- Fachschaftsrat Publizistik
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Publizissimus Ausgabe Sommersemester 2016 Noteninflation am ifp? Was studentische Leistungen wirklich wert sind Meinungsfreiheit: Was darf Satire? Haha: 13 Dinge, die nur IfP-Studierende kennen Lokaljournalismus: Merkurist und die Macht des Lesers Kritik: Studis an der Uni überflüssig wie ein Kropf? Man munkelt, es regne gerade so viel, weil Jörg Haßler seinen Pizza-Teller nie leer esse. +++ Man munkelt deshalb, man könne sich für die 2 Bild: Instagram; The Hippie Triathlete (bestimmte Rechte vorbehalten) Editorial Bilder wie dieses fluten unsere Instagram-Feeds. Müsli-Jünger und Meinungsfreiheit von Elisabeth Neuhaus Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe blicken wir über den berühmten Tellerrand. Denn zu Beginn unserer Redaktionsarbeit stand folgende Frage im Raum: Wieso bekommen Publizisten, im Vergleich zu anderen Studis, so gute Noten? Sind wir zu schlau oder bewerten unsere Dozenten einfach nur großzügig? Was ist überhaupt dran an der Einschätzung? Interessant sind hier die Notenverteilungen am gesamten Fachbereich 02. Über sie habe ich mit Dekan Daschmann gesprochen. Das ganze Interview ist auf Seite 23 nachzulesen. Mit dem Institut beschäftigt sich auch ein Pulitzer-Preis-verdächtiges „Listicle“ (für alle Buzzfeed- und Bento-Neueinsteiger: eine journalistische Mischform aus Auflistung und Artikel), das Tobias Tornow für den Publizissimus zusammengestellt hat. Darin zeigt er Dinge, die garantiert nur kennt, wer am IfP in Mainz studiert! Bei Nummer acht kamen mir die Tränen… Und nicht nur dort. Schließlich kann einem beim täglichen Scrollen durch den Instagram-Feed schon mal eine leichte Verzweiflung überkommen. Überall nur gestählte Körper und #healthyfood, während die eigene Bikinifigur auf sich warten lässt und die Pesto-Nudeln sehnsüchtig darauf warten, verspeist zu wer- den. Publizissimus-Autorin Lina Wattad beschäftigt sich in ihrem Artikel auf Seite 19 mit dem Fitness-Hype auf Instagram – dafür hat sie für uns den Jüngern der Müslischale nachgespürt. Eine ganz andere Zielgruppe hat die Zeitschrift „SmartWoman“. Sie will der aufgeweckten Frau ab 50 die Welt der Technik näherbringen. Dazu gibt sie Tipps sowohl zur Bedienung des Smartphones als auch zur richtigen Aussprache neuzeitlicher Zungenbrecher wie „Facebook“. Wir sind froh, dass Pauline Bieske das Heft gelesen hat. Dann müssen wir es nicht mehr tun. Haben aber schon mal ein Weihnachtsgeschenk für Oma in der Hinterhand. Nicht nur ein Presseerzeugnis, sondern die gesamte Medienlandschaft nimmt die Organisation Reporter ohne Grenzen immer wieder für ihr jährliches Pressefreiheitsranking unter die Lupe. Deutschland ist auf der Rangliste 2016 im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze nach unten gerutscht. Woran das liegt, beschreibt Melina Bosbach auf Seite 33. Sie hat bei einem Sprecher der Organisation nachgehakt. tire? Wo verlaufen die Grenzen der Meinungsfreiheit? Das haben Lotta Pommerien und Lisa Winter den Böhmermann-Experten Alexander Thiele gefragt. Eine andere, etwas beschaulichere Böhmermann-Geschichte haben wir übrigens auch auf unserer Autorenseite aufgegriffen… Bevor mein langjähriger Publizissimus-Partner Johannes Beckert im nächsten Semester auf die dunkle Seite der Macht wechselt, hat er sich für diese (seine letzte) Ausgabe mit der anstehenden Bachelor-Reform auseinandergesetzt – und sich zusammen mit Sarina Metzger die Frage gestellt, welchen Stellenwert Studierende derzeit noch an der Uni haben. Mir bleibt da nur noch zu sagen: Möge die Macht mit Dir sein, Johannes! Insgesamt erwartet Euch in dieser Ausgabe wie immer ein bunter Themenmix. Das Gute am Publizissimus ist ja, dass er konjunkturunabhängig ist. Wie viel Hochschul- oder Banknoten tatsächlich wert sind, ist da egal. Der Publizissimus bleibt stabil! Versprochen. Und nun viel Spaß beim Lesen! Interessiert hat uns im vergangenen halben Jahr natürlich auch der Böhmermann-Skandal um das Erdogan-Schmähgedicht. Was darf Sa- Wettervorhersage an seinen Essgewohnheiten ähnlich verlässlich orientieren wie an einem Wetterfrosch. +++ Man munkelt, Gregor Dasch- 3 Impressum/Inhalt Impressum Inhaltsverzeichnis Publizissimus Ausgabe 02/2016 2 3 Editorial Impressum / Inhalt Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Elisabeth Neuhaus 4 Vor 30 Jahren: Alles Pappnasen! Layout: Johannes Beckert, Saskia Bender, Greta Pässler Logo: Richard Lemke Titelbild: Elisabeth Neuhaus 5 7 8 9 Neu am Institut Tanjev Schultz Benno Viererbl Nora Denner Johanna Möller Herausgeber: 10 Publi-Party: Impressionen Fachschaftsrat Publizistik Auflage: 750 Druck: Zentraldruckerei (Uni Mainz), mit freundlicher Unterstützung des Redaktionsadresse: Publizissimus-Redaktion c/o Fachschaftsrat Publizistik Georg-Forster-Gebäude Jakob-Welder-Weg 12 55099 Mainz Kontakt: publizissimus@uni-mainz.de Autoren: Duygu Aksoy, Sophia Allenstein, Johannes Beckert, Selina Beckmann, Saskia Bender, Chantal Berg, Pauline Bieske, Laura Boia, Melina Bosbach, Nina Brückner, Viola Granow, Laura Hennemann, Jessica Hofacker, Elisa Kautzky, Johannes Koch, Sarina Metzger, Elisabeth Neuhaus, Thanh Dung Nguyen, Greta Pässler, Lotta Pommerien, Henrik Rampe, Elena Reinhard, Rebecca Reinhard, Alexander Schulte, Christin Spira, Tobias Tornow, Lina Wattad, Lisa Winter Gastautor: Hans Mathias Kepplinger Neue Medien 11Peeple 13 Das junge Angebot von ARD und ZDF 15Periscope 16Merkurist 19 Fitnnes-Hype auf Instagram 20 21 Meinung: Keine falsche Bescheidenheit Kritik: Studierende an der JGU – Das fünfte Rad am Wagen? 23 Titel: Auf der Noten-Rutsche 26 Inside IfP: Alles neu? 27 Haha: 13 Dinge, die du nur kennst, wenn du am IfP in Mainz studierst 29 Anzeige: Was machen MitarbeiterInnen des IfP eigentlich außerhalb ihrer Sprechstunden? 30Meinungsfreiheit: „Fall Böhmermann“ 33 Pressefreiheit: Reporter ohne Grenzen 35 Publi-Kick: "Stiftung Wadentest" holt sich den Cup 37 Gastbeitrag: Jakob-Welder-Weg 20 – ein Nachruf 39 Publizissimus-Preis: Goes to... 41 Ein # und seine Geschichte: #whomademyclothes 42Szene: Neustadtapotheke 43 Publis und ihre Projekte: Campus Views 45 Medien in den Medien: Journalismus in Filmen Journaille 47 Perspective Daily 48SmartWoman 49Autorenseite: Schwiegertochter gesucht #verafake 50 Kolumne: Voll verpubliziert! mann äußerte, dass der Frühling die Hormone steigen lasse. +++ Man könnte deshalb munkeln, er sei nach dieser Vorhersage so etwas wie Vor 30 Jahren 4 Alles Pappnasen! von Laura Boia & Elisabeth Neuhaus Es ging drunter und drüber am IfP vor 30 Jahren: Man diskutierte über ein studentisch produziertes Fernsehprogramm, kritisierte die Parteipräferenzen der Professoren – und ärgerte sich über die Bestellaktivitäten der Bibliothek. Wir haben die Ausgabe aus dem Jahr 1986 durchgeblättert. Bild: Archiv Vor „einigen Jahren“ , so schreibt es der Publizissimus damals auf seiner Titelseite, habe man in der Universitätsleitung den Gedanken durchgespielt, ein Uni-Fernsehen zu starten. Daraufhin sei ein Gremium mit Vertretern verschiedener Fachbereiche einberufen worden – darunter auch IfP-Größe Hans Mathias Kepplinger. Weil es der Uni in dieser Zeit an Geld fehlte, wurde kurzerhand ein TV-Magazin namens „Campus“ ins Leben gerufen, dass jedoch mit bereits vorhandenen Geräten produziert wurde. Zwar war das „Campus“-Magazin also entsprechend kostengünstig, doch die Gremiumsmitglieder bemängelten die Qualität der Sendung. Das Uni-Fernsehen war damit Geschichte. Könnte man meinen. Denn Kepplinger wollte sich mit dem rigorosen Abschluss des Projekts nicht zufrieden geben, er haute den „Verein der Freunde und Förderer des Instituts für Publizistik“ an – und gewann so ein Budget vin Höhe on 40.000 DM für eine Produktionsausrüstung sowie einen Schnittplatz. Der Publizissimus feierte Kepplinger damals für seine Initiative: „Die Chancen, die sich den Studenten [dadurch] eröffnen, sind doch um ein Vielfaches besser als vor Jahresfrist.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich der „Spiegel“ Ende des Vorjahres einer besonders pikanten Geschichte angenommen und in einem Artikel mit der Überschrift „Kokolores aus der Mainzer Uni“ das Institut für Publizistik und dessen Wissenschaftler (implizit auch dessen Studierende) angegriffen hatte. Darin sei thematisiert worden, dass „die jüngsten Forschungsaktivitäten von der (sic!) Professoren Noelle-Neumann und Kepplinger mit seriöser Sozialwissenschaft genauso wenig zu tun haben wie mit Journalistenausbildung. “Der Publizissimus befürchtete, das parteipolitische Engagement“ Noelle-Neumanns könne auf die Studierenden abfärben – und negative Konsequenzen für sie haben. Zwar zeugten die Machenschaften mancher Studierender in der Tat von „geistiger Verwahrlosung“, jedoch habe der Großteil der Mainzer Publizisten nichts mit „diesen Pappnasen“ zu tun. Gleichzeitig kritisierte die Redaktion auch das Lehrangebot am IfP, das offenbar so gar nicht zu dem passen wollte, was sich die Studierenden von ihrer Ausbildung wünschten (nämlich anscheinend: weniger Empirie). Gefordert wurde zum Beispiel, in Seminaren und Vorlesungen ein „breiteres“ Spektrum der Publizistikwissenschaft abzubilden. Ganz wichtig seien berufsrelevante Inhalte. Mit dem bereits erwähnten TV-Equipment sei zwar bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Doch der Publizissimus wollte noch mehr Praxis – und bot Kepplinger deshalb sogar an, ihm „gerne die notwendige Einführung in den praktischen Journalismus“ zu geben –„exklusiv und diskret“. Ein Skelett in Münster Ein Autor berichtete für den Publizissimus aus Münster über die dortige Medienlandschaft. Dort gebe es Zeitungen mit sage und schreibe zwei voneinander unabhängigen Mantelredaktionen. Die gibt es übrigens noch heute. Noch spannender findet der Autor aber die Kleinanzeigen im Münsterer Anzeigenheftchen „Na dann“. Eine dieser Gesuche zitiert er: „Suche gebrauchtes, billiges Skelett“. Es blieb der einzige Knaller. Insgesamt also ein eher unscheinbares Fleckchen Medienerde. Mehr Zündstoff lieferte da die Tatsache, dass die Bibliothek das Abo der bis dato einzigen berufsspezifischen Fachzeitschrift für Public Relations, dem „pr-magazin“ gekündigt hatte. Und dass, obwohl laut den Ergebnissen aus einer Befragung des IfP„ein nicht unerheblicher Teil“ der Studis nach Abschluss des Studiums in der Öffentlichkeitsarbeit landete. Der Publizissimus spekulierte damals über leere Kassen des IfP: „Geht das Institut an den 60 DM für’s Jahresabo zugrunde?“ Aus dem heutigen Bibliotheksbestand geht hervor, dass das Heft etwa vier Jahre später wieder in die Regale geholt wurde. Zum Glück, immerhin verirren sich heute noch immer viele Studis in die PR. Apropos: Damals, 1986, war auch PR-Koryphäe Barbara Baerns, die gemeinhin als Begründerin der Determinationsthese gilt, am Institut für Publizistik unterwegs, sie übernahm eine Vertretungsprofessur. Auch Baerns gab ihren Senf zu den studentischen Forderungen nach mehr Praxis im Lehrangebot. Im Gespräch mit dem Publizissimus stellte sie fest: „Das Auseinanderdivergieren von Theorie und Praxis ist etwas, womit niemandem gedient ist.“ Zumindest diese Aussage einer Professorin dürfte dann wie Musik in den Ohren der Redaktionsmitglieder geklungen haben. ein Hormon-Wetterfrosch. +++ Man munkelt, Richard Lemke habe Freude daran, Studenten „zusammenzubringen“. +++ Man munkelt, er 5 Bild: Henrik Rampe Neu am Institut Zwischen NSU-Terror und Mozart von Henrik Rampe & Sophia Allenstein Er war in Berlin, Bloomington und Bremen: Entgegen seiner Schwäche für B-Städte, hat es Tanjev Schultz nun nach Mainz verschlagen. Mit seinem Wechsel von der Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) an die JGU geht der Waffel-Liebhaber auch beruflich neue Wege. Statt Beate Zschäpe im Gerichtssaal sitzt er jetzt Studierenden im Journalistischen Seminar gegenüber. Herr Schultz, Ihr Vorname Tanjev klingt ungewöhnlich... Ja, ich bin schon oft als Frau angeschrieben worden und heiße dann zum Beispiel Tanja Schultz. Manchmal korrigiere ich das schon gar nicht mehr, weil mir das zu mühsam ist. Mein Name ist angeblich einem Spielfilm entnommen, so sagt es zumindest meine Mutter. Sie selbst weiß aber schon gar nicht mehr, welcher Film das war. Die genaue Herkunft wird wohl ein Rätsel bleiben. Philosophie, Psychologie, Germanistik, Kommunikations- und Politikwissenschaften: Wenn Sie sich unter den vielen Fächern, die Sie studiert haben, das Fach aussuchen müssten, mit dem Sie sich am ehesten identifizieren können – welches wäre das? Die Schnittmenge aller meiner Interessen spiegelt die Kommunikationswissenschaft am besten wider. Mein Herz schlägt aber trotzdem weiterhin auch sehr stark für die Philosophie. Sie haben vor Ihrer Professur eine begehrte Stelle im Ressort für Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung besetzt. Mussten Sie lange nachdenken, als die Rückmeldung aus Mainz kam? Vom Bauchgefühl her hatte ich früh die Entscheidung getroffen, dass ich nach Mainz gehe, aber alles nochmal zu durchdenken, hat länger gedauert. Die Stelle bei der SZ ist nicht nur begehrt, sondern auch sehr schön gewesen. Ich bin nicht geflüchtet, sondern mit Wehmut gegangen. begründete dies mit den guten Chancen, noch während des Studiums einen Partner fürs Leben zu finden. +++ Man munkle weiter, nach dem Neu am Institut Als Experte für rechten Terror bei der SZ begleiteten Sie den NSU-Prozess Tag für Tag im Oberlandesgericht München. Unzählige Male saßen Sie in einem Raum mit der Angeklagten Beate Zschäpe. Sind Sie dieser Frau auf irgendeine Weise näher gekommen? Das ist schwierig. Man glaubt, sich ein Bild gemacht zu haben, verfolgt diese Frau wie ein Stalker. Und trotzdem schafft man es überhaupt nicht, in die Person hineinzuschauen. Ich kenne ihre Handschrift, Urlaubsfotos und das Haus, in dem sie vor dem Untertauchen gelebt hat. Freunde fragten teilweise schon spaßhaft „Wie geht’s deiner Beate?“, wenn ich vom NSU-Prozess zurückkam. Ein ziemlich absurdes Verhältnis, schließlich haben wir noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Unterm Strich ist Zschäpe eine schwierige Person in einem noch viel schwierigeren Fall. Viele ihrer Behauptungen erschienen mir wenig glaubwürdig. Fällt es Ihnen schwer, journalistische Objektivität zu wahren, wenn sie privat eine klare Meinung zu den Themen haben, über die berichtet wird – zum Beispiel im NSU-Prozess? Die absolute Objektivität kann und muss man nicht wahren. In manchen Darstellungsformen kann man subjektiver werden, da bringe ich meine Meinung dann auch zum Ausdruck. Trotzdem ist es manchmal schwer, sich vom Thema nicht zu sehr emotional gefangen nehmen zu lassen. Die Arbeit im NSU-Prozess ist sehr intensiv gewesen, beinhaltete sehr viele Recherchen, Lesen in Akten und Archivmaterial. Es gibt viele Akteure, die in das Geschehen verwickelt sind, Verschwörungstheorien, Konfrontationen mit Opfern – das nimmt einen ziemlich mit. Wussten Sie von Anfang an, dass Sie in den Journalismus wollen? Nein, das war gar nicht so klar, ich hatte die Absage-Mail für die SZ schon vorformuliert. Und nach längerem Hin und Her, ob ich das wirklich mache – ich war ja damals ganz gut auf dem akademischen Weg unterwegs – wollte ich dann doch Journalist werden. Sie haben auch mit dem Investigativ-Ressort zusammengearbeitet, über Geheimdienste und das Datenleck einer Schwei- 6 zer Bank recherchiert. Muss Journalismus manchmal unbequem sein, auch verbunden mit dem Risiko, sich in den oberen Reihen unbeliebt zu machen? Es gehört dazu, dass ein guter Journalist eine gewisse Courage mitbringt, den Mut, Dinge ans Licht zu zerren, die viele Menschen lieber im Verborgenen lassen würden. Aber ich will damit trotzdem meine Kollegen und mich nicht zu Helden stilisieren. Klar, auch wir bekommen mal unbequeme Post, aber die Arbeitsbedingungen in Deutschland – auch bei solchen Recherchen – sind immer noch angenehm und sehr viel besser als in anderen Ländern. Sie sind oft umgezogen: Würden Sie sagen, dass Flexibilität und Offenheit ein wichtiger Teil des Journalismus ist? Ich bin immer gerne unterwegs gewesen. Sich international zu orientieren, rumzufahren, Neues zu sehen und neue Menschen kennen zu lernen, das gehört natürlich zur DNA eines Journalisten. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch gut sein kann, sich über Jahre irgendwo festzubeißen und sich als Lokaljournalist vor Ort auszukennen. Aber jemand, der nicht über den Tellerrand hinausblicken kann, ist im Journalismus verkehrt. Macht Ihnen aus beruflicher Sicht die momentane Lage für Medienschaffende in Polen und der Türkei Sorgen? Ja, weil man sieht, wie schnell eine weltgeschichtlich heikle Situation entstehen kann, wenn man sich vorstellt, wie mehrere Länder gleichzeitig in eine unglückliche Richtung driften. Gerade die Lage in der Türkei verfolge ich sehr intensiv, da meine Frau türkischer Herkunft ist. Verrückt ist: Vor ein paar Jahren habe ich noch gesagt, dass Erdogan ja einiges Gutes im Land bewirkt, während mir meine Frau immer prophezeite, dass das Ganze übel enden wird. Das wollte ich nie so sehen, aber in dem Punkt muss ich ihr wohl Recht geben. (schmunzelt) Sind Sie ein Freund der „Simpsons“? Es gibt ja so richtige Fans, die jede Folge und jedes Zitat kennen. Das bin ich nicht. Die Simpsons kenne ich natürlich und einige Sequenzen sind auch wirklich großartige Kunst. Da muss man echt schon auf einem LSD-Trip sein, um sich sowas auszudenken. Wir haben deshalb so direkt nachgefragt, weil Simpsons-Figur Nelson Muntz mal zu einem Print-Journalisten sagte: „Ha-ha, your medium is dying!“. Wie viel Wahrheit steckt in der Aussage? Fakt ist: Die Auflagenzahlen von gedruckten Tageszeitungen gehen seit Jahren unaufhaltsam zurück. Das ist der eine Aspekt, der das Format Print betrifft. Aber deswegen sterben ja nicht der Ansatz und die Zeitungsinhalte. Was den Journalismus insgesamt betrifft, bin ich da eigentlich überhaupt nicht in Untergangsstimmung. Ich sehe an der Stelle sogar ziemlich viele neue Chancen. Der Bedarf an gutem Journalismus ist nach wie vor riesig. Auf ihrem Twitter-Account drohten Sie mal an: „Wenn nochmal irgendwo Wham ‚Last Christmas‘ dudelt, tanze ich dazu Gangnam Style.“ Wenn nicht Wham, mit welcher Musik entspannen Sie sich von anstrengenden Arbeitstagen? Gangster Rap und Hip-Hop sind nicht so meins. Ansonsten höre ich alles querbeet. Das letzte Album, das ich mir runtergeladen habe, war von der finnischen Band „The 69 Eyes“. Das ist eine sehr spezielle Hardrock-Gothic-Kombo. Eigentlich ist es mir fast schon peinlich, aber ich habe auch einen gewissen Hang zu sehr pompösem Bombast-Rock. Ansonsten darf es als Kontrastprogramm dann gerne auch mal Mozart sein. In Musikfragen können wir nur an Prof. Quiring verweisen. Als E-Gitarrist und langjähriges Bandmitglied kann er Ihnen die musikalische Eingewöhnung am Institut bestimmt erleichtern. Ohja, wir haben neulich schon über die gute alte Band „Spliff“ geredet (deutsche Rockband der Achtziger, Anm. der Redaktion). Da muss ich ihm auch noch eine CD mitbringen, über die wir gequatscht hatten. Als langjähriger Redakteur müsste die Antwort jetzt ohne langes Überlegen kommen. Welche Überschrift würden Sie ihrem Interview geben? Nein, also die Arbeit müssen Sie sich schon selber machen! Wo kämen wir denn da hin, wenn der Interviewte in die Überschrift hineinreden würde? Studium sänken diese Chancen rapide +++ Man munkelt, Richard Lemke möge es nicht, wenn das Fenster eines Seminarraums offen und 7 Neu am Institut Fischabfall-Folgen und ein fehlender Bart von Viola Granow Seit diesem Sommersemester ist Benno Viererbl wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Unternehmenskommunikation des IfP. Unbekannt ist er am Institut jedoch nicht. Der kulinarisch versierte Wahl-Mainzer und langjährige Hiwi der Unternehmenskommunikation freut sich auf neue Aufgaben und Herausforderungen an seinem neuen, alten Arbeitsplatz. Herr Viererbl, Sie haben Ihren Master schon in Mainz gemacht und sind jetzt für den ersten Job hiergeblieben. Wieso? Ich habe den Master Kommunikationswissenschaft studiert – was ja erst mal mit Unternehmenskommunikation nicht so viel zu tun hat – und bin dann über den Kollegen Adrian Meier an einen Hiwi-Job bei Sabine Einwiller gekommen. Danach bin ich für verschiedenste Aufgaben am Lehrstuhl UK geblieben. So habe ich auch Sascha Himmelreich kennengelernt: Leute haben in meinem Büro Fischabfälle gelagert, deswegen bin ich zu ihm ins Büro umgezogen und dann einfach sitzen geblieben. Tatsächlich so lange, bis ich jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde. Was ist das Besondere an Ihrer Stelle am IfP? Es ist kein klassischer Bürojob und es gibt viel Abwechslung. Mal ist man in einer Lehrveranstaltung, mal schreibt man an einem Paper. Es gibt unheimlich viele verschiedene Dinge zu tun und ich stehe jeden Tag neuen Herausforderungen gegenüber. Eine dieser Herausforderungen ist auf jeden Fall, all das unter einen Hut zu bringen: Gute Lehre zu machen und dabei die wissenschaftliche Karriere nicht zu vernachlässigen. Gerade dann, wenn man am Anfang seines Promotionsvorhabens steht, 1.000 Sachen zu tun hat und trotzdem Woche für Woche dafür sorgen will, dass Studierende Spaß an den Kursen haben und Abschlussarbeiten gut betreut werden. Da ist gutes Zeitmanagement gefragt. Und wie ist es so, auf der „anderen Seite“ zu sitzen? Ein bisschen komisch ist es schon. Die größte Herausforderung ist tatsächlich, nicht mehr alle Leute zu duzen, sondern zu siezen. Man baut da eine gewisse Distanz auf. Aber auch daran gewöhne ich mich. Allerdings sollte diese Distanz nicht zu groß sein, denn das Verhältnis am Arbeitsbereich UK – und am ganzen IfP – zwischen Mitarbeitern und Studierenden ist ja sehr gut. Haben Sie schon ein Lieblingsforschungsgebiet oder einen Schwerpunkt? Durch die Hiwi-Stelle habe ich mich viel mit digitaler Kommunikation im Unternehmenskontext befasst, zum Beispiel mit Krisenkommunikation und Shitstorms. Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich Kommunikationsstrategien auf Facebook untersucht. Damit werde ich mich bestimmt auch in Zukunft noch beschäftigen – aber ich bin auch sehr froh, noch auf andere Themen aufspringen zu können. Ich stehe ja ganz am Anfang der Karriere und schaue mich noch etwas um. Welche beruflichen Ziele haben Sie für die nächsten Jahre? Die größte Baustelle ist natürlich erstmal die Dissertation. Außerdem stehe ich vor der Aufgabe, die Nachfolge von Sascha Himmelreich anzutreten, was den UK-Konzepte-Kurs angeht. Darauf freue ich mich sehr, bin mir aber auch im Klaren darüber, dass es eine große Herausforderung ist – vor allem, weil mir der Bart fehlt. Bis auf diesen Punkt bin ich da aber sehr zuversichtlich. Bild: Viola Granow niert, abstimmt und mit Kräutern und so weiter abschmeckt, um das perfekte Geschmackserlebnis zu basteln. Das ist etwas völlig anderes als die Jumbo-Cocktails in diversen System-GastroBetrieben. Was machen Sie, wenn Sie keine Cocktails mixen und gerade mal nicht am IfP sind? Ich versuche, regelmäßig Sport zu machen. Außerdem reise ich sehr gerne, vor allem an Orte, an die man normalerweise nicht so schnell kommt, wenn Geld und Zeit es erlauben. Ansonsten habe ich so die üblichen Langweilerhobbies wie Literatur und Musik. Ich sammle und höre auch Schallplatten. Da spielt der NostalgieFaktor eine Rolle: Die Platte aus der Hülle nehmen, auf dem Teller platzieren und die Nadel auflegen – das hat schon fast etwas Rituelles. Ab und zu gehe ich auch mal in eine der gemütlichen Kneipen, von denen es in Mainz mehr als genügend gibt. Machen Sie in Ihrer Freizeit auch irgendwas mit Medien? Ich bin großer Serien-Junkie, wenn es die Zeit erlaubt. Ich betreibe kein Binge-Watching, aber ich habe bestimmt zehn Serien, bei denen ich versuche, auf dem Stand zu bleiben Vielen Dank für das Gespräch, Herr Viererbl. Man munkelt, Sie hätten ein gewisses kulinarisches Interesse. Welches ist Ihr Spezialgebiet? Ich koche sehr gerne verschiedenste Sachen. Daraus hat sich entwickelt, dass ich auch gern Cocktails mixe. Das ist letztlich genau wie Kochen, weil man verschiedene Zutaten kombi- nicht schließbar ist. +++ Man munkelt, auch andere Dozenten hätten so ihre Unstimmigkeiten mit den Räumlichkeiten des GFGs. +++ Man Neu am Institut 8 Methodenliebhaberin am Korb von Christin Spira Nora Denner, frischgebackene Uni-Absolventin, ist seit diesem Semester Dozentin im Master-Schwerpunkt Unternehmenskommunikation am IfP. Im Interview spricht sie über ihre Mensa-Erfahrungen, die Mainzer Kneipenszene und ihren Lieblingssport. Bild: Nora Denner Frau Denner, im Rahmen Ihrer wissenschaftlichen Karriere haben Sie an Universitäten in Erfurt, Texas, München und Madrid studiert und gearbeitet. Was hat Sie nun nach Mainz verschlagen? Das hat sich mehr oder weniger so ergeben. Ich konnte mir schon während meines Masterstudiums gut vorstellen, in der Wissenschaft zu bleiben. Als sich die Gelegenheit dann ergab, habe ich eigentlich auch nicht lange gezögert. Ich kannte Thomas Koch ja schon aus meiner Zeit in München und viele meiner Freunde hat es auch nach Mainz oder Frankfurt verschlagen. Somit kannte ich die Stadt und meinen zukünftigen Chef schon und wusste, auf was ich mich einlasse. Was gefällt Ihnen am Mainzer IfP besonders gut? Die Kaffeemaschine von Herrn Koch (lacht). Nein, im Ernst: Ich bin ja noch nicht so lange da, aber ich finde, es herrscht eine große Kollegialität und ein sehr netter Umgang. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich mit dem Fahrrad zum Institut fahren kann, das war in München oder Madrid nicht möglich. Ein Vergleich mit anderen Universitäten ist schwierig, Mainz ist ja meine erste Station nach dem Studium. Was ist Ihr „Lieblingsforschungsgebiet“ im Bereich der Kommunikationswissenschaften und warum? Grundsätzlich mag ich alles gerne, was mit Empirie beziehungsweise Methoden zu tun hat. Ich finde es total spannend, wenn man Daten erheben und auswerten kann. Ansonsten finde ich die Persuasionsund generell die Wirkungsforschung spannend. Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben? Ein bisschen Begeisterung für die Wissenschaft. Aber ich glaube auch, dass bei Einigen ein bisschen untergeht, dass man die Zeit während des Studiums genießen sollte. Auch durch das Bachelor- und Mastersystem möchten viele so schnell wie möglich ihr Studium abschließen. Dabei vergessen sie aber, dass es auch andere Dinge gibt als Hausarbeiten schreiben und Lernen. Das ist alles super wichtig und spannend, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass es meistens andere Dinge sind, an die man sich später erinnert und die einem bei der Jobsuche helfen. Also ruhig mal ins Ausland gehen, Praktika machen, sich ausprobieren. Was vermissen Sie aus Ihrer Studienzeit am meisten? Die ist ja noch nicht so lange her, deswegen hält sich das Vermissen in Grenzen. Aber was ich schon vermisse ist, dass man flexibel ist. Man kann auch mittags spontan etwas unternehmen. Im Studium hatte ich immer Zeit, wenn plötzlich alle arbeiten müssen (vor allem man selbst) ist das etwas schwieriger. Jetzt verschiebt sich das auf die Abende und die Wochenenden. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade am Institut sind? Grundsätzlich bin ich ein sehr großer Kaffee-Fan und probiere daher gerne neue Cafés aus. Ansonsten treibe ich viel Sport (für alle RandsportartLiebhaber: Korbball), verreise gerne und treffe Freunde. Haben Sie schon erste Erfahrungen mit der berühmt berüchtigten Mainzer Kneipenkultur machen können? Ohja. Ich war, bevor ich hergezogen bin, schon öfter zu Besuch und konnte daher schon meine Erfahrungen sammeln. Wir waren damals zum Beispiel in Onkel Willys Pub, dem Red Cat und auf dem Heimweg noch am Bahnhof Pommes essen. Auch die Kneipen und Cafés in der Neustadt mag ich ganz gerne. Toll finde ich, dass man sich einfach ein Bier holen und sich an den Rhein setzen kann. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch drei letzte kurze Fragen stellen: 1. Was wollten Sie als Kind immer werden? Krankenschwester – wie meine Mutter. 2. Wo gibt es Ihrer Meinung nach das beste Mensa-Essen? Das Preis-Leistungs-Verhältnis in Erfurt war unschlagbar. Aber vielleicht ist das auch schon so lange her, dass ich das Essen dort besser mache als es tatsächlich war. 3.Weißwein oder Rotwein (oder sogar Bier)? Weißwein. Zu einem guten Bier sage ich aber auch nicht nein. Frau Denner, vielen Dank für das Interview. munkelt, Erich Lamp halte sogar regelmäßig Veranstaltungen der offenen Tür. +++ Man munkelt aber auch, diese würden nicht so genutzt wie 9 Neu am Institut Ein Gourmet auf Reisen Seit Anfang des Sommersemesters verstärkt Johanna Möller den Arbeitsbereich für Medienmanagement am IfP. Ursprünglich studierte sie Politikwissenschaften in Berlin, promovierte erst vor Kurzem in Bremen und wird nun ab dem Wintersemester auch ein Seminar leiten. Im Interview hat sie mit uns über ihre persönlichen Hotspots in Mainz, ihren dreijährigen Sohn und das berühmt-berüchtigte Mensa-Essen gesprochen. Frau Möller, im Rahmen Ihrer wissenschaftlichen Karriere haben Sie bereits an einigen Universitäten und Orten, wie etwa in Berlin oder Krakau studiert und gelebt. Was hat Sie nun nach Mainz gebracht? Das Projekt, an dem ich arbeite, könnte man wohl so sagen. Im Rahmen von „The management and economics of cross-border media communication“, an dem auch Prof. von Rimscha mitwirkt, hat es mich nach Mainz gezogen. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm zusammen arbeiten möchte, ich habe ja gesagt und so sitze ich nun hier. In Ihren bisherigen Arbeiten zeichnet sich deutlich ein Forschungsschwerpunkt in Richtung politische Kommunikation unter den Bedingungen kultureller Unterschiede ab – ursprünglich kommen Sie ja auch aus der Politikwissenschaft. Wie gefällt es Ihnen nun in der Medienwirtschaft? Dass ich jetzt im Medienmanagement gelandet bin, wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich. Auf den zweiten Blick passt es eigentlich ganz gut. In dem Forschungsprojekt, in dem ich hauptsächlich arbeite, untersuchen wir grenzüberschreitende Aktivitäten von Medienunternehmen. Dazu befragen wir Medienmanager als Eliten, die diesen Prozess mit gestalten. Beides, grenz- und kulturüberschreitende Kommunikation sowie Eliten und ihre Gestaltungspotenziale sind für mich wichtige Themen, die ich auch weiter verfolgen möchte. Dass ich hier aus der Medienmanagement-Perspektive neue Impulse dazu bekomme und viel Neues lerne ist dabei eine tolle neue Herausforderung. Bevor Sie nach Mainz gekommen sind, haben Sie in Bremen promoviert und viel Zeit in Forschungsprojekte investiert. Was ist in Mainz anders? Und vermissen Sie etwas? Bild: Greta Pässler von Greta Pässler Tatsächlich bin ich viel umgezogen! Ich bin sehr gerne viel unterwegs und hatte auch immer Lust, Neues kennenzulernen. Ein Umzug war da nie ein Problem. Es kommt immer dieser eine Punkt, an dem ich wieder etwas frischen Wind brauche. In Bremen habe ich während meiner Promotion recht lange gelebt und auch viel gearbeitet, sodass ich das Gefühl habe, dass mir Mainz und die neue Umgebung sehr gut tut, um auch mal wieder neue Perspektiven zu entwickeln. Meine Studienzeit war zuletzt aber schon gar nicht mehr so studentisch, wie man sich das vorstellt. Das Studentenleben vermisse ich also nicht so richtig (lacht). Familie hat bei mir einen hohen Stellenwert. Gerade mit meiner Familie verbringe ich natürlich ständig „freie“ Zeit. Ansonsten koche ich gerne, vor allem mit Kräutern und am liebsten im Ofen. Marinierte oder gebackene Rote Bete mit Ziegenkäse oder Tarte mit grünem Spargel zum Beispiel. Außerdem bin ich unglaublich gerne einfach in der Mainzer Umgebung unterwegs. Wiesbaden und den Taunus haben wir schon erkundet, dabei haben wir damit aber ja gerade erst angefangen. Und im Sommer machen wir hoffentlich wieder eine lange Tour durch die polnischen Karpaten. Unterwegs sein ist für mich so eine Art natürlicher Modus. Haben Sie denn schon einen Lieblingsspot in Mainz? Eine Lieblingskneipe zum Beispiel? So richtig viel „Erwachsenenprivatleben“ habe ich gerade wegen unseres dreijährigen Sohnes gar nicht. Mit ihm habe ich aber definitiv schon ein paar Lieblingsplätze gefunden, wie zum Beispiel den Wasserspielplatz im Volkspark – das ist unser Lieblingsplatz. Meiner ist dann eher das Oberstadt-Café „dicke lilli, gutes kind“ – die haben den allerbesten Cheesecake mit Himbeeren, wirklich köstlich! Außerdem bin ich liebend gerne einfach draußen unterwegs und erkunde die Mainzer Weinfeste und -berge. Und was auch wirklich gut tut, ist das Mainzer Institut – meine Arbeitskollegen hier sind so aktiv und so ist hier immer ein bisschen was los. Zumal ich mich am Bremer Institut sehr gut mit meinen Kollegen verstanden habe. Dass ich dort ein paar wirklich tolle Kollegen zurückgelassen habe, hat mir das Gehen mit am schwersten gemacht. Da ist es schön zu merken, dass die Publizisten hier in Mainz auch sehr nett sind. Kommen wir zu Ihren dunklen Seiten – Haben Sie auch ein Laster, eine Art Guilty Pleasure? Gutes Essen gehört definitiv dazu, da kann ich quasi nicht nein sagen. Genauso wenig bei einem guten Wein und der ist in Mainz ja bekanntermaßen schnell zu finden. Außerdem verfolge ich regelmäßig die Nachrichten von Bild.de (lacht). Das ist gewissermaßen eine emotionalere Art des Nachrichtenlesens und das, was die Bild druckt, bleibt ja häufig in den Köpfen der Leute. Das ist so mein kleines Boulevard-Laster. Und ein letztes Laster wäre wohl noch mein Sambuca-Konsum… Was machen Sie denn in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade mit Ihrem Sohn am Wasserspielplatz plantschen? Mensa-Essen in Mainz oder in Berlin? Oder Bremen? Oder gar Krakau? Oh je (seufzt)! Ich habe gelernt, dass man in Mainz eigentlich nie vorher aufs Menü schauen darf wenn man überhaupt etwas essen möchte. Seit ich das verstanden habe, gehe ich auch immer brav hier essen. Wenn ich aber mal so richtig viel Zeit zum Kochen habe, mache ich selbst gerne Burger – mit Cheddar und gegrillter Paprika… Womit wir wieder bei den Lastern wären. Danke für das nette Gespräch, Frau Möller! man sich das traditionell vorstellt. +++ Man munkelt, seine Lieblingstür fiepse nach ihm. +++ Man munkelt, dieses Verhältnis könne man Publi-Party 10 Publiparty – Snap it! Impressionen demnach nicht als Unstimmigkeit bezeichnen. +++ Man munkelt, da seien doch schon wieder Hormone im Spiel. +++ Man munkelt, Hormone 11 Neue Medien Bild: forthepeeple.com Menschen bewerten, muss das wirklich sein? von Jessica Hofacker & Chantal Berg In den USA und Kanada hat sie schon für viel Kritik gesorgt. Nun will die App „Peeple“ mit ihrem Menschen- Bewertungssystem auch nach Deutschland kommen. Doch es gibt da ein Problem. Wir haben bei einer der beiden Gründerinnen nachgefragt, was sie zu ihrer eigenen App sagt. Im Oktober letzten Jahres trat die Vorstellung einer neuen App in Nordamerika einen wahren Shitstorm los. Die Rede ist von der Personen-Bewertungs-App Peeple. Die Grundidee der Anwendung, deren Claim „Character is Destiny“ lautet, ist es, die Bewertung von Menschen anhand von drei unterschiedlichen Kategorien zu ermöglichen. Anfangs konnte man Personen innerhalb der Kategorien „personal“, „professional“ und „romantic“ mit bis zu fünf Sternen bewerten – wie Produkte oder Restaurants. Ursprünglich sollten Menschen, auch ohne selbst bei Peeple registriert zu sein, anonym beurteilt werden können. Die einzige Voraussetzung war, die Telefonnummer der betreffenden Person zu kennen. Diese erhielt dann eine SMS mit dem Hinweis, der App beitreten zu können. Dieses doch sehr fragwürdige Konzept traf nach seiner ersten Vorstellung auf sehr viel Widerstand, weswegen die App-Macherinnen ihre Idee noch einmal überarbeiteten. Positive App für positive Menschen Dabei hatten die Gründerinnen Julia Cordray und Nicole McCullough eigentlich das Ziel verfolgt, eine „positive App für positive Menschen“ zu kreieren. Glaubt man Cordray und McCullough, dann liegt der größte Vorteil der App darin, sich ein besseres Bild von seinen Mitmenschen machen zu können. Sei es vom Babysitter, dem Nachbarn, dem Arbeit- geber, oder sogar dem nächsten Date – Peeple soll, so die Gründerinnen, dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Und auch zur besseren Selbstdarstellung könne die App beitragen. Die von Beginn an vorherrschende Skepsis gegenüber der App wurde durch Cordrays unglückliche Betitelung der App als „Yelp for People“ noch verstärkt. Daraufhin wurden die Social-MediaPlattformen geradezu überrollt von einer Welle der Empörung und Kritik. Manche sprachen nur von einem hohen Mobbing- und Belästigungspotential der App, andere gingen noch weiter und beschimpften die Gründerinnen direkt. Von noch recht harmlosen Tweets wie „#peeple is what happens when two popular mean girls from high konservierten sich länger, wenn der Sommer auf sich warten lässt. +++ Man munkelt, Gregor Daschmanns Wetterfrosch habe das gemunkelt. Neue Medien 12 Nutzer ebenso wie negative freischalten, letztere kann er aber innerhalb von 48 Stunden auch löschen. Weitere neue Features sind das Blocken und Melden von Usern sowie das Verbergen der Kategorie „romantic“. Doch trotz allem hat Peeple sein Mobbingpotential nicht verloren. Zunächst einmal kann einmal veröffentlichter Inhalt nicht mehr gelöscht werden, und dann sorgt auch noch die seit April erhältliche „Truth License“ für weitere Brisanz – auch innerhalb der App. Sie kostet circa einen Dollar im Monat und ermöglicht dem Nutzer, der sie besitzt, alle jemals abgegebenen Bewertungen einer Person zu sehen – egal ob diese veröffentlicht wurden oder nicht. Laut Gründerin Cordray schöpft die App durch die „Truth License“ erst jetzt ihr volles Potential aus: „We are currently honouring the first half of the brand promise and with the Truth License we can honour the last half”, schreibt sie auf Nachfrage des Publizissimus. „The right to be forgotten“ Screenshot: Peeple school grow up & decide to make a slam book for the entire world” bis hin zu Morddrohungen an die Gründerinnen war alles dabei. Die App habe ihr Ziel, Menschen positiv zu beeinflussen, komplett verfehlt, urteilten die Social-Media-Nutzer. Die Ironie hinter diesem Shitstorm ist jedoch gerade, dass genau die Menschen, die eine „Mobbing-App“ fürchteten, nun die Gründerinnen öffentlich und ungehemmt attackierten. per Telefonnummer und Facebook, sondern auch ein persönliches Passwort erforderlich. Außerdem wurde die Fünf-Sterne-Bewertung abgeschafft und durch die Option, die Person in den drei jeweiligen Kategorien positiv, neutral oder negativ zu bewerten, ersetzt. Nun sammelt man in der App Empfehlungen, die am Ende als Zahl direkt neben dem Profilbild angezeigt werden. Positive Bewertungen muss der Doch gerade dieses Feature könnte der App in Deutschland Probleme bereiten: Durch die vollständige Ausschaltung der Datenschutzbestimmungen liegt nach deutschem Recht eine Persönlichkeitsrechtsverletzung vor. Laut Experten überwiegt der Schutz der Persönlichkeitsrechte in diesem Fall das öffentliche Interesse. Dies sähe allerdings anders aus, wenn eine wirksame Einwilligung der bewerteten Person vorliegen würde. Trotz aller Hürden hoffen die Gründerinnen, dass die App im nächsten Jahr auch in Europa erhältlich ist. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf das „Recht auf Vergessenwerden“, so Cordray. Dieses „digitale Radiergummi“ soll dafür sorgen, dass Informationen über eine Person nicht zeitlich unbegrenzt online zur Verfügung stehen können. Wirklich lebensnotwendig ist die App mit Sicherheit nicht. Aber Vorsicht! Denn schon bald könntet Ihr Eure erste Bewertung auf Peeple finden. Hoffentlich ist es eine positive. Überarbeitung des Konzepts Die durchaus berechtigte Kritik an Peeple führte dazu, dass Cordray und McCullough einige Änderungen an ihrem ursprünglichen Konzept vornahmen. In der neuen Version der App, die seit März in den USA im App-Store erhältlich ist, finden vor allem die Rechte der Nutzer größere Beachtung. Zur Anmeldung ist jetzt nicht nur die Verifizierung Screenshot: Twitter +++ Man munkelt, Nick Jackob habe ein sehr großes Interesse an Fachzeitschriften. +++ Man munkelt, er wäre der Erste gewesen, der 13 Bild: Jungesangebotvonardundzdf.de (Screenshot) Neue Medien Das Junge Angebot von ARD und ZDF: Alles nur Botox oder wirklich jugendlich? von Johannes Koch & Sarina Metzger Am Anfang war Dunkelheit. Doch dann, plötzlich, ein Blog. Das erste Lebenszeichen des Jungen Angebots von ARD und ZDF. Mit dem Projekt beschreiten die beiden Sender neues Terrain. Über eine Startup-Laune zweier Elefanten der Medienbranche – und was man sich davon erhoffen kann. „Das Junge Angebot von ARD und ZDF“ – ein sperriger Name für etwas, von dem die meisten vermutlich noch nicht viel gehört haben. „Das klingt bisschen so, als müsste man ‚jung’ draufschreiben, damit man merkt, dass es jung ist [...]“ schreibt das Team des jungen Angebots selbst (bisher abrufbar unter jungesangebotvonardund-zdf.de). ARD und ZDF wollen also ein junges Angebot schaffen? Doch was bedeutet „jung“? Wie soll das Angebot aussehen? Bleibt dieser unkreative Name bestehen? Viele Fragen, die unsere PublizissimusRedaktion beschäftigt haben. Um ihnen auf den Grund zu gehen, haben wir Kontakt zum Kopf hinter der ganzen Sache, Florian Hager, aufgenommen. In einem Satz beschreibt Hager das Junge Angebot wie folgt: „ARD und ZDF planen ein neues Medienangebot für Menschen zwischen 14 und 29 Jahren, das seine Inhalte ausschließlich online verbreiten wird – also kein Radio und kein TV, sondern ‚online-only‘“. Online-only, schön und gut. Doch wo genau online sollen die Inhalte ausgespielt werden? Und was wird den bedeutenden Unterschied zu den unzählbaren anderen Jugendportalen machen (Bento, Ze.tt und Co.; der Publizissimus berichtete in der letzten Ausgabe)? Laut Hager wird das Junge Angebot eine eigene Internetpräsenz haben, aber größtenteils darauf setzen, seine Formate über Drittplattformen sowie einer interaktiven App, mit der sich jeder zur Nutzung von Fachzeitschriften ein Buch publiziert hätte. +++ Man munkelt, die Munkler seien keine Schnapsidee von Corinna Oschatz Neue Medien Nutzer direkt ins Programm einbringen kann, zu verbreiten. Damit sind YouTube, Facebook und Co. gemeint. Werden also ARD und ZDF zukünftig YouTube-Stars? In gewisser Weise ist das wohl gar nicht so weit hergeholt. Für einige Formate werden sogar bekannte YouTuber ans öffentlich-rechtliche Bord geholt. Zwei Welten, die da aufeinanderprallen. Solche Kollaborationen resultieren nach Angaben des Jungen Angebots aus der Orientierung an 14 zwingend auffallen, Priorität sei es stattdessen, den Konsumenten zu informieren und zu unterhalten. Bedenkt man, dass besonders der jüngere Teil der Zielgruppe in Gefilden wie YouTube unterwegs ist, wirkt die Werbefreiheit durchaus überzeugend. Jugendliche werden in ihrem Verhalten und der Bildung ihres Charakters schließlich stärker von Werbung oder Produktplatzierungen beeinflusst als Dreißigjährige. Fraglich bleibt bisher allerdings, ob Man kann gespannt sein, was das Junge Angebot schlussendlich mit sich bringen wird. Klar ist, dass es, wie jedes Startup, seine Zeit brauchen wird, um sich in unserer Medienlandschaft zu etablieren (oder eben nicht). Denn wie das Team selbst in seinem Blog sagt, ist ein Startup „eine menschliche Unternehmung, die unter extrem unsicheren Bedingungen neue Produkte oder Dienstleistungen auf einen Markt bringt“. Hagers eigene Erfahrungen, die er einige Jahre bei der Entwicklung von Arte Creative sammeln konnte, erscheinen in dieser Sache von Vorteil. Man kann spüren, dass er viel daran setzen wird, ein modernes Angebot mit seinem Team auf die Beine zu stellen. Bild: wikimedia.org Wir wünschen dabei viel Erfolg und sind gespannt auf ein interessantes Produkt, das uns hoffentlich anspricht – schließlich sind auch wir Teil der Zielgruppe. Am Anfang war das Testbild: Dann kam der Blog, das erste Lebenszeichen des Jungen Angebots von ARD und ZDF. Nutzungsgewohnheiten der Zielgruppe. Deswegen also die Ausspielung auf Drittplattformen und die Zusammenarbeit mit erfahrenen YouTubern oder anderen „Web-Bekanntheiten“. es dem Team gelingen wird, diese junge Zielgruppe tatsächlich anzusprechen, oder ob es weiterhin wirkt, als wollte ein Team Erwachsener ihr eigenes Ich vor zehn Jahren ansprechen. Nun stellt sich die Frage, ob das alles nicht nach einem aufgewärmten, zusammengeworfenen Resteessen klingt. Ist es wirklich nötig, dieses Angebot auf die Beine zu stellen? Insbesondere, wenn man bedenkt, dass dessen Mittel ab 2017 jährlich 45 Millionen Euro betragen werden. Denn auch das Junge Angebot wird von der teils umstrittenen Rundfunkgebühr gespeist. Positiv daran: Die Formate werden werbeunabhängig, und nicht nur auf die schnellen Klicks ausgerichtet sein. Somit ist es auch möglich, Themen aufzubereiten, die andere Formate nicht bearbeiten können. Auch wir selbst werden in die Zielgruppe verschiedener Formate fallen. Für uns Mainzer Publizisten erscheint das Junge Angebot, welches sich selbst als eine Art Startup versteht, aber auch aus einem anderen Gesichtspunkt interessant. Denn der SWR hat den Hut auf beim Jungen Angebot von ARD und ZDF. Momentan in einem der Bonifatiustürme am Mainzer Hauptbahnhof stationiert, sind wir also ganz nah dran, am Geschehen und Entstehen eines neuen Projekts. Wer sich für die Mitarbeit in einem ständig wachsenden Team (momentan etwa 20 Leute) interessiert, hat es nicht weit zu einem Vorstellungsgespräch. Diese Andersartigkeit solle dem Nutzer aber nicht gewesen. +++ Man munkelt, das Gerücht halte sich dennoch hartnäckig. +++ Man munkelt deswegen, wessen Schnapsidee es dann gewesen 15 Neue Medien Auf der Suche nach der Sensation von Nina Brückner Bild: periscope.tv Livestreams werden immer beliebter. Dabei werden Apps wie Periscope verwendet, um wichtige Momente mit Leuten auf der ganzen Welt zu teilen. Doch wie weit gehen wir, um sensationelle Aufnahmen zu bekommen? Der Mann rennt, er atmet schwer. Es sind laut gerufene Befehle zu hören. „Man weiß nicht, was hier los ist. Ich verfolge einfach die Menge. Ich stehe direkt hinter den Polizisten mit gezogener Waffe.“ Er führt uns die Straße entlang, immer den Polizisten hinterher. Er wirkt nervös. Das Kamerabild wackelt stark, viel zu erkennen gibt es nicht. „Ich weiß nicht, ob das gefährlich ist“, bringt er hervor. Trotzdem läuft er schutzlos mitten auf der Straße. Er hält die Kamera weiter auf die Polizisten, hat scheinbar keine Angst. Sollte jemand auf die Polizisten zielen, wäre er im direkten Schussfeld. rufen wird, weil sie sich als falsch erwiesen hat. Soll so der neue Journalismus aussehen? Jeder will der Erste sein Der Medienkritiker Stefan Niggemeier spricht auf seinem Blog von einem „Mittendrin-statt-nurdabei-Sein, (...) einem obszönen Nervenkitzel“. Die Medien versuchen ständig dramatisches Bildmaterial aufzutreiben. Egal ob Bilder der Opfer oder Privatvideos der Täter – alles ist von Nutzen. Wir wollen nicht nur lesen was passiert, wir wollen es gezeigt bekommen. Dass dabei häufig ethische Grenzen überschritten werden, spielt für viele keine Rolle. Das Videomaterial der Pariser Anschläge war dementsprechend heiß begehrt: Für Videos, auf denen Polizisten und Schüsse zu sehen sind, bekamen Amateurfilmer bis zu 500 Euro, für die Aufnahmen einer Überwachungskamera sollen 50.000 Euro verlangt worden sein. Was klingt wie aus einem Actionfilm, ist im November letzten Jahres tatsächlich passiert. Philipp Weber, Reporter beim „Stern“, filmte einen Einsatz der französischen Polizei und streamte ihn live über die App Periscope. Es ist knapp eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris. Er befindet sich in Saint-Denis, einem Vorort von Paris, wo Polizisten gerade eine Straße räumen. Sie sind auf der Suche nach Mitwirkenden an den Anschlägen von Paris. Doch das weiß der Reporter, wie er offen zugibt, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Weder der Reporter selbst noch der Zuschauer erfährt, was in dem Video überhaupt zu sehen ist. Trotzdem will er der Erste sein, der die Aufnahmen veröffentlicht. Und mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da – mittlerweile gibt es zahlreiche Live-Ticker und Livestreams, die die Nutzer sofort informieren. Problematisch dabei ist, dass sich diese Meldungen häufig nur auf eine (unseriöse) Quelle beziehen. So kann es auch schon mal vorkommen, dass eine Eilmeldung wieder zurückge- Bild: stern.de Mit gezogener Waffe räumt ein Polizist die Straßen von Saint-Denis. Die Macht der bewegten Bilder Philipp Weber ist nicht der Einzige, der die Polizisten verfolgt. Man sieht weitere Menschen mit ihren Smartphones das Geschehen filmen – alle wollen der Welt zeigen, was gerade passiert. Doch damit geben sie den Terroristen genau die Aufmerksamkeit, die sie erreichen wollen. Denn was bringt ein Terroranschlag, von dem niemand erfährt? Durch Livestream-Apps wie Periscope wird das noch verstärkt. Es ist so leicht, das Smartphone zu zücken und einen Livestream zu erstellen. Hauptsache, möglichst viele Leute sehen das Video. Vor allem dramatische Videos erhalten besonders viel Aufmerksamkeit und werden im Internet tausendfach geteilt. Es wird immer nach der großen Sensation gesucht, nach etwas Schockierendem. Doch gerade darin besteht eine große Gefahr: Terroristen wissen natürlich, wie schnell sich Neuigkeiten über das Internet verbreiten und haben sich das schon zunutze gemacht. Vielleicht werden sie die Macht der bewegten Bilder schon bald noch gezielter einsetzen. Es wird ihnen vermutlich nicht reichen, dass Bilder und Videos von dem Zustand nach der Katastrophe veröffentlicht werden. Sie können noch einen Schritt weiter gehen – vielleicht streamen sie demnächst auch Terroranschläge? Infobox: Periscope Periscope wurde von Kayvon Beykpour und Joe Bernstein gegründet und gehört seit März 2015 zum Kurznachrichtendienst Twitter. Die Nutzer können kostenlose Livestreams erstellen und diese auf Wunsch speichern. Außerdem gibt es die Möglichkeit, andere Videos zu kommentieren und zu liken. Die App kann mit Twitter vernetzt werden und einen Tweet absetzen, wenn man einen Livestream sendet. sein könnte. +++ Man munkelt, Schnaps habe es auf Publipartys schon immer genügend gegeben. +++ Man munkelt, das habe auch die 16 Bild: facebook.de/merkurist.mainz Neue Medien Nur noch "Tiere, Tod und Titten"? von Elisabeth Neuhaus Verspätungen am Hauptbahnhof, die neue Szene-Kneipe in der Neustadt, Ärger über Schnaken am Rheinufer: Das Mainzer Online-Magazin „Merkurist“ berichtet nur über Themen, die Leser interessieren. Sagen die Macher. Doch was kommt dabei raus, wenn Journalisten die Selektionsarbeit aus der Hand geben? Gonsenheim ist nicht gerade bekannt dafür, der Geburtsort innovativer Geschäftsideen zu sein. An der beschaulichen Hauptstraße gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, ein paar Boutiquen, Versicherungsfilialen. Außerdem hat der Verlag der Allgemeinen Zeitung seinen Sitz in Gonsenheim. Das war’s dann auch – könnte man meinen. Tatsächlich aber wird im „Gründerzentrum“ an der Ochsenwiese, nicht weit vom Ortskern, an etwas Großem gearbeitet. 28 Leute wollen den Lokaljournalismus von hier aus in die Zukunft befördern. Das Konzept der Nachrichtenseite „Merkurist“: Die Leser werden in Themenfindung und Recherche miteingebunden, mit ein paar Klicks entscheiden sie mit darüber, worüber die Merkurist-Journalisten schreiben – und wie viel Geld sie bekommen. Der Leser ist König. Oder sollte es zumindest sein. Denn noch ist dieses Bild eine Idealvorstellung, wie Merkurist-Mitgründer Manuel Conrad im Interview einräumt. Mit dem Publizissimus hat er außerdem über die Friss-oder-Stirb-Mentalität im Journalismus gesprochen und erklärt, welche Technologie hinter seinem Online-Magazin steht. Einigen Fragen hat sich Entwickler Matthias Kohl gestellt. Manuel, Du bist studierter Betriebswirt, Dein Mitgründer Meik Schwind ist Informatiker. Wie kommt man da in den Lokaljournalismus? Durch meine Eltern, beide ZDF-Journalisten, war ich schon immer journalistisch geprägt. Was Sprache angeht, waren sie zum Beispiel sehr streng. Aber ich bin kein begabter Schreiber, Zahlen waren eher mein Ding, da bin ich in der BWL gelandet. Geschäftsideen hatte ich schon immer viele. Auf das Medienthema wurde ich dann durch die Pleite der Financial Times Deutschland aufmerksam. Da habe ich erkannt, dass viele Medien nicht wissen, wie sie online Geld verdienen sollen – und von da an jede freie Minute in ein funktionstüchtiges Online-Journalismus-Konzept gesteckt. Was haben Deine Eltern zu dieser Neuausrichtung gesagt? Ich habe ihnen an Weihnachten von meiner Idee erzählt. Und sie fanden es nicht wirklich toll: „So ein Unsinn, wie soll das funktionieren?“ Die Diskussion führe ich übrigens heute noch. An meiner Idee habe ich trotzdem festgehalten, in den sechs Monaten danach Business-Pläne geschrieben und Meik dazu geholt, der die Idee sofort spannend fand. diesjährige Publiparty bewiesen. +++ Man munkelt weiter, Publi-Pablo habe dort einen extragroßen Kurzen bekommen. +++ Man munkelt, 17 Neue Medien „In Gonsenheim ist ein Sack Reis umgefallen“. Das landet dann bei unseren Journalisten auf dem Bildschirm und sie entscheiden, ob sie es übernehmen. Dazu muss ich sagen, dass wir nicht alles durchwinken. Ein Thema muss lokal sein, frei von Diskriminierung und Unsinn. Außerdem wird es nur freigegeben, wenn es keine Werbung ist. Der Sack Reis in Gonsenheim ist lokal, er ist umgefallen, es ist also etwas passiert. Und wenn es die Leser interessiert, dann finden wir heraus, ob es ein Sack mit Basmati- oder Langkorn-Reis war, der da umgefallen ist. Das Beispiel ist natürlich überspitzt, verdeutlicht aber gut, wie wir hier ticken. Bild: Merkurist.de/mainz (Screenshot) Blick auf die Startseite von Merkurist Mainz. Was genau verstehst Du also unter Social Journalism? Im klassischen Journalismus gibt es einen TopDown-Prozess, an dessen Ende der Leser ein Thema vor die Füße geworfen bekommt. Wir drehen den Prozess auf den Kopf und beziehen den Leser mit ein. Indem er Themen anregen kann, steht er am Anfang eines Artikels. Er sitzt sozusagen mit am Tisch unserer Redaktionskonferenz, kann Meinungen und Bilder zuliefern und Fragen stellen, die der Journalist bei der Recherche berücksichtigen kann. Mit anderen Worten: Der Leser kann den Stein ins Rollen bringen. Aber: Ist das wirklich so? Tragen Eure Journalisten gar nicht zur Themenfindung bei? Doch. Wir sitzen nicht da, drehen Däumchen und warten, bis der Leser etwas bringt. Das würden wir uns wünschen, soweit ist es aber noch nicht. Auch unsere Autoren stellen Themen ein. Wir schauen dann, wie die Leute auf einen Vorschlag reagieren. Wenn etwas nicht ankommt, setzen wir keinen Journalisten darauf an. Generell sollte ein Journalist meiner Meinung nach nicht für seine Leser entscheiden, was wichtig ist. Die GatekeeperFunktion empfinde ich an dieser Stelle als nicht so relevant, wie sie häufig von klassischen Journalisten propagiert wird. Aus meiner Sicht beruht die Existenz einer Gatekeeper-Funktion historisch auf der Tatsache, dass es in Zeitungen einen begrenzten Raum gab und selektiert werden musste. Im Internet gibt es dieses Problem nicht mehr. Wenn der Journalist weiterhin als Autorität im Redaktionsprozess auftreten soll, muss er dann aber nicht an irgendeiner Stelle auch Gatekeeper sein? Das ist er bei uns auch, aber an anderen Stellen. Ein Beispiel: Ein Leser stellt folgendes Thema ein: Was genau weiß Euer Algorithmus über mich? Wir haben eine Tracking-Technologie entwickelt, mit der wir genau wissen, was der Leser bei uns sieht und liest. Heißt: Wenn du auf unserer Seite bist, weiß ich exakt, wie lange ein Artikel in deinem Sichtfeld ist. Das nutzen wir, um die Artikel- Bild: Merkurist.de (Screenshot) Es gab zu diesem Zeitpunkt ja schon längst Plattformen, die den Leser in den Redaktionsprozess holen wollten. Würdest Du sagen, dass das, was Ihr heute macht, Bürgerjournalismus ist? Auf den Begriff reagiere ich allergisch. Denn Bürgerjournalismus funktioniert meiner Meinung nach nicht. Ich nenne unser Konzept lieber „Social Journalism“. Eine Interaktion findet hier zwar statt, trotzdem bleibt der Journalist eine Autorität. Und das ist der Unterschied zum Bürgerjournalismus. Bei uns kann der Leser eben nicht alles alleine entscheiden. Da kommt es ja sicher auch mal vor, dass Themen, die in der Allgemeinen Zeitung (AZ) prominent platziert sind, etwa aus der Politik, gar nicht bei Euch vorkommen… Viele glauben, dass es nur noch Tiere, Tod und Titten gibt, wenn der Leser entscheidet. Ja, vielleicht haben wir weniger Politik oder Kultur als eine AZ, aber auch das findet bei uns statt. Das Schöne ist: Wir müssen nicht immer nur das machen, was die Meisten interessiert. Mit unserer Technik können wir sehr gut personalisieren. Wenn wir zum Beispiel wissen, dass sich jemand für Kultur interessiert, dann spielen wir der Person vor allem Kultur-Artikel aus. Jeder kann bei uns eine andere Nachrichtenseite angezeigt bekommen, ihre Zusammensetzung ist dynamisch. Da sitzt kein Redakteur, der die Artikel in eine bestimmte Reihenfolge bringt. In den sogenannten „Snips“ (deutsch: „Schnipsel“) entscheiden die Leser, zu welchen Themen sie gerne Artikel lesen würden. auf der Publiparty im Qkaff sei es heiß her gegangen. +++ Man munkelt, es sei deswegen schweißtreibend gewesen. +++Man munkelt, Neue Medien Relevanz zu bestimmen. Wir schauen uns zum Beispiel an, wie vielen Leuten ein Artikel angezeigt wurde. Wenn ein Text von 50 Leuten gesehen und von 50 Leuten geklickt wurde, ein zweiter 100.000 Leuten angezeigt aber nur 50.000 Mal geklickt wurde, ist die View-Klick-Rate des ersten Textes besser. Dann erkennt unser Algorithmus, dass das ein heißes Thema ist und schickt den Artikel auf der Seite automatisch nach oben. Auf Eurer Seite prangt neben jedem Artikel und jedem „Snip“ (deutsch: „Themenschnipsel“), den Ihr Euren Lesern vorschlagt, der O-ha-Wert. Was genau hat es damit auf sich? Matthias: Die bereits erwähnte View-Klick-Rate spielt beim O-ha-Wert eine Rolle, genauso wie die Anordnung in unseren Top-News. Der O-ha-Faktor ist zum Beispiel höher, wenn ein Thema nach einem Tag eine gute Klickrate hat, als wenn er dieselbe Rate nach drei Tagen erreicht. Damit stellen wir sicher, dass akut relevante Themen schneller 100 Prozent erreichen. Wir wollen möglichst schnell heiße Themen identifizieren. Der O-ha-Wert hilft uns dabei – und zeigt auch an, wann ein Thema heiß genug ist, um darüber zu schreiben. Ab welchem „Schwellenwert“ berichtet Ihr denn über ein Thema? Letztendlich hat unsere Redaktion Freiräume zu entscheiden, wann Sie mit der Recherche zu einem Thema oder der Suche nach einem geeigneten Autor Bild: Merkurist.de Welche Parameter fließen da noch mit ein? Entwickler Matthias Kohl: Wenn die Leser dem zugestimmt haben, sind für die Personalisierung auch GPS-Daten relevant. Generell gilt: Klick ist bei uns nicht gleich Klick. Wir betrachten jedes Mal, wenn etwas gelesen wird, wie erfolgreich die Interaktion war und messen zum Beispiel, wie viel Prozent eines Artikels gelesen wurden. Danach gewichten wir die Klicks. So ein Klick ist wertvoller, wenn er bei einem Artikel erzielt wurde, den sich der Leser bis zu Ende durchgelesen hat. 18 Merkurist-Mitgründer Manuel Conrad: „Meine Eltern fanden die Idee nicht wirklich toll.“ Ich habe gelesen, dass auch die Bezahlung Eurer Autoren teilweise variabel ist. Hängt das auch mit den Lese-Erkenntnissen aus dieser Technologie zusammen? Manuel: Ja, wenn unsere freien Autoren Artikel schreiben, die von vielen Leuten zu Ende gelesen werden, bekommen sie dafür auch mehr Geld. Zu der pauschalen Vergütung kommt also noch ein erfolgsabhängiges Plus. suchen wir, auch auf Basis des O-ha-Werts, zu prognostizieren, wie erfolgreich wir mit einem Artikel sein können. Das ist wie in der Produktionsplanung, wo du ein Auto produzierst, weil du es später verkaufen willst. So ähnlich machen wir es mit unseren Snips: Einen bestimmten Erfolgswert brauchen wir, um unseren Autor bezahlen zu können, einen entsprechend höheren, um selbst Gewinn zu machen. Bislang können wir grob hochrechnen, ob es sich lohnt, einen Journalisten auf ein Thema anzusetzen. Ziel ist es, mit unserer Technik irgendwann so weit zu sein, dass ein Snip gar nicht mehr nötig ist. Dann würden wir den Algorithmus nur noch mit einem Stichwort füttern und er würde sagen, ob ein Artikel dazu erfolgreich sein wird. Das klingt ziemlich futuristisch – und nach großen Plänen. Aber mal weg von der Zukunft: Ihr seid im Sommer 2015 gestartet. Was würdest Du sagen, habt Ihr seitdem erreicht? Wir sind hier in Mainz innerhalb eines Jahres zum zweitwichtigsten Medium aufgestiegen. Wir werden immer relevanter für die Menschen, was auch dazu führt, dass wir häufiger kritisiert werden. Nicht jedem passt es, wie wir berichten und warum wir über manche Themen berichten. Für den Journalisten ist das aber ja eigentlich ein gutes Zeichen... Genau. Wir haben aber auch noch viel vor uns. Wir sind beispielsweise noch nicht profitabel. Leser zu gewinnen und zu begeistern ist die eine Sache, das gelingt uns schon ziemlich gut. Die andere Sache ist es, zahlende Kunden zu gewinnen. Das ist der schwierigere Teil der Gleichung und das braucht eben auch ein bisschen Zeit. So ein neuartiges Modell musst du den Leuten erstmal erkläre, sie umarmen dich nicht auf Anhieb. Da müssen wir also noch viel Vertrauen aufbauen. Manuel, vielen Dank für das Gespräch. anfängt. Bei Blaulicht-Meldungen kann das schon sehr schnell gehen, auch wenn ein Thema noch lange nicht bei 100 Prozent ist. Verbindliche Regel ist aber für unsere Redaktion: Wenn ein Thema bei 100%, dann müssen wir es journalistisch aufarbeiten. Und dann? Auf Basis des Leserverhaltens wissen wir, wie gut ein Themenvorschlag funktioniert. Von da an ver- Corinna Oschatz bekomme auf der Publiparty schon mal einen Extra-Cocktail gemischt. +++ Man munkelt, Christina Köhler gefalle das gar 19 Neue Medien Die hohe Kunst der Müslimatie von Lina Wattad Bilder: Blog graceful heart (links); Blog Kaminzimmer (rechts) Links: How to Instagram. Rechts: How not to Instagram. Kunstvoll angerichtete Müslischalen, Beerensmoothies, entschlackende Tees und „Feel-Good-Rezepte“ füllen zunehmend die Instagram-Newsfeeds – zusammen mit Work-Out-Fotos und „GymSelfies“. Ein gesundes Leben zu führen liegt zweifelsohne im Trend. Eine Schüssel ist mit leuchtend rosa-violetter Farbe ausgefüllt: einem Mix aus Blaubeeren und Himbeeren mit einem Schuss weißem Naturjoghurt. Säureausgleich, aber vor allem Farbausgleich scheinen hier wichtig zu sein. In der Mitte, ordentlich aufgeschüttet, eine feine Linie aus Chia-Samen und Super-Food-Glückseligkeit. Daneben grob geraspelte, milchig-weiße Kokosnussscheiben. Gewollte Unordnung prägt die Mitte der Müslischale. Rechts von der getrockneten Südfrucht liegen drei halbe Kiwi-Scheiben. Leuchtend grün mit schwarzen Kernen. Ein schöner Kontrast zum rosa-violetten Hintergrund. Stichwort: Komplementärfarben. Noch ein wenig Mandelmilch hinzu. Schon hat das Müslikunstwerk alles, was das Instagram-Herz begehrt. Nun muss nur noch der garantiert entschlackende Detox-Tee neben der Schale drapiert werden und die Spiegelreflexkamera in Vogelperspektive über dem Frühstück schweben, schon kann abgedrückt werden. Fertig ist der Schnappschuss der morgendlich gesunden Mahlzeit. Und der Schritt in Richtung Instagram-Fitnessmodel ist getan. Die Jagd nach virtuellem Applaus Mit jedem Scroll durch den aktuellen Newsfeed scheint Instagram gesünder, fitter, veganer zu werden. „Food-Inspiration“, „Healthy Lifestyle“ und Fitnessblogs stellen einen Großteil der Accounts und der verwendeten Hashtags bei Instagram dar. „Healthies“ anstelle von „Selfies“ lautet die Devise, um es mit den Worten der Modezeitschrift „Vogue“ auszudrücken. Aber auch Selfies kommen keineswegs zu kurz. Work-Out-Videos, Spiegel-Selfies im Fitnessstudio und persönliche Anleitungen für das perfekte Auspowern zieren neben Müslischalen und Salaten die Bildoberfläche von Instagram. Virtuellen Applaus gibt es in Form von Likes – und virtuellen Applaus regnet es bei vor Fitness und Gesundheit strotzenden Bildern besonders häufig. Nicht umsonst folgen dem deutschen Instagram- und Fitnessmodel Pamela Reif über zwei Millionen Fans. Nur vier Deutsche zählen mehr Fans bei Instagram. Fitness und ein vermeintlich gesunder Lebensstil lassen sich gut verkaufen. Doch woher rührt dieses Phänomen? „Fit und Fitnessmodel kann jeder“ Der Fitnesstrend bei Instagram macht es uns leicht, den Wunsch, sich stets bestmöglich darzustellen, bis zu einem gewissen Grad zu erfüllen. Ein Müsli schön herrichten, den Salat mit besonders leuchtenden Farben schmücken und die Muskeln für ein Foto anspannen – das sind Herausforderungen, die machbar erscheinen. Das führt dazu, dass mehr und mehr Instagram-Nutzer auf den Fitnesszug aufsteigen und Fitnessbloggern folgen – wahrscheinlich in der Hoffnung, es ihnen gleichtun zu können. Chia-Samen finden neue Käufer und werden schön angerichtet, um nach dem Workout ihren Platz auf der eigenen Instagramseite zu finden. Sportartikel werden angeschafft und Make-up aufgetragen. Alles für das nächste Shooting, Verzeihung, die nächste Sporteinheit und Mahlzeit. Der Fitnesswahn nimmt seinen Lauf. Gefahren und Risiken All das ist keineswegs verwerflich. Ein gesunder Lebensstil ist lobens- und wünschenswert. Schwierig wird es jedoch, wenn Fitness zur Obsession wird und die Grenzen zwischen Motivation und Obsession verschwimmen. Insbesondere junge Mädchen lassen sich stark von den vermeintlich perfekten Körpern der Fitnessbloggerinnen sowie dem allgegenwärtigen „Healthy Lifestyle“ beeinflussen und unter Druck setzen. Dabei vergessen sie häufig, dass ihre Fitnessidole und Lifestyle-Götter ebenfalls nur Menschen sind und dem Wunsch folgen, sich bestmöglich zu darstellen zu wollen. Die morgendliche Müslikunst ist also häufig keine Selbstverständlichkeit, kein lässiger Schnappschuss, wie so häufig suggeriert. Tatsächlich steckt hinter dem vermeintlich beiläufig geknipsten Foto viel Arbeit. Es ist eine bewusst zusammengestellte Komposition. Und sollte damit nicht zum Nonplusultra werden. Liebe InstagramNutzer, gönnt Euch morgens ruhig mal wieder ein Nutellabrot. Gerne auch ohne Beweisfoto. nicht. +++ Man munkelt weiterhin, dass sie sich darüber beim Personal beschwert habe. +++ Man munkelt, Thomas Koch hege eine deutli- 20 Bild: © poorlydrawlines.com Meinung Keine falsche Bescheidenheit von Greta Pässler In Zeiten von Facebook, Instagram und Co. betreibt (fast) jeder User PR in eigener Sache. Aber wen interessiert’s eigentlich? #bescheidenheit. Ein Hashtag, wie er so vermutlich nie existieren würde. Warum? Weil er einen Widerspruch in sich darstellt. „Zurückhaltung“, „Unaufdringlichkeit“ und „Bedürfnislosigkeit“ sind Begriffe, die sich in der Ergebnisliste der Duden-Suche für „Bescheidenheit“ aneinanderreihen – und die allesamt eine tugendhafte Verhaltensweise umschreiben: die Neigung, sich im Hintergrund zu halten. „Im Berufsleben gilt Bescheidenheit heute schnell als Ausweis eines Mangels an Engagement, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit“, weiß der renommierte Buchautor und Journalist Alexander Schimmelbusch, der zum Thema selbst schon ein Plädoyer für die Reihe „Die neuen Tugenden“ schrieb. gekauft hat? Bilder des letzten Urlaubs teilt man gerne, diese schaut man sich schließlich auch auf den Timelines (oder gar privat!) von Freunden und Freundesfreunden gerne an – schöne Bilder sprechen für die schöne Zeit, die jemand verbracht hat, so viel leuchtet ein! Fraglich dennoch, ob hunderte von Freunden es tatsächlich auch so interessant finden, was man allabendlich isst. Oder wie langweilig einem beim Friseur, in der Uni, im Fitnessstudio, in der Bahn – im eigenen alltäglichen und realen Leben war. Um das auszuhalten, erfordert es schon einiges an allgemeiner Empathie! Das Leben auf der Schokoladenseite Die Antworten auf diese Fragwürdigkeiten liegen geradezu auf der Hand. Der Zurückhaltung im Wege steht jedoch die unterschwellige Botschaft, die die strukturelle Ähnlichkeit von Twitter, Facebook und Co. mit Boulevardmedien nicht jedem, aber doch so manchem User suggeriert: Dein Alltag fesselt die Menschen. Ein Quäntchen zeitgemäße Bescheidenheit beim fortwährenden Verfassen von PR in eigener Sache könnte für den gemeinen Selbstdarsteller/die gemeine Selbstdarstellerin bereits darin bestehen, sich an simplen journalistischen Kriterien zu orientieren. Allem voran am Erscheinungsrhythmus: Fünf Posts oder Tweeds am Tag – da muss man schon ein ausgesprochen aufregendes Leben führen. Sachlichkeit und Objektivität rücken, wie in der PR für eine Sache, gleichwohl auch in der Darstellung seiner selbst gerne schon einmal in den Hintergrund. Alexander Schimmelbusch erklärt diesen Effekt wie folgt: „Was es der Bescheidenheit […] schwer macht, ist der Selbstverlust, der mit umfassender Selbstdarstellung einhergeht.“ Das pausenlose Tippen, Posten und Kommentieren im Zuge der eigenen Öffentlichkeitsarbeit kann dazu führen, dass deren Autor sich selbst irgendwann nur noch von außen betrachtet In der Kommunikation ist diese Sache mit der Bescheidenheit vor allem zu einer Frage des Stils geworden: Die Facebook-Chronik, der eigene Feed auf Instagram und auch das Twitter-Profil ergeben ein persönliches Portfolio, das jeder über sich selbst verfasst und verbreitet, um über Details seines Alltags zu berichten – Öffentlichkeitsarbeit für die eigene Person. Dass Bescheidenheit in den sozialen Netzwerken also eher selten anzutreffen ist, wundert kaum. Denn wenn man sich schon in die mediale Öffentlichkeit begibt, so will man sich doch von einer möglichst vorteilhaften Seite zeigen. Das Mit wem, Wann und Wo man war, welches Kleid und welche neuen Schuhe man dabei getragen hat – all solche Informationen erinnern stark an die Berichterstattung über den Alltag Prominenter, folgen den Mustern klassischer Boulevardmedien. Sachliche Selbsteinschätzung und Neutralität sind da zu viel verlangt. Dabei drängen sich doch die Fragen auf: Ist es essenziell, zu verbildlichen, welche Schuhe man sich Dein Alltag fesselt die Menschen und sich die eigene Identität aus einer verzerrten Wirklichkeit zusammenbastelt. Dem Smartphone sei Dank Einen wesentlichen Beitrag hierzu liefert auch die sich zuverlässig eingeschlichene Gewohnheit, alle Zwischenphasen im Alltag, wie etwa Wartezeiten oder Zugfahrten, die früher zum Nachdenken da waren, nun – dem Smartphone sei Dank – ebenfalls dem Kommentieren, Liken und Shoppen zu widmen. „Bloß keine Selbstreflexion“, schreit die innere Angst vor Langeweile. Folge des fehlenden Abstands zum eigenen PR-Material kann dann sein, dass alle Bescheidenheit in diesem Kontext zum Teil einer Inszenierung wird – zur falschen Bescheidenheit. Darüber hinaus geht die Selbstdarstellung nur dann noch, wenn sie den gnadenlosen Wettbewerb um Aufmerksamkeit mit vermeintlicher Bescheidenheit zu bestreiten versucht – und diese somit im Grunde der Lächerlichkeit preisgibt. „Humblebragging“ (zu Deutsch: „Bescheidenheitsprahlen“) ist der treffende Begriff, der sich mittlerweile aus dem Englischen etabliert hat und die wohl subtilste Form der Angeberei beschreibt: Andere wissen lassen, wie herrlich schön das eigene Leben ist, indem man jeden Beweis dessen maßlos untergräbt – und so viel Understatement muss dann schon mal mit dem zugehörigen Hashtag #humblebrag gekennzeichnet werden. Nicht, dass noch jemand auf den Gedanken kommt, es handle sich beim alltäglichen Posten tatsächlich um Prahlerei. Etwas Gutes lässt sich diesem Bescheidenheits-Hashtag ja abgewinnen: Über alle #humblebrag-Blogger, -Poster und -Prahler lässt sich wenigstens sagen, dass sie um ihre falsche Bescheidenheit wissen. Sicherlich ein Anfang vornehmer Zurückhaltung . che Abneigung gegen Merci-Schokolade. +++ Man munkelt, dies liege daran, dass er Merci-Schokolade schon zu häufig packungsweise einem 21 Kritik Studierende an der JGU - Das fünfte Rad am Wagen? von Johannes Beckert & Sarina Metzger Studierende gehören zu einer Universität, wie eine verschleimte Nase zu einem Schnupfen. Ohne sie würde es irgendwie nicht richtig laufen. Was so offensichtlich klingt, wurde an der Uni Mainz in den vergangenen Monaten immer wieder in Zweifel gezogen. Die kurzzeitige Schließung des Bücherturms und der ersatzlose Wegfall des Wohnheims Inter I sind nur zwei Beispiele dafür. Welchen Stellenwert haben Studierende also tatsächlich an einer Universität? Der Publizissimus geht auf die Suche nach Antworten. Nach der kurzzeitigen Schließung prangt nun ein einfaches Baugerüst am Bücherturm der Zentralbibliothek. Es soll im Notfall als Feuertreppe dienen. als drei Personen auf einmal zugänglich sein darf, dann muss ich handeln“. Dass dadurch schlechte Presse entsteht, ist für den Präsidenten dabei zweitrangig, zumal die Schließung unmittelbar vor dem Festakt zum 70-jährigen Bestehen der Universität stattfand. „Das war die Presse, die wir eigentlich nicht wollten, aber es hilft nichts.“ Als Leiter der Universität hat Krausch zwar in allen Gebäuden der Universität Hausrecht, dennoch ist er in den meisten Bauten nur Mieter der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Die landeseigene Immobiliengesellschaft ist für Neubauten und Sanierungen vieler öffentlicher Einrichtungen verantwortlich. Die Universität müsse folglich für die Gelder werben und stehe dabei in Konkurrenz zur Sanierung von anderen wichtigen Einrichtungen wie Polizeistationen oder Krankenhäusern, wie Krausch hervorhebt. The Party is over! Anders sieht die Sache beim Wohnheim Inter I aus (der Publizissimus berichtete, Ausgabe 02/2015). Hier wird auf das Studierendenwerk als verantwort- liche Instanz verwiesen. Die Entscheidungen über bauliche Maßnahmen liegen hier also nicht in der Macht der Universitätsverwaltung. Der Präsident bedauert den Wegfall des Inter I zwar dahingehend, dass es dadurch weniger studentisches Wohnen auf dem Campus gebe. Er betont jedoch auch, dass bereits vor der Schließung Ersatzwohnheime am Kisselberg und am Binger Schlag fertiggestellt wurden. Diese seien zwar teurer, was am höheren Wohnstandard liege. Dies wäre allerdings auch bei einer Sanierung des Inter I als Wohnheim der Fall gewesen. Verantwortlich ist das Studierendenwerk nicht nur für das studentische Wohnen, sondern auch für das Studihaus neben der Zentralmensa. Eine böse Überraschung erlebten hier in diesem Frühjahr vor allem Bild: Sarina Metzger Am 11. Februar 2016 macht sich Empörung breit unter den Studierenden der Uni Mainz. Hintergrund ist eine Mitteilung der Universitätsbibliothek, die sich gezwungen sah, „den Bücherturm (Freihandbereich, Lehrbuchsammlung) auf Anweisung der Hochschulleitung unverzüglich zu sperren“. Mitten in der Hausarbeiten- und Klausurenphase. Der Grund: mangelnder Brandschutz. Der Flughafen Berlin-Brandenburg lässt grüßen. Die Nachricht verbreitet sich schnell über alle Kanäle, auch die Allgemeine Zeitung berichtet. Nach wenigen Tagen ist das Gebäude wieder zugänglich, jedoch für maximal drei Personen gleichzeitig. Kurz darauf wird ein klapprig anmutendes Gerüst angebracht, das offensichtlich alle brandschutzrechtlichen Bedenken ausräumt, der Bücherturm ist wieder vollumfänglich nutzbar. Das Gebäude der Zentralbibliothek ist marode, ein Zustand, der sicher nicht erst seit der kurzfristigen Schließung des Bücherturms bekannt ist. Das lässt zumindest ein Image-Video der Universität aus dem Jahr 2012 vermuten, das in einer Animation geplante Bauvorhaben bis 2020 zeigt. Darin ist auch von einem Neubau der Zentralbibliothek die Rede, dort wo heute noch die leerstehenden Reste der Alten Chemie stehen. Baubeginn? Fehlanzeige! Der Notwendigkeit eines Neubaus ist sich auch Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch bewusst: „Die Zentralbibliothek ist kein Sanierungsfall.“ Allein schon aus logistischen Gründen sei eine Sanierung ausgeschlossen, wolle man vermeiden, dass eine ganze Bachelor-Kohorte ihre Bücher etwa in einer Lagerhalle weit außerhalb abholen müsse, so Krausch. Die vorübergehende Schließung des Bücherturms rechtfertigt er mit der Sicherheit aller, die sich auf dem Campus aufhalten: „Wenn mir mitgeteilt wird, dass der Bücherturm nach Aussage der Feuerwehr für nicht mehr Bild: Johannes Beckert Der Fall Zentralbibliothek Ehemaliges Wohnheim Inter I: Studentisches Wohnen ist hier nicht mehr erwünscht. Fachschaften und Hochschulgruppen (darunter auch der Fachschaftsrat Publizistik), die diese Einrichtung bisher für Uni-Partys nutzten. Statt Buchungsanfragen wie üblich zu bestätigen, verwies das Studierendenwerk auf die Stilllegung des Saals. „Hier bestehen einige Baumängel, woraus resultiert, dass der Saal saniert und renoviert werden müsste“, wie es in einer E-Mail heißt. Gleichzeitig Zug verspeist hätte. +++ Man munkelt, ihm sei davon sehr oft sehr schlecht geworden. +++ Man munkelt, er lasse die Studierenden, die 22 Bild: Johannes Beckert wurde dabei auf die immensen Kosten verwiesen, die damit verbunden seien und völlig offen gehalten „ob oder wann der Saal wieder vermietbar ist“. Bis auf Weiteres geschlossen: Wo bis zum vergangenen Semester die Publi-Party stattfand ist nun aus Sicherheitsgründen der Zutritt verboten. Ein offizieller Hinweis darauf findet sich am Eingang nicht. Dass sich das Studihaus in keinem einwandfreien Zustand befindet, dürfte jedem aufgefallen sein, der dort in den vergangenen Semestern eine Party besucht hat (Man munkelt, die Frauen mancher Dozenten hätten sich dabei unfreiwillig in der Toilette eingeschlossen). Ein frühzeitiger Hinweis auf anstehende Sanierungsarbeiten, geschweige denn eine offizielle Mitteilung über die Stilllegung des Saals von Seiten des Studierendenwerks blieben jedoch aus. Selbst Präsident Krausch zeigt sich bezüglich der Schließung überrascht. All das verwundert schon sehr, bedenkt man, dass der Verwaltungsrat als entscheidende Instanz des Studierendenwerks etwa zur Hälfte aus Studierenden besteht. Offenbar fehlt an dieser Stelle dennoch das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung dieser Einrichtung. Alternativen für Uni-Partys auf dem Campus gibt es nur bedingt. Die Kapazitäten des QKaff sind begrenzt. Universitätsgebäude sind in der Regel gar nicht, in Einzelfällen (zum Beispiel die Muschel) nur beschränkt und unter hohen Auflagen für solche Zwecke nutzbar. Eine Anfrage des Publizissimus zur Stellungnahme blieb vom Studierendenwerk bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet. Verwendung des Uni-Logos – darf ich oder darf ich nicht? In den vergangenen Semestern mehrten sich in Universitätsverwaltung hinter die Studierenden. Gruppenarbeiten die Diskussionen über die Verwen- Nichtsdestotrotz liegt das ein oder andere noch dung des Uni-Logos auf Deckblättern von Seminar- im Argen. Angefangen von einem scheinbaren und Abschlussarbeiten oder in Präsentationen: Darf Kommunikationsproblem zwischen dem Verwalman es nun verwenden oder ist es doch verboten? tungsapparat und den Studierenden. Gerade bei Die Ursache für diese Verwirrung ist eine vom Sachverhalten, die das studentische Leben unUniversitätspräsidenten erlassene Richtlinie zur mittelbar betreffen ist es unerlässlich, Zustände Verwendung des Universitätslogos vom September nicht nur zu kommunizieren, sondern auch über 2015. Laut einer entsprechenden Mitteilung sei die die Hintergründe aufzuklären und gegebenenfalls Nutzung „lediglich Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Notwendigkeiten zu verdeutlichen. Insbesondere tern in ihrer Funktion als Teil der JGU gestattet“. das Studierendenwerk ist hierbei in seinen VorgeDaraus lassen sich zwei eklatante Folgen ablei- hensweisen zu kritisieren und zu hinterfragen. Ein ten. Erstens scheint die Verwendung des Logos für Studierende vollständig ausgeschlossen zu werden, sowohl in der Kommunikation nach außen als auch intern für die Ausgestaltung von Präsentationen und Hausarbeiten. Zweitens vermittelt diese Formulierung den Eindruck, als seien Studierende in ihrer Funktion gar nicht erst als Teil der Universität zu betrachten. Präsident Krausch weist solche Vorwürfe jedoch zurück. Durch ein Versehen sei eine nicht endgültige Version der Richtlinie veröffentlicht worden. Der Universität sei es sehr wichtig, die Corporate Identity zu fördern. Deshalb dürften Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch: auch Studierende im Rahmen ihrer Funktion an der Auch Studenten in ihrer Funktion an der UniversiUniversität, beispielsweise bei Abschlussarbeiten tät sind zur Verwendung des Uni-Logos berechtigt. oder Präsentationen von Forschungsarbeiten das Logo verwenden. Nachdem die Richtlinie schon Gremium, das zu einem großen Teil aus Studierenkurz nach ihrer Veröffentlichung für Unmut gesorgt den besteht, sollte auch in deren Sinne handeln. hatte, sei sie aktuell in Überarbeitung. Hört man Zumindest sollte es den Willen besitzen, darüber sich am IfP um, hat dies allerdings noch nicht die aufzuklären, wie vorherrschende Zustände entRunde gemacht. standen sind und sich in Zukunft weiterentwickeln. Denn auch wenn die Lehre an Universitäten groß Das fünfte Rad am Wagen? geschrieben wird, sollten sie nicht als reine Ausbildungsstätten betrachtet werden, die im Akkord Aus einer optimistischen Perspektive lässt sich junge Leute mit einem Abschluss ausstatten und abschließend feststellen, dass wir als Studierende auf den Arbeitsmarkt werfen. Universitäten sind der JGU in gewissem Maße Jammern auf hohem auch eine Stätte der Begegnung, der Gemeinschaft, Niveau betreiben, wenn wir uns über suboptimale der Interaktion und Integration. All das zu verwirkZustände in den angesprochenen Bereichen be- lichen erfordert ein Zugehörigkeitsgefühl aller, die schweren. Zumal den über 30.000 Studierenden Teil der Universität sind. Dazu gehören Verwaltung zahlreiche hochschulpolitische und aktivistische und Lehrkörper. Dazu gehören aber auch und in Möglichkeiten offenstehen, für ihr Recht und ganz besonderem Maße wir Studierende. Wohlergehen einzutreten. „Davon würden wir uns eigentlich mehr wünschen“, findet auch der Universitätspräsident. Vermeintliche Missstände sind zudem offensichtlich nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Gerade wenn es um den Neubau und die Sanierung von Gebäuden auf dem Campus geht, sind die Zuständigkeiten und Interessenslagen komplex. Ein Schuldiger kann nicht so leicht ausgemacht werden und im Zweifel stellt sich die Bild: © Thomas Hartmann, JGU Kritik seine Abneigung gegen Merci-Schokolade nicht teilten, durch die PR-Klausur rasseln. +++ Man munkelt, in Benno Viererbls Büro rieche es jetzt 23 Auf der Noten-Rutsche von Elisabeth Neuhaus Bild: Creative Commons (bestimmte Rechte vorbehalten: l-i-n-k) Titel „Publizisten bekommen ihre guten Noten hinterhergeworfen.“ Ist das nur ein böser Spruch oder steckt mehr dahinter? Ich habe mir die Notenübersichten des Fachbereichs 02 angesehen – und festgestellt, dass die Publizistik-Studis gar nicht mal die besten Noten haben. Eine Spurensuche im Bewertungsdschungel. Ich stehe im Prüfungsamt des FB 02, als ich eine seltsame Entdeckung mache. Gerade bin ich dabei, die Unterlagen für meine Master-Bewerbung zusammenzustellen. Meinen Bachelor habe ich noch nicht in der Tasche, ich muss also eine vorläufige Notenübersicht einreichen. Die habe ich nun in der Hand – und schaue auf eine Tabelle im unteren Teil des Deckblattes. Erste Zeile: Publizistik, mein Hauptfach. 12,95 Prozent. So viele Prüfungsleistungen werden hier mit einer 1,0 bewertet. In American Studies, meinem Beifach, sind es nur vier Prozent. Ich spreche mit Kommilitonen darüber: „Naja, ihr Publizisten habt halt einen hohen NC. In Eurem Fach gibt es nur Streber.“ Ist das wirklich so? Ein Jahr später stolpere ich auf der Webseite der Uni über eine Notenübersicht aller Fächer. „ECTSEinstufungstabellen“ heißen die Grafiken, die zeigen, wie viel Prozent der Prüfungsleistungen in den einzelnen Studiengängen mit welcher Note bewertet wurden. Betrachtet wird dabei der Zeitraum seit dem Wintersemester 2009/10, wobei die Bewertungen der Abschlussprüfungen nicht in die Statistik einfließen. Noten-Ranking: Wer ist auf Platz eins? Meine Entdeckung im Prüfungsamt und mein subjektiver Eindruck („Wie, du hast nur eine 1,7 in der Hausarbeit? Woran lag’s?“) lassen mich davon ausgehen, dass die Publizisten zumindest in der ersten Noten-Liga unseres Fachbereichs mitspielen, wenn nicht gar Spitzenreiter in Sachen Notengebung sind. Meine Einschätzung ist aber nur halbrichtig: Tatsächlich gleichen die Notenverteilungen in Politikwissenschaft und Soziologie eher einer Normalverteilung. In beiden Fächern werden die meisten Prüfungsleistungen mit einer soliden 2,3 bewertet. Doch: In Psychologie und Erziehungswissenschaft ist die 1,0 die mit Abstand am häufigsten vergebene Note. Hier bekommen fast ein Viertel aller Prüfungsleistungen eine 1,0, wobei die Erziehungswissenschaftler knapp über den Psychologen liegen. Am IfP ist die 1,3 der häufigste Wert. Der Graph im ETCS-Diagramm gleicht dabei jeweils einer Rutsche: Links ist er am höchsten, hier stehen die mit „sehr gut“ bewerteten Leistungen. Je schlechter die Note, desto seltener wurde eine Prüfung damit bewertet, rechts geht es also steil nach unten. Zwar ist diese Entwicklung in der Publizistik nicht ganz so eindeutig, doch der Trend ist da. „Kein Geheimnis, dass Hausarbeiten bessere Noten bringen“ Ich spreche mit einer Mitarbeiterin des Referats Studien- und Prüfungswesen über das Thema. Sie sagt mir, es sei „kein Geheimnis“, dass Studierende in Fächern, in denen viele Hausarbeiten geschrieben würden, grundsätzlich bessere Noten kriegen als Studierende, die viele Klausuren schreiben müssen. Wer sich schon die Mühe mache und eine Hausarbeit schreibe, tue das nicht mit dem Vorsatz, gerade so zu bestehen, das bestätigt auch Fachbereichsdekan Gregor Daschmann im Gespräch mit dem Publizissimus. Die Referatsmitarbeiterin sagt mir auch, es sei bekannt, dass es in Fächern mit einem hohen NC bessere Noten gäbe, und sich in Fächern mit niedrigem oder keinem NC die schlechten Noten häuften. Wendet man diese Argumentation nun auf die beschriebenen Fächer unseres Fachbereichs an, ergibt das zumindest für Publizistik und Psychologie Sinn. Wer eines dieser Fächer studieren möchte, muss traditionell einen guten bis sehr guten Abi-Schnitt haben (wobei in letzter Zeit mehr Studierende in Publizistik angenommen werden). In der Erziehungswissenschaft sieht das anders aus: Zumindest in Mainz ist das Fach zwar nicht zulassungsfrei, aber auch nicht besonders „hoch“ beschränkt – und doch steht hier auf über 75 Prozent der Prüfungsleistungen die Note 2,0 und besser. Ein geradezu berauschender Wert. In der Publizistik sind es etwas über 65 Prozent. Andere Fächer, andere Sitten Warum ist das so? Ich will auch bei den Pädagogen nachhaken – und spreche dazu mit Professorin Dr. Heide von Felden. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist „Lebenslanges Lernen“. In unserem Gespräch räumt sie ein, dass sie sich das mit den weniger nach Fisch. +++ Man munkelt, ihm gefalle das ganz gut so. +++ Man munkelt, das könne an dem Duft eines ausreichenden Vorra- Titel 24 ist das Thema „Notengebung“ aber bereits Gesprächsstoff am IfP. Denn einige wissenschaftliche Mitarbeiter bedienen sich bei der Bewertung von Studien- und Prüfungsleistungen nur eines kleinen Teils des Notenspektrums, während andere Dozenten dieses voll ausschöpfen – und auch mal strengere Noten vergeben. Dieser Eindruck besteht scheinbar nicht nur bei vielen Studierenden, sondern zum Teil auch bei den Dozenten selbst. „Das Wissen, das wir vermitteln wollen, lässt sich nicht mit Klausuren abprüfen“ Meine Fragen sind damit noch nicht endgültig beantwortet. Über sie spreche ich mit Prof. Dr. Gregor Daschmann, Dekan des Fachbereichs 02. Ich will wissen, ob Prüfungen überhaupt noch als Qualitätskontrollen innerhalb unseres Studiums zu verstehen sind, wenn die meisten Studierenden sowieso gute Noten bekommen; was die Gründe für die teilweise deutlichen Unterschiede in der FB-02-Notengebung sind – und, natürlich, wie es um uns Publizisten steht. Herr Daschmann, in meiner Bachelorarbeit hatte ich eine 1,3. Im Publizistikstudium ist das laut Einstufungstabelle die am häufigsten vergebene Note . Muss ich mir nun Sorgen um meine Karriere machen? Ist mein Abschluss dadurch weniger wert? Nein, überhaupt nicht. Die Notenstruktur, die Sie da mitgeteilt bekommen, ist nur ein empirisches Faktum, keine normative Größe. guten Noten in ihrem Fach auch nicht so recht erklären kann. Die unterschiedlichen Notenstrukturen begründet sie mit verschiedenen Fachkulturen: „Wie Studierende mir sagen, wird in der Soziologie viel strenger beurteilt, die Studierenden bekommen da überwiegend schlechtere Noten.“ Außerdem sieht sie ein gutes Betreuungsverhältnis in der Erziehungswissenschaft als ausschlaggebend für die dortige Notenstruktur: „Durch das enge Betreuungsverhältnis ist es höchst unwahrscheinlich, dass dann trotzdem noch jemand eine 4,0 bekommt.“ Doch es sei auch nicht so, dass die Lehrenden in der Erziehungswissenschaft nicht das gesamte Notenspektrum ausschöpfen würden. Überhaupt, so von Felden, sei davon auszugehen, dass andere Universitäten viel großzügiger bewerten. Das merke man in Mainz daran, dass nur wenige der eigenen Bachelor-Studierenden für die zulassungsbeschränkten Master-Studiengänge des Instituts zugelassen würden. Häufig kämen Bachelor-Absolventen aus Frankfurt oder Trier rein. Ein Indiz dafür, dass in der Mainzer Erziehungswissenschaft eben nicht so gut bewertet wird wie an anderen Hochschulen? Für Trier lässt sich das nicht so einfach nachprüfen. Von der dortigen Pressestelle heißt es, entsprechende Daten stünden noch nicht zur Verfügung, das System befinde sich derzeit im Aufbau. Von der Frankfurter Uni gab es bis heute (Stand: 5. Juli 2016) keine Antwort. Ob die Notenstruktur in der Publizistik über die einzelnen Institute hinweg vergleichbar ist, lässt sich ebenso schwer überprüfen. So liegen etwa der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) nach eigenen Angaben keine derartigen Daten vor. Internen Informationen des Publizissimus zufolge In Englisch, meinem damaligen Beifach, sind Einser für Prüfungsleistungen laut Einstufungstabelle aber deutlich seltener… Der Vergleich zwischen einzelnen Fächern ist zwar empirisch interessant, wichtiger für Sie ist aber der Vergleich innerhalb eines Fachs über verschiedene Universitäten hinweg. Denn in unterschiedlichen Fächern gibt es zum Teil völlig unterschiedliche Kulturen, mit Noten umzugehen. Das hängt auch mit den Fächerzugängen zusammen. Das gravierendste Beispiel im Unterschied zu uns ist wahrscheinlich Jura: Hier wird zu Beginn breit zugelassen, danach hart ausgesiebt. In unserem Fach ist es genau andersherum: Kommunikationswissenschaft ist fast überall extrem hart zulassungsbeschränkt. Heißt: Nur wenige bekommen einen Studienplatz, und die, die ihn bekommen, wissen ihn zu schätzen und hängen sich entsprechend rein. tes an Merci-Schokolade in seiner obersten Schreibtischschublade liegen. +++ Man munkelt, Thomas Koch wisse das noch nicht. +++ Man 25 Titel Sie haben gesagt, dass Noten eigentlich nur innerhalb eines Fachs vergleichbar sind: Wie sieht es in Publizistik aus? Innerhalb des Fachs bewegt sich die Notengebung auf einem gemeinsamen Level. Das muss auch so sein, denn wenn die Messlatte künstlich höhergelegt wird, dann verbauen Sie Ihrem wissenschaftlichen Nachwuchs die Chancen. Es geht dabei um Doktorandenstellen – aber auch um Master-Zulassungen: Wenn wegen eines harten Bewertungsanspruches keiner ihrer eigenen Bachelor-Studierenden einen Master-Platz bekommt, schießen sie sich damit selbst ins Knie. Nun ist der Numerus Clausus (NC) in Publizistik im Laufe der letzten Semester vom Einser- in den Zweier-Bereich gerutscht. Führt das dazu, dass die Studierenden ihren Platz weniger schätzen – und sich dadurch vielleicht weniger „reinhängen“? Da fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Ich glaube, es wäre völlig falsch, so etwas aufgrund von alltäglichen Beobachtungen zu konstatieren. Das müsste man erheben. Der relativ hohe NC ist ja Mitte der Siebzigerjahre eingezogen, hielt lange an, und lockert jetzt gerade langsam auf. Das liegt vor allem an der wachsenden Institutsgröße. Klar ist: Der NC misst Dimensionen, die einem bestimmten Schülertypus entgegenkommen: Fleiß, Leistungs- und Kooperationsbereitschaft. Wenn Schüler rebellieren, unbequem sind und sich permanent mit den Lehrern anlegen, schlägt sich das auch in den Noten nieder. Wir wissen, dass uns da teilweise interessante Persönlichkeiten durch die Lappen gehen. Aber ob uns der traditionell hohe NC nun schadet oder genutzt hat, kann ich nicht sicher sagen. Ich würde nie so weit gehen und sagen, dass wir über unseren NC die falschen Leute kriegen. Im Gegenteil: Wir sind schon immer sehr glücklich mit unseren Studierenden gewesen. Aber ich wür- Bild: Gregor Daschmann Das Notenniveau der IfP-Studierenden hängt also auch direkt mit den Vorleistungen aus der Schule zusammen? Ja, der Standard ist hier überdurchschnittlich hoch. Die Grundgesamtheit, die benotet wird, ist eben kein Querschnitt durch die Studentenpopulation. Wir haben es am IfP mit Studierenden zu tun, die besonders engagiert sind, weil sie ein Fach studieren konnten, dass sie auch studieren wollten. Deswegen ist es nicht überraschend, dass die Leute hier im Schnitt sehr gute Leistungen abliefern. Eigentlich hätte ich dieses Fach nie studieren dürfen“: Gregor Daschmann zu Studentenzeiten beim Publi Kick (hintere Reihe, Mitte). Außerdem auf dem Bild: Hans Mathias Kepplinger (3. von rechts unten) und Hans-Bernd Brosius (ganz rechts, kniend). de gleichzeitig auch die Behauptung zurückweisen, dass Studierende, die ein schlechteres Abitur haben, deswegen schlechter seien. Interessant finde ich die Unterschiede in der Notengebung der Fächer am FB02. Die Graphen in Soziologie und Politikwissenschaft sind zum Beispiel eher normalverteilt. Sollte die Notenstruktur innerhalb der Sozialwissenschaften nicht zumindest ähnlich sein? Nein, in Publizistik werden sehr viele Hausarbeiten geschrieben. Bei uns gibt es im Bachelor mittlerweile nur noch die Statistik-Klausur . Das Wissen, das wir vermitteln wollen, lässt sich mit Klausuren nicht wirklich abprüfen. Andere Fächer sehen das anders – auch, weil sie den harten NC nicht haben. Bei uns ist der Flaschenhals vor dem Studium, deshalb versuchen wir, möglichst viele, die dieses Studium beginnen, erfolgreich zum Examen zu führen. Wo vorne kein Flaschenhals ist, folgt die Qualitätskontrolle während des Studiums. Grundsätzlich kann man sagen, dass in Fächern mit geringerer Abbruchquote weniger ausgesiebt wird. Sie können sich sicher sein, dass auch in anderen Fächern gilt: Für vergleichbare Fächer werden in verschiedenen Städten vergleichbare Noten vergeben. Da haben die Kollegen einen Blick drauf. schaftlichen Notengebung drin. Mit Blick auf die Notenstruktur in den Bildungswissenschaften kann ich nur sagen, dass man dem Institut nicht vorwerfen kann, zu schnell und fahrlässig gute Noten zu vergeben. Im pädagogischen Teil der Lehramtsausbildung gibt es nämlich deutlich härtere Noten. Das muss man also in der Gesamtheit sehen. Wie zufrieden waren Sie während des Studiums eigentlich mit Ihren Noten? Während des Grundstudiums dachte ich: Das probierst du erstmal. Da habe ich mir alles angeschaut und brav meine Scheine gemacht. Ich war allerdings nur ein durchschnittlicher Studierender. Im Hauptstudium hat es mich dann gepackt, plötzlich habe ich nur noch Einsen gemacht. Wahrscheinlich, weil ich mir endlich die Rosinen unter den Seminaren heraussuchen konnte. Aber ich muss mich ja outen: Damals wurde die Wartezeit mit der Abiturnote verrechnet und Leute mit einem Wohnsitz in Mainz wurden bevorzugt zugelassen. Weil ich 18 Monate Zivildienst abgelegt hatte und sowieso aus Mainz kam, hat das meinen Schnitt um insgesamt 0,7 verbessert. In der ersten Vorlesungswoche bin ich dann mit einem errechneten NC von 2,0 nachgerückt. Eigentlich hätte ich dieses Fach also nie studieren dürfen. Bei Psychologie und Publizistik, Soziologie und Politikwissenschaft verstehe ich diese Logik. Im 1,0-Vergabe-Ranking des FB02 sind die Erziehungswissenschaftler allerdings auf Platz eins – und das, obwohl hier vor dem Studium kein „Flaschenhals“ angesetzt wird… Ich bin nicht in den Tiefen der erziehungswissen- munkelt, Nick Jackob sähe einen statistischen Rhythmus in dem 0:0 der Deutschen gegen die Polen bei der diesjährigen EM. +++ Man munkelt Inside IfP 26 Bild: Johannes Beckert Alles neu? von Johannes Beckert Sich doppelnde Inhalte, mangelnde Flexibilität bei Praktika, unlogischer Studienverlauf: Die Liste studentischer Kritik am aktuellen Bachelorstudiengang Publizistik ist lang und inhaltlich nicht unerheblich. Für Studienanfänger ab dem Wintersemester 2016/17 wird sich diese Mängelliste verkürzen: Dann startet am IfP der reformierte BA Publizistik. Der Publizissimus klärt über die Hintergründe und die konkreten Veränderungen auf, auch für aktuelle Studierende. „Qualitätssiegel“ für Studiengänge Noch nie gab es an deutschen Universitäten so viele Studierende und Studieninteressierte wie heute. Zugegeben, nicht jedes Fach ist so nachgefragt wie etwa Publizistik in Mainz. Aber dort, wo die Nachfrage hoch ist, steigt auch die Erwartung an einen qualitativ hochwertigen Studiengang. Um das zu gewährleisten, gibt es für Studiengänge an deutschen Universitäten eine Art Qualitätssiegel. Dieses Siegel wird durch einen Akkreditierungsund anschließend regelmäßig stattfinden-den Reakkreditierungsprozess vergeben. In der Regel übernehmen diese Prüfungen externe Akkreditierungsagenturen. Die Uni Mainz hat dagegen mit dem Zentrum für Qualitätssicherung (ZQ) die Möglichkeit, Akkreditierungsverfahren intern durchzuführen. Der (Re-)Akkreditierungsprozess bedeutet einen enormen bürokratischen Aufwand, bietet aber gleichzeitig Chancen für die Institute. Indem sie ihre Studiengänge einem ausführlichen Qualitätsmonitoring unterziehen, können Fehler und Mängel erkannt und im Zuge der Reakkreditierung reformiert werden. So wie nun am IfP mit dem BA Publizistik geschehen. Reform ja - aber nicht ohne studentische Mitsprache Dass so eine Reform nicht ohne die Hilfe der Studierenden erfolgreich umsetzbar ist, weiß auch Ilka Jakobs: „Viele Aspekte hätten wir ohne das Feedback der Studierenden so gar nicht auf dem Schirm gehabt“. Als Leiterin des Studienbüros Publizistik ist sie maßgeblich für die Umsetzung des neuen BA verantwortlich. „Wir haben zum Beispiel die Anregung aufgenommen, das Praktikum und die Zusatzqualifikationen zu überarbeiten, das Curriculum auf sich wiederholende Inhalte zu überprüfen und werden in Zukunft versuchen, Vorlesungen und Seminare inhaltlich besser aufeinander abzustimmen.“ Das macht sich auch im neuen Studienplan bemerkbar. So wurden Veranstaltungen mit inhaltlichen Dopplungen gestrichen und durch neue Kurse ersetzt. Einen Wermutstropfen müssen Studienanfänger ab dem Wintersemester allerdings hinnehmen. Im reformierten BA Publizistik wird es in den meisten Vorlesungen wieder Prüfungen geben. Ilka Jakobs verteidigt diesen Schritt: „Wir haben uns dazu entschieden, weil wir über längere Zeit hinweg beobachtet haben, dass den Studierenden mehr und mehr wichtiges Basiswissen fehlt, auf denen alle anderen Veranstaltungen aufbauen“. Mit unbenoteten Studienleistungen soll diesem Zustand entgegengewirkt werden. Gleichzeitig würde dadurch sichergestellt, dass sich der Lernaufwand in Grenzen halte und mit dem Besuch der Vorlesungen eigentlich schon abgedeckt sei. Sinnvoller Aufbau, mehr Klausuren Was „alte Hasen“ beachten müssen Die ersten beiden Semester widmen sich von nun an den fachlichen und methodischen Grundlagen der Publizistik. Damit werde laut Jakobs für Beginner sowohl im Winter als auch im Sommer ein sinnvoller Einstieg ermöglicht. Zudem wird sichergestellt, dass jeder mit Statistik und SPSS vertraut ist, bevor ab dem dritten Semester in den Seminaren auch empirisch gearbeitet wird. Die Metho-denkurse Befragung, Inhaltsanalyse und Experiment, bisher eigenständig angeboten, sind in Zukunft an thematische Schwerpunkte geknüpft. Diese neu geschaffenen Hauptseminare umfassen vier Semesterwochenstunden und ermöglichen die Anwendung der Methoden in einem für sie typischen Forschungsfeld. Für die derzeitigen Studierenden im Bachelor Publizistik bleibt jedoch alles beim Alten. Lediglich Fachwechsler (zum Beispiel vom Bei- ins Kernfach Publizistik) müssen auch komplett in den neuen Studiengang wechseln. Wer Kurse nachholen muss oder geschoben hat, dem rät Jakobs, nicht in Panik zu verfallen: „Es wird für jeden die Möglichkeit geben, Ersatz-Kurse zu belegen, um das Stu-dium in Regelstudienzeit abzuschließen“. Auf dem Papier verspricht die Reform zahlreiche Verbesserungen, die dem Studiengang Publizistik zu neuer Qualität verhelfen sollen. Ob die Änderungen bei den Studierenden greifen, werden die nächsten Semester zeigen. auch, er munkle, das 2. Spiel bei einer EM oder WM sei immer unentschieden oder verloren ausgegangen. +++ Man munkelt, Oli Quiring habe 27 Haha Dinge, die du nur kennst, wenn du am IfP studierst von Tobias Tornow Bild: Tobias Tornow Listicles werden immer gut geklickt: Bei Nummer 9 musste ich meinen Journalistenausweis zurückgeben. Es ist längst kein Geheimnis mehr: Wer am Institut für Publizistik in Mainz studiert, gehört zur kommunikationswissenschaftlichen Elite des Landes. Nun ja, oder hält sich zumindest dafür. Was aber macht das Studieren, Arbeiten und Leben am IfP wirklich aus? Die #Haha-Redaktion des Publizissimus informiert: Diese Dinge kennst du nur, wenn du am IfP in Mainz studierst! Dieses Gefühl, wenn du bei einer Hausarbeit nur eine 1,3 bekommst Ein Hund im Büro? EIN HUND IM BÜROOOO? Hallo!!! Wenn du doch mal außerhalb der Sprechstunde von Frau Dunkel etwas Wichtiges brauchst, aber psssssst, nicht den anderen Studierenden sagen! Die „Garderobe“ an der Publiparty Diese wichtige Bekanntmachung die EM nicht gerade mit Enthusiasmus verfolgt. +++ Man munkelt, er habe damit rückblickend richtig gelegen. +++ Man munkelt, das letzte Haha 28 Dieses Gefühl, mit deinen Dozenten fünf Stunden auf einem Boot gefangen zu sein Dieser Tag im Jahr, an dem es umsonst Glühwein und Waffeln gibt Dieser Moment, in dem dir deine Profs Shots verkaufen Und dieser verdammt gute und frisch gemixte Cocktail aufff drer Pulisartyhasdufihsdfkbvwürg Dieser Moment, wenn du bei 35 Grad einen Platz in der GFG-Bib suchst Dieser Moment, wenn dich dein Dozent mit Blutgrätsche vom Platz fegt Achja, und vor allem: dieses Hemd! Und dieser Moment, wenn deine Dozenten einfach besser gekleidet sind als du! Publizissimus-Bilderrätsel habe Frauen ausgeschlossen. +++ Man munkelt, Birgit Stark wünsche sich als Ausgleich dafür ein Handtaschen- 29 Anzeige Was machen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eigentlich außerhalb ihrer Sprechstunden? „Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich habe da mal eine kleine Frage. Ich weiß, Sie haben keine Sprechstunde. Ich weiß auch gar nicht, ob ich hier richtig bin. Darf ich Sie trotzdem etwas fragen? Vielleicht können Sie mir ja helfen?“ So oder ähnlich fangen oft höfliche Störungen an, die natürlich von den fragenden Studierenden nicht böse gemeint sind, sondern tief aus einer unergründlichen, seelischen Wissensfinsternis heraufgespült wurden und nun an der Oberfläche brodeln und keinen Aufschub mehr dulden. Ja sicher, der Lehrkörper und all seine MitarbeiterInnen an sich, sind ausschließlich für die Studierenden da. Aber jeder, der später einmal im richtigen Arbeitsleben stehen wird, wird rückwirkend verstehen, wie wichtig ein Anteil an ungestörter Arbeitszeit für das eigene Berufsleben und damit für die Erfüllung der Arbeitsaufgaben sein kann und aus diesem Grund auf seine, eben diese, nur ungern verzichtet. Ein Beispiel aus dem Sekretariat: Die Erstellung eines Stundenplanes für das nächste Semester ist eine knifflige Sache, bei der verschiedene Kriterien unter einen Hut gebracht werden müssen. So soll der Plan studierbar sein, das heißt vor allem, Lehrveranstaltungen eines Semesters sollten sich nicht überschneiden, auch nicht in Beifächern. Studierende, die montags, 8 Uhr, eine Lehrveranstaltung besuchen, sollten nicht freitags, 16 Uhr, ebenfalls eine haben... Dabei müssen die Dozenten, die wöchentlich für eine Lehrveranstaltung anreisen, ebenfalls entsprechend nach ihren und unseren Bedürfnissen im Plan untergebracht werden. Ich habe also die Kooperationsvereinbarungen auf dem Tisch, die Soll-Stundenplanliste und die Pläne von den Wochentagen des folgenden Semesters ebenfalls. Die Mails mit den Zeitoptionen einiger Dozenten sind offen, dazu das Raumprogramm und die Liste der zugewiesenen Hörsäle. Das Telefon klingelt, der Lehrbeauftragte X, der technisch eher weniger versiert ist, teilt mit, dass der Termin T morgen ausfallen muss. Das sollte sofort kommuniziert werden. Dazu muss das Jogustine-Programm in das laufende Semester gewechselt werden, die Veranstaltung geöffnet, die Teilnehmer markiert… Es klopft an der Tür und ein Studierender stellt die oben beschriebene, nicht beliebte Frage. Gestört hat er schon, also bekommt er, was er wissen will. Das Telefon klingelt, jemand möchte wissen, ob der Beamer morgen frei ist; Tür geht auf, Toner im Drucker ist leer; jemand möchte Gläser ausleihen; braucht einen Stempel und da die Tür schon mal offen steht, nutzen nun auch die schüchternen Studenten, die auf dem Gang umherschleichen, die Gelegenheit noch ein, zwei Frägelchen zu stellen. Und jetzt Ihr, aufmerksame Leser: Was habe ich vergessen? Klaro, meist fällt es mir noch rechtzeitig wieder ein, ich stehe eine halbe Stunde früher auf, rase ins Büro und hoffe, dass alle Studierenden on und damit auch noch rechtzeitig informiert sind. Ach ja, da war ja noch der Plan für das kommende Semester. Na vielleicht habe ich heute, nach der Sprechstunde, mehr Glück. Jetzt Kinders, wisst Ihr, warum wir, die wir nur für Euch da sind, (wie zum Beispiel auch die Mitarbeiter in den Prüfungsämtern) uns so sehr nach ein wenig störungsfreier Arbeitszeit sehnen und manchmal etwas unwirsch auf der Einhaltung der Sprechzeiten herumreiten. Danke für Eure Rücksichtnahme Alle Servicedienstleistenden Bilderrätsel in dieser Ausgabe. +++ Man munkelt weiter, dieses werde es leider nicht geben. +++ Man munkelt, es formiere sich derzeit Meinungsfreiheit 30 „Das Verhalten der Bundesregierung ist das eigentlich Skandalöse!“ Von Lotta Pommerien und Lisa Winter Vom „Ziegenficker“ Erdogan, einer strauchelnden Kanzlerin und dem „Fall Böhmermann“ Bild: Lotta Pommerien, Lisa Winter In den Alltag der Nachrichtenberichterstattung über Flüchtlingskrise, rechten Rand und krebserregenden Schinken wurde eine Bombe geworfen: In der Neo-Magazin-Royale-Folge vom 31. März brachte Jan Böhmermann wieder einen seiner berüchtigten Schenkelklopfer. Doch diesmal sorgte er nicht nur für lautes Gelächter, sondern auch für lautes Geschrei: In seiner „Schmähkritik“ beleidigte er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Ziegenficker und Pädophilen, der nach Knoblauch stinkt. „Falls Sie auf der Fernbedienung eingeschlafen sind und jetzt hier aufwachen. Sie befinden sich beim Neo Magazin Royale, der kleinen Spartensendung von ZDF Neo.“ 1 Was folgte kam einer Sommerloch-Tragödie nahe. Diskussionen über Meinungsfreiheit, Zensur und den deutschen Beziehungen zur Türkei wurden laut. Zwei Wochen lang kannten die sozialen Netzwerke kein anderes Thema, doch wie so oft blieben nach dem großen Aufschrei noch einige Fragen offen. Genau diesen sind wir in zwei Interviews mit Prof. Dr. Gregor Daschmann, dem Dekan des Fachbereiches 02 und Prof. Dr. Alexander Thiele, Blogger und Privatdozent für Europarecht und öffentliches Recht an der Freien Universität Berlin, auf den Grund gegangen. Thiele wurde durch seinen Verfassungsblog.de-Artikel zum international gefragten Experten im Fall Böhmermann. 2 Achtung: Nur noch kurz bis zum Ende der Meinungsfreiheit! Herr Prof. Dr. Thiele, wo verlaufen die Schranken der Satire beziehungsweise der Meinungsfreiheit? Normativ ist das vergleichsweise einfach. Das Grundgesetz ist da ziemlich eindeutig und kennt abgesehen von der Menschenwürde kein einziges Recht, das grenzenlos oder schrankenlos gewährleistet wäre. In einer Gemeinschaft bedarf jedes Freiheitsrecht einer Grenze und die Grenze der Meinungs- und der Kunstfreiheit liegt letztlich im Bereich des Persönlichkeitsrechts Dritter. Umstrit- 1 Jan Böhmermann 2 Die Interviews wurden separat geführt und nur für diesen Artikel zusammengestellt. eine Publi-Band. +++ Man munkelt, diese Band probe ab und an im Besprechungsraum des IfP. +++ Man munkelt weiter, es werde auf eine 31 Meinungsfreiheit Was denken Sie dazu, Herr Prof. Dr. Daschmann: Wie weit darf Satire gehen? Sie müssen zwischen legitim und legal unterscheiden. Es gehört in der Geschichte der Satire dazu, über die Grenze des Gesetzes hinauszugehen. Nehmen Sie zum Beispiel den Simplicissimus in der Kaiserzeit, der permanent gegen Gesetze verstieß und den Herrschenden nur deswegen so wehtat. Der Satiriker, der sich in dieser Tradition sieht, muss ab und zu gegen geltendes Recht verstoßen und die ganz bösen Nadelstiche setzen. Aber er muss dann auch mit den Konsequenzen leben. Wenn eine böse politische Satire besonders wirksam sein will, dann muss sie gegen Gesetze verstoßen. Und Bild: Lisa Winter, Lotta Pommerien dann kann man sagen, das ist moralisch legitim. Das ist aber auf keinen Fall mehr legal. Das Gedicht: eine absurde Anhäufung von Schimpfwörtern Herr Daschmann, stellt das Gedicht von Herrn Böhmermann Ihrer Meinung nach nun eine Grenzüberschreitung dar oder nicht? Da muss man drei Dinge zusammentragen: Das erste ist die völlig absurde Anhäufung von Schimpfwörtern. So absurd, dass man das nicht mehr ernsthaft als eine Äußerung von Meinung betrachten kann. Und das ist der zweite Punkt: Es ist ja nicht Herrn Böhmermanns Meinung, dass Erdogan ein Ziegenficker ist, sondern es ist bewusst eine Überspitzung. Und wenn man dann noch den Disclaimer „Achtung, Schmähkritik“ betrachtet, kriegt das alles als eine Gesamtpackung den Anstrich, dass es eigentlich eine Parodie von Schmähkritik ist. Und damit wäre es eine Form von Satire und Bild: Lisa Winter, Lotta Pommerien ten ist nur die Frage, wo genau dieser Bereich beginnt, wo also eine zulässige Meinungsäußerung umschlägt in eine unzulässige, weil persönlichkeitsverletzende Meinungsäußerung. damit durch die Kunstfreiheit gedeckt. Thiele: Das Gedicht für sich genommen ist für mich eindeutig unzulässig. Aber das Gedicht ist eben eingebettet und das macht es juristisch interessant. Streng genommen ist dieses Gedicht einfach nur Beiwerk für das eigentliche, im Hintergrund stehende Erzieherische. Das führt erstmal dazu, dass man das Gedicht nicht alleine begutachten darf. Und für mich führt dieser Kontext zu dem Ergebnis, dass das gesamte Verhalten von Herrn Böhmermann von der Meinungsfreiheit abgedeckt ist. „Das ist zwar Schmähkritik, aber ich mache das jetzt“ Herr Thiele, wenn ich nun ein Flüchtlingsheim anzünden möchte, um zu zeigen, wie unmoralisch das ist, ist das dann weiterhin eine Straftat oder zu vergleichen mit Herrn Böhmermanns Vorgehen? Nein. Die Antwort ist eindeutig. Herr Böhmermann hat aber nicht einfach nur einen „Disclaimer“ vorangestellt. Er steht in einem Gesamtzusammenhang. Damit wollte er Erdogan zeigen, was Meinungsfreiheit bedeutet. Was aber nicht geht Bild: Lisa Winter, Lotta Pommerien ist, einen Disclaimer voranzuschicken und einfach irgendeiner beliebigen Person zu sagen: „Dich schlage ich jetzt, um dir zu zeigen, was eine Körperverletzung ist.“ Das ZDF wurde der Zensur beschuldigt, weil es den Beitrag schnell aus der Mediathek nahm. Ist das Zensur, Herr Daschmann? Nein, denn grundsätzlich wird eine Intendantenentscheidung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nie als Zensur angesehen. Der Intendant ist der Garant und Vertreter der Rundfunkfreiheit. Er ist eingesetzt, um diesen Binnenpluralismus in seiner Institution umzusetzen. Damit er das tun kann, hat er die letzte Entscheidung über jeden Beitrag. Das heißt, wenn Sie nun als Journalist beim ZDF arbeiten und einen Beitrag gemacht haben, den der Intendant ablehnt, ist das keine Zensur, sondern das Recht des Intendanten. Der Grund, warum das ZDF diesen Beitrag so schnell entfernt hat, ist der berechtigte Anlass zu dem Verdacht, dass mit diesem Gedicht die Rechte eines Dritten verletzt wurden. „Erdogan weiß nicht, was Meinungsfreiheit bedeutet“ Nun steht aber Herr Böhmermann selbst vor Gericht und nicht das ZDF, warum ist das so, Herr Daschmann? Die Frage ist: Verklagt man das ZDF als Institution für diese Äußerung oder verklagt man Herrn Böhmermann? Juristisch dürfte das gar nicht so einfach sein, aber ich würde sagen, in dem Fall Premiere bei der nächsten Publi-Party gehofft. +++ Man munkelt, der FSRP plane etwas ähnliches. +++ Man munkelt, die Triangel sei schon Meinungsfreiheit 32 ist es so, weil Herr Böhmermann sich persönlich hingesetzt und gesagt hat „Das ist zwar Schmähkritik, aber ich mache das jetzt.“ Er wollte das als eine persönliche Äußerung seinerseits verstanden wissen. Stolperfalle Paragraph 103 Herr Thiele, wie kann man es denn bewerten, dass Angela Merkel der Anzeige gegen Herrn Böhmermann stattgegeben hat? Das Verhalten der Bundesregierung ist das eigentlich Skandalöse! Der Paragraph 104a sieht vor, dass sich die Bundesregierung dazu verhalten muss, indem sie die Strafverfolgung ermächtigt oder eben nicht. In die Bredouille gebracht hat sich die Bundesregierung von ganz alleine. Die Kanzlerin hat den großen Fehler gemacht, und das hat sie mittlerweile ja auch eingeräumt, frühzeitig zu sagen, dass sie das Gedicht für „bewusst verletzend“ hält. Und diese inhaltliche Bewertung war verfehlt. Hätte sie stattdessen einfach sofort gesagt: „Jawohl, Herr Erdogan, wenn Sie meinen, dass das richtig ist, dann machen wir das“, dann wäre überhaupt nichts hochgekocht. Bild: Lisa Winter, Lotta Pommerien eben nicht nur den 103er betrifft, das ist ja gerade das Absurde an der ganzen Debatte, sondern eben auch Paragraph 104, in dem es etwa um die „Beleidigung“ von Symbolen geht, also von Fahnen und Flaggen. Der soll ja weiter bestehen. Mit der seltsamen Konsequenz, dass sie Herrn Erdogan in Deutschland anspucken dürften, ohne damit eine Straftat zu begehen. Nur die Fahne, die neben ihm weht, dürften sie nicht anspucken. Dann können Sie gemäß Paragraph 104 mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Frech, Frecher, Böhmermann? Bild: Lisa Winter, Lotta Pommerien Und wie steht es um den Paragraph 103, Herr Thiele? Ist dieser noch zeitgemäß oder sollte man ihn abschaffen? Die Debatte darüber ist vergleichsweise fehlgeleitet. Denn es geht beim Paragraph 103 nicht darum, dass man die Ehre von Herrn Erdogan besonders schützt. Es geht um den Schutz der diplomatischen Interessen. Wenn diese diplomatischen Interessen durch persönlichkeitsverletzende Äußerungen im Inland gestört werden, dann hat das in der Vergangenheit schon zu Kriegen geführt. Jedenfalls sollte die Debatte nicht so aus dem Stehgreif erfolgen. Wir bräuchten eigentlich eine vernünftige langwierige Debatte, die dann Jetzt kann man sich bei dieser ganzen Debatte noch eine Frage stellen: Cui Bono? Herr Daschmann, wem nutzt das Ganze? Sie müssen zwei Unterstellungen unterscheiden: Hat Herr Böhmermann das bewusst getan oder nicht? Und war sein Handeln darauf ausgerichtet, die Sendung zu puschen? Bewusst hat er meiner Ansicht nach extrem provoziert. Es gab diesen Erdogan-Song von Extra 3, und es war das ganz bewusste Ziel von Böhmermann, da noch einen draufzusetzen. Ich glaube, dabei ging es weniger um die Quote als um den Ruhm, der Frechste und Härteste zu sein. Ich glaube, er hat überhaupt nicht geahnt, was da passiert – und den Paragraph 103 nicht gekannt. der in solchen Formaten mit Kandidaten anrichten. Das ist ein guter investigativer Journalismus. Bezeichnend für diesen Journalismus ist nur, dass er nun nicht mehr in einem streng investigativen Format stattfindet, sondern bei Böhmermann. Dadurch wird es mehr zu einer Gaudi, zum Schenkelklopfer. Es geht gar nicht darum, ernsthaft etwas aufzudecken und einen Skandal zu machen. Stattdessen ist der Skandal selbst eine Gaudi für uns. Wenn alles zur Unterhaltung verkommt, werden wir zu einer Gesellschaft, die nicht mehr über Dinge diskutiert, die es wirklich wert wären. Viel skandalöser als das Böhmermann-Gedicht ist doch, dass Sendungen wie „Schwiegertochter gesucht“ seit Jahren bei uns im Fernsehen laufen. Herr Daschmann wie bewerten Sie Jan Böhmermanns Comeback #verafake? Ich finde es sehr gut, dass man entlarvt, was Sen- besetzt. +++ Man munkelt, Gregor Daschmann beantworte Mails nur, wenn „Publizissimus“in der Betreffzeile stehe. +++ Man munkelt, 33 Pressefreiheit Zeichnung: Jonas Stahlhacke Ist das Pressefreiheit oder kann das weg? von Melina Bosbach Die Presse in Deutschland ist frei, aber wie frei ist sie wirklich? Im April veröffentlichte die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ die Rangliste zur internationalen Pressefreiheit für 2016. Deutschland ist vier Plätze nach unten gerutscht. Woran liegt das? Die Pressefreiheit in anderen Ländern wird oft und gerne kritisiert. Aktuell stehen Polen und die Türkei ganz oben auf der medialen Liste des bedrohten Journalismus. Der mahnende Zeigefinger sollte aber auch auf das eigene Land gerichtet sein. Dabei geht es nicht darum, von Problemen im Umgang mit Journalisten im Ausland abzulenken, sondern für mindestens bedenkliche Entwicklungen im eigenen Land zu sensibilisieren. Rangliste dient als Orientierung Die jährliche Rangliste von Reporter ohne Grenzen untersucht anhand von sieben Kategorien die Situation der Presse- und Informationsfreiheit in 180 Ländern. Zu den Kategorien zählen zum Beispiel die Medienvielfalt oder das journalistische Ar- beitsumfeld. Es geht um die Rahmenbedingungen unter denen Journalisten, Blogger und Medienschaffende ihre Arbeit machen und inwieweit der Staat einen unabhängigen Journalismus zulässt. Zudem berücksichtigt die Analyse gewalttätige Übergriffe auf Journalisten. Experten weltweit, Journalisten, Wissenschaftler und Menschenrechts- aktivisten werden zu diesen Kategorien befragt. Die jeweilige Punktzahl von 0 (optimal) bis 100 (schlecht) entscheidet über die endgültige Platzierung auf der Rangliste. Dirk Glock, derzeit Dozent für Medienrecht am Institut für Publizistik, weist darauf hin, dass diese Art der Einordnung immer mit Blick auf die ge- Publi-Party als Betreff funktioniere auch. +++ Man munkelt, zu Recht. +++ Man munkelt, das Dozententeam des Publi-Kick sei der Sieger Pressefreiheit 34 wählten Untersuchungskriterien zu sehen ist. Die Ergebnisse sind nach Angaben von Reporter ohne Grenzen nicht vollständig repräsentativ. Die Rangliste entspreche nicht eindeutigen wissenschaftlichen Kriterien. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass die Ergebnisse häufig herangezogen werden, um Länder tendenziell in ihrer Pressefreiheit einzuordnen und dadurch den öffentlichen Diskurs anzustoßen. Nahaufnahme Deutschland Bild: Dietmar Gust So viel zur Theorie. Wie sieht es nun in der Praxis aus? Im letzten Jahr belegte Deutschland Platz zwölf auf der Rangliste der Pressefreiheit. Im aktuell berücksichtigten Zeitraum vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2015 ist Deutschland auf Platz 16 gelandet. Christoph Dreyer, Pressereferent von Reporter ohne Grenzen, beschreibt gegenüber dem Publizissimus eine Hauptursache für den Rangverlust Deutschlands: „Die Gewalt gegen Journalisten hat im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen.“ Als Beispiele nennt er zahlreiche tätliche Angriffe auf Journalisten bei Demonstrationen von Pegida oder anderen rechten Gruppierungen. Es käme auch vermehrt zu Drohungen und Beleidigungen gegen Journalisten im Internet. Christoph Dreyer ist seit Januar 2013 Pressereferent bei Reporter ohne Grenzen. Er hat an der Freien Universität Berlin Islamwissenschaft, Politologie und Volkswirtschaftslehre studiert. Dreyer verweist auch auf den umstrittenen Umgang mit Whistleblowern in Deutschland. Sie seien wichtige Informanten für den investigativen Journalismus. Es gäbe aber bislang kein ausformuliertes Gesetz, das Whistleblower im Falle der Informationenweitergabe an Journalisten oder Blogger ausreichend schütze. Beispielhaft dafür steht der Fall um den Verdacht auf Landesverrat gegen die Blogger von Netzpolitik.org im Sommer 2015. Die Blogger Markus Beckedahl und Andre Meister hatten interne Dokumente des Verfassungsschutzes veröffentlicht, um auf eine geplante Arbeitsgruppe zur Überwachung des Internets aufmerksam zu machen. Sie sollte sich mit der Verfolgung von Extremisten in sozialen Netzwerken beschäftigen. Dieses Ereignis hat die Frage aufgeworfen, welche Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und welche als Staatsgeheimnisse eingestuft werden sollten, weil ihre Veröffentlichung die Sicherheit Deutschlands gefährden könnte. Während die Ermittlungen wegen Landesverrats gegen die Blogger eingestellt wurden, ermittelte die Bundesanwaltschaft weiter wegen Verrats von Dienstgeheimnissen, was sich direkt gegen die Informanten der beiden Blogger richtete. Whistleblower besser schützen zu weniger Vielfalt in der Berichterstattung. Diese Konzentration äußere sich zum Beispiel darin, dass eine Vielzahl von Zeitungsausgaben von immer weniger Verlagen herausgebracht werden würde. Letztlich kontrollieren eine Hand voll Verlage mehr als die Hälfte aller täglich verkauften Zeitungen. Das schließt nicht aus, dass es auch inhaltlich zu Einseitigkeit kommt. Mut zu mehr Wahrheit Wie frei ist die Presse in Deutschland wirklich? Sicher ist, dass bestimmte freiheitliche Elemente des Grundgesetzes unerschütterlich sind. Sie gewährleisten eine unabhängige Berichterstattung in Deutschland, etwa durch die Verankerung des Zensur-Verbots. Es gibt jedoch Entwicklungen, die die Pressefreiheit zumindest beschneiden könnten. Eine Frage sollte nachklingen: Wohin entwickelt sich der kritische Journalismus, wenn ein wesentlicher Bestandteil, nämlich die Informanten, in ihrer Rolle eingeschränkt werden und eine zunehmende Machtkonzentration auf dem Zeitungsmarkt herrscht? Mut zur Wahrheit wird oft gepredigt. Die Frage ist, wo der Mut zu mehr Wahrheit bleibt, wenn es Informationen gibt, die öffentlich relevant sind, aber dennoch unter Verschluss bleiben. Sicher ist: Dem Journalismus wird dadurch ein Riegel vorgeschoben. Daran anknüpfend sei es sinnvoll, so Dreyer, ein Whistleblower-Schutzgesetz zu formulieren, das Informanten vor Strafverfolgung schütze. Es sei nicht dienlich, bestehende Gesetze, die den Umgang mit brisanten Daten betreffen, weiter zu verschärfen, meint Dreyer. Stichwort: Vorratsdatenspeicherung, die in einer Neuauflage im Oktober 2015 verabschiedet worden ist. Umstritten ist darin der neu geregelte Straftatbestand der Beschaffung oder Weitergabe von nicht-öffentlichen Daten. Straffrei bleiben nur jene Journalisten, die „berufsmäßig“ nicht-öffentliche Daten weitergeben. Letztlich könnten Whistleblower bei der Weitergabe von nicht-öffentlichen Informationen strafrechtlich verfolgt werden. Dirk Glock macht hier darauf aufmerksam, dass zwischen tiefgehender Recherche eines „hauptberuflichen“ Journalisten und der häufig unzureichenden Recherche eines Bloggers oder Informanten klar differenziert werden müsse. Reporter ohne Grenzen führt als Erklärung für den Rangverlust Deutschlands einen weiteren Punkt an. Die seit Langem vorherrschende Konzentration auf dem Zeitungsmarkt führe der Herzen. +++ Man munkelt, die Dozenten hätten keine schlechte Leistung abgeliefert. +++ Man munkelt weiter, das liege wahrscheinlich 35 Publ-Kick Der Beginn einer neuen Ära? „Stiftung Wadentest“ holt sich den Cup von Alexander Schulte Den Publi-Kick 2016 entschieden die Bachelor-Studierenden wie schon im Vorjahr für sich – und ließen mit ihrem Sieg das Dozenten-Team „Random Sample“ alt aussehen. Gejubelt wurde trotzdem auf beiden Seiten. Ein Sieger, zwei Trophäen Stephan Thalmann muss hinter sich greifen. Doch der Schlussmann des Bachelor-Teams „Stiftung Wadentest“ holt nicht etwa einen Ball aus dem Tornetz, sondern nimmt den Siegerpokal des diesjährigen Publi-Kicks in die Hand und reckt ihn in die Höhe. Zusammen mit seinen Teamkameraden posiert er siegestrunken auf der Tartanbahn des Unistadions in Mainz für die Fotografen. Im Hintergrund: die selbsternannten Sieger der Herzen. Außenstehende und Nicht-Publizisten könnten die Kicker vom „Random Sample“ für die eigentlichen Gewinner des diesjährigen Publi-Kicks halten. Denn sie haben ebenfalls einen Pokal dabei, in den sie fleißig ein Bier nach dem anderen gießen. Selbst ein Radler hat sich verbotenerweise unter die Biere geschlichen. Das schmecke man auch, merkt ein Teammitglied an. Der glänzende Pokal, größer übrigens als die Trophäe der „Stiftung Wadentest“, entstammt dem letzten Sieg der Dozenten. 2013 konnten die Lehrenden durch einen verwandelten Strafstoß von Gregor Daschmann den Gesamtsieg erringen und den vorerst letzten Triumph beim Publi-Kick feiern. „Irische“ Fans im Mainzer Uni-Stadion Die Stimmung im Uni-Stadion an diesem Mittwochabend im Juni steht der Stimmung der irischen Fans bei der EM in nichts nach. Von den hohen Temperaturen und der tiefstehenden Sonne lassen sich die Spieler nicht beirren und so ertönt beinahe pünktlich um 19.04 Uhr der Anpfiff zum alljährli- chen Fußballfest der Mainzer Publizisten. Vor (fast) vollbesetzten Rängen bestreiten die VorjahresChampions das Eröffnungsspiel des ruhmreichen Publi-Kicks gegen die Dozenten-Mannschaft, die mit sieben Professoren auf dem Platz steht. Dieser taktische Kniff von Trainer Markus Schäfer, wohl zur Einschüchterung gedacht, stellt sich jedoch schon nach wenigen Augenblicken als suboptimal heraus. Die Nummer zehn netzt bereits nach etwa einer Minute für die Rot-Schwarzen ein. David Rau, Fußballbegeisterten als „Raunaldinho“ bekannt, ist es auch, der das zweite Tor mit einem schönen Pass auf Thomas „Cantonarstens“ Carstens einleitet. Mit dem 3:0 setzt Vincent „Ronny“ Reinke den Schlussstrich unter eine Partie, die bis zum Schluss recht offen geführt wurde, trotz des eindeutigen Ergebnisses. In den nächsten beiden Spielen drehen die eingespielten Fußballer der „Stiftung Wadentest“ auf und fegen das überraschend angetretene Team der Journalisten mit 5:0 und die bunt durchgemischten „GFG Zeugen Yeboahs“ mit 4:0 vom Platz. Diese überzeugende Leistung katapultiert die Bachelor-Studierenden auf den ersten Platz des imaginären Siegertreppchens, das sie sich mit den „GFG Zeugen Yeboahs“ (2. Platz) und den Journalisten (3. Platz) teilen. Vierter Sieger wird das „Random Sample“. Keine religiösen Fanatiker: „GFG Zeugen Yeboahs“ mit ansprechender Leistung Die „Sieger der Herzen“ haben eine beeindruckende Fan-Schar zur Unterstützung mitgebracht, die während des Spiels ihre Stimmbänder anstrengten Bild: Alexander Schulte oder ein Pläuschchen mit den zahlreichen Auswechselspielern hielten. Kurzfristig ins Turnier gerückt war das Team der Journalisten, dem man die fehlende Spielpraxis ein wenig anmerkte, das aber durchaus auch starke spielerische Momente hatte. Vor allem die Nummer neun wirbelte im Sturm und stellte nicht nur die Dozenten vor erhebliche Herausforderungen. Die neu formierten „GFG Zeugen Yeboahs“ setzten sich aus Bachelorsowie Masterstudierenden zusammen und freuten sich vor allem über einen prominenten Neuzugang: Cheikh Ahmadou Bamba Diaw, kurz Bamba, zog die Fäden im Mittelfeld und zeigte sich auch im Angriff treffsicher. Ein talentierter Fußballer, der ablösefrei von Fontana Finthen kam. Natürlich waren auch die Organisatoren vom Fachschaftsrat Publizistik mit dabei und verkauften kühle Getränke sowie Bratwürste und Grillkäse. Passend zum Anpfiff der letzten EM-Gruppenspiele endete die letzte Partie des Publi-Kicks kurz vor 21 Uhr. Nach der Siegerehrung schauten manche der verbliebenen Zuschauer und Spieler gemeinsam zu, wie Irland die Italiener und Belgien die Schweden jeweils 0:1 besiegte. Auch Stephan Thalmann ist unter ihnen, doch er wirkt trotz des klaren Sieges fast enttäuscht. „Beim nächsten Mal“, murmelt er leise, „bekomme ich hoffentlich etwas mehr Schüsse auf den Kasten. Heute hatte ich ja kaum eine echte Chance, mich auszuzeichnen.“ Sollte er 2017 erneut eine weiße Weste behalten, stehen die Chancen der „Stiftung Wadentest“ auf den dritten Triumph in Folge äußerst gut. an den vielen eingekauften Spielern. +++ Man munkelt, diese Spieler wollten ein Alumni-Team für den nächsten Kick aufstellen. +++ Man Publi-Kick 36 Prominente Ersatzbank: Hans-Peter Briegel und Hansi Müller an der Seitenlinie . Kick it like Beckham: Der Libero der „GFG Zeugen Yeboahs“ haut den Ball in die Maschen. Die Fachschaft sorgte für das leibliche Wohl und gute Stimmung. Am Boden: Torwart und Verteidiger mussten sich geschlagen geben. So sehen Sieger aus: schalalalala Da ist das Ding: Die Dozenten feiern sich und ihre Leistung. Bilder: Alexander Schulte (facebook.com/AlexanderSchultePhotography) munkelt, die Dozenten hätten dann gar keine Chance mehr. +++ Man munkelt, der FSRP könne mehr Bier verkaufen, wenn es ein Alumni-Team 37 Gastbeitrag Bild: Jürgen Hofmann Jakob-Welder-Weg 20: Ein Nachruf Ein Gastbeitrag von Hans Mathias Kepplinger Neben dem Philosophicum klafft eine Baugrube. Das Gebäude mit der Hausnummer 20, JakobWelder-Weg, ist dem Erdboden gleich gemacht worden. Nur die wenigsten wissen, dass hier einige Zeit lang auch das Institut für Publizistik residierte. Das Haus erlebte Lochkarten vernichtende Monster-Computer – und überstand sogar einen Bombenanschlag. Für den Publizissimus hat Hans Mathias Kepplinger seine Erinnerungen aufgeschrieben. Das Institut für Publizistik bestand aus der Präsenzbibliothek im ersten Obergeschoss, dem Sekretariat und der Teeküche im Parterre, dem Zeitungsarchiv und dem IBM-Raum im Keller sowie zahlreichen Nebenräumen, in denen die Mitarbeiter an der Zukunft der Kommunikationswissenschaft bastelten. Im Sekretariat residierte Fräulein Dudel hinter einem langen Tresen und ließ jeden auflaufen, der sie Frau Dudel nannte. Es war die erste Stufe des Gender Mainstreaming. In der winzigen Teeküche trafen sich gegen zehn Uhr alle, die keine wichtigen Probleme hatten. Manchmal auch die. Die Bibliothek war ein Traum. Nachsichtig bewacht von Frau Schiffler konnte jeder lesen, was er fand, die Bücher gegen einen Stellvertreter aus- tauschen und mitnehmen. Im Zeitungsarchiv lagerte die von Walter J. Schütz initiierte Publizistische Stichprobe. Sie ermöglichte Inhaltsanalysen der aktuellen Berichterstattung, repräsentativ für die verkaufte Auflage. Den ständig wachsenden Schatz mussten wir aus Platzmangel mehrfach amputieren und am Ende notgedrungen beerdigen. gäbe. +++ Man munkelt, die seien am stärksten in der dritten Halbzeit. +++ Man munkelt, vielleicht sogar noch besser als die Dozenten. Gastbeitrag Heller Wahnsinn. Im IBM-Keller stand eine Fachzählmaschine aus zweiter Hand. Gut einsfünfzig breit, eins-zwanzig hoch und vierzig tief. An der Seite wurden Lochkarten eingelegt und nach dem Start blitzartig in Fächer sortiert oder von der Maschine zerrissen. An der Wand dahinter hing ein quadratisches Sortierbrett. Dort wurden die Lochkarten nach und vor jedem Sortiergang abgelegt. Außerdem gab es ein Stanzgerät. Damit konnte man Ersatz für zerrissene Karten herstellen. Mühselig. Eine Lochkarte hatte 80 Spalten mit 12 Zeilen. Jede Spalte durfte nur ein Loch haben, zum Beispiel für die Information, dass eine Meldung eine von zwölfverschiedenen Informationen enthielt. Wer differenziertere Inhalte speichern wollte, musste dafür mindestens zwei Spalten opfern. Da war man schnell am Ende. Wer doch mehr wollte, musste mehrere Lochkarten hintereinander verwenden. Dadurch wurde der Stapel, weil für jeden Fall die gleiche Kartenzahl stehen musste, doppelt so dick, die Wartezeit beim Sortieren doppelt so lang und das Risiko von Kartenrissen doppelt so groß. Da lernte man die Konzentration auf das Wesentliche. Irgendwann weigerte sich IBM, die Fachzählmaschine zu warten. Wir haben die Maschine und die Spezialschränke mit tausenden Lochkarten solange es ging weiter genutzt und beim Umzug in den SB II dem Sperrmüll überlassen. Damit waren die Daten aus vermutlich weit über 100 zum Teil wegweisenden Untersuchungen verloren. Ein barbarischer Akt. Aber damals gab es die ersten Computer und wir waren begeistert. Deshalb bekam das IfP als erstes sozialwissenschaftliches Institut einen halsbrecherisch finanzierten Computer-Pool. Damit ging etwas Wichtiges verloren. Jede Zählung mit der IBMMaschine dauerte, und sie dauerte umso länger, je mehr Fälle und Karten man hatte. Handys, Computerspiele und Internet gab es nicht. Es gab nur die Alternative: Langeweile oder Nachdenken. Also überlegte man, warum ein Fach so voll wurde: hatte das einen nicht trivialen Grund? Welchen? Wie konnte man das erklären? Wenn man eine Idee hatte, nahm man den inzwischen im Sortierbrett liegenden Stapel und ließ ihn nach einem neuen Suchkriterium noch einmal laufen, um zu sehen, ob die Vermutung richtig oder falsch war. Weil auch das dauerte, hat man es nicht für jede Vermutung gemacht, 38 sondern nur für die besonders wichtigen und lernte nebenbei, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Und weil man die Ergebnisse jeden Laufs im Sortierbrett vor Augen hatte, lernte man auch noch, in Verteilungen zu denken. Das war keine schlechte Schule. mich holen. Also bin ich hin. Um das Institut waren Tiefstrahler aufgebaut, ein halbes Dutzend Polizeiwagen blockierten die Straßen und unzählige Menschen in Polizeiuniformen liefen herum. Es war wie Kino, nur alles in echt. Die Türen zu meinem Zimmer waren aus den Angeln geris- Bild: Nikolaus Jackob Wo früher das IfP ansässig war, klafft heute eine tiefe Baugrube: der ehemalige Standort des Hauses Jakob-Welder-Weg 20 neben dem Philosophicum Aber natürlich waren die Räume nicht so wichtig wie der Geist des Hauses. Wolfgang Donsbach hatte in einem Möbellager der Uni den achteckigen Tisch des früheren Senatsaals entdeckt und für uns reklamiert. Der sollte, weil er nicht durch die Türen passte, durch die breite Fenstertür zu einem Minibalkon in das Dachgeschoss des Instituts. Die Uni-Arbeiter weigerten sich. Das Risiko war ihnen zu groß. Also haben wir mit etwa fünf Mann, darunter Wolfgang Donsbach, Hans-Bernd Brosius und Joachim Friedrich Staab, den von unten mit einem Seil steuerbaren Riesentisch mit zwei Zugseilen langsam hochgezogen und mit den Füßen nach oben vorsichtig über das Balkongeländer gewuchtet. Jetzt hatten wir für Projekt- und Dienstbesprechungen eine würdige Grundlage. sen, mein alter Eichenschreibtisch lag in Trümmern auf dem Boden, auf meinen zwei Wände füllenden Ordnern mit Projektunterlagen klebte eine brennbare Flüssigkeit, die nicht gebrannt hatte. Und Andy Warhols blau-grüne Blume, ein Mitbringsel aus Berkeley, das jetzt im Gang des IfP hängt, hatte nur einige kleine Löcher. Wenige Tage später veröffentlichte die taz Auszüge aus einem Bekennerbrief. Darin wurden das Institut für Publizistik als „Kaderschmiede für Mediengestalter“ enttarnt, in dem die “angehenden Journalisten das Handwerk imperialistischer Demagogie“ lernen. Es hat nichts genutzt. Drei Jahre später brach die DDR unter dem Ansturm kapitalistisch verseuchter Horden zusammen, denen Bananen lieber waren als der Sozialismus. Wir hatten einen guten Job gemacht. Es gab noch mehr Abenteuer. In der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 1986 rief mich gegen 1.45 Uhr ein Mann an, der sich als Polizist ausgab. Er behauptete, auf mein Büro sei ein Bombenanschlag verübt worden und ich müsse sofort kommen. Ich habe ihm gesagt, er könne mich kreuzweise und aufgelegt. Sekunden später rief er wieder an. Er war wirklich Polizist und sagte, entweder käme ich freiwillig, oder sie würden +++ Man munkelt, Stefan Geiß und Christian Schemer seien auch nur Menschen. +++ Man munkelt weiter, deswegen könne man mit ihnen 39 Publizissimus-Preis „Unheimlich ist, dass man die Studierenden auch auf der Straße wiedererkennt“ von Laura Hennemann & Selina Beckmann Bild: Laura Hennemann und Selina Beckmann Christine Hueß ist seit zwei Jahren Mitarbeiterin des Studienbüros. Sie hat immer ein offenes Ohr für alle Belange der Studierenden und beantwortet Mails in kürzester Zeit. Bei schwierigen Fragen und komplizierten Anliegen kann man sicher sein, dass sie für eine Antwort genau nachhakt und recherchiert. Für dieses große Engagement möchten wir uns mit dem Publizissimus-Preis bei ihr bedanken. Frau Hueß, herzlichen Glückwunsch! Dieses Semester sind Sie die Gewinnerin des Publizissimus-Preises. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie? Es ist tatsächlich eine große Ehre, weil ich gar nicht damit gerechnet habe. Ich bin erst seit zwei Jahren am Institut für Publizistik und für mich ist das, was ich hier mache, Alltag. Es ist mein normaler Job und eigentlich nichts, wofür ich eine Auszeichnung bräuchte. Daher freue ich mich umso mehr, dass meine Arbeit offensichtlich von den Studierenden gewürdigt wird. Im Namen der Redaktion übergeben wir Ihnen diesen Preis, um Ihr großes Engagement im Studienbüro zu honorieren. Diese Tätigkeit ist mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden. Wie viel Zeit bleibt da noch für Ihre Forschungsschwerpunkte? Relativ wenig, muss ich gestehen. Denn ich bin ja nicht nur Mitarbeiterin im Studienbüro, sondern gebe auch Lehrveranstaltungen und engagiere mich für die Alumni-Arbeit am IfP. Bei der Vielfalt dieser Tätigkeiten, zu denen auch etliche Sonderprojekte im Rahmen von Reformprozessen, Berufungskommissionen oder Öffentlichkeitsarbeit gehören, kommt die eigene Forschung natürlich immer zu kurz. Trotzdem oder gerade deswegen betreue ich gerne Abschlussarbeiten zu Themen, die mich schon zu Studienzeiten und in meiner späteren Berufstätigkeit beschäftigt haben. Dazu zählen vor allem historische und politische Fragestellungen, Gender Studies, Public Relations oder Markenkommunikation. Wenn ich Examenskandidaten für diese Forschungsschwerpunkte begeistern und sie auf ihrem Weg zum Abschluss begleiten kann, habe ich das Gefühl, zumindest passiv in der Forschung aktiv zu sein. Vermissen Sie die Arbeit in der Forschung? Ich komme ursprünglich ja gar nicht aus der Forschung. Ich habe an einer Fachhochschule eine eher journalistisch-praktische Ausbildung absolviert und bin deshalb nicht gerade das, was man sich unter einem klassischen Vertreter der Publizistikwissenschaft vorstellt. Trotzdem habe ich hier in Mainz den Master „Unternehmenskommunikation“ studiert und hatte schon immer Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten. Genauso viel Freude bereitet mir aber auch mein Job im Studienbüro – vielleicht, weil mich vieles daran an meine Tätigkeit in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erinnert. Bei meinem Antrittsinterview im Publizissimus habe ich daher auch gesagt, dass das Studienbüro so etwas ist wie meine kleine Pressestelle. Und so sehe ich das auch heute noch. Die Studierenden sind fast wie Medienvertreter, die ich so schnell und so gut wie möglich betreuen möchte. Dennoch würde ich mir – um im Bild zu bleiben – manchmal mehr „investigativen Journalismus“ von unseren Studis wünschen. Viele Fragen, die mich erreichen, lassen sich nämlich mit ein bisschen Recherche etwa auf der StudienbüroHomepage selbst beantworten. Bleiben wir bei Ihrer Vergangenheit. Wie Sie schon sagten, waren Sie selbst von 2009 bis 2012 Studentin am IfP, haben hier den Master Unternehmenskommunikation gemacht. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studienzeit hier? Mit dieser Zeit verbinde ich viele spannende Erinnerungen, weil wir damals der erste Jahrgang Unternehmenskommunikation waren. Das Bachelor-/Master-System war relativ neu und auch der Studiengang selbst steckte noch in den Kinderschuhen. Keiner wusste so genau, worauf man sich da eigentlich einlässt. Rückblickend kann ich sagen, dass es vor allem eine arbeitsreiche Zeit war. Der aktuelle Master ist deutlich schlanker als das Studienprogramm von 2009. Heute bin ich sehr stolz darauf, zu sehen, wie sich „mein“ Studiengang weiterentwickelt hat und beobachte mit Freude, wie „erwachsen“ der Master geworden ist. über alles reden. +++ Man munkelt, Marcus Maurer sage die simplen Sachen lieber selbst. +++ Man munkelt, er mache das, um seine Stu- Publizissimus-Preis Denn ich weiß: Die „Kinderkrankheiten“ haben wir durchlebt. Nach einem kurzen Abstecher ins PRGeschäft haben Sie 2014 angefangen, als wissenschaftliche Mitarbeiterin am IfP zu arbeiten. Haben Sie die Uni etwa vermisst? Ich bin mir gar nicht sicher, ob man als junger Berufseinsteiger die Universität überhaupt vermissen kann. Eigentlich ist man zunächst einfach nur froh, dass es vorbei ist. Bei mir hat es anderthalb Jahre gedauert, bis ich mich an die Universität zurückgesehnt habe – wahrscheinlich kam die Sehnsucht nach dem IfP aber auch schon viel früher. Ich kann mich erinnern, dass mein täglicher Arbeitsweg zur PR-Agentur in Frankfurt immer auch von wehmütigen Blicken in Richtung Campus begleitet war. So lag es für mich nahe, als ich mich beruflich umorientieren wollte, mal wieder am IfP anzuklopfen. Ich hatte Glück: Nikolaus Jackob wollte in Elternzeit gehen und bot mir seine Vertretung an. Das Ganze war eigentlich für acht Monate geplant. Jetzt bin ich schon mehr als zwei Jahre hier und habe damit genauso wenig gerechnet wie mit dem Publizissimus-Preis. Ihre Studienzeit liegt noch nicht lange zurück. Trotzdem hat sich am Institut seitdem einiges verändert. So wurden erst die Masterstudiengänge, jetzt auch der Bachelorstudiengang reformiert. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Entwicklungen? Ich glaube, dass heute stärker auf die Studierbarkeit geachtet wird. Das betrifft natürlich Umfang und Prüfungslast, aber auch den strukturellen Aufbau der Studiengänge und die Integration von Pflichtpraktika. Im Zuge der Bachelor-Reform sind dazu vor allem inhaltliche Doppelungen verschwunden und der Studiengang wurde entschlackt. Gleichzeitig muss so ein Studiengang aber immer auch auf seine Aktualität hin überprüft werden. Ein Beispiel hierfür ist das Modul „Medienkonvergenz/Online-Kommunikation“. Als der Bachelor-Studiengang 2008 gestartet ist, hat in der Lehre dieses Thema noch niemand auf dem Schirm gehabt und jetzt sind die Sozialen Medien aus dem Modulplan nicht mehr wegzudenken. Gerade zu Beginn eines neuen Semesters wenden sich besonders viele Studierende an Sie und das Studienbüro. Wie schafft 40 man es da, den Überblick nicht zu verlieren? Manchmal weiß ich gar nicht so genau, wie wir beim turbulenten Semesterstart den Überblick behalten. Ich glaube, es hat viel mit Arbeitsroutine zu tun und damit, dass wir ein gut strukturiertes Team sind. Der Rest ist Organisationstalent. Trotzdem ist die E-Mail-Flut in den ersten Semesterwochen immer wieder erschreckend. Über 450 Mails erreichen uns allein in den Anmeldephasen. Eine ganze Menge Arbeit… Viel unheimlicher aber ist, dass man die Studierenden aus Sprechstunden oder Seminaren auch auf der Straße wiedererkennt. Ich hätte nicht gedacht, dass das tatsächlich so eintritt, aber man kann im Grunde genommen nicht mehr ins Schwimmbad, nicht mehr in den Supermarkt, nicht mehr vor die Tür gehen, ohne ein vertrautes Gesicht zu sehen. Das ist schön, weil die Studierenden selten die Flucht ergreifen, sondern in der Regel freundlich grüßen. Ich kann die Namen aber nicht immer zuordnen. Wenn dann beispielsweise jemand im Studienbüro vor mir steht und sich mit den Worten vorstellt, er oder sie habe mir letzte Woche eine E-Mail geschrieben, dann muss ich passen. Schließlich bekomme ich allein von den Studierenden bis zu 30 E-Mails am Tag. Dennoch sind wir immer bemüht, das Individuum hinter der Mail beziehungsweise der Matrikelnummer zu sehen und uns auch an einzelne Schicksale oder Geschichten zu erinnern. Was dabei sehr hilft ist, wenn Studierende vor einem sitzen, in denen man sich selbst wiederfindet. Die meisten, die „irgendwas mit Medien“ studieren, kommen aus ähnlichen Beweggründen zu uns. Da sind viele, die sagen: „Ich kann gut schreiben, ich kann gut organisieren, ich bin kreativ.“ Und dann hebe ich innerlich selbst die Hand und sage – manchmal auch laut: „Ja, genau aus den Gründen hab ich’s auch studiert.“ Aber aus meinen – nicht immer nur guten – Erfahrungen in und mit der Kommunikationsbranche sage ich dann auch häufig: „Es gibt aber auch andere Berufsfelder oder Studiengänge, in denen diese Kompetenzen gefragt sind und in denen es weniger oberflächlich und stressig zugeht.“ Das sind die Dinge, von denen ich profitiere. Davon, dass ich nicht nur am IfP studiert, sondern auch die Welt draußen kennengelernt habe. So sehe ich vieles ein bisschen kritischer, wenn nicht sogar realistischer, als wenn ich direkt nach dem Studium an der Universität geblieben wäre. Das IfP und seine Studierenden begleiten Sie also auch bis in Ihr Privatleben. Können Sie dann überhaupt mal abschalten oder sind Sie immer erreichbar? Es passiert eigentlich relativ selten, dass mich jemand auf dem Weg zur Arbeit anspricht und irgendetwas zum Studium wissen will. Meist bleibt es bei einem kurzen Hallo und einem mehr oder weniger verschämten Lächeln – auf beiden Seiten. Es ist ein bisschen so, als würde man einen Kommilitonen auf der Straße oder an der Supermarktkasse treffen. Ich verstecke dann auch nicht meine Einkäufe. Es darf ruhig jeder sehen, dass ich ein Fan von Süßigkeiten und ein echter Schokoholic bin… Bis in den Feierabend verfolgt fühle ich mich also nicht – weder von den Studierenden, noch von den Gedanken an die Arbeit. Trotzdem passiert es durchaus häufiger, dass ich abends nochmal ins Postfach gucke. Das hat aber weniger mit den Erfordernissen im Studienbüro zu tun, sondern vor allem damit, dass das in meinen früheren Jobs so erwartet wurde. Also schaue ich rein und wenn ich dann vielleicht noch helfen kann, mache ich das gerne. Vielen Dank für das Gespräch. Anmerkung der Redaktion: Nachdem dieses Interview geführt wurde, gab Christine Hueß bekannt, das IfP zum Ende des Sommersemesters zu verlassen. Wir wünschen Ihr alles Gute. Infobox: Publizissimus-Preis Der Publizissimus-Preis wird einmal pro Ausgabe an Mitarbeiter des Instituts für Publizistik verliehen, die sich in besonderem Maße um Forschung, Lehre oder der Unterstützung der Studierenden verdient gemacht haben. Die Redaktion möchte damit Expertise, Hilfsbereitschaft, Engagement, Freundlichkeit und andere lobenswerte Eigenschaften der Preisträger hervorheben und sie in ihrem Handeln bestätigen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Hans Mathias Kepplinger und Jürgen Wilke, Bernd-Peter Arnold, Philipp Weichselbaum, Ilka Jakobs und Sascha Himmelreich. Die Preisträger werden jedes Semester im Kreise der Redaktion bestimmt. dierenden nicht zu Selbstverständlichkeiten zwingen zu müssen. +++ Man munkelt, Christine Meltzer und Pablo Jost kochen zusammen Zucchi- 41 Ein # und seine Geschichte Der nachhaltige Hashtag von Saskia Bender Inmitten des rasanten Modezyklus, geprägt von Schnäppchenpreisen und einem immensen Angebot, gerät der Aspekt der Nachhaltigkeit immer wieder in den Hintergrund. Die Initiative „The Fashion Revolution“ möchte mit dem Hashtag #whomademyclothes das Bewusstsein der Verbraucher steigern und tritt für mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche ein. Nach Angaben von Statista und Fashion United gaben die Deutschen im vergangenen Jahr fast 62,5 Milliarden Euro für Bekleidung aus. Trotz der sinkenden Textilpreise steigen die Ausgaben für Kleidung, ein Phänomen, das sich in vielen Industrieländern der westlichen Welt beobachten lässt. Unsere Gesellschaft folgt überwiegend dem Trend der Fast-Fashion, also Mode, die innerhalb kürzester Zeit vom Laufsteg in die Läden kommt, saisonal von Verbrauchern getragen und anschließend weggeworfen wird. So verbraucht ein Europäer laut dem Textilexperten Andreas Engelhardt durchschnittlich 20 Kilogramm Textilien im Jahr. 2.500 wurden verletzt. Seitdem gilt der 24. April als Fashion Revolution Day. Seit diesem Jahr gilt die Woche des 18. bis zum 24. April als Fashion Revolution Week. Mit dem Hashtag #whomademyclothes können sich Verbraucher direkt an Unternehmen wenden, um herauszufinden, woher ihre Kleidungsstücke stammen. Woher kommen die Mengen an Kleidung, die wir tragen? Dokumentationen wie „The True Cost“ (USA, 2015) zeigen, dass die Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter in der Modeindustrie immer fataler und ausbeuterischer werden. Verantwortlich für einen Großteil der negativen Folgen sind die zur günstigen Herstellung verwendeten Chemikalien: „Je mehr Kleidung hergestellt wird, desto größer wird auch die Belastung für die Umwelt“, heißt es dazu von einer Textilexpertin von Greenpeace. Denn die Chemikalien belasten nicht nur die Umwelt und Gesundheit der Arbeiter, sondern dringen auch ins Grundwasser ein und können Fabrikbrände auslösen. The Fashion Revolution Ein solcher Fabrikbrand war der Auslöser für die Gründung von Fashion United. Als am 24. April 2013 das Rana Plaza in Dhaka, Bangladesch, einstürzte, kamen 1.134 Menschen ums Leben, Bild: TheFashionRevolution.org (Screenshot) Bild: TheFashionRevolution.org (Screenshot) Faire Mode hat ihren Preis In einem Q&A berichtet Gründerin Carry Somers, dass der Hashtag #whomademyclothes 2016 bereits 63 Millionen Menschen. Mode-Printmedien wie Vogue, Grazia und Marie Claire, aber auch nicht-spezifische Fernsehsender wie CNN, Fox News und die BBC berichteten über die Bewegung und die Fashion Revolution Week. Zusätzlich vorangetrieben wird die Bewegung vor allem von Prominenten, YouTubern und Bloggern. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit in der Mode lässt sich auch am Aufkommen vieler nachhaltiger Modelabels erkennen. Doch dort sind es momentan noch die Preise, die nach Angaben des World Wildlife Fund (WWF) viele Konsumenten am Kauf hindern. Es bleibt also zu hoffen, dass auch die erschwinglicheren Marken in Zukunft mehr Nachhaltigkeit wagen. 2015 nahmen bereits über 10.000 Menschen aus über 70 Ländern an der Aktion teil, um zu zeigen, dass ihnen die vielen unbekannten Gesichter hinter der Produktion nicht egal sind und deren Arbeitsverhältnisse verbessert werden sollen. Ziel der Fashion-Revolution-Bewegung ist es, die Menschen im Laufe der nächsten fünf Jahre dazu zu bringen, darüber nachzudenken, was sie tragen. Marken sollen mehr Transparenz zeigen, indem sie Lieferketten nachvollziehbarer machen und den Arbeitern Zeichen der Dankbarkeit setzen. Mit Werbeplakaten, Aktionen und Events soll die Botschaft der Fashion Revolution in die Welt getragen und verbreitet werden. Bild: twitter.com/fash_rev (Screenshot) nispaghetti. +++ Man munkelt, Nick Jackob wäre schon bei einem Raubüberfall anwesend gewesen. +++ Man munkelt, er habe sich dabei in Szene 42 Ein „Mexikaner“ als Medizin? In der „Neustadt Apotheke“ keine Seltenheit von Elisa Kautzky Bild: Elisa Kautzky Studis haben ja bekanntlich nie viel Geld zur Verfügung. Und freuen sich über jeden Rabatt, den sie bekommen. Da trifft es sich gut, dass es in einigen Apotheken in Mainz Studenten-Rabatt auf nichtverschreibungspflichtige Medikamente gibt. Eine Apotheke in der Neustadt bietet seit Kurzem Medikamente der besonderen Art an. Zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, liegt die „Neustadt Apotheke“. Die nostalgischen Apothekenmöbel erwecken den Anschein einer echten Apotheke. Doch beim Blick auf die Speisekarte, der „Packungsbeilage“, wird schnell klar, dass es sich hier eigentlich um eine Mischung aus Café und Bar handelt. Und die sorgt in erster Linie für das leibliche Wohl der Menschen, weshalb ihre Speisekarte in die Kategorien „mit und ohne Nebenwirkungen“ eingeteilt ist. Und auch wenn kein Notdienst angeboten wird, hat die Neustadt Apotheke von zehn Uhr morgens bis ein Uhr nachts geöffnet – da kann keine andere Pharma-Bude mithalten. Ein Rezept ist ebenfalls nicht von Nöten, höchstens ein Personalausweis, falls man doch etwas „mit Nebenwirkungen“ bestellt. Wie passen Gastronomie und Pharmazie zusammen? Zwei BWL-Studenten haben es herausgefunden. Die Neustadt Apotheke bietet nämlich keine herkömmliche Medizin, sondern kümmert sich lieber um zwei spezielle Organe: den Magen und die Leber. hatten die beiden schon den Plan gefasst, einmal ein Lokal zu eröffnen. Wo? Das war für sie sehr schnell klar, da die Mainzer Neustadt schon damals ein beliebter Studententreff war. Als die „Goldmarie“ ihren Platz abgab, schlugen sie sofort zu und übernahmen die alten Apothekenmöbel einer Vormieterin. Nun sitzen sie am Frauenlobplatz und können drinnen 50, draußen 60 Menschen mit Essen und Trinken versorgen. Bild: Elisa Kautzky „Wer nichts wird, wird Wirt, wer gar nichts wird, wird Betriebswirt“ Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage: Speise- und Getränkekarte in der Neustadt-Apotheke Marc (30) und Walery (29) sind die Inhaber des Lokals, das es seit Dezember letzten Jahres gibt. Beide Eigentümer haben sich an der Mainzer Universität kennengelernt. Eigentlich wollte Apotheken-Wirt Walery als Kind immer Bäcker, und Marc ein Fußballstar werden. Jetzt sind beide selbstständig – und spielen immer noch Fußball. Fast sechs Jahre vor Eröffnung der Neustadt Apotheke Spezialität des Hauses ist der „Knüppel“, ein selbst gebackener Brotteig, den man schon für knapp unter fünf Euro bekommt. Der Teig wird zu einer Kugel geformt, halbiert und ausgehöhlt. Anschließend wird er mit verschiedenen Zutaten gefüllt. Ihr Tipp an andere Studis, die selbstständig werden wollen: „Bloß keine Angst haben“, sagen die beiden. Außerdem hätten beide neben dem Studium reichlich Erfahrung in der Gastronomie, was auch sehr hilfreich gewesen sei. Ob wir auf eine zweite Filiale hoffen können? „Noch ist nichts geplant, da reicht uns dieses Lokal, aber ihr werdet definitiv noch von uns hören“, so die Antwort. Da sind wir mal gespannt. Mehr als nur Dekoration Das Apothekenmotto ziehen die Gastronomen konsequent durch: Die Lampen bestehen aus alten Apotheken-Fläschchen, die Möbel sind farblich und thematisch angepasst. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Nicht mal die Werbung. Bei ihnen dürfe nur Werbung in Form von Bierdeckeln ausgelegt werden, die sei viel „ästhetischer“, so Walery. „Bierdeckel fallen viel mehr auf als herkömmliche Flyer. Den Tipp könnten wir eigentlich der Fachschaft geben: Macht Bierdeckel für eure Publi-Partys!“ Konkretere Inspiration gibt es im Inneren des Lokals, auf der großen „Apotheken Specials“-Tafel. Dort gibt es nach dem desinfizierenden Bierchen noch Ausgehtipps für das seelische Wohl. Meistens von bekannten Clubs der Stadt. Falls man dann immer noch nicht satt, zufrieden oder gesundet sein sollte, verschreiben die beiden Lokalbesitzer einen „Mexikaner“ für 1,50 Euro. Selbst gemixt wird er in Apothekenflaschen serviert. Spätestens nach einem anschließenden London Buck dürften dann alle Sorgen und Schmerzen vergessen sein. Jedenfalls für diese eine Nacht. Ansonsten gibt es ja noch andere Apotheken in Mainz, die am nächsten Morgen Abhilfe bei körperlichen Schmerzen schaffen können. der Toilette seines Zahnarztes versteckt. +++ Man munkelt weiter, er sei erst wieder herausgekommen, nachdem ihm sein Zahnarzt mehrfach 43 Publi-Projekte Campus Views: Ansichten eines Studis von Thanh Dung Nguyen & Alexander Schulte Wer sind wir? Dung: Hi, ich heiße Dung – das wird „Sung“ ausgesprochen. Ich studiere Publizistik und Soziologie und bin im 4. Semester. Alex: Und ich bin Alex, 23, studiere Publizistik und American Studies im 3. Semester. Was machen wir? Alex: Ich bin gelernter Fotograf und habe schon 2013 ein Fotoprojekt realisiert, bei dem ich fremde Menschen auf der Straße angesprochen und sie darum gebeten habe, ein Portrait von ihnen machen zu dürfen. Dung hat mich dann auf die Idee gebracht, über das reine Portraitfoto hinauszugehen. Dung: Ich habe irgendwann auf einer Busfahrt mit Alex Smalltalk gehalten und erfahren, dass er Fotograf ist. Damals hatte ich erst kürzlich von Humans of New York gehört, dem ein oder anderen sagt das vielleicht etwas. Das ist ein Typ namens Brandon Stanton, der in New York wildfremde Leute anspricht, sie fotografiert und aus ihnen ein paar Geheimnisse herauskitzelt, die dann auf Facebook landen. Das fand ich ganz cool und faszinierend zugleich, also habe ich Alex gefragt, ob er nicht Lust auf so etwas Ähnliches hätte. Was ist Campus Views? Dung: Campus Views ist unser kleines Fotoprojekt, das wir letzten Winter schon gestartet haben, dem wir aber aufgrund der Witterungsverhältnisse und anderer Probleme nicht wirklich nachgehen konnten. Wir sprechen fremde Menschen an, stellen ihnen eine Frage, die sie spontan beantworten sollen, und knipsen am Ende noch ein, zwei Fotos. Alex: Wir achten darauf, dass wir gezielt auf Studenten zugehen, die sich auf dem Mainzer Campus befinden. Dabei haben wir zwei Arten von Interviews: Entweder stellen wir vielen Personen die eine, gleiche Frage oder einer bestimmten Person viele verschiedene Fragen. Woher kommt die Motivation für die Idee? Alex: Der Facebook-Auftritt von Humans of New York ist eine große Inspiration und mich persönlich fasziniert auch das Projekt der Münchner Fotografin Laura Zalenga, 100 Strangers. Durch ihre Fotoserie habe ich vor 3 Jahren den Anstoß bekommen, mich selbst einmal in den Strom der Menschen zu stellen, sie zu beobachten und sogar Menschen anzusprechen, die mir interessant erschienen. Dung: Ich finde, dass man an der Mainzer Universität ständig auf interessante Menschen trifft, die einem irgendwie im Gedächtnis bleiben, auch wenn man sie nur ganz kurz wahrnimmt. Vielleicht empfand man sie in dem Moment als attraktiv, sympathisch, auch unsympathisch oder einfach interessant. Im Normalfall wissen wir dann gar nichts von diesen Menschen. Und darin liegt eigentlich das Besondere: Jeder hat seinen Charakter und seine Story. Ich finde dieses Ungewisse und die Vielfalt unglaublich spannend und daraus ist dann unser Projekt entstanden. Wie gut klappt das Projekt bisher? Dung: Im letzten Winter haben wir uns zum ersten Mal nach draußen getraut, nachdem wir uns ein anfängliches Konzept ausgedacht hatten. Das Wetter war nicht so super, also haben wir erst einmal nur versucht, fremde Menschen ohne Grund anzusprechen. Das hat mich ganz schön viel Überwindung gekostet, auch wenn ich eigentlich ein offener Mensch bin. Alex: Das war eine wichtige Erfahrung für uns. So konnten wir erste Rückmeldungen von den angesprochenen Studenten sammeln, bestimmte Fragen testen und den Kampf mit unserer Nervosität aufnehmen. Ich habe zwar schon über 50 Menschen für mein früheres Fotoprojekt auf ähnliche Art und Weise fotografiert, allerdings war das Campusgelände auch für mich ein Neuanfang. Dung: Auch wenn wir anfangs etwas Bammel hatten, klappte es dann im Frühsommer nach ein paar Startschwierigkeiten ganz gut. Einige sagten uns ab, weil sie gerade nicht konnten oder keine Lust hatten. Wir haben das dann einfach abgenickt und weitergemacht. Andere wiederum waren an der Idee interessiert, wollten aber nicht unbedingt am Projekt teilnehmen. Am Ende trafen wir aber doch auf eine Hand voll Studierender, die Lust auf das Projekt hatten. Wenn wir mal Freunde getroffen haben, haben wir häufig das Interesse geweckt und bekamen ein positives Feedback. Wir sind also auf dem richtigen Weg, glaube ich. Alex: Von der Herangehensweise vermutlich nicht viel. Auf einen Menschen zugehen, mit ihm ins Gespräch kommen und ein paar Fotos schießen. Der Gründer von Humans of New York war allerdings schon in Pakistan, dem Kongo oder Vietnam unterwegs, um dort seiner Leidenschaft nachzuge-hen. Wer weiß, vielleicht finden Dung und ich uns eines Tages im Ausland wieder und bereisen fremde Länder, um die Menschen dort besser zu verstehen. Dung: Mich wundert es immer wieder, wie Brandon die Menschen dazu bringt, so viel Intimes über sich preiszugeben und einem Millionenpublikum auf Facebook zugänglich zu machen. Alex: „Sein Bekanntheitsgrad öffnet ihm da sicher viele Türen. Außerdem glaube ich, dass viele Menschen in den USA deutlich weniger Hemmungen haben, über heikle Themen zu plaudern als beispielsweise in Westeuropa. Das Posten auf Facebook wird in Deutschland auch kritischer gesehen als in den USA. Dort findet man, überspitzt gesagt, jedes halbwegs bedeutende Lebensereignis in einer eigenen Fotogalerie bei Facebook wieder.“ Dung: „Bei der Auswahl unserer Fragen achten wir darauf, dass wir solche auswählen, die nicht zu persönlich oder zu unangenehm zu beantworten sind – sonst würde ja niemand mitmachen. Was aber unsere größeren Interviews angeht, versuchen wir, uns mit jeder Frage ein wenig mehr zu trauen. Alex: Wie das fast bei allem ist, werden auch wir mit jedem neuen Interview beziehungsweise Foto routinierter und zielsicherer zu Werke gehen und uns Stück für Stück mehr trauen. Wie kann man euch erreichen? Alex: Wir haben aktuell einen Weblog auf Tumblr, denken aber darüber nach, uns zusätzlich eine Facebook-Seite zuzulegen. Dung: Eine Überlegung ist es, dass man uns Fragen zusenden könnte, die wir dann einer wildfremden Person stellen. Wir können natürlich nicht dafür garantieren, dass auf die Frage geantwortet wird. Aber das wäre grundsätzlich so eine Idee. Was unterscheidet Campus Views von Humans of New York? www.campusviews.tumblr.com an der Tür versicherte, er sei es und nicht der Bewaffnete. +++ Man könnte munkeln, was Nick Jackob auf der Toilette seines Zaharztes Publi-Projekte 44 Frage: „Wovor hattest Du als Kind Angst?“ Antwort: „Vor fremden Menschen. Und wenn meine Mama weg war. Natürlich auch Angst im Dunkeln.“ Anna, Komparatistik/Ethnologie Frage: „Wovor hattest Du als Kind Angst?“ Antwort: „Spinnen. Die sehen einfach ekelhaft aus. Vor Kakerlaken habe ich auch Angst, die kenne ich aus meiner Heimat, den Philippinen. Dort gibt es Exemplare, die sind so groß wie Ratten. Mittlerweile hält sich die Angst vor Spinnen in Grenzen, aber vor Kakerlaken fürchte ich mich definitiv heute noch.“ Chris, Politikwissenschaften/Geschichte Frage: „Wovor hattest Du als Kind Angst?“ Antwort: „Feuer. Dass es brennt zu Hause. Und dieses Gemeinschaftsding: dass man akzeptiert wird. Ein wenig Angst vor Isolation.“ Paul, Sportwissenschaften Frage: „Wovor hattest Du als Kind Angst?“ Antwort: „Vor dem Sterben, glaube ich. Wenn man als Kind hört, dass jemand gestorben oder krank ist und man nichts mehr für ihn tun kann. Als Kind denkt man, man könnte ewig leben.“ Graciana, American Studies/British Studies Frage: „Wer ist deine Lieblings-Trickfilmfigur?“ Antwort: „Robin Hood aus der Disney-Verfilmung. Das ist DER Film meiner Kindheit, ich habe immer noch einen Ohrwurm davon. Ich bin komplett damit aufgewachsen und das ganze kindliche Mittelalter-Gedöns steckt da drin. Ich mag den Charme und den romantischen Blick, den der Film auf die damalige Zeit richtet.“ Johannes, Kulturanthropologie/Geschichte gemacht habe. +++ Man könnte aber auch munkeln, er gehe überhaupt nicht zum Zahnarzt.+++Man munkelt, das liege daran, dass er nicht 45 Medien in den Medien vs Bilder: links: Die Lügen der Sieger (Film); rechts: YouTube/User_KinoCheck Filme schauen für den guten Zweck: Die Filme „Die Lügen der Sieger“ (links) und „Spotlight“ „Dahin gehen, wo es wehtut“ von Saskia Bender & Greta Pässler Die umstrittene Glaubwürdigkeit des Journalismus, angekratzt von Schlagwörtern wie Lügenpresse und Manipulation, wird auch in den Medien selbst immer wieder aufgegriffen. Zwei Spielfilme der letzten beiden Jahre stellen sich diesen Vorwürfen und bebildern in lebhaften Enthüllungsstorys den investigativen Journalismus, der nun womöglich dringender denn je gebraucht wird. Politik, Medien, Lobbyismus, Wirtschaft und Gesellschaft bilden ein undurchsichtiges Dickicht, das es dem Normal-Bürger oft schier unmöglich macht, die Machenschaften der Mächtigen zu durchblicken. Das mag dem erfolgreichen Gelingen derer nichts abtun, doch: Versuchen Journalisten, das abgekoppelte Treiben in den gläsernen Büros aufzudecken, wird es unangenehm. Das hat zur Folge, dass die Die Lügen der Sieger Genre: Polit-Thriller Erscheinungsjahr: 2014 Besucherzahlen: Land: Deutschland, Frankreich Regie: Christoph Hochhäusler Hauptdarsteller: Florian David Fitz, Lilith Stangenberg, Horst Kotterba Presse in den Augen vieler immer mehr in Verruf gerät. In „Die Lügen der Sieger“ (D, 2014) und „Spotlight“ (USA, 2015) ruhen die Journalisten nicht, ehe sie die Wahrheit ans Licht gebracht haben. „They found something bigger“ – Die Lügen der Sieger Fabian Groys (Florian David Fitz) ist ein krasser Typ. Er fährt einen Porsche-Oldtimer und verschleudert beim Glücksspiel schon mal ein Monatsgehalt. Im renommierten Nachrichtenhaus in der deutschen Hauptstadt recherchiert er an einem brisanten Fall: Die Bundeswehr scheint ihre Zahlen zu schönen und vertuscht, dass viele Veteranen als psychische Wracks aus Afghanistan wiederkehren. Als Fabians wichtigster Informant abspringt, droht diese Story zu platzen. Als sei das noch nicht Bild: YouTube/kinofilme (Screenshot) Lilith Stangenberg und Florian David Fitz im PolitThriller „Die Lügen der Sieger“ genug, bekommt er außerdem die Betreuung der neuen Praktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) aufgedrückt. Zu ihrer Beschäftigung lässt er sie eine vermeintlich banale Story über den Sprung eines Mannes in ein Löwengehege recherchieren – ursprünglich Titelstory eines Boulevardblattes. Sie einmal die Arztserie „Grey's Anatomy“ schauen könne.+++ Man munkelt, das rühre daher, dass er ein Hypochonder sei. +++ Man munkelt, Medien in den Medien stößt dabei aber bald auf Verbindungen zu einem dubiosen Giftmüll-Skandal, der auch dem PorscheFahrer nach handfestem Zündstoff vorkommt: Hat die Bundeswehr die Recyclingfirma benutzt, ihr unauffällig ihre Invaliden unterzuschieben? Journalist wie auch Praktikantin verstricken sich bei ihren akribischen Recherchen in einem Netz aus Lügen und Manipulation, und manch hohem Tier in der Chemieindustrie passen die beiden Schnüffler überhaupt nicht. Doch woher soll man wissen, wem man noch trauen kann, während man lächelnd belogen, für eigene Zwecke eingespannt und sogar zum Ziel anonymer Drohungen wird? „Die Lügen der Sieger“ ist ein Polit-Thriller über Lobbyisten und Strippenzieher, die tief verborgen im Gestrüpp des Berliner Medien-Dschungels agieren. Eine Geschichte, die sich so auch real zugetragen haben könnte. Das Verhalten von Politikern und „Skandalmanagern“ stellt, wenn auch leicht überzeichnet, dar, was vielleicht tatsächlich der Realität in den Hinterzimmern der Mächtigen entspricht. „Geschichte wird gemacht aus den Lügen der Sieger“ Für den Journalisten und seine Praktikantin bleiben die Lobbyisten unsichtbare Gegner, ihre Machenschaften auch für den Zuschauer lange Zeit Bild: YouTube/kinofilme (Screenshot) „Schneller ist besser“: Allzu häufig ist das die rangführende Devise moderner Journalisten verwirrende Fragmente aus Gesprächsfetzen und sprunghaften Beobachtungen. Auf unkonventionelle Art und Weise spiegelt sich das verworrene System durch die ebenso irritierende, wie für die nötige Undurchschaubarkeit sorgende Kameraführung in der Bildsprache wider. „Warum ich diesen Film machen wollte? Aus Sehnsucht nach Filmen, die es nicht gibt“, wird Regisseur Christoph Hochhäusler von Spiegel Online zitiert. Seine Vision: Ernsthafte Genre-Filme, Thriller, die nach bestimm- ten Regeln funktionieren und zugleich intelligent und reflektiert über die Welt erzählen, in der wir leben. Einen Helden? Gibt es in „Die Lügen der Sieger“ nicht. Der Idealismus und das Menschliche, die Florian David Fitz zu einem überragenden Enthüllungsjournalisten machen würden, fehlen an manchen Stellen. Letztlich geht es in dem Film darum, wer die Spielregeln besser beherrscht und die Gegenspieler nahtlos im Auge behält. Spotlight Genre: Drama Erscheinungsjahr: 2015 Besucherzahlen: D: 338.242 Land: USA Regie: Tom McCarthy Hauptdarsteller: Liev Schreiber, Michael Keaton, Mark Ruffalo, Rachel McAdams, Brian d’Arcy James „Manche Geschichten sind größer als Tatsachen“ Um Fädenzieher und Journalisten geht es auch im US-amerikanischen Spielfilm „Spotlight“. Das Loblied auf den Qualitätsjournalismus beleuchtet die Presse als vierte Gewalt samt all ihren Tugenden der alten Schule. Das auf einer wahren Geschichte beruhende Drama legt die Enthüllung des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche dar und unterstreicht die Bedeutung der Presse und ihrer Kontrollfunktion. Als Marty Baron (Liev Schreiber) 2001 die Position des Chefredakteurs beim Boston Globe übernimmt, beauftragt er das Team Spotlight, bestehend aus vier Journalisten, den Fall eines katholischen Priesters und dessen mehrfachen Missbrauchs an Kindern genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Außenseiter aus Florida, mischt Baron den tristen Redaktionsalltag unter Neonleuchten auf. Eine Zeitung funktioniert seiner Auffassung nach dann am besten, wenn sie allein und unabhängig vom manipulativen Rest arbeitet. Im Laufe der investigativen Langzeitrecherche stößt das Team auf immer weitere Hinweise, dass es sich bei dem Verbrechen um keinen Einzelfall handelt und der Skandal bis in das System der Kirche vordringt. Allesamt katholisch erzogen, agieren die Journalisten Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Sascha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matt Carol (Brian d’Arcy) mit Teamleiter Walter „Robby“ 46 Robinson (Michael Keaton) als Mitglieder einer Gesellschaft, deren Fundament von der Recherche maßgeblich erschüttert wird. „Get it first, but first get it right” Angespornt von persönlicher Betroffenheit und vom Berufsethos, wühlt sich Team Spotlight durch Schriftdokumente, Versetzungslisten und zuvor uneinsehbare Gerichtsunterlagen, um an Informationen zu gelangen. Geduldig pilgern sie von Haus zu Haus um Betroffene ausfindig zu machen. Gespräche mit Opfern und Anwalt Mitchell Garabedian (Stanley Tucci) unterstreichen das von Kirche und Gesellschaft totgeschwiegene Ausmaß der Verbrechen. In einem Zwiespalt zwischen Glaube und Heimat, Vertrauen und Macht inszeniert Tom McCarthy seine Journalisten geschickt als die Helden der Geschichte. Bild: YouTube/User_KinoCheck (Screenshot) Investigative Langzeitrecherche: Team Spotlight In einem Ausblick am Ende des Films wird deutlich, dass auch in der Realität die Errungenschaften der Journalisten nicht nur die weitere Recherche in Boston, sondern auch die Hinterfragung der katholischen Kirche weltweit beeinflussten. Bis heute wird weltweit an der Aufklärung weiterer Fälle gearbeitet. Die Liste betroffener Gemeinden wird immer länger. Das Team des Boston Globe erhielt 2003 den Pulitzer-Preis für die Enthüllung des Skandals. Eine verdiente Auszeichnung, wenn man sich Pulitzers Worte ins Gedächtnis ruft: „Die Presse mag ausschweifend sein. Aber sie ist das moralischste Werkzeug der Welt von heute. Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz.“ die Kindernachrichten „logo!“ habe er hingegen schon als Sechsjähriger als unter seinem Niveau empfunden. +++ Man munkelt weiter, sein 47 Journaille Neue Perspektiven für die Zukunft des Journalismus von Duygu Aksoy Kann es einen Journalismus geben, der über Probleme und negative Ereignisse nicht nur berichtet, sondern gleichzeitig konstruktive Lösungsvorschläge anbietet? Kann es nicht? Denkste! Mit diesem Leitgedanken wirbt jedenfalls das neue Online-Medium ,,Perspective Daily“. Ein Mitarbeiter der Plattform hat uns die wichtigsten Fragen zum neuen Angebot beantwortet. Das Konzept ist jung und innovativ – so wie die Gründer selbst. Maren Urner und Han Langeslag, zwei Neurowissenschaftler aus Münster, haben sich lange intensiv mit der Frage beschäftigt, wie die Gesellschaft an ihre Informationen gelangt und wieso gerade wichtige Themen wie etwa der Klimawandel selten auf Seite eins landen. Beide haben bereits journalistische Erfahrungen gemacht und sind der Meinung, dass es dem bestehenden Journalismus an Perspektiven fehle. Daher machen sie sich stark für einen Journalismus, der nicht nur Probleme wälzt, sondern versucht, konstruktiv an diese heranzugehen und Lösungen dafür anzubieten. Wie das gelingen soll? Es soll nicht ausschließlich positiv berichtet, sondern zukunftsorientiert auf negative Ereignisse eingegangen werden. Allgemeines Ziel ist es, die Menschen zum Nachdenken und eigenständigen Handeln anzuregen, um somit einen höheren gesellschaftlichen Austausch zwischen ihnen zu ermöglichen. Sie gründeten daher im Frühjahr 2015 das Online-Magazin Perspective Daily. Positiver Journalismus vs. Konstruktiver Journalismus Im Gegensatz zum „positiven Journalismus“, quasi einem Gute-Laune-Journalismus, will man bei Perspective Daily also in klassischer journalistischer Tradition Themen mit hoher gesellschaftlicher Re- levanz ansprechen. Dabei jedoch, und das ist eben das ,,Neue“, Zusammenhänge und Hintergründe so beleuchten, dass eine höhere Handlungsbereitschaft in der Gesellschaft erzeugt wird. Es sei bewiesen, so die beiden Gründer, dass das Interesse, sich über gewisse Themen weiter zu informieren und sogar anderen Menschen davon zu erzählen, besser über positive als über negative Reize geweckt wird. Im Klartext heißt das: Wer Anreize bekommt, Dinge verändern zu können, denkt positiver und wird entsprechend aktiver. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist nur: ,,Wie kann es nach einer negativen Nachricht, einem negativen Ereignis weitergehen?“ Welche Themen werden angesprochen? Die Auswahl der Themen auf Perspective Daily ist bunt gemischt und geht verschiedenen Fragestellungen, zum Beispiel nach dem erfolgreichen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen oder den Bestrebungen nach einer gesunden und glücklichen Zukunft auf den Grund. Die Ideen für die Texte stammen von den Autoren und Gastautoren und werden laut Aussagen von Bernhard Eickenberg, einem Mitarbeiter der Plattform, in den Redaktionssitzungen näher besprochen und ausgearbeitet. Dabei werden auch explizite Themenvorschläge von Mitgliedern aufgenommen. Mitglieder? Tatsächlich können fertige Berichte Bild: PerspectiveDaily (Screenshot) nur von zahlenden „Mitgliedern“ von Perspective Daily aufgerufen werden. Diese können die Texte jedoch mit Freunden teilen – dann können auch Nicht-Mitglieder sie lesen. Weitere Funktionen bleiben Nicht-Mitgliedern allerdings verwehrt. Finanziert wird das Ganze über eine mittlerweile abgeschlossene Crowdfunding-Kampagne. Das Ziel der Gründer, mindestens 12.000 Menschen für ihre Sache zu gewinnen, die bereit sind, einen Jahresbeitrag von 42 Euro für die Nutzung der Plattform zu zahlen, wurde schnell erreicht. Nach Angaben von Eickenberg sind es mittlerweile bereits über 14.000 zahlende Mitglieder. Der Beitrag ist seit dem Start der Plattform Mitte Juni auf 60 Euro angestiegen. Gibt es auch prominente Unterstützung? Nora Tschirner, die im Zusammenhang mit Perspective Daily oft erwähnt wird, ließ sich für die Idee der Plattform begeistern und wirkte intensiv bei der Unterstützung der Kampagne mit – etwa in Werbevideos. Wer in Zukunft also gerne (journalistische) Anregungen für Lösungen gesellschaftlicher und individueller Probleme erhalten möchte, für den könnte Perspective Daily eine gute Alternative zu den gängigen Mainstream-Medien sein. Vater hätte ihm immer aus der „Zeit“ vorlesen müssen. +++ Man munkelt, über Nick Jackob würde viel gemunkelt. +++ Man munkelt, er Journaille 48 Die Bravo für Fortgeschrittene von Pauline Bieske In der Zeitschrift „SmartWoman“, dem „Praxisheft für alle Frauen, die mitten im Leben stehen“ dreht sich alles um Technik. Sollte man jedenfalls meinen. Denn damit wirbt der Verlag. Doch das Magazin erweckt eher den Eindruck, eine weitere Frauenzeitschrift à la Bild der Frau oder Brigitte zu sein: Das Cover verspricht Tipps für den gesunden Schlaf und einen fitten Start in den Sommer. Was ist überhaupt ein Notebook? Wie funktioniert dieses Smartphone? Was ist WhatsApp? Und wie mache ich eigentlich meine Tastatur richtig sauber? Diese und noch mehr Fragen versucht das neue Magazin SmartWoman aus dem Hause Weka Media Publishing für die Frau ab 50 zu klären. Ist so etwas wirklich nötig? Als Digital Native kaum vorstellbar. „Welcher Smartphone-Typ bin ich?“ In der Rubrik Trends werden Produkte rund um Technik und Lifestyle vorgestellt – vom im Internet selbst gestalteten Parfum bis zur Kaffeemaschine mit Smartphone-Anbindung. Beim Lesen kommt an vielen Stellen das Gefühl auf, statt eines Technikmagazins für 50- bis 65-Jährige die Bravo in der erinnert doch stark an Tests im Bravo-Format wie „Welcher Youtuber bist du?“ oder „Welcher Junge passt zu mir?“. In der Kategorie „Leben und Genuss“ werden die besten Apps zum Abnehmen vorgestellt. Dabei darf natürlich das Fitnessarmband nicht fehlen. Dieses gibt es für ein „glänzendes Feeling“ mit Swarovski-Kristallen bestückt, muss schließlich auch zum Operngang passen. Neben dem Anpreisen des Beauty-Gels zur Straffung des Bindegewebes, hat SmartWoman auch gleich die Anleitungen zu passenden Fitness-Übungen wie Twist-Crunches parat. Natürlich gut bebildert mit Frauen, die frischer aussehen als die frischesten Publizistikstudentinnen. Aber selbstverständlich bietet das „Technikmagazin“ auch wirklich Themen für die Frau ab 50. Da wäre zum Beispiel ein Artikel zu Deutschlands größter Rentnermesse „Die 66“. Auch dabei: eine Erklärung zum Anpassen der Kontraste und Schriftgrößen bei Firefox oder das Advertorial zum smarten Hörgerät, das die Geräusche vom iPhone empfängt. „Schlieren und Krümel ade“ Bild: SmartWoman „Welcher Smartphone-Typ bin ich?“: Für alle Unentschlossenen: der sichere Weg zum Mobiltelefon Hand zu haben. Denn SmartWoman stellt nicht nur das „coole“ Smartphone, sondern auch die „angesagten“ YouTube-Hits vor. Zu den Kaufberatungen für Notebook und Smartphone gibt es selbstverständlich auch den passenden Psychotest: „Welcher Smartphone-Typ bin ich?“. Huch?! Das Zwischen all den Lifestyle-Themen lässt sich tatsächlich auch Nützliches finden. Unter anderem Stromspartipps, ein Lexikon mit Fachbegriffen und zugehöriger Lautschrift rund um den Computer sowie Erklärungen zum Einrichten des neuen Notebooks oder Smartphones. Dabei wird alles bilderreich erklärt. Vom Einlegen der Sim-Karte und der Einrichtung des Smartphones bei iOS oder Android bis hin zum richtigen Aufklappen des Notebooks und den wichtigsten Programmen für den PC. WhatsApp, Instagram und Co. dürfen ebenfalls nicht fehlen. Wie könnte Frau sich denn sonst zum „After-Work Drink“ verabreden oder die Freundinnen mit Urlaubsfotos neidisch machen? Das war aber noch nicht alles. Denn die pflichtbewusste (Haus-) Frau braucht unbedingt Tipps, wie „Schlieren und Krümel“ auf Smartphone und Notebook besiegt werden. Da gäbe es zum Beispiel den USB-Staubsauger für die Tastatur oder den Smartphone-Stift mit Reinigungsspray und Wischfläche. Bild: SmartWoman Für alle mit Englischproblemen: SmartWoman bietet auch ein Lexikon mit Lautschrift (über die Aussprache des Wortes „Facebook“ wundern wir uns doch sehr, Anm. d. Red.). Kurz gesagt, wenn Ihr mal wieder keine Lust habt, Eurer Mutter oder Oma die Funktionalitäten eines Smartphones näherzubringen, kauft ihr die SmartWoman. Aber vielleicht solltet Ihr dann doch lieber die Seite rausreißen, auf der Instagram erklärt wird. Nur so zur Sicherheit. Nicht, dass Ihr Euch später noch für Eure halbnackten Fitnessoder Zigarette-und-Kaffee-Frühstücks-Fotos rechtfertigen müsst. Vermutlich solltet Ihr dann doch alle Seiten, bis auf die mit den Erklärungen der wichtigsten Geräte, rausreißen. Bevor Eure liebe Verwandtschaft demnächst in den Fitnesswahn verfällt und euch Schlafanalysegeräte zum Geburtstag schenkt. laufe Oli Quiriung damit langsam den Rang ab. +++Man munkelt, dieser habe sich aus dem Munkler-Geschäft zurückgezogen. +++Man 49 Die Autoren #verafake Mit dem #verafake sorgte Moderator Jan Böhmermann im Mai 2016 für mediales Aufsehen. Er hatte erfolgreich zwei Schhauspieler in das RTL-Reality-Format „Schwiegertochter gesucht“ eingeschleust und damit aufgedeckt, wie hinter den Kulissen wirklich gearbeitet wird. Was Böhmi kann, können wir schon lange! In bester Günther-Wallraff-Manier zeigen unsere Autoren, wie sie sich bei RTL einschmuggeln würden. Duygu Aksoy - die verspielte Vielreisende schreibt in dieser Ausgabe das erste Mal für den Publizissimus und studiert nebenbei Publizistik und Politikwissenschaften im ersten Semester. Mit Freunden aus über 20 Nationen bezeichnet sich die Studentin selbst gerne als Kosmopolitin. Für ihren Auftakt hat sich die humorvolle Hessin mit dem neuen Online-Medium ,,Perspective Daily“ befasst und ist ganz gespannt darauf, auch für weitere Ausgaben des Publizissimus die Feder schwingen zu dürfen. Sophia Allenstein hat in dieser Ausgabe das erste Mal an einem Publizissimus-Artikel mitgetüfftelt und dafür dem journalistischen Neuzugang am IfP, Tanjev Schultz, eifrig Löcher in den Bauch gefragt. Ob sie undercover auch so engagiert wäre? Fragwürdig, denn ihre schauspielerischen Fähigkeiten reichen über ein Pokerface von streitbarer Qualität nicht hinaus. In diesem Semester zum letzten Mal beim Publizissimus dabei ist Johannes Beckert. Nach nunmehr fünf Jahren Schreiben, Idee und Ausgestaltung sowie Layout wechselt er im Wintersemester auf die andere Seite. Bemunkelt statt gemunkelt lautet dann wohl die Devise. In dieser Ausgabe berichtet er über die Bachelor-Reform und zusammen mit Sarina über Missstände auf dem Campus. Sich bei „Schwiegertochter gesucht“ einzuschleichen wäre für den juvenilen Johannes ein Klacks: ungepflegter Bartwuchs, eine Woche nicht waschen; zack, feddich - Assi-TV! Selina Beckmann ist dieses Semester zum ersten Mal beim Publizissimus dabei und hat gem einsam mit Laura den Publizissimus-Preis an Frau Hueß vergeben. Sie studiert im 2. Semester PoWi und Publizistik und wenn sie nicht gerade in der Uni ist, singt sie gerne oder amüsiert sich über „Qualitätsfernsehen“ bei RTL. Um sich bei „Schwiegertochter gesucht“ einzuschleichen, würde sie sich als die feinfühlige, fantasievolle Fanny verkleiden, deren Lieblingstiere Flamingos (wie auf der Bluse) sind. Mit einem „Herz für Tiere“ verbringt Saskia Bender ihre träumerischen Tage am liebsten auf ihrer märchenhaften Meerschweinranch #verafake. Neben ihrer Liebe für Tiere und alles was flauschig ist, ist die Publizistik- und Filmstudentin „verrückt nach Meer“, Tierdokus und Mate. Flauschig wird es auch auf ihrer Suche nach dem Ursprung von #whomademyclothes. Zusammen mit Greta nimmt sie – ganz investigativ –die Filme SPOTLIGHT und DIE LÜGEN DER SIEGER genauer unter die Lupe. Die charismatische Chantal Berg ist zum ersten Mal beim Publizissimus dabei. Sie studiert im dritten Semester Publizistik und Wirtschaftswissenschaften und kommt ursprünglich aus dem kuscheligen Ketsch, das beim mitgenommenen Mannheim liegt. In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport, vor allem Leichtathletik und trägt außerdem gerne Leoparden Mäntel. munkelt, ein wildes Pikachu sei auf den Fluren des IfP gesichtet worden. +++ Man munkelt, Pablo Jost sei auf der Publiparty von einer Stu- Die Autoren 50 Pauline Bieske, die absolute Anfängerin, studiert Publizistik und WiWi im ersten Semester. In ihrem Debütartikel für den Publizissimus hat sich die Hessin mit Frauen und Technik beschäftigt und die neue Zeitschrift smartWoman unter die Lupe genommen. Übrigens muss sie noch nicht mal in die Zoohandlung, um sich Schildkröten anzusehen, sie besitzt nämlich selbst welche. Melina Bosbach studiert nun im fünften Semester Publizistik und PoWi. Leider fühlt sie sich momentan nicht ganz so heimisch an der Uni, weil sie mitten im Praktikum steckt. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, wieder die Schreibfeder zu zücken für den wunderbaren Publizissimus, der sich im Vergleich zu anderen Medienformaten die Ehrlichkeit bewahrt hat. #verafake. Die einsame Entensammlerin Nina Brückner studiert Publizistik und Kunstgeschichte im zweiten Semester. Sie ist ein echter Neuling beim Publizissimus. In dieser Ausgabe widmet sie sichder LivestreamApp Periscope und geht dabei vor allem auf Kritikpunkte ein. Ihr großer Traum ist es, eines Tages die Texte der Off-Sprecherin bei „Bauer sucht Frau“ zu schreiben. Seit Jahren in der Publizissimus-Redaktion, versucht sich die vergnügte Viola Granow in diesem Semester mit einem anschmiegsamen Accessoire bei „Schwiegertochter gesucht“ einzuschleusen: Die schläfrige Schildkröte Schildi. Wenn die verschmitzte Viola sich nicht gerade um ihre zauberhafte Zukunft im quicklebendigen Qualitätsfernsehen sorgt, interviewt sie gerne dynamische Dozenten für den putzigen Publizissimus: In dieser Ausgabe spricht sie mit dem besonnenen Benno Vierebl vom Arbeitsbereich UK. Laura Hennemann schreibt zum ersten Mal für den Publizissimus. Sie studiert Publizistik und Politikwissenschaft im 2. Semester. Zusammen mit Selina hatte sie die Ehre, Frau Hueß den begehrten Publizissimus-Preis zu überreichen. Bei „Schwiegertochter gesucht“ wäre sie die liebenswürdige Leseratte Laura, die lustige Literatur liest und gerne lacht. Die pfiffige Publizistikstudentin Jessica Hofacker studiert neben Publizistik, American Studies im 3. Semester. Sie stammt aus dem rauen Ruhrgebiet und hat Mainz als ihre neue Heimat ins Herz geschlossen. Die freundliche Festivalfreundin ist das erste Mal beim Publizissimus mit dabei. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit reisen um Kulturen und Komfort kontrastreicher Länder zu entdecken. Die eloquente Elisa Kautzky studiert im 2. Semester Publizistik und schreibt jetzt zum zweiten Mal für den preisverdächtigen Publizissimus. Die freiheitsliebende Frankreichfanatikerin ist extra für das stressige Studium in die nennenswerte Neustadt gezogen und hat dort die eifrigen Ex-Studenten und Inhaber der „Neustadt Apotheke“ interviewt. Die reptilienliebende Räubertochter Sarina Metzger ist ein großer Fan von Schildkröten, Echsen, Ikea-Schlangen und Co., fast wie ihr großes Vorbild Robin, der es ja bereits zu Schwiegertochter gesucht geschafft hat. Bis es für Sarina soweit ist, und ihr durch die Sendung das große Geld winkt, bleibt sie weiterhin ihrem Lieblingsmagazin, dem Publizissimus, treu. Dieses Jahr durfte sie für ihre Artikel ein wenig rumnörgeln und sich mit dem jungen Angebot von ARD und ZDF beschäftigen. dentin für einen Kommilitonen gehalten worden.+++ Man munkelt, weil er sein Bier nicht trinken wollte.+++ Man munkelt, hä?+++ Man 51 Die Autoren Die eifrige Eisenbahn-Entdeckerin Elisabeth (uff!) Neuhaus ist am liebsten auf wenig befahrenen und eingleisigen Zugstrecken in der Peripherie unterwegs. Egal ob Diesel- oder Elektrolok: Von den nützlichen Nahverkehrsmitteln kann sie einfach nicht genug kriegen. Im heimeligen Rheinland-Pfalz hat die passionierte Publizissimus-Chefredakteurin, die inzwischen schon zum achten Mal dabei ist, bereits einige Bahn-Trassen abgeklappert, darunter die Hunsrückbahn zwischen Boppard und Emmelshausen. Wer sind die Mainzer Studis und was macht sie aus? Dieser Frage ist PublizissimusNeuling Thanh Dung Nguyen („Sung“) in dieser Ausgabe nachgegangen. Zusammen mit Alexander hat er im Zuge ihres Projekts Campus Views Mainzer Studenten ganz spontan angesprochen, fotografiert und interviewt. Und wenn der selbstironische Dung nicht gerade Publizitik und Soziologie im vierten Semester studiert, verwandelt er sich an freien Wochenenden in den Häuptling eines Indianerstamms. #verafake Auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie, versucht sich Greta Pässler nun als ferkelliebende Filmkritikerin in den Publizissimus zu schmuggeln (#ferkelfake). Zusammen mit Publizissimus-Frischling Saskia nimmt sie für die Rubrik „Medien in den Medien“ den investigativen Journalismus wie Hollywood ihn eben so kennt unter die Lupe. Schrecklich schweinisch findet sie falsche Bescheidenheit, die ihr zunehmend in den sozialen Medien begegnet. Aus Gründen der Authentiziät hat sie sich deshalb für ihre zweite Runde beim Publizissimus extra einen Bart wachsen lassen. Die lebenslustige lässig lakonische Lotta Pommerien studiert nun im zweiten Semester Publizistik und Politik und freut sich auch dieses Mal für den Publizissimus sch reiben zu können. In Ihrem lapidaren Lottaleben legt sie viel Wert auf kleine Dinge. Henrik Rampe, der hartgesottene Hobbylandwirt, ist zum zweiten Mal beim Publizissimus dabei. In dieser Ausgabe traf er sich mit Prof. Tanjev Schultz zum Interview. Ohne auf die Bremse zu steigen, pflügte und fragte er sich durch den Fragenacker und erntete unerwartete Antworten. Auch in diesem Semester galt es für Elena Reinhard, die letzte Seite des beliebten Blattes der Mainzer Publis mit viel Witz und Humor zu illustrieren. Mit allerliebstem Augenaufschlag und haarsträubendem Haarschmuck berichtet die Viertsemestlerin dabei von allerlei Anekdoten aus dem Leben eines Publis, der doch auch gerne mal Fachidiot sein möchte. Im echten Leben schaut Elena gerne billige RTL-Formate oder probiert sich am Zöpfe flechten. Du möchtest mit Rebecca Reinhard, dem werkenden Wunderweib, gemeinsam im siebten Himmel schweben? Dann lies ihre Kolumne auf der letzten Seite. Dafür hat sie sich nämlich mit Fachwissen über Publis, Kugelschreibern und Kiesbergen eingedeckt. Denn Rebecca mag Steine. Davon hat sie nämlich ganz viele zu Hause. Und manchmal fährt sie auch zur Kiesgrube, um sich die echten Steine anzuschauen. #truestory. #verafake. Alexander Schulte studiert im dritten Semester Publizistik und American Studies. Der facettenreiche Fotograf aus dem malerischen Mannheim hat für diese Ausgabe des prestigeträchtigen Publizissimus zusammen mit Dung die Offenheit einiger Studenten schamlos ausgenutzt und sie fotografiert und interviewt. Außerdem war er beim alljährlichen Publi-Kick zugegen, um über die konkurrenzfähigen Kicker der Johannes Gutenberg-Universität zu berichten. munkelt, für die die geheimnisvolle Anzeige der „Studierendendienstleisten“ in dieser Ausgabe warte der Publizissimus noch immer auf seine Die Autoren 52 Christin Spira studiert im fünften Semester Publizistik und Politikwissenschaft und ist zum vierten Mal beim Publizissimus dabei. In dieser Ausgabe hat sie das Antrittsinterview mit Nora Denner geführt und posiert mit Hütehund Sammy für „Schwiegertochter gesucht“ #verafake - denn wer der kuschelige Schwiegersohn werden möchte, muss zuerst an Sammy vorbei. Der shabby Shetlandpony-Liebhaber Tobi Tornow ist nun schon länger mit dem pummeligen Publizissimus verbandelt. Als hurtiger #HahaRedakteur der zotteligen Zeitschrift schreibt er für die angehende Ausgabe ein sehr spaßiges Stück. Privat verbringt der korrekte Kommunikationswissenschaftler seine Zeit gerne mit Bügeln, Brettspielen oder Brachialhumor. Ein besonderes Herz hat der masterstudierende Mainzer für kuschelige Kleintiere: Moppelige Meerschweinchen, hässliche Hamster, rasante Ratten oder märchenhafte Mäuse haben es dem tierlieben Tobi angetan. Wie es sich für eine echte Medienstudierende gehört, hat Lina Wattad für ihr viertes Publizissimus-Autorenbild Snapchat in Anspruch genommen. Frei nach dem Motto Angriff ist die beste Verkupplung hat sie mit Jan Böhmermann persönlich Gesichter getauscht. Für die diesjährige Ausgabe hat sich Lina mit dem bereits fest liierten Pärchen Instagram und Fitness beschäftigt. In ihrer Freizeit schaut sie gerne Erdmännchen beim plötzlichen Einschlafen zu und versucht Harry Potter als Pflichtlektüre zu etablieren. Lisa Winter – die pflanzenpassionierte Publizistikperle- schreibt zum zweiten Mal für den Publizissimus und hat sich für diese Ausgabe noch einmal intensiv mit dem Fall Jan Böhmermann auseinandergesetzt. Neben Paragraphen- und Gedichtsanalysen schlägt das Herz der 21-jährigen für Grünzeug jeder Art. Bezahlung.+++ Man munkelt, Thomas Koch habe bei der Terminfestlegung der PR-Klausur fahrlässigerweise das Veröffentlichungsdatum von 53 Voll Verpubliziert! Sprechen Sie Fachidiotisch? von Elena Reinhard & Rebecca Reinhard Auch dieses Mal fühlen unsere Kolumnistinnen Elena und Rebecca den Alltagsgeschichten der Publis auf den Zahn. In dieser Ausgabe ergründen Sie, warum es verdammt nochmal höchste Zeit ist, dass wir Publis uns als Fachidioten fühlen. „Diese scheiß GEZ-Gebühren! Die braucht kein Mensch! Das ist doch pure Abzocke.“ Ganz ehrlich, ich bin ja wirklich ein ausgeglichener Mensch. Aber wenn mir jemand so kommt… Ich nehme all meinen Mut zusammen und beginne wieder, meinen inzwischen einstudierten ProRundfunkgebühren-Monolog herunter zu spulen: „Wer zur Hölle soll denn heute noch Qualitätsjournalismus bezahlen? Fernsehen, das nicht darauf abzielt, die Menschheit zu verdummen, ist sowieso schon knapp. Es geht sozusagen um Leben und Tod. Wir als Publis klammern uns gerade noch so an den letzten Halm Qualität, der im deutschen Fernsehen zu finden ist. Bitte, bitte lasst uns nicht untergehen und investiert in unser Überleben!“ Ich werde ziemlich schräg angeschaut nach diesem melodramatischen Monolog. Sorry Leute, wenn es um Journalismus geht, bin ich etwas empfindlich. Wenigstens habe ich etwas aus meinem Studium mitgenommen, endlich habe ich eine Meinung! Und überhaupt – mich beschleicht das Gefühl, dass Publi-Studium ergreift mehr und mehr Besitz von mir. Ich fange zum Beispiel an, stundenlang Zeit auf Facebook zu verbringen. Aus empirischen Gründen natürlich. Die Erforschung von Nutzerkommentaren hat schließlich schon den einen oder anderen Doktortitel bei uns im Institut erbracht. Dann habe ich mich erst letzte Woche wieder dabei ertappt, wie ich eingehend das Impressum der FAZ studierte. Schließlich interessiert mich, wer dort als Chef vom Dienst von Bürotür zu Bürotür rennen und noch in letzter Minute Aufgaben verteilen darf. Denn über Abläufe in Redaktionen wissen wir bestens Bescheid – zumindest in der Theorie. Vom offenkundig sakrosankten Gatekeeper bis zum in Sphären eingebetteten (stimmt ja – Weischenbergs Zwiebelmodell!) Schreiberling haben wir wohl jeden Player im Mediensystem kennengelernt. Mit Verlaub: So kann man doch durchaus behaupten, dass die Hallen des GeorgForster-Gebäudes wahre Fachidioten produzieren. Denn ganz ehrlich: Beim obligatorischen „ich habe irgendwo gelesen…“ fallen uns unverzüglich die Kollegen Hovland und Weiss ein und scheinen uns wohlwissend zu beteuern, dass der Sleeper-Effekt tatsächlich existiert. Denn wie wir gelernt haben, verbannen unsere Gehirnzellen zuallererst die Quelle eines Textes aus unseren Köpfen. Auch letzte Woche, als ich mit einer Freundin (Medizinstudentin) Nachrichten schaute, löste die Frage, warum zur Hölle immer nur von negativen Nachrichten berichtet würde, beinahe Euphorie bei mir aus: „Das ist ganz einfach. Dies liegt an den zwölf sogenannten Nachrichtenfaktoren, die im Rahmen der 1965 vorgestellten Theorie von Galtung und Ruge vorgestellt wurden. Dabei handelt es sich…“ – sofort werde ich unterbrochen. Mal wieder. Beleidigt halte ich den Mund. Kann es etwa sein, dass unser Metier nicht genug wertgeschätzt wird? Trotzdem ist es einfach ein herrliches Gefühl, endlich, endlich mal klugscheißen zu dürfen. Wir Sozialwissenschaftler werden ja normalerweise höchstens höflich belächelt. Aber hey: Wir haben’s drauf! Sind wir Publis nicht eigentlich jene klugen Köpfe, die von oben auf die Medienwelt herunterblicken und einfach alles verstehen? Zumindest glauben wir, wir hätten alles durchblickt. Wie es in der Praxis aussieht, ist uns allen zwar noch nicht ganz klar, aber sei’s drum. Liebe Medizinstudenten, bitte, bitte lasst uns doch auch mal schlau sein. Pokémon GO ignoriert.+++ Man munkelt, dies könnte sich drastisch im Notenspiegel niederschlagen.+++Man munkelt, nach dem Weggang 54 Folgt uns auf Facebook: https://www.facebook.com/Publizissimus Mit freundlicher Unterstützung des von Sascha Himmelreich sei das IfP nun nahezu rauchfrei.+++ Man munkelt, die Riverboat Shuffle habe das Gegenteil bewiesen. +++