Zu Gast bei Robert De Niro
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Zu Gast bei Robert De Niro
urlaub! Stoff zum Träumen Die attraktivsten Kreuzfahrten Die originellsten Hideaways Die wichtigsten Urlaubstrends Robert De Niro in seinem New Yorker Hotel Zu Gast bei Robert De Niro Jessica Schwarz, Clint Eastwood und Johnny Depp: Warum immer mehr Prominente eigene Hotels betreiben MAI 2011 Andenken aus der Churchill-Suite Montag: Ein Erinnerungsstück an einen Berber-Schmuck nach Maß legendären Ort, heute unser Talisman. Dieses Medaillon hing damals am Schlüssel zur Suite, die wir uns in Marrakesch zu unserem 30. Hochzeitstag gegönnt haben… Wie wurden wir dort verwöhnt, nach allen Regeln der Kunst! Dienstag: Begegnung mit einer jungen SchmuckDesignerin in einer Kunstgalerie im Guéliz-Viertel… Sie zeigte uns auch ihre Werkstatt, wo sich meine begeisterte Frau diese Kette aus traditionellen und zeitgenössischen Elementen anfertigen ließ. Der MajorelleGarten Mittwoch: Ein Abstecher in den Majorelle-Garten mit seinen schattigen Alleen, seinen bizarren Kakteen, den sprudelnden Brunnen und den vielen kobaltblauen Akzenten. Eine blühende Oase der Ruhe und des Friedens… Arganöl, das flüssige Gold Marokkos Sonntag: Jeden Tag ein Green! Donnerstag, Freitag, Samstag: Der Palmeraie- Golfplatz mit seinem atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges, der legendäre Parcours im Dattelpalmenhain, auf dem schon Eisenhower den Schläger schwang. 300 ha pures Golfvergnügen! Für uns bedeutet Marrakesch auch immer eine wohlverdiente Wellness-Pause. Die Massagen mit Arganöl haben es uns wirklich angetan und sind zu einem regelrechten Ritual bei uns geworden. Wann immer ich kann, bringe ich Nachschub mit. online unter www.marrakesch.travel Erkunden Sie Marrakesch travel for real REISE SPEZIAL Damen-Sandale » GOMERA Buchtipps: Fernweh? Die schönsten Schmöker für das Reisen daheim 18 Musik: Ob Städtetrip oder Strandurlaub – DJ Hell empfiehlt den passenden Sound 19 Luxus im Test: Der 5-Sterne-Check für alle, die selbst Hotels überprüfen wollen 26 Rekordhalter: Kein Deutscher reist so viel wie Wolfgang Stoephasius 28 Ferienresort der Superlative: Großinvestor Samih Sawiris im Interview 30 Trends: Neuheiten und Geheimtipps für diese Urlaubssaison 32 DER SCHUH ZU M LE N H Ü F L H O W fort.de ww.finncom w Titel : Jonathan Becker/Contact/Ag. Focus Fotos: Stefan Ruzas/FOCUS-Magazin, Roman Kuhn FOCUS-SPEZIAL »urlaub!« FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon 0 89/92 50-0, Fax 0 89/92 50 - 20 26 Herausgeber: Helmut Markwort Chefredakteure: Uli Baur und Dr. Wolfram Weimer Art Director: Bardo Fiederling Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann Konzeption & Redaktion: Ellen Daniel, Barbara Jung-Arntz, Stefan Ruzas Mitarbeiter dieser Ausgabe: Jobst-Ulrich Brand, Dr. Imke Henkel, Sabrina Hoffmann, Henrik J. Hohl, Harald Pauli, Susann Remke, Noelani Waldenmaier, Dr. Uwe Wittstock Layout & Titel: Kristina Runge Bildredaktion: Arne Deepen Dokumentation/Schlussredaktion: Petra Kerkermeier (Ltg.) Produktion/Herstellung: Ernst Frost, Helmut Janisch, Christoph von Schiber Bildtechnik: Harald Neumann, Tobias Riedel Bildbearbeitung: Reinhard Erler (Ltg.) Redaktionstechnik: Ingo Bettendorf, Alexander von Widekind FOCUS 18/2011 FOCUS-Spezial „urlaub!“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Uli Baur und Dr. Wolfram Weimer Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS-Spezial in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon: 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Anzeigenverkauf für FOCUS-Spezial „urlaub!“: Michèle Montanus, Telefon 0 89/92 50-3981, Fax: 0 89/92 50-2494, michele.montanus@burda.com Verantwortlich für den Anzeigenteil: Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Telefon: 0 89/92 50-29 50, Fax: 0 89/92 50-29 52. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 22, gültig seit 1. Januar 2011. Druck: Burda GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg, Telefon: 07 81/84 01; printed in Germany Geschäftsführer: Philipp Welte Verleger: Dr. Hubert Burda EL BA RE AU SW EC HSUN GE N FU SS BE TT » SuperbequemFußbett » Vitalisierendes Reflexzonen-Bett » Optimale Auftrittsdämpfung » Geeignet für individuelle Einlagen » In Deutschland gefertigt Fordern Sie jetzt unseren Katalog an! Mehr als Schuhe: Schön. Bequem. Gesund. FINNCOMFORT · 97433 HASSFURT/MAIN REISE SPEZIAL Zu Gast bei Stars Eine Nacht bei Robert De Niro? Träumen im Bett von Romy-Darstellerin Jessica Schwarz? Viele Prominente betreiben eigene Hotels. FOCUS stellt einige vor – von schön bis skurril Wie aus einem Geisterhaus ein Traum-Haus wurde Gastgeberin Jessica Schwarz Hotel die träumerei Or t Michelstadt im Odenwald A ls kleines Mädchen fand Jessica Schwarz das Haus ganz schön gruselig. Es stand – dunkel, leer und verfallen – ihrem Elternhaus gegenüber. „Wir waren uns sicher, dass dort Geister wohnen“, sagt die Schauspielerin. Die Straßen im alten Ortskern ihrer hessischen Heimat Michelstadt sind so eng, dass man verstehen kann, warum sie als 16-Jährige gegangen ist. Weit weg von dieser kleinen und merkwürdig mystischen Idylle im Odenwald. Heute wohnt sie in Berlin. Vor der lila gestrichenen Schindelfassade des einstigen Geisterhauses blühen inzwischen Hornveilchen. Im Café im Erdgeschoss duftet es nach Butterkuchen. Jessica Schwarz, 33 („Romy“, „Buddenbrooks“, „Das Parfum“, „Das Lied in mir“), kommt gern in ihre Heimat zurück. Ende 2006 hat sie das knapp 400 Jahre alte Fachwerkhaus gekauft und daraus „die träumerei“ gemacht: ein sehr kleines, sehr persönliches Hotel, das ihre große Schwester Sandra, 36, leitet. „Als Kinder haben wir uns nicht besonders gut verstanden“, erzählt die Ältere. „Jessi war schon immer extrovertiert. Sie wollte weg, ich wollte bleiben. Etwas anderes hätte ich mir gar nicht vorstellen können.“ Und so verliebte sich die große Schwester in den Bauernsohn aus dem Nachbarort, die kleine wurde erst Model, dann Moderatorin, schließlich Schauspielerin. Das Hotel ist ihr gemeinsames Projekt. Jedes der vier Zimmer haben die SchwarzSchwestern individuell gestaltet: Im Goldspeicher leuchtet eine Wand in der entsprechenden Farbe, in der Malvensuite dienen ehemalige Kinoklappstühle als Sitzgelegenheit. Im Elfenbeinzimmer wird auf der Glastür Nietzsche zitiert, in der Jademansarde tanzen Elfen auf der Tapete. Das Interieur ist stylish verspielt, es passt eher nach Berlin als in den Odenwald. Genau das macht den Charme dieses Hotels aus. Und natürlich die JessicaSchwarz-Devotionalien: ein Set-Stuhl mit ihrem Namen, das „Wilde Hühner“-Drehbuch, das Porträt aus der „Lulu“-Verfilmung. Gruselig an ihrem Hotel ist für die Schwestern nur noch die Erinnerung an den Umbau. Der dauerte viel länger und war viel teurer als geplant. In einer Pappschachtel im Dachgeschoss liegen die Fotos von der Verwandlung. ■ Heute schon geträumt? Auf jedem Bett liegt ein Buch, in das die Gäste ihre Träume eintragen können. Danach: Frühstück im hoteleigenen Café 4 FOCUS 18/2011 Fotos: Roman Kuhn BARBARA JUNG Schöne Schwestern vor Hirschgeweih Jessica und Sandra Schwarz im Dachgeschoss ihres Hotels. Die Zimmer kosten zwischen 105 und 145 Euro. 5 REISE SPEZIAL Gastgeber Unterkunft Jacht Vajoliroja Or t Die Sieben Meere W enn der Seeräuber-Johnny mal wieder vor der Kamera steht, was er dann doch hin und wieder tut, ist die schöne „Vajoliroja“ zu haben. In der Regel zumindest – und für die Kleinigkeit von 130 000 Dollar die Woche. „Vajoliroja“ heißt die Privatjacht von Johnny Depp, des er folgreichsten und höchstdotierten Schauspielers der Gegenwart. Der Fantasiename setzt sich aus den ersten beiden Buchstaben der Vornamen der Deppschen Familienmitglieder zusammen (VAnessa, JOhnny, LIly-ROse und JAck). An die zehn Gäste finden auf dem VintageSegeldampfer Unterkunft, versorgt von einer achtköpfigen Crew unter dem neuseeländischen Kapitän Graeme. Er kennt sich außer im Mittelmeer besonders gut in der Karibik aus, dort, wo auch der Bootseigner auf einer Bahama-Insel einen seiner Wohnsitze unterhält. Wann immer es seine Zeit erlaubt, verzieht sich Depp alias Captain Jack Sparrow samt Familie auf Little Hall’s Pond Cay, sein privates 18-Hektar-Eiland, das er dann auch gern mit seiner Jacht von Nassau aus ansteuert. Den 2001 in einer türkischen Werft gebauten 14-Knoten-Motorsegler ließ Depp 2007 6 generalüberholen und nach seinen Vorstellungen umdekorieren. Von außen versprüht das Luxusgefährt das Flair kolonialer Zeiten, im Inneren paart der vielseitig interessierte Filmstar „Orient-Express-Pracht mit Pariser Puff-Plüsch“ („Vanity Fair“). Kastanienbraunes Holz und allerlei Kordelund Kandelaber-Gewerke dominieren die mit dunkelblauem oder seegrünem Teppichvlies ausgelegten Kajüten, in denen indes schön kaschiert High-Tech-Audio- wie Video-Syste- Piraten-(T)Raum in Plüsch Depps 48-MeterMotorsegler atmet auch im Innendekor den Geist vergangener fabelhafter Zeiten me zur Verfügung stehen. Der Bootsherr, der auch eine Bibliothek mit modernen Klassikern besitzt, lässt selbst gern alte Horrorfilme laufen oder Musik von Tom Waits über Tom Petty bis zu R.E.M. „Mit Geld kannst du dir Glück nicht erkaufen“, grinst Depp. „Aber eine Jacht, die groß genug ist, um dorthin zu segeln!“. Also Lei■ nen los, wenn man reich genug ist! HARALD PAULI FOCUS 18/2011 Fotos: M. Troutman, dpa, interTopics (3), AP Verflucht teuer: Piraten-Törn mit Johnny Depp Johnny Depp Bettgeflüster – gern mit Hund B lond, elegant und feminin – aber nicht zu erotisch: Keine andere amerikanische Schauspielerin verkörperte den sauberen Männertraum der 50er-Jahre so perfekt wie Doris Day. Auch wenn sie selbst ihr Image als züchtiges, fröhliches Sexsymbol eine „größere Illusion als jede Filmrolle“ nannte. Mitte der 70er-Jahre zog sich die heute 87-Jährige weitestgehend aus der Öffentlichkeit ins kalifornische Carmel-by-the-Sea zurück. Die grandiose Umgebung und das angenehme Klima des Strandstädtchens gefallen auch anderen Hollywood-Größen (s. S. 8). Hier widmet sich Doris Day mit ihrer Animal League dem Tierschutz und betreibt ein Hotel, das im Guten wie im Schlechten diese Leidenschaft widerspiegelt: Wer im „Cypress Inn“ absteigt, sollte Hunde lieben. Das Hotel ist sehr ausdrücklich „pet-friendly“. Im Café liegen sie unter den Tischen, zur Cocktailstunde – die hier „Yappie Hour“ heißt – beschnuppern sie sich in der Lounge, im Hof kann sich Herrchen Nachschub an Hundetüten besorgen und den Liebling nach erfolgtem Strandbesuch mit der Hundedusche abbrausen. Im Restaurant wird natürlich auch Hundekuchen gereicht. Ansonsten ist das Hotel mit seinen weichen Sofas und dem üppig blühenden Garten im Innenhof zauberhaft. Und für kalifornische Verhältnisse einigermaßen bezahlbar: Bettgeflüster mit Hund und Kamin ■ kostet in der King-Suite 275 Dollar. BARBARA JUNG Gastgeberin Doris Day Hotel Cypress Inn Or t Carmel/Kalifornien FOCUS 18/2011 7 Am Kamin mit Dirty Harry Gastgeber Clint Eastwood Hotel Mission Ranch Or t Carmel/Kalifornien V erlässt man das Zuckerbäcker-Millionärsdorf Carmel in Richtung Süden, dorthin, wo sich die wildromantische Küstenlandschaft von Big Sur öffnet, dann kommt man an der alten Missionsstation vorbei. Und gleich nebenan, neben dem aufwendig renovierten Zeugnis der spanischen Vorgeschichte Kaliforniens, verstecken sich einige propere Holzhäuser unter dem Blätterdach großer alter Bäume. Das ist die „Mission Ranch“, ein Landhotel mit 31 Zimmern und einem separaten Restaurant samt Tanzboden, das die HollywoodLegende Clint Eastwood 1986 kaufte. Eastwood war damals Bürgermeister des Promi-Orts und rettete damit dieses einzigartige Anwesen mit unverbautem Meerblick vor der grassierenden Immobilienspekulation und ließ es liebevoll restaurieren und dezent ausbauen. Eastwood ist viel in Kalifornien rumgekommen, sein Vater wechselte auf Jobsuche ständig den Wohnsitz. Während seines Militärdienstes lernte Eastwood die Monterey-Halbinsel schätzen und lieben, sein Regiedebüt „Sadistico“ inszenierte er 1971 bereits rund um seine Wahlheimat Carmel. Im geografischen Abstand zur Millionenmetropole Los Angeles spiegelt sich auch die Distanz zum HollywoodZirkus, an der Eastwood immer gelegen war. Der naturnahe Golden-State-Fan ließ die „Mission Ranch“ von den besten Handwerkern der Gegend so historisch-authentisch wie möglich in Stand setzen. Das Anwesen wurde ursprünglich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, die verschiedenen Cottages, Scheunen und Gartenhäuschen sind Architekturstilen der vergangenen 150 Jahre nachempfunden. Äußerlich eher klar und karg, ist die Innenausstattung amerikanisch gemütlich ausgelegt, mit plüschigkuscheligen Sesseln und Betten und einem wärmenden Kaminfeuer. Und abgesehen davon, dass diese verträumten Zufluchten gern ausgebucht sind, liegen die Preise durchaus im erschwinglichen Rahmen (120 bis 310 Dollar). Der Meister selbst lebt zwar ein paar Meilen weiter, aber es kann schon passieren, dass er mal auf ein Bier in der Bar aufschlägt. Und mit ganz viel Glück setzt er sich auch noch ans Klavier und spielt einen Jazz-Song. ■ HARALD PAULI Kalifornischer Country-Stil Das Farmhaus, eines der edel restaurierten Gebäude der „Mission Ranch“, die überall Meerblick bietet. Vor so viel Naturschönheit senkt auch Eastwood den Blick (o.) 8 FOCUS 18/2011 Fotos: A. Koester/Corbis, R. Nunn, P. Rigaud/laif REISE SPEZIAL Gute Lage, schlechte Betten K ino-Glamour schon im Titel: Aber Cardiffs „The Big Sleep“ lässt einen nicht nur nostalgisch von Lauren Bacall und Humphrey Bogart träumen, sondern zählt eine lebende Filmlegende zu seinen Besitzern: John Malkovich („Gefährliche Liebschaften“, „Von Mäusen und Menschen“, „Burn After Reading“, „R.E.D.“) hat hier investiert. Am Rand der charmanten Altstadt der walisischen Hauptstadt gelegen, gibt sich „The Big Sleep“ betont cool: Das Hotel war in den 60er-Jahren ein Bürohaus-Glaskasten, die Zimmer im minimalistischen Retrolook erinnern an diese Zeit. „Großbritanniens erstes Designer-Hotel für Billig-Reisen“, jubelte ein Reisemagazin. Eine kreative Farbgestaltung findet sich vor allem im Empfangsbereich. Die Palette in den Zimmern selbst hält sich mehr an dezente Pastelltöne. Es ist eine ideale Bleibe für den, der Konzerte in der nebenan gelegenen International Arena besuchen möchte. Vielen Gästen, die ihre Beurteilung im Internet hinterlassen haben, gefiel allerdings nur die fantastische Lage und das Frühstück. Ansonsten: schmutzige Bäder, kaputter Lift, unfreundliches Personal, unbequeme Betten . . . Dafür kostet ■ der Budget-Room auch nur 50 Euro. Gastgeber John Malkovich Hotel The Big Sleep Or t Cardiff/Wales IMKE HENKEL Eine Reise in die Vergangenheit Gastgeber Prinz Charles Hotel Prince of Wales’ Guesthouse Or t Transsilvanien W ollte man eine Fahrt zu den Gasthäusern von Prinz Charles in Transsilvanien, dem alten Siebenbürgener Land, als Nostalgiereise bezeichnen – das Wort wäre zu schwach und oberflächlich. Was der britische Thronfolger seinen Besuchern in Rumänien nahelegt, ist das vollständige Versinken in ein früheres glücklicheres Leben. 2006 und 2010 erwarb Charles zwei Häuser in Zalanpatak und Deutsch-Weißkirch. Zusammen mit Graf Tibor Kánoky, einem entfernten Verwandten, restaurierte er sie sehr authentisch. Als Einstimmung empfehlen die Gastgeber ihre eigenen Bücher: der philosophische Traktat „Harmonie“ von Charles und die Familiengeschichte des Grafen Kánoky. Wer aber nach Transsilvanien reist, sollte natürlich auch Bram Stokers „Dracula“ im Gepäck haben. ■ IMKE HENKEL 9 REISE SPEZIAL Jenseits der Upper East Side: das andere New York des Robert De Niro W enn man es sich genau überlegt, haben Hollywood-Stars und Hotels eine Menge gemein. Sie sind extrem öffentlich und privat zugleich. Auf den Bühnen der Hotels – den Bars, Restaurants und Lobbys – spielen sich vor aller Augen die kleinen und großen Dramen des Lebens ab. Und in den exklusiven Suiten ein paar Stockwerke höher wird die Öffentlichkeit ersetzt durch Intimität. Keiner versteht diese Dualität der Wünsche seiner exklusiven Klientel besser als Robert De Niro („Der Pate II“, „Wie ein wilder Stier“). Seit ein paar Jahren ist der Hollywood-Star im Nebenjob Hotelier. An diesem Frühlingsmorgen ist Bob, wie ihn der Concierge seines „Greenwich Hotels“ in New 10 Gastgeber Robert De Niro Hotel The Greenwich Hotel Or t New York York lässig nennt, allerdings nicht präsent. Er dreht. Stellvertretend für die Gattung der Hollywood-Hunks ist Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) mit einer sehr jungen, sehr blonden Frau im italienischen Hotelrestaurant „Locanda Verde“ in ein Gespräch versunken. „Ob sie wohl hier im Hotel übernachtet haben?“, flüstert eine Beobachterin ein paar Tische weiter. „Dann hätten sie doch RoomService bestellt“, raunt ihre Begleiterin. Das „Greenwich Hotel“, außen roter Klinker, innen dezent maskulin eingerichtetes italienisches Herrenhaus, steht im Stadtteil Tribeca. In der Lobby, die an einen großzügigen Salon erinnert, dominieren gut eingesessene Ledersessel. Die Wände schmücken Originalmalereien von Robert De Niro Senior, einem Künstler des abstrakten Expressionismus. Von den 88 Zimmern gleicht keines dem anderen. Mehrere Weltreisen müssen für das Zusammenstellen des Interiors notwendig gewesen sein: Die Bäder sind mit Carrara-Marmor aus Italien oder marokkanischen Fliesen ausgestattet, die Betten kommen aus Schweden, in den Regalen stehen neben asiatischen Porzellanvasen in Leder gebundene Bücher, darunter Charles Schumanns „American Bar“. Robert De Niro hat das Interiorkonzept seines Hotels höchstpersönlich gestaltet: „Genauso würde ich mein Haus einrichten“, hat er einmal in einem Interview gesagt. In der Tat fühlen sich die bis zu 8000 Dollar pro Nacht teuren Suiten mit offenem Kamin und Oberlichtern an, als würde man sein ganz privates Künstleratelier betreten. Und selbst die Standardzimmer (600 Dollar/Nacht) bieten mehr Platz – und deutlich mehr Charme – als jede New Yorker 1-Zimmer-Bude. Das komplette Untergeschoss nimmt außerdem der von Laternen beleuchtete Shibui-Spa ein, dessen Pool von einer spektakulären 250 Jahre alten Holzhausstruktur überdacht wird, die aus dem japanischen Kyoto stammt. Wer im „Greenwich Hotel“ absteigt, der sucht das andere New York. Fernab der schnöden, öden Upper East Side. Den zieht, wie einst Robert De Niro, der unverblümte Realismus der Gegend mit ihren alten Fabrikgebäuden und den kopfsteingepflasterten Straßen an. Und dann fühlt man sich fast ein bisschen wie am Set von „Der Pate III“. ■ SUSANN REMKE FOCUS 18/2011 Fotos: T. Everke/FOCUS-Magazin , T. Cenicola/laif Koch und Chef Robert De Niro mit seinem Küchenchef Andrew Carmellini im „Greenwich Hotel“-Restaurant REISE SPEZIAL Sehnsuchtsziele Eine Seereise in die Antarktis gehört immer noch zu den exklusiven Genüssen des Kreuzfahrer-Lebens 12 FOCUS 18/2011 Die Mehrfahrer Deutsche Urlauber entdecken die Kreuzfahrt. Marktführer Aida hat den Luxus des Maritimen für ein Millionenpublikum erschwinglich gemacht. Viele Anbieter locken mit attraktiven Preisen. Wer sein persönliches Traumschiff kennt und zielsicher bucht, wird sich prächtig erholen 13 REISE SPEZIAL 14 Blumen ein schwimmendes Denkmal gesetzt. Quietschfarben im Stil der 70er sind das Erkennungsmerkmal der jüngeren Aida-Schiffe. Die Passagiere, die diese Zeit mehrheitlich als Jugendliche und junge Erwachsene erlebt haben, also eigentlich nicht mehr im Alter für hippes Club-Interieur sind, nehmen es hin: „So ähnlich sieht dat auch auf der ,Aidablu’ aus“, sagt der Rheinländer, der am Terminal den Laufstall aufgegeben hatte. Er war für seine Enkeltochter. Jetzt also Vorfreude auf Kopenhagen, Oslo, Dover, Le Havre, Amsterdam und Hamburg. Dann wird das jüngste Schiff eine der populären Ostsee-Routen bedienen. Auf einer Premierenfahrt treffen sich viele Wiederholungstäter. Mitglieder des Aida-Fanclubs genießen einen bevorzugten Zugriff auf solchen Reisen. Viele haben schon gebucht, als das Schiff noch monatelang im Dock der Meyer Werft lag. „Die Stammkunden kennen das Prinzip unserer Schiffe und finden sich sofort zurecht“, lächelt Aida-Mitarbeiterin Susanne Becker. Ein wichtiges Prinzip lautet: im Heck die Restaurants, im Bug Wellness und Sport. Von Letzterem gibt es eine Menge. 2600 Quadratmeter sind auf der „Aidasol“ für Spa und Sauna, für Aerobic und Spinning ausgelegt. Es ist der größte Wellness-Bereich auf einem Kreuzfahrtschiff weltweit. „Music was my first love“, singt John Miles auf der Landbühne. Der Ohrwurm wird zur Warteschleife fürs große Finale. Taufpatin Bettina greift zur Flasche, die längst nicht mehr an einem Seil, sondern in einer bruchverlässlichen Wurfmaschine hängt. Dann erhellt ein 15-minütiges Feuerwerk die Nacht. Tausende Schaulustige sind an die Förde gekommen, Hunderte auf Fahrrädern, um das auslaufende Schiff auf dem Kai ein Stück begleiten zu können. Es ist ein Volksfest. Kurz vor 23 Uhr passiert die „Aida” die Lotsenposition und nimmt Kurs auf Dänemark. Inzwischen haben die Bordköche über 2000 Mahlzeiten zubereitet. Der Löwenanteil wird im Büfett-Restaurant konsumiert, wo Speisen und Getränke im Pauschalpreis inbegriffen sind. Wem reichlich gegrilltes Steak und Fischfilet, eine Unzahl von Salatvariationen, Berge frischer Früchte und sahnige Desserts nicht genügen, kann die eleganteren Spezialitätenrestaurants besuchen. Dort kostet eine vor den Augen des Gastes zubereitete, umfängliche Platte Sushi knapp 14 Euro. Gestürmt wird das Lokal trotzdem nicht. Die Passagiere an Bord sind preisbewusst. Dann wird im Theatrium das Fernwehstück „Fata Morgana“ uraufgeführt. Die Künstler kommen aus den großen Hamburger Musicalhäusern, die Show ist brillant, das Publikum hingerissen. In der wogenden Menge sitzt Charlotte Scheffler-Dierkes. Die elegante Witwe aus Bielefeld ist zum 18. Mal auf Kreuzfahrt. Auf den Geschmack sind sie und ihr Mann in den 60er-Jahren gekommen, als Hochseereisen noch Luxus und die karibischen Inseln nicht mit dem Billigflieger erreichbar waren. Inzwischen kennt Scheffler-Dierkes die legendäre „Queen Mary 2“ ebenso wie die schwimmenden Riesen der Royal Caribbean. Sie vermag nicht zu entscheiden, welche Flotte die beste ist: „Alle bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sonst FOCUS 18/2011 Foto: dpa D er Täufling wiegt 71 000 Bruttoregistertonnen und schimmert weiß in der Aprilsonne. Es ist zwei Uhr nachmittags. In sieben Stunden wird die Champagnerflasche gegen den Bug knallen, dann geht die „Aidasol” auf Jungfernfahrt. Im Terminal an der Kieler Förde flirrt die Luft. Gut 2000 Passagiere müssen eingecheckt werden, wollen ihre Koffer loswerden und sich ins Vergnügen stürzen. „Feindfahrt“ nennt das ein Aida-Mitarbeiter scherzhaft. Und wuchtet einen plastikverpackten Babylaufstall aufs Gepäckband: „Ab jetzt sollen unsere Gäste nur noch genießen.“ Mit der „Aidasol” kreuzt das achte Schiff des deutschen Marktführers auf den Weltmeeren. Eigentümer Aida Cruises mit Sitz in Rostock ist seit 1996 auf dem Markt. Und spektakulär erfolgreich. Fast jeder zweite deutsche Urlauber, der im vergangenen Jahr auf Kreuzfahrt ging, reiste mit einem Schiff dieser Flotte: über 500 000 Gäste. „Wir wecken Sehnsüchte – und irgendwann haben wir die Menschen an Bord“, freut sich AidaChef Michael Thamm. Weitere Schiffe sollen 2012 folgen, für den deutschen Markt sieht Thamm „Wachstum ohne Ende“. Warum auch nicht? Noch ist es ein kleines Segment, das so trefflich boomt: Ein Prozent der Deutschen war schon auf Kreuzfahrt. In Großbritannien sind es zwei, in den USA vier Prozent. Im Bauch des Riesen ist die Hölle los. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn ferientrunkene Internatsschüler in die Sommerfrische reisen und dort eine runderneuerte Unterkunft vorfinden. Die Ahs und Ohs gelten dem Teppich in Pink-Orange, den apfelgrünen Barhockern, der 20 Meter breiten Rezeption auf Deck fünf. Die Treppenaufgänge sehen ein bisschen aus, als wäre LSD-Guru Timothy Leary auferstanden und hätte sich an den Wänden mit ihren knallbunten Waben, den ineinanderfließenden Rauten und wippenden Volksfest Schiff Mammuthotel auf dem Weg zur Kieler Förde: Die „Aidasol“ (l.) ist das achte Schiff der Rostocker Vergnügungsflotte. Die Abendunterhaltung (r. ) ist etwas für Musical-Fans REISE SPEZIAL Wie machen’s die anderen? Cruises für jeden Typ Für die Spieler auf See Royal Caribbean: groß, größer, Meer Für maritime Stilbewusste Hapag-Lloyd: Luxus wie einst ZUM CAPTAIN’S DINNER IN LANGER ROBE: Hier ist die Premiumklasse der Kreuzfahrten zu Hause. Der täglich in der Kabinenpost mitgeteilte Dress-Code lautet „casual“? Dann ziehen Sie ruhig Ihr Poloshirt an, verzichten als Herr aber weder auf vorn geschlossene Schuhe noch auf die lange Hose. Es sei denn, Sie möchten auffallen. Das gelingt auf den Schiffen dieser Flotte leicht: Maximal 408 Passagiere genießen zum Beispiel eine Reise auf der „MS Europa“. Jede Kabine ist eine Suite mit getrenntem Wohn- und Schlafbereich. In der Bordküche zaubert Sternekoch Dieter Müller seine Menüs. Wenn Sie im Sommer zur „Big Europa“ reisen, können Sie in Warnemünde erleben, wie Europas Spitzenwinzer bei einer Sternfahrt mit ihren besten Tropfen aufwarten. Die werden nicht nur schnöde getrunken, sondern für einen wohltätigen Zweck versteigert. Es wäre allerdings unfair, Hapag-Lloyd mit luxuriösem Kreuzfahrt-Beiwerk gleichzusetzen. Schließlich gehören die noch kleinere „MS Bremen“ und die „MS Hanseatic“ zu den sportlichen Expeditionsschiffen, die noch Abenteuerfahrten durch menschenleere Regionen wie die Antarktis oder das Ochotskische Meer unternehmen. 13 Tage östliches Mittelmeer/Antike. Start in Piräus mit der „MS Europa“. Außensuite ab 5988 Euro pro Person 16 PERFEKT GEMANAGTE GIGANTEN fahren bevorzugt unter der Flagge der Royal Caribbean Cruises. Der norwegisch-amerikanische Anbieter lässt es gern krachen. Unter dem Motto „70 000 Tonnen Metall“ wurde gerade auf der „Majesty of the Seas“ eine Heavy-Metal-Kreuzfahrt durchgeführt. 40 Bands spielten auf, es ging laut und gemütlich zu. Flaggschiffe der Royal Caribbean sind die „Allure of the Seas“ und die „Oasis of the Seas“, mit 16 Decks und Platz für jeweils über 5000 Gäste die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Amerikaner schätzen das Giganteske, aber auch wirklich persönlichen Service. Der ist english spoken und gelingt: Ob am „Black Jack”-Tisch, in der Für das Italienische in Ihnen MSC: ein Schiff. Zwei Klassen WO SOPHIA LOREN SCHIFFE TAUFT und Seilbahn übers Atrium oder in der Stille der Bibliothek. Einen Vielfahrer-Tipp sollte man an Bord der Superschiffe beherzigen: Wer sich eine Kreuzfahrt gönnt, muss der Versuchung widerstehen, die preisgünstige Innenkabine zu buchen. Der Balkon mit privatem Blick aufs Meer verdoppelt den Genuss. Atrium-Balkone zum Schiffsinneren sind ein nett gemeinter, aber leider untauglicher Versuch. Eros Ramazzotti singt, darf man auf eine hohe Dosis Italien hoffen. Obwohl der Anbieter „MSC Cruises“ eigentlich in Genf sitzt. Was sich bei den Speisen positiv auswirkt, ist beim Dekor Geschmackssache: Abgetönte Spiegel, Bonbonfarben und viel Messing verströmen Edel-Eisdielen-Charme. Dazu passt die unerschütterliche Grandezza der Kellner. Die sprechen nicht immer Deutsch oder Englisch, können ihren Gästen aber dafür Wünsche von den Augen ablesen. Das Publikum ist international. Wenn die Route in Amsterdam beginnt, werden viele Niederländer an Bord sein. Auf den jüngeren Schiffen „Splendida“ und „Fantasia“ bietet MSC den „Yacht Club“ an: Dort genießen die Gäste in ihren Suiten einen umfänglichen Butler-Service. Die champagnergefüllte Minibar ist ebenso im Preis inbegriffen wie alle in der Luxusklasse konsumierten Getränke. Ein Check-in, eine Rezeption, die Lounge und ein Restaurant sind exklusiv zugänglich. Wer sich bei so vielen Extras langweilt, wechselt einfach das Deck und besucht die Standard-Klasse. Dort ist das Publikum im Durchschnitt zwar auch schon jenseits der 50, aber immer noch deutlich jünger. 7 Tage östliche Karibik. Juni 2011. Start in Fort Lauderdale mit der „Oasis of the Seas“. Balkonkabine ab 1076 Euro pro Person 7 Tage westliches Mittelmeer. Mai 2011. Start in Genua mit der „MSC Fantasia“. Standard-Balkonkabine ab 1269 Euro p. P. FOCUS 18/2011 ANZEIGE Katalogservice URLAUB. Kataloge bestellen! Wohin geht es in Ihrem nächsten Urlaub? Der FOCUS-Katalogservice bringt Ihnen viele Ideen und Angebote für den nächsten Urlaub nach Hause. Bestellen Sie die Kataloge telefonisch, per E-Mail oder auf www.focus.de/katalogservice Norwegen 2012 Die schönste Seereise der Welt mit bis zu 20 % Frühbucher-Bonus! Tel. 040 37693 – 456 ce.info@hurtigruten.com · www.hurtigruten.de Fotos: AFP, AP Abenteuer ohne Risiko Kreuzfahrtschiffe wie die „MS Bremen“ bieten Expeditionen durch Eismeere und Canyons. Je kleiner das Schiff, desto gehobener das Vergnügen könnten sie sich nicht halten.“ Ob ein Anbieter wie Aida gegenüber dem Flair eines Luxusschiffs nicht stark abfällt? „Nein“, sagt die Vielfahrerin ungerührt. „Auf der ,Queen Mary’ haben Sie zwar statt eines Musicals das Ballett der Royal Albert Hall an Bord. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Und jeden Abend können Sie das Gehopse auch nicht sehen.“ Der mitunter ruppige Stil an den Büfetts? „Das stört mich auch“, sagt sie. „Aber Sie würden sich wundern, wie viele Reiche ebenfalls nervtötende Angewohnheiten haben.“ Aida hat den deutschen Kreuzfahrtmarkt für die Masse geöffnet. Die Gäste auf den Schiffen sind jung, relativ gesehen. 42 im Durchschnitt. Auf der Jungfernfahrt, die außerhalb der Schulferien stattfindet, liegt es deutlich darüber. Das Altersargument ist wichtig für den Anbieter; noch gilt es, das Image der Seniorensause abzutragen. Preislich liegt man im unteren Mittelfeld. 185 Euro pro Person und Tag ließen sich die Deutschen im vergangenen Jahr eine Kreuzfahrt kosten. Dafür ist bei Aida schon regulär eine Außenkabine mit Balkon zu haben. Organisierte Landausflüge gehen, wie bei allen Anbietern, extra. In den Häfen können FOCUS 18/2011 die Gäste zwischen bis zu zwölf Programmen wählen. „Schnuppergolfen“ in Oslo etwa. Oder Kopenhagen mit Fahrrädern erkunden. Das Monet-Haus in der Normandie steht von Le Havre aus zur Wahl, ein Besuch auf Leeds Castle ist möglich, wenn das Schiff in Dover festmacht. Wer sich antizyklisch verhält und einen Landtag an Bord verbringt, kann wirklichen Luxus genießen: Die Saunalandschaft hoch oben auf Deck zwölf ist dann fast menschenleer und bietet mit ihren Panoramafenstern atemberaubende Blicke auf die City. „Schiffsreisen verströmen noch immer den Duft großen Abenteuers, auch wenn sie hochgradig organisiert und nahezu risikolos geworden sind“, sagt der Schweizer Reisephilosoph Alain de Botton. Wahrscheinlich ist es das. Das Gefühl von Verwegenheit, das so laut, fröhlich und draufgängerisch macht. Um 24 Uhr geht es in der Bordbar richtig los. Es gibt keinen Dress-Code und kein Mitternachtsbüfett. Die Passagiere machen nicht den Eindruck, dass sie irgendetwas vermissen. ■ ELLEN DANIEL Lebe deinen Traum! Abenteuerlust? Dann gehen Sie mit anderen netten Leuten auf Entdeckungstour: nach Afrika, Asien und Amerika. Zu Preisen, die Ihre Träume wahr werden lassen! Kleine Gruppe. Anders. Günstig. KATALOGE? Tel. 0221 969004 – 0 www.world-insight.de Jedem seine MITTSOMMERnacht! Erleben Sie Finnland. Ein Haus am See, Ihr eigenes Ruderboot und Sauna. Neu: Kanu- und Fahrradtouren, Bärenbeobachtung und Kulturhauptstadt Turku 2011! Tel. 05135 929030 · info@fintouring.de www.fintouring.de REISE SPEZIAL Horst Günther Kopf-Reisen Die Fantasie bewegen Daheim im Liegestuhl. Und doch ganz weit weg. FOCUS empfiehlt neue Bücher, die von der Lust (und Last) des Unterwegsseins erzählen MUSS MAN WIRKLICH LOS? Sich Cees Nooteboom Entdeckung der Langsamkeit Fragen an die Welt ER ZÄHLT SCHAFE in Neusee- land, macht den Elefanten-Führerschein in Thailand, diskutiert mit dem Generalsekretär des bolivianischen Präsidenten über die Chancen des Sozialismus und schwule Hähnchen. Der Reporter Dennis Gastmann ist unermüdlich auf allen fünf Kontinenten unterwegs, um die letzten Rätsel der Menschheit zu klären. Sind alle Latinos Machos? Was ist der amerikanische Traum? Kommen Adam und Eva aus Afrika? Und wie schön ist Panama wirklich? Es sind Fragen, die ihm die Zuschauer seiner NDR-Sendung „Weltbilder“ mit auf den Weg gegeben haben. Gastmann ruht nicht, bis er endgültige Antworten gefunden hat. Seine skurrilsten Abenteuer auf diesen ausgedehnten Recherche-Reisen schildert er jetzt im Buch „Mit 80 000 Fragen um die Welt“. Es sind dras18 tische, komische, mitunter gefährliche, aber durchweg überraschende Begegnungen. Sie zeigen, dass das Wissen über diese Welt in anderen Kulturen ein anderes ist. Die Sorgen jub sind aber ganz ähnlich. Dennis Gastmann, „Mit 80 000 Fragen um die Welt“, Rowohlt Berlin, 318 Seiten, 16,95 Euro Horst Günther, „Hinaus, ins Freie. Von der Lust, mit Büchern zu reisen“, Corso, 70 Seiten, 18,90 Euro Cees Nooteboom, „Schiffstagebuch. Ein Buch von fernen Reisen“, Suhrkamp, 285 Seiten, 19,90 Euro Philipp Tingler Matthias Politycki Etikette für unterwegs Expedition ins Bier-Reich GUT, ES GIBT PRIVATJETS. Deren EINE SCHRECKENSTOUR hat sich Besitzer brauchen dieses Buch nicht. Für alle anderen, die in Gesellschaft fremder Menschen per Flugzeug, Bahn, Bus oder Schiff verreisen, ist es unverzichtbar: ein Benimmhandbuch für unterwegs, schwungvoll und witzig geschrieben. Der Journalist Philipp Tingler erklärt, wie man mit Stil die Kontinente wechselt, ohne sich dabei den üblichen wsk Reiseärger einzuhandeln. Matthias Politycki zugemutet. Im Londoner East End trank er sich durch die ganze Bandbreite britischer Biersorten. Sie tragen Namen wie „Dog’s Bollocks“ (Hundehoden) oder „Skunk“ (Stinktier) und schmecken größtenteils nach ausgewrungenem Feudel. Doch der Ethnologe gastronomischer Besonderheiten will die Erfahrung nicht missen: der skurrijub len Begegnungen wegen. Philipp Tingler, „Leichter Reisen“, Kein & Aber, 240 Seiten, 16,90 Euro Matthias Politycki, „London für Helden“, Hoffmann und Campe, 96 Seiten, 18 Euro FOCUS 18/2011 Fotos: M. Ley/FOCUS-Magazin, laif (2), action press, Ag. Focus Dennis Gastmann WER PER SCHIFF REIST, reist anders. Das gemächliche Tempo, die scheinbare Ereignislosigkeit überträgt sich auf den Reisenden – und schärft die Sinne. Der Niederländer Nooteboom ist mit der „MS Deutschland“ in Südamerika unterwegs, fährt die Küste Afrikas entlang, erkundet die nördlichste und südlichste Stadt der Welt. Es sind „ferne Reisen“, auf denen dieser große Erzähler sich jub selbst findet. physisch bewegen? Oder reicht es nicht, einen guten Wein zu öffnen, ein Buch aufzuschlagen und nur die Gedanken schweifen zu lassen? Der Philosoph Horst Günther erzählt von Reisefantasien, die immerhin den Vorteil hätten, dass man sich die Unbilden des realen Unterwegsseins erspare. Am Ende aber geht auch ihm nichts über die tatsächliche jub Erfahrung der Fremde. New York Chiemsee Ich liebe diese ewig pulsierende Stadt. Nachts durch die Straßen zu schlendern inspiriert mich immer. Dazu höre ich am liebsten den Soundtrack zu „Cruising“ mit Al Pacino. Der Film spielt im New Yorker Schlachthofviertel, in der Gay-Scene bei Nacht und im Central Park. Eine Radrundfahrt von 80 Kilometern über Stock und Stein, vorbei am Alpenpanorama. Auf dem Gepäckträger die Badesachen für die Abkühlung unterwegs. Zwischenstopp im Biergarten und abends in der Sauna relaxen. Auf dem Velo höre ich „Computerwelt“ von Kraftwerk. Innsbruck Miami Beach Kuren und relaxen, umgeben von Bergen und Tälern so weit das Auge reicht. Für mich ist das der größte Luxus, um meine leeren Batterien aufzuladen. Dazu will ich einen beruhigenden entspannten Sound. Ich empfehle „Colossal Youth“ der Young Marble Giants. Ein Tag am perfekten Strand. Man sieht dort Sonnenanbeter und Fitnessfreaks, Jung und Alt vereint beim Sur fen, Jetskifahren, Joggen oder einfach beim Lesen und Nichtstun. Dazu passt jedes Album der Ramones. Die Jungs machen Sur f-Sound, der nie unzeitmäßig wird. Urlaub für die Ohren DJ Hell, Top-Plattenaufleger in Deutschland, gibt persönliche Tipps für den perfekten Reise-Sound. Gerade erschien sein Album „Coming Home“, ein Mix aus 30 Jahren deutscher Musik. Perfekt für die Sommerfrische an Ostsee-Stränden FOCUS 18/2011 19 REISE SPEZIAL Ein Ende der Welt Viele Möglichkeiten, sich entscheiden zu müssen, gibt es hier nicht. Ideal für diejenigen, die absolute Ruhe suchen 20 Split K ROAT IE N Tief im Südwesten Palagruža liegt 126 Kilometer vor der kroatischen Hafenstadt Split. In Küstennähe bewohnbar ist auch der Edel-Leuchtturm Grebeni Grebeni Dubrovnik Palagruža Palagruža ITALIE N 100 km Mala Palagrua Einsamer geht’s kaum M anchmal hört und sieht man nur, was man hören und sehen will. Oder muss. Schon auf dem Schiff, weit hinter der Küste Kroatiens. Plötzlich liegt sie vor uns, die herbeigesehnte Insel, klar und deutlich. Ist das schon Palagruža? Oder etwa eine Fata Morgana? „Who knows“, sagt der Skipper Milan und dreht sich lächelnd zurück in den Wind. Die Insel am Horizont, nach wenigen Minuten ist sie wieder verschwunden. Aber das Rätsel bleibt. Am Tag nach der Ankunft auf Palagruža ist es bei den ersten Erkundungsspaziergängen nicht anders. Da! Stimmen! Menschen, die sich unterhalten. Was doch irgendwie nicht sein kann. Die Leuchtturmwärter sind beim Fischen, und ich – bin ganz FOCUS 18/2011 und gar allein hier. Die Stimmen sind die Rufe der Möwen, die kreisen, wo ich bin. Es sind laute, klangvolle Rufe. Und dann diese Autogeräusche, auf dem gepflasterten Plateau zwischen Leuchtturm und Strand, auf dem ein kleiner Schuppen steht und eine verfallene Kapelle, die an einen früheren hohen Besuch erinnert. Ein gewisser Papst Alexander III. soll auf der unbewohnten kleineren Nachbarinsel im März 1177 zu Mittag gegessen haben. Er war mit seinen Galeeren gerade auf der Durchreise. Auf diesem fast päpstlichen Feld also nähern und entfernen sich Autos, obwohl es keine Autos gibt. Einen langen Tag klingen all diese Zivilisationsgeräusche nach. Bis Ruhe ist, endlich Ruhe. 21 Foto: S. Ruzas/FOCUS-Magazin Sie ist 1400 Meter lang, 300 Meter breit und 90 Meter hoch: Die kroatische Leuchtturminsel Palagruža ist ein echtes Hideaway in der Mitte des Adriatischen Meeres REISE SPEZIAL Palagruža, der westlichste Außenposten Kroatiens. Ein grün-karger Felsen mit Leuchtturm. 1400 Meter lang, 300 Meter breit und 90 Meter hoch. Ein mythischer Buckel auf hoher See, 126 Kilometer entfernt von der kroatischen Küstenstadt Split, aber nur rund 50 Kilometer von der trotzdem unerreichbar scheinenden Küste Italiens, der Halbinsel Monte Gargano, bekannt als Sporn des italienischen Stiefels. Nachts schimmert er silbern, der Sporn. Straßenlaternen. Eine abrupte Begegnung mit der Einsamkeit ist Palagruža. Es ist keine Einsamkeit, die man ahnt, so wie eigentlich sonst immer. Man weiß sie, man spürt sie. Es ist Enge und Weite in einem. Und dazu Stille. Was ungemein erholsam wirkt. Auf Palagruža leben: zwei Leuchtturmwärter, die Vojislav Sajin und Kresimir Tomsic heißen. Ein einäugiger Esel namens Mercedes. Etliche Katzen, die sich vorzugsweise von Hummerresten ernähren. Vier Hühner, die Besucher beim Spaziergang zuweilen fast hundegleich begleiten. Dazu Möwen, Eidechsen und ein paar kleine schwarze Schlangen, die schüchtern und ungiftig sind. Es ist ein Hideaway mitten im Mittelmeer, ein abenteuerliches Urlaubsziel für Menschen, die für eine Weile keine Stimmen mehr hören wollen, keine Autos und das Handy nur manchmal. Die nicht unterwegs sein wollen, weil sie hier schlicht nicht unterwegs sein können. Ein Ziel für diejenigen, die mal Robinson Crusoe sein wollen, aber mit Gasherd, Fernseher und Kühlschrank. Im Leuchtturm gibt es zwei Apartments, die vermietet werden. Schlicht möbliert, mit kahlen Wänden. Das, was man gern „zweckmäßig“ nennt. Fluchtwelt Die Leuchtturminsel im Adriatischen Meer ist ein Refugium für Urlauber und Wärter. Es gibt nur zwei Wege und zwei Buchten: Von einer starten Voijo und Kreso gern zum Fischen Palagruža Fläche 0,286 km² Länge 1,4 km Breite 0,3 km Küstenlänge 3,68 km Land Kroatien 22 FOCUS 18/2011 Fotos: S. Ruzas/FOCUS-Magazin (2), Mauritius In der Regel geht es einmal pro Woche mit einem rasanten Gleitboot von dem AdriaEiland Korcula Richtung Palagruža. Abfahrt: 6.30 Uhr morgens. Zwei bis drei Stunden dauert der Transfer, ausgeschifft wird mit einem kleinen Beiboot. Vorausgesetzt natürlich, das Meer lässt derlei überhaupt zu. Dann jedenfalls hilft auch einer der Leuchtturmwärter beim Verfrachten des Gepäcks und der Lebensmittel – für die man allerdings auch selber zu sorgen hat – in eine moderne Seilbahn, die eine Lastgondel über mehr als 120 Meter direkt zum Leuchtturm führt. Mit etwas Glück laden „Voijo“ und „Kreso“, wie sich die beiden Leuchtfeuermänner nennen, schon am ersten Tag zu einem Mahl. Beide, die gemeinsam in einem dritten Apartment im ersten Stock des Turms wohnen, kochen gern, und sie kochen exzellent. Hühnersuppe zum Beispiel, gesottenes Rindfleisch mit Kartoffeln oder Fischeintopf. Vor allem aber Hummer. Die Fischgründe rund um die Insel zählen zu den ertragreichsten im Adriatischen Meer. Und Hummer schmeckt tatsächlich aus einem Topf, in dem schon Nudeln garen, Tomaten, Gewürze und ein, zwei Löffel Honig. Die hauchzarten Crêpes zum Dessert, auch die von erstaunlicher Güte, bereitet Kreso nur nach hartnäckigem Bitten zu. Nach den diversen Schnäpsen natürlich, die mit Inselkräutern angesetzt werden. Jeweils einen Monat dauert ihre Leuchtturmschicht, bevor es für einen Monat zurück auf die Heimatinsel Korcula geht. Zu den Freundinnen und Kindern. In dieser Zeit übernimmt dann ein anderes Doppel. Der 48-Jährige Voijo lebt diesen Rhythmus nun schon seit zwölf Jahren, sein 27-jähriger Kollege ist seit zweieinhalb Jahren im Amt. „Es ist der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann“, ruft Voijo eines Morgens aus einem der Fenster hinunter. Warum das so ist, schickt er gleich hinterher: „Viele Leute, viele Probleme. Wenig Leute, wenig Probleme.“ Gesehen hat er eh genug. Als Seemann ist er früher über die Weltmeere geschippert. Nur Alaska, Kanada und Neuseeland kennt er nicht, dafür aber die besonders schönen Frauen in Brasilien und Südkorea. Einer seiner Vorgänger hat mal gesagt: „Es gibt nur drei Typen, die diesen Job hier machen können: Abenteurer, Existenzialisten und Verrückte.“ In Deutschland wurden sie schon längst durch moderne Technik ersetzt. Leuchtturm. Das ist gar nicht so viel Licht, aber umso mehr Wetter. Ab fünf Uhr morgens melden die beiden Wärter aus ihrem Büro im 3-Stunden-Takt den Meteorologen FOCUS 18/2011 Karibik p.P. ab € 499,* BIS 18 JAHRE 10-Tage-Kreuzfahrt – Dezember 2011 bis März 2012 Faszination Karibik - azurblaues Wasser, feinster Sandstrand und sich im sanften Wind wiegende Palmen – entdecken Sie mit unseren 10-tägigen Kreuzfahrten das einzigartige Inselparadies mit seiner kulturellen Vielfalt und atemberaubenden Natur. Nach einem spannenden Tag an Land, tauchen Sie an Bord der Costa Atlantica in die magische Urlaubswelt von Costa Kreuzfahrten ein. Genießen Sie großzügige Wohlfühlkabinen, 16 Bars und Restaurants mit einer Gastronomie, die alle Sinne verwöhnt, eine weitläufige Spa-Landschaft und glamouröse Abendshows. Sind Sie bereit für Ihre Traumkreuzfahrt? Buchen Sie jetzt die besten Kabinen. Buchung und Beratung im Reisebüro. www.costakreuzfahrten.de * Zzgl. Serviceentgelt in Höhe von USD 11,- pro Erw./ ohne Servicebeanstandung an Bord verbrachter Nacht. Für Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahre wird 50 % des Serviceentgelts erhoben. Für Kinder unter 14 Jahre wird diese Gebühr nicht berechnet. Das Angebot „Kids & Teens gratis“ ist für bis zu 2 Kinder bis einschl. 18 Jahre in einer Kabine mit 2 Erwachsenen gültig. Weitere Informationen im Costa Katalog 2012. Kurz vor Dubrovnik Der gerade erst renovierte Leuchtturm Grebeni ist eine Depedance des Luxushotels „Dubrovnik Palace“. Das 118-Quadratmeter-Apartment bietet einigen Komfort Mal mit Weitblick wohnen G rebeni ist die Premiere. Das Inselchen mit dem Leuchtturm, 300 Meter vor der Küste Dubrovniks, wurde verpachtet – an den Hotelbetreiber Adriatic Luxury Hotels, der unter anderem das „Dubrovnik Palace“ betreibt. Und der hat den unter Denkmalschutz stehenden Turm aus dem Jahr 1872 im vergangenen Jahr renoviert und vermietet ihn nun. Preis pro Tag: ab 350 Euro aufwärts. Aber ohne Transferkosten. Dafür gibt es aber auch einigen Komfort: ein 118 Quadratmeter großes Apartment mit vier Schlafzimmern für maximal sieben Personen. Dazu ein hauseigener Brunnen, vier insgesamt 324 Quadratmeter große Sonnenterrassen – mit Schirmen und Liegen ausgestattet – sowie freien Zugang zum Leuchtturm. Gegen Aufpreis besteht die Möglichkeit, sich mit einem Luxusboot zur 2,5 Kilometer entfernten Altstadt von Dubrovnik fahren zu lassen. Butler und Köche stehen bei Bedarf ebenso zur Verfügung wie der Express-Service des Hotels. 24 So also könnte es weitergehen, mit den 48 Leuchttürmen an der kroatischen Adriaküste. Betreiber der Türme ist eine Firma namens Plovput, die auch für sämtliche Seewege des Landes zuständig ist. Mit Hilfe von Pachtverträgen will sie möglichst schnell möglichst viele der teils noch baufälligen Leuchttürme renovieren und für Urlauber attraktiv und bewohnbar machen. Zurzeit bieten zwölf der Türme Übernachtungsmöglichkeiten mit insgesamt 21 Ferienwohnungen – darunter auch die von allem weit entfernte Insel Palagruža. Künftig sollen es dann schon 27 Türme sein, berichtet Mirna Bender von der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Frankfurt/Main. Anbieter im Internet ist unter anderem lighthouses-croatia.com. Noch ist die abenteuerliche Übernachtung auf See bezahlbar: Das Apartment auf Palagruža zum Beispiel kostet pro Tag ab rund 50 Euro. Allerdings geht, je nach Entfernung, der Transfer ins Geld. Nach Palagruža sind es 700 Euro. ■ in Split per sturmfesten Telefon in langen Zahlenchiffren Windstärke, Temperatur, Luftdruck, Seegang und die Form der Wolken. Fotografierte Wolkenbeispiele liegen auf ihren Schreibtischen in Massen unter Glas. Gleich vier Namen haben die Winde, die die See rund um den sicheren Felsen teils zum Furor machen können. Ihre Namen können die Wärter aufsagen wie die Spieler ihrer Lieblingsfußballmannschaft: Jugo, Maestral, Bora, Tramontana. Das sind sie, und jeder von ihnen ist anders. Manchmal aber, da ist es einfach nur windstill. Morgens etwa, wenn die Sonne durch die grünen Holzläden blitzt und die Möwen rufen, wie Möwen so rufen. Ganz anders als Menschen eben. Wenn man dann wenig später mit einer Tasse Kaffee in der Hand aus dem Fenster schaut, 90 Meter in die Tiefe. Dorthin, wo das Meer die Farbe des Himmels hat. Wenn man schaut und steht und steht und schaut, wie lange es denn wohl dauern möge, bis eine Möwe zu einem erneuten Flügelschlag ansetzt. Und darüber nachdenkt, warum die vielen, vielen Tiere eigentlich nie zusammenstoßen in ihrem Flugverkehr ohne Lotsen, Leuchten, Regeln. „Palagruža ist Medizin“, hatte Kreso bei einer Zigarette am Abend zuvor gesagt. Die Dosis der Medizin ist überschaubar: Von dem festungsartigen Leuchtturm führt ein Trampelpfad in Serpentinen hinab bis zu einer Weggabelung. Es ist die einzige auf der ganzen Insel. Links geht es durch Oleander und Kapernbüsche in zehn Minuten hinab zu einer winzigen kleinen Badebucht, die sich Gästen vor allem für den Nachmittag empfiehlt. Expeditionen abseits der Wege sollten übrigens nur in langen Hosen gemacht werden, weil Berührungen mit der Inselflora bemerkenswerte phototoxische Reaktionen hervorrufen können. Geradeaus führt ein Pfad über den Inselrücken vorbei an den Resten der Kapelle rechts hinunter zu der zweiten, größeren Bucht, die manche für eine der schönsten Kiesbuchten der Adria halten. Hier gehen die Beiboote an Land. Hier ankern im Sommer manche Segel- und Motorboote. Hier legen die Leuchtturmwärter zum Fischfang ab. Hier zerbarst ein immerhin mehr als 30 Meter langer Kutter im vergangenen Winter in tobenden Wellen, was einer der Leuchtturmwärter sogar mit seiner Handy-Kamera filmen konnte. Der skelettierte Rumpf des Schiffs dient nun als Tauchobjekt. FOCUS 18/2011 Foto: S. Ruzas/FOCUS-Magazin REISE SPEZIAL »Nur Abenteurer, Existenzialisten und Verrückte machen das« Eine Insel, zwei Wege, zwei Buchten. Palagruža macht langsam. Zumindest diejenigen, die sich darauf einlassen wollen. Urlauber – sie kommen aus ganz Europa, und manchmal sind es komplette Familien – bleiben meistens eine Woche, mehr nicht. Und manche von ihnen nähern sich der Welt im Wasser auch einfach durch die Luft. Schließlich gibt es ja unterhalb des Turms sogar einen Hubschrauberlandeplatz. Menschliches Leben jedenfalls zieht Palagruža offenbar schon seit Jahrtausenden an. Archäologen schätzen, dass die Insel vor rund 8000 Jahren von Menschen entdeckt wurde. Sie fanden auch Keramikfragmente, die aus Athen stammen. Immerhin soll der Sage nach sogar Diomedes hier begraben worden sein, der griechische Held, der gemeinsam mit Odysseus im Trojanischen Krieg gekämpft hat. PERFECT MOMENT Diejenigen aber, die heute da sind, zieht es am Abend, wenn die Sonne glühend den Horizont berührt, gern für eine lange Weile mit einem Glas Wein zum Licht und zur Lampe. Den schon 1875 erbauten Leuchtturm hinauf, der daran erinnert, dass Österreich mal eine Marine hatte. Immerhin 48 dieser Türme wurden damals in der östlichen Adria, zu k. u. k. Zeiten, mit französischer Technik gebaut. Viele von ihnen funktionieren mit den Gerätschaften von damals. Bis auf einige Neuerungen vielleicht. Es sind Solarsensoren, die die Lampe entfachen. Die wiederum dreht sich Tag und Nacht metallisch-sirrend mit Hilfe einer simplen Autobatterie. Und es ist nur eine 60-Watt-Glühbirne, deren Schein – von dickem, speziell geschliffenen Kristallglas hundertfach verstärkt – Luxusdampfern und Supertankern Orientierung gibt. Aber sie leuchtet bis nach Italien. ■ STEFAN RUZAS PERFECT TOOL Ein warmer Sommerabend in geselliger Runde. Würziges Grillaroma liegt in der Luft und steigert die Vorfreude auf perfekt gegrillte Steaks, Shrimpspieße und andere Leckereien. Mit den einzigartigen Grills und dem vielfältigen Zubehör von Weber® genießen Sie und Ihre Gäste das perfekte Grillvergnügen für Gourmets – auf höchstem Niveau und mit Gelinggarantie. Schöner kann Genießen gar nicht sein. PERFEKTGRILLEN.DE DER GRILL. DAS ORIGINAL. REISE SPEZIAL Aber bitte mit Blumen! Sie haben sich ein sündteures Hotel gegönnt und langweilen sich am Pool? Überprüfen Sie doch einmal, ob Ihre Unterkunft den 5-Sterne-Service-Check bestehen würde, wie ihn zum Beispiel die „Leading Hotels of the World“ mit verdeckten Testern machen. Aber Vorsicht: Von vier Antworten sind jeweils zwei frei erfunden c) Der Service faltet die Servietten auf und reicht sie dem Gast. d) Der Service bringt immer eine Karaffe Wasser. ⯢ Cheers! Beim Aperitif und bei Getränkebestellungen 5-Sterne-Haus inakzeptabel? a) Beim Reservieren muss der Gast das Telefon mehr als dreimal läuten lassen, bevor jemand abhebt. b) Der Gast muss Blickkontakt zum Personal suchen, bevor das Personal ihn willkommen heißt. c) Der Empfangschef trägt keinen dunklen Anzug. d) Die Garderobe ist schlecht ausgeleuchtet, sodass man seine Kleidung später nur mühsam wiederfindet. ⯡ Welches Entree am Tisch? a) Längstens eine Minute dar f der Gast sitzen, bevor er begrüßt und nach seinen Wünschen gefragt wird. b) Der Service erkundigt sich nach dem persönlichen Befinden des Gastes. a) dass regional unbekannte Speisen auf einem Kärtchen bezeichnet und gegebenenfalls erklärt werden; b) dass mindestens eine Speise Edelfisch oder Krustentiere wie Hummer oder Languste enthält; c) dass Speisen, die nicht jeder essen dar f oder verträgt, weil sie zum Beispiel Alkohol oder Allergene enthalten, gekennzeichnet werden; d) dass Servierplatten frisch belegt werden, sobald sie halb leer sind. Richtige Antwor ten: 1 a, b; 2 a, c; 3 b, c; 4 a, c; 5 b, d; 6 a, b; 7 a, b; 8 b, c 26 ⯣ Am Büfett. Ein sehr gutes Restaurant erkenne ich daran, FOCUS 18/2011 Foto: Inter foto ⯠ Essen im Hotel-Restaurant: Was ist in einem kann ich erwarten, a) dass mir die Drink-Spezialität des Hauses angeboten und gegebenenfalls erklärt wird; b) dass alle Getränke spätestens fünf Minuten nach der Bestellung serviert werden. Ausnahme: Pils; c) dass Weinflaschen am Tisch geöffnet und in Sichtweite des Gastes gekühlt werden; d) dass zu Alkoholika „on the rocks“ zusätzlich Eis separat gereicht wird. . o f n i s r h e k r e V 100% aktuelle * iE n Leben lang! ⯤ Nach dem Essen: Ein Gast verlangt Heu-Tee, den man im Haus nicht serviert. Eine Top-Bedienung würde niemals . . . a) . . . nachfragen, ob sie die Bestellung richtig verstanden hat; b) . . . eine Nachfrage einfach mit nein beantworten. Stattdessen bietet er Alternativen an. Etwa: „Wir haben Hibiskusblüten-, Zitronenmelisse- und Salbeitee.“ c) . . . sich erklären lassen, wie und wo man dergleichen trinkt; d) . . . versäumen, etwas Drittes anzubieten. Zum Beispiel Espresso oder einen Digestiv. ⯥ Himmlisch! Nach dem Essen in die Kissen sinken. Auf dem Zimmer kann der Gast erwarten, a) einen Fernseher vorzufinden, auch wenn der Rest im Stil Louis XIV eingerichtet ist. Mindestbildschirmgröße: 28 Zoll; b) dass ihm der Service unaufgefordert erklärt, wie die Klimaanlage funktioniert und wo sich Minibar und Zimmersafe befinden; c) dass die Übergardinen auch bei Tag ein vollständiges Abdunkeln des Zimmers ermöglichen; d) dass die Wände mit mindestens einem ansprechend gerahmten Bild geschmückt sind. vteq Traffic , a N it m * e m i t e f n üvi 3 790LMTotoRLieal 3D- Kreuzungsansicht n üMaps und Ph TM ® TM nüvi® 3790LMT | mit Navteq Traffic Premium Verkehrsinformationen Sparen Sie Nerven und Sprit mit Premium ⯦ Standard im Bad: Bademantel, Pantoffeln und exklusive Produkte zur Körperpflege. Als Tüpfelchen auf dem i . . . a) . . . eine Chromablage, mit deren Hilfe der Gast in der Wanne ein Buch schmökern oder noch ein Glas trinken kann; b) . . . Blumenschmuck. Egal, ob echt oder aus Seide; c) . . . einen Lockenstab oder entsprechenden Föhnaufsatz für die Damen; d) . . . einen Duschvorhang, der auch nass nicht durchsichtig wird. Verkehrsinformationen von Navteq Traffic™ – beim Kauf eines nüvi® 3790LMT ein Leben lang* inklusive! Mit aktuellsten Verkehrsdaten aus einer Vielzahl von Quellen umfahren Sie Staus jetzt effektiver. nüvi® 3790LMT zusätzlich mit lebenslangen* Kartenupdates und PhotoReal™ 3D-Kreuzungsansicht. Jetzt im Handel oder unter www.garmin.de ⯧ Was gehört außerdem unbedingt zur Zimmerausstattung? a) b) c) d) ein Wasserkocher ein Bügelbrett ein mindestens schulterbreiter Garderobenspiegel eine Bibel ■ ELLEN DANIEL FOCUS 18/2011 * Berechtigt den Nutzer zu jährlich bis zu vier Updates des Kartenmaterials und den Empfang von Verkehrsinformationen, solange er sein Navigationsgerät in Gebrauch hat oder Garmin Kartenupdates für dieses Datenformat anbietet, bzw. die Partner von Garmin Verkehrsinformationen anbieten, je nach dem was zuerst eintritt,27 längstens jedoch für die Dauer von dreißig Jahren. Das Recht ist weder auf eine andere Person noch auf ein anderes Garmin Produkt übertragbar. Beachten Sie bitte die vollständigen Nutzungsbedingungen unter www.garmin.de REISE SPEZIAL Der Traum von Timbuktu Ein Sammelbildchen mit Kamel, Beduine und der Aufschrift „52 Tage bis Timbuktu“ hat Wolfgang Stoephasius als Schüler sehr beeindruckt. 2001 erfüllt er sich diesen Reisetraum Der Ländersammler Afghanistan, Sudan, Tibet: Wolfgang Stoephasius sammelt Einreisestempel wie andere Leute Facebook-Freunde. Der Münchner gilt als deutscher Rekordhalter im Vielreisen A fghanistan ist das letzte Land auf der langen Liste des Wolfgang Stoephasius. Ende vorigen Jahres hat er die Städte Masar-i-Scharif und Balch im Norden besucht und damit sein ganz persönliches Ziel erreicht: Er hat alle 192 Länder bereist, die von den Vereinten Nationen offiziell anerkannt werden. „Schon schön“, sagt der Münchner. „Aber ich sammle nicht nur, ich reise auch gern.“ Stoephasius ist ein Ländersammler. Auch das ist ein Hobby. Auf der internationalen Weltreisenden-Website „Most Traveled People“ steht der 69-Jährige auf Platz Nummer zwölf von derzeit 91 Extrem-Travelern. Die zählen für ihr Ranking nicht nur Länder, sondern auch Regionen, autonome Territorien, Inseln und Provinzen. Insgesamt sind es 28 873 Destinationen. Stoephasius hat davon 664 bereist. Damit gilt er als der am weitesten gereiste Deutsche. Auf den vorderen Plätzen des Traveler-Rankings versammeln sich vor allem amerikanische Millionäre, die mit Hubschraubern und Privatjets unterwegs sind. „Was die machen, ist zum Teil ganz schön albern“, meint der deutsche Meister in der Disziplin Vielreisen. „Die landen mit dem gecharterten Flugzeug kurz in der Antarktis, machen ein Foto und haken das Ziel ab.“ Darum geht es ihm nicht. Stolz auf seinen zwölften Platz ist er dennoch. Stoephasius ist pensionierter Kriminalbeamter, er wohnt mit seiner Frau Renate in einer 3-Zimmer-Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing. Ein Auto besitzt er nicht, dafür elf zugestempelte Reisepässe und Wände voller Fotos: Stoephasius im pakistanischen Peschawar mit einem Paschtunenprinzen. Auf dem Bounty-Meuterer-Eiland Pitcairn mit der Inselpolizistin. Zwischen zwei lachenden Mädchen an der tibetisch-nepalesischen Grenze. „Ich lerne gern Menschen kennen“, sagt er. „Die Sehenswürdigkeiten vergisst man ja doch schnell.“ Das blaue Grabmal des Kalifen Ali, das er vom Balkon des „Barat-Hotels“ in Masar-i-Scharif aus sehen konnte, hat ihn aber doch beeindruckt. Das sei eine der schönsten Moscheen der Welt – der Mann muss es wissen. Meist ist er mit Ehefrau Renate unterwegs, nur die gefährlichen Gegenden bereist er allein. Den Sudan zum Beispiel, Äquatorialguinea, Nairobi oder Caracas, zuletzt Afghanistan. Dann steckt ein kleiner SchutzFOCUS 18/2011 engel aus Porzellan im Trolley-Koffer und ein Liebesbrief. Passiert ist bislang nichts, obwohl – oder vielleicht gerade weil – Stoephasius mit kleinem Budget jenseits der Touristenpfade unterwegs ist. „Ich fahre öffentlich und schlafe in Hotels, in denen auch Einheimische sind.“ Zweimal wurde ihm in Südamerika die Kamera gestohlen. Aber was treibt ihn fort? „Ja mei“, sagt er. „Die Welt ist halt überall so schön.“ Zu seiner ersten Reise brach Stoephasius 1947 auf – als Fünfjähriger im schlesischen Landeshut. Er wollte seinen Vater in englischer Kriegsgefangenschaft besuchen. Am Bahnhof fing die besorgte Mutter den Ausreißer wieder ein. Als Schüler trampte er dann von Passau an den Chiemsee, als Azubi kreuz und quer durch Deutschland. Später kaufte er sich einen alten R4 und bereiste mit seiner Familie Europa. Dank vieler Überstunden und wohlmeinender Mitarbeiter, die ihm lange Urlaube ermöglichten, blieb auch als Hauptkommissar noch Zeit für das aufwendige Hobby. Zum Dank organisierte er Gruppenreisen für die Kollegen. Seit seiner Pensionierung ist Stoephasius bis zu zehn Monate im Jahr unterwegs, seine Trips dauern zwischen zwei Wochen und knapp fünf Monaten. Sein liebster Ort? „München. Reisende brauchen eine Heimat.“ Denn ohne Wurzeln sind Erfahrungen nichts wert. Man braucht einen Ort, an dem man die Fotos aufhängen und die Andenken drapieren kann. Und Menschen, denen man seine Geschichten erzählen kann. Darüber, wie schön Zentralasien ist 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetherrschaft. Wie schnell ein paar Worte in der jeweiligen Landessprache Türen öffnen. Und wann ein Bilderwörterbuch weiterhilft. Warum es einfach zu gefährlich ist, über Land nach Kabul zu fahren, auch wenn die Afghanen „so nette Leute sind“. Wie schwierig es ist, einen Leopard zu beobachten. Wie Hammelhoden schmecken. Nämlich total bitter. „Da sind mir Heuschrecken lieber“, erzählt der Münchner. Und als Nächstes? New York, zum zehnten Mal. Natürlich nicht Manhattan, viel zu teuer. In Queens kosten die Hotelzimmer nur 80 Dollar, und die Subway braucht gerade mal 20 Minuten bis zum Times Square. Danach eine Woche Bermudas – da war ■ er noch nicht. Giro plus Kreditkarte Jetzt kostenlose VISA Card sichern. sichern * Inklusive kostenloser* Postbank VISA Card Postbank Giro plus, das kostenlose Girokonto * Mit meiner Kreditkarte bin ich überall zu Hause. · · · · www.postbank.de 01803 2881 (9 Cent/Min.)** Postbank Finanzcenter Postbank Finanzberatung, gerne auch bei Ihnen zu Hause BARBARA JUNG FOCUS 18/2011 * Postbank Giro plus kostenlos für alle Privatkunden mit monatl. bargeldlosem Geldeingang ab 1.000 €, sonst 5,90 € pro Monat. Inklusive dauerhaft kostenloser Postbank VISA Card für Giro-Neukunden bei Abschluss bis 30.06.2011 (Bonität vorausgesetzt); kein Jahresentgelt, solange das Girokonto besteht. ** 9 Cent/Minute aus dem dt. Festnetz; Mobilfunktarif maximal 42 Cent/Minute. REISE SPEZIAL »Mubarak war ein Gauner« Der ägyptische Investor Samih Sawiris ist ein Spezialist für Riesen-Resorts. Das bekannteste ist „El Gouna“ am Roten Meer, aber nun baut er in den Schweizer Bergen Sind Sie ein Mann fürs Große, Herr Sawiris? Mein Geschäft bedingt die Größe, ich suche sie nicht. Sie bauen Städte für Touristen. „El Gouna“ am Roten Meer in Ägypten umfasst 36,8 Millionen Quadratmeter, Ihr neuestes Projekt im schweizerischen Andermatt 1,44 Millionen Quadratmeter. Kleiner geht es nicht? Alles, was in der Schweiz stattfindet, ist zehnmal teurer als in Ägypten, also haben wir die kritische Masse da schon erreicht. Das Land in „El Gouna“ haben wir erst in 50, 60 Jahren überbaut. Was verspricht denn die Größe dieser Resorts Ihren Gästen? Sicherheit? Luxus? Oder schlicht Schutz vor Langeweile? Es ist eine Kombination von allem. Wir forcieren eine Entwicklung, die die Gäste langfristig immer wieder in unsere Anlagen lockt. Ein Resort, in dem nur reiche Leute wohnen, ist stinklangweilig. Selbst die Reichsten brauchen um sich herum Leute, die sie beeindrucken können. Also entscheidet die Mischung aus Alter, Einkommen, Nationalität. Kommunismus wollen wir nicht. Stimmt es, dass Sie weltweit immer mehr dieser künstlichen Lebenswelten bauen wollen? In Oman zum Beispiel? Wir sind dabei, ja. Ich finde das Wort „künstlich“ aber unfair. Warum ist eine Stadt, die noch jung ist, künstlich, und eine Stadt, die Potemkin vor mehr als 200 Jahren gebaut hat, nicht? Neues braucht Zeit, um von der Künstlichkeit zur Natürlichkeit zu gedeihen. Und was stimmt Sie so zuversichtllch, dass aus einem früheren Militärstützpunkt im Kanton Uri eine „Mega-Destination“ 30 Der Alpen-Pharao Samih Sawiris, 54 Als Kind ging er auf die Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo, später hat der Ägypter Wirtschaftsingenieurswesen an der TU Berlin studiert. Deswegen spricht Sawiris fließend Deutsch. Zweimal wurde seine Familie – Vater Onsi ist ein reicher koptischer Unternehmer – enteignet. Heute wird das Vermögen der Sawiris’ auf 20 Milliarden Dollar geschätzt. Samih Sawiris führt den Bau- und Hotelkonzern Orascom, der mittlerweile seinen Hauptsitz in der Schweiz hat und dort börsennotiert ist. Er ist unter anderem Begründer des Resorts „El Gouna“ (o.) bei Hurghada. Zurzeit baut er das größte Tourismusprojekt der Schweiz, „Andermatt Swiss Alps“ (r.), in dem neben Hotels auch Apartments und Ferienhäuser im „Alpine Chic“ entstehen. FOCUS 18/2011 INTERVIEW: STEFAN RUZAS FOCUS 18/2011 31 Foto: M. Ruetschi/dpa werden kann, mit 850 Hotelzimmern, 490 Apartments, 20 Villen und Luxushotels wie dem „The Chedi“? Die Erfahrung. Ich habe so etwas schon fünfmal gemacht, ich weiß, wie es geht. Und ich habe alle Fehler schon gemacht. Manche sogar zweimal. Sie sind Ägypter, ein sehr reicher. Es gibt Landsleute, die seit der Revolution um ihr Vermögen bangen. Sie auch? Warum sollte ich? Meine Familie hat nie Geschäfte mit der Regierung von Hosni Mubarak gemacht. Dank Unternehmern wie uns hat Ägypten heute jährlich 14 Millionen Touristen. Aber Mubarak und seine Leute waren nicht in unseren Hotels. Schon mein Vater hat immer gesagt: Hände weg vom Staat! Ihr Bruder Naguib, auch er Unternehmer, hat die „Partei der freien Ägypter“ gegründet. Sind Sie schon Mitglied? Natürlich bin ich schon Mitglied. Mit mir sind es schon mehr als 25 000. Mubarak und seine Söhne wurden Mitte April festgenommen. Wie korrupt war er denn? Wenn ich ihn mit Ben Ali aus Tunesien vergleiche, war er weniger schlimm, verglichen mit Angela Merkel war er ein Gauner. Wenn jemand auf Staatskosten für sich und seine Familie sechs Flugzeuge unterhält, ist das aus europäischer Sicht Korruption. Die größte Korruption war der willkürliche Versuch, Mubaraks Sohn mit manipulierten Wahlen an die Macht zu bringen. Und das Geld? Zwischen 40 und 70 Milliarden Euro sollen im Besitz der Mubaraks sein. Ich halte das für Gerede. Meine Familie zum Beispiel ist zu sehr in der ägyptischen Wirtschaft involviert, um das übersehen zu haben. Wir hätten nie so viel in Ägypten investiert, wenn wir das Gefühl gehabt hätten, dass die Mubaraks überall ihre Finger im Spiel gehabt hätten. In Ägypten gab es definitiv keine tunesischen Verhältnisse. Mubaraks Söhne waren bei all ihrer Korruption vergleichsweise bescheiden. Nachvollziehbar, dass Deutsche ihren Urlaub zurzeit lieber auf den Kanaren verbringen statt in Ägypten? Nein. Die Unruhen während der Revolution haben maximal 15 Tage gedauert, und sie waren in den Städten. Ich würde verstehen, wenn Deutsche nicht nach Kairo wollen, aber an den Stränden oder in Luxor, ■ da hat sich nichts verändert. REISE SPEZIAL Träumen auf Bäumen Urlauber nächtigen in luftiger Höhe Reise-Trends 2011 Die Deutschen geben so viel Geld für Urlaub aus wie schon lange nicht mehr. Dafür wollen sie vor allem individuelle Angebote – und weniger Masse Kleine Könige Anbieter erfinden den Familienurlaub neu Urlaub soll ja die schönste Zeit des Jahres sein, und zwar für alle. Dass Familienhotels mit Nonstop-Kinderbespaßung, Limo-Springbrunnen und Arschbombenwettbewerb am Pool nicht jedermanns Sache sind, hat die Reisebranche jetzt auch mitbekommen. Und eine regelrechte Offensive gestartet: TUI bringt mit „Best Family“ ein neues Konzept auf den Markt, Neckermann hat seine Kinderbetreuung ausgebaut, der Sprachreisenanbieter LAL bietet ein Programm für Familien, und FTI hat eine Online-Community für Eltern gegründet. Eltern-Kind-Reiseanbieter wie Vamos berichten ebenfalls von der wachsenden Nachfrage, vor allem bei pädagogischen Produktlinien wie „Kleine Abenteuer“. Selbst Luxusanbieter werben offensiv mit Kinderfreundlichkeit: Immer öfter bieten 5-Sterne-Häuser EdutainmentWochen, Kids-Stadtführungen – oder Zimmer mit Waschbecken für Minis (Foto: Märchenhotel Bellevue, Schweiz). ■ 32 Fotos: A. Jardine, laif Goethe mag Recht haben, dass über allen Wipfeln Ruh ist, aber direkt darunter tut sich eine ganze Menge. Ein UrlaubsHighlight für Reisewütige auf der Suche nach dem besonderen Erlebnis sind naturverbundene Tage und Nächte in Baumhäusern. „Zu uns kommen viele Besucher auf der Suche nach Kindheitsträumen“, berichtet Michael Bachmann von „Wipfelglück Baumhaushotels“. Seit Anfang April betreibt Bachmann sieben Baumhäuser in Rosenberg (Ostalbkreis), Anfang Juni kommen vier weitere in Markt Mönchberg (Spessart) hinzu. Exotisch geht es in anderen BaumhausRegionen der Welt zu. In Costa Rica lässt sich der Rumpf einer Boeing 727 hoch in den Wäldern bewohnen, in Schweden ein riesiges Vogelnest-Haus. Dabei ist es egal, ob das Quartier in heimischen Kieferwäldern oder am Amazonas steht – Kindheitsträume sind universell (Foto: Design-Baumhaus in Groß Ippener, Niedersachsen). ■ Voller Leben. Frisch im Denken. Und sich für kein Abenteuer zu fein. Besser könnte Ihr Begleiter gar nicht gebaut sein? Dann nichts wie ran an den Splash. Neben verbrauchs- und emissionsarmen Motoren* und einer guten Rundumsicht dank seiner hohen Sitzposition bietet er ab Ausstattungslinie Club Klimaanlage und CD-Radio, sechs Airbags, ESP®1 sowie ISOFIX-Kindersitzbefestigung und einfach immer grandiose 1.050 l Ladevolumen2. Wenn das kein Kleinwagen fürs Leben ist! Finca statt Hotel Warum Ferienhäuser wieder beliebt sind Was lange als piefig galt, „könnte jetzt kaum besser laufen“, schreibt das Branchenmagazin „touristik aktuell“: Die Anbieter von Ferienhäusern und Apartments freuen sich über zweistellige Wachstumsraten. Zum einen entspricht der Urlaub in den eigenen vier Wänden dem Wunsch nach mehr Individualität. Zum anderen haben die Anbieter ordentlich investiert: Wer eine Finca bucht, kann sich fast überall darauf verlassen, dass die Küche ordentlich ausgestattet ist und keine Ameisenstraße durchs Badezimmer führt. Und wer ein bisschen in den Reisekatalogen blättert, findet wahre Perlen: In Norwegen werden Wasserhäuser vermietet, an der nordbretonischen Küste ist ein Kapitänshaus mit atemberaubender Aussicht im Angebot, und in der Mecklenburgischen Schweiz kann man ein Schloss bewohnen. Auch Städtereisende buchen häufiger Apartments – Paris fühlt sich in der eigenen Wohnung einfach viel authenti■ scher an (Foto: La Réserve). FOCUS 18/2011 Mehr Leidenschaft. Ab 9.990,– EUR3. Oder während einer Probefahrt bei Ihrem Suzuki Partner. Abbildung zeigt Sonderausstattung. 1ESP® ist eine eingetragene Marke der Daimler AG. 2Herstellerangabe. 3Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers zzgl. Überführungs- und Zulassungskosten. *Kraftstoffverbrauch: innerorts 6,1 – 7,0 l/100 km, außerorts 4,5 – 5,0 l/100 km, kombiniert 5,1 – 5,7 l/100 km; CO2-Ausstoß kombiniert 119 – 133 g/km (VO EG 715/2007).33 REISE SPEZIAL Chiles Charme Das Ranking der NYT Chillen in Sankt Wolfgang Österreich ohne Jodelbarock Sie mögen die Alpen, können Ihre Abneigung gegen Zirbelholz und Goldputten aber nicht überwinden? Kein Problem: Zwischen Karwendel und Südtirol geben sich immer mehr alteingesessene Hotels ein modernes Gewand. So das „Cortisen am See“ (Foto oben). Wer hier am Ufer des Wolfgangsees ausspannt, tut das garantiert ohne alpinen Jodelbarock. Die eklektisch-bunten Zimmer und Suiten wirken, als hätte Frida Kahlo bei der Renovierung die Hände im Spiel gehabt. Junge Gäste sind erst ab zwölf Jahren willkommen, was das „Cortisen“ zum Hideaway für Wellness-Fans und Gourmets macht. Noch luxuriöser geht es im „Kristiania“ in Lech am Arlberg zu. Hier kann man residieren wie in einer Lodge in den Rocky Mountains: Limousinen- und Helikopterservice ganzjährig eingeschlossen. Das sind viel versprechende Versuche, Österreich ohne Skier auch für jüngere Erwachsene attraktiv zu machen. ■ Die „New York Times” kürt in ihrer „Places to go“-Liste alljährlich ungewöhnliche Orte zu lohnenden Reisezielen. Sieger 2011 ist ausgerechnet Santiago de Chile. Die Hauptstadt des Andenstaates galt neben Metropolen wie Buenos Aires lange als langweilig. Vor einem Jahr zerstörte zudem das schwere Erdbeben etliche historische Gebäude. Doch heute blüht das kulturelle Leben wie nie zuvor: Im Centro Gabriela Mistral, einem kubischen Bau aus Glas und Stahl, haben Tanz, Theater und Konzerte ein neues Zuhause. Anspruchsvolles Design hält Einzug in Hotels und Restaurants. Santiago de Chiles spezieller Charme zieht immer mehr Touristen an. Die Liste der „New York Times” enthält weitere Überraschungen: Auf dem vierten Platz steht das bankrotte Island, das mit günstigen Preisen lockt. Auch Georgien ist auf dem sechsten Platz unerwartet gut platziert. Eine Reise wert sind vor allem die Skigebiete des Landes, die zu einsamen Abfahrten einladen (Foto: Plaza de Armas in ■ Santiago de Chile). Bloß nicht auffallen Reiseführer für Undercover-Touristen Fotos: W. Stadler, Studio X, LOOK-foto Es gibt Urlauber, die sich am wohlsten fühlen, wenn sie mit Shorts, Schlappen, Fotoapparat und einem bunten Reiseführer in der Hand vor den Sehenswürdigkeiten dieser Welt stehen. Und solche, die in New York ebenso als coole Einheimische durchgehen wollen wie in Paris, Barcelona, Rom oder in der Trendmetropole Istanbul. UndercoverTouristen sozusagen. Für diese Klientel hat der Kunth Verlag eine neue Reiseführer-Serie herausgebracht: Die Banderole lässt sich abnehmen, dann sehen die handlichen Guides ■ aus wie einfache Notizbücher. FOCUS 18/2011