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Ausgabe 6 – Oktober 2007
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Premiere in Tiflis
Der Mann von
der Botschaft
Setbericht
Schwerpunkt
Film als Ort
The Palermo
Shooting
Dreharbeiten
1
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MARTINA GEDECK
HEINO FERCH
AB
22.11.
IM KINO
www.meineschoeneBescherung.de
Ei ne
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Kom ö d i ele are
p olynu k nFa m il ie
str u k t uren
EIN FILM VON
VANESSA JOPP
P
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Inhalt
Schwerpunkt: Film als Ort
4
Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festivals, Preise
5
Wo guckst du?
Meldungen
Contergan ist Teil unserer Geschichte
Gastkommentar: Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer zu „Contergan“
8
Venedig sehen und feiern
Der Venedig-Empfang von Filmstiftung NRW und German Films
10
Ein Land auf dem Sprung
Georgien-Premiere von „Ein Mann von der Botschaft“
12
Grüße aus Leverkusen
Location-Seite
13
ur mal angenommen, es gäbe das Kino
nicht. Angenommen, die Menschen wären es gewohnt, Filme daheim mit der Familie oder mit einer Handvoll Freunden auf dem
Fernseher zu sehen. Dann aber käme plötzlich
jemand auf die innovative Idee, Filme in einem
großen Saal zu zeigen, auf einer riesigen Leinwand vor hunderten von Menschen, die sich
nicht kennen und dafür Eintritt bezahlen sollen. Wäre das eine Erfolg versprechende Geschäftsidee? Könnte sie die Menschen überzeugen, sich von ihrem Sofa zu erheben, ins Auto oder in die Bahn zu steigen und dann auch
noch Geld auszugeben? Oder würden die Menschen nur müde abwinken, weil sie den Aufwand als zu groß und den Nutzen als zu gering ansähen?
Ähnlich argumentierte
kürzlich Investor Warren Buffet,
der die spekulative Frage stellte, ob – wenn es Gutenberg
und die Erfindung des Buchdrucks nicht gegeben hätte – in
Zeiten des Internets die Gründung einer teuer und aufwändig produzierten Zeitung, in der
die Menschen die Nachrichten
vom Vortag lesen können, eine gute Investition wäre? Buffet verneinte.
Ich glaube, er irrt sich, und
ich bin überzeugt, dass auch
das Kino heute noch ein innovatives Produkt
wäre mit guten Chancen, trotz hoher Investitionskosten auf dem Markt zu überleben. Zumindest, wenn es eine gewisse Exklusivität auf
seine Filme besitzt, wenn es ein Ambiente bietet, in dem sich die Menschen wohl fühlen, und
wenn es den Besuch zu einem kollektiven emotionalen Erlebnis machen kann.
Im Filmforum NRW im Museum Ludwig
wird die Filmstiftung Ende Oktober gemeinsam
mit der Staatskanzlei in Kooperation mit dem
Filmbüro NW und dem Netzwerk Filmkultur
NRW einen Tag lang das Thema „Film als Ort“
zur Diskussion stellen. Ob Filmtheater eine Zukunft haben, soll nur eine der Fragen sein, über
die auf diesem 2. Filmsymposium NRW gesprochen wird. Der Newsletter nimmt die Tagung
zum Anlass, um sich ebenfalls mit den Begriffen Kino und Ort zu beschäftigen. Allerdings
wollen wir in unserem Heft nicht nur das Kino
als Ort des Filmerlebens, sondern auch den Örtlichkeiten in Filmen nachgehen.
Wir haben nachgeforscht, wie sich das Rezeptionsverhalten der Menschen verändert hat
N
und welche Rolle das Kino dabei heute noch
spielt. Werner Ruzicka, Leiter der Duisburger
Filmwoche, hat sich für uns Gedanken gemacht,
wie die veränderten Sehgewohnheiten auch das
Reden über Film beeinflussen. Wir gehen dem
Begriff des amphibischen Films nach, zu dem
Christian Petzold in einem Interview Stellung
nimmt, und fragen, wie sich das Film-Bild des
Ruhrgebiets über die Jahre verändert hat. Abschließend wirft Heinz Holzapfel noch einen
Blick in die Zukunft des Kinos.
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die
bewährten Informationen aus der und über die
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen
Dreharbeiten. Wir liefern einen Reisebericht von
MEDIA
Schwerpunkt: Film als Ort
14
Das flüchtige Publikum
Film als Ort: Konkurrieren um die Zuschauer
15
Nach dem Film ist vor dem Film
Reden über Film, aber wo?
16
Mit dem Rücken zum Alltag
Interview mit Christian Petzold
17
Totale oder Closeup?
Der richtige Ort für den richtigen Film
17
Heimische Amphibien
Ein Begriff und seine Geschichte
18
Eine Region sucht ihre Bilder
Das Ruhrgebiet im Film
18
Dom, Rhein und Humor
FilmInitiativ Köln: Köln im Film
19
Zwischen Haaröl und Räucherstäbchen
Wo Migranten ihren Filmort finden
Titel: „Liebesleben“; Kinostart: 8. November.
Foto: X Verleih.
20
der Premiere von „Der Mann von der Botschaft“
in Tiflis, und dass Wim Wenders zum ersten Mal
einen Kinofilm in seiner Heimatstadt Düsseldorf
dreht, war für uns Grund genug, Eindrücke von
den Aufnahmen zu „The Palermo Shooting“ in
einem Setbericht festzuhalten.
Noch ein Fernsehtipp zum Schluss: Am 7.
und 8. November strahlt das Erste Adolf Winkelmanns Zweiteiler „Contergan“ aus. Über die
vorangegangenen juristischen Auseinandersetzungen mit der Aachener Pharma-Firma Grünenthal braucht man keine Worte mehr zu verlieren. Dazu ist alles gesagt. Deswegen haben
wir den Mediziner und Autor Professor Dr. Dietrich Grönemeyer gebeten, sich den Film aus medizinischer Perspektive anzuschauen. Was er
zum Thema Contergan zu sagen hat, finden Sie
auf Seite 5.
21
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – newsletter@filmstiftung.de
Holz und Stein statt Stahl und Glas
Interview mit Andreas Herrmann über Kino-Interieur
Kathedrale und Scheune
Vermutungen zu Kino und Film in den nächsten 30 Jahren
22
Shooting Düsseldorf
Setbericht: Wim Wenders’ „The Palermo Shooting“
23
Dreharbeiten in NRW
26
Mit besten Empfehlungen
Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Liebesleben“, „Ich will Dich“,
„The Man Who Shot Chinatown“, „Takva“, „Tell“, „Meine schöne
Bescherung“, „Der Mann von der Botschaft“, „Madonnen“, „Für den
unbekannten Hund“
21
Impressum
Schwerpunkt
Dezember
Digitalisierung
Der nächste Newsletter erscheint im Dezember und widmet sich dem aktuellen
Stand der Digitalisierung der Filmtheater.
Ab dem 10. Dezember ist das Heft online
unter www.filmstiftung.de zu finden.
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AV-Gründerzentrum NRW unter
neuer Leitung
Produktion aus dem Hause COIN: Milena Dravic in
„Liebe und andere Verbrechen“, Foto: COIN Film
COIN als GmbH
Nach der Namensänderung von ICON Film
zu COIN Film firmiert die Produktionsfirma der
Produzenten Herbert Schwering und Christine Kiauk seit Oktober 2007 nun auch als
GmbH. Mit ihren drei neuen Filmen beweist die
Kölner Produktionsfirma ihre Bandbreite vom
TV-Movie bis zur internationalen Koproduktion:
Gerade beendet wurden die Dreharbeiten für
die romantische Komödie „Die Treuetesterin“
(Regie: Markus Bräutigam) mit Jeanette
Biedermann und Johannes Brandrup in
den Hauptrollen. Bereits in Fertigstellung sind
die Sixpack-Produktion „Das Geheimnis des
Glücks“ (Regie: Lola Randl) sowie die internationale Koproduktion „Liebe und andere Verbrechen“ mit Anica Dobra als Hauptdarstellerin (Regie: Stefan Arsenijevic). „Die Treuetesterin“ entsteht im Auftrag von Sat.1, die beiden anderen Produktionen realisiert COIN Film
für den WDR.
COIN Film, Tel. (0221).322053,
info@coin-film.de www.coin-film.de
Noch bis zum 15. November können sich Nachwuchsunternehmer aus der AV-Wirtschaft in
Nordrhein-Westfalen für eines der zehn Stipendien des AV-Gründerzentrums NRW in
Köln bewerben. Für den mittlerweile bereits dritten Jahrgang steht nicht nur eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 10.000 Euro für den
Firmenstart bereit, sondern vor allem ein umfassendes Beratungs- und Trainingsprogramm.
„Rund um das AV-Gründerzentrum, das sowohl ein Vorzeige- als auch Vorreiterprojekt ist,
werden wir auch eine Gruppe von Unternehmenspaten auf die Beine stellen“, plant Horst
Schröder, der als Nachfolger
von Barbara Skora im
Herbst die Geschäftsführung
übernommen hat. Für Schröder, der u.a. bis 1998 die Geschäfte der Kölner filmpool
leitete und seitdem als freier
Producer und Medienberater
für Banken und MedienunterHorst Schröder.
Foto: AV-Gründer- nehmen tätig ist, hat die Idee
zentrum
der Netzwerkbildung Priorität:
„Wichtig ist die nachhaltige Anbindung des Unternehmernachwuchses an
Stadt und Land.“ Angesichts der fortschreitenden Medienkonvergenz betont Schröder, dass
sich das Angebot des Gründerzentrums nicht
nur auf Film und Fernsehen beschränkt, sondern
etwa auch für Spieleentwickler offen steht.
Alle Infos über die Bewerbungsbedingungen unter www.av-gruenderzentrum.de.
AV-Gründerzentrum NRW,
Tel. (0221) 6110748;
info@av-gruenderzentrum.de
Gürtler: HD in Neuss
Gürtler Multimedia bietet ab sofort eine im
Arbeitsablauf optimierte und damit kostengünstige HD-Filmabtastung an. Die Kombination aus
Shadow HD-Telecine, DaVinci 2K-Farbkorrektur
und Digital Vision DVNR 2K-Enhancer realisiert
erstmalig hochwertiges HD-Mastering in Echtzeit, so das Neusser Postproduktionshaus.
Ergänzt wird das System durch einen DVSPronto-Diskrecorder, der filmschonendes Grading
garantiert. Komplettiert wird das HD-Equipment
durch Schnittsystem, Schriftgenerator sowie ei-
nen Sony HDCAM-SRW5500 Recorder, der die
Aufzeichnung auf HDCAM und HDCAM SR ermöglicht. Geschäftsführer Winfried Roths
konnte zudem Verstärkung für sein Team gewinnen: Marion Lehmann kam von der CinePostproduction Geyer Köln nach Neuss und
ist dort nun für den Vertrieb und die Kundenbetreuung zuständig.
Gürtler Multimedia Neuss,
Tel. (02131) 29581-50;
info@guertler-multimedia.de
Von Cameo zur Neuen Cameo
Ole Landsjöaasen und Christian Fürst haben in Köln die Neue Cameo Film GbR gegründet, mit der sie hochwertige Spiel- und Dokumentarfilme sowie TV-Movies realisieren wollen. Die sozusagen „alte“ Cameo Film lässt Inhaberin und Geschäftsführerin Annette Pisacane gerade auslaufen. Sie steht der Branche
fortan als freie Produzentin zur Verfügung.
Landsjöaasen war über neun Jahre bei Cameo
Film als Producer und Herstellungsleiter tätig und
verantwortete u.a. Hans Weingartners Debütfilm „Das weiße Rauschen“. Fürst, seit 1988
als Produktions- und Herstellungsleiter für viele Spiel- und Dokumentarfilme (u.a. „Emmas
Glück“), stand in enger Verbindung zu Cameo
Film, für die er u.a. den Kinofilm „Elefantenherz“
4
betreut hat. Aktuell bereitet die Neue Cameo
Film u.a. Pablo Fendriks argentinisch-französisch-deutsche Koproduktion „La Sangre Brota“ vor, deren Dreh Ende Oktober in Buenos Aires beginnt. Im November folgt der Drehstart
für „Jardines de Paraiso“ von Hector Galvez,
der mit Amka Films Productions SA (Lugano) und Chullachaki Producciones (Lima) koproduziert wird. Die aktuell international
ausgelegten Fäden laufen an der neuen Adresse Lichtstraße 46 in 50825 Köln zusammen.
Über aktuelle Projekte informieren Landsjöaasen und Fürst: www.neuecameofilm.de.
Neue Cameo Film,
Tel. (0221) 9128120;
info@neuecameofilm.de
More than Popcorn in Bonn
„Das Kino kann nicht nur als reiner Dienstleistungsbetrieb mit dem ständigen Blick auf das
Box Office betrachtet werden“, sagt die Bonner Filmtheaterkauffrau Stephanie Hoffmann. Dem Kino als kulturellem, kommunikativem und sozialem Ort der Filmbranche, der den
Film als Kulturgut in die Gesellschaft transportiert, komme ein besonders anspruchsvoller Platz
zu. Dementsprechend wichtig sei die Rolle der
Mitarbeiter im Betrieb. Den Kinobetreibern rät
die Fachfrau, mehr in das Personal zu investieren: „Qualifiziertes Personal führt zu kompetentem und freundlichem Umgang mit dem Publikum.“ Für die Qualifizierung bietet Hoffmann mit
ihrer Agentur More Than Popcorn – bei laufendem Betrieb – Personalschulungen an. Ihre
Themenpalette reicht von einer Einführung in
die Kinowirtschaft über kaufmännische Kenntnisse bis zu Problemlösungen in Teamstrukturen. Darüber hinaus empfiehlt Hoffmann den
Kinobetreibern, ihre Betriebe für die Ausbildung
junger Leute zu öffnen. Hoffmann: „Die Filmtheaterbetriebe sollten ins duale Ausbildungssystem integriert sein.“ Hoffmanns Vorgabe ist
ein Bild vom Kino „als Betriebsstätte mit Arbeitsplätzen sowie betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen, organisatorischen und kulturellen
Strukturen“. Mehr Infos unter www.morethanpopcorn.de.
More than Popcorn,
Tel. (0151) 16524469;
steffi@morethanpopcorn.de
Dokumentarfilm lernen bei Kubny
Grimme Preis-Träger und Dokumentarfilmer
Werner Kubny („Abenteuer Ruhrpott“, „Der
Ball ist rund“) hat seine 30-jährige Berufserfahrung in die Gründung einer Dokumentarfilmschule eingebracht. In einem von Kubny entwikkelten ganzheitlichen Modell dokumentarischer
Filmarbeit können Teilnehmer ein aus drei Modulblöcken bestehendes Seminar belegen mit
dem Ziel, den individuellen Weg zu Film und Projekt zu finden. Die drei Blöcke des nächsten Kurses finden zwischen dem 31. Januar und dem
27. Mai 2008 statt. Jeweils fünf Tage verbringen die Teilnehmer dann im denkmalgeschütz-
ten Haus artgenossen in Lindlar, um dort gemeinsam zu arbeiten. Werner Kubny: „Wir haben nach langjähriger Lehrtätigkeit im Bereich
der dokumentarischen Filmarbeit ein neues Wissenskonzept mit einem innovativen, umfassenden Ansatz entwickelt – ganzheitliches Lernen
als integrative, systemische Erfahrung.“ Weitere Informationen über Seminarinhalte, Kosten
und Unterbringung bietet die Website
www.dokumentarfilmschule.de.
Dokumentarfilmschule Werner Kubny,
Tel. (02266) 3757;
info@dokumentarfilmschule.de
Oscar und Emmy:
NRW ist dabei
Am 15. November bringt der Kölner Verleih Rif
Film einen Film in die Kinos, der weltweit Furore macht. In „Takva – Gottesfurcht“ erzählt der
junge türkische Regisseur Özer Kiziltan die
Geschichte des streng gläubigen Moslem Muharrem, der sein Leben nach den Regeln eines
erzkonservativen Ordens in Istanbul ausrichtet.
Als er zum ersten Mal mit der modernen Welt
konfrontiert wird, muss er entdecken, dass auch
er der Versuchung durch Sünde, Heuchelei und
Gotteslästerung nicht widerstehen kann. Zunächst erhielt die Geschichte vom Aufeinanderprallen fanatischen Glaubens und westlicher Lebensweise beim Filmfestival Toronto 2006
den Swarovski Cultural Innovation Award. Dann
folgte auf der diesjährigen Berlinale der Preis
der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI). Beim
43. Filmfestival Antalya regnete es sogar
neun Auszeichnungen (u.a. „Bester Hauptdarsteller“, „Bestes Drehbuch”). Die Türkei reicht
„Takva“ nun für die Nominierungen um den
Auslands-Oscar 2008 ein. Produziert wurde der
Kinofilm in Koproduktion mit Yeni Sinemacilik von Fatih Akins Hamburger Firma corazón international.
Akin ist außerdem mit „Auf der anderen Seite“ – für Deutschland – in Richtung Oscar unterwegs. „Verrückt, möge der Bessere gewinnen!“, so der Erfolgsfilmer. Akins Liebes- und Kiziltans Psychodrama sind zwei von vier von der
Filmstiftung NRW geförderten Filmen, die
um eine Nominierung für den Auslands-Oscar
konkurrieren. Kroatien schickt die kroatischdeutsch-bosnische Koproduktion „Armin“ ins
Rennen, in der Regisseur Ognjen Svilicic einfühlsam eine Vater-Sohn-Beziehung erzählt. Die
newsletter@filmstiftung.de
– Meldungen
Die Kölner Rif Film verleiht „Takva“, den türkischen Bewerber für den Auslands-Oscar 2008.
Foto: Rif Film
Düsseldorfer Busse & Halberschmidt Filmproduktion realisierte den Kinofilm auf deutscher Seite. Schweden ist mit „You the Living“
bei den Einreichungen dabei. Mehrere Jahre
arbeitete Roy Andersson („Songs from the
Second Floor“) an seiner neuen Meditation aus
Bildtableaus und Musik. An der schwedisch-französisch-deutschen Koproduktion, die ebenso
wie Akins „Auf der anderen Seite“ in Cannes Premiere feierte, waren auf deutscher Seite die Kölner Thermidor Film sowie WDR und Arte beteiligt. Die endgültigen Nominierungen
werden am 22. Januar bekannt gegeben. Verliehen werden die Oscars am 24. Februar 2008
im Kodak Theater in Los Angeles.
Bereits am 19. November entscheidet sich
in New York, ob die ebenfalls von der Filmstiftung NRW geförderte Teamworx-Produktion
„Die Mauer – Berlin ´61“ einen International
Emmy in der Kategorie TV-Movie/Miniserie gewinnt. In Deutschland sahen bei der Premiere
rund sechs Millionen Fernsehzuschauer das Drama, das in Zusammenarbeit mit WDR, Arte und
Eos Entertainment entstand. Am 20. Oktober erhielt die Produktion in Berlin bereits den Prix
Europa als Fernsehprogramm des Jahres 2007.
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„Das Gelübde“ von Dominik
Graf macht Station in Lünen. Foto: Thomas Kost/WDR
Am 7. und 8. November strahlt das Erste nach langen juristischen
Auseinandersetzungen Adolf Winkelmanns WDR-Zweiteiler „Contergan“ (AT: „Eine einzige Tablette“) aus. Für den Newsletter baten wir
Kinofest Lünen
wird 18
Endlich volljährig: Zur 18. Ausgabe des Kinofestes Lünen (15.-18.11.) hat sich Festivalleiter Michael Wiedemann ein Geschenk für
Geburtstagskinder einfallen lassen: Besucher, die
während des Kinofestes volljährig werden, bekommen gegen Vorlage des Personalausweises
freien Eintritt zu den Filmvorführungen. Zu sehen sind u.a. zehn aktuelle deutsche Produktionen, die im Hauptwettbewerb um die mit
10.000 Euro dotierte Lüdia antreten. Darunter
auch das von der Filmstiftung NRW geförderte tragikomische Roadmovie „Jakobs Bruder“, das Regisseur Daniel Walta mit seinen
Jahresfilmprogramm-Prämien im
Düsseldorfer Savoy
Nach der gelungenen Veranstaltung im vergangenen Jahr im Düsseldorfer Savoy-Theater lädt
die Filmstiftung NRW auch in diesem Jahr
wieder in die Graf-Adolf-Allee 47, um dort am
21. November zum zweiten Mal in Folge ihre
Jahresfilmprogramm-Prämien zu verge-
Hauptdarstellern Klaus J.
Behrendt und Christoph
Maria Herbst in diesem
Sommer u.a. in Freudenberg
und Siegen drehte. In weiteren Reihen sind außerdem
Dominik Grafs neuer Film
„Das Gelübde“, das neue
Werk der Reding-Brüder
„Für den unbekannten
Hund“ und die Schiedsrichter-Doku „Die Spielverderber“
zu sehen. In den zwei Kurzfilmwettbewerben konkurrieren elf kurze und vier mittellange Produktionen, der beste Film im Kinderfilmwettbewerb bekommt die Rakete. Erstmals
verleiht das Kinofest auch einen Preis für die Beste Filmmusik. Zum Thema organisiert Lünen eine Gesprächsrunde mit dem Filmmusikkomponisten Martin Todsharow und Regisseur Peter Timm. Einmalig in diesem Jahr: ein Kurzfilm-Wettbewerb mit acht „Science Fiction“-Filmen zum Thema Zukunft. Dafür stiften die
Schauspieleragentinnen Britta Imdahl und
Wally Ahrweiler und Produzentin Brit Possardt extra einen Preis. Das ganze Programm
gibt es unter www.kinofest-luenen.de.
Kinofest Lünen,
Tel. (02306) 3063640;
info@kinofest-luenen.de
ben. Die Düsseldorfer Filmförderung ehrt an
dem Abend Kinobetreiber, die sich auf ihren
Leinwänden vor allem um den deutschen und
europäischen sowie um Kinder- und Jugendfilme verdient gemacht haben. Neben den ausgezeichneten Kinomachern, die die Höhe ihrer
Prämie erst bei der Verleihung erfahren, werden
wie in den Vorjahren auch wieder zahlreiche
prominente Paten aus der Filmwelt erwartet.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500;
info@filmstiftung.de
Berengar Pfahl mit HD
Für Sat.1 ist „Erdbeereis mit Liebe“ (AT) erst die zweite Spielfilmproduktion in HD überhaupt. Realisiert wird die romantische Komödie, die Regisseur Oliver Dommenget nach einem Buch von
Nicholas Hause inszeniert hat, von der Berengar Pfahl Filmproduktion. Bei der Technik
griff die Filmproduktionsfirma dabei auf das Equipment der Kölner Volker Rodde Film- und
Videotechnik zurück. Derzeit befindet sich das Projekt, das von Eddie Schreiber als Producer und von Berengar Pfahl als Produzent betreut wird, in der firmeneigenen Edit Suite in Haan
in der Postproduktion. Die Hauptrollen spielen Annette Frier und Pasquale Aleardi, gedreht
wurde in Hamburg und Italien.
Berengar Pfahl Film, Tel. (02129) 37990; info@berengar-pfahl-film.d
Verleiherpreis: Gute Haltung in NRW
Mit einer klaren 2/3-Mehrheit konnte Nordrhein-Westfalen bei der Vergabe des Verleiherpreises durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien punkten.
Ausgezeichnet wurden der Kölner Pandora Filmverleih, Dieter Hertels Bonner SchwarzWeiss-Filmverleih und die Kool Filmdistribution aus Freiburg. Den Kölnern honorierte die
Jury, der u.a. die Kölner Kino-Betreiberin Catherine Laakmann (Metropolis) angehörte, „die
Haltung des Verleihs, sich auf wenige, qualitativ hoch stehende Filme zu beschränken und diese
mit guter Ausstattung optimal auf dem Kinomarkt zu platzieren“. Den Bonnern bescheinigte sie
„die sorgfältige Auswahl und Herausbringung der Filme, den ungebrochenen Idealismus und die
Liebe der Schwarz-Weiss-Macher zum Kino“. Das Preisgeld beträgt jeweils 75.000 Euro.
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de
den Mediziner und Bestseller-Autor Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer,
der als Facharzt für Radiologie das Bochumer Grönemeyer Institut für
Mikrotherapie leitet, um einen Kommentar zum Thema Contergan.
Gastkommentar von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer
Contergan ist Teil
unserer Geschichte
er vom WDR produzierte Zweiteiler „Eine
einzige Tablette“ wird im November nach
heftigem juristischen Tauziehen im Ersten ausgestrahlt. Auf diese nun von
den Gerichten entschiedene Debatte möchte ich hier
nicht weiter eingehen.
Für mich als Arzt ist eines entscheidend: Zwischen 1957 und 1961 kamen weltweit etwa 12.000
Kinder mit den von ConterDietrich Grönemeyer, Foto: privat
gan verursachten schrecklichen Fehlbildungen zur
Welt, davon rund 5.000 in Deutschland. Von
ihnen überlebten schätzungsweise 2.700. Unglaublich, was dies an Leiden für die Betroffenen, aber auch für die gesamten Familien bedeutete. Gerade die juristische Auseinandersetzung um den Film zeigt, wie aktuell das Thema nach fast 50 Jahren immer noch ist – denn
jedes Leben ist einmalig und einzigartig und
kann durch falsche Medikamente bzw. Medikation geschädigt oder zerstört werden.
Der Contergan-Skandal ereignete sich in einer Zeit, in der das deutsche Arzneimittelgesetz
unzureichend war. Die Verträglichkeit von Medikamenten wurde damals ausschließlich an Tieren getestet. Und aufgrund dieser Versuche galt
Contergan als besonders sicher und wurde als
Schlafmittel und auch bei Schwangerschaftsbeschwerden wie der morgendlichen Übelkeit bedenkenlos angewendet. Contergan war neben
Aspirin das bekannteste rezeptfreie Medikament.
Schlagzeilen wie „Missgeburten durch Tabletten?“ von 1961 gibt es mittlerweile so zum
Glück nicht mehr. Damals aber kamen Faktoren wie die fehlende Meldepflicht für geschädigte Neugeborene, die Unfähigkeit der Gesellschaft im Umgang mit Behinderten und die Isolation von Eltern, denen es schwer gemacht
wurde, über die Behinderung ihrer Kinder auch
nur zu sprechen, zusammen. Erst im November 1961 wurde Contergan vom Markt genommen, obwohl bereits 1960 ernst zu nehmende Kritik aufkam.
Das aktuelle deutsche Arzneimittelgesetz,
das eine direkte Folge des Contergan-Skandals
ist, wurde erst 1976 verabschiedet und inzwischen vierzehn Mal novelliert. Die große Zeit-
D
spanne bis zur Verabschiedung belegt, wie
schwer sich die Gesetzgebung tat.
„Contergan“ war und ist ein wirklicher
Schock. Aber festzuhalten bleibt die positive Entwicklung seither. Unsere Gesellschaft hat durch
den Skandal einen wichtigen Wandel erfahren.
Der Umgang mit körperlich und geistig behinderten Menschen hat sich grundlegend geändert.
Es ist heute selbstverständlich, dass funktionsbeeinträchtigte Menschen erfolgreich arbeiten und
nahezu so leben können wie Nicht-Behinderte.
Ich selber habe persönlich bei den Paralympics
gesehen, zu welch beeindruckenden Höchstleistungen Sportler fähig sind, die blind sind, im Rollstuhl sitzen oder mit Prothesen laufen.
Das „Deutsche Ärzteblatt“ zitiert Grünenthals geschäftsführenden Gesellschafter Sebastian Wirtz mit den Worten: „Contergan ist und
bleibt Teil unserer Firmengeschichte.“ Aber Contergan ist noch viel mehr: Es ist und bleibt Teil
unserer deutschen Geschichte. Die Auseinandersetzung mit dem Contergan-Skandal war
und ist eine gesellschaftliche Auseinandersetzung, die schließlich auch Wichtiges bewegt hat
– in der Medizin, in der Pharmaindustrie, der Gesetzgebung und der Gesellschaft. Contergan ist,
wie wir heute wissen, ein sehr gutes Mittel bei
bestimmten Krebserkrankungen und Lepraformen. Aber gerade deshalb gilt doch in Bezug
auf den Contergan-Skandal: Nur wenn Fehler
eingestanden und nicht vertuscht werden, können sie auch vergeben werden. Das gilt für uns
alle, auch für die Industrie und uns Ärzte.
Wachsamkeit gegenüber Medikamenten ist
immer angebracht und eine globale Herausforderung. Nicht zuletzt zeigt dies der jüngste Skandal in China, wo Kinder mit einem fehlerhaft hergestellten Leukämie-Medikament behandelt
wurden. Schlechte Kontrollen und Medikamentenfälschungen sorgen weltweit für schlimmste
Schädigungen und großes Leid bei den Betroffenen. Die WHO beziffert den jährlichen Umsatz
mit gefälschter Medizin auf 32 Milliarden US Dollar. Auch wenn die Gefahren für deutsche Verbraucher gering sind, gelangen diese Produkte doch immer wieder durch Internethandel oder
aufgrund gefälschter Papiere zu uns.
Medikamente werden niemals „ungiftig“
noch werden sie „harmlos wie Zuckerplätzchen“
sein, wie in der Packungsbeilage von Contergan zu lesen war.
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KunstFilmBiennale
„Bellavista“ aus Österreich porträtiert
die bedrohte Region Seppada in Osttirol.
Foto: Duisburger Filmwoche
Duisburger
Filmwoche:
doxs! und Dokus
„Wo wenn nicht hier“ klingt selbstbewusst das
Filmwochen-Motto zur 31. Ausgabe, und in der
Tat: Wo, wenn nicht auf der Duisburger
Filmwoche, kann man gebündelt das Spannendste aus einem Jahr deutschsprachigen Dokumentarfilms sehen? Vom 5. bis zum 11. November präsentiert das Team um FilmwochenLeiter Werner Ruzicka 28 Dokumentarfilme
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
im Filmforum am Dellplatz. Neben aktuellen
Beiträgen traditioneller Duisburg-Gäste wie
Thomas Heise, Volker Koepp oder Hito
Steyerl wird in diesem Jahr eine Menge neuer Gesichter Filmarbeiten zur Diskussion stellen,
darunter auch die beiden Studenten der
Kölner Kunsthochschule für Medien
Katharina Pethke und Filipp Forberg. Neben einem thematischen
Schwerpunkt über die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit, erwarten die Duisburger zudem einen prominenten Gast
der internationalen Dokumentarfilmszene: James Benning kommt und wird
nicht nur einen Workshop mit Filmstudenten leiten, sondern gleich auch noch seinen
neuen Film und die erste Monographie über sein
Werk vorstellen. Akkreditierungsunterlagen sowie das ausführliche Programm finden sich unter www.duisburger-filmwoche.de.
Mit doxs! findet außerdem parallel zum Festival die Kinder- und Jugendsektion der Duisburger Filmwoche statt. Neben einem Showcase niederländischer Kinderdokumentarfilme sowie der Vorführung von neun Raritäten aus dem
DEFA Studio für Dokumentarfilme, wird das
Projekt „doxs! kritik“ erstmals Duisburger Schülern die Möglichkeit bieten, fachliche Kompetenzen durch das Schreiben von Filmkritiken zu
erwerben. Das komplette Programm gibt’s unter www.do-xs.de.
Duisburger Filmwoche,
Tel. (0203) 2834171;
info@duisburger-filmwoche.de
„Der Liebeswunsch“: Für den Schnitt Preis erhielt Editor Hansjörg Weißbrich eine Nominierung. Foto: NFP
Film+ serviert Sahneschnittchen
Film+, das Kölner Forum für Filmschnitt und
Montagekunst, nimmt seine siebte Ausgabe
zum Anlass, um das Schnittfest um einen Eröffnungsabend zu erweitern. Film+, veranstaltet
vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit
mit der Filmstiftung NRW und der Stadt
Köln, beginnt damit am 23. November mit einem Film der Hommage-Reihe, die der Editorin Helga Borsche gewidmet ist, und endet
am Montag, den 26. November traditionell mit
der Verleihung der drei Schnitt Preise. Nominiert
für den von der Filmstiftung NRW mit 7.500
Euro dotierten Preis in der Kategorie Spielfilm
sind Jens Klüber („Stille Sehnsucht – Warchild“), Uta Schmidt („Vier Minuten“), Kai
Schröter („Wholetrain“), Hansjörg Weißbrich („Der Liebeswunsch“) und Melanie
Werwie („Das wahre Leben“). Für den gleich
hoch dotierten Bild-Kunst Schnitt Preis
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Dokumentarfilm sind nominiert: Ursula
Höf („Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez“), Anja Pohl („Die Unzerbrechlichen“),
Niko Remus („Der große Ausverkauf“), Inge Schneider („Prinzessinnenbad“) und Anke Wiesenthal („ostPunk! too much future“).
Um die 2.500 Euro des BMW Group Förderpreis Schnitt schließlich konkurrieren Stine
Sonne Munch („Milan“), Tobias Peper
(„Der Mungo“), Tobias Suhm („Voigtkampff“), Karen Tonne/Jan Ruschke („Abschiedslied“) und Rudi Zieglmeier („Bildfenster/Fensterbilder“). Schwerpunkt der vier Themenpanels bei Film+ bildet die Beziehung von
Drehbuch und Dramaturgie zu Schnitt und Montage. Einzelheiten zum Programm gibt es ab Anfang November unter www.filmplus.de.
Film+, Tel. (0221) 2858706;
info@filmplus.de
„Wellen“ von Daniel Burkhardt lief auf der
KunstFilmBiennale, Foto: KHM
Neues von der
KHM
Das Wintersemester an der Kölner Kunsthochschule für Medien ist kaum gestartet,
da ziehen die Filme der Studenten schon wieder ihre Runden über deutsche und internationale Festivals. In Köln sind gleich mehrere Arbeiten von ehemaligen und aktuellen Studenten im Wettbewerb um den Bild-Kunst Förderpreis bei der KunstFilmBiennale (18.24.10.) zu sehen („Attentate“ von Tanja Parovic, „Video“ von Pascal Daniel Fendrich,
„Wellen“ von Daniel Burkhardt und „Krieg
in Uranias“ von Markus Wambsganss). In
Duisburg laufen zudem zwischen dem 5. und
11. November auf der Filmwoche „In Liebe,
Britta Schmidt“ von Katharina Pethke und
„Maryvilla“ von Filipp Forberg. Bundesweit
zu sehen bekommen Kinozuschauer ab dem
25. Oktober Stefan Westerwelles mehrfach
Preis gekrönten Abschlussfilm „Solange Du hier
bist“, der von Pro-Fun Media verliehen wird.
Am 31. Oktober findet bereits zum runden
zehnten Mal die Preisverleihung des gemeinsam
mit dem WDR veranstalteten internationalen
Nachwuchswettbewerbs kurz & schön statt.
Im Kölner Kino Cinenova werden die Ehrungen der Gewinner vorgenommen und die ausgezeichneten Filme der Kategorien „Werbespots, TV-Design, Kurzfilm“, „Bester Schnitt“ sowie der WDR-Sonderkategorie „Liebeserklärung
an das Radio“ auf der großen Leinwand präsentiert.
KHM, Tel. (0221) 201890;
info@khm.de
Frisch-Film-Festival
Das Prinzip vom Instant-Filmmaking hat sich das
Festival Cologne 47elf zu Eigen gemacht. 19
Gruppen haben dabei die zur Verfügung stehenden 47 Stunden und elf Minuten genutzt,
um einen Kurzfilm zum Motto „Da steckste nich
drin“ zu produzieren. Sowohl das Thema als
auch eine Liste von Requisiten, die im Film auftauchen müssen, wurden den Teams erst zu Beginn der Frist mitgeteilt. Am 11. Oktober feierten die Spontanfilme im Kölner Theater der
Keller Premiere.
Zum Besten Film kürten sowohl die zehnköpfige Jury als auch das Publikum den Beitrag
„Dreier WG“ des Teams Lunte. Initiator Christian Grosse und seine Mitveranstalter Alexander Wipprecht und Katrin Merkel zeigten sich mit dem Verlauf des selbst ernannten
„Frisch-Film-Festivals“ zufrieden: „Wir sind auf
dem richtigen Weg, das Filmfestival in Köln zu
etablieren.“
Cologne 47elf,
mail@cologne47-11.de
newsletter@filmstiftung.de
– Meldungen
Der israelische Filmemacher Guy Ben-Ner und
der in Berlin lebende Videokünstler Julian Rosefeldt teilten sich bei der KunstFilmBiennale, die vom 18. bis 24. Oktober in Köln und
Bonn stattfand, den Sieg im Internationalen
Wettbewerb. Die Jury vergab den von der Filmstiftung NRW mit 15.000 Euro dotierten
Preis zu gleichen Teilen an Ben-Ners „Stealing
Beauty“ und Rosefeldts „Lonely Planet“.
Ein gelungenes Debüt feierte auch die neue
Filmkunstreihe der KunstFilmBiennale. Einen
ausführlichen Bericht über das Festival finden
Sie im nächsten Heft. Schon jetzt weitere Infos
unter www.kunstfilmbiennale.de.
„Do it Yourself“ von Eric Ledune im Europäischen
Wettbewerb der Kurzfilmfreunde. Foto: Unlimited
Köln: Kurzfilm
ohne Limit
Das Kölner Kurzfilmfestival Unlimited geht
vom 1. bis zum 4. November in seine zweite
Runde. Nach der Premiere im letzten Jahr konzentriert sich das von Marita Quaas und Fabian Flesch geleitete Festival weiter auf eine
europäische Ausrichtung: „Uns geht es um einen europäischen Vergleich“, so Marita Quaas,
„und die Fragestellung: Wo steht der Kurzfilm
in Köln, in Deutschland, in Europa?“
Neben der Präsentation von 24 Filmen im
Europäischen und 12 Filmen im Regionalen
Wettbewerb starten die Festivalmacher zu diesem Zweck eine neue Reihe: „Wir werden europäische Filmhochschulen jeweils mit einem
Querschnitt aktueller Produktionen vorstellen“,
erklärt Quaas. Den Auftakt wird im November
die Filmschule Kopenhagen mit einem
„Best of“-Programm machen. In weiteren Specials wird außerdem die Jubiläumsrolle von
Next Generation zu sehen sein sowie in Kooperation mit dem Feminale e.V. eine Werkschau von Miranda July. Das Filmforum NRW
im Museum Ludwig und die Filmpalette sind die
Spielstätten von Unlimited #2, das vom KurzFilmFreunde Köln e.V. veranstaltet und u.a.
von der Filmstiftung NRW sowie der Stadt
Köln, der SK Stiftung Kultur und dem
WDR unterstützt wird. Das ausführliche Programm findet sich unter www.kurzfilmfreun.de.
KurzFilmFreunde Köln,
Tel. (0221) 16872630;
info@kurzfilmfreun.de
• letter607_01-13
24.10.2007
13:22 Uhr
Cologne
Conference: Preis
für Paul Haggis
Von der Balustrade des 30. Stocks des Kölnturms
hat man einen schönen Panoramablick auf Köln.
Den genoss kürzlich auch der zweifache OscarPreisträger Paul Haggis, als er auf 108 Meter Höhe mit Kollegen feierte – als Träger des
Filmpreises Köln, den er kurz zuvor im nahen Cinedom erhalten hatte. Der mit 25.000 Euro
dotierte Preis, der sich werkübergreifend mit der
Grammatik und Poetik der audiovisuellen Medien auseinandersetzt, wurde erstmalig von der
Stadt Köln und der Filmstiftung NRW im
Rahmen des internationalen TV- und Filmfesti-
Paul Haggis und Anton Corbijn
Foto: Cologne Conference / Armin Zedler
vals Cologne Conference verliehen. Mit Filmen wie „L.A. Crash“ oder „Million Dollar Baby“ und TV-Arbeiten wie „The Black Donnellys“
oder „EZ Streets“ hat Autor und Regisseur Haggis wesentlich zur Weiterentwicklung der Filmund Mediensprache beigetragen – so die Jury.
Den TV Spielfilm-Preis erhielt in diesem Jahr der
niederländische Starfotograf und Filmemacher
Anton Corbijn für seinen Kinoerstling „Control“. Das international gefeierte Filmdrama über
Seite 7
die legendäre Band Joy Division wurde von
der Jury als herausragender Beitrag der Festivalreihen ausgewählt. Der Autorenpreis, gestiftet
von der Kölner Network Movie, ging an
Hannah Hollinger. Mit Fernsehfilmen wie
„Die Mutter“ oder „Liebe Amelie“ habe die TVAutorin in den vergangenen Jahren konstant
herausragende Arbeiten abgeliefert. Ihr letzter
Film „Zeit zu leben“, von Network Movie fürs
ZDF produziert, schaffte es als einziger deutscher Fiction-Beitrag in die diesjährige Top TenReihe des Festivals. Der in Kooperation mit The
Nielsen Company verliehene Hollywood Reporter Award „für ein TV-Format, das in herausragender Weise für den deutschen Markt umgesetzt wurde“, ging an die Granada-Produktion „Das perfekte Dinner“, die VOX hervorragende Marktanteile bescherte.
Neben den prämierten Filmen waren unter
den Top Ten und in der neu eingerichteten Reihe Look etliche Filme zu sehen, die in Erinnerung bleiben. Dazu gehörten der Eröffnungsfilm
„The Street“, eine Granada-Produktion für die
BBC, die an „Coronation Street“ erinnert, und
die US-Mafia-Serie „The Black Donnellys“, für
die wiederum Haggis verantwortlich zeichnet.
Dass in Sachen TV-Serie die US-Amerikaner Meister aller Klassen sind, belegten eindrucksvoll Episoden aus dem Helden-Event „Heroes“ (NBC)
und die humorige Ganoven-Geschichte „The Riches“ (FX Networks/Maverick Television). Ob sie auf deutschen Bildschirmen so gut
ankommen wie zuletzt „24“ oder „Desperate
Housewives“, bleibt abzuwarten. Bei den gut
besuchten Cologne Conference Lectures jedenfalls war man sich grundsätzlich einig: In einer
globalisierten Medienwelt wird nur noch über
Standards geredet – darüber, wie am effektivsten finanziert, verkauft und adaptiert werden
kann.
Cologne Conference,
Tel. (0221) 4543280;
contact@cologne-conference.de
Neues von der ifs
Die ifs internationale filmschule köln hat
mit dem Projekt „A Triangle Dialogue“ eine umfangreiche Kooperation mit der Sam Spiegel
Film & Television School Jerusalem und
der Andrzej Wajda Master School of
Film Directing Warschau begründet. Ziel
des Programms ist die Realisierung eines gemeinsamen Dokumentarfilmprojektes. Innerhalb
eines Jahres, begleitet von Tutoren und Workshops, sollen sechs 30-minütige Produktionen
entstehen, von denen die besten drei, koproduziert von WDR/Arte, später zu einem Film
zusammen gefasst werden.
In der Zwischenzeit startet an der ifs der erste Block der neuen und bis dato einzigartigen
Weiterbildung Mobile Animation Content,
deren Ziel es ist, neuartige Formate und Genres für mobile Unterhaltung zu definieren und
Inhalte zu entwickeln. Der erste von acht Workshops bildet vom 24. bis zum 26. Oktober eine öffentliche Vortragsreihe zum Status Quo des
Themas, die Weiterbildung endet am 30. Mai
2008.
Am 29. und 30. Oktober warten bei der Präsentation „Abschluss 2007“ acht Kurzfilme und
fünf Drehbücher von ifs-Absolventen auf die Begutachtung geladener Gäste aus der Branche.
Zwei dieser Produktionen sind im unmittelbaren zeitlichen Umfeld auch auf Festivals zu sehen: „Absolution“, der Abschlussfilm von Markus Sehr (Regie, Buch) und Moritz Grenzebach (Produktion), läuft sowohl bei den 41.
Internationalen Hofer Filmtagen (23.-
28.10.) als auch auf dem 18. Kinofest Lünen. „Der Verdacht“ von Felix Hassenfratz
hingegen nimmt am Festival des deutschen
Kinos FILMZ in Mainz teil.
Fortgesetzt wird auch die Reihe ifs-Begegnung mit zwei Terminen im Filmforum NRW
im Museum Ludwig: Am 24. Oktober um
19 Uhr zeigt die ifs im Rahmen der bundesweiten Kinoreihe „Europe’s Finest“ und in Kooperation mit reelport GmbH und Süddeutsche Zeitung Cinemathek Ken Loachs
„Kes“ mit anschließendem Gespräch mit Hauptdarsteller David Bradley. Bei der ifs-Begegnung Schnitt schließlich läuft am 7. November
Michel Gondrys „Vergiss mein nicht“ (OmU).
Passend zum Thema Drehbuch in der aktuellen
Ausgabe von Schnitt – das Filmmagazin
wird sich an die Vorführung ein Gespräch mit
Dennis Eick anschließen, Fiction-Redakteur
bei RTL. Der Eintritt zu den ifs-Begegnungen
ist wie üblich kostenlos. Näheres zu allen Angeboten unter www.filmschule.de.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
info@filmschule.de
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de
7
Nina Petri bei den Aufnahmen zu „Absolution“ –
läuft in Hof und in Lünen. Foto: Nola Bunke
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Düsseldorfer Labor
Im Filmlaboratorium Düsseldorf können
Kunst- und Filmhochschulabsolventen, Filmemacher und Videokünstler neue Formen und Ausdrucksweisen im Bereich experimenteller und
avantgardistischer Film- und Videokunst erproben. Erwin Michelberger, Dokumentarfilmer („Traumgewalten“), Koordinator der Filmwerkstatt Düsseldorf und künstlerischer
Leiter des Laboratoriums, spricht von einem „geschützten Refugium“, wo die Talentiertesten ungestört mit modernstem Handwerkszeug darauf
hinarbeiten, dass sich „das wunderbare Werk,
das geformte Talent“ eines Tages zeigt. Dabei
soll an Traditionen angeknüpft werden, die vom
expressionistischen Film der 1930er Jahre über
die Impulse der Düsseldorfer Filmgruppe
der 60er und 70er Jahre bis hin zu den Einflüssen der Filmklasse an der Düsseldorfer
Kunstakademie und der Videoklasse Nam
June Paiks zurückreichen. Zugleich soll der
Entwicklung Rechnung getragen werden, dass
der Film-, Video- und Medienkunst im aktuellen Kunstgeschehen immer größere Bedeutung
zuwächst. Das Institut nimmt jährlich sechs bis
acht Bewerber auf. Voraussetzung sind der Abschluss an einer Kunst- oder Filmhochschule
und/oder der Nachweis bisheriger künstlerischer
Arbeiten sowie der Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Den Teilnehmern stehen – neben einem
Jahres-Budget – das Aufnahmestudio, die
Schnittstudios und die Geräte der Filmwerkstatt
ohne Mietgebühr zur Verfügung. Während des
gesamten Produktionszeitraums werden die Arbeiten von namhaften Gastdozenten und einem
Gastmentor betreut. Gastmentor 2007 ist Philip Gröning. Gefördert wird das Filmlaboratorium von der Filmstiftung NRW, der
Staatskanzlei NRW und dem Kulturamt der
Stadt Düsseldorf. Die Bewerbungsfrist läuft
bis zum 23. November. Das ganze Programm
gibt es unter www.filmlaboratorium.de.
Für alle, die in den Bereichen Film, Video,
Kamera, Schnitt, Dramaturgie und Produktion/
Postproduktion Knowhow und Hilfestellung
brauchen, bietet die Filmwerkstatt Düsseldorf im Wintersemester 2007/08 ein weiteres
Film-Coaching per Workshop an. Das umfangreiche, von der Filmstiftung NRW geförderte Programm findet sich unter www.filmcoaching.com.
Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;
mail@filmlaboratorium.de und
mail@filmwerkd.de
fort
Vorverkauf ab so
unter
2
Tel. 02306 / 92 7
80
enen.de
www.cineworld-lu
Das Kinofest Lünen ist eine
Veranstaltung des PRO Lünen e.V.
mit freundlicher Unterstützung der
Filmstiftung Nordrhein-Westfalen in
Kooperation mit der Sparkasse Lünen.
FilmStiftungNewsLetter_20071015_v3.indd
FilmStiftungNewsLetter
20071015 v3 indd 11
15.10.2007
15
10 2007 16:19:25
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24.10.2007
13:22 Uhr
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Frauenfilmfestival
mit neuer Leitung
Vorfreude auf den Empfang: Die Ankunft der „italienischen Delegation“ mit
Alessia Ratzenberger (German Films, 3.v.l.)
Angeregte Gespräche: Uli Felsberg und Denise Booth mit Günter Rohrbach,
Michael Verhoeven und Angelika Wittlich
Empfang von Filmstiftung NRW und German Films in Venedig
Venedig sehen
und feiern
Ein herzliches Willkommen des Gastgebers Michael SchmidOspach für Senta Berger (Präsidentin der Dt. Filmakademie)
und ihren Mann, Regisseur Michael Verhoeven.
Mit „Staub“ im Gepäck nach Venedig: Jutta Krug (WDR),
Heino Deckert (ma.ja.de Filmproduktion), Regisseur Hartmut
Bitomsky und Meike Martens (ma.ja.de).
„Freischwimmer“ vorm Palazzo: Friedrich Wildfeuer
(Typhoon), Stelios Ziannis (Kinowelt Int.) und Regisseur
Andreas Kleinert
Spitzentreffen in Venedig: Peter Dinges, Else Buschheuer,
Udo Reiter (vorne), Regina Ziegler und Wolf Gremm
Christina Rau und Günter Rohrbach
Christine Essenberger ist die neue Geschäftsführerin des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund / Köln (IFFF).
Gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin Silke J. Räbiger wird Essenberger das
größte deutsche Frauenfilmfestival leiten, das 2006 aus der
Fusion der beiden Traditionsfestivals Feminale (Köln) und
femme totale (Dortmund)
hervorgegangen ist. Essenberger, die in Bielefeld für die Geschäfte des Theaterlabors
im Tor 6 und dort auch für
ein internationales Theaterfe- Christine Essenberger,
Foto: IFFF
stival verantwortlich zeichnete,
tritt damit die Nachfolge von
Anne Schallenberg an.
Die erste Bewährungsprobe erwartet das
neue Team im April, wenn in Köln die nächste
Ausgabe des IFFF mit dem Länderschwerpunkt
China stattfindet. Die Vorbereitungen für das
fünftägige Programm (23.-27.04.2008) mit rund
100 Filmen laufen auf Hochtouren. Noch bis
zum 30. November sind Einreichungen für alle Festivalsektionen möglich. Weitere Informationen unter www.frauenfilmfestival.eu.
IFFF, Tel. (0231) 5025480;
info@frauenfilmfestival.eu
Kreativer Link
„Cin Cin“ auf Ken Loachs Wettbewerbsfilm „It’s a
Free World“: Die Produzenten Rebecca O’Brian
(Sixteen Films), Uli Felsberg und Denise Booth (EMC).
Unter www.kreativwirtschaft.nrw.de hat
das nordrhein-westfälische Ministerium für
Wirtschaft, Mittelstand und Energie eine Internetseite freigeschaltet, auf der sich Interessierte über die Kultur- und Kreativwirtschaft
im Land informieren können. Die Site bietet Informationen zu einzelnen Kulturwirtschaftszweigen wie der Film- und Fernsehwirtschaft und
branchenbezogene Links zu Fach- und Berufsverbänden, Qualifizierungseinrichtungen und
Plattformen. Hinzu kommen Hinweise auf Beratungs- und Fördermöglichkeiten, Publikationen, Tagungen und Messen sowie etliche
Downloads.
Kölner Short Cuts
Eindrucksvolle Kulisse im Palazzo : Heinz Glässgen, Claudia Droste-Deselaers,
Dieter Frank und Dieter Gorny, Fotos: Kurt Krieger
it vier neuen Filmen war die Filmstiftung NRW in diesem Jahr
bei den Filmfestspielen von Venedig stark vertreten. Vier gute
Gründe, um beim traditionellen Empfang von Filmstiftung und German Films im historischen Palazzo Zenobio den deutschen Auftritt am
Lido zu feiern. Neben Senta Berger und Michael Verhoeven konnte
Gastgeber Michael Schmid-Ospach auch Christina Rau, die Witwe des
ehemaligen Bundespräsidenten und Mitgründers der Filmstiftung, begrüßen. Vor den 160 Gästen freute sich der Filmstiftungs-Geschäftsführer angesichts der Biennale-Kunstwerke im Garten des Palazzo Zenobio, dass dieser inspirierte Ort – einst von Alma Mahler bewohnt
– mittlerweile für die Künste wiederentdeckt wurde. „Es wird zurzeit
sehr viel gedreht in Deutschland, und nicht nur in Babelsberg. Überall entstehen eine Menge Filme – Produktionen wie die ,Buddenbrooks’
von Breloer, ,Anonyma’ von Färberböck oder Koproduktionen wie ,Clara’ von Helma Sanders-Brahms. Diejenigen, die Filmfestivals lieben, kön-
M
8
Mariette Rissenbeek (German Films) mit Erik Protti (Ladyfilm),
Giancarlo Chetta und Federica Funaro (beide Technicolor) (v.r.)
nen gewiss sein: Das aufregend Neue ist gesichert!“, so Schmid-Ospach.
Im Interview zeigte sich Andreas Kleinert stolz über den Start des
schwarzen Liebes-Thrillers „Freischwimmer“ in der Sektion „Venice
Days“: „Venedig ist trotz allem Chaos immer noch ein Gütesiegel.“ Die
Venice Days gelten als sehr innovative Reihe mit sehr modernen und
avantgardistischen Werken, die nicht unbedingt das gängige Muster
bedienen. Ulrich Felsberg und Denise Booth (EMC Produktion) hatten
noch den Premierenbeifall des neuen Ken Loach-Films „It’s a Free World“
in den Ohren. Hartmut Bitomsky und Produzentin Meike Martens
(ma.ja.de. Filmproduktion) erwarteten dagegen noch gespannt die erste Vorführung ihrer essayistischen Doku „Staub“ in der Reihe Orizzonti. Amos Gitais „Disengagement“, ein aktueller und brisanter Film über
die Räumung illegaler jüdischer Siedlungen im Gaza, wurde ebenso wie
„Freischwimmer“ in Nordrhein-Westfalen gedreht und trumpfte mit
Juliette Binoche in der Hauptrolle auf.
newsletter@filmstiftung.de
– Meldungen
Zum zehnten Mal veranstaltet das Kölner Filmhaus e.V. das Kurzfilmfestival Short Cuts Cologne. Festivalleiter Dirk Werner kann dabei
zum Jubiläum auf bewährte Standards der Veranstaltung bauen: So steht der Internationale
Wettbewerb, für den es auch in diesem Jahr rund
2.000 Filmeinreichungen aus 70 Ländern gab,
wie gewöhnlich im Zentrum. Um ihn herum
gruppieren sich Sonderprogramme mit den Länderschwerpunkten Belgien und Südkorea sowie
Kurzfilmprogramme für Kinder und Jugendliche.
Ein spezieller Fokus richtet sich in diesem Jahr auf
Filme aus Nordrhein-Westfalen, die in unterschiedlichen Programmen einen konzentrierten
Querschnitt des NRW-Kurzfilmschaffens bieten
sollen. Short Cuts Cologne findet vom 25. November bis zum 2.Dezember im Filmhaus statt.
Mehr Infos stehen ab November unter
www.short-cuts-cologne.de bereit.
Short Cuts Cologne,
Tel. (0221) 22271027;
scc@koelner-filmhaus.de
rger,
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24.10.2007
13:22 Uhr
Festivals: Kinderfilm in NRW
Kino für kleine und große Besucher bietet auch
in diesem Jahr wieder das 22. KinderKinoFest Düsseldorf. Gezeigt werden vom 15.
bis zum 21. November rund 30 Kinder- und Jugendfilme, darunter zum 100. Geburtstag von
Astrid Lindgren auch zahlreiche Verfilmungen ihrer Kinderbuchklassiker. Traditionell gibt
es in der Landeshauptstadt wieder zahlreiche
Mitmachaktionen, in denen die Kinder die Welt
des Films aktiv erfahren können. In verschiedenen Stadtteilen öffnen Kinder- und Jugendeinrichtungen des Jugendamtes ihre Türen und bieten ein vielseitiges medienpädagogisches Mitmachprogramm rund um das Thema Film an.
Mehr Infos unter www.kinderkinofest.de.
Eine Woche früher – vom 4. bis zum 11.
November – laufen die Kinderfilmtage im
Ruhrgebiet, in denen sechs Kinos in Essen,
Mülheim und Oberhausen ein Programm speziell für junge Besucher zeigen. Neu ist der Filmpreis „Emmi“, den die Kinderfilmtage erstmals
für den besten Kinderfilm vergeben. Mehr Infos auf der sehr schön gestalteten Website
www.kinderfilmtage-ruhr.de.
Tel. (0208) 800099;
info@masch-media.de
Gabriel Yared (vorne) bei der Arbeit mit Regisseur
Anthony Minghella, Foto: SoundTrack–Cologne
Oscar-Preisträger
zu Gast
bei Soundtrack
SoundTrack_Cologne, der Kongress zu Musik und Ton in Film und Medien, hat seinen Besuchern vom 29. November bis zum 2. Dezember einige hochkarätige Gäste anzubieten: So
kommt am 30. November Oscar-Preisträger Gabriel Yared zu einem Werkstattgespräch, um
über seine kompositorische Arbeit für Filme wie
„Der englische Patient“ oder „Betty Blue“ zu berichten. Das „Special Deutscher Filmpreis“ präsentiert am 2. Dezember drei Lola-Preisträger
für die Beste Filmmusik: Gerd Baumann
(„Wer früher stirbt, ist länger tot“), Niki Reiser („Alles auf Zucker!“) und Bert Wrede
(„Knallhart“). In der Masterclass „Audio-Postproduction fürs Kino“ schließlich wird am 1. Dezember Regisseur Stefan Ruzowitzky gemeinsam mit seinem Postproduktionsteam die
Entstehung des Sounds von „Die Fälscher“ erläutern. Weitere Werkstattgespräche zu Themen
aus Filmmusik, Sound Design und dem Schwerpunkt Musikverlag vervollständigen das Programm, das komplett unter www.soundtrackcologne.de herunter zu laden ist.
SoundTrack_Cologne,
Tel. (0221) 9318440;
info@soundtrackcologne.de
Seite 9
Filmreihen aus Russland, China, England und Ghana
Eine Weltreise im Kino
Vom 8. bis zum 14. November lädt die Kino Gestiftung NRW geförderte Programm in Nordsellschaft Köln zur elften russischen Filmworhein-Westfalen noch in Münster, Köln, Bonn
che ins Filmforum NRW im Kino im Muund Oberhausen zu sehen. Mehr Infos unter
seum Ludwig und in die Filmpalette ein.
www.britfilms.de.
Den Auftakt der Reihe mit Klassikern und neuGhana steht im Mittelpunkt einer Filmreihe,
en Produktionen macht Valeri Ogorodnikovs
die FilmInitiativ Köln gemeinsam mit der
„Frühjahrsfangsaison“.
Zum 20. Jahrestag der
Städtepartnerschaft von
Köln und Peking veranstaltet das Kölner Filmhaus
vom 15. bis zum 21. November eine Chinesische
Filmwoche. Bei der Eröffnung begrüßt Oberbürgermeister Fritz Schramma
den chinesischen Botschafter Ma Canrong. Das
Programm der Filmwoche,
an der sich neben chinesischen Regisseuren auch
chinesische Musiker der
Kölner Hochschule für
Musik und die sinologische Fakultät der Universität Köln beteiligen, fin- Einer von neun Filmen aus und über Ghana: „No Time to Die“
den Sie unter www.ko- von King Ampaw, Foto: FilmInitiativ
elner-filmhaus.de.
BritFilms ist eine Schulfilmreihe der AG
Ghana Union Köln im OFF Broadway und
Kino – Gilde, bei der fünf britische Filme (u.a.
im Filmforum NRW im Kino im Museum Lud„The Wind that Shakes the Barley“ und „East is
wig zeigt. 50 Jahre nach der Unabhängigkeit
East“) ein Jahr lang durch die deutschen Kinos
Ghanas sind vom 13. bis zum 27. November
touren, wo sie von den Kinobetreibern in Schulneun Filme aus und über das Land an Afrikas
vorführungen für Kinder im Alter von zehn bis
Westküste zu sehen. Alle Termine, Filme und In18 Jahren eingesetzt werden. Nach der Premiefos über die afrikanischen Gäste unter
re in der Essener Lichtburg ist das von der Filmwww.filminitiativ.de.
Preise für geförderte Filme
Venedig, Leipzig,
Frankfurt
Regisseur Ken Loach und sein Drehbuchautor Paul Laverty sind nicht erst seit „The Wind
that Shakes the Barley“ ein bewährtes und erfolgreiches Team. Auf dem Filmfestival in Venedig im September gewannen sie für ihren
neuen Film „It´s a Free World“ gleich drei Auszeichnungen. Laverty erhielt den Preis für das
beste Drehbuch des Festivals, darüber hinaus
wurde der Film mit dem EIUC Human Rights Film
Award ausgezeichnet und erhielt eine besondere Erwähnung bei den Signis Awards der
World Catholic Association for Communication.
Die Programmkino-Macher waren sich einig: Auf der 7. Filmkunstmesse im September
in Leipzig ging der Gilde Filmpreis an den tragikomischen Liebesfilm „Emmas Glück“, den Regisseur Sven Taddicken mit seinen Hauptdarstellern Jürgen Vogel und Jördis Triebel im Bergischen in Szene setzte. Seit 1977
wird der Preis jährlich von den deutschen Filmkunsttheatern vergeben.
Über den Hessischen Filmpreis konnte sich
Regisseurin Maria Speth Mitte Oktober in
Frankfurt freuen. Sie erhielt die mit 30.000 Euro
dotierte Auszeichnung für ihr Kinodrama „Madonnen“, in dem Sandra Hüller eine junge,
fünffache Mutter spielt. Die Jury lobte: „Eine fas-
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de
Hessischer Filmpreis für die Schiedsrichter-Doku
„Die Spielverderber“, Foto: busse & halberschmidt
zinierende – und überaus zeitgemäße – Reflexion darüber, was es heißt, Mutter zu sein. Ein
Film, der vorführt, dass Neugier und Interesse
des Zuschauers nicht identisch sein müssen mit
Identifikation und Einverständnis.“
Auch der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an eine geförderte Produktion der Filmstiftung NRW: Henning Drechsler und
Georg Nonnenmacher erhielten die 30.000
Euro Preisgeld für ihre Schiedsrichter-Doku „Die
Spielverderber“, die von der Düsseldorfer Produktionsfirma Busse & Halberschmidt realisiert wurde.
Ein Europäischer Filmpreis für „Gegenüber“
Die Entscheidung fällt am 1. Dezember.
Foto: Heimatfilm
Europäischer Filmpreis
Gute Chancen für
Debütanten
Am 1. Dezember werden in Berlin die Europäischen Filmpreise verliehen. In der Kategorie Europäische Entdeckung 2007 entstanden gleich zwei der vier nominierten Filme mit
Unterstützung der Filmstiftung NRW. In seinem in Essen gedrehten Debütfilm „Gegenüber“, der von der Kölner Heimatfilm für den
WDR produziert wurde und seine Premiere auf
dem Festival in Cannes erlebte, beschäftigt sich
Jan Bonny mit Gewalt in der Ehe. Özer Kiziltans „Takva“ erzählt als deutsch-türkische
Koproduktion von einem konservativen Moslem, der in Istanbul in einen Konflikt zwischen
Tradition und Moderne gerät. Die bereits vielfach ausgezeichnete Produktion (Kinostart: 15.
November) geht für die Türkei auch ins Rennen
um den Auslands-Oscar.
Wir wollen
Ihre Geheimnisse
wissen!
Ob Maske, Kostüm, Continuity, Ausstattung oder Aufnahmeleitung: Jeder Profi am
Set kennt Kniffe und Tricks, die seine Arbeit erleichtern.
Verraten Sie uns Ihre besten Praxis-Tipps:
Wir drucken sie ab in unserer neuen Rubrik „Filmpraxis“ und stellen der Branche
in NRW dabei auch Sie und Ihre Arbeit vor.
Schicken Sie Ihre Tipps bitte einfach an
newsletter@ filmstiftung.de
9
• letter607_01-13
24.10.2007
13:22 Uhr
Seite 10
r will ganz vorne sitzen im Kleinbus und genau sehen, wie die Stadt aussieht, in der er
im heißen Sommer vor zwei Jahren wochenlang
gedreht hat. „So viele Straßen neu gemacht“,
ruft Burghart Klaußner, als der Kleinbus mit einer kleinen deutschen Pressedelegation durch
Tbilisi / Tiflis rumpelt. Ziel dieser nachmittäglichen
Locationtour mit dem Schauspieler ist ein Flüchtlingsheim außerhalb der Hauptstadt, das im Kinofilm „Der Mann von der Botschaft“ von Dito Tsintsadze eine zentrale Rolle spielt. Am
Abend werden wir die Filmpremiere in Georgiens
Hauptstadt miterleben – Klaußner ist der Hauptdarsteller.
An den wilden Verkehr ohne Regeln und Sicherheitsgurte ist Klaußner sichtlich gewöhnt.
Er schaut sich auf der Fahrt um wie einer, der
nach längerer Zeit nach Hause kommt – und dabei feststellt, teils begeistert, teils melancholisch,
dass alles sich unaufhaltsam verändert. Mehr
Geld fließt ins Land, neben einfachsten Verhältnissen ist neuer Reichtum sichtbar.
Nichts verändert hat sich im Flüchtlingslager außerhalb der Stadt. Hier ist im Film das Straßenmädchen Sashka, gespielt von der jetzt 15jährigen Lika Martinova, zu Hause. „Mal sehen,
ob ich hier alte Freunde wieder treffe!“ Im selben Atemzug entdeckt Klaußner das erste bekannte Gesicht. Heftige Umarmung, große Freude auf beiden Seiten über dieses Wiedersehen.
„Wo ist Dein Mann?“, will Klaußner von der Frau
in Schwarz wissen. Er sei in der Zwischenzeit gestorben, sagt sie. Klaußner ist bestürzt, oft hatte er mit ihm in ruhigen Minuten zwischen den
Aufnahmen Schach gespielt.
Wir laufen weiter durch einen dunklen
Gang, von dem winzige Wohnungen abgehen.
Dass ausländischer Besuch da ist, hat sich hier
sofort herumgesprochen. Weitere bekannte Gesichter tauchen auf, Burghart Klaußner begrüßt
sie auf Georgisch. Er hat sich einiges von der
Sprache angeeignet. Kein Wunder, denn sagt
er doch über die Georgier, noch nie habe er ein
so nettes Volk getroffen. Jungen mit einem Fußball beobachten uns, weitere gesellen sich dazu, darunter wieder einer, den Klaußner vom
Dreh kennt. Sie strahlen und lachen und lassen
uns kurz vergessen, wo wir sind.
Zurück in die Altstadt, ins Bäderviertel. Man
hat die Szene vor Augen, in der „Der Mann von
der Botschaft“ am Ritual des georgischen Bads
teilnimmt und in eine befremdliche Situation mit
einer Prostituierten gerät. „Hier rauche ich mit
der Hure eine Zigarette“, sagt Klaußner und lässt
sich auf das alte Ledersofa fallen. Wir stellen fest:
Wo anderen Orts Drehorte oft nicht wieder zu
erkennen sind, sehen wir in Tbilisi absolut authentische Kulissen.
Nicht mehr viel Zeit bis zur deutsch-georgischen Filmpremiere am Abend im Amirani Kino. Heute bleibt es der einzige Abend für uns
ohne eine der legendären üppigen georgischen
Mahlzeiten, bei denen den Gästen diverse und
viel zu viele Speisen aufgetischt werden, garniert mit zahlreichen Trinksprüchen, oft mit Musik oder Gesang.
450 Plätze, roter Teppich, Begrüßungen, alles ein bisschen chaotisch. Recht leger ist der
Dresscode, der Glamourfaktor eher gering. Regisseur Dito Tsintsadze umarmt Freunde, Koproduzent Guka Rcheulishvili gibt noch lässig Instruktionen. Burghart Klaußner schüttelt dem
echten „Mann von der Botschaft“ die Hand,
dem Stellvertreter der Botschafterin in Georgien.
Ein junger Mann von 35 am Anfang seiner diplomatischen Laufbahn, agil und in Freizeitkluft.
schaften aufgebaut haben. Auch Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach zeigt sich vor dem
georgischen Premierenpublikum sehr angetan:
„Ich fand es besonders schön, wie so viele Menschen so engagiert und mit viel Herzblut zusammengearbeitet haben! Der Film ist ein sehr facettenreiches und positives Beispiel für erfolgreiche internationale Koproduktionen.“ Schließlich dankt die Botschafterin Patricia Flor den
Filmproduktionsfirmen aus Georgien und
Deutschland. Mit ihrem Projekt hätten sie viel
zu den guten Verbindungen zwischen den beiden Ländern beigetragen.
In Deutschland heißt es nach solchen Worten „Film ab“, in Georgien aber offenbar „Spots
an“: Werbeclips, wie etwa von Coca-Cola, laufen erstmal über die Leinwand. Ton und Bild sind
einwandfrei, allerdings ist das Format nicht korrekt und wird auch während der Vorführung
nicht korrigiert. Die Hoffnung der deutschen
Journalisten, eine Festivalfassung mit englischen
Untertiteln zu sehen, erfüllt sich nicht, die rein
georgischen Dialoge bleiben unübersetzt. Gut,
dass jeder der Mitreisenden den Film bereits
schon mindestens einmal gesehen hat. Auch
das Verhalten der Gäste während der Vorführung ist gewöhnungsbedürftig. Handys bimmeln, Displays leuchten, zum Rauchen geht
man zwischendurch immer wieder vor die Tür.
Dennoch hat man den Eindruck, die Georgier
mögen den Film. „Die Tifliser Premiere hat dem
Film eine andere Dimension an Tiefenschärfe ge-
E
10
Mitte Oktober feierte „Der Mann von der Botschaft“ in Tiflis
Premiere, wo die von der Filmstiftung NRW geförderte
Produktion auch spielt. Für eine kleine NRW-Delegation wurde
die Reise nach Georgien eine ganz besondere Erfahrung.
Das Team bei der Premiere in Tiflis: Michael
Schmid-Ospach, Christina Ruppert, Lika Martinova, Guka Rcheulishvili, Dito Tsintsadze und Burghart Klaußner (von links).
Großes Foto: Hauptdarsteller Klaußner vor dem
georgischen Filmplakat.Fotos: Filmstiftung
Georgien-Premiere von „Der Mann von der Botschaft“
Ein Land auf
dem Sprung
VON TANJA GÜß
Typisch georgisch startet die Veranstaltung
mit einer halben Stunde Verzögerung. Man hat
Platzkarten, einige Sitze bleiben frei. Die Vorstellung des Casts vor dem Film erhält viel Applaus.
Schon jetzt klingeln Handys, wir befürchten –
zu Recht – dass sich dies so fortsetzt. Burghart
Klaußner kommt mit der jungen Lika Martinova auf die Bühne. Sofort spürt man, dass die
zwei nicht nur im Film, sondern ganz real Freunde geworden sind. Lika strahlt mit ihm um die
Wette. „Von meiner jungen Kollegin hier habe
ich gelernt, wie berührend es ist, mit Menschen
zusammen zu arbeiten, die genau wissen, was
sie da darstellen“, hatte der Hauptdarsteller am
Vormittag auf der Pressekonferenz gesagt. Es
ist die erste Rolle des jungen Talents, das auch
eine erstaunliche Begabung fürs Malen zeigt.
Tatfilm-Produzentin Christine Ruppert bedankt sich auf der Bühne. Alle Beteiligten sind
emotional berührt. Man spürt, dass hier ein Filmprojekt zu einer persönlichen Aufgabe wurde
– und dass die Deutschen und Georgier da oben
auf der Bühne trotz Sprachdifferenzen eine intensive Arbeitsbeziehung und sehr enge Freund-
newsletter@filmstiftung.de
– Meldungen
geben“, steht für Klaußner fest. „Das Publikum
hat sehr genau die Temperatur der Geschichte erspürt.“
Gerade wurde „The Rainbowmaker“ von
Nana Djordjadze, realisiert in Zusammenarbeit
mit WDR und Arte und gefördert von NRW, an
der Schwarzmeerküste abgedreht. Bald soll Nick
Nolte nach Tiflis kommen – es passiert etwas im
Land, Georgien will vorankommen, Europa fest
im Blick, ist der Film ein Vehikel auf diesem Weg.
Das Selbstbewusstsein hat Grund. Tatsächlich
gibt es im Land eine große Zahl von Talenten.
„Da ist noch mit mancher Überraschung zu rechnen“, so Schmid-Ospach. Auch Christine Ruppert hat die nächste Koproduktion mit Georgien
bereits angeschoben. „Das Land ist so vielfältig:
diverse Kulturen auf engstem Raum, das breite
Spektrum der Architektur, und es gibt Berge,
Schnee, Meer.“ Zwar fehle es durchaus an manchem, wie z.B. einem Kameraverleih, aber es sei
großartig, dort zu arbeiten, denn die Georgier
seien „solide, aufmerksam und haben ein gutes
kreatives Potenzial“. Zu sehen ist dies ab dem 29.
November, wenn „Der Mann von der Botschaft“
auch bei uns in den Kinos startet.
24.10.2007
13:22 Uhr
Seite 11
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• letter607_01-13
Das Plakat der Kurzfilmtage 2008, Foto: Boros/IKF
Oberhausen: Kurzfilmtage im Mai
NETTA GARTI
RADE SHERBEDGIA
Für ihre 54. Ausgabe (01.-06.05.2008) haben die
Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ihre Einreichbedingungen verändert. Für den
Internationalen und den Deutschen Wettbewerb
gelten nun unterschiedliche Deadlines, auf die
auch keine Verlängerung mehr gewährt wird. Internationale Einreichungen müssen in Oberhausen bis zum 1. Februar 2008 eintreffen, deutsche
Produktionen bis zum 15. Februar. Außerdem
werden Sichtungskopien nur noch auf DVD angenommen, sofern der Film nicht über
www.reelport.com eingereicht wird. Als Vorführkopie wird das Format in Oberhausen nicht
mehr akzeptiert. „Unser Ziel ist es, die enorme
Zahl der Einreichungen – 2007 haben uns fast 6.500 Arbeiten erreicht – besser bewältigen zu können”, begründet Festivalleiter Lars Henrik Gass das Vorgehen. „DVDs haben wir drei Jahre lang in
den Vorführungen getestet, mussten aber auch im dritten Jahr noch zu häufig feststellen, dass wir
mit DVDs nicht die Projektionsqualität erreichen, die wir anstreben.”
Mehr Infos zu den Anmeldemodalitäten unter www.kurzfilmtage.de.
Auf nach Hof: Netta Garti in „Liebesleben“,
Foto: X Verleih
NRW auf den
Filmtagen Hof
Nach der Weltpremiere von Maria Schraders Regiedebüt „Liebesleben“ auf dem
Filmfest in Rom, läuft ihre Verfilmung des
gleichnamigen Romans von Zeruya Shalev nun auch auf den Hofer Filmtagen (23.-28.10.).
Das u.a. auch in Köln gedrehte Drama (Kinostart: 08. November) ist einer von 14 Filmen, die in
Oberfranken zu sehen sind und mit Unterstützung der Filmstiftung NRW entstanden. Bereits
in Venedig waren Hartmut Bitomskys Dokumentation „Staub“ und Andreas Kleinerts Kinofilm „Freischwimmer“ zu sehen. Kleinerts Thriller entstand ebenso in Nordrhein-Westfalen wie
Dominik Grafs neuer Film „Das Gelübde“ und Vanessa Jopps Weihnachtskomödie „Meine
schöne Bescherung“ (Kinostart: 22. Dezember).
Gefördert und in Hof dabei sind außerdem „Hope“ von Stanislaw Mucha, „Beautiful Bitch“
von Martin Theo Krieger, „Porno! Melo! Drama!“ von Heesok Soon, „Who´s afraid of Kathy Acker?“ von Barbara Casper, „No Time to Die“ von King Ampaw und „Mondkalb“ von
Sylke Enders sowie die Kurzfilme „Nichts geht mehr“ von Andreas Schaap, „D-I-M Deus in
Machine“ von Axel und Henning Ricke und „Auf der Strecke“ von Reto Caffi.
NACH DEM BESTSELLERROMAN VON ZERUYA SHALEV
EIN FILM VON MARIA SCHRADER
Film im Cluster
Die Kultur- und Kreativwirtschaft an Rhein und
Ruhr legt wieder ein hohes Tempo vor. Zwischen
2004 und 2005 überholte NRW das Umsatzwachstum auf Bundesebene – acht Prozent
plus in NRW gegenüber vier Prozent im Bundesdurchschnitt.
Zu diesem Ergebnis kommt der „5. Kulturwirtschaftsbericht“ des Landes, den kürzlich
Wirtschaftsministerin Christa Thoben vorstellte. Zentrales Thema des Berichts ist die Bildung
von Clustern, in denen Unternehmensnetzwerke auf überschaubarem Raum – mit engen Interaktions- und Austauschbeziehungen – Wett-
bewerbsvorteile erzielen können. Hier kommt
die räumliche Konzentration der Film- und TVWirtschaft in Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet ins Spiel. In diesem Zusammenhang bescheinigt der Bericht der Filmstiftung NRW,
sie habe „seit Jahren neben der Förderung von
Film- und Fernsehproduktionen in NordrheinWestfalen nach Innen wie nach Außen und auf
breiter Ebene die Entwicklung der Branche entlang der Wertschöpfungskette Film unterstützt“
(Langfassung des Berichts unter www.kreativwirtschaft.nrw.de).
Tel. (0211) 8732465;
katharina.schwalmschaefer@mwme.nrw.de
ZDF Fernsehrat
Der ZDF-Fernsehrat hat Michael Schmid-Ospach zu einem der drei stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Geschäftsführer der Filmstiftung NRW gehört dem Gremium, das von Ruprecht Polenz geleitet wird, seit 2003 für den Film an. Der Fernsehrat, dessen 77 Mitglieder aus den
verschiedenen Bereichen der Gesellschaft stammen, stellt Richtlinien für die Sendungen des ZDF auf,
berät den Intendanten in Programmfragen und fungiert als Ansprechpartner für die Zuschauer.
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de
11
AB 8. NOVEMBER IM KINO
CD UND BÜCHER
ZUM FILM IM HANDEL
ERHÄLTLICH
• letter607_01-13
24.10.2007
13:22 Uhr
Seite 12
Auf der Location-Seite präsentiert der Newsletter regelmäßig
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12
newsletter@filmstiftung.de
– Location
• letter607_01-13
24.10.2007
13:22 Uhr
uropäische Nachwuchsregisseure bei der
kreativen Projektvorbereitung und bei der
Entwicklung von Visualisierungsstrategien zu
unterstützen – das ist das Ziel des Weiterbildungsprogramms EKRAN (polnisch für Leinwand). Auch für 2008 bietet die Andrzej Wajda
Master School of Film Directing, u.a. in Kooperation mit der Filmstiftung NRW und der ifs in
Köln, das Weiterbildungsprogramm für europäische Kreativteams in Warschau an. Deutsche
Interessenten können sich bei der Filmstiftung
noch bis zum 15. November bewerben.
Mit dem Spielfilmprojekt „Amselfeld“ nahm
Produzentin Ewa Borowski gemeinsam mit Regisseur Dennis Todorovic und Autor Andreas
Gäßler an EKRAN 2007 teil. Die Absolventin der
ifs ist mittlerweile als Junior Producerin bei der
Kölner Firma Palladio Film tätig und wird im Januar nächsten Jahres mit Dennis Todorovic die
Produktionsfirma eastart pictures starten. Mit
„Woher ich komme” war ein weiteres Team aus
NRW dabei – bestehend aus Autor und Regisseur Marcel Ahrenholz, Koautor und Kameramann Andreas Köhler sowie der AV-Gründungsstipendiatin Melanie Andernach. Andernach
gründete gemeinsam mit Knut Losen 2007 die
Made In Germany Filmproduktion mit Sitz in
Köln. Für die MEDIA-Seite des Newsletter fragten wir beide Teams nach ihren Erfahrungen.
Seite 13
E
Mit welchem Projekt haben Sie an
EKRAN teilgenommen?
Melanie Andernach (M. AN.): „Woher ich komme“ basiert auf dem gleichnamigen
Roman von Alexa Hennig von Lange. Es geht
um eine junge Frau namens Laura, die mit ihrem Vater Thierry zurück an den Ort reist, an
dem vor Jahren ihre Mutter bei einem tragischen
Unglück im Meer ums Leben gekommen ist.
Stimmungsbild für „Woher ich komme“,
Foto: Andreas Köhler
Mit EKRAN auf die große Leinwand
Ewa Borowski (E.B.): „Amselfeld“ ist
ein politisches Drama und erzählt in drei Episoden von einer jungen polnischen Diplomatin,
einem deutschen Journalisten und einem deutschen Soldaten afrikanischer Herkunft, die sich
alle im Kosovo nach dem Krieg beim Aufbau der
neuen Gesellschaft engagieren.
In welchem Entwicklungsstadium
befand sich Ihr Projekt?
M. AN.: Als wir uns bei EKRAN beworben haben, befand sich das Projekt in einer detaillierten Treatment-Fassung. Seitdem hat es
sich immer weiter entwickelt, und nun haben
wir unsere erste Drehbuchfassung.
E.B.: 2005 haben wir uns mit einem kurzen Treatment bei EKRAN beworben. Leider hat
es damals nicht gereicht. Wir haben dann ein
Jahr lang im Hinblick auf die nächste EKRANAusschreibung intensiv an diesem Stoff gearbeitet und uns im Dezember 2006 mit einer ersten Drehbuchfassung nochmals beworben.
Dieses Mal hat es zu unserer großen Freude geklappt.
it über 14 Millionen Euro unterstützt die Europäische
Kommission die Entwicklung von
161 europäischen Dokumentar-,
Spiel-, Animationsfilm- und Multimediaprojekten sowie von 76 ProWann soll der Film gejektpaketen. Aus NRW erhalten
dreht werden?
drei Dokumentarfilmprojekte eine
Derzeit sind wir in der ReEntwicklungsförderung von MEcherchephase, dafür habe ich ja
DIA: „Hotel Hendrix“ der Kölner
MEDIA beantragt und zum Glück
RIF Film (30.000 Euro), „There are Philip Gröning, Foto:
Philip Gröning Filmproduktion
auch bekommen. Das Drehen wird
Many Mansions in my Father’s
etwa ab April losgehen. Ich glauHouse“ der Düsseldorfer Firma
be, dass sich der Dreh über drei oder vier JahBusse & Halberschmidt (20.000 Euro) und
re ziehen wird, denn man muss darauf warten,
„Kunst!/Art!“ der Philip Gröning Filmproduktibis es Ereignisse gibt, an denen man erkennen
on (20.000 Euro), ebenfalls aus Düsseldorf. Für
kann, was eigentlich Kunst ist, wie sie entsteht
die MEDIA-Seite des Newsletter berichtet Phiund wie sie sich verändert.
lip Gröning von seinem neuen Projekt.
M
Worum geht es bei Ihrer neuen Dokumentation „Kunst!/Art!“?
Es geht um die Frage, warum Menschen
immer schon in jeder Kultur, in jeder Zeit Kunst
gebraucht haben, wofür Kunst notwendig ist und
warum sich Gemeinschaften immer über Kunst
konstituieren. Warum diese Bedürfnisse nach
symbolischer Repräsentation, nach Schönheit –
was ja auch gleichzeitig ein großer Luxus ist – universale Bedürfnisse sind. Es geht um diese weltumspannende Tendenz zur Kunst, um diese ganz
verschiedenen Äußerungsformen; wenn man sie
zusammen schneidet und gegeneinander stellt,
dann fängt man an, zu verstehen, was darunter
liegt als Grundsatzbedürfnis.
Bei EKRAN gibt es die Möglichkeit,
mit Schauspielern ausgewählte Szenen
zu inszenieren. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Marcel Ahrenholz: EKRAN bietet die
große Chance, Drehbuchszenen bereits vorab
zu drehen – entweder als Promotion-Material
für den eigenen Film oder auch, um sich auszuprobieren. Wir hatten die Möglichkeit, erste
ästhetische Ideen umzusetzen. So konnten wir
herausfinden, ob einzelne Szenen funktionieren, welche Dynamik sie auf der Leinwand entwickeln und welche Abschnitte geschrieben vielleicht ganz gut klingen, aber in gesprochener
Sprache noch verbessert werden müssen.
Andreas Gäßler (A.G.): Für mich als Autor war es natürlich besonders aufschlussreich,
bei den Dreharbeiten der kurzen Szenen die Arbeit mit den Schauspielern zu verfolgen: Was
können die mit den Figuren anfangen? Sind sie
MEDIA Development-Förderung
für Philip Grönings neue Doku
Wofür werden Sie die MEDIA Entwicklungsförderung nutzen?
Die MEDIA Förderung ermöglicht einfach
mal Zeit zum Recherchieren, Zeit zum Nachdenken und auch zum Reisen. Das alles ist ja sehr
kostenintensiv. Jetzt habe ich die Möglichkeit
zu sagen: Nun schauen wir mal, wie die in
Schenzhen sich das vorstellen mit ihrem Weltkunstzentrum, oder wie sie die Dependance des
Louvre in Abu Dhabi bauen. Und es ermöglicht
auch eine Sichtbarkeit des Projekts für europäische Koproduzenten, denn es ist sicher ein Stoff,
den man als Koproduktion mit anderen Ländern
machen sollte.
MEDIA – newsletter@filmstiftung.de
MEDIA unterstützt den kreativen
Dokumentarfilm. Worin besteht der kreative Anteil des Dokumentarfilms aus Ihrer Sicht?
Das ist sehr subjektiv, glaube ich, aber ich
würde sagen, der kreative Anteil ist, dass man
dem Zuschauer einen Raum lässt, wo er seine
eigenen Fragen für sich formulieren und auch
seine eigenen Antworten finden kann. So eine
klassische Fernseh-/Magazin-Doku lässt halt gar
keinen Raum für Fragen, sondern stellt nur Antworten hin. Und bei so einem Thema wie Kunst
sind die Antworten ja sowieso relativ uninteressant, die Fragen sind viel interessanter.
Bislang haben Sie immer Regie,
Buch, Schnitt und Teile der Kameraarbeit
übernommen. Bleibt es dabei?
Ich hoffe, dass ich im Schnitt jetzt mal ein
bisschen entlastet werde durch Karl Riedl, der
auch als Schnittberater bei „Die große Stille“ dabei war. Die Kamera mache ich bei dem Film
über Kunst vermutlich schon selber. Vielleicht
werde ich mit meinem alten Freund Anthony
Dod Mantle einige Teile drehen, aber es wird
so bleiben, dass ich Regie, Produktion, Kamera und den großen Teil des Schnitts mache. Das
hat sich ja ganz gut bewährt.
plastisch und vielschichtig genug, dass die
Schauspieler in ihre Haut schlüpfen können und
wollen? Nun ja, manchmal klappte das schon,
manchmal nicht.
Dennis Todorovic: Ein Dreh ist im Gegensatz zum Papier erbarmungslos. Unentschiedenes bei den Figuren zum Beispiel – im Drehbuch noch verzeihlich – potenziert sich spätestens beim Dreh zu langen Diskussionen mit den
Schauspielern und endet letztlich als unklare Figur auf dem erbarmungslosesten Medium überhaupt: der Leinwand.
Wem würden Sie EKRAN empfehlen?
Andreas Köhler: Eigentlich allen jungen Teams, deren Projekt noch in der Treatment- oder ersten Drehbuchfassung ist und die
den Austausch mit anderen Filmemachern, sowohl jungen als auch erfahrenen, schätzen. Ziel
von EKRAN ist, über Kern, Themen, Charaktere der Geschichte, aber auch schon über visuelle Umsetzung und Casting nachzudenken.
A.G.: Was das Projekt voranbringt, ist der
Kontakt mit den anderen EKRAN-Teilnehmern.
Mir gingen schon manchmal die Augen auf, an
welchen Dingen andere Filmemacher so arbeiten, wie sie sich oft mit ganz ähnlichen Problemen herumschlagen und zu welchen Ansätzen
und Lösungen sie dabei kommen. Es hat mir ungemein gefallen, mich als Teil einer solchen europäischen Vielfältigkeit zu fühlen.
Und produzieren werden Sie jetzt
ebenfalls weiterhin selbst?
Ja, das finde ich sehr vernünftig. Das machen eigentlich fast alle internationalen Arthouse-Produzenten und -Regisseure. Das ist so eine riskante Arbeitsweise, solche Filme zu machen, dass man das Risiko einfach wirklich lieber selber trägt, als es jemand anderem aufzubürden.
Werden Sie sich zukünftig eher Dokumentarfilmen oder fiktionalen Projekten widmen?
Das hängt von den Stoffen ab. Es gibt
Stoffe, die kann man nur dokumentarisch machen, und es gibt Stoffe, die kann man nur,
oder, die will ich nur als Spielfilm machen. Beim
Kloster war das klar. Darüber einen Spielfilm zu
machen, wäre absurd gewesen. Bei dem Kunstprojekt ist das auch so. Es gibt eine Menge Beispiele von Spielfilmen über Künstlerfiguren, aber
das ist äußerst schwierig. Ich glaube und hoffe , es wird weiterhin beides bleiben. Im nächsten Jahr will ich erst einmal einen Spielfilm drehen, der heißt „Mein Bruder Robert“. Und dann
noch einen ganz kleinen, kurz entschlossenen
Spielfilm, „Die Frau des Polizisten,“den ich vielleicht noch vorher realisieren kann.
Die nächsten Einreichtermine
für die MEDIA-Entwicklungsförderung
sind der 15. November 2007
und der 15. April 2008.
13
• letter607_14-28
24.10.2007
13:27 Uhr
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Das Kino hat’s nicht leicht. Zwar lebt das bewegte Bild, aber die Filmtheaterwirtschaft ist in der Verwertungskette nur noch eine kleine
Branche und muss mit vielen neuen Medien und vielen alten Kulturangeboten konkurrieren. Welche Chance hat der Ort Kino?
Film als Ort: Konkurrieren um die Zuschauer
Das flüchtige Publikum
VON WOLFGANG HIPPE
s gab einmal eine Zeit ohne Handys und
Bankautomaten, Internet und Flachbildschirme. Das Telefon hatte noch eine Scheibe, und
gleich um die Ecke gab es ein Kino, dessen
schäbiges Ambiente und unbequemen Sitze der
Faszination der bewegten Bilder nichts anhaben konnten. Heute gibt es Multiplexe, extrabreite Kinosessel und „Kino-Sonderformen“,
Klingeltöne und mindestens 50 Fernsehprogramme. Filme kann man rund um die Uhr sehen, das Kino braucht man dazu eigentlich
nicht mehr. Doch Filmfans und -kritiker beschwören sie immer noch und immer wieder,
die „heilige Dunkelheit des Kinoraums“ (Georg
Seeßlen), seine Faszination und die nur mit ihm
verbundene besondere emotionale Erlebnisqualität. Der Film als Lichtspiel ist hier ohne große
Leinwand nicht vorstellbar. Kino wird zu einer
Sache von Leben und Tod, Stars werden zu
Stars, weil sie den Zuschauern im wahrsten Sinne des Wortes überlebensgroß erscheinen. Die
Projektion macht die Qualität, eine Erkenntnis,
die zuletzt den Erfolg der Multiplexe als „Kinos
neuen Typs“ wesentlich beflügelte.
Doch die nüchterne Bestandsaufnahme
weist in eine andere Richtung. Nach einem Zwischenhoch ist die Zahl der verkauften Kinokarten wieder gesunken. Seit das analoge Fernsehen in den 50er Jahren begann, die deutschen
Wohnzimmer zu erobern, ist dieser Prozess kontinuierlich zu beobachten. Damals wurden in einem Jahr rund 800 Millionen Kinokarten verkauft, 2006 waren es noch gut 136 Millionen.
Zugleich liehen die Kunden der deutschen Videotheken rund 112 Millionen Mal Videos und
DVDs aus, der Handel verkaufte erstmals über
100 Millionen DVDs – Hinweise auf die attraktiven Programmmöglichkeiten für das „Heimkino“. Absehbar ist, dass es bald per Beamer
auch übergroße Bilder zu erschwinglichen Preisen bieten wird. Am anderen Ende der Skala
steht schon das Handy-TV als wirkliches Zwergenformat bereit, das ebenfalls auf Filme setzt.
Das bewegte Bild lebt, aber die Filmtheaterwirtschaft ist in der Verwertungskette nur
mehr eine „kleine Medienbranche“, wie Rolf
Bähr (FFA) schon vor einigen Jahren formulierte. An der Kinokasse wurden im letzten Jahr 814
Mio. Euro Umsatz erzielt, die Videotheken nahmen mit knapp 1,6 Milliarden Euro fast das
Doppelte ein. Der DVD-Verkauf brachte mit
knapp 1,4 Milliarden Euro fast ebenso viel. Den
größten Sprung in den letzten Jahren haben jedoch die Computerspiele gemacht. 2006 überschritt der damit erzielte Umsatz erstmals die
E
14
Milliardengrenze und soll sich nach einschlägigen Prognosen in den nächsten fünf Jahren
nochmals mehr als verdoppeln. Mit dem Internet steht außerdem ein neuer schneller Vertriebsweg für die Ware Film zur Verfügung (siehe auch Schwerpunkt Newsletter 5/07). Der
Kampf um das Freizeitbudget tobt auf allen Kanälen – nicht nur, was das Geld, sondern auch,
was die Zeit betrifft.
Freizeit im Wandel
Quantitativ ist die Struktur der „filmischen“ Freizeitgestaltung hierzulande schnell beschrieben.
Der durchschnittliche Deutsche sieht täglich 202
Minuten fern – quotenmäßig liegen Serien und
Filme weit vorne. Das tägliche Video (oder die
DVD) nimmt statistisch gesehen vier Minuten
in Anspruch – die Sehdauer der 14- bis 30-Jährigen ist hier mehr als doppelt so lang.
Mehrfach in der Woche gucken rund 10
Prozent der Bevölkerung Videos/DVDs (Fernsehen fast 90 %), ins Kino (0,2 %) wie ins Theater (0,3 %) gehen in diesem Zeitraum statistisch
gesehen Minderheiten. Kinogänger greifen wiederum auch zu Video und DVD – beide Medien
werden insbesondere von den „Kernzielgruppen des Kinopublikums“ zwischen 15 und 35
in Anspruch genommen. Allerdings: Ins Kino
geht ein Teil der „aktiven Kinogänger“ wegen
des DVD/Video-Konsums nicht mehr so häufig.
Nach der „Motivationsstudie“ der FFA haben
mehr als ein Drittel der Befragten schon einmal
auf den Besuch eines aktuellen Films verzichtet, um ihn später auf DVD oder Video anzusehen. Dieser Trend soll sich in Zukunft eher fortsetzen. Auch insgesamt ist der Anteil der „intensiven Kinobesucher“ (mehr als zehn Kinobesuche im Jahr) in den letzten Jahren deutlich gesunken. Im Durchschnitt wiederum geht man
beständig zweimal im Jahr ins Kino.
Angesichts des kaum überschaubaren fil-
misch-visuellen Freizeitangebots wird die Frage, wie die Aufmerksamkeit für einen bestimmten Titel und Ort geweckt werden kann, immer
wichtiger – auch in Konkurrenz mit anderen Kultursparten und Freizeitangeboten. Denn das Publikum interessiert sich inzwischen nicht mehr
nur für eine bestimmte Kunstform, sondern orientiert sich fast beliebig an einer breiten Palette seiner Interessen. Susanne Keuchel vom Zentrum für Kulturforschung in Bonn: „Man kann
das Publikum als durchaus flüchtig einstufen.
Filmforum NRW fragt nach dem „Kino als Ort“
Von Wanderkinos und Filmpalästen
och bis zum 9. Dezember zeigt das Museum Ludwig Fotografien des 1986 gestorbenen Fotografen Karl Hugo Schmölz, der in den 1950er Jahren als Auftragsarbeiten die
Neubauten der Nachkriegszeit fotografierte. Zu seinen bevorzugten Objekten gehörten auch
Filmspielhäuser in Nordrhein-Westfalen, die vom Glanz des Kinos jener Zeit zeugten. Die
Fotoausstellung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kino als Ort – vom Wanderkino zum digitalen Datenstrom“ des Filmforum NRW statt, die „nach der Bedeutung des
Kinos in der Gegenwart“ fragt. Im Kino im Museum Ludwig finden dazu noch bis in den
April sechs Diskussionen und Vorführungen statt, u.a. zu den Themen CinemaScope (21.11.),
„Die Macht des Blicks – Kino als Ort für Erotik und Experiment“ (20.02.2008) und „Kino
digital: The End of the Reel World?“ (02.04.2008). Den Abschluss bildet am 16. April ein
Podiumsgespräch zum Stellenwert der Kinokultur in Köln.
Das komplette Programm der Reihe mit allen Details finden Sie unter
www.filmforumnrw.de.
N
newsletter@filmstiftung.de
– Schwerpunkt
• letter607_14-28
24.10.2007
13:27 Uhr
Seite 15
Mit dem Wandel der Orte der Filmrezeption ändern sich auch die Orte,
JÜRGEN THEOBALDY
an denen über den Film gesprochen wird. Für den Newsletter hat sich
Das alte Kino
Werner Ruzicka, langjähriger Leiter der Duisburger Filmwoche, Gedanken
in dem du deine ersten
Filme sahst,
wird einem Supermarkt von
Aldi weichen.
Das Fenster vor der Kasse
ist verrammelt,
den Saal von einst, noch
gibt es ihn,
und eben schmeißt der
Kerl in Blau
den Pressluftbohrer an.
Zwei letzte Kinogeher
drehen ab
und kommen dir entgegen
Arm in Arm.
Auch du drehst ab, um
deiner ersten Frau,
ihr, die doch gestorben ist,
zu folgen,
auf dem schiefen Trottoir
dort,
den Schienen nach der
Straßenbahn,
bis sie innehält, sich
umdreht und dich
mit ihrem Blick, wie leicht
befremdet, streift.
Der Trend geht weg von einem spartenspezifisch interessierten Nutzer hin zu einem offenen,
vielfältig ansprechbaren Publikum. Dabei verschwimmen auch die Grenzen zwischen populärem Entertainment und der so genannten
Hochkultur.“ Allerdings bestehen hier weiterhin
Vorbehalte und Vorurteile, wie Befragungen von
Jüngeren immer wieder belegen. Susanne Keuchel: „Junge Leute assoziieren bei von ihnen bevorzugten Kultursparten wie dem Film deutlich
weniger den Begriff Kultur. Provokativ zusammengefasst: Kunst umfasst für sie weitgehend
klassische Kulturangebote der Hochkultur mit
Künstlern aus der Vergangenheit.“ Für die Filmund Kinoszene gibt es also in Sachen kultureller Bildung viel zu tun – noch aus einem anderen Grund: Im Gegensatz zum breiter gewordenen Kultur- und Freizeitangebot hat sich die
Zahl der Kulturinteressierten in absoluten Zahlen hierzulande nur geringfügig erhöht. Immer
mehr kulturelle Events konkurrieren deshalb in
aller Regel um das gleiche Publikum. Auch im
Wettbewerb mit Theater oder Philharmonie
muss deshalb das Kino seinen Kulturanspruch
verteidigen. Eine Gewissheit kann es mit auf den
Weg nehmen: Alte Medien verschwinden nicht,
wenn neue Medien entwickelt werden. Sie konzentrieren sich vielmehr auf ihre Kernkompetenz
und leben weiter. Das Kino als Black Box des
Films kann sich deshalb gute Chancen ausrechnen – jenseits aller Nostalgie.
Das alte Kino hätte es für
immer geben sollen,
für immer dieses Fenster
auf die Welt hinaus,
die nirgends mehr
versprach als hier,
am Rand des dunkelroten
Vorhangs,
und wenn du nach den
Bildern greifen
wolltest,
ergriff dein Schatten dich.
Und du sagst du und nicht
mehr: ich,
vielleicht weil du der
Nächste bist,
der sich entfernen wird,
wie hieß es einst?
Es hieß: Auf
Nimmerwiedersehn.
Und einst?
Das Einst, dem du dich
nähern wirst,
dich näherst, als werde es
dereinst das Jetzt.
Aus: Jürgen Theobaldy: 24 Stunden
offen; Gedichte; Verlag Peter Engstler;
2006; 99 Seiten; 12 Euro
Capitol-Theater Dortmund 1950, Foto: Fotowerkstätte Hugo Schmölz, Archiv Wim Cox, Köln
Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de
über die Bedeutung des cinéphilen Diskurses gemacht.
Reden über Film, aber wo?
Nach dem
Film ist vor
dem Film
VON WERNER RUZICKA
s gibt viele schöne und kluge Untersuchungen über das Besondere, nein Einzigartige
des Kinoerlebnisses – seien sie tiefenpsychologisch, phänomenologisch oder kulturwissenschaftlich hergeleitet. Was aber immer bleibt,
ist dieser Rest an Unbeschreibbarkeit, an Unerklärbarkeit dieses seltsamen Moments von
Trance und gleichzeitiger Geistesgegenwärtigkeit, der Kino ausmacht. Dazu trägt sicher bei,
dass es im Kino noch etwas gibt, das als Wort
noch weithin zirkuliert, aber in konkreter Form
zunehmend verschwindend: ein richtiges Publikum – heterogen, amorph, in seiner multiplen Leiblichkeit körperlich spürbar. Man wird
zum gemeinsamen, großen Resonanzboden für
das, was von der Leinwand zurückstrahlt – und
jeder hat Kinoerfahrungen gemacht wie jene
Paradoxie, sich unter vielen Menschen allein zu
fühlen, jenes seltsame Unbehagen, sich dann
lustvoll in einer kollektiven Stimmung einzurichten, obwohl man doch auf seiner ästhetischen
Autonomie beharren möchte. Da lädt sich etwas auf in solchen Kinostunden.
Und dann ins Helle. Einiges von dem, was
man mitgebracht hat, lässt sich abschütteln: eine bestimmte Körperspannung, ein gewisser
Gang vielleicht, die man unwillkürlich nachahmte. Rührung kann man abstellen. Man kann sich
zur Ordnung rufen. Was aber unabweisbar
bleibt: den Film nach- und weitererzählen zu
wollen, das kollektive Erlebnis in kommunikativer Form fortzusetzen. Dies kann in sehr bündiger Form „Wie fandste?“ – „Nicht schlecht,
oder?“ – geschehen, womit unter Umständen
das Wichtige zufrieden stellend gesagt ist. (Man
unterschätze diese Schwundform des cinéphilen Diskurses nicht; sie ist der fruchtbare Humus
der so genannten Mundpropaganda.) Oder es
gibt die größere Runde, in der man noch „zusammen über den Film quatscht“ und sich dann
vom Emphatischen zum Allgemeinen – inklusive Distinktionsgewinn und Empfindsamkeitsnachweis – bewegt.
An solchen Orten, an denen das Kino als
kultureller Ort verstanden und gepflegt wird,
kann sich eine solche Erfahrung noch verstär-
E
ken: Wenn man Gelegenheit hat, nach der Projektion mit dem Autoren und/ oder anderen
Mitwirkenden des Films zu debattieren. Dabei
ist eher sekundär, welche Richtung solche Gespräche nehmen – wer eine solche Veranstaltung schon einmal moderierte, weiß, dass ein
Publikum auch nach der Vorführung noch polymorph-pervers sein kann ... Wichtig ist, dass
über eine gemeinsame Kunsterfahrung in einer
„Öffentlichkeit unter Anwesenden“ verhandelt
wird, dass man mit Gewinn Rede und Gegenrede hören, Argumente sich zu eigen machen
oder verwerfen kann, dass man selbst Lob oder
Kritik offen und öffentlich formuliert – oder einfach nur intelligent zuhört. All dies stiftet der Ort
Kino.
Aber: Stehen nicht genügend andere Orte und Gelegenheiten bereit, sich bequemer,
praktischer und letztlich auch günstiger den
Filmgenuss zu verschaffen? Ja, es gibt diese Orte. Der eine ist das Reich der DVD. Aber zwei
oder auch mehr Personen sind kein Publikum,
der brillanteste Beam macht aus einem Wohnzimmer keinen Saal. Man tritt nicht aus dem
Zauber der Dunkelheit in die Helle der Normalität, sondern tastet sich zum Lichtschalter oder
zum Kühlschrank. Dieser Ort ist profan.
Sind diese Anmerkungen zu optimistisch?
Ich glaube nicht. Im Rahmen der Duisburger
Filmwoche gibt es seit einigen Jahren DOXS! –
Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche.
Obwohl sie alle durchaus medienerfahren sind,
TV und Computer in extenso nutzen, sind erstaunlich viele der Kinder zum ersten Mal in einem Kino. Doch sie zeigen während der Vorführungen genau jene körperlich spürbare Faszination und Einbezogenheit, die Kino anscheinend unterschiedslos ausübt. Und nach den
Vorführungen war die Lust am Fragen, Reden,
Kommentieren und Schwadronieren, am Lernen und Staunen nicht geringer als bei geübten Kinogehern. Vom Geraune und Gezappel
– oder nennen wir es wohlwollend soziale Interaktion – während des Films ganz zu schweigen. Und alle wollen nun mehr davon. Mehr
Kino. Nach dem Film ist vor dem Film.
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Lassen Sie mich mit André Bazin fragen: Was ist Kino – für Sie?
Für mich ist das Kino immer erst einmal
ein Ort gewesen, der nicht von meinen Eltern
besetzt war – ich hatte Fernseh-Eltern. Gleichzeitig war es ein Ort, der nichts mehr mit der
Kleinstadt, aus der ich stamme, sondern mit
Großstadt zu tun hatte, mit Boulevard. Ich bin
immer nach Köln gefahren in die Kinemathek
oder in die Kinos nach Düsseldorf und Wuppertal und habe mir dort – im Alter von 16 Jahren
ungefähr – täglich Filme angeschaut.
Sie assoziieren also Kino zuerst als
Ort des Erlebens.
Das Stadion am Bökelberg in Mönchengladbach und das Kino, das waren für mich kollektive Orte, die waren toll. Es gibt von Elias Canetti einen schönen Text, worin er sagt, das
Großartige am Stadion sei, dass jeder mit dem
Rücken zu seinem Alltag sitze. Münzt man das
auf das Kino, wo es um das projizierte Licht
geht, ist jeder im Kino Pilot. Das hat mir immer
gefallen.
Welche Bedeutung ist der sozialen
Komponente des Kinos, dem Gemeinschaftserlebnis, heute noch beizumessen,
da man sich jeden Film immer einfacher
direkt nach Hause holen kann?
Ich glaube, der wichtige Ausgangspunkt
dieser Entwicklung ist die Einführung des PCs
und die damit zusammenhängende Individualisierung. Jeder hat bei sich zu Hause eine Fabrik stehen in Form von Mega- und Gigabytes
und dank des Internets eine Vernetzung mit der
ganzen Welt und ihrer unglaublichen Ansammlung von Chats und Bloggs und Möglichkeiten,
sich Filme und Spiele herunter zu laden. Doch
das bedeutet nicht das Ende des Kinos, sondern
erzählt von einem Phänomen der Vereinzelung.
Ich habe immer das Gefühl, 88 Prozent der Leute, die sich Filme herunterladen, sind männlich,
weiß und wohnen im Mittelstand bei ihren Eltern unterm Dach. Ich glaube, sie alle sind getrieben von der ganz großen Sehnsucht, da wieder herauszukommen.
Kino wird heute vor allem durch die
Größe der Leinwand, den perfekten
Sound usw. definiert – denkt man den
Ort des Films beim Drehen mit?
Sicher, ich weiß, für welchen Ort ich Filme mache, weil ich mich selber an diesem Ort
aufhalte. Dieser technische Aspekt des Kinos
aber ist eine Reaktion darauf, dass in den 1970er
Jahren die Kinos immer verschachtelter, immer
kleiner wurden und sich immer mehr dem
Wohnzimmer annäherten – in der UFA-Kette
wurden die Filme damals eine Zeit lang gar
durch Werbung unterbrochen. Im Grunde genommen wurde damit das Fernsehen im Kino
eingeführt. Schon bald aber galt: Kino bedeutet große Leinwand, perfekter Sound. Es kam
die Welle der Multiplex-Kinos, und mit ihr hat
sich auch der Ort der Kinos gewandelt: Multiplexe liegen oft außerhalb der Innenstädte, dort,
bei den Shopping Malls. Unter dieser soziologischen und städtebaulichen Entwicklung hat
das Kino stark zu leiden. Ich finde nicht, dass
es nur um tolle Leinwand und tollen Sound
geht, sondern eben auch um den Ort selbst.
Gibt es aus Ihrer Sicht genug gute
deutsche Filme, um diesen Ort in der beschriebenen Weise zu bedienen?
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Von Pilotensitzen, ausgebauten Dachstuben und amphibischen Filmen: Regisseur Christian Petzold
(„Yella“) im Gespräch mit Oliver Baumgarten auf der Suche nach dem Ort, wo das Kino ist.
Interview mit Christian Petzold
Mit dem Rücken
zum Alltag
Christian Petzold am Set von „Yella“
mit den Schauspielern Nina Hoss und
Devid Striesow, Foto: Christian Schulz /
Schrammfilm
Man denkt immer, alles sei vorbei, der Mediensektor sei aufgeteilt,
große Firmen machten die Subventionsmillionen unter sich aus, die Dramaturgien seien aus Amerika übernommen,
und die ganze Welt scheine gleichgeschaltet zu sein in ihrer Erzählung. Doch plötzlich gibt es überall wieder Filme, die sich
außerhalb dieser Strukturen gebildet haben, fast autonom gibt es plötzlich Bilder und Erzählungen, die eben nicht
dazugehören. Es ist beeindruckend,
dass das immer wieder passiert, und es
gibt mir das Gefühl, dass das Kino nie
sterben wird.
Glauben Sie an die Idee des
amphibischen Films, einem Film also, der
in zwei unterschiedlich geschnittenen
Versionen an zwei Orten funktionieren
kann, im Kino wie im Fernsehen?
Nein, überhaupt nicht. Wenn man mal einen Film gedreht, also nicht nur produziert, sondern fürs Kino gedreht hat, dann weiß man das
auch. Man kann meinetwegen einen Director’s
Cut auf der DVD der anderen Version gegenüber stellen, also einen Film, der einst 150 Minuten dauerte und dann aus Produktionsgründen herunter gekürzt werden musste. Das ist
sicher interessant. Aber von vornherein einen
Film zu planen, der sowohl 90 als auch 180 Minuten tragen muss – der kann ja nur so gedreht
werden, dass man hoch auflöst, um den Rhythmus des Films später am Schneidetisch manipulieren, verändern zu können. Man muss das
Material so drehen, dass es verfügbar ist für zwei
Versionen. D.h. dass alles, was Dreharbeiten
ausmachen, Proben, Auflösungen, Verdichtungen, Stille, Action, all das muss in zwei Versionen gedreht sein. Man trifft nie die innere Seele einer Szene, sondern stellt einfach nur pausenlos Material her. Alle Schauspieler, die in Amphibienfilmen gespielt haben, können Ihnen erzählen, wie furchtbar das ist. Der Begriff Amphibienfilm ist nur geprägt worden, um zu verdecken, dass man eigentlich an Gelder ran
möchte, sowohl an die Fernseh- als auch die
Filmfördermittel.
Der Amphibienfilm ist also ein rein
ökonomisch motiviertes Konzept?
Absolut. Wenn jemand sagt, das Kino sei
tot, und es ginge nur noch so, dann merkt er
nicht, dass er selbst zum Totengräber des Kinos
wird.
Sie haben mit „Wolfsburg“ und „Toter Mann“ Filme gedreht, die zwar klar
als Fernsehfilm produziert wurden, aber
dennoch an beiden Orten – Kino und
Fernsehen – erfolgreich stattfanden. Beide Formen müssen sich also doch nicht
ausschließen?
Man kann durchaus bei Einhaltung gewisser Voraussetzungen für Fernsehen und Kino
gleichzeitig produzieren, das geht schon, und
es wird auf bestimmten Sendeplätzen und bei
speziellen Formaten wie etwa „Das kleine Fernsehspiel“ auch lange schon so praktiziert. Bei
dem Film, der dann in Kino und Fernsehen läuft,
handelt es sich aber um den identischen Film,
er findet lediglich an verschiedenen Orten statt.
Aber man kann nicht zwei Versionen eines Films
machen, das geht nicht.
Unterscheidet sich Ihre Herangehensweise an einen Fernsehfilm von der
eines Kinofilms?
Die beiden Fernsehfilme habe ich gedreht,
als ob es Kinofilme wären, und habe für diese
Haltung die volle Unterstützung seitens der Redaktionen gehabt. Ich hatte wenig Geld und
musste unter 90 Minuten bleiben – das waren
aber Einschränkungen, mit denen ich umgehen
newsletter@filmstiftung.de
– Schwerpunkt
konnte. Ich wusste schon beim Schreiben
um diese Tatsachen. Davon abgesehen
kann man den Unterschied zwischen
Fernsehen und Kino wunderbar ablesen,
wenn man sich mal sehr gutes Fernsehen vorstellt. Schaut man sich eine Serie
wie „Die Sopranos“ oder „Prime Suspects“
an, wird man feststellen: Das ist tolles Fernsehen. Das sind eindeutig für dieses Medium gemachte Filme, sie haben einen anderen Standpunkt, ein anderes Tempo und
ganz andere Nebenfiguren und -schauplätze. Das Kino ist dagegen in seinem Grad der
Verdichtung geradezu novellenhaft. Dazu ist Kino wesentlich sensibler, nimmt sehr viel mehr
wahr. Vielleicht ohne das Wahrgenommene
gleich ganz direkt zu formulieren, sieht es das
Kino und berichtet davon. Das Fernsehen ist immer erst dort, wo schon die Formulierung stattgefunden hat.
Ist die Kinokultur in Deutschland bedroht?
In dem Moment, wo die Kinos aus den
Städten verschwinden und nur noch dazu da
sind, Events herzustellen mit Rotem Teppich,
Stars usw., um den späteren DVD-Verkauf bei
Schlecker anzukurbeln – wenn dies also das einzig existente Kino ist und Fernsehen das Gegenstück, dann ist der Kinotod programmiert. Ich
sah heute in der Zeitung wieder einmal das Gebäude der französischen Kinemathek und dachte: So etwas müsste man in Deutschland haben,
einen Ort, wo das große Kino immer wieder zu
sehen ist, wo seine Erzählgeschichte permanent
präsent ist. Wenn das Kino aber langsam verschwindet, und selbst die Deutsche Filmakademie nur noch dazu da ist, einen Event zu produzieren, zeugt das von falscher Politik. Wenn
das Kino aus dem Alltag verschwindet, haben
wir uns darum zu kümmern. Darum, dass man
buchstäblich wieder das Sehen lernt und Filme
in der Schule nicht nur als Ergänzung zum Geschichtsunterricht heranzieht. Anstatt uns immer nur im Eventzirkus zu präsentieren, sollten
wir wieder das Kino als Kultur beleben.
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Jeder Ort, an dem Film stattfinden kann, hat seine ganz speziellen Anforderungen und Eigenheiten,
Ein Begriff und seine Geschichte
auf die sich die filmische Form einlassen, an die sie sich anpassen muss. Kinoleinwand, Fernseher,
Heimische
Amphibien
Computer, Handydisplay: Ein erfolgreicher Film braucht den jeweils passenden Zuschnitt.
n den USA werden Film und Fernsehen nicht
als Gegensätze verstanden. Regisseure und
Schauspieler switchen professionell zwischen
den beiden Medien. Darauf machte unlängst
Torsten Zarges aufmerksam, als er als Moderator der Cologne Conference Lectures OscarPreisträger Paul Haggis vorstellte. Haggis hat es
mit Filmen wie „L.A. Crash“ und TV-Arbeiten
wie „The Black Donnellys“ amphibisch zu zwei
Oscars und 31 weiteren Preisen gebracht.
In Deutschland hingegen wird über den amphibischen Film diskutiert. Durch den „Fall“
Schlöndorff derzeit wieder besonders heftig. Dabei beginnt die Geschichte des fürs Kino und
fürs Fernsehen kompatiblen Films nicht erst
1979, als der damalige WDR-Fernsehspiel-Chef
Günter Rohrbach als Geschäftsführer zur Münchener Bavaria wechselte und u.a. im Hinblick
auf Bavaria-Produktionen wie „Das Boot“ und
die „Unendliche Geschichte“ den Begriff des
amphibischen Films prägte. Ausgangspunkt war
vielmehr die Kinokrise Ende der 1950er Jahre
und der Programmbedarf des sich seitdem rasant ausbreitenden Mediums Fernsehen. Zunächst boykottierte die Filmwirtschaft das Fernsehen. Jeder sollte zur Rechenschaft gezogen
werden, der Filme an die Anstalten verkaufte
oder als Schauspieler fürs Fernsehen arbeitete.
1957/58 produzierte die Ufa im Auftrag der
ARD sechs Filme, die im Fernsehen gezeigt wurden und danach, jeweils zu zweit miteinander
verkoppelt, im Kino gezeigt werden sollten. In
den 60er und frühen 70er Jahren kam es zu
zahlreichen Koppelungen von Kino und Fernsehen, weil das Fernsehen Filme der Autorenfilmer auf diese Art und Weise mit- und gelegentlich sogar vollständig finanzierte. Prominente Beispiele sind „Falsche Bewegung“ (Buch: Peter Handke, Regie: Wim Wenders, 1976) und
Bernhard Sinkels „Die Interessen der Bank können nicht die Interessen von Lina Brake sein“
(1975), die vom WDR-Fernsehspiel vollständig
finanziert und dann von der Öffentlichkeit als
reine Kinofilme wahrgenommen wurden.
Die zunehmende Kooperation zwischen
den Fernsehanstalten und der Filmwirtschaft
mündete 1974 in das so genannte Film-Fernseh-Abkommen. Damit legten sich ARD und
ZDF vertraglich fest, jährlich mehrere Millionen
D-Mark in die Filmförderung zu stecken und
wurden dafür an der Auswahl der zu fördernden Filmprojekte beteiligt. Zwischenzeitlich wurde die Abhängigkeit, in die Ästhetik und Bildgestaltung bei Fernseh-Koproduktionen gerieten, immer wieder heftig kritisiert, so etwa von
Hans C. Blumenberg und Alf Meyer anlässlich
der ersten Verlängerung des Film-Fernseh-Abkommens 1980. Nichtsdestotrotz wurde das
Abkommen immer wieder verlängert. Der Erfolg des Neuen deutschen Films ist nur auf dieser ökonomischen Basis zustande gekommen.
Rohrbach hat im Übrigen den von ihm geprägten Begriff 1984 relativiert: Die Vokabel vom
amphibischen Film sei eine „Werbeaktion“ gewesen, um die weitere Zusammenarbeit mit erfolgreichen Filmemachern zu sichern. Vor diesem Hintergrund resümiert Rohrbach-Nachfolger Gebhard Henke als heutiger WDR-Fernsehspielchef: „Ich kenne keinen erfolgreichen Kinofilm, der nicht auch auf dem kleinen Fernsehmonitor mit Erfolg ausgestrahlt worden ist.“
I
Der richtige Ort für den richtigen Film
Totale oder Closeup?
VON OLIVER BAUMGARTEN
ie mitunter hitzig geführte Diskussion
über den so genannten amphibischen
Film bemüht allzu oft vorrangig ökonomische
und medienpolitische Argumente. Die Frage
danach hingegen, was das eigentlich ist, ein
Kinofilm und ein Fernsehfilm, was sie überhaupt unterscheidet und was sie auf der anderen Seite gar gemeinsam haben, diese vorrangig ästhetische Komponente gerät nicht
selten vorschnell in den Hintergrund. Taucht
sie jedoch einmal auf, wie implizit etwa bei
Volker Schlöndorff, scheinen solche Argumente elitär zu wirken.
Dabei liegen gerade die Spezifiken der Abspielorte Kino und Fernsehen auf der Hand
und damit auch ein zwingend notwendiger
Unterschied in der generellen Herangehensweise. Große Leinwand versus kleiner Bildschirm. Ein dunkler Raum ohne optische und
akustische Ablenkung hier, ein Wohnzimmer
mit jeder nur erdenklich möglichen Ablenkung
dort. Ein Abspiel ohne Pause auf der einen Seite, möglicherweise Werbeunterbrechungen,
zumindest aber potenzielle Umschaltimpulse auf der anderen Seite. Ein öffentliches Gemeinschaftserlebnis im Kino, größtmögliche
Privatheit beim Fernsehen. Was aber hat das
für Konsequenzen für die filmische Form, wie
muss ein Film aussehen, um sich hier oder
dort zu Hause zu fühlen?
„Das Visuelle ist das Bestimmendste“,
meint Produzent Herbert Schwering. „Im Kino sitze ich förmlich im Bild, dort will ich eine andere Kadrage haben, eine besondere
Bildsprache.“ Auch für Editorin Uta Schmidt
liegt der grundlegendste Unterschied in der
Weite des Bildes, die im Kino möglich ist. „Totalen wirken im Fernsehen einfach nicht“, sagt
sie, „da werden die Nahaufnahmen dann bevorzugt, bevor man sich und dem Zuschauer der Gefahr aussetzt, am Bildschirm zu wenig zu erkennen.“ Uta Schmidt hat mit Ed Herzog „Almost Heaven“ und „Schwesterherz“
fürs Kino geschnitten und gewann für ihre Arbeit an „Vier Minuten“ den Schnittpreis beim
Deutschen Kamerapreis. „Die Wucht, die ‚Vier
Minuten’ ausstrahlt, kommt im Kino viel deutlicher rüber als im Fernsehen“, sagt sie. „Und
D
das hat für mich ganz klar damit zu tun, dass
der Kinofilm viel mehr mit Assoziativem arbeiten kann, mit Stimmungen, die sich auf der
Leinwand besser entfalten.“ Mit Fernsehen hat
sie nicht immer gute Erfahrungen gemacht,
zum Beispiel, wenn sie im Schnitt für einen
TV-Film auf die Minute genau vorgeschrieben
bekommt, wann sie den Cliffhanger für eine
Werbeunterbrechung bauen muss. „Das
macht einen Film kaputt“, sagt sie. Mit Chris
Kraus, dem Regisseur von „Vier Minuten“, arbeitet Uta Schmidt zur Zeit an einer „Bella
Block“-Folge, und beide, so erzählt sie, gehen
diesen Fernsehfilm so an, als sei es Kino. Haltungen à la „das versendet sich“ findet sie ärgerlich.
Hilfreich für die Diskussion ist es, die Gattung Film in drei Kategorien aufzuteilen: in Kinofilm, Formatfernsehen und eine Zwischenform. Denn es gibt natürlich qualitative Ausnahmen, hüben wie drüben, das möchte
auch Xao Seffcheque unterstrichen wissen.
Für ihn als Drehbuchautor (zuletzt schrieb er
den SWR-„Tatort: Die dunkle Seite“) stellt sich
dennoch grundsätzlich die Frage bereits im
Moment der Idee, ob das Buch an einen Kinoproduzenten oder eine Fernsehredaktion
geht. „Der entscheidende Unterschied für
mich als Drehbuchautor besteht zunächst darin, dass das am meisten Ungewöhnliche, das
am meisten Originelle und Kluge im Kino seinen Platz findet. Jede Gegenfrage kritischer
Art“, so Seffcheque, „wird beim Formatfernsehen eher als widerborstig verstanden.“ Nicht
sehr oft, findet Seffcheque, könne man Filme als tauglich für Kino und Fernsehen gleichzeitig einstufen und nennt „Nischen“ wie das
Debüt im Dritten oder Das Kleine Fernsehspiel.
Unter anderem hier lebt eben jene filmische
Zwischenform, die in ein und derselben Version hier wie dort funktioniert, die wie eine
Amphibie äußerlich unverändert zwischen
zwei Orten zu pendeln vermag.
Diese „Nischen“ kennt auch Herbert
Schwering. Mit seiner Coin Filmproduktion bedient er zurzeit alle drei beschriebenen Formen: Er produziert die internationale Kino-Koproduktion „Liebe und andere Verbrechen“
Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de
(Regie: Stefan Arsenijevic), außerdem für Sat.1
das TV-Movie „Die Treuetesterin“ (Regie: Markus Bräutigam) sowie im Rahmen der SixpackInitiative von WDR und Filmstiftung NRW den
Film „Das Geheimnis des Glücks“ (Regie: Lola Randl). „Kino riskiert mehr“, sagt er, „man
löst sich eher von Konventionen, während
slotbezogene Arbeiten diese eher bedienen“.
Für ihn als Produzenten ist aber gerade das
visuell Anspruchsvolle vor allem immer noch
eine Frage der Zeit – der Drehzeit, und von
der steht dem Kinofilm nun einmal deutlich
mehr zur Verfügung.
Fällt also selbst eine ästhetische Diskussion am Ende doch wieder auf ökonomische
Ansätze zurück? Es scheint fast so, denn
schließlich bedeutet das perfekte Ausschöpfen allen Formatpotenzials nicht zuletzt auch
ein gutes Geschäft, weshalb gerade in den
Neuen Medien immer noch nach der idealen
Einbindung des Filmischen gesucht wird. Hat
das Internet in Form des Clips eine erste Übereinstimmung gefunden, blieb das Filmische
beim Handy bisher ein eher kaum gehaltenes
Versprechen. Sehr niedrige Schnittfrequenz,
ausschließlich Nahaufnahmen, schlechte Auflösung, simple Inhalte: Mit solchen Filmen ist
beim jungen Zielpublikum kaum ein Blumentopf zu gewinnen. „Wir wollen ein neues
Genre entwickeln für mobile Plattformen“,
sagt denn auch Alexandra Ohlsen, Leiterin des
Weiterbildungsprogramms Mobile Animation Content bei der ifs internationale filmschule köln, und betritt damit mediales Neuland.
Wie ist hier der Ort, das Medium beschaffen,
an das sich der Film anpassen will? Das Handy
ist ein Abspielmedium, es ist ortbar, und es
bietet natürlich die Möglichkeit, zu kommunizieren, sprich: Es bietet einen Rückkanal. Interaktivität, spielerische Komponenten, aktive Beteiligung, mobile Schnitzeljagd: „Es geht
um die Entwicklung neuer Ästhetiken“, sagt
Alexandra Ohlsen, „unser Programm ist eine
Laborsituation“. Bis Ende Mai 2008 zieht sich
das mehrteilige Seminarprogramm der ifs hin,
und man darf wirklich gespannt sein, ob auch
für dieses Format die richtige Form gefunden
wird.
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Jan Bonnys „Gegenüber“ und „Für den unbekannten Hund“ der Gebrüder Reding haben etwas gemeinsam: Beide
Filme wurden im Ruhrgebiet gedreht. Die Region hat sich in den letzten Jahrzehnten modernisiert, doch neue Kinobilder hat sie dafür noch nicht gefunden, konstatiert Heiko R. Blum in seinem Beitrag für den Newsletter.
Das Ruhrgebiet im Film
Eine Region sucht
ihre Bilder
VON HEIKO R. BLUM
as Ruhrgebiet in seiner alten Form gibt es
nicht mehr. Kohle und Stahl sind nur noch
als Denkmäler vorhanden. Die Großstädte sind
kaum noch von anderen deutschen Metropolen zu unterscheiden. Nur die Sprache hat sich
erhalten, zu hören etwa in den einschlägigen
Kneipen. Dort hatte in den 80er Jahren der
Schauspieler Götz George während seiner „Tatort“-Zeit am Tresen gesessen und wurde als
Herr Schimanski angesprochen. Mehr als ein
Jahrzehnt später drehte der Schauspieler Joachim Król als Kriminaler Lutter fürs ZDF eine
Samstagabendreihe, die sehr nahe an der Wirklichkeit der Region lag. Für Król war das eine
Herzensangelegenheit: „Die Region ist in dieser Hinsicht sehr unterrepräsentiert, der tut eine solche Imagepflege einfach mal gut.“
Früher, als es noch den Pott gab, entstanden hier Filme, die sich mit der Landschaft, den
Menschen und ihrer Arbeit beschäftigten. Da
hatte Klaus Emmerich 1983 mit „Rote Erde“ eine historische Fernsehserie gedreht, Adolf Winkelmann, Klaus Wildenhahn, Rainer Komers,
Gerhardt Büttenbender, Christoph Hübner, Gabriele Voss und viele andere schufen Dokumentar- und Spielfilme über die Region. Außenseiter Christoph Böll drehte 1983 den Sportfilm
„Der Sprinter“. Hugo Niebeling hatte schon
1956 in „Stählerne Adern“ mit poetischen Bildern und pathetischer Musik die Arbeit verklärt,
Helmut Käutners Hamlet kehrt in „Der Rest ist
Schweigen“ 1959 als Privatgelehrter in den
Wohlstandsjahren unserer Nachkriegsgesellschaft aus Amerika ins Ruhrgebiet zurück und
ist von dem Vorgefundenen enttäuscht. Das
Dritte Reich als orgiastische Oper zeigte Luchino Visconti in „Die Verdammten“/„Götterdämmerung“: Während in Berlin der Reichstag
brennt, mordet an der Ruhr die dekadente Industriellenfamilie ihren greisen Ahnen mit Hilfe eines einflussreichen SS-Offiziers, ebenfalls
einem Verwandten.
Heute versucht man, die ehemaligen Stollen und Zechen auch für Opern- und Schauspielinszenierungen zu nutzen. In seinem Tanzfilm
„Zeiträume“ lässt der Regisseur Friedrich Schönig eine Tanzproduktion mit dem Titel „inherent simplicities” von sieben Kameras in einzelnen Passagen für den Zuschauer neu und anders erleben, ohne dabei die Choreografie von
Rodolpho Leoni zu zerstören. Die Produktion der
D
18
„Wenn wir von den so genannten
Ruhrgebietsfilmen sprechen, denken
wir an Filme, die zu einer Zeit
gemacht wurden, als das Ruhrgebiet
noch der Kohlenpott war. Das heißt, da
ist eine Ära zu Ende gegangen. Und jetzt
sind wir auf der Suche nach dem Neuen.
Das ist nichts anderes als eine schwere
Identitätskrise dieser Region. So etwas
ist reizvoll für Chronisten, für Geschichtenerzähler, für Filmemacher, aber objektiv weiß niemand mehr so genau, was
das Ruhrgebiet eigentlich ist – inhaltlich,
als auch von den Grenzen her. Inhaltlich
ist es ein Ballungsraum wie viele andere
auch, eine Ansammlung von Städten
mit ähnlich großer Bevölkerungsdichte.
Wenn heute Filme im Ruhrgebiet gedreht
werden, dann könnten die äußerlich
betrachtet auch woanders spielen. Die
Probleme sind die gleichen, die Bilder
auch, die Innenstädte sind genauso
geprägt von dieser immer wieder gleichen Fußgängerzonen- und Ladenkettenarchitektur, das heißt, abgesehen von so
ein paar Industriedenkmälern. Ich finde
es sehr interessant, hier zu leben und die
Augen aufzuhalten. Der Prozess interessierte mich schon, als ich 1978 und
1980 „Die Abfahrer“ und „Jede Menge
Kohle“ machte. Da war das alles noch
da. Als ich zehn Jahre später wieder
einen Ruhrgebietsfilm drehen wollte,
habe ich eigentlich nur noch den Fußball
als Identifikationspunkt gefunden,
und so habe ich „Nordkurve“ gedreht“.
Adolf Winkelmann
Fachhochschule Dortmund – aufgenommen in
der Zeche Zollverein – ist ein typisches Beispiel
dafür, was den alten Pott mit dem neuen Schauplatz Ruhrgebiet zusammenbringt. Neben zahlreichen Kurzfilmen gibt es auch immer wieder
Spielfilme, die versuchen, neue Wege zu gehen.
Beispielsweise „Nordstadt” von Michael Kupczyk
oder „Autopiloten“ von Bastian Günther, in denen Menschen im Mittelpunkt stehen, die ihre Identität verloren haben – doch auch sie
könnte man sich in einer anderen Landschaft
vorstellen.
Dennoch bleibt das Ruhrgebiet als Drehort
begehrt: Peter Thorwarth hat hier seine UnnaTrilogie („Bang Boom Bang“, „Was nicht passt,
wird passend gemacht“ und „Goldene Zeiten“)
gedreht, Jan Bonny hat „Gegenüber“ in Essen
inszeniert, und auch die Reding Brüder kamen
für die Aufnahmen zu „Für den unbekannten
Hund“ (Kinostart: 6. Dezember) in die Region.
2003 drehte Jürgen Flimm seinen Theaterfilm „Käthchens Traum“ nach Heinrich von Kleist
in einer Zeche. „Das ist eine sehr schöne Geschichte, in diesen Zeiten, die so verwaltet sind.
Was uns gefallen hat, ist der Zug ins Irrationale. Es ist ein Ort der Vergangenheit und der Zukunft. Die ganzen Träume drehten wir in einer
Kokerei. Man findet hier Orte, von denen man
mittlerweile nicht mehr weiß, welche Funktion
sie hatten, – es waren nämlich die Räume brutaler Industrialisierung. Aber jetzt kriegen sie
wieder eine Würde. Ich will das nicht verklären,
aber es ist alles ganz seltsam.“
Seltsam ist auch die Suche des Ruhrgebiets
nach seinen neuen Bildern und Themen jenseits
der Malocher-Idylle und Malocher-Wirklichkeit.
Noch hat die Region sie nicht gefunden.
Vom 22. bis zum 25. November sucht „Blicke aus
Blicke aus dem
Ruhrgebiet
Seit 15 Jahren untersucht das Festival Blick
aus dem Ruhrgebiet, wie sich das Ruhrgebiet im Fokus der Kamera darstellt. Im Programm der Jubiläumsausgabe, die vom 22. bis
zum 25. November im Kino Endstation in
Bochum-Langendreer stattfindet, finden sich 36
Filme aus dem und über das Ruhrgebiet, unter
anderem vom Ruhrpreisträger der Stadt Mülheim Rainer Komers, sowie den Dokumentarfilmern Ulrike Franke und Michael Loeken („Losers and Winners“). Darüber hinaus
lädt das Festival zu einer Podiumsdiskussion über
das Ruhrgebiet ein, an der unter anderem Dieter Gorny und Petra Schmitz teilnehmen
werden. Mehr Infos unter www.blicke.org.
Blicke aus dem Ruhrgebiet,
Tel. (0234) 26616; info@blicke.org
newsletter@filmstiftung.de
– Schwerpunkt
ilmInitiativ Köln e.V. erforscht mit seinem
KölnFilm-Projekt seit zehn Jahren die Geschichte des Drehortes Köln und fand so in
rund 6.000 Filmen das mediale Gesicht einer Stadt. Irene Schoor, gemeinsam mit
Christa Aretz Initiatorin des Projekts und
stellvertretende Vorsitzende des Vereins,
über Köln im Film.
F
Hat sich das filmische Bild von
Köln im Laufe der Zeit gewandelt?
Sicher, vor allem natürlich geschuldet
durch die sich stark verändernde Architektur. Was sich hingegen fast komplett durch
die filmische Geschichte Kölns zieht, ist die
Präsenz des Kölschen Humors, der das vorherrschende Bild sehr prägt.
Ist das eines der Stereotypen, die
sich etabliert haben?
dem R
e aus
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24.10.2007
13:27 Uhr
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Welche Filme in Deutschland lebende Türken, Afrikaner, Russen
oder Inder gucken, ist kaum bekannt. Der Newsletter versucht zu
ergründen, an welchen Orten Migranten ihr Bedürfnis nach bewegten Bildern aus der Heimat stillen.
Wo Migranten ihren Filmort finden
Zwischen Haaröl
und Räucherstäbchen
VON PETER HANEMANN
ie Frage, wer wann wo aus welchen Beweggründen welche Filme anschaut, führt
in komplexe soziologische und psychologische
Zusammenhänge. Wenn dann noch hinzukommt, was man gemeinhin Migrationshintergrund nennt, ist die Medienforschung (fast) am
Ende ihres Lateins. Welche Filme Migranten
gucken, ist kaum bekannt. Zudem sind die
Gründe für und Hintergründe von Migration so
vielfältig wie das Leben selbst. Darüber sagen
auch Zahlen erst einmal wenig aus. So leben
in der Millionenstadt Köln zum Beispiel rund
176.000 Nichtdeutsche – Zuwanderer ohne
deutschen Pass. Wenn man in Deutschland geborene Nichtdeutsche der zweiten und dritten
Generation, Aussiedler, Eingebürgerte und Kinder mit der Option auf Einbürgerung oder familiärem Migrationshintergrund hinzu addiert,
kommt man auf 321.000 Kölner mit Migrationshintergrund – ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Auch wenn die Zahlen ahnen lassen,
was kulturell wie demografisch in Bewegung
ist, weiß man nicht, wer sich mit welchen Identitäten wie und wo verortet.
Erst jetzt, wo wieder einmal heftig über das
Wie und Warum von Integration gestritten wird,
rückt die Mediennutzung von Migranten in den
Mittelpunkt der Medienforschung. Vorneweg
ist die Fernsehforschung. Danach gilt auch für
Zuschauer mit Migrationshintergrund, was für
alle gilt: je älter das Semester, desto mehr wird
ferngesehen. Wenn Migranten danach ist, muttersprachliche Programme zu empfangen, stehen ihnen allein im EU-Gebiet mehr als 1.000
Kanäle zur Verfügung. So sind beispielsweise im
Netz von Kabel Deutschland von 136 Kanälen
56 ausländischer Herkunft. Via Satellit lässt sich
auch ein Großteil etwa der russischen, indischen, arabischen oder afrikanischen Sender
empfangen.
„Unser älteres Publikum sieht Filme vorwiegend auf russischen Kanälen“, weiß Wladimir
Weinberg, der als Sozialpädagoge für den Kölner Verein Phoenix-Cologne Migranten aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion betreut und
zudem im osteuropäisch ausgerichteten Kulturzentrum Ignis Russische Filmabende veranstaltet. Jüngeren Filmfans, die russische Blockbuster wie „Wächter der Nacht“ oder „9th Kompanie“ mit O-Ton sehen möchten, können sich
die DVDs bei Anbietern wie dem russischspra-
D
dem Ruhrgebiet“ nach den Bildern aus der Region. Foto: Jens Christiansen
FilmInitiativ Köln: Köln im Film
Dom, Rhein
und Humor
Ganz klar: Humor, Schlitzohrigkeit und
Leichtlebigkeit bestimmen das Bild der Kölner,
während das Bild der Stadt in der ganz großen Masse von den klassischen Motiven wie
Dom und Rhein dominiert wird. Der Blick in
die Veedel hinein, in die Altstadt mit den engen Gassen – all das gibt es leider doch eher
selten. Auch das Multi-Kulti-Köln findet sich
erst seit kurzem im filmischen Köln wieder.
Was bedeutet das mediale Gesicht
der Stadt und seinen Bewohnern?
Ich glaube, das ist von elementarer Be-
deutung bei jungen wie bei alten Menschen,
um sich mit seiner Stadt zu identifizieren. Unsere Filmreihen mit
Köln-Filmen sind meistens voll besetzt mit
Jung und Alt. Ich denke,
es ist grundsätzlich so,
dass der Film heutzutage eine ganz starke Rolle dabei spielt, sich mit
Irene Schoor,
einem Ort längerfristig
Foto: privat
zu identifizieren. Und
Köln im Film, das spiegelt eben auch diesen hier gelebten Gegensatz von großstädtischer Anonymität und Nähe, von lockerer Atmosphäre und Hemdsärmeligkeit. Vielleicht ist das die eigentliche Stereotype von Köln im Film und gleichzeitig ist
es das, was die Zuschauer schätzen: sich in
den Bildern wieder zu finden.
Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de
chigen Portal www.kinoman.de bestellen oder
sich vor Ort ausleihen. In Köln hat sich Annas
Videowelt auf russischsprachige Filme spezialisiert.
Wie ältere Migranten aus Russland halten
es auch ihre indischen Altersgenossen. „Wir
gucken Filme nur im Fernsehen“, sagt Mohammed Mansha, der in Köln-Ehrenfeld seinen AfroKosmetic-Shop betreibt und auch indische Videos im Angebot hat. Die jüngere indische Szene hat wiederum das Internet – voll bespickt mit
Bollywood-Portalen. Original-DVDs aus Indien
verkauft vor Ort der Asia Bazar zwischen Haaröl, Räucherstäbchen und Tomaten. Ein paar Meter weiter hat Shalimar eine Riesenauswahl. Und
gleich um die Ecke bietet Asiatic Stores eine kleine Auswahl an Hindi-, Tamil-, Bangla- und Bengalen-Filmen. Ab und an sind auch indische
Filmzeitschriften vorrätig.
Über Migranten mit türkischem Migrationshintergrund weiß die bundesdeutsche Medienforschung am meisten. Bei der TV-Nutzung der
wiederum Älteren zeigt sich eine Zweiteilung:
Informationssendungen sieht man im deutschen Programm, Unterhaltung holt man sich
aus der Türkei – vorwiegend eigenproduzierte
Serien, die vorrangig das moderne Leben in den
urbanen Zentren der Türkei thematisieren. Entsprechend sind die beruflichen, familialen, geschlechterbezogenen und religionsbezogenen
Aspekte der Lebensführung deutlich modernwestlich ausgerichtet.
Viele der Jüngeren gehen zu Vaybee. Das
2000 gegründete und in Köln ansässige Internetportal will „die türkische Community europaweit miteinander vernetzen und ihren Informationsstand erhöhen“, so Mitgründer und Geschäftsführer Hasim Kulmac. Auf www.vaybee.
de treffen sich junge bis erwachsene Szenen,
die sich zweisprachig zwischen Deutschland und
der Türkei bewegen – wie Fatih Akin, der in seinen Filmen zwischen hiesigen und türkischen
Locations switcht. Dementsprechend ist Akin
auch auf Vaybee ein Star.
Bis vor kurzem bot auch der Kölner Filmpalast am Rudolfplatz regelmäßig Filme in türkischer Sprache an. Zwar stehen derzeit keine Termine fest, aber „wir werden das Angebot fortsetzen“, so Cinestar-Sprecher Thomas Schulz.
Die Nachfrage der türkischsprachigen Community sei weiterhin groß.
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Andreas Herrmann ist Geschäftsleiter der Mülheimer Gruppe Bauart, die sich auf das
Planen und Bauen im Entertainment-Bereich spezialisiert hat. Zu ihren Referenzen zählen
Kinos aller Größen und Genres. Peter Hanemann sprach mit ihm über den Wandel der
Kino-Geschmäcker und Veränderungen im Outfit der Orte.
Andreas Herrmann,
Foto: Privat
Interview mit Andreas Herrmann
Holz und Stein statt
Stahl und Glas
„Everything must change“: Gilt das
auch für das Interieur der Kinos?
Die Besucher erwarten nach einer gewissen Zeit eine andere Anmutung ihres Kinos. Ich
kann aber jetzt nicht aus dem Stand sagen, wie
ein Multiplex oder ein anderes Kino künftig ausschauen soll. Im Grunde geht es darum, dass
das Kino gastronomischer und stärker am Entertainment orientiert wird. In dieser Hinsicht
müssen sowohl die Multiplexe als auch die Arthouse- und Programmkinos flexibler werden.
Wo setzen Sie als Kino-Konzeptionalist an?
Wenn man neu baut, saniert oder renoviert, ist das Foyer entscheidend. Die Säle hingegen haben eine Optimierung erreicht, die
kaum noch zu toppen ist. Da geht es nur noch
darum, ob ich mehr Filmtheater oder eher Mainstream anbieten möchte. Davon hängt es ab, ob
ich mit opulenten Vorhängen und mit großvolumigen klassischen Kinoleuchten arbeite oder
eher sachlich im Design bleibe. Ansonsten möchte man in allen Kinos optimal sitzen, sehen und
hören können. Alles Weitere betrifft den Standort und die jeweilige Betriebsphilosophie.
Über Multiplexe wird mehr denn je
geklagt, sie seien ungemütlich.
Multiplexe sind nicht ungemütlicher geworden. Das kalte Design der 1990er Jahre ist
einfach nicht mehr zeitgemäß – so ähnlich wie
bei McDonald’s. Die wechseln auch die Farbtöne und schwenken auf Naturmaterialien um.
Welche Farbgebungen waren damals bestimmend?
Die Farbgebungen orientieren sich meist
an den in der Architektur und Innenarchitektur
vorherrschenden Trends. In den 1980ern dominierten Schwarz, Weiß und Stahl. Das wurde
dann durch aggressive großformatige Farben abgelöst. Es wurde viel mit Freiflächen gearbeitet
– mit zurückgenommener Architektur, sozusa-
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gen. Jetzt wollen die Leute wieder eher Anheimelndes. Früher haben wir Stahl und Glas verbaut,
heute sind Holz und Natursteine angesagt.
Beziehen Sie das auf bestimmte Zielgruppen?
Das Schwierige ist ja, dass ich keine feste
Zielgruppe habe, die einen bestimmten Geschmack hat. Allein im Bereich des Programmkinos gibt es einen solch gespreizten Publikumsgeschmack, dass man bei den formalen und optischen Akzenten sehr vorsichtig sein muss. Ich
kann nicht wirklich Experimente machen. Deshalb wird es auch nie ein Design-Kino im eigentlichen Sinne geben.
Auch beim Essen und Trinken sind
die Geschmäcker verschieden ...
Natürlich. Nichtsdestotrotz bauen wir jetzt
regelmäßig Küchen ein, in denen über die Popkorn-Küche hinaus Halbfertigprodukte verarbeitet werden können. Das ist nicht das lukrativste Geschäft für den Kinobetreiber, aber es
macht sein Gesamtangebot attraktiver und setzt
ihn gegenüber den Mitbewerbern in Vorteil.
Für Essen und Trinken brauchen die
Besucher Zeit ...
So ist es. Die Kinos, in denen die Verweildauer fast zwei Stunden vor dem Film beginnt
und erst zwei Stunden danach endet, sind die
erfolgreichsten. Das funktioniert allerdings in der
Regel nur dann, wenn der Kinobetreiber die gesamten Erlebnisangebote in der Hand behält.
Eine Aneinanderreihung diverser Gastronomien
auf verpachteten Freiflächen macht noch keine Erlebniswelt.
Wie sehen Sie die Zukunft des Kinos
als Ort?
Die Tendenz läuft auf eine multifunktionale Nutzung der Räumlichkeiten hinaus. Film
wird zu einem Angebot unter mehreren.
Schließlich gibt es einen zunehmenden Bedarf
an kleinen Veranstaltungshallen. Das Kino hat
diese Flächen und kann sie außerhalb der Mainstream-Zeiten anbieten. Das wird vielfach schon
von Firmen genutzt. Morgens läuft die Schulung, mittags wird gegessen, und am Nachmittag gibt es zur Entspannung noch einen Film.
Deshalb achten wir bei Neubauten auf direkte Verbindungen zwischen dem Kinosaal und
dem Buffet.
Capitol Bielefeld 1936, Foto: Fotowerkstätte Hugo Schmölz, Archiv Wim Co
Luxet: Ein neuer Ort für Film in Köln?
008 soll das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde in seinen Neubau
in der Nähe des Neumarkts umziehen. Was dann aus dem bisherigen Museumsgebäude am Ubierring (Baujahr 1906) wird, ist noch nicht entschieden. Warum dort nicht einen
Ort für die theoretische und ganz praktische Beschäftigung mit Film schaffen? – dachten
sich deshalb Horst Peter Koll, Chefredakteur des „Film-Dienst“, die Kölner Kinobetreiber
Joachim Kühn und Dirk Steinkühler (Filmpalette) sowie Christian Schmalz (OFF Broadway).
Sie erarbeiteten dazu ein detailliertes Nutzungskonzept inklusive Filmbildungsangeboten,
für die sie bereits das Kölner JFC Medienzentrum mit an Bord haben.
Unter dem Projektnamen Luxet (www.luxet.de) planen sie in dem repräsentativen Bau
einen Treffpunkt „für Kino, neue Medien und Filmbildung“ mit drei Kinosälen, von denen zwei
auch als Premierenkinos genutzt werden sollen. Zudem soll es Räume für ein Kompetenzzentrum Filmbildung, einen Veranstaltungssaal, Gastronomie und ein Themen-Hotel Film geben. Die Räumlichkeiten sollen außerdem auch Platz bieten für die Sammlung Giesen, die
derzeit noch im Filmmuseum Berlin zu sehen ist. Die Filmobjekt- und Requisitensammlung
aus Science Fiction und Fantasy von Rolf Giesen wird dort aus Platzgründen bald weichen
müssen und soll in Köln eine neue Heimat finden. Insgesamt versteht sich das Konzept – so
die Macher – als ein grundlegender Neuansatz, um einer regionalen wie auch überregionalen Öffentlichkeit Kino als lebendigen und zukunftsfähigen Ort zu vermitteln. Dieser Ansatz
zum kommunikativen „Netzwerk“ soll auch andere Kunstformen (Musik, Tanz etc.) integrieren, die nach den Planungen in dem Gebäude ebenfalls eine Heimstatt finden können.
„Die Folgekosten haben wir im Griff. Wir gehen davon aus, dass wir die laufenden Kosten überwiegend aus Einnahmen und Pachtverträgen erwirtschaften können“, so Horst
Peter Koll. Für den Umbau rechnet die Stadt mit Ausgaben von rund 20 Millionen Euro. Am
29. Oktober werden die Cineasten ihr Konzept dem Kölner Kulturausschuss vorstellen. Doch
sie sind nicht die einzigen, die ein Auge auf das Objekt geworfen haben. Neben der Rheinischen Musikschule gibt es noch zwei weitere Interessenten für eine Nutzung. Bei der Stadt
jedenfalls herrscht immerhin Einigkeit, dass das Gebäude im kommunalen Besitz bleibt und
auch in Zukunft weiterhin kulturell genutzt werden soll.
Luxet Projektentwicklungsgesellschaft, Tel. (0221) 9321879; mail@luxet.de
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newsletter@filmstiftung.de
– Schwerpunkt
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Heinz Holzapfel leitet seit 2002 die Filmwerkstatt Düsseldorf.
Der Filmkritiker und -dozent hat auch Erfahrung als Filmkunstund Programmkinobetreiber in Düsseldorf, Köln, Duisburg und
Wuppertal gesammelt. Für den Newsletter baten wir ihn um seine
Vision des Kinos der Zukunft.
Vermutungen zu Film und Kino in den nächsten 30 Jahren
Kathedrale und Scheune
VON HEINZ HOLZAPFEL
z, Archiv Wim Cox, Köln
in Blick 30 Jahre zurück könnte unsere
Ängste zerstreuen. David Lynch, Wim
Wenders, Martin Scorsese, Steven Spielberg
und Woody Allen kamen 1977 ins Kino. Hat
sich seitdem viel geändert? Der Pessimismus
hat zugenommen, denn die Nachrichten sind
schlecht. DVD, Internet, Besucherschwund
und Kinokrise bringen die Orte des Films, seinen Raum selbst, in Gefahr. Nicht zuletzt durch
steigende Miet- und Technikkosten droht das
Ende einer Epoche.
Das Kölner und Düsseldorfer Kinosterben
der letzten Jahre zeigt exemplarisch, dass mit
einem Eingreifen der Politik nicht zu rechnen
ist. Neben den bestehenden Filmförderungen
(die in starkem Maße dem Fernsehen zuarbeiten) wird es zwei Bereiche staatlicher Intervention geben: „Musealisierung“ und „Verschulung“. Zum einen rettet man das bewegte Bild
als Kulturgut in den Kunstkontext hinüber (Museen, Festivals etc.). Zum anderen wird versucht, der um sich greifenden Verdummung
und Verrohung (Stichworte: Trash-Filme, „Unterschichtfernsehen“, Computerspiele) mit verstärkten Anstrengungen in der „Medienkompetenz“-Bildung entgegen zu arbeiten. Außerhalb der pädagogischen und musealen Schutzzonen jedoch wird weiter das Gesetz der
Selbstregulation der Märkte herrschen.
Nur „Leuchttürme“ überleben: in den Metropolen die Kino-Kathedralen des Mainstream, der sich, wie die Geschichte zeigt,
E
durch technische Verbesserungen ständig neu
gebiert. Daneben halten sich einzelne filmkulturelle Spielstätten, nach dem Zufallsprinzip
über Stadt und Land verstreut, die schnellem
Wandel unterworfene, sich immer stärker ausdifferenzierende Nischen-Märkte bilden.
Einiges deutet sich schon an: Der traditionelle Kinosaal wird mit anderen, gleichberechtigt agierenden „Off-Räumen“ koexistieren,
Multimedia- und Cross Over-Aktionen gewinnen erheblich an Bedeutung: Projektionen mit
Live Musik, wie jüngst eine „Oper aus dem
Koffer“ von drei Kunsthochschul-Absolventen,
oder „VJing“ in Diskotheken oder Kulturzentren, „eine neue Kunstform zwischen psychedelischen Bildwelten, modischen Designtrends,
Lifestyle und Vision“ – so kündigte sich kürzlich ein V(isual)J(ockey)-Contest an. Neue Subkulturen entstehen, die jedem Stil und Geschmack ein Forum bieten. Andere Kunstformen werden nicht mehr live erlebt, sondern
als „Film“ per Direktübertragung: Eine Operninszenierung aus der New Yorker Met gelangt
zeitgleich über Satellit in jeden beliebigen Bürgersaal.
Daneben erodieren ganze Regionen zur
Filmkunst-Wüste, viele Kommunen werden
keine Kinos mehr haben. Der allgemeine Trend
zur Flucht in private Zirkel (wozu ich auch Internet und Handyvideo – „YouTube“, „iPod“
& Co. – zähle) und in die Vereinzelung vor den
Computer- und TV-Monitoren wird dort der
Schwerpunkt – newsletter@filmstiftung.de
einzige Ausweg sein. Die zunehmende Quantität und Qualität in diesem Bereich bieten ein
echtes Surrogat fürs Kinoerlebnis.
Ich befürchte in ihrer Tragweite noch nicht
absehbare Folgen vor allem für junge Menschen.
Ihnen wird – im wortwörtlichen Sinne – der
Raum fehlen. Sie werden in ihrem Milieu keine
Möglichkeiten mehr haben, adäquat zu erleben,
was heute noch ihr „Leitmedium“ darstellt.
Film als populäre Kunstform war stets auch
„Gegen-Kultur“: trivial, unterhaltend, subversiv
und experimentell. Er ist die Oper unserer Zeit,
das „Gesamtkunstwerk“, das wie kaum ein anderes Medium Verständigung über soziale und
nationale Grenzen hinweg ermöglicht. Man
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum, Tanja Güß,
Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Günter Jekubzik, Martin Block,
Christian Seebaum, Anna Koskoda, Heike Meyer-Döring, Heiko
R. Blum, Uwe Mies
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
wird ihm um jeden Preis Raum verschaffen müssen und alle unterstützen, die diesen Raum bespielen – und das ohne jedes Kunst-Diktat! Neue
Ansätze (warum nicht breit gestreute Zuschüsse zu Miet- und Technikkosten oder zu jeder Eintrittskarte für Jugendliche?) und Strategien wären zu erproben, die das Spiel der Kräfte in Richtung Qualität beeinflussen helfen. Die technische Entwicklung bietet nicht nur eine riesige
Chance für die flächendeckende Verbreitung
von Filmkultur, sondern auch für Experimente
mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen. Dieses Potenzial für kommende Generationen zu
retten, das erwarte ich nur von einem förderpolitischen Paradigmenwechsel.
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf,
alfred friese
Titel:
„Liebesleben“,
Foto: X Verleih
Redaktionsschluss:
19. Oktober 2007
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für die nächste Ausgabe:
25. November 2007
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Der Himmel über Düsseldorf zeigt an diesem Morgen alle Schattierungen von Grau. Am Rheinufer
hebt sich eine mächtige Linde von den tief hängenden Wolken ab. Links der Fluss, im Hintergrund
die Oberkasseler Brücke, auf der Wiese unter dem Baum 1.000 Schafe. Wim Wenders dreht
„The Palermo Shooting“, und bevor es für die letzten 20 Drehtage ins noch milde Italien geht, heißt es
erst einmal NRWs feuchter Herbstfrische und dem böigen Wind zu trotzen.
Am Set von Wim Wenders’ „The Palermo Shooting“
Shooting Düsseldorf
VON CHRISTIAN SEEBAUM
as Wetter passe doch gut zu Düsseldorf,
meint Wenders, der in einem Krankenhaus
gleich auf der anderen Rheinseite geboren wurde. Außerdem bekomme man bei der dichten
Wolkendecke beim Schnitt keine Probleme mit
den Anschlüssen. Solange es nicht regnet. In der
zuerst gedrehten Totalen steht unter dem Baum
ein merkwürdig gekleidetes Männlein: dunkler Anzug, weißes Hemd mit Fliege, darüber ein durchsichtiges Regencape, einen Hut auf dem Kopf, einen Stab in der Hand. Es ist Udo Samel, der, so
will es das Drehbuch, als gestresster Banker zur
Entspannung morgens vor der Arbeit erst einmal
zwei Stündchen Schafe hütet, dabei aber mit Hilfe der modernen Technik die Börsenkurse in Tokio stets im Auge behält. An diesem Morgen jedoch gibt es ein seltsames Zusammentreffen. Der
Hobbyschäfer begegnet Finn, einem Fotografen,
den es in einer akuten Lebenskrise zu diesem
Baum seiner Jugend gezogen und der oben auf
dem ersten großen Ast die Nacht verbracht hat.
Finn wird gespielt von Andreas Frege, besser bekannt als „Tote Hosen“-Sänger Campino, in seiner ersten großen Filmrolle.
Später am Tag soll noch gedreht werden, wie
ein Frachtschiff auf dem Rhein am Baum vorüber
fährt und der Geschichte eine schicksalhafte Wendung gibt. Denn der Name des Schiffes, Palermo,
weist Finn den Weg für seine weitere Reise. Erst
einmal aber wird umgebaut. Das Team rückt näher heran und wechselt auf die andere Seite des
Baumes, um, halbnah und nah, den Dialog zwischen Campino und Samel aufzunehmen.
Wim Wenders, das lange graumelierte Haar
mit einer Spange zusammengefasst, in einem knöchellangen schwarzen Regenmantel, der einen
Hauch von Italo-Western verbreitet, gesellt sich inzwischen zu den Journalisten. Er erinnert sich mit
Blick auf den Fluss, der grau und geräuschlos vorüber gleitet, in beiläufigem Tonfall („Da vorne bin
ich mal abgesoffen“) an eine Nahtod-Erfahrung
seiner frühen Kindheit. Damals sei sein Vater regelmäßig quer durch den Rhein geschwommen,
während der kleine Wim, drei oder vier Jahre alt,
sich als vergnügter Passagier am Hals festgeklammert habe, erst auf dem Rücken und dann zurück,
nach Lagenwechsel, auf dem Bauch. Und dabei
sei er eines Tages bei der Wende einfach abgerutscht. Und beinahe weg gewesen. Unter den
D
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newsletter@filmstiftung.de
– Setbericht
Augen der entsetzten Mutter, die hernach dem
tollkühnen Schwimmvergnügen ein für alle Mal
ein Ende setzte. Und während nun Wenders auf
das Wasser schaut, meint man in seinem Gesicht zu lesen, wie der 62-Jährige tatsächlich vor
dem geistigen Auge noch einmal den Fluss
sieht, wie er damals war, das Wasser klar und
kein Schiff weit und breit.
Unterdessen hat ein Pick-up einen Kran herangezogen, der – eingefahren, unter einer
schwarzen Schutzabdeckung – aussieht wie ein
Sarg auf Rädern. Ausgefahren erinnert er eher
an ein Artilleriegeschütz, vorne die Kamera, die
knapp vor Campinos Gesicht platziert wird. Der
muss oben auf dem Ast, in einer Haltung, die
unmöglich bequem sein kann, verschlafenes
Aufwachen spielen und verwundert die Schafe betrachten. Und während bereits unten der
Wind durch alle Kleidungsschichten zieht und
im Team selbstlos Erkältungsmedikamente geteilt werden, muss es oben im Baum erst rich-
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tig kalt sein. Aber Campino lässt auch beim
sechsten oder siebten Take und nach diversen kleinen Umbaupausen keine Spur von
Ungeduld erkennen. „Man wartet am Filmset ja nicht“, wird er später sagen, „weil man
im Kopf immer schon die nächste Szene
durchgeht“. Auch Wim Wenders hat die Ruhe weg. Während seine Frau Donata, die als
Setfotografin dabei ist, pausenlos in Bewegung ist, scheint Wenders nicht nur die lauten Anweisungen, sondern auch jede Form
von emotionaler Regung seinem Regieassistenten Arndt Wiegering übertragen zu haben. Gelassen wartet er, bis die Schafe mit
Brotresten wieder ins Bild gelockt sind. Und
auch, dass das nasskalte Wetter jeden Moment zum Unwetter umschlagen könnte,
scheint keine Rolle zu spielen. „Die sind alle sehr belastbar“, charakterisiert Campino
das Team und lässt durchblicken, dass er bei
seiner „Dreigroschenoper“-Erfahrung unter
Seite 23
der Regie von Klaus Maria Brandauer ganz
andere Erfahrungen gemacht hat.
„Sind das ihre Schafe?“, fragt der gerade erwachte Finn von oben herab. „Ich bin
nur ein Hüter auf Zeit“, entgegnet der Banker-Schäfer im Regencape. Den Rest des Dialoges schluckt der Wind. Ein Alptraum für jeden Tonmann, sollte man meinen. Doch
Martin Müller, ein Routinier, der bereits 1972
bei „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“
mit dabei war und der einige Meter entfernt
beim vorsorglich mit einem Zelt überdachten Tonequipment unter seinen Kopfhörern
sitzt, winkt ab: „Man macht es eben so gut,
wie es geht.“ Das Problem sei, dass der Ton
desto dumpfer werde, je mehr Windschutz
man am Mikrofon benutzt. Das wiederum
erschwert den Anschluss zu den anderen
Szenen mit den klareren Stimmen. Dennoch
ist ihm der Übereifer ein Graus, mit dem, besonders bei vielen Fernsehproduktionen,
nachsynchronisiert werde, sobald der Ton
nicht hundertprozentig sauber sei. Und Müller schwärmt von Gus Van Sants Film „Gerry“, bei dem auf einem langen Marsch durch
die Wüste der teilweise technisch „misslungene“ Ton – mit Eigengeräuschen der Ansteckmikros – gerade erst für eine besonders
intensive Atmosphäre sorge.
Am zugigen Düsseldorfer Rheinufer wirkt
schon allein die Erwähnung des Wortes Wüste ein wenig erwärmend. Campino hat seinen Ast verlassen dürfen, wird mit Daunenjacke und heißem Tee versorgt und sieht sich
am Videomonitor die gerade gedrehten Aufnahmen an. Dann ist Mittagspause, und die
Journalisten ziehen ab, Richtung Schreibtisch
oder heiße Badewanne. Am Nachmittag
fängt es dann richtig an zu regnen.
Campino (im Baum) und Udo Samel bei den
Dreharbeiten zu „The Palermo Shooting“,
Foto: Donata Wenders
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Dust of Time
Harvey Keitel, Willem Dafoe, Valeria
Golino, Michel Piccoli und Bruno Ganz
sind die Stars des neuen Films von Theo Angelopoulos. Der Regisseur, der auch das Buch
geschrieben hat, startet die Dreharbeiten zu
„Dust of Time“ im November. Drehorte sind
Thessaloniki, Kasachstan, Rom und Berlin. Am
2. Januar 2008 wechselt das Team dann nach
Köln, wo es bis Ende Januar arbeiten wird. In
dem Drama, das die Lebensgeschichten der
griechischen Flüchtlinge Eleni (Golino) und Spyros (Keitel), ihres Sohnes (Dafoe) und ihrer Enkeltochter erzählt, spiegeln sich die politischen
und sozialen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.
Kurz nach dem Mauerfall 1989 kommt die Familie in dem wieder vereinten Berlin zusammen.
Eleni und Spyros, die in den letzten Jahrzehnten in New York wohnten, wollen ihren Lebensabend in Griechenland verbringen. In Berlin, der
Stadt in der sie vor 50 Jahren dramatisch getrennt wurden, wollen sie ihren Sohn treffen.
Doch der Aufenthalt entwickelt sich anders als
geplant. Die Athener Theo Angelopoulos
Film Productions produziert das Werk mit
einem Budget von 8,3 Millionen Euro gemeinsam mit Amadeo Pagani von der Classic
Srl und Claudia Pösel von der Kölner Lichtmeer Film. Kameramann Andreas Sinansons sorgt für die Bilder. nfp marketing distribution steht als Verleiher bereits fest.
Lichtmeer Film, (0221) 12094891;
kontakt@lichtmeer.de
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Götz George (links) und Karl Kranzkowski in
„Chefsache“, Foto: ARD/Degeto/Thekla Ehling
Chefsache
Götz George ist der Protagonist der Verwechslungskomödie „Chefsache“, die vom 3. September bis zum 5. Oktober an Schauplätzen in
NRW (u.a. in Köln und Umgebung und in Düsseldorf) entstand. George rettet als souveräner
Konzernchef Schmitt auf listige Weise seine
Schokoladenfabrik vor den Machenschaften eines allzu forschen Jungunternehmers. Dazu
schlüpft er inkognito in die Rolle des Chauffeurs.
Neben Götz George gehören noch Irm Hermann, Karl Kranzkowski, Ludger Pistor,
Jule Böwe und Pierre Bresson zum Ensemble der Komödie, die Manfred Stelzer mit Hilfe von Kameramann Marco Uggiano in Szene setzte. „Chefsache“ ist eine Produktion der
Polyphon (Produzent: Winfried Bonk) im
Auftrag der ARD Degeto (Redaktion: Katja
Kirchen). Das Drehbuch stammt von Stefan
Cantz und Jan Hinter. Ein Sendetermin im Ersten ist für Sommer 2008 geplant.
Polyphon, (040) 66885588;
info@polyphon.de
Setbericht / Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de
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13:28 Uhr
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Wilsberg – Interne Affären
Tina Ruland (links) und Bettina Kupfer in „Das
Kuckuckskind“, Foto: Astrid Wirth
Das Kuckuckskind
Das Sozialdrama „Das Kuckuckskind“ hat
die RheinFilm vom 11. September bis zum
12. Oktober im Bergischen Land (Wipperfürth, Wermelskirchen und Wuppertal) und
in Köln im Auftrag der ARD Degeto (Redaktion: Claudia Luzius) realisiert. Regie führt
Imogen Kimmel nach einem Drehbuch
von Nicole Walter-Lingen. Produzent ist Stefan Jacob. Als Darsteller standen Bettina Kupfer, Tina Ruland, Uwe Bohm und Michael Degen vor der Kamera von Guntram Franke. Jonas Hämmerle spielt den kleinen Marco, der zwischen der Mutter und dem getrennt lebenden Vater steht. Als die Mutter mit einem heimlichen Vaterschaftstest beweist, dass Marco nicht
sein leiblicher Sohn ist, beginnt das Drama des Scheinvaters, der vor Gericht darum kämpft, sein
„Kuckuckskind“ weiterhin sehen zu dürfen.
RheinFilm GmbH, (0221) 1305660; info@rheinfilm.com
Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) steht
Ärger ins Haus. Nicht nur wird ihr von oben eine neue Assistentin (Carola Sonntag) vor die
Nase gesetzt, es stirbt auch eine junge Polizistin
durch einen mysteriösen Autounfall. Springer bittet Wilsberg um Hilfe. Das bewährte Ensemble
aus Leonard Lansink, Oliver Korittke und
Ina Paule Klinke steht vom 23. Oktober bis
zum 23. November vor der Kamera von Ralf
Netzer. Regie bei dem neuen „Wilsberg – Interne Affären“ führt Catharina Deus nach
einem Buch von Ulli Stephan. Cologne Film
(Produzentin: Micha Terjung) erstellt den Krimi im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin R.
Neumann). Drehorte sind wie immer Köln,
Münster und Umgebung.
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;
info@colognefilm.de
Die Jagd nach dem Schatz
Am 4. Oktober fiel die letzte Klappe für den
Abenteuer-Film „Die Jagd nach dem Schatz der
Nibelungen“. Ralf Huettner führte im Auftrag von Dreamtool Entertainment Regie
nach einem Buch von Derek Meister. Die
Dreharbeiten fanden in NRW (u.a. in Aachen,
Köln, Bonn) sowie im Teutoburger Wald, auf Rügen, in Liège und in Bayern statt. Wie der Titel
verspricht, geht es um die Jagd nach der größten Kostbarkeit, die einst Karl der Große gefunden haben soll. Die Produzenten Stefan Raiser und Felix Zackor, die den Film mit einem
Budget von 4,85 Millionen Euro für RTL (Re-
daktion: Sascha Mührl) realisieren, haben als
Darsteller u.a. Benjamin Sadler, Bettina
Zimmermann, Fabian Busch, Hark
Bohm, Liv Lisa Fries, Stephan Kampwirth, Detlef Bothe, Volker Heimsath,
Milena Dreißig, Thomas Darchinger, Michael Abendroth, Janko Kahle, Tanja
Schleiff und Martina Eitner engagiert. Für
die Bilder sorgte Kameramann Hannes Hubach. Eine Ausstrahlung des Films ist für 2008
geplant.
Dreamtool Entertainment, Tel. (089)
64981-424; info@dreamtool.de
Barbara Sukowa und Branko Samarovski in
„Die Entdeckung der Currywurst“, Foto: Tom Trambow
Die Entdeckung
der Currywurst
Barbara Sukowa und Alexander Khuon
spielen die Hauptrollen in der Verfilmung von Uwe
Timms Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“. Die Dreharbeiten zu der Produktion von
Tag/Traum Film unter Produzent Gerd Haag
(Koproduzent: Volker Ullrich) wurden am 19.
Oktober beendet. Mit einem Budget von zwei Millionen Euro wurde das Drama vor allem in NRW (Köln, Krefeld, Essen, Duisburg, Hennef und Düsseldorf) sowie in Riga realisiert. Als Sender ist der NDR (Redaktion: Jeanette Würl) an dem Kinofilm beteiligt. Regisseurin Ulla Wagner, die Timms Buch selbst adaptiert hat, erzählt eine Geschichte aus den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges: Die 45-jährige Lena nimmt den jungen Soldaten Bremer in ihr Haus auf. Es entwickelt sich eine heftige Liebe zwischen dem ungleichen Paar, die Bremer dazu bringt, nicht zu seiner Einheit zurückzukehren. Doch auch der nahende Frieden bedroht ihre Beziehung. Vor der Kamera von Theo Bierkens standen neben Sukowa und Khuon auch Wolfgang Böck, Branko Samarovski, Götz Schubert, Traute
Hoess und Astrid Meyerfeldt. Schwarz-Weiss Film wird das Drama in die Kinos bringen.
Tag/Traum, (0221) 65025900; info@tagtraum.de
Jacob Matschenz (links) und Tino Mewes in „Zweier ohne“, Foto: Lichtblick Film/Uwe Stratmann
Zweier ohne
Die Zeit des Erwachsenwerdens, der ersten Liebe: Zwei Freunde, Johann und Ludwig (Tino
Mewes und Jacob Matschenz), beschließen, wie Zwillinge zu werden, und zwingen sich
so in einen immer stärkeren Sog. Doch die Liebe Johanns zu Ludwigs Schwester Vera (Sophie
Rogall) bedroht die Freundschaft. Regisseur
Jobst Christian Oetzmann hat zu dem Drama „Zweier ohne“ auch das Buch nach einer
Novelle von Dirk Kurbjuweit verfasst. Licht-
Robbi, Tobbi und
das Fliewatüüt
Gleich zwei „Tatorte“ stehen vom 13. November bis zum 12. Dezember auf dem Drehplan der
Colonia Media. In „Brandmal“ (AT) ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) im Fall einer Brandstiftung mit tödlicher Folge. Nach einem
Drehbuch von Karl-Heinz Käfer inszeniert Regisseurin Maris Pfeiffer mit Kameramann Christian Rein den Krimi für den WDR (Redaktion: Katja de Bock) in Köln und Umgebung. Für
den neuen Münster-Tatort „Krumme Hunde“ (AT) gehen Axel Prahl als Kommissar Thiel und
Jan Josef Liefers als Gerichtsmediziner Prof. Boerne zur selben Zeit auf Verbrecherjagd. Regisseur Manfred Stelzer verfilmt das Drehbuch von Stefan Cantz und Jan Hinter in Münster,
Köln und Umgebung. Anke Krause zeichnet als Redakteurin, Sonja Goslicki für beide „Tatorte“ als Produzentin verantwortlich.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de
Es kann fliegen, schwimmen und fahren, und das
alles mit Himbeersirup. Erfunden hat das Wundergefährt der achtjährige Tobbi. Mit seinem
neuen Freund, dem Roboter Robbi, begibt er sich
mit dem Fliewatüüt auf eine abenteuerliche Reise. Die Berliner Box!Film und der Kölner Koproduzent MMC Independent verfilmen den
Kinderbuchklassiker „Robbie, Tobbi und das
Fliewatüüt“ fürs Kino. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Marion Nawrath und
Bob Konrad. Regie führt der Österreicher
Wolfgang Murnberger, der neben den Verfilmungen der bitterbösen Krimis von Wolf
Haas mit seinem Kinderfilm „Lapislazuli“ bereits
für ein junges Publikum gearbeitet hat. Die Dreharbeiten finden zum größten Teil in den MMC
Studios in Köln im Frühjahr 2008 statt. Die Kamera wird dann Peter von Haller führen. Als
Verleih ist Kinowelt mit an Bord.
MMC Independent, (0221) 2503552;
bastie.griese@mmc.de
24
newsletter@filmstiftung.de
Tatort NRW
blick Film und Produzent Joachim Ortmanns realisieren den Kinofilm mit Filmpool
(Iris Kiefer) als Koproduzenten und mit einem
Budget von 2,24 Millionen Euro. Als Sender ist
der WDR (Redaktion: Michael André) mit im
Boot. Für die Bilder sorgt Kameramann Tomas
Erhart. Die Dreharbeiten finden noch bis 31.
Oktober komplett in NRW statt. Der Stardust
Filmverleih wird den Film im Herbst 2008 in
die Kinos bringen.
Lichtblick Film, Tel. (0221) 9257520;
info@lichtblick-film.de
– Dreharbeiten
„Freche Mädchen“: Henriette Nagel und
Selina Shirin Müller (rechts), Foto: Constantin
• letter607_14-28
24.10.2007
13:28 Uhr
Seite 25
2 Pilots
Lulu und Jimi
„Die Liebe der Kinder“ heißt der neue Kinofilm von Franz Müller, zu dem er selbst das
Drehbuch geschrieben hat. Bis Mitte Oktober hat
Müller ihn gemeinsam mit Kamerafrau Christine Maier in Köln, Leverkusen und Düsseldorf
in Szene gesetzt. Hinter der Produktion (747.000
Euro) von 2 Pilots Film stehen die Produzenten Harry Flöter und Jörg Siepmann sowie
der WDR (Redaktion: Frank Tönsmann).
Marie-Lou Sellem und Alex Brendemühl
spielen die Hauptrollen.
Flöter und Siepmann produzieren ebenfalls
den Kinofilm „Dr. Alemán“, der an Schauplätzen in Kolumbien (abgedreht) und Köln (vermutlich noch im Herbst) entsteht. Regisseur Tom
Schreiber inszeniert das Drehbuch von Oliver
Keidel (Kamera: Olaf Hirschberg). Im Mittelpunkt steht der Medizinstudent Marc (August
Diehl), der in Kolumbien das Abenteuer sucht.
1,9 Millionen Euro stehen der Produktion zur Verfügung, die in Koproduktion mit dem BR (Redaktion: Birgit Knackmuß) entsteht. Zorro
Film soll den Film in die Kinos bringen.
2 Pilots,
Tel. (0221) 9130153;
joerg@2pilots.de
In Thüringen fiel Ende September die letzte Klappe zu Oskar Roehlers neuem Film „Lulu
und Jimi“, der mit vier Wochen Dreharbeiten
in NRW begonnen hatte. Nach seinem eigenen
Drehbuch erzählt Roehler von der großen Liebe, vom Rock & Roll und von der Befreiung vom
Mief der 1960er Jahre. sperl + schott film
produziert den Kinofilm mit einem Budget von
5,8 Millionen Euro in Koproduktion mit X Filme, EMC Produktion, Oskar Roehler
und Denise Both. Die Produzenten Gabriela Sperl, Uwe Schott und Stefan Arndt
haben den Film international besetzt: Neben
Katrin Sass, Rolf Zacher, Udo Kier,
Hans-Michael Rehberg, Bastian Pastewka und Ulrich Thomsen spielen Jennifer Decker und Ray Fearon die Hauptrollen. Als Sender sind BR, NDR, WDR und
Arte beteiligt. Für die Bilder sorgte Kameramann Wedigo von Schultzendorff. X
Verleih wird den Film in Deutschland nächstes
Jahr in die Kinos bringen. Den Weltvertrieb übernimmt Beta Cinema.
sperl + schott film,
Tel. (089) 3306610;
info@sperlschott.de
Familie ist was Wunderbares
Ende September hat Hans-Günther Bücking (auch Kamera) seinen Film „Familie ist was
Wunderbares“ in Köln abgedreht. Im Mittelpunkt steht Christine Bonhoff, Buchhändlerin in einem kleinen Ort vor den Toren Kölns. An ihrem Rockzipfel: eine erwachsene Tochter nebst Freund und Enkelkind, ein ewig unzufriedener Vater, ein wieder verheirateter, aber anhänglicher Ex-Ehemann
und ein Lebensgefährte, der um seine Wiederwahl als Bürgermeister kämpft. Und alle fordern wie selbstverständlich ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Übernahme von Christines Buchhandlung durch
eine Kette, die das Ende ihrer Selbständigkeit bedeutet, ist da die
ideale Lösung für alle Probleme. Zumindest die der anderen. Neben Hans-Günther Bücking (Regie
Kamera) beim Dreh auf
Rita Russek, die die Hauptrolle spielt, werden noch Karl Kranz- und
dem Marktplatz in Remagen,
kowski, August Schmölzer, Julia Maria Köhler, Branko Foto: Müller & Seelig
Samarovski und Horst Janson in der Produktion von Müller
& Seelig im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin Neumann) zu sehen sein. Das Drehbuch stammt
von Annemarie Schoenle.
Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; kontakt@muellerseelig.de
Freche Mädchen
33 Szenen
In Köln, Wuppertal und München fanden bis
Mitte September die Dreharbeiten zu dem Kinofilm „Freche Mädchen“ statt. Anke Engelke, Armin Rohde, Piet Klocke, David
Rott und Anna Böttcher spielen die erwachsenen Hauptrollen in dem Kinofilm. Ute Wieland setzte den Familienfilm nach der beliebten Mädchenbuchreihe (Drehbuch: Maggie
Peren) mit Hilfe von Kameramann Peter Przybylski in Szene. Es geht um die nicht immer
leichte Zeit der Pubertät mit all den Irrungen und
Wirrungen der ersten Liebe und dem Entdecke
eigener Fähigkeiten und Talente. Die collina
filmproduktion (Produzent: Ulrich Limmer)
produziert den Film mit der Constantin Film
Produktion (Martin Moszkowicz) und
B.A. Produktion (Antonio Exacoustos)
als Koproduzenten mit einem Budget von 4,5
Millionen Euro. Der Constantin Film Verleih
wird den Film im Sommer 2008 starten.
collina film produktion,
Tel. (089) 5506180;
info@collinafilm.de
Nachdem Malgorzata Szumowska (Buch
und Regie) die Dreharbeiten für das Drama „33
Szenen“ in Polen beendet hat, stehen ab Mitte November die letzten Drehtage in Köln auf
dem Plan. Hauptdarstellerin Julia Jentsch
spielt eine Frau, der innerhalb eines Jahres so
viele Schicksalsschläge passieren wie anderen
in ihrem ganzen Leben nicht. Dennoch lässt sie
sich nicht unterkriegen und entwickelt ihre eigene Überlebensstrategie. Pandora Film (Produzent: Raimond Goebel) arbeitet mit STI
Filmowe Warschau (Teresa Dvorzicka) als
Koproduzenten zusammen. Die Produktion verfügt über ein Budget von 1,1 Millionen Euro.
Als weitere Darsteller stehen Peter Gantzler,
Malgorzata Haewska, Andrej Hudziak,
Maciej Sthur, Rafal Mackowiak und Izabela Kuna vor der Kamera von Michal Englert. Als Sender sind ZDF/Arte an dem Film
beteiligt, den Real Fiction ins Kino bringen
soll.
Pandora, Tel. (0221) 973320;
info@pandorafilm.com
Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de
Am Set von „Buddenbrooks“ (von links): Barbara Buhl und Gebhard Henke (WDR), Mark Waschke, Intendantin
Monika Piel, Michael Schmid-Ospach (Filmstiftung NRW), Jessica Schwarz, Iris Berben, Heinrich Breloer, Armin
Mueller-Stahl, Matthias Esche (Bavaria Film) und Horst Königstein, Foto: WDR/Herby Sachs
Buddenbrooks
Mit einer hochkarätigen Besetzung verfilmt
Heinrich Breloer Thomas Manns Jahrhundertroman, für den Mann 1929 den Literaturnobelpreis bekam. In „Buddenbrooks – Ein
Geschäft von einiger Größe“ spielt Armin
Mueller-Stahl den Konsul, Iris Berben die
Konsulin. Die Kinder verkörpern Jessica
Schwarz (Tony), August Diehl (Christian)
und Mark Waschke (Thomas). Der Kinofilm
adaptiert das bewegende Schicksal dreier Generationen der traditionsreichen Kaufmannsfamilie Buddenbrook im Lübeck des 19. Jahrhunderts. Das Drehbuch schrieb Breloer gemeinsam
mit Horst Königstein. Die Kamera führt Gernot Roll. Bavaria Film (Produzentin: Uschi
Reich) und Colonia Media (Winka Wulff)
produzieren das mit 16 Millionen Euro veranschlagte Projekt in Koproduktion mit FilmInterest sowie dem WDR (Redaktion: Barbara Buhl), NDR, SWR, BR, Degeto und Arte. Die Dreharbeiten finden noch bis zum 12.
November in den MMC Studios Köln statt, wo
die Innenaufnahmen des Buddenbrook-Hauses
entstehen. Dazu wurden nicht einzelne Räume,
sondern ein komplettes dreistöckiges Gebäude
in die Studiohalle hineingebaut, für das Armin
Mueller-Stahl die Note „Hollywood plus“ vergab.
Die „Buddenbrooks“ kommen am 25. Dezember 2008 im Verleih von Warner Bros.
in die deutschen Kinos, danach läuft der Film
als Zweiteiler in der ARD. Matthias Esche,
bei der Bavaria für die Gesamtleitung des Projekts verantwortlich, betont: “Wir wollen im Kino bestehen, alles andere kommt später.“
Am Rande der Dreharbeiten in Köln und in
einer Directors Note gab auch Heinrich Breloer
Auskunft über seinen neuen Film, bei dem die
wirtschaftliche Seite der Kaufmannsfamilie eine große Rolle spielen soll.
Mit dem Projekt stoßen Sie in eine
neue Größenordnung vor. Wie wichtig ist
da das Team?
Mit der Kostümbildnerin Barbara Baum,
dem Ausstatter Götz Weidner und Kameramann
Gernot Roll habe ich zum Glück Menschen an
meiner Seite, ohne die das nicht zu schaffen wäre. Ich habe in dieser Größenordnung noch nicht
gedreht, die drei schon. Dazu hatten wir großes Besetzungsglück. Ich merke, die Familie
wächst zusammen.
Der Film soll sowohl im Kino als
auch im Fernsehen laufen. Beeinflusst
das ihre Arbeit?
Das ist vor allem eine Frage der Länge. Bei
der Fernsehfassung können wir einige Figuren
auserzählen. Aber ich denke nicht einmal am
Tag daran, ob das nun eine Szene fürs Kino oder
fürs Fernsehen ist. Es ist alles fürs Publikum.
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer
Buddenbrooks-Verfilmung?
Ich will die Zuschauer im Kino auf eine Reise mitnehmen, auf der wir mit unseren Helden
glücklich, stark und erfolgreich sind, um dann
mehr und mehr die Momente der Schwäche,
schließlich den Verfall der Buddenbrooks miterleben zu können. Wir zeigen die Kraft, aus der
die Menschen leben, und wir machen deutlich,
woran sie sterben.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;
coloniamedia@coloniamedia.de
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24.10.2007
13:28 Uhr
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Moving the Arts
Sechs Kunstvisionen der Postmoderne treffen auf
sechs visionäre Antworten von renommierten
Filmemachern. Atom Egoyan, Hal Hartley,
Christian Petzold, Julio Medem, Laetitia
Masson und Jia Zhang-ke sind die Regisseure, die sich bei „Moving the Arts“ auf einen Dialog einlassen. Cine plus Köln und cine plus
Media Service stehen hinter dem Projekt, das
in Zusammenarbeit mit WDR/Arte (Reaktion:
Sabine Rollberg) an Schauplätzen in Düsseldorf, Berlin, Paris, New York, Barcelona und China ab Anfang 2008 realisiert wird. Als Produzent
verantwortet Jörg Schulze den Kinofilm (Budget: 2,8 Millionen Euro). Die Darsteller der Kurzfilme sind u.a. Sabine Timoteo, Hanns
Zischler, Matthias Schweighöfer, Jasmin
Tabatabai, Arsinée Khanjian, Carmelo
Gómez und Nancho Novo. Für die Bilder sorgen die Kameramänner Anthony Dod Mantle, Vladimir Subotic, Hans Fromm, Mario Montero, Antoine Héberlé und Nelson Yu Lik-wai. Zorro Film bringt in Kooperation mit Jetfilm den Episodenfilm in die deutschen Kinos (Weltvertrieb: Bavaria International).
cine plus Köln, Tel. (0221) 50003060;
joerg.schulze@cine-plus.de
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Mit besten Empfehlungen
The Man Who Shot Chinatown –
The Life and Work of John A. Alonzo
Kinostart: 15. November
Verleih: RealFiction Filmverleih
r war der dritte Dorfbewohner von links in
einer wesentlichen Szene des Western-Klassikers „Die glorreichen Sieben“. Am Ende der
1960er Jahre wechselte er nach zahlreichen Erfahrungen als technischer Assistent bei Hollywood-Produktionen und Kameramann bei unabhängigen Dokumentarfilmen endgültig ins
Fach des Kameramanns. Er fotografierte Filme
wie Polanskis „Chinatown“, Brian DePalmas
„Scarface“ und „Internal Affairs“ von Mike Figgis. 2001 verstarb Alonzo nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren.
Dokumentarfilmer Axel Schill zeichnet in sei-
E
ner ersten Produktion für die gemeinsam mit
Produzentin Stephanie Bahr gegründete Firma
Montagnola das Porträt eines eigenwilligen wie
wegweisenden Kameramannes, der sich als einer der ersten in Hollywood der Nutzung digitaler fotografischer Arbeitstechniken zuwandte. Im traditionellen Konzept eines chronologischen Abrisses kommen Wegbegleiter Alonzos
zu Wort, werden Filmausschnitte illustrierend
eingefügt. Zugleich gibt es erhellende Einblicke
in die Technik der Kameraarbeit, wenn Stilmittel wie Lichtsetzung und Bildausschnitt an einzelnen Szenen anschaulich erläutert werden.
Deutschland/GB/USA 2007
Regie: Axel Schill; Produktion: Montagnola Productions Ltd.; www.realfictionfilme.de/filme/the-manwho-shot-chinatown
Liebesleben
Mogadishu
In Bonn starteten am 20. Oktober die Dreharbeiten zu „Mogadishu“ (AT). Für das ARDDrama über die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut 1977 drehte Regisseur Roland
Suso Richter mit seinem Kameramann Holly Fink im alten Bundeskanzleramt. Die Hauptrollen in dem Drama, für das Maurice Philip Remy das Drehbuch schrieb, spielen Thomas Kretschmann, Nadja Uhl, Simon
Verhoeven, Herbert Knaup, Jürgen Tarrach und Christian Berkel in der Rolle von
Bundeskanzler Schmidt. Weitere Drehorte sind
Berlin, München, Baden-Württemberg und Casablanca. Teamworx realisiert „Mogadishu“ gemeinsam mit ARD/Degeto, SWR und BR.
Als Produzenten zeichnen Gabriela Sperl, Nico Hofmann und Jürgen Schuster verantwortlich.
Teamworx, Tel. (030) 88565930;
info@teamWorx.de
Meet the Devil
Der Suspense-Thriller „Meet the Devil“ handelt
von einem teuflischen Pakt: Ein Detektiv im
Morddezernat einer Großstadt macht einen
zweifelhaften Handel mit einem Mörder, der
übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen scheint.
Gegen Straffreiheit verspricht dieser, die vor Jahren gestorbene Frau des Polizisten wieder ins
Leben zurück zu holen. Den Kinofilm wollen
Screencraft Entertainment (Julia Volk)
und die Koproduzenten Gynormous Pictures (Rosanne Milliken) und Eagle Pictures (Ciro Damicco) ab Januar 2008 zunächst
in Vancouver, ab Februar in Köln drehen. Josef Rusnak inszeniert die düstere Geschichte nach seinem eigenen Drehbuch. Für die Bilder sorgte Kameramann Wedigo von
Schultzendorff.
Screencraft, Tel. (089) 95995400;
j.volk@screencraft.de
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Kinostart: 8. November
Verleih: X Verleih (Vertrieb: Warner Bros.)
s sollte ein schönes Picknick werden. Jara
(Netta Garti) hatte alles dafür vorbereitet,
doch ihre Eltern erschienen nicht. Die Mutter
spielt zänkisch die Kranke vor, der Vater will alles mit guter Laune übertünchen, und dann sitzt
plötzlich Arie (Rade Sherbedgia) im Wohnzimmer. Seine kalte Arroganz, die glitzernde Hintertriebenheit – Jara ist fasziniert und provoziert
ein persönliches Treffen. Sie gibt sich dem Mann
hin, der einst Vaters bester Freund war, und
treibt in eine riskante Affäre, wobei sie nicht nur
ihre Ehe aufs Spiel setzt. Jara kommt auch einem verstörenden Familiengeheimnis auf die
Spur.
Seit geraumer Zeit schon nimmt Zeruya Shalevs Roman „Liebesleben“ einen festen Platz in
den Bestsellerlisten ein. Auf Anregung der Autorin übernahm Maria Schrader die Regie, ihr
Debüt, und inszenierte nach gemeinsamer Adaption mit Laila Stieler eine aufwühlende amour
fou vor dem unsicheren Alltag Israels angesichts
chronischer Terrorgefahr. Der Film entstand an
Originalschauplätzen in Israel, die Innenaufnahmen wurden in Köln realisiert.
E
Deutschland 2007
Regie: Maria Schrader; Buch: Maria Schrader, Laila
Stieler; Produktion: X Filme Creative Pool in Koproduktion mit Transfax Film Production (Israel), BR
und Arte; www.liebesleben-derfilm.de
Takva –
Gottesfurcht
Kinostart: 15. November
Verleih: Rif Film
uharrem ist streng gläubiger Moslem. 30
Jahre lang befolgte er die Regeln eines
erzkonservativen Ordens, lebte stets abstinent,
betete regelmäßig und arbeitete hart. Als ihn
eines Tages eine islamische Organisation in ihre Dienste nimmt, erlebt Muharrem erstmalig
die modernen Seiten des Lebens. Mobiltelefon
und Computer, Rauchen und Alkohol erweisen
sich schon bald als unwiderstehliche Verlockungen. Natürlich lässt auch die größte aller möglichen sündigen Herausforderungen nicht lange auf sich warten – die Frau.
Istanbul ist die Nahtstelle zwischen Ost und
West, hier kommen wie kaum anderswo spirituelle Tradition und Moderne zusammen – oder
auch nicht. Der kulturelle Zusammenprall, verdichtet im Psychogramm eines Individuums zwischen den Kulturen und Befindlichkeiten, davon
erzählt das Regiedebüt Özer Kiziltans auf so markante, visuell anregende Weise, dass der Film
und sein Hauptdarsteller Erkan Can bereits mehrfach Preise einstreichen durften. In der Berlinale-Reihe Panorama bekam „Takva“ den Großen
Preis der Internationalen Filmkritik, Erkan Can
M
wurde auf den Festivals in Antalya und Istanbul
ausgezeichnet. Produzent Fatih Akin darf derweil auf noch höhere Weihen hoffen. „Takva“
wurde als türkischer Beitrag für den AuslandsOscar vorgeschlagen.
Türkei/Deutschland 2006
Regie: Özer Kiziltan; Buch: Onder Cakar; Produktion: Corazón International in Koproduktion mit Yeni
Sinemacilar; www.takva-film.de
Ich will Dich – Begegnungen mit Hilde Domin
Kinostart: 8. November
Verleih: Film Kino Text
ie erste Begegnung findet in einer Buchhandlung statt. Die 26-jährige Filmemacherin Anna Ditges stößt auf Hilde Domins Gedichtband „Nur eine Rose als Stütze“. Die Kraft der
Lyrik lässt sie nicht mehr los. Ditges nimmt mit
der Dichterin Kontakt auf. Mit einem Strauß Ro-
D
sen und einer Kamera sucht sie die 95-Jährige
in deren neuer Heimat Heidelberg auf.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg, bis hin zum Tod Hilde Domins im Frühjahr
2006 kommt es zu immer neuen Begegnungen,
Gesprächen und gemeinsamen Reisen. Ständiger Begleiter ist immer auch die Digitalkamera,
mit der Ditges Alltagssituationen und Arbeitsprozesse beobachtet, private und öffentliche Auf-
newsletter@filmstiftung.de
– Dreharbeiten / Kinovorschau
tritte dokumentiert. Es entstand der Extrakt eines höchst persönlichen Porträts über den langen Lebens- und Schaffensweg einer großen
Künstlerin und die kurze und nicht selten auch
konfliktreiche Freundschaft zweier Frauen.
Deutschland 2007
Regie: Anna Ditges; Buch: Anna Ditges; Produktion: Punktfilm Anna Ditges in Koproduktion mit
WDR, SWR, 3Sat und RBB; www.ichwilldich-derfilm.de
n
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24.10.2007
13:28 Uhr
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Tell
Madonnen
Kinostart: 22. November
Verleih: Universal
Kinostart: 6. Dezember
Verleih: Peripher Filmverleih
chwer drückt das Joch der Habsburger im
Jahre 1291 auf die Schweizer Schultern. Unabhängigkeit soll her, dafür treffen sich Adlige
aus den Bergregionen zum Kampfeseid. Die
österreichischen Besatzer gehen dazwischen
und rüsten Burg Enzian zur uneinnehmbaren
Festung auf. Derweil verdingt sich Halb-Schweizer Wilhelm Tell als Verkäufer dubioser Wundermittel und wird von seiner Partnerin Heidi
um die sauer ergaunerten Einnahmen gebracht.
Wie es nun zum Apfelschuss kommt, wieso ein Prinz vom Nordpol eine wichtige Rolle im
Freiheitskampf einnehmen wird und ob sich die
schöne Sissy den Heiratsplänen des Reichsvogts
Gessler widersetzen kann, das sind nur einige
der Fragen und Geheimnisse, mit denen Mike
Eschmann und Jürgen Ladenburger ihre Parodie
zum Schweizerischsten aller eidgenössischen
Volkshelden angereichert haben. Für die Beset-
ita ist noch jung, aber sie hat fünf Kinder
und führt kein geordnetes Familienleben.
Rita ist ein sozialer Härtefall, nach gängigen Vorstellungen eine Rabenmutter, und genau das
macht sie ihrer eigenen Mutter Isabella zum
Vorwurf. Nicht von ungefähr lädt sie ihre Kinder bei Isabella ab, während sie sich mit dem
in Deutschland stationierten US-Soldaten Marc
eine Beziehung und vielleicht eine Existenz aufzubauen versucht.
Nach ihrem Debüt „In den Tag hinein“ konfrontiert Maria Speth den Zuschauer auch diesmal mit einer Anti-Heldin, die durch konsequente Normverweigerung zum emotionalen Reibungspunkt avanciert und sich jeglichen traditionellen Erklärungsmustern verschließt. Mit
Hauptdarstellerin Sandra Hüller („Requiem“) und
Susanne Lothar als Isabella fand Speth, die für
„Madonnen“ den Hessischen Filmpreis erhielt,
zwei der intensivsten deutschen Schauspielerinnen für ein Frauendrama, in dem rosarote Gefühlstöne garantiert nicht stattfinden.
S
R
zung engagierten sie aus eigenen Landen Mike
Müller, der schon die Hauptrolle in dem SwissHit „Achtung, fertig, Charlie!“ spielte, und Lea
Hadorn sowie aus nördlichen Gefilden Axel
Stein, Christian Tramitz, Ellenie Salvo González
und Udo Kier. Die Dreharbeiten fanden zum
Großteil in den Kölner MMC-Studios statt, wo
mit der eindrucksvollen Burg Enzian eine besonders spektakuläre Kulisse erstellt wurde.
Schweiz/Deutschland 2007
Regie: Mike Eschmann; Buch: Jürgen Ladenburger;
Produktion: Zodiac Pictures Ltd. in Koproduktion
mit MMC Independent, Impuls Home Entertainment und Schweizer Fernsehen SF
Deutschland/Schweiz/Belgien 2007
Regie: Maria Speth; Buch: Maria Speth;
Produktion: Pandora Film, Cinework (Basel)
und Les Films du fleuve (Lüttich)
Für den unbekannten Hund
Kinostart: 6. Dezember
Verleih: Senator Film Verleih
astian ist Anfang 20, Betonbauergeselle und
Mörder. An einer Tankstelle hat er nächtens
einen Stadtstreicher erschlagen, ohne Gefühl,
ohne Reue. Umstände zwingen ihn zur Flucht,
er schließt sich einer Gruppe Handwerksgesellen an. Im Steinmetz Festus (Sascha Reimann,
bekannt als Ferris MC) findet Bastian (Lukas
Steltner) einen Freund und muss erkennen, dass
der mit dem Mordopfer eng verbunden war.
Nach dem Achtungserfolg ihres Debütfilms
„Oi! Warning“ legt das Bruderpaar Dominik und
Benjamin Reding nun seine zweite Filmarbeit vor.
Inspiriert vom Teenagermord in Potzlow haben
die Redings ein intensives Psychogramm des Täters nach der Tat herausgearbeitet. Eingebettet
in ein Road Movie der bizarren, faszinierenden
Stimmungsbilder (Kamera: Axel Henschel) entstand ein wuchtiges, eigenwilliges Filmwerk mit
Mut zur Kontroverse. Bei den Dreharbeiten in
sechs Bundesländern wurden 46 Drehorte und
90 Sets genutzt, vor allem aber in und um Dortmund, wo die Redings herstammen. Eigenwil-
B
Meine schöne
Bescherung
Kinostart: 22. November
Verleih: X Verleih (Vertrieb: Warner Bros.)
ara und Jan sind glücklich verheiratet. Er, Psychologe, brachte einen Sohn aus erster Ehe
ein. Sara war schon dreimal verheiratet, aus jeder Ehe ging ein Kind hervor. Weihnachten steht
vor der Tür, und zum Heiligabend hat Sara ihre
Ex-Männer nebst Anhang zu einem gemütlichen
gemeinsamen Abend eingeladen. Als Jan das erfährt, ist er gar nicht begeistert, aber die Gäste
stehen schon vor der Tür. Es soll nicht die einzige Überraschung bleiben, die an diesem ganz
speziellen Abend für Turbulenzen sorgen wird.
Mit einer etwas anderen Weihnachtskomödie, gespickt mit sarkastischen Wendungen und
S
galligem Wortwitz zeigt sich Filmautorin Vanessa Jopp („Vergiss Amerika“) erstmals im humoristischen Fach und konnte dafür eine exquisite Schauspielergarde gewinnen, neben Martina Gedeck und Heino Ferch in den Hauptrollen
u.a. Jasmin Tabatabai, Meret Becker, Roeland
Wiesnekker, Feo Aladag und Alexandra Neldel.
Monika Rolfners Drehbuch, das die Vorlage zum
schwedischen Kinohit „In Bed with Santa“
(1999) war, wurde von Richard Reitinger für die
deutsche Neuauflage stimmungsvoll modernisiert. Die Dreharbeiten fanden in Potsdam-Babelsberg und in Hürth bei Köln statt.
Deutschland 2007
Regie: Vanessa Jopp; Buch: Monika Rolfner,
Richard Reitinger; Produktion: X Filme Creative
Pool in Koproduktion mit WDR, Arte, Arte France
Cinèma und Label Télé in Zusammenarbeit mit
Filmlance International;
www.meineschoenebescherung.de
lig ist auch die Musikwahl: Das Spektrum reicht
vom Frühbarock bis zum Heavy Metal von Motörhead. Von der Filmbewertungsstelle bekam
der Film das Prädikat „Besonders wertvoll“.
Deutschland 2007
Regie: Dominik Reding, Benjamin Reding; Buch:
Dominik Reding, Benjamin Reding; Produktion:
Eye! Warning Filmproduktion;
www.fuerdenunbekanntenhund.senator.de
Der Mann von der Botschaft
Kinostart: 29. November
Verleih: Arsenal Filmverleih
erbert Neumann arbeitet fürs Außenministerium in der deutschen Botschaft der georgischen Hauptstadt Tiflis. Sein einsames Dasein zwischen beruflichem Alltag, Abenden mit
Videospielen und der Affäre mit einer Botschaftsmitarbeiterin bekommt unerwartete Impulse durch die zufällige Bekanntschaft mit der
zwölfjährigen Sashka (Lika Martinova). Er freundet sich mit dem Flüchtlingsmädchen an und
H
Kinovorschau – newsletter@filmstiftung.de
beginnt, Verantwortung für sie zu übernehmen.
Die Beziehung der Beiden provoziert jedoch Verdacht und Misstrauen, sogar Gewalt und zwingt
Neumann (Burghart Klaußner) zu einer nachhaltigen Entscheidung.
Mit seiner dritten deutschen Produktion
(nach „Lost Killers“ und „Schussangst“) kehrt Filmautor Dito Tsintsadze teilweise in seine georgische Heimat zurück. Sein Film, der an Originalschauplätzen in Tiflis und in Köln (Innenaufnahmen) entstand, erzählt von der Bedeutsamkeit,
aber auch der Zerbrechlichkeit menschlicher Be-
ziehungen. Geprägt von den Kurzgeschichten
Anton Tschechows entstand ein modernes Drama über Einsamkeit, Freundschaft und eine simple Weisheit: Es ist schwer, heutzutage ein Held
zu sein. In Locarno gewann Burghart Klaußner
für seine darstellerische Leistung 2006 den Leoparden als bester Schauspieler.
Deutschland 2006
Regie: Dito Tsintsadze; Buch: Dito Tsintsadze, Zaza
Rusadze; Produktion: Tatfilm in Zusammenarbeit
mit Sanguko Films, in Koproduktion mit ZDF/Arte
www.arsenalfilm.de/der-mann/index.htm
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24.10.2007
13:28 Uhr
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