sommer in orange - trailer
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August 2011 www.trailer-ruhr.de SOMMER IN ORANGE EIN FILM VON MARCUS H. ROSENMÜLLER > > > > > >>> >>>>>>> > www.sommerinorange.de www www 5 Der Denker auf Koks? Buddhismus im Ruhrgebiet, Foto: Stefan Lindauer trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I August 2011 5 Buddhismus Das Leitthema der diesjährigen Ruhrtriennale im Fokus: Buddhismus im Ruhrgebiet? Bühne. 10 Theater Ruhr „Embedded - Ein Jahr Afghanistan“ in der Unterbühne des Theater Dortmund 11 Theater im Rathaus/K20 12 Premiere Anselm Weber, der Intendant des Bochumer Schauspielhauses, im Gespräch 14 Theater Ruhr „Nibelungen 6“ im Bochumer Rottstr5 Theater, Die Schweizer CapriConnection beim Impulse Festival, Dostojewskis „Der Großinquisitor“ in Bochum 15 Ebertbad/Theater im Freudenhaus/Theater im Depot 18 culture club Warner Bros. Movie World Theater demnächst Das Theater Hagen feiert sein 100. Jubiläum Theater Ruhr „Conte d’Amour“ bringt den Inzestfall Fritzl auf die Bühne/„Freischuss. Der Mars lacht.“ in Essen/ „Effi Briest“ in den Bochumer Kammerspielen/ „Show me Coco Jones” im MIR unter www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr.de 20 culture club Ruhrbühne Mühlheim Komikzentrum Ruhr Die Rückkehr der Eigenproduktion „Sehnsucht“ im Oberhausener Ebertbad 21 Theaterkalender Ruhr Cabaret Queue 22 RuhrHOCHdeutsch Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Einfach den QR-Code mit einem Smartphone scannen. SPEZIAL Foto: Tom Borowski Innovation 9 BÜHNE Foto: Birgit Hupfeld Kino. Kunst. 27 Film-ABC/Vorspann 28 Film des Monats: „Blue Valentine“ Michelle Williams in einem Liebesdrama 29 Kritikerspiegel Ruhr Kino-Kalender Ruhr Previews, Filmreihen und mehr 30 culture club Kino Café im UCI Bochum und Duisburg: „Das Blaue vom Himmel“ 32 culture club Klassiker-Reihe im Roxy Dortmund „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ 33 Foyer „Im Ghetto. Die Roma von Stolipinowo“ im sweetSixteen/„Herbstgold“ im Essener Astra Theater 34 Roter Teppich Georg Friedrich im Gespräch über „Sommer in Orange“ 35 Kinoportrait Ruhr Zu Besuch bei Alex Thiele im Babylon Hagen 36 Hintergrund „Die Anonymen Romantiker“ 40 Sammlung Kurator Stefan Riekeles über die Ausstellung „Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U 41 Kunstwandel Japanische Anime-Kunst in Dortmund - Eine Besichtigung 42 RuhrKunst „High Sixties Fashion“ im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund/Carl E. Wolff im Duisburger Lehmbruck Museum/Das Studio Jaeschke im Kunstmuseum Bochum 43 Kunst-Kalender Ruhr Langenfoundation Literatur. www 11 Medienforum Essen 38 Textwelten Schreiben ist Denken - Eine Hommage an die Schreibschrift Poetry Sebastian23: Shir Khan beißt Paul Panzer in den Schritt - Die Videokolumne unter www.trailer-ruhr.de/literatur Wortwahl/Comickultur Kritiken aktueller Bücher und Comics unter www.trailer-ruhr.de/literatur Musik. 5 Ruhr Bühne 13 Konzerthaus Dortmund 39 Kompakt Disk Theater Ruhr 14 KINO Kultur in NRW. 16 Theater in NRW Das Theater Bonn siegt beim Theatertreffen NRW und verliert seinen Intendanten 17 Musical in NRW Open Air-Stücke der Saison 19 Oper in NRW „Der Barbier von Sevilla“ in Hagen Improvisierte Musik in NRW Die Hochschule für Musik und Tanz Köln in Montepulciano unter www.trailer-ruhr.de/musik-nrw 39 Popkultur in NRW Die Geschichte der Riot Grrrls 41 Kunst in NRW Skulpturen in Leverkusen, Remagen und Herford trailer spezial. 4 Intro 8 Über Tage Intendant Willy Decker über seine letzte Ruhrtriennale 9 Innovation Ein Elektromobil aus Bochum auf Weltreise 44 Auswahl 47 Magenbitter Impressum Film des Monats KULTUR IN NRW 28 Foto: Achim Kukulies/ Museum Morsbroich Kunst 41 Intro Intro -ruhr.de August 2011 Die Bochumer Christuskirche als Plattform für politische Kunst? Foto: Ingmar Burmann trailer + trailer-ruhr.de Die verzankten Halbgeschwister Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema Buddhismus Christian Bösel, Kölner Physiotherapeut, lebt den Buddhismus weit weg von Indien: in NordrheinWestfalen. Er ist der Überzeugung, „dass unser Bewusstsein etwas ist, was sich mit dem Körper verbunden hat und durch ihn arbeitet, so wie der Radiosprecher durch das Radio zu hören ist“. Christian Bösel Foto: privat Über Tage The Last Time Willy Decker leitet in diesem Jahr zum letzten Mal als Intendant die Ruhrtriennale. trailer sprach mit ihm über das Thema der Ruhrtriennale „Buddhismus“ und das Verhältnis von Kunst und Religion. Willy Decker Kämpfen gegen die Pleite Der gebürtige Münchener Anselm Weber, seit letztem Jahr Intendant des Schauspielhauses Bochum, spricht über Sparzwänge und die Möglichkeiten, dagegen zu halten. 12 Von der Terrorzelle ins Kommunenlager Der Österreicher Georg Friedrich über die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Sommer in Orange“, in dem er einen ehemaligen RAF-Terroristen, der sein Heil im Kommunenleben findet: „Das ist das Tolle an dem Beruf, dass man mit vielen ‚emotional schönen Menschen’ zusammenarbeiten kann“ Georg Friedrich Foto: Majestic/Mathias Bothor Kunst Friedlicher verhält sich der BUDDHISMUS, dem wir in diesem Monat unsere Themenseiten widmen. Welche Bezüge hat die Lehre von der Leere zum Revier und was können wir von ihr lernen? Nicht ganz zufällig beschäftigt sich die RUHRTRIENNALE diesjährig mit dieser Religion. trailer sprach mit Intendant WILLY DECKER über Gott und die Welt, was in seinem spirituellen Weltbild irgendwie aufs Gleiche rauskommt. Auch sonst wimmelt unser Heft in diesem Monat nur so vor fernöstlicher Weisheit. Angesichts leerer Kassen muss sich das Bochumer Schauspielhaus in der Kunst des immateriellen Theatermachens üben. Mit Intendant ANSELM WEBER sprachen wir über sein Haus, das nicht mehr städtische Behörde sein möchte. Dem japanischen Kulturgut der glupschäugigen Zeichentrickfiguren nähert sich die Ausstellung PROTO ANIME CUT des HMKV im Dortmunder U an. Welche inhaltlichen Beziehungen gibt es zwischen Hiroshima und Fukushima auf der einen Seite und Heidi und Godzilla auf der anderen? www Foto: Thomas Aurin Film 34 Neu ins Kino schwingt die Komödie SOMMER IN ORANGE. Die Verballhornung von Sekten und bayrischen Spießern passt famos zu unserem Buddha-Heft. trailer sprach mit Siddharta-Darsteller Georg Friedrich über österreicheschen Humor und Transzendenz in den Achtzigern. Eine andere Farbe als Orange bedient das Ehedrama BLUE VALENTINE. Ein Wochenende in einem Motel soll die fade Beziehung zwischen Dean und Cindy aufpäppeln. Ob das gelingen kann? Im Film DIE ANONYMEN ROMANTIKER hingegen klappt es mit der Liebe besser, obwohl der Ausgangspunkt nicht schwieriger sein könnte. Zwei krankhaft schüchterne Menschen vergucken sich ineinander. Und da der Streifen ein französischer ist, spielt eine Schokoladenfabrik eine nicht unwesentliche Rolle dabei. LUTZ DEBUS Anime in Dortmund Kurator Stefan Riekeles über seine Ausstellung „Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U, die Rolle der Heidi in der Anime-Geschichte, die analoge Arbeit der Zeichner und was das alles mit nuklearen Katastrophen zu tun hat. Stefan Riekeles 8 Foto: Reinhold Niederle Theater Anselm Weber 7 „Tötet die Deutschen“ - Unbekannte haben vor Wochen diese drei Worte an die Bochumer Christuskirche gesprüht. Seitdem wird diskutiert, wer was damit gemeint haben mag. Schrieben tatsächlich Migrationshintergründler diese Parole an die Wand, um ihren Hass gegen die Inländer auszudrücken, quasi als Reflex auf Ausländer-raus-Parolen? Der rechts-schaffende Thilo Sarrazin wurde ja auch schon in Berlin-Neukölln auf offener Straße angepöbelt. Oder waren antinationale Linksradikalinskis am Werk, die ein europäisches Versprechen der besonderen Art artikulieren wollten? Manche halten das Graffiti sogar für eine künstlerische Intervention im öffentlichen Raum. Der Aktionskünstler Martin L. hat ja bereits vor fast 500 Jahren mit seinen 95 Thesen dem Genre der Kirchenverfremdung entscheidende Impulse verliehen. Vielleicht sind in den Bochumer Schmierereien aber auch die Vorboten eines neuen Religionskrieges zu erkennen. Die monotheistischen Religionen verhalten sich schließlich schon seit Jahrhunderten wie verzankte Halbgeschwister, was bei dem Liebesleben des gemeinsamen Religionsvaters Abraham, der zunächst seine Haushälterin und dann erst seine Gattin schwängerte, nicht völlig verwundert. 40 Foto: Peter Ortmann 4 13.8. 19 Uhr (Einlass 17.30 Uhr) Schloß Broich Mülheim an der Ruhr Vvk: 24,50 € (erm. 22,– €) Ak: 29,50 € (erm. 26,50 €) www Vicky Leandros, Kristina Bach, Bernhard Brink Alle live mit großer Band! www.ruhrbuehne.de Premiumsponsoren Unterstützer Kooperationspartner Veranstalter www.muelheim-partner.de Tickets bei der Mülheimer Touristinfo im MedienHaus und an allen bekannten Vvk-Stellen. Bitte nutzen Sie zur Anreise den ÖPNV! Thema Buddha – in diesem Fall sogar kirmeskompatibel, Foto: Francis Lauenau Zen und die zehn Gebote Buddhismus und Kohlenpott – ist das kompatibel? Nanu? Nana! Triffst Du Buddha unterwegs, dann Ende des Vietnamkrieges kamen zunächst die doch meist in den Regalen von Discountern für Boat-People nach Deutschland. Vietnam und Kambodscha waren ausgefallene Staubfäntrailer-Thema im August: durch jahrzehntelange ger. Zwischen selbstKriege zerstört. Andere drehenden SpaghettiFlüchtlingswellen kaGabeln und singenden Der Buddhismus ist die viertgrößte Religion der Welt, er wird men aus Sri Lanka. Fast Plüscheseln werden in Deutschland aber nicht als Religionsgemeinschaft rechtzur gleichen Zeit, auch Statuen des weisen mäßig anerkannt. Dennoch findet man auch im Ruhrgebiet in Folge des Ende des Mannes angeboten. Ob Glaubensanhänger der von Siddharta Gautama begründeten Vietnamkriegs, begann in dick oder in dünn, Religion. Die Ruhrtriennale macht sie ab dem 26.8. sogar zum Leitthema ihres Programms. der Prostitutionstouaus Gold, Silber oder rismus nach Fernost, Marmor, Siddhartha ist aus unserer westlichen Welt nicht mehr wegzu- in dessen Folge viele Frauen aus jener Religion denken. Und jetzt auch noch in der Jahrhundert- nach Deutschland kamen, teils um hier als Prostihalle. Nach Judentum und Islam widmet sich in tuierte zu arbeiten, aber auch, um gutbürgerlich diesem Jahr die Ruhrtriennale der uns fernsten verheiratet zu werden. Exilchinesen hingegen und östlichsten aller Weltreligionen. So wird es suchten vornehmlich in der Gastronomie und also Zeit, das Verhältnis zwischen Ruhrgebiet im Handel ihr Glück. Zudem leben nicht nur in und Buddhismus auszuleuchten. Zunächst fällt Düsseldorf, sondern auch in den Metropolen des auf: die hiesige Landesspeise bereits ist eine Ver- Ruhrgebietes Japaner, meist Arbeitsmigranten, neigung vor der fremden Kultur. Der Ruhrinsas- die hochdotiert bei Tochterfirmen japanischer se isst am liebsten, so geht zumindest die Mär, Konzerne angestellt sind. All diese Gruppen in eine Wurst, versehen mit einer roten Soße und einen Topf zu werfen, verbietet sich allerdings. einer fingerdicken Schicht von Currypulver. Die Der Buddhismus, wie er in Japan praktiziert wird, fernöstliche Gewürzmischung garniert das teu- unterscheidet sich sehr von dem aus Nepal oder tonisch-schweinische Metzgereiprodukt. West- Thailand. Alle Strömungen des Buddhismus mitfalen meets Nepal. Aber sonst? Sind im postpro- einander gleichzusetzen wäre, als würde man letarischen Ruhrgebiet die Menschen ebenso an die erzkonservative Piusbruderschaft mit BefreiTranszendenz und Erleuchtung interessiert wie ungstheologen aus Südamerika in Verbindung in Münster, Freiburg oder anderen studentischen bringen. Hochburgen der Republik? Die Antwort ist komplizierter, als dass man sie in glossenhaften Der Psychotherapie-Boom verdankte seine Existenz dem Homegrown-Buddhismus Schlagworten abhandeln kann. Aber nicht nur Migranten brachten den BuddhisBuddhismus ist keine vereinsmäßig organisierte mus an die Ruhr. Infolge der kulturellen Öffnung Religion wie zum Beispiel der Katholizismus mit in den sechziger Jahren interessierten sich junge Statut und erstem Vorsitzenden. Es gibt unzäh- Menschen in San Francisco, London und Paris, lige verschiedene Strömungen, die sich von dem aber eben auch in Gladbeck, Witten und Lünen Leben des vor etwa 2.500 Jahren wirkenden Sid- für fremde Lebensentwürfe. Dabei vermischten dhartha Gautama inspirieren lassen. Ein kleines viele hemmungslos Hinduismus und BuddhisAbbild jener Vielfältigkeit bilden die Migranten mus mit selbstgemachter Zivilisationskritik. Im aus buddhistisch geprägten Ländern, die seit vie- Bücherschrank dominierte eher Buddha - sei es len Jahren hier eine neue Heimat suchen. Nach das biographische Werk von Hermann Hesse, sei 6 Buddhismus www es als Anleitung zum Bogenschießen und Motorradfahren. Im Plattenregal waren mit dem Spätwerk der Beatles, Ravi Shankar und später elektronische Musik aus dem indischen Goa eher hinduistisch geprägte Interpreten vertreten. Inspirierend in den achtziger Jahren waren für viele junge Menschen Entspannungs- und auch Kampfsporttechniken, die im Buddhismus verwurzelt waren. Yoga und Judo lösten Morgengymnastik und Boxsport ab. Der PsychotherapieBoom jener Jahre verdankte seine Existenz zu einem guten Teil dem Homegrown-Buddhismus. Aber auch politisch veränderte sich durch den Kulturimport aus Fernost einiges. Die Räucherstäbchenfraktion war eine der Gründungspfeiler der Öko-Bewegung und der Grünen. Noch heute wird im öffentlichen Bewusstsein Christentum eher mit Wirtschaftswachstum, Buddhismus eher mit einer ganzheitlichen, ressourcenschonenden Lebensweise in Verbindung gebracht. Aber vielleicht hilft das ewige Denken in religiösen Schubladen nicht weiter. Das Ruhrgebiet ist schon heute nicht nur ein multikultureller sondern auch ein multireligiöser Schmelztiegel. Immer mehr Menschen flicken sich ihre individuelle Religion aus den Schaufenstern der großen und kleinen spirituellen Anbieter zusammen. Geglaubt wird, was gefällt. Und buddhistisch inspirierte Wertanschauungen sind hierbei recht attraktiv. Das mag auch daran liegen, dass es für viele Buddhisten keine strafende Vaterfigur gibt, wie ihn die monotheistischen Religionen kennen und gern instrumentalisieren. Ein wenig fernöstliche Gelassenheit würde übrigens den zuweilen erhitzten christlichen und muslimischen Gemütern hierzulande ganz gut tun. Die Anhänger von Christus und Mohammed gehen zum Lächeln ja leider oft noch in den Keller. TEXT: LUTZ DEBUS Thema Was nicht passt, wird passend gemacht, Illustration: Sven Siebenmorgen „Alle Religionen können voneinander lernen“ Volkhard Krech über Buddhismus im Vergleich zu anderen Glaubensgemeinschaften trailer: Herr Krech, wie unterscheiden sich der buddhistisch orientierten Aum-Sekte, bedie Weltreligionen bezüglich ihres Aggressi- sonders spektakulär. Bei dem Bürgerkrieg in Sri Lanka kämpfen buddhistisch und hinduisonspotentials? Volkhard Krech: Keine Religion ist nur friedlich tisch geprägte Ethnien gegeneinander. Auch die Mönche in Tibet protestieren oder nur gewalttätig. Friedens„Manche projizieren tatnicht immer friedlich. stiftendes Potential und auch sächlich das Gute in den Gewalttätigkeit finden sich in Buddhismus.“ Der Buddhist lächelt nicht nur? allen Religionen. Er lächelt auch. Aber so wie es einen Dalai Lama Erleben Sie den Buddhismus auch als gewalt- im Buddhismus gibt, können Christen auf einen Martin Luther King verweisen, auch auf einen tätig? Im Buddhismus gilt im Prinzip das strenge Ge- Franziskus von Assisi. bot, kein Lebewesen zu töten. Auch im Christentum, insbesondere im Neuen Testament, Wir romantisieren den Buddhisten als „edlen wird Gewaltlosigkeit gepredigt. Aber wie das Wilden“? so mit Prinzipien ist – die Wirklichkeit sieht oft Manche projizieren tatsächlich das Gute in den anders aus. Der Buddhismus wurde schon vor Buddhismus. Diese Tendenz kann seit der Ro2000 Jahren für gewaltsame Eroberungen ge- mantik beobachtet werden. nutzt. Buddhistische Mönchskrieger gab es im mittelalterlichen Japan. In der jüngsten Ver- Spielt Buddhismus im Ruhrgebiet eine Rolle? gangenheit war der Anschlag auf die U-Bahn Es gibt einige Buddhisten hier. Sie setzen sich von Tokyo 1995, bei der 13 Menschen starben aus verschiedenen Gruppierungen zusammen. und tausende verletzt wurden, ausgeführt von Da sind die vietnamesischen Boat-People, auch Migranten aus anderen buddhistisch geprägten Ländern. Aber es gibt auch unter Deutschen eine gewisse Konjunktur, sich mit fernöstlichen Weisheiten und auch speziell mit Buddhismus zu beschäftigen. Was können gemeine Christenmenschen von Buddhisten lernen? Grundsätzlich können alle Religionen wechselseitig voneinander lernen. Besonders in dieser von Gewalt geprägten Welt ist es immer gut, wenn man an die oft verschütteten friedfertigen Aussagen der eigenen Religion durch die Religion des anderen erinnert wird. ZUR PERSON: Volkhard Krech (48) arbeitet als Religionswissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum. Foto: privat www „Buddhismus ist noch nicht einmal eine Religion“ Christian Bösel über Buddhismus hierzulande und den Weg dorthin Herr Bösel, wie kommt man als Nordrhein- Kann man Buddhismus mit anderen Weltreligionen vergleichen? Westfale zum Buddhismus? Christian Bösel: Ich war in verschiedenen Grup- Eigentlich würden wir sagen, dass Buddhismus pen aktiv, in einem Jugendzentrum und bei noch nicht einmal eine Religion ist. Wenn man der Herausgabe einer Schülerzeitung, auch bei das Wort Religion auseinandernimmt, bedeutet es ja „Etwas wieder verbinden“. Amnesty International, habe „Wir gehen davon aus, dass Man hat etwas verloren, ein Paraweltverbesserisch gearbeitet. Und unser Bewusstsein etwas ist, dies, und man möchte dahin zuich habe mal einen Yoga-Kurs was sich mit dem Körper rück. Aber die Fähigkeit, die Welt gemacht und festgestellt, dass verbunden hat und durch als glückbringend und sinnvoll dies mir hilft, um mit mehr Ruhe ihn arbeitet.“ zu erleben, ist immer in uns vorund Entspanntheit in Situationen hineingehen zu können. Dann habe ich nach et- handen und nur zeitweise durch oberflächliche was gesucht, was diese beiden Seiten verbindet Schleier verdeckt. und so habe ich Ende der siebziger Jahre angefangen, mich für Buddhismus zu interessieren. Jürgen Becker sagt: „Religion ist, wenn man trotzdem stirbt“. Stirbt man beim Buddhismus auch? Was unterscheidet ihre Gruppe von einer Sek- Der Körper stirbt auch. Aber wir gehen davon aus, te? Werde ich bei Ihnen eingefangen oder las- dass unser Bewusstsein etwas ist, was sich mit sen Sie mich auch wieder laufen? dem Körper verbunden hat und durch ihn arbeiWir lassen jeden laufen. Buddhismus ist froh mit tet, so wie der Radiosprecher durch das Radio zu Leuten, die sich von sich aus interessieren und hören ist. Im Sterbensprozess löst sich das Bebereit sind, an sich zu arbeiten. wusstsein vom Körper und sucht sich eine Situ7 ation, in der Samen und Eizelle zusammenkommen. So kann sich das Bewusstsein wieder mit einem Körper verbinden. Solange man die Welt, wie man sie erlebt, ernst nimmt, verursacht man weitere Wiedergeburten. Erst wenn man sich und die eigenen Gefühle wie einen Traum erfahren kann, ist eine Wiedergeburt nicht mehr nötig. INTERVIEWS: LUTZ DEBUS ZUR PERSON Christian Bösel (55) praktiziert seit 32 Jahren Buddhismus, ist Krankengymnast/Physiotherapeut und lebt in Köln. Foto: privat Lesen Sie die Langfassungen der Interviews und weiter Artikel zum Thema unter: www.trailer-ruhr.de/thema Über Tage Willy Decker bei einer Probe zu „Leila und Madschnun“, Foto: Paul Leclair „Kein Abschied mit Feuerwerk und Blaskapelle“ Willy Decker zu Buddhismus im Leben und auf der Bühne trailer: Herr Decker, was hat Buddha im Ruhr- Ist Buddhismus nicht eher in einem studengebiet zu suchen? tischen Milieu zu Hause als im postproletaWilly Decker: Buddha ist sicher einer der wich- rischen Ruhrgebiet? tigsten philosophischen Gestalten der Mensch- Da täuschen Sie sich. Buddhismus ist nicht nur heitsgeschichte. Er hat allen Menschen etwas zu eine bildungsbürgerliche Geschichte. Praktiziesagen. Insofern gehört er auch ins Ruhrgebiet. rende Buddhisten kommen aus allen Teilen der Wenn Sie damit auf die inhaltliche Ausrichtung Gesellschaft. Es bedarf schon einer gewissen Leder Ruhrtriennale anspielen, so haben wir uns in bensstrecke, bis Menschen ernsthaft zum Budden drei Jahren mit der Frage beschäftigt, was dhismus finden. die Beziehung ausmacht zwischen Kreativität und Spiritualität, zwischen Religion im weiten Manchmal ist das Verhältnis von Kunst und Sinn und Kunst. In den ersten beiden Jahren ging Religion schwierig. Kardinal Meisner sprach es um Judentum und Islam. Mir von „entarteter Kunst“, wenn „Mir geht es nicht um war von Anfang an klar, dass wir sie keinen Gottesbezug hat. einen starren Gottesbezug im dritten Jahr nach den beiden Das war eine skandalöse Äuoder eine Kunst, die religiös theistischen Religionen, die auch ßerung von Herrn Meisner autorisiert wird.“ stark miteinander verwandt sind, und hat mit der Wahrheit von durchaus auch einmal in eine alternative Rich- Kunst und mit der Wahrheit von Religion übertung schauen werden, in der Religiosität auch haupt nichts zu tun. Er hat sich mit dieser reakohne Gottesbegriff praktiziert wird. tionären Stellungnahme komplett ins Aus manövriert. So etwas kann man nicht ernst nehmen. Den Hinduismus haben Sie links liegengelassen? Mir geht es nicht um einen starren Gottesbezug Der Hinduismus ist einer der Wurzeln des Bud- oder eine Kunst, die religiös autorisiert wird. Es dhismus. Ich habe auch andere große Religionen geht um eine essenzielle Beziehung zwischen nicht einbeziehen können, weil die Triennale nun zwei Erfahrungen. Der Mensch, wenn er sich im weitesten Sinne einem religiösen Erleben öffnet, einmal nur drei Jahre dauert. betritt einen Raum, der sich hinter unserer RealiAber dem Buddhismus stehen Sie persönlich tät befindet. Der Künstler betritt, wenn er kreativ ist, einen diesem Erleben verwandten Raum. Der auch Nahe. Ja. Aber ich bin christlich geboren, katholisch Buddhismus umschreibt diesen Raum mit Leere. erzogen und habe erst im Laufe meines Lebens, auch im Laufe meines künstlerischen Lebens, Religionen bringen ja schon mal Fundamentazum Buddhismus gefunden. Mein Lebensweg listen hervor. Und der Fundamentalist ist doch ging durch all diese Räume. Inzwischen bin ich eher der Feind der Kreativität. praktizierender Zen-Buddhist. Das kommt darauf an, wie man Fundamentalismus versteht. Heute werden Menschen, die Religionen Gibt es im Ruhrgebiet denn Buddhisten? verzerren, religiöse Fundamentalisten genannt. Der Wie überall in Europa gibt es auch im Ruhr- Begriff wird aber falsch gebraucht. Solche Mengebiet Zentren und Praxiskreise buddhistischer schen gehen nicht zu den Fundamenten ihrer RePrägung, sowohl, was den japanischen Zen- ligion, sondern sie verengen, verzerren, missinterBuddhismus angeht, als auch was den tibe- pretierten und missbrauchen Religionen. Wenn ich tischen und den südostasiatischen Buddhismus die Fundamente des Islams, des Judentums, auch angeht. Allerdings ist der Buddhismus im We- die Fundamente der anderen Religionen betrachte, sten und so auch im Ruhrgebiet keine Massen- dann werde ich überhaupt nicht dort landen, wo bewegung. Viele begegnen dem Buddhismus diese Menschen stehen, sondern im Gegenteil in mit großer Begeisterung. Er stellt aber hohe einem großen, weiten und auch freien Raum. Anforderungen an den Menschen. Weit über 90 Prozent der Interessierten vertiefen ihre Praxis Gibt es auch Verzerrer im Buddhismus? nicht weiter. Ich kenne keinen. Vielleicht gibt es in der Über- www 8 46 tragung des Buddhismus vom asiatischen in den abendländischen Raum manchmal Entwicklungen, die Missverständnisse aufbauen. So kann eine gewisse Verzerrung entstehen. Diese wird aber nicht als Machtmittel instrumentalisiert. Es handelt sich eher um gedankliche Missverständnisse. Der Buddhismus ist eher frei davon, weil zur Essenz des Buddhismus gehört, keine Dogmen zu formulieren. Das Antidogmatische macht Verzerrung eigentlich unmöglich. Jeder Mensch kann auf seinem Weg natürlich auch einmal in die Irre gehen. Mal platt formuliert: Bei fernöstlichen Sekten werde ich doch abhängig gemacht. Protestieren Sie? Natürlich können sich auch Scharlatane das Etikett Buddhismus umhängen. Das, was wirklich Buddhismus ist, arbeitet aber immer gegen Abhängigkeiten. Zen-Meister sind zunächst einmal schroff, scheinbar ablehnend, um jede Form persönlicher Abhängigkeit zu vermeiden. Sekten aber schotten sich ab, zäunen mit messerscharfen Stacheldrähten ihr Terrain ein. Der Buddhismus hingegen ist von seinem Wesen her offen. Wie wird die Ruhrtriennale in diesem Jahr enden? Als letztes Ereignis meiner Intendanz werden sechs Mönche aus Bhutan ein riesiges Sandmandala in die Jahrhunderthalle streuen. Am letzten Tag der Ruhrtriennale wird dieses Mandala zerstört. Ich feiere also nicht Abschied mit Feuerwerk und Blaskapelle. Der Raum wird geöffnet für das, was kommt. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Willy Decker (60) leitet in diesem Jahr zum letzten Mal als Intendant die Ruhrtriennale. Er ist im Oktober 2007 angetreten. Foto: Reinhold Niederle e ün Gr Innovation en it Se 11 20 STÄDTE-RANKING RUHR BO DO DU E 08/11 26 22 20 85 Anzahl Elektro-Fahrzeuge Quelle: Kraftfahrtbundesamt u. lokale Ämter Modernes High-Tech-Gefärt, gefördert vom Land NRW und gesponsert von mehr als 100 Partnern: Der SolarWorld GT, Foto: boro-media/Hochschule Bochum Bochumer Sonnen-Renner startklar zur Rekordfahrt Mit purer Solarenergie ein Mal um den Globus fahren Angehende Ingenieure scheuen keine Herausforderung. Auch nicht die Studierenden der Hochschule Bochum. Ihr SolarWorld Gran Turismo, das vierte vollständig in der Revierstadt konstruierte und gebaute E-Mobil, startet im Oktober quer durch Australien. Das mit besonders hochleistungsfähigen Solarzellen aus Galliumarsenid beklebte Leichtbaufahrzeug will anschließend sogar die Welt umrunden. „Es ist nicht nur politisch korrekt, sondern einfach auch ein schickes Auto“, zeigte sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) begeistert beim Probesitzen im High-Tech-Gefährt. In ihrer Studizeit besetzte sie als AStA-Vorsitzende das Rektorat, beim Rollout des Renners begrüßte die Hochschulleitung sie als Wegbereiterin für die neue, klimafreundliche Mobilität. Das Land Nordrhein-Westfalen macht bis 2015 mehr als 100 Millionen Euro Fördermittel für Elektromobilität locker. Das solarbetriebene Rekordfahrzeug will an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen. SolarWorld No. 1, von 2005 bis 2007 geplant und gebaut, belegte bei der World Solar Challenge 2007 den 4-ten Platz und wurde mit dem Award für das „Beste Design“ ausgezeichnet. In den Jahren 2008 und 2010 erreichte der sauber angetriebene Sonnenwagen den 3. Platz bei der North American Solar Challenge. Der BOcruiser ging den nächsten Schritt Richtung Alltagstauglichkeit. Mit vier Rädern, zwei mit Radnabenmotoren angetrieben, und PKW-typischen Abmessungen zeigte die Bochumer SolarCar-Manufaktur das innovative Potential der Hochschule. 2010 gewann der BOcruiser die European Solar Challenge. Im neuen Solar World GT gibt`s erstmals sogar zwei Sitzplätze – wie in einem echten Auto. Die unter 300 Kilogramm schwere gelb-weiße Renn-Zitrone ist ein Sportwagen in bester Leichtbauweise. „Was anfing mit einer rollenden Tischtennisplatte, ist zu einem richtigen Auto geworden“, freut sich Friedbert Pautzke. Der Professor für Elektromobilität gehört zu den geistigen Vätern des ehrgeizigen Projekts. Der Start der diesjährigen World Solar Challenge von Darwin/Australien, Mitte Oktober, soll Beginn der rein solar „betankten“ Rundfahrt um den Globus werden. Nach einer weiteren Fahrt durch Neuseela nd wird der Bochumer GT die Kontinente Nordamerika, Nordafrika, Europa und Asien durchqueren. Nach insgesamt mehr als 30.000 Kilometern und zwei Äquatorüberquerungen soll nach www Sichtlich begeistert vom Solar-Flitzer, NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Foto: boro-media/www.boro-media.de/Hochschule Bochum einem Jahr der Ausgangspunkt wieder erreicht werden. Monatelang feilten mehr als 25 Studierende in den hochschuleigenen Werkstätten am flotten Lichtrenner, der neue Maßstäbe setzt. Bereits seit 1999 bauen die Studentinnen und Studenten umweltfreundliche Fahrzeuge, die ausschließlich mit der Energie der Sonne angetrieben werden. Unterstützt von mehr als 100 Sponsoren aus Industrie und Handwerk schuf die Innovationsschmiede mit dem GT ein stolzes Rekordgefährt. Allein die hochwertigen Solarzellen auf dem Dach kosten rund 150.000 Euro. Als Botschafter für Hochtechnologie aus dem Ruhrpott tritt das Sonnenauto made in Bochum gegen die besten innovativen Fahrzeuge der Welt an. Die rein mit erneuerbarer Energie angetriebene gelb-weiße Zitrone zählt schon jetzt zu den Favoriten – nicht nur optisch, sondern vor allem was die Leistung auch bei bedecktem Himmel oder Regen betrifft: Allein 9 mit Batterie-Power kann der knuffige Bolide gut und gerne 300 Kilometer zurücklegen. Bei Sonnenschein ist die Reichweite unbegrenzt – grenzenloser Fahrspaß! Maximal 3 Quadratmeter Hochleistungssolarzellen und 21 Kilogramm Akkus schreibt das australische Wettbewerbsreglement vor. Angetrieben wird der gelbe Licht-Renner wieder durch zwei Radnabenmotoren (je 2 kW, kurzfristig bis 10 kW) in den Vorderrädern. Titan, hochfestes Aluminium und Kohlefaser schaffen die Materialvoraussetzungen für ein extrem leichtes, aber doch stabiles Fahrwerk und Lenkgestänge. Der aerodynamisch perfekte Renner erreicht problemlos eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Schon die Vorgänger des SolarWorld GT wussten zu begeistern: Sechs Quadratmeter Solarzellen produzieren bei intensivem Sonnenschein die Leistung, die ein Haartrockner benötigt. SolarWorld No. 1 legte damit über 3000 km unter der Sonne Australiens zurück, mit einem Durchschnittstempo von 73 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit lag damals wie heute bei 120 km/h. „Dieses Projekt beleuchtet alle Facetten des Ingenieurberufes: Teamarbeit, Projektmanagement, interkulturelle Perspektiven und nicht zuletzt die Faszination moderner Technik. Dazu gehört die Herausforderung, durch effiziente Energienutzung ein Fahrzeug komplett mit regenerativer Energie emissionsfrei zu betreiben“, erläutert Dipl.Ing. Stefan Spychalski von der Hochschule Bochum. Die neue Renn-Zitrone will nicht nur unter den Ersten sein, die über die Ziellinie rollen, sondern möchte der Weltöffentlichkeit das beste innovative Fahrzeug präsentieren. Und der SolarWorld GT wird ein Zeichen setzen für eine fortschrittliche, saubere Mobilität, die allein aus erneuerbaren Energien gespeist wird... THOMAS BOROWSKI films trailer 08-11_ films trailer 02/10 23.07.11 14:19 Seite 9 Theater Ruhr Die Psychologie des Krieges: Ekkehard Freye (links) und Randolph Herbst (rechts) spielen zwei Soldaten in Afghanistan, Foto: Alexander Kerlin, Schauspielhaus Dortmund Krieg ist schrecklich aufregend Jonas Fischer inszeniert in den Katakomben des Dortmunder Theaters „Embedded – Ein Jahr Afghanistan“ Im Krieg ist es immer dunkel. Die Nächte sind einsam, die Tätigkeit grausam, die Folgen für Geist und Körper unabsehbar. Dennoch gibt es immer wieder Nachschub an jungen Männern und Frauen, die das blutige Handwerk erlernen und dann natürlich auch ausüben wollen. Insofern sollte niemand Mitleid mit ihnen haben, nur die zivile Bevölkerung leidet immer am meisten und das ist kein frei gewähltes Schicksal. In „Embedded – Ein Jahr Afghanistan“ geht es um diesen wahren Konflikt nur indirekt. Hier geht es um den Wahnsinn selbst. Regisseur Jonas Fischer hat für diese Erfahrung Berichte und Reportagen der US-amerikanischen Soldaten aus dem einst gefährlichsten Ort in Afghanistan ausgewertet. Es war ein Alptraum für die Truppe, die im Unterstand Restrepo (Juan S. Restrepo starb mit 20 Jahren am 22. Juli 2007 bei einem Feuergefecht mit Aufständischen im Karengal-Tal) zwischen Blut- und Stammesfehden der ansässigen Clans geraten waren. Mittendrin ein eingebetteter Reporter, der freiwillig ein Jahr in der Kampfzone verbringt. Alles beginnt für die 20 Zuschauer mit einem lustvollen Gang durch die Innereien des Dortmunder Theaters. Die Unterbühne des Schauspielhauses ist ziemlich dunkel, pädagogischer Halbkreis, ein paar Sandsäcke sind gerade noch zu sehen, dann wird es schwarz vor den Augen. Ernst Jünger philosophiert über „Stahlgewitter“, wo Blitze in der Nacht die schöne Landschaft erhellen und die jungen Männer an der Gewalt saugen, die sie dann verzerrt. Das Licht geht an, in der Blendung stehen zwei Schauspieler, ziehen sich an. Randolph Herbst ist der Prototyp des Infanterie-Soldaten, groß, durchtrainiert und mit ein paar martialischen Tattoos versehen, aber auch mit der schwer zu durchschauenden Kriegerseele. Er muss dem interessierten Journalisten (Ekkehard Freye) erst das Lager, dann das Wesen des Krieges nahe bringen, ein schneller Überfall des unsichtbaren Gegners erleichtert das. Ducken, feuern. Feuern und ducken. Dabei die Sandsäcke zur mageren Deckung umpacken. Alles ist cool, ein Dorado für echte Kerle, die auch mal ein paar derbe Späße verteilen. Auch der Pressemann ist irgendwie angesteckt. Doch dann setzt das Warten ein und die Dialoge werden von Monat zu Monat psychisch schwerfälliger und intimer. Jonas Fischer inszeniert hier mit teils wilder Choreografie und wechselnden Lichteffekten. Die Säule in der Mitte ist ruhender Pol und Paravent für Kleidungswechsel und Unvorhergesehenes. Die beiden Protagonisten müssen bis an ihre Grenzen. Die Zeit verfliegt, der anrüchige Charme des Krieges auch. Die zwanzig Kriegsbeobachter müssen erfahren, dass hinter den real gewordenen Videospielen psychisch labile Spieler sitzen, die sich nach dem Kampf sehnen, aber vor der Freiheit in Geborgenheit fürchten. Irgendwann hat den Reporter die Sucht nach Gefahr erreicht, doch er kann sie verlassen. Die Soldaten können das nicht. Viele des blutjungen Kanonenfutters waren im zivilen Leben Drogendealer, Musiker oder einfach nur Radaubrüder. Jetzt ist die Zeit für Reflexion vorbei. Das Vegetieren zwischen Unrat und Ungeziefer, die homoerotischen Ersatzbefriedigungen passen gar nicht ins Machoimage der Schein-Rambos. Das kann zuhause nicht als Heldentat verkauft werden. Der Abend bleibt dank der beiden intensiven Schauspieler und der ungewöhnlichen Keller-Location auch weit jenseits von Zeigefinger-Rhetorik mit Pazifismusgehabe. Krieg bleibt ein megaeuphorisches Erlebnis, das eigentlich keiner braucht. PETERORTMANN P.S.: Erst am 14. April 2010 hat der letzte Soldat der US-Armee in den frühen Morgenstunden das nur sechs Meilen lange und eine halbe Meile schmale Korengal-Tal im Osten Afghanistans verlassen. Der Rückzug wird in Amerika als Niederlage gewertet. „Embedded – Ein Jahr Afghanistan“ von Jonas Fischer R: Jonas Fischer Theater Dortmund (Unterbühne) Wieder im Programm ab dem 16.10. Immer nur 20 Zuschauer 0231 502 72 22 10 24.03.2011 E V O M en it d e s z Tan 11 nd . 09. 20 u t s 5 Kun07. – 2 19. 60e rn Mike Kelley, Test Room Containing Multiple Stimuli Known to Elicit Curiosity And Manipulatory Responses (Detail), 2001 © Courtesy of Kelley Studio, Foto: Fredrik Nilsen/Kelley Studio 22.03.2011 Für immer anders –und Wenn Familien 19.09.2011 Mit Stift, Charme Humor… Zeiten der Trauer erlebenfür ReligionsKarikaturen – Türöffner Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterricht und Katechese haben viele Fragen undAbend Gedanken, Ein unterhaltsamer mit dem wenn lebensbegrenzende Krankheit, Karikaturisten Thomas Plaßmann der Tod und das, was danach kommt, Eintritt: 3,00Gespräch € - 19.30 aktuell wird. und Uhr Vortrag anhand von Beispielen 20.09.2011 Brautbriefe Zelle 92aus der alltäglichen Trauerpraxis. Szenische Lesung zu den BrautEintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr briefen von Dietrich Bonhoeffer und Maria Wedemeyer Gott seivon Dank in der Welt!mit - Liedern inszeniert vom Duodie Sago Ein Konzil verändert Kirche Auf der Grundlage Publikation Eintritt: 10,00 € -der19.30 Uhr “Die Kirche der Weltgesellschaft. 23.09.2011 Musik und Mehr... Das II. Vatikanische Konzil und die Globalisierung des Katholizismus“ „Bleibt, ihr Engel…!“ – Bilder und Musik vonden Dr. Stefan zu BotenNacke Gottessollen nach einem Impulsreferat Autors ausmit Die Violinistin Birgitdes Seibt wird unterschiedlichen Perspektiven die ihrem Violinenspiel und in Begleitung Herausforderungen, die heute mit des Kirchenmusikers Stefan Glaser dem Zweiten Vatikanischen Konzil am Klavier den musikalischen für die Menschen verknüpft sind, Impuls setzen. diskutiertErgänzend werden. dazu erschließen Bildbetrachtungen des Kunsthistorikers Eintritt: frei - 19.30 Uhr Dr. Herbert Fendrich die Bedeutung 30.03.2011 der Die hohe der Weltrettung EngelKunst als Mittler zwischen Gott und Das Komischste den Menschen.aus dem wirklich wahren Kabarettisten Eintritt: Leben 8,00 €mit- dem 19.30 Uhr Kai Magnus Sting Als Rastelliund der Hölle gesprochenen und 28.09.2011 Himmel geschliffenen Rede, als gnadenloser Grenzgänge zwischen Literatur, Musik Menschenbeobachter und Menschenund Klang kenner, als Parodist des Lebens, Die Gruppe The colour of soundTerrorist des Wortes und Meister des poetry verbindet Literatur, Musik, Klang Zwischenmenschlichen hat Sting seine sowie immer wieder Malerei Lieblingsnummern im auch Gepäck und diezu einem Ganzen. ein oderatmosphärischen andere neue Geschichte. Eintritt: 10,00 UhrUhr Eintritt: 10,00¼ €- 19.30 - 19.30 Eine Ausstellung organisiert von der Hayward Gallery, London, in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf K20 GRABBEPLATZ Düsseldorf www.kunstsammlung.de STARS UND VERGNÜGEN IM ABO THEATER IM RATHAUS ESSEN www 2011 SPIELZEIT 2012 Ich möchte Unterhaltung abonnieren und bitte um den ausführlichen ABO-Prospekt! Name, Vorname Straße, Nr. PLZ, Ort Gute Unterhaltung hat viele Gesichter THEATER IM RATHAUS Porscheplatz 1 Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 medienforum@bistum-essen.de • 45127 Essen Tel 02 01/24 555 55 • Fax 02 01/24 555 99 service@theater-im-rathaus.de www.theater-im-rathaus.de Premiere Sieht ziemlich marode aus. Das „Haus am See“ von Reto Finger (Inszenierung: Anselm Weber) bleibt aber weiter auf dem Spielplan, Foto: Thomas Aurin Der Apparat kostet das Geld und nicht die Kunst Der Intendant des Bochumer Schauspielhauses Anselm Weber über Sparzwänge, den neuen Spielplan und den Bedarf nach Urlaub Sie sitzen in der Provinz und träumen sich in laufen in Bochum nicht, der eine ist Horváth und die große, weit entfernte Stadt. Sie glauben, der andere ist Tschechow. Bei Horváth (gemeint ist dass dort alles besser ist als hier, in dem Nest, „Kasimir und Karoline“, Regie: Lisa Nielebock: die in das sie vor vielen Jahren mit dem Vater Redaktion) habe ich die schmerzliche Erfahrung gekamen. Nein, es geht nicht um Bochum, son- macht, dass das Sprichwort recht hatte. Also von dern um eine größere Garnisonstadt im Osten Kassenschlagern sind wir weit entfernt. Bei „Drei Russlands, irgendwann um 1900. Mit Anton Schwestern“ hoffe ich, dass wir diese Regel durchbrechen. Die „Räuber“ ist eine Tschechows „Drei Schwestern“ startet das Bochumer Schau- „Wenn wir eine GmbH wären Idee, die ich schon sehr lange habe. Eigentlich seit ich mit Jan spielhaus nach der Sommerund Gott sei Dank sind wir pause. 17 Premieren stehen keine, hätten wir zum Insol- Klata im Gespräch bin. Das hat erst einmal auf dem Plan, 24 venzverwalter gehen müssen.“ damit zu tun, dass mich bei „Dantons Tod“, seiner ersten Arbeit, die Produktionen aus der Spielzeit 2010/2011 werden im Repertoire bleiben. ich gesehen habe, dieser spezielle Ansatz unglaubDoch das strukturelle Defizit von 750.000 lich interessiert hat und ich ihn damals schon geEuro pro Jahr könnte bald auch die langfristige fragt habe, ob er für uns Schiller machen würde. Er Spielplangestaltung lähmen, schließlich läuft wollte das aber erst in der zweiten Spielzeit. „Bunbury“ ist ein Stück, wo ich gleich gesagt habe, wenn Anselm Webers Vertrag noch ein paar Jahre. man die Schauspieler dafür hat, dann entsteht die trailer: Herr Weber, viele Klassiker finden sich Lust auf dies Stück. Grundsätzlich bleibt aber der im neuen Spielplan. Gibt es eine inhaltliche Versuch, einen Spielplan für das Schauspielhaus BoKlammer, welche die Auswahl dieser Stücke chum zu machen, ein Spagat: Denn man muss jeden Abend 1.400 Plätze füllen und gleichzeitig so anverbindet? Anselm Weber: Eine Klammer gibt es nicht. Es spruchsvolles Theater machen, dass es dem Niveau ist nach wie vor der Versuch, den uns bekannten des Schauspielhauses Bochum entspricht. Blick durch eine neue, eine fremde Sichtweise zu ergänzen oder aufzubrechen oder neu erleben zu Wie angeschlagen ist das Schauspielhaus Bolassen. Das ist nach wie vor der Vorgang. chum denn im Moment? Künstlerisch würde ich sagen, sind wir auf einem Und der gesellschaftliche Tatbestand? Da guten Weg. Finanziell muss ich jetzt die Berichte ist „Die Dreigroschenoper“ zur Finanzkrise, der Presse nicht mehr ergänzen. Der wichtigste „Draußen vor der Tür“ zum Krieg. Satz: Wenn wir eine GmbH wären und Gott sei Wenn Sie das so sehen, ja. Der Spielplan beschäf- Dank sind wir keine, hätten wir zum Insolvenztigt sich auch im weitesten Sinne mit Figuren, die verwalter gehen müssen. Randfiguren dieser Gesellschaft sind und die im zunehmenden Maße eine Rolle spielen. Das The- Aber die Erhöhung der Eintrittsgelder, die Abma Krieg war bis vor kurzem kein Thema, nun ist schaffung des Melanchthon-Saals als Spieler wieder ein Thema. Das Thema Armut, hat man stätte – sind das nicht nur Tropfen auf den gedacht, hätte man überwunden, auch das ist heißen Stein? wieder ein Thema. Das ist richtig. Nur irgendwo muss man ja anfangen. Grundsätzlich müssen wir ja sehen, in was Dient die neue Spielzeit mit seinen „Kassen- für einer Umgebung wir uns bewegen. Es muss ein schlagern“ als Buche im Kürzungsgewitter? Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass wir Da müsste ich jetzt zurückfragen: Welche Klassi- in einer Stadt leben, die mit 160 Millionen Euro ker meinen Sie denn? strukturellem Defizit pro Jahr selbst rasant der Komplettverschuldung entgegenrast. Man muss „Die Dreigroschenoper“, „Drei Schwestern“, also einfach anfangen und natürlich fängt man „Die Räuber“, „Kleiner Mann – was nun?“, jetzt im Kleinen an. Aber das hat Auswirkungen. „Was ihr wollt“, „Bunbury“… So werden wir zum Beispiel im nächsten Jahr kein Da hat jedes Stück seine eigene Geschichte, denn einziges Plakat drucken und wir haben jetzt die so machen wir den Spielplan. Zu „Drei Schwestern“ Stelle der Theaterpädagogik erst mal gesperrt. Das ist zu sagen, dass man mir gesagt hat, zwei Autoren sind schon Einschnitte in den Kernbereich und wir www 12 werden sehen, wie wir damit weiter hantieren können. Das ist sicher auf Dauer keine Perspektive. Aber wir können beim Sparen das Schauspielhaus nicht immer außen vor lassen, auch in der Wahrnehmung für die Stadt. Das finde ich wichtig. Aber im künstlerischen Bereich ist das doch eigentlich ausgereizt? Ich sag ja auch immer, dass eigentlich der Apparat das Geld kostet und nicht die Kunst. Also, wenn man sich vorstellt, dass 30 Schauspieler hier acht Prozent der Personalkosten ausmachen, dann sagt das eigentlich alles über das Verhältnis von Kunst und Nichtkunst. Also statt „Krach in Chioggia“ Ärger in Bochum. Steht die Stadt in der Pflicht? Sicher steht die Stadt in irgendeiner Weise in der Pflicht. Nur die Stadt ist ja auch in einer Situation, wo sie keine Gelddruckmaschine im Keller stehen hat. Es ist eben kein Geld da. Wir müssen uns daran gewöhnen, übrigens auch hier im Haus, dass das alte Bewusstsein von einem städtischen Amt genannt Schauspielhaus einfach vorbei ist. Es gibt ein Bewusstsein, das existiert nach wie vor noch in einigen Köpfen, dass wir als Ex-Amt irgendein Zugang hätten – ich bleibe bei dem Bild – zu einer Gelddruckmaschine oder dass ich irgendein Konto habe, was keiner kennt. Es sind einfach keine Ressourcen mehr da. Aber wir werden jetzt gemeinsam mit der Stadt versuchen Lösungen zu finden. Können Sie in diesem Jahr überhaupt noch Urlaub machen? Ich muss Urlaub machen, weil ich seit dem 16. August 2010 durcharbeite. Und, Sie werden es nicht glauben, selbst ich komme irgendwann an meine Leistungsgrenzen. INTERVIEW: PETER ORTMANN ZUR PERSON Anselm Weber geboren 1963 in München. 1984 Fotostudium an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign, danach Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Berlin. 1986-1989 Regieassistenz an den Münchner Kammerspielen bei Dieter Dorn und Hans Lietzau. 1989 erste eigene Inszenierung. 1990 Regiepreis der Bayerischen Theatertage. 1999 am Aalto Musiktheater Essen erste Opernregie. 2005-2010 Intendant am Schauspiel Essen. Seit Beginn der Spielzeit 2010-2011 Intendant der Schauspielhauses Bochum. Foto: Thomas Aurin www Erleben Sie das Abo WORLD MUSIC FÖ FÖR FÖRDERER: ÖR DE D ER ER: ER R SPARKASS SPARKA SS SSEE D ORTMUND O MUN OR ORT MUND D mit Eleftheria Arvanitaki, Anoushka Shankar, Dobet Gnahoré, Kodo und Mercan Dede. So klingt nur Dortmund. Theater Ruhr Eine frühe Feministin: Kriemhild (Katja Uffelmann), Foto: B. Hupfeld Baudrillard statt Zucker für den Affen, Foto: Susanna Drescher Michael Lippold und der Scheiterhaufen, Foto: Birgit Hupfeld Rache für Siegfried Anschauungsobjekt Tod Jesus auf dem Grill „Nibelungen 6“ im Bochumer Rottstr5 Theater Die Schweizer CapriConnection in Bochum Dostojewskis „Der Großinquisitor“ Zum sechsten Mal hat es nun in der Bochumer Rottstraße eine Nibelungen-Premiere gegeben. Wie schon im fünften Teil steht eine Frau allein auf der Bühne: Kriemhild (Katja Uffelmann). Die leidet darunter, ihren Siegfried verloren zu haben; die Schuldgefühle hat, weil sie seine verwundbare Stelle an Hagen von Tronje, den Mörder, verriet. Sie tat es zum Schutze Siegfrieds und wurde so doch zur Mitschuldigen. Kriemhild, die Rache schwört. Rache am Mörder Hagen. Sie ist bereit für Hagens Tod zu sterben, tötet mich, wiederholt sie einige Male. Denn ohne Siegfried möchte sie nicht leben, er war ihre zweite Haut. Sie wird Hagen eigenhändig töten – sie als Frau. Für ihren Gegner könnte es keine größere Provokation geben. Regisseur Ulf Goerke benutzt die Figur Kriemhilds als Projektionsfläche für Frauen, die für ihr Recht, gegen ihre Unterdrückung kämpfen und sich in der von Männern dominierten Welt durchzusetzen wissen. Klischeehafte Vorstellungen der sexuell frustrierten, hysterischen, ständig weinenden Frau werden lächerlich gemacht und Standarderklärungen (Sie hat ihre Tage. Das liegt an der Pille.) für Depressionen und Ängste von Frauen dementiert. Männer, die zu Waffen greifen, seien Helden; Frauen, die versuchten sich zu wehren, würden verlacht, kritisiert Kriemhild. Auf äußerst beeindruckende Weise beleuchtet Uffelmann die verschiedenen Facetten der Kriemhild. Dabei bewegt sie sich kaum, steht auf einem Podest auf einer ansonsten ungewohnt leeren Bühne. Eine der wenigen Requisiten ist das Reclamheft des Nibelungenliedes, aus dem sie Siegfrieds Todesszene zitiert und parodiert. Am Ende der Inszenierung hat Kriemhild es geschafft; sie ist frei. Gelöst und ungebunden schwebt sie über die Bühne. Auf ins Land der letzten Dinge. Die Inszenierung schafft es hervorragend Kriemhild als Kämpferin für das Recht der Frau auf Selbstbestimmung zu zeigen, dabei jedoch ihre eigene Unmenschlichkeit und Grausamkeit nicht auszublenden. Ihr Anspruch gehört zu werden, Mitspracherecht zu haben, wird geschickt zur allgemeingültigen Forderung erhoben. Wieder ein sehr gelungener und eindrucksvoller Abend. ALEXANDRA BRUNDIERS Der Tod ist niemals dort, wo man ihn erwartet. Es gab ihn auch nie, den Tod der Moderne. Das war eine Metapher aus den 1980ern, als die künstlerische Avantgarde diesen forderte, mit viel Eigennutz. Jetzt schlägt der nicht eingetretene Tod in den Kammerspielen wieder zu – mit einer Schweizer Theatertruppe gewürzt mit Barockmusik. Das Musiktheater „Ars moriendi“ ist eine Zusammenarbeit zwischen der freien Schweizer Theatercompagnie CapriConnection mit der Basler Hochschule für alte Musik. Unter der musikalischen Leitung des Barockspezialisten Anthony Rooley lassen zwölf Sängerinnen und Musiker aus dem engeren Umfeld der Schola Cantorum englische Barockkompositionen aus dem Themenkreis des Sterbens wiederauferstehen. Der rote Faden ist eine der hochspezialisierten Schwafeldiskussionen in Tübingen 1983 über und mit dem französischen Soziologen Jean Baudrillard. CapriConnection hat das dokumentarische Material. Die über drei Tage andauernde Zusammenkunft der Philosophen wurde damals auf Tonband dokumentiert und unter dem Titel «Tod der Moderne» von Claudia Gehrke in ihrem legendären Konkursbuchverlag veröffentlicht. Auch sie kommt in der realfiktiven Rahmengeschichte genau wie Gerd Bergfleth, Michael Rutschky, oder Ulrich Sonnemann zu Wort, nicht aber eine Gruppe Menschenaffen, die zu Beginn des Stücks in ein futuristisches Museum eindringen und ausgestellte Devotionalien wie Tonband, Diaprojektor oder auch nur den Knochen unter einer Käseglocke begutachten. Dazu die deutsche Erstausgabe von Baudrillards "Der symbolische Tausch und der Tod", Anlass und Uhrfeder der Tübinger Philophiedebatte. Mag die Revue von Gehrke (Susanne Abelein), die damals organisierte, wie alle rauchte und nach den langen Sitzung ein wenig unverbindlichen Sex hatte, auch am Auge und als ironische Rückblende passieren, spätestens wenn die selbst ernannten Heroen von damals die dünne Suppe erneut aufkochen, wird Lebenszeit über Gebühr verbraucht. Inszeniert hat das die Theater- und Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler. Dann schon lieber die «Funeral Music for Queen Mary» (1693) von Henry Purcell. PETER ORTMANN In den Katakomben der Inquisition wird Fleisch gegrillt und gequalmt, dass sich die Lungen quälen und die Nasen rümpfen. „Der Großinquisitor“ heißt das Stück im Bochumer OffKeller Rottstr.5. Es ist ein 75-Minuten-Monolog über Gott und die Welt, frei nach einem MegaSplitter aus Dostojewskis Wälzer „Die Brüder Karamasow“, oft eher als Lesung oder Hörspiel genutzt, hier aber vorsätzlich inszeniert, mit Schauspieler Michael Lippold als Teufel, als Heiland und Großinquisitor in einer Person, vor und hinter einem Scheiterhaufen aus Stühlen, mit Kutte und Grillgeschirr, heißer Kohle und ein Paar blassblauer Kontaktlinsen, die mich zumindest an den Bösemönch aus „Name der Rose“ erinnerten. Licht, Intro und Zwischentexte aus dem Off, soweit wäre die magere Szenerie bereitet. Eigentlich ist es ein Gespräch zwischen den Brüdern Iwan und Aljoscha Karamasow, dem die Idee einer Wiederkehr von Jesus in das mittelalterliche Spanien zugrunde liegt. Hier herrscht der greise Kardinal-Großinquisitor von Sevilla, der den Heiland zwar erkennt, ihn aber dennoch in den Kerker werfen lässt um ihn wegen des leichtfertigen Freiheitsversprechens an die Menschheit anzuklagen, dessen Liebe nach der Überzeugung des Kardinals ein weltfernes Prinzip die Lebenswirklichkeit des Menschen konterkariert. Nur die Heilige Römische Kirche könne eine Ordnung aufrechterhalten, die auch durch brutale Durchsetzung christlicher Normen, ein halbwegs gesichertes Leben der Menschen garantiere. Soweit so gut. Die Grenzen des Nihilismus sind bekannt, auch sie enden meist an Scheiterhaufen, in Gulags oder der Deutschen Bank. Auch hier schweigt Jesus beständig. Leider kommt die Inszenierung nicht soweit. Durch die gewaltige Textmenge, die Lippold professionell in den Raum rezitiert, bleiben Choreografie, Musik und Echtzeitgegrilltes nur Randerscheinung einer schwach bewegten Lesung mit ein paar Kleiderwechseln. Auch ein glänzend ausgefeilter Monolog ist also schwierig im Keller der Christenheit zu performen, da bleibt dann auch die Idee eines sehr filigran aufgestuhlten Scheiterhaufens auf der Strecke. Nur der Zigarettengestank vom offensichtlichen Nichtraucher Lippold wird haften bleiben – an der Kleidung. PETER ORTMANN „Nibelungen 6 Kriemhild in Bombenstimmung“ von Ulf Goerke und Matthias Wulst R: Ulf Goerke Rottstr5 Theater Bochum Weitere Vorstellungen im September 0163 761 50 71 www „Ars moriendi“ von Capri Connection und S.C.B. Theater Festival Impulse 2011 14 „Der Großinquisitor“ von Fjodor M. Dostojewski R: Hans Dreher Rottstr5 Theater Bochum I Sa 6.8. 19.30 Uhr 0163 761 50 71 Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien Foto: Thomas Heiser PROGR AMM 08–011 ren seit 15 Jah n Oper“ ische n e i l a t i r e d „Freunde im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30 Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich 28 www.theater-freudenhaus.de www Theater in NRW Cool. Unsere Grugahalle 19 | 08 | 2011– 28 | 08 | 2011 Sommerfest an der Grugahalle 10 | 09 | 2011 Große Ü-30 Party Der Party-Spaß 30 | 09 | 2011 Edguy Age Of The Joker European Tour 2011 01 | 10 | 2011 Cindy aus Marzahn „Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd“ 02 | 10 | 2011 Helge Schneider „Buxe voll!“ 08 | 10 | 2011 Musical Allstars Präsentiert von KODi 15 | 10 | 2011 Koncert Gwiazd Stars aus Polen 19 | 10 | 2011 Crosby & Nash Einziges Konzert in NRW 22 | 10 | 2011 Musikschau Schottland Keltenzauber und schottische Lebensfreude 23 | 10 | 2011 CD- & Schallplattenbörse im Foyer 29 | 10 | 2011 Soundtropolis Just Rave 05 | 11 | 2011 Mario Barth „Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!“ 16 | 11 | 2011 Paul Panzer „Hart Backbord – Noch ist die Welt zu retten!“ 03 | 12 | 2011 21. Oldie Night u.a. mit Racey, T. Rex, Dozy, Beaky, Mick & Tich 07 | 12 | 2011 Beatsteaks Boom Box Tour 17 | 12 | 2011 Wise Guys Wunsch-Tour 2011 „Kaspar“ im Theater Bonn, Foto: Thilo Beu Neoliberaler Discount Theater Bonn siegt beim Theatertreffen NRW und verliert seinen Intendanten Von Hans-Christoph Zimmermann Am Ende herrscht grausiges Schweigen, wenn der Kannibale von Rotenburg in völliger Dunkelheit mit seinem Opfer diskutiert. Hermann Schmidt-Rahmers Inszenierung ließ den Schluss von Elfriede Jelineks „Rechnitz (Ein Würgeengel)“ unangetastet und sorgte so in Düsseldorf für einen Skandal. Beim Gastspiel in Wuppertal zeigte sich, wie intelligent die Regie diesen Botenbericht vom Massaker einer Schlossgesellschaft an jüdischen Zwangsarbeitern steigert. Jelineks Betonung der rauschhaften Seite des Holocaust wird mit einer beißenden Exegese der NS-Rezeption konfrontiert, vom diarrhoehaften Geschichts-Small Talk, über NS-Aufarbeitungsliteratur, Feldforschung nach Leichen bis zum NS-Porno ist alles dabei. Dafür gab’s zu Recht den Publikumspreis des Theatertreffen NRW in Wuppertal. Das Festival mit dem merkwürdigen Untertitel „Westwärts“ ist eine Best ofShow mit unscharfer Kontur. Eine Jury hat zehn „bemerkenswerte und künstlerisch herausra-gende Inszenierungen“ der insgesamt 19 NRW-Bühnen ausgewählt. Viele wollten dabei sein, nicht „Es ist ein bitterer Sieg.“ jeder durfte. An Herbert Fritsch kommt derzeit allerdings niemand vorbei. Wie schon beim Berliner Theatertreffen sorgte seine Oberhausener „Nora“-Inszenierung auch an der Wupper für Begeisterung. Ibsens angestaubter Emanzipationsklassiker wird zur gnadenlos stilisierten Beziehungsgroteske zwischen Filmtrash, Courteline und Slapstick. Fritsch treibt den Personen die Psychoflausen aus und macht aus ihnen Pathosmonster mit aufgerissenen Augen und schreckgeweiteten Mündern. Dem Oberhausener Theater geht es schlecht, dem Wuppertaler auch und deswegen wurde auch eifrig diskutiert und ein Thesenpapier mit halbgaren Thesen vom Theater als Thinktank, als Bildungsstätte, als Ort der Identifikation und Vielfalt der Produktionsformen veröffentlicht. Lob erhielt die Landesregierung, die im Rahmen eines Theaterpakts ab 2012 den notleidenden NRW-Theatern und -Orchestern weitere Zuschüsse von 4,5 Mio. Euro, der freien Szene 1,5 Mio. zusagt. Das ist auch dringend nötig, wie gerade der Fall Bonn zeigt. Dort haben Kultur- und Finanzausschuss Sparmaßnahmen von 3,5 Mio. Euro pro Jahr ab 2013, manche sagen sogar 7 Mio. Euro beschlossen. Der derzeitige Etat von 27 Mio. Euro würde damit um fast 13 Prozent zusammengestrichen. In ähnlicher Größenordnung schrumpft auch die Freie Szene. Generalintendant Klaus Weise hat daraufhin auf eine Vertragsverlängerung über 2013 hinaus verzichtet. Da nutzte es auch nichts, dass das Theater Bonn für seine „Kaspar“- Interpretation in Wuppertal mit dem Preis für die beste Inszenierung ausgezeichnet wurde. Alexander Riemenschneider richtet Handkes Sprachdressurstück auf Unterhaltungs- und Motivationsformate aus. Die Schauspieler inszenieren eine Animationsshow mit dem Publikum und setzten die TitelHans-Christoph Zimmermann ist figur einem Discount-Motivationspush aus, der am Ende Theaterkritiker in einen neoliberalen Identitäts-Habitus mündet. Das ist für Printmedien und Hörfunk. mitreißend inszeniert, doch es bleibt ein bitterer Sieg. www Terminstand: Juli 2011 . Änderungen vorbehalten MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr info@grugahalle.de . www.grugahalle.de Weitere Kritiken zu den Highlights der letzten und kommenden Spielzeit lesen Sie unter: www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr 16 Musical in NRW Szenenfoto „Crazy for you” Aufgepeppte Klassiker Open-Air Musicals zum Mitswingen „...ein absoluter TRIUMPH...“ – The New York Times Von Rolf-Ruediger Hamacher Auf der Emsländischen Freilichtbühne Meppen steht der Musical-Klassiker „Anything Goes“ auf dem Programm. Das begeisterungsfähige Publikum von Deutschlands meistbesuchter (unüberdachter) Freilichtbühne gerät schon bei der Ouvertüre in Mitklatsch-Laune. Spätestens nach der ersten „Meppen dürfte bald die Steppeinlage kommt es dann aus dem Stau- überdachten Freilufttheater nen nicht mehr heraus, was die über 340 ehschlagen: künstlerisch wie renamtlichen Schauspieler, Tänzer, Techniker, zuschauermäßig.“ Bühnenbauer, Schneiderinnen, Maskenbildner und Organisationskräfte da wieder mit Unterstützung der renommierten Choreographin und Regisseurin Iris Limbarth innerhalb eines Jahres gestemmt haben. Mit ihren Weggefährten vom Wiesbadener Staatstheater – Reinhard Wust (Bühnenbild) ,Heike Ruppmann (Kostüme) – und den drei professionellen Musicaldarstellern Thorsten Ritz, Rainer Maaß, Julia Felthaus hat Limbarth das Optimale aus dieser Cole Porter–Hitparade im Gewand einer auf einem Luxus-Liner spielenden Boulevardkomödie herausgeholt, in der es nach viel Liebes-Chaos ein vierfaches Happy-End zu beklatschen gibt. Einfühlsam bindet die Inszenierung das 70-köpfige Ensemble in die großen Revue-Nummern ein. Und das vom Band kommende Orchester spielt jenen schnörkellosen Swing, der die Porterschen Melodien direkt ins Ohr gehen lässt. Dankenswerterweise hat man die weltberühmten Evergreens– bis auf einige die Handlung vorantreibende Zwischensongs – im Original belassen. Und während Iris Limbarth sich in der Spitze deutscher Musical-Regisseure festgesetzt hat, dürfte Meppen bald auch die überdachten Freilufttheater schlagen: künstlerisch wie zuschauermäßig. Nachdem Ken Ludwig 1992 George und Ira Gershwins „Girl Crazy“ aus dem Jahre 1930 mit neuen Songs und einer veränderten Handlung ausgestattet hatte, eroberte „Crazy for you“ die Bühnen der Welt. Nun haben sich Andreas Gergen und Christian Struppeck, zwei unserer innovativsten Musical-Regisseure, an den aufgepeppten Klassiker gewagt – und liefern in Tecklenburg eine Inszenierung ab, wie man sie in dieser Perfektion selten auf deutschen (Freiluft-)Bühnen sieht. Da wurde weder an den Kostümen noch an der Chorus-Line oder dem Orchester gespart. Zehn hübsche Tänzerinnen und die 17-köpfige Live-Band bringen einen so richtig in Stimmung. „Broadway“ steht auf einem Ortsschild im Bühnenhintergrund. Tatsächlich atmet die Szenerie mit ihren erleuchteten Showtreppen und Glitzer-Kostümen einen Hauch jener legendären 42. Strasse. Wenn das umgedrehte Schild dann „Deadrock“ anzeigt, macht sich sofort die triste Atmosphäre eines abgelegenen Kaffs breit, wo der New Yorker Bankerbe Bobby aus einem maroden Theater eine Show-Palast macht und, nach den Genre-üblichen Verwicklungen, das Herz der liebreizenden Polly gewinnt. Vor allem, weil sich Marc Seitz (Bobby) und Filipina Henoch (Polly) als komplette Musical-Darsteller erweisen, die singen, tanzen und spielen können,sieht man über die belanglose Story hinweg. Doch leider hat man in diesen musicalischen Freudenbecher einen Wermutstropfen fallen lassen: die Gershwin Songs wurden ausnahmslos eingedeutscht. Da Übersetzer KeRolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, vin Schroeder aber nicht Ira Gershwins Talent geerbt hat, muss Journalist und im Vorman poesiearme Lied-Texte über sich ergehen lassen, die eher stand des Filmkritikerabturnen als zum Mitsingen animieren. Verbandes „UNVERGLEICHLICH“ – Los Angeles Times 07. - 11.09.11 OBERHAUSEN KÖNIG-PILSENER-ARENA Örtliche Durchführung: Dirk Becker Entertainment GmbH in Kooperation mit BB Promotion GmbH www.cirquedusoleil.com PRESENTED BY OFFICIAL SPONSORS MEDIA PARTNERS Peter Weck präsentiert eine Produktion von BB Promotion GmbH und Mehr! Entertainment GmbH www L! DAS ORIGINAEN IN OBERHAUS CATS-Theaterzelt 10. Dez. 2011 - 22. Jan. 2012 Am Centro, Brammenring www.cats.de Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd. „Anything Goes“ I 5.-27.8 (nicht täglich) I 2. und 3.9., jeweils 20 Uhr Emsländische Freilichtbühne Meppen I 05931 881 21 88 „Crazy for You“ I 6.-26.8. (nicht täglich), jeweils 20 Uhr Freilichtspiele Tecklenburg I 054 822 20 17 6+%-'65∙ YYYMCTVGPMCWHGPFG∙YYYDDRTQOQVKQPEQO a/KPCWUFGO(GUVPGV\/QDKNHWPMOCZa/KP Theater demnächst culture club Erlebnis Spannung, Action und Geschwindigkeit – Hurra! Ich bin im Film! Die Vampire sind los im Movie Park Germany. Begib Dich auf eine rasante Jagd durch die Dunkelheit mit dem größten Vampirjäger aller Zeiten und erlebe die brandneue Achterbahn: Van Helsing´s Factory! Sei dabei und erlebe noch mehr Attraktionen, Achterbahnen und Shows: Von rasanten Fahrten mit dem „MP Xpress“ oder dem „The High Fall“, SHREK 4-DTM über die spektakulären Live-Stunts der „Crazy Action Stunt Show“ bis hin zum größten NICKLAND Europas – filmreife Spannung, Action und Spaß sind hier garantiert! Movie Park Germany Warner Allee 1, Bottrop-Kirchhellen 0204 5 89 90 I www.moviepark.de trailer verlost 4x2 Tageskarten. E-Mail bis 15.8. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Park Feiert im Oktober sein 100-jähriges Bestehen, das Theater Hagen, Foto: Theater Hagen Der Hagener Impuls zur Fledermaus Das Theater am Tor zum Sauerland feiert Jubiläum Vor hundert Jahren wurde „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann uraufgeführt. Natürlich in Berlin und nicht in Hagen. Dabei passt das Stück im gequält übertragenen Sinne auf die zeitgenössische Situation der überschuldeten Kommune am „Tor zum Sauerland“. Ihr Städtisches Schauspielhaus wurde am 5. Oktober 1911 eingeweiht, ein Jahrhundert später hat es den kleinsten Etat aller NRW-Bühnen, steht seit Jahren zur Disposition. Es ist ein typisches kulturelles Baby des gehobenen Bürgertums, das es zwar erwachsen werden ließ, nun jedoch dem morphinen Siechtum überlässt. Vielleicht sind die Rettung ja Wanderbühnen, die bereits 1832 hier gastierten oder eben eine Neuauflage der Theater-Aktiengesellschaft von 1909. Sei es drum. Mit einem Sonderprogramm feiert das Theater in Hagen im Herbst sein hundertjähriges Bestehen. Große Sprünge sind da kaum zu erwarten. In der Festwoche kommt die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, findet die „4. Internationale Aids Tanzgala“ statt und man führt das zeitweise verbotene Stück „Ehrensache“ von Lutz Hübner auf. Aber auch eine öffentliche Generalprobe von Loriots Wagner-Version „Der Ring an einem Abend“ verspricht Kurzweil. Kurzweil, das können sie in der Stadt, wo einst Nena, Extrabreit und die Humpe-Schwestern die Schulen unsicher machten, wo einst Schwerindustrie, Bier und Zwieback die Menschen ernährten, aber auch ein gewisser Karl Ernst Osthaus (Bankier und Mäzen) den „Hagener Impuls“ startete und deshalb Bauhaus-Architekten das Folkwang-Museum und eine rudimentär ausgeführte Gartenstadt hinterließen. Irgendwie ist alles weg, das Osthaus-Museum dümpelt, vor zwei Jahren ist das Emil Schumacher Museum eröffnet worden. Auf drei neu erbauten Stockwerken werden die Gemälde, Arbeiten auf Papier, Keramik und Porzellane Emil Schumachers in wechselnden Präsentationen gezeigt. www Zurück zum Kurzweil. Auch außerhalb der Festwoche bietet das Theater Unterhaltungschancen. Ausgerechnet Guildo Horn spielt im Hagener Musical „The Rocky Horror Picture Show“ den Riff Raff. Zu sehen ist das erst im Januar und damit zeitgleich mit einer anderen tourenden Show gleichen Inhalts. Interessanter als Timewarp und Lab könnte ein ganz neues Musical werden, das zurzeit noch mit Schülern der Hagener Berufskollegs in Zusammenarbeit mit Theaterprofis entsteht. Auch „Beats“ soll im Frühjahr gespielt werden. Abwarten heißt Tee trinken, nur Kaffeefetischisten sind immer hibbelig. Die Spielzeit in Hagen beginnt im September mit der Premiere von „Die Fledermaus“. Die Inszenierung der Oper ist das Ergebnis einer Hagener Publikumsbefragung. Ein Drittel der Besucher wünschten sich die korkenknallende Operette von Johann Strauß, in der es eigentlich um nichts Wichtiges geht, außer das die feudale Oberschicht mal wieder lustige Beziehungsprobleme hat. Eigentlich sollten einem da sofort die auf Rosen gebetteten Wanderbühnen von 1832 einfallen, aber wie heißt es so schön bei Strauß: „Glücklich ist, wer vergisst“. PETER ORTMANN Festwoche 100 Jahre Theater Hagen I 5.-9.10. 2011 Theater Hagen 02331 207 32 18 18 Oper in NRW Fair! Ice Tour 2011 Ben & Jerry’s kommt vor Deine Haustür Rosina kann ihren Vormund Doktor Bartolo nicht ausstehen, Foto: Stefan Kühle Eine Nase voll Lachgas Der Barbier von Sevilla in Hagen Von Karsten Mark Gut zwei Jahre ist es her, da gaben Regisseurin Annette Wolf und Ausstatterin Lena Brexendorff an der Hagener Oper ihren Einstand und landeten mit Rossinis „La Cenerentola“ prompt einen Coup. Die komische Oper kam nicht als museales Schmunzelstück für Kenner daher, sondern als tempound pointenreicher Brüller. Ihr Aschenputtel schuftete in der Würstchenbude, während die bösen Stiefschwestern „Munter springen die Funken als It-Girls durch die Partyszene der Reizwischen Orchestergraben und chen und Schönen tingelten. Intendant Bühne hin und her“ Norbert Hilchenbach hatte mit Wolf und Brexendorff offensichtlich ein Dreamteam für Komödien verpflichtet. Nun sind den beiden Frauen nach Hagen zurückgekehrt und übertreffen sich selbst – wieder mit Rossini und wieder mit einem Partyschönling, dieses Mal allerdings einem männlichen: dem Barbier von Sevilla. Raymond Ayers gibt den eitlen Figaro mit trendiger Fransenfrisur, Sonnenbrille und weißem Aufschneideranzug. Und er darf seine Rolle auch gesanglich ausgiebig persiflieren, was ihm gut gelingt. Gegen den coolen Barbier wirkt Jeffery Krueger als verliebter Incognito-Graf Almaviva reichlich vertrottelt – eine gute Voraussetzung für allerlei kleine Gags bis hin zu ausgewachsenen Slapstickeinlagen. Regisseurin Wolf findet stets das rechte Maß, wobei die Stärke ihres Barbiers eindeutig in der kräftigen Überzeichnung liegt. Rossini und sein Librettist Cesare Sterbini haben in mancher Szene das reinste Tohuwabohu entfesselt. Annette Wolf kostet das in vollen Zügen aus. Dabei kann sie auf eine äußerst spielfreudige Solistenriege zurückgreifen, die ebenfalls für jeden Spaß zu haben ist. Baßbariton Rainer Zaun etwa schneidet als rabiater Zahnarzt Doktor Bartolo Grimassen, als wäre er bei Louis de Funès in die Lehre gegangen. Und seine ältliche Helferin Marcellina (Christine Graham im Wechsel mit Tanja Schun) nimmt in der Praxis gern mal eine Nasevoll Lachgas, wenn gerade kein Likörchen in Reichweite ist. Das alles ist so grotesk und comichaft, dass Ausstatterin Brexendorff konsequenterweise das Bühnenbild schwarzweiß mit groben Strichen zeichnet und den Figaro zu Beginn direkt durch die Papierwand in die Szene springen lässt. Auf der Drehbühne sind schnelle Wechsel zwischen Zahnarzt-OP, Wohnzimmer und dem Schlafzimmer Rosinas möglich – und entsprechend turbulente Szenen. Regisseurin Wolf brennt ein solches Feuerwerk an Action, Gags und vielen kleinen Überraschungen ab, dass die 90 Minuten des ersten Aktes wie im Fluge vergehen und auch der zweite Akt schnell wieder Fahrt aufnimmt. Den Schwung bezieht die Regie dabei unmittelbar aus der Musik. Partitur und Regie widerstreben an keiner Stelle. Und Bernhard Steiner dirigiert die Hagener Philharmoniker mit Elan und Pfeffer. Wenn das zuweilen auch mal etwas rustikaler klingt, hat das durchaus seinen Charme. Munter springen die Funken zwischen Orchestergraben und Bühne hin und her. Rossinis Musik ist springlebendig und dabei durchaus handfest. So wird sie in Hagen Karsten Mark ist freier gespielt auch gesungen – nicht zuletzt von Kristine Journalist und lebt im Ruhrgebiet. Kultur und Funkhauser als Rosina, die neben jugendlicher Leichtigbesonders das Mukeit in den Höhen auch eine erdige Mezzo-Fundierung siktheater gehören zu seinen Schwerpunkten. beweist. So macht Oper Spaß! „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini I R: Annette Wolf Theater Hagen I 9.9., 15.10., 17.11. jeweils 19.30 Uhr, 18.9. 15.00 Uhr 02331 207 32 18 19 Immer dann, wenn Ihr dringend ein Ben & Jerry’s Eis braucht, ist gerade keines in der Nähe? Tja, das Leben ist nicht immer fair. Ben & Jerry’s aber schon. Und deswegen kommt der Ben & Jerry’s Bus diesen Sommer direkt zu Euch. An 38 Tagen geht es durch 35 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz – und immer mit an Bord: eine extra große Ladung Fairtrade Eiscreme for free. 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Ice Tour 2011 könnt Ihr zu e verfolverfol jeder Zeit auf der Facebook-Fanpage gen. „Fast“ wie in guten alten Zeiten… en… denn 1986 starteten Ben Cohen und d Jerry Greenfield eine – bis heute – legendäre und einzigartige Bustour: Im „Cowmobile“, einem umgebauten Wohnmobil, kurvten sie durch die USA und verteilten kostenlos Eiscreme. www LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte Antoniestraße 32 – 34 | 46119 Oberhausen www.industriemuseum.lvr.de Führungen u. Infos Tel 02234 9921555 Komikzentrum Ruhr culture club Konzert Ruhrbühne Die vierte Auflage der Ruhrbühne präsentiert am Freitag und Samstag, 12. und 13. August, national und international bekannte Künstler und begeistert Jung und Alt in der traumhaften Kulisse von Schloß Broich. Nicht nur Schlagerfans kommen voll auf ihre Kosten, wenn am Samstag, 13.08., Vicky Leandros, Kristina Bach und Bernhard Brink, – alle live mit großer Band – auf der Ruhrbühne ihre Hits zum Besten geben. Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr Karten gibt es unter: 0208 96 09 60 trailer verlost 3x2 Karten für den 13.8. auf der Ruhrbühne. Email bis zum 8.8. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Ruhrbühne. Sa, 13. August, 19 Uhr Wer die „Sehnsucht“ noch nicht kennt... eine Wiederaufnahme im Oberhausener Ebertbad. Foto: Ebertbad Die „Sehnsucht“ kann gestillt werden Rückkehr der Eigenproduktion im Oberhausener Ebertbad Treffen sich vier Frauen beim Frauenarzt... Kein Witz, so fängt nämlich das unter der Regie von Gerburg Jahnke entstandene Stück namens „Sehnsucht“ an. Man könnte auch Liederabend dazu sagen, oder Musik-Kabarett, oder vertontes Lustspiel, oder oder oder… wie soll man ein Kind, das keinen richtigen Namen hat, eigentlich nennen? Wie wär‘s mit Geniestreich, oder Glücksfall, oder einfach Klasse? Anfang September 2010 hatte die dritte Eigenproduktion im Oberhausener Ebertbad ihre umjubelte Premiere. All jenen, die noch nicht in den Genuss gekommen sind, Stephanie Überall als vom Leben enttäuschte Frau Zänker zu erleben, kann geholfen werden (am 5., 6., 7., 11., 12., 13. und 14.8.). Muss man noch hinzufügen, dass es sich bei ihr um die ehemalige Hälfte der Missfits handelt, die nach fünfjähriger Bühnenabstinenz endlich wieder im Rampenlicht steht? Dank Frau Jahnkes unermüdlicher Baggerei. Ob es wohl so etwas wie Sehnsucht nach dem Spielen gibt, also eine Form der Abhängigkeit von den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten? Wie dem auch sei: Überall komplettiert das Quartett bestehend aus Nito Torres, Carmela De Feo und Constanze Jung aufs Allerschönste. Die Geschichte haben sich die Vier selber ausgedacht. Sie hätten eigentlich nichts anderes gemacht, als das, was die Missfits über 20 Jahre lang getan hätten: „Wir finden über Improvisation ein Stück“, erzählte Gerburg Jahnke in einem Interview. Carmela De Feo verkörpert die 35-jährige Anna Maria Schmitt („mit zwei t“), Constanze Jung spielt die Mittvierzigerin Frauke Wollermann aus dem Badischen und Nito Torres die 17jährige Auszubildende Chayenne – der Clou dabei: Torres ist ein weit über 20 Jahre älterer Mann und sieht eigentlich auch so aus. Aber Übung macht den Teenager! Vorausgesetzt man ist ein guter Schauspieler. Dass das auf ihn zutrifft, hat Torres bereits bei den beiden ersten Hausproduktionen als schwuler Stripper und Cowboy bewiesen. Frau Wollermann besitzt nicht nur eine Mörderstimme, sondern auch jede Menge Asche, ist aber trotzdem nicht glücklich. Noch mieser ergeht es Anna Maria Schmitt, die nicht weiß, ob sie das Kind, das ihr Mann ihr in der letzten Nacht ehelichen Beisammenseins beschert hat, bekommen soll – oder lieber nicht. Beim Gynäkologen wird man sich schnell einig, dass das so nicht weitergehen kann und entschließt sich zu einer gemeinsamen Reise – weit weg von allen Kalamitäten, die das Leben für Frauen zwischen 17 und 57 bereit hält. Wer Sehnsucht nach kritisch-satirischen Tönen hat, der ist im Dortmunder Spiegelzelt gut aufgehoben, dort, wo derzeit „Ruhrhochdeutsch“ gesprochen wird. Am 5. und 6. ist die seit 1954 existierende Leipziger Pfeffermühle zu Gast. Mit ihrem Programm „Hurra, wir bleiben inkompetent“ spießen sie den original deutschen Ost-West-Konflikt in all seinen bizarren Facetten auf. Gefolgt von den nicht weniger legendären Berliner Stachelschweinen, die „Nichts als die Wahrheit“ sagen – seit 1949. Ehrenwort! Ende des Monats (am 27. und 28.) sorgt dann der schwule Edding namens Kay Ray für schrille Töne und exklusive Pointen, die er weit unter der Gürtellinie des menschlichen Gehirns platziert: „Haarscharf“ wie es nur dem einstigen Friseur aus Paderborn gelingt. Prophezeit mit erhobenem Haupte die stets unter Tage lebende www ANNE NÜME 20 Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region = Premiere VARIETE + BOULEVARD MONDPALAST WANNE-EICKEL 02325 58 89 99 Die letzte Fahrt der wilden Rita Mi. 24.8. 20.00, Fr. 26.8. 20.00, Sa. 27.8. 20.00, So. 28.8. 11.00 Ronaldo & Julia Teil 2 (Wanne-Eickeler Kammerspielchen) Fr. 26.8. 20.00, Sa. 27.7. 20.00 FREIE SZENE EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 + Sehnsucht Do. 4.8. 20.00, Fr. 5.8. 20.00, Sa. 6.8. 20.00, So. 7.8. 19.00, Do. 11.8. 20.00, Fr. 12.8. 20.00, Sa. 13.8. 20.00, So. 14.8. 19.00, Bier- und Leseabend mit Matthias Reuter und Gästen Mi. 10.8. 20.00 La Signoras Comedy Club Di. 30.8. 20.00 RUHRHOCHDEUTSCH (SPIEGELZELT DORT. U) 0231 14 25 25 Philip Simon Mo. 1.8. 20.00 Der Bauch lacht mit – F. Mense-Moritz Di. 2.8. 20.00, Di. 9.8. 20.00, Di. 16.8. 20.00 Lioba Albus – Herzdame sticht Mi. 3.8. 20.00, Mi. 10.8. 20.00, Mi. 17.8. 20.00, Mi. 24.8. 20.00, Mi. 31.8. 20.00 Günna und seine Hartz-Vegas-Segers-Band Do. 4.8. 20.00, Do. 11.8. 20.00, Do. 18.8. 20.00, Do. 25.8. 20.00 Leipziger Pfeffermühle Fr. 5.8. 20.00, Sa. 6.8. 20.00 Immi & Lollo – Die zwei vonne Südtribüne So. 7.8. 20.00, Fr. 12.8. 20.00, Sa. 13.8. 20.00, So. 14.8. 20.00 Ruth Schiffer Mo. 8.8. 20.00 Ape & Feuerstein Mo. 15.8. 20.00 Berliner Stachelschweine Fr. 19.8. 20.00, Sa. 20.8. 20.00 Können Männer denken? So. 21.8. 20.00 Thomas Philipzen Mo. 22.8. 20.00 Der Bauch lacht mit – Siegfried & Roy Di. 23.8. 20.00, Di. 30.8. 20.00 Nightwash Special Fr. 26.8. 20.00 Kay Ray – Haarscharf Sa. 27.8. 20.00, So. 28.8. 20.00 Tanzpalast im Spiegelzelt So. 28.8. 14.00 Robert Griess Mo. 29.8. 20.00 THEATER ROTTSTR5 BOCHUM 0163 761 50 71 Nibelungen #4: Brunhild Do. 4.8. 19.30, So. 14.8. 19.30 + Der Grossinquisitor Sa. 6.8. 19.30 Traum eines lächerlichen Menschen Sa. 6.8. 21.00 Angry Young Men: Richard 3 So. 7.8. 19.30 Angry Young Men: Wodka in Dublin So. 7.8. 20.30 S. – Requiem für Sylvia Plath Do. 11.8. 19.30 Werther Fr. 12.8. 19.30 Jungfrau Fast Forward (Gastspiel) Sa. 13.8. 19.30 Zoo Story Do. 18.8. 19.30, Fr. 26.8. 19.30, Sa. 27.8. 19.30 Fräulein Julie Sa. 20.8. 19.30 prä +LJKOLJKWV$8*867 Cabaret Queue 1 1 ab Mittwoch 17.08. 2 3 Jackie – Eine Stimme aus dem Jenseits (Gastspiel) So. 21.8. 19.30 Nibelungen #7: Hagens Klage Mi. 24.8. 19.30 Die Rückkehr Do. 25.8. 19.30 Fight Club So. 28.8. 19.30 ZZZ&DEDUHW4XHXHGH Hermannstr. 74 Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 www„Manche mögen Eis“ 3RWWVlXH9mal das Sommer-Special: 5 mit LIOBA ALBUS und ANDREA BADEY wieder jede Woche Fr./Sa. 26./27.08. + = trailer Theaterkritik Der „Doppelschlag Dostojewski“ im Bochumer Rottstr 5 Theater mit „Der Grossinquisitor“ und dem anschließenden „Traum eines lächerlichen Menschen“, Foto: Birgit Hupfeld t: sentier Fr.05.08. bis So. 21.08 = trailer Empfehlung 2 3 Cabaret Queue 'LQQHU$WWDFNHsatirisch, kulinarisch, lustisch Cabaret Queue 6LPRQH)OHFN Neu: „Mach mir den Prinz“ Fr. 02.09. 4 Cabaret Queue 3KLOLSS:HEHU„Honeymoon Massaker““ Sa.10.09. Cabaret Queue +XEHUW%XUJKDUGW„Sex in der Krise“ 5 Fr. 30.09. Cabaret Queue $QND=LQN„Sexy ist was anderes“ 6 Di. 22.11. Rohrmeisterei Schwerte %DVWDNeues Programm: „Mach blau““ 6 7 7 8 Do. 22.03.2012 Rohrmeisterei Schwerte :'5/DFKHQ/LYH0HKUNeues Programm mit Sarko de Funes, Angie u.v.a. jeden Dienstag CabaretQueue jeden Mittwoch CabaretQueue 4 jeden Donnerstag CabaretQueue 7DQJR6DORQmit DJ Topolino 'LQQHU$WWDFNHItalienisches Buffet mit Überraschungskünstler 7KLUW\:RQGHUODQGdie Ü-30-Party 21 8 VVK: KulturInfoShop: 0231/ 50 27710 KIS@dortmund.de Fritz Eckenga 30. Juli Tina Teubner 11. Sept. Leipziger Pfeffermühle 5.+6. Aug. Lioba A lbus Mi. 3. Aug immer mit . Mi. 10. Au twochs g. Lioba Alb Mi. 24. Au g. us - HerzD ame stich t Mi. 31. Au g. Die Stachelschweine 19.+20. Aug. Mi. 7. Sep t. nd Jazz Fazz Big Ba pt. 28. Aug. + 25. Se Mi. 14. Sep t. Mi. 21. Sep t. Mi. 17. Au g. Sparkasse Dortmund präsentiert: Dr. Stratmann 23.+24. Sept. RuhrHOCHdeutsch Musik, Kabarett & Comedy Juli bis Oktober 2011 U „Im weißen Rüssl ...“ 15.-18.9. / 2.-6.10. gen vorb ehalten!! ! Frank Goosen, Hennes Bender, Jürgen Becker, Bruno Knust, Bullemänner, Thomas Freitag, Jochen Malmsheimer, Lioba Albus, Dr. Stratmann, Kay Ray, Fritz Eckenga, Lydie Auvray, Uta Rotermund, Münchner Lach + Schieß, Stachelschweine, Kom(m)ödchen, Pfeffermühle u.v.m. NightWash 26. Aug. www.ruhrhochdeutsch.de tribüne nne Süd Die 2 vo 12.-14. Aug. ./ 7 Jochen Malm 22.+23. Juli / 2.sheimer -4. Sept. Änderun Im Spiegelzelt am www „Der Bauch lacht. ..“ Gastronomie: Veranstalter: Theater Fletch Bizzel Humboldtstraße 45 44137 Dortmund FON 0231/14 25 25 info@fletch-bizzel.de as“ artz Veg nust „H s Bruno K er donnerstag imm U www.fletch-bizzel.de Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Carrington & Brown 10. Sept. „Der Bauch lacht mit“ immer dienstags Infoline l Theater Fletch Bizze 25 25 0231 / 14 Uta Rot m und 24. Juli /er 21. Aug. Die Bräute 25. Sept. Mo. 1. Aug. Mo. 8. 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Mi. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 28. 29. 30. 31. ...immer montags: Philipp Simon DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Martin Herrmann Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“ Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“ Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo - Premiere ...immer montags: Ruth Schiffer DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Arno Margraf Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo ...immer montags: APE & FEUERSTEIN DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Nessi Tausendschön Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Berliner Stachelschweine: "Nichts als die Wahrheit" Berliner Stachelschweine: "Nichts als die Wahrheit" Uta Rotermund: "Können Männer denken" ...immer montags: Thomas Philpzen DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Anka Zink Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Nightwash - Comedy Show Spezial Kay Ray: “Haarscharf“ 14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band 20:00 Uhr Kay Ray: “Haarscharf“ ...immer montags: Robert Griess DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show Lioba Albus „HerzDame sticht “ Norbert Alich 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" ...immer montags: Horst Fyrguth DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show Lioba Albus: „HerzDame sticht “Fatih Cevikkollu Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Dr. Stratmann: "Kunstfehler" Dr. Stratmann: "Kunstfehler" 14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band 20:00 Uhr Die Bräute “Aus Kindern werden Leute,...” ...immer montags: Martin Herrmann DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Überraschungsgäste Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Die Bullemänner: "i.Kuh" 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € Oktober 2011 Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 11. Dortmunder DEW21 Museumsnacht Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE" Münchner Lach & Schieß: “OHNE LIMIT“ Münchner Lach & Schieß: “OHNE LIMIT“ 15,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € September 2011 Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten" Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten" Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten" …immer montags: Helmut Sanftenschneider DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Käthe Lachmann Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas” 8.Dortmunder DEW21 Kriminacht Carrington & Brown: „Mit Schirm, Charme und Cellone“ Tina Teubner „Aus dem Tagebuch meines Mannes“ …immer montags: Henning Schmidtke DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Simone Fleck 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 19,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € www Kartenverkauf KulturInfoShop in der Sparkasse Katharinenstraße 1 · 44137 Dortmund Mo - Sa: 10.00 - 18.00 Uhr Tel: 0231 - 50 27710 · Fax: 0231 - 50 27740 E-Mail: kis@dortmund.de Online Verkauf RUHR.VISITORCENTER Dortmund Brinkhoffstraße 4 · 44137 Dortmund Tel: +49 231 50 294 50 · Fax: +49 231 50 294 55 E-Mail: rvc@stadtdo.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag / Feiertage: 10.00 - 18.00 Uhr Ostermontag + Pfingstmontag: 10.00 - 18.00 Uhr www.ruhrhochdeutsch.de Veranstalter: Theater Fletch Bizzel Horst Hanke-Lindemann Telefon: 02 31-14 25 25 E-Mail: info@fletch-bizzel.de Spiegelzelt am Dortmunder U Rheinische Straße 1 · 44137 Dortmund www.RuhrHOCHdeutsch.de Programmänderungen vorbehalten. Action Tragikomödie Expressionistisch Tragikomödie Expressionistisch SSchwarzwei hNouvelle Farbe 3DNew H Historie Lie essionistisc Expressionistisch Krieg Stumm Schwarzweiß Anim Western ern us Abenteuer Kinder Italienischer Farbe Neorealismus 3D AAntikrieg n Heima Heimat Monume alErotik Monumental Historie ThrillerLiebe Nouvelle Vague Stumm Mysstery Myster Mystery stem noirIndependent ster In d dent New Hollywood Fantasy ttasyy JJugend ta Katas Katastrophen strophen t phen ph d FFant Ju or Schwar Schwarzweiß Animation Western Poetis Poetischer Realismus Kinder Tragödie Ab Abenteu t uer r Farbe 3D KAction Antikrieg Krimi Auto Trick Autoren Historie Science-Fiction Th Liebe Thriller Erotikk Heimat Krieg Film noir n Stumm no Hor Horror Ho Animatio Animation Trag Kinder Western Tragödie Komödie Tr A Antikrieg Trick Heimat Action ion n Science-Fiction Fantasyk Fam Expressionistisch Katastrophen Komödie ödie Tragikomödie g Neoreal Italienischer Familie ili e F Fantasy Katastrophen Jugend Monumental Italienischer talienischer ennischer enischer is err Neorea Ne Neorealis e alismus Nouvelle Vague enteuer Abenteuer Monum Mon Monu Krimi Nouvelle Vague gue ue IndependentFrrauen Erotik Film noirdikNewIndependen Independent Independe drau FFra auuen Hollywood m noir n Ne Film New ew Hollywo Holl Hollywood H y H Horror warzwePPo SSchwarzweiß chwarzwe h weiß we ißTragödie Tragödie Poetischer ti Realismus smus us Poetischer etischer tische Realismus Farbe e 3D DFarb Melodrama Act Action 3D Autoren Aut ie e Melodrama Lieb L Li Lie ebe Action Stumm Stum mm ö ie omödie omöd Autoren storKr KKrrieg ri r Tragikomödie Li b tumm Anim mationn ma iernn amilie Tragikomödie estern Krieg Animation Antikrieg Trickk Heimat eimat Familie Antik Western Antikrieg Heimat y Jugendd Frauen Jugend tasy Western Expressionistisch Liebe Expressionistisch Expression Western We Wes West te Liebe 3D Drama Dr ma Komödie Tragödie Ko 3 3D D Liebe Komödie Ko K Kom die e gikomödie ie Melodrama Melodram o odra od Action AAct ct nKomödie Tragödie KINO Alle Filme, alle Kinos, alle Termine, Interviews und Links: www trailer-ruhr.de facebook.com/trailerRuhr www.trailer-ruhr.de www.facebook.com/trailerruhr www NICHTS ZU VERZOLLEN EIN FILM VON UND MIT DANY BOON www.nichts-zu-verzollen.de ab 28.7. im Kino www ¹Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 5,6–6,3/3,7–4,3/4,4–5,1 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 117–133 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. ²Teilweise Sonderausstattung. Film-ABC Vorspann Ungewollte Zweisamkeit, Ruben (B. Poelvoorde) und Mathias (D. Boon), Kritik „Nichts zu verzollen“, S. 30 KULTUR.KINO.RUHR. FILMKRITIK-ÜBERSICHT August 2011 FILMSTART-TERMINE 28.7. 4.8. 11.8. 18.8. 33 DER ALBANER X 31 ANGELE UND TONY X 36 DIE ANONYMEN ROMANTIKER 28 BLUE VALENTINE 37 CAPTAIN AMERICA 33 CARS 2 37 CRAZY, STUPID, LOVE 37 GREEN LANTERN 37 HOMIES X 35 MIDNIGHT IN PARIS X 30 NICHTS ZU VERZOLLEN 37 PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION 37 PLÖTZLICH STAR 37 RESTURLAUB 37 DIE SCHLÜMPFE 32 SOMMER IN ORANGE 35 THE SOUND OF NOISE 31 SUPER 8 30 TOAST 32 DIE VATERLOSEN 35 WIR SCHAFFEN DAS SCHON X X X Freut sich über bekannte Orte auf der Leinwand: Frank Brenner Filmschauplatz NRW Um Rhein und Ruhr gibt es viele filmreife Locations Vielleicht geht es Ihnen ja auch so wie mir, dass Sie sich immer wieder freuen, wenn Sie bei einem Ihrer Kinobesuche auf der Leinwand eine vertraute Umgebung erblicken. Seien es der Kölner Dom oder die Düsseldorfer Kö, die für eine Produktion als Setting ausgewählt wurden und deswegen mal wieder zu Leinwandehren gekommen sind. Irgendwie macht es mir Spaß, im Kino über etwas Wohlbekanntes zu stolpern, das mir „Das Filmland NRW ist auch die überdimensionale fiktionale Welt ein für internationale Projekte Stückweit näher bringt. Köln und Düsselattraktiv.“ dorf stehen bei der Auswahl der Motivfinder in Nordrhein-Westfalen natürlich weit oben, weil die medialen Infrastrukturen dort seit langem vorhanden sind. Aber auch das Ruhrgebiet in all seiner Vielfalt und mit seinen zahlreichen filmreifen Standorten ist immer wieder und immer häufiger auf der Leinwand präsent. X X X X X In den letzten Wochen liefen beispielsweise in Oberhausen die Kameras, als für die eigens in der Stadt neu gegründete Produktionsfirma SteelWorX Film unter der Regie von Adnan Köse („Lauf um Dein Leben“) Uwe Ochsenknecht und sein Sohn Jimi Blue für „Kleine Morde“ angereist waren. Direkt in der Nachbarstadt Duisburg fanden sich Corinna Harfouch und die Nachwuchsschauspielerin Anke Retzlaff für „Puppe“ ein, der vom Mord an einem Duisburger Straßenkind erzählt. Inszeniert hat Debütregisseur Sebastian Kutzli. Auch renommierte Filmemacher wie Hans-Christian Schmid („Crazy“, „Sturm“) finden in der Region geeignete Motive für ihre Geschichten. In Herten und Umgebung hat der Regisseur im Juni und Juli Teile seines neuen Kinofilms „That’s All“ gedreht, für den er Darsteller wie Lars Eidinger, Ernst Stötzner und ebenfalls Corinna Harfouch gewinnen konnte. Neben all diesen deutschen Produktionen bleibt das Filmland NRW aber nach wie vor auch für internationale Projekte attraktiv. Durch die Unterstützung der Film und Medien Stiftung NRW steht in diesen Tagen der Drehbeginn von „The Danish Girl“ an, den Lasse Hallström mit Stars wie Nicole Kidman und Rachel Weisz u.a. auch in Düsseldorf und Köln realisieren wird. www X X X X X X X X X Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Wer von lokaler Szenerie gar nicht genug bekommen kann, der darf diese im August und September nicht nur auf, sondern auch um die Leinwand herum erleben. Zum 14. Mal laden dann die FilmSchauPlätze NRW zu Kinoerlebnissen an ungewöhnlichen Orten ein. Dabei ist das Programm auf die Standorte der mobilen Leinwand abgestimmt. Bei freiem Eintritt kann man beispielsweise am 20.8. im Franziskushaus in Essen nach einem Klostermarkt und einer Vorabendmesse in der Kapelle Margarethe von Trottas „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ erleben. Am 1.9. steht in der Künstlerzeche „Unser Fritz 2/3“ in Herne Live-Musik und Fatih Akins „Soul Kitchen“ auf dem Programm. Tags darauf kann man im alten Bootshaus am Rhein-Herne-Kanal in Bottrop, ebenfalls nach einer musikalischen Einstimmung durch die OldieBand „The Breeze“, den Publikumserfolg „Vincent will meer“ genießen. Alle Orte und Termine finden sich unter www.filmschauplaetze.de. Viel Spaß mit Lokalkolorit auf und um die Leinwand herum wünscht Frank Brenner Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / kino 27 Film des Monats Freunde sein? Der Anfang vom Ende für Cindy (Michelle Williams) und Dean (Ryan Gosling) Szenen einer Ehe „Blue Valentine“ von Derek Cianfrance Seit sechs Jahren sind Dean und Cindy verheiratet. Doch die Ehe steht an einem Scheidepunkt. Die Lebensentwürfe scheinen unvereinbar. C Schonungsloses Liebesdrama Der erste Eindruck trügt: Ein idyllischer Blick auf ein Haus auf der Wiese, die Familie beim Frühstück, der Mann kaspert mit der Tochter rum. Doch die Frau ist leicht genervt davon. Leicht genervt ist stark untertrieben, wie sich später zeigt. Wir wohnen vielleicht dem baldigen Ende der Beziehung von Dean (Ryan Gosling) und Cindy (Michelle Williams) bei. Die Liebe ist schon länger erkaltet, nun scheint sie nur noch das Kind zu verbinden. Dean ist zwar nicht der Vater des Mädchens, aber das ist das geringste Problem – die beiden verstehen sich prächtig. Nur kann das wohl kaum die Beziehung von Dean und Cindy retten, die offensichtlich am Tiefpunkt ist. Akt der Verzweiflung Nach seinem gefeierten Debüt „Brothers Tied“, der aus rechtlichen Gründen nie ins Kino kam, wandte sich der Regisseur, der bei der Experimentalfilmlegende Stan Brakhage studiert hat, dem Dokumentarfilm zu. Doch die ganze Zeit über hat er nebenher an seinem zweiten Spielfilm gearbeitet. Auch das neue Projekt war problembelastet. Bereits 2003 hat er Michelle Williams das Drehbuch geschickt, aber für den Dreh fehlte lange Zeit das Geld. Dann kam der frühe Tod von Michelle Williams' Freund Heath Ledger, der der Schauspielerin erst eine Auszeit und dann um Williams' und Ledgers' Tochter wegen dem Film einen Drehortwechsel abverlangte. Am Ende hat sich die Ausdauer gelohnt. Dean und Cindy haben wenig gemein außer ihrer Herkunft aus schwierigen Verhältnissen. Sie arbeitet in einem Krankenhaus und hat gerade die Chance, ihre Karriere voranzutreiben. Er begnügt sich mit einem Job als Anstreicher und trinkt lieber ein Bier und albert mit der Tochter rum. Als die Kälte zwischen den beiden kaum noch zu überspielen ist, schlägt er eine gemeinsame Nacht in einem Motel vor. Cindy ist nicht sonderlich begeistert, kommt aber dennoch mit. Als wären ihre Gefühle nicht schon kalt genug und ihre Zukunft düster, wählen sie im Themen-Motel das Science Fiction-Zimmer. Dort mühen sie sich damit ab, die alte Liebe zu finden. Sie kehren in Gedanken an den Anfang ihrer Beziehung zurück: Dean, der charmante Kindskopf, ist für Cindy eine Möglichkeit, aus ihrer verkorksten Beziehung mit Bobby, von dem sie ein Kind erwartet, rauszukommen. Dean ist zur Stelle, und er bleibt auch in den nächsten sechs Jahren genau an dieser Stelle. Cindy macht seine Genügsamkeit wahnsinnig. Deans Versuch, die Probleme mit einer tollen Liebesnacht zu klären, ist ein Akt der Verzweiflung, der grausam scheitert. Am nächsten Tag kommen sie um eine Entscheidung nicht länger herum. Psychologie statt Handwerk Die verschachtelte Erzählstruktur von „Blue Valentine“ ist nichts Neues in der Filmgeschichte und auch für die Erzählung einer Liebesgeschichte bereits mehrfach verwendet worden. Nicht nur François Ozon hat 2004 in „5x2“ rückwärts von einer gescheiterten Beziehung erzählt. Schon 1967 drehte Stanley Donen mit „Zwei auf gleichem Weg“ mit Audrey Hepburn einen Blueprint für diese Erzählform. Sie ist für ein Beziehungsdrama so geeignet, weil sich mit ihr das vielzitierte hilflose „Was ist nur aus uns geworden?“ entschlüsseln lässt. Blickt man mit dem Ende im Kopf auf den Anfang, sieht man bereits in den kleinsten Details Hinweise auf eine Entwicklung, die schleichend zum Erlahmen der Liebe führt. Eine der größten Qualitäten von „Blue Valentine“ liegt darin, dass Derek Cianfrance es schafft, ohne plakative Dramaturgie, dafür mit vielen kleinen Einzelheiten seine beiden Protagonisten zu charakterisieren bis langsam ein Bild entsteht, das der Zuschauer am Ende viel deutlicher vor Augen hat als die Figuren selbst. Hier kommt die Qualität der beiden Hauptdarsteller ins Spiel – beide zugleich große Stars und Ikonen des Independent-Kinos. Ohne sie hätte Cianfrances Unterfangen leicht scheitern können. Dessen war sich der Regisseur wohl bewusst und hat anstelle langer Proben zur Vorbereitung einfach die Filmfamilie in dem Filmhaus zusammen leben lassen. Wie Williams in einem Interview betont, hat sich Cianfrances dann kaum um das technische Beiwerk gekümmert. Lichtsetzung und andere Vorbereitungen waren in 15 Minuten erledigt, damit der Rest der Zeit voll und ganz auf die Performance der Darsteller verwendet werden konnte, um die psychologischen Feinheiten auszuarbeiten. Williams‘ und Goslings Palette ist dafür groß genug: Sie zeigen die erste Annäherung als naivschüchternes Spiel und enden beim gewaltigen Drama. Pathos bleibt dabei außen vor, weil sie stets in ihren Figuren bleiben. Der verspielte Anfang ist ganz zaghaft und weiß noch nichts Genaueres von der kommenden Liebe. Im entromantisierten Alltag ist dann auch kein Platz für Pathos, da gibt es nur noch tiefe seelische Verletzungen. Warum einen so deprimierenden und fast illusionslosen Film ansehen? Weil er genau hinguckt und einem das zeigt, was man selbst sonst nicht sieht. Man kommt aus dem Kino und will vor allem eins: es besser machen. www CHRISTIAN MEYER BLUE VALENTINE San Francisco Film Critics Circle Award 2010: Beste Hauptdarstellerin USA 2010 - Drama - Regie: Derek Cianfrance - Kamera: Andrij Parekh - mit: Mike Vogel, Ryan Gosling, Michelle Williams - Verleih: Senator Start: 4.8. BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater 28 Kritikerspiegel Ruhr AUGUST 2011 Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann Ingrid Bartsch Sebastian Ko WAZ ARD Morgen- WDR magazin 1 LIVE Blue Valentine Herausragend von D. Cianfrance Blue Valentine von D. Cianfrance Bemerkenswert Midnight in Paris von W. Allen Super 8 von J. J. Abrams Best of Comedy Die Anonymen Romantiker von J.-P. Améris Midnight in Paris von W. Allen Best of Drama Die Vaterlosen von M. Kreutzer Besondere Erwähnung Sommer in Orange von M. H. Rosenmüller R.-Ruediger Hamacher Sascha Westphal Marieke Steinhoff Christian Meyer film-Dienst EPD-Film Schnitt Midnight in Paris von W. Allen Die Vaterlosen von M. Kreutzer Blue Valentine von D. Cianfrance Verena Lueken Michael Kohler Christina Nord Frank Brenner FAZ choices Kultur.Kino.Köln Frankfurter Rundschau taz trailer Kultur.Kino.Ruhr Blue Valentine von D. Cianfrance Midnight in Paris von W. Allen Blue Valentine von D. Cianfrance Midnight in Paris von W. Allen Angèle und Tony von A. Delaporte Blue Super 8 Valentine von von J. J. Abrams D. Cianfrance Super 8 von J. J. Abrams Die Anonymen Romantiker von J.-P. Améris Die Anonymen Toast Romantiker von von SJ Clarkson J.-P. Améris Midnight in Paris von W. Allen Die Anonymen Romantiker von J.-P. Améris Midnight in Paris von W. Allen Midnight in Paris von W. Allen Blue Valentine von D. Cianfrance Der Albaner von J. Naber Toast von SJ Clarkson Der Albaner von J. Naber Blue Valentine von D. Cianfrance Blue Valentine von D. Cianfrance Die Vaterlosen von M. Kreutzer Der Albaner von J. Naber Toast von SJ Clarkson Blue Valentine von D. Cianfrance Die Vaterlosen von M. Kreutzer Die Vaterlosen von M. Kreutzer Cars 2 von J. Lasseter, B. Lewis Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN Bis 21.8., STADTWERKE SOMMERKINO, Landschaftspark Nord Duisburg Kino-Erlebnisse vor den guten alten Gebläsehallen – solange es nicht regnet 18.8., 21 Uhr, GESTÄNDNISSE (OmU), Roxy Dortmund Das mehrfach ausgezeichnete japanische Drama läuft in der Originalfassung 19.8., 22.30 Uhr, KABOOM, Metropolis Bochum Die homochrom-Reihe präsentiert den Film des Queer-Cinema-Pioniers Gregg Araki Bis 10.9., OPEN AIR-KINO CINEMA PARADISO, Kulinarischer Bhf Lukas Essen Bis in den September rein gibt es Popcornkino zu romantischem RestaurantAmbiente 19.8., 23 Uhr, CHOOSE, Apollo Gelsenkirchen Düster-schaurige Streifen in der Midnight-Movie-Reihe des Gelsenkirchener Multiplexes 3.8., 14.30 Uhr, DIE RELATIVITÄTSTHEORIE DER LIEBE, UCI Bochum trailer präsentiert im Rahmen des UCI-Kino-Cafés den Film mit Katja Riemann und Olli Dietrich www 3.8., 20.30 Uhr, SUPER 8, Cineworld Recklinghausen Preview zum hoch gelobten Actionfilm von J.J. Abrams „The Rocky Horror Picture Show“ 4.8., 20 Uhr, THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, Brauhof Moritz Fiege Bochum Frank ‘n’ Furter treibt an diesem Abend sein strapsiges Unwesen. Es sei denn, es regnet 20.8., ab 17 Uhr, FILMSCHAUPLÄTZE NRW 2011, Franziskushaus Essen Die Filmschauplätzetour der Filmstiftung macht Halt im Ruhrgebiet 7.8., 14 Uhr, DIE SCHLÜMPFE, Cinemaxx Mülheim Im Klexxi-Club für Kids von 4-11 Jahren gibt es zu jedem Film ein Willkommensgeschenk 23.8., 20 Uhr, FINAL DESTINATION 5, Cinemaxx Essen Preview der fünften Auflage über die unvermeidlichen Todesfälle. In „Maxximum 3D“ 8.8., 20 Uhr, MIDNIGHT IN PARIS (OmU), Eulenspiegel Essen Preview zu Woody Allens 42. Streich auf dem Regiestuhl “The Tree of Life” 24.8., 19 Uhr, BAD BOY KUMMER, Endstation Kino Bochum Das Portrait des Interview-Fälschers Tom Kummer m. anschl. Journalisten-Podiumsdiskussion „Bad Boy Kummer“ 24.8., 19.30 Uhr, WHAT A MAN, Filmzeche Hollywood Herten Ladiesnight im Vestischen zum neuen Film mit und von Matthias Schweighöfer 10.8., 21.15 Uhr, PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION, Cineworld Lünen Preview zum Prequel des Affen-Epos. Mens Night. Nur Männer dürfen diesmal in den Käfig 25.8., 19.30 Uhr, ALEXIS SORBAS, Endstation Kino Bochum Pleite kann man auch mit Stil sein. Anthony Quinn in seiner legendären Rolle als makedonischer Lebemann 15.8., 17.30/20.15 Uhr, THE TREE OF LIFE, Cineplex Hamm Forschend-vergnügt darf man sich in der „Kino für Kenner“-Reihe Terrence Malicks kontrovers diskutiertem Epos hingeben 28.8., 20.15 Uhr, E.T. – DER AUSSERIRDISCHE, Filmwelt Herne Der Herner Filmclub hat Steven Spielbergs Klassiker für den August gewählt 16.8., 21 Uhr, BAKUDAN HANAYOME – DYNAMITBRAUT, Arkadenhof Universität Bonn, Japan,1932, Stummfilm von Keisuke Sasaki und Tarajiro Saito. Mehr Rarität geht nicht 17.-20.8., OPEN AIR-KINO STRÜNKEDER SOMMER, Schloss Strünkeder Herne Vier Tage Open Air-Kino vor der Kulisse des Renaissance Schlosses „Ich sehe den Mann deiner Träume“ 20.8., 10.30 Uhr, FRAU HÖLLE, Schauburg Gelsenkirchen „Ein rohmersches Zelluloid-Doppelprogramm mit kontaminierten Überraschungen“ 5./6.8., je 22.45 Uhr, HOUSE OF BOYS, Astra Theater Essen Zum Ruhr CSD 2011 läuft der deutsch-luxemburgische Film mit Udo Kier u.a. 10.8., 20 Uhr, RESTURLAUB, Cinestar Dortmund Preview der Bestseller-Verfilmung von Georg Schnitzler 19.8., 21.30 Uhr, ICH SEHE DEN MANN DEINER TRÄUME, Kino Babylon Hagen Woody Allens 41. Film beim Freiluft-Kino im Hinterhof des Kulturzentrums Pelmke “Bakudan Hanayome – Dynamitbraut”, Foto: Stummfilmtage Bonn 29 31.8., 18 Uhr, DER MANN OHNE VERGANGENHEIT, Casablanca Bochum Filme mit dem Themenschwerpunkt Buddhismus im Rahmen der Ruhrtriennale Anthony Quinn als „Alexis Sorbas“ Neue Filme culture club Kino Café Das Blaue vom Himmel Für die Recherche zu einem Artikel über Lettland, begibt sich Sofia (Juliane Köhler) nach Riga. Dort ist sie selbst familiär verwurzelt: Ihre Mutter (Hannelore Elstner), die gegenwärtig verwirrt ihr Umfeld irritiert, wurde dort in den 30ern von ihrem Mann betrogen. Sofia deckt Geheimnisse auf, die sie unmittelbar betreffen. Schicksalhaftes Melodram. Was würde Louis de Funès dazu sagen? Grenzdebil cc „Nichts zu verzollen“ von Danny Boon UCI Europa ist vereint – die Grenzen sind geöffnet! Dass dem Sachverhalt allerlei Skeptiker kritisch gegenüber stehen, ist nicht erst vereinzelten Staatspleiten geschuldet. Denn echten Patrioten geht es nicht um spontane Notlagen, sondern ums Prinzip. Und im Prinzip ist eine Grenze nichts anderes als eine wertvolle Hinterlassenschaft der Ahnen, vor allem aber ein Wall gegen Barbaren und von daher eine sehr vernünftige, ja existenzielle Einrichtung, die es zu wahren und verteidigen gilt. So sieht das zumindest der belgische Zollbeamte Ruben (Benoît Poelvoorde), der in seinem Dörfchen Courquain mit vollem Übereifer die Grenze nach Frankreich sichert. Etwaiger Kritik entgegnet er schlagfertig verklärt: „Wir sind überlegen, nicht überheblich!“ Als die Umstrukturierungen der Europäischen Union greifen, ist plötzlich sein Posten in Gefahr: Stationären Grenzkontrollen droht das Aus. Als wäre das nicht schon schlimm genug, soll Ruben in Zukunft mobile Kontrollen durchführen – in Begleitung des französischen Zollbeamten Mathias (Dany Boon). Der ist prinzipiell nicht minder patriotisch eingestellt, muss sich allerdings zügeln, weil er ein Auge auf Rubens Schwester (Julie Bernard) geworfen hat. Regisseur Dany Boon hat sich auf Komödien eingeschossen, die sich genüsslich am Aufeinandertreffen kultureller Unterschiede reiben. Nach seinem auch in Deutschland erfolgreichen „Willkommen bei den Sch’tis“, in dem es noch der Südfranzose war, der auf die Nordfranzosen trifft, gestaltet sich das Ganze hier nun länderübergreifend und so für den internationalen Betrachter noch zugänglicher. Die Idee mag nicht originär sein, umso erfreulicher aber ist, wie erfrischend Boon an seine Geschichte herangeht. Denn neben zynischen Wortgefechten scheut der Franzose in seinem heiteren Camembert-FrittenDuell auch den Klamauk nicht. Temporeich prallen hier Slapstick, Wortwitz, Vorurteile, schrullige Figuren und vor allem Zitate aufeinander, die bis in die 70er Jahre zurückreichen, in denen Louis de Funès noch als uneinsichtiger, hitzköpfiger Streifenpolizist auf Touristen und Landsleute losgelassen wurde. Vergleichbar cholerisch geben sich die Kindsköpfe in diesem Streifen – und ebenso französisch charmant. Boon gelingt somit nicht nur eine freche Posse, er verneigt sich zugleich vor seinen Vorbildern und zeigt, wie unbeschwert gutes Mainstream-Kino sein kann. Eine freche, unterhaltsame, bewusst trashige Stunde der Patrioten, mitunter auch mal überzogen, aber durchgehend souverän gestemmt von den beiden Hauptdarstellern, von denen vorneweg Benoît Poelvoorde („Mann beißt Hund“, „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“) überzeugt. Und dass der Film am Ende Toleranz huldigt, ohne predigen zu wollen, und dabei verblendetem Nationalstolz entsprechend an den Kahn fährt, ist eine sympathische Randerscheinung. HARTMUT ERNST UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum | Karten 0234 23 90 23 4 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 | Karten 0203 30 19 19 1 trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.8. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: „Blauer Himmel Bochum“ oder „Blauer Himmel Duisburg“ Mi, 7. September um 14.30 Uhr Ein belgischer und ein französischer Grenzpolizist werden zur Zusammenarbeit verdonnert. Start frei für den Revierkampf! C Belgisch-Französische Patrioten-Posse www Nigel (Freddie Highmore) weiß, was Mädchen mögen Kochduell „Toast“ von SJ Clarkson Nigel Slater entdeckt in den 60er Jahren seine Leidenschaft fürs Kochen. Als sein Vater eine Haushaltshilfe engagiert, kommt es zum Duell. C Amüsanter Nostalgietrip Slater ist in Großbritannien ein Kochidol, das auch von Jamie Oliver bewundert wird. Basierend auf seiner Autobiografie wirft „Toast“ einen Blick auf die größtenteils unglückliche Jugend des Gourmets. Mag die Geschichte nicht viel Originelles aufweisen und die Figuren ein wenig oberflächlich daherkommen, so gleicht SJ Clarkson das durch eine detailreiche und authentische Schilderung des Lebens im Großbritannien der 60er Jahre wieder aus. Die vehement verfochtenen Standesunterschiede, die Reserviertheit gegenüber Neuem und das Festhalten an lieb gewonnenen Traditionen formen zusammen mit einer gelungenen Ausstattung ein ansprechendes Zeitgemälde. Außerdem versteht es Helena Bonham Carter („Harry Potter“, „The King's Speech“) auch hier, jede ihrer Szenen durch ihre Präsenz zu adeln. FRANK BRENNER NICHTS ZU VERZOLLEN F 2011 - Komödie - Regie: Dany Boon - Kamera: Pierre Aïm - mit: Dany Boon, Guy Lecluyse, Benoit Poelvoorde, Philippe Magnan - Verleih: Prokino Start: 28.7. BO: Casablanca, Metropolis, UCI, Union, DO: Camera, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Lichtburg TOAST GB 2010 - Komödie - Regie: S.J. Clarkson - Kamera: Balazs Bolygo - mit: Ken Stott, Oscar Kennedy, Helena Bonham Carter - Verleih: MFA Start: 11.8. E: Filmkunsttheater trailer verlost 3x2 Freikarten. E-Mail mit Stichwort "Verzollen" bis 10.8. an: verlosung@trailer-ruhr.de 36 30 Von einer solchen Kulisse wagten die Hobbyfilmer nicht mal zu träumen Trügerisches Familienidyll? Clotilde Hesmé, Grégory Gadebois und Antoine Couleau (l.) E.T. & Co. lassen grüßen Überspannt und Frivol „Super 8” von J.J. Abrams „Angèle und Tony” von Alix Delaporte In einer ländlichen US-Kleinstadt bekommt es eine Gruppe von Jugendlichen mit mysteriösen Ereignissen zu tun. C Vergnügliche Hommage an Sci-Fi-Klassiker Was Angèle in dem kleinen Küstenstädchen sucht, fragt sich nicht nur der Fischer Tony. Die hübsche Frau hütet gleich mehrere Geheimnisse. C Gefühlvolles Sozial- und Liebesdrama „Super 8“ verfügt über erstklassige Referenzen: Neben „E.T. – der Außerirdische“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (beide von Steven Spielberg), „Invasion of the Bodysnatchers“ und den „Goonies“ finden sich auch Spurenelemente des ersten „Alien“ in J.J. Abrams’ Film wieder. Darüber hinaus fungierte Spielberg höchstpersönlich als Produzent und konnte sich quasi selbst beklauen. Die Mixtur, die Abrams als Regisseur und Drehbuchautor von „Super 8“ angerührt hat, ist entsprechend Spielberg-like – aber sie stimmt. Ein Film, wie ihn der Meister vor 30 Jahren selbst inszeniert hätte, mit ein paar modernen Spezialeffekten aus dem Rechner angereichert. Die entlang von gängigen Sci-Fi-, Thriller- und Mystery-Mustern erzählte Geschichte spielt im Jahr 1979 in einer fiktiven Kleinstadt namens Lillian in Ohio. Eine Gruppe von sechs Jugendlichen um die 13 Jahre will mit einer Super 8-Kamera einen Zombiefilm drehen. Um die von Regisseur Charles gewünschten „Schauwerte“ zu bekommen, filmen sie eines Abends an einer stillgelegten Bahnstation und warten auf einen Zug. Der liefert tatsächlich Schauwerte, denn er entgleist, nachdem sich ihm ein Auto auf den Schienen entgegengestellt hat – in einer imposanten Action-Szene. Inmitten eines infernalischen Trümmerfelds finden die Kinder in dem Auto ihren schwer verletzten Biologielehrer Dr. Woodward. Der wusste offenbar um ein düsteres Geheimnis des Zuges und schickt sie fort, als Militär anrückt. Vorher warnt er sie davor, mit irgendjemandem über das zu sprechen, was sie gesehen haben. In der Folgezeit geschieht in und um Lillian immer mehr Mysteriöses. Menschen, Tiere und Dinge verschwinden – Paranoia greift um sich („Das waren die Sowjets!“). Also müssen die Kinder Detektiv spielen. Parallel dazu verläuft die langsame Annäherung zwischen „Star“ Alice und „Maskenbildner“ Joe, die durch ein familiäres Unglück vorbelastet ist. Im Spiel und Umgangston der Teenager spiegelt sich auf vergnügliche Weise das Verhalten von Erwachsenen und wird ein ironischer Seitenblick auf das Filmemachen geworfen. Vorzügliche jugendliche Darsteller, allen voran die hochbegabten Elle Fanning (Alice) und Joel Courtney (Joe), tragen ihren Teil dazu bei, aus „Super 8“ einen packenden und unterhaltsamen Film zu machen. So geht das, Michael Bay: Katastrophen, Ballereien und Alles-inSchutt-und-Asche-legen nehmen Zuschauer nur mit, wenn sie Sympathien für die Hauptfiguren entwickeln können. Dann ist Regie-Handwerk mit dosierten Effekten aus der digitalen Hexenküche allemal in der Lage, Spannung zu erzeugen und 3D-Overkill locker zu übertrumpfen – zumal die Gestalt des unheimlichen Monsters in guter alter „Alien“-Tradition erst peu à peu enthüllt wird. Der witzige Super 8-Zombiefilm der Kiddies wurde übrigens auch fertig gestellt und wird dem Publikum nicht vorenthalten. Tipp: Beim Abspann dranbleiben! MICHAEL HERMANN Die erste Einstellung macht klar: Dem klassischen Mutterbild entspricht Angèle nicht: Sie fickt mit einem Typen im Hauseingang – der gibt ihr danach die versprochene Actionfigur für ihren Sohn Yohan. Gleich danach trifft sie den Seemann Tony per Kleinanzeige. Aber der ist von ihrer überspannt-frivolen Art eher abgeschreckt. Dass der grob gebaute Tony nicht auf ihre Avancen eingeht, irritiert die hübsche Angèle zwar. Doch seine ruhige Ausstrahlung gibt ihr Halt. Und genau das braucht sie, um nach einem Gefängnisaufenthalt das Sorgerecht für ihren Sohn wiederzubekommen. Alix Delaporte erzählt in ihrem stilsicheren und zärtlichen Debüt unpathetisch von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und macht sich für einen hoffnungsvollen Realismus stark. CHRISTIAN MEYER SUPER 8 USA 2011 - Science Fiction - Regie: J.J. Abrams - Kamera: Larry Fong - mit: Ron Eldard, Ryan Lee, Kyle Chandler - Verleih: Paramount Start: 4.8. BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg ANGELE UND TONY F 2010 - Drama / Lovestory - Regie: Alix Delaporte - Kamera: Claire Mathon - mit: Grégory Gadebois, Clotilde Hesme, Antoine Couleau - Verleih: Kool Start: 4.8. BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater www Hässlich und Peinlich: Joaquin Phoenix in seiner schwierigsten Rolle Wider die Erwartung „I’m Still Here“ von Casey Affleck Die wundersame Verwandlung des erfolgreichen Jungschauspielers Joaquin Phoenix zum zotteligen Pseudo-Rapper JP. C Groteske Selbstdemontage eines Hollywoodstars 2008 verkündete Joaquin Phoenix, er wolle sich aus der Schauspielerei zurückziehen und nur noch Musik machen. Es folgten missglückte Rap-Versuche, wortkarge Auftritte im Zottel-Look sowie gehässige Parodien von Schauspielerkollegen. Immer mit der Kamera dabei: Casey Affleck, der nach der Premiere der vermeintlichen Dokumentation „I’m Still Here“ schließlich zugab, dass Phoenix’ Verwandlung nur gespielt war. Das ganze Projekt ein Jungswitz? Ganz so einfach ist es nicht, wenn man bedenkt, dass Phoenix zwei Jahre lang eine Rolle übernommen hat, die ihm einiges an Hässlichkeit, Peinlichkeit und Demütigung abverlangte. So bleibt der Eindruck einer bemerkenswerten Abarbeitung am Star-Image und an den Erwartungen der Öffentlichkeit, die stellenweise quälend ist, nichtsdestotrotz aber fasziniert. MARIEKE STEINHOFF I’M STILL HERE USA 2010 - Doku. - Regie: Casey Affleck - Kamera: Magdalena Gorka, Casey Affleck mit: Joaquin Phoenix, Jack Nicholson, N. Portman - Verleih: Koch Media Start: 11.8. 31 Neue Filme Filmkritik Unter der Oberfläche gären bereits die Konflikte Fröhliche Ankunft der Kommunarden im erzkatholischen Bayern Wenn die Nacht am tiefsten Kommunenleben „Die Vaterlosen“ von Marie Kreutzer „Sommer in Orange“ von Marcus H. Rosenmüller Zum Tod des Vaters kehren die Kinder ins Haus der ehemaligen Kommune zurück. Nicht nur Trauerarbeit, auch Vergangenheitsbewältigung haben sie vor sich. C Ungewöhnliches Familiendrama Die Mitglieder einer sexuell freizügigen Berliner Wohngemeinschaft verschlägt es 1980 in die bayerische Provinz, wo sie mit dem konservativen Weltbild der erzkatholischen Dorfgemeinschaft kollidieren. C Kunterbunte Sommerkomödie Der Vater ist tot, und damit auch ein Übervater gestorben. Er hatte einst eine Kommune gegründet. Die Liebe war befreit, entsprechend verwirrend die Vaterschaftsverhältnisse. Aber auch die Erziehungsmethoden des Patriarchen stehen nach all den Jahren auf dem Prüfstein. Marie Kreutzer entfaltet langsam und poetisch das komplexe Beziehungsgeflecht der Figuren – von der Mutter zu den Kindern bis zu deren Partnern. Mitunter und vor allem in den Rückblenden ist der Film unnötig dramaturgisch aufgeladen, womit er ein wenig seine Allgemeingültigkeit verspielt. Dennoch sieht man den durchweg guten Darsteller gerne bei ihrer Selbstfindung zu. CHRISTIAN MEYER DIE VATERLOSEN Berlinale 2011: bester Debütfilm A 2011 - Drama - Regie: Marie Kreutzer - Kamera: Leena Koppe - mit: Andrea Wenzl, Emily Cox, Philipp Hochmair - Verleih: ThimFilm Start: 4.8. BO: Metropolis, Casablanca, E: Filmkunsttheater Ein Exklusiv-Interview mit der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer lesen Sie unter: www.trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film culture club Die Entmystifizierung von Bhagwan Shree Rajneesh und seiner Bewegung sollte 1980 erst noch anstehen. Damals drangen zwar schon erste negative Schlagzeilen über den Sex-Guru und die fragwürdigen Praktiken in seinem Ashram an die Öffentlichkeit, die großen Skandale, die mit dem Umzug seiner Kommune nach Oregon begannen, waren jedoch noch Zukunftsmusik. Marcus H. Rosenmüller beabsichtigt in seinem neuen Spielfilm „Sommer in Orange“ allerdings auch gar nicht, in das gleiche Horn zu blasen wie beispielsweise Sabine Gisiger und Beat Häner, die im vergangenen Jahr „Guru: Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard“ in unsere Kinos brachten. Rosenmüller geht es vielmehr um einen ungewöhnlichen und farbenfrohen Background für seine liebenswerte Sommerkomödie, den die Jünger in Orange auf jeden Fall bieten können. Als Bezugsperson dient ihm die zwölfjährige Lili (Amber Bongard), die in der neuen Schule den Spott ihrer Mitschüler ertragen muss und zum ersten Mal mit spießigen Traditionen wie Schützenvereinen und Volksmusikgruppen in Berührung kommt. Aber vielleicht ist die Sicherheit, die diese neue Lebensweise mit sich bringt, am Ende sogar den allzu lockeren Sitten der Mutter vorzuziehen, die darüber schon mal ihre elterliche Fürsorge vergisst. In fünf Jahren hat es Marcus H. Rosenmüller geschafft, acht Spiel- und einen Konzertfilm abzudrehen. Ein unglaublicher Output, bei dem allerdings erstaunlicherweise die Qualität nicht zu leiden scheint. Nicht immer hat er mit seinen oftmals stark im Bayerischen verwurzelten Geschichten an den Erfolg von „Wer früher stirbt ist länger tot“ anknüpfen können. Aber auch mit „Die Perlmutterfarbe“ oder jetzt mit „Sommer in Orange“ hat er nachhaltig gezeigt, dass er ein Kinoerzähler ist. Und ein hervorragender Kinderregisseur! Viel zu oft leiden insbesondere deutsche Produktionen, in denen Kinder zentrale Rollen zu bekleiden haben, unter deren Laienhaftigkeit. Nicht so bei Rosenmüller, der ein goldenes Händchen beim Casting und bei der Schauspielführung beweist, wenn bei ihm selbst die Jüngsten vor der Kamera natürlich und glaubwürdig rüberkommen. Hier ist es die 1997 geborene Amber Bongard („Groupies bleiben nicht zum Frühstück“), die als Ich-Erzählerin die Sympathien schnell auf ihrer Seite hat. So ist hier eine nostalgisch angehauchte Familiengeschichte entstanden, die einen herrlich unverbrauchten, teilweise auch sehr trockenen Humor an den Tag legt. Der seit „Wer früher stirbt…“ sicherlich massentauglichste und publikumswirksamste Film Rosenmüllers, dem man einen ähnlichen Erfolg prognostizieren möchte, wie seinem Debüt aus dem Jahr 2006. FRANK BRENNER www cc Film Die letztePreview Nacht des Boris Gruschenko Woody Allens aberwitzige Komödie um den schmächtigen Russen Boris Gruschenko, der Ende des 18. Jahrhunderts erst zum Kriegshelden, dann zum Napoleon-Attentäter wird. Mit „Die letzte Nacht...“ setzt das Roxy-Kino, gemeinsam mit der Aktion „Herzvorkommen“ der DSW21, vom 5. bis 7. und 12. bis 14.8. seine Klassiker-Reihe fort, die jeden Freitag und Samstag in der Spätvorstellung und sonntags zur Nachmittagszeit läuft. Roxy Dortmund, Münsterstr. 95 Karten: 0231 22 08 151 www.roxydortmund.de SOMMER IN ORANGE D 2011 - Komödie - Regie: Marcus H. Rosenmüller - Kamera: Stefan Biebl - mit: Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Wiebke Puls - Verleih: Majestic Start: 18.8. BO: Union, DO: Cinestar, OB: Cinestar trailer verlost für den 12.8. 2 x 2 Karten. E-Mail bis 8.8. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Boris Fr, 12. August um 22.30 Uhr 36 32 Foyer Regisseur Jan Tenhaven vor dem Essener Astra Filmtheater, Foto: Betty Schiel Lebenslust und Lebensraum In geheimer Mission „Herbstgold“ im Astra Theater Essen Essen 5. Juli - Es ist ein starkes Bild, wenn ein 94-jähriger im feschen Sporthöschen einen Kopfstand macht oder ein hundertjähriger Diskuswerfer für seinen letzten Wurf alles gibt. Der Regisseur Jan Tenhaven, der seine zutiefst menschliche Doku „Herbstgold“ im Essener Astra Portraitierte mit „Herbstgold“ Senioren als Theater persönlich präsentierte, ist nur Sporthelden: Jan Tenhaven, Foto: Betty Schiel durch Zufall auf sein Thema gestoßen. Ihn reizte es, einen optimistischen, lebensbejahenden Film über diese „steinalten“ Hochleistungs-SportlerInnen zu machen. Tenhaven ist es gelungen, vor Drehbeginn („Wir haben viel Kaffee getrunken“) großes Vertrauen aufzubauen, was für eine persönliche Atmosphäre am Set sorgte und dem Film tolle Situationen bringt, zumal die sympathischen Sportler über ein gehöriges Maß an Selbstironie verfügen. Das Publikum war begeistert und berührt von diesen liebenswerten, charmanten Menschen, die sich auf ihre große Weltmeisterschaft vorbereiten. Nachdem der witzige 93-jährige Herbert Liedtke beim 100m-Sprint nur als Zweiter durchs Ziel läuft, stellt er lakonisch fest: „Scheiße“, und nach einer Pause: „...aber im nächsten Jahr bin ich ein bisschen besser.“ „Im Ghetto. Die Roma von Stolipinowo“ im sweetSixteen Dortmund Dortmund, 18. Juli - Angesichts der aufgeregten Debatte um den Zuzug von Menschen aus Südosteuropa in die Dortmunder Nordstadt und einer teils fragwürdigen medialen Berichterstattung über „Ekelhäuser“, prekäres Wohnen und die vermeintlichen Bedrohungen einer Nach dem Film blieben viele Zuschauer zur anschließenden Diskussion, ungezügelten Zuwanderung, gelang den Foto © Planerladen e.V., Dortmund OrganisatorInnen von Planerladen e. V. und dem sweetSixteen-Kino mit dieser Veranstaltung ein mehr als überfälliger Blickwechsel: Das Kino wurde vom Bild- zum Begegnungsraum, der Film zur Folie für einen Austausch auf Augenhöhe und den Versuch, die Mauer aus Vorurteilen und Misstrauen zu durchbrechen. Der Dokumentarfilm „Im Ghetto“ erzählt mit beeindruckender Nähe von den katastrophalen Lebensbedingungen in Stolipinowo, mit rund 40.000 EinwohnerInnen eine der größten Roma-Siedlungen Südosteuropas. Die Diskussion im Anschluss ging dank der Anwesenheit von rund 30 bulgarischen Zuwanderern aus der Nordstadt weit über das übliche Filmgespräch hinaus. Viele nutzten die Gelegenheit, hier zum ersten Mal persönlich auf die Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt, zu reagieren und von ihren Problemen in Deutschland zu berichten. BETTY SCHIEL/ANN KATRIN THÖLE Die Foyer-Langfassungen und weitere Nachrichten aus der Kinowelt des Ruhrgebiets unter www.trailer.de/foyer Foyer Nachrichten aus der Kino-Welt Spaßfaktor mit skurrilem Touch 33 „Cars 2“ von John Lasseter und Brad Lewis Abschleppwagen Hook wird irrtümlich für einen Agenten gehalten und bringt so Lightnings Teilnahme am World Grand Prix in Gefahr. C Ideenreiche Fortsetzung „Cars“ war nicht einer der besten Pixar-Filme, und doch hat das Studio diesen Film nun nach „Toy Story“ als zweiten auserkoren, um in Serie zu gehen. Doch der Spaßfaktor ist bei der Fortsetzung enorm hoch. Schon in den Eröffnungsszenen werden genüsslich Stereotypen aus Agentenfilmen parodiert, was mit den Autos als Protagonisten einen sehr skurrilen Touch erhält. Später wird die Spionagestory noch durch den Handlungsstrang um das Autorennen erweitert, was den Machern Gelegenheit für Seitenhiebe auf das Medienbusiness und den Rennfahrrummel gibt. Wie bei allen Pixar-Filmen steckt auch dieser voller selbstironischer Details, die man beim ersten Ansehen kaum alle entdecken wird. FRANK BRENNER CARS 2 USA 2011 - Trickfilm - Regie: John Lasseter, Brad Lewis - Verleih: Disney Start: 28.7. BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Lichtburg www Arben schlägt sich als Arbeitsmigrant durch Unweigerlicher Abstieg „Der Albaner“ von Johannes Naber Arben fährt regelmäßig nach Griechenland, um dort Geld zu verdienen. Als für die Hochzeit mit Etleva 10.000 Euro fällig sind, versucht er sein Glück in Deutschland. C Erschütterndes Migrationsdrama Das bergige Hinterland Albaniens wäre vielleicht für Touristen idyllisch – doch die kommen nicht in die ärmliche Region. Als der albanische Bauerssohn Arben auf der Suche nach dem schnellen Glück als „illegaler“ Einwanderer in Berlin landet, ist das zunächst ein Kulturschock. Doch er schlägt sich durch. Aber der Plan, das Geld für die heimische Hochzeit zusammenzukriegen, droht zu scheitern. Arbens Methoden werden radikaler. Regisseur Naber erzählt fast dokumentarisch von einem Migrantenschicksal. Dabei wird er nie plakativ: Weder beschwört er die Folklore Albaniens noch wird die deutsche Großstadt zum Sündenpfuhl. Und doch gehorcht Arbens Abstieg auf erschreckende Art einer systemimmanenten Logik. In Nabers Regiedebüt bedingt Eins das Andere. CHRISTIAN MEYER DER ALBANER D/ALB 2010 - Drama - Regie: Johannes Naber - Kamera: Sten Mende - mit: Luan Jaha, Nik Xhelilaj, André Hennicke - Verleih: Zorro Max Ophüls-Preis 2011 Start: 4.8. E: Filmkunsttheater Roter Teppich Siddharta genießt mit Amrita (Petra Schmidt-Schaller) das Kommunenleben: Georg Friedrich in „Sommer in Orange“, Foto: Majestic/Mathias Bothor „Je extremer eine Figur ist, desto lieber spiele ich sie“ Georg Friedrich über „Sommer in Orange“, Film in Österreich und sein Faible für ungewöhnliche Charaktere Seit 1983 wirkt der 1966 in Wien geborene Akzeptanz zu zeigen gegenüber Dingen, die man großes Publikum haben. Mir ist es nach der Premiere wichtig, dass mir der Film gefällt. Da ist es Schauspieler Georg Friedrich in zahlreichen Film- nicht versteht. Leben und leben lassen. egal, ob zwei Millionen in den Film gehen oder und Fernsehproduktionen mit. Durch seine Auftritte in „Hundstage“, „Wolfzeit“, „Böse Zellen“, Ihre Figur Siddharta ist voller Extreme, Sie achthundert. Klar, wenn er einen großen Erfolg hat, „Silentium“ oder „Import/Export“ wurde er zum scheinen ein Faible für etwas freakigere Rollen dann freue ich mich auch, in erster Linie für den Regisseur. Ich finde es oft schade, wenn Filme, die Gesicht des neuen österreichischen Films. Der viel zu haben … beschäftigte Mime, der 2004 auf der Berlinale Ja, das mache ich schon sehr gern. Je extremer eine ich mag, zuschauermäßig auf der Strecke bleiben. Figur ist, desto lieber spiele ich Viele Filme finden ja auf Festivals unter Cineasten zum österreichischen Shooting „Man muss Akzeptanz zeigen sie. Obwohl eine Figur auch in ih- ihr Publikum, gewinnen dort Preise, werden aber Star gekürt wurde, ist in diesem gegenüber Dingen, die man rer Einfachheit extrem sein kann. anschließend im Kino von niemandem gesehen. Der Monat in Marcus H. Rosenmüllers nicht versteht.“ Nicht nur die Strizzis (wienerisch Österreicher sieht sich nur ungern österreichische neuem Film „Sommer in Orange“ zu sehen, in dem er den ehemaligen RAF-Terro- für Zuhälter, aber auch Strolche im Allgemeinen; Filme an. Der österreichische Durchschnittszuristen Siddharta spielt, der in einer Kommune seine die Red.) und RAF-Terroristen können extrem sein, schauer geht eher in die amerikanischen Blocksondern auch ein Universitätsprofessor – für mich buster. Bei uns ist ein Film schon mit 100.000 ZuErfüllung findet. sogar noch mehr als ein Strizzi. Für mich ist das schauern ein Riesenerfolg. Damit es mal mehrere trailer: Herr Friedrich, „Sommer in Orange“ dann eine größere Herausforderung, das zu ma- hunderttausend Zuschauer werden, muss schon ein spielt 1980, als Sie selbst noch Teenager wa- chen. Bei „Sommer in Orange“ haben wir täglich 12 Kabarettist die Hauptrolle spielen. Die erfolgreichsren. Was haben Sie für eine Erinnerung an bis 15 Stunden zusammen gearbeitet und sind da- ten Filme sind oft solche, die ich selbst überhaupt bei auch persönlich zusammengewachsen. Ich habe nicht mag, die ich ganz furchtbar finde. Da kann ich diese Zeit? Georg Friedrich: Ich habe noch eine relativ gute dort bei der Arbeit Freunde gefunden. Das ist das mir überhaupt nicht erklären, wieso die dann zum Erinnerung an die Zeit, als Jugendlicher bekommt Tolle an dem Beruf, dass man mit vielen „emoti- Publikumserfolg werden. man schon einiges mit. Von den 70er Jahren kann onal schönen Menschen“ zusammenarbeiten kann, ich nur noch ein bisschen erinnern, aber die 80er die ich dann auch sehr ins Herz schließe. Das ist, Was sind Ihre Kriterien bei der Rollenwahl? glaube ich, in keiner anderen Branche so extrem. Ich lese das Buch. Wenn mir das Buch und die Figur waren meine Zeit, da bin ich groß geworden. Man arbeitet sehr intensiv zusammen und trennt gefallen, dann treffe ich mich mit dem Regisseur. Das sind häufig Bauchentscheidungen, gerade bei Gibt es bei Ihnen konkrete Erinnerungen an die sich dann wieder. Kinofilmen. Ich habe häufig Bücher in die Hand Friedensbewegung oder die Bhagwan-Anhänger? Da gibt es wenig. Ich weiß nur noch, dass in den Ist so eine Trennung dann nicht umso schwerer, bekommen, zu denen mir nicht viel eingefallen ist, 80er Jahren München für Wiener Verhältnisse eine wenn man eine solche emotionale Nähe aufge- wie das am Ende aussehen könnte. Oft sind dann dabei ganz tolle Filme herausgekommen. Auf der Großstadt war. Da war damals schon wahnsinnig baut hat? viel los, in Wien dafür eher wenig. Damals gab es Ja, mir fällt das immer schwer. Man ist aber auf anderen Seite habe ich auch Drehbücher gelesen, in Wien noch nicht so viele Lokale und Clubs, und der anderen Seite auch froh, weil es doch sehr an- die mir unheimlich gut gefallen haben und die dann München war dann für uns Wiener ziemlich hip. strengend ist. Man ist froh, wenn diese Anstren- am Ende nichts geworden sind. Man kann wirklich Wenn man nach München gefahren ist, ist man in gung vorbei ist, andererseits ist man traurig, weil keine Prognose abgeben, bevor der Film nicht zu man sich von Leuten, die man irgendwie ins Herz Ende gedreht, zu Ende geschnitten und zu Ende die große weite Welt hinausgefahren. gemischt ist. Die Mischung kann einen Film groß geschlossen hat, wieder verabschieden muss. machen oder sie lässt ihn klein bleiben. Nach 30 Jahren greift der Film nun die Bhagwan-Bewegung in seiner Geschichte auf. Welche Unter Michael Glawogger, Wolfgang Murnberger und Barbara Albert sind Sie zum Gesicht des Bedeutung hat dieses Thema heutzutage? INTERVIEW: FRANK BRENNER Welche Relevanz das für die heutigen Kinozuschau- neuen österreichischen Films geworden. Wo seer hat, muss jeder für sich selbst bestimmen. Aber hen Sie diesen heute? wenn ich mir den Film ansehe, besinne ich mich Dafür, dass wir so ein kleines Land sind, haben wir einfach wieder, dass es auch andere Dinge gibt als in den letzten Jahren großes Glück gehabt, dass nur zu arbeiten und Kohle zu machen. Es geht auch wir so interessante und gelungene Filme zustandarum, sich um seine Freunde und seine Familie zu de bekommen haben. Gute Filme werden ja nicht Lesen Sie die Langfassung des Interkümmern, um die Menschen, die man gern hat. Und unbedingt auch zu großen Publikumserfolgen. views mit Georg Friedrich unter: für sich selbst einen offenen Weg zu finden und Aber mir ist es gar nicht so wichtig, dass Filme ein www.trailer-ruhr.de/roter-teppich www 34 36 Kino.Ruhr Bei Alex Thiele und seinem Team im Babylon gibt der Filmrollenwechsel Gelegenheit zu Diskussionen Demokratisches Kino Im „Babylon“ in Hagen nimmt man sich Zeit für das Erlebnis Film Im Hagener Kulturzentrum Pelmke, das seit 24 Jahren existiert, gibt es seit 1996 auch eine Filmsparte, die unter dem Namen „Babylon“ Filmkunst in den Stadtteil Wehringhausen bringt. Mittlerweile spielt man dort rund 360 Vorstellungen jährlich, seit zwei Jahren wird jeder Hauptfilm zusätzlich von einem Kurzfilm flankiert. Alex Thiele ist der Leiter des Babylon-Kinos im Kulturzentrum, den trailer zu den Besonderheiten dieses Filmbetriebes befragte. trailer: Herr Thiele, wie ist das Programm des Kinos konzipiert? Alex Thiele: Als Programmnachspielkino. Wir haben eigentlich nie Filme zum Bundesstart, sondern immer mit einer vier- bis achtwöchigen Verschiebung. Wir sind hier auch manchmal räumlich etwas begrenzt, weil es Gruppen gibt, die das neben dem Kinosaal gelegene Kinocafé nutzen, dann ist eine gleichzeitige Nutzung des Kinos wegen Lautstärkeentwicklung ungünstig. Auch wenn unten im Saal eine Veranstaltung stattfindet, schließt das eine Kinovorstellung komplett aus. Deswegen und aus Personalmangel können wir kein Vollprogramm anbieten. Nach welchen Kriterien wird denn das eher arthousige Programm zusammengestellt? Wir machen das als demokratische Kinogruppe. Die bis zu zwölf aktiven Mitglieder unserer Kinogruppe treffen sich einmal im Monat und gestalten dann gemeinsam das Programm. Jeder schlägt Filme vor von denen er gehört hat und die er interessant findet. Nach einer kurzen Vorstellung für die anderen schauen wir uns Trailer dazu an, ziehen diverse Rezensionen zu Rate und versuchen, uns davon ein Bild zu machen. Idealerweise habe ich die Filme dann schon auf der Berlinale, der Filmkunstmesse oder anderen Gelegenheiten gesehen. Und danach stimmen wir das Programm dann demokratisch ab. Jeder hat seine Stimme und kann das Programm mitgestalten. Gil findet in Adriana charmante Gesellschaft aus der Vergangenheit Kulturgeisterstunde „Midnight in Paris“ von Woody Allen Ein nostalgischer Autor sucht in Paris Inspiration. Auf nächtlichen Spaziergängen bekommt er überraschende Hilfe: Von Hemingway, Fitzgerald und Gertrude Stein persönlich. C Kulturbeflissene Zeitreise Woody Allens Europareise geht in die nächste Runde: der 75-Jährige lässt in seiner 41. Regiearbeit einen erfolgreichen Drehbuchautoren Hollywoods in Paris die höhere Poesie suchen. Mit seinem nostalgischen Blick verliert er zwar zunehmend seine Braut in spe aus den Augen, findet aber per Zeitreise die Gesellschaft der Pariser Kunstzirkel der 1920er Jahre. Allen hat großen Spaß, an der Zeit zu drehen und Hemingway, Scott Fitzgerald, Picasso oder Man Ray klischeebeladen auferstehen zu lassen und damit zugleich auch seinen eigenen Hang zur Nostalgie zu karikieren. Starbesetzt wie immer, hat dieses Mal sogar Präsidentengattin Carla Bruni einen kleinen Auftritt. Allens Energie schwindet nicht: Zurzeit dreht er in Rom schon seinen nächsten Film CHRISTIAN MEYER MIDNIGHT IN PARIS E/USA 2011 - Komödie - Regie: Woody Allen - Kamera: Darius Khondji - mit: Adrien Brody, Carla Bruni, Owen Wilson, Rachel McAdams - Verleih: Concorde Start: 18.8. BO: Casablanca, Metropolis, DO: Camera, Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg www Wir schaffen das schon Was gibt es sonst noch für Besonderheiten? Eine Besonderheit unseres Kinos ist, dass wir nur einen Projektor haben, und das ist kein Tellerprojektor. Der hat nur einen Motor, der maximal eine 2000erRolle verkraften könnte, d.h. wir müssen aus technischen Gründen bei allen Filmen über 90 Minuten Länge eine Pause machen, weil wir die nicht an einem Stück vorführen können. Das ist für viele befremdlich, aber für unsere Stammgäste ist das ein soziales Forum geworden, das irgendwie dazugehört. Die meisten haben das akzeptiert und finden es gut, dass es eine Unterbrechung gibt. Jetzt im August bieten Sie auch wieder ein Open-Air-Programm an … Ja, das gibt es immer in den Sommerferien, wenn die Kinobranche ohnehin ein wenig darniederliegt – mit Ausnahme der Blockbuster. Seit 1999 gibt es im Hinterhof des Kinos nun schon regelmäßig das lauschige „Kino unterm Sternenhimmel“. Die Leute kennen das schon und kommen da immer sehr gerne hin, weil die Stimmung auch sehr gut ist. Mit mediterraner Atmosphäre und ein paar Lichtspielen zeigen wir dann ein leichtes, sommerliches Programm. Zum ersten und letzten Film gibt es dann zusätzlich noch eine Discoveranstaltung. INTERVIEW /FOTO: FRANK BRENNER Lesen Sie die Langfassung des Interviews mit Alex Thiele unter: www.trailer-ruhr.de/kino-ruhr I 2008 - Komödie - Regie: Giulio Manfredonia - Verleih: Kairos - Start: 18.8. Ende der 1970er begann Italien damit, seine Nervenheilanstalten aufzulösen. Dieses Drama greift den Fall und die Konsequenzen tragikomisch auf: Ein rebellischer Gewerkschaftler (Claudio Bisio) bekommt die Verantwortung für eine Gruppe entlassener Patienten auferlegt. Mit Engagement und Witz versucht er, den hoffnungslos Gestrandeten ein würdiges Leben zu ebnen. HE BO: Endstation Sound of Noise S/F 2010 - Komödie - Regie: Ola Simonsson, J. Stjärne Nilsson - Start: 11.8. Eine Handvoll Percussion-Fanatiker marschiert durch Banken, Operations- und Konzertsäle und entlockt so ziemlich allem Rhythmen und Melodien – nur nicht Instrumenten. Polizist Amadeus Warnebring (Bengt Nilsson) zeigt dafür allerdings wenig Verständnis. Origineller Spaß mit Kultpotential aus Schweden, basierend auf dem YouTube-Hit „Music For One Apartment And Six Drummers“. HE BO: UCI 35 Hintergrund Wecken Bemutterungsgefühle: Angelique und Jean-René Süße Verführung „Die Anonymen Romantiker“ von Jean-Pierre Améris Als der kontaktscheue Besitzer einer Schokoladenmanufaktur eine ähnlich gehemmte Chocolatière einstellt, stehen die beiden plötzlich vor der Herausforderung, ihr ganz persönliches Rezept für die sich anbahnende Liebe finden zu müssen. C Tragikomische Liebesgeschichte Statistisch gesehen leben etwa 12 Millionen hochsensible Menschen in Deutschland, für die landesweit „Selbsthilfegruppen“ angeboten werden. Am meisten fürchten die von ihrer Umwelt als extrem schüchtern oder ängstlich wahrgenommenen den intimen Kontakt mit anderen Menschen. Diese „Behinderung“ hat Regisseur Jean-Pierre Améris nun als Folie genommen, um uns eine romantische Liebesgeschichte voller Poesie und verhaltener Tragik zu erzählen. Schon bei ihrer Abschlussprüfung fiel Angelique (Isabelle Carré) in Ohnmacht, als der berühmte Chocolatiére Mercier ihr Talent lobte. Seitdem arbeitet Angelique inkognito für Mercier. Als ihr Chef stirbt, bewirbt sich Angelique bei der kurz vor dem Bankrott stehenden Schokoladenmanufaktur von Jean-René (Benoît Poelvoorde), der sie allerdings als Vertreterin und nicht als Chocolatiére einstellt. Die beiden entdecken ihre Seelenverwandtschaft, denn auch Jean-René leidet unter Berührungsängsten. Als ihm sein Psychiater rät, Angelique zum Essen einzuladen, könnte das Happyend eingeläutet sein – beruflich wie privat. Doch bis dahin gibt es noch einige Hürden zu nehmen, die für normal sensible Menschen eventuell ein Leichtes, für zwei Hochsensible wie Angelique und Jean-René jedoch fast unüberwindlich sind. Mit dem gleichen Genuss, den Angeliques Pralinen versprechen, erzählt Améris seine romantische Liebesgeschichte, deren kreative Füllung erst den vollen Geschmack ausmacht. Die Gags passieren manchmal am Rande, etwa wenn Angelique bei ihrer ersten Selbsthilfe-Gruppenstunde gleich vom Stuhl kippt, manchmal werden sie genüsslich ausgespielt, wie beim ersten gemeinsamen Dinner, als Jean-René ständig auf dem Klo verschwindet, um seine Angstschweiß-getränkten Hemden zu wechseln. Aber weil Améris so wunderbar die Balance zwischen Märchen und Realität hält – was sich auch in den zeitlosen Kostümen und Dekors manifestiert - lacht man immer mit und nie über seine Protagonisten. Und die sind einfach zum vernaschen: Benoit Poelvoorde mag zwar im ersten Moment etwas zu Altbacken für die mädchenhafte Angelique wirken. Aber sein vereinsamter Dackelblick dürfte auch beim (weiblichen) Publikum „Bemutterungsgefühle“ wecken. Und Isabelle Carré, die uns schon in Zabou Breitmans kleinem Meisterwerk „Claire – Sich erinnern an die schönen Dinge“ zutiefst berührte, verzaubert uns hier mit ihrem unschuldigen Charme. Wenn sie zu der Melodie „I Have Confidence in me“ (Ich hab Selbstvertraun´zu mir) aus dem Richard Rodgers-Musical „Sound of Music“ durch eine Einkaufspassage tanzt, dann möchte man am liebsten, dass sie einem direkt in die Arme rennt. Süßer kann ein Film kaum sein – nicht nur wegen der Schokolade. www DIE ANONYMEN ROMANTIKER F/B 2010 - Komödie / Lovestory - Regie: Jean-Pierre Améris - Kamera: Gérard Simon - mit: Isabelle Carré, Benoît Poelvoorde, Lise Lamétrie - Verleih: Delphi Start: 11.8. BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater DIE ANONYMEN ROMANTIKER – Am Rande Menschen mit psychischen Störungen eignen sich immer bestens für den Film – sei es fürs Drama, für den Thriller oder wie in diesem Fall für die Komödie. Hitchcocks Norman Bates, der von Jack Nicholson gespielte Melvin Udall aus „Besser geht’s nicht“ oder Russel Crowes Interpretation des Mathematikers John F. Nash in „A beautiful Mind“ – die Liste ist ewig erweiterbar. Abweichendes Verhalten wird in bestimmten Fällen von der Medizin als krankhaft beschrieben. Die soziale Phobie oder auch soziale Angststörung ist ein Phänomen, das die Betroffenen unter enormen Leidensdruck stellt. Ist ja auch klar – den Mitmenschen kann man nur selten entkommen. Wenn man jetzt etwa Spinnen oder die Höhe fürchtet, ist das wesentlich vermeidbarer. Die soziale Phobie macht sich durch Angst vor der Bewertung Anderer bemerkbar. Sie kann in bestimmten Umgebungen auftreten oder sich auf den Umgang mit dem jeweils begehrten Geschlecht beziehen. Soziale Isolation durch das Meiden dieser Situationen ist oft die Folge. Schon das kleinste zwischenmenschliche Gespräch kann einen enormen Kraftaufwand bedeuten. Doch woher kommt die soziale Phobie? Oft beginnt sie schon in der Kindheit und wird von den Eltern nicht erkannt. Eine familiäre Häufung der Fälle lässt wohl, zusätzlich zu erlernten Verhaltensweisen, auf eine genetische Disposition schließen. Das größte Problem ist die späte Diagnose und somit auch verspätete Hilfe sowie mögliche Folgeerkrankungen. INGA SELCK 36 Neue Filme Green Lantern Die Schlümpfe USA 2011 - Action - Regie: Martin Campbell - Verleih: Warner - Start: 28.7. USA 2011 - Trickfilm - Regie: Raja Gosnell - Verleih: Sony - Start: 4.8. Regisseur Martin Campbell schickt Ryan Reynolds ins Comic-Universum: Als einziges menschliches Mitglied der Superheldenfraktion Green Lantern Corps muss er nicht nur auf Erden, sondern und vor allem im Universum für Recht und Ordnung sorgen. Im Kampf gegen Bösewicht Parallax sind dem Helden die menschlichen Züge sowohl von Vor- als auch von Nachteil. Comic-Spaß HE Ups – die Schlümpfe in New York? Schuld daran ist Schurke Gargamale, der die verschlumpften Blaublüter aus ihrem Dorf verjagte. Die blauen Zwerge mit den weißen Mützen staunen nicht schlecht über die Großstadtmenschen, wollen aber vor allem eins: Zurück ins Dorf! HE BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg Planet der Affen: Prevolution Captain America: The First Avenger USA 2011 - Science Fiction - Regie: Rupert Wyatt - Verleih: Fox - Start: 11.8. USA 2011 - Action / Abenteuer - Regie: Joe Johnston - Verleih: Paramount - Start: 18.8. Das war wohl überfällig: Nach dem Remake (2001) jetzt also das Prequel zum Science-Fiction-Klassiker von 1968. Der Film erzählt davon, wie aus den Affen schlechte Menschen wurden: Ein junger Forscher entwickelt ein Heilmittel, das er an Affen testet. Dabei vergisst er, zu Risiken und Nebenwirkungen seinen Arzt oder Apotheker zu fragen. Digitale Affenshow-Party. HE Neulich noch kämpfte er als Menschliche Fackel für die „Fantastic Four“ – jetzt darf Chris Evans als Captain America im Alleingang die Welt retten. Die wird nämlich während des Zweiten Weltkriegs von einem mächtigen Nazi-Agenten bedroht (Hugo Weaving, „Der Herr der Ringe“). Comic-Spektakel aus dem Marvel-Universum mit Tommy Lee Jones und Stanley Tucci. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Lichtburg Crazy, Stupid, Love Homies USA 2011 - Komödie - Regie: Glenn Ficarra, John Requa - Verleih: Warner - Start: 18.8. D 2010 - Komödie / Musikfilm - Regie: Adnan G. Köse - Verleih: Kinowelt - Start: 18.8. Cal ist seit Jahrzehnten mit Emily verheiratet – da knallt sie ihm plötzlich und unerwartet die Scheidung hin. Der Mittvierziger ist wieder Single und weiß überhaupt nicht mehr, wie man sich in dieser Rolle verhält. Jacob ist zehn Jahre jünger und schult ihn in Sachen Flirt und Mut für den Neuanfang. HE Jimi Blue Ochsenknecht mimt den jungen Rebellen Marvin, der aus dem bürgerlichen Mief ausbrechen will. Entgegen der Vorstellungen seiner Mutter, einer Immobilienmaklerin, will Marvin nämlich eine Musikerkarriere starten. Coming-of-Age-Drama, in dem der Held seinen Weg sucht. Popstar-Juror Detlef D! Soost steht ihm dabei als Mentor zur Seite. HE www BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx Plötzlich Star Resturlaub USA 2011 - Abenteuer / Komödie - Regie: Thomas Bezucha - Verleih: Fox - Start: 4.8. D 2011 - Komödie - Regie: Gregor Schnitzler - Verleih: Sony - Start: 11.8. Grace (Selena Gomez) und ihre beste Freundin Emma (Katie Cassidy) haben gerade die Highschool hinter sich und begeben sich auf einen Trip nach Paris. Graces Mami aber stellt ihnen Stiefschwester Meg als Aufpasserin zur Seite. Vieles geht schief in der Stadt der Liebe, bis Grace mit einem Superstar verwechselt wird. Quietschlustige, romantische Komödie über Freundschaft und Verwechslungen. HE Ein Impuls öffnet dem festgefahrenen Brauerei-Manager Pitschi Greulich (Maximilian Brückner) die Augen: Kurzentschlossen entzieht er sich dem alljährlichen Mallorca-Urlaub und steigt in einen Flieger nach Buenos Aires. Dort will er neu anfangen. Doch schon bald offenbaren sich ihm die Vorzüge seines zurückgelassenen Spießerlebens. Midlife-Crisis-Komödie. HE BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg 37 Textwelten Poetry Verschwindet die Schreibschrift?, Foto: Hannah Linden Sebastian23 hat keinen Fernseher Schreiben ist Denken Shir Khan beißt Paul Panzer in den Schritt Wofür brauchen wir noch die Handschrift, wir schreiben doch sowieso auf dem Computer? Eine weitverbreitete Ansicht, die man offenbar auch in Hamburgs Schulbehörde teilt. Als erstes Bundesland gibt Hamburg die verpflichtende Handschrift auf, dort können die Erstklässler in Zukunft auch in Druckbuchstaben schreiben. Die Erfahrung zeigt, wo die Freigabe einmal erfolgt ist, wird das bestehende System bald verschwinden, schon alleine, weil die Lehrer keine Rückendeckung bei ihrer Arbeit mit dem alten System von Seiten der Schulbehörde zu erwarten haben. Die Einführung der Druckschrift vereinfache vielen Kindern das Schreiben, meint man in Hamburg. Eine Ansicht, die auch schon bei der Einführung der Rechtschreibreform ins Feld geführt wurde. Offenbar soll sich das gesamte System vor den IDötzchen verneigen, die ja eigentlich in die Schule gekommen sind, um etwas zu lernen. Wer einmal beobachtet hat, wie stolz Kinder darauf sind, ihre eigene Handschrift zu zeigen, wundert sich darüber, dass ihnen dieses erste Erlebnis von Erfolg und Identität genommen werden soll. Der dumme August ist der Monat, in dem man die meiste Zeit draußen verbringt. Sebastian 23 zählt an: elf – die Video-Kolumne Die fatale Idee, die Handschrift aufzugeben Nun könnte man einwenden, dass der Untergang des Abendlandes nicht bevorsteht, wenn ein paar Sechsjährigen keine Handschrift mehr beigebracht wird. Andererseits darf man sich fragen, ob sich das Abendland nicht gerade über seine Kultur definiert. Handschrift ist ein Stück Identität, das wissen nicht nur die Graphologen. Was wir auf dem Papier sehen, ist geronnene innere Bewegung, die einen Blick auf Denken und Fühlen bietet. Dass die Buchstaben miteinander verbunden werden, entspricht nicht bloß einem Bedürfnis nach Dekoration. Spätestens seit der Veröffentlichung von Stanislas Dehaenes bahnbrechender Untersuchung „Lesen“ (Textwelten 11/2010) wissen wir, dass vom Auge jeder einzelne Buchstabe aufgenommen und im Gehirn zu einem Wort zusammengesetzt wird. Indem sich die Buchstaben zu einem Wort fügen, entsteht Sinn. Ein geistiger Prozess, dem wir im Schreiben manuell Ausdruck verleihen. Das Schreiben bildet die Bewegung des Denkens ab. Die eilige Forderung nach Effizienz ist hier fehl am Platz. Lernen braucht Zeit, hat man die, entwickelt sich Kreativität und das Neue kann geboren werden. Schreibt man in Druckschrift, muss die Hand immer wieder absetzen, der Fluss der Bewegung geht verloren, das verkrampft die Hände und man wagt sich gar nicht vorzustellen, wie jemand in der Lage sein soll, seitenweise auf diese Weise mit der Hand zu schreiben. Der Wechsel auf die Tastatur des PCs ist nur logisch. Das Schreiben stellt jedoch das Paradebeispiel für eine Kulturtechnik dar, die sich in den Körper einschreibt. So gehört die Handschrift zu den komplexesten Bewegungsabläufen des Menschen. Nicht nur die Motorik wird auf Trab gehalten auch im Gehirn geht während des Schreibens ein Feuerwerk im Spiel der Neuronen ab. Analphabeten haben tatsächlich andere Gehirnstrukturen und ziemliche Probleme mit Tätigkeiten, die feinmotorische Finesse verlangen. Hamburg steht mit seiner bequemen Entscheidung jedoch nicht alleine da, andere Bundesländer wollen nachziehen, auch NRW. Wieder einmal zeigt sich, wer vom Wert kultureller Errungenschaften nicht überzeugt ist, der schafft sie irgendwann einfach ab und da kann eine Schulbehörde sicher besonders effiziente Ergebnisse erzielen. Wenn ich so durch meine ausgedehnten Liegenschaften im grünen Süden Bochums flaniere und mir die dort lebenden Hobbits und Elfen fröhlich zuwinken, dann frage ich mich schon, ob die viele Sonne gut für mich ist. Meine Mütze wird im Sommer zu meinem privaten Hochofen und die Gedanken zu Eisenerzschlacke. Doch ich werde die Dampfhaube auch nicht abnehmen, denn dann fragen mich die Menschen immer, ob ich mir die Haare schwarz gefärbt habe. Dabei sind die einfach nur verbrannt. So trage ich also meinen Hitzkopf durch das Auenland und denke mit Wehmut an mein klimatisiertes Gutshaus, in dem mich meine Bediensteten mit sehnsüchtigen Blicken zurückerwarten. Ich bin ein guter Lehnsherr und schicke nicht mehr als drei pro Tag in die Strafkammer. Karpfen gegen Anti-Schuppen-Schampoo Das klingt vielleicht hart, aber im Zuge der Demokratiemüdigkeit unterwerfen sich immer mehr Menschen freiwillig meiner tyrannischen Willkür, denn wenigstens exportiere ich keine Panzer. Außer Paul Panzer, den verkaufe ich demnächst an eine taiwanesische Fischfabrik. Als Karpfen. Dabei hab ich gar keine Ahnung, wer dieser Paul Panzer eigentlich genau ist. Ich habe nämlich keinen Fernseher zu Hause. Im bin im Sinne des Höhlengleichnisses entrückt von der Welt. Wenn mir jemand sagt, dass das „Sommermädchen“ auf Pro7 nichts als komprimierte Dackelkacke ist, dann ahne ich nur die Bedeutung der Worte. Ich habe auch ehrlich nicht die geringste Ahnung, wer „Daniela Katzenberger“ ist und ob es diese Person wirklich gibt, oder ob sie der pervertierten Fieberfantasie einiger ehemaliger Freunde entsprungen ist. Aus Sicherheitsgründen rede ich jedenfalls nicht mehr mit denen. www Die Erde ist eine linke Kniescheibe Und ich weiß auch nicht, ob das Programm schlechter geworden ist, denn ich hab schon lange keinen Fernseher mehr. Im letzten Dschungelcamp, das ich noch gesehen habe, waren Shir Khan, Mogli und Balu, der Bär. Ist lange her, aber ich glaube, Mogli wurde am Ende Dschungelkönig. Es kommen natürlich Leute zu mir, die sagen, es gäbe schon ein, zwei interessante Sendungen auf Spartenkanälen. Zu denen sage ich immer: „Freunde“, sage ich, „ich heirate doch auch keine Frau, nur weil sie eine attraktive linke Kniescheibe hat. Denkt an meine Worte: Daniela Katzenberger hat eine attraktive linke Kniescheibe.“ Dann nicken alle verständnisvoll und leicht angewidert und keiner merkt, dass ich keine Ahnung habe, was ich da grade gesagt habe. Vermutlich hab ich einfach nicht alle Schnitzel in der Pfanne, aber ich sehe nicht ein, wieso ich Geld ausgeben sollte, damit mir jemand auf Knopfdruck ins Wohnzimmer kackt. Dafür habe ich schließlich die Strafkammer für Aufsässige in meinem Hofstaat. Und in meiner Strafkammer sieht es aus, wie im innersten Kreis der Hölle: Es gibt nichts außer einem riesigen Fernseher, einem teuflisch weichen Sofa und schüsselweise frittierter Nahrungsmittel. Trotzdem benehmen sich in letzter Zeit auffällig viele Bedienstete daneben. Keine Ahnung, was mit denen los ist. FOTO/TEXT: SEBASTIAN23 THOMAS LINDEN Sebastian23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf trailer-ruhr.de 38 36 Kompakt Disk Popkultur in nrw Rumpeln im Gebälk Slutwalk in Manchester, Foto: Phil King Good Grrrls are to be heard – and seen Die Geschichte der Riot Grrrls ist noch nicht zu Ende Von Christian Werthschulte Zugegeben, manchmal ist der Titel dieser Kolumne irreführend. Denn was in diesen Zeilen Monat für Monat unter dem Label „Unterhaltungsmusik“ besprochen wird, ist ja meistens erst dann interessant, wenn es über die kulturindustrielle Klebrigkeit hinausgeht. Zwischen dem 20. und 25. August 1991 geschah dies. In dieser Woche trafen sich in Olympia, im Nordosten der USA, eine Reihe von Underground-MusikerInnen zur International Pop Underground Convention, auf der sich alle Protagonistinnen einer Szene versammelt hatten, die vielleicht letzte Jugendbewegung mit Gitarren in der Hand bilden würde: Riot Grrrl. Die Geschichte dieser Popfeministinnen hat jetzt die Essener Kulturwissenschaftlerin Katja Peglow zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Jonas Engelmann im Buch „Riot Grrrl Revisited“ aufgearbeitet. „Zum ersten Mal in der Musikgeschichte wurden bei den Riot Grrrls Frauen zu Anführerinnen einer popkulturellen Bewegung“, erzählt sie. Zwar hatten schon in der Hochphase von Punk besonders junge Frauen die alten Rollen von Fan und Sängerin verlassen und erfolgreich Bands gegründet, waren aber mit dem Abebben der ersten Punkwelle wieder in der Versenkung verschwun„Unterhaltungsmusik ist den. Das sollte sich diesmal ändern. Die eigentlich erst dann Platten, Bücher und Fanzines, „die uns aninteressant, wenn sie sprechen, in denen wir uns mit eingeschloskulturindustrielle Klebrigkeit sen und verstanden fühlen“, wie es im Riot hinter sich lässt.“ Grrrl-Manifest von 1991 heißt, wurden im Selbstverlag produziert und per Eigenvertrieb um die Welt geschickt. So bildete sich ein Netzwerk, das auch dann noch Bestand hatte, als die Medien das Phänomen als „Girlie“ längst verniedlicht hatten. Und auch der Sound änderte sich im Laufe der Jahre. Waren die ersten Riot Grrrl-Veröffentlichungen noch lärmige Punkplatten, orientierten sich die Protagonistinnen der Szene spätestens ab den späten Neunzigern am DIY-Gedanken elektronischer Musik. So schafften die Riot Grrls den Brückenschlag zu queeren Subkulturen und wurden zu Vorbildern. Wenn Beth Ditto, die Sängerin von The Gossip, am 30.7. als Headlinerin beim Juicy Beats auftritt, dann nur, weil sie als Jugendliche von den Riot Grrrls inspiriert wurde, ihre eigene Band zu gründen. „Nach der Aufbauarbeit der Initiative Rocksie! in den frühen Neunzigern ist spätestens mit Beth Dittos Auftritt das Phänomen auch im Ruhrgebiet angekommen“, urteilt Peglow. „Und dann findet zwei Wochen später noch der erste Slutwalk statt.“ Eine Parallele, die einleuchtet. Die Riot Grrrls forderten in ihren Songs immer wieder das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ein - genau wie es die Teilnehmerinnen der Slutwalks auch tun. Der erste Slutwalk fand im April 2011 in Toronto als Reaktion auf die Äußerung eines ein Polizisten statt. Dieser hatte erklärt, dass Frauen sich nicht „wie Schlampen“ kleiden sollten, wenn sie sexuelle Gewalt vermeiden wollten. „Dadurch findet eine Schuldumkehrung statt, die absolut fatal ist“ erklärt Anni Lischewski vom Organisationsteam Ruhr. Sexuelle Gewalt sei in erster Linie in ungleichen Machtpositionen begründet. In Anlehnung an die 2000 Frauen, die in bewusst ‚schlampiger‘ Kleidung zum Hauptquartier der Polizei in Toronto zogen, will der SlutWalk Ruhr am 13.8. in der Essener Innenstadt demonstrieren. „Wir gehen auf die Christian Werthschulte Straße für unser Recht auf Selbstbestimmung - über unsere lebt in Köln und mag Pop Körper und unsere Leben.“ Riot Grrrl Revisited von K. Peglow und J. Engelmann, Ventil Verlag 2011. 16,90 € SlutWalk Ruhr I 13.8. I Essen I www.slutwalkruhr.blogsport.de 39 And so I watch you from afar ist der Name einer nordirischen Band, die sich dem instrumentalen Mathcore verpflichtet. Auf ihrem zweiten Album „Gangs“ gibt es tricky Rhythmen, Breaks und Tempowechsel. Die Gitarre kratzt immer haarscharf an Metal- und Art Rock-Klischees vorbei, die Double-Bassdrum ergänzt den Eindruck, als Gegengewicht gibt es aber Punk Rock-Feeling (Richter Collective). Wooden Shjips benennen sich zwar nach einem Stück von David Crosby (mit Schreibfehler), beziehen sich mit ihrem Space Rock aber deutlich auf die psychedelischen Hippies bzw. deren Nachfahren. Als hätte es Spacemen 3, deren Sonic Boom produziert hat, nie gegeben (Thrill Jockey). Der zwölfte Jahresbericht von Kölns Techno-Flagschiff Kompakt fährt die Anstrengungen der letzten Jahre etwas zurück und präsentiert sich als einfache CD. Zwölf Stücke gibt es auf „Total 12“. Mit dabei sind alte Hasen wie Wolfgang und Reinhard Voigt, Michael Mayer, The Modernist, Superpitcher und Matias Aguayo und einige Neuzugänge mit meist geschmackvollem, melodiösen Techno – ein paar Mal rumpelt es aber auch ordentlich im Gebälk. Noch ein Lokalmatador: Hans Nieswandt, seit Ewigkeiten bekannt als DJ, Autor und Produzent, versammelt auf „Hans is playing House“ seine Remixe der letzten Jahre. 14 Mal hat er Originale von Knarf Rellöm über Jens Friebe zu Barbara Morgenstern individualistisch verhoused, ohne Angst vor drolligem deutschen Disco (bureau b). Die französischen DJs Jess & Crabbe stellen mit "Bazzerk – African Digital Dance“ auf zwei CDs Kuduro vor, eine Musik aus Angola, die afrikanische Rhythmen und Sounds mit Techno, House, Rap und Dancehall mischt. Eine Verwandtschaft zum rauen Baile Funk aus Brasilien lässt sich ausmachen. International bekannt geworden ist der Stil durch die Portugiesen Buraka Som Sistema und M.I.A., die den Sound in ihre Musik einfließen lässt. „Bazzerk“ versammelt 27 umwerfende Dancetracks (Mental Groove). Aus Mali kommt das L'Orchestre Kanaga de Mopti, deren gleichnamiges Album 1977 auf einem staatlichen Label erschien und inzwischen Kultstatus genießt. Was nicht wundert, denn der Afro Funk ist sehr mit typischen Stammesgesängen und tribalistischen Xylophon-Phrasen durchsetzt – großartig (Kindred Spirits). www In der „Original Album Series“ werden für wenig Geld fünf Original-Alben in dünnem Originalcover ohne Schnickschnack zusammengefasst. Neben vielem mediocrem 70er und 80r Kram erscheint jetzt auch je eine Box von zwei der bedeutendsten Jazz-Erneuerern: John Coletrane und Ornette Coleman. Beide Boxen demonstrieren mit den Alben für das Label Atlantic – darunter das programmatische „Free Jazz“ von Coleman, den Umbruch in den frühen 60er Jahren zum freieren Jazz (Rhino). Das Harmonium sieht aus und spielt sich wie eine Kirchenorgel, die Tonerzeugung ist ähnlich wie beim Akkordeon. Man kennt es in der Popmusik vor allem von Nico. Auf Sigbjørn Apelands instrumentalem Soloalbum „Glossolalia“ ist es sehr flächig eingesetzt, wogt mal beruhigend, mal schaukeln sich die Klangwellen hoch oder getragene Melodien halten einkehr. Sehr schön, sehr kontemplativ (Hubro). Jim O'Rourke arbeitet seit Jahren an der Grenze zwischen Pop und Experiment. Mit der Reihe Old News räumt er sein Archiv auf und veröffentlicht experimentelle Stücke der letzten 15 Jahre. „Old News #5“, versammelt vier Stücke von 1992 bis 2010, deren elektronische Klänge wie ein Geräuschorchester erscheinen, mitunter sehr harsch, dann wieder schälen sich wunderbare Melodien aus den Drones. Vinyl only (Editions Mego). CHRISTIAN MEYER Sammlung Filmstill aus: „Neon Genesis Evangelion“, Abbildung: Studio Khara_Universum Film GmbH „Es gibt keinen großen Bruch“ Anime zwischen Tradition und Moderne. Kurator Stefan Riekeles über die Ausstellung „Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U Auch wenn die Möglichkeiten der Computergrafik immer ausgefallener und unsichtbarer werden, beim japanischen Anime, einem filmischen Genre, bei dem man die neueste Technik hinter den laufenden Bildern immer vermuten würde, spielt sie nur eine begleitende Rolle. Noch immer sitzen die Zeichner mit Bleistift und Pinsel vor Papierstapeln, um den Filmen diese unnachahmliche Optik zu geben. krieg fast exzessiv betreiben, in Japan nicht besonders stark stattfindet. Es gibt aber in Filmen und Comics diese Monster und Mutanten, die durch Strahlung jedweder Art aus dem Meer kriechen. Meiner Meinung nach können die tatsächlich als so eine Verarbeitungsleistung gelesen werden. Vor allem Godzilla, der nur ein paar Jahre nach dem Bombenabwurf aus dem Meer steigt und erst mal Tokio verwüstet. Und er hat unzählige Nachfolger – also rumort da was. Die Godzilla Filme werden trailer: Herr Riekeles, ist Heidi in Japan in der auch nie abgeschlossen werden, genauso wie postatomaren Apokalypse angekommen? sich die Monster-Ikonografie in den Mangas und Animes fortsetzt. Es gibt also tatsächStefan Riekeles: Aus heulich so eine Art von Aktualität der Bomtiger Sicht ist Heidi für „Der Regisseur hat beim be in der japanischen Kultur, und das Anime interessant, weil Anime eine wesentlich Bedürfnis sich damit auseinander zu in den 1970er Jahren in stärkere Rolle als im norsetzen. Diese Kreaturen sind ein gutes Deutschland kaum jemand mal gedrehten Film, weil er wusste, dass es eine ja- tatsächlich die komplette Welt Medium, um sozusagen zwischen Technik, Kultur, Natur zu operieren und das panische Produktion war. kontrollieren und die kreaAndererseits ging auch tiven Entscheidungen sehr viel zu verhandeln. das japanische Publikum direkter umsetzen kann.“ Die Filme sind immer ein Gesamtdavon aus, dass es keine japanische Produktion ist, weil es in den Bergen in kunstwerk. Dominieren die Zeichner sie? Europa spielt und nicht besonders japanisch aussah. Die Filme sind Gesamtkunstwerke in dem Sinne, dass ein ganzes Team daran beteiligt ist und geAber irgendwie erinnern viele Figuren noch meinsam ein Kunstwerk schafft. Es gibt einige dominante Stellen in der Produktion, in der Entheute an Heidi. Die großen Augen, auf die Sie anspielen, sind nicht scheidungen getroffen werden, die den Gesamtvon den Heidi-Produzenten vorangetrieben wor- Look und den gesamten Film durchdringen. Das den. Die lassen sich eher auf eine Entwicklung zu- sind aber nur wenige Positionen. Das sind das rückführen, die von Osamu Tezuka ausging, der in Storyboard, das Concept Design, das Background seinen Comics immer mehr Wert auf die Ausarbei- Design, die Charakterentwürfe, die Animation und tung der Augen gelegt hat. Seine Mangas hatten alles koordiniert vom jeweiligen Regisseur. Der einen großen Einfluss auf die Entwicklung. Heute Regisseur hat beim Anime eine wesentlich stärexistiert ein stereotypes Bild von Anime Figuren, kere Rolle als im normal gedrehten Film, weil er die große Augen und mindestens noch einen Robo- tatsächlich die komplette Welt kontrollieren und teranzug in der Garderobe hängen haben müssen. die kreativen Entscheidungen sehr viel direkter Das erklärt sich einmal aus der Faszination für Zu- umsetzen kann. So gibt es da beispielsweise wenig kunftsszenarien, für die Anime immer ein Medium Verhandlungsspielraum für den Kameramann. Aber waren, aber auch aus einer Verweigerung oder der der Concept Designer hat dafür eine wesentlich Suche nach Identität jenseits der japanischen. Das stärkere Rolle, weil er die Welt erschaffen muss Besondere an den großen Augen ist, dass es eben und erst mal nach seinen Kriterien entwirft. keine asiatischen sind, deshalb sind die so groß. Shinji Aramaki hat 2004 auf der DVD von „AppVon „Godzilla“ bis „Ghost in the shell“ sind viele leseed“ im Interview gesagt, dass er bestimmte Ängste der Japaner auch in die künstlichen Szenen vorsätzlich einfach gezeichnet hat, um Welten, in sehr spezieller Science-Fiction ein- zu zeigen, welche technischen Möglichkeiten zu gebunden. Inwieweit spielt denn die Hiroshima- der Zeit möglich waren. Wie weit ist die AnimaBombe in der Entwicklung von Anime eine Rolle? tion vorangeschritten? Die Hiroshima-Bombe in Japan ist ein noch immer Das Verblüffende an Anime ist, und das kommt hofsehr schwieriges Thema. Es ist bekannt, dass die fentlich auch durch unsere Ausstellung heraus, dass Geschichtsaufklärung, wie wir sie für den 2. Welt- es trotz einem Jahrzehnt Digitalisierung immer noch www 40 36 aussieht wie Anime. Es gibt keinen großen Bruch und eines der wirklich verblüffenden Erkenntnisse ist, dass zwar computergenerierte Bilder an allen Stellen eingesetzt werden, sie zum Schluss so überzeichnet werden, dass es den typischen Anime-Look behält, der eben immer etwas Handgezeichnetes hat. Man sieht das am besten bei den Zeichnungen von Takashi Watabe, der ganze Räume als 3D Computermodelle entwirft, die als Computergrafik eigentlich relativ schnell gerändert werden könnten, er druckt sie aber nur als Rastermodell aus, zeichnet dann noch mehr Details ein, scannt alles wieder ab und danach ist es einfach eine handgezeichnete Hintergrundvorlage. Die Digitalisierung dringt tief in die Produktionsprozesse ein, wodurch zum Beispiel manche Hintergrundbilder, die wir in der Ausstellung sehen, relativ leer wirken. Bei den Layouts fehlen dann immer die entscheidenden Stellen, da steht dann nur ein großes 3D-CG, das ist der Aufruf an die Computergrafik da nachzulegen. Nur die Konzeptentwicklung und ersten Zeichnungen sind immer Bleistiftzeichnungen auf billigem Papier. Die tragen aber schon die Botschaft in sich. Das Potential für die Zukunft? Es geht schon in den letzten Jahren immer mehr darum, große Franchises um einzelne Figuren und einzelne Storys zu bauen. Die Welt in „Evangelion“ haben wir hier, aber es gibt Hunderte solcher Universen, wo es eine ganz enge Medienverknüpfung zwischen Computerspielen, Animes, Mangas, Figuren, Spiele für Handy und Internetportale gibt. Da wird versucht ein ganzes Verkaufssystem aufzubauen, das von verschiedenen Firmen bedient wird die alle auf einen Handlungsuniversum gründen. Das wird stark zunehmen und auch bei uns wahrscheinlich immer weiter wahrgenommen werden. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Proto Anime Cut – Räume und Visionen im japanischen Animationsfilm“ HMKV im Dortmunder U I Bis 9.10. 0231 496 64 20 ZUR PERSON Stefan Riekeles (35) studierte audiovisuelle Medien in Stuttgart, Neue Medien in Zürich und Kulturwissenschaft in Berlin. Seit 2002 ist er Projektleiter und Kurator für die „transmediale“, Festival für Kunst und digitale Kultur Berlin. 2008 gründete er zusammen mit Andreas Broeckmann „Les Jardins des Pilotes“. Foto: Peter Ortmann Kunst in NRW Kunstwandel Foto, Peter Ortmann Ernesto Neto: Humanóides, 2011, Thyssen-Bornemisza Art Comtemporary, Foto: courtesy of Galeria Fortes Vilaca, Sao Paulo/Arp Museum Bahnhof Rolandseck Die Seele der Zukunftsszenarien Skulptur der Gegenwart Eine intensive Dauerschleife fürs Gehör ist die erste Wahrnehmung in einer Ausstellung über visuelle Räume in japanischen Anime-Filmen. Sie stammt aus einer Szene aus dem Anime-Film „Evangelion 2.0“, 2009 produziert vom Studio Khara. Regie führte Hideaki Anno. Der 51jährige Animateur entwarf für dieses Kampf-Opus um böse Angels (Aliens) und coole Evangelions (humanoide Roboter), die nur von hochqualifizierten Kindern gesteuert werden, das grundsätzliche Szenario und den Set in und um Tokio in der nahen Zukunft. Eine gigantische Stadt, die per Knopfdruck im Boden verschwinden kann. Der Hartware Medienkunstverein (HMKV) hat diesem speziellen japanischen Genre im Dortmunder U eine Ausstellung gewidmet, kuratiert von den Berliner Insidern Stefan Riekeles und David d‘Heilly. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Endprodukte, sondern zum ersten Mal um die Schöpfer von Anime-Filmen als Künstlerpersönlichkeiten. Die sieben vorgestellten Künstler sind Schlüsselfiguren in der Entwicklung der Anime-Kultur. Ihre Arbeiten hängen bei „Proto Anime Cut“ wie Kunstwerke an den Wänden, ein Umstand, der für die genialen Zeichner selbst merkwürdig wirkt, sind die Werke auf billigem Papier doch in erster Linie Teil eines Produktionsprozesses. Auch wenn sie so seit den 1980er Jahren den für Anime prototypischen Stil entwickelt haben, kaufen könnte man ihre Zeichnungen und Aquarelle nicht, die gehören den Produktionsfirmen, die alle Rechte halten, auch die über die Arbeiten, die erst zum Endprodukt Anime-Film geführt haben. Alle Künstler haben sich spezialisiert, die erste Garde insbesondere auf Hintergrundbilder, deren Schärfe meist im Mittelpunkt zunimmt, um bei einer direkten Kamerafahrt darauf die Sehgewohnheiten mit einer verschwimmenden Tiefenschärfe an den Rändern zu verstärken. Andere wie Koji Morimoto verstehen sich exzessiv auf die Darstellung von schwebenden und fliegenden Objekten. Aber Morimoto ist auch Regisseur, einer der wenigen, die alle Schritte einer Produktion selbst beherrschen. Takashi Watabe ist der Architekt der Klassiker Akira (1988), Patlabor (1989), Ghost in the shell (1995) und war auch bei Neon Genesis Evangelion (2009) beteiligt. Seine Bleistiftzeichnungen gehen ins extreme Detail, in der Ausstellung zu sehen an einem Konzeptdesign für Ghost in the shell. Zu sehen ist eine im Meer schwimmende Cyborg-Produktionsanlage, mit irrwitzigen Rohrleitungen und Verkabelungen, deren Details später im Film nur noch kaum zu sehen sind. All das führt zu einer Faszination, die nur beim AnimeFilm zu haben ist: Hier ist absolut alles denkbar, jede noch so abgedrehte Geschichte realisierbar in Welten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, weil sie da einfach noch gar nicht existierten. Viele Filmausschnitte in Minutenlänge auf großen Beamer-Leinwänden zeigen in der Ausstellung das Endprodukt, das von den Künstlern in Kleinstarbeit, Schicht um Schicht, Folie für Folie, zusammengebaut wurde und noch nie sind diese Zeichnungen in der Öffentlichkeit gezeigt worden. Nach dem Besuch dieser Ausstellung sollte man sich die Filmvorführungen ab dem 10. September im Rahmen des Japan Media Arts Festivals nicht entgehen lassen. Von Thomas Hirsch Am Anfang jeder ernsthaften Themenausstellung steht die Feststellung wiederkehrender Sachverhalte. Derzeit wenden sich (jedenfalls) drei Ausstellungen der zeitgenössischen Skulptur zu und gehen ihren spezifischen Phänomenen nach. Sie legen diese frei und klären die Verfahren und den „Look“. Eine Ausstellung im renommierten Museum Morsbroich in Leverkusen widmet sich der Rolle der Collage bei der Konstitution dreidimensionaler Arbeiten: dem „Zusammengesetzten“ heutiger Skulpturen, wobei die Verbindungsstellen häufig provisorisch wirken und „Motive und Modi die Einheit der Erscheinung relativieren. Unterkehren wieder“ schiedliche Wirklichkeitsfragmente sind zueinander gesetzt, nach System und einer Konzeption folgend. In Leverkusen werden dazu sehr verschiedene Positionen vorgestellt, die das Spektrum zwischen einheitlicher Erscheinung und offen vorgetragener Assemblage mit unterschiedlichen Materialien umreißen. Durchgehend findet sich die Neugierde der Künstler an den Wirkweisen und Erscheinungen des Heterogenen, am Disparaten, das wie ein Riss durch die Konstruktion fährt und so deren Dreidimensionalität betont. „Schnitte im Raum“: ein kluger Ausstellungstitel. Dass zeitgleich die Ausstellung „Biomorph!“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck stattfindet, ist eine glückliche Koinzidenz. Sie geht anderen Befunden im Bereich der aktuellen Plastik nach, auf der Grundlage des Werkes von Hans Arp (1886-1966). Sie stellt seine anthropomorph anmutenden Formulierungen mit einer homogenen Oberfläche vor – als revolutionäre Neuerung, die bis in die zeitgenössische Kunst hinein wirkt, und sie zeigt dafür Beispiele. Weitere Aspekte, die ausgehend von Arps organischer Abstraktion sowohl mit seinen Arbeiten als auch mit Werken heutiger Künstler angesprochen werden, betreffen das Verhältnis von Gesamtform und detaillierter Strukturierung sowie die volumetrische Präsenz, die sich sukzessive in den Raum hinein tastet. Dazu sieht man im Bahnhof Rolandseck etliche hervorragende Werke, etwa von Tony Cragg, Ernesto Neto und Thomas Rentmeister. Wenn von der Formensprache von Hans Arp die Rede ist, ist natürlich Richard Buckminster Fuller (1895 - 1983) nicht fern, und umgekehrt. Umso mehr macht es Sinn, auf die Werkschau des amerikanischen Architekten, Theoretikers und Ökologen und auf die begleitenden Beiträge jüngerer Künstler im Marta Herford hinzuweisen. Tatsächlich kehren die Motive und Modi seiner biomorphen Architektur mit schwebenden Strukturen und geodätischen Kuppeln und sein utopischer Anspruch zumal in jüngerer Zeit – oft implizit und aus innerer Notwendigkeit – wieder, hier zu sehen anhand von Werken etwa von Björn Dahlem, Olafur Eliasson und Michel François. Vor allem hier und in Leverkusen gibt es zudem weniger bekannte Künstler zu entdecken. Alle drei Ausstellungen aber zeichnet noch eines aus: Indem sie die Gemeinsamkeiten Thomas Hirsch ist hervorheben, arbeiten sie auch die jeweiligen EigenKunsthistoriker, Kurator und Journalist. heiten heraus – eben das, was Stil ausmacht. Das HMKV präsentiert mit „Proto Anime Cut“ japanische Anime-Kunst PETER ORTMANN „Proto Anime Cut – Räume und Visionen im japanischen Animationsfilm“ HMKV im Dortmunder U I Bis 9.10. I 0231 496 64 20 Japan Media Arts Festival HMKV im Dortmunder U I 10.9.-2.10. I 0231 496 64 20 41 Ausstellungen in Leverkusen, Remagen und Herford www „Schnitte im Raum – Skulpturale Collagen“ Bis 21.8. I Museum Morsbroich in Leverkusen „Biomorph! Hans Arp im Dialog mit aktuellen Künstlerpositionen“ Bis 22.1. 2012 I Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen „Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst“ I Bis 18.9. I Marta Herford RuhrKunst Transparent-BH und Spitzenhöschen von Triumph, Foto: Regi Relang Carl Emanuel Wolff, Installationsansicht Lehmbruck Museum ©VG Bild-Kunst Eckart Hahn, Reservat, 2004, © E. Hahn Die Roots der Supermodels Lebensnah und echt „High Sixties Fashion“ in Dortmund Carl E. Wolff im Duisburger Lehmbruck Museum Vier Jahrzehnte Realismus Sex, drugs and rock´n´roll. Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola. Aufblasbare Sessel. Mit Parka und Lambrusco im Park. Die Gegenbewegung zum Gammel-Look ist jetzt im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen – in der Ausstellung „High Sixties Fashion“. Zu sehen sind Modefotografien und -Illustrationen, aber auch eine Sammlung aus Kleiderschränken Dortmunder Bürgerinnen und Bürger, neben Designschätzchen und DM-Flipper. Wer hätte damals in den wilden Jahren gedacht, dass man sich nach dem Mittagsessen umziehen sollte, ein schwarzes Nachmittagskleid aus Organza etwa oder im Urlaub die Parlazzopyjamas für den Strand. Was heute ein wenig antiquiert in schwarzweißen Fotos daher kommt, war damals die ziemlich unbekannte Modeavantgarde und auch heute noch haben beispielsweise die großartigen Arbeiten des spanischen Modezeichners Antonio Lopez (1943-1983) ihren Reiz. Antonio war berühmt für seine ausgefallenen Requisiten auf den Bildern und seine grellen Neonlicht-Farben, die schon damals die Austauschbarkeit von Massenkultur und Konsumsucht fast nebenbei karikierten. Diese Modebilder wurden jetzt in neuen Zeitschriften verbreitet: Die französische Elle, die englische Queen, die deutschen Petra und Brigitte wurden zu Foren für junge modebewusste Frauen. Mit twen erschien von 1959 bis 1971 ein progressives Heft. Die Modefotografen der „High Sixties“, darunter Helmut Newton, Regi Relang und F.C. Gundlach, lieferten dafür die imageträchtigen Bildinszenierungen. Neue Unikat-Models wie Twiggy oder Veruschka betraten die Bühne, auf der auch eine blutjunge Sängerin namens Esther Ofarim 1965 ein „Ensemble mit dunklem Minirock“ bewarb. Die Ausstellung bietet auch Einblicke in die Neuerungen bei den Modethemen der „High Sixties“. Das sind auf der einen Seite der englische Look, durch Mary Quants originelle Minikleider geprägt. Aber auch die Pariser Couturiers, insbesondere Pierre Cardin und André Courrèges, die mit ihrem Space-Look ungewöhnliche Kollektionen auf den Markt brachten, die bis heute nichts an Faszination verloren haben. Eine wirklich sehenswerte Ausstellung. Eine Ausstellung aus lauter Rätseln. Im Duisburger Lehmbruck Museum zeigt der Essener Bildhauer Carl Emanuel Wolff drei Figurengruppen, die, durch die Fensterscheibe auch von draußen zu sehen, unverbunden aufeinander folgen und jeweils für sich Handlungen suggerieren. Aber der jeweilige „Sinn“ bleibt offen. Die Akteure sind Tiere und Menschen, vor allem letztere in formaler Verwandlung. Gemeinsam ist allen Figuren, dass sie aus sehr unterschiedlichen, teils außergewöhnlichen Materialien gestaltet sind, die so gar nicht in die Geschichte der Bildhauerei passen. Indes sind sie, meist in Lebensgröße, exakt gebaut im Umgang mit Proportion und Raumgefühl, was nun auch in der Präsentation in Duisburg zum Ausdruck kommt. Zugleich zeigt Wolff sein Gespür für Inszenierung im forcierten Abgleiten ins Absurde. Er setzt die Wesen zu- und gegeneinander, ein Berg aus Fischen, Wildschweine, Soldaten, eine Fahrzeugachse (auf der Einladungskarte ist von der „Achse des Bösen“ die Rede – das ist freilich blöd), und das kulminiert dann in der dritten Gruppe, die einen echten Tisch und einen echten Stuhl, ein echtes Geweih und ein echtes Skateboard und Teile eines echten Teddybären enthält. Auf unbestimmte Weise fühlt man sich an Märchen erinnert, freilich verorten die Accessoires diese Szenen wieder in der Gegenwart: etwa, dass die sieben rötlichen Männer der einen Gruppe aus Zündlunten bestehen und sichtlich Soldaten im Kampfanzug (und ganz und gar keine Zwerge) sind oder das männlich anmutende Wesen der anderen Gruppe, vor dem Mobiliar eine Zigarre rauchend. Ist Carl Emanuel Wolff ein gesellschaftskritischer Künstler? Ist er nicht viel zu plakativ und geht er nicht, um seine formalen Qualitäten wissend, schlichtweg auf die Nerven? Zumindest erweitert er sorgfältig und mit aufwändiger Hingabe das Potential figurativer Skulptur für das 21. Jahrhundert. Es war und ist schon ein Kreuz mit den Plastiken des 1957 in Essen geborenen und an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden als Professor lehrenden Carl Emanuel Wolff. Unbedingt anschauen! Nur noch wenige Tage gibt es die Gelegenheit, diese Ausstellung in Bochum zu sehen. Und sie ist besser, als der schwergängige Titel „Bildvertrauen. Studio Jaeschke. Ausblick - Rückblick“ ahnen lässt: Anhand guter Bilder aus dem Besitz der Künstler und aus Privatsammlungen vermittelt sie auf hohem Niveau einen Einblick in die realistische Malerei der vergangenen vierzig Jahre in Deutschland, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Zugleich ist diese Ausstellung im Kunstmuseum Bochum die visuelle Dokumentation einer Privatinitiative, mit Kunstwerken der damals beteiligten Künstler und Fotoprojektionen zu den Aktivitäten im Studio Jaeschke. Dabei handelt es sich um (nicht-kommerzielle) Ausstellungen, die das Ehepaar Gerda und Helmut Jaeschke in seinem Privathaus in Bochum-Querenburg von 1970 bis 1990 durchgeführt hat. Die Jaeschkes wenden sich den Spielarten des Realismus zu, der gerade zu dieser Zeit hoch angesehen ist, verzichten aber auf plakative Schilderungen und politischen Aktionismus. Vielmehr geht es bei den Kunstwerken, die sie favorisieren, um überzeitliche Aussagen, um Beiträge zur Gesellschaft und um das Bild des modernen Menschen. Dies belegt nun also die resümierende Ausstellung im Kunstmuseum Bochum. Sie stellt in den Medien Malerei und Skulptur elf Künstler vor, die im Studio Jaeschke ausgestellt haben und bezieht noch drei jüngere Künstler ein, die nach der Konzeption der Jaeschkes inhaltlich und formal daran anschließen bzw. dazu passen und nun explizit mit jeweils einer Vielzahl an Bildern, quasi kleinen Werkschauen, gewürdigt werden: Das ist der eigentliche Kunstgriff dieser Ausstellung, in der vielleicht die Präsentation von Johannes Hüppi herausragt. Der etwas ältere Thomas Huber vermittelt zwischen den älteren Künstlern im Erdgeschoss und den jüngeren Positionen von Hüppi und Hahn im ersten Obergeschoss, wo auch er mit sehr verschiedenen Bildern vorgestellt wird. Natürlich ließe sich noch vieles zu den einzelnen Künstlern sagen, darunter viel Kritisches und mancherlei Lobendes. Insgesamt ist die Ausstellung aber ein absoluter Gewinn! PETER ORTMANN „High Sixties Fashion“ Bis 18.9. Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund 0231 502 55 22 www THOMAS HIRSCH „Carl Emanuel Wolff – Die Achse des Bösen“ Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg I Bis 2.10. www.lehmbruckmuseum.de 42 36 Das Studio Jaeschke im Kunstmuseum Bochum THOMAS HIRSCH „Bildvertrauen“ - Studio Jaeschke Kunstmuseum Bochum I Bis 7.8. 0234 910 42 30 Kunst-Kalender AHLEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-ahlen.de KLEVE – Museum Kurhaus www.museumkurhaus.de Max Pechstein, bis 1.11. Der Hauptvertreter der deutschen expressionistischen Malerei in einer Werkschau BOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Carl Andre, bis 28.8. Der amerikanische Pionier des Minimalismus Bildvertrauen/Studio Jaeschke, bis 7.8. Gegenständliche Malerei und Plastik aus Deutschland seit den 1970er Jahren BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Rosemarie Trockel, bis 4.9. Zeichnungen, Collagen und Entwürfe für Bücher der bedeutenden Kölner Künstlerin BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Anime!, bis 8.1.2012 Überblick über die Ästhetik und Produktionsweisen der japanischen Animationsfilme BOTTROP – Josef Albers Museum www.quadrat-bottrop.de Yuji Takeoka: Museo, bis 11.9. Werkschau des puristischen Objektkünstlers BRÜHL – Max Ernst Museum www.maxernstmuseum.lvr.de Kurt Schwitters & Ray Johnson, bis 21.8. Positionen des Dadaismus und Surrealismus DÜSSELDORF – Kunsthalle www.kunsthalle-duesseldorf.de KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Sternstunden des Glamour, bis 4.9. Frühe Fotografien zu Mode und Filmstars KÖLN – SK / Photographische Sammlung www.sk-kultur.de August Sander – Sardinien, bis 21.8. Der berühmte deutsche Fotograf mit seiner Dokumentation von Sardinien von 1927 KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum www.wallraf.museum Vasari 500, 19.8.-13.11. Italienische Zeichnungen des 15./16. Jahrhunderts aus der Museumssammlung KREFELD – Haus Esters www.kunstmuseenkrefeld.de Latifa Echakhch, bis 25.9. Die marokkanische Mies van der RoheStipendiatin mit ihren poetischen Werken LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de Schnitte im Raum, bis 21.8. Zeitgenössische plastische Kunst, für die Collage und die Assemblage konstitutiv sind MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteibeiberg www.museum-abteiberg.de Tomma Abts, 16.7.-3.10. Die Turner-Preisträgerin mit einer neuen Werkgruppe abstrakt geometrischer Malerei DÜSSELDORF – K 20 Kunstsammlung www.kunstsammlung.de Evelyne Axell, bis 3.10. Werkschau der belgischen Pop Art-Malerin Move – Kunst und Tanz seit 1960, bis 25.9. Internationale Koryphäen der Avantgarde zwischen bildender und darstellender Kunst DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.smkp.de Das Bauhaus und danach, bis 18.9. Werner Graeff und weitere Künstler mit Tendenzen zu Einfachheit u. Geometrie um 1950 Metallarbeiten 1920er-1950er J., bis 16.10. Kunsthandwerk des Art déco und des Jugendstil aus der Sammlung Giorgio Silzer DUISBURG – Museum DKM www.museum-dkm.de Iran Amlash, bis 24.10. Beiträge zur eisenzeitlichen Kultur im Norden des Iran, 9.-8. Jahrhundert v. Chr. DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de Fabrice Samyn, bis 21.8. Der belgische Konzeptkünstler im Dialog mit der Gemälde-Sammlung ESSEN – Museum Folkwang www.museum-folkwang.de Joel Sternfeld, bis 23.10. Elf Projekte im Werk des US-amerikanischen Pioniers der Farbfotografie ESSEN – Villa Hügel www.villahuegel.de Krupp Fotografien, bis 11.12. Einblick in das bedeutende Fotoarchiv zwischen Repräsentation und Dokumentation MÜLHEIM a.d. RUHR – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Elliott Erwitt, bis 11.9. Der amerikanische Fotograf mit seinen Dokumentarfotografien und Hundefotos RECKLINGHAUSEN – Kutscherhaus www.kunst-re.de Legacy Swarm for the Ruhrgebiet, bis 11.9. Vier internationale Landschafts- und Naturprojekte im Kutschhaus und im Erlbruchpark REMAGEN – Arp Museum Rolandseck www.arpmuseum.de Martin Noël. bis 14.8. Abstrakte Gemälde, Holzschnitte, Zeichnungen des verstorbenen Bonner Künstlers SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst www.mgk-siegen.de Cy Twombly: Photographien, bis 30.10. Polaroid-Aufnahmen 1951-2010 des legendären amerikanischen Malers und Zeichners Empfehlungen von Thomas Hirsch 43 www VISUAL STORIES Die Kunst-Termine NRW ヴィジュアル・ストーリー―日本の絵は語る 絵巻ーマンガーアニメ Japans Bilder erzählen: Bildrollen, Manga, Anime Langen Foundation Neuss. 16/07/2011—06/11/2011 www.langenfoundation.de Zu sehen im Museum Morsbroich: Tom Burr, Worn out, 2005 © Tom Burr und Galerie NEU, Berlin, Foto: Galerie Neu, Berlin Auswahl Bochum Das Besondere im August 25 Jahre Widerstand 1908 wurde das in der Zwischenzeit denkmalgeschützte Empfangsgebäude des Bahnhofs Langendreer erbaut. 1982 von der Bahn geschlossen, dem Verfall ausgesetzt und zum Abriss vorgesehen, erreichte 1984 ein Bündnis von Bürgern aus Langendreer und Umgebung, Teilen der Bochumer Fabrikbesetzerszene und dem Städtebauministerium NRW, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Stadt Bochum erwarb es von der Bahn und überließ es der „Initiative Bahnhof Langendreer e. V.“ zum Umbau und zur Nutzung als soziokulturelles Zentrum. Nach zwei Jahren zum Teil abenteuerlicher Sanierungs- und Renovierungsarbeiten wurde 1986 dann das Kulturzentrum Bahnhof Langendreer eröffnet. Der Geburtstags-Abend beginnt mit PoetrySlammer Thorsten Sträter, der kein Zuviel kennt, Gnade ist ihm fremd, Tabus nur falsch geschriebene Blasinstrumente. Es sind eben hanebüchene Geschichten. Ähnlich hanebüchen geht es weiter. Was passiert, wenn man die musikalo-chemischen Substanzen HipHop, Dancehall, Reggae, Reggaeton, Jazz, Funk, Salsa, Cumbia, Negroide, Son, Samba, Blues, Polka und Rock zusammenmischt? Genau, erst mal überhaupt nichts. Doch die Kölner Multi-KultiCombo Chupacabras macht daraus den „ChupaStyle, der für eine tanzbare und energiegeladene Musik steht, in der alle musikalischen Einflüsse und Vorlieben der acht Chupacabritos zusammenfließen. Wer danach noch nicht am Rande des Zusammenbruchs steht, der macht halt weiter mit neun verdienten Bahnhofs-DJs auf zwei Floors oder pel geht ins Kino Endstation. 25 - Die große Geburtstagsfeier Fr 26.8. ab 18 Uhr Bahnhof Langendreer, Bochum Eintritt frei. Die langen Schatten der Nacht „Participation mystique“, die Verbundenheit zwischen Schauspieltruppe und Zuschauern ist ein magische Formel, mit der die Berliner Grotest Maru Seelen fangen. Ihre Platzinszenierung des „Kohlhaas“ von Kleist zum Kleistjahr 2011 erzählt die rebellische Geschichte von der Gerechtigkeit mit den Mitteln des visuellen Theaters. Die Inszenierung zeichnet Kohlhaas‘ Weg nach: von einem Privatmann hin zu einer öffentlichen Figur, die die Staatsmacht im Namen großer Ideale herausfordert. Seine innere Hingabe zu Familie, Frau und gerechtem Leben verwandelt sich in einen nach außen gekehrten Furor gegen alle, die sich ihm in den Weg stellen. Er lehnt sich auf gegen die Selbstgerechtigkeit politischer Herren, wird aber schließlich auch zum selbstgerechten Herrn – ganze Städte werden von ihm eingeäschert und für das Ideal der Gerechtigkeit geopfert. Neben den Schwerter Kleinkunstwochen gehört das Welttheater der Straße zu den kulturellen Highlights im Angebot der Stadt Schwerte. Bereits seit Ende der 1980er Jahre ist die Altstadt Schwertes Schauplatz für internationales Straßentheater. All die Akteure, die Theater auf Straßen und Plätzen präsentieren, vereint die künstlerische Herausforderung, den öffentlichen Raum wieder als kulturellen Raum zurückerobern zu wollen. Straßentheater ist keine Kultur der Paläste mit ihren tradierten Ritualien des Theaterbesuchs, sondern eine Kultur des freien Eintritts. Es gibt keine reservierten Plätze, keine Logen, kein Parkett. Gerade der unmittelbare Kontakt zwischen den künstlerischen Akteuren und dem Publikum macht das nächtliche Open - air - Spektakel für alle Beteiligten pel zu einem besonderen Erlebnis. JAHRHUNDERTHALLE ROTTSTR5 Sa 27.8. 18.30 Uhr (Premiere) Do 18.8. 19.30 Uhr (Premiere) Tristan und Isolde Zoo Story Eine Adaption der uralten keltischen Sage mit radikaler Ausschließlichkeit von Liebe und Tod. Vom ersten Augenblick an ist die Liebe von Tristan und Isolde todessüchtig, feiern sie in ihrer Liebesnacht die Abwesenheit von Leben und Welt als Voraussetzung für Glück. Wagners Musikdrama bei der Ruhrtriennale 2011 an einem so außergewöhnlichen Ort wie einer Gaskraftzentrale aus dem frühen 20. Jahrhundert aufzuführen, weg von den einengenden Beschränkungen herkömmlicher Theaterräume, bietet eine besondere Herausforderung für Regisseur Willy Decker und Bühnenbildner Wolfgang Gussmann. Dafür haben sie aber auch fast sechs Stunpel den Zeit. Weiterer Termin: Mi 31.8. 18.30 Uhr Infos: 0700 20 02 34 56 Hier ist das erste Stück von Edward Albee, das 1959 am Schillertheater in Berlin uraufgeführt wurde und erst danach am Broadway herauskam: Auf einer Parkbank treffen Peter und Jerry aufeinander. Peter gehört der Mittelklasse an und führt ein geordnetes Leben. Jerry dagegen schlägt sich durch und kommt mit dem Leben eigentlich gar nicht klar. Zwischen beiden entwickelt sich ein Gespräch, das zunächst wie ein harmloses Spiel daherkommt, in dem sich die Gewichtungen immer wieder verschieben. Im letzten Drittel kippt der Stück plötzlich und die Begegnung endet unerwartet gewalttätig. Die Besetzung ist eine Art Dreamteam pel der Rottstr5. Weitere Termine: Fr 26., Sa 27.8. 19.30 h Mi 24.8. 19.30 Uhr BAHNHOF LANGENDREER Sa 20.8. 20 Uhr (studio 108) Danube s Banks Mit einer zeitgemäßen Variante des Hot Jazz bringen Danube s Banks das Publikum zum Schwitzen. Optisch reichen dafür sechs Hamburger Jungs mit Vintage-Instrumenten im Outfit der 30er-Jahre, der Ursprung als Straßenband verpflichtet. Alle haben unterschiedliche musikalische Hintergründe, die den klassischen Gypsy Swing auf ihre Art mit Einflüssen von Klezmer, BalkanPop, Latin und Hippel Hop erweitern. www Welttheater der Straße Fr 26. bis Sa 27.8. Altstadt Schwerte Eintritt frei 18.–21.8.2011 KÖLN 44 Nibelungen #7 Hagens Klage (Premiere) Hagens Klage von Hans Dreher und Carsten Marc Pfeffer ist die erste Uraufführung am Rottstr5Theater. Der Text erzählt die wichtigsten Stationen der Nibelungengeschichte aus der Sicht des Siegfried-Mörders Hagen. Begleitet wird das Stück von einer Rockband (Schlagzeug, Bass, drei Gitarren), die Wagners Musik in pel Metal-Arrangements spielen. Infos: 0163 761 50 71 ZELT FESTIVAL RUHR Di 23.8. 20.30 Uhr Beady Eye Es ging einfach nicht mehr. Nach einer anstrengenden Festivalsaison 2009 hatten sich die ohnehin streitbaren Gebrüder Gallagher so sehr entzweit, dass sie ihre legendäre Band Oasis nach 18 Jahren auflösten. Während Noel in den nächsten Monaten zwei Soloalben veröffentlichen wird, heißt Liams neue Band Beady Eye. Und klingt Oasis alles andere als unähnlich. Der Auftritt im Rahmen des generell empfehlenswerten Zelt Festival Ruhr dürfte für Britpop-Fans also eine Reise in die eigene Vergangenheit darstellen. cs Infos: 0180 500 42 22 Auswahl Dortmund CHROM GALERIE FLETCH BIZZEL Fr 5.8. 20 Uhr Fr 5.8. 20 Uhr (Kristallpalast) Mo, 29.8. 20 Uhr Sa 6.8. 19 Uhr Die Chrom Poetry-Show Vol.3 Hurra, wir bleiben inkompetent Blonde Redhead W.A.S.P. Wer bei dem Titel von Andy Strauß‘ und Artur Fasts neuem Buch „Der kleine Junkie Nimmerplatt“ an ein berühmtes Kinderbuch denkt, liegt goldrichtig. Auf der bekannten Geschichte basiert das Werk über einen Junkie, der jeden Tag eine andere Droge konsumiert. In einer Lesung mit Livepainting stellen der Poetry Slammer und Speed-Painter ihr Werk vor. Andy Strauß liest mit der für ihn typischen Mischung aus Witz und Wahnsinn, während Artur Fast live ib am Laptop illustriert. ROTUNDE – ALTER KATHOLIKENTAGSBAHNHOF Mo 15.8. 20 Uhr Daniel Zahno liest aus „Alle lieben Alexia“ Der 1963 in Basel geborene Daniel Zahno stellt seinen neuen Erzählband vor, acht Episoden um eine außergewöhnliche Frau: Alexia ist ein Versprechen. Eine Berührung, ein Blick, der Männer in den Bann schlägt. Doch wer ist Alexia? Ein Hirngespinst? Eine Fantasie? Um die acht Männer in Daniel Zahnos neuem Buch ist es jedenfalls geschehen, sie schwärmen, werben und verzweifeln, bis ihre Welt Kopf steht, bis das Herz flirrt – und es bei einem sogar ganz aufhört zu schlagen. Alle lieben Alexia ist ein wunderbar leichter Reigen, ein sommerliches Buch, in dem sich nichts fügt und alles passt – das Buch eines charmanten, witzigen, raffinierten fs Erzählers. SITUATION KUNST bis 4.9. Mi-Fr 14-18, Sa, So 12-18 Uhr Leon Polk Smith: Raumformen / Spaceform Eine der seltenen Gelegenheiten, einen Einblick in das Werk dieses wichtigen, in seiner Heimat USA hochgeachteten Malers und Theoretikers zu erhalten. Leon Polk Smith (1906-96) zählt zu den Begründern der Hard Edge-Malerei, bei der schablonenartig angelegte Flächen in reiner Farbe aufeinander stoßen. Zu sehen sind Werke aus der Zeit von th 1953 bis 1994. Infos: 0234 298 89 01 MUSIKTHEATER PIANO Von nichts Ahnung haben, aber überall mitreden wollen, das ist der Grundsatz der Politiker von heute. Die Devise lautet: Ich habe gedacht, ich denke mal nichts, damit der Wähler sich keine Gedanken macht. Wer regt sich da noch tierisch auf, wo doch ein bisschen Blut im Dioxin besser ist für den Kreislauf als Schwarzgeld in den Taschen der weißen Westen. Das ist die Haltung der pel Leipziger Pfeffermühle. Weiterer Termin: Sa 6.8. 20 Uhr Fr 19.8. 20 Uhr (Kristallpalast) Nichts als die Wahrheit Das neue Programm der Berliner „Stachelschweine“ wagt einen visionären Blick hinter die Kulissen der Macht. Auf der Suche nach Schuldbekenntnissen und Wahrheiten wird unsere Gesellschaft seziert und ins Gericht genommen. Endlich wird schonungslos ans Licht gezerrt, was sonst im Verborgenen bleibt zwischen Alptraum und Wirklichkeit: Wer ist schuld … an Finanzkrisen, Bildungsmiseren, Politikverdrossenheit, ungeschützten Daten und Wetterkapriolen? Und wer hat den Mut es zuzupel geben? Weiterer Termin: Sa 20.8. 20 Uhr Infos: 0231 14 25 25 Blonde Redhead sind eine der ewigen amerikanischen Indie-Bands, die schon in den 90er-Jahren mitmischten und ihren Sound seitdem ständig weiterentwickelt haben. Das brachte ihnen zwar keine vollen Kassen, wohl aber den Respekt einer beständig größer werdenden Fanschar. Von Postrock über Indie-Pop bewegten sie sich zuletzt in Richtung eines surrealen, träumerischen Sounds, der Stereolab nicht unähnlich ist. Ihr aktuelles Album „Penny Sparkle“ gibt einen guten Eindruck des vollen Potenzials dieser außergewöhnlichen cs Band. Infos: 0231 286 80 89 10 Bitte keine Akronyme als Bandnamen verwenden, es sein denn, man hat Spaß daran, Zielscheibe zahlreicher Spekulationen zu sein. So waren W.A.S.P. mal sexuell Perverse, Satansanbeter, weiße anglikanische Protestanten oder Metaller, die auf eine Wespe treten. Whatever. Ihr Metall hat roots-Charakter, ist dicht an britischen, schnörkellosen dk Spielarten. Infos: 0231 60 42 06 18.–21.8.2011 KÖLN FZW Mo 1.8. 20 Uhr Jello Biafra and the Guantanamo School Of Medicine Eine Legende beehrt das FZW! Jello Biafra hat die Jahre nach Ende seiner stilbildenden Punkband Dead Kennedys sicher nicht untätig verbracht, zu oft verirrte er sich aber nicht für Auftritte in die Breiten von Rhein und Ruhr. Seine neue Combo „Guantanamo...“ ist eine veritable AllstarBand, u.a. mit Mitgliedern von Victims Family und Faith No More. Und die gerade erschienene LP klingt dann auch deutlich eingängiger als die meisten der anderen BiafraEskapaden. Glänzende Aussichten für cs das Konzert also! Infos: 0231 286 80 89 10 45 Ticket s unter m.de w w w.gamesco www www.designer-outlet-roermond.com Auswahl Dortmund Duisburg Oberhausen WICHERN CABARET QUEUE GEBLÄSEHALLE EBERTBAD Do 4.8. 20 Uhr (Uraufführung) Fr 26.8., 20 Uhr Mi 31.8., 20 Uhr (Premiere) Do 4.8. 20 Uhr Frauen. Natur. Ereignisse. Mach mir den Prinz Die Stühle Sehnsucht Poppet und Semiramis, Er 95, Sie 94 Jahre alt. In der Isoliertheit ihres Lebens inmitten eines Sees, der in Luc Bondys Inszenierung als große Pfütze auf Karl-Ernst Herrmanns Bühne schwappt, gehen Lob und Schwärmerei allmählich in gegenseitige Vorwürfe über. Die Thematisierung von Leben und Tod und der Vergeblichkeit menschlichen Strebens verweist auf ganz eigene Art auf den inhaltlichen Schwerpunkt des diesjährigen RuhrTriennaleFestivals, den Buddhismus und das in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. pel Infos: 0203 300 91 00 Vier Frauen zwischen 17 und 57, von denen eine ein Mann ist. Nito Torres - bekannt als schwuler Stripper und Cowboy - spielt die 17jährige Chayenne. Sie ist Auszubildende beim Frauenarzt; der Ort, an dem Frauen aus sehr unterschiedlichen Gründen zusammenkommen. Für die vier Damen (und das Publikum) wird dieser Abend zu einer Reise in das Reich der Sehnsüchte. Die eine sucht die Liebe, die andere flieht vor ihr. Die Dritte will eigentlich nur einen Drink am Pool! Und unser Chayenne will Frauen helfen, egal wo, Hauptsache pel woanders. Infos: 0208 205 40 24 Eine gewisse unzuverlässige Rita plaudert hier von Töchtern und Tanten, von Staatsmännern und Diven. Anfänglich harmlos, dann überraschend raffiniert kommen die Porträts daher. Schauspiel-Solo mit Jutta Seifert: Abgründiger Witz, wunderbare, auch bizarre Figuren. Mit Feinsinnigkeit und Humor inszeniert Stephan Rumphorst die Geschichten der Büchner-Preisträgerin pel Brigitte Kronauer. Infos: 0231 863 09 83 Im neuen Programm von Simone Fleck fletscht „Oma Wally“ wieder ihre dritten Zähne, rappt mit Krückstock und seziert gnadenlos den deutschen Alltag: von der EcstasyDisco Ü70, bis zum Burn-out bei Haustieren Wer versteht auf Mallorca noch Spanisch und stimmt die These, dass sportliche Brüste die Lebenserpel wartung steigern? Infos: 0231 41 31 46 Essen 3.8. bis 7.8. ab 14 Uhr RUHRMUSEUM bis 4.9. Mo-So 10-20 Uhr MUSEUM FÜR KUNST UND KULTURGESCHICHTE bis 18.9. Di, Mi, Fr, So 10-17, Do 10-20, Sa 12-17 Uhr High Sixties Fashion Eine Dokumentation zum so ziemlich spannendsten Jahrzehnt im Verhältnis von Kleidung, Inszenierung und Gesellschaft. Die Fotografien und Illustrationen solcher Größen wie Gundlach und Relang bzw. Gruau und Eli Kowalski halten die Mode und die Trends der sechziger Jahre fest, die sich um Pop und Avantgarde drehen. Eine Rolle spielen dabei die Musik und das Kino. Selbst nur bedingt mit künstlerischen Ansprüchen konzipiert (die sie in den besten Fällen erfüllen), sind die Fotografien überwiegend für Zeitschriften entth standen. Infos: 0231 502 55 22 18.–21.8.2011 KÖLN DRUCKLUFT Sommer, Sonne, Antifa #11 Alles wieder anders. Fotos aus der Zeit des Strukturwandels Ein ausgiebiger und natürlich immer zu knapper Ritt durch das Ruhrgebiet von den 1970er Jahren bis zum Jahr 2000. Nach Thema und Anliegen der Gesellschaft gegliedert sind die Aspekte des Städtebaus, der Freizeitgestaltung, des Berufslebens oder der Jugendkultur angesprochen und in der Zusammenstellung derselben und th anderer Fotografen verdichtet. Infos: 0201 246 81 44 www Mülheim SCHLOSS BROICH 12.-13.8 Ruhrbühne Zum vierten Mal wird in Mülheim vor der eindrucksvollen Kulisse des Schloß Broich zwei Tage lang die Ruhrbühne gefeiert. Mit national und international bekannten Stars der Schlagerszene werden tanz- und romantikreiche Abende geschaffen, die von mediterranem bis partytauglichem Ambiente reichen. Neben Kristina Bachs (Foto) und Bernhard Brinks wird Vicky Leandros eine der TopActs am Samstag sein. Für SchlagerFans ebenso ein Muss wie das Hamburger Schlagermover-Fest. ah Infos: www.muelheim-ruhr.de 46 Bereits zum elften Mal findet in diesem Jahr das Antifacamp in Oberhausen statt. Auf dem Gelände des mittlerweile komplett renovierten und umgebauten Kulturzentrums Druckluft werden neben Vorträgen, Seminaren, Workshops und Diskussionen in gewohnter Spitzenqualität auch wieder Übernachtungsmöglichkeiten, vegane Vollverpflegung und ein kulturelles Rahmenprogramm geboten. Der Teilnahmebeitrag liegt bei 20,00 €. Schlafsack und Isomatte solltet ihr selbst mitbringen, für alles andere ist gesorgt. Mittendrin auch: pel Der Tante Renate. Magenbitter GDA SKA Fr. 19.8., 21 Uhr gitarrissimo 280 Magda Piskorczyk ist eine junge Sängerin mit einer reifen, tiefen, „schwarzen“ Stimme. Sie spielt akustische, Elektro- und Bass-Gitarre, sowie Schlaginstrumente. Ihre Musik ist in der afroamerikanischen und afrikanischen Tradition tief verwurzelt. Sie ist Arrangeurin und Komponistin, gibt regelmäßig Konzerte mit ihrer Band, war Gast auf vielen internationalen Festivals. 2009 wurde sie zur Zusammenarbeit mit der internationalen Band Konoba eingeladen, die eine traditionelle westafrikanipel sche Musik spielt. Infos: 0208 620 13 75 OLGA-PARK 12.-13.8. Olgas Rock KUNSTVEREIN IN DER LUDWIGGALERIE bis 4.9. Di-So 11-18 Uhr Karl-Manfred Rennertz: Moving Woods Rennertz wurde in den 1980er Jahren mit lebensgroßen, teils farbigen Figuren aus Holz bekannt, die er mit der Kettensäge aus dem Stamm geschält hat. Nach einer Phase großer Realitätsnähe ist Rennertz immer freier mit dem Holz umgegangen und hat schließlich gegenstandsfreie, teils kubische Formen realisiert. Ein Überblick ist nun in Oberhausen zu th sehen. Infos: 0208 412 49 28 IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.) Thomas Müller, Inga Selck Es ist schön zu wissen, dass das Ruhrgebiet tatsächlich noch in der Lage ist, Großveranstaltungen durchzuführen. Sogar solche, die wie das Olgas Rock kostenfrei sind. Es wäre aber auch ein Hohn, wenn dieses sympathische und entspannte Rockfestival in die ewigen Jagdgründe eingehen müsste. Nicht nur weil sich das Programm wieder einmal hochkarätig liest: Mit dabei sind stilistisch so unterschiedliche Acts wie Jupiter Jones, Irie Révoltés, Royal Republic, cs Mad Sin und Kraftklub. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Tom Borowski, Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Ingmar Burmann, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Andreas Helmig, Michael Hermann, Thomas Hirsch, Dawid Kasprowicz, Klaus Keil, Karsten Mark, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Betty Schiel, Anna Schiff, Frank Schorneck, Sebastian23, Christian Steinbrink, Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Mathias Mortag, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf Anzeigenverwaltung: Berndt Media, Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Telefon 0234-941910 Fax 0234-9419191 E-Mail: info@berndt-media.de Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbreitete Auflage: 34.863 Exemplare, IVW II/2011 Nicht gesondert gekennzeichnete Bilder sind Pressefotos. 47 Foto: Presse Foto: Kurt Bouda, pixelio.de Die Feder vom Vogel Greif Warum die Leber der Kultur so schmackhaft ist I want to fly like an eagle Till I‘m free Oh, Lord, through the revolution (Steve Miller) Von Peter Ortmann Immer wenn ich auf mein Konto schaue, denke ich an Griechenland. Immer wenn ich an Griechenland denke, schaudert es mich. Direkt nach der Volksschule wollte man mich auf ein altsprachliches Gymnasium schicken, wo ich in der Sexta mit Griechisch beginnen sollte. Meine damalige Klassenlehrerin fand das wohl schick, ich fand allein die Vorstellung beklemmend, rettete mich in eine „normale“ Penne, wo ich „nur“ mit Latein startete. Auch die damals in Stuttgart stattgefundene Uraufführung von Carl Orffs „Prometheus“, bei dem die Götter nebst Okeaniden-Chor zweieinhalb Stunden lang auf altgriechisch plapperten, hätte meine Aversion gegen das altsprachliche kaum abbauen können, außerdem wusste ich damals noch nichts von Orff und dieser Inszenierung. Das kam erst später, als Schellentrommeln, Xylophone und die allseits beliebte Triangel den Musikunterricht verfeinerten und das Orff-Schulwerk mächtig „in“ war. Dieser Lautewirrwarr führte später zu einer meiner ersten LPs: „Ceremony“ von Pierre Henry zusammen mit Spooky Tooth und zu weiteren Henry-Werken. Irgendwie war das echte Avantgarde. Orff mochte ich damals noch gar nicht. Aber der Prometheus hat mich wieder eingeholt. 2012 kommt er in einer Inszenierung des aus Samoa stammenden Künstlers Lemi Ponifasio zur Ruhrtriennale, selten gespielt wird er, aber im Ruhrpott mit 800.000 Euro Steuergeldern vom Bund gefördert. Ich frage mich sofort in welche Taschen die wohl wandern und nehme für den flauen Magen mal ein Gläschen Feuerwasser, die hochprozentige Flüssigkeit hat schließlich mehr Kultur vernichtet als Armeen. www Gleichzeitig kämpft das Bochumer Theater ums Überleben. Hier fehlt eine ähnliche Summe, nicht für ein Highlight oder eine bauliche Maßnahme. Nein, schlicht für den ganz normalen Betrieb. Wie geht das zusammen? Welchen Wert hat da der Prometheus noch? Ist es nicht so, dass der irgendwann einmal Feuer und Kultur zu den Menschen gebracht hat, auch wenn davon heute eher die Fernsehköche partizipieren? Aber auch der alte Kultur-Titan hatte es nicht leicht. Den Göttern missfiel der ganze Aufwand. Schließlich konnte es nur einen geben und der hieß Zeus. Er ließ den Unsterblichen in die schlimmste Einöde des Kaukasus (und nicht Hindukusch) verschleppen, wo er unsere Freiheit verteidigte. Gefesselt an einen Felsen musste er dort ausharren, ohne Mahlzeit, Freibier und Schlaf. Und dann kam täglich Adler Ethon und zerbiss seine Leber. Glücklicherweise war der Recke kein Alkoholiker und nicht sterblich. So ähnlich müssen sich Theaterintendanten heute in Deutschland einig Vaterland fühlen. Kultur ja, aber ohne Speis und Trank. Dazu die Kämmerer, die an den Eingeweiden fressen. Na wir alle wissen, wie diese altsprachliche Tragödie ausging: Ganz im Sinne der Uraufführung 1968: Als Herakles Prometheus befreite, erschlug er Ethon. Nun will ich ja gar nicht sagen, dass dies auch heute noch eine zeitgenössische Lösung ist – oder doch? August 2011 www.trailer-ruhr.de www DIE ANONYMEN ROMANTIKER EIN FILM VON JEAN-PIERRE AMÉRIS www.die-anonymen-romantiker.de ab 11.8. im Kino