star-architekt mario botta
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star-architekt mario botta
Nr. 30 25. Juli 2013 Fr. 4.90 www.schweizerfamilie.ch DIE MAGIE DES GESTALTENS STAR-ARCHITEKT MARIO BOTTA SEITE 12 CERVELAT REZEPTE FÜR DIE NATIONALWURST SEITE 52 FERIEN ZU HAUSE TRAUMSTRÄNDE VOR DER HAUSTÜR SEITE 60 MÜCKENPLAGE SO WERDEN SIE DIE BIESTER LOS SEITE 26 EDITORIAL LIEBE LESERINNEN LIEBE LESER AB INS WASSER! Auf über 32 Grad Heisse Tipps für erfrischende Badeausflüge: Wir stellen die schönsten See- und Flussbäder vor. Lästige Mücken: Warum es heuer besonders viele hat und was gegen sie hilft. soll das Thermometer dieses Wochenende klettern. Darum haben wir für alle, die Ferien zu Hause verbringen, heisse Tipps für erfri schende Badeausflüge bereitgestellt: Sieben wilde Strände und Uferland schaften an Schweizer Seen und Flüssen, manche so schön wie am Mittelmeer oder gar in der Karibik. Zwar ist es bei dieser Hitze verlockend, den kurzen Weg in die örtliche Badi zu wählen. Doch es lohnt sich, den Pick nickkorb zu packen und im Familienverband eine der Bade oasen zu entdecken. Um Ihnen die Sache zu erleichtern, haben wir die Anfahrtswege und Verkehrsverbin dungen kurz beschrieben. Tauchen Sie ein in unsere Badereportage ab SEITE 60. APROPOS PICKNICK: Liebhaber des Cervelats finden in diesem Heft bewährte Rezepte zur Veredelung der Nationalwurst. Darunter den traditionellen Wurst-Käse-Salat, den Cervelat à la russe oder den Cervelat im Teig. Gut verpackt in einer Frischhaltebox, eignen sich diese Fotos: Plainpicture, Caspar Martig drei Varianten hervorragend als Picknick für den Badeausflug. Oder Sie sparen sich die Rezepte für den 1. August auf, der zwar nicht zu Ehren des Cervelats gefeiert wird, ohne diesen aber nicht auskommt. Guten Appetit ab SEITE 52. AUFDRINGLICHE BIESTER. Nie mand mag Mücken. Und dieses Jahr hat es besonders viele. Tierreporterin Susanne Rothenbacher wurde Opfer der Plage, als sie ihr Pferd ausritt. Ross und Reiterin kehrten rot gepunktet zum Stall zurück. Der Juckreiz war eine Qual, hatte aber auch sein Gutes: Das Interesse der Reporterin für Stechmücken war geweckt. Sie begann ausführlich zu recherchieren und Mückenforscher zu befragen. Warum es heuer mehr Mücken hat als in anderen Jahren, warum sie stechen, was gegen Mücken hilft und was alles nichts nützt, sondern bloss Geld kostet, lesen Sie ab SEITE 26. Herzlich, Ihr Daniel Dunkel, Chefredaktor Schweizer Familie 30/2013 3 INHALT Nr. 30 vom 25. 7. 2013 – MIT TV TÄGLICH ➳ Menschen Schlicht und zart: Mit Margeriten holt man sich die Sommerstimmung von der Wiese nach Hause. Traumfänger........................ 10 Juliette Brunner, Tänzerin 36 Mario Botta.......................... 12 Interview mit dem Tessiner Stararchitekten Gülsha Adilji......................... 18 Die 27-Jährige ist Nachwuchsjournalistin des Jahres Dennis C. Turner.................. 20 Der berühmte Katzenforscher und seine Passion fürs Jodeln Sachen gibts......................... 24 Heiratsantrag vor Publikum ➳ Wissen Mücken................................. 26 Die Plaggeister des Sommers 12 Tierheim............................... 32 Gesucht – ein Platz für Ben ➳ SchönerLeben Rund hundert Werke hat Mario Botta in aller Welt geschaffen. Der Stararchitekt erzählt, weshalb er am liebsten nur noch Gotteshäuser bauen würde. 26 Dekoration............................ 36 Sommerstimmung mit zarten Margritli Service...................................41 Nützliches zum 1. August Schönheit............................. 44 Tipps fürs Sommer-Make-up Auto....................................... 47 Der geräumige Suzuki SX4 Die Mücken kommen – was hilft gegen sie, was nicht? Die Wissenschaft gibt Antworten. ➳ Essen Nationalwurst...................... 52 Überraschende Rezepte mit Cervelats ➳ Reisen Thomas Widmer wandert... 58 Auf die Walliser Belalp Seebäder in der Schweiz.... 60 Die schönsten Badeorte Weekendtipp........................ 69 Fondation Beyeler in Riehen BS 60 Strandferien, das gibt es auch in der Schweiz. Hunderte von Seebädern im ganzen Land laden zum Badeplausch vor der Haustür ein. 52 Cervelats schmecken nicht nur über dem Feuer gegrillt, auch in der Suppe oder als Gratin ist die Wurst ein Leckerbissen. ➳ Rubriken Familie der Woche........................6 Fotoalbum....................................11 Sudoku.........................................42 Spielspass...................................46 Rätsel.......................................... 48 Medientipps.................................76 Titelfoto: Philipp Rohner Fotos: Philipp Rohner, Marcel Koch, Daniel Aeschlimann, Aura, Biosphoto Horoskop......................................78 Impressum..................................78 Leserforum..................................79 ➳ Gesundheit Stottern................................ 72 Gelassener Umgang mit der Sprechstörung LE BRASERRE S IS S ei I L I E E te 8 N Marktplatz...................................80 Milena Moser...............................82 Gewinnen Sie.............................. 83 Schweizer Familie 30/2013 5 «ICH GESTALTE Räume der Stille» Banken, Museen, Hotels: Rund hundert Werke hat MARIO BOTTA in aller Welt geschaffen. Doch am liebsten baut der Tessiner Stararchitekt Gotteshäuser. Interview Pia Seiler 12 Schweizer Familie 30/2013 Fotos Philipp Rohner Fotos: Name MENSCHEN Mario Botta, 70, vor der Kapelle Santa Maria degli Angeli (gebaut 1992–1994) auf dem Monte Tamaro, oberhalb von Rivera TI. MENSCHEN Klare Formen: Kathedrale der Auferstehung in Evry, Frankreich (r., gebaut 1991–1995). Hotel Tschuggen Bergoase in Arosa GR (2004–2006). wieder ins Tal fahre, kümmere ich mich um die Pläne einer orthodoxen Kirche in der Ukraine. Ich baue zudem im österrei chischen Zillertal eine Bergkapelle und im italienischen Chieti bei Pescara eine Kirche. Sind Sie gläubig? Ich bin kein Vorzeigechrist, ich bin ein Sünder. Ich glaube an die Architektur. An Gott glauben Sie nicht? Herr Botta, vor 54 Jahren entwarfen Sie oberhalb von Chiasso Ihr erstes Haus, ein schlichtes Wohnhaus für Verwandte. Erinnern Sie sich? Ich werde nie vergessen, wie das Sonnen licht zum letzten Mal ins Haus fiel, bevor die Arbeiter das Dach deckten. Ein magi scher Moment. Allein durch meine Zeich nung hatte ich über Licht und Schatten entschieden. Sie waren damals gerade mal 16. Und mir kommts vor, als seien seither fünf Jahre vergangen und nicht über fünf zig. Ein Drama. Ein schönes Drama. Finden Sie? Immerhin haben Sie als Architekt Weltruhm erlangt. Wir stehen hier am Monte Tamaro ob Rivera vor Ihrer Bergkapelle Santa Maria degli Angeli. Wie viele Gotteshäuser haben Sie insgesamt gebaut? Ein Dutzend, und es kommen weitere dazu. Nachher, wenn ich mit der Seilbahn 14 Schweizer Familie 30/2013 Das ist nicht nötig, um Kirchen zu errich ten. Ich habe Banken und Shoppingcenter gebaut, ohne Bankier oder Verkaufsmana ger zu sein. Um Ihre Frage zu beantworten: Doch, ich glaube an Gott, auf meine Weise. DER BAUMEISTER Mario Botta, 70, wuchs in Genestrerio TI an der italienischen Grenze auf und studierte in Venedig Architektur. Begegnungen mit den Architekten Louis Kahn, Le Corbusier und Carlo Scarpa prägten sein Schaffen. 1970 eröffnete er ein Architekturbüro in Lugano und wirkte wesentlich bei der Gründung der Architekturakademie in Mendrisio mit. Botta, Vater von drei Kindern, arbeitet und lebt mit seiner Frau Maria in Mendrisio. Der Glaube ist für mich zentral – geheim nisvoll und persönlich. Wenn ich könnte, würde ich nur noch Gotteshäuser bauen. Warum? Wir Menschen sehnen uns nach dem Unendlichen, nach Stille und Vertiefung. Ich liebe es, dafür Räume zu schaffen, gerade in unserer säkularisierten Zeit. Ob nun Synagogen, orthodoxe Kirchen oder katholische Kapellen. Ihre Bergkapelle Santa Maria degli Angeli ist der verstorbenen Ehefrau des Bergbahnbesitzers gewidmet. Kannten Sie die Frau? Nein. Als Egidio Cattaneo mir den Auftrag vor 25 Jahren gab, wusste ich nichts von seiner Ab sicht. Erst bei der Einweihung, als es um den Namen der Ka pelle ging, erfuhr ich davon. Die Frau hatte Mariangela geheis sen, und so kam der Priester auf Santa Maria degli Angeli. «Museen sind Kathedralen der Neuzeit», sagten Sie einmal. Museen sind spirituelle Orte. Sie zei gen Werke von Künstlern, die sich mit der Welt, der Zeit, der Geschichte auseinan dergesetzt haben. Ich baue auch gern Bi bliotheken – Depots von Erinnerungen. Ihre Formen sind geometrisch streng, Ihre Bauweise ist massiv. Wie fanden Sie zu Ihrem Stil? Ich habe ein riesiges Bedürfnis nach ech ten Materialien, klaren Formen, gezielten ➳ Fotos: AFP, Keystone «Ein Bau ist für mich wie ein Kind, von dem ich geträumt habe, das Freude und Probleme brachte und nun ins Leben hinaustritt.» «Wir Menschen sehnen uns nach Stille und Vertiefung»: Mario Botta vor dem Altar der Kapelle Santa Maria degli Angeli. Schweizer Familie 30/2013 15 MENSCHEN Geometrisch streng: Kirche San Giovanni Battista in Mogno TI (1992–1996). Lichteinfällen. Im Grunde suche ich nach den Ursprüngen des Menschen, nach ewi gen Werten und archaischen Kräften. Ihre eigenen Wurzeln sind nicht weit von hier. Sie sind in Genestrerio an der Grenze zu Italien geboren und wurden von Mutter, Grossmutter und Tante erzogen. Wie war das? Ein Glück. Ich war das letzte von drei Kin dern, eine Frühgeburt und deshalb lange schwächlich. Ein von Frauen umsorgtes Kind. Ich liebe die Frauen, sah alles aus deren Sichtweise. Ich glaube, dass ich durch diese Lehrjahre später in der Lage war, mit grösserer Sensibilität auf die Ge danken anderer einzugehen. Wahrzeichen: San Francisco Museum of Modern Art (1990–1995). Was fasziniert Sie an Frauen? Alles. Die Frauen in meiner Familie be sassen nicht viel. Sie arbeiteten auf dem Feld, meine Mutter bekam als Schneiderin hin und wieder Aufträge. Sie konnte gut alte Mäntel flicken. Diese tatkräftigen, be scheidenen Frauen gaben mir Geborgen heit. Ich mochte es, ihren Geschichten zuzuhören, sie waren voll von unausge sprochenen Geheimnissen. Ich träumte von Marco Polo, von Amerika, vom Leben hinter unseren Bergen. In diesen Ge schichten fand die ganze Welt statt. Ihr Vater, ein Strassentechniker beim Kanton, verliess die Familie, als Sie sieben waren. Ich erinnere mich, wie ich an der Hand meiner Mutter bis in die Mitte der Felder lief. Dort trennten sie sich, ganz ruhig. 16 Schweizer Familie 30/2013 Mein Vater liess sich zwei Dörfer weiter nieder. Ich sah ihn nur ein einziges Mal noch. Bei welcher Gelegenheit? Er liess mich rufen, kurz bevor er im Spi tal starb. Ich war 25, er über 60. Hat er Ihnen in der Kindheit gefehlt? Mir nicht. Meine Mutter aber hat immer auf seine Rückkehr gewartet. War Architektur Ihr Bubentraum? Nicht unbedingt. Ich musste mich scho nen und spielte oft im Haus. So entdeckte ich das Zeichnen. Später interessierte ich mich für Fotografie, Malerei, Bildhauerei. Ich wollte einen Beruf erlernen, der etwas mit meinen Träumen zu tun hatte. Sie verliessen mit 15 die Schule. Wie fanden Sie zur Architektur? Ich mochte die Schule nicht – ich hatte das Gefühl, nichts fürs Leben zu lernen. Bei einem Architekten in Lugano konnte ich eine Lehre als Bauzeichner machen. Da entstand erstmals aus einer meiner Blei stiftLinien eine Mauer. Ein Schlüssel erlebnis. Wie wurde aus dem schwächlichen Kind ein willensstarker junger Mann, der in Venedig studierte und in Paris fürs renommierte Architekturbüro von Le Corbusier arbeitete? Meine Heilung ist die Vertiefung, damals in meine Zeichnungen und Bücher, heute Fotos: AFP, Keystone 108361 2/2013 «Ferien sind gefährlich, man kann fallen, ein Bein brechen – nein, Ferien brauche ich nicht. Ich liebe es zu arbeiten.» in meine Arbeit. Fühle ich mich kränk lich, setze ich mich an den Arbeitstisch. Das wirkt wie eine Medizin. Meine Pro jekte katapultieren mich aus Krankheit und Alltagsproblemen. Ich arbeite zudem nie gegen, sondern immer für etwas. Rino Tami, ein Tessiner Architekt der letzten Generation, nannte dies «den Optimis mus des Machens». Ich baue für eine Idee, für einen Auftraggeber. Das erzeugt eine grosse Kraft. Andere geniessen mit 70 die Pension. Sie aber übernahmen 2012 den Direktorenposten der ArchitekturAkademie in Mendrisio. Das Alter scheint Sie nicht zu ermüden. Ich habe das Glück, ein ausgesprochen guter Schläfer zu sein. Ich lege mich hin, umarme das Kissen – und schlafe neun, zehn Stunden wie ein Kind. Meine Frau Maria ist neidisch auf mein Kissen. Wie steht es mit Ferien? Ferien sind gefährlich, man kann fallen, ein Bein brechen – nein, Ferien brauche ich nicht. Ich liebe es zu arbeiten, auch samstags und sonntags. Ich habe meinen inneren Frieden dabei. Ihre Frau lässt das zu? Ich wäre sonst nicht seit 45 Jahren mit ihr verheiratet. Sie arbeitet im Büro mit, sie macht die Administration. Das Büro Botta in Mendrisio: Was ist das? Ein langes Gebäude, das ich vor zwei Jah ren in der Nähe meines Wohnhauses ge baut habe. Zwei Etagen, 30 Mitarbeiter. Und ich mittendrin, ohne Arbeitsplatz. Sie haben keinen Tisch? Ich habe 30 Tische und pendle ständig zwischen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich brauche dieses Klima, diesen Wechsel. Ich mache die ersten Ent würfe, Hunderte von Skizzen, beziehe die Seen, Dörfer, Berge, Ebenen, Nachbarhäu ser ein, entwickle das Projekt und über gebe es den Mitarbeitern. Dann feilen wir zusammen weiter. Nichts verlässt mein Büro ohne meine Korrekturen. Ihre Tochter und die zwei Söhne studierten allesamt Architektur und arbeiten mit. Geht das gut? Bis jetzt schon, obwohl wir unterschied liche Charaktere haben. Es ist wie in einem RenaissanceAtelier in Italien, eine Gene rationsarbeit, nicht bloss das Werk eines Einzelnen. Diese Idee fasziniert mich. Giuditta, Tobia und Tommaso arbeiten aus freien Stücken mit mir, wie lange noch, weiss ich nicht. Ich weiss aber: Sie finden ihren Weg. Es sind feine Menschen. Wie lange arbeiten Sie an einem Projekt? Immer gleich lang: zehn Jahre. Vom ers ten Gespräch mit dem Auftraggeber bis zum schlüsselfertigen Bau. Auch für ein kleines Haus? Ich nehme alles gleich wichtig. Ob den Auftrag in China, wo wir zurzeit in sechs Städten Wohnungen, Büros und eine Kunstakademie samt Campus und Mu seum bauen, oder eben ein kleines Haus. Wie ist es, wenn Sie ein Werk vollendet haben? Ein Bau ist für mich wie ein Kind, von dem ich geträumt habe, das Freude und Probleme brachte und nun ins Leben hin austritt. Einmal fertig, gehört der Bau nicht mehr mir, sondern den Menschen, die dort ein und aus gehen. Ihr grösster Misserfolg? Da gibt es viele. Tatsächlich? Ich habe etwa 100 Projekte realisiert und 750 nicht. In Letzteren stecken unzählige Hoffnungen, Ideen, Träume. Es gelang uns nicht, sie umzusetzen. Das tut weh. Ihr grösster Erfolg? Ich mag das Wort Erfolg nicht. Warum nicht? Ein architektonisches Werk ist nie ein per sönliches Produkt. Ohne meine Vorgän ger, ohne den Impuls von Künstlern und Gesellschaft gäbe es meine Bauten nicht. Was soll von Ihnen in Erinnerung bleiben? Vielleicht zwei, drei Bergkapellen. Buch über Mario Botta «Mario Botta – Architektur leben»: Im Interview-Buch des Tessiner Autors Marco Alloni lässt Botta sein Leben Revue passieren. Stämpfli Verlag, 2012, 38 Franken. ● An die schnelle Hilfe bei Durchfall gedacht?* Die lingual-Schmelztablette • Ideal für unterwegs • Einnahme ohne Wasser • Löst sich schnell auf der Zunge auf * Wirkung kann nach etwa 2 Stunden eintreten Dies ist ein Arzneimittel. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage. Janssen-Cilag AG, 6300 Zug Haben Sie nun Lust, in einer richtigen «Schweizer Familie» zu blättern? Jetzt abonnieren