BerlinsnoblePracht - Berliner Morgenpost
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Richtfest Schlosspanorama zum Tag der offenen Baustelle Seite 4/5 BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM Berliner Morgenpost SG S O N D E R AU 9. JUNI 2015 PA/DPA/BBZ LANDSCHAFTSARCHITEKTEN/TIMO HERMANN/ Berlins noble Pracht Dem Schloss entgegensehen Dass das Schloss nun doch wieder aufgebaut wird, gleicht einem Wunder. Hinter der historischen Fassade wird das moderne Humboldtforum einziehen, eine Begegnungsstätte der Weltkulturen. Am 12. Juni kann bereits Richtfest gefeiert werden Logik des Schlüter-Baus verinnerlicht und in der inneren Organisation des Bauwerks weitgehend nachvollzogen. Er hat Säle und Raumfluchten geschaffen, die sich immer wieder auf die Fassaden beziehen. Was die Barockfronten durch ihren Aufbau äußerlich ankündigen, wird im Inneren des Gebäudes auch eingelöst. Damit war die Gefahr gebannt, die bei vielen anderen Entwürfen drohte: dass nämlich die barocken Schaufronten nur appliziert wirken könnten. Dennoch gelang Stella eine eigenständige, originelle und außergewöhnliche Raumschöpfung, die sich in keinem der anderen Entwürfe fand: die Idee eines „Schlossforums“ zwischen Portal II und IV, das er aus dem einstigen Eosanderhof entwickelte. Während andere Architekten diesen Hof entweder komplett überbauen oder ganz offen lassen wollten, entwarf Stella eine Mischform: In den westlichen Die Juroren hatten bewusst keinen zweiten Preis vergeben, weil sie deutlich machen wollten, um wie viel besser für sie das Konzept Stellas im Vergleich zu den nächstplatzierten Entwürfen war. Ausschlaggebend dürfte die Gelassenheit und Klarheit seiner Konzeption gewesen sein. Die städtebauliche Einbindung – so hieß es in der Begründung – gelinge „in selbstverständlicher Art und Weise“, auch werde das Gebäude „nahezu von allen Seiten optimal erschlossen“. In der Tat ist es die Stärke von Stellas Entwurf, dass sich der Architekt von heute nicht wichtiger nimmt als den großen Barockbaumeister Andreas Schlüter, dass er auf jede Exzentrik verzichtet, die den historischen Fassaden ungebührlich Konkurrenz machen würde, dass er seine Ideen nicht gegen den Geist des einstigen Schlosses entwickelt, sondern in Einklang mit ihm. Stella hat die Struktur und Es ist die Stärke von Stellas Entwurf, dass sich der Architekt von heute nicht wichtiger nimmt als den großen Barockbaumeister Andreas Schlüter STIFTUNG BERLINER SCHLOSS Was für einen Unterschied doch so eine Kuppel macht! Für die meisten Menschen, die in den letzten Monaten an der Baustelle des Berliner Schlosses vorbeikamen, war dieser Rohbau nur ein weiterer Betonkasten. Jetzt aber sieht man über dem Triumphbogen des Hauptportals bereits die Umrisse der Schlosskuppel, die dem Bauwerk Mitte des 19. Jahrhunderts aufgesetzt worden war. Und schon erhält der nüchterne Kubus eine Präsenz, ja eine Grandezza, die er bisher erst in Ansätzen besaß. Man fühlt sich erinnert an den Umbau des Reichstagsgebäudes, der durch die zentrale Glaskuppel ebenfalls enorm an Wirkung gewonnen hatte. Zusammen mit der jüngst rekonstruierten Kuppel der Staatsbibliothek Unter den Linden ist Stülers Bekrönung des Schlosses schon die dritte Kuppel, die in die Silhouette des Berliner Zentrums zurückkehrt. Aber was heißt hier eigentlich „nüchterner“ Betonkasten? Wer genauer hinschaut, dem fallen die außergewöhnlich hohen Geschosse auf und die stehenden Fenster in den flächigen Außenwänden. Betonskelette herkömmlicher Neubauten haben niedrige, offene Geschosse, vor die dann moderne Fassaden je nach Geschmack gehängt werden. Hier aber, beim Berliner Schloss, zeigt schon der Rohbau eine Geschlossenheit, die es so bei modernen Gebäuden nicht gibt. Und an mehreren Ecken ist bereits zu sehen, wie vor den tragenden Betonmauern massive Ziegelfassaden emporwachsen, Stein auf Stein, und dazwischen immer wieder barocke Schmuckelemente aus Sandstein. Und wer das Schloss umkreist, der kann allein schon durch die Ausmaße des Rohbaus erspüren, wie dieses gewaltige Bauwerk der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeweiteten historischen Mitte wieder Halt gibt, wie es die umgebenden Plätze neu einfasst, wie es den zulaufenden Straßen wieder ein Ziel gibt und jenen Bauwerken ein Gegenüber, die einst alle auf das Berliner Schloss bezogen waren. Nach Norden hat der Lustgarten wieder eine dritte Platzwand und das Alte Museum wieder sein Pendant. Dessen Fassade entwarf Schinkel einst als Antwort auf die Lustgartenfront Andreas Schlüters. Im Westen läuft die Allee Unter den Lin- den nach der Schlossbrücke nicht mehr auf einem Parkplatz aus, sondern kulminiert im Schloss. Und nach Süden, wo der Marstall steht, sind die Umrisse des lang gezogenen Schlossplatzes wieder zu erkennen, den man einst, von der Altstadt kommend, über die Rathausbrücke mit dem Standbild des Großen Kurfürsten betrat. Man kann sich diesen Platz jetzt schon gut mit dem Neptunbrunnen vorstellen, der hier bis zum Zweiten Weltkrieg stand, dann von der DDR eingelagert und schließlich 1969 beim Fernsehturm abgestellt wurde. Genau diesen starken stadträumlichen Effekt des Schlosskörpers hatten die Anhänger einer Rekonstruktion immer vorhergesagt. Und damit sich das auch der Laie vorstellen konnte, sorgte der unermüdliche Wilhelm von Boddien 1993 für ein Gerüst in den Ausmaßen des Schlosses mit aufgemalten Fassaden. Die Wirkung war enorm. Ursprünglich nur für eine Dauer von wenigen Monaten vorgesehen, blieb die Schloss-Illusion bis zum September 1994 stehen. Und nach dem Abbau der Attrappe empfanden viele schmerzlich die gleiche Leere, die schon die Zeitgenossen nach der Sprengung der Ruine 1950 empfunden hatten. Das hingemalte Schloss war ohne Zweifel einer der wichtigsten Meilensteine auf dem langen Weg zum Wiederaufbau: Die physisch erfahrbare Präsenz seines Volumens bewirkte bei vielen Skeptikern einen Meinungsumschwung. Es sollte aber noch weitere 14 Jahre dauern, bis der Architektenwettbewerb entschieden war. Im November 2008 konnte der damals nur in Fachkreisen bekannte Italiener Franco Stella die Konkurrenz für sich entscheiden, und zwar eindrucksvoll: Das Votum war einstimmig. Niemand hatte damit gerechnet, denn es gab zwei Gruppen innerhalb des Preisgerichts. Die eine äußerte Unzufriedenheit angesichts der ihrer Ansicht nach zu rigiden Vorgaben, was die Barockfassaden und die Kuppel betraf. Der entsprechende Beschluss des Deutschen Bundestages von 2002 – so meinte sie – müsse auch freier interpretiert werden dürfen. Die andere Gruppe beharrte auf einer engen Auslegung dieser Vorgaben. Aber in der zweitägigen Sitzung zeigten sich dann alle Beteiligten äußerst konstruktiv, wie Jurymitglieder und Zeugen übereinstimmend berichteten. In Spandau entstehen die Fassadenelemente Seite 3 ABE Das Schloss im Berliner Stadtbild Die Wiederherstellung von Schlüters Architektur im Äußeren gibt der historischen Mitte ihren Konzentrationspunkt zurück (Simulation) T VON RAINER HAUBRICH Bauhütte Gekrönt Pünktlich zum Richtfest werden die Strukturen der Kuppel sichtbar + Teil stellte er die zentrale Eingangshalle und zwei Kuben für Ausstellungen, daneben ließ er einen schmalen Durchgang zwischen Portal II und IV offen. Diese nicht überdachte Passage, die in ihren Abmessungen an die Uffizien in Florenz erinnert, erlaubt eine Durchquerung des Schlosses in Nord-Süd-Richtung zu jeder Tages- und Nachtzeit, unabhängig vom benachbarten Schlüterhof. Nach Norden wird der Blick des Besuchers auf die Säulenfront des Alten Museums gelenkt, und nach Süden müsste er den Neptunbrunnen erblicken, von dem man nur hoffen kann, dass er dort wieder aufgestellt wird. Eine zweite Neuschöpfung ist die Ostseite zur Spree. Hier, wo die ältesten Teile des Schlosses eine unregelmäßige Fassade bildeten, schließt Stella das Gebäude mit einer klaren Front zu einem regelmäßigen Kubus – ganz in barocker Manier und in den Proportionen der Arkaden im Schlüterhof. Diese Ostseite zur Spree gilt vielen als der schwächste Teil des Neubaus. Aber auch hier hat Stella seinen Entwurf inzwischen verbessert. Zum einen erhält die Südostecke – dank eines Großspenders – doch jenen Runderker, der auf die Gestalt des Renaissanceschlosses zurückging, zum anderen wurde der Zugang in der Mitte der Spreeseite deutlicher akzentuiert. Schon im Rohbau ist zu erkennen, dass diese moderne Fassade in der Schrägsicht gut funktioniert. Und sie könnte noch besser wirken, wenn ihr auf dem anderen Ufer eine Bebauung gegenüberstünde, wie es sie dort bis zum Zweiten Weltkrieg gab. Wie sich ja überhaupt die Debatten längst nicht mehr auf den einst heftig umstrittenen Wiederaufbau der einstigen Hohenzollernresidenz fokussieren, sondern auf andere Großprojekte: Stuttgart 21, die Hamburger Elbphilharmonie oder den neuen Großflughafen für die Hauptstadt. Das Berliner Schloss/Humboldtform liegt zum Richtfest im Zeitund Kostenplan. Und an privaten Spenden kam schon mehr zusammen als bei vergleichbarem Baufortschritt für die Dresdner Frauenkirche. 65 Jahre nach seiner Sprengung und 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das Schloss wieder da. Es wird neue Innenräume erhalten und eine neue Nutzung. Äußerlich aber ersteht wieder jene noble Pracht, mit der es die historische Mitte Berlins prägte. Eigentlich ein Wunder. Webcams übertragen aus vier Perspektiven die Baufortschritte in Echtzeit Wer den Wiederaufbau des Berliner Schlosses miterleben will, kann sich im Internet in Echtzeit über die baulichen Fortschritte informieren. An Deutschlands größter Kunst-, Kulturund Wissenschaftsbaustelle in der alten Berliner Mitte wurden vier Kameras installiert, die alle 15 Minuten aus verschiedenen Perspektiven neue Bilder liefern. „Mir als Bauherr ist Transparenz auf der Baustelle ganz besonders wichtig“, begründete Manfred Rettig, Vorstand und Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, die für das 590-Millionen-Euro-Projekt verantwortlich ist. Die Webcams zeigen Ansichten auf die Ost-, West- und Südfassaden und erlauben überdies einen Blick in den Schlüterhof. Daneben gibt es Funktionen wie Zeitrafferfilme und die Möglichkeit zum Versenden von E-Cards. www.sbs-humboldtforum.de/de/ Berliner-Schloss/Webcam INHALT Im Keller Das archäologische Fenster zeigt 600 Jahre Schlossgeschichte ............... Seite 2 Auf der Baustelle Kleiner Rundgang durch das Humboldtforum vor dem Richtfest ...... Seite 2 In der Werkstatt Die Steinbildhauer in Spandau arbeiten im Geiste Schlüters................. Seite 3 Der große Überblick So sieht das Humboldtforum später aus, Tag der offenen Baustelle .......... Seite 4/5 Die Weltkultur Das Humboldtforum will einen neuen Blick auf den Anderen anregen ............ Seite 6 Die Nachbarn Das Humboldtforum reiht sich in eine illustre Nachbarschaft ein.......... Seite 7 Die Humboldts Die Brüder Alexander und Wilhelm befeuerten den Wissenschafts-Diskurs Seite 7 Das Umfeld Neptunbrunnen und Rossebändiger sollen an ihren Platz zurück ................. Seite 8 Die Macher Die Stiftung baut das Gebäude, der Förderverein sammelt für die Fassade ..Seite 8 EXTRA BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM T VON TOBIAS VON HEYMANN Die Zeitreise in die Vergangenheit beginnt gleich hinter einer schmalen Metalltür mit einem Rahmen aus Holzlatten: Vorbei an Bauarbeitern und Maschinen, durch unfertige Räume und über noch rohe Betonstufen führt der Weg hinunter in den historischen Keller des Berliner Schlosses. Johannes Wien, kaufmännischer Vorstand der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, muss nur noch den Schlüssel herumdrehen, und gleich dahinter öffnet sich Besuchern der Blick auf die Ruinenreste aus mehreren Jahrhunderten. Ein leichter feucht-staubiger Geruch dringt aus den Grundmauern des früheren Prunkbaus und verleiht der ganzen Szenerie zusätzlich einen Hauch Geschichte. Unter der Erde entsteht das „Museum des Ortes“, das zeitgleich mit dem Humboldtforum für das Publikum eröffnet werden soll: Das Museum soll dann als begehbares Denkmal die über 700-jährige Geschichte des Ortes erzählen und die Steine dort zum Sprechen bringen. Die originalen Kellerräume sind erstmals öffentlich zugänglich. Animation So attraktiv wird der Skulpturensaal im Humboldtforum aussehen „Teilweise waren diese Schichtungen seit Jahrhunderten gewachsen und haben sich bis heute erhalten“ Michael Malliaris, Leiter der Ausgrabungen Noch gleicht der Ort einer Baustelle in der Baustelle: Während oben der Rohbau des Humboldtforums täglich wächst, geht auch unter Tage die Arbeit weiter. So besteht der Boden stellenweise noch aus mehr oder weniger festgetretenem Sand, Bretter überbrücken manche Löcher – aber auch verschiedene Pflasterarten sind gut zu erkennen. So wirkt das Ensemble mit seinen Mauern auf den ersten Blick wie ein Labyrinth. Doch beim genauen Hinsehen während des Rundgangs wird schnell deutlich, was sich alles an den Steinen ablesen und zeigen lässt. „Seit 1443 der Grundstein gelegt wurde, sind das Schloss und der Grundriss des Kellers mehrfach verändert worden“, sagt Wien. „Auch die Art seiner Nutzung änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach. Diesen Wandel wollen wir zeigen und dabei den historischen Ort in seiner Zerstörtheit erhalten und erfahrbar machen.“ Um das zu erreichen, wird zunächst der Boden ertüchtigt, das teilweise lose Mauerwerk bearbeitet und gesichert – und dann ein barrierefreier Pfad aus feinen Betonplatten angelegt, der ein gefahrloses Erkunden des Kellers ermöglicht. Auch erstellen die Ausstellungsplaner ein spezielles Beleuchtungskonzept für die Räume, um mit Licht die Aufmerksamkeit der Besucher zu lenken. Zusätzlich wird das Untergeschoss mit ei- nem Aufzug erreichbar sein – per Fahrstuhl in die Vergangenheit. „Der Keller ist deshalb so wertvoll, weil er der einzige authentisch erhaltene Teil des Schlosses ist“, sagt Wien. „Und in dem jetzt konservierten Bereich lässt sich besonders viel sehen.“ Denn auf den künftig etwa 470 Quadratmetern begehbarer und 350 Quadratmetern nicht begehbarer Schauflächen lässt sich vom Mittelalter bis zum Abriss des Schlosses und dem Bau des Palasts der Republik kompakt nachvollziehen, wie sich der Ort vom Mittelalter bis heute veränderte. So stießen Archäologen bei ihren Grabungen auf Reste des früheren Dominikanerklosters aus dem 14. Jahrhundert, das vor dem Bau des Schlosses hier stand. Ein Teil der Klostermauern des Nordwestflügels sowie zwei gotische Stützpfeiler des Gewölbekellers sind erhalten und werden in die Ausstellung mit einbezogen. „Damit wollen wir auch an diese Geschichte anknüpfen“, sagt Wien. Unweit von den Klosterresten sind dann die Spuren einer Federviehkammer zu erkennen: Dorthin wurde lebendes Geflügel vor dem Schlachten im Schloss gebracht und zwischengelagert. Gelbe Fliesen zeigen an, wo sich die Speisekammer früher befand. In unmittelbarer Nähe ist ferner der Aufenthaltsraum des Kommandanten der Schlosswache freigelegt. Zu Zeiten von Kaiser Wilhelm II. war die Wache im Keller des Schlossplatzflügels untergebracht: Bis zu 180 Leute umfasste die Wachmannschaft einst. Um für sie den Keller etwas wohnlicher zu gestalten, wurden Dielen verlegt, außerdem wurde eine Wandheizung eingebaut, die jetzt wieder zu sehen ist. Auch Stufen einer Treppe, über die die Soldaten nach oben gelangen konnten, sind gut erkennbar: Heute enden sie allerdings im Nichts. Ganz in der Nähe soll ein bei den Ausgrabungen gefundenes Grabrelief mit Pelikanmotiv aus der italienischen Renaissance-Zeit seinen Platz finden. Denn zeitweise diente der Keller auch als Depot des Kunstgewerbemuseums. Das Relief gehört zu einer ganzen Reihe von Fundstücken, die jahrzehntelang in dem Schutt zwischen den Mauern und im Boden schlummerten: Eine lange Objektliste verzeichnet Artefakte wie Schlüssel, Ringe, Scherben Gürtelschnallen, Münzen oder Knochen. Aber auch ein Fingerhut und ein rotes Emailleschild mit der Aufschrift „Öffentlicher Fernsprecher“ sind als Zeugen der Geschichte aufgetaucht. Die gemauerte Wendeltreppe ein paar Schritte weiter gehörte einst zu einem Abgang direkt bis ans Wasser der Spree – und führte zu einem Raum, in dem im 19. Jahrhundert eine Dampfmaschine stand, die Wasser vom Fluss in ein Reservoir des Schlosses pumpte. Besonders große Sprengladungen Besonders prägnant ist schließlich der Bereich, in dem sich im Boden eines Ganges unter dem Eosander-Portal fünf Sprenglöcher auftun. „Das ist ein ganz besonderer Raum“, sagt Michael Malliaris, archäologischer Leiter der Ausgrabungen am Schlossplatz. „Denn die fast fünf Meter hohen Mauern bildeten ein massiv gebautes Fundament, das zusätzlich auf in den Boden gerammten Gründungspfählen ruhte. Darüber befand sich ein zweischaliges Tonnengewölbe, das das Eosander-Portal und die im 19. Jahrhundert errichtete Kuppel tragen konnte.“ Als die SED-Führung um Walter Ulbricht das kriegsbeschädigte Schloss sprengen und abreißen ließ, wurden deshalb besonders große Sprengladungen in dem schmalen, aber massiven Keller angebracht, die das Gebäude gewisserma- DIENSTAG, 9. JUNI 2015 | BERLINER MORGENPOST Keller-Geschichte(n) den sogenannten Schlüterhof – von ihm sind heute überhaupt keine Spuren mehr erhalten, da im Zuge des Palastbaus auch keine archäologischen Grabungen vorgenommen wurden. Vom südwestlichen Schlosskomplex um den großen Schlosshof herum sind allerdings Keller und Fundamente aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Darüber lag zu DDR-Zeiten eine Asphaltdecke, die das Untergeschoss lange versiegelte. „Nach dem Abriss des Palasts der Republik begannen wir im Mai 2008 im Auftrag des Landesdenkmalamts Berlin mit dem Ausgraben“, sagt Malliaris. Ein seltener Glücksfall für Archäologen. Denn die Forscher konnten auf einem Areal von rund 15.000 Quadratmetern mitten im historischen und ältesten Stadtkern jahrelang Schicht für Schicht abtragen und diesen dabei viele Geheimnisse entlocken. Normalerweise können Archäologen gerade in Städten oftmals höchstens Flächen von der Größe eines Hausgrundstückes unter die Lupe nehmen. „Insgesamt waren manche der Schichten bis zu dreieinhalb Meter mächtig“, sagt Malliaris. „Teilweise waren diese Schichtungen seit Jahrhunderten Stück für Stück gewachsen und haben sich so bis heute erhalten.“ Bis zu 30 unterschiedliche Schichten vom 14. Jahrhundert bis heute konnten der Archäologe und sein Team nachweisen und untersuchen. Zum Beispiel hatte sich in der Renaissance eine Schicht von einem halbem Meter Dicke gebildet – und darunter lagen wiederum Fragmente einer mittelalterlichen Stadt wie Abfallgruben, Öfen und Keller. „Wir haben sogar Reste der alten Cöllner Stadtmauer gefunden, deren Verlauf bis dahin nicht bekannt war“, sagt Malliaris. Im „Museum des Ortes“ wird die jahrhundertelange Historie des Areals anhand diverser Fundstücke erzählt GETTY/SIEGFRIED LAYDA; STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM, RALPH APPELBAUM ASSOCIATES / MALSYTEUFEL, ARCHITEKT FRANCO STELLA 2 Entdeckung Humboldt-Box, davor die ausgegrabenen Kellergewölbe des zerstörten Schlosses de: Mit Filmaufnahmen von einer der zahlreichen Sprengung. Was bald alles im Schlosskeller als Teil des „Museums des Ortes“ zu sehen sein wird, hat dabei zusätzlich noch eine eigene Vorgeschichte, die weit zurückreicht. Sie ist der Grund, warum die Kelleranlage heute neu erschlossen werden konnte. Denn nachdem das Berliner Schloss ab 1950 gesprengt und die Trümmer weggeräumt waren, entstand auf dem Gelände zunächst ein Paradeplatz samt Tribüne. ßen von unten „knacken“ sollten – was schließlich gelang. Die Krater der Explosionen legen Zeugnis davon ab, wie gewaltig die Druckwelle gewesen sein muss, um allein das mächtige Kuppelportal zum Einsturz zu bringen. Teilweise ist der barocke Ziegelbelag regelrecht pulverisiert worden, und auch Granitplatten aus dem 19. Jahrhundert sind zerbrochen. An dieser Stelle geht der Rundgang durch siebenhundert Jahre Geschichte auf engem Raum symbolträchtig zu En- Und unter der nun eingeebneten Fläche geriet das unterirdische architektonische Erbe weitgehend in Vergessenheit. „Erst durch den Bau des Palasts der Republik in den 1970er-Jahren ging dann ein großer Teil der Kellerruinen für immer verloren“, sagt Michael Malliaris, archäologischer Leiter der Ausgrabungen am Schlossplatz. „Das betrifft vor allem den ältesten Teil des Schlosskellers.“ Seit Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut, begrenzte dieser älteste Teil der Residenz Im Keller lagerte der Staatsschatz Dieser Fund erinnert daran, dass das heutige Berlin mit seiner Schwesterstadt Cölln im 12. Jahrhundert entstand. „Diese Cöllner Stadtgrenze lief ursprünglich genau durch den Schlosshof hindurch und trennte die Stadt von seiner Feldmark“, sagt Malliaris. „Das Schloss selbst ist nicht in einem Guss entstanden, sondern sein Baukörper hat sich über fünf Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert.“ So fanden die Archäologen neben dem Gartenhorizont des alten Lustgartens auch Originalpflaster des Schlosshofs von 1836. Später erhielt die Residenz unter Kaiser Wilhelm II. auch eine moderne Niederdampfdruck-Heizungsanlage, von der in der Ausstellung unter anderem ein Ventilator zu sehen sein soll. Bevor dieser Heizungsbereich entstand, befand sich dort jedoch etwas, das in keiner SchlossGeschichte fehlen darf: Im Keller lagerte lange Zeit der königliche Staatsschatz in einem Tresor, bevor er 1870 in die Spandauer Zitadelle ausgelagert wurde. Für Malliaris geht die Arbeit weiter: „Unsere Forschungen am Keller gehen weiter. Denn noch längst haben wir nicht alle Rätsel seiner wechselvollen Geschichte gelöst.“ Entscheidend ist daher, dass der Keller erhalten bleibt und künftig als Anker in die Geschichte auch mit dazu beiträgt, die Struktur des jetzigen Schloss-Neubaus zu verstehen – und als authentisches Zeitzeugnis eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Dass auch das Humboldtforum Spuren im historischen Keller hinterlassen hat, zeigen die dicken Betonstützen im unterirdischen Ausstellungsbereich, auf denen der Neubau darüber ruht: Sie werden gleichzeitig zum Kühlen mit Erdwärme genutzt. Das wäre dann ein Thema, mit dem sich auch in weit entfernter Zukunft vielleicht einmal Archäologen befassen können. Der Rohbau steht – Zeit für das Richtfest Beim Tag der offenen Baustelle können sich die Berliner und ihre Gäste über die Baufortschritte am Humboldtforum informieren Baulärm erfüllt die Luft. Durch die Fensteröffnungen des Betonbaues pfeift der Wind und wirbelt Staub auf. Am Humboldtforum wird ohne Unterlass gewerkelt. Schon heben sich die Konturen der Kuppel ab, über der sich ein Baukran dreht. Am 12. Juni kann die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, Bauherrin und Eigentümerin des Gebäudes, Richtfest feiern. Der Stiftungsvorsitzende Manfred Rettig ist vollauf zufrieden: „Wir liegen im Zeit- und Kostenplan.“ Rettig steht vor einem großen Raum, der später einmal das Foyer sein wird. 35 Meter ragt er in die Höhe. 30 Meter misst er im Quadrat. Hier soll am kommenden Freitag der Richtspruch gesprochen und der Richtkranz bis zur Kuppel aufgezogen werden. Die Stiftung erwartet rund 1000 Ehrengäste, unter ihnen der Bundestagspräsident, der Bundesbauminister und der Regierende Bürgermeister. „Alle, die irgendwie am Bau beteiligt sind“, sagt Rettig. Am Nachmittag werden dann 4000 Spender und Förderer des Projekts empfangen. Am Abend konzertiert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Das Wochenende gehört dann den Berlinern, die sich beim Tag der offenen Baustelle vom Baufortschritt überzeugen können. 8000 Besucher können gleichzeitig hinein. Rettig sagt, er sei selbst überrascht, wie rasch die Bauarbeiten voranschritten: „Das hätte ich vor zwei Jahren nicht gedacht.“ Damals, 2013, wurde der Grundstein gelegt. Alles, was über Spenden finanziert werde, könne auch realisiert werden. Der Spendenfluss sei stabil. Das Interesse am Humboldtforum nehme mit dem Baufortschritt zu. Inzwischen werden die ersten Teile der Fassade verbaut. Arbeiter mauern vor den Betonwänden Ziegelwände hoch. Einige Fenster im Erdgeschoss haben bereits ihre Sandsteineinfassungen. Zwischen Beton und Ziegeln befindet sich eine Dämmschicht. Wilhelm von Boddien, dessen Förderverein Berliner Schloss e. V. die Spendengelder für die historische Fassade eintreibt, zeigt auf große Metallkästen, die in die Fensteröffnungen eingesetzt werden: „Dort ist die gesamte Fenstertechnik eingebaut.“ Wenn die DAVIDS/SVEN DARMER T VON STEFAN SEEWALD Baufortgang Arbeiter verkleiden die Betonfassade mit Klinkern. Auch die ersten Sandstein-Elemente werden bereits verbaut Fenster fertig verkleidet sind, ist von den Kästen nichts mehr zu sehen. Insgesamt sind die Wände einen Meter dick, allein die Ziegelwand 40 bis 60 Zentimeter. Auch von den Ziegeln wird später nichts mehr zu sehen sein. Sie werden verputzt. Von Boddien führt zu der Ecke, an der die historische Fassade an den modernen Ostflügel stößt. „Das wird ganz hervorragend“, meint er zufrieden. Als kluge Entscheidung lobt er den Beschluss, die Musterfassade errichtet zu haben, die direkt am Spreeufer steht. Mit ihr habe man wichtige Langzeiterfahrungen mit dem Material machen können, die jetzt in den Bau einfließen. Die Fassade wird in allen wesentlichen Teilen bis Ende kommenden Jahres angebracht sein. „Ein Stück Wiedergutmachung an der Baugeschichte Berlins“, so von Boddien. Von den 105 Millionen Euro dafür benötigter Spenden habe man bislang knapp die Hälfte gesammelt. Rettig wiederum führt in den großen Saal im Ostflügel, der direkt an den künf- tigen Skulpturensaal grenzt. Von hier aus hat man einen grandiosen Panoramablick über Berlins Mitte: links der Dom, in der Mitte Marienkirche und Fernsehturm, rechts das Rote Rathaus. Passend zu dieser Aussicht wird sich in diesem Bereich der Ausstellungs- und Informationsbereich zur Hauptstadt befinden. „Der Raum kann später multifunktional genutzt werden. Als Museum ist er aus technischen Gründen allerdings nicht geeignet“, erklärt Rettig. Im Skulpturensaal werden später die vom alten Schloss noch erhaltenen Plastiken aufgestellt, die aus konservatorischen Gründen nicht mehr draußen stehen können. Direkt von hier aus gelangt man im Rohbau noch ungehindert zum sogenannten Eckrondell, einem wichtigen architektonischen Element am historischen Schloss. Rettig erzählt, dass dieser Teil ursprünglich gar nicht vorgesehen war und nur durch eine große Einzelspende von 2,5 Millionen Euro realisiert werden konnte. Dahinter, im Südflügel, sind bereits die Konturen der künftigen Museumsbibliotheken zu erkennen. Insgesamt seien inzwischen 100.000 Tonnen Beton und 20.000 Tonnen Stahl verbaut worden. Dann steht Rettig am Rand des Schlossplatzes. Drüben sieht man das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude. Darin sind Elemente des Schlossportals IV verbaut – in der Annahme, es handele sich um das Tor, wo Karl Liebknecht 1918 vergeblich die sozialistische Republik ausrief. Untersuchungen ergaben inzwischen, dass das aber am Portal V geschah. „Von diesem Tor bauen wir nun erhaltene Teile ein“, weiß Rettig. Er blickt durch den Rohbau der Passage hindurch. Auf der anderen Seite sieht man die Säulenreihe des Alten Museums und die Fontäne des Brunnens im Lustgarten. Ob wohl sein südliches Pendant, der Neptunbrunnen, entgegen den Plänen des Senats wieder aufgestellt wird? Rettig lächelt und meint: „Da bin ich ganz optimistisch.“ IMPRESSUM Eine Veröffentlichung der Berliner Morgenpost Redaktion Sonderthemen: WeltN24 GmbH Redaktionsleitung: Astrid Gmeinski-Walter (V.i.S.d.P.) Redaktion: Stefan Seewald, Matthias Billand, Christoph Frieß Gestaltung: Jaques Bagios Leitung Vermarktung Berliner Morgenpost: Jan Schiller Verkauf: Ralf Jacobius Verlag: Berliner Morgenpost GmbH Druck: Axel-Springer SE, Berlin + BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM EXTRA BERLINER MORGENPOST | DIENSTAG, 9. JUNI 2015 Handwerk im Geiste Schlüters Über allem schwebt der Geist Schlüters und der ihm nachfolgenden Baumeister des Berliner Schlosses. „Unsere Aufgabe ist es, den schlüterschen preußischen Barock, der eigentlich ein römischer ist, aufleben zu lassen“, sagt Bertold Just. „Wir leben hier in 1701, denken in schlüterschen Maßsystemen, in 31,385 cm, dem preußischen Fuß.“ Nur die moderne Technik würde sie alle wieder ins Hier und Jetzt zurückholen. In den Natursteinfirmen fräsen vorab CNC-gesteuert Roboter das Gröbste aus dem Stein, der dann durch des Steinbildhauers Hand vollendet wird. Die Fassaden entstehen in alter Bildhauertradition. Bei der Rekonstruktion wird jedes Detail in knetbarem Ton modelliert. Das Tonmodell wird im nächsten Schritt mit Silikon abgeformt. Daraus wird das Gipsmodell gegossen, das abschließend in Sandstein übertragen wird. „Wir bauen das Schloss im Grunde genommen vier Mal “, sagt Bertold Just. Genauso, wie es seinerzeit Andreas Schlüter machte, werden vorher teilweise kleine Modelle im Maßstab 1:6 aus Ton gefertigt, die sogenannten Bozzetti. „Allein fürs Modellieren haben wir hier in der Bauhütte über drei Jahre gebraucht“, sagt Bertold Just. Die Barockfassade des Humboldtforums entsteht neu. In der Schlossbauhütte arbeiten zwei Dutzend Steinbildhauer an der Rekonstruktion Er hält kurz inne, wirft abermals einen Blick auf die Genie, die geflügelte Gestalt zu seiner Rechten. Dann nimmt er den Schlegel und setzt ihn beherzt zum Abhauen der groben Steinmassen an. Bei diesem Bossieren fliegen ihm die Schroppen des Sandsteinblockes nur so entgegen. Später wird er mit Knüppel, Zahn- und Flacheisen die Draperie der Skulptur immer feiner durcharbeiten. Auf dem Gipsmodell ist das Punktiergerät, mit dem er die Dimensionen in den Stein überträgt, eingerichtet. Gegenüber seinem Holzverschlag steht eine drei Meter hohe Borussia aus Gips. Die Schutzheilige scheint aufmerksam sein Tun zu verfolgen. Steffen Werner ist Steinbildhauer. Ein Michelangelo von heute. Die Genie, die er gerade aus dem 16-Tonnen-Klotz schlägt, wird einem Schild mit den Initialen von König Friedrich I., Fridericus Rex, die königliche Krone aufsetzen. Dieser dargestellte Akt gehört zu einer von zwei Kartuschen, die das Portal III, das Hauptportal am neuen Berliner Stadtschloss, schmücken werden. Die Krönung ist dann zu Stein geworden, aber als künstlerischer Akt wird sie für ewig und immerdar die Gemüter bewegen. Mit weiteren 24 Steinbildhauern arbeitet Werner in der Schlossbauhütte in Spandau daran, die drei historischen barocken Außenfassaden des Schlosses sowie die drei Fassaden im Schlüterhof zu rekonstruieren. Falls das Spendenaufkommen es zulässt, sollen sogar noch die historische Kuppel und drei weitere Portale des früheren Großen Schlosshofes wiederauferstehen. 2011 wurde die Schlossbauhütte von der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum gegründet. In der 1400 qm großen ehemaligen LKW-Werkstatthalle auf dem Gelände der britischen Kaserne, am Askanierring, taucht man in eine andere Zeit ab. Zwanzig Kilometer von der Baustelle in Mitte entfernt, wird die Fassade für die mächtige Stahlbetonkonstruktion des Schlossneubaus gefertigt. In den Hallen und den Schauern im Hof rekonstruieren, modellieren, kopieren, formen, restaurieren die Modell- und Steinbildhauer, Steinmetze, Stuckateure und Restauratoren. Zwei fünf Meter hohe, zehn Meter breite, atemberaubende Portalbekrönungen aus Gips machen aus dem Atelier einen sakralen Raum. Vier Originalstatuen, in Folie gehüllt, stehen majestätisch in Reih und Glied, so als ob sie auf ihre Inthronisierung warten. Gigantische Adler starren ihren Betrachter an. Wie vor über dreihundert Jahren entstehen in der Schlossbauhütte die Fassa- den nach den alten Regeln der Steinbildhauerkunst: 300 verschiedene Modelle für 3000 Schmuckelemente, darunter 90 Widderköpfe, 43 Adler, 45 Initialschilder, 45 Bukranien (Stierschädel), 45 Nabelsteine, 16 kolossale Figuren und über 500 Löwenköpfe. Sie alle werden am Ende in ein 90 bis 180 Zentimeter dickes Ziegelmauerwerk eingelassen. Da die Baupläne des Schlosses verschollen sind, musste der Förderverein in Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro Stuhlemmer in detektivischer Kleinstarbeit Fotos, Pläne, Dokumente und Fragmente zusammensammeln und interpretieren. Bei der Spurensuche stießen die historischen Profiler auch auf OriginalFundstücke, wie z. B. die Krone von Portal II, die seit der Sprengung des Schlosses einen Berliner Privatgarten schmückte. Im Park hinter der Klosterkirche wurden Kapitelle von Portal III gefunden, in einer Kleingartenanlage eine Fama, die Gottheit des Ruhmes, drei Meter hoch. „Mithilfe aller archivalischen Beweise konnte ein zusammenhängendes Datengerüst und Baupläne erstellt werden, die Basis für die Arbeit der Bildhauer“, erklärt Bertold Just, der Leiter der Schlossbauhütte. Um sich dieser Jahrhundert-Herausforderung zu stellen, ließ er sich von den Staatlichen Museen zu Berlin beurlauben, wo er als Leiter der Kunstformerei beschäftigt war. Die alten Bildhauer im Blick Sein Team: freischaffende Bildhauer, die sich für ihren Einsatz mit aufwendigen Probearbeiten bewerben mussten. Um die Bildhauer der schlüterschen Bauhütten um 1700 zu interpretieren, müssen sie sich mit dem preußischen Barock auskennen, aber auch einen Teil ihrer Persönlichkeit und damit eigene Interpretationsmöglichkeiten aufgeben. Die Aufgabe der Bildhauer und Steinmetze scheint fast unmöglich: Sie sollen aus mehr als 9000 Tonnen Sandstein Kunstwerke, Säulen und Gesimse in ihrer ganzen Pracht wieder entstehen lassen. Doch nicht nur in der Bauhütte, auch außerhalb Berlins wird in Natursteinfirmen wie F.X. Rauch, Bamberger Natursteinwerk, Dressler Bau, Sächsische Sandsteinwerke, Hofmann-Naturstein in Gamburg und der Firma S. Schubert an der Fassade gearbeitet. Die Schlossbauhütte ist dabei ein Schmelztiegel unterschiedlicher Professionen und Gewerke: „Hier arbeiten Kunsthistoriker, Wissenschaftler, Restauratoren, Architekten, Bildhauer, Kunstformer, Steinbildhauer, Steinmetze für ein Ziel zusammen,“ so ihr Leiter. Das Wissen strahle dabei auch auf verschiedene kleinere Ateliers ab, die ebenfalls an der Fassadengestaltung beteiligt sind: Fabbrica und A. Hoferick in Berlin, das Atelier Klein in Potsdam. „Die originalen Bruchstücke verraten uns viel über Material, Techniken, Werkzeuge und historische Bearbeitung“ Berthold Just, Leiter der Schlossbauhütte Überlebensgroß Die Elemente der Außenfassaden werden erst in Gips gegossen und dann von Bildhauern in Sandstein übertragen FÖRDERVEREIN BERLINER SCHLOSS / ELDACO, BERLIN (3) T VON HEIDI MÜLLER 3 Handarbeit Steffen Werner arbeitet zusammen mit 24 weiteren Bildhauern an der Rekonstruktion. Details werden mit Schlegel und Eisen aus dem Block geschlagen Einzelteile Insgesamt 9000 Tonnen Sandstein werden bei der Gestaltung der Außenfassade verarbeitet Über aller Handwerkskunst wacht die Expertenkommission mit Vertretern aus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dem Landesdenkmalamt Berlin, der Projektgemeinschaft des Architekten Franco Stella, der Bauhütte der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum. In ihrem Besprechungsraum im 1. Stock lehnt, in Folie gehüllt, eine hölzerne Supraporte aus dem ehemaligen Gigantentreppenhaus an der Wand. Sie hat Ornamente, die Bertold Just und seine Bildhauer zur Rekonstruktion der Fassade brauchten. In einem Regal liegen Bruchstücke von Gesimsen. „Was will man jetzt mit so einem ollen Brösel, wird mancher denken. Aber dieses Bruchstück verrät uns viel über Material, Techniken, Werkzeuge und historische Bearbeitung, wie z. B. das Scharrieren der Oberfläche.“ Während die Experten mit Bleistift ihre Korrekturen anbringen, diskutieren sie mit dem Steinbildhauer Christian Klemmer über sein Bildhauerstück für die Nordkehlung. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal an der Schlossfassade mitarbeiten werde“, sagt er und ergänzt, dass das wohl ein Familienkarma sein müsse. Sein Großvater und sein Urgroßvater wären ebenfalls Steinmetze gewesen. Wie alle seiner Zunft zurückhaltend und wortkarg. Kurz vor seinem Tod habe sein Großvater ihm noch eine Nachricht hinterlassen: „Er sei mächtig stolz auf mich gewesen“, sagt Christian Klemmer, kehrt wieder in sich und lässt sein 8-Millimeter-Eisen sprechen. ANZEIGE ▶ B E R L I N E R S C H L O S S — H U M B O L D T Das Berliner Schloss – Humboldt Forum lädt zum öffentlichen RICHTFEST-Konzert am 12. Juni 2 015 und zu den TAGEN DER OFFENEN BAUSTELLE am 13. und 14. Juni 2 015 ein. F O R U M ◀ In Berlins historischer Mitte entsteht ein neues Zentrum der Weltkulturen. Unter einem Dach findet sich die einzigartige Kombination aus Museen, Universität und weitläufigen Veranstaltungsbereichen: Ein internationaler Treffpunkt der Forschung, des Austausches und der kulturellen Verständigung. Alle Informationen rund um das Richtfest und die Tage der offenen Baustelle erfahren – mit der Humboldt Forum-App und im Internet: www.sbs-humboldtforum.de eine Initiative der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum Mit der Humboldt Forum-App mehr entdecken: Die kostenlose App auf das Smartphone oder den Tablet-PC herunterladen, Motiv scannen und schon jetzt Motiv: Ansicht der historischen Fassade des Berliner Schlosses von der Nord-West-Seite das Berliner Schloss – Humboldt Forum in 3D erleben. + unterstützt vom 4 EXTRA BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM DIENSTAG, 9. JUNI 2015 | BERLINER MORGENPOST Zuerst das Schloss, dann die Stadt Zunächst gilt es, einen Irrtum auszuräumen: Ein „Stadtschloss“, wie häufig zu lesen ist, hat es in Berlin nie gegeben. Der Begriff Berliner Schloss bezeichnet die landesherrliche Residenz der regierenden Markgrafen und Kurfürsten der Mark Brandenburg, der Könige in und von Preußen sowie der deutschen Kaiser aus dem Haus der Hohenzollern zwischen 1451 bis 1918. Das Schloss war Gravitationszentrum. Um diesen wichtigsten Profanbau der Stadt herum entwickelte sich Berlin wie die Jahresringe eines Baumes um seinen Kern, was den Verleger und Publizisten Wolf Jobst Siedler formulieren ließ: „Das Schloss lag nicht in Berlin, Berlin war das Schloss.“ An dieser Dominante orientierten sich die noch heute existierenden, von den besten Architekten Preußens entworfenen Bauten der Mitte. Doch nicht nur diese. Selbst die Bürgerhäuser sowie späteren Proletarier-Mietskasernen nahmen in der Gestaltung der Fassaden immer wieder Bezug auf das barocke Vorbild. Im Sommer 1443 legte Kurfürst Friedrich II. am Cöllner Spreeufer des damals noch unbedeutenden Doppelweilers Berlin-Cölln den Grundstein für eine „Zwing Cölln“ genannte Burg. Dieses Schloss war fünf Jahre später im Rohbau fertiggestellt und im Frühjahr 1451 bezugsfertig. Kur- „Mit der Sprengung des Schlosses brach das ganze alte Berlin zusammen“ Margarete Kühn (1902–1995), übernahm unmittelbar nach Kriegsende in Berlin die Leitung der vormals preußischen Schlösserverwaltung fürst Joachim II. (1535–1571) ließ von 1538 an das Schloss durch Caspar Theyss umbauen. Als Vorbild diente Schloss Torgau in Sachsen. Weitere Veränderungen, veranlasst von Kurfürst Johann Georg (1571–1598), sowie eine Reihe von Ergänzungen durch Kurfürst Joachim Friedrich (1598–1608) umfassten bereits den äußeren Schlosshof, in dessen Ausmaßen Johann Friedrich Eosander später von 1707 an das Schloss vergrößerte. Zunächst aber unterbrach der Dreißigjährige Krieg die Bauarbeiten. Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640–1688) kehrte 1646 in das verwahrloste Schloss zurück und ließ den Lustgarten herrichten. Johann Gregor Memhardt lieferte die Blaupausen für ein Lusthaus, Johann Arnold Nering für die Orangerie und die Kapelle der Kurfürstin. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestand das Schloss aus zwei aufeinanderfolgenden Höfen von etwa der Ausdehnung des barocken Baus. Kurfürst Friedrich III. (1688/1701–1713) wollte indes seinen Machtanspruch als Friedrich I. König in Preußen hervorheben. Mit seiner Prunksucht – er ließ die Residenz von Andreas Schlüter in ein barockes Königsschloss umbauen – ruinierte er finanziell die Mark. Schlüter ummantelte den Renaissancebau mit einer neuen barocken Fassade nach italienischen Vorbildern. Sein Triumph wurde aber noch vor Beendigung der Umbaupläne 1706 durch das Desaster des Münzturms jäh beendet. Der von ihm entworfene 108 Meter hohe Turm neigte sich wegen des torfi- gen Untergrunds zur Seite und musste abgetragen werden. Schlüter büßte daraufhin seine Position ein. Die Sparmaßnahmen von Friedrich Wilhelm I. (1713–1740), dem „Soldatenkönig“, vertrieben einen Großteil der Architekten und Künstler aus Berlin. Der Bau wurde nach den Plänen zwar vollendet, der Plan einer Schlosskuppel zunächst aber aufgegeben. Die späteren preußischen Könige verlagerten ihre Ambitionen auf die Schaffung von neuen Raumfluchten. Friedrich II. (1740–1786), Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) und Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) richteten sich dort eigene Appartements ein, bevorzugten aber andere Schlösser als Wohnorte. Unter den beteiligten Baumeistern finden sich Carl von Gontard, Carl Gotthard Langhans und Karl Friedrich Schinkel. Unter Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) erfolgte mit dem Bau der Schlosskuppel die erste bedeutende Veränderung des Schlossäußeren. Der Vorentwurf stammte noch von Schinkel und wurde von seinem Schüler Friedrich August Stüler abgeändert ausgeführt. Kaiser Wilhelm I. (1861/1871–1888) ließ die Fassaden des inneren Quergebäudes im Stil der Neorenaissance umgestalten. Sein Enkel, Kaiser Wilhelm II. (1888–1918) plante erneut Veränderungen und Erweiterungen am Schloss, wozu vor allem die Fürstenwohnungen und die Erweiterung des Weißen Saales gehörten, aber auch Bäder und eine moderne Heizungsanlage. Der Erste Weltkrieg und die Revolution beendeten die Arbeiten. Eine Angleichung der anderen Hoffassaden erfolgte nicht mehr. In der Weimarer Republik wurde das Schloss zum Niemandsland. Von verschiedensten Institutionen genutzt, wurde es zu einem völlig unpolitischen Bau. Die Nationalsozialisten mieden das Schloss, Hitler soll es nie betreten haben. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bau im Frühjahr 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und brannte fast vollständig aus. Seine Grundsubstanz war dennoch so gut erhalten, dass schon kurz nach dem Inferno einige Räume für Ausstellungen genutzt werden konnten. Das rettete das Berliner Schloss indes nicht vor einem politischen Willkürakt. SED-Chef Walter Ulbricht befahl 1950 die Sprengung zugunsten eines Aufmarschplatzes. Selbst die Einwände der sowjetischen Besatzungsmacht konnten ihren obersten DDR-Statthalter nicht stoppen. Erst mehr als 20 Jahre nach der Sprengung versuchte die DDR mit dem Bau des Palasts der Republik die Ödnis auf dem Schlossplatz zu kaschieren. Das Parlaments- und Veranstaltungszentrum wurde 1976 eröffnet. Am 23. August 1990 stimmte dort die erste frei gewählte Volkskammer dem Beitritt zur Bundesrepublik zu. Da das Gebäude wegen Asbestsanierung bis auf den Rohbau abgetragen werden musste, beschloss der Bundestag schließlich den Abriss, der 2008 endete. Die technisch zwingenden Gründe für den Abriss des Palasts wurden schon früh durch die Debatte um den Wiederaufbau des Schlosses überlagert. Dass die städtebauliche Dominante wieder in die Berliner Mitte zurückkehrt, geht wesentlich auf eine Initiative des Fördervereins Berliner Schloss und seiner Freunde 1993 zurück. Dessen Errichtung einer Eins-zu-einsSchloss-Simulation am originalen Standort brachte das Berliner Schloss eindringlich in die Erinnerung zurück. Deshalb können der Geschichte des Baus nun weitere Kapitel hinzugefügt werden. A Das Foyer B Die Passage Der mittlere Teil des Humboldtforums, die Passage, die es so im historischen Schloss nicht gab, bildet die Verbindung zwischen Schlossplatz und Lustgarten. Die beiden neu konzipierten Flügel sind modern gestaltet. Durch das wieder hergestellte Eosanderportal wird der Besucher zukünftig das Humboldtforum betreten. Der 35 Meter hohe Raum wird nach oben mit einer Glasdecke abgeschlossen. Darüber thront die Kuppel. r h q w e r t A Portal I Portal II Portal III Portal IV Portal V Kellergeschoss z Schlosskeller, Archäologisches Fenster u i o p 3 a s i e Erdgeschoss Multifunktionssaal (500 Plätze) Auditorium (600 Plätze) Seminarräume Sonderausstellungen Museum des Ortes Skulpturensaal Restaurant der Kontinente Bistro der Kulturen/Café Museumsshop/Buchladen Kasse u z 1. Obergeschoss Staatliche Museen zu Berlin (SMB) Humboldt-Universität (HU) Fachbibliothek der SMB Phonogrammarchiv (HU) Klangwerkstatt (SMB) d Ausstellung Welt.Stadt.Berlin 2. Obergeschoss (SMB) f Ethnologisches Museum 3. Obergeschoss (SMB) GOLDEN SECTION GRAPHICS; T VON MATTHIAS BILLAND STIFTUNG BERLINER SCHLOSS, HUMBOLDTFORUM, FRANCO STELLA/HILMER & SATTLER UND ALBRECHT (5) Um den Profanbau entwickelte sich Berlin wie die Jahresringe eines Baumes um dessen Kern g Museum für Asiatische Kunst Dachgeschoss h Dachcafé (Option) 600 Jahre Geschichte: Der Ort in Bildern Die Abbildung zeigt das Berliner Schloss und den Lustgarten um 1650, der Kupferstich stammt von Johann Georg Memhardt (gest. um 1678). Einen ersten Schlossbau gab es schon im 15. Jh.. Kurfürst Joachim II. ließ ihn durch ein Renaissanceschloss ersetzen. 1848 Zwischen 1702 und 1716 erweiterten Andreas Schlüter und seine Nachfolger das Schloss zum prachtvollen Barockbau. Von 1845 bis 1853 wurde die Kuppel errichtet. (Abb.: Straßenkämpfe am 18./19. März 1848 in Berlin mit der Kuppel im Bau; Aquarell von F. Mesmer, 1848). 1918 Die Luftaufnahme zeigt den Schlosskomplex in Berlins Mitte. Wieder steht er im Mittelpunkt politischer Ereignisse. Am 9. November dankt Kaiser Wilhelm II. ab und verlässt Deutschland. Der Sozialist Karl Liebknecht ruft am Schlossportal V die Republik aus. 1945 Die Innenstadt von Berlin lag in Trümmern. Auch das Schloss (Foto mit Dom) war schwer beschädigt, hätte aber wieder aufgebaut werden können. Doch der Staatsführung der DDR war das Gebäude nichts als Erinnerung an die Hohenzollern, und sie beschloss, … PA/DPA PA//DPA PA/AKG-IMAGES PA/AKG-IMAGES 1650 PA/AKG-IMAGES Vom Renaissanceschloss über Schlüter-Bau und Palast der Republik bis zum Neubau des Humboldtforums 1950 … die Ruine aus dem Stadtbild zu entfernen. Von September 1950 an wurde das Schloss abschnittsweise gesprengt. Dort, wo es gestanden hatte, wurden ein Aufmarschplatz, bedeckt mit Ziegelsplitt, und eine Tribüne errichtet. Neuer Name: Marx-Engels-Platz. BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM EXTRA BERLINER MORGENPOST | DIENSTAG, 9. JUNI 2015 5 Das Humboldtforum: So soll es aussehen C Einblicke in die zukünftige Begegnungsstätte der Weltkulturen Der Schlüterhof Die bis in das oberste Geschoss durchgeführte Gestaltung der Tore war ein Markenzeichen des historischen Schlosses. Mit dem Schlüterhof wird eine der markantesten Barockfassaden wieder hergestellt. t D D Die Ostfassade Einzig die Fassade auf der Spreeseite wird nicht historisch rekonstruiert. Die moderne Gestaltung bildet den Kontrast zum Berliner Dom. Große Fenster bieten von innen einen Panoramablick auf Berlins Mitte. Von hier aus gelangt man künftig direkt in den Skulpturensaal. g p o C 3 f s d a B 13. und 14. Juni: Tage der offenen Baustelle q E SAMSTAG, 13. JUNI 10:00 Einlass Baustelle für Besucher 12:00 Musikdarbietungen von Studierenden der Hanns-Eisler-Musikhochschule an verschiedenen Orten im Rohbau ca. 14:00 Platzkonzert Stabsmusikkorps der Bundeswehr w 16:00 Ende Konzerte Musikhochschulstudenten 18:00 Ende Tag der offenen Baustelle 18:0022:00 ABBY & Winson, präsentiert von FluxFM: 18:00 – DJ Winson 20:00 – ABBY 21:00 – DJ Winson SONNTAG, 14. JUNI 10:00 Einlass Baustelle für Besucher 11:00 Musikdarbietungen von Studierenden der Hanns-Eisler-Musikhochschule an verschiedenen Orten im Rohbau Ende Konzerte Musikhochschulstudenten 15:00 E Treffpunkte 1976 SED-Chef Erich Honecker hatte in programmatischem Gestus veranlasst, einen „Palast der Republik“ zu errichten. Der Bau, wegen seiner auffälligen Innenbeleuchtung im Volk auch „Erichs Lampenladen“ genannt, wurde 1976 fertig. Dort tagte u. a. die Volkskammer. 1993 Wilhelm von Boddien begann, sich intensiv für den Wiederaufbau des Schlosses einzusetzen. Um einen Eindruck des neu zu bauenden alten Gebäudes zu vermitteln, ließ er den Bau in historisierender Kubatur neben dem Republik-Palast auf Planen simulieren. Konzert Andrej Hermlin mit dem Swing Dance Orchestra 18:00 Ende Tag der offenen Baustelle Freier Eintritt. Keine Voranmeldung nötig. www.sbs-humboldtforum.de Alle Angaben ohne Gewähr 2008 2002 beschloss der Bundestag den Wiederaufbau des Schlosses. Nach einer bis 2002 erfolgten Asbestsanierung wurde der Palast der Republik in den Jahren 2006 bis 2008 abgerissen. Damit war der lang anhaltende Streit um seine Zukunft unwiderruflich beendet. + PA/DPA/PAUL ZINKEN PA/PETER ZIMMERMANN PA PA/AKG-IMAGES PA/GÜNTER GUEFFROY Im modern gestalteten Bau des Humboldtforums wird es überall Orte geben, an denen sich die Besucher begegnen können. Die zukünftige Cafeteria ist nach allen Seiten hin zu anderen Teilen geöffnet und verkörpert so das Konzept der Transparenz. 16:00 2009 Um die Fläche bis zum Baubeginn zu nutzen, wurde vorübergehend eine riesige Wiese angelegt. Im Hintergrund steht das ehemalige Gebäude des DDR-Staatsrates, heute Sitz der Wirtschaftsschule ESMT, für dessen Bau Elemente des Schlosstores IV verwendet wurden. 2015 Der Grundstein für das Schloss/Humboldtforum wurde am 12. Juni 2013 gelegt. Seitdem gehen die Arbeiten zügig und planmäßig voran (hier der spreeseitige Abschnitt, an dem keine historischen Fassadenelemente angebracht werden). Eröffnung soll im Jahr 2019 sein. 6 EXTRA BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM DIENSTAG, 9. JUNI 2015 | BERLINER MORGENPOST T VON ECKHARD FUHR ANZEIGE Wo sich die Weltkulturen begegnen SMB/ ETHNOLOGISCHES MUSEUM/CLAUDIA OBROCKI Im Humboldtforum werden die außereuropäischen Sammlungen in die Mitte Berlins versetzt Exotisch Flickenmantel eines Derwischs aus dem Iran (Mitte 19. Jahrhundert) SMB, ETHNOLOGISCHES MUSEUM/DIETRICH GRAF Es geht darum, die europäische Sicht auf die exotischen Objekte zu brechen PA/ARCO IMAGES, SMB/ETHNOLOGISCHES MUSEUM/MARTIN FRANKEN (2) Am 2. Juli 2002 beschloss der Deutsche Bundestag, das Berliner Schloss als Humboldtforum wieder aufzubauen. Er folgte damit der Empfehlung einer internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlins“, die von der Bundesregierung berufen worden war, ein städtebauliches Konzept für die Mitte der deutschen Hauptstadt zu entwerfen. Die eigentliche Urheberschaft der Idee des Humboldtforums darf aber Klaus-Dieter Lehmann, der ehemalige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, für sich beanspruchen. Er schlug vor, die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zusammen mit Teilen der Berliner Landesbibliothek und der wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität am Schlossplatz zu versammeln. Damit waren auch die Partner dieses gewaltigen Kulturprojekts genannt: die Preußenstiftung mit dem Bund als ihrem größten Geldgeber, das Land Berlin und die Universität. Sie sollten die Mitte Berlins als Ort des kulturellen Austauschs und der Begegnung von Wissenschaft und Gesellschaft gestalten. In ihrer notwendigen Offenheit setzte diese Idee einen gewaltigen Strom von Konzeptionsprosa in Gang, auf dem wie Treibholz manche Plattitüde schwamm. Klar war von Anfang an nur, dass die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst von Dahlem an die Spree umziehen und dort in einer neuen Weise präsentiert werden sollten. Jahrelang zeigte sich die kulturpolitische Öffentlichkeit von der „Agora“ fasziniert, also von der Vorstellung, das Humboldtforum müsse vor allem eine Bühne für den öffentlichen Diskurs werden. Das Gespenst vom Schloss als Eventschuppen ging um, bis sich im Zuge immer konkreter werdender Planungen die Erkenntnis durchsetzte, dass auch dieses Museum neuen Typs von den Sammlungen her gedacht werden müsse. Im Frühjahr dieses Jahres berief Kulturstaatsministerin Monika Grütters Neil MacGregor, den Direktor des Britischen Museums, zum Vorsitzenden der dreiköpfigen Gründungsintendanz des Humboldtforums. MacGregor ist ein Museumsmann durch und durch, der dafür steht, die musealen Objekte selbst zum Sprechen zu bringen und sie nicht zu Illustrationsmaterial für irgendwelche Theorien zu degradieren. Das Publikum kann sich also vor allem auf ein neues Museum freuen, jedoch auf eines, das seine Rolle und Funktion in der Gegenwart neu überdenkt. Es bleibt noch viel Raum auch zum gedanklichen Experimentieren. Aber es gibt keinen Grund, das Schloss mit dem Humboldtforum als größte Mehrzweckhalle der Nation zu schmähen. Vor allem den Direktoren und Kuratoren der Sammlungen ist es zu verdanken, dass trotz der oft missgelaunten Begleitmusik in den Feuilletons die konzeptionelle Arbeit Schritt um Schritt vorangetrieben wurde, sodass es jetzt, zum Richtfest des Baus, durchaus möglich ist, einen Spaziergang in die nahe Museumszukunft zu unternehmen. Das gilt jedenfalls für das, was die Staatlichen Museen zu verantworten haben. Den Besucher, der durch das Eingangsportal das gewaltige, von dreigeschossigen Galerien gesäumte Foyer betritt, mag es schwindeln und man wird ihm nicht verdenken, wenn er erst einmal in einem der Cafés und Restaurants in aller Ruhe darüber nachdenkt, wie er sich die gewaltige Vielfalt von Optionen, die sich ihm auf 40.000 Quadratmetern Nutzfläche bieten, erschließen soll. Im Erdgeschoss wird der Ort, an dem er sich befindet, selbst thematisiert. Eine große Installation aus den verschiedensten musealen Objekten soll an die „Wunderkammern“ der Renaissance und des Barock erinnern, die Insignien Thronsessel für König Nsangu von Bamun in Westafrika (oben, 19. Jahrhundert); kultische Uli-Figur von der pazifischen Insel Neuirland (unten) Raumgreifend Die Ausstellungsflächen und auch der Transport der großen Südseeboote wurden schon bei der Bauplanung des Schlosses berücksichtigt Urzellen des europäischen Museums, wenn man so will. In diesen Kabinetten versammelten die Fürsten Kunst- und Naturobjekte aller Art, um die Welt in ihre Schlösser zu holen. Auch die preußischen Könige sammelten auf diese Weise. Anfang des 19. Jahrhunderts ging ihre Wunderkammer in den wissenschaftlichen Sammlungen der Universität auf. Das Humboldtforum hat also an dem Ort, an dem es entsteht, durchaus historische Wurzeln. Es ist ihm nicht aufgepfropft. Die Geschichte des Schlosses ist im Erdgeschoss Gegenstand einer eigenen Ausstellung. Dieses „Museum des Ortes“ öffnet auch ein archäologisches Fenster zu den unterirdischen Spuren dieser Geschichte. Räume für Sonderausstellungen, ein Kino, ein Bühnensaal ergänzen das Angebot im Parterre. Das erste Obergeschoss, die Beletage, teilen sich Landesbibliothek und Humboldt-Universität. Was den Besucher hier rückt sehen, denn sie verkörperten das, was Berlin als Metropole ausmache. „Die Fähigkeit, Impulse zu geben und Visionen zu entwickeln, und die Offenheit, Ideen aus der Welt aufzunehmen und sich zu eigen zu machen.“ Die Universität steht vor der Aufgabe, sichtbar zu machen, was sich zumeist unspektakulär in Bibliotheken, Studierzimmern und Labors vollzieht: Wissenschaftliche Forschung. Mitarbeiter der Universität wollen einem überwiegend jungen Publikum ihre Arbeit nahebringen und zeigen, wie Wissenschaft und Forschung das Leben jedes Einzelnen bestimmen. Stock- erwartet, ist noch ziemlich offen und vage. Berlin wollte ursprünglich den der Landesbibliothek zur Verfügung stehenden Platz mit einer Ausstellung über die „Welt der Sprache“ bespielen. Der neue Regierende Bürgermeister Michael Müller hält es für dringlicher, dass sich die Stadt selbst inszeniert. Unter dem Motto „Welt.Stadt.Berlin“ soll nun interaktiv vermittelt werden, wie Berlin die Welt und die Welt Berlin beeinflusst. Das liegt in gefährlicher Nähe zur Sphäre der TourismusWerbung. Müller will allerdings die beiden Namensgeber des Forums, den großen Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt und den großen Forschungsreisenden Alexander von Humboldt in den Vordergrund ge- werknachbar der Landesbibliothek und der Universität wird außerdem eine von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufzubauende Forschungsbibliothek zu außereuropäischen Kulturen werden. Der meiste Platz, das gesamte zweite und dritte Obergeschoss, steht den beiden Museen zur Verfügung. Ihre Planungen gehen schon ins Detail und wurden bei der Bauplanung berücksichtigt. Das Ethnologische Museum wird im zweiten Obergeschoss drei geografische Schwerpunkte inszenieren: Ozeanien, Afrika und Amerika. Dabei geht es immer auch darum, die Geschichte dieser Sammlungen zu reflektieren und die europäische Sicht auf die „exotischen“ Objekte durch der Perspektive der Herkunftskulturen zu brechen. So etwa kann das Bild von Afrika als „schwarzem“, geschichtslosem Kontinent als Fiktion kenntlich gemacht werden. Afrikanische Kulturen warteten keineswegs darauf, von Europäern „entdeckt“ zu werden. Sie waren vielfach mit der Welt vernetzt. Spektakulären Großobjekten wie den polynesischen Booten oder den buddhistischen Höhlentempeln von der Seidenstraße soll großzügig Raum gegeben werden, schließlich ist es zunächst die Schaulust, die Menschen ins Museum lockt. Die Südseeboote ragen aus dem ersten Stock in die Ausstellungsebene der ethnologischen Sammlungen hinein und können von oben besichtigt werden. Und in der asiatischen Abteilung wird der chinesische Architekt Wan Shu einen großen Saal zur chinesischen Hofkunst gestalten und mit dieser Inszenierung von Kunst als Herrschaftsrepräsentation sicher einen Bogen in die Gegenwart schlagen. Gegenwartsbezug wird dann auch das Charakteristikum von Sonderausstellungen zu großen Menschheitsfragen wie Migration und Religion sein, die aus dem Fundus der Sammlungen bestückt werden können. Die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin gehören zu den bedeutendsten der Welt. Sie haben es verdient, aus ihrer Dahlemer Randlage in die Mitte Berlins versetzt zu werden. Das hat nichts mit multikulturellem Kleinklein zu tun, sondern es unterstreicht die Bedeutung Berlins als kulturelle Metropole. Das Richtfest, das nun für den Bau gefeiert wird, kann man auch auf seinen Inhalt beziehen. Der Rohbau steht. Es bleibt noch Raum für Experimente. Aber die Grundidee, die Berliner Museumsinsel mit ihrem überwältigenden Panorama antiker und europäischer Zivilisationsgeschichte über die Spree hinweg zu den außereuropäischen Kulturen zu erweitern, erwies sich als nachhaltig. Sie hat alle Debattenstürme überlebt. Sie war die richtige Idee, den Raum in der Mitte Berlins zu füllen. Die Museen Ethnologisches Museum Das Haus gehört seit seiner Gründung zu den größten und bedeutendsten Sammlungen seiner Art weltweit. Hervorgegangen ist es aus der königlichen Kunstkammer. Seine Anfänge reichen in das 17. Jahrhundert zurück. In den Beständen befinden sich über 500.000 ethnografische, archäologische und kulturhistorische Objekte. Sie kommen aus Afrika, Asien, Amerika, Australien und der Südsee. Dazu kommen 140.000 ethnologische Tondokumente, 285.000 Fotografien, 20.000 Filme und 200.000 Seiten schriftliche Dokumente. Untergebracht sind die Sammlungen seit 1967 in einem dafür errichteten Museumsbau in Dahlem. Museum für Asiatische Kunst Als Ausgründung aus dem Museum für Indische Kunst und dem Museum für Ostasiatische Kunst besteht das Haus erst seit 2006. Das Museum präsentiert mit seinen Objekten Kunst unterschiedlichster Zeiten, die von Meistern des indo-asiatischen Kulturraums durch die Jahrhunderte hinweg geschaffen wurde. Zu ihnen zählt die berühmte Turfan-Sammlung mit Skulpturen und Malereien aus buddhistischen Kultbauten. Ihre Malereien und Skulpturen aus buddhistischen Kultbauten des heutigen Nordwestchina entstammen dem 3. bis 13. Jahrhundert. Allein die ostasiatische Sammlung umfasst 13.000 Objekte. sts Halbzeit Nun braucht das Schloss aber immer noch über 50 Millionen €. Das ist viel Geld, aber machbar: Diese Summe steht für 125.000 Menschen, die sich mit 400 € einmalig, oder mit 100 € vier Jahre lang im Spendenabonnement engagieren wollen. Jeder Betrag ist steuerlich begünstigt und bei der Steuererklärung absetzbar. 125.000 Menschen stehen für zwei gut gefüllte Fußballstadien, für drei Prozent aller Bewohner des Großraums Berlin oder für eineinhalb Promille aller 82 Millionen Deutschen. Das Schloss feiert sein Richtfest, die Halbzeit auf dem Weg zur Fertigstellung. Nun wurde mit dem Fassadenbau begonnen, jeden Tag wird der Rohbau ein herrliches Stück schöner! Halbzeit haben wir jetzt auch bei der Spendensammlung. Von 105 Millionen € , die für die Fassaden aufgewendet werden müssen, spendeten Bürger aus allen Gesellschaftsschichten bereits fast die Hälfte. Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit! Machen Sie mit, schenken Sie sich Ihren Anteil am Schloss und an der neuen Schönheit des alten Berlin. Halbzeit. Wir schaffen die andere Hälfte auch, mit Ihrer Hilfe! Spenden Sie über das Internet: www.berliner-schloss.de oder direkt auf unser Spendenkonto: Förderverein Berliner Schloss e.V., Verwendungszweck: wendungszweck: Halbzeitspende, BIC: DEUTDEBBXXX, IBAN: DE41 1007 0000 0077227700 bei der Deutschen Bank – Beratung auch am Telefon: 040 / 898 07 50 + BERLINER MORGENPOST | DIENSTAG, 9. JUNI 2015 BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM EXTRA In illustrer Nachbarschaft 7 Blickfang Von der James-Simon-Galerie, die gerade errichtet wird, geht der Blick über den Lustgarten zum Humboldtforum (Simulation) griffen einen früheren Entwurf Alfred Messels von 1907 auf – Chipperfields Verbeugung vor der Geschichte der Museumsinsel. Zudem sei das Gebäude nach Süden ausgerichtet worden, denn die „neue Hauptadresse heißt Humboldtforum“. Der Besucherstrom solle zum Schloss umgeleitet werden. Allerdings werde es aus Kostengründen keinen Fußgängertunnel dahin geben. Doch gebe es Ideen, die Verkehrswege in dem Bereich neu zu regeln. Die James-Simon-Galerie wird den zentralen Service für die Besucher aufnehmen. Von hier aus gelangen die Gäste über die sogenannte Archäologische Promenade in vier der fünf Museen. Neben den Kassen wird es hier auch einen Museumsshop, ein Café und Räume für Sonderausstellungen geben. Sehr zufrieden ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dass der größte Besuchermagnet auf der Insel, das Pergamonmuseum, während der gesamten Umbauzeit wenigstens in Teilen geöffnet bleiben wird. Seit Herbst 2014 ist allerdings der namensgebende Pergamonaltar nicht für Besucher zugänglich. Die Sanierung des Pergamonmuseum erfolgt in mehreren Bauabschnitten. Zunächst werden der Nordflügel und der Mittelteil des Hauses renoviert. In einem zweiten Bauabschnitt wird dann der vierte Flügel auf der Westseite gebaut. Schon der Architekt des Pergamonmuseums, Alfred Messel, nach dessen Plänen das Haus zwischen 1910 und 1930 errichtet wurde, hatte diesen vierten Flügel vorgesehen. Durch ihn wird künftig ein Rundgang vorbei an den großen architektonischen Exponaten möglich sein. Während der Grundinstandsetzung werden auch der Eingangsbereich und die Brücke über den Kupfergraben erneuert. Bis zum Ende des ersten T VON STEFAN SEEWALD Am Humboldtforum wird eifrig gebaut. Doch auch wenn man durch den Lustgarten in Richtung Museumsinsel geht, stößt man auf zahlreiche Baustellen. Seit Jahren wird das Unesco-Welterbe im Rahmen eines Masterplans saniert. Die Besucherbereiche werden neu strukturiert. Derzeit wohl wichtigste Baustelle, weil künftiges Herz der Museumsinsel, ist die James-Simon-Galerie, benannt nach dem Berliner Mäzen James Henry Simon (1851-1932). Hier werden nach Fertigstellung die Besucher empfangen. Projektiert wurde das Gebäude von David Chipperfield Architects, der auch schon die Sanierung des Neuen Museums verantwortete. Im Herbst 2013 fand die Grundsteinlegung statt – vier Jahre später als geplant. Entsprechend verzögert sich die Eröffnung der Galerie. Statt 2013 ist es jetzt erst 2018 soweit. Grund sind große Probleme mit dem Baugrund und dem Grundwasserspiegel. Eine der Baufirmen ging pleite und hinterließ Pfusch. Zum Abtragen fehlerhaften Betons mussten Taucher eingesetzt werden. Beides verursachte weitere Kosten. Nach derzeitigem Stand kostet die Galerie laut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz etwa 133 Millionen Euro. Ursprünglich waren 77 Millionen Euro angesetzt. Inzwischen kann der Interessierte am Kupfergraben aber deutliche Fortschritte feststellen. Das Gebäude wächst aus der Baugrube. Die Blaupausen wurden in der Vergangenheit mehrfach überarbeitet. Der Besucher wird nun durch eine breite Freitreppe empfangen. Optisch wird die Galerie vor allem durch die Kolonnaden geprägt. Martin Reichert vom Büro Chipperfield sagt, die Hochkolonnaden der Galerie BPK / STIFTUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ Die gesamte Museumsinsel wird nach einem Masterplan saniert und neu strukturiert Auf der Museumsinsel wird der Charakter der historischen Ausstellungshäuser gewahrt und zugleich ein zukunftsfähiger Campus entwickelt Bauabschnittes 2019 bleiben unter anderem das Markttor von Milet, das IschtarTor und die Mschatta-Fassade zugänglich. Die Sanierung und teilweise Neugestaltung des Hauses soll im Jahr 2025 abgeschlossen sein. Wann das Alte Museum mit seiner Säulenfront am Lustgarten grundsaniert wird, ist noch nicht endgültig entschieden. Der Sanierungsplan sieht vor, im Sockelgeschoss weitere Ausstellungsräume zu gewinnen und die beiden Innenhöfe mit Glasdächern zu versehen. Bereits abgeschlossen sind die Sanierung der Freitreppe sowie der Rotunde im Inneren. Ein wesentliches Element des künftigen Konzeptes der Museumsinsel ist die Archäologische Promenade. Sie wird nach Abschluss der Bauarbeiten vier der fünf Häuser unterirdisch beziehungsweise in den Sockelgeschossen miteinander verbinden. Die Passage führt dann vom Alten zum Neuen Museum, weiter zum Pergamonmusem und endet im BodeMuseum. Auch von der Simon-Galerie aus wird sie zugänglich sein. Dem Besucher bietet sich damit die Möglichkeit, von einem Haus in das nächste zu wechseln. Inhaltlich wird sich die Promenade mit übergreifenden Themen befassen. Auch die Neugestaltung der Außenbereiche ist Teil des Masterplans. Bereits 2010 fertiggestellt wurden der Kolonnadenhof vor der Alten Nationalgalerie. Zukünftig soll auch der Spreeuferbereich zwischen den Kolonnaden und dem Pergamonmuseum für Besucher erschlossen werden. Als erstes Gebäude auf der Museumsinsel wurde die Alte Nationalgalerie 2001 wiedereröffnet. 2006 folgte das Bodemuseum. Der Wiederaufbau des neuen Museum wurde 2010 abgeschlossen. Nördlich der Stadtbahn am Kupfergraben, auf dem Areal der sogenannten Museumshöfe, öffnete 2012 das Archäologische Zentrum. Nach Vorstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz könnten an dieser Stelle in einem noch zu bauenden Komplex die Gemäldesammlung der Alten Meister und die Skulpturensammlung in einer gemeinsamen Schau präsentiert werden. Aber das ist Zukunftsmusik. Zu den illustren Nachbarn des Humboldtforums zählt auch die Staatsbibliothek Unter den Linden – auch sie eine Baustelle, wenn auch bei laufendem Betrieb. Abgeschlossen ist der erste Bauabschnitt. Dazu zählen ein neuer Allgemeiner Lesesaal, der Rara-Lesesaal, ein neues Benutzungszentrum und das Digitalisierungszentrum. In einem zweiten Bauabschnitt wird seit 2012 der südliche Gebäudeteil saniert. Unter anderem werden die zentrale Erschließungsachse und die Kuppel wiederhergestellt. Zudem wird ein Bibliotheksmuseum eingerichtet. Nach der Gesamtfertigstellung im kommenden Jahr sollen insgesamt 650 Benutzerarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Aber auch im sonstigen unmittelbaren Umfeld des künftigen Humboldtforums drehen sich die Baukräne. Jenseits der Spree wird derzeit auf und unter einem großen Areal an der Verlängerung der UBahnlinie 5 mit dem Bahnhof Museumsinsel gearbeitet. Und westlich vom Schloss entstehen direkt neben der Friedrichwerderschen Kirche sogenannte Townhäuser. Möglicherweise bringt die Neugestaltung der historischen Mitte auch die Diskussion über die Wiedererrichtung der Schinkelschen Bauakademie voran, die derzeit, abgesehen von einem Eckportal, lediglich auf Folien simuliert wird. ANZEIGE Kosmopolit Alexander von Humboldt öffnete den Blick der Deutschen für neue Welten PA/J. PFEIFFER PA/CPA MEDIA CO. Deutsche Bank deutsche-bank.de Universalgelehrter Wilhelm von Humboldt betrieb die Gründung der Berliner Universität, die heute seinen Namen und den seines Bruders Alexander trägt. Dort erinnert ein Denkmal an ihn Visionäre Weltbürger Das Wissensideal von Wilhelm und Alexander von Humboldt wird die Inhalte des nach ihnen benannten Forums im Berliner Schloss bestimmen T VON MATTHIAS BILLAND Wilhelm und Alexander von Humboldt haben Geschichte geschrieben. Als Philosoph, Sprachforscher und preußischer Staatsmann der Ältere. Als Naturforscher, Schriftsteller und Weltreisender der Jüngere. Aufgewachsen im Zeitalter der Aufklärung, bestimmten die Brüder den intellektuellen Höhenflug der Klassik mit, um einen akademischen Universalismus zu entwerfen, der bis in unsere Zeit nichts an Bedeutung verloren hat. Lange wurden Wilhelm und Alexander von Humboldt lediglich als historisch interessante Charaktere wahrgenommen. Doch mittlerweile ist sowohl die herausragende Qualität ihrer wissenschaftlichen Leistungen als auch ihre Bedeutung als Vordenker der Globalisierung unbestritten. Wie aktuell das Wissensideal der Gebrüder ist, zeigt das geplante Humboldtforum im Schloss in Berlins Mitte. Hier wird nun schon in absehbarer Zeit die Idee einer Freistätte für Kunst und Wissenschaft Realität, mit der Wilhelm und Alexander von Humboldt den Blick auf die Verbindungen zwischen den Kulturen zu öffnen suchten. Im 18. und 19. Jahrhundert waren die beiden Gelehrten damit ihrer Zeit weit voraus. Getreu seiner Namensgeber wird das Humboldtforum für ein gleichberechtigtes Zusammenleben der Kulturen und Nationen stehen. Mit ihrem weltoffenen Blick und der Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, versinnbildlichen die Brüder Wilhelm und Alexander den Geist, der das Humboldtforum durchdringen wird. Der Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt (1767–1835) beteiligte sich als Politiker im preußischen Berlin an der Gründung von Universität und Museen. Die maßgeblich von ihm mitgetragene Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) verkörperte sein Ideal einer Einheit von freier Forschung und Lehre auf der Grundlage eines fächerübergreifenden Kanons. Wilhelm von Humboldt strebte ein dreistufiges Einheitsschulsystem mit dem Elementar-, dem Gymnasial- und dem Hochschulunterricht an. Zudem wurde Humboldt, der einige Jahre als Gesandter beim Heiligen Stuhl wirkte, als Pionier der Erforschung der Struktur der außereuropäischen Sprachen bekannt. Quelle dieses Forschungsdrangs war Wilhelm von Humboldts Menschenbild, in dem Sprache die Schlüsselrolle innehatte. Alexander von Humboldt (1769–1859) brach bereits in jungen Jahren auf, um auf dem amerikanischen Kontinent grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Er befuhr wenig bekannte Flüsse und bestieg den Chimborazo. Der erloschene Vulkan im heutigen Ecuador galt damals als der höchste Berg der Erde. In seinem sich über einen Zeitraum von mehr als sieben Jahrzehnten erstreckenden Gesamtwerk schuf der sogenannte zweite Kolumbus einen „neuen Wissens- und Reflexionsstand des Wissens von der Welt“. Er wurde zum Mitbegründer der Geographie als empirischer Wissenschaft. Feldstudien betrieb er unter anderem in den Bereichen Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Vulkanologie, Botanik, Vegetationsgeographie, Zoologie, Klimatologie, Ozeanographie und Astronomie. Zudem korrespondierte er mit bedeutenden Spezialisten verschiedener Fachrichtungen und schuf so ein wissenschaftliches Netzwerk eigener Prägung. Die Auswertung seiner Reisen beschäftigte Alexander von Humboldt ein Leben lang und machte ihn weltberühmt. In seinem Hauptwerk „Kosmos“ versuchte er eine Gesamtschau von Natur und der vielfältigen Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt. Als einer der wenigen Wissenschaftler seiner Zeit klagte Alexander von Humboldt Rassismus und Sklaverei an. Der Name Humboldt steht für einen vorurteilsfreien Dialog zwischen den Kulturen der Welt. Alexander und Wilhelm von Humboldt waren nicht nur tolerant. Sie wollten andere Kulturen verstehen und wählten hierzu den Weg der Begegnung und des Kennenlernens, auch zum Gewinn für das eigene Selbstverständnis. Das Werk der Brüder vereint gesellschaftliches Handeln, Kunst und Wissenschaften auf beispielhafte Weise. Die Humboldts waren Welt- wie Staatsbürger. Sie wollten das eigene Land durch Reformen verbessern. Aber sie hatten in ihrem Denken auch stets die Welt als Ganzes im Blick. Es ging ihnen um die Entfaltung der gesamten Menschheit und um eine moderne Zivilgesellschaft. + Willkommen zurück in unserer Mitte Seit unserer Gründung 1870 in Berlin fühlen wir uns als Deutsche Bank eng mit der Hauptstadt verbunden. Durch unser vielseitiges Engagement, z.B. für die Berliner Philharmoniker, die Deutsche Bank KunstHalle und die Komische Oper, wissen wir: Einzigartige kulturelle Stätten bereichern die Lebendigkeit unserer Stadt. Als Partner der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Förderer des kulturellen Austausches in Berlin gratulieren wir herzlich zum Richtfest des Berliner Stadtschlosses. EXTRA BERLINER SCHLOSS HUMBOLDTFORUM T VON MANUELA BLISSE Auf dem Schinkelplatz erheben sich monumentale Denkmäler für Albrecht Daniel Thaer, Peter Christian Wilhelm Beuth und Karl Friedrich Schinkel. Die Schlossbrücke ziert eine achtköpfige Skulpturengruppe aus Carrara-Marmor von Schinkel. Und mit der Umgestaltung des Lustgartens Ende der 1990erJahre wurde auf den Fundamenten des alten Brunnens eine moderne Version mit fontänenartigen Wasserspielen errichtet. Viele dekorative Elemente also in der Umgebung der Schloss-Rekonstruktion, deren Richtfest am 12. Juni gefeiert wird. Und noch ist auch auf dem Schlossplatz alles voll gestellt. Bis zur Eröffnung des Humboldtforums im September 2019 bestimmen Baufahrzeuge und Container das Bild. Doch dann droht die große Leere. Denn dann wird eine „Steinwüste“ den Schloss-Neubau umgeben. So jedenfalls sieht das der Chef des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien. Deshalb „stellen wir jetzt das Umfeld wieder zur Debatte“, wie er Ende Mai bei der Eröffnung einer kleinen Ausstellung in der Humboldt-Box sagte. Ziel sei es, dem Nahbereich rund um das Schloss seinen ursprünglichen Charakter und seine Schönheit zurückzugeben. Das Problem: Für die Neugestaltung des Platzes gab es bereits einen städtebaulichen Wettbewerb. Und gewonnen hatte diesen 2013 die „bbz landschaftsarchitekten berlin“. Deren Entwurf sieht, grob gesagt, eine Gestaltung mit schmalen Grünstreifen – ein Verweis auf die historischen Terrassen – sowie am südlichen Schlossplatz tatsächlich eine steinerne, versiegelte Fläche vor. Doch realisiert würde der Entwurf erst in etwa zwei Jahren. Und diese Zeit will von Boddien nutzen, wie er es auch schon viele Jahren seit der Verkündung der Wiederaufbau-Vision getan hat: Steter Tropfen höhlt den Stein – und dieser Stein heißt nun SchlossplatzUmfeld. „Wir meinen, dass ein Stück Berliner Geschichte zurückkehren sollte und wünschen uns, dass Berlin die Chance nutzt, die berühmte Lustgartenterrasse mit den historischen Skulpturen der Oranierfürsten und der Rossebändiger wiederherzustellen“, so von Boddien. DIENSTAG, 9. JUNI 2015 | BERLINER MORGENPOST Fünf Fürsten, zwei Rossebändiger und ein Brunnen PA/AKG-IMAGES (2) Rückblick Der Neptunbrunnen, heute an der Marienkirche, um 1900 auf dem Schlossplatz Das Gemälde „Blick vom Berliner Schloss auf die Straße unter den Linden“, gemalt 1847 von Wilhelm Brücke, zeigt auch die „Rossebändiger“ Seit 2013 gibt es einen fertigen Entwurf für die Gestaltung des Schloss-Umfeldes. Doch der Förderverein ist mit den Plänen unzufrieden und hat die Debatte neu eröffnet. Aus den Niederlanden bekam er dazu königliche Unterstützung Recht einfach wäre das im Falle der beiden markanten Rossebändiger. Die beiden 1858 aufgestellten Bronzefiguren von Peter Clodt von Jürgensburg waren nach dem Krieg abgebaut und im Kleistpark vor dem ehemaligen Kontrollratsgebäude aufgestellt worden. Sie könnten quasi einfach zurück an ihren ursprünglichen Standort am Schloss umziehen. Schwieriger wäre das im Falle der fünf Oranierfürsten, die zusammen mit den Rossebändigern die Balustrade an der Lustgartenseite des Schlosses schmückten. Von den fünf ehemals mehr als 2,70 (1584–1647), seinem Sohn Prinz Wilhelm II. (1626–1650) sowie dessen Sohn Prinz Wilhelm III. (1650–1702), müssten dagegen komplett neu gefertigt werden. Organisatorisch wie finanziell sei dies, so der Fördervereins-Chef, machbar. Drei der vier Fürsten wären, wenn auch teils als Kopien, in übermannshoher Originalgröße vorhanden. Der dadurch vereinfachte Neuguss pro Skulptur würde sich auf etwa 200.000 Euro belaufen – bei den fürs Schloss durch Spenden zusammengetragenen Millionen organisierbar. Tatsächlich steht ein Duplikat von Prinz Wilhelm III., 2007 aufwendig gereinigt und konserviert, vor dem Kensington Palace in London, eine Kopie von Prinz Wilhelm von Oranien vor der Marktkirche in Wiesbaden. Und der Zweitguss von Prinz Friedrich Heinrich hat seinen Platz im Garten des Schlosses Het Loo in Apeldoorn gefunden. Nur das Standbild von Prinz Wilhelm II. müsste komplett neu entworfen werden, da es keine lebensgroße Kopie gibt. Was es aber gibt, sind Miniaturen der fünf Skulpturen, jeweils rund 50 Zentimeter groß und etwa einen Zentner schwer. Sie waren einst ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II. an die niederländische Königin Wilhelmina zu ihrem 27. Geburtstag im August 1907, sind heute im Besitz der Stiftung Historische Meter hohen Bronzeskulpturen existiert nur noch eine als Original: Das Standbild von Prinz Moritz (1567–1625), Sohn von Wilhelm I., lag bis 1950 am Straßenrand, galt dann als verschollen und tauchte nach der Wende in Berlin-Buch wieder auf. Derzeit befindet es sich im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam. Diese Figur könnte wohl unproblematisch restauriert werden. Die vier anderen Figuren, Darstellungen von Prinz Wilhelm von Oranien (1533–1584), auch genannt „Der Schweiger“, Prinz Friedrich Heinrich ANZEIGE Building UNSER PROJEKT Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss e. V. Sammlungen des Hauses Oranien-Nassau und stehen eigentlich in Den Haag. Doch um für die Rekonstruktion der großen Skulpturengruppe zu werben, hat von Boddien einen kleinen Coup gelandet: Er brachte die fünf Miniaturen als Leihgabe nach Berlin. Sie stehen jetzt für ein Jahr in der Humboldt-Box und sollen dort, gepaart mit historischen Aufnahmen und Computersimulationen, die Besucher von der Notwendigkeit der Wiederherstellung der großen Figuren überzeugen. Objekt drei auf der Wunschliste des Hamburgers: der Neptunbrunnen. Auch Die Stiftung und der Förderverein © Yuri MEINE STADT „Wir wollen der Stadt ein Stück Schönheit zurückgeben“ er schmückte einst den Schlossplatz, die südliche Platzseite. Nun unweit des Roten Rathauses auf dem Alexanderplatz aufgestellt, steht eine Restaurierung an, für die er abgebaut werden muss. Für Boddien wäre die Sache klar: Im frischen Gewand zurück zum Schloss. Die Umsetzungskosten beziffert er auf rund 1,5 Millionen Euro. Dass der genaue Standort durch die am Platz anführende teils kurvige Straßenführung nicht möglich sei, werde sich auch lösen lassen. Dass beim Schlossplatz gestalterisch noch nicht aller Tage Abend sein muss, geht auch aus den Worten des Geschäftsführers der „bzz landschaftsarchitekten berlin“, Timo Herrmann, hervor. Eine Erweiterung der Pläne sei vorstellbar. Das räumt auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein. „Wir stehen zu dem Siegerentwurf. Er ist zeitgemäß und nimmt die historischen Spuren auf, zum Beispiel bei den Lustgartenterrassen. Er folgt dort auch den Anforderungen des barrierefreien Zugangs zum Humboldtforum. Außerdem ermöglicht der Entwurf explizit die Umsiedlung von Skulpturen wie den Rossebändigern und auch dem Neptunbrunnen, wenn dies gewollt ist“, so Sprecher Martin Pallgen. Am Ende sei die Platzgestaltung eine kulturpolitische Entscheidung. Von der Schlossattrappe zur Fassade. Das Spendensammeln geht weiter © Henning Maier-Jantzen Am 12. Juni wird am Berliner Schloss Richtfest gefeiert. Pünktlich zu diesem Termin sind über dem Rohbau die Konturen der Kuppel über der Westfassade zu erkennen. Bauherrin der Gebäudes ist die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum. Sie ist auch Eigentümerin und Betreiberin des Hauses. Stiftungsvorstand Manfred Rettig ist mit dem bisher Geleisteten zufrieden: „Wir liegen im Zeit- und Kostenplan.“ Die Stiftung, 2009 gegründet, wird durch Beschluss des Bundestages vom Bundesbauministerium gefördert. Die Gesamtkosten für den Bau sind mit 590 Millionen Euro geplant. Davon trägt der Bund 478 Millionen, das Land Berlin 32 Millionen Euro. Im Stiftungsrat arbeiten bereits die zukünftigen Nutzer des Humboldtforums zusammen. Das sind unter anderem Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Vertreten sind auch die Ein Schloss für die Hauptstadt. Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin sowie die Berliner Humboldt-Universität. Auch die Bundesregierung und das Land Berlin arbeiten hier mit. Für die Rekonstruktion der historischen Schlossfassade sammelt der Förderverein Berliner Schloss e. V. und dessen Vorsitzender Wilhelm von Boddien die Spendengelder. Der aus Hamburg stammende Kaufmann machte sich praktisch seit der friedlichen Revolution für den Wiederaufbau des Hohenzollernpalastes stark. 1993 initiierte er das Aufstellen einer Schlossattrappe neben dem damals noch stehenden Palast der Republik, bestehend aus einem Gerüst und einer bemalten Folie. Damit wollte er die Begeisterung für die Wiederherstellung der historischen Mitte in der Bevölkerung wecken. Der Verein finanziert über Spenden die Rekonstruktion der Fassade, der Kernbau hingegen wird vom Staat bezahlt. Boddien ist zufrieden. Er sagt: „Bislang sind 50 Millionen an Spendengeldern zusammenge- kommen.“ Das seien fast die Hälfte der benötigten etwa 105 Millionen Euro. Grund für die Finanzierung der Fassade über Spenden war, dass damit der Bundestag für die Wiederherstellung des historischen Äußeren gewonnen werden konnte. Und noch einen Grund nennt Boddien: „Aber noch etwas anderes bezweckt die Spende: Das Schloss wird durch das persönliche Engagement Hunderttausender von Bürgern zu einem Gebäude der Demokratie, es wird das Bürgerschloss.“ Auf der Homepage des Vereins können sich Spendenwillige über die Spendenmöglichkeiten informieren, sich beispielsweise für ein konkretes Stück der Fassade entscheiden. Der Verein ist auch Betreiber der Humboldt-Box, die in unmittelbarer Nähe des Bauplatzes über das Projekt informiert. Der Eintritt in die Box ist kostenlos. sts www.sbs-humboldtforum.de www.berliner-schloss.de Es gibt Projekte. Und es gibt Jahrhundertprojekte wie das neue Berliner Schloss–Humboldtforum. In jedem Fall fühlen Sie sich nur dann sicher, wenn Sie einen Partner an Ihrer Seite haben, der jeder Aufgabe gewachsen ist. HOCHTIEF Building bringt die Erfahrung und die Stärke mit, um Ihr Projekt erfolgreich umzusetzen. Dabei haben wir unsere Struktur mit regionalen Niederlassungen so ausgelegt, dass wir Ihnen alles, was Ihr Projekt braucht, vor Ort bieten – ob im Rohbau, im schlüsselfertigen Bauen oder in Öffentlich-Privaten Partnerschaften. Mehr Wert im Hochbau. BUILDING PA/DPA/LUKAS SCHULZE www.hochtief-building.de BRAUERPHOTOS © J.REETZ 8 Leidenschaftlich Wilhelm von Boddien in der Ausstellung über das Zuversichtlich Manfred Rettig ist als Stiftungsvorstand Bauherr des Umfeld des Schlosses: Sein Förderverein sammelt Spenden für die Fassade Humboldtforums. Hier steht er vor dem Rohbau des Schlüterhofes +