Chicago 2011-1 - Medizinische Universität Innsbruck
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Chicago 2011-1 - Medizinische Universität Innsbruck
ERFAHRUNGSBERICHT - CHICAGO 2011: Innere Medizin, Mount Sinai Hospital VORBEREITUNG Als ich im März die Zusage von Frau Schlager bekam, dass ich für Chicago nominiert sei, war das eine tolle Nachricht. Ich hatte mich für 2 Monate beworben, um dort den KPJ-Teil Innere Medizin zu machen. Damit ging es auch schon los mit der Planung, da man für eine Famulatur in den USA bestimmte Vorraussetzungen erfüllen muss. RFUMS verlangt von seinen Studenten bestimmte Immunizations, also holte ich noch zwei Impfungen nach, ließ meinen Hep B Titer bestimmen und alles bestätigen. Ein TB-Test wird auch verlangt, den Matthias und ich in Innsbruck in der Praxis für Reisemedizin machen ließen. Außerdem braucht man eine Bestätigung über Krankenversicherung und über „malpractice insurance“, wozu ich mir eine Bestätigung von meiner Haftpfilchtversicherung geben ließ. Für eine Famulatur (medical clerkship) in USA soll man eigentlich ein B1 Visum haben, für das man bei der Einreise einen offiziellen „letter of invitation“ nachweisen muss. Durch mehrmaliges Nachfragen haben wir einen offiziellen Brief aus Chicago bekommen, hatten außerdem einen Bankauszug (proof of funding) zum Nachweis ausreichender Mittel für unseren Aufenthalt dabei. Im Endeffekt wollte der Immigrations Officer keines der Dokumente sehen und hat uns als Medizinstudenten viel Spaß gewünscht und einen Stempel in den Pass gegeben. - Damit waren wir also in Chicago. MOUNT SINAI Mount Sinai ist ein community hospital in einer „underserved community“, ist also für die Versorgung einer weniger guten Gegend in der West Side von Chicago zuständig. Viele der Patienten dort haben keine Versicherung, einige haben keine Arbeit, sind obdachlos, oder drogenabhängig. Damit lernt man ein Patientenkollektiv kennen mit Krankheitsbildern und Problemen, die man in Innsbruck sicher nicht sehen würde. Zum Beispiel Patienten mit Niereninsuffizienz bei unkontrolliertem Diabetes, weil kein Insulin verwendet sondern die Nadeln dazu verwendet wurden, Heroin zu spritzen. Viele Erfahrungen dort werde ich wahrscheinlich erst im Nachhinein besser verstehen, und ihre Bedeutung wird mir im Vergleich zum Rest meines KPJ in Innsbruck klar werden. Mit Sicherheit ist es eine tolle Möglichkeit, in Mount Sinai zu famulieren, und interessanter als im Veterans Hospital, dem Krankenhaus am Campus der RFUMS in Nord Chicago. Famulatur/Tagesablauf Am ersten Tag trafen Matthias und ich Trina, die Zuständige für Studenten in Mount Sinai, die wie alle die wir kennenlernten sehr offen und hilfsbereit war. Hilfsbereite Kollegen waren auch nötig, um sich in dem fremden System zu orientieren: In Mount Sinai gibt es auf jeder Station ein allgemeines „primary care team“, das einen Patienten aufnimmt und versorgt. Für spezielle Probleme des Patienten wird das Team einer Fachdisziplin konsultiert, zB. Pulmonary, Cardio, Infectious Diseases, Heme-Onc. Jedes Team konzentriert sich damit auf sein Fachgebiet, und überlässt die anderen Probleme des Patienten einem anderen Spezialisten. Die ersten Wochen sollten wir beide auf der Pulmologie sein. Das Pulmonary Team besteht aus einem Attending (Oberarzt), einem Fellow (Assistenzarzt im 4./5. Jahr, Spezialisierung), einem Resident (Assistenzarzt im 1.-3. Jahr, allgemeine Innere), und Studenten (in dem Fall Matthias und mir). Vor der Visite untersucht jeder seine eigenen Patienten und schreibt eine SOAP Note für diesen Tag, oder macht eine komplette ERFAHRUNGSBERICHT - CHICAGO 2011: Innere Medizin, Mount Sinai Hospital Anamnese und Status für einen neuen Patienten (new consult). Anschließend stellen die Studenten ihre Patienten bei der Visite vor. Am Anfang folgten wir den Residents, versuchten uns im System zurechtzufinden und die ganzen Abkürzungen zu lernen, bevor wir selber eigene Patienten bekamen. Dafür mussten wir dem Team erklären, dass wir als ausländische Studenten auch Patienten sehen können und nicht nur Observer sind. Die Visite (rounds) wird von den meisten Attendings zur Lehre genutzt: Die Studenten müssen ihre Patienten vorstellen, und das Krankheitsbild bzw. Therapie werden im Team diskutiert. Bei interessanten Fällen bekommt man Hausaufgaben, zB. die Therapie Guidelines nachzulesen und am nächsten Tag dem Team vorzustellen. Außerdem gibt es für die Medicine Residents in Mount Sinai täglich zwei weitere Termine für Lehre, zu denen man als Student auch gehen kann: Morning Report, bei dem interessante Fälle vorgestellt werden, und Noon Conference, bei der meist eine Vorlesung über ein bestimmtes Thema gehalten wird. UNTERKUNFT Von Innsbruck aus eine Unterkunft in Chicago zu finden war garnicht so einfach, vor allem weil ich gehört hatte das die Gegend in der Nähe der Klinik nicht sehr sicher ist. Als Weißer sollte man bei Mount Sinai im Dunkeln nicht alleine auf der Straße sein, wovor wir auch mehrmals von Kollegen gewarnt wurden. (Eine Grundregel, wo man sich in Chicago aufhalten sollte ist „not west of Western, not south of Roosevelt“. ) Sehr praktisch ist craigslist.com, auf deren Wohnungsbörse Matthias und ich eine Annonce erstellt haben dass wir zwei Medizinstudenten sind und Zimmer zur Untermiete suchen. Dadurch haben wir eine Wohnung in South Loop gefunden, zur Untermiete bei zwei Cardiology-Fellows. Von dort bis zur Klinik brauchte man ca. 45 min, dafür waren wir aber relativ zentral d.h. zu Fuß sofort downtown und in 20 min in Millennium Park. CHICAGO Chicago an Lake Michigan hat als drittgrößte Stadt der USA viel zu bieten, gerade im Sommer gibt es ein tolles Angebot an open-air Freizeitaktivitäten. In Milennium Park gab es abends freie Konzerte, bei denen die Leute auf der Wiese picknicken. Die Architektur ist wirklich beeindruckend, und eine Tour mit der Chicago Architecture Foundation lohnt sich, um mehr über die Gebäude zu lernen. Außerdem gibt es tolle Museen (Art Institute, Field Museum, Museum of Science and Industry, Shedd Aquarium) die so groß sind dass ein Tag kaum ausreicht um alles zu sehen. An bestimmten Tagen im Monat haben die Museen jeweils freien Eintritt für Einheimische. Die Spezialität der deep dish pizza konnte mich nicht wirklich begeistern, aber kulinarisch findet man alles was man sich vorstellen kann, egal ob man amerikanische, mexikanische, indische Restaurants oder ein Frühstückslokal sucht. FAZIT Alles in Allem war es eine tolle Erfahrung, zwei Monate in Chicago zu leben. In der Klinik habe ich in kurzer Zeit sehr viel gesehen und gelernt, verschiedenste Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern getroffen, jeder mit seiner eigenen Motivation, in den USA Arzt werden zu wollen. Ich bin dankbar dass das Famulaturprogramm diesen Aufenthalt ermöglicht hat und würde mich jederzeit wieder entscheiden dorthin zu gehen: „the windy city“. Clarissa Eisenbach