Ausgabe 1 / 2010 hier als PDF.

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Ausgabe 1 / 2010 hier als PDF.
M A G A Z I N f ü r FA H R R A D K U LT U R
www.velosophie.at
01-2010 FRÜHLING
TIS!
A
R
G
ALLE EVENT-HIGHLIGHTS
ARGUS BIKE FESTIVAL
10./11. APRIL IN WIEN
BERLIN, PEKING
…UNDRADFAHR-NEWS
FROMAROUNDTHEWORLD
GIRL.PEDAL.POWER.
BRITISCHERADLERINNEN
EROBERNDIESTRASSEN
ELEKTRO-FAHRRÄDER TESTEN,
BLOGGEN UND GEWINNEN
DIEE-BIKEINITIATIVE
VONWIENENERGIE
BROOKS
CYCLE BAGS
BRICKLANE
ROLL UP PANNIERS
& HOXTON BASKET
“THEY
FOLD
NEATLY
AWAY”
Gwyn, London, England
photographed on her Pashley Princess
Read more riders’ comments
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velotorial
FRAUENPOWER UND FAHRRADFRÜHLING
YES WE CAN RADFAHREN!
velosophie schlägt auch diesen Frühling
wieder die schönsten Seiten internationalen Fahrradlebens auf. Denn das ist
unser selbstgewählter Auftrag: Zu zeigen, wie vielfältig und begeisternd Radkultur sein kann! Dazu begibt sich velosophie in dieser Ausgabe in verschiedener Herren – und Damen – Länder. Gerade Frauen empfinden nämlich Stress und
Druck im städtischen Verkehr als so störend, dass sie deutlich weniger zum Verkehrsmittel Fahrrad greifen als Männer.
Umso mehr Begeisterung und Selbtsbewusstsein gehört dazu, sich so im Stadttrubel zu behaupten wie jene Schülerinnen, die gemeinsam die Straßen der englischen Stadt Darlington eroberten
(S.22). So bestätigt sich immer wieder die
bekannte Aussage von Feministin Rosa
Mayreder: „Das Fahrrad hat mehr zur
Emanziaption der Frauen beigetragen als
alle Bemühungen der Frauenbewegung.“
Historisch bedingte Männersache war
jedoch noch die Teilnahme an den frühen Radrennereignissen des 19. Jahrhunderts. velosophie ist in die Vergangenheit geradelt und hat sich ins Starterfeld
der ersten Distanzfahrt Wien–Berlin begeben, die 1893 stattfand (S.6). Zu jenen
Zeiten nahm eine technische Entwick-
lung ihren Anfang, deren aktueller Zwischenstopp in der Evolutionsgeschichte
für die Teilnehmer jener Rennen unvorstellbar gewesen wäre. Nicht nur, dass
Zauberwerk wie Freilauf oder Gangschaltung in weiter Ferne lagen, sondern: Fahrräder, die wie von selber fahren? Genau das tun nämlich Elektroräder, und ihnen widmen wir einige Seiten (S.10). Dazwischen streuen wir wie
immer Fahrrad-affine Neuigkeiten aus aller Welt, lauschen unserer neuen Kolumnisitin Tante Raja und porträtieren Alltagsradlerinnen wie Kym aus Brooklyn,
die sich ebenso im Verkehr behauptet wie
Lauren aus Darlington. Diese meint: „Radfahren hat mein Leben verändert, meine
Art zu denken – ich bin jetzt einfach viel
selbstbewusster!“ Das Fahrrad funktioniert also als angewandtes Beförderungsmittel der Emanzipation – und Verkehrsmittel emanzipierter Frauen und
Männer. Bewege dich frei, unabhängig
und individuell per Fahrrad durch die
Straßen deiner Stadt, und du wirst aufblühen, ob Mann oder Frau, wie die Blumen im Frühling! Meint etwas euphorisiert vom ungewohnten Sonnenschein
und benebelt vom Pollenflug eure velosophie und für diese stellvertretend:
Alec Hager, Chefredakteur
INTO THE EAST
FOTOS: viktor strasse, phil dixon
Timo Pritzel hat einen sehr
unchinesichen Zugang zum
Thema Radfahren, alleine
schon deshalb, weil er Berliner und Mountainbike-Profi ist. Für velosophie öffnet
er seine Tagebuch-Notizen
und berichtet Rad fahrend
aus Peking und HK. S.42
RADHISTORIE
GIRLPOWER
1893 fand die erste DistanzFahrt von Wien nach Berlin
statt. Ohne Ruh‘ und Rast
kurbelten Holzknechte und
Herrenreiter auf starr übersetzten Velocipeden über
holprige Landstraßen gen
Norden. velosophie blickt
auf diese Ära zurück. S.6
Die britische Verkehrsrealität gebärdet sich nicht sehr
fahrradfreundlich. Dennoch
entstand in der Stadt Darlington eine Initiative für
junge Alltagsradlerinnen,
die sich ihren Platz im Verkehr erkämpfen. velosophie
berichtet begeistert. S.22
velosophie.at
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velocontents
IN DIESER AUSGABE
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SCHLAFLOS SCHNELLER 1893 FAND DIE ERSTE
10
E-BIKE INITIATIVE TESTEN, BLOGGEN UND
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VELOZINE NEUIGKEITEN, NÜTZLICHES UND
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GIRL.PEDAL.POWER GEMEINSAM AUF DEM
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VELOSOPHER VERKEHRSFORSCHER PROFESSOR
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DISTANZFAHRT WIEN–BERLIN STATT
GEWINNEN. ANMELDUNG AB 10. APRIL 2010
WISSENSWERTES AUS DER WELT DES FAHRRADS
FAHRRAD SELBSTBEWUSSTSEIN TANKEN
RISSER FÄHRT AUCH BEI ROT
ARGUS BIKE FESTIVAL DIE PROGRAMMHIGHLIGHTS BEIM MEGA-EVENT IN WIEN
VELOCITY BERICHTENSWERTES AUS DEN
FAHRRADSTÄDTEN DIESER WELT
VELOPORT BIKES, DIE UNS GEFALLEN
VELOSTYLE DINGE, DIE WIR VIELLEICHT
BRAUCHEN UND SICHER MÖGEN
INTO THE EAST DER BERLINER MOUNTAINBIKEPROFI TIMO PRITZEL IN PEKING UND HONGKONG
VELOART ADAM TURMAN, TWIN CTY CYCLIST
VELOVERSE TANTA RAJA LEGT SICH INS ZEUG
IMPRESSUM
FOTO: bicyclefilmfestival.com
COVER-ART: ADAM TURMAN
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velosophie.at
Aus den Anfängen des Radsports
SCHLAFLOS SCHNELLER
1893 FAND DIE ERSTE DISTANZFAHRT WIEN–BERLIN NON-STOP STATT. DAS FAHRRAD
ÜBERZEUGTE AUF GANZER STRECKE.
text PETRA STURM
F
art RALF HAUSER
rühmorgendlicher Start am 29. Juni
1893 in Wien-Floridsdorf unter
großem öffentlichem Publikumsaufgebot und Polizeischutz. Ein Jahr davor war die Distanz zu Pferd in 72 Stunden bewältigt worden, das Siegerpferd
war im Ziel tot zusammengebrochen,
jetzt: Die gleiche Strecke per Rad. 117
Fahrer gehen in Gruppen zu zehn eingeteilt und von tausenden Wienern angefeuert in fünfminütigem Takt an den
Start. Die Teilnehmer, entweder Berufsfahrer oder einfache FahrradclubMitglieder, jedenfalls aber allesamt
kräftige Haudegen, erscheinen bekappt, in Baumwolle und Wind und
Wasser abweisendes Loden gekleidet.
Vor ihnen liegen 582,5 Kilometer. Pacemaker helfen ihnen, ihr Tempo zu halten. Sie müssen den holprigen, schlechten Straßen in Österreich trotzen, stoisch strampelnd Regen und heftige Gewitter in Böhmen aushalten und dabei
stets den mit Zeichen abgesteckten
Weg im Auge behalten, was manche in
der Nacht trotz lichtstarker Laterne aus
dem Rennen wirft. Die Vorgabe ist klar:
Schnurstracks und non-stop, ohne
Schlaf und Rast, an das Endziel BerlinTempelhof zu gelangen, abgesehen
von vorgeschriebenem Halt an Kontrollstationen inklusive etwaiger dort
nötiger medizinischer Versorgung, Verpflegungs-, und Reparaturmöglichkeiten. Nach 31 Stunden, einer Minute
und 22 Sekunden fährt der schnauzbärtige, 32jährige Bayer Josef Fischer,
eine der ersten deutschen Radsportlegenden, im Ziel ein und wird feuchtfröhlich mit einem silbernen Humpen
prämiert. Der Grazer Josef Gerber wird
als bester Österreicher mit drei Stunden Rückstand Drittplatzierter
Die Sensation ist perfekt. Per Velociped schier unglaubliche 40 Stunden
schneller am Ziel als Sieger Graf Star-
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velosophie.at
hemberg samt Pferd bei dem Distanzritt auf der gleichen Strecke ein
Jahr davor! Das gab dem Fahrrad eine
ganz neue Aura des Unbesiegbaren
und Unverwüstlichen.
Ein maßgeblicher Schönheitsfehler
von Pferderennen auf große Distanzen
– Strecke absolviert, Pferd tot – konnte
von den Drahteseln ausgemerzt werden. Die frühen Rennmaschinen und
ihre Fahrer erwiesen sich als äußerst
robust, neben dem Sieg gereichte ein
Zieleinlauf ohne Reifenwechsel, Nachpumpen oder sonstigen technischen
Gebrechen einer Fahrrad- oder Reifenherstellermarke zum besonders nachhaltigen Qualitätsbeweis.
Das entdeckte Werbe- und Marketingpotential von erfolgreichen Rädern
wurde wie im Fall von Wien–Berlin
noch Monate nach dem Rennen von
den Herstellern in Annoncen ausgekostet. Überregional und von mehreren
Fahrradverbänden gemeinsam organisiert, war Wien–Berlin ein spektakulärer Großevent, der dem Fahrrad im
gesamten deutschen Sprachraum zu
einem Aufschwung verhalf, Fahrradindustrie und Tourentourismus ordentlich ankurbelte und nicht zuletzt die
beiden Großstädte näher aneinander
rücken ließ, nur noch eine 32-stündige
Fahrradfahrt voneinander entfernt.
Das ausschlaggebende Erfolgsrezept
stellte die Geschwindigkeit dar. Dem
Bicycle gelang die Wandlung von der
bestaunten Massenattraktion und vom
Erreger öffentlichen Ärgernisses auf
offener Straße zum optimalen Straßengefährt und damit auch zur Massentauglichkeit. Es zeigte vor allem auch:
Das Fahrrad hat seine moderne Form
vorläufig gefunden. Das Niederrad hatte auf lange Sicht – auch in puncto
Schnelligkeit – den Sieg über das weitaus strapaziösere Hochrad davon ge-
tragen. Die markantesten neuen Errungenschaften wie Hinterradkettenantrieb (Vorzeigemodell: der Starley
Rover von 1885) und aufblasbare
Gummibereifung (ab 1888 dank
Mr. Dunlop) trugen zum Geschwindigkeitsgewinn bei, auch wenn die Straßenbeschaffenheit selbst – besonders
in Österreich – noch jenseits von geebnet und reifenfreundlich war. Die einzelnen Radmodelle differenzierten sich
weiters nach ihrer Funktionalität von
der schnittigen Straßenrennmaschine
mit ebenso schnittigen Namen wie etwa Puch-Racer über das kotflügelbehaftete Tourenrad zum soliden Alltagsradklassiker aus.
Die physischen Anstrengungen, denen die Distanzfahrer ausgesetzt waren, wären heutigen Radrennsportlern
– abgesehen von einigen speziellen
Trophies mit härterer Gangart – eher
unzumutbar. Zur Zeit von Wien–Berlin
schwankte die medizinische Fachmeinung über die Auswirkungen von
Schweißausbruch und erhöhtem Pulsschlag noch auf Jahre zwischen gesundheitsförderlich und -ruinierend
hin und her, bei den Ernährungsratschlägen gab man sich trotzdem sicher.
Zu viel trinken sollte man zwecks der
Schweißvermeidung prinzipiell unterlassen. Zur Stärkung der strapazierten
Rekord- und Tourenfahrer waren aber
Weißwein, Whisky, Kola(!) oder ähnliche Extrakte nebst der strikten Unterlassung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln äußerst dienlich, so zumindest laut „Handbuch des Radfahr-
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velosophie.at
Sports. Technik und Praxis des Fahrrades und Radfahrens“ (1895). Der
Danziger Radrennfahrer Hans Ludwig
vertraute bei der Zweitauflage von
Wien–Berlin 1908 auf Kaffee gegen seine Magenschmerzen, Himbeersaft mit
Wasser, Himbeeren mit Reis und der
Kraft von drei ausgesaugten Orangen,
um die Fahrt durchzustehen.
Die Distanzfahrten nehmen in der
Radsportgeschichte einen speziellen
Platz ein. Anders als bei den durchgeplanten Rekordfahrten, wo ein einzelner Radler unter medialer Aufmerksamkeit weite Distanzen überbrückten
(so zum Beispiel 1893 St. Petersburg–
Paris in 15 Tagen) oder organisierten
Abenteuerfahrten einzelner Clubs
(eine der ersten war 1869 London–
Brighton), wurden diese Rennen mit
Massenstart, unter der Prämisse konkurrierender Zeitmessung und unter
gleichen Bedingungen, durchgeführt.
Etappenstopps oder Nachtruhe gab es
noch nicht.
Wien–Berlin zählt zwar im Gegensatz
zu seinem Vorgänger Paris–Bordeaux
(1891) nicht zu den heutigen Weitstreckenklassikern und unterscheidet sich
auch in Ausführung und Stil von den
späteren großen Etappen-Touren wie
etwa der Tour de France, die 1903 erstmalig startete. Es sind aber diese frühen Dauerfahrten, die dem Rad im öffentlichen Bewusstsein die Straßen erobern lassen und den steinigen Weg für
spätere weitaus reibungslosere Rennradtouren ebnen. Wer weiß, vielleicht
folgt ja bald eine Neuauflage … vs
Demner, Merlicek & Bergmann
Entdecken Sie Radfahren neu.
Beim großen Wien Energie E-Bike Test.
E
test-Bikes
gew en und
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blog
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e.at
Wien Energie sucht 50 sportliche und umweltbewusste E-Bike TestfahrerInnen, die
vom 01.06. bis 31.07.2010 spannende Aufgaben mit dem E-Bike erfüllen und
darüber im Internet berichten. Melden Sie sich ab 10.04.2010 auf blog.wienenergie.at
als TestfahrerIn an oder verfolgen Sie die Erlebnisse der FahrerInnen im Internet mit.
www.wienenergie.at
Wien Energie,
e ein Partner der Ene
EnergieAllianz Austria.
Die E-Bike Initiative von Wien Energie
10
velosophie.at
Selbstverständlich sollten E-BikeTesterInnen dem Testbetrieb auch ein
gewisses Zeitbudget zur Verfügung
stellen können: Auf den Wegen des
Alltags kann das E-Bike ja sogar helfen, Zeit zu sparen – aber Zeit ist definitiv einzuplanen, um regelmäßig OnlineTagebuch führen zu können. Diese
Blogs auf blog.wienenergie.at stellen
das Herzstück der E-Bike Initiative dar.
Via Blog können persönliche Testurteile und Eindrücke vom E-Bike und
rund ums E-Biken abgegeben und Erfahrungen mit anderen TesterInnen
ausgetauscht werden. Regelmäßig zu
bloggen ist auch deshalb wichtig, weil
ein Publikums-Voting ab 1. Juli darüber
entscheiden wird, welche fünf der 50
TesterInnen am Ende der Initiative ihr
E-Bike von KTM als Gewinn erhalten.
Während des E-Bike-Testbetriebs
stehen auch Community-Treffen am
Programm, z.B. ein Fahrtechnik- und
Geschicklichkeits-Training beim Initiative-Partner ARBÖ, gemeinsame Radtouren, Vorträge zu Themen wie Verkehrssicherheit etc. Und Partytime ist
auf der legendären Summerstage
am Wiener Donaukanal angesagt mit
einem eigenen Event am 18. Juli. Damit
auch wirklich alle TesterInnen dabei
sein können, sind die Termine businessfreundlich angesetzt. Übrigens
werden die TesterInnen von Wien Energie und den Partnern der E-Bike Initiative bestens mit Helm, Trikot, Handy
etc. ausgestattet und können diese
Goodies auch nach dem Test behalten.
eREALITY IN VELOSOPHIE,
DAS BRINGT FOLGE 2
Wien Energie sucht 50 TesterInnen für
die E-Bike Initiative – den größten Elektro-Fahrrad-Test, den es bisher gegeben
hat. Vom 10. April bis 6. Mai 2010 sind
die Online Gates für die Anmeldung geöffnet. Zwei Wochen später werden die
50 TeilnehmerInnen feststehen. Danach
folgt die Übergabe der E-Bikes. Der
zweimonatige Testbetrieb kann starten.
Welche BewerberInnen haben’s über
das Casting geschafft und sind dabei
im Testteam? Welche Aufgaben warten auf die TesterInnen? Wie fühlen
sich die ersten Kurbelumdrehungen am
E-Bike an? Und welche AusstattungsGoodies haben die zahlreichen PartnerUnternehmen der E-Bike Initiative in die
große Tasche gepackt?
Die nächste Ausgabe von velosophie
erscheint Mitte Juni, als Beilage zur Tageszeitung „Der Standard“ am 16.6.2010.
Die E-Bike Initiative von Wien Energie in
Partnerschaft mit: Almdudler, Ankerbrot,
ARBÖ, Forstinger, Intersport Eybl, KTM,
Löffler, Polar, T-Mobile, Urlaubsspezialisten – Road Bike Holidays , Uvex, Veloce,
Wiener Städtische
FOTOS: kurtpinter.com
TesterInnen werden in
Wien die Wege des Alltags
demnächst per ElektroFahrrad zurücklegen. Getestet wird
dabei nicht nur das E-Bike selbst – das
attraktive Top-Modell eCross aus dem
umfangreichen E-Bike-Programm von
KTM –, sondern auch die Tauglichkeit
des „Radfahrens mit eingebautem
Rückenwind“ zwischen Wohn- und Arbeitsort, zwischen Einkäufe erledigen
und Freizeit genießen. Gleichzeitig wird
der aktuelle Trend auf seine Haltbarkeit geprüft: Können E-Bikes zu einem
Eckpfeiler zukünftiger Mobilität in den
Städten werden, damit zum Klimaschutz und zur Lösung der Verkehrsproblematik beitragen? Und macht das
Fahren mit dem E-Bike tatsächlich
auch Spaß oder ist es nur vernünftig?
Damit der Aufruf an alle, die sich für
Elektro-Fahrräder interessieren, sich
gerade zu interessieren beginnen und
beim E-Bike-Test gerne mitmachen
würden, ihre Bewerbung ab 10. April
bis zum 6. Mai auf blog.wienenergie.at
abzugeben. Der Casting-Bogen kann
auch im Internet downgeloadet werden und wird außerdem beim Argus
Bike Festival Wien am 10./11. April
verteilt. Wer im internen Casting
ausgewählt wird, entscheidet nicht der
Zufall. Dazu ein kleiner Tipp, sozusagen eine „Ausfüllhilfe“ für den Bewerbungsbogen: Ein originelles Statement,
aus welchen Gründen man besonders
gerne am E-Bike-Test teilnehmen würde, kann da nicht schaden …
PROMOTION
START ZUR REALITY-SERIE IN VELOSOPHIE: ELEKTRO-FAHRRÄDER ZWEI
MONATE LANG IM ALLTAG TESTEN, BLOGGEN UND GEWINNEN: DER AUFTAKT
ZUR E-BIKE INITIATIVE ERFOLGT BEIM ARGUS BIKE FESTIVAL WIEN, DIE ANMELDUNG
FÜR DAS CASTING STARTET AB 10. APRIL 2010 AUF BLOG.WIENENERGIE.AT
velosophie.at
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velozine
kommentar AKTUELLE MEINUNG ZU AKTUELLEN THEMEN
NEWCOMER
VORNE BLEIBEN IM MAINSTREAM
WER SCHON IMMER ANS FAHRRAD GEGLAUBT HAT, SOLLTE DAS AUCH WEITERHIN TUN
UND SICH NICHT VOR DER KOMMERZIALISIERUNG DES RADFAHRENS FÜRCHTEN.
Fahrrad ist das neue Cabrio. Fahrrad ist das
neue Motorrad. Rad zu fahren ist der Ausdruck eines modernen, nachhaltigen Lebensstils. Das Image des Radfahrens und des Rad
fahrenden Menschen hat sich um 180 Grad
gedreht: smart statt alternativ, dynamisch
statt nach Schweiß riechend, intelligent statt
zu wenig Geld für ein Auto. In der Zielgruppen-Beschreibung sind RadfahrerInnen jung,
jung geblieben, und häufig fördern sie durch
ihr Konsumverhalten und gezielte Produktauswahl Gesundheit und Nachhaltigkeit. Eine Zielgruppe zum Verlieben.
Die Modebranche ist ja bekannt für das Aufspüren von Trends und für die rasche Umsetzung in Marketing-Strategien. Über den
Online-Shop des US-Modelabels Urban Outfitters werden neuerdings Fixies (Bild) um
günstige 399 Dollar verkauft (nettes Tool:
Bike-Konfigurator, zwei Wochen nach Bestellung kann das Bike im Laden abgeholt werden), Carhartt macht schon länger in Fixie,
Louis Vuitton hat vor kurzem eine TaschenKollektion in Anlehnung an den Stil der Messenger Bags präsentiert, und bei Modeschauen in Mailand und bei der Portland Fa-
shion Week fahren Models mit Fahrrädern
über den Laufsteg.
Auch in der heimischen Marketing-Landschaft
trifft man immer öfter auf die Identifikation
mit Fahrrad-Themen – Stichwort Hausmannskost: In Lebensmittelmärkten wird’s demnächst spezielle Angebote geben, vor allem
aber einen massiven Ausbau der FahrradStellplätze vor den Supermärkten (z.B. Spar).
Und woher man es überhaupt nicht vermuten
würde, nämlich von Seiten eines Autoherstellers bzw. -importeurs, kommt eine Initiative,
die sogar im Team von velosophie Sympathien erzeugt. Unser Held des Augenblicks ist
Dipl.-Ing. Markus Oppel, Direktor Marketing
Opel Österreich (Oppel und Opel – man kann
sagen, der Mann ist seiner Bestimmung gefolgt). Wegen der von ihm initiierten Kooperation mit der ÖBB und KTM Fahrrad („Opel
goes hybrid – nachhaltige Mobilitätsgestaltung bedeutet sinnvolle Kombination der verschiedenen Verkehrssysteme“, Bild: im Heck
integrierter Fahrrad-Träger) machte er sich
im Verband der österreichischen Automobilimporteure nicht nur Freunde – was ihn für
velosophie gewissermaßen adelt.
Wolfgang Rafetseder, Herausgeber
„Die Fahrrad-begeisterten Wahnsinnigen
aus Wien begeben sich unter die motorisierten Wahnsinnigen von Kairo.“ Dies schrieb
die Süddeutsche Zeitung so schön, was ist
dem anzufügen? Der Grund: Einen Film zu
drehen über das immer wieder knapp vermiedene Aufeinanderprallen westlicher Subkultur in Gestalt des bremsenlosen Fixed Gear Bikes und der orientalischen Improvisationskunst im Ignorieren hinderlicher Verkehrsregeln. Und das Team: Fahrradkuriere
aus Wien, Linz und Bremen mit Namen wie
„Sailor“, „Igl“ oder „Flow“ gaben die Akteure
auf dem Bahnrad. Gemeinsam nahmen sie
die Story einer Suche in der ägyptischen Megacity nach den weltberühmten Grabmälern
als Rahmen für heiße Szenen urbaner Radfahrkunst und manchen Slapstick. Ja, und
dann ist da noch das Ziel: Die Pyramiden haben sie schlussendlich gefunden, jetzt bleibt
die Premiere des Kurzfilms beim zehnjährigen Jubiläum des International Bicycle Film
Festivals in New York, diesen Juni.
www.wherearethepyramids.com
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velosophie.at
FOTO: wherearethepyramids.com ART: ralf hauser
PYRAMIDENJAGD
„PLEASURE
NOTHING COMPARES TO THE SIMPLE
OF A BIKE RIDE
“
JOHN F. KENNEDY, USA
John Fitzgerald Kennedy war der
jüngste und wohl charismatischste USPräsident. Die Hintergründe seiner legendären Ermordung 1963 in Dallas,
Texas, sind bis heute unklar. Sicher ist
nur: Es war kein Fahrradunfall!
velosophie.at
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FEINER STOFF
velozine
Immer öfter findet man Fahrräder auch auf
dem Cat Walk statt auf Asphalt, von Armani bis zu Donna Karan. Nachhaltigkeit hat
sich auch das brasilianische Modelabel
Joyful auf seine Stoffbahnen geheftet und
verbindet dies mit seiner Liebe zum Fahrrad als emissionslosem, niederschwelligem Verkehrsmittel. Die Designer lassen
ihre Entwürfe zu stilvoller Garderobe aus
organisch hergestellten Materialien fertigen, die in einem speziellen Färbeprozess
mit natürlichen Farbpigmenten behandelt
werden. Eleganz und Umweltbewusstsein
spielen in der Kollektion 2010 perfekt zusammen: „Nachhaltigkeit ist für uns keine
Mode-Erscheinung, sonder eine grundlegende Notwendigkeit!“ meint dazu Edilaine Filipaki vom Label Joyful in Curitiba.
www.joyfulsustentavel.com.br
TURNIER AUF DER COUCH
EIN UNDERGROUND-VERGNÜGEN FINDET SEINEN WEG
VOM SCHROTTPLATZ IN DIE UNTERHALTUNGSINDUSTRIE.
Tall Bike Jousting. Eifrige Besucher des
Bicycle Film Festivals Vienna, aufmerksame Leser von velosophie oder erfahrene Bike-Punks wissen, was damit gemeint ist: Lanzenturniere auf selbst geschweißten Hochrädern. Crash, Boom,
Bang. Was einst unter dreckigen Brooklyner Brücken blutiger Spaß war, wird
nun überall möglich, ganz ohne Verletzungsgefahr. In der virtuellen Variante
auf iPhone und iPod! Frederic King, der
Produzent des legendären UndergroundFilms B.I.K.E. mit Büro in Manhattan,
steckt hinter diesem nächsten Verwertungsschritt der US-amerikanischen
Fahrradkultur. Ryan Doyle, legendärer
Jousting-Weltmeister und Performancekünstler, mischt fest mit. Er hat das Game
mitentwickelt, diente als Vorbild für die
Animationen und verleiht damit dem
Projekt die maximale Authentizität, die
eine Handy-Applikation haben kann. Underground trifft Konsumkultur – was
sagt da der Black Label Bike Club dazu?
Komm, spiel mit:
www.bikeclubgames.com
FIXED
Die neue Bibel historisch versierter FixieHipster: Von den Anfängen des Radfahrens, als die starre Achse noch Standard
war, über Triumphe im Bahnrad-Sport bis
zu den Ausprägungen der modernen Kultur des Track Bikes wird die Geschichte
hinter dem Hype umfassend geschildert.
www.laurenceking.com
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velosophie.at
BMX BANDITS
Nicole Kidman in ihrer ersten Rolle. Und
das als 80er-gemäß neonschrill gekleidete Anführerin einer BMX-Bande, die eine Handvoll bitterböser Gangster zur
Strecke bringt und sich dabei weder von
einem Mega-Pickup noch einem endlosen Arsenal riesiger Schießprügel aufhalten lässt. Schräger Kult!
MUSIK
BUCH
FILM
sofacyclist FAHRRADKULTUR FÜR ZUHAUSE. EMPFOHLEN VON UNSERER REDAKTION
NEW WEIRD AUSTRIA
Rainer Binder-Krieglstein versammelt
schräge Beats und scharfe Stimmen auf
seinem neuen Werk, das der Volksmusik
das Inwendige nach Außen stülpt. Mit dabei neben Wilfried und Mieze Medusa:
Das unschlagbare „Fahrradlied“ und die
rhythmische Fingerübung „Radkette“.
www.essayrecordings.com
velozine
KOPF AN, MOTOR AUS, STEIG AUF!
DIE ERFOLGREICHE DEUTSCHE KAMPAGNE FÜR UMWELTSCHONENDEN
NAHVERKEHR GEHT INS ZWEITE JAHR.
Das Projekt „Zero Emission Mobility“ des
deutschen Bundesumweltministeriums
wirbt seit 2009 mit der Imagekampagne
„Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken“ für das Umsteigen vom Auto zum
Radfahren und Zu-Fuß-Gehen auf kurzen
Strecken. Im ersten Jahr kamen vier Modellstädte zum Zug, in denen die humorvoll-provokanten Sprüche und Aktionen der Kampagne allgegenwärtig waren. Heuer sind
fünf Kommunen mit dabei: Die Bundeshauptstadt Berlin, dazu Braunschweig, Freiburg, Herzogenaurach und Kiel. Mit vier
Millionen Euro aus Mitteln des Emissionshandels will das BMU das CO2 -Einsparpotenzial emissionsfreier Mobilität auf Kurzstrecken ausschöpfen: Eine Verdoppelung
der Fahrradkilometer zulasten des CO2-in-
tensiven Pkw-Verkehrs, der gerade auf
Kurzstrecken enorm ist, würde immerhin
Einsparpotenziale von über vier Millionen
Tonnen CO2 beim Fahrradverkehr eröffnen!
Zum öffentlichkeitswirksamen Startschuss
der Kampagne 2009 trat Sarah Wiener prominent in die Pedale, heuer beginnt Freiburg am 30.03., Braunschweig folgt am
16.04. Dort finden sich dann parkgebührsäumige Autofahrer und missvergnügt
Stauende mit Strafzetteln und Transparenten konfrontiert, die ihnen Sprüche wie
„Verbrennen Sie doch mal Kalorien statt
Benzin“ vor den Latz knallen, während Radfahrende mittels Plakat am Radweg kräftig
bauchgepinselt werden: „Wow, sehen Sie fit
aus, Radfahrer oder was?“ Genau!
www.kopf-an.de
sinnliche technik DIE ZARTESTE VERSUCHUNG, SEIT ES FAHRRÄDER GIBT
COPENHAGEN WHEEL
Schon zur Klimakonferenz in Kopenhagen
hat das MIT seine Entwicklung „The Copenhagen Wheel“ präsentiert, 2010 soll es Serienreife erlangen. Es könnte damit die nachhaltigste Innovation dieses eher missglückten Gipfels sein: Ein Hinterrad mit Elektromotor, Akku und Sensoren in einem, das
Bremsenergie wiederverwertet und einfach
in jedem Fahrrad eingebaut werden kann.
Dabei hatte das Senseable City Lab des MIT
aber nicht nur die Erleichterung der Fortbewegung im Blick. Das schöne Teil verfügt
über einen GPS-Sensor, der auf der Fahrt
umweltrelevante Daten sammelt und weitergibt. So kann nach jeder Fahrt abgerufen
werden, wie hoch die Belastung mit CO2,
NOx oder Lärm ist und wie Temperaturen
und Luftfeuchtigkeit beschaffen waren. Das
kann einerseits zu individuellem Nutzen dienen, da so die gesündesten und angenehmsten Strecken herausgefiltert werden – andererseits aber auch zu gesellschaftlichem:
Würden viele Nutzer des intelligenten Hilfsantriebs ihre Daten einer zentralen Stelle ihrer Heimatstadt ständig zuführen, könnte die
Verwaltung auf Grund dieser zahlreichen Mikrodaten ein Gesamtbild von Belastungen
erkennen und dem gezielt entgegenwirken!
http://senseable.mit.edu/copenhagenwheel
16
velosophie.at
FOTOS: max tomasinelli – maxtomasinelli.com, kopf-an.de
DAS MASSACHUSETTS INSTITUTE OF TECHNOLOGY MIT HAT SCHON WIEDER DAS RAD
NEU ERFUNDEN. DIESMAL INKLUSIVE POWER.
WIR BEWEGEN SIE.
ZUM BEISPIEL MIT
DEM LIVE
Globe ist eine Marke von Fahrrädern, welche das
einzigartige Potential haben, Teil des Lifestyles und
Ausdruck des Geschmacks von Menschen zu werden
und nicht bloß ein Sportgerät zu sein. Das Design
dieser Fahrräder wird inspiriert von und entwickelt für
Menschen, die in Städten Rad fahren. Die das Rad dort
als Transportmittel nutzen, auch und vor allem, weil
sie es als Teil eines verantwortungsvollen Lebensstils
begreifen.
velozine
radgeber MECHANISCH AUFKLÄRENDES UND GEISTIG ERHELLENDES
GENUG LUFT?
DR. SIGI B. FRIEND,
CYCLOANALYST
*
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*****
sen neumodernen bunten Fixern oder wie
die sagen. 7 bis 9 Bar! Beinhart wie Beton,
wenn man schnell sein will; ein bissl weniger, wenn nicht jede Rille zum Ellbogenbruch führen soll oder man eh nur zum
Wirt’n rollt.
Das normale Radl, also Trekking-, City-,
Hollandrad hat ja meist Reifenbreiten von
32 bis 42 mm, und da nimmt man deswegen weniger Druck, also 4 bis 5 Bar, und
auch da kommt’s drauf an: Mehr Komfort
oder weniger Widerstand? Und damit: Weniger oder mehr Druck? Aber nie zu wenig!
Beim Mountainbike und auch dem Ballonreifen, also mit Breiten jenseits der 40 mm,
heißt’s: Je dicker, desto weniger. In der
Stadt 3 bis 4 bar, höchstens, im Gatsch****
und Gelände noch weniger. Wegen Grip
und so, bergauf im Wald. Auch bei Schneelage schadet Druckreduktion nix. Aber zu
mir kommen ja meistens eh eher Leut’, die
sich schon am Gänsehäufl***** den Helm
aufsetzen.
Übrigens, bevor ich’s vergess’: Der verträgliche Maximaldruck steht auch außen auf
der Bereifung. Öfter macht‘s nämlich einen
lauten Tuscher auf dem Gehsteig, wenn ich
die Leut kurz mit der Pumpe allein lasse.
Zuviel Druck ist also auch nicht gut, und
das nicht nur beim Fahrradreifen. Aber: Es
kommt ja immer drauf an. Meint: Der Max.
Wienerisch für: schimpfen
Gören; hier im Sinne von: Idioten
Füllwort, universell einsetzbar
Schlamm
Badestrand an der Donau in Wien
z
18
velosophie.at
Werter Dr. Sigi B. Friend,
Mir kommt vor, ich stecke öfters in der
Patsche als andere. Noch dazu scheint
es so, als wäre ich zu patschert zum
Patschenpicken*. Ich habe Angst davor, dass es immer wieder und überall
passieren kann!
Völlig geschlaucht und luftlos,
Peter P.
Lieber Peter,
Oft ist das Leben wahrlich ein zu hartes Pflaster. Aus einem kleinen Malheur
kann schnell ein großes schwarzes Loch
samt Folgedepression werden. Also: Ist
die Luft erstmal draußen, ist Handeln angesagt! Wie sich am besten aus der Patsche helfen? Zuallererst: Panne ja, Panik
nein! Erkenne, um welcher Art Verletzung
es sich handelt, äußerlich oder innerlich?
Sind tatsächlich wie in den meisten Fällen nur die Weichteile betroffen, dann ist
Behutsamkeit und Sensibilität gefragt.
Mit der Brechstange erreicht man hier
nur wenig. In zivilisierten Gegenden
gibt es zudem nicht nur professionelle
Anlaufstellen, sondern meistens auch
die Möglichkeit, einer Selbsthilfegruppe
beizutreten, in der die nötigen Reparaturfertigkeiten präventiv im rollenden Bewusstsein verankert werden. In der Wildnis jedoch sind der ganze Radfahrer und
sein Pickzeug gefordert. Die allflickende
Heilsformel lautet aber stets: Aufrauen,
picken**, flicken und kräftig pumpen!
Also erfahre meinen Therapierad: Erlange volle Reifen-Reife, lerne eifrig und wacker, selbst Hand anzulegen, habe dein
Pickzeug schicksalsergeben stets dabei
und dann: Fix the flat and roll on, Pezi!
Hast du auch Fragen an Dr. Sigi? Dann schreibe an: sigi@velosophie.at
„Hamsie Luft?!“, werde ich allzu oft gefragt.
Oder besser: Durch die offene Werkstatttür
angebrüllt, von draußen her, da steht dann
wieder jemand auf dem sonnenüberfluteten
Gehsteig und schiebt sein traurig eierndes
Gerät nebenher. Im besten und damit seltensten Fall. Oft fahren die Gfrasta** auch
noch so durch die Gegend, nudeln auf beinahe drucklosen Pneus übers Kopfsteinpflaster und wundern sich dann, dass nix mehr
geht! Ich könnt jedesmal … Oida***. Ich sag
immer: Das beste und billigste Tuning für
das Radl ist nicht die Carbon-Sattelstütze,
sondern der richtige Druck im Reifen. Und
der variiert immens! Dabei ist der richtige,
ausreichende Luftdruck überlebenswichtig,
sonst schlagen Hindernisse durch auf die
Felgen, und bumms: Patschen. Oder man
plagt sich sinnlos, weil: Rollwiderstand durch
Luftlosigkeit. Im Reifen – und bald umgekehrt im Fahrer.
Also geb’ ich Luft her. Besser: Ich stell mich
daneben, wenn die Leut’ sich an meiner
Handpumpe abmühen, didaktische Wirkung,
eh klar, und geb’ Radschläge. Gute. Machen
die das eigentlich immer zum ersten Mal??
Jedenfalls, es kommt darauf an. Aufs Rad.
Oder genauer: auf Reifenbreite, Komfortbedürfnis, Untergrund und Einsatzzweck. Eben,
das variiert. Den meisten Druck braucht und
verträgt der Rennradreifen, auch der von die-
VELOSOPHIE GIBT RAD
AUF DER COUCH
Frühlingshaft-leichtfelgige Grüße,
Dein Cycloanalyst
* Österr. Lokalidiom für: zu tollpatschig
dazu, einen Platten zu flicken
** kleben
ART: ralf hauser
MECHANIKER MAX, UNSER ERFAHRENER SCHRAUBER,
GRANTELT* FÜR UNS AUS DEM WERKZEUGKÄSTCHEN.
inbike
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Größen
Carbon Monocoque SL
43, 48, 53 cm Federgabel
Manitou R 7 Super mit Lockout Schaltung
Schalthebel
Shimano XTR, 27-Gang Shimano XTR Rapidfire Plus
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Disc vorne/hinten
hydraulische Scheibenbremsen,
Shimano XTR
180/160 mm
Laufräder
Fulcrum Red Metal 5
Gewicht o. Pedale
10,1 kg (Lieferantenangabe) [1600240932] Erhältlich ab Mitte März in allen eybl Megastores.
velozine
DIAMANT FEIERT 125 JAHRE FIRMENGESCHICHTE – MIT
EINEM JUBILÄUMSMODELL UND EINEM BUCH, DAS BEREITS VOR SEINEM ERSCHEINEN VERGRIFFEN IST.
Deutschlands ältester Fahrrad-Hersteller: Es sind 125 Jahre sehr bewegter Firmengeschichte, die viel Stoff bietet für
ein Buch, das von zwei Kennern und
Sammlern von Diamant-Fahrrädern geschrieben wurde, Werner Aidn und Hartmut Rogotzki. Letzterer begann 1964
beim Chemnitzer Fahrrad-Hersteller, der
zu DDR-Zeiten Elite Diamant hieß, als
Lehrling zu arbeiten und blieb dem Unternehmen bis zu seiner Pensionierung
treu. Bebildert ist das Buch teils mit historischen Fotos und Abbildungen von
Werbeplakaten, teils mit aufwendig in-
PEFC/06-39-08
Dieses Produkt stammt
aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und
kontrollierten Quellen.
20
szenierten neuen Aufnahmen historischer Räder aus dem werkseigenen Diamant-Fahrradmuseum.
Dem Anlass entsprechend wurde ein Jubiläumsmodell in Kleinserie aufgelegt,
das Diamant Pacer 125 – mit einem Rahmen aus dem einzig zulässigen Material
für ein derartiges Rad: Stahl. Der Spagat
aus Retrochic und modernen, funktionellen Fahrrad-Komponenten und Anbauteilen ist jedenfalls gelungen. Kostet
€ 1.849,– und sollte im Gegensatz zum
Buch noch erhältlich sein.
www.diamant-rad.de
DIE BESTEN
BOTEN DES
KONTINENTS
ECMC 2010, die europäischen Fahrradbotenmeisterschaften, finden heuer in Budapest statt – und der offizielle Pre-Event in
Wien! Jedes Jahr wieder versammeln sich
Botinnen und Boten aus ganz Europa, um
unter sich zu klären, wer am schnellsten
und trickreichsten ist – oder den schärfsten Schnurrbart hat. Jawohl, richtig gelesen: Neben den klassischen Disziplinen
wie Alleycat, Trackstand, Skid und Sprint
wird bei der ECMC in Budapest (22.–24.5.)
auch so nebenbei die eindrucksvollste
Oberlippenbehaarung gekürt. Hauptaugenmerk liegt aber jedenfalls auf den wichtigsten Tugenden im Stadtverkehr: Schnelligkeit, Reaktionsvermögen, Fahrradbeherrschung und Standfestigkeit trotz Dauerparty. Denn der Event ist nicht nur Wettkampf, sondern vor allem ein soziales
Ereignis für Messenger, Fahrradfreaks und
einfach alle, die Fahrräder lieben. Da steht
gemeinsames Abfeiern klarerweise im Mittelpunkt – wie auch schon beim offiziellen
Pre-Event zur Europameisterschaft, der am
Wochenende davor (14.-17.5.) in Wien stattfindet und schon viele der Startenden versammelt. Dabei wechseln sich Gold Sprint
Competition, Bike Polo Turnier, Fixie Contests und Rennen mit abendlichem Rambazamba ab, und danach radelt die erwartete Hundertschaft noch gemeinsam über
Bratislava in die ungarische Hauptstadt.
Respekt! Alle, auch Nicht-Boten, können
teilnehmen und mitfeiern. Infos und Anmeldungen unter www.roadtobudapest.tk und
www.ecmc2010.com
VELOSOPHIE, MAGAZIN FÜR FAHRRADKULTUR Postanschrift Grienauergasse 6, AT-2380 Perchtoldsdorf, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15, Internet:
www.velosophie.at Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–17, buero@velosophie.at, Mariella Bleimuth, Ralf Hauser Velosophie-Autorinnen und -Autoren Wolfgang Rafetseder, Petra Sturm Fotos bicyclefilmfestival.com, Sabine Bungert, Citybike Wien, Matt Conant, Phil Dixon, Ed Glazer, Alec Hager, Ralf
Hauser, kopf-an.de, kurtpinter.com, Maria Laub, Ruhr.2010, Stadt Wien, Viktor Strasse, Max Tomasinelli, David Ulrich, wherearethepyramids.com Art Silke Schmidt, Adam Turman
Art Direction & Design Ralf Hauser Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH, Grienauergasse 6, AT-2380 Perchtoldsdorf Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder
Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Druck Leykam, Let’s Print, AT–7201 Neudörfl Velosophie erscheint 2010 dreimal
OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH., Sitz Perchtoldsdorf Geschäftsführer Wolfgang Rafetseder
Gegenstand des Unternehmens ist der Verlag und die Herausgabe von Zeitschriften. Gesellschafter Wolfgang Rafetseder, Wien, mit einer Beteiligung von 80 %,
Mag. Clemens Reinöhl, Wien, mit einer Beteiligung von 20 % Grundlegende Richtung der Zeitschrift Magazin für Fahrradkultur
velosophie.at
FOTO: hannes strebl
JUBILÄUMSSTOLZ
© 2010 adidas AG. adidas, the Trefoil, and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. Silhouette Int. Schmied AG, adidas Global Licensee.
GIRL.PEDAL.POWER.
Gemeinsam das Fahrrad wiederentdecken
EINE GRUPPE JUNGER MÄDCHEN EROBERT DIE AUTOMOBILEN STRASSEN EINER
ENGLISCHEN STADT. MIT DEM FAHRRAD.
text ALEC HAGER
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velosophie.at
fotos PHIL DIXON, SABINE BUNGERT
„I
ch habe einfach nicht mehr an Fahrräder gedacht. Ich dachte, ich bin
jetzt erwachsen und hab mehr so
Mädchensachen gemacht wie Einkaufen. Das ist doch was für Kleinkinder!“
Melissa ist eine durchschnittliche Sechzehnjährige in Darlington, einer Stadt
mit 97.000 Einwohnern in Großbritannien. Was Melissa erzählt, trifft gesamtgesellschaftlich zu, nicht nur in
England: Nur wenige Jugendliche fahren Rad im Alltag, und gerade Mädchen
verzichten fast vollkommen auf diese
Fortbewegungsart. Allgemein schrecken in Städten, deren Infrastruktur
wenig radfreundlich ist, vor allem
Frauen vor der Fahrradnutzung zurück.
Ihr Sicherheitsbedürfnis wird nicht erfüllt, die subjektive Gefahrenwahrnehmung überwiegt, der kompetitive Geist
klassischer männlicher Stadtradler
fehlt als Antrieb im Alltagsverkehr: Im
Jugendalter wiederum kommt das Gefühl dazu, die Zeit des Radelns sei nun
vorbei, das ist doch Kinderkram. Verständlich, wenn das Fahrrad nur als
Spielzeug oder Sportgerät Verwendung
findet. Dadurch fehlen Vorbilder im
24
velosophie.at
Stadtverkehr, und Alltagsradler sorgen
für Befremden.
„Freunde fragen: Was machen deine
Eltern da, die fahren ja Rad? Warum
nehmen sie nicht einfach das Auto?“
erzählt Leslie Ann. Das Auto ist das
Fahrzeug der Norm in Darlington, wie
in den meisten Städten Großbritanniens (und ja, auch in Österreich). Mit
dem Auto werden Kinder in die Schule
gebracht, das Elterntaxi ist nötig, um
Freunde besuchen zu können oder ins
Kino zu kommen. Das verhilft weder zu
Selbständigkeit noch zu gesundheitsfördernder Bewegung – und es prägt
die Erfahrungswelt der einzelnen jungen Stadtbewohnerinnen ebenso wie
die Planungsschritte der Stadtverwaltungen.
Warum denn so wenige Mädchen in
Darlington Fahrräder besitzen oder
nutzen? Die sechzehnjährige Mia bringt
es auf den springenden Punkt: „Es ist
einfach nicht cool, ein Fahrrad zu haben!“ Wenn ihre Freundinnen kein
Fahrrad haben, dann wird nicht nur
Mia keines haben wollen. Sie würde
diesen Wunsch, sollte er doch wunder-
barerweise auftauchen, auch nicht im
Kreis der Freundinnen eingestehen. Die
Peer Group, das engste Umfeld, stellt
die Norm dar, an der sich jedes einzelne
der Mädchen misst. Das ist ja überall so:
Dazugehören oder daneben stehen?
Eine Frage, deren Antwort gerade im
Teenager-Alter über Glück und Unglück
für viele (Schul-)Jahre entscheidet. Das
verbindet. Rad fahrende Rolemodels
sind auf MTV dünn gesät – aber es gibt
sie anderswo: Nämlich dort, wo das
Verkehrsmittel Fahrrad so unauffällig
weil allgegenwärtig in den Alltag integriert ist. In Städten wie Kopenhagen,
Amsterdam, Münster oder … Bremen.
Die Freie Hansestadt an der Weser
glänzt mit fahrradfreundlichem Verkehrsklima, nachhaltiger Verkehrsplanung und 25% Radverkehrsanteil.
Durch Beatrix Wupperman, Umweltaktivistin aus Bremen, und Richard
Grassick, Filmemacher in Darlington,
bestand eine Verbindung zwischen
dem deutschen Garten Eden und der
britischen Fahrradwüste. Sie machten
sich auf die Suche nach Schülerinnen in
Darlington, die neugierig und mutig ge-
nug waren, am Mobilitätsexperiment
Alltagsradeln teilzunehmen. Als Gegenüber fanden sich junge Bremerinnen, die ebenso gespannt darauf
waren, ihren gleichaltrigen Kolleginnen beim Wiederaufstieg in den
Fahrradsattel behilflich zu sein. Gemeinsam erlebten sie die unterschiedlichen Lebenssituationen: Ein Besuch
der jungen Britinnen in Bremen zeigte
ihnen, wie reibungslos und sicher sich
Radfahrerinnen im Stadtverkehr bewegen können, wenn Infrastruktur und
Aufmerksamkeit hinter dem KFZ-Steuer stimmen. Anders der Kulturschock
bei den deutschen Mädchen in Darlington: „Es war erschreckend für mich, wie
vorsichtig und dominant man hier
durch die Straßen fahren sollte – man
wird wie Luft behandelt!“ schildert
Elvan ihre Eindrücke.
Einer der Gründe, die sie aufs Fahrrad bringen würden, gab Mia an, mit:
„Wenn ich dabei schick aussehen
könnte!“ Da war die Lösung einfach:
Für die Mädchen wurden schmucke rote Hollandräder besorgt, die ihnen sofort gefielen, und jedem in Darlington
Das Hollandrad ist immer dabei – ob in
der Schuluniform an der Privatschule
Polam Hall oder beim nachmittäglichen
Ausflug ins Umland von Darlington.
velosophie.at
25
weit sichtbar signalisierten: Hier kommen die Beauties mit ihren Bikes, sie
lassen sich nicht nur nicht unterkriegen, sondern sind dabei auch eine Augenweide! Unterstützung und Vorbild
war den Mädchen dabei Lauren, 27-jährige Journalistin der Lokalzeitung
„Northern Echo“. Sie ist nicht nur stets
darauf bedacht, modischen Eindruck zu
hinterlassen, sondern auch, das per
Rad zu tun: „Ein Vorteil als Radfahrerin:
Man geht weniger zu Fuß, die Füße
schmerzen nicht so schnell. Mit meinen
High Heels fahre ich lieber Fahrrad!“
So sammelte sich die Gruppe auf ihren Fahrrädern, lernte, sich gemeinsam
durchzusetzen und ihren Platz auf der
Straße zu behaupten – und hatte auch
noch großen Spaß dabei. Früher war
nur eine von ihnen, Kate, zur Schule geradelt, als Außenseiterin belächelt, hatte sie trotzdem an ihrer Begeisterung
fürs Fahrrad festgehalten. Jetzt kurven
sie gemeinsam herum und sind selbst
zu Rolemodels geworden, für eine ganze Stadt und darüber hinaus.
„Sie sehen einfach cool aus, wie sie
die Straße entlang schweben!“ bewundert College-Lehrer Mike die Gruppe.
Und so fühlen sie sich auch: Cool, frei,
schick – einfach wohl, so wie Harri: „Ich
fahre nun jeden Tag Rad. Einfach weil
ich das Gefühl liebe. Ich fühle mich so
frei und unabhängig. Nichts hält mich
zurück, ich kann einfach überall hin,
das ist so toll. Es ist eine Befreiung!“ vs
Für Dina und Ricarda in Bremen
(oben) war das Rad immer schon
Bestandteil des Alltags; Kate,
Nicole und Harri (unten) sind in
Darlington Vorreiterinnen.
26
velosophie.at
DAS BUCH:
BEAUTY AND THE BIKE
Die Erlebnisse der Fahrrad fahrenden Mädchen von Darlington
und die Erkenntnisse aus dem
Projekt gibt es sowohl als Buch
als auch als Film unter dem Titel
„Beauty and the Bike“ von Beatrix Wupperman und Richard
Grassick: www.bikebeauty.org
Beteiligt waren Schülerinnen des
Gymnasiums Obervieland in Bremen und der Gesamtschulen
Hummersknott und Eastbourne
des Oberstufenzentrums Queen
Elisabeth und der Privatschule
Polam Hall in Darlington.
www.diamantrad.com
velosopher
Professor Risser erklärt und erfährt den Großstadtverkehr wissenschaftlich und leidenschaftlich.
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velosophie.at
ICH FAHRE AUCH BEI ROT!
INTERVIEW MIT DEM WIENER VERKEHRSFORSCHER UNIV. PROF. DR. RALF RISSER
text ALECHAGER
foto RALFHAUSER
Prof. Ralf Risser ist Eigentümer von FACTUM, einer private Forschungseinrichtung in Wien. Deren Schwerpunkte sind
sozialwissenschaftliche Forschung in
den Bereichen Verkehr, Mobilität und Lebensqualität, Verkehrssicherheitsforschung und -beratung. Mit velosophie
sprach Prof. Risser über Klimawandel
und Lebensqualität, das Rad als Verkehrsalternative und das Auto als erweiterten Körper.
velosophie: Ihr Betätigungsfeld sind
Verkehrspsychologie und Sozialwissenschaften. Man geht ja davon aus,
dass Verkehr aus Regelwerken und
Planungsschritten besteht, welche
Rolle spielt da die Psychologie?
Prof. Risser: Nun, Verkehr setzt sich daraus zusammen, was wir alle machen.
Ohne dass wir uns in irgendeiner Form
verhalten, gibt es keinen Verkehr. Technik und Infrastruktur würden ohne uns
ja still stehen! Davon, wie wir uns bewegen, hängen die Auswirkungen von Verkehr ab, bezüglich Sicherheit, Umwelt,
Lebensqualität. Sicherheitsprobleme
entstehen dadurch, dass wir uns seltsam
verhalten, und Umweltprobleme entstehen dadurch, dass wir seltsame Fortbewegungsarten wählen. 10% aller Autofahrten sind kürzer als ein Kilometer, das
kann man in zehn Minuten gehen oder
in vier Minuten radeln. Da ist es ja absurd,
ein Auto zu benutzen, vor allem wenn
man an den Klimawandel denkt.
Ihr Ansatz kann uns erklären, warum
Menschen Entscheidungen so treffen?
Ich versuche, diese Erklärungen zu finden, das wissenschaftlich zu verstehen.
Warum nutzen die Leute, obwohl sie wissen, dass man das Auto weniger verwenden soll, es selbst unverändert weiter?
Hier findet man in wissenschaftlichen
Befragungen viele Gründe vor und hört
viele Entschuldigungen, unter anderem
oft die Aussage: Warum sollte ich selbst
aufhören, wenn alle anderen weiter Auto fahren, da wäre ich ja der einzige?
Wenn aber jeder einzelne das tun würde, würde die Gemeinschaft besser funktionieren. Apelle helfen da nichts. Nur
Unterstützung durch Regeln kann Vernunft fördern. Politiker sind gefragt,
Maßnahmen zu setzen, damit gewisse
schädliche Verhaltensweisen unterbunden werden.
Ist also die Wahl des Verkehrsmittels
schon der erste Fehler im Verkehr?
Natürlich. Für die Umwelt wäre es sinnvoll, die Autoverwendung drastisch zu
reduzieren, es nur bei Gelegenheiten zu
nutzen, wo es unvermeidlich ist.
Worin liegt nun der psychische Reiz
des Automobils? Wie stark ist die emotionale Bindung zum Auto?
Das Auto hat das Potenzial in sich, es als
Ware überzubewerten.
Das Auto
suggeriert magische
Kräfte: Es gibt mir Geschwindigkeit,
Kraft, Schönheit, Schutz, obwohl es Gefahr und Schaden für andere bedeutet.
Es ist daher nicht erstaunlich, wenn Leute diesen Teil ihres Besitzstandes überschätzen. Man kann sagen, dass das
Auto als erweiterter Körper betrachtet
wird. Versuchen sie Folgendes: Wenn sie
ein Autofahrer im Straßenverkehr behindert, tapsen Sie mit der Hand auf die Motorhaube. Haben sie das schon versucht
und sich die Gesichter angesehen? Die
Reaktion zeigt die Verbundenheit mit
dem Gefährt: Das bin ich!
Wie verhalten sich im Gegensatz dazu
Radfahrer im Verkehr? Welche Typologie von Fahrradnutzern würden Sie
aufstellen?
Als unempirische persönliche Einschätzung: Neben den „gelassenen Alltagsradfahrern“, die gemäßigt und langsam fahren, die „flotten, aber freundlichen Alltagsradler“: Schnell unterwegs mit positiver Interaktion. Interessant ist die Gruppe der „Autofahrer auf dem Rad“, die
andere Leute und nebeneinander fahrende Radler anklingeln, die bei Verzögerungen an der Ampel mit „Fahr weiter
du Trottel!“ reagieren. Also mit den Unarten, die das Auto zu fördern scheint,
durch die soziale Isolation im Auto, das
fehlende Feedback: Keine Möglichkeiten,
sich zu entschuldigen. Schon in den
80ern haben wir festgestellt, dass das
Verhältnis zwischen Fußgängern und
Radfahren eigentlich besser ist als das
zu Autofahrern, weil Verständigung
möglich ist. Die Befragten bezeichneten
rücksichtslose Autofahrer als größtes Ärgernis, nicht Radler auf dem Gehsteig.
Was ist dann dran am „Rad-Rowdie“,
der medialen Klischeefigur schlechthin unter den Radlertypen?
Da handelt es sich um undifferenzierte
Außenwahrnehmung. Ist jemand, der bei
Rot über die Ampel fährt, ein Rowdie?
Ich selbst fahre regelmäßig bei Rot – weil
es Situationen gibt, wo ich bei Rot am sichersten bin! Bei Grün stellen zum Beispiel abbiegende Autos eine teuflische
Gefahr dar, die bei Rot wegfällt. Wenn
kein Querverkehr kommt, fahre ich. Da
regen sich manche auf, und ich bleibe
auch manchmal stehen und erkläre: Ich
kann mich nicht auf meine Sicherheit
verlassen, wenn’s grün ist. Ich fahre,
wenn ich fahren kann! Die Aussage, dass
hauptsächlich so genannte Rad-Rowdies
Fußgänger stören, wird natürlich von der
Autofahrerfraktion liebend gern gehört,
angesichts der Tatsache, welche Regeln
von Autofahrenden nicht eingehalten
werden. Dazu kommt das Bewusstsein
der „Freien Fahrt für freie Bürger“ als angenommenes Recht darauf, dass mir die
Gesellschaft eine Infrastruktur zur Verfügung stellt, wodurch ich überall hin mit
dem Auto fahren kann.
Wie definieren Sie im Gegensatz dazu
menschengerechten Verkehr, vor allem im städtischen Raum?
Autofrei. Prinzipiell als Regel Nr.1: Ohne
Autos in innerstädtischen Bereichen. Darüber hinaus sollte der Verkehr auf wissenschaftlichen Fakten basierend entwickelt werden, Störungen zwischen
Fuß- und Radverkehr vermieden werden.
Was ja viel leichter ist, sobald nicht mehr
soviel Platz für Autos verbraucht wird.
In der Vergangenheit wurde in der Verkehrspolitik leider alles darauf ausgelegt,
dass man ungehindert Auto fahren kann.
Dieser Platz fehlt uns jetzt! Ganz zu
schweigen vom ruhenden Verkehr. Irgendwo scheint geschrieben zu stehen:
Das Auto ist das Maß aller Dinge. Das
muss sich absolut ändern. Nicht nur wegen des Klimawandels, auch allgemein
für unsere Lebensqualität! vs
velosophie.at
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Argus Bike Festival Wien
30
velosophie.at
WIEN
FEIERT FAHRRAD
DER WIENER RATHAUSPLATZ WIRD AM WOCHENENDE
10./11. APRIL AUS ALLEN NÄHTEN PLATZEN: MEHR FLÄCHE,
MEHR AUSSTELLER, MEHR ACTION DENN JE BEIM MEGAEVENT ZUM START DER FAHRRADSAISON.
Das Argus Bike Festival mit der unvergleichlichen Location am Wiener Rathausplatz hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufstieg vollzogen.
2010 wird noch einmal ein Schäuferl
nachgelegt. Die Festival-Fläche wurde
in alle Richtungen erweitert, immerhin
müssen knapp 100 Aussteller Platz finden. Für den Autoverkehr gesperrt ist
eine Zufahrtsstraße zum Rathausplatz.
Dort befindet sich die Boxenstraße mit
den Ständen der E-Bike-Aussteller und
ein großzügig angelegter E-Bike-Testparcours. Spektakulärer sportlicher
Höhepunkt ist der Vienna Air King, der
zu den wichtigsten Dirtjump Contests
weltweit zählt. Sensationelle News
dazu: Beim Vienna Air King feiert die
2010 neu geschaffene Mountainbike
Freeride World Tour Premiere – dementsprechend international und hochkarätig ist das Fahrerfeld.
Das Argus Bike Festival Wien findet
am 10./11. April statt – eine Empfehlung, mal vorbeizukommen, auch Interessierte aus den Bundesländern, vielleicht ja in Verbindung mit einem sportlichen, spannenden, unterhaltsamen
Wien-Wochenende. Der Eintritt ist, wie
aus den Vorjahren gewohnt, gratis.
PROGRAMM-HIGHLIGHTS IM ÜBERBLICK
• Bike-Messe mit knapp 100 Ausstellern, von Fahrradherstellern und
-Shops über alle Bereiche des Fahrrad-Tourismus bis hin zur Präsentation von Radfahr-Initiativen
• Vienna Air King: 10.000 Euro Preisgeld warten heuer auf die besten
Dirtjumper der Welt. Größer, höher,
weiter denn je lautet das Motto für
den Auftakt zur Mountainbike Freeride World Tour. Die Official Rider’s
Party steigt heuer übrigens in der legendären Wiener Szene-Location U4,
Samstagabend ab 20 Uhr
• E-Bike-Testparcours mit Boxenstraße, in der über 30 E-Bike-Modelle
präsentiert werden und für GratisTestrunden zur Verfügung stehen
• Kinder-Fahrradwelt: Ein großer Bereich ist Rad fahrenden Familien gewidmet, mit Kinder-Fahrradparcours
für unterschiedliche Altersstufen,
Beratung und Testmöglichkeit zum
Thema Kinder-Transport auf Fahrrädern, Fahrrad-Anhängern u.v.m.
• Bühnen-Programm im großen Messe-Zelt: Vorträge, Interviews, Workshops, Produkt-Vorstellungen
• Falter-Fahrrad-Flohmarkt: Wer ein
günstiges gebrauchtes Fahrrad sucht
oder ein Fahrrad verkaufen möchte,
ist hier richtig. Service des Veranstalters: Einfach Rad abgeben und
abends Geld abholen, wenn das Rad
verkauft wurde
• Historische Räder mit Flohmarkt:
große Ausstellung historischer Räder
mit dem legendären Teile-Flohmarkt –
seltene Stücke für Jäger und Sammler
• Fahrrad-Reparatur-Workshops am
WUK-Stand: Reifen flicken, Schaltung
und Bremsen einstellen, Lager justieren – ein erstes Hineinschnuppern;
täglich um 17.15 Uhr ein Wettbewerb
im Reifenflicken mit tollen Preisen
• Mini-Dirt-Parcours, Gratis-Radcodierung der Polizei, großes Gewinnspiel mit täglicher Verlosung
eines E-Bikes und tollen Sachpreisen
wie etwa Lumix-Kameras
FAHR_RAD_IN_WIEN
AUSSTELLUNGS-TOUR IN WIENER EINKAUFSZENTREN UND AKTIONEN RUND
UMS RADFAHREN – WIEN STEHT 2010
EIN WAHRES RADJAHR BEVOR.
Der Auftakt für fahr_rad_in_wien erfolgt beim Argus Bike Festival. Bereits
tags darauf startet die Tour in Wiener
Einkaufszentren. Begleitet ist die Ausstellung, die von Daten und Fakten
über das Ausbauprogramm der Stadt
bis hin zu Sicherheitstipps eine Vielzahl an Wissenswertem zum Thema
Radfahren in Wien bietet, von einem
umfassenden Programm für alle Zielgruppen: Spezielle Radkurse für SeniorInnen, Sicherheitskurse für LehrerInnen und SchülerInnen, Gratis-Radcodierung durch die Wiener Polizei, Fahrrad-Testmöglichkeiten, eine Servicestation für kleinere Reparaturen und zum
Testen von Licht bzw. Dynamo. Und
nicht zuletzt gibt’s bei jedem Tourstopp
einen Fahrrad-Flohmarkt.
fahr_rad_im_einkauszentrum
Mo. 12.4.– Mi. 21.4.
22. Bezirk, Donauzentrum
Di. 27.4.– Sa. 15.5.: 19. Bezirk, Q19
Mo. 17.5.– Sa. 29.5.
21. Bezirk, Shopping Center Nord (SCN)
Di. 15.6.– Sa. 26.6.
11. Bezirk, Huma Simmering
Die Ausstellung ist jeweils zu den Öffnungszeiten des EKZ zu sehen, Programm jeweils von Dienstag bis Samstag (ausgen. Feiertage) von 10–18 Uhr.
Die Teilnahme an den Aktionen ist kostenlos. Jeden Dienstag: SeniorInnen am
Rad, jeden Mittwoch: Gratis-Fahrradcodierung, jeden Donnerstag: FahrradFlohmarkt
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velosophie.at
FOTOS: ralf hauser, david ulrich, stadt wien
Mo. 31.5.– Sa. 12.6.
2. Bezirk, Stadioncenter
E-Mail
so einfach wie SMS.
Gratis E-Mail
3All-in 1.000
• 1.000 SMS*
• 1.000 Minuten*
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Im MegaNetz geht’s
velocity
02 SHANGHAI
ODENSE ZEIGTS VOR
0
01 PARIS
VELORUTION
03 ESSEN
KULTURHAUPTSTADT
Hessen mit dem ganzen Ruhrgebiet
trägt 2010 neben Istanbul und Pecs die
Krone als Europäische Kulturhauptstadt. Dass die Region den Wandel von
der Industrie- zur Kulturregion längst
geschafft hat, möchte sie auch aus dem
Fahrradsattel beweisen. „Zeitreisen“,
der Reisedienstleister der gleichnamigen Wochenzeitung, bietet nun seine
„Tour de Ruhr“ an. Einladend? Infos:
zeitreisen.zeit.de
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velosophie.at
2
0
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03
FOTOS: ed glazer, ruhr.2010, citybike wien
Paris ist nicht mehr nur die Stadt der
Liebe – seit der Einführung des umfassenden Stadtrad-Systems „Vélib“ im
Jahr 2007 liegt auch das Fahrradherz an
der Seine begraben. An weit über 1.000
Ausleihstationen sind mehr als 20.000
Leihräder zu bekommen, ausgeklügelte Wartungslogistik inklusive Reparaturschiff sorgt für Nachschub und Reparatur. Anfang Juli erobert nun der
Fahrrad-Aktivismus die Stadt: Die universelle Critical Mass rollt bunt und laut
durch die Straßen von Paris, alle Welt
kommt und feiert Fahrrad fahrend mit.
Velosophie meint: Vive la velorution!
Die EXPO 2010 in Shanghai steht unter
dem Motto: Better City, Better Life! Der
Wechsel zu besserer Lebensqualität
kann durch innovative Technologien erreicht oder auch still im täglichen
Leben umgesetzt werden – Letzteres
soll die dänische Stadt Odense bei der
EXPO vorzeigen! Aufgrund ihrer vorbildlichen Fahrradstatistiken wurde sie
eingeladen, das ehemalige Fahrradreich China auf diesen nachhaltigen
Weg zurückzuführen.
„REN.
ICH LIEBE RADFAHES IST SCHNELL
UND EFFIZIENT
“
KYM, NEW YORK CITY
Kym Perfetto (28) lebt in Brooklyn. Sie
ist Tänzerin und Personal Trainerin. Hier
genießt sie den Ausblick von der Williamsburg Bridge, die Manhattan und
Brooklyn verbindet, auf den East River.
velosophie.at
35
velocity
Mangelndes Selbstvertrauen und Sicherheitsgefühl im städtischen Straßenverkehr ist oft der Grund, warum das
Fahrrad trotz Lust auf Pedalieren nicht
als Alltagsverkehrsmittel herangezogen wird. Da helfen Übungen unter Anleitung von erfahrenen Stadtradlern in
Kursen für Erwachsene und Familien,
um den Schritt in den Verkehr zu wagen
und so Umwelt und Gesundheit zu stärken. Von Deutschland über England bis
in die Schweiz sind solche Angebote
schon lange gang und gäbe – nun auch
in Wien: www.fahrsicherrad.at
05
DER JUNGE BLOG FÜR F
AHRRADKULTUR. DIE
ÖSTERREICHWEITE WE
velosophie.at
FAHRRAD_KULTUR_COMMUNITY
B-PLATTFORM DER UR
BAN BIKE COMMUNI
TIES: SEI DABEI, BLOG
GE MIT, TRAG DICH EIN
& STELL DICH RAUF!
HIER FINDEST DU AK
TUELLE BLOGARTIKEL
DES VELOSOPHIE-TEA
MS, FOTOS UND VIDE
OS, RADFREUNDE UND
VELOSOPHI NNEN AUS
GANZ .AT!
WWW.VELOSOPHIE.AT
04
Im Blechsalat der New Yorker Avenues
werden sie immer mehr: Radfahrer aller Art, vom Faltradfahrer zum RikschaPiloten. Um einerseits diesen Trend zu
unterstützen und andererseits dazu beizutragen, dass alle sich sicher im dichten Stadtverkehr bewegen, hat die Organsiation „Transportation Alternatives“ die Kampagne „Biking Rules!“ initiiert, die online und ohne erhobenen
Zeigefinger die wichtigsten Verhaltensregeln darlegt. www.bikingrules.org
FOTOS: maria laub (2x), alec hager (2x)
05 WIEN
FAHR SICHER RAD
04 NEW YORK
BIKING RULES!
06 KOPENHAGEN
VELO-WELT-HAUPTSTADT
06
Die dänische Hauptstadt ruht sich auf
ihren 35% Fahrrad-Verkehrsanteil nicht
aus. Nein, die Hälfte aller Fahrten sollen
dort bald mit dem Rad bewältigt werden,
und dafür zieht Kopenhagen alle Register: Der Bürgermeister verteilt selbst
frühmorgens dampfende Kipferl an radelnde Passanten, Radwege werden winters vor den Fahrbahnen vom Schnee gereinigt, und im Bereich Stadtmobiliar
wird für Radfahrer die Welt soeben neu
erfunden: Bequemes Warten an der Ampel ist mit der Fahrrad-Fußstütze kein Problem mehr. Niemand ist versucht, bei Rot
die Kreuzung zu queren, wenn Stehenbleiben doch so einladend ist! Ebenso
innovativ: Der Radler-Mistkübel befindet
sich direkt neben dem Radweg und ist
den Radfahrenden entgegen geneigt –
auch aus voller Fahrt trifft das Papierl sicher ins Ziel. Ein Volltreffer wird ebenso
die globale Konferenz Velo-City 2010 in
Kopenhagen, die im Juni tausend Experten aus aller Fahrradwelt zusammenbringen wird, um für gegenseitige Inspiration und gemeinsame Begeisterung zu sorgen. velosophie wird berichten!
www.velo-city2010.com
Schön und praktisch
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veloport
DAHON M EX
GLOBE ROLL
Alles, was ein Fahrrad braucht, um schön
zu sein – und da ist weniger manchmal
mehr: reduziertes Design, reduzierte Ausstattung, ein fixer Gang. Für (Über-)Lebenskünstler, weil das Fahren mit einem Fixie
birgt einige Tücken in sich. Bremsen ist definitiv uncool, Skidden heißt die Devise.
Preis: E 599,–
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velosophie.at
Willkommen in der Welt des ganz normalen
Fahrrad-Wahnsinns! Die Sram Red-Schaltgruppe (üblicherweise auf sehr teuren
Rennrädern zuhause) und ein speziell leichter Alurahmen drücken das Gewicht auf 8,8
Kilo. Vermutlich das schnellste Faltrad ever,
ganz bestimmt aber das teuerste.
Preis: E 2.199,–
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STYLE AND THE CITY
EIN BUNTER QUERSCHNITT DURCHS FAHRRAD-ANGEBOT, AUFGEFÄCHERT VON PURISTISCH BIS KOMPLETT.
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Mit 9,75 Kilo das leichteste voll ausgestattete Trekking-Fahrrad – und es stammt aus
österreichischer Produktion. Im Hightech
Package enthalten: Carbonrahmen und
hochwertige Komponenten. Für die Wege
des Alltags fast zu schade, für die langen
Reisen per Fahrrad ein perfekter Begleiter.
Preis: E 2.799,–
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TREK 3RD DISTRICT
Reduktionskost aus dem Hause Trek. Mit
Singlespeed zwar nicht ganz so cool wie
ein Fixed-Gear-Bike, dafür aber wesentlich
einfacher zu fahren. Der integrierte Freilauf ist so etwas wie eine serienmäßig eingebaute Unfallversicherung. Wer Hardcore
bevorzugt: Districts gibt’s auch als Fixie.
Preis: E 599,–
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velosophie.at
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velostyle
BELFAST RAIN
Man nehme: Verlassene kaputte Zelte nach
Rock-Festivals, reinige sie und verarbeite
sie zu Röcken. Genau: Wasserdichte Röcke, jeder ein Unikat, in Schnitten mit Namen wie „PartySpecial“ (oben) oder
„Half&Half“ (unten). Eine Recycling-Idee
aus dem regnerischen Belfast, Northern
Ireland. Zur schönen Schonung von Radfahrerin und Umwelt. Preise: ab E 55,www.theRainskirt.com
RUDY PROJECT SUBY
Scharfe Sicht und zeitlose Eleganz harmonieren auch auf dem Fahrrad bestens! Die
italienischen Modebrillen von Rudy Project
können beim Optiker mit passender Sehstärke geschliffen werden. Preis: E 74,90
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YEAYEA PROFIL
Aus Leipzig kommt diese Variante des UpCyclings: Nimm Abfall und mach’ etwas
Besseres daraus! In diesem Fall: Gürtel aus
alten Fahrrad-Reifen. Jedes Stück ist einzigartig, stufenlos verstellbar und rettet einen Reifen vor der Müllhalde. Preis: E 39,90
www.yeayea.de
VIVA HELMSERIE
Sicherheit mit Retro-Style: Fahrradhersteller Viva aus Dänemark hat diese schmucken Schutzhauben auf dem Markt. Sieben
verschiedene Modelle in zwei Größen, mit
Überzügen aus Echt- und Kunstleder sowie
Kunststoff, brachten den Reddot Design
Award. Preis: E 129,–
www.vivabikes.com
TOPEAK W/R LITE DX USB
Handlich und nachhaltig: Fünfzig Stunden
lang leuchten die vier LEDs gut sichtbar in
die Nacht – und dann ist nicht etwa Batteriewechsel angesagt, nein: Einfach am
USB-Port des Computers anhängen und
aufladen! Preis: E 29,95 (pro Stück)
www.topeak.de
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velosophie.at
„CHIC
CYCLING IST KEINE REINE
FRAUENSACHE MEHR!
“
FOTO: matt conant
JEFF HOLMAN, AUSTIN, TEXAS
Seit einigen Jahren schon stellt Chic
Cycling einen Boom unter den Radlerinnen des Planeten dar. Nun ziehen die
Jungs nach! In Austin, Texas, gründete
sich vor kurzem eine männliche Bike
Gang mit Stil, The Knickers. Mitglied Jeff
Holman verkörpert hier perfekt den
Dress Code der 30er.
velosophie.at
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Eine chinesische Reise
INTO THE EAST
CHINA UND RADFAHREN GEHÖREN ZUSAMMEN. SOLLTE MAN MEINEN. TATSÄCHLICH
ABER IST DER RADVERKEHR IN CHINESISCHEN STÄDTEN KAUM MEHR VORHANDEN. DER
BERLINER TIMO PRITZEL ERZÄHLT ÜBER SEINE ERLEBNISSE IN PEKING UND HONGKONG.
notizen WOLFGANG RAFETSEDER
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velosophie.at
fotos VIKTOR STRASSE
Die Stadtverwaltung von Peking hat
jüngst eine Radfahr-Kampagne gestartet. Solche Initiativen kennen wir aus
europäischen Städten. Aber Peking?
Das Bild des Rad fahrenden Chinas
scheint nur mehr in europäischen Köpfen zu existieren. Es stammt aus einer
Zeit vor der wirtschaftlichen Öffnung
des Landes, aus einer Vergangenheit,
als das Fahrrad das einzig leistbare
Fortbewegungsmittel darstellte. Heute
ist das Auto Symbol des wachsenden
Wohlstands in der städtischen Bevölkerung. In Europa ist diese verquerte
Entwicklung mehr als ein halbes Jahrhundert alt, in China sehr jung. Wohl
auch unter dem Druck des Auslands,
werden in China Zeichen gesetzt in
Richtung einer verbesserten Lebensqualität in den Städten. Ob Zeichen wie
diese – im Schatten des Aufstiegs zur
weltweit größten Industrienation und
dem damit verbundenen Umweltkollaps – überhaupt Bedeutung haben, sei
dahingestellt. Aber das ist eine andere
Story …
Timo Pritzel ist Berliner und hat schon
deshalb einen sehr unchinesischen Zugang zum Thema Radfahren. Aber
auch hierzulande ist er kein Radfahrer
wie du und ich. Man könnte sagen: Er
kann Rad fahren, und zwar auf sehr
spektakuläre Art und Weise. Timo
Pritzel ist Mountainbike-Profi in den
Disziplinen Dirtjump und Freeride. Als
1982 der Hype um einen sehr sympathischen Außerirdischen losbrach, war
Timo gerade fünf. Alt genug, um zu
verstehen, was im Leben wirklich
zählt: einen Freund wie E.T. und ein
rotes BMX zu haben. Seine Kindheit im
Stadtteil Neukölln verbrachte er vorzugsweise BMX fahrend, mit zwölf begann er bei Rennen in der Umgebung
die älteren Buben zu ärgern, mit 17
brachte ihn das BMXen nach Las Vegas,
wo er bei einer Gastfamilie wohnte und
zur Highschool ging – und den Grundstein legte für eine internationale Karriere als BMX- und später als Mountainbike-Profi. Man ahnt schon: Das alles
lässt sich nur mit echtem Talent und
Cleverness erreichen.
Timo Pritzel zählt zu den All Time Heros der Mountainbike-Szene. Seinen
Popularitäts-Durchbruch schaffte er
auf den „großen Rädern“ – in den jungen Spielarten des Mountainbikens, denen nicht Wadelschmalz und Ausdauer
zugrunde liegt, sondern eines ganz alleine: Style. Du fährst an völlig absurden Stellen – steil bis zur Senkrechten,
zwischen Felsen und mit Sprüngen
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velosophie.at
über Felsen – einen Berg hinunter, aber
bitte mit Style. Du springst über monströse Erdhaufen, schraubst dich samt
Bike in die Luft – rückwärts, seitwärts,
vorwärts, einfach, doppelt – und landest wieder auf beiden Rädern, selbstverständlich mit Style. Und wenn du
Timo Pritzel heißt, dann bist du für deine Fans da, teilst Handshakes aus, erklärst deinen Signature Trick und hast
fortwährend dieses verdammt charmante Lächeln aufgesetzt. Style in allen Lebenslagen. Timo Pritzel hat ihn
wie kaum ein anderer.
Mit dem Rad in der Stadt zu fahren betrachtet er nicht als Mission, sondern
gehört für ihn dazu. Wo Timo ist, ist ein
Rad, wo ein Rad ist, ist ein Weg. Die
Stadt ist sein Playground. Mit dem Trip
nach China folgte er einer Einladung
der chinesischen Version der Guiness
Show. Timo Pritzel ist auch Weltrekordhalter im BMX-Hochsprung über eine
Rampe, das Ziel für Peking lautete, seinen alten BMX-Rekord per Mountainbike zu überbieten.
Seine Erlebnisse in Peking und Hongkong im Tagebuch-Originalton.
Der erste E-Mail-Kontakt mit den
Leuten von der chinesischen Guiness
Show liegt ein paar Monate zurück. Sie
hatten gefragt, ob ich mir zutrauen
würde, meinen alten Rekord aus BMXTagen mit dem Mountainbike zu überbieten. Danach hörte ich lange Zeit
nichts mehr, bis sie plötzlich die Pläne
für eine Rampe wollten. Jetzt ist das
Ganze wahr geworden, und ich stehe
mit meinen Kumpels vor der MonsterRampe. Was man von den Chinesen behauptet, sie seien perfekt im Nachbauen, scheint tatsächlich zu stimmen.
Hätten sie nur nicht die Elemente von
Absprung und Landung vertauscht …
aber easy zu reparieren.
Bin mit meinen Kumpels am Weg:
Vincent Saccomani, der Filmer, Victor
Strasse, der Fotograf, und Joscha Forstreuter, der Rider, der gemeinsam mit mir
die Show auf der Rampe machen wird.
Eigentlich sollte ein Local Rider zum
Zug kommen, aber unter den chinesischen Fahrern findet sich keiner, der
sich zutrauen würde, dieses Monster zu
springen. Umso mehr werden wir von
den Organisatoren der Show umsorgt:
Eigene Dolmetscherin, Zimmer im Luxushotel, und als sie erfahren, dass wir
anschließend an die Show einen Trip
nach Hongkong planen, werden uns die
Tickets organisiert und bezahlt.
Das Land der großen Gegensätze, alleine schon,
was die Fahrradfreundlichkeit der Städte betrifft: In
Peking wird viel Rad gefahren, E-Bikes sind gerade
der große Trend. Hongkong
ist hingegen die Anti-Fahrradstadt schlechthin. Erstaunlich, wie in HK ein
Fixie Shop wie der von
Brian existieren kann.
China steckt für mich voller Widersprüche. Auf der einen Seite die konsequente wirtschaftliche Ausrichtung
nach dem Westen, auf der anderen Seite werden Menschen aus völlig absurden Gründen vom Regime verfolgt, gefoltert und getötet. Ich betreibe selbst
Yoga und beschäftige mich mit diversen
Meditationstechniken, deshalb ist es
für mich so erschütternd, dass Falun
Gong-Praktizierende in China verfolgt
werden. Falun Gong ist eine Art der Bewegungsmeditation, die körperliche
und geistige Vollkommenheit auf Basis
geistiger und moralischer Prinzipien
zum Ziel hat. Zu politisch für ein Land,
das den Menschen die Selbstbestimmung verbietet.
Der Rekord ist mir – ehrlich gesagt –
nicht so wichtig. Mir geht’s um den Trip
selbst, weil ich weiß nicht, ob ich jemals wieder die Gelegenheit haben
werde, die Chinesische Mauer oder die
„Verbotene Stadt“ im Zentrum Pekings
mit ihrer imposanten Architektur zu
sehen. Wir sind in Peking viel mit dem
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velosophie.at
Rad unterwegs. Rad fahrende Europäer
unter Rad fahrenden Chinesen, viele
übrigens mit modernen Elektro-Fahrrädern, wir ernten viel Aufmerksamkeit
für unsere – zugegeben – etwas eigenwillige Art mit dem Rad zu fahren, mit
dem Rad herumzuhüpfen und architektonische Elemente für Tricks zu nützen.
Aber alle lächeln uns freundlich zu.
Die Show ist gelaufen, Rekord in der
Tasche, großes Entertainment, Brot
und Spiele fürs chinesische Publikum.
Wir brechen auf nach Hongkong. Willkommen in der verrücktesten Stadt des
Planeten! Zugleich ist es die fahrradunfreundlichste Stadt, die ich jemals gesehen habe. Die Stadt gehört dem Autoverkehr. Will man eine Straße überqueren, wird man durch Tunnelröhren unter oder über der Erde geführt. Häufig
münden diese Tunnel in riesigen Einkaufszentren. Weder auf den Fähren
noch in der U-Bahn dürfen Fahrräder
mitgenommen werden. Auf einer Fähre
schaffen wir’s dennoch, indem wir bei
unserern Bikes die Vorderräder ausbau-
en und sie dann als Gepäckstück gelten.
Der Tipp kommt von einem Local.
Brian holt uns von der Station in
Downtown HK ab. Den Kontakt zu
Brian habe ich über meinen Kumpel
Henne vom Berliner Fixie-Laden: „Klar
kenne ich wen in Hongkong.“ Brian gehört inmitten eines hippen Viertels der
erste Fixie Shop Chinas. Man muss
schon sehr verrückt sein, um in einer
Stadt wie Hongkong einen solchen Laden aufzumachen. Über Brian lernen
wir wiederum einige andere Leute kennen: Jimmy, der einen coolen BMX Shop
hat, und den harten Kern der hiesigen
Mountainbike- und BMX-Szene. Alle gemeinsam machen wir eine Street Session in der „verbotenen Fahrradstadt“
Hongkong. vs
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Foto: Olaf Beck
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veloart
ADAM TURMAN
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In der Metropolregion Minneapolis-Saint
Paul werkt Adam Turman seit 2003 an
seinen fahrradaffinen Kunstwerken und
platziert so seine Fahrradbegeisterung
auf Postern, T-Shirts, Siebdrucken und
Wänden. Heuer auch erstmals mit seinem stilvollen Cycling Calendar 2010.
Was brachte Adam aufs Rad? „Ach, zu
viele Dinge liebe ich am Rad fahren, um
das hier kurz aufzulisten: Einfach die Bewegung, draußen zu sein, umweltfreundlich unterwegs zu sein – und nicht
Auto fahren zu müssen, das verabscheue
ich! Ich liebe Fahrräder, einfach alle.“ Die
Kunstwerke in Adams Repertoire beziehen sich immer auf sein persönliches Lebensumfeld – allen voran die Cycling
Prints. Fahrräder hatten ihn immer fasziniert, mit ihnen ist er aufgewachsen,
als Fahrradbote hat er darauf gearbeitet,
und nun tritt er auf seine künstlerische
Art für dieses Beste aller Verkehrsmittel
ein: „Ich denke, diese wunderbare Maschine ist ein Ding von totaler Schönheit
und relativer Einfachheit. Sie vermitteln
mir ein Gefühl großer Leidenschaft!“ Was
ist seine Botschaft an velosophie und deren Leser? „Keep riding!“
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veloverse
… fährt durch die Stadt
Habt ihr eine Straßenbahn sich schon
einmal zwischen den Autos vorschlängeln gesehen, dieses dumme Ding? Einmal auf Schiene, immer auf Schiene, dagegen ist zehn Tage altes finnisches Roggenbrot ein Muster an Flexibilität. In so
was Sturem will mein Fahrrad ja nicht
einmal mitfahren, dieser Wildfang von
einem Pony.
Dass das Gehen mit den Füßen – einmal
der linke, einmal der rechte, einmal der
linke usw. – nicht die Zukunft ist, erklärt
sich ohnehin von selbst. Langsam und
langweilig, das ist eine Kombination ohne Zukunft, Flair und Esprit. Mich wundert ja, dass der Fußgänger seit Erfindung des Fahrrads nicht schon ausgestorben ist oder wenigstens in seiner Population massiv dezimiert. Wenn es intelligentes Design gibt und die Clowns
aus ihren verbohrten Sakristeien so Unrecht haben, wie man annehmen darf,
ist es nur eine Frage der Zeit, bis das
Fahrrad die Welt übernimmt.
Nennt mich alt, nennt mich konsequent,
nennt mich doch, was ihr wollt: Ich bin
ein early adopter, ich bin die Speerspitze
der Evolution. Ich bin Tante Raja, und ich
fahre Rad.
ART: silke schmidt – silkeundich.de
Ich bin keine militante Radfahrerin. So
was gibt es nämlich gar nicht. Militante
Radfahrerinnen sind ausgestorben, genau wie die Dinosaurier gestern und der
Kameradschaftsbund morgen. Allesamt
sind sie Opfer der Evolution, die dafür
sorgt, dass sich der Trend zur Zweit-Gehirnzelle auf breiter Front durchsetzt.
Ich bin höchstens eine konsequente Radfahrerin, diesen Vorwurf lasse ich mir
gefallen. Was soll ich denn tun? Was sollte ich zum Beispiel in einem fahrbaren
Blechsarg? Wenn ich jemanden beschimpfen will, dann mache ich das Aug
in Aug, notfalls mit der Handtasche als
Waffe. Mich hinter dunklen Scheiben verstecken, das muss ich nicht. Nicht einmal
eine Sonnenbrille habe ich Not. Wer meinen Blick nicht erträgt, ist ohnehin zu
schwach für die Stadt.
Was hätte ich im unterstädtischen Darmwind verloren, solang ich darin auf die
Uhr schauen muss, wann er mich und
mein Fahrrad in seinem stinkenden
Bauch zu transportieren bequemt? Was
könnte ich mit der Faschingsversion des
Unterstädtischen anfangen, der Straßenbahn? Da bin ich ja im kleinsten Gang
noch schneller auf meinem Fahrrad.
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velosophie.at
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