April 2014 - Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Dortmund
Transcription
April 2014 - Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Dortmund
und tm r o D in t r h a lf h o w Arbeiter 14 Nr. 56 | April 20 Entwicklungshelfer mitten in Dortmund INHALT 06 Schulsozialarbeit: Das Schwarze-Peter-Spiel muss aufhören 08 Kinder in der Nordstadt: Fördern funktioniert 10 Kooperationsprojekt Bethel/AWO: Keiner kann nichts 12 Homosexualität in der Altenpflege: Jeder soll offen leben können EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, die Armutszuwanderung Dortmunde- rinnen und Dortmunder leisten zurzeit sehr viel, um die Folgen der helfer Entwicklungs Zuwanderung vor allem aus Bulgarien und Rumänien zu bewältigen. Zahlreiche Projekte sind entstanden, viele weitere im Aufbau. Dortmund übernimmt hier Verantwortung und eine Art Vorreiterrolle. Kaum eine andere Stadt hat Erfahrung mit größeren Zuwanderergruppen, in denen fast niemand auch nur ansatzweise die Voraussetzungen erfüllt, um hier auf dem Arbeitsmarkt regulär Fuß Sie prägen das Bild rund um den Nordmarkt. Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien warten dort auf Arbeit, oft vergeblich. Zunächst hofften viele in der Stadt, dass die Menschen eines Tages einfach wieder verschwinden. Inzwischen gibt es zahlreiche Projekte und Unterstützungsangebote. Was ist passiert? fassen zu können. In Dortmund und einigen anderen deutschen Großstädten zeigt sich unübersehbar das drastische innereuropäische Armutsgefälle, das die Ursache für die Binnenmigration ist. Mit den Herausforderungen, die dies mit sich bringt, umzugehen, ist eine gesamteuropäische Aufgabe. Wir brauchen nicht nur den Wirtschaftsraum Europa, sondern auch ein soziales Europa. Die vor Kurzem bewilligten zwei Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds des Landes NRW können nur der Anfang sein, um die Stadt zu befähigen, die entstandenen Probleme zu lösen, und nach und nach die Teilhabechancen der Menschen zu verbessern. Sie sind EU-Bürger wie wir auch. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine unbeschwerte Frühlingszeit. Ihre SPENDENKONTO AWO Unterbezirk Dortmund BLZ 440 501 99 Sparkasse Dortmund 2 Fotos: Iris Wolf Konto 001 069 691 Schwerpunkt Zuwanderung mitten in Dortmund Mirza Demirovic´ ist Streetworker bei der AWO, sein Arbeitsplatz ist draußen, in den Straßen der Nordstadt. Gemeinsam mit der Übersetzerin Tatiana-Iolanda Christea dreht er seine Runde über den Nordmarkt und durch das Schleswiger Viertel. Vier Rumänen kommen ihnen entgegen, Männer um die vierzig. Einen von ihnen kennt er schon, begrüßt ihn wie einen alten Bekannten. "Hey, wie geht es dir? Du wolltest doch zum Sprachkurs kommen, ich hab dich vermisst", spricht er ihn an. Inzwischen hat er ein paar Brocken Rumänisch gelernt. Einer der Männer spricht ein bisschen Englisch, ein anderer ganz gut Spanisch, weil er dort einige Jahre als Pizzafahrer gearbeitet hat. Das würde er hier auch gern tun. "Dafür musst du Deutsch lernen, anders klappt das nicht", erklärt ihm Mirza. Er drückt ihm einen Flyer in die Hand, mit dem die AWO auf Rumänisch zum Sprachkurs einlädt und weitere kostenlose Unterstützungsangebote macht. Ob die Männer kommen werden? Mirza glaubt es nicht. "So ist das oft. Die Menschen sind misstrauisch. Sie können sich nicht vorstellen, dass wir tatsächlich ein kostenloses Frühstück und kostenlose Sprachkurse anbieten. Wir müssen viel Ausdauer haben, langsam Vertrauen aufbauen." Und manchmal haben sie an einem Tag einen Job und können deswegen nicht kommen. Die Arbeit geht vor. Doch es gibt auch Erfolge. Dumitru* ist um die vierzig, vor einigen Monaten kam er mit seiner Frau und drei Kindern nach Dortmund. Er hat die Einladung zum Frühstück - ein AWO-Kooperationsprojekt von Streetwork und Integrationsagentur -, das die AWO den Zuwanderern seit einigen Monaten mittwochs im Blücherbunker anbietet, angenommen. "Ich konnte ihn bei der Anmeldung und anderen Behördengängen unterstützen", erzählt der Streetworker. Nun nimmt Dumitru auch am Sprachkurs teil, spricht schon ein bisschen Deutsch. Er möchte dauerhaft in Dortmund bleiben und für sich und seine Familie etwas Solides aufbauen. Dimitru ist einer von vielen, die ihr Heimatland verlassen, weil es für sie dort nichts gibt, keine Arbeit, kein Geld, keine Zukunft. Ein paar Euro am Tag Seit jeher empfängt die Nordstadt viele Zuwanderer, die nach Dortmund kommen. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei mehr als fünfzig Prozent. Sie kamen aus der Türkei, aus Griechenland und Portugal, aus arabischen und afrikanischen Ländern. In den letzten Jahren kommen Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien hinzu - aus zwei Ländern, die seit 2007 EU-Mitglied sind und in denen vielen Menschen das Nötigste zum Leben fehlt. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Kinder stranden sie in der Dortmunder Nordstadt. Und hier finden sie sich dann wie- 3 der, auf der Mallinckrodtstraße am Nordmarkt, zwischen Internetcafés, heruntergekommenen Wohnun- Bulgarien und Rumänien sind zurzeit offiziell in gen und der vagen Hoffnung auf ein paar Euro für einen Tagelöhnerjob. In der Regel können sie weder Dortmund gemeldet, jeden Monat kommen un- lesen noch schreiben, sprechen kein Deutsch und haben keine Ausbildung. In ihren Heimatländern gefähr hundert hinzu. Die Zahlen sind bezogen vermisst sie niemand und bei uns sind sie auch nicht willkommen. auf die gesamte Stadt eigentlich nicht der Rede wert - weniger als ein Prozent der Dortmunder Eine städtische Quartiersanalyse des Münsterstraßen- und Schleswiger Viertels ergab, dass fast die Hälf- Bevölkerung. Was es zum Thema macht, ist die te der alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohner gern wegziehen würde. Begründet haben sie kleinräumige Verteilung. Knapp zwei Drittel leben dies mit der hohen Kriminalität, mit Lärm und mit dem Zuzug der Menschen aus Südosteuropa. Das in der Nordstadt, allein rund um den Nordmarkt Zusammenleben stellt für viele nach eigener Aussage ein großes Problem dar. Die Menschen in der zwischen Münsterstraße und Schleswiger Viertel Nordstadt haben viel Erfahrung mit Zuwanderung und Integration, nun reagieren sie auf die Verände- sind es offiziell mehr als 1.300. rungen der letzten Jahre mit Abwehr. Die Diskussion um die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien begann 2009, als der damalige Straßenstrich an der Bornstraße Ausmaße annahm, die den Stadtteil Schritte in die Gesellschaft überforderten. Seit 2011 ist der Straßenstrich Geschichte, die Zahl der Zuwanderer aus Südosteuropa wuchs jedoch weiter. Es folgten emotionsgeladene Diskussionen über so genannte Ekelhäuser, Müllber- Stadt, AWO und andere Träger haben den Hand- ge in Innenhöfen und verwahrloste Kinder, die die Medien mit vielen spektakulären Bildern anheizten. lungsbedarf erkannt. In den letzten zwei Jahren Viele Dortmunder machten keinen Hehl daraus, dass sie die Zuwanderer lieber heute als morgen wieder sind zahlreiche Projekte und Unterstützungsange- los wären. Doch sie blieben - und weitere werden kommen. Das ist ihr gutes Recht, denn sie sind EU- bote - wie zum Beispiel die Kinderstuben - ent- Bürger wie die meisten Dortmunder auch. Seit Jahresbeginn gilt auch für Bulgarien und Rumänien die standen, die helfen sollen, die Zuwanderer, die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit, das heißt die Zuwanderer aus diesen Ländern haben auch auf dem dauerhaft in Dortmund bleiben möchten, zu inte- Arbeitsmarkt dieselben Rechte wie Deutsche und andere EU-Bürger. grieren. Dabei geht es nicht um Arbeitsvermittlung - bis dahin ist es noch ein weiter Weg -, sondern Den meisten von ihnen nützt das aber rein gar nichts, da der deutsche Arbeitsmarkt wenig Verwendung um die allerersten Schritte hinein in diese Gesell- hat für Menschen, die nicht lesen und schreiben können und auch sonst über keine anerkannten Qua- schaft. "Die Leute brauchen eine Meldebeschei- lifikationen verfügen. So stehen sie bei Wind und Wetter auf der Mallinckrodtstraße und müssen eben nigung, ein Bankkonto und eine Krankenversi- nehmen, was kommt. Oft kommt gar nichts, dann verbringen sie den Tag auf der Straße, an manchen cherung", erklärt Mirza Demirovic´. "Manchmal Tagen arbeiten sie für ein paar Euro auf einer Baustelle oder anderswo. Etwa 4.500 Menschen aus denken sie, sie sind angemeldet, sind es aber 4 Schwerpunkt Zuwanderung gar nicht." Wie kann das sein? Meldet sich ein große Anstrengungen der gesamten Stadtgesell- grundlegende Schritt. Hierzu wird unter anderem Neubürger offiziell an, schickt die Stadt die Mel- schaft gefordert. ein Familientreff in der Nähe des Nordmarkts ein- debestätigung an die angegebene Adresse. Steht sein Name dann nicht ordentlich am Briefkasten, Neue Projekte starten gerichtet. Im Folgenden gilt es herauszufinden, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Menschen haben. Ein so genanntes Kompetenzfest- geht die Post als unzustellbar zurück zur Stadt. Wenn dann das Ordnungsamt vor Ort niemanden Hierfür wurden Dortmund aktuell knapp zwei Mil- stellungsverfahren, durchgeführt von dobeq und antrifft, ist die Anmeldung hinfällig. Eine Folge: lionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds Grünbau, soll die schulischen und beruflichen Wenn die Eltern nicht registriert sind, greift die bewilligt. Mit diesem Geld kann die Stadt in Ko- Biografien, informelle Kompetenzen und persön- Schulpflicht für die Kinder nicht. "Daher helfe ich operation mit den Wohlfahrtsverbänden nun bis liche Problemlagen der Zuwanderer individuell bei der Anmeldung, achte auf die Klingelschilder Ende 2015 weitere Projekte zur Integration der erfassen. Das wiederum ist die Voraussetzung, um und erkläre immer wieder, warum diese Dinge bei Zuwanderer aus Südosteuropa anschieben. Im sinnvolle Qualifizierungsangebote wie Alphabeti- uns so wichtig sind", beschreibt der Streetworker Mittelpunkt stehen dabei aufsuchende soziale Ar- sierungs- und Sprachkurse entwickeln zu können. seine Arbeit. Im Grunde ist Mirza Demirovic´ Ent- beit und Kompetenzfeststellung, niedrigschwellige wicklungshelfer mitten in Dortmund. Begegnungsmöglichkeiten und Sprachkurse. "Nun Für Menschen ohne jede formale Qualifikation können wir endlich starten und Maßnahmen um- wird es auch in Zukunft schwierig bleiben, da es Mittlerweile gibt es Forschungsergebnisse, die die setzen, für die wir schon lange Konzepte in der nur wenige Arbeitsmöglichkeiten für Un- und An- praktischen Erfahrungen von der Straße bekräfti- Schublade haben", so die zuständige Sozialdezer- gelernte gibt. Birgit Zoerner fordert daher, dass gen. Sebastian Kurtenbach vom Zentrum für in- nentin Birgit Zoerner. Die bisherigen Erfahrungen der Bund seinen Teil zur Lösung beiträgt: "Wir zeigen, dass rund achtzig Prozent der Zuwanderer benötigen Geld für öffentlich geförderte Beschäf- terdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) an der Ruhr-Universität Bochum hat die Zuwanderung in der Nordstadt untersucht: "Um die Menschen überhaupt erreichen zu können, ist Vertrauen entscheidend. Es gibt beispielsweise großes Misstrauen dem Jugendamt gegenüber. Sie ziehen ihre Kinder so auf, wie es in ihren Heimatländern normal ist. Für das Dortmunder Jugendamt kann diese Normalität aber manchmal eine Kindeswohlgefährdung bedeuten und es greift ein. Dass die Menschen das dann nicht verstehen können und dadurch neues Misstrauen geschürt wird, ist völlig verständlich. Ein Teufelskreis." Auch ist viel Aufklärungsarbeit erforderlich. "Den Menschen wird in ihrer Heimat oft Unsinn erzählt, zum Beispiel dass man hier vierhundert Euro bekommt, wenn man an einem Sprachkurs teilnimmt. Wer das glaubt, für den ist ein kostenloser Sprachkurs natürlich unattraktiv", so Kurtenbach weiter. niedrig bis sehr niedrig qualifiziert sind. Für sie tigung. Davon würden nicht nur die Neu-Zuwan- Ein großes Thema ist Wohnen. "Viele Zuwande- gibt es auf dem hiesigen Arbeitsmarkt kaum Ni- dernden, sondern auch die Langzeitarbeitslosen rer leben mit viel zu vielen anderen auf viel zu schen und damit auch kaum eine Chance auf ein und die ganze Stadt profitieren." Außerdem: engem Raum und zahlen dafür viel zu hohe Mie- reguläres Einkommen. Um die neuen Zuwanderer "Berlin ist auch weiterhin in der Pflicht, sich für ten", erklärt der Wissenschaftler. "Nicht selten besser zu verstehen und ihnen noch zielgenauer nachhaltige Verbesserungen in den Herkunftslän- werden sie in der Nordstadt ausgebeutet. Einige helfen zu können, startet im kommenden Win- dern der Neuzuwanderer einzusetzen." wenige profitieren von der Armut der Menschen." tersemester an der Fachhochschule Dortmund ein Die Kehrseite ist: Die Profiteure lassen sie in ih- Studiengang der Sozialen Arbeit mit dem Schwer- ren Häusern wohnen, so haben sie immerhin ein punkt "Armut und (Flüchtlings-)Migration". * Name geändert INFO Dach über dem Kopf. "Die meisten Vermieter geben den Neuzuwanderern in der Regel aus Prinzip Das langfristige Ziel ist, die Menschen in die Mirza Demirovic´ keinen Mietvertrag." Auch hier: Ein Teufelskreis. Lage zu versetzen, für ihren Lebensunterhalt ei- Tel. 0151.656 302 73 Um eine dauerhafte Ausgrenzung und Stigmati- genständig sorgen zu können. Dabei ist Kontakt m.demirovic@awo-dortmund.de sierung der Südosteuropäer zu verhindern, sind herzustellen und Vertrauen aufzubauen der erste 5 Schwarze-Peter-Spiel muss aufhören Das 6 Schulsozialarbeit Die Zukunft der Schulsozialarbeit ist nach wie vor ungewiss. Bund und Land haben sich noch immer nicht über die Finanzierung geeinigt. Die Stadt Dortmund will einspringen, damit die Stellen der 81 Schulsozialarbeiter zumindest bis Mitte 2015 gesichert werden. Die AWO fordert eine dauerhafte Lösung. Im Koalitionsvertrag auf Bundesebene ist ein Bildungsprogramm von sechs schiedlichen Ebenen fortsetzen, um eine Lösung Milliarden Euro vorgesehen, das die Länder und Gemeinden unter anderem im Sinne aller Beteiligten herbeizuführen." bei der Finanzierung von Kitas und Schulen entlasten soll. Aus diesem Topf könnten die 81 Dortmunder Schulsozialarbeiterstellen finanziert werden. Doch Den Druck erhöhen ist nach wie vor fraglich, wann das Geld tatsächlich fließt. Und selbst wenn es nun käme, hieße das nicht automatisch, dass damit die Schulsozialarbeit Der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Marco gesichert ist. Das Geld ist nämlich nicht zweckgebunden, so dass die Landesre- Bülow hat dafür ein gewisses Verständnis, da das gierung dann noch entscheiden müsste, welche der vielen wünschenswerten Land keine verbindliche Zusage machen kann, Bildungsmaßnahmen damit umgesetzt werden sollen - und welche nicht. solange das Bildungsprogramm des Bundes eine bloße Absichtserklärung ist. In einigen Kommunen Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales NRW und ist die Schulsozialarbeit bereits beendet. "Man- Dortmunder Landtagsabgeordneter, schiebt die Verantwortung dem Bund zu: che Politiker scheinen zu glauben, die Schulsozi- "Trotz des großen Engagements der gesamten Landesregierung konnte bisher alarbeit erledige sich von alleine, wenn man sie keine Einigung mit dem Bund zur Weiterfinanzierung der Schulsozialarbeit ab sang- und klanglos auslaufen lässt", befürchtet dem Jahr 2015 erzielt werden. Die Landesregierung wird den Dialog zur Wei- Bülow. Um das zu verhindern und den Druck auf terfinanzierung der Schulsozialarbeit aus Bundesmitteln ab 2015 auf unter- die Bundesregierung zu erhöhen, haben die SPD- Kinder, Jugend & Familie Jenny Becks Bundestagsabgeordneten aus NRW einen Brandbrief an den Vizekanzler und SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel geschrieben. "Darin haben wir die Kernprojekte benannt und eindringlich eine schnelle Umsetzung gefordert. Zu den Kernprojekten gehört auch die Schulsozialarbeit", so der Bundestagsabgeordnete. In Dortmund gibt es die Schulsozialarbeit - vorläufig - noch. Oberbürgermeister Ullrich Sierau: "Dortmund ist in die Bresche gesprungen und hat aus eigenen Haushaltsmitteln den Erhalt der Neue Familienhebamme Ängste, Überforderung, Familienprobleme oder Geldsorgen - Es gibt viele Gründe, warum schwangere Frauen oder junge Mütter sich nicht ungetrübt über den Nachwuchs freuen können. Jenny Becks hilft ihnen, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Schulsozialarbeit bis Ende dieses Schuljahres sichergestellt. Es besteht in Dortmund ein parteiübergreifender Konsens, dass Schulsozialarbeit Seit Januar ist sie Familienhebamme bei der AWO. Familienhebammen unterliegen der Schweige- unverzichtbar ist für eine gute Bildung unserer Junge Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, pflicht, das Angebot ist freiwillig und kostenlos. Kinder und ihnen mehr Chancengerechtigkeit für haben viele Fragen: Wo gibt es Geburtsvorberei- Damit die oft sehr jungen Mütter die Hilfe tat- die Zukunft bietet." Mitte März hat der Regie- tungskurse? Wie findet man eine freiberufliche sächlich annehmen können, ist für sie wichtig zu rungspräsident den Haushalt der Stadt Dortmund Hebamme? Was gehört zur Babyerstausstattung? wissen, dass Jenny Becks nicht vom Jugendamt für 2014 genehmigt. "Damit sind wir in die Lage Wie sieht ein Kreißsaal aus? Was gehört in die beauftragt ist. "Vertrauen ist entscheidend. Ich versetzt, einen Beschluss des Rates der Stadt Dort- Kreißsaaltasche? Was ist bei der Säuglingspflege will den Frauen helfen, sie nicht kontrollieren." mund für die Verlängerung der Schulsozialarbeit wichtig? All diese Fragen beantwortet Jenny Becks zu fassen und umzusetzen", so Sierau. und begleitet die Frauen zum Beispiel auch bei Behördengängen. Besonders minderjährige Müt- Vorsorgende Sozialpolitik ter brauchen intensive Unterstützung. Kürzlich nahm eine sehr junge Frau, die noch unter dem Geburtserlebnis litt, die Familienhebamme in An- Für die Zeit ab Mitte 2015 bleibt die Unsicher- spruch. "Ihr Baby war drei Monate alt, und ihr heit jedoch. Bund und Land müssen sich endlich Umfeld meinte, es sei unterentwickelt. Das hat sie einigen, fordern sowohl der Oberbürgermeis- stark verunsichert und sie suchte allgemeinen Rat ter als auch Marco Bülow. "Den schwarzen Peter und insbesondere rund um die Säuglingsernäh- hin- und herzuschieben ist nicht hilfreich. Das rung", erzählt Jenny Becks. Im nächsten Jahr will nützt weder den Kindern noch den Schulsozial- die minderjährige Mutter mit einer Ausbildung arbeitern", kritisiert der Bundestagsabgeordnete. beginnen. Wohin dann mit dem Kind? Auch zu Sollten die Bundesgelder endlich kommen, ent- solchen Fragen kann die Familienhebamme Tipps scheidet letztlich die Ministerpräsidentin über die geben und Anlaufstellen nennen. Ebenso zum Zukunft der Schulsozialarbeit. AWO-Geschäftsfüh- Thema Verhütung. Foto: Eugenie Alfert-Hörner rer Andreas Gora fordert, Farbe zu bekennen: "Wir brauchen eine dauerhafte Lösung. Wenn nicht die Jenny Becks arbeitet eng mit der AWO Beratungs- Schulsozialarbeit ein wesentlicher Teil vorsorgen- stelle für Schwangerschaftskonflikte, Familien- der Sozialpolitik ist, was dann?" planung, Ehe- und Lebensprobleme zusammen. Die 28-Jährige hat drei Jahre Berufserfahrung als Hebamme und eine Zusatzqualifikation als Fami- INFO Nicole Zuschlag Tel. 0231.225 226 4 n.zuschlag@dobeq.de INFO lienhebamme. Familienhebammen gehören zum Netzwerk "Frühe Hilfen" und begleiten Schwan- Jenny Becks gere und Familien mit einem erhöhten Betreu- Tel. 0151.40 800 610 ungsbedarf von der Schwangerschaft bis zum ers- j.becks@awo-dortmund.de ten Geburtstag des Kindes. Jenny Becks besucht die Familien Zuhause, im Mittelpunkt ihrer Arbeit erreichbar montags bis mittwochs steht die Gesundheit der Mütter und Kinder. 7 Kinder in der Nordstadt Fördern funktioniert Foto: Iris Wolf In keinem anderen Stadtteil Dortmunds gibt es so viele Kinder wie in der Nordstadt. Um ihre Startbedingungen zu verbessern, hat die AWO eine Kita und eine zweite Kinderstube eingerichtet. Viele weitere Schritte sind nötig. Mehr als achtzig Kinder aus zwanzig Nationen milien mit vielen Kindern. Über vierzig Prozent ohne Bildung sind die Zugangsprobleme in den wuseln bereits durch die gelbe, grüne und blaue sind Hilfeempfänger, die Arbeitslosenquote liegt Arbeitsmarkt sehr hoch", erklärt die AWO-Vor- Gruppe in der Burgholzstraße. Nach dem Som- bei rund 28 Prozent. Mehr als die Hälfte der Men- sitzende Gerda Kieninger. Finanziert werden die mer werden es 95 sein. Kinder zwischen null und schen haben einen Migrationshintergrund. Dar- Kinderstuben aus Kommunal- und Landesmit- sechs Jahren besuchen die komplett neu gebaute über hinaus gibt es in dem Stadtteil den größten teln. Außerdem unterstützt das Kinderhilfsprojekt Kita in der Burgholzstraße, die fünf Gruppen auf Anteil der so genannten Armutszuwanderung aus "Tischlein deck dich" die Arbeit der Einrichtungen zwei Etagen beherbergt. Mit einer Ausnahme ha- Südosteuropa, ein Viertel von ihnen sind Kinder (siehe Spendenaufruf auf Seite 20). ben alle Kinder einen Migrationshintergrund, viele unter 14 Jahren. Auch in die Kita in der Burgholz- sprechen arabisch, türkisch, kurdisch, französisch straße, die Anfang April offiziell eröffnet wird, ge- Der Sonderpädagoge Professor Dr. Sebastian Möl- oder griechisch. Auch die 17 Beschäftigten des Ki- hen Kinder aus Bulgarien und Rumänien. ler-Dreischer erstellt zurzeit eine Expertise zu den tateams sind mehrsprachig. Schwerpunkt der Kita ist "Sprache, Musik, Bewegung". Die Kinder spre- Kinderstuben als Brücke Dortmunder Kinderstuben. Die ersten Ergebnisse bescheinigen den Kinderstuben eine wichtige Funktion als Brücke von der Familie hin zu klas- chen zwar ihre Muttersprache fließend, jedoch meist, wie auch viele der Eltern, kein Deutsch. Seit Februar hat die Kinderstube "Spielwiese" im sischen Tageseinrichtungen und anderen prä- "Den Eltern ist wichtig, dass wir den Kindern den Brunnenstraßenviertel Verstärkung. Eine Straße ventiven Unterstützungsangeboten. Die intensive Zugang zur deutschen Sprache erleichtern, da dies weiter bietet nun auch die Kinderstube "Sonnen- Einbeziehung der Eltern ist dabei wesentlich und die Voraussetzung für die Grundschule ist", be- zwerge" kindgerechten Raum für die Kleinen von ein besonderes Merkmal der Kinderstuben. Na- richtet Einrichtungsleiterin Melanie Jafra. Das ge- null bis drei Jahren. Auch hier waren die Plätze türlich arbeitet auch die Kita Burgholzstraße eng schieht spielerisch, mitten im Kitaalltag, in dem sofort vergeben. Neun Kinder aus acht Nationen mit den Eltern zusammen, unterstützt sie bei der die Kinder "Gummistiefel", "Bett" und "Buntstift" werden von den qualifizierten und engagierten Erziehung ihrer Kinder und hilft auch mal bei Be- kennenlernen. Tagesmüttern Sylvia Jung, Virginia Gomez Mogeda hördenfragen. Gerda Kieninger: "Alle Kinder ver- und Irene Kober betreut und gefördert. Antak Ma- dienen die gleichen Chancen. Wir freuen uns, je- Dabei arbeitet die Kita eng mit der benachbarten laksima, Vater der dreijährigen Maria, freut sich den Tag zu sehen: Fördern funktioniert." Das darf Libellen-Grundschule zusammen. Schulleiterin über das neue Angebot: "Meine Tochter ist hier jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch Christiane Mika beschreibt, worauf es ankommt: in guten Händen und weil wir das wissen, kann viel zu tun ist. Der Bedarf ist noch lange nicht ge- "Der Austausch zwischen Erzieherinnen und Leh- meine Frau endlich ihren Integrationskurs besu- deckt, das zeigen die Wartelisten, die es in allen rerinnen ist ganz wichtig. Für uns geht es um das, chen. Maria kann hier viel besser lernen, Deutsch AWO-Einrichtungen in der Nordstadt gibt. was die Kinder brauchen. Deswegen hospitieren zu sprechen, als zu Hause." wir gegenseitig, machen gemeinsame Elternarbeit und entwickeln gemeinsam Projekte für den Die AWO arbeitet eng mit der Grundschule Kleine Übergang zwischen Kita und Schule." Projekte wie Kielstraße zusammen und beteiligt sich am Netz- "Komm wir wollen Mathe spielen" wecken bei werk INFamilie, in dem sich über sechzig Akteure den Kindern Spaß am Lernen. Die Eltern sind froh um die Frühförderung der Kinder im Brunnen- über das neue Angebot. Die Plätze waren schnell straßen- und Hannibalviertel kümmern. Die Er- vergeben, es gibt bereits eine Warteliste. Für Me- fahrungen mit der ersten Kinderstube der AWO, Kristina Budde lanie Karwatka und Monika Lopes, die Mütter der die vor einem Jahr eröffnete, sind eindeutig: Alle Tel. 0231.99 34 298 zweijährigen Alysha und des einjährigen Hendrik, Kinder konnten im Anschluss in Regeleinrichtun- k.budde@dobeq.de erweitert die Kita ihre persönlichen Möglichkei- gen vermittelt werden. Das ist ein großer Erfolg ten: "Die Kinder werden hier sehr gut betreut, das und zeigt, dass die Idee der "Förderkette", wo- Kita Burgholzstraße: beruhigt uns natürlich. Nun können wir wieder nach sozial benachteiligte Kinder von Anfang an Melanie Jafra unseren Berufen nachgehen." lückenlos gefördert und integriert werden, funk- Tel. 0231.425 793 70 tioniert. Besonders wichtig ist der Spracherwerb. m.jafra@awo-dortmund.de Es gibt in der Nordstadt viele sozial schwache Fa- 8 "Ohne Sprache ist keine Bildung möglich und INFO Kinderstuben: Bildung & Arbeit Bildungszentrum Gneisenaustraße Neu und barrierefrei in der Nordstadt Neu und barrierefrei in der Nordstadt Was vor sechzig Jahren als "Heim für gefallene Mädchen" begann und später zur AWOGeschäftsstelle wurde, ist heute ein modernes barrierefreies Bildungszentrum. Zur Eröffnung bei strahlendem Sonnenschein und Saxophonklängen kam das leuchtende Rot an der Front des neuen Außenaufzugs besonders gut zur Geltung. Zusätzlich sorgen nun eine Rampe, zwei Treppenlifte und rund dreißig verbreiterte Türen für ein schäftsbereiche der dobeq und im Bildungs- komplett barrierefreies Gebäude. Stadträtin Birgit Zoerner betonte bei der feierlichen Eröffnung zentrum Gneisenaustraße beheimatet. Die Ende Februar die Bedeutung des Bildungszentrums: "Ich freue mich sehr, dass die dobeq an ei- dobeq bietet hier ein differenziertes Angebot. nem Standort in der Nordstadt einen so ansprechenden und barrierefreien Lernort hergerichtet Kooperationen mit Schulen, Maßnahmen und hat und damit auch Menschen, die besondere Zugangsprobleme zum Arbeitsmarkt haben, eine Projekte im Übergang Schule und Beruf, Be- Chance gibt." ratung im Netzwerk trägerübergreifender Beratungsstellen, Berufsorientierung und -vor- Rund 440.000 Euro hat die dobeq in den Umbau des Bildungszentrums in der Gneisenaustraße 1 bereitung sowie Projekte und Maßnahmen investiert. Möglich war dies durch großzügige Zuschüsse. So hat sich die Stiftung Wohlfahrtspflege zur beruflichen Förderung und Eingliederung mit 220.000 Euro beteiligt, die Aktion Mensch mit 100.000 Euro und die Sparkasse Dortmund mit gehören dazu. Im Mittelpunkt steht dabei, 20.000 Euro. Jugendliche und junge Erwachsene orientiert an ihren Stärken individuell zu fördern und Auch die Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der dobeq und AWO-Vorsitzende Gerda Kie- innovative Projekte zu entwickeln. ninger freut sich über die Umbaumaßnahmen: "Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg. Die dobeq kümmert sich um die Menschen, die Schwierigkeiten bei der Integration in den Arbeitsmarkt ha- INFO ben. Dabei liegen uns gerade die jungen Menschen besonders am Herzen." Thomas Keyen, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, erklärt, warum diese Arbeit so wichtig ist: Oliver Schröter "Die dobeq ist ein verlässlicher Partner, um Menschen auf die gestiegenen Qualifikationsanforde- Tel. 0231.864 301 19 rungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten und sie wettbewerbsfähiger zu machen.“ o.schroeter@dobeq.de Die Integration von Jugendlichen und Erwachsenen in den Arbeitsmarkt ist einer der beiden Ge- 9 Kooperationsprojekt von Bethel und AWO Keiner kann nichts Menschen mit komplexen Behinderungen haben oft kaum Chancen, aus ihrem Wohnheim herauszukommen. Niemand erwartet, dass sie arbeiten. Was sollten sie schon können? Das Büro für Unterstützte Kommunikation ist die erste dezentrale Werkeinheit, die Menschen mit komplexen Behinderungen Arbeitsmöglichkeiten bietet und mitten in die Gesellschaft holt. Foto: Knut Vahlensiek 10 Eingliederung Die AWO hat das Projekt gemeinsam mit Bethel. regional auf die Beine gestellt. Für die Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft ist das innovative Büro preiswürdig. Allerorten ist von Inklusion die Rede. Gemeint ist damit, dass alle Menschen gleichberechtigt mitten in der Gesellschaft leben können sollen. Verstanden wird darunter häufig, dass zum Beispiel auch Menschen mit Rollstuhl ungehindert eine Regelschule besuchen. Es gibt zurzeit vorbereitet. AWO und Bethel entwickeln Kommunikation testen Menschen mit komplexen jedoch Menschen, die nicht nur im Rollstuhl sit- Tätigkeitsfelder in der Natur und mit Tieren zum Behinderungen zum Beispiel Sprachcomputer, so zen, sondern zum Beispiel auch spastisch gelähmt Beispiel auf dem Schultenhof und dem Reiterhof genannte Talker, ob sie sich gut bedienen lassen sind, nicht sprechen können und hohen Unterstüt- der WAD. Das Konzept der dezentralen Werkein- und ihren Zweck erfüllen. "An solchen Tests ha- zungsbedarf haben. "An schwerst und mehrfach heiten stößt in der Fachwelt auf Anerkennung. So ben die Herstellerfirmen natürlich ein großes In- behinderte Menschen denkt bei Inklusion niemand. wurde das UK-Büro bereits mit einem Preis der teresse", erzählt Andreas Gora. Auch Mitarbeiter Diese Gruppe ist gesellschaftlich unsichtbar", erklärt Deutschen Heilpädagogischen Gesellschaft ausge- des Sozialamtes, die Menschen mit komplexen AWO-Geschäftsführer Andreas Gora. "Das Recht zeichnet. Behinderungen betreuen, lassen sich hier im Umgang mit den Talkern schulen. auf Inklusion gilt jedoch für alle Menschen. Daher haben wir uns gemeinsam mit Bethel.regio- Es mag überraschen, dass zwei so unterschiedli- nal auf den Weg gemacht." Seit 2012 gibt es in che Organisationen wie Bethel und AWO koope- Die Kooperation zwischen Bethel und AWO klappt der innenstadtnahen Leuthardstraße das Büro für rieren. Und das auch noch in einem Bereich, mit auf der fachlichen Ebene gut. Dass Ingmar Stein- Unterstützte Kommunikation (UK), das von den dem sich meist kein Blumentopf gewinnen lässt. hart einige Jahre Leiter einer großen Komplexein- AWO-Werkstätten und Bethel.regional gemeinsam "Menschen mit komplexen Behinderungen ha- richtung der AWO in Brandenburg war, vereinfacht betrieben wird. Hier arbeiten Menschen mit kom- ben keine große Lobby. Da ist es umso wichtiger, den Austausch natürlich. Die Partner entwickeln plexen Behinderungen zum Beispiel mit speziel- dass man einen zuverlässigen Partner findet, mit gemeinsam die Behindertenarbeit in Dortmund len Sprachcomputern. dem man innovative Lösungen erarbeiten kann", strategisch weiter und überführen dies in kon- so Ingmar Steinhart. Lösungen übrigens, die zwar krete Projekte. Das verbindet, schafft Vertrauen. viel Wissen und Kreativität erfordern, aber nicht So hat sich im Laufe der Zeit darüber hinaus eine Fähigkeiten entdecken teurer sind als die traditionellen Angebote. Be- enge Zusammenarbeit auf der sozialpolitischen Arbeiten? "Bisher verbringen Menschen mit thel.regional unterhält in Dortmund mehrere Ebene entwickelt, die die Wohlfahrtspflege in komplexen Behinderungen oft ihr ganzes Leben Wohnheime, in denen Menschen mit komplexen Dortmund insgesamt stärkt. "Es ist für öffentliche im Wohnheim. Im UK-Büro können sie die Res- Behinderungen leben. Die AWO wiederum hat Geldgeber schwer, uns unter Druck zu setzen und sourcen einsetzen, die sie haben. Jeder Mensch durch die WAD und die Werkstätten viel Kompe- zum Beispiel Mittel zu kürzen. Schließlich müssen hat Fähigkeiten - man muss sie entdecken wol- tenz im Bereich Arbeit. die Interessen und Bedürfnisse der Menschen mit len und die Arbeit entsprechend ausrichten", beschreibt Professor Dr. Ingmar Steinhart, Ge- Gemeinsam stärker Behinderung im Mittelpunkt stehen." schäftsführer von Bethel.regional Dortmund. Schwerstmehrfachbehinderte Menschen kommen Für beide Verbände ist wichtig, Wohnen und Ar- oft in den großen Werkstätten nicht zurecht und beiten gemeinsam anzugehen. "Zusammen kön- die Werkstätten sind mit dieser Gruppe überfor- nen wir mehr erreichen als alleine. Letztlich geht dert. Besondere Angebote gab es bisher nicht. Das es darum, die Barriere zwischen Menschen mit haben AWO und Bethel gemeinsam geändert. Das und ohne Behinderung zu senken", sind sich bei- Büro für Unterstützte Kommunikation ist die erste de Geschäftsführer einig. "Auch Menschen, die auf dezentrale Werkeinheit, die Menschen mit kom- den ersten Blick nur sehr geringe Ressourcen ha- plexen Behinderungen mitten in die Gesellschaft ben, sollen die Chance bekommen, am normalen holt. Weitere dezentrale Werkeinheiten werden Leben teilzunehmen." Im Büro für Unterstützte INFO Henrike Struck Tel. 0231.84 75 989 h.struck@awo-werkstaetten.de 11 Jeder Homosexualität in der Altenpflege soll offen leben können Ist es nicht selbstverständlich, dass jemand in der Seniorenwohnstätte Besuch von seinem Lebenspartner bekommt oder ein Foto der Freundin dort auf dem Nachttisch steht? Ja, ist es - aber nur, wenn es sich um heterosexuelle Paare handelt. Homosexuelle ältere Menschen leben oft noch mit der Angst vor Diskriminierung. Um ein sichtbares Zeichen für einen offenen und toleranten Umgang mit allen Lebensweisen zu setzen, sind die AWO und der Dachverband schwuler, lesbischer und transidenter Vereine und Initiativen in Dortmund (Slado e.V.) aufeinander zugegangen. Offenheit und Toleranz sind für die AWO wichtige Werte. Was in der Theorie schön klingt, muss sich jeden Tag wieder ganz praktisch im Alltag beweisen. Daher stellt sich die AWO ganz bewusst dem Umgang mit Lesben und Schwulen in der Altenpflege. "Wir wollen einerseits unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen, noch kultursensibler zu werden. Auf der anderen Seite INFO Anja Butschkau werben wir unter den Bewohnern und Besuchern unserer Senioreneinrichtungen für Toleranz", begründen Anja Butschkau und Frank Czwikla die Zusammenarbeit mit Slado. 0231.99 34 310 a.butschkau@awo-dortmund.de Frank Siekmann vom Slado-Vorstand freut sich über den Vorstoß der AWO: "Diskriminierung aufgrund unserer sexuellen Identität gehört immer noch zu unseren alltäglichen Erfahrungen. Lesbische und schwule Frank Czwikla Senioren haben daher Angst davor, wenn Sie auf Pflege angewiesen sind, falsch behandelt zu werden." 0231.880 881 13 Offene Diskriminierung in den Einrichtungen der AWO ist nicht bekannt. "Uns geht es darum, auch unter- f.czwikla@awo-dortmund.de schwelliger Ablehnung und Diskriminierung entgegenzuwirken", so Anja Butschkau. Die Generation der heute hochaltrigen Schwulen und Lesben erfuhr noch ungehemmte staatliche, gesellschaftliche und per- 12 Senioren Pflegende Angehörige Auch für sich selbst etwas tun sönliche Diskriminierung. So wurde beispielsweise erst vor zwanzig Jahren der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, abgeschafft. Erst im Jahr 1992 wurde Homosexualität als Krankheit aus der internationalen Liste der psychischen Erkrankungen gestrichen. "Dies nicht zuletzt erklärt, warum Wer Angehörige pflegt, braucht viel Kraft, um das körperlich und psychisch manchmal über viele Jahre durchzuhalten, ohne selbst krank zu werden. Ein spezieller Kurs in der Tagespflege Möllershof hilft Angehörigen, durch Entspannungstechniken und persönlichen Austausch neue Energie zu tanken. heutige Senioren Homosexualität nicht selten als Sünde oder Krankheit, als etwas Verbotenes oder Abstoßendes wahrnehmen. Auch heute gibt es trotz aller positiven Entwicklung noch viele irrationale Ängste und Vorbehalte", erklärt Frank Czwikla. Die nachfolgenden Generationen können bereits bewusster und selbstbewusster mit der Vielfalt sexueller Identität und unterschiedlicher Lebensweisen umgehen. "Aber das ist kein Selbstläufer, sondern muss immer auch reflektiert und weiterentwickelt werden. Es ist immer noch viel Aufklärungsarbeit", beschreibt Frank Siekmann von Slado. Daher hat die AWO ein kultursensibles Konzept mit der Mitarbeiterin der Alteneinrichtung im Dortmunder Lesben- und Schwulenzentrum KCR mit erarbeitet, dem die Beschäftigten künftig regelmäßig geschult werden, noch besser auf die Bedürfnisse und Interessen homosexuel- "Ich hatte Schulter- und Nackenschmerzen. Durch Die Teilnahme am Kurs "Kraftquellen wieder- ler Bewohner und Tagesgäste einzugehen. Frank die Atemübungen kann ich mich nun wieder bes- entdecken" ist kostenlos. Das Angebot ist mög- Czwikla: "Jeder Mensch soll in unseren Einrich- ser bewegen", berichtet eine Teilnehmerin. Die lich durch die Zusammenarbeit zwischen AWO tungen offen über sich und sein Leben sprechen neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer kannten Tagespflege, dem Seniorenbüro Hombruch, dem können. Dazu gehört selbstverständlich auch die sich vorher nicht. In kurzer Zeit sind sie zu einer Pflegebüro Krams und der Barmer GEK, die die Partnerschaft. Das für Lesben und Schwule leich- "richtigen Clique" zusammengewachsen, so be- Finanzierung übernimmt. Kursleiterin Angelika ter zu machen, ist unser Ziel." schreiben sie es. "Wenn ich hier etwas erzähle, Bammann hat ein spezielles Konzept für pflegen- wissen alle, wovon ich spreche. Wir haben viel de Angehörige entwickelt, das in angenehmer At- Verständnis füreinander, weil sich der Pflegealltag mosphäre Elemente autogenen Trainings und Erfah- oft ähnelt. Sich austauschen zu können ist sehr rungsaustausch enthält: "Die Teilnehmerinnen und wohltuend", so Monika Nick. Teilnehmer haben hier einen Raum, mitten im Pflegealltag etwas für sich selbst zu tun." Einige machen Die eigenen Interessen vertreten Nicht alle Pflegebedürftigen besuchen die AWO- die Übungen auch Zuhause, zum Beispiel Hannelore Tagespflege, aber während des achtwöchigen Hufnagel: "Meine Mutter macht dann manchmal Die AWO begrüßt und unterstützt, wenn Kurses können sie hier betreut werden. Die Mutter mit, das ist toll." sich schwule, lesbische und transidente von Hannelore Hufnagel kommt seit 2004 in die Beschäftigte zu einer Gruppe zusammen- Tagespflege: "Die meisten Angebote für pflegende schließen. Ein Raum wird gern zur Ver- Angehörige finden nachmittags oder abends statt. fügung gestellt, auch das AWO Wiki kann Meine Mutter geht jedoch um 19 Uhr schlafen. genutzt werden. Daher ist dieser zweistündige Vormittagskurs für mich optimal." INFO Mirko Pelzer Tel. 0231.395 72 15 m.pelzer@awo-dortmund.de 13 Gegen Hass und Gewalt Zweites Dortmunder Manifest Die Arbeiterwohlfahrt Dortmund hatte sich Ende 2010 an die Spitze einer Initiative Dortmunder Bürgerinnen und Bürger gestellt und die öffentliche Verantwortung für das Dortmunder Manifest übernommen. Der Maler und Schriftsteller Walter Liggesmeyer und Georg Deventer, Vorsitzender von ProDortmund e.V., hatten das Manifest angestoßen. Im Januar dieses Jahres wurde nun im Rathaus das II. Dortmunder Manifest „Gegen Hass und Gewalt“ veröffentlicht. Die AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger und Geschäftsführer Andreas Gora überreichten eine Dokumentation über das Manifest 2010-2013 an Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Hartmut Anders-Hoepgen, den städtischen Sonderbeauftragten für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Wie beim ersten Dortmunder Manifest bleibt das Ziel, dass sich eine breite Dortmunder Öffentlichkeit zu ihrer lebens- und liebenswerten Stadt bekennt, die weltoffen, solidarisch und tolerant ist. Die Dortmunder Stadtgesellschaft muss nachhaltig Zeichen gegen Rechts setzen. Unter www.dortmunder-manifest.de kann sich jeder mit einem eigenen Merksatz zum Manifest bekennen. Außerdem sind die neuen Plakate in unterschiedlichen Formaten im AWOStadtzentrum in der Klosterstraße kostenlos erhältlich. Gegen Rassismus Foto: AWO Foto: Günter Schmitz Vielfalt statt Einfalt Der 21. März ist der Welttag gegen Rassismus. Viele AWO-Einrichtungen mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich daran beteiligt und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Neben dem AWO- Stadtzentrum waren 14 Foto: AWO Foto: AWO unter anderem das Interkulturelle Zentrum und die Seniorenwohnstätte Eving dabei. Neue Kampagne des Netzwerks Rente: Da ist AWO & Mitglieder mehr drin Bau- und Renovierungsfonds Über 25 Prozent aller Ortsvereine beteiligen sich Solidarität wird bei der AWO großgeschrieben: Kaum ist er ins Leben gerufen, beteiligt sich bereits ein Viertel aller Ortsvereine am Bau- und Renovierungsfonds. Dieser speist sich aus anteiligen Mitgliedsbeiträgen der Ortsvereine und des Unterbezirks. Mit dem eingezahlten Geld soll ein Grundstein für notwendige Renovierungen und Baumaßnahmen geschaffen werden. Bisher haben folgende Ortsvereine ihre Bereitschaft signalisiert: Aplerbeck Berghofen Brackel Brünninghausen Eving II Höchsten-Loh Mit der Veranstaltung „Rente: Da ist mehr drin“ Ende Januar wurde eine stadtweite Kampagne Hombruch gestartet, die bis Ende April läuft. Die AWO Dortmund arbeitet seit vielen Jahren im „Dortmunder Kirchderne Netzwerk für eine Rente, die zum Leben reicht“ aktiv mit. Im Rahmen der aktuellen Kampagne Kirchhörde-Löttringhausen führen die Netzwerkpartner Veranstaltungen in den einzelnen Stadtteilen durch, um auf ihre Kirchlinde Forderungen aufmerksam zu machen. Auch die AWO Dortmund beteiligt sich daran. Gerda Kie- Kley ninger, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der AWO Dortmund, bringt es auf den Punkt: „Die Nette Rentenentwicklung muss auf den Prüfstand. Wir fordern eine Rentenreform, die auch zukünfti- Schüren gen Rentnerinnen und Rentnern eine armutsfeste Rente garantiert.“ Süd-Weststadt Wellinghofen Wichlinghofen Wickede An Hauswänden und Autos machen Plakate und Banner auf die Kampagne aufmerksam Und das ist erst der Anfang. Wir sind sicher, dass sich noch weitere Ortsvereine beteiligen werden. MitSINGEN IM AWO-CHOR INFO Der Chor trifft sich vierzehntäglich mittwochs von 17.30 bis 18.30 Uhr im AWO Stadtzentrum in der Klosterstraße. Der nächste Termin findet am 9. April statt. Einfach vorbeikommen und mitsingen! Achim Thiele Tel. 0231.99 34 301 j.thiele@dobeq.de Anja Butschkau Tel. 0231. 99 34 310 a.butschkau@awo-dortmund.de 15 Menschen in der AWO Kerstin Jung Annette Sieberg Wir trauern um Paul Schulz nahm vor 25 Jahren als examinierte Alten- gehört seit 1989 zu den ersten MitarbeiterIn- pflegerin ihre Tätigkeit in der Seniorenwohn- nen der Seniorenwohnstätte. Angefangen als Unser langjähriger Mitarbeiter und Kollege stätte auf. Im Rahmen des Ausbaus der Tages- examinierte Krankenschwester übernahm sie der dobeq ist im Januar im Alter von 57 Jah- pflegen für SeniorInnen wechselte sie 2007 in schnell nach erfolgreich absolvierten Fortbil- ren plötzlich und unerwartet verstorben. Paul die Tagespflege nach Wickede und leitet seit- dungen die Wohngruppen- und Pflegedienst- Schulz arbeitete seit 2003 in unserem Unter- dem die Einrichtung. Für ihr 25-jähriges En- leitung. Seit 2008 leitet sie die stationäre nehmen. Als pädagogischer Mitarbeiter war gagement bedanken wir uns und wünschen Pflegeeinrichtung. Als Bereichsleiterin ist sie er an der Hauptschule Derne und später an ihr weiterhin viel Erfolg. seit 2009 verantwortlich für alle Dienstleis- der Albrecht-Dürer-Realschule tätig. Wir ver- tungsangebote für SeniorInnen. Wir bedan- lieren mit ihm einen engagierten Mitarbeiter ken uns für ein Vierteljahrhundert Engage- und liebenswerten Kollegen, dessen Tod eine ment und wünschen ihr weitere erfolgreiche schmerzliche Lücke hinterlässt. Unser Mitge- Jahre. fühl gilt den Angehörigen. Rüdiger Wehling Suzanne Scholz Gisela Krause Im Februar verstarb im Alter von 75 Jahren plötz- begann seine Tätigkeit bei der Arbeiterwohl- lich und unerwartet die Vorsitzende des Ortsver- fahrt im April 1989 als Steuerfachgehilfe. eins Nordstadt. Wir trauern um eine herzensgute Nach einer berufsbegleitenden Fortbildung und fürsorgliche Freundin. Ihr Name ist mit lang- zum Bilanzbuchhalter kümmert er sich neben jähriger engagierter ehrenamtlicher Arbeit in un- dem Alltagsgeschäft in verantwortlicher Posi- gehört ebenfalls zu den MitarbeiterInnen der serem Verband verbunden. Unser Mitgefühl gilt tion um die Jahresabschlüsse des Unterbezirks ersten Stunde in der Seniorenwohnstätte. Als den Angehörigen. Wir werden Gisela Krause stets und seiner Gesellschaften. Herzlichen Dank examinierte Krankenschwester nahm sie dort in dankbarer Erinnerung behalten. für die 25 Jahre und weiterhin viel Erfolg. im Mai 1989 die Tätigkeit auf. Seit 2009 ist sie verantwortlich für die PflegemitarbeiterInnen im Nachtdienst. Wir danken ihr für ihr Enga- Detlef Schulz gement und wünschen ihr weitere erfolgreiche Jahre. Erna Gottlob Im Februar starb unsere Freundin nach langer schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren. Heinz Schreiber Erna Gottlob war viele Jahre Vorsitzende des Ortsvereines West. Aufgrund ihrer schweren Auf der Jahreshauptversammlung des Orts- Erkrankung konnte sie dieses Amt nicht mehr vereins Kirchlinde Anfang März wurde Heinz ausüben. Unser Mitgefühl gilt den Angehöri- Schreiber aufgrund seiner jahrelangen Ver- gen. Wir werden Erna Gottlob stets in dank- sorgt seit April 1989 als ausgebildeter Koch für dienste für die AWO in Kirchlinde, deren Vor- barer Erinnerung behalten. ein gutes und ausgewogenes Essen in der Se- sitzender er zwanzig Jahre lang war, zum niorenwohnstätte Eving. Für sein langjähriges Ehrenvorsitzenden gewählt. Wir gratulieren Wirken bedanken wir uns herzlich und wün- ganz herzlich und sind sicher, dass er auch schen ihm weiterhin Kreativität und Ausdauer weiterhin dem Ortsverein als Berater zur Ver- bei der Zubereitung der Mahlzeiten. fügung stehen wird. 16 500 AWO & Mitglieder 3. Dortmunder AWO-Lauf gehen an den Start Der Lauftreff des AWO-Ortsvereins Asseln/Husen/ Kurl lädt am 6. April (Sonntag) zum 3. Dortmunder AWO-Lauf ein. Start ist um 10 Uhr am Schulzentrum Asseln, Grüningsweg 42. Angeboten werden Läufe über 5, 10 und 21,1 Kilometer (Halbmarathon) sowie für (Nordic-)Walker die 5 und 10 Kilometer-Distanz. Die flache Strecke führt durch die Freiräume des Dortmunder Nordostens bis in die Nachbargemeinde Kamen. Ziel ist wieder der Ausgangspunkt in Asseln. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Urkunde und eine Medaille, die jeweils drei bestplatzierten Frauen und Männer einen Siegerpokal. 500 Läuferinnen und Läufer werFoto: Klaus Rehfeuter den erwartet, die Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann übernimmt den Startschuss. n e l h ä W en! h e g Am 25. Mai lohnt sich die Wahl doppelt Am gleichen Tag wird sowohl über das Oberbürgermeisteramt, Rat, Bezirksvertretungen und Integrationsrat der Stadt Dortmund als auch über das Europäische Parlament entschieden. Bestimmen Sie mit. Ü 60-Chor der AWO-Barop Traditionelles, Western oder Shanty - der Baroper Männerchor verfügt über ein ansehnliches Repertoire. Und konnte damit das Publikum schon auf vielen AWO-Festen begeistern. Die sechzehn Sänger, alle über sechzig Jahre alt, treffen sich jeden zweiten Montag im AWO-Treff Barop. Wer Lust hat mitzusingen, ist jederzeit willkommen. Und keine Angst - hier geht es nicht um Leistung, sondern bei dem gutgelaunten Geselligkeitschor steht der Spaß im Mittelpunkt. Ina Schüler Tel. 0231.77 95 93 17 Zehnter Neujahrsempfang der AWO WW in Gelsenkirchen »Hand in Hand zum Wohle der Menschen« Französische Chansons, Schlager aus den 20er Jahren, Brecht-Songs und vertonte Texte von Erich Kästner – die AWO Westliches Westfalen hatte sich für ihren nunmehr zehnten Neujahrsempfang ein ganz besonderes Programm einfallen lassen. Rund 500 Gäste folgten der Einladung nach Gelsenkirchen ins Musiktheater im Revier – haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter ebenso wie Vertreter aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wirtschaft. Französische Chansons, Schlager aus den 20er Jahren, Brecht-Songs und vertonte Texte von Erich Käst- die Weichen für bessere Wohn- und Betreuungs- ner – die AWO Westliches Westfalen hatte sich für ihren nunmehr zehnten Neujahrsempfang ein ganz angebote für ältere und pflegebedürftige Men- besonderes Programm einfallen lassen. Rund 500 Gäste folgten der Einladung nach Gelsenkirchen ins schen sowie Menschen mit Behinderungen und Musiktheater im Revier – haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter ebenso wie Vertreter aus Politik, Ver- Angehörige stellen soll. „Es ist zu befürchten, dass waltung, Verbänden und Wirtschaft. dieses Gesetz so wird wie sein Titel: sperrig, pra- „Wir sind gerne hier in einer Stadt, deren Gesicht von arbeitenden Menschen geprägt wurde und wird, xisfern und obendrein mit vielen wirtschaftlichen und in der die AWO ihren festen Platz hat“, betonte Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirks, in seiner Risiken verbunden für die Träger. Auch hier müs- Rede und ergänzte mit Blick auf all die anderen Kommunen, in denen die Arbeiterwohlfahrt präsent sen und werden wir aufpassen, dass es zu einem ist: „Unsere Arbeit tun wir dort, wo die Menschen leben. In den Städten und Gemeinden, den Vierteln guten Ergebnis für die pflegebedürftigen Men- und Quartieren. Dort sind unsere ehrenamtliche Ortsvereine, unsere Kindergärten und Seniorenzentren schen in unserem Lande kommt.“ und viele andere Einrichtungen und Dienste.“ Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, griff in seinem Grußwort diesen Gedanken auf und hob die Bedeutung der AWO als Stimme der Doch auch wenn der Blick auf die aktuelle politi- Menschen hervor, die sich nicht selbst helfen können. „Sie ist überall dort stark, wo es darum geht, die sche Landschaft traditionell zum AWO Neujahrs- Schwachen zu unterstützen. Sie ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Baranowski machte empfang dazu gehört, bestimmte schließlich doch allerdings auch deutlich, dass Kommunen und AWO als Partner nur dann nachhaltig „Hand in Hand die Musik den Vormittag. Nach einer kurzen Ein- zum Wohle der Menschen“ arbeiten können, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. führung des Intendanten des Theaters erlebten Mahnende Worte richtete er mit Blick auf die Kosten für die Eingliederungshilfe an den Bund. Denn: „Die die Gäste der Traditionsveranstaltung Opernstars großen Themen wie Integration oder Bildungsgerechtigkeit entscheiden sich letztlich vor Ort.“ des Hauses einmal in ganz ungewohnten Rollen: Mit ihrer Interpretation großer Klassiker der Un- Eindringliche Forderungen auch von Michael Scheffler: „Wir brauchen in Deutschland eine Bundesre- terhaltungsmusik begeisterten sie ihr Publikum, gierung, bei der das Soziale ganz oben auf der Agenda steht. Die SPD muss sich dafür stark machen. das sie erst nach einer Zugabe entließ. Für das Die AWO wird sie dabei unterstützen.“ Für die Landespolitik verwies er auf zwei große bevorstehende Catering im Musiktheater im Revier ist übrigens Aufgaben: die Revision des Kinderbildungsgesetzes und die Beratung des so genannten GEPA NRW, das eine AWO Tochter des UB Gelsenkirchen-Bottrop verantwortlich: die AWO Service gGmbH. 18 Bezirk Westliches Westfalen AWO eröffnet zweites Demenzhotel an der Ostsee Landhaus am Fehmarnsund - Atempause vom Alltag Das Landhaus Fernblick, im Sommer 2005 von der AW Kur- und Erholungs GmbH in Winterberg eröffnet, ist eine der wenigen Erholungseinrichtungen überhaupt, die sich auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen spezialisiert haben. Nun ist aufgrund des großen Bedarfs das bisherige AWO Gästehaus in Großenbrode an der Ostsee umgebaut worden. Als „Schwester“ des Demenzhotels Landhaus Fernblick wurde das Landhaus am Fehmarnsund im November eröffnet. gesamt hat der Umbau des früheren Hauses am Sund zum Landhaus am Fehmarnsund rund 1,2 Millionen Euro kostet. Nur gut zehn Monate hat die Baumaßnahme gedauert. Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirks Westliches Westfalen, bedankte sich in seiner Rede zur Eröffnung der Einrichtung ausdrücklich bei den vielen Mitarbeitern, die durch ihr Engagement die Realisierung des Projekts in so einem kurzen Zeitraum möglich gemacht haben. Für das jüngste Kind der AW Kur und Erholungs GmbH sieht er beste Zukunftsperspektiven: Erste Reservierungen für 2014 würden bereits vorliegen. Und der Standort nur rund 900 Meter vom flachen Ostseestrand entfernt sei ideal. Gerda Kieninger, Aufsichtsratsvorsitzende der AW Rund sechzig Gäste kann die barrierefreie Ein- eine entspannende Atmosphäre. Die pflegenden Kur- und Erholungs GmbH, hob in ihrer Rede die richtung in der Lübecker Bucht beherbergen. Das Angehörigen gewinnen durch dieses Betreuungs- besondere Bedeutung dieses speziellen Urlaubs- komplett renovierte Haus ist auf die besonderen programm Freiraum für die eigene Erholung. Sie und Entlastungsangebots hervor: „Viele von uns Bedürfnisse der Urlauber ausgerichtet. Einrich- können Wellness- und Kurangebote nutzen, am wissen, dass die Betreuung pflegebedürftiger An- tung und Dekoration tragen zur besseren Orien- nahen Strand spazieren gehen oder die vielen gehöriger daheim viel Kraft kostet – körperlich tierung der dementiell veränderten Gäste bei. Serviceeinrichtungen des Landhauses Fehmarn- und psychisch. Weit über die Hälfte aller Demenz- Die insgesamt 44 Zimmer sind unterschiedlich sund wie Schwimmbad, Sauna, Firnessraum, Café, und Alzheimer-Patienten werden von ihren Ver- aufgeteilt, verfügen zum Teil über Pflegebetten Restaurant und Aufenthaltsräume nutzen. Fach- wandten zuhause versorgt. Für viele ist ein Urlaub und sind auch für Menschen mit körperlichen Be- kundige Mitarbeiter leisten Unterstützung bei der und erst recht ein gemeinsamer Urlaub aufgrund einträchtigungen geeignet. Fünf Stunden täglich individuellen Freizeitgestaltung. der großen Belastungen kaum möglich. Hierauf wird für die an Demenz erkrankten Gäste eine hat die AW Kur und Erholung reagiert.“ tagesstrukturierende Betreuung von qualifizier- Die hohe Nachfrage von Individualreisenden und ten Pflegefachkräften angeboten, zum Beispiel von gemeinnützigen Reiseanbietern hat die AW Gedächtnistraining, Förderung der Motorik und Kur- und Erholungs GmbH darin bestärkt, ein Sprache sowie Gymnastik. Dafür stehen mehre- zweites Demenzhotel an der Ostsee in Großen- re miteinander verbundene Gruppenräume und brode zu eröffnen. Dabei wurde das neue Ur- Landhaus am Fehmarnsund ein geschützter Sinnesgarten zur Verfügung. Ein laubs- und Kurangebot im Besonderen durch Strandstraße 1, 23775 Großenbrode moderner Snoezelenraum mit Wasserbett, Musik den Landesverband der Alzheimer Gesellschaften Tel. 04367.997 00 und Licht- Duft- und Klanginstallationen schafft Schleswig-Holstein fachkompetent begleitet. Ins- INFO 19 Helfen Sie den Sonnenzwergen! Die Kinderstube "Sonnenzwerge" in der Holsteiner Straße im Brunnenstraßenviertel wurde gerade erst eröffnet (siehe Seite 8) und freut sich ganz besonders über Spenden. Die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern wird benötigt, um die unter Dreijährigen in ihrer gesamten Entwicklung zu fördern. Sprachförderung gehört dazu und auch eine intensive Zusammenarbeit der Kinderstube mit den Eltern. Ihre Spenden kommen dem Projekt "Tischlein deck dich" zugute, das daFoto: Günter Schmitz Spendenaufruf Letzte Seite o t n o k n e d n e p S rüber hinaus auch das gesunde Frühstück für die Kleinen finanziert. Den Zwergen gute und gerechte Bedingungen zum Wachsen zu verschaffen, ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft. Die AWO freut sich AWO Unterbezirk Dortmund Stichwort "Tischlein deck dich/Sonnenzwerge" Konto 001 069 691 BLZ 440 501 99 Sparkasse Dortmund über Ihr Engagement und bedankt sich schon jetzt dafür. Jede einzelne Spende ist wichtig. INFO Anja Butschkau Tel. 0231. 99 34 310 a.butschkau@awo-dortmund.de Bitte geben Sie für eine Spendenbescheinigung Ihre Anschrift an. IMPRESSUM AWO Profil ist die Zeitung des AWO Unterbezirks Dortmund Die AWO sagt DANKE! Lauftreff DortmundBittermark spendet für »Tischlein deck dich« Am 21. Dezember fand der WeihnachtsRuhrklippenlauf mit 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugunsten des AWO-Kinderhilfsprojektes „Tischlein deck dich“ statt. Mit Einzelspenden Foto: privat Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund, Anja Butschkau, Gerda Kieninger (beide AWO) mit Klaus Röthig, Frank Seiche (beide PSD Bank) und Arnold Pankratow (AWO) PSD Bank Rhein-Ruhr spendet 1.000 Euro für »Tischlein deck dich« der Läuferinnen und Läufer und den Tel. 0231.99 34-0 www.awo-dortmund.de, info@awo-dortmund.de Herausgeberin: Gerda Kieninger, Vorsitzende Verantwortlich: Andreas Gora, Geschäftsführer Redaktion AWO: Anja Butschkau, Tel. 0231.99 34 310 a.butschkau@awo-dortmund.de Redaktion, Produktion, Texte, Fotos (soweit Loseinnahmen der Tombola kamen Die PSD Bank Rhein-Ruhr engagiert sich für Kinder nicht anders angegeben): Barbara Underberg insgesamt 560 Euro zusammen. aus einkommensschwachen Familien und unter- Foto Titelseite: Iris Wolf stützt das AWO-Kinderhilfsprojekt „Tischlein deck Gestaltung: Iris Wolf Auch viele Ortsvereine spenden re- dich“ mit einer Spende von 1.000 Euro. Mit die- Entgelt für die AWO Profil im Mitgliedsbeitrag gelmäßig für "Tischlein deck dich" sem Geld können im Rahmen des ehrenamtlich enthalten, Zeitungskennzahl K53172 und andere AWO-Projekte. Über die- durchgeführten Projekts wieder zahlreiche Kin- Druck: Lensing Druck GmbH & Co KG, Dortmund ses Engagement freut sich die AWO der mit gesundem Essen versorgt werden. Klaus AWO Profil erscheint vier Mal im Jahr sehr und bedankt sich ausdrücklich Röthig von der PSD Bank überreichte den Scheck Auflage: 11.000 für die wichtige Unterstützung. an die AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger.