Sei kein Frosch - Hilf uns!
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Sei kein Frosch Hilf uns! Materialien und Hintergründe zum weltweiten Amphibiensterben Was wir dagegen tun können Sei kein Frosch - Hilf uns! 1 Impressum Herausgeber Stiftung Artenschutz / Verband deutschsprachiger Zoopädagogen, VZP Autoren Jürgen Birtsch, Jürgen Wolters Redaktion der Arbeitsblätter / redaktionelle Mitarbeit Lothar Philips, VZP Layout Wolfgang Kuhlmann, ARA Titelbild Lehmanns Baumsteiger (Dendrobates lehmanni) Foto: Gerado Garcia Inhalt Titelbildgestaltung Sven Zähle, www.novumnatur.de Einleitung 3 Das Schweigen der Frösche Ursachen des weltweiten Amphibiensterbens 4 Für die Amphibien: gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Unkenrufe werden selten Wie es um unsere Kröten und Frösche steht 9 © 2008 1. Auflage 20.000 Arche Noah aktuell Die Rettungsaktion der internationalen Zoogemeinschaft 12 Jeder kann helfen Amphibienschutz im Alltag 15 Packen wir's an Ideenbörse für aktive Krötenfreunde 18 Was ist ein Frosch, was eine Kröte? 22 Was nutzen uns Frösche? 28 Spendenkonto der Amphibienkampagne Stiftung Artenschutz Konto-Nr. 40 477 bei der Sparkasse Bielefeld BLZ 480 501 61 Für Nachbestellungen wenden Sie sich an: Vom Wert der Amphibienvielfalt 2 Vom Kröten schlucken und dem Frosch im Hals Amphibien in Märchen, Sprache und Kultur 33 Stiftung Artenschutz Sentruper Straße 315 D-48161 Münster Arbeitsblätter rund um die Amphibien 36 Tel. Mail Kontaktadressen und weiterführende Hinweise 39 Schutzgebühr 3,- Euro zzgl. Versand 0251-8570057 office@stiftung-artenschutz.de Sei kein Frosch - Hilf uns! Frosch und Lurch, Molch und Salamander – wohl jeder von uns verbindet mit diesen Namen seine eigenen Vorstellungen, hatte mit diesen Organismen irgendwann Berührung, freundliche oder missliche Begegnung. Amphibien, weltweit verbreitet, haben in allen menschlichen Kulturen einen Platz gefunden, gehören zum Natur- und Kulturgut. Groß ist die Fülle ihrer Formen, ihrer Lebensweisen, ihrer Farben, ihrer Laute. Diese alte Tiergruppe, angesiedelt zwischen Wasser und Land, diese Wunder der Evolution sind schon bemerkenswerte Wesen. Wir wollen und dürfen sie nicht missen, sie haben ihren angestammten Platz in den verschiedensten Ökosystemen. In unserer Zeit, da die menschliche Zivilisation den letzten Winkel unserer Erde erobert, die Menschheit mit ihrem ungebremsten Wachstum und immer größer werdenden Bedürfnissen unseren Planeten Erde verändert, fangen wir an zu begreifen, dass wir mit unserer Lebensgrundlage Natur maßvoller umzugehen haben, und dass wir gut daran täten, nicht weiter so massiv in den Naturhaushalt einzugreifen. Letztendlich müssen wir uns darüber im Klaren sein, beim Schutz der Natur geht es um unsere eigene Zukunft und die Zukunft der menschlichen Zivilisation. Für den notwendigen Kurswechsel bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Gerade bei den Amphibien zeigt sich weltweit ein rasantes Aussterben von Arten, ein dramatischer Rückgang ihrer Populationen. Ursachen sind die fortschreitenden Lebensraumzerstörungen, die immer intensiver werdenden Landnutzungsformen mit ihrer Chemisierung und Technisierung. Auch in unserer mitteleuropäischen intensiv genutzten Agrarlandschaft gibt es keinen Platz mehr für Foto: Michael Succow Stiftung Einleitung Frosch und Molch, und mit ihnen schwinden viele andere Arten. Andererseits wächst die Zahl der Menschen, denen das nicht gleichgültig ist, die sich verantwortlich fühlen für unsere Mitgeschöpfe, die angetreten sind, die Lebensfülle unseres Planeten zu bewahren. Diese Broschüre will mit ihrer weltweiten Betrachtung Wissen über die Amphibien vermitteln, das Maß ihrer Bedrohung, die Verletzlichkeit ihrer Populationen aufzeigen. Die Schrift animiert zum Handeln, gibt Anweisung zum Schutz der Arten und ihrer Lebensräume. Wissenschaftliche Kompetenz, reiche praktische Erfahrungen, aber auch eine tiefe Liebe zu dieser Organismengruppe zeichnen die Publikation aus. So bleibt mir nur, Dank zu sagen den Autoren, Dank zu sagen all denen, die sich mit Herz und Verstand für die Bewahrung der Biodiversität unserer Erde einsetzen, die uneigennützig aus Achtung zur Natur wirken. Möge diese Schrift viele erreichen, zum Segen von Frosch und Lurch, von Molch und Salamander! Möge diese Aufgabe nicht nur Sorge und Ärger, sondern auch Freude und Beglückung schenken. Greifswald, im Oktober 2008 Prof. em. Dr. Michael Succow Träger des Alternativen Nobelpreises, Vorsitzender der Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur Sei kein Frosch - Hilf uns! 3 Das Schweigen der Frösche Ursachen des weltweiten Amphibiensterbens Die Bedrohungsursachen für das Amphibiensterben sind Lebensraumschwund, Klimawandel und landwirtschaftliche Gifte. Hinzu kommt, dass durch Menschen verschleppte, nicht einheimische Tiere und Pflanzen die ursprünglichen Lebensräume der Lurche beeinflussen. Eine neue Gefahr geht von einer Pilzerkrankung aus, die aktuell zu einem weltweiten Sterben der Amphibien führt. Lebensraumschwund und Klimawandel Foto: A. Gebauer Die größte Bedrohung der Artenvielfalt weltweit, nicht nur der Amphibien, ist der Verlust natürlicher Lebensräume. Derzeit werden zum Beispiel Urwälder in allen Klimazonen der Erde und ohne Rücksicht auf den Arten- und Klimaschutz abgeholzt. Die Welternährungsorganisation FAO gibt für den Zeitraum 2000 bis 2005 an, dass jährlich 13 Millionen Hektar Wald gefällt wurden. Das entspricht der Größe von 35 Fußballfeldern pro Minute. Die Bäume fallen zur Gewinnung von Brenn- und Industrieholz oder für Papierfabriken. Ganze Waldökosysteme verschwinden, um Platz zu schaffen für die Produktion von Soja, mit dem die Schweinetröge der westlichen Welt gefüllt werden. Oder sie müssen weichen, um Ölpalmen anzubauen, aus deren Samen Margarine, Waschpulver oder Biosprit hergestellt werden. Hauptabnehmer dafür sind die Länder der Europäischen Union. In den wachsenden Monokulturen ist kein Platz mehr für Wildnis, kein Lebensraum mehr für eine vielfältige Amphibienfauna. Weltweit breiten sich menschliche Siedlungen und Industriegebiete immer stärker zu Lasten von Naturräumen aus. Neue Straßen zerschneiden die Landschaft, Flüsse werden begradigt und vertieft, und der für Lurche so wichtige amphibische Lebensraum zwischen Wasser und Land wird immer weiter eingeschränkt. 4 Sei kein Frosch - Hilf uns! Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: W. Kuhlmann (ARA) Umweltgifte Sie heißen „Basta“ oder „Roundup“ und ihr Name ist Programm: Pestizide, die in der konventionellen Landwirtschaft „Schluss mit Unkräutern“ machen – aber leider auch mit Amphibien. Nicht ohne Grund sind solche Mittel im Ökolandbau verboten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass geringe Dosen dieser Gifte ausreichen, um Kaulquappen in den Laichgewässern zu töten. Natürlich sollten keine Agrargifte in Gewässer gelangen. Doch bei der engen Verzahnung von Natur- und Kulturraum kommt es immer wieder durch Ausschwemmungen und Winddrift zum Eintrag von Spritzmitteln in Gewässer. Atrazin, ein anderes Pestizid, führt bei männlichen Fröschen zu starken Veränderungen im Sexualhormonhaushalt. Schon geringe Mengen genügen, um aus ihnen Zwitter zu ma- Tropische Regenwälder sind Zentren der Artenvielfalt. Ihr Verlust ist besonders dramatisch. Während der Wanderzeit der Amphibien wurde dieses Feld mit Herbiziden besprüht. Unkenntnis oder Starrsinn? Foto: J. Birtsch (ARA) Unbestritten ist heute auch, dass der Mensch die Atmosphäre bzw. das Klimageschehen massiv beeinflusst. Die Zerstörung der Ozonschicht , die die solare Einstrahlung der energiereichen ultravioletten Strahlung vermindert, ist eine Folge davon. Ein zu hohes Maß an UV-Strahlung führt zu Zellschädigungen, die ihrerseits zu Hautkrebs führen können. Orte mit sehr hoher UV-Einstrahlung findet man in polnahen Gebieten der Erde und in Gebirgen, aber auch in Australien, wo sommertags kaum noch Menschen ohne Kopfbedeckung und sonnengeschützte Haut das Haus verlassen. Solche Veränderungen der Biosphäre betreffen nicht zuletzt die Amphibien. Forscher fanden im mehr als 1.200 Meter hohen Kaskadengebirge Oregons bei dem dort heimischen Kaskadenfrosch (Rana cascadae) und der Nordkröte (Bufo boreas) heraus, dass deren befruchtete Eier in großen Mengen abstarben. Beide Amphibienarten sind der UV-Strahlung besonders stark ausgesetzt, namentlich ihre Brut, die im flachen Wasser abgelegt wird. Die Forscher entdeckten auch, dass viele der unter Strahlungsstress lebenden Amphibien besonders anfällig für Krankheiten und Parasitenbefall waren. Die Bestände von Kaskadenfrosch und Nordkröte sind jedenfalls durch die verstärkte UV-Bestrahlung im Rückgang begriffen. Man kann sich gut vorstellen, dass vom Klimawandel bedingte Wetterkapriolen wie deutlich überdurchschnittliche Niederschläge oder unnatürlich lange Trockenzeiten an spezielle Lebensräume angepassten Tieren und Pflanzen arg zu schaffen machen. Für Amphibien kann ein nach einer Regenzeit gefüllter Tümpel entscheidend für den Fortpflanzungserfolg sein. Trocknet ein solcher Tümpel zu schnell aus, stirbt der komplette Nachwuchs einer Saison. Geschieht das gehäuft, kann eine ganze Population verschwinden. Dr. Alan Pounds, Wissenschaftler eines amerikanischen Klimaforschungsprojektes und Amphibienexperte, hat einen weiteren Zusammenhang zwischen Klimawandel und Amphibiensterben herausgefunden. Er untersuchte Harlekinfrösche (Gattung Atelopus), die in tropischen Bergregenwäldern Mittelamerikas vorkommen. Pounds stellte fest, dass die nächtlichen Temperaturen dort anstiegen und tagsüber die Bewölkung zunahm. Von beiden Phänomenen profitiert der „Amphibien-Killerpilz“ Batrachochytrium dendrobatidis, der sich rasant vermehrt und den Amphibien immer mehr zu schaffen macht. 5 Fremde Arten – immer ein Risikofaktor Foto: I. Morris Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Giftigkeit entwickeln sich Aga-Kröten (Bufo marinus) in fremden Lebensräumen hervorragend – leider zu Lasten von vielen anderen Arten. chen, so Forscher der Universität von Berkley, die dies an nordamerikanischen Leopardenfröschen (Rana pipiens) feststellten. Atrazin ist bislang erst in Deutschland und einigen anderen Ländern der Europäischen Union verboten, spielt aber weltweit als Totalherbizid unverändert eine bedeutende Rolle. Selbst scheinbar ungefährliche landwirtschaftliche Maßnahmen können zum Amphibiensterben beitragen. Zur Wanderzeit der Lurche ausgebrachte Mineraldünger führen gerade bei sich langsam fortbewegenden Tieren wie Molchen zu Verätzungen und anschließend zum Tod. Bei einer entsprechenden Untersuchung an wandernden Amphibien in der brandenburgischen Uckermark wurden am Tag nach einer Düngung nur noch tote Lurche gefunden. Neben der konventionellen Landwirtschaft tragen auch andere Verursacher wie Haushalte, Verkehr und Industrie mit ihren zumeist aus Verbrennungen entstandenen Schadstoffen zur Belastung der Amphibienbestände bei. Stickstoffemissionen oder schwefelige Säuren aus Verbrennungsgasen wirken auf Laichgewässer und deren Lebensgemeinschaften ein. Teiche und Tümpel erleiden durch Überdüngung einen massiven Sauerstoffverlust oder versauern und werden zu amphibienfeindlichen Lebensräumen. 6 Wir nennen sie „Aliens“, invasive Arten oder weniger spektakulär auch Fremdarten. Das sind Tiere oder Pflanzen, die zumeist durch menschliches Handeln an Orte verschleppt wurden, wo sie ursprünglich nicht vorkamen und dort nicht selten heimischen Arten ernsthafte Probleme bereiten. So brachten frühe Seefahrer Ziegen als Proviantreserve auf Inseln, die dort kein Stiel und kein Blatt der ursprünglichen Vegetation übrig ließen. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass mit dem Verschwinden der Vegetation auch die einheimischen Tierarten ausgelöscht wurden. Fremdarten sind als Gefährdungsursache für biologische Vielfalt ein wachsendes Problem. Mal konkurrieren die Neubürger um die gleichen Ressourcen wie heimische Arten, mal treten die „Aliens“ als Räuber auf und vertilgen diese. Besonders gefährdet sind Arten, die als Inselbewohner nur vergleichsweise geringe Populationsgrößen aufweisen oder Arten, die an ganz spezielle Lebensräume (ökologische Nischen) angepasst sind. Beim Amerikanischen Ochsenfrosch (Rana catesbiana), der an einigen Gewässern des Oberrheins ausgesetzt wurde, ist noch nicht vollständig geklärt, warum er sich so negativ auf die Bestände anderer Amphibien auswirkt. Zunächst dachte man, dass das Verschwinden der einheimischen Verwandten mit dem unstillbaren Appetit der zu einer gewaltigen Größe heranwachsenden Ochsenfrösche zusammenhängt. Doch bei Untersuchungen des Mageninhaltes fand man zwar auch Frösche, aber nicht in den Mengen, die man erwartet hatte. Weitere Forschungen wiesen in eine andere Richtung. Hielt man in einem Aquarium Kaulquappen des Ochsenfrosches zusammen mit denen einheimischer Arten, so entwickelte sich von diesen ein ungewöhnlich hoher Anteil nicht zu fertigen Fröschen. Offensichtlich hemmen also die anwesenden Ochsenfroschlarven die Entwicklung der anderen Spezies. Ein anderes Beispiel ist die „Einbürgerung“ der Aga-Kröte (Bufo marinus) in Australien. Als man diese 1935 in Queensland aussetzte, tat man das, um den Zuckerrohrkäfer zu bekämpfen und so den Farmern bessere Ernten zu bescheren. Doch die Einführung der auch „Cane toad“ genannten Kröte beruhte auf einem Irrtum. Man glaubte nämlich, auf eine bereits in Puerto Rico gemachte Erfahrung zurückgreifen zu können. Dort wurde die AgaKröte einige Jahre zuvor ausgesetzt und die Sei kein Frosch - Hilf uns! Bestände der Zuckerrohrkäfer gingen zurück. ders hohen Artenvielfalt - aus, weil dort eine Später stellte sich heraus, dass der Rückgang rasche Infektion erfolgen kann. der Pflanzenschädlinge vor allem klimatische Der Pilz befällt die Amphibien an ihrer Ursachen hatte. empfindlichen Haut. Die Zoosporen, FortpflanDoch da war das Unglück in Australien zungsstadien des Pilzes, bewegen sich aktiv schon geschehen: Hier fraß die besonders im Wasser. Treffen sie auf die Lurche, bohren anpassungsfähige Aga-Kröte, die zu den größsie sich in die Haut und infizieren diese. Es ten Lurchen der Welt gehört, bereits alles, bilden sich dann Zoosporangien, die erneut was kleiner als sie selbst war - darunter eben Zoosporen an das Wasser abgeben. Die Neuauch viele heimische Amphibienarten. Hinzu ansteckung nimmt ihren Lauf. kommt, dass die Aga-Kröte höchst giftig ist Der Chytridpilz befällt die oberen keraund dadurch ihre Fressfeinde quasi mit in den tinhaltigen Hautschichten. Dies ist auch der Tod reißt. Denn bereits kleine Kröten sind so Grund, warum Kaulquappen nur an ihren giftig, dass ein Räuber daran verendet. Neben Mundpartien infiziert werden können, da sie Amphibien sind es Schlangen und Warane, lediglich an dieser Stelle Keratin eingelagert die durch Fressen dieser Gifttiere zu Tode haben. Häufig sterben diese Tiere in oder kommen. Weil Aga-Kröten keine wirklichen kurz nach ihrer Metamorphose, nach der der Feinde in Australien haben, sind die Zuwachsraten ihres Bestandes Art Eingeführt als... enorm. Bufo marinus Schädlingsbekämpfer Apokalypse Chytrid-Pilz Häuf ig sind eingewanderte Arten Generalisten. Das sind Arten, die wenig spezialisiert in einem breiten Lebensraumspektrum überleben können und oft auch sehr robust sind. Diese Eigenschaft invasiver Arten birgt eine weitere Gefahr. Oft können sie einheimische Arten mit Krankheiten infizieren, ohne selbst nennenswerten Schaden zu erleiden. Kröten und Frösche könnten ein trauriges Lied davon quaken. „Fröschen droht die Ausrottung“ titelte Anfang 2008 der Spiegel in seiner Online Ausgabe. Gemeint war die Bedrohung, die von dem Pilz Batrachochytrium dendrobatidis ausgeht, der in weiten Teilen der Welt Amphibien befällt und sehr oft zu einem Massensterben führt. Experten wissen schon seit 1998 von diesem Phänomen und versuchen seitdem, die genauen Hintergründe des zunächst rätselhaften Sterbens zu ergründen. Infektionen, die Chytridomykose genannt werden, konnten fast weltweit festgestellt werden. Besonders verheerend wirkt sich der Befall an so genannten „Hot Spots“ - Orten mit einer besonSei kein Frosch - Hilf uns! Rana catesbeiana Xenopus laevis Eleuthrodactylus coqui Pelophylax ridibunda Pelophylax esculenta Mesotriton alpestris Alytes muletensis Alytes obstetricans Dendrobates auratus Rana clamitans Rana sphenocephla Taricha granulosa Necturus makulosus Ambystoma tigrinum Hymenochiros boettgeri Litoria aurea Litoria raniformis Litoria ewingii Pseudacris regilla Rana pipiens Limnodynastes dumerilii Litoria caerulea Nahrung, Schädlingsvertilger, Schmucktier, Haustier, Forschungsobjekt Haustier, Forschungsobjekt Grund nicht bekannt Nahrung und Forschungsobjekt Nahrung und Forschungsobjekt Schmucktier, Haustier, Forschungsobjekt Wiedereinführung Grund nicht bekannt Schädlingsvertilger, Haustier Nahrung, Forschungsobjekt Nahrung, Forschungsobjekt Grund nicht bekannt Angelköder, Haustier Angelköder, Haustier, Forschungsobjekt Haustier, Schmucktier Haustier Haustier, Schmucktier Haustier, Schmucktier Haustier, Schmucktier Nahrung, Forschungsobjekt, Wiedereinführung Unbekannt Haustier, Schmucktier Einige Beispiele für freigesetzte Amphibienarten, die als Überträger des Chytridpilzes gelten (nach Fisher, Trenton, Garner) Eingeführt in... Hawaii, USA, Puerto Rico, Australien 1 Europa, Asien, Amerika Europa, Amerika Karibik, Hawaii und Florida Weissrussland, Spanien, Schweiz, GB, Sibirien Spanien, GB Spanien, Frankreich, GB Mallorca, Spanien Niederlande, GB Hawaii, USA Westkanada, USA, Neufundland Bahamas Rocky Mountains, Idaho 2 Neuengland Zentralkalifornien Florida 3 Hawaii 3, Neuseeland Adelaide Hills, Neuseeland Neuseeland British Columbia Westliches Nordamerika Neuseeland 3 Neuseeland 3, USA 1: Die meisten Freisetzungen geschahen als frühe Versuche der Schädlingsbekämpfung gegen verschiedene Käferplagen in Zuckerrohr-, Bananen- und anderen Kulturen. 2: Mögliche Freisetzung von Amphibien. 3: Tiere wurden freigelassen, konnten sich jedoch nicht etablieren. 7 restliche Teil der Haut befallen wird. Ausgewachsene Tiere werden auf der Bauchseite, zwischen den Zehen und Beinen oder in der Leistengegend befallen. Bisher ist über die Zoosporen von Batrachochytrium bekannt, dass sie 7 Wochen im Wasser (natürlich auch im Wasser von Aquarien) und bis zu 12 Wochen im feuchten Sand überdauern können und so ein lang andauerndes Infektionsrisiko darstellen. Im Prinzip kann der Pilz jede Amphibienart befallen. Eine australisch-amerikanische Forschergruppe fand aber in einem Versuch, bei dem vier australische Amphibienarten bezüglich ihres Infektionsrisikos untersucht wurden, heraus, dass die Tiere sehr unterschiedlich auf die Infektion mit den Pilzsporen reagierten. Während sich drei Arten infizierten und nach unterschiedlichen Zeiträumen bis auf wenige Ausnahmen starben, blieb die Versuchsgruppe der Art Lymnodynastes tasmaniensis vom Pilz verschont und alle Tiere überlebten. In anderen Untersuchungen stellte sich heraus, dass Ochsenfrösche (Rana catesbeiana) zwar infiziert wurden, selbst aber nicht erkrankten. Umgekehrt konnten sie andere Arten durchaus anstecken, die dann eingingen. Der Todeszug des Chytridpilzes Zunächst kursierten zwei Theorien zur Herkunft des Amphibien tötenden Pilzes. Erste Vermutungen gingen dahin, dass Batrachochytrium die Mutation eines überall vorkomEin zynischer Umgang von Werbestrategen mit der Bedeutung des Wortes Nachhaltigkeit. Es gibt viele Indizien dafür, dass dieses Agrargift für den Rückgang von Amphibien mit verantwortlich ist. 8 menden Pilzes und plötzlich gefährlich für Amphibien geworden ist. Viele Indizien sprechen heute für eine andere Herkunftsversion. Und wieder einmal scheint menschliches Handeln die Ursache des Problems zu sein. Seit Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts fand der Afrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis rege Anwendung bei der Diagnose menschlicher Schwangerschaften. In jedem westlichen Land wurden dafür bis zum Aufkommen von anderen Diagnoseverfahren in den siebziger Jahren Krallenfrösche verwendet. Doch aus Südafrika stammt nicht nur der Krallenfrosch, sondern auch der die Chytridomykose auslösende Pilz. Batrachochytrium befällt auch die Krallenfrösche, allerdings ohne ihnen ernsthaft zu schaden. Die Seuchenverbreitung nahm ihren Lauf. Das südafrikanische Fischereiministerium hat über die Krallenfrosch-Wildfänge und deren Handel Buch geführt. Daher weiß man, dass seit 1949 jedes Jahr zwischen 3.000 und 5.000 Frösche - und mit ihnen der todbringende Pilz - von Südafrika aus in alle Welt verbreitet wurden. Der wichtigste Faktor für die Ausbreitung der Chytridomykose über den Erdball war also augenscheinlich der Jahrzehnte dauernde Handel mit infizierten Krallenfröschen. Als diese in der Schwangerschaftsdiagnostik nicht mehr benötigt wurden, bildeten sich in zahlreichen Ländern Populationen des Afrikanischen Krallenfrosches aus. Offensichtlich hat man die Tiere, die im Labor ihren Dienst getan hatten, massenhaft ausgesetzt. So gibt es heute im Südwesten der USA, aber auch in den Niederlanden frei lebende Bestände des Afrikanischen Krallenfrosches. Der Chytridpilz hat außer in Australien, Mittel- und Südamerika bereits einmal in Europa in einem spanischen Nationalpark zu einem Massensterben geführt. Dort verendeten Erdund Geburtshelferkröten. Es ist derzeitig noch nicht erklärbar, wie und warum es zu durch den Chytridpilz ausgelösten Massensterben kommen konnte. Inzwischen ist der Chytridpilz bei lebenden Amphibien in Deutschland und der Schweiz nachgewiesen worden. Bislang ist es noch nicht gelungen, die Ausbreitung des Chytridpilzes in der Natur zu stoppen. Eine Chance könnten die Rettungsversuche der „Amphibien Arche“ sein. Doch davon später mehr. Sei kein Frosch - Hilf uns! Unkenrufe werden selten Wie es um unsere Kröten und Frösche steht Von den etwa 6.300 Amphibienarten ist ein Drittel vom Aussterben bedroht. Obwohl im deutschsprachigen Raum nur zwei Dutzend Arten beheimatet sind, gibt es nur wenige, die nicht gefährdet sind. Das Beispiel der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) zeigt, warum Amphibien es auch in Europa schwer haben. Nach Erhebungen der Weltnaturschutzunion IUCN ist derzeitig weltweit ein Drittel aller etwa 6.300 Amphibienarten vom Aussterben bedroht. Obwohl in Europa nur ein geringer Teil der Frösche, Kröten und Molche beheimatet ist, scheint bereits der Schutz dieser wenigen Arten den Naturschutz vor große Aufgaben zu stellen. Die Tabelle auf Seite 11 zeigt die Gefährdungssituation der Amphibien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Danach sind in Deutschland lediglich sieben Arten in keiner Gefährdungskategorie aufgeführt. In Österreich gelten alle Amphibien als gefährdet und in der Schweiz ist lediglich der Grasfrosch nicht bedroht. Eine Art gilt dort als ausgestorben. Wie konnte es in Ländern, in denen auf Natur- und Artenschutz sehr viel Wert gelegt wird, so weit kommen? Wie die Knoblauchkröte sich langsam aus unserer Landschaft verabschiedete Am Beispiel des Froschlurchs des Jahres 2007, der Knoblauchkröte, lässt sich anschaulich beschreiben, wie ihr Lebensraum immer kleiner und ihre Lebensbedingungen immer schlechter wurden. Stellen wir uns ein Knoblauchkrötenrevier in der westfälischen Münsterländer Bucht vor (es könnte auch ganz woanders sein). Auf einer Ruderalfläche, so nennt man landwirtschaftlich ungenutzte Randflächen, lebt eine Knoblauchkröte. Sie ist natürlich nicht allein. Am Waldrand, in einer alten nach der Eiszeit entstandenen Düne, ist eine weitere Kröte ein- In der Schreckstellung biegt die Gelbbauchunke (Bombina variegata) ihre Unterseite nach oben und präsentiert Feinden schillernde Warnfarben. Wo viele Menschen leben und arbeiten, verändern sie die Landschaft besonders intensiv. Sie roden und ackern, planieren, bauen und entlassen Schadstoffe in die Umwelt. Typische Amphibienlebensräume haben dadurch in Mitteleuropa stark abgenommen. Amphibien, die in Offenlandschaften leben, sind davon besonders stark betroffen, da hier die Landwirtschaft seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts enorme Anstrengungen unternommen hat, ihre Erträge zu erhöhen. Agrarökosysteme wurden durch Entwässerung, Kunstdüngereinsatz und Beseitigung von Ackerrandflächen zu höchst unwirtlichen Lebensräumen, nicht nur für Amphibien. Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: A. Gebauer Gründe für die Gefährdung 9 Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) benötigt sandiges Substrat, um sich eingraben zu können. gegraben und wartet dort auf die Nacht, da Knoblauchkröten erst dann auf Futtersuche gehen. Die beiden gehören zu einer großen Population, die im weiten Umfeld lebt. In einer kleinen Senke auf einer naheliegenden feuchten Wiese sammelt sich im Frühjahr immer das Wasser. Doch es gibt Jahre, wo im Sommer das kleine Gewässer ganz trocken fällt. In diesem Gewässer treffen sich je nach Temperatur zwischen Februar und Mai die Knoblauchkröten zur Paarung. Früher waren manchmal auch Tiere einer benachbarten Population im Gewässer. Das war gut, da es dadurch zu einem genetischen Austausch zwischen den unterschiedlichen Gruppen kam. Doch seitdem eine Schnellstraße die beiden Gruppen voneinander trennt, ist schon lange kein „Irrläufer“ mehr im anderen Tümpel aufgetaucht. Eigentlich sind Knoblauchkröten mit den Menschen immer recht gut klar gekommen, denn die Kröte ist Steppenbewohner, und auch wo Menschen leben, gab es am Rande von Getreidefeldern und anderen Ackerkulturen durchaus geeigneten Lebensraum. Von Kasachstan bis in das nördliche Westfrankreich reicht das Verbreitungsgebiet der Knoblauchkröte. Hohe Siedlungsdichten erreicht sie auf sandigen Böden, denn der Austrocknung und Feinden entkommt sie durch flinkes Eingraben. An das Laichgewässer stellen die, nach ihrer Eigenschaft des Eingrabens auch Schaufelfuß genannten Tiere, gar nicht mal so große Ansprüche. Die Europäische Union fördert nun die Landwirte nach der Größe der Ackerflächen. Der Landwirt, dem die Ruderalfläche gehört, hat darum entschieden, diese umzupflügen, obwohl sie sich eigentlich kaum zur Beackerung eignet. In der Landwirtschaft hat es viele Veränderungen gegeben. Mit Kunstdünger kann man nun auch sehr gut sandige Böden intensiv bearbeiten. Traktoren und andere Geräte sind größer geworden, die Ackerschläge ebenfalls. Aus vielen Teilstücken wurden große Felder und die dazwischen liegenden Ackersäume werden jetzt auch beackert, denn das ist wirt- Foto: A. Gebauer 10 Sei kein Frosch - Hilf uns! schaftlicher. Keine guten Entwicklungen für die Knoblauchkröte. Neben der Düne wird übrigens gerade ein Mehrfamilienhaus gebaut. Die nahe liegende Stadt wächst und es wird attraktiver Wohnraum im Grünen benötigt. Die Kröte aus der Düne wird sich nun bei ihrer Nahrungssuche ein neues Jagdrevier suchen müssen. Da, wo ehemals die Düne gewesen ist, befindet sich bereits der Parkplatz des Mehrfamilienhauses. Die feuchte Wiese am Laichgewässer der Knoblauchkröten wurde trocken gelegt und ebenfalls in Ackerland verwandelt. Manchmal ist im Frühjahr noch etwas Wasser im Tümpel. Ein älterer Spaziergänger, der nach den Knoblauchkröten gefragt wurde, wusste zu erzählen: „Ja, ja, die hat es hier früher häufiger gegeben“. Status der heimischen Amphibien Art Alpenkammmolch Alpensalamander Bergmolch Donau-Kammmolch Erdkröte Fadenmolch Feuersalamander Geburtshelferkröte Gelbbauchunke Grasfrosch Ital. Springfrosch Kammmolch Kleiner Wasserfrosch Knoblauchkröte Kreuzkröte Laubfrosch Moorfrosch Rotbauchunke Seefrosch Springfrosch Teichfrosch Teichmolch Wechselkröte ...und im restlichen Europa? Sei kein Frosch - Hilf uns! Österreich gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet nicht heimisch gefährdet nicht heimisch gefährdet gefährdet nicht heimisch gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet sensterben trat in der Schweiz auf. Im Moment ist noch unklar, unter welchen Umständen der Chytridpilz in Europa zuschlägt. Ein hohes Aussterberisiko haben besonders Arten mit einer geringen Verbreitung. Dazu zählt zum Beispiel die nur auf Mallorca heimische Geburtshelferkröte Alytes muletensis. Die Art galt als ausgestorben, doch in einigen engen Schluchten der Ferieninsel konnte sie überleben. Ein Arterhaltungsprogramm stützt heute den Bestand. Schweiz gefährdet gefährdet gefährdet nicht heimisch gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet nicht gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet nicht heimisch gefährdet gefährdet nicht heimisch nicht heimisch nicht heimisch gefährdet gefährdet gefährdet ausgestorben Die Männchen der Mallorca Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) übernehmen von den Weibchen die Eier und tragen sie bis zum Schlupf der Kaulquappen mit sich herum. Foto: Gerado Garcia Auch in anderen Teilen Europas sind nach der Roten Liste der IUCN 30 Prozent der Amphibien gefährdet. Auch hier sind Lebensraumschwund und -veränderung als Hauptgrund für den Rückgang der Amphibien zu verzeichnen. Eine Studie über das Vorkommen von Kreuzkröten (Bufo calamita) im estländischen Küstenfeuchtland beschreibt einen Rückgang der Art um 91 Prozent. Als Estland sich von der Sowjetunion trennte und sich der Europäischen Union zuwandte, änderte sich auch der Lebensstil der Esten. Der Lebensraum der Kreuzkröten, eben dieses küstennahe Feuchtland mit lückiger Vegetation, musste Hotelbauten mit den dazu gehörigen Promenaden weichen. An den Küsten des westlichen Europas haben diese Amphibien schon früher ihren Lebensraum verloren. Auch fremde Arten stellen in Europa für heimische Amphibien eine Bedrohung dar. Besonders prominent ist das Beispiel des Ochsenfrosches. Inzwischen verboten, wurde der aus dem östlichen Nordamerika stammende Frosch früher in Zoohandlungen verkauft und offensichtlich auch häufiger ausgesetzt. In Südwestfrankreich und der italienischen Poebene hat er weite Bereiche besiedelt, heimische Amphibien gefressen und verdrängt. Forscher erkannten den Ochsenfrosch inzwischen auch als Träger des Chytridpilzes. Zu größeren Verlusten durch den Chytridpilz kam es im 2.000 Meter hoch gelegenen spanischen Nationalpark Peñalara, wo massenhaft Geburtshelfer- und Erdkröten sowie Feuersalamander starben. Ein weiteres Mas- Deutschland gefährdet gefährdet nicht gefährdet nicht heimisch nicht gefährdet nicht gefährdet nicht gefährdet gefährdet gefährdet nicht gefährdet nicht heimisch gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet gefährdet nicht gefährdet nicht gefährdet gefährdet 11 Arche Noah aktuell Die Rettungsaktion der internationalen Zoogemeinschaft Wie soll mit dem größten Aussterben seit dem der Dinosaurier umgegangen werden? Können erkrankte Tiere behandelt werden? Zoos und Aquarien können als Arche dienen, gefährdete Arten unter Schutz nehmen und gemeinsam mit Naturschutzverbänden dem Artensterben entgegentreten. Natürlich muss und soll auch der Schutz der Lebensräume intensiviert werden. Der Antillen Ochsenfrosch (Leptodactylus fallax) ist inzwischen sehr gut untersucht. Seine Bestände sind durch menschlichen Konsum sowie durch den Chytridpilz bedroht. „Wir stehen möglicherweise vor einem Aussterbegeschehen, wie es die Erde seit dem Verschwinden der Dinosaurier noch nicht erlebt hat.“ Wenn Wissenschaftler sich zu solch dramatischen Vorhersagen über die Zukunft der Amphibien verleiten lassen, dann muss es ernst sein. Es steht in der Tat schlecht für die Amphibien. Jede dritte Art ist heute bereits in ihrem Überleben gefährdet und von immer mehr Arten verliert sich im Freiland jede Spur. Gut möglich, dass wir schon bald vor dem „Aus“ für jede zweite Amphibienart stehen. Grundsätzlich drohen Amphibien die gleichen Gefahren wie vielen anderen Wirbeltieren: der Verlust von Lebensraum, die Auswirkungen von Umwelt- und Agrargiften, die Übernutzung einzelner Arten durch den Menschen und nicht zuletzt die Folgen des gegenwärtigen Klimawandels. Deutlich mehr Amphibien sind gefährdet als Vögel oder Säugetiere. Eine besondere Gefahr stellt der bereits beschriebene weltweite Seuchenzug des Chytridpilzes dar. Seuchen sind in der Natur nichts Außergewöhnliches. Normalerweise erholen sich die Bestände davon mehr oder weniger schnell. Im Fall des Chytridpilzes sieht das anders aus. Er befällt gleich die Mehrzahl der Arten einer ganzen Tierordnung und wütet so radikal und schnell, dass sich natürliche Abwehrmechanismen offensichtlich gar nicht erst einstellen können. Foto: G. Garcia Ein Hoffnungsschimmer durch ein Bakterium ? 12 Mitte des Jahres 2008 berichteten amerikanische Mikrobiologen, dass in einer Population von Gebirgs-Gelbschenkelfröschen (Rana muscosa), die in den Bergen der Sierra Nevada heimisch sind, Teile des Bestandes unter dem Chytridpilz litten, andere aber davon unbehelligt blieben. Nähere Untersuchungen zeigten, dass der Grund bestimmte Bakterien waren, die sich nur auf der Haut von gesunden Tieren fanden. Laboruntersuchungen ergaben, dass diese Bakterien Chemikalien produzieren, die ihrerseits wirksam gegen den Chytridpilz sind. Die Idee, die die Forscher entwickelten, klingt einfach: Man muss nur einen Teil einer gefährdeten Population einfangen, in einem Wasserbad mit dem hilfreichen Bakterium Pedobacter cryoconitis künstlich infizieren und die Tiere wieder in die Natur entlassen. So könne die Verbreitung des Pilzes gestoppt werden. Was wie ein Hoffnungsschimmer klingt, Sei kein Frosch - Hilf uns! dürfte in der Praxis oft nur schwer durchführbar sein und außerdem für viele Amphibienarten definitiv zu spät kommen, für jene nämlich, für die es bereits 5 vor 12 ist. Aber auch für die gibt es Hoffnung: Bringt man nämlich gefährdete oder auch bereits infizierte Amphibien in Menschenobhut, so lässt sich der Chytridpilz dort durch die Behandlung mit ganz gewöhnlichen Antimykotika (Antipilz-Medikamente) wirkungsvoll bekämpfen. Ohne Frage könnten möglicherweise Hunderte bedrohter Amphibienarten durch die Aufnahme in die „Arche Zoo“ vor dem Aussterben bewahrt und später wieder in die Natur entlassen werden. Wir stehen also vor der Frage, ob wir dem todbringenden Treiben des Chytridpilzes tatenlos zusehen wollen, oder ob wir die Errungenschaften von Tiermedizin und Wildtiermanagement einsetzen wollen, um den Untergang der Amphibien zu stoppen. Manche Zeitgenossen sind der Auffassung, dass der Mensch das Sterben einer Art in der Natur hinnehmen und Zoos oder andere Institutionen in solchen Fällen nicht helfend eingreifen sollten, zumindest nicht durch die Aufnahme und Weiterzucht in Menschenobhut. Die Frage muss allerdings erlaubt sein, ob das auch in einem Fall richtig sein kann, wo der Mensch selbst - wenn auch ungewollt - durch sein Verhalten entscheidend dazu beigetragen hat, dass Hunderten von Spezies binnen kürzester Zeit der Artentod droht. Zoos und Aquarien gehen voran Die internationale Gemeinschaft der Zoos, Tierparks und Aquarien, die Weltnaturschutzunion IUCN und zahlreiche andere Umweltund Naturschutzverbände haben sich jedenfalls längst zum Handeln entschlossen. Im deutschsprachigen Raum haben die nationalen Zooverbände unter der Flagge des Weltzooverbandes (WAZA) zusammen mit der Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde ein gemeinsames, langfristiges Programm in Angriff genommen, bei dem über 50 weitere Institutionen mitwirken: das Aktionsprogramm „Amphibian Ark“ (Amphibienarche). Ein wichtiger Bestandteil dieses Programms ist der Aufbau von Erhaltungszuchtprogrammen in Zoologischen Gärten, in Tierparks und Aquarien – und zwar für jene Arten, die in ihrem Lebensraum nicht so schnell wie erforderlich geschützt werden können. Dabei kann und soll auch auf die Hilfe von privaten Fachleuten für die Amphibienhaltung und -zucht zurückgegriffen werden. Die Herausforderung, der sich Zoos und andere Einrichtungen dabei stellen wollen, ist groß. Die Anzahl der Lurch-Arten, für die Erhaltungszuchten in Zoos akut notwendig sein dürften, wird auf etwa 500 geschätzt. Das gegenwärtige Potenzial zur Durchführung notwendiger Erhaltungsprogramme beläuft sich derzeit auf nur gut 50 Arten. Würde allerdings nur jeder der 500 größten Zoos weltweit die Pflegepatenschaft für eine Art übernehmen, Foto: G. Garcia Durch dieses im Moment etwas unangenehme Bad entgehen diese beiden Frösche dem sicheren Tod. Wissenschaftler sind auf der Suche nach der richtigen Therapie gegen den Chytridpilz. Sei kein Frosch - Hilf uns! 13 Foto: E. Wiesenthal Dieser Spendenfrosch wurde vom Deutschen Wildgehegeverband entwickelt. Erfolge, die Mut machen Dass der Weg der Erhaltungszucht erfolgreich beschritten werden kann, beweisen einige bereits erfolgreich verlaufene Programme, bei denen bedrohte Amphibien in Menschenobhut aufgenommen, planmäßig gezüchtet und auch schon wieder erfolgreich ausgewildert wurden. Der Weg verspricht also sehr wohl Erfolg. Natürlich beschränkt sich das Amphibienschutzprogramm nicht auf die Pflege, Zucht und hoffentlich später mögliche Auswilderung von Fröschen und Kröten. So wie die akute Bedrohung durch den Seuchenzug des Chytridpilzes nur eine - wenn auch höchst gefährliche - Bedrohungsursache darstellt, so widmet sich das Gesamtprogramm natürlich auch anderen nicht minder wichtigen Aspekten des Amphibienschutzes. Intensive Aufklärungsarbeit über die Bedrohungsursachen und notwendige Strategien zum Erhalt von Frosch und Co. im Freiland gehören ebenso zum Gesamtprogramm der „Am- Foto: M. Juschka Zoos machen mobil: Fortbildung des Berufsverbandes der Zootierpfleger im Zoo Köln in Sachen Amphibienhaltung. Inzwischen wurde unter den deutschsprachigen Zoos eine Reihe von Erhaltungszuchtprogrammen vereinbart und verschiedene Schutzprojekte im Freiland auf den Weg gebracht. so wäre das Ziel bereits erreicht. Weltweit finden deshalb derzeit Aus- und Fortbildungsprogramme statt, um Mitarbeiter von Zoos und Aquarien für die wichtige Aufgabe zu qualifizieren. Denn, auch wenn der Aufwand für Haltung und Zucht von Amphibien geringer ist als etwa für Gorillas oder Nashörner, die fachliche Herausforderung für eine artgerechte Haltung und Zucht ist bei Amphibien höchst unterschiedlich und stellt durchaus eine große tiergärtnerische Herausforderung dar. 14 phibien-Arche“ wie etwa dringend notwendige Studien zur Ökologie und insbesondere zur genauen Verbreitung der verschiedenen Amphibienarten. Auch die Durchführung weiterer Untersuchungen zu den genauen Ursachen und Rahmenbedingungen des gegenwärtigen Amphibiensterbens gehört zum Programm. Wichtig ist auch eine konsequente Überwachung des kommerziellen Amphibienfangs und internationalen Handels sowie Maßnahmen zur Förderung der Schaffung und Durchsetzung effektiverer Gesetze zu ihrem Schutz. Nicht zuletzt gehört zum Programm auch die Sicherung und Wiederherstellung von Lebensräumen sowie die Einrichtung von besonderen Schutzgebieten für Amphibien. Die konsequente Durchführung all dieser Maßnahmen kostet viel Geld – Geld, über das die Zoos, Tierparks und Aquarien sowie ihre Verbündeten in Naturschutzverbänden alleine nicht verfügen. Vielleicht sind Sie bei Ihrem letzten Zoobesuch auf eine Ausstellung zum Amphibienschutz gestoßen oder haben Aktionsprogramme zum Amphibienschutz miterleben können. Viele Zoos und Natur- und Artenschutzverbände engagieren sich zur Zeit in Aufklärungskampagnen. Einige besonders pfiffige Ideen, die dabei zum Tragen kamen, werden in dieser Broschüre vorgestellt, nicht zuletzt mit dem Ziel, möglichst viele Privatpersonen, Verbände oder lokale Initiativen zu motivieren, bei der Rettung der Amphibienvielfalt mitzuwirken, sich persönlich dafür zu engagieren. Das Geld, dass die Zoos und ihre Helferstrukturen mit unserer Hilfe für den Amphibienschutz einwerben, soll nicht nur zur unmittelbaren Finanzierung einzelner Amphibienschutzprogramme dienen, sondern soll auch in einen großen Fonds fließen, aus dem längerfristig Maßnahmen zum Amphibienschutz finanziert werden können. Ein internationales Gremium von Naturschutz- und Amphibienexperten erarbeitet dazu konkrete Vorschläge und überwacht die Fortschritte der praktischen Naturschutzarbeit. Medien, Firmen und mehr und mehr Prominente stellen sich inzwischen in den Dienst dieser so wichtigen Kampagne. Doch das wird nicht reichen. Jeder von uns ist gefordert, selbst dabei mitzumachen. Zahlreiche Anregungen dazu finden sich in dieser Broschüre. Ist es nicht eine verlockende Vision, dass wir vielleicht in zehn Jahren sagen können, wir hätten verhindert, dass die Amphibienvielfalt der Erde das gleiche Schicksal erleiden musste wie die Dinosaurier? Sei kein Frosch - Hilf uns! Jeder kann helfen Amphibienschutz im Alltag Jeder kann mithelfen, den Amphibienschwund aufzuhalten - ob es darum geht, mit kreativen Ideen und Geld die weltweite Amphibienkampagne zu unterstützen oder heimische Kröten, Frösche und Molche durch die Einrichtung eines Laichgewässers zu unterstützen. Zumindest die noch häufigeren Amphibienarten leben weit verbreitet in unserer Kulturlandschaft. Somit kann jeder etwas für Frosch und Co. tun. Mögliche Aktivitäten reichen von der zeitweiligen Betreuung eines Krötenzaunes über die Anlage eines Laichgewässers im eigenen Garten oder auf einem Schulgelände bis zum persönlichen Einsatz für den Erhalt einer intakten, unzerschnittenen Landschaft. Aber auch andere kreative Ideen sind gefragt. Eine Schulklasse könnte eine Werbekampagne für die Frösche ihrer Umgebung starten und so Aufmerksamkeit auf die Probleme der Amphibien lenken. Oder es wird ein Flohmarkt zu Gunsten von Fröschen und Kröten ausgerichtet - vielleicht mit dem Motto „Ein paar Kröten für die Kröten“. Der Fantasie für sinnvolle Maßnahmen sind gerade in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt. Sie haben noch Platz im Garten? Oder in Ihrem Schulumfeld gibt es noch kein Amphibiengewässer? Dann sind die folgenden Zeilen für Sie besonders wichtig. ßiger Laubeinfall zu einer Überdüngung des Gewässers und über längere Zeiträume zum frühzeitigen Verlanden führt. Bevor zum Spaten gegriffen wird, steht die Überlegung an, welche Abdichtung zum Einsatz kommt. Neben im Handel angebotenen FertigTeichbecken, die lediglich eingegraben werden müssen, gibt es die Möglichkeit, eigene Vorstellungen von Größe und Form des Gewässers mit Ton, Bentonit oder Teichfolie zu verwirklichen. Vorgeformte Beckenteiche eignen sich als Kleinstlösungen für Flächen von drei bis vier Quadratmetern. Darüber hinaus sollte man mit den angesprochenen Materialien ein wasserhaltendes Becken ausformen. Ton sollte in einer Stärke von bis zu 30 Zentimeter Dicke die Teichwand auskleiden. Bei dieser Arbeit muss sehr sorgfältig vorgegangen werden, damit der Teich das Wasser hält. Bentonit ist eine Alternative zum oft recht nährstoffreichen Ton. Es handelt sich hierbei um ein Tonmineral, dass unter Wasserzugabe aufquillt und so einen dichten Untergrund entstehen lässt. Bei der Teichfolie muss beim Verlegen darauf geachtet werden, dass scharfkantige Steine oder Wurzeln zunächst sorgfältig entfernt werden, um eine Beschädigung des späteren Teichgrundes zu vermeiden. Verwenden Sie möglichst bei den Beckenteichen und der Folie kein PVC. Das Jede Wasserfläche, sei sie auch noch so klein, bereichert einen Garten oder ein Schulgelände. Ganz kleine Tümpel dienen zumindest Kleinsttieren wie Taumelkäfer oder Wasserläufer als Lebensraum und vielleicht Vögeln als Badestellen. Etwas größere Gewässer werden auch schon von wandernden Amphibien angenommen, wobei gilt: je größer, desto besser. Der Teich benötigt, wenn er für Molche und Frösche attraktiv sein soll, eine mehrstündige Sonneneinstrahlung, da Amphibien und deren Larven als wechselwarme Tiere erst bei richtig temperiertem Wasser in Fahrt kommen. Auch sollte ein Froschteich nicht direkt unter einem Baum angelegt werden, da ein übermäSei kein Frosch - Hilf uns! Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Hätten Sie in Ihrem Garten auch noch Platz? Foto ARA-Archiv Ein Amphibienbiotop im eigenen Garten oder auf dem Schulgelände 15 Geld, welches beim Kauf zunächst eingespart wird, stecken Sie bzw. Ihre Kinder im Nachhinein in die Entsorgung dieses Problemstoffs. Es gibt Alternativangebote aus Polyethylen (PE) und Synthese-Kautschuk (EPDM). Eine präzise Anleitung zum Bau eines Gartenteiches finden Sie zum Beispiel unter: www.nua.nrw.de/nua/ content/de/oeffentl/publikat/info_02.htm Verzichten Sie auf Fische im Gartenteich. Amphibienlarven sind die Nahrung von Fischen. Außerdem reichern die Ausscheidungen der Fische den kleinen Wasserlebensraum so stark mit Nährstoffen an, dass Eintrübungen durch Algenwuchs vorhersehbar sind. Auf das Umfeld kommt es an Es nützt den Fröschen wenig, wenn sie nur ein schönes Laichgewässer haben. Als Gartenbesitzer oder Leiter eines Schulprojektes können und sollten Sie Fröschen und anderen Amphibien auch geeigneten Landlebensraum bieten. Denn spätestens, wenn der Nachwuchs an Land geht, müssen genügend Verstecke und auch Nahrung vorhanden sein. Ihr Garten sollte zumindest in Teilen reich strukturiert sein. Man muss nicht auf Tulpenrabatten und englischen Zierrasen verzichten – aber ein Stück des Gartens sollte einer Wiese vorbehalten bleiben, auf der Wildblumen zur Blüte kommen, bevor gemäht wird. Besitzen Sie eine Hecke mit einheimischen Gehölzen, unter der im Herbst und Winter die Blätter liegen bleiben dürfen? Gibt es in ihrem Garten eine Ecke, wo das Schnittgut der Obstbäume und Büsche auf einem Totholzhaufen verrotten kann? Ihre Amphibienuntermieter werden sich freuen. Amphibien reagieren aufgrund der Durchlässigkeit ihrer Haut sehr empfindlich auf Gifte. Darum sollten Sie Ihren Garten ohne Gift und Kunstdünger bewirtschaften. Nicht nur die Amphibien werden es ihnen mit dem Verzehr von allerlei Getier, welches man im Garten nicht so gerne hat, danken. Ein solcher Garten bietet als Nebeneffekt übrigens auch anderen Tieren wie Vögeln und Schmetterlingen einen willkommenen Lebensraum. Noch eine etwas banal erscheinende Anmerkung: Frösche quaken. Und dies können sie unter Umständen auch mal recht laut und auch nachts tun. Ob man dies als wohlklingend oder als ruhestörend empfindet, hängt von der persönlichen Einstellung zur Ursache ab. Rufen Sie sich einfach in Erinnerung, dass Sie mit ihrer Gartengestaltung etwas Bedeutendes für selten gewordene Tiere tun. Dann wird das Froschkonzert der reinste Wohlklang in ihren Ohren sein. Wetten, dass . . . Und wenn das Laichgewässer fertig ist... ...setzen Sie keine Amphibien oder deren Laich ein! Foto: A. Gebauer 16 Sei kein Frosch - Hilf uns! Krötenzäune und Krötenhelfer Die Fläche, auf der eine Erdkrötenpopulation lebt, beträgt etwa 1.500 Hektar (ein Hektar entspricht etwa einem Fußballfeld). Man kann sich leicht vorstellen, dass die meisten Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: J. Birtsch (ARA) Für viele Laien, die sich dem Naturschutz verpflichtet fühlen, scheint es eine ungeheure Verlockung zu sein, dem selbst gegrabenen Gewässer mit dem Einsetzen von Amphibien die Krone aufzusetzen. Diese „wilden“ Aussetzungen erfolgen oft ohne Kenntnisse der ökologischen Zusammenhänge. Häufig ist nicht einmal bekannt, welche Arten versetzt werden. Somit ist auch nicht klar, welche Ansprüche an den Lebensraum gegeben sein müssen. Einige Arten sind etwa an besondere Höhenlagen oder Bodenarten gebunden. Außerdem können durch das Umsetzen von Amphibien Krankheiten wie z. B. der Chytridpilz verbreitet werden. Der eigentlichen Absicht, dem Schutz der Amphibien, wird ein Bärendienst geleistet, wenn aus einer bestehenden Population plötzlich vielleicht entscheidende Mengen entnommen werden und in deren Folge dann Bestände zusammenbrechen. Ausreden wie „das waren so viele“ oder „dieser Tümpel wäre sowieso ausgetrocknet“ geben Zeugnis von der mangelnden Sachkunde. Es ist die Überlebensstrategie einzelner Arten, viele Eier zu legen, von denen nur einige wenige die Geschlechtsreife erlangen. Auch die Eiablage in temporäre Gewässer zählt zu den Taktiken der Amphibien. Aus den vorgenannten Gründen ist das Umsetzen von allen Amphibien, ihres Laichs und ihrer Larven in Deutschland und Österreich verboten. In der Schweiz ist die Entnahme von Amphibien nur mit Genehmigung der zuständigen Schutzbehörde gestattet. Statt sich in Konflikt mit dem Gesetz zu begeben, könnten Sie gemeinsam mit dem professionellen Naturschutz an einem Strang ziehen. Wenden Sie sich an die Naturschutz- und Biostationen vor Ort. Dort wird man mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass die Amphibien einen weiteren Lobbyisten gewonnen haben. Regelmäßig werden Veranstaltungen zum Themenkreis Amphibien angeboten. Ein Schlusssatz zum Trost. Wenn Sie sorgfältig gearbeitet haben und alle erwähnten Bedingungen erfüllt sind, werden die passenden Amphibien nach kurzer Zeit den für sie geschaffenen neuen Lebensraum dankbar annehmen. dieser Lebensräume bei uns irgendwo von Straßen durchschnitten sind. Zur Laichzeit, wenn gleichzeitig Massen von Amphibien zu bestimmten Gewässern unterwegs sind, werden leider viele der Tiere überfahren. Da für die Querung einer Straße bis zu zehn Minuten benötigt werden, können schon wenige Autos einen großen Schaden anrichten. Seit über 20 Jahren werden deshalb an zahlreichen Stellen, wo Wanderwege Straßen queren, Krötenzäune aufgestellt: Kunststoffnetze, die, parallel zum Straßenverlauf vor der Laichzeit aufgestellt, wandernde Amphibien in eingegrabene Eimer leiten. Die Eimer werden von ehrenamtlichen Kräften zweimal täglich kontrolliert und die Amphibien auf die andere Straßenseite getragen. Auf diese Weise wurde schon Millionen von Amphibien das Leben gerettet. Jedes Jahr werden Freiwillige gesucht, die den Amphibien bei ihren Wanderungen helfen. Wenden Sie sich doch einfach an ihre Naturschutzbehörde oder eine Naturschutzorganisation vor Ort und werden Sie zum Krötenhelfer. Auf der Linkliste am Ende des Heftes finden Sie über die Homepage der Naturschutzverbände den Ansprechpartner in Ihrer Stadt. Kurz- und mittelfristig können Krötenzäune Lösungen darstellen. Langfristig sollten die dafür zuständigen Unteren Naturschutzbehörden nicht voraussetzen, dass Menschen vor und nach ihrer Arbeit „Zusatzschichten“ im Naturschutz leisten. Es gilt Dauerquerungshilfen zu planen und zu bauen. Das sind Betonröhren und Leitsysteme, die unter der Straße verlegt werden und so den Amphibien die unfallfreie Querung ermöglichen. Es gibt inzwischen verschiedene erprobte Systeme. Damit der entsprechende Etat bei kommunalen Haushaltsplanungen durchgesetzt werden kann, bedarf es wiederum Leute, die sich für die Interessen der Amphibien lokalpolitisch einsetzen. Wann werden Sie zum Froschlobbyisten? Ohne Schutzzaun kann ein einziges Auto viele Amphibien töten. Wichtige Wanderwege sollten langfristig mit Dauerquerungshilfen ausgestattet werden. 17 Packen wir's an Ideenbörse für aktive Krötenfreunde Sie wollen helfen, wissen aber nicht wie? Vielleicht mit einer eigenen Kampagne für die Frösche oder doch lieber aktiv am Krötenzaun. Aktionsbeispiele aus den Zoos und dem Naturschutz liefern interessante Anregungen. Weltweit sterben die Amphibien, weltweit brauchen sie Freunde - Menschen, die gewillt sind, etwas zum Schutz dieser Tiergruppe beizutragen. Einige pfiffige Ideen, wie man andere Menschen dazu bewegt, Frosch und Co. zu helfen, sollen deshalb hier vorgestellt werden. Neben dem Informieren von Menschen ist das Sammeln von Geld zur Rettung der Frösche eine wichtige Möglichkeit, ganz konkret zu helfen. Wer kann eigentlich was tun? Jeder natürlich: Schulen, Umweltzentren, außerschulische Lernorte, Angelvereine und Jäger – auch Gruppen, an die man nicht sofort denkt wie zum Beispiel Behörden. Aber auch als Einzelperson kann man viel erreichen. Wenn man sich umhört, stellt man oft fest, dass man mit seinem Anliegen gar nicht allein ist. Wie plane ich eine Aktion oder eine Kampagne? Jede öffentliche Mobilisierung oder Kampagne beginnt damit, dass man sich selbst kundig macht. Diese Broschüre und die weiterführenden Hinweise auf Seite 39 sind dafür schon mal eine gute Basis. Am Beginn jeder Aktion sollte klar sein, welche Ziele erreicht werden sollen und können. Möchte man Amphibien vor Ort schützen oder möglichst viel Geld für die weltweite Kampagne sammeln oder beides? Die Zielsetzung sollte von der Bereitschaft zur Mitarbeit in der Kampagnengruppe abhängen. Gemeinsam überlegt man, welche Aktionen stattfinden sollen. In den Überlegungen können witzige, vielleicht auch zunächst verrückt klingende Vorschläge gemacht werden. Hieraus entwickeln sich manchmal die besten Ideen. Foto: Zoo Leipzig Die Kinder waren begeistert, als eine echte Prinzessin den Frosch küsste. Prinzessin Xenia von Sachsen zu Gast bei Zoodirektor Jörg Junhold im Leipziger Zoo. 18 Sei kein Frosch - Hilf uns! Fotos: Tiergarten Schönbrunn Wichtig ist, dass genau definiert ist, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Wenn man erreichen möchte, dass endlich ein Krötentunnel für wandernde Amphibien angelegt wird, sind Behörden und Politiker die Zielgruppe. Wenn man Sammelbüchsen aufstellen möchte, sind es zum Beispiel Ladenbesitzer und deren Kunden. Zusammenarbeit mit anderen ist sinnvoll. Fähigkeiten sind oft unterschiedlich verteilt. Die einen haben Ideen und die Energie, Aktionen durchzuführen, andere vielleicht die Verbindungen zu Kaufleuten, Behörden oder Sponsoren. Führt man die Fähigkeiten der Einzelpersonen zusammen, arbeitet man ungleich effektiver und erreicht die Ziele schneller. Mit gutem Beispiel voran Rein in die Öffentlichkeit, neue Leute auf Frösche und Co. ansprechen. Das machte ein Team des Allwetterzoos Münster. Foto: Allwetterzoo Münster Nach den Naturschutzverbänden, die sich bereits seit vielen Jahren mit praktischen Maßnahmen vom Lebensraumschutz bis zur Öf- fentlichkeitskampagne wie der „Amphibie des Jahres“ für den Amphibienschutz engagieren, haben inzwischen viele Zoos und Tierparks Aktivitäten zur Unterstützung der weltweiten Kampagne zur Rettung bedrohter Amphibien gestartet. Als Anregung für die Entwicklung eigener Ideen stellen wir hier einige Beispiel vor. Sie kennen doch bestimmt die Geschichte von der Prinzessin, die nach einem Versprechen einen Frosch zu küssen hatte. Prinzessin Xenia von Sachsen fand sich bereit, ebenso wie ihre Vorgängerin aus dem Märchen diesen Froschkuss vor versammelter Presse zu zelebrieren. In diesem Fall durfte es jedoch ein Tier aus Kunststoff sein – sie bekam allerdings auch keinen Prinzen dafür. Aber der Zoo Leipzig, wo die Aktion stattfand, startete damit eine öffentlichkeitswirksame Kampagne zur Aufklärung über die Amphibienproblematik – und zur Sammlung von Spendenmitteln. Keine Angst, Schweiß zu vergießen, hatte Große Sprünge auch für Amphibien - das Laufteam des Tierparks Schönbrunn und die österreichische Meisterin im Hochsprung Marina Schneider. Sei kein Frosch - Hilf uns! 19 Foto: Zoo Landau Ein Bussi für den Frosch: Weinprinzessin Anna I im Zoo Landau. Foto: U. Manzke Mit einem Malwettbewerb kreativ für den Amphibienschutz: der NABU Regionalverband Hannover. eine Gruppe des Wiener Tiergartens Schönbrunn. In einem Sponsorenlauf trabten Tierärzte, Biologen, Tierpfleger, Zoopädagogen und weitere Mitarbeiter des Zoos mit der Unterstützung der sportlichen Miss Austria Marina Schneider viele Euros zusammen. Für jeden erlaufenen Kilometer fanden sich Geldgeber. Für den Amphibienschutz kam eine beachtliche Summe zusammen. Oft ist es gar nicht so einfach, die Menschen mit einem Thema zu erreichen. Ein Team des Allwetterzoos Münster fand sich deshalb dort ein, wo automatisch viele Menschen einund ausgingen. In einem Münsteraner Großkino gab es neben einem Infostand auch Vieles für junge Besucher rund um den Frosch. Der Naturschutzbund Hannover betreut das Laubfroschprojekt „Ein König sucht sein Reich“. Dem Laubfrosch, der in Niedersachsen einst einen Verbreitungsschwerpunkt hatte 20 und heute hier fast gar nicht mehr vorhanden ist, soll Lebensraum und auch Akzeptanz in der Bevölkerung zurückgegeben werden. Um dies zu unterstützen, veranstaltete der NABU einen großen Malwettbewerb, bei dem Kinder kreativ zeigen konnten, was sie von Fröschen und ihren Lebensräumen wissen. Zoo und Naturschutz Hand in Hand: Freiwillige des Kölner Zoos sowie die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Köln befreiten in einer großen (genehmigten) Naturschutzaktion Teiche von einem zu dichten Bewuchs. Inzwischen werden diese Teiche wieder als Laichgewässer genutzt. Der Naturschutzbund (NABU) veranstaltet nun regelmäßig Exkursionen zu den Gewässern, in denen Grasfrösche, Erd- und Wechselkröten bereits wieder abgelaicht haben. Der Tierpark Görlitz veranstaltete eine Froscholympiade. Eine der Disziplinen war das Falten von Papierfröschen. Dieses Event wurde von einer Krankenkasse mit „Kröten“ unterstützt. Der Görlitzer Tierpark bot seinen Besuchern überhaupt recht viel Information und Aktion zum Thema Amphibien an. So wurde ein Schauspiel um „Die Prinzessin mit der goldenen Kugel“ inszeniert und an einem weiteren Tag wurde der zuvor ausgelobte Preis für den besten Krötenretter vergeben. Der Zoo Landau widmete sein großes Sommerfest dem Thema „Ein Jahr für Frosch und Co.“. Eine besondere Chance, diesen tollen Tieren die Beachtung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Übrigens hat auch der Zoo Landau eine Prinzessin, die Frösche küsst. Die Landauer Weinprinzessin Anna I setzte ihre Prominenz gerne für den weltweiten Amphibienschutz ein. Gegen eine kleine Spende für den Amphibienschutz konnte man sich im Aquazoo Düsseldorf mit dem Basketball-Spitzensportler Zuri Williams im Froschsprung messen. Aus dem Stand und mit Flossen an den Füssen konnte man es den Fröschen gleichtun. „Quakfidel – der Aquazoo“ lautete das Motto der Veranstaltung, auf der Vieles rund um Amphibien stattfand. Die Erfahrungen dieser Aktionen zeigen, dass mit kreativen Ideen zur Sammlung von Geldern für Amphibienschutzmaßnahmen gleichzeitig vielen Menschen diese spannende Tiergruppe näher gebracht werden konnte. Dieser Aspekt kann gar nicht hoch genug bewertet werden, da man nur das, was man Sei kein Frosch - Hilf uns! kennt, schätzen lernen kann, um dann die Bereitschaft zu entwickeln, es zu schützen. Kreative Anregungen zum Nachmachen und viele aktuelle Hinweise zu Amphibien und zum Amphibienschutz findet man auf der Homepage der Zoodirektoren und der Stiftung Artenschutz: Foto: K. Simon www.zoodirektoren.de www.stiftung-artenschutz.de Sich mal ganz anders auf Frösche konzentrieren: Bastelaktionen in Görlitz und Stuttgart. Ohne Anlauf, aus der Hocke: sportliche Aktivitäten im Aquazoo Düsseldorf. Foto: Aquazoo Düsseldorf Fotos: Tierpark Görlitz (oben), Stuttgarter Wilhelma (rechts), Zoo Landau (unten) Wiederherstellung eines amphibiengerechten Teiches durch den Kölner Zoodirektor Theo Pagel und seine Mitstreiter von Zoo und NABU. Viel Spaß machte das Filzen von Fröschen in Landau. Sei kein Frosch - Hilf uns! 21 Was ist ein Frosch, was eine Kröte? Amphibien sind eine weit verbreitete Tiergruppe. Das allein zeigt, welch große Anpassungsleistungen sie entwickelt haben. Schwerpunkt der Amphibienverbreitung sind die feuchten Tropen, in denen sie mit größter Artendichte vertreten sind. Aber man findet Amphibien selbst in Wüsten und anderen Lebensräumen, wo man Frosch und Co. eigentlich nicht vermuten würde. Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist ein typischer Vertreter der Froschlurche. Wer Lurchi, den Feuersalamander aus der Schuhwerbung, kennt oder den Frosch einer weithin bekannten Schuhcreme, dem sind bereits zwei der drei Amphibienordnungen vertraut. Eine davon bilden die Schwanzlurche mit den Molchen und Salamandern. Zu den Froschlurchen zählen die Kröten, Frösche und Unken. Die dritte Ordnung der Amphibien, die Blindwühlen, ist fast nur Fachleuten bekannt. Das Wort Amphibie [amphi = beidseitig; bios = Leben] deutet schon unmissverständlich auf die besondere Lebensweise dieser Tiergruppe hin. Den ersten Teil ihres Lebens verbringen sie, nachdem sie aus einem Ei geschlüpft sind, als Larve zumeist in einem Gewässer. Nach einer Verwandlung, bei der unter anderem Kiemen und Flossen gegen Lungen und Beine „ausgetauscht“ werden, sind die Tiere zum Landleben befähigt. Amphibien sind wechselwarm. Das heißt, ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig. Das ist auch der Grund, warum die meisten Arten in warmen oder sommerwarmen Gegenden beheimatet sind. Die Haut der Amphibien ist glatt bis warzig, in jedem Fall sehr drüsenreich und unbehaart. Sie ist eine weitere Besonderheit der Amphibien, da sie einen mehr oder weniger starken Sauerstoffaustausch zulässt. Fachleute sprechen von Hautatmung. Verbreitet in fast allen Erdregionen Amphibien haben bis auf die Antarktis alle Kontinente erobert. Die weitaus höchste Artenvielfalt findet sich in tropischen Regionen. In Richtung Dauerfrostregionen nimmt die Artenvielfalt der Amphibien drastisch ab. Auch die salzigen Meere wurden von Fröschen oder Foto: A. Gebauer 22 Sei kein Frosch - Hilf uns! Ordnung Artenzahl Anura: Frösche, Kröten und Unken 5617 Caudata: Salamander und Molche 570 Gymnophiona: Blindwühlen 176 Gesamt 6363 Quelle: http://amphibiaweb.org/lists/ index.shtml (Stand 24. August 2008) Foto: G. Garcia Kröten nie besiedelt. Eine Ausnahme ist der in den Mangroven Asiens lebende Krabbenfrosch (Fejervarya cancrivora), der es geschafft hat, sich an eine salzige bzw. brackige Umgebung anzupassen. Die zur dritten Ordnung gehörenden Blindwühlen sind nur in tropischen Gegenden beheimatet. In Anpassung an ihre unterirdische Lebensweise haben sie einen wurm- bis schlangenartigen Körperbau mit stark rückgebildeten Augen und keine Extremitäten. Gerade einmal 21 der weltweit gut 6.300 bekannten Amphibienarten sind in Mitteleuropa heimisch. Frösche und Kröten, Salamander und Molche haben dennoch die meisten unserer Naturräume besiedelt. Von den Küsten, der Tiefebene, den Mittelgebirgen und sogar bis ins Hochgebirge leben Amphibien. Die genaue Anzahl der weltweit existierenden Arten lässt sich nicht benennen, da gerade weite Teile tropischer Regenwälder immer noch ungenügend erforscht sind. Relativ regelmäßig werden neue Amphibienarten entdeckt. Zur Zeit werden wegen einer inten- Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: G. Garcia Zahl der bekannten Amphibienarten siveren Forschung pro Jahr 50 bis 100 „neue“ Arten wissenschaftlich beschrieben. Manche werden auch wiederentdeckt – zum Beispiel vor Kurzem der als ausgestorben vermutete nur 5 Zentimeter messende südamerikanische Carrikeri-Harlekinfrosch Atelopus carrikeri. Umgekehrt können wir fast sicher davon ausgehen, dass wir wegen der fortschreitenden Zerstörung natürlicher Lebensräume zahlreiche Frosch- oder Krötenarten erst gar nicht kennen lernen werden. Schwanzlurche, wie dieser Salamander, sind langgestreckt und tragen, wie der Name schon sagt, einen Schwanz. Zu den Schwanzlurchen gehören auch die Molche. (Abb.: Boliotoglossa biseriata) Was fressen eigentlich Amphibien? Frösche, Kröten, Molche und andere Amphibien sind als erwachsene Tiere karnivor. Das bedeutet, sie sind Fleischfresser. Überwiegend handelt es sich bei ihren Beutetieren um wirbellose Tiere wie Insekten, Spinnen oder Schnecken. Bei größeren Amphibienarten passen aber auch kleinere Wirbeltiere ins Nahrungsspektrum. Ganz anders ernähren sie sich im Larvenstadium. Frosch- und Krötenlarven nennt man Kaulquappen. Aufgrund ihres Fressapparates sind diese nur in der Lage zu raspeln. Sie fressen überwiegend pflanzliche Kost, aber auch tote Tiere werden von ihnen nicht verschmäht. Kröten wie Frösche sind Augentiere. Sie bemerken kleinste Bewegungen, wie etwa die Fühlerbewegung eines Insektes, die dann eine Schnappreaktion auslöst. Je nach Größe des Futtertieres kommt es zu einem Zungenschnappen, bei der die klebrige Zunge heraus- „Ein Aal, eine Schlange“, meinen viele Menschen, wenn sie eine Blindwühle sehen. Die dritte der drei Amphibienordnungen zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine Beine hat. (Abb.: Dermorphis mexicanus) 23 Vielfalt der Amphibienarten Abwehrverhalten und die restlichen 5 zeigten sich unentschlossen gegenüber der möglichen Beute. Bei einer Reptillänge von 35 cm war bei keiner Kröte mehr ein Jagdverhalten zu beobachten. Die Ergebnisse zeigen: Ob für Amphibien etwas als Beute wahrgenommen wird, hängt davon ab, ob es sich bewegt und wie groß es ist. Natürlich gibt es davon Ausnahmen. Zum Beispiel fällt die nach Australien eingeführte Aga-Kröte Bufo marinus nachts mit Vorliebe über gefüllte Futternäpfe von Hunden und Katzen her. Überlebenskünstler in der Wüste Niemand denkt an Amphibien, wenn vom Lebensraum Wüste die Rede ist. Wüsten und Halbwüsten zeichnen sich durch hohe Temperaturunterschiede im Tag-Nachtwechsel und extrem niedrige, oft unregelmäßige Niederschläge aus. Für Tiere, die mindestens Teile ihres Lebenszyklus an das Vorhandensein eines Gewässers gebunden haben, scheint dies kein geeigneter Lebensraum zu sein. Doch auch diese unwirtlichen Lebensräume haben sich Kröten und Frösche erschlossen. Extreme Bedingungen erfordern allerdings besondere Anpassungen. Säugetiere, Vögel und auch Reptilien schützen ihren Körper durch Haare, Federn oder eine dicke Hautschicht vor der Austrocknung. Amphibien dagegen besitzen lediglich Foto: E. Pickett Alles eine Frage der Technik. Dieser Frosch der Gattung Cyclorana beherrscht das Überleben in der Wüste. schnellt, die Beute fest umklammert und so ins Maul transportiert. Größere Tiere werden mit einem Greifschnappen überwältigt. Der Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt hatte schon vor vielen Jahren in einem interessanten Versuch herausgefunden, ab welcher Größe und bis zu welcher Größe Erdkröten (Bufo bufo) Tiere als Nahrung erkennen. Er bot 20 Erdkröten verschieden lange Blindschleichen an (die Blindschleichen waren hinter einer Glasscheibe gesichert) und prüfte die Reaktion der Kröten auf die Echsen. Bei einer Länge der Blindschleichen von 10 cm gerieten alle Kröten in Jagdstimmung. Bei einer Körperlänge von 22-23 cm wiesen nur noch 8 Kröten Jagdverhalten auf, 7 Kröten zeigten ein 24 Sei kein Frosch - Hilf uns! eine Hautschicht, die sehr durchlässig ist, damit am Boden oder in der Luft vorhandene Feuchtigkeit aufgenommen werden kann. Diese Aufnahme von Wasser ist so erfolgreich, dass Amphibien nicht trinken müssen. Auch Sauerstoff wird bei Amphibien über die Haut aufgenommen. Es gibt sogar Salamanderarten, die ganz auf Lungen verzichten, da für sie die Hautatmung ausreicht. Wer Wasser durch die Haut aufnehmen kann, kann auch Körperflüssigkeit durch die Haut verlieren. Amphibien haben unterschiedlichste Mechanismen entwickelt, um auch in Trockengebieten leben zu können. Der im südamerikanischen Trockengebiet Gran Chaco lebende Laubfrosch Phyllomedusa sauvagei dichtet zum Beispiel seine Haut mit einem wachsartigen Überzug ab, um Verdunstung zu minimieren. Und er tut etwas, was bislang noch bei keinem anderem Amphibium beobachtet wurde: Er trinkt Wasser. Eine weitere Anpassung an das Wüstenmilieu ist eine reduzierte Harnabgabe. Viele landlebende Amphibien können Wasser aus der Harnblase in den Körperkreislauf zurückführen. In Mangelzeiten wird die Urinabgabe sogar ganz eingestellt. Schadstoffe werden dann einfach in anderen Körperflüssigkeiten angereichert. Eine andere Strategie, der Austrocknung durch Sonneneinstrahlung vorzubeugen, ist die Umstellung des Lebensrhythmus auf Nachtaktivität. In der Tat sind die meisten Amphibien, die in Wüsten oder Steppen leben, nachtaktiv. Tagsüber vor Sonnenstrahlen unter Gestein verborgen oder gar tief eingegraben, überdauern sie die Hitze des Tages. Manche Arten überdauern so ganze Trockenperioden. Der Nichollsfrosch (Notaden nicollsii), ein kleiner rundlicher Frosch, wurde schon 'mal aus einer Tiefe von über einen Meter ausgegraben. Diese Art lebt in westaustralischen Wüstengebieten, meistens in lehmigen Böden, wo pfannenartige Vertiefungen ausgebildet sind, die sich bei sporadischen Regenfällen mit Wasser füllen. Sobald das Nass den Frosch erreicht, gräbt er sich aus und nutzt die kurze feuchte Zeit zur Futtersuche, zur Paarung und zur Eiablage. Das sogenannte Gelegenheitslaichen ist ebenfalls eine Anpassung an den Extremlebensraum Wüste. Andere Wüstenfrösche bilden regelrechte Sei kein Frosch - Hilf uns! Kokons aus abgestoßenen Hautschichten, die der Isolierung vor der Hitze und damit dem Verdunstungsschutz dienen. Diese Technik verwenden u.a. Frösche der Gattung Cyclorana. Außerdem speichern sie in ihrer Blase eine größere Menge Wasser. Wenn sie sich in ihre Hitzeruhephase begeben, haben diese Wasserspeicherfrösche ein um ein Drittel höheres Gewicht als normalerweise. Diesen Wasserspeicher machten sich übrigens in Notzeiten durstige Aborigines zu Nutzen, indem sie die Frösche ausgruben und wie Trinkpäckchen aussaugten. Frosch mit Locken Keine Regel ohne Ausnahme. Der Afrikanische Haarfrosch (Trichobatrachus robustus) kommt weit verbreitet im westlichen Teil Zentralafrikas vor. Er lebt bis auf die Fortpflanzungszeit terrestrisch, kann bis 18 cm groß werden – und er trägt als einziger Frosch „Haare“. Jedenfalls tragen die männlichen Tiere der Art an ihren Flanken und Oberschenkeln zur Laichzeit haarähnliche Hautanhänge. In Wirklichkeit handelt es sich nicht um Haare, sondern um gut durchblutete, dicht stehende Hautausstülpungen. Wozu der Afrikanische Haarfrosch diese Haarpracht trägt, kann bislang nur vermutet werden. Sie könnte der Verbesserung der Hautatmung dienen. Aber das würde nicht erklären, warum die Weibchen keinen Haarwuchs besitzen. Ein Erklärungsversuch ist, dass durch die Amphibien sind zu besonderen Anpassungsleistungen fähig. Dies zeigt der u.a. in Kamerun lebende Haarfrosch. Foto: Mutschmann 25 größere, Sauerstoff aufnehmende Oberfläche das Männchen länger unter Wasser bleiben kann, um so den Laich besser schützen zu können. Zum Schutz vor Fressfeinden legen Makifrösche ihren Laich außerhalb des Wassers ab. 26 So unterschiedlich die Anpassungsleistungen von Amphibien an die verschiedenen Lebensräume sind, so vielgestaltig sind auch ihre Fortpflanzungsstrategien. Frosch oder Kröte ziehen in einer als Krötenwanderung bekannten Formation in ihr seit jeher angestammtes Gewässer, verpaaren sich und legen Eier in Form von Schnüren oder Laichballen, aus denen sich nach einer geraumen Zeit Kaulquappen entwickeln. Nach der Entwicklungszeit im Wasser wandern die Tiere an Land. So oder so ähnlich kennen wir die Vermehrung der Amphibien. Fotos: N. Hasenbein Die Sorge um den „Kindersegen“ Doch die Vermehrungsstrategien der Amphibien sind, wie die Arten selbst, Musterbeispiele der biologischen Vielfalt. Gründe für die Vielfältigkeit liegen vor allem in der Anpassung an verschiedene Lebensräume und dem Schutz vor Fressfeinden. Man nimmt an, dass der in der Evolution von den Amphibien vollzogene Schritt vom reinen Wasser- zum Landleben dazu diente, räuberischen Tieren auszuweichen und neue Nahrungsquellen zu erschließen. Die wassergebundenen Entwicklungsphasen von Ei und Larvenstadium sind im Leben eines Frosches diejenigen mit der geringsten Überlebensrate. Für Frösche und Kröten ist es also sinnvoll, möglichst eine kurze Ver weildauer oder exklusive Orte für den Nachwuchs im Wasser zu haben. So legen Makiund Glasf rösche ihre Eier erst gar nicht ins Wasser, Sei kein Frosch - Hilf uns! Sei kein Frosch - Hilf uns! versorgen, pendelt das Weibchen sechs bis acht Wochen zwischen den verschiedenen Bromelien hin und her und legt unbefruchtete Eier hinzu, die den heranwachsenden Tieren als Nahrung dienen. Für eine Reihe von Arten scheint es ein Vorteil zu sein, die Kaulquappenphase gleich im Ei zu verbringen und als fertiger kleiner Frosch zu schlüpfen. Diese Form der direkten Entwicklung ist gar nicht so selten. Etwa 800 zumeist tropische Arten, sowie der in den Alpen beheimatete Alpensalamander (Salamandra atra) vollziehen diese Direktentwicklung. Wissenschaftler kennen inzwischen über 30 unterschiedliche Strategien bzw. Verhaltensweisen von Fröschen und Kröten, sich zu vermehren oder Brutfürsorge zu betreiben. Von einer Verhaltensbesonderheit der Gattung Rheobatrachus muss leider in der Vergangenheitsform gesprochen werden. Die Weibchen dieser Art bewahrten die befruchteten Eier in ihrem Magen auf. Während der Ei- und Kaulquappenphase stellten sie die Tätigkeit ihres Magens und natürlich auch das Fressen ein. Sie fraßen erst wieder, wenn wie durch ein Wunder aus ihrem Maul lauter kleine Frösche das Licht der Welt erblickten. Die zwei australischen Arten des Magenbrüterfrosches, die dieses unglaubliche Verhalten zeigten, sind leider ausgestorben. Der Erdbeerfrosch sieht nicht nur attraktiv aus. Er hat außerdem noch eine interessante Fortpflanzungsbiologie, die in einigen Zoologischen Gärten in Europa zu bewundern ist. Foto: J. Clarke sondern lediglich dicht am oder über dem Gewässer ab. Sobald die Larven schlüpfen, plumpsen sie ins Wasser. Eine weitere Taktik, die Eier vor Fressfeinden zu schützen, ist die, sie so gut einzupacken, dass mögliche Feinde gar nicht erst herankommen. Einige Froschfamilien legen hierzu Schaumnester an. Dazu strampeln die Elterntiere während der Eiablage mit den Hinterbeinen derart, dass eine Mischung aus den Eiern, dem Sperma und noch anderen Kloakensekreten zu einem klebrigen Schaumklumpen verdickt. Darin können sich die Eier sicher entwickeln. Bei diesem Trick unterscheiden Experten zwischen im Wasser, an Land und in Bäumen geschlagenen Schaumnestern. Exklusivität im Laichgewässer haben die Amphibien meistens dann, wenn das Wasser nur für kurze Zeit vorhanden ist. Das kann eine Pfütze nach einem Regenschauer sein, aber auch vollgelaufene Baumhöhlen oder Blattkelche von Bromelien. All diese Wasserstellen werden von bestimmten Amphibien zur Eiablage genutzt. Trocknet ein temporäres Gewässer aus, geht die Brut natürlich verloren. Aber der Vorteil, Feinden auf diesem Weg zu entgehen, hat die Entwicklung solcher Brutverhaltensmuster offensichtlich begünstigt. Die Art Epipedobates tricolor, ein Baumsteigerfrosch, hat für den Fall der Austrocknung sogar noch eine besondere Strategie entwickelt: Die Kaulquappen werden auf den Rücken genommen und in die nächste Bromelienpfütze getragen. Brutfürsorge und -pflege ist den meisten von uns nur von Säugetieren oder Vögeln bekannt. Doch inzwischen weiß man, dass Arten aus vielen Tiergruppen die Pflege ihres Nachwuchses betreiben und daraus Vorteile ziehen – auch Amphibien, die dabei besondere, teilweise faszinierende Spielarten herausgebildet haben. Ein Beispiel hierfür sind die Geburtshelferkröten: Die Männchen nehmen die befruchteten Eischnüre auf, umwickeln ihre Beine damit und tragen den Laich umher. Dabei sorgen sie für Feuchtigkeit und Sicherheit. Ein ganz besonderes Verhalten zeigt der Erdbeerfrosch (Dendrobates pumilio). Die Eier dieses kleinen, in Costa Rica vorkommenden Pfeilgiftfrosches werden an Land abgelegt. Männchen und Weibchen schützen die Eier mit Flüssigkeit aus ihrer Kloake vor dem Austrocknen. Nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen je eine einzelne Larve in eine mit Wasser gefüllte Bromelie. Die Jungtiere müssen getrennt voneinander aufwachsen, da sie kannibalisch sind. Um die Kaulquappen mit Nahrung zu 27 Was nutzen uns Frösche? Vom Wert der Amphibienvielfalt Amphibien besitzen Eigenschaften, die auch für den Menschen von großem Wert sind. Manche Zeitgenossen verwenden sie als Nahrung, andere sehen ihren Nutzen für die Landwirtschaft. Ein weithin unbekannter Wert liegt in den für medizinische Zwecke nutzbaren chemischen Verbindungen ihrer Hautsekrete. rungsspektrum der Amphibien nicht gerade gerne in seinen Gemüsekulturen begegnet. Denn Amphibien fressen im Prinzip alles, was kleiner ist als sie selbst. In den meisten Fällen handelt es sich um wirbellose Tiere, zu denen Würmer, Insekten und deren Larven, Spinnen, aber auch Schnecken gehören. Was Amphibien vertilgen, kann sich sehen lassen. Für ein kleines Naturschutzgebiet in der Nähe von Bonn hat man ermittelt, dass 75 Kilogramm (Biomasse) an Amphibien vorhanden waren. Daraus kann man schließen, dass diese in ihrem Leben etwa 750 Kilogramm Wirbellose gefressen haben mussten. Nähme man an, dass sich die Amphibien nur von 2 Milligramm schweren Mücken ernährt hätten, ergäbe dies die unglaubliche Zahl von Foto: L. Fucsko Amphibien spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle. Machte man eine Umfrage, welchen Nutzen Amphibien für den Menschen haben, so würden die meisten Befragten wohl mit den Achseln zucken. Vielleicht fielen dem ein oder anderen noch Froschschenkel als besondere Delikatesse ein. Als nützlich jedenfalls würde sie wohl kaum jemand bezeichnen. Dabei macht es ausgesprochen Sinn, nach der Bedeutung von Amphibien für das Wohlergehen des Menschen zu fragen. Man kann es an dieser Stelle schon vorwegnehmen: Der Nutzen von Frosch und Co. ist immens. Jedes Fachbuch zum Thema Amphibien offenbart, was Frösche, Kröten, Molche oder Salamander fressen. Und jedem Gartenbesitzer fällt dabei sofort auf, dass er einigen von den dabei erwähnten Tieren aus dem Nah- 28 Sei kein Frosch - Hilf uns! Sei kein Frosch - Hilf uns! Amphibien als Grundnahrungsmittel? Die französische Küche zählt Froschschenkel zu ihren Leckerbissen. Auch bei uns finden sie sich unverändert auf den Speisekarten von Gourmetrestaurants. Wer sich daran ergötzen möchte, tut gut daran, erst einmal nachzufragen, woher die Froschschenkel eigentlich stammen. Es ist gut möglich, dass es sich um importierte Froschschenkel aus Asien handelt, bei denen keineswegs klar ist, ob sie aus einer nachhaltigen Naturentnahme stammen. Wahrscheinlicher ist, dass der Anbieter selbst nicht weiß, wo die Frösche ihr Leben gefristet haben. Spätestens dann sollte man in der Speisekarte weiterblättern. Anders sieht es in vielen südlichen Ländern aus, wo Amphibien durchaus die Rolle eines wichtigen Eiweißlieferanten in der Versorgung der ländlichen Bevölkerung spielen können. Vor allem die kräftige Sprungmuskulatur von Ranaiden, den Echten Fröschen, liefert einiges an tierischem Eiweiß. Gegen eine kontrollierte, nachhaltige Nutzung in dieser Form ist im Gegensatz zur häufig unkritischen westlichen Gourmetküche natürlich nichts einzuwenden. Die Aga-Kröte: In ihrem natürlichen Lebensraum hoch geschätzt, als eingeführte Fremdart inzwischen gefürchtet. Foto: P. Dollinger 37,5 Millionen verzehrter Tiere. In den 1970er Jahren haben amerikanische Agrarökonomen versucht, den „Wert“ einer einzigen Aga-Kröte (Bufo marinus) zu ermitteln. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, das von Südtexas über Mittelamerika bis in den Amazonasbereich reicht, wird die Aga Kröte als Schädlingsvernichter, speziell in Zuckerrohrkulturen, sehr geschätzt. Man errechnete damals einen ökonomischen Wert für die Landwirtschaft zwischen 20 und 50 US$ pro Jahr und Kröte. Leider hat man diese Krötenart in andere Teile der Welt verschleppt, wo sie als Fremdart häufig mehr Schaden als Nutzen erzeugte, ja sogar zur existenziellen Gefahr für andere Amphibienarten wurde. In tropischen Gegenden ist der Schädlingsdruck auf Kulturpflanzen durch ein erheblich höheres Vorkommen von Insekten deutlich größer als in gemäßigten Zonen. Die Rolle, die Amphibien hier als Schädlingsvernichter spielen, muss als sehr bedeutsam eingeschätzt werden. Als ebenso wertvoll ist der Nutzen von Amphibien zur Eindämmung der Verbreitung von Tier- und Menschenseuchen einzustufen. Bei einer Analyse des Mageninhaltes des Reisfelder bewohnenden Asiatischen Schwarzfleckenfroschs (Rana nigromaculata) stellte sich heraus, dass neben vielen Pflanzenschadinsekten Mücken und deren Larven einen gewichtigen Teil ihrer Nahrung ausmachen. Mücken übertragen bekanntermaßen in tropischen Ländern Malaria und andere gefährliche Volksseuchen. Aus Kotproben hier heimischer Frösche weiß man, dass auch sie Mücken und Fliegen in beachtlicher Menge vertilgen und so manchen Stich im Vorfeld verhindern. Amphibien treten in der Natur nicht nur als Räuber auf. Für viele andere Arten stellen sie willkommene Beutetiere dar und sind damit in allen Feuchtbiotopen der Erde wichtige Glieder in Nahrungsketten beziehungsweise Nahrungsnetzen. Sie stabilisieren maßgeblich das biologische Gleichgewicht, was direkt oder indirekt auch den umgebenden Kulturlandschaften, beziehungsweise der landwirtschaftlichen Produktion, wenn sie auf Pestizide verzichtet, zu Gute kommt. 29 Amphibien als Umweltindikatoren Foto: C. Higgins Der Afrikanische Krallenfrosch: Aus dem „Apothekerfrosch“ wurde der Hauptverbreiter des Chytridpilzes. Amphibien zeigen an, wie gesund unsere Umwelt ist. So sagt ihre Anwesenheit sowie die Artenzusammensetzung viel über die Qualität eines Lebensraumes aus. Im Naturschutz dienen einzelne Arten oft als so genannte Leit- oder Zielarten. Das bedeutet, dass natur- und umweltschützende Maßnahmen auf die Bedürfnisse dieser Zielarten abgestimmt werden, beziehungsweise ihre Wirkungsweise an solchen Arten gemessen wird. Amphibien leben im Wasser und an Land. Also können Einwirkungen von Schadstoffen auf beide Bereiche an Amphibien abgelesen werden. Die Eigenschaft, die sie so empfindlich auf Außeneinflüsse reagieren lässt, ist die Durchlässigkeit und Empfindlichkeit ihrer Haut. Welche Schadstoffe können das sein? Neben den Schadstoffen aus Industrie, Verkehr und Haushalten müssen hier vorrangig Einträge aus der Landwirtschaft genannt werden. Wenn zum Beispiel Gülle in zu großen Mengen und zu geringem Abstand zu Laichgewässern ausgebracht wird, kann dieser Stickstoffeintrag zum Verpilzen des Laichs, bei größeren Einträgen zum direkten Verenden der erwachsenen Tiere und zum Absterben ganzer Amphibienpopulationen führen. Aber nicht nur Folgen landwirtschaftlicher Schadstoffe werden durch Amphibien angezeigt. Eine andere Natur gefährdende Wirkstoffgruppe sind Hormone. Als Medikament 30 oder als Verhütungsmittel eingenommen, verlassen sie auf dem für Ausscheidungen üblichen Wege unseren Körper und eben auch unser Interesse. Klärwerke werden nur schwer mit diesen stabilen, schlecht abbaubaren Stoffen fertig. Schlecht abbaubar bedeutet, dass die hormonelle Wirksamkeit bestehen bleibt und es zu einer Anreicherung in der Natur und den Nahrungsketten kommt, an deren Ende wieder der Mensch steht. Amphibien sind höchst sensible Indikatoren für diese Hormonrückstände. Krallenfrösche der Gattung Xenopus werden deshalb heute als Bioindikatoren für den experimentellen Nachweis von Umweltverschmutzungen genutzt, weil sie bei diesen Tieren die Hodenentwicklung und die Ausprägung des Geschlechts beeinflussen. So konnten beispielsweise im Wasser eines Schwarzwaldflüsschens mit Hilfe des Krallenfrosches Xenopus laevis noch sehr geringe Hormonmengen nachgewiesen werden. Wussten Sie eigentlich... dass Krallenfrösche früher zum Anzeigen von Schwangerschaften genutzt wurden? Bis etwa 1975 standen in den Hinterzimmern der Apotheken Aquarien, in denen Frösche auf ihren „Einsatz“ warteten. Mit einer Injektion von Urin unter die Haut des Frosches konnte geklärt werden, ob die betreffende Frau schwanger war oder nicht. Legte der Lurch innerhalb von 24 Stunden Eier, bedeutete dies, dass die Frau sich in froher Erwartung befand. Die in dieser Zeit auch als Apothekerfrosch bekannte Amphibie reagiert auf das im Urin enthaltende Schwangerschaftshormon Gonadotropin. Jedes Jahr wurden tausende Exemplare vom Xenopus laevis, so lautet der wissenschaftliche Name des im südlichen Afrika beheimateten Frosches, gefangen und in die westliche Welt verkauft. Nachdem andere Schwangerschaftstests entwickelt wurden, kam es zu Massenfreilassungen dieser Amphibienart. Seitdem ist er in weiten Teilen der Welt verbreitet. Der Krallenfrosch machte nach seiner Zeit als Apothekerfrosch noch einmal „Karriere“, dieses Mal als Versuchstier in der Grundlagenforschung. Die einfache Haltung und die gute Kenntnis über seine Fortpflanzungsbiologie bescheren dem Krallenfrosch bis heute eine besondere Bedeutung in der Entwicklungsphysiologie und der experimentellen medizinischen Forschung. Wenn da nicht seine traurige Rolle als Verbreiter des Chytridpilzes wäre... Sei kein Frosch - Hilf uns! Amphibien als Hoffnungsträger in der Medizin Für die Herstellung eines Medikaments werden dann keine Frösche mehr benötigt, wenn die am Tier entdeckte Substanz im Labor chemisch nachgebaut werden kann. Foto: G. Garcia „Dosis sola venenum facit” (Nur die Menge entscheidet, wie ein Gift wirkt). Diese weise Erkenntnis wird dem Mediziner Paracelsus (1493 -1541) zugeschrieben. Sie besagt, dass lediglich die Menge eines Stoffes dafür entscheidend ist, ob eine Substanz toxisch oder heilend wirkt. So ist beispielsweise Kochsalz in geringen Mengen für den menschlichen Körper lebenswichtig, in erhöhten Gaben gesundheitsschädlich und in hohen Konzentrationen sogar tödlich. Amphibien produzieren in ihren Hautdrüsen eine ungewöhnlich große Zahl von Stoffen, die – wie wir heute wissen – in geringen Dosierungen Wunderwaffen der Biomedizin sein können. Sie produzieren diese aus zweierlei Gründen: Zum Einen dient ihnen ein wahrer Giftcocktail als Schutz vor Fressfeinden, zum Anderen muss die zumeist feuchte, sehr empfindliche Haut vor Schaderregern und Pilzbefall wirksam geschützt werden. Indigene Völker Südamerikas wissen sich diese Gifte bei der Jagd schon seit Jahrhunderten zu Nutze zu machen. Die Namensgebung der Pfeilgiftfrösche verweist auf die Funktion, die diese Amphibien heute noch innehaben. Die medizinische Forschung erkennt immer mehr, welche Schätze die Drüsen der Amphibienhaut zu bieten haben. Und entsprechend der Amphibienvielfalt gibt es eine große Anzahl an chemischen Verbindungen, die, entsprechend präpariert und dosiert, in verschiedenen Bereichen zur Anwendung kommen könnten. Als Medizinwissenschaftler Krallenfrösche selbst nach schweren chirurgischen Eingriffen zurück in ihre Bassins setzten, stellten sie fest, dass die Wunden der Tiere trotz des hoch infektiösen Wassers schnell und problemlos verheilten. Irgendetwas schien es zu geben, was die Frösche extrem widerstandsfähig gegen Keime jeglicher Art machte. Man fand die Ursache in Eiweißen, die sich in spezifischen Zusammensetzungen auf der Amphibienhaut befinden. Der Mediziner Michael Zassloff prägte für diese Eiweiße den Begriff Magainin. Magainin leitet sich aus dem Hebräischen ab und bedeutet Schutzschild. Natürlich entwickelten die Wissenschaftler den Plan, diesen Schutzschild auch für den Menschen nutzbar zu machen. Sowohl gegen bakterielle Keime wie Escherichia coli, Staphylococcus epidermidis oder Staphylococcus aureus, als auch für Pilze wie den bekannten Candida albicans, ja sogar gegen einige Parasiten, wie das für die Malaria verantwortliche einzellige Plasmodium, zeigten die auf der Amphibienhaut befindlichen Stoffe Wirksamkeit. Einige Studien lassen hoffen, dass Magainin auch bei einigen Autoimmunkrankheiten zur Anwendung gebracht werden kann. Ein weiterer Wirkstoff, der gefunden wurde, heißt Xenopsin (benannt nach dem Krallenfrosch Xenopus). Xenopsin wurde in vielen Gewebearten des Frosches entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass Xenopsin für die Sei kein Frosch - Hilf uns! 31 Phyllobates terribilis produziert eines der stärksten Gifte, ist aber gerade deshalb ein Hoffnungsträger der Medizin. Wundheilungsfähigkeiten verantwortlich ist und als Endzündungshemmer wirkt. In einem so genannten in vitro Experiment konnte gezeigt werden, dass Substanzen aus der Amphibienhaut tumorzerstörend wirken. Das Besondere an diesem Versuch war, dass die wirksame Konzentration der Substanz so gering war, dass gesunde Zellen nicht geschädigt wurden. Aus Hautsekreten der Baumfrösche Phyllomedusa bicolor und Phyllomedusa sauvagei konnten so genannte opioide Schmerzmittel gewonnen werden. An Mäusen wurde die Wirksamkeit als Schmerzmittel bereits erfolgreich getestet. John W. Daly, Mediziner am amerikanischen National Institute of Health, fand in der Haut des Ecuadorianischen Pfeilgiftfrosches Epipedobates tricolor ein Schmerzmittel, welches 200 mal stärker wirkt als Morphin. Diese ebenfalls neue Substanz heißt Epibatidin und soll nach ersten Erkenntnissen nicht süchtig machen. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass die Substanz bislang für den Einsatz am Menschen noch zu giftig ist. In jüngster Zeit sind vermehrt Medienberichte über die so genannten Krankenhausinfektionen erschienen. Eine Ursache dieser gefährlichen Entwicklung ist, dass zahlreiche Krankheitserreger nicht zuletzt durch zu häufige oder unsachgemäße Anwendung Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben. Herkömmliche Medikamente versagen. Neue antibiotische Substanzen aus Amphibien stellen eine Chance dar, dieser Gefahr zu begegnen. Ausgerechnet eine Amphibie, die bei uns vor der Haustür lebt, der Teichfrosch Rana esculenta, scheint hier mit dem nach ihm benannten Wirkstoff Esculatin eine Lösung für die vorliegenden Probleme zu liefern. Ein weiterer Frosch aus der Gattung Litoria wird gerade von einem Forscherteam der Universität in Adelaide auf die Wirkung seiner Sekrete zur Behandlung von Viruserkrankungen getestet. Hier steht die Hoffnung im Raum, einmal ein schlagkräftiges Mittel gegen die Volksseuchen Aids und Herpes zu gewinnen. Es gibt aus der „Froschapotheke“ eine Vielzahl von Medikamenten, die sich bereits in der Anwendung befinden. Aus dem Australischen Weißen Baumfrosch Litoraria caerulea konnte erstmals ein Sulfatpeptid extrahiert und für die medizinische Nutzung nachgebaut werden. Der Wirkstoff mit der Bezeichnung Cerulitide wirkt bei Darmverschluss und bei Fehlfunktionen der Bauchspeicheldrüse. Verschiedene Arzneien mit diesem Wirkstoff sind schon im Handel erhältlich. Auch in vielen anderen Bereichen wird mit den in der Amphibienhaut entdeckten neuen Substanzen geforscht. Natürlich können diese Substanzen nur entdeckt werden, solange es noch Kröten und Frösche gibt. Wir verlieren gegenwärtig also eindeutig mehr als nur bunte Farbtupfer der Natur und sollten schon deshalb ein reges Interesse am Erhalt der Vielfalt der Frösche und Kröten haben. Foto: R. Gibson 32 Sei kein Frosch - Hilf uns! Vom Kröten Schlucken und dem Frosch im Hals Amphibien in Märchen, Sprache und Kultur Amphibien haben den Menschen zu jeder Zeit umgeben. Dementsprechend tauchen sie auch heute noch in vielen Bereichen unseres Lebens auf. Von der Bibel bis zur Fernsehserie, von der Werbung bis hinein in unsere Umgangssprache – Amphibisches ist auch Teil unserer Kultur. Die einerseits beängstigende, andererseits faszinierende Ausstrahlung, die im Mittelalter von Hexen und heute noch von vielen Schamanen ausgeht, hat zweifellos auch etwas mit Fröschen und Kröten zu tun. Jedenfalls wussten und wissen Hexen wie Schamanen aus den Sekreten von Amphibien Heilmittel wie Rauschmittel herzustellen. Glück und Segen, Schande und Ekel: Kaum eine andere Tiergruppe muss für so viele Empfindungen gleichzeitig herhalten wie die Amphibien – und das bis in die Gegenwart. Im alten Ägypten mit seinen Überschwemmungen und Sümpfen entlang des Nils dürften sich Amphibien in großen Mengen getummelt haben. Für die Ägypter als Herren waren diese Tiere mit ihrer seltsamen Metamorphose rätselhaft und heilig. So bildeten sie ihre Göttin Heket mit einem Froschkopf ab. Für die dort versklavten Israeliten handelte es sich jedoch um einen Götzenglauben und Frösche galten als unrein. Die Israeliten forderten die Freiheit. Und als der ägyptische Pharao die Versklavten nicht gehen lassen wollte, beteten sie zu ihrem Gott, der ihnen dann zehn Plagen schickte. Die zweite traf die Ägypter besonders hart: „Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron: Streck Deine Hand mit dem Stab aus über die Flüsse, über die Nilarme und die Sümpfe, und lass die Frösche über Ägypten kommen! ... Da stiegen die Frösche herauf und bedeckten ganz Ägypten, ... Man sammelte sie zu riesigen Haufen, und das ganze Land stank davon... .“ aus: Exodus 8, 1-2,10, Einheitsübersetzung Wie nicht anders zu erwarten, kam es nach dem Absterben der Frösche als dritte Plage zu einer massenhaften Vermehrung der Mücken, die Mensch und Vieh peinigten. Sei kein Frosch - Hilf uns! In der mittelalterlich christlichen Vorstellung unterscheidet sich das Bild von Amphibien deutlich, je nachdem, ob es von der Amtskirche oder vom Volk gezeichnet wurde. Sicherlich war den Kirchenoberen, die Frösche mal als Sinnbild für Geschwätzigkeit, mal als Vergleich mit einem Sünder, der gleich den Fröschen im Dreck leben muss, heranzogen, der Lebensraum „Sumpf“ als Brutstätte des Bösen etwas suspekt. Im Mittelalter galt ja generell alles Tierische (eben auch Frösche und Kröten) dem Bösen näher als dem Guten. Das Kirchenvolk schien ein etwas entspannteres Verhältnis zu Frosch und Co. zu Im Volksglauben waren Kröten ein wichtiger Bestandteil von vielen Geheimmitteln. Der Krötenstein, so glaubte man, wächst im Gehirn einer alten Kröte. Er konnte gewonnen werden, indem man die Kröte auf ein scharlachrotes Tuch setzte. Dann gab sie den Stein von sich. Als Krötensteine wurden die schwarz glänzenden Zähne fossiler Fische bezeichnet. Sie wurden wohl mit den glänzenden Augen einer Kröte assoziiert. Die Vorstellung, dass das Tier den Stein fallen lässt, wenn man es auf ein rotes Tuch setzt, kann dadurch erklärt werden, dass Kröten und Unken durch helle, rote Farben angelockt werden können. 33 pflegen. Dort verkörperten Kröten etwas mütterlich Schützendes. Kröten sollen auch als Hüter von Schätzen angesehen worden sein. Manchmal galten sie auch als gute Hausgeister. In der mittelalterlichen Volksmedizin schrieb man Kröten und Fröschen für einen Liebeszauber besondere Wirkung zu, während anderen Amphibien wie Molchen und Unken dieser und anderer medizinische Wert aberkannt wurde. Vom Froschkönig und anderen Märchenhelden Wilhelm Buschs Froschgeschichten, Jim Hensons Kermit, Salamander mit Lurchi - alle nutzen Amphibien als Sympathieträger. Frösche sind bis heute in vielen Märchen und Erzählungen gegenwärtig. Das bekannteste ist sicherlich das in vielen Erzählversionen kursierende Märchen vom Froschkönig. Die Brüder Grimm schrieben seine Geschichte auf, so dass diese alte Erzählung bis in die Gegenwart transportiert wurde. Auch der Meister des Reimes und der spitzen Feder Wilhelm Busch kam am Frosch nicht vorbei. Eine seiner amüsantesten Reimgeschichten berichtet von „den beiden Enten und dem Frosch“. Busch erzählt, wie sich der Frosch des Appetits der Enten nach Froschschenkeln erwehren muss, und am Ende - Gott sei Dank - gut aus der Sache herauskommt. Fröschen wurde in diesen und zahlreichen anderen Märchen und Fabeln typisch menschliches Handeln und Denken sowie Sprache zuge- Foto E. Medium 34 wiesen. Viele dienten dazu, Lebensweisheiten und manchmal auch unbequeme Wahrheiten zu vermitteln. Wie man moderne Märchen heute nutzen kann, zeigt Lurchi, der nicht nur jede Menge Abenteuer besteht, sondern nebenbei noch den Absatz bestimmter Schuhe fördert. Mindestens ebenso bekannt dürfte Kühlwalda, die Erdkröte, sein. Sie Abb.: Salamander begleitete den mittelalterlichen, redseligen Magier aus der gleichnamigen TV-Kinderserie Catweazle und diente ihm als geduldige Zuhörerin. Der bekannteste Medien-Frosch der Neuzeit ist sicherlich Kermit, der ursprünglich in der Kindersendung Sesamstraße als „Lehrer“ auf trat, später dann auch noch die Moderation in der Muppet Show übernahm und so vielen Menschen mit seinen Weisheiten Freude bereitet: „Es ist nicht leicht, ein Frosch zu sein“. Karriere in der Werbung Von einigen als glatt und glitschig verachtet, von vielen anderen geliebt, taucht der Frosch immer wieder und in vielen Spielarten in der Werbung auf. Prominentes Beispiel ist der Frosch, der viele Jahre für Schuhcreme und andere Pflegeprodukte Pate stand und heute gleich als Synonym für eine ganze Palette von umweltgerechten Reinigungsmitteln steht. Frösche scheinen Sympathie- und Gedankenträger einer sauberen und gesunden Umwelt zu sein. So benutzen selbst Autohersteller Amphibien und deren Image in der Werbung. Der weit bekannte Kermit darf jedenfalls mit einer bayerischen Luxuskarosse in einem Werbefilm sportlich die Weite einer Wüste durchfahren, um dann für einen die Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: J. Birtsch (ARA) Straße überquerenden realen Frosch forsch zu bremsen und zu beweisen, dass ein gewisses Konzernverständnis für den Naturschutz sehr wohl vorhanden ist. Auch ein bekannter Bananenanbauer und –importeur aus Mittelamerika, der eigentlich für riesige Monokulturen, Pestizideinsatz, Zerstörung des Regenwaldes und somit die Vernichtung von Amphibienlebensräumen steht, lässt in Werbeclips animierte Frösche auf seinen Bananen lustige Turnübungen vollbringen. Arbeiten wir also daran, dass es nicht bald mehr Frösche in der Werbung als in der Natur gibt. Krötenweisheiten Auch in Form von beliebten Redewendungen begegnen uns Amphibien praktisch jeden Tag. Dabei ist nicht immer klar, welche Bedeutung dahinter steht. die Bezeichnung wahrscheinlich nicht von den Froschlurchen ab, sondern eher vom Niederdeutschen „Groten“, dem Groschen. Vom Unkenruf spricht man, wenn jemand eher pessimistische Beiträge zu einer Diskussion beisteuert. Heute ist das Rufen von Unken ja kaum noch zu hören, weil sie so selten geworden sind, wodurch der Sinn des geflügelten Wortes des Unkenrufes nicht mehr verstanden wird. Die Redewendung bezieht sich auf das melancholische, immer wiederkehrende Rufen der Unken. Wo Frösche sind, da gibt es auch Störche. Eine vergleichbare Redewendung wie: Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Man muss viele Frösche küssen, bevor man einen Prinzen trifft. Augenscheinlich eine Lebensweisheit für Sie und Ihn, die Suche nach dem oder der Richtigen nicht aufzugeben. Nichts ist unmöglich... Frösche haben das Image, zum Inventar einer sauberen Umwelt zu gehören. Unken besiedeln auch Kurzzeitgewässer. Manchmal kann man ihre Kaulquappen in mit Wasser gefüllten Radspuren entdecken. Sei kein Frosch! Soll besagen: Stell Dich nicht so an. Eine Annahme zur Herkunft der Redewendung besagt, dass Frösche am Teich sehr laut quaken, jedoch schlagartig und scheu verstummen, sobald jemand das Ufer betritt. Kröten schlucken müssen bezeichnet die Notwendigkeit, Kompromisse einzugehen. Ein wahrscheinlicher Erklärungsansatz lautet, dass Menschen im Mittelalter tatsächlich gezwungen wurden, giftige Kröten zu schlucken. Hast Du mal ein paar Kröten? Kröte als Synonym für Geld. Hier leitet sich Sei kein Frosch - Hilf uns! Foto: A. Gebauer Einen Frosch im Hals haben Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht sicher geklärt. Ein Erklärungsversuch bezieht sich auf eine Speicheldrüse, die unter der Zunge liegt und Ranula (lat. für Fröschchen) heißt. Schwillt diese Drüse an, kann es zu Schluckbeschwerden kommen. 35 Arbeitsblätter rund um die Amphibien Sie sind Lehrer oder Umweltpädagoge? Dann schauen sie unter www.vzp.de/amphibienkrise.htm oder www.stiftung-artenschutz.de/arbeitsblaetter 36 Hier finden Sie neben Arbeitsblättern auch weitere Materialien, die sie im Unterricht nutzen können: von Arbeitsblättern zur Biologie der Amphibien über den „Bastelsalamander“ bis zur Froschgeschichte. Sei kein Frosch - Hilf uns! Sei kein Frosch - Hilf uns! 37 JAHR DES�FROSCHS Idee: Zoo Leipzig Das FROSCHJAHR ��� ������� ����� ��������������� �������� ��� ����� ��� ������ ���� ����� ��� �� ��� ��������� ����������� ��� ��� ��������������� Frühlingserwachen ... �� ���� ���� ������ ���� ��� ������������ �������� ��� ������ ��� ������� ������� Auf Entdeckungsreise ... Endlich sind die Beine ent�������� ����� ������ ��� ��t� ������������� �� ����� ��� ������ ���������� ������� ��� ���� ������� �� ����� ������ ���� �� ���������� Nachwuchs entsteht ... ����� ��� �������� ���� ������������ ��������, �� ����� ��� ��� ����������� �� �������� ��� ��� ������� �������� ���������� ��� ����� ����� JAHR DES�FROSCHS 38 Die Partnersuche ... ��� ��������������� ���� ������ ���� �� ����� ��� ����� ������ �� ���������� ��� ��� ��������� ������ ���� ��� ����������� ��� �������� ����������� Brr es wird kalt ... �� ������� ������ ��� ������������ ��� ��� �������������� ������ ����� ����� ����� �������� ��� ���� ����� ���������� ������������ �� ������� ��� ��� �������� �� ����� ����� ��������� ���� �� ����� ������� ����� ����� ������� ���� �������� Die Entwicklung ... �� ���� ��� ���� ���������� ��� ��� ������ ������ ��� ����������� � ��������� ��� t�� ������� �� ��� ���� ����� ��� ��� ���� ��� ��������� ������ ��� ������ ��������� ���� ����������� ������ ��� ���� ��� ��� ����� �������� Die große Wanderung ... ��� ������� ������ ���� �� �������� ��� ��������� �������������� �������� ��� ��� �������� �������� �� ��� ��� ��� ����� �������� ������ ����� Beginn des Lebens ... ��� ����� ����� ���������� ����� �������� ���� ������� ������ �� ��� ��� ����� ���� ���� �������� ���� ���� ����� ������� �� ����� �������� ������� Zeit zum schlafen ... ����� ������������� ����� �� ������ ����� ���������� ������������ �� ����� ����� ��������� � ����� ��� ���� �������� ���� ������ ��� ��� ���������� ���� ����� ����� ������������� ��� �������� ���������� �������� ��� ���� �������� � ������ ������ ��� ���� ���� ���� ���������� Idee: Zoo Salzburg Sei kein Frosch - Hilf uns! Kontaktadressen und weiterführende Hinweise Adressen Verband deutschsprachiger Zoopädagogen e.V. 1. Vorsitzender Lothar Philips Zooschule Köln im Zoologischen Garten Köln Riehler Str. 173, 50735 Köln, Deutschland www.karch.ch Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz mit Steckbriefen der in der Schweiz vorkommenden Arten, Amphibienrufen, Roter Liste, Schutzmaßnahmen etc. www.kaulquappe.de Informative Seite mit Steckbriefen der dt. Arten, sehr guter Bestimmungsschlüssel für Kaulquappen, Rote Liste www.nabu-laubfrosch.de Eine tolle Seite über den Laubfrosch als Amphibie des Jahres, mit vielen Hintergrundinformationen www.amphibienschutz.de Bundesfachgruppe Feldherpetologie (NABU), Rote Liste www.feuersalamander.com Terrarianerseite Wichtige Links International www.WAZA.org Weltzooverband www.EAZA.net Europäischer Zooverband www.zoodirektoren.de Deutschsprachiger Zoodirektorenverband - Amphibienschutzaktivitäten von Zoos, Tier- und Wildparks im deutschsprachigen Raum, Beschreibung von Amphibienarten, die in VDZ-Zoos gehalten werden. www.stiftung-artenschutz.de Beschreibung der Amphibiensituation in der Welt, Arbeitsblätter Amphibien für die Schule www.vzp.de/amphibienkrise.htm Zoopädagogen / Arbeitsblätter Amphibien für die Schule www.globalamphibians.org Weltweite Übersicht über Amphibienbestände, englisch www.amphibiaweb.org Wissenschaftliche Seite zu Amphibienbiologie und -schutz, engl. www.amphibianark.org Deutsche Seite der Amphibienarche, alle Informationen zur Amphibienkampagne WAZA – World Association of Zoos and Aquariums, Lindenrain 3, CH-3012 Bern, Schweiz VDZ - Verband Deutscher Zoodirektoren e.V., Postfach 23, CH-3097 Liebefeld-Bern, Schweiz Stiftung Artenschutz Sentruper Str. 315, 48161 Münster, Deutschland Naturgarten www.nua.nrw.de/nua/content/de/ oeffentl/publikat/info_02.htm Wer seinen Garten nach den Infoblättern Naturgarten der NUA gestaltet, bereitet Amphibien einen hervorragenden Lebensraum Europäische Amphibien Technischer Amphibienschutz www.herpetofauna-nrw.de www.herpetologie.naturkundemuseum-bw.de Von dem ausgewiesenen Fachmann Dr. Axel Kwet erstellte hochinformative Seite. Sehr zu empfehlen. Sei kein Frosch - Hilf uns! www.bauen-tiere.ch/tier.htm Sachgerechte Bauanleitungen für Hausbesitzer, die mit Wildtieren (und auch Molchen) zusammen leben möchten Verlage www.herpetobuch.com Bietet ein reiches Bücherangebot zu Amphibien www.laurenti.de Herpetologischer Fachverlag mit reichhaltigem Bücherangebot (neu und gebraucht) Foren www.froschnetz.ch Deutschsprachiges Froschforum aus der Schweiz. Von der Biologie bis zum Teichbau, kompetent administriert Teichbau www.nua.nrw.de/nua/content/de/ oeffentl/publikat/info_02.htm NUA Infoblatt Naturgarten Nr. 29: Anlage eines Gartenteiches http://reflex.at/~biolab Seite mit guten Informationen zum Thema Algen im Teich www.hydro-kosmos.de/natteich/index.htm Artenschutz am Gartenteich, mit Deutschlandkarte, wo gelungene Garten-und Schulteiche angelegt wurden www.bentonit.de/dichtung.htm Teichabdichtung mit Bentonit www.kautschukfolie.de PVC-freie Teichfolie Kurioses www.froggy.ch Froschmuseum www.froschfamilie.de/froschcliparts. html Private Seite mit vielen Cliparts www.allaboutfrogs.org Vieles Lustiges um den Frosch, englisch 39 Eine gemeinsames Artenschutzprogramm von: Verband deutscher Zoodirektoren Deutscher Wildgehege Verband Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde Bund der Zootierpfleger Verband deutschsprachiger Zoopädagogen Medienpartner: 40 Sei kein Frosch - Hilf uns!