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Ausgabe 7 – Dezember 2007
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Schwerpunkt
Rückblick
Besuch in Kanada
Filmemacher in Haft
Digitales Kino
Kino-Prämien
„Helen“
Lost in Nigeria
1
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Mit seiner Location-Seite liefert
House of Extras
Locationmanagement
Tel.: (0221) 93548706;
houseofextras@aol.com
der Newsletter regelmäßig einen
bebilderten Gruß aus einer Stadt
der Region. Ausgewählt werden
die Motive von Location-Scouts
ZeitRaumRechercheLocation
Tel. (0177) 8223742;
zeitraumrecherchelocation
@web.de
aus NRW. Alle Bilder und noch
viel mehr finden Sie auf der
Website www.locationnrw.de.
Einwohner: 1.024.000
Realisierte Filme (Auswahl):
„Contergan“, „Die Buddenbrooks –
Ein Geschäft von einiger Größe“,
„Tatort“, „Die wunderbare Welt der
Amélie“, „7 Zwerge –
Männer allein im Wald“
Grüße aus Köln
Treffer in der Motivdatenbank: 2.000
Kontakt:
Stadt Köln
Andreas Füser,
Tel. (0221) 22124661;
andreas.fueser@stadt-koeln.de
Susanne Gripp,
Tel. (0221) 22123273;
susanne.gripp@stadt-koeln.de
Tobias Roelin,
Tel. (0201) 492826,
Mobil 0172-5324331;
Tobias.Roelin@online.de
LocoMotiv
Tel. (0221) 1207821;
abi.roos@locomotiv.de
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newsletter 7/2007
– Location
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Inhalt
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Meldungen
Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festivals, Preise
Schwerpunkt:
Digitalisierung der Filmtheater
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Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien
13
2K, 4K –
alles klar?
Schöne Bescherung
Lichtgestalten aus Ehrenfeld
Firmenporträt: Maier Bros.
Schwerpunkt: Digitalisierung
14
Raus aus der analogen Nische
Interview mit Johannes Klingsporn
14
Ein einfaches Rechenbeispiel
Interview mit Eva Matlock
16
Halb(wert)zeiten
Standards und Technik des Digitalen Kinos
s macht keinen Unterschied. Ob ich einen
Film digital oder analog sehe, ist mir als Zuschauer herzlich egal. Wichtig ist, dass Projektion und Ton optimal sind und dass der Vorführer sein Handwerk versteht. Tut er es nicht, kann
er eine digitale Projektion genauso verhunzen
wie eine 35mm-Kopie.
Genau hier liegt das Problem des digitalen
Roll-outs. Für den Zuschauer spielt es keine Rolle, wie der Film auf die Leinwand kommt, ob
über Satellit, Festplatte oder als
klassische Filmrolle. Das Digitale bringt ihm keinen Mehrwert,
warum also sollte er mehr dafür bezahlen?
Cui bono, wem nützt es
dann? Den Verleihern, sagen
die Kinobetreiber, denn die sparen sich die teuren Kopien. Den
Kinobetreibern, sagen die Verleiher, denn die können ihre Säle auch für Events wie Fußballspiele oder Konzerte nutzen.
Und als wäre das noch nicht
verworren genug, kommen dazu noch die Unsicherheit über
die technischen Standards und
das Misstrauen in die Halbwertzeit der Technik. Dass das digitale Kino flächendeckend kommt, bezweifelt niemand. Wann
das sein wird, weiß allerdings auch niemand.
Die Folge: ein Investitionsstau bei den Filmtheatern, zumindest bei denen, die Kapital für Investitionen hätten. Die Angst ist groß, zu früh
mit der falschen Technik Geld zu verbrennen.
Es ist das Kinobetreiber-Mikado: Wer sich zuerst bewegt, könnte verloren haben.
Viel interessanter als das aktuelle Taktieren
ist die Frage: Was bietet das Digitale an zusätzlichen Möglichkeiten für das Kino von übermorgen? Die Antwort könnte 3D lauten. Das wäre ein echter Mehrwert fürs Kino, den weder
Handy-Display noch Flachbildschirme bieten
können; 3D nicht als Jahrmarktattraktion und
Naturfilmspektakel, sondern als ganz gewöhnliche Form des Filmemachens. Es wäre eine geschenkte Dimension auf der Leinwand, die das
Kino noch einmal so verändern würde wie die
Umstellung von s/w auf Farbfilm. Und vielleicht
wird man seinen Enkeln später tatsächlich einmal erklären müssen, dass Kino früher wie ein
E
Bilderbuch funktionierte, gefangen in zwei Dimensionen.
Für den Newsletter haben wir die Diskussionen um den digitalen Roll-out für Sie zusammengefasst. In Interviews bekräftigen Eva Matlock von der AG-Kino und Johannes Klingsporn
vom Verband der Filmverleiher ihre Positionen.
Wir erklären den aktuellen Stand der Technik,
haben die Lichtburg in Essen besucht, um zu sehen, wie digitale Projektion in der Praxis funk-
16
Pixel oder Korn?
Qualität muss sich durchsetzen
17
Wer soll das bezahlen?
Die Kosten des digitalen Roll-outs
18
Formel 1 im Kino
Interview mit Kim Ludolf Koch
18
Live aus der Met
Interview mit Kalle Somnitz
19
In der Probezeit
Praxistest: Ein Besuch in der Essener Lichtburg
19
Digitale Kinos in NRW
Eine Übersicht
20
Begegnung der dritten Art
3D als Zukunft des Digitalen
20
Das Digitale der Anderen
Digitalisierung international
21
Ein Glossar zur Digitalisierung
„Hope“ (Kinostart: 17. Januar), Foto: Pandora
21
tioniert, und stellen selbstverständlich die alles
entscheidende Frage: Wer soll das bezahlen?
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die
bewährten Informationen aus der und über die
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen
Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich von der
Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien in
Düsseldorf und schildern den Fall der beiden Filmemacher Florian Opitz und Andy Lehmann,
die bei den Vorbereitungen zu ihrer neuen Doku in Nigeria verhaftet und mit bis 14 Jahren
Haft bedroht wurden. Aus Vancouver erreicht
uns ein Bericht über Sandra Nettelbecks neuen Film „Helen“, und für unser Firmenporträt
haben wir die Kölner Lichtexperten von Maier
Bros. besucht.
Viel Vergnügen beim Lesen und ein gesundes, friedliches sowie erfolgreiches 2008
wünscht mit der gesamten Redaktion
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – newsletter 7/2007
Wer, wie, was?
Media: Europe’s Finest
Digitalisierung europäischer Klassiker
22
Lost in Nigeria
Kölner Filmemacher in Nigeria verhaftet
und mit 14 Jahren Haft bedroht
24
Frühstück in Vancouver
Sandra Nettelbecks „Helen“
25
Dreharbeiten in NRW
26
Mit besten Empfehlungen
Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Die Unerzogenen“,
„Comrades in Dreams“, „Hope“, „I´m a Cyborg, but that´s Ok“;
„Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ und „Kleiner Dodo“.
23
Impressum
Schwerpunkt Februar-Heft:
Novellierung des FFG
Der nächste Newsletter erscheint im Februar zur
Berlinale und fasst die Diskussionen um die Novellierung des Filmförderungsgesetzes zusammen. Ab dem 30. Januar ist das Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden.
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Granderath wechselt zu Teamworx
Am 1. Januar übernimmt Produzent Christian Granderath das Kölner Teamworx-Büro am Stadtwaldgürtel 42. „Christian Granderath ist für mich eine Ausnahmeerscheinung unter den Produzenten, der sich mit Produktionen
wie ‚Der Totmacher’, ‚Wut’ und zuletzt Einzelfernsehspielen wie ‚Erlkönig’ einen Namen mit
seiner Radikalität gemacht hat“, freut sich Teamworx-Geschäftsführer und Produzent Nico
Hofmann über die Verstärkung. Granderath
wechselt von der Colonia
Media, bei der er seit
2000 erfolgreich Filme wie
„Der freie Wille“ oder „An
die Grenze“ produzierte.
Weitere Stationen seiner
Karriere waren u.a. der
SWF, wo er als Redakteur
für die Reihen „Tatort“,
„Debüt im Dritten“ und Christian Granderath,
„Wilde Herzen“ zuständig Foto: Colonia Media
war, sowie Dom Film
und Westdeutsche Universum-Film. 2006
erhielt er für seine Arbeit eine Besondere Anerkennung der Akademie der Darstellenden Künste. Mit dem Newsletter sprach er
über seinen Wechsel.
Wie kam der Kontakt zu Nico
Hofmann zu Stande?
Ich kenne Nico Hofmann schon seit 20
Jahren. Wir haben uns beim Südwestfunk bei
seinem ersten Kinofilm „Land der Väter, Land
der Söhne“ kennen gelernt. Ich war damals
noch Volontär. Später habe ich als Redakteur
zwei Produktionen betreut, bei denen er Regie
geführt hat. Der Tatort „Tod im Häcksler“ mit
Ben Becker und Ulrike Folkerts hat damals in der
Pfalz für große Aufregung gesorgt. Ulrike Folkerts musste deswegen sogar mit dem dama-
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ligen rheinlandpfälzischen Wirtschaftsminister
Brüderle in der Pfalz wandern und anschließend
Saumagen essen gehen. Das war sehr komisch.
Welchen Schwerpunkt wird Ihre Arbeit bei Teamworx haben?
Ich werde weiterhin all das machen, was
ich bisher gemacht habe und was ich gerne mache. Also Kinofilme, TV-Movies, Serien – wenn
der Stoff mich reizt, inhaltlich und wirtschaftlich. Und dann und wann auch einen Dokumentarfilm.
Mit der Colonia Media haben
Sie „Der freie Wille“ oder „Wut“ realisiert. Wären solche Projekte mit
Teamworx auch denkbar?
Warum nicht? Ich mag dieses Schubladendenken nicht. Teamworx ist viel mehr als ein reiner Event-Produzent. Neben ungemein erfolgreichen TV-Events sind dort auch so besondere Filme wie „Rose“ oder „Toter Mann“ zu Hause.
Gibt es bereits Filme, die sie in
NRW für Teamworx entwickeln wollen?
Na klar. Aber darüber sollte man nicht zu
früh reden. Man springt besser als Bettvorleger
und landet als Tiger als umgekehrt.
Sie waren sieben Jahre bei der
Colonia Media. Ihr Fazit dieser Zeit?
Georg Feil hat mich damals geholt und hat
mir meine Freiheit gelassen. Die Zusammenarbeit bei der Colonia mit ihm und auch mit Frank
Döhmann und all den andern Kollegen war respektvoll, intelligent und inspirierend. Das war
die Voraussetzung für interessante und auch
wirtschaftlich erfolgreiche Produktionen, und daher habe ich mich dort sehr wohl gefühlt.
Teamworx, Tel. (0221) 8006940;
christian.granderath@teamworx.de
ifs: Doppelte Spitze
Die ifs internationale filmschule köln
erhält auf oberster Ebene Verstärkung. Die
langjährige Geschäftsführerin Simone Stewens führt die Filmschule in Zukunft
gemeinsam mit Martin Schneider, dem
Leiter Verwaltung und Finanzen der Filmstiftung NRW. Seine Tätigkeit bei der
Filmstiftung NRW behält Schneider bei.
„Nach dem erfolgreichen Ausbau ist die ifs
mit dieser ‚Doppelspitze’, mit seltener Kompetenz, bestens für die künftigen Herausforderungen gerüstet“, so Michael SchmidOspach, Geschäftsführer der Filmstiftung
NRW.
Ende Oktober präsentierten 24 Absolventen des zweiten Bachelor-Jahrgangs des ifs-Studiengangs Film sowie der Ausbildung Sound Design ihre Abschlussarbeiten. Im Cinenova wurden acht fiktionale Kurzfilme und fünf Drehbücher für abendfüllende Spielfilme vorgestellt. Der
nächste Jahrgang des Studiengangs Film startet im Wintersemester 2008/2009. Die Bewerbungsphase beginnt Ende Dezember.
Von April bis Dezember 2008 bietet die ifs
außerdem ein Autorenprogramm an, bei dem
acht professionell erfahrene Teilnehmer ihre Stoffe in den Film- und TV-Genres Krimi, Komödie,
Romantische Komödie oder Melodrama entwik-
4
MMC im Umbruch
KirchMedia-Sanierer Hans-Joachim Ziems ist
seit dem 7. Dezember neuer Geschäftsführer der
Kölner Magic Media Company (MMC). „Einerseits werden wir intern Maßnahmen umsetzen, um den notwendigen operativen Turnaround so erfolgreich wie möglich zu gestalten.
Mindestens ebenso wichtig sind Gespräche mit
externen Partnern, um faire wirtschaftliche und
wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für
die MMC zu verhandeln“, skizziert Ziems seine
Pläne. Die Magic Media Company (MMC) unterhält in Hürth und im Coloneum in Köln-Ossendorf auf einer Gesamtfläche von 450.000
Quadratmetern insgesamt 38 Studios verschiedener Größen sowie zwei Filmstudios mit Platz
für komplette Kulissen. Dass Europas größter Studiobetrieb im Umbruch ist, deutete sich Ende Oktober mit einer Personalie an. Mit Mike Krüger verließ der langjährige Geschäftsführer das
Unternehmen. Ralf Schmitz wurde Generalbevollmächtigter. Er soll sich künftig vorrangig
um die Akquirierung von Neukunden und die
Erweiterung der Geschäftsfelder kümmern. Jan
Wiemann, der seinen Posten als kaufmännischer Gesschäftsführer im April antrat, wird weiterhin kaufmännische Aufgaben wahrnehmen.
Eine Woche später geriet die MMC in die Schlagzeilen. Der öffentlich verhandelte Verdacht: Gustav Adolf Schröder, bis zum Frühsommer
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse KölnBonn und somit neben RTL und ProSieben
MMC-Gesellschafter, soll Freistellungen von
Mietverpflichtungen von heutigen und ehemaligen Gesellschaftern gegenüber dem Oppenheim-Esch-Fonds als Studio-Eigner zu Lasten
der Kasse genehmigt haben. Zugleich stellte sich
heraus, dass spätestens auf einer Vorstandssitzung der Sparkasse im März 2002 bekannt war,
dass die MMC rote Zahlen schrieb. SchröderNachfolger Dietmar Binkowska versprach
„rückhaltlose und vollständige Aufklärung“.
Ziems ist Seniorpartner der international tätigen Unternehmensberatung Ziems & Partner in Köln, der auch Ralf Schmitz als Partner
angehört. 2002/2003 hat Ziems als Geschäftsführer die Eigenverwaltung der KirchMediaGruppe geleitet. Neben der Reorganisation der
Strukturen und der Geschäftsabläufe waren dabei Verhandlungen mit internationalen Medienkonzernen, Hollywood-Produzenten und Investoren über langfristig laufende vertragliche Bindungen von besonderer Bedeutung.
MMC, Tel. (02233) 517515;
mail@mmc.de
JFC Medienzentrum: Neue Leitung
Ladoc: Lectures mit
Leidenschaft
Seit Anfang Oktober leitet die Erziehungswissenschaftlerin Gerda Sieben das JFC Medienzentrum in Köln und tritt damit die Nachfolge von Eva Bürgermeister an, die zum
Kinder- und Jugendfilmzentrum wechselte. Das seit 1976 bestehende JFC Medienzentrum Köln leistet als medienpädagogische
Fachstelle mit Unterstützung der Stadt Köln
und des NRW-Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration innovative Arbeit in der Vermittlung von Medienkompetenz.
JFC Medienzentrum,
(0221) 13056150; sieben@jfc.info
„Um öffentlich die Leidenschaft fürs Filmemachen
zu vermitteln“, hat das Kölner DokumentarfilmFrauen-Netzwerk Ladoc 2005 die Ladoc Lectures ins Leben gerufen. Der nächste Gast ist
am 29. Januar – mit Filmbeispielen aus 20 Jahren – die russische Kamerafrau Irina Uralskaja. Als Gastgeberinnen fungieren Regisseurin
Christiane Büchner und Editorin Gesa Marten. Gehalten wird die Lecture im Filmclub
813 im Kino in der Brücke. Auf dem Plan
für 2008 stehen außerdem Veranstaltungen mit
dem Kölner Autoren-, Dokumentarfilm- und Produzentenpaar Ulrike Franke und Michael
Loeken (Februar) und der österreichischen Regisseurin Anja Salomowitz (März). Näheres
unter www.ladoc.de.
Ladoc, Tel. (0221) 2797976;
info@ladoc.de
Nobeo: InterimsFührung in Hürth
Martin Schneider und Simone Stewens,
Foto: Claudia Ast
keln können. Bewerbungsschluss für das von Julia Grünewald geleitete Programm ist der 18.
Januar.
Noch bis zum 20. Dezember ist im Treppenhaus der ifs eine Ausstellung mit dem Titel „two
shot“ zu sehen. Die Abschlussarbeit von Markus Wilke an der Ecosign/Akademie für
Gestaltung in Köln beschreibt die Bildkomposition einer filmischen Einstellung, die den Blick
auf zwei Personen freigibt. Anhand von 20 Filmstandbildern hat Wilke psychologische Schlüsselszenen fotografisch reinszeniert. Mehr Infos
zu allen Angeboten gibt es unter www.filmschule.de.
ifs, Tel. (0221) 920188-0;
info@filmschule.de
Christoph von Borries, seit 2004 Geschäftsführer des Hürther TV-Dienstleisters Nobeo
GmbH und langjähriger Vorstand des Verbandes der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft VFFVmedia
sowie des Vereins Deutscher Kamerapreis,
wechselt zum Studio Berlin-Adlershof, wo
er Geschäftsführer der Berlin-Brandenburg
Media GmbH wird. Die Interimsgeschäftsführung bei Nobeo übernimmt René Delwel, seit
2005 bei der UBF Media Group verantwortlich für das operative Geschäft. Die UBF hatte
2004 die vormaligen NOB Studios von der
niederländischen NOB übernommen. Im September erfolgte der Zusammenschluss mit der
französischen Euro Media Télévision, wodurch die Euro Media Group entstand. Dort
will man bei der Nachfolge Von Borries’ erklärtermaßen nicht die schnellste, sondern die beste Lösung finden. Bereits seit Februar ist Delwel auch Interimsgeschäftsführer der belgischen
Nobeo-Schwester Videohouse.
Nobeo, Tel. (02233) 969147;
presse@nobeo.de
newsletter 7/2007
– Meldungen
OD Media mit
XDCAM
Komplett auf XDCAM realisiert die Kölner OD
Media die 4. Staffel der Dokudrama-Serie „Anwälte der Toten“. Es ist das erste Mal, dass RTL
eine Serie mit der neuen Digitaltechnik produzieren lässt. Die Technik ermöglicht eine vollständig bandlose Produktion und Postproduktion.
Produzent Olivier Deflou: „Wir haben über
200 Stunden Rohmaterial gedreht. Die neue
Technik ermöglicht uns, sofort gezielt auf bestimmte Sequenzen des Rohmaterials zuzugreifen, ohne lästiges Spulen oder Kopieren“.
Bei der Technik griff OD Media auf das
Equipment der Kölner Firma Rodde Filmund Videotechnik zurück. Derzeit befindet
sich das Projekt in der Postproduktion der firmeneigenen XDCAM Edit Suite in Köln. Die
neue Staffel wird bei RTL voraussichtlich im Frühjahr 2008 zu sehen sein.
OD Media, Tel. (0221) 5897408,
info@odmedia.tv
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WDR und Produzenten: Intensive
Zusammenarbeit
Ein Film mit Wirkung: Denise Marko und
Katharina Wackernagel (rechts) in „Contergan“.
Foto: WDR/Willi Weber
Der Film & Fernsehproduzentenverband
NRW e.V. und der WDR wollen ihre Zusammenarbeit intensivieren – auch auf Arbeitsebene. Das vereinbarten WDR-Intendantin Monika Piel und Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff und der Verband bei einem ersten
Zusammentreffen. Auf dem Wunschzettel des
Verbandes steht u.a., dass der WDR-Anteil am
Produktionsvolumen der Degeto in NRW realisiert wird.
Film- & Fernsehproduzentenverband,
Tel. (0221) 1391194; info@film-nrw.de
Contergan:
Enorme Resonanz
Verstärkung für
Filmstiftung NRW
Am 1. November wechselte Dr. Eike Krumsiek-Scheitza ins Team der Filmstiftung
NRW. Die Juristin, die zuvor als Prokuristin bei
der Technomedia Kapitalbeteiligungsgesellschaft und bei der IHK Köln als Teamleiterin Unternehmensförderung beschäftigt
war, verstärkt in der Kaistraße den Bereich Verwaltung und Finanzen und ist dort Stellvertreterin von Martin Schneider, der die Abteilung leitet.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500;
info@filmstiftung.de
Rollentausch bei
LfM Nova
Zwei Jahre war Joachim Gerth Geschäftsführer der LfM Nova GmbH. Seit dem 1. Dezember 2007 vertritt er als Vertreter des Direktors der Landesanstalt für Medien NRW
im Aufsichtsrat der LfM Nova die Interessen der
Landesanstalt als Veranstalter des medienforum.nrw. Sein Nachfolger als alleiniger Geschäftsführer der LfM Nova ist Gernot Gehrke. In seiner neuen Funktion soll Gerth Ansprechpartner der Branchenvertreter für das medienforum.nrw bleiben und sich auch weiterhin für die Entwicklung des Festivals Großes
Fernsehen engagieren, an dessen Aufbau er
maßgeblich beteiligt war.
LfM Nova, Tel. (0211) 77007115;
info@lfm-nova.de
Köln: Tüpisch
Türkisch
... ist der Titel einer Filmreihe, die noch bis zum
19. Dezember ungewohnte Perspektiven auf die
Türkei bieten möchte. Gezeigt wird auch Monique Akins Dokumentation „Fatih Akin – Tagebuch eines Filmreisenden“, in dem sie Akin
als Autor und Regisseur beim Dreh von „Auf der
anderen Seite“ porträtiert. Gezeigt wird die Filmreihe, die von Kino Gesellschaft Köln organisiert wird, im vormaligen Lichtspielhaus
Rio, heute „Arkadas Theater – Bühne der Kulturen“, dem Filmforum NRW und der Filmpalette.
Kino Gesellschaft Köln,
Tel. (0221) 4694240;
info@kinogesellschaftkoeln.de
Der vom WDR verantwortete und von der
Filmstiftung NRW mit 1,5 Millionen Euro geförderte ARD-Fernsehfilm „Contergan“ ist auf
eine enorme Resonanz beim Publikum gestoßen. Am 7. November sahen 7,22 Millionen Zuschauer den ersten Teil („Eine einzige Tablette“).
Den zweiten Teil mit dem Untertitel „Der Prozess“ sahen Tags drauf 6,85 Millionen Zuschauer. Damit gehört der von der Kölner Zeitsprung mit Eos Entertainment und der
Degeto koproduzierte Film zu den erfolgreichsten ARD-Filmen des Jahres. Der Ausstrahlung
war eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal vorausgegangen. Erst ein Urteil des
Bundesverfassungsgerichts erlaubte es, den Film
von Regisseur Adolf Winkelmann zu senden.
Nachdem Grünenthal-Chef Sebastian
Wirtz – nach der Ausstrahlung – ein Treffen mit
Contergan-Geschädigten angedeutet hatte, pochen Interessenverbände verstärkt auf eine ver-
Preise für geförderte Filme
Berlin, Quebec,
Wien
und anderswo
Ein Cannes-Déja-vu bescherten die 20. Europäischen Filmpreise: Fatih Akin konnte
sich erneut über den Preis für das Beste Drehbuch freuen, und auch der Hauptpreis für den
Besten Film ging wie schon an der Croisette an
Cristian Mungiu für „4 Monate, 3 Wochen
und 2 Tage“, der außerdem – und zumindest
das unterschied Berlin von Cannes – auch als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Zu den geförderten Preisträger-Filmen gehörte neben „Auf
der anderen Seite“ auch Tom Tykwers „Das
Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, der
gleich zwei Mal ausgezeichnet wurde. Frank
Griebe erhielt den Preis für die beste Kamera
und Uli Hanisch für den Besten künstlerischen
Beitrag für sein Produktionsdesign.
Bereits im Oktober erhielt „Auf der anderen
Seite“, der es im November in die Top Ten der
französischen Kinocharts schaffte und mit
Strand Releasing nun auch einen amerikanischen Verleih hat, in Straßburg den Prix Lux.
Die von der Europäischen Union erstmals
vergebene Auszeichnung ermöglicht die Untertitelung des Films in den 23 Amtssprachen der
Europäischen Union. Zusätzlich wird eine 35mmKopie je Sprachfassung hergestellt.
Den Publikumspreis konnte Regisseur Sven
besserte Entschädigung von Betroffenen. Der
Bundesverband Contergangeschädigter kritisierte, dass Wirtz erst im Zuge des gestiegenen öffentlichen Interesses reagiert habe.
Man sei „prinzipiell gesprächsbereit“. Ein Händedruck reiche aber nicht aus, er müsse auf die
finanziellen Forderungen eingehen. Grünenthal
hatte sich verpflichtet, 100 Millionen Mark (heute 51,13 Millionen Euro) plus die Zinsen von
mehr als 10 Millionen Mark für die Geschädig-
ten in eine 1971 gegründete Stiftung einzuzahlen, um im Gegenzug von allen weiteren Verpflichtungen freigesprochen zu werden. Die
Bundesregierung gab 100 Millionen Mark hinzu. Aus dem Stiftungsvermögen werden lebenslange, monatliche Renten für Contergan-Opfer
– bis zu 545 Euro – finanziert. Weil die Stiftungsmittel seit einiger Zeit aufgebraucht sind, kommt
inzwischen allein der Staat – also der Steuerzahler – für die Renten auf.
Taddicken in Quebec auf dem Cinéma International en Abitibi-Témiscamingue
gewinnen. Ein gutes Omen für den bevorstehenden kanadischen Kinostart der in Westfalen gedrehten Tragikomödie „Emmas Glück“ mit Jürgen Vogel und Jördis Triebel in den Hauptrollen.
In Sevilla konnte sich Ken Loach über
einen weiteren Preis für seinen Film „It´s a Free
World“ freuen. Für den Besten Film des Festivals erhielt er die Auszeichnung „Golden Giraldillo“. In Spanien ist das Verständnis für Steve
Hudsons Migrationsdrama über chinesische
Flüchtlinge „True North“ durch die Erfahrungen
an der eigenen Küste scheinbar besonders hoch:
Nach dem Preis für den besten Film auf dem
Pamplona Film Festival, gewann der Film,
der als bester Debütfilm auch für einen Britischen Independent Film
Award nominiert ist, auf dem Ourense Independent Film Festival ebenfalls den Preis für den besten
Film und dazu noch für die beste Regie.
Bei den 29. Biberacher Filmfestspielen erhielt „Für den unbekannten Hund“ der Reding-Brüder
den mit 5.000 Euro dotierten Goldenen Biber für den besten Spielfilm des
Festivals. Die Jury lobte die Produktion als „außergewöhnlich vital und
mutig“. Regisseurin Irene Langemann begeisterte auf der Vienna-
le mit ihrem Film „Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ das Publikum und gewann folgerichtig den Preis der Publikumsjury, die ihre Entscheidung so begründete: „Kurzweilig und mit subtilem Humor inszeniert die Regisseurin ein Roadmovie der etwas anderen Art.“ Wer sich selbst
davon überzeugen will, hat ab dem 13. Dezember in den deutschen Kinos Gelegenheit dazu.
Beim Fernsehfilmfestival in Baden-Baden
ging der Nachwuchspreis MFG Star an Bastian Günthers Debütfilm „Autopiloten“. Gedreht wurde die Produktion der Kölner Lichtblick 2006 am Rand der Autobahnen des Ruhrgebietes.
Hanna Schygulla und Baki Davrakva in „Auf der
anderen Seite“. Fürs Drehbuch erhielt Fatih Akin
den Europäischen Filmpreis. Foto: The Match Factory
Peter Greenaway: Ehrung in Aachen
Am 10. Dezember erhält Peter Greenaway
den mit 10.000 Euro dotierten Aachener Innovationspreis Kunst der Peter und Irene Ludwig Stiftung. Der britische Maler,
Ausstellungsmacher, Schriftsteller, Film-, Theater- und Opernregisseur, dessen Cinema of Ide-
Meldungen – newsletter 7/2007
as durch Filme wie „Der Bauch des Architekten“,
„Verschwörung der Frauen“, „Der Koch, der
Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ und neuerdings „Nightwatching“ (frei nach Rembrandts
„Nachtwache“) Filmgeschichte geschrieben hat,
wird den Preis im Rahmen eines von ihm ent-
worfenen Performance-Abends im Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen entgegennehmen. In seiner neuen Tätigkeit als Video-Jokkey mixt der unbeirrbare Verkünder vom Ende
des Kinos dabei Szenen seines Tulse-Luper-Projekts live vor Publikum.
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Wettbewerb:
Kurz & schön
Die Komödie „Gorgeous“ läuft beim Festival Jüdische Welten in Düsseldorf, Foto: Jean-François Baumard
Düsseldorf: Jüdische Welten
Jüdische Kultur in ihrer Vielfalt präsentiert das Filmfestival Jüdische Welten, das noch bis zum
13. Dezember in Düsseldorf stattfindet. „Wir möchten mit der Reihe auf jüdische Themen abseits
von Holocaust und Nahostkonflikt aufmerksam machen“, so die Filmwissenschaftlerin, Journalistin und Festival-Leiterin Erika Rubinstein. Deshalb behandeln acht Filme das Leben abseits der
politischen Großkonflikte, wenngleich diese im Hintergrund jeder privaten jüdischen Geschichte
lauern. Am 12. Dezember steht dafür Hervé Mimran, Drehbuchautor der Komödie „Gorgeous“
(Regie: Lisa Azuelos), dem Publikum Rede und Antwort. Der Film spielt inmitten einer verrückten jüdisch-sephardischen Familie in Paris, die von starken Frauen angeführt wird. Veranstalter des
u.a. vom Land NRW und der Stadt Düsseldorf geförderten Festivals sind die US-amerikanische Organisation Joint und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf. Filmort ist jeweils die Black
Box. Das ganze Programm finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de.
Jüdische Welten, Tel. (0211) 8992232; filmmuseum@stadt-duesseldorf.de
Georgien zu Gast
in Düsseldorf
Tiefe Bässe hallten durch die Räume der Filmstiftung NRW. Vor der Premiere von „Der
Mann von der Botschaft“ war das deutsch-georgische Filmteam mit Regisseur Dito Tsindsadze, dem Hauptdarsteller Burghart
Klaußner sowie den Produzenten Christine
Ruppert und Guka Rcheulishvili und Arsenal-Verleihchef Stefan Paul zu Gast in der
Kaistraße, und es hatte volltönende Verstärkung
mitgebracht: Sechs georgische Sänger in
schwarzer Landestracht mit schwarzen Stiefeln
und umgegürtetem Säbel sorgten für die musikalische Untermalung auch der anschließenden Premiere im Düsseldorfer Savoy. „Sie haben
ihren Präsidenten verloren, aber nicht ihre Freunde in Deutschland“, begrüßte Filmstiftungs-Ge-
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Links: Verlegener Star: Lika Martinova in
der Kaistraße. Oben: Gruppenbild mit Sängern:
Das Filmteam im Foyer des Atelier-Kinos.
Fotos: Heike Herbertz
schäftsführer Michael Schmid-Ospach die
georgischen Gäste in Anspielung auf die innerpolitischen Turbulenzen in Georgien und den
Premierenbesuch einer deutschen Filmdelegation im Oktober in Tiflis.
Zum Film war dann auch Kaukasus-Experte Fritz Pleitgen ins Kino gekommen, wo
Christine Ruppert neben Burghart Klaußner vor
allem die junge Hauptdarstellerin Lika Martinova begrüßte. Für das Mädchen, das früher selbst ohne Geburtsurkunde und Pass auf
der Straße gelebt hat, hatte die Produktion mit
viel Mühe ein Visum beschafft, damit Lika an diesem besonderen Abend dabei sein konnte. „Das
ist dein Abend“, widmete Ruppert der jungen
Schauspielerin den Premierenabend.
„Fast wie bei den Oscars“ fühlte sich einer der
rund 400 meist jungen Gäste, kurz bevor es am
31. Oktober im Kölner Cinenova losging. Die
Spannung bei der Preisverleihung des 10. internationalen Nachwuchswettbewerbs Kurz &
schön steigerte sich von lobenden Erwähnungen bis zu ersten Plätzen – zum Beispiel für den
Kurzfilm „Vaterschaftstest“, der eine kuriose Verwicklung durch eine fehlgeleitete SMS erzählt.
Für die Studentin Katherine Landgrebe
(Bauhaus Universität Weimar) war es ihr
erster Film überhaupt. Wie alle anderen 250 Einreichungen aus elf Ländern hatte er sein müssen wie der Wettbewerb heißt, eben kurz und
schön. Im Verlauf des Abends wurden in den
Kategorien Kurzfilm, Werbespots, TV-Design
und in der WDR-Sonderkategorie 13 beste Filme ausgezeichnet. Ingesamt gab es Geld- und
Sachpreise im Wert von 20.000 Euro. Veranstalter von Kurz & schön sind der WDR und die
Kunsthochschule für Medien Köln.
Alle Gewinner unter www.kurzundschoen. khm.de.
Kinderhörspielpreis
für Robert Schoen
„Wie die Bären einst Sizilien eroberten“
heißt der diesjährige Gewinner des Deutschen
Kinderhörspielpreises. Die Auszeichnung wird
von der Filmstiftung NRW und der ARD
in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal seit
2004 im Rahmen der ARD Hörspieltage verliehen. Bearbeiter und Regisseur des Stückes ist
Robert Schoen, der die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung bei der Verleihung am 11.
November in Karlsruhe entgegen nehmen durfte. Schoen wurde 1966 in Berlin geboren und
studierte angewandte
Theaterwissenschaften
in Gießen, bevor er 1999
eine Aubildung zum
Hörfunkregisseur beim
SWR absolvierte.
Grundlage des Hörspiels ist das 1945 erschienene gleichnamige
Schoen, Foto:
Kinderbuch des italieni- Robert
SWR / Peter A. Schmidt
schen Autors Dino
Bruzzati. Das Stück erzählt die Geschichte des
kleinen Bärenjungen Tonio, Sohn des Bärenkönigs Leonzio, der friedlich mit seiner Familie in
den Bergen Siziliens lebt. Eines Tages wird er von
Jägern entführt und zu den Menschen gebracht.
Um Tonio zu retten und der andauernden Hungersnot zu entgehen, steigen die Bären zu den
Menschen hinab und erobern mithilfe eines
Zaubers und mit vielen Schneebällen deren
Land. Dreizehn lange Jahre leben die Bären so
mit den Menschen zusammen, bis sie eines
schicksalhaften Tages einsehen, wo ihre Wurzeln sind.
In der Begründung der Jury unter Vorsitz des
Kölner Journalisten Frank Olbert heißt es über
die SWR-Produktion: „Das Hörspiel macht
[...] bekannt mit einer wunderbaren Geschichte, die von Macht und Unterdrückung erzählt
und die Verhältnisse von Tier- und Menschenwelt auf anrührende sowie sprachlich höchst
amüsante und packende Weise verkehrt“.
SWR2 sendet das Stück am 26. Januar 2008
um 16.05 Uhr in SWR2 Spielraum.
newsletter 7/2007
– Meldungen
Unlimited:
Jurypreis
für „China,
China“,
Foto: KurzFilmFreunde
Köln e.V.
KHM: Gold und
Geld
„Bis heute beginnen große Karrieren als Regisseur meist mit kleinen Filmen“, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der Verleihung der Deutschen Kurzfilmpreise
2007 am 13. November in Berlin. Den Kurzfilmpreis in Gold nahm Rosa Hannah Ziegler, Absolventin der Kunsthochschule für
Medien Köln (KHM), für ihren Dokumentarfilm „Cigaretta mon amour” entgegen. Den
Preis, der mit einer Prämie von 30.000 Euro für
die Herstellung eines neuen Films verbunden ist,
teilte sich Ziegler mit der mazedonischen Regisseurin Biljana Garvanlieva, die für ihren Dokumentarfilm „Die Akkordeonspielerin“ ausgezeichnet wurde (Herstellung: Gebrüder Beetz
Filmproduktion). Zieglers Kommilitonen Mi-
Kurzfilmpreis in Gold für „Cigaretta mon amour"
von Rosa Ziegler, Foto: KHM
chael Koch und Eli Cortiñas Hidalgo freuten sich über eine Prämie von jeweils 15.000
Euro. Koch war für seinen Kurzspielfilm „Beckenrand” und Hidalgo für ihren Experimentalfilm
„2 or 3 things I knew about her” für einen Kurzfilmpreis in Gold nominiert worden. Bei der Verleihung der Short Tiger Preise erhielt Meike Fehre für ihren Diplomfilm „Schlüsselkind“
eine Lobende Erwähnung der Jury und damit
5.000 Euro.
Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen der KHM bietet die Reihe „Best of KHM“.
Bis zum 23. Januar sind die Filme „Lieben“ (Regie: Rouven Blankenfeld), „Ich will Dich –
Begegnungen mit Hilde Domin“ (Regie: Anna
Ditges), „Verführung von Engeln“ (Regie: Jan
Krüger) „Teenageexpress“ (Regie: Jens Barlag und Dirk Oetelshoven) und „Innere
Werte“ (Regie: Jan Schomburg) zu sehen –
jeweils mittwochs um 19 Uhr im Kino der KHM
(Filzengraben 2). Der Eintritt ist frei.
KHM, Tel. (0221) 20189-0;
info@khm.de
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Unlimited:
Kölner Kurze
„Dobermann“ heißt der erste Hochschulfilm des
deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel
von Donnersmarck. Ohne Worte und in s/w
gedreht erzählt er von einem Spaziergänger und
dem titelgebenden Hund. Wiederzuentdecken
war das Werk auf dem Kurzfilmfestival unlimited #2, das Anfang November in Köln stattfand und mit einer feierlichen Preisverleihung im
Filmforum NRW zu Ende ging. Mit ihrem
Motto „Vier Tage sehen und reden ohne Limit“
hatten die Organisatoren vom Verein Kurzfilmfreunde Köln dabei nicht zuviel versprochen.
In den beiden Kategorien Europäischer und
Regionaler Wettbewerb wurden insgesamt
sechs Preise mit einem Gesamtwert von 3.000
Euro vergeben. Die drei Jurypreise des Europäi-
Münster: Westfälischer Frieden
Biennale: Filmkunst
meets Kunstfilm
International Furore macht die Filmwerkstatt
Münster mit dem Musikclip „Selam, Shalom,
Shlomo“, den sie mit der aus Äthiopien stammenden Sängerin Josephine Kronfli, ihrer
Band Karibuni und World-Musiker Pit Budde realisiert hat. Innerhalb einer Woche wurde Kronflis auf YouTube platziertes Friedenslied
15.000 Mal gehört und gesehen. Winfried
Bettmer, Geschäftsführer der Filmwerkstatt:
„Jetzt bekommen wir Echo aus den äthiopischen Gemeinden in aller Welt.“
Filmwerkstatt Münster,
Tel. (0251) 2303621;
film@muenster.de
Vom 18. bis 24. Oktober zog in Köln und erstmals auch parallel in Bonn eine neuerliche Ausgabe der KunstFilmBiennale rund 3.500 Zuschauer in die verschiedenen Kinos beider Städte. Neben der geografischen Erweiterung präsentierte das Festival in diesem Jahr mit der Einführung einer Filmkunstreihe auch inhaltlich eine bedeutende Neuerung: Im Kölner Kino
Odeon sowie im Bonner Kino Rex zählte der
Cannes-Gewinner „4 Monate, 3 Wochen und
2 Tage“ von Cristian Mungiu zu den Höhepunkten dieser Auswahl künstlerisch hochwertiger Erzählfilme des internationalen Kinos, die
von Daniel Kothenschulte und Katharina Blum kuratiert wurde. Daneben überzeugten u.a. auch Roy Anderssons neuer Film
„Das jüngste Gewitter“ und Pia Marais’ „Die
Unerzogenen“.
Den von der Filmstiftung NRW mit
15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs sprach die Jury zu gleichen Teilen „Stealing Beauty“ von Guy BenNer und „Lonely Planet“ von Julian Rosefeldt zu. 49 Produktionen nahmen am Wettbewerb um den Bild-Kunst Förderpreis für
experimentellen Film teil. Dessen Hauptpreis, von der VG Bild-Kunst dotiert mit
25.000 Euro, wurde ebenfalls aufgeteilt auf die
beiden Filme „Ferne Intimität“ von Sylvia
Teamfilm Award
Am 26. Januar wird im Kölner TFA-Club wieder
der Teamfilm Award vergeben. Für den besten Film, der das Leben am Rande der Dreharbeiten einfängt, haben sich in diesem Jahr
auch Kinoproduktionen wie „Wer früher stirbt
ist länger tot“ und „Mein Führer“ beworben.
Konzipiert wird die Verleihung von der Rheinischen Fachhochschule Köln. Veranstalter ist die Kölner PR-Agentur PLANpunkt. Alle Details unter www.teamfilmaward.de.
TeamFilmAward, Tel. (0221) 91255710;
kontakt@teamfilmaward.de
schen Wettbewerbs (jeweils 500 Euro gestiftet
von WDR, Macromedia und Zeitsprung
Entertainment) konnten „The Guitar Lesson“
von Martin Rit, „China China“ von Joao Pedro Rodrigues und Joao Rui Guerra da
Mata sowie „Do Not Erase“ von Asitha
Ameresekere einstreichen, während das Publikum für Vincent Primaults „Love Thunderbolt“ votierte (500 Euro von Choices).
Den Regionalen Wettbewerb und die damit verbundenen je 500 Euro (gestiftet von mibeg) konnten Nico Zingelmann mit „15 Minuten Wahrheit“ (Jurypreis) und Minu Shareghi mit „Herrengedeck“ (Publikumspreis) für sich
entscheiden.
KurzFilmFreunde,
Tel. (0221) 16872630;
info@kurzfilmfreun.de
Preisverleihung in Köln: Michael Schmid-Ospach
(Filmstiftung) gratuliert Julian Rosefeldt und Guy
Ben-Ner Foto: Nik Kern
Schedelbauer und „Das Modell“ von Florian Gwinner.
Die Zahlen des Festivals belegten, so der
künstlerische Leiter des Festivals Heinz-Peter
Schwerfel, dass der Ansatz richtig sei, in Köln
ein verloren geglaubtes Publikum für anspruchsvolle Filme zurück zu gewinnen. Die Veranstalter der KunstFilmBiennale, die SK Stiftung
Kultur in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung NRW, der Filmstiftung NRW, der VG BildKunst und der Stadt Köln, bekundeten einhellig, den neuen Programmbaustein Filmkunst
ausbauen und programmatisch optimieren zu
wollen – und das nicht nur in NRW. Höhepunkte der KunstFilmBiennale waren Mitte November auch in der Apeejay Gallery sowie dem
Goethe-Institut im indischen New Delhi zu
sehen.
KunstFilmBiennale,
Tel. (0221) 2265948;
buero@kunstfilmbiennale.de
Mehr Kinogenuss in Wachtberg und Bruchmühlen
Wachtberg-Adendorf im Drachenfelser Ländchen hat seit Ende Oktober mit dem Kino im
Drehwerk 17|19 ein eigenes Programmkino.
Untergebracht ist es in einer 2003 stillgelegten
Töpferei, die Ille und Rudi Knorr erworben
und zusammen mit Sohn Rudi so umgestaltet
haben, dass neben Räumlichkeiten für ihre
Agentur für Kinowerbung auf weiteren 400
Quadratmetern noch weiträumig Platz für ein
vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot
war. Von der Filmstiftung NRW gab es einen Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro. Das Ergebnis ist ein ausgewachsener Kulturbetrieb aus
einem Kinosaal mit 50 Plätzen, einem Veranstaltungsraum für 50 bis 80 Personen je nach Bestuhlung und einem Bistro mit rund 40 Plätzen.
Das Kino fährt von Dienstag bis Mittwoch zwei
und von Donnerstag bis Sonntag drei bis vier
Vorführungen. Gezeigt wird ein Mix aus Arthou-
se und aktuellen Filmen. Außerdem finden regelmäßig Sonderveranstaltungen wie Filmgespräche, Filmbrunch, Themenabende und Seniorenkino statt. Auch für private Feiern kann
das Kino angemietet werden. Einen Blick ins
Drehwerk gibt es unter www.drehwerk1719.de.
Ortswechsel nach Bruchmühlen bei Herford:
Am 1. November eröffnete Kinoinhaber Volker Flohre dort die Türen zu seinen ElseLichtspielen für die erste Vorstellung nach
dem Umbau. Wände und Boden schimmern
nach dem Umbau in hellem Braun und 139
(neue) Kinosessel in warmen Rottönen. Für den
Teppich und die Wandbespannung beauftragte Flohre einen Raumausstatter, viele weitere Arbeiten leistete er mit Unterstützung seines Vaters in Eigenarbeit. Auch die perlenbesetzten
Wandleuchten wurden selbst restauriert und
Meldungen – newsletter 7/2007
werfen nun ein dezentes Licht in den Saal
(www.else-lichtspiele.de). Finanzielle Hilfe erhielt Flohre von der Filmstiftung NRW, die
rund 20 Prozent der Umbaukosten übernahm.
Die Eröffnung des Drehwerks 17|19 und die Renovierung der Else-Lichtspiele sind zwei von in
diesem Jahr sechs geförderten Projekten, bei denen die Stiftung vornehmlich kleinen Kinos half,
die technischen Standards zu heben und den Kinogenuss der Zuschauer zu erhöhen. „Insbesondere in kleineren Orten bedeutet Kino ein Stück
Lebensqualität“, so Michael SchmidOspach, Geschäftsführer der Filmstiftung, und
Kinoreferentin Britta Lengowski ergänzt:
„Nicht jeder Filmfreund ist bereit oder in der Lage, lange Anfahrten zu den Kinocentern der größeren Städte in Kauf zu nehmen. Diese Förderung ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt einer
lebendigen Kinolandschaft in NRW.“
Film-Dienst:
60 Jahre Dienst
Mit ihren 60 Jahren ist die Filmzeitschrift FilmDienst die älteste Publikation ihrer Art in
Deutschland. Im Oktober 1947 als „Filmdienst
der Jugend“ aus der katholischen Jugendarbeit
heraus erschienen, entwickelte sich das Blatt ab
1949 zum Organ der katholischen Filmkommission, die im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz wirkte. Die anfänglich schlichte Sammlung von Filmkritiken im A5-Format entwickelte sich erst 1990 in jenes Magazinkonzept, das
noch heute regelmäßig alle 14 Tage erscheint.
Als das Katholische Institut für Medien,
das zwischenzeitlich den Film-Dienst herausgegeben hatte, herben Sparzwängen unterworfen wurde, zog die Zeitschrift 2003 nach Bonn,
wo sie bis heute beim Verlag Deutsche Zeitung eine Heimat gefunden hat. Neben dem
in der deutschen Publikationslandschaft nach
wie vor einzigartigen Bemühen, lückenlos jeden
Film zu besprechen, der in Deutschland ins Kino kommt, hat sich der Film-Dienst auch auf anderen Gebieten unentbehrlich gemacht: Mit
dem „Lexikon des Internationalen Films“ stellt
er nach wie vor das ausführlichste Kompendium in Deutschland bekannter Filme, daneben
editiert er DVD- sowie CD-Reihen, Bücher und
die Internetseite www.film-dienst.de. Der
Newsletter gratuliert zum 60. Geburtstag und
wünscht weiterhin viele erfolgreiche Jahrgänge unbestechlicher Filmkritik!
Film-Dienst, Tel. (0228) 884229;
fd@film-dienst.de
Rendez-vous
franco-allemand:
French Kiss
Mehr als 450 Teilnehmer der Filmbranche aus
Frankreich und aus Deutschland haben sich Ende November in Versailles getroffen. Eingeladen hatte der Verein Deutsch-französisches Filmtreffen, der von Präsidentin Margaret Menegoz, den Vizepräsidenten Kirsten Niehuus und Peter Sehr und Schatzmeister Yves Marmion geführt wird. Themenstellungen waren u.a. die Kompatibilität des
Deutschen Filmfonds mit dem französischen
Crédit d’Impôt und Finanzierungsmodelle für die
Digitalisierung des Kinos bei Erhaltung der Vielfalt. Auch die Fortentwicklung der deutsch-französischen Filmförderung MiniTraité, für die in
diesem Jahr erstmals mehr mehrheitlich deutsche Produktionen eingereicht wurden, kam zur
Sprache. Dazu schlug Peter Dinges, Vorstand
der Filmförderungsanstalt FFA, die Einrichtung einer Nachwuchsförderung vor. Zum
ersten Mal nahmen auch 20 Produzenten aus
Russland an den Diskussionen teil und stellten
ihre neuen Projekte vor. Neun deutsche und
neun französische Schauspieler hatten außerdem Gelegenheit, sich den Teilnehmern zu präsentieren. Schließlich wurde Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien,
von seiner französischen Kollegin Christine Albanel als Commandeur dans l’ordre des Arts
et des Lettres ausgezeichnet. Das 5. Deutschfranzösische Filmtreffen wurde neben den
französischen Partnern, der FFA, German
Films und dem Goethe Institut u.a. von der
Filmstiftung NRW unterstützt. Näheres unter www.das-rendez-vous.org.
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Kinofest Lünen: Modellcharakter
Getreu ihres Mottos hatten die Veranstalter des
18. Kinofestes Lünen angekündigt, Lünen
sei „die Härte“. Tatsächlich fügte sich alles „easy“ zusammen – das Filmprogramm, ein begeistertes Publikum, die Festivalorganisation und
ein überregionales Echo, das man u.a. durch Understatement erreicht. Rund 7.700 Besucher und
damit mehr als je zuvor sahen an vier Tagen in
den Sälen des Cineworld insgesamt 53 Filme.
Zum Festivalauftakt las Schauspieler Günter
Lamprecht („Berlin Alexanderplatz“) aus seiner Autobiographie „Ein höllisches
Ding, das Leben“. Außerdem eröffnete er mit seiner
Unterschrift den Lüner
Walk of Fame. Wie Lamprecht sollen sich nach und
nach weitere Stars auf einer
Festivalleiter
Mike Wiedemann, Kupferplatte in der Lüner
Foto: Kinofest Lünen Fußgängerzone verewigen.
Eröffnet wurde das Festival mit der Komödie „Wir sagen Du! Schatz“:
Marc Meyers kuriose Familiengründung, die
prompt den Schüler-Filmpreis des Kreises Unna 16+ gewann. Der mit 10.000 Euro dotierte
und mit Untertitelung belohnte Haupt- und Publikumspreis Lydia ging an „Jakobs Bruder“. Daniel Walta kann seine Geschichte von zwei un-
ne Stellvertreterin Kathrin Bessert die Wahrheit sagen: Lünen ist nicht so hart, wie es – augenzwinkernd – gerne tut. Dafür aber sind die
kleineren und mittleren Festivals umso wichtiger, wie Filmstiftungs-Chef Michael SchmidOspach schon bei der Eröffnung betonte, denn
„ohne diese kommen viele Filme nicht an die Öffentlichkeit und nicht zum Zuschauer“.
Am 11. Februar übrigens zeigt das Kinofest
im Rahmen der Berlinale im Filmtheater in
den Hackeschen Höfen die Preisträgerfilme. Dann leistet auch Schauspieler Rolf Zacher seine Unterschrift. Bildhauer Andrej Irzykowski wird sie zu einer weiteren Platte auf
dem Walk of Fame verarbeiten. Mehr Infos und
alle Preisträger des 18. Kinofestes unter
www.kinofest-luenen.de.
Nach dem Kinofest Lünen sprach der Newsletter mit Festivalleiter Mike Wiedemann über
Trends und den Modellcharakter des Festivals.
„A Man’s Job“ gefiel in Münster, Foto: Filmfestival Münster
Für die 18. Ausgabe des Kinofestes haben Sie viele Filme gesichtet. Gab es 2007 eine Tendenz bei
den Produktionen?
Wenn man von einem Trend sprechen
kann, dann: Junge Filmemacher interessieren
sich endlich wieder für das Genrekino und realisieren ohne Scheu Komödie, Krimi, Horror etc.
Das Beziehungsdrama über einen Finnen, der
seinen Job verliert und der Familie schließlich das
Geld als Callboy nach Hause bringt, sei „von
kompromissloser Komik und schroffer Tristesse“,
befand die Jury. Deshalb wurde „A Man`s Job“
von Aleksi Salmenperä Gewinner des Regiepreises im Europäischen Spielfilmwettbewerb
des 12. Filmfestivals Münster 2007. Der
deutsche Beitrag „Gegenüber“ des Regisseurs
Jan Bonny erhielt eine Lobende Erwähnung.
Im deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb erhielt Nikias Chryssos für „Hochhaus“, ein
Wildwest-Abenteuer im seelenlosen Plattenbaughetto, den mit 5.000 Euro dotierten Großen Preis der Filmwerkstatt Münster. Der
Das Kinofest ist in der Stadt Lünen fest verankert. Wie wirkt sich
das auf Ihre Arbeit aus?
Wenn wir Anfang September nach Lünen
fahren und beginnen, das Kinofest vorzubereiten, bewegen wir uns auf einer Welle der Sympathie, Unterstützung und Mitarbeit der Lüner,
wie sie sicher beispiellos ist. Die Lüner lieben das
Kinofest und prägen so auch die Stimmung und
Atmosphäre des Festes.
Hauptpreis Lüdia für „Jakobs Bruder“ mit
Christoph Maria Herbst, Foto: NDR
gleichen Brüdern, die sich auf die gemeinsame
Reise zur erkrankten Mutter begeben, zudem
im Januar auf dem Partnerfestival 13. Berlin
and Beyond in San Francisco zeigen. Einen
weiteren Publikumspreis gab es mit der mit
3.000 Euro dotierten Rakete für den besten Kinderfilm, den Lüner Familien gestiftet haben. Gewinner war Peter Timms „Rennschwein Rudi Rüssel 2“. Auch über den von Lüner Apotheken gesponserten Kurzfilmpreis entschied das
Publikum. Nico Zingelmann gewann mit „15
Minuten Wahrheit“ nicht nur 1.600 Euro, sondern auch eine von Holland Subtitling und
German Films gesponserte Untertitelung sowie die Präsentation bei Berlin und Beyond.
Als alle Preise vergeben waren, durften auch
Festivalleiter Michael Wiedemann und sei-
Was muss man machen, um
diese Kontakte über das ganze Jahr
zu pflegen?
Man muss nichts unternehmen, um die Lüner zu motivieren. Ich weiß, der Termin für das
19. Kinofest (13.-16.11.2008) ist bei vielen Lünern schon jetzt dick im Kalender angestrichen.
Wäre das „Modell Lünen“ auch
in anderen Städten möglich?
Der Begriff „Modell Lünen“ ehrt uns. Ich
bin der festen Überzeugung, dass es in jeder
deutschen Stadt Filmbegeisterte, ein Kino und
die Idee Filmclub gibt. Mehr braucht es nicht!
Ich prophezeie eine Renaissance der Filmclubs
als Keimzelle einer neuen Filmkultur, die auch
Festivals beinhaltet.
Kinofest Lünen,
Tel. (02306) 3063640;
info@kinofest-luenen.de
Düsseldorf: „Clooney“ beim Uni-Filmfest
Doppelter Erfolg für Florian Roos in Düsseldorf: Der 25-jährige Regisseur und Drehbuchautor gewann mit seinem Kurzfilm „Clooney“
beim Filmfest der Heinrich-Heine Universität in seiner Heimatstadt sowohl den Preis des
Publikums als auch der Jury (u.a. Anna Fantl
und Xao Seffcheque).
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Vom 21. bis zum 23. November wurden im
Konrad Henkel-Hörsaal der Philosophischen Fakultät 23 Kurzfilme junger Talente aus Nordrhein-Westfalen gezeigt. Organisiert wird das
Filmfest von den Studenten der Uni. Mehr Infos unter www.filmfest.uni-duesseldorf.
de.
Filmfestival Münster: „A Man´s Job“
Förderpreis des WDR in Höhe von 2.500 Euro
ging an den Kurzfilm „Hilda & Krahl“ von Toke Constantin Hebbeln. Den Publikumspreis
und das von den Münsterschen Filmtheaterbetrieben gestiftete 1.000 Euro Preisgeld
gewann Nico Zingelmann mit „15 Minuten
Wahrheit“.
Der Drehbuchförderpreis Münster.Land, der
von Filmservice Münster.Land vergeben
wird, ging an Ruth Olshan und Heike Fink
für ihre Geschichte aus der Provinz mit dem Titel „Himbeeren mit Senf“.
Filmfestival Münster,
Tel. (0251) 2303621;
presse@filmfestival-muenster.de
Filmbüro NW: Fantastische Zukunft
„Die dämonische Leinwand“ war der Titel eines
Symposiums, zu dem das Filmbüro NW am
3. Dezember nach Köln einlud. Zur Diskussion
stand das Fantastische Kino und die Frage, warum man in Deutschland heute nur noch schwer
an Traditionen wie Murnaus „Nosferatu“ anknüpfen kann. Hohe Produktionskosten, die
Schere im Kopf und skeptische Redakteure gal-
ten als die größten Hindernisse. Hoffnung für
den Fantastischen Film aus Deutschland schöpfte die Runde aus neuen Vertriebswegen und anhaltender Lobby-Arbeit. Mehr Infos unter
www.filmbuero-nw.de.
Filmbüro NW,
Tel. (0208) 449841;
info@filmbuero-nw.de
Nikosia im Herbst
Auf Zypern war das Verständnis für Eran Riklis’ „Die syrische Braut“ besonders groß: Nachdem im Cine Studio im geteilten Nikosia das
Licht im Saal wieder anging, gab es emotionalen Applaus vom Publikum. Man spürte, dass
die Zuschauer nachvollziehen konnten, was der
Film erzählt: Die Geschichte einer Braut, die im
Grenzgebiet zwischen Syrien und den Golan Höhen darauf wartet, zu ihrem Ehemann gelassen
zu werden. Die Produzentin des Films Bettina
Brokemper nahm viele Komplimente entgegen und musste noch lange nach dem Film die
neugierigen Fragen zur Produktion beantworten.
Die Vorführung war der Auftakt einer von
Katharina Blum organisierten Filmreihe in Nikosia, die die Filmstiftung NRW auf Einladung des Kulturministeriums Zyperns und
in Kooperation mit dem dortigen Goethezentrum veranstaltete. Am nächsten Abend folgte „Emmas Glück“, und auch Produzentin Kri-
newsletter 7/2007
– Meldungen
stina Löbbert freute sich über die positive Reaktion auf ihren Film. „Der Mann von der Botschaft“ war sozusagen direkt von der Premiere in Georgien weitergereist, und Michael
Schmid-Ospach konnte den Zuschauern eindrucksvoll von der Premiere in Tiflis und der Produzentenlandschaft in NRW berichten. Unter
den Gästen an den ersten Abenden war unter
anderem der deutsche Botschafter Rolf Kaiser mit seiner Frau Brigitte Kaiser-Derenthal, die es sich nicht nehmen ließen, die Filmschaffenden aus beiden Ländern in der Botschaft
zu empfangen und in gemütlicher Atmosphäre erste Gespräche zu ermöglichen. Kaiser-Derenthal, die vier Jahre lang das Goethe-Institut
in Budapest geleitet hat, hatte die Reihe initiiert. Ergänzt wurden die Filme durch einen
Workshop, der dem Erfahrungsaustausch der
NRW-Delegation mit Filmschaffenden aus Nikosia diente. Den Abschluss der Reihe bildeten
die Filme „Barfuss“ und „Close to home“.
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Filmwoche Duisburg: Heim und Welt
Über 10.000 Gäste besuchten im November die
31. Duisburger Filmwoche, schauten sich
28 Dokumentarfilme an und nahmen an den
traditionellen Filmdiskussionen teil. „Das ist neuer Rekord und zugleich Bestätigung, dass der
Dokumentarfilm floriert und in Duisburg seine
anerkannte Heimstatt hat“, so Festival-Leiter
Werner Ruzicka. „Wo wenn nicht hier“ war
denn auch das Motto der Filmwoche, deren
Themenstränge indes den Globus umspannten.
So nimmt Daniella Marxner auf der Suche
„Michael Hamburger“: ausgezeichnet in Duisburg,
Foto: Duisburger Filmwoche
nach Bildungskonzepten für Morgen das Alpinum Lyceum unter die Lupe, in dem in einer nahezu abgeschlossenen Welt im Engadin Nachwuchs für die globale Wirtschaftselite trainiert
wird. Für ihre Darstellung des Internats, das als
Modell für künftige Unternehmensführung sichtbar wird, erhielt sie den mit 6.000 Euro dotierten 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten
deutschsprachigen Dokumentarfilm. Daneben
gab es auch Filme, die sich individuellen Lebensläufen und Schicksalen widmeten. So ringt der
Dichter Michael Hamburger mit wucherndem Grünzeug, angesammelten Erinnerungen
und fortschreitender Gebrechlichkeit. Frank
Wirke habe es mit seinem Porträt „Michael
Hamburger – ein englischer Dichter aus
Deutschland“ geschafft, „Poesie ohne jeden
Kitschverdacht in einen Dokumentarfilm zu verwandeln“, befand die Jury und zeichnete ihn mit
dem mit 6.000 Euro dotierten Arte-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen
Dokumentarfilm aus. Wie Mechanismen der Erinnerung filmisch umgesetzt werden können,
demonstriert auch Philip Scheffner in „Halfmoon Files“. Sein Material: Ein Inder kämpft im
Ersten Weltkrieg in der britischen Armee, gerät
in deutsche Gefangenschaft und wird zum Forschungsobjekt deutscher Rassenideologie.
Scheffners Recherche einer Fußnote der Geschichte sei „vielschichtig, so witzig wie klug“,
so die Jury des mit 5.000 Euro dotierten Förderpreises der Stadt Duisburg. Ihrem Votum
schloss sich die Jury des Dokumentarfilmpreises
des Goethe Instituts mit einer ähnlichen Begründung an – und mit 2.000 weiteren Euro.
Der Publikumspreis der Rheinischen Post für
den in Duisburg beliebtesten Film ging schließlich an „Sieben Mulden und eine Leiche.“ Auch
Thomas Haemmerli nimmt die Zuschauer
mit in die Schweiz. Allerdings geht es nicht hinauf auf Alpenwiesen, sondern in die total vermüllte Wohnung seiner verstorbenen Mutter.
Haemmerlis autobiographischer Film dokumentiert familiäre Folgen des Messie-Syndroms.
Mehr zu den Preisträgern sowie Protokolle und
Impressionen gibt es unter www.duisburgerfilmwoche.de.
Duisburger Filmwoche,
Tel. (0203) 2834171;
info@duisburger-filmwoche.de
„7 Jungfrauen" von Alberto Rodriguez im Angebot bei Ven y mira. Foto: Koolfilm
Flux lädt ein: Komm gucken!
„Ven y mira“ („Komm gucken“) ist der Titel
einer fünfteiligen Filmreihe, mit der die Agentur für Filmkultur Flux aus Münster ihre Arbeit
aufnimmt. Die Reihe mit spanischsprachigen Filmen in der Originalfassung richtet sich an Kinobetreiber und Schulen, an denen Spanisch als
Fremdsprache zunehmend an Bedeutung gewinnt.
„Unsere Idee ist, dass wir die Programme,
die wir für unser Kino kuratieren, auch anderen
zugänglich machen“, so Jens Schneiderheinze, der in Münster auch die Geschäfte des Cinema-Kinos leitet. Die Filme wurden so aus-
gewählt, dass sie sich möglichst gut mit den
Lehrplänen vereinbaren lassen und werden
durch zahlreiche Materialien und Unterrichtshefte ergänzt. Service ist für Schneiderheinze ein
wichtiger Punkt: Flux bietet nicht nur vorbereitete Pressemeldungen, sondern auch weitere
Informationen übers Internet, die bequem herunter geladen werden können. Die Buchung ist
für Kinobetreiber ebenfalls online möglich. Mehr
Infos über das komplette Programm unter
www.flux-agentur.de.
Flux, Tel. (0251) 20398563;
info@flux-agentur.de
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Oelde: 60 Jahre als Kinochef
„Für jeden Tag der Vorführung von Lichtbildern ist eine Lustbarkeitsabgabe von 3 Mark vorher an
die Stadtkasse Oelde zu zahlen“, lautet der vierte Punkt der Genehmigung, mit der Leo Mühlenkamp 1913 in Oelde „Lustbarkeiten“, sprich Filmvorstellungen, in seiner Gaststätte erlaubt
wurden. Sein Sohn Leo Mühlenkamp war damals gerade ein Jahr alt. Heute ist er 95 und Deutschlands ältester Filmvorführer. Zum 1. Januar geht er nach 60 Jahren als Kinogeschäftsführer in Oelde in den verdienten Ruhestand. 2002 erhielt der passionierte Kinobetreiber während der Jahresfilmprogramm-Prämien der Filmstiftung NRW vom HDF Kino e.V. für seine Verdienste das
Goldene Malteserkreuz. Das Filmzentrum mit den drei Sälen in Oelde wird in Zukunft von dem
22-jährigen Thomas Fußner weitergeführt, der bereits Kinoerfahrung im Gütersloher Bambi
gesammelt hat und vor allem in der Übergangszeit weiterhin auf Mühlenkamps Unterstützung setzt.
Seine Pläne: Eine baldige Modernisierung der drei Säle und mit sofortiger Wirkung zum 1. Januar die Abschaffung der Raucherlaubnis im Kino.
Filmzentrum Oelde, Tel. (02522) 60200
Film+: Preise für Editoren
Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst,
Film+, schloss nach dreieinhalb Tagen Diskussionen, Filmvorführungen und Panels am Abend
des 26. November mit der Verleihung der drei
Schnitt Preise. Den von der Filmstiftung
NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis
Spielfilm gewann Hansjörg Weißbrich für
„Der Liebeswunsch“. Der gleich hoch dotierte
Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm ging an Anja Pohls Montage von „Die
Unzerbrechlichen“, während sich Rudi
Zieglmeier („Bildfenster/Fensterbilder“) über
2.500 Euro für den Gewinn des BMW Group
Förderpreis Schnitt freute.
Der Schwerpunkt des vom Filmmagazin
Schnitt in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung
NRW und der Stadt Köln veranstalteten Forums lag in diesem Jahr auf der Beziehung zwischen Drehbuch, Dramaturgie und Schnitt – ein
Verhältnis, über das u.a. Laila Stieler, Tomas
Erhart, Jörg Siepmann und Andrew Bird
diskutierten. Bei drei Filmvorführungen ließ sich
außerdem die Ehren-Editorin und HommagePreisträgerin Helga Borsche u.a. von ihren Regisseuren Hans W. Geißendörfer und
Hans-Christoph Blumenberg feiern.
Film+, Tel. (0221) 2858703;
info@filmpluskoeln.de
Ab 27. Dezember im Kino!
www.dieunerzogenen.de
Meldungen – newsletter 7/2007
www.realfictionfilme.de
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www.realfictionfilme.de
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Apollo, Aachen
4.000 Euro
Jahresfilmprogramm-Prämien
Alle Kinos,
alle Prämien
Ausgezeichnete Filmtheater
Capitol, Aachen
4.000 Euro
Kamera, Bielefeld
6.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Endstation, Bochum
12.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Kino, Bad Driburg
4.000 Euro
5.000 Euro (Kinderund Jugendprogramm)
Lichtwerk, Bielefeld
10.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Casablanca, Bochum
6.000 Euro
Metropolis, Bochum
4.000 Euro
Im Düsseldorfer Savoy Theater zeichnete die Filmstiftung NRW 55 Filmtheater mit JahresfilmprogrammPrämien aus. Insgesamt 397.000 Euro erhielten NRWs Kinobetreiber für ihre herausragenden Programme.
Jahresfilmprogramm-Prämien 2007
Schöne Bescherung
VON STEFANIE HADDING
orhang auf und Bühne frei für NRWs engagierte Kinobetreiber hieß es am 21. November im Düsseldorfer Savoy Theater, wo die
Filmstiftung NRW insgesamt 397.000 Euro für
Filmprogramme der Güteklasse A vergab. Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos erhielten ihre Jahresfilmprogramm-Prämien dafür,
dass sie auf ihren Leinwänden herausragende
deutsche und europäische Produktionen, Dokumentarfilme, ambitionierte Filmreihen und Filme
für Kinder- und Jugendliche zeigen.
Das Team von „Meine schöne Bescherung“
(Vanessa Jopp, Manuela Stehr, Heino Ferch, Jasmin Tabatabai und Meret Becker) legte auf dem
Weg zur Essener Premiere einen Zwischenstopp
im Savoy ein, zeigte viel beklatschte Ausschnitte seiner Weihnachtskomödie und überreichte
V
die ersten Urkunden an die Kinobetreiber. Auch
Jürgen Vogel, Oskar Roehler, Rolf Zacher, Ray
Fearon, Marco Kreuzpaintner, Anna Thalbach
und Christian Redl waren gekommen, um die
Betreiber zu ehren (siehe Liste).
Dass angesichts großer Summen die Stimmung durchweg heiter war, überraschte kaum.
Überraschend aber waren einige unterhaltsame
Erkenntnisse, die der kurzweilige Abend mit den
Kinobetreibern und den vielen prominenten Paten zu Tage brachte. Wer ahnte vorher, dass Oskar Roehler seine Darsteller (in diesem Fall Ray
Fearon aus „Lulu und Jimi“) beim Schmökern in
der Gala findet? Wer, dass Anna Thalbach durchaus mit Wonne die „Brühlette“ geküsst hat (Daniel Brühl in „Krabat“)? Und wer hatte schon erlebt, wie Jürgen Vogel beim Spötteln über sich
selbst und seine „Kauleiste“ über sich hinauswächst und zur Stimmungskanone avanciert?
Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael
Schmid-Ospach freute sich als Gastgeber über
den gelungenen Abend und erinnerte kurz an
das vergangene Kinojahr, das nur allzu oft unter der Diskussion um die „scheinbare Feindschaft zum Fernsehen“ gelitten habe. SchmidOspach: „Das Abenteuer Kino wird bleiben.
Kämpfen wir für gute Filme – es lohnt sich!“ Einer, der bereits eine Menge guter Filme gemacht
hat, durfte an diesem Abend eine besondere
Auszeichnung entgegen nehmen: Günter Lamprecht bekam den mit 20.000 Euro dotierten
Herbert Strate-Preis, mit dem die Filmstiftung
NRW und der HDF Kino e.V. Menschen ehren,
die sich um den deutschen Film verdient ge-
Kino in der Brotfabrik,
Bonn
10.000 Euro
5.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Neue Filmbühne, Bonn
8.000 Euro
macht haben. Die Laudatio hielt der Produzent
und Präsident der Deutschen Filmakademie
Günter Rohrbach. Der hob besonders Lamprechts Leistungen in „Berlin Alexanderplatz“
hervor. Vieles an der Produktion sei umstritten
gewesen, „absolut unumstritten jedoch war die
Leistung des Schauspielers Lamprecht. Keiner
hat den Film so geprägt wie Sie.“ In diesem wie
auch in anderen Werken seien es besonders
„die Präsenz, die Sensibilität und die Ausdruckskraft“ gewesen, die den großen Schauspieler
ausmachten. Der gebürtige Berliner, der sich
„seit Jahren in NRW sehr wohl“ fühlt, freute sich
über die Anerkennung seiner Arbeit. Mit Hilfe
von Kino und Fernsehen habe er seine kritische
Haltung und seinen Eigensinn immer wieder
transportieren können, sagte der Schauspieler.
Wie es sich für einen Abend mit vielen Kinoliebhabern gehört, gab es in Düsseldorf auch
einige filmische Appetithappen zu sehen. Oskar Roehler präsentierte erste Ausschnitte aus
seinem neuen Film „Lulu und Jimi“, den er in
diesem Sommer in NRW gedreht hat. Zudem
sahen die Zuschauer einen Vorgeschmack auf
die Filme „Krabat“ (Regie: Marco Kreuzpaintner), „Clara“ (Regie: Helma Sanders-Brahms) und
„Hope“ von Stanislaw Mucha.
Die Auswahl der prämierten Filmtheater traf
eine Jury, der Emma Klopf (Prokino Filmverleih),
Barbara Thuillier (RTL Filmredaktion), Irit Neidhardt (mec film, Verleih), Michael Vaupel (WAZ)
und Andreas Kramer, Geschäftsführer des HDF
Kino e.V., angehörten.
Der „Vorleser“-Produzent
Michael Simon de
Normier (Senfkornfilm)
im Gespräch mit Günter
Rohrbach (rechts)
Günter Lamprecht
mit Sigrid Limprecht
aus Bonn
Großes Finale: Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos
erhielten insgesamt 397.000 Euro in Düsseldorf
Ein Kniefall der prominenten Paten
Schauburg,
Gelsenkirchen
4.000 Euro
Kur-Theater, Hennef
4.000 Euro
Filmriss, Gevelsberg
2.000 Euro
Babylon, Hagen
4.000 Euro
Onikon, Herdecke
2.000 Euro
Berli, Hürth
2.000 Euro
Bambi, Gütersloh
6.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Central, Hattingen
2.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Viktoria, Hilchenbach
4.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
10
Kino im Kuba, Jülich
2.000 Euro
Cinenova, Köln
4.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Metropolis, Köln
8.000 Euro
12.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Capitol, Kerpen
4.000 Euro
Filmpalette, Köln
10.000 Euro
Odeon, Köln
6.000 Euro
newsletter 7/2007
– Jahresfilmprogramm-Prämien
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10.12.2007
12:30 Uhr
Seite 11
Rex, Bonn
8.000 Euro
Camera, Dortmund
10.000 Euro
Woki, Bonn
2.000 Euro
Roxy, Dortmund
10.000 Euro
ZOOM, Brühl
8.000 Euro
5.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Schauburg, Dortmund
6.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Bambi, Düsseldorf
8.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Lichtburg, Düsseldorf
2.000 Euro
Black Box, Düsseldorf
10.000 Euro
Souterrain, Düsseldorf
4.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Cinema, Düsseldorf
4.000 Euro
Metropol, Düsseldorf
8.000 Euro
Elite, Espelkamp
4.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Eulenspiegel, Essen
4.000 Euro
5.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Astra Theater & Luna,
Essen
6.000 Euro
Filmstudio, Essen
2.000 Euro
Galerie Cinema, Essen
8.000 Euro
Günter Lamprecht ist der diesjährige Träger des Herbert StratePreises, den die Filmstiftung NRW gemeinsam mit dem HDF
Kino e.V. vergibt. Die Jury mit Veronica Ferres, Margarete
Papenhoff, Thomas Negele und Michael Schmid-Ospach entStrate-Preisträger
Günter Lamprecht (links)
mit seinem Laudator
Günter Rohrbach
Judith Schlinker,
Cineplex Warburg,
mit Jürgen Vogel
schied sich damit für einen großen deutschen Schauspieler.
Seine engagierte Dankesrede, die er im Rahmen der Verleihung
der Jahresfilmprogramm-Prämien hielt, können Sie hier lesen.
Die Spitzenpreisträger mit Jürgen Vogel
und Michael Schmid-Ospach.
Liebe Freunde,
Blumen vom „Krabat“-Team:
Marco Kreuzpaintner, Anna
Thalbach und Christian Redl (v.l.)
Moderierte
den kurzweiligen
Abend: Katty Salié
mit Michael
Schmid-Ospach
Applaus von Oskar Roehler für die Kinobetreiber
Joachim Kühn, Udo Heimansberg und Gabriele
Rosslenbroich
JaFi-Spendenaktion:
Katty Salié im Gespräch
mit Gabriele van den
Berg (Kinderhospiz
Düsseldorf) und Johannes Breuer (Elterninitiative herzkranker Kinder
Bonn). Rund 7600 Euro
sind bislang zusammen
gekommen.
Regisseur Marco
Kreuzpaintner mit
Rolf Zacher (rechts).
Vanessa Jopp überreicht eine Prämie an Hans-Jörg
Blondiau vom Zoom Kino Brühl
Dieter und Martina Borck (Cinenova, Köln), Dieter
Hertel, Britta Lengowski (Filmstiftung) und Michael
Meyer
Auf dem Sprung zur Premiere:
Das „Meine schöne Bescherung“-Team mit
Manuela Stehr, Vanessa Jopp, Heino Ferch,
Jasmin Tabatabai und Meret Becker (v.l.)
OFF Broadway, Köln
18.000 Euro
Die Paten des
„Lulu und Jimi“-Teams:
Oskar Roehler
und Ray Fearon
Hansa Kino, Lemgo
4.000 Euro
Cinema, Münster
10.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Studio, Mettmann
4.000 Euro
8.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Schloßtheater, Münster
10.000 Euro
5.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Hitch, Neuss
6.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Kino im Walzenlager,
Oberhausen
2.000 Euro
ich freue mich sehr über diese große Anerkennung meiner Arbeit. Ich danke Ihnen
herzlich für diese Auszeichnung, die mit
dem Herbert Strate-Preis verbunden ist.
Berlin bleibt Berlin, das sind meine Wurzeln, da komme ich her. Aber ich bin auch
froh, seit Jahrzehnten in Westfalen zu leben,
denn dieses NRW ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Hier habe ich viel Gutes erlebt, an allen Theatern gespielt und fürs Kino und fürs Fernsehen gedreht. Erinnern Sie
sich noch an „Stellenweise Glatteis“ von
Max von der Grün, Regie Wolfgang Petersen, „Rückfälle“ von Peter Beauvais oder
„Die große Flatter“ von Marianne Lüdcke?
Drei Titel von vielen Produktionen. Ich
war froh, dass meine Rollen so auch von einem großen Publikum gesehen wurden. Einem Publikum, das nie ein Theater besucht.
Durch das Kino und das Fernsehen, allen voran den WDR, konnte ich im Laufe der Zeit
wesentlich mehr Menschen mit meiner kritischen Haltung erreichen. Vielleicht ist ja bei
manchen Leuten mein Eigensinn angekommen. Das wäre dann auch gut so.
Auch heute noch gilt: Die Filmkunst lebt
weiter und lässt sich nicht vereinnahmen.
Ich gehe gerne ins Kino. Auf der Leinwand
erkennen wir die Liebe, das Einsamsein, die
Wut auf die ungerechten Weltverhältnisse.
Lichtburg, Oberhausen
2.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Kino, Ratingen
4.000 Euro
5.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 7/2007
Wir spüren sie, die Wehmut, die Freude, ja
ich spüre auch die Freude am Leben zu sein
und das alles wahrnehmen zu können. In
meiner Laufbahn wurde Rainer Werner
Fassbinder mit seiner unvergleichbaren
Identität zum Inbegriff von Kino. Das finden alle Cineasten auf dem Globus. Vor allem die unbeschreibliche Resonanz auf
„Berlin Alexanderplatz“ in den USA und in
Frankreich hat mich sehr berührt. Wie stark
ich mich damals bei den Dreharbeiten bis
in die hintersten Ecken von Leib und Seele gefordert, aufgefordert fühlte, alle meine kreativen Reserven zu mobilisieren. Da
gab es menschliches Verstanden-Sein durch
solche begnadeten Regisseure, und dies zu
erleben, das war wunderbar. Und immer
wieder habe ich gestaunt, was ich alles
kann. Und ich möchte Ihnen hier sagen, wie
dankbar ich war und bin, dass ich solche
filmischen Ereignisse mit zu Wege gebracht
habe. Meine Damen und Herren, verehrte
Jury, ich bin froh, dass es Sie gibt, und ich
wünsche uns allen weiterhin ein Publikum,
das voller Aufmerksamkeit unsere schwierige Welt betrachtet, und das sich anregen
lässt zu lebendigem Engagement, denn es
gibt wahrhaftig genug zu tun.
Ich danke Ihnen ganz herzlich. Danke
schön.
Talflimmern – Open-Air
Kino, Wuppertal
2.000 Euro
Cineplex, Warburg
2.000 Euro
3.000 Euro (Kinder- und
Jugendprogramm)
Metropolis, Würselen
2.000 Euro
Die Jury bestand aus
Irit Neidhardt (Mec Film),
Emma Klopf (Prokino),
Barbara Thuillier (RTL), Michael
Vaupel (WAZ) und Andreas
Kramer (HDF Kino e.V.)
11
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10.12.2007
12:30 Uhr
Seite 12
Grüne: Eine Million
mehr für den Film
Angeregte
Debatten vor
konzentriertem
Publikum: das
2. Filmsymposium
in Köln. Fotos: Heike
Herbertz
Das 2. Filmsymposium NRW
Film als Ort – neue
Orte des Films
„Die Digitalisierung ist die Verschriftung des Bildes“, dozierte der Karlsruher Philosoph und Medientheoretiker Boris Groys in seinem Eröffnungsbeitrag von der Leinwand herab. Groys
eröffnete damit virtuell das Filmsymposium
NRW, das von der Staatskanzlei NRW und der
Filmstiftung NRW am 31. Oktober zum zweiten Mal in Köln veranstaltet wurde und sich unter dem Titel „Film als Ort – Neue Orte des
Films“ mit der Situation der Abspielstätte Kino
befasste. Wie man früher Bücher zu Bibliotheken zusammengetragen hat, könne man sich
heute mittels DVD eigene Filmotheken schaffen, so Groys weiter. Damit stehe das bewegte Bild wie der Roman im 19. Jahrhundert tendenziell immer zur Verfügung. Ein Gespräch
über Film müsse sich „nicht mehr nur aus der
Erinnerung“ speisen, wie in Zeiten, da es nur die
Vorführung im Kino gab. Ein Fortschritt, der wie
in anderen Fällen auch mit Verlusten verbunden
sei. Die aktuelle Krise des Kinos spiegele diese
Entwicklung. Zwar wisse er um die besonderen
Qualitäten des Kinos, doch als „verantwortungsloser Intellektueller“ bezweifle er, dass es so etwas wie eine „kollektive Erfahrung“ oder „Ekstase“ im Kino geben könne oder gegeben habe. Das Kino sei „ein Ort des kollektiven Schlafes“, an dem sich jedes Individuum seinen Träumen ergebe. Darüber wolle man allerdings sprechen, wenn es wieder hell werde. Jenseits des
Mainstreams werde Film in Ländern wie Frankreich oder den USA heute zunehmend in Museen gezeigt. Filmkunst und Kino als Einheit:
White Cube und Black Cube unter einem Dach.
Mit dem Rückzug des Kinos ins Museum
mochte sich indes keiner der anderen Vortragenden zufrieden geben. Allerdings: „Nostalgie allein reicht nicht, um Kinos zu betreiben“,
befand Birgit Kohler (Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.). Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,
NRW-Staatssekretär für Kultur, plädierte ebenso für eine Zukunft des Kinos in der Stadt wie
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW. Schmid-Ospach verwies am
Beispiel von Initiativen für die Essener Lichtburg
oder das Bonner Metropol vehement darauf,
dass „Kino“ vielen Bürgern als unverzichtbarer
Bestandteil städtischen Lebens gelte, für das
man sich engagiere. Lutz Hachmeister (Institut
12
für Medien- und Kulturpolitik, Berlin/Köln) tröstete: „Kino hat sich in
seiner Geschichte immer
gewandelt.“
Auf den gesellschaftlichen wie den
technischen Wandel zu
reagieren, ist in der Tat überlebenswichtig. Das
Kinopublikum wird zunehmend schwieriger, so
Susanne Keuchel vom Bonner Zentrum für Kulturforschung. Das Kino müsse neue Veranstaltungsformen entwickeln, um seine Attraktivität möglichst zu steigern, denn es bewege sich
zunehmend in Konkurrenz mit anderen Kulturangeboten. Medienpädagogische Angebote
könnten dazu beitragen, die Aufmerksamkeit
für Filme zu wecken wie auch das Qualitätsbewusstsein zu fördern. Denn die Konkurrenz
schläft nicht. Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie in
Ilmenau wies darauf hin, dass der Trend zu interaktiven Medien wie den Computerspielen gehe. Hier entstehe für das Kino eine mehr als
ernstzunehmende Konkurrenz, zumal die Qualität der Bilder in Zukunft noch zunehmen werde. Die Bildqualität war das Stichwort für Adolf
Winkelmann. Der Regisseur und Hochschullehrer beklagte die Leichtfertigkeit beim Umgang
mit den Bildern. Im Gegensatz zu vielen Kritikern sah er auf Dauer keinen qualitativen Unterschied zwischen digitalen und analogen Bildern. Eine schlechte Bildqualität habe eher „mit
unserem Umgang mit der Digitalisierung zu tun,
nicht aber mit der Digitalisierung selbst“. Als Beispiel nannte er die aus seiner Sicht auch vor Ort
schludrige, asynchrone Bildprojektion, über die
sich niemand mehr aufrege. Dabei erfolge die
Postproduktion heute bereits weitgehend digital, außerdem gebe es eine ganze Reihe von
Vorteilen des technischen Fortschritts – und
wenn es nur das Gewicht der Kamera sei. Damit sei ein ganz anderes Arbeiten möglich. Er
als „Kontrollfreak“ habe seinen letzten Film komplett am eigenen Computer „zuhause“ schneiden können. Das sei früher undenkbar gewesen.
Allerdings ist an dem Tag auch klar geworden, dass „Filme in erster Linie Geschichten erzählen“, so Katharina Blum von der Filmstiftung.
Womit wir wieder beim Roman wären. Allerdings gibt es für den Film eben „verschiedene
Produktions- und Abspieltechnologien“. Dass
der Nachwuchs damit locker umgeht, bewiesen die über den Tag hinweg ausgestrahlten Interview-Schnipsel mit Filmstudenten der ifs und
der KHM: Für die jungen Filmemacher war das
Kino nicht mehr das Nonplusultra. Pragmatisch
erklärten sie sich offen für alle Formen des Geschichtenerzählens, ob nun auf der Leinwand,
dem Bildschirm, dem Handy-Display oder bei
Computerspielen auf dem Monitor.
Mit einem Änderungsantrag zum Landeshaushalt wollte die Fraktion Die Grünen die Filmkultur und die Filmwirtschaft in NRW fördern.
„Weil Filmkultur Teil der Kultur in NRW ist“ und
die „Fördermittel auch dem Erhalt einer hochwertigen Film- und Kinokultur in NRW dienen“,
forderte der Antrag, den Posten (Kapitel
02200/Titel 68261) für die Filmstiftung
NRW um eine Million von 9.666.200 Euro auf
10.666.200 Euro zu erhöhen. Für die Kostendeckung schlugen Die Grünen Kürzungen u.a.
bei den Repräsentationskosten der Staatskanzlei vor. In der 37. Sitzung des Hauptausschusses am 8. November wurde über den Antrag
abgestimmt: Die CDU und die FDP stimmten
dagegen, die SPD enthielt sich.
Seit 2006 ist die Filmstiftung NRW von Kürzungen der Landesmittel um rund 2,5 Millionen
Euro betroffen.
Düsseldorf: 50
Jahre Cinema
Im Andenken an die legendäre Komödienfigur
Schneider Wibbel konzipierte Filmkaufmann
Franz Röder 1957 in Düsseldorf die gleichnamige Gasse und mit ihr ein Bali-Kino mit 250
Plätzen. 20 Jahre später übernahm Heinz
Holzapfel das Kino und benannte es um in
Neues Cinema in Erinnerung an das in den
70er Jahren geschlossene Filmkunstkino Cinema in der Kasernenstraße. Der Eröffnungsfilm
war damals „Kinder des Olymp“. Zum 50. Geburtstag des Hauses am 3. Dezember spendierten Kalle Somnitz und Udo Heimansberg, die das Kino unter dem Namen Cinema seit zehn Jahren führen, dem Kino eine
neue Fassade, für die Düsseldorfer Künstler José Boloncé eigens den Pierrot aus „Kinder des
Olymp“ wiederauferstehen ließ. „Das Düsseldorfer Publikum liebt ‚sein‘ Cinema, und die Besucherzahlen lassen auf weitere 50 Jahre hoffen!“, blicken die beiden Betreiber zuversichtlich in die Zukunft.
Short Cuts Cologne
Am 2. Dezember gingen die zehnten Short
Cuts Cologne mit der Preisverleihung zu Ende. Traditionell veranstaltet vom Kölner Filmhaus hatte das Internationale Kurzfilmfestival
zuvor an acht Tagen insgesamt rund 750 Filme
in 70 Einzelprogrammen präsentiert. Die Jury
des Internationalen Wettbewerbs entschied sich
dafür, ihren Hauptpreis dem englischen Beitrag
„Wednesday“ von Rob Sorrenti zuzusprechen. Den 2. Preis erhielt der französische Kurzfilm „Meme les pigeons vont au paradis“ von
Samuel Tourneux, der Michael-Lentz-Gedächtnispreis fürs beste Drehbuch ging an Laurent Daniel für seinen Beitrag „Mickey und
Maria“, während das Publikum für „Manon sur
le bitume“ von Elisabeth Marre und Oliver
Pont votierte. Den Regionalen Wettbewerb
und damit den Preis Cologne Shorts gewann
„Zwei Goldfische“ von Marcel Belledin. Die
Jury entschied sich außerdem für Gregor
Buchkremers „Speed Dating“ von der
Kunsthochschule für Medien als besten
NRW-Studentenfilm.
Short Cuts Cologne, Tel. (0221)
22271014; scc@koelner-filmhaus.de
newsletter 7/2007
– Meldungen
Pasolini in Köln
32 Jahre nach dem gewaltsamen Tod Pier
Paolo Pasolini am Strand von Ostia präsentiert das Kölner Filmhaus ab dem 10. Januar eine Pasolini-Retrospektive. Neben seinen
Spiel- und Dokumentarfilmen sind u.a. auch Episodenfilme sowie Interviewfilme mit und über
Pasolini zu sehen. Dabei arbeitet das Filmhaus
mit dem Kölner Theater der Keller, dem Literaturhaus Köln und dem Italienischen
Kulturinstitut zusammen.
Am 26. Januar beginnen im Filmhaus außerdem die berufsbegleitenden Lehrgänge Produktionsleiter/in IHK und Fiction-Producer/in
IHK. Es sind noch Plätze frei. Mehr unter
www.koelner-filmhaus.de.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0
info@koelner-filmhaus.de
Soundtrack Cologne: High Energy
Mit der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreises New Sound in European Film
ging am 1. Dezember SoundTrack_Cologne
4.0, der Kölner Kongress für Musik und Ton in
Film und Medien, feierlich zu Ende. In der Kategorie Filmscore ging der Preis an den Niederländer Alexander Reumers, in der Kategorie Sounddesign gewannen Ravian de Vries
und Susanne Grünewald. Alle drei Preisträger sind Studenten der School of Arts in Utrecht. 35 Studententeams von 22 europäischen
Film- und Musikhochschulen aus 21 europäischen Ländern sowie über 15 weitere kreative
junge Talente hatten am Wettbewerb teilgenommen und zu einem von zwei Kurzfilmen einen neuen Soundtrack kreiert. Highlights der
diesjährigen Ausgabe von SoundTrack Cologne,
die unter dem Motto „High Energy“ stand, waren neben der Preisverleihung der Schwerpunkt
Musikverlage, die Präsentation der European
Composers 2008 – acht europäische Filmkomponisten, die in ihren Heimatländern bereits für Aufsehen gesorgt haben – sowie die
Veranstaltungen mit Oscar-Gewinner Gabriel
Yared und den Lola-Preisträgern Niki Reiser
und Gerd Baumann.
SoundTrack Cologne,
Tel. (0221) 9318440;
post@televisor.de
Wir wollen
Ihre Geheimnisse
wissen!
Ob Maske, Kostüm, Continuity, Ausstattung oder Aufnahmeleitung: Jeder Profi am
Set kennt Kniffe und Tricks, die seine Arbeit erleichtern.
Verraten Sie uns Ihre besten Praxis-Tipps:
Wir drucken sie ab Februar in unserer neuen Rubrik „Filmpraxis“ ab und stellen der
Branche in NRW dabei auch Sie und Ihre
Arbeit vor.
Schicken Sie Ihre Tipps bitte einfach an
newsletter@filmstiftung.de
letter707_2_01-14_abcde
10.12.2007
12:30 Uhr
ngefangen hat alles in einer Diskothek. Dort
jobbte der damals 19-jährige Niels Maier
und kam in Kontakt mit der Firma, die in dem
Tanzschuppen für die Lichteffekte sorgte. Seine nächsten Stationen waren die Beleuchtung
im Messebau und bei Rock-Konzerten, dann
folgten erste Fernseherfahrungen. Seine erste
verantwortliche Produktion war die Puppenserie „Hurra Deutschland“, und rasch wurde er
auch für Kinoproduktionen empfohlen. „Dass
das Lichtmachen hauptsächlich darin besteht,
Licht wegzunehmen, musste ich erst mal lernen.
Jeder meint, als Beleuchter baut man nur Scheinwerfer auf. Ein Scheinwerfer macht erstmal alles nur hell. Ein Bild wird aber erst interessant,
wenn es auch Schwarzzonen hat, und ein Gesicht, wenn es nicht total ausgeleuchtet ist“, beschreibt Niels Maier seine Erfahrungen.
1985 meldeten er und sein Bruder Knut ihr
Gewerbe an, zwei Jahre später gründeten sie
ihren gemeinsamen Licht-Equipmentverleih als
GbR, „quasi als Garagenfirma“. Konsequent
folgte 1989 die Umfirmierung zur GmbH unter dem Namen Maier Bros. – gemeinsam mit
den Beleuchtern Frank Pirozzi und einige Jahre später Martin Wolff als Mitgesellschafter.
1993 schaffte das junge Unternehmen, finanziert mit Hilfe der Filmstiftung, das erste Großaggregat in NRW für die Stromproduktion am
Drehort an. Mittlerweile gibt es fünf Aggregate, das größte mit einer Leistung von 140 KVA.
Inzwischen ist Maier Bros. ein Markenzeichen im Licht- und im Kamerabühnenverleih,
an dem auch Bernd Mayer beteiligt ist. Das Unternehmen ist weit über Köln und NRW hinaus
bekannt, es betreibt Zweigstellen in Bayern, Thüringen und Sachsen und arbeitete bei internationalen Koproduktionen auch viel im Ausland.
Lohn und Brot gibt es über 20 fest angestellten Mitarbeitern.
Gegenwärtig hat die Firma in Köln noch
zwei Standorte, die bis Sommer 2008 zusammengeführt sein werden. Dann sind die Hallen
in der Leyendecker Straße in Ehrenfeld so umund ausgebaut, dass der Betrieb optimale Bedingungen vorfindet. Schon jetzt ist dort der
Verleih untergebracht, in dem die Scheinwerfer, zentnerschwere Kabel, Farbfolien, Stative,
Set-Funkgeräte und das Kamerabühnen-Equipment bereit gehalten werden. Elektro-, Schlosser- und Holzwerkstatt, Näherei, Fuhrpark und
Verwaltung sind weitere Abteilungen von Maier Bros. In den Werkstätten werden nicht nur
die Leihgeräte gewartet, nach der Rückgabe
überprüft und gegebenenfalls repariert. Maier:
„Der Hauptgrund für die Größe und die Ausstattung unserer Werkstätten sind die Verbesserung von Standard-Geräten und die Herstellung von Eigenentwicklungen. Viele Neugeräte werden erst von uns überarbeitet, bevor sie
in den Verleih gehen.“
Niels Maier ist besonders stolz auf die gute Zusammenarbeit mit nahezu allen Produktionsfirmen in NRW, von denen etliche als
Stammkunden den besonderen Service schätzen. Selbst ungewöhnliche Anfragen bearbeiten Maier Bros. in ihren Werkstätten und fertigten beispielsweise für „Das Geiseldrama von
Gladbeck“ einen speziellen Dolly, der auf den
Handläufen eines Busses fahren kann. Seitdem
ist dieser Dolly immer wieder zum Einsatz gekommen, so auch bei „Das Experiment“, wo er
auf Lüftungsrohren fuhr. Die Empfehlung von
Technikern mit ihren besonderen Qualifikationen ist ebenso ein Service, wie das jüngste Angebot des Lichtfahrzeugs „Musco-Light“, das
Seite 13
1985 als Garagenfirma
A
gestartet, ist Maier Bros.
heute ein Markenzeichen
im Licht- und im Kamerabühnenverleih und weit
über Köln und NRW hinaus
bekannt. In Spitzenzeiten
versorgt das Unternehmen
Niels Maier
(oben) und sein
Bruder Knut.
Fotos: Maier Bros.
die Dreharbeiten von über
zehn Produktionen
gleichzeitig. Zuletzt arbeitete
Wim Wenders mit dem
Material von Maier Bros.
Firmenporträt Maier Bros.
Lichtgestalten
aus Ehrenfeld
VON MARTIN BLOCK
90.000 Watt Leistung, verteilt auf 15 einzeln
fernsteuerbare Scheinwerfer, auf bis zu 35 Meter Höhe ausfährt und dabei mit nur zwei Mann
in einer knappen Stunde einsatzbereit ist.
Bei einem Jahresumsatz von rund 2,5 Millionen Euro geht der größte Teil des Erlöses in
Investitionen in die Qualitätssicherung, ins Personal und die Lagerstrukturen. Die Philosophie
der Brüder Maier und ihrer Partner ist es nicht,
eine besondere Größe zu erreichen. „Wir wollen nicht billig und groß sein, sondern wir sehen uns klein und fein als Qualitätsspezialisten“,
so Niels Maier. Als in den letzten fünf Jahren die
Zahl und das Volumen der Produktionen rückläufig waren, durchstand Maier Bros. schwierige Zeiten angesichts „unfeiner Dumping-Aktionen“ von Wettbewerbern. Inzwischen je-
Firmenporträt – newsletter 7/2007
doch, so der Überzeugungstäter, der sich den
Luxus gönnt, jedes Jahr auch selbst zwei Produktionen auszuleuchten, sei die Lage wieder
entspannter. Mit den meisten in der Branche hat
er ein kollegiales Verhältnis, und man hilft sich
gegenseitig gern aus, wenn die eigene Ausstattung einmal nicht reicht. So wie bei der Großproduktion „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“, die die Lichtabteilung vor riesige Herausforderungen stellte. Das gemeinsam mit Magic
Light & Sound umgesetzte Lichtkonzept sah einen Studio-Look vor, obwohl im echten Wald
gedreht wurde. Damit waren zeitweise drei große Teams gleichzeitig beschäftigt: Während die
ersten in unwegsamem Gelände über hunderte von Metern Entfernung schweres Kabel verlegten, um genug Energie für die geforderte
enorme Lichtmenge an den Set des nächsten
Tages zu führen, drehte das zweite Team unter denselben schwierigen Bedingungen an anderer Stelle. Das dritte Team wiederum war mit
dem Abbau der Scheinwerfer und Kabel am
Drehort des Vortags befasst. In diesem Jahr verlieh Maier sein Material bereits an „Clara“, „Die
Frau des Anarchisten“ und ganz aktuell an „The
Palermo Shooting“ von Wim Wenders. In der
Spitze schaffte es das Unternehmen, die Dreharbeiten von elf größeren und kleineren Produktionen gleichzeitig zu versorgen, teilweise in Zusammenarbeit mit Partnerfirmen. Besonders
gern erinnert sich Niels Maier an den Dreh von
„Marlene“ 1999. Da arbeitete die kleine Maier Bros. aus Köln-Ehrenfeld auf dem Studio-Gelände der großen Warner Bros. in Hollywood.
13
• letter707_s14-28
10.12.2007
13:17 Uhr
Seite 14
In Sachen Digitalisierung
des Kinos hat der Verband
der Filmverleiher VdF, der
43 größere und kleinere
Interview mit Johannes Klingsporn
Unternehmen vertritt, früh
Position bezogen. Dann
wartete er ab, wie sich die
Diskussion bei den Kinobetreibern entwickelte.
Inzwischen sind alle
Beteiligten miteinander im
Raus aus der
analogen
Nische
Gespräch. Peter Hanemann
fragte VdF-Geschäftsführer
Johannes Klingsporn
nach einem Zwischenfazit.
Johannes Klingsporn,
Foto: VdF
Was erwarten die Filmverleiher von der Kino-Digitalisierung?
Die Digitalisierung beginnt gewissermaßen im Kopf. Es geht letztlich darum,
das Kino aus der analogen Nische herauszuholen und in die digitale Welt zu pushen. Unsere Kunden bewegen sich ja
längst in irgendwelchen Web 2.0-Communities. Es ist extrem wichtig, das Kino
dort einzubinden.
Die öffentliche Diskussion
beschränkt sich meist auf die
Digitalisierung der Projektion.
Welche Erfahrungen gibt es
schon?
Jeder einzelne digitale Kinostart ist
noch Pilotprojekt. Die Anzahl der Kinos,
die digital projizieren, ist nach wie vor
überschaubar. Es gibt in diesem Bereich
noch viele Fluktuationen. Bislang mussten
die Verleiher jedes Mal bei den Kinos
nachfragen, was sie gerade für ein Equipment haben, damit die Verschlüsselung
auch funktioniert. Das alles ist natürlich im
Volllastbetrieb nicht machbar.
Was tun?
Wir brauchen eine nationale Kinodatenbank. Da sind wir in konstruktiven
Gesprächen mit der Filmförderungsanstalt
gemeinsam mit den Filmtheaterverbän-
Angelina Jolie in der
Digitalproduktionen „Beowulf“.
Drohend und verführerrisch
nähert sich die digitale Zukunft.
Foto: Warner Bros. Ent.
Die Digitalisierung der Kinotechnik ist das derzeit wichtigste Thema der Kinobetrei-
Ist die Digitalisierung des
Kinos noch aufzuhalten?
Nein, die Sache läuft. Das Publikum
ist sogar häufig der Meinung, dass die Digitalisierung im Kinobereich längst stattgefunden hat.
ber und ihrer Verbände –
europaweit. Neben dem
Hauptverband der
deutschen Filmtheater HDF
beteiligt sich auch die AG
Kino-Gilde intensiv an der
Debatte. Der Verband bündelt die gemeinsamen
Welche Verbesserungen
erwarten Sie für die Kinobetreiber?
Die Digitalisierung ermöglicht eine
bessere Qualität der Filme, ihre schnellere Verfügbarkeit und mehr Flexibilität, was
Sprachen und Untertitelungen angeht.
Wenn man sich auf ein offenes System einigt, was für uns eine der Grundvoraussetzungen ist, können die Filme mit weiteren Inhalten ergänzt werden, etwa
durch ein Interview mit dem Regisseur
oder einem Making Of. Hinzu kommen
Live-Übertragungen und Konzertmitschnitte.
Interview mit Eva Matlock
Ein einfaches
Rechenbeispiel
Interessen von rund 300
Filmkunsttheatern und Programmkinos mit 500 Leinwänden. Peter Hanemann
fragte Geschäftsführerin Eva
Wie sieht es vor dem
Hauptfilm aus?
Insbesondere für die regionale Kinowerbung eröffnen sich neue Chancen.
Weitere Möglichkeiten sehe ich in der Optimierung des hauseigenen Marketings,
im Kurzfilmbereich und für ein kindgerechtes Vorprogramm.
Matlock nach den digitalen
Perspektiven der Betreiber.
14
Eva Matlock,
Foto: AG Kino
newsletter 7/2007
– Schwerpunkt
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10.12.2007
13:17 Uhr
den, wo dieser Schlüssel hinterlegt und
der Zugang zu dieser Datenbank nach bestimmten Standards reguliert wird.
Die Kinobetreiber schrekken erstmal vor Umrüstungsinvestitionen in Höhe von 50- bis
70.000 Euro pro Kino zurück.
Sind das auch Ihre Zahlen?
In der Größenordnung sind wir dabei – wenn man sich darauf verständigt,
dass in der Einführungsphase nicht jedes
Kino, das nur einen Saal hat, 35mm und
digital parallel fahren muss. Wir gehen davon aus, dass die größeren Filme, die jenseits von 50 oder 100 Kopien gestartet
werden, sehr schnell auch digital angeliefert werden können. Man sollte die Hybridphase so kostengünstig wie möglich
gestalten.
Die Rede ist von Einspareffekten von 500 bis 700 Euro
pro Kopie.
Jetzt zu sagen, wir sparen 300, 500
oder 700 Euro ein – dafür gibt es keine
Grundlage, die das nachvollziehbar belegen kann.
Seite 15
Was halten Sie von dem
Standpunkt, dass die Verleiher
von der Digitalisierung profitieren und die Betreiber zuzahlen?
Nichts. Sicherlich wird es auf Verleiher- und Produzentenseite Einsparungen
geben, die bei den großen Firmen vom
absoluten Volumen her eben größer sind.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass
die größeren Firmen bessere Konditionen
haben. Dann wird auch beim einzelnen
Film, der mit vergleichsweise wenig Kopien im Einsatz ist, der Einspareffekt größer. Zugleich muss man sehen, dass die
Digitalisierung auch den Kinobetreibern
erhebliche Rationalisierungseffekte beschert – umso größer das Kino, desto größer der Effekt. In einigen Jahren haben Sie
einen Content-Server im Kino, von dem
aus Sie alle Leinwände rauf und runter
programmieren können – mit Kunstfilm,
Action oder Kinderfilm. Das ist eine erhebliche Verbesserung auch für die Kinoseite.
Beteiligen sich die Filmverleiher an den Kosten?
Ja. Seit kurzem gibt es einen konkreten Vorschlag, den wir noch nicht öffentlich kommunizieren. Wobei
unser Ansatz einfach ist: Auf
Teilen Sie die Auffassung, dass
vor allem die Verleiher von der Digitalisierung profitieren?
Natürlich. Ein ganz einfaches Rechenbeispiel macht das deutlich. Wenn sich durch den
Wegfall von alljährlich 57.000 in Deutschland
gezogenen 35mm-Kopien pro Kopie ein Spareffekt zwischen 500 und 700 Euro ergibt,
kommt man auf Summen zwischen 28 und 40
Millionen. Hinzu kommen Einsparungen durch
den Wegfall von Trailer-Kopien und Kopienvernichtungskosten. Sie können das dann weltweit
hochrechnen.
Was erwarten Sie von den Verleihern?
Eine angemessene Beteiligung an der Umrüstung – die erwarten wir auch von den Produzenten. Die Betreiberseite kann die Umstellung allein nicht stemmen. Wir generieren durch
Digitalisierung weder zusätzliche Einnahmen
noch verfügen wir über adäquate Finanzierungsmöglichkeiten oder Rücklagen. In jedem
Fall kommen höhere Betriebs- und Umrüstungskosten auf uns zu.
Was tun?
Die Kinobranche sitzt zusammen und prüft
Modelle – in der Hoffnung, mit der gesamten
Filmwirtschaft und mit der Kultur- und Medienpolitik eine Lösung zu finden.
Welches Modell favorisieren
Sie?
Es gibt kein Modell, mit dem wir derzeit
an die Öffentlichkeit treten könnten.
Wie weit
sind Sie bei Ihren Gesprächen
mit den Filmverleihern gekommen?
Die Verleiher sind
weiterhin äußerst zurückhaltend. Ihre bislang geäußerten Vorstellungen tragen nicht
als Basis für ein gemeinsames Finanzierungsmodell und lassen eher Zweifel am Willen zu einer solidarischen Zusammenarbeit aufkommen.
Was sind Ihre Vorgaben für
weitere Verhandlungen?
Der digitale Roll-out muss ein gesteuerter
Prozess sein, bei dem alle Kinos, auch die Einund Zweisäle-Häuser, mitgenommen werden.
Insbesondere die Filmkunsthäuser sind oft die
einzigen Kulturvermittler am Platz. Unsere Kinos setzen zu einem erheblichen Teil Ziele deutscher und europäischer Kulturpolitik um. Deshalb ist die Digitalisierung der Filmkunsttheater
auch Sache der Kulturpolitik. Denkbar wäre eine zweite Säule der Förderpolitik des Bundes
und der Länder. Zudem sollten auch Fördermöglichkeiten auf europäischer Ebene geprüft werden.
Bei der jüngsten Tagung des
Europäischen Kinos in Bukarest hieß
es, dass es im Rahmen des Media-
Schwerpunkt – newsletter 7/2007
der einen Seite sind wir bereit, uns in der
Conversion-Phase zu beteiligen, wir erwarten aber auch eine Beteiligung der
Filmtheater, der Werbemittler und schließlich auch alternativer Content-Anbieter.
Wenn sie über Anlagen Vorführungen
machen, die von uns mitfinanziert werden, müssen sie auch etwas zahlen. Das
ist die Ausgangslage.
Was folgt daraus?
Wir sollten die Conversion als umfassenden Geschäftsprozess betrachten
und als umfassenden Kommunikationsprozess organisieren – und dann schauen, dass es uns gelingt, möglichst alle mitzunehmen. Das wird ohne öffentliche Unterstützung nicht gehen.
Wer könnte wie fördern?
Das prüfen wir gerade. Wenn man
über öffentliche Förderungen nachdenkt,
gibt es immer das Problem des Projektstatuts. Man kann den Antrag nur stellen,
wenn man noch nicht angefangen hat.
Mal schauen, wenn es denn 2009 zum digitalen Roll-out kommt, ob man nicht diejenigen, die im nächsten Jahr schon anfangen, mit denen gleichstellt, die später
nachrücken.
Welchen Zeitrahmen haben Sie im Auge?
Die meisten Modellrechnungen gehen von einer Installationsphase von fünf
Jahren aus. Das liegt am obersten Limit.
Wenn ich die Refinanzierung auf acht Jahre lege, kommen 13 Jahre zusammen –
ein nur schwer vorstellbar langer Zeitraum.
Deshalb müssen wir über Modelle nachdenken, mit denen wir sowohl die Umrüstung als auch die Refinanzierung hinbekommen. Denkbar wäre zum Beispiel
eine Anschubfinanzierung des Staates, der
zunächst alles übernimmt und aus der
Branche die Kosten dann zurückbekommt. Es sind auch andere Modelle
denkbar.
Wann gewinnt die Kinodigitalisierung europaweit an
Fahrt?
Ab sofort. Es gibt Länder, wo die
Umrüstung vergleichsweise einfach
über die Branche realisiert werden kann.
Belgien und England beispielsweise weisen eine hohe Multiplex-Konzentration
und im Vergleich sehr hohe durchschnittliche Umsätze pro Leinwand auf. Dort
wird sicher nur in Einzelfällen über öffentliche Förderungen nachgedacht Mit flächendeckenden Kinostrukturen wie
hierzulande oder in Frankreich haben Sie
eine ganz andere Situation.
Zumindest das digitale Equipment
muss für das Kino als kostenneutrale Investition realisiert werden. Man muss auch berücksichtigen, welche zusätzlichen Betriebsmehrkosten auf die Betreiber zukommen.
Zum Beispiel wird in vielen Fällen ein Umbau der Vorführräume erforderlich. Ganz zu
schweigen von einer längeren Hybrid-Phase, in der dual auf 35mm und digital projiziert wird.
Programms der Europäischen Union keine Finanzierung digitalen Kino-Equipments geben werde. Welche hiesigen Förderungen haben Sie
im Auge?
Realistisch ist ein Mix aus Bundes- und
Landesförderungen, wobei man jeweils sehen
müsste, wie die kulturpolitische Förderung auf
Länderebene ausschaut. In zahlreichen Ländern
existiert keine geeignete Investitionsförderung.
Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Im
Übrigen dürfen die bestehenden Förderprogramme zur Modernisierung und Neuerrichtung
von Filmtheatern nicht angetastet werden.
Denn was bringt es, wenn die Kinotechnik digitalisiert ist, aber Kinosaal und Innenausstattung heruntergekommen sind.
Als Kostenrahmen für die Umrüstung werden immer wieder
50.000 bis 70.000 Euro pro Kino genannt. Wie hoch sollte die Förderung im Einzelfall sein?
2008 soll in den USA die Zahl
der digitalen Leinwände massiv gesteigert werden. Wann wird Vergleichbares in Europa passieren?
Je früher wir zu einem gangbaren Modell
mit entsprechenden Rahmenbedingungen finden, umso höher sind die zu erwartenden Einsparungen für Produzenten und Verleiher. Selbst
wenn sich alle einig wären, könnten ja nicht auf
einen Schlag alle Kinos in Europa umgerüstet
werden.
Jenseits des Atlantiks laufen
bereits die Vorbereitungen für 3D.
Welche Perspektive sehen Sie für
Deutschland?
Weil man 3D weder auf dem heimischen
Bildschirm noch auf dem Handy angucken
kann, wird es zum Exklusivangebot des digitalisierten Kinos stilisiert. Aber es wird sicher ein
Special Event bleiben, auch im Filmkunstbereich.
Dafür müssen dann ja auch Brillen gekauft, am
Einlass dem Publikum ausgehändigt, wieder eingesammelt und schließlich geputzt werden.
Auch das kostet Geld.
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Das Mooresche Gesetz sagte schon in den Siebzigern mit erstaunlicher Genauigkeit voraus, dass
Qualität muss sich durchsetzen
sich die Leistung von Computerchips alle zwei Jahre verdoppeln würde. Für die Kinos ein Horrorfilm.
Pixel oder Korn?
Alle paar Jahre neue Geräte im Vorführraum? Ganz so schlimm wird es nicht werden, und vor allem
VON OLIVER BAUMGARTEN
ist der große „Roll-out“ des digitalen Kinos bislang erst ein kleines Röllchen.
ie Spannung des Horrorfilms nähert
sich dem Höhepunkt: Zwei versprengte Gruppen bekämpfen den zahlenmäßig
überlegenen Gegner. Plötzlich zuckelt das
Bild, die Gesichter verzerren, und von der
Mitte ausgehend schmort sich die Filmlampe durch das hängen gebliebene 35mmMaterial: Filmriss. Nach einem kurzen Moment geht der Film weiter, die versprengten Gruppen haben zueinander gefunden
– aber wie? Wir haben’s verpasst.
Robert Rodriguez’ „Planet Terror“ ist eine Hommage ans analoge Material und an
die Haptik althergebrachter Filmvorführungen. Geschickt nutzt er (natürlich digital erzeugte) Laufstreifen, Bildkratzer, üble Klebestellen und eben selbst den Filmriss, um
nicht nur einen stilisierten Augenschmaus
zu kreieren, sondern um so auch ein dramaturgisches Loch im Buch zu stopfen. Was
dem Kopien-Fan ein wohlig nostalgisches
Gefühl bereitete, führte andererseits zum
Beispiel im Kölner Cinedom dazu, dass sich
die Kinoleitung gezwungen sah, an der Kasse Warnschilder aufzuhängen und darauf
hin zu weisen, dass die schlechte Kopienqualität von „Planet Terror“ durch den Regisseur durchaus beabsichtigt sei und deshalb zu keinerlei Rückerstattungen führe.
35mm scheint für viele schon heute der
Horror zu sein.
Die analoge Kinokopie galt lange als unschlagbar was die Auflösung des Einzelbildes ebenso wie den Farb- und Kontrastumfang anbetrifft. Heute lässt sich sagen: Lange wird es nicht mehr dauern, bis die digitale Technik auch diese feinen Unterschiede komplett nivelliert haben wird. Sobald
dies geschehen ist, dürfte sich das Verhält-
D
Standards und Technik des digitalen Kinos
Halb(wert)-zeiten
VON GÜNTER H. JEKUBZIK
or zwei Jahren gab es ein knappes Dutzend digital bespielter Säle in Deutschland, dazu die ersten Partnerkinos vom Delicatessen-Programm. Heute rattert es in circa 200 Kinos nicht mehr im Projektionsraum, wobei die Zahlen je nach Definitionsschärfe schwanken: Ist der Videobeamer
schon Digitales Kino? Die Mitglieder vom
Projekt CinemaNet Europe vermelden
deutschlandweit über 40 Kinos. XDC, einer der technologischen Triebkräfte und
Ausstatter von Festivals wie Cannes, listet
für sein System 118 Leinwände auf. Auch
bei der Filmausstattung ist noch kein grundsätzlicher Wandel zu sehen. Einige große
Produktionen mehr trumpfen mit dem Zauberwort „digitale Version“ auf, doch die
überwiegende Zahl der Filme kommt noch
auf großen, schweren Rollen ins Kino.
V
Die Einigung
Der Streit um das Format scheint immerhin
endlich geklärt – in den USA durch die DCI.
Im April 2007 gab es die – vorerst – endgültige Version 1.1 der DCI System-Spezifikationen. Die „Digital Cinema Initiative“
von sieben Hollywood-Majors (Disney, Fox,
MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal und Warner Bros. Studios) entschied sich
für die hochwertigere 4k-Lösung, bei der
das Bild mit 4.096 x 2.160 Pixel auf die Leinwand geworfen wird. Beim CS-Format von
2,35:1 reduziert sich die Auflösung gering
auf 4.096 x 1.714 Pixel. In die Einigung integriert sind auch die Proteste des „European Digital Cinema Forum“. Das EDCF verlangte preisgünstigere, aber kompatible Lösungen für kleinere Unternehmen, denkt
dabei aber auch an die Produktionsseite mit
Low-Budget-Filmen. So wurde die DCINorm nach unten geöffnet: 2k-Filme sollen
auf 4k-Geräten konvertiert werden und umgekehrt. Im Streit um die Formate bedeutet mehr aber nicht automatisch auch besser. Wichtig ist ebenso eine durchgehende
Qualität im ganzen Produktionsprozess.
Wenn der Film von einer Digicam aufgeblasen wurde, zaubert auch kein 4k-Gerät satte Farben und Pixeldichte herbei.
Ein ungutes Gefühl im DCI-Katalog ruft
das harmlos wirkende Kürzel „DRM“ hervor. Zur Verhinderung von perfekten Raubkopien des digitalen Materials beschränkt
eine Lizenz die Nutzungsmöglichkeiten,
ganz wie bei im Internet gekauften Musik-
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stücken. Wird man angesichts vielfältiger
Bedingungen demnächst im Kino die gleichen Probleme mit dem „Digitalen RechteManagement“ haben, wie zuhause am
Rechner? Taucht zum Filmstart am Donnerstag eine Microsoft-Meldung auf, „Unbekannter Fehler 007: Ihr Kino ist nicht für diesen Film zertifiziert“? Hier kann man nur hoffen, dass in den digitalen Hexenküchen ein
für die Zuschauer akzeptabler Kompromiss
zwischen Sicherheit und Spielbarkeit gefunden wird.
Die Zukunft im Testlauf
Im Münsteraner Cineplex-Kino läuft seit
dem 16. November das erste 4k-System in
Deutschland Probe. Die Installation ist eine
Kooperation des Cineplexes und Sony, unterstützt von der Firma Film-Ton-Technik
Rüttgers aus Düsseldorf. Felix Esch, Geschäftsführer des Cineplex in Münster, sammelt noch Erfahrungen. Die Versorgung mit
Filmen, die für dieses Material produziert
wurden, ist noch Zukunftsmusik, momentan hofft man auf eine abendfüllende Sony-Dokumentation. Auch die Preisfrage der
Projektoren wird entscheidend sein, doch
Felix Esch meint, wenn die hochwertigeren
Geräte nicht entscheidend teurer würden,
entschiede er sich immer für einen 4k-Projektor.
Die Zukunft von gestern?
Der „Klassiker“ und Vorreiter in Sachen Digitalisierung, das „Delicatessen“-Programm von Salzgeber, läuft nach drei Jahren Ende Februar 2008 aus. Die Idee war,
ein Geräte- und Filmangebot für ArthouseKinos zu kombinieren und so den Mainstream mit dem digitalen Strom abzuhängen. Unter den Verleihern wurde „Delicatessen“ zum delikaten Streitfall. So bleibt es
bei den 48 Kinos, die beim Programm mitgemacht haben. Nach dem Februar können
sie die 1,2k-Geräte frei einsetzen. Salzgeber hofft, dass weiterhin sein digitales Verleihangebot aus den Bereichen Arthouse
und Dokumentationen genutzt wird. Ein
Nachfolgemodell ist nicht geplant, auch
kein Update der Hardware für die erfahrungsgemäß kleineren Säle der Kunstkinos.
Jürgen Pohl, bei Salzgeber für die Dispo tätig, fragt rhetorisch, „ob es sein muss, dass
man mit 2k und einem Projektor, der
80.000 Euro kostet auf eine 5 Meter brei-
te Leinwand projiziert“. Jetzt sei die Entwicklung eine Stufe weiter und der Ball endgültig bei den Mainstream-Kinos.
Dabei kommt „Konkurrenz“ von ganz anderer Seite: Scheinbar setzen Kinos DVDs
– teilweise mit eingebranntem Verleiherhinweis – auf Videobeamern aus dem Consumer-Bereich ein. Das mag nun auch irgendwie digital sein, bringt aber das Niveau der
technischen Entwicklung nachhaltig in Verruf. Wie es Regisseur Adolf Winkelmann,
seit Jahrzehnten aktive
und lebendige Mediengeschichte,
beim Filmsymposium der Filmstiftung NRW auf den
Punkt brachte,
braucht jede neue
Technik auch neue
Qualitätsnormen.
Ob das Publikum
2k oder 4k annimmt, hängt wesentlich auch
von der Sorgfalt
der jeweiligen Projektion ab. Insofern hat
sich im Kino gar nicht so viel geändert.
Halbwertzeit
Neueste Projektoren-Technik:
Erster 4K-Probelauf
in Münster. Foto:
Sony Deutschland
Die Halbwertzeit der Technik ist momentan
noch nicht das am nächsten liegende Problem, denn die Verhandlungsvernunft der Beteiligten – Filmproduzenten, Verleiher, Geräteindustrie sowie Kinobetreiber –
entscheidet darüber, wie
langfristig und damit kostengünstig die nächste Generation der Zukunft im Kino laufen wird. Schon
taucht 3D auf der
Leinwand auf, angefacht durch Tim
Burtons Remake
seines „Nightmare
before Christmas“.
Das wird wieder eine ganz neue Entwicklungsgeschichte, die jedoch erfreulicherweise schon in der
DCI-Norm eingeplant ist.
newsletter 7/2007
– Schwerpunkt
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nis zu 35mm endgültig ändern, da sich spätestens dann die haptischen Eigenschaften
des analogen Materials in Form von Abnutzungen (Kratzer, Schrammen, Laufstreifen)
nur noch als fatale Nachteile erweisen werden. Geliebt von ein paar wenigen Nostalgikern, die das Knistern und Ruckeln des Bildes, das Rattern und Klappern der Projektoren und die warme Patina rotstichigen
Materials nicht als störend, sondern als essenziell bezeichnen. Ebenso wie ein Film hat
auch eine Filmkopie für sie ein Eigenleben,
Charakter, vielleicht so etwas wie eine Seele, am Leben erhalten durch den Respekt
vor Geschichte und die Liebe zur Mechanik ebenso wie zur Kunst. Ganz aussterben
wird das 35mm-Material deshalb auch zukünftig nicht, genauso wenig, wie auch
Schallplatten entgegen aller Erwartungen
parallel zur CD weiter existieren.
Ein Problem der digitalen Technik heute besteht absurder Weise in dem brillanten Ruf, der ihr seit Jahren etwas zu euphorisch vorauseilt. Die vermeintliche Perfektion des digitalen Bildes wird schon seit Dekaden so vehement gepredigt, dass vielerorts die Meinung herrscht, dies würde auch
heute schon ganz generell stimmen. Deswegen installieren Menschen sich leuchtschwache Schleuderpreis-Beamer in den
Wohnungen und akzeptieren das Pixeln bei
DVD-Kinovorführungen mit qualitativ mäßigen Digitalprojektoren. „Durch den
schludrigen Umgang mit der digitalen Technik scheinen wir alles, was wir an Kunst der
Filmpräsentation in unserer Kinokultur bisher gelernt haben, zu vergessen“, so auch
Filmemacher Adolf Winkelmann.
Spricht man heute von Qualitätsunterschieden zwischen analogem und digitalem
Film, so stellen sich diese in der Außenwirkung weitaus größer dar als sie vermutlich
müssten. Dem durchschnittlichen Zuschauer allerdings scheinen die Abnutzungen einer 35mm-Kopie störender aufzufallen als
die Irritationen niederer Digitaltechnik.
Seite 17
008 soll nach dem Willen amerikanischer Investoren wie Digital Cinema Initiative (DCI) in den USA das Schlüsseljahr
für den digitalen Roll-out werden. Neben
der Installierung der digitalen Technik wird
bereits für ein zusätzliches 3D-System geworben, das nur noch ein Fünftel des digitalen Standard-Equipments kosten soll,
vorausgesetzt, das Kino ist bereits umgerüstet. Druck macht u.a. Dreamworks-Chef
Jeffrey Katzenberg. Spätestens wenn im
März 2009 „Monsters vs. Aliens“ dreidimensional auf der Leinwand erscheint,
hofft er auf 6.000 3D-Leinwände. Derzeit
gibt es davon in den USA weniger als tausend, die Zahl der digitalen Kinos soll (noch)
bei etwas über 4.000 liegen.
Möglich macht das Investment ein Finanzierungsmodell, das auch hierzulande
unter dem Stichwort „Virtual Print Fee“ (VPF
= virtuelle Kopienkosten) kontrovers diskutiert wird. Die Verleiher stellen dabei einen
Teil des durch den digitalen Vertrieb eingesparten Geldes einem Investor zur Verfügung, der das Kino umrüstet und die Standards garantiert. Für die Majors ist das Geschäft überschaubar, denn sie decken 95
Prozent ihres Heimatmarktes mit ihren Filmen ab. Hollywood schmiedet aber auch
schon Pläne für ein digitales Europa. Auf der
Basis von VPF haben die DCI-Mitgründer
Fox, Universal sowie Paramount mit dem
britischen Digitalspezialisten Arts Alliance
Media (AAM) ein Modell entwickelt, das eine Kostenteilung im Verhältnis 70 zu 30 vorsehen soll. Jetzt steht ein „ernsthafter Dialog mit europäischen Kinobetreibern“ an –
insgesamt soll es um rund 7.000 Leinwände gehen. Aber: Die europäische Kinolandschaft ist kleinteiliger als die der USA, es gibt
eine Vielzahl mittelständischer Verleiher und
Kinobetreiber, die einerseits für eine Titelvielfalt sorgen, andererseits aber kaum über
„adäquate Finanzierungsmöglichkeiten
am Kapitalmarkt“ verfügen, so die AG Kino. Zur Debatte steht aus ihrer Sicht grundsätzlich die „fragile filmwirtschaftliche Balance“ zwischen Produktion, Verleih und Kino. Das wurde auf der letzten Jahreskonferenz der Europa Cinemas im November
in Bukarest noch einmal deutlich.
Es scheint endgültig festzustehen, dass
VPF als Finanzierungsmodell wenig akzeptabel ist – ebenso wie eine bloße Reduzierung der Verleihmiete auf Zeit. Die Rechnung orientiert sich zu statisch am Einsatz einzelner Kopien und wird zu
wenig den komplexeren Bedingungen des Kinogeschäfts gerecht. Es fokussiert zudem auf
die direkte Beziehung zwischen Verleih und Kino und
lässt Dritte, die beratend und
operativ agieren, außen
vor. So stößt auch das
von Price Waterhouse Coopers (PwC)
im Auftrag der
FFA entwikkelte Modell
2
Die Einführung des digitalen Kinos bringt vor allem den Verleihen
erhebliche Kostenersparnisse – die Angaben pro Kopie schwanken zwischen 500 bis 900 Euro oder 800 bis 1.200 Dollar. Doch
dem Kinobesucher ist egal, wie eine gute Projektion zustande
kommt. Digitale Bilder werden die Zahl der verkauften Kinokarten
nicht erhöhen. Wer also soll dafür aufkommen, wenn mit dem
Kino die letzte analoge Insel im digitalen Meer verschwindet?
Die Kosten des digitalen Roll-outs
Wer soll das
bezahlen?
VON WOLFGANG HIPPE
auf Skepsis. Es sieht vor, dass die Verleiher
pro digitale Kopie einen festen Betrag als
„conversion fee“ in einen Fonds einzahlen,
aus dem die Kinos wiederum einen festen
Betrag pro System/Saal als „conversion
grant“ erhalten. Ergänzend wird eine öffentliche Förderung für wirtschaftlich weniger
leistungsfähige Kinos vorgeschlagen.
Flexibler gestalten sich Modellrechnungen, die sich an der von Kino zu Kino häufig schwankenden Zahl der Vorführungen
eines Films orientieren, dabei die Staffelung
der Kosten einrechnen und auch die Anzahl
der gezeigten Filme berücksichtigen. Denn
wenn ein Film/eine Kopie länger läuft, wird
das nach VDF nur einmal in Rechnung gestellt. Zeigt ein Kino in der gleichen Zeit zwei
oder mehr Filme/Kopien, erhöht sich der Bonus nur aus diesem Grund. Beachtet werden auch unterschiedliche
Verleihtypen und ihre unterschiedlichen Strategien, was
die Zahl der Kopien und die Präsenz einzelner Filme im Kino betrifft. Zudem kostet eine 35mm-Kopie bei kleinen Stückzahlen anteilig deutlich mehr. Die Wuppertaler RMC
hat dazu in Bukarest ein Time-Fee-Modell
vorgestellt, das die für einen Film aufgewandten Betriebsstunden zur Basis
macht. Um zu verhindern, dass es zu Verzerrungen zu Lasten eines der Partner
kommt, wird ein „Tarifsystem“ entwickelt,
das fixe und variable Kosten des Betriebs
sichtbar macht und Einsparungen entsprechend ausweist. Hinzu kommt ein Digital
Cinema Fund, der europäisch wie national
gestaltet werden kann. Ähnlich argumentiert Jean Mizrahi von der französischen
Agentur YMAGIS. Auch er verwies auf die
unterschiedliche Verleih- und Kinolandschaft
und plädierte für eine Weiterentwicklung
des VPF zu einer Digital Transition Contribution. In jedem Fall steht ein Verhandlungsmarathon mit den Verbänden und den
einzelnen Verleihen an, um zu einem für alle tragbaren Kompromiss zu kommen. Der
Teufel liegt dabei weiterhin im Detail. Auch
wenn der digitale Spareffekt vor allem den
Verleihen zu gute kommt, kann er doch ohne Kinos nicht realisiert werden. Dabei kann
der Wunsch der Kulturpolitik, so Kim Ludolf
Koch (RMC), möglichst „alle Kinounternehmen, die es denn wollen, an der Digitalisierung partizipieren zu lassen, durch die bisherigen Kofinanzierungsmodelle der Verleiher nicht erfüllt werden“.
Informationen zur 12. Jahreskonferenz
von Europa Cinemas gibt es unter www. europa-cinemas.
org
Tim Burtons Klassiker „Nightmare Before Christmas“ kehrte
2006 in 3D in die digitalen Kinos
zurück. Foto: Disney Enterprises
Schwerpunkt – newsletter 7/2007
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Welche Stolpersteine sind bei
Kim Ludolf Koch ist Geschäftsführer der Rinke Medien Consulting (rmc). Gemeinsam mit der Filmstiftung
dem Betrieb eines digitalen Kinos zu
NRW führt Koch auch Theaterleiter-Workshops zur Einführung in die digitale Projektionstechnik durch.
erwarten?
Man muss sich den Unterschied zwischen
einem 35mm-Projektor und einer Filmspule zu
einem digitalen Projektor und einem Server unInterview mit Kim Ludolf Koch
gefähr so vorstellen wie zwischen einem bequemen Mittelklassewagen und einem Formel 1-Prototyp. Der Mittelklassewagen kann problemlos
im Regen stehen und von jedem halbwegs geübten Fahrer von A nach B
gefahren werden. Der Formel 1-Rennwagen bedarf kontinuierlicher Pflege
und den Betrieb unter besonderen Beputernetzwerk eines modernen Kinos
Somit sind die zwar in Aussicht gestellten zudingungen. So muss beispielsweise für
Was kann die neue Technik hier
und die Verbindung mit Kassensystesätzlichen Erlöse möglich, aber eben nur für eiden Betrieb eines digitalen Projektors
leisten?
men, Klimaautomatik, Vorstellungsnen bestimmten Teil der Anlagen. Für die Kinound Servers gewährleistet sein, dass
Die programmatischen Möglichkeiten
Workflow u.a. eine relativ anspruchsauswertung von Interesse wird die Möglichkeit
beide technischen Bausteine in besondurch die Digitalisierung sind auf der einen Seivolle Aufgabe, die zumindest einen ersein, künftig Filme in 3D zu projizieren und hier
ders sauberen und klimatisierten Um- Kim Ludolf Koch
te sehr groß, werden aber in ihrer wirtschaftheblichen Qualifizierungsaufwand
den Wettbewerbsvorteil des Kinos gegenüber
gebungen stehen. So mancher tradi- Foto: rmc
lichen Bedeutung möglicherweise überschätzt.
für das bisherige Projektionspersonal
dem Home Entertainment deutlich herauszutionelle Projektionsraum wird somit
Mit einer digitalen, also elektronischen Projekzur Folge hat. Die Investitionen in diestellen. Auch die Möglichkeit, mit einer „Kopie“
nicht nutzbar sein.
tion kann künftig jedes Signal – von der VHSse neue Technik erfordern auch ein neues unverschiedene Sprachfassungen anbieten zu könKassette über die Powerpoint-Präsentation bis
ternehmerisches Denken. Das normale Abspienen, wird von dem einen oder anderen Kino
Bietet das System auch Einspahin zur hochauflösenden DVD und zu Fernsehlen von Filmen wird künftig nicht ausreichen,
gerne in Anspruch genommen werden. Da es
rungsmöglichkeiten?
programmen – übertragen werden. Auch die
die sich zwangsläufig ergebende Lücke zwisich aber bei der digitalen Projektion – unterUnterstellt, dass ein technischer DauerbePlaystation und andere Spielkonsolen lassen sich
schen Finanzierungsbeitrag der Verleiher und Kostellt man eine hochwertige 35mm-Kopie –
trieb stabil möglich ist, sind leichte Einsparunanschließen, und es gibt bereits heute Kinos, die
sten auf Seiten der Kinos zu schließen. Das benicht wirklich um ein verbessertes Bild und sogen im Bereich der Personalkosten möglich, da
hieraus zusätzliche Umsätze generieren. Ob für
deutet, dass neue Nutzungsmöglichkeiten des
mit um einen Vorteil für den Kunden handelt,
das Montieren von Filmen und Werbeprogramdiesen so genannten „alternativen Content“ alKinos entwickelt und vermarktet werden müswird die Zukunft des Kinos auch künftig eher
men künftig wegfallen wird. Allerdings ist die
lerdings ein Kino mit acht Leinwänden vollstänsen – eine Eigenschaft, die vermutlich auch nicht
von den erzählten Geschichten als von der Auftechnische Einbindung in das komplette Comdig umgerüstet werden muss, bleibt fraglich.
von allen Kinounternehmen mitgebracht wird.
lösung des Bildes abhängen.
Formel 1 im Kino
Seit März 2005 ist die Düsseldorfer Black Box als eines der ersten NRW-Kinos mit digitaler 1,4k-Vorführtechnik ausgerüstet. Im November 2007
zog das Atelier-Kino mit einer 2k-Ausstattung nach und wird fortan dank der 3-Chip DLP Cinema Technologie Düsseldorfs einziges 3D-fähiges
Kino sein. Kalle Somnitz, Gesellschafter der Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH, berichtet über seine Erfahrungen mit dem digitalen Kino.
Welche Vorteile für die Programmierung bietet das Digitale für Sie?
Da befindet sich Vieles im Fluss im Moment. Der
Vorteil bei „Delicatessen“, dem digitalen Verleihprojekt
der Edition Salzgeber, ist, dass man an kleinere Filme,
vor allem Dokumentarfilme, herankommt, auf die man
früher ewig hätte warten müssen. Hinzu kommt, dass
wir diese Filme dann auch viel flexibler einsetzen können. Ein Beispiel: „Die große Stille“ haben wir digital gespielt und das eigentlich ausschließlich am Wochenende zu Matinée-Zeiten. Das hätte mir mit einer 35mmKopie kein Verleiher erlaubt, weil jede Kopie immer volle Auslastung bringen muss. So aber konnten wir den
Film fast vier Monate lang auswerten und hatten nachher trotzdem
rund 4.000 Besucher.
Wie profitiert Ihr
Programm außerdem
von der digitalen Vorführtechnik?
Es kommen immer häufiger
Filmemacher auf uns zu, die ihre
Somnitz,
mit kleinem Budget produzierten Kalle
Foto: Düsseldorfer FilmFilme auf Beta oder auf DVD ha- kunstkino GmbH
ben, Initiativen also, die sich niemals
eine Filmkopie leisten könnten, die
aber nun bei uns im Kino gezeigt werden können. Wir
machen das aber nur, wenn der Film in keinem anderen Format existiert und dann auch nur als Event mit
Begleitung des Künstlers. Denn: Spielen wir eine Woche lang eine DVD, haben wir durchaus auch die Be-
18
Interview mit Kalle Somnitz
Live aus der Met
fürchtung, dass die Leute sich über die maue Qualität
wundern und diese dann auf das digitale Kino generell beziehen. Da passen wir schon auf, denn zwischen
dem Abspielen einer DVD und einer Festplatte besteht
ein himmelweiter Unterschied.
Wie ist Ihre Erfahrung mit Einsatz,
Funktionalität und Handhabung der Technik?
Eine Umstellung ist das schon. Das große Problem
besteht am Anfang in der Installation, Kalibrierung, der
Programmierung usw. Nachher im Abspiel geht es im
Grunde nur noch um das Knopfdrücken. Wenn da irgendwas passiert, dann kann man eh nichts machen.
Das ist eben wie bei deinem Computer: Du kannst das
Gerät komplett neu starten und dann auf dein Glück
hoffen, dass alles wieder läuft. Die ganze Technik hatte bei uns leichte Anlaufschwierigkeiten, ist dann zwei
Jahre lang gut gelaufen, bis jede Menge neue Normen,
Schlüssel und Software eingeführt wurden. Seitdem haben wir ständig Probleme. Da geht es der UCI auch nicht
besser als uns. Ich möchte nicht wissen, wie viele Donnerstage mittlerweile ausgefallen sind, weil irgendeine
Kleinigkeit nicht stimmte, die wir erst bis zur nächsten
Vorstellung beheben konnten. Teilweise herrscht da im
Moment endloses Chaos. Es kommen neue Geräte dazu, neue Hersteller, verschiedene Server. Es fehlen einfach einheitliche Normen.
Wie reagieren die Zuschauer auf digitale Vorführungen – ist ihnen das überhaupt bewusst?
Die Reaktion von Zuschauern ist teilweise erstaunlich. Tritt eine Panne auf, müssen wir die Leute meistens
nach Hause schicken, während bei der analogen Technik eigentlich fast alles noch an Ort und Stelle zu beheben war. Wenn man den Leuten dann diesen Unterschied erklärt, sind sie total erstaunt, dass das Kino nicht
längst schon komplett digitalisiert ist. Davon scheint die
Mehrheit eigentlich auszugehen. Kontraproduktiv finde ich einzig, dass einige Multiplexe jetzt einen Euro für
Digitalprojektionen mehr nehmen, weil die Qualität ja
soviel besser sei. Das stimmt aber nicht. Es gibt einfach
Anfangskrankheiten an allen Ecken und Enden. Trotzdem aber hat sich für uns die Einführung gelohnt, auch
weil die Digitalisierung unser Spektrum erweitert: Im Dezember zum Beispiel übertragen wir im Atelier live aus
der Metropolitan Oper in New York.
newsletter 7/2007
– Schwerpunkt
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10.12.2007
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Praxistest: Ein Besuch in der Lichtburg Essen
In der Probezeit
Noch rattern große 35mm-
VON TATJANA KIMMEL
Filmrollen im Vorführraum der
Essener Lichtburg. Doch
zwischen den beiden analogen
Projektoren steht bereits der
DCP 30 der Firma Kinoton.
Neueste digitale Vorführtechnik
hält so Einzug in den denkmalgeschützten Filmpalast.
Alter (oben) und neuer Charme der Lichtburg
in Essen. Foto: Lichtburg Essen
och sind wir in der Probephase“, erklärt
Lichtburg-Geschäftsführerin Marianne
Menze. Seit sechs Monaten hat sie die digitale Technik im Haus, und gleich gab es Probleme. Zunächst passten Server und Projektor nicht
in den Vorführraum. Die Geräte mussten getrennt werden, und ein Schlosser baute eine auf
vier Ebenen verstellbare Spezialkonstruktion, damit der 2K-Projektor sein Bild durch die extrem
hohen Fenster auf die Leinwand in Deutschlands größtem Kinosaal schicken kann. Dann
machte der Server Schwierigkeiten. Deshalb
nutzt die Lichtburg die digitale Technik erst seit
einigen Wochen. In dieser Zeit gab es nur kleine Unannehmlichkeiten, aber keine Ausfälle.
Noch wird der digitale Projektor nicht im Kinoalltag, sondern nur für Sonderprogramme
eingesetzt, wie zum Beispiel Reisefilme, Firmenveranstaltungen oder eine Reihe von Künstlerporträts. So nutzt Menze den wohl größten Vorteil der modernen Technik: Mit Hilfe des Vorführcomputers können ganz unterschiedliche
Quellen wie Beta, DVD oder Festplatte genutzt
werden. Bislang mussten Veranstalter, die die
besondere Atmosphäre der Lichtburg für ihre
Präsentationen nutzen wollten, die digitale Technik bei Fremdfirmen anmieten. Diesen Service
kann die Lichtburg jetzt selbst anbieten. Mit den
zusätzlichen Einnahmen für die Vermietung von
modernster Technik in dem Filmpalast mit historischem Flair hofft Menze, die Leasingkosten
für den 2K-Projektor decken zu können. Der
Kauf eines Gerätes kommt momentan nicht in
Frage: „Wir hätten dafür gar nicht das Geld.
Aber selbst wenn wir es hätten, würden wir keinen digitalen Projektor kaufen, so lange wichtige politische Fragen nicht geklärt sind.“
Für Marianne Menze ist auch noch völlig
ungewiss, wie das Publikum auf die Modernisierung reagiert, und ob es einen Preisaufschlag
für digitale Aufführungen akzeptiert. Deshalb
hat die Lichtburg mit der Firma Kinoton zunächst einen einjährigen Leasingvertrag für den
2K-Projektor abgeschlossen. Im Laufe dieses
Jahres werden sich wichtige Fragen klären und
eine Grundlage für neue Entscheidungen bilden,
hofft die Geschäftsführerin.
Doch schon jetzt ist klar, dass gerade die
N
Schwerpunkt – newsletter 7/2007
Lichtburg mit ihren 1.250 Plätzen und einer separat zu nutzenden Theaterbühne in naher Zukunft nicht auf die 35mm-Technik verzichten
kann. So wird zum Beispiel für Stummfilmaufführungen mit Orchester eine kleinere vorgezogene Leinwand eingesetzt. Mit dem digitalen Projektor wäre das nicht möglich, weil er nur
über eine fixe Optik verfügt und deshalb die
Brennweiten nicht variabel eingestellt werden
können. „Das muss gelöst werden“, fordert
Menze.
Zunächst muss sich der DCP 30 aber erstmal im Kinoalltag der Lichtburg bewähren. Anfang 2008 will Menze ihn für das reguläre Programm einsetzten. Sie hofft, dass die Lichtburg
mit einem Film in das digitale Zeitalter starten
kann, der ein jüngeres, technikverliebtes Publikum anspricht und will „mit einem Knaller“ an
die Öffentlichkeit gehen. Dass das anspruchsvolle Stammpublikum hingegen einfach nur gute Filme sehen will und sich nicht für die Technik interessiert, davon geht Marianne Menze
aus. Sie selbst sei zwischen 35mm und DCP 30
hin und her gerissen. Auf der einen Seite findet sie die digitale Bildqualität herausragend,
wenn auch das Ausgangsmaterial in HD-Qualität produziert wurde. Außerdem könne die
Computerprojektion aus schlechtem Ausgangsmaterial mehr rausholen. Doch ganz persönlich
hält Menze „die 35mm-Vorführung einer Superkopie“ immer noch für die beste Art des Kinoerlebnisses.
Udo Lütteken ist seit 45 Jahren Filmvorführer. Er und sein jüngerer Kollege haben sich ohne Probleme auf zwei Seminaren von Kinoton
in das neuen Verfahren eingearbeitet und seine Vorteile kennen gelernt. „Die Technik ist
schon genial“, urteilt Lütteken, denn mit nur kleinen Datenträgern könnten große brillante Bilder erzeugt werden. Und doch ist er skeptisch:
„Das ist für mich kein Kino mehr. Für mich sind
35mm-Filme das A und O.“ Der Umgang mit
Filmrollen ist für ihn auch eine sinnliche Erfahrung, die mit dem Knopfdruck auf der Tastatur
des digitalen Projektors nicht zu vergleichen sei.
Theaterleiter Bernhard Wilms befürchtet, dass
die neue Technik viel sensibler und anfälliger sein
wird. Bei den alten Projektoren konnten die Vor-
führer auch mal selbst etwas reparieren; hat
aber der Server ein Problem, können meistens
nur noch die Computerspezialisten helfen. Und
doch sind sich Geschäftsführerin, Theaterleiter
und Vorführer einig, dass der Siegeszug der digitalen Technik in den kommenden Jahren nicht
aufzuhalten ist. Sie werden das Rattern im Vorführraum vermissen.
Digitale Kinos in
NRW
er sind die Vorreiter bei der digitalen Projektion in NRW? Die Suche
gestaltet sich schwierig, da weder die FFA
noch der HDF Kino eine Übersicht über
die digitalen Säle in Deutschland besitzen.
Über die Referenzlisten der wichtigsten
Zulieferer für digitale Kinotechnik und eigene Erfahrungen haben wir eine Liste zusammengestellt – ohne Anspruch auf
Vollständigkeit. Ergänzungen bitte an info @newsletter.de.
W
Ahaus, Cinetech (4 Säle)
Bad Driburg, Kino Bad Driburg
Bocholt, Kinodrom (3 Säle)
Borken, Kinocenter (2 Säle)
Coesfeld, Cinema (2 Säle)
Düsseldorf, UCI Multiplex
Düsseldorf, BlackBox
Düsseldorf, Atelier-Kino
Emsdetten, Focus Cinemas (2 Säle)
Essen, Lichtburg
Kempen, Lichtspiele
Köln, Cinedom (5 Säle)
Langenfeld, Rex Kino (2 Säle)
Lüdenscheid, Park Theater (2 Säle)
Mönchengladbach,
Comet Cine Center (3 Säle)
Münster, Cinema
Münster, Cineplex
Rheine, CineCity Event Kino (4 Säle)
Siegburg, Cinelux
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Bringt das 3D-Kino neuen Schwung? Experten erwarten, dass sich
im Zuge der Digitalisierung der Kinosäle dreidimensionale Bildprojektionen durchsetzen.
3D als Zukunft des Digitalen
Begegnung
der dritten Art
VON REINHARD KLEBER
ls der Publizist, TV-Produzent und Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister Ende Oktober auf dem 2. NRW-Filmsymposium in Köln
die Vorhersage wagte, das 3D-Kino werde dem
traditionellen Kino den nächsten großen Schub
bringen, und zwar im Sinne einer Entwicklung
zu neuen Super- und Event-Kinos, reagierte so
mancher Vertreter der Filmbranche überrascht.
Schließlich gilt das 3D-Kino bei vielen noch immer als ein nicht ernst zu nehmender Gag, der
seit den 50er Jahren bei mehreren Anläufen im
Kinoalltag wiederholt versandete.
Doch inzwischen haben sich die Grundlagen verändert. Im Zuge der Digitalisierung der
Filmproduktion und -präsentation wurden neue
Projektionstechniken und 3D-Brillen entwickelt
die einen weit besseren dreidimensionalen
Raumeindruck vermitteln als die klapprigen und
teils Schwindel erregenden Rot-Grün-Brillen des
vorigen Jahrhunderts.
In den USA hat sich diese neue Form des
räumlichen Zuschauererlebnisses bereits etabliert. Ein Blick in die aktuellen Charts genügt:
Gerade erst setzte sich das Fantasy-Spektakel
„Die Legende von Beowulf“ von Robert Zemekkis beim Start nicht nur an die Spitze der BoxOffice-Liste, sondern erreichte auch neue Rekordmarken für den Einsatz von 3D-Filmen.
Laut „Variety“ entfielen auf die 3D-Projektionen 40 Prozent des Umsatzes von 27,5 Millionen Dollar am ersten Wochenende. Der Ver-
A
m April 2002 gründeten die sieben Majors
Buena Vista, Century Fox, MGM, Paramount,
Sony, Universal und Warner Bros. zusammen
mit der National Association of Theater Owners
(NATO) die Digital Cinema Initiatives (DCI) mit
dem Ziel, einen Standard für das digitale Kino
zu bestimmen – eine unverzichtbare Bedingung
für die internationale Auswertung der Filme.
2005 wurde die DCI-Norm in zwei Varianten
festgelegt.
Die Standardisierung erfolgte auch als Reaktion auf die neuen Massenmärkte China und
Indien, wo seit 2002 digitale Kinofilme laufen
– allerdings nach wie vor in teilweise deutlich
geringeren Auflösungen. Gerade China als
selbstbewusster neuer Global Player, in dem viele Filmtheater gerade neu entstehen, setzt auf
digitales Kino. Seit 2006 ist dort der DCI-Standard präsent. Auch in Brasilien soll er eingeführt
werden – im Juli 2007 entsprachen allerdings
nur zwei der dortigen 145 digitalen Leinwände diesen Ansprüchen. Gestritten wird derzeit
I
20
se der weltweiten Kinomärkte spezialisiert hat,
erwartet ebenfalls, dass die 3D-Projektion der
Kinobranche neuen Schwung geben wird. Die
Dodona-Experten geben allerdings zu bedenken, dass derzeit vor allem zwei rivalisierende
System, Real-D und Dolby, um die Vorherrschaft
kämpfen.
Das früher gestartete Real-D dominiert derzeit weltweit mit 427 Installationen (Stand: September 2007). Zum gleichen Stichmonat hat
Dolby schätzungsweise 75 Systeme in 24 Ländern installiert. Eine Sonderrolle spielen die Kinos der Imax Corporation, die auf 124 Riesenleinwänden in 23 Ländern nur spezielle 3D-Filmformate einsetzen können. In Deutschland
konnten sich die Imax-Kinos vor allem wegen
der geringen Filmauswahl nicht flächendecken
durchsetzen: Zuletzt gab es nur noch vier Häuser in Berlin, Nürnberg, Sinsheim und Speyer.
Passend zum „Beowulf“-Start vermeldete
Real-D, dass bis Mitte November bereits 1.100
Säle in 24 Ländern mit 3D-Technik ausgerüstet
sind. Auch in Europa macht die Umstellung große Fortschritte: In Abkommen mit den Kinoketten Odeon und UCI verpflichtete sich Real-D be-
reits im Oktober zu einem Roll-out, der binnen
zwei Jahren die Installation von 500 3D-Systemen in sieben europäischen Ländern, darunter
Deutschland und Österreich, vorsieht. Bis 2009
will das US-Unternehmen weltweit sogar mehr
als 4.000 Leinwände umrüsten.
Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen auftreten, dürfte die Zahl der 3D-Ausrüstungen nach Ansicht von Dodona weltweit
bis 2009 exponentiell steigen, vor allem, wenn
dann eine Reihe hochwertiger Filme, die speziell für die Auswertung via 3D realisiert wurden, in den Kinos starten. Dazu gehören „Avatar“ von James Cameron, „Monsters vs Aliens“
und der erste „TinTin“-Film.
Schon vor Monaten nannte der deutsche
3D-Pionier Wolfram Weber die Zahl von 22 Megaprojekten, die derzeit „in der Mache sind“.
Darunter befinden sich auch Animationsfilme
wie „Shrek 4“ und „Ice Age 3“. Ein stetiger
Nachschub derartiger kommerzieller Großproduktionen könnte dann die Hemmschwelle beseitigen, die viele deutsche Kinobetreiber bisher von kostspieligen Investitionen ins 3D-Geschäft abhält.
leih Paramount Pictures bespielte 3.153 Kinos,
von denen 84 den Film in Imax 3D zeigten und
657 in digitaler 3D-Projektion. Die dreidimensionalen Vorführungen entsprechen jedoch nur
einem Anteil von 23,5 Prozent der belegten
Leinwände. Mit anderen Worten: Die 3D-Version von „Beowulf“, die mit
Hilfe der Motion-CaptureTechnik digital hergestellt
wurde, generierte fast das
Doppelte des Umsatzes wie
die herkömmliche Version.
Ähnliche Erfahrungen
hat auch Wolfram Weber,
Chef des Nürnberger Multiplexes Cinecitta, gemacht.
„Die Zukunft des Kinos ist
3D“, sagt der Betreiber des
Großkinos mit fast 5.000 Plätzen und 21 Kinosälen. Weber
hat als einer der ersten deutschen Kinobetreiber in die
neue Technik investiert und
die Hälfte seiner Säle umgerüstet. Ihm ist es ein Rätsel,
warum seine deutschen Kollegen „nicht Gas geben“.
Das britische Marktforschungsunternehmen Dodona Research, das sich seit
3D kommt mit großen Schritten aus den USA: Ray Winstone und Angelina Jolies Beine in „Beowulf“, Foto: Warner Bros. Ent.
vielen Jahren auf die Analy-
Digitalisierung international
Das Digitale der Anderen
VON WOLFGANG HIPPE
– wie fast überall – über die Finanzierung der
Umrüstung.
Weltweit waren bis zum August 2007 von
rund 150.000 Kinos 5.000 mit DCI-Standard
ausgerüstet – Tendenz steigend. 2008 sollen allein in den USA mindestens weitere 10.000
Leinwände umgerüstet werden. Die Kosten sollen auf Basis des Virtual Print Fee (VPF; siehe
auch Seite xy) private Investoren übernehmen.
Europa bildet bei diesem Trend eine Ausnahme, auch wenn in einzelnen Ländern wie
Irland oder Großbritannien entsprechende An-
strengungen unternommen werden. In Irland
rüstet eine amerikanische Investorengruppe die
rund 500 Kinosäle der Insel für ca. 40 Millionen
Euro um. Schon 2003 stellte das United Kingdom
Film Council 13 Millionen Pfund für die Digitalisierung von 250 Kinosälen zur Verfügung – mit
der Auflage, mehr europäische Filme zu spielen.
Das entsprach einem Viertel aller Leinwände.
Als Grund für die digitale Zurückhaltung in
Europa wird immer wieder das fehlende Finanzierungsmodell genannt. Im Durchschnitt geht
man von 50.000 Euro pro Leinwand aus, bei
newsletter 7/2007
– Schwerpunkt
älteren Kinos sollen bis zu 100.000 Euro anfallen. Das von der DCI vorgeschlagene VPF wird
in Europa eher skeptisch betrachtet.
2006 wurde der DCI-Standard von den
Europa Cinemas, einem Zusammenschluss mit
Mitgliedern in 38 Staaten, allgemein akzeptiert.
Ein Jahr später beschäftigte sich die EC-Jahrestagung erneut mit dem Thema, diesmal mit
dem Schwerpunkt Finanzierung. Dabei wurde
deutlich, dass nur ein modifiziertes VPF den besonderen Gegebenheiten des kleinteiligen europäischen Kinomarktes gerecht werden kann.
Kurz zuvor hatten die FFA und das französische Centre National de la Cinématographie
(CNC) eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht,
in der sie sich zur „Europäischen Kernkompetenz“ vereinigen. Beim bevorstehenden „Digitalen Roll-out“ soll vor allem „drei grundlegenden Prinzipien“ Achtung verschafft werden: der
„Qualität und Sicherheit sowie dem einheitlichen technischen Standard und der Neutralität
des verwendeten Equipments“.
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10.12.2007
Glossar
Wer, wie, was?!
2K Maß der horizontal differenzierbaren Pixel 2K = 2000
4K Maß der horizontal differenzierbaren Pixel 4K = 4000
AES Advanced Encryption Standard,
ein symmetrisches Schlüsselverfahren
CNE CinemaNet Europe, ursprünglich
European Docuzone (EDZ), in Deutschland „Delicatessen“
Codec Compressor/Decompressor,
verschlüsselt und entschlüsselt Signale
DC Serverbasierte Inhouse-Lösung der
T-Systems für digitales Kino
DC28 Digital Cinema 28 – eine Arbeitsgruppe der SMPTE, die Standards
für D-Cinema entwickelt
DCI Digital Cinema Initiatives, Zusammenschluss der großen Hollywood-Studios Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal und Warner Bros.
D-Cinema Digitales Kino
DCI-Spezifikation Festlegung aller
Parameter im digitalen Kino
DCP Digital Cinema Package
D-ILA Direct Drive Image Light Amplifier, digitale Projektionstechnik von JVC
DLP Digital Light Processing, digitale
Projektionstechnik von Texas Instruments
DMD Digital Mirror Device, Microchip
in DLP-Projektoren
Downlink Satellitenempfang auf dem
Boden
DRM Digital Rights Management
dts Digital Theater Sound – digitales
Tonsystem von DTS
E-Cinema Electronic Cinema, eine
technisch abgespeckte Variante von DCinema
EVS Muttergesellschaft der XDCGroup
FAZ Filmaufzeichnung: Übertragung
von digitalem Material auf 35- oder
70mm-Film
Hybrid-Kino Kino mit paralleler analoger und digitaler Technik
JPEG Joint Photographic Experts
Group, ein Gremium zur Standardisierung und Dateiformat
MovieLab Forschungslabor der Hollywoodstudios gegen Piraterie
MPEG Moving Picture Experts Group,
Standardisierungsgremium und Dateiformat
MXF Material Exchange Format, Dateiformat für digitales Video
SMPTE Society of Motion Picture and
Television Engineers
StEM Standard Evaluation Material
SXRD Silicon X-tal Reflective Display,
hochauflösendes Projektionssystem
von SONY (4K)
Uplink Sendebetrieb zum Satelliten hin
Watermarking optisch nicht sichtbarer Kopierschutz im Bild: Wasserzeichen
XDC-Group Tochter des belgischen
Kinoausrüsters EVS, bietet Komplettlösungen für das Kino an
(Quelle: FFA)
12:47 Uhr
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m Rahmen einer ersten Ausschreibung
für Video on Demand und Digitales Kino hat MEDIA insgesamt zwölf europäische Anbieter mit über 4,9 Millionen
Euro gefördert. Auch die Kölner reelport
GmbH bekam für ihre Initiative
„Europe’s Finest“ (EF) Unterstützung
und kann mit Hilfe der 700.000 Euro
nun 40 bis 50 europäische Filme digitalisieren und so in Kinos mindestens sieben europäischer Länder bringen. Media wählte EF als einziges Vertriebsmodell für den Bereich Digitale Kinoauswertung aus. „Ziel der Initiative ist es, einen
Digitalisierungspool für Europas beste
Filme aufzubauen, der es den Kinos in
Zukunft erlauben wird, große Filme zu
kleinen Kosten vorzuführen“, erklärt
reelport-Geschäftsführer Tilman Scheel,
der im Interview die Details von EF erläutert.
I
Was genau ist das Ziel
von Europe’s Finest?
Europe’s Finest will das filmische
Erbe bewahren. Wir werden 40 der besten und schönsten europäischen Filme
digitalisieren, um sie europaweit digital
ausgestatteten Kinos zur Verfügung stellen zu können. Wir erstellen verschiedene thematische Reihen sowie Werkschauen von großen Regisseuren und
Schauspielern.
Welche Partner sind an
EF bereits beteiligt?
Wir haben das Glück, viele wichtige Partner für dieses Projekt begeistert
haben zu können. Zum einen haben wir
Technikpartner wie XDC oder Hoverlord,
die uns bei der Digitalisierung unterstützen werden. Zum anderen arbeiten wir
eng mit Institutionen wie dem Finnish
Film Center und dem Deutschen Filminstitut zusammen, aber auch mit Kinoketten (Europa Cinémas, Kinepolis
Group NV) und einzelnen Kinos europaweit. Inhaltlich werden wir unter anderem von Kinowelt und MK2 unterstützt,
die als Verleih und Vertrieb natürlich viel
Expertise mitbringen.
EF will große Filme der
Öffentlichkeit wieder zugänglich machen. Wie werden Sie
dabei vorgehen und die Filme
auswählen?
Wir entwerfen in Abstimmung mit
den Projektpartnern ein inhaltliches Konzept und werden uns anschließend auf
die Suche nach Lizenzen und Kopien begeben. Wir werden mit Verleihern und
Weltvertrieben sprechen, aber auch in
Filmarchiven und -museen recherchieren. Wir möchten schließlich bei der Digitalisierung sicherstellen, dass wir das
bestmögliche Ausgangsmaterial bekommen. Außerdem brauchen wir die Lizenzen für mehrere europäische Länder –
das erfordert eine aufwendige Recherche.
Wir müssen beim Zusammentragen
der Filme also viele technische und administrative Dinge berücksichtigen, so
dass die kuratorische Feinarbeit erst am
Schluss geleistet werden kann. Wir ha-
Schwerpunkt / MEDIA – newsletter 7/2007
Europe´s Finest
Vom
Silberteilchen
zum Pixel
ben viele spannende Ideen,
aber es ist
noch zu früh,
schon über Inhalte zu sprechen.
Welche
V
o
r
teile
Tilmann Scheel,
Foto: privat
bringt das
Konzept von
EF der Filmwirtschaft und insbesondere den Kinos?
Mittlerweile sind viele Kinos ausgerüstet, aber es fehlt de facto der Content. Unser Anliegen ist es daher, den
bereits umgerüsteten Kinos einen spannenden Inhalt anbieten zu können, der
ihnen bisher noch fehlt. Der Vorteil für
die Kinos ist natürlich darüber hinaus der,
dass sie viel flexibler programmieren können; bei der Projektion von 35mm-Kopien ist es ja so, dass das Kino immer auf
die Dispo des Verleihers angewiesen ist,
das heißt, Kopien müssen früh genug
angefragt werden und aufwendig disponiert werden. So aber kann innerhalb
kürzester Zeit und vor allem kostengünstiger auf Kopien zugegriffen werden.
Profitieren auch die
Rechteinhaber, insbesondere
die Verleiher davon?
Die Rechteinhaber profitieren von
dem europäischen Ansatz von Europe’s
Finest: Dadurch, dass man das Bild nur
einmal digitalisieren muss und anschließend mit verschiedenen Ton- und Untertitelspuren kombinieren kann, fallen
die Digitalisierungskosten nur einmal an
– es können aber alle Rechteinhaber auf
verschiedenen Territorien davon profitieren. Gleichzeitig erhalten auch Katalogfilme eine neue Chance auf der Leinwand.
Mit Europe’s Finest übernimmt reelport die Rolle eines Veranstalters, der
auch Unterlizenzen erwirbt und selbständig auswertet. Eine solche Rolle ist neu
im Verleihgeschäft. Dieses Vorgehen an
Kinobetreiber und Rechteinhaber zu vermitteln ist eine der großen Herausforderungen. Dennoch denken wir, dass die
Vorteile für alle Parteien die Existenz dieses Projektes rechtfertigen.
Welche Länder werden
Sie an der Kinoauswertung
beteiligen?
In erster Linie werden sich die Länder beteiligen, in denen auch unsere
Partner sind, das sind Frankreich,
Deutschland, BeNeLux, Skandinavien,
Ungarn und die Tschechische Republik.
Es sind jedoch auch Kinos aus allen anderen EU-Ländern willkommen.
Wie wollen Sie die Kinos
erreichen?
Wir haben starke Partner wie
Europa Cinemas, Kinepolis und XDC für
das Projekt einnehmen können, die uns
bei der Verbreitung der Filme in ihren jeweiligen Netzwerken sehr stark unter die
Arme greifen werden. Darüber hinaus
haben wir selbst natürlich auch ein kleines Netzwerk an Kinos, mit denen wir
bereits bei verschiedenen Projekten zusammen gearbeitet haben.
Wer erhält die Rechte an
der digitalen Kopie – reelport
oder der Rechteinhaber?
Die Rechte an den digitalen Kopien
erhalten reelport und der Rechteinhaber.
Welche Formate werden
Sie erstellen?
Wir werden von jedem Film eine
DCI-kompatible 2K-Kopie, eine HD-CAM
für die Fernsehauswertung, eine Blue
Ray-DVD sowie eine HD-DVD erstellen.
Für die Finanzierung soll
ein Digitalisierungsfonds eingerichtet werden. Wie soll
dieser Fonds funktionieren?
In diesen Fonds werden alle Förder-, Sponsoren- und Investitionsgelder
sowie Einnahmen aus dem Projekt eingezahlt und von uns verwaltet. Aus dem
Fonds wird dann die Digitalisierung von
analogen Filmkopien bzw. von Negativen finanziert. Der Fonds kann auch zur
Co-Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen eingesetzt werden.
Wie soll das Projekt
langfristig finanziert werden?
EF ist zunächst für einen Zeitraum
von zwei Jahren bis 2010 geplant. Danach soll sich das Projekt durch die Beteiligung an den Einkünften aus der digitalen Auswertung finanzieren.
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10.12.2007
12:47 Uhr
igentlich waren sie in Gedanken schon zu
Hause, als der Kölner Regisseur Florian Opitz
und sein Kameramann Andy Lehmann auf dem
Rückweg aus dem Nigerdelta von einem Mitarbeiter des nigerianischen Geheimdienstes SSS
gestoppt wurden. Es ist der 22. September
2007. Am übernächsten Tag soll ihr Flieger sie
zurück nach Deutschland bringen. Mit Hilfe einer Vorbereitungsförderung der Filmstiftung
NRW waren Opitz und Lehmann nach Nigeria
gereist, um für die Kölner 2Pilots Filmproduction für den Dokumentarfilm „Der Fluch des
Reichtums“ zu recherchieren. Der Film soll von
Nigerias großem Widerspruch erzählen: Der
Staat ist sechstgrößter Erdölexporteur der Erde und gleichzeitig eines der ärmsten Länder
der Welt.
„Wir erzählen unsere Filme über Personen.
Auf unserer Reise wollten wir die Protagonisten
finden, das Equipment testen und sehen, ob
dieser Film in Nigeria aufgrund der labilen Sicherheitslage überhaupt realisierbar ist“, erklärt
Opitz, der gemeinsam mit Lehmann bereits den
Kino-Dokumentarfilm „Der große Ausverkauf“ realisiert hat. Für
ihre Reise hatten sie sich mit ihren Kölner 2 Pilots-Produzenten
Harry Flöter und Arne Ludwig gut
vorbereitet. Schon vor ihrem Abflug hatten sie mit über 100 Menschen gesprochen, die Erfahrungen mit den unsicheren Verhältnissen im Nigerdelta besaßen,
und versucht, alle Eventualitäten
und Gefahren auszuschließen. Im
Gegensatz zu vielen anderen Journalisten reisten die beiden auch
nicht mit einem Touristenvisum ins
Land, sondern gaben korrekterweise an, dass sie als Filmemacher und Kameramann zu Recherchezwecken einreisen wollten.
Als sie vom nigerianischen Geheimdienst
angehalten werden, sind Opitz und Lehmann
mit Mitarbeitern der NGO Academic Associates Peace Work unterwegs, die in Nigeria seit
30 Jahren zwischen der Bevölkerung, den Ölkonzernen und der Regierung vermittelt. Geleitet wird die Organisation von der Amerikanerin Judy Asuni.
„Zuerst haben wir uns gar nichts gedacht,
man gerät in Nigeria ständig in Personenkontrollen“, erzählt Opitz. Tatsächlich lässt man die
beiden wieder gehen – mit der Vorgabe, sich
am nächsten Tag noch einmal zu melden. Als
die beiden Deutschen am nächsten Tag pflichtgemäß erscheinen, wird der Ton rauer.
„Wir wurden vom Geheimdienst verhört.
Schickt Notfallnummer der Botschaft“, lautete
die SMS, die kurz danach Harry Flöter in Köln
erreicht, der sofort das Auswärtige Amt und die
Botschaft in Abuja informiert. „Vier Tage haben
wir nichts von ihnen gehört. Ich denke, jeder
kann sich vorstellen, was einem da alles für Szenarien durch den Kopf gehen“, beschreibt Harry Flöter die Ohnmacht des Produzenten. „Die
größte Angst war, dass die beiden in einem nigerianischen Gefängnis landen.“ In Köln richten 2Pilots und in Berlin die zusammen geeilten Angehörigen und Freunde der beiden Filmemacher jeweils ein Lagezentrum ein. Man
telefoniert sich hoch bis zu Außenminister FrankWalter Steinmeier und der Kanzlerin. Man besorgt Empfehlungsschreiben vom BR, Arte und
der Filmstiftung NRW, schaltet den CDU-Bundestagsabgeordneten und Afrika-Experten Hartwig Fischer ein, der sich für Opitz und Lehmann
E
22
Seite 22
einsetzt und immer wieder Angela Merkel auf
die Situation aufmerksam macht.
In einem so genannten Guest House der nigerianischen Geheimpolizei, einer einfachen Gefängniszelle, die immerhin noch mehr Komfort
bietet, als die lebensbedrohlichen Verhältnisse
in nigerianischen Gefängnissen, erlebt Opitz derweil einen tristen 34. Geburtstag. Die beiden
Deutschen werden von bewaffneten Geheimpolizisten bewacht und müssen alle ihre Sachen
abgeben. „Das war so ein Mobuto-Typ, der uns
angeschrieen hat. Es war wie in einem schlechten amerikanischen Film. Da dachte ich tatsächlich, unsere letzte Stunde hat geschlagen. In solchen Situationen überlegt man sich, warum mache ich das überhaupt alles. Ist es das wert?“,
erzählt Lehmann.
Am nächsten Morgen werden sie von bewaffneten Geheimdienstlern in die Hauptstadt
Abuja gebracht. Eine abenteuerliche Fahrt, die
ihnen ihre Lage drastisch vor Augen führt. Als
ein VW-Bus den Geheimdienstwagen touchiert
und einen Seitenspiegel abreißt, kommt es zu ei-
Ihre Recherche-Reise nach Nigeria entwickelte sich für die Dokumentarfilmer Florian Opitz und Andy Lehmann zum Alptraum.
Aus den geplanten zwei Wochen wurden mehr als zwei Monate,
denn die Filmemacher sahen sich plötzlich mit einer konstruierten
Spionage-Anklage konfrontiert: Höchststrafe 14 Jahre Gefängnis.
Florian Opitz und Andy Lehmann auf
Recherche-Reise in Afrika verhaftet
Lost in Nigeria
VON RÜDIGER BERTRAM
Die Kölner Filmemacher
Florian Opitz (links) und Andy Lehmann auf der
Recherche-Reise in Nigeria,
die zum Horrortrip wurde.
Fotos: Andy Lehmann
newsletter 7/2007
– Lost in Nigeria
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10.12.2007
12:47 Uhr
ner wilden Verfolgungsjagd mit 150 km/h über
afrikanische Pisten. Als die Agenten des nigerianischen Geheimdienstes den Wagen stellen, wird
der Fahrer halb tot geprügelt und zu Opitz und
Lehmann auf den Rücksitz geworfen.
In Abuja, einer Retortenstadt mitten im
Dschungel, werden sie wieder verhört. „Niemand fragte uns, was wir drehen wollten. Für
unsere Recherche oder unser Material schien
sich niemand zu interessieren. Das wunderte
uns schon. Es ging immer nur um Asuni und ihre Organisation.“ Die Nacht verbringen sie wieder in Geheimdiensthaft mit einer bewaffneten
Wache vor der Tür. Vier Tage werden sie ohne
weitere Verhöre dort festgehalten. „Zum Glück
waren wir die ganze Zeit zusammen“, erklärt
Opitz, und Andy Lehmann ergänzt: „Wir haben
uns in der Zeit alles mögliche erzählt.“
Die Unsicherheit bleibt. Sie wissen nicht,
dass in Köln und Berlin die Drähte heißlaufen.
Obwohl 2Pilots mit „Die Liebe der Kinder“ und
„Dr. Aléman“ gerade zwei Spielfilme dreht, zieht
sich Harry Flöter als Krisen-Manager zusammen
Seite 23
mit Produktionskoordinatorin Julia Meyer für die
Zeit aus dem laufenden Geschäft zurück. Politisch sei es wichtig gewesen, den Fall absolut
heiß zu halten, betont Flöter. Angela Merkel ist
zufällig zur gleichen Zeit auf ihrer Afrika-Tour.
2Pilots versucht, über den MdB Hartwig Fischer
die Dringlichkeit bei der Kanzlerin und den Delegationsmitgliedern hoch zu halten. Mit Erfolg:
Merkel spricht den Präsidenten der afrikanischen
Union auf den Fall an. Nur die Presse will man
draußen halten. „Der Fall Marco in der Türkei
hat gezeigt, dass öffentlicher Druck auch das
Gegenteil bewirken kann“, so Flöter.
Am Abend des vierten Tages kann der deutsche Botschafter in Nigeria, Joachim Schmillen,
die Filmemacher endlich mitnehmen. In einem
gepanzerten Mercedes Jeep mit deutscher Standarte bringt der ehemalige Büroleiter von Joschka Fischer sie in sein Haus und überlässt ihnen
dort zwei Zimmer. Endlich sind sie außer Gefahr.
So scheint es.
Eine Woche leben Opitz und Lehmann bei
Schmillen und seiner chilenischen Frau. Täglich
rechnen sie damit, endlich eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Stattdessen müssen sie immer wieder zum Verhör. In der Zwischenzeit ist
auch Judy Asuni, die Leiterin der NGO, bei der
Opitz und Lehmann zu Gast waren, verhaftet
worden. Bei ihrem dritten Termin beim nigerianischen Geheimdienst trennt man Opitz und
Lehmann vom deutschen Botschafter, bringt sie
in ein Verhörzimmer und lässt sie und den Botschafter 13 Stunden warten. Gegen Abend legt
man ihnen dann überraschend eine Anklageschrift vor. Die Vorwürfe: Visumsbetrug und
Spionage. Sechs der Anklagepunkte beziehen
sich auf Opitz und Lehmann, zwei auf Asuni.
Die Höchststrafe beträgt 14 Jahre Gefängnis.
Am nächsten Morgen um acht soll der Prozess
beginnen. „Wir waren völlig geschockt“, erzählt
Opitz. „Wir dachten doch, wir hätten alles schon
hinter uns, dabei ging es gerade erst los.“
Die deutsche Botschaft kümmert sich noch
in der Nacht um nigerianische Anwälte. In einem Gefängniswagen mit vergitterten Fenstern
werden Opitz und Lehmann am nächsten Morgen zum Gericht gefahren, wo die nigerianische
Presse sie schon erwartet. „Eine Meute von mindestens 20 Fotografen und zehn Kamerateams
hat uns da empfangen. Wir waren sechs Wochen das Topthema der nigerianischen Medien.
Zwei deutsche Spione und eine amerikanische
Spionin. Absurd!“ In den darauf folgenden ersten Prozesstagen bestätigt sich der Verdacht
der beiden Filmemacher. Es geht nicht um sie,
sondern um Judy Asuni. Auch in Nigeria kann
niemand länger als sieben Tage ohne Klage in
Haft bleiben. Als man Opitz und Lehmann die
Anklage vorlegt, ist Asuni bereits seit sechseinhalb Tagen im Gefängnis. „Wir waren nur das
Mittel, um sie weiter festhalten zu können“, so
Opitz. „Wenn es nötig gewesen wäre, hätte
man uns auch mitverurteilt. Als Kollateralschaden sozusagen.“ Als die deutsche Botschaft am
zweiten Prozesstag durch eine Verbalnote der
Bundesrepublik Deutschland hochoffiziell versichert, den Filmemachern nicht bei einer Flucht
zu helfen, können sie auf Kaution in die Botschaft
zurückkehren. Asuni und ihr mitangeklagter Stellvertreter bleiben weiter in Haft. In der Botschaft
folgt ein weiterer Schock: Die nicht verhandelbare Honorarforderung der Anwälte beträgt
60.000 Euro. Die Produktionsfirma 2Pilots
schluckt und bezahlt. „Klar haben wir auch alle
Möglichkeiten für eine Flucht durchgespielt. Aber
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf,
alfred friese
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
Titel:
„Hope“, Foto: Pandora
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktionsschluss:
1. Dezember 2007
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum, Tanja Güß,
Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Günter Jekubzik, Martin Block,
Reinhard Kleber, Anna Koskoda,
Uwe Mies, Heike Meyer-Döring,
Tatjana Kimmel, Dieter Anschlag
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Lost in Nigeria – newsletter 7/2007
das ist nicht so einfach. Von Abuja bis zur Grenze sind es 1.000 Kilometer“, erklärt Flöter, und
Opitz fügt an: „Außerdem wäre das ein Schuldeingeständnis gewesen. Das wollten wir nicht.“
Viereinhalb Wochen zieht sich die Verhandlung hin. Den Durchbruch bringt eine deutsche
Wirtschaftsdelegation, mit der auch der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Georg Boomgaarden einreist. In einem Gespräch mit dem nigerianischen Präsidenten Yar Adua gelingt ihm die
Lösung. Kurz vor dem Afrika-Gipfel in Berlin liegt
auch Nigeria daran, die deutschen Filmemacher
schnell wieder loszuwerden. Zehn Tage dauert
es dann noch, bis Opitz und Lehmann ausreisen können. Mit einem gepanzerten Wagen
geht es zum Flughafen. Die Angst fährt mit, dass
der nigerianische Geheimdienst SSS sein eigenes Spiel spielt. Doch am Flughafen wartet nur
der Justizminister, der sich förmlich entschuldigt
und um ein gemeinsames Abschiedsfoto bittet.
Um 22:30 Uhr erreicht Harry Flöter die erlösende SMS: „Wir rollen, bis nachher“. Opitz und
Lehmann sind draußen. Auf dem Flughafen in
Berlin warten Freundinnen, Eltern und ihr Produzent auf die beiden. Alle sind überglücklich.
Zwei Wochen später wird die Anklage gegen
Opitz und Lehmann und die anderen beiden
Angeklagten auch offiziell fallengelassen.
„Die beiden waren ein Kollateralschaden im
Fall Asuni“, glaubt auch Flöter im Rückblick. „Wir
haben im Vorfeld versucht, alle Gefahren auszuschließen, aber mit dem Geheimdienst konnte
niemand rechnen.“ Von den 60.000 Euro Anwaltskosten, die 2Pilots erst einmal bezahlt hat,
haben bislang der WDR 10.000 Euro und Verdi
20.000 Euro übernommen. Zusätzlich erkannte
die Filmstiftung 10.000 Euro als Teil der Vorbereitungsförderung an. Andy Lehmann dreht bereits wieder, und Florian Opitz denkt darüber
nach, ob er seinen Film noch realisieren kann:
„Wir haben immer noch den Ehrgeiz, etwas über
das Thema zu machen, aber ob wir noch einmal
nach Nigeria reisen, ist eine Frage, die wir noch
nicht abschließend beantworten möchten.“
Dankbar sind sie alle für die Solidarität und das
Backup der Redaktionen und der Filmstiftung in
diesen Tagen: „Daher ein Riesendankeschön an
Sabine Rollberg von Arte, Renate Stegmüller vom
BR, Jutta Krug vom WDR, Susanna Felgener von
der Filmstiftung NRW und Inez Kühn von Verdi,
um nur einige von vielen zu nennen, die uns auch
hier in NRW geholfen haben.“
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
20. Januar 2007
Der newsletter ist kostenlos
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NRW wahlweise als PrintVersion oder als PDF abonniert
werden. Sobald das PDF zum
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Download-Nutzer. Wir bitten
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Danke an alle Produzenten,
Sender & Verleiher für
ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.
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10.12.2007
12:47 Uhr
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Noch bis Mitte Dezember dreht Sandra Nettelbeck in Vancouver ihren neuen Film „Helen“.
Die Hauptrollen spielen Ashley Judd und Goran Visnjic. Am Rande der Dreharbeiten besuchte
Dieter Anschlag die Produktion an der Westküste Kanadas.
Ein Besuch bei Sandra Nettelbeck
Frühstück in Vancouver
VON DIETER ANSCHLAG
as Opus-Hotel im angesagten Stadtteil Yaletown von Vancouver: Frühstückstermin
mit Sandra Nettelbeck. Die deutsche Autorin
und Regisseurin, die mit „Bella Martha“ einen
großen internationalen Kinoerfolg feierte, arbeitet in der Metropole der westkanadischen
Provinz British Columbia an ihrem neuen Werk
„Helen“. Seit dem 10. Oktober sind die Dreharbeiten im Gang und fordern volle Konzentration. Für Erkundungen im angesagten Szeneviertel bleibt wenig Raum. Vancouver hat sich
in den vergangenen 20 Jahren zu einem Zentrum der nordamerikanischen Filmindustrie entwickelt und sich den Beinamen „Nord-Hollywood“ erarbeitet.
Als die Regisseurin ihre Bestellung ordert,
ist die Kellnerin verwirrt. „Sie wollen das Crêpe-Sandwich, aber ohne Crêpe?“, fragt sie. „Ja“,
antwortet Nettelbeck, „statt des Crêpe nehme
ich Toast.“ Die Kellnerin zögert, so als habe sie
sich verhört. An Nettelbecks Englisch kann es
nicht liegen, es ist perfekt, die gebürtige Hamburgerin lebt teilweise in den USA, hat in San
Francisco studiert. „Die Küche weiß Bescheid,
ich habe das hier schon oft bestellt“, erklärt sie
der Kellnerin, die offenbar neu ist. Als sie das
Frühstück bringt, ist alles wie gewünscht. Schinken, Tomate, Spinat und Ei in einer speziellen
Zubereitung auf Toast.
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Sandra Nettelbeck ist eine Frau und eine Rebeck. Das Buch zu „Helen“ hat eine rund achtgisseurin mit klaren Vorstellungen. Das bestäjährige Geschichte. Die erste Fassung stammt
tigen – mit großem Respekt – auch die beiden
noch aus Zeiten vor „Bella Martha“, das urHauptdarsteller ihres neuen Films, Ashley Judd
sprüngliche Treatment entstand mit einer För(„Heat“, „Die Jury“) und Goran Visnjic („E.R.“,
derung der Filmstiftung NRW. Das Budget für
„Welcome to Sarajevo“). „Sie hat ein unheimdie Produktion von „Helen“ beläuft sich nun auf
liches Auge für Details. Sie achtet bei der Bildumgerechnet etwa 4,2 Millionen Euro. Die Filmkomposition auf die kleinsten Kleinigkeiten und
stiftung NRW unterstützt das Projekt mit
lässt keine Abweichungen durchgehen“, so
450.000 Euro, weiteres deutsches Fördergeld
Ashley Judd in einem Interview über die Drehkommt aus dem DFFF (250.000) und von der
arbeiten. „Sandra weiß wirklich ganz genau,
FFA (200.000). Produziert wird „Helen“ gemeinwas sie will“, erzählt auch Goran Visnjic, „wenn
sam von der deutschen Firma Egoli Tossell und
du bei ihr ans Set kommst, dann gibt es da keiden kanadischen Partnern Insight Film Studios,
ne Situation nach dem Motto: ‘Oh, wie sollen
The Little Film Company und Aramid Entertainwir das jetzt mal machen?‘ Sie ist für jede Szement. Die Kanadier steuern insgesamt 45 Prone perfekt vorbereitet.“
Das liegt daran, dass die
Regisseurin Nettelbeck auch
die Autorin ihrer Filme ist. „Ich
bleibe“, erläutert die 41-Jährige, „beim Drehen immer
sehr genau am Drehbuch.
Dialoge sind für mich wie Musik, jedes Wort ist genau überlegt, und jede Abweichung
verändert die Melodie.“ Insofern siegt im Fall des Falles fast
immer die Autorin Nettelbeck
Drehort Vancouver (oben) und Ashley Judd mit Regisseurin Sandra
Nettelbeck (rechts), Fotos: Filmstiftung und Egoli Tossell Film
über die Regisseurin Nettel-
newsletter 7/2007
– Setbericht
zent der Finanzierung bei. „Ohne diese Art der
Koproduktion hätten wir ein solches Projekt gar
nicht realisieren können“, sagt Judy Tossell, deren Kontakt zu Sandra Nettelbeck 2005 bei den
Filmfestspielen in Cannes zustande kam.
In „Helen“, dem englischsprachigen Spielfilmdebüt der deutschen Autorin und Regisseurin, geht es um eine nach außen hin glücklich
erscheinende Frau. Doch ihr Leben und das ihrer Familie drohen von einer Krankheit zerstört
zu werden: Helen, Musikprofessorin und Mutter einer Tochter, leidet an klinischer Depression. Bei diesem Leiden handelt es sich um eine
unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit,
die von der Umwelt oft weder erkannt noch
ernst genommen wird. Tatsächlich sind Betroffene nicht unglücklich, sondern krank – und um
diese Unterscheidung geht es bei „Helen“ unter anderem.
„Helen“ ist ein sehr persönlicher Film von
Sandra Nettelbeck, denn sie hat in ihrem engen
Bekanntenkreis Erfahrungen gemacht mit der
Krankheit. Darum ist ihr das Thema ein großes
Anliegen, und deshalb sagt sie: „Ich hoffe, dass
der Film hilft.“ Die Regisseurin ist sich bewusst,
dass sie sich nun das vielleicht typisch deutsche
Etikett vom „Problemfilm“ einhandeln könnte,
deshalb ergänzt sie im selben Atemzug: „Gleichzeitig weiß ich natürlich, dass man mit solch einem Ansatz kein Kino macht. Kino macht man,
wenn man eine gute Geschichte gut erzählt.
Und ich glaube, dass ‘Helen’ eine gute Geschichte ist, einerseits eine Liebesgeschichte und
zugleich, wie eigentlich alle meine Filme, auch
die Geschichte einer Familie, über Helen und ihren Mann David, über Mutter und Tochter, über
Tochter und Stiefvater.“
„Helen“ ist auch für Ashley Judd ein höchst
persönlicher Film. Die Hollywood-Schauspielerin steht dazu, dass sie sich selbst wegen starker Depressionen hat behandeln lassen. Anfang
vorigen Jahres unterzog sie sich einer rund
sechswöchigen Psychotherapie. Dass Ashley
Judd das Drehbuch von Sandra Nettelbeck in
die Hände bekam, war eher Zufall. Als sie es las,
habe es sie „emotional so mitgerissen“, dass sie
die Rolle der Helen unbedingt haben wollte, erzählt sie, und das schrieb sie in einem Brief an
Sandra Nettelbeck. Zu diesem Zeitpunkt war für
die Hauptrolle eigentlich schon „Akte X“-Star
Gillian Anderson besetzt, deren definitive Zusage jedoch auf sich warten ließ, bis sie wenige Wochen vor Drehbeginn wegen eines zweiten „Akte X“-Kinofilms absagte. Und so fuhr
Ashley Judd nach Vancouver, und zwar, wie sie
sagt, in dem Bewusstsein: „Dies ist die Rolle meines Lebens, ja, es ist meine Berufung, das ist für
mich persönlich ein ganz entscheidender Film.“
Und die Regisseurin weiß auch um den außergewöhnlichen Einsatz ihrer Hauptdarstellerin: „Ashley hat keine Angst, mit dem Thema
Depression umzugehen. Ihre eigene Erfahrung
mit solchen Zuständen, mit solch einer Krankheit, hat es ihr ermöglicht, Helen auf eine Weise darzustellen, die sehr, sehr intensiv ist. Ich habe mit Hilfe von Ashley zum ersten Mal bei einem Film auch Improvisationen inszeniert, denn
die innere Stimme der Depression, die wir hier
hörbar machen wollen, ist etwas höchst Persönliches und lässt sich tatsächlich nicht authentisch
scripten. Ashley bringt sich weit über das in den
Film ein, was man normalerweise als Schauspieler tut. Das ist ein großes Geschenk.“
Die Uraufführung von „Helen“ ist für September 2008 beim Internationalen Filmfestival
in Toronto geplant.
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Tannöd
Der Vorleser
Komplett in der Eifel realisiert die schweizer Regisseurin Bettina Oberli ab März ihre Adaption des Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel. Das Drehbuch über
den brutalen Mord an einer ganzen Familie auf
einem abgelegenen Bauernhof hat Oberli gemeinsam mit Petra Lüschow verfasst. Bei
den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann
Stéphane Kuthy, mit dem sie schon in der
Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Als
Produzenten zeichnen Hajo Emons und Kristina Löbbert von der Wüste Film West
für das Projekt verantwortlich. Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting.
Wüste Film West,
Tel. (0221) 5105067;
wueste@wueste-film-west.de
Nicole Kidman, David Kross und Ralph
Fiennes spielen die Hauptrollen in Stephen
Daldrys Verfilmung von Bernhard Schlinks
Bestseller „Der Vorleser“. Kidman, Daldry und
Drehbuchautor David Hare bildeten schon bei
„The Hours“ ein erfolgreiches Team und setzen ihre Zusammenarbeit nun auch in NordrheinWestfalen fort, wo im Frühjahr 2008 Teile von
„Der Vorleser“ gedreht werden. Derzeit befindet
sich die Produktion auf der Suche nach geeigneten Locations. Produziert wird das Drama von
der Kölner Central Scope NRW in Kooperation mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte Babelsberg Film sowie Mirage und The
Weinstein Company. Weitere Drehorte sind
Berlin und New York. Senator Film Verleih
bringt „Der Vorleser“ in die Kinos.
Michael Simon de Normier
Tel. (0228) 18467880;
dialog@senfkornfilm.de
Within the
Whirlwind
Die Sowjetunion in den 30er Jahren: Eugenia
Ginzburg ist Professorin, überzeugte Kommunistin und Mitglied der KPdSU. Doch die erste
stalinistische Säuberungswelle beendet jäh ihr
vertrautes Leben im Kreis ihrer Familie. Erst erhält sie Berufsverbot, dann wird sie aus der Partei ausgeschlossen, verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie landet in Sibirien,
wo sie in einem Steinbruch arbeiten muss.
Die Kölner Tatfilm produziert das Drama „Within the Whirlwind“ mit Emily
Watson und Tobias Moretti in den Hauptrollen. Ab Januar bis März 2008 dreht Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Marleen Gorris
(„Antonias Welt“) den Kinofilm nach einem
Buch von Nancy Larson und Wojciech Gajewicz teilweise in NRW. Produzentin Christine Ruppert arbeitet dabei mit Piotr Mularuk und Vincent Macheras als Koproduzenten zusammen. Das Projekt ist mit einem Budget von 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Alamode Film steht bereits als Verleih fest.
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;
info@tatfilm.de
Robbi, Tobbi und
das Fliewatüüt
Es kann fliegen, schwimmen und fahren und
das alles mit Himbeersirup. Erfunden hat das
Wundergefährt der achtjährige Tobbi. Mit seinem neuen Freund, dem Roboter Robbi, begibt
er sich mit dem Fliewatüüt auf eine abenteuerliche Reise.
Gut 35 Jahre nach der Verfilmung für den
WDR als Vierteiler bringen die Berliner
Box!Film und der Kölner Koproduzent MMC
Independent den Kinderbuchklassiker
„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ auf
die große Kinoleinwand. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Marion Nawrath und
Bob Konrad. Regie führt der Österreicher
Wolfgang Murnberger, der bereits mit „Lapislazuli“ Kinderfilmerfahrung gesammelt hat.
Als Darsteller steht bisher Andreas Schmidt
fest. Die Dreharbeiten finden im Frühjahr 2008
zum größten Teil in den Kölner MMC Studios
statt. Die Kamera wird dann Peter von Haller führen. Als Verleih ist Kinowelt an Bord.
MMC Independent, Tel. (0221)
2503552; bastie.griese@mmc.de
Abschiede und
andere
Schwierigkeiten
Die penibel gepflegte Alltagsroutine des Oldtimer-Mechanikers Hannes Köhler (Fritz Karl)
gerät außer Kontrolle, als seine Schwester Esther
(Elena Uhlig) ihm in einer Notlage seine beiden Neffen aufs Auge drückt. Aber nicht nur
die beiden Jungs, sondern auch die plötzliche
Interessensgemeinschaft mit seiner Nachbarin
Lilli (Tina Ruland), einer allein erziehenden
Mutter, ist Schuld, dass der Kotzbrocken Hannes sein Herz entdeckt. Michael Kreindl setzt
die TV-Komödie „Abschiede und andere
Schwierigkeiten“ nach einem Drehbuch von
Stefan Kuhlmann Mitte Februar bis Mitte
März 2008 in Köln und Umgebung in Szene.
Der Film der Produzentinnen Elke Ried und
Tanja Ziegler von Zieglerfilm entsteht im
Auftrag von ARD/Degeto (Redaktion: Renate Michel).
Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 2727260;
mail@zieglerfilmkoeln.de
The Palermo
Shooting
Mitte November hat Wim Wenders den Dreh
zu seinem neuen Kinofilm „The Palermo
Shooting“ abgeschlossen. Die Dreharbeiten
führten ihn erstmalig in seine Heimatstadt Düsseldorf, bevor er und sein Team anschließend
nach Sizilien weiter zogen. Die Hauptrolle des
Kinofilms spielt Campino, der Düsseldorfer
Frontmann der Toten Hosen. In weiteren Rollen stehen u.a. Dennis Hopper, Lou Reed,
Patti Smith, Udo Samel, Inga Busch und
Jana Pallaske vor der Kamera von Franz
Lustig. „The Palermo Shooting“ ist eine Produktion von Wenders Images in Zusammenarbeit mit ZDF, Arte und Pictorion Das
Werk. Wim Wenders produziert den existenziellen Thriller gemeinsam mit Gian-Piero Ringel. Den deutschen Vertrieb übernimmt Senator Film, den Weltvertrieb HanWay. Der Film
soll nächstes Jahr in die Kinos kommen.
Wenders Images,
Tel. (030) 47984882;
berlin@thepalermoshooting.de
Dreharbeiten – newsletter 7/2007
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Set von den „Buddenbrooks“. Vorn v.l. Heinrich Breloer,
Jürgen Rüttgers, Barbara Buhl (WDR), Filmarchitekt Götz Weidner, Verena Kulenkampff (WDR) und
Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach. Foto: WDR/Klaus Görgen
Buddenbrooks und Tatort
Dieser Film „von einiger Größe“ macht schon
vor seiner Fertigstellung neugierig, und so besuchte nicht nur Kulturstaatsminister Bernd
Neumann das Kölner Set von Heinrich Breloers „Die Buddenbrooks – Ein Geschäft von
einiger Größe“, sondern nur zwei Tage später
auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.
Der Besuch lohnte sich allemal, denn bis
zum Drehschluss am 12. November gab es in
den MMC-Studios eines der eindrucksvollsten
Sets (Ausstattung: Götz Weidner) zu bestaunen, das in NRW je gebaut wurde. Für die Dreharbeiten wurden nicht nur einzelne Räume, sondern das komplette dreistöckige BuddenbrookGebäude in die Studiohalle gebaut, für das Armin Mueller-Stahl die Note „Hollywood
plus“ vergab. Mueller-Stahl spielt den Konsul, Iris Berben die Konsulin. Die Kinder verkörpern Jessica Schwarz (Tony), August
Diehl (Christian) und Mark Waschke (Thomas). Die Adaption von Thomas Manns Roman schrieb Breloer gemeinsam mit Horst Kö-
nigstein. Die Kamera führt Gernot Roll. Bavaria Film (Produzentin: Uschi Reich) und
Colonia Media (Winka Wulff) produzieren
das mit 16 Millionen Euro veranschlagte Projekt
in Koproduktion mit FilmInterest sowie dem
WDR (Redaktion: Barbara Buhl), NDR,
SWR, BR, Degeto und Arte. Die „Buddenbrooks“ kommen am 25. Dezember 2008 im
Verleih von Warner Bros. in die deutschen Kinos. Danach läuft der Film als Zweiteiler in der
ARD.
Noch bis zum 12. Dezember dreht die Colonia Media in NRW den neuen Münster-Tatort „Krumme Hunde“ (AT) mit Axel Prahl
als Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als
Gerichtsmediziner Prof. Boerne. Regisseur Manfred Stelzer verfilmt das Drehbuch von Stefan Cantz und Jan Hinter in Münster, Köln
und Umgebung. Anke Krause zeichnet als
Redakteurin, Sonja Goslicki als Produzentin
verantwortlich.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;
coloniamedia@coloniamedia.de
Dust of Time
Theo Angelopoulos dreht seinen neuen Film
mit Starbesetzung auch in NRW: Michel Piccoli, Willem Dafoe, Irène Jacob und Bruno Ganz stehen bereits seit dem 18. November vor der Kamera von Andreas Sinanos für
das Drama „Dust of Time“.
Der Regisseur, der auch das Buch geschrieben hat, nimmt die ersten Aufnahmen in Thessaloniki, Russland, Kasachstan und Rom auf. Am
15. Januar 2008 wechselt das Team nach
Deutschland, wo noch bis zum 17. Februar in
Berlin, Köln, Bonn und auf Schloss Eller in Düsseldorf gedreht wird. Dazu wird in Köln eigens
eine Bar zu einem New Yorker Treffpunkt im Jahr
1974 umgebaut.
In dem Film, der die Lebensgeschichten der
griechischen Flüchtlinge Eleni (Jacob) und Spyros (Piccoli), ihres Sohnes (Dafoe) und ihrer En-
keltochter erzählt, spiegeln sich die politischen
und sozialen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.
Kurz nach dem Mauerfall 1989 kommt die Familie in dem wieder vereinten Berlin zusammen.
Eleni und Spyros, die in den letzten Jahrzehnten in New York wohnten, wollen ihren Lebensabend in Griechenland verbringen. In Berlin, der
Stadt, in der sie vor 50 Jahren dramatisch getrennt wurden, wollen sie ihren Sohn treffen.
Die Athener Theo Angelopoulos Film Productions produziert das Werk mit einem Budget von 8,3 Millionen Euro gemeinsam mit
Amadeo Pagani von Classic Srl und Claudia Pöpsel von der Kölner Lichtmeer Film.
nfp marketing distribution soll den Film
anschließend in die Kinos bringen.
Lichtmeer Film, Tel. (0221) 12094891;
kontakt@lichtmeer.de
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10.12.2007
12:48 Uhr
20:15 Film- und
Fernsehproduktion
Im Frühjahr 2008 dreht die 20:15 Filmproduktion den TV-Thriller „12 Winter“ mit einem Budget von 2,2 Millionen Euro im Auftrag
des WDR (Redaktion: Michael André). Regie führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt. Der
Film erzählt die wahre Geschichte zweier genialer Bankräuber, die zwölf Winter lang die Polizei in Atem halten. Die Besetzer kümmern
sich um das Casting.
„2 Tage Leben“ ist der Titel eines weiteren TV-Films, der vom 23. Oktober bis 26. November in Köln und Umgebung entstand. Die
20:15 Filmproduktion realisiert den Thriller im
Auftrag von Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé). Regie führt Robert Pejo nach einem
Buch von Thomas Stiller. Darin erzählt er von
einem Hotelkoch, dessen Tochter entführt wird.
Die Kidnapper drohen, das Mädchen zu töten,
wenn ihr Vater nicht Gift ins Essen des russischen Energieministers Sokurov mischt, der Gast
des Hotels ist. Für die Bilder sorgte Kameramann
Christof Wahl. Die Hauptrollen spielen René Steinke, Sophie Schütt, Iris Boehm,
Ralph Herforth, Tim Sander und Christian Kahrmann. Hinter beiden Produktionen
stehen die Produzenten Bettina Brokemper
und Martin Zimmermann.
20:15 Film- und Fernsehproduktion,
Tel. (0221) 48490880;
info@2015-film.de
Cologne Film
Mit den Vorfällen am Georg Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden Mitte November erhält die
neue Produktion der Kölner Cologne Film aktuelle Brisanz: Vom 29. Januar bis zum 29. Februar dreht Regisseurin Nicole Weegmann
das TV-Drama „Outta Control“ im Auftrag
des WDR (Redaktion: Alexander Wesemann) in Köln. Im Mittelpunkt der Geschichte, zu der Eva und Volker A. Zahn das Drehbuch verfasst haben, steht der 17-jährige Gymnasiast und Hobby-Rapper Oliver, der aus Versehen einen seiner drastischen Songtexte in der
Schule liegen lässt. Damit beginnt für ihn ein
Albtraum, denn in seinem Song schildert er ein
Schulmassaker. Aus Angst, einen potenziellen
Amokläufer im Haus zu haben, informiert der
Schulleiter die Polizei. Produzentin Micha Terjung hat für das Casting Die Besetzer, Iris
Baumüller-Michel und Marc Schötteldreier, beauftragt.
Am 26. November fiel die letzte Klappe zum
neuen „Wilsberg – Interne Affären“, der
in Köln, Münster und Umgebung gedreht wurde. Kommissarin Anna Springer (Rita Russek)
steht diesmal Ärger ins Haus. Nicht nur wird ihr
von oben die neue Assistentin Carola Sonntag
(Katharina Wackernagel) vor die Nase gesetzt, es stirbt auch eine junge Polizistin durch
einen mysteriösen Autounfall. Das bewährte Ensemble aus Leonard Lansink, Oliver Korittke und Ina Paule Klinke stand für den
neuen Fall vor der Kamera von Ralf Netzer.
Regie führt Catharina Deus nach einem Buch
von Ulli Stephan. Cologne Film (Producer:
Anton Moho) erstellt den Krimi im Auftrag
des ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann).
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;
info@colognefilm.de
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Moving the Arts
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NR
Atom Egoyan, Hal Hartley, Christian
Petzold, Julio Medem, Laetitia Masson
und Jia Zhang-ke sind die Regisseure, die sich
bei „Moving the Arts“ auf einen Dialog mit
sechs Kunstvisionen der Postmoderne einlassen.
Cine plus Köln und cine plus Media Service stehen hinter dem Projekt, das in Zusammenarbeit mit WDR/Arte (Redaktion: Sabine Rollberg) realisiert werden soll. Die Dreharbeiten, die in Düsseldorf, Berlin, Paris, New
York, Barcelona und China stattfinden sollen,
haben sich auf Frühjahr 2008 verschoben. Als
Produzent verantwortet Jörg Schulze den Kinofilm (Budget: 2,8 Millionen Euro). Die Darsteller der Kurzfilme sind u.a. Sabine Timoteo,
Hanns Zischler, Matthias Schweighöfer, Jasmin Tabatabai, Arsinée Khanjian, Carmelo Gómez und Nancho Novo.
Für die Bilder sorgen die Kameramänner Anthony Dod Mantle, Vladimir Subotic,
Hans Fromm, Mario Montero, Antoine
Héberlé und Nelson Yu Lik-wai. Zorro
Film bringt in Kooperation mit Jetfilm den Episodenfilm in die deutschen Kinos (Weltvertrieb:
Bavaria International).
cine plus Köln, Tel. (0221) 50003060;
joerg.schulze@cine-plus.de
33 Szenen
Zum Jahreswechsel finden die letzten Dreharbeiten zu Malgorzata Szumowskas (Buch
und Regie) Drama „33 Szenen“ in Köln statt.
Bereits im Sommer wurde ein Großteil des Films
in Polen abgedreht. Hauptdarstellerin Julia
Jentsch spielt eine Frau, der innerhalb eines
Jahres so viele Schicksalsschläge passieren wie
anderen in ihrem ganzen Leben nicht. Dennoch
lässt sie sich nicht unterkriegen und entwickel
ihre eigene Überlebensstrategie. Pandora
Film (Produzent: Raimond Goebel) arbeitet mit der Warschauer STI Filmowe (Teresa Dvorzicka) als Koproduzenten zusammen.
Die Produktion verfügt über ein Budget von 1,1
Millionen Euro. Als weitere Darsteller stehen Peter Gantzler, Malgorzata Haewska, Andrej Hudziak, Maciej Sthur, Rafal Makkowiak und Izabela Kuna vor der Kamera von Michal Englert. Als Sender sind
ZDF/Arte an dem Film beteiligt, den Real Fiction ins Kino bringen soll.
Pandora, Tel. (0221) 973320;
info@pandorafilm.com
Dr. Alemán
Mit letzten Aufnahmen in Köln und Kolumbien
enden im Dezember die Dreharbeiten für den
Kinofilm „Dr. Alemán“ mit August Diehl
in der Hauptrolle. 2 Pilots Film und die Produzenten Harry Flöter und Jörg Siepmann
planen, den Film zur Berlinale fertig zu stellen.
Regisseur Tom Schreiber inszeniert mit Hilfe von Kameramann Olaf Hirschberg das
Drehbuch von Oliver Keidel über den Medizinstudenten Marc (Diehl), der in Kolumbien
das Abenteuer sucht und schließlich als Dr. Alemán in einem Slum landet. 1,9 Millionen Euro
stehen der Produktion zur Verfügung, die in Koproduktion mit dem BR (Redaktion: Birgit
Metz) entsteht. Zorro Film soll den Film in
die Kinos bringen.
2 Pilots, Tel. (0221) 9130153;
joerg@2pilots.de
newsletter 7/2007
Mit besten Empfe
Rubljovka –
Straße zur
Glückseligkeit
Kinostart: 13. Dezember
Verleih: GMfilms
ubljovo-Uspenskoje, im Volksmund Rubljovka genannt, ist die
Chaussee, die von Moskau geradewegs
in die Provinz führt. Entlang dieser Straße hatten schon im Zarenreich und in
der Sowjetunion die Reichen und Mächtigen ihre Behausungen. Später rückten
die Oligarchen nach, und jetzt hat neben Ölmilliardären auch das Showbiz an
der Rubljovka Fuß gefasst. Immer höher
steigen die Preise für die letzten freien
Grundstücke, brutal und unlauter werden die weniger betuchten Alteingesessenen vertrieben.
Die Geschichte einer Straße als Spiegel der Verhältnisse Russlands über die
Systeme hinweg erzählt diese Dokumentation in ungeschönter Deutlichkeit. Filmautorin Irene Langeman („Die MartinsPassion“), im sibirischen Issilkul geboren,
drehte mit einem russischen Team vor
Ort; oftmals mit versteckter Kamera.
R
Die
Unerzogenen
Kinostart: 27. Dezember
Verleih: Real Fiction Filmverleih
s stimmt etwas nicht zwischen Stevie und ihrer Mutter Lily. Die Beiden
sind unterwegs, das Mädchen hofft auf
Flucht und Neubeginn. Tatsächlich endet die Fahrt in den Armen von Axel, der
einige Zeit im Knast verbracht hat. Lily
und Axel sind eben keineswegs die Eltern, die Stevie sich erträumt. Axel (Birol Ünel) handelt mit Drogen, Lily (Pascale Schiller) feiert am liebsten Partys,
und im Garten lungern zwei Kumpels,
die nur von Bier zu leben scheinen. In
der Schule wird Stevie wegen der Familienverhältnisse gehänselt. Immer energischer schafft sie sich ihre eigenen
Fluchträume.
Mühsam ist der Weg zur Selbstfindung, wenn eine Pubertierende von bür-
E
– Dreharbeiten / Filmvorschau
Denn trotz umständlicher und extrem restriktiver Drehgenehmigungen durch Geheimdienst, föderalen Sicherheitsdienst
und Verkehrspolizei wurden die Arbeiten immer wieder sabotiert. Aber
manchmal bewirken ein ehrliches Anliegen und eine Flasche französischen Cognacs eben doch mehr als die Macht
von Geld und Bürokratie.
Deutschland 2007
Regie: Irene Langemann; Buch: Irene Langemann; Produktion: Lichtfilm in Koproduktion mit RBB und WDR in Zusammenarbeit mit Arte und ZDF;
www.rubljovka.de
gerlicher Sicherheit träumt, die Eltern
aber in schalen Träumen von Freiheit,
Abenteuer und ewiger Jugend versumpfen. Frei nach eigenen Jugenderlebnissen realisierte Filmautorin Pia Marais an
Schauplätzen in Köln, Brüssel und Umgebung eine intensive Entwicklungsgeschichte, die dem ausgewalzten Spaßfaktor anderer Coming-of-Age-Stories
mit sperriger Bitterkeit begegnet. Die
Welt steht eben keineswegs offen, wenn
man 14 ist und am Zipfel der Eltern
hängt. Die raue Bildsprache mit ihren verstörenden Jump Cuts und die einfühlsam
geführte Hauptdarstellerin Ceci SchmitzChuh trugen wesentlich dazu bei, dass
„Die Unerzogenen“ schon zu rund 30
Festivals eingeladen wurde und im Frühjahr 2007 in Rotterdam mit dem Tiger
Award prämiert wurde.
Deutschland 2006
Regie: Pia Marais; Buch: Pia Marais, Horst
Markgraf; Produktion: Pandora Film Produktion in Koproduktion mit WDR und
SWR; www.dieunerzogenen.de
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10.12.2007
12:48 Uhr
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ng NRW
pfehlungen
Comrades in
Dreams –
Leinwandfieber
Kinostart: 3. Januar
Verleih: Flying Moon Filmverleih
pen Air-Kino ist hierzulande eine Attraktion in den Sommermonaten. Lassane Badiel hätte zu gern ein Dach über seinem Vorführsaal am Rande der Hauptstadt Burkina Fasos, weil es dann ein richtiges Kino wäre. Ähnlich geht es Anup Jagdale, der die indische Provinz mit seinem cineastischen Fahrgeschäft versorgt und die Bollywood-Blockbuster in einem
gewaltigen Zelt vorführt. Han Yong-sil hat einen richtigen Saal zur Verfügung, aber in Nordkorea werden eben nur staatstragende Filme
hergestellt, was die emsige Frau nicht stört; sie
hat ja nie ein anderes Kino kennen gelernt. Nur
das texanische Provinzkino von Penny Tefertiller entspricht allen Anforderungen eines modernen Lichtspielhauses – vom Popcorn über
die Ausstattung bis hin zur Galavorstellung der
(natürlich jugendfreien und gottesfürchtigen)
Großproduktionen.
Nach zwei kubanischen Impressionen („Havanna Mi Amor“ und „Heirate mich“) unternahm Dokumentarist Uli Gaulke mit Hilfe eines
Gerd Ruge-Stipendiums eine Weltreise zu vier
recht ungewöhnlichen Kinobetreibern, die allesamt mit unbändigem Enthusiasmus bei der
Sache sind. Die exotischen Schauplätze im episodischen Erzählkaleidoskop entfalten dabei
ebenso ihren Reiz wie die vier liebenswürdigen
Protagonisten. Zwar haben auch die, abgesehen von der Nordkoreanerin, mit der Globalisierung zu kämpfen, doch zeigt sich auf amüsante Art, wie schnell Marketingstrategien an
ganz regionalen Limitierungen zerschellen können. In der Mitte Indiens, wo die Leute weder
Meer noch Packeis kennen, ist „Titanic“ ein eher
merkwürdiger Film. Ein Zuschauer versteht das
Epos so: „Es ist schrecklich, wenn man sein Reiseziel nicht erreicht.“
O
Kleiner Dodo
Kinostart: 1. Januar
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
er kleine Orang-Utan Dodo lebt mit seinen
Eltern in den Wipfeln des Dschungels. Weil
der Junge alle möglichen Geräusche täuschend
echt nachmachen kann, findet er bald viele
gleichaltrige Freunde, wie das Nashornmädchen Patna oder Arnold, das Krokodil. Eines Tages entdeckt Dodo ein merkwürdiges Ding, das
der weise Orang-Utan Darwin als Geige erkennt. Dodo lernt mit dem Instrument zu musizieren und kann so manch gefährliche und lustige Abenteuer bestehen und sogar ein Wunder bewirken.
Ein drolliger Zeichentrickspaß für die kindliche Zielgruppe, die noch nicht die Schulbank
drücken muss. Nach den beiden Kinoerfolgen
mit dem „Kleinen Eisbären“ Lars hat sich Thilo
Graf Rothkirch nun erneut einer Buchvorlage
des Ehepaars Hans de Beer (Illustrationen) und
Serena Romanelli (Texte) angenommen. Zuvor
hatten Rothkirch und Koregisseurin Ute von
Münchow-Pohl bereits eine Zeichentrickreihe
nach den Büchern realisiert, die seit Anfang
2007 erfolgreich im Fernsehen ausgestrahlt
wird. Das Character Design entstand in Berlin,
die filmische Ausarbeitung wurde nach China
ausgelagert. In der deutschen Synchronfassung
werden die Stimmen von Rick Kavanian (Arnold)
und Mario Adorf (Darwin) zu hören sein. Die
Aufnahmen für Violine und Perkussion bestritten Dieter Müller und Frank Meyer, den Titelsong „Life is a Miracle“ singen die No Angels.
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Deutschland 2006
Regie: Uli Gaulke; Buch: Uli Gaulke; Produktion:
Flying Moon Filmproduktion in Zusammenarbeit
mit ZDF/Arte; www.comrades-in-dreams.de
Deutschland 2007
Regie: Ute von Münchow-Pohl, Thilo Graf Rothkirch; Buch: Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen,
Alberto Campos, Michael Mädel, Thilo Graf Rothkirch; Produktion: Rothkirch/Cartoon Film in Koproduktion mit Warner Bros. Filmproductions Germany, Mabo Filmproduktion und Komet Film
www.KleinerDodo.de
Filmvorschau – newsletter 7/2007
I’m a Cyborg,
but that’s OK
Kinostart: 17. Januar
Verleih: Rapid Eye Movies
oung-gun hat sich ans Stromnetz angeschlossen, weil sie sich aufladen will. Das
Mädchen ist überzeugt, ein Cyborg zu sein. Sie
führt Gespräche mit Getränkeautomaten und
Neonlampen und hat stets Batterien dabei, damit sie jederzeit Energie aufnehmen kann. In ihrer Anstalt lebt auch ein junger Mann mit Namen Il-sun, der sich in der Lage wähnt, die Fähigkeit anderer Leute zu stehlen. Young-gun
und Il-sun kommen sich zunächst neugierig und
dann freundschaftlich näher. Da stellt sich heraus, dass Young-gun in Lebensgefahr schwebt,
weil sie keine Nahrung zu sich nimmt.
Ein Gutteil der weltweiten Reputation des
südkoreanischen Kinos ist allein auf die Filme
Y
Hope
Kinostart: 17. Januar
Verleih: Pandora
ie jeden Morgen hat Francis die Kirche
geöffnet, in der sein Vater die Orgel bedient. Diesmal aber hat Francis eine Kamera dabei, um ein Konzert aufzunehmen. Tatsächlich
filmt er den Diebstahl des alten Altarbilds und
kann als Drahtzieher den Galleristen und Kunsthändler Weber ausmachen. Francis kontaktiert
den Mann und fordert kein Geld, sondern lediglich, dass das Bild an seinen Platz zurück soll.
Damit wird die Sache gefährlich, denn Weber
reagiert mit Gewalt. Außerdem hat er die Ware bereits an einen
Hehler weitergegeben,
der sich das lukrative
Geschäft unter keinen
Umständen mehr aus
der Hand nehmen lassen will.
Mit einem sanften
Thriller gibt Stanislaw
Mucha nach den beiden erfolgreichen Dokumentarfilmen „Absolut Warhola“ und „Die
Mitte“ nun sein Regiedebüt im Spielfilm. Das
leise Psychogramm um
Schuld, Sühne und
W
Park Chan-wooks zurückzuführen. Nach „Joint
Security Area“ und der Rache-Trilogie („Sympathy for Mr. Vengeance”, „Old Boy“, „Sympathy
for Lady Vengeance”) legt er mit „I’m a Cyborg”
einen ungewohnt sanftmütigen Film hin, der als
Fingerübung begann und sich als eines der ambitioniertesten Werke des Regisseurs herausstellen sollte. Besonderes Augenmerk verlangen neben der originellen (Liebes)-Geschichte zweier
Außenseiter in unkonventionellem Umfeld die
technische Umsetzung und die amüsanten, surreal anmutenden Traumsequenzen, in denen
auch der alpine Gassenhauer vom Berner Oberland überraschend Einzug hält. Nicht von ungefähr wurde dieses betörend verstörende Filmmärchen im Wettbewerb der Berlinale 2007 mit
dem Alfred Bauer-Preis für den innovativsten
Film ausgezeichnet.
Südkorea 2006
Regie: Park Chan-wook; Buch: Jeong Seo-Gyeong,
Park Chan-wook; Produktion: Moho Films
www.im-a-cyborg.de
Hoffnung verfasste Krzysztof Piesiewicz, der
schon für Krzystof Kieslowski die „Drei Farben“Trilogie und das gerühmte „Dekalog“-Projekt
schrieb, nach eigener Buchvorlage. Dabei erweist sich ein tragisches Erlebnis in Francis’ Familie als Schlüssel zum sonderbaren und durchaus riskanten Verhalten des jungen Mannes.
Nachwuchsakteur Rafal Fudalej spielt die Rolle mit sanfter Melancholie und lakonischem Humor. In weiteren Hauptrollen wirken Zbigniew
Zamachowski („Drei Farben: Weiß“) und Kamila Baar mit.
Deutschland/Polen 2007
Regie: Stanislaw Mucha; Buch: Krzysztof Piesiewicz; Produktion: Pandora Film Produktion und
Studio Filmowe Kalejdoskop in Koproduktion mit
Telewizja Polska S.A., Canal+, WDR, HR und
ZDF/3sat
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