Heft 2/2012 - Freunde der Landesverteidigungsakademie
Transcription
Heft 2/2012 - Freunde der Landesverteidigungsakademie
Heft 2/2012 Inhaltsverzeichnis Bericht des Präsidenten Bericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten MjrdG Mag.(FH) Mag. Ingo GSTREIN „Agilität in der Taktik“ Dr. Gunther HAUSER, Dr. Gerald BRETTNER-MESSLER „Sicherheitspolitische Zusammenarbeit in Mitteleuropa“ ObstdhmfD Dr. ZECHA, ADir Ing. Gerald A. Simperl Besuch des SKFüKdo in Graz und Schloss Eggenburg - Erlebnisbericht Datenänderungsblatt Gesamtüberblick wissenschaftlicher Publikationen des BMLVS – ONLINE Bestellkarten bzw. Veränderungsdienst Kontakt: verein.lvak@gmx.at Der Präsident Sehr geehrte Freunde der Landesverteidigungsakademie ! Bei der Vorstandssitzung am 02.Juli wurde das Ergebnis unserer Mitgliederbefragung präsentiert und eingehend erörtert. Ich danke allen Mitgliedern, die sich entweder mittels Fragebogen oder im persönlichen Gespräch eingebracht und damit ihr Interesse an der Weiterentwicklung unseres Vereines bekundet haben, für ihr Mitwirken. Unserem Vizepräsidenten, dem ich für die Leitung der AG herzlich danke, gibt in seinem Bericht einen Auszug aus seiner Präsentation. Bei der im Herbst abzuhaltenden Generalversammlung werden wir das Gesamtergebnis präsentieren, zur Diskussion stellen und die weitere Vorgangsweise festlegen. Am 19.06. fand der Truppenbesuch beim Streitkräfteführungskommando in Graz statt. Eine ausgesprochen informative, die Leistungsfähigkeit unseres Bundesheeres im In- und Ausland umfassend darstellende Veranstaltung. Unser Dank gilt den Angehörigen des Stabes für die hervorragende Organisation und Betreuung, besonders aber dem Kdten GenLt Mag. Höfler für sein persönliches Engagement. Die Besichtigung von Schloss Eggenberg rundete den Besuch in Graz ab. Einen etwas ausführlicheren Bericht hierzu finden Sie in diesen Berichten. Ich wünsche allen Freunden der Landesverteidigungsakademie einen schönen Sommer und freue mich auf ein Wiedersehen bei unseren Veranstaltungen im Herbst. Mag.Schittenhelm,Gen.i.R Wien. im Juli 2012 Verein „Freunde der Landesverteidigungsakademie“ Wien, im Juli 2012 Bericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten Geschätzte Vereinsmitglieder Im ersten Halbjahr 2012 wurde die Vortragstätigkeit mit der STRATEG in bewährter Weise weitergeführt. Die Themen bezogen sich auf die Veränderungen im arabischen Raum und die Entwicklungen in Afghanistan. Einen Höhepunkt bildete sicher der Vortrag des neuen Kommandanten der LVAk, GenLt Mag. Erich CSITKOVITS, zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Landesverteidigungsakademie am 19. März. In diesen Berichten wird keine Seminararbeit des Stabslehrganges publiziert, sondern ein Aufsatz mit militärischem Bezug und eine Übersicht über die sicherheitspolitischen Entwicklungen unter dem Schlagwort „pooling and sharing“. Die Autoren des letzteren Beitrages, Dr. Hauser und Dr. Brettner-Messler stellen die Entwicklungen in diesem Bereich sehr übersichtlich dar, sodass der interessierte Leser einen guten Überblick erhält. Der militärisch konnotierte Beitrag „Agilität in der Taktik“ befasst sich mit den Anforderungen an die Taktik im 21. Jahrhundert. Wie unser Präsident in seinem Vorwort angesprochen hat, werden derzeit Ziel, Zweck und Tätigkeiten unseres Vereines einer Evaluierung unterzogen. Hierzu hat sich eine Arbeitsgruppe unter meiner Leitung gebildet, die nach der Erhebung des Ist-Zustandes erste Überlegungen angestellt hat. In diesem Zusammenhang möchte ich mich als Leiter dieser AG bei all jenen bedanken, die uns durch das Zusenden der ausgefüllten Fragebögen wertvolle Beiträge geliefert haben. Insgesamt wurden ca. 50 Fragebögen rück gesandt und damit eine Quote von nicht ganz 10 % erreicht. Erste Auswertungen haben ergeben, dass unsere Mitglieder mit der Tätigkeit des Vereines im Großen und Ganzen zufrieden sind. Es kommt allerdings zu Verwechslungen mit STRATEG und ÖGSiPoluLV. Eine Erste Maßnahme zur Erhöhung der Sichtbarkeit der einzelnen Veranstalter ist daher, dass bei den Einladungen gekennzeichnet ist, welcher Verein federführend ist. Daher tragen Einladungen und Informationen unseres Vereines nunmehr immer das Vereinslogo im Kopf, ich habe es für meinen Bericht an Sie ebenfalls vorangestellt Unsere Vereinsmitglieder besuchen mehrheitlich zwischen 3 und 5 Veranstaltungen im Jahr, am häufigsten natürlich die Vorträge aber auch die Truppen- und Ausstellungsbesuche sowie Schießen finden gutes Echo. Ein Großteil der Mitglieder kann sich vorstellen, vermehrt elektronisch Informationen und Einladungen zu erhalten bzw. angeboten zu bekommen. Es wird daher geprüft, in welcher Form der Verein hier Angebote geben kann, ohne die eigenen Ressourcen über zu strapazieren. Ich werde Sie jedenfalls über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Ich möchte außerdem darauf hinweisen, dass Ende September bzw. Anfang Oktober wieder unsere Generalversammlung heransteht. Sie werden hierzu Anfang September noch nähere Informationen erhalten. Abschließend darf ich noch die Gelegenheit benutzen, Ihnen einen schönen Sommer und erholsamen Urlaub zu wünschen und mich auf weiteres, zahlreiches Erscheinen bei den verschiedenen Veranstaltungen freuen. Mit kameradschaftlichem Gruß Dr. ZECHA, ObstdhmfD, MSc Agilität in der Taktik Möglichkeiten und Grenzen des angewandten Modells Verfasser: MjrdG Mag. (FH) Mag. Ingo Gstrein, 10. Juli 2012 Agilität im militärischen Handeln Unter Agilität versteht man das Zusammenspiel der Beweglichkeit und Wirkung der Truppen und der militärischen Führung. Militärisches Handeln wurde immer schon durch Agilität beeinflusst. So wird seit jeher versucht, durch vorausgeplante Bewegungen von Truppen deren Wirkung zur Geltung zu bringen und somit die Überlegenheit am Gefechtsfeld zu erzielen. Bereits in der Antike waren die Beweglichkeit der Führung und der Truppen ausschlaggebend für die Erfolge Alexanders des Großen oder Hannibals. Vor allem im militärischen Bereich wurde Agilität stets auch durch technische Weiterentwicklungen beeinflusst. Wichtige Technologiesprünge wie die Erfindung des Schwarzpulvers, die Entwicklung automatischer Waffen, der Panzerwaffe und der Luftwaffe, aber auch die Innovationen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie änderten die Agilität im militärischen Bereich maßgeblich und führten sogar zu militärischen Paradigmenwechseln. Zahlreiche militärische Denker von Sun Tsu über Clausewitz und Jomini, aber auch Corbett, Mahan, Douhet, Mitchell und Warden versuchten, mit ihren theoretischen Modellen Antworten auf diese Entwicklungen zu geben. Agilität zeigt sich auf der taktischen, auf der operativen und auf der militärstrategischen Führungsebene in verschiedenen Ausprägungen. Auf der taktischen Führungsebene wird Agilität durch das Zusammenspiel der Faktoren Kraft, Zeit und Raum bestimmt. Damit deren Beurteilung im Rahmen der Entscheidungsfindung einfach und nachvollziehbar erfolgen kann, kommen die Parameter des Handakts Taktik zur Anwendung. Das Ziel der weiteren Ausführungen ist die Darstellung der Agilität in der Taktik des ÖBH sowie das Aufzeigen der Möglichkeiten und Grenzen des angewandten Modells. Das taktische Führungsverfahren Unter Taktik wird im Österreichischen Bundesheer (ÖBH) „der Gebrauch militärischer verbundener Kräfte und Mittel zum Zwecke der Erfüllung eines Auftrags im Gefecht und in Einsätzen, in denen vorrangig nicht mit Kampf zu rechnen ist“1 verstanden. Die Bearbeitung taktischer Aufgaben erfolgt im Wege des taktischen Führungsverfahrens. Das taktische Führungsverfahren ist ein Regelkreis festgelegter Führungsvorgänge, mit dem Zweck eines sachlich objektiv abgeleiteten und argumentierbaren taktischen Einsatzes. Dieses Verfahren orientiert sich prinzipiell an der Zielerreichung und Zweckerfüllung des militärischen Auftrages. Durch die Anwendung des Grundsatzes „Darstellen – Beurteilen – Folgern“ in der Bearbeitung der taktischen Aufgabenstellung werden logisch abgeleitete Handlungsoptionen für die jeweiligen Konfliktparteien und den eigenen Verband erarbeitet.2 1 2 BMLVS: MilLex (Stand: Jänner 2012). Vgl. DVBH: Das Taktische Führungsverfahren, S. 17ff. Abbildung 1: Grundschema des Führungsverfahrens3 Das taktische Führungsverfahren läuft dabei immer nach folgendem Grundschema ab:4 Im Rahmen der Kontrolle und Optimierung, aufgrund der ständigen Lagefeststellung oder durch den Erhalt einer wesentlichen Führungsgrundlage im Wege eines Auftrages oder einer Lageänderung wird mit einer einleitenden Lagefeststellung das Führungsverfahren in Gang gesetzt. Bei der einleitenden Lagefeststellung werden zuerst die vorhandenen Informationen analysiert. Die Orientierung besteht aus dem Feststellen aller Rahmenbedingungen und der Vorgaben des Kommandanten zur Durchführung der weiteren Planungstätigkeiten. In der Orientierung sollen die Rahmenbedingungen und Einschränkungen für die Auftragserfüllung sowie deren Planung festgehalten und die ersten Folgerungen daraus gezogen werden. In der Entscheidungsfindung folgt die Beurteilung der Lage und nach dem Erwägen von offenen Punkten die Entschlussfassung. Ziel dieses Abschnittes ist es, eine systematische und logische Beurteilung der Konfliktparteien, der eigenen Kräfte und der relevanten Umfeldbedingungen durchzuführen. Der Zweck besteht darin, bezogen auf Kraft, Raum und Zeit eigene Handlungsoptionen und machbare Handlungsmöglichkeiten der Konfliktparteien zu finden. Durch ein objektives Gegenüberstellen und Abwägen aller möglichen Optionen können in weiterer Folge die vermutliche Absicht der Konfliktparteien und eigene Gefechtsideen abgeleitet werden. Nachdem der Entschluss über das eigene Vorgehen getroffen wurde, erfolgt innerhalb der Planung der Durchführung die Abstimmung und Synchronisation aller verfügbaren Kräfte und Mittel. Mittels der Befehlsgebung erfolgt die Übermittlung der Anordnungen für Nachgeordnete zur Erreichung eines gesetzten Zieles unter Angabe des Handlungsspielraumes. Durchführung heißt, einen erstellten Plan in konkrete Handlungen durch Anwendung von Kräften und Mitteln umzusetzen, um den eigenen Auftrag zu Erfüllen. Wesentlich dabei ist die ständige Beurteilung von Fortschritten und Lageänderungen. Die Kontrolle als Abschnitt im Führungsverfahren geht über die Methode der Ergebniskontrolle hinaus. Vielmehr geht es 3 4 DVBH: Das Taktische Führungsverfahren, S. 17. Vgl. ebenda, S. 17ff. hier darum, Lehren zu ziehen („Lessons Learned“) und auf der Basis dieser Erfahrungen zukünftige Planungen und deren Umsetzungen zu verbessern. Erlebte Erfahrungen sind als geordnetes Wissen im Rahmen des Wissensmanagements zugänglich zu machen und zu verteilen. Im Zuge dieses Prozesses werden die vorhandenen Führungsinformationen durch die Informationen aus der ständigen Lagefeststellung ergänzt und beeinflusst. Der Handakt Taktik Zur Unterstützung der Beurteilung der Lage bildet der Handakt Taktik5 gemeinsam mit der Dienstvorschrift des Bundesheeres „Das Taktische Führungsverfahren“ einen Nachschlagebehelf, in dem die wichtigsten militärischen Parameter und Fakten als Anhalt enthalten sind. Dies soll gewährleisten, dass im Rahmen der taktischen Beurteilung theoretisch und praktisch machbare und nachvollziehbare Lösungen erarbeitet werden können. Der Handakt Taktik folgt einer spezifisch österreichischen militärischen Tradition6, wird ständig weiterentwickelt und ist daher in regelmäßigen Abständen einem Veränderungsdienst unterworfen. Dieser Handakt Taktik ersetzt aber nicht die Kenntnis der maßgeblichen aktuellen Vorschriften und verwendet meist Durchschnittswerte, bezogen auf militärische Verbände einer gewissen Größenordnung. Diese Tatsache steckt somit bereits ganz klar die Möglichkeiten und Grenzen ab und schließt eine falsche Handhabung im Sinne einer bloß „mathematischen Entschlussfassung im Gefecht“ von vornherein aus.7 Für erfolgreiches taktisches Handeln ist vielmehr die kreative und holistische Vernetzung und auch die qualitative Bewertung aller Informationen unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen notwendig. Die Agilität kann dabei durch das Zusammenspiel folgender Parameter beschrieben werden: Die Beweglichkeit der Führung resultiert - auf der Basis allgemein gültiger Parameter - aus zeitlichen Planungshorizonten und Befehlsreichweiten, aus der Dauer des Führungsverfahrens und aus sonstigen Reaktionszeiten jeweils in Abhängigkeit der Größenordnung der Kräfte. Die Beweglichkeit der Truppen wird vor allem durch deren Gefechtsgeschwindigkeiten - in Abhängigkeit zu speziellen zusätzlichen Faktoren, wie sie beispielsweise im gebirgigen Gelände zum Tragen kommen - bestimmt. Die Wirkung der Truppen wird einerseits durch die Kombination der oben angeführten Parameter festgelegt und ist andererseits durch spezifische Daten und Werte einzelner Waffensysteme determiniert. So kann beispielsweise aus der Kombination der Einsatzschussweiten mit den Werten bezüglich der Ausdehnung der Gefechtsbreiten bzw. der Feuerstellungsräume und den Zeiten zum Herstellen der Einsatzbereitschaft die Wirkung am richtigen Ort zur richtigen Zeit beurteilt werden. Nachfolgendes Beispiel soll die Anwendung der verschiedenen Parameter aus den zahlreichen Tabellen des Handakts Taktik veranschaulichen.8 Im Rahmen der Beurteilung des Einsatzes einer Brigade stellt sich die Frage, wann gegnerische Kräfte in der eigenen Flanke erkannt werden müssen, damit der Einsatz des Reservebataillons zur Abwehr dieser Kräfte noch rechtzeitig und erfolgversprechend erfolgen kann. 5 Merkblatt für das Bundesheer: Handakt Taktik (Stand: Februar 2009), Wien, 2009. Bereits 1903 war das „Taktische Handbuch“ des k.u.k. Oberst des Generalstabskorps Hugo Schmid evident. 7 Vgl. Merkblatt für das Bundesheer: Handakt Taktik (Stand: Februar 2009), S. 5. 8 Vgl. ebenda, S. 13ff. 6 Wird der Gegner erkannt, beginnt das taktische Führungsverfahren der Brigade. Dafür wird die Minimalzeit von 25 Minuten veranschlagt. Die Befehlsausgabe an die unterstellten Bataillone ist nach weiteren 10 Minuten beendet. Nachdem das Reservebataillon den Auftrag zum Beziehen der Abwehrstellungen im vorgegebenen Raum erhalten hat, muss berücksichtigt werden, dass der Auftrag beurteilt wird. Dafür sind gemäß Handakt Taktik in etwa 10 Minuten notwendig. Die Befehlsausgabe des Reservebataillons wird über Funk durchgeführt und dauert weitere 5 Minuten. Danach wissen die Kompanien über das weitere Vorgehen bescheid und beginnen, sich nach 10 Minuten in Richtung der 10 Kilometer entfernten Stellungen zu bewegen. Für die Bewegung auf der Straße wird eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h veranschlagt, da Durchlaufzeiten und die notwendige Koordinierung der militärischen Einheiten berücksichtigt werden müssen. Nach weiteren 30 Minuten hat das Reservebataillon somit den Raum der Stellungen erreicht und beginnt mit dem Bezug der Abwehrstellungen. Dafür werden gemäß Handakt Taktik in etwa 60 Minuten benötigt. Erst danach kann im Bedarfsfall das Zusammenwirken und somit die volle Wirkung des Bataillons aus den Abwehrstellungen sichergestellt werden. In einer Rückwärtsplanung muss der Gegner also 150 Minuten vorher erkannt werden, damit dieser durch das Reservebataillon unterlaufen werden kann. Von den Annäherungslinien und der Agilität des Gegners hängen die Positionen und die Arten der eigenen Aufklärungsmittel ab. Ist bereits das rechtzeitige Erkennen durch die eigenen Sensoren nicht gewährleistet, kann die Reserve den vorgesehenen Stellungsraum auch nicht mehr rechtzeitig erreichen und gerät in weiterer Folge mit dem Gegner in ein Begegnungsgefecht, in dem die örtliche Überlegenheit unter Umständen nicht gewährleistet werden kann. Hilfsmittel zur leichteren, schnelleren und präziseren Anwendung der Parameter Aufgrund der zahlreichen Parameter wird zwar die Flexibilität gefördert, deren richtige Anwendung ist aber mitunter durchaus ein komplexes Unterfangen. Die Visualisierung der Werte des Handakts Taktik im Rahmen der grafischen Beurteilung der Lage erfolgt durch diverse Hilfsmittel und vereinfacht die richtige Anwendung. Solche Hilfsmittel sind Weg-Zeit Tabellen, Entfernungsschablonen oder andere grafische Hilfsmittel. Diese werden nicht nur bei der Beurteilung der Lage verwendet, sondern kommen auch und besonders im Rahmen von sogenannten Kriegsspielen - z. B. zur Überprüfung der Entscheidung oder zur Synchronisation der eigenen Kräfte - zur Anwendung. Eine derartige Entfernungsschablone auf der nächsten Seite abgebildet. Die Grafik ist auf einer Klarsichtfolie auszudrucken und kann dann über eine Landkarte gelegt werden. Im linken Bereich ist eine Tabelle abgebildet, aus der man die Wegzeiten je nach Geschwindigkeit und Entfernung auf einer Karte im Maßstab 1:250 000 ermitteln kann; das Gleiche kann mit der Tabelle in der Mitte auf einer Karte im gängigen Maßstab 1:50 000 durchgeführt werden. Im rechten Bereich befindet sich eine Entfernungsschablone, auf der die Einsatzschussweiten verschiedener Waffensysteme eingezeichnet sind (PAL - Panzerabwehrlenkwaffe, JaPz - Jagdpanzer, KPz - Kampfpanzer, sGrW - schwere Granatwerfer, mGrw - mittlere Granatwerfer). Ganz am rechten Rand befinden sich Markierungen, welche sich auf das ehemalige Angriffsverfahren des Warschauer Paktes beziehen und Rückschlüsse auf die Raumordnung des Gegners zulassen. Moderne Mittel zur Unterstützung der Beweglichkeit der Führung im Sinne von Agilität sind computergestützte Führungsunterstützungssysteme und Simulationen. Auch Methoden der Mathematik und Informatik fließen im Rahmen von Operations Research ein und können die Entscheidungsfindung auf taktischer Ebene unterstützen. Abbildung 2: Oleate als Hilfsmittel9 9 Die Abbildung wurde durch das Referat Taktik des Instituts für höhere militärische Führung zur Verfügung gestellt. Erstellt wurde dieses Hilfsmittel durch Hptm Ing. Koch. Die Grenzen des Handakts Taktik Die Grenzen des angewandten Modells werden einerseits im dreidimensionalen urbanen Raum und andererseits im asymmetrischen Gefechtsbild erreicht. Dies liegt darin, dass aufgrund der Aktualität der Thematik in diesen Bereichen nur geringe Erfahrungswerte vorhanden sind und sich die Charakteristik des Gefechtfeldes komplett anders gestaltet. In diesen Szenarien gewinnen neben kinetischen militärischen Wirkmitteln auch nichtkinetische Effekte zum Beispiel Informationsmaßnahmen zur positiven Beeinflussung der Bevölkerung im Einsatzraum etc. an Bedeutung. Zudem können, beispielsweise beim Einsatz gegen irreguläre Gegner, die Faktoren Kraft, Zeit und Raum nicht mehr klar analysiert werden und es müssen andere Beurteilungsmethoden angewandt werden. In diesen Fällen wird versucht die Bedrohung von Aktionen und Handlungen des Gegners mittels Risikoanalysen hinsichtlich Örtlichkeiten, Häufigkeit und Auswirkungen einzuschätzen und zu priorisieren und daraus Ableitungen für das eigene Handeln zu treffen.10 Es gewinnt also auch in der Taktik neben den Faktoren Kraft, Zeit und Raum der Faktor Information immer mehr an Bedeutung. Der Aspekt der „Führungsüberlegenheit durch Informationsüberlegenheit“11 beeinflusst die Agilität in aktuellen und zukünftigen Konflikten noch viel stärker als bisher. Damit das aktuelle Lagebild nicht aus der Medienwelt generiert werden muss, sind Streitkräfte die Träger der Weiterentwicklung von Satelliten, Drohnen und sonstigen computer- bzw. ferngesteuerten Aufklärungsmitteln. Mit unterstützenden Verfahren und ergänzende Methoden, die ihren Ursprung in den höheren Führungsebenen haben, wie z. B. Targeting oder Operations Research, wird versucht, diesen Herausforderungen auf der taktischen Ebene zu begegnen. Targeting auf der taktischen Führungsebene ist ein vom taktischen Führungsverfahren abgeleitetes Unterstützungsverfahren zur Zielauswahl, Priorisierung sowie Synchronisation aller letalen und nicht letalen Wirkungskapazitäten.12 Operations Research kann durch die umfassende Analyse einer militärischen Problemstellung unter Einsatz von Methoden und Modellen aus der Mathematik und Informatik mit dem Ziel der belastbaren und bestmöglichen Entscheidungsfindung13 ebenfalls maßgebliche Impulse zur Bewältigung der oben angeführten Herausforderungen setzen. Agilität in der Taktik - Fazit Unter Agilität versteht man das Zusammenspiel der Beweglichkeit und Wirkung der Truppen sowie der militärischen Führung. Militärisches Handeln wird seit jeher maßgeblich von Agilität beeinflusst. Nicht zuletzt ist Beweglichkeit auch ein Führungsgrundsatz im ÖBH.14 Deshalb zielen zahlreiche technische Weiterentwicklungen darauf ab, die Agilität ständig zu erhöhen. Agilität zeigt auf den verschiedenen militärischen Führungsebenen unterschiedliche Ausprägungen. Im Rahmen des taktischen Führungsverfahrens wird Agilität durch das Zusammenspiel der Parameter für die Beweglichkeit der Führung im Sinne der Führungsüberlegenheit, für die Beweglichkeit von Truppen, und für die Wirkung von Truppen jeweils gemäß den Daten des Handakts Taktik bestimmt. Ziel ist dabei immer das Zusammenwirken der eigenen Kräfte, um die örtliche Überlegenheit am Gefechtsfeld 10 Vgl. Lehrbehelf: Die Anwendung des Planungsverfahrens bei Einsätzen im urbanen Umfeld, S. 14ff. Vgl. DVBH: Taktischer Führungsprozess, S. 37 und 44. 12 Vgl. BMLVS: MilLex (Stand: April 2012). 13 Vgl. Markus Klug: Operations Resarch (OR) in der Logistik des ÖBH/Grundlagen, Anwendungsgebiete und Methoden, Wien, 2011, S. 29. 14 Vgl. DVBH: Truppenführung, S. 2. 11 sicherzustellen. Verschiedene analoge und digitale Hilfsmittel erleichtern die richtige Anwendung dieser Parameter im Rahmen der grafischen Beurteilung anhand der Karten auch in Stresssituationen. Die Stärken dieses Modells liegen in den flexiblen Anwendungsmöglichkeiten der Parameter und deren ständiger Weiterentwicklung. Prinzipiell bedingt die richtige Anwendung des Handakts Taktik eine dementsprechende Kenntnis der maßgeblichen aktuellen Vorschriften. Dadurch und aufgrund der Charakteristik der Daten kann eine rein mathematische Entschlussfassung im Gefecht ausgeschlossen werden. Weitere Grenzen ergeben sich bei der Anwendung im dreidimensionalen urbanen Raum und im asymmetrischen Gefechtsbild. In diesen dynamischen Szenarien, gewinnt neben den Faktoren Kraft, Zeit und Raum auch der in Faktor Information immer mehr an Bedeutung. Dadurch kann mit dem Handakt Taktik nicht immer das Auslangen gefunden werden. Unterstützende Verfahren und ergänzende Methoden kommen daher verstärkt zur Anwendung. In diesen Bereichen ist die Beweglichkeit der Führung im Sinne von „geistiger Agilität“, Flexibilität und Kreativität besonders gefragt und Weiterentwicklungspotenzial für den Handakt Taktik gegeben. Literaturverzeichnis: BMLVS: MilLex (Intranetbereitstellung, Stand: April 2012) Dienstvorschrift für das Bundesheer (zur Erprobung): Das Taktische Führungsverfahren, Wien, 2009 Dienstvorschrift für das Bundesheer (zur Erprobung): Truppenführung, Wien, 2004 Dienstvorschrift für das Bundesheer (zur Erprobung): Taktischer Führungsprozess, Wien, 2009 Klug, Markus: Operations Resarch (OR) in der Logistik des ÖBH/Grundlagen, Anwendungsgebiete und Methoden, Wien, 2011 Lehrbehelf für Lehrgänge an der Landesverteidungsakademie: Die Anwendung des Planungsverfahrens bei Einsätzen im urbanen Umfeld, Wien, 2009 Merkblatt für das Bundesheer: Handakt Taktik (Stand: Februar 2009), Wien, 2009 Sicherheitspolitische Zusammenarbeit in Mitteleuropa Mehr Sicherheit durch effiziente Nutzung gemeinsamer Potenziale Ideen, einen politischen Raum in Mitteleuropa zu gestalten, gab es bereits seit Jahrhunderten. Heute sind die Voraussetzungen zur Zusammenarbeit und die Notwendigkeit zur zwischenstaatlichen Koordination in hohem Ausmaß – insbesondere durch gemeinsame außen- und sicherheitspolitische Herausforderungen – gegeben. Die angespannte Finanzlage in den Haushaltskassen in Europa verlangt von den Mitgliedstaaten der Europäische Union (EU) und der Nordatlantischen Vertragsorganisation (NATO) vor allem die Mittel und Fähigkeiten im Bereich Sicherheit stärker als bisher zu koordinieren – bei ansteigenden militärischen und polizeilichen Leistungsniveaus. Die Mitte Europas wird von der Geschichte und von den aktuellen sicherheits- und wirtschaftspolitischen Entwicklungen weiterhin als Faktor der Integration verstanden, wobei nicht zu übersehen ist, dass jene Staaten, die der Mitte Europas zugezählt werden können, eine geopolitische Grundorientierung zu Kooperation, die über den rein ökonomischen Aspekt der Union hinausgeht, besitzen. Im Bereich der militärischen Kooperationen auf europäischer Ebene – hier vor allem mit regionalen Partnern aus ähnlichen „Streitkräftekulturen“ – wird seit der internationalen Finanzkrise 2008 vermehrt überlegt, wie sich Einsparungsprozesse mit effizienterer Nutzung von Streitkräftepotenzialen innerhalb der EU und NATO erreichen lassen. In Europa existieren noch erhebliche Mängel in den Bereichen gemeinsame Streitkräfteentwicklung, gemeinsame Ausbildung sowie gemeinsame Beschaffung von Ausrüstung. Dies hat mittlerweile zu Verknappungen in manchen Bereichen und gleichzeitig zu Überkapazitäten in anderen Bereichen geführt. Nach der Auftaktveranstaltung über die künftige sicherheits- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit in Mitteleuropa am 3. Mai 2010 in der Landesverteidigungsakademie in Wien und dem Treffen der sicherheits- und verteidigungspolitischen Direktoren Österreichs und Ungarns mit hochrangigen Vertretern aus Kroatien, der Slowakei, Slowenien und der Tschechischen Republik in Budapest (25. bis 26. Oktober 2010) hatten zu Beginn des Jahres 2011 die Direktoren für Verteidigungspolitik aus Kroatien, Österreich, der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik und Ungarn beschlossen, mögliche Kooperationen auf Streitkräfteebene durchzudenken, vor allem „where their countries could pool and share military capabilities“. Was die mitteleuropäische Kooperation betrifft, stellt die unterschiedliche institutionelle Zugehörigkeit (EU/NATO) nicht zwingend ein Hindernis dar, sondern bietet auch Chancen für die regionale verteidigungspolitische Kooperation. Seit Mitte der 1990er Jahre beteilig(t)en sich alle mitteleuropäischen Staaten an internationalen Einsätzen seitens der Vereinten Nationen (VN), der NATO und der EU, beginnend mit den NATO-geführten Einsätzen in Bosnien-Herzegowina (IFOR, SFOR). Bei IFOR und SFOR hatten sich außer Deutschland, Italien, Österreich, Rumänien und Slowenien auch die vier Visegrad-Länder Polen, die Slowakei, die Tschechische Republik und Ungarn beteiligt. All diese Länder führten ihren Friedeneinsatz in Bosnien-Herzegowina auch unter dem Kommando der EU (EUFOR ALTHEA) beginnend mit 2. Dezember 2004 weiter. In der von der NATO-geführten ISAF in Afghanistan sind ebenfalls die zuvor aufgezählten Länder involviert, bei der Operation Iraqi Freedom (OIF) waren außer Rumänien auch alle VisegradLänder dabei. Bei den EU-geführten Einsätzen 2006 in der Demokratischen Republik Kongo (EUFOR Congo) sowie zwischen 2008 und 2009 im Tschad bzw. in der Zentralafrikanischen Republik (EUFOR Chad/RCA) beteiligten sich außer Deutschland, Italien, Österreich und im Fall EUFOR Chad/RCA Rumänien ebenso alle Visegrad-Länder. Militärische Zusammenarbeit in Mitteleuropa Regionale militärische Kooperationen finden in Europa hauptsächlich auf bilateraler und auch auf regionaler Ebene statt und nicht auf der Ebene der EU oder der NATO. Bence Németh von der Abteilung für Verteidigungsplanung des Verteidigungsministeriums der Republik Ungarn kommt diesbezüglich zu folgender Conclusio: „Of course, this does not mean that they do not co-operate within these institutions; what is does mean is that there are significant areas where increasingly more states consider either the European Union or the Atlantic Alliance inappropriate for multinational military co-operation.“ Viele der gegenwärtigen institutionalisierten Initiativen sind derzeit für diese Länder nicht geeignet, „thus they need a closer co-operation to find out whether they could solve their common problems together.“ Italien, Slowenien und Ungarn haben erfolgreich eine gemeinsame Brigade aufgestellt. Die drei Länder hatten am 14. November 1997 in Budapest einen Letter of Intent für die Schaffung einer gemeinsamen leichten Infanteriebrigade (Multinational Land Force – MLF) für internationale friedensunterstützende Einsätze unterzeichnet. Am 18. April 1998 war in Udine offiziell die Gründung der MLF durch die Generalstabschefs der drei Staaten erfolgt. Die volle Operationsfähigkeit hatte die MLF im November 2001 erreicht. 2004 wurde die MLF erstmals Teil einer internationalen Operation und folglich in den Kosovo verlegt. In der zweiten Jahreshälfte 2007 hatte die MLF erstmals eine EU Battle Group gebildet. Gemäß den MLF-Übereinkommen befindet sich das MLF-Hauptquartier in Italien, die MLF wird somit von Italien befehligt oder anders formuliert: Italien ist die MLF Lead Nation. Die MLF besteht aus drei Infanterieregimentern oder Bataillonen (je eines aus den drei sich beteiligenden Staaten) sowie aus einem italienischen Artillerieregiment und aus einer italienischen Unterstützungseinheit, die mit slowenischen und ungarischen Unterstützungselementen ergänzt wird. Das MLF-Einsatzspektrum erstreckt sich heute von humanitären, Such- und Rettungseinsätzen über friedenserhaltende Einsätze bis hin zu Hochbereitschaftseinsätzen innerhalb von EU Battle Groups. Der geplante Einsatzraum der MLF schließt ganz Europa mit ein, „but focused on the Middle East and around those areas of Southeastern Europe where extreme weather and terrain conditions are typical.” Seit 2002 besitzt Österreich in der MLF Beobachterstatus. Am 20. März 1998 war von den Regierungen Ungarns und Rumäniens in Budapest ein Übereinkommen zur Schaffung eines gemeinsamen friedenserhaltenden Bataillons (Joint Peacekeeping Battalion) beschlossen worden. Die Leitung des Bataillons wechselt jedes Jahr zwischen Ungarn und Rumänien. Bisher nahm das Bataillon an noch keiner internationalen Operation teil. Mit der schweren Umweltkatastrophe an der Theiß (Tisa), die durch ein Goldbergwerk in Rumänien ausgelöst worden war, ist von den Ländern in dieser Region – Rumänien, Slowakei, Ukraine und Ungarn – am 18. Januar 2002 in Budapest ein Übereinkommen zur Gründung eines Bataillons zwecks Katastrophenschutz entlang des Flusses Theiß unterzeichnet worden. Auf der Grundlage dieses Übereinkommens sollten pro Land für dieses Vorhaben ursprünglich an die 200 Soldaten bereitgestellt werden, so belief sich im Januar 2012 die multinationale Bataillonsstärke auf 703 Soldaten. Innerhalb der Visegrad 4 ist es erst in jüngster Zeit zu gemeinsamen Kooperationen gekommen. Eine erste Maßnahme war im September 2010 die Unterzeichnung eines Memorandums über die Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Piloten bei den Luftstreitkräften gewesen. Die V4 war zunächst ein „Diskussionsklub“ mit einer „relativen schwachen Position“ auf internationaler Ebene geblieben. Während einer Konferenz am 23. Mai 2011 in Levoča/Slowakei waren die V4 jedoch übereingekommen, sich verteidigungspolitisch verstärkt zu koordinieren und bis Anfang 2016 unter polnischer Führung eine gemeinsame Battle Group mit 1.500 Hochbereitschaftssoldaten zuzüglich unterstützenden Einheiten in den Bereichen Pioniere, Luftraumverteidigung, Sanitätswesen und Militärpolizei für internationale EU-Einsätze zu bilden. Insgesamt soll die Battle Group der V4 bis zu 3.000 Personen umfassen. Vor allem die kleineren Länder in Mitteleuropa betrachten diese Battle Group weniger als Mittel, um an Kampfoperationen teilnehmen zu können, sondern – gerade in Zeiten der Finanz- und Schuldenkrise – als Weg, ihre militärischen Fähigkeiten besser abzustimmen und zu poolen. Der so genannte „Sofia-Prozess“ hatte das Southeast European Defence Ministerial – SEDM – begründet mit dem Ziel, die Zusammenarbeit im Verteidigungssektor zwischen den USA, Italien und südosteuropäischen Ländern zu stärken. SEDM wurde beim Treffen der Verteidigungsminister der genannten Länder am 3. Oktober 1997 in Sofia beschlossen. An dieser Zusammenarbeit nehmen Albanien, Bulgarien, Italien, Kroatien, Rumänien, Slowenien sowie Griechenland, Mazedonien (FYROM), die Türkei, die Ukraine und die USA teil. In Sofia wurde im Jahr 1997 auf türkische Initiative hin ein gemeinsames Abkommen verabschiedet, eine Multinational Peacekeeping Force Southeast Europe (MPFSEE) aufzustellen. Mit dem MPFSEE-Übereinkommen von Skopje/Mazedonien (FYROM) war die MPFSEE am 26. September 1998 entstanden, sie wird auch Southeast European Brigade (SEEBRIG) genannt. An der SEEBRIG nehmen 5.000 Soldaten aus folgenden sieben Ländern teil: Albanien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Mazedonien (FYROM), Rumänien und der Türkei. Die USA, Kroatien und Slowenien besitzen Beobachterstatus. SEEBRIG setzt sich aus mechanisierten Kräften zusammen. Auf der Basis des Übereinkommens wurde am 11. September 1999 in Plovdiv/Bulgarien die Brigade aufgestellt. SEEBRIG soll vor allem für friedenserhaltende Einsätze und humanitäre Operationen unter einem Mandat der Vereinten Nationen oder der OSZE sowie unter der Führung der NATO oder der EU eingesetzt werden. Ziel ist es auch, SEEBRIG für Katastrophenschutzeinheiten bereitzustellen. Österreich in der NATO-Partnerschaft für den Frieden Die NATO hat sich seit der Wende 1989 neu orientiert und sich von einer Organisation der kollektiven Verteidigung zu einer Organisation zur Gewährleistung der gesamteuropäischen Stabilität gewandelt. Die klassischen Bündnisstrukturen wurden im Zeitraum 1991-1997 durch neue Konsultations- und Kooperationsmechanismen ergänzt und 1999, 2004 und 2009 hat die NATO neue Mitglieder in Mittel- und Osteuropa sowie in Südosteuropa aufgenommen. Im Rahmen der 1994 geschaffenen Partnerschaft für den Frieden (PfP) hat die NATO die ehemaligen kommunistischen Länder Mittel- und Osteuropas, der Sowjetunion und auch die neutralen und bündnisfreien Staaten eingeladen, mit der NATO in Fragen der Koordination und Organisation von gemeinsamen friedenserhaltenden und friedensschaffenden Einsätzen zusammenzuarbeiten. Mit der Unterzeichnung des PfP-Rahmendokuments am 10. Februar 1995 hat Österreich seine politische Absicht bekundet, gemeinsam mit den anderen Partnern auf die der PfP zugrunde liegenden Ziele hinzuarbeiten. Die konkreten Aktivitäten, an denen Österreich teilnimmt bzw. die Österreich selbst in das PfP-Programm mit einbringt, werden im Individuellen Partnerschaftsprogramm (IPP) in Form eines Political undertaking vereinbart und jährlich fortgeschrieben. Die österreichische militärische Zusammenarbeit mit der NATO konzentriert sich insbesondere auf die Bereiche Friedenserhaltung, humanitäre Einsätze und Katastrophenhilfe sowie Such- und Rettungseinsätze. Dem Ziel einer erhöhten Interoperabilität des Bundesheeres mit NATO-Streitkräften dient die Teilnahme am PfPPlanungs- und Überprüfungsprozess (PARP), in dessen Rahmen mit der NATO konkrete Interoperabilitätsziele vereinbart wurden. Ein wichtiger Schwerpunkt der österreichischen PfP-Mitarbeit ist auch die zivile Notstandsplanung. Das Österreichische Bundesheer war stets aktiv im gesamten Aufgabenbereich der PfP involviert. Österreich beteiligt sich seit Mai 1996 am Planungs- und Überprüfungsprozess (PARP) sowie seit Beginn an von der NATO geführten Operationen. Am 15. Februar 1996 war die Entsendung eines österreichischen Kontingents nach Bosnien-Herzegowina zur NATO-geführten Implementation Force (IFOR) erfolgt, die ab 20. Dezember 1996 in Stabilization Force (SFOR) umbenannt wurde. Im Jahr 1999 hatte die österreichische Bundesregierung Bundesheersoldaten nach Albanien (Austrian Humanitarian Contingent/Albania – ATHUM/ALBA) und in das Kosovo (Austrian Contingent/Kosovo Force – AUCON/KFOR) verlegt. Österreichische Soldaten nehmen auch als Stabsangehörige an der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan teil. Seit dem Jahr 1995 hat sich Österreich mit über 12.000 Teilnehmern an weit über 100 NATOPfP-Übungen und anderen Aktivitäten beteiligt. Die österreichischen Schwerpunkte konzentrieren sich dabei vorwiegend auf die Bereiche Ausbildung, Standardisierung hinsichtlich Führung und Logistik sowie zivile Notstandsplanung. Im Letzteren hat Österreich mittlerweile eine Vorreiterrolle übernommen. Als PfP-Partner ist Österreich Mitglied des Euro-Atlantischen Partnerschaftsrates (EAPR). Seit November 1997 hat Österreich bei der NATO einen Ständigen Vertreter akkreditiert. Österreich kann sich im Rahmen der „vertieften PfP“ am vollen Spektrum friedenserhaltender Operationen beteiligen, also auch an Kampfeinsätzen bei der Krisenbewältigung einschließlich friedensschaffender Maßnahmen. Im Rahmen des Konzeptes operationeller Fähigkeiten hat Österreich im März 2004 als erste PfP-Nation überhaupt ein eigenes Assessment im Rahmen des Assessment and Feedback (A&F) für die Landstreitkräfte (Land Forces Self-Assessment) durchgeführt und dazu Vertreter der NATO sowie von NATO- und PfP-Ländern eingeladen. Aufgrund des Erfolges dieser Veranstaltung nahm Österreich die Vorreiterrolle im Evaluierungsprogramm Operational Capabilities Concept (OCC) ein. Innerhalb des OCC ist es möglich, jene Einheiten, die für PfP-Operationen bereitgestellt werden sollen, nicht nur innerhalb einer Datenbank (Tool for Operational Planners, Force Activation and Simulation – TOFAS) zu erfassen, sondern auch von der NATO auf Interoperabilität zu prüfen. Österreich und mitteleuropäische Partner in der EU-Battle Group Seit Ende September 2011 hatten Soldaten aus Deutschland, Irland, Kroatien, Mazedonien, Österreich und der Tschechischen Republik mögliche Einsätze als EU-Battle Group für das zweite Halbjahr 2012 trainiert. Bis zu 3.000 Soldaten kann eine derartige Battle Group umfassen. Österreich nimmt seit Januar 2011 aktiv an EU-Battle Groups teil. Das Bundesheer hatte im ersten Halbjahr 2011 für die erste Battle Group mit 180 Soldaten eine gepanzerte Infanteriekompanie sowie Kräfte für Führungs- und Versorgungsaufgaben bereitgestellt. Die Truppe war aus Soldaten der Kaderpräsenzeinheit (KPE) des Jägerbataillons 17 aus Straß in der Steiermark und des Jägerbataillons 19 aus Pinkafeld im Burgenland zusammengesetzt. Ausgerüstet war dieser Gefechtsverband unter anderem mit „Pandur“-Radpanzern sowie mit dem neuen gepanzerten Hakenladesystem zum Transport von Versorgungsgütern und Ausrüstungsgegenständen. Mit 1. Juli 2012 hatte Österreich erstmals die logistische Führung einer EU-Battle Group übernommen. Die 3. Panzergrenadierbrigade, die sich seit Jahren mit internationaler Logistik beschäftigt, hatte sich 2012 als „Combat Service Support Battalion“ beteiligt. In der Folge waren die rund 350 Soldaten als Kern der Truppe für die gemeinsame Versorgung verantwortlich. Eine gepanzerte Nachschub- und Transportkompanie, Spezialisten zur Trinkwasseraufbereitung, Sanitätspersonal, Notärzte, Militärpolizei sowie das CampKommando waren ebenso von Österreich gestellt worden. Geführt wurde die Battle Group von Deutschland, das sich mit 1.800 Soldaten daran beteiligt hatte. Von österreichischer Seite wurde im Jahr 2004 seitens des damals neu gewählten Bundespräsidenten Heinz Fischer jedoch klarstellt: „Ich begrüße diese Teilnahme Österreichs an der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU, möchte aber – um Missverständnisse zu vermeiden – folgendes klarstellen: Jeder Einsatz im Rahmen dieser ‚Battle Groups’ hat einem Friedenszweck oder solidarischer Hilfeleistung im Katastrophen- oder Terrorfall zu dienen. An offensiven militärischen Operationen, die nach dem Völkerrecht als Krieg zu definieren sind, wird sich Österreich nicht beteiligen. … Unter Bedachtnahme auf die österreichische Bundesverfassung und die österreichische Neutralität ist jeder Einsatz von der Übereinstimmung des Einsatzzieles mit den Grundsätzen der Satzungen der Vereinten Nationen und dem Völkerrecht abhängig zu machen.“ Polizeiliche Zusammenarbeit in Mitteleuropa Im Rahmen der von der damaligen österreichischen Außenministerin Benita Ferrero-Waldner im Jahr 2000 initiierten „regionalen Partnerschaft“ zwischen den Visegrad-Ländern (Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn) sowie Slowenien und Österreich hatte sich auf Initiative des damaligen Innenministers Ernst Strasser die „Salzburg-Gruppe“ gebildet, zunächst bestehend aus Österreich, Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Polen. 2006 kamen Bulgarien und Rumänien hinzu. Ihr Ziel ist, die Zusammenarbeit der beteiligten Länder im Bereich Polizeiwesen zu koordinieren. 2010 war die „Forum Salzburg Vision 2020“ beschlossen worden. Sie legt als Strategiepapier die weitere Zusammenarbeit der Gruppe fest. Wesentliche Punkte sind die Kooperation innerhalb der EU, wobei die Zusammenarbeit auch als Lobbying verstanden wird, die Herausbildung eines regionalen Sicherheitsclusters, der auf Grundlage von Vertrauen und gemeinsamen Maßnahmen ein Mehr an Sicherheit bieten soll, und ein Beitrag zu einer kohärenten und glaubwürdigen EU-Außenstrategie im regionalen Umfeld. Die Gründung der „Salzburg-Gruppe“ war unmittelbares Ergebnis der österreichischen Strategie zur Heranbildung von Sicherheitspartnerschaften mit Staaten im geografischen Nahbereich Österreichs, um auf diese Weise der internationalen Vernetzung von Terrorismus und Kriminalität umfassend entgegenzuwirken. In der Folge waren Verträge über die polizeiliche Zusammenarbeit mit allen Nachbarstaaten (Ausnahme Italien; hier gab es bereits Übereinkünfte von 1986 und 1997) sowie Polen abgeschlossen worden. Bei diesen Verträgen geht es um Informationsübermittlung und operative Zusammenarbeit zwischen den Vertragspartnern. Wichtige Einrichtungen in der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit sind die im Rahmen des Forum Salzburg eingerichteten Gemeinsamen Polizeikooperationszentren an den Grenzen, wo Polizeibeamte der jeweiligen Staaten, die über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen, in gemeinsamen Räumlichkeiten rund um die Uhr Dienst versehen. Derzeit existieren Polizeikooperationszentren in Nickelsdorf mit Ungarn, in Kittsee mit der Slowakei, in Drasenhofen mit Tschechien, in Dolga Vas (Slowenien) mit Ungarn, Slowenien und Kroatien und in Thörl-Maglern mit Italien und Slowenien. Sie sichern die reibungslose Kooperation in Angelegenheiten des Grenzverkehrs, der Grenzkontrolle, der Grenzüberwachung und der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität. In zeitlichem und sachlichem Zusammenhang mit dem Salzburg-Forum war auch die Einrichtung eines Netzwerkes von Verbindungsbeamten erfolgt, die zunächst in erster Linie in die Staaten dieser Gruppe entsandt wurden. Die Polizeiattachés versehen ihren Dienst an den österreichischen Botschaften, betreuen dort den gesamten Bereich der inneren Sicherheit und unterstützen bilaterale bzw. internationale Vorhaben im Aufgabenbereich des Innenministeriums. Österreich verfügt über 23 Verbindungsbeamte, darunter in Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Slowenien, Tschechien und in Polen. Österreich hatte die Strategie der Sicherheitspartnerschaften während seiner zweiten EUPräsidentschaft 2006 konsequent weiter verfolgt und eine „Partnerschaft für die Sicherheit“ mit Drittstaaten, Partnerschaften mit den Staaten des westlichen Balkans und einen Sicherheitsdialog der EU mit den USA und Russland in die Wege geleitet. Am 4. und 5. Mai 2006 war die „Wiener Erklärung zur Partnerschaft für die Sicherheit“ von über 50 Staaten und Organisationen erarbeitet worden. Eine erste Sicherheitspartnerschaft wurde mit den Staaten des Westbalkans 2006 abgeschlossen. Eine weitere Initiative in diesem Zusammenhang war der Abschluss der Polizeikooperations-Konvention für Südosteuropa, die am 4. Mai 2006 in Wien zwischen Albanien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien (FYROM), Moldawien, Montenegro, Rumänien und Serbien verabschiedet wurde. Sie war mit der Unterstützung von Deutschland und Europol zustande gekommen. Österreich war dieser Polizei-Konvention am 11. Juli 2011 beigetreten. Seit Beginn 2010 ist in Österreich das EU-Polizeikooperationsgesetz in Kraft, das die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Sicherheitsbehörden und jenen der anderen EU-Staaten sowie mit der Europol regelt. Österreich hat mit diesem Gesetz eine Reihe von Rechtsakten der EU in österreichisches Recht übernommen, darunter die Umsetzung der Überführung des Prümer Vertrages in EU-Recht, den Ratsbeschluss über die Errichtung des Europäischen Polizeiamtes und den Ratsbeschluss über die Einrichtung, den Betrieb und die Nutzung des Schengener Informationssystems der zweiten Generation (SIS II). Im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, die illegale Migration und den Terrorismus finden auch regelmäßig Treffen zwischen dem/der österreichischen Innenminister/-in und süd- bzw. südosteuropäischen Amtskollegen statt. So werden im Rahmen des „Prozesses von Brdo“ Koordinationstreffen zwischen den zuständigen Ministern von Albanien, BosnienHerzegowina, Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Mazedonien (FYROM), Montenegro, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowenien, der Türkei und Ungarn durchgeführt. 2009 hatten diese Staaten ein gemeinsames EU-Projekt gestartet: Innerhalb von drei Jahren sollen in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien (FYROM), Montenegro und Serbien Strafverfolgungskoordinationsstellen (Law Enforcement Coordination Units) zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität eingerichtet werden. Österreich ist bei dem Vorhaben unterstützend tätig. Österreich beteiligte sich 2011 an folgenden internationalen Polizeieinsätzen: European Union Police Mission in Bosnia and Herzegovina (EUPM) mit 5 Beamten, EU Police Mission in Afghanistan (EUPOL) mit 5 Beamten, EU Integrated Rule of Law Mission for Iraq (EUJUST LEX) in Italien (Ausbildung irakischer Polizisten und Justizbeamten) mit 2 Beamten, EU Border Assistance Mission in Rafah (EUBAM Rafah), wo mangels Anforderung bislang keine österreichischen Polizisten im Einsatz waren, EU Police Coordination Office for Palestinian Police Support (EUPOL COPPS) mit 2 Beamten, European Union Monitoring Mission in Georgia (EUMM) mit 3 Beamten, EU Rule of Law Mission in Kosovo (EULEX) mit derzeit 17 Beamten (max. 25). Der Schwerpunkt der österreichischen Polizeimissionen bleibt der Westbalkan. Am 24. Juni 2011 hatte der Europäische Rat die „EU-Strategie für den Donauraum“ angenommen. In der zweiten Jahreshälfte 2011 wurde mit der Umsetzung ihrer Prioritäten begonnen. Bei dieser Strategie geht es darum, vorhandene Strukturen und Ressourcen möglichst effizient zu nutzen, um zentrale Herausforderungen für die Region in Zusammenhang mit Mobilität, Energie, Umwelt, Umwelt- und Naturkatastrophen, sozioökonomischen Faktoren und auch Sicherheit zu bewältigen. Beteiligt sind die Anrainerstaaten der Donau und Staaten im Nahbereich: Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Moldawien, Montenegro, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, die Ukraine und Ungarn. Eine der vier „thematischen Säulen“ ist die Stärkung des Donauraumes und eines von zwei „Prioritätsfeldern“ lautet „Zusammenarbeit zur Förderung der Sicherheit und zur Bekämpfung der schweren und organisierten Kriminalität“. Mitteleuropäische Zusammenarbeit am polizeilichen Sektor findet auch in Zusammenschlüssen ohne (unmittelbare) österreichische Beteiligung statt. Die Southeast European Cooperation Initiative (SECI) – ihr gehören an: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Mazedonien (FYROM), Moldawien, Montenegro, Rumänien, Ungarn, Serbien, Slowenien und die Türkei – verbindet, neben anderen, auch mittel- und südosteuropäische Staaten. Die Initiative zielt auf die Integration der Region zur Förderung der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ab. Am 7. Oktober 2011 war die Konvention über das Southeast European Law Enforcement Center (SELEC) in Kraft getreten. Österreich hat hierbei wichtige Unterstützungsarbeit geleistet. Das SELEC besitzt eigene Rechtspersönlichkeit und hat den Sitz in Bukarest. Im Zentrum des Netzwerks stehen die Verbindungsbeamten in Bukarest, die jeweils von Polizei und Zoll gestellt werden. SELEC unterstützt und koordiniert Aktivitäten zur Prävention und Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität. Die Visegrad-Gruppe behandelt neben zahlreichen anderen Themen auch die innere Sicherheit. Fragen, den Grenzverkehr und die Migration betreffend, sowie die Harmonisierung von Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Migration, des Drogenhandels, Waffenschmuggels, der organisierten Kriminalität und des Terrorismus gehören dazu. Durch die Aufnahme der V4 in die EU 2004 und die Teilnahme an „Schengen“ hat sich die Bedeutung der Zusammenarbeit in diesem Rahmen insofern gewandelt, als die vier Staaten nun zur effektiven Kooperation und Koordination innerhalb der europäischen Sicherheitsstrukturen beisteuern. Aktuell erörtern sie im Rahmen der V4 ihre Politik gegenüber Brüssel und stimmen die Umsetzung europäischer Bestimmungen untereinander ab. Zur Verstärkung der mitteleuropäischen Länder auf dem Polizeisektor sowie zur Koordination und Bewältigung der Bekämpfung der neuen gemeinsamen Gefahren wurde 1993 die Mitteleuropäische Polizeiakademie (MEPA) geschaffen. Gründungsmitglieder waren Österreich, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn, 1994 wurde Deutschland Mitglied, 1996 die Schweiz. Das Zentrale Koordinationsbüro ist in Wien bei der Sicherheitsakademie des Innenministeriums angesiedelt. Die MEPA versteht sich als Netzwerk polizeilicher Einrichtungen und Experten. Die dafür notwendigen gezielten Fortbildungsmaßnahmen werden von den teilnehmenden Staaten Mitteleuropas in gemeinsamer, gleichberechtigter Abstimmung geplant und durchgeführt. Aufgrund der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft, der Kommunikation und der Sicherheit werden Gesellschaften immer komplexer und interdependenter. In der Außen- und Sicherheitspolitik wird heute präventiven Maßnahmen besondere Priorität zugemessen, um der Gefahr des Entstehens von militärischen Konflikten und ihrer Ausweitung wirksam zu begegnen sowie um auf dem Gebiet der inneren Sicherheit der organisierten Kriminalität, dem Terrorismus, der illegalen Migration und dem Schlepperwesen Einhalt gebieten zu können. Dazu bedarf es verstärkt wirksamer regionaler und interregionaler Kooperationsstrukturen, die auf ziviler (u.a. polizeilicher) wie auch auf militärischer Ebene in den 1990er-Jahren eingeleitet wurden. Aufgrund drastischer Budgetkürzungen sind die europäischen Staaten heute gezwungen, stärker als wie bisher bilateral, regional und überregional zu kooperieren. Diese sicherheitspolitischen Kooperationen – sowohl auf militärischer als auch auf polizeilicher Ebene – bilden den Inhalt einer umfassenden Studie, die am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie mit Stand Sommer 2012 erstellt wurde. Damit soll dem sicherheitspolitischen Ansatz der integrierten Sicherheit Rechnung getragen werden – auf regionaler und auf europäischer Ebene. Die Ergebnisse dieser Studie werden in Kürze in einem Band der Schriftenreihe der LVAk veröffentlich werden Dr. Gunther Hauser, Ltr Ref 2/ISS/LVAk Dr. Gerald Brettner-Messler, Ref 2/ISS/LVAk Besuch beim Streitkräfteführungskommando Kaderfortbildung der Landesverteidigungsakademie gemeinsam mit Freunden Einer Einladung von Generalleutnant Mag. Günter Höfler folgend, besuchten am 19. Juni 2012 Angehörige der Landesverteidigungsakademie (LVAk) gemeinsam mit einer Delegation des Vereins „Freunde der LVAk“ und mit Vertretern ihrer Partnerorganisation, des Österreichischen Gewerbevereins, das Streitkräfteführungskommando (SKFüKdo) in der Belgier-Kaserne in Graz-Wetzelsdorf. Die Führung der Besucher-Delegation übernahmen der Stabschef und stellvertretende Kommandant der LVAk, Brigadier Mag. René Segur-Cabanac, sowie der Präsident des Vereines „Freunde der LVAk“ und vormalige Kommandant der LVAk, General i. R. Mag. Raimund Schittenhelm. Einsatzdramatik in Echtzeit beim SKFüKdo Nachdem der Kommandant des SKFüKdo, Generalleutnant Mag. Günther Höfler, den Besuchern die Struktur und die Aufgaben des SKFüKdo detailliert dargestellt hatte, erfolgte im Lagezentrum (Joint Operations Center) eine Einweisung in die derzeit laufenden Einsätze des ÖBH, die den Besuchern die komplexen Zusammenhänge, die groß angelegte Operationen erfordern, verdeutlichte. Im Anschluss daran konnten die Besucher den nationalen Kommandanten des AUTCON/UNIFIL (Austrian Contingent/United Nations Interim Forces in Lebanon), Oberstleutnant Stefan Lekas, MSD, mittels einer Videokonferenz über seine Einschätzung der aktuellen Lage vor Ort und natürlich insbesondere über die Auswirkungen der immer dramatischer werdenden Lage in Syrien befragen. Die Besucher zeigten sich von den Möglichkeiten des ÖBH, mit den Einsatzverbänden in Echtzeit mittels Videokonferenz zu kommunizieren und Lageentwicklungen zu beurteilen, nachhaltig beeindruckt. Ein großes Dankeschön für den General Den Abschluss des Besuches beim SKFüKdo bildete ein gemeinsames Mittagessen, wobei Generalleutnant Höfler die Bedeutung der LVAk und das gute Einvernehmen zwischen SKFüKdo und LVAk für die Kommandantenausbildung hervorhob. Dem Verein der Freunde der LVAk dankte er für die Durchführung der „stets informativ und interessant gestalteten Vorträge und Veranstaltungen, die dem interessierten Staatsbürger insbesondere sicherheitsund wehrpolitisch relevante Information bieten“. Deshalb, so betonte der Generalleutnant, sei er auch stets gerne bereit, Veranstaltungen des Vereins zu unterstützen. Als kleine Erinnerung und großes Dankeschön überreichte Generalleutnant Mag. Höfler ein Wappen des SKFüKdo und ein Buch über die österreichischen Streitkräfte an General i. R. Mag. Schittenhelm. Besuch eines Gesamtkunstwerkes Der zweite und abschließende Teil der Kaderfortbildung war einem kulturellen Thema gewidmet: der Führung durch das am Fuße des Grazer Hausberges Plabutsch gelegenen Schlosses Eggenberg. Das Schloss Eggenberg ist die größte und bedeutendste barocke Schlossanlage der Steiermark. Mit seiner Ausstattung, dem weitläufigen Landschaftsgarten sowie mit den in diesem einzigartigen Barockjuwel untergebrachten Sammlungen des Universalmuseum Joanneum zählt es zu den wertvollsten Kulturgütern Österreichs. 2010 wurde es daher auf Welterbekomitees Beschluss dem des bereits UNESCObestehenden UNESCO-Welterbe „Stadt Graz – Historisches Zentrum“ als Erweiterung hinzugefügt und gilt somit nicht mehr als Eigentum eines einzigen Staates, sondern als ideeller Besitz der gesamten Menschheit. Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, der geistige Schöpfer des Schlosses, beauftragte 1625 den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis, der auch die Bauarbeiten bis zu seinem Tod 1631 leitete, mit der Planung seines neuen Schlosses. Mit seiner neuen Residenz verwirklichte Fürst Hans Ulrich ein zutiefst von der magischen Naturphilosophie und von der Vorstellung der Ordnung der Welt geprägtes architektonisches Konzept. Die zu seiner Zeit noch jungen Naturwissenschaften, insbesondere die Astronomie, die Astrologie (auch sie genoss damals naturwissenschaftlichen Status) und die Alchemie, mit deren Hilfe ein wohlgeordnetes, logisch-mathematisch erklärbares System errichtet werden sollte, um das Universum zu repräsentieren, ließ er in das Konzept des Neubaus einfließen. Die Führung in der Beletage erstreckt sich über einen Zyklus von 24 Prunkräumen mit dem großen Planetensaal im Zentrum. In diesen Räumen verbinden sich die Ausstattungsphasen von Barock und Rokoko mit den über 500 Deckengemälden des 17. Jahrhunderts zu einer aus heutiger Sicht untrennbaren Einheit von höchstem Reiz und unvergleichlichem Erlebniswert. In Verbindung mit der architektonischen Anlage des Schlosses und dem Schlosspark - einem der wenigen historischen Gärten Österreichs, der unter Denkmalschutz steht - sowie dem neu gestalteten Planetengarten gilt Schloss Eggenberg heute zurecht als Gesamtkunstwerk. Zwar war das Schloss der Stammsitz des Adelsgeschlechts Eggenberg (nach welchem auch der Grazer Stadtbezirk benannt ist, in welchem sich das Schloss befindet), aber nur durch die Tatsache, dass es wenig bewohnt war, ist es in dieser Art erhalten geblieben. Auch die Tatsache, dass die Steiermark in der Zeit der britischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg kaum Plünderung erleben musste, wirkte sich positiv auf den Erhalt der Räumlichkeiten und der Möbellage aus, wie die kompetente Führerin betonte. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Schloss Eggenberg samt Park vom Land Steiermark erworben. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten, bei denen auch einige während des Krieges und der nachfolgenden Besatzungszeit erlittene Schäden beseitigt wurden, wurde das mittlerweile dem Landesmuseum Joanneum (heute: Universalmuseum Joanneum) eingegliederte Schloss ab 1953 für den Publikumsbesuch geöffnet. Die gelungene Kombination der Besuche verschiedener Örtlichkeiten mit unterschiedlichen militärischen wie auch kulturellen Bezügen machte diese Kaderfortbildung zu einer ebenso ausgewogenen wie vorbildhaften Veranstaltung. Obst Dr. Wolfgang Zecha, ADir Ing. Gerald A. Simperl Datenänderungsblatt Verein der Freunde der Landesverteidigungsakademie 1070 WIEN, Stiftgasse 2a e-mail: verein.lvak@gmx.at Wir möchten unsere Mitglieder-/Interessentendatei auf den letzten Stand bringen und ersuchen Sie/Dich das ausgefüllte Formular zurückzusenden. □ ja Daten des Anschreibens korrekt erfasst: Bitte (soweit gewünscht) ergänzen: Name: Dienstgrad / akadem. Titel: Funktion: Adresse (privat): □ nein _ _ _ _ _ _ Adresse (geschäftlich): _ _ _ Daten (wenn für rasche Verständigung gewünscht) ergänzen: Mobil: Tel.-Nr. (privat): Tel.-Nr. (geschäftlich): Fax: _ _ _ _ e-mail 1: e-mail 2: _ _ Gewünschte Art der künftigen Verständigung: □ e-mail □ postalisch □ an Privatadresse □ an Geschäftsadresse □ sonstige: _ Gesamtüberblick wissenschaftlicher Publikationen des BMLVS - ONLINE Auf der Website des BMLVS (www.bundesheer.at) finden Sie einen Überblick über die wissenschaftlichen Publikationen von Institutionen aus dem Ressortbereich. Im Hinblick auf kleine Dateigrößen (Downloadvolumen) wurden die Publikationen ihrem Inhaltsverzeichnis entsprechend in einzelne pdf Dateien (Beiträge) gesplittet. In der Ansicht "Beiträge" können sie nach den Kategorien Autor, Region und Thema filtern, die Ansicht "Schlagworte" ermöglicht ihnen die Suche mittels Schlagworten. Weitere Informationen zu den Unterrubriken erhalten Sie über „Hilfe“ Die auf dieser Website publizierten Beiträge geben die persönliche Meinung der Autoren wieder. Link: www.bundesheer.at Kontakt: Redaktion „ÖMZ" Landesverteidigungsakademie Stiftgasse 2a A-1070 WIEN Tel.: ++43-1-05020110 / 28901 Fax.: ++43-1-05020110 / 17108 Email: red.oemz@bmlvs.gv.at Redaktion „TRUPPENDIENST" Amtsgebäude Stiftgasse 1070 Wien, Stiftgasse 2a Tel.: ++43-1-05020110 / 31 901 Fax: ++43-1-05020110 / 17 120 e-mail: red.truppendienst.1@bmlvs.gv.at Zentraldokumentation & Information Landesverteidigungsakademie Stiftgasse 2a A-1070 WIEN Tel.: ++43-1-05020110 / 28600 Fax.: ++43-1-05020110 / 17109 e-mail: lvak.zdok.1@bmlvs.gv.at Redaktion „Milizinfo“ BMLVS / Ausb A Tel.: ++43-1-05020110 / 22626 Vorstandsmitglieder Präsident: Vizepräsident (Geschäftsführer): Assistent des Vizepräsidenten: 1. Stv. des Vizepräsidenten: 2. Stv. des Vizepräsidenten: 3. Stv. des Vizepräsidenten: Kassier: 1.Beirat: 2.Beirat: 3.Beirat: 4.Beirat: 5.Beirat: Vertreter der Kasinokommission: Schriftführer: Revisoren: Druck und Endfertigung: BMLVS/HDruckZ-ASt Stift 1070 Wien, Stiftgasse 2a Erscheinungsjahr: 2012 HDruckZ-ASt Stift 3067/12 General Mag. Raimund SCHITTENHELM ObstdhmfD Mag. Dr. Wolfgang ZECHA MSc ADir i.R. RgR Harald WEGHAUPT Obst Josef DANHOFER MSD Obstlt Michael HOFFMANN MSD ObstdhmfD Mag. Dietmar PFARR ObstdhmfD Mag. Ing. Klaus MAK Bgdr Mag. René SEGUR-CABANAC Bgdr Mag. Horst WALTHER HR Dr. Erwin SCHMIDL Obst Thomas RAPATZ MSD ObstltdG MMag. Thomas FRONEK Obst Johann HEJZE MBA VB Oliver STABERNAK MinR Obst Ernst HERRMANN ObstltdhfD Mag. Erich CIBULKA