Die Gerinnung 21 - PDF Dokument
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6. Jahrgang 2005 Die Die GERINNUNG 1 G E R I N N U N G 21 Patientenratgeber zum Umgang mit der Blutgerinnung Leben mit Gerinnungshemmern: Beeinflussen die Jahreszeiten unsere INR-Werte? „Wenn ich in südliche Länder reise, benötige ich grundsätzlich weniger Marcumar®“, schreibt Martin im Forum der web site www.die-herzklappe.de. Stöbert man weiter zu diesem Thema im Forum, so schreibt Stefan: „Im Sommer habe ich relativ große INR-Schwankungen; im Winter scheinen die INR-Werte in der Tat konstanter zu sein.“ Steffi sieht es so: „Also „er“ schwankt immer – im Winter vielleicht ein bißchen weniger.“ Heidrun wunderte sich, „dass ich meine Marcumar-Dosis seit Anfang Juli immer mal wieder reduzieren musste. Auf Temperatureinflüsse bin ich natürlich nicht gekommen.“ „Um meinen therapeutischen Bereich einzuhalten, benötige ich im Sommer eine höhere Marcumar-Dosis.“ Zu diesem Ergebnis kommen gleich drei Teilnehmer des Forums. Schlussfolgerung dieser Beobachtung: Jeder reagiert anders. Sucht man nach wissenschaftlicher Literatur zum Thema: „Einfluss der Jahreszeiten auf die INR-Werte“, so findet man eine Arbeit von B. Salobir, Universität Ljubljana, Slowenien. Im Jahr 2002 hat man bei 800 Patienten, die regelmäßig Gerinnungshemmer einnehmen, die INRWerte über ein Jahr hinweg registriert. Man unterteilte zwei Gruppen (über und unter 65 Jahre), wobei die durchschnittliche Tagesdosis des Gerinnungshemmers bei den älteren Patienten etwas niedriger war als bei den Jüngeren. Viele Faktoren beeinflussen den INR-Wert, wie z. B. die Veränderungen in der Ernährung und des Lebensstils, Begleiterkrankungen und Medikamente. Alle diese Faktoren variieren über die Jahreszeiten hinweg und können eine saisonbedingte Wirksamkeit des Gerinnungshemmers verursachen. Und so wurde herausgefunden, dass im Sommer die niedrigsten durchschnittlichen INR-Werte und im Herbst die höchsten INR-Werte gemessen wurden – bei gleichbleibender Dosierung. Dieser Effekt trat jedoch nur bei den jüngeren Patienten auf. Auf saisonale INR-Schwankungen sollte geachtet werden, um mögliche Risikofaktoren wie Blutungen oder thrombembolische Ereignisse so gering wie möglich zu halten, so die Autoren. Patienten, die das Gerinnungs-Selbstmanagement durchführen, haben den Vorteil, dass sie Veränderungen ihrer INR-Werte sehr schnell feststellen und dann entsprechend reagieren können. Chr. Schaefer ● 1 24513_NS Die Gerinnung-21 1 12.09.2005, 11:37 Uhr Inhalt/Editorial 2 GERINNUNG Die In dieser Ausgabe 3 4 Editorial Vorhofflimmern Schon geimpft? Dr. med. Heinrich Körtke nimmt Stellung zur Kardioversion. Liebe Leserin, lieber Leser! Haben Sie in letzter Zeit in Ihren Impfpass geschaut? Sie sollten es tun, denn Sie werden feststellen, wie schnell die Zeit vergeht und dass möglicherweise Auffrischungs-Impfungen fällig werden. Alle 10 Jahre sollte die Diphtherie- und Tetanus-Schutzimpfung wiederholt werden und jährlich die Grippe-Schutzimpfung. Der beste Zeitpunkt hierfür ist der Herbst. Achten sollten Sie auf das Wie des Impfens, denn für uns Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, gilt: Die Impfung hat nur flach unter die Haut zu erfolgen (s. Seite 5). Bei Auslandsaufenthalten empfiehlt es sich, sich zusätzlich gegen Hepatitis A impfen zu lassen. Mit dem Alter gewinnt eine weitere Schutzimpfung an Bedeutung und zwar die Pneumokokken-Impfung (Auffrischung alle sechs Jahre). Wer über 60 Jahre alt ist, sollte sich von seinem Hausarzt beraten lassen. Die für uns oftmals notwendige Endokarditisprophylaxe und die damit verbundene Antibiotikaeinnahme kann mögliche Antibiotika-Resistenzen bewirken. Zum anderen nehmen im Alter die körpereigenen Abwehrkräfte ab und bieten den Pneumokokken-Bakterien und Grippe-Viren eine zusätzliche Angriffsfläche. Bestehen zudem noch Herzerkrankungen, kann eine erworbene Lungenentzündung schwerwiegende Folgen haben. Die dunklen, nassen und kalten Monate nahen, Grund genug darüber nachzudenken, wie ich am besten diese Jahreszeit gesund überstehe. 60plus heißt die Impf-Offensive. Der linke Arm für die Grippe-Schutzimpfung und der rechte Arm für die Pneumokokken-Impfung. Ich habe mich impfen lassen und Nebenwirkungen nicht bemerkt. Irgendwie fühle ich mich Herzlichst Ihr Christian Schaefer ● sicherer. Der Leserbrief Pulmonalvenen-Isolation 5 Phenprocoumon und Stillen Schadet die Einnahme oraler Antikoagulantien dem Säugling? Wissenschaftliche Untersuchungen verneinen dieses. 5 6 Grippeschutz-Impfung Patienten fragen – Experten antworten Dr. med. Hannelore Rott und Dr. med. Heinrich Körtke geben Auskunft. 11 Mit Gerinnungshemmern in den Urlaub Viele Leserbriefe erreichten uns zu diesem Thema. Fazit: Mehr Lebensqualität durch Mobilität dank des GerinnungsSelbstmanagements. 13 Leben mit Gerinnungshemmern Ist Konakion® zu Hause und auf Reisen notwendig? 14 Aus eigenen Reihen Herzradtag in Bad Hermannsborn Neue SHG-Gruppe in Elmshorn 14 International Aktivitäten der ISMAAP 15 Schweiz 1. INRswiss-Tag in Zürich 16 Selbsthilfegruppen 2 24513_NS Die Gerinnung-21 2 12.09.2005, 11:37 Uhr Titelthema Die GERINNUNG 3 Vorhofflimmern Mein Herz schlägt unregelmäßig – was steckt dahinter (II)? Die elektrische Kardioversion Tritt nach einem medikamentösen Versuch kein stabiler Sinusrhythmus ein, so wird man sich zu einer sogenannten elektrischen Kardioversion entschließen. Bei der elektrischen Kardioversion wird versucht, die Rhythmisierung des Herzens mittels Elektroschock, der durch die P-Welle des abgeleiteten EKGs ausgelöst wird, wieder zu erlangen. Die P-Welle löst die Vorhoferregung aus. Dr. med. Heinrich Körtke te medikamentöse Behandlung bietet bei über 80 % dieser Patienten eine gute Lebensqualität. Auch wenn die Leistung des Herzens aufgrund des Vorhofflimmerns vermindert ist, treten mögliche Schlaganfälle nicht häufiger auf. Voraussetzung ist jedoch eine entsprechende Gerinnungshemmung. Ist ein Sinusrhythmus notwendig? Was geschieht, wenn diese Behandlungsform nicht erfolgreich verläuft? Bei Patienten mit neu auftretendem Vorhofflimmern, deren Herz und Lunge jedoch keinerlei Schädigungen aufweisen, muss nicht in jedem Fall ein Sinusrhythmus wieder hergestellt werden. Denn eine kontrollier- Wiederherstellung des Sinusrhyhtmus Bei jüngeren Patienten mit Vorhofflimmern, Patienten mit bedeutsamen weiteren Erkrankungen des Herzens und Patienten mit starkem Leidensdruck sollte die Wiederherstellung des Sinusrhythmus angestrebt werden. Für diese kleine Gruppe von Patienten gibt es derzeit nur unzureichende wissenschaftliche Untersuchungen und damit keine Grundlage einer anderen Behandlungsmöglichkeit. Voraussetzung ist die Gerinnungshemmung. medical vision Patienten, bei denen Vorhofflimmern des öfteren aufgetreten ist und die immer wieder in den Sinusrhythmus gelangen, sollten über einen längeren Zeitraum antikoaguliert werden. Dieses ist wichtig, da die meisten Rezidive (Rückfälle) ohne Krankheitszeichen verlaufen und somit sehr oft nicht erkannt werden. Auch bei einer elektrischen Kardioversion kann es immer wieder zu einem zeitweilig auftretenden Vorhofflimmern kommen, das durch eine übliche Untersuchung nicht erkannt wird. Gerade diese Form des Vorhofflimmerns ist relativ gefährlich hinsichtlich einer möglichen Thrombenbildung (Pfropfbildung) auf Vorhofebene. Aus diesem Grund raten wir eine entsprechende Gerinnungshemmung durchzuführen, sofern ein zeitweilig auftretendes Vorhof- Vorhofflimmern: Elektrisches Chaos auf Vorhofebene, unregelmäßige elektrische Systole. eine geordnete Vorhofkontraktion ist nicht mehr möglich, hierdurch sinkt die Herzleistung um 25 %. 3 24513_NS Die Gerinnung-21 3 12.09.2005, 11:37 Uhr Titelthema 4 GERINNUNG Die flimmern – trotz bestehendem Sinusrhythmus – nicht auszuschließen ist. Die INR-Werte sollten – bei durchgeführtem INR-Selbstmanagement – dabei im unteren therapeutischen Bereich gehalten werden. jedoch kann nicht mehr behoben werden.“ Hierzu möchte ich eine Anmerkung machen. Ich litt an persistierendem Vorhofflimmern und seit eineinhalb Jahren halfen auch keine Medikamente mehr. Dann wurde im November 2004 im UKE Hamburg unter der Leitung von Prof. Dr. med. Willems eine Pulmonalvenenisolation mit Substratmodifikation durchgeführt. Auszug aus dem Bericht der Klinik an meinen hiesigen Kardiologen: „Zu Untersuchungsbeginn bestand Vorhofflimmern. Nach komplikationsloser doppelter transventraler Punktion konnten angiographisch 4 Pulmonalvenen dargestellt werden. Es zeigten sich keine Pulmonalvenenstenosen (Verengungen). Mit 4 HF-Impulsen konnte die LOPV isoliert werden, mit 2 HF die LUPV. Die ROPV war noch blockiert, hier wurden probatorisch 2 HF-Impulse abgegeben, die RUPV (kleinlumig) mit 3 HF. Abschließend waren alle 4 Pulmonalvenen noch blockiert. Es folgte eine Anlage von linksatrialen Linien, gestützt durch das dreidimensionale Mappingsystem NAV-X. Ebenfalls wurde eine Roofline mit 9 HF-Impulsen und einer MIG-line mit 11 HFImpulsen durchgeführt. Ebenfalls fand eine rechtsatriale Isthmusablation statt.“ In Juni war ich erneut zur Nachuntersuchung im UKE. Diagnose: geheilt. Ich freue mich, alle Medikamente (mit ihren möglichen Nebenwirkungen) inkl. Marcumar®, G.Ch. jetzt absetzen zu können. Weitere Maßnahmen Die Katheterablation ist eine relativ schonende Behandlungsmöglichkeit, um das Vorhofflimmern zu beseitigen. Dabei werden die elektrischen Leitungsbahnen, die im Bereich der Pulmonalveneneinmündung liegen, mittels Hochfrequenzstrom isoliert, damit diese keine weiteren elektrischen Ströme weiterleiten können. Trotz der bereits guten Erfahrungen dieser neuen Behandlungsart ist die Katheterablation nicht immer komplikationsfrei. So können z. B. bestehende Pulmonalveneneinengungen zu neuen Eingriffen führen. Bei positiven Ergebnissen der Katheterablation kommt es innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate gelegentlich zu erneutem Vorhofflimmern. Langzeitergebnisse zeigen, dass weniger als 50 % der behandelten Patienten nach einem Jahr noch einen stabilen Sinusrhythmus aufweisen. Durchgeführt werden auch chirurgische Verfahren. Diese Verfahren bedeuten aber auch die Öffnung des Herzthoraxraumes. Es handelt sich hierbei um einen größeren operativen Eingriff, der auch im Zusammenhang mit entsprechenden perioperativen Komplikationsraten gesehen werden muss. Allerdings findet diese Methode breite Anwendung in Kombination mit Herzklappen- und/oder Bypass-Operationen. Die Wiederherstellung des Sinusrhythmus ist mit einer anfänglichen Erfolgsrate mit über 80 % recht hoch. Dr. med. Heinrich Körtke, Herzzentrum NRW, Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen Unsere Antwort: Ein permanentes Vorhofflimmern mit Zustand nach mehreren Versuchen einer medikamentösen Behandlung bzw. elektrischen Kardioversion bleibt erfahrungsgemäß dauerhaft bestehen. Allerdings muss ich Ihnen Recht geben, dass natürlich in solchen Fällen heute aufgrund der neuen Entwicklung eine Katheterablation bzw. auch eine chirurgische Intervention noch möglich sind und diese dann letztendlich bei symptomatischem Vorhofflimmern eine Wende herbeiführen können. In Ihrem Fall ist es mit einer Katheterablation dazu gekommen. Wir gratulieren zu Ihrem Erfolg und dazu, dass Sie – trotz unserer missverständlichen Äußerung, „dass permanentes Vorhofflimmern nicht mehr zu kardiovertieren ist“ – wieder eine bessere Lebensqualität haben. ● Leserbrief Betr.: Pulmonalvenen-Isolation Sehr geehrter Herr Dr. Körtke, In „Die Gerinnung“, Heft 20, berichten Sie sehr ausführlich und umfassend über das Vorhofflimmern und im Abschnitt „Wer erkrankt an Vorhofflimmern?“ schreiben Sie dann den Satz: „Das dauerhaft anhaltende Vorhofflimmern Dr. med. Heinrich Körtke 4 24513_NS Die Gerinnung-21 4 12.09.2005, 11:37 Uhr ● Wissenschaftsforum/Rubriken Die GERINNUNG 5 Leben mit Gerinnungshemmern Ist eine orale Antikoagulation mit Phenprocoumon eine Kontraindikation für das Stillen? Thrombembolische Erkrankungen in der Schwangerschaft oder im Wochenbett, eine angeborene Thrombophilie oder ein Herzklappenersatz bedingen eine orale Antikoagulation auch während der Stillzeit. Nach Durchsicht der nationalen und internationalen medizinisch-wissenschaftlichen Literatur finden sich fast ausschließlich nur Hinweise auf eine Antikoagulation mit Warfarin (Coumadin®) während der Stillzeit. Und hier wird das Stillen unter einer Behandlung mit Warfarin eindeutig als risikolos angesehen. Es konnte keine bedeutsame Menge von Warfarin in der Muttermilch nachgewiesen werden. Da der Stoffwechsel der stillenden Mütter unterschiedlich ist und sich hieraus unterschiedliche Dosen von Phenprocoumon ergeben, empfehlen wir, sich grundsätzlich im jeweiligen unteren INR-Bereich aufzuhalten. Um das zu erreichen, ist ein INR-Selbstmanagement mit engmaschiger Bestimmung notwendig. Damit wäre der Übertritt von Phenprocoumon in die Muttermilch vermutlich noch geringer. Auch bei Gaben von einer Tablette Phenprocoumon und mehr pro Tag besteht keine mögliche Schädigung des Organismus des Kindes. Dennoch empfehlen wir bei höheren Tagesdosen an Phenprocoumon, dem Säugling zusätzlich Vitamin K in Form von Konakion® zu geben. Es gibt nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen. ● Dr. med. Heinrich Körtke Aufgrund der chemischen Unterschiede zwischen den Substanzen Warfarin und Phenprocoumon stellt sich die Frage, ob Phenprocoumon (Marcumar®/Falithrom®) in die Muttermilch übertritt. Hierzu liegen bisher nur wenige wissenschaftliche Daten vor. Mit dem Fortschritt der analytischen Technologie (bessere Nachweisbarkeit von Stoffen) konnte auch hierdurch die Anreicherung von Phenprocoumon in der Muttermilch besser nachgewiesen werden. Unter laufender Antikoagulation (INR-Bereich 2,5) wurde ein Phenprocoumon-Plasma-Spiegel von 1,8 bis 2,2 Mikrogramm pro Milliliter in der Muttermilch aufgezeigt. Mittels einer Milchpumpe wurde über einen Zeitraum von 24 Stunden Muttermilch gesammelt. Die Auswertung erbrachte einen Phenprocoumon-Plasma-Spiegel von 0,33 Mikrogramm pro Milliliter. Das bedeutet, dass nur 1/50 des Phenprocoumon-PlasmaSpiegels der Mutter in der Muttermilch nachgewiesen wurde. Ein voll gestillter Säugling nimmt somit etwa sechs bis acht Mikrogramm Phenprocoumon pro kg Körpergewicht pro Tag auf. Diese Menge liegt deutlich unter der Dosis an Phenprocoumon, die für eine laufende Behandlung benötigt wird. Dieses zeigt, dass die Einnahme von Phenprocoumon keine Gegenanzeige für das Stillen darstellt. Hinweis Grippeschutz-Impfung – Schon geimpft? Immer wieder erreichen uns Anfragen, ob eine Grippeschutz-Impfung bei Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, durchgeführt werden kann. Unsere Antwort: Eine GrippeschutzImpfung ist grundDie Impfung muss flach unter die sätzlich zu empfeh- Haut erfolgen. len, insbesondere bei bestehender Herzproblematik. Die Impfung kann auch bei Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen problemlos, also flach unter die Haut (s. Foto), verabreicht werden. Optimale Impfzeit ist der Herbst, wobei zu beachten ist, dass zur Zeit der Impfung keine Erkältung vorliegt. Fragen H.R. ● Sie Ihren Arzt. 5 24513_NS Die Gerinnung-21 5 12.09.2005, 11:37 Uhr Patienten fragen... 6 GERINNUNG Die Frau Dr. med. Hannelore Rott, Fachärztin für Transfusionsmedizin, antwortet: Die verminderte Protein-S-Aktivität ist durch Marcumar® bedingt und nicht wichtig. Der Antithrombin-Spiegel ist allenfalls grenzwertig vermindert und somit in Ordnung. Betr.: Vorsorgeuntersuchung Betr.: Kombinierter Protein-S- und C-Mangel Sehr geehrte Frau Dr. Rott, bei mir steht eine Vorsorgeuntersuchung, voraussichtlich mit Darmspiegelung, an und in absehbarer Zeit muss auch der Herzschrittmacher (biatraler SM) gewechselt werden. Welche Vorsichtsmaßnahmen sind dazu bei einem Marcumar-Patienten (INR 2,0 bis 2,6) zu beachten? Die Antikoagulanzienbehandlung ist wegen Vorhofflimmerns und rezidivierender Lungenembolien nach der Schrittmacherimplantation angezeigt. Außerdem lagen vor Behandlungsbeginn folgende Gerinnungswerte außerhalb des Normbereichs: Antithrombin III. 72,51 %; Akt.Prot.C-Sensivität: 1,30 APC-Ratio; Protein S D. A., K. (funktionell): 39,00 %. Sehr geehrte Frau Dr. Rott, im Januar hatte ich meine vierte Thrombose. Mein Alter: 38 Jahre. Ich habe einen Protein-Sund C-Mangel und muss daher Zeit meines Lebens Marcumar® einnehmen. L.L., S. Unsere Antwort: Einen kombinierten Protein-S- und C-Mangel gibt es nicht. Leider ist bei Ihnen wohl die Thrombophilie-Diagnostik unter einer laufenden Marcumar-Therapie durchgeführt worden. Unter einer Marcumar-Therapie hat jeder Mensch einen Protein-C- und Protein-S-Mangel, da beide Proteine Vitamin-K-abhängig sind. Die Thrombophilie-Diagnostik müsste also bei Ihnen W.W. noch einmal vernünftig erfolgen. Unsere Antwort: Betr: Hämolytische Anämie Der angestrebte INR-Bereich für Sie liegt bei 2,0 bis 3,0. Bei Darmspiegelung und SM-Wechsel muss Marcumar® vorher gegen Heparin getauscht werden. Folgende Vorgehensweise: Marcumar® eine Woche vor dem Eingriff absetzen, dann täglich den INR-Wert bestimmen. Sobald der INR-Wert kleiner als 2,0 ist, Heparin spritzen. Dosis: 100 Anti-Ca-IE/kg Körpergewicht 1 x tgl. subcutan eines niedermolekularen Heparins, z. B. bei 70 kg 7000 Einheiten Fraxiparin® 1 x tgl. Unter bestehender Heparingabe können dann die Eingriffe erfolgen. Koordinieren Sie die Eingriffe so, dass Sie nicht zweimal umstellen müssen. Nach den erfolgten Eingriffen wieder mit Marcumar® (3-3-2 Tabletten) beginnen bei gleichzeitiger Gabe von Heparin. Sobald der INR-Wert größer als 2,0 ist, kein Heparin mehr spritzen. Bezüglich Ihrer Befunde ist das Augenmerk auf die pathologische APC-Resistenz zu richten. Dies bedeutet, dass Sie Träger einer angeborenen Thromboseneigung sind (sog. Faktor-VMutation Leiden). Dieses sollte mittels Genuntersuchung abgeklärt werden. Auch für Ihre Familie ist diese Untersuchung wichtig: Denn es besteht mindestens eine 50 %ige Wahrscheinlichkeit für Eltern, Geschwister und eigene Kinder. Sehr geehrte Frau Dr. Rott, als Herzklappen-Patient habe ich postoperativ eine hämolytische Anämie entwickelt. Was bedeutet das für mich? Unsere Antwort: Bei der hämolytischen Anämie werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) zerstört und der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) freigesetzt. Dieses führt zu einer Verminderung der Erythrozytenzahl sowie zum Anstieg des Leberwertes Bilirubin und des Enzyms LDH (Laktatdehydrogenase; kommt aus den Erythrozyten) sowie ein Abfall des Haptoglobins. 1. Mechanische Störung der roten Blutkörperchen durch die neue Herzklappe, an der sich die Erythrozyten quasi reiben und zerstört werden. Dieses scheint die wahrscheinlichste Ursache zu sein. Ob eine Behandlung notwendig ist, ist nur vom Ausmaß der Blutarmut abhängig, eine milde Hämolyse ist nicht zwingend behandlungsbedürftig, sondern wird nur beobachtet. 2. Hämolyse durch eine Autoimmunerkrankung, d. h. es werden Antikörper gegen ihre eigenen Erythrozyten gebildet. Hier wäre der sog. „direkte Coombstest“ positiv. Therapie: Gegebenenfalls Kortison in schweren Fällen. 6 24513_NS Die Gerinnung-21 6 12.09.2005, 11:37 Uhr ...Experten antworten Die GERINNUNG 7 3. Medikamente: Verschiedene Medikamente (z. B. Antibiotika) können die Oberfläche so verändern, dass es zu einer Hämolyse kommt. Therapie: Absetzen der Medikation. Marcumar® löst allerdings keine Hämolyse aus! Kann der HomocysteinWert bei normalen Laboruntersuchungen des Blutes mit erhoben werden, oder wie wird F.B. der Wert ermittelt? Betr.: Kniegelenkspiegelung Unsere Antworten: Sehr geehrte Frau Dr. Rott, aufgrund einer APC Resistenz nehme ich seit 1997 Marcumar® ein (INR-Therapiebereich zwischen 2,2 und 2,5). Ich soll mich einer Kniegelenkspiegelung unterziehen. Welchen INRWert würden Sie mir für diesen Eingriff empfehB.W. len bzw. was muss ich beachten? Homocystein kann heutzutage in den meisten Labors getestet werden. Für die Bestimmung Dr. med. Hannelore Rott müssen Sie nüchtern sein. Nach der Blutentnahme muss das Plasma schnell durch die Zentrifugation des Blutes von den Blutzellen getrennt werden (weitere Informationen wird Ihnen sicherlich das Labor mitteilen). Zum normalen Blutbild gehört die Bestimmung des Homocysteins üblicherweise nicht dazu. Die gesetzlichen Krankenkassen erlauben eine Verordnung von Vitaminen auf Kassenrezept seit 2004 nicht mehr. Die optimale tägliche Vitaminzufuhr bei erhöhtem Homocystein-Spiegel laut der DACH-Liga: ❐ 0,5 - 0,8 mg Folsäure; ❐ 2 - 6 mg Vitamin B6 ❐ 3 - 30µg Vitamin B12. Bezüglich der Vitaminpräparate fragen Sie Ihren Apotheker. Unsere Antwort: Eine Kniegelenkspiegelung sollte unter laufender Marcumar-Gabe gar nicht durchgeführt werden. Marcumar® muss eine Woche vor der Operation abgesetzt und durch ein niedermolekulares Heparin ersetzt werden (100 Anti-Xa-IE/kg Körpergewicht 1 x tgl. s.c.). Bitte besprechen Sie die Vorgehensweise mit dem Operateur bzw. dem Anästhesisten. Übrigens ist das alleinige Vorliegen einer APCResistenz bei Zustand nach einer Thrombose keine Indikation für eine lebenslange MarcumarGabe. Bitte besprechen Sie dieses mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin. Betr.: Verhütung bei Faktor-V-Mutation Leiden Betr.: Homocystein Sehr geehrte Frau Dr. Rott, mit Interesse habe ich Ihren Beitrag in der Ausgabe Nr. 19 gelesen. In den letzten 3 1/2 Jahren habe ich drei mehr oder minder schwere Schlaganfälle erlitten, eine Ursache konnte bisher von keinem Spezialisten festgestellt werden. Derzeit bin ich mit Marcumar® auf einen INR-Bereich von 3,5 eingestellt . Ist die Ermittlung des Homocysteinspiegels eine Standard-Analyse, die bei jedem Blutbild durchgeführt wird oder ist dieses besonders zu veranH.C., B. lassen? Sehr geehrte Frau Dr. Rott, ich habe eine Faktor-V-Mutation Leiden in homozygoter Ausprägung (ohne jegliche klinische Manifestation) und suche Rat, welche Möglichkeiten der Verhütung für mich bestehen. Ein Frauenarzt meinte: Nur per Kupfer-Spirale. Ein anderer Frauenarzt hat mir die Pille Cerazette® verschrieben. Nun habe ich aber in Studien gelesen, dass der Wirkstoff Desogestrel mit einem gehäuften Auftreten von Thrombosen in Zusammenhang gebracht wird. Ist dies nur der Fall bei kombiC.T. nierten Präparaten? Sehr geehrte Frau Dr. Rott, mit Interesse habe ich Ihren Beitrag in der Ausgabe Nr. 19 gelesen. Vom Homocystein habe ich noch nie etwas gehört (vielleicht ist mein Wert in Ordnung). Daraufhin habe ich meinen letzten Laborbefund angesehen und festgestellt, dass der Wert nicht erhoben worden ist. Unsere Antwort: Der Wirkstoff Desogestrel ist nur problematisch in Kombination mit einem Östrogen. Von der Einnahme von Ovulationshemmern raten wir ab, da sich hierunter das Thromboembolierisiko 7 24513_NS Die Gerinnung-21 7 12.09.2005, 11:37 Uhr Patienten fragen... 8 GERINNUNG Die Falls Marcumar® abgesetzt wird, dürfen Sie keine östrogenhaltigen Tabletten einnehmen. Dann kann die Hormongabe nur über die Haut erfolgen (z. B. Pflaster) und zusätzlich ein Gelbköprer-Hormon als Tablette. erheblich erhöht. Alternativ bietet sich die Gabe eines rein gestagenhaltigen Präparates (z. B. Cerazette®) oder die Einlage eines IUP (Intrauterinpessars) oder einer IUS (Intrauterinspirale) z. B. Mirena® an. Auch sog. Depotpräparate können verwendet werden (3-Monats-Spritze etc.) Bei abgeschlossener Familienplanung sollte auch die Sterilisation (ggf. auch des Partners) diskutiert werden. Zum NuvaRing® bzw. dem Evra-Pflaster liegen keine Daten vor, so dass diese Verhütungsmittel aktuell nicht empfohlen werden können. Persönlich sind mir drei Frauen bekannt, die unter der Anwendung des NuvaRings® Thrombosen erlitten. Daher wäre hiervon sicher eher abzuraten. Betr.: Mutation MTHFR (C677TVariante, homozygot) Sehr geehrte Frau Dr. Rott, bei mir wurde nach mehreren erlittenen tiefen Beinventhrombosen, es begann schon im Alter von 20 Jahren, im Jahr 2002 festgestellt, dass bei meiner Person - aber auch in der ganzen Familie - die Mutation MTHFR (C677T-Variante, homozygot) vorliegt. Ich selbst nehme seit 1995 Marcumar® ein und habe seither keinen Vorfall mehr zu beklagen. Ich benutze das CoaguChekSystem und halte den INR-Wert im Bereich von 2,0 bis 2,5. Sollten z. B. meine Frau und unsere drei Kinder (Alter 30 bis 40 Jahre) irgendeine spezielle Prophylaxe betreiben? Bisher sind keine Thrombosen aufgetreten. Wegen einer starken Arthrose im AC-Gelenk sowie einem Impingement-Syndrom möchte ich mich an der rechten Schulter operieren lassen. Wie immer bei bevorstehenden Eingriffen werde ich dann Marcumar® zehn Tage vorher absetzen und ab einem INR-Wert von 1,6 Heparin spritzen (Clexane® 40 mg entsprechend 4000 I.E. AntiXa-Einheiten). Reicht bei einem Körpergewicht von 84 kg eine Spritze pro Tag? Oder wäre es A.H., B. sicherer zweimal zu spritzen? Betr.: Akne und Faktor-V-Mutation Leiden Sehr geehrte Frau Dr. Rott, Im Juni 2003 habe ich unmittelbar nach einer Darmspiegelung eine Sinusvenenthrombose erlitten. Ich habe eine heterozygote Faktor-VMutation Leiden. Darüber hinaus leide ich an einer therapieresistenten Akne mit tiefen entzündlichen Knoten. Einzige Hilfe ist die Pille Diane®-35 oder eventuell Yasmin®. Ich nehme lebenslang Marcumar® ein und bestimme den INR-Wert selbst. Kann ich es wagen, bei engmaschigen Kontrollen des INR-Wertes die Pille Diane®-35 einzunehmen? Verhüten muss ich nicht mehr, da mein Mann sich nach erfolgter Thrombose sterilisieren ließ. A.S. Unsere Antwort: Unsere Antwort: Das Vorliegen Ihrer Mutation erklärt keinesfalls das Auftreten Ihrer Thrombosen. Vielmehr ist nur die Höhe des Homocystein-Spiegels ausschlaggebend. Gegebenenfalls sollte die Labordiagnostik – so noch nicht geschehen – durchgeführt werden. Zu untersuchende Parameter: APC-Resistenz, Prothrombin-Mutation, Antithrombin, Homocystein, Antiphospholipid AK, Lipoprotein (a). Ggf. die zusätzliche Bestimmung von Protein C und Protein S, wobei diese unter laufender Marcumar-Einnahme nur schwer zu beurteilen sind. Bei Ihrer Familie sollte nur der HomocysteinSpiegel kontrolliert werden. Ist dieser in Ordnung, ist keine weitere Maßnahme erforderlich. Bei erhöhten Werten ist eine Behandlung mit Solange Sie Marcumar® einnehmen, ist es unproblematisch, eine östrogenhaltige Pille dazu einzunehmen. Ich bin allerdings eher nicht der Meinung, dass Sie nach einer Sinusvenenthrombose bei heterozygoter Faktor-V-Mutation Leiden unter Pilleneinnahme lebenslang Marcumar® einnehmen sollten. Bei meinen Patientinnen mit dieser Vorgeschichte setze ich Marcumar® nach spätestens einem Jahr ab. Bitte diskutieren Sie dieses mit Ihrem Arzt oder suchen Sie einen Hämostaseologen auf. Vielmehr würde ich Marcumar® absetzen und in Risikosituationen eine Heparin-Prophylaxe durchführen. 8 24513_NS Die Gerinnung-21 8 12.09.2005, 11:37 Uhr ...Experten antworten Die Clexane® gespritzt (mein Gewicht beträgt 77 kg)? Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 angezeigt. Die angesprochene Heparin-Dosis halte ich für zu gering und würde 100 Anti-XA-IE/kg KG 1 x tgl. empfehlen. Dieses würde der zweimaligen Gabe von Clexane® 40 entsprechen. Man kann die Dosis auch als Einmalspritze geben (8000 Einheiten in einer Spritze). Dr. med. Hannelore Rott, Fachärztin für Transfusionsmedizin; Gemeinschaftspraxis Prof. Trobisch/Rott, Königstr. 53, 47051 Duisburg; www.trobisch.de, E-Mail: praxis@trobisch.de Sie sollten acht Tage vor der Stanzbiopsie Falithrom® absetzen. Sobald Sie den INR-Wert von 1,8 unterschreiten, sollte alternativ Heparin gegeben werden. In diesem Fall, da Sie kein Klappenträger sind, sondern nur eine Rekonstruktion Ihrer Mitralklappe erhalten haben, dürfen Sie das niedermolekulare Heparin gewichtsadaptiert nehmen. In diesem Fall könnten Sie Enoxaparin nehmen. Der therapeutische Zielbereich liegt bei Anti-Faktor-Xa=0,5-1,0 IU/ ml. Das entspricht 2x1 mg/kg Körpergewicht Enoxaparin pro Tag. Allerdings sollte eine Nierenfunktionseinschränkung ausgeschlossen sein. Am Morgen des Eingriffes sollten Sie Enoxaparin nicht spritzen, unmittelbar oder eine Stunde nach dem Eingriff dürfen Sie es dann wieder spritzen und können bereits am Folgetag wieder mit Falithrom® beginnen. Sobald Sie den INRWert von 1,8 überschreiten, kann Enoxaparin abgesetzt werden. ● Sehr geehrter Herr Dr. Körtke, zunächst herzlichen Dank für Ihre außerordentlich nützliche Publikation und die nicht zu unterschätzende Hilfe, die Sie damit vielen Patienten mit Gerinnungshemmern gewähren. Ich gehöre seit 2002 auch zu diesem Personenkreis und mache von der Möglichkeit der Selbstbestimmung dank eines CoaguChek-Geräts Gebrauch. Ich hatte 2001 aufgrund einer Mitralklappeninsuffizienz (Prolaps des posterioren Segels) eine MK-Rekonstruktion und erlitt kurz darauf wegen noch nicht erfolgter Antikoagulation einen Kleinhirninfarkt. Außerdem wurden ein offenes Foramen ovale und intermittierendes Vorhofflimmern diagnostiziert. Mein therapeutischer Bereich liegt zwischen INR 2 bis 3, den ich mit täglich einer Tablette Falithrom® seitdem relativ konstant einhalte. Außerdem wurde mir wegen des andauernden Vorhofflimmerns und eines AV-Blocks ein Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert, so dass das Herz seit etwa eineinhalb Jahren wieder im Sinusrhythmus schlägt. Ich muss mich einer Prostata-Stanzbiopsie unterziehen, wozu der INR abgesenkt und statt Falithrom® vorübergehend Heparin gegeben werden soll. Leider sind die Auskünfte der dazu konsultierten Ärzte (Allgemeinarzt und Urologe) widersprüchlich und nicht sehr konkret, so dass ich Sie um Auskunft bitten möchte: ❐ Ab welchem INR kann die Biopsie vorgenommen werden? ❐ Wieviel Tage vor dem Eingriff muss ich Falithrom® absetzen? ❐ Wann, mit welcher Dosis und wie lange wird Dr. med. Heinrich Körtke Sehr geehrter Herr Körtke, ich möchte mich vielmals ganz herzlich für Ihre unverzügliche Antwort mit den angefügten Informationen bedanken. Sie sind aussagekräftig, klar und kompetent und stellen eine nützliche Hilfe bei der Entscheidung dar, wie ich mich im bevorstehenden Fall meiner Biopsie oder auch bei späteren ähnlichen Fällen verhalten soll. Nochmals vielen Dank für den lobenswerten Patientenservice, den Sie mit der Publikation „Die Gerinnung“ und Ihren Auskünften, die Sie darüber hinaus auf individuelle Anfragen gewähren. Mit freundlichen Grüßen R.T. ● www.die-herzklappe.de mit über 8.500 Beiträgen von Herzklappen-Patienten. Unter www.das-vorhofflimmern.de und www.die-thromboseneigungen.de finden Sie neue Foren. 9 9 R.T. Unsere Antwort: Dr. med. Heinrich Körtke, Facharzt für Kardiologie, antwortet: 24513_NS Die Gerinnung-21 9 GERINNUNG 12.09.2005, 11:37 Uhr Rubriken 10 GERINNUNG Die Mit Gerinnungshemmern unterwegs Mehr Lebensqualität durch Mobilität 11. September Ihre vielen Reise- und Erfahrungsberichte über den Umgang mit Gerinnungshemmern unterwegs haben uns dazu veranlasst, die interessantesten Berichte zu veröffentlichen. HerzklappenPatienten oder Patienten, die auf lebenslange Einnahme von Gerinnungshemmern angewiesen sind, können hieraus Mut schöpfen, auch Reisen zu unternehmen, die nicht zu den alltäglichen Ferienzielen gehören. Voraussetzung ist der sichere Umgang mit Gerinnungshemmern und nicht zuletzt das INR-Selbstmanagement, welRed. ches das Tor zur weiten Welt öffnet. Im März 2001 bekam ich einen Aortenklappenersatz (Medtronic Hall 7700) und führe das INRSelbstmanagement durch. Am 11. September 2001 war ich mit meiner Familie auf dem Weg in den Urlaub nach New York und Minneapolis. Dieser Urlaub wurde jedoch durch die Ereignisse in New York unterbrochen. Wir wurden während des Fluges nach Gander in Neufundland umgeleitet. Nach unserer Landung wurden wir auf verschiedene Busse verteilt und nach Lewisport zu unserem Quartier in eine Kirche gebracht. Alles ohne Gepäck, nur das was, wir am Körper hatten. Diese Geschichte vorab damit Sie meine Empfehlung verstehen können. Für Reisen mit dem Flugzeug sollten Sie den CoaguChek und den Bedarf an Medikamenten bzw. Marcumar® für die geplante Urlaubszeit mitnehmen. Und dieses gehört grundsätzlich in das Handgepäck! Ich hatte Marcumar® für drei Tage bei mir, aber nur weil ich dachte, ich hätte am nächsten Tag mein Gepäck wieder. In Lewisport, ein Ort mit ca. 4000 Einwohnern, hatte ich nach drei Tagen kein Marcumar® mehr. Glücklicherweise konnte mir der anwesende Arzt Dr. Daniel Hewitt von der Family Medical Clinic in Lewisport Marcumar® besorgen, kostenlos ! Reisen mit Gerinnungshemmern Ich unternehme seit Jahren Fernreisen nach Thailand, China, Vietnam, Singapore etc. Grundsätzlich habe ich meinen „Koffer“ mit Teststreifen dabei und kontrolliere alle zwei bis drei Tage den INR-Wert. Die Zollerklärung sollte dabei sein, wobei ich noch nie beim Handgepäck oder Zoll Probleme gehabt habe. Wichtig ist die Berücksichtigung von Zeitverschiebungen bei Einnahme von Marcumar® und der anderen Herzmedikamente. Ich helfe mir mit einer Zeitliste, damit ich den Einnahmerhythmus relativ konstant halten kann. Medikamente und das Messgerät müssen ins Handgepäck, um Beschädigungen zu vermeiden und bei Gepäckverlust nicht hilflos zu sein. Man sollte sich in keinem außereuropäischen Land darauf verlasR.L. sen, Teststreifen zu erhalten. H. Ortwein Lagerung bei hohen Temperaturen Bei Fahrten in den Urlaub mit dem Auto, bei Flügen in südliche Gefilde, bei längeren Camping- oder Fahrradtouren stellt sich immer mal wieder das Problem, dass man für das Gepäck übermäßig hohe Temperaturen nicht ausschließen kann. So haben wir im Auto nach längerem Stehen schon Temperaturen bis zu über 50 Grad Celsius gemessen. Das Coagu-Chek-Gerät verträgt solche Temperaturen. Was macht man aber mit den Teststreifen, die danach nicht mehr brauchbar wären? Eine einfacher Ausweg ist es, die Teststreifen in eine Thermosflasche (am besten aus Edelstahl) zu packen, die kaltes Wasser enthält. Man kann aber auch kalte Getränke, wie Eistee, Apfelsaft Tibet-Reise Im Mai/Juni 2005 habe ich als Marcumar-Patient eine dreiwöchige Rundreise durch Tibet bis zu einer Höhe von 5.300 m über N.N. unternommen, allerdings in einer Gruppe und nicht als Trekkingreise. Doch dies – so glaube ich – spielt hierbei keine Rolle. Mit dem Messen meiner Blutgerinnung mittels des Gerätes CoaguChek® S und den dazugehörigen Teststreifen hatte ich keine Probleme. Den nur einmalig angestiegenen Gerinnungswert führe ich auf die Umstellung in der Ernährung (nur chinesische Küche) zurück. Hans-Josef Hartelt 10 24513_NS Die Gerinnung-21 10 12.09.2005, 11:37 Uhr Rubriken Die Mit großem Interesse lese ich immer den Ratgeber „Die Gerinnung“. Meine Tagesdosis beträgt eine 3/4 Tablette Marcumar® und mein INR-Wert ist konstant bei 2,5. Ab und an nehme ich schon einmal 1/4 Tablette weniger, wenn der INR z. B. 3,0 beträgt. Das macht mich so sicher, dass ich in meinen Urlauben (nicht länger als 14 Tage) das Gerät nicht mitgenommen habe. Diesmal hat mich die Messung nach einem 14tägigen, ganz entspannten Urlaub in Dänemark mit einem INR-Wert von 4,1 aber etwas erschreckt! Fazit für mich: Ich nehme in Zukunft mein Köfferchen wieder mit! E.St., H. Die Welt steht offen. Im Juni 2000 habe ich im Alter von 27 Jahren eine künstliche Aortenklappe (Carbomedics) bekommen. Im Juni 2002 habe ich an einer 17tägigen Studienreise nach Namibia und Kapstadt teilgenommen. Im Handgepäck war selbstverständlich mein CoaguChek®. Einziges Handycap an der Reise war, dass fast tägliche Hotelwechsel angesagt und wir fast täglich mit dem Bus unterwegs waren. Meine Ration an Teststreifen war in Alufolie verpackt, tagsüber bei den gekühlten Getränken im Bus gelagert, was überhaupt kein Problem war. Ich testete alle drei Tage und hatte keine Schwierigkeiten meinen Zielbereich (INR 2,5 bis 3,5) einzuhalten. Im November 2003 habe ich an einer 18tägigen Studienreise durch Südbrasilien teilgenommen und bin dort genauso verfahren wie auf der Reise zuvor. Ob die Busse dort klimatisiert sind, bzw. ein Kühlfach vorhanden ist, habe ich beide Male schon zuvor abgeklärt. Ich möchte hiermit allen denen, die auf LangzeitAntikoagulation angewiesen sind, Mut machen, dass nach gründlicher Vorbereitung fast die St. Sp, B. ganze Welt offen steht. J. O. Denschlag Lagerung von Teststreifen Mit Interesse lese ich immer wieder Ihren Patientenratgeber „Die Gerinnung“. Oft habe ich schon von den Leserbriefen profitiert, vielleicht kann ich heute mal einen Tipp weitergeben: Jetzt in der Reisezeit geht es oft darum, wie die Teststreifen bis zum oder am Urlaubsort kühl gehalten werden können. Hierzu gibt es von der Firma „Frio“ (www.frio.nl, Info-Telefon: 0800 1817450) „Insulin-Reisetaschen“. Diese gibt es in verschiedenen Größen und Farben. Jede Tasche besteht aus zwei Taschen, die innere ist mit einem Granulat gefüllt, welches man in Wasser tauchen muss, um seine Kühlwirkung zu entfalten. In diese kann man dann seine Teststreifen rein packen. Das Ganze kommt dann in die zweite, wasserdichte Außentasche und kann so bequem im Handgepäck verstaut werden. So werden die Teststreifen über einen langen Zeitraum kühl gehalten, bei längeren Touren taucht man einfach die Innentasche einmal täglich ins Wasser. Am Ende der Reise lässt man die Tasche bzw. das Granulat einfach trocknen bis zum nächsten Gebrauch. Kerstin Kümmel Trekking in Nepal Seit 1995 habe ich eine künstliche Aortenklappe. Ich bin 69 Jahre alt und habe meine letzte Bergsteiger-Expedition im Jahr 2002 in Nepal unternommen. Meine INR-Werte bestimme ich mit dem 11 11 11 Mein Köfferchen kommt mit. etc. benutzen. Die Teststreifen sind absolut wasserdicht eingeschweißt, sodass sie mit der Flüssigkeit nicht in Berührung kommen. Sie sind in der Edelstahlthermosflasche sehr gut vor mechanischen Beschädigungen geschützt. Meist packen wir zu den Teststreifen noch ein bruchund wasserfestes Thermometer. So habe ich festgestellt, dass eine Temperatur unter 10 Grad Celsius leicht über 24 Stunden gehalten wird. Durch Einwerfen von Eiswürfeln, die man ja normalerweise mit Getränken in Restaurants gratis bekommt, kann man die Temperatur über Tage hinweg unter 10 Grad halten. Noch einfacher wäre es, überschüssiges Eis in die Thermosflasche zu geben. Dann bekäme man allerdings eine Temperatur von 0 Grad Celsius oder (bei Verwendung von Säften etc.). sogar leicht darunter. Da für die Aufbewahrung von Teststreifen ein Temperaturbereich von plus 2 bis plus 10 Grad empfohlen wird, habe ich das bisher vermieden. Daher wäre es schön, zu der Frage, ob man die Teststreifen auch bei 0 Grad Celsius oder etwas darunter aufbewahren kann, eine qualifizierte Antwort zu bekommen. 24513_NS Die Gerinnung-21 GERINNUNG 12.09.2005, 11:37 Uhr Rubriken 12 GERINNUNG Die CoaguChek® selbst und nehme deshalb auch mein Gerät immer auf meine Expeditionen mit. Damit der lästige Koffer entfällt (sehr störend im Seesack), hat mir meine Firma eine Spezialverpackung für das Gerät sowie eine Verpackung für das Zubehör gefertigt. Diese Verpackungen gewährleisten immer dieselbe Temperatur. Durch die Stromqualität in Nepal (in den Bergen gibt es nur in Ausnahmefällen Strom in der richtigen Stromstärke) können Sie den Elektroanschluss vergessen und das Gerät nur mit Batterien betreiben. Diese Batterien müssen Sie leider in genügender Anzahl von Deutschland mitnehmen, da die Batterien in Nepal qualitativ sehr zu wünschen übrig lassen. Die Blutgerinnungswerte können abfallen, um diese Tatsache sofort ausgleichen zu können, müssen Sie entsprechende Heparin-Spritzen mitführen. Die Höhe spielt überhaupt keine Rolle in Bezug auf den INR-Wert, lediglich die Ernährung. Etwas müssen Sie aber berücksichtigen, das Gerät sagt Ihnen ab einer bestimmten Höhe „zu hell“, auf Grund der verstärkten UV-Strahlung. Die Aufbewahrung der Teststreifen in der Spezialverpackung ergibt keinerlei Schwierigkeiten, da die Temperatur immer gleich ist. H.K., Sch. Bergen nur auf Sicht gelandet wird. Lukla liegt bereits 2.800 m hoch. Relativ gemütlich wandert man dann auf gleicher Höhe durch ein Tal mit Steigungen und Gefälle von etwa 50 bis 60 m Höhendifferenz. Nach etwa 4 Stunden nimmt man in einem Lodge Quartier. Am nächsten Tag geht es dann bis Namche Bazar auf 3.400 m, wo es recht gute Lodges und Geschäfte und sogar eine „German Bakery“ gibt. Es empfiehlt sich, dort zwei Nächte zu verbleiben. Auf dem Weg nach Namche kann man im letzten kleinen Ort in Ruhe essen, denn dann muss man etwa 400 Höhenmeter recht steil einen gut ausgebauten Weg aufsteigen. Dazu sollte man sich viel Zeit nehmen. In einem gemütlichen Tagesmarsch gelangt man dann auf ca. 3.800 nach Tamboche mit dem großen Kloster. Dort steht man schon vor dem Everest und Lothse (8.550 m). Je nach Verfassung kann man dann am nächsten oder übernächsten Tag durch das Tal zu mehreren kleinen Orten, die etwa auf 4.000 m liegen, weiter laufen. Ist man noch top fit, kann in einem Tagesmarsch bis an das Basislager Everest (5.300 m) erreicht werden. In Lukla stehen auch Träger zur Verfügung (Kosten: Euro 6). Übernachtungen im Lodge und die Verpflegung sind sehr preiswert. Für die Wanderung sind Landjäger Würste, ein Paket Vollkornbrotscheiben empfehlenswert. Eine große Plastikflasche, in die man den notwendigen Tee einfüllen kann, ist notwendig; denn zwei Liter pro Tag ist der Mindestbedarf. Unbedingt Toilettenpapier und Feuchttücher mitnehmen, denn in den großen Höhen gibt es oft kein Waschwasser. Wichtig ist, dass das Blut immer dünnflüssig verbleibt und der Blutdruck mehrmals am Tag kontrolliert wird. Also erforderliche Tabletten reichlich einpacken, dazu gegen Durchfall und Verstopfung, denn beides ist leicht möglich. Sollten Sie ärztliche Hilfe benötigen, so bietet sich das Hospital Dhulikhel an, etwa 35 km östlich von Kathmandu. Dort spricht man deutsch (der Direktor Dr. Shrestha hat in Wien studiert und 6 Jahre in Feldkirch als Chirurg gearbeitet). Auch ein deutschsprechender Kardiologe steht zur Verfügung. Das Hospital hat absolut europäischen Standard. Medizinisches OK ist notwendig Bereits sechsmal war ich in Nepal. Mit 70 auf 5.400 m und mit 73 auf 4.200, dabei dreimal bis fast an den Fuß des Everest . Ich habe zwar keine neue Herzklappe, aber eine, die ein wenig undicht ist. Aufgrund des bestehenden Vorhofflimmerns nehme ich Marcumar® ein und kontrolliere mit CoaguChek®. Ihr Arzt sollte natürlich das OK geben, und dann sollten Sie sich mit einem entsprechenden Training vorbereiten. Empfehlenswert: Lange Wanderungen mit etwas Berganstieg, Nordic Walking, 3.000 m Joggen ohne Unterbrechung, 40 km radeln usw. Also Training mit gemütlicher Dauerbelastung. Die Belastung im Himalaya ist nicht so hoch wie z. B. der Gang auf die Zugspitze! Der Grund liegt darin, dass die Akklimatisierung beim Trekking erheblich besser gelingt als das Steigen in den Alpen. Beim Trekking in Nepal läuft das etwa so ab: Landung in Kathmandu auf ca. 1.500 m. Dort muss man meist 2 Tage verbleiben, um einen Flug in das Gebirge z. B. nach Lukla zu ergattern, was ja auch sehr wetterabhängig ist, da in den Burkhard Schweikert 12 24513_NS Die Gerinnung-21 12 12.09.2005, 11:37 Uhr ● Rubriken Die GERINNUNG 13 Leben mit Gerinnungshemmern Ist Konakion® zu Hause und auf Reisen notwendig? Immer wieder hört oder liest man, dass die Substanz Phytomenadion (Konakion®) bei plötzlich auftretenden stärkeren Blutungen oder bei hohen INR-Werten Abhilfe schaffen kann. nicht zum Haushalt eines Gerinnungs-Patienten gehören sollte. Lore aus Frankfurt schrieb: „Genauso entgleisen kann der Quick-Wert bei einseitiger Ernährung. Ich bin fast jedes Jahr zwei Wochen auf Kuba und esse die sehr reduzierte Kost in einheimischen Restaurants. Neben einem normalen Frühstück esse ich mittags oder abends einen Hühnerschenkel und zwischendurch noch trockene Brötchen. Am nächsten Tag vielleicht ein Schinkensandwich und Kekse. Also praktisch gar keine Vitamin-K-Träger. Ab dem vierten Tag habe ich dann einen Quick-Wert von 7 % = INR über 5. Jetzt weiß ich schon Bescheid und nehme ab dem dritten Tag jeden 2. Tag einen oder zwei Tropfen Konakion® und bin wunderbar im therapeutischen Bereich. Dabei muss ich nicht mit Marcumar® ‚herum spielen‘, mit Konakion® habe ich die schnelle Korrektur“. Früher... In früheren Jahren empfahlen Ärzte vieler REHA-Kliniken Herzklappen-Patienten, eine Konakion-Ampulle mit sich zu führen. Auch in den alten Ausweisen „Antikoagulantienbehandlung mit Marcumar®“ wurde darauf hingewiesen, dass Konakion® bei größeren Blutungen als wirksames Gegenmittel zur Verfügung steht. Frau Dr. med. C. Halhuber jedoch wies schon in ihrer ersten Auflage des Buches „Leben mit der künstlichen Herzklappe“ 1986 darauf hin, dass Konakion® nicht notwendig sei: „Bei leichten Blutungskomplikationen genügt es im allgemeinen, die Marcumar-Dosis zu reduzieren. Außerdem kann ein Gegenmittel gegen das Marcumar®, Vitamin K (Konakion®) gegeben werden, als Tropfen oder in die Vene, das aber erst nach etwa sechs Stunden wirksam wird und daher nicht zur Notfall-Behandlung geeignet ist. Uns erscheint es daher auch weder notwendig noch sinnvoll, dass der Patient eine KonakionAmpulle bei sich trägt“. Im Patientenbuch „Die Quick-Wert Selbstbestimmung“ von Dr. A. Bernardo und Dr. C. Halhuber 1995 wird bei einer möglichen Gabe von Konakion® auf die unbedingte Zusammenarbeit mit dem Arzt hingewiesen: „Bei sehr niedrigen Quick-Werten (zu hoher INR) sollten Sie zusammen mit Ihrem Arzt entscheiden, ob Konakion® gegeben werden sollte.“ Unsere Stellungnahme: „Der Bericht von ‚Lore‘ hat uns dazu ermuntert, unsere Stellungnahme hierzu abzugeben. Als erstes sind wir der Meinung, dass eine ausgewogene Ernährung, auch unter einer Marcumar-Therapie, eingehalten werden sollte. Es besteht überhaupt kein Grund, die gewohnte Ernährungsweise, die natürlich gesund und ausgeglichen sein sollte, zu ändern. MarcumarPatienten sollten auf eine gesunde Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen achten und einem ausgewogenen Ausgleich zwischen Kohlehydraten, Eiweiß und Fetten, insbesondere den ungesättigten Fettsäuren schaffen. Tabellen über den Vitamin-K-Gehalt sind meiner Meinung nach gar nicht so wichtig, sondern das Wissen um die Reaktion des eigenen Körpers auf bestimmte Lebensmittel und damit der Blutgerinnung. Wenn – auch bei einer normalen Zufuhr von Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln – bedeutsame Ausschläge der INR-Werte erfolgen und diese durch Klimawechsel und Änderung der Lebensgewohnheiten noch verstärkt werden, so halten wir nach wie vor das Gegensteuern mit Konakion® für die schlechteste Alternative. Ratsamer wäre es, im Wissen um die Reaktion von Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln die Tages- ...und heutzutage Ein Blick in das „Herzklappen-Forum“ der website „www.die-herzklappe.de“ zeigt, dass das Thema immer noch aktuell ist. So schreibt Dietmar aus Graz am 21.7. „Diesen Ausweis (Antikoagulanzien-Behandlung) und den Antagonisten Konakion® soll der Patient stets bei sich tragen. Bin ich gefährdet, wenn ich kein Konakion® mit mir führe?“ Antworten von Herzklappen-Patienten auf diesen Brief lassen erkennen, dass Konakion® 13 24513_NS Die Gerinnung-21 13 12.09.2005, 11:37 Uhr Rubriken 14 GERINNUNG Die dosis des Gerinnungshemmers um eine viertel Tablette zu erhöhen. Bei einem Klimawechsel und Änderung der Lebensgewohnheiten ist es sinnvoller, schon vor Ankunft am Urlaubsort die Tagesdosis um eine viertel Tablette zu reduzieren. Hiermit erreichen Sie weniger Schwankungen und vermeiden das gefahrvolle Gegensteuern mit Konakion®. Nutzen Sie die Vorteile des INR-Selbstmanagment. ISMAAP Aktivitäten der ISMAAP Vom 3. bis 5. März 2005 richtete die ISMAAP in Hamburg die erste internationale Patientenkonferenz zum Thema „Behandlung mit Gerinnungshemmern“ aus. Vertreter acht nationaler Patientenvereinigungen diskutierten darüber, welche Möglichkeiten es gibt, antikoagulierte Patienten besser über die Behandlungsmöglichkeiten mit Gerinnungshemmern zu informieren. In Europa leben mittlerweile über zwei Millionen Menschen, die lebenslang Gerinnungshemmer einnehmen müssen. Es gibt jedoch derzeit nur acht nationale Patientenvereinigungen, die sich um die Belange dieser Patienten kümmern. Abgesehen von jährlich stattfindenden nationa- ● Christian Schaefer Aus eigenen Reihen 3. Herzradtag der BARMER Klinik Bad Hermannsborn Gut 130 Patienten, die im Disease-ManagementProgramm „Koronare Herzkrankheit“ der BARMER Paderborn eingeschrieben sind, trafen sich am 30.07.05 in der Klinik Bad Hermannsborn. Nach theoretischer Einführung (Themen: „Training im Alter“ und „Rund ums Herz“) durch den Chefarzt der Klinik, Dr. Klaus Edel, sowie den Physiotherapeuten und Gastreferenten, Heinz Lowis, traten die Teilnehmer bei der anschließenden Radtour, einer geführten Wanderung und einem Nordic Walking Schnupperkurs den Beweis an, dass rege körperliche Aktivitäten auch und gerade bei einer koronaren Herzerkrankung möglich sind. Manfred Stupeler DMP-Programmbegleiter der BARMER Ersatzkasse, Paderborn ISMAAP-Mitglieder beim Abschlussfoto inHamburg len Veranstaltungen, die nur von einem Bruchteil der Patienten wahrgenommen werden können, bietet das Internet eine Fülle von weitreichenden Informationen. Hier stellen die nationalen Patientenvereinigungen ihre zusätzlichen Dienste vor. Die ISMAAP hat sich zur Aufgabe gemacht, europaweit Empfehlungen zu geben. So richtet sich die internationale web site www.ismaap.org in elf Sprachen an antikoagulierte Patienten. Neben medizinisch-wissenschaftlichen Beiträgen und Studien sind auch die vielfältigen Erfahrungsberichte von Patienten zum Umgang mit Gerinnungshemmern aufschlussreich. ● Neue Gruppe in Elmshorn Rolf Kickel hat eine SHG für Herzklappen- und Gerinnungs-Patienten in Elmshorn ins Leben gerufen. Er selbst hat einen Aortenklappenersatz seit 2003 und führt das Gerinnungs-Selbstmanagement durch. Sein Motto ist „Tu selbst etwas“, und so haben sich Interessierte zur Gründungsversammlung am 25. August im Flora-Gesundheitszentrum, Schulstraße 50, Elmshorn, getroffen. Zukünftig sind die Treffen monatlich geplant und zwar abends in gemütlicher Atmosphäre. Denn: Miteinander reden hilft. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an: Rolf Kickel, Grüner Brink 4, 25436 Uetersen. Tel.: 04122-3564, Fax: 04122-907994, Red. ● E-Mail: oblon.uet@t-online.de. ISMAAP-Wahlen Am 24. Juni 2005 fand die Jahresversammlung der ISMAAP in Genf statt, um den Vorstand für die zweite Amtsperiode zu wählen. Vertreter der mittlerweile neun nationalen Patientenvereinigungen – die Mitglieder der ISMAAP sind – diskutierten im Vorfeld der Wahl darüber, warum Studien für Gerinnungs-Patienten wichtig sind. Dr. med. Heinrich Körtke, wissenschaftlicher Berater der ISMAAP, zeigte anhand persönlich 14 24513_NS Die Gerinnung-21 14 12.09.2005, 11:37 Uhr Rubriken Die durchgeführter Studien (ESCAT I und II, TeleqinStudie) dass u. a. das Absenken des INR-Wertes beim Herzklappenersatz ohne zusätzliches Risiko möglich ist. Dies bedeutet einen großen Vorteil für den antikoagulierten Patienten, denn so entfällt z. B. beim Zahnarztbesuch der leidige Wechsel Gerinnungshemmer – Heparin – Gerinnungshemmer. Wiedergewählt für die zweite Amtsperiode wurde Christian Schaefer, der den Vorsitz der ISMAAP innehat. Cees N. de Graaff, Niederlande, wurde zum zweiten Vorsitzenden und Eve Knight, Großbritannien, zur Sekretärin bestellt. Schatzmeister ist weiterhin Michael Knight. Die juristische Beratung wird durch Avv. Franco Merlin, Italien, wahrgenommen. Vertreter der neuen Mitgliedsländer wie Dänemark, Belgien und der Schweiz sprachen sich für eine Fortführung der bisherigen Aktivitäten aus, um die ISMAAP als Koordinator zwischen den einzelnen nationalen Vereinigungen zu stärken. Helen Alderson von der World Heart Foundation (WHF), Genf, präsentierte Programm und Aktivitäten der Organisation. Eine Zusammenarbeit zwischen der WHF und ISMAAP ist geplant. Red. ● Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Gerinnungs- und HerzklappenPatienten, Hülsenbergweg 43, D-40885 Ratingen, Fax: (02102) 32991, E-mail: akreis-herzklappen@d.kamp.net Internet: www.die-herzklappe.de Redaktion: Christian Schaefer Redaktionsassistenz: Christiane Schaefer, Stefanie Ebert Fotos: Christian Schaefer Wissenschaftlicher Beirat: Dr. med. Angelika Bernardo, Gais/Schweiz; Dr. med. Artur Bernardo, Gais/Schweiz; Dr. med. Stefan Engelbart, Minden; Prof., Dr. med. Jürgen Ennker, Lahr/Baden; Prof. Dr. med Heinrich Klues, Krefeld; Prof. Dr. med. Reiner Körfer, Bad Oeynhausen; Dr. med. Heinrich Körtke, Bad Oeynhausen; Dr. med. A.P. Marolf, Genf/Schweiz; Dr. med. Hannelore Rott, Duisburg; Dipl. Sportl. Uwe Schwan, Bad Hermannsborn; Prof. Dr. med. Ulrich Tebbe, Detmold; Dr. med. Klaus Undeutsch, Bad Berleburg; Prof. Dr. med. Elke Zimmermann, Bielefeld. 1. INRswiss-Tag in Zürich Der erste INRswiss-Tag findet am 5. November 2005 ab 09.30 Uhr im Hotel Krone, Unterstrasse (Infos zum Hotel unter www.hotelkrone.ch), statt. Dem Vorstand der „Vereinigung für Patienten mit Gerinnungsselbstkontrolle INRswiss“ ist es gelungen, vier namhafte Referenten zu gewinnen, die sich mit folgenden Themen befassen werden: In Zusammenarbeit mit: International Self-Monitoring Association of oral anticoagulated Patients (ISMAAP), Genf/Schweiz; Internet: www.ismaap.org; AnticoagulationEurope (ACE), Großbritannien; AKPatient, Dänemark; F.E.A.S.A. N./AVAC, Spanien; FEDER-A.I.P.A., Italien; STIZAN, Niederlande; Girtac/Vibast, Belgien; INRswiss, Schweiz. ❐ Antikoagulation und Reisen, Dr. med. A. Bernardo, Gais; ❐ Antikoagulation und Lifestyle, Dr. med. C. Caliezi, Bern; ❐ Ein operativer Eingriff ist geplant – was ist zu tun? PD Dr. med. W. Wuillemin, Luzern; ❐ Selbstmanagement der oralen Antikoagulation – ein Sparpotential? Prof. Dr. med. A. Hoffmann, Basel. Erscheinungsweise: Viermal jährlich. Bezug: Arbeitskreis Gerinnungs- und HerzklappenPatienten, Hülsenbergweg 43, D-40885 Ratingen. Die Verbreitung von Texten und Abbildungen darf, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung erfolgen. © Mitherausgeber: Roche Diagnostics GmbH, Mannheim. Mit freundlicher Unterstützung der Firma Roche Diagnostics GmbH, Mannheim. ● 15 15 15 Anschließend stehen alle Referenten den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung. Der INRswiss Tag beginnt mit einem Begrüßungskaffee um 09:30. Der Beginn des Vortragsprogramms ist ab 10.00 Uhr geplant. Die Teilnahme ist kostenAlbert O. Meyer frei. Zwecks Planung bittet INRswiss um schriftliche Anmeldung: INRswiss, Postfach CH-8000 Thalwil. Das detaillierte Programm erhalten Sie dann per Post. Weitere Informationen unter: www.inrswiss.ch. Interessierte Teilnehmer aus Deutschland sind Red. ● herzlich eingeladen. Schweiz 24513_NS Die Gerinnung-21 GERINNUNG 12.09.2005, 11:37 Uhr Selbsthilfegruppen 16 GERINNUNG Die Selbsthilfegruppen für Gerinnungs- und Herzklapen-Patienten Marianne Metzner* Friedrich-Hegel-Str. 12 01187 Dresden Tel.: (0351) 4 01 49 61 Horst Jacob** Am Schildhof 2 33617 Bielefeld Tel.: (05621) 3 04 29 85 E-Mail: HorstJacobBlfld@aol.com Klaus-Dieter Zitzmann* Fritz-Weineck-Str. 19 06766 Wolfen Tel.: (03494) 38 39 51 Detlef Fortnagel Quellerstraße 126 33803 Steinhagen/Westf. Tel./Fax: (05204) 84 80 E-Mail: shv.herz-sth@bitel.net Sieglinde Heidecke* Muldestraße 32 06122 Halle Tel.: (0345) 8 05 68 20 Siegfried Zimmermann* Weststr. 02 36448 Schweina Tel.: (036961) 3 19 15 Reiner Röger Bernsdorfer Str. 45 09126 Chemnitz Tel.: (0371) 5 21 35 19 Christel Barsun** Fliederstr. 13 38518 Gifhorn Tel.: (05371) 47 91 Fax: (05371) 59 09 27 Peter Grams** c/o Deutsche Herzstiftung Brauhofstraße 16 10587 Berlin Tel.: (030) 3 41 97 99 Privat: (030) 7 21 59 49 Heinz-Dieter Aretz Rotdornweg 7 41569 Rommerskirchen Tel.: (02183) 74 87 E-Mail: dieteraretz@aol.com Gunter Pröhl Ernst-Thälmann-Straße 25 15306 Niederjesar Tel.: (033602) 51 24 Karin Kliemchen* Höhenstraße 41 42111 Wuppertal Tel.: (0202) 7 75 05 Eckhard Barthel* Sadowstraße 25 23554 Lübeck Tel.: (0451) 4 17 19 Bernhard Haske* Wiesbadener Str. 54 45145 Essen Tel.: (0201) 75 12 66 Günter Weck* Gerhardstraße 25 24105 Kiel Tel.: (0431) 56 26 40 Peter Plantikow** Prüne 7 24103 Kiel Tel.: (0431) 67 83 36 04784545990 햲 0905 – Rolf Kickel Grüner Brink 4 25436 Uetersen Tel.: (04122) 3564, Fax: (04122) 907994 E-Mail: oblon.uet@t-online.de Barbara Streich* Overgünne 219 44269 Dortmund Tel.: (0231) 48 61 30 Fax: (0231) 4 96 00 27 E-Mail: Barbara.Streich @t-online.de Maria Franken* Raadter Straße 21 45472 Mülheim/Ruhr Tel.: (0208) 49 13 53 Heinz Eich* Kirchstr. 62 53859 Niederkassel-Ranzel Tel.: (02208) 76 72 95 Heinz Braun* Oberhäuserstr. 46 91522 Ansbach Tel.: (0981) 6 47 77 Harald Gaber** Huswertstraße 47 60435 Frankfurt/Main Tel.: (069) 5481185 Fax: (069) 54 80 67 66 Heinz Feldmeier** Birkenstr. 9 94369 Rain Treffpunkt Regensburg Tel.: (09429) 16 06 Fax: (09429) 94 98 19 E-Mail: feldmeier-hs@web.de Horst Müller* Mondorfstraße 19 61231 Bad Nauheim Tel.: (06032) 3 21 28 Volker Willing* Ohrdrufer Str. 03 99310 Arnstadt Tel.: (03628) 4 45 66 Fax: (03628) 60 27 54 E-Mail: herzgruppe-ARN@gmx.de Norbert Wiese* Beckstraße 59 64287 Darmstadt Tel.: (06151) 4 54 79 Günter Schleder** August-Rudloff-Straße 17 99817 Eisenach Tel.: (03691) 89 06 90 Evelyne Schmitt** Eisenbahnstraße 56 66117 Saarbrücken Tel.: (0681) 58 53 83 Elvira Roß Schlehdornweg 47 69469 Weinheim Tel.: (06201) 18 68 29 E-Mail: Ross-grieser@t-online.de Peter Drescher* Karlstr. 3 71088 Holzgerlingen Tel.: (07031) 60 16 11 E-Mail: PF-Drescher@t-online.de Gerhard Hipp Tübingerstr. 6 72144 Dusslingen Tel.: (07072) 92 17 37 Fax: (07072) 92 17 38 E-Mail: G.Hipp@t-online.de Edeltraud de Lepper* Gerhardtstraße 9 76139 Karlsruhe Tel.: (0721) 68 74 88 Fax: (0721) 68 87 12 Karin Wiedenhöft** Hermann-Löns-Str. 44 27578 Bremerhaven Tel.: (0471) 6 00 91 Elisabeth Sprenker Hellerstraße 30 48301 Nottuln Tel.: (02509) 87 65 Milan Sagner* Ursula-Herking-Weg 6 81739 München Tel.: (089) 63 49 66-53 E-Mail: Milan.sagner@bmw.de Heinrich Buhlert Luneplate 4 28259 Bremen Tel.: (0421) 580542 Heinz-Günther Dülken* Langenbruchweg 65 52080 Aachen Tel.: (0241) 1 69 18 93 Hans-Peter Günther Lupinenstr. 15 86179 Augsburg Tel.: (0821) 81 37 81 Edgar Hennigsen* Kaulbachstraße 12 30625 Hannover Tel.: (0511) 55 54 64 Maria M. Goebel* Edith-Stein-Straße 12 53859 Niederkassel-Ranzel Tel.: (02208) 75 81 96 ** Beauftragte der DeutschenHerzstiftung e.V.; * Mitglieder der Deutschen Herzstiftung e.V. 24513_NS Die Gerinnung-21 16 Rudolf Stark Neidsteiner Str. 11 90482 Nürnberg Tel.: (0911) 50 26 68 E-Mail: mail@herzklappen-shg.de www.herzklappen-shg.de 16 Marcumar SHG Herzklappen-Patienten SHG Elfie Pötzsch Ringstraße 11 84030 Ergolding (0871) 7 54 39 Bernd Pohl* Budweiser Weg 9 85221 Dachau Tel.: (08131) 13009 Fax: (08131) 5 46 46 E-Mail: info@fredl.net www.fredl.net Herzrhythmusstörungen SHG Barbara Wieland* Heuchelbergstr. 82 74080 Heilbronn Tel.: (07131) 38 15 13 Selbsthilfe herzkranker Jugendlicher und jungerErwachsene c/o Klaus Sandner* Charlottenstraße 15 90433 Nürnberg Tel.: (0911) 9 41 55 16 E-Mail: pressetreff@aol.com Selbsthilfe Thrombose Cornelia Schmitt Alte Ziegelei 5 65812 Bad Soden Tel.: (06196) 2 27 26 E-Mail: cs@selbsthilfe-thrombose.de www.selbsthilfe-thrombose.de „Marburger Gesprächskreis Langzeitantikoagulierter“ Christa Meyszner Tilsiter Str. 12, 35043 Marburg Tel.: (06421) 48 28 39 oder 912835 E-Mail: cmeyszner@web.de 12.09.2005, 11:37 Uhr