Gasexplosion in Wohnhaus - Heisenberg

Transcription

Gasexplosion in Wohnhaus - Heisenberg
ein
Tennesseeallee
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A G E S Z E I T U N G
Aktuell
49 Todesopfer
bei Unwetter
Madrid (dpa) - Ein marokkanischer Junge wurde
in der Nähe von Toledo
vom Blitz getroffen und
erlag diesem Unfall. Starke Unwetter sorgen zur
Zeit in Mittelspanien für
Wirbel. Die Stürme sind so
stark, daß Dächer zerschlugen und Straßen unpassierbar wurden. Sogar
einige Bauern klagen über
den Verlust ihrer Ernte.
Die Telefonverbindung
und Stromversorgung ist
in vielen Ortschaften zusammengebrochen. Die
Hagelkörner hatten vereinzelt die Größe von
Taubeneiern.
Das Wetter
Heute wird es stark bewölkt sein, es kommen jedoch öfters sonnige Abschnitte heraus. Es kann zu
Regenschauern und Gewittern kommen. Die
Temperaturen bewegen
sich bei uns zwischen 19
bis 23 Grad.
Keine guten Nachrichten für Wetterfühlige:
Durch die zunehmende
Schwüle gibt es eine Belastung für den Organismus,
auch Herz-Kreislaufpatienten, Asthmatiker
und Rheumatiker werden
es spüren. Die stimulierende Wetterlage könnte aber
auch zu einer Verbesserung
der Konzentration und
Leistungsfähigkeit führen.
Die weiteren Aussichten
für das Wochenende: keine
großen
Temperaturänderungen, es
bleibt wechselhaft mit
Schauern und Gewittern,
am Sonntag meist heiter
und erneut steigende Temperaturen.
V O N
S
C H Ü L E R N
D E S
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E I S E N B E R G
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Gasexplosion in Wohnhaus
Tote bei Explosion in einem vierstöckigem Familienhaus/
8 Menschen verschüttet/200 Rettungskräfte im Einsatz
Im Düsseldorfer Stadtteil Flingern ist gestern um 3.20 Uhr ein vierstöckiges Wohnhaus auf Grund einer Gasexplosion komplett zerstört worden. Die Ursache dafür war
vermutlich Gas, das durch den Postschacht eingedrungen war. Ein Sprecher der Stadtwerke erklärte, daß das Wohnhaus nicht mit dem städtischen
Netz verbunden war. Nach Berichten von Augenzeugen wurde das Haus bis auf die Grundmauern zerstört. Durch die starke Detonation zerbrachen in
der Innenstadt mehrere Fensterscheiben.
Um 6.20 Uhr barg die Feuerwehr eine 60 jährige Frau mit
schweren Kopfverletzungen,
kurz danach einen 30 Jahre alten Mann, außerdem besteht
Kontakt zu einer dritten Person.
Nach Angaben der Rettungskräfte stehen die beiden Opfer
nicht mehr unter Lebensgefahr.
Nach 15.00 Uhr wurde die erste Leiche geborgen. Bei der
Bergungsaktion, die mehrmals
abgebrochen werden mußte, da
noch weiterhin Explosionsgefahr besteht, sind über 200
Rettungskräfte und Spürhunde
im Einsatz. Während der Bergungen wurde ein Feuerwehrmann verletzt. Unter den
Trümmern werden noch weitere Tote und Verletzte gesucht. Nach Angaben der Polizei waren 8 der 15 Personen an der Unglücksstelle. Trotzdem ist es immer noch ungeklärt, wieviele Personen tatsächlich zu Hause waren. Auf Grund von Einsturzgefahr
wurden in der umliegenden Gegend 50 Personen evakuiert. Doch es gibt wenig Hoffnung für die Verschütteten, noch lebend geborgen zu werden. (mc, ma)
Der Yeti lebt!
Wien (dpa) - Der Schneemensch Yeti sei
ein ausgesprochenes Nachtwesen, etwa
2,20 Meter groß, habe ein helles, Fell, sei
äußerst aggressiv; aber nur dann, wenn er
sich bedroht fühle, und ernähre sich
hauptsächlich von Yaks, gab der Südtiroler Extrembergsteiger Messner dem Magazin „News" bekannt. Er habe ein Foto
gemacht, wolle dieses aber frühestens in
zwei Jahren herausgeben. Auch den Fundort verriet er nicht. Messner behauptet, er
habe vor dreizehn Jahren schon einmal
den Schneemenschen gesehen, doch war
ihm nie der Nachweis für die Existenz
gelungen.
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ab
111
Freitag, 25. Juli 1997
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Steuerkrise spitzt
sich zu
Bonn (dpa) - Trotz intensiver Verhandlungen scheint es keinerlei Fortschritte im
Annäherungsprozeß zwischen Koalition
und SPD zu geben. In den Augen von
Bayerns Finanzminister Huber stehen wir,
wie er in einem Interview mitteilte, dem
Scheitern der Reform näher denn je zuvor. Jedoch wollen beide Seiten versuchen
in weiteren, für den nächsten Mittwoch
anberaumten Verhandlungen des Verhandlungsausschusses die Krise beizulegen um
doch noch auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
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Y M N A S I U M S
○○○○○○○○○○
Liebe Leser
Diese Zeitung wurde
von
Schülern
des
Heisenberg-Gymnasiums
Karlsruhe gemacht. Einige
der Artikel sind im Laufe
des Schuljahres entstanden, die aktuellen auf den
ersten fünf Seiten wurden
in ähnlicher Weise erstellt,
wie dies die „richtigen“
Journalisten tun. Zwar
kann sich das Produkt
nicht an den professionellen Schwestern messen,
aber wir hatten unsere
Freude an der Arbeit und
hoffen, Sie haben auch ein
bißchen davon beim Lesen.
Wenn Sie uns etwas mitteilen möchten, erreichen
Sie uns unter der
Schuladresse (S. 11).
Inhalt
aktuelle
Nachrichten
1-5
aus der Wissenschaft 6
Ein zweites Leben
8
Taxifahren
in Karlsruhe
9
Interessantes aus
Karlsruhe
10
Programme fürs
Wochenende
12
Reise nach Verdun
13
14
Freizeit, Sport und
Reisen
16
über diese Zeitung
20
Rollenspiele
Impressum
2
Nachrichten
Dax steigt
Der Deutsche Aktien Index stieg über 4400 Zähler.
Somit explodieren auch die
Umsätze. Trotzdem fielen
häufig Schimpfwörter, da
das Computersystem der
Deutschen Börse AG wieder einmal streikte und die
Börsianer eine Dreiviertelstunde die Hände in den
Schoß legen mußten. Der
Dax stieg seit Beginn des
Jahres um 55%. Es gibt
auch Verlierer, z.B. verloren Metro und Viag
0,91und 0,26 Prozent.
(mh)
Einbruch-Serie
aufgeklärt
Seit 1993 lebte ein in
Deutschland wohnender
Bosnier von Wohnungsund Hauseinbrüchen, bei
denen er, entweder alleine
oder mit Helfern, ungefähr
4 Millionen Mark erbeutete. Sein beliebtestes Diebesgut waren Schmuck
und Bargeld. Seine fast 600
Einbrüche führte er in Bad e n -W ü r t t e m b e r g ,
Bremerhafen, NordrheinWestfalen und Nordbayern
aus. Nachdem ihm 1993
ein Ausbruch aus dem offenen Strafvollzug gelungen war, lebte unter falscher Identität. (ng)
EU-Finanzminister beraten über
Hauhalt 98
Brüssel - Bei einer Sitzung
aller Finanzminister der
Europäischen Union wurde gestern über den Etat
1998 beraten. Nach Angaben der EU-Kommission
sei eine Erhöhung um
2,9% auf 87,4 Milliarden
Ecu vorgesehen und notwendig. Die meisten Mitgliedsstaaten wollen ein
Null-Wachstum der Ausgaben und sprechen sich so
gegen eine Erhöhung der
Beiträge aus, um die Erfüllung der Kriterien für die
Währungsunion und ihre
eigenen Sparmaßnahmen
nicht zu gefährden.
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 2
Schlaflos in Holland
Amsterdam (dpa) - In der
Nacht zum Donnerstag
hielt die holländische
Königsfamilie Dutzende
Camper auf Trab. Die Clique um Königin Beatrix
und Söhnchen Willem
Alexander feierte die ganze Nacht im nahegelegenen Landgut der Königsfamilie eine exklusive
Geburtstagsparty. Der unangenehme Nebeneffekt
war die bis vier Uhr morgens andauernde Musik
der engagierten Band. Obwohl die Musik nach Zeugenaussagen recht gut gewesen sein soll, brachten
die wenigsten Camper in
der Nacht ein Auge zu.
Doch damit nicht genug,
wie das Stadtdezernat heute verlauten ließ, lag für die
veranstaltete Feier keine
Genehmigung vor. (sd)
Lastwagen stieß
mit Schnellzug
zusammen
Wie die spanische Bahngesellschaft „Renfe“ am
Donnerstag bekanntgab,
hatte in der Nacht ein Lastwagen die heruntergelassenen Eisenbahnschranken
durchfahren und war mit
dem Schnellzug „Irun-Lissabon“ kollidiert. Der Lokomotivführer des Nachtexpreß war sofort tot, 16
weitere Menschen wurden
verletzt. Der Fahrer, der
mitsamt dem LKW gegen
ein Wohnhaus geschleudert worden war und nur
leichte Verletzungen davongetragen hatte, sagte
später, er habe die Schranken nicht gesehen. Der
Lastwagen riß das Haus
teilweise ein, wodurch die
fünfköpfige Familie, die
Bewohner, verletzt wurden.
Versace-Mörder tot
Das Leben des Andrew
Cunanan
Der mutmaßlich Mörder von Gianni Versace hat sich in seinem
Hausboot erschossen. Die Polizei war ihm dicht auf der Spur.
E
r bekannte sich offen zu seiner
Homosexualität seit seiner
High-School-Zeit. Seine eigene
Mutter bezeichnete ihn als „hochbezahlten, schwulen Callboy“. Sein Vater verweigerte Aussagen zur Homosexualität seines Sohnes und nannte ihn einen gläubigen Jungen mit einer guten, katholischen
Erziehung.
Andrew Cunanan,einer der vom FBI
am meisten gesuchten Männer, wurde das
Ziel einer großangelegten Menschenjagd
für seine mutmaßliche Teilnahme an einer Mordserie. Die Behörden legen
Cunanan fünf Morde zur Last, einer davon am schwulen italienischen Modeschöpfer Gianni Versace.
Am Mittwoch, nimmt man an, hat er
sich das Leben genommen, nachdem er in
Miami Beach in einem deutschen Hausboot eingekreist wurde, gerademal 2 ½ km
von Versaces Villa entfernt, wo er diesen
erschoß.
Nachdem sie das Hausboot gestürmt
hatte, fand die Polizei eine Leiche, die, wie
sie sagten, Cunanan ähnlich sehe. Am
Donnerstagmittag wurde bestätigt, daß es
sich bei der Person die an einer selbstzugefügten Schußwunde verstorben war um
Cunanan handle.
Die Nachricht, daß Cunanan verdächtigt wurde, an einer Mordserie beteiligt
gewesen zu sein, war ein Schock für seine
Freunde, die einer extravaganten Abschiedsparty, die Cunanan für sich im
April gab, beiwohnten.
Selbst der Papst war machtlos
Hinrichtung eines 55jährigen
Nach Vergewaltigung und Mord/ Heirat 8 Stunden vor Hinrichtung
Richmond - Nach großen internationalen Protesten wurde Joseph Roger O´Dell
in Richmond/ Virginia mit der Giftspritze
hingerichtet. Er beteuerte seine Unschuld
und spricht dabei den Sohn der Toten an.
In der gestrigen Nacht wurde der 55
Jahre alte Joseph Roger O´Dell in
Richmond im US-Bundesstaat Virginia
hingerichtet. Unter anderen haben sich
Mutter Theresa und der Papst für den
Verurteilten eingesetzt. O´Dell wurde
wegen Vergewaltigung und Ermordung
der 44 Jahre alten Helen Schartner zum
Tode verurteilt. Er soll die Frau im Jahre
1985 in Virginia Beach mit einer Pistole
geschlagen, vergewaltigt und stranguliert
haben. Seine Anwälte versuchten noch bis
zuletzt seine Exekution mit der Giftspritze zu verhindern oder Aufschub zu
erhalten. O´Dell beteuerte immer wieder
vergeblich seine Unschuld.
Acht Stunden vor seiner Hinrichtung
heiratete er seine langjährige Freundin
Lori Urs in Greensville.
Die Hinrichtung stand fest, als der
Gouverneur von Virginia, George Allen,
die letzte Bittschrift von den Anwälten
O´Dell´s ablehnte und auch das höchste
US-Gericht seinen „last-minute“ Appell
mit 9:0 Stimmen zurückwies.
O´Dell´s letzte Worte waren „Gouverneur Allen, sie bringen einen unschuldigen Mann um“, „Ich will das zu Eddie
Schartner sagen, dem Sohn des Opfers.
Ich habe Deine Mutter nicht umgebracht.“
Der Fall löste internationale Proteste
aus. Besonders in Italien wurde O´Dell
zu einem zentralen Punkt auch in der
Opposition.
Impressum: Zeitung von Schülern der 10b und 9a des Heisenberg - Gymnasiums
Sebastian Deck (sd),Nana Gentner (ng), Michael Auerswald (ma), Manuel Schindler (ms), Stephen Ziegler (sz),
Christopher Deck (cd), Andreas Sütterlin (as),Michael Cremers (mc), Felix Wenzel (fw), Ivan Fuqua (if), Clemens
Schupp (cs), Philipp Specht (ps), David Daum (dd), Marcel Härdle (mh)
SEITE 3 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
GummistiefelBranche boomt
Seit die Hochwasserkatastrophe an
Oder und Neise auch auf Ostdeutschland
übergegriffen hat, erlebt der holländische
Gummistiefelhersteller Hevea eine nie
dagewesene Nachfrage nach den robusten
Gummitretern. Es wurden bereits zehntausende Paare nach Ostdeutschland geliefert und verkauft. Doch die Firma rechnet erwartungsgemäß mit einer noch größeren Nachfrage, wenn die Flut zurückgeht und sich der Boden für Wochen in
unwegsames Gelände verwandeln wird.
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die Idee der Amerikaner,
die seit 1976 die Route des
Original-Pony-Expreß einmal jährlich reiten. Die
Originalroute führt von
Sacramento ins 3146 km
entfernte St. Joseph. Vom
18. bis zum 23. August 165
Ponyexpreß-Anhänger von
Tschechien bis Niedersachsen reiten. Dabei ist am
wichtigsten, daß sie die
Karten zu allen Tages- und
Nachtzeiten und auch unter den schlimmsten
Wetterbedingungen zur
nächsten Relaisstation befördern, an der dann die
traditionelle Übergabe der
„Mochilia“, der Posttasche,
stattfindet. (ng)
Belfast (dpa) - An den
Politiker Robert Mc
Cartney war der Anschlag
mit einer Paketbombe gerichtet. Sie wurde gestern
in der nordirischen Hauptstadt, Belfast, entschärft.
Mc Cartney, der als Chef
der Unionisten beschäftigt
ist,
hatte
einen
Entwaffnungsplan der katholischen Untergrundorganisation IRA nicht befürwortet. Jedoch schloß ein
britischer Behördensprecher die IRA als möglichen Täter aus, da die Extremisten erst vor vier Tagen eine neue Feuerpause
ausgehandelt hatten. (cd)
Hilfe für
Rußlanddeutsche
Die Moskauer Regierung hat vor, die etwa eine
Million Deutschstämmigen in Rußland mit einem
großangelegten Programm
zu unterstützen. Nach Gesprächen mit Ministerpräsident Tschernomyrdin berichtete der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung gestern in Bonn,
daß dafür in den kommenden zehn Jahren einige
hundert Millionen Mark
ausgegeben werden sollen.
Die russische Regierung
setzt den Schwerpunkt auf
kulturelle, wirtschaftliche
und soziale Projekte. Sie
hat erklärte sich bereit,
auch Deutschstämmige aus
den Folgestaaten der Sowjetunion aufzunehmen.
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Tschechiens Politiker R.
Ponyexpreß Mc Cartney
Seit 1985 reiten tschechierhält
sche Ponyexpressler von
Tschechien bis nach NiePaketbombe
dersachsen. Sie kopierten
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London - In Nordirland scheiterte ein
Plan zur Entwaffnung der IRA an den
Unionsparteien, die den Plan der britischen und irischen Regierung ablehnte. Sie
forderten die Abgabe sämtlicher Waffen
und eine schriftliche Garantie, die bestätigt, nichts zurückgehalten zu haben.
Doch die anderen Parteien stimmten dem
Vorschlag nicht zu, da sie einen Kompromiß mit der IRA für sinnvoller hielten.Die
Unionsparteien gaben sich damit jedoch
nicht zufrieden, wodurch das Vorhaben
ganz scheiterte. (as;dd)
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Entwaffnung der
IRA gescheitert
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Karlsruhe - Vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe versuchten gestern sechs Ex-DDR-Grenzgeneräle ihre
Klage gegen ihre Verurteilung wegen Tötung von 15 Flüchtlingen, die versuchten
die innerdeutsche Grenze illegal zu überqueren, durchzubringen. Die Klage wurde jedoch zurückgewiesen, und somit
müssen sie ihre Freiheitsstrafen zwischen
sechseinhalb und dreieinhalb Jahren nach
wie vor verbüßen. (as;dd)
Separatistengruppe bekannte sich am Mittwoch
völlig zur Entführung und
Tötung des Spaniers
Miguel Angel Blanco am
10. Juli, die das ganze Land
erschüttert hatte. Die
Separatistengruppe teilte
weiterhin mit, daß sie weiterhin mit Waffengewalt
den Kampf um die Unabhängigkeit austragen will.
Bereits am Dienstag hatte
sich die ETA mit einem
Artikel in der baskischen
Zeitung „Egin“ zu der Entführung, mit der sie die
Freilassung von 450 politischen Gefangenen erzwingen wollte, bekannt.
Auch die ETA teilte mit,
daß sie weiterhin mit Ihrer
momentanen Politik fortfahren wolle. (sd)
Washington (dpa) - In
der Höhe von 1,5 Millionen Kilometer von der
Erde entfernt soll eine stationäre Sonde der Nasa
positioniert werden. Partikel, die von der Sonne und
von anderen intergalaktischen Systemen in der
Milchstraße ausgehen, sollen untersucht werden.
Diese Partikel bombardieren schon seit einiger Zeit
die Erde. Des weiteren soll
sie zum besseren Verständnis des Sonnensystems beitragen. Am 25. August soll
zu diesem Zweck diese
ACE-Sonde in den Weltraum geschossen werden.
(cd)
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Klage von ExDDR-Generälen
Bonn - Der Entwurf für
ein geplantes Antidiskriminierungsgesetz
wurde gestern von den
Grünen vorgelegt. Der
rechtspolitische Sprecher
der Grünen-Fraktion,
Beck , sagte in Bonn, daß
ein solches Gesetz notwendig sei, weil Einwanderer, Behinderte, Schwule
und Lesben bei alltäglichen
Rechtsgeschäften und in
der Arbeitswelt häufig benachteiligt würden. Nach
diesem Gesetz können
Menschen, die wegen ihrer
Herkunft, Behinderung
oder sexuellen Identität
diskriminiert werden, eine
Entschädigung von Mindestens 500 Mark verlangen,
wenn sie keinen Vermögensschaden erlitten haben. (if)
Stationäre
Sonde im
All
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Brüssel - Auf der dritten internationalen Geberkonferenz für Bosnien-Herzegowina wurden 1,24 Milliarden Dollar für
den Wiederaufbau des im Krieg völlig zerstörten Landes bewilligt. Das Geld kommt
zur Hälfte von der Europäischen Union.
Das Geld soll jedoch nur denjenigen zugute kommen, die die Auflagen des
Friedensabkommens von Dayton erfüllen.
Dieses beinhaltet auch die Auslieferung
von Kriegsverbrechern. (as;dd)
Grüne
Weiterhin
fordern
Waffenterror
Antidiskriim
minierungs- Baskenland
Madrid (AP) - Eine begesetz
waffnete
baskische
N
1,24 Milliarden
Dollar für Bosnien
bewilligt
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 4
Hochwasser an der Oder
8300 Soldaten kämpfen gegen die Wassermassen
Nach einer kurzzeitigen Entspannung steigt das Oderwasser
wieder
Der Pegel der Oder hatte sich gestern durch den Deichbruch bei
Brieskow für eine Weile gesenkt.
Doch nun steigt er wieder. Weitere Deichkronen sind abgerutscht
und die Bundeswehrsoldaten haben sich auf einen weiteren Bruch
mit Hubschraubern und schwerer
Technik vorbereitet. Der gebrochene Deich konnte bis jetzt noch
nicht wieder repariert werden.
Ratzdorf(ddpadn) - Gestern um 6.00
Uhr erlebte das brandenburgische
Ratzdorf an der Oder wieder einen neuen
Höchststand von 6,84m. Bis zum Mittag
blieb dieser Wert konstant. Jedoch sind die
Bewohner vorerst evakuiert worden. Einige kehrten allerdings wieder zurück, aus
Angst vor Plünderung, weshalb auch die
Polizei das Gebiet absperrte. Deshalb erhöhten rund 500 Kräfte des Bundesgrenzschutzes, der Bundeswehr und des Tech-
nischen Hilfswerks den Deich mit Sandsäcken auf eine Höhe von 7,10m. Später
kam bei Ratzdorf eine weitere Deichkrone ins Rutschen. Ein neuer Dammbruch ist nun nicht mehr auszuschließen,
da das Wasser wieder langsam steigt. Die
Länge des Bruchs bei Brieskow beträgt
mittlerweile 270m, dies brachte in Frankfurt endlich Entspannung. Der Pegel ist
von den gestrigen 6,37m bis auf 5,95m
gesunken. Die Fließgeschwindigkeit bei
der Bruchstelle, die bisher um über die
Hälfte sank, müsse aber noch weiter fallen, bevor Helfer versuchen können den
Deich zu reparieren. Der Bund versprach
20 Mio. DM Soforthilfe und weitere finanzielle Unterstützung für die
Hochwasseropfer an. Mit insgesamt 8300
Soldaten ist dies der umfassendste Einsatz
der Bundeswehr. Bei Bedarf kann die Anzahl auch noch erhöht werden. Die Soldaten haben sich auf einen weiteren Deichbruch vorbereitet. (cs)
Kritik an
Schröder
Die Kritik kommt nun
nicht mehr einzig aus dem
Lager der Koalition, erstmals kritisierte auch die
SPD-Bundestagsfraktion
die Handlungen des niedersächsischen Ministerpräsidenten. Der SPDBundestagsabgeordnete
äußerte sich in einem Gespräch mit der Kölner Tageszeitung „Express“ äußerst kritisch gegenüber
Schröders Vorgehen. Er
betonte besonders, daß er
Schröders Demonstration
von Machtwillen nicht gutheißen könne, denn für ihn
müsse Politik mehr als
Machtwille, Anpassung an
den Zeitgeist und populistische Stimmungsmache
sein. In seinen Augen dürfe die Sozialdemokratische
Politik nicht weiter an Ansehen bei der Bevölkerung
verlieren, sondern müsse
viel eher Berechenbarkeit
und Gestaltungswillen
symbolisieren. (sd)
Allgemeines
Kampf der Motoren in
Hockenheim
Heimspiel für „Schumi“ & Co.
Am Sonntag, dem 27.7, findet in
Hockenheim das zehnte Formel 1 GrandPrix-Rennen der Saison 97 statt. Das seit
einem Jahr ausverkaufte „Ereignis des Jahres“ wird mit 130 000 Besuchern vollbesetzt sein. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die fast nur schnelle Geraden hat, werden Geschwindigkeiten bis zu
330 km/h erreicht. Alle Teams sind darauf vorbereitet. Angespannte Stimmung
jedoch beim Williams-Team. Nach dem
Mißerfolg in England steht Heinz-Harald
Frentzen unter Druck. Er muß einen gutes Ergebnis in Hockenheim abgeben,
sonst ist die WM für ihn gelaufen, so sein
Chef. Es wird noch spekuliert, ob Ferrari
mit seinem Piloten Michael Schuhmacher,
Hockenheimsieger 95, und Kollege Irvine
seinen alten Motor noch einmal einsetzen
wird. Wird es so sein, werden die Chancen natürlich nicht sehr hoch sein, beim
Qualifikationstraining am Samstag vorne
mitzuspielen.
Das Ergebnis von monatelangen Überarbeitungen von Motor und Auto kann
sich sehen lassen: McLaren- Mercedes
geht mit 750 PS an den Start. Auf der 6,823
km langen Strecke mit 45 Runden Renndauer können die Motoren beweisen, was
sie können. (ms)
Keine
zusätzlichen
Rechte für
Tibet
Peking - China wird Tibet nie die gleichen Rechte
wie Hongkong zugestehen. Das teilte ein hoher
Funktionär der kommunistischen Partei in Tibet mit.
Das im Exil lebende geistige Oberhaupt der Tibetaner, der Dalai Lama, hatte
vorgeschlagen, daß auch
Tibet, genau wie es mit
Hongkong geschah, in das
Programm „Ein Land, zwei
Systeme“ aufgenommen
werden könnte. Man begründet dies mit der völlig
unterschiedlichen Situation in den betroffenen Gegenden. Tibet ist schon seit
1951 unter chinesischer
Herrschaft, damals hatte
man Truppen mit der Begründung dorthin entsandt, daß Tibet schon immer zu chinesischem Gebiet gehört hätte. (sd)
US-Soldaten
kamen mit Giftgas
in Berührung
Nach Quellen des Pentagons kamen im
Golfkrieg ungefähr 100 000 Soldaten in
Berührung mit Giftgas, unter anderem
Sarin. 1991 wurden die chemischen Waffen von US Soldaten in einer offenen Grube vernichtet, dabei gerieten sie in Kontakt mit Sarin. Ein Abgeordneter erklärte
später, daß die Menge des Gases so gering war, daß es unschädlich gewesen sei.
Das Pentagon und der CIA fanden keine
klare Verbindung zwischen der chemischen Berührung und den unerklärten
Krankheiten der ehemaligen Soldaten. Viele Veteranen jedoch beschuldigen die chemischen und biologischen Waffen, von
denen sie Muskel- und Gelenkschmerzen,
Müdigkeit und Schlafstörungen bekamen.
Das Pentagon leugnete noch viele Jahre
nach dem Krieg ab, Beweise zu haben, daß
Amerikaner während des Golfkrieges in
Kontakt mit Giftgas kamen. (mc;ma)
SEITE 5 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Jan Ullrich - Ein Siegertyp
Gefälschte
Mauritius?
Berlin (ddpadn) - Die
wertvollste Briefmarke
der Welt soll erstmals anläßlich ihres 150jährigen
Jubiläums in einer limitierten Auflage nachgedruckt werden. Angefertigt wird sie durch die
Bundesdruckerei GmbH.
Der Wert der heute noch
erhaltenen zwölf blauen
Two-Penny-Marken und
der vierzehn roten OnePenny-Marken wird auf
rund drei Millionen Mark
geschätzt. Auf der Insel
Mauritius im Indischen
Ozean, die damals eine
britische Kronkolonie
war, wurden im Jahre
1847 die heute wertvollen
Originale gedruckt. Der
Druck wird durch eine
Kopie der originalen
Druckplatte, die als verschollen gilt, durchgeführt. (cd)
Hungerstreik
Jerusalem (Reuter) Palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen veranstalteten
am Mittwoch einen Hungerstreik, um für Freiheit, bessere Haftbedingungen und gegen die
Unterdrückung durch israelische Behörden zu demonstrieren. Der Hungerstreik, so berichtet der
palästinensische Unterhändler, sei eine Warnung
und weitere Maßnahmen
würden folgen. Nach
Aussagen des Unterhändlers sollen sich mehr
als 3500 Gefangene in
Gefängnissen aufhalten,
wohingegen man von offiziellen israelischen Stellen nur von etwa 2000
Gefangenen hört. Der
Hungerstreik wurde von
Angehörigen der Gefangenen und palästinensischen Geschäften unterstützt. (sd)
Vermischtes
Jan Ulrichs Vergangenheit einmal näher betrachtet
Ullrich, der in seiner
Kindheit für den SG Dynamo Rostock fuhr, wurde schon frühzeitig von
den DDR-Sportförderern
entdeckt und trainiert. Mit
13 Jahren ging er mit Erlaubnis seiner Eltern zu
den in der DDR obligatorischen Tests, denen jeder
Sportler unterzogen wurde, und anschließend in die
Kinder- und Jugendsporthilfe (KJS). Von nun an
trainierte er täglich mit Peter Becker, der ihn auch
heute noch trainiert. Seine
Leistungen verbesserten
sich kontinuierlich, wobei
er täglich bis zu 120 Kilometer radelte. Dabei baute
sich eine Freundschaft
zwischen Trainer und
Ullrich auf, die auf den
Tour de France Führenden
wie eine Art Ersatz des eigenen Vaters, der die Familie früh verließ, wirkte.
Jan Ullrich war und ist
einer jener Fahrer, die
,selbst wenn die Kollegen
völlig ermattet aufgeben,
sich zusammenreißen können und ihrem Körper das
letzte abverlangen. Ein
weiteres Merkmal von ihm
ist seine Bescheidenheit. Er
freute sich selbst über das
Kugelschreiberset, welches
ihm in Le Chatre über-
reicht wurde. Diese Eigenschaften brachten ihm unter anderem den letztjährigen 2. Platz im wohl berühmtesten Radrennen der
Welt, der Tour de France.
Wollen wir nun hoffen,
daß Ullrich an seine bishe-
rigen Erfolge anknüpfen
kann und die Tour de
France gewinnt.
Nach der gestrigen
Etappe liegt er weiter auf
Rang 1 mit 6.22 min Vorsprung. (ps)
Mit 16 an die Urne
I
Eine Umfrage zur Herabsetzung des Wahlalters in Karlsruhe
n einigen norddeutschen Bundeslän
dern wird schon jetzt ernsthaft dis
kutiert, ob das Wahlalter auf 16 Jahre
gesenkt werden soll. Vor 27 Jahren wurde
bereits eine Reform des Wahlalters verabschiedet, es wurde auf 18 Jahre gedrückt.
Würde heute jemand diese Maßnahme für
gefährlich halten?!
Die Argumente sind weitläufig die gleichen wie damals: Selbst 17jährige werden
für politisch zu unreif eingestuft, als daß
sie in einer immer schwieriger werdenden
Welt ein geeignetes Wahlverhalten an den
Tag legen.
In einer Umfrage in Karlsruhe stellte
unser Reporter mit Erstaunen fest, daß die
Mehrheit der Karlsruher keine Meinung
zu dem Thema hatte. Entweder war ihnen der Sachverhalt völlig neu oder es
kümmerte sie nicht. Die am häufigsten
vertretene Stellungnahme war eine ablehnende. Dennoch ist es durch aus zweckmäßig, das Alter herunterzusetzen, um
eine weitere Entfremdung der Jugendlichen von den Parteien Deutschlands zu
verhindern.
Nach Umfragen sind die Jugendlichen
heute durchschnittlich zwei Jahre reifer als
vor 27 Jahren und haben erwiesenermaßen Interesse an ihrer Situation und in
Gebieten, die von Erwachsenen vernachlässigt werden.
Sicher ist jedoch auch, daß die meisten
16-17jährigen nicht genug informiert sind
- in den Schulen wird dies inzwischen jedoch verstärkt ab Klasse 10 behandelt oder zeigen nicht das nötige Interesse und
den Durchblick. Aufgefallen ist unserem
Reporter vor allem, daß
manche Jugendliche ihre
Wahlstimme dazu mißbrauchen würden, extreme
Parteien zu wählen um vor
allem Ausländern das Leben schwer zu machen.
Daraus kann man ersehen,
wie wenig ernst manche
diese Bürde nehmen.
In einigen Gemeinden
im Umkreis wurden sogenannte Jugendstadträte ins
Leben gerufen, wo man
sogar schon 14jährigen die
Mitsprache in Sachen
Stadtverschönerung u.ä.
zubilligt. (fw)
Wissenschaft
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 6
Sensation am Sternenhimmel - Hale Bopp
Rückblick auf einen der bemerkenswertesten Kometen des zwanzigsten Jahrhunderts
F
ast die erste Hälfte dieser Jahres beherrschte er den Sternenhimmel.
Doch noch jetzt zwei Monate nach
seinem Verschwinden vom europäischen
Nachthimmel fasziniert der Komet HaleBopp noch immer die Erde. Obwohl die
Höhepunkte seines Gastspiels, die maximale Annäherung an die Erde (180 Millionen Kilometer) am 22.3 und am 1.4 an
die Sonne (130 Millionen Kilometer),
schon längst vorüber sind, werden immer
noch täglich tausende Aufrufe an die großen Sternenwarten gerichtet. Kaum ein
Komet zuvor war mit dem bloßen Auge
so gut zu erkennen wie Hale-Bopp.
Was fasziniert die Menschheit so an diesen schnellen, tonnenschweren Himmelskörpern, die in großen elliptischen Bahnen um unser Zentralgestirn kreisen und
sich zum Teil nur alle paar tausend Jahre
sehen lassen? Ist es die Unberechenbarkeit, wann einer dieser Kometen auf die
Erde stürzen wird, oder der Reiz, selbst
Überreste von der Geburt unseres Universums zu sehen? Man weiß es nicht.
Doch nehmen sie schon seit Jahrtausenden Einfluß auf die Geschichte der
Menschheit.
In vielen Kulturen wurden Kometen in
vergangenen Jahrhunderten als Zeichen
des Weltuntergangs oder anderer Katastrophen wie der Pest erachtet. Doch auch
heute spuken noch solche Hirngespinste
in manchen Köpfen herum, denken wir
doch nur einmal an den grausamen
Massenselbstmord der Heavens Gate Sekte, die glaubte, ein UFO halte sich im
Schweif von Hale-Bopp versteckt und
würde sie ins Paradies bringen, oder an die
apokalyptische Weissagung der Hopi Indianer, die durch das Auftreten des Kometen den nahen Weltuntergang prophezeien. Doch können wir solche KometenOmen nicht in den Bereich der Sekten und
Naturvölker verweisen, wenn wir bedenken, daß auch der Stern, dem die Weisen
vor 2000 Jahren angeblich bis zum Stall
in Bethlehem folgten, nichts anderes als
ein Komet war.
Es ist durchaus nicht üblich, daß Kometen mit dem bloßen Auge zu sehen
sind. Die meisten sind nur mit
Hochleistungsteleskopen ausfindig zu
machen. Kometen sind jedoch durchaus
keine Seltenheit, und obwohl man schon
viele entdeckt hat, werden noch Tausende
neue oder unbekannte Kometen ihren Weg
durch unser Sonnensystem nehmen. Ent-
In vielen Kulturen
wurden Kometen
als Zeichen des
Weltuntergangs oder
anderer
Katastrophen wie
der Pest erachtet.
gegen aller Spekulationen sind Kometen auch keine wandernden Feuerbälle, man könnte sie viel eher als dreckige Schnee- und Eisbälle bezeichnen. Der eigentliche
Komet, der einen Durchmesser bis zu einigen Kilometern haben kann, leuchtet genau wie unser Mond nur
durch die Sonneneinstrahlung. Kommt ein Komet in die
Nähe einer Sonne, werden aus dem "Schneeball" Gase
freigesetzt, die ionisieren und dadurch den Schweif des
Kometen bilden, der bis zu 100 Kilometer lang werden
kann.
Der 1995 entdeckte Komet Hale-Bopp gehört zur
Klasse der großen Kometen und wurde wie alle neueren
Kometen nach seinen Entdeckern, den Amerikanern Alan
Hale aus New Mexico und Thomas Bopp aus Arizona,
benannt. Wie Milliarden anderer Kometen kommt auch
Hale-Bopp aus der sogenannten Oortschen Wolke, einem Gebilde vom Anbeginn des Universums, die weit
jenseits der Pluto-Bahn unsere Sonne umkreist. Trotzdem ist er in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Komet, so wußten die Wissenschaftler bis vor wenigen Monaten nicht, ob man ihn jemals von der Erde aus sehen
könnte oder ob er durch die enorme Sonneneinstrahlung
restlos zerfallen würde. Außerdem ist er der hellste Komet der letzten 20 Jahre. Hale-Bopp ist jedoch relativ
weit von der Erde entfernt, nur aufgrund seines enormen Durchmessers von 40 Kilometern kann man ihn so
gut sehen. Der Komet Hyakutake, der letztes Frühjahr
auch mit bloßem Auge zu erkennen war, hatte nur einen
Durchmesser von 2 Kilometern, war also wesentlich näher an der Erde. Nur alle paar Jahrzehnte läßt sich einer
dieser großen Kometen in unserem Sonnensystem blikken, und viele, darunter auch Hale-Bopp, der eine Umlaufzeit von bisher 4000 Jahren hat, werden wir nie wie-
der sehen. Ob wir Hale-Bopp überhaupt
jemals wieder in unserem Sonnensystem
zu Besuch haben werden, steht noch in
den Sternen, denn einige Astrophysiker
befürchten, daß er in die unendlichen Weiten des Universums abdriftet. Doch auch
kurz vor seinem Verschwinden wartet
Hale-Bopp mit einer neuen Sensation auf.
Zu den bislang bekannten zwei Schweifen des Kometen (Staub- und Plasmaschweif) ist noch ein dritter, 50 Kilometer langer Schweif aus elementaren
Natriumatomen hinzugekommen. Dies
ist der erste Schweif dieser Art, der je bei
einem Kometen gesichtet worden ist. Entdeckt wurde dieser Schweif von einer
Gruppe europäischer Forscher aufgrund
von Aufnahmen aus dem Planetarium in
LaPalma auf den Kanarischen Inseln. Die
Forschung hat bislang noch keine Erklärung für dieses Phänomen. Hale-Bopp
läßt die Forschung einfach nicht los. Auch
die NASA zeigte in den vergangenen Wochen reges Interesse an diesem Kometen.
Computerfreaks mit Zugang zum
World Wide Web brauchen sich nicht die
Mühe machen, den Komet zu suchen. Sie
können sich ganz bequem aktuelle Bilder
von der Sternwarte Stuttgart (http://
home.t-online.de/home/farago/halebop.htm) aus dem Internet holen.
(sd)
SEITE 7 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Wissenschaft
Was ist dran an der Kraft aus dem Stein?
Wissenschaftler streiten Wirkung nicht ab
I
n letzter Zeit sieht man in Kaufhäusern, auf Jahrmärkten, ja gar in eigenen Geschäften Menschen, die sogenannte Heilsteine zum Verkauf anbieten.
Je nach Gesteinsart sollen diese Steine sowohl gegen körperliche als auch gegen
psychische Probleme helfen. Rosenquarz
soll zum Beispiel gegen Angstzustände
helfen, wohingegen man Bernstein eine
heilende Wirkung bei Erkrankungen der
Atemwege nachsagt.
Was steckt eigentlich hinter diesem
Rummel um den Stein?
Bei Medizinern ist die Wirkung der Steine umstritten, doch von der Hand weisen
läßt sie sich auch nicht. Sowohl in den ersten Hochkulturen, bei Naturvölkern als
auch bei uns im Mittelalter, fanden Edelsteine bereits Anwendung in der Heilkunde. Es handelt sich hier also nicht etwa
um eine neue Attacke auf die Schulmedizin aus dem esoterischen Lager.
Führende Gesteinswissenschaftler
schreiben den Edelsteinen sowohl eine
psychische als auch eine physische Wirkung zu. Sie sollen also sowohl gegen see-
lische als auch gegen körperliche Leiden helfen.
Doch wo steckt diese
Kraft? Diese Frage läßt
sich nicht so einfach beantworten. Hierzu gibt es
mehrere Theorien: Genau
wie von radioaktiven Gesteinen geht auch von allen
anderen Gesteinssorten
eine bestimmte Strahlung
aus, welche sich im Menschen auswirkt. Manche
machen auch einfach die
Stoffe, aus denen sich der
Stein zusammensetzt, für
die Heilwirkung verantwortlich. Andere Wissen-
schaftler heben wiederum die Lichtbrechung der Steine besonders hervor und
sehen in ihr die Quelle der heilsamen Kräfte. Unumstritten jedoch ist die Wirkung
der Steine auf die Psyche eines Menschen.
Da viele Krankheiten, sowohl geistige als
auch körperliche, aus psychischen Problemen resultieren, können diese manchmal
auch durch psychische Kräfte besiegt werden, genau wie ein Talisman uns hilft, verschiedenste Ängste zu überwinden.
Bei der Auswahl eines Steines kommt
es nicht allein auf das Übel an, welches
man mit dem Stein bekämpfen will. Hier
spielen viele verschiedene Faktoren, wie
Sternzeichen und Charaktereigenschaften
eine wichtige Rolle. So werden dem Sternzeichen Schütze zum Beispiel Lapislazuli
und Obsidian, dem Widder hingegen Diamant und Feueropal zugeordnet. Wichtig
ist außerdem, daß man eine persönliche
Beziehung zu dem Stein, den man sich
auswählt, hat, der Stein muß einem gefallen, sich angenehm in der Hand anfühlen.
(sd)
Wissenswertes zur Kreiszahl pi
E
Das wollten Sie bestimmt schon immer mal wissen!
inige stellen sich immer wieder die
Frage, was eigentlich die Kreiszahl
pi ist oder darstellt. Im grunde ist
pi nichts anderes, als das Verhältnis des
Umfang eines Kreises zu seinem Durchmesser. Dieses Verhältnis ist bei allen Kreiden gleich groß und wird mit dem griechischem Buchstaben pi bezeichnet.
Ohne diese Zahl wäre die Kreismessung,
wie wir sie heutzutage kennen, undenkbar. Versuch der Kreismessung enthalten
schon die ältesten methematischen Überlieferungen. Im alten Ägypten verwendete man zur bestimmung der Kreisfläche
die Formel:
F = ( d)²
Wobei F der Flächeninhalt und d der
Durchmesser des Kreises war. Das Ergeb-
P
I
nis entsprach Näherungsweise der Zahl pi. Auch
der chinesische Astronom
Tshukong bestimmte pi
mit einer sehr großen Genauigkeit. Er berechnete p
mit dem Bruch:
=
3,14.
Die Babylonier hingegen rechneten mit einer
sehr groben Näherung pi
= 3. Streng bewies erst Archimedes, daß die Verhältnisse 8G , also Umfang
durch Durchmesser exakt
der Kreiszahl pi entspricht.
Die älteren Berech-
Die Reihe nach Leibnitz
nungsmethoden waren lediglich in- und umbeschriebene Kreise mit Vielecken, deren Flächeninhalt
man dann berechnete. Genauere Ergebnisse erzielten mit dieser Methode Nikolaus von Kues, F. Vièta
und Christoph Huygens.
Bei Vièta erscheint erstmals 1593 die analytische
Darstellung. Nachdem im
Jahre 1656 W. Brounker pi
näherungsweise in einem
Kettenbruch bestimmte,
entdeckte G. W. Leibniz
1673, die nun nach ihm benannte Reihe (s.u.).
Bis auf die hier angeführten Mathematiker wetteiferten eine Vielzahl von
Gelerten und Mathematiker um immer
mehr Dezimalen für die Zahl pi. Zur praktischeren Berechnung benutzt man heute
wesentlich besser konvergierende Reihen,
als es damals Leibniz gemacht hat. Über
die Kreiszahl pi herrschte lange Zeit
Ungewissheit. Erst J. H. Lambert konnte
1767 nachweisen, daß pi irrational ist, sich
also nicht als abbrechender oder periodischer Dezimalbruch darstellen läßt. Den
Beweis der Transzendenz von pi lieferte
schließlich F. Lindemann im Jahre 1882.
Das heißt, daß pi in keiner endlichen Zahl
beschrieben werden kann.
Nach dem zweiten Weltkrieg rechnete
man mit Rechenmaschimen. 1949 benötigte der Computer Eniac 70 Stunden bis
zur 2000. Dezimale der Zahl pi. Heutzutage können von pi über eine Milliarde
Nachkommastellen ermittelt werden.
Hiebei steht nicht mehr der praktische
Nutzen im Vordergrund, sondern nur
noch die Testmöglichkeit für hochmoderne Computer. (aj;fa)
Wissenschaft
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 8
Warum feiere ich zweimal im Makroviren unter
Jahr Geburtstag?
Word für Windows
Interview mit Gebhard N., der an einer chronischen Nierenent8
zündung litt und dank einer gelungenen Transplantation sein
zweites Leben lebt
SONJA: Wann wurde Deine Krankheit festgestellt?
GEBHARD: Als ich 1977 meine Lehre anfangen wollte, kam es zu einer ärztlichen
Untersuchung. Da der Eiweißtest im Urin
positiv ausfiel, kam es zu weiteren Untersuchungen, die meine chronische Nierenentzündung bewiesen.
SONJA: Wann kam es zum Ausbruch Deiner Krankheit?
GEBHARD: Bis 1983 konnte ich ganz normal weiterleben und meine Lehre abschließen. Dann kam es zu Krankheitserscheinungen wie dauernde Müdigkeit, Schwellungen am ganzen Körper, Vergiftungserscheinungen und Ausscheidungsproblemen.
SONJA: Wann hast Du mit der Behandlung
begonnen?
GEBHARD: Im Februar 1984 fing ich mit
der Bauchdialyse an. Die Dialyse ist eine
künstliche Niere, kann aber die Niere
nicht vollständig ersetzten. 13 Monate
lang führte ich die Bauchdialyse 4 mal täglich durch. Außerdem mußte ich mich an
eine strenge Diät halten, das schlimmste
war, nicht mehr genug trinken zu dürfen.
Ich mußte mit 1 Liter Flüssigkeit pro Tag
auskommen. Sport und andere körperliche Anstrengungen waren für mich tabu.
SONJA: Wo warst Du in Behandlung?
GEBHARD: Meinen behandelten Arzt suchte ich alle 4 Wochen zur Kontrolle im Städtischen Klinikum auf.
SONJA: Wann wurde die Transplantation
durchgeführt?
GEBHARD: Es fand sich eine passende
Spenderniere, und die Transplantation
wurde am 15. März 1985 erfolgreich
durchgeführt. Der Spender blieb unbekannt, ich erfuhr nur, daß er bei einem
Reitunfall verunglückt war.
SONJA: Wie hast Du Dich nach der erfolgreichen Transplantation gefühlt?
GEBHARD: Ich bekam ein neues Leben geschenkt und feiere jetzt zweimal im Jahr
Geburtstag. Ich hatte mein körperliches
Wohlbefinden zurück und konnte wieder
normal essen und trinken. Außerdem besserte sich mein Leistungsvermögen.
SONJA: Was veränderte sich in Deinem
Leben?
GEBHARD: Alles. Ohne die Transplantation hätte ich mein Studium nicht zu Ende
führen können und könnte jetzt nicht als
Diplom-Ingenieur arbeiten. Außerdem
wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen,
ein Haus für mich und meine Familie zubauen.
SONJA: Du bist ein erfolgreicher Sportler?
GEBHARD: Ja, ich nehme bei den SportWeltspielen der Transplantierten teil. 1987
gewann ich Gold über 400 Meter in Innsbruck. 1989 gewann ich Gold über 400
und 100 Meter in Singapur. Dieses Jahr
nehme ich an den Weltspielen in Australien teil.
SONJA: Mußt Du noch zu Nachuntersuchungen?
GEBHARD: Ja, alle 6 Wochen. Außerdem
nehme ich zwei mal täglich Medikamente, um das Immunsystem zu überlisten
und eine Abstoßung der Niere zu unterdrücken.
SONJA: Du bist Mitglied einer SelbsthilfeGruppe?
GEBHARD: Ich bin im Vorstand der Interessengemeinschaft Dialyse Nordbaden
e.V.. Wir informieren die Betroffenen, veranstalten Treffen und machen die Öffentlichkeit auf uns aufmerksam. Organe zu
spenden bedeutet ein Akt der Nächstenliebe über den Tod hinaus. (ss)
Öfter mal was Neues ...
D
ie meisten Antivirenprogramme
hatten sich schon
auf sie eingestellt: Makroviren. Damit bezeichnet
man Computerviren, die
mit einer Makrosprache,
meist unter Winword, erstellt wurden. Sie infizieren
nicht wie herkömmliche
Viren ausführbare Dateien,
sondern hängen sich an Tabellen und Texte makrofähiger Anwendungen an.
Dadurch werden sie automatisch mit den infizierten
Dateien verbreitet. Meistens aktivieren sich die
Übeltäter beim Laden infizierter Texte automatisch
und beginnen ihr grausames Werk. Das besteht
hauptsächlich im Verändern wichtiger Systemdateien oder im Löschen
von anderen Dokumenten.
Mit der Einführung des
neuen Winword 8 von
Microsoft werden Makroviren jetzt in ein anderes
Format übertragen. Die
Folge: Die meisten Antivirenprogramme erkennen
und beseitigen diese Viren
nicht mehr, womit sie sich,
bis zur Entwicklung neuer
Antivirenprogramme, ungehindert verbreiten können. Einen kleinen Trost
gibt es jedoch noch. Ein
paar Makroviren erkennt
Winword und beseitigt sie
schon beim Konvertieren
(ps)
Transplantationszentrum / Organisationszentrale der DSO
Klinikum der Universität Abt. Urologie u. Poliklinik
Im Neuenheimer Feld 114, 69120 HEIDELBERG
Tel. 06221 / 47 08 90, Fax 06221 / 41 16 66
Transplantationszentrum / Organisationsbüro des KfH
Klinikum der Stadt Mannheim, Nephrologische Klinik / Dialyse
Theodor-Kutzer-Ufer, 68167 MANNHEIM
Tel. 0621 / 339 29 74, Fax 0621 / 339 25 56
Arbeitskreis Organspende, Postfach 1562, 63235 Neu-Isenburg
Telefon 06102-3590
SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH
Karlsruhe-Neureut, Alte Kreisstraße 42 (neben SÜBA-Baumarkt)
Telefon (0721) 78 02-0 Fax (0721) 78 02 22
SEITE 9 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Karlsruhe
Eifrige Taxifahrer-glückliche Fahrgäste
Aus dem Alltag eines Taxifahrers
M
an sieht es überall, es wird oft
benutzt, doch keiner kann sich
so genau vorstellen, was sich
hinter so einem Taxi verbirgt. Manch einer ist sogar sehr verblüfft darüber, zu
sehen, wie schnell so ein Taxi an Ort und
Stelle ist, kurz nachdem man es bestellt
hat. Oder woher die Taxifahrer immer
sofort wissen, wo sich die Straße befindet, zu der man will. Doch das Taxi ist
wie der Bus oder die Straßenbahn ein öffentliches Verkehrsmittel. Dennoch zeichnet sich das Taxi durch besondere Leistungen aus. Zum Beispiel können mit Hilfe
der Taxen kranke oder ältere Menschen
ohne große Umstände genau von einem
zum anderen Ort gebracht werden. Auch
Gegenstände werden schnell und genau an
ihren Bestimmungsort gebracht.
Hermann Lugert, ein Karlsruher Taxifahrer wollte uns ein wenig über seinen
Arbeitstag erzählen. Er lud uns ein, ihn
am Montag morgen bei sich zu Hause zu
besuchen, um ihn einen Tag lang auf der
„88“, seine Dienstfahrzeugsnummer, zu
begleiten
Kaum jemand kann sich vorstellen, wie
ein Arbeitstag eines Taxifahrers aussieht.
Niemand ahnt, daß ein Fahrer im Durch-
Laufe des Tages können die
Fahrer ihre Pausen so einrichten, wie sie es für richtig halten. Da es ab und zu
vorkommt, daß man an
den Taxiständen weit über
eine Stunde stehen kann,
legen die Fahrer ihre Pausen meist dort ein.
Während einer solchen
Pause hatten wir die Möglichkeit, mit Hermann
über das Geschäft zu reden. Zu dieser Zeit war offensichtlich nichts los und
schnitt zwölf Stunden am Tag in seinem
Wagen verbringt, in der Regel von 7.00
Uhr bis 19.00 Uhr. Da ein Taxi meist in
zwei Schichten gefahren wird und da man
ja schließlich auch nachts Taxen bestellen
kann, müssen einige Fahrer von 19.00 Uhr
abends bis 7.00 Uhr morgens hinter ihrem Steuer sitzen. Aufgrund der immer
schwankenden Nachfrage nach Taxen im
Hermann packte genüßlich sein Essen aus, daß er
sich am Morgen gerichtet
hatte. Doch gerade als er
genüßlich seine Mahlzeit
einnehmen wollte, ertönte
es aus dem Funk, daß die
„88“, eine Fahrt vom
Entenfang zum Markt-
platz annehmen solle.
Fast jedes Taxi ist mit
Funk ausgerüstet und ist
somit immer mit der
Funkzentrale in Verbindung. So kann der Fahrer
die Aufträge sofort erledigen.
Ein Taxifahrer ist an eine
Vielzahl von Verpflichtungen gebunden, von denen
hier nur die wichtigsten
aufgezählt sind. Zum Beispiel muß er sich stets bei
oder in seinem Wagen aufhalten und immer einsatzbereit sein. Darüber hinaus haben Taxifahrer
Beförderungspflicht und
können sich daher ihre
Fahrgäste nicht aussuchen.
Natürlich gilt besonders
für den Fahrer striktes Alkoholverbot während der
Arbeitszeit. Freundlichkeit
und Pünktlichkeit sowie
alle drei Jahre eine ärztliche Untersuchung gehören
für die Taxifahrer zur
Selbstverständlichkeit. Der
Fahrer ist angewiesen, seinen Wagen stets in einem
ordentlichen Zustand zu
halten und ihn jährlich
vom TÜV abnehmen zu
lassen, um eine technisch
einwandfreies Fahrzeug zu
besitzen. Doch bevor man
sich überhaupt als Taxifahrer bezeichnen darf, muß
man eine umfassende und
schwierige Ortskunde-
prüfung ablegen. In solchen Prüfungen
wird nach Wegbeschreibungen und allgemeiner Ortskunde gefragt.
Drei Stunden später trafen wir uns wieder mit Hermann am Hauptbahnhof. Er
berichtete uns, daß heute die Fahrgäste
außerordentlich freundlich und glücklich
seien, da viele ihm heute ein gutes Trinkgeld gegeben hatten. Wir fragten nach, an
was das liegt, daß es an unterschiedlichen
Tagen ein unterschiedlich hohes Trinkgeld
gibt. Er sagte uns, daß dies zum größten
Teil am Fahrer selbst liege, wieviel Trinkgeld es für ihn selbst gibt. „Doch mit dem
Geld ist das so eine Sache“, sagte er uns
dann. „Als selbständiger Taxifahrer verdient man schon mehr als wenn man bei
einem Taxiunternehmen angestellt ist“,
erwiderte er mir auf die Frage, ob das Gehalt ausreichend sei.
Falls Taxifahrer kein eigenes Taxi haben,
können sie bei jemanden arbeiten, der
mehrere Wagen hat, und, um diese voll
auszulasten, andere Fahrer einstellt. Diese Fahrer werden nach einem gewissen
Prozentsatz ihrer Gesamteinnahmen bezahlt. Alle Taxifahrer müssen sich nach
den Tarifbestimmungen richten, die von
der Stadt vorgegeben werden. Zur Zeit
liegt die Grundgebühr bei 4 DM, die ersten zwei Kilometer kosten 12 DM und
jeder weitere Kilometer kostet 2 DM. Falls
der Wagen steht oder der Fahrer warten
muß, kommt zu dem Kilometergeld noch
2 DM pro fünf Minuten hinzu. Diese
Tarifpreise gelten nur für das Stadtgebiet.
Für Fahrten nach außerhalb kann vorab
eine Vereinbarung mit dem Fahrgast getroffen werden.
Gegen 18.30 machte er seine letzte
Fahrt und fuhr nun zu sich nach Hause,
wo er sich dann von uns verabschiedete.
Wir wünschten ihm noch ein gutes Geschäft und bedankten uns noch bei ihm
dafür, daß er sich einen ganzen Tag Zeit
für uns genommen hat.
Wenn sie also das nächste Mal ein Taxi sehen,
oder vielleicht sogar mit
einem fahren, können sie
sich jetzt vielleicht mehr
unter den Begriffen Taxi
und Taxifahrer vorstellen.
(aj)
T
A
X
I
eine Sendung moderieren
kann. Wie zum Beispiel
die Sendung “Querulantenstadl”, die von drei
Jugendlichen im Alter
zwischen 18 und 23 Jahren in ihrer Freizeit produziert wird. So bekommen auch Jugendliche einen direkten Zugang zu
den Medien. Ausgeschlossen sind jedoch
Programme, in denen politisch radikale Meinungen durch Musik- oder
Wortbeiträge geäußert
werden. Zur Geschichte
des Querfunks: Aus einem anfänglich nicht lizenzierten Projekt wurde
ein relativ akzeptierter,
wenn auch unbekannter
Radiosender. Ab dem 17.
Juni 1995, als das Radio
auf Sendung ging, wurde
das Statut, keine Wer-
bung zu senden und nicht
um Einschaltquoten zu
ringen, zum Leitfaden aller Mitarbeiter des Senders. Die ehrenamtliche
Arbeit der Moderatoren
wird hauptsächlich durch
Mitgliederfinanzierung
in Form eines Fördervereins und in Zukunft auch
vom Staat, unterstützt.
Zum musikalischen Programm wäre noch zu sagen, daß das im Februar
neu erschienene Programm für jeden Musikgeschmack etwas bietet.
Es reicht vom Jazz, Rap,
HipHop über Reggae bis
hin zu Techno. Querfunk
ist also kulturell gesehen
eine interessante Errungenschaft für Karlsruhe.
(kw)
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 10
F
ür was steht
Querfunk eigentlich, und überhaupt: Wie wird Querfunk definiert? Nun:
Querfunk ist das freie
Radio Karlsruhe auf
104,8 MHz. Unter freiem Radio ist zu verstehen, daß es nicht zu kommerziellen Zwecken verwendet wird und die
Grenze zwischen Machern und Hörern auf
Grund der nicht professionellen Gestaltung des
Programmes aufgehoben
wird. Auch ist der
Themenrahmen breiter
gefächert als bei öffentlich - rechtlichen privat
kommerziellen Medien
und nicht nur auf eine
Zielgruppe ausgerichtet,
da jeder, der sich anmeldet unter eigener Regie
Kreuz und quer durchs Programm „Querfunk”
Karlsruhe
Ein Heim für Tiere: Tierheim Karlsruhe
3.000.000 Tiere suchen neues Zuhause
I
ch biege um die Ecke, und schlagartig schallt mir das laute Hundegebelle
entgegen. Langsam stapfe ich durch
die Juniwiese auf das Tierheim zu und
steuere die Eingangstür an. Nach einigen
Minuten Wartezeit öffnet mir die Tierpflegerin Angie H. die Eingangstür, sie
entschuldigt sich kurz, daß sie kaum Zeit
hat, mich rumzuführen, und deswegen
schaue ich mich erst mal alleine auf dem
Gelände um.
Da gerade Fütterungszeit ist, sind die
Tiere alle sehr aufgeregt, und vor allem die
Hunde veranstalten einen Höllenlärm,
weil ihnen die Fütterung nicht schnell genug über die Bühne geht. Hier sind zur
Zeit ca. 100 Tiere untergebracht. Hunde,
Katzen und eine Menge Kleintiere, alle
suchen einen netten Besitzer, der ihnen ein
neues Zuhause bieten kann. Jedes Tier soll
die Chance auf eine Weitervermittlung
haben, das Tierheim soll bloß eine Zwischenstation für die Tiere bedeuten. Jedoch warten schon einige Tierheimschützlinge seit langer Zeit auf eine weiter Vermittlung. Gerade alte Tiere haben
nur selten eine Chance. Die kleine Schäferhündin Tinie hat heute ihren Glückstag, soeben hat sich eine Familie in Tinie
verliebt. Wenn alle Formalitäten geklärt sind, darf die
4 Monate alte Hündin
schon bald bei einer Familie mit Kind leben. Tinie ist
einer der Hunde, der schon
mal schlechte Erfahrungen
gemacht hat. Diese sogenannten
charakterprägenden Erfahrungen
haben bei Hunden zum
Beispiel einen negativen
Einfluß auf ihre spätere
Entwicklung bzw. auf ihr
späteres Sozialverhalten.
Man sollte sich immer
vor der Anschaffung eines
Haustieres genau überlegen, ob man genügend Zeit
und bei einem größeren
Tier auch genügend Platz
für eine artgerechte Haltung hat. Die meisten Tiere werden immer noch vor
den großen Ferien abgegeben, andere sogenannte
Tierlieber merken oft schon bald nach dem
Kauf, daß ein Tier nicht bloß Vergnügen
bedeutet. Leider werden immer noch viele Tiere verhungert und verwahrlost nach
Tagen der Qual am Straßenrand aufgegriffen oder von Tierschützern im Wald gefunden. Wenn die Tiere Glück haben,
kommen sie in ein Tierheim, wo sie sich
von ihren Strapazen erholen können.
Mit viel Liebe, Futter und tierärztlicher
Hilfe wird versucht, die „Streuner“ wieder aufzupäppeln. Das nächste Ziel ist
dann, die Tiere weiterzuvermitteln. Alle
Tiere werden im Tierheim geimpft und
kastriert bzw. sterilisiert, dies gehört zu
den Vorschriften. Bei der Vermittlung einer Katze wird dem Abnehmer nur die
Tierarztkosten berechnet. Der Tierschutzverein finanziert das Tierheim
Karlsruhe-Daxlanden. Teilweise trägt auch
die Stadt dazu bei, daß die ca. 500.000 DM
im Jahr für Tiernahrung und Tierarztkosten aufgebracht werden können. Bei
extremer Kälte wie im Winter 97 sind die
Heime auf Geldspenden angewiesen, um
den Tieren eine warme Unterkunft bieten
zu können. Auch Unterstützungen anderer Art sind immer willkommen.
Aktiv helfen kann man durch das Ausführen von Hunden, die samstags und
sonntags zwischen 8.30 Uhr und 11.30
Uhr ausgeführt werden können. Die
Tierheimleitung und das Pflegepersonal
des Tierheims Karlsruhe-Daxlanden besteht aus einem Leiter und je zwei vollzeitbeschäftigten und einem teilzeitbeschäftigten Tierpfleger für Katzen und
Hunde. Nach drei Lehrjahren wird der
fertigausgebildete Tierpfleger voll bezahlt,
brutto bekommen die Tierpfleger dann
3000-4000 DM monatlich. Aufstiegmöglichkeiten zum Tierpflegemeister
oder Heimleiter sind gegeben. Für alle, die
tierlieb sind und kräftig anpacken können,
ist der Beruf eines Tierpflegers, sei es im
Tierheim oder auch im Zoo, ideal (ss)
SEITE 11 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Karlsruhe
Heisenberg-Gymnasium in neuen Räumen
Nach jahrelanger „Odysee“ endlich in den eigenen Gemäuern
N
achdem die neuen Räumlichkeiten, in denen das HeisenbergGymnasium seit diesem Schuljahr unterrichtet, am 14. März dieses Jahres eingeweiht wurden, kann man nunmehr davon ausgehen, daß der staatlich
anerkannten Ganztagesschule mit ihren
neuen Gebäuden ein wahrer Glücksgriff
gelungen ist.
Am 14.3.97 war es endlich soweit! Das
neue Gebäude, das die Schule schon seit
einem halben Jahr ihr eigen nennen konnte, wurde eingeweiht. Nach den Anfängen im „IBM - Hochhaus“ in Rüppurr
und den nachfolgenden Jahren in einem
Bürohaus der Karlstraße kann man das
neue Gebäude ohne weiteres als optimal
bezeichnen.
Das wurde auch von den Schülern, die
zum Teil sogar in den Ferien beim Umzug halfen, bestätigt. Die Festredner bei
den Feierlichkeiten betonten immer wieder, daß der Umzug einem Wunder gleichkäme. Da ist nichts dran zu rütteln, wenn
man sich die ehemalige Amerikanische
High - School einmal genau ansieht. Das
im Grünen gelegene Gebäude besitzt neben einem Trakt mit Sporthalle, Mensa
und Aula auch noch naturwissenschaftliche Räume mit Wasser - u. Gasanschlüs-
sen an jedem Tisch. Hinzu kommen ein
geräumiger Kunstsaal und ein Informatikraum mit einem modernen Windows-NTNetzwerk. Außerdem steht jedem Rechner ein Internetanschluß zur Verfügung.
Darüber hinaus wird jedem Schüler einen abschließbaren Spind angeboten. Da-
mit steht der Aussage des Schulleiters Herrn Wäldin, daß
das Heisenberg-Gymnasium eine Heimat gefunden habe,
nichts mehr im Wege.
Abschließend betrachtet zieht aber nicht nur die Schule
Vorteile aus dem neuen Gebäude, auch die Infrastruktur
der Umgebung wird wesentlich durch den Schulkomplex
mit staatlicher Grund- und Hauptschule verbessert.
heisenberg-gymnasium ......
...........Karlsruhes individuelle Ganztagesschule
heisenberg-gymnasium, Tennesseeallee 111, 76149 Karlsruhe
Tel.: (0721) 97 21 5-0, Fax: (0721) 97 21 5-99
http://www.uni-karlsruhe.de/~za525
Karlsruhe
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 12
Bobic
unterschreibt beim
VfB
Das “Sommertheater” des VfB Stuttgart
ist beendet. Fredi Bobic bleibt und zwar
bis 2001. Der Nationalspieler: “Ich bin zufrieden mit dem neuen Vertrag”. Auch der
VfB-Boss Mayer-Vorfelder zeigte sich gut
gelaunt : “Wir freuen uns, daß wir mit ihm
den Weg fortsetzen können.” Nun will der
Top-Stürmer mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister werden. (sz)
Hollyfields
Ohrläppchen
34.000 Mark wert
Der Finanzmarkler Pete Stevens verkauft ein Teil des rechten Ohrläppchens,
das Mike Tyson dem Schwergewichtsweltmeister Hollyfield im WM-Kampf abgebissen hat, an seinen Freund für umgerechnet 34.000 Mark. Er selbst hat das
“wertvolle Stück” von einem Angestellten
der Sicherheitsfirma MGM Grand-Hotel,
der es nach dem Skandalkampf am 28. Juni
im Ring abgestaubt hat. (sz)
Prozeß gegen
Stefan Effenberg
Nachdem Stefan Effenberg im Dezember 1996 einen betrunkenen und hilflosen
Mann vor seinem Haus zusammen mit
seiner Frau getreten und beschimpft haben soll, folgt nun ein öffentlicher Prozeß gegen den Ex- Nationalspieler und
seine Frau. Er selbst sagt, er hätte dem
Mann nur helfen wollen. Die Vereinsspitze
des Fußball-Bundesligisten Borussia
Mönchengladbach erklärte, sie stehe voll
und ganz hinter ihrem Lizenzspieler. (sz)
Zülle wechselt zu
Festina
Der schweizer Zeitfahr-Weltmeister
Alex Zülle wechselt vom spanischen Once
Team zum französischen Festina Team.
Im Rahmen der 17. Tour de France Etappe unterschrieb er den Drei-Jahres-Vertrag. Der Kapitän der Festina Mannschaft
soll allerdings der momentan zweite der
Tour de France und in der Bergwertungführende Richard Virenque. Zülle fährt
nach einem Sturz während der fünften
Etappe nicht mehr bei der diesjährigen
“großen Schleife” durch Frankreich mit.
(sz)
Wo geh’ ma no ?
Veranstaltungstips zum Wochenende
Freitag, 25. Juli
Sonntag, 27. Juli
Theater
Theater
Sofies Welt
Die Theater-AG des Walafrihd Strabo
Gymnasiums zeigt heute Abend um 20
Uhr im BLUEMIX das Stück nach
Jostein Gaarder.
Faust
Die Volksbühne Ötigheim präsentiert
um 20 Uhr die Tragödie von Johann W.
Goethe
Lysistrata - Lust oder Frust
Um 20.30 Uhr findet im Rahmen der
Ettlinger Schloßfestspiele die Premiere
der Komödie von Aristophanes in der
Klosterruine Frauenalb statt.
Kino
Mikrokosmos
Im Rahmen der Open-Air Kino-Nacht
wird um 22 Uhr am Schloß Gottesaue
der Erfolgsdokumentationsfilm des letzten Jahres gezeigt.
Clowns, Clowns, Clowns
Um 16 und 20 Uhr wird im Sternenzelt Schloß
Favorite bei Rastatt das Musical Clowns, Clowns,
Clowns nach Edzard Schoppman aufgeführt.
Wilhelm Tell
Um 20 Uhr wird im Kurpark Gernsbach Schillers Tell
aufgeführt.
Musik
Das Fest
Heute erwartet das Fest alle Musikfreunde bereits ab
10.30 Uhr mit dem Mitteldeutschen Kammerorchester
Weimar (10.30 Uhr), Dauner-Mangelsdorff (12 Uhr),
Jazcid (13 Uhr), Blau (14 Uhr), Matthias Hautschs
Get It (16 Uhr), Ezio (18.30 Uhr) und Suzanne Vega
(20.30 Uhr).
Kino aktuell
Musik
Das Fest
Das Karlsruher Musikevent des Jahres
startet heute ab 18 Uhr mit den Gruppen
Steam Machine (18 Uhr), Ocean Colour
Scene (19 Uhr) und Midnight Oil (21
Uhr). Alle Konzerte finden auf der
Musikbühne in der Günter-Klotz-Anlage
statt.
Samstag, 26. Juli
Theater
Chicago
Um 20.30 Uhr zeigen die Ettlinger
Schloßfestspiele das Musical Chicago im
Schloßhof.
Kino
Evita
Als besonderen Leckerbissen wird im
Rahmen der Open-Air Kino-Nacht auf
Schloß Gottesaue das Erfolgsmusical
Evita mit Madonna in der Rolle der Eva
Péron gezeigt.
Musik
Das Fest
Heute mit Musikprogramm ab 14 Uhr
mit Space Family (14 Uhr), Destiny
Dreaming (16 Uhr), Chilly Bob (17
Uhr), Keb’ Mo (19.30 Uhr) und Neneh
Cherry (21 Uhr).
IN SACHEN
LIEBE
PRINZ EISENHERZ
Regie: Griffin Dunne
Länge: 100 min.
Regie: Anthony Hickox
Länge: 100 min.
Eine gelungene und gemeine Liebeskomödie.
Linda (Kelly Preston) ist
für den Astronom
Sam(Tcheky Karyo) die
große Liebe. Doch diese
verliebt sich auf einer
Geschäftsreise in Anton,
einen französischen
Chameur. Nun versucht
Sam alles, um sie Linda
wieder zurückzugewinnen. Taschentuch bereithalten.
Ein ritterliches
Fantasyabenteuer. Die
Hexe Morgan Le Fey
(Joanna Lumley) hat
Merlins Zauberformeln
geklaut und braucht zur
Vollendung ihrer Macht
über das Reich das
Schwert Excalibur. In
ihrem Dienste stehlen die
Wikinger das Schwert.
Doch alles kommt nicht
so, wie es kommen sollte,
und der rechtmäßige
Anwärter auf den Thron,
Prinz Eisenherz (Stephen
Moyer) kommt ins Spiel,
da nur er mit dem
Zauberschwert umgehen
kann.
SEITE 13 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Spiele
Rettung vor DOOM & Co.
Ist unsere Jugend dem Computerwahn zum Opfer gefallen?
I
m Zeitalter des Computers versumpfen unsere Jugendlichen in Spielhöllen und Cybertheken, jagen sich gegenseitig durch virtuelle Räume, ballern
sinnlos durch die Gegend. Verroht unsere
Jugend zusehends? Werden Ballerspiele
wie DOOM und Duke Nukem 3D, Spiele die nur rohe Gewalt propagieren, bald
an der Tagesordnung stehen. Gibt es denn
gar keine Alternativen?
Doch, die Alternative ist keine virtuelle Welt, sondern eine Welt, die es nur in
der Phantasie des einzelnen gibt. In dieser Welt braucht man weder Joystick noch
Modem zum Überleben, sondern nur die
eigene Phantasie. Solche phantastischen
Welten können auf die verschiedensten
Weisen entstehen oder geschaffen werden.
Eine auch für ältere Jugendliche attraktive Art sind sogenannte Rollenspiele; keine Rollenspiele, wie sie dem einzelnen
vielleicht noch aus dem Gemeinschaftskundeunterricht bekannt sein dürften,
sondern Fantasy-Rollenspiele. Solche Rollenspiele sind im Vergleich zu Büchern
Was hat sich wohl vor dieser Szene abgespielt? Wie
können die Rollenspieler das Abenteuer zu einem glücklichen Ende bringen und die arme Arwen erlösen?
Eigeninitiative ist nun gefragt, hier gibt es keinen
Cheat-Mode, mit dem man die Szene einfach überspringen oder den gemeinen Hohepriester in Luft verwandeln
könnte. Der Spieler muß nicht einem stur vom Computer vorgegebenen Pfad folgen, ja er kann gar nicht. In
der Welt des Rollenspiels sind im Vergleich zu virtuellen
Computerspielen vielmehr Phantasie und Kreativität gefordert, um seinen Weg beschreiben zu können. Hier
reicht keine Pump-Gun mit 1000 Schuß Munition, um
sich den Weg freizuschießen. Solche Rollenspiele finden
meist in einem mittelalterlich anmutenden Fantasy-Ambiente statt, wie wir es zum Beispiel aus Tolkiens „Herr
der Ringe kennen. Der Spielleiter stellt jedoch nur einen
gewissen Grundrahmen für diese Welt, der Rest obliegt
voll und ganz der Phantasie des Spielers. In diesen Welten gibt es noch Platz für Gemeinschaft und Freiheit.
Mutige Helden ziehen gemeinsam in den Kampf gegen
das Böse, erforschen unbekannte Gebiete, decken fin-
und Filmen ein völlig neuer Zugang, eine
Handlung umzusetzen. Sie sind gewissermaßen sogar „interaktiv“, denn der „Konsument“ nimmt selbst an der Handlung
teil, kann sie aktiv beeinflussen, in neue
Bahnen lenken.
Arwen Morgentau kann kaum noch atmen, der Knebel schnürt ihr die Kehle zu.
Die Fesseln, mit denen sie an die kalte,
feuchte Mauer gebunden ist, zermartern ihr
die Handgelenke. Sie ist von quietschenden
Ratten umgeben. „Werde ich wohl jemals
wieder aus diesem furchtbaren Verlies entrinnen können, oder wird mich der furchtbare Hohepriester Sombregnoyas der
schrecklichen Göttin opfern?” Solche Gedanken gehen Arwen durch den Kopf, gibt
es Rettung für sie. Plötzlich geht knarrend
die Tür zu ihrem Verlies auf. Roter Fackelschein erhellt die Treppe, Schritte ertönen.
Sind das endlich ihre Gefährten, ist es ihnen gelungen den Hohepriester zu überwältigen ...
(Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Advanced
Roleplay Association)
stere Intrigen am Fürstenhof auf und heben verschollene Schätze. Zu Beginn eines solchen Rollenspiels wählt sich jeder
Mitspieler einen Charakter aus. Je nach
Rollenspiel gibt es hier verschiedenste
Heldentypen wie Zwerge und Elben, für
den er von nun an voll und ganz die Verantwortung übernimmt und durch den
er die Welt der Rollenspiele betreten kann.
Der Spieler kann seinen Helden ganz nach
seiner Phantasie formen und prägen. Er
ist hier nicht wie bei den meisten
Computerspielen auf plumpe Vorlagen angewiesen, die doch in den seltensten Fällen den eigenen Erwartungen entsprechen.
Doch ein solcher Charakter hat keine fünf
oder gar unendlich viele Leben, wie Duke
Nukem und andere Computer-Rambos,
sondern nur sein eigenes. Rollenspiele fördern auch den Gemeinschaftssinn des Einzelnen, denn um ein Abenteuer zu bestrei-
ten, muß man mit seinen Mitstreitern
sprechen. Man muß versuchen, sie von den
eigenen Idealen zu überzeugen. Man kann
hier nicht einfach zu seiner virtuellen
Pumpgun greifen und dem anonymen
Gegner am anderen Netzende den Schädel wegblasen, um dem Spiel ein Ende zu
machen. Doch nun genug der Beschreibungen. Rollenspiele lassen sich nur
schwer beschreiben oder in Schablonen
drücken. Hier ist viel Phantasie und Kreativität gefragt, nicht nur um ein solches
Abenteuer zu bestreiten, sondern auch
mitzugestalten, ein Aspekt den kein
Ballerspiel bieten kann. Lassen Sie sich
ruhig einmal auf das Abenteuer Rollenspiel ein, suchen Sie sich ein paar nette
Leute und starten Sie ihre eigene kleine
Rollenspielrunde. Rollenspiele der beschriebenen Art sind bereits ab 50 DM im
Fachhandel erhältlich. (sd)
Games
Reise
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 14
Verdun
Darf man das alles vergessen?/ Bericht von einer denkwürdigen Klassenfahrt
F
rankreich im Jahre 1914. Nahe der deutschen
Grenze liegt eine stille,ruhige Stadt namens Verdun, aber keiner der französischen Bewohner ahnt,
daß diese Stille bald zerstört werden soll.
Im Juli 1996 fuhren 22 Schüler und Schülerinnen mit ihren zwei Lehrern nach Verdun. Sie waren erwartungsvoll, gut gelaunt und ahnten noch gar nichts von ihren
erschreckenden Erlebnissen.
„ICH SCHRITT ÜBER DIESEN MENSCHENBODEN,
WIE ÜBER DAS GESICHT DES VATERLANDES!”
In und um Verdun spielte sich hauptsächlich der Erste Weltkrieg ab. Die Franzosen lieferten sich mit den
Deutschen sinnlose Schlachten mit insgesamt 596.333
Toten. Aber, sind wir vom Krieg etwas anderes gewöhnt?
Deutschland konzentrierte sich Ende des Jahres 1915
auf die französische Armee, da es annahm, daß Rußland
und Italien keine großen Gegner seien. Da
die britische Armee im
Aufbau war, glaubte
Deutschland, sie nicht
ernst nehmen zu müssen. Ihrer Überlegenheit waren sich die Deutschen sehr bewußt und sicher
und hielten sich schon für die Sieger des "gewonnenen
Krieges". Deutschland entschied sich, nach dem
Schlieffenplan vorzugehen, was bedeutete, daß es Frankreich über Belgien angreift, damit es die strategisch wichtige Stadt Paris von mehreren Seiten angreifen kann.
sehr geschwächt worden. Man weiß, daß die Deutschen
früher oder später noch weiter vordringen werden.
Die Schüler besichtigten einen kleinen deutschen
Friedhof. Die Kreuze sind in mehreren Reihen angeordnet und haben keine Bepflanzungen. Der ganze
Friedhof besteht aus Rasenfläche.
Eines von vielen kleinen Dörfern zwischen den
Frontlinien wurde vollkommen zerstört. Der Name
dieses Ortes ist Ornes; es nicht wieder aufgebaut werden, da das Dorf als letzte Ruhestätte der gefallenen
Soldaten gilt.
Ornes bestand aus engen Häuserreihen, in denen sich
die Artillerie gut „einnisten“ konnte, weil Ornes einen
Bahnhof, eine Eisenbahnstrecke nach Meuse und von
dort aus eine nach Verdun und Montmédy hatte, waren diese für Truppentransporte und Munition stark
umkämpft.
Erst als zwei Menschen starben, verließ der größte Teil
der Bewohner von Ornes das kleine Dorf. Einige Leute, die trotzdem
nicht gehen wollten,
wurden von den
Deutschen als Zivilgefangene nach
Zwickau gebracht,
wo sie in der Textilindustrie arbeiten
mußten. Danach brachte man sie über die Schweiz wieder nach Frankreich. Zwickau war wohl die erste
Depotstation des ersten Weltkrieges.
Die Schüler erkunden den kleinen Ort mit großen
Interesse und entdeckten einen alten Keller. Sie vermuteten, daß er als Bunker umfunktioniert war.
„ES IST KOMISCH, WIR SIND DOCH HIER, UM
UNSER VATERLAND ZU VERTEIDIGEN. ABER DIE
FRANZOSEN SIND DOCH AUCH DA, UM DAS
IHRIGE ZU VERTEIDIGEN. WER HAT NUN
RECHT?“
„NACH EINIGEN ANGRIFFEN BEIDER SEITEN
UND STUNDEN DER VERZWEIFLUNG BEGINNT
NUN, ALS WÄRE ES VORHERGESEHEN, DAS
CHAOS!”
Es sprachen einige Gründe dafür, Verdun einzunehmen. Da Verdun sehr nahe an der deutschen Front lag,
war es für die Deutschen ein strategisch wichtiges Ziel,
daß sie die Zitadelle in die Hand bekommen, damit sie
direkt ins Herz von Frankreich, d. h. nach Paris vorstoßen können. Die französische Heeresleitung hatte fast
die gesamte Artillerie aus den Festungsanlagen von Verdun abgezogen. Dies erschien allerdings als große
Dummheit, jedoch gab es einen triftigen Grund: Es fehlte den Franzosen an schwerer Artillerie. Der vielleicht
entscheidende Grund lag in dem unglaublich verwahrlosten Zustand, in dem sich die Stellungen befanden.
Allerdings scheiterte der Schlieffenplan bei der Marneschlacht, als die Franzosen den Vorstoß der Deutschen
kurz vor Paris aufhalten konnten.
Die Franzosen sind hoffnungs- und mutlos geworden,
denn sie glauben nicht mehr an einen Sieg. Durch die
vielen Sturmangriffe der Deutschen sind die Franzosen
Insgesamt fielen während des gesamten Krieges ca.
600.000 Menschen in Verdun. Davon ca. 281.333 Deutsche. Normalerweise wurden während des Krieges die
Gefallenen in einen Graben gelegt und zugeschüttet,
und an jede Stelle, an der ein Toter Soldat lag, wurde
ein Gewehr aufgestellt. Leider wurden ca. 2/3 der Gefallenen von Verdun nie beerdigt und sind nur von
Schutt und Asche bedeckt. Der wichtigste, bedeutendste und beeindruckendste Friedhof Verdunsheißt
Ossouaire. Auf diesem Nationalfriedhof liegen ausschließlich französische Leichen in Einzelgräber (15000
Soldaten). Vor jedem Kreuz wurde eine Rose gepflanzt.
Die Kreuze sehen alle gleich aus und stehen in einem
gleichem Abstand von einander entfernt. Manche Grabsteine zeigen in Richtung Mekka. Auf einer Erhöhung
des Nationalfriedhofs steht das Beinhaus, in dem sich
die Überreste der namenlosen Gefallenen vieler Nationen befinden. Man fand sie in der Umgebung des
SEITE 15 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Reise
Mauritius –
die Perle im
Indischen Ozean
Beinhauses, wo sich einst das Schlachtfeld
befand. Da dort allerdings noch unzählige Knochen liegen, erklärte man diese Gebiet zur Ruhestätte.
Manche Schüler besichtigten auch das
Innere des Beinhauses und zündeten Kerzen an. Sie waren sehr still und nachdenklich. In manchen Gesichtern stand eine
Art von Leere und Verzweiflung. Diese Jugendlichen sind erschüttert von diesem
Friedhof! Sie werden diesen Augenblick
wohl nie vergessen, auch jene nicht, die
sonst so unnahbar sind. Die Empfindungen der Jugendlichen waren sehr traurig
und sie waren sehr nachdenklich geworden. Sie sahen, wie sinnlos der Krieg war
und daß er zu nichts geführt hat, obwohl
so viele Menschen gestorben sind.
Jährlich versammeln sich mehrere tausend ehemalige Soldaten, um der Gefallenen zu gedenken. Da die meisten deutschen Gräber auf der französischen Seite
liegen und die Verwandten sie nicht pflegen können, da sie zu alt oder tot sind,
wurde der Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge gegründet. Dieser Verband
bietet Freizeiten für Jugendliche an, die
helfen können, die Gräber zu pflegen.
Diese Freizeiten werden aber auch mit
dem Hintergedanken angeboten, daß die
Jugendlichen sich über das Schreckliche
diese sinnlosen Krieges klar werden
(bs, sm)
L
ange, weiße Strände, Sonne, kristallklare Lagunen
hinter Korallenriffen, wer davon träumt, sollte
Mauritius als nächstes Reiseziel wählen. Als beste Reisezeit gelten die Wintermonate Mai bis Oktober,
in denen Temperaturen von 21°C an der Küste und 18°C
im Hochland herrschen.
Mauritius ist eine 1865 km² große Insel, die 2400 km
südöstlich von der Afrikanischen Küste liegt. Mauritius
ist eine von Korallenriffen umgebene Vulkaninsel, mit
einer Einwohnerzahl von 1,2 Millionen Menschen. Zur
Geschichte von Mauritius: Im Jahre 1715 übernahmen
die Franzosen die Insel von den Niederländern. Sie brachten Sklaven von Afrika für ihre Zuckerplantagen. Im Jahre
1810 eroberten die Briten die Inseln als Verbindung zu
Indien und brachten Leute von dort. Am 12. März 1968
gewann die Insel ihre Unabhängigkeit. Dieses Ereignis
wird heute noch als Nationalfeiertag gefeiert. Mauritius
bildet ein etwa 600 Meter hohes Plateau mit einzelnen
bis zu 800 Metern aufragenden Bergstöcken, schluchtartig eingeschnittenen Tälern sowie meist steilgegliederten Küsten.
Auf Ausflügen kann man die Insel bequem kennenlernen. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel, ist zum Beispiel der
weltweit bekannte, bezaubernde Botanische Garten im
Pampelmousses. Er wurde im Jahre 1767 von Pierre
Poivre angelegt und ist für eine unzählige Artenvielfalt
exotischer Pflanzen bekannt. Weitere Ausflugsziele sind
zum Beispiel das Aquarium zwischen Point-aux-Piments
und Prou-aux-Biches oder der Vogelgarten mit seinen 140
verschiedenen Arten. Sehr sehenswert sind auch die
Chamarel Wasserfälle und gleich nebenan die sieben
Chamarel Dünen. Jeder, der die Insel schon erkundet hat
und noch weitere Naturereignisse kennenlernen will,
kann mit dem Boot die nahegelegenen Inseln Rodrigues,
Cargados-Carajos oder Réunion erreichen. Auf Mauritius wird überwiegend créolisch und französisch gesprochen, die Amtssprache ist jedoch Englisch. Trotz der zahlreichen vertretenen Völkergruppen und Religionen gibt
es auf Mauritius keine Rassenprobleme. Und obwohl die
Mehrheit der Bevölkerung arm ist, sind die Insulaner aufgeschlossen und gastfreundlich. Mauritius lädt sie herzlich ein, die Perle im indischen Ozean zu besuchen und
erkunden. (bs)
Sport
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 16
Karate
I
n letzter Zeit finden sich immer mehr
Karatevereine, die rein wettkampf
orientiert ausgelegt sind. Ohne die
alten Traditionen des Karate zu achten,
werden den Schülern wenige, aber kampfwirksame Techniken beigebracht, mit denen sie innerhalb weniger Minuten einen
Wettkampf gewinnen können. Sie werden
regelrecht durch die Prüfungen zu den
nächsthöheren Gurten gejagt, aber vom
tieferen Sinn des Karate bekommen diese
so gut wie nichts mit.
Das ist äußerst bedauerlich, denn Karate beinhaltet nicht nur der Erwerb besonderer Kampf- und Verteidigungsfertigkeiten, sondern auch das Meistern
der Kunst, ein gutes und ehrbares Mitglied
der Gesellschaft zu sein. Der Geist eines
wahren Karateka (=Karatetreibender)
sollte nicht nur dem Körper und der Verfeinerung seiner Technik zugewandt sein,
sondern auch den anderen Mitgliedern der
Gesellschaft, die auch ihn ehren und schätzen. Auch darf er sich nie überschätzten,
denn nur wer seine Schwächen kennt, wird
in jeder Situation Herr über sich selbst und
damit auch in der Lage sein, einen Gegner
zu überwinden. Höflichkeit und Achtung
gegenüber dem anderen, auch dem
schlimmsten Gegner gegenüber, sind
ebenso unerläßlich wie Disziplin und hartes Training. Nur so kann man den wahren und tiefen Sinn des Karate erfahren.
Wie läßt es sich mit diesen Prinzipien vereinbaren, daß in eigentlichen Probekämpfen, denn auch bei einem Wettkampf
ist keine Situation gegeben, in der man sich
wirklich verteidigen müßte, Verletzungen
einkalkuliert werden, ja fast schon notwendig sind? Ist es da nicht sinnvoller, sich
bei Wettkämpfen auf sogenannte Sundome-Techniken (Die Technik wird zwar
mit voller Kraft ausgeführt, stoppt aber
bereits etwa 3 Zentimeter vor dem Gegner) zu beschränken, wie es in vielen Vereinigungen und internationalen Wettkämpfen schon Brauch ist. Ein echter
Karateka muß seine Kraft nicht unter Beweis stellen.
„Karate Do ist eine noble Kampfkunst,
und jene, die darauf stolz sind, Bretter zu
zerbrechen oder Ziegeln zu zerschlagen
oder damit angeben, außergewöhnliche
Taten zu vollbringen wie Fleisch in Streifen zu reißen oder Rippen herauszureißen,
verstehen in Wirklichkeit nichts von Karate. Sie spielen herum in den Blättern und
Zweigen eines großen Baumes ohne die
Der Streit zwischen Wettkampf und Tradition
kleinste Vorstellung vom
Baumstamm.”
Mit diesen Worten beschrieb Funakoshi Gichin,
einer der letzten Großmeister des Karate, jene, die
von diesem tieferen Sinn
nichts mitbekommen haben. In Japan hat das Karate eine gesellschaftliche
Rolle inne, die es bei uns
aufgrund der völlig verschiedenen Kulturkreise
nie erlangen kann. An
manchen japanische Universitäten ist Karate ein
Pflichtfach und Japan verfügt sogar über sogenannte Selbstverteidigungsstreitkräfte. Im Karate
spiegeln sich altehrwürdige japanische Lebensweisen, wie Respekt und Ehrerbietung dem anderen gegenüber wider. Dort hört
Karate wirklich nicht nach
dem Training auf, Karate
ist im ganzen Alltag zu finden und der Alltag im Karate. Es ist ein Teil des normalen Lebens geworden.
Karate, wie wir es heute
kennen, hat sich im Laufe
der Jahrhunderte auf der
japanischen Insel Okinawa
herausgebildet. Die Wurzeln dieser Sportart liegen
jedoch nicht in Japan, sondern in Indien. Aus dem
dort praktizierten Yoga
entwickelten chinesische
Mönche im Shaolin-Klo-
ster in Tibet das Kung-Fu,
welches sich rasch in China ausbreitete. Über seefahrende Händler gelangte es so im 17. Jahrhundert
nach Okinawa. Dort bildeten sich im Laufe der Jahre
je nach Region verschiedene Stilrichtungen (Vorläufer des Karate) heraus.
Gegen Anfang des 19.
Jahrhunderts fand das Karate, das damals noch viele
unterschiedliche Namen
hatte, seinen Weg nach Japan, wo es einen glorreichen Einzug hielt. Doch
erst Itosu Yasutsune stellte zu Beginn dieses Jahrhunderts ein modernes,
sportliches Karate auf, das
nicht mehr geheim und
auch nicht mehr ganz so
tödlich und
gefährlich war
wie mancher
der
vielen
Ursprungsstile, die lange
Zeit auf Okinawa und in
Japan verbreitet waren.
Das Wesentliche am
Karate
ist
nicht der Sieg
oder die Niederlage. Karate ist vielmehr
eine Kampfkunst, in der
der Geist durch das
Training geformt
wird, so daß der
Karateka jedes physische Hindernis
überwinden kann.
Es ist also nicht
nur das Ausführen
einer Technik mit
maximaler Kraft,
um den Gegner
kampfunfähig zu
machen. Es ist eine
Lebensauffassung.
Man kann Karate
nicht in wenigen
Jahren lernen, denn man muß sowohl eine
körperliche als auch eine geistige Reife
erlangen, um den tieferen Sinn des Karates verstehen zu können. Die Ausbildung
im Karate geht das ganze Leben, es gibt
immer noch etwas, das man lernen kann.
Allen Anfängern kann man nur raten, bei
der Stange zu bleiben und weiterzutrainieren, auch wenn man zum tausendsten Mal die gleiche Technik ausführen
muß. Nur so kann sich der Körper auf
Karate einstellen. Die Bewegungen und
Abläufe müssen völlig verinnerlicht werden. Der Karateka muß in einer kritischen
Situation seine ganze Konzentration dem
Gegner zuwenden und sich voll und ganz
auf seinen Körper verlassen können.
Nur derjenige, der die Prinzipien des
Karate verinnerlicht hat und Karate nicht
mehr auf das reine Training beschränkt,
kann ein guter Karateka werden. (sd)
SEITE 17 _________________________________________________________ FREITAG, 25. JULI 1997
Sport
Paragliding
Seit 35 Jahren der Freizeithit
S
oeben ist der Gleitschirmspringer
vor dir losgelaufen. Nach einem klei
nen Sprung hat er den Boden unter
den Füßen verloren und gleitet nun in die
Weite hinaus. Nachdem du den Schirm
und deine gesamte Ausrüstung kontrolliert hast, schiebst du dich, aus Beinen aus
Blei, an die gleiche Stelle, von der der
Springer vor dir losgelaufen ist und
schaust noch einmal kurz, ob die Windfahne die richtige Windrichtung anzeigt.
Dein Herz klopft wie wild, Adrenalin
schießt dir ins Blut, wenn dir wieder in
den Sinn kommt, daß der Berg, von welchem du nun springen wirst, 3800 m hoch
ist. Kurz denkst du ans Umkehren doch
dann läufst du doch los, ziehst den Schirm
hinter dir her läufst schneller, hebst ab und
schon gleitest du lautlos durch die Luft.
Gleitschirmfliegen, Paragliding, ist eine
der beliebtesten Extremsportarten. Schon
1962 hatte ein amerikanischer Ingenieur,
Rongalls, einen Gleitschirm erfunden, der
durch den Sprungexperten Steve Snyder,
sprungtauglich gemacht wurde, aber noch
nicht sehr flugtauglich war. Den ersten
wirkliche flugsicheren Gleitschirm verdanken wir Laurent de Kalbermatten. Er
prägte den Begriff „Gleitschirm“. Die Söhne von Laurent flogen mit luftdichten
Stoffen, dem Spinnakertuch der Segelboote, von
den höchsten Bergen bereits 1976 rund um den
Genfer See.
Obwohl Paragliding in
der Schweiz schon sehr
früh genehmigt war, wur-
de es in Deutschland erst
im April 1987 offiziell zugelassen. Paragliding
wird auch jetzt zum großen Teil in der Schweiz
ausgeführt, denn dort
zieht es Paraglider aus aller Welt wegen der vielen
Berge hin. Doch ganz so einfach wie
Paragliding aussieht, ist es leider nicht.
Man benötigt an die 200 Flugstunden,
anfangs unter Aufsicht, später unter
Funkkontakt eines Paraglide-Lehrers,
bis man alleine losfliegen kann. In den
Theoriestunden lernt man viel über die
verschiedenen Wetterverhältnisse, über
die Erscheinungsformen der Wolken,
über die Windsysteme, wie man sich in
Notfällen verhalten muß; alles, was ein
Paraglider unbedingt beherrschen muß. In
den Flugstunden lernt man den Start, die
Lenkung, besondere Flugformen, die Landung und die Notlandung, ohne welche
Kenntnis man ziemlich schlecht dran ist.
Die Ausrüstung, bestehend aus einem
Gleitschirm, dem Gurtzeug, einem
Rettungsschirm, einem Flughelm, der
Kleidung und Fluginstrumente, kostet gut
und gern an die 7000DM. Das ist zwar
ein hoher Betrag, den man im ersten Lernjahr investieren muß, aber dafür hält die
Ausrüstung sehr lange. Im Vergleich wird
deutlich, daß der Gleitschirmsport , über
Jahre hinweg, die günstigste, abwechslungsreichste und schönste ist. Sie ist im
Jahresaufwand sogar günstiger als manch
andere Freizeitbeschäftigung, wie etwa
Tennis, Skilaufen oder Windsurfing.
Wer sich für Paragliding interessiert,
aber nicht genau weiß, ob es für einen selber das Richtige ist, kann mit einem Fluglehrer zusammen einen Probeflug unternehmen. (dh)
Sport
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 18
Parajumping
Ist die Spitze des Nervenkitzels erreicht ?
N
och eine Minute“, schreit der
Pilot vom Cockpit aus zu den
zwei Fallschirmspringern. Diese nutzen die Zeit, um noch einmal zu
überprüfen, ob alles fest sitzt und ob sie
alles Erforderliche für diesen Sprung in die
Tiefe mit sich führen.
,,Tür auf und viel Spaߓ, sagt der Pilot
noch einmal, bevor die Tür aufgemacht
wird und die beiden Springer, nach einem
kurzen Blick in die unendliche Tiefe, das
Flugzeug verlassen.
Nach dieser Einführung könnte jeder
denken, daß es sich hierbei um einen gewöhnlichen Fallschirmsprung handelt.
Doch diese Vermutung ist falsch, denn es
handelt sich hierbei um die neueste Art,
sich das Adrenalin hochzukitzeln, nämlich Parajumping. Es ist eine Kombination aus Fallschirmspringen, Paragliding
und Bungeejumping, und wie viele Vorgänger stammt auch diese Sportart aus
Amerika. Parajumping ist
eine Sportart bei der man
wirklich Nerven aus Stahl
braucht. Jedoch ist diese
Sportart nur für die Leute
zugängig, die eine Fallschirmspringerlizenz besitzen.
Die Ausrüstung ist aus
den jeweiligen Ausrüstungsgegenständen zusammengesetzt: Zwei Fallschirme, ein Gummiseil,
das bei Bungeejumping
eingesetzt wird, entsprechendes Gurt- und Befestigungsmaterial sowie zwei
Personen mit einer Fallschirmlizenz.
Der Ablauf sieht folgendermaßen aus: Nachdem
beide Springer die Fall-
schirme und das entsprechende Gurtzeug angelegt
und mehrmals überprüft
haben, verlassen sie das
Flugzeug mit dem Tandemsprung (d.h. aneinander festgemacht). Nachdem der obere Springer seinen Fallschirm geöffnet
hat, hilft er den unteren
Springer, das Gummiseil
an dessen Fußgelenken zu
befestigen. Anschließend
wird mehrmals nachgeprüft, ob das Seil an beiden
Enden fest sitzt. Nun erfolgt die gleiche Situation
wie bei einem Bungeejump: Der untere Springer
löst sich vom oberen Springer und fällt nun weitere
180 Fuß in die Tiefe.
Durch das Seil, welches
aus Gummi besteht, wird
er mehrmals wieder nach
oben geschleudert und fällt
erneut hinunter. Dieser
Vorgang wiederholt sich solange, bis
das Seil zur Ruhe kommt. Sobald der
Springer Herr seiner Lage und Nerven
ist, löst er die Bindung, die ihn mit dem
Gummiseil verbindet, und fällt der
Erdoberfläche entgegen. Alles, was er
noch tun muß, ist, seinen Fallschirm
zu öffnen und zur Erde hinunterzugleiten.
Diese Sportart gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Um die Sicherheit der Leute, die sich gerne so amüsieren, garantieren zu können, müssen
die Sicherheitsmaßnahmen immer wieder verstärkt und verbessert werden.
Selbst danach kann man immer noch
nicht mit größter Sicherheit sagen, ob
all die Maßnahmen auch die Sicherheit
der Personen garantieren kann.
Und überhaupt bleiben noch viele
Fragen offen: Ist man in der Lage eine
noch halsbrecherische Sportart als
Parajumping zu erfinden? Wenn ja, wie
wird sie aussehen? Ist mit Parajumping
die Spitze des Nervenkitzels nun endgültig erreicht?(sem)
Florida
Ein Reisebericht aus den Everglades
D
ie Everglades - eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Amerikas: Morgens um 8.00
Uhr klingelt der Wecker und meine Familie
und ich stehen gemächlich auf. Auf unserer großen
Floridarundreise stehen heute die Everglades auf dem
Programm.
Die Everglades sind einer der größten Nationalparks
in den Vereinigten Staaten. Der 1947 gegründete Park
liegt an der Südspitze Floridas und bedeckt rund 6 000
km², ein Areal, das etwa dem Saarland entspricht.
Die Everglades erstrecken sich jedoch noch weit über
das riesige Areal des Nationalparks hinaus, doch stehen diese Teile nicht unter Naturschutz und sind daher immer noch der akuten Gefahr durch skrupellose
Umweltsünder ausgesetzt.
Hinter einem seiner vielen Eingänge stehen wir nun
vor einem schier unendlich scheinenden Sumpfgebiet.
Diese Landschaft wurde zu recht unter Schutz gestellt,
da sie für über 1000 Pflanzen - und mehr als 450 Tierarten eine wichtige Rolle spielt. Alleine die Farbenpracht der großen Pflanzenvielfalt erinnert an den
Dschungel.
Da stehen wir nun, verblüfft über das Szenario und
die vielen unterschiedlichen Geräusche, die man aus
allen Richtungen hört. Vor uns steht die Attraktion des
Tages: Mehrere riesige Propellerboote liegen an Stegen
bereit, um uns in die Weiten der Everglades zu fahren.
Als die Propeller angelassen werden, ist man nicht
mehr in der Lage, sein eigenes Wort zu verstehen; so
ohrenbetäubend laut ist der Motor. Langsam und
schwermütig kommt das Boot in die Gänge. Als es sei-
ne Höchstgeschwindigkeit erreicht, glaubt man
nahezu, über das Wasser
zu gleiten.
Es ist wirklich schon
ein Erlebnis für sich, auf
solchen Propellerbooten in berauschender Geschwindigkeit
und einem ungeheuren
Fahrtwind dahinzurauschen.
Immer tiefer tauchen
wir in die Landschaft ein.
Scharen von Flamingos
und Pelikanen, durch den
Lärm des Bootes aufgeschreckt, flattern erschreckt über uns hinweg.
Bei einem kurzen Stop
sehen wir Alligatoren, die
sich auf den schmalen
dichtbewachsenen Inseln
sonnen. In dem seichten
Gewässer schwimmen viele Fischschwärme. Man
kann die ganze Natur einfach hautnah erleben.
Nach dieser Rundfahrt,
die natürlich nur einen
kleinen Teil des ganzen Gebietes umfaßt, geht unser
spannender Tagesausflug
leider seinem Ende zu.
Diese wunderschöne
Landschaft ist einmalig
und für jeden Naturliebhaber ein sehenswertes Paradies.
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Förderanlage im Bereich der CORSA-Endmontage bei OPEL ESPANA in Zaragoza, konstruiert, geliefert und montiert von CFC FÖRDERSYSTEME GmbH, Karlsruhe
FREITAG, 25. JULI 1997 _________________________________________________________ SEITE 20
Wie diese Zeitung entstanden ist
Schüler gestalten ihre eigene Tageszeitung – das Internet macht’s möglich.
T
äglich halten wir Sie in der Hand,
doch über ihre Entstehung wissen
nur die wenigsten Bescheid. Wie
macht man denn eigentlich eine Tageszeitung? Diese Frage stellten sich auch die
Schüler der Klasse 10 b des HeisenbergGymnasiums und ihr Deutschlehrer. Aus
dieser Frage entwickelte Herr Klein dann
im Laufe des Unterrichts den ehrgeizigen
Plan, mit uns Schülern eine Tageszeitung
als erstmalige Sonderaktion zu entwikkeln.
Nachdem wir uns im Unterricht ausführlich mit dem Thema Zeitung beschäftigt hatten, machten wir einen ersten Projektplan. Wir entschieden uns, im Laufe
des Frühjahrs '97 eine aktuelle Tageszeitung zu entwerfen und an öffentlichen
Plätzen zu verkaufen. Bereits im Januar
begannen wir Sachartikel mit langfristiger
Aktualität zu verschiedensten Themen zu
schreiben. Dieser sollten später den
Grundstock unserer Zeitung bilden, denn
man kann keine Zeitung nur mit aktuellen Nachrichten machen, und immerhin
hatten wir es uns als Ziel gesetzt, zwölf
DIN-A3 Seiten zu füllen.
Um in unserer Planung schneller vorwärts zu kommen, bildeten wir
Redaktionsgruppen zu den Themen Politik, Wirtschaft, Sport und Feuilleton, die
sich mit den bereits vorhandenen und neuen Artikeln beschäftigten und diese so
gestalteten, daß sie tageszeitungstauglich
sind. Da wir unsere Zeitung ohne die
Schule finanzieren wollten, waren wir genau wie jede andere Tageszeitung auf Werbung angewiesen. Zu diesem Zweck wur-
de eine eigene Arbeitsgruppe gegründet,
die sich eigens um die Beschaffung von
Werbung kümmerte. Des weiteren kümmerte sich eine Arbeitsgruppe speziell um
das Layout der Zeitung.
In der Endphase unseres Projektes wurden die Artikel, die den Grundstock bilden, mit dem Pagemaker in die endgültige Form gebracht. Zu diesem Zweck mußten zwei Schüler extra lernen, mit diesem
Programm umzugehen.
In der Woche vor dem Erscheinungsdatum, bezogen wir aus dem Internet und
über Nachrichtendienste aktuelle Nachrichten, die wir in die noch leeren Seiten
unserer Zeitung einfließen ließen. (sd)
Folgende Personen haben bei der Gestaltung dieser Zeitung
mitgewirkt:
SEBASTIAN DECK (SD) - CHEFREDAKTEUR
(Bild rechts oben)
PHILIPP SPECHT (PS) - CHEFREDAKTEUR
(Bild rechts mitte)
PETER KLEIN- PROJEKTLEITER
ARTHUR JÖRDER (AJ) - PHOTOGRAPHIEN
PHILIPP KESSLER (PK)
UND
MARCEL
HÄRDLE - WERBUNG
Die Artikel stammen von:
FELIX WENZEL (FW), FELIX AMBROSCH (FA), SONJA STEUL (SS),
K ARINE WIDEMANN (KW), BELINDA STREHLAU (BS), SONJA
MARIENFELD (SM), DANIELA HARTUNG (DH), SEVAN MINAS
(SEM)