Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz
Transcription
Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz
INFORMATIONSDIENST HOLZ Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 1.1 1.2 1.3 2 2.1 2.2 2.3 2.4 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Investitionen in der Milchviehhaltung . . . . . . . . . . . . . Investitionen in der Mastrinderhaltung . . . . . . . . . . . . Investitionen in der Schweinehaltung . . . . . . . . . . . . . 3 4 4 4 Funktionsprinzip von Außenklimaställen . . . . . . . . . . . 5 Bauform. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Ausrichtung im Gelände . . . . . . . . . 6 Bauhöhe und Bauvolumen . . . . . . . 6 Räumliche Gliederung. . . . . . . . . . . 7 3 Bauliche und technische Ausführungsdetails . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1 Bodenprofil und Entmistung . . . . . . 8 3.1.1 Spaltenboden . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1.2 Planbefestigte Laufflächen . . . . . . . 8 3.2 Tragende Konstruktion und Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.2.1 Tragende Konstruktion . . . . . . . . . . 9 3.2.2 Wände, Bekleidung und Dachhaut . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.2.3 Ausbildung der Zu- und Abluft . . . 13 3.2.4 Belichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2.5 Beheizung und Klimatisierung der Funktionsräume . . . . . . . . . . . 16 3.3 Beispielhafte Lösungen aus der Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.3.1 Der einhäusige Offenfrontstall für Milchvieh . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.3.2 Der einhäusige (geschlossene) Stall für Milchvieh . . . . . . . . . . . . . 18 3.3.3 Der zweihäusige Stall für Milchvieh . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.3.4 Der mehrhäusige Stall für Milchvieh . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.3.5 Der einhäusige Stall für Mastrinder . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.4 Der Laufhof als Bestandteil einer artgerechten Tierhaltung . . . 20 3.5 Gut gestaltete Höfe und/ oder Stallgebäude . . . . . . . . . . . . . 21 3.5.1 Der Betrieb Zierler im Salzkammergut/Oberösterreich . . 21 Impressum Herausgeber: DGfH Innovations- und Service GmbH Postfach 31 01 31, D-80102 München mail@dgfh.de www.dgfh.de (089) 51 61 70-0 (089) 53 16 57 fax und 2 Abb. 1a Mastbullenhaltung im Außenklimastall, alle Giebel- und Seitenwände sind perforiert, der First ist nach oben offen. Die Bedingungen im Stall entsprechen dem Außenklima HOLZABSATZFONDS Absatzförderungsfonds der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, Bonn Bearbeitung: Werner Nürnberger, Architekt Technische Fragen an: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. Postfach 30 01 41 D-40401 Düsseldorf argeholz@argeholz.de www.argeholz.de (0211) 47 81 8-0 (0211) 45 23 14 fax • Arbeitsblätter der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern (ALB Bayern) Bestellservice: (089) 99 14 13 90, E-Mail: info@alb.bayern.de Weiterführende Literatur: Abbildungen: Archiv Bayerische Landesanstalt für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur Magazin top agrar Landwirtschaftsverlag GmbH, D-48084 Münster-Hiltrup Landwirtschaftskammer für Oberösterreich Architekt DI Adalbert Böker, Ottensheim, Oberösterreich Architekt DI Josef Schütz, Haslach an der Mühl, Oberösterreich Architekt Mag. Arch. Christian Sumereder, Gmunden, Oberösterreich Archiv Nürnberger, Zeichnungen, Tabellen und Bilder Beiträge: Stockinger Christian, LBA München Stark Georg, LBA München Weiß Josef, LBA München • Informationsdienst Holz Baulicher Holzschutz; Prof. Horst Schulze; EGH, München; 9.97 Holzschutz – Bauliche Empfehlungen; Prof. Wilfried Lewitzki; Prof. Horst Schulze; EGH, München; 6.99 Holz im Außenbereich; Hans Schmidt; ARGE HOLZ, Düsseldorf; 12.00 Die technischen Informationen dieser Schrift entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbeitung und Korrektur nicht übernommen werden. In diese Broschüre sind Ergebnisse aus zahlreichen Forschungsprojekten eingeflossen. Für deren Förderung danken wir der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), der Arbeitsgemeinschaft Bauforschung (ARGE BAU), den Forst- und Wirtschaftsministerien des Bundes und der Länder und der Holzwirtschaft. Erschienen: September 2001 ISSN-Nr. 0466-2114 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 1 Einleitung Die Entwicklung und Umsetzung kostengünstiger und zugleich arbeitswirtschaftlich optimierter Betriebsgebäude ist zur Existenzfrage der Bauern geworden, weil selbst in gut geführten Betrieben Baumaßnahmen nur noch dann wirtschaftlich sind, wenn der Investitionsbedarf deutlich unter das bisher übliche Niveau gesenkt werden kann. Der Baustoff Holz, den der Landwirt oftmals als nachwachsenden Rohstoff dem eigenen Waldbestand entnehmen kann, ist im besonderen Maße geeignet, insbesondere durch Eigenleistung, die Baukosten niedrig zu halten. Überdies wird er den erhöhten Beanspruchungen im landwirtschaftlichen Bauwesen in besonderem Maße gerecht. Unsere landwirtschaftlichen Nutztiere stellen heute mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit immer größere Ansprüche an tier- und artgerechte Haltungsformen und Aufstallungssysteme. Sogenannte Außenklimaställe – wie sie in allen wichtigen europäischen Erzeugerländern schon gebaut werden – stellen geeignete und mittlerwei- Einleitung le bewährte Lösungen für die moderne Tierhaltung dar. Um investitionswilligen Betrieben zu zeigen, dass diese Baulösungen auch unter harten Klimabedingungen ohne Einschränkungen für Tier und Mensch betrieben werden können, sind mit Hilfe des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten Ställe für verschiedene Tierarten z.B. Milch-, Jung- und Mastvieh, sowie für Mastschweine gebaut worden. Diese realisierten Bauwerke beweisen die Richtigkeit des begangenen Weges und zeigen überdies, dass durch Senkung der Baukosten um ca. 40 % die obengenannten Forderungen nach wirtschaftlichem, tiergerechtem und gestalterisch wertvollem Bauen erfüllbar sind. Die Landwirtschaft ist somit in der Lage landwirtschaftliche Nutztiere artgerecht und kostengünstig zu halten. Die Einkommenssituation der Landwirte ist durch fallende Erzeugerpreise gekennzeichnet. Dies hat zur Folge, dass auch das nachgelagerte Gewerbe, wie u.a. die Bauwirtschaft mit kostengünstigeren Bausystemen als in der Vergangenheit aufwarten muss. Leider entstehen deshalb häufig Gebäude, die nicht gut gestaltet sind und konstruktiv, wie bauphysikalisch ebenfalls nicht den Anforderungen entsprechen. Dies muss nicht so sein. Insbesondere Betriebe des ökologischen Landbaus gehen hier mit gutem Beispiel voran. So ist z.B. in Österreich und in der Schweiz der Anteil ökologisch produzierender Betriebe höher als in Deutschland. Auch die Landwirtschaftsberatung, in Kammern organisiert, leistet z.B. in Österreich mit staatlicher Hilfe, einen beachtenswerten Beitrag zu besserem Bauen. Der Tradition des landschaftsgebundenen Bauens verpflichtete Bauherren und Baumeister zeigen auf, dass auch unter erhöhtem wirtschaftlichem Druck gut und schön gebaut werden kann. Alle gelungenen Beispiele, aus Deutschland und den Nachbarländern in diesem Beitrag, sind ausschließlich in Holz- oder Holz-Stahl-Bauweise – für tragende Bauteile und Bekleidung – errichtet. In der nachfolgenden Betrachtung sind die künftigen Bauvorhaben für Milch-, Mastrinder und Schweine, die wichtigsten Einkommensbereiche des Landwirtes, auf ihre Wirtschaftlichkeit und das zu erwartende Investitionsvolumen hin untersucht und bewertet. Abb. 1b Der Mastbullenstall der Abbildung 1a fügt sich trotz seiner relativen Größe gut an den Ortsrand des fränkischen Dorfes an 3 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 1.1 Investitionen in der Milchviehhaltung In der Landwirtschaft sind – wie in der übrigen gewerblichen Wirtschaft – die Unternehmen einem ständigen Anpassungsprozess ausgesetzt. Rechtzeitige Investitionsschritte im baulichen Bereich sind entscheidende Ansätze zum langfristigen Erhalt der betrieblichen Existenz. Zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs sind jedoch gerade die mit ständig sich verschlechternden Rendite-Verhältnissen konfrontierten Landwirte gezwungen, möglichst kostengünstige, aber uneingeschränkt tiergerechte und gleichzeitig hoch funktionelle Baulösungen zu realisieren. Am Beispiel aktueller Wirtschaftlichkeitsdaten bayerischer Milchviehhalter, die im gleichen Maße für ganz Deutschland Gültigkeit haben, wird deutlich, dass die ökonomisch vertretbaren Investitionsgrenzen auch bei hohem Produktionsniveau mit ca. 3500 1 je Stallplatz erheblich unter den bisher üblichen Baupreisen liegen. Funktionelle Baukonzepte in Verbindung mit großzügigen Grundrisslösungen, sowie größeren Baumassen, können ein erfolgversprechender Lösungsansatz sein. 1.2 Investitionen in der Mastrinderhaltung Trotz rückläufiger Milchkuhzahlen ist in den letzten Jahren der Bestand an männ- Einleitung Tabelle 1 Investitionsgrenzen in Abhängigkeit von Deckungsbeitragshöhe und Milchleistung. Stand 2000/2001 lichen Rindern in Bayern relativ stabil. Mit größer werdenden Milchviehherden in Laufstallgröße nimmt auch der Anteil der Milchviehbetriebe, die neben der Milchviehhaltung auch Bullenmast betrieben haben, immer stärker ab. Dem gegenüber nimmt der Spezialisierungsgrad in der Rindermast zu. Ferner erfordern die Knappheit der Fleckviehkälber und die zunehmende Betonung auf Milch in der Zucht eine starke Ausnutzung des vorhandenen genetischen Potentials. Dieses verstärkt die Entwicklung von spezialisierten Aufzucht- Abb. 2a Modern ästhetisch und wirtschaftlich, ein Außenklimastall für Milchvieh 4 und Fresserbetrieben. Den art- und tiergerechten Haltungs- und Stallformen kommt auch hier eine gesteigerte Bedeutung zu. Die neuerdings aufgetretenen Tierseuchen und -krankheiten werden, nach einer gewissen Übergangszeit, diese grundsätzlichen Entwicklungen nicht aufhalten. 1.3 Investitionen in der Schweinehaltung In der Schweinehaltung ist der Trend zu größeren Stalleinheiten in vollem Gange und wird sich in den kommenden Jahren mit wachsender Intensität fortsetzen. Infolge abnehmender Stückgewinne sind die Betriebe gezwungen, die Produktion so auszuweiten, dass auch in Zukunft ein ausreichendes Arbeitseinkommen erzielt werden kann. Dies erfordert in den Wachstumsbetrieben verstärkt Neubauten, um neben den Ersatzinvestitionen auch die von den ausscheidenden Betrieben freigesetzten Stallkapazitäten zu übernehmen. Die Schweinehalter können sich auf den zunehmend globalisierten Märkten jedoch nur behaupten, wenn diese Investitionen kostengünstig sind und gleichzeitig hohe Tierleistungen, Immissionsminderung und eine rationelle Arbeitserledigung gewährleisten. Dabei nehmen auch die Aspekte des Tierschutzes und einer artgerechten Tierhaltung sowie die Verbraucherakzeptanz einen hohen Stellenwert ein. Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 2 Funktionsprinzip von Außenklimaställen „Das Rind ist dem Wesen nach ein Polartier“ (Prof. Dr. Anton Grauvogel, 1994). Diese Aussage bringt deutlich zum Ausdruck, dass Rinder trockenkalte Umgebung einem feuchtwarmen Raumklima vorziehen. Je mehr Milch eine Kuh gibt, desto mehr bevorzugt sie niedrige Temperaturen. Auch kurzzeitiger Regen und Schnee beeinflussen Tiergesundheit und Leistungsbereitschaft nachweislich nicht. Pferde und Schafe bevorzugen ebenfalls Ställe nach dem Außenklimaprinzip. Schweine kommen im Bewegungsbereich (Fressen und Laufen) mit Außenklimabedingungen sehr gut zurecht, benötigen aber für die Ruhezone, also den Schlafbereich, etwas höhere Temperaturen. Dafür müssen besondere Vorrichtungen wie Nester, sog. Betten oder Kisten, zur Verfügung gestellt werden. Das Hauptproblem des Stallklimas im Warmstall – zu hohe Luftfeuchte, in Verbindung mit warmer Luft – wird hier weitgehend ausgeschaltet, weil sich im Außenklimastall Umgebungsbedingungen ähnlich wie im Freiland einstellen. Vor allem eine konstante hohe Luftfeuchtigkeit, häufige Ursache für Infekte aller Art, werden hier reduziert. Die Außenklimahaltung für Rinder hat sich in angrenzenden EU-Staaten mit vergleichbarem Klima bewährt. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen für alle landwirtschaftlichen Nutztiere, in allen Altersstufen und Produktionsrichtungen. Funktionsprinzig von Außenklimaställen Merkmale des „Außenklimastalles“: • Tier- und artgerechtes Haltungssystem für Rinder, Schweine, Pferde und Schafe. • Kostengünstige und einfache Bauweise, besonders geeignet für Selbsthilfe und betriebseigenen Materialeinsatz. • Gute Anpassung an landschafts- bzw. ortstypische Verhältnisse durch ein-, zweioder mehrhäusige Anlagen. • Gesundheitliche Konditionierung der Tiere durch Reizeinwirkung des Umgebungsklimas; die Luft im Stall entspricht bezüglich Temperatur und Luftfeuchte der Außenluft. • Kontinuierlicher, jedoch zugfreier Luftaustausch in ausreichendem Umfang durch entsprechende Zu- und Abluftflächen in den Wänden (Spaceboard = Schlitzschalung) und über die Dachflächen, dadurch schadstoffarme Luft. • Hohes Raumvolumen. • Moderne und zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung für den Menschen durch entsprechende Klimatisierung der Arbeitsräume (Melkhaus, Futtervorbereitung, Abkalbe-, Behandlungs- und Krankenstände). • Verbesserung der alternativen Verwendbarkeit des Gebäudes durch Raumhöhen im Industriehallenmaß. 2.1 Bauform Für die Bauform des Stallgebäudes ist es wichtig, eine Reihe von Planungsvorgaben zu erstellen: a) mittel- bis langfristige Entwicklungsfähigkeit bzw. Nachhaltigkeit des Betriebes b) Lage in der Region, d.h. in einem wirtschaftlichen Ballungsraum oder einem rein landwirtschaftlich strukturiertem Gebiet Abb. 2b Die aufgesetzte Laterne, hier im Giebel gut zu sehen, dient der Belichtung und Belüftung des Gebäudes c) Kann sich die Nutzung des Gebäudes aus den verschiedensten Bedingungen schnell ändern? d) Muss das Gebäude mit oder ohne Stützen gebaut werden? e) Welche Traufehöhen sind aufgrund dieser Vorgaben notwendig? f) Wie ist die Stellung des Gebäudes im Gelände, z.B. von allen Seiten anfahrbar oder nicht! g) Ist eine ausreichende Erweiterbarkeit gegeben, z.B. für Viehaufstockung, Kontingentserhöhung oder Kooperationen etc.? Aus diesen und weiteren Fragen, die gemeinsam mit Bauherrn, Berater und Planer erörtert werden müssen, ergibt sich die Bauform des künftigen Stalles. D.h. es wird die Bauart bestimmt, ob das Gebäude ein-, zwei- oder mehrhäusig, ob ein Offenfrontstall oder ein geschlossener Stall gebaut werden soll. • Der einhäusige Stall ist ein allseitig geschlossenes Gebäude, allerdings mit einem exakt dimensionierten Spaceboard-Anteil zur ausreichenden Be- und Entlüftung nach Abb. 1a • Der zweihäusige Stall besteht aus zwei parallel angeordneten Einzelbauten unterschiedlicher Nutzung nach Abb. 13 und 14 • Der mehrhäusige Stall besteht aus bis zu vier oder mehr Einzelgebäuden nach Abb. 37 • Der Offenfrontstall ist i.d.R. ein nach Südosten geöffnetes Stallgebäude nach Abb. 6 5 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 2.2 Ausrichtung im Gelände Die Stallbauten sollen sich, um im Inneren optimale Klimabedingungen für die Tiere zu gewährleisten, so in die Umgebung einfügen, dass Starkwind und gegebenenfalls Turbulenzen daraus, so gesteuert werden, dass der Stall frei von Zug bleibt. Ist dies nicht ohne weiteres möglich, so kann durch Anordnung von Windschutzpflanzungen oder -netzen für entsprechenden Windschutz gesorgt werden. Der Offenfrontstall als Sonderform des Außenklimastalles muß auf optimale Sonneneinstrahlung ausgerichtet werden. Gleichzeitig ist auf Zugfreiheit im Stall besonders zu achten. Das Motto muss lauten: „Viel frische Luft, aber keinen Zug!“ Er soll in Abhängigkeit von Topographie, umgebendem Baumbestand und vorhandener Nachbarbebauung i.d.R. nach Südosten geöffnet sein und zur Vermeidung des direkten Windeinfalls mit den geschlosse- Funktionsprinzig von Außenklimaställen nen Seiten gegen den Wind gestellt werden. Es kann allerdings durch lagebedingte Besonderheiten wie große Baumgruppen, Windschutzpflanzungen oder hohe Umgebungsbebauung die Hauptwindrichtung stark verändert sein. In solchen Situationen ist die Drehung der offenen Seite des Stalles nach Süden bzw. nach Osten vorteilhaft. Der im Jahresverlauf unterschiedliche Sonnenstand und Lichteinfallswinkel wirkt sich beim Offenfrontstall besonders positiv aus: Im Sommer leuchtet die hochstehende Sonne kaum in den Stall und heizt ihn nicht unnötig auf, bei niedrigerem Sonnenstand im Winterhalbjahr scheint sie sehr tief in den Stall hinein, leuchtet ihn gut aus und erwärmt Bauteile und die Tiere (Abb. 3). 2.3 Bauhöhe und Bauvolumen Traufehöhen von über 4 m stellen sicher, dass genügend Zuluftfläche für ausrei- chende Belüftung mit geringer Einströmgeschwindigkeit zur Verfügung steht und wandständige Tiere nicht der Zugluft ausgesetzt sind. Die Einhaltung dieser Wandhöhenmaße ist besonders wichtig, wenn Jungtiere in wandständigen Boxen untergebracht werden, weil diese der auftretenden Zugluft nicht ausweichen können. Die Außenwand wird bis zu einer Höhe von 2 bis 2,5 m geschlossen ausgebildet, für das darüberliegende „Spaceboard“ (Schlitzschalung) sollten ≥ 2 m zur Verfügung stehen. Bei geschlossenen Baulösungen erreichen Außenklimaställe ein Bauvolumen von 50–60 m3/GV. Im Vergleich zum herkömmlichen Warmstall steht den Tieren somit ein doppelt bis dreimal so großer Luftraum zur Verfügung. Neben dem entscheidenden Vorteil des sehr guten Raumklimas ist die hallenartige Auslegung auch für spätere Alternativnutzungen besser geeignet. Ausrichtung des Offenstalles nach Südosten Abb. 3 Ausrichtung des Offenfrontstalles im freien Gelände (offene Seite nach Südosten) 6 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 2.4 Funktionsprinzig von Außenklimaställen Räumliche Gliederung Im Außenklimastall sind die Bereiche Stall (= Aufenthaltsbereich der Tiere) und Melken (= Arbeitsplatz für den Menschen) strikt zu trennen. In der Konsequenz führt dies zum außenliegenden, mittig am Stall angebauten Melkhaus. Es empfiehlt sich dies in Massivbauweise zu erstellen, denkbar wären auch Module in Form von Containern. Für diese strenge Gliederung gibt es mehrere Gründe: • Keine Unterbrechung der Futter-, Liegeboxen- und Entsorgungsachsen. Es wird damit eine bauliche Vereinfachung erreicht, die nicht nur Baukosten spart, sondern auch die Funktionalität verbessert (es darf keine „toten Ecken“ geben, die für die Entmistung als auch auf das Stallklima negativ wirken). • Der Baukörper ist aus allen Richtungen optimal überschaubar, die Tierkontrolle wird erleichtert. • Das Stallgebäude ist uneingeschränkt – nach allen Seiten erweiterbar. Neben der Vergrößerung in Längsrichtung ist auch in der Breite eine kostengünstige Aufstockung durch traufseitige Außenliegeboxen möglich. • Eine spätere anderweitige Nutzung als Bergehalle oder sonstige gewerbliche Verwendung ist nicht verbaut. Ein Rastermaß von 1,25 m, aufgebaut auf einer Liegeboxenbreite, ergibt Binderabstände von 5,00–6,25 m. Allerdings sind bei Binderabständen > 6,25m BS-Pfetten (BS = Brettschichtholz = verleimtes Holz) notwendig um die Eigen- und Schneelasten des Daches abzutragen. • Das außen liegende Melkhaus mit beidseitigen Laufhöfen ist die einfachste bauliche Maßnahme zur Bildung von Leistungsgruppen. • Die im Außenklimastall vorherrschende horizontale Querlüftung wird durch einen eingeschobenen Baukörper nicht gestört. • Der Anteil nicht nutzbaren Raumvolumens über dem Melkbereich entfällt. • Die Errichtung eines außen liegenden Laufhofes (Paddock) unterstützt in besonderer Weise die artgerechte Viehhaltung. Positive Einflüsse auf Gesundheit, Robustheit und Tierverhalten haben darüber hinaus betriebs- und arbeitswirtschaftliche Bedeutung. Zur Erfüllung der Warteraumfunktion sollte der Hof mindestens 2 bis 3 m2/Tier betragen. Abb. 4 Räumliche Trennung von Stall- und Melkbereich garantieren im Stall Erweiterungsmöglichkeiten, gute Übersicht, bestes Stallklima und kostengünstiges Bauen • Aus Kostengründen sind die Böden planbefestigt und werden mit mobilem Schiebegerät entmistet. Zur Jaucheableitung ist ein Gefälle von 2 % in Richtung Lagerbehälter vorzusehen. Ein mit Spalten belegter Längskanal am Futtertisch nimmt die Gülle auf und führt sie zum außenliegenden Güllebehälter. 7 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 5 Ausleuchtung und Belüftung des Offenfrontstalles – einer Sonderform für die Rinderhaltung 3 Bauliche und technische Ausführungsdetails 3.1 Bodenprofil und Entmistung 3.1.1 Spaltenboden Der Spaltenboden mit darunterliegendem Kanal stellt in Deutschland das meistverwendete Entmistungssystem für die Laufstallhaltung dar. Die Klauen der Tiere bleiben hier weitgehend trocken und hart. Außerdem ist die Arbeitsbelastung des Landwirts bei dieser Bodenausbildung am niedrigsten. Um in der kalten Jahreszeit das Zufrieren dieser Böden einzuschränken oder zu verhindern sind, bestimmte Maßnahmen zu treffen: Die Kanaltiefe ≥ 1,4 m, volle Stallbelegung, diverse Güllespülverfahren oder Schieber auf den Spalten. Abb. 6 Offenfrontstall für Mastrinder, nach Südosten geöffnet, der Festmist wird unter dem Barren durchgetreten und mit dem Schlepper zweimal wöchentlich entfernt 3.1.2 Planbefestigte Laufflächen Planbefestigte Laufflächen sind eine gute Alternative zu Spaltenböden. Diese Laufflächen bestehen aus Beton oder Gussasphalt. Damit sich die Tiere trittsicher und rutschfrei bewegen können, sind diese Oberflächen entsprechend zu gestalten. Der Boden wird mit mobilen oder stationären Entmistungsgeräten von Kot und Harn gereinigt. Weiterführende Auskünfte zur Ausführung der Bodenoberflächen erhalten die Bauherren bei den Bauberatern der Landwirtschaftsämter oder -kammern. 8 Abb. 7 Außenklimastall, einhäusig, vierseitig geschlossen, mit Laufhof und Außenfressplatz sowie Warteraum im Freien, im Vordergrund das Melkhaus Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails 3.2 Tragende Konstruktion und Wände 3.2.1 Tragende Konstruktion Konstruktive Ausführung: Ob man Hallen und Ställe freitragend oder mit innenliegenden Stützen ausführt ist in erster Linie keine Frage der Statik, sondern eine Frage der inneren Funktion und Organisation eines Betriebes und seiner daraus resultierenden arbeitswirtschaftlichen Abläufe. Abb. 8 Der Laufhof und der Außenfuttertisch, die Außenliegeboxen werden von den Tieren zu jeder Jahreszeit bevorzugt belegt. Ein Milchviehlaufstall, ein Kälber- oder Jungviehstall, ebenso Mastschweineställe oder Bergehallen können sehr gut mit Innenstützen errichtet werden und trotzdem funktionsgerecht sein. Beispiel Bayern: Im Baugenehmigungsverfahren ist für Stallungen und Hallen mit Stützweiten bis 12 m keine Prüfstatik notwendig, wenn es sich um zimmermannsmäßige Konstruktionen handelt, daher ist die Verwendung solcher Systeme aus Kostengründen sinnvoll. Abb. 9 Der Spaltenboden ist zum Zweck der artgerechten Tierhaltung zweigeteilt. Das Drittel am Futtertisch ist Betonspaltenboden. Die beiden Drittel dahinter sind mit Gummimatten belegt (sog. LOSPA - Matten®) welche dem Tier eine weiche und angenehme Liegefläche bieten. Diese Teilung in Beton- und Gummiboden ist u.a. auch für einen gleichmäßigen Klauenabrieb wichtig. Der Baustoff Holz ist im landwirtschaftlichen Bauwesen in der Regel für die tragende Konstruktion aller Systeme der beste Baustoff. Er ist besonders deshalb vorzuziehen, weil er gegen aggressive Einflüsse aus der Luft und die tierischen Exkremente resistent ist und nur der konstruktive Holzschutz beachtet werden muss. Wenn zunehmend Verbindungsmittel aus Stahl eingesetzt werden, so ist darauf zu achten, dass diese nicht korrodieren können. Sie sind deshalb in nichtrostender Ausführung, entweder verzinkt oder in Edelstahl, zu verwenden. Mit diesen Verbindungsmitteln aus Stahl wird der Forderung nach großen Spannweiten und schnellen Montagemöglichkeiten in Verbindung mit weitgehender Vorfertigung Rechnung getragen. Die meisten Bindersysteme für Hallen basieren auf eingespannten Stützen aus Stahl oder zumindest auf schweren Einzelfundamenten. Mit hölzernen Pendelstützen, die auf einer ohnehin notwendigen Bodenplatte, natürlich mit einer Zusatzbewehrung gegen durchstanzen, aufsitzen, kann auf die kostenintensiven Einzelfundamente verzichtet werden. Abb. 10 Die planbefestigte Lauffläche wird hier mit einem mobilen Schieber saubergehalten. Die Oberfläche kann aus vergütetem Beton oder Gussasphalt bestehen. Die Rinnen führen die Jauche ab. 9 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 11 Eingespannte Stützen (Systemdarstellung) und ihre notwendigen Fundamente sind im Vergleich zu Pendelstützen sehr kostenintensiv Abb. 12 Baumassen von drei Ställen mit gleicher Tierzahl im Vergleich (Verhältnis rot : blau : grün = 4 : 2 : 1) 10 Gegen Auffrieren wird ein nicht bindiger Untergrund, sowie eine Drainage notwendig (Abb. 8). Die notwendige Aussteifung erfolgt durch Andreaskreuze, dort wo sie im innerbetrieblichen Arbeitsablauf nicht im Wege sind. Damit ist eine deutliche Kostenreduzierung zu erreichen. Für größere Tierbestände oder Hallen mit großem Flächenanspruch, z.B. in landschaftlich anspruchsvollen Gegenden, wo auf Kleinteiligkeit der Baumassen Wert gelegt werden muss, bietet es sich an, die Funktionen von Ruhen, Fressen, Melken, Jungviehaufstallung, Kälbern und Lagern von Erntegut zu trennen. Das kann statt einer einzigen Halle mit Firsthöhen von über 10 Metern durch kleinteilige Gebäude, wie zwei- oder mehrhäusige Wirtschaftsgebäude, erreicht werden. Zudem verringern sich bei derartigen Anlagen die Baumassen und somit weiter deren Kosten. Die Forderung nach tier- und artgerechten Haltungsformen erfüllen diese Gebäude, wegen des angebotenen Auslaufes und der Möglichkeit des Freiluftaufenthaltes, im vollen Umfang. Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 13 Zweihäusige Anlage im Gebirge. Mit unterschiedlichen Bodenhöhen in den Häusern könnten dem Steilgelände noch besser Rechnung getragen werden Abb. 14 Diese zweihäusige Anlage in Oberösterreich, ein Milchviehlaufstall für Kühe mit Nachzucht, fügt sich geschmeidig in das vorgegebene Landschaftsprofil ein 11 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 3.2.2 Wände, Bekleidung und Dachhaut Das Hauptmerkmal des Außenklimastalles in überschaubaren Größen ist, dass er ohne Fenster, ohne Wärmedämmung, ohne Lüftungsanlagen auskommt. Also eigentlich ein ganz schlichtes Gebäude aus Tragender Konstruktion und einer Bretterbekleidung mit einer ungedämmten, kleinschuppigen Dachhaut. Die Außenwandbekleidung besteht in der Regel aus sägerauhen, 24 mm starken Brettern (Fi/Ta). Sie werden auf die gesamte Wandhöhe in der notwendigen Schlitzweite (Spaceboard) angebracht. Im unteren Bauliche und technische Ausführungsdetails geschlossenen Bereich werden Deckbretter aufgenagelt, sog. überlukte Schalung oder Leistenschalung, Höhe 2,0–2,5 m. Durch eine mindestens 30 cm hohe Sockelkonstruktion, welche die Bretter von Spritzwasser fernhält, wird der notwendige konstruktive Holzschutz erfüllt (siehe Abbildung 18). Sollte der Sockel z.B. wegen Türen oder Toren störend sein, kann die Stütze auch auf einen angehobenen Stützenfuß aus Stahlbeton oder verzinktem Stahl, H = 30 cm, aufgesetzt werden. Weitere Maßnahmen, wie chemischer Holzschutz, sind nicht erforderlich. Für die Dachhaut haben sich kleinschuppige Materialien am besten bewährt, z.B. Tondach- ziegel oder Betondachsteine. Wellfaserplatten müssen, um eine ausreichende Beoder Entlüftung über die Dachfläche zu gewährleisten, mit Distanzkeilen verlegt werden. Die immer häufiger eingesetzten Trapezbleche benötigen, um Schwitzwasser zu vermeiden, eine teuere Wärmedämmung. Die sog. Antitropf-Beschichtung, ein an der Unterseite angebrachtes Flies, verhindert eine Tropfwasserbildung nicht. Werden jedoch aus konstruktiven Gründen für die Dachhaut Großtafeln aus Blech o.ä. notwendig, so ist auf die Querlüftung des Stalles erhöhtes Augenmerk zu richten. Abb. 15 Aufbau der Spaceboard-Wand von unten nach oben Abb. 16 Aufbau der Spaceboard-Wand in 2 und 3 m Höhe als Horizontalschnitt 12 Abb. 17 Konstruktiver Holzschutz: Eichenstütze und Bekleidung auf angehobenem Sockel H = 30 cm Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 19 Die kleinschuppige Bedachung dieses Stalles wird den Anforderungen aus Gestaltung, Konstruktion und Bauphysik voll gerecht. Ein Unterdach ist nicht notwendig, ja sogar falsch, weil es die Entlüftung über die Dachfläche behindert. auch über die Fugen in den Dachflächen aus dem Stall abgeführt werden. Deshalb sind kleinschuppige Bedachungen oder Faserzementplatten mit Distanzkeilen zu bevorzugen. Abb. 18 Vorbildlicher konstruktiver Holzschutz: Stütze auf Betonsockel und übergreifender Bekleidung, ausreichender Dachüberstand schützt die Bekleidung und die Konstruktion 3.2.3 Ausbildung der Zu- und Abluft Der Außenklimastall unterscheidet sich vom Warmstall vor allem durch bessere Stallklimawerte. Im Warmstall ist eine höhere Raumlufttemperatur immer auch mit hoher Luftfeuchte verbunden und diese, mit Schadstoffen belastete Luft, muss mit hohem Energieaufwand (E-Lüfter) oder einer Trauf-First-Lüftung (Schwerkraftlüftung), aus dem Stall geschafft werden. Beim Außenklimastall stellen sich dagegen durch die günstigere Luftführung, in etwa die gleichen Temperaturen und Feuchtigkeitsgehalte wie in der Umgebungsluft ein. Der Luftaustausch im Außenklimastall unterscheidet sich grundsätzlich von dem des Warmstalles. Im Warmstall sind aufwendige Zu- und Abluftelemente notwendig, damit die von den Tieren erzeugte Wärme mit den Schadgasen nach dem Schwerkraftprinzip von unten nach oben durch eine Firstöffnung abgeführt wird. Der Außenklimastall kommt dagegen ohne Bei großflächigen Dacheindeckungen besteht die Gefahr der Schwitzwasserbildung (siehe Abbildung 20). derartige Vorrichtungen aus (siehe Abbildung 20). Der Luftwechsel im Außenklimastall erfolgt überwiegend horizontal. Bereits leichtester Wind führt die entstandenen Schadgase nach außen. Dazu müssen die Wände perforiert sein (Spaceboard oder Schlitzschalung). Diese Schalung stellt eine Dauerlüftung dar, die je nach Schlitzanteil mehr oder weniger Luft in den Stall lässt. Um Strahlungshitze aus der ungedämmten Dachfläche im oberen Teil des Stalles abzuführen, ist im Firstbereich eine Entlüftungsöffnung notwendig. Diese Öffnung kann waagrecht (siehe Abbildung 26) bzw. senkrecht (siehe Abbildung 27) offen sein. Eine Abdeckung, z.B. mit Firstabdeckhauben o.ä. ist nicht erforderlich. Allerdings kommt hier dem Luftaustausch über die Dachflächen eine große Bedeutung zu (siehe Abbildungen 23 und 24). Dieser Luftaustausch ist leicht sichtbar zu machen mit Rauchversuchen, die verdeutlichen wie schnell dieser Rauch bzw. die Schadgase Abb. 20 Schlechtes Beispiel: Schwitzwasser an der Unterseite dieses Blechdaches, vor nur 18 Jahren aufgebracht, hat diesen Dachstuhl wegen mangelnder Beund Entlüftung zerstört 13 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 21: Das Prinzip der Luftführung im Warmstall Abb.23 Der Rauchversuch zeigt, dass im noch unbelegten Stall über die Fugen der Dachfläche die feuchte Luft schnell und kontinuierlich aus dem Gebäude befördert wird. Abb. 22 Das Prinzip der Luftführung im Außenklimastall Abb. 24 Dieser Stall brennt nicht, der Rauchversuch beweist aber augenfällig, dass kleinschuppiges Bedachungsmaterial gegenüber Großflächentafeln den Stall, über die Dachfläche, als Ganzes besser entlüftet. Für Schlitzweiten der Spaceboard-Wände gelten je nach Windanfall und Winddruck folgende Ausführungsmaße: Hauptwindrichtung: Schlitzanteil > 10 %, z.B. 10 cm breite Bretter in einem Abstand von 1 cm. Andere Stallseiten: Schlitzanteil > 15 %, z.B. 10 cm breite Bretter in einem Abstand von 1,5 cm. Entsprechend der auftretenden Windlast können die Schlitzanteile auch erhöht werden. Es sind Praxisbeispiele mit 50 % Schlitzanteil bekannt (8 cm breite Bretter im Abstand von 8 cm). Die Stallklimawerte sind hier dennoch optimal, Zugerscheinungen treten nicht auf. Das Risiko zu großer Schlitzanteile ist auch deshalb relativ gering, weil sich durch Einnageln von Brettern, verschiebbaren Elementen oder zusätzliches Anbringen einer Windschutzplane der Luftdurchgang jederzeit reduzieren lässt (siehe Abbildung 30–32). 14 Abb. 25 Waagrechte Firstentlüftung mit kleinschuppiger Bedachung Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 28 Senkrechte Firstentlüftung Abb.31 Verschiebbare Spaceboard-Wand aus sägerauhen Brettern, 2,4 cm stark, 8 cm breit, mit Fugen von 8 cm. Je nach Windstärke können hier die Zuluftflächen verändert werden. Das Spaceboard ist hier offen. Abb. 30 Spaceboard-Wand von unten ~2,50 m als Leistenschalung geschlossen Abb. 32 Um das Spaceboard zu schließen braucht es nur um Brettbreite verschoben zu werden. Bei Starkwind ist in diesem Zustand immer noch ausreichend für Frischluft gesorgt, aber es zieht nicht. Abb. 26 Waagrechte Firstentlüftung bei Faserzementplatten Abb. 27 Senkrechte Firstentlüftung Abb. 29 Aufbau einer Spaceboard-Wand: Sägerauhe Bretter, 2,4 cm stark, 8–12 cm breit, mit Fugen von 2–8 cm je nach Windanfall, bilden hier gleichzeitig Lüftungs- und Belichtungsflächen nach dem Motto ‘Viel frische Luft aber keine Zugluft!’ 15 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 3.2.4 Belichtung Der Lichtbedarf bei Tag wird größtenteils durch die Schlitze der Spaceboard-Flächen gedeckt. Zusätzliche Fenster sind in der Regel nicht notwendig. Als obere Grenze der Belichtungsflächen für Tageslicht sollten folgende Werte gelten: Stall für Mastvieh 1/20 der Stallgrundfläche Stall für Zuchtvieh 1/15 der Stallgrundfläche Bauliche und technische Ausführungsdetails Tabelle 2 Richtwerte für die tier- und arbeitsplatzorientierte Beleuchtung; Allgemeinbeleuchtung und Beleuchtung in der Hauptbeleuchtungszone (HBZ) Raumart HBZ Nennbeleuchtungsstärke Allgemeinbeleuchtung (Lux) Milchviehlaufstall Futtertisch Fressplatz Liegebereich Melkstand Milchraum Nennbeleuchtungsstärke in der HBZ 20 50 100 50 Kälberstall allgemein 20 50 Maststall und Jungvieh Futtertisch Liegebereich 20 50 Anmerkung: Um die in der Tabelle angegebenen Nennbeleuchtungsstärken zu realisieren, sind ungefähr die folgenden elektrischen Leistungen je m 2 beleuchteter Fläche zu installieren: Bei Verwendung von Diese Werte sind bei Ställen bis 15 m Stallbreite, mit den Spaceboard-Flächen leicht zu erreichen. Bei größeren Stallbreiten ist es notwendig die Belichtungsfläche zu berechnen und im Bedarfsfall Lichtbänder, Lichtstreifen oder einzelne Lichtplatten in der Dachfläche zusätzlich anzubringen. Um eine unnötige Aufwärmung des Stalles im Sommer zu vermeiden, dürfen die Belichtungsflächen nicht zu groß gewählt werden. für 20 1 x für 50 1 x für 100 1 x für 200 1 x Glühlampen W/m 2 Leuchtstofflampen W/m 2 3 bis 6 9 bis 15 18 bis 30 36 bis 60 1 bis 1,5 2,5 bis 3,5 5 bis 7 10 bis 14 Die angegebenen Werte sind nur ein ungefährer Anhalt. Genauere Angaben können nur durch individuelle Planung ermittelt werden, welche die Raumverhältnisse, die Lampen- und Leuchtendaten, Aufhängehöhe usw. berücksichtigen. Quelle: ALB-Blatt 14.01.08, DIN 189 10 Als notwendige Beleuchtungsstärken für künstliche Beleuchtung sind folgende Werte notwendig (siehe Tabelle 2): 3.2.5 Beheizung und Klimatisierung der Funktionsräume Bauliche Ausführung und technische Ausstattung der Melkhäuser. Die Klimatisierung des Melkstandes und seiner Zubehörräume muss aus Gründen des Arbeitskomforts so angelegt werden, dass die Temperaturansprüche der Menschen erfüllt werden und gleichzeitig der Feuchtigkeitsniederschlag auf die Innenbauteile vermieden wird. Da diese Funktionsräume üblicherweise in Massivbauweise erstellt werden, bedürfen sie der besonderen bauphysikalischen Aufmerksamkeit um Bauschäden auszuschließen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen. Beim Melken entstehen durch die Tiere und den hohen Wasserverbrauch sehr hohe Luftfeuchtigkeiten von 95–100 % relativer Feuchte. Diese hohe, überschüssige Feuchte schlägt sich an den kalten Bauteilen nieder, durchfeuchtet sie und bildet auf Dauer den Nährboden für Schimmel 16 und Algen. Die Sporen des Schimmels sind gesundheitsschädlich für Mensch und Tier, deshalb muss der Feuchteniederschlag und somit die Schimmelbildung vermieden werden. Werden die Bauteile durch Beheizung ausreichend erwärmt, kondensiert an ihnen keine Feuchte. Da die Melkstände nur kurze Zeit beheizt werden, sind Wärmequellen mit hoher Heizleistung (siehe Tabelle 3) notwendig. Eine Fußbodenheizung ist dafür weniger geeignet, da sie zu niedrige Vorlauftemperaturen aufweist um Bauteile ausreichend zu temperieren. Tabelle 3 Heizungsarten und deren Bewertung. Das Elektrogebläse stellt aus der Gesamtheit der Forderungen die beste und kostengünstigste Beheizungsform dar. Heizungsart Wärmeträger Energieart Investitionskosten Bewertung Elektrogebläse Luft Drehstrom niedrig sehr gut Elektrostrahler Infrarotstrahlung; Luft Drehstrom oder niedrig gut Konvektionsheizung Warmwasser mittels Konvektoren oder Radiatoren Holz, Öl, Gas evtl. auch Elektro mittel schlecht Warmluftheizung Luft Holz,Öl, Gas mittel schlecht Gasstrahler Infrarotstrahlung; Luft Flüssiggas mittel sehr schlecht Fußbodenheizung Warmwasser, Elektro Holz, Öl, Gas Flüssiggas hoch sehr schlecht Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 3.3 Bauliche und technische Ausführungsdetails Beispielhafte Lösungen aus der Praxis Die Entwicklung kostengünstiger, aber funktionssicherer und arbeitswirtschaftlich optimierter, dabei aber ansprechender, schöner Gebäude und Stallsysteme ist wichtiger denn je. Ziel solcher Stallkonstruktionen muss es sein mit 3 500 1 je Milchkuhplatz (Mastrinder 750 1 je Stallplatz, Mastschweine 350 1 je Stallplatz) Investitionssumme (Stand 2000/2001) auszukommen, da auf dieser Höhe für den Durchschnittsbetrieb die finanziell tragbare Obergrenze liegt. Um eine möglichst konkrete und für Interessenten auch nachvollziehbare Beratungsaussage zu entwickeln, wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur die Errichtung von 7 Pilotstallungen, die diesen Bedingungen entsprechen, angeregt und vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten gefördert. Damit sind technische Lösungen gezeigt worden, die einen deutlichen Impuls zu kostenbewusstem Verhalten für bauwillige Landwirte gesetzt haben. Abb. 33 Offenfrontstall, einhäusig, mit seitlich angebautem Melkbereich Abb. 34 Außenklimastall als Offenfrontstall mit seitlich angefügtem Melkbereich, Laufhof in Verlängerung des Futtertisches und am Melkhaus Abb. 35 Außenklimastall, einhäusig, mit frontseitig angebautem Melkbereich, Laufhof und Außenfuttertisch 17 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 36 Außenklimastall, zweihäusig, mit frontseitig angebautem Melkbereich, Laufhof zwischen Liegehalle und Futtertisch; Jungvieh und Kälber mit Auslauf. Abb. 37 Außenklimastall, vierhäusig, mit seitlichem Melk- und Jungviehbereich, Laufhöfe zwischen Liegebereichen und Futtertisch. 3.3.1 Der einhäusige Offenfrontstall für Milchvieh 3.3.3 Der zweihäusige Stall für Milchvieh 3.3.4 Der mehrhäusige Stall für Milchvieh Dieser ist nach einer Längsseite offen. Meist ist das die Südost-Seite. Diese Öffnung ermöglicht eine besonders gute Belüftung des Stalles, aber auch gute Erweiterungsmöglichkeiten am Futtertisch. An den Kopfseiten ist es möglich Laufhöfe oder weitere Liegeboxen anzubauen. Achsen für Gülle und Entmistung sind gerade und ohne Unterbrechung Der zweihäusige Stall gliedert gewissermaßen die Fläche einer großen Halle auf in zwei kleinere, niedrigere Gebäude. Der mehrhäusige Stall gliedert sich in zwei, drei, oder mehrere Gebäude. Das ergibt eine weitere Reduzierung der Baumassen und somit der Baukosten. Der Bereich für Kälber, Jungvieh und das Melken ist das dominierende Gebäude, auch höhenmäßig. Dessen Standort sollte tunlichst im Nordwesten sein. Dadurch wird ein gewisser Windschutz erreicht. 3.3.2 Der einhäusige (geschlossene) Stall für Milchvieh Dieser ist allseitig geschlossen, jedoch an allen vier Seiten mittels Spaceboard-Schalung für eine optimale Lüftung geöffnet. Für den Melkbereich bieten sich alle vier Seiten des Gebäudes an, je nach einzelbetrieblicher Erfordernis. 18 Dadurch wird eine sehr zurückhaltende bauliche Entwicklung erreicht, die aber den gleichen Flächeninhalt aufweist wie eine Einzelhalle der gleichen Grundrissfläche und Funktion. Gleichzeitig wird eine sehr tier- und artgerechte Haltungsform für Rinder geschaffen. Ein zusätzlicher Laufhof ist nicht notwendig, da dieser am Futtertisch ausreichend vorhanden ist. Die Baumassen reduzieren sich ca. um die Hälfte. Die sehr zurückhaltende bauliche Entwicklung eignet sich in besonderem Maße für sensible Bauorte. Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails 3.3.5 Der einhäusige Stall für Mastrinder Dieser Einraumstall besteht aus zwei Reihen Mastrindern auf Tretmist und mittigem Futtertisch. Die Halle hat hohe Seitenwände > 4,50 m. Damit ist dieser intensiv belegte Stall sehr gut zu belüften, aber auch für jedwede anderen Nutzung offen. Abb. 39 Auslauf für Kälber; die Tiere können jederzeit zwischen Stall und Auslauf frei wählen Abb. 38: Außenklimastall für Mastbullen im Tretmistverfahren Abb. 40 Der Auslauf für Milchkühe wird bei Regen wie bei Schnee besonders gerne aufgesucht 19 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails 3.4 Der Laufhof als Bestandteil einer artgerechten Tierhaltung Der Laufhof bietet jeder Tierart die Möglichkeit, in begrenzter Form, zum Orts- und Klimawechsel. Die Tiere können nach eigenem Bedürfnis jederzeit oder gezielt nach Fütterungszeiten etc. diesen Laufhof aufsuchen. Der Klimareiz, durch den Wechsel zwischen Sonne, Wind und Wetter ist gesundheitsfördernd. In der Mastschweinehaltung wird der Auslauf von Hygienikern jedoch noch kritisch bewertet. Hier stehen noch Untersuchungen aus. Auch die Gefahr des Sonnenbrandes besteht und erfordert evtl. Beschattungsmaßnahmen. Abb. 41 Der Auslauf wird von Kälbern und Jungvieh während des ganzen Jahres gerne aufgesucht. Er bietet den heranwachsenden Tieren die Möglichkeit alle Klimareize zu nutzen. Für die positive Entwicklung der Zuchttiere ist dies unverzichtbar. Dieser Stall ist ein sehr gutes Beispiel für eine artgerechte Tierhaltung und entspricht den Vorstellungen des Tierschutzes und den ökologischen Richtlinien. Abb. 42 Auch Schweine nehmen in der aktiven Tagesphase den Auslauf gerne an. Allerdings sind sie, wie der Mensch auch, sonnenbrandgefährdet. Abb. 43 Der Außenfuttertisch mit Auslauf für Mutterkühe ist bei der Umnutzung bestehender Bausubstanz eine gute Alternative. Die Futtervorlage mit dem Schlepper und das Entmisten mit technischem Gerät erleichtert dem Landwirt die Arbeit. 20 Die auf dem Laufhof anfallende Jauche und Gülle wird mit stationären oder mobilen Schiebegeräten von den flüssigkeitsdichten Böden in Güllebehälter befördert. Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz 3.5 Bauliche und technische Ausführungsdetails Gut gestaltete Höfe und/oder Stallgebäude 3.5.1 Der Betrieb Zierler im Salzkammergut/Oberösterreich Dieser Hof ist, wie viele andere im Land Oberösterreich, vom Land gefördert und im Rahmen eines Pilotprojektes ausgezeichnet worden. Er ist ein hervorragendes Beispiel für die gute Zusammenarbeit von Landwirt, Beratung und Architekt. Abb. 44 Axonometrie des Bio-Hofes Zierler. Oben der Stall, unten Wohnhaus, links die Remise. Harmonisch eingebunden in die wunderschöne Umgebung ist dies ein besonders gelungenes und deshalb nachahmenswertes Beispiel Abb. 45 Die Westansicht des Stallgebäudes zeigt die aufgesetzte Dachentlüftung. Optimale Entlüftung nach oben, die hohen Niederschläge wie Schnee und Wasser bleiben draußen. Abb. 46 Stallgrundrisse mit Funktionsräumen des Betriebes Zierler 21 Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 47 Der Lageplan macht deutlich, dass in diesem schwierigen Gelände jeder Quadratmeter gut beplant werden muss Abb. 48 Der Giebel des Stallgebäudes mit der aufgesetzten Dachentlüftung. Konstruktive Elemente im Aufsatz erinnern an ortsübliches Bundwerk Abb. 50 Der Neubau fügt unaufdringlich an die vorhandene Bausubstanz an Abb. 49 Der hohe, luftige Stall, konsequent in Holz ausgeführt, bietet für Tier und Mensch zu allen Jahreszeiten ein optimales Kleinklima. 22 Abb. 51 Die Jalousien in der Laterne vermeiden das Eindringen von Flugschnee Landwirtschaftliche Betriebsgebäude in Holz Bauliche und technische Ausführungsdetails Abb. 52 BS-Binderhalle als Offenfrontstall, mit zusätzlichen Lüftungsluken für die heiße Jahreszeit. Diese Halle kann bei Bedarf sehr schnell einer anderen Nutzung zugeführt werden. Abb. 53 Lüftungsluken des Stalles der Abbildung 52. Diese Luken sind leicht zu bewegen, können nach Bedarf geöffnet werden und bringen, z.B. im Sommer, zusätzlich Luft in den Stall. Abb. 54 Dieser mehrhäusige Stall fügt sich behutsam in die Landschaft ein. Der Ortsrand wird durch überdimensionierte Gebäude nicht beeinträchtigt. Abb. 55 Dieser Flachdachbau des Betriebes M. Lang, eine Planung des Architekten Josef Schütz aus Haslach in Oberösterreich, erfüllt alle Erfordernisse hinsichtlich Gestaltung, Einbindung in die Umgebung, Stallklima und Wirtschaftlichkeit. Abb. 56 Der Betrieb Fr. Zauner in Neuhofen a.d. Krems OÖ ist ein wunderschöner Vierkanthof. Der notwendige Neubau für 400 Mastschweine muss sich der vorhandenen Bausubstanz unterordnen. Abb. 57 Und so besticht dieses Gebäude durch klare Einfachheit in Konstruktion, Funktion und Gestaltung. 23 ® Und Deine Welt hat wieder ein Gesicht. EGH Entwicklungsgemeinschaft Holzbau in der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung