niedersächsische Filmkanon

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niedersächsische Filmkanon
Der niedersächsische Filmkanon
Der niedersächsische Filmkanon – eine Sammlung von Filmen zur Filmanalyse
Die Filmsprache hat ihre eigenen Regeln und will wie eine Fremdsprache erlernt werden. Filmanalyse ist dabei eine der Grundvoraussetzungen
bei der Vermittlung von Medienkompetenz.
In jedem Schuljahr bieten alle Medienzentren in Niedersachsen drei Spielfilme mit Unterrichtvorschlägen für den Unterricht an.
Die ausgewählten Spielfilme sollen helfen die Filmanalyse als Unterrichtsgegenstand in unterschiedlichen Fächern zu etablieren. So werden im
Laufe der Jahre Beispiele für die Fächer Deutsch, Fremdsprachen, Kunst und Musik angeboten, genauso wie für verschiedene Schulstufen. Die
Sammlung, die im Laufe der Jahre entsteht, wird niemals endgültig oder fertig sein, sondern geprägt durch die Wandelbarkeit, die das Medium
Film auszeichnet.
Filmanalyse ist eine sehr komplexe Aufgabe, wenn man sie für den Unterricht aufarbeiten will. Deswegen
sollen in den Filmen des Niedersächsischen Filmkanons einzelne Aspekte einer möglichen Filmanalyse
schwerpunktmäßig aufgearbeitet werden.
Das geschieht in der Bereitstellung von Filmausschnitten, Arbeitsblättern, Einzelbildern und
Unterrichtsvorschlägen.
Aufbau:
Zu jedem, Filmtitel gibt es den Film in der Gesamtlänge.
Auf einer zweiten didaktischen DVD wird zusätzlich eine Fülle von Materialien und Modulen angeboten, die
der Lehrer oder die Lehrerin sofort und unabhängig vom Vorwissen im Unterricht einsetzen kann. Hinweise
und Hilfen für eine intensivere Beschäftigung mit der Filmanalyse werden ebenso angeboten.
Bisher erschienen in dieser Sammlung folgende Titel:
Staffel
Staffel 1
2008
Staffel 2
2009
Regie
Jahr/Länge/
Farbe/
Freigabe
Land
Genre
46 4 3679
Stanley Kubrick
1968/143 min/f
USA/GB
Science fiction
46 4 2924
Fritz Lang
1931/107min/sw
Deutschland
Krimi
Der Untertan
46 4 0084
Wolfgang Staudte
1951/109min/sw
DDR
Romanverfilmung
Die fabelhafte Welt
der Amélie
46 6 1449
Jean-Pierre Jeunet
2001/117min/f/ab
6
Frankreich
Spielfilm
Azur und Asmar
46 6 3128
Michel Ocelot
2006/95min/f/ab 6
Frankreich
Trickfilm
Paris, je t'aime
46 6 1450
verschiedene
2006/120min/f/ab
6
Frankreich
Episodenfilm
Titel
2001: Odyssee im
Weltraum
M - eine Stadt
sucht einen Mörder
(Filmbeschreibungen siehe unten!)
Verleihnummer
Die didaktischen Schwerpunkte der 1. Staffel
M – Eine Stadt sucht einen Mörder
Die Parallelmontage Das musikalische Erkennungszeichen Die dramatische Zuspitzung Kameraeinstellungen
2001: Odyssee im Weltraum
Musik im Film Die Zeitlupe Der Verbindungsschnitt (match-cut) Die dramatische Steigerung der Spannung Kameraeinstellungen
Der Untertan
Literaturverfilmung Die satirische Übertreibung Die Perspektive Das Storyboard
Kameraeinstellungen
Filmbeschreibungen:
2001: Odyssee im Weltraum ist ein bekannter und einflussreicher Science-Fiction-Film aus dem Jahre 1968, der auf
der Kurzgeschichte The Sentinel (Der Wächter) von Arthur C. Clarke basiert und ursprünglich "Journey Beyond the Stars"
heißen sollte. Er ist eine britisch-US-amerikanische Co-Produktion und entstand unter der Regie von Stanley Kubrick in
England.
Auf dem Mond wird ein vier Millionen Jahre alter Monolith gefunden, der Signale in Richtung Jupiter sendet. Eine
Expedition wird ausgerüstet, um das Rätsel zu lösen. An Bord des Raumschiffs "Discovery" sind die Astronauten
Bowman und Pool, drei Wissenschaftler im Tiefschlaf und der superintelligente Computer HAL 9000. Kurz vor dem Ziel
spielt HAL 9000 verrückt und bringt die Besatzung um, nur der Astronaut Bowman überlebt. In einer kleinen Raumfähre folgt er dem riesigen Monolithen.
Bowman erlebt seine Wiedergeburt ...
Untertitel: deutsch, englisch, schwedisch, holländisch, norwegisch, dänisch, finnisch, isländisch, italienisch Sonstiges: Trailer.
Stichworte:
Odyssee im Weltraum, Weltraum, Science-Fiction, Science-Fiction-Film, Science-Fiction (für Erwachsene), Fantasy, Phantasie, Phantasiefilm, Fantasie,
Fantasiefilm, Zukunft, Menschheit, Menschheitsgeschichte,
Literatur, Literaturverfilmung, Medien, Medienerziehung, Filmkanon, Spielfilm, Analyse, Filmanalyse, Englisch, Bilingualer Unterricht
M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) von Fritz Lang mit Peter Lorre in der Hauptrolle zählt zu den bedeutendsten
Werken des deutschen Films. Im geschichtlichen Rückblick erweist er sich als treffendes Abbild der vom erstarkenden
Nationalsozialismus in Frage gestellten Weimarer Republik. Als eine der ersten deutschen Tonfilmproduktionen schöpfte
er die Möglichkeiten dieses neuen Mediums aus.
Ein unbekannter Kindermörder versetzt die Bewohner Berlins in Schrecken und Hysterie, so dass Polizei und Unterwelt
seine Verfolgung aufnehmen. Er hat bereits mehrere Kinder umgebracht, auf Fahndungsplakaten ist eine Belohnung
ausgesetzt.
Zusatzmaterial:
Portrait von Fritz Lang; Historische Aufnahmen; Fotos; Plakat (1931); Premiereneinladung.
Stichworte:
Film, Filmklassiker, Krimi, Kriminalfilm, Kriminalfilm (für Erwachsene), Fritz Lang, Lang; Fritz, Lang, Filmkanon, Analyse, Filmanalyse, Spielfilm, Mörder,
Kindermörder, Kriminalität, Unterwelt, Medien, Medienerziehung
Der Untertan ist eine Verfilmung der DEFA des gleichnamigen Romans von Heinrich Mann aus dem Jahr
1951 von Regisseur Wolfgang Staudte. Diederich Heßling ist so, wie ein guter preußischer Untertan sein
sollte.
Er ist autoritätsgläubig, lernt aber, dass es am angenehmsten ist, wenn man auch entsprechende Macht
besitzt. Dass man auch der Macht dienen muss, wenn man selber in Bezug auf Macht vorankommen möchte,
lernt er ebenso: Nach oben buckeln und nach unten treten. Er schmeichelt sich deswegen beim
Regierungspräsidenten von Wulkow ein. Unter dessen Schutz intrigiert er gegen Konkurrenten und paktiert
mit korrumpierten Sozialdemokraten. Am Höhepunkt seiner Macht ist er angekommen, als er
ordensgeschmückt ein Kaiserdenkmal einweihen kann.
Zusatzmaterial:
Filmografie und Biografie von Wolfgang Staudte und Werner Peters; Dreharbeiten und Premiere von "Die Mörder sind unter uns"; Premiere von "Die
Geschichte vom kleinen Muck"; Szenenfotos; Original-Kino-Plakat; Betrachtungen des Historikers Dr. Jürgen Angelow zu "Der historische Untertan".
Stichworte:
Literatur, Literaturverfilmung, Roman, Romanverfilmung, DEFA, Satire, Sozialkritischer Film, Heinrich Mann, Mann; Heinrich, Mann, Macht, Spielfilm,
Filmkanon, Analyse, Filmanalyse, Medien, Medienerziehung,
Filmbeschreibungen:
Die fabelhafte Welt der Amélie (Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain, dt. Das fabelhafte Schicksal der
Amélie Poulain) ist ein französischer Spielfilm aus dem Jahr 2001 von Jean-Pierre Jeunet mit Audrey Tautou in der
Titelrolle. Die Filmmusik stammt von Yann Tiersen, einige skurrile Ausstattungsdetails von Michael Sowa.
Der Film erzählt zunächst in urkomischen Episoden die Kindheit der Amélie. Der frühe Tod der gestrengen Mutter und die
emotionale Kälte des Vaters, der nicht aus sich heraus kann, machen aus ihr ein kleines, introvertiertes Mädchen, das mit
großen staunenden Augen die Welt betrachtet und sich ihren eigenen Teil hineindenkt. Jahre später ist Amélie erwachsen,
sie lebt in einem stark colorierten Montmartre, aber ihre Augen sind nicht kleiner und sie selber ist nicht weniger
introvertiert. Bis sie hinter einer Fliese eine Schachtel mit altem Spielzeug findet. Dieses Ereignis soll ihr Leben völlig auf
den Kopf stellen, denn Amélie kommt auf die Idee, wie es denn wäre, den Eigentümer der Schachtel ausfindig zu machen.
Kurz: Nach einiger Suche findet sie ihn, spielt ihm die Schachtel zu, ohne sich selber zu offenbaren. Und ein älterer,
gescheiterter Herr findet diese kleine Sammlung wertvoller Dinge seiner Kindheit, allzu authentische Tränen der Rührung
kommen ihm ob dieses für ihn unerklärlichen Wunders. Amélie hat einen Menschen glücklich gemacht, und dieses kleine
Spielchen wird fortan ihre Passion. Denn um sie herum leben noch viele gescheiterte und unglückliche Menschen, die eine
Fee brauchen, um ihrem Leben wieder etwas besonderes zu geben.
Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain, Frankreich, 2001
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant
Schnitt: Hervé Schneid
Musik: Yann Tiersen
Produktion: Jean-Marc Deschamps, Claudie Ossard
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Länge: 117 Minuten
Azur und Asmar wachsen gemeinsam bei der Mutter Asmars auf. Sie dient als Amme am Königshof von Azurs Vater. Sie
erzählt ihnen Geschichten aus ihrer schönen fernen Heimat, von der Fee der Djinns, die auf ihre Befreiung wartet. Wie
Brüder wachsen die beiden auf und verbringen gemeinsam ihre Kindheit. Aber als Asmar alt genug ist, wird er vom
geliebten Bruder und seiner Ziehmutter getrennt. Erst als Erwachsene sehen sich die jungen Männer wieder und treten
nun als Rivalen gegeneinander an. Beide wollen sie die verwunschene Fee, von der sie in ihrer Kindheit so viel hörten,
retten. Doch je schwieriger sich ihre Abenteuer auf dem Weg dorthin gestalten desto stärker stellt sich ihre frühere
Verbundenheit wieder ein und sie finden wieder zueinander. Zusatzmaterial: Bonusmaterial zur Nutzung des Films.
Ein poetisches Märchen über die Unterschiede der Kulturen und Religionen, zugleich die Geschichte von zwei Freunden,
die gerade deshalb so stark sind, weil sie verschieden sind
Originaltitel: Azur et Asmar
Frankreich, 2006, ca. 95 min; Farbe
Regie: Michel Ocelot
Drehbuch: Michel Ocelot
Schnitt: Michéle Peju
Musik: Gabriel Yared
Produktion: Nord-Oest Production
BJF-Empfehlung: ab 6 Jahren, FSK: o.A.
Stichworte: Animationsfilm, Märchen, Fremde Kulturen, Abenteuerfilm (für Kinder), Freundschaft, Kinderfilm, Märchen, Trickfilm
Paris, je t'aime ist ein internationaler Episodenfilm aus dem Jahr 2006.
Originaltitel: Paris, je t’aime, Frankreich, 2006
Regie: verschiedene
Drehbuch: verschiedene
Schnitt: verschiedene
Musik: verschiedene
Produktion: Emmanuel Benbihy, Claudie OssardFSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Länge: 120 Minuten
Die 18 Episoden
Ursprünglich waren 20 Episoden geplant, die die 20 Pariser Arrondissements repräsentieren sollten. Zwei der Episoden (die von Christoffer Boe über
das 15. und die von Raphaël Nadjari über das 12. Arrondissement) wurden letztlich jedoch nicht in den Film aufgenommen. Die Episoden entstanden
zwischen 2002 und November 2005.
Die Titel der 18 Episoden lauten (mit entsprechendem Arrondissement):
1. Montmartre (18. Arr.) – Regie: Bruno Podalydès
Ein Mann findet mühsam Stoßstange an Stoßstange eine Parkmöglichkeit. Frustriert stellt er sich als Single vor und beobachtet neidisch
vorbeiflanierende Paare, schwangere Frauen und Mütter mit Kindern. Aber da bricht neben seinem Auto eine Frau zusammen, er schafft sie mit Hilfe
von Passanten auf seinen Rücksitz. Die Frau kommt zu sich und ergreift dankbar seine Hand, als er ihr anbietet, sie an ihr Ziel zu fahren.
2. Quais de Seine (5. Arr.) – Regie: Gurinder Chadha
Drei junge Männer quatschen, am Ufer der Seine sitzend, vorbeikommende junge Mädchen an, eine dabeisitzende junge Muslimin im Shador hört
nachsichtig lächelnd zu. Als sie losgeht, stolpert sie über einen Stein, einer der jungen Männer hilft ihr auf und hilft ihr, den herabgerutschten Shador
neu zu binden. Sie fragt ihn, warum sie den Frauen Dinge sagen, die sie nicht hören mögen, er fragt sie, warum sie, obgleich sie so hübsch ist, den
Shador trägt. Sie geht, um die Moschee zu besuchen, wohin der junge Mann ihr nach einigem Zögern folgt. Sie kommt heraus mit ihrem Großvater,
der junge Mann bleibt zurück, aber der Großvater fordert ihn freundlich auf, mitzukommen.
3. Le Marais (4. Arr.) – Regie: Gus Van Sant
Ein junger Mann und eine Frau kommen als Kunden in eine Druckerei, um ein Bild vervielfältigen zu lassen. Während sie mit dem Drucker weggeht,
beginnt der junge Mann, auf einen jungen Arbeiter einzureden, ihm von mystischen Dingen zu erzählen und schreibt ihm schließlich seine
Telefonnummer auf, aber der antwortet nicht. Als die Kunden gegangen sind, erklärt der Arbeiter seinem Chef auf englisch, die komplizierten Wörter,
die der junge Mann verwendet habe, habe er nicht gelernt, daher habe er ihn nicht verstanden. Zuletzt sieht man, wie der Arbeiter die Druckerei
verlässt und losrennt.
4. Tuileries (1. Arr.) – Regie: Ethan und Joel Coen
Ein Tourist, der auf einer Bank auf die nächste Métro wartet, liest in seinem Reiseführer, man solle es in der Métro tunlichst vermeiden, anderen in die
Augen zu schauen. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig sieht er ein Paar, das in Streit gerät. Der Mann ruft ihm zu, er solle nicht so schauen, die
Frau regt sich darüber auf, geht zu ihm rüber, setzt sich zu ihm und küsst ihn. Darauf wird der Tourist von dem Mann verprügelt, woraufhin sich das
Paar versöhnt.
5. Loin du 16e (16. Arr.) – Regie: Walter Salles, Daniela Thomas
Eine junge Frau (Catalina Sandino Moreno) steht früh morgens in einer der tristen Vorstädte auf. Sie gibt ihr Baby bei einer Tageskrippe ab und singt
ihm noch leise ein Lied vor, um es zu beruhigen, bevor sie geht. Nach einer langen und anstrengenden Fahrt mit Bahn und Bus kommt sie schließlich
bei ihrer Arbeitsstelle an: Sie ist Kindermädchen und muss sich um das Baby einer anderen Frau kümmern, dem sie das gleiche Lied vorsingt, um es
zu beruhigen.
6. Porte de Choisy (13. Arr.) – Regie: Christopher Doyle
Ein ältlicher Vertreter für Friseurbedarf (Barbet Schroeder) erschreckt auf der Métro-Treppe eine Passantin so sehr, dass sie ihre Einkaufstasche fallen
lässt. In einem Friseursalon wird er mit thaiboxenden Friseurinnen konfrontiert, es kommt zu einem Frisierballett mit sehr dünnen Models, und er führt
schließlich eine der jungen Asiatinnen, die ein langes schwarzes Schlitzkleid trägt, zum Métro-Abgang.
7. Bastille (11. Arr.) – Regie: Isabel Coixet
Ein Mann sitzt in einem Bistro und wartet auf seine Ehefrau, der er mitteilen will, dass er sie nicht mehr liebt und für eine „leidenschaftliche
Stewardess“ verlassen will. Noch bevor er aber sagen kann, was er will, zeigt ihm seine Gattin unter Tränen ein Arztblatt, aus dem sich ergibt, dass sie
an einer seltenen Form von Leukämie erkrankt ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Der Mann entschließt sich, ihr für die kommende schwere Zeit
zur Seite zu stehen, und empfiehlt der Stewardess per SMS, ihn zu vergessen, woraufhin diese zusammenbricht. Der Mann spielt seiner Frau so
intensiv Liebe vor, dass er sie wirklich wieder zu lieben beginnt, und als sie stirbt, ist er untröstlich.
8. Place des Victoires (2. Arr.) – Regie: Nobuhiro Suwa
Seit dem Tod ihres kleinen Sohnes leidet die Mutter (Juliette Binoche) unter Depressionen und Albträumen. Eines Nachts schlafwandelt sie auf die
einsame Place des Victoires, wo das Reiterstandbild Ludwigs XIV. von seinem Sockel herabgestiegen ist und sich in einen Cowboy hoch zu Ross
verwandelt hat. Er schenkt ihr eine letzte Umarmung mit ihrem Sohn, der Cowboys und Indianer liebte. So kann sie endgültig Abschied von ihrem
geliebten Kind nehmen und getröstet zu ihrem Mann zurückkehren.
9. Tour Eiffel (7. Arr.) – Regie: Sylvain Chomet
Ein Junge mit einem viel zu großen Schulranzen soll erzählen, wie seine Eltern sich kennenlernten. Sein Vater ist ein Pantomime, der mit
filmtechnisch beschleunigten Trippelschritten genial Autofahren spielt, ins Gefängnis kommt und dort einer Pantomimin begegnet, die dann die
Mutter des kleinen Jungen geworden ist, dessen Babyvorläufer der Vater pantomimisch entzückt im Arm hält und streichelt.
10. Parc Monceau (17. Arr.) – Regie: Alfonso Cuarón
Eine junge Frau (Ludivine Sagnier), die offenbar Kummer hat, trifft sich mit einem älteren Herrn, der sie zu trösten versucht. Die Frau klagt über
einen vermeintlichen anderen Mann, so dass der Eindruck erweckt wird, dieser sei ihr Ehemann und der ältere vielleicht ihr Liebhaber. Aber dieser ist
ihr Vater und soll ihr Kind, also sein Enkelkind, sitten. Über dieses hatte sich die junge Frau mit der Bemerkung er sei so zeitraubend beklagt. Der
Großvater des Kindes passt also auf das Kleinkind im Kinderwagen auf, während die junge Frau sich mit ihrer Freundin zu einem gemeinsamen
Stadtbummel aufmacht. Kaum sind die Frauen weg, beginnt das Baby zu schreien – und der alte Herr zündet sich, was er bei seiner Tochter nicht
durfte, eine Zigarette an.
11. Quartier des Enfants Rouges (3. Arr.) – Regie: Olivier Assayas
Eine amerikanische Schauspielerin (Maggie Gyllenhaal) verliebt sich in den Dealer, der ihr Nachschub bringt, und gibt ihm ihre Telefonnummer. Aber
als sie ihm dann die Tür öffnet, hat er wegen eines wichtigeren Kunden einen Stellvertreter geschickt.
12. Place des fêtes (19. Arr.) – Regie: Oliver Schmitz
Ein schwer verletzter Schwarzer (Seydou Boro) bittet die Rettungssanitäterin (Aïssa Maïga), die ihm erste Hilfe leistet, mit ihm einen Kaffee zu
trinken. Während der Kaffee geholt wird und sie sich um ihn kümmert, erzählt er ihr (Rückblende), wie sie sich schon einmal an seinem Arbeitsplatz
in einem Parkhaus begegnet sind. Er hat sie dort durch die Fensterscheibe ihres Autos gesehen und sich in sie verliebt. Er öffnete ihr die Tür, wobei sie
uninteressiert blieb und das Parkhaus verließ. Er lief ihr nach aus dem Parkhaus hinaus. Als sein Chef das sah, kündigte er ihm. Später sieht man ihn
aus einem Café kommen. Er spricht eine Frau an, die der Rettungssanitäterin ähnelt, jedoch muss er feststellen, dass es eine andere ist. Hierbei werden
Jugendliche auf ihn aufmerksam. Einer von ihnen nimmt ihm seine Gitarre ab. Bei dem Versuch, sie wiederzubekommen, wird mit einem Messer auf
ihn eingestochen. Schwer verletzt, sinkt er auf eine Sitzbank. Hier hört die Rückblende auf. Die Rettungssanitäterin ist von der Geschichte erschüttert.
Sie hält die Kaffeetassen in Händen, während ihr Patient stirbt.
13. Pigalle (9. Arr.) – Regie: Richard LaGravenese
Ein bereits älterer Mann (Bob Hoskins) betritt ein Bordell, wo ihn eine ebenfalls nicht mehr ganz junge Frau (Fanny Ardant), die ihn gut zu kennen
scheint, erwartet. Sie möchte ihn davon abbringen, einer x-bliebigen jungen Hure bei der Arbeit zuzusehen, doch er ist verzweifelt, weil ihm seine
Potenz abhanden gekommen ist, aber zum Schluss erklärt er ihr, sie sei die einzige Frau, die er je geliebt habe.
14. Quartier de la Madeleine (8. Arr.) – Regie: Vincenzo Natali
Ein weiblicher Vampir (Olga Kurylenko) wird von einem jungen Touristen (Elijah Wood) beim Blutsaugen beobachtet. Dann aber bemerkt die
Vampirin auch den jungen Touristen, stürzt sich auf ihn, verletzt ihn aber nicht. Statt dessen fährt ihre Nase an seinem Hals entlang. Als sie von ihm
ablässt, schneidet er sich mit einer Glasscherbe die Pulsader auf und bietet ihr sein Blut an. Die Vampirin nimmt es nicht an, der Tourist verliert sein
Bewusstsein und stürzt eine Treppe hinunter. Dabei schlägt er so hart mit dem Kopf auf den Boden auf, dass aus einer Kopfwunde augenblicklich Blut
fließt, welches den Boden in Herzform benetzt. Die Vampirin gibt daraufhin dem augenscheinlich toten Touristen Blut aus ihrer Pulsader zu trinken,
woraufhin dieser wieder zum "Leben" erwacht - auch ihm sind spitze Zähne gewachsen. Sie nähern ihre Lippen einander an; aber dann bohrt der zum
Vampir verwandelte Tourist seine Hauer in ihren Hals und trinkt, sie tut dasselbe bei ihm, und so endet der Film in der Nahansicht zweier gleichzeitig
blutsaugender und -lassender Vampire.
15. Père-Lachaise (20. Arr.) – Regie: Wes Craven
Ein Paar, das in wenigen Wochen heiraten will, streunt streitend über den Friedhof Père-Lachaise. Als der Frau (Emily Mortimer) klar wird, dass ihr
Verlobter (Rufus Sewell) vollkommen humor- und witzlos ist und sie niemals mit einem solchen Mann zusammenleben könnte, will sie die geplante
Hochzeit absagen. Doch der Geist von Oscar Wilde, der plötzlich auftaucht, verhindert die Trennung, indem er dem jungen Mann ein paar geistreiche
Wendungen eingibt, die die Frau beeindrucken.
16. Faubourg Saint-Denis (10. Arr.) – Regie: Tom Tykwer (ursprünglicher Name des Kurzfilms: True)
Ein blinder junger Mann bekommt einen Anruf von seiner Freundin (Natalie Portman): Sie will Schluss mit ihm machen. Er erinnert sich, wie er sie
kennenlernte: Er hörte sie durch ein offenes Fenster im Erdgeschoss verzweifelt schreien, trat an das Fenster heran. Sie bemerkte ihn, bemerkte sein
Erschrecken und erklärte ihm, dass sie nur für ihr Vorsprechen bei der Schauspielschule geübt habe. Sie werden ein Paar, Ruhepol in mehreren stark
beschleunigten Sequenzen, die den Lauf des gemeinsam verbrachten Jahres zusammenfassen… Erneut ruft die Freundin an, und es zeigt sich, dass die
Worte, mit denen sie scheinbar Schluss machte, auch nur Teil einer Rolle waren, die sie gerade einübte und deren Stimmigkeit sie so an ihrem blinden
Freund erproben wollte. Als dieser schweigt, fragt sie ihn, ob er ihr zuhört. Er antwortet: „Nein, ich sehe dich.“
17. Quartier Latin (6. Arr.) – Regie: Gérard Depardieu, Frédéric Auburtin
Getrennt sind die beiden schon lange, doch nun wollen er (Ben Gazzarra) und sie (Gena Rowlands) die offizielle Scheidung, denn Bens neue Freundin
geht auf die 30 zu und möchte nicht nur ein Kind, sie ist bereits im dritten Monat, und auch Gena lebt in einer neuen Beziehung zu einem viel jüngeren
Mann, diesmal kein Schriftsteller, sondern ein Radfahrer… Der sarkastische Dialog, den die beiden in einem Bistro führen, offenbart ihre tiefe
Verletztheit – und ihre niemals endende Liebe zueinander. Als Ben bezahlen will, sagt ihm der Wirt (Gérard Depardieu), die Rechnung gehe aufs
Haus.
18. 14e arrondissement (14. Arr.) – Regie: Alexander Payne
Eine amerikanische Touristin, nicht jung, nicht hübsch, nicht schlank und wider Willen Single, möchte Paris erleben. Sie wollte für zwei Wochen
fahren, aber wegen ihrer Hunde musste sie sich auf eine Woche beschränken. Auf der Suche nach einem Lokal landet sie in einem chinesischen. Sie
sitzt auf der Cimetière Montparnasse vorm Grab von Porfirio Diaz und wundert sich, dass er für immer ruht, während sie noch beweglich ist. Von
einem Hochhaus über Paris blickend, bedauert sie, niemandem sagen zu können, wie schön sie den Ausblick findet. In einer Gasse bedauert sie, ihren
Beruf als Briefträgerin nicht hier ausüben und die Bewohner kennenlernen zu können. In einem Park allein auf einer Bank sitzend, spürt sie plötzlich,
dass sie Paris liebt – und dass ihre Liebe erwidert wird.