTEIEN Medienpartner Inside Your Business. Today. 1979 1989 1999 2009 2019 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat Barbara Kolm 210 Tage arbeiten für den Staat Tax Freedom Day 2010 78 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat IN DIESEM JAHR FIEL DER TAX FREEDOM DAY AUF DEN 28. JULI, UND DAMIT AUF DEN 210. TAG DES JAHRES 2010. DEN BERECHNUNGEN DES AUSTRIAN ECONOMICS CENTER, MIT UNTERSTÜTZUNG DES KARL-BRÄUER-INSTITUTS DES BUNDES DER STEUERZAHLER DEUTSCHLAND ZUFOLGE MUSSTEN DIE ÖSTERREICHER RECHNERISCH BIS ZU DIESEM TAG ARBEITEN UM FÜR SÄMTLICHE STEUERZAHLUNGEN UND SOZIALABGABEN AUFZUKOMMEN. Erst von diesem Tag an kann der Steuerzahler sein Einkommen zur Finanzierung seiner täglichen Ausgaben, Investitionen und der privaten Vorsorge verwenden. Zur Berechnung des Tax Freedom Day wird hierbei die gesamte Steuer- und Abgabenlast einer Volkswirtschaft ins Verhältnis zum Volkseinkommen gesetzt, die Summe aller von Inländern erzielten Lohn- und Kapitaleinkünfte. Die Steuerbelastung umfasst dabei alle direkten Steuern, wie Lohn- und Körperschaftssteuer und die Kapitalertragssteuer als auch die indirekten, wie die Umsatzsteuer und die Normverbrauchsabgabe. Der auf Basis dieser Daten ermittelte Wert von rund 57% wird dann auf das Jahr mit 365 Tagen umgelegt, um rechnerisch den Tag zu ermitteln bis zu dem die Österreicher durchschnittlich für den Staat arbeiten müssen. den Jahren 2001, nach dem Platzen der New-Economy-Blase oder im Jahr 2008, in dem die globalen Folgen der aktuellen Finanzkrise immer deutlicher spürbar wurden, wirkten sich aufgrund steigender Staatsausgaben und rückläufiger Einkommen, negativ auf das Datum des Tax Freedom Day aus. In den letzten Jahren stellte sich ein Rückgang der Steuerbelastung ein, weshalb sich der Tax Freedom Day entgegen der langfristigen Entwicklung wieder um etwa einen Monat nach vorne verschob. Seit 1976 stieg das Volkseinkommen um durchschnittlich 14%, die Steuern und Sozialabgaben jedoch um 17%, wodurch das Verhältnisses von Steuern und Sozialabgaben zum Volkseinkommen von 49% auf über 57% anstieg. Angesichts der in jüngster Zeit stark angestiegenen Staatsverschuldung und der krisenbedingten, erhöhten Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung, darf zumindest bezweifelt werden, dass diese Entwicklung eine nachhaltige ist. Veranschaulichung der Entwicklung der Steuer- und Abgabenlast in Österreich ab 1976 Das Konzept des Tax Freedom Day geht auf die in Washington DC ansässige Tax Foundation zurück, die den Tax Freedom Day für die USA seit 1948 berechnet. Mittlerweile haben sich mehrere Wirtschaftsinstitute derartiger Projekte angenommen, darunter das britische Adam Smith Intitute und das Karl-Bräuer Institut des Bundes der Steuerzahler Deutschland. Die nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 ab (Abb. 1). Steuerlast im internationalen Vergleich Im internationalen Vergleich offenbart sich die hohe Belastung der österreichischen Steuerzahler. In Deutschland wurde der Tax Freedom Day vom Karl-Bräuer-Institut für den 4. Juli errechnet, womit die deutschen Steuerzahler durchschnittlich etwa drei Wochen weniger für den Staat arbeiten müssen. In anderen Ländern treten im Vergleich zu Österreich noch deutlichere Unterschiede zu Tage; in Großbritannien fiel der Tax Freedom Day auf den 30 Mai, in den USA gar auf den 9. April, den 99. Tag des Jahres. Ziel dieser Berechnungen ist die Veranschaulichung der Steuerbelastung und die Schaffung eines Bewusstseins in der Bevölkerung für die Steuerbelastung, auch in Hinblick auf die historische Entwicklung der Steuer- und Abgabenquote. In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich eine Entwicklung zunehmender Steuerbelastung, die zur Folge hatte, dass der Tax Freedom Day der im Jahre 1976 noch auf den 23. Juni gefallen war, bis zum Jahr 2001 den 22. August erreichte. Besonders in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs, wie in All diesen Berechnungen liegt das Volkseinkommen zugrunde weshalb eine gute Vergleichbarkeit der Werte gegeben ist. Die Betonung der Eigenverantwortlichkeit des 79 ABB. 1 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat TAX FREEDOM DAY die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 Quelle: Austrian Economics Center (AEC) einzelnen Individuums und die damit einhergehenden vergleichsweise geringen Ausgaben für das Sozialsystem sind als Ursachen für eine geringere Steuerbelastung in Großbritannien und den USA zu nennen. Dass die in Österreich anfallenden Ausgaben für Sozialleistungen letztlich der Bevölkerung zu Gute kommen steht außer Frage, jedoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Leistungen mit Steuern finanziert werden, die wiederum von Unternehmen und Privatpersonen über Steuern bezahlt werden müssen. Massensteuern vs. Wirtschaftswachstum Die künftige Entwicklung der Steuerlast ist davon abhängig wie die Politik die Problematik der zunehmenden Staatsverschuldung zu lösen versucht. Die Anhebung von Massensteuern würde zu einer Beschneidung der Kaufkraft der Bevölkerung führen und damit das künftige Wirtschaftswachstum gefährden. Eine Anhebung der Körperschaftsteuersätze hätte negative Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und damit auch auf die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskraft. Die Senkung der Lohnsteuer würde die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer erhöhen, deren Leistungsbereitschaft anregen und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen und so zu einer Entlastung der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Höhe der Personalkosten ist zudem ein wichtiger Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. Stattdessen könnte der Staat Kostensenkungen forcieren; einerseits um Kaufkraft und Wirtschaftswachstum zu sichern und andererseits um Generationengerechtigkeit zu gewährleisten indem versucht wird, die Schulden, die einer nächsten Generation aufgebürdet werden, auf ein Mindestmaß zu Dr. Barbara Kolm Growth. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und der UCLA. Generalsekretärin das Friedrich August v. Hayek Institut in Wien, das als „Großhändler von Ideen“marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u. Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie die Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verbreitet. Gründerin des Austrian Economics Center, das sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Individuen in Kombination mit ökonomischen Fragen widmet. Mitglied der Mont Pélerin Society und Präsidentin der European Coalition for Economic Dr. Barbara Kolm, Director Austrian Economics Center (AEC) b.kolm@austriancenter.com www.austriancenter.com www.taxfreedomday.at 80 begrenzen. Wirtschaftswachstum und Anreize für Innovationen und Bildung versprechen den Erhalt der Kaufkraft, Beschäftigung und eine nachhaltige Konsolidierung des Budgets. ABB. 2 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat INTERNATIONALER VERGLEICH DER STEUERSÄTZE FÜR 2009 Gelb = keine Veränderung in 2009; Rot = gesenkte Rate; Orange = gesteigerte Rate Quelle: IREF Länderberichte und Eurostat: „Taxation Trends in der Europäischen Union, 2009“ Volkseinkommen als Basis der Berechnung Die Auswahl des Volkseinkommens an Stelle des Bruttoinlandsprodukts zur Berechnung des Tax Freedom Day erfolgt aus der Überlegung, dass das Volkseinkommen ein besseres Maß für die Summe der Einkommen einer Volkswirtschaft ist, da dieses im Gegensatz zum Bruttoinlandsprodukt von Verzerrungen wie beispielsweise Abschreibungen nicht berührt ist und demnach auch die geeignete Größe zur Berechnung einer Steuer und Abgabenquote auf Einkommen ist. Aus diesem Grund führen viele bedeutende Wirtschaftsinstitute wie die Tax Foundation und das Adam Smith Institute ihre Berechnungen anhand des Volkseinkommens durch. Österreich Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Österreich ein Hochsteuerland in Europa ist und die letzte substanzielle Steuerreform im Jahr 2004/05 erfolgte (Senkung der Körperschaftssteuer von 34% auf 25%) und die Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Jahr 2008. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Sicherung des Arbeits- und Wirtschaftsstandortes zu garantieren, müssen Steuersenkungen und Ausgabenreduktionen erfolgen. « (*) PIT: Einige Länder haben Steuerbemessungsgrundlagen. Nur die Änderungen der Steuersätze führen zu Veränderungen von gelb zu rot oder orange. (*) VAT: Viele Länder haben spezielle Steuersätze für bestimmte Waren. Nur Änderungen der Steuersätze führen zu gelb. (*) Einige Länder haben Vermögenssteuern nur für Kapitalgesellschaften oder keine. Personal Income* 0/36.5/43.21/50 25/30/40/45/50 10 …/45 15 8/43.5/56.1 (2010) 5.5/14/30/40 14/42/45 0/15/25/35/40 20/41 23/27/38/41/43 15 0/8/10/…/38 33.6/…/52 28/…/47.8 18/32 10.5/…/42 16 19 24/28/37/43 29/…/50 21.7 (avg.) 25 25 15/33.33/36.6 29.83 25 (max) 12.5 31.4 20 20/21 20/25.5 28 19 12.5/25 16 19 25/30 26.3 21.2 (avg.) UK 20/…/50 21/28 USA 10/…/35 15/…/39 2.1/5.5/19.6 7/19 4.5/9/19 13.5/21.5 4/10/20 19 15 6/19 8/14/25 0/3/7/22 5/12/20 5/9/19 10/19 4/7/16 0/6/12/25 8 17.5 (15 temporarly) 0/…/6.87 (sales tax) Austria Belgium Bulgaria Croatia Czech Rep. Denmark France Germany Greece Ireland Italy Lithuania Luxembourg Netherlands Norway Poland Portugal Romania Slovakia Spain Sweden Switzerland 81 Corporate Inc. 25 24.25/31/34.5 10 20 20 VAT* Excise 10/20 6/12/21 7/20 0/10/23 9/19 UP Wealth tax no no no UP no no Yes no UP no no Down no UP no UP Yes * no Yes no no UP no UP no Yes * no UP no no GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes Jörg A.L. Schallehn Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes 82 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes DAS BRETTON – WOODS – ABKOMMEN, DURCH DAS DIE WELTBANK UND DER INTERNATIONALE WÄHRUNGSFONDS ETABLIERT WURDEN, WAR 1944 DER NEUSTART DES KAPITALISMUS IN DER WESTLICHEN WELT. IM OSTEN HATTE SICH DER KOMMUNISMUS BEREITS SEIT DEN 1920ER JAHREN IN DER UDSSR ETABLIERT UND ERSTARKTE MIT DER GRÜNDUNG DER VOLKSREPUBLIK CHINA IM JAHRE 1949. Damit begann der Wettstreit dieser beiden politischen Systeme, deren wesentlicher Unterschied sich in der Frage abbildet: Ist Eigennutz oder Gemeinnutz die wahre verbindende Kraft in einer Gesellschaft. Mit dem Staatsbankrott von Island im Oktober 2008 wurde jedoch klar, dass die Lage allseits falsch beurteilt worden war. Auch Griechenland ist eine Folge von falsch verstandenen Mechanismen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollten bereit sein, die notwendigen Lehren aus dem Erreichten und somit aus der Vergangenheit zu ziehen. Denn wer nicht gewillt ist, aus der Vergangenheit zu lernen, wird gezwungen, sie zu wiederholen. Somit wird ein aufmerksamer Blick in die Vergangenheit von Zeit zu Zeit zu einem hilfreichen Mittel, um die Hintergründe zu verstehen. 1991 brach die Sowjetunion als am Gemeinnutz orientiertes System zusammen. Damit schien die Frage beantwortet. Fast zeitgleich wurde in der westlichen Welt das Stakeholder – Value – System durch das Shareholder – Value – System abgelöst. Nun wurden die Gewinnmaximierung und der kurzfristige Erfolg zum obersten Prinzip, Geld und Rendite zum Maßstab aller Dinge. Ich habe mir das im Oktober 2009 von Prof. K. Rogoff (IWF – Chefökonom) veröffentlichte Buch „Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrise“ angeschaut. Ich fand nicht die von mir erwartete Antwort auf die Frage nach dem „Warum“, sondern lediglich die Erkenntnis, dass Staatspleiten keine Seltenheit sind. Sie heißen Inflationskri- Kapitalisten und Neoliberale meinten, dass das System des Eigennutzes mit der Devise „Der Markt wird es schon richten“ allen anderen Systemen überlegen sei. Wesentliche Kontrollmechanismen wurden verwässert bzw. aufgehoben und damit Aspekte des Gemeinnutzens eliminiert. Es begann die Umverteilung von Auch im Schulden – Reich von Ludwig XIV., dem unten nach oben, dem Gier – Kapitalismus wurden mehr und mehr Tür und Tor Sonnenkönig, drohte der Staatsbankrott. geöffnet, alle Arten von Wetten und Spekulationen wurden sukzessive bis zum Exzess zugelassen, wissenschaftlich gestützt durch ökonosen, Währungszusammenbrüche, Bankenkrisen, etc. Alle mische Lehren. weiteren Untersuchungen haben nur bestätigt, was bereits König Midas erfahren musste: Dass der Schwindel mit den Im Juni 2007 wurde durch den Bankrott der IKB und im Goldmünzen den Untergang herbeiführt. Auch im Schulweiteren Verlauf der Ereignisse um Lehmann deutlich, dass den – Reich von Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, drohte der Staatsbankrott. Mit Hilfe von John Law, einem in Edinburgh der Bogen überspannt war. Der Markt ist ohne Leitplanken nicht in der Lage, sich selbst zu organisieren. Ohne funkgeborener Nationalökonomen, Spieler und Banker, und seitionierende Kontrollmechanismen kam es zum „Beinahe nen geldpolitischen Ideen gelang es scheinbar, Abhilfe zu wirtschaftlichen Zusammenbruch“, der Gier – Kapitalismus schaffen. Im Regierungsauftrag revolutionierte er das französische Finanzsystem mit der Einführung des Papiergeldes schien dem Ende nah. Durch die staatlichen Rettungsversuals allein geltendes Zahlungsmittel. che wurde vermeintlich das Schlimmste verhindert. 83 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes Im Glauben, man brauche nur zu drucken, begann 1715 das Wirtschaftswunder. Bereits 1719 brachen alle Träume und Theorien zusammen, das Inflationsgespenst war geboren und das Vertrauen in Papiergeld zerstört. lichen Komponenten hinzuziehen, ergibt sich folgendes Bild: Als erstes unterscheiden wir Eigentum und Besitz, Leistung und Gegenleistung, Zins und Preis, Glauben und Vertrauen. Als zweites stellen wir uns die Frage: „Was heißt Wirtschaften ?“ Dann versuchen wir, die Wechselwirkungen zu erkennen. Dabei hatte bereits Aristoteles (384 – 322 v.Chr.) über Papiergeld folgendes gesagt: „An sich ist Papiergeld in Ordnung, vorausgesetzt unsere Obrigkeit ist perfekt und die Könige verfügen über eine göttliche Intelligenz.“ Eigentum im engeren Sinne (an Gegenständen und Sachen) kann ich gut einsetzen, um von der Bank ein Darlehn zu erhalten, das verwendet wird, um z.B. ein Geschäftsmodell im Markt zu etablieren. Sollte der Mensch nicht über solches „Eigentum“ verfügen, aber neben einem guten Geschäftskonzept auch über die notwendige Überzeugungskraft (Persönlichkeit), dann ist es möglich, trotzdem einen Kredit zu erhalten. So geschehen bei den Brüdern Albrecht mit Aldi durch die Privatbank Trinkaus & Burkardt oder bei Herrn Beisheim mit Metro durch die Familie Haniel. Wenn wir den Gedanken Aristoteles‘ folgen, dann haben wir wohl immer noch nicht wirklich verstanden, um was es sich bei GELD handelt – und einige Ökonomen mit Nobelpreis wohl auch nicht. Wie z.B. die beiden Myron Scholes und Robert Merton, die für das sogenannte Black Scholes Modell 1997 den Nobelpreis erhielten. Sie machten Geld zu einer Ware und stürzten dadurch mit der LTCM (Hedge Fonds) 1998 die Welt in eine Beinahe – Finanzkrise. Für mich ist die Frage elementar: „Ist Geld ein Recht oder eine Ware ?“ – ähnlich wichtig und bedeutend wie die Frage: „Ist die Erde eine Scheibe oder eine Kugel ?“ oder „Dreht sich die Erde um die Sonne oder umgekehrt ?“ Wie die Antwort auf meine Frage ausfällt, ist systemrelevant, denn Staatspleiten oder Revolutionen können dadurch ausgelöst bzw. verhindert werden. Demnach gibt es Eigentum an Gegenständen und Sachen, bei denen das RECHT in Grundbüchern oder Handelsregistern dokumentiert wird, und Eigentum des Menschen an sich selbst (Persönlichkeit), das durch die MenschenRECHTE gesichert wird. Besitz stellt den materiellen Teil dar, mit dem Leistung erbracht wird, sei es der Boden, der durch die Leistung des Menschen und der Natur Früchte hervorbringt, oder die Maschine, die ein Produkt erzeugt. Gunnar Heinsohn gab uns einen ersten zentralen Hinweis zur Beantwortung meiner Frage. Er ist inzwischen Mitglied im Wissenschaftsrat der Vermögensakademie, und er hat gemeinsam mit Otto Steiger die Eigentumsökonomik entwickelt, die 1. eine fundamentale Unterscheidung zwischen Eigentum und Besitz macht und 2. in diesem Zusammenhang Aufklärung anbietet, wie Geld entstanden ist, nämlich durch Belastung von Eigentum, und 3. klarstellt, dass Zins kein Konsumverzicht, sondern eine Entschädigung für den Verlust von Freiheit über Eigentum ist. Alles, was auf der Welt produziert wird, wird geschaffen, um es entweder für sich selbst zu verwenden oder um es anderen anzubieten. Damit ist alles (Aus) Tauschen und dadurch erst entsteht Wirtschaft. In der Regel ging ein Tausch mit zeitlichen Verzögerungen einher, d.h. Leistung und Gegenleistung passen zeitlich nicht zusammen. Deshalb brauchte der Mensch ein Hilfsmittel, das nach Heinsohn wie folgt entstand: Ein reicher Landwirt, der sich selbst versorgt und seinen Überschuss gut vermarktet, erhält Besuch von einem Landwirt 2, der vom Leben nicht so begünstigt wird. Dieser fragt den reichen Landwirt, ob er ihm seine Waren abnimmt. Da der reiche Landwirt nichts braucht, steht er vor einem Dilemma, Wenn wir nun den Überlegungen der beiden Wissenschaftler folgen, mit den Gedanken der Vermögensakademie in Bezug auf persönliches Vermögen verbinden und die recht- 84 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes denn helfen will er. Also sucht er nach einer Lösung. Ergebnis seiner Überlegungen: Er händigt Landwirt 2 einen Schein aus, auf dem er sich für einen bestimmten Betrag verbürgt („reicher Landwirt ist gut für …“). Damit belastet er seinen solches bereits als die Gegenleistung betrachtet wird. Dies ist deshalb falsch, weil Geld ein verbrieftes Recht auf Eigentum ist, gleichgütig ob als Papiergeld materiell sichtbar oder als Giralgeld auf dem Konto. Geld ist, wie vielfach angenommen, keine Ware und somit auch keine Gegenleistung und schon gar kein „An sich ist Papiergeld in Ordnung, vorausgesetzt unsere Obrigkeit ist perfekt Tauschmittel. Damit hat Geld auch und die Könige verfügen über eine göttliche Intelligenz.“ Aristoteles (384 – 322 v.Chr.) keinen Wert, außer vielleicht einen Materialwert, bei Papier sehr gering, Ruf und sein materielles Eigentum. Im Gegenzug erhält er bei Gold oder Silber entsprechend seiner Reinheit und seiein Pfandrecht auf das Grundstück von Landwirt 2, und als nem Gewicht. Gegenleistung erhält er einen Zins. Da der reiche Landwirt als reich bekannt ist, hat niemand einen Zweifel daran, dass Durch Geld hat der Inhaber ein Recht auf Gegenleistung und dieser Schein jederzeit eingelöst wird. Landwirt 2 löst diedie Möglichkeit, frei zu wählen, welche Form der Gegenleissen Schein z.B. gegen neue Saat ein, um dann mit seiner tung er vorzieht. Ohne Geld müsste der Helfer beim Hauszukünftigen Leistung seine Verbindlichkeiten wieder abzubau von mir als Gegenleistung akzeptieren, was immer ich lösen. Der Besitzer des Scheins kauft sich seinerseits das, habe. Kann er nichts von dem, was ich ihm anbiete, brauwas er braucht, irgendwann landete der Schein wieder bei chen, „schulde“ ich ihm die Gegenleistung. Damit wird deutdem reichen Landwirt und wenn Landwirt 2 diesem Ware lich, dass im Geld eine Kreditvergabe enthalten ist. Mit Geld gibt, die der reiche Landwirt nun auch braucht, erlischt die übertrage ich die Gegenleistung auf jemand anderen. Dieser Andere heißt Markt. Im Markt entstehen durch Angebot und Gültigkeit des Scheins. So oder so ähnlich könnte man sich Nachfrage Preise. Auch die menschliche Leistung hat einen die Geburtsstunde von Geld vorstellen. Preis, der sich ebenfalls durch Angebot und Nachfrage findet. Heute geht alles einfacher, aber die Gesetze, die dem Geld zu Grunde liegen, sind immer noch die gleichen: Geld hat immer Je neutraler Geld (Recht) gestaltet ist, desto öfter ist es vereinen Eigentums– und Leistungsbezug, es stellt immer ein wendbar. Die erwünschte Neutralität ist am größten, wenn Recht dar, das Recht auf eine Gegenleistung. Es ist immer die Geldhoheit beim Staat liegt. Damit geht auch einher, dass verbunden mit Vertrauen. Es beinhaltet immer einen Kredit dem Vertrauen, das dem Geld innewohnt, Genüge getan wird, (credere = Glauben). Kredit hat immer etwas mit Zukunft indem der Staat jederzeit das Geld gegen eine Leistung einzu tun. tauschen kann, die der Überbringer für sich verwenden kann. So geschehen in den USA, als sich der Staat verpflichtete, Weiter oben haben wir den Eigentumsbegriff bereits auf den jeden ausgegebenen Dollar gegen Gold zu tauschen (Gold Menschen erweitert. Wir gehören uns ! Ist das nicht der Fall, gedeckte Währung), was jedoch im Jahre 1933 gegenüber den liegt der Mensch entweder im Koma oder ist ein Sklave. In Bürgern und 1973 gegenüber den Mitgliedstaaten des Bretton jedem von uns ist der Wunsch, der Anspruch, das Bedürf– Woods – Abkommens eingestellt wurde, woraufhin dieses nis vorhanden, etwas leisten zu wollen. Eine erbrachte LeisBündnis aufgegeben wurde. tung ist unser Eigentum, aus Leistung entsteht materielles Eigentum / Besitz, z.B. ein Haus, das ich mit meinen eigenen Hier die wesentlichen Punkte, die speziell bei der ersten HerHänden baue, in dem ich wohne. Versichere ich mich beim ausgabe, aber auch bei allen folgenden gelten (sollten): Hausbau der Hilfe Dritter, so haben diese Anspruch auf eine 1. Der Staat verfügt über ausreichend Eigentum. Gegenleistung. 2. Die Leistung seiner Volkswirtschaft ist bekannt und kann in ihrer Abhängigkeit von noch nicht erbrachten Es besteht jedoch in unserer Gesellschaft und unserer Zeit Gegenleistungen und den resultierenden Wechselwirein großer Irrtum: Immer wieder passiert es, dass Geld als kungen richtig beurteilt werden. 85 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes 3. 4. 5. 6. 7. 8. Das führt – abhängig von der UmschlagsgeschwindigStaat, die Zentralbanken und die Banken, die mit ihrer Politik keit – zu der notwendigen Geldmenge. und den falschen Impulsen es besonders „Ausgeschlafenen“ Neue Produktivität ist von Umtausch zu unterscheiden. aus der Wirtschaft erst ermöglichen, ihr Diebstahlspiel zu Bei einer Kreditvergabe sind folgende Faktoren genau betreiben. Es liegt an jedem Einzelnen, jedem Bürger, sich zu beurteilen: neue Produktivität, Umtausch, Finanznicht länger ausnutzen zu lassen, die Enteignung zu stoppen. kredite, Fähigkeit, Würdigkeit, Sicherheiten, Bewertung. Mit einem besseren Verständnis von Geld wäre vieles in Wann und wie entsteht Inflation oder aber Deflation? unserer Welt ausbalancierter. Es ist Aufgabe des Staates und Preisentwicklung durch Angebot und Nachfrage: Wie seiner Politiker, unabhängig zu sein und dafür zu sorgen, viel Inflation oder Deflation sind eingepreist? Wir gehen soweit, dass kein Staat das Recht Wie stellt sich die Zinspolitik dar, die sich aus dem bisher Gesagten hat, wahllos Geld zu drucken. ableitet? dass die Wirtschaft ihrer Aufgabe nachkommt, Leistung und Gegenleistung in Balance zu halten. Es kann und darf nicht die Aufgabe sein, sich mit dem Drucken von Geld aus der Affäre zu ziehen und Unrecht hervorzubringen. All das mit Bezug auf die Welt, in der wir leben und in der wir unter Nutzung ihrer Ressourcen schaffen und arbeiten. Leistung und Gegenleistung sind Prinzipien der Wirtschaft. Aus ihnen entsteht Kaufkraft. Wird Geld nun ohne Leistungsursprung gedruckt, kann es keinen Anspruch auf Gegenleistung geben, und das hat fatale Folgen. Derjenige, der die Leistung bereits erbracht hat und den Geldschein besitzt, wird um den Wert seiner Leistung betrogen, da diese durch bloßes Gelddrucken gemindert wird. Damit findet eine permanente, schleichende Enteignung (Diebstahl) statt. Diesen Vorgang nennt man etwas vornehmer Inflation. Sicher ist es nicht einfach, eine solche Balance in einer globalen Welt zu wahren, doch sollte es mit den heutigen Möglichkeiten machbar sein – sofern der Wille dazu vorhanden ist. Fazit: Es kann immer noch sein, dass wir uns irren. Prüfen Sie selbst: Wenn Geld ein Recht (und keine Ware) ist, das durch Leistung (Eigentum) entsteht, dann verkörpert Geld einen Anspruch auf Gegenleistung. Wenn dieses Recht weitergegeben wird, erlischt mein Anspruch und der des Anderen lebt auf. Dies kann unendlich so weiter gehen. Entscheidend ist, dass auch immer Kredit, Glauben und Vertrauen im Geld wirken. Wir gehen soweit, dass kein Staat das Recht hat, wahllos Geld zu drucken. Schon durch die Mathematik, der sich Banken bedienen, um Kredite herauszugeben – wir erinnern uns: Hierbei werden zukünftige Leistungen finanziert –, entsteht so etwas wie Gelddrucken. Die Aufgabe und das Interesse eines Staates kann nur im Ausbalancieren von Inflation (Geldmengenerhöhung), Deflation (Geldmengenminderung), Recht und Gerechtigkeit liegen. Wenn Kapitalismus für den Eigennutz steht und Sozialismus für den Gemeinnutz, dann steht Geld für den Gesamtnutz. Gerechtigkeit entsteht, wenn diese Faktoren in Balance gehalten werden. Für die Gesellschaft und den von ihr beauftragten Staat ist es unerlässlich, sich mit Geld und den ihm innewohnenden Gesetzmäßigkeiten zu beschäftigen. Aus meiner Sicht sollte und müsste dieses Thema schon in den Schulen gelehrt werden. Damit wäre es schwieriger, dass sich höhere Instanzen das Eigentum anderer unrechtmäßig aneignen – und an dieser Stelle meine ich mit „höheren Instanzen“ vor allem den Das vergrößert die Verantwortung von Staat und Politikern und macht die Aussage von Aristoteles zu einer sehr weisen. « 86 GEMEINSAM SIND WIR MARKE! WWW.LEITBETRIEBE.AT BAU-TECHNOLOGIE UND GEBÄUDETECHNIK WWW.LEITBETRIEBE.AT LEITBETRIEBE WIEN LEITBETRIEBE NIEDERÖSTERREICH WWW.LEITBETRIEBE.AT GESUNDHEITS LEITBETRIEBE WWW.LEITBETRIEBE.AT UMWELT [ENERGIE] TECHNIK LEITBETRIEBE ® BAU t LEITBETRIEBE AUSTRIA ® Unsere derzeit aktuellen Projekte sind: Bau-Technologie | Wien | Niederösterreich | Gesundheit | Umwelt[energie]technik Produkte und Dienstleistungen von mehr als 1000 Leitbetrieben erfolgreich vernetzt. STATEMENTS ZU DEN AKTUELLEN PROJEKTEN DER LEITBETRIEBE AUSTRIA UMWELT LEITBETRIEBE AUSTRIA © oneye WIEN BRIGITTE JANK PRÄS. WK WIEN NIKI BERLAKOVICH BM FÜR UMWELT REINHOLD MITTERLEHNER BM FÜR WIRTSCHAFT Die Wiener Leitbetriebe sind ein wesentlicher Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie stehen für Dynamik, Forschung & Entwicklung sowie Innovation, strahlen weit über unsere Grenzen hinaus und sind unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort im Herzen Europas. Von ihren Erfolgen am Weltmarkt profitieren alle. Die österreichische Umwelt- und Energietechnologiebranche leistet einen wesentlichen Beitrag für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie der Verbesserung der Umweltsituation im In- und Ausland. Die positive Entwicklung müssen wir langfristig stärken und damit das enorme Potenzial für Konjunkturbelebung und Green Jobs nutzen. Über die Zukunft von Wirtschaft und Wachstum in Österreich entscheiden die Wettbewerbsstärke von Unternehmen und die Innovationskraft ihrer MitarbeiterInnen. Voraussetzung hierfür sind in dieser wirtschaftlich äußerst fordernden Zeit ein branchenspezifischer Informationsvorsprung und funktionierende Netzwerke. WERDEN SIE EIN N LEI LEITBETRIEB! ITBETRIEB! Nähere Informationen entnehmen ehmen Sie: www.leitbetriebe.at GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille Ralf Flierl Durch die österreichische Brille Wer sich mit Austrian Economics beschäftigt, sieht die Welt mit ganz anderen Augen – auch was die Börsen anbelangt. 88 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille KRITIK AM JETZIGEN FINANZSYSTEM DER DERZEITIGE ZUSTAND DER WELT(-WIRTSCHAFT) IST NICHT GOTTGEGEBEN. GANZ IM GEGENTEIL: EINE WIRKLICH AN DER NATUR DES MENSCHEN ORIENTIERTE WIRTSCHAFTSORDNUNG WÄRE FÜR DIE MEISTEN WIRTSCHAFTSSUBJEKTE FAST NUR MIT VORTEILEN GEGENÜBER HEUTE VERBUNDEN – WENNGLEICH SIE AUCH KEIN PARADIES WÄRE. ALLERDINGS WÜRDE EINE „ÖSTERREICHISCHE WELT“ VÖLLIG ANDERS AUSSEHEN ALS UNSERE DERZEITIGE. DIESER ARTIKEL IST DAHER ALS KONSTRUKTIVE KRITIK AN UNSEREM JETZIGEN WIRTSCHAFTSUND FINANZSYSTEM ZU VERSTEHEN. Wer die Prinzipien einer Welt mit gesundem Geld verstanden hat, dem wird schlagartig bewusst, was in unserer jetzigen Welt falsch läuft. Und zudem lässt sich dann auch prognostizieren, wie sich das jetzige Finanzsystem in groben Zügen weiterentwickeln wird. Sehen wir uns dazu Abb. 1 an. Der obere Teil zeigt, schematisch dargestellt, die typische Entwicklung in unserem derzeitigen System: Die Wirtschaftsleistung (BIP) legt über die Jahre relativ konstant zu, allerdings bei sehr viel schneller steigender Geldmenge. Dieses überproportionale Geldmengenwachstum ist nur in unserem Fiat-Money-System, also einem System von ungedecktem Papiergeld, möglich. Denn hier entsteht Geld durch die Aufnahme von neuen Schulden. Dies erfolgt erstens über die stetig steigende Staatverschuldung. Und zweitens über die Banken, die im Zusammenspiel mit der Zentralbank ein Vielfaches ihres Eigenkapitals als Kredite ausgeben können (Teilreservesystem). dementsprechend mit nach oben. Zwar steigt dann auch das BIP deutlicher (Crack-up-Boom), aber nicht mehr in vergleichbarem Maße. In diesem Schema würde es in Periode 11 vermutlich zu einer Währungsreform (Staatsbankrott) kommen. Die aktuelle Situation dürfte in etwa der Periode 9 in Abb. 1 entsprechen. Die „österreichische Welt“ Im Gegensatz dazu könnte in einer österreichischen Welt die Geldmenge nicht bzw. nicht sehr stark ausgedehnt werden1. Dementsprechend würde es auch keinen Wirtschaftsboom geben, wie er heutzutage mit der Neukreditaufnahme kreiert werden kann. Die Wirtschaftsleistung würde sich, nominal gesehen, daher recht konstant entwickeln. Die Preise dagegen müssten theoriegemäß sogar leicht fallen, was mit dem technischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen begründet werden kann. So ist es einem Unternehmer mit einer neuen besseren Maschine möglich, mehr Waren mit demselben Produktionsfaktor bzw. in der selben Zeit wie früher herstellen. Dadurch vermag er seine Verkaufspreise zu senken und damit einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten zu erzielen. Gesamtwirtschaftlich wird daher bei der Unterstellung von laufendem technischem Fortschritt das allgemeine Preisniveau (leicht) sinken2. Vor diesem Hintergrund jedoch ist die Geld- und Realwirtschaft Die laufend weiter steigende Geldmenge rührt also aus der Neuverschuldung, die in jeder Periode durch den Staat und Privatwirtschaft (via Banken) eingegangen wird. Dieses regelmäßige Geldmengenwachstum „trifft“ auf ein „hinterherhinkendes“ Güterangebot. Was zur Folge hat, dass die Preise steigen (Teuerung). Wie Abb. 1 oben auch zeigt, wächst die Schulden- und damit die Geldmenge sehr viel stärker als das BIP, und dies hat nicht zuletzt mit dem Zinseszins-Effekt zu tun. Am Schluss (ab Periode 8 bis 10) wächst die Geldmenge sogar exponentiell und zieht auch die Preise 1) Hierbei wird idealtypischerweise von einer hoch entwickelten Volkswirtschaft ausgegangen. In sogenannten aufstrebenden Ländern (Emerging Markets) bzw. bei neuen großen Funden von Edelmetallen (soweit diese als Deckung für eine Währung herangezogen würden) wäre natürlich auch ein leichter Anstieg der Geldmenge oder des BIP möglich. 2) Kritiker der Österreichischen Schule könnten hier einwenden, dass sich bei laufendem Rückgang des Preisniveaus automatisch ein Attentismus (Abwartehaltung) unter den Konsumenten breit macht. Schließlich würde man eine Ware umso günstiger bekommen, je länger man mit dem Kauf wartet. Damit drohe die Wirtschaft in eine „deflationäre Spirale“ zu geraten. Tatsächlich wäre das Phänomen des Konsumrausches, wie er für die heutige Zeit typisch ist – man denke an den Immobilien- und Konsumboom in den USA in den letzten Jahrzehnten –, in einem System 89 ABB. 1 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille FIAT-MONEY-SYSTEM VERSUS „ÖSTERREICHISCHE WELT“ Quelle: Smart Investor treter der Österreichischen Schule in Deutschland, völlig richtig, dass irgendwann „nachhungert“ werden muss, was „vorgefressen“ wurde. Die "österreichische Welt" Ein „österreichischer Finanzsektor“ Bei all diesen Überlegungen wäre natürlich inte4,5 ressant zu wissen, wie sich der Finanzsektor und 4 3,5 BIP vor allem auch die Börsen in einer österreichiGeldmenge 3 Preise schen Welt verhalten würden. Die Antwort muss 2,5 sehr ernüchternd ausfallen: Der Finanzsektor, zum 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 dem im weiteren Sinne selbstverständlich auch die Finanzpresse und damit auch „Smart Investor“ zu Unsere derzeitige Welt zählen ist, würde nicht 30 oder 40% der Volkswirt25 schaft ausmachen, sondern vielleicht nur noch 3, BIP 20 Geldmenge 4, 5 oder höchstens 6%. Er wäre also um den FakPreise 15 tor 5 bis 10 kleiner als heute. Das bedeutet, dass 10 viele der heutigen Finanzprodukte und -Dienstleis5 tungen keine Chance am Markt hätten. Entweder, 0 weil das nicht vorhandene Geldmengenwachstum 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 keinen Raum dafür ließe. Oder aber, weil sie aufgrund des deutlich höheren Qualitätsbewusstseins stetige bzw. konstante nominale Wirtschaftsentwicklung (des der Menschen nicht nachgefragt würden. So wären undurchBIP) gar nicht so statisch. Denn aufgrund des Rückgangs des schaubare Derivate-Konstruktionen, wie sie heute vielfach Preisniveaus steigt das BIP real (also unter Herausrechnung angeboten werden, völlig undenkbar. Aber auch die Fonddes Preisrückgangs) kontinuierlich an. sindustrie, die zum großen Teil nur mittelmäßige oder gar vermögensvernichtende Produkte hervorbringt, würde sehr In einer „Austrian World“ führt der technische Fortschritt stark eingedampft werden. Ganz zu schweigen von den Banken, die keine Kredite mehr vergeben, sondern nur noch vertatsächlich zu einer realen Verbesserung des BIP und damit mitteln könnten. auch des Wohlstands, und dies in einer relativ konstanten und nachhaltigen Weise. In einem Papiergeld-System (wie derzeit) dagegen erkauft man sich mit den ständig neuen Aktien & Anleihen Krediten zusätzliches Wachstum3, welches dann mit der Zeit Dieses Umfeld würde selbstverständlich auch an den Böraber über die nachfolgende Teuerung zunichte gemacht und sen enorme Auswirkungen haben. Zum einen ist zu vermuschließlich real sogar ins Gegenteil (Schrumpfung) verkehrt ten, dass im Vergleich zu heute viel weniger Finanzierungen wird. Daraus entsteht der sogenannte Boom-and-Bust-Zyküber Fremd- und sehr viel mehr über Eigenkapital erfolgen lus. Daher sagt Roland Baader, einer der bekanntesten Verwürden. Die Anleihenmärkte wären also deutlich abgespeckter. Bei den Aktienmärkten wäre vermutlich sogar mit einer mit gedecktem Geld nicht möglich. Das Konsumverhalten würde sich weitaus stetigrößeren Anzahl von gelisteten Unternehmen als heute zu ger, also mit viel weniger ausgeprägten Boom- und Bust-Phasen entwickeln. Davon abgesehen wird die Gefahr einer deflationären Spirale deutlich überschätzt. Erstens rechnen, aber im Durchschnitt mit sehr viel kleineren (siehe wären davon ohnehin nur Produkte betroffen, bei denen technischer Fortschritt möglich ist (bei vielen ist dies wohl nicht der Fall). Zweitens zeigt das Beispiel Comauch Interview mit Roland Baader). Die Kursentwicklung an puter, dass sich auch im Falle über Jahrzehnte laufend sinkender Preise kein Attentismus bemerkbar machen muss. den Aktienmärkten wäre dagegen eine völlig andere. Wäh3) Genau hierin liegt auch das Motiv für die Abkehr von einem gedeckten Geldsystem. Erstens lassen sich mit ungezügelter Kreditaufnahme Wohltaten für die Bevölrend heute Aktienanleger fast nur noch auf die Performance kerung erzielen, womit man sich wiederum deren Wählerstimmen „erkaufen“ kann. Zweitens lassen sich nur mit drastischer Neuverschuldung große „Projekte“ wie z.B. ihrer Titel achten, hätten sie in der Austrian World mit dieKriege oder auch die Raumfahrt finanzieren. So wurde die z.B. FED auch kurz vor dem ersten Weltkrieg installiert, womit die Möglichkeit entstand, den Goldstandard ser Erwartungshaltung nicht viel Freude. Denn hier würden 5,5 5 in den USA zu umgehen und so den Krieg über neue Schulden zu finanzieren. 90 Hayek und Mises... Bestellen Sie jetzt zwei kostenlose Test-Ausgaben von „Smart Investor“ und wagen Sie eine andere Sicht auf die Finanzmärkte. ...würden Smart Investor lesen. Ê Bitte einsenden an: ABONNEMENT Ja, Smart Investor Media GmbH bitte senden Sie mir den Smart Investor ab der kommenden Ausgabe für ein Jahr (12 Ausgaben) zum Preis von 48,- EUR* zu. Das Abonnement verlängert sich um jeweils ein Jahr, wenn es nicht bis sechs Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a D-81379 München Telefon: +49 (0) 89- 2000 339-0 KOSTENLOSES KENNENLERN-ANGEBOT Ja, ich möchte den Smart Investor gerne testen und nehme Ihr kostenloses Kennenlern-Abonnement an. Bitte senden Sie mir die kommenden zwei Ausgaben an die unten stehende Adresse zu. Überzeugt mich die Qualität des Magazins, beziehe ich den Smart Investor anschließend zum Preis von 48,- EUR* pro Jahr (12 Ausgaben). Andernfalls kündige ich mein Kennenlern-Abonnement bis zwei Wochen nach Erhalt der zweiten Ausgabe, und mir entstehen keine weiteren Verpflichtungen. *) 48,- EUR bei Lieferung innerhalb Deutschland, 60,- EUR Luftpost innerhalb Europa, 80,- EUR Luftpost Rest Welt Name, Vorname: ____________________________________________________________________________ Postfach/Straße: ____________________________________________________________________________ PLZ, Ort, Land: _____________________________________________________________________________ Telefon, Fax: ________________________________________________________________________________ E-Mail-Adresse: _____________________________________________________________________________ Ort, Datum, Unterschrift: _____________________________________________________________________ Go Ahead! 2010 Widerrufsgarantie: Dieser Auftrag kann binnen zwei Wochen widerrufen werden. Rechtzeitiges Absenden genügt. Fax-Order: +49 (0) 89- 2000 339-38 oder online unter www.smartinvestor.de/abo Dem Mainstream den Rücken kehren. ABB. 2 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille DOW JONES INDUSTRIALS SEIT 1920 auf 10.000). Dies entspricht einer Rendite von fast 10.000% in 90 Jahren bzw. 5,25% pro Jahr. Bereinigt um die Inflationsrate ist die Kursentwicklung jedoch schon weitaus weniger sportlich, nämlich nur noch etwa 900% (von 100 auf 1.000), was einem jährlichen Zuwachs von rund 2,60% entspricht. Bedenkt man zudem, dass ab Anfang der 80er Jahre die Teuerungsrate massiv nach unten manipuliert wird, indem die Berechnungsparameter laufend geändert werden (Stichwort: hedonische Preisindizes)4, so dürfte der Perfomanceschub in den 80er Jahren real noch deutlich schwächer zu sehen sein. Realistischerweise könnte man vermutlich im langjährigen Durchschnitt nur von einer Aktienmarktperformance zwischen 1,5 und 2% jährlich ausgehen (bei 1,8% jährlicher Rendite hätte sich der Dow in 90 Jahren verfünffacht). Anbieter von Finanzprodukten wie z.B. Fonds mit jährlichen Verwaltungsgebühren von 1,5% oder mehr hätten in einem solchen Umfeld sicherlich kaum Absatzmöglichkeiten. (nominal und infl ationsbereinigt) Quelle: www.markt-daten.de ABB. 3 aufgrund der deutlich geringeren Schwankungsbreite ganz klar die Dividende und die damit zu erzielende Rendite im Vordergrund stehen. Im Übrigen bedeutet dies auch, dass ANNUAL CONSUMER INFLATION - CPI VS ALTERNATE Fazit Unser jetziges Wirtschafts- und Finanzsystem hat einen Systemfehler, nämlich das ungedeckte Zwangsgeld. Mit diesem Fehler lassen sich alle ökonomischen und teils auch gesellschaftlichen Missstände und Fehlentwicklungen unserer heutigen Zeit schlüssig erklären. Allerdings verschließt sich der Mainstream hartnäckig den Erkenntnissen der Austrians, und obendrein wäre es für eine erfolgreiche radikale Wende bereits zu spät. Um ein oft zitiertes Bild zu gebrauchen: Es ist heute nicht mehr fünf Minuten vor zwölf, sondern mindestens 30 Minuten nach zwölf! Mit dieser Aussage soll der geneigte Leser nicht desillusioniert werden. Vielmehr sollte er nach der Lektüre dieses Artikels verinnerlicht haben, dass ein Wirtschafts- und Finanzsystem sehr viel besser und nachhaltiger gestaltet sein kann und irgendwann auch wieder wird, als das, was wir jetzt haben. Year to Year Change. Through July 2010. (Source:BLS, SGS) Quelle: www.shadowstats.com die Fundamentalanalyse zulasten der Technischen Analyse wieder deutlich mehr im Fokus der Investoren stehen würde. Die Nominal-Performance täuscht Die dünne obere Linie in Abb. 2 zeigt die Entwicklung des Dow Jones seit 1920 (die Kursskala ist logarithmisch, der Startpunkt wurde auf 100 normiert). Bis heute sich hat der US-Aktienmarkt ziemlich genau verhundertfacht (von 100 Von Ralf Flierl, Chefredakteur des Smart Investor « 4) Gemäß den Auswertungen des US-Statistikers John Williams dürfte in den offiziellen Daten die Teuerungsrate seit 1980 im Durchschnitt um zwei volle Prozentpunkte jährlich unterschätzt worden sein (www.shadowstats.com). Abb. 3 92 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft? Nikolaus Kimla Staatssucht: Welche Therapie hilft? 94 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft? IN GANZ EUROPA SCHMÜCKT SICH EIN TEIL DER ENTSCHEIDUNGSTRÄGER AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK DAMIT, DIE KRISE ERFOLGREICH ÜBERWUNDEN ZU HABEN. DIE LEICHTE AUFHELLUNG AM KONJUNKTURHORIZONT WIRD MIT EINEM WIEDEREINTRITT IN DEN KONJUNKTURPFAD VOR DER KRISE VERWECHSELT. UND FÜR VIELE MENSCHEN HAT DIE KRISE – DANK DER SÜNDTEUREN „KONJUNKTURMASSNAHMEN“ DER REGIERUNGEN, DIE MASSIV ÜBERS ZIEL HINAUSGESCHOSSEN HABEN (STICHWORT: ABWRACKPRÄMIE) – OHNEHIN NICHT STATTGEFUNDEN. Doch die Wirklichkeit ist eine andere. Nach der Krise ist vor der Krise. Explodierende Schuldenberge und wacklige Währungen prägen das Bild. „Ozeane aus Scheingeld“ sieht Roland Baader über uns hereinbrechen. Aber das alles sind nur Symptome einer viel grundlegenderen Entwicklung: der fundamentalen Gefährdung unserer Freiheit. ein großer Teil der Entscheidungsträger sich derer entledigt. Der schleichende Verlust der Freiheit ist eine kulturelle Herausforderung, die sich im staatlichen Anreizsystem widerspiegelt bzw. dessen Ergebnis ist. Man darf von einem Staat mit einer Staatsquote von rund 50 Prozent freilich nicht erwarten, dass er über ein kluges Anreizsystem für die Förderung individueller Freiheit und Verantwortung verfügt. Dann sägt der Staat nämlich am Ast, auf dem er sitzt. Anders ausgedrückt: Staat macht süchtig- nach mehr Staat. Das ist das große gesellschaftspolitische „Programm“, das in zahlreichen europäischen Staaten abgespielt wird. Und dank der Krise und ihrer vermeintlich erfolgreichen Bekämpfung mit großem Erfolg. Um die Freiheit ist es still geworden Um die Freiheit ist es nicht nur in Zusammenhang mit der Krise und ihrer „Bekämpfung“ auffallend still geworden. Tritt sie uns nicht gerade als konsumentische Wahlfreiheit für Instant-Kaufentscheidungen entgegen, macht sich für die Freiheit kaum jemand mehr stark. Möglicherweise wird das Ansteigen der Steuer- und Abgabenlasten, mit denen Die Politik hat den Staat zur individuellen Wunscherfüldie Staaten ihre kreditfinanzierten Anti-Krisen-Pakete lungsmaschine gemacht. Was die Stimmbürger wünschen finanzieren, einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, dass ihre Freiheit, über ihr hart Die staatlich kultivierte „Wünsch Dir was“erarbeitetes Geld nach eigenem Ermessen zu Industrie blüht und gedeiht. verfügen, massiv geschrumpft ist. Darin liegt denn auch die große Chance, den Stellenwert der Freiheit wieder breit und öffentlich zu erörtern. Und die und wünschen sollen, wird umgehend umgesetzt. Auf ihre Freiheit zu stärken. Kosten bzw. auf Kosten der Steuerzahler, aber darüber wird nicht viel geredet. Die staatlich kultivierte „Wünsch Dir was“-Industrie blüht und gedeiht. Das hängt wohl auch mit Trotz kosumentischer Wahlfreiheit ist die reale Flexibilität der Entscheidungsfreiheit im Rückzug. Denn die freie Wahl den individuellen Präferenzen zusammen, die gleichermaßen zu haben heißt nicht allein, Entscheidungen treffen zu dürgefordert wie gefördert werden. Frei nach der Devise: Ich will alles – und das gleich. Leistung – ohne Gegenleistung. Hohe fen, sondern Entscheidungen treffen zu müssen. Diese Entscheidungsfreiheit zieht Verantwortung nach sich, auch wenn Erträge – ohne viel Arbeit. Viel Geld – ohne Sparen. Waren 95 doch die individuellen Präferenzen je nach Alter unterschiedlich, scheint heute die frühzeitig in Rente geschickte Aufbaugeneration sich mehr mit Schnäppchenjägerei zu beschäftigen. Traumreise, Trauminsel, Traumpartner im Alter, die „Wünsch Dir was - Industrie“ – macht es möglich, doch diese irrsinnige Spirale ohne jeglichen Untergrund, wird uns durch unfinanzierbare Pensionen und Gesundheitskosten an den Abgrund der Finanzierbarkeit bringen. ten Sinne des Wortes reifen. Doch was zeichnet den ordentlichen Kaufmann aus? ➛ Lernen: Perspektive braucht Entwicklung. Und Entwicklung braucht Lernen. Wir müssen lernen, richtig zu lernen, wenn wir uns richtig entwickeln wollen. Lebenslanges Lernen ist die Anforderung der Neuzeit. ➛ Üben: Was man gut macht, soll man besser machen können. Denn das stiftet mehr Nutzen. Der Weg dazu führt nur über das (Aus-)Üben. Individuelle Weiterentwicklungsbereitschaft ist in allen Bereichen gefragt – gerade in Bildung und Beruf. „Das Wesentliche ist aber nicht die Begabung, sondern das, was man aus ihr macht.“ hält Prof. Malik in dem Standardwerk: „Führen, Leisten, Leben“ fest und vertieft: „ ..und das erfordert, wie jede Erfahrung und Analyse zeigt, ständiges Üben.“ Mit einem Wort: Unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ist die Perspektive abhanden gekommen. Wir leben in beschleunigten Verhältnissen, in denen sich offenkundig niemand mehr traut, auf die Bremse zu treten. Der ordentliche Kaufmann Gefragt ist die Haltung des ordentlichen Kaufmanns. Denn nur aus der Wirtschaft und dem wieder erstarkenden Unternehmertum kann eine nachhaltige Reform ausgehen, denn Manager müssen vom Kaufmann zum Unternehmer im bes- 96 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft? ➛ Dienen: Wer gut im (Aus-)Üben ist, der verdient viel. Der ist sich aber auch dessen bewusst, dass sein (Aus-)Üben nicht bloß auf Verdienen, sondern auch auf Dienen abzielt. Heute wollen viel zu viele verdienen, ohne zu dienen. Darunter leiden nicht nur die Kunden. Unsere Gesellschaft torpediert sich so zu ständigen Gier und Geiz Anreizen und nimmt die wesentliche Veränderung der schleichenden Umverteilung von unten noch oben nicht mehr wahr. für die Haltungen des ordentlichen Kaufmannes? Das ist die große Frage für Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahren. Der bisherige Weg führt in Armut und Radikalisierung. Vieles spricht dafür, dass wir lernen müssen, Freiheit und Verantwortung neu zu buchstabieren. Wir brauchen eine neue Verantwortungsarchitektur, welche die Verantwortungslasten und Verantwortungschancen neue ausbalanciert zwischen Individuum, Bürgergesellschaft und Staat. Es braucht neue Verantwortungspartnerschaften. Analog zu den Public Private Partnerships brauchen wir Freedom Resonsibility Partnerships. So wurde aus dem Stakeholder der Shareholder, Geldverdienen ohne Beteiligung, ohne Dienst am Kunden. Doch aus Nichts kann doch nur wieder Nichts werden? Der Versuch des „creatio ex nihilo“ (geschaffen aus dem Nichts) scheint beim Dienen sein Ende gefunden zu haben. Dienen hat seinen Ursprung und sein Ziel beim DU wie der Religionsphilosoph Martin Buber treffend bezeichnete. Das bewährte Modell der Freiwilligen Feuerwehr hilft uns als Denkfigur weiter! ➛ Sparen: Wer gut dient und verdient, der ist gut beraten, das Verdiente zu sparen. Sparen ist aus der Mode gekommen. Mit lächerlichen Sparzinsen will sich niemand zufrieden geben. Das System hat diese Haltung gefördert: Der kleine Sparer wurde bestraft. Wer über seine Verhältnisse lebte und lebt, belohnt. Das muss sich wieder ändern. Denn nur Sparen ist die Grundlage, um das zu ermöglichen, was Wirtschaft und Wohlstand nachhaltig stärkt. Das bewährte Modell der Freiwilligen Feuerwehr hilft uns als Denkfigur weiter: Für ihren persönlichen Schutz und ihre persönliche Freiheit schließen sich Bürger mit anderen zusammen, um gemeinsam entsprechende Leistungen zu organisieren. Der Staat bietet dafür den nötigen Rahmen und punktuelle Unterstützung. Aber er setzt nicht länger Anreize, gar nichts für die eigene Freiheit zu tun und alles an ihn zu delegieren. Wie könnte ein Gesundheitswesen aussehen, das individuelle, gemeinschaftliche und staatliche Leistung klug verbindet? Wie ein Pensionssystem, das ohne Staatszuschuss auskommt? Wie soziale Sicherheit, die den Status des Sozialhilfebeziehers nicht bloß vererbt? ➛ Investieren: Entwicklung braucht Investitionen. Investitionen nicht in windige Termingeschäfte, sondern in mittel- und langfristige, für den wirtschaftlichen Erfolg notwendige Güter, Infrastrukturen, Dienstleistungen etc. Nur langfristige Investitionen sichern langfristig eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Wer kurzfristig denkt, bekommt eben kurz darauf die Rechnung dafür präsentiert. Darüber nachzudenken ist gerade jetzt wichtiger denn je. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie liefert dafür Bezugspunkte jenseits von Menschen- und Staatsbildern, die mit der Krise gescheitert sind. « Wir tun gut daran, die Tugenden und Strategien des ordentlichen Kaufmanns zum Maß der Dinge zu machen. Und nicht länger die Staatssucht zu kultivieren, die uns Kaskaden von letztlich auch unfinanzierbaren Instant-Wünschen beschert. Freiheit braucht Verantwortung Was ist also die richtige Therapie gegen die Staatssucht und 97 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! Der österreichische Private Equity- und Venture Capital-Markt 2009 Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! ÖSTERREICHISCHE PRIVATE EQUITY UND VENTURE CAPITAL KURBELT TROTZ ALLER WIDRIGKEITEN DIE KONJUNKTUR AN 98 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! PRIVATES WACHSTUMSKAPITAL INVESTIERT 2009 133 MIO. EURO IN 89 KMU UND TRÄGT SOMIT TROTZ ALLER INTERNATIONALER UND NATIONALER HÜRDEN ZUR KONJUNKTUR-BELEBUNG SOWIE ZUR ARBEITSPLATZSCHAFFUNG UND -SICHERUNG IN ZEITEN DER INTERNATIONALEN FINANZKRISE BEI. DAS FUNDRAISING 2009 WEIST MIT 287 MIO. EURO SOGAR EINE STEIGERUNG GEGENÜBER DEM VORJAHR UM 16% AUF. DAMIT STEHEN AUCH FÜR INVESTMENTS DER NÄCHSTEN JAHRE MITTEL ZUR VERFÜGUNG. FIG. 1 Die AVCO, die Dachorganisation der österreichischen die mittlere Deal-Größe gegenüber dem Vorjahr gesunken Beteiligungskapitalindustrie und Ansprechpartner ist. Das Buyout-Segment ist 2009 rückläufig, jedoch konnten für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capidie Frühphaseninvestments zulegen und liegen nun bei 26% tal in Österreich, veröffentlicht die aktuellen Zahlen zum österreichischen Private EquityINVESTMENTS ÖSTERREICH 1995 - 2009 (in mio. Euro) Markt. Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks Industry statistics (by ountry of private equity firm) Im Jahr 2009 wurden von österreichischen Private 335 Equity- und Venture Capital-Fonds insgesamt 133 Mio. Euro an privatem Wachstumskapital in 89 216 kleine und mittlere Unternehmen investiert. Ein 163 158 147 146 141 143 Wert, der belegt, dass die heimische Private Equity133 113 89 und Venture Capital-Industrie, trotz internationa51 ler Finanzkrise weiter handlungsfähig bleibt. Ins19 1 1 besondere die Unternehmen, die bereits vor Beginn 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 der Krise einen Private Equity-/Venture CapitalMiteigentümer an Bord hatten, profitieren nun von der Möglichkeit allfälliger Folgeinvestments und von der des Investmentvolumens. „Business and Industrial Products“ aktiven Management-Unterstützung, mit der Eigenkapitalführen auch heuer wieder das Branchen-Ranking an, gefolgt investment einhergeht. von „Chemicals and Materials“ und „Computer and Consumer Electronics“. Die weitere Aufrechterhaltung der Investitionstätigkeit, wenn auch auf niedrigerem Level, geht mit einer wieder leicht Das Fundraising steigt leicht. gestiegenen Fundraising-Aktivität einher. In den neu eingeDie Mittelbeschaffung für zukünftige Beteiligungsinvestitiworbenen Fondsmitteln für zukünftige Beteiligungsinvestionen ist durch die internationale Finanzkrise auch in Östertionen, in der Höhe von 287 Mio. Euro, ist ein signifikanter reich sehr schwierig, wie in allen Teilen Europas ebenfalls zu Anteil von 64% an öffentlichen Mitteln enthalten. beobachten ist. Konnten die österreichischen Private EquityGeber 2008 lediglich 248 Mio. Euro an frischem Kapital ein Investments werben, so ist 2009 mit 287 Mio. Euro ein Steigerung um 16% zu beobachten (Fig. 2). Der traditionell hohe Anteil Insgesamt wurden im Jahre 2009 133 Mio. Euro von österreichischen Fonds in 89 Unternehmen investiert (Fig. 1). an Banken, als Quelle für kommittiertes Kapital 2009 ist Damit bleibt die Anzahl der Unternehmen, in die investiert nahezu erloschen. Kompensiert wurde dies hauptsächlich durch öffentliche Mittel, was im europäischen Trend liegt wurde gegenüber dem Vorjahr auf gleichem Niveau, wobei 99 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! FIG. 2 und speziell in Österreich durch fehlende, international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen verstärkt wird, da internationale, institutionelle Investoren nicht für den heimischen Markt und seinem herrschenden Gesetzesvakuum gewonnen werden konnten. Bei den Deinvestitionen schlagen nun erstmals Abschreibungen (43%) deutlich zu Buche, gefolgt von Trade Sales mit 30% des Exitvolumens. Im Vorjahr betrugen die Abschreibungen noch 10% des Exitvolumens. Nach wie vor ist zu beobachten, dass mit den Exits aber auch abgewartet wird. Ein Vorteil für so manches Beteiligungsunternehmen, da diese mit dem Private Equity-/Venture Capital-Investor über einen starken Miteigentümer verfügen, der mit Know-how, Management-Unterstützung und zusätzlichem Kapital durch die Krise hilft. FUNDRAISING ÖSTERREICH 1995 - 2009 (in mio. Euro) Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks Industry statistics (by ountry of private equity firm) 508 Nationale und internationale Rahmenbedingungen 248 235 217 In Zeiten schwacher Konjunktur und dem 183 177 164 erschwerten Zugang für österreichische KMU zu 137 124 122 Krediten sind alternative Finanzierungsinstru61 24 mente von besonderer Bedeutung. Privates Wachs1 tumskapital stellt ein solches vorbörsliches Inves1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 titionsinstrument dar, das als ein eigenständiges Finanz- bzw. Kapitalmarktsegment eine gerade jetzt dringend nötige Finanzierungsfunktion übernimmt Mit Exits mit einem Gesamtvolumen und mit „intelligentem Geld“ Finanzierungslücken reduziert und den Unternehmen maßgeschneiderte Unterstütvon 59 Mio. Euro verzeichnet zung (wie z.B. Management-Know-how, ReferenzkundenÖsterreich gegenüber dem Vorjahr Vermittlung, Strategieplanung etc.) bietet. Dies ist vor allem durch die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage (internatieinen Rückgang um 48% onale Finanzmarktkrise) für Wachstums orientierte, innova287 279 100 FIG. 3 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise! ken des Finanzmarkts zu kontrollieren, die Interessen der Investoren zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen. Ziele, die der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation - AVCO und der österreichischen Private Equity- und Venture Capital-Industrie ebenfalls ein Anliegen sind und daher voll inhaltlich unterstützt werden. Der vorliegende Entwurf unterscheidet jedoch nicht zwischen den verschiedenen Anlage-Klassen und dem damit verbundenen, variierendem Risiko für den Finanzmarkt und hat daher noch großes Optimierungspotential um die genannten Ziele tatsächlich zu erreichen. INVESTMENTS ANTEIL AM BIP 2009 (in %) Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks Industry statistics (by ountry of private equity firm) Nur wenn durch internationale Best PracticeRegelungen sowohl die EU, als auch Österreich zu attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplätzen ausgebaut werden, ist auch in Zukunft die Eigenkapitalausstattung österreichischer KMU garantiert. Damit wären die KMU gut gerüstet, um die aktuelle Krise hinter sich zu lassen, ohne einen Cent an Steuergeld in Anspruch zu nehmen. « tive KMUs im vorbörslichen Bereich dringend erforderlich. Sowohl national wie auch auf EU-Ebene sind die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür zurzeit im Umbruch. In Österreich, das weiterhin am unteren Ende des Europa-Ranking zu Private Equity-Investments (Fig. 3) zu finden ist, fehlt nach wie vor ein international wettbewerbsfähiges Private EquityGesetz, das den Rahmen dafür bildet, damit privates Kapital fließen kann. Auf EU-Ebene wird zurzeit an dem von der Europäischen Kommission im April 2009 präsentierten Entwurf der Alternative Investment Fund Manager (AIFM) Guideline gearbeitet, die zum Ziel hat, systematische Risi- Über die AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) Dr. Jürgen Marchart, Geschäftsführer Lothringerstraße 12 1030 Wien Tel.: +43/1/526 38 05 Die AVCO ist als Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie Ansprechpartner für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capital in Österreich. Sie verfügt derzeit über 18 ordentliche und 27 assoziierte Mitglieder, die die Arbeit der AVCO auch mit Expertise und inhaltlichem Engagement unterstützen. Email: juergen.marchart@avco.at Internet: www.avco.at 101 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! Paul Jezek Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! Doch! Denn wer war denn eigentlich schuld daran? 102 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! DIE FRAGE NACH DER SCHULD ODER DOCH ZUMINDEST NACH DER VERANTWORTUNG IST EINE ZUTIEFST MENSCHLICHE: WOMIT HAT DAS GRÖSSTE GLOBALE WIRTSCHAFTSDEBAKEL SEIT JAHRZEHNTEN DENN EIGENTLICH BEGONNEN? WOHL MIT DER US-IMMOBILIENKRISE BZW. „SUBPRIMEKRISE“ IM FRÜHSOMMER 2007. WELTWEITE VERLUSTE UND INSOLVENZEN BEI UNTERNEHMEN DER FINANZBRANCHE (UND SEIT ENDE 2008 AUCH IN DER REALWIRTSCHAFT) SIND JEDENFALLS NICHT WEGZUDISKUTIEREN. AUSGELÖST WURDE DIES IN DEN USA ZUMINDEST WESENTLICH DURCH FALLENDE IMMOBILIENPREISE, DIE SICH NACH EINER LANGEN PREISSTEIGERUNGSPHASE ZU EINER IMMOBILIENBLASE ENTWICKELT HATTEN. Gleichzeitig konnten immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen, teils wegen steigender Zinsen, teils wegen fehlender Einkommen. Subprime-Hypotheken charakterisierten sich durch geringe Zinssätze in den ersten Jahren und eine drastische Erhöhung derselben in den Jahren danach. Die Risiken wurden für gewöhnlich nicht komplett dargelegt und vielen Kunden wurde zudem versichert, sie könnten den Kredit in ein paar Jahren refinanzieren, um so den Zinssatz niedrig zu halten. Ökonomen warnten zwar vor den Gefahren, aber im Allgemeinen wollte in den USA niemand die Partyatmosphäre der Immobilienblase stören. Jeder schien dabei Geld zu verdienen: die Bauunternehmen und Zulieferer, die Immobilienmakler und die Banken. Glückliche Konsumenten konnten zum ersten Mal im Leben Hausbesitzer werden. Die Industrie konnte dank Jahrzehnten der Deregulierung durch die republikanische Partei im Prinzip unbeobachtet von der Regierung agieren. wer die nun „wertlosen“ Schuldtitel besaß. Plötzlich waren Banken nicht mehr bereit, sich gegenseitig Geld zu leihen und verursachten durch den Mangel an frischem Kapital eine Kreditklemme. So häuften bis Juli 2008 Großbanken und Finanzinstitute in der ganzen Welt Verluste von etwa 435 Milliarden Dollar an. Diverse zusätzliche Faktoren Inzwischen bekamen Banken und andere Finanzinstitute keine Kredite mehr und blieben auf den faulen Krediten in ihren Bilanzen sitzen. Viele mussten bereits Insolvenz anmelden oder standen kurz davor. Aus Angst vor negativen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft wurden zahlreiche dieser Institutionen von ihren Regierungen gerettet. Hierzu gehörten Freddie Mac und Fannie May in den USA, der Ver„’s ist leider Krieg – und ich begehre nicht schuld daran zu sein!“ Matthias Claudius, Kriegslied, 1775 Doch dann kam die Zeit, die Zeche zu bezahlen. Die Zinssätze für Subprime-Kredite schossen in die Höhe. Viele der neuen Hauseigentümer konnten die Hypotheken nicht mehr abzahlen oder refinanzieren. Die Krise hätte sich dabei auf die US-Immobilienbesitzer beschränken können; bedauerlicherweise hatten die Banken und Geldgeber diese Kredite jedoch weiterverkauft. Die Schuldtitel wurden aufgeteilt und an andere Investoren und Banken in der ganzen Welt veräußert, in komplizierten Finanzpaketen, die scheinbar nur wenige Leute wirklich verstanden. 2007 wurden fast 1,3 Millionen US-Immobilien zwangsvollstreckt, eine Steigerung von 79 Prozent zum Jahr 2006. Panik verbreitete sich im weltweiten Finanzsystem - denn niemand schien zu wissen, sicherungsgigant AIG, Northern Rock in Großbritannien sowie Fortis und Dexia in Belgien. Die Aussicht auf weitere Insolvenzen brachte die US-Regierung zur Ausarbeitung eines 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaketes und in anderen Ländern kam es zu ähnlichen Aktionen. Die Subprime-Krise und die „Kreditklemme“ waren 2008 allerdings nicht die einzigen Faktoren für die Wirtschaftskrise. Auch der auf Rekordniveau angewachsene Ölpreis auf Grund steigender Energienachfrage in den boomenden 103 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! Volkswirtschaften Indiens und Chinas hatte dramatische Auswirkungen auf Konsumenten in Europa und Nordamerika. Zunächst stiegen die Treibstoff- und Heizkosten und dann hatte der steigende Ölpreis drastische Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise, denn zu Produktion und Transport von Nahrung wird schließlich Treibstoff benötigt. In Entwicklungsländern wurde Nahrung so teuer, dass es teilweise zu Aufständen kam. demnach weite Teile der Weltwirtschaft von der Krise betroffen. Die Wirtschaft schrumpfte u. a. auch in Österreich, in Frankreich und in den USA, wo der anhaltend stärkste Wirtschaftsrückgang seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs konstatiert wurde. Gravierend waren auch die Auswirkungen in der Türkei sowie in Japan, Südkorea und Italien. Viele Schwellenländer wie China, Russland, Indien und Brasilien verzeichneten eine Verringerung ihrer Wachstumsrate. Nachdem die Depression auf den Rohstoffmärkten in den 1980er und 1990er Jahren zu extrem niedrigen Preisen führte, war nach dem Millennium ein signifikanter Rohstoffboom auszumachen. Im Jänner 2008 hatte der Ölpreis zum ersten Mal in seiner Geschichte die 100-Dollar-Marke überschritten und damit in den Augen vieler einen Level erreicht, der das Öl für viele unbezahlbar machte. Aber dieser Preis schien nichts zu sein im Vergleich zum Höchststand vom Juli 2008, als für ein Barrel Öl 147 Dollar bezahlt werden mussten. Das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa verlangsamte sich rasant. Am 30. 9. 2008 verkündete Großbritannien, dass das Wirtschaftswachstum mit null Prozent im vorherigen Quartal zum Erliegen gekommen war und erklärte sich gemeinsam mit Deutschland per Ende 2008 als offiziell in einer Rezession befindlich. Seit Ende 2008 sind Und die „Heuschrecken“? Oft mit Heuschrecken verglichen, gelten auch Hedgefonds als Mitverursacher der globalen Finanzkrise. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) hatten deshalb beim Weltfinanzgipfel Mitte November 2008 eine stärkere Kontrolle dieser speziellen Art von Investmentfonds beschlossen. Hedgefonds verfolgen in der Regel äußerst riskante Strategien, die im Erfolgsfall auch sehr hohe Gewinne versprechen. Sie nutzen alle möglichen Derivate (Finanzwetten), um Gewinne sowohl in steigenden als auch fallenden Märkten zu erzielen. Typisch für solche Fonds sind „Leerverkäufe“, bei denen große Aktienpakete gegen Provision von Fondsgesellschaften oder Banken ausgeliehen und an der Börse verkauft werden. Das drückt in der Regel den Kurs. Zu den dann niedrigeren Bewertungen kaufen die Hedgefonds die Papiere Paul Jezek Geheimnis der privaten Universitäten“, „So kommt mein Unternehmen in die Medien“, „Handbuch für Export, Logistik und Auslandsinvestitionen“, „High Tech World Champion Austria“ (2009), Unternehmerhandbuch 2010 sowie „Investieren in Österreich“ (mit anderen, 2010). Paul Christian Jezek, 46, ist Chefredakteur des KMUMagazins UNTERNEHMER und gilt als einer der profundesten Kenner und Förderer der heimischen KMUbzw. EPU-“Szene³. Mitarbeiter u. a. von abc markets, Börse Express, Logistik Express, Pharma-Time, PKAJournal, Sharaka. 1995 Gründungsmitglied des WirtschaftsBlatts, war in den vergangenen zwei Jahrzehnten u. a. auch Chefredakteur von NEW BUSINESS, Exporter‘s (Weekly), Austria Export, Österreichs Wirtschaft, WirtschaftsKurier. Zahlreiche (auch literarische) Veröffentlichungen, u. a. „Der Fall Libro“, „Ethik in der Wirtschaft“, „Communication goes Europe“, „Das Motto, frei nach Werner Schwab: „Alle Dinge, die nicht professionell abgehandelt werden, kommen später schamlos zurück.“ 104 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! zurück und reichen sie an Banken oder Fondsgesellschaften weiter. Ein wesentliches Element ist außerdem die weitgehende Finanzierung solcher Geschäfte durch Kredite. Durch den so erzielten Hebel- oder Leverage-Effekt wird der mögliche Gewinn noch weiter erhöht, allerdings auch das finanzielle Risiko für die Anleger beim Scheitern der Spekulation erheblich vergrößert. Meist sind Hedgefonds in Finanzoasen angesiedelt - auf den Kaiman-Inseln oder den Bermudas etwa nutzen sie die niedrigen Steuersätze und lockeren Kapitalmarktregeln. Ihre Manager freilich sitzen an großen Finanzplätzen wie New York oder London. Anleger sind vor allem Institutionen wie Pensionsfonds, Lebensversicherungen oder Stiftungen, aber auch wohlhabende Privatleute. Schätzungen zufolge verwalten Hedgefonds derzeit (= Sommer 2010) ein weltweites Anlagevolumen von mehr als 1,9 Billionen Dollar (1539 Milliarden Euro). In der Finanzmarktkrise nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers war das Volumen auf rund 1,5 Billionen Dollar gesunken, mittlerweile hat es sich aber wieder erhöht. Hedgefonds-Manager sorgen auch immer wieder für Schlagzeilen, was ihre Gagen betrifft. 2009 kamen die 25 besten Verdiener im Schnitt auf jeweils gut eine Milliarde Dollar. Spitzenreiter war der Amerikaner David Tepper, der vier Milliarden Dollar kassierte. deren Manager an die Leine zu nehmen, freute sich Finanzminister Josef Pröll. Das sei eine klare Perspektive, dass es so wie bisher nicht weitergehen könne. Keiner habe zuvor erwartet, dass Großbritannien zustimmen werde. Doch mit dem neuen britischen Kollegen George Osborne von den Tories gebe es eine ganz „neue Diskussionsqualität“, lobte Pröll. Tatsächlich war Großbritannien bisher immer gegen die Pläne der anderen Mitgliedstaaten Sturm gelaufen. Im Gegenteil wollten die Briten ihre Offshore-Fonds am liebsten weiter ohne Beschränkungen in der Union vertreiben. Doch Schatzkanzler Osborne hat offenbar die Ausweglosigkeit der Situation bei seinem ersten Finanzministertreffen erkannt und will vielleicht seine Kraft für den Kampf gegen die Verschärfung der Finanzaufsicht in der Union sparen, denn auch dort gehen Großbritannien die Wünsche der meisten anderen Mitgliedstaaten zu weit. Laut Pröll dürfen künftig nur Hedgefonds, die in einem Mitgliedsland die Zulassungsbedingungen erfüllt haben, auch in den anderen EU-Staaten tätig werden. Für Fonds aus Drittländern sei ein bilateraler Vertrag mit jedem einzelnen Mitgliedstaat nötig; es gebe keinen EU-Pass, der den Zutritt zur Spekulation in der gesamten Union gewähre. Bisher waren die alternativen Investmentfonds überhaupt nicht von EU-Recht erfasst. Sie werden zwar nicht direkt für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. Binnenmarktkommissar Michel Barnier bezeichnete sie wegen der riesigen Geldbewegungen als „systemisches Risiko“. Hedgefonds kommen an die Leine Neuerdings könnte sich jedoch das „goldene Zeitalter“ der Hedgefonds, Private-Equity- und anderer Spezialfinanzgesellschaften in einem Europa ohne jede Regulierung tatsächlich bald dem Ende zuneigen. Denn am 18. Mai dieses Jahres haben sich die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen auf strengere Regeln für die bisher völlig unerfassten MilliardenSpekulanten geeinigt. Es sei gelungen, die Hedgefonds und „Das Europäische Parlament hat jetzt die erste Hürde genommen und strenge Aufsichtsregeln für Hedgefonds beschlossen“, freut sich der österreichische EU-Parlamentarier Othmar Karas. „Alle Insitutionen und Manager müssen künftig 105 1 10 05 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! registriert werden und ihre Aktivitäten transparent machen.“ Dennoch sei noch viel zu tun. „Jetzt müssen die EU-Finanzminister rasch nachziehen“, fordert Karas. „Europa braucht mehr Transparenz und besseren Schutz von Investoren. Zudem gehören Leerverkäufe schleunigst reguliert. Spekulationen gegen Griechenland und damit gegen den Euro sind nun nicht mehr möglich.“ Karas begrüßt auch, dass die EU- gingen. Eine Traumkonstellation für risikofreudige Hedgefonds: Sie kauften weiter CDS zu und spekulierten munter darauf, dass die Euroländer zwar notfalls den Stabilitätspakt in die Luft jagen könnten, um Griechenland vor der Pleite zu retten, diese Rettung aber nicht funktionieren würde. Die Spekulanten gehen nach wie vor davon aus, dass die Gläubiger Athens früher oder später zum „Haircut“ müssen, um auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. Andernfalls würde Griechenland Allerdings werden weder strenge Regeln für nicht einmal den Zinsendienst für die Hedgefonds noch Steuern auf Finanztranswachsenden Schuldenberge bewältigen können. In der Politik läuft eine derartige aktionen am grundsätzlichen Problem etwas Anlagestrategie unter dem Titel „Wetten ändern: Selbst eine Welt ohne Spekulanten und auf den Untergang bedrängter Staaten“. (Siehe dazu z. B. Argentinien im Jahr Hedgefonds macht über beide Ohren verschul2001.) Ein Untergang, der freilich wenidete Staaten nicht zahlungsfähiger. ger von Spekulanten als von den demokratisch gewählten Regierungen jener Finanzminister „endlich“ gegen die KreditausfallversichePleitestaaten vorbereitet wurde, die Schulden versteckten, rungen (Credit Default Swaps: CDS) und gegen Leerverkäufe Budgetdaten frisierten und das billige Geld zur Absicherung aktiv werden wollen. „Eine verstärkte Finanzmarktaufsicht der eigenen politischen Zukunft einsetzten. Und von jenen durch Kontrolle und Transparenz und somit zur Stärkung des Finanzministern aus dem „reichen“ Norden, die Schmiere Euro und zur Stabilisierung der Märkte sind äußerst notwenstanden, um sich im Mai 2010 im Namen der Allgemeinheit dig.“ Wobei: Ohne das vermeintliche Teufelszeug CDS wären dazu verpflichten, die Schuldenstaaten freizukaufen, sollte es Länder wie Griechenland längst zahlungsunfähig. Denn nur tatsächlich eng werden. Das wiederum verkauft die Politik mehr Ahnungslose hätten dem griechischen Staat Geld gelieder Öffentlichkeit als „verantwortungsvolles Handeln“. Nun hen, wären da nicht jene Versicherungen gewesen, mit denen spricht nichts dagegen, Hedgefonds zu regulieren. Allerdings sich Gläubiger gegen den Ausfall ihrer Ausleihungen absiwerden weder strenge Regeln für Hedgefonds noch Steuern auf Finanztransaktionen am grundsätzlichen Problem etwas chern konnten. Auch bei finanziell potenteren Euroländern ändern: Selbst eine Welt ohne Spekulanten und Hedgefonds wären Geldgeber ohne derartige Versicherungen übrigens längst zurückhaltender. macht über beide Ohren verschuldete Staaten nicht zahlungsDie Politik wäre den Spekulanten also im Grunde ebenso zu fähiger. Bestenfalls gäbe es zwei „schuldige“ Sündenböcke Dank verpflichtet wie die investierende Allgemeinheit den weniger... ominösen Hedgefonds. Ohne sie wären viele ins offene Messer gelaufen: Schließlich kauften Hedgefonds immer mehr Das Sündenregister der Ökonomie CDS auf griechische Staatsanleihen auf, als das finanzielle oder: „Nichts Genaues weiß Desaster Athens konkretere Formen anzunehmen begann. Aufgrund der wachsenden Nachfrage verteuerten sich die man nicht“ Preise für CDS – was wiederum Pensionsfonds und andere Anleger auf das steigende Risiko aufmerksam machte und letztlich verschreckte. Ein französischer Ökonom übt angesichts der internationalen Finanzkrise massive Kritik an seinen Fachkollegen. Viele Griechenland kam in der Folge freilich immer schwerer zu würden die impliziten Annahmen ihrer Modelle mit der Reaneuen Krediten, während die Staatsausgaben durch die Decke lität verwechseln, lautet sein Hauptvorwurf. Und: Wäre die 106 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!! Der Zug der Lemminge Von einsamen Warnern abseits des Mainstreams abgesehen, habe die große Masse der Ökonomen daraus wenig gelernt, denn die aktuelle Finanzkrise sei ganz ähnlich abgelaufen, sagt Marterbauer. „Herdenverhalten“ nennt man die Situation, wenn alle Anleger im Gleichschritt marschieren, weil sie ihr individuelles Agieren an jenem der Gruppe ausrichten. Das mag bei ökonomischer Schönwetterlage zwar funktionieren - in Krisensituationen ist diese Gleichschaltung jedoch fatal, weil sie zu einem Lawineneffekt führt. „In den letzten fünf bis zehn Jahren hatten wir das entsprechende Herdenverhalten auf den Vermögensmärkten in Form spekulativer Übertreibungen. Und jetzt ist das Ganze eben wieder in sich zusammengestürzt. Die Erkenntnis, dass es so etwas wie Herdenverhalten gibt, ist aber nicht neu, das hat John Maynard Keynes bereits in den 30er Jahren festgestellt.“ Die unkritische Verwendung von Modellannahmen kann zwar laut Marterbauer der Auslöser der aktuellen Krise sein, die eigentlichen Gründe liegen allerdings tiefer. „Die Ursache liegt eher in der Deregulierung auf den Finanzmärkten, die dazu geführt hat, dass sich die Probleme auf die ganze Welt ausgebreitet haben - und nun etwa biedere österreichische Unternehmen wie die Bundesbahnen in diese Krise involviert sind.“ Ökonomie so modellkritisch wie die Physik, wäre der Kollaps der Finanzmärkte so nicht geschehen. „Die Ökonomie braucht eine wissenschaftliche Revolution“ forderte JeanPhilippe Bouchaud in „Nature“. „Im Vergleich zur Physik kann man durchaus sagen, dass die quantitativen Ergebnisse der Wirtschaftswissenschaften enttäuschend sind. Raketen fliegen zum Mond, aus Atomen kann man Energie gewinnen und die Satelliten des GPS-Systems weisen Millionen Menschen den Weg. Und was ist das Flaggschiff der Ökonomie? Abgesehen von der Unfähigkeit, Krisen vorherzusehen oder abzuwenden - inklusive der Kreditkrise.“ Bouchaud zufolge hinterfragt die Mainstream-Ökonomie ihre grundlegenden Annahmen viel zu wenig. Ein Beispiel dafür ist etwa das Konzept des Homo oeconomicus, also die Annahme, der Mensch orientiere sich durchgängig am Prinzip der Nutzenmaximierung. Verhaltensstudien zeigen nämlich, dass der Mensch in vielen Situationen Fairness und Kooperation durchaus stärker gewichtet als finanzielle Aspekte. Ein anderes ist etwa das Dogma der „Effizienz der Märkte“. „Das heißt etwa im Fall von Aktien, dass sie ein Spiegel der tatsächlichen Unternehmenswerte sind“, meint Markus Marterbrauer vom Wirtschaftsforschungsinstitut. „Diese Annahme hat sich angesichts der aktuellen Finanzkrise erledigt“. Bouchaud empfiehlt jedenfalls, man müsse die ökonomische Theorie stärker an der Wirklichkeit testen und die gängigen Schönwettermodelle durch krisensichere Konzepte ersetzen. Es sei dringend nötig, sich stärker an Versuch und Irrtum zu orientieren, wie es etwa in der Physik üblich ist, schreibt er. Wenngleich klar ist: Dieser Paradigmenwechsel würde die ohnehin schon komplizierte Finanzmathematik noch komplizierter machen. Und hätte so eine Neuorientierung der Ökonomie den Kollaps der Finanzmärkte denn verhindern können? Marterbauer: „Grundsätzlich wäre es natürlich verhinderbar gewesen, wenn die Finanzmärkte ausreichend reguliert worden wären. Warum man auch ‚Nein‘ argumentieren kann: An diesen Dingen haben sehr viele Leute sehr viel Geld verdient. Und die Politik tut sich sehr schwer, solche individuellen Interessen zu regulieren, weil diese Interessen sehr mächtig sind.“ « Ein weiteres Beispiel: In den 70er Jahren hatten drei Wirtschaftswissenschaftler ein mathematisches Modell für die Bewertung von Finanzoptionen entwickelt, das heute als Black-Scholes-Modell bezeichnet wird. Diese Innovation erwies sich in der Praxis zunächst als sehr erfolgreich und wurde auch mit dem Ökonomie-Nobelpreis belohnt. Dennoch war die allgemeine Verwendung des Black-Scholes-Modells hauptverantwortlich für den Aktiencrash 1987. Das Modell geht nämlich davon aus, dass die Preisänderungen normalverteilt sind - was nichts anderes bedeutet, als dass man die Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse vernachlässigen kann. Diese Annahme wurde im Oktober 1987 klar widerlegt. Zunächst fielen die Aktienkurse. Da alle Anleger ihr Risiko synchron mit ähnlichen Modellen berechneten, verstärkten sie den Effekt um ein Vielfaches und schufen damit paradoxerweise jenes Extremereignis, das laut Modellannahmen ausgeschlossen wurde. Das Ergebnis: die Kurse fielen ins Bodenlose. Paul Christian Jezek Chefredakteur UNTERNEHMER 107 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien Marina Kaltenegger / Michaela Kronberger Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien Abb. 7: Oberstes Dokumentationsniveau der Grabungsfläche: die Steinfundamente. Blick nach Norden (Foto: M. Kaltenegger) 108 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien DIE GEPLANTE RENOVIERUNG DES EHEMALIGEN NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDHAUSES IN DER HERRENGASSE SAH DEN EINBAU EINES HAUSTECHNIKKELLERS IM HERRENGASSENSEITIGEN TEIL DES INNENHOFES ALS ERSTE STUFE DES UMBAUPLANES VOR. DIE AUSHUBARBEITEN MUSSTEN IN DER KALTEN JAHRESZEIT ZWISCHEN MITTE NOVEMBER 2001 UND ENDE JANUAR 2002 DURCHGEFÜHRT WERDEN. IM EINVERNEHMEN MIT DER ABTEILUNG FÜR BODENDENKMALE DES BUNDESDENKMALAMTES ERFOLGTE DER AUSHUB GROSSTEILS MASCHINELL, JEDOCH NACH VORGABEN DER ARCHÄOLOGIE, UM DIE NOCH VORHANDENEN ÜBERRESTE DER BESIEDLUNG SEIT DER RÖMERZEIT VOR DER ZERSTÖRUNG ENTSPRECHEND ZU DOKUMENTIEREN UND DIE FUNDE ZU BERGEN. Das Stadtviertel um das Landhaus in römischer Zeit In der Römerzeit prägte die Anlage des Legionslagers Vindobona die Wiener Innenstadt. Ab der Zeit des Kaisers Domitian (81–96 n. Chr.) beherbergte es 6000 Soldaten, die für die Sicherung der römischen Nordgrenze des römischen Imperiums zuständig waren (Abb. 1). fand die zivile Bevölkerung innerhalb der Mauern des Legionslagers Schutz. Auch die Grundstücksparzelle, auf der viel später das Niederösterreichische Landhaus errichtet wurde, befand sich innerhalb der Lagervorstadt direkt an der Limesstraße. Die Nähe zu einem Bachlauf (dem im Mittelalter umgeleiteten Ottakringer Bach) war ein weiterer positiver Aspekt für die Ansiedlung, da er Nutzwasser für Gewerbebetriebe lieferte. Hauptverkehrsader war die Limesstraße. Sie stellte die Verbindung zwischen den einzelnen Truppenstützpunkten an der römischen Flussgrenze zum freien Germanien dar. Vom Hilfstruppenlager in Klosterneuburg entlang der Donau kommend erreichte der Verkehrsweg von Nussdorf über die Währingerstraße das Wiener Stadtzentrum, führte über Schottengasse, Herrengasse und Augustinergasse an der Südfront des Legionslagers vorbei, über den Rennweg in die römische Zivilstadt im heutigen 3. Wiener Gemeindebezirk und weiter zum nächsten wichtigen Legionsstandpunkt nach Carnuntum. Analogien aus Wien selbst aber auch aus anderen römischen Städten machen wahrscheinlich, dass die Limesstraße zumindest im Bereich der Handwerkerviertel zu beiden Seiten von so genannten Streifenhäusern gesäumt war (Abb. 2). Im vorderen Teil der Häuser war der Wohnbereich, wobei sich kleine Räume an einen zentralen Mittelkorridor reihten. Zur Straße hin richtete man Geschäftslokale ein, in denen entweder eigens produzierte Güter oder Handelsware verkauft werden konnte. Im nach hinten anschließenden Wirtschaftshof übte man verschiedene handwerkliche und gewerbliche Tätigkeiten aus. Im Vorfeld des Legionslagers siedelten sich Händler, Handwerker und Gastwirte an, um den Soldaten ihren Dienst am Rande der römischen Welt angenehmer zu gestalteten und sie mit Gütern zu versorgen, die einen bescheidenen Wohlstand gewährleisteten. Auch war es den Angehörigen der Soldaten gestattet sich hier niederzulassen. Im Laufe der Zeit dehnte sich diese Siedlung, die canabae legionis, immer weiter aus und erstreckte sich bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts wohl über den gesamten 1. Bezirk. Erst in der Spätantike – als die militärischen Einheiten generell stark dezimiert wurden – Bei den Ausgrabungen im ehemaligen Landhaushof ist ein derartiger Hinterhofbereich angeschnitten worden. Die Überreste des straßenseitigen Gebäudes sind spätestens beim Bau des Landhauskellers im 19. Jahrhundert zerstört worden und bei verschiedenen Bau- und Planierungsarbeiten seit dem Mittelalter waren auch große Teile des römischen Begehungshorizontes mit abgetragen worden. Dies konnte bereits bei früheren Grabungen auf der Freyung, am Minoritenplatz 109 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien oder in benachbarten Palais beobachtet werden, während in anderen Bereichen des Militärstützpunktes die Auflagerungen seit der Römerzeit oft mehr als eineinhalb Meter hoch angewachsen sind. So waren es vor allem in den Boden eingetiefte Gruben, die von der wirtschaftlichen Tätigkeit der römischen Bewohner erhalten geblieben sind (Abb. 3). Durch ihre dunkle Verfärbung heben sie sich deutlich vom ockergelben anstehenden Löss ab und ihre Form und Tiefe lässt auf die unterschiedliche Nutzung schließen – für die Aufbewahrung von Vorräten, als Materialentnahme-, Müll- oder Sickergruben. Besonders tief reichende rundliche Gruben waren womöglich Brunnen (sie konnten nicht vollständig ergraben werden), aber auch eine Verwendung als Latrinen wäre denkbar. die Datengrundlage, um ein lebendiges Bild des täglichen Lebens in der römischen Siedlung entstehen zu lassen. Den mengenmäßig größten Anteil am Fundspektrum bietet die Keramik. Ihre chronologische Einordnung gibt uns Auskunft über den Zeitraum zwischen Beginn und Ende der Besiedlung des Untersuchungsgebietes: vom Ende des 1. bis um die Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts. Der Großteil des einfachen Tafelgeschirrs und der Koch- und Vorratsgefäße wurde in heimischen Werkstätten erzeugt. Lokaler Warenverkehr mit anderen römischen Siedlungszentren wird durch Gefäße belegt, die aus der Umgebung des römischen Favianis/Mautern oder Aelium Cetium/St. Pölten nach Vindobona gelangten, aber auch Austausch mit anderen pannonischen Städten wie Carnuntum ist wahrscheinlich. Das Luxusgeschirr jedoch, das als „Terra Sigillata“ bezeichnete feine Tischgeschirr, wurde nachweislich importiert Allen Gruben gemeinsam ist ihre Verfüllung, nachdem sie nicht mehr genutzt wurden (Abb. 4). Die darin enthaltenen Objekte - der seinerzeitige Abfall - liefert uns heute Abb. 1 (rechts): Legionslager und Lagervorstadt von Vindobona in seiner größten Ausdehnung. (Plan: M. Kronberger) Abb. 3 (links): Übersichtsplan des zweiten Dokumentationsniveau der Grabungsfläche im Landhaushof: braun und grau gefärbt die römischen Grubenbefunde (Plan: M. Kaltenegger - Dig.: M. Kronberger) 110 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien (Abb. 5). Ware aus dem Rheinland (Rheinzabern) aber auch aus der römischen Provinz Rätien (Westerndorf und Pfaffenhofen in Süddeutschland) ist zahlenmäßig am häufigsten vertreten, aber auch mittel- und südgallische Werkstätten können als Produktionsstätten belegt werden. Den weitesten Transportweg hatte ein leider nur fragmentarisch erhaltenes fein gearbeitetes Schälchen hinter sich, das aus Nordafrika stammt. Auf einen bescheidenen Nahrungsluxus deuten die Fragmente von Amphoren hin, deren Inhalt Öl und Wein gewesen sein kann. Darüber hinaus geben Speisereste, allen voran Knochen und Schalen verschiedenster Tiere Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten der hier lebenden Handwerker. Das Fundmaterial lässt auch Rückschlüsse auf die Berufszweige zu, die sich hier im Lauf von beinahe 200 Jahren angesiedelt hatten. Gusstiegel und Schlackenreste belegen Metall verarbeitende Betriebe, während Fehlbrände auf Keramikproduktion schließen lassen. verändert worden. Innerhalb der Grabungsfläche konnten die letzten Fundamentreste eines mittelalterlichen Gebäudes aufgedeckt werden, das vermutlich als das „Liechtenstein’sche Haus“ zu identifizieren ist (Abb. 7). Das Haus der Niederösterreichischen Landstände – „Stöcklgebäude“ und Latrine 1513 kauften die Stände das Haus in der Herrengasse von den Brüdern Liechtenstein und begannen bald danach mit der Umgestaltung. Direkt an der Herrengasse und von den anderen Trakten getrennt stand ein kleines einstöckiges Gebäude, der so genannte „Alte Trakt“, das alte Liechtenstein’sche Haus. Bei den Grabungen konnte der Westteil dieses mittelalterlichen Gebäudes erfasst werden, dessen Fundamentmauern einen später verlegten, neuzeitlichen Ziegelfußboden umschließen. Es wird durch einen jüngeren Anbau nach Westen zu erweitert, die südliche Abschlussmauer liegt etwas außerhalb der Grabungsgrenze. Ein mit Steinplatten ausgelegter Weg oder Korridor führt durch diese Mauer in den Hof, am anderen Ende befindet sich eine gemauerte Latrinengrube (Abb. 8). Die Zeit vor dem Bau des Landhauses Wenig hat sich aus der Zeit nach Beendigung der römischen Siedlungstätigkeit erhalten. Der fehlende „Schutt der Jahrhunderte“ lässt mehrere Erklärungen zu. Einerseits wurden die Wohnbereiche außerhalb des römischen Lagers bereits in spätrömischer Zeit aufgegeben und auch die mittelalterliche Stadt beschränkte sich bis ins Hochmittelalter auf den geschützten Siedlungsbereich innerhalb der ehemaligen Legionsmauern. Erst durch die Stadterweiterung im 13. Jh. gewann das Viertel um die Herrengasse an Attraktivität, noch später gehörte es zu den gefragtesten Wohnadressen innerhalb der Stadt. Weiters ist durch die Verlegung und Zuschüttung des Ottakringer Baches und die Planierung des Bauplatzes für die Minoritenkirche das Terrain sehr stark Dieser Fund war besonders bemerkenswert und willkommen, da Latrinen wahre „Fundgruben“ für die Archäologie sind. In Wien sind jedoch noch kaum Latrinen bei archäologischen Grabungen aufgedeckt worden, obwohl sie in den Schriftquellen häufig erwähnt werden. Ab dem 14. Jahrhundert werden auch „Nacht- oder Kotkönige“ (purgatores prives) genannt, die für die nächtliche Reinigung der Latrinen verantwortlich waren. Die Latrine des Stöcklgebäudes ist von hufeisenförmiger Form, etw etwa 3,2 m tief gemauert mit einem noch tie tiefer führenden runden Schacht, der nicht zur Gänze ausgegraben werden konnte. Am Boden und im obersten Bereich des Schachtes fand sich eine Vielzahl von Glasund Keramikfragmenten, aber auch Austernschalen, Austern Schnecken und KnoAbb. 2: Rekonstruktion eines Streifenhauses nach Grabungsbefunden am Michaelerplatz. (Rekonstruktion: Michael Klein) 111 GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien chenreste. Es hat den Anschein, als wäre hier ein komplettes Haushalts- oder eher Betriebsinventar entsorgt worden - eine Art Entrümpelungsaktion möglicherweise. Dafür spricht, dass auch völlig unversehrte Glas- und Keramikgefäße im Fundmaterial aufscheinen. Einfaches und feineres Tafelgeschirr ist ebenso vertreten wie Vorratsgefäße, Krüge und Glasflaschen, verzierte und unverzierte Gläser in unterschiedlichsten Formen (Abb. 9), aber auch ein Sortiment an Nachttöpfen. Bemerkenswert ist das Vorkommen von medizinisch-pharmazeutischen Gefäßen wie Salbtöpfchen, winzigen Glasfläschchen und sogar einem Urinal. Die Fundgegenstände sind zeitlich ab dem späteren 17. Jahrhundert bis ins frühe 18. Jahrhundert zu datieren und markieren den Zeitpunkt kurz vor Aufgabe der Latrine, bevor sie mit relativ sterilem Material gänzlich verfüllt wurde. Der jüngste Baubefund im Grabungsbereich ist ein mit Steinplatten überdeckter Kanal, der zu einer Sickergrube führt und zur Ableitung der Dachabwässer diente (s. Abb. 7 und 8). Er gehört bereits zum 1848 neu gebauten Niederösterreichischen Landhaus. « Abb. 4: Profilschnitt durch eine verfüllte Grube (Foto M. Kaltenegger) Abb. 5: Fragmente einer Terra Sigillata Schüssel aus Westerndorf mit dem Stempel STABILIS F. (Foto: M. Kaltenegger) Abb. 9: Tafelgeschirr und keramische Sonderformen (Weihwassergefäße, Model, Pfeife) aus der Latrine, 17./ 18. Jh. (Foto: M. Kaltenegger) Abb. 8: Latrine, im Hintergrund Sickergrube für Dachabwässer. (Foto: M. Kaltenegger) 112 M O R E T H A N M E E T I N G E X P E C TAT I O N S Easily manage, record & distribute your conference content online Manage your attendees & members online and on-site For more details contact: Dr. Richard Rettenbacher richard.rettenbacher@webges.com +43 - 1 - 319699911 www.webges.com GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Die Wirtschaftsplattform GOAHEAD! 114 Mit den Subscriptions startet GO AHEAD! ein weiteres interessantes und nützliches Service für alle Mitglieder und Interessenten. An dieser Stelle finden Sie ein vielfältiges Angebot von Rundbriefen und Aboservices aus dem Finanz- und Börsebereich. GO AHEAD! Subscriptions erweitert einmal mehr das Angebot ausgesuchter Inhalte. Gleichzeitig entsteht damit eine Plattform über die unsere Partner mit ihren Informationen neue Zielgruppen ansprechen können. Als Angebot zum Start können Sie hier den Massenbauer Brief - das erste monatlich erscheinende professionell aufbereitete Medium zum Thema Fremdwährungsfinanzierung abonnieren. 115 Die Wirtschaftsplattform: www.go-ahead.at MOVIES Als GO AHEAD! Mitglied haben Sie Zugang zu den Video-Mitschnitten aller GO AHEAD! Veranstaltungen und können dieses Service kostenfrei nutzen. ARTIKEL-HELLE KÖPFE Als leistungsfähige Wissens- und Informationsplattform bietet GO AHEAD! ausgewählte und stets aktuelle News aus dem Finanz- und Wirtschaftsbereich von Top Experten. SUBSCRIPTIONS Ein weiteres interessantes und nützliches Service für alle Mitglieder und Interessenten, ein vielfältiges Angebot von Rundbriefen und Aboservices aus dem Finanz- und Börsebereich. REPORTS & EVENTS & SERVICES Auf einen Blick finden Sie hier Ankündigungen der jeweils aktuellsten GO AHEAD! Veranstaltung sowie ausgewählte Informationen zu den Events und Services unserer Partner. Impressum Verlag Gestaltung GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform Milos Krocian Eine Initiative der uptime ITechnologies GmbH Schwarzenbergplatz 8/10, 1030 Wien Druck Telefon: +43 1 713 61 80 Bösmüller Print Management GesmbH & Co. KG Fax: +43 1 713 61 80-10 eMail: info@go-ahead.at Redaktions-, Herausgeber-, Verwaltungsadresse Internet: www.go-ahead.at Schwarzenbergplatz 8/10, 1030 Wien Telefon: +43 1 713 61 80, Fax: +43 1 713 61 80-10. Redaktion Haftung und Hinweise Nikolaus Kimla (Chefredakteur), Martina Gron Artikeln, Empfehlungen und Tabellen liegen Quellen zugrunde, Freie Mitarbeiter welche die Redaktion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Dagmar Linde, Claudia Kimla-Stern, Jochen Ressel Richtigkeit kann allerdings nicht übernommen werden. Gast-Autoren Kristof Berking, Ralf Flierl, Georg Hochreiter, Paul Jezek, Marina Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach Kaltenegger, Nikolaus Kimla, Barbara Kolm, Michaela Kronber- § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. ger, Jürgen Marchart, Jörg A.L. Schallehn, Eugen Maria Schulak, Andreas Unterberger, Herbert Unterköfler 118 UNTERNEHMER Das österreichische KMU-Servicemagazin für Gewinner! Der UNTERNEHMER – das unabhängige Wirtschaftsmagazin für innovative Entscheider in mittelständischen Unternehmen. Im Dienste der KMU-Wirtschaft fördert die UIK-austria aktiv die Vermittlung und den Austausch von unternehmerischem Wissen. Bezüglich Strategie, Know-how und Technik den entscheidenden Schritt voraus sein: UNTERNEHMER-Leser führen ihr Unternehmen zu nachhaltigem Erfolg. Weitere Informationen finden Sie unter www.uik-austria.at 5.4%2.%(-%2).&/2-!4)/.+!-0!'.% Schwarzenbergplatz 8/8, 1030 Wien, Tel. +43 1 7180885-0 Fax. +43 1 7180885-80, Mail: office@uik-austria.at Geschäftsführung: Alexandra Otto Tel.: +43 1 718 08 85-15, Mobil: +43 676 345 7222 Mail: s.otto@uik-austria.at Partner: Verlagsleitung: Peter Hirschfeld, Tel.: +43 1 718 08 85-16 Mobil: +43 664 14 14 143, Mail: p.hirschfeld@uik-austria.at Chefredakteur: Paul Christian Jezek, Mobil: +43 650 458 51 53 Mail: paul.jezek@boerse-express.com THE CREATIVE RESOURCE TO DISCOVER THE WORLD'S LEADING TALENT