St. Petersburg Sehenswürdigkeiten
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St. Petersburg Sehenswürdigkeiten
St. Petersburg Mai 2008 Sehenswürdigkeiten zusammengefasst und illustriert von Heiner Kranz Übersicht 1 Peter-und-Paul-Festung ................................................................................................................... 3 2 Admiralität...................................................................................................................................... 5 3 Kunstkammer ................................................................................................................................. 6 4 Eherner Reiter ................................................................................................................................ 7 5 Sommergarten ................................................................................................................................ 7 6 Isaaks-Kathedrale ........................................................................................................................... 8 7 Kasaner Kathedrale ......................................................................................................................... 9 8 Menschikow-Palast ........................................................................................................................ 10 9 Tschesme-Kirche........................................................................................................................... 11 10 Jussupow-Palast........................................................................................................................ 11 11 Auferstehungskirche.................................................................................................................. 12 12 Smolnij-Kloster.......................................................................................................................... 12 13 Alexander-Newskij-Kloster ......................................................................................................... 13 14 Mariinskij-Theater ..................................................................................................................... 14 15 Alexandra-Theater .................................................................................................................... 15 16 Katharinenpalast ....................................................................................................................... 15 17 Peterhof ................................................................................................................................... 25 Anhang 18 Bartolomeo Francesco Rastrelli .................................................................................................. 32 Sehenswürdigkeiten in St. Petersburg 1 Peter-und-Paul-Festung Keimzelle von Sankt Petersburg ist die auf einer kleinen Insel im Newa-Delta angelegte Peter-Paul-Festung. Am 16. Mai 1703 soll der erste Spatenstich erfolgt sein, im Herbst desselben Jahres arbeiteten ca. 20 000 Männer an der Errichtung des Bollwerks. Erdwälle wurden aufgeschüttet und mit hölzernen Befestigungsbauten versehen. Der Schweizer Architekt Domenico Trezzini ließ die Erdwälle 1706 durch eine 2,50 - 4 m dicke Steinummauerung in der Form eines unregelmäßigen Sechsecks ersetzen. Seine Eckpunkte sichern Bastionen. Sie sind nach den Adligen benannt, die ihren Bau leiteten. Der Bau aller Befestigungsanlagen war in der ersten Hälfte des 18. Jh.s vollendet. Die den Mittelpunkt der Festung bildende Peter-Paul-Kathedrale entstand 1712-1733; die übrigen Bauten kamen im Laufe des 18. und 19. Jh.s dazu. Die der Newa zugewandten Festungsmauern versah man 1770-1780 mit einer Granitverkleidung. Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jh.s wurden der Festung sogenannte Ravelins (Vorbefestigungen) vorgebaut, der Alexander-Ravelin im Westen ist nach dem Vater Peters d. Gr. benannt, der Johannes-Ravelin im Osten verdankt seinen Namen dem Bruder des Stadtgründers. Im Norden bot das Kronwerk zusätzlich Schutz. Das als Befestigungsanlage konzipierte Bauwerk musste seiner eigentlichen Funktion nie gerecht werden. Seit 1717 nutzte man einen Teil als Gefängnis. Der Sohn Peters d. Gr. war der erste einer langen Reihe prominenter politischer Gefangener. Es folgten Radischtschew, der mit seiner "Reise von Petersburg nach Moskau" den Unmut der Herrschenden auf sich gezogen hatte, die Dekabristen, Maxim Gorkij, A. l. Uljanow, der Bruder Lenins, und viele andere. Die letzten Gefangenen des zaristischen Regimes waren die Soldaten des Paulschen Regiments. Sie wurden nach der Februarrevolution befreit. Jeden Tag um 12 Uhr wird von der Naryschkin Bastion ein Kanonenschuss abgegeben - eine Gewohnheit, der man schon seit dem 18. Jh. nachkommt. Jeder Einwohner Petersburgs sollte auf diese Weise die genaue Uhrzeit erfahren. Hauptzugang der Peter-Paul-Festung ist das Peterstor, das man nach Passieren der Johannesbrücke und des Johannestores, einem Bestandteil der östlichen Vorbefestigung, durchschreitet. Der Eintritt in den Festungsbereich ist frei, Eintrittsgeld muss lediglich für den Besuch der Museen und der Peter-Paul-Kathedrale gezahlt werden (Kasse innerhalb des Festungsbereiches, rechts vom Johannestor). Das Peterstor wurde zunächst in Holz (1708), später in Stein (1717-1718) in der Art eines Triumphbogens errichtet. Über dem Durchfahrtsbogen prunkt der doppelköpfige russische Adler. Das Relief darüber "Der Erdsturz des Simon durch den Apostel Petrus" stammt von Konrad Osner. Der Künstler verlieh dem Apostel die Züge Peters d. Gr., so soll das Relief die Überlegenheit des Zaren gegenüber seinen Feinden symbolisieren. Die Figuren in den Nischen neben dem Torbogen sind links die Kriegsgöttin Beilona und rechts die Göttin der Weisheit Minerva. In dem 1748-1749 gebauten Ingenieurhaus ist eine Zweigstelle des Museums für Stadtgeschichte untergebracht (Architektur von St. Petersburg und Petrograd vom Beginn des 18. bis zum Beginn des 20. Jh.s; u.a. Originalzeichnungen und Modelle von bedeutenden Bauwerken). Ein erstes Gebäude der Hauptwache entstand 1743, Anfang des 20. Jh.s erfuhr es entsprechend dem klassizistischen Zeitgeschmack erhebliche Veränderungen. Heute ist es Sitz der Direktion des Historischen Museums. Lebhafte Diskussionen gab es um ein vor der Hauptwache aufgestelltes modernes Denkmal Peters d. Gr. Der russische Bildhauer Michail Schemjakin, der seine Heimat 1972 verlassen musste, schuf eine Bronzefigur, die deutliche Bezüge zu einem Werk Rastrellis aus dem Jahre 1725 aufweist. Dieser hatte kurz vor dem Tode Peters d. Gr. den Zaren lebensgroß, auf einem Stuhl sitzend, in Wachs nachgebildet. Bei Schemjakins Bronzeversion ist der Kopf des Stadtgründers im Vergleich zu dem massigen, schweren Körper ausgesprochen klein ausgefallen, auffallend sind die unwirklich langen verkrampften Finger des Zaren auf den Armlehnen des Sessels. Wer auf dem Wasserwege die Peter-Paul-Festung erreicht, legt am Kommandanten-Landesteg an und betritt die Festung durch das Newa-Tor. Es wurde 1730 errichtet und um 1785 umgebaut. An jeder Seite des Torbogens ruhen zwei dorische Säulen auf Granitblöcken. An der Innenwand des Tordurchgangs sind die Hochwasserstände der Newa markiert. Durch das Newa-Tor verließen die zum Tode Verurteilten bei Nacht die Festung, man brachte sie zur Festung Schlüsselburg oder an einen anderen abgelegenen Ort, wo sie exekutiert wurden. In dem ehemaligen Wohnhaus des Festungskommandanten (erbaut 1743-1746) befanden sich einst auch das Büro der Festungsverwaltung und der Gerichtssaal, in dem die Gefangenen verhört wurden. Seit 1975 ist in dem Gebäude eine Zweigstelle des Historischen Museums von St. Petersburg untergebracht (Geschichte von St. Petersburg und Petrograd, 1703-1917). Der Gerichtssaal ist wieder so hergerichtet wie er im Juli 1826 aussah, als hier die Urteile für die Dekabristen verkündet wurden. Der Platz, von dem aus sie den Richterspruch vernahmen, ist mit einem Marmorstein bezeichnet. Fast gleichzeitig mit den ersten Befestigungsbauten entstand im Zentrum der Anlage eine hölzerne Kirche. In den Jahren 1712-1733 ersetzte man diese durch eine steinerne, die als Begräbniskirche der Zaren diente. Architekt war der Schweizer Domenico Trezzini. Ungewöhnlich für die russische Sakralbaukunst ist der Grundriss: Bei dem Gebäude handelt es sich um eine 64 m lange und 30 m breite Hallenkirche. Das Äußere der ansonsten schlichten Kirche beherrscht der 122,50 m hohe Glockenturm - eines der Wahrzeichen von Sankt Petersburg. Für lange Zeit war die Kirche, wie es Peter d. Gr. angeordnet hatte, das höchste Bauwerk der Stadt (auch heute ist nur der Fernsehturm höher). Die vergoldete Turmspitze krönt eine Wettertahne in der Gestalt eines Engels. Er trägt ein 7 m hohes Kreuz. Die ursprünglich hölzerne Spitze wurde 1830 bei einem Sturm beschädigt. Da es zu teuer war, ein Gerüst zu errichten, suchte und fand man einen Freiwilligen, der Engel und Kreuz unter Einsatz seines Lebens wieder aufrichtete. Für seine heldenhafte Tat bekam der Bauer Tjoluschkin vom Zaren Geld und Kleidung und - so will es die Legende - den 'Goldenen Becher', d.h. er durfte in jedem Gasthaus des Landes, soviel er wollte, kostenlos trinken. Schon bald soll er seinem reichen Wodkakonsum erlegen sein. In den Jahren 1857-1858 ersetzte man die Holzspitze durch eine etwas höhere Metallspitze, die der der Admiralität gleicht. Der Kircheninnenraum wird von Säulen in drei Schiffe gegliedert. Als Schmuck dienen ornamentale Wandmalereien und Stuckarbeiten sowie Kopien von im Nordischen Krieg erbeuteten Fahnen. Beginnend mit Peter d. Gr. sind in der Peter-Paul-Kathedrale alle Zaren bis Alexander III. (ausgenommen Peter II. und Iwan VI.) beigesetzt. Abgesehen von dem roten bzw. grünen Marmorsarkophag von Alexander II. und seiner Gattin sind alle Sarkophage aus weißem Carraramarmor. Ungewöhnlich für eine orthodoxe Kirche ist das Vorhandensein einer Kanzel. Sie soll nur ein einziges Mal benutzt worden sein: Von hier wurde die Exkommunikation Tolstois 1902 nach dem Erscheinen seines Romans "Auferstehung" verkündet (er übt darin heftige Kritik an der Orthodoxie). Der holzgeschnitzte vergoldete Ikonostas gleicht einem Triumphtor, eine Anspielung auf die im Nordischen Krieg errungenen Siege. Er wurde 1722-1726 nach einem Entwurf von Sarudny im Stil des Russischen Barock geschaffen. Geschmückt ist der Ikonostas - eine Neuerung in der russischen Kunst - mit Vollplastiken. Ein Verbindungsgang, in dem Fotos, Konstruktionspläne und andere Materialien zur Baugeschichte der Festung ausgestellt sind, führt von der Peter-Paul-Kathedrale in die nordöstlich angebaute Grabkapelle (erbaut 1896-1908). Hier fanden verschiedene Mitglieder der Zarenfamilie ihre letzte Ruhe. Beigesetzt wurde in der Kapelle auch der am 21. April 1992 in Miami verstorbene Großfürst Wladimir Romanow, Sohn eines Cousins des letzten Zaren Nikolaus II. Neben der Hauptfassade der Peter-Paul-Kathedrale entstand 1762 -1766 ein kleines eingeschossiges Gebäude, in dem das Boot Peters d. Gr. auf bewahrt wurde, mit dem er seine ersten Navigationsversuche unternahm (heute befindet es sich im Zentralmuseum der Kriegsmarine; -Börse). Die Ost und Westfassade des barock-klassizistischen Bauwerks schmücken dorische Portiken. Ferner zieren dorische Pilaster und hohe Rechteckfenster den Pavillon. Die hölzerne Frauenstatue auf dem Dach ist eine Allegorie der Schifffahrt (geschaffen 1891). Gegenüber der Hauptfassade der Peter-Paul-Kathedrale befindet sich die Münze. Sie wurde 1716 gegründet. Vor der Fertigstellung des heutigen Baus (1806) wurde Metallgeld in einer der Festungsbastionen geprägt. Noch heute werden in der Münze Kleingeld, Medaillen und Orden hergestellt. Die Trubezkoj-Bastion diente ebenso wie der Alexander-Ravelin bis zur Oktoberrevolution als Gefängnis. Heute ist dort ein Museum ein gerichtet, die ehemaligen Gefängniszellen können besichtigt werden. 2 Admiralität Die Admiralität erhebt sich am südlichen Newa-Ufer zwischen Dekabristenplatz und Schlossplatz. Ihre prächtige, vergoldete Turmspitze, auf die drei Hauptstraßen von St. Petersburg, der Newskij Prospekt, Gorochowaja Uliza und der Wosnesenskij Prospekt, sternförmig zulaufen, gilt als Wahrzeichen der Stadt. Seit 1925 ist in der Admiralität eine Marinehochschule untergebracht. Kurz nachdem man den ersten Spatenstich zum Bau der Peter-undPaul-Festung getan hatte, wurde 1704/1705 mit der Errichtung einer Schiffswerft begonnen. Schon der erste Komplex hatte ebenso wie die heutige Admiralität einen U-förmigen Grundriss. Allerdings umgaben damals, als Schutz vor etwaigen Angriffen, hohe Erdwälle und ein Wassergraben das Bauwerk, in dessen Innenhof die ersten Schiffe der russischen Flotte gebaut wurden. In der unmittelbaren Umgebung waren prunk volle Paläste und breite Straßenzüge entstanden. So wurde auch die Schiffswerft zwischen 1806 und 1823 unter der Leitung des Architekten Sacharow in ein Repräsentationsgebäude verwandelt, die Wassergräben wurden zugeschüttet und die Festungswälle abgetragen. Heute präsentiert sich die Admiralität als ein in drei Teile gegliedertes klassizistisches Bauwerk: Der 407m langen Hauptfassade sind zwei jeweils 163m lange Seitenflügel zugeordnet. Die volle Länge der Hauptfassade überblickt man nur von der dem Alexandergarten zugewandten Südseite der Admiralität. Um 1870 legte man vor der Südfassade der Admiralität eine kleine Garten (Alexander- oder Admiralitätsgarten) an. Ein hübscher Springbrunnen und einige Büsten schmücken die Parkanlage. 3 Kunstkammer Das Museum für Anthropologie und Ethnographie, das ersten staatliche öffentliche Museum Russlands, wurde im Jahre 1714 von Peter dem Grossen gegründet und auch unter dem Namen "Kunstkammer" bekannt. Von Anfang an als wissenschaftliches Erforschung Menschen Museum Zaren. der Natur gedacht, als Im Zentrum und des begann das Raritatenkabinett Jahre zur 1724 wurde des die Kunstkammer der gerade gegründeten Petersburger Akademie der Wissenschaften angegliedert. Mehr als 100 Jahre lang war sie eine bedeutende Forschungseinrichtung, die Kunstsammlungen, wissenschaftliche Expositionen, die Bibliothek und archäologische Funde umfasste. Bis in die Gegenwart hinein wird dort auch Peters berühmte Sammlung anatomischer und biologischer Präparate ausgestellt. Dank den Schenkungen seitens der russischen Zarenfamilie und ihrer finanziellen Unterstutzung für die von der Akademie der Wissenschaften organisierten Expeditionen vergrößerten sich die musealen Sammlungen. In den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kunstkammer in mehrere Museen aufgeteilt, die einzelnen Wissenschaftszweigen gewidmet waren. Dazu gehörte auch das Ethnographische Museum, das Kenntnisse über die Vielfältigkeit der Volker und ihre Kulturen verbreiten und erweitern sollte. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Museumssammlungen zu einer der bedeutendsten ethnographischen, anthropologischen und archäologischen Kollektionen der Welt. Zu den herausragendsten Exponaten gehören die von Kapitän Cook auf seiner letzten Weltumsegelung gesammelten Gegenstande. Zur Zeit verfügt das Museum über mehr als 1,8 Millionen Exponate: 250000 ethnographische, 500000 archäologische und 380000 anthropologische Objekte sowie 800000 Bilddokumente aus aller Welt. Die ständigen Ausstellungen zeigen die traditionellen Kulturen der Volker Amerikas, Asiens, Australiens und Ozeaniens; eine separate Ausstellung präsentiert die Geschichte der Kunstkammer. Im Turm der Kunstkammer, in dem sich früher die erste Sternwarte Russlands befand, ist auch das im Jahre 1947 gegründete Lomonossow-Museum untergebracht. Es ist der anfänglichen Etappe der Akademie der Wissenschaften und Michail Lomonossow, einer der groten Personlichkeiten der russischen Aufklarung, gewidmet. Lomonossow (1711-1765) wurde als Forscher mit enzyklopädischem Wissen berühmt, der einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der modernen Wissenschaft geleistet hat. Ihn kann man mit seinen großen Zeitgenossen Leibnitz, Franklin und Voltaire vergleichen. Im Museum sind Dokumente und Objekte aus der Lomonossows Zeit wie Instrumente, Bucher, Portraits, Gravuren, sowie auch persönliche Gegenstande dieses ersten russischen Akademiemitglieds ausgestellt. Die Ausstellung zeigt weiterhin die Rekonstruktion des Interieurs im Sitzungssaal der Akademischen Versammlung und des Gelehrtenkabinetts, die Geschichte der russischen Astronomie, das Grosse Gottorfer Globus-Planetarium, das 1664 in Deutschland hergestellt wurde und 1717 als Geschenk an Peter nach Sankt Petersburg kam. Im Jahre 1747 durch einen Brand der Kunstkammer zerstört, wurde es bis 1755 restauriert. 4 Eherner Reiter Das Denkmal Peters d. Gr., nach einem Gedicht Puschkins vielfach auch als "Eherner Reiter" bezeichnet, beherrscht den Dekabristenplatz. Die Sankt-Petersburger haben eine besondere Beziehung zu diesem Abbild Peters l., so ist das Denkmal eine beliebte Fotokulisse für Hochzeitspaare, und fast immer liegen Blumen vor dem Sockel des dem sich Reiterstandbilds Geschaffen wurde die Reiterfigur auf aufbäumenden Pferd von dem Bildhauer Etienne Maurice Falconet 1766-1778. Den von einem Lorbeerkranz geschmückten Kopf des Zaren hat allerdings seine Schülerin Marie Collot in einer einzigen Nacht gegossen. Dargestellt ist Peter d. Gr., der auf die Newa blickt, als eine energische Persönlichkeit. Die Schlange, die von den Hufen seines Pferdes zertreten wird, kann als Sinnbild über wundener Falschheit gedeutet werden. Ross und Reiter erheben sich auf einem mächtigen Felsmonolithen. Der ursprünglich 1600 t schwere Koloss wurde gut 10 km von St. Petersburg entfernt gefunden und in einem mühevollen Transport, teils zu Lande, teils zu Wasser (ein besonderes Schiff wurde dafür konstruiert), in die Zaren-Metropole gebracht. Doch Katharina d. Gr. scheute, in dem Bestreben, Peter d. Gr. - und damit zugleich auch sich selbst - ein würdiges Denkmal zu setzen, weder Kosten noch Zeitaufwand. Als Inschrift wählte die Zarin, angeblich auf Empfehlung von Falconet, die in russisch und lateinischangebrachte Widmung "Peter dem Ersten, Katharina die Zweite, 1782". Enthüllt wurde das Denkmal am 7. August 1782, dem hundertsten Jahrestag der Thronbesteigung Peters des Großen. 5 Sommergarten Am linken Newa-Ufer, gegenüber der Festung ließ Peter kurz nach der Stadtgründung den Sommergarten anlegen. Innerhalb des ausgedehnten Geländes wurden der Sommerpalast und einige kleinere Pavillons errichtet. Ursprünglich war der Park viel größer als heute, er erstreckte sich bis zum Newskij Prospekt. Im Sommer fanden hier häufig Tanzabende statt, militärische Siege und andere Feierlichkeiten wurden mit Feuerwerken begangen. Doch die Nachfolger Peters d. Gr. bevorzugten andere Sommerresidenzen außerhalb Petersburgs. So fielen Teile des Areals dem schnell fort schreitenden Ausbau der Zarenmetropole zum Opfer. Angelegt war der Sommergarten einst im Barockstil, zahlreiche Springbrunnen schmückten ihn. Nach einem Hochwasser im Jahre 1777 erneuerte man die Fontänen jedoch nicht mehr und verzichtete künftig darauf, die Bäume zu beschneiden. Heute präsentiert sich der Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens mit altem Baumbestand, einem kleinen See und Grasflächen. Bänke laden zum Verweilen ein. Erhalten sind noch eine Vielzahl der Marmorplastiken, die im 17./18. Jh. von italienischen Künstlern gefertigt wurden und die Hauptwege schmücken. Dargestellt sind u.a. die schwedische Königin Christine, Alexander d. Gr., Mark Aurel und viele allegorische Figuren. Nahe des Teehauses wurde 1855 das Denkmal für den Dichter Iwan Krykow (1768-1844) enthüllt. Die Reliefs am Sockel stellen Szenen aus seinen Fabeln dar. Beim Südeingang stellte man 1839 eine 5 m hohe Vase aus Porphyr auf, ein Geschenk des schwedischen Königs Karl XIV. Einem Teil der Öffentlichkeit, nämlich dem "anständig gekleideten Publikum", steht der Park seit Anfang des 19. Jh.s offen, seit der Oktoberrevolution ist er für jeden kostenlos zugänglich. Zum Newa-Ufer hin fasste man den Sommergarten 1784 mit einem schmiedeeisernen Gitter ein (entstanden 1773-1777). Als Schöpfer gilt der Architekt Jurij Veldten. Ihm gelang ein außergewöhnlich kunstvolles Werk. Das Gitter mit seinen vergoldeten Rosetten und Spitzen wird von Säulen aus rosa Granit gehalten. 6 Isaaks-Kathedrale Gebaut 1818 – 1858 durch den Architekten Montferrand. Die Isaaks-Kathedrale, die die Nordseite des Isaakplatzes begrenzt, ist die prächtigste Kirche St. Petersburgs. Darüber hinaus zählt sie mit ihren beinahe schon überdimensionalen Ausmaßen - sie ist 111 m lang, 97 m breit und 101,50 m hoch - zu den größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Gottesdienste fanden hier bis zur Oktoberrevolution statt, 1928 beschloss man, die Kirche in ein Museum zu verwandeln, das 1931 seine Tore öffnete. Mit der zunehmenden Religionsfreiheit in der Sowjetunion konnte erstmals 1990 wieder ein Gottesdienst in der Kathedrale abgehalten wer den, es folgten im Januar 1991 und 1992 besonders feierliche russisch orthodoxe Weihnachtsgottesdienste. Eine erste dem hl. Isaak von Dalmatien, dessen Gedenktag mit dem Geburtstag Peters d. Gr. zusammenfällt, geweihte Kirche wurde wenige Jahre nach der Gründung von St. Petersburg errichtet. An der Stelle der heutigen Isaaks-Kathedrale entstand in den Jahren 1768-1802 ein Kirchenbau, der jedoch schon bald nach seiner Vollendung als nicht imposant genug erschien. So beschloss m nach dem Sieg über Napoleon, ihn durch einen eindrucksvolleren Bau zu ersetzen. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben. Allein der zu dieser Zeit völlig unbekannte französische Baumeister Auguste Ricard de Montferrand reichte dafür 24 Entwürfe ein, die den unterschiedlichsten Stilrichtungen zuzuordnen waren. Alexander l. zeigte sich von ihnen beeindruckt und entschied sich für Montferrands klassizistische Version. Während des Zweiten Weltkrieges war die Isaaks-Kathedrale ein bevorzugtes Ziel für die Angreifer. Sofort nach Kriegsende wurden das Innere und Äußere restauriert, einzelne Granatsplitter sieht man allerdings noch heute vor allem an der Südfassade. Beachtung verdienen ferner zahlreiche Exponate zur Baugeschichte der Kathedrale (Fotos, Zeichnungen und einige Konstruktionsmodelle). 7 Kasaner Kathedrale Eines der auffallendsten Gebäude in St. Petersburg ist die Kasaner Kathedrale (Kathedrale der Gottesmutter von Kasan) am — Newskij Prospekt, in der von 1932 bis 1990 das Museum für die Geschichte der Religion und des Atheismus untergebracht war. Nun heißt es Museum der Religionsgeschichte, in einem Flügel der Kathedrale finden aber auch wieder Gottesdienste statt. An die dem Newskij Prospekt zugewandte Seitenfassade des im Grundriss kreuzförmigen Bauwerks schließt eine Kolonnade mit in vier Reihen angeordneten korinthischen Säulen, von denen jede 13m hoch ist. Die Enden des Säulenumgangs sind als mächtige Portale mit Attiken ausgebildet. Woronichin entschied sich für diesen ungewöhnlichen Grundriss, da in einer orthodoxen Kirche der Altar nach Osten ausgerichtet sein muss, der Haupteingang demnach im Westen liegt. Doch sollte gerade auch die dem Newskij Prospekt zugewandte Nordfassade besonders prächtig gestaltet sein. Um einen ausgewogenen Bau zu schaffen, sah Woronichin vor, an der Nord- und Südfront der Kathedrale halbrunde Kolonnaden zu errichten, die durch eine doppelte Säulenreihe miteinander verbunden werden sollten. Nach dem Ausbruch des Vaterländischen Kriegs 1812 wurde dieser Entwurf nicht mehr verwirklicht, und es blieb bei der bereits fertiggestellten nördlichen Kolonnade. Über der Vierung der Kirche erhebt sich die 71 m hohe Kuppel. Die Kathedrale besitzt drei jeweils mit einem Portikus geschmückte Eingänge. Die Bronzetüren des Nordeingangs sind denen des Baptisteriums (Paradiespforte) in Florenz nachgebildet. In den Nischen rechts und links der Tür stehen Statuen, die Johannes den Täufer, Fürst Wladimir, Alexander Newskij und den Apostel Andreas darstellen, sie stammen von den Bildhauern Marios und Pimenow. Das Innere der erinnert eher an eine Palasthalle als an eine Kirche. Das Gewölbe von Langhaus und Querschiff tragen doppelte Säulenreihen - Monolithe aus rosafarbenem finnischen Granit. Der nur teilweise erhaltene Ikonostas beherbergte auch das 'wundertätige Bild der Muttergottes von Kasan', das 1579 in Kasan gefunden worden war und 1904 gestohlen wurde. Im nördlichen Querschiff ist der Feldmarschall Kutusow angeblich an der Stelle beigesetzt, wo er betete, bevor er 1812 in den Krieg gegen Napoleon zog. Erbeutete Fahnen und andere Trophäen bei seinem Grab erinnern an russische Kriegserfolge. Am 6. Dezember 1876 fand auf dem Platz vor der Kathedrale die erste Sozialrevolutionäre Demonstration auf russischem Boden statt; die an der Kundgebung Beteiligten wurden später vor Gericht gestellt. Um derartige Versammlungen an diesem Ort für alle Zeiten zu verhindern, wurden zu Beginn des 20. Jh.s die Grünflächen angelegt - eine Maßnahme, die nicht den gewünschten Erfolg zeigte. Vor den Endpunkten des bogenförmigen Säulenumgangs stellte man 1837 Denkmäler für die Feldherrn Michail Kutusow (1745-1813) und Michail Barclay de Tolly (1761-1818) auf, die beide als Oberbefehlshaber des russischen Heeres im Krieg gegen Napoleon Erfolge zu verzeichnen hatten. 8 Menschikow-Palast Das ehemalige Haus von Alexander Menschikow (1673-1729) war der erste Steinpalast von St. Petersburg. Heute ist das Gebäude am Universitätskai eine Zweigstelle der- Eremitage, hier befindet sich die Sammlung 'Die Kultur Russlands im ersten Drittel des 18. Jh.s'. Menschikow, Günstling und enger Vertrauter Peters d. Gr., errichtete 1710 bis 1720 auf den Ländereien, die er vom Zaren auf der Wassilij-lnsel geschenkt bekommen hatte, einen für die damalige Zeit großen und prunk vollen Palast. Architekt war zunächst der Italiener Fontana, später der aus Hamburg stammende Schädel. Vor der Hauptfassade am Newa-Ufer befand sich ein Anlegekai, ausgedehnte Parkanlagen umgaben das Palais. Peter d. Gr., der selbst über kein derart luxuriöses Gebäude verfügte, benutzte den Palast wiederholt für repräsentative Zwecke. Nach Menschikows Sturz - er wurde 1727 nach Sibirien verbannt - fiel der Palast an den Staat zurück, und 1732 wurde das Gebäude dem Ersten Kadettenkorps, einer Eliteschule des Adels, zugewiesen. Im Laufe des 18. Jh.s vorgenommene Renovierungsarbeiten veränderten das Äußere des Palastes völlig. Schließlich überließ man das Bauwerk dem Verfall, erst 1967 wurden Restaurierungsmaßnahmen ergriffen. Die Arbeiten erwiesen sich als außerordentlich schwierig, zumal das gesamte Erdgeschoß infolge einer späteren Veränderung des Straßenniveaus erst freigelegt werden musste. Inzwischen ist das Äußere teilweise wieder so hergestellt wie zur Zeit Peters des Großen. Das Menschikow-Palais hat einen für die frühen Petersburger Palastbauten typischen Grundriss. Der mittlere der drei Flügel ist weit vorgezogen und weist vorspringende Seitenrisalite auf. Gegliedert ist das dreigeschossige Bauwerk durch etagenweise angeordnete weiße Pilaster. Verändert wurde die Farbgebung des Palastes, war er ursprünglich dunkelrot, so präsentiert er sich heute in einem Gelbton. Ebenso wie die Fassade erfuhr auch das Innere des Palastes im Laufe der Zeit mehrfach Veränderungen. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten der letzten Jahrzehnte versuchte man jedoch, die Einrichtung weitgehend wie der so herzustellen wie sie gewesen sein könnte. Möbel und Kunstwerke, die zu den Museumsbeständen der Eremitage gehören, liefern seit 1981 ein geschlossenes Bild der Petrinischen Epoche. Besonders beachtenswert ist der einstige Wohnraum Menschikows, er ist mit Eichenholz getäfelt. Das Deckenfresko "Krieger in Rüstung" zeigt Peter d. Gr. als Zwanzigjährigen. Der kleine Spiegel im Bernsteinrahmen ist ein Überbleibsel des berühmten spurlos verschwundenen Bernsteinzimmers in Puschkin. Vier andere Räume sind mit holländischen und russischen Kacheln verkleidet. Es hatte sich schon bald als zu kostspielig erwiesen, ganze Räume mit Delfter Kacheln auszustatten. So ließ Peter d. Gr. von zwei holländischen Meistern in St. Petersburg Werkstätten einrichten, die Kacheln fertigten. Die folkloristischen Motive dieser Kacheln sind im Vergleich zu den vollendeten Delfter Produkten erheblich einfacher. 9 Tschesme-Kirche Die im Süden von St. Petersburg, nahe dem Moskauer Siegespark gelegene Tschesme-Kirche gehörte einst zu einem ganzen Palastensemble, einem sogenannten Durchreisepalast, für den Katharina d. Gr. 1773 den Auftrag gab. Hier machten die Zaren auf der Fahrt zwischen St. Petersburg und Zarskoje Selo bzw. Pawlowsk Station. Der für Palast und Kirche gewählte Name soll an den Sieg der russischen Flotte über die türkische bei Tschesme im Jahre 1770 erinnern. Außergewöhnlich ist der Grundriss der Kirche, die 1777 -1780 unter Leitung von Jurij Veldten erbaut wurde. Auf dem Friedhof nahe der Rückfront der Kirche sind Kriegsveteranen und im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten beigesetzt. Der Tschesme-Palast gegenüber der Kirche wurde in den dreißiger Jahren des 19. Jh.s zu einem Invalidenheim für Kriegsveteranen umgebaut. Dabei wurden an den ursprünglichen Grundriss, ein gleichschenkliges Dreieck mit einem runden Turm an jeder Ecke, drei Flügel angebaut und einige der gotischen Elemente entfernt. Nach wie vor ist in dem Palast ein Altersheim ein gerichtet, er kann daher nicht besichtigt werden. 10 Jussupow-Palast Das Jussupow-Palais an der Mojka ist einer der vier Paläste, die die Familie Jussupow im 18.-19. Jh. in Petersburg besaß (ein anderer steht an der — Fontanka). Die Jussupows galten als eine der reichsten Familien Russlands, dementsprechend statteten sie auch ihren Palast an der Mojka äußerst prachtvoll aus. Wenngleich nach der Oktoberrevolution ein Großteil der Kunstschätze an die Eremitage überging, so ist doch noch ein Teil der kostbaren Innenausstattung erhalten geblieben und wurde kunstvoll restauriert. Nachdem die Jussupows in den sechziger Jahren des 18. Jh.s das Grundstück an der Mojka erworben hatten, beauftragten sie Vallin de la Mothe, das dort stehende kleine Steinhaus zu vergrößern. In den dreißiger Jahren des 19. Jh.s wurde die dem Fluß zugekehrte klassizistische Fassade nochmals erweitert und Ende des 19. Jh.s baute man einen schmalen außergewöhnlich langgestreckten Flügel an. An seinem Ende wurde im Stil des Russischen Barock ein Theater mit 200 Plätzen eingerichtet (heute finden hier regelmäßig Konzerte statt). Die Paraderäume im Obergeschoss haben eine klassizistische Ausstattung (vorwiegend 1830-1840), die Räume des Untergeschosses wurden um 1910 neoklassizistisch umgestaltet. In die Geschichte ging das Jussupow-Palais als der Ort ein, wo der vermeintliche Wunderheiler und Zarenberater Rasputin im Dezember 1916 von Angehörigen der Hofgesellschaft ermordet wurde. Nur war es gar nicht so leicht, den Tod herbeizuführen. Zunächst reichte man Rasputin mit Zyankali vergifteten Kuchen, den er genussvoll verzehrte, ohne dass die gewünschte Wirkung eintrat (der Zucker neutralisierte das Gift teilweise). Die Verschwörer schossen danach kopflos auf Rasputin und als er immer noch nicht Palais, in dem der Mordversuch stattfand, ist die Szene mit Wachsfiguren nachgestellt. 11 Auferstehungskirche Die farbenprächtige Auferstehungs-kirche, vielfach auch als Erlöser- oder Blutskirche bezeichnet, erhebt sich am Gribojedow-Kanal und ist vom Newskij Prospekt gut sichtbar. Schon seit Jahren werden an dem auffallenden Bauwerk Renovierungsarbeiten vorgenommen, deren Ende noch immer nicht abzusehen ist. So wird die Kirche vorläufig geschlossen bleiben. Alexander III. ließ sie an der Stelle erbauen, wo sein Vater, Alexander II., am 1. März 1881 einem Attenttat zum Opfer gefallen war. Der Bombenanschlag auf den Zaren war durch Mitglieder der Gruppe "Volkswille" verübt worden. Der Architekt Alfred Parland schuf in den Jahren 1883-1907 einen Sakralbau im altrussischen Stil der Basiliuskathedrale in Moskau. Bei der äußeren und vor allem inneren Gestaltung des Bauwerks dominieren Mosaiken. Sie wurden nach Vorlagen russischern Maler geschaffen und bedecken insgesamt eine Fläche von 7000 m. 12 Smolnij-Kloster Das Smolnij-Kloster im Osten der Stadt ist einer der von Rastrelli in leuchtend blau aufgeführten Barockbauten. Im Mittelpunkt der Anlage erhebt sich die weithin sichtbare Auferstehungskathedrale. Das 1748 durch Elisabeth l. ursprünglich als Alterssitz gegründete Smolnij-Kloster verdankt seinen Namen der Tatsache, dass sich zu Zeiten Peters d. Gr. hier der 'Teerhof' (russ. smola - Pech, Teer) befunden hat, also der Ort, an dem für die russische Flotte Teer gekocht und gelagert wurde. Elisabeth l. erlebte die Vollendung ihres Alterssitzes nicht mehr: Die Kathedrale war erst 1764 im Rohbau fertiggestellt. Elisabeths Nachfolgerin, Katharina d. Gr., gliederte dem Komplex 1764 zwar eine Erziehungsanstalt für adlige junge Mädchen an (ab Beginn des 19. Jh.s wurde sie im neuerrichteten Smolnyj-lnstitut untergebracht), ließ aber die übrigen Bauten nicht vollenden. Dies geschah erst in den dreißiger Jahren des 19. Jh.s unter der Leitung des Architekten Stassow. Die Kathedrale umgeben in der Form eines griechischen Kreuzes zweigeschossige Zellentrakte. Ihre Eckpunkte werden durch vier Turmkirchen betont. Der Bau der Zellentrakte war 1764 weitgehend vollendet, lediglich der westliche entstand erst zwischen 1832 und 1835 im Stil des Klassizismus. Um ihn den anderen Gebäuden des Klosterbezirks anzugleichen, wurde er in den sechziger Jahren des 19. Jh.s in barocker Manier umgestaltet. Die Steinmauer, die den Klosterbezirk ehemals vollständig eingrenzte, ist teilweise zerstört. Ebenso wie bei den Zellentrakten setzen auch hier Ecktürme Akzente. Es bietet sich eine prächtige Sicht auf die Klosteranlage und über die gesamte Stadt. 13 Alexander-Newskij-Kloster Zu den berühmtesten Klosteranlagen Russlands gehört das Alexander- Newskij-Kloster. Der am südöstlichen gelegene Ende des Klosterkomplex sprünglichen Bestimmung Newskij Prospektes wird seiner zwar nicht urmehr gerecht, doch ist in einem Trakt des Klosters nach wie vor die Geistliche Akademie untergebracht, in der seit 1809 junge Priester ausge bildet werden. In demselben Bau residiert auch der Metropolit, das ehemalige Metropolitenhaus ist verwaist. In der die Anlage beherrschenden Dreifaltigkeits-Kathedrale finden zweimal täglich Gottesdienste statt. Die Mariä-Verkündigungs-Kirche beherbergt dagegen das Museum für städtische Skulpturen. Angegliedert sind dem Alexander-Newskij-Kloster mehrere Friedhöfe. Peter d. Gr. gründete das Kloster 1710 dort wo der Überlieferung nach der Nowgoroder Fürst Alexander Jaroslawitsch (später erhielt er den Beinamen 'Newskij') am 15. Juli 1240 einen wichtigen Sieg über die Schweden errungen hatte. Die Gebeine von Alexander Newskij, der 1263 heiliggesprochen worden war, wurden 1724 aus Wladimir überführt und fortan im Newskij-Kloster aufbewahrt. Zunächst war in dem Klosterbezirk nur eine einfache Holzkirche errichtet worden, doch schon 1717 gab Peter den Auftrag, die steinerne Mariä-Verkündigungs-Kirche zu bauen. In der Folge entstanden zunächst die östlichen Klostergebäude, Die übrigen Trakte und die Dreifaltigkeits-Kathedrale wurden erst Ende des 18. Jh.s fertiggestellt. Zar Paul l. erhob das Kloster 1797 zur Lawra, ein Ehrentitel, den außer dem AlexanderNewskij-Kloster nur drei weitere Klöster in Russland beanspruchen können. Um den eigentlichen Klosterbezirk zu betreten, passiert man zunächst die von Starow 1783-1785 errichtete Torkiche und folgt dem von Mauern eingefassten Weg, zu dessen beiden Seiten sich der Lazarus- bzw. Tichwiner Friedhof erstrecken. Jenseits eines Wassergrabens führt dann ein zweites Tor in den eigentlichen Klosterbezirk. Der aus zweigeschossigen galerieartigen Bauten bestehende Komplex bildet ein geschlossenes Rechteck. Im Osten verbinden Zellentrakte die Mariä-Verkündigungs-Kirche mit der Dreifaltigkeits-Kathedrale und der ähnlich der Verkündigungs-Kirche gestalteten Fedor-Kirche (Mitte 18. Jh.). In die Zellentrakte im Südflügel ist das Seminargebäude (1756-1761), im Nordflügel der Hostientrakt (1761 bis 1771) und im Westflügel das Metropolitenhaus (1755-1758) integriert, alle drei Bauten stammen von dem Architekten Rastorgujew. Der Klosterinnenhof wird als Friedhof genutzt. Unter Bäumen befinden sich in erster Linie die Gräber von Soldaten und Fliegern aus dem Zweiten Weltkrieg. Den Mittelpunkt des Ensembles bildet die Dreifaltigkeits-Kathedrale, die 1776-1790 von Iwan Starow errichtet wurde. Den klassizistischen Bau schmücken ein Säulenportikus an der Hauptfassade, zwei Glockentürme und eine große zentrale Kuppel. Das prunkvolle Innere der dreischiffigen Kirche ist durch mächtige Pfeiler gegliedert. Die Malerei an den Gewölben und in der Kuppel wurde nach Entwürfen von Giacomo Quarenghi geschaffen. Den Ikonostas aus weißem Marmor und rotem Achat schmücken u.a. Kopien der Werke von van Dyck, Rubens und Reni. Die "Verkündigung Maria" hinter dem Ikonostas stammt von Anton Raphael Mengs. Die Maria-Verkündigungs-Kirche entstand 1717-1722 nach Plänen von Domenico Trezzini als erstes Gebäude der Klosteranlage. Das weiß-rot gestrichene Bauwerk nimmt sich mit seinem rechteckigen Grundriss, dem hohen Terrassendach und den langgestreckten großen Fenstern wie ein Profanbau aus. Von jeher diente die Kirche als Begräbnisstätte für Mitglieder der Zarenfamilie und andere hochgestellte Persönlichkeiten. Das in zwei Geschosse unterteilte Innere der Kirche beherbergt heute das Museum für Städtische Skulpturen. Im Erdgeschoss sieht man die schlichten Grabplatten von Angehörigen der Zarenfamilie (u.a. dem Sohn und einer Schwester Peters d. Gr.) und von dem Feldmarschall Suworow (gest. 1800). In dem angrenzenden Raum werden alte und künstlerisch wertvolle Grabsteine aufbewahrt. Im Obergeschoss sind Modelle berühmter Denkmäler und Skulpturen ausgestellt. Der Lazarus- und der Tichwiner Friedhof liegen nördlich des eigentlichen Klosterbezirks. Während auf dem Lazarus-Friedhof (Nekropole des 18. Jahrhunderts) schon seit den Gründungstagen des Klosters Beisetzungen stattfanden, wurde der Tichwiner Friedhof (Nekropole der Meister der Kunst) erst 1823 eröffnet. Auf beiden Friedhöfen ruhen berühmte Persönlichkeiten. Die sterblichen Überreste verschiedener Künstler wurden erst später dorthin überführt. So befand sich das Grab von Anton Rubinstein ursprünglich auf dem Nikolaus-Friedhof. 14 Mariinskij-Theater Den Theaterplatz nutzte man im 18. Jh. als Fläche für Jahrmärkte und öffentliche Feste, dementsprechend bezeichnete man ihn zu dieser Zeit als Karussell-Platz. Sein heutiges Aussehen erhielt er Ende des 19. Jh.s. Das den Platz beherrschende Theater für Oper und Ballett wurde 18591860 errichtet und damals nach der Gemahlin Alexanders II. Marientheater benannt. Die Umbenennung in KirowTheater erfolgte 1935 kurz nach der Ermordung des sowjetischen Politikers Kirow (1886-1934). Seit 1992 heißt es nun wieder Marientheater (Mariinskij Teatr). Alle großen russischen Opern und Ballette wurden hier uraufgeführt. Nach wie vor genießt das Ballettensemble des Marientheaters Weltruhm. Der 2000 Personen fas sende Zuschauersaal mit seinem in Blau, Weiß und Gold gehaltenem prächtigen Innendekor ist grundsätzlich ausverkauft. Das Gebäude gegenüber dem Theater beherbergt seit Ende des 19. Jh.s das einstige St. Petersburger- und heutige Rimskij-Korsakow-Konservatorium. In der Musikschule, die 1862 von Anton Rubinstein ins Leben gerufen worden war, finden auch heute noch regelmäßig Konzertabende statt. Nördlich und südlich des Konservatoriums stehen Denkmäler für die Komponisten Glinka (1804-1857) und Rimskij-Korssakow (1844-1908). 15 Alexandra-Theater Als zentrales Bauwerk des OstrowskijPlatzes entstand unter der Leitung Carlo Rossis zwischen 1828 und 1832 das damals nach der Gemahlin des Zaren Nikolaus l. benannte Alexandra-Theater. Die Namensänderung in Puschkin-Theater bzw. Akademisches Dramentheater, wie Puschkin- der vollständige Name lautet, erfolgte 1937. Eine aus Schülern des Kadettenkorps zusammengestellte Theatergruppe wurde von Elisabeth ständigen l. Theater 1756 zum Russlands ersten ernannt. Bevor das Ensemble 1832 in das damalige Alexandra-Theater einzog, spielte es an verschiedenen Plätzen. Der rechteckige Bau des Puschkin-Theaters besitzt an seiner dem Ostrowskij-Platz zugewandten Hauptfassade eine Loggia mit sechs korinthischen Säulen. Eingerahmt wird die Loggia von Nischen, in denen Musenstatuen stehen. Die Attika krönt eine Quadriga mit Apollon als Wagenlenker. Die Seitenfassaden zieren achtsäulige Portiken. Die Rückfront des Theaters ist der Ausgangs- bzw. Endpunkt der Rossi-Straße. Der prächtige Zuschauerraum präsentiert sich teilweise noch so, wie unmittelbar nach seiner Entstehung. Die Logen und die Bühne sind reich mit Samt und vergoldeten Schnitzereien ausgeschmückt. 16 Katharinenpalast Der Katharinenpalast Palast befindet oder (Екатерининский sich in Puschkin Großer дворец), (früher Zarskoje Selo), etwa 25 Kilometer südlich von Sankt Petersburg. Der Palast war einst Zarenresidenz und enthält als besondere Attraktion die Rekonstruktion des Bernsteinzimmers. Katharina I. Zar Peter I der Große (1672–1725) verteilte Land in der Nähe seiner neuen Hauptstadt St. Petersburg an Verwandte und Freunde, um die Erschließung zu fördern. 1707 schenkte er seinem Mitstreiter Alexander Menschikow ‚Saaris Mojs‘, das im Russischen bald ‚Saarskaja Mysa‘ genannt wurde. 1710 wurde Menschikow das Anwesen wieder wegge- nommen, nachdem der Zar beschlossen hatte, einen Teil der Besitzungen Menschikows an seine zukünftige Gemahlin, Katharina Alexejewna, zu geben. Das Anwesen diente wie andere landwirtschaftliche Betriebe der Versorgung der Zarenfamilie und des Hofes. Am Bogen, der heute über die Gartenstraße führt und den Katharinenpalast mit dem Lyzeum verbindet, stand 1702 noch ein einstöckiges hölzernes Herrenhaus. Dieses diente Katharina Alexejewna, restauriert und neu möbliert, bei ihren Besuchen in Saarskaja Mysa zunächst als bevorzugter Aufenthaltsort. Im Jahr 1717 beauftragte Katharina I. den vor allem in Peterhof und Kronstadt tätigen deutschen Architekten Johann Friedrich Braunstein mit der Errichtung eines kleinen, zweigeschossigen Steinhauses. Die Arbeiten begannen 1718 und dauerten bis 1724. Im Inneren beherbergte das Schlösschen in beiden Etagen sechzehn Zimmer, weshalb es den Beinamen Palast der sechzehn Prunkzimmer trug. Im Erdgeschoss lagen die privaten Wohnräume der Zarin, das zweite Stockwerk nahm die Paradegemächer und den relativ kleinen Assemblensaal auf. Mit der Innenausstattung des Schlösschens im holländischen Stil wurden die Architekten Foerster und Domenico Trezzini beauftragt. Die Ausstattung der Räume war ausgesprochen zurückhaltend, sie strahlte eine beinahe bürgerliche Atmosphäre aus. Nachdem Katharina I. 1725 Zarin geworden war, hielt sie sich häufiger in Peterhof auf, das dem Repräsentationsbedürfnis der Herrscherin besser geeignet schien als der bescheidene Palastbau in Saarskaja Mysa. Der Palast wurde wohl ab dieser Zeit regelmäßig als Jagdschloss genutzt. Katharina I. liebte das Gut vor allem wegen der guten Luft. Elisabeth I. Nach dem Tod Katharinas I. im Jahr 1727 fiel Saarskaja Mysa über Umwege an ihre Tochter Elisabeth Petrowna, die spätere Zarin Elisabeth I.. Elisabeth war, ebenso wie ihre Mutter, eine leidenschaftliche Jägerin. Die Großfürstin war aufgrund geringer Einkünfte zur Sparsamkeit gezwungen. Der Erhalt des Schlosses, der Gärten und der Gewächshäuser war äußerst kostspielig. Achtzehn Jahre lang lebte Elisabeth von den Einnahmen des Gutes und unterhielt davon ihren Hofstaat. Das einzige, was sie sich in dieser Zeit gönnte, war die Errichtung der kleinen Mariä-Verkündigungs-Kirche. Die Kirche wurde an der Stelle errichtet, an der zur Zeit Katharinas I. eine hölzerne Mariä-Verkündigungs-Kapelle gestanden hatte. Der Grundstein wurde 1734 gelegt. Die Kirche wurde erst 1747 fertiggestellt. Als Elisabeth Petrowna 1741 Zarin geworden war, verfügte sie endlich über die Mittel, das Schloss dem neuen Zeitgeschmack anzupassen. Nach ihrer Thronbesteigung taufte sie Saarskaja Mysa in „Zarskoje Selo“ um und machte es zu ihrer alljährlichen Sommerresidenz. Sie gab Michail Zemzow, einem der gefragtesten Architekten in Russland, den Auftrag, das bescheidene Schlösschen zu vergrößern und umzubauen. Zemzow starb allerdings 1743, noch ehe die Arbeiten überhaupt richtig begonnen hatten. Andrej Kwassow, ein Schüler Zemzows, wurde mit der Ausführung der Pläne beauftragt. Kwassow begann 1744 mit dem Bau zweier schmaler, zweigeschossiger Galerien, die zu zwei Steingebäuden führten. Eines davon enthielt eine kleine Kapelle, das andere einen Festsaal und ein Gewächshaus. Nachdem Kwassow aus dem Baugeschehen ausgeschieden war, ging die Leitung der Bauarbeiten zunächst an Giuseppe Trezzini und später an Sewa Tschewakinskij über. Über den Galerien, die die Schlosskirche und die Orangerie mit dem Palast verbanden, legte Tschewakinskij nach dem Vorbild der hängenden Gärten der Semiramis von Babylon „Hängende Gärten“ an, die 1748 fertiggestellt wurden. Es kam jedoch zu Wasserschäden in den darunter liegenden Räumen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Gewölben unter den „Hängenden Gärten“ wurden unter der Regie von Bartolomeo Francesco Rastrelli (s.u.) durchgeführt, der 1749 zum Leiter aller Bauarbeiten in Zarskoje Selo ernannt wurde. Der im Jahr 1751 fertiggestellte Große Palast fand nicht die Zustimmung der Zarin. Bereits am 12. Mai 1751 gab sie Rastrelli den Befehl zur einer erneuten Umgestaltung. Durch die Überbauung der Galerien brachte Rastrelli den gesamten Schlossbau auf eine einheitliche Höhe von drei Geschossen. Die Fassade wurde ähnlich wie später beim Winterpalast zu einer Front zusammengefasst. Die bisherigen Kernbauten gliederten die Fassade durch vorspringende Risalite. Das bescheidene Haus Katharinas I. hatte sich nun in einen großen, repräsentativen Palast verwandelt. Intimität und Bescheidenheit waren dem ebenso bewegten wie kühlen Prunk Rastrellis gewichen. Elisabeth kam in der zweiten Hälfte ihrer Regierungszeit, als der Palast sein gegenwärtiges Aussehen angenommen hatte, immer seltener und nur für kurze Perioden hierher. Am 30. Juli 1756 wurde die Schlosskirche geweiht und der Palast der Zarin, dem Hofstaat, den Ministern sowie den ausländischen Diplomaten gezeigt. Das Schloss war innen wie außen reich vergoldet - zwischen 1746 und 1760 hatte man über 100 kg Gold dafür aufgewendet. Die Gesimse, Reliefs, Karyatiden, Atlanten die heute mit dunkler Ockerfarbe gestrichen sind waren damals vergoldet. Das Dach aus Weißblech war zudem mit Statuen von nackten Jünglingen und Najaden sowie Vasen geschmückt, die ebenfalls vergoldet waren. Elisabeth besuchte Zarskoje Selo zum letzten Mal am 8. September 1761. Katharina II. die Große Peter III., der von 1761 bis 1762 Zar war, hielt sich mit seinem Hof nur eine Woche in Zarskoje Selo auf. Erst Katharina II. kam wieder regelmäßig hierher. Die unter der Elisabeth I. angebrachten vergoldeten Verzierungen des Katharinenpalastes und der Pavillons erwiesen sich infolge des Klimas als wenig dauerhaft. Alle Statuen, Ornamente Gesimse, die vorher vergoldet waren, bekamen einen schlichten, ockerfarbenen Anstrich. Lediglich die Kuppeln der Palastkirche blieben vergoldet. Der Architekt Jurij Veldten wurde mit zahlreichen Umgestaltungen im Inneren des Palastes betraut. Er ersetzte z. B. den Chinesischen Saal Rastrellis in der Mitte des Schlosses durch ein großes Treppenhaus. Neben Veldten waren vor allem die Mitglieder der Familie Nejelow in Zarskoje Selo tätig. Sie bauten die Marmorbrücke, die Backsteingebäude der Admiralität, die Pyramide, die Eremitage-Küche, die Große Kaprice (eine riesige Bogendurchfahrt zwischen künstlichen Bergen, bekrönt von einem Pavillon, der chinesische Züge aufweist), das Chinesische Dorf, die Kreuzbrücke, das Obere und das Untere Bad, das Chinesische Theater, den Alexander-Flügel (der später von Stassow zur Aufnahme des Lyzeums umgestaltet wurde) und den Abendsaal. Katharina II. wollte eine Thermenanlage nach römischen Vorbild. Als Architekten wählte sie Charles Cameron. Er baute ihr das Kalte Bad mit den Achatzimmern. Noch während der Arbeiten am Kalten Bad und am Achatpavillon gab Katharina II. Cameron 1784 den Auftrag zum Bau einer Wandelhalle, einer Art Ruhmeshalle für antike Heerführer, Dichter und Denker, die Katharina II. besonders verehrte. 44 ionische Säulen schmücken den Umgang im Obergeschoss der Galerie, von dessen Schmalseiten eine geschwungene Doppeltreppe hinab in den Garten führt. Sie wird von den auf hohen Postamenten stehenden Statuen des Herakles und der Flora flankiert. Die Bronzestatuen wurden 1786 von Fjodor Gordejew geschaffen und sind Kopien von antiken Statuen der Villa Farnese in Rom. Im Katharinenpalast betraute Katharina II. Cameron zunächst mit der Neugestaltung der Gemächer ihres Sohnes, des Großfürsten Paul, und dessen Gemahlin Maria Fjodorowna (Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg (* 25. Oktober 1759 in Stettin; † 5. November 1828 in Pawlowsk – siehe Broschüre über „Russische Zaren“). Cameron gestaltete acht Räume um, darunter das Grüne Speisezimmer, den Blauen Salon und den Blauen chinesischen Salon. Von 1779–1783 gestaltete Cameron schließlich die privaten Räume Katharinas II. Came- ron ließ Rastrellis Paradetreppe beseitigen, wie auch zwei der fünf Vorsäle, die zum Großen Saal führten, und legte an ihrer Stelle neue Gemächer an. Gleichzeitig gestaltete Quarenghi die Gartenfassade des SubowFlügels klassizistisch um. Durch diese Um- und Einbauten wurde Rastrellis Regiegedanke für das Hofzeremoniell vollkommen zerstört. Keiner von Camerons Räumen glich dem anderen, jeder hatte seine Eigenheiten. Dazu kam der delikate Zusammenklang der Materialien: Marmor, Stuck, farbiges Glas, Lackarbeiten, japanisches und chinesisches Porzellan und exquisite Stoffe, kombiniert mit italienischen Gemälden und französischem Kunsthandwerk. All dies wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet oder verschwand und ist bisher noch nicht wiederhergestellt. Der Park unter Katharina II. Katharina II. hat entscheidende Maßnahmen zur weiteren Um- und Ausgestaltung des Parks von Zarskoje Selo und für seine Erweiterung getroffen. Als erstes wurden die Blumengärten, die terrassenförmig zur Eremitage abfielen, beseitigt und die Parkmauer zur Gartenstraße abgebrochen und durch einen Kanal mit Kaskaden und steinernen Kaimauern ersetzt. Mit der Berufung englischer Gärtner leitete Katharina II. die Umwandlung des Parks im englischen Stil, als Landschaftspark ein. Sie hasste gerade verlaufende Alleen, Brunnen und Kanäle, Statuen gehörten ihrer Meinung nach in Gebäude. Stattdessen sollte in dem Park die Schönheit der Natur selbst zur Geltung kommen. Zarskoje Selo war der Zarin von all ihren Residenzen die Liebste. Vom Jahre 1763 an verbrachte sie, zwei bis drei Jahre ausgenommen, den Frühling und fast den ganzen Sommer hier und zog erst im späten Herbst, wenn es kalt zu werden begann, zurück nach St. Petersburg. Katharina feierte fast immer ihren Geburtstag in Zarskoje Selo. Sie reiste gewöhnlich nur mit einem kleinem Gefolge nach Zarskoje Selo. Die Zarin brachte die meiste Zeit mit Staatsgeschäften zu, nur gelegentlich gab sie sich Zerstreuungen hin. Täglich machte sie einen frühmorgendlichen Spaziergang im Park. Bisweilen wurden die Hofkavaliere und Hoffräulein durch ein Trompetensignal zu ihr in die Grotte geladen, wo die Zarin nach Beendigung ihrer Morgenarbeit in Gesellschaft zu frühstücken liebte. In späteren Jahren wurde die Zarin bei ihren morgendlichen Spaziergängen von ihren Enkelkindern begleitet. Am 6. November 1796 stand die Zarin zur gewohnten Stunde auf. Sie sprach mit Platon Subow, ihrem letzten Geliebten, und diktierte den Geheimschreibern. Danach blieb sie allein. Da sich in ihren Gemächern längere Zeit nichts rührte, wurden die Bediensteten unruhig; sie lauschten an der Tür. Als ein Diener eintrat, fand er die Zarin in einem Korridor, der zu ihrer Garderobe führte, reglos am Boden liegen. Katharina hatte einen Schlaganfall erlitten. Sie lebte noch einige Stunden, aber das Bewusstsein kehrte nicht wieder. Katharina II. starb in Zarskoje Selo im 68. Lebensjahr. Paul I. Paul I. hasste seine Mutter und übertrug diesen Hass auf Zarskoje Selo, das die Lieblingsresidenz der Zarin gewesen war. Er hat nach dem Tod der Zarin Zarskoje Selo nur noch einmal im Mai 1800 betreten. Dem Architekten Vincenzo Brenna, dem Erbauer des Michaelschlosses in St. Petersburg, wurde befohlen, alles, was zur Verzierung dieses Palastes und der Schlösser in Pawlowsk und Gatschina notwendig war, von Zarskoje Selo abzutransportieren: Gemälde, Statuen, Bronzen, Antiken und Möbel. Das „Chinesische Dorf“ sollte abgebrochen werden und die Steine für den Bau der genannten Schlösser hergenommen werden. Aus irgendeinem Grunde wurde der Ukas nicht ausgeführt, jedoch wurden alle Fassadenverzierungen abgeschlagen. Ebenso wurden etliche andere kleine Pavillons und Parkbauten zerstört. Die Sammlung antiker Statuen, die in der Grotte aufbewahrt wurde, wurde in alle Winde zerstreut. Die Bronzevasen, die die Zwillingstreppe auf der Cameron-Galerie schmückten, wurden fortgebracht. Zarskoje Selo, wurde Stück für Stück vernichtet. Alexander I. In den ersten Jahren der Regierung von Alexander I. schien es, als hätte er Zarskoje Selo vergessen. Der Hof verbrachte den Sommer auf der Jelagin-Insel in St. Petersburg oder in Peterhof. 1808 weilte der Zar kurz in Zarskoje Selo. In der Folge ließ er einige Bronzestatuen und Bronzevasen, die sein Vater Paul I. hatte entfernen lassen, hierher zurückbringen. Zur selben Zeit wurde die Granitterrasse an der Stelle errichtet, wo der Schutt der abgebrochenen Rutschbahn aufgetürmt worden war. Der Alexanderpark wurde ab 1818 durch den Schotten Adam Menelas, der seit 1779 in Russland lebte, auf dem Gelände des ehemaligen Tiergeheges angelegt. Es entstand ein Naturpark mit vielen stillen, sich zum Teil durch dichtes Buschwerk windenden Pfaden. Im Vergleich zum alten Katharinenpark gibt es hier nur wenige Kleinbauten. Die Steinmauern um den Tiergarten wurden abgerissen, die Steine verwendete man zum Bau eines Bauernhofs, einer gotisierenden Kapelle und für das sogenannte Lamahaus. Nach einem Brand am 12. Mai 1820 wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren einige Zimmer im Katharinenpalast durch Stassow im Stil des „Alexandrinischen Klassizismus“ umgestaltet. Darunter die persönlichen Räume Alexanders und die Räume seiner Mutter Maria Fjodorowna, die jedoch niemals in Zarskoje Selo wohnte, sondern ihrem Schloss in Pawlowsk den Vorzug gab. In der zweiten Hälfte seiner Regierung weilte Alexander I. regelmäßig in Zarskoje Selo. Hier suchte er Ruhe und Erholung von seinen unzähligen Reisen und von dem höfischen Zwang in St. Petersburg. In Zarskoje Selo konnte Alexander I. sich ganz auf seine Regierungsgeschäfte konzentrieren. In den letzten Lebensjahren zog sich der Zar mehr und mehr auch den Winter über nach Zarskoje Selo zurück, um den Verpflichtungen der Empfänge und Bälle in St. Petersburg zu entgehen, die eine Belastung für ihn geworden waren. Er bewohnte drei kleine Räume, die im Kirchenflügel lagen. Seine Gemahlin, die schwache und kränkliche Zarin Elisabeth Alexejewna, verbrachte mit ihrem Gemahl die Winter der Jahre 1822 bis 1825 in Zarskoje Selo. Sie hatte ebenfalls nur drei Zimmer im Kirchenflügel bezogen, die Fenster gingen zum Lyzeum und zum Schlosshof hinaus. Elisabeth Alexejewna liebte es, in der Nähe des geliebten Gemahls zu weilen, obgleich sie sich beklagte, dass die Aussicht schlechter sei als in ihren Sommerappartements und das auf der einen Seite die Fenstervorhänge vom Morgen bis zum Abend zum Schutze gegen neugierige Blicke der Lyzeumszöglinge herabhängen mussten. Damals schon schwer krank, konnte Elisabeth Alexejewna die Messe hören, ohne das Zimmer zu verlassen, indem sie nur die Tür zum Kirchenchor öffnen ließ. 1825 legte Alexander I. auf dem Weg nach Taganrog, wo er sich einer Kur unterziehen wollte, in Zarskoje Selo eine nächtliche Rast ein. Es war sein letzter Aufenthalt in dieser Residenz. Nikolaus I. Nikolaus I. bewohnte, wenn er sich in Zarskoje Selo aufhielt, hauptsächlich den Alexanderpalast, den er seinen Wünschen und Vorstellungen gemäß umgestalten ließ: 1826: Einbau von Kachelöfen in das zuvor nicht beheizbare Palais. 1827: Umgestaltung der Privatgemächer im Westflügel durch den Architekten Wassili Petrowitsch Stassow. 1837: Umbau des Paradeschlafzimmers Alexanders I. zum Roten Salon. Als Architekt fungiert Konstantin Thon, den Nikolaus I. vor allem in der zweiten Hälfte seiner Regierungsperiode mit Aufträgen überhäufte (hauptsächlich in Zarskoje Selo und Moskau); Verkleidung der Kachelöfen mit Delfter-Kacheln. 1838: Aufstellung zweier Statuengruppen von Stephan Pimenow („Spielende Kinder“) vor der Palastfassade. 1840: Umgestaltung der Gemächer der Großfürstin Maria Alexandrowna (Gemahlin des nachmaligen Zaren Alexander II.); Einbau einer Küche im Palastkeller(mit Kühlschränken und fließendem Wasser); Einbau von Toiletten. 1843: Umfassende Restaurierung der Paradesäle durch Nikolaj Jefimow; Austausch der Stuckkamine durch Marmorkamine; Erneuerung der Säulen und Fußböden; Einbau einer Zwischendecke in der großen Bibliothek; Einbau doppelter Fensterscheiben; Installation des ersten elektromagnetischen Telegraphenapparates der Welt im Kabinett Nikolaus I. durch die Ingenieure Kroll und Jacoby, der mit Apparaten im Kabinett des Chefs der Verkehrswege und öffentlichen Bauten in St. Petersburg verbunden war. 1845: Umgestaltung der Gemächer der Zarin Alexandra Fjodorowna durch Andrej Stakenschneider; Umwandlung des Blauen Arbeitszimmers Alexanders I. in eine Gedenkkapelle für die jung verstorbene Alexandra Nikolajewna (durch Nikolaj Jefimow); Installation erster Duschen. 1846: Alexander Brüllow und Hippolyth Monighetti fügen an der Gartenseite zwei Eisenbalkons an die Fassade an. 1848: Errichtung eines schmiedeeisernen Zaunes um den Palast. 1849: Der Palast erhält fließendes Wasser. Die Apartments Nikolaus I. im Alexanderpalast existieren nicht mehr, sie wurden von Robert Melzer für Nikolaus II. um 1900 vollkommen umgestaltet. Das Gleiche gilt für die Zimmer des früh verstorbenen Thronfolgers Nikolaj Alexandrowitsch im Katharinenpalast, die um 1840–1860 eingerichtet worden waren. 1915 wurde an ihrer Stelle ein Lazarett eingerichtet. Die für ihre Zeit typischen Räumlichkeiten sind auf Zeichnungen von Eduard Hau festgehalten. Die Epoche Nikolaus I. ist in Zarskoje Selo heute hauptsächlich in der Form von Möbelstücken präsent: man sieht eine lange Reihe von Garnituren aus Rotholz, Nussbaum und dem damals aufkommenden Birkenholz, das für die nordischen Länder kennzeichnend ist. Die Möbel wurden zunächst nach Entwürfen Stassows angefertigt: Hunderte von verschiedenen Sofas, reicher oder einfacher, mit glatten oder ornamentierten Handlehnen, mit Bronzeeinlagen oder aus vergoldetem Holz, füllten die Säle, Fremdenzimmer und Dienstwohnungen. Die Variationsmöglichkeiten waren endlos. Die folgende, bürgerliche Epoche nach dem Tode Stassows (1848) glänzte mehr durch Menge als durch Qualität. Die plumpen Schnitzereien der Bettrückwände, Sofas, Tische usw. wirken heute eher unerfreulich. Bei der Umgestaltung älterer Parkanlagen und der Schaffung völlig neuer Komplexe hat Adam Menelas noch im hohen Alter Hervorragendes geleistet und auch als Baumeister hatte er Gelegenheit, sich zu bewähren. Anstelle von Rastrellis Schlösschen Monbijou im Alexanderpark setzte er das gotisierende Arsenal, nicht weit entfernt erbaute er 1837 die Kapelle, eine gotische Kirchenruine und den Weißen Turm. Außerhalb des eigentlichen Parkbezirkes schmückte Menelas die Einfahrt der Stadt mit dem Ägyptischen Tor, dessen plastischer Schmuck von Wassilij Demuth-Maljanowskij geschaffen wurde. Nikolaus I. gab außerdem den Auftrag zum Bau von mehreren Brücken im Schlosspark. Aber während er den Park von Peterhof mit zahllosen neuen Akzenten bereichern ließ, veränderte er im gleichen Zeitraum in Zarskoje Selo kaum etwas. In den Spätjahren der Herrschaft Nikolaus I. ist jedoch noch ein Gebäude entstanden, das durch seine malerische Lage am See jedem Besucher auffällt, das „Türkischen Bad“ (1852), der letzte Pavillon, der im Katharinenpark errichtet wurde. Architekt des Bades war der in Moskau aufgewachsene Hippolyth Monighetti, der viele Jahre in Italien verbracht hatte. Alexander II. Zwischen 1860 bis 1861 gestaltete Hippolith Monighetti Camerons Paradetreppenhaus im Stil des zweiten Rokoko um (Stuckaturen der Wände und der Decke im Stil des 18. Jahrhunderts, japanisches und chinesisches Porzellan). Im Jahre 1880 verschied in Zarskoje Selo die Gemahlin Alexanders II., Maria Alexandrowa, Tochter von Ludwig II. von Hessen. Nur anderthalb Monate nach dem Tod der Zarin heiratete Alexander II. in der Schlosskirche des Katharinenpalastes heimlich in morganatischer (=unstandesgemäßer) Ehe seine langjährige Lebensgefährtin, Fürstin Katharina Dolgorukowa (1847–1922), mit der er drei Kinder hatte. Alexander III. Alexander III. hielt sich kaum in Zarskoje Selo auf, er bevorzugte als Sommerresidenz den Großen Palast von Gatschina. Wenn der Zar in Zarskoje Selo weilte, bewohnte er den linken Flügel des Alexanderpalastes. 1887 wurde Zarskoje Selo als erste Stadt Europas vollständig mit elektrischem Strom versorgt. Die Eremitage Alle Hauptwege des „Alten Gartens“ laufen auf die Eremitage zu. Erster Architekt des kleinen Schlösschens war Michail Zemzow, der es im Herbst 1744 im Rohbau vollenden konnte, bald darauf jedoch verstarb. Zwei Jahre lang drang Wind und Wetter in den Pavillon, ehe an ihm weitergearbeitet wurde, diesmal unter der Leitung von Rastrelli, der den Bau nach seinen Plänen 1756 in vollkommen abgeänderter Gestalt vollenden konnte. Das Erdgeschoss der Eremitage war für die Bediensteten bestimmt. Ein ziemlich enges Treppenhaus führte in den ersten Stock, der fast vollständig von einem großen Saal eingenommen wurde. Dort zog das illusorische Deckengemälde von Valeriani, „Gastmahl im Olymp“, das einen offenen Himmel vortäuschte, die Blicke nach oben. Die Decken der vier seitlich angeordneten Kabinette malten Vater und Sohn Valeriani, Gradizzi und Peresinotti mit Szenen aus den Metamorphosen des Ovid aus. Da die Zarin beim Essen nicht gerne von vielen Dienern umgeben war, hatte Rastrelli einen hydraulischen Tisch eingerichtet, der von der Küche im Erdgeschoss mit Winden in den Saal hochgehoben werden konnte. Zur Bedienung des komplizierten Hebemechanismus’, der im Keller verborgen war, benötigte man zwölf Arbeiter. So blieb die illustre Gesellschaft beim Speisen unter sich. Nach dem Mahl ließ man den Tisch einfach nach unten und aus dem Speisesaal wurde ein Ballsaal. Die Idee hatte Erfolg und so wurde auch im Katharinenpalast ein hydraulischer Tisch installiert, wo er sich allerdings nicht erhalten hat. In einer durch eine Person bedienbaren Form ließ Ludwig II. von Bayern 1870 eine ähnliche Vorrichtung im Königshaus am Schachen installieren. Der Lustgarten Mit Zarskoje Selo war von Anfang an ein „Lustgarten“ verbunden. Elisabeth ließ den Garten, der bescheidene erweitern unter Katharina Ausmaße hatte, und im I. noch beträchtlich französischen Stil umgestalten. Im 18. Jahrhundert wurde ein fürstlicher Schlossgarten als „Fortsetzung des Ballsaals im Freien“ verstanden. Den östlichen Teil des Parks nannte man den „Alten Park“, weil er auf Katharina I. zurückging. Doch haben unter Elisabeth die bescheidenen Anlagen ihr Gesicht vollkommen gewechselt. Elisabeth ließ abgestufte Terrassen anlegen und sie durch baumbeschattete Wege in regelmäßige Flächen aufteilen; sie ließ ausgewachsene Bäume mit dichten Kronen aus Holland, Deutschland oder Italien importieren. Dichte Heckenwände dienten als Hintergrund für Statuen. Gab es für die Gestaltung des „Alten Gartens“ gewisse Anhaltspunkte aus der Zeit von Katharina I., so musste der „Neue Garten“ zwischen dem Katharinenpalast und dem Tierpark quasi „aus dem Nichts“ geschaffen werden. Mit den Arbeiten wurde 1745 begonnen. Nachdem die Arbeiten beim Tod Elisabeths 1761 eingestellt wurden, ging der „Neue Garten“ später in den Landschaftsanlagen des Alexanderparks auf. Der Alexanderpalast Wie gespannt und kalt das Verhältnis zwischen Katharina II. und ihrem Sohn und Thronfolger, dem Großfürsten Paul Petrowitsch, war, ist allgemein bekannt. Mehrere Quellen sprechen dafür, das Katharina II. ihren Enkel Alexander Pawlowitsch zu ihrem Thronerben ernennen wollte. Zwar fehlen uns Dokumente, die ihre Pläne beweisen könnten, doch spricht vor diesem Hintergrund die Errichtung eines prächtigen Palastes für ihren Enkel in unmittelbarer Nähe ihrer eigenen Residenz unweigerlich dafür. Die Zarin wählte den Baugrund in der Nähe des Katharinenpalastes selbst aus. Die Lage des Palastes stellte seine Bauherren vor einige Probleme: unterirdische Flüsse hatten das Baugelände untergraben, infolgedessen war der Rohbau erheblichen Bewegungen ausgesetzt. Nachdem der Palast im Rohbau fertiggestellt war, ließ man ihn mehrere Jahre austrocknen. In der Zwischenzeit machte man sich an die Innenausstattung, für die britische, russische und italienische Kunsthandwerker herangezogen wurden. Im Juni 1796, zum 19. Geburtstag von Alexander Pawlowitsch, wurde der Palast dem jungen Großfürstenpaar übergeben. Den Bau hat er vier volle Jahre beansprucht. Das Bernsteinzimmer erstrahlt wieder Im St. Petersburger Katharinenpalast, unweit vom Petersdom, strahlt ein Mythos in neuem Glanz: das Bernsteinzim- mer. Nicht das Echte, das nach wie vor verschollen ist - das Zimmer wurde originalgetreu nachgebaut. 80 Tonnen des versteinerten Baumharzes wurden aus Sand und Meer der Ostsee gefischt, Quadratmeter um Quadratmeter Holzpaneele mit Bernstein belegt, kunstvolle Schnitzereien gefertigt, goldene Kronleuchter und Spiegel, goldene Figuren, Putten, Blüten- und Pflanzengirlanden und ein farbenprächtiges Deckengemälde schmücken den Raum. Zu sehen sind auch die Repliken von vier florentinischen Mosaiken, auf denen der Raum in seiner Ursprünglichkeiten zu sehen ist. Ein Geschenk an Zar Peter den Großen Geschaffen wurde die kostbare Wandtäfelung aus Baltischem Bernstein 1701 ursprünglich für das Schloss Charlottenburg in Berlin. Im Austausch gegen Soldaten für seine Leibgarde der "Langen Kerle“ und als Dankbeweis für das Bündnis gegen Schweden "schenkt“ der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. dem kunstsinnigen Zaren Peter dem Großen das Bernsteinzimmer. Für damalige Zeiten war das Prunkzimmer glanzvoll und kostbar, aber die honiggelbe Nobeltapete war längst nicht so berühmt und geheimnisumwittert wie heute. Erst der Zweite Weltkrieg hat es zur Legende erhoben. Deutsche Truppen belagern St. Petersburg Der Katharinenpalast im Zarendorf Zarskoje Selo gerät zwischen die Fronten und wird schwer beschädigt. Wie durch ein Wunder überlebt das Bernsteinzimmer fast unversehrt die Katastrophe. Doch im Oktober 1941 werden die Wandverkleidungen von deutschen Truppen abgebaut, requiriert und als Kriegsbeute ins ostpreußische Königsberg entführt. Im Stadtschloss von Königsberg wird das Kunstwerk als "ins Reich heimgekehrte Trophäe" - nach Ausbesserungsarbeiten - zwei Jahre ausgestellt. Bevor es 1944 wiederum verpackt wird und dann für immer verschwindet. Eine einzige existierende Farbfotografie und alte Pläne Schon wenige Jahre nach dem Krieg - zur gleichen Zeit als Ulbricht in Ostberlin das Stadtschloss sprengen lässt - hatten die Russen das zerstörte Sommerschloss der Zaren in der alten Pracht wiederaufgebaut. Nur die Wände des Bernsteinzimmers blieben bis in die achtziger Jahre leer, weil das Original nicht wieder auftauchte. Eine einzige existierende Farbfotografie und alte Pläne des historischen Bernsteinzimmers waren vor über 20 Jahren Basis für eine eher zaghafte Wiederherstellung der kostbaren Wandverzierungen. Doch 1997 mussten die ersten Rekonstruktionsbemühungen der Russen eingestellt werden. Nach der Perestroika war Russland in einer finanzielle Krise geraten. Als gerade mal ein gutes Drittel der Kopie wiederhergestellt war, musste Chefkonservator Alexander Krylow die Arbeit ruhen lassen. Im Juli 1999 wurde eine Delegation der Ruhrgas AG aus Essen in Zarskoje Selo empfangen. In der Folge hat der Konzern rund 3,5 Millionen Dollar für die komplette Rekonstruktion des Bernsteinzimmers zur Verfügung gestellt. Seit der Finanzspritze aus Deutschland liefen die Arbeiten in den Restaurierungswerkstätten von Zarskoje Selo wieder auf vollen Touren. Für das Schneiden, Schnitzen und Polieren der Bernsteinplättchen, der Gemmen, Reliefornamente, Knäufe und kleinen Figuren, aber auch für das Zusammensetzen der Girlanden und Paneele, konnten bis zu 50 Handwerker beschäftigt werden. Das fossile, versteinerte Baumharz ist ein schwierig zu bearbeitendes Material. Es ist weich und spröde zugleich. Industrielle Bearbeitungsmethoden sind ungeeignet. Handarbeit und alte Bearbeitungs-Traditionen, die erst wieder mühsam ausprobiert und erlernt werden mussten, spielen - unterstützt von moderner Technik - eine große Rolle. Ein riesiges Puzzle wird zusammengesetzt Waren schon die alten Fotos eine wichtige Grundlage für die Wiedergeburt des Bernsteinzimmers, brachte Glück im Unglück die Restauratoren weiter. Weil die deutschen Truppen zu schnell vorrückten, missglückte 1941 ein Versuch die Bernsteinpaneele abzubauen. Doch die damals sichergestellten Splitter und Fragmente halfen den Restauratoren von heute, die Geheimnisse der Einfärbungen bei den verschollenen BernsteinWandverkleidungen zu lüften. Im Winter 2001 schritt der Fortgang des Wiederaufbaus in Zarskoje Selo dank der termingerecht gelieferten vier Tonnen Bernstein aus Yantarny mit schnellen Schritten voran. Im weltweit einzigen Bernstein-Tagebau wird das notwendige Rohmaterial für Zarskoje Selo gefördert. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es solche reichhaltigen Bernstein-Lagerstätten. Die Paneele für die Nordwand wurden von der Werkstatt ins Schloss gebracht. Für die Handwerker ein Augenblick voll großer Spannung. Beim Einhängen der fragilen Paneel-Konstruktionen wurde sichtbar, wie schon früher die Bernsteinwände relativ schnell aus- oder eingebaut wurden. In Einzelteile zerlegt, konnten die Paneele - damals nur ohne Elektro-Schraubenzieher - schon in Berlin, in St. Petersburg und in Königsberg relativ einfach installiert werden. Nicht nur die alten Montage-Techniken wurden übernommen. Für die Rezeptur der Spezial-Kleber zum Aufbringen der Bernsteinplättchen auf den Holzuntergrund, wurde regelrecht Detektiv-Arbeit geleistet. Über 55 Quadratmeter Wandfläche mit einer halben Million Bersteinteilchen decken die gesamte Palette des versteinerten Harzes ab: Von flammend roten Topas- über Rubinfarben bis hin zum Zitronengelb. Ein Mosaik aus dem "Gold des Nordens“, das durch Spiegel, goldene Kerzenleuchter und vergoldete Stuckfiguren ein einzigartiges Ensemble bildet. 17 Peterhof Peterhof (russ. Петергоф/Petergof) ist eine Palastanlage am finnischen Meerbusen, ca. 25 Kilometer westlich und sechs Kilometer südlich von Sankt Petersburg. Das ursprünglich von Peter I. errichtete ausgebaute und von Gelände seinen gilt als Nachfolgern „russisches Versailles“. Nach dem Sieg über die Schweden bei der Schlacht bei Poltawa 1709 beschloss der Zar, sich eine zeitgemäße Residenz errichten zu lassen, die Zeichen der neuen Großmacht Russlands werden sollte. 1714 begannen die Planungen für das neue Schloss, an denen Peter, der sich auf einer langen Rundreise durch Europa bereits mit verschiedenen Handwerkskünsten beschäftigte, aktiv mitarbeitete und für die er sich Rat von Andreas Schlüter und dessen Schüler Johann Friedrich Braunstein einholte. Im August 1723 konnte Peterhof eingeweiht werden, die Bauarbeiten an dem großen, doch recht schlichten Schloss waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen. Neben dem eigentlichen Palast waren die Goldene Kaskade und ein großer Teil des Unteren Parks zu diesem Zeitpunkt angelegt, der 400 Meter lange Kanal zur Ostsee ausgehoben, sowie die Arbeiten an den Lustschlössern ’’Monplaisir’’ (franz. „mein Vergnügen“) und ’’Marly’’ (eine Reminiszenz an das Schloss Marly-le-Roi von Ludwig XIV.) weitgehend beendet. Nach der Einweihung nutze Peter I. den im barocken Stil dekorierten Palast als seine Sommerresidenz, während er die restlichen Jahreszeiten weitgehend im Winterpalast verbrachte. Das Schloss und die Parkanlagen wurden in der Folgezeit ständig erweitert und verschönert. Nach dem Tode Peters 1725 stand der Palast einige Jahre leer, erst 1730 ließ die Zarin Anna die Arbeiten an dem Schloss wieder aufnehmen. Unter Zarin Elisabeth wurden dem Großen Palast, der bisher nur etwa so breit wie die vorgelagerte Kaskade war, durch Bartolomeo Francesco Rastrelli die kurzen Seitenflügel angefügt, das Hauptgebäude verlängert und aufgestockt und die Pavillonbauten an den Enden des Baukörpers errichtet, wovon einer die Schlosskirche aufnahm. Diese Arbeiten dauerten von 1747 bis 1752 und verliehen dem langgestreckten, gelb getünchten Bau mit den weißen Dekorationen seine heutige Gestalt. Auch Katharina die Große nahm noch einige Verschönerungen vor. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bauten die russischen Zaren an dieser Residenz, die sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder bewohnten und die mit prächtigen Paradezimmern, wie dem Goldenen Saal, dem Thronsaal und dem mächtigen Treppenhaus aufwarten kann, in der sich aber auch die intimeren Wohnräume der russischen Herrschersfamilie finden, wie das Schlafzimmer Peter des Großen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Peterhof von den Deutschen Besatzern weitgehend geplündert und zerstört, gleich nach dem Kriegsende begannen die Aufräumarbeiten und bereits im Sommer 1945 wurden Teile des Unteren Gartens wieder für Besucher geöffnet. Die Restaurierungsmaßnahmen am Schloss dauerten viele Jahre an, zum einen mussten die zerstörten Kunstwerke mühevoll rekonstruiert werden, zum anderen waren die finanziellen Mittel hierfür immer wieder knapp. Von 1945 bis 1992 trug Peterhof den Namen Petrodworez (rus. für „Peterspalast“). Der Palast und seine Gärten, Parkschlösser und Wasserspiele stellt heute eines der wichtigsten Ziele für den Tourismus in Russland dar. Die gleichnamige Stadt, in der die Palastanlage steht, hat 60.200 Einwohner. 1998 verlor sie ihre Eigenständigkeit und gehört seitdem administrativ zur Stadt Sankt Petersburg. Deren städtischer Rajon Petrodworez hat 76.800 Einwohner (2004). Das ganze Ensemble von Schloss, Park, Pavillonen und der historischen Altstadt wurde 1990 von der UNESCO in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. Die Sehenswürdigkeiten von Peterhof Schon 1704 ließ Peter der Große hier ein Holzhaus errichten, da ihm der Platz gefiel und er auf dem Landweg nach Kronstadt rasten wollte. Dann begann, nach Entwürfen, an denen der Zar selbst entscheidend mitwirkte, in rascher Folge der Bau von Schloss Monplaisir, die Anlage der Parks und der fast zahllosen Fontänen, der Bau eines großen Schlosses und noch mehrerer kleiner Schlösser. Als Architekten waren Johann Braunstein, Jean Baptiste Leblond, Nicolo Michetti sowie Vater und Sohn Rastrelli, wahrscheinlich auch Andreas Schlüter in Peterhof tätig - unter ihnen der Le-Nôtre-Schüler Leblond als der wohl am stärksten prägende. Peter der Große hatte ihn in Paris kennengelernt und als Nachfolger Schlüters verpflichtet. Leblond, der »als Gartenarchitekt vielleicht noch brillanter war denn als Baumeister«, habe Peterhof »von Anfang an mehr den Charakter verliehen, ein Park mit Palast und Pavillons zu sein und nicht etwa ein Palast mit Park«, schrieb Audrey Kennett in ihrem Buch über ›Die Paläste von Leningrad‹ (München, 1974). Wer zur hellen Jahreszeit und an einem schönen Tag nach Peterhof kommt, wird dieses festliche, von Fontänen durchsilberte Parkgrün erleben. Gelb und weiß stehen die Schlossfassaden über dem Baum- und Rasengrün, mit goldenen Kuppeln, mit Andreaskreuz und Doppeladler. Das Meer ist ganz nahe und lässt über der weiten Fläche des Finnischen Meerbusens die Silhouette St. Petersburgs sehen. Bei der Anfahrt von St. Petersburg sieht man derzeit übrigens beim Ort Strelna die riesige Baustelle. Putins künftiger Präsidenten-Meeresresidenz, samt Gäste- und Konferenzgebäuden und einer künstlich aufgeschütteten Insel. Im Zweiten Weltkrieg war Peterhof Frontgebiet. Alle Gebäude wurden schwer beschädigt oder vollständig zerstört, mitsamt den Inneneinrichtungen, soweit sie nicht ausgelagert waren (eine Fotoausstellung im großen Palast dokumentiert die Zerstörung). Mit ungeheurer Energie, mit Sachverstand und Liebe haben russische Restaurateure die Schloss- und Parkanlage nach historischen Bilddokumenten wieder hergestellt. Nach der Befreiung 1944 wurde der deutsche Name ›Peterhof‹ in ›Petrodworez‹ geändert, seit 1992 heißen Ort und Schloss aber wieder Peterhof (Petergof). Großer Palast/(Bolschoj Dworez) Die Natur schenkte Peter dem Großen einen Bauplatz nach Wunsch. Dank der etwa 16-20 m hohen, steilen Bodenschwelle in Sichtweite des Meeres konnte der Große Palast in das Konzept von Wasserspielen und Kanälen eingebunden werden, das den Zaren seit seinem Besuch in Versailles faszinierte. Der heute 275 m lange, gelb-weiße Palast wurde im Kern seit 1714 von Leblond und nach dessen frühen Choleratod von J. F. Braunstein erbaut. Seine imperialen Dimensionen erhielt er aber erst unter Zarin Elisabeth, die ihn von Bartolomeo Rastrelli (Sohn) aufstocken und mit Seitenflügeln erweitern ließ (1746-54). Galerien führen zur Palastkapelle im Osten wie zum Wappenpavillon im Westen - beide mit Glockendächern und vergoldeten Zwiebelkuppeln. Aus der Zeit Peters des Großen blieb nur das Eichenkabinett, Zaren, erhalten. das Arbeitszimmer Von den u. a. des mit seemännischen und militärischen Motiven in reicher Schnitzerei geschmückten Paneelen sind acht noch original. Höhepunkte der Führungen Repräsentationsräume und die durch die kaiserliche Suite sind: • der blaue Empfangsraum mit seinen Seidentapeten; • der Tschesme-Saal mit Darstellungen der Seeschlacht vor der türkischen Küste 1770, gemalt von Philipp Hackert; • der Tanzsaal (Rastrelli) • der Thronsaal, für Empfänge und Bälle von Jurij Veldten in einem Türkis-und-Weiß-Wanddesign und mit scharlachroten Vorhängen ausgestattet. Blickfang ist das lebensgroße Porträt Katharinas II., es zeigt die Zarin hoch zu Ross in der Uniform des Preobraschenskij-Regiments, wie sie am Abend ihrer ThronUsurpation triumphal in St.Petersburg einreitet (ein Offizier, heißt es, hatte ihr seinen Uniformrock gegeben); • der Weiße Speisesaal mit dem kaiserlichen Wegdwood-Service; • der ›Saal der Mode und Grazie‹, auch ›Rotari-Saal‹ genannt, mit 368 Bildern von Frauen und Mädchen in Trachten aus vielen Ländern Europas, gemalt von Pietro Rotari (es waren wohl nicht 368 verschiedene Modelle, sondern immer dieselben acht jungen Hofdamen in immer anderen Gewändern); • die Chinakabinette westlich und östlich des Rotari-Saals ließ sich Katharina II. von Veldten einrichten vor fast keinem europäischen Palast machte die Chinoiserie-Mode halt, und hier hinterließ sie prächtigste Lackarbeiten; • der Rebhuhn-Salon hat seinen Namen nach dem Muster aus Rebhühnern, Ähren und Blumengirlanden der seidenen Wandbespannungen, Vorhänge und Möbelpolster; • das ehemalige, von Rastrelli entworfene kaiserliche Schlafzimmer, von Veldten geteilt in den Kronraum (zur Aufbewahrung der Zarenkrone, wenn sie nach Peterhof mitgeführt wurde) und das Diwanzimmer, mit breitem osmanischem Diwan und chinesischen Seidentapeten. Beide Räume haben einen Alkoven, in einem steht noch ein goldenes Bett. Park und Wasserkünste/(Park i Fontany) Die Sehenswürdigkeiten, an denen der Park so reich ist, kann man beschreiben, kaum aber das bis ins Innerste heitere Gefühl, das im Zusammenwirken von Kunst, spielerischer Phantasie und Natur den Besucher bis heute hier überkommt. Falls ihm nicht wie Katharina der Großen die Künstlichkeit eines Parks aus dem 18. Jh. zuwider ist: »Ich hasse Brunnen«, schrieb die Zarin dem verehrten Voltaire, »die dem Wasser Gewalt antun und es zu einem Lauf zwingen, der seiner Natur nicht entspricht.« Das Gelände ist sehr ausgedehnt, immer ufernah, 1200 ha groß. Die rund 150 Fontänen sind hauptsächlich auf den Großen Palast hin orientiert. Außer der Großen Kaskade sind noch drei andere - die SchachbrettKaskade, die ›Goldener-Berg-Kaskade‹- und die nach jahrelanger Restaurierung wieder hergestellte Löwen-Kaskade - zu bewundern. Oberer Garten (Werchnij Sad) wie Unterer Park (Nischnij Park, links und rechts des Kanals, der zum Meer hinführt) sind mit vielen Entsprechungen, teils symmetrisch, gestaltet und gehen zum Teil auf Entwürfe Peters des Großen zurück. Anders als in Sanssouci, wo ein halbes Jahrhundert später der Preußenkönig trotz allen Aufwandes für Pumpwerke keine Freude an seinen Wasserkünsten hatte, sprudeln in Peterhof die Fontänen aus scheinbar unbegrenztem Vorrat. Schon zu Peters des Großen Zeiten (1720/21) legte der Ingenieur Wassilij Tuwolkow die von den 20 km entfernten Ropscha-Höhen aus gespeisten Speicherbecken so geschickt an, dass Brunnen das Wasser durch natürliches Gefälle, ohne andere Energie, zum Springen gebracht wird. Bis ins 19. Jh. hinein wurden immer weitere Brunnenanlagen geschaffen. Im Oberen Garten, der nach französischem Muster in exakter Geometrie angelegt ist, schmücken die zentrale Neptun-Fontäne 40 Figuren, die schon Mitte des 17. Jh. in Nürnberg gegossen wurden. Da man dort keine Möglichkeit hatte, die für einen so großen Brunnen nötigen Wassermengen heranzuleiten, verschwanden sie bis 1782 im Depot und wurden dann nach Russland verkauft. Im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt, konnten sie nach Kriegsende zurückgeführt werden. Auch die Große Kaskade, die Hauptattraktion Peterhofs, ist wieder mit sprudelndem, rauschendem Leben erfüllt. Von der Schlosshöhe herab fällt das Wasser über drei Treppen in das Marmorbecken mit der golden strahlenden Samsonfigur und strömt von dort durch den skulpturengesäumten Kanal zum Meer. 64 Fontänen und Hunderte von vergoldeten Skulpturen sind Teil der Kaskaden-Architektur. »Peterhof scheint aus dem Schaum des Meeres geboren«, schrieb der aus französischer Familie stammende Maler Alexandre Benois, der in St. Petersburg zu Hause war, »Peterhof ist eine Residenz des Meergottes. Die Fontänen in Peterhof sind nicht Nebensache, sie sind der Kern des Ganzen, sein eigentliches Wesen. Sie symbolisieren das Reich des Meeres, mit den Myriaden der Tropfen, die das Meer am Ufer von Peterhof aufstieben lässt.« Noch ein Zweites, nämlich die Sieger-Rolle des Zaren, wird in Peterhof symbolisiert, auch in der berühmtesten Figur, dem vergoldeten Samson. Der biblische Held reisst dem Löwen den Rachen auf, aus dem der Wasserstrahl aufsteigt, 20 m hoch. Die Figur, zur Erinnerung an den Sieg bei Poltawa gegossen, stammt ursprünglich von Carlo Rastrelli und war aus Blei. Anfang des 19. Jh. wurde sie durch eine Bronze von M. Koslowskij ersetzt. An den Kreuzungspunkten im Unteren Park finden sich östlich vom Kanal die Adam-, westlich die Eva-Fontäne. Wahre Wasserkunstwerke sind die Pyramiden-, die Sonnen- und verschiedene Scherz-Fontänen (die den ahnungslosen Besucher bespritzen) im östlichen Teil. Nahe der Samson-Fontäne erfreut die Favoritka-Fontäne: Begleitet von täuschend echtem Geschnatter jagt ein künstliches Hündchen künstliche Enten, durch Wasserkraft getrieben, unablässig im Kreis herum. Von der Höhe fällt östlich des Schlosses die Schachbrett-Kaskade, von bunten Drachen bewacht. Schloss Monplaisir mit Katharinenflügel/(Monplesir i Jekaterininskij Korpus) In diesem kleinen Lustschloss ist noch viel vom Charakter seines Bauherrn, Peters des Großen, zu erfahren. Backstein, nach holländischem Muster, wie der Zar es liebte, ist das Baumaterial, aufgehellt durch weiße Balustraden der seitlichen Galeriebauten und durch weiße Fenstersprossen. Mit Klinkern wurde die Terrasse zum Meer ausgelegt. Innen finden sich Holztäfelungen, Deckengemälde im Paradesaal und holländische und flämische Bilder - oft Seestücke - in den beiden Galerien. Elegant ist das Lackkabinett (mit Lackmalereien russischer Künstler nach chinesischen Vorbildern), interessant sind die holländischen Kacheln in der Küche, besonders aber die im Arbeitszimmer des Zaren, die verschiedene Schiffstypen zeigen. Chinesisches Porzellan ist im ›Zimmer des Sekretärs‹ ausgestellt. Erstaunlich kurz erscheint das Bett des hochgewachsenen Zaren (2,04 m groß!); man hielt es damals für gesund, halb im Sitzen zu schlafen. Das Schlösschen wirkt wie ein hübsches, helles Landhaus am Meer, aufwendig und gediegen, aber nicht prunkvoll, ganz im Sinne seines ersten Bewohners. Nach dem Tod Peters des Großen wurde ›Monplaisir‹ samt seiner Einrichtung unverändert erhalten, »aus einer Art religiöser Verehrung«, wie noch 1784 ein Besucher notierte. Doch schätzten sowohl die Zarin Elisabeth wie Katharina die Große den Platz am Meer, und nach 1740 ließ Elisabeth einen Flügel anbauen, der später auch von Katharina benutzt und nach ihr benannt wurde. Der Blaue Salon im Empire-Stil ist ein Werk Giacomo Quarenghis aus den 80er-Jahren des 18. Jh. Deliziöse Kleinigkeiten wie ein ›Souvenir‹-Büchlein mit Perlmutt-Einband und Rubinglas-Pokale sowie ein Spazierstock mit Elfenbeingriff erinnern noch an Katharina die Große. Im Musikzimmer werden fünf kostbare Uhren, im Speisesaal wird das prächtige ›Gurjew‹-Porzellanservice in Rot und Gold gezeigt, jeder Teller mit einem anderen Gemälde. Marly und Eremitage/(Marli i Ermitasch) Im westlichen Teil des unteren Parks liegt das zweigeschossige kleine Schlösschen Marly, das Peter der Große wahrscheinlich von den Architekten Leblond und Braunstein errichten ließ (1720-24), mit hohem Mansardendach - dem Stil nach könnte es eines der historischen Gebäude um Paris aus dem 17. Jh. sein. Selbst der Name ist der eines königlichen Jagdschlosses in Frankreich, das Peter der Große auf seiner Reise kennenlernte. Große Sorgfalt ließ der Zar auf den Kachelschmuck der Küche verwenden - und darauf, dass Küche und Speisesaal einander nahe waren. Peter der Große wollte das Essen heiß serviert haben, der Gewohnheit seiner Zeit entgegen. Fast zeitgleich mit Marly entstand nordöstlich davon die Eremitage im Unteren Park (Architekt: Baunstein). Die Eremitage wurde jedoch erst nach dem Tod Peters des Großen vollendet. Mehr Gartenpavillon als Palais, war sie ganz auf kleine Gesellschaften eingerichtet, die mit schönstem Ausblick, aber ohne Diener im Saal des Obergeschosses tafeln wollten. Deshalb konnte der Tisch in die im Untergeschoss eingerichtete Küche versenkt und mit Speis und Trank wieder emporgehoben werden. Cottage-Palais/(Dworez Kottedsch) Durchwandert man den weiten Unteren Park auf seinen schnurgeraden Wegen nach Osten, kommt man schließlich an eine Mauer, in der sich nur an wenigen Stellen Durchgänge finden - einer liegt auf der Höhe des kleinen Lunaparks und der alten Stallungen. Dahinter breitet sich ein sehr großer Landschaftspark aus, der Alexandra-Park. Er wurde im 19. Jh. angelegt und nach der Gemahlin Zar Nikolaus’ I., Alexandra Feodorowna (= Charlotte von Preußen) benannt, die Peterhofs barocke Symmetrie nicht mochte und ein Haus in romantisch überwachsener Lage bevorzugte. Etwas tiefstapelnd nannte man das 1826-29 von Adam Menelaws erbaute Palais ›Cottage‹, es ist mehr eine ländliche Villa. Aus Preußen stammte die Zarin, und das Cottage zeigt viele neugotische Stilmerkmale, Treppengiebel, Spitzbögen, Erker, wie sie damals in Preußen auch der Architekt Karl Friedrich Schinkel liebte. In den Wohnräumen erinnert manches an die Berliner Herkunft: Kleinkopien Berliner Skulpturen, Landschaftsgemälde der Havel. Man wollte eigentlich mittelalterliche Bescheidenheit in englisch-preußischer Art und konnte dann doch nicht anders, als die Räume aufwendig zu dekorieren und mit ungezählten kleinen Kostbarkeiten - Kästchen, Leuchtern, Porzellan, Glas, Ofen- und Wandschirmen - zu füllen. Ein Rundgang in Stichworten: Arbeitszimmer und Bibliothek im Untergeschoss - Spitzbögen sogar in Sesseln und Schränken; der große Wohnraum: kunstreicher Stuck-Deckendekor, ein riesiger, herrlicher Teppich. Esszimmer: lang, schmal, etwas dunkel, steife Stühle, hässlich nach unserem Geschmack, aber wundervolles Porzellan. Das Treppenhaus erlesen im neugotischen Dekor, zusammen mit den Lampen ein gelungenes Ensemble. Die oberen Räume: kleiner dimensioniert, familiärer, als Unterrichtsraum, Umkleideraum, kleines Arbeitszimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer eingerichtet. Besonders schöne Möbel mit elegant geschwungenen Formen aus hellem Holz findet man im Arbeitszimmer im 1. Stock, eine grandiose Aussicht bietet das See-Zimmer Nikolaus’ I. Die inszenierte Idylle dieses Hauses fand seinerzeit unter massiver Abschirmung und militärischer Bewachung des Geländes statt, denn Nikolaus I. hatte sich durch Sturheit und Unnahbarkeit viele Feinde geschaffen. In der Umgebung stößt man auch auf eine neugotische Kapelle, auf eine künstlich angelegte Ruinenbrücke und auf ein halbverfallenes herrschaftliches Farmgebäude (Fermerskij Dworez). Benois-Familienmuseum/(Musej Semij Benua) Auf dem Rückweg vom Cottage zum Oberen Garten kommt man an den im neugotischen Baustil gehaltenen Stallungen vorbei, sie sind das Werk des Architekten Nikolaj Benois, dessen Familie so vielfältig mit dem kulturellen Leben Russlands verbunden war. Dies wird in einem östlich vom Großen Palast gelegenen Flügelbau dokumentiert, der früher Hofdamen beherbergte, heute ›Korpus Benua‹ genannt wird und seit 1988 ein Familienmuseum ist, in dem man Entde- ckungen macht, zum Beispiel die, dass der Schriftsteller und Schauspieler Peter Ustinov auch ein Benois ist. Meist waren die Benois Architekten und Maler. Sie stammten alle von einem Benois ab, der 1794 als Koch aus Frankreich an den Zarenhof kam. Auf dem Weg vom Benois-Museum zur Durchgangsstraße trifft man noch auf das empfehlenswerte kleine Restaurant ›Kafe Trapeza‹, die alte Apotheke und die Teestube ›Fiftosal‹, das Kräuterdepot, wo schon zu Zarenzeiten Heilkräuter zubereitet wurden. Peter-und-Paul-Kathedrale/(Petropawlowskij Sobor) An der Durchgangsstraße durch die Stadt Peterhof ragt altrussisch farbig mit fünf Kuppeln die Kathedrale auf, die 1894-1905 von N. Sultanow prächtig erbaut, in der Sowjetära aber ausgeräumt und als Lagerhaus und Kino benutzt wurde. Auch die einst viel bewunderte Majolika-Ikonostase ging verloren. In den 70er-Jahren des 20. Jh. wurde das Äußere restauriert, 1989 die Kathedrale an die orthodoxe Gemeinde zurückgegeben, 1994 wurde sie neu geweiht. Verglasung, Wandmalereien, Majoliken und Vergoldungen sind erneuert worden. Die Partnerstädte (wie das deutsche Bad Homburg) helfen - auch bei der Versorgung von 3000 Alten und Behinderten. 18 Bartolomeo Francesco Rastrelli Winterpalast von der Newa aus aufgenommen (2004) (* 1700 in Paris; † 1771 in Sankt Petersburg) war ein russischer Architekt und Baumeister italienischer Herkunft. Von Rastrelli stammen viele Barock-Bauwerke in Sankt Petersburg, unter anderem das StroganowPalais, das Woronzow-Palais, das Smolny-Kloster und, teilweise, der Gostiny Dwor (Grundriss). Am bekanntesten sind wahrscheinlich der Katharinenpalast in Zarskoje Selo, der Große Palast von Peterhof und der Winterpalast in Sankt Petersburg (Eremitage). Bartolomeo Francesco Rastrelli wurde als Sohn des Bildhauers Bartolomeo Carlo Rastrelli, der später vom Papst in den erblichen Grafenstand gehoben wurde, in Paris geboren. 1716 ging er zusammen mit seinem Vater nach Russland, wo dieser für Peter den Großen als Architekt und Bildhauer tätig war. Zunächst war Rastrelli Schüler seines Vaters. 17-jährig plante er seine ersten selbstständigen Arbeiten: die Gartenanlagen für die Sommerresidenz in Strelna. Später folgten zwei Auslandsaufenthalte; Rastrelli besuchte Italien, Frankreich und Deutschland. Hofarchitekt unter Elisabeth I. Nach 1730 kehrte Rastrelli nach Russland zurück und wurde zum Hofarchitekten ernannt. Er führte zahlreiche Projekte für Kaiserin Anna Iwanowna aus, von denen allerdings kaum etwas erhalten geblieben ist (Annenhof in Moskau, Sommerpalast in Sankt Petersburg). Rastrelli nahm in dieser Zeit auch Aufträge von Privatleuten entgegen; für Ernst Johann von Biron etwa baute er in Rundale (Ruhenthal) ein Sommerschloss und in der kurländischen Hauptstadt Mitau (lettisch: Jelgava) eine repräsentative Residenz. (vgl. zu beiden die SiS-Broschüre „Baltikum“) Von Zarin Elisabeth I. wurde Rastrelli dann intensiv bei der Gestaltung von Sankt Petersburg eingesetzt. Darüber hinaus musste der Architekt auch die zahlreichen Festveranstaltungen des Hofes planen: Feuerwerke, Illuminationen, Bankette, Weinfontänen, Triumphzüge usw. Besonders prunkvoll gestaltete Rastrelli die Krönung der Kaiserin in Moskau. Dort hatte er auch Gelegenheit, sich mit der altrussischen Kirchenarchitektur vertraut zu machen. Erstmals seit Peter dem Großen entstanden durch Rastrelli wieder die traditionellen russischen Fünfkuppel-Kirchen (z. B. Auferstehungskathedrale des Smolnyj-Stifts). Rastrellis Arbeitsleistung war gewaltig. Da er das gewaltige Arbeitspensum nicht alleine bewältigen konnte, bildete er zahlreiche Schüler aus, die allesamt in seiner Baukanzlei arbeiteten. Rastrelli war verheiratet mit einer gebürtigen Gräfin von Wales. Das Paar hatte mehrere Töchter, allerdings erreichte nur eine das Erwachsenenalter und heiratete nach Warschau. Daher befindet sich ein Großteil des zeichnerischen Nachlasses Rastrellis heute in der Polnischen Nationalbibliothek. Das letzte Werk Rastrellis in Russland ist der Ausbau des Winterpalastes in St. Petersburg ab 1754: Rastrelli fügte mehrere bestehende Bauten zu einem großen Palastkomplex zusammen. Es ist sein bestes, sein Hauptwerk geworden. Das Innere des Palastes konnte Rastrelli jedoch nicht mehr vollenden; nur den Thronsaal, die Paradetreppe-Jordantreppe und die Schlosskirche konnte er noch fertigstellen. Dann starb die Auftraggeberin Elisabeth. Ihr Nachfolger, Peter III. verlieh Rastrelli den Annenorden, wurde aber schon kurze Zeit später Opfer einer Palastrevolution. Jordantreppe im Winterpalast Ende von Rastrellis Beschäftigung Nach dem Amtsantritt von Katharina II. bekam Rastrelli keine Aufträge mehr vom Hof, da man sich dem beginnenden Klassizismus zuwandte. Nachdem Rastrelli ein Jahr untätig dasaß, bat er darum, in Pension gehen zu dürfen. Rastrelli ging für ein Jahr nach Italien, dann kehrte er nach Mitau zurück, um die Schlösser seiner Jugend zu vollenden und weiter auszubauen. Dort starb seine Frau, die er innig liebte, und Rastrelli selbst dachte nun ans Sterben: Er war ein alter und kranker Mann. 1771 wurde Rastrelli an die Akademie der Künste in Sankt Petersburg berufen. Doch er starb schon Ende dieses Jahres. Wo sich seine Grabstätte befindet, ist nicht genau bekannt. Wird fortgeführt