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letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 1 Ausgabe 7 – Dezember 2007 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Schwerpunkt Rückblick Besuch in Kanada Filmemacher in Haft Digitales Kino Kino-Prämien „Helen“ Lost in Nigeria 1 letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 2 Mit seiner Location-Seite liefert House of Extras Locationmanagement Tel.: (0221) 93548706; houseofextras@aol.com der Newsletter regelmäßig einen bebilderten Gruß aus einer Stadt der Region. Ausgewählt werden die Motive von Location-Scouts ZeitRaumRechercheLocation Tel. (0177) 8223742; zeitraumrecherchelocation @web.de aus NRW. Alle Bilder und noch viel mehr finden Sie auf der Website www.locationnrw.de. Einwohner: 1.024.000 Realisierte Filme (Auswahl): „Contergan“, „Die Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe“, „Tatort“, „Die wunderbare Welt der Amélie“, „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ Grüße aus Köln Treffer in der Motivdatenbank: 2.000 Kontakt: Stadt Köln Andreas Füser, Tel. (0221) 22124661; andreas.fueser@stadt-koeln.de Susanne Gripp, Tel. (0221) 22123273; susanne.gripp@stadt-koeln.de Tobias Roelin, Tel. (0201) 492826, Mobil 0172-5324331; Tobias.Roelin@online.de LocoMotiv Tel. (0221) 1207821; abi.roos@locomotiv.de 2 newsletter 7/2007 – Location letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 3 Inhalt 4 Meldungen Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festivals, Preise Schwerpunkt: Digitalisierung der Filmtheater 10 Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien 13 2K, 4K – alles klar? Schöne Bescherung Lichtgestalten aus Ehrenfeld Firmenporträt: Maier Bros. Schwerpunkt: Digitalisierung 14 Raus aus der analogen Nische Interview mit Johannes Klingsporn 14 Ein einfaches Rechenbeispiel Interview mit Eva Matlock 16 Halb(wert)zeiten Standards und Technik des Digitalen Kinos s macht keinen Unterschied. Ob ich einen Film digital oder analog sehe, ist mir als Zuschauer herzlich egal. Wichtig ist, dass Projektion und Ton optimal sind und dass der Vorführer sein Handwerk versteht. Tut er es nicht, kann er eine digitale Projektion genauso verhunzen wie eine 35mm-Kopie. Genau hier liegt das Problem des digitalen Roll-outs. Für den Zuschauer spielt es keine Rolle, wie der Film auf die Leinwand kommt, ob über Satellit, Festplatte oder als klassische Filmrolle. Das Digitale bringt ihm keinen Mehrwert, warum also sollte er mehr dafür bezahlen? Cui bono, wem nützt es dann? Den Verleihern, sagen die Kinobetreiber, denn die sparen sich die teuren Kopien. Den Kinobetreibern, sagen die Verleiher, denn die können ihre Säle auch für Events wie Fußballspiele oder Konzerte nutzen. Und als wäre das noch nicht verworren genug, kommen dazu noch die Unsicherheit über die technischen Standards und das Misstrauen in die Halbwertzeit der Technik. Dass das digitale Kino flächendeckend kommt, bezweifelt niemand. Wann das sein wird, weiß allerdings auch niemand. Die Folge: ein Investitionsstau bei den Filmtheatern, zumindest bei denen, die Kapital für Investitionen hätten. Die Angst ist groß, zu früh mit der falschen Technik Geld zu verbrennen. Es ist das Kinobetreiber-Mikado: Wer sich zuerst bewegt, könnte verloren haben. Viel interessanter als das aktuelle Taktieren ist die Frage: Was bietet das Digitale an zusätzlichen Möglichkeiten für das Kino von übermorgen? Die Antwort könnte 3D lauten. Das wäre ein echter Mehrwert fürs Kino, den weder Handy-Display noch Flachbildschirme bieten können; 3D nicht als Jahrmarktattraktion und Naturfilmspektakel, sondern als ganz gewöhnliche Form des Filmemachens. Es wäre eine geschenkte Dimension auf der Leinwand, die das Kino noch einmal so verändern würde wie die Umstellung von s/w auf Farbfilm. Und vielleicht wird man seinen Enkeln später tatsächlich einmal erklären müssen, dass Kino früher wie ein E Bilderbuch funktionierte, gefangen in zwei Dimensionen. Für den Newsletter haben wir die Diskussionen um den digitalen Roll-out für Sie zusammengefasst. In Interviews bekräftigen Eva Matlock von der AG-Kino und Johannes Klingsporn vom Verband der Filmverleiher ihre Positionen. Wir erklären den aktuellen Stand der Technik, haben die Lichtburg in Essen besucht, um zu sehen, wie digitale Projektion in der Praxis funk- 16 Pixel oder Korn? Qualität muss sich durchsetzen 17 Wer soll das bezahlen? Die Kosten des digitalen Roll-outs 18 Formel 1 im Kino Interview mit Kim Ludolf Koch 18 Live aus der Met Interview mit Kalle Somnitz 19 In der Probezeit Praxistest: Ein Besuch in der Essener Lichtburg 19 Digitale Kinos in NRW Eine Übersicht 20 Begegnung der dritten Art 3D als Zukunft des Digitalen 20 Das Digitale der Anderen Digitalisierung international 21 Ein Glossar zur Digitalisierung „Hope“ (Kinostart: 17. Januar), Foto: Pandora 21 tioniert, und stellen selbstverständlich die alles entscheidende Frage: Wer soll das bezahlen? Darüber hinaus bietet das Heft wieder die bewährten Informationen aus der und über die Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich von der Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien in Düsseldorf und schildern den Fall der beiden Filmemacher Florian Opitz und Andy Lehmann, die bei den Vorbereitungen zu ihrer neuen Doku in Nigeria verhaftet und mit bis 14 Jahren Haft bedroht wurden. Aus Vancouver erreicht uns ein Bericht über Sandra Nettelbecks neuen Film „Helen“, und für unser Firmenporträt haben wir die Kölner Lichtexperten von Maier Bros. besucht. Viel Vergnügen beim Lesen und ein gesundes, friedliches sowie erfolgreiches 2008 wünscht mit der gesamten Redaktion Rüdiger Bertram Chefredakteur Editorial – newsletter 7/2007 Wer, wie, was? Media: Europe’s Finest Digitalisierung europäischer Klassiker 22 Lost in Nigeria Kölner Filmemacher in Nigeria verhaftet und mit 14 Jahren Haft bedroht 24 Frühstück in Vancouver Sandra Nettelbecks „Helen“ 25 Dreharbeiten in NRW 26 Mit besten Empfehlungen Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Die Unerzogenen“, „Comrades in Dreams“, „Hope“, „I´m a Cyborg, but that´s Ok“; „Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ und „Kleiner Dodo“. 23 Impressum Schwerpunkt Februar-Heft: Novellierung des FFG Der nächste Newsletter erscheint im Februar zur Berlinale und fasst die Diskussionen um die Novellierung des Filmförderungsgesetzes zusammen. Ab dem 30. Januar ist das Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden. 3 letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Granderath wechselt zu Teamworx Am 1. Januar übernimmt Produzent Christian Granderath das Kölner Teamworx-Büro am Stadtwaldgürtel 42. „Christian Granderath ist für mich eine Ausnahmeerscheinung unter den Produzenten, der sich mit Produktionen wie ‚Der Totmacher’, ‚Wut’ und zuletzt Einzelfernsehspielen wie ‚Erlkönig’ einen Namen mit seiner Radikalität gemacht hat“, freut sich Teamworx-Geschäftsführer und Produzent Nico Hofmann über die Verstärkung. Granderath wechselt von der Colonia Media, bei der er seit 2000 erfolgreich Filme wie „Der freie Wille“ oder „An die Grenze“ produzierte. Weitere Stationen seiner Karriere waren u.a. der SWF, wo er als Redakteur für die Reihen „Tatort“, „Debüt im Dritten“ und Christian Granderath, „Wilde Herzen“ zuständig Foto: Colonia Media war, sowie Dom Film und Westdeutsche Universum-Film. 2006 erhielt er für seine Arbeit eine Besondere Anerkennung der Akademie der Darstellenden Künste. Mit dem Newsletter sprach er über seinen Wechsel. Wie kam der Kontakt zu Nico Hofmann zu Stande? Ich kenne Nico Hofmann schon seit 20 Jahren. Wir haben uns beim Südwestfunk bei seinem ersten Kinofilm „Land der Väter, Land der Söhne“ kennen gelernt. Ich war damals noch Volontär. Später habe ich als Redakteur zwei Produktionen betreut, bei denen er Regie geführt hat. Der Tatort „Tod im Häcksler“ mit Ben Becker und Ulrike Folkerts hat damals in der Pfalz für große Aufregung gesorgt. Ulrike Folkerts musste deswegen sogar mit dem dama- Seite 4 ligen rheinlandpfälzischen Wirtschaftsminister Brüderle in der Pfalz wandern und anschließend Saumagen essen gehen. Das war sehr komisch. Welchen Schwerpunkt wird Ihre Arbeit bei Teamworx haben? Ich werde weiterhin all das machen, was ich bisher gemacht habe und was ich gerne mache. Also Kinofilme, TV-Movies, Serien – wenn der Stoff mich reizt, inhaltlich und wirtschaftlich. Und dann und wann auch einen Dokumentarfilm. Mit der Colonia Media haben Sie „Der freie Wille“ oder „Wut“ realisiert. Wären solche Projekte mit Teamworx auch denkbar? Warum nicht? Ich mag dieses Schubladendenken nicht. Teamworx ist viel mehr als ein reiner Event-Produzent. Neben ungemein erfolgreichen TV-Events sind dort auch so besondere Filme wie „Rose“ oder „Toter Mann“ zu Hause. Gibt es bereits Filme, die sie in NRW für Teamworx entwickeln wollen? Na klar. Aber darüber sollte man nicht zu früh reden. Man springt besser als Bettvorleger und landet als Tiger als umgekehrt. Sie waren sieben Jahre bei der Colonia Media. Ihr Fazit dieser Zeit? Georg Feil hat mich damals geholt und hat mir meine Freiheit gelassen. Die Zusammenarbeit bei der Colonia mit ihm und auch mit Frank Döhmann und all den andern Kollegen war respektvoll, intelligent und inspirierend. Das war die Voraussetzung für interessante und auch wirtschaftlich erfolgreiche Produktionen, und daher habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Teamworx, Tel. (0221) 8006940; christian.granderath@teamworx.de ifs: Doppelte Spitze Die ifs internationale filmschule köln erhält auf oberster Ebene Verstärkung. Die langjährige Geschäftsführerin Simone Stewens führt die Filmschule in Zukunft gemeinsam mit Martin Schneider, dem Leiter Verwaltung und Finanzen der Filmstiftung NRW. Seine Tätigkeit bei der Filmstiftung NRW behält Schneider bei. „Nach dem erfolgreichen Ausbau ist die ifs mit dieser ‚Doppelspitze’, mit seltener Kompetenz, bestens für die künftigen Herausforderungen gerüstet“, so Michael SchmidOspach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Ende Oktober präsentierten 24 Absolventen des zweiten Bachelor-Jahrgangs des ifs-Studiengangs Film sowie der Ausbildung Sound Design ihre Abschlussarbeiten. Im Cinenova wurden acht fiktionale Kurzfilme und fünf Drehbücher für abendfüllende Spielfilme vorgestellt. Der nächste Jahrgang des Studiengangs Film startet im Wintersemester 2008/2009. Die Bewerbungsphase beginnt Ende Dezember. Von April bis Dezember 2008 bietet die ifs außerdem ein Autorenprogramm an, bei dem acht professionell erfahrene Teilnehmer ihre Stoffe in den Film- und TV-Genres Krimi, Komödie, Romantische Komödie oder Melodrama entwik- 4 MMC im Umbruch KirchMedia-Sanierer Hans-Joachim Ziems ist seit dem 7. Dezember neuer Geschäftsführer der Kölner Magic Media Company (MMC). „Einerseits werden wir intern Maßnahmen umsetzen, um den notwendigen operativen Turnaround so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Mindestens ebenso wichtig sind Gespräche mit externen Partnern, um faire wirtschaftliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die MMC zu verhandeln“, skizziert Ziems seine Pläne. Die Magic Media Company (MMC) unterhält in Hürth und im Coloneum in Köln-Ossendorf auf einer Gesamtfläche von 450.000 Quadratmetern insgesamt 38 Studios verschiedener Größen sowie zwei Filmstudios mit Platz für komplette Kulissen. Dass Europas größter Studiobetrieb im Umbruch ist, deutete sich Ende Oktober mit einer Personalie an. Mit Mike Krüger verließ der langjährige Geschäftsführer das Unternehmen. Ralf Schmitz wurde Generalbevollmächtigter. Er soll sich künftig vorrangig um die Akquirierung von Neukunden und die Erweiterung der Geschäftsfelder kümmern. Jan Wiemann, der seinen Posten als kaufmännischer Gesschäftsführer im April antrat, wird weiterhin kaufmännische Aufgaben wahrnehmen. Eine Woche später geriet die MMC in die Schlagzeilen. Der öffentlich verhandelte Verdacht: Gustav Adolf Schröder, bis zum Frühsommer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse KölnBonn und somit neben RTL und ProSieben MMC-Gesellschafter, soll Freistellungen von Mietverpflichtungen von heutigen und ehemaligen Gesellschaftern gegenüber dem Oppenheim-Esch-Fonds als Studio-Eigner zu Lasten der Kasse genehmigt haben. Zugleich stellte sich heraus, dass spätestens auf einer Vorstandssitzung der Sparkasse im März 2002 bekannt war, dass die MMC rote Zahlen schrieb. SchröderNachfolger Dietmar Binkowska versprach „rückhaltlose und vollständige Aufklärung“. Ziems ist Seniorpartner der international tätigen Unternehmensberatung Ziems & Partner in Köln, der auch Ralf Schmitz als Partner angehört. 2002/2003 hat Ziems als Geschäftsführer die Eigenverwaltung der KirchMediaGruppe geleitet. Neben der Reorganisation der Strukturen und der Geschäftsabläufe waren dabei Verhandlungen mit internationalen Medienkonzernen, Hollywood-Produzenten und Investoren über langfristig laufende vertragliche Bindungen von besonderer Bedeutung. MMC, Tel. (02233) 517515; mail@mmc.de JFC Medienzentrum: Neue Leitung Ladoc: Lectures mit Leidenschaft Seit Anfang Oktober leitet die Erziehungswissenschaftlerin Gerda Sieben das JFC Medienzentrum in Köln und tritt damit die Nachfolge von Eva Bürgermeister an, die zum Kinder- und Jugendfilmzentrum wechselte. Das seit 1976 bestehende JFC Medienzentrum Köln leistet als medienpädagogische Fachstelle mit Unterstützung der Stadt Köln und des NRW-Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration innovative Arbeit in der Vermittlung von Medienkompetenz. JFC Medienzentrum, (0221) 13056150; sieben@jfc.info „Um öffentlich die Leidenschaft fürs Filmemachen zu vermitteln“, hat das Kölner DokumentarfilmFrauen-Netzwerk Ladoc 2005 die Ladoc Lectures ins Leben gerufen. Der nächste Gast ist am 29. Januar – mit Filmbeispielen aus 20 Jahren – die russische Kamerafrau Irina Uralskaja. Als Gastgeberinnen fungieren Regisseurin Christiane Büchner und Editorin Gesa Marten. Gehalten wird die Lecture im Filmclub 813 im Kino in der Brücke. Auf dem Plan für 2008 stehen außerdem Veranstaltungen mit dem Kölner Autoren-, Dokumentarfilm- und Produzentenpaar Ulrike Franke und Michael Loeken (Februar) und der österreichischen Regisseurin Anja Salomowitz (März). Näheres unter www.ladoc.de. Ladoc, Tel. (0221) 2797976; info@ladoc.de Nobeo: InterimsFührung in Hürth Martin Schneider und Simone Stewens, Foto: Claudia Ast keln können. Bewerbungsschluss für das von Julia Grünewald geleitete Programm ist der 18. Januar. Noch bis zum 20. Dezember ist im Treppenhaus der ifs eine Ausstellung mit dem Titel „two shot“ zu sehen. Die Abschlussarbeit von Markus Wilke an der Ecosign/Akademie für Gestaltung in Köln beschreibt die Bildkomposition einer filmischen Einstellung, die den Blick auf zwei Personen freigibt. Anhand von 20 Filmstandbildern hat Wilke psychologische Schlüsselszenen fotografisch reinszeniert. Mehr Infos zu allen Angeboten gibt es unter www.filmschule.de. ifs, Tel. (0221) 920188-0; info@filmschule.de Christoph von Borries, seit 2004 Geschäftsführer des Hürther TV-Dienstleisters Nobeo GmbH und langjähriger Vorstand des Verbandes der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft VFFVmedia sowie des Vereins Deutscher Kamerapreis, wechselt zum Studio Berlin-Adlershof, wo er Geschäftsführer der Berlin-Brandenburg Media GmbH wird. Die Interimsgeschäftsführung bei Nobeo übernimmt René Delwel, seit 2005 bei der UBF Media Group verantwortlich für das operative Geschäft. Die UBF hatte 2004 die vormaligen NOB Studios von der niederländischen NOB übernommen. Im September erfolgte der Zusammenschluss mit der französischen Euro Media Télévision, wodurch die Euro Media Group entstand. Dort will man bei der Nachfolge Von Borries’ erklärtermaßen nicht die schnellste, sondern die beste Lösung finden. Bereits seit Februar ist Delwel auch Interimsgeschäftsführer der belgischen Nobeo-Schwester Videohouse. Nobeo, Tel. (02233) 969147; presse@nobeo.de newsletter 7/2007 – Meldungen OD Media mit XDCAM Komplett auf XDCAM realisiert die Kölner OD Media die 4. Staffel der Dokudrama-Serie „Anwälte der Toten“. Es ist das erste Mal, dass RTL eine Serie mit der neuen Digitaltechnik produzieren lässt. Die Technik ermöglicht eine vollständig bandlose Produktion und Postproduktion. Produzent Olivier Deflou: „Wir haben über 200 Stunden Rohmaterial gedreht. Die neue Technik ermöglicht uns, sofort gezielt auf bestimmte Sequenzen des Rohmaterials zuzugreifen, ohne lästiges Spulen oder Kopieren“. Bei der Technik griff OD Media auf das Equipment der Kölner Firma Rodde Filmund Videotechnik zurück. Derzeit befindet sich das Projekt in der Postproduktion der firmeneigenen XDCAM Edit Suite in Köln. Die neue Staffel wird bei RTL voraussichtlich im Frühjahr 2008 zu sehen sein. OD Media, Tel. (0221) 5897408, info@odmedia.tv letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 5 WDR und Produzenten: Intensive Zusammenarbeit Ein Film mit Wirkung: Denise Marko und Katharina Wackernagel (rechts) in „Contergan“. Foto: WDR/Willi Weber Der Film & Fernsehproduzentenverband NRW e.V. und der WDR wollen ihre Zusammenarbeit intensivieren – auch auf Arbeitsebene. Das vereinbarten WDR-Intendantin Monika Piel und Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff und der Verband bei einem ersten Zusammentreffen. Auf dem Wunschzettel des Verbandes steht u.a., dass der WDR-Anteil am Produktionsvolumen der Degeto in NRW realisiert wird. Film- & Fernsehproduzentenverband, Tel. (0221) 1391194; info@film-nrw.de Contergan: Enorme Resonanz Verstärkung für Filmstiftung NRW Am 1. November wechselte Dr. Eike Krumsiek-Scheitza ins Team der Filmstiftung NRW. Die Juristin, die zuvor als Prokuristin bei der Technomedia Kapitalbeteiligungsgesellschaft und bei der IHK Köln als Teamleiterin Unternehmensförderung beschäftigt war, verstärkt in der Kaistraße den Bereich Verwaltung und Finanzen und ist dort Stellvertreterin von Martin Schneider, der die Abteilung leitet. Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; info@filmstiftung.de Rollentausch bei LfM Nova Zwei Jahre war Joachim Gerth Geschäftsführer der LfM Nova GmbH. Seit dem 1. Dezember 2007 vertritt er als Vertreter des Direktors der Landesanstalt für Medien NRW im Aufsichtsrat der LfM Nova die Interessen der Landesanstalt als Veranstalter des medienforum.nrw. Sein Nachfolger als alleiniger Geschäftsführer der LfM Nova ist Gernot Gehrke. In seiner neuen Funktion soll Gerth Ansprechpartner der Branchenvertreter für das medienforum.nrw bleiben und sich auch weiterhin für die Entwicklung des Festivals Großes Fernsehen engagieren, an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war. LfM Nova, Tel. (0211) 77007115; info@lfm-nova.de Köln: Tüpisch Türkisch ... ist der Titel einer Filmreihe, die noch bis zum 19. Dezember ungewohnte Perspektiven auf die Türkei bieten möchte. Gezeigt wird auch Monique Akins Dokumentation „Fatih Akin – Tagebuch eines Filmreisenden“, in dem sie Akin als Autor und Regisseur beim Dreh von „Auf der anderen Seite“ porträtiert. Gezeigt wird die Filmreihe, die von Kino Gesellschaft Köln organisiert wird, im vormaligen Lichtspielhaus Rio, heute „Arkadas Theater – Bühne der Kulturen“, dem Filmforum NRW und der Filmpalette. Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240; info@kinogesellschaftkoeln.de Der vom WDR verantwortete und von der Filmstiftung NRW mit 1,5 Millionen Euro geförderte ARD-Fernsehfilm „Contergan“ ist auf eine enorme Resonanz beim Publikum gestoßen. Am 7. November sahen 7,22 Millionen Zuschauer den ersten Teil („Eine einzige Tablette“). Den zweiten Teil mit dem Untertitel „Der Prozess“ sahen Tags drauf 6,85 Millionen Zuschauer. Damit gehört der von der Kölner Zeitsprung mit Eos Entertainment und der Degeto koproduzierte Film zu den erfolgreichsten ARD-Filmen des Jahres. Der Ausstrahlung war eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal vorausgegangen. Erst ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts erlaubte es, den Film von Regisseur Adolf Winkelmann zu senden. Nachdem Grünenthal-Chef Sebastian Wirtz – nach der Ausstrahlung – ein Treffen mit Contergan-Geschädigten angedeutet hatte, pochen Interessenverbände verstärkt auf eine ver- Preise für geförderte Filme Berlin, Quebec, Wien und anderswo Ein Cannes-Déja-vu bescherten die 20. Europäischen Filmpreise: Fatih Akin konnte sich erneut über den Preis für das Beste Drehbuch freuen, und auch der Hauptpreis für den Besten Film ging wie schon an der Croisette an Cristian Mungiu für „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“, der außerdem – und zumindest das unterschied Berlin von Cannes – auch als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Zu den geförderten Preisträger-Filmen gehörte neben „Auf der anderen Seite“ auch Tom Tykwers „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, der gleich zwei Mal ausgezeichnet wurde. Frank Griebe erhielt den Preis für die beste Kamera und Uli Hanisch für den Besten künstlerischen Beitrag für sein Produktionsdesign. Bereits im Oktober erhielt „Auf der anderen Seite“, der es im November in die Top Ten der französischen Kinocharts schaffte und mit Strand Releasing nun auch einen amerikanischen Verleih hat, in Straßburg den Prix Lux. Die von der Europäischen Union erstmals vergebene Auszeichnung ermöglicht die Untertitelung des Films in den 23 Amtssprachen der Europäischen Union. Zusätzlich wird eine 35mmKopie je Sprachfassung hergestellt. Den Publikumspreis konnte Regisseur Sven besserte Entschädigung von Betroffenen. Der Bundesverband Contergangeschädigter kritisierte, dass Wirtz erst im Zuge des gestiegenen öffentlichen Interesses reagiert habe. Man sei „prinzipiell gesprächsbereit“. Ein Händedruck reiche aber nicht aus, er müsse auf die finanziellen Forderungen eingehen. Grünenthal hatte sich verpflichtet, 100 Millionen Mark (heute 51,13 Millionen Euro) plus die Zinsen von mehr als 10 Millionen Mark für die Geschädig- ten in eine 1971 gegründete Stiftung einzuzahlen, um im Gegenzug von allen weiteren Verpflichtungen freigesprochen zu werden. Die Bundesregierung gab 100 Millionen Mark hinzu. Aus dem Stiftungsvermögen werden lebenslange, monatliche Renten für Contergan-Opfer – bis zu 545 Euro – finanziert. Weil die Stiftungsmittel seit einiger Zeit aufgebraucht sind, kommt inzwischen allein der Staat – also der Steuerzahler – für die Renten auf. Taddicken in Quebec auf dem Cinéma International en Abitibi-Témiscamingue gewinnen. Ein gutes Omen für den bevorstehenden kanadischen Kinostart der in Westfalen gedrehten Tragikomödie „Emmas Glück“ mit Jürgen Vogel und Jördis Triebel in den Hauptrollen. In Sevilla konnte sich Ken Loach über einen weiteren Preis für seinen Film „It´s a Free World“ freuen. Für den Besten Film des Festivals erhielt er die Auszeichnung „Golden Giraldillo“. In Spanien ist das Verständnis für Steve Hudsons Migrationsdrama über chinesische Flüchtlinge „True North“ durch die Erfahrungen an der eigenen Küste scheinbar besonders hoch: Nach dem Preis für den besten Film auf dem Pamplona Film Festival, gewann der Film, der als bester Debütfilm auch für einen Britischen Independent Film Award nominiert ist, auf dem Ourense Independent Film Festival ebenfalls den Preis für den besten Film und dazu noch für die beste Regie. Bei den 29. Biberacher Filmfestspielen erhielt „Für den unbekannten Hund“ der Reding-Brüder den mit 5.000 Euro dotierten Goldenen Biber für den besten Spielfilm des Festivals. Die Jury lobte die Produktion als „außergewöhnlich vital und mutig“. Regisseurin Irene Langemann begeisterte auf der Vienna- le mit ihrem Film „Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit“ das Publikum und gewann folgerichtig den Preis der Publikumsjury, die ihre Entscheidung so begründete: „Kurzweilig und mit subtilem Humor inszeniert die Regisseurin ein Roadmovie der etwas anderen Art.“ Wer sich selbst davon überzeugen will, hat ab dem 13. Dezember in den deutschen Kinos Gelegenheit dazu. Beim Fernsehfilmfestival in Baden-Baden ging der Nachwuchspreis MFG Star an Bastian Günthers Debütfilm „Autopiloten“. Gedreht wurde die Produktion der Kölner Lichtblick 2006 am Rand der Autobahnen des Ruhrgebietes. Hanna Schygulla und Baki Davrakva in „Auf der anderen Seite“. Fürs Drehbuch erhielt Fatih Akin den Europäischen Filmpreis. Foto: The Match Factory Peter Greenaway: Ehrung in Aachen Am 10. Dezember erhält Peter Greenaway den mit 10.000 Euro dotierten Aachener Innovationspreis Kunst der Peter und Irene Ludwig Stiftung. Der britische Maler, Ausstellungsmacher, Schriftsteller, Film-, Theater- und Opernregisseur, dessen Cinema of Ide- Meldungen – newsletter 7/2007 as durch Filme wie „Der Bauch des Architekten“, „Verschwörung der Frauen“, „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ und neuerdings „Nightwatching“ (frei nach Rembrandts „Nachtwache“) Filmgeschichte geschrieben hat, wird den Preis im Rahmen eines von ihm ent- worfenen Performance-Abends im Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen entgegennehmen. In seiner neuen Tätigkeit als Video-Jokkey mixt der unbeirrbare Verkünder vom Ende des Kinos dabei Szenen seines Tulse-Luper-Projekts live vor Publikum. 5 letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 6 Wettbewerb: Kurz & schön Die Komödie „Gorgeous“ läuft beim Festival Jüdische Welten in Düsseldorf, Foto: Jean-François Baumard Düsseldorf: Jüdische Welten Jüdische Kultur in ihrer Vielfalt präsentiert das Filmfestival Jüdische Welten, das noch bis zum 13. Dezember in Düsseldorf stattfindet. „Wir möchten mit der Reihe auf jüdische Themen abseits von Holocaust und Nahostkonflikt aufmerksam machen“, so die Filmwissenschaftlerin, Journalistin und Festival-Leiterin Erika Rubinstein. Deshalb behandeln acht Filme das Leben abseits der politischen Großkonflikte, wenngleich diese im Hintergrund jeder privaten jüdischen Geschichte lauern. Am 12. Dezember steht dafür Hervé Mimran, Drehbuchautor der Komödie „Gorgeous“ (Regie: Lisa Azuelos), dem Publikum Rede und Antwort. Der Film spielt inmitten einer verrückten jüdisch-sephardischen Familie in Paris, die von starken Frauen angeführt wird. Veranstalter des u.a. vom Land NRW und der Stadt Düsseldorf geförderten Festivals sind die US-amerikanische Organisation Joint und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf. Filmort ist jeweils die Black Box. Das ganze Programm finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de. Jüdische Welten, Tel. (0211) 8992232; filmmuseum@stadt-duesseldorf.de Georgien zu Gast in Düsseldorf Tiefe Bässe hallten durch die Räume der Filmstiftung NRW. Vor der Premiere von „Der Mann von der Botschaft“ war das deutsch-georgische Filmteam mit Regisseur Dito Tsindsadze, dem Hauptdarsteller Burghart Klaußner sowie den Produzenten Christine Ruppert und Guka Rcheulishvili und Arsenal-Verleihchef Stefan Paul zu Gast in der Kaistraße, und es hatte volltönende Verstärkung mitgebracht: Sechs georgische Sänger in schwarzer Landestracht mit schwarzen Stiefeln und umgegürtetem Säbel sorgten für die musikalische Untermalung auch der anschließenden Premiere im Düsseldorfer Savoy. „Sie haben ihren Präsidenten verloren, aber nicht ihre Freunde in Deutschland“, begrüßte Filmstiftungs-Ge- 6 Links: Verlegener Star: Lika Martinova in der Kaistraße. Oben: Gruppenbild mit Sängern: Das Filmteam im Foyer des Atelier-Kinos. Fotos: Heike Herbertz schäftsführer Michael Schmid-Ospach die georgischen Gäste in Anspielung auf die innerpolitischen Turbulenzen in Georgien und den Premierenbesuch einer deutschen Filmdelegation im Oktober in Tiflis. Zum Film war dann auch Kaukasus-Experte Fritz Pleitgen ins Kino gekommen, wo Christine Ruppert neben Burghart Klaußner vor allem die junge Hauptdarstellerin Lika Martinova begrüßte. Für das Mädchen, das früher selbst ohne Geburtsurkunde und Pass auf der Straße gelebt hat, hatte die Produktion mit viel Mühe ein Visum beschafft, damit Lika an diesem besonderen Abend dabei sein konnte. „Das ist dein Abend“, widmete Ruppert der jungen Schauspielerin den Premierenabend. „Fast wie bei den Oscars“ fühlte sich einer der rund 400 meist jungen Gäste, kurz bevor es am 31. Oktober im Kölner Cinenova losging. Die Spannung bei der Preisverleihung des 10. internationalen Nachwuchswettbewerbs Kurz & schön steigerte sich von lobenden Erwähnungen bis zu ersten Plätzen – zum Beispiel für den Kurzfilm „Vaterschaftstest“, der eine kuriose Verwicklung durch eine fehlgeleitete SMS erzählt. Für die Studentin Katherine Landgrebe (Bauhaus Universität Weimar) war es ihr erster Film überhaupt. Wie alle anderen 250 Einreichungen aus elf Ländern hatte er sein müssen wie der Wettbewerb heißt, eben kurz und schön. Im Verlauf des Abends wurden in den Kategorien Kurzfilm, Werbespots, TV-Design und in der WDR-Sonderkategorie 13 beste Filme ausgezeichnet. Ingesamt gab es Geld- und Sachpreise im Wert von 20.000 Euro. Veranstalter von Kurz & schön sind der WDR und die Kunsthochschule für Medien Köln. Alle Gewinner unter www.kurzundschoen. khm.de. Kinderhörspielpreis für Robert Schoen „Wie die Bären einst Sizilien eroberten“ heißt der diesjährige Gewinner des Deutschen Kinderhörspielpreises. Die Auszeichnung wird von der Filmstiftung NRW und der ARD in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal seit 2004 im Rahmen der ARD Hörspieltage verliehen. Bearbeiter und Regisseur des Stückes ist Robert Schoen, der die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung bei der Verleihung am 11. November in Karlsruhe entgegen nehmen durfte. Schoen wurde 1966 in Berlin geboren und studierte angewandte Theaterwissenschaften in Gießen, bevor er 1999 eine Aubildung zum Hörfunkregisseur beim SWR absolvierte. Grundlage des Hörspiels ist das 1945 erschienene gleichnamige Schoen, Foto: Kinderbuch des italieni- Robert SWR / Peter A. Schmidt schen Autors Dino Bruzzati. Das Stück erzählt die Geschichte des kleinen Bärenjungen Tonio, Sohn des Bärenkönigs Leonzio, der friedlich mit seiner Familie in den Bergen Siziliens lebt. Eines Tages wird er von Jägern entführt und zu den Menschen gebracht. Um Tonio zu retten und der andauernden Hungersnot zu entgehen, steigen die Bären zu den Menschen hinab und erobern mithilfe eines Zaubers und mit vielen Schneebällen deren Land. Dreizehn lange Jahre leben die Bären so mit den Menschen zusammen, bis sie eines schicksalhaften Tages einsehen, wo ihre Wurzeln sind. In der Begründung der Jury unter Vorsitz des Kölner Journalisten Frank Olbert heißt es über die SWR-Produktion: „Das Hörspiel macht [...] bekannt mit einer wunderbaren Geschichte, die von Macht und Unterdrückung erzählt und die Verhältnisse von Tier- und Menschenwelt auf anrührende sowie sprachlich höchst amüsante und packende Weise verkehrt“. SWR2 sendet das Stück am 26. Januar 2008 um 16.05 Uhr in SWR2 Spielraum. newsletter 7/2007 – Meldungen Unlimited: Jurypreis für „China, China“, Foto: KurzFilmFreunde Köln e.V. KHM: Gold und Geld „Bis heute beginnen große Karrieren als Regisseur meist mit kleinen Filmen“, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der Verleihung der Deutschen Kurzfilmpreise 2007 am 13. November in Berlin. Den Kurzfilmpreis in Gold nahm Rosa Hannah Ziegler, Absolventin der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), für ihren Dokumentarfilm „Cigaretta mon amour” entgegen. Den Preis, der mit einer Prämie von 30.000 Euro für die Herstellung eines neuen Films verbunden ist, teilte sich Ziegler mit der mazedonischen Regisseurin Biljana Garvanlieva, die für ihren Dokumentarfilm „Die Akkordeonspielerin“ ausgezeichnet wurde (Herstellung: Gebrüder Beetz Filmproduktion). Zieglers Kommilitonen Mi- Kurzfilmpreis in Gold für „Cigaretta mon amour" von Rosa Ziegler, Foto: KHM chael Koch und Eli Cortiñas Hidalgo freuten sich über eine Prämie von jeweils 15.000 Euro. Koch war für seinen Kurzspielfilm „Beckenrand” und Hidalgo für ihren Experimentalfilm „2 or 3 things I knew about her” für einen Kurzfilmpreis in Gold nominiert worden. Bei der Verleihung der Short Tiger Preise erhielt Meike Fehre für ihren Diplomfilm „Schlüsselkind“ eine Lobende Erwähnung der Jury und damit 5.000 Euro. Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen der KHM bietet die Reihe „Best of KHM“. Bis zum 23. Januar sind die Filme „Lieben“ (Regie: Rouven Blankenfeld), „Ich will Dich – Begegnungen mit Hilde Domin“ (Regie: Anna Ditges), „Verführung von Engeln“ (Regie: Jan Krüger) „Teenageexpress“ (Regie: Jens Barlag und Dirk Oetelshoven) und „Innere Werte“ (Regie: Jan Schomburg) zu sehen – jeweils mittwochs um 19 Uhr im Kino der KHM (Filzengraben 2). Der Eintritt ist frei. KHM, Tel. (0221) 20189-0; info@khm.de letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 7 Unlimited: Kölner Kurze „Dobermann“ heißt der erste Hochschulfilm des deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck. Ohne Worte und in s/w gedreht erzählt er von einem Spaziergänger und dem titelgebenden Hund. Wiederzuentdecken war das Werk auf dem Kurzfilmfestival unlimited #2, das Anfang November in Köln stattfand und mit einer feierlichen Preisverleihung im Filmforum NRW zu Ende ging. Mit ihrem Motto „Vier Tage sehen und reden ohne Limit“ hatten die Organisatoren vom Verein Kurzfilmfreunde Köln dabei nicht zuviel versprochen. In den beiden Kategorien Europäischer und Regionaler Wettbewerb wurden insgesamt sechs Preise mit einem Gesamtwert von 3.000 Euro vergeben. Die drei Jurypreise des Europäi- Münster: Westfälischer Frieden Biennale: Filmkunst meets Kunstfilm International Furore macht die Filmwerkstatt Münster mit dem Musikclip „Selam, Shalom, Shlomo“, den sie mit der aus Äthiopien stammenden Sängerin Josephine Kronfli, ihrer Band Karibuni und World-Musiker Pit Budde realisiert hat. Innerhalb einer Woche wurde Kronflis auf YouTube platziertes Friedenslied 15.000 Mal gehört und gesehen. Winfried Bettmer, Geschäftsführer der Filmwerkstatt: „Jetzt bekommen wir Echo aus den äthiopischen Gemeinden in aller Welt.“ Filmwerkstatt Münster, Tel. (0251) 2303621; film@muenster.de Vom 18. bis 24. Oktober zog in Köln und erstmals auch parallel in Bonn eine neuerliche Ausgabe der KunstFilmBiennale rund 3.500 Zuschauer in die verschiedenen Kinos beider Städte. Neben der geografischen Erweiterung präsentierte das Festival in diesem Jahr mit der Einführung einer Filmkunstreihe auch inhaltlich eine bedeutende Neuerung: Im Kölner Kino Odeon sowie im Bonner Kino Rex zählte der Cannes-Gewinner „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ von Cristian Mungiu zu den Höhepunkten dieser Auswahl künstlerisch hochwertiger Erzählfilme des internationalen Kinos, die von Daniel Kothenschulte und Katharina Blum kuratiert wurde. Daneben überzeugten u.a. auch Roy Anderssons neuer Film „Das jüngste Gewitter“ und Pia Marais’ „Die Unerzogenen“. Den von der Filmstiftung NRW mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs sprach die Jury zu gleichen Teilen „Stealing Beauty“ von Guy BenNer und „Lonely Planet“ von Julian Rosefeldt zu. 49 Produktionen nahmen am Wettbewerb um den Bild-Kunst Förderpreis für experimentellen Film teil. Dessen Hauptpreis, von der VG Bild-Kunst dotiert mit 25.000 Euro, wurde ebenfalls aufgeteilt auf die beiden Filme „Ferne Intimität“ von Sylvia Teamfilm Award Am 26. Januar wird im Kölner TFA-Club wieder der Teamfilm Award vergeben. Für den besten Film, der das Leben am Rande der Dreharbeiten einfängt, haben sich in diesem Jahr auch Kinoproduktionen wie „Wer früher stirbt ist länger tot“ und „Mein Führer“ beworben. Konzipiert wird die Verleihung von der Rheinischen Fachhochschule Köln. Veranstalter ist die Kölner PR-Agentur PLANpunkt. Alle Details unter www.teamfilmaward.de. TeamFilmAward, Tel. (0221) 91255710; kontakt@teamfilmaward.de schen Wettbewerbs (jeweils 500 Euro gestiftet von WDR, Macromedia und Zeitsprung Entertainment) konnten „The Guitar Lesson“ von Martin Rit, „China China“ von Joao Pedro Rodrigues und Joao Rui Guerra da Mata sowie „Do Not Erase“ von Asitha Ameresekere einstreichen, während das Publikum für Vincent Primaults „Love Thunderbolt“ votierte (500 Euro von Choices). Den Regionalen Wettbewerb und die damit verbundenen je 500 Euro (gestiftet von mibeg) konnten Nico Zingelmann mit „15 Minuten Wahrheit“ (Jurypreis) und Minu Shareghi mit „Herrengedeck“ (Publikumspreis) für sich entscheiden. KurzFilmFreunde, Tel. (0221) 16872630; info@kurzfilmfreun.de Preisverleihung in Köln: Michael Schmid-Ospach (Filmstiftung) gratuliert Julian Rosefeldt und Guy Ben-Ner Foto: Nik Kern Schedelbauer und „Das Modell“ von Florian Gwinner. Die Zahlen des Festivals belegten, so der künstlerische Leiter des Festivals Heinz-Peter Schwerfel, dass der Ansatz richtig sei, in Köln ein verloren geglaubtes Publikum für anspruchsvolle Filme zurück zu gewinnen. Die Veranstalter der KunstFilmBiennale, die SK Stiftung Kultur in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung NRW, der Filmstiftung NRW, der VG BildKunst und der Stadt Köln, bekundeten einhellig, den neuen Programmbaustein Filmkunst ausbauen und programmatisch optimieren zu wollen – und das nicht nur in NRW. Höhepunkte der KunstFilmBiennale waren Mitte November auch in der Apeejay Gallery sowie dem Goethe-Institut im indischen New Delhi zu sehen. KunstFilmBiennale, Tel. (0221) 2265948; buero@kunstfilmbiennale.de Mehr Kinogenuss in Wachtberg und Bruchmühlen Wachtberg-Adendorf im Drachenfelser Ländchen hat seit Ende Oktober mit dem Kino im Drehwerk 17|19 ein eigenes Programmkino. Untergebracht ist es in einer 2003 stillgelegten Töpferei, die Ille und Rudi Knorr erworben und zusammen mit Sohn Rudi so umgestaltet haben, dass neben Räumlichkeiten für ihre Agentur für Kinowerbung auf weiteren 400 Quadratmetern noch weiträumig Platz für ein vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot war. Von der Filmstiftung NRW gab es einen Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro. Das Ergebnis ist ein ausgewachsener Kulturbetrieb aus einem Kinosaal mit 50 Plätzen, einem Veranstaltungsraum für 50 bis 80 Personen je nach Bestuhlung und einem Bistro mit rund 40 Plätzen. Das Kino fährt von Dienstag bis Mittwoch zwei und von Donnerstag bis Sonntag drei bis vier Vorführungen. Gezeigt wird ein Mix aus Arthou- se und aktuellen Filmen. Außerdem finden regelmäßig Sonderveranstaltungen wie Filmgespräche, Filmbrunch, Themenabende und Seniorenkino statt. Auch für private Feiern kann das Kino angemietet werden. Einen Blick ins Drehwerk gibt es unter www.drehwerk1719.de. Ortswechsel nach Bruchmühlen bei Herford: Am 1. November eröffnete Kinoinhaber Volker Flohre dort die Türen zu seinen ElseLichtspielen für die erste Vorstellung nach dem Umbau. Wände und Boden schimmern nach dem Umbau in hellem Braun und 139 (neue) Kinosessel in warmen Rottönen. Für den Teppich und die Wandbespannung beauftragte Flohre einen Raumausstatter, viele weitere Arbeiten leistete er mit Unterstützung seines Vaters in Eigenarbeit. Auch die perlenbesetzten Wandleuchten wurden selbst restauriert und Meldungen – newsletter 7/2007 werfen nun ein dezentes Licht in den Saal (www.else-lichtspiele.de). Finanzielle Hilfe erhielt Flohre von der Filmstiftung NRW, die rund 20 Prozent der Umbaukosten übernahm. Die Eröffnung des Drehwerks 17|19 und die Renovierung der Else-Lichtspiele sind zwei von in diesem Jahr sechs geförderten Projekten, bei denen die Stiftung vornehmlich kleinen Kinos half, die technischen Standards zu heben und den Kinogenuss der Zuschauer zu erhöhen. „Insbesondere in kleineren Orten bedeutet Kino ein Stück Lebensqualität“, so Michael SchmidOspach, Geschäftsführer der Filmstiftung, und Kinoreferentin Britta Lengowski ergänzt: „Nicht jeder Filmfreund ist bereit oder in der Lage, lange Anfahrten zu den Kinocentern der größeren Städte in Kauf zu nehmen. Diese Förderung ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt einer lebendigen Kinolandschaft in NRW.“ Film-Dienst: 60 Jahre Dienst Mit ihren 60 Jahren ist die Filmzeitschrift FilmDienst die älteste Publikation ihrer Art in Deutschland. Im Oktober 1947 als „Filmdienst der Jugend“ aus der katholischen Jugendarbeit heraus erschienen, entwickelte sich das Blatt ab 1949 zum Organ der katholischen Filmkommission, die im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz wirkte. Die anfänglich schlichte Sammlung von Filmkritiken im A5-Format entwickelte sich erst 1990 in jenes Magazinkonzept, das noch heute regelmäßig alle 14 Tage erscheint. Als das Katholische Institut für Medien, das zwischenzeitlich den Film-Dienst herausgegeben hatte, herben Sparzwängen unterworfen wurde, zog die Zeitschrift 2003 nach Bonn, wo sie bis heute beim Verlag Deutsche Zeitung eine Heimat gefunden hat. Neben dem in der deutschen Publikationslandschaft nach wie vor einzigartigen Bemühen, lückenlos jeden Film zu besprechen, der in Deutschland ins Kino kommt, hat sich der Film-Dienst auch auf anderen Gebieten unentbehrlich gemacht: Mit dem „Lexikon des Internationalen Films“ stellt er nach wie vor das ausführlichste Kompendium in Deutschland bekannter Filme, daneben editiert er DVD- sowie CD-Reihen, Bücher und die Internetseite www.film-dienst.de. Der Newsletter gratuliert zum 60. Geburtstag und wünscht weiterhin viele erfolgreiche Jahrgänge unbestechlicher Filmkritik! Film-Dienst, Tel. (0228) 884229; fd@film-dienst.de Rendez-vous franco-allemand: French Kiss Mehr als 450 Teilnehmer der Filmbranche aus Frankreich und aus Deutschland haben sich Ende November in Versailles getroffen. Eingeladen hatte der Verein Deutsch-französisches Filmtreffen, der von Präsidentin Margaret Menegoz, den Vizepräsidenten Kirsten Niehuus und Peter Sehr und Schatzmeister Yves Marmion geführt wird. Themenstellungen waren u.a. die Kompatibilität des Deutschen Filmfonds mit dem französischen Crédit d’Impôt und Finanzierungsmodelle für die Digitalisierung des Kinos bei Erhaltung der Vielfalt. Auch die Fortentwicklung der deutsch-französischen Filmförderung MiniTraité, für die in diesem Jahr erstmals mehr mehrheitlich deutsche Produktionen eingereicht wurden, kam zur Sprache. Dazu schlug Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt FFA, die Einrichtung einer Nachwuchsförderung vor. Zum ersten Mal nahmen auch 20 Produzenten aus Russland an den Diskussionen teil und stellten ihre neuen Projekte vor. Neun deutsche und neun französische Schauspieler hatten außerdem Gelegenheit, sich den Teilnehmern zu präsentieren. Schließlich wurde Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien, von seiner französischen Kollegin Christine Albanel als Commandeur dans l’ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Das 5. Deutschfranzösische Filmtreffen wurde neben den französischen Partnern, der FFA, German Films und dem Goethe Institut u.a. von der Filmstiftung NRW unterstützt. Näheres unter www.das-rendez-vous.org. 7 letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 8 Kinofest Lünen: Modellcharakter Getreu ihres Mottos hatten die Veranstalter des 18. Kinofestes Lünen angekündigt, Lünen sei „die Härte“. Tatsächlich fügte sich alles „easy“ zusammen – das Filmprogramm, ein begeistertes Publikum, die Festivalorganisation und ein überregionales Echo, das man u.a. durch Understatement erreicht. Rund 7.700 Besucher und damit mehr als je zuvor sahen an vier Tagen in den Sälen des Cineworld insgesamt 53 Filme. Zum Festivalauftakt las Schauspieler Günter Lamprecht („Berlin Alexanderplatz“) aus seiner Autobiographie „Ein höllisches Ding, das Leben“. Außerdem eröffnete er mit seiner Unterschrift den Lüner Walk of Fame. Wie Lamprecht sollen sich nach und nach weitere Stars auf einer Festivalleiter Mike Wiedemann, Kupferplatte in der Lüner Foto: Kinofest Lünen Fußgängerzone verewigen. Eröffnet wurde das Festival mit der Komödie „Wir sagen Du! Schatz“: Marc Meyers kuriose Familiengründung, die prompt den Schüler-Filmpreis des Kreises Unna 16+ gewann. Der mit 10.000 Euro dotierte und mit Untertitelung belohnte Haupt- und Publikumspreis Lydia ging an „Jakobs Bruder“. Daniel Walta kann seine Geschichte von zwei un- ne Stellvertreterin Kathrin Bessert die Wahrheit sagen: Lünen ist nicht so hart, wie es – augenzwinkernd – gerne tut. Dafür aber sind die kleineren und mittleren Festivals umso wichtiger, wie Filmstiftungs-Chef Michael SchmidOspach schon bei der Eröffnung betonte, denn „ohne diese kommen viele Filme nicht an die Öffentlichkeit und nicht zum Zuschauer“. Am 11. Februar übrigens zeigt das Kinofest im Rahmen der Berlinale im Filmtheater in den Hackeschen Höfen die Preisträgerfilme. Dann leistet auch Schauspieler Rolf Zacher seine Unterschrift. Bildhauer Andrej Irzykowski wird sie zu einer weiteren Platte auf dem Walk of Fame verarbeiten. Mehr Infos und alle Preisträger des 18. Kinofestes unter www.kinofest-luenen.de. Nach dem Kinofest Lünen sprach der Newsletter mit Festivalleiter Mike Wiedemann über Trends und den Modellcharakter des Festivals. „A Man’s Job“ gefiel in Münster, Foto: Filmfestival Münster Für die 18. Ausgabe des Kinofestes haben Sie viele Filme gesichtet. Gab es 2007 eine Tendenz bei den Produktionen? Wenn man von einem Trend sprechen kann, dann: Junge Filmemacher interessieren sich endlich wieder für das Genrekino und realisieren ohne Scheu Komödie, Krimi, Horror etc. Das Beziehungsdrama über einen Finnen, der seinen Job verliert und der Familie schließlich das Geld als Callboy nach Hause bringt, sei „von kompromissloser Komik und schroffer Tristesse“, befand die Jury. Deshalb wurde „A Man`s Job“ von Aleksi Salmenperä Gewinner des Regiepreises im Europäischen Spielfilmwettbewerb des 12. Filmfestivals Münster 2007. Der deutsche Beitrag „Gegenüber“ des Regisseurs Jan Bonny erhielt eine Lobende Erwähnung. Im deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb erhielt Nikias Chryssos für „Hochhaus“, ein Wildwest-Abenteuer im seelenlosen Plattenbaughetto, den mit 5.000 Euro dotierten Großen Preis der Filmwerkstatt Münster. Der Das Kinofest ist in der Stadt Lünen fest verankert. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus? Wenn wir Anfang September nach Lünen fahren und beginnen, das Kinofest vorzubereiten, bewegen wir uns auf einer Welle der Sympathie, Unterstützung und Mitarbeit der Lüner, wie sie sicher beispiellos ist. Die Lüner lieben das Kinofest und prägen so auch die Stimmung und Atmosphäre des Festes. Hauptpreis Lüdia für „Jakobs Bruder“ mit Christoph Maria Herbst, Foto: NDR gleichen Brüdern, die sich auf die gemeinsame Reise zur erkrankten Mutter begeben, zudem im Januar auf dem Partnerfestival 13. Berlin and Beyond in San Francisco zeigen. Einen weiteren Publikumspreis gab es mit der mit 3.000 Euro dotierten Rakete für den besten Kinderfilm, den Lüner Familien gestiftet haben. Gewinner war Peter Timms „Rennschwein Rudi Rüssel 2“. Auch über den von Lüner Apotheken gesponserten Kurzfilmpreis entschied das Publikum. Nico Zingelmann gewann mit „15 Minuten Wahrheit“ nicht nur 1.600 Euro, sondern auch eine von Holland Subtitling und German Films gesponserte Untertitelung sowie die Präsentation bei Berlin und Beyond. Als alle Preise vergeben waren, durften auch Festivalleiter Michael Wiedemann und sei- Was muss man machen, um diese Kontakte über das ganze Jahr zu pflegen? Man muss nichts unternehmen, um die Lüner zu motivieren. Ich weiß, der Termin für das 19. Kinofest (13.-16.11.2008) ist bei vielen Lünern schon jetzt dick im Kalender angestrichen. Wäre das „Modell Lünen“ auch in anderen Städten möglich? Der Begriff „Modell Lünen“ ehrt uns. Ich bin der festen Überzeugung, dass es in jeder deutschen Stadt Filmbegeisterte, ein Kino und die Idee Filmclub gibt. Mehr braucht es nicht! Ich prophezeie eine Renaissance der Filmclubs als Keimzelle einer neuen Filmkultur, die auch Festivals beinhaltet. Kinofest Lünen, Tel. (02306) 3063640; info@kinofest-luenen.de Düsseldorf: „Clooney“ beim Uni-Filmfest Doppelter Erfolg für Florian Roos in Düsseldorf: Der 25-jährige Regisseur und Drehbuchautor gewann mit seinem Kurzfilm „Clooney“ beim Filmfest der Heinrich-Heine Universität in seiner Heimatstadt sowohl den Preis des Publikums als auch der Jury (u.a. Anna Fantl und Xao Seffcheque). 8 Vom 21. bis zum 23. November wurden im Konrad Henkel-Hörsaal der Philosophischen Fakultät 23 Kurzfilme junger Talente aus Nordrhein-Westfalen gezeigt. Organisiert wird das Filmfest von den Studenten der Uni. Mehr Infos unter www.filmfest.uni-duesseldorf. de. Filmfestival Münster: „A Man´s Job“ Förderpreis des WDR in Höhe von 2.500 Euro ging an den Kurzfilm „Hilda & Krahl“ von Toke Constantin Hebbeln. Den Publikumspreis und das von den Münsterschen Filmtheaterbetrieben gestiftete 1.000 Euro Preisgeld gewann Nico Zingelmann mit „15 Minuten Wahrheit“. Der Drehbuchförderpreis Münster.Land, der von Filmservice Münster.Land vergeben wird, ging an Ruth Olshan und Heike Fink für ihre Geschichte aus der Provinz mit dem Titel „Himbeeren mit Senf“. Filmfestival Münster, Tel. (0251) 2303621; presse@filmfestival-muenster.de Filmbüro NW: Fantastische Zukunft „Die dämonische Leinwand“ war der Titel eines Symposiums, zu dem das Filmbüro NW am 3. Dezember nach Köln einlud. Zur Diskussion stand das Fantastische Kino und die Frage, warum man in Deutschland heute nur noch schwer an Traditionen wie Murnaus „Nosferatu“ anknüpfen kann. Hohe Produktionskosten, die Schere im Kopf und skeptische Redakteure gal- ten als die größten Hindernisse. Hoffnung für den Fantastischen Film aus Deutschland schöpfte die Runde aus neuen Vertriebswegen und anhaltender Lobby-Arbeit. Mehr Infos unter www.filmbuero-nw.de. Filmbüro NW, Tel. (0208) 449841; info@filmbuero-nw.de Nikosia im Herbst Auf Zypern war das Verständnis für Eran Riklis’ „Die syrische Braut“ besonders groß: Nachdem im Cine Studio im geteilten Nikosia das Licht im Saal wieder anging, gab es emotionalen Applaus vom Publikum. Man spürte, dass die Zuschauer nachvollziehen konnten, was der Film erzählt: Die Geschichte einer Braut, die im Grenzgebiet zwischen Syrien und den Golan Höhen darauf wartet, zu ihrem Ehemann gelassen zu werden. Die Produzentin des Films Bettina Brokemper nahm viele Komplimente entgegen und musste noch lange nach dem Film die neugierigen Fragen zur Produktion beantworten. Die Vorführung war der Auftakt einer von Katharina Blum organisierten Filmreihe in Nikosia, die die Filmstiftung NRW auf Einladung des Kulturministeriums Zyperns und in Kooperation mit dem dortigen Goethezentrum veranstaltete. Am nächsten Abend folgte „Emmas Glück“, und auch Produzentin Kri- newsletter 7/2007 – Meldungen stina Löbbert freute sich über die positive Reaktion auf ihren Film. „Der Mann von der Botschaft“ war sozusagen direkt von der Premiere in Georgien weitergereist, und Michael Schmid-Ospach konnte den Zuschauern eindrucksvoll von der Premiere in Tiflis und der Produzentenlandschaft in NRW berichten. Unter den Gästen an den ersten Abenden war unter anderem der deutsche Botschafter Rolf Kaiser mit seiner Frau Brigitte Kaiser-Derenthal, die es sich nicht nehmen ließen, die Filmschaffenden aus beiden Ländern in der Botschaft zu empfangen und in gemütlicher Atmosphäre erste Gespräche zu ermöglichen. Kaiser-Derenthal, die vier Jahre lang das Goethe-Institut in Budapest geleitet hat, hatte die Reihe initiiert. Ergänzt wurden die Filme durch einen Workshop, der dem Erfahrungsaustausch der NRW-Delegation mit Filmschaffenden aus Nikosia diente. Den Abschluss der Reihe bildeten die Filme „Barfuss“ und „Close to home“. letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 9 Filmwoche Duisburg: Heim und Welt Über 10.000 Gäste besuchten im November die 31. Duisburger Filmwoche, schauten sich 28 Dokumentarfilme an und nahmen an den traditionellen Filmdiskussionen teil. „Das ist neuer Rekord und zugleich Bestätigung, dass der Dokumentarfilm floriert und in Duisburg seine anerkannte Heimstatt hat“, so Festival-Leiter Werner Ruzicka. „Wo wenn nicht hier“ war denn auch das Motto der Filmwoche, deren Themenstränge indes den Globus umspannten. So nimmt Daniella Marxner auf der Suche „Michael Hamburger“: ausgezeichnet in Duisburg, Foto: Duisburger Filmwoche nach Bildungskonzepten für Morgen das Alpinum Lyceum unter die Lupe, in dem in einer nahezu abgeschlossenen Welt im Engadin Nachwuchs für die globale Wirtschaftselite trainiert wird. Für ihre Darstellung des Internats, das als Modell für künftige Unternehmensführung sichtbar wird, erhielt sie den mit 6.000 Euro dotierten 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm. Daneben gab es auch Filme, die sich individuellen Lebensläufen und Schicksalen widmeten. So ringt der Dichter Michael Hamburger mit wucherndem Grünzeug, angesammelten Erinnerungen und fortschreitender Gebrechlichkeit. Frank Wirke habe es mit seinem Porträt „Michael Hamburger – ein englischer Dichter aus Deutschland“ geschafft, „Poesie ohne jeden Kitschverdacht in einen Dokumentarfilm zu verwandeln“, befand die Jury und zeichnete ihn mit dem mit 6.000 Euro dotierten Arte-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm aus. Wie Mechanismen der Erinnerung filmisch umgesetzt werden können, demonstriert auch Philip Scheffner in „Halfmoon Files“. Sein Material: Ein Inder kämpft im Ersten Weltkrieg in der britischen Armee, gerät in deutsche Gefangenschaft und wird zum Forschungsobjekt deutscher Rassenideologie. Scheffners Recherche einer Fußnote der Geschichte sei „vielschichtig, so witzig wie klug“, so die Jury des mit 5.000 Euro dotierten Förderpreises der Stadt Duisburg. Ihrem Votum schloss sich die Jury des Dokumentarfilmpreises des Goethe Instituts mit einer ähnlichen Begründung an – und mit 2.000 weiteren Euro. Der Publikumspreis der Rheinischen Post für den in Duisburg beliebtesten Film ging schließlich an „Sieben Mulden und eine Leiche.“ Auch Thomas Haemmerli nimmt die Zuschauer mit in die Schweiz. Allerdings geht es nicht hinauf auf Alpenwiesen, sondern in die total vermüllte Wohnung seiner verstorbenen Mutter. Haemmerlis autobiographischer Film dokumentiert familiäre Folgen des Messie-Syndroms. Mehr zu den Preisträgern sowie Protokolle und Impressionen gibt es unter www.duisburgerfilmwoche.de. Duisburger Filmwoche, Tel. (0203) 2834171; info@duisburger-filmwoche.de „7 Jungfrauen" von Alberto Rodriguez im Angebot bei Ven y mira. Foto: Koolfilm Flux lädt ein: Komm gucken! „Ven y mira“ („Komm gucken“) ist der Titel einer fünfteiligen Filmreihe, mit der die Agentur für Filmkultur Flux aus Münster ihre Arbeit aufnimmt. Die Reihe mit spanischsprachigen Filmen in der Originalfassung richtet sich an Kinobetreiber und Schulen, an denen Spanisch als Fremdsprache zunehmend an Bedeutung gewinnt. „Unsere Idee ist, dass wir die Programme, die wir für unser Kino kuratieren, auch anderen zugänglich machen“, so Jens Schneiderheinze, der in Münster auch die Geschäfte des Cinema-Kinos leitet. Die Filme wurden so aus- gewählt, dass sie sich möglichst gut mit den Lehrplänen vereinbaren lassen und werden durch zahlreiche Materialien und Unterrichtshefte ergänzt. Service ist für Schneiderheinze ein wichtiger Punkt: Flux bietet nicht nur vorbereitete Pressemeldungen, sondern auch weitere Informationen übers Internet, die bequem herunter geladen werden können. Die Buchung ist für Kinobetreiber ebenfalls online möglich. Mehr Infos über das komplette Programm unter www.flux-agentur.de. Flux, Tel. (0251) 20398563; info@flux-agentur.de ANZEIGE Oelde: 60 Jahre als Kinochef „Für jeden Tag der Vorführung von Lichtbildern ist eine Lustbarkeitsabgabe von 3 Mark vorher an die Stadtkasse Oelde zu zahlen“, lautet der vierte Punkt der Genehmigung, mit der Leo Mühlenkamp 1913 in Oelde „Lustbarkeiten“, sprich Filmvorstellungen, in seiner Gaststätte erlaubt wurden. Sein Sohn Leo Mühlenkamp war damals gerade ein Jahr alt. Heute ist er 95 und Deutschlands ältester Filmvorführer. Zum 1. Januar geht er nach 60 Jahren als Kinogeschäftsführer in Oelde in den verdienten Ruhestand. 2002 erhielt der passionierte Kinobetreiber während der Jahresfilmprogramm-Prämien der Filmstiftung NRW vom HDF Kino e.V. für seine Verdienste das Goldene Malteserkreuz. Das Filmzentrum mit den drei Sälen in Oelde wird in Zukunft von dem 22-jährigen Thomas Fußner weitergeführt, der bereits Kinoerfahrung im Gütersloher Bambi gesammelt hat und vor allem in der Übergangszeit weiterhin auf Mühlenkamps Unterstützung setzt. Seine Pläne: Eine baldige Modernisierung der drei Säle und mit sofortiger Wirkung zum 1. Januar die Abschaffung der Raucherlaubnis im Kino. Filmzentrum Oelde, Tel. (02522) 60200 Film+: Preise für Editoren Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst, Film+, schloss nach dreieinhalb Tagen Diskussionen, Filmvorführungen und Panels am Abend des 26. November mit der Verleihung der drei Schnitt Preise. Den von der Filmstiftung NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis Spielfilm gewann Hansjörg Weißbrich für „Der Liebeswunsch“. Der gleich hoch dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm ging an Anja Pohls Montage von „Die Unzerbrechlichen“, während sich Rudi Zieglmeier („Bildfenster/Fensterbilder“) über 2.500 Euro für den Gewinn des BMW Group Förderpreis Schnitt freute. Der Schwerpunkt des vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW und der Stadt Köln veranstalteten Forums lag in diesem Jahr auf der Beziehung zwischen Drehbuch, Dramaturgie und Schnitt – ein Verhältnis, über das u.a. Laila Stieler, Tomas Erhart, Jörg Siepmann und Andrew Bird diskutierten. Bei drei Filmvorführungen ließ sich außerdem die Ehren-Editorin und HommagePreisträgerin Helga Borsche u.a. von ihren Regisseuren Hans W. Geißendörfer und Hans-Christoph Blumenberg feiern. Film+, Tel. (0221) 2858703; info@filmpluskoeln.de Ab 27. Dezember im Kino! www.dieunerzogenen.de Meldungen – newsletter 7/2007 www.realfictionfilme.de 9 www.realfictionfilme.de letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:29 Uhr Seite 10 Apollo, Aachen 4.000 Euro Jahresfilmprogramm-Prämien Alle Kinos, alle Prämien Ausgezeichnete Filmtheater Capitol, Aachen 4.000 Euro Kamera, Bielefeld 6.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Endstation, Bochum 12.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Kino, Bad Driburg 4.000 Euro 5.000 Euro (Kinderund Jugendprogramm) Lichtwerk, Bielefeld 10.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Casablanca, Bochum 6.000 Euro Metropolis, Bochum 4.000 Euro Im Düsseldorfer Savoy Theater zeichnete die Filmstiftung NRW 55 Filmtheater mit JahresfilmprogrammPrämien aus. Insgesamt 397.000 Euro erhielten NRWs Kinobetreiber für ihre herausragenden Programme. Jahresfilmprogramm-Prämien 2007 Schöne Bescherung VON STEFANIE HADDING orhang auf und Bühne frei für NRWs engagierte Kinobetreiber hieß es am 21. November im Düsseldorfer Savoy Theater, wo die Filmstiftung NRW insgesamt 397.000 Euro für Filmprogramme der Güteklasse A vergab. Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos erhielten ihre Jahresfilmprogramm-Prämien dafür, dass sie auf ihren Leinwänden herausragende deutsche und europäische Produktionen, Dokumentarfilme, ambitionierte Filmreihen und Filme für Kinder- und Jugendliche zeigen. Das Team von „Meine schöne Bescherung“ (Vanessa Jopp, Manuela Stehr, Heino Ferch, Jasmin Tabatabai und Meret Becker) legte auf dem Weg zur Essener Premiere einen Zwischenstopp im Savoy ein, zeigte viel beklatschte Ausschnitte seiner Weihnachtskomödie und überreichte V die ersten Urkunden an die Kinobetreiber. Auch Jürgen Vogel, Oskar Roehler, Rolf Zacher, Ray Fearon, Marco Kreuzpaintner, Anna Thalbach und Christian Redl waren gekommen, um die Betreiber zu ehren (siehe Liste). Dass angesichts großer Summen die Stimmung durchweg heiter war, überraschte kaum. Überraschend aber waren einige unterhaltsame Erkenntnisse, die der kurzweilige Abend mit den Kinobetreibern und den vielen prominenten Paten zu Tage brachte. Wer ahnte vorher, dass Oskar Roehler seine Darsteller (in diesem Fall Ray Fearon aus „Lulu und Jimi“) beim Schmökern in der Gala findet? Wer, dass Anna Thalbach durchaus mit Wonne die „Brühlette“ geküsst hat (Daniel Brühl in „Krabat“)? Und wer hatte schon erlebt, wie Jürgen Vogel beim Spötteln über sich selbst und seine „Kauleiste“ über sich hinauswächst und zur Stimmungskanone avanciert? Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach freute sich als Gastgeber über den gelungenen Abend und erinnerte kurz an das vergangene Kinojahr, das nur allzu oft unter der Diskussion um die „scheinbare Feindschaft zum Fernsehen“ gelitten habe. SchmidOspach: „Das Abenteuer Kino wird bleiben. Kämpfen wir für gute Filme – es lohnt sich!“ Einer, der bereits eine Menge guter Filme gemacht hat, durfte an diesem Abend eine besondere Auszeichnung entgegen nehmen: Günter Lamprecht bekam den mit 20.000 Euro dotierten Herbert Strate-Preis, mit dem die Filmstiftung NRW und der HDF Kino e.V. Menschen ehren, die sich um den deutschen Film verdient ge- Kino in der Brotfabrik, Bonn 10.000 Euro 5.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Neue Filmbühne, Bonn 8.000 Euro macht haben. Die Laudatio hielt der Produzent und Präsident der Deutschen Filmakademie Günter Rohrbach. Der hob besonders Lamprechts Leistungen in „Berlin Alexanderplatz“ hervor. Vieles an der Produktion sei umstritten gewesen, „absolut unumstritten jedoch war die Leistung des Schauspielers Lamprecht. Keiner hat den Film so geprägt wie Sie.“ In diesem wie auch in anderen Werken seien es besonders „die Präsenz, die Sensibilität und die Ausdruckskraft“ gewesen, die den großen Schauspieler ausmachten. Der gebürtige Berliner, der sich „seit Jahren in NRW sehr wohl“ fühlt, freute sich über die Anerkennung seiner Arbeit. Mit Hilfe von Kino und Fernsehen habe er seine kritische Haltung und seinen Eigensinn immer wieder transportieren können, sagte der Schauspieler. Wie es sich für einen Abend mit vielen Kinoliebhabern gehört, gab es in Düsseldorf auch einige filmische Appetithappen zu sehen. Oskar Roehler präsentierte erste Ausschnitte aus seinem neuen Film „Lulu und Jimi“, den er in diesem Sommer in NRW gedreht hat. Zudem sahen die Zuschauer einen Vorgeschmack auf die Filme „Krabat“ (Regie: Marco Kreuzpaintner), „Clara“ (Regie: Helma Sanders-Brahms) und „Hope“ von Stanislaw Mucha. Die Auswahl der prämierten Filmtheater traf eine Jury, der Emma Klopf (Prokino Filmverleih), Barbara Thuillier (RTL Filmredaktion), Irit Neidhardt (mec film, Verleih), Michael Vaupel (WAZ) und Andreas Kramer, Geschäftsführer des HDF Kino e.V., angehörten. Der „Vorleser“-Produzent Michael Simon de Normier (Senfkornfilm) im Gespräch mit Günter Rohrbach (rechts) Günter Lamprecht mit Sigrid Limprecht aus Bonn Großes Finale: Die Betreiber von 55 nordrhein-westfälischen Kinos erhielten insgesamt 397.000 Euro in Düsseldorf Ein Kniefall der prominenten Paten Schauburg, Gelsenkirchen 4.000 Euro Kur-Theater, Hennef 4.000 Euro Filmriss, Gevelsberg 2.000 Euro Babylon, Hagen 4.000 Euro Onikon, Herdecke 2.000 Euro Berli, Hürth 2.000 Euro Bambi, Gütersloh 6.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Central, Hattingen 2.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Viktoria, Hilchenbach 4.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) 10 Kino im Kuba, Jülich 2.000 Euro Cinenova, Köln 4.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Metropolis, Köln 8.000 Euro 12.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Capitol, Kerpen 4.000 Euro Filmpalette, Köln 10.000 Euro Odeon, Köln 6.000 Euro newsletter 7/2007 – Jahresfilmprogramm-Prämien letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:30 Uhr Seite 11 Rex, Bonn 8.000 Euro Camera, Dortmund 10.000 Euro Woki, Bonn 2.000 Euro Roxy, Dortmund 10.000 Euro ZOOM, Brühl 8.000 Euro 5.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Schauburg, Dortmund 6.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Bambi, Düsseldorf 8.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Lichtburg, Düsseldorf 2.000 Euro Black Box, Düsseldorf 10.000 Euro Souterrain, Düsseldorf 4.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Cinema, Düsseldorf 4.000 Euro Metropol, Düsseldorf 8.000 Euro Elite, Espelkamp 4.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Eulenspiegel, Essen 4.000 Euro 5.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Astra Theater & Luna, Essen 6.000 Euro Filmstudio, Essen 2.000 Euro Galerie Cinema, Essen 8.000 Euro Günter Lamprecht ist der diesjährige Träger des Herbert StratePreises, den die Filmstiftung NRW gemeinsam mit dem HDF Kino e.V. vergibt. Die Jury mit Veronica Ferres, Margarete Papenhoff, Thomas Negele und Michael Schmid-Ospach entStrate-Preisträger Günter Lamprecht (links) mit seinem Laudator Günter Rohrbach Judith Schlinker, Cineplex Warburg, mit Jürgen Vogel schied sich damit für einen großen deutschen Schauspieler. Seine engagierte Dankesrede, die er im Rahmen der Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien hielt, können Sie hier lesen. Die Spitzenpreisträger mit Jürgen Vogel und Michael Schmid-Ospach. Liebe Freunde, Blumen vom „Krabat“-Team: Marco Kreuzpaintner, Anna Thalbach und Christian Redl (v.l.) Moderierte den kurzweiligen Abend: Katty Salié mit Michael Schmid-Ospach Applaus von Oskar Roehler für die Kinobetreiber Joachim Kühn, Udo Heimansberg und Gabriele Rosslenbroich JaFi-Spendenaktion: Katty Salié im Gespräch mit Gabriele van den Berg (Kinderhospiz Düsseldorf) und Johannes Breuer (Elterninitiative herzkranker Kinder Bonn). Rund 7600 Euro sind bislang zusammen gekommen. Regisseur Marco Kreuzpaintner mit Rolf Zacher (rechts). Vanessa Jopp überreicht eine Prämie an Hans-Jörg Blondiau vom Zoom Kino Brühl Dieter und Martina Borck (Cinenova, Köln), Dieter Hertel, Britta Lengowski (Filmstiftung) und Michael Meyer Auf dem Sprung zur Premiere: Das „Meine schöne Bescherung“-Team mit Manuela Stehr, Vanessa Jopp, Heino Ferch, Jasmin Tabatabai und Meret Becker (v.l.) OFF Broadway, Köln 18.000 Euro Die Paten des „Lulu und Jimi“-Teams: Oskar Roehler und Ray Fearon Hansa Kino, Lemgo 4.000 Euro Cinema, Münster 10.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Studio, Mettmann 4.000 Euro 8.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Schloßtheater, Münster 10.000 Euro 5.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Hitch, Neuss 6.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Kino im Walzenlager, Oberhausen 2.000 Euro ich freue mich sehr über diese große Anerkennung meiner Arbeit. Ich danke Ihnen herzlich für diese Auszeichnung, die mit dem Herbert Strate-Preis verbunden ist. Berlin bleibt Berlin, das sind meine Wurzeln, da komme ich her. Aber ich bin auch froh, seit Jahrzehnten in Westfalen zu leben, denn dieses NRW ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Hier habe ich viel Gutes erlebt, an allen Theatern gespielt und fürs Kino und fürs Fernsehen gedreht. Erinnern Sie sich noch an „Stellenweise Glatteis“ von Max von der Grün, Regie Wolfgang Petersen, „Rückfälle“ von Peter Beauvais oder „Die große Flatter“ von Marianne Lüdcke? Drei Titel von vielen Produktionen. Ich war froh, dass meine Rollen so auch von einem großen Publikum gesehen wurden. Einem Publikum, das nie ein Theater besucht. Durch das Kino und das Fernsehen, allen voran den WDR, konnte ich im Laufe der Zeit wesentlich mehr Menschen mit meiner kritischen Haltung erreichen. Vielleicht ist ja bei manchen Leuten mein Eigensinn angekommen. Das wäre dann auch gut so. Auch heute noch gilt: Die Filmkunst lebt weiter und lässt sich nicht vereinnahmen. Ich gehe gerne ins Kino. Auf der Leinwand erkennen wir die Liebe, das Einsamsein, die Wut auf die ungerechten Weltverhältnisse. Lichtburg, Oberhausen 2.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Kino, Ratingen 4.000 Euro 5.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Jahresfilmprogramm-Prämien – newsletter 7/2007 Wir spüren sie, die Wehmut, die Freude, ja ich spüre auch die Freude am Leben zu sein und das alles wahrnehmen zu können. In meiner Laufbahn wurde Rainer Werner Fassbinder mit seiner unvergleichbaren Identität zum Inbegriff von Kino. Das finden alle Cineasten auf dem Globus. Vor allem die unbeschreibliche Resonanz auf „Berlin Alexanderplatz“ in den USA und in Frankreich hat mich sehr berührt. Wie stark ich mich damals bei den Dreharbeiten bis in die hintersten Ecken von Leib und Seele gefordert, aufgefordert fühlte, alle meine kreativen Reserven zu mobilisieren. Da gab es menschliches Verstanden-Sein durch solche begnadeten Regisseure, und dies zu erleben, das war wunderbar. Und immer wieder habe ich gestaunt, was ich alles kann. Und ich möchte Ihnen hier sagen, wie dankbar ich war und bin, dass ich solche filmischen Ereignisse mit zu Wege gebracht habe. Meine Damen und Herren, verehrte Jury, ich bin froh, dass es Sie gibt, und ich wünsche uns allen weiterhin ein Publikum, das voller Aufmerksamkeit unsere schwierige Welt betrachtet, und das sich anregen lässt zu lebendigem Engagement, denn es gibt wahrhaftig genug zu tun. Ich danke Ihnen ganz herzlich. Danke schön. Talflimmern – Open-Air Kino, Wuppertal 2.000 Euro Cineplex, Warburg 2.000 Euro 3.000 Euro (Kinder- und Jugendprogramm) Metropolis, Würselen 2.000 Euro Die Jury bestand aus Irit Neidhardt (Mec Film), Emma Klopf (Prokino), Barbara Thuillier (RTL), Michael Vaupel (WAZ) und Andreas Kramer (HDF Kino e.V.) 11 letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:30 Uhr Seite 12 Grüne: Eine Million mehr für den Film Angeregte Debatten vor konzentriertem Publikum: das 2. Filmsymposium in Köln. Fotos: Heike Herbertz Das 2. Filmsymposium NRW Film als Ort – neue Orte des Films „Die Digitalisierung ist die Verschriftung des Bildes“, dozierte der Karlsruher Philosoph und Medientheoretiker Boris Groys in seinem Eröffnungsbeitrag von der Leinwand herab. Groys eröffnete damit virtuell das Filmsymposium NRW, das von der Staatskanzlei NRW und der Filmstiftung NRW am 31. Oktober zum zweiten Mal in Köln veranstaltet wurde und sich unter dem Titel „Film als Ort – Neue Orte des Films“ mit der Situation der Abspielstätte Kino befasste. Wie man früher Bücher zu Bibliotheken zusammengetragen hat, könne man sich heute mittels DVD eigene Filmotheken schaffen, so Groys weiter. Damit stehe das bewegte Bild wie der Roman im 19. Jahrhundert tendenziell immer zur Verfügung. Ein Gespräch über Film müsse sich „nicht mehr nur aus der Erinnerung“ speisen, wie in Zeiten, da es nur die Vorführung im Kino gab. Ein Fortschritt, der wie in anderen Fällen auch mit Verlusten verbunden sei. Die aktuelle Krise des Kinos spiegele diese Entwicklung. Zwar wisse er um die besonderen Qualitäten des Kinos, doch als „verantwortungsloser Intellektueller“ bezweifle er, dass es so etwas wie eine „kollektive Erfahrung“ oder „Ekstase“ im Kino geben könne oder gegeben habe. Das Kino sei „ein Ort des kollektiven Schlafes“, an dem sich jedes Individuum seinen Träumen ergebe. Darüber wolle man allerdings sprechen, wenn es wieder hell werde. Jenseits des Mainstreams werde Film in Ländern wie Frankreich oder den USA heute zunehmend in Museen gezeigt. Filmkunst und Kino als Einheit: White Cube und Black Cube unter einem Dach. Mit dem Rückzug des Kinos ins Museum mochte sich indes keiner der anderen Vortragenden zufrieden geben. Allerdings: „Nostalgie allein reicht nicht, um Kinos zu betreiben“, befand Birgit Kohler (Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.). Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, NRW-Staatssekretär für Kultur, plädierte ebenso für eine Zukunft des Kinos in der Stadt wie Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Schmid-Ospach verwies am Beispiel von Initiativen für die Essener Lichtburg oder das Bonner Metropol vehement darauf, dass „Kino“ vielen Bürgern als unverzichtbarer Bestandteil städtischen Lebens gelte, für das man sich engagiere. Lutz Hachmeister (Institut 12 für Medien- und Kulturpolitik, Berlin/Köln) tröstete: „Kino hat sich in seiner Geschichte immer gewandelt.“ Auf den gesellschaftlichen wie den technischen Wandel zu reagieren, ist in der Tat überlebenswichtig. Das Kinopublikum wird zunehmend schwieriger, so Susanne Keuchel vom Bonner Zentrum für Kulturforschung. Das Kino müsse neue Veranstaltungsformen entwickeln, um seine Attraktivität möglichst zu steigern, denn es bewege sich zunehmend in Konkurrenz mit anderen Kulturangeboten. Medienpädagogische Angebote könnten dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für Filme zu wecken wie auch das Qualitätsbewusstsein zu fördern. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie in Ilmenau wies darauf hin, dass der Trend zu interaktiven Medien wie den Computerspielen gehe. Hier entstehe für das Kino eine mehr als ernstzunehmende Konkurrenz, zumal die Qualität der Bilder in Zukunft noch zunehmen werde. Die Bildqualität war das Stichwort für Adolf Winkelmann. Der Regisseur und Hochschullehrer beklagte die Leichtfertigkeit beim Umgang mit den Bildern. Im Gegensatz zu vielen Kritikern sah er auf Dauer keinen qualitativen Unterschied zwischen digitalen und analogen Bildern. Eine schlechte Bildqualität habe eher „mit unserem Umgang mit der Digitalisierung zu tun, nicht aber mit der Digitalisierung selbst“. Als Beispiel nannte er die aus seiner Sicht auch vor Ort schludrige, asynchrone Bildprojektion, über die sich niemand mehr aufrege. Dabei erfolge die Postproduktion heute bereits weitgehend digital, außerdem gebe es eine ganze Reihe von Vorteilen des technischen Fortschritts – und wenn es nur das Gewicht der Kamera sei. Damit sei ein ganz anderes Arbeiten möglich. Er als „Kontrollfreak“ habe seinen letzten Film komplett am eigenen Computer „zuhause“ schneiden können. Das sei früher undenkbar gewesen. Allerdings ist an dem Tag auch klar geworden, dass „Filme in erster Linie Geschichten erzählen“, so Katharina Blum von der Filmstiftung. Womit wir wieder beim Roman wären. Allerdings gibt es für den Film eben „verschiedene Produktions- und Abspieltechnologien“. Dass der Nachwuchs damit locker umgeht, bewiesen die über den Tag hinweg ausgestrahlten Interview-Schnipsel mit Filmstudenten der ifs und der KHM: Für die jungen Filmemacher war das Kino nicht mehr das Nonplusultra. Pragmatisch erklärten sie sich offen für alle Formen des Geschichtenerzählens, ob nun auf der Leinwand, dem Bildschirm, dem Handy-Display oder bei Computerspielen auf dem Monitor. Mit einem Änderungsantrag zum Landeshaushalt wollte die Fraktion Die Grünen die Filmkultur und die Filmwirtschaft in NRW fördern. „Weil Filmkultur Teil der Kultur in NRW ist“ und die „Fördermittel auch dem Erhalt einer hochwertigen Film- und Kinokultur in NRW dienen“, forderte der Antrag, den Posten (Kapitel 02200/Titel 68261) für die Filmstiftung NRW um eine Million von 9.666.200 Euro auf 10.666.200 Euro zu erhöhen. Für die Kostendeckung schlugen Die Grünen Kürzungen u.a. bei den Repräsentationskosten der Staatskanzlei vor. In der 37. Sitzung des Hauptausschusses am 8. November wurde über den Antrag abgestimmt: Die CDU und die FDP stimmten dagegen, die SPD enthielt sich. Seit 2006 ist die Filmstiftung NRW von Kürzungen der Landesmittel um rund 2,5 Millionen Euro betroffen. Düsseldorf: 50 Jahre Cinema Im Andenken an die legendäre Komödienfigur Schneider Wibbel konzipierte Filmkaufmann Franz Röder 1957 in Düsseldorf die gleichnamige Gasse und mit ihr ein Bali-Kino mit 250 Plätzen. 20 Jahre später übernahm Heinz Holzapfel das Kino und benannte es um in Neues Cinema in Erinnerung an das in den 70er Jahren geschlossene Filmkunstkino Cinema in der Kasernenstraße. Der Eröffnungsfilm war damals „Kinder des Olymp“. Zum 50. Geburtstag des Hauses am 3. Dezember spendierten Kalle Somnitz und Udo Heimansberg, die das Kino unter dem Namen Cinema seit zehn Jahren führen, dem Kino eine neue Fassade, für die Düsseldorfer Künstler José Boloncé eigens den Pierrot aus „Kinder des Olymp“ wiederauferstehen ließ. „Das Düsseldorfer Publikum liebt ‚sein‘ Cinema, und die Besucherzahlen lassen auf weitere 50 Jahre hoffen!“, blicken die beiden Betreiber zuversichtlich in die Zukunft. Short Cuts Cologne Am 2. Dezember gingen die zehnten Short Cuts Cologne mit der Preisverleihung zu Ende. Traditionell veranstaltet vom Kölner Filmhaus hatte das Internationale Kurzfilmfestival zuvor an acht Tagen insgesamt rund 750 Filme in 70 Einzelprogrammen präsentiert. Die Jury des Internationalen Wettbewerbs entschied sich dafür, ihren Hauptpreis dem englischen Beitrag „Wednesday“ von Rob Sorrenti zuzusprechen. Den 2. Preis erhielt der französische Kurzfilm „Meme les pigeons vont au paradis“ von Samuel Tourneux, der Michael-Lentz-Gedächtnispreis fürs beste Drehbuch ging an Laurent Daniel für seinen Beitrag „Mickey und Maria“, während das Publikum für „Manon sur le bitume“ von Elisabeth Marre und Oliver Pont votierte. Den Regionalen Wettbewerb und damit den Preis Cologne Shorts gewann „Zwei Goldfische“ von Marcel Belledin. Die Jury entschied sich außerdem für Gregor Buchkremers „Speed Dating“ von der Kunsthochschule für Medien als besten NRW-Studentenfilm. Short Cuts Cologne, Tel. (0221) 22271014; scc@koelner-filmhaus.de newsletter 7/2007 – Meldungen Pasolini in Köln 32 Jahre nach dem gewaltsamen Tod Pier Paolo Pasolini am Strand von Ostia präsentiert das Kölner Filmhaus ab dem 10. Januar eine Pasolini-Retrospektive. Neben seinen Spiel- und Dokumentarfilmen sind u.a. auch Episodenfilme sowie Interviewfilme mit und über Pasolini zu sehen. Dabei arbeitet das Filmhaus mit dem Kölner Theater der Keller, dem Literaturhaus Köln und dem Italienischen Kulturinstitut zusammen. Am 26. Januar beginnen im Filmhaus außerdem die berufsbegleitenden Lehrgänge Produktionsleiter/in IHK und Fiction-Producer/in IHK. Es sind noch Plätze frei. Mehr unter www.koelner-filmhaus.de. Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0 info@koelner-filmhaus.de Soundtrack Cologne: High Energy Mit der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreises New Sound in European Film ging am 1. Dezember SoundTrack_Cologne 4.0, der Kölner Kongress für Musik und Ton in Film und Medien, feierlich zu Ende. In der Kategorie Filmscore ging der Preis an den Niederländer Alexander Reumers, in der Kategorie Sounddesign gewannen Ravian de Vries und Susanne Grünewald. Alle drei Preisträger sind Studenten der School of Arts in Utrecht. 35 Studententeams von 22 europäischen Film- und Musikhochschulen aus 21 europäischen Ländern sowie über 15 weitere kreative junge Talente hatten am Wettbewerb teilgenommen und zu einem von zwei Kurzfilmen einen neuen Soundtrack kreiert. Highlights der diesjährigen Ausgabe von SoundTrack Cologne, die unter dem Motto „High Energy“ stand, waren neben der Preisverleihung der Schwerpunkt Musikverlage, die Präsentation der European Composers 2008 – acht europäische Filmkomponisten, die in ihren Heimatländern bereits für Aufsehen gesorgt haben – sowie die Veranstaltungen mit Oscar-Gewinner Gabriel Yared und den Lola-Preisträgern Niki Reiser und Gerd Baumann. SoundTrack Cologne, Tel. (0221) 9318440; post@televisor.de Wir wollen Ihre Geheimnisse wissen! Ob Maske, Kostüm, Continuity, Ausstattung oder Aufnahmeleitung: Jeder Profi am Set kennt Kniffe und Tricks, die seine Arbeit erleichtern. Verraten Sie uns Ihre besten Praxis-Tipps: Wir drucken sie ab Februar in unserer neuen Rubrik „Filmpraxis“ ab und stellen der Branche in NRW dabei auch Sie und Ihre Arbeit vor. Schicken Sie Ihre Tipps bitte einfach an newsletter@filmstiftung.de letter707_2_01-14_abcde 10.12.2007 12:30 Uhr ngefangen hat alles in einer Diskothek. Dort jobbte der damals 19-jährige Niels Maier und kam in Kontakt mit der Firma, die in dem Tanzschuppen für die Lichteffekte sorgte. Seine nächsten Stationen waren die Beleuchtung im Messebau und bei Rock-Konzerten, dann folgten erste Fernseherfahrungen. Seine erste verantwortliche Produktion war die Puppenserie „Hurra Deutschland“, und rasch wurde er auch für Kinoproduktionen empfohlen. „Dass das Lichtmachen hauptsächlich darin besteht, Licht wegzunehmen, musste ich erst mal lernen. Jeder meint, als Beleuchter baut man nur Scheinwerfer auf. Ein Scheinwerfer macht erstmal alles nur hell. Ein Bild wird aber erst interessant, wenn es auch Schwarzzonen hat, und ein Gesicht, wenn es nicht total ausgeleuchtet ist“, beschreibt Niels Maier seine Erfahrungen. 1985 meldeten er und sein Bruder Knut ihr Gewerbe an, zwei Jahre später gründeten sie ihren gemeinsamen Licht-Equipmentverleih als GbR, „quasi als Garagenfirma“. Konsequent folgte 1989 die Umfirmierung zur GmbH unter dem Namen Maier Bros. – gemeinsam mit den Beleuchtern Frank Pirozzi und einige Jahre später Martin Wolff als Mitgesellschafter. 1993 schaffte das junge Unternehmen, finanziert mit Hilfe der Filmstiftung, das erste Großaggregat in NRW für die Stromproduktion am Drehort an. Mittlerweile gibt es fünf Aggregate, das größte mit einer Leistung von 140 KVA. Inzwischen ist Maier Bros. ein Markenzeichen im Licht- und im Kamerabühnenverleih, an dem auch Bernd Mayer beteiligt ist. Das Unternehmen ist weit über Köln und NRW hinaus bekannt, es betreibt Zweigstellen in Bayern, Thüringen und Sachsen und arbeitete bei internationalen Koproduktionen auch viel im Ausland. Lohn und Brot gibt es über 20 fest angestellten Mitarbeitern. Gegenwärtig hat die Firma in Köln noch zwei Standorte, die bis Sommer 2008 zusammengeführt sein werden. Dann sind die Hallen in der Leyendecker Straße in Ehrenfeld so umund ausgebaut, dass der Betrieb optimale Bedingungen vorfindet. Schon jetzt ist dort der Verleih untergebracht, in dem die Scheinwerfer, zentnerschwere Kabel, Farbfolien, Stative, Set-Funkgeräte und das Kamerabühnen-Equipment bereit gehalten werden. Elektro-, Schlosser- und Holzwerkstatt, Näherei, Fuhrpark und Verwaltung sind weitere Abteilungen von Maier Bros. In den Werkstätten werden nicht nur die Leihgeräte gewartet, nach der Rückgabe überprüft und gegebenenfalls repariert. Maier: „Der Hauptgrund für die Größe und die Ausstattung unserer Werkstätten sind die Verbesserung von Standard-Geräten und die Herstellung von Eigenentwicklungen. Viele Neugeräte werden erst von uns überarbeitet, bevor sie in den Verleih gehen.“ Niels Maier ist besonders stolz auf die gute Zusammenarbeit mit nahezu allen Produktionsfirmen in NRW, von denen etliche als Stammkunden den besonderen Service schätzen. Selbst ungewöhnliche Anfragen bearbeiten Maier Bros. in ihren Werkstätten und fertigten beispielsweise für „Das Geiseldrama von Gladbeck“ einen speziellen Dolly, der auf den Handläufen eines Busses fahren kann. Seitdem ist dieser Dolly immer wieder zum Einsatz gekommen, so auch bei „Das Experiment“, wo er auf Lüftungsrohren fuhr. Die Empfehlung von Technikern mit ihren besonderen Qualifikationen ist ebenso ein Service, wie das jüngste Angebot des Lichtfahrzeugs „Musco-Light“, das Seite 13 1985 als Garagenfirma A gestartet, ist Maier Bros. heute ein Markenzeichen im Licht- und im Kamerabühnenverleih und weit über Köln und NRW hinaus bekannt. In Spitzenzeiten versorgt das Unternehmen Niels Maier (oben) und sein Bruder Knut. Fotos: Maier Bros. die Dreharbeiten von über zehn Produktionen gleichzeitig. Zuletzt arbeitete Wim Wenders mit dem Material von Maier Bros. Firmenporträt Maier Bros. Lichtgestalten aus Ehrenfeld VON MARTIN BLOCK 90.000 Watt Leistung, verteilt auf 15 einzeln fernsteuerbare Scheinwerfer, auf bis zu 35 Meter Höhe ausfährt und dabei mit nur zwei Mann in einer knappen Stunde einsatzbereit ist. Bei einem Jahresumsatz von rund 2,5 Millionen Euro geht der größte Teil des Erlöses in Investitionen in die Qualitätssicherung, ins Personal und die Lagerstrukturen. Die Philosophie der Brüder Maier und ihrer Partner ist es nicht, eine besondere Größe zu erreichen. „Wir wollen nicht billig und groß sein, sondern wir sehen uns klein und fein als Qualitätsspezialisten“, so Niels Maier. Als in den letzten fünf Jahren die Zahl und das Volumen der Produktionen rückläufig waren, durchstand Maier Bros. schwierige Zeiten angesichts „unfeiner Dumping-Aktionen“ von Wettbewerbern. Inzwischen je- Firmenporträt – newsletter 7/2007 doch, so der Überzeugungstäter, der sich den Luxus gönnt, jedes Jahr auch selbst zwei Produktionen auszuleuchten, sei die Lage wieder entspannter. Mit den meisten in der Branche hat er ein kollegiales Verhältnis, und man hilft sich gegenseitig gern aus, wenn die eigene Ausstattung einmal nicht reicht. So wie bei der Großproduktion „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“, die die Lichtabteilung vor riesige Herausforderungen stellte. Das gemeinsam mit Magic Light & Sound umgesetzte Lichtkonzept sah einen Studio-Look vor, obwohl im echten Wald gedreht wurde. Damit waren zeitweise drei große Teams gleichzeitig beschäftigt: Während die ersten in unwegsamem Gelände über hunderte von Metern Entfernung schweres Kabel verlegten, um genug Energie für die geforderte enorme Lichtmenge an den Set des nächsten Tages zu führen, drehte das zweite Team unter denselben schwierigen Bedingungen an anderer Stelle. Das dritte Team wiederum war mit dem Abbau der Scheinwerfer und Kabel am Drehort des Vortags befasst. In diesem Jahr verlieh Maier sein Material bereits an „Clara“, „Die Frau des Anarchisten“ und ganz aktuell an „The Palermo Shooting“ von Wim Wenders. In der Spitze schaffte es das Unternehmen, die Dreharbeiten von elf größeren und kleineren Produktionen gleichzeitig zu versorgen, teilweise in Zusammenarbeit mit Partnerfirmen. Besonders gern erinnert sich Niels Maier an den Dreh von „Marlene“ 1999. Da arbeitete die kleine Maier Bros. aus Köln-Ehrenfeld auf dem Studio-Gelände der großen Warner Bros. in Hollywood. 13 • letter707_s14-28 10.12.2007 13:17 Uhr Seite 14 In Sachen Digitalisierung des Kinos hat der Verband der Filmverleiher VdF, der 43 größere und kleinere Interview mit Johannes Klingsporn Unternehmen vertritt, früh Position bezogen. Dann wartete er ab, wie sich die Diskussion bei den Kinobetreibern entwickelte. Inzwischen sind alle Beteiligten miteinander im Raus aus der analogen Nische Gespräch. Peter Hanemann fragte VdF-Geschäftsführer Johannes Klingsporn nach einem Zwischenfazit. Johannes Klingsporn, Foto: VdF Was erwarten die Filmverleiher von der Kino-Digitalisierung? Die Digitalisierung beginnt gewissermaßen im Kopf. Es geht letztlich darum, das Kino aus der analogen Nische herauszuholen und in die digitale Welt zu pushen. Unsere Kunden bewegen sich ja längst in irgendwelchen Web 2.0-Communities. Es ist extrem wichtig, das Kino dort einzubinden. Die öffentliche Diskussion beschränkt sich meist auf die Digitalisierung der Projektion. Welche Erfahrungen gibt es schon? Jeder einzelne digitale Kinostart ist noch Pilotprojekt. Die Anzahl der Kinos, die digital projizieren, ist nach wie vor überschaubar. Es gibt in diesem Bereich noch viele Fluktuationen. Bislang mussten die Verleiher jedes Mal bei den Kinos nachfragen, was sie gerade für ein Equipment haben, damit die Verschlüsselung auch funktioniert. Das alles ist natürlich im Volllastbetrieb nicht machbar. Was tun? Wir brauchen eine nationale Kinodatenbank. Da sind wir in konstruktiven Gesprächen mit der Filmförderungsanstalt gemeinsam mit den Filmtheaterverbän- Angelina Jolie in der Digitalproduktionen „Beowulf“. Drohend und verführerrisch nähert sich die digitale Zukunft. Foto: Warner Bros. Ent. Die Digitalisierung der Kinotechnik ist das derzeit wichtigste Thema der Kinobetrei- Ist die Digitalisierung des Kinos noch aufzuhalten? Nein, die Sache läuft. Das Publikum ist sogar häufig der Meinung, dass die Digitalisierung im Kinobereich längst stattgefunden hat. ber und ihrer Verbände – europaweit. Neben dem Hauptverband der deutschen Filmtheater HDF beteiligt sich auch die AG Kino-Gilde intensiv an der Debatte. Der Verband bündelt die gemeinsamen Welche Verbesserungen erwarten Sie für die Kinobetreiber? Die Digitalisierung ermöglicht eine bessere Qualität der Filme, ihre schnellere Verfügbarkeit und mehr Flexibilität, was Sprachen und Untertitelungen angeht. Wenn man sich auf ein offenes System einigt, was für uns eine der Grundvoraussetzungen ist, können die Filme mit weiteren Inhalten ergänzt werden, etwa durch ein Interview mit dem Regisseur oder einem Making Of. Hinzu kommen Live-Übertragungen und Konzertmitschnitte. Interview mit Eva Matlock Ein einfaches Rechenbeispiel Interessen von rund 300 Filmkunsttheatern und Programmkinos mit 500 Leinwänden. Peter Hanemann fragte Geschäftsführerin Eva Wie sieht es vor dem Hauptfilm aus? Insbesondere für die regionale Kinowerbung eröffnen sich neue Chancen. Weitere Möglichkeiten sehe ich in der Optimierung des hauseigenen Marketings, im Kurzfilmbereich und für ein kindgerechtes Vorprogramm. Matlock nach den digitalen Perspektiven der Betreiber. 14 Eva Matlock, Foto: AG Kino newsletter 7/2007 – Schwerpunkt • letter707_s14-28 10.12.2007 13:17 Uhr den, wo dieser Schlüssel hinterlegt und der Zugang zu dieser Datenbank nach bestimmten Standards reguliert wird. Die Kinobetreiber schrekken erstmal vor Umrüstungsinvestitionen in Höhe von 50- bis 70.000 Euro pro Kino zurück. Sind das auch Ihre Zahlen? In der Größenordnung sind wir dabei – wenn man sich darauf verständigt, dass in der Einführungsphase nicht jedes Kino, das nur einen Saal hat, 35mm und digital parallel fahren muss. Wir gehen davon aus, dass die größeren Filme, die jenseits von 50 oder 100 Kopien gestartet werden, sehr schnell auch digital angeliefert werden können. Man sollte die Hybridphase so kostengünstig wie möglich gestalten. Die Rede ist von Einspareffekten von 500 bis 700 Euro pro Kopie. Jetzt zu sagen, wir sparen 300, 500 oder 700 Euro ein – dafür gibt es keine Grundlage, die das nachvollziehbar belegen kann. Seite 15 Was halten Sie von dem Standpunkt, dass die Verleiher von der Digitalisierung profitieren und die Betreiber zuzahlen? Nichts. Sicherlich wird es auf Verleiher- und Produzentenseite Einsparungen geben, die bei den großen Firmen vom absoluten Volumen her eben größer sind. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die größeren Firmen bessere Konditionen haben. Dann wird auch beim einzelnen Film, der mit vergleichsweise wenig Kopien im Einsatz ist, der Einspareffekt größer. Zugleich muss man sehen, dass die Digitalisierung auch den Kinobetreibern erhebliche Rationalisierungseffekte beschert – umso größer das Kino, desto größer der Effekt. In einigen Jahren haben Sie einen Content-Server im Kino, von dem aus Sie alle Leinwände rauf und runter programmieren können – mit Kunstfilm, Action oder Kinderfilm. Das ist eine erhebliche Verbesserung auch für die Kinoseite. Beteiligen sich die Filmverleiher an den Kosten? Ja. Seit kurzem gibt es einen konkreten Vorschlag, den wir noch nicht öffentlich kommunizieren. Wobei unser Ansatz einfach ist: Auf Teilen Sie die Auffassung, dass vor allem die Verleiher von der Digitalisierung profitieren? Natürlich. Ein ganz einfaches Rechenbeispiel macht das deutlich. Wenn sich durch den Wegfall von alljährlich 57.000 in Deutschland gezogenen 35mm-Kopien pro Kopie ein Spareffekt zwischen 500 und 700 Euro ergibt, kommt man auf Summen zwischen 28 und 40 Millionen. Hinzu kommen Einsparungen durch den Wegfall von Trailer-Kopien und Kopienvernichtungskosten. Sie können das dann weltweit hochrechnen. Was erwarten Sie von den Verleihern? Eine angemessene Beteiligung an der Umrüstung – die erwarten wir auch von den Produzenten. Die Betreiberseite kann die Umstellung allein nicht stemmen. Wir generieren durch Digitalisierung weder zusätzliche Einnahmen noch verfügen wir über adäquate Finanzierungsmöglichkeiten oder Rücklagen. In jedem Fall kommen höhere Betriebs- und Umrüstungskosten auf uns zu. Was tun? Die Kinobranche sitzt zusammen und prüft Modelle – in der Hoffnung, mit der gesamten Filmwirtschaft und mit der Kultur- und Medienpolitik eine Lösung zu finden. Welches Modell favorisieren Sie? Es gibt kein Modell, mit dem wir derzeit an die Öffentlichkeit treten könnten. Wie weit sind Sie bei Ihren Gesprächen mit den Filmverleihern gekommen? Die Verleiher sind weiterhin äußerst zurückhaltend. Ihre bislang geäußerten Vorstellungen tragen nicht als Basis für ein gemeinsames Finanzierungsmodell und lassen eher Zweifel am Willen zu einer solidarischen Zusammenarbeit aufkommen. Was sind Ihre Vorgaben für weitere Verhandlungen? Der digitale Roll-out muss ein gesteuerter Prozess sein, bei dem alle Kinos, auch die Einund Zweisäle-Häuser, mitgenommen werden. Insbesondere die Filmkunsthäuser sind oft die einzigen Kulturvermittler am Platz. Unsere Kinos setzen zu einem erheblichen Teil Ziele deutscher und europäischer Kulturpolitik um. Deshalb ist die Digitalisierung der Filmkunsttheater auch Sache der Kulturpolitik. Denkbar wäre eine zweite Säule der Förderpolitik des Bundes und der Länder. Zudem sollten auch Fördermöglichkeiten auf europäischer Ebene geprüft werden. Bei der jüngsten Tagung des Europäischen Kinos in Bukarest hieß es, dass es im Rahmen des Media- Schwerpunkt – newsletter 7/2007 der einen Seite sind wir bereit, uns in der Conversion-Phase zu beteiligen, wir erwarten aber auch eine Beteiligung der Filmtheater, der Werbemittler und schließlich auch alternativer Content-Anbieter. Wenn sie über Anlagen Vorführungen machen, die von uns mitfinanziert werden, müssen sie auch etwas zahlen. Das ist die Ausgangslage. Was folgt daraus? Wir sollten die Conversion als umfassenden Geschäftsprozess betrachten und als umfassenden Kommunikationsprozess organisieren – und dann schauen, dass es uns gelingt, möglichst alle mitzunehmen. Das wird ohne öffentliche Unterstützung nicht gehen. Wer könnte wie fördern? Das prüfen wir gerade. Wenn man über öffentliche Förderungen nachdenkt, gibt es immer das Problem des Projektstatuts. Man kann den Antrag nur stellen, wenn man noch nicht angefangen hat. Mal schauen, wenn es denn 2009 zum digitalen Roll-out kommt, ob man nicht diejenigen, die im nächsten Jahr schon anfangen, mit denen gleichstellt, die später nachrücken. Welchen Zeitrahmen haben Sie im Auge? Die meisten Modellrechnungen gehen von einer Installationsphase von fünf Jahren aus. Das liegt am obersten Limit. Wenn ich die Refinanzierung auf acht Jahre lege, kommen 13 Jahre zusammen – ein nur schwer vorstellbar langer Zeitraum. Deshalb müssen wir über Modelle nachdenken, mit denen wir sowohl die Umrüstung als auch die Refinanzierung hinbekommen. Denkbar wäre zum Beispiel eine Anschubfinanzierung des Staates, der zunächst alles übernimmt und aus der Branche die Kosten dann zurückbekommt. Es sind auch andere Modelle denkbar. Wann gewinnt die Kinodigitalisierung europaweit an Fahrt? Ab sofort. Es gibt Länder, wo die Umrüstung vergleichsweise einfach über die Branche realisiert werden kann. Belgien und England beispielsweise weisen eine hohe Multiplex-Konzentration und im Vergleich sehr hohe durchschnittliche Umsätze pro Leinwand auf. Dort wird sicher nur in Einzelfällen über öffentliche Förderungen nachgedacht Mit flächendeckenden Kinostrukturen wie hierzulande oder in Frankreich haben Sie eine ganz andere Situation. Zumindest das digitale Equipment muss für das Kino als kostenneutrale Investition realisiert werden. Man muss auch berücksichtigen, welche zusätzlichen Betriebsmehrkosten auf die Betreiber zukommen. Zum Beispiel wird in vielen Fällen ein Umbau der Vorführräume erforderlich. Ganz zu schweigen von einer längeren Hybrid-Phase, in der dual auf 35mm und digital projiziert wird. Programms der Europäischen Union keine Finanzierung digitalen Kino-Equipments geben werde. Welche hiesigen Förderungen haben Sie im Auge? Realistisch ist ein Mix aus Bundes- und Landesförderungen, wobei man jeweils sehen müsste, wie die kulturpolitische Förderung auf Länderebene ausschaut. In zahlreichen Ländern existiert keine geeignete Investitionsförderung. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Im Übrigen dürfen die bestehenden Förderprogramme zur Modernisierung und Neuerrichtung von Filmtheatern nicht angetastet werden. Denn was bringt es, wenn die Kinotechnik digitalisiert ist, aber Kinosaal und Innenausstattung heruntergekommen sind. Als Kostenrahmen für die Umrüstung werden immer wieder 50.000 bis 70.000 Euro pro Kino genannt. Wie hoch sollte die Förderung im Einzelfall sein? 2008 soll in den USA die Zahl der digitalen Leinwände massiv gesteigert werden. Wann wird Vergleichbares in Europa passieren? Je früher wir zu einem gangbaren Modell mit entsprechenden Rahmenbedingungen finden, umso höher sind die zu erwartenden Einsparungen für Produzenten und Verleiher. Selbst wenn sich alle einig wären, könnten ja nicht auf einen Schlag alle Kinos in Europa umgerüstet werden. Jenseits des Atlantiks laufen bereits die Vorbereitungen für 3D. Welche Perspektive sehen Sie für Deutschland? Weil man 3D weder auf dem heimischen Bildschirm noch auf dem Handy angucken kann, wird es zum Exklusivangebot des digitalisierten Kinos stilisiert. Aber es wird sicher ein Special Event bleiben, auch im Filmkunstbereich. Dafür müssen dann ja auch Brillen gekauft, am Einlass dem Publikum ausgehändigt, wieder eingesammelt und schließlich geputzt werden. Auch das kostet Geld. 15 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 16 Das Mooresche Gesetz sagte schon in den Siebzigern mit erstaunlicher Genauigkeit voraus, dass Qualität muss sich durchsetzen sich die Leistung von Computerchips alle zwei Jahre verdoppeln würde. Für die Kinos ein Horrorfilm. Pixel oder Korn? Alle paar Jahre neue Geräte im Vorführraum? Ganz so schlimm wird es nicht werden, und vor allem VON OLIVER BAUMGARTEN ist der große „Roll-out“ des digitalen Kinos bislang erst ein kleines Röllchen. ie Spannung des Horrorfilms nähert sich dem Höhepunkt: Zwei versprengte Gruppen bekämpfen den zahlenmäßig überlegenen Gegner. Plötzlich zuckelt das Bild, die Gesichter verzerren, und von der Mitte ausgehend schmort sich die Filmlampe durch das hängen gebliebene 35mmMaterial: Filmriss. Nach einem kurzen Moment geht der Film weiter, die versprengten Gruppen haben zueinander gefunden – aber wie? Wir haben’s verpasst. Robert Rodriguez’ „Planet Terror“ ist eine Hommage ans analoge Material und an die Haptik althergebrachter Filmvorführungen. Geschickt nutzt er (natürlich digital erzeugte) Laufstreifen, Bildkratzer, üble Klebestellen und eben selbst den Filmriss, um nicht nur einen stilisierten Augenschmaus zu kreieren, sondern um so auch ein dramaturgisches Loch im Buch zu stopfen. Was dem Kopien-Fan ein wohlig nostalgisches Gefühl bereitete, führte andererseits zum Beispiel im Kölner Cinedom dazu, dass sich die Kinoleitung gezwungen sah, an der Kasse Warnschilder aufzuhängen und darauf hin zu weisen, dass die schlechte Kopienqualität von „Planet Terror“ durch den Regisseur durchaus beabsichtigt sei und deshalb zu keinerlei Rückerstattungen führe. 35mm scheint für viele schon heute der Horror zu sein. Die analoge Kinokopie galt lange als unschlagbar was die Auflösung des Einzelbildes ebenso wie den Farb- und Kontrastumfang anbetrifft. Heute lässt sich sagen: Lange wird es nicht mehr dauern, bis die digitale Technik auch diese feinen Unterschiede komplett nivelliert haben wird. Sobald dies geschehen ist, dürfte sich das Verhält- D Standards und Technik des digitalen Kinos Halb(wert)-zeiten VON GÜNTER H. JEKUBZIK or zwei Jahren gab es ein knappes Dutzend digital bespielter Säle in Deutschland, dazu die ersten Partnerkinos vom Delicatessen-Programm. Heute rattert es in circa 200 Kinos nicht mehr im Projektionsraum, wobei die Zahlen je nach Definitionsschärfe schwanken: Ist der Videobeamer schon Digitales Kino? Die Mitglieder vom Projekt CinemaNet Europe vermelden deutschlandweit über 40 Kinos. XDC, einer der technologischen Triebkräfte und Ausstatter von Festivals wie Cannes, listet für sein System 118 Leinwände auf. Auch bei der Filmausstattung ist noch kein grundsätzlicher Wandel zu sehen. Einige große Produktionen mehr trumpfen mit dem Zauberwort „digitale Version“ auf, doch die überwiegende Zahl der Filme kommt noch auf großen, schweren Rollen ins Kino. V Die Einigung Der Streit um das Format scheint immerhin endlich geklärt – in den USA durch die DCI. Im April 2007 gab es die – vorerst – endgültige Version 1.1 der DCI System-Spezifikationen. Die „Digital Cinema Initiative“ von sieben Hollywood-Majors (Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal und Warner Bros. Studios) entschied sich für die hochwertigere 4k-Lösung, bei der das Bild mit 4.096 x 2.160 Pixel auf die Leinwand geworfen wird. Beim CS-Format von 2,35:1 reduziert sich die Auflösung gering auf 4.096 x 1.714 Pixel. In die Einigung integriert sind auch die Proteste des „European Digital Cinema Forum“. Das EDCF verlangte preisgünstigere, aber kompatible Lösungen für kleinere Unternehmen, denkt dabei aber auch an die Produktionsseite mit Low-Budget-Filmen. So wurde die DCINorm nach unten geöffnet: 2k-Filme sollen auf 4k-Geräten konvertiert werden und umgekehrt. Im Streit um die Formate bedeutet mehr aber nicht automatisch auch besser. Wichtig ist ebenso eine durchgehende Qualität im ganzen Produktionsprozess. Wenn der Film von einer Digicam aufgeblasen wurde, zaubert auch kein 4k-Gerät satte Farben und Pixeldichte herbei. Ein ungutes Gefühl im DCI-Katalog ruft das harmlos wirkende Kürzel „DRM“ hervor. Zur Verhinderung von perfekten Raubkopien des digitalen Materials beschränkt eine Lizenz die Nutzungsmöglichkeiten, ganz wie bei im Internet gekauften Musik- 16 stücken. Wird man angesichts vielfältiger Bedingungen demnächst im Kino die gleichen Probleme mit dem „Digitalen RechteManagement“ haben, wie zuhause am Rechner? Taucht zum Filmstart am Donnerstag eine Microsoft-Meldung auf, „Unbekannter Fehler 007: Ihr Kino ist nicht für diesen Film zertifiziert“? Hier kann man nur hoffen, dass in den digitalen Hexenküchen ein für die Zuschauer akzeptabler Kompromiss zwischen Sicherheit und Spielbarkeit gefunden wird. Die Zukunft im Testlauf Im Münsteraner Cineplex-Kino läuft seit dem 16. November das erste 4k-System in Deutschland Probe. Die Installation ist eine Kooperation des Cineplexes und Sony, unterstützt von der Firma Film-Ton-Technik Rüttgers aus Düsseldorf. Felix Esch, Geschäftsführer des Cineplex in Münster, sammelt noch Erfahrungen. Die Versorgung mit Filmen, die für dieses Material produziert wurden, ist noch Zukunftsmusik, momentan hofft man auf eine abendfüllende Sony-Dokumentation. Auch die Preisfrage der Projektoren wird entscheidend sein, doch Felix Esch meint, wenn die hochwertigeren Geräte nicht entscheidend teurer würden, entschiede er sich immer für einen 4k-Projektor. Die Zukunft von gestern? Der „Klassiker“ und Vorreiter in Sachen Digitalisierung, das „Delicatessen“-Programm von Salzgeber, läuft nach drei Jahren Ende Februar 2008 aus. Die Idee war, ein Geräte- und Filmangebot für ArthouseKinos zu kombinieren und so den Mainstream mit dem digitalen Strom abzuhängen. Unter den Verleihern wurde „Delicatessen“ zum delikaten Streitfall. So bleibt es bei den 48 Kinos, die beim Programm mitgemacht haben. Nach dem Februar können sie die 1,2k-Geräte frei einsetzen. Salzgeber hofft, dass weiterhin sein digitales Verleihangebot aus den Bereichen Arthouse und Dokumentationen genutzt wird. Ein Nachfolgemodell ist nicht geplant, auch kein Update der Hardware für die erfahrungsgemäß kleineren Säle der Kunstkinos. Jürgen Pohl, bei Salzgeber für die Dispo tätig, fragt rhetorisch, „ob es sein muss, dass man mit 2k und einem Projektor, der 80.000 Euro kostet auf eine 5 Meter brei- te Leinwand projiziert“. Jetzt sei die Entwicklung eine Stufe weiter und der Ball endgültig bei den Mainstream-Kinos. Dabei kommt „Konkurrenz“ von ganz anderer Seite: Scheinbar setzen Kinos DVDs – teilweise mit eingebranntem Verleiherhinweis – auf Videobeamern aus dem Consumer-Bereich ein. Das mag nun auch irgendwie digital sein, bringt aber das Niveau der technischen Entwicklung nachhaltig in Verruf. Wie es Regisseur Adolf Winkelmann, seit Jahrzehnten aktive und lebendige Mediengeschichte, beim Filmsymposium der Filmstiftung NRW auf den Punkt brachte, braucht jede neue Technik auch neue Qualitätsnormen. Ob das Publikum 2k oder 4k annimmt, hängt wesentlich auch von der Sorgfalt der jeweiligen Projektion ab. Insofern hat sich im Kino gar nicht so viel geändert. Halbwertzeit Neueste Projektoren-Technik: Erster 4K-Probelauf in Münster. Foto: Sony Deutschland Die Halbwertzeit der Technik ist momentan noch nicht das am nächsten liegende Problem, denn die Verhandlungsvernunft der Beteiligten – Filmproduzenten, Verleiher, Geräteindustrie sowie Kinobetreiber – entscheidet darüber, wie langfristig und damit kostengünstig die nächste Generation der Zukunft im Kino laufen wird. Schon taucht 3D auf der Leinwand auf, angefacht durch Tim Burtons Remake seines „Nightmare before Christmas“. Das wird wieder eine ganz neue Entwicklungsgeschichte, die jedoch erfreulicherweise schon in der DCI-Norm eingeplant ist. newsletter 7/2007 – Schwerpunkt letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr nis zu 35mm endgültig ändern, da sich spätestens dann die haptischen Eigenschaften des analogen Materials in Form von Abnutzungen (Kratzer, Schrammen, Laufstreifen) nur noch als fatale Nachteile erweisen werden. Geliebt von ein paar wenigen Nostalgikern, die das Knistern und Ruckeln des Bildes, das Rattern und Klappern der Projektoren und die warme Patina rotstichigen Materials nicht als störend, sondern als essenziell bezeichnen. Ebenso wie ein Film hat auch eine Filmkopie für sie ein Eigenleben, Charakter, vielleicht so etwas wie eine Seele, am Leben erhalten durch den Respekt vor Geschichte und die Liebe zur Mechanik ebenso wie zur Kunst. Ganz aussterben wird das 35mm-Material deshalb auch zukünftig nicht, genauso wenig, wie auch Schallplatten entgegen aller Erwartungen parallel zur CD weiter existieren. Ein Problem der digitalen Technik heute besteht absurder Weise in dem brillanten Ruf, der ihr seit Jahren etwas zu euphorisch vorauseilt. Die vermeintliche Perfektion des digitalen Bildes wird schon seit Dekaden so vehement gepredigt, dass vielerorts die Meinung herrscht, dies würde auch heute schon ganz generell stimmen. Deswegen installieren Menschen sich leuchtschwache Schleuderpreis-Beamer in den Wohnungen und akzeptieren das Pixeln bei DVD-Kinovorführungen mit qualitativ mäßigen Digitalprojektoren. „Durch den schludrigen Umgang mit der digitalen Technik scheinen wir alles, was wir an Kunst der Filmpräsentation in unserer Kinokultur bisher gelernt haben, zu vergessen“, so auch Filmemacher Adolf Winkelmann. Spricht man heute von Qualitätsunterschieden zwischen analogem und digitalem Film, so stellen sich diese in der Außenwirkung weitaus größer dar als sie vermutlich müssten. Dem durchschnittlichen Zuschauer allerdings scheinen die Abnutzungen einer 35mm-Kopie störender aufzufallen als die Irritationen niederer Digitaltechnik. Seite 17 008 soll nach dem Willen amerikanischer Investoren wie Digital Cinema Initiative (DCI) in den USA das Schlüsseljahr für den digitalen Roll-out werden. Neben der Installierung der digitalen Technik wird bereits für ein zusätzliches 3D-System geworben, das nur noch ein Fünftel des digitalen Standard-Equipments kosten soll, vorausgesetzt, das Kino ist bereits umgerüstet. Druck macht u.a. Dreamworks-Chef Jeffrey Katzenberg. Spätestens wenn im März 2009 „Monsters vs. Aliens“ dreidimensional auf der Leinwand erscheint, hofft er auf 6.000 3D-Leinwände. Derzeit gibt es davon in den USA weniger als tausend, die Zahl der digitalen Kinos soll (noch) bei etwas über 4.000 liegen. Möglich macht das Investment ein Finanzierungsmodell, das auch hierzulande unter dem Stichwort „Virtual Print Fee“ (VPF = virtuelle Kopienkosten) kontrovers diskutiert wird. Die Verleiher stellen dabei einen Teil des durch den digitalen Vertrieb eingesparten Geldes einem Investor zur Verfügung, der das Kino umrüstet und die Standards garantiert. Für die Majors ist das Geschäft überschaubar, denn sie decken 95 Prozent ihres Heimatmarktes mit ihren Filmen ab. Hollywood schmiedet aber auch schon Pläne für ein digitales Europa. Auf der Basis von VPF haben die DCI-Mitgründer Fox, Universal sowie Paramount mit dem britischen Digitalspezialisten Arts Alliance Media (AAM) ein Modell entwickelt, das eine Kostenteilung im Verhältnis 70 zu 30 vorsehen soll. Jetzt steht ein „ernsthafter Dialog mit europäischen Kinobetreibern“ an – insgesamt soll es um rund 7.000 Leinwände gehen. Aber: Die europäische Kinolandschaft ist kleinteiliger als die der USA, es gibt eine Vielzahl mittelständischer Verleiher und Kinobetreiber, die einerseits für eine Titelvielfalt sorgen, andererseits aber kaum über „adäquate Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt“ verfügen, so die AG Kino. Zur Debatte steht aus ihrer Sicht grundsätzlich die „fragile filmwirtschaftliche Balance“ zwischen Produktion, Verleih und Kino. Das wurde auf der letzten Jahreskonferenz der Europa Cinemas im November in Bukarest noch einmal deutlich. Es scheint endgültig festzustehen, dass VPF als Finanzierungsmodell wenig akzeptabel ist – ebenso wie eine bloße Reduzierung der Verleihmiete auf Zeit. Die Rechnung orientiert sich zu statisch am Einsatz einzelner Kopien und wird zu wenig den komplexeren Bedingungen des Kinogeschäfts gerecht. Es fokussiert zudem auf die direkte Beziehung zwischen Verleih und Kino und lässt Dritte, die beratend und operativ agieren, außen vor. So stößt auch das von Price Waterhouse Coopers (PwC) im Auftrag der FFA entwikkelte Modell 2 Die Einführung des digitalen Kinos bringt vor allem den Verleihen erhebliche Kostenersparnisse – die Angaben pro Kopie schwanken zwischen 500 bis 900 Euro oder 800 bis 1.200 Dollar. Doch dem Kinobesucher ist egal, wie eine gute Projektion zustande kommt. Digitale Bilder werden die Zahl der verkauften Kinokarten nicht erhöhen. Wer also soll dafür aufkommen, wenn mit dem Kino die letzte analoge Insel im digitalen Meer verschwindet? Die Kosten des digitalen Roll-outs Wer soll das bezahlen? VON WOLFGANG HIPPE auf Skepsis. Es sieht vor, dass die Verleiher pro digitale Kopie einen festen Betrag als „conversion fee“ in einen Fonds einzahlen, aus dem die Kinos wiederum einen festen Betrag pro System/Saal als „conversion grant“ erhalten. Ergänzend wird eine öffentliche Förderung für wirtschaftlich weniger leistungsfähige Kinos vorgeschlagen. Flexibler gestalten sich Modellrechnungen, die sich an der von Kino zu Kino häufig schwankenden Zahl der Vorführungen eines Films orientieren, dabei die Staffelung der Kosten einrechnen und auch die Anzahl der gezeigten Filme berücksichtigen. Denn wenn ein Film/eine Kopie länger läuft, wird das nach VDF nur einmal in Rechnung gestellt. Zeigt ein Kino in der gleichen Zeit zwei oder mehr Filme/Kopien, erhöht sich der Bonus nur aus diesem Grund. Beachtet werden auch unterschiedliche Verleihtypen und ihre unterschiedlichen Strategien, was die Zahl der Kopien und die Präsenz einzelner Filme im Kino betrifft. Zudem kostet eine 35mm-Kopie bei kleinen Stückzahlen anteilig deutlich mehr. Die Wuppertaler RMC hat dazu in Bukarest ein Time-Fee-Modell vorgestellt, das die für einen Film aufgewandten Betriebsstunden zur Basis macht. Um zu verhindern, dass es zu Verzerrungen zu Lasten eines der Partner kommt, wird ein „Tarifsystem“ entwickelt, das fixe und variable Kosten des Betriebs sichtbar macht und Einsparungen entsprechend ausweist. Hinzu kommt ein Digital Cinema Fund, der europäisch wie national gestaltet werden kann. Ähnlich argumentiert Jean Mizrahi von der französischen Agentur YMAGIS. Auch er verwies auf die unterschiedliche Verleih- und Kinolandschaft und plädierte für eine Weiterentwicklung des VPF zu einer Digital Transition Contribution. In jedem Fall steht ein Verhandlungsmarathon mit den Verbänden und den einzelnen Verleihen an, um zu einem für alle tragbaren Kompromiss zu kommen. Der Teufel liegt dabei weiterhin im Detail. Auch wenn der digitale Spareffekt vor allem den Verleihen zu gute kommt, kann er doch ohne Kinos nicht realisiert werden. Dabei kann der Wunsch der Kulturpolitik, so Kim Ludolf Koch (RMC), möglichst „alle Kinounternehmen, die es denn wollen, an der Digitalisierung partizipieren zu lassen, durch die bisherigen Kofinanzierungsmodelle der Verleiher nicht erfüllt werden“. Informationen zur 12. Jahreskonferenz von Europa Cinemas gibt es unter www. europa-cinemas. org Tim Burtons Klassiker „Nightmare Before Christmas“ kehrte 2006 in 3D in die digitalen Kinos zurück. Foto: Disney Enterprises Schwerpunkt – newsletter 7/2007 17 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 18 Welche Stolpersteine sind bei Kim Ludolf Koch ist Geschäftsführer der Rinke Medien Consulting (rmc). Gemeinsam mit der Filmstiftung dem Betrieb eines digitalen Kinos zu NRW führt Koch auch Theaterleiter-Workshops zur Einführung in die digitale Projektionstechnik durch. erwarten? Man muss sich den Unterschied zwischen einem 35mm-Projektor und einer Filmspule zu einem digitalen Projektor und einem Server unInterview mit Kim Ludolf Koch gefähr so vorstellen wie zwischen einem bequemen Mittelklassewagen und einem Formel 1-Prototyp. Der Mittelklassewagen kann problemlos im Regen stehen und von jedem halbwegs geübten Fahrer von A nach B gefahren werden. Der Formel 1-Rennwagen bedarf kontinuierlicher Pflege und den Betrieb unter besonderen Beputernetzwerk eines modernen Kinos Somit sind die zwar in Aussicht gestellten zudingungen. So muss beispielsweise für Was kann die neue Technik hier und die Verbindung mit Kassensystesätzlichen Erlöse möglich, aber eben nur für eiden Betrieb eines digitalen Projektors leisten? men, Klimaautomatik, Vorstellungsnen bestimmten Teil der Anlagen. Für die Kinound Servers gewährleistet sein, dass Die programmatischen Möglichkeiten Workflow u.a. eine relativ anspruchsauswertung von Interesse wird die Möglichkeit beide technischen Bausteine in besondurch die Digitalisierung sind auf der einen Seivolle Aufgabe, die zumindest einen ersein, künftig Filme in 3D zu projizieren und hier ders sauberen und klimatisierten Um- Kim Ludolf Koch te sehr groß, werden aber in ihrer wirtschaftheblichen Qualifizierungsaufwand den Wettbewerbsvorteil des Kinos gegenüber gebungen stehen. So mancher tradi- Foto: rmc lichen Bedeutung möglicherweise überschätzt. für das bisherige Projektionspersonal dem Home Entertainment deutlich herauszutionelle Projektionsraum wird somit Mit einer digitalen, also elektronischen Projekzur Folge hat. Die Investitionen in diestellen. Auch die Möglichkeit, mit einer „Kopie“ nicht nutzbar sein. tion kann künftig jedes Signal – von der VHSse neue Technik erfordern auch ein neues unverschiedene Sprachfassungen anbieten zu könKassette über die Powerpoint-Präsentation bis ternehmerisches Denken. Das normale Abspienen, wird von dem einen oder anderen Kino Bietet das System auch Einspahin zur hochauflösenden DVD und zu Fernsehlen von Filmen wird künftig nicht ausreichen, gerne in Anspruch genommen werden. Da es rungsmöglichkeiten? programmen – übertragen werden. Auch die die sich zwangsläufig ergebende Lücke zwisich aber bei der digitalen Projektion – unterUnterstellt, dass ein technischer DauerbePlaystation und andere Spielkonsolen lassen sich schen Finanzierungsbeitrag der Verleiher und Kostellt man eine hochwertige 35mm-Kopie – trieb stabil möglich ist, sind leichte Einsparunanschließen, und es gibt bereits heute Kinos, die sten auf Seiten der Kinos zu schließen. Das benicht wirklich um ein verbessertes Bild und sogen im Bereich der Personalkosten möglich, da hieraus zusätzliche Umsätze generieren. Ob für deutet, dass neue Nutzungsmöglichkeiten des mit um einen Vorteil für den Kunden handelt, das Montieren von Filmen und Werbeprogramdiesen so genannten „alternativen Content“ alKinos entwickelt und vermarktet werden müswird die Zukunft des Kinos auch künftig eher men künftig wegfallen wird. Allerdings ist die lerdings ein Kino mit acht Leinwänden vollstänsen – eine Eigenschaft, die vermutlich auch nicht von den erzählten Geschichten als von der Auftechnische Einbindung in das komplette Comdig umgerüstet werden muss, bleibt fraglich. von allen Kinounternehmen mitgebracht wird. lösung des Bildes abhängen. Formel 1 im Kino Seit März 2005 ist die Düsseldorfer Black Box als eines der ersten NRW-Kinos mit digitaler 1,4k-Vorführtechnik ausgerüstet. Im November 2007 zog das Atelier-Kino mit einer 2k-Ausstattung nach und wird fortan dank der 3-Chip DLP Cinema Technologie Düsseldorfs einziges 3D-fähiges Kino sein. Kalle Somnitz, Gesellschafter der Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH, berichtet über seine Erfahrungen mit dem digitalen Kino. Welche Vorteile für die Programmierung bietet das Digitale für Sie? Da befindet sich Vieles im Fluss im Moment. Der Vorteil bei „Delicatessen“, dem digitalen Verleihprojekt der Edition Salzgeber, ist, dass man an kleinere Filme, vor allem Dokumentarfilme, herankommt, auf die man früher ewig hätte warten müssen. Hinzu kommt, dass wir diese Filme dann auch viel flexibler einsetzen können. Ein Beispiel: „Die große Stille“ haben wir digital gespielt und das eigentlich ausschließlich am Wochenende zu Matinée-Zeiten. Das hätte mir mit einer 35mmKopie kein Verleiher erlaubt, weil jede Kopie immer volle Auslastung bringen muss. So aber konnten wir den Film fast vier Monate lang auswerten und hatten nachher trotzdem rund 4.000 Besucher. Wie profitiert Ihr Programm außerdem von der digitalen Vorführtechnik? Es kommen immer häufiger Filmemacher auf uns zu, die ihre Somnitz, mit kleinem Budget produzierten Kalle Foto: Düsseldorfer FilmFilme auf Beta oder auf DVD ha- kunstkino GmbH ben, Initiativen also, die sich niemals eine Filmkopie leisten könnten, die aber nun bei uns im Kino gezeigt werden können. Wir machen das aber nur, wenn der Film in keinem anderen Format existiert und dann auch nur als Event mit Begleitung des Künstlers. Denn: Spielen wir eine Woche lang eine DVD, haben wir durchaus auch die Be- 18 Interview mit Kalle Somnitz Live aus der Met fürchtung, dass die Leute sich über die maue Qualität wundern und diese dann auf das digitale Kino generell beziehen. Da passen wir schon auf, denn zwischen dem Abspielen einer DVD und einer Festplatte besteht ein himmelweiter Unterschied. Wie ist Ihre Erfahrung mit Einsatz, Funktionalität und Handhabung der Technik? Eine Umstellung ist das schon. Das große Problem besteht am Anfang in der Installation, Kalibrierung, der Programmierung usw. Nachher im Abspiel geht es im Grunde nur noch um das Knopfdrücken. Wenn da irgendwas passiert, dann kann man eh nichts machen. Das ist eben wie bei deinem Computer: Du kannst das Gerät komplett neu starten und dann auf dein Glück hoffen, dass alles wieder läuft. Die ganze Technik hatte bei uns leichte Anlaufschwierigkeiten, ist dann zwei Jahre lang gut gelaufen, bis jede Menge neue Normen, Schlüssel und Software eingeführt wurden. Seitdem haben wir ständig Probleme. Da geht es der UCI auch nicht besser als uns. Ich möchte nicht wissen, wie viele Donnerstage mittlerweile ausgefallen sind, weil irgendeine Kleinigkeit nicht stimmte, die wir erst bis zur nächsten Vorstellung beheben konnten. Teilweise herrscht da im Moment endloses Chaos. Es kommen neue Geräte dazu, neue Hersteller, verschiedene Server. Es fehlen einfach einheitliche Normen. Wie reagieren die Zuschauer auf digitale Vorführungen – ist ihnen das überhaupt bewusst? Die Reaktion von Zuschauern ist teilweise erstaunlich. Tritt eine Panne auf, müssen wir die Leute meistens nach Hause schicken, während bei der analogen Technik eigentlich fast alles noch an Ort und Stelle zu beheben war. Wenn man den Leuten dann diesen Unterschied erklärt, sind sie total erstaunt, dass das Kino nicht längst schon komplett digitalisiert ist. Davon scheint die Mehrheit eigentlich auszugehen. Kontraproduktiv finde ich einzig, dass einige Multiplexe jetzt einen Euro für Digitalprojektionen mehr nehmen, weil die Qualität ja soviel besser sei. Das stimmt aber nicht. Es gibt einfach Anfangskrankheiten an allen Ecken und Enden. Trotzdem aber hat sich für uns die Einführung gelohnt, auch weil die Digitalisierung unser Spektrum erweitert: Im Dezember zum Beispiel übertragen wir im Atelier live aus der Metropolitan Oper in New York. newsletter 7/2007 – Schwerpunkt letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 19 Praxistest: Ein Besuch in der Lichtburg Essen In der Probezeit Noch rattern große 35mm- VON TATJANA KIMMEL Filmrollen im Vorführraum der Essener Lichtburg. Doch zwischen den beiden analogen Projektoren steht bereits der DCP 30 der Firma Kinoton. Neueste digitale Vorführtechnik hält so Einzug in den denkmalgeschützten Filmpalast. Alter (oben) und neuer Charme der Lichtburg in Essen. Foto: Lichtburg Essen och sind wir in der Probephase“, erklärt Lichtburg-Geschäftsführerin Marianne Menze. Seit sechs Monaten hat sie die digitale Technik im Haus, und gleich gab es Probleme. Zunächst passten Server und Projektor nicht in den Vorführraum. Die Geräte mussten getrennt werden, und ein Schlosser baute eine auf vier Ebenen verstellbare Spezialkonstruktion, damit der 2K-Projektor sein Bild durch die extrem hohen Fenster auf die Leinwand in Deutschlands größtem Kinosaal schicken kann. Dann machte der Server Schwierigkeiten. Deshalb nutzt die Lichtburg die digitale Technik erst seit einigen Wochen. In dieser Zeit gab es nur kleine Unannehmlichkeiten, aber keine Ausfälle. Noch wird der digitale Projektor nicht im Kinoalltag, sondern nur für Sonderprogramme eingesetzt, wie zum Beispiel Reisefilme, Firmenveranstaltungen oder eine Reihe von Künstlerporträts. So nutzt Menze den wohl größten Vorteil der modernen Technik: Mit Hilfe des Vorführcomputers können ganz unterschiedliche Quellen wie Beta, DVD oder Festplatte genutzt werden. Bislang mussten Veranstalter, die die besondere Atmosphäre der Lichtburg für ihre Präsentationen nutzen wollten, die digitale Technik bei Fremdfirmen anmieten. Diesen Service kann die Lichtburg jetzt selbst anbieten. Mit den zusätzlichen Einnahmen für die Vermietung von modernster Technik in dem Filmpalast mit historischem Flair hofft Menze, die Leasingkosten für den 2K-Projektor decken zu können. Der Kauf eines Gerätes kommt momentan nicht in Frage: „Wir hätten dafür gar nicht das Geld. Aber selbst wenn wir es hätten, würden wir keinen digitalen Projektor kaufen, so lange wichtige politische Fragen nicht geklärt sind.“ Für Marianne Menze ist auch noch völlig ungewiss, wie das Publikum auf die Modernisierung reagiert, und ob es einen Preisaufschlag für digitale Aufführungen akzeptiert. Deshalb hat die Lichtburg mit der Firma Kinoton zunächst einen einjährigen Leasingvertrag für den 2K-Projektor abgeschlossen. Im Laufe dieses Jahres werden sich wichtige Fragen klären und eine Grundlage für neue Entscheidungen bilden, hofft die Geschäftsführerin. Doch schon jetzt ist klar, dass gerade die N Schwerpunkt – newsletter 7/2007 Lichtburg mit ihren 1.250 Plätzen und einer separat zu nutzenden Theaterbühne in naher Zukunft nicht auf die 35mm-Technik verzichten kann. So wird zum Beispiel für Stummfilmaufführungen mit Orchester eine kleinere vorgezogene Leinwand eingesetzt. Mit dem digitalen Projektor wäre das nicht möglich, weil er nur über eine fixe Optik verfügt und deshalb die Brennweiten nicht variabel eingestellt werden können. „Das muss gelöst werden“, fordert Menze. Zunächst muss sich der DCP 30 aber erstmal im Kinoalltag der Lichtburg bewähren. Anfang 2008 will Menze ihn für das reguläre Programm einsetzten. Sie hofft, dass die Lichtburg mit einem Film in das digitale Zeitalter starten kann, der ein jüngeres, technikverliebtes Publikum anspricht und will „mit einem Knaller“ an die Öffentlichkeit gehen. Dass das anspruchsvolle Stammpublikum hingegen einfach nur gute Filme sehen will und sich nicht für die Technik interessiert, davon geht Marianne Menze aus. Sie selbst sei zwischen 35mm und DCP 30 hin und her gerissen. Auf der einen Seite findet sie die digitale Bildqualität herausragend, wenn auch das Ausgangsmaterial in HD-Qualität produziert wurde. Außerdem könne die Computerprojektion aus schlechtem Ausgangsmaterial mehr rausholen. Doch ganz persönlich hält Menze „die 35mm-Vorführung einer Superkopie“ immer noch für die beste Art des Kinoerlebnisses. Udo Lütteken ist seit 45 Jahren Filmvorführer. Er und sein jüngerer Kollege haben sich ohne Probleme auf zwei Seminaren von Kinoton in das neuen Verfahren eingearbeitet und seine Vorteile kennen gelernt. „Die Technik ist schon genial“, urteilt Lütteken, denn mit nur kleinen Datenträgern könnten große brillante Bilder erzeugt werden. Und doch ist er skeptisch: „Das ist für mich kein Kino mehr. Für mich sind 35mm-Filme das A und O.“ Der Umgang mit Filmrollen ist für ihn auch eine sinnliche Erfahrung, die mit dem Knopfdruck auf der Tastatur des digitalen Projektors nicht zu vergleichen sei. Theaterleiter Bernhard Wilms befürchtet, dass die neue Technik viel sensibler und anfälliger sein wird. Bei den alten Projektoren konnten die Vor- führer auch mal selbst etwas reparieren; hat aber der Server ein Problem, können meistens nur noch die Computerspezialisten helfen. Und doch sind sich Geschäftsführerin, Theaterleiter und Vorführer einig, dass der Siegeszug der digitalen Technik in den kommenden Jahren nicht aufzuhalten ist. Sie werden das Rattern im Vorführraum vermissen. Digitale Kinos in NRW er sind die Vorreiter bei der digitalen Projektion in NRW? Die Suche gestaltet sich schwierig, da weder die FFA noch der HDF Kino eine Übersicht über die digitalen Säle in Deutschland besitzen. Über die Referenzlisten der wichtigsten Zulieferer für digitale Kinotechnik und eigene Erfahrungen haben wir eine Liste zusammengestellt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ergänzungen bitte an info @newsletter.de. W Ahaus, Cinetech (4 Säle) Bad Driburg, Kino Bad Driburg Bocholt, Kinodrom (3 Säle) Borken, Kinocenter (2 Säle) Coesfeld, Cinema (2 Säle) Düsseldorf, UCI Multiplex Düsseldorf, BlackBox Düsseldorf, Atelier-Kino Emsdetten, Focus Cinemas (2 Säle) Essen, Lichtburg Kempen, Lichtspiele Köln, Cinedom (5 Säle) Langenfeld, Rex Kino (2 Säle) Lüdenscheid, Park Theater (2 Säle) Mönchengladbach, Comet Cine Center (3 Säle) Münster, Cinema Münster, Cineplex Rheine, CineCity Event Kino (4 Säle) Siegburg, Cinelux 19 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 20 Bringt das 3D-Kino neuen Schwung? Experten erwarten, dass sich im Zuge der Digitalisierung der Kinosäle dreidimensionale Bildprojektionen durchsetzen. 3D als Zukunft des Digitalen Begegnung der dritten Art VON REINHARD KLEBER ls der Publizist, TV-Produzent und Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister Ende Oktober auf dem 2. NRW-Filmsymposium in Köln die Vorhersage wagte, das 3D-Kino werde dem traditionellen Kino den nächsten großen Schub bringen, und zwar im Sinne einer Entwicklung zu neuen Super- und Event-Kinos, reagierte so mancher Vertreter der Filmbranche überrascht. Schließlich gilt das 3D-Kino bei vielen noch immer als ein nicht ernst zu nehmender Gag, der seit den 50er Jahren bei mehreren Anläufen im Kinoalltag wiederholt versandete. Doch inzwischen haben sich die Grundlagen verändert. Im Zuge der Digitalisierung der Filmproduktion und -präsentation wurden neue Projektionstechniken und 3D-Brillen entwickelt die einen weit besseren dreidimensionalen Raumeindruck vermitteln als die klapprigen und teils Schwindel erregenden Rot-Grün-Brillen des vorigen Jahrhunderts. In den USA hat sich diese neue Form des räumlichen Zuschauererlebnisses bereits etabliert. Ein Blick in die aktuellen Charts genügt: Gerade erst setzte sich das Fantasy-Spektakel „Die Legende von Beowulf“ von Robert Zemekkis beim Start nicht nur an die Spitze der BoxOffice-Liste, sondern erreichte auch neue Rekordmarken für den Einsatz von 3D-Filmen. Laut „Variety“ entfielen auf die 3D-Projektionen 40 Prozent des Umsatzes von 27,5 Millionen Dollar am ersten Wochenende. Der Ver- A m April 2002 gründeten die sieben Majors Buena Vista, Century Fox, MGM, Paramount, Sony, Universal und Warner Bros. zusammen mit der National Association of Theater Owners (NATO) die Digital Cinema Initiatives (DCI) mit dem Ziel, einen Standard für das digitale Kino zu bestimmen – eine unverzichtbare Bedingung für die internationale Auswertung der Filme. 2005 wurde die DCI-Norm in zwei Varianten festgelegt. Die Standardisierung erfolgte auch als Reaktion auf die neuen Massenmärkte China und Indien, wo seit 2002 digitale Kinofilme laufen – allerdings nach wie vor in teilweise deutlich geringeren Auflösungen. Gerade China als selbstbewusster neuer Global Player, in dem viele Filmtheater gerade neu entstehen, setzt auf digitales Kino. Seit 2006 ist dort der DCI-Standard präsent. Auch in Brasilien soll er eingeführt werden – im Juli 2007 entsprachen allerdings nur zwei der dortigen 145 digitalen Leinwände diesen Ansprüchen. Gestritten wird derzeit I 20 se der weltweiten Kinomärkte spezialisiert hat, erwartet ebenfalls, dass die 3D-Projektion der Kinobranche neuen Schwung geben wird. Die Dodona-Experten geben allerdings zu bedenken, dass derzeit vor allem zwei rivalisierende System, Real-D und Dolby, um die Vorherrschaft kämpfen. Das früher gestartete Real-D dominiert derzeit weltweit mit 427 Installationen (Stand: September 2007). Zum gleichen Stichmonat hat Dolby schätzungsweise 75 Systeme in 24 Ländern installiert. Eine Sonderrolle spielen die Kinos der Imax Corporation, die auf 124 Riesenleinwänden in 23 Ländern nur spezielle 3D-Filmformate einsetzen können. In Deutschland konnten sich die Imax-Kinos vor allem wegen der geringen Filmauswahl nicht flächendecken durchsetzen: Zuletzt gab es nur noch vier Häuser in Berlin, Nürnberg, Sinsheim und Speyer. Passend zum „Beowulf“-Start vermeldete Real-D, dass bis Mitte November bereits 1.100 Säle in 24 Ländern mit 3D-Technik ausgerüstet sind. Auch in Europa macht die Umstellung große Fortschritte: In Abkommen mit den Kinoketten Odeon und UCI verpflichtete sich Real-D be- reits im Oktober zu einem Roll-out, der binnen zwei Jahren die Installation von 500 3D-Systemen in sieben europäischen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, vorsieht. Bis 2009 will das US-Unternehmen weltweit sogar mehr als 4.000 Leinwände umrüsten. Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen auftreten, dürfte die Zahl der 3D-Ausrüstungen nach Ansicht von Dodona weltweit bis 2009 exponentiell steigen, vor allem, wenn dann eine Reihe hochwertiger Filme, die speziell für die Auswertung via 3D realisiert wurden, in den Kinos starten. Dazu gehören „Avatar“ von James Cameron, „Monsters vs Aliens“ und der erste „TinTin“-Film. Schon vor Monaten nannte der deutsche 3D-Pionier Wolfram Weber die Zahl von 22 Megaprojekten, die derzeit „in der Mache sind“. Darunter befinden sich auch Animationsfilme wie „Shrek 4“ und „Ice Age 3“. Ein stetiger Nachschub derartiger kommerzieller Großproduktionen könnte dann die Hemmschwelle beseitigen, die viele deutsche Kinobetreiber bisher von kostspieligen Investitionen ins 3D-Geschäft abhält. leih Paramount Pictures bespielte 3.153 Kinos, von denen 84 den Film in Imax 3D zeigten und 657 in digitaler 3D-Projektion. Die dreidimensionalen Vorführungen entsprechen jedoch nur einem Anteil von 23,5 Prozent der belegten Leinwände. Mit anderen Worten: Die 3D-Version von „Beowulf“, die mit Hilfe der Motion-CaptureTechnik digital hergestellt wurde, generierte fast das Doppelte des Umsatzes wie die herkömmliche Version. Ähnliche Erfahrungen hat auch Wolfram Weber, Chef des Nürnberger Multiplexes Cinecitta, gemacht. „Die Zukunft des Kinos ist 3D“, sagt der Betreiber des Großkinos mit fast 5.000 Plätzen und 21 Kinosälen. Weber hat als einer der ersten deutschen Kinobetreiber in die neue Technik investiert und die Hälfte seiner Säle umgerüstet. Ihm ist es ein Rätsel, warum seine deutschen Kollegen „nicht Gas geben“. Das britische Marktforschungsunternehmen Dodona Research, das sich seit 3D kommt mit großen Schritten aus den USA: Ray Winstone und Angelina Jolies Beine in „Beowulf“, Foto: Warner Bros. Ent. vielen Jahren auf die Analy- Digitalisierung international Das Digitale der Anderen VON WOLFGANG HIPPE – wie fast überall – über die Finanzierung der Umrüstung. Weltweit waren bis zum August 2007 von rund 150.000 Kinos 5.000 mit DCI-Standard ausgerüstet – Tendenz steigend. 2008 sollen allein in den USA mindestens weitere 10.000 Leinwände umgerüstet werden. Die Kosten sollen auf Basis des Virtual Print Fee (VPF; siehe auch Seite xy) private Investoren übernehmen. Europa bildet bei diesem Trend eine Ausnahme, auch wenn in einzelnen Ländern wie Irland oder Großbritannien entsprechende An- strengungen unternommen werden. In Irland rüstet eine amerikanische Investorengruppe die rund 500 Kinosäle der Insel für ca. 40 Millionen Euro um. Schon 2003 stellte das United Kingdom Film Council 13 Millionen Pfund für die Digitalisierung von 250 Kinosälen zur Verfügung – mit der Auflage, mehr europäische Filme zu spielen. Das entsprach einem Viertel aller Leinwände. Als Grund für die digitale Zurückhaltung in Europa wird immer wieder das fehlende Finanzierungsmodell genannt. Im Durchschnitt geht man von 50.000 Euro pro Leinwand aus, bei newsletter 7/2007 – Schwerpunkt älteren Kinos sollen bis zu 100.000 Euro anfallen. Das von der DCI vorgeschlagene VPF wird in Europa eher skeptisch betrachtet. 2006 wurde der DCI-Standard von den Europa Cinemas, einem Zusammenschluss mit Mitgliedern in 38 Staaten, allgemein akzeptiert. Ein Jahr später beschäftigte sich die EC-Jahrestagung erneut mit dem Thema, diesmal mit dem Schwerpunkt Finanzierung. Dabei wurde deutlich, dass nur ein modifiziertes VPF den besonderen Gegebenheiten des kleinteiligen europäischen Kinomarktes gerecht werden kann. Kurz zuvor hatten die FFA und das französische Centre National de la Cinématographie (CNC) eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie sich zur „Europäischen Kernkompetenz“ vereinigen. Beim bevorstehenden „Digitalen Roll-out“ soll vor allem „drei grundlegenden Prinzipien“ Achtung verschafft werden: der „Qualität und Sicherheit sowie dem einheitlichen technischen Standard und der Neutralität des verwendeten Equipments“. letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 Glossar Wer, wie, was?! 2K Maß der horizontal differenzierbaren Pixel 2K = 2000 4K Maß der horizontal differenzierbaren Pixel 4K = 4000 AES Advanced Encryption Standard, ein symmetrisches Schlüsselverfahren CNE CinemaNet Europe, ursprünglich European Docuzone (EDZ), in Deutschland „Delicatessen“ Codec Compressor/Decompressor, verschlüsselt und entschlüsselt Signale DC Serverbasierte Inhouse-Lösung der T-Systems für digitales Kino DC28 Digital Cinema 28 – eine Arbeitsgruppe der SMPTE, die Standards für D-Cinema entwickelt DCI Digital Cinema Initiatives, Zusammenschluss der großen Hollywood-Studios Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony Pictures, Universal und Warner Bros. D-Cinema Digitales Kino DCI-Spezifikation Festlegung aller Parameter im digitalen Kino DCP Digital Cinema Package D-ILA Direct Drive Image Light Amplifier, digitale Projektionstechnik von JVC DLP Digital Light Processing, digitale Projektionstechnik von Texas Instruments DMD Digital Mirror Device, Microchip in DLP-Projektoren Downlink Satellitenempfang auf dem Boden DRM Digital Rights Management dts Digital Theater Sound – digitales Tonsystem von DTS E-Cinema Electronic Cinema, eine technisch abgespeckte Variante von DCinema EVS Muttergesellschaft der XDCGroup FAZ Filmaufzeichnung: Übertragung von digitalem Material auf 35- oder 70mm-Film Hybrid-Kino Kino mit paralleler analoger und digitaler Technik JPEG Joint Photographic Experts Group, ein Gremium zur Standardisierung und Dateiformat MovieLab Forschungslabor der Hollywoodstudios gegen Piraterie MPEG Moving Picture Experts Group, Standardisierungsgremium und Dateiformat MXF Material Exchange Format, Dateiformat für digitales Video SMPTE Society of Motion Picture and Television Engineers StEM Standard Evaluation Material SXRD Silicon X-tal Reflective Display, hochauflösendes Projektionssystem von SONY (4K) Uplink Sendebetrieb zum Satelliten hin Watermarking optisch nicht sichtbarer Kopierschutz im Bild: Wasserzeichen XDC-Group Tochter des belgischen Kinoausrüsters EVS, bietet Komplettlösungen für das Kino an (Quelle: FFA) 12:47 Uhr Seite 21 m Rahmen einer ersten Ausschreibung für Video on Demand und Digitales Kino hat MEDIA insgesamt zwölf europäische Anbieter mit über 4,9 Millionen Euro gefördert. Auch die Kölner reelport GmbH bekam für ihre Initiative „Europe’s Finest“ (EF) Unterstützung und kann mit Hilfe der 700.000 Euro nun 40 bis 50 europäische Filme digitalisieren und so in Kinos mindestens sieben europäischer Länder bringen. Media wählte EF als einziges Vertriebsmodell für den Bereich Digitale Kinoauswertung aus. „Ziel der Initiative ist es, einen Digitalisierungspool für Europas beste Filme aufzubauen, der es den Kinos in Zukunft erlauben wird, große Filme zu kleinen Kosten vorzuführen“, erklärt reelport-Geschäftsführer Tilman Scheel, der im Interview die Details von EF erläutert. I Was genau ist das Ziel von Europe’s Finest? Europe’s Finest will das filmische Erbe bewahren. Wir werden 40 der besten und schönsten europäischen Filme digitalisieren, um sie europaweit digital ausgestatteten Kinos zur Verfügung stellen zu können. Wir erstellen verschiedene thematische Reihen sowie Werkschauen von großen Regisseuren und Schauspielern. Welche Partner sind an EF bereits beteiligt? Wir haben das Glück, viele wichtige Partner für dieses Projekt begeistert haben zu können. Zum einen haben wir Technikpartner wie XDC oder Hoverlord, die uns bei der Digitalisierung unterstützen werden. Zum anderen arbeiten wir eng mit Institutionen wie dem Finnish Film Center und dem Deutschen Filminstitut zusammen, aber auch mit Kinoketten (Europa Cinémas, Kinepolis Group NV) und einzelnen Kinos europaweit. Inhaltlich werden wir unter anderem von Kinowelt und MK2 unterstützt, die als Verleih und Vertrieb natürlich viel Expertise mitbringen. EF will große Filme der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen. Wie werden Sie dabei vorgehen und die Filme auswählen? Wir entwerfen in Abstimmung mit den Projektpartnern ein inhaltliches Konzept und werden uns anschließend auf die Suche nach Lizenzen und Kopien begeben. Wir werden mit Verleihern und Weltvertrieben sprechen, aber auch in Filmarchiven und -museen recherchieren. Wir möchten schließlich bei der Digitalisierung sicherstellen, dass wir das bestmögliche Ausgangsmaterial bekommen. Außerdem brauchen wir die Lizenzen für mehrere europäische Länder – das erfordert eine aufwendige Recherche. Wir müssen beim Zusammentragen der Filme also viele technische und administrative Dinge berücksichtigen, so dass die kuratorische Feinarbeit erst am Schluss geleistet werden kann. Wir ha- Schwerpunkt / MEDIA – newsletter 7/2007 Europe´s Finest Vom Silberteilchen zum Pixel ben viele spannende Ideen, aber es ist noch zu früh, schon über Inhalte zu sprechen. Welche V o r teile Tilmann Scheel, Foto: privat bringt das Konzept von EF der Filmwirtschaft und insbesondere den Kinos? Mittlerweile sind viele Kinos ausgerüstet, aber es fehlt de facto der Content. Unser Anliegen ist es daher, den bereits umgerüsteten Kinos einen spannenden Inhalt anbieten zu können, der ihnen bisher noch fehlt. Der Vorteil für die Kinos ist natürlich darüber hinaus der, dass sie viel flexibler programmieren können; bei der Projektion von 35mm-Kopien ist es ja so, dass das Kino immer auf die Dispo des Verleihers angewiesen ist, das heißt, Kopien müssen früh genug angefragt werden und aufwendig disponiert werden. So aber kann innerhalb kürzester Zeit und vor allem kostengünstiger auf Kopien zugegriffen werden. Profitieren auch die Rechteinhaber, insbesondere die Verleiher davon? Die Rechteinhaber profitieren von dem europäischen Ansatz von Europe’s Finest: Dadurch, dass man das Bild nur einmal digitalisieren muss und anschließend mit verschiedenen Ton- und Untertitelspuren kombinieren kann, fallen die Digitalisierungskosten nur einmal an – es können aber alle Rechteinhaber auf verschiedenen Territorien davon profitieren. Gleichzeitig erhalten auch Katalogfilme eine neue Chance auf der Leinwand. Mit Europe’s Finest übernimmt reelport die Rolle eines Veranstalters, der auch Unterlizenzen erwirbt und selbständig auswertet. Eine solche Rolle ist neu im Verleihgeschäft. Dieses Vorgehen an Kinobetreiber und Rechteinhaber zu vermitteln ist eine der großen Herausforderungen. Dennoch denken wir, dass die Vorteile für alle Parteien die Existenz dieses Projektes rechtfertigen. Welche Länder werden Sie an der Kinoauswertung beteiligen? In erster Linie werden sich die Länder beteiligen, in denen auch unsere Partner sind, das sind Frankreich, Deutschland, BeNeLux, Skandinavien, Ungarn und die Tschechische Republik. Es sind jedoch auch Kinos aus allen anderen EU-Ländern willkommen. Wie wollen Sie die Kinos erreichen? Wir haben starke Partner wie Europa Cinemas, Kinepolis und XDC für das Projekt einnehmen können, die uns bei der Verbreitung der Filme in ihren jeweiligen Netzwerken sehr stark unter die Arme greifen werden. Darüber hinaus haben wir selbst natürlich auch ein kleines Netzwerk an Kinos, mit denen wir bereits bei verschiedenen Projekten zusammen gearbeitet haben. Wer erhält die Rechte an der digitalen Kopie – reelport oder der Rechteinhaber? Die Rechte an den digitalen Kopien erhalten reelport und der Rechteinhaber. Welche Formate werden Sie erstellen? Wir werden von jedem Film eine DCI-kompatible 2K-Kopie, eine HD-CAM für die Fernsehauswertung, eine Blue Ray-DVD sowie eine HD-DVD erstellen. Für die Finanzierung soll ein Digitalisierungsfonds eingerichtet werden. Wie soll dieser Fonds funktionieren? In diesen Fonds werden alle Förder-, Sponsoren- und Investitionsgelder sowie Einnahmen aus dem Projekt eingezahlt und von uns verwaltet. Aus dem Fonds wird dann die Digitalisierung von analogen Filmkopien bzw. von Negativen finanziert. Der Fonds kann auch zur Co-Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen eingesetzt werden. Wie soll das Projekt langfristig finanziert werden? EF ist zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren bis 2010 geplant. Danach soll sich das Projekt durch die Beteiligung an den Einkünften aus der digitalen Auswertung finanzieren. 21 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr igentlich waren sie in Gedanken schon zu Hause, als der Kölner Regisseur Florian Opitz und sein Kameramann Andy Lehmann auf dem Rückweg aus dem Nigerdelta von einem Mitarbeiter des nigerianischen Geheimdienstes SSS gestoppt wurden. Es ist der 22. September 2007. Am übernächsten Tag soll ihr Flieger sie zurück nach Deutschland bringen. Mit Hilfe einer Vorbereitungsförderung der Filmstiftung NRW waren Opitz und Lehmann nach Nigeria gereist, um für die Kölner 2Pilots Filmproduction für den Dokumentarfilm „Der Fluch des Reichtums“ zu recherchieren. Der Film soll von Nigerias großem Widerspruch erzählen: Der Staat ist sechstgrößter Erdölexporteur der Erde und gleichzeitig eines der ärmsten Länder der Welt. „Wir erzählen unsere Filme über Personen. Auf unserer Reise wollten wir die Protagonisten finden, das Equipment testen und sehen, ob dieser Film in Nigeria aufgrund der labilen Sicherheitslage überhaupt realisierbar ist“, erklärt Opitz, der gemeinsam mit Lehmann bereits den Kino-Dokumentarfilm „Der große Ausverkauf“ realisiert hat. Für ihre Reise hatten sie sich mit ihren Kölner 2 Pilots-Produzenten Harry Flöter und Arne Ludwig gut vorbereitet. Schon vor ihrem Abflug hatten sie mit über 100 Menschen gesprochen, die Erfahrungen mit den unsicheren Verhältnissen im Nigerdelta besaßen, und versucht, alle Eventualitäten und Gefahren auszuschließen. Im Gegensatz zu vielen anderen Journalisten reisten die beiden auch nicht mit einem Touristenvisum ins Land, sondern gaben korrekterweise an, dass sie als Filmemacher und Kameramann zu Recherchezwecken einreisen wollten. Als sie vom nigerianischen Geheimdienst angehalten werden, sind Opitz und Lehmann mit Mitarbeitern der NGO Academic Associates Peace Work unterwegs, die in Nigeria seit 30 Jahren zwischen der Bevölkerung, den Ölkonzernen und der Regierung vermittelt. Geleitet wird die Organisation von der Amerikanerin Judy Asuni. „Zuerst haben wir uns gar nichts gedacht, man gerät in Nigeria ständig in Personenkontrollen“, erzählt Opitz. Tatsächlich lässt man die beiden wieder gehen – mit der Vorgabe, sich am nächsten Tag noch einmal zu melden. Als die beiden Deutschen am nächsten Tag pflichtgemäß erscheinen, wird der Ton rauer. „Wir wurden vom Geheimdienst verhört. Schickt Notfallnummer der Botschaft“, lautete die SMS, die kurz danach Harry Flöter in Köln erreicht, der sofort das Auswärtige Amt und die Botschaft in Abuja informiert. „Vier Tage haben wir nichts von ihnen gehört. Ich denke, jeder kann sich vorstellen, was einem da alles für Szenarien durch den Kopf gehen“, beschreibt Harry Flöter die Ohnmacht des Produzenten. „Die größte Angst war, dass die beiden in einem nigerianischen Gefängnis landen.“ In Köln richten 2Pilots und in Berlin die zusammen geeilten Angehörigen und Freunde der beiden Filmemacher jeweils ein Lagezentrum ein. Man telefoniert sich hoch bis zu Außenminister FrankWalter Steinmeier und der Kanzlerin. Man besorgt Empfehlungsschreiben vom BR, Arte und der Filmstiftung NRW, schaltet den CDU-Bundestagsabgeordneten und Afrika-Experten Hartwig Fischer ein, der sich für Opitz und Lehmann E 22 Seite 22 einsetzt und immer wieder Angela Merkel auf die Situation aufmerksam macht. In einem so genannten Guest House der nigerianischen Geheimpolizei, einer einfachen Gefängniszelle, die immerhin noch mehr Komfort bietet, als die lebensbedrohlichen Verhältnisse in nigerianischen Gefängnissen, erlebt Opitz derweil einen tristen 34. Geburtstag. Die beiden Deutschen werden von bewaffneten Geheimpolizisten bewacht und müssen alle ihre Sachen abgeben. „Das war so ein Mobuto-Typ, der uns angeschrieen hat. Es war wie in einem schlechten amerikanischen Film. Da dachte ich tatsächlich, unsere letzte Stunde hat geschlagen. In solchen Situationen überlegt man sich, warum mache ich das überhaupt alles. Ist es das wert?“, erzählt Lehmann. Am nächsten Morgen werden sie von bewaffneten Geheimdienstlern in die Hauptstadt Abuja gebracht. Eine abenteuerliche Fahrt, die ihnen ihre Lage drastisch vor Augen führt. Als ein VW-Bus den Geheimdienstwagen touchiert und einen Seitenspiegel abreißt, kommt es zu ei- Ihre Recherche-Reise nach Nigeria entwickelte sich für die Dokumentarfilmer Florian Opitz und Andy Lehmann zum Alptraum. Aus den geplanten zwei Wochen wurden mehr als zwei Monate, denn die Filmemacher sahen sich plötzlich mit einer konstruierten Spionage-Anklage konfrontiert: Höchststrafe 14 Jahre Gefängnis. Florian Opitz und Andy Lehmann auf Recherche-Reise in Afrika verhaftet Lost in Nigeria VON RÜDIGER BERTRAM Die Kölner Filmemacher Florian Opitz (links) und Andy Lehmann auf der Recherche-Reise in Nigeria, die zum Horrortrip wurde. Fotos: Andy Lehmann newsletter 7/2007 – Lost in Nigeria letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr ner wilden Verfolgungsjagd mit 150 km/h über afrikanische Pisten. Als die Agenten des nigerianischen Geheimdienstes den Wagen stellen, wird der Fahrer halb tot geprügelt und zu Opitz und Lehmann auf den Rücksitz geworfen. In Abuja, einer Retortenstadt mitten im Dschungel, werden sie wieder verhört. „Niemand fragte uns, was wir drehen wollten. Für unsere Recherche oder unser Material schien sich niemand zu interessieren. Das wunderte uns schon. Es ging immer nur um Asuni und ihre Organisation.“ Die Nacht verbringen sie wieder in Geheimdiensthaft mit einer bewaffneten Wache vor der Tür. Vier Tage werden sie ohne weitere Verhöre dort festgehalten. „Zum Glück waren wir die ganze Zeit zusammen“, erklärt Opitz, und Andy Lehmann ergänzt: „Wir haben uns in der Zeit alles mögliche erzählt.“ Die Unsicherheit bleibt. Sie wissen nicht, dass in Köln und Berlin die Drähte heißlaufen. Obwohl 2Pilots mit „Die Liebe der Kinder“ und „Dr. Aléman“ gerade zwei Spielfilme dreht, zieht sich Harry Flöter als Krisen-Manager zusammen Seite 23 mit Produktionskoordinatorin Julia Meyer für die Zeit aus dem laufenden Geschäft zurück. Politisch sei es wichtig gewesen, den Fall absolut heiß zu halten, betont Flöter. Angela Merkel ist zufällig zur gleichen Zeit auf ihrer Afrika-Tour. 2Pilots versucht, über den MdB Hartwig Fischer die Dringlichkeit bei der Kanzlerin und den Delegationsmitgliedern hoch zu halten. Mit Erfolg: Merkel spricht den Präsidenten der afrikanischen Union auf den Fall an. Nur die Presse will man draußen halten. „Der Fall Marco in der Türkei hat gezeigt, dass öffentlicher Druck auch das Gegenteil bewirken kann“, so Flöter. Am Abend des vierten Tages kann der deutsche Botschafter in Nigeria, Joachim Schmillen, die Filmemacher endlich mitnehmen. In einem gepanzerten Mercedes Jeep mit deutscher Standarte bringt der ehemalige Büroleiter von Joschka Fischer sie in sein Haus und überlässt ihnen dort zwei Zimmer. Endlich sind sie außer Gefahr. So scheint es. Eine Woche leben Opitz und Lehmann bei Schmillen und seiner chilenischen Frau. Täglich rechnen sie damit, endlich eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Stattdessen müssen sie immer wieder zum Verhör. In der Zwischenzeit ist auch Judy Asuni, die Leiterin der NGO, bei der Opitz und Lehmann zu Gast waren, verhaftet worden. Bei ihrem dritten Termin beim nigerianischen Geheimdienst trennt man Opitz und Lehmann vom deutschen Botschafter, bringt sie in ein Verhörzimmer und lässt sie und den Botschafter 13 Stunden warten. Gegen Abend legt man ihnen dann überraschend eine Anklageschrift vor. Die Vorwürfe: Visumsbetrug und Spionage. Sechs der Anklagepunkte beziehen sich auf Opitz und Lehmann, zwei auf Asuni. Die Höchststrafe beträgt 14 Jahre Gefängnis. Am nächsten Morgen um acht soll der Prozess beginnen. „Wir waren völlig geschockt“, erzählt Opitz. „Wir dachten doch, wir hätten alles schon hinter uns, dabei ging es gerade erst los.“ Die deutsche Botschaft kümmert sich noch in der Nacht um nigerianische Anwälte. In einem Gefängniswagen mit vergitterten Fenstern werden Opitz und Lehmann am nächsten Morgen zum Gericht gefahren, wo die nigerianische Presse sie schon erwartet. „Eine Meute von mindestens 20 Fotografen und zehn Kamerateams hat uns da empfangen. Wir waren sechs Wochen das Topthema der nigerianischen Medien. Zwei deutsche Spione und eine amerikanische Spionin. Absurd!“ In den darauf folgenden ersten Prozesstagen bestätigt sich der Verdacht der beiden Filmemacher. Es geht nicht um sie, sondern um Judy Asuni. Auch in Nigeria kann niemand länger als sieben Tage ohne Klage in Haft bleiben. Als man Opitz und Lehmann die Anklage vorlegt, ist Asuni bereits seit sechseinhalb Tagen im Gefängnis. „Wir waren nur das Mittel, um sie weiter festhalten zu können“, so Opitz. „Wenn es nötig gewesen wäre, hätte man uns auch mitverurteilt. Als Kollateralschaden sozusagen.“ Als die deutsche Botschaft am zweiten Prozesstag durch eine Verbalnote der Bundesrepublik Deutschland hochoffiziell versichert, den Filmemachern nicht bei einer Flucht zu helfen, können sie auf Kaution in die Botschaft zurückkehren. Asuni und ihr mitangeklagter Stellvertreter bleiben weiter in Haft. In der Botschaft folgt ein weiterer Schock: Die nicht verhandelbare Honorarforderung der Anwälte beträgt 60.000 Euro. Die Produktionsfirma 2Pilots schluckt und bezahlt. „Klar haben wir auch alle Möglichkeiten für eine Flucht durchgespielt. Aber Impressum Herausgeber: Michael Schmid-Ospach Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese Chefredakteur: Rüdiger Bertram Titel: „Hope“, Foto: Pandora CvD: Stefanie Hadding Redaktionsschluss: 1. Dezember 2007 Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.) Wolfgang Hippe (A.R.T.) Anzeigenbetreuung: Sonja Steinberg Tel. (0211) 9305024 Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Jekubzik, Martin Block, Reinhard Kleber, Anna Koskoda, Uwe Mies, Heike Meyer-Döring, Tatjana Kimmel, Dieter Anschlag Redaktionsassistenz: Sonja Steinberg Lost in Nigeria – newsletter 7/2007 das ist nicht so einfach. Von Abuja bis zur Grenze sind es 1.000 Kilometer“, erklärt Flöter, und Opitz fügt an: „Außerdem wäre das ein Schuldeingeständnis gewesen. Das wollten wir nicht.“ Viereinhalb Wochen zieht sich die Verhandlung hin. Den Durchbruch bringt eine deutsche Wirtschaftsdelegation, mit der auch der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Georg Boomgaarden einreist. In einem Gespräch mit dem nigerianischen Präsidenten Yar Adua gelingt ihm die Lösung. Kurz vor dem Afrika-Gipfel in Berlin liegt auch Nigeria daran, die deutschen Filmemacher schnell wieder loszuwerden. Zehn Tage dauert es dann noch, bis Opitz und Lehmann ausreisen können. Mit einem gepanzerten Wagen geht es zum Flughafen. Die Angst fährt mit, dass der nigerianische Geheimdienst SSS sein eigenes Spiel spielt. Doch am Flughafen wartet nur der Justizminister, der sich förmlich entschuldigt und um ein gemeinsames Abschiedsfoto bittet. Um 22:30 Uhr erreicht Harry Flöter die erlösende SMS: „Wir rollen, bis nachher“. Opitz und Lehmann sind draußen. Auf dem Flughafen in Berlin warten Freundinnen, Eltern und ihr Produzent auf die beiden. Alle sind überglücklich. Zwei Wochen später wird die Anklage gegen Opitz und Lehmann und die anderen beiden Angeklagten auch offiziell fallengelassen. „Die beiden waren ein Kollateralschaden im Fall Asuni“, glaubt auch Flöter im Rückblick. „Wir haben im Vorfeld versucht, alle Gefahren auszuschließen, aber mit dem Geheimdienst konnte niemand rechnen.“ Von den 60.000 Euro Anwaltskosten, die 2Pilots erst einmal bezahlt hat, haben bislang der WDR 10.000 Euro und Verdi 20.000 Euro übernommen. Zusätzlich erkannte die Filmstiftung 10.000 Euro als Teil der Vorbereitungsförderung an. Andy Lehmann dreht bereits wieder, und Florian Opitz denkt darüber nach, ob er seinen Film noch realisieren kann: „Wir haben immer noch den Ehrgeiz, etwas über das Thema zu machen, aber ob wir noch einmal nach Nigeria reisen, ist eine Frage, die wir noch nicht abschließend beantworten möchten.“ Dankbar sind sie alle für die Solidarität und das Backup der Redaktionen und der Filmstiftung in diesen Tagen: „Daher ein Riesendankeschön an Sabine Rollberg von Arte, Renate Stegmüller vom BR, Jutta Krug vom WDR, Susanna Felgener von der Filmstiftung NRW und Inez Kühn von Verdi, um nur einige von vielen zu nennen, die uns auch hier in NRW geholfen haben.“ Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 20. Januar 2007 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW wahlweise als PrintVersion oder als PDF abonniert werden. Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie per Mail informiert. Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Newsletters im Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabe des Newsletter ausgeliefert wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 D – 40221 Düsseldorf newsletter@filmstiftung.de 23 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 24 Noch bis Mitte Dezember dreht Sandra Nettelbeck in Vancouver ihren neuen Film „Helen“. Die Hauptrollen spielen Ashley Judd und Goran Visnjic. Am Rande der Dreharbeiten besuchte Dieter Anschlag die Produktion an der Westküste Kanadas. Ein Besuch bei Sandra Nettelbeck Frühstück in Vancouver VON DIETER ANSCHLAG as Opus-Hotel im angesagten Stadtteil Yaletown von Vancouver: Frühstückstermin mit Sandra Nettelbeck. Die deutsche Autorin und Regisseurin, die mit „Bella Martha“ einen großen internationalen Kinoerfolg feierte, arbeitet in der Metropole der westkanadischen Provinz British Columbia an ihrem neuen Werk „Helen“. Seit dem 10. Oktober sind die Dreharbeiten im Gang und fordern volle Konzentration. Für Erkundungen im angesagten Szeneviertel bleibt wenig Raum. Vancouver hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Zentrum der nordamerikanischen Filmindustrie entwickelt und sich den Beinamen „Nord-Hollywood“ erarbeitet. Als die Regisseurin ihre Bestellung ordert, ist die Kellnerin verwirrt. „Sie wollen das Crêpe-Sandwich, aber ohne Crêpe?“, fragt sie. „Ja“, antwortet Nettelbeck, „statt des Crêpe nehme ich Toast.“ Die Kellnerin zögert, so als habe sie sich verhört. An Nettelbecks Englisch kann es nicht liegen, es ist perfekt, die gebürtige Hamburgerin lebt teilweise in den USA, hat in San Francisco studiert. „Die Küche weiß Bescheid, ich habe das hier schon oft bestellt“, erklärt sie der Kellnerin, die offenbar neu ist. Als sie das Frühstück bringt, ist alles wie gewünscht. Schinken, Tomate, Spinat und Ei in einer speziellen Zubereitung auf Toast. D 24 Sandra Nettelbeck ist eine Frau und eine Rebeck. Das Buch zu „Helen“ hat eine rund achtgisseurin mit klaren Vorstellungen. Das bestäjährige Geschichte. Die erste Fassung stammt tigen – mit großem Respekt – auch die beiden noch aus Zeiten vor „Bella Martha“, das urHauptdarsteller ihres neuen Films, Ashley Judd sprüngliche Treatment entstand mit einer För(„Heat“, „Die Jury“) und Goran Visnjic („E.R.“, derung der Filmstiftung NRW. Das Budget für „Welcome to Sarajevo“). „Sie hat ein unheimdie Produktion von „Helen“ beläuft sich nun auf liches Auge für Details. Sie achtet bei der Bildumgerechnet etwa 4,2 Millionen Euro. Die Filmkomposition auf die kleinsten Kleinigkeiten und stiftung NRW unterstützt das Projekt mit lässt keine Abweichungen durchgehen“, so 450.000 Euro, weiteres deutsches Fördergeld Ashley Judd in einem Interview über die Drehkommt aus dem DFFF (250.000) und von der arbeiten. „Sandra weiß wirklich ganz genau, FFA (200.000). Produziert wird „Helen“ gemeinwas sie will“, erzählt auch Goran Visnjic, „wenn sam von der deutschen Firma Egoli Tossell und du bei ihr ans Set kommst, dann gibt es da keiden kanadischen Partnern Insight Film Studios, ne Situation nach dem Motto: ‘Oh, wie sollen The Little Film Company und Aramid Entertainwir das jetzt mal machen?‘ Sie ist für jede Szement. Die Kanadier steuern insgesamt 45 Prone perfekt vorbereitet.“ Das liegt daran, dass die Regisseurin Nettelbeck auch die Autorin ihrer Filme ist. „Ich bleibe“, erläutert die 41-Jährige, „beim Drehen immer sehr genau am Drehbuch. Dialoge sind für mich wie Musik, jedes Wort ist genau überlegt, und jede Abweichung verändert die Melodie.“ Insofern siegt im Fall des Falles fast immer die Autorin Nettelbeck Drehort Vancouver (oben) und Ashley Judd mit Regisseurin Sandra Nettelbeck (rechts), Fotos: Filmstiftung und Egoli Tossell Film über die Regisseurin Nettel- newsletter 7/2007 – Setbericht zent der Finanzierung bei. „Ohne diese Art der Koproduktion hätten wir ein solches Projekt gar nicht realisieren können“, sagt Judy Tossell, deren Kontakt zu Sandra Nettelbeck 2005 bei den Filmfestspielen in Cannes zustande kam. In „Helen“, dem englischsprachigen Spielfilmdebüt der deutschen Autorin und Regisseurin, geht es um eine nach außen hin glücklich erscheinende Frau. Doch ihr Leben und das ihrer Familie drohen von einer Krankheit zerstört zu werden: Helen, Musikprofessorin und Mutter einer Tochter, leidet an klinischer Depression. Bei diesem Leiden handelt es sich um eine unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit, die von der Umwelt oft weder erkannt noch ernst genommen wird. Tatsächlich sind Betroffene nicht unglücklich, sondern krank – und um diese Unterscheidung geht es bei „Helen“ unter anderem. „Helen“ ist ein sehr persönlicher Film von Sandra Nettelbeck, denn sie hat in ihrem engen Bekanntenkreis Erfahrungen gemacht mit der Krankheit. Darum ist ihr das Thema ein großes Anliegen, und deshalb sagt sie: „Ich hoffe, dass der Film hilft.“ Die Regisseurin ist sich bewusst, dass sie sich nun das vielleicht typisch deutsche Etikett vom „Problemfilm“ einhandeln könnte, deshalb ergänzt sie im selben Atemzug: „Gleichzeitig weiß ich natürlich, dass man mit solch einem Ansatz kein Kino macht. Kino macht man, wenn man eine gute Geschichte gut erzählt. Und ich glaube, dass ‘Helen’ eine gute Geschichte ist, einerseits eine Liebesgeschichte und zugleich, wie eigentlich alle meine Filme, auch die Geschichte einer Familie, über Helen und ihren Mann David, über Mutter und Tochter, über Tochter und Stiefvater.“ „Helen“ ist auch für Ashley Judd ein höchst persönlicher Film. Die Hollywood-Schauspielerin steht dazu, dass sie sich selbst wegen starker Depressionen hat behandeln lassen. Anfang vorigen Jahres unterzog sie sich einer rund sechswöchigen Psychotherapie. Dass Ashley Judd das Drehbuch von Sandra Nettelbeck in die Hände bekam, war eher Zufall. Als sie es las, habe es sie „emotional so mitgerissen“, dass sie die Rolle der Helen unbedingt haben wollte, erzählt sie, und das schrieb sie in einem Brief an Sandra Nettelbeck. Zu diesem Zeitpunkt war für die Hauptrolle eigentlich schon „Akte X“-Star Gillian Anderson besetzt, deren definitive Zusage jedoch auf sich warten ließ, bis sie wenige Wochen vor Drehbeginn wegen eines zweiten „Akte X“-Kinofilms absagte. Und so fuhr Ashley Judd nach Vancouver, und zwar, wie sie sagt, in dem Bewusstsein: „Dies ist die Rolle meines Lebens, ja, es ist meine Berufung, das ist für mich persönlich ein ganz entscheidender Film.“ Und die Regisseurin weiß auch um den außergewöhnlichen Einsatz ihrer Hauptdarstellerin: „Ashley hat keine Angst, mit dem Thema Depression umzugehen. Ihre eigene Erfahrung mit solchen Zuständen, mit solch einer Krankheit, hat es ihr ermöglicht, Helen auf eine Weise darzustellen, die sehr, sehr intensiv ist. Ich habe mit Hilfe von Ashley zum ersten Mal bei einem Film auch Improvisationen inszeniert, denn die innere Stimme der Depression, die wir hier hörbar machen wollen, ist etwas höchst Persönliches und lässt sich tatsächlich nicht authentisch scripten. Ashley bringt sich weit über das in den Film ein, was man normalerweise als Schauspieler tut. Das ist ein großes Geschenk.“ Die Uraufführung von „Helen“ ist für September 2008 beim Internationalen Filmfestival in Toronto geplant. letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:47 Uhr Seite 25 Tannöd Der Vorleser Komplett in der Eifel realisiert die schweizer Regisseurin Bettina Oberli ab März ihre Adaption des Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel. Das Drehbuch über den brutalen Mord an einer ganzen Familie auf einem abgelegenen Bauernhof hat Oberli gemeinsam mit Petra Lüschow verfasst. Bei den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann Stéphane Kuthy, mit dem sie schon in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Als Produzenten zeichnen Hajo Emons und Kristina Löbbert von der Wüste Film West für das Projekt verantwortlich. Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting. Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; wueste@wueste-film-west.de Nicole Kidman, David Kross und Ralph Fiennes spielen die Hauptrollen in Stephen Daldrys Verfilmung von Bernhard Schlinks Bestseller „Der Vorleser“. Kidman, Daldry und Drehbuchautor David Hare bildeten schon bei „The Hours“ ein erfolgreiches Team und setzen ihre Zusammenarbeit nun auch in NordrheinWestfalen fort, wo im Frühjahr 2008 Teile von „Der Vorleser“ gedreht werden. Derzeit befindet sich die Produktion auf der Suche nach geeigneten Locations. Produziert wird das Drama von der Kölner Central Scope NRW in Kooperation mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte Babelsberg Film sowie Mirage und The Weinstein Company. Weitere Drehorte sind Berlin und New York. Senator Film Verleih bringt „Der Vorleser“ in die Kinos. Michael Simon de Normier Tel. (0228) 18467880; dialog@senfkornfilm.de Within the Whirlwind Die Sowjetunion in den 30er Jahren: Eugenia Ginzburg ist Professorin, überzeugte Kommunistin und Mitglied der KPdSU. Doch die erste stalinistische Säuberungswelle beendet jäh ihr vertrautes Leben im Kreis ihrer Familie. Erst erhält sie Berufsverbot, dann wird sie aus der Partei ausgeschlossen, verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie landet in Sibirien, wo sie in einem Steinbruch arbeiten muss. Die Kölner Tatfilm produziert das Drama „Within the Whirlwind“ mit Emily Watson und Tobias Moretti in den Hauptrollen. Ab Januar bis März 2008 dreht Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Marleen Gorris („Antonias Welt“) den Kinofilm nach einem Buch von Nancy Larson und Wojciech Gajewicz teilweise in NRW. Produzentin Christine Ruppert arbeitet dabei mit Piotr Mularuk und Vincent Macheras als Koproduzenten zusammen. Das Projekt ist mit einem Budget von 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Alamode Film steht bereits als Verleih fest. Tatfilm, Tel. (0221) 33000; info@tatfilm.de Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt Es kann fliegen, schwimmen und fahren und das alles mit Himbeersirup. Erfunden hat das Wundergefährt der achtjährige Tobbi. Mit seinem neuen Freund, dem Roboter Robbi, begibt er sich mit dem Fliewatüüt auf eine abenteuerliche Reise. Gut 35 Jahre nach der Verfilmung für den WDR als Vierteiler bringen die Berliner Box!Film und der Kölner Koproduzent MMC Independent den Kinderbuchklassiker „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ auf die große Kinoleinwand. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Marion Nawrath und Bob Konrad. Regie führt der Österreicher Wolfgang Murnberger, der bereits mit „Lapislazuli“ Kinderfilmerfahrung gesammelt hat. Als Darsteller steht bisher Andreas Schmidt fest. Die Dreharbeiten finden im Frühjahr 2008 zum größten Teil in den Kölner MMC Studios statt. Die Kamera wird dann Peter von Haller führen. Als Verleih ist Kinowelt an Bord. MMC Independent, Tel. (0221) 2503552; bastie.griese@mmc.de Abschiede und andere Schwierigkeiten Die penibel gepflegte Alltagsroutine des Oldtimer-Mechanikers Hannes Köhler (Fritz Karl) gerät außer Kontrolle, als seine Schwester Esther (Elena Uhlig) ihm in einer Notlage seine beiden Neffen aufs Auge drückt. Aber nicht nur die beiden Jungs, sondern auch die plötzliche Interessensgemeinschaft mit seiner Nachbarin Lilli (Tina Ruland), einer allein erziehenden Mutter, ist Schuld, dass der Kotzbrocken Hannes sein Herz entdeckt. Michael Kreindl setzt die TV-Komödie „Abschiede und andere Schwierigkeiten“ nach einem Drehbuch von Stefan Kuhlmann Mitte Februar bis Mitte März 2008 in Köln und Umgebung in Szene. Der Film der Produzentinnen Elke Ried und Tanja Ziegler von Zieglerfilm entsteht im Auftrag von ARD/Degeto (Redaktion: Renate Michel). Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 2727260; mail@zieglerfilmkoeln.de The Palermo Shooting Mitte November hat Wim Wenders den Dreh zu seinem neuen Kinofilm „The Palermo Shooting“ abgeschlossen. Die Dreharbeiten führten ihn erstmalig in seine Heimatstadt Düsseldorf, bevor er und sein Team anschließend nach Sizilien weiter zogen. Die Hauptrolle des Kinofilms spielt Campino, der Düsseldorfer Frontmann der Toten Hosen. In weiteren Rollen stehen u.a. Dennis Hopper, Lou Reed, Patti Smith, Udo Samel, Inga Busch und Jana Pallaske vor der Kamera von Franz Lustig. „The Palermo Shooting“ ist eine Produktion von Wenders Images in Zusammenarbeit mit ZDF, Arte und Pictorion Das Werk. Wim Wenders produziert den existenziellen Thriller gemeinsam mit Gian-Piero Ringel. Den deutschen Vertrieb übernimmt Senator Film, den Weltvertrieb HanWay. Der Film soll nächstes Jahr in die Kinos kommen. Wenders Images, Tel. (030) 47984882; berlin@thepalermoshooting.de Dreharbeiten – newsletter 7/2007 NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Set von den „Buddenbrooks“. Vorn v.l. Heinrich Breloer, Jürgen Rüttgers, Barbara Buhl (WDR), Filmarchitekt Götz Weidner, Verena Kulenkampff (WDR) und Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach. Foto: WDR/Klaus Görgen Buddenbrooks und Tatort Dieser Film „von einiger Größe“ macht schon vor seiner Fertigstellung neugierig, und so besuchte nicht nur Kulturstaatsminister Bernd Neumann das Kölner Set von Heinrich Breloers „Die Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe“, sondern nur zwei Tage später auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Der Besuch lohnte sich allemal, denn bis zum Drehschluss am 12. November gab es in den MMC-Studios eines der eindrucksvollsten Sets (Ausstattung: Götz Weidner) zu bestaunen, das in NRW je gebaut wurde. Für die Dreharbeiten wurden nicht nur einzelne Räume, sondern das komplette dreistöckige BuddenbrookGebäude in die Studiohalle gebaut, für das Armin Mueller-Stahl die Note „Hollywood plus“ vergab. Mueller-Stahl spielt den Konsul, Iris Berben die Konsulin. Die Kinder verkörpern Jessica Schwarz (Tony), August Diehl (Christian) und Mark Waschke (Thomas). Die Adaption von Thomas Manns Roman schrieb Breloer gemeinsam mit Horst Kö- nigstein. Die Kamera führt Gernot Roll. Bavaria Film (Produzentin: Uschi Reich) und Colonia Media (Winka Wulff) produzieren das mit 16 Millionen Euro veranschlagte Projekt in Koproduktion mit FilmInterest sowie dem WDR (Redaktion: Barbara Buhl), NDR, SWR, BR, Degeto und Arte. Die „Buddenbrooks“ kommen am 25. Dezember 2008 im Verleih von Warner Bros. in die deutschen Kinos. Danach läuft der Film als Zweiteiler in der ARD. Noch bis zum 12. Dezember dreht die Colonia Media in NRW den neuen Münster-Tatort „Krumme Hunde“ (AT) mit Axel Prahl als Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als Gerichtsmediziner Prof. Boerne. Regisseur Manfred Stelzer verfilmt das Drehbuch von Stefan Cantz und Jan Hinter in Münster, Köln und Umgebung. Anke Krause zeichnet als Redakteurin, Sonja Goslicki als Produzentin verantwortlich. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de Dust of Time Theo Angelopoulos dreht seinen neuen Film mit Starbesetzung auch in NRW: Michel Piccoli, Willem Dafoe, Irène Jacob und Bruno Ganz stehen bereits seit dem 18. November vor der Kamera von Andreas Sinanos für das Drama „Dust of Time“. Der Regisseur, der auch das Buch geschrieben hat, nimmt die ersten Aufnahmen in Thessaloniki, Russland, Kasachstan und Rom auf. Am 15. Januar 2008 wechselt das Team nach Deutschland, wo noch bis zum 17. Februar in Berlin, Köln, Bonn und auf Schloss Eller in Düsseldorf gedreht wird. Dazu wird in Köln eigens eine Bar zu einem New Yorker Treffpunkt im Jahr 1974 umgebaut. In dem Film, der die Lebensgeschichten der griechischen Flüchtlinge Eleni (Jacob) und Spyros (Piccoli), ihres Sohnes (Dafoe) und ihrer En- keltochter erzählt, spiegeln sich die politischen und sozialen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Kurz nach dem Mauerfall 1989 kommt die Familie in dem wieder vereinten Berlin zusammen. Eleni und Spyros, die in den letzten Jahrzehnten in New York wohnten, wollen ihren Lebensabend in Griechenland verbringen. In Berlin, der Stadt, in der sie vor 50 Jahren dramatisch getrennt wurden, wollen sie ihren Sohn treffen. Die Athener Theo Angelopoulos Film Productions produziert das Werk mit einem Budget von 8,3 Millionen Euro gemeinsam mit Amadeo Pagani von Classic Srl und Claudia Pöpsel von der Kölner Lichtmeer Film. nfp marketing distribution soll den Film anschließend in die Kinos bringen. Lichtmeer Film, Tel. (0221) 12094891; kontakt@lichtmeer.de 25 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:48 Uhr 20:15 Film- und Fernsehproduktion Im Frühjahr 2008 dreht die 20:15 Filmproduktion den TV-Thriller „12 Winter“ mit einem Budget von 2,2 Millionen Euro im Auftrag des WDR (Redaktion: Michael André). Regie führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt. Der Film erzählt die wahre Geschichte zweier genialer Bankräuber, die zwölf Winter lang die Polizei in Atem halten. Die Besetzer kümmern sich um das Casting. „2 Tage Leben“ ist der Titel eines weiteren TV-Films, der vom 23. Oktober bis 26. November in Köln und Umgebung entstand. Die 20:15 Filmproduktion realisiert den Thriller im Auftrag von Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé). Regie führt Robert Pejo nach einem Buch von Thomas Stiller. Darin erzählt er von einem Hotelkoch, dessen Tochter entführt wird. Die Kidnapper drohen, das Mädchen zu töten, wenn ihr Vater nicht Gift ins Essen des russischen Energieministers Sokurov mischt, der Gast des Hotels ist. Für die Bilder sorgte Kameramann Christof Wahl. Die Hauptrollen spielen René Steinke, Sophie Schütt, Iris Boehm, Ralph Herforth, Tim Sander und Christian Kahrmann. Hinter beiden Produktionen stehen die Produzenten Bettina Brokemper und Martin Zimmermann. 20:15 Film- und Fernsehproduktion, Tel. (0221) 48490880; info@2015-film.de Cologne Film Mit den Vorfällen am Georg Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden Mitte November erhält die neue Produktion der Kölner Cologne Film aktuelle Brisanz: Vom 29. Januar bis zum 29. Februar dreht Regisseurin Nicole Weegmann das TV-Drama „Outta Control“ im Auftrag des WDR (Redaktion: Alexander Wesemann) in Köln. Im Mittelpunkt der Geschichte, zu der Eva und Volker A. Zahn das Drehbuch verfasst haben, steht der 17-jährige Gymnasiast und Hobby-Rapper Oliver, der aus Versehen einen seiner drastischen Songtexte in der Schule liegen lässt. Damit beginnt für ihn ein Albtraum, denn in seinem Song schildert er ein Schulmassaker. Aus Angst, einen potenziellen Amokläufer im Haus zu haben, informiert der Schulleiter die Polizei. Produzentin Micha Terjung hat für das Casting Die Besetzer, Iris Baumüller-Michel und Marc Schötteldreier, beauftragt. Am 26. November fiel die letzte Klappe zum neuen „Wilsberg – Interne Affären“, der in Köln, Münster und Umgebung gedreht wurde. Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) steht diesmal Ärger ins Haus. Nicht nur wird ihr von oben die neue Assistentin Carola Sonntag (Katharina Wackernagel) vor die Nase gesetzt, es stirbt auch eine junge Polizistin durch einen mysteriösen Autounfall. Das bewährte Ensemble aus Leonard Lansink, Oliver Korittke und Ina Paule Klinke stand für den neuen Fall vor der Kamera von Ralf Netzer. Regie führt Catharina Deus nach einem Buch von Ulli Stephan. Cologne Film (Producer: Anton Moho) erstellt den Krimi im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann). Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; info@colognefilm.de 26 Seite 26 Moving the Arts Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NR Atom Egoyan, Hal Hartley, Christian Petzold, Julio Medem, Laetitia Masson und Jia Zhang-ke sind die Regisseure, die sich bei „Moving the Arts“ auf einen Dialog mit sechs Kunstvisionen der Postmoderne einlassen. Cine plus Köln und cine plus Media Service stehen hinter dem Projekt, das in Zusammenarbeit mit WDR/Arte (Redaktion: Sabine Rollberg) realisiert werden soll. Die Dreharbeiten, die in Düsseldorf, Berlin, Paris, New York, Barcelona und China stattfinden sollen, haben sich auf Frühjahr 2008 verschoben. Als Produzent verantwortet Jörg Schulze den Kinofilm (Budget: 2,8 Millionen Euro). Die Darsteller der Kurzfilme sind u.a. Sabine Timoteo, Hanns Zischler, Matthias Schweighöfer, Jasmin Tabatabai, Arsinée Khanjian, Carmelo Gómez und Nancho Novo. Für die Bilder sorgen die Kameramänner Anthony Dod Mantle, Vladimir Subotic, Hans Fromm, Mario Montero, Antoine Héberlé und Nelson Yu Lik-wai. Zorro Film bringt in Kooperation mit Jetfilm den Episodenfilm in die deutschen Kinos (Weltvertrieb: Bavaria International). cine plus Köln, Tel. (0221) 50003060; joerg.schulze@cine-plus.de 33 Szenen Zum Jahreswechsel finden die letzten Dreharbeiten zu Malgorzata Szumowskas (Buch und Regie) Drama „33 Szenen“ in Köln statt. Bereits im Sommer wurde ein Großteil des Films in Polen abgedreht. Hauptdarstellerin Julia Jentsch spielt eine Frau, der innerhalb eines Jahres so viele Schicksalsschläge passieren wie anderen in ihrem ganzen Leben nicht. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen und entwickel ihre eigene Überlebensstrategie. Pandora Film (Produzent: Raimond Goebel) arbeitet mit der Warschauer STI Filmowe (Teresa Dvorzicka) als Koproduzenten zusammen. Die Produktion verfügt über ein Budget von 1,1 Millionen Euro. Als weitere Darsteller stehen Peter Gantzler, Malgorzata Haewska, Andrej Hudziak, Maciej Sthur, Rafal Makkowiak und Izabela Kuna vor der Kamera von Michal Englert. Als Sender sind ZDF/Arte an dem Film beteiligt, den Real Fiction ins Kino bringen soll. Pandora, Tel. (0221) 973320; info@pandorafilm.com Dr. Alemán Mit letzten Aufnahmen in Köln und Kolumbien enden im Dezember die Dreharbeiten für den Kinofilm „Dr. Alemán“ mit August Diehl in der Hauptrolle. 2 Pilots Film und die Produzenten Harry Flöter und Jörg Siepmann planen, den Film zur Berlinale fertig zu stellen. Regisseur Tom Schreiber inszeniert mit Hilfe von Kameramann Olaf Hirschberg das Drehbuch von Oliver Keidel über den Medizinstudenten Marc (Diehl), der in Kolumbien das Abenteuer sucht und schließlich als Dr. Alemán in einem Slum landet. 1,9 Millionen Euro stehen der Produktion zur Verfügung, die in Koproduktion mit dem BR (Redaktion: Birgit Metz) entsteht. Zorro Film soll den Film in die Kinos bringen. 2 Pilots, Tel. (0221) 9130153; joerg@2pilots.de newsletter 7/2007 Mit besten Empfe Rubljovka – Straße zur Glückseligkeit Kinostart: 13. Dezember Verleih: GMfilms ubljovo-Uspenskoje, im Volksmund Rubljovka genannt, ist die Chaussee, die von Moskau geradewegs in die Provinz führt. Entlang dieser Straße hatten schon im Zarenreich und in der Sowjetunion die Reichen und Mächtigen ihre Behausungen. Später rückten die Oligarchen nach, und jetzt hat neben Ölmilliardären auch das Showbiz an der Rubljovka Fuß gefasst. Immer höher steigen die Preise für die letzten freien Grundstücke, brutal und unlauter werden die weniger betuchten Alteingesessenen vertrieben. Die Geschichte einer Straße als Spiegel der Verhältnisse Russlands über die Systeme hinweg erzählt diese Dokumentation in ungeschönter Deutlichkeit. Filmautorin Irene Langeman („Die MartinsPassion“), im sibirischen Issilkul geboren, drehte mit einem russischen Team vor Ort; oftmals mit versteckter Kamera. R Die Unerzogenen Kinostart: 27. Dezember Verleih: Real Fiction Filmverleih s stimmt etwas nicht zwischen Stevie und ihrer Mutter Lily. Die Beiden sind unterwegs, das Mädchen hofft auf Flucht und Neubeginn. Tatsächlich endet die Fahrt in den Armen von Axel, der einige Zeit im Knast verbracht hat. Lily und Axel sind eben keineswegs die Eltern, die Stevie sich erträumt. Axel (Birol Ünel) handelt mit Drogen, Lily (Pascale Schiller) feiert am liebsten Partys, und im Garten lungern zwei Kumpels, die nur von Bier zu leben scheinen. In der Schule wird Stevie wegen der Familienverhältnisse gehänselt. Immer energischer schafft sie sich ihre eigenen Fluchträume. Mühsam ist der Weg zur Selbstfindung, wenn eine Pubertierende von bür- E – Dreharbeiten / Filmvorschau Denn trotz umständlicher und extrem restriktiver Drehgenehmigungen durch Geheimdienst, föderalen Sicherheitsdienst und Verkehrspolizei wurden die Arbeiten immer wieder sabotiert. Aber manchmal bewirken ein ehrliches Anliegen und eine Flasche französischen Cognacs eben doch mehr als die Macht von Geld und Bürokratie. Deutschland 2007 Regie: Irene Langemann; Buch: Irene Langemann; Produktion: Lichtfilm in Koproduktion mit RBB und WDR in Zusammenarbeit mit Arte und ZDF; www.rubljovka.de gerlicher Sicherheit träumt, die Eltern aber in schalen Träumen von Freiheit, Abenteuer und ewiger Jugend versumpfen. Frei nach eigenen Jugenderlebnissen realisierte Filmautorin Pia Marais an Schauplätzen in Köln, Brüssel und Umgebung eine intensive Entwicklungsgeschichte, die dem ausgewalzten Spaßfaktor anderer Coming-of-Age-Stories mit sperriger Bitterkeit begegnet. Die Welt steht eben keineswegs offen, wenn man 14 ist und am Zipfel der Eltern hängt. Die raue Bildsprache mit ihren verstörenden Jump Cuts und die einfühlsam geführte Hauptdarstellerin Ceci SchmitzChuh trugen wesentlich dazu bei, dass „Die Unerzogenen“ schon zu rund 30 Festivals eingeladen wurde und im Frühjahr 2007 in Rotterdam mit dem Tiger Award prämiert wurde. Deutschland 2006 Regie: Pia Marais; Buch: Pia Marais, Horst Markgraf; Produktion: Pandora Film Produktion in Koproduktion mit WDR und SWR; www.dieunerzogenen.de letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:48 Uhr Seite 27 ng NRW pfehlungen Comrades in Dreams – Leinwandfieber Kinostart: 3. Januar Verleih: Flying Moon Filmverleih pen Air-Kino ist hierzulande eine Attraktion in den Sommermonaten. Lassane Badiel hätte zu gern ein Dach über seinem Vorführsaal am Rande der Hauptstadt Burkina Fasos, weil es dann ein richtiges Kino wäre. Ähnlich geht es Anup Jagdale, der die indische Provinz mit seinem cineastischen Fahrgeschäft versorgt und die Bollywood-Blockbuster in einem gewaltigen Zelt vorführt. Han Yong-sil hat einen richtigen Saal zur Verfügung, aber in Nordkorea werden eben nur staatstragende Filme hergestellt, was die emsige Frau nicht stört; sie hat ja nie ein anderes Kino kennen gelernt. Nur das texanische Provinzkino von Penny Tefertiller entspricht allen Anforderungen eines modernen Lichtspielhauses – vom Popcorn über die Ausstattung bis hin zur Galavorstellung der (natürlich jugendfreien und gottesfürchtigen) Großproduktionen. Nach zwei kubanischen Impressionen („Havanna Mi Amor“ und „Heirate mich“) unternahm Dokumentarist Uli Gaulke mit Hilfe eines Gerd Ruge-Stipendiums eine Weltreise zu vier recht ungewöhnlichen Kinobetreibern, die allesamt mit unbändigem Enthusiasmus bei der Sache sind. Die exotischen Schauplätze im episodischen Erzählkaleidoskop entfalten dabei ebenso ihren Reiz wie die vier liebenswürdigen Protagonisten. Zwar haben auch die, abgesehen von der Nordkoreanerin, mit der Globalisierung zu kämpfen, doch zeigt sich auf amüsante Art, wie schnell Marketingstrategien an ganz regionalen Limitierungen zerschellen können. In der Mitte Indiens, wo die Leute weder Meer noch Packeis kennen, ist „Titanic“ ein eher merkwürdiger Film. Ein Zuschauer versteht das Epos so: „Es ist schrecklich, wenn man sein Reiseziel nicht erreicht.“ O Kleiner Dodo Kinostart: 1. Januar Verleih: Warner Bros. Pictures Germany er kleine Orang-Utan Dodo lebt mit seinen Eltern in den Wipfeln des Dschungels. Weil der Junge alle möglichen Geräusche täuschend echt nachmachen kann, findet er bald viele gleichaltrige Freunde, wie das Nashornmädchen Patna oder Arnold, das Krokodil. Eines Tages entdeckt Dodo ein merkwürdiges Ding, das der weise Orang-Utan Darwin als Geige erkennt. Dodo lernt mit dem Instrument zu musizieren und kann so manch gefährliche und lustige Abenteuer bestehen und sogar ein Wunder bewirken. Ein drolliger Zeichentrickspaß für die kindliche Zielgruppe, die noch nicht die Schulbank drücken muss. Nach den beiden Kinoerfolgen mit dem „Kleinen Eisbären“ Lars hat sich Thilo Graf Rothkirch nun erneut einer Buchvorlage des Ehepaars Hans de Beer (Illustrationen) und Serena Romanelli (Texte) angenommen. Zuvor hatten Rothkirch und Koregisseurin Ute von Münchow-Pohl bereits eine Zeichentrickreihe nach den Büchern realisiert, die seit Anfang 2007 erfolgreich im Fernsehen ausgestrahlt wird. Das Character Design entstand in Berlin, die filmische Ausarbeitung wurde nach China ausgelagert. In der deutschen Synchronfassung werden die Stimmen von Rick Kavanian (Arnold) und Mario Adorf (Darwin) zu hören sein. Die Aufnahmen für Violine und Perkussion bestritten Dieter Müller und Frank Meyer, den Titelsong „Life is a Miracle“ singen die No Angels. D Deutschland 2006 Regie: Uli Gaulke; Buch: Uli Gaulke; Produktion: Flying Moon Filmproduktion in Zusammenarbeit mit ZDF/Arte; www.comrades-in-dreams.de Deutschland 2007 Regie: Ute von Münchow-Pohl, Thilo Graf Rothkirch; Buch: Ute von Münchow-Pohl, Rolf Giesen, Alberto Campos, Michael Mädel, Thilo Graf Rothkirch; Produktion: Rothkirch/Cartoon Film in Koproduktion mit Warner Bros. Filmproductions Germany, Mabo Filmproduktion und Komet Film www.KleinerDodo.de Filmvorschau – newsletter 7/2007 I’m a Cyborg, but that’s OK Kinostart: 17. Januar Verleih: Rapid Eye Movies oung-gun hat sich ans Stromnetz angeschlossen, weil sie sich aufladen will. Das Mädchen ist überzeugt, ein Cyborg zu sein. Sie führt Gespräche mit Getränkeautomaten und Neonlampen und hat stets Batterien dabei, damit sie jederzeit Energie aufnehmen kann. In ihrer Anstalt lebt auch ein junger Mann mit Namen Il-sun, der sich in der Lage wähnt, die Fähigkeit anderer Leute zu stehlen. Young-gun und Il-sun kommen sich zunächst neugierig und dann freundschaftlich näher. Da stellt sich heraus, dass Young-gun in Lebensgefahr schwebt, weil sie keine Nahrung zu sich nimmt. Ein Gutteil der weltweiten Reputation des südkoreanischen Kinos ist allein auf die Filme Y Hope Kinostart: 17. Januar Verleih: Pandora ie jeden Morgen hat Francis die Kirche geöffnet, in der sein Vater die Orgel bedient. Diesmal aber hat Francis eine Kamera dabei, um ein Konzert aufzunehmen. Tatsächlich filmt er den Diebstahl des alten Altarbilds und kann als Drahtzieher den Galleristen und Kunsthändler Weber ausmachen. Francis kontaktiert den Mann und fordert kein Geld, sondern lediglich, dass das Bild an seinen Platz zurück soll. Damit wird die Sache gefährlich, denn Weber reagiert mit Gewalt. Außerdem hat er die Ware bereits an einen Hehler weitergegeben, der sich das lukrative Geschäft unter keinen Umständen mehr aus der Hand nehmen lassen will. Mit einem sanften Thriller gibt Stanislaw Mucha nach den beiden erfolgreichen Dokumentarfilmen „Absolut Warhola“ und „Die Mitte“ nun sein Regiedebüt im Spielfilm. Das leise Psychogramm um Schuld, Sühne und W Park Chan-wooks zurückzuführen. Nach „Joint Security Area“ und der Rache-Trilogie („Sympathy for Mr. Vengeance”, „Old Boy“, „Sympathy for Lady Vengeance”) legt er mit „I’m a Cyborg” einen ungewohnt sanftmütigen Film hin, der als Fingerübung begann und sich als eines der ambitioniertesten Werke des Regisseurs herausstellen sollte. Besonderes Augenmerk verlangen neben der originellen (Liebes)-Geschichte zweier Außenseiter in unkonventionellem Umfeld die technische Umsetzung und die amüsanten, surreal anmutenden Traumsequenzen, in denen auch der alpine Gassenhauer vom Berner Oberland überraschend Einzug hält. Nicht von ungefähr wurde dieses betörend verstörende Filmmärchen im Wettbewerb der Berlinale 2007 mit dem Alfred Bauer-Preis für den innovativsten Film ausgezeichnet. Südkorea 2006 Regie: Park Chan-wook; Buch: Jeong Seo-Gyeong, Park Chan-wook; Produktion: Moho Films www.im-a-cyborg.de Hoffnung verfasste Krzysztof Piesiewicz, der schon für Krzystof Kieslowski die „Drei Farben“Trilogie und das gerühmte „Dekalog“-Projekt schrieb, nach eigener Buchvorlage. Dabei erweist sich ein tragisches Erlebnis in Francis’ Familie als Schlüssel zum sonderbaren und durchaus riskanten Verhalten des jungen Mannes. Nachwuchsakteur Rafal Fudalej spielt die Rolle mit sanfter Melancholie und lakonischem Humor. In weiteren Hauptrollen wirken Zbigniew Zamachowski („Drei Farben: Weiß“) und Kamila Baar mit. Deutschland/Polen 2007 Regie: Stanislaw Mucha; Buch: Krzysztof Piesiewicz; Produktion: Pandora Film Produktion und Studio Filmowe Kalejdoskop in Koproduktion mit Telewizja Polska S.A., Canal+, WDR, HR und ZDF/3sat 27 letter707_2_15-28_abcde 10.12.2007 12:48 Uhr Seite 28