Tierisch gut! Die Ausgabe 13
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Tierisch gut! Die Ausgabe 13
13 Sept. 2011 1 Die Zeitung der KleintierKlinik Hannover Tierkrankheiten Tumorerkrankungen: Ursachen und Therapie Krebs bei Haustieren Mit der steigenden Lebenserwartung unserer Haustiere nimmt auch die Häu figkeit altersbedingter, sogenannter geriatrischer Erkrankungen zu. Neben den Organerkrankungen spielen dabei die Tumorerkrankungen eine große Rolle. 50% aller Hunde und 30% aller Katzen über 10 Jahren leiden an einer Tumor erkrankung. Allerdings ist Krebs nicht zwingend ein Phänomen beim alten Tier. Auch jüngere Tiere können betroffen sein. Was ist Krebs eigentlich? In einem gesunden Körper teilen sich die Zellen der unterschiedlichen Organe, erfüllen ihre Funktion und sterben wieder ab. Sie erleiden also den natürlichen Zelltod. Im Falle von Krebs hat sich das Erbgut einer Zelle so verändert (Mutation), dass sie diesem natürlichen Zelltod nicht erliegt. Sie teilt sich immer weiter und gibt damit diese sogenannte Mutation auch an ihre Tochterzellen weiter. Darüber hinaus haben Tumorzellen häufig auch die Fähigkeit, das umliegende Gewebe zu beeinflussen und damit ihr eigenes Wachstum entscheidend zu verbessern. Zum Beispiel die Bildung neuer Blutgefäße, in fremde Gewebe zu wachsen und zu metastasieren. Beim Metastasieren verlassen Tumorzellen ihr Ursprungsgewebe und siedeln sich in einem anderen Organ an, um auch dort ungehemmt zu wachsen. Inhalt ■ Gesundheitstipp Kaninchenernährung? – Gewusst wie! ■ Die Spezialistin rät: Was tun bei chronischen Ohrenentzündungen? Vorschau4AUSGABE 14 KleintierKlinik Hannover · Hildesheimer Str. 386 · 30519 Hannover • Organisatorisches: Mit Termin schneller zum „Wunschtierarzt“ • Diagnostik für Ihr Tier: Der neue CT in der KleintierKlinik Ursachen der Tumorentstehung Grundsätzlich gibt es so vielfältige Ursachen, die Krebs auslösen können, dass man als Besitzer nur selten Einfluss auf diese hat. Es gibt Faktoren, die von außen auf das Tier einwirken und Krebs auslösen können, wie chemische Substanzen (z. B. Asbest) oder Strahlung (z. B. UV-Strahlung). Auch Infektionserreger wie Viren, z. B. das Leukosevirus (FeLV) der Katze, können auslösend sein. Aber auch genetische und immunologische Faktoren oder Hormone beeinflussen die Bildung von Tumorzellen. Bei einigen Tumorerkrankungen kann man durch frühzeitige präventive Maßnahmen zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein bestimmter Tumor bildet, deutlich reduzieren. Durch eine frühzeitige Kastration können z. B. Gesäugetumore verhindert werden, Katzen können gegen FeLV geimpft werden. Ganz wichtig für Sie als Besitzer ist jedoch, Ihr Tier bei Auffälligkeiten frühzeitig einem Tierarzt vorzustellen. Je kleiner ein Tumor ist und je weniger fortgeschritten eine Krebserkrankung ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Ihr Tier noch heilen kann. Diagnostische Möglichkeiten Bevor jedoch eine Aussage über die Behandlungsmöglichkeiten getroffen werden kann, muss man zunächst wissen, um was für einen Tumor es sich handelt und bis wohin er sich ausgebreitet hat. Dazu stehen uns in der Klinik vielfältige diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Bildunterschrift Liebe Tierfreunde, Zunächst wird von dem Tumor eine Gewebeprobe benötigt. Dazu setzen wir in den meisten Fällen eine sogenannte Feinnadelaspiration ein. Sie ist für Ihr Tier vergleichbar mit einer Spritze. Nur in seltenen Fällen ist dazu eine Narkose nötig. Bei einigen Tumorarten reichen einzelne Zellen für eine Diagnose nicht aus. In diesen Fällen wird eine größere Gewebeprobe unter Lokalanästhesie oder Narkose entnommen. Dieses Gewebe wird in der Regel gleich in der Klinik mikroskopisch untersucht. Ist dies nicht möglich, arbeiten wir mit einem Pathologen zusammen. Steht fest, dass es sich um eine bösartige Tumorerkrankung handelt, folgt das sogenannte ‚staging‘. Dabei soll festgestellt werden, ob und wenn ja, wie weit der Tumor sich bereits ausgebreitet hat. Dabei haben unterschiedliche Tumore ein sehr unterschiedliches biologisches Verhalten. Einige bleiben eher an ihrem Ursprungsort und wachsen dort in das umliegende Gewebe ein, andere neigen dazu zu metastasieren. Dementsprechend wird das ‚staging‘ gezielt durchgeführt. Dazu kann eine Blutuntersuchung, eine zytologische Untersuchung der zugehörigen Lymphknoten und vor allem bildgebende Diagnostik vorgenommen werden. Im Bereich der bildgebenden Diagnostik stehen uns Röntgen, Ultraschall, CT und MRT im Hause zur Verfügung. Dadurch kann die Tumorausbreitung dargestellt und Operationen oder Bestrahlungsfelder können geplant werden. Ich werde von Besitzern oft angesprochen, ob man den Krebs nicht wie bei einigen Krebsarten in der Humanmedizin im Blut nachweisen kann. Leider stehen uns zuverlässige Tumormarker in der Tiermedizin bisher nicht zur Verfügung. Allerdings gibt es einzelne Werte im Blut, die hinweisend sein können. Deshalb sollten Sie bei Ihrem Tier regelmäßig eine Blutuntersuchung durchführen lassen, wenn es älter als 8 Jahre ist. Therapie Das Ziel einer Therapie ist grundsätzlich eine gute Lebensqualität. Im Idealfall ist das natürlich die Heilung. Oft kann aber durch die erneute Auswahl für Sie interessanter Themen für tierisch gut! ist uns leicht gefallen, denn: Sie sollten auf dem neusten Stand sein. Das ist uns wichtig! Viele Krankheitsbilder können für Sie und Ihr Haustier wichtig sein. Diagnostische und therapeutische Möglichkeiten sollten Sie kennen, um bei uns das Beste für Ihr Tier nachfragen zu können. Schon einmal kennenlernen sollen Sie die „Neuen“, damit Sie wissen, wem Sie sich hier in der Klinik gegenübersehen. Und – ein wenig Spaß beim Lesen soll auch wieder mit dabei sein und genau das wünscht Ihnen Ihre mit dem Team der KleintierKlinik Hannover eine Therapie auch bei einem als unheilbar geltenden Krebs eine gute Lebensqualität für eine längere Zeit bewirkt werden. Als therapeutische Möglichkeiten stehen uns die Chirurgie, die Chemotherapie und die Bestrahlung zur Verfügung. Handelt es sich bei dem Krebs um einen einzelnen Tumor, ist häufig die Chirurgie die Therapie der Wahl, um den Tumor vollständig zu entfernen. In einigen Fällen ist der Tumor jedoch schon zu groß oder befindet sich an einer chirurgisch schwer zugänglichen Stelle. In diesem Fall kann durch Bestrahlung oder Chemotherapie zunächst eine Verkleinerung des Tumors bewirkt werden. Andere Krebsarten, wie zum Beispiel das Lymphom, breiten sich im ganzen Körper aus. Sie können daher nicht chirurgisch therapiert, sondern nur mittels Chemotherapie behandelt werden. Darüber hinaus gibt es Tumore, die nicht vollständig entfernt werden konnten oder die stark dazu neigen, zu metastasieren. In solchen Fällen ist es ratsam, im Anschluss an die Chirurgie noch eine Bestrahlungsoder Chemotherapie anzuschließen, um ein erneutes Wachstum des Tumors zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Viele Besitzer haben leider bei den Begriffen Bestrahlung und vor allem Chemotherapie sehr negative Bilder im Kopf und entscheiden sich alleine aus diesem Grund gegen eine solche Therapie. Und natürlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass diese Therapien auch Nebenwirkungen haben. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht vergleichbar mit den aus der Humanmedizin bekannten. Die Dosierungen, die eingesetzt werden, sind deutlich geringer. Die Chemotherapie ist in der Regel eine Kombination aus Tabletten, die sie zu Hause eingeben können, und Infusionen, die ambulant hier in der Klinik vorgenommen werden können. Ein Haarausfall wie beim Menschen kommt bei den Haustieren nur extrem selten vor. Auch die Magen-Darm-Probleme sind deutlich seltener. Denn wie bereits gesagt, die Lebensqualität des Tieres steht im Vordergrund der Therapie und die Therapie 4Fortsetzung Seite 2 2 4Fortsetzung: »Krebs bei Haustieren« wird in ganz enger Absprache mit Ihnen durchgeführt. Bei der Bestrahlung arbeiten wir mit einer humanmedizinischen Praxis in Hannover zusammen. Die Bestrahlung muss in Sedierung erfolgen, da sich das Tier in dieser Zeit nicht bewegen darf. Dabei steht Ihr Tier allerdings unter permanenter Überwachung durch einen unserer Tierärzte. Nebenwirkungen sind auch hier selten und werden je nach Bestrahlung vorher mit Ihnen besprochen. Es ist sehr wichtig, dass wir die gesamte Therapie, die Vor- und Nachteile, die Nebenwirkungen und wie Sie in der Zeit mit Ihrem Tier zu Hause umgehen mit Ihnen besprechen. Keine Therapie ist statisch, sie muss immer individuell angepasst werden. Prognosen Macht eine Therapie überhaupt noch Sinn? Das ist die wahrscheinlich häufigste Frage im Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Und so vielfältig die Krebsarten sind, so vielfältig sind die Antworten darauf. Tatsache ist, dass die meisten Tumore, die frühzeitig erkannt und entfernt werden, damit auch geheilt sind! Darüber hinaus gibt es viele Tumore, die gut auf eine Chemotherapie oder Bestrahlung ansprechen und mit denen Ihr Tier zum Teil für viele Monate eine gute Lebensqualität hat oder sogar geheilt werden kann. So können zum Beispiel 20 % aller Hunde mit einem Lymphom durch eine Chemotherapie geheilt werden. 90 % leben mit Chemotherapie über ein Jahr, während die meisten Hunde ohne Therapie meist innerhalb von 4 – 5 Wochen sterben. Beim Fibrosarkom der Katze entsteht ohne weitere Therapie bei mindestens 60 % der Tiere nach 2 – 9 Monaten erneut ein Tumor. Durch Bestrahlung zeigen nur 40 % ein Rezidiv und die rezidivfreie Zeit kann häufig auf 2 – 3 Jahre ausgedehnt werden. Impressum Herausgeber: KleintierKlinik Hannover Hildesheimer Str. 386, 30519 Hannover Tel. 0511-986348-48, Fax 0511-986348-63 tierisch-gut@vet-praxis.de www.KleintierKlinik-Hannover.de Redaktion: Wolfgang Weißenberger Schlussredaktion, Gestaltung und Herstellung: novuprint Agentur GmbH, 30161 Hannover · Druck: Benatzky Druck und Medien GmbH, 30165 Hannover Auflage: 13.000 Stück Sie erreichen uns rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Notfall bitte telefonisch ankündigen: 0511-98 63 48-48 ummer n h c s n u W r e r el“! Auch mit Ih „Golden Lab Die elektronische Kennzeichnung bringt Ihr Tier zurück! enthalten einen Mikrochip mit einem individuellen, unveränderlichen Code. Er sorgt dafür, dass Ihr geliebtes Tier immer identifiziert werden kann, auch wenn es z. B. im Urlaub davongelaufen ist und sein Halsband verloren hat. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt injiziert Ihrem Tier eine kleine, je nach Typ nur 9 oder 12 mm lange, gut verträgliche Bio-Glaskapsel (den AL-VET® ID ISO-Transponder) unter die Haut – schmerzfrei und schnell. Sie verbleibt dort lebenslang. So lässt sich Ihr Tier immer – auch im Ausland – identifizieren und über die individuelle Nummer Ihnen zuordnen. ISO-Transponder Albrecht GmbH, Vet.-med. Erzeugnisse 88323 Aulendorf, www.albrecht-vet.de www.al-vet.de Transponder Anzeige A5.indd 1 Und die Heimtiere? Leider sind auch die Heimtiere nicht gegen Krebs gefeit. Immer bessere Pflege lässt unsere Heimtiere immer älter werden und dies führt zu mehr Krebserkrankungen. Frettchen neigen z. B. zu Tumoren der Bauchspeicheldrüse, der Nebenniere und der Lymphorgane. Leider sind das alles Krebsarten, die nach außen zunächst nicht sichtbar sind, sondern sich durch ein meist erheblich gestörtes Allgemeinbefinden äußern. Nur durch weitergehende Diagnostik kann hier die Ursache gefunden werden. Die Therapien sind hier sehr variabel und müssen von Fall zu Fall besprochen werden. Biologische Therapie von Tumorerkrankungen KleintierKlinik Hannover 24h-Notdienst! r e t n u t h e g e b Lie ! t u a H die Der Begriff „biologische Therapien“ wird in der Krebstherapie sehr unterschiedlich verwendet. Grundsätzlich bedeutet er die gezielte Beeinflussung von biologischen Stoffwechselvorgängen in der Tumorzelle oder beim Wachstum von Tumorzellen. Biologische Verfahren sollen das Arsenal der Krebsmedizin nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Umfragen unter Tierhaltern in Deutschland zeigen, dass die meisten sich irgendwann während der Therapie und Nachsorge von Krebserkrankungen auch für Verfahren der sogenannten Alternativ- oder Komple- 05.08.2011 10:42:26 Der häufigste Tumor beim Kaninchen ist ein Tumor der Gebärmutter (50 – 80 % aller Tier über 4 Jahre). Durch eine frühzeitige Kastration der weiblichen Tiere (wir empfehlen die Kastration schon mit 4 Monaten) kann man hier als Besitzer sehr frühzeitig Vorsorge tragen, dass dieser Tumor gar nicht erst entsteht. Meerschweinchen haben häufiger Tumore der Lunge und Tumore der Haut, wobei die Tumore in der Haut häufig gutartig und gut zu entfernen sind. Ratten und Mäuse zeigen sehr oft Tumore im Gesäuge und Fibrosarkome unter der Haut. Beide Tumore können gut chir- urgisch entfernt werden, neigen aber dazu, schnell wiederzukommen. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine frühe Vorsorge in vielen Fällen eine frühe Krebserkennung ermöglicht. Und je früher therapiert werden kann, desto größer sind die Chancen, dass Ihr Liebling lange eine gute Lebensqualität hat. mentärmedizin interessieren und diese Verfahren auch anwenden möchten. Die Hoffnungen, die mit der biologischen Therapie verbunden werden, sind, das Wachstum des Tumors zu stoppen oder zu kontrollieren, die Tumoren in der Größe zur Rückbildung zu bringen, das Immunsystem gegen Tumorzellen zu aktivieren und diese für das Immunsystem besser erkennbar zu machen, das Wachstumsmuster von Tumorzellen zu verändern und die Streuung von Tumorzellen und Bildung von Metastasen an anderen Orten zu unterdrücken. Heel bietet genaue Therapiepläne für die Behandlung und Nachbehandlung von Tumorerkrankungen, deren Effizienz in Studien bewiesen wurde. Ziel ist vor allem, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und das Risiko eines erneuten Tumorauftretens zu verringern. Dem behandelten Tier geht es nach der Gabe der Mittel sichtlich besser und das ist auch ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, denn dadurch wird das Immunsystem verbessert, das Tier wird aktiver, frisst besser und fühlt sich wohler. Neuere Forschungen zeigen übrigens, dass Patienten, deren Besitzer alle Maßnahmen gemeinsam mit ihrem Tierarzt besprechen und festlegen, eine höhere Lebensqualität haben. Man darf vermuten, dass solche Therapieentscheidungen auch bessere Ergebnisse zeigen. Dr. Nadine Hornen Tierärztin dr.hornen@vet-praxis.de Bewährte biologische Therapie von Tumorerkrankungen Fragen Sie Ihre Tierärztin nach einem exakten Behandlungsplan Biologische Heilmittel Heel GmbH, Dr.-Reckeweg-Str. 2-4, 76532 Baden-Baden, www.heel.de 3 Gesundheitstipp Besonderheiten des Verdauungstraktes von Kaninchen und deren Bedeutung für eine tier und verhaltensgerechte Ernährung Kaninchen ernährung? – Gewusst wie! Der ursprüngliche Lebensraum des Kaninchens befand sich in den sandigen Gräser und Kräu tersteppen SüdwestEuropas. Entsprechend ist das Kaninchen spezialisiert auf die Aufnahme und Verdauung großer Mengen karger, pflanz licher Kost. Ein ausgewogenes FutterManage ment ist deshalb für die Gesunderhaltung unserer Kaninchen in der Heimtierhaltung un erlässlich: werden die physiologischen Beson derheiten des Kaninchens berücksichtigt, so sind das beste Voraussetzungen für ein unbe schwertes, langes Kaninchenleben. Bei genauerer Betrachtung des Kaninchens entdecken wir insbesondere im Verdauungssystem Anpassungen, die das Kaninchen zu einem echten Ernährungsspezialisten machen: Lebenslang nach wachsende Zähne Die Schneide- und Backenzähne wachsen lebenslang um ca. 0,8 cm pro Monat. Dieses Zahnwachstum ist eine Anpassung an die Notwendigkeit, große Mengen stark strukturierter, rohfaserreicher und relativ energiearmer Kost zu verarbeiten. Die Zähne reiben sich beim Abbeißen sowie Zermahlen der Nahrung aneinander ab. Für den zuverlässigen Zahnabrieb des Kaninchens ist, neben der Aufnahme eines strukturierten Futters, der Zeitraum für die Futteraufnahme entscheidend. Grob strukturiertes Heu und energiearme, im Durchmesser ca. 1 cm große Presslinge mit grober Faserstruktur sind als Fütterung ideal, da das Kaninchen sich diese Futtermittel durch „Benagen“ und langes Kauen erarbeiten muss. Die Futteraufnahmedauer wird entsprechend dem natürlichen Verhalten deutlich erhöht. Ein „Stopfmagen“ für kontinuierliche Futteraufnahme Kaninchen haben eine nur dünn bemuskelte Magenwand. Die reduzierte Muskulatur ist eine ökonomische Anpassung an die häufige Nahrungsaufnahme und somit typisch für ein Tier, das sich auf energiearme Nahrungsressourcen spezialisiert hat. Man nennt den Magen des Kaninchens auch „Stopfmagen“, da der Futterbrei nur durch die kontinuierliche, weitere Futteraufnahme in die hinteren Darmabschnitte transportiert und verdaut werden kann. Das Kaninchen sollte daher stets Futter zur freien Verfügung haben. Neben dem Angebot von Heu ist die sichere Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien über die Fütterung eines rohfaserreichen, energiearmen Trockenfutters gewährleistet. Einen Hinweis auf den Energiegehalt eines Futtermittels erhält man über den Stärkegehalt (auf der Verpackung unter den analytischen Bestandteilen aufgeführt) oder über die Art der Zusammensetzung eines Futtermittels (sehr stärkehaltig sind z. B. ganze Getreidekörner, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Johannisbrot etc. und sollten gemieden werden). Als Faustregel gilt: Liegt der Stärkegehalt des Futters unter 10 % und beträgt das Verhältnis Rohfaser zu Stärke mindestens 3 : 1, entspricht der Energiegehalt etwa dem Erhaltungsbedarf eines Zwergkaninchens in der Heimtierhaltung und das Futter kann zur freien Verfügung angeboten werden. Der Blinddarm als „Gärkammer“ Der Blinddarm von Kaninchen ist als große Gärkammer ausgebildet. Mit dieser Anpassung gelingt es dem Kaninchen, Rohfaserbestandteile, die sonst unverdaulich wären, dem Organismus verfügbar zu machen. Weniger gut verdauliche Rohfaseranteile werden schnell ausgeschieden, feine, leichter verdauliche Nahrungspartikel gelangen in den Blinddarm und werden durch Bakterien in Proteine, Vitamin B und Vitamin K umgewandelt. Es entsteht der sogenannte Blinddarmkot oder „Weichkot“, deren Nährstoffe durch eine erneute Aufnahme vom Kaninchen genutzt werden. Um den spezifischen Bedürfnissen des Kaninchens gerecht zu werden, bedarf es eines gewissen Augenmaßes besonders hinsichtlich der Energieversorgung: Eine energiereduzierte, rohfaserreiche Kost mit allen notwendigen Vitaminen und Spurenelementen sowie ein qualitativ hochwertiges Heu – beides zur freien Verfügung – entspricht den natürlichen, physiologischen Anpassungen des Kaninchens an seinen ursprünglichen Lebensraum und ist ein wichtiger Beitrag zur Gesunderhaltung der Tiere. Aktuell: Neu im KKH-Team Mein Name ist Dr. Nicole Nagelschmidt und ich unterstütze seit Juli dieses Jahres die Tierärzte der KleintierKlinik Hannover. Zum Studium ging es aus meiner Sicht hoch in den Norden – ich komme aus dem Rheinland – und ich approbierte 2008 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Aus meinem festen Vorsatz, nun wieder „nach Hause“ zu gehen, wurde nichts: Amor hatte anderes vor! Ich verfasste meine Dissertation im Institut für Tierschutz und Verhalten der TiHo. Währenddessen sammelte ich erste Berufserfahrung in einer Gemischtpraxis – Kühe und ich werden in diesem Leben leider kei- Erkannt? Und wer sind die? (Lösung auf S. 4) ne Freunde mehr – und konzentrierte mich dann ganz auf mein Wunschgebiet: die Kleintiermedizin. Dazu wechselte ich in eine angesehene Facharztpraxis für Kleintiere im Raum Hannover. Nun bin ich hier für Sie da, in der KleintierKlinik Hannover, um meine Kenntnisse auf diesem Gebiet zu vertiefen und eine berufliche Heimat zu finden. „Gott hat Humor: Er erschuf das Meerschweinchen.“ Meine Begeisterung für diese possierlichen Nager ist seit meiner Kindheit ungebrochen und im Moment wuseln sogar drei haarige Vertreter dieser Spezies Ernährungstipps für Kaninchen Aus der speziellen Ernährungsphysiologie ergeben sich folgende Punkte, die bei der Ernährung von Kaninchen zu beachten sind: 1. Eine Vielzahl an Gräsern und Kräutern entspricht dem natürlichen Nahrungsspektrum von Kaninchen. 2. Die Aufnahme strukturierter Faser (Heu, Alleinfuttermittel mit grober Faserstruktur) verlängert die Futteraufnahmedauer → Förderung der Zahnsowie Darmgesundheit. 3. Eine lange Beschäftigung mit der Futteraufnahme beugt Verhaltensstörungen vor. 4. Ein rohfaserreiches, energiearmes Trockenfutter kann zur freien Verfügung angeboten werden und ermöglicht die Aufnahme kleiner Futterportionen → gleichmäßiger Nachschub des Nahrungsbreis gewährleistet den Weitertransport in die hinteren Darmabschnitte. 5. Bei pelletierten Futtermitteln ist in jedem Pellet der gleiche Nährstoffgehalt enthalten → keine Fehlernährung durch Auswahl schmackhafter Bestandteile bei Angebot von „Müslis“. 6. Hochwertige Rohfaser ist als Substrat für die speziellen Bakterien im Blinddarm wichtig. 7. Der Stärkegehalt in der Ration sollte begrenzt sein → optimales Rohfaser-StärkeVerhältnis von mindestens 3 : 1. 8. Die „Weichkot“-Aufnahme ist für Kaninchen normal und versorgt sie zusätzlich mit Proteinen, Vitamin B und Vitamin K. 9. Frischfutter (z. B. Möhren, Fenchel, Äpfel) kann in kleinen Portionen zusätzlich täglich gefüttert werden. 10. Snacks sollten nur begrenzt angeboten werden und dienen insbesondere der Förderung einer Bindung zum Halter. Snacks sind keine Ernährung im eigentlichen Sinn. 11. Frisches Trinkwasser sollte stets zur Verfügung stehen. … täglich beweglich durch meine Wohnung. In meiner Freizeit fröne ich seit Jahren einer kleinen, bunten Randsportart: dem Turniertanz in den lateinamerikanischen Tänzen. Dr. Anne Kulka: Ich stamme aus dem Rheinland und bin 2003 zum Studium nach Hannover an die Tierärztliche Hochschule gekommen. Nach meinem Abschluss 2009 blieb ich an der Kleintierklinik der Hochschule und habe 2010 im Fachbereich Anästhesie über Narkosetiefebestimmung durch Herz- und Hirnstromüberwachung bei Hunden promoviert. Erste praktische Erfahrungen sammelte ich dort und während einiger Praxisvertretungen. In der KleintierKlinik Hannover widme ich mich nun der Behandlung vieler verschiedener Tiere und der Weiterbildung zur Fachtierärztin für Kleintiere. Mein Fokus liegt auf der Allgemeinmedizin. Darüber hinaus faszinieren mich die Ultraschalldiagnostik, Meerschweinchen, Kaninchen und Co. sowie die Orthopädie. Privat bin ich gerne draußen in der Natur, wenn möglich auf einem Pferderücken oder beim StandardLatein-Tanzen. Die natürliche Gelenknahrung – einfach mitfüttern! Canosan® gibt es in Ihrer Tierarztpraxis. www.cansosan.de Folgen Sie Canosan® auf Facebook! ABCD 4 Die Spezialistin rät Was tun bei chronischer Ohrenentzündung? Juckreiz an den Ohren, Schmerzen, gerötete Gehörgänge und stinkendes Sekret sind die Anzeichen einer Ohrentzündung. Sie beginnt mit einem Anschwellen der Gehörwand, wodurch sich der Gehörkanal verengt. Parallel dazu kommt es zu einer erhöhten Produktion der Schweißdrüsen im Gehörgang, die Feuchtigkeit nimmt zu und damit die Vermehrung der Bakterien und Hefepilze. Ein Teufelskreis beginnt. Die Ursachen für eine Ohrentzündung sind vielfältig. Es gibt Faktoren, die eine Ohrentzündung begünstigen, wie Hängeohren, Haare im Gehörkanal, Feuchtigkeit, enge Gehörgänge oder eine erhöhte Produktion von Ohrschmalz. Vor allem schwere Hängeohren wie beim Basset führen dazu, dass die Gehörgänge nicht ausreichend belüftet werden. Ebenso ist es bei Hunden mit engen Gehörgängen, wie z. B. beim SharPei oder Mops. In den Ohren einiger Hunde wachsen sehr viele Haare. An diesen Haaren haftet Ohrschmalz (Zerumen), wodurch sich ein Pfropf bildet. An derartige Pfröpfe legen sich Bakterien und Hefepilze. Eine erhöhte Feuchtigkeit in den Ohren, z. B. bei Hunden, die oft schwimmen, führt zu einer schnelleren Vermehrung von Bakterien und Hefepilzen. Einige Rassen wie Cocker und Labrador produzieren vermehrt Ohrschmalz. Auch die Ohrreinigung kann zu einer Ohrentzündung führen, so verträgt nicht jeder Hund jeden Ohrreiniger. Die Reinigung der Ohren mit Wattestäbchen führt zu einer Pfropfbildung in der Tiefe der Ohren. Neben diesen prädisponierenden Faktoren gibt es die primären Ursachen, die eine Ohrentzündung auslösen; beim Hund ist dies häufig eine Allergie. Ohrmilben kommen dagegen, zumindest beim Hund, äußerst selten vor. Sie treten eher bei Katzenwelpen auf. Fremdkörper wie z. B. Grannen, aber auch Pfröpfe aus Ohrschmalz gelten ebenfalls als primäre Auslöser. Bei Allergien muss zwischen einer Umwelt-, einer Futter- und einer Kontaktallergie unterschieden werden. Die Umweltallergie richtet sich gegen Allergene in Hausstaubmilben, Futtermilben, Gräser-, Blüten-, Baumpollen, Schimmelpilzen usw. Hierbei zeigt der Hund/die Katze in der Regel weitere Symptome wie z. B. Juckreiz im Gesicht, an Beinen bzw. Pfoten, im Achselbereich, am Unterbauch und eventuell am After. Die Haut kann in den genannten Bereichen normal aussehen oder aber sie ist gerötet, verdickt und mit Krusten oder schmierigem Sekret belegt. Die Diagnose einer Umweltallergie erfolgt z. B. mittels eines Bluttests. Bei einer Futterallergie handelt es sich um eine Reaktion auf Futterinhaltsstoffe, wie z. B. Rindfleisch, Hühnchenfleisch, Lammfleisch, Weizen usw. Auch die Futterallergie geht in der Regel mit Juckreiz und Entzündungen in anderen Körperregionen einher, zuweilen zeigen die Tiere Veränderungen im Kotabsatz. Die Diagnose der Futterallergie erfolgt mittels einer Ausschlussdiät. Besteht die Allergie schon eine lange Zeit, so dass auch die Ohren über Jahre hinweg entzündet waren, werden die Ohrveränderungen allein mit der Therapie der Grunderkrankung nicht dauerhaft in den Griff zu bekommen sein. Durch die immer wiederkehrenden Entzündungen wird der Selbstreinigungsmechanismus der Gehörgänge zerstört. Diese Aufgabe gilt es dann zu übernehmen. Zunächst muss die vorliegende Infektion behandelt werden. Mittels einer sehr einfach durchzuführenden zytologischen Untersuchung lässt sich feststellen, welche Erreger vorliegen. Die häufigsten Erreger sind Hefepilze und Kokkenbakterien. Seltener, aber um so aggressiver ist eine Infektion mit Stäbchenbakterien. Sie lassen sich aufgrund von Resistenzen gegenüber zahlreichen Antibiotika oftmals nur schwer therapieren. Während der gezielten Behandlung mit lokal am Ohr anzuwendenden Antibiotika bzw. Antimykotika (gegen Hefepilze) kommt der Ohrreinigung ein besonderer Stellenwert zu. Denn werden die Ohren während der Therapie nicht gereinigt, kann sich das Entzündungssekret mit der Ohrsalbe zu einem festen Klumpen verbinden. Die Ohrreinigung wird auch nach Behandlungsende weitergeführt. Sie vermindert das Risiko, dass die Entzündung erneut auftritt. Wie oft die Ohren gereinigt werden müssen, ist von Tier zu Tier verschieden. Eine Ohrentzündung gilt als ausgeheilt, sobald die Gehörgänge nicht mehr gerötet sind, kein Sekret mehr sichtbar und der Blick auf das Trommelfell frei ist. Heilt die Entzündung trotz gezielter Therapie nicht aus, ist es ratsam, den Hund/die Katze auf eine Mittelohrentzündung zu untersuchen. Diese Diagnostik erfolgt durch Röntgen, ein CT oder MRT. Ist die Gehörwand bei chronisch entzündeten Ohren bereits verknöchert oder ist der Gehörgang trotz Therapie hochgradig verengt, sollte der Gehörgang mittels eines operativen Eingriffs erweitert werden. Dr. Susanne Massmann, Tierärztin Zusatzbezeichnung Dermatologie dr.massmann@vet-praxis.de Erkannt? Lösung von S.3: Das sind die neuen Auszubildenden zur Tiermedizinischen Fachangestellten in der KleintierKlinik Hannover für 2011. In den drei Lehrjahren werden die Auszubildenden theoretisch beim Besuch der Berufsschule und praktisch im Durchlaufen aller Bereiche der Klinik – OP, Rezeption, Behandlung / Labor, Administration / Apotheke und Tierstation – ausgebildet. Die Vielzahl der Bereiche spiegelt wider, wie abwechslungsreich und anspruchsvoll der angestrebte Beruf ist. Nicht nur Tierliebe und Interesse an medizinischen Inhalten sind gefragt, entscheidend wichtig sind auch Spaß am Kontakt mit Menschen und körperliche Fitness. Mit den drei neuen bilden wir jetzt insgesamt elf Lehrlinge aus. Wir wünschen Diana, Karen und Carolin (von links nach rechts) viel Spaß und Erfolg! Tiere dieser Welt Der afgha nische Windhund Die Wurzeln des bereits 4000 Jahre v. Chr. von Nomaden gezüchteten Hundes liegen, wie der Name schon sagt, in Afghanistan. Der ursprünglich als Jagdhund eingesetzte Afghane wird heute in verschiedenen Linien entweder als Show- oder als Rennhund gezüchtet. Ob Ausstellungs- oder Rennhund, das ist an der Fülle und Länge des Haarkleides zu erkennen. Wie alle Windhunde drücken die Tiere Eleganz, Stolz und Würde aus. Schnelligkeit und Bewegungsdynamik dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Der vom Wesen her sehr unabhängige und besonders im Haus sehr ruhige Hund ist sehr sensibel und braucht eine geschulte Besitzerhand. In Feld, Wald und Wiese kommt häufig die Jagdleidenschaft durch, so dass ein unangeleinter Windhund eher eine Seltenheit ist. Zu guter Letzt … … mag ich Euch wieder etwas von mir berichten. Alle, die mich schon länger oder sogar von Anfang an kennen, wissen, dass ich schon ganz schön lang in der Klinik als „Oberschwester Dienst schiebe“. Bereits 2005 bin ich sozusagen eingestellt worden und am 26. Juli wurde ich 6 Jahre alt. Als ich klein war, hat mein Frauchen, Ina Krafzel, für mich Körbchen bestellt. Die Körbchen haben die Größe für Golden Retriever (da sieht man, dass ich eigentlich ein großer Hund bin, nur eben mit kurzen Beinen!), ein Kissen, auf dem Lisbeth steht, und einen super Rand, auf dem man, „corgilike“ ganz lang ausgestreckt liegend, ganz toll den Kopf platzieren kann. Ein Körbchen war schon immer in der Klinik und eines zu Hause. Und jeder kann sich schon denken, was jetzt kommt: Taucht doch im Februar 2010 (Mann, ist das schon wieder lange her!) das Bärbel auf und – besetzt die Körbchen! Zu Hause bin ich dann komplett auf das Wohnzimmersofa ausgezogen – so! Frauchen hat daraufhin so eine Art „Gesundbetten“ gekauft. Ich hab leider ganz doofe Gelenke. Die Hüften sind laut Frauchen schon vergoldet und ich hab da so was läuten hören, dass meine Schulter demnächst auch mit einer Golddrahtimplantation behandelt werden soll. Da muss ich dann wieder in eine kurze Narkose. Ich weiß schon, warum mich keiner in die OPVorbereitung bringt, denn man weiß nie, wann die was mit einem vorhaben. Also in jedem Fall kamen wegen der Gelenke da so eine Art Matten. Doch Gelenke hin oder her, auf die leg ich mich nicht. Selbst das Bärbel, diesmal ganz Welsh Corgi, hat erkannt, dass die Dinger nichts für uns sind und sich so gut wie nie draufgelegt. Frauchen hat geschimpft: „Hab ich Euch extra abgemessen und die Bettchen für Euch speziell anfertigen lassen und jetzt das!“ Dann wollte sie das offensichtlich aussitzen und hat gedacht, mit der Zeit werden wir uns das schon anders überlegen, aber weit gefehlt. Und mein Langmut hat sich ausgezahlt! Was wird die Tage geliefert? Zwei neue Körbchen für große Hunde, mit kuschligem Kissen und perfektem Rand. Zwar steht jetzt in beiden Körbchen Bärbel, doch was solls. Endlich stimmt das Liege- und Schlaf-Feeling wieder. Hat ja diesmal lange genug gedauert, das mit dem Service. Bis demnächst, Eure Lisbeth P.S. Die neuen Körbchen sind jetzt natürlich beide meine. Bärbel soll in den alten liegen! Das ist jetzt einfach mal das Vorrecht des Alters!