Sonderdruck für John Deere
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Sonderdruck für John Deere
Mit Beiträgen aus der Zeitschrift Lohnunternehmen Beckmann Verlag November 2013 LU-Spezial Sonderausgabe für John Deere In diesem Spezial: Diskussionsrunde Häckslerkosten | Lohnunternehmer in Irland | LU Heitmann: schlagkräftig im Pflanzenschutz | LU ASW: neuer T-Serie Mähdrescher zur Probe | Festkammerpresse F440R in der Grassilage | John Deere Neuheiten zur Saison 2014 | Landwirtschaft in Europa: Wohin geht die Reise? | Vertriebsnetz: Schnittstelle Fachhandel 2 LU-Spezial John Deere 3 Häckseln ist für viele Lohnunternehmer das Hauptstandbein. Wo liegen die großen Kostenfaktoren beim Einsatz des Häckslers? Das hat die Redaktion mit vier Lohnunternehmern diskutiert. 25 Wie arbeiten Lohnunternehmer in Irland wo sehen sie Ihre Zukunftschancen? Die Redaktion hat sich im Norden von Irland umgesehen und drei Lohnunternehmer besucht. Seit 2009 besteht das Lohnunternehmen von Dominik Heitmann. Wichtige Standbeine sind für ihn die Gülleausbringung und Häckseltransporte. 2010 hat er außerdem in schlagkräftige Pflanzenschutztechnik investiert. 22 Weiter ohne AdBlue – so lange es geht. Das ist die Strategie von John Deere, was die Motoren in den Traktoren der Baureihen 7R und 8R betrifft. Mehr über die Updates zur Saison 2014 ab Seite 25. 10 15 Europas Landwirtschaft hat beste Aussichten. Das gilt auch für die Milchviehbetriebe. Die Redaktion hat mit Christoph Wigger, Vertriebs-und Marketingleiter bei John Deere für die ‚Region 2‘, über die Zukunfts-Chancen der Lohnunternehmer gesprochen. 26 29 Zur Saison 2014 meldet John Deere Updates für die TSerie. Eine der ersten Maschinen lief zur Probe bei LU ASW in Ochtrup. Wir haben mit dem Team über die ersten Eindrücke gesprochen. Nachdem John Deere vor zwei Jahren die variablen Rundballenpressen überarbeitet hat, kamen nun die Festkammerpressen dran. Die Redaktion hat die F440R in der Grassilage gefahren. Das John DeereKonzept „Vertriebs partner von morgen“ sorgt für vielfältige Veränderungen im Vertriebs- und Servicenetz. Dazu hat die Redaktion Hersteller, Händler und Kunden an einen Tisch geholt. 18 Impressum Diese Sonderveröffentlichung wurde u.a. mit Beiträgen aus der Zeitschrift „Lohnunternehmen“ erstellt. Herausgeber: Peter Frank Beckmann (pfb) Telefon: (0 51 32) 85 91-11 Verlag: Beckmann Verlag GmbH & Co KG Heidecker Weg 112, 31275 Lehrte Telefon: (0 51 32) 85 91-0 Telefax: (0 51 32) 85 91-25 E-Mail:info@beckmann-verlag.de en Raum Dienstleistung im ländlich 67. Jahrgang · März 2012 Vertrieb: Frauke Weiß Telefon (0 51 32) 85 91-50 weiss@beckmann-verlag.de ·3 Wollen Sie die Lohnunternehmen kennenlernen? Dann melden Sie sich unter Telefon (0 51 32) 85 91-50 oder vertrieb@beckmann-verlag.de In diesem Spezial: LU Andreas Bobst Gülle und Aussaat in einem Pflanzenschutz Herbizid-Strategien in Zuckerrüben www.landpixel.de Beckmann Verlag · D-31275 Lehrte Spezial: Maissaat mer-Berufsorganisation Offizielles Organ der Lohnunterneh Verlagsleiter: Jan-Klaus Beckmann (jkb) Telefon: (0 51 32) 85 91-12 Redaktion: Hans-Günter Dörpmund (hgd) (Chefredakteur), Telefon: (0 51 32) 85 91-47 Jens Noordhof (jn), Telefon: (0 51 32) 85 91-43 Mirja Plischke (pl), Telefon: (0 51 32) 85 91-49 Gesa Lormis (gsl), Telefon: (0 51 32) 85 91-45 Björn Anders Lützen (lue): (0 51 32) 85 91-46 Johannes Rohmann (jr): (0 51 32) 85 91-44 E-Mail: redaktion@beckmann-verlag.de Weitere Informationen zur Zeitschrift Lohnunternehmen finden Sie unter www.lu-web.de – die richtige Technik | Übersicht | LU Widmer: Für jede Bedingung wird’s gemacht | Maisuntersaaten – So Technik für die Maissaat Mais Unkrautbekämpfung im LU Spezial Mais – Sätechnik – Untersaaten Pflanzenschutz Unternehmensführung LU-Spezial 3 John Deere LU-Diskussionsrunde Häckseln Diskussionsrunde Häckseln Der Preis ist heiß Die Dienstleistungspreise für das Häckseln sind unter Druck geraten. Zum einen wurden in den letzten Jahren sehr viele Häcksler verkauft und diese verlangen nach Fläche. Zum anderen wächst die Maisfläche nicht mehr so stark, weil der Biogasboom beendet ist. Im Vorteil ist der Lohnunternehmer, der die Kosten seiner Dienstleistung genau kennt. Die Redaktion hat mit Lohnunternehmern über ihr Häckselgeschäft diskutiert und nachgefragt, wo die größten Kosten beim Häckslereinsatz lauern. 4 LU-Spezial John Deere Die Teilnehmer 1 2 3 4 5 1 LU Günter Schmidt führt im mittelfränkischen Windelsbach ein Lohnunternehmen mit einem Festangestellten und fünf Aushilfen, das sich ausschließlich auf die Dienstleistung Häckseln spezialisiert hat. Dafür kommen vier Häcksler zum Einsatz. Die Herdengrößen der Kundenbetriebe bewegen sich zwischen 20 bis 100 Milchkühen. Darüber hinaus häckselt LU Schmidt für neun Biogasanlagen. Neben dem Lohnunternehmen bewirtschaftet Günter Schmidt einen landwirtschaftlichen Betrieb sowie eine Biogasanlage. 2 LU Andreas Bollwerk betreibt im nordrhein-westfälischen Bocholt ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen mit zehn Festangestellten. Der Großteil seiner Kunden sind Milchviehhalter, mit Herdengrößen von 30 bis 250 Kühen. Überdies bedient das Lohnunternehmen drei Biogasanlagen. In der Grünfutterernte werden drei Häcksler eingesetzt. Einer davon läuft ausschließlich im Mais, die anderen werden auch in der Grassilageernte genutzt. 3 LU Dirk Gieschen führt ein Lohnunternehmen im niedersächsischen Quelkhorn mit 19 fest angestellten Mitarbeitern. In der Grünfutterernte werden acht Häcksler, 16 Abfahrwagen sowie vier Kombiwagen eingesetzt. Drei Häcksler laufen ausschließlich in der Maisernte, die anderen in Mais und Gras. Die Kundenstruktur reicht vom Milchviehbetrieb mit 25 Kühen bis zum Großbetrieb mit 1.000 Kühen. Hinzu kommen acht Biogasanlagen mit 0,5 bis 6,5 MW. Darüber hinaus bewirtschaftet Dirk Gieschen einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 130 ha Ackerbau. 4 LU Marco Gemballa aus dem mecklenburgischen Boldekow ist Betriebsleiter beim Lohnunternehmen Agrarservice Nordost GmbH, das 25 Mitarbeiter beschäftigt. Mit drei Häckslern werden Milchvieh- und Biogaskunden bedient. Pro Jahr werden ca. 4.000 ha Mais, 2.000 ha Gras und ca. 500 ha GPS gehäckselt. 5 Klaus Kellner ist bei John Deere zuständig für das Produktmanagement im Bereich Feldhäcksler für die Regionen Europa und CIS. Lohnunternehmen: Herr Schmidt, Sie bieten mit Ihrem Lohnunternehmen ausschließlich das Häckseln an. Wer regelt alles andere drum herum? Günter Schmidt: Unsere Region ist nicht mit Norddeutschland vergleichbar. Unsere Kunden sind zum großen Teil landtechnisch gut ausgestattet und halten schlagkräftige Transportfahrzeuge vor. Wenn die Ernte beginnt, kann ich auf einen Pool von ca. 20 Fahrzeugen zurückgreifen. Diese vermittele ich an Kunden, die häckseln wollen. Die Kunden fahren dann zu 90 % mit ihren eigenen Traktoren. Andreas Bollwerk: Wir fahren zu 80 % bei unseren Kunden die Silage komplett ab. Vor fünf Jahren war das in unserer Region auch noch anders. Da haben die meisten Kunden die Silageabfuhr noch in der Nachbarschaftshilfe organisiert. Das hat sich allerdings durch die wachsende Schlagkraft der Häckseltechnik gewandelt. Bei unseren Biogaskunden hingegen übernehmen wir den Transport nur zu 50 %. Die Biogasanlagenbetreiber verfügen über große Transportfahrzeuge, die dann in der Häckselkette mitlaufen. LU: Herr Gieschen, Sie setzen acht Häcksler in der Maisernte ein? Wie viele Hektar ernten Sie damit pro Jahr? Dirk Gieschen: Wir kommen auf eine Jahresleistung von ca. 4.500 bis 5.000 ha. Dieser Bereich ist in den letzten fünf Jahren bei uns enorm gewachsen. LU: Der Grund ist wahrscheinlich der Biogasboom. Gieschen: Ja, das ist ein Grund. Wir häckseln allerdings auch deutlich mehr Mais für Milchviehbetriebe. Diese haben in den letzten Jahren ein starkes Wachstum hingelegt und ihre Herden verdoppelt – teilweise sogar verdreifacht. Wir haben z. B. Kunden mit 1.000 Milchkühen. LU: Wie ist die Aufteilung von „Biogas“zu „Rinder“-Mais bei Ihnen? Gieschen: 60 % häckseln wir für Biogasanlagen, 40 % für die Rinderhalter. LU: Wohin geht der Trend im Maisanbau in Ihrer Region? Gieschen: Der Zenit ist bereits überschritten. Die Fläche wird nicht weiter wachsen. Auf Ackerbaustandorten unserer Region stehen teilweise schon zu 75 % Mais. Da kann nicht noch mehr Mais angebaut werden. Mir als Lohnunternehmer stellt sich natürlich auch die Frage: Will ich noch mehr häckseln? Meine Antwort heißt: Nein! LU: Warum? Gieschen: Ich stehe nicht alleine mit meiner Meinung da, viele Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, sehen das genauso. Wir haben zurzeit acht Häcksler mit knapp 25 Abfahrgespannen plus Walzfahrzeugen in der Maisernte im Einsatz. Das alles zu koordinieren ist ein riesiger Aufwand. Wir arbeiten nicht im Zwei-Schichtbetrieb. Das hieße ja, dass ich die doppelte Besetzung auf den Maschinen vorhalten müsste. Das ist einfach nicht umsetzbar. Schmidt: Ich arbeite hauptsächlich mit Aushilfen, die bei mir schon seit mehreren Jahren mitarbeiten. Und natürlich ballt sich die Arbeit bei mir im Betrieb in der Maisernte. Da ist es wichtig, dass ich mich auf meine Aushilfsfahrer verlassen kann. Maisflächenwachstum beendet LU: Wie entwickelt sich der Maisanbau in Ihrer Region? Schmidt: Bei uns ist ebenfalls der Zenit erreicht. Es wird mittlerweile nach Alternativen gesucht. GPS spielt zum Beispiel eine immer größere Rolle. Darüber hinaus laufen Versuche in Zusammenarbeit mit der FH Triesdorf zu SzarvasiGras. Das ist ein mehrjähriges Gras, das vor allem in Ungarn angebaut wird. Wir haben in dieser Saison im ersten Schnitt 13 t TM geerntet – ein aussichtsreicher Wert. Szarvasi wird zweimal im Jahr geschnitten. Jetzt müssen wir noch die Gasausbeute auswerten. Wenn diese stimmt, könnte sich Szarvasi zu einer Alternative zum Maisanbau entwickeln. LU: Wie wird Szarvasi geerntet – direkt oder angewelkt? Schmidt: Man kann es mit dem Direktschneidwerk ernten oder in Schwadablage mähen und dann häckseln – anwelken ist nicht erforderlich. Gieschen: Wir haben bei einer Biogasanlage bereits vor zwei Jahren Szarvasi gehäckselt und waren von dem Ergebnis nicht überzeugt. Das mag mit den Bodenverhältnissen und unserem Klima zusammenhängen. Bei uns ist es anscheinend zu kalt und nass. Klaus Kellner: Herr Gieschen, Sie setzen acht Häcksler ein – davon vier im Gras. Die Kunst ist für Sie doch sicherlich, die Auslastung der Maschinen hoch zu halten? Gieschen: Genau das ist der Punkt. Für mich sind die Graskunden die Premiumkunden. Biogaskunden bediene ich nur, wenn der Preis stimmt. LU: Gibt es vertragliche Vereinbarungen zwischen Ihnen und den Biogaskunden? Gieschen: Nichts Schriftliches – bei uns zählt der Handschlag. Wenn die Chemie zwischen dem Kunden und mir nicht stimmt, dann nützt mir der beste Vertrag nichts. Daher kann ich darauf verzichten. Bollwerk: Bei uns ist das genauso. Verträge gibt es nicht, trotzdem pflegen wir langfristige Beziehungen auch zu unseren Biogaskunden. Das reicht sogar soweit, dass unsere Biogaskunden uns, wenn wir in der Maisernte kurzfristig Transportkapazitäten benötigen, aushelfen. LU: Herr Schmidt, welche PS-Leistungen Unternehmensführung LU-Spezial 5 John Deere benötigen Sie bei Ihren Häckslern? Schmidt: Unsere Maschinen haben zwischen 400 bis 600 PS. Das reicht aus, denn die Flächenstruktur und die Lagerplätze unserer Kunden würden gar nicht mehr Ernteleistung zulassen. Kellner: Das ist die Herausforderung des Lohnunternehmers: Er muss die richtige Maschinengröße passend zur Struktur, den Anforderungen seiner Kunden und der verfügbaren Logistik auswählen. Das ist ein wichtiger Kostenfaktor. Die passende Maschine zu kaufen, ist der erste Schritt, die Kosten der Häckselernte zu optimieren der zweite. Bollwerk: Die größten Fehler bei der Häckselernte liegen in der Abfahrlogistik. Die Leistung eines Häckslers kann zumindest in unserer Region kaum dauerhaft ausgenutzt werden. In der Maissaison haben wir vielleicht 2 bis 3 Tage, an denen wir die Kapazität der Häcksler voll ausnutzen können. Dann kommen aber oftmals kleinere Störungen, wie zum Beispiel Stau an der Waage, die dazu führen, dass die Abfahrkette ins Stocken gerät. Dann steht der Häcksler wieder, ohne dass ich als Lohnunternehmer Einfluss darauf hätte. Ich höre zwar hin und wieder von meinen Kunden die Forderung nach mehr Häckselleistung. Das macht aber keinen Sinn, da ich schon jetzt die 625 PS unseres stärksten Häckslers kaum umsetzen kann. Gieschen: Wir häckseln auch lieber mit zwei kleineren Maschinen bei einer Biogasanlage und stellen dann 6 bis 7 Abfahrwagen dazu. So können wir die Häckselwagen immer zwischen den beiden Häckslern hin und her tauschen, je nachdem, wo die Häcksler gerade unterwegs sind. Habe ich nur einen großen Häcksler und er ist auf einer weit entfernten Fläche unterwegs, dann bräuchte ich gleich wieder 10 bis 12 Wagen, damit die Transportkette nicht abreißt. Durch die kleineren Maschinen bin ich viel flexibler. Dirk Gieschen: „Wir häckseln deutlich mehr Mais für Milchviehbetriebe. Diese haben in den letzten Jahren ein starkes Wachstum hingelegt und ihre Herden verdoppelt – teilwei se sogar verdreifacht.“ Schmidt: Genauso gehen wir auch vor. Wir häckseln teilweise auch nur stundenweise mit zwei Maschinen bei einer Biogasanlage. Bollwerk: Das Wichtigste ist, dass die Häckslerfahrer den Überblick behalten. Sie müssen genau wissen, wie viele Abfahrer benötigt werden und wo diese hinfahren sollen. LU: Wie kommunizieren die Häckslerfahrer mit den Abfahrern? Bollwerk: Bisher mündlich über Funk und Mobiltelefone. Wir haben uns schon die eine oder andere Navigationslösung angeschaut. Bisher hat uns das allerdings noch nicht überzeugt, denn die Systeme sind meiner Meinung nicht schnell genug. Die mündliche Kommunikation über Funk ist für unseren Betrieb noch das beste Mittel. Gieschen: Wir arbeiten mit einer Feldnavigationssoftware. Jeder Mitarbeiter bekommt bei uns ein iPad mit dieser Software. Der Fahrer kann immer sehen, wo der Häcksler gerade ist und natürlich sieht der Häckslerfahrer auch sämtliche Abfahrgespanne. Das ist eine sehr gute Lösung. Wir schicken morgens alle Aufträge auf das iPad des Häckslerfahrers. Dieser arbeitet dann Fläche für Fläche ab und bucht die fertigen Schläge aus. Das können die Transportwagenfahrer auf ihrem iPad sehen und fahren dann gleich zur nächsten Fläche. Volle Auslastung der Häcksler kaum möglich LU: Welche Häckslerleistungen setzen Sie ein? Gieschen: Wir arbeiten mit Maschinen von 450 bis 650 PS. Kellner: Werden Sie in Zukunft mehr Leistung benötigen? Gieschen: Ich denke nicht. Die meisten landwirtschaftlichen Kunden, die wir bedienen, bauen auf ca. 25 ha Mais an. Dafür benötigen wir mit einer 450 PS Maschine und einem 8-reihigen Maisgebiss ungefähr einen Tag. Das ist die Fläche, die ich dann auch pro Maschine und Tag einkalkuliere. Danach fange ich dann nicht mehr bei einem neuen Kunden an zu häckseln. Das würde auch gar nicht funktionieren, weil wir dann die Betriebsabläufe komplett durcheinanderbringen würden. Das wollen meine Kunden nicht. Größere Maschinen würden mir hier also nichts nützen. Bei den Biogasanlagen arbeite ich, wie gesagt, hingegen lieber mit zwei etwas kleineren als mit einer ganz großen Maschine. Wir haben einen großen Vorteil: Unser größter Kunde ist ein Biogasanlagenbetreiber nicht weit weg von unserem Standort. Wenn nun nachmittags mal eine Häckselkolonne bei einem Kunden etwas früher fertig wird, dann kann diese flexibel zu dieser Biogasanlage fahren. Bollwerk: Wir schicken unsere Kolonnen spätnachmittags auch einmal zu einem Nebenerwerbsbetrieb, der nur 5 ha Mais anbaut. Der ist dann froh, wenn wir seinen Mais noch schnell ins Silo bringen und wir bekommen die gewünschte Tagesleistung. LU: Herr Gemballa, wie viele Stunden werden Ihre Häcksler pro Jahr eingesetzt? Marco Gemballa: Die Maschinen laufen im Durchschnitt ca. 350 Trommelstunden. Wir setzen zwei Maschinen mit jeweils 812 PS sowie eine mit 625 PS ein. LU: Können Sie die 800 PS des Häckslers voll auslasten? Gemballa: Im Mais und GPS schaffen wir es sehr gut, die Leistung der Häcksler komplett zu nutzen. Wir haben einen Vergleich zu unserem 625 PS Häcksler und wir können sehr gut sehen, dass mit den 800ern deutlich höhere Tagesleistungen erreicht werden. Im Gras hingegen ist es so, dass wir keinen sehr großen Verbrauchsvorteil des 625 PS Häcksler gegenüber den 800 PS Maschinen feststellen konnten. Deshalb setzen wir auch die beiden großen im Gras ein. LU: Wie ist bei Ihnen die Abfuhr geregelt? Gemballa: Wir bieten die komplette Kette vom Häckseln bis zum Verdichten an. Für jede Maschine stehen jeweils drei bis vier Abfahrgespanne sowie zwei Fahrzeuge zum Walzen auf dem Silo zur Verfügung. Bei weiten Entfernungen kommen zum Teil Lkw zum Einsatz. Das Überladen geschieht dann mit Radlader oder mit einer hinzugemieteten Überlademaus. LU: Ab wann laden Sie über? Gemballa: Ab 10 km. Gieschen: Wir fangen ab 7 km an überzuladen. Dazu kommt ein Überladeband zum Einsatz, das allerdings dem Biogasanlagenbetreiber selbst gehört. Dieser organisiert dann auch die Lkw für den Transport auf der Straße. Gemballa: Das ist für uns die große Sorge. Wenn wir häckseln, dann beginnt auch schon die Rübenkampagne und die meisten landwirtschaftlichen Speditionen sind ausgebucht. Und irgendwelche anderen Speditionen für den Maistransport zu bewegen, ist nicht so einfach, bzw. klappt nach unseren Erfahrungswerten nicht einwandfrei. Kellner: Was kostet bei Ihnen ein Lkw pro Stunde? Gemballa: Die Mulden bekommt man für unter 60 Euro/h. Schubbodenfahrzeuge kosten hingegen ca. 70 Euro/h. Ich verlasse mich ungern auf andere Leute und deshalb versuche ich möglichst, immer direkt vom Feld zum Silo zu fahren und nicht auf den Lkw überzuladen. Dann habe ich die Gewissheit, dass die Transportkette funktioniert, auch wenn ich einmal ein, zwei Fahrzeuge zusätzlich mitlaufen lassen muss. Kellner: Wie rechnen Sie die Ernte ab? Gemballa: Wir wenden sämtliche Abrechnungsmethoden an – bei den meisten Kunden rechnen wir allerdings nach Stunden ab. Gieschen: Wir häckseln ausschließlich mit kompletter Kette. Das hat für mich den Vorteil, dass ich die Abfuhr in der eigenen Hand halte. Die Kunden haben auch gar kein Interesse mehr, die Abfuhr selbständig zu organisieren. Ich versuche, den Kunden ein Angebot zu machen, bei dem sie gar nicht erst auf die Idee kommen, die Abfuhr wieder selbst zu regeln. Abrechnung nach ha und/oder Zeit LU: Wie rechnen Sie ab – nach Stunden oder ha? Gieschen: Bei uns wird nach ha abgerechnet – das Häckseln und der Transport. Ich gebe das Preisangebot allerdings aufgrund der kalkulierten 2,5 ha Flächenleistung pro Stunde ab. Wenn ich aufgrund weit entfernter Flächen diese Leistung nicht erreiche, werden die Abfahrgespanne auf Zeit abgerechnet. Umgekehrt gehe ich genauso vor. Ist der Ertrag sehr niedrig und ich schaffe 3,5 ha pro Stunde, dann gehe ich auch im Preis etwas herunter. Mit dieser Kalkulation fahre ich gut. LU: Dieselpreise sind inklusive? Gieschen: Ja. Wir machen ausschließlich Komplettpreise. Wir müssten dann ja auch Tagespreise ausweisen. Ich schaue mir die Dieselpreise zu den jeweilige Spitzenzeiten im Betrieb 6 LU-Spezial John Deere Die drei John Deere Maschinen vom Lohnunternehmen Agrarservice Nordost GmbH häckseln pro Jahr ca. 4.000 ha Mais, 2.000 ha Gras und 500 ha GPS. wie zum Beispiel beim Maislegen an und kalkuliere diese dann in die ha-Preise ein. So bekommen alle den gleichen Dieselkostenanteil pro ha berechnet und ich habe hinterher nicht den Ärger, dass meine Kunden sich treffen und über meine Dieseltagespreise diskutieren. Kellner: Herr Gemballa, Sie ernten 4.000 ha Mais. Wie hoch ist das Ertragsniveau bei Ihnen? Gemballa: Im letzten Jahr hatten wir ca. 45 t/ ha Frischmasse geerntet. Das heißt, pro Maschine haben wir ca. 60.000 t geerntet. Unsere Strukturen kann man aber natürlich nicht auf Westdeutschland übertragen. Gieschen: Wir ernten mit unserer größten Maschine ca. 1.000 ha pro Jahr – an 38 Einsatztagen. Gemballa: Das ist in etwa auch unser Erntefenster. LU: Welche Häcksellängen verlangen Ihre Kunden? Gemballa: Wir häckseln alles auf 6 bis 7 mm für Biogaskunden. Die Milchviehbetriebe verlangen bis zu 12 mm. Bei uns fragen allerdings zurzeit sehr viele Milchviehkunden an, die 16 bis 20 mm lang als Shredlage häckseln wollen. Da muss ich erst einmal selbst bei den Herstellern anfragen, was da technisch mit unseren vorhandenen Maschinen möglich ist. Wir können mit einer Maschine bis zu 19 mm lang häckseln. Diese werden wir dann in dieser Maisernte bei den Kunden einsetzen, die Shredlage testen wollen. Ich bin aber nicht dazu bereit, aufgrund dieser Anfragen in neue Häckseltrommeln zu investieren. Kellner: Haben Sie denn die Forderung an die Hersteller, mit einer Häckseltrommel eine möglichst große Schnittlängenbandbreite abzudecken? Gieschen: Im Biogasmais wird bei uns bis zu 4 mm kurz gehäckselt. Bei den Milchviehkun- den geht es in die komplett andere Richtung. Da wäre es schön, wenn man mit einer Maschine und einer Trommel alle Bedürfnisse bedienen könnte. Gemballa: Wir kommen mit der am Markt vorhandenen Technik gut zurecht. Im Gras häckseln wir zum größten Teil auf 15 mm. Bollwerk: Bei uns spielt sich der Großteil im Mais auch bei 6 bis 8 mm ab. Ein Biogaskunde wünscht eine besonders kurze Häcksellänge, das ist jedoch die Ausnahme. LU: Wie schlägt sich das in Ihrem Dienstleistungspreis nieder? Bollwerk: Zum einen weisen wir den Kraftstoffverbrauch aus. Dieser wird, je kürzer gehäckselt wird, entsprechend höher angesetzt. Außerdem wird der ha-Preis erhöht, weil der Maschinenverschleiß steigt und die ha-Leistung abnimmt. Marco Gemballa: „Wir haben einen Vergleich zu un serem 625 PS Häcksler und kön nen sehr gut sehen, dass mit den 800ern deutlich höhere Tageslei stungen erreicht werden.“ LU: Weisen Sie die tatsächlich verbrauchten Kraftstoffmengen aus oder verwenden Sie Faustzahlen? Bollwerk: Wir tanken abends die Fahrzeuge auf. Dann bekomme ich den Tagesverbrauch aus und kann ihn somit auf die Aufträge umlegen. LU: Wie hoch ist der Verbrauchsunterschied, wenn Sie kürzer häckseln? Bollwerk: Pro mm Schnittlänge sind das 10 % mehr Diesel. Gemballa: Ab 6 mm steigt der Verbrauch der Maschinen enorm an. Schmidt: Es gibt Berechnungen, nach denen es gar kein Sinn macht, kürzer als 8 mm zu häckseln, da die höhere Gasausbeute nicht die verbrauchte zusätzliche Energie zum Häckseln, auffangen kann. Das hat sich auch bei uns durch die Nähe zu Triesdorf herumgesprochen. Es lässt kaum noch einer kürzer als 8 mm häckseln. Die Landwirte tendieren im Moment wieder zu längeren Häcksellängen. Ich warne allerdings davor. Wer länger häckselt, bekommt oftmals anschließend im Silo Probleme mit der Verdichtung. Gieschen: Es gibt auch Kunden, die möchten, dass wir die erste Hälfte 12 mm lang häckseln und den Rest dann auf 6 mm. Der Phantasie sind da quasi keine Grenzen gesetzt. LU: Das müsste sich dann ja irgendwo alles im Preis wiederfinden lassen... Gieschen: ... was natürlich schwierig ist. Gemballa: Ich bin in solchen Fällen dann hart und sage, dass ich das nicht mache. Die Kunden können sich ja vieles wünschen, dann müssen sie sich jedoch ein anderes Unternehmen suchen. Dieselverbrauch und Verschleißkosten LU: Wo sehen Sie aktuell die größten Kostenfaktoren beim Häckslereinsatz? Gieschen: Die Dieselkosten stehen hier an erster Stelle. Wenn man hier unter 25 % des Gesamtumsatzes liegt, ist das ein guter Wert. LU: Wie kommt man da hin? Gieschen: Wir müssen möglichst wenig unverkaufte Motorstunden produzieren. Gemballa: Das Verhältnis von Motor- zu Trommelstunde muss passen. Unternehmensführung LU-Spezial 7 John Deere LU: Wie ist das Verhältnis bei Ihnen? Gemballa: Wir liegen bei ca. 100 zu 75. Aber dann ist selbst bei unserer großflächigen Struktur die Grenze erreicht. Gieschen: Diesen Wert würden wir gerne erreichen, das ist aber bei uns aufgrund des hohen Straßenanteils nicht zu schaffen. Schmidt: Wir liegen hier besser. Wir fahren allerdings auch nicht sehr weit mit unseren Maschinen. Mein Aktionsradius liegt bei 25 km. Hier spielt sich für mich die gesamte Ernte ab. Wenn ich in einen Ort fahre, arbeite ich nicht nur für einen Kunden, sondern versuche sämtliche Kunden des Ortes nach der Reihe abzuarbeiten. Das funktioniert sehr gut und ich spare mir eine Menge unproduktive Zeit. Zum Teil sprechen sich die Landwirte eines Ortes sogar ab und rufen mich dann an, wo ich zuerst häckseln soll und wer dann als nächstes dran ist. Gieschen: Bei uns erleben wir zurzeit einen Negativtrend. Zum Teil geben Milchbetriebe auf und gründen KGs mit anderen Betrieben. Das sind dann zumeist Betriebe, die drei Dörfer entfernt sind. Die Stallungen werden zusammengelegt, die Flächen bleiben aber an Ort und Stelle. Für uns bedeutet das, das wir gezwungenermaßen länger auf der Straße unterwegs sein müssen. Wir fahren die Silage kreuz und quer durch die Region. Kellner: Wir bieten mit unserem Motor-Getriebe-Management die Möglichkeit, die Motordrehzahl am Vorgewende und bei Wartezeiten zu senken, sobald der Häcksler aus dem Bestand heraus fährt. Aus unserer Sicht hat diese Technik ein hohes Potenzial zur Kraftstoffeinsparung gebracht. Hat jemand von Ihnen damit Erfahrungen sammeln können? Schmidt: Wir haben das System im Einsatz und ich habe das einmal durchgetestet. Wir haben damit tatsächlich 10 bis 15 % Diesel einsparen können. Gemballa: Unsere Maschinen sind ebenfalls damit ausgerüstet. Einen größeren Einspareffekt können wir im Gras feststellen. Im Mais, wo wir mit dem 12-reihigen Maisgebiss schnell am Vorgewende drehen, ist die Einsparung eher gering. Kellner: Wie haben sich Kraftstoff- und Verschleißkosten pro t in den letzten 10 Jahren aus Ihrer Sicht entwickelt? Wie wichtig sind beim Kauf einer Maschine für Sie die Kosten der Verschleißteile? Gieschen: Die Ersatzteilpreise sind gerade in den letzten drei Jahren enorm anstiegen, ohne dass ich eine bessere Qualität feststellen konnte. Kellner: Ich spreche vor allem über speziell beschichtete Verschleißteile. Bei uns heißen diese „Dura-Line“. Für diese Ausstattung verlangen wir ab Werk ca. 4.500 Euro zusätzlich. Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, in diese Ausstattung zu investieren, bzw. können Sie damit die Kosten pro gehäckselte Tonne reduzieren? Gemballa: Wir setzen diese Verschleißteile ein. Ich würde sagen, dass die Kosten pro geerntete Tonne mit diesen Teilen nicht unbedingt niedriger sind. Das müssen sie auch nicht. Ich habe mich bei den neuen Maschinen vor allem dafür entschieden, weil ich die Sicherheit ha- ben wollte, nicht während der Kampagne Verschleißteile tauschen zu müssen und das hat sich mit diesen Teilen wesentlich verbessert. Mit den Standardteilen hatten wir zum Teil das Problem, dass wir in einer Erntekampagne auf 1.000 ha zweimal das Trommelbodenblech tauschen mussten. Das ist jetzt Geschichte. Ich kalkuliere nach wie vor mit den Verschleißkosten von 2006. Von daher bin ich zufrieden. Kellner: Mussten Sie die Dura-Line Teile schon einmal wechseln? Gemballa: Wir setzen sie seit 2009 ein und bisher war ein Wechsel noch nicht notwendig. Unsere eine 800 PS-Maschine hat bis jetzt ca. 200.000 t gehäckselt. Gieschen: Unser 650 PS Häcksler ist ebenfalls in der dritten Saison im Einsatz und häckselt pro Jahr ca. 1.000 ha und 1.300 ha Gras. Bislang mussten wir auch noch kein Blech im Gutflusskanal tauschen. Ich sehe die Verschleißkosten der Bleche im Gutfluss nicht als großen Kostenfaktor an. Wenn mich der komplette Austausch der Bleche 5.000 Euro kostet, dann ist das, umgerechnet auf den Umsatz, den die Maschine erwirtschaftet, zu vernachlässigen. Gemballa: Wie sieht es bei Ihnen mit den Körneraufbereitern aus? Wir haben bislang Walzenaufbereiter genutzt und die mussten nach 2.000 ha getauscht werden. Seit letzter Saison arbeiten wir mit dem neuen Scheibenaufbereiter KernelStar von John Deere und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Qualität ist sehr gut, allerdings ist der Verschleiß auch etwas höher und der Scheibenaufbereiter kostet ca. 7.000 Euro mehr. Kellner: Für die nächste Saison stehen auch hier gehärtete Scheiben zur Verfügung. LU: Bekommen Sie den höheren Aufwand bezahlt? Gemballa: Meine Kunden zahlen dafür mehr, von daher kostet mich der Mehraufwand nichts. Die Zufriedenheit meiner Kunden ist jedoch gestiegen. Gieschen: Bisher haben wir noch keine Probleme mit unseren Aufbereitern gehabt. Bei unseren kleineren Häckslern halten diese ca. 3000 ha. Dann müssen die Rollen getauscht werden. Gemballa: An unserem Spitzentag haben wir 2.700 t mit einer 800 PS Maschine gehäckselt. Bei dieser Häckselleistung jedes Korn sauber zu bearbeiten ist mit einem Walzenaufbereiter kaum möglich. Mit dem Scheibenaufbereiter hingegen schaffe ich es, die Körner zu zermahlen, egal wie hoch die Häckselleistung ist. Kellner: Der Scheibenprozessor hat gegenüber dem Standardprozessor eine 2,7-fache größere Oberfläche. Selbst bei hohen Häckslerleistungen und langen Schnittlängen wird jedes Korn damit zerrieben, ohne die Futterstruktur zu gefährden. Schmidt: Wenn der Trockensubstanzgehalt dann noch hoch ist, dann kommen herkömmliche Systeme an ihre Grenzen. Gemballa: Ganze Körner im Silo sind das beste Argument für den Kunden, den Preis zu drücken. Deshalb kann ich hier keine Kompromisse eingehen. Wann die Messer wechseln? LU: Wie lange halten die Messer im Häcksler? Gemballa: Die Maismesser setzen wir immer eine Saison lang ein. Die sind danach nicht komplett verschlissen, würden aber auch keine weitere Saison durchhalten. In der Saison will ich nicht schrauben. Ich denke, dass die Messer ca. 1.500 ha halten müssten. Gieschen: Das ist immer eine schwierige Entscheidung: Geht es noch eine Saison oder nicht? Wir haben es auch schon so gemacht, dass wir einen neuen Messersatz vor der Maisernte eingebaut haben und damit dann auch im nächsten Jahr Gras gehäckselt haben. Dann haben wir vor der Maisernte wieder einen neuen Satz eingebaut. Wenn die Häcksler nur in der Maisernte laufen, steht man nach der Ernte immer wieder vor dem Problem – halten sie noch eine Saison durch oder müssen sie raus. Ich gehe da auch auf Nummer sicher und baue vor der Saison neue Messer ein. Schmidt: Das schlägt sich aber deutlich in den Kosten nieder. Ich werfe keinen Satz Messer weg, wenn ich damit noch 500 ha häckseln könnte. Ein Messersatz plus Gegenschneide LU Günter Schmidt hat sich rein auf das Häckseln spezialisiert. Den Abtransport übernehmen Landwirte. kostet bei unseren Maschinen ca. 2.000 Euro. Gieschen: Bei unserem großen Häcksler kostet eine neue Garnitur 2.800 Euro. Ich will jedoch in der Ernte keine Stillstandzeiten. Deshalb wechsele ich die Messer vorzeitig. Bollwerk: Wir häckseln so lange, bis die Messer ausgetauscht werden müssen. Für das Tauschen planen wir einen halben Tag ein. Es gibt doch in der Ernte immer mal wieder Unterbrechungen und da sehe ich nicht das Problem, den Häcksler mal einen halben Tag in die Werkstatt zu stellen und die Messer zu tauschen. Schmidt: Das sehe ich genauso. In vier Stunden hat man die Messer getauscht. Im Notfall kann man die Messer auch in einer Nachtschicht in der Werkstatt tauschen. Kellner: Wie hoch sind die Messerkosten pro ha? Gemballa: Wir rechnen mit ca. einem Euro pro ha allein für die Messer. LU: Gibt es denn auch Möglichkeiten die Messerkosten durch den Einsatz von Nachbauten zu senken? Schmidt: Ich habe damit schlechte Erfahrungen gemacht. Der Preisunterschied zwischen Origi- 8 LU-Spezial John Deere nal und Nachbau ist auch nicht mehr so hoch. Im Verhältnis sind die Originalmesser sogar günstiger geworden. Gemballa: Wir haben das auch getestet. Im Mais mag das mit Abstrichen funktionieren, im Gras geht es jedoch gar nicht. Wir verlassen uns da auch lieber auf das Originalteil. LU: Gilt das generell für Nachbauten auch in anderen Bereichen des Häckslers, wie zum Beispiel Verschleißblechen im Gutflussbereich? Bollwerk: Selbst wenn ich 20 % beim Kauf des Nachbaus spare, nützt mir das nichts, wenn das Teil dann eine geringe Standzeit hat. Dann muss ich wieder einmal mehr schrauben. Das ungeplante Stehen in der Saison ist das Problem. Deshalb bin ich bereit, für ein Verschleißteil ein paar Euro mehr auszugeben, wenn ich weiß, dass es dann hält. Mit Nacherntecheck in die nächste Saison LU: Wechseln Sie bestimmte Lager in der Maschine vorsorglich aus? Bollwerk: Ja, wir wechseln einige Lager nach einer bestimmten Zeit regelmäßig aus, damit wir während der Saison keine bösen Überraschungen erleben. Schmidt: Wir nutzen den Nacherntecheck unserer Fachwerkstatt. Ein Mitarbeiter schaut sich nach der Ernte unsere Häcksler an, misst das Lagerspiel und listet dann die Teile, die gewechselt werden müssen, für uns auf. Wir bestellen die Teile dann im Frühbezug und bauen diese vor der Saison ein. Der Check kostet nichts, aber die Teile beziehe ich natürlich über den Händler. Gieschen: Ähnlich läuft es auch bei uns ab. Wir müssen allerdings für jede Maschine, die von unserem Händler durchgesehen wird, 200 Euro zahlen. Die Teile, die dann bestellt werden, bauen wir, soweit wir dazu in der Lage sind, in unserer Werkstatt ein. Gemballa: Wir arbeiten in dieser Hinsicht auch mit unserem Händler zusammen. Das klappt sehr gut. Allerdings muss ich sagen, dass es für die Händler immer schwieriger wird, einen ausreichenden Stamm an guten Werkstattmitarbeitern aufrecht zu erhalten. Die Gebiete der Händler werden größer, die Maschinen werden komplizierter. Es wird immer schwieriger für das Werkstattpersonal, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich stelle mir schon manchmal die Frage, ob hier nicht langsam Grenzen überschritten werden. Was nützen mir die Hochleistungsmaschinen, wenn ich in der stressigen Erntezeit keinen Monteur heran bekommen kann, wenn es mal ein Problem gibt. LU: Was ist die Konsequenz? Suchen Sie sich eigene Werkstattmitarbeiter? Gemballa: Wir haben eigenes Werkstattpersonal. Allerdings können unsere Mitarbeiter nicht die Fortbildungen bei den Herstellern besuchen. Gieschen: Wir erleben in unserer Region gerade diese Entwicklung. Alle buhlen um die guten Werkstattleute – uns eingeschlossen. Das Problem ist, dass wir uns die besten Leute einkaufen können. Sie sind dann aber vom Informationsfluss abgeschnitten. Wir müssen uns darüber klar werden, dass wir in drei Jahren Werkstattverrechnungssätze von 90 Euro/h bekommen. Schmidt: Es ist doch so: Wenn der Mann gut ist, dann zahle ich doch gerne den höheren Preis. Dann ist die Reparatur schnell erledigt und die Ausfallzeit kurz. Was nützt der günstige Monteur, wenn er wenig Ahnung von der Maschine hat? Der schraubt dann doppelt solange herum und ich verliere Umsatz. Gemballa: Ich wünsche mir, dass die Maschinen einfach zu warten und reparieren sind. Ansonsten werden wir immer abhängiger von den Fachwerkstätten, die meiner Meinung nach schon heute in vielen Bereichen überfordert sind. Somit verlieren wir Einsatzsicherheit. LU: Wie sieht für Sie der optimale Händler aus? Gemballa: Wir benötigen einen Partner, der in jeder Situation helfen kann. Und so einen zum Händler. Je nachdem wann der Schaden auftritt, bleibt der Fahrer gleich in der Werkstatt und hilft bei der Reparatur mit. Falls wir abends in die Werkstatt fahren, bleibt die Maschine über Nacht dort und wird dann nachts wieder fertig gemacht. Morgens kann der Fahrer die Maschine wieder abholen und direkt zum Kunden fahren. Das klappt mit meinem Händler sehr gut. Der Kaufpreis spielt eine Rolle LU: Was ist für Sie beim Kauf einer Maschine das wichtigste Kriterium? Ist es die Zuverlässigkeit oder der Preis? Gieschen: Wenn ich mich für ein anderes Fabrikat entscheide, das ich vorher nicht in meinem Fuhrpark einsetzt habe, dann sollte es schon günstiger sein. Es beginnt ja schon mit Kleinigkeiten, wenn ein fremdes Fabrikat auf dem Hof LU Dirk Gieschen setzt in der Grünfutterernte 8 Häcksler, 16 Silotransporter und 4 Kombiwagen ein. Händler haben wir zurzeit. Er muss in kurzer Zeit Lösungen bieten können. Das heißt, habe ich einen kapitalen Schaden, muss innerhalb kürzester Zeit Ersatz auf dem Betrieb stehen. Bollwerk: Eine Maschine ist immer nur so gut, wie der Händler, der dahinter steht. Kaputt gehen alle Maschinen irgendwann. Der Service muss stimmen. Gieschen: Bei uns in der Region hat sich in den letzten Monaten einiges in der Händlerschaft verändert. Mein Erntetechnikhändler verkauft nun nicht mehr das Fabrikat, das ich bislang immer gefahren habe und mit dem ich weitestgehend zufrieden war. Ich stehe zu meinem Händler und werde seinen Fabrikatswechsel mitgehen. Ich habe sehr gute Kontakte zur Mannschaft meines Händlers und weiß, dass mir dort immer kurzfristig geholfen wird. Diese Beziehung werde ich nicht aufgeben. LU: Wie verhalten Sie sich im Falle eines Schadens in der Ernte? Wird immer sofort der Händler angerufen? Gieschen: Wir gucken natürlich immer erst, was kaputt ist. Oft können wir den Fehler schon direkt auf dem Feld beheben. Ist es ein größerer Schaden, so fahren wir mit der Maschine direkt steht. Der Fahrer steigt auf die Maschine und findet das Zündschloss nicht, weil es nicht an der gewohnten Stelle ist. So geht es dann mit der gesamten Bedienung der Maschine. Die Fahrer stehen enorm unter Druck und brauchen erst einmal eine Eingewöhnungszeit, bevor sie die Maschine richtig beherrschen. Günter Schmidt: „Wenn ich in einen Ort fahre, arbeite ich nicht nur für einen Kunden, sondern versuche meh rere Kunden des Ortes nach der Reihe abzuarbeiten. Das funkti oniert sehr gut und ich spare mir eine Menge unproduktive Zeit.“ LU: Kaufen Sie High-Tech Ausstattung oder Low-Spec? Gieschen: Bislang verzichten wir auf teure Ausstattungsmerkmale wie zum Beispiel eine Trockensubstanzmessung. Unsere Kunden fragen nicht danach. Warum sollten wir dann Unternehmensführung LU-Spezial 9 John Deere in diese Technik investieren? Wir brauchen keine Ertragsdaten, da die Kunden die Fuhren selbst wiegen. Schmidt: Das ist bei mir anders. Ich erfasse die Ertragsdaten und ein Teil meiner Biogaskunden rechnen auch danach ab. Gemballa: Wir haben das auch auf allen Maschinen installiert und in die Kosten einkalkuliert. Die Kunden schauen sich das auch gerne an, einen Aufpreis zahlen will allerdings keiner. Die Biogaskunden wiegen selbst und ziehen auch von jedem Wagen eine Probe. LU: Könnten Sie dann nicht auf die TM-Messung verzichten? Gemballa: Im Verhältnis zur Gesamtinvestition passt das System aus meiner Sicht in den Preis hinein. Die TM-Messung ist ein Service, den ich dem Kunden mitliefere. Wenn wir in den Mais hinein fahren und sehen, dass der TM Gehalt nicht passt, teilen wir dies dem Kunden mit, damit wir im Nachhinein keinen Ärger bekommen, wenn der Mais noch zu feucht ist. LU: Wie haben sich die Preise der Maschinen in den letzten fünf Jahren entwickelt? Gemballa: In den letzten Jahren hatten wir in der Landtechnik pro Jahr 4 % Preissteigerungen. Sicherlich ist die Motorentechnik ein Preistreiber, der die Kosten nach oben schiebt. Generell sollte man doch aber davon ausgehen, dass die Kosten für die Produktion über die Jahre gesehen, sinken müssten. Bei uns Lohnunternehmern kommt davon jedoch nichts an. Schmidt: Unser Problem ist, dass wir diese Steigerungen nicht eins zu eins an unsere Kunden weitergeben können. Das heißt, wir müssen mehr leisten oder länger arbeiten, was unseren Gewinn wiederum schrumpfen lassen würde. Gemballa: Sicherlich steigt die Leistung der Maschinen durch Weiterentwicklungen an. Die Preise sind aber zum Teil noch stärker angestiegen, so dass die Mehrleistung die höheren Kosten nicht auffangen kann. LU: Wie oft passen Sie Ihre Dienstleistungspreise an? Gemballa: Wir passen die Preise jährlich an. Wir können aber damit nicht die Preissteigerungen der Maschinen auffangen. Gieschen: Wenn ich zum Kunden gehe und ihm sage, dass ich einen neuen Mähdrescher gekauft habe und er nun drei Euro mehr pro ha zahlen soll, dann sagt der mir, dass ich mit meinem alten kommen soll. Gemballa: Die Maschine muss einen Zusatznutzen bringen, damit der Kunde bereit ist, mehr zu zahlen. Unser Scheibenaufbereiter ist ein Beispiel dafür. Das ist eine teure Technik. Die Kunden sehen allerdings direkt das Ergebnis und zahlen dann auch mehr. Das Kapitalrisiko steigt für uns Lohnunternehmer mit den steigenden Maschinenkosten immer weiter an. Kellner: Wie wichtig sind Ihnen Komplettpakete eines Händlers? Das heißt, Sie bekommen eine Maschine mit Garantie und einem FullservicePaket für eine monatliche Summe x zur Verfügung bestellt. Wäre das eine Option für Sie um die Kosten besser kalkulieren zu können? Gemballa: Dann bekommt mein Wettbewerber die Maschine für die gleichen Konditionen. Das ist meiner Meinung nach eher negativ zu bewerten. Ich bekomme ja noch weniger Spielraum, mich vom Wettbewerb abzusetzen. Ich würde mir auch in der Händlerschaft eines Herstellers Wettbewerb wünschen. Den gibt es aber zumindest bei den großen Herstellern nicht mehr, da die Verkaufsgebiete strickt aufgeteilt werden. Will ich eine Neumaschine X kaufen, bekomme ich auch nur von dem Händler einen Preis, der für mein Verkaufsgebiet zuständig ist. Gieschen: Ich möchte mich auch nicht zu sehr in die Abhängigkeit eines Händler bzw. Herstellers begeben. Eines Tages will der dann bestimmen, wann bei mir die Maschinen umgesetzt werden müssen. LU: Sind Gebrauchtmaschinen für Sie interessant? Gieschen: Wir kaufen junge Gebrauchte, wenn sie preislich interessant sind. Wir haben uns z. B. einen zwei Jahre alten Häcksler gekauft. Wir wissen ja, worauf wir achten müssen, wenn wir eine solche Maschine kaufen. Bollwerk: Wir haben bereits einige Mietrückläufer gekauft. Das sind Maschinen, die ein bis zwei Jahre im Einsatz waren. Die sind preislich sehr interessant. Gemballa: Bei den Schleppern bin ich flexibel. Da kaufe ich auch einen, der vier Jahre alt ist. Bei Mähdreschern ist es ähnlich. Einen gebrauchten Häcksler hingegen würde ich nicht kaufen. Der Fahrer hat es in der Hand LU: Die Maschine kann nur so gut laufen, wie der Fahrer sie bedient. Haben sie festes Personal auf den Häcksler oder wechseln Sie die Fahrer? Bollwerk: Wir haben feste Fahrer. Diese sind für ihre Maschine zuständig und sollen in der Regel auch die Maschine von Gras auf Mais und umgekehrt umbauen. Dadurch lernen sie die Häcksler von innen kennen und können sie im Notfall auch einmal auseinanderschrauben. Zweiter Vorteil ist, dass die Maschinen deutlich besser gepflegt werden, wenn sie immer nur ein Fahrer fährt. Dieser möchte sich wohlfühlen. Wechsel ich die Fahrer, fühlt sich keiner so richtig verantwortlich. Darunter leidet auch die Technik. Gieschen: Jeder unserer Häcksler hat einen festen Fahrer. Natürlich werden die Fahrer zwischendurch abgelöst, denn keiner kann 30 Tage am Stück durchhäckseln. Die Fahrer sind bei uns dafür zuständig, dass die Maschinen laufen. Das heißt, sie wechseln Verschleißteile oder führen Reparaturen selbstständig durch. Gemballa: Wir werden in dieser Saison drei Häcksler mit drei Stammfahrern einsetzen. Zusätzlich haben wir zwei Springer, die die Stammfahrer ablösen können. Einer davon bin ich. LU: Wie stehen Sie zum Thema Fahrerentlastungssysteme? Sind diese „teurer Schnickschnack“ oder sorgt die Technik für echte Mehrleistung? Gemballa: Fahrerentlastung ist enorm wichtig und ich würde z.B. keine Maschine mehr ohne Lenkpilot kaufen. Bollwerk: Die Fahrer sind extrem im Stress während der Ernte. Deshalb sollte man sie, soweit es irgendwie geht, entlasten, damit sie über den ganzen Tag eine konstant hohe Leistung erbringen können. Gemballa: Wir häckseln zum Teil 50 ha am Tag. Besonders schlimm sind Bestände, über die der Fahrer nicht hinwegsehen kann. Da ist enorm anstrengende Arbeit. LU: Was halten Sie von automatischen Befüllhilfen? Schmidt: Das bringt aus meiner Sicht auch eine Entlastung des Fahrers. Warum also sollte diese keine Berechtigung haben. Es muss jeder für sich entscheiden, ob er bereit ist das geforderte Geld zu zahlen. Gemballa: Unser Lieferant bietet ein solches System nicht an. Ich würde es mir wünschen. Wenn man morgens um 6 Uhr anfängt und dann 12 Stunden häckselt, dann strengt es schon an, immer wieder den Kopf zur Seite zu drehen. Videokameras sind meiner Meinung nach auch nicht die richtige Lösung. Da muss ich ständig auf dieses flackernde Bild gucken. Das gefällt mir nicht. Andreas Bollwerk: „Wir schicken unsere Kolonnen spätnachmittags auch einmal zu einem Nebenerwerbsbetrieb, der nur 5 ha Mais anbaut.“ Kellner: Wie sehen Sie die Entwicklung für die Dienstleistung Häckseln langfristig in Ihrem Betrieb? Schmidt: Das ist bei mir einfach. Ich biete nur das Häckseln an. Ich sehe allerdings auch keine großen Wachstumsmöglichkeiten mehr. Gemballa: Bei uns hat sich die Fläche in diesem Jahr stark verringert. Das lag sehr stark an den gestiegenen Getreidepreisen. Diese sind nun wieder gefallen. Entsprechend kann es sein, dass die Fläche im nächsten Jahr wieder wachsen wird. Ich denke, dass wir diese Schwankungen in den nächsten Jahren beibehalten werden. Gieschen: Aus meiner Sicht sollten wir Lohnunternehmer Wachstum im Bereich Häckseln nur noch über die Premiumkunden generieren. Das sind die landwirtschaftlichen Kunden, bei denen wir Gras häckseln. Im Bereich Mais ist das Ende erreicht. Wir müssen sehen, dass wir unsere Mitarbeiter das ganze Jahr über beschäftigen können. Ziel muss es sein, mit einer festen Belegschaft durch das ganze Jahr zu kommen und in der Erntezeit nicht jede Aushilfe nehmen zu müssen, die man kriegen kann. Dabei geht nämlich auch viel kaputt. n 10 LU-Spezial John Deere 3 LU Tinsley 2 LU Megaw & Son BElfast Scarva 1 LU Mohen Navan Dublin Dromara Unternehmensführung LU-Spezial 11 John Deere Lohnunternehmer in Irland Grünland intensiv Irland hat zurzeit stark mit der Finanzkrise zu kämpfen. Die Arbeitslosigkeit ist enorm gestiegen und doch gibt es Branchen, die offensichtlich ganz gut durch die Krise gekommen sind. Dazu zählt die Landwirtschaft – und die irischen Lohnunternehmer. Die Redaktion hat drei von ihnen besucht. 12 LU-Spezial John Deere Erfolgreicher Landwirt in Irland zu sein, ist sicherlich nicht einfach und ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die irische Bevölkerung durch einige schwere Hungersnöte phasenweise stark dezimiert wurde. Das Wetter auf der Insel ist extrem vom Atlantik geprägt. Dadurch ist es im Winter nicht richtig kalt – im Sommer wird es dafür aber auch nicht gerade warm. Niederschlag hingegen gibt es reichlich über das ganze Jahr verteilt. Auch bei unserer Reise Ende Juni lagen die Temperaturen bei 16 Grad, es wehte ein ungemütlicher Wind und phasenweise regnete es. „Das Wetter ist doch super. So ist es hier immer im Sommer“, versicherte uns ein Einheimischer. Heute gibt es zum Glück keine Hungerkatastrophen mehr – um aber von der Landwirtschaft leben zu können, mussten sich Irlands Landwirte an die klimatischen Gegebenheiten anpassen. „Wer hier Getreide anbaut, erntet häufig auch mit 30 % Feuchte“, erzählt uns ein Lohnunternehmer auf unserer Fahrt von Dublin nach Belfast. Anders sei es nicht möglich, Qualitätsgetreide zu ernten. Eine Trocknung ist für die meisten Betriebe also Pflicht. Die Ausbringung von Gülle wird auch für irische Lohnunternehmer zu einem immer wichtigeren Standbein. Die Nachfrage nach bodennaher Ausbringtechnik wächst. (Foto: Stephanie Harshaw) Zwei bis drei Schnitte pro Jahr Auch der Umgang mit dem Grünland lässt den deutschen Besucher staunen. Erst weiden Schafe, anschließend wird das Gras bis Mitte Juni stehen gelassen, bis dann erst der erste Schnitt erfolgt. Die Erntemengen sind dann enorm – die Qualität des Futters allerdings nicht mehr. Wenn es regnet, spielt das für den Ernteablauf nur eine untergeordnete Rolle. Auf lange trockene und warme Phasen wartet man in Irland vergebens, also wird siliert – auch bei Regen. Bei einigen Betrieben erfolgt im August noch ein zweiter Schnitt und anschließend werBitte lesen Sie weiter auf Seite 14. 1 Stephen Mohen beschäftigt einen Festangestellten plus vier Aushilfskräfte während der Erntesaison. LU Mohen Häcksler ohne Maisvorsatz Stephen Mohan ist seit sieben Jahren Lohnunternehmer im irischen Navan ca. 50 km nordwestlich von Dublin. Er begann mit der Ernte von Grassilage und GPS, was auch heute noch sein Hauptstandbein ist. In der Grünfutterernte arbeitet Stephen Mohan heute mit einem Häcksler, den er in der kompletten Erntekette anbietet. Gemäht wird mit einer Front- Heckkombination. Zum Transport der Silage stehen drei TraktorGespanne zur Verfügung. „Auf dem Silo setzen wir einen Radlader zum Aufschieben und Walzen der Silage ein. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so Stephen Mohan über seine Technik. Sein Geschäft wächst, denn seine Kunden geben die Grassilageernte immer mehr an ihn ab: „In meinem ersten Jahr haben wir ca. 400 ha Gras gehäckselt. Jetzt sind wir bei knapp 1.200 ha. Hinzu kommen ungefähr 150 ha GPS. So kommen wir pro Jahr ca. 400 Trommelstunden zusammen.“ Entsprechend der wachsenden Auftragslage musste die Schlagkraft der Technik nach und nach angepasst werden. 2012 inves tierte der Lohnunternehmer deshalb in einen neuen 560 PS starken John Deere Häcksler: „Die Leistung der Maschine passt und was den Kraftstoffverbrauch pro gehäckselte Tonne angeht, haben wir im Vergleich zum Vorgänger einen Schritt nach vorne gemacht.“ Den Kauf eines Maisvorsatzes hatte er eigentlich nicht eingeplant: „Maissilageernte ist kein großes Thema für die Lohnunternehmer in Irland, da hier kaum Mais angebaut wird. Wir haben den Häcksler deshalb auch ohne Maisvorsatz gekauft. Jetzt musste ich allerdings doch investieren, da ein Kollege in der Nähe aufgegeben hat und ich seine Maissilagekunden mit insgesamt 350 ha Mais übernommen habe.“ Die meisten seiner Kunden sind Milchviehhalter mit Herdengrößen von bis zu 250 Kühen in einem Umkreis von 30 km. „Der Durchschnitt liegt bei 50 Kühen. Die Betriebe wachsen. Die Zahl meiner Kunden hat sich in den letzten Jahren kaum verändert – die Fläche, auf der ich für diese Betriebe arbeite, hat jedoch zugenommen. Ich denke, in Irland gibt es einen ähnlichen Trend wie überall in Westeuropa: Die Betriebe wachsen und verlagern zumindest anteilig die Außenarbeiten an den Lohnunternehmer.“ Entsprechend erwartet Stephen Mohan, dass sein Betrieb mitwachsen wird: „Die Kunden kommen nicht mehr auf die Idee, in eigene Technik zu investieren. Sie konzentrieren sich auf die innerbetrieblichen Abläufe.“ Seine Kunden ernten unterschiedliche Anzahlen von Grasschnitten. „Die meisten mähen nur zweimal pro Jahr. Mein größter Kunde jedoch erntet drei Schnitte pro Jahr“, erklärt der Ire. Auf Flächen, die früh geerntet werden – sprich Ende Mai – erntet Stephen Mohan ca. 12 bis 13 t Frischmasse pro ha. Die Häcksellängen liegen bei seinen Kunden zwischen 12 und 20 mm. Abgerechnet wird nach Fläche. „Unser Mähgespann verfügt über eine GPS-Antenne. Mit diesem Traktor zeichnen wir die Feldgrenzen auf und haben somit die genaue Fläche dokumentiert. Danach rechnen wir dann ab“, so Stephen Mohan über sein Abrechnungssystem. 250 Euro/ha zahlt der Kunde für den Fullservice vom Mähen bis in das gewalzte Silo. Seit vier Jahren bringt er darüber hinaus auch Gülle aus. „Für die Gülleausbringung setzen wir ein 12.000 l Fass mit Gülleschlitzgerät ein“, erklärt der Lohnunternehmer. Das Fass wird auch zum Transport der Gülle vom Hof zum Feld genutzt. n Unternehmensführung LU-Spezial 13 John Deere 2 Die Kunden von Ivan und William Megaw (rechts) befinden sich größtenteils in einem Umkreis von 20 km um den Betriebsstandort. LU Megaw & Son Kunden haben 2015 im Auge Ivan Megaw betreibt zusammen mit seinem Sohn William ein Lohnunternehmen im nord irischen Scarva, ca. 50 km südwestlich von Belfast. Der Betrieb Megaw gehört mit fünf fest angestellten Mitarbeitern zu den größeren Lohn unternehmern in Irland und bietet sämtliche in seiner Region geforderten landwirtschaftlichen Dienstleistungen an. „Es beginnt bei uns bei der Aussaat von Getreide und endet mit der Ernte“, erklärt Firmenchef Ivan Megaw. Darüber hinaus setzt er zwei Bagger, sowie zwei Lkw ein und schneidet für Kommunen und Landwirte Hecken mit zwei Auslegermähern. Hauptstandbein ist allerdings auch bei Ivan Megaw die Grassilageernte, denn sein Betrieb liegt in einer Region mit hohem Grünlandanteil: „Die meisten meiner Kunden sind Milchviehhalter. Hinzu kommen einige Ackerbaubetriebe.“ Das Lohnunternehmen ist in den letzten 15 Jahren beständig gewachsen, ebenso wie die Kundenbetriebe. „Vor 10 Jahren hatten wir z.B. lediglich einen Mähdrescher. Jetzt sind es drei Maschinen. Das zeigt mir, dass wir gewachsen sind“, sagt der Nordire mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ivan Megaw mäht mit seiner Triplekombination, die an einem John Deere 7280R mit angebaut ist, pro Jahr ca. 2.800 ha Gras. Vorher hatte er einen Selbstfahrer im Einsatz: „Unsere jetzige Kombination bietet jedoch eine ähnlich hohe Leistung und ich kann darüber hinaus den Schlepper auch anderweitig einsetzen.“ Von den 2.800 ha werden ca. 2.400 ha mit einer 625 PS Maschine von John Deere gehäckselt. „Die Maschine arbeitet sehr wirtschaftlich und hat im Gras eine hohe Leistung. Sie passt daher gut in unsere Region und unsere Logistik. Was wir nicht häckseln, pressen wir zu Rundballen“, ergänzt er. Der Häcksler wird ausschließlich in Gras und zusätzlich in 400 ha GPS eingesetzt. „Maisanbau ist in unserer Region kein großes Thema. Es gibt hier einen Lohnunternehmer, der Mais sät und häckselt. Ich sehe keinen Sinn darin, mir extra einen Erntevorsatz zu kaufen, um meinem Kollegen Konkurrenz zu machen. Außerdem ist meine Mannschaft ausgelastet in der Zeit, wo Mais gelegt und geerntet wird“, so Ivan Megaw. Die meisten Kunden verlangen in der Grassilageernte mittlerweile nach der kompletten Erntekette vom Mähen über das Schwaden, Häckseln, Transportieren bis hin zur Verdichtung. „Viele Betriebe haben gar nicht mehr die Technik, um die Silageernte einfahren zu können. Es wird auch kaum noch Landtechnik für die Außenwirtschaft investiert. Meine Kunden haben das Jahr 2015 vor Augen. Wenn die Milchquote fällt, wollen diese innerbetrieblich fit für den Weltmarkt sein. Da können sie keine teuren Ausflüge mehr für unnötige Landtechnikinvestitionen leisten“, ist Ivan Megaw überzeugt. Das Resultat ist, dass diese Kunden mehr und mehr Arbeiten an den Lohnunternehmer abgeben. So ist z.B. die Ausbringung von Gülle zu einem weiteren wichtigen Standbein für die Megaws geworden. Sie bieten mit sechs Fahrzeugen und unterschiedlichen Ausbringtechniken – von der Breit-, über die Schleppschlauchverteilung bis hin zur Einarbeitung – die Gülleausbringung an. „Wir haben mit immer restriktiveren Gesetzen zu kämpfen. Wir dürfen von Oktober bis einschließlich Februar keine Gülle ausbringen. Ich muss allerdings meine guten Mitarbeiter das ganze Jahr über beschäftigen – sonst gehen sie woanders hin. Ich muss sie also im Winter auslasten können. Deshalb habe ich mir mit dem Heckenschneiden und den Bagger- und Transportarbeiten zusätzliche Standbeine für den Winter geschaffen“, erklärt er. Alles in allem sieht Ivan Megaw, was die Zukunft der Lohnunternehmer in Irland angeht, guten Zeiten entgegen: „Die Arbeit ist für uns in den letzten Jahren immer mehr geworden. Die Zahlungsmoral der Kunden ist in Ordnung. Ich denke, dass wir in den nächsten Jahren ähnlich stark wachsen werden und unserer Unternehmen ausbauen können.“ n Auch in Irland muss die Grassilageernte zügig ablaufen: LU Megaw setzt dafür einen 625 PS Häcksler ein. (Foto: Stephanie Harshaw) 14 LU-Spezial John Deere den die Schafe wieder auf die Weiden getrieben. Die Landwirtschaft befindet sich jedoch auch in Irland im Umbruch. Viele Betriebe stellen die Grassilageernte auf drei Schnitte um und versuchen somit aus dem Grundfutter mehr Energie heraus zu holen. Das Ende der Milchquote rückt unaufhaltsam näher und auch die irischen Landwirte bereiten ihre Betriebe darauf vor. „Einige unserer Kunden bauen ihre Betriebe zurzeit stark aus“, erklärt uns ein Lohnunternehmer aus der Nähe von Kells, ca. 50 km nordwestlich von Dublin: „Wir haben hier mittlerweile schon Landwirte, die 300 und mehr Kühe melken. Entsprechend ändern sich auch die Pachtpreise. Vor drei Jahren kostete der ha bei uns 250 Euro, heute sind es 625 Euro.“ Der Verdrängungswettbewerb ist in vollem Gange. Strukturwandel nimmt Fahrt auf Von links: Keith, Richard und Samuel Tinsley führen ein Lohnunternehmen und bieten Werkstattdienst leistungen für Landwirte in ihrer Region an. 3 LU Tinsley Typisch ist etwas anderes Ein typisches Lohnunternehmen sieht anders aus – das ist der erste Eindruck, wenn man auf das Betriebsgelände von Samuel, Richard und Keith Tinsley fährt. Auf einem großen Platz stehen eine ganze Armada von Traktoren und Maschinen in unterschiedlichsten Betriebszuständen. „Das sind zum Großteil Kundenmaschinen. Wir reparieren in unserer Werkstatt nicht ausschließlich unsere Technik, sondern auch die unserer Kundschaft“, erklärt Keith Tinsley zur Begrüßung auf dem Betrieb im nord irischen Dromara. Er selbst hat Landmaschinenmechaniker gelernt und ist anschließend im Betrieb seines Vaters Samuel eingestiegen. „Heute bieten wir die komplette Erntekette vom Mähen, über das Schwaden, Häckseln und Transportieren bis hin zum Walzen an. Wir arbeiten hier unter erschwerten Bedingungen, denn unsere Flächen sind sehr steinreich“, so der Nordire. Entsprechend wird das „Material“ in der Grassilageernte nicht geschont. „Es kommt öfter vor, dass Steine in die Häckseltrommel geraten. Bei der Vielmessertrommel unseres Häckslers können die relativ kleinen und kostengünstigen Messer ausweichen, so dass keine kapitalen Schäden entstehen“, ergänzt Keith Tinsley. Die meisten Kunden würden sich mittlerweile für den KomplettErnteservice entscheiden. Bei Tinsleys wird ebenfalls ausschließlich nach Fläche abgerechnet. „Glücklicherweise müssen wir keine weiten Strecken zurücklegen. Alles spielt sich bei uns in einem Radius von 15 km ab. Deshalb ist bei uns im Transport das Traktorgespann die erste Wahl“, erklärt Keith Tinsley. Seine Kundschaft setzt sich zu 90 % aus Milchviehbetrieben mit durchschnittlich 40 ha Land zusammen: „Unsere Kunden ernten ausschließlich Grassilage in drei Schnitten und GPS. Bei uns wird kein Mais angebaut.“ Hohe Motorstundenleistungen bei den Traktoren sind für den Landmaschinenmechaniker kein Grund, diese Maschinen auszusortieren: „Unser jüngstes Modell hat bislang 7.500 h auf dem Zähler. Dieser ist aber erst vier Jahre alt. Wir setzen unsere Haupttraktoren bis zu 2.000 h pro Jahr ein. Die meiste Zeit laufen sie dabei vor unseren Güllewagen. Die Gülleausbringung ist auch für uns in den letzten Jahren sehr wichtig geworden.“ Zurzeit beschäftigt das Lohnunternehmen Tinsley vier Festangestellte, sowie bis zu sechs Aushilfen während der Saison. n Als Folge geben viele kleinere Betriebe auf und ihre Flächen an die wachsenden Betriebe ab. Die LU-Branche in Irland scheint offensichtlich von diesem Trend zu profitieren. So bestätigten uns die drei Lohnbetriebe, die wir besucht haben, einstimmig, dass sie in Zukunft mit wachsenden Auftragsvolumen rechnen. Es ist anscheinend so, wie beinahe überall in Westeuropa: Die meisten wachsenden landwirtschaftlichen Betriebe investieren den größten Teil in Gebäude, Land sowie Technik für die Innenwirtschaft, und weniger in Landmaschinen für die Außenwirtschaft. Für diese Arbeiten werden Dienstleister angefordert, die sich nun wachsenden Aufgaben gegenüber sehen. Die Lohnbetriebe in Irland sind, was die Belegschaften und die Anzahl der Fahrzeuge betrifft, noch nicht mit den Lohnunternehmen in Deutschland vergleichbar. Aber auch in Deutschland sind die meisten Dienstleister erst langsam und durch den Biogasboom zum Teil auch sehr schnell gewachsen. Zuversichtlich, dass sie sich die richtige Branche ausgesucht haben, sind die irischen Lohnunternehmer, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben, allemal. Sie haben uns gerne ihre Betriebe sowie ihre Technik vorgestellt. n Bei uns kaum noch zu sehen – in Irland schon: Grassilageernte mit dem gezogenen Häcksler. Unternehmensführung LU-Spezial 15 John Deere LU Dominik Heitmann Mit Luft und wenig Wasser Seit 2009 besteht das Lohn unternehmen von Dominik Heitmann. Wichtige Standbeine sind für ihn die Gülleausbringung und Häckseltransporte. Er setzt dabei auf gesundes Wachstum und die Zusammenarbeit mit Berufskollegen. 2010 hat er au ßerdem in schlagkräftige Pflan zenschutztechnik investiert. Getreideflächen sucht man vergeblich auf dem Weg zu Lohnunternehmer Dominik Heitmann, der seit 2009 ein Lohnunternehmen im Örtchen Dohren in der Nordheide, südlich von Hamburg, führt. Rund 90 % der Fruchtfolge in der Region bestehen aus Mais. Auch der Lohnunternehmer baut auf ca. 200 ha selbst Mais und Zuckerrüben – ausschließlich für die Biogasproduktion – in der Fruchtfolge Mais-Mais-Zuckerrübe an. „Vor 14 Jahren haben wir noch auf 70 ha Kartoffeln vermehrt. Als der Markt dafür zusammenbrach, haben wir unsere überbetrieblichen Dienstleistungen ausgebaut und 2009 schließlich das Lohnunternehmen ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen angemeldet“, berichtet Dominik Heitmann über den Werdegang des Lohnunternehmens. Mittlerweile beschäftigt er vier Festangestellte plus bis zu elf Saisonkräfte und bietet so gut wie alle landwirtschaft- lichen Dienstleistungen – bis auf Rübenlegen und -roden sowie Gras- und Maishäckseln – an. 2010 stand schließlich die Investition in den Bereich Pflanzenschutz an. Glyphosat, Mais und Rüben „Wir haben nach einer Spritze gesucht, die leistungsfähig ist, weil es für uns nicht immer einfach ist, den zu 100 % optimalen Spritzzeitpunkt zu treffen“, berichtet Lohnunternehmer Dominik Heitmann. Seine Wahl fiel schließlich auf eine junge gebrauchte John Deere 840 Twin Fluid mit 4000 l Tank und 30 m Gestänge, mit der im ersten Einsatzjahr 2010 rund 2200 ha Fläche gespritzt wurden. Auf der Spritze ist der gelernte Landwirt meist selbst anzutreffen. „Der Pflanzenschutz ist ein sensibles Thema, da muss schon alles stimmen“, meint er. Die Dienstleistung Pflanzenschutz umfasst bei ihm vor allem Glyphosateinsätze sowie Pflanzenschutz in den Feldkulturen Mais und Rüben. Er ist dabei in der glücklichen Lage, dass die Pflanzenschutzaufträge meistens 100 ha und mehr Fläche bei einem Kunden betragen. So muss er sich nur wenige Gedanken über die richtige Logistik, verschiedene Spritzbrühen usw. machen. 16 LU-Spezial John Deere 1 2 3 4 1 LU Heitmann arbeitet mit einer John Deere Pflanzenschutzspritze mit Twin Fluid System, durch das er geringe Wasseraufwandmengen realisieren kann. 2 Die Zuckerrübenaussaat begann in der Nordheide in diesem Jahr ca. vier Wochen verspätet. Seinen ersten Pflanzenschutzeinsatz in den Zuckerrüben hatte LU Heitmann am 5 Mai. 3 Das Betriebsgelände des jungen Lohnunternehmers steht kurz vor der Erweiterung. 4 Dominik Heitmann, Lohnunternehmer aus der Nordheide Unternehmensführung LU-Spezial 17 John Deere Zu 95 % Zweifachbehandlung im Mais Trotz des hohen Maisanteils in der Fruchtfolge ist die Hirseproblematik nicht so präsent, wie es in anderen Regionen bereits der Fall sei, meint Dominik Heitmann. Rund 95 % der Landwirte in seiner Region würden eine ZweifachHerbizidbehandlung durchführen lassen. Dies sei sicherlich ein Grund, wieso man die Hirse so gut im Griff hätte: „Mit einer Zweifachbehandlung bin ich einfach mehr auf der sicheren Seite. Behandele ich nur einmal, kann es passieren, dass ich entweder zu früh oder bereits zu spät für die Hirse komme.“ Er rechnet vor, dass die von vorneherein geplante Zweifachbehandlung durch die gesplittete Aufwandmenge für den Landwirt nicht unbedingt teurer sei: „Eine Einfachbehandlung kostet zwischen 70 und 90 Euro/ha. Funktioniert die nicht, müssen noch einmal 40 bis 50 Euro/ha hinterher gelegt werden. Dann ist die Behandlung im Endeffekt teurer, als wenn man die Maßnahme von Anfang an gesplittet hätte. Der Maispreis liegt bei knapp 30 Euro/t ab Halm, da macht es im Endeffekt nichts mehr aus, ob ich den Lohnunternehmer einmal oder zweimal bezahle. Das Ziel muss es sein, das Maximum von den Flächen runterzuholen.“ Der Maiszünsler ist rund um Dohren noch nicht angekommen und auch die vorbeugende Maisstoppelbearbeitung würde noch keine Rolle spielen. „Hier wird viel Mais auf staunassen Böden angebaut, die nach der Ernte nicht mehr befahrbar sind. Die Stoppelbearbeitung wäre daher in vielen Fällen auch schwierig“, gibt Dominik Heitmann zu bedenken. Große Teile der Maisflächen sind jedoch mit Grasuntersaaten bestellt. Auch dies ist ein Geschäftsfeld des Lohnunternehmens. Auf rund 2000 ha werden pro Jahr mit einem Rauch AGT 4024 Grasuntersaaten gestreut. Sie bringen mir aber enorm Schlagkraft. 50 ha Zuckerrüben schaffe ich beispielsweise mit zwei Tankfüllungen.“ Gespritzt wird hauptsächlich nachts, da dann die Bedingungen die besten seien. Die Fahrtgeschwindigkeit liegt zwischen 6 und 8 km/h. Das sei aber auch die systembedingte Obergrenze, darüber hinaus würde das Twin FluidSystem nicht mehr arbeiten. Nicht jede Technik muss sein Bei der Mittelwahl handelt Dominik Heitmann nach dem Prinzip „Wer nicht mischt, kommt zu nischt.“ Er verwendet also keine fertigen Packs, um Kosten zu sparen. So könne er sich die Tankmischung zusammenstellen, wie er es aktuell benötigt und würde nicht gegen etwas behandeln, was nicht auf dem Acker vorzufinden sei. Die Pflanzenschutzmittel bezieht der Lohnunternehmer zum größten Teil vom Landhandel Trede & von Pein und lässt sich von diesem auch beraten. Einige Kunden hätten aber auch eigene Anbauberater, nach deren Vorgaben LU Heitmann die Pflanzenschutzanwendungen ausführen würde. Auf seinen fünf John Deere Traktoren 2x 6210R, 2x7930 und 8360R hat der Lohnunternehmer teilweise AutoTrac Systeme installiert, die er auch zum Pflanzenschutz nutzt. Auf der Spritze selbst ist allerdings kein GPS Switch verbaut, so dass er die Teilbreiten nicht automatisch schalten kann. Mit der nicht kompletten Automatisierung kommt Dominik Heitmann allerdings noch gut zurecht: „Damit haben wir eigentlich keine Probleme, da die Flächenstrukturen recht groß sind. Außerdem sehe ich die Fläche auf dem Monitor und ich sehe auch, wenn ich die Teilbreite manuell wegschalte. Ich habe also durchaus alles im Blick.“ Nicht missen möchte er allerdings die automatische Gestängeführung, die über Ultraschallsensoren funktioniert. n Bis maximal 150 l Wasser/ha In der Maissaison fährt LU Heitmann mit seinen Traktor-Häckselwagen-Gespannen für andere Lohnunternehmer in der Transportkette mit. Selbst häckseln will er hingegen nicht. Zurück zur Technik: Der Vorteil des Twin FluidSystems ist laut LU Heitmann, dass jede Düse einzeln mit Luft versorgt wird und in der Twin FluidDüse durch einen Mischkörper das Mittel in die Luft injiziert wird. „Durch die Luftunterstützung kann ich die Tröpfchengröße variieren, von ganz fein zu ganz grob. Ich kann also abdriftmindernd fahren oder, wenn die Umstände es zulassen, mit sehr feinen Tröpfchen applizieren.“ Außerdem könne er dadurch auch mit geringeren Wasseraufwandmengen fahren. „Beim Glyphosateinsatz ist bekanntlich die Wirkung umso besser, je weniger Wasser eingesetzt wird. Hier spritzen wir mit 80 l Wasser/ha. Aber auch bei den anderen Einsätzen versuchen wir, möglichst wenig Wasser einzusetzen. Die größte Wassermenge setzen wir mit 150 l/ha bei den Rübenherbiziden ein“, erzählt er. Probleme in den geringen Wasseraufwandmengen sieht er nicht, ganz im Gegenteil: „Wir erzielen sehr gute Resultate mit unserer Strategie und ich kann nicht feststellen, dass die geringen Wasseraufwandmengen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit der Mittel haben. Stark im Gülle- und Häckselguttransport Bei der Maisernte setzt Lohnunternehmer Dominik Heitmann auf die Zusammenarbeit mit anderen Lohnunternehmern, das kann auch mal in Mecklenburg-Vorpommern sein: „Wir haben Mais-Transporttechnik und fahren für andere Lohnunternehmer in der Kette mit. Im letzten Jahr sind unsere Häckselwagen im Durchschnitt 580 Stunden gelaufen – und das nur in der Maisernte.“ Der Häckselmarkt sei in seiner Region einfach ausgereizt und dementsprechend intensiv sei der Preiskampf. Fragt man ihn nach Zahlen, hat der Lohnunternehmer eine klare Meinung: „Für 1,87/t plus Diesel kann und will ich keinen Mais häckseln.“ Ein weiteres starkes Standbein des Lohnunternehmens ist die Gülleausbringung. „Dieses Jahr werden wir zwischen 120.000 m³ und 150.000 m³ Gülle und Gärreste ausbringen. Im nächsten Jahr werden noch einmal 100.000 m³ Gärreste hinzukommen“, berichtet LU Heitmann. Ausgebracht wird die Gülle mit einem Samson PG 20 mit 24 m Schleppschlauchgestänge sowie mit den zwei 26 m³ Stapel Aufbaufässern mit Prallteller. Zurzeit nutzt er eine Amazone Catros Kurzscheibenegge mit 6 m Arbeitsbreite für die direkte Einarbeitung der Gülle. Bis vor kurzem hätte er dafür einen Grubber verwendet, damit aber zu viele Probleme mit Lagergetreide und Körnermaisstroh gehabt. Von Stapel hat er sich zwei Aufbaufässer für seine Bergmann Tridem-Fahrgestelle, die in der Maisernte als Häckselwagen laufen, bauen lassen. So könne er die Anhänger besser auslasten. Der Großteil der Gülle wird auf der Straße zugebracht – entweder mit Lkw oder einem der BergmannAnhänger – und in Feldrandcontainern zwischengelagert. Für die Zubringung stehen zwei eigene Sattelzugmaschinen mit 30 m³ Auflieger zur Verfügung, desweiteren werden für den Transport zum Feld zugemietete Lkw sowie Subunternehmer eingesetzt. Aber auch bei der Gülleausbringung hätte er kein Problem damit, mit Berufskollegen zusammen zu arbeiten: „Wenn man sich vertraut und sich jeder an die Regeln hält, dann kann jeder von der Zusammenarbeit profitieren.“ n 18 LU-Spezial John Deere Mähdrescher T670 Probedrusch Zur Saison 2014 meldet John Deere Updates für die T-Serie. Eine der ersten Maschinen der Serie 2014, der T670 mit 6-Schüttlern und 7,60 m Schneidwerk, lief zur Probe beim Lohnunternehmen ASW Wessendorf in Ochtrup, der mit dem älteren Modell T560 im eigenen Fuhrpark arbeitet und vergleichen kann. Wir haben beim Team ASW Wessendorf nach ersten Eindrücken gefragt. Mit der T-Serie ist John Deere seit 2007 am Markt, ein Modell, das besonders dann an Aufmerksamkeit gewinnt, wenn viel verwertbares Stroh vom Acker kommen soll. Mit dem Mehrtrommel-Konzept und der großen, aktiven Abscheidefläche wird eine gute Strohqualität auch bei feuchten Erntebedingungen bei höherer Leistung gegenüber konventionellen Schüttlermaschinen erreicht, sagt John Deere. Mit seinem direkten Gutfluss, dem „Trick ohne Knick“; quasi eine Art „Brückenmodell“ zwischen dem klassischen Schüttler- und dem klassischen Rotor- oder Hybriddrescher. Das TModell wurde in den letzten Jahren mehrmals modifiziert und hatte bereits für die Saison 2012 Veränderungen erfahren, wie zum Bei- Unternehmensführung LU-Spezial 19 John Deere Maschinenrundgang Ein Modell der John Deere T-Serie lief in diesem Sommer an einigen Tagen bei LU ASW Wessendorf als Vorführmaschine. spiel die neue, große Kabine mit neuer Armlehne und neuen Displays. Zur Saison 2014 folgt eine neue Verlustüberwachung (ohne Angabe der Korngröße), ein (optionales) Hochleistungspaket, welches einen geänderten Separatorkorb in Verbindung mit einer überarbeiteten Reinigung enthält, sowie eine neue Spreuverteilung und ein längeres, abklappbares Auslaufrohr. Und als besonderes Highlight gibt es ab der kommenden Saison alle John Deere Mähdrescher mit einer automatischen interaktiven Maschinenoptimierung. Diese Option hilft dem Fahrer, die Maschine besser auszulasten und bedingungsangepasst einzustellen. Ebenfalls erhalten alle Mähdrescher, welche mit dem optionalen automatischen Schaltgetriebe (ProDrive Getriebe) ausgestattet sind, das elektronische Motormanagement Engine Speed Management (Straßenmodus), das bereits vom Feldhäcksler bekannt ist. Angeboten wird die T-Serie nach wie vor in vier Modellen: dem T550 und T560 als 5-Schüttler mit 306/371 PS und dem T660 und T670 als 6-Schüttler mit 371/431 PS. Was sich konkret verändert hat, haben wir uns direkt an der Maschine angesehen, zusammen mit dem Lohnunternehmer Reinhold und Benedikt Wessendorf, dem Disponenten Reinhard Wiggenhorn, dem Fahrer Bernhard Heinendirk und dem John Deere Produktspezialisten Stephan Zimmermann. Größere Kabine, neue Bedienelemente: Seit 2012 werden unter anderem die T-Modelle mit der größeren Kabine ausgerüstet. Diese bietet 30 % mehr Fläche und viele Ablagemöglichkeiten, unter anderem einen großen Kühlschrank mit aktiver Kühlung und etliche Flaschenhaltern. Das gemeinsame Bedienkonzept in der Armlehne ist angeglichen an das des Traktors, also mit komplett neuer Armlehne und neuem Multifunktionshebel. Ebenfalls in der Armlehne integriert ist das Dokumentationsdisplay GreenStar 2630 mit Touchscreen. Das Terminal ist nicht web-basiert, aber ausgestattet mit dem Modul JD-Link, drei Kamerabilder sind im Display integrierbar. Die „Autotrac“Freischaltung kann übertragen werden auf Traktoren bzw. Häcksler, die gemeinsamen Komponenten wie Empfänger und Display können also auf verschiedenen JD-Fahrzeugen genutzt werden. Ein Detail zur Spurführung ist, dass die automatische Lenkung „Autotrac“ eingeschaltet werden kann, auch wenn das Schneidwerk noch angehoben bleibt. Der Mähdrescher zieht selbstständig in die Spur und erst kurz vor dem Bestand wird das Schneidwerk abgesenkt. Optionales Hochleistungspaket: Neu zur kommenden Saison ist eine Verstellung der untersten beiden Korbreihen im SeparatorBereich. Diese ermöglicht unter feuchten Bedingungen den Korb einfach zu öffnen und somit die Schüttler zu entlasten. In trockenen Bedingungen wird der Korb in der gewohnten, geschlossenen Position gefahren. Die Seitenklappen zum Korb sind zum Säubern der Komponenten – besonders wichtig im Maisdrusch – einfacher zu öffnen als beim Vorgängermodell. Spreuverteiler und Tankentleerung: Ab der Agritechnica wird das T-Modell mit neuem Spreuverteiler ausgerüstet und das neue, optional klappbare, Entleerrohr ermöglicht größere Schneidwerksbreiten. Reinigung und Separation: eine erhöhte Abscheideleistung prognostiziert John Deere allein durch die optimierte Separation und Reinigung. In Verbindung mit dem abklappbaren Korb bieten die Hochleistungssiebe längere Lamellenweite und höheren Abstände. Kleine Haken an den Lamellen sollen verhindern, dass Kurzstroh mit in die Reinigung bzw. den Korntank gelangt. Dabei rät Stephan Zimmermann, dass die T-Serie generell mit mehr Wind und mehr Ober- und Untersieböffnung gefahren werden sollte, als die W-Serie. Automatische interaktive Maschinenoptimierung (ICA): Durch interaktive Maschineneinstellungen soll der Fahrer entlastet und die Druschleistung verbessert werden. Jetzt rüstet auch John Deere die Modelle T550 optional und die T560, T660 sowie das Flaggschiff T670 standardmäßig mit diesem System aus und nennt es ICA. Das System schlägt Maßnahmen vor, wie verschiedene Maschineneinstellungen optimiert werden können, beispielsweise um die Verluste zu reduzieren. Beispiel: Das System fragt: Wo kommen die Verluste her, sind es Reinigungsverluste oder Schüttlerverluste? Je nach 20 LU-Spezial John Deere gewählter Erntepriorisierung sowie gestellter Problemstellung schlägt das System dann Verbesserungsvorschläge vor. Z. B. die Reduzierung der Korböffnung, um Schüttlerverluste zu reduzieren, oder aber die Öffnung des Vorreinigers oder Untersiebes, um vorhandenes freies Korn in der Überkehr zu reduzieren, welches dann sowohl das Überkehrvolumen beeinflusst und gleichzeitig so Schüttlerverluste reduziert. Der Fahrer entscheidet „Ja“ oder „Nein“. Am Ende fragt das System, ob die Maßnahmen zufriedenstellend sind, wenn der Fahrer mit „Ja“ antwortet, wird die Optimierung abgeschlossen, wenn „Nein“, dann gibt es weitere Vorschläge. Zuletzt, wenn keine der Maßnahmen erfolgreich war, schlägt das System vor, die Fahrgeschwindigkeit zu reduzieren. Einbezogen in diese Optimierung ist ein Ranking, welches Kriterium dem Fahrer wichtig ist. Er kann also im Vorfeld Prioritäten festlegen, wie zum Beispiel Kornverluste, Kornreinheit oder Strohqualität oder Strohqualität. Praxisurteil V.l.: Reinhold Wessendorf und Sohn Benedikt, Disponent Reinhard Wiggenhorn und Fahrer Bernhard Heinendirk. Wie gesagt, lief das stärkste Modell der T670 als 6-Schüttermaschine mit 431 PS Maximalleistung und 7,6 m Schneidwerk für kurze Zeit im Lohnbetrieb ASW Wessendorf zur Probe. Insgesamt wurden, aufgrund der schlechten Wetterlage, bisher lediglich 4,71 ha Triticale und 16,7 ha Roggen geerntet. Das Lohnunternehmen selbst verfügt über fünf Mähdrescher, Hybrid- und Schüttlermaschinen, einer von ihnen ist der John Deere T560, Baujahr 2008. Der Sitz von ASW Wessendorf ist in Ochtrup, ca. 70 km westlich von Osnabrück. Seine Getreidedruschkunden befinden sich zu 95 Prozent im Umkreis von 15 km und sind vorwiegend Veredlungslandwirte. „Deren Getreidefläche hat sich auf niedrigem Niveau in den letzten Jahren stabil gehalten, lediglich Körnermais und CCM haben in der Fläche gelitten. Wir arbeiten hier in einer starken Veredlungsregion. Die Tierbestände wachsen und auf dem Acker beträgt der Maisanteil bereits an die 50 Prozent“, schildert Seniorchef Reinhold Wessendorf die Lage. Aus diesem Grund müssen seine Mähdrescher nicht nur im Getreide einen guten Job, mit guter Strohqualität, machen, sondern auch in Körnermais und für CCM, denn allein 250 ha drischt jede seiner Maschinen jährlich in Mais. Ausschließlich mit Getreide sei hier der Mähdrusch nicht rentabel als Dienstleistung zu betreiben, ergänzt Reinhold Wessendorf. Konkret dreschen seine Maschinen Gerste, Triticale und Weizen jeweils zu einem Drittel. Triticale habe wegen der leichten Sandböden zugenommen und liefere Erträgen von ca. acht bis neun Tonnen je Hektar. Dass seine Drescher eine gute Strohqualität liefern müssen, liegt daran, dass mehr als 90 Prozent des Getreidestrohs ins Schwad gelegt und gepresst werden, ergänzt Benedikt Wessendorf, Juniorchef und Dipl. Ing. agrar. Die veredlungsstarken Betriebe hier brauchen das Stroh für den eigenen Hähnchen-, Pferde- oder Milchviehstall. Dazu kommt die starke Nachfrage aus den nahegelegenden Niederlanden und von einer niedersächsischen Strohverbrennungsanlage. „Entsprechend ist für uns die Strohernte oft hektischer als die Getreideernte“, schildert Benedikt Wessendorf. Strohqualität Wenn 90 Prozent vom Stroh geborgen werden, spricht das für die Schüttlermaschine – oder? „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wir wissen, dass die Hybrid- und Rotormaschinen die leistungsfähigeren sind, besonders im Mais. Aber bei unseren Getreidekunden werden diese Maschinen nicht so gern gesehen“, antwortet Benedikt Wessendorf. „Oft wird das Stroh nicht direkt aus dem Mähdrescherschwad gepresst, sondern wird vorher noch mal bewegt, bzw. gewendet. Das verträgt das ohnehin angeschlagene Stroh nicht besonders“. Senior Wessendorf erzählt von einem Vergleich im vergangenen Jahr bei sehr reifer Gerste: Auf gleichem Feld lief eine dieser Maschinen gegen Bildschirmansichten der automatischen interaktiven Maschinenoptimierung (ICA): Durch interaktive Maschineneinstellungen Unternehmensführung LU-Spezial 21 John Deere eine Schüttlermaschine. „Diese Maschine lieferte deutlich weniger an verwertbarem Stroh gegenüber der Schüttlermaschine“, so sein Fazit. Und wie steht es mit den Hybridmaschinen? „Der Landwirt unterscheidet bei uns meist nur nach Rotor- oder nach Schüttlermaschinen. Die Hybridmaschine sortieren viele unserer Kunden in das Segment Rotor, und wer sein Stroh ernten will, verlangt von uns, dass wir mit einer Schüttlermaschine kommen“. Daher hat das Lohnunternehmen Wessendorf seit Jahren auch ein T-Modell in seiner Flotte. Bernhard Heinendirk (47 Jahre) ist mit seinen mindestens 25 Dienstjahren ein erfahrener Fahrer für Häcksler und Mähdrescher bei ASW Wessendorf. Er hat den neuen T670 an zwei Tagen gefahren. Wie ist sein Eindruck? Als erstes bekommt die neue Kabine sein Lob. Deutlich mehr Platz und Ablageflächen als auf dem alten T560, stellt er fest. „Es ist für mich als Fahrer sehr angenehm, hier mehr Platz und zudem auch die gleichen Bedienelemente zu finden, wie im Traktor“, ergänzt er. Dazu gehöre auch die Bedienung des GreenStar Termi- Ebenfalls neu zur Saison 2014 für alle Schüttlermähdrescher: neuer Spreuverteiler mit verbessertem Zugang zur Reinigung nals. Und wie bewertet er die neue interaktive Mähdreschereinstellung, braucht ein erfahrener Fahrer diese elektronische Assistenz? „Der Dialog mit der Maschine über das Touchscreen geht schnell und ist leicht verständlich. Dies sehe ich als einen besonderen Vorteil für unerfahrene Fahrer, aber auch ich habe diese Automatik schnell schätzen gelernt“, antwortet er. Bernhard Heinendirk merkt aber an, dass in diesem Jahr ideale Erntebedingungen vorgeherrscht hätten. Bei Lagergetreide und breiten Schneidwerken kommen elektronische Assistenzsysteme an ihre Grenzen und das Können des Fahrers entscheidet maßgeblich über die Leistung des Dreschers. Zum Standard sollte allerdings bei 7,60 m Schneidwerken die automatische Spurführung gehören und zwar solle die Maschine auf Knopfdruck selbstständig in die Spur finden, auch bei ausgehobenem Schneidwerk. Insgesamt hat er bisher mit dem T670 circa 21 ha gedroschen. Bei den 4,7 ha Roggen erreichte er eine Flächenleistung von 3,18 ha/h und einen Durchsatz von 25,39 t/h. Bei den 16,7 ha Triticale lag die Flächenleistung bei 2,89 ha/h bei einem Durchsatz von 24,99 t/h und einem Strohertrag von etwa 5 bis 5,5 Tonnen je Hektar bei Triticale, bei Gerste 3,5 Tonnen und beim Weizen 3,5 bis 4 Tonnen je Hektar. Das alles bei einem Verlustniveau von deutlich unter einem Prozent. Insgesamt hat diese Vorführmaschine dafür – laut John Deere Telemetriedaten – 350 Liter Kraftstoff verbraucht, inklusive Straßenfahrt, was einem Verbrauch pro Hektar von 16,35 Liter entspricht. Die reine Flächenleistung sei zwar wichtig, aber bei seiner Kundenklientel seien ohnehin meist keine Spitzenleistungen erreichbar, ergänzt Reinhard Wiggenhorn, Agrarservicemeister und Disponent bei ASW Wessendorf. „Unsere Kunden sind sehr sensibel bei Körnerverlusten und so sind die Fahrer angehalten, mit deutlich unter einem Prozent Verlust zu fahren. Das bremst natürlich die Flächenleistung, erhöht aber die Kundenzufriedenheit.“ Wichtig für den rentablen Einsatz des Mähdreschers seien mindestens ebenso der möglichst geringe Kraftstoffverbrauch und aussagefähige wie einfach zu bedienende Telemetriesysteme. „Wir wollen in der Dispo sehen, wo sich jede Maschine befindet und wie weit die Arbeit auf der Fläche ist, damit wir den nächsten Einsatz planen können. Wir arbeiten derzeit mit Tom- soll der Fahrer entlastet und die Druschleistung verbessert werden. Tom Navigation, aber auch mit farmpilot und FieldNav. Neben dem Maschinenmonitor sind Tablets wie auch Smartphones im Einsatz. Was leider noch fehlt im Datenfluss, ist die Verbindung der Maschinen- und Auftragsdaten bis hin zur Fakturierung“, bemängelt Benedikt Wessendorf ebenso, wie die oft noch unzureichende Kommunikation zwischen den Marken trotz eigentlich gleicher Datensprache. Maisdrusch Der Testeinsatz in den 20 Hektar Getreide an zwei Tagen hat einen ersten positiven Eindruck vom den neuen Features des T670 vermittelt. Aber für ASW Wessendorf fehlt noch für eine Endbewertung die Erfahrung, wie sich das neue T-Modell im Maisdrusch verhält. Bei ASW Wessendorf spielt der Mais (Körnermais und CCM) eine ebenso große Rolle, wie das Getreide. „Schüttler- wie Rotormaschinen machen bei uns im Mais gleichviel Fläche. Die Herausforderung liegt allerdings in der Korb-Umstellung von CCM zu Körnermais, also die Druschqualität mit Kornreinheit bzw. Spindelanteil“, betont Reinhard Wiggenhorn. „Wir brauchen eine Maschine, die auch im Mais leistungsfähig ist. Dazu gehört auch eine einfache Umstellung von Getreide auf Mais und dann vom Körnermais auf CCM und umgekehrt. Mich interessiert daher: Wie verhält sich die Maschine in Mais mit offenen Korb bei CCM und bei geschlossenen Korb mit Körnermais?“ Und was wäre sein Wunsch? „Ich wünsche mir beim Wechsel von Getreide zu Mais eine einfache Einstellung am Drescher: Spindelanteil JA oder NEIN.“ Wir dürfen also gespannt sein auf die kommende Körnermais- und CCM-Ernte, und wie sich das T-Modell dort schlägt. n 22 LU-Spezial John Deere John Deere Läuft rund Zur nächsten Grünfutterernte saison bietet John Deere neue Rundballenpressen mit Festkam mern an. Für die Profianwender steht dann die F440R bereit. Die Redaktion konnte sich die Presse im ersten Gras-Schnitt in Irland ansehen und damit schon einmal ein paar Ballen pressen. Soviel vorweg: Die Bedingungen waren an diesem Tag alles andere als gut. Die üppigen Schwade – der erste Schnitt in weiten Teilen Irlands erfolgte Ende Juni – waren nass von einem vorangegangenen einstündigen Landregen. Die Iren kennen trotzdem kein Pardon und pressen ihre Ballen zusammen. Frei nach dem Motto: „Das Wetter wird hier eh nicht besser.“ So hatte auch der Landwirt und Lohnunternehmer David Fritz Herbert (Siehe Kastentext: „14.000 Ballen pro Jahr mit einer Presse“), dem die Fläche gehörte, kein Problem damit, dass wir mit der F440R ein paar Ballen pressten. Gene der variablen 900er Die F440R wurde komplett neu entwickelt und presst Ballen mit Abmessungen von 117 cm x 125 bis 135 cm. Der Antrieb der F440R wurde vereinfacht und gleichzeitig verstärkt. Über ein Eingangsgetriebe (113 kW bei 540 U/min oder 136 kW bei 1000 U/min) wird die Kraft auf die rechte Seite zum Antrieb des Rotors und der Pickup und auf die linke Seite zum Antrieb der Rollen geleitet. Die Ketten wurden verstärkt. Die gesamte Aufnahme wurde weitgehend von den 2011 vorgestellten variablen Rundballenpressen der Baureihe 900 übernommen, denn dort habe sie sich laut John Deere bereits bewährt. Die Pickup wird serienmäßig in 2 m Breite geliefert. Der Kunde kann allerdings auch eine 2,2 m breite Variante ordern. Die EdelstahlZinken mit vergrößertem Durchmesser sind an fünf Zinkenhaltern montiert und werden über eine Kurvenbahn geführt. John Deere verspricht dadurch einen geschmeidigeren Gutfluss des Materials bis direkt vor den Rotor. Die Zinkenhalter sind nun auf beiden Seiten gelagert. Die Drehzahl der Pickup wurde auf 115 U/min gesenkt. Dadurch, dass allerdings fünf statt vier Zinkenhalter beim Vorgängermodell zum Einsatz kommen, kann das Erntegut deutlich schneller aufgenommen und entsprechend schneller gefahren werden. Laut John Deere sind mit der neuen Pickup 20 % höhere Fahrgeschwindigkeiten möglich. Die Räder der Pickup werden starr oder auf Wunsch gelenkt geliefert. Sie können für den Transport der Rundballenpresse auf der Straße demontiert werden. Ebenfalls auf Wunsch lieferbar ist ein Rollenniederhalter. Unternehmensführung LU-Spezial 23 John Deere Auf Wunsch kann John Deere nun Reifen der Dimension 600/50 R 22.5 anbieten. von Hand gelöst werden müssten, im Bereich des Rotors in Zukunft ausgeschlossen werden können. Die Ballenkammer verfügt über 17 Rollen, die zum Teil verstärkt wurden. Die Starter-Rollen sind als Heavyduty Varianten auf besonders lange Lebensdauer ausgelegt. Die Ballendichte und die Größe lassen sich unabhängig voneinander einstellen. Die Auswurfklappe verfügt nun über induktive Sensoren, die zuverlässiger als die bisherigen Kontaktsensoren arbeiten sollen. John Deere bietet auch für die neuen Rundballenpressen der F440R das bekannte CoverEdge Netzbindungssystem an. Dieses erfordert ein spezielles Netz, dass über die Außenkanten der Ballen gelegt wird. Das Ergebnis sind ordentlich geformte Ballen, die sich anschließend sehr gut mit geringen Lufteinschlüssen wickeln lassen. Die Netzbindung wird über das Bedienterminal aus der Kabine heraus überwacht. Serienmäßig können zwei Ersatznetzrollen mitgeführt werden. Außerdem bietet John Deere eine zusätzliche Halterung zum Transport einer dritten Netzrolle an. Vereinfachte Wartung Verstärkter Rotor Um die höheren Massen an Erntegut sauber verarbeiten zu können, wurde ebenfalls der gesamte Rotor angepasst und vergrößert. Er entspricht nun der Rotoreinheit der Baureihe 900. Auf vorgelagerte Schnecken zur Zusammenführung des Erntematerials vor dem Rotor verzichtet John Deere und schweißt die Schneckenwindungen direkt rechts und links auf die Rotorwelle. Die Rotorgeschwindigkeit wurde von 190 auf 140 U/min gesenkt und gleichzeitig das Drehmoment erhöht. John Deere bietet die F440R mit 13- oder 25-Messerschneidwerk an. Über eine Gruppenschaltung ist es möglich, bei der 25 Messervariante mit 12 bzw. 13 Messern zu pressen. Die Messer sind zweifach hitzebehandelt und sollen dadurch besonders widerstandsfähig sein. Kommt es zu einer Überlastung, kann der Fahrer aus der Kabine heraus über das Bedienterminal der Presse den Förderkanalboden hydraulisch absenken. Dieser verfügt nun über eine spezielle parallele Anlenkung, d.h. beim Ausschwenken wird er vorn und hinten abgesenkt. John Deere verspricht, dass dadurch Verstopfungen, die Zu Wartungsarbeiten lassen sich die einteiligen Seitenklappen weit hochschwenken und geben somit den Weg zu den Ketten rechts und links frei. Die Plattform über der Deichsel, auf der der Fahrer zum Netzrollenwechsel steht, ist vergrößert worden. Dadurch steht der Fahrer deutlich sicherer. Die Aufstiegsleiter ist verstärkt worden. Serienmäßig werden die Ketten der F440R automatisch geölt. Die wichtigsten Lager werden darüber hinaus über eine Zentralschmierung versorgt. John Deere bietet zwei Systeme an. Eine Kartuschen Schmierung, die der Fahrer manuell betätigen muss, oder eine automatische Zentralschmierung, die über das Bedienterminal der Presse programmiert werden kann. Für die F440R bietet John Deere eine Reihe von Bedienterminals an. Den Einstieg macht das „Baletrak Plus“ Terminal. Dieses ist einfach aufgebaut, nach dem Motto: für jede Funktion ein Knopf. Es lassen sich darüber die meisten Funktionen aus der Kabine steuern und auf einem kleinen Monochrom-Display überwachen. Etwas mehr Komfort und ein Farbdisplay bietet das „Implement Display 1100“. Diese bietet einen ähnlichen Aufbau und Verteilung der Schalter wie ein ISOBUS Bedienterminal – ohne eines zu sein. Zur einfachen Dokumentation der Arbeiten steht ein Ballenzähler mit 99 Speicherplätzen zur Verfügung. Sämtliche Funktionen der Presse bis auf die Verstellung von Ballendurchmesser und Dichte lassen sich damit verstellen und überwachen, einschließlich der optionalen Zentralschmierung. Dieses Display war bei der Testmaschine montiert. Es lässt sich einfach und intuitiv bedienen. Die nächste Ausbaustufe stellt das ISOBUS-fähige Bedienterminal „GSD 1800“ dar. Dieses Terminal kommt dann zum Einsatz, wenn die Presse mit einem ISOBUS-Jobrechner ausgestattet wird, der Schlepper jedoch nicht über ein ISO- LU David Fritz Herbert 14.000 Ballen pro Jahr mit einer Presse Der Lohnunternehmer David Fritz Herbert aus dem irischen Navan war einer der wenigen Lohnunternehmer, die bereits die John Deere F440R als Vorserienmaschine in der Saison 2013 einsetzen konnten. Hauptstandbein von David Fritz Herbert ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit ca. 200 ha Ackerbau und Schaf- und Schweinehaltung. Darüber hinaus verbessert er die Auslastung seiner Maschinen über landwirtschaftliche Dienstleistungen bei Nachbarbetrieben. Hauptgeschäft ist dabei für ihn das Pressen von Rundballen. Pro Jahr presst er ca. 5.000 Silageballen, davon 3.000 für seine Kunden. Hinzu kommen 9.000 Strohballen. Abgerechnet wird pro Ballen. Darüber hinaus bietet David Fritz Herbert das Rundballenwickeln und Mähdrusch an. Die F440R lief bei David Fritz Herbert im ersten Schnitt. Dieser wird in Irland in der Regel Mitte Juni geerntet. Entsprechend hoch sind der Aufwuchs und der Ertrag. „Mir gefällt vor allem die neue Pickup mit dem neuen Rotor der Rundballenpresse. Bei unserer jetzigen Presse ist das der limitierende Faktor. Das Schluckvermögen der F440R ist enorm, selbst wenn man um Kurven fährt und Schwaden aufnimmt“, ist der Ire überzeugt: „Außerdem finde ich die Netzbindung gelungen. Sie arbeitet insgesamt zuverlässiger als die Bindung meiner John Deere 578.“ Die neue Plattform zum Netzrollenwechsel gefällt im gut: „Sie sollte aber rutschfest sein. Hier könnte der Hersteller noch etwas nachbessern.“ Insgesamt ist David Fritz Herbert sehr zufrieden mit den Ergebnissen der neuen Rundballenpresse: „Wir setzen alle fünf Jahre unsere Rundballenpressen um. Die nächste wird wohl die F440R werden.“ n 24 LU-Spezial John Deere BUS-Terminal verfügt. Ist der Schlepper mit einem ISOBUS Terminal ausgerüstet, kann er die Presse direkt darüber steuern. Fazit: 1 4 5 John Deere hat die neuen Festkammerpressen an den wesentlichen Kritikpunkten der Vorgängermodelle verbessert und der neuen F440R einige Gimmicks mitgegeben, die so noch nicht am Markt verfügbar waren. Als Beispiel sei hier der absenkbare Förderkanalboden genannt, durch den es kaum mehr möglich ist, den Rotor zu verstopfen. Eindrucksvoll zog die Presse ihre Bahnen in Irland und ließ sich selbst von triefend nassen Schwaden nicht stoppen. Was die Dauerhaltbarkeit betrifft, so wird der harte Praxiseinsatz zeigen, ob die Presse hält, was John Deere verspricht. Die F440R mit 600/50-22.5 Bereifung, 25 Messer-Schneidwerk, in ISOBUSAusstattung und automatischer Zentralschmierung kostet laut Netto-Liste 59.218 Euro. n 2 6 3 1 Das Implement Display 1100 bietet beinahe den gleichen Funktionsumfang wie ein ISOBUSTerminal – ist aber keines. Die Bedienung und Überwachung der Presse ist damit kein Problem. 2 Kein Scherz: Unter diesen Bedingungen pressen die Iren. Hier muss die Technik zeigen, dass sie auch mit höchsten Belastungen, was Ballengewichte und Schwaddicken angeht, zurechtkommt. 3 Der Aufstieg über die neue Leiter ist deutlich angenehmer für den Fahrer. Er steht beim Netzrollenwechsel nun auf einer vergrößerten Plattform. 4 Die Messer werden von hinten durch die Presskammer gewechselt. 5 Die großen Seitenklappen lassen sich für Wartungsarbeiten weit aufschwenken. 6 Der Rotor ist schluckfreudig. John Deere schweißt die Schneckenwindung direkt auf den Rotor auf, während der Wettbewerb auf zusätzliche Schnecken rechts und links vor dem Rotor setzt. Unternehmensführung LU-Spezial 25 John Deere Im Spotlight: der 7310R und der 8370R John Deere „Nur Diesel“ geht weiter Da staunten die Journalisten nicht schlecht, als John Deere im Rahmen einer Pressekonferenz Ende August die Neuheiten für die Saison 2014 vorstellte: SCR-Technik bei den Traktoren? Von wegen. John Deere bleibt weiter der „Nur Diesel“-Strategie treu und will diese – so lange es möglich ist – beibehalten. In der überarbeiteten Kabine der Großtraktoren von John Deere gibt es eine neue Bedienkonsole. Diese verfügt u.a. über einen größeren Touchscreen mit erweiterten Bedienmöglichkeiten. Um weiterhin Traktoren ohne SCR Technik anbieten zu können, hat John Deere nach eigenen Angaben ein riesiges Kontingent an Motoren der Abgasstufe 3b eingelagert. Erst wenn diese verbaut wurden, sollen die Traktorenbaureihen nach und nach mit SCR ausgerüstet werden. Einen genauen Zeitpunkt, wann es soweit ist, wollte John Deere nicht nennen. Eine Ausnahme wird aber doch gemacht: Das neue Spitzenmodell der Baureihe 7R mit 340 PS (inkl. Boost) wird schon ab April 2014 mit SCR-Technik ausgeliefert. Grund dafür ist nach Angaben von John Deere ein Zulassungsverfahren, das es nicht erlaubt, diesen Schlepper mit der Abgasstufe 3b zu verkaufen. Das Modelljahr 2014 der Baureihen 7 R und 8 R erhält einige neue Features und Verbesserungen. Der 7 R wird beispielsweise in Zukunft einen „ziehenden“ Lüfter hinter dem Kühler bekommen. Außerdem wurde der Luftauslass oben vor der Kabine an die Motorhaubenseiten verlegt. Allein das neue Lüftersystem soll nach Angaben von John Deere 2 % Kraftstoff einsparen. Neu ist für das volllastschaltbare Getriebe mit dem Namen „e23“. Dieses verfügt über 23 Vorwärts- sowie 11 Rückwärtsgänge und ist vollelektronisch gesteuert. Es lässt unterschiedliche Fahrstrategien zu. Der Fahrer kann Die gezogenen Spritzen werden um neue Modelle der Baureihen M700 und M900 erweitert. beispielsweise eine gewünschte Arbeitsgeschwindigkeit vorgeben. Das Getriebe legt im Automatikmodus dann immer den Gang ein, in dem der Motor in einem wirtschaftlich günstigen Bereich dreht. Das mechanische Getriebe soll laut John Deere vor allem bei schweren Zugarbeiten Verbrauchsvorteile im Vergleich zum stufenlosen Antrieb bieten. Das Getriebe wird für sämtliche Modelle vom 240 PS (inkl. Boost) starken 7210R bis zum 405 PS (inkl. Boost) starken 8370R, sowie für die Raupentraktoren der Baureihe 8RT angeboten. Ebenfalls überarbeitet wurde die Kabine. Neben einer neuen Seitenkonsole mit größerem Touchscreen und erweiterten Bedienmöglichkeiten wird für sie jetzt auch im 8R optional eine Kabinenfederung angeboten. Der „Active Seat“ ist weiterhin erhältlich. Der 8R kann nun ab Werk mit 2,15 m großen Hinterreifen geliefert werden. Das Angebot der gezogenen Feldspritzen erweitert John Deere mit den Modellen M700 und M900. Diese sind in unterschiedlichen Ausstattungslinien verfügbar vom einfachen Modell bis hin zur High-Tech Spritze mit automatischer Teilbreitenschaltung, automatischer Gestängesteuerung und ISOBUS-Steuerung. Die M700 wird mit Tankgrößen von 2.400 l bis hin zu 4.000 l sowie Gestängebreiten bis zu 30 m ausgeliefert. Für die M900 bietet John Deere Tankvolumen von 5.200 l oder 6.200 l an. Außerdem kann diese Spritze mit Gestängen von 24 bis 40 m geliefert werden. n 26 LU-Spezial John Deere John Deere Nicht ohne Lohnunternehmer Europas Landwirtschaft hat beste Aussichten. Und das gilt auch für Milchviehbetriebe. Weil Milch produkte aus Europa gefragt sind und die Quote fällt, wachsen Milchviehbetriebe hier rasant. Umweltauflagen steigen und fordern Präzisionslandwirtschaft. „Das alles stärkt die Rolle der Lohnunternehmer in der land wirtschaftlichen Wertschöpfungs kette“, betont Christoph Wigger im LU-Interview. Er ist Vertriebsund Marketingleiter bei John Deere für die ‚Region 2‘. John Deere hat seine Vertriebs- und Marketinggebiete in weltweit vier Regionen sortiert. Eine davon ist die Region 2 mit Europa, GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Organisation verschiedener Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion), Nah- und Mittelost sowie Nordafrika. In diesem Bereich ist Christoph Wigger für Marketing und Vertrieb verantwortlich. Ihm unterstehen neun nationale Verkaufshäuser und zwei Verkaufsniederlassungen in Holland und Schweden. Sein Arbeitsplatz ist die John Deere Europazentrale in Mannheim. Die LU Redaktion hat mit ihm und Jorgen Audenaert, als Segment Manager zuständig für Lohnunternehmer, über den Welthandel sowie über die Potenziale der Landwirtschaft und insbesondere der Lohnunternehmer gesprochen. Offener Welthandel – Fehlanzeige Lohnunternehmen (LU): Herr Wigger, Ihre Verantwortung umfasst im Osten auch die GUSStaaten. Von dort hört man wachsenden Pro- tektionismus in Form von hohen Einfuhrsteuern, um die heimische Landmaschinenindustrie zu schützen. Besonders ausgeprägt ist das aktuell im Mähdreschermarkt. Wie problematisch ist das für westliche Landtechnikproduzenten? Christoph Wigger: Dort spüren wir aktuell wieder mehr Protektionismus als noch vor wenigen Jahren. Innerhalb der GUS-Staaten ist dies in Russland besonders deutlich, dort wird versucht mit 27,5 Prozent Einfuhrzoll auf Mähdrescher die eigene lokale Produktion zu schützen. Angedachte Quoten sind meiner Meinung nach vom Tisch, aber man versucht durch Einfuhrzölle die lokalen Hersteller zu schützen. LU: Wie hat sich das auf die Verkaufszahlen ausgewirkt? Wigger: Gerade bei Erntemaschinen spüren wir das deutlich. Wenn ein Kunde in Russland gut 30 Prozent mehr für eine Erntemaschine aus westlicher Produktion zahlen muss, greift er zum lokalen Angebot. Wenn sich das nicht ändert, wird besonders das Jahr 2014 für unseren Erntemaschinenabsatz dort äußerst problematisch. LU: Kann man feststellen, dass internationale Bewegungen wie „free trade“, „global trade“ und „WTO“ am politischen Tisch beschworen, aber in der Praxis nicht gelebt werden? Wigger: Leider bemerken wir, dass sich nahezu alle Regionen bemühen Gründe zu finden, um Importe abzuschirmen. Das Ziel ist immer Schutz der lokalen, eigenen Produktion. Dies Unternehmensführung LU-Spezial 27 John Deere ist trotz aller Bekundungen zu mehr globalem Handel eher mehr als weniger geworden. Trotz der aktuellen Probleme dort mit den Einfuhrzöllen, bleibt Russland bei uns ganz stark im Fokus. Der Traktorenmarkt in der GUS liegt bei rund 60.000 Maschinen pro Jahr. Im Vergleich: In den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union werden jährlich 170.000 Traktoren verkauft. Wir sind mit unseren Traktorimporten dort stückzahlmäßig noch ein kleiner Spieler. Aber wenn die Einkommen in der Landwirtschaft weiter zunehmen, steigt das Potenzial westlicher Maschinen rasant. LU: John Deere arbeitet dort in diesen Ländern nach dem gleichen Händlerprinzip wie in Europa, also keinerlei Direktgeschäfte? Wigger: Richtig. Wir verfolgen unsere Händlerstrategie und deren Ziele dort genauso wie hier in Europa. Nur die Umsatzziele, die bei uns pro Händler mit 25 Mio. Euro pro Jahr angesetzt werden, liegen in den GUS-Staaten beim doppelten Wert. Die größten Vertriebspartner in der Region 2 hat John Deere in Russland. LU: John Deere setzt global rund 36 Milliarden US Dollar um. Welchen Anteil daran hat die Region 2? Wigger: Im Landmaschinenbereich macht die Region 2 rund 20 Prozent des Landtechnikumsatzes von John Deere aus. Der Markt Nordamerika ist deutlich die Nummer Eins. Aber dann folgt auch gleich die Region 2 mit Hauptumsatz in Europa. Die Umsatzanteile verschieben sich zu Gunsten Europas, aber aktuell bremst die Krise in Südeuropa diesen guten Lauf. Auf der anderen Seite hat der nordamerikanische Agrarmarkt mehr als fünf goldene Jahre hinter sich. Die US Farmer haben in den letzten Jahren Rekordgewinne eingefahren und ihre Maschinenparks modernisiert. Südeuropas Traktorenmarkt leidet LU: Wie bedeutend ist die EU für John Deere innerhalb der Region 2? Wigger: Die Länder der EU machen rund zwei Drittel des John Deere Umsatzes der Region 2 aus. LU: …und macht sich die Konjunkturkrise in Südeuropa auch im Landtechnikgeschäft bemerkbar? Wigger: Seit dem Jahr 2008 geht das Landtechnikgeschäft in den Ländern Spanien, Italien und Portugal deutlich zurück. Jetzt haben wir den Eindruck, dass sich Spanien und Portugal auf niedrigem Niveau stabilisieren. In Spanien gab es genug Regen in diesem Jahr und es wird eine gute Getreideernte erwartet. Es sieht danach aus, dass in den Ländern das Schlimmste überstanden ist. Die Hälfte des Gesamtumsatzes Landtechnik macht dort der Traktor. LU: Wie zeigt sich das am Beispiel Traktorenmarkt? Wigger: Spanien und Portugal zusammen hatten 2008 einen Gesamtmarkt von 24.000 Traktoren. Jetzt wird ein Gesamtmarkt von 8.500 Traktoren erreicht, also ein Drittel von 2008. Bemerkenswert ist, dass vor 2008 15 bis 20 Prozent der Landmaschinen in der Bauwirt- schaft abgesetzt wurden. Und dieser Umsatz ist natürlich durch die Baukrise dort komplett weggebrochen. LU: Ist Großbritannien auch ein landtechnisches Sorgenkind? Wigger: 2012 erlebte die Landtechnik in Großbritannien, aufgrund eines nassen Herbstes und eines langen Winters, einen absoluten Absturz um 20 Prozent. Der Ausblick ist jetzt wieder leicht positiv. LU: Wie tief ziehen diese nationalen Umsatzschwächen den Gesamtmarkt EU nach unten? Wigger: Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem Minus in Europa von 5 bis 7 Prozent gegenüber 2012, damit meine ich besonders den Traktorenmarkt. Die Branche hatte aber Ende 2012 mit einem noch größeren Minus in der EU gerechnet. Kaum einer hatte gedacht, dass sich der Traktorenabsatz in Deutschland und Frank reich, den beiden größten Märkten in der EU, nach einem Superjahr erneut positiv entwickelt bzw. stabil zeigen würde. Festzustellen ist aber, dass der Landtechnikmarkt sehr nervös ist und auf Kleinigkeiten reagiert. Ich rechne mit vorsichtigen Investitionen der Unternehmen, weil sich das Umfeld sehr schnell verändert. Europa bei Großmaschinen vor den USA LU: Und wie wird es weitergehen mit der Landwirtschaft und der Landtechnik in Europa? Wigger: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter mit der Folge, dass der Markt für Großmaschinen zunehmen wird. In zwei Jahren wird Europa für Großmaschinen der größte Markt sein. Sicherlich ist das für Viele in der Branche überraschend, da man das eigentlich von Nordamerika annimmt. Hinzu kommt, dass Großmaschinen meist nach kür- zeren Perioden wieder ersetzt werden. Das heißt, der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird die Investitionen in Landtechnik weiter unterstützen. Beispiel: Das Wachstum der Milchviehbetriebe treibt den Trend zu größerer Technik der Futterbergung und damit auch zu größeren Traktoren. Dies spüren wir und auch die Lohnunternehmer, die zunehmend in diese Technik investieren, schon heute. Aufgrund des Biogas-Booms der letzten 5 Jahre und des Wachstums der Milchviehbetriebe wird immer mehr Erntearbeit ausgelagert. Der Ausblick für die Lohnunternehmer ist vor diesem Hintergrund absolut positiv. LU: Sie sehen keine Bremswirkung durch EUReformen, Stichwort Greening? Wigger: Im Gegenteil. Die Greening-Anforderungen werden höhere Ansprüche an die Landbewirtschaftung, also an die gute fachliche Praxis, und damit auch an die eingesetzte Technik stellen, und da diese Technik einzelbetrieblich meist nicht rentabel einsetzbar ist, sehe ich dort eine große Chance für den Dienstleister. Beispiele dafür sind bereits im Pflanzenschutz sichtbar, wo stärkere Auflagen zum Outsourcen führen, und noch stärker erleben wir das aktuell bei der Gülleausbringung. Für die nährstofforientierte Gülleausbringung werden wir übrigens auch auf der Agritechnica Lösungen anbieten. John Deere nimmt sich der Gülle an LU: Welche Lösung kann John Deere für die Gülleausbringung denn bieten? Das Fass ist wohl keine Option für Ihr Portfolio. Jorgen Audenaert: Wir erleben aktuell ein schnelles und starkes Wachstum besonders der Milchviehbetriebe, das wird weiter zunehmen, weil die Milchquote 2015 wegfällt. Diese Betriebe mit großen Herden haben zwei Sorgen: Wie bekomme ich schnell gute Futterqualität ins Silo und wie kann ich meine Gülleausbringung vernünftig managen? Wir gehen davon aus, dass dies nicht in Eigenmechanisierung stattfindet, sondern dass diese vom Lohnunternehmer übernommen wird. Das treibt den Absatz der Großtraktoren an Lohnunternehmer an, aber auch die Notwendigkeit und den Absatz von Mess- und Dokumentationstechnik. Christoph Wigger: „Das Wachstum der Milchvieh betriebe treibt den Trend zu grö ßerer Technik der Futterbergung und damit auch zu größeren Trak toren. Dies spüren wir und auch die Lohnunternehmer.“ Christoph Wigger im LU-Interview. Er ist Vertriebs- und Marketingleiter bei John Deere für die ‚Region 2‘. 28 LU-Spezial John Deere LU: Sie meinen Messung von Ertrag und Inhaltsstoffen? Audenaert: Ja, als absolute Neuheit werden wir zur Agritechnica eine Inhaltsstoffmessung von Gülle bei der Ausbringung vorstellen. Die Basis stellt dafür unsere Harvest-Lab und NIRTechnik. Damit messen wir bereits seit einigen Jahren Trockenmasse und die Inhaltsstoffe von Grünfutter. Der nächste Schritt ist nun die Nährstoffbilanzen zu optimieren, besonders bei der Ausbringung von organischem Dünger. Dort herrschen große Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von einem Lager zum anderen und auch von einem Fass zum anderen. Momentan wird die Gülle vorwiegend nach Volumen ausgebracht, sinnvoll wäre es die Ausbringmenge nach Nährstoffen zu steuern. Wir können heute beim Füllen und kontinuierlich beim Ausbringen die aktuellen Inhaltsstoffe Gesamtstickstoff, Ammoniumsulfat und Kalium messen. Die Ausbringmenge kann dann nach einem der Werte, zum Beispiel Stickstoff, geregelt werden. Zudem kann ein Grenzwert eines weiteren Inhaltsstoffes, zum Beispiel Phosphor, festgelegt werden. Die Regelung der Ausbringmenge kann über Durchfluss erfolgen, aber auch über Fahrgeschwindigkeit des Schleppers und wird dokumentiert für die bessere Führung der Nährstoffbilanz. Das funktioniert dann wie bei der Traktor-Anbaugeräte-Automatisierung. Mehr dazu erst auf der Agritechnica. Wir sehen darin aber einen wichtigen Schritt für den Lohnunternehmer, sein Angebot zu verfeinern. Denn durch wachsende Tierbestände und Umweltauflagen wird die nährstofforientierte Ausbringung unausweichlich kommen und dabei auch viele Chancen bieten. Wigger: …und mit dieser Sensortechnik geben wir dem Lohnunternehmer ein wichtiges Werkzeug an die Hand, denn er übernimmt heute schon in den Nährstoffkreisläufen eine wichtige Rolle, die noch deutlich wachsen wird. Die Düngerkosten und die Greening-Anforderungen der EU-Politik werden diesen Trend unterstützen. Audenaert: Die Elektronik zur Dokumentation und Fahrerassistenz wird von der Praxis gefordert. Wir haben in Europa kürzlich 250 Lohnunternehmer und Ackerbauern befragt. Dabei kam heraus, dass zwei Drittel der Befragten Lenksysteme einsetzen. Die automatische Teilbreitenschaltung bei der Pflanzenschutzspritze wird heute schon bei etwa einem Drittel der Maschinen genutzt. In Zukunft, so die Umfrage, haben fast 70 Prozent der Befragten vor bei Pflanzenschutz, Aussaat und Düngung in Teilbreitenschaltung zu investieren. LU: …das muss natürlich herstellerunabhängig und nach genormter Datensprache passieren, denn im Gegensatz zu Nordamerika stehen bei den meisten Lohnunternehmern mehrere Fabrikate in der Halle… Wigger: Wir unterstützen den offenen Standard, waren 2001 eines der Gründungsunternehmen für die Isobus Initiative und zeigen bei Plug-Festen, dass wir kompatibel sein wollen und sind. Wenn wir deutlich mehr als 20 Prozent Marktanteil bei Traktoren in Europa erreichen wollen, können wir uns nicht erlauben eine Clo- Jorgen Audenaert: „Als absolute Neuheit werden wir zur Agritechnica eine Inhalts stoffmessung von Gülle bei der Ausbringung vorstellen. Die Basis stellt dafür unsere Harvest-Lab und NIR-Technik.“ Jorgen Audenaert, Segment Manager, zuständig für Lohnunternehmer sed-Club-Idee zu verfolgen. Im Gegenteil: Mit John Deere „FarmSight“ wollen wir die Präzisionslandwirtschaft bei unseren Kunden wie auch bei unseren Vertriebspartnern weiter nach vorn bringen. Zum Beispiel durch AMS mit Lenksystemen und RTK, aber auch durch Telemetrie- und Diagnosesysteme, um bessere Einsatzplanung und schnelleren Service (Anm. d. Red.: Remote Desktop, der Handel kann via Internet auf das Display des Maschinenmonitors zugreifen und Fehler auslesen) zu erreichen. Wird gebrauchte Großtechnik zum Problem? LU: Sie prognostizieren mehr Großtechnik in der Landwirtschaft bei schnellerem Umschlag. Wenn denn die Großtechnik schneller getauscht wird, muss die gebrauchte Maschine einen Markt finden. Sehen Sie da Probleme auf Ihre Vertriebspartner zu kommen? Wigger: Das Gebrauchtmaschinengeschäft ist eine Herausforderung. Für eine neue Maschine müssen zwei bis drei Gebrauchte ihren Markt finden. Vielen ist dabei aber nicht bewusst, dass die meisten Gebrauchtmaschinen im nationalen Markt verkauft werden. Und wenn sie über die Grenzen gehen, dann gen Osten und gen Süden. Großtraktoren gehen zum Beispiel in die Ukraine. Ich prognostiziere aber: Bei weiter zunehmenden Arbeitsspitzen werden Lohnunternehmer immer stärker Nachfrager für Leasingund Mietmaschinen. Anders ist das aus Sicht der Kapitalbeschaffung und der gesunden Liquidität kaum zu machen. Natürlich müssen wir, bzw. unsere Vertriebspartner, dann auch schnell die nötige Maschinenkapazität bieten und vorhalten. LU: Treiber der letzten Jahre war bei uns Biogas, der Boom hat bei uns aber nun den Zenit überschritten. Was erwarten Sie? Wigger: Die Ernüchterung in den politischen und wirtschaftlichen Instanzen ist unübersehbar, das betrifft die ganze Bioenergie und nicht nur Biogas. Hinzu kommt, dass der Öl- und Gaspreis gesunken ist. In den USA haben sich durch Fracking die Gaspreise geviertelt. Es wird davon gesprochen, dass ein Drittel der Biogasanlagen mit der Rentabilität zu kämpfen haben, das kann zu einem Besitzerwechsel führen, aber eher nicht zur Stilllegung. Daher sehe ich keine Einbrüche bei der Erntearbeit für die Lohnunternehmer. Als Anbieter von Häckseltechnik und Großtraktoren haben wir davon profitiert und gehen davon aus, dass der Häcksler auch künftig gut zu tun hat. Wir müssen uns möglicherweise darauf einstellen, dass neue Pflanzen in den Anbau kommen, vor allem als Zwischenfrüchte bzw. deutlich ertragsstärkere Züchtungen, die neue Leistungsanforderungen mit sich bringen. Dank GPS und Telemetrie ergeben sich hier zusätzliche Einsparungspotenziale, insbesondere in der Erntelogistik. Wie gesagt, ich sehe aktuell im Bereich Ausbringung und Logistik von organischem Dünger, wie Herr Audenaert das ausgeführt hat, derzeit eine größere Herausforderung – für Landtechnikhersteller wie auch für die Lohnunternehmer. n Unternehmensführung LU-Spezial 29 John Deere Neustrukturierung im Vertriebs- und Servicenetz Schnittstelle Fachhandel Das John Deere-Konzept „Ver triebspartner von morgen“ sorgt für vielfältige Veränderungen im Vertriebs- und Servicenetz des Herstellers. Geht das zu Lasten von Servicequalität und Kunden nähe? Dazu haben wir Hersteller, Händler und Kunden an einen Tisch geholt. Die Zahl der landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe in Deutschland hat sich in den zurück liegenden 15 Jahren nahezu halbiert. Branchenkenner gehen inzwischen davon aus, dass es in absehbarer Zeit weniger als 100.000 sein werden. Das betrifft auch die vor- und nachgelagerten Branchen ebenso massiv – also auch die Landtechnikhersteller und den Landmaschinen-Fachhandel. Im Gegenzug ist die Komplexität der Maschinen in diesem Zeitraum enorm gestiegen. Elektronik, Elektrik, Hydraulik, GPS- und Maschinenmanagement-Systeme bieten nahezu ungeahnte Möglichkeiten, stellen aber Kunden wie Servicepartner vor große Herausforderungen. Diagnose-Laptop und Telemetrie sind heute das Maß der Dinge im Service. Allerdings sind auch die Kosten für Werkstatttechnik und Mitarbeiterqualifikation geradezu explodiert. Wussten Sie, dass zum Beispiel ein Dynamometer zur Messung der Motorleistung mit allem Zubehör rund 35.000 Euro kostet? Dass Fachbetriebe pro Jahr und Mechaniker bis zu 7.000 Euro in Weiterbildung investieren? Und dass die Ausbildung zum sogenannten Servicetechnikers, also dem Technikspezialisten in Ergänzung zu Mechaniker und Meister, mit etwa 30.000 Euro zu Buche schlägt? „Dies sind nur drei von sehr vielen Investitionen, die unsere Vertriebs- und Servicepartner laufend in Qualität und Kompetenz investieren. Diese Leistungen müssen sich jedoch rentieren, sollen die Kunden nachhaltig von diesen Leistungen profitieren können“, betont Helmut Korthöber, Geschäftsführer John Deere Vertrieb der deutschen Vertriebsund Marketingorganisation dieses Herstellers. Angesichts der insgesamt sinkenden Kundenund damit Maschinenzahl pro Vertriebspartner sei dieses Leistungsniveau in den bisherigen Strukturen auf Dauer aber nicht mehr gewährleistet. Ressourcen bündeln Deshalb habe John Deere mit seinen Händlern zusammen 2011 europaweit das Konzept der „Vertriebspartner von morgen“ auf den Weg gebracht, das inzwischen weitgehend umgesetzt sei. Maßgabe ist, dass ein Vertriebspartner einen Gesamtumsatz von rund 25 Millionen Euro pro Jahr erzielen sollte, um vor dem Hintergrund der im harten Wettbewerb kleinen Margen der Händler die notwendigen Erträge erzielen zu können. Konsequenz dessen ist allerdings, dass die Zahl der exklusiven John Deere-Vertriebspartner in Deutschland sinkt. So verwundert es nicht, dass seitens der Kunden die Sorge bestand (und teilweise noch besteht), die nächste Fachwerkstatt der Marke John Deere rücke in nicht nur sprichwörtlich weite Ferne. Außerdem legen Landwirte wie Lohnunternehmer größten Wert auf stabile und gute Beziehungen zu „ihrem“ Fachhändler. Das bewies auch eine Umfrage der Zeitschrift Lohnunternehmen (siehe Ausgabe Mai 2013), der zufolge 63 Prozent der befragten 30 LU-Spezial John Deere Lohnunternehmer bei einer Kaufentscheidung der Händler und seine Kompetenz wichtiger bewerten als die Produktmarke. „John Deere baut im Vertrieb und im Service heute und auch in Zukunft ausschließlich auf unabhängige, leistungsstarke und kompetente Fachhandelspartner. Trotz der aktuellen Veränderungen bei den Handelsunternehmen hat sich die räumliche Nähe zu den Kunden nicht verschlechtert, im Gegenteil. Unsere deutschen Vertriebspartner und deren Partnerunternehmen stehen ihren Kunden zurzeit an rund 300 Standorten zur Verfügung, Tendenz steigend. Allein seit 2011 haben unsere Fachhändler 37 neue Niederlassungen eröffnet oder von Grund auf renoviert. Weitere 43 Projekte werden bis 2017 umgesetzt. Somit bin ich überzeugt, dass kein Kunde deutlich weiter als 30 Minuten zur nächsten Werkstatt fahren muss – eine für heutige Anforderungen gängige Größenordnung“, betont Helmut Korthöber. Und Ingo Köchling, kaufmännischer Bezirksleiter im John DeereVertriebsteam, ergänzt: „Ende 2012 hatten 28 unserer Vertriebspartner, die da zusammen bereits gut 60 Prozent des deutschen Marktes abdeckten, die angestrebte Größe erreicht. Und 2013 sind wir auf diesem Weg erneut ein gutes Stück vorangekommen. Was aber noch wichtiger ist: Die angestrebten Ziele der Umstrukturierung, nämlich die Ressourcen zu bündeln, um für die Kunden noch bessere und zusätzliche Leistungen bringen zu können, greifen schon nach kurzer Zeit. Die Chance zu noch stärkerer Spezialisierung, etwa im Service, bringt einen spürbaren Kompetenzschub im Handel. Das wiederum steigert nach unserer Einschätzung das Vertrauen in Technik, Fachhändler und Hersteller.“ Hoher Anspruch im Service Zu den Fachbetrieben, die im Zuge der genannten Strategie ihren Aktionsradius deutlich erweitert haben, gehört die Greving Landtechnik mit Hauptsitz in Ahaus-Wüllen. Das Unternehmen hat 2011 den größeren Gebietsteil der ehemaligen Drees Landtechnik inklusive einiger Standorte und der dort tätigen Mitarbeiter übernommen. Zurzeit bilden sieben Niederlassungen ein flächendeckendes Standortnetz vom Niederrhein und bis weit ins Münsterland. Eine achte Filiale ist in Planung, um die Lücke zwischen den Standorten Heiden und Kevelaer zu schließen. Für die Standorte Greven, Wettringen, Nottuln und Werne zeichnet Philipp Bock als Betriebs- und Verkaufsleiter verantwortlich. Er hat die Integration des Drees- und das GrevingTeam maßgeblich mit begleitet – und sieht darin eine der wesentlichen Voraussetzungen, die Marktposition nicht nur zu halten, sondern auszubauen. „Mehr denn je gilt das bekannte Sprichwort, dass Geschäfte von Menschen gemacht werden, Erfolg also in erster Linie mit gegenseitigem Kennen und Vertrauen zu tun hat. Insofern legen wir größten Wert auf Kontinuität und freuen uns, dass so viele Kollegen/ innen aus dem Drees-Team bei uns geblieben Seit der Integration eines Teils des ehemaligen Drees-Gebietes agiert der John Deere-Vertriebspartner Greving Landmaschinen mit sieben Filialen. Eine achte ist in Planung. sind. Das wissen auch die Kunden zu schätzen“, so seine Einschätzung. Zu diesen Kunden gehört – wieder – auch Lohnunternehmer Albert Feldmann aus Amelsbüren bei Münster. Bis Ende der Achtzigerjahre durchaus auf das Fabrikat John Deere und den Händler Greving ausgerichtet, wechselte er jedoch zu Wettbewerbsfabrikaten, was unter anderem mit veränderter Vertriebspolitik und neuer Händlerstruktur zu tun hatte. „Für mich als Lohnunternehmer ist das Vertrauen in den Fachhändler und seine Leistungsfähigkeit das A und O. Denn wir als Dienstleister benötigen vor allem in den Arbeitsspitzen der Ernte volle Unterstützung, wenn die Technik hakt. Deshalb war ich mit der Firma Greving in der Vergangenheit immer sehr zufrieden und freue mich, dass wir jetzt wieder an die frühere Zusammenarbeit anknüpfen können“, schildert Albert Feldmann seine Beweggründe, der kürzlich drei Traktoren mit dem Hirschen erworben hat. Das bedeutet für ihn jedoch nicht, andere Geschäftsbeziehungen gleich über Bord zu werfen, wie er hinzufügt. „Gerade in der Erntetechnik liegt die Messlatte extrem hoch. Lieferfähigkeit von Ersatzteilen, Verfügbarkeit von Mechanikern und im Notfall von Ersatzmaschinen und natürlich die Qualität der Technik müssen absolut sichergestellt sein. Denn wir leben vom Erfolg unserer Dienstleistungen, da darf in den heutigen Zeitfenstern der Ernte und bei dem extremen Wettbewerbsdruck nichts schiefgehen.“ Größtmögliche Einsatzsicherheit Genau dieses Stichwort Dienstleistung greifen Helmut Korthöber und Philipp Bock im Gespräch sofort auf und sehen hier unisono ihre Stärke. „Die angesprochenen Aspekte sind unbestreitbar entscheidend für die Arbeit der Landwirte und Lohnunternehmer unter den heutigen Bedingungen. Darüber hinaus bieten unsere Vertriebspartner und wir inzwischen zusätzlich eine sehr große Palette unterschiedlicher Service- und Dienstleistungspakete, mit denen besagte Einsatzsicherheit sichergestellt werden kann. Allerdings wird das zu einer stärkeren Vernetzung von Kunden und LandtechnikFachbetrieben führen, denn die gewünschte Verlässlichkeit ist keine Einbahnstraße“, so der Geschäftsführer. Dem Hinweis seitens Albert Feldmann, dass Dienstleistungspakete seines Erachtens nicht per se Vorteile bringe, sondern je nach Kundensituation die Kosten-Nutzen-Relation entscheidend sei, begegnet der Greving-Betriebsleiter mit dem Hinweis: „Genau diesen Aspekt greifen wir auf, indem wir Leistungen in der vorbeugenden Instandhaltung von Nacherntecheck Unternehmensführung LU-Spezial 31 John Deere Veränderte Vertriebspolitik des Herstellers und neue Händlerstruktur veranlassten Lohnunternehmer Feldmann, nach längerer „John Deere-Pause“ jetzt wieder in Traktoren dieser Marke zu investieren. und Garantieverlängerung über JD Link bis hin zu Komplettserviceverträgen teilweise sogar modulartig kombinieren und so flexibel den Vorstellungen der Kunden anpassen können. Dadurch erreichen wir bestmögliche Einsatzsicherheit der Technik.“ Von den rund 160 Lohnunternehmern in seinem Vertriebsgebiet habe sich bisher knapp ein Fünftel zu Wartungsvereinbarungen entschlossen, berichtet Philipp Bock. Damit liege diese Zielgruppe diesbezüglich prozentual etwas hinter den Landwirten. Trotzdem sei ein gerade in jüngster Zeit stark gestiegenes Interesse der Profi-Dienstleister zu beobachten, was der Lohnunternehmer Albert Feldmann: „Für mich als Lohnunternehmer ist das Vertrauen in den Fachhändler und seine Leistungsfähigkeit das A und O. Denn wir als Dienstleister benötigen vor allem in den Arbeitsspitzen der Ernte volle Unterstützung, wenn die Technik hakt.“ Betriebsleiter auf eben jene differenzierbaren Serviceangebote zurückführt. „Entscheidend sind nicht allein die absoluten Kosten, sondern die Kosten pro Arbeitseinheit, also pro Betriebsstunde oder Hektar. Wenn der Kunde an dieser Stelle eine Vollkostenrechnung seiner eigenen Arbeitszeit in der Werkstatt vornimmt, wird er die Vorteile von Wartungsangeboten der Werkstatt erkennen“, so seine Überzeugung. Erste Schritte in diese Richtung hat auch Albert Feldmann unternommen. Die bereits erwähnten drei Traktoren laufen mit Garantieverlängerung und sind zudem mit dem AMSSystem ausgerüstet. „Darin sehe ich für uns Helmut Korthöber, Geschäftsführer John Deere Vertrieb der deutschen Vertriebs- und Marketingorganisation: „Trotz der aktuellen Veränderungen bei den John Deere-Vertriebspartnern hat sich die räumliche Nähe zu den Kunden nicht verschlechtert.“ eine deutliche Effizienzsteigerung. Außerdem ist der Motivationsaspekt nicht zu unterschätzen, denn unsere Mitarbeiter arbeiten sehr gern mit diesem System“, berichtet er. Mehr „Paket“ braucht es seiner Ansicht nach bei Traktoren derzeit nicht. Mit Blick auf Erntetechnik sei dies sicher notwendiger und sinnvoller. Allerdings möchte der Lohnunternehmer erst weitere Erfahrungen mit der Technik sammeln und die Zusammenarbeit mit dem Fachhändler „sich entwickeln lassen“. Wartung und Werterhalt der Technik sind ihm sehr wichtig, nicht nur wegen der Einsatzsicherheit, sondern auch mit Blick auf den Wiederverkaufswert. „Unsere Mitarbeiter sind diesbezüglich topfit und kennen die Technik wie ihre Westentasche. Deshalb ist es uns wichtig, auch bei der Wartung und Reparatur selbst tätig zu werden. Die zunehmende Elektronik in den Maschinen setzt dem zwar zunehmend Grenzen, sodass die Fachwerkstatt zunehmend ins Spiel kommt. Sie ist die entscheidende Schnittstelle zwischen Kunde und Hersteller und Voraussetzung für Vertrauen in eine Marke. Aber wir müssen uns ergänzen“, erklärt er abschließend. n Ingo Köchling, kaufmännischer Bezirksleiter im John Deere-Vertriebsteam: „Die Chance zu noch stärkerer Spezialisierung, etwa im Service, bringt einen spürbaren Kompetenzschub im Handel.“ Philipp Bock, Betriebs- und Vertriebsleiter für vier Greving-Standorte: „Leistungen in der vorbeugenden Instandhaltung können wir flexibel den Vorstellungen der Kunden anpassen.“ Knacken Sie das Potenzial Ihrer Silage! Welchen Vorteil erhält Ihr Betrieb durch KernelStar? Und was bringt Ihnen HarvestLab tatsächlich? Jetzt können Sie das ganz genau berechnen, mit dem neuen Kalkulator auf www.JohnDeere.de/spfhcalc Mit dem revolutionären neuen KernelStar-Prozessor werden die Körner nicht nur geknackt, sie werden zermahlen. Mit der 2,7-fachen Oberfläche gegenüber herkömmlichen Walzen-Prozessoren ermöglicht der KernelStar auch bei langen Schnittlängen und in trockenen Beständen eine vollständige Aufbereitung der Körner. Stellen Ihre Kunden höchste Ansprüche an die Häckselqualität? „Meine Anforderungen sind mehr als erfüllt. Egal, ob wir 5, 9, 12 oder 16 mm gehäckselt haben. Auch bei den langen Schnittlängen sind die Körner regelrecht zermahlen. Das Häckselergebnis ist überwältigend.“ Thomas Wolf, Lohnunternehmer, Eußenheim JohnDeere.com AS 4081.1 D_calc Wir haben die Lösung: John Deere Feldhäcksler der Serie 7080 mit dem revolutionären KernelStar Körnerprozessor.