Mallorca - tub-a.de
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Thessaloniki Mallorca Mallorca An sieben Tagen in der Woche wird auf schattigen Plätzen, in engen Gassen und alten Markthallen ein buntes Angebot aufgebaut – für die Mallorquiner geht es dabei um viel mehr als um den reinen Austausch von Waren. Unter dem Blätterdach großer Bäume trifft man sich auf ein Schwätzchen, die Cafés zwischen den Marktständen sind gut gefüllt – bis gegen vierzehn Uhr die Siesta beginnt. Dann ist das farbenfrohe Treiben meist zu Ende. Neben Obst und Gemüse werden auf den Märkten auch Töpferwaren oder Lederartikel angeboten, die einen Einblick in die mallorquinische Handwerkskunst geben. Hübsche Souvenirs bekommt man auch in zahlreichen Werkstätten, in denen Stoffe oder Glaswaren noch in aufwendiger Handarbeit gefertigt werden. Palma – jeder Tag ist Markttag Mallorca – Märkte & Kunsthandwerk Köstliches & Kurioses 18 hapagfly.com Farbenfrohe Märkte und meisterhaftes Kunsthandwerk haben auf Mallorca Tradition. Ein guter Grund, dem azurblauen Meer einmal den Rücken zu kehren und die Baleareninsel zu erforschen. Die Mallorquiner nennen ihre Hauptstadt schlicht „La Ciutat“ oder liebevoll „Die Perle des Mittelmeers“. Und tatsächlich hat die pulsierende Metropole der Insel viele Gesichter: Palma ist modern, jugendlich, lebendig – und dennoch lässt sich hier noch echte mallorquinische Alltagskultur erleben. In der riesigen Markthalle Mercat de l’Olivar beispielsweise. Täglich, außer sonntags, präsentieren dort die Marktleute vom frühen Morgen bis vierzehn Uhr und freitags sogar bis zwanzig Uhr ihre farbenfrohe Üppigkeit an Waren aller Art. In der kühlen Fischhalle türmt sich auf gebrochenem Eis alles, was das Meer hergibt: Makrelen, Tintenfische, Austern, Langusten oder Seeteufel. Nebenan wird Gemüse und Obst angeboten. Hier baumeln die traditionellen mallorquinischen Würste, Sobrassadas oder Butifarrós, in dicken Bündeln von den Decken der Stände. Schinken aus der Extremadura, aus Salamanca oder der Sierra de Huelva hängt in unüberschaubarer Menge an den Wänden. Wer beim Anblick von Käse und eingelegten Oliven der Versuchung nicht widerstehen kann, sollte sich an einer der kleinen Tapas-Bars eine Pause gönnen. Eine ganz andere Art von Markttreiben kann man auf dem Flohmarkt Rastrillo – auch Baratillo genannt – erleben. Hier herrscht samstags ein buntes Durcheinander an Nippes und Tand. Entlang der Avinguda Gabriel Alomar i Villalonga wird hauptsächlich neuwertige Ware angeboten: Handtaschen, Ledergürtel, Textilien oder afrikanische Schnitzereien. Den eigentlichen Flohmarkt findet man auf der Plaça Llorenç Bisbal Batle und in den Gassen nordöstlich davon. Die meisten Händler breiten dort ihr buntes Sammelsurium auf dem Boden aus. Schuhe gesellen Bild links: Die Markthalle Mercat de L’Olivar in Palma de Mallorca, auf halbem Weg zwischen Plaça Major und Plaça d’Espanya gelegen, ist vor allem wegen der großen Fischhalle sehenswert. Hier gibt es die Zutaten für die mallorquinischen Fischgerichte, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Eine Spezialität der Insel ist Fisch in Salzkruste – Peix a la Sal. Auch Mejillones a la Marinera, Muscheln in Weißweinsoße, sind ein Genuss. Mallorca Mallorca sich zu einer alten Gitarre, dazwischen Kupfertöpfe, Werkzeuge, Bücherstapel. Wer die Augen offen hält, entdeckt vielleicht sogar die eine oder andere Rarität – Handeln ist Pflicht. Sineu – die Schöne in der Mitte Schon von weitem grüßt der Turm der mächtigen Pfarrkiche Mare de Deu dels Angels über die weite Ebene im Zentrum Mallorcas. An sechs Tagen in der Woche liegt das Städtchen Sineu in einem Dornröschenschlaf – um Mittwochs zu einem turbulenten Marktplatz zu erwachen. Seit König Jaume II. dem Flecken im Jahre 1306 das Marktrecht verlieh, wird hier wöchentlich Markt gehalten. Im oberen Bereich des Platzes Es Fossar stehen im Schatten der großen Bäume die Bauern, die ab den frühen Morgenstunden Hühner, Tauben, Schafe, Pferde oder Esel feilbieten. Vom Platz aus schlängeln sich die Marktstände durch enge Gassen den Hügel zur Kirche hinauf. Hier ist eine bunte Mischung aus Honig, Tüchern, Küchengeräten und Schmuck zu bewundern. Bis sich dann oben die schmalen Wege zum Marktplatz öffnen – dem Re- vier der Obst- und Gemüsehändler. Am Rande der belebten Plaça sitzen die Alten in der Bar Sabina oder im Restaurant Es Cadafal und tauschen die Neuigkeiten der Woche aus. Wer Glück hat, kann sich ein Plätzchen im Schatten erobern und das emsige Treiben in aller Ruhe genießen. Am Markttagen kann es sich übrigens lohnen mit dem Zug nach Sineu zu kommen – die Parkplätze sind rar. Inca – turbulentes Zentrum Einer der größten Märkte der Insel findet Donnerstags in Inca statt. Der Stadt fehlt der romatische Charme der kleinen Schwester Sineu – ihre Reize erschließen sich erst auf den zweiten Blick. Hat man Fabriken und Outlet-Stores jedoch hinter sich gelassen, trifft man an Markttagen auf ein gutes Stück mallorquinische Lebensart. Durch die Gassen zieht sich eine schier endlose Zahl von Marktständen: Textilien, Töpferwaren, Schuhe und Lederwaren. Einheimische treffen sich gerne an der langen Theke der Bar Antonio – Besucher bevorzugen meist die luftigen Plätze draußen, auf der vom Markttreiben belebten Plaça de Santa Maria la Major. Die heimliche Attraktion Incas aber sind die urgemütlichen Weinkeller, die Celler. Hier wurde früher der Wein direkt aus den riesigen Fässern ausgeschenkt. Wer dazu etwas essen wollte, konnte sich seine Mahlzeit selbst mitbringen. Diese Zeiten sind mittlerweile längst vorbei. Zwar sitzt man in den Cellers immer noch inmitten raumhoher Holzfässer, jedoch werden heute die Gäste mit mallorquinischen Spezialitäten direkt aus der Küche verwöhnt. Einer der bekanntesten Weinkeller ist sicherlich der Celler Ca’n Amer, der bereits Mitte des siebzehnten Jahrhunderts an Markttagen Treffpunkt der Bauern war. Fast noch authentischer ist der Celler Sa Travessa, nur einige Straßen weiter. Mallorquinische Weine genießen mittlerweile einen ausgezeichneten Ruf. Und wen nach der Kostprobe in einem der Celler nach mehr gelüstet, für den lohnt ein Abstecher in das wenige Kilometer entfernte Dörfchen Binissalem. Die Weine der Gegend schmücken sich übrigens bereits seit 1991 mit dem Herkunftsprädikat DOC und werden zum Teil direkt vom Erzeuger verkauft. Unbedingt vormerken: die Fiesta des Vermar – das große Winzerfest am letzten Sonntag im September Die Bar Antonio in Inca ist an Markttagen ein beliebter Treffpunkt (Bild unten). Jeden zweiten Donnerstag im September wird Inca übrigens noch bunter als an den normalen Markttagen – dann feiert man Dijous Bò, ein außerordentlich farbenfrohes Erntedankfest. Sobrassadas und Ensaimadas Viele der Spezialitäten, die auf Mallorca angeboten werden, Paella oder die kleinen Tapas beispielsweise, gibt es auch auf dem spanischen Festland. Die mallorquinische Küche hat jedoch durchaus ihre Eigenart. Die „Nationalwurst“ Sobrassada beispielsweise. Sie wird mit großen Mengen Paprika rot gefärbt und schmeckt den Einheimischen sogar mit Honig oder Zucker – eine recht gewöhnungsbedürftige Mischung. Die Huevos a la mallorquina, Spiegeleier mit einem Stück der Schweinswurst, entwickelten sich gar zum Exportschlager und werden auch auf dem Festland gern gegessen. Eine kulinarische Besonderheit ist das Pa amb oli, ein mit Olivenöl beträufeltes, ungesalzenes Bauernbrot, das zuvor mit einer quer aufgeschnittenen Tomate eingestrichen wurde. Dazu isst man Schinken oder auch Käse, auf der Insel in hervorragender Qualität produziert. Übrigens reicht nahezu jedes mallorquinische Restaurant zur Begrüßung Brot und ein kleines Schälchen Oliven – meist in einer Marinade aus Fenchel und grünen Zitronen. Ebenso süß wie köstlich sind Ensaimadas, mit Schweineschmalz gebackene Hefeteigschnecken. Sie werden in allen erdenklichen Größen und Variationen angeboten: pur, mit Puderzucker bestreut oder mit einer Füllung aus Schokolade, Pudding oder Marmelade. 22 hapagfly.com www.hapagfly.com 23 Mallorca Kunstvolles aus der traditionsreichen Glasbläserei Gordiola. Mallorca Stoffe mit züngelnden Flammen Mallorca genießen Zirka weitere zehn Kilomteter in Richtung der Hauptstadt Palma liegt Santa Maria del Camí. Hier stellt die kleine Firma Bujosa seit sechzig Jahren Stoffe mit dem Mallorca-typischen Flammenmuster her – eine tolle Adresse für Liebhaber traditionellen Handwerks. Unermüdlich klappern in der altertümlichen Werkstatt die Webstühle, die Urgroßvater Guillermo Bujosa-Rosselló damals aus Madrid und England mit auf die Insel brachte. Die gusseisernen Maschinen haben mittlerweile schon hundert Jahre auf dem Buckel, und fast fühlt man sich beim Betreten der Werkstatt ins Zeitalter ihrer Entstehung zurück versetzt. Heute führt Guillermo Bujosa-Bover die Weberei. Er beherrscht die ratternden Riesen blind. Wenn er flinkt durch die schummrige Halle huscht, scheint er sie alle gleichzeitig zu bedienen. Die Arbeitsweise ist immer noch die selbe wie damals, sogar die Garne werden von Bujosa im Innenhof von Hand gefärbt. Im kleinen Verkaufsraum scheinen die breiten Stoffballen nur darauf zu warten, zu Gardinen oder Polsterüberzügen verarbeitet zu werden. Die Märkte sind ein Fest für die Sinne: Berge von Früchten, der Duft von frischen Blumen, ein lebhaftes Durcheinander von leuchtenden Farben. Die Cafés in den Marktflecken sind meist gut besucht und die Straßen voller Menschen. Wenn der Markt zu Ende ist, mag sich mancher nach einem ruhigeren Nachmittagsprogramm sehnen. Wie wäre es mit einem Menú del Dia, einem Tagesmenü in einem gemütlichen Restaurant, wo man mit etwas Glück die Spezialitäten der Märkte frisch serviert bekommt, und einer anschließenden Siesta unterm Sonnenschirm? Auch viele der gemütlichen mallorquinischen Hotels sind ein beschaulicher und komfortabler Rückzugsort. Beispielsweise die Hotels des Verbundes »Reis de Mallorca«. Hier haben sich die Traditionshotels der Insel zusammengeschlossen: Das Hotel Ciutat Jardi am Strand von Palma beispielsweise ist das zweitälteste der Insel. Es Recó de Randa liegt zentral am Fuße des Puig de Randa und eignet sich für Ausflüge auf den Markt nach Llucmajor (Bild rechts) oder in die Glasbläserei Gordiola. Auch im Can Furiós Petit Hotel am Rande der Sierra de Tramuntana liebt man die feine Küche, das Hotel ist außerdem der ideale Ausgangsort für den Besuch des Marktes in Inca. Weinliebhaber dürften sich im Hotel Rural Sa Galera mit seinem reichhaltigen Weinkeller in der Nähe von Santany wohlfühlen. (reisdemallorca.com) Glaskunst aus Algaida Auch die Glasbläserei ist eine der traditionellen mallorquinischen Künste. Die älteste Glasmanufaktur der Insel befindet sich in dem Städtchen Algaida, wo die Familie Gordiola das Handwerk seit 1719 betreibt. Um die venezianische Glaskunst zu studieren, verbrachte Bernardo Gordiola lange Zeit in Italien – eine Studienreise, die sich auszahlte, denn im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert ließen sich Adelsfamilien aus ganz Europa von Gordiola Glaswaren liefern. Noch heute weht durch die Rauch geschwärzte Arbeitshalle ein Hauch vergangener Zeiten. Zwischen glühend heißen Öfen tragen die Männer das geschmolzene Glas an langen Stangen, um es kunstvoll zu Vasen, Schalen oder Kronleuchtern zu formen. Im großen Verkaufsraum der Firma kann man dann die Resultate der harten Arbeit bewundern. Das Museum im Obergeschoss zeigt historische Glaskunst. Und wer sich nach dieser Reise über quirlige Marktplätze und durch geschäftige Werkstätten nach Ruhe sehnt, läßt den Tag friedlich auf dem Gipfel des Puig de Randa, südlich von Algaida ausklingen. Hoch oben thront dort die Klosteranlage Santuari des Nostra Senyora de Cura. Frei kann der Blick über die Insel schweifen – ein perfekter Ausklang für einen ereignisreichen Tag. Karin Lupfer 24 hapagfly.com www.hapagfly.com 25