Porsche Engineering Magazin
Transcription
Porsche Engineering Magazin
Jubiläumsausgabe 1/2011 Porsche Engineering Magazin 80 Jahre Kundenentwicklung. Zeit, zurückzublicken? Jubiläumsausgabe 1/2011 Porsche Engineering Magazin Gerne, aber bitte nicht lange. Die Zukunft wartet. Impressum Über Porsche Engineering Bei Porsche Engineering tüfteln Ingenieure für Sie an neuen, ungewöhnlichen Ideen für Fahrzeuge und industrielle Produkte. Im Auftrag unserer Kunden entwickeln wir vielfältige Lösungen – von der Konzeption einzelner Komponenten über die Auslegung komplexer Module bis hin zur Planung und Durchführung von Gesamtfahrzeugentwicklungen einschließlich Serienanlaufmanagement. Das Besondere daran: All das geschieht mit dem Know-how eines Serienherstel- lers. Sie benötigen für Ihr Projekt einen Automobilentwickler? Oder ziehen Sie einen spezialisierten Systementwickler vor? Wir bieten unseren Kunden beides – da Porsche Engineering an der Schnittstelle beider Bereiche arbeitet. Das Wissen von Porsche Engineering läuft gebündelt in Weissach zusammen – und ist doch weltweit verfügbar. Selbstverständlich auch bei Ihnen direkt vor Ort. Egal, wo wir arbeiten – wir bringen stets ein Stück Porsche mit. Impressum Porsche Engineering Magazin Herausgeber Porsche Engineering Group GmbH Redaktionsleitung Frederic Damköhler Anschrift Porsche Engineering Group GmbH Porschestraße D-71287 Weissach Gestaltung: Agentur Designwolf, Stuttgart Repro: Piltz Reproduktionen, Stuttgart Druck: Leibfarth&Schwarz, Dettingen/Erms Übersetzung: TransMission Übersetzungen, Stuttgart Tel. Fax +49 711 911 - 8 88 88 +49 711 911 - 8 89 99 E-Mail: info@porsche-engineering.de Internet: www.porsche-engineering.de 4 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Rücksendung unverlangt eingegangener Fotos, Dias, Filme oder Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. Porsche Engineering ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Porsche Engineering Magazin 1/2011 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit mehr als 80 Jahren steht der Name Porsche für Entwicklungsleistungen mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Innovationskraft. Wir entwickeln Lösungen, die unsere Kunden voranbringen und widmen uns kontinuierlich den Herausforderungen von morgen. Auch Ferdinand Porsche schaute stets voraus und entwickelte bereits im Jahr 1900 das erste funktionsfähige Hybridautomobil der Welt. Mit der Gründung seines Konstruktionsbüros im Jahr 1931 stellte Porsche seine Kreativität und sein Ingenieurswissen auch externen Kunden zur Verfügung. Diese Tradition pflegen wir weiter. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch unsere Geschichte und entdecken Sie Meilensteine unserer Entwicklungsarbeit. Lassen Sie uns dort jedoch nicht zu lange verweilen: Denn die Zukunft wartet. Elektromobilität ist in aller Munde. Wir zeigen Ihnen, was wir dazu beitragen. Beispielsweise mit Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekt Boxster E, einem vollelektrisch angetriebenen Porsche Boxster, der ein neues Kapitel der Porsche Intelligent Performance aufschlägt und für den wir unter anderem die Hochvoltbatterie entwickelten, aufbauten und testeten. Auch das intelligente Wärmemanagement spielt in der Elektromobilität eine wichtige Rolle. Die Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering entwickeln hierfür neue Technologien, um mit der verfügbaren Batteriekapazität optimale Temperierungsergebnisse zu erzielen. Die konsequente Elektrifizierung des Antriebs zieht sich durch viele Bereiche der Mobilität. Seien es batteriebetriebene Wassersportgeräte oder voll geländegängige Hybrid-Mountainbikes. Die Spitze dieser Entwicklung ist derzeit der Panamera S Hybrid, der wie kein anderes Fahrzeug Effizienz, Sportlichkeit und Ele ganz vereint. Sie sehen, unsere Ideen reichen weit in die Zukunft. Wir freuen uns auf jede neue Herausforderung zum Tüfteln. Viel Spaß beim Lesen dieser Jubiläumsausgabe wünschen Ihnen Ihr Malte Radmann und Dirk Lappe Geschäftsführung Porsche Engineering Porsche Engineering Magazin 1/2011 5 Themen Inhalt News 8 JUBILÄUM Über Porsche Engineering Impressum Editorial Pionierleistungen seit 80 Jahren Die Porsche Kundenentwicklung 10 Innovation als Tradition Die Geschäftsführung von Porsche Engineering im Gespräch 22 Cover Intelligent zu neuen Höchstleistungen Das Forschungsprojekt Boxster E 26 Schon lange vor der Titelaufnahme aus dem Jahr 1942 beschäftigte sich Ferdinand Porsche mit Elektromobilität – was er wohl zum Boxster E sagen würde? Wärmemanagement Neue thermodynamische Lösungen für die Elektromobilität 34 Die Elektrifizierung der Mobilität Das Porsche-Mountainbike Hybrid RS und der Seabob 37 Panamera S Hybrid Porsche Gran Turismo setzt neuen Klassen-Maßstab 40 ELEKTROMOBILITÄT 6 Porsche Engineering Magazin 1/2011 4 4 5 Themen 10 Historie Über viele Jahrzehnte hat sich Porsche Engineering international den Ruf als exzellenter und vielseitiger Ingenieurdienstleister erworben 26 Forschung Neue Erkenntnisse für die Elektromobilität: das Forschungsfahrzeug Boxster E, dessen Hochvoltbatterie Porsche Engineering entwickelte, aufbaute und testete 34 Entwicklung Innovative, thermodynamische Lösungen für die Herausforderungen der Elektromobilität 22 Interview Die Geschäftsführung von Porsche Engineering über Tradition und Zukunft des Ingenieurdienstleisters Porsche Engineering Magazin 1/2011 7 News Sonderausstellung Porsche Museum Für das Porsche Museum in StuttgartZuffenhausen ist das 80-jährige Jubiläum der Porsche Kundenentwicklung eines der zentralen Themen des Jahres 2011. Vom 21. Juni bis 11. September 2011 würdigt die Sonderausstellung „Porsche Engineering – 80 Jahre Porsche-Konstruktionen“ die wichtigsten und interessantesten Kundenentwicklungen aus den vergangenen acht Jahrzehnten. Gezeigt werden rund 20 besondere Exponate, deren Spektrum von der Gesamtfahrzeugentwicklung über Motoren und Getriebe bis zu außergewöhnlichen Industrieprojekten der Ge genwart reicht. Unter den zehn gezeigten Fahrzeug-Kundenentwicklungen befinden sich unter anderem eine Wanderer-Limousine aus dem Jahr 1931, der legendäre Auto Union Grand-Prix-Rennwagen oder der Audi Sport quattro S1. Das Porsche Museum hat dienstags bis sonntags jeweils von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen AKTUELL Standort Prag: Umzug in neues Gebäude Zeitgleich mit dem zehnjährigen Jubiläum der Porsche Engineering s.r.o., Prag, beziehen die Ingenieurinnen und Ingenieure der tschechischen Niederlassung ihre neuen Büroräume. Der Standort Prag ist spezialisiert auf komplexe technische Berechnungen und Simulationen. Hierbei fließen aktuelle Entwicklungen und Methoden aus der Forschung ein. Porsche Engineering kooperiert seit langer Zeit mit der Technischen Universität Prag. 8 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Weitere Infomationen finden Sie im Internet unter: www.porsche.de/museum News Scania setzt auf Porsche Engineering Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania entwickelt mit Porsche Engi neering seine neue LKW-Kabinengeneration. „Mit Porsche Engineering haben wir einen Partner gefunden, der in Hinblick auf Entwicklungs- und Produktionsvorstellungen optimal zu uns passt“, sagte Per Hallberg, Vorstand Entwick lung und Einkauf bei Scania. „Zusammen werden wir LKW-Kabinen entwickeln, die optimal auf Scanias Bedürfnisse hinsichtlich Styling und Funktionalität ausgerichtet sind.“ Coole Sache Historische Seiten Der Porsche Classic Cooler ist die perfekte Synthese aus Technik und Design. Ein Porsche-Original. Entwickelt wurde der exklusive Flaschenkühler im Rahmen eines Nachwuchsförderungsprogramms von zehn Jungingenieur in nen und -ingenieuren der Porsche Engi ne ering für die Porsche Design Driver’s Selection. Das Porsche Museum beleuchtet die 80jährige Geschichte der Porsche Kundenentwicklung mit einer weiteren Publikation aus der Reihe „Edition Porsche Museum“. Auf 200 Seiten werden die interessantes ten Kundenentwick lungen aus den vergangenen 80 Jahren präsentiert. Zahlreiche Fotografien, Zeichnungen und Dokumente aus den Beständen des Porsche-Archivs erlauben einen tiefen Einblick in die Arbeit der Porsche-Ingenieure, wo es sonst heißt: topsecret. Die Formensprache des Porsche Classic Cooler wird bestimmt durch die Verwendung eines Original-Rippenzylinders und versprüht damit den puris tischen Cha rakter eines historischen, luftgekühlten Porsche 911-Motors. Die Teilnehmer des Nachwuchsprogramms begleiteten den gesamten Entwicklungsprozess des Flaschenkühlers – von der Idee bis zum fertigen Produkt. Das Buch ist für 14,90 Euro im Museumsshop sowie im Buchhandel erhältlich. Der Porsche Classic Cooler ist in den Porsche Design Driver’s Selection Shops erhältlich oder online unter: www.porsche.de/shop Porsche Engineering Magazin 1/2011 9 Jubiläum Historie Pionierleistungen seit 80 Jahren – die Porsche Kundenentwicklung AM 25. APRIL 1931 GRÜNDETE FERDINAND PORSCHE IN STUTTGART EIN KONSTRUKTIONSBÜRO MIT DEM NAMEN „DR. ING. H.C. F. PORSCHE GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄN KTER HAFTUNG, KONSTRUKTION UND BERATUNG FÜR MOTOREN- UND FAHRZEUGBAU“. DIE KUNDENENTWICKLUNG VON PORSCHE – HEUTE TÄTIG UNTER DEM NAMEN PORSCHE ENGINEERING – ENTWICKELT SEIT ÜBER 80 JAHREN IM AUFTRAG VON AUTOMOBILHERSTELLERN, ZULIEFERERN UND ANDEREN INDUSTRIEUNTERNEHMEN AUS ALLER WELT. Jubiläum Historie 80 Jahre Porsche Kundenentwicklung Seit mehr als sechs Jahrzehnten gilt die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart, als führender Hersteller sportlicher Premiumautomobile. Die Erfolgsgeschichte der Porsche AG basiert auch auf jahrzehntelanger Entwicklungserfahrung, die weit über den Sportwagenbau hinausgeht. Über viele Jahrzehnte hat sich Porsche den Ruf als einer der renommiertesten und vielseitigsten Ingenieurdienstleister der Welt erworben. 1950, Prof. Ferdinand Porsche (3.v.l.) und Ferry Porsche (2.v.l.) vor einer Konstruktionszeichnung im Büro Der Geschäftsbereich der heutigen Porsche Engineering Group GmbH geht auf die älteste Vorgängergesellschaft der Porsche AG zurück. Ferdinand Porsche hatte am 25. April 1931 in Stuttgart ein Konstruktionsbüro mit dem Namen „Dr. Ing. h.c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau“ gegründet und ins Handelsregister eintragen lassen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte der Unternehmensgründer Ferdinand Porsche bereits auf eine 12 Porsche Engineering Magazin 1/2011 mehr als 30-jährige erfolgreiche Tätigkeit bei den führenden Automobilherstellern seiner Zeit zurückblicken. Der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche Seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts steht der Name Porsche in Verbindung mit wegweisenden Innovationen im Automobilbau. Bereits ab dem Jahr 1896 hatte sich Ferdinand Porsche mit der Konstruktion und Entwicklung seiner ersten Automobile beschäftigt. Das erste Resultat war ein von gelenkten Radnabenmotoren angetriebenes Elektrofahrzeug mit dem Namen „Lohner-Porsche“, das auf der Pariser Weltausstellung 1900 für Aufsehen sorgte. Nicht weniger visionär war die nächste Idee Ferdinand Porsches: Ebenfalls noch im Jahr 1900 kombinierte er seine batteriegespeisten Radnabenantriebe mit einem Benzinmotor – das Prinzip des seriellen Hybridantriebs war geboren. Jubiläum Historie Links: 1900, Originalskizze des Lohner-Porsche Elektromobils Unten: 1900, Lohner-Porsche Elektromobil auf der Pariser Weltausstellung Mit dem ersten funktionsfähigen Voll hybridautomobil der Welt, dem „Semper Vivus“ („Immer lebendig“), hatte Ferdinand Porsche technisches Neuland betreten. Bei diesem Fahrzeug bildeten zwei mit Benzinmotoren gekoppelte Generatoren eine Ladeeinheit, die gleichzeitig Radnabenmotoren und Batterien mit Strom versorgte. Als Vollhybrid-Konzept war der „Semper Vivus“ in der Lage, auch größere Distanzen rein elektrisch zu fahren, bis der Verbrennungsmotor als Ladestation in Betrieb genommen werden musste. Um Gewicht zu sparen und Platz für einen Benzinmotor zu schaffen, nutzte Ferdinand Porsche im „Semper Vivus“ eine vergleichsweise kleine Batterie mit nur 44 Zellen. Zur Stromerzeugung installierte er in der Fahrzeugmitte zwei wassergekühlte 3,5 PS-DeDion Bouton-Benzinmotoren, die zwei Generatoren mit je 2,5 PS antrieben. Beide Motoren liefen getrennt voneinander und lieferten jeweils 20 Ampere bei einer Spannung von 90 Volt. Ab 1901 brachte Ferdinand Porsche sein Konzept des Hybridantriebs als Lohner-Porsche „Mixte“ und ab 1906 als „Mercedes Electrique“ bis zur Serienreife. 1906 folgte der nächste Karriereschritt Ferdinand Porsches. Mit nur 31 Jahren erhielt er den Posten des Technischen Direktors bei Austro Daimler in Wiener Neustadt und war somit für die Produkte eines der führenden europäischen Auto- mobilunternehmen verantwortlich. Zu den größten Erfolgen in dieser Zeit zählt der sogenannte „Prinz-Heinrich-Wagen“, mit dem die Austro-Daimler-Werksmannschaft im Jahr 1910 die ersten drei Plätze bei der viel beachteten Prinz-HeinrichFahrt gewann. Mit dem Austro-Daimler „Sascha“ entwickelte er einen Kleinwagen, der sich 1922 bei der Targa Florio gegen eine hubraumstärkere Konkurrenz durchsetzte und der insgesamt nicht weniger als 43 Rennsiege einfuhr. 1922, Austro-Daimler „Sascha" Typ ADSR-I beim Riesrennen in Graz/Steiermark Porsche Engineering Magazin 1/2011 13 Jubiläum Historie 1923 wechselte Porsche als Technischer Direktor zur Daimler-Motoren-Gesellschaft nach Stuttgart-Untertürkheim. Dort waren es neben dem Mittelklassemodell Typ 8/38 und dem ersten Mercedes-Benz mit Achtzylindermotor, dem Typ „Nürburg“ 460, vor allem die kompressoraufgeladenen Sport- und Rennwagen, die seinen weltweiten Ruf als Automobilkonstrukteur weiter festigten. Im Januar 1929 verließ er die Daimler-Benz AG. Nach einem kurzen Intermezzo bei den österreichischen Steyr-Werken kehrte er zum Jahresende 1930 nach Stuttgart zurück und eröffnete ein Konstruktionsbüro. Die Gründung des Porsche-Konstruktionsbüros Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise wurde am 25. April 1931 die „Dr. Ing. h.c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau“ in das Stuttgarter Handelsregister eingetragen. Das Arbeitsspektrum des zu Beginn zwölfköpfigen Teams um Ferdinand Porsche umfasste von Anfang an die gesamte Bandbreite der Kraftfahrzeugtechnik. 1927, Mercedes Benz Typ „S” bei der Ehrung von Otto Merz anlässlich seines Sieges beim Großen Preis von Deutschland Bereits im Jahr 1931 konstruierte Porsche für den Chemnitzer Automobilhersteller Wanderer eine Sechszylinder-Mittelklasselimousine sowie einen neuen ReihenAchtzylindermotor. Daneben entwickelte das Konstruktionsbüro im Auftrag der Zündapp GmbH einen Kleinwagen, der sich mit Heckmotor, Zentralrohrrahmen und einem vor der Hinterachse liegenden Getriebe als entscheidend für den späteren Volkswagen erweisen sollte. Als ein Meilenstein der Automobilge- 1933, der Porsche Typ 7 für Wanderer, die erste Kundenentwicklung Porsches 14 Porsche Engineering Magazin 1/2011 schichte gilt zudem die am 10. August 1931 zum Patent angemeldete Drehstabfederung, die über viele Jahrzehnte im internationalen Automobilbau zum Einsatz kam. Im Frühjahr 1933 erhielt Ferdinand Porsche von der sächsischen Auto Union den Auftrag, nach den Regeln der neuen 750-kg-Rennformel einen 16-ZylinderRennwagen zu entwickeln. Bereits im Januar 1934 erzielte der sogenannte Auto 1931, die von Porsche patentierte Drehstabfederung (Porsche Typ 17) Jubiläum Historie Lohner Porsche Der Neuaufbau des „Semper Vivus“ Im November 2007 entschied sich das Porsche Museum für eines der interessantesten und herausforderndsten Projekte seiner Geschichte: den originalgetreuen Nachbau des LohnerPorsche „Semper Vivus“ aus dem Jahr 1900. Der Bau dieses ersten funktionsfähigen Hybridautomobils der Welt war auch mehr als 100 Jahre nach seiner Erfindung eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Schließlich galt es, nicht nur optisch eine maximale Detailtreue zu erreichen, sondern auch die Fahrleistungen des Originals zu erzielen. Mit der handwerklichen Durchführung beauftragte das Porsche Museum ein Experten-Team um den Karosseriebauer Hubert Drescher. Neben mehreren Rennwagenprojekten stammt auch die im Museum ausgestellte Aluminium-Karosserie des Porsche Typ 64 aus der Werkstatt des Hinterzartener Karosseriebauers. Vor dem Arbeitsbeginn stand zunächst eine ausführliche Recherche in verschiedenen Archiven in ganz Europa. Am Ende bildeten eine Handvoll Schwarz-Weiß-Bilder sowie eine originale technische Zeichnung eine erste Grundlage. Wie einst Ferdinand Porsche begann auch der Nachbau des „Semper Vivus“ zunächst auf weißem Papier. Da weder ein Lastenheft noch andere hilfreiche Aufzeichnungen überliefert waren, erstellten Experten zunächst in altbewährter Form, handschriftlich auf Millimeter-Papier, Rechentabellen und Konstruktionspläne. Fotos und Zeichnungen wurden dazu genauestens studiert und aufwendig vermessen. Da kein funktioneller Radnabenmotor existiert, mussten technische Details wie Fahrleistung und Reichweite von Grund auf neu erdacht und berechnet werden. Bei der Materialauswahl orientierte sich Karosseriebauer Drescher unter anderem auch an Kutschen und Wagen aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts. Es bedurfte dabei der Unterstützung von erfahrenen Lieferanten, die mit der Herstellung der besonderen Materialien vertraut sind. Die voll funktionstüchtige Replik des „Semper Vivus“ besteht jedoch nicht allein aus nachempfundenen Bauteilen: So konnten unter anderem originale Verbrennungsmotoren, die als Generatoren fungierten, eingebaut werden. Das eindrucksvolle Ergebnis der Restauration war bei der Weltpremiere des Porsche Panamera S Hybrid auf dem Automobilsalon in Genf zu sehen, die Hubert Drescher mit dem „Semper Vivus“ begleitete. Hubert Drescher bei der Restauration des „Semper Vivus“ und auf dem Porsche- Skid-Pad“ in Weissach ” Porsche Engineering Magazin 1/2011 15 Jubiläum Historie Union P-Rennwagen (P für Porsche) drei Weltrekorde und gewann neben mehreren Bergrennen drei internationale GrandPrix-Rennen. Mit Fahrern wie Bernd Rosemeyer, Hans Stuck oder Tazio Nuvolari wurde der zwischen 1934 und 1939 stetig weiterentwickelte Auto UnionRennwagen zu einem der erfolgreichsten Rennfahrzeuge der Vorkriegszeit. Sein technisches Mittelmotorkonzept erwies sich als richtungweisend für alle modernen Rennwagen und findet noch heute in der Formel 1 Anwendung. Wegweisende Entwicklungen Neben der Rennwagenentwicklung arbeitete das Porsche-Konstruktionsbüro seit 1933 ebenso intensiv an der Konstruktion eines von den NSU-Werken in Auftrag gegebenen, preisgünstigen Kleinwagens. Als Ferdinand Porsche mit der Konstruktion des Kompaktwagens Typ 32 begann, war dies bereits die insgesamt siebte Kleinwagenkonstruktion seiner Karriere. Von diesem Fahrzeugtyp entstanden bereits einige Prototypen, die mit den im Fahrzeugheck liegenden, luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotoren und der Porsche-Drehstabfederung deutliche Anleihen des späteren Volkswagen Käfers zeigten. Als entscheidend für den Durchbruch des Kleinwagen-Konzeptes von Ferdinand Porsche sollte sich das „Exposé betreffend den Bau eines Deutschen Volkswagens“ erweisen, das er am 17. Januar 1934 dem Reichsverkehrsministerium präsentierte. Schon bald darauf, am 22. Juni 1934, erhielt er vom „Reichsverband der Automobilindustrie“ (RDA) offiziell den Auftrag zur Konstruktion des Volks- 16 Porsche Engineering Magazin 1/2011 1937, Auto Union P-Rennwagen auf dem Nürburgring (Typ 22) 1934, Versuchswagen der NSU (Typ 32) vor dem Porsche Konstruktionsbüro in der Kronenstraße 24 wagens Typ 60 und zum Bau von Volkswagen-Prototypen, die 1935 in der Garage seiner im Stuttgarter Norden gelegenen Porsche-Villa montiert wurden. Neben dem Volkswagenprojekt bearbeitete das seit 1938 im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen ansässige Porsche-Kon- struktionsbüro zahlreiche weitere Entwicklungsaufträge aus der Kraftfahrzeugindustrie. Für die Daimler-Benz AG wurde neben der Entwicklung technischer Motorkomponenten für die Mercedes-Silberpfeile in den Jahren 1937 bis 1939 der Typ 80 genannte HochgeschwindigkeitsRekordwagen konstruiert. Jubiläum 1938 erhielt das Porsche-Konstruktionsbüro vom Volkswagenwerk den Auftrag zur Entwicklung eines auf dem Volkswagen Typ 60 basierenden Rennwagens, der als Werbemaßnahme für den „KdFWagen“ bei einem geplanten Langstreckenrennen von Berlin nach Rom an den Start gehen sollte. Unter der internen Bezeichnung Typ 64 beziehungsweise Typ 60K10 entwickelten die Porsche-Techniker bis zum Frühjahr 1939 drei Rennsportcoupés für die im September geplante „Non-Stop Geschwindigkeitsprüfung“, die aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges jedoch nicht stattfand. Mit einer windschnittigen Stromlinienkarosserie aus Aluminium, verkleideten Radkästen sowie einem modifizierten VW-Boxermotor erreichte der nur etwas über 600 Kilogramm leichte Rekordwagen über 140 Stundenkilometer. Zweiter Weltkrieg Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstanden auf Basis des Volkswagens weitere Fahrzeugtypen, die zur Historie 1941, Tropenlieferwagen auf Basis des Typ 82 militärischen Nutzung vorgesehen waren. Neben dem Typ 81 „VW-Kastenwagen“ entwickelte das seit Ende 1937 als Porsche KG firmierende Unternehmen den Typ 62 „KdF-Gelände-Fahrzeug“, den als „VW-Kübelwagen“ bekannt gewordenen Typ 82 sowie den mit Allradantrieb ausgestatteten Typ 87 und den Typ 166 „VW-Schwimm wagen“. Die vom Heeres-Waffenamt in Auftrag gegebenen Konstruktionen von Kampfpanzern in den Jahren 1939– 1942 wurden nur in Form von zwei Prototypen gebaut und kamen nie zum Kriegseinsatz. Neubeginn mit Kundenentwicklung und Sportwagenfertigung Zum wichtigsten Kunden der ersten Nachkriegsjahre wurde das italienische Unternehmen Cisitalia, dessen automobilbegeisterter Inhaber Piero Dusio zum Jahresende 1946 umfangreiche Konstruktionen in Auftrag gab. Neben einem Traktor und einer Wasserturbine orderte Dusio einen Mittelmotor-Sportwagen mit hydraulischem Drehmomentwandler sowie einen Grand-Prix-Rennwagen. Das Resultat war der 1948 fertig gestellte Typ 360 „Cisitalia“, der tech- 1938/39, der Typ 64 gilt als Urahn aller Porsche-Sportwagen Porsche Engineering Magazin 1/2011 17 Jubiläum Historie Links: 1948, technische Weitsicht: der Porsche Typ 360 „Cisitalia" Oben: 1948, 356 Nr. 1 Roadster nisch seiner Zeit in vielen Punkten weit voraus war. Im Gegensatz zu den frontmotorisierten Formel 1-Rennwagen der Nachkriegsjahre, die größtenteils noch Starrachsen aufwiesen, wurde der Typ 360 in Mittelmotorbauweise konstruiert. Das Fahrwerk verfügte an der Vorderachse über Doppellängslenker, die Hinterachse war als Doppelgelenk-Schwingachse mit Drehstabfederung ausgelegt. Antriebsseitig zeichnete sich der Monoposto durch einen 385 PS starken Zwölfzylindermotor mit Kompressor aus, der eine Maximaldrehzahl von 10.600 U/min erreichte. Im Juli 1947 begannen in Eigenregie die Konstruktionsarbeiten am Typ 356 „VWSportwagen“. Auf der Grundlage vorheriger Konstruktionen wie des Volkswagens oder des Typ 64 „Berlin-Rom-Wagen“ wurden in der ersten Jahreshälfte 1948 die unter der internen Konstruktionsnummer 356 ausgefertigten Entwürfe realisiert. Nachdem das Chassis im Februar seine Jungfernfahrt absolviert hatte, erhielt der fertige Prototyp mit der Fahrgestellnummer 356-001 am 8. Juni 1948 die Einzelgenehmigung der Kärntner Landesregierung. Dies war die Geburtsstunde der Sportwagenmarke Porsche. 1958, Entwicklungen für Volkswagen: Typ 60, Typ 728, Typ 726/1 und Typ 726/2 (v.l.n.r.) 18 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Vom Konstruktionsbüro zum Entwicklungszentrum Weissach Trotz des erfolgreichen Starts als Fahrzeughersteller blieben Aufträge aus dem Bereich der Kundenentwicklung weiterhin fester Bestandteil des Leis tungs umfangs der damaligen Porsche KG. Wichtigster Auftraggeber war bis in die 1970er Jahre die Volkswagen AG, mit der seit 1948 ein umfangreicher Kooperationsvertrag bestand. Zahlreiche Detailverbesserungen wurden für den VW Käfer erarbeitet. Auch an der Entwicklung der Nachfolgemodelle für den erfolgreichen Käfer war Porsche beteiligt. Das Stuttgarter Unternehmen entwickelte im Auftrag des Volkswagen-Konzerns zahlreiche Prototypen, die sich auf Jahre hinaus als richtungweisend für das Personenwagenprogramm des Wolfsburger Konzerns erweisen sollten. Bekannteste Auftragsentwick lungen waren der im Herbst 1969 präsentierte VW-Porsche 914 und der im Jahr 1976 als Porsche 924 realisierte Volkswagen-Entwicklungsauftrag EA 425. Jubiläum Historie Rechts: 1970, Bau der ersten Gebäude des Entwicklungszentrums Weissach Oben: 1969, VW-Porsche 914 Neben den zahlreichen Aufträgen für den Volkswagen-Konzern entwickelten die Ingenieure der Porsche Kundenentwicklung in den 1950er und 1960er Jahren weitere richtungweisende Innovationen im In- und Ausland. Im Rahmen einer Ausschreibung der Bundeswehr entwickelte Porsche das schwimmfähige Allradfahrzeug Typ 597 Jagdwagen. Obwohl sich der Jagdwagen als technisch überlegen erwies, wurde der Auftrag aus arbeitsmarktpolitischen Gründen an den Automobil- und Motorradhersteller DKW vergeben. Im Jahr 1961 legte Ferry Porsche den Grundstein für das Porsche Entwicklungszentrum Weissach, 25 Kilometer nordwestlich von Stuttgart-Zuffenhausen. Dort ließ er ein sogenanntes „Skid-Pad“ erbauen, auf dem seitdem Fahrwerksversuche durchgeführt wurden. 1971 zog der Porsche-Entwicklungsbereich mit den Abteilungen Konstruktion, Versuch und Design in das fertig gebaute Entwicklungszentrum in Weissach um. Hier waren neben dem anfänglichen „Skid-Pad“ eine umfangreiche Versuchsstrecke, aufwendige Installationen wie Windkanal, Crash-Anlage, Abgas-Testzentrum und eine Vielzahl von Motoren-Prüfständen entstanden, die gleichermaßen für Fremdaufträge wie für Eigenentwicklungen zur Verfügung stehen. In den 1980er Jahren etwa entwickelten die Weissacher Ingenieure im Auftrag des britischen Rennstalls McLaren International den „TAG-Turbo made by Porsche“-Motor, der in der Königsklasse des Motorsports für Furore sorgen sollte. Das Erfolgsgeheimnis des Formel 1Hochleistungstriebwerks lag in der Verbindung der Turbolader-Technologie mit einem elektronischen Motor-Management. So verbrauchte der Rennwagen besonders wenig Kraftstoff, was die Rennstrategie entscheidend beeinflusste. Auch AvtoVAZ, der größte Personenwagenhersteller in Russland und Osteuropa, vertraute auf die technische Kompetenz der Porsche Kundenentwicklung. Die Aufgabe der Ingenieure in Weissach bestand darin, den Fünfsitzer Lada Samara unter Berücksichtigung eines angestrebten günstigen Verkaufspreises sowie ei ner auf die sowjetischen Straßenver hältnisse ausgelegten Robustheit zu überarbeiten. Mit Ausnahme des Stylings wurden nahezu sämtliche Baugruppen wie Motor, Getriebe, Fahrwerk, Karosserie, Akustik und Elektrik optimiert oder neu entwickelt. 1983, das Formel 1-Triebwerk „TAG-Turbo made by Porsche" für den Rennstall McLaren Porsche Engineering Magazin 1/2011 19 Jubiläum Historie Industrieprojekte Neue Wege zu gehen hat bei der Porsche Kundenentwicklung Tradition. So entwarf Porsche etwa in den frühen 1980er Jahren in Kooperation mit dem Flugzeughersteller Airbus das Cockpit-Layout für Großraumflugzeuge und setzte mit der Verwendung von Monitoren anstelle der herkömmlichen Analog-Instrumente einen Trend. Ziel des Projektes war, durch ein optimiertes Styling die Arbeitsbedingungen für die Piloten spürbar zu verbessern. Ein Meilenstein in der Entwicklung von Industriefahrzeugen war der Beginn der bis heute erfolgreich anhaltenden Kooperation mit der Linde Material Handling. Nachdem Porsche bereits Drehwerks- und Kettenantriebe für Linde konzipiert hatte, wurde der Sportwagenhersteller Anfang der 1980er Jahre mit dem Design einer neuen Generation von Gabelstaplern beauftragt. Das PorscheStyling für Linde ist inzwischen zu einem vielfach preisgekrönten Markenzeichen geworden. So wurden etwa jüngst erneut die Linde-Gabelstapler mit dem begehrten „red dot award for product design“ des renommierten Design-Zentrums Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet: Die Elektro-Gegengewichtsstapler E20 – E50 erhielten 2011 diese Auszeichnung und stehen damit ganz in der Tradition der mehr als 20 Designauszeichnungen seit Beginn der Kooperation. Das Produktdesign ist zu einem festen Bestandteil der Marke „Linde“ und zu ei nem entscheidenden Wettbewerbs vorteil geworden. Und auch über das Design hinaus unterstützte Porsche Engineering Linde Material Handling bei Entwicklungsaufgaben. 20 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Oben: 1981, Airbus Cockpit; unten rechts: 1990, Mercedes-Benz 500 E Serienentwicklung und -produktion Im Auftrag der Daimler-Benz AG befasste sich die Porsche Kundenentwicklung in den späten 1980er/frühen 1990er Jahren mit der konstruktiven und versuchstechnischen Serienentwicklung einer W 124-Limousine mit dem Fünfliter-V8Vierventilmotor M 119. Mit dem serienmäßigen Viergang-Automatikgetriebe erreichte der Mercedes-Benz 500 E die 100 km/h-Marke in nur 5,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 250 km/h elektronisch abgeriegelt. Der Auftrag ging weit über die üblichen Entwicklungsarbeiten hinaus. Auch die Serienproduktion samt Aufbau der RohSeit den 1980er Jahren ausgezeichnetes Design: der 2011 prämierte Linde-Gegengewichtsstapler E25 karosserie und der Endmontage fand bei Porsche in Zuffenhausen statt. Das Daimler-Benz-Werk in Sindelfingen war für die Lackierung und Auslieferung verantwortlich. Mit der Fertigung des Mercedes-Benz 500 E wurde im Frühjahr 1990 begonnen. Auch in enger Kooperation mit Audi entwickelten die Ingenieure der Porsche Kundenentwicklung eine spezielle Serienfahrzeugversion für Höchstleistungen. Der im Herbst 1993 präsentierte HighPerformance-Sport-Kombi Audi Avant RS2 entstand in Weissach auf Basis des allradgetriebenen Audi Avant S2 in einer 315 PS starken Variante. Dabei wurden zahlreiche Porsche-Bauteile wie zum Beispiel Radnaben, Hochleistungsbremsen Jubiläum und Felgen verwendet. Exterieurteile wie Nebel- und Blinkleuchten sowie die Außenspiegel stammten ebenfalls vom Porsche 911 der damals aktuellen Typenreihe 993. Produziert wurde der Audi Avant RS2 von Oktober 1993 bis Juli 1994 im Zuffenhausener Porsche-Werk. Konzeptstudie Im Rahmen eines internationalen Familienauto-Kongresses in Peking präsentierte Porsche im November 1994 die speziell für den chinesischen Markt entwickelte Studie C88. Das unter dem Projektnamen C88 konstruierte Automobil war auf die Bedürfnisse chinesischer Kunden ausgerichtet und wurde in drei Versionen konzipiert: Neben einer extrem preisgünstigen, zweitürigen Variante plante man ebenso eine Standard- sowie eine viertürige Stufenheck-Luxusversion. Weitere Entwicklungsziele waren einfache Fertigungsmethoden, ein hoher Qualitätsstandard sowie eine hohe Fahrzeugsicherheit. Seit 2002 im Einsatz: V2-Motor mit 115 PS für die „V-Rod" von Harley-Davidson Auch heute beschäftigt sich Porsche Engineering mit den ingenieurtechnischen Herausforderungen der Zukunft: Sei es das ausgeprägte Wissen im Bereich Elektromobilität, das Porsche Engineering 2011 im Forschungsprojekt Boxster E oder 2007 in der Entwicklung des Serienwassersportgeräts Seabob unter Beweis stellte, die Erfahrungen in den Bereichen Leichtbau sowie Downsizing oder aber der Blick über den Tellerrand bei der Entwicklung eines Premium-Outdoor-Grills im Jahr 2008, die Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering widmen sich jedem Projekt mit demselben Anspruch an höchste Qualität, innovative Konzepte und kundenindividuelle Lösungen. Mit Tradition und Innovation in die Zukunft Unter dem Entwicklungsnamen „Revolution Engine“ entwickelte Porsche Engineering 2001 als Entwicklungspartner einen neuen V2-Motor für das Modell „V-Rod“ des amerikanischen Motorradherstellers Harley-Davidson. Vor dem Hintergrund einer bis in die 1970er Jahre zurückreichenden Kooperation konstruierten die Porsche-Ingenieure auf der Basis eines Rennmotors einen wassergekühlten, 1.131 Kubikzentimeter großen Antrieb, der die anspruchsvolle Harley-DavidsonKundschaft gleichermaßen durch Leistung und Motorsound begeisterte. Die Elektrifizierung schreitet voran: oben: 2011, Forschungsprojekt Boxster E; Historie Alle weltweiten Entwicklungsprojekte für Kunden werden heute über die 2001 gegründete Porsche Engineering Group GmbH (PEG) mit Sitz in Weissach gesteuert. Durch die Vernetzung der Porsche Engineering Standorte im In- und Ausland und den engen Informationsaustausch der Projektteams bietet die PEG Schnittstellenkompetenz und Querschnittsdenken für einen reibungslosen, nachhaltig produktiven Ablauf von Kundenprojekten. Das gebündelte Know-how der Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering sowie die umfangreichen Ressourcen des Entwicklungszentrums Weissach ermöglichen innovative Dienstleistungen mit höchsten Qualitätsansprüchen. Die Öffentlichkeit erfährt jedoch nur wenig darüber. Durch strengste Geheimhaltung bewahrt Porsche Engineering stets die Produktstrategien und die Markenidentitäten seiner Kunden mit größter Sorgfalt. Nur wenige Projekte sind nach expliziter Zustimmung der Kunden bekannt. Denn nur wenn ein Kunde wiederkommt, war die Porsche Kundenentwicklung erfolgreich. Dieser Grundsatz gilt nach wie vor – seit mehr als 80 Jahren. Noch nicht genug erfahren? Entdecken Sie weitere spannende Entwicklungen aus 80 Jahren Porsche Kundenentwicklung in unserem Webspecial: www.porsche-engineering.de/80Jahre unten: 2007, Wassersportgerät Seabob Porsche Engineering Magazin 1/2011 21 Jubiläum Interview Geschäftsführung Innovation als Tradition Seit mehr als 80 Jahren entwickelt Porsche maßgeschneiderte Lösungen für Kunden. Welche Bedeutung diese Historie für die tägliche Arbeit hat und bei welchen Herausforderungen der Entwicklungsdienstleister Porsche Engineering heute und in Zukunft seine Kunden unterstützt, erklären Malte Radmann und Dirk Lappe, die Geschäftsführer von Porsche Engineering. Herr Radmann, Herr Lappe, die Kundenentwicklung von Porsche feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Jubiläum. Welche Bedeutung hat die Historie für die heutige Arbeit bei Porsche Engineering? RADMANN: Unser 80-jähriges Jubiläum ist ein wichtiges Ereignis für uns. Die Geschichte von Porsche Engineering, die 1931 mit der Gründung des Konstruktionsbüros von Ferdinand Porsche begann, prägt unser tägliches Denken und Handeln. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir bewiesen, dass die Marke Porsche für exzellente Qualität, langjährige Kundenbeziehungen und innovativste Technologien steht. Daraus resultieren unser Antrieb und unsere Verpflichtung. Malte Radmann, Geschäftsführer von Porsche Engineering 22 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Normalerweise verbindet man mit Porsche ja nicht den Entwicklungsdienstleister Porsche Engineering, sondern vielmehr den Hersteller von Sportwagen ... RADMANN: Das ist richtig. Doch gleichzeitig wären diese Sportwagen wohl kaum ohne die Kundenentwicklung durch Ferdinand Porsche entstanden. Die Erfolgsgeschichte der heutigen Porsche AG basiert auch auf den Erfahrungen, die Ferdinand Porsche vor der Gründung der Automobilmarke Porsche im Rahmen der Kundenentwicklung sammelte. Die Kundenentwicklung ist ein fester Be- Jubiläum Interview Geschäftsführung standteil des Markenkerns von Porsche. LAPPE: Und selbst vor der Gründung der Kundenentwicklung im Jahr 1931 war Ferdinand Porsche schon lange Zeit in der Automobilentwicklung tätig. Wie beispielsweise bei der Entwicklung des ersten seriellen Hybridfahrzeugs der Welt im Jahr 1900, des „Semper Vivus“. Bereits in dieser Zeit sammelte Ferdinand Porsche Erfahrungen im Bereich Hybridtechnologie. Porsche Engineering als fester Bestandteil des Markenkerns von Porsche – stellt sich da nicht die Frage, wie viel Wissen Ihrer Kunden in einem Porsche Sportwagen steckt? RADMANN: Ohne das Vertrauen unserer Kunden in unsere absolut strikte Geheimhaltung wären die vergangenen 80 Jahre keine Erfolgsgeschichte für unsere Kunden und uns gewesen. Geheimhaltung hat bei uns oberste Priorität. Nur mit dem expliziten Einverständnis unserer Kunden erwähnen wir überhaupt deren Namen, wie etwa zuletzt im Rahmen unserer Kooperation mit dem Lastwagenhersteller Scania. Worin sehen Sie die Kompetenzen von Porsche Engineering? LAPPE: Wir zeichnen uns durch eine ausgeprägte Gesamtfahrzeugkompetenz aus. Dies gilt sowohl für Neufahrzeugentwicklungen als auch für Fahrzeugderivate. Aber auch bei Komponenten- und Aggregatentwicklungen haben wir die kleinsten Bauteile und ihr Zusammenspiel im Gesamtfahrzeug im Blick. Hier profitiert der Kunde vom Know-how des Sportwagenherstellers Porsche. Wir können jede Entwicklung bis in die Serienreife voranbringen. Dirk Lappe, Geschäftsführer von Porsche Engineering „Die Kundenentwicklung ist ein fester Bestandteil des Markenkerns von Porsche.“ tungen und projekterfahrenen Ingenieuren an unseren weiteren Standorten können wir so unseren Kunden unterschiedlichster Branchen maßgeschneiderte Lösungen bieten. (Malte Radmann) Wie wichtig ist in diesem Zu sammenhang das Entwicklungszentrum Weissach für Porsche Engineering? LAPPE: Weissach ist und bleibt die zentrale Entwicklungsressource der PorscheInnovationen. Dies gilt für die Sportwagen ebenso wie für die Kundenentwicklungen. Hier verfügen wir über die nötigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen, um hochtechnologische Lösungen zu entwickeln und bis zur Serienreife zu erproben. Gleichzeitig ist hier das Wissen der mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebündelt. Im Zusammenspiel mit den umfassenden Testeinrich- Was zeichnet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Porsche Engineering aus? LAPPE: Zuallererst zeichnen sie sich natürlich durch die Expertise in ihrem jeweiligen Fachgebiet aus. Doch das alleine genügt bei einem Dienstleistungsunternehmen nicht. Wir fördern das interdisziplinäre Denken unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt. Ein Projekt wird somit aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet. Und dann bringen unsere Kolleginnen und Kollegen noch eine wichtige Qualifikation mit, die wir hier bei Porsche ebenso schätzen wie unsere Kunden: Die Fähigkeit, auch einmal quer zu denken und somit Lösungen zu generieren, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Porsche Engineering Magazin 1/2011 23 Wie genau sieht denn so ein „Querdenker“ aus? RADMANN: Hohe Fachkompetenz und die Freude am Tüfteln sind wichtige Voraussetzungen für „interdisziplinäres Querdenken“. Des Weiteren ist die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen, unverzichtbar. Aber am Ende entscheidet die Persönlichkeit, ob wir uns für eine neue Kollegin oder einen neuen Kollegen entscheiden. Jeder einzelne Mitarbeiter ist die Schnittstelle zu unserem Kunden und entscheidet durch sein persönliches Auftreten und seine sozialen Kompetenzen darüber, ob unser Kunde wiederkommt. Was kennzeichnet die Unternehmenskultur von Porsche Engineering? LAPPE: Erst einmal eine gute Mischung der Belegschaft, die aus sehr erfahrenen Mitarbeitern und jungem, gut ausgebildetem Nachwuchs besteht. Wir bieten engagierten Kolleginnen und Kollegen bei sehr schlanken Organisationsstrukturen die Chance, schnell Verantwortung zu übernehmen. Ein professionelles Praktikantenmanagement bildet für uns die Basis, um früh potenzielle neue Mitarbeiter von unserem Unternehmen zu überzeugen. RADMANN: Unsere Kolleginnen und Kollegen haben den Willen, viel zu bewegen. Sie verfügen über eine hohe Leistungsorientierung und Eigeninitiative. Unsere Mitarbeiter schätzen den Teamspirit, ein familiäres Umfeld ... LAPPE: ... und ganz wichtig: Leidenschaft und Humor! Und damit Freude an der täglichen Arbeit. Sie sprachen bereits die unterschiedlichen Branchen an, in denen Por- 24 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Jubiläum sche Engineering tätig ist. Sie konzentrieren sich also nicht ausschließlich auf die Automobilindustrie? RADMANN: Das ist korrekt, wir haben unsere Entwicklungsfähigkeiten in der Vergangenheit schon in sehr unterschiedlichen Bereichen wie etwa der Schifffahrt, der Energietechnik, der Landwirtschaft, bei Lastfahrzeugen, im Leistungs- und Wassersport und im Gesundheitswesen unter Beweis gestellt. Im Vordergrund steht für uns dabei stets der Transfer unseres Know-hows aus der Automobilindustrie in andere, artverwandte Branchen. So erschließen wir wertvolle Synergien für ganz andere Bereiche. LAPPE: Die Industrielandschaft birgt ein großes Potenzial für Entwicklungsdienstleister. Nicht zuletzt unsere langjährige Kooperation mit dem Gabelstaplerhersteller Linde zeugt von diesem Potenzial. Dennoch ist die Automobil in dustrie natürlich unser wichtigstes Standbein und steht vor umwälzenden Veränderungen, bei denen wir als Entwicklungsdienstleister unsere Kunden unterstützen werden. Sprechen Sie damit die Elektromobilität an? LAPPE: Richtig. Welchen Stellenwert auch immer die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität in Zukunft einnehmen wird, wir von Porsche Engineering sind in der Lage, die Hard- und Software für unterschiedlichste Elektromobilitätslösungen zu entwickeln. So haben wir etwa im Rahmen des Forschungsprojekts „Boxster E“ gezeigt, wie man einen leistungsfähigen, vollelektrischen Sportwagen entwickelt. Seien es Schnelllade vorgänge, das Thermomanagement, die Crashsicherheit oder das Batteriemana- „Wir sind in der Lage, Hard- und Software für unterschiedlichste Elektromobilitätslösungen zu entwickeln.“ (Dirk Lappe) gementsystem: Die Qualität unserer Lösungen entspricht dem Anspruch an den Namen Porsche. RADMANN: Wir haben uns bereits sehr früh mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt. Unsere Organisation wurde auch strukturell und personell auf diese Entwicklung ausgerichtet, sodass wir unseren Kunden heute umfassende Kompetenzen in den Bereichen FullHybrid, Plug-in-Hybrid und Elektrofahrzeug anbieten können. Wie verhält es sich mit der Reichweite von Elektrofahrzeugen? Sind Sie hier mit dem Status quo bereits zufrieden? LAPPE: Es stellt sich die grundsätzliche Frage, wofür das Elektrofahrzeug genutzt wird. Als vollwertiger Ersatz eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor eignet sich ein Elektrofahrzeug nach heutigem Stand der Technik natürlich nicht. Aber es ist gut möglich, dass ein Fahrzeug mit einer Reichweite von 150 Kilometern bereits für einen Großteil der Bevölkerung vollkommen ausreicht. Die tägliche Fahrleistung beträgt typischerweise weitaus weniger. Möchten Sie längere Strecken zurücklegen, wird ein Fahrzeug mit Range-Extender oder ein effizienter Full-Hybrid nötig. Doch auch bei der Batterieentwicklung sind wir noch nicht am Ende der Reise ange- Interview Geschäftsführung kommen. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Optimierung der Zellnutzung. Und auch die Zellhersteller verbessern die Speicherkapazität kontinuierlich. Sie sehen die Elektromobilität also als den großen Trend, der die Automobilindustrie in der Zukunft prägen wird? RADMANN: Wir sehen die Elektromobilität als einen von mehreren Trends, die alle in dieselbe Richtung gehen: die Effizienzsteigerung von Automobilen. Neben der zunehmenden Elektrifizierung zählt hierzu der Leichtbau mit Hochtechnologiekunststoffen, wie etwa mit kohlefaserverstärktem Kunststoff, aber auch die Optimierung konventioneller Benzinund Dieselmotoren sowie das sogenannte Downsizing. In all diesen Bereichen sind wir in führenden Entwicklungsaufgaben tätig und erweitern kontinuierlich unsere hohe Leistungsfähigkeit. LAPPE: Die intelligente Verknüpfung unterschiedlichster Technologieentwicklungen fällt uns möglicherweise leichter als anderen Entwicklungsdienstleistern, da wir die Erfahrung aus der Entwicklung von Porsche-Sportwagen mitbringen. Auch sie sind geprägt vom intelligenten Zusammenspiel der neuesten technologischen Entwicklungen und setzen nicht nur im Sportwagensegment Maßstäbe. Wie würden Sie die Idee und das Versprechen von Porsche Engineering in einem Satz zusammenfassen? LAPPE: Wir verstehen uns als zuverlässiger Partner unserer Kunden, der erstklassige technologische Lösungen aus dem Blickwinkel des Gesamtproduktes bis zur Serienreife entwickeln kann. Porsche Engineering Magazin 1/2011 25 Elektromobilität Boxster E Forschungsprojekt Boxster E Intelligent zu neuen Höchstleistungen MIT DER ENTWICKLUNG VON DREI REIN ELEKTRISCH ANGETRIEBENEN FORSCHUNGSFAHRZEUGEN BOXSTER E SCHLÄGT PORSCHE EIN NEUES KAPITEL DER PORSCHE INTELLIGENT PERFORMANCE AUF. PORSCHE ENGINEERING WAR HIERBEI FÜR DIE ENTWICKLUNG, DEN AUFBAU UND TEST DER HOCHVOLTBATTERIE VERANTWORTLICH UND UNTERSTÜTZTE IN DEN BEREICHEN BEDIEN- UND ANZEIGEKONZEPTE, WÄRME MANAGEMENT SOWIE BATTERIEMANAGEMENTSYSTEM. Elektromobilität Boxster E Porsche Intelligent Performance: Das Forschungsprojekt Boxster E Der Boxster E – ein Forschungsfahrzeug im Zeichen von Porsche Intelligent Performance Die Zukunft der Mobilität stellt die Automobilindustrie vor neue Herausforderungen. In der intelligenten Verbindung von Effizienz und Leistung durch die optimale Nutzung innovativer Technologien liegen Antworten auf die Mobilitätsfragen der Zukunft. Dieses Prinzip, Porsche Intelligent Performance, findet sich in allen Porsche-Entwicklungen und weist den Weg in Richtung Zukunft. Denn Performance ist nichts – ohne Intelligenz. Mehr PS allein gewinnen kein Rennen. Erst Ideen bringen den entscheidenden Fortschritt. Für effizientere Motoren, leichtere Karosserien und innovative Antriebstechnologien. 28 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Wie etwa bei den Vollhybrid-Serienfahrzeugen Panamera S Hybrid und Cayenne S Hybrid, die ohne Verzicht auf Sportlichkeit und Eleganz durch geringen Kraftstoffverbrauch überzeugen. Oder beim Hybrid-Supersportwagen Porsche 918 Spyder, der 2010 vorgestellten Konzeptstudie, die mit Hochdruck zur Serienentwicklung vorangetrieben wird. Und auch Forschungsprojekte und Rennlabore, wie etwa das Hybrid-Mittelmotor- Elektromobilität Coupé 918 RSR stehen im Zeichen von Porsche Intelligent Performance und dienen der Erforschung von Methoden zur weiteren nachhaltigen Verbesserung der Effizienz. Boxster E Effizienz und Leistung vereint: das Forschungsfahrzeug Boxster E Mit der Entwicklung von drei vollelektrischen Forschungsfahrzeugen Boxster E wird ein weiterer entscheidender Beitrag für Erkenntnisse über die Zukunft der Mobilität geleistet. Herausforderung Elektromobilität „Die Elektromobilität ist eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre und die Ingenieure von Porsche wollen mit der von ihnen gewohnten Spitzenleistung dazu beitragen, diese zu meistern“, sagte Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG im Rahmen der Präsentation des ersten der drei Elektro-Boxster. Anfang 2011 legte Matthias Müller mit dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Stefan Mappus, die ersten nahezu lautlosen Meter mit dem sportlichen Forschungsfahrzeug vor dem Porsche Museum in Stuttgart zurück. „Die Boxster E werden uns als fahrende Labore dabei helfen, die praktischen Probleme der Elektromobilität so zu lösen, wie das unsere Kunden erwarten“, so Müller. Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt Boxster E liefern Antworten auf die Mobilitätsfragen der Zukunft Die Elektromobilität stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Es gilt, die Kundenanforderungen und gewohnten Nutzungsprofile in Einklang zu bringen mit dem technologisch Möglichen und ökologisch Sinnvollen. Weltweit existieren unterschiedlichste Initiativen von Regierungen und Kommissionen, um Entwicklungen im Bereich Elektromobilität sowie die Verbreitung von Elektrofahrzeugen zu fördern. Förderung der Zukunft de sregierung im Jahr 2009 eine Basis geschaffen, um das erklärte Ziel zu erreichen, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu haben. Erste Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Modellregionen wurden mit dem Konjunkturpaket II und einem Mittelumfang von 500 Millionen Euro für die Jahre 2009 bis 2011 umgesetzt. In diesem Rahmen wurde auch der Porsche Boxster mit rein elektrischem Antrieb entwickelt. Mit dem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität hat die deutsche Bun- Das Forschungsprojekt Boxster E ist eingebettet in die Modellregion Stuttgart, Die Förderer Die Förderung des Forschungsprojekts Boxster E erfolgt im Rahmen der Modellregion Stuttgart Porsche Engineering Magazin 1/2011 29 Elektromobilität Boxster E In der Variante mit zwei Elektromaschinen entwickelt das Forschungsfahrzeug Boxster E eine Nennleistung von 180 kW eine von acht „Modellregionen Elektromobilität“ in Deutschland, in denen bis Mitte 2011 Pilotprojekte für Elektrofahrzeuge und Elektroinfrastruktur realisiert werden. Die Modellregion Stuttgart wird im Rahmen des Bundesprogramms „Elektromobilität in Modellregionen“ gefördert. Insgesamt stellt das Bundes ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) für bundesweit acht Modellregionen rund 130 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung. Koordiniert wird das Programm von der NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie GmbH). Ziel des Forschungsprojekts Boxster E ist es, mit drei elektrisch angetriebenen Porsche Boxster Erfahrungen über die Alltagstauglichkeit und das Nutzerverhalten – insbesondere beim Fahren und Laden – zu gewinnen. Daraus sollen Forscher Erkenntnisse über Anforderungen an künftige Produkte sowie über die Einbindung von Elektrofahrzeugen in die Infrastruktur gewinnen. Elektrische Mobili- 30 Porsche Engineering Magazin 1/2011 tät und Porsche – ein Widerspruch? Im Gegenteil: Effizienz und Leistung vereint, eben typisch Dr. Ing. Forschungsfahrzeug Boxster E Der Porsche Boxster bietet durch sein Konzept als Mittelmotor-Sportwagen die ideale Fahrzeugbasis für die alltagsnahe Erprobung des Elektroantriebes: Der offene Zweisitzer ist sehr leicht und ermöglicht es, die neuen Komponenten Elektromaschine, Batterie und Hochvolttechnik crashsicher im Fahrzeug unterzubringen. Gleichzeitig garantieren Fahrleistungen auf Niveau eines Boxster S mit kon ventionellem, verbrennungsmotorischem Antrieb die zukunftsfähige Faszination Sportwagen mit neuer Technologie. Das Forschungsfahrzeug Boxster E existiert in zwei Varianten: Die Version mit einer Elektromaschine entwickelt 90 kW. In der Variante mit zwei Elektromaschinen und 180 kW wird der Boxster E zum ersten Boxster mit Allradantrieb (siehe Abbildung oben). Als Energiespeicher dient eine Batterie mit einer Kapazität von 29 kWh, von denen prinzipbedingt rund 26 kWh genutzt werden können – für eine Batterie ein hervorragender Wert. Ihre maximale Leistung liegt bei 240 kW, also noch mal 60 kW mehr als der AllradBoxster E bei Volllast abfordert. Hochvoltbatterie Die Hochvoltbatterie wurde bei Porsche Engineering entwickelt und aufgebaut. Sie wurde insbesondere für den Einsatz im Boxster E ausgelegt und liefert eine sportwagentypische Leistung bei gleichzeitig leichter Bauweise und günstiger Position im Fahrzeug. Die Traktionsbatterie ersetzt den Verbrennungsmotor des herkömmlich mit Mittelmotor angetriebenen Serienfahrzeugs (siehe Abbildung auf gegenüberliegender Seite). Dies wirkt sich positiv auf den Schwerpunkt des Fahrzeugs und damit auch auf dessen Fahrdynamik aus. Die verwendeten Zellen aus Lithium-EisenPhosphat (LiFePO4) bieten einen sehr guten Kompromiss zwischen Energie- und Elektromobilität Boxster E Die Batterie des Forschungsfahrzeugs Boxster E ist an derselben Stelle positioniert wie der Mittelmotor des Serienfahrzeugs Leistungsdichte und gelten als besonders robust und sicher. Bei circa 400 Volt ist die Batterie voll aufgeladen. Angestrebt wird eine Reich weite von 170 Kilometern im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). In Abhängigkeit der Fahrweise ist eine Reichweite von über 150 Kilometern möglich. Die entstehenden elektrischen Ströme können über 600 Ampere betragen. Diese zu bändigen, stellte eine besondere Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für die Konstruktion und Auswahl der elektrischen Komponenten. Die wesentliche Struktur übernimmt ein zentraler Tragrahmen, der in Leichtbauweise aus hochfestem Aluminium hergestellt wird (siehe Abbildung unten links). An diesem Tragrahmen sind alle Komponenten im Inneren der Batterie befestigt. Die beiden Deckel aus glasfaserverstärktem Kunststoff dienen dem Schutz vor Feuchtigkeit und Schmutz. Um die elek tromagnetische Abschirmung zu gewährleisten, sind die Deckel mit einem leitfähigen Lack beschichtet (siehe Abbildung unten rechts). Der Tragrahmen der Batterie besteht aus hochfestem, in Leichbauweise hergestelltem Aluminium Hochvoltanschlüsse für Schnellladung unter 30 Minuten Die Zellen sind in insgesamt zehn quaderförmigen Modulen mit jeweils 44 Einzellzellen untergebracht. Es gibt fünf Module in der oberen Hälfte der Batterie. Weitere fünf Module sind im unteren Teil hängend angebracht. Im oberen Bereich der Batterie befinden sich Sicherungen, Schütze und elektrische Verteiler. Die Batterie verfügt über insgesamt fünf Hochvoltanschlüsse für zwei Antriebs- Der Deckel der Batterie ist speziell beschichtet, um die elektromagnetische Abschirmung sicherzustellen Porsche Engineering Magazin 1/2011 31 Elektromobilität Boxster E Cool bleiben Querschnitt durch die Batterie des Boxster E mit Darstellung des Kühlkreislaufs Überwachung der Batterie motoren sowie je einen Klimakompressor, Ladegerät und Heizer. Am Hochvolteingang ist das interne Ladegerät angeschlossen, mit dem die Batterie mit 3,3 kW Leistung über eine normale Haushaltssteckdose geladen werden kann. Mit einem externen Schnellladegerät sind jedoch auch höhere Ladeleistungen von bis zu 60 kW möglich, was die Ladezeit auf unter 30 Minuten reduziert. Das Gewicht der Batterie beträgt 341 Kilogramm. Beim Betrieb von Lithiumbatterien muss gewährleistet werden, dass sich deren Spannung ständig in einem vom Hersteller vorgegebenen Bereich befindet. Über- oder Unterspannung kann die Lebenserwartung der Zellen reduzieren oder diese im Extremfall zerstören. Ähnliches gilt für die Betriebstemperatur. Zu warme Zellen altern schneller, zu kalte Zellen liefern nur eingeschränkte Leistung. Die Ladebuchse befindet sich wie der Tankdeckel jedes Porsche Sportwagen vorne An der Front der Module befinden sich die Platinen der sogenannten Zellcontroller. Diese überwachen permanent Spannungen und Temperaturen der Zellen. Die gemessenen Daten werden im zentralen Batteriemanagementsystem ausgewertet. Dieses System sendet die notwendigen Informationen über das Bordnetz an den Motor und das eingebaute 220 Volt Ladegerät. Somit wird im Lade- und Fahrbetrieb die Batterie kontrolliert ge- beziehungsweise entladen. 32 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Damit die Zellen in ihrem Temperaturarbeitsbereich von circa –10 bis +40 Grad Celsius bleiben, müssen sie bei Bedarf erwärmt oder gekühlt werden. So wird die Batterie zum Beispiel im Ladebetrieb thermisch vorkonditioniert. Eine besondere Herausforderung stellt die Wärmeentwicklung bei sportlicher Fahrweise dar. Hier können in der Batterie über 5 kW Wärmeverluste entstehen, die abgeführt werden müssen. Würde man eine Luftkühlung einsetzen, wäre pro Sekunde ein Luftvolumen von 500 Litern erforderlich, was sich bei dem zur Verfügung stehenden Bauraum nicht umsetzen lässt. In der Mitte des Tragrahmens befinden sich daher fünf Kühlplatten, welche die Zellen jeweils eines oberen und unteren Moduls mit Flüssigkeit kühlen. Diese Platten sind zum einen so optimiert, das sie einen sehr guten Kontakt zu den Zellmodulen aufweisen. Dies be wirkt einen optimalen Wärmetransport in das Kühlmittel. Zum anderen sind die Kühlkanäle so gestaltet, dass die Druckverluste niedrig und die Verteilung der Temperatur in der Platte sehr homogen ist. Die Batteriekühlung ist in den Niedertemperaturkreislauf des Fahrzeugs ein gebunden. Bei sehr niedrigen Umgebungstemperaturen findet eine Erwärmung über einen Hochvoltheizer statt. Bei mittleren Temperaturen erfolgt der Wärme austausch über einen Luftwärmetauscher (Kühler). Bei hohem Kühlbedarf erfolgt die Hinzuschaltung des Klimakompressors. Elektromobilität Boxster E Porsche Engineering leistete einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung der Anzeige- und Bedienkonzepte des Boxster E Schneller Wechsel in wenigen Minuten Alle elektrischen Anschlüsse sind durch schnell lösbare Stecker realisiert. Auch die Leitungen für die Wasserkühlung werden mit wasserdichten Schnellkupplungen aus dem Motorsport angeschlossen. Steht eine Hebebühne zur Verfügung, lässt sich die Batterie mit geeignetem Werkzeug in wenigen Minuten wechseln, was insbesondere im Entwicklungsbetrieb von Vorteil ist. Werden die beiden Deckel entfernt, sind alle Komponenten gut zugänglich. Dies hat auch Vorteile für den Zusammenbau der Batterie, der sich unproblematisch und sicher bewerkstelligen lässt. im Boxster E bestehen konnte. Bei den Tests wurden zunächst mit moderaten Leistungen alle Grundfunktionen des Ladens und Entladens getes tet. Auch die nominale Leis tung von über 200 kW wurde bei Porsche Engineering getestet. Besonderes Augenmerk lag dabei stets auf den Sicherheitsfunktionen rund um die bereits beschriebene Überwachung der Zellen. Eine weitere wichtige Funktion ist die korrekte Berechnung des Ladezustands. Dieser wird erst nach der Kalibrierung zahlreicher Parameter im System verlässlich ermittelt und dem Fahrer im Cockpit angezeigt. Intelligent in Richtung Zukunft Nach erfolgreichem Abschluss der umfangreichen Testverfahren stand dem Einbau in das Fahrzeug und der Präsentation des Boxster E nichts mehr im Wege. Das Resultat: Porsche-typische Leistung sowohl beim Ladeverhalten als auch beim Fahren ab den ersten Metern. Und das ganz ohne lokale Emissionen. Die Erkenntnisse aus der weiteren Erprobung der drei vollelektrischen Fahrzeuge bilden den Grundstein für zukünftige Forschungs- und Vorentwicklungsaktivitäten zum Thema Elektromobilität. Es sind also noch einige weitere Kapitel der Porsche Intelligent Perfomance zu erwarten ... Härtetest Nach dem Zusammenbau erfolgt der Test. Ende 2010 wurde am Porsche Engineering-Standort Bietigheim ein Hochvoltprüfstand in Betrieb genom men . Hiermit wurde die Batterie samt Batteriemanagement umfangreich getestet, bevor sie ihren ersten Einsatz Porsche Engineering Magazin 1/2011 33 Elektromobilität Wärmemanagement Wärmemanagement von Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs stellt die Thermodynamik-Spezialisten von Porsche Engineering vor neue, spannende Herausforderungen. Traktionsbatterie Kühlund Heizkonzepte Leistungselektronik und elektrischer Antrieb Fahrgastkabine Bei elektrifizierten Fahrzeugen verändert sich diese Aufgabenstellung. Neben der Temperierung von Traktionsbatterien und der Kühlung von Leis tungs - 34 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Aus thermischer Sicht sind beim Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus in Elektrofahrzeugen drei Hauptaspekte zu berück sichtigen: Bei Temperaturen unter null Grad Celsius sinkt die Leistungsfähigkeit der Batterie und somit die Reichweite aufgrund nachlassender chemischer Reaktionen deutlich. Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius nimmt die Alterung der Batterie exponentiell zu und bei Temperaturen über 40 Grad Celsius kann es zu einer irreversiblen Schädigung der Batterie kommen. elektronik, E-Maschine und Range-Extender steht speziell auch die energetisch sinnvolle Verknüpfung dieser Kühlungsaufgaben sowie die effiziente Klima tisierung des Fahrzeuginnenraums im Fokus. Die Idealtemperatur für eine LithiumIonen-Traktionsbatterie gleicht in etwa der Temperatur, bei der sich auch der Mensch wohlfühlt. Um eine maximale elektrische Leistung und eine lange Lebensdauer zu erzielen, ist die Einhaltung eines Temperaturfensters von 20 bis 30 Grad Celsius von großer Bedeutung. Dabei ist zum einen das absolute Temperaturniveau, zum anderen aber auch eine ausreichend gute Homogenität der Temperaturverteilung in der Batteriezelle sicherzustellen. Da die derzeit noch eingeschränkte Kapazität der Traktionsbatterie von EMobilen zu einer im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen deutlich geringeren Reichweite führt, steht neben der Gewährleistung der Betriebsfunktion und von Komfortaspekten die Energieeffizienz aller technischen Maßnahmen im Vordergrund, zumal diese begrenzte Reichweite durch Nebenverbraucher, wie zum Beispiel Heiz- und Klimageräte, noch einmal drastisch reduziert werden kann. Die thermischen Einflüsse auf eine Batterie, wie Eigenwärme bedingt durch den Batterieinnenwiderstand, Außentemperatur, Sonneneinstrahlung und Wärmeverluste müssen daher durch geeignete Temperierungsmaßnahmen, also je nach Bedarf durch Heizen oder Kühlen, kontrolliert und geregelt werden. Dies garantiert eine einwandfreie Funktion im kundenrelevanten Temperaturbereich von –20 bis +45 Grad Celsius. Synergieeffekte Bisher bestand die Aufgabe für die Porsche-Thermodynamiker unter anderem darin, die Abwärme von Verbrennungsmotoren mit hoher Motorleistung effizient abzuführen, die thermische Stabilität und Funktion über ein optimiertes Kühlsystem in allen relevanten Betriebspunkten sicherzustellen und mittels ausgeklügelten Thermomanagementstrategien den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Darüber hinaus galt es, die Kühlung, Belüftung sowie Hitzeschutzmaßnahmen für Bauteile, Nebenaggregate oder das Getriebe zu gewährleisten. Kühlung der Batterie, Leistungselektronik und E-Maschine Elektromobilität Temperaturniveaus T [°C] 140 120 fi Verbrennungsmotor 100 fi E-Motor 80 60 40 fi Leistungselektronik UMGEBUNGSTEMPERATUR fi fi Batterie 20 Je nach Fahrzeugtyp (zum Beispiel Mild-Hybrid, Vollhybrid, Plug-in-Hybrid, vollelektrisches Fahrzeug ), Anforderungsprofil, Batterietyp, Zellchemie und Zellgeometrie können verschie dene Kühlmedien und -methoden zum Einsatz kommen. Man unterscheidet hier zum Beispiel Luftkühlung, Kühl mittel kühlung oder Kältemittelkühlung so wie direkte Kühlung oder Sekundärkühlung. Bei letzter Kühlungsvariante wird die Batterie über einen externen Niedertemperaturkühler gekühlt und nur nach Bedarf, also bei sehr hohen Außentemperaturen, kommt ein zusätzlicher Wärmeüberträger (Chiller) zum Einsatz, der die niedrige Temperatur des verdampfenden Kältemittels aus dem Klimakreislauf auf den Batteriekühlkreislauf überträgt. Neben der Traktionsbatterie gilt es beim Elektrofahrzeug aber auch noch weitere Komponenten wie Elektromotor(en), Leistungselektronik und gegebenenfalls Range-Extender zu berück sichtigen. Da diese Systeme alle mit unterschiedlichen Temperaturniveaus betrieben und gekühlt werden müssen (siehe Abbildung links), ist man bestrebt, Synergieeffekte durch die Abstimmung der verschiedenen Kühl- und Heizkreisläufe aufeinander zu erzielen (siehe Abbildung gegenüberliegende Seite). Durch eine Harmonisierung der Temperaturniveaus kann die Anzahl der unterschiedlichen Kühlkreisläufe reduziert und somit Gewicht und Kosten eingespart sowie zusätzlicher Packageraum gewonnen werden. Bereits in der Konzeptphase entscheiden die Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering, mit welchem Kühlmedium und auf welche Art und Weise gekühlt werden soll. Hierzu hat Porsche Engineering eigens ein Thermal-Simulationstool entwickelt und durch Versuche validiert. Damit kann bei vorgegebenen Leistungsdaten und Fahrprofilanforderungen bereits in einem frühen Stadium der Fahrzeugentwicklung das Wärmemanagement optimale Kühl- und Heizkonzept erarbeitet und festgelegt werden. In der unteren Abbildung sind beispielhaft Ergebnisse einer Simulation der Batteriekühlung für den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) dargestellt. Basierend auf der errechneten Verlustleistung kann sowohl die Temperaturerhöhung der Komponenten bestimmt, als auch der Kühlbedarf ermittelt werden. Des Weiteren kann der Energiebedarf für verschiedene Kühlkonzepte ausgegeben und somit das aus Gesamtfahrzeugsicht energetisch optimale Konzept ausgewählt werden. Je nach Kundenwunsch konzipieren, entwickeln und optimieren die Thermodynamiker von Porsche Engineering das Gesamtfahrzeugkühlsystem, einzelne Kühl- und Heizkreisläufe oder auch Einzelbauteile. Ein Beispiel dafür ist die auf der nächsten Seite gezeigte Kühlplatte aus der Traktionsbatterie des Boxster E. Basierend auf einer Simulationsergebnisse für ein Fahrzeug im NEFZ —— T Ziele —— T Kühlmittel —— P Verlust —— Geschwindigkeit Zeit fi Porsche Engineering Magazin 1/2011 35 Elektromobilität Wärmemanagement leitung bewusst zu fördern oder gezielt einzudämmen. Batterie-Kühlplatte Boxster E Temperatur analytischen Grundauslegung mit dem erwähnten Thermalmodell wurde die Kühlplatte geometrisch konzipiert und mit numerischer Strömungssimulation (CFD) optimiert. Das Ergebnis ist ein optimal auf das Batteriepaket angepasster, hocheffizienter Wärmetauscher mit geringem Druckverlust, hoher Kühlleistung und sehr homogener Temperaturverteilung bei gleichzeitig optimiertem Gewicht. Innenraumklimatisierung Eine weitere Herausforderung bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen ist die Bereitstellung von Heiz- und Kühlleis tung für den Innenraumkomfort sowie für sicherheitsrelevante Aspekte wie die Beschlagfreihaltung der Scheiben oder die Scheibenenteisung (Defrost-Funktion). Die vom konventionellen Fahrzeug gewohnte und von den Kunden erwartete Innenraumklimatisierung benötigt an heißen und feuchten Tagen einen Energiebedarf von bis zu 3 kW und zum Heizen im Winter bis zu 7 kW. Da die Abwärme vom Verbrennungsmotor jedoch fehlt, wird dieser Energiebedarf meist aus der Traktionsbatterie gedeckt, zum 36 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Beispiel durch den Einsatz eines Hochvolt-PTC-Zuheizers. Fazit: Herausforderungen und Lösungen Bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen fällt die konventionelle verbrennungsmotorische Kühlung ganz oder zumindest teilweise weg. Durch den Entfall der Motorabwärme sowie der Möglichkeit, über den Verbrennungsmotor Nebenaggregate anzutreiben, müssen sowohl aus thermischer als auch aus energetischer Sicht neue Lösungen entwickelt werden. Wie Berechnungen zeigen, können solche Heizkonzepte genauso viel Leistung wie das eigentliche Fahren benötigen und damit die Reichweite um bis zu 50 Prozent reduzieren. Damit der Endkunde nicht vor die Frage „Frieren oder fahren?“ gestellt wird, entwickelt man bei Porsche Engineering neue und innovative Ansätze. Bedarfsgerecht, je nach Fahrzeugtyp und Anforderungsprofil, können Zuheizkonzepte basierend auf regenerativen Kraftstoffen oder Kom binationen aus Wärmepumpe, Latent wärmespeicher und luft- sowie wasserseitigen Zuheizern zusammengestellt und integriert werden. Diesen Herausforderungen begegnen die Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering mit der Thermo managementkompetenz aus dem klassi schen Sportwagenbau sowie den Erfahrungen aus Eigenentwicklungen im Bereich der Elektromobilität. Da die Porsche-Entwicklerinnen und -Entwickler stets auch das gesamte Fahrzeug im Auge haben, werden im Rahmen von Wärmemanagementoptimierungen auch Sekundärmaßnahmen betrachtet und auf Effizienz und Umsetzbarkeit hin überprüft. So kann der Einsatz von innovativen (Dämm-) Materialien und Konzepten zur Innenraum- und Bauteilisolierung zielführend sein, um Wärme- Unter Einbeziehung sämtlicher Entwicklungswerkzeuge, von der Simulation und Berechnung über den klassischen Komponentenversuch am Prüfstand bis zum Gesamtfahrzeugversuch auf der Teststrecke, entwickelt Porsche Engineering Bauteile, Module und Gesamtsysteme zur thermischen Absicherung und Optimierung von Fahrzeugen und Produkten aller Art. Dies führt zu einem komplexen Wär memanagement auf unterschiedlichen Temperaturniveaus für die Kühlung der Batterie, der E-Maschine, der Leistungselektronik und gegebenenfalls eines Range-Extenders. Auch die Innenraumklimatisierung wird technisch anspruchsvoller. Elektromobilität Hybrid-Mountainbike und Seabob Die Elektrifizierung der Mobilität – das Porsche-Mountainbike Hybrid RS und der Seabob Seien es der Panamera S Hybrid, der 918 Spyder, der Cayenne S Hybrid oder der 918 RSR: Die Integration elektrischer Leistung in Porsche-Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor schreitet stetig voran. Doch auch im Kleinen hat Porsche Engineering bereits bewiesen, dass elektrische Energie die Fortbewegung effizienter gestalten kann. Beim Prototypen Mountainbike Hybrid RS und beim Serien-Wassersportgerät Seabob liefern Batterien die Energie für neue Höchstleistungen. Anfang 2010 wurde die Idee geboren, die Hybrid-Kompetenz von Porsche bei der Präsentation des Porsche Cayenne S Hybrid durch die Entwicklung eines Hybrid-Mountainbikes zu unterstreichen. Innerhalb kurzer Zeit entwickelten die Ingenieure von Porsche Engineering voll funktionsfähige Prototypen von HybridMountainbikes, die sie im Rahmen der Cayenne S Hybrid-Präsentation vorstellten. Bereits im Jahr 2009 beschäftigte sich Porsche Engineering im Rahmen einer Studie mit der Entwicklung solcher sogenannter Pedelecs (Pedal Electric Cycles). Im Gegensatz zu konventionellen Fahrrädern sind Pedelecs mit einem zusätzlichen Elektromotor ausgestattet, sodass neben der Muskelkraft elektrische Energie für den Antrieb des Fahrrads zur Verfügung steht. Die elektrische Energie kann bei einem Pedelec allerdings nur genutzt werden, wenn der Fahrer gleichzeitig in die Pedale tritt. Die Rekuperation in einem Pedelec erfolgt analog zum Automobil beim Bremsvorgang. Dies bedeutet, dass Energie während des Bremsvorgangs zurückgewonnen wird und in der PedelecBatterie zwischengespeichert wird. Sie steht dem System anschließend zu Antriebszwecken wieder zur Verfügung. Die Merkmale des entwickelten Demobikes für die Cayenne S Hybrid-Präsentation entsprechen ganz denen eines typischen Porsche: Das Mountainbike Hybrid RS ist leistungsstark, leicht und dennoch geländegängig (Full Suspension Mountainbike). Auch das Design spielte bei der Entwicklung eine wichtige Rolle: Es wurde Porsche Engineering Magazin 1/2011 37 Elektromobilität Hybrid-Mountainbike und Seabob Wert auf einen sportlichen Auftritt mit hochwertigen Komponenten im PorscheDesign gelegt. Eine Hybrid-Botschaft auf dem Rahmen ziert das Mountainbike. wickelt wurde. Auf Wunsch lassen sich mit der App zu Trainingszwecken Bergauffahrten simulieren, indem ein elektrisches Bremsmoment festgesetzt wird. Das Porsche-Bike Hybrid RS verfügt über einen leichten Karbon-Rahmen, der ein Gesamtgewicht von weniger als 16 kg ermöglicht. Der elektrische Nabenmotor mit Direktantrieb kann ohne zusätzliches Getriebe bis zu 450 Watt auf das Hinterrad bringen. Die Energie liefert ein Lithium-Mangan-Akku mit 161 Wh, der anstelle der Trinkflasche am Rahmen angebracht ist. Während der Präsentation des Cayenne S Hybrids in Leipzig konnten sich nationale und internationale Journalisten von den vielfältigen Funktionen des Mountainbikes Hybrid RS sowie dem einhergehenden Fahrspaß überzeugen. Porsche Engineering hat die Hybridisierung erfolgreich auf zwei Räder übertragen. Einziger Wermutstropfen des Hybrid RS: Das Mountainbike ist eine Konzeptstudie und nicht als Serienprodukt geplant. Der Antrieb wird per Drehmoment-Sensierung geregelt: Sobald in die Pedale getreten wird, liefert der Motor zusätzliches Drehmoment und verstärkt damit die reine Muskelkraft des Fahrers. Somit können mühelos selbst steile Hänge erklommen und rasante Touren unternommen werden. Die elektrische Unterstützung reicht rund 50 Kilometer. Bei gezogener Bremse (zum Beispiel bei der Bergabfahrt) wird der Antriebsmotor zum Generator und baut ein elektrisches Eine eigens entwickelte App visualisiert unter anderem die momentanen Energieflüsse Bremsmoment auf. Die patentierte Bremse erkennt mittels Sensorik den Winkel des Bremshebels und liefert diese Information für eine stufenlose Rekuperation. Die Motor-Unterstützung ist in verschiedenen Stufen wählbar und wird über ein iPhone geregelt, das mit einer Halterung am Lenker angebracht ist. Die von Porsche Engineering programmierte App steuert nicht nur den Elektromotor, sondern visualisiert außerdem die momentanen Energieflüsse und den Ladezustand der Batterie. Das iPhone kommuniziert per W-LAN mit der Steuerelektronik, die ebenfalls von Porsche Engineering ent- In guter Gesellschaft: Das Hybrid-Bike wurde gemeinsam mit dem Porsche Cayenne S Hybrid präsentiert 38 Porsche Engineering Magazin 1/2011 Im Wasser hingegen bewegt sich schon seit längerer Zeit ein Serienprodukt, bei dem Porsche Engineering einen entscheidenden Beitrag zur Effizienzsteigerung der Fortbewegung geleistet hat: Das Wassersportgerät Seabob sorgt mittels elektrischem Antrieb für umweltfreundlichen Fahrspaß an der Wasseroberfläche und in der Tiefe. Per Gewichtsverlagerung des Körpers lässt sich das ungewöhnliche Fun-Sportgerät ganz einfach steuern. Die Geschwindigkeit wird dabei anhand des Controlgrips geregelt. Der rund 64 Kilogramm schwere und mit einem sieben PS (5,2 kW) starken Elektro-Jetantrieb ausgestattete Seabob erreicht 15 bis 20 Stundenkilometer und könnte bis zu 40 Meter tief tauchen. Die serienmäßige Voreinstellung erlaubt allerdings aus Sicherheitsgründen zunächst nur eine Tauchtiefe von 2,5 Metern. Sie kann jedoch mittels PIN-Eingabe auf einen tieferen Wert eingestellt werden. Den Schub erzielt der Antrieb durch das Jetstream- Elektromobilität Prinzip. Der kraftvoll rotierende Impeller saugt Wasser an und presst es mit hohem Druck durch den Jetkanal nach außen. Doch nicht nur bei Fahrspaß und Optik überzeugt der Seabob des Herstellers Cayago. Auch die Technik hat dank der Entwicklungsarbeit einiges zu bieten. Die Ingenieurinnen und Ingenieure von Porsche Engineering ent wickelten für das patentierte Wassersportgerät drei Elektronikkomponenten: den Akku-Manager, die Motorsteuerung und das Bedienteil mit grafischem Display. Mit einer Kapazität von 40 Amperestunden pro Vier-Volt-Zelle überwacht der Akkumanager die Funktionsfähigkeit der im Gerät verbauten Lithium-Ionen-Akkus, die sonst auch in der Weltraumtechnik Anwendung finden. Um die Lithium-IonenAkkus vor Beschädigungen zu schützen, wurde eine spezielle Elek tronik ent wi ckelt, welche die Zellspannungen einzeln überwacht. Der Akku-Manager steuert ebenso die Stromüberwachung und Stromabschaltung für das Laden und Entladen des Akkus. Zudem überwachen mehrere Sensoren die Einhaltung der Betriebstemperatur. Die Elektronik sorgt durch Cell-Balancing dafür, dass alle Zellspannungen gleich groß sind. Damit kann ein Auseinanderdriften der in Serie geschal teten Akkuspannungen verhindert werden. Der Motor des Seabob verursacht keine Emissionen und ist fast lautlos. Seine Steuerung arbeitet mit einem digitalen Signalprozessor (DSP) und erzeugt aus der Akkuspannung einen dreiphasigen, sinusförmigen Drehstrom. Bei der Zwischenkreisspannung von maximal 60 Volt werden Strangströme von bis zu 200 Ampere erzeugt. Die Leistungsendstufe ist sogar für bis zu 250 Ampere ausgelegt. Der Motor hat eine Nennleistung von bis zu 7,5 Kilowatt und kann bis auf das Doppelte überlastet werden. Die Rotorposition wird über drei Hall-Sensoren erfasst. Bei der Maschine handelt es sich um einen High-Torque-Synchron-Antrieb. Durch modernste Technologie erzielt der Motor trotz kompakter Gesamtbaugröße ein optimales Drehmoment mit einem Batteriebetriebener Fahrspaß sowohl über als auch unter Wasser: der Seabob Hybrid-Mountainbike und Seabob außergewöhnlichen Wirkungsgrad von über 96 Prozent. Bei einem Dauertest mit mehr als 10.000 Betriebsstunden unter Volllast gab es am Triebwerk weder Störungen noch Leistungsabfall. Das beleuchtete LCD-Display zeigt alle wichtigen technischen Daten zur Motorelektronik gut lesbar an. Dazu gehören die aktuelle Fahrleistung, die Restbetriebsdauer und der Akku-Ladestand. Darüber hinaus erhält der Fahrer über das Display Informationen über Tauchtiefe und Wassertemperatur. Über eine inte grierte Infrarotschnittstelle können zudem Software-Updates eingespielt und Diagnosedaten ausgelesen werden. Ebenso lassen sich notwendige Programmierfunktionen über das LCD-Display komfortabel kontrollieren. Das Ergebnis: ein Wassersportgerät, das intuitiv bedienbar ist, über eine intelligente Akku- und Motorsteuerung verfügt sowie einen unverwechselbaren Fahrspaß garantiert. Und damit ist noch lange nicht Schluss: Derzeit arbeitet Porsche Engineering gemeinsam mit Cayago an einem wesentlich leichteren Modell, das für noch mehr Fahrspaß sorgen wird. Ganz gleich, ob Hybrid-Bike oder Seabob: Porsche Engineering überträgt die Kompetenzen im Bereich Elektromobilität auf unterschiedlichste Anwendungen – auch wenn es sich dabei einmal nicht um Automobile handelt. Porsche Engineering Magazin 1/2011 39 Elektromobilität Panamera S Hybrid Panamera S Hybrid: Porsche Gran Turismo setzt neuen Klassen-Maßstab Mit dem Panamera S Hybrid schlägt Porsche ein neues Kapitel der Porsche Intelligent Performance auf und schreibt die Erfolgsgeschichte des viertürigen Gran Turismo fort. 167 g/km CO2 – auf einem in dieser Klasse bisher nicht erreichten niedrigen Niveau. Das kann nur der Panamera S Hybrid: Segeln bis 165 km/h Ohne Verzicht auf Sportlichkeit und Eleganz verbindet das neue Hybridmodell eine Gesamtleistung von 380 PS (279 kW) mit einem Verbrauch von im besten Fall nur 6,8 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer nach NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Das entspricht einem CO2Ausstoß von lediglich 159 g/km. Damit ist der Panamera S Hybrid nicht nur der sparsamste Porsche aller Zeiten, er schlägt auch alle Vollhybrid-Serienfahr- 40 Porsche Engineering Magazin 1/2011 zeuge der Luxusklasse, in Verbrauch und CO2-Emissionen um Längen. Diese Werte erreicht er mit den eigens für den Panamera entwickelten, optionalen All-Season-Reifen von Michelin mit nochmals verringertem Rollwiderstand. Aber selbst mit der serienmäßigen Bereifung liegt der Kraftstoffverbrauch des neuen Porsche-Hybridmodells mit 7,1 l/100 km im NEFZ – entsprechend Der Panamera S Hybrid setzt sowohl in den klassischen als auch in den für Hybridfahrzeuge charakteristischen Fahrleistungen Meilensteine. Die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h absolviert der Panamera S Hybrid in 6,0 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 270 km/h erreicht. Die rein elektrische Reichweite liegt bei rund zwei Kilometern, elektrisches Fahren ist Elektromobilität je nach Fahrsituation bis zu 85 km/h möglich. Der Porsche-Hybridantrieb ermöglicht darüber hinaus als weltweit einziges System auch die Erschließung von weiteren Verbrauchspotenzialen in höheren Geschwindigkeitsbereichen durch das sogenannte „Segeln“ auf Autobahnen und Landstraßen. Dabei wird bei Geschwindigkeiten von bis zu 165 km/h (Cayenne S Hybrid: 156 km/h) in Phasen ohne Antriebsleistung der Verbrennungsmotor vom Antriebsstrang abgekoppelt und abgeschaltet. Ein starkes Team: Kompressor und Elektromaschine Der Panamera S Hybrid wird von dem Motorenteam angetrieben, das sich bereits im Cayenne S Hybrid bewährt hat: Den Hauptantrieb übernimmt ein Dreiliter-V6-Kompressormotor mit 333 PS (245 kW), der von einer 47 PS (34 kW) starken Elektromaschine unterstützt wird. Beide Maschinen können den Panamera S Hybrid jeweils allein oder mit vereinten Kräften antreiben. Die Elektromaschine dient darüber hinaus als Generator sowie als Starter. Sie bildet zusammen mit der Trennkupplung das kompakte Hybridmodul, das zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe sitzt. Die E-Maschine ist mit einer NickelMetallhydrid-Batterie (NiMh) verbunden, in der die beim Bremsen und Fahren gewonnene elektrische Energie gespeichert wird. Die Kraftübertragung übernimmt serienmäßig die aus den Cayenne-Modellen bekannte AchtgangTiptronic S mit einer weiten Spreizung der Gänge. Die maximale Leistung des Panamera S Hybrid steht dem Fahrer beim sogenannten „Boosten” zur Verfügung. Dabei werden die Antriebsmomente des Verbrennungs- und Elektromotors überlagert und addieren sich. Dies ist ein weiterer großer Vorteil des PorscheHybridkonzepts. Während der Verbrennungsmotor sein maximales Drehmoment von 440 Nm bei 3.000/min bis Panamera S Hybrid 5.250/min entwickelt, kann die Elektromaschine ihr volles Drehmoment von bis zu 300 Nm bereits aus dem Stillstand zum Vortrieb nutzen. Die maximale Leistung der beiden Antriebe von 380 PS steht bei 5.500/min zur Verfügung, während das kombinierte Drehmoment von 580 Nm bereits bei 1000/min einen bulligen Antritt garantiert. Wie der Porsche Cayenne S Hybrid verfügt auch der Panamera S Hybrid über die E-Power-Taste in der Mittelkonsole, deren Aktivierung den Bereich erweitert, in dem rein elektrisch gefahren werden kann. Die Aktivierung wird zum einen über eine LED auf der Taste angezeigt und zum anderen leuchtet im Kombiinstrument ein blauer Hinweistext „E-Power”. Im E-Power-Modus wird die Gaspedalkennlinie verändert, sodass Beschleunigungswünsche wesentlich moderater umgesetzt werden und ein frühzeitiger automatischer Start des Verbrennungsmotors bei höherer Leistungsanforderung verhindert wird. Der PorscheHybridantrieb ermöglicht in Phasen ohne Antriebsleistung das Abkoppeln und Abschalten des Verbrennungsmotors Porsche Engineering Magazin 1/2011 41 Electromobility Panamera S Hybrid Porsche exclusive: the parallel full hybrid, compact and powerful Instead of using a power-branched hy brid drive, Porsche went for a parallel full hybrid. There were numerous reasons for this decision. Unlike other hybrid systems, which offer particular advantages for stop-and-go city driving, the system developed by Porsche also provides the additional option to “sail” in the Panamera S Hybrid, with the combustion engine switched off and at speeds of up to 165 km/h (103 mph). The parallel full hybrid model also allows the kind of acceleration and elasticity typical of a Porsche without the so-called rubber band-effect of power-branched hybrid systems. The concept therefore fits perfectly with the Porsche philosophy: exceptional driving performance combined with the highest level of efficiency. Another advantage is the comparatively small amount of space required: at only 147.5 millimeters long, the full hybrid module is particularly compact. It is po- In line with the Porsche philosophy: exceptional driving performance combined with maximum efficiency sitioned between the combustion engine and the transmission, and consists primarily of the ring-shaped synchronous motor and a decoupler on the side connected to the combustion engine. In this way, the power flux and characteristics are the same as a conventional drive. Additionally, the Porsche hybrid does not add much extra weight. The Panamera S Hybrid weighs only 1,980 kilograms (4,361 lbs.) when empty and is therefore quite trim for its class. It can also take a load of up to 505 kilograms (1,112 lbs.). Porsche Communication Management (PCM) shows the hybrid drive in operation and energy flows in detail 42 Porsche Engineering Magazine 1/2011 Impressive equipment The range of standard equipment for the Panamera S Hybrid is even wider than that of the already extensive standard equipment of the Panamera S with eight-cylinder engine. For example, the hybrid model is fitted as standard with the adaptive air suspension including the adaptive shock-absorber system with PASM, with Servotronic and a rear wiper. The new Gran Turismo also features the innovative display design from the Cayenne S Hybrid that provides the driver with all the relevant information about the vehicle’s specific hybrid driving status. The performance of both power sources as well as all of the relevant statistics related to the hybrid drive are displayed to the driver on the TFT display in the instrument cluster. The driver can see the charge state of the traction battery and the energy flows, illustrated by an arrow in the direction of flow, in real time on the display. The Panamera S Hybrid creates totally novel highlights in the luxury segment – from sporty to environmentally friendly – and thus underlines the strategic importance of Porsche Intelligent Performance. www.porsche-engineering.de Porsche Engineering driving identities www.porsche-consulting.com 80 Jahre effiziente Entwicklungsleistung in Summe: keine Ressource zu viel und kein Traum zu wenig. Porsche Consulting gratuliert Porsche Engineering herzlich zum 80-jährigen Jubiläum und freut sich auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit. Porsche Consulting Einfach. Schnell. Erfolg erfahren.