Staustudie Credit Suisse
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Economic Research Swiss Issues Konjunktur März 2014 Monitor Schweiz mit «Spezial Inflation» Die Schweiz steht im Stau Dienstagmorgen, 07:15 Uhr auf Schweizer Strassen Credit Suisse Economic Research Impressum Herausgeber Giles Keating Head of Research and Deputy Global CIO Tel. +41 44 332 22 33 E-Mail: giles.keating@credit-suisse.com Oliver Adler Head Economic Research Tel. +41 44 333 09 61 E-Mail: oliver.adler@credit-suisse.com Bestellungen Direkt bei Ihrem Kundenberater oder bei jeder Geschäftsstelle der Credit Suisse Einzelexemplare (kostenlos) über www.credit-suisse.com/publikationen Interne Bestellungen via MyShop mit Mat.-Nr. 1545771 Abonnements mit Publikationscode MSD (HOST: WR10) Druck gdz AG, Zürich Titelbild Copyright: Bundesamt für Landestopografie, Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, Credit Suisse Redaktionsschluss 3. März 2014 Autoren «Spezial Inflation» Oliver Adler Sara Carnazzi Weber Maxime Botteron Björn Eberhardt Lukas Gehrig Jonathan Horlacher Shailesh Jha Tim Sprissler Philipp Waeber Copyright Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2014 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2 Credit Suisse Economic Research Editorial Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Falls Sie (wie der Unterzeichnete) dieser Tage südlich der Alpen in einer Berghütte eingeschneit waren, während sich Ihre Familienmitglieder nördlich der Alpen an der Föhnsonne räkelten, ist Ihnen die Bedeutung einer – meteorologischen – Staulage am Alpenkamm sehr bewusst. Noch selten hat diese so lange angedauert wie diesen Winter. Das Problem des Staus manifestiert sich auch in der Schweizer Politik. Ob das Ja zur Initiative gegen «Masseneinwanderung» zur Sackgasse wird, muss sich weisen, negative Folgen für die Wirtschaft sind aber wohl mittel- und längerfristig kaum zu vermeiden. Die grundlegende Ursache für das Abstimmungsresultat liegt in der gegenseitigen Blockade der politischen Kräfte in der Schweiz. Die Zentrumsparteien (aber auch wir Ökonomen) haben es nicht verstanden – oder nicht gewagt? –, den Stimmbürgern klar aufzuzeigen, wie zentral für das Gedeihen der Schweiz unsere wirtschaftliche, aber auch soziale, kulturelle und wissenschaftliche Einbindung in die Europäische Union ist, wie immer man zu gewissen institutionellen Auswüchsen dieses Gebildes steht. Stattdessen hat man den Bilateralismus gepredigt, obwohl er eigentlich nur noch Worthülse ist. Weil gleichzeitig die Linke den verstärkten Wettbewerb, der sich aus den vier Freiheiten der EU ergibt, fürchtet, konnte die Rechte ihre Illusionswelt der tapferen helvetischen Eigenständigkeit mit Erfolg an den Mann bringen. Nun wird der Druck an der politischen Staumauer – wie nach dem EWR-Nein – wohl zunehmen. Nach lange andauernden Debatten werden sich die realen Interessen der Schweiz (und der EU) wohl durchsetzen, die da lauten: Auflösung des Staus mittels erweiterter und vertiefter Integration mit unseren Partnern in der EU. Der Stau im privaten Verkehr ist das Debatten-Thema dieser Monitor-Ausgabe. Mittels Daten der Volkszählung und Informationen zum Verkehrsfluss berechnen wir einen «PendlerstauIndex» für sämtliche Agglomerationen der Schweiz. Obwohl der Stau der Autolawinen an den Toren unserer Städte als physisches Phänomen wahrgenommen wird, dem man auch mit physischen Mitteln beizukommen sucht – mehr Strassenbau, Ausbau des öffentlichen Verkehr etc. –, handelt es sich um ein ökonomisches Problem. Die Nachfrage nach Mobilität steigt mit dem Einkommen der Bevölkerung rascher, als das Angebot ausgedehnt wird. Das effizienteste Mittel, um Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen, scheint die Einführung eines flexiblen Systems von «Road Pricing», wie es bereits mit Erfolg in mehreren Städten der Welt angewandt wird. Schliesslich behandeln wir in unserem Spezialbericht zum Thema «Inflation und Deflation» ein Problem des makroökomischen Staus. Weshalb hat sich das viele Geld, welches die Notenbanken der Welt (so auch unsere Schweizerische Nationalbank) «gedruckt» haben, nicht in Inflation geäussert? Hält die Stau-, d.h. die Deflationsgefahr an? Wird es zu einem weiteren Überschwappen der Geldschwemme auf Vermögenswerte kommen, dem dann weitere destruktive Dammbrüche folgen? Unser Hauptszenario bleibt vorsichtig optimistisch, d.h. wir erwarten eine sich weiter erholende Weltkonjunktur mit einer – auch aus strukturellen Gründen – anhaltend tiefen Inflation. Die risikohaften Nebenszenarien lassen sich aber nicht ausschliessen. Wir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihre Reaktionen. Dr. Oliver Adler Leiter Economic Research Swiss Issues Konjunktur I März 2014 3 Credit Suisse Economic Research Themenübersicht Konjunktur Global 5 Der von den Industrieländern getragene globale Konjunkturaufschwung dürfte sich trotz einer leichten Delle zum Jahresauftakt fortsetzen. Der Ausblick für wichtige Schwellenländer bleibt jedoch noch eingetrübt. Konjunktur Schweiz Die Schweizer Wirtschaft kam gut durch die Krise und die Erholung schreitet voran. Für 2014 rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von 2%. Die Annahme der Initiative gegen «Masseneinwanderung» gefährdet die Aussichten. Branchen 7 10 Trotz starkem Franken kam es nicht zum Preiszerfall in der Schweizer Hotellerie. Die von den Statistiken kaum erfassten Rabatte trüben aber das Bild. Die Zukunftschancen der Branche liegen in einer konsequenten Qualitätsstrategie. Debatte Verkehr und Mobilität 12 Die Verkehrsinfrastruktur ist zu Pendlerzeiten überlastet. Wo der Stau überhandnimmt, zeigt unser «Pendlerstau-Index». Abhilfe schaffen könnte ein «Road Pricing». Regionen 14 Nicht nur Steuersätze, sondern auch die Gebührenmodelle unterscheiden sich zwischen den Kantonen deutlich. Dies zeigt das Beispiel der Abfallgebühren. Geldpolitik 16 Nach mehreren Jahren mit übermässig hohen Kapitalzuflüssen in die Schweiz kommt es mittlerweile wieder zu Abflüssen, wenn auch nur allmählich. Die SNB dürfte ihre Devisenreserven noch länger nicht reduzieren. Immobilien 20 Die Auswahl an Wohnimmobilien ausserhalb der Zentren wächst. Um im Wettbewerb zu bestehen, wird die gute regionale Erreichbarkeit immer wichtiger. Die Annahme der Zuwanderungsinitiative dürfte diese Entwicklung akzentuieren. Wirtschaftspolitische Agenda 22 Spezial Inflation I Es fehlen die Katalysatoren 23 Das «Spezial Inflation» untersucht monetäre, zyklische und strukturelle Bestimmungsfaktoren der Inflation. Vieles deutet auf ein Anhalten des Tiefinflationsumfelds hin. Ein Abgleiten in verbreitete Deflation scheint unwahrscheinlich. Prognosen und Indikatoren Swiss Issues Konjunktur I März 2014 46 4 Credit Suisse Economic Research Konjunktur Global Industrieländer sind die Wachstumsmotoren Der von den Industrieländern getragene globale Konjunkturaufschwung dürfte sich trotz einer leichten Delle zum Jahresauftakt fortsetzen. Der Ausblick für wichtige Schwellenländer bleibt jedoch noch eingetrübt. US-Wirtschaft dürfte sich weiter beschleunigen Das globale Wirtschaftswachstum hat zu Beginn des Jahres 2014 etwas an Schwung verloren. In den USA ist die Wachstumsverlangsamung auf die ungewöhnlich widrigen Witterungsbedingungen und einen Lageraufbau Ende 2013 zurückzuführen. Nach unserer Einschätzung sollte die Konjunktur jedoch im Laufe des Jahres wieder anziehen. Die laufende Verbesserung am Arbeitsmarkt lässt ein robustes Wachstum des Privatkonsums erwarten, und die Unternehmensinvestitionen sollten graduell steigen. Zudem sind von staatlicher Seite keine zusätzlichen Belastungen in der Form von Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen zu erwarten. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) ihr Anleihekaufprogramm schrittweise zurückführen und im Herbst 2014 beenden wird. Eine erste Erhöhung der Leitzinsen wird aus unserer Sicht jedoch frühestens im Sommer 2015 erfolgen. Fortsetzung der Erholung in der Eurozone. Inflation bleibt weit unter EZB-Ziel Auch in der Eurozone sollte sich der Aufschwung fortsetzen, allerdings weiterhin mit ausgeprägten Länderunterschieden. So ist die Dynamik in Deutschland, aber auch in Spanien stark, in Italien und besonders auch in Frankreich viel schwächer. Die Inflation könnte angesichts hoher Überkapazitäten noch weiter unter den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) fallen. Auch angesichts der anhaltenden Eurostärke könnte sich deshalb eine weitere geldpolitische Lockerung, möglicherweise in Form des Ankaufs von Anleihen, noch als notwendig erweisen. Zentral für die längerfristige Gesundung der Eurozone wird die möglichst konsequente Durchsetzung der Bankensanierungen seitens des neuen Regulators sein. Langsameres Wachstum in China trübt Aussichten für andere Schwellenländer Die Wachstumsaussichten für 2014 scheinen in den Schwellenländern weiterhin verhältnismässig trübe. Zum einen befindet sich China in einem Prozess strukturell allmählich abnehmender Wachstumsraten, zum anderen bemühen sich Regierung und Zentralbank, die Wirtschaft verstärkt auf den Binnenkonsum auszurichten und gleichzeitig Kreditexzesse zu verringern. Dieser Prozess dürfte das Wachstum der Rohstoffimporte nach China dämpfen, was die Wachstumsaussichten von rohstoffexportierenden Ländern (Südamerika, Südafrika) verringert. Mehr auf die chinesische Konsumnachfrage ausgerichtete Länder (Südkorea, Taiwan) sollten hingegen zu den Profiteuren des chinesischen Strukturwandels zählen. bjoern.eberhardt@credit-suisse.com Abbildung 1 Abbildung 2 Lage am US-Arbeitsmarkt verbessert sich kontinuierlich Erholung in der Eurozone dürfte an Fahrt aufnehmen Neu geschaffene Stellen in Tsd.; Arbeitslosenquote in % (rechte Skala) Länderbeiträge zum BIP-Quartalswachstum in der Eurozone in Prozentpunkten 600 10.0 400 9.0 0.8 Deutschland Frankreich Italien Spanien Übrige Eurozone 0.6 200 8.0 0 -200 7.0 -400 6.0 -600 Stellenauf/abbau US Arbeitslosenquote -800 -1000 2008 1.0 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2012 2014 0.2 0 -0.2 5.0 4.0 2010 0.4 -0.4 -0.6 2010 2011 2012 2013 Quelle: Datastream, Credit Suisse 5 Credit Suisse Economic Research Konjunktur Global l Monitor Vorlaufindikatoren deuten auf Wachstumsbeschleunigung Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes Index > 50 = Wachstum Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren notieren weiterhin in der Wachstumszone. Der Trend des globalen Einkaufsmanagerindexes für das verarbeitende Gewerbe zeigt weiterhin nach oben. Allerdings kam es in einigen Ländern jüngst zu Indexrückgängen. Das starke Absinken in den USA im Januar war allerdings ein durch das widrige Wetter bedingter Ausreisser. Der chinesische Einkaufsmanagerindex war ebenfalls rückläufig, verharrt aber weiterhin in der neutralen Zone. Ungebrochen ist der ansteigende Trend in der Eurozone, Grossbritannien und Japan, was auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung hindeutet. 65 Eurozone Global China (offiziell) USA 60 55 50 45 40 35 30 2005 2007 2009 2011 2013 philipp.waeber@credit-suisse.com Quelle: Datastream, PMIPremium, Credit Suisse Inflation in der Eurozone weit unter EZB-Ziel Inflationsraten der vier grössten Staaten der Eurozone In %, ggü. Vorjahr Die Inflationsraten in den vier grössten Ländern der Eurozone sind seit der Mitte des Jahres 2012 kontinuierlich am Sinken. Die Preisdynamik ist insbesondere in Spanien und Italien sehr schwach. Beide Länder fanden erst in der zweiten Jahreshälfte 2013 aus einer längeren Phase der Rezession. Auch in Deutschland ist die Inflationsrate gesunken, liegt aber über 1% und damit über dem Durchschnitt der Eurozone. Für das Jahr 2014 erwarten wir eine Stabilisierung der Inflationsrate um das Niveau vom Jahresbeginn und prognostizieren für die gesamte Eurozone einen Preisanstieg von 0.9%. 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0 2010 Eurozone Deutschland Italien Spanien 2011 Frankreich 2012 2013 bjoern.eberhardt@credit-suisse.com Quelle: Eurostat, Datastream, Credit Suisse Chinesische Zentralbank fokussiert auf Schuldendynamik Verschuldung der chinesischen Provinzen 2014 In RMB Mrd. und in % des chinesischen BIP Im Jahr 2013 lagen die Schulden der chinesischen Zentralregierung bei rund 53% des BIP. Dies ist im internationalen Vergleich nicht besonders hoch, und das damit verbundene finanzielle Risiko erscheint tragbar. Zudem hält die Regierung eine substanzielle Summe an Devisenreserven und anderen Vermögenswerten. Die Priorität der Regierung liegt derzeit bei der Kontrolle der Schulden der Lokalregierungen (31.4% vom BIP). Diese sind seit dem wirtschaftlichen Stimulus im Jahr 2008 mit beinahe 30% pro Jahr gewachsen. Die Massnahmen zur Eindämmung der Schuldenstände dürften sich negativ auf das chinesische Investitions- und damit das BIP-Wachstum auswirken. 25 in RMB Mrd. 40% in % des BIP (rechte Skala) 35% 20 30% 25% 15 20% 10 15% 10% 5 5% 0% 0 2007 nora.wassermann@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2008 2009 2010 2011 2012 S1 2013 Quelle: China National Audit Office, Credit Suisse 6 Credit Suisse Economic Research Konjunktur Schweiz Noch dreht der Super-Zyklus Die Schweizer Wirtschaft kam gut durch die Krise und die Erholung schreitet voran. Für 2014 rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von 2%. Die Annahme der Initiative gegen «Masseneinwanderung» gefährdet aber die Aussichten. Wirtschaftswachstum war 2013 erneut solide Der Blick in den konjunkturellen Rückspiegel offenbart ein erfreuliches Bild. Im vergangenen Jahr ist die Schweizer Wirtschaft um 2% gewachsen, und es wurden netto 60'000 Stellen geschaffen. Der «Super-Zyklus», bestehend aus Wechselwirkungen und Rückkoppelungseffekten zwischen Zuwanderung, Immobilienboom und tiefen Zinsen, hat der Schweiz abermals ein höheres Wirtschaftswachstum als in vergleichbaren Ländern beschert (vgl. Abb. 1). Exporterholung gewinnt wieder an Fahrt Auch der Start in das Jahr 2014 präsentiert sich positiv. Die Exportwirtschaft hat die Talsohle verlassen und baut wieder Stellen auf, und der Einkaufsmanagerindex notiert auf dem höchsten Stand seit dem Erholungsboom 2011, was auf eine Beschleunigung der Konjunktur hindeutet (vgl. Abb. 2). Das Teuerungsklima dürfte mild bleiben: Wir gehen für 2014 von einem erneut leichten Rückgang des Preisniveaus (2014: -0.1%) aus, was die Kaufkraft schont und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Handlungsspielraum verschafft. Entsprechend kann die Exportwirtschaft noch länger auf die EUR/CHF-Untergrenze von 1.20 zählen, und das Zinsniveau dürfte weiterhin tief bleiben. Abwärtsrisiken für die Wirtschaft ab 2015 sind gross Das positive Bild hat jedoch durch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative tiefe Kratzer erhalten. Zwar dürften die Auswirkungen auf das Wachstum 2014 eher gering sein, weshalb wir unsere Wachstumsprognose für das Bruttoinlandprodukt unverändert bei 2% belassen. Doch könnte das mittel- und langfristige Wachstumspotenzial ernsthaft beeinträchtigt worden sein. Auf Grundlage der Annahme niedrigerer Investitionsausgaben und verhaltener Personaleinstellungen schätzen wir den Rückgang der Wirtschaftsleistung in der dreijährigen Übergangsperiode vor Inkrafttreten des neuen Quotensystems auf rund CHF 1.2 Mrd. oder 0.3%. Zudem rechnen wir damit, dass in den drei Jahren rund 80'000 Arbeitsplätze weniger geschaffen werden, als das unter der Personenfreizügigkeit der Fall gewesen wäre. Langfristig dürften Wachstumsraten von 2% – wie momentan – wohl der Vergangenheit angehören, und das Beschäftigungswachstum könnte sich halbieren. Auf den «Super-Zyklus» als Wachstumsgarant ist dann nämlich kein Verlass mehr. claude.maurer@credit-suisse.com Abbildung 1 Abbildung 2 Schweiz kam besser durch die Krise als das Ausland Einkaufsmanagerindex deutlich in der Wachstumszone Index 1.Q 2007 = 100 Index > 50 = Wachstum 110 108 Schweiz Japan USA 70 Eurozone 65 106 60 104 102 55 100 50 98 45 96 40 94 35 92 90 2007 2008 2009 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2010 2011 2012 2013 30 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Credit Suisse, procure.ch 7 Credit Suisse Economic Research Konjunktur Schweiz l Monitor Kraftvoller Jahresauftakt für den Export Warenexporte In Standardabweichungen (+1) Für die Schweizer Exportwirtschaft stehen die Zeichen in diesem Jahr auf Wachstum. Nachfrageimpulse sind aus praktisch allen grossen Absatzländern der Schweiz zu erwarten. Das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, steht derzeit auf dem höchsten Stand seit dem Erholungsboom 2011. Zudem fällt dieses Jahr der negative Effekt der Anpassung der Erhebungsmethode für den Stromhandel weg, welcher 2013 das Handelsvolumen, hauptsächlich mit Deutschland, in beiden Verkehrsrichtungen um CHF 3–4 Mrd. oder rund 2 Prozentpunkte reduziert hat. Für das Jahr 2014 erwarten wir ein reales Exportwachstum von 5%. 4.0 Barometer Exporte Trendwachstum Exporte (ggü. Vorjahr) 3.0 2.0 1.0 0 -1.0 -2.0 -3.0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 bettina.rutschi@credit-suisse.com Quelle: Bloomberg, Datastream, PMIPremium, Credit Suisse Zuwanderer wichtiger Treiber des Konsumwachstums Privater Konsum 2012 2014 Anteile am Wachstumsbeitrag des Konsumwachstums Der private Konsum war auch 2013 eine verlässliche Stütze der Schweizer Konjunktur. Das Konsumwachstum lag mit 2.3% deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 1.6% und nur marginal unter dem Rekordwert des Vorjahres (2012: 2.4%). Trotz Rezession und Finanzkrise nahm der private Konsum zwischen 2008 und heute um insgesamt beinahe CHF 30 Mrd. zu. Für das Konsumwachstum spielt die Zuwanderung eine entscheidende Rolle. Rund ein Viertel des Wachstums seit 2008 ist laut unserer Analyse der Nettomigration zu verdanken. Ob die Schweiz weiterhin auf diese Wachstumsstütze zählen kann, ist nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative mehr als fraglich. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2009 2010 2011 Zuwanderer 2012 2013 Bevölkerung claude.maurer@credit-suisse.com Quelle: Bundesamt für Statistik, SECO, Credit Suisse Beschäftigungswachstum halbiert sich Arbeitsmarkt Index 2014 = 100 Das Beschäftigungswachstum dürfte zwar auch in diesem Jahr andauern, schliesslich ist dank der Erholung der Exportwirtschaft selbst in der Industrie wieder ein Stellenaufbau zu erwarten. Doch wird sich der Wachstumspfad aufgrund der Unsicherheiten nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wohl deutlich verflachen. Die Unternehmen dürften in Anbetracht aller Unwägbarkeiten bei der Einstellung von Personal zögerlicher vorgehen. Konkret rechnen wir mit rund 80'000 weniger neuen Stellen in den kommenden drei Jahren, was quasi einer Halbierung der bisherigen Prognose entspricht. 106 Beschäftigungsprognose bisher Beschäftigungsprognose revidiert 105 104 103 102 101 100 2014 bettina.rutschi@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Credit Suisse 8 Credit Suisse Economic Research Die Hochpreisinsel erodiert weiter Inflation Index Januar 2009 = 100 Der Druck auf Schweizer Händler, die wechselkursbedingten Preisvorteile aus dem Einkauf im Ausland an die Konsumenten weiterzugeben, dürfte weiter bestehen bleiben. Schliesslich sollte sich der Franken in der nahen Zukunft nicht merklich abschwächen. Spielraum für Preisnachlässe ist durchaus vorhanden: Möbel oder Kleider beispielsweise sind heute um rund 10% günstiger als im Jahr 2009 – der Franken hat sich seither aber um mehr als 20% aufgewertet. Der Druck auf die Hochpreisinsel Schweiz dürfte sich zudem aufgrund der momentan moderaten Teuerung in Europa weiter verstärken. Wir prognostizieren für 2014 einen Rückgang des Preisniveaus um 0.1% und für 2015 einen schwachen Anstieg um 0.5%. Bekleidung und Schuhe EUR/CHF-Wechselkurs 115 Möbel und Einrichtungszubehör 110 105 100 95 90 85 80 75 70 2009 2010 2011 2012 claude.maurer@credit-suisse.com Quelle: Bundesamt für Statistik, Datastream, Credit Suisse Unsicherheit ist Gift für Investitionen Ausrüstungsinvestitionen 2013 2014 Beitrag zur Volatilität des Wirtschaftswachstums in % seit 1994 Die langfristigen Auswirkungen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative werden einerseits davon abhängen, wie grosszügig die Quoten angelegt und wie sie umgesetzt werden, und anderseits davon, inwiefern der Zugang zum EU-Markt beeinträchtigt wird. Sicher ist, dass das Investitionsverhalten am stärksten unter Unsicherheit leidet. Rund ein Drittel der Volatilität des Wirtschaftswachstums ist den Ausrüstungsinvestitionen geschuldet. Das Wachstumspotenzial dürfte selbst im Fall grosszügiger Quoten beeinträchtigt werden. Mit Quoten etwas über den Zuwanderungszahlen vor Inkrafttreten der bilateralen Verträge würde das Wachstumspotenzial unserer Ansicht nach um jährlich rund 0.3 Prozentpunkte sinken und damit auf etwa 1.6% zu liegen kommen. 35 30 25 Ausrüstungsinvestitionen Privater Konsum Handelsbilanz Bauinvestitionen Staatlicher Konsum 20 15 10 5 0 claude.maurer@credit-suisse.com Quelle: SECO, Credit Suisse Auf statistisch unsicherem Boden Bauinvestitionen Saisonbereinigtes und unbereinigtes Quartalswachstum, in CHF Mio. Gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft SECO haben sich die Bauinvestitionen 2013 mit einem Wachstum von nominal 4.2% äusserst dynamisch entwickelt und den Rückgang des Jahres 2012 überkompensiert. Die hohe Wachstumsrate von 2013 könnte aber noch nach unten revidiert werden, weil der Rückgang des Jahres 2012 von 2.5% nicht mit anderen Erhebungen übereinstimmt: Die Bauausgaben weisen gemäss Bundesamt für Statistik beispielsweise für 2012 ein Wachstum von 3.4% aus. Ungeachtet dieser statistisch unsicheren Grundlage gehen wir weiterhin davon aus, dass sich die Bauinvestitionen 2014 positiv entwickeln werden und prognostizieren ein reales Wachstum von 2%. 13'500 13'000 12'500 12'000 11'500 11'000 10'500 10'000 9'500 9'000 2000 christian.kraft@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: SECO, Credit Suisse 9 Credit Suisse Economic Research Branchen Kein Ausverkauf in der Schweizer Hotellerie Trotz starkem Franken kam es nicht zum befürchteten Preiszerfall in der Schweizer Hotellerie. Die von den Statistiken kaum erfassten Rabatte trüben aber das Bild. Die Zukunftschancen der Branche liegen in einer konsequenten Qualitätsstrategie. Frankenaufwertung akzentuierte Preisvorteil der ausländischen Konkurrenz Die starke Aufwertung des Schweizer Frankens in den Jahren 2010–2011 traf viele Anbieter im Schweizer Tourismus in einem Moment, in dem sie noch mit den Nachwehen der starken Rezession von 2009 kämpften. Die ausländische Konkurrenz legte ohne eigenes Zutun innerhalb kürzester Zeit markant an Wettbewerbsfähigkeit zu. Der Spielraum für Preissenkungen ist in der Tourismusbranche, die durch intensive Konkurrenz geprägt ist, äusserst gering. Zudem können die Schweizer Hotels, im Gegensatz zu Branchen mit einem hohen Anteil an ausländischen Zulieferern, kaum von wechselkursbedingt günstigeren Inputpreisen profitieren. Beherbergungsertrag im Luxussegment am stärksten rückläufig Nachdem die Hoteliers seit 2001 mit Ausnahme von 2004 und 2005 jedes Jahr höhere Preise durchsetzen konnten, flachte sich der Preistrend ab 2009 deutlich ab (vgl. Abb. 1). Somit folgte die Preisentwicklung in der Beherbergung in etwa derjenigen des Gesamtindexes. Demgegenüber kannten die Preise in Restaurants nur eine Richtung, nämlich nordwärts. Die Entwicklung der Übernachtungspreise war hingegen alles andere als homogen. Während die Hoteliers im 2und 3-Sterne-Segment die Preise halten und im 1-Stern-Segment insgesamt sogar erhöhen konnten, sanken die Durchschnittspreise im 4- und 5-Sterne-Bereich seit 2008 (vgl. Abb. 2). Rabatte vor Preissenkungen Daraus kann aber nicht geschlossen werden, dass die gehobene Hotellerie unter dem grössten währungsbedingten Anpassungsdruck steht. Einerseits stiegen die Preise in diesen Kategorien in den Boom-Jahren am stärksten. Andererseits dürften Rabatte und Extras (ein «gratis» Skipass oder ein «geschenktes» Frühstück) im tiefen und mittleren Segment stärker verbreitet sein. Diese Rabatte sind denn auch mitverantwortlich dafür, dass die Konsumentenpreise und die Zimmer-Moyenne (Beherbergungsumsatz pro Zimmernacht) den Preisdruck in der Branche nur ungenügend widerspiegeln. Die Hoteliers sind bei Preissenkungen mit gutem Grund zurückhaltend, denn spätere Preiserhöhungen sind für die Gäste schwieriger zu verdauen als das Wegfallen eines Sonderrabatts. Nachhaltiger als die Preis- und Rabattschlacht ist ohnehin eine konsequente Qualitätsorientierung. Da der Schweizer Tourismus im Preiswettbewerb chancenlos ist, gilt es stärker denn je, auf die Qualität, den Innovationsgehalt und die klar definierte Positionierung der gebotenen Leistung zu fokussieren nicole.braendle@credit-suisse.com Abbildung 1 Abbildung 2 Steigende Preise in Restaurants, Abflachung bei Hotels Preisentwicklung stark von Sternekategorie abhängig Landesindex der Konsumentenpreise, Index Dezember 2010 = 100 Zimmer-Moyenne (Beherbergungsumsatz pro Zimmernacht), Index 2008 = 100 105 140 103 Restaurants und Cafés Hotellerie Total 130 101 99 1-Stern 2-Stern 3-Stern 4-Stern 5-Stern nicht klassiert 120 97 110 95 93 100 91 89 90 87 85 2001 2003 2005 2007 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2009 2011 2013 80 2008 2009 2010 2011 2012 2013* Quelle: Hotelleriesuisse; *Werte 2013 durch Credit Suisse geschätzt 10 Credit Suisse Economic Research Branchen I Monitor Stimmungsaufhellung in der Industrie Geschäftslage in der Industrie Saldo positiver und negativer Beurteilungen in Prozentpunkten 40 20 09.13 10.13 11.13 12.13 01.14 0 -20 -40 -60 emilie.gachet@credit-suisse.com Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), Credit Suisse Praktisch alle grossen Exportbranchen im Plus Exporte nach Branchenaggregaten Chemie/Pharma Uhrenindustrie Lebensmittelindustrie Maschinenbau Holzindustrie Metallindustrie Industrie Total Elektro/Präzisionsinstr. Kunststoffindustrie Druck Papierindustrie -80 Textilindustrie Die Schweizer Industrie ist gut ins Jahr gestartet. Im Januar 2014 überwogen im Industriedurchschnitt erstmals seit August 2011 die positiven Beurteilungen der Geschäftslage. Die Erholung stützt sich immer breiter ab: In praktisch allen Industriezweigen verbesserte sich die Stimmung seit letztem Herbst. Dieser insgesamt positive Trend darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Lage in gewissen Branchen schwierig bleibt, insbesondere in der stark vom Strukturwandel geprägten Textil- und Papierindustrie sowie der Druckbranche. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich der Aufschwung vor allem in den Exportbranchen fortsetzen, welche von der Erholung in den Hauptexportmärkten profitieren. Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten (YoY), Basis: 12-Monats-Durchschnitte Im 4. Quartal 2013 exportierten praktisch alle grossen Exportbranchen mehr als im Vorjahr. Die MEM-Industrie schaffte dabei die Trendwende. Zum zweiten Mal in Folge wiesen sowohl Metallindustrie als auch Elektrotechnik und Maschinenbau ein Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal aus. Dass das Gesamtexportwachstum mit 1.7% (ohne Strom) zum Jahresende im langfristigen Vergleich unterdurchschnittlich ausfiel, lag an stark rückläufigen Chemieausfuhren und einer Wachstumsschwäche bei bisherigen Treibern wie Pharma oder Getränken. Angesichts der konjunkturellen Aufhellung in den europäischen Absatzmärkten dürften die Ausfuhren in den kommenden Monaten weiter an Dynamik gewinnen. Rest (ohne Strom) Uhren und Präzisionsinstrumente Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Pharma/Chemie Total (ohne Strom) 15% 10% 5% 0% -5% -10% -15% 2008 2009 2010 2011 2012 andreas.christen@credit-suisse.com Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse Positive Dynamik im Detailhandel und im Gastgewerbe Detailhandelsumsätze und Logiernächte 2013 Ggü. Vorjahr, in %. Basis: 3-Monats-Durchschnitte Zum Jahresende 2013 zog der Detailhandel etwas an. Das Gesamtjahr war mit einem Wachstum von rund 0.5% aber nicht berauschend. 2014 dürften die Detailhandelsumsätze hingegen ein solides Wachstum ausweisen. Der Einkaufstourismus wird nicht mehr weiter zunehmen, und die Preise werden nur noch leicht zurückgehen. In der Hotellerie schwächte sich das Wachstum der Logiernächte zuletzt ab, insbesondere aufgrund eines Basiseffekts. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sich die Lage im Tourismus weiter verbessert. Die Umsatzentwicklung in der Hotellerie drehte im 4. Quartal 2013 erstmals seit dem 1. Quartal 2011 ins Positive. In der Gastronomie hat der Umsatzrückgang jüngst deutlich nachgelassen. 15% Detailhandelsumsätze nominal 10% 5% 0% -5% -10% 2008 nicole.braendle@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 Logiernächte 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse 11 Credit Suisse Economic Research Debatte Verkehr und Mobilität Zürich und Genf hilft wohl nur «Road Pricing» Die Verkehrsinfrastruktur ist zu Pendlerzeiten überlastet. Wo der Stau überhandnimmt, zeigt unser «Pendlerstau-Index». Abhilfe schaffen könnte ein «Road Pricing». Starker Anstieg der Verkehrsbelastung Die Staustunden auf den Nationalstrassen haben sich zwischen 2008 und 2012 verdoppelt. Diese massive Zunahme ist ein Indiz dafür, dass die Belastungsgrenze der Infrastruktur erreicht ist; an der Kapazitätsgrenze nimmt der Stau nämlich überproportional zum Verkehrsaufkommen zu. Am stärksten zum höheren Verkehrsaufkommen beigetragen haben die privaten Motorfahrzeuge. Insbesondere der Arbeitsverkehr nahm deutlich zu; alleine in den letzten zwölf Jahren um 230'000 Pendler. Entsprechend prägt der Arbeitsverkehr das Stauaufkommen: Rund 85–90% aller Staustunden werden innerhalb von Agglomerationen beobachtet. In Zürich staut's am meisten Mittels Daten der Volkszählung und Informationen zum Verkehrsfluss haben wir einen «Pendlerstau-Index» berechnet, der zeigt, wo der durchschnittliche Pendler am längsten im Stau steht (vgl. Abb. 1).1 Am meisten vom Stau betroffen sind Pendler in der Agglomeration Zürich. An Werktagen reihen sich die Fahrzeuge hauptsächlich an den Eingangstoren der Stadt Zürich, beim Milchbucktunnel und den Autobahnausfahrten Brunau und Zürich-City. Mit Winterthur, Baden-Brugg und Zug befinden sich zudem noch drei weitere Agglomerationen aus dem Grossraum Zürich unter den ersten Zehn der Stau-Rangliste, die Belastung ist dort allerdings um jeweils ein Drittel tiefer als in der Stadt Zürich. Genf und Lausanne belegen Plätze Zwei und Drei Um nur gerade 4% kürzer als in Zürich ist der verkehrsbedingte Zeitverlust in der Agglomeration Genf – Rang zwei im Pendlerstau-Index. Die hohen Pendleraufkommen aus den Nachbarkantonen und dem Ausland überlasten täglich die Infrastruktur. Die Verkehrssituation ist dabei entlang des gesamten Genfersees kritisch. Auch Lausanne schafft es mit 79% der Belastung Zürichs als Stadt mit dem drittmeisten Stau aufs «Podest». Um die Lage am Genfersee etwas zu entschärfen, darf während der Hauptverkehrszeiten mittlerweile auf Abschnitten der A1 der Pannenstreifen als Fahrspur genutzt werden. Im Vergleich der Grosszentren leidet Basel am wenigsten unter Pendlerstau und erreicht im Pendlerstau-Index den 10. Rang. Am Rheinknie ist die Staubelastung um 40% tiefer als in Zürich. Abbildung 1 Wer in der Schweiz morgens im Stau steht – der Pendlerstau-Index Karte: Orte, an denen die Pendler am Morgen vom Stau betroffen sind, pro km2; Pendlerstau-Index: Rangliste der vom Stau am meisten betroffenen Agglomerationen Pendlerstau-Index Top 20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zürich Genf Lausanne Bern Winterthur Fribourg Lugano Baden-Brugg Zug Basel Burgdorf Biel/Bienne Vevey-Montreux Yverdon-les-Bains Aarau Lenzburg Luzern Neuchâtel Bellinzona Wetzikon-Pfäffikon Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, Credit Suisse 1 Die Analyse umfasst alle Arbeitspendler, die mit dem Privatauto zur Arbeit fahren, und misst die Stauzeit bei einer Abfahrt um 07.15 Uhr. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 12 Credit Suisse Economic Research Bevölkerungs- und Einkommenswachstum sind Mobilitätstreiber Die rasante Zunahme des Verkehrsaufkommens ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Erste Ursache ist das Bevölkerungswachstum (vgl. Abb. 2). Zweitens sind die Haushaltseinkommen real angestiegen. Drittens ist eine zunehmende räumliche Zweiteilung von Bevölkerungsund Beschäftigungswachstum zu beobachten (vgl. Abb. 3). Arbeitsplätze werden hauptsächlich in den Zentren geschaffen, während sich die Bevölkerung zunehmend in der Agglomeration ansiedelt, hauptsächlich wegen knappem Wohnangebot und steigenden Immobilienpreisen in den Zentren. Zwischen 2008 und 2011 sind im Umkreis von zehn Minuten Fahrzeit um die Zentren über 120'000 Arbeitsplätze entstanden, während die Bevölkerung im selben Gebiet um nur 52'000 Personen zugenommen hat. Strassenbau fördert Verkehrsaufkommen Aus ökonomischer Sicht gilt es, Stauaufkommen möglichst zu vermeiden, da die dafür verbrauchte Zeit keinen Nutzen stiftet. Die scheinbar naheliegendste Lösung für die Stauproblematik wäre, überlastete Strassenabschnitte auszubauen und dadurch die Kapazität zu erhöhen. Dies ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Obwohl Stauzeiten kurz- bis mittelfristig reduziert würden, fördern derartige Effizienzsteigerungen auch die Mobilität und damit eine weitere Zersiedelung. Ein Bespiel dafür ist der Bareggtunnel bei Baden, wo die Nationalstrasse A1 wegen der hohen Stauaufkommen von vier auf sieben Spuren ausgebaut wurde. Mit der Eröffnung der zweiten Tunnelröhre erhöhte sich der durchschnittliche Werktagsverkehr innerhalb von nur zehn Jahren um 36%. Mit einem Kapazitätsausbau wird also auch das Verkehrsaufkommen gefördert. Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum und angesichts der limitierten Landreserven wäre es sinnvoller, anstelle einer maximalen eine möglichst optimierte Mobilität anzustreben. Auch ein grosszügiger Ausbau des ÖV-Netzes kann das Stauproblem nicht lösen. Obwohl die Preise beim ÖV relativ zu den Gestehungskosten gering sind, ist der «Komfort-adjustierte» Preis von Autofahrten immer noch um einiges geringer. Dies gilt insbesondere für Pendelstrecken mit tiefer ÖV-Lagegüte am Wohn- oder Arbeitsort. Das Privatauto und der ÖV sind daher auch nur begrenzt als Substitute zu betrachten. «Road Pricing» steuert Verkehrsaufkommen ohne Infrastrukturausbau Ein effizienterer Ansatz, die Überlastung des Strassennetzes zu reduzieren, ist die gezielte Besteuerung der Infrastrukturnutzung, auch «Road Pricing» genannt. Die Benutzung der Strasse würde marktwirtschaftlichen Preismechanismen unterliegen und an staugefährdeten Orten zu Hauptverkehrszeiten kostenpflichtig werden. Mit der Kontrolle der Mobilitätskosten kann das Verkehrsaufkommen direkt gesteuert und die Infrastruktur durch den Tagesverlauf gleichmässiger belastet werden. Gegenüber dem Ausbau der Infrastruktur wird mit diesem Ansatz die Mobilitätsbereitschaft nicht erhöht, Staustunden werden aber gleichwohl reduziert. Die Nutzung der Infrastruktur würde effizienter und nicht, wie beispielsweise bei Quantitätsrestriktionen von Innenstadt-Parkplätzen, weiter eingeschränkt. «Road Pricing» ist technisch machbar und attraktiv In Schweizer Städten wird der Verkehr bereits an den Eingangstoren aufgestaut, was die technische Umsetzung eines «Road Pricing» erheblich erleichtern würde. Durch den rasanten technologischen Fortschritt wird die Einführung eines solchen Systems zudem immer kostengünstiger und benutzerfreundlicher. In Grossstädten wie Stockholm, London und Singapur wird «Road Pricing» seit Jahren erfolgreich eingesetzt und auch die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) funktioniert nach demselben Prinzip. Für die Städte Zürich und Genf wäre ein solches System ebenfalls eine sinnvolle Lösung. fabian.huerzeler@credit-suisse.com Abbildung 2 Abbildung 3 Fahrleistung wächst mit Bevölkerung und Einkommen Zweiteilung von Wohn- und Arbeitsort Index, 2000 = 100 Wachstumszahlen 2008–2011, Fahrzeit in Minuten zum nächsten Zentrum 120 140'000 Bevölkerungswachstum Bevölkerung 115 Beschäftigungswachstum 120'000 Haushaltseinkommen real Fahrleistung privater motorisierter Verkehr 100'000 110 80'000 105 60'000 100 40'000 95 20'000 90 0 2000 2002 2004 2006 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2008 2010 2012 1 - 10 11 - 20 21 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 > 60 Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse 13 Credit Suisse Economic Research Regionen Gebührenfinanzierung: Der Föderalismus lebt! Nicht nur Steuersätze, sondern auch die Gebührenmodelle unterscheiden sich zwischen den Kantonen deutlich. Dies zeigt das Beispiel der Abfallgebühren. Äquivalenz- vs. Leistungsfähigkeitsprinzip Staatliche Leistungen können aus dem allgemeinen Steuertopf oder aus leistungsbezogenen Gebühren finanziert werden. Steuern sind abhängig von Einkommen, Gewinn oder anderen Bemessungsgrundlagen und werden auch dann erhoben, wenn ein Steuerpflichtiger keine Leistungen bezieht (z.B. im Fall der Kirchensteuerpflicht für Unternehmen). Allerdings variiert aufgrund des Standortwettbewerbs die Steuerbelastung und damit auch der fixe Ticketpreis, der für die Nutzung «öffentlicher Güter» an verschiedenen Standorten verlangt wird, auch wenn diese sich ansonsten durch Nicht-Ausschliessbarkeit und Nicht-Konkurrenz im Konsum auszeichnen. Preise schaffen Anreize, im Optimalfall richtige Im Gegensatz dazu stehen Gebühren für «private Güter» – etwa für Eintragungen ins Grundbuch, Abfallentsorgung oder die Fahrprüfung. Diese folgen dem Äquivalenzprinzip, das für eine staatliche Leistung eine äquivalente Abgabe fordert. Die Gebühr soll dabei einen Marktpreis ersetzen und die Kosten decken. Entsorgungsgebühren geben zusätzlich den Anreiz, Abfälle zu trennen oder zu reduzieren. Da die Leistungen meistens von Monopolen erbracht werden, ist die Festlegung einer «korrekten» Gebühr schwierig. Aus ökonomischer Sicht sind Gebühren meist effizienter als Steuern, da sie den Verursacher belasten und nicht die Allgemeinheit. Aufwändige Erhebungsmodelle können diesen Vorteil allerdings kippen: Das private Inkasso der Schweizer Rundfunkgebühr verschlingt jährlich CHF 45 Mio. und steht in der Dauerkritik. Die Abgabe entspricht quasi einer schweizweit einheitlichen Kopfsteuer, die auch die Steuerämter erheben könnten. Stark unterschiedliche Gebührenpraxis in den Kantonen Im Durchschnitt stammen 13.9% aller Einnahmen der Kantone und Gemeinden aus Entgelten (vor allem Gebühren), Steuererträge belaufen sich auf 61.5% (vgl. Abb 1). Während Entgelte in Appenzell Innerrhoden nur gerade 8.1% an die Erlöse beitragen, liegt der Glarner Wert bei 18.9%. Damit finanzieren Kantone und Gemeinden zwischen 34.4% (Genf) und 97.1% (BaselStadt) der entsprechenden Ausgaben. Das Beispiel der Abfallgebühren zeigt die unterschiedliche Praxis der Kantone (vgl. Abb. 2): In Genf werden diese Kosten praktisch vollumfänglich durch allgemeine Staatserträge getragen – die Abfallentsorgung ist vielerorts nach wie vor gebührenfrei. In elf Kantonen werden über 80% der Kosten gedeckt. Glarus und Graubünden erwirtschaften mit der Entsorgung sogar Überschüsse, was auf eine Verletzung des Kostendeckungsprinzips hindeutet. thomas.ruehl@credit-suisse.com Abbildung 1 Abbildung 2 Einnahmen von Kantonen und Gemeinden Gebührenfinanzierung: Abfallwirtschaft In %, Kantone und Gemeinden, 2011 In % der entsprechenden Ausgaben, Kantone und Gemeinden, 2011 Uri: Abfallwirtschaft ausgelagert und nicht in der Kantonsrechnung Entnahmen aus Fonds, Spezialfinanzierungen 1.3% Verschiedene Erträge 0.1% 120% 100% Transferertrag 20.4% 80% 60% Entgelte 13.9% Fiskalertrag 61.5% 40% 20% Regalien und Konzessionen 2.7% Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 0% ZH BE LU UR SZ OWNW GL ZG FR SO BS BL SH AR AI SG GR AG TG TI VD VS NE GE JU CH Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung, Credit Suisse 14 Credit Suisse Economic Research Regionen I Monitor Klumpenrisiken betreffen vor allem Grosszentren Beschäftigungsanteile nach Unternehmensgrösse In %, ausgewählte Wirtschaftsregionen, 2011 70% Mikrounternehmen (<10) 60% Grosse Unternehmen (>250) 50% 40% 30% 20% 10% Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse Höhere Steuersätze zahlen sich nicht immer aus Unternehmenssteuern: Belastung und Einnahmen La Vallée Glattal Basel-Stadt Bern thomas.ruehl@credit-suisse.com Zürich-Stadt Fricktal Baden Genève Lausanne Winterthur-Stadt Surselva Einsiedeln Weinland Mesolcina Leuk Oberes Emmental Schwarzwasser Goms Entlebuch 0% Pays d'Enhaut Grossunternehmen sind wichtig für die Wahrnehmung eines Standorts und weisen oft eine hohe Produktivität auf. Für einen Wirtschaftsstandort darf das Klumpenrisiko jedoch nicht ignoriert werden: Je stärker die Konzentration der Beschäftigten auf wenige Grossunternehmen, desto mehr ist der Standort vom Geschäftsgang und den Entscheidungen einzelner Firmen abhängig. Im Gegensatz zu den Grosszentren sind einzelne ländliche und gebirgige Regionen überwiegend von Mikrounternehmen geprägt. Während Klumpenrisiken in diesem Fall vernachlässigbar sind, bleibt das Wachstumspotential eingeschränkt. Einnahmen je Vollzeitstelle 2011 (Privatwirtschaft), in CHF; Steuerbelastung 2013 BS GE Schweizer Mittel 5'000 Unternehmenssteuereinnahmen pro Vollzeitstelle Nach Jahren der Überschüsse haben die Rechnungsabschlüsse jüngst in mehreren Kantonen in den roten Bereich gedreht. Grund dafür sind meist geringere Fiskalerträge. Der Ruf nach Steuererhöhungen wird deshalb lauter. Unterschiedliche Branchenstrukturen machen das Spektrum der Steuererträge von juristischen Personen pro Beschäftigten sehr breit – von rund CHF 400 in Appenzell Innerrhoden bis CHF 4'900 in BaselStadt. Zug erwirtschaftet trotz sehr geringer Steuerbelastung die dritthöchsten Erträge. Berns hohe Steuersätze führen hingegen nicht zu überdurchschnittlichen Einnahmen. 4'000 3'000 ZG 2'000 NE 1'000 AG SG SH LU AR SZ NW OW AI 0 50 60 UR GL TG GR VD TI BL ZH FR SO VS JU Median BE 70 80 90 100 110 120 130 Steuerbelastung der juristischen Personen thomas.ruehl@credit-suisse.com Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung, Braingroup, Credit Suisse Steuern sind Preisschild eines Standorts Steuerbelastung vs. Zentralität 140 150 Steuerlast Unternehmen 2013; Indikator für Zentralität: regionale Erreichbarkeit 3.0 SOLL-POSITIONIERUNG Lausanne 2.0 Steuerbelastung Die Steuerbelastung stellt aus standortpolitischer Sicht das Preisschild für das Leistungsangebot eines Standorts dar. Aus Steuerbelastung und Leistungsangebot bzw. Zentralität (gemessen anhand der regionalen Erreichbarkeit) entsteht so ein Preis-Leistungsmix. Während die Zentralität einer Gemeinde gegeben ist, kann die Steuerbelastung gewählt werden. Aus standortpolitischer Sicht sollte dabei eine hohe Zentralität mit einer hohen Steuerbelastung einhergehen und umgekehrt. Die Kantonshauptorte positionieren sich mehrheitlich effizient, während innerhalb der Kantone grosse Unterschiede bestehen. Basel Genève 1.0 0 Gemeinden -1.0 Sarnen SOLL-POSITIONIERUNG -2 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 VD Gemeinden Appenzell -2.0 -3.0 andrea.schnell@credit-suisse.com Zürich Bern -1 ZH Gemeinden Zug Stans Luzern Herisau 0 1 Leistungsangebot (Zentralität) Hauptorte 2 3 Quelle: Braingroup, Credit Suisse 15 Credit Suisse Economic Research Geldpolitik Was «übermässige» Kapitalzuflüsse antreibt Nach mehreren Jahren mit übermässig hohen Kapitalzuflüssen in die Schweiz kommt es mittlerweile wieder zu Abflüssen, wenn auch nur allmählich. Die SNB dürfte ihre Devisenreserven noch länger nicht reduzieren. Stetige Kapitalabflüsse sind der «Standard» Eine Volkswirtschaft wie die Schweiz, die sich durch einen hohen Leistungsbilanzüberschuss, eine hohe Sparquote und daher vergleichsweise tiefe inländische Zinsen auszeichnet, reinvestiert gewöhnlich einen Teil ihrer Erträge aus dem Handel mit dem Ausland oder auf Anlagen im Ausland direkt wieder in ausländische Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen oder Produktionsstätten. Solche Kapitalabflüsse gleichen in normalen Zeiten den Leistungsbilanzüberschuss vollständig aus. Unerwartete Ereignisse, welche die Märkte erschüttern, wie die globale Finanzkrise oder die Krise in der Eurozone, erhöhen jedoch die mit ausländischen Vermögenswerten verbundenen Risiken. Dies kann zu Brüchen bei den Kapitalflusstrends führen. Infolge der Finanz- und Eurokrise wurde der Trend gebrochen Zu einem solchen Trendbruch kam es in der Schweiz zwischen Ende 2008 und Anfang 2009. Er wurde durch die globale Finanzkrise ausgelöst und durch die Krise in der Eurozone weiter verstärkt (vgl. Abb. 1). Schweizer Anleger kauften nicht mehr regelmässig ausländische Vermögenswerte. Im Gegenteil: Sie begannen, einen Teil ihrer ausländischen Vermögenswerte zu verkaufen, was die Nachfrage nach Schweizer Franken erhöhte und die Währung einem erheblichen Aufwertungsdruck aussetzte. Ausländische Anleger erhöhten den Aufwertungsdruck ihrerseits mit vermehrten Käufen von Schweizer Vermögenswerten. Immerhin schienen die Schweizer Unternehmen ihr Anlageverhalten in diesem Zeitraum nicht ebenfalls grundlegend geändert zu haben. Dennoch musste die Schweizerische Nationalbank (SNB) mittels umfangreicher Devisenkäufe den Ausfall der Käufe ausländischer Vermögenswerte durch den Privatsektor kompensieren. Die «übermässigen» Zuflüsse entsprechen weitgehend der Zunahme bei den Devisenreserven Abbildung 1 zeigt die kumulativen (Netto-)Kapitalflüsse seit 1999 (negative Werte beschreiben Netto-Kapitalexporte). Diese beinhalten Portfolioinvestitionen und sogenannte «übrige Investitionen», die vorwiegend aus grenzüberschreitenden Interbankenkrediten bestehen, und damit die beiden volatilsten Kategorien, bei welchen auch der Bruch zum Trend von vor der Krise am deutlichsten ausfiel. Bis 2008 beliefen sich die Netto-Portfolioabflüsse und Interbankenkreditflüsse auf durchschnittlich CHF 6 bis 7 Mrd. pro Quartal. Seit 2008 kam es zu erheblichen Kapitalzuflüssen, was zu einer Umkehr des zuvor (scheinbar) linearen Trends führte. Für die grobe Schätzung der «übermässigen» Zuflüsse berechnen wir die Differenz zwischen der Fortschreibung des linearen Trends ab 2009 und den effektiven kumulierten Kapitalflüssen. Abbildung 1 Abbildung 2 Trendbruch bei den Kapitalflüssen Schätzung «übermässiger» Kapitalzuflüsse In CHF Mrd. (negative Werte beschreiben Kapitalexporte) In CHF Mrd., kumulativ seit 2009 50 450 0 400 -50 350 -100 Währungsreserven SNB 250 -200 200 -250 150 -300 100 -350 -450 1999 Übrige Investitionsflüsse 300 -150 -400 Portfolioflüsse Total kumulierte Kapitalflüsse (Portfolio- und übrige Investments) Linearer Trend (1999-2008) 50 0 2001 2003 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2005 2007 2009 2011 2013 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Datastream, Credit Suisse 16 Credit Suisse Economic Research Abbildung 2 zeigt die kumulativen «übermässigen» Zuflüsse nach Kategorien (Portfolio- und Interbankenkreditflüsse). Es scheint, dass die «übermässigen» Zuflüsse weitgehend mit den kumulativen Erhöhungen der Devisenreserven durch die SNB wachsen. Ausländische Banken kaufen indirekt CHF Abbildung 2 zeigt ferner, dass die «übermässigen» Portfoliozuflüsse weniger volatil sind als die Interbankenkreditflüsse. Zudem ist die Korrelation zwischen Letzteren und der Akkumulation der Devisenreserven deutlich höher (und liegt in diesem Zeitraum nahe bei 1). Der ursächliche Zusammenhang zwischen der Akkumulation von Devisenreserven durch die SNB und den Interbankenkreditflüssen ist unklar. Es ist durchaus denkbar, dass die Devisenzukäufe durch die SNB zu diesen Zuflüssen führten. Die SNB hat die Frankenmenge nämlich vor allem durch den Kauf von Devisen von inländischen Banken erhöht. Die inländischen Banken kauften wiederum Devisen von ausländischen Banken, die keinen Zugang zur SNB haben. Technisch gesehen kommt der Kauf von Schweizer Franken durch ausländische Banken in Statistiken zur grenzüberschreitenden Interbankenkreditvergabe einem Kapitalimport gleich. Die Normalisierung der Portfolioflüsse dürfte dauern Gemäss unseren Kapitalflussmessungen (Portfolio- und Interbankenkreditflüsse) ist es seit der zweiten Jahreshälfte 2012 wieder zu Abflüssen aus dem Franken gekommen. Dies gilt allerdings nur für Interbankenkredite. Die Portfoliozuflüsse hingegen haben weiter zugenommen und die «übermässigen» Zuflüsse mittlerweile ein beträchtliches Niveau erreicht. Bis heute gibt es keine Anzeichen für eine Trendumkehr beim Anlageverhalten inländischer Anleger. Diese haben noch nicht wieder mit dem Kauf ausländischer (insbesondere auf EUR lautender) Titel begonnen. Wir gehen davon aus, dass es noch einige Zeit dauert, bis Schweizer Anleger wieder rege in europäische Aktien und Obligationen investieren. Die Europäische Zentralbank ist noch weit entfernt von einer Straffung der geldpolitischen Zügel – und damit von höheren Zinsen – und die Erholung in den Peripherieländern der Eurozone verläuft immer noch zaghaft. Die SNB wird ihre Devisenreserven wohl nicht reduzieren Selbst wenn die Kapitalabflüsse wieder zunehmen sollten, glauben wir nicht, dass die SNB dies als Gelegenheit nutzen würde, um ihre Devisenreserven deutlich zu verringern. Verkäufe würden die Entschlossenheit der Nationalbank zur Verteidigung des EUR/CHF-Mindestwechselkurses weniger glaubhaft erscheinen lassen. Über die letzten Jahre hat die SNB übrigens lediglich bei einer Gelegenheit eine grosse Menge an Devisen verkauft, und zwar nachdem sie ihre Goldreserven verringert und den Erlös vorübergehend in Fremdwährungen investiert hat. Zudem sanken im ersten Halbjahr 2005 die Devisenreserven um rund CHF 20 Mrd., allerdings vor dem Hintergrund einer Frankenabschwächung. Selbst längerfristig könnte sich eine Reduzierung der Reserven angesichts des hohen Devisenvolumens und der Tatsache, dass der Schweizer Franken fundamental stark bleiben und eher mit Aufwertungsdruck konfrontiert sein wird, als schwierig erweisen. Sollte die SNB später einmal in der Lage sein, zu einer restriktiveren Geldpolitik überzugehen und die Überschussliquidität abzubauen, so wären wohl andere Mittel wie beispielsweise die Emission von eigenen Schuldverschreibungen (SNB Bills) wirksamer. Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass die SNB noch längere Zeit auf ihren Devisenpositionen «sitzen bleiben» wird und daher der Strukturierung des SNB-Portfolios grosse Bedeutung zukommt. maxime.botteron@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 17 Credit Suisse Economic Research Geld, Kredit & Märkte I Monitor SNB wies für 2013 hohen Verlust aus Leichte Abnahme der Bilanzsumme der SNB aufgrund des Goldpreisrückgangs In CHF Mrd. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) fuhr infolge des Goldpreisrückgangs einen Verlust von CHF 15 Mrd. ein. Der Gewinn aus Devisenreserven (CHF 3 Mrd.) und der Ertrag aus dem StabFund (CHF 3 Mrd.), der ehemals illiquide Vermögenswerte der UBS enthält, vermochten den Gesamtverlust lediglich auf CHF 9 Mrd. zu reduzieren. Die SNB wird somit keine Dividende an Bund und Kantone ausschütten können. Angesichts der grossen Bilanz, die durch den Verlust im vergangenen Jahr nur leicht beeinträchtigt wurde, dürften die Gewinne der SNB auch in den kommenden Jahren volatil ausfallen. Die Bilanzsumme von CHF 490 Mrd. entspricht noch immer mehr als 80% des Schweizer BIP. 600 Gold Deviseninvestitionen Übrige Anlagen 500 400 300 200 100 0 2005 2007 2009 maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse Erste Bremsspuren im Wachstum der Hypothekarkredite Hypothekenvolumen und BIP 2011 2013 Hypothekarausleihungen an Privathaushalte, in % des BIP Das Wachstum der Hypothekarausleihungen an Privathaushalte wurde gegen Ende 2013 gebremst, was die Wirkung der ergriffenen Massnahmen zur Beruhigung des Immobilienmarktes, nicht zuletzt der strengeren Eigenmittelanforderungen im Rahmen der Selbstregulierung der Banken, widerspiegelt. Mit +3.6% ggü. dem Vorjahr im November liegt es unter dem langjährigen Mittel, aber immer noch über dem nominalen BIPWachstum. Die SNB warnte verschiedentlich, dass «Ungleichgewichte an den Hypothekar- und Immobilienmärkten» zunehmen und dass dieser Trend «die privaten Haushalte anfälliger gegenüber negativen makroökonomischen Schocks» mache (Bericht zur Finanzstabilität 2013, S. 16). Wir gehen davon aus, dass die SNB die Entwicklung am Immobilienmarkt weiterhin genau beobachten und im Bedarfsfall weitere Massnahmen prüfen wird. 110 100 90 80 70 60 50 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 maxime.botteron@credit-suisse.com Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse Striktere Richtlinien für die Hypothekenvergabe Inflationsprognose der SNB weiterhin tief 2007 2010 2013 Inflationsrate in %, ggü. Vorjahr Auf Antrag der SNB erhöhte der Bundesrat den antizyklischen Kapitalpuffer um einen Prozentpunkt. Danach werden die Banken ab dem 30. Juni 2014 verpflichtet, basierend auf ihrem (risikogewichteten) Hypothekarportfolio 2% zusätzliches Eigenkapital zu halten. Da die Risiken aus dem Immobilienmarkt mit zielgerichteten Massnahmen angegangen werden, kann sich die SNB auf die Inflation und den Wechselkurs konzentrieren. Trotz des soliden Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre bleibt die Inflation gedämpft. Wir gehen daher davon aus, dass die SNB vorerst am EUR/CHF-Mindestwechselkurs auf dem aktuellen Niveau festhalten wird. 3.0 Inflation SNB Prognose September 2013 SNB Prognose Dezember 2013 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0 -0.5 -1.0 -1.5 2006 maxime.botteron@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2008 2010 2012 2014 2016 Quelle: Datastream, Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse 18 Credit Suisse Economic Research Anhaltend lockere Geldpolitik in Industrieländern Die Geldpolitik in den Industrieländern dürfte expansiv bleiben. Zwar wird die US-Notenbank ihre Anleihekäufe unserer Meinung nach weiter drosseln und im Herbst beenden, der Leitzins dürfte jedoch bis weit ins kommende Jahr hinein unverändert tief bleiben. Bei der europäischen und der japanischen Zentralbank besteht gar eine Tendenz zur geldpolitischen Lockerung. Im Gegensatz dazu mussten diverse Schwellenländer ihre Geldpolitik straffen, nachdem ihre Währungen durch die graduelle Normalisierung der Geldpolitik in den USA unter Druck geraten sind. Leitzinsen ausgewählter Zentralbanken 6.0 Eurozone USA Japan Schweiz 5.0 4.0 3.0 2.0 1.0 0 2004 2006 2008 2010 2012 philipp.waeber@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse SMI ist teuer bewertet Gewinnerwartungen stark nach unten revidiert 2014 SMI; Netto-Revisionen in %, ggü. Vorjahr Im Einklang mit den globalen Märkten musste der SMI in der zweiten Januarhälfte Federn lassen. Im Februar wurde der Rückschlag allerdings wettgemacht und der SMI notiert mittlerweile sogar höher als zu Jahresbeginn. Telekom- und Pharmawerte schnitten dabei besonders gut ab und trugen massgeblich zur starken SMI-Entwicklung bei. Weil der SMI eher teuer bewertet ist und die Gewinnrevisionen im Vergleich zum Ausland zuletzt schwach ausfielen, halten wir an unserer vorsichtigen Einschätzung des schweizerischen Aktienmarktes fest. SMI 80 60 Netto-Revisionen in %, (3M, gleitender 100 Durchschnitt, rechte Skala) 80 60 40 40 20 20 0 0 -20 -20 -40 -40 -60 -60 -80 2009 2010 2011 2012 sandro.rosa@credit-suisse.com Quelle: Datastream, Credit Suisse EUR/CHF: Stabil, stabil, stabil EUR/CHF: Geringe Zinsdifferenz 2013 2014 Wechselkurs; Zinsdifferenz EUR minus CHF in % Investoren, die in diesem Jahr eine grössere Kursbewegung des EUR/CHF-Wechselkurses erwarten, werden wohl enttäuscht. Nach unten begrenzt der Mindestkurs der Schweizerischen Nationalbank bei 1.20 jeglichen weiteren Rückgang. Und auch nach oben ist das Potenzial des Euros zum Franken unserer Meinung nach eng begrenzt. Die kleine Zinsdifferenz, welche die Absicherungskosten tief hält, die neutrale Bewertung von EUR/CHF und der hohe Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz sprechen gegen einen markanten EUR-Anstieg. 1.70 EUR/CHF 3.5 1.60 2-jährige Zinsdifferenz Swap EUR minus CHF (r.S.) 3.0 2.5 1.50 2.0 1.40 1.5 1.30 1.0 1.20 1.10 2005 marcus.hettinger@credit-suisse.com Swiss Issues Konjunktur I März 2014 0.5 0 2007 2009 2011 2013 Quelle: Datastream, Credit Suisse 19 Credit Suisse Economic Research Immobilien Standortwahl wird matchentscheidend Die Auswahl an Wohnimmobilien ausserhalb der Zentren wächst. Um im Standortwettbewerb zu bestehen, wird die gute regionale Erreichbarkeit immer wichtiger. Die Annahme der Zuwanderungsinitiative dürfte diese Entwicklung noch akzentuieren. Zunehmende Ansprüche an periphere Märkte Der Markt für Wohnimmobilien wird anspruchsvoller. Aufgrund hoher Eigenheimpreise, hoher Mieten und tiefer Renditen in den urbanen Räumen verlagert sich das Marktgeschehen aus den Zentren heraus. Weil jedoch in der Peripherie punktuell schon mehr gebaut als nachgefragt wird und sich diese Situation nach Annahme der Zuwanderungsinitiative noch akzentuieren dürfte, trennt die richtige Standortwahl hinsichtlich neuer Projekte zunehmend die Spreu vom Weizen. Regionale Erreichbarkeit trennt Spreu vom Weizen Ausserhalb der Zentren wächst die Auswahl an neugebauten Wohnungen vielerorts. Die Neubauprojekte stehen zunehmend in regionaler Konkurrenz und können sich nur über ihre Standortqualitäten deutlich voneinander abgrenzen. Haushalte versuchen, den besten Kompromiss zwischen Preisniveau, Wohnraumangebot und Erreichbarkeit zu finden, was in der Vergangenheit zu einem starken Wachstum an Standorten mit einer mittleren bis guten Erreichbarkeit geführt hat (vgl. Abb. 1). Ist die Wahl für ein neues Zuhause einmal auf eine bestimmte Region gefallen, stellt sich häufig die Frage, welche Gemeinde im Vergleich zu allen umliegenden Gemeinden bezüglich der Erreichbarkeit am besten abschneidet (vgl. Abb. 2). Es lässt sich beobachten, dass sich die Immobiliennachfrage aus den schlecht erschlossenen Räumen, aber verstärkt auch aus den teuren Grosszentren (insbesondere Region Zürich und Genfersee), zunehmend in die Mittelzentren und ihre kleinräumigen Agglomerationen entlang der Hauptverkehrswege verlagert. Besonders profitieren dürften gut erreichbare Gemeinden mit einem zeitgemässen Wohnungsbestand und einem attraktiven Naherholungsangebot. Fernab der Grosszentren wird die Nachhaltigkeit dieser regionalen Nachfrageschwerpunkte jedoch stark davon abhängen, wie sich die regionalen Arbeitsmarktzentren unter den Unsicherheiten des neuen Zuwanderungsregimes entwickeln können. Denn nicht nur dürfte sich die Zuwanderung über geringeres Beschäftigungswachstum direkt abschwächen, sondern zusätzlich wird wohl die Binnenmigration aus den Zentren nach-lassen. Dadurch wird die Marktsituation noch einmal schwieriger, und ein Verdrängungswettbewerb beginnt. Die richtige Standortwahl wird zunehmend erfolgsentscheidend für den Wert und die Vermietbarkeit einer Wohnimmobilie. christian.kraft@credit-suisse.com Abbildung 1 Abbildung 2 Bevölkerungswachstum nach Erreichbarkeitsgüte Regionales Erreichbarkeitsgefälle Verkehrstechnische Erreichbarkeit von sehr schlecht (---) bis sehr gut (+++) Erreichbarkeit (MIV und ÖV) einer Gemeinde relativ zur Erreichbarkeit aller Gemeinden im Umkreis von 35 Min. Fahrweg +++ (sehr gut) ++ + = (mittel) ---- (sehr schlecht) Bevölkerungswachstum 2008 – 2011 Bevölkerungswachstum Schweiz 2008 – 2011 4.0% 3.0% 2.0% 1.0% 0.0% --- -- - Quelle: Credit Suisse, Bundesamt für Statistik Swiss Issues Konjunktur I März 2014 = + ++ +++ Quelle: Baublatt, Credit Suisse 20 Credit Suisse Economic Research Immobilien I Monitor Hochpreisregionen mit geringerem Preiswachstum Jahreswachstumsraten Wohneigentumspreise Verschiedene Aggregate (EWG und EFH); Wachstumsraten in % Die höheren Kapitalanforderungen haben nicht nur dämpfend auf das Preiswachstum gewirkt, sondern auch die Nachfrage von den Hochpreisregionen in günstigere Regionen umgelenkt. Haushalte, die Mühe bekunden, die neuen Kapitalhürden zu überwinden, stehen im Wesentlichen drei Möglichkeiten offen. Sie können ihren Flächenanspruch zurückschrauben, sich für günstigere Objekte entscheiden oder in günstigere Regionen ausweichen. Es erstaunt daher nicht, dass die Abkühlung in den Hochpreisregionen am markantesten ausfiel. 14% Hot Spots (rund um Genfer-, Zuger- und Zürichsee) Zentren ausserhalb der Hot Spots und zentrumsnahe Wachstumsregionen Sonstiges Mittelland und Jura Bergregionen 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% 2001 2003 2005 2007 christian.kraft@credit-suisse.com Quelle: Wüest & Partner, Credit Suisse Büroflächenmarkt vor Herausforderungen Unternehmensansiedlungen 2009 2011 2013 Anzahl angesiedelter Unternehmen und Beschäftigter Es wird immer schwieriger, internationale Firmen für neue Büromietflächen zu gewinnen. Die Anzahl neu angesiedelter Unternehmen und besonders die Anzahl neuer Arbeitsplätze, die dadurch geschaffen werden, sind seit 2007 markant gesunken. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch die Planungsunsicherheiten aufgrund der noch ungewissen Ausgestaltung der Unternehmenssteuerreform III (USR III) dürften für diese Abschwächung eine zentrale Rolle spielen. Weitere Unsicherheiten aufgrund der Annahme der Zuwanderungsinitiative dürften die Situation noch verschärfen. Anzahl Arbeitsplätze der angesiedelten Unternehmen (linke Skala) Anzahl angesiedelter ausländischer Unternehmen (rechte Skala) 4'000 3'500 600 525 3'000 450 2'500 375 2'000 300 1'500 225 1'000 150 500 75 0 0 2007 2008 2009 2010 2011 christian.kraft@credit-suisse.com Quelle: Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz, Credit Suisse Tiefere Agios vs. höhere Unsicherheiten Unterschiedliche Agio-Entwicklung 2012 Agio/Disagio der kotierten Immobilienfonds in % des Nettoinventarwerts Die Aufpreise der indirekten Schweizer Immobilienanlagen sind im letzten Jahr spürbar zurückgegangen. Während die Agios der kotierten Immobilienfonds Ende 2012 bei 24% lagen, standen sie Ende Januar 2014 bei durchschnittlich 15.9%. In Anbetracht des aktuellen Zinsniveaus sind die Börsenkurse der indirekten Immobilienanlagen wieder attraktiv bewertet. Dies gilt auch nach der Annahme der Zuwanderungsinitiative, welche die Unsicherheit erhöht. Insgesamt sind die Auswirkungen zwar negativ, aber wohl überschaubar. Auch die sich eintrübenden Fundamentaldaten auf dem Büroflächenmarkt scheinen an der Börse bereits eingepreist. Insofern resultiert ein taktisch günstiger Einstiegszeitpunkt. 35% Differenz (rechte Skala) Wohnimmobilienfonds Swiss Issues Konjunktur I März 2014 90% 30% 80% 25% 70% 20% 60% 15% 50% 10% 40% 5% 30% 0% 20% -5% 10% -10% 10.2008 philippe.kaufmann.2@credit-suisse.com Kommerzielle Immobilienfonds 0% 10.2009 10.2010 10.2011 10.2012 10.2013 Quelle: Jahres- und Halbjahresberichte der Fonds, Datastream, Credit Suisse 21 Credit Suisse Economic Research Wirtschaftspolitische Agenda Lohnzurückhaltung bringt Beschäftigung Löhne in der Schweiz wenig reguliert Der guten Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften sowie der hohen Kooperationsbereitschaft zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber verdankt die Schweiz im Global Competitiveness Report des WEF regelmässig Spitzenplätze, und Organisationen wie die OECD erwähnen wiederholt lobend die tiefe Arbeitslosen- und die hohe Beschäftigungsquote. Die Arbeitskräfteverfügbarkeit ist nach der Annahme der «Masseneinwanderungsinitiative» ungewiss. Umso mehr gilt es, der kooperativen Beziehung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Sorge zu tragen, der im Schweizer Arbeitsmarkt mit seiner traditionell dezentralen Organisation eine tragende Rolle zukommt. Unter anderem werden Löhne überwiegend direkt in den Unternehmen mit der Belegschaft ausgehandelt. Es gibt keine zentralen, allgemeingültigen Lohnverhandlungen auf nationaler Ebene und nur knapp die Hälfte der Beschäftigten untersteht einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und damit den Verhandlungsergebnissen einzelner Gewerkschaften. Produktivitätswachstum bestimmt Lohnanstieg Für die Höhe und die Entwicklung der Löhne sollte aus volkswirtschaftlicher Sicht die Produktivitätsentwicklung massgebend sein. Solange sich die Lohn- bzw. Arbeitskosten im Gleichschritt mit der Produktivität entwickeln, bleibt die Arbeitsnachfrage der Unternehmen und damit die Beschäftigung unverändert. Übertrifft das Lohnwachstum den Produktivitätszuwachs, wäre mit einem negativen bzw. umgekehrt mit einem positiven Effekt auf die Beschäftigung zu rechnen. Lohnzurückhaltung erhöht Beschäftigung Die Beschäftigungseffekte der Lohnentwicklung werden, vereinfacht gesagt, aus der Differenz zwischen Arbeitsproduktivität und Reallohn errechnet.2 Nimmt man den Lohnindex des Bundesamts für Statistik als Indikator für die Reallohnentwicklung, fiel der Lohnanstieg in der Schweiz seit 1999 in praktisch allen Jahren tiefer aus als das Produktivitätswachstum. Ausnahmen waren einzig die Krisenjahre 2001 – 2003 und 2009. Dieses Bild ändert sich auch nicht, wenn anstelle des Lohnindexes die Lohneinkommensdaten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verwendet werden, die zusätzlich variable Vergütungen sowie Lohnveränderungen, welche sich aus einem Arbeitsplatzwechsel ergeben, umfassen. Die Differenz zwischen Produktivitäts- und Lohnanstieg fiel zwar in der Regel kleiner aus, der Verteilungsspielraum war jedoch ebenfalls nicht überzogen. Ausnahmen waren die Jahre 2001 – 2002, 2005, 2009 und 2011. Mit dieser Lohnzurückhaltung wurden in der Schweiz im letzten Jahrzehnt positive beschäftigungspolitische Akzente gesetzt, die sich heute nicht zuletzt in der hohen Beschäftigungsquote und der tiefen Arbeitlosigkeit widerspiegeln. bettina.rutschi@credit-suisse.com Wirtschaftspolitischer Ausblick Geschäft Termin Volkswirtschaftliche Beurteilung Für den Schutz fairer Löhne (Mindestlohn-Initiative) Die Mindestlohn-Initiative will den wachsenden Druck am unteren Ende der Lohnskala stoppen und Lohnungleichheiten zwischen Frauen und Männern entgegen wirken. Dazu soll ein Mindestlohn festgelegt werden, der sich am Existenzbedarf bemisst und sich per Stichtag vom 1. Januar 2011 auf 22 Franken pro Stunde belief (entsprechend 4‘000 Franken pro Monat bei einer 42Stunden-Woche). Die Höhe des Mindestlohns wäre regelmässig an die Lohnund Preisentwicklung anzupassen. 18. Mai 2014 Die Schweiz verfügt heute über eine der effizientesten Lohn- und Arbeitsmarktpolitiken, was sich in einem hohen Lohnniveau, einer hohen Erwerbsbeteiligung und einer tiefen Arbeitslosigkeit widerspiegelt. Die Mindestlohn-Initiative stellt einen Eingriff in dieses System und in die Lohnstruktur ganzer Branchen dar. Liegt ein Mindestlohn über dem Marktlohn, ist mit einer Wegrationalisierung oder der Verlagerung von Stellen ins Ausland zu rechnen. Zusammengefasst: Eine Annahme der Mindestlohn-Initiative würde die Wettbewerbsfähigkeit von Arbeitsplätzen, Unternehmen und Branchen beeinträchtigen. Sie hätte zudem negative Beschäftigungseffekte und würde die Sozialpartnerschaft – ein wichtiger Pfeiler des Erfolgsmodells Schweiz – schwächen. 2 Siehe bspw. Deutscher Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2006/07 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 22 Spezial Inflation Es fehlen die Katalysatoren Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Einleitung und Zusammenfassung An der Grenze zur Deflation Die nachfolgende Analyse untersucht monetäre, zyklische und strukturelle Bestimmungsfaktoren der Inflation. Sie deutet auf ein Anhalten des Tiefinflationsumfelds hin. Ein Abgleiten in verbreitete Deflation scheint unwahrscheinlich. Notenbankbilanzen haben Höchst-, die Inflation Tiefststände erreicht Im Gefolge der Finanzkrise haben vor allem die Notenbanken der Industrieländer, darunter auch die Schweizerische Nationalbank (SNB), zur Stabilisierung des Finanzsystems und der Stützung der Konjunktur extreme geldpolitische Massnahmen ergriffen. Diese sind in einigen Ländern immer noch im Gang und wurden im Fall Japans jüngst sogar verstärkt. Die Konsequenz ist eine im historischen Vergleich noch nie dagewesene Aufblähung der Notenbankbilanzen. Besonders zu Beginn weckten diese Massnahmen in der Bevölkerung und Presse nicht zuletzt in der Schweiz beträchtliche Inflationsängste. Die Realität ist bisher jedoch eine andere: Die Inflation ist in den Industrieländern, auch in der Schweiz, nach der Finanzkrise auf historische Tiefststände gefallen. Inflationskonvergenz und Trade-Off zwischen Inflation und Wachstum Diese Entwicklung nehmen wir zum Anlass, die Bestimmungsfaktoren von Inflation theoretisch und empirisch unter die Lupe zu nehmen. In einem ersten Kapitel (Seite 25 – 26) werden die Inflationstrends der jüngeren Vergangenheit genauer charakterisiert. Es zeigt sich, dass der lang anhaltende Trend zur globalen Inflationskonvergenz zumindest vorübergehend unterbrochen ist. Die Inflation erreichte zwar in den meisten Industrieländern sehr tiefe Werte, ist jedoch in mehreren Schwellenländern markant gestiegen. Gleichzeitig wurde der seit den 1980er-Jahren anhaltende Trend zur Verbesserung des Trade-Offs zwischen Inflation und Wachstum nach der Finanzkrise unterbrochen. Gelddrucken schafft nur Inflation, wenn die Kreditvergabe stimuliert wird Auf den Seiten 27 – 28 gehen wir der monetären Sicht der Inflation auf den Grund. Der Rückgang der Inflation bei gleichzeitig hohem Geldmengenwachstum kann als Folge der sinkenden Zinsen und dadurch reduzierten Umlaufgeschwindigkeit interpretiert werden. Steigende Zinsen würden demnach zu geringerer Geldhaltung, höheren Ausgaben und Inflation führen. Allerdings missachtet diese Sicht die mögliche Verschiebung von Geld in andere Anlagen. Zudem zeigt sich, dass das Kreditwachstum wohl ein wichtigerer Treiber der Gesamtnachfrage und Inflation ist. Dieser Analyse schliesst sich auf den Seiten 29 – 30 ein Exkurs über den Zusammenhang zwischen Vermögenspreis- und Konsumentenpreisinflation an. Wir zeigen, dass die Immobilienpreissteigerungen unter Umständen zur Inflation beitragen können. Wichtiger ist jedoch die Erkenntnis, dass das Platzen von Immobilienblasen Deflationsrisiken generiert. Inflation zeigt auch auf tiefem Niveau zyklische Schwankungen Auf den Seiten 31 – 33 analysieren wir nachfrage- wie auch angebotsseitige zyklische Einflüsse auf die Inflation. Wir stellen dabei fest, dass die Schwankung von Energiepreisen auf globaler Ebene weiterhin den grössten Einfluss auf temporäre Veränderungen der Inflation hat. Auf nationaler Ebene sind es Wechselkursschwankungen, die die Inflation am stärksten beeinflussen. Die Verhältnisse an den nationalen Arbeitsmärkten haben hingegen an Einfluss auf die Inflation verloren. Die Phillips-Kurve hat sich verflacht. Globalisierung und interner Wettbewerb hemmen die Inflation Dies ist wohl zum Teil Folge des Globalisierungsdrucks. Die dämpfende Wirkung von Globalisierung und verstärktem Wettbewerb an Binnenmärkten auf die Inflation wird auf den Seiten 34 – 35 näher beleuchtet. Auf den Seiten 36 – 37 schliesst sich eine Analyse demografischer Effekte auf die Inflation an. Unsere Untersuchung bestätigt andere Studien, welche aufzeigen, dass der demografische Wandel die Nachfrage und damit die Inflation zu dämpfen scheint. Unabhängige Notenbanken und disziplinierende Finanzmärkte Schliesslich gehen wir auf den Seiten 38 – 40 der höchst kontrovers diskutierten Frage nach, ob Inflation tatsächlich den wahrscheinlichsten Ausweg aus der hohen Staatsverschuldung der Industrieländer darstellt. Dieses Szenario kann zwar nicht ausgeschlossen werden, die Kombination von politischer Unabhängigkeit der Notenbanken und disziplinierender Wirkung der Finanzmärkte verringert jedoch aus unserer Sicht dessen Wahrscheinlichkeit. Damit rücken andere Auswege, z.B. ein schleichender Schuldenschnitt in Form von «Finanzrepression» in den Vordergrund. Unsere Studie schliesst mit einem Ausblick für die Inflationsentwicklung in den kommenden Jahren (Seiten 41 – 43). Swiss Issues Konjunktur I März 2014 24 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Zahlen und Fakten zur Inflation Von Konvergenz zu Divergenz Im Gefolge der Finanzkrise ist die Inflation auf sehr tiefe Niveaus gefallen, gleichzeitig ist eine gewisse Divergenz zwischen den verschiedenen Ländern zu beobachten. Der Trade-Off zwischen Wachstum und Inflation hat sich eher verschlechtert. Rückläufige Trends in der Inflation seit Anfang der 1980er Jahre Die grossen Inflationsschübe der Nachkriegszeit liegen mehr als zwei Jahrzehnte zurück. In den Industrieländern erreichte die Inflation in den späten 1970er-Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Ab 1981 war die Inflation hier, abgesehen von leichten Anstiegen in den späten 1980er- und späten 1990er-Jahren, durchwegs rückläufig (vgl. Abb. 1). Im Gefolge der Rezession zu Anfang des neuen Jahrtausends ging die Inflation nochmals leicht zurück, stieg dann jedoch im Zuge des Finanz- und Konjunkturbooms wieder graduell an. Im Jahr 2008 kam es aufgrund eines starken Anstiegs der Energiepreise zu einer markanten Inflationsspitze. Allerdings fiel die Inflation danach aufgrund der beginnenden Rezession und des starken Rückgangs der Energiepreise rasch wieder zurück und erreichte historische Tiefststände. Inflationsanstieg 2008 als Folge der Energiepreishausse In den Schwellenländern verzögerte sich der Inflationshöhepunkt um mehr als eine Dekade. Erst im Zuge der Krisen Mitte der 1990er-Jahre wurden die Notenbanken vieler Schwellenländer in die Unabhängigkeit entlassen und schlugen – mit Erfolg – eine stabilitätsorientierte Geldpolitik ein. Auch in den Schwellenländern erreichte die Inflation Anfang der 2000erJahre einen Tiefpunkt, der allerdings im Durchschnitt immer noch über jenem der Industrieländer lag. Angesichts ihrer höheren Energieabhängigkeit führte der Anstieg der Energiepreise im Jahr 2008 in fast allen Schwellenländern zu einem ausgeprägteren, allerdings ebenfalls vorübergehenden Anstieg der Inflation. Entwicklung seit der Finanzkrise: Divergenz auf tiefem Niveau Im Zuge der tiefen Rezession fiel die Inflation im Jahr 2009 in den grossen Industrieländern vorübergehend in negatives Territorium. Der Medianwert aller Industrieländer lag nur knapp über Null. Obwohl die Inflationsraten in den folgenden Jahren meist wieder in den positiven Bereich gedreht haben, verharren die absoluten Werte weiterhin auf extrem tiefen Niveaus. In den USA liegen z.B. alle Inflationsmasse trotz mehr als drei Jahren Wachstumserholung immer noch markant unter 2%. In der Schweiz sind seit mehr als 2 Jahren leicht negative Inflationswerte zu verzeichnen. Die schärfsten Richtungsänderungen sind in jüngster Zeit in der Eurozone und in Japan festzustellen. Während die Inflation in Japan im Zuge der starken Yen-Abwertung sprunghaft gegen 2% gestiegen ist, zeichnet sich in der Eurozone eher eine Bewegung Richtung Deflation ab: Die Inflationsraten in Italien, Spanien und in Frankreich liegen allesamt unter 1%. Abbildung 1 Abbildung 2 Inflation im langfristigen Vergleich Globale Streuung der Inflationsraten Inflation in %, Medianwert, ggü. Vorjahr Inflation in %, Jahresdurchschnitte 25 20 Industrieländer Schwellenländer 20 Mittlere 50% der Beobachtungen 18 Median 16 14 15 12 10 10 8 6 5 4 2 0 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Quelle: Reinhard & Rogoff, Internationaler Währungsfonds, Bloomberg, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 1981-1990 1991-2000 2001-2008 2009-2013 Quelle: Internationaler Währungsfonds, Credit Suisse 25 Credit Suisse Economic Research Streung der Inflationsraten hat abgenommen Im Zuge des langfristig rückläufigen Inflationstrends hat auch die Streuung der Inflationsraten abgenommen (vgl. Abb. 2). Sowohl unter den Industrie- als auch den Schwellenländern sind allerdings – wohl als Folge unterschiedlicher «Inflationstoleranz oder –aversion» – lang anhaltende Unterschiede in den Inflationsniveaus festzustellen, die sich auch nach der Finanzkrise fortgeschrieben haben. Unter den Industrieländern bleibt die Schweiz ein ausgesprochenes Tiefinflationsland. Während bei den Schwellenländern China, Südkorea, Taiwan, aber auch Polen ähnliche Werte wie die Industrieländer aufweisen, liegt die Inflation bei anderen, u. a. Brasilien und Indien, höher als vor der Finanzkrise. Markante Abwertungen der Währungen, welche auf konjunkturelle Überhitzungsphasen folgten, haben hier die Inflation in die Höhe getrieben. Die «grosse Mässigung»: Tiefere Inflation, besseres Wachstum Zentraler Aspekt des «Sieges» über die Inflation in den 1980er- und 1990er-Jahren war, dass sich die Wirtschaftsleistung trotz des raschen Rückgangs der Inflation nicht verschlechterte und in vielen Fällen sogar verbesserte. In den 1990er-Jahren und den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts, oft als die Periode der «grossen Mässigung» (Great Moderation) bezeichnet, verzeichneten die Industrieländer abgesehen von zwei relativ milden Rezessionen recht robustes Wachstum. Gleichzeitig blieb die Inflation gering oder sank sogar weiter. Dieser Trend setzte in den Schwellenländern später ein, hielt aber länger an. China konnte bei rückläufigen Inflationsraten das Wachstum halten, Brasilien, Indien, Indonesien, Russland und andere es sogar markant steigern (vgl. Abb. 3). Besserung des TradeOffs zwischen Inflation und Wachstum gestoppt Diese Verbesserung im Trade-Off zwischen Preisstabilität und Wachstum hat sich seit der Finanzkrise nicht weiter fortgesetzt und in einigen Fällen sogar ins Gegenteil verkehrt (vgl. Abb. 4). In den meisten Industrieländern waren nun weitere Rückgänge der Inflation generell von Wachstumsrückgängen begleitet. Die heftigsten Wachstumseinbrüche erlitten dabei die Krisenländer der Eurozone. Unter den grossen Schwellenländern erfuhr Russland den schärfsten Wachstumseinbruch, während Indien bei geringerem Wachstum einen scharfen Anstieg der Inflation erlebte. Bleibt das Teuerungsklima mild? Gerade für Anleger lautet eine zentrale Frage, wie sich das Verhältnis von Inflation und Wachstum in der längeren Frist entwickeln wird. Bleibt das Wachstum zu tief, um höhere Inflationsraten zu generieren, und kommt es allenfalls sogar zur Deflation? Oder wird – umgekehrt – die viele Liquidität, welche von den Notenbanken seit der Finanzkrise geschöpft wurde, schliesslich doch zu höherer Inflation führen, während das Wachstum möglicherweise auf enttäuschendem, tiefem Niveau verharrt? Unsere Studie soll helfen, diese Fragen zu beantworten. Abbildung 3 Abbildung 4 Wachstum und Inflation, 2001 – 2008 vs. 1991 – 2000 Wachstum und Inflation, 2009 – 2013 vs. 2001 – 2008 Inflation und BIP-Wachstum in %, ggü. Vorjahr Inflation und BIP-Wachstum in %, ggü. Vorjahr 3 2 TU* 1 CH -3 5 SP GB HK -4 CL -5 PL KO -6 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 * Die effektiven Werte für den Rückgang der Inflationsraten sind wie folgt: Brasilien: -599%; Russland: -194%; Schwellenländer: -72%; Quelle: IWF, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 6 TU Weniger Inflation -3 Weniger Inflation MX CO IN -2 CN ID PH -1 HU Weniger Wachstum -2 AR Mehr Inflation 0 BR* 0 -1 1 AR PH SA IT Weniger Wachstum 2 Mehr Wachstum RU* 4 2 NL HU ES RU 0 -2 -4 -6 -8 Quelle: Internationaler Währungsfonds, Credit Suisse 26 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Die (enge) monetäre Sicht Gelddrucken alleine schafft noch keine Inflation Der Rückgang des Geldmultiplikators und der Umlaufgeschwindigkeit haben das starke Geldmengenwachstum neutralisiert. Bei einer Umkehr dieser Prozesse und gleichzeitig stärkerem Kreditwachstum müssen Notenbanken Liquidität abschöpfen. Notenbankgeld und Geldhaltung des Privatsektors divergieren «Wenn die Notenbanken Geld drucken, ist die Inflation nicht fern.» Das ist eine weit verbreitete Ansicht und basiert auf einer – vereinfachten – Interpretation der sogenannten Quantitätstheorie. Diese besagt, dass das nominelle BIP dem ausgegebenen Geld entsprechen muss. Das insgesamt ausgegebene Geld wiederum entspricht dem Volumen an Geld (der Geldmenge) multipliziert mit der Anzahl von Transaktionen (Umlaufgeschwindigkeit). Die erste Komplikation betrifft die Definition der Geldmenge selbst. Das von der Notenbank «gedruckte» Geld, also Noten, Münzen und Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank (M0), ist nicht dasselbe Geld, welches Haushalte und Unternehmen potentiell für Ausgaben zur Verfügung steht, also nebst Bargeld die bei den Geschäftsbanken gehaltenen Depositen und Spargelder (M1, M2 und M3). Gerade seit der Finanzkrise hat sich das Verhältnis zwischen der Notenbankgeldmenge und den anderen Aggregaten dramatisch gewandelt. Während sich erstere gerade auch in der Schweiz aufgrund der Devisenmarktinterventionen der SNB explosionsartig entwickelt hat, sind die grösseren Geldmengenaggregate wesentlich langsamer gewachsen. Der «Multiplikator» der Notenbankgeldmenge ist also stark gefallen (vgl. Abb. 1). Das Verhältnis von M2Wachstum und Inflation variiert stark Auch der Zusammenhang zwischen dem vom Privatsektor gehaltenen Geld und der Inflation ist nicht erhärtet. Ende der 1980er-Jahre stieg die Geldmenge M2 in der Schweiz beispielsweise um jährlich 10 – 15%, die darauf folgenden Preiszuwächse betrugen jedoch «nur» etwa 6% pro Jahr. Seither wuchs die Geldmenge phasenweise weitaus stärker, zum Beispiel um bis zu 20% in den Jahren 1993 und 2003, die Inflation übertraf aber kaum mehr 2%. Ein ähnliches Bild zeigt sich in anderen Industriestaaten wie den USA und der Eurozone. Lässt sich daraus ableiten, dass die durch die Quantitätsgleichung postulierte Übertragung von Geldmengen- auf Konsumentenpreiswachstum ausser Kraft gesetzt ist? Bei tieferen Zinsen wird mehr (zinsloses) Geld gehortet Der Befund einer schwachen Inflation trotz starker Ausweitung der Geldmenge lässt die Wirkung von Zinsänderungen auf die Geldnachfrage unbeachtet. Bei tieferen Zinsen wird tendenziell mehr Geld «gehortet». Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt (vgl. Abb. 2), wodurch das Wirkungspotential des Geldmengenwachstums auf die Ausgaben und Verbraucherpreise abnimmt. Die rückläufigen Zinsen bieten demnach eine Erklärung, weshalb Mitte der 1990erund 2000er-Jahre und auch seit der Finanzkrise trotz starker Geldmengenausweitung die Preise viel weniger anzogen als Ende der 1980er-Jahre (vgl. Abb. 3). Abbildung 1 Abbildung 2 Geldmengenmultiplikator Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Verhältnis der Geldmenge M2 zu M0 Geldmenge M2, USA: M2 abzüglich kleiner Termineinlagen 14 1.2 3.0 12 1.0 2.8 10 0.8 8 0.6 6 0.4 4 0.2 USA Schweiz 2.6 2.4 2.2 2.0 1.8 Schweiz 2 1986 1990 1994 1998 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2002 2006 2010 2014 0.0 1985 Grossbritannien Japan USA (r.S.) 1.6 1990 1995 2000 2005 2010 Quelle: Datastream, Credit Suisse 27 Credit Suisse Economic Research Zinsanstieg via höhere Umlaufgeschwindigkeit ein Inflationsrisiko? Umgekehrt impliziert diese Überlegung, dass steigende Zinsen zu einem Rückgang des Geldhortens, einem Anstieg der Umlaufgeschwindigkeit und damit potentiell zu Inflationsdruck führen sollten. Die in Abbildung 3 gezeigte Veränderungsrate der Zinsen sendet gemäss diesem Gedankenmodell derzeit tatsächlich ein Inflationssignal aus, wenn auch mit beträchtlicher Zeitverzögerung. Wie sehr müssen wir uns über dieses Risiko sorgen? Wohl eher in begrenztem Ausmass, und zwar aus drei Gründen. Erstens ist es unklar, ob lediglich Zinsbewegungen oder nicht auch das absolute Zinsniveau die Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit beeinflussen. Da das Zinsniveau derzeit absolut betrachtet immer noch sehr tief ist, ist das in Abbildung 3 gezeigte Inflationssignal wohl übertrieben. Zweitens schliesst die Quantitätstheorie mögliche Verschiebungen von Geldanlagen in andere Anlagen wie Obligationen oder Aktien aus. Es ist durchaus denkbar, dass ein Anstieg der Zinsen gerade diese Verschiebung auslösen würde. Damit würde das Geld in anderer Weise gehortet und flösse nicht direkt in die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Genügend Instrumente zur Abschöpfung von Liquidität vorhanden Drittens können die Notenbanken das Inflationspotential einschränken, indem sie die Überschussliquidität abschöpfen oder anderweitig blockieren, bevor es nachfragewirksam wird. Dazu stehen ihnen diverse Instrumente zur Verfügung. Der direkteste Weg, den Banken Reserven zu entziehen, wäre, ihnen die von der Notenbank gehaltenen Wertpapiere zu verkaufen. Allerdings könnten derartige Verkäufe die Märkte destabilisieren. Ein feineres Steuerungsinstrument ist die Zahlung von Zinsen auf diese Reserven. Damit können sie bei der Notenbank blockiert werden. Die Notenbanken können sich auch bei den Geschäftsbanken Geld leihen und es in dieser Weise blockieren. Dazu würden sie Schuldverschreibungen gegen Zahlung eines Zinses ausgeben (im Fall der Schweiz die SNB-Bills.) Schliesslich stehen ihnen auch umgekehrte Rückkaufvereinbarungen zur Verfügung. Die Kernfrage lautet somit, ob die Notenbanken diese Instrumente zum richtigen Zeitpunkt einsetzen werden. Dies hängt einerseits von ihrer korrekten Einschätzung der Inflationsrisiken ab, mehr noch aber vom Freiraum, der ihnen von der Politik für derartige, allenfalls konjunkturell schmerzhafte, Interventionen gewährt wird (siehe Seite 38 – 40). Ohne Wandlung der Geld«Munition» in Kredite entsteht kaum Inflation Letztlich ist darauf hinzuweisen, dass in einer modernen Wirtschaft die Gesamtnachfrage weniger durch direkte Ausgaben von «Geld», sondern von der Kredit- und Kapitalmarktfinanzierung abhängt. Erst wenn die bei den Banken lagernden Depositen (also die «Munition») zur Kreditvergabe eingesetzt werden, steigt das Inflationsrisiko. Wie Abbildung 4 zeigt, ist denn auch die Beziehung von Kreditwachstum und Inflation sehr eng. Im Moment sprechen die sehr schwachen Daten zur Kreditvergabe, vor allem in der Eurozone, klar gegen ein Inflationsrisiko. Die höhere Inflation in den Schwellenländern ist hingegen Folge des dort zu starken Kreditwachstums. Abbildung 3 Abbildung 4 Geldmengenwachstum, Zinsen und Inflation, Schweiz Kreditwachstum und Inflation Durchschnitt von 2000 oder frühest verfügbar bis heute, in % Wachstum der Geldmenge M2, Inflation und Zinsen in % Geldmengenwachstum M2 (2J Verzögerung) Inflation (rechte Skala) 12M durchschn. Zinsänderung (2J Verzögerung) 12 6.0 10 40 4.0 8 20 2.0 60 0 0 -20 -2.0 -40 -4.0 -60 1988 -6.0 Inflation 8.0 80 6 China Indien Türkei Polen Indonesien USA Grossbritannien Deutschland Italien Australien Südkorea Brasilien Russland Mexiko Südafrika Philippinen Schweiz Japan Frankreich Spanien Eurozone Schwellenländer 4 China Polen 2 Industrieländer 0 -2 1992 1996 2000 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2004 2008 2012 -2 0 2 4 2016 6 8 10 12 14 16 Reales Kreditwachstum Quelle: Datastream, Credit Suisse 28 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Die (erweiterte) monetäre Sicht Deflationäre Vermögenspreisblasen? Vermögenspreisinflation, u.a. ein Anstieg der Immobilienpreise, kann unter gewissen Umständen inflationstreibend sein. Der deflatorische Effekt platzender Blasen an Immobilien- und anderen Märkten ist möglicherweise das grössere Risiko. Anlagen reagieren sehr unterschiedlich auf Inflation Die Frage nach den Ursachen und Wirkungen der Inflation von Vermögenspreisen ist vielschichtig. Es beginnt mit der Diskussion um die Definition von Vermögenswerten. Sind zum Beispiel Rohstoffe, deren Preisbewegungen die Inflation klar beeinflussen, wirklich Vermögenswerte? Die Korrelation zwischen der Konsumentenpreisinflation und Preisänderungen von Vermögenswerten ist je nach Anlageklasse und konjunktureller Lage unterschiedlich. Zum Beispiel leiden die realen Renditen von festverzinslichen Anlagen bei (unerwarteter) Inflation. Umgekehrt profitieren gewisse Vermögenswerte, v.a. Gold und andere Edelmetalle, deren Angebot sehr begrenzt ist. Aktien bieten generell einen besseren Schutz vor Inflation als Obligationen, leiden aber bei hohen Inflationsraten ebenfalls, weil in solchen Umständen die generellen wirtschaftlichen Risiken auf die Kurse und Rendite drücken.3 Für die Immobilienpreise sind die Zinsen wichtiger als die Inflation Die Beziehung zwischen Immobilienpreisen und Konsumentenpreisinflation ist ebenfalls keine stetige. In den frühen 1990er-Jahren lagen zum Beispiel die Steigerungsraten von Immobilienpreisen in den USA unter der Kerninflation, in der Dekade vor der Finanzkrise jedoch weit darüber. In den Jahren 2000 – 2006 stiegen die Häuserpreise in den USA um durchschnittlich 7.3%, der Konsumentenpreisindex erhöhte sich im gleichen Zeitraum aber lediglich um 2.9% pro Jahr. Im Gefolge der Immobilien- und Finanzkrise trat dann eine heftige Deflation bei den Immobilienpreisen ein, während die Preise von Gütern und Dienstleistungen nur vorübergehend und wenig rückläufig waren (vgl. Abb. 1). In der Schweiz war Anfang der 1990er-Jahre wegen des Platzens der damaligen Immobilienblase die Immobilienpreisentwicklung viel negativer als in den USA, in den letzten etwa zehn Jahren lag die Immobilienpreisinflation jedoch ebenfalls meist über der Kernpreisinflation (vgl. Abb. 2). Der Hauptgrund für die trotz Rezession anhaltende Immobilienhausse in der Schweiz liegt in den tiefen Zinsen. Diese sind – nebst der Demografie, Einkommensentwicklung und Konjunktur – der Haupttreiber der Immobilienpreise (vgl. Abb. 3). Abbildung 1 Abbildung 2 USA: Häuserpreise, Mieten und Inflation Schweiz: Häuserpreise, Mieten und Inflation Jahresteuerung, in % Jahresteuerung, in % Mietpreisinflation Kerninflation 15 Häuserpreisinflation (rechte Skala) 5 Mietpreisinflation 10 Kerninflation Häuserpreisinflation 10 4 5 5 3 0 2 -5 1 0 -1 1990 1995 2000 2005 -5 -10 -10 -15 -15 1990 2010 Quelle: Bureau of Labor Statistics, Datastream, Credit Suisse 3 0 1995 2000 2005 2010 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Datastream, Credit Suisse Die Beziehung zwischen Inflation und der Performance diverser Assetklassen wird u.a. in folgenden Studien der Credit Suisse näher beleuchtet: Credit Suisse Research Institute Global Returns Yearbook (2013) und Global Investor: Inflation (Mai 2010). Swiss Issues Konjunktur I März 2014 29 Credit Suisse Economic Research Immobilienpreise können bei knappem Angebot zu Inflationstreibern werden Immobilienpreise können unter gewissen Umständen selbst zu Inflationstreibern werden. Dies ist der Fall, wenn ein starker Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum auf ein unelastisches Angebot stösst. Dann steigen normalerweise sowohl Immobilienpreise wie Mieten. Wegen des hohen Gewichts von Wohnkosten an den Lebenshaltungskosten ist ihr Einfluss auf die Konsumentenpreise sehr ausgeprägt. In den USA wie auch in anderen Ländern, wo die Eigentümerquote hoch und die Mieterquote tief ist, fliessen die impliziten Mietkosten (owner's equivalent rent) in den Konsumentenpreisindex ein. Beitrag der Wohnkosten zur Inflation in der Schweiz unterschätzt Dies ist in der Schweiz nicht der Fall. Weil zudem ein Grossteil der Mieten in der Schweiz durch die Bindung der sogenannten Bestandsmieten an den Hypothekarzins reguliert ist, wird der Einfluss der Wohnkosten auf die Lebenshaltungskosten verzerrt. In Phasen sinkender Zinsen tragen Wohnkosten somit schwach zur offiziell gemessenen Inflation bei, auch wenn die Nachfrage nach Wohnfläche, die Immobilienpreise und die Neumieten stark steigen. Dass die Wohnkosten und damit die echte Inflation in der Schweiz derzeit wohl um einiges unterschätzt wird, zeigt sich an der Tatsache, dass der amtliche, stark durch Bestandsmieten geprägte Mietpreisindex seit 2000 um 23% aufgestiegen ist, sich die Mieten von ausgeschriebenen Mietwohnungen in dieser Zeit jedoch um 51% erhöht haben. Das Platzen von Immobilienpreisblasen erhöht das Deflationsrisiko Die Wirkung von Immobilienblasen auf die Inflation ist ebenfalls unstetig und asymmetrisch. Zum Beispiel zeigt sich in den USA, dass in der Phase der stärksten Anstiege der Immobilienpreise vor der Finanzkrise die Mietpreisinflation und auch die Konsumentenpreisinflation unterdurchschnittlich war. Hingegen scheint das Platzen von Immobilienblasen klar deflatorische Effekte zu haben. Wir haben den Zusammenhang zwischen Immobilienpreisbewegungen, Rezessionen und Inflation in 58 Fällen in 15 Ländern statistisch untersucht (vgl. Abb. 4). Es zeigte sich dabei, dass in den auf Immobilienpreishaussen folgenden drei bis vier Jahren in mehr als der Hälfte der Fälle Disinflationstendenzen4 auftraten. Kam es in dieser Periode zu einer abrupten Preiskorrektur (diese traten in drei Vierteln aller Fälle auf), erhöhte sich die Zahl von Disinflationsfällen auf 66%. Prozyklische Kreditvergabe und Rezessionen verstärken Deflation Dass das Platzen von Immobilienblasen deflatorische Wirkungen zeitigen kann, liegt primär an der Schuldenfinanzierung von Immobilien. Nach dem Platzen der Blase sinken die Immobilienwerte, die Verschuldung bleibt aber bestehen. Der Rückgang der Nettovermögen zwingt dann die Haushalte zur Einschränkung ihres Konsums. In einer Rezession wird dieser Effekt durch den Rückgang der Beschäftigung und Lohneinkommen verstärkt. Hinzu kommt, dass Banken in derartigen Phasen typischerweise prozyklisch handeln und die Kreditvergabe einschränken. Wegen dieser Risiken ist es deshalb nachvollziehbar, weshalb Notenbanken, unter ihnen die SNB, nach Jahren des «Benign Neglect» nun viel stärker auf Ungleichgewichte an den Immobilienmärkten achten. Abbildung 3 Abbildung 4 Schweiz: Zinsen und Immobilienpreise Konsequenzen von Immobilienbooms und -crashs Zinsänderungen (l.S. invertiert) und Immobilienpreiswachstum (r.S.), in % Auftretenswahrscheinlichkeit von Disinflation und Rezession nach dem Ende einer Immobilienpreishausse in % Rezession Zinsänderung 3 Jahre kum. Immobilienpreisentwicklung 3 Jahre kum. -4 -3 80 40 30 70 60 -2 20 -1 10 0 0 30 1 -10 20 2 -20 10 -30 0 3 1974 1979 1984 1989 Quelle: Datastream, Credit Suisse 1994 1999 2004 2009 Disinflation Rezession 66 70 59 53 50 40 21 14 Alle Booms Crash Sanfter Abschwung Quelle: Credit Suisse Die Kerninflation weist einen signifikanten Unterschied in den drei Jahren vor und nach dem Immobilienboom, resp. -crash auf. Als Rezession galt ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von einer Standardabweichung. 4 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 30 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Die zyklische Sicht Nachfragelücken und Angebotsschocks Nachfragelücken limitieren das Inflationsrisiko in den Industrieländern. Energiepreise bleiben global der dominante Inflationstreiber. Auf nationaler Ebene sind es Wechselkursveränderungen. Der Einfluss der Arbeitsmärkte hat abgenommen. Stabilität der Inflation im Zeitablauf stellt zyklische Einflüsse in Frage Die geringe Varianz der Inflationsraten zwischen Ländern und im Zeitablauf während der letzten ca. 15 Jahre weckt die Frage, ob unterschiedliche konjunkturelle Bedingungen überhaupt noch einen Einfluss auf die Inflation haben. So scheint die Inflation in gewissen Phasen, zum Beispiel im starken Aufschwung der 2000er-Jahre eher «zu tief», hingegen in der Phase schwacher Konjunktur seit der Finanzkrise «zu hoch» gewesen zu sein. Tatsächlich weisen verschiedene Studien darauf hin, dass der Einfluss der Konjunktur und inbesondere der Arbeitslosigkeit auf die Inflation nachgelassen hat: Die viel besprochene Phillips-Kurve scheint sich verflacht zu haben (vgl. Abb. 1). Als Ursache für diese Verflachung könnte einerseits die durch glaubwürdige Notenbanken erreichte Stabilisierung der Inflationserwartungen gelten, oder aber eine grössere Persistenz von Löhnen und Preisen über Zeit, z.B. als Folge der Ausgestaltung von Preis- und Lohnverträgen. Genauere Betrachtung zeigt jedoch gewisse zyklische Muster Trotzdem zeigt die Entwicklung des Preisniveaus weiterhin zyklische Muster. In Abbildung 2 wird die Veränderung der Inflationsraten im Verhältnis zu den von der OECD berechneten Produktionslücke (aktuelle Nachfrage abzüglich Produktionspotential) abgebildet. Das Bild zeigt, dass die Inflation nach längeren Phasen von Wachstum (z.B. Ende der 1980er-, 1990er- und 2000er-Jahre) zu steigen begann, um in den darauf folgenden Rezessionen graduell zu sinken. Weil Produktionslücken nur graduell geschlossen werden, zieht die Inflation typischerweise erst spät im Konjunkturzyklus an. Abbildung 1 Die Verflachung der Phillips-Kurve Arbeitslosenquote und Inflationsrate in den USA, verschiedene Dekaden 14 12 10 Inflationsrate 8 6 4 2 0 -2 3 4 5 6 7 8 9 10 Arbeitslosenquote 1960er 1970er 2000er Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 31 Credit Suisse Economic Research Weiterhin grosse Nachfragelücke in den Industrieländern Derzeit wird unter Experten eine intensive Debatte über die genaue Grösse der Produktionslücke in diversen Ländern geführt. Je nach Annahmen über verfügbare Produktionskapazitäten und Arbeitskräfte ergeben sich unterschiedliche Resultate. In jedem Fall erscheint es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass diese Lücke in den Industrieländern, und ganz besonders in der Eurozone, auch nur annähernd geschlossen ist. Ein markanter nachfragegetriebener Anstieg der Inflation scheint hier deshalb bis auf Weiteres sehr unwahrscheinlich. Ölpreisgetriebener Inflationsanstieg auch eher unwahrscheinlich Abbildung 3 weist auf den immer noch starken Einfluss von Veränderungen der Energiepreise auf die Inflation hin. In Schwellenländern ist dieser Einfluss generell noch stärker. Energiepreiserhöhungen sind in der Vergangenheit oft wegen geopolitischer Spannungen (v.a. im Nahen Osten) und befürchteter Produktionsstopps aufgetreten. Aus heutiger Sicht scheinen grössere, die Ölversorgung bedrohende Konflikte im Nahen Osten eher unwahrscheinlich. Gerade in den Jahren vor der Finanzkrise sind die Rohstoffpreise jedoch wegen der starken Nachfragesteigerung, vor allem aus den Schwellenländern, gestiegen. Angesichts der derzeitigen Wachstumsabschwächung in den Schwellenländern erscheint auch dieses Szenario eher unwahrscheinlich. Wechselkursveränderungen haben eine asymmetrische Wirkung Starke Veränderungen von Wechselkursen haben via die Importpreise einen beträchtlichen Einfluss auf die Inflation in einzelnen Ländern (vgl. Abb. 4). So ist die starke Aufwertung des Schweizerfrankens in den Jahren 2010 – 2011 der Hauptgrund für die darauf folgenden negativen Inflationsraten in der Schweiz. Der Wechselkurseffekt zeigt sich auch auf Ebene einzelner Güter (vgl. Abb. 5), wobei der Effekt auf die Schweizer Autopreise aufgrund einer erst mit Verzögerung erfolgten Umstellung in der Erhebungsmethode als etwas zu abrupt dargestellt ist. Allerdings ist klar, dass Wechselkursbewegungen im Gegensatz zu Veränderungen der Rohstoffpreise asymmetrische Wirkung zeitigen, indem sie in abwertenden Ländern den Preisdruck erhöhen, in den aufwertenden Ländern jedoch eher senken. Gerade für Europa verstärken die beträchtlichen Abwertungen in Japan und vielen Schwellenländern somit das Deflationsrisiko. Geringerer Einfluss der Arbeitsmärkte auf Inflationsschwankungen Wie oben angedeutet scheint der zyklische Einfluss von Arbeitskosten, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit auf die Inflationsentwicklung zumindest in den Industrieländern abgenommen zu haben. So sind die Reallöhne in der OECD zwar am Ende des Aufschwungs der 1990er-Jahre etwas stärker gestiegen als zu Beginn jenes Zyklus, mit dem Fortschreiten des Aufschwungs im darauf folgenden Zyklus ist hingegen eine Stagnation des Lohnwachstums zu beobachten (vgl. Abb. 6). Wie Abbildung 7 andeutet, hat dies wohl unter anderem mit der Tatsache zu tun, dass die Produktivitätszuwächse tendenziell das Lohnwachstum überkompensiert haben. Lohnrückgänge in den Krisenländern der Eurozone Im aktuellen Konjunkturzyklus liegen in den Industrieländern die Arbeitslosenraten wohl noch beträchtlich über dem Grenzwert, bei dem Lohn- und Inflationsdruck auftritt. Vor allem in den Krisenländern der Eurozone ist sogar mit einem weiteren Rückgang der Lohnzuwächse, wenn nicht sogar einem absoluten Lohnrückgang, zu rechnen. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 32 Credit Suisse Economic Research Abbildung 2 Abbildung 3 Inflation und Produktionslücke Ölpreise und Inflation Inflation und BIP-Wachstum (ggü. Vorjahr), Produktionslücke (in % des BIP) Ggü. Vorjahr, l.S. in Prozentpunkten, r.S. in % 6.0 4 60 4.0 3 45 2 30 1 15 0 0 2.0 0 -2.0 Produktionslücke Industrieländer -4.0 Veränderung Inflation (in Prozentpunkten) -6.0 -1 -15 -2 -30 -3 BIP-Wachstum -45 Inflation Industrieländer -4 -8.0 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 Ölpreis (rechte Skala) -60 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 Quelle: Datastream, Credit Suisse Quelle: Datastream, Credit Suisse Abbildung 4 Abbildung 5 Wechselkursveränderungen und Inflation Preise für Personenwagen und Wechselkurs-Effekt Währungsentwicklung ggü. USD; Veränderung der Teuerung in Prozentpunkten Schweiz: nur neue Personenwagen, Deutschland: auch gebrauchte Personenwagen 100 Währung 80 10 Inflation (r.S.) 60 6 40 4 20 2 0 0 -20 -2 -40 -4 -60 -6 -80 -8 Schweiz 2010-12 Japan 1994-95 Japan 2013-14 Türkei 2010-12 115 Deutschland 8 Brasilien 2002-03 Südafrika 2001-02 Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Schweiz 110 105 100 95 90 1996 2000 2004 2008 Quelle: Bundesamt für Statistik, Eurostat, Credit Suisse Abbildung 6 Abbildung 7 Lohnwachstum und Produktionslücke Lohnwachstum versus Produktivitätssteigerungen Produktionslücke (in % des BIP), Lohnwachstum (ggü. Vorjahr, in %) Veränderung in %, OECD-Staaten 4.0 Produktionslücke OECD 2012 Reales Wachstum Stundenlöhne (Industrie) 3.0 4.0 3.0 Reales Wachstum Stundenlöhne (Industrie) Arbeitsproduktivität (Gesamtwirtschaft) 2.0 2.0 1.0 0 1.0 -1.0 0 -2.0 -1.0 -3.0 -4.0 -2.0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: Datastream, Credit Suisse 33 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Die strukturelle Sicht (Angebotseffekte) Globalisierung und Wettbewerb Die Globalisierung hat die Inflation gedämpft. Auch zukünftig sollte der intensive Wettbewerb an internationalen wie auch Binnenmärkten für Güter, Dienstleistungen, Arbeit und nicht zuletzt Kapital eine inflationsdämpfende Kraft bleiben. Eintritt von Niedriglohnländern in den Welthandel Gemessen am globalen Bruttoinlandprodukt hat sich der Anteil des Welthandels seit den 1950er-Jahren auf über 50% mehr als verdreifacht. Auch wenn dieser Trendanstieg beim Welthandel keineswegs von einer stetigen Reduktion der Inflation begleitet war, liegt es auf der Hand, dass Globalisierung – im Sinne eines (unvermittelten) Eintritts von Niedriglohnländern in den Welthandel – zu einer Dämpfung des Preisauftriebs beigetragen hat. Der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation WTO im Jahr 2001 und der damit einhergehende Abbau von Handelshemmnissen ist das jüngste Anschauungsbeispiel. Im Zuge dieses Beitritts scheint sich z.B. der Abwärtsdruck bei Textilpreisen (vgl. Abb. 1) und vielen anderen Gütern verstärkt zu haben. Die Wirkung der Globalisierung erfolgt nicht nur über fallende Importpreise, sondern auch weil inländische Produzenten wegen des Wettbwerbs gezwungen werden, ihre Preise zu senken. Schliesslich zeigen diverse Studien, dass die Globalisierung auch über den Wettbewerb an Arbeitsmärkten und dem daraus resultierenden Lohndruck die Inflation gehemmt hat. Der Globalisierungseffekt ist schwierig nachzuweisen Der Zusammenhang zwischen verstärkter Globalisierung und geringerer Inflation ist empirisch allerdings schwierig nachzuweisen. Importpreise werden stark von Wechselkursschwankungen beeinflusst, was die Isolierung des Globalisierungseffektes erschwert. Zudem werden (angebotsseitige) Globalisierungseffekte oft durch Nachfrageeffekte überlagert. So hat in der Dekade vor der Finanzkrise, als der Welthandel besonders stark zunahm, das enorme Wachstum in den Entwicklungsländern u.a. die Rohstoffpreise stark verteuert und wesentlich zum Inflationsanstieg in den Jahren 2006 – 2008 beigetragen. Umgekehrt ist die Globalisierung seit der Finanzkrise – zumindest gemessen am Wachstum des Welthandels – stark abgeflaut. Gleichzeitig traten Deflationsrisiken in den Vordergrund. Verstärkter Konkurrenzund Preisdruck aus Südeuropa? Beschränkt man sich auf die Auswirkungen von Globalisierung auf den Wettbewerb zwischen Produzenten in Niedriglohnländern und Abnehmerländern, lässt sich eine Wirkung auf die Preise jedoch bestätigen. Gemäss einer Studie für die Jahre 1997 – 2006, führte ein 1%Marktanteilgewinn von Exporteuren aus Niedriglohnländern am europäischen Markt im Schnitt zu einem Rückgang der Produzentenpreise von 2%. Betrachtet man nur Importe aus China, so sanken europäische Produzentenpreise gar um bis zu 3%.5 Für die Schweiz gelten nach unseren Berechnungen ähnliche Werte. Abbildung 1 Abbildung 2 Preisdruck bei Textilprodukten, USA Handelbare vs. nicht-handelbare Güter, Euroraum Preisindex Mai 1984=100 Preisindizes 2005=100 für den Euroraum (17 Länder) 150 125 Männerjacken Handelbar Nicht-handelbar 120 140 115 110 130 105 120 100 110 95 90 100 85 90 1978 1982 1986 1990 1994 Quelle: Bureau of Labor Statistics, Credit Suisse 5 1998 2002 2006 2010 80 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: Eurostat, Credit Suisse Auer, R., Degen, K., Fischer, A. (2010): Globalization and Inflation in Europe, Federal Reserve Bank of Dallas, Globalization and Monetary Policy Institute, Working Paper No. 65 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 34 Credit Suisse Economic Research Preisdruck auf europäische Produzenten markant verstärkt Vorwärtsblickend könnte der Konkurrenzdruck aus den Schwellenländern eher abnehmen. Darauf deuten der starke Anstieg von Preisen und Löhnen in China und anderen Schwellenländern sowie die Tendenz zur Rückverlagerung von Industrieproduktion aus Schwellenländern in die Industrieländer hin. Die Stabilisierung der US-Textilpreise seit 2010 (vgl. Abb. 1) dürfte ein Indiz dafür sein. In Zukunft könnte jedoch statt von den Schwellenländern zum Beispiel von den krisenbetroffenen Ländern Südeuropas verstärkter Konkurrenz- und Preisdruck ausgehen. Nicht-gehandelte Güter und Dienstleistungen sind die primären Preistreiber Insgesamt zeigt sich, dass die Preise handelbarer Güter im Trend wesentlich langsamer steigen als jene nicht-gehandelter Güter (vgl. Abb. 2). Es lässt sich auch beobachten, dass die Preise im Dienstleistungsbereich, welcher typischerweise viel stärker binnenorientiert und deshalb geringerer Konkurrenz ausgesetzt ist, wesentlich stärker steigen als jene gehandelter Güter. Sowohl in Europa als auch in den USA kristallisieren sich die Dienstleistungspreise als beinahe alleiniger Treiber von Inflation heraus. Nebst der stärkeren Binnenorientierung spielt wohl auch die Tatsache eine Rolle, dass immer noch viele Dienstleistungen von staatlichen oder parastaatlichen Stellen erbracht werden, wo wenig Wettbewerb herrscht bzw. der Markt reguliert wird. Dass Deregulierung preisdämpfend wirkt, zeigt sich zum Beispiel anhand der stark rückläufigen Telekommunikationspreise. Finanzpolitische Engpässe und Standortwettbewerb Nicht zuletzt wegen finanzpolitischer Engpässe ist mit einer weiteren Deregulierung parastaatlicher Bereiche zu rechnen, was in weiteren Dienstleistungsbereichen (z.B. Verkehr, Energie) preisdämpfend wirken sollte. Als Folge des anhaltenden internationalen Wettbewerbs um Produktionsstandorte sollte sich auch der Trend zum noch intensiveren Wettbewerb an den Arbeitsmärkten fortsetzen (vgl. Abb. 3). Die Folge wird wohl eine weiter sinkende Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer sein, u.a. durch eine weitere Abnahme der gewerkschaftlichen Abdekkung, und damit eine Flexibilisierung von Lohnsetzungsmechanismen (vgl. Abb. 4). Schliesslich wird wohl auch von den internationalen Finanzmärkten eher ein inflationshemmender Druck ausgehen. Um den Zugang zu den internationalen Finanzmärkten zu bewahren, müssen sich Regierungen und ihre Notenbanken stark auf die Preisstabilität fokussieren, während Unternehmen unter Druck stehen, ihre Kosten unter Kontrolle zu halten. Abbildung 3 Abbildung 4 Deregulierung der Produkt- und Arbeitsmärkte Abnehmende Gewerkschaftsmacht 1980 – 2010 Indizes (1980=100), Index der Arbeitsmarktregulierung (1985=100), OECD-Länder Anteil Gewerkschaftsmitglieder am Total der Arbeitnehmer, Veränderung in Prozentpunkten 110 10 0 100 -10 90 -20 80 -30 70 -40 60 40 30 1980 Produktmarktregulierung Arbeitsmarktregulierung Gewerkschaftliche Abdeckung 1984 1988 1992 Quelle: OECD, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 1996 2000 2004 2008 1980-2010 Finnland Belgien Norwegen Südkorea Kanada Schweden Dänemark Schweiz Frankreich USA Japan Griechenland Italien OECD-Durchschnitt Niederlande Deutschland Irland Grossbritannien Österreich Australien Portugal Neuseeland 50 -50 Quelle: OECD, Credit Suisse 35 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Die strukturelle Sicht (Nachfrageeffekte) Demografie als Inflationsdämpfer Die rasche Alterung der Bevölkerung v.a. in den Industrieländern könnte eine strukturelle Konsumschwäche bewirken, die sich auf die Preisentwicklung auswirkt. Eine zunehmende Einkommensungleichheit könnte diese Tendenz zusätzlich verstärken. Demografische Alterung vor allem in den Industrieländern Die demografische Transition zu einer alternden Bevölkerung ist in der entwickelten Welt in vollem Gange. Die einzelnen Länder unterscheiden sich dabei lediglich in der Geschwindigkeit des Alterungsprozesses, nicht jedoch in der grundlegenden Tendenz, welche mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auch viele Schwellenländer erfassen wird. Je älter eine Bevölkerung, desto tiefer das Inflationsniveau Veränderungen in der Bevölkerungsdynamik und in der Altersstruktur können sich über Verschiebungen des Konsumverhaltens auf die Nachfrage und damit auch auf die Preisentwicklung auswirken. Empirisch zeigt sich, dass Länder mit einer jüngeren Bevölkerung in der Tendenz höhere Inflationsraten verzeichnen, ältere Gesellschaften hingegen mit einer tieferen Inflation oder gar mit Deflation zu kämpfen haben. Ein hoher Anteil an jungen Erwachsenen, die in das Erwerbsleben eintreten, übt grundsätzlich über erhöhten Konsum einen inflationstreibenden Einfluss aus. Eine Verschiebung der Altersstruktur zugunsten der Älteren im Ruhestand wirkt sich hingegen über geringeres Einkommenswachstum und allenfalls erhöhtes Sparen disinflationär aus.6 Eine Gegenüberstellung der Inflationsentwicklung der letzten fünf Jahre mit dem gegenwärtigen Alterslastquotient, d.h. dem Verhältnis der Älteren ab 65 Jahren zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, verdeutlicht diesen Zusammenhang (vgl. Abb. 1). Preistreibende Effekte der Baby-BoomGeneration Hinter diesem Zusammenhang verbirgt sich auch die Tatsache, dass jüngere Bevölkerungen in der Tendenz ein Merkmal von Entwicklungsländern sind, die auch ein höheres Wirtschaftswachstum aufweisen. Stärker wachsende Volkswirtschaften weisen tendenziell höhere Inflationsraten auf. Hinweise auf einen strukturellen Zusammenhang zwischen Demografie und Inflation lassen sich aber auch aus einer Längsschnittbetrachtung einzelner entwickelter Länder gewinnen. Ein Vergleich des Inflationsverlaufs mit der Entwicklung des Anteils an Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 39 Jahren über die letzten fünf Jahrzehnte deutet zum Beispiel für die USA oder auch die Schweiz auf eine gewisse Korrelation hin (vgl. Abb. 2). Die hohen Inflationsraten der 1970er- und 1980er-Jahre gingen mit dem Eintritt der BabyBoom-Generation in das Erwerbsleben einher. Die graduelle Zurückbildung dieses demografischen Effekts wurde hingegen durch deutlich tiefere Inflationsraten begleitet. Im Fall von Japan könnte diese Entwicklung das Abgleiten in die Deflation begünstigt haben. Abbildung 1 Abbildung 2 Demografische Alterung und Inflation Preiseffekte der Baby-Boom-Generation Inflation ggü. Vorjahr und Alterslastquotient in % Anteil der 15-39-Jährigen und Inflation (6-Monats-Durchschnitt gleitend) in % 45 18 40 Japan 16 Alterslastquotient 2012 35 14 Schweden 30 Schweiz 25 France Kanada Griechenland Spanien Polen Singapur China Mexiko 38 6 Brasilien Türkei Indonesien 36 4 Indien 2 5 34 0 0 -2 0 2 4 6 8 Durchschnittliche Inflationsrate 2008-2012 Quelle: Weltbank, Datastream 6 40 8 Russland Australien Malaysia 42 Schweiz Bev.anteil (rechte Skala) 10 Südkorea 10 USA Bev.anteil (rechte Skala) 12 Norwegen Zypern 15 44 Schweiz Inflation Vereinigtes Königreich USA 20 USA Inflation 10 12 32 -2 1959 1964 1969 1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004 2009 Quelle: Datastream, Credit Suisse Die Life-Cycle-Hypothese besagt zwar, dass Haushalte ihre Ersparnisse im Alter abbauen, um den Konsum bei geringerem Einkommen zu stabilisieren. Die Sparquote selbst sinkt dabei aber nicht unbedingt. Zudem können Unsicherheiten über die Lebensdauer und über die Einkommen aus der Altersvorsorge, eine generell erhöhte Risikoaversion aber auch der Wunsch, nachfolgenden Generationen Vermögen zu vererben, zu erhöhter Sparneigung im Alter führen. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 36 Credit Suisse Economic Research Variierende Inflationspräferenzen je nach Alter Die verschiedenen Altersgruppen unterscheiden sich grundsätzlich auch in ihren Inflationspräferenzen. Jüngere Kohorten besitzen anfänglich kein Vermögen, die Löhne sind ihre Haupteinkommensquelle. Sie bevorzugen demnach höheres Lohnwachstum, tiefere reale Zinssätze und eine höhere Inflationsrate. Nach dem Ausstieg aus dem Erwerbsleben verschieben sich die Präferenzen hingegen in Richtung tieferes Lohnwachstum, höhere Verzinsung der Ersparnisse und tiefere Inflationsraten. Die Verschiebung in der Altersstruktur der Bevölkerung könnte demnach als Folge des stärkeren politischen Einflusses der älteren Kohorten eine auf tiefe Inflation ausgerichtete Notenbankpolitik begünstigen. Einkommensungleichheit als Quelle von struktureller Konsumschwäche? Eine strukturelle Nachfragelücke kann auch aus Verschiebungen in der Einkommensverteilung resultieren. Wenn eine breite Schicht der Bevölkerung weniger am Einkommenswachstum in einer Volkswirtschaft partizipiert, kann dies zu einer strukturellen Konsumschwäche führen, welche sich letzten Endes in einem dämpfenden Einfluss auf die Preisentwicklung ausdrückt. Seit den 1980er-Jahren beobachtet man in fast allen OECD-Ländern einen fallenden Anteil des Faktors Arbeit am Volkseinkommen. Von über 66% Anfang der 1990er-Jahre hat sich die Entschädigung der Arbeitsleistung auf knapp 62% in den späten 2000er-Jahren verringert. Ein fallender Anteil des Faktors Arbeit bedeutet, dass Produktivitätsfortschritte nicht mehr in gleichem Ausmass in Form höherer Löhne weitergegeben werden und die Kaufkraft so geschmälert wird. Mit der Zunahme in der Einkommensungleichheit ging auch eine Spreizung in der Verteilung der Kapitaleinkommen einher, d.h. der Erträge aus Kapital, Eigentum, Investitionen und Sparen. In der Mehrheit der OECD-Länder fiel der Anstieg der Ungleichheit beim Kapitaleinkommen zwischen Mitte der 1980er-Jahre und den späten 2000er-Jahren sogar stärker aus als beim Arbeitseinkommen (vgl. Abb. 4). Auch dies könnte die Kaufkraft breiterer Schichten geschmälert haben. Abbildung 3 Abbildung 4 Zunehmende Einkommensspreizung Verteilung der Kapitaleinkommen Anteil der obersten 1% am gesamten Einkommen vor Steuern, 1990 – 2007 20% Unterste 20% 1990 16% Haushalte in Prozentpunkten, nach Einkommensquintilen, 1985 – 2008 15 2007 18% Veränderung des Anteils des Kapitaleinkommens am Gesamteinkommen der privaten Oberste 20% 10 14% 5 12% 10% 0 8% -5 6% 4% Dänemark Finnland Schweden Neuseeland Australien Norwegen Frankreich Israel Kanada Deutschland Niederlande Tschechische Rep. Japan Grossbritannien Niederlande Norwegen Schweden Belgien Dänemark Spanien Finnland Australien Frankreich Chile USA Swiss Issues Konjunktur I März 2014 Neuseeland Italien Quelle: OECD, Credit Suisse Japan Irland Portugal Schweiz Kanada Deutschland USA Grossbritannien 0% Italien -10 2% Quelle: OECD, Credit Suisse 37 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Geldpolitik und Finanzpolitik Hohe Staatsverschuldung als Inflationsrisiko? Ein Ausweg aus der hohen Staatsverschuldung wäre deren Inflationierung. Die beträchtliche politische Unabhängigkeit der Notenbanken und der Disziplinierungsdruck der Märkte sprechen aber eher gegen die Inflationslösung. Die Schuldenproblematik bleibt virulent Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Staatsrechnungen in den meisten Industrieländern markant verschlechtert; schon vor der Krise befanden sich die strukturellen Defizite in mehreren Ländern, z.B. in Japan und Frankreich, auf besorgniserregendem Niveau. Das Defizit der Industrieländer nahm zwischen 2007 und 2009 insgesamt von 1.1% auf knapp 9% des BIP zu und war seither nur leicht rückläufig. Die Bruttoverschuldung lag Ende 2013 über 100% der Wirtschaftsleistung, allerdings mit grossen Länderunterschieden. Inflationierung als Lösung der Schuldenproblematik? Um die Schuldendynamik zu brechen, stehen grundsätzlich vier Optionen zur Verfügung, die jedoch alle schwierig zu implementieren sind. Die erste Option, die Schuldenquote durch stärkeres Trendwachstum zu stabilisieren oder gar zu reduzieren, erscheint wegen demografischer Wachstumsgrenzen in vielen Ländern schwierig. Die zweite Option, Steuern zu erhöhen und Ausgaben zu senken, ist politisch unpopulär. Die dritte Option, ein Schuldenschnitt, ist ebenfalls politisch schwierig durchzusetzen, da breite Bevölkerungskreise (u.a. Pensionskassen und ihre Klienten) davon betroffen wären. Zudem könnte ein unkontrollierter Schuldenschnitt zu Verwerfungen an den Finanzmärkten und in der Wirtschaft führen. Schliesslich bleibt als vierte Option die «Inflationierung» der Schulden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Zentralbanken die Zinsen auf sehr lange Frist tief halten oder direkt zusätzliche Schulden aufkaufen und dann allenfalls abschreiben. Zinsen, die anhaltend unter dem zur Wahrung der Preisstabilität erforderlichen Niveau liegen, würden jedoch tendenziell zu höherer Inflation führen. Wie wahrscheinlich ist dieses Szenario? Industrieländer: Kein Zusammenhang zwischen Verschuldung und Inflation Ein Blick auf die empirische Evidenz aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lässt für Industrieländer keine systematische Korrelation zwischen Staatsverschuldung und Inflation erkennen (vgl. Abb. 1).7 Das Bild ändert sich im Fall von Schwellenländern, die nicht selten Zuflucht zur Druckerpresse genommen haben, um hohe Staatsausgaben zu finanzieren: höhere Schuldenniveaus gehen in diesen Ländern deshalb mit deutlich höheren Inflationsraten einher. Vorwärtsblickend würde eine aggressive Inflationierung der Staatsschulden allerdings nur möglich werden, wenn die politische Unabhängigkeit der Notenbanken untergraben und die Geldpolitik weitgehend in den Dienst der Finanzpolitik gestellt würde. Ein Verlust an Unabhängigkeit lässt sich zumindest bis heute jedoch nicht nachweisen. Abbildung 1 Abbildung 2 Staatsverschuldung und Inflation 1946 – 2009 Unabhängigere Notenbanken und Inflation 1980 – 2013 Medianwert der Inflation für verschiedene Verschuldungsniveaus* in % Inflation vor und nach der Implementierung erhöhter Notenbankunabhängigkeit 16% 9 Industrieländer Schwellenländer Standardabweichung Inflationsrate 18% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% Niedrig: Verhältnis Mittel: Verhältnis Staatsschuld/BIP Staatsschuld/BIP 30-60% < 30% Quelle: Reinhart/Rogoff 7 Hoch: Verhältnis Staatsschuld/BIP 60-90% *Zentrale Staatsebene Sehr hoch: Verhältnis Staatsschuld/BIP >90% Nachher 8 Vorher 12 4 7 9 6 6 5 13 7 11 3 10 5 2 4 3 1 14 15 8 2 1 Belgien 2 Finnland 3 Frankreich 4 Griechenland 5 Grossbritannien 6 Irland 7 Italien 8 Japan 9 Südkorea 10 Luxemburg 11 Neuseeland 12 Portugal 13 Schweden 14 Spanien 15 Zypern 1 0 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% Durchschnittliche Inflationsrate 14% 16% Quelle: Parkin, Credit Suisse Reinhart, C., Rogoff, K. (2010): Growth in a time of debt, National Bureau of Economic Research, Working Paper No. 15639 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 38 Credit Suisse Economic Research Trend Richtung politisch unabhängiger Notenbanken intakt War eine Mehrzahl der Notenbanken bis zum Beginn der 1990er-Jahre an die Weisungen der Regierung gebunden, hat sich der Trend zur Unabhängigkeit von den fiskalpolitischen Instanzen seither klar verstärkt. Meist wurde die Preisstabilität als Kernbestandteil ihres Auftrages definiert. Für die Periode 1980 bis 2013 lässt sich denn auch ein klar negativer Zusammenhang zwischen dem Unabhängigkeitsgrad der jeweiligen Notenbank und der Inflation im betreffenden Land nachweisen.8 Wir haben zudem die Entwicklung der Inflation in Ländern, in denen sich das Gesetz in Richtung grösserer Unabhängigkeit verändert hat, mit einer Kontrollgruppe verglichen, in der sich am Unabhängigkeitsgrad nichts geändert hat. Dazu gehören zum Beispiel die Schweiz und die USA. Wie aus Abbildung 2 ersichtlich ist, ging der Übergang zu mehr Unabhängigkeit der Notenbank mit tieferen und weniger volatilen Inflationsraten einher, wobei dieser Rückgang signifikant stärker ausfiel als in der Kontrollgruppe. Besonders deutlich war dieser Trend in den Ländern der Eurozone, welche ihr geldpolitisches Mandat an die EZB abgetreten haben.9 Während in einigen Schwellenländern Notenbanken ab und zu unter stärkeren politischen Druck geraten, ist auch hier keine Trendumkehr bezüglich ihrer Unabhängigkeit zu beobachten. Als jüngstes Beispiel kann Indien gelten, wo mit der Ernennung eines neuen Zentralbankgouverneurs der politische Freiraum der Notenbank eher gestärkt wurde. Politischer Druck zu eher restriktiverer Geldpolitik Eine erhöhte Inflationsgefahr als Folge generell reduzierter politischer Unabhängigkeit der Notenbanken erscheint uns also als eher unwahrscheinlich. Im Fall der US-Fed könnte sogar argumentiert werden, dass die Notenbank durch die starken konservativen Kräfte im Kongress eher in Richtung einer restriktiveren Politik gedrängt wird. Auch die SNB wurde vonseiten einiger Politiker zumindest zu Beginn ihres Kampfes gegen die Frankenaufwertung der zu aggressiven geldpolitischen Lockerung bezichtigt. Bei der EZB scheint der Einfluss der «nördlichen» Anti-Inflationsfront im Rat überproportional stark, was sich im Vergleich zu anderen Notenbanken in tendenziell zögerlichen geldpolitischen Lockerungen niederschlägt. Im Fall der Bank of England stellen wir keine Änderung der politischen Unabhängigkeit fest. Unter den wichtigsten Notenbanken kann lediglich bei der Bank of Japan argumentiert werden, dass sie sich seit der Amtsübernahme von Gouverneur Kuroda stärker der Politik von Premier Abe unterordnet, dies allerdings nachdem die Notenbank jahrelang das Ziel der Beendigung der Deflation verfehlt hatte. Abbildung 3 Abbildung 4 Inflation und Inflationserwartungen, USA Inflation und Inflationserwartungen, Schweiz Umfrage- und marktbasierte Inflationserwartungen in %, ggü. Vorjahr Umfragebasierte Inflationserwartungen in %, ggü. Vorjahr 6.0 5.0 3.5 Durchschnitt: 2.38% Standardabweichung: 1.39 3.0 Durchschnitt: 2.89% Standardabweichung: 0.15 Schweizer KPI Preiserwartungen (rechte Skala) 140 120 2.5 100 2.0 80 3.0 1.5 60 2.0 1.0 40 1.0 0.5 20 4.0 0 -1.0 -2.0 2003 Inflationserwartungen (Umfrage) Durchschnitt: 1.96% Standardabweichung: 0.61 Inflationserwartungen (vom Markt eingepreist, 5-jährige) KPI 2005 2007 Quelle: Bloomberg, Credit Suisse 2009 2011 2013 0 0 -0.5 -20 -1.0 -40 -60 -1.5 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Quelle: Bundesamt für Statistik, SECO 8 Parkin, M. (2012): Central Bank Laws and Monetary Policy Outcomes: A Three Decade Perspective, Paper prepared for the session “Central Bank Independence: Reality or 9 Deutschland wurde in dieser Analyse der Kontrollgruppe zugewiesen, weil die EZB in ihrer Unabhängigkeit mit der Deutschen Bundesbank vergleichbar ist. Myth?” at the meeting of the American Economic Association, San Diego, 4. Januar 2013 Swiss Issues Konjunktur I März 2014 39 Credit Suisse Economic Research Der Markt schätzt Glaubwürdigkeit der Notenbanken als hoch ein Auch andere Masse der geldpolitischen Glaubwürdigkeit deuten zumindest momentan in der Mehrzahl der Industrieländer kaum auf steigende Inflationsrisiken hin. Abbildung 3 und Abbildung 4 zeigen die Entwicklung von umfrage- und marktbasierten Inflationserwartungen für die USA und die Schweiz. Letztere sind für die Schweiz nicht verfügbar. Auch wenn die Aussagekraft marktbasierter Inflationserwartungen aus diversen Gründen limitiert ist,10 lässt sich auch in den USA keine steigende Tendenz bei den Inflationserwartungen erkennen. Schliesslich ist zu betonen, dass die internationalen Finanzmärkte selbst eine inflationäre Geldpolitik stark erschweren. Wie die jüngste Entwicklung in den Schwellenländern zeigt, reagieren die Märkte virulent auf Zeichen monetärer Instabilität und zwingen so die Notenbanken zu einer raschen Straffung ihrer Politik. Finanzrepression als schleichender Schuldenschnitt Liegen wir mit dieser Konklusion richtig und bleibt die Wachstumsentwicklung verhalten, so würde die oben genannte Option drei, nämlich Schuldenschnitte, an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Zumindest im Bereich der Bankensanierung sind «Bail-ins» zunehmend als Alternative zu ihrer staatlichen Rettung vorgesehen. Bei den Staatsanleihen erachten wir als wahrscheinlichere Alternative ein weniger explizites Vorgehen, nämlich regulatorische oder gesetzliche Massnahmen, welche diverse Institutionen zum Kauf und Halten von tief verzinsten Staatsanleihen «anhalten». Dieses Szenario der «Finanzrepression», welches eine Art schleichenden Schuldenschnitts darstellt, könnte sich durchaus ohne Anstieg der Inflation realisieren. Im Fall Japans, wo die Schuldenquote geradezu astronomische Dimensionen erreicht hat, aber allenfalls auch in einigen europäischen Ländern kann wohl über die längere Frist ein expliziter Schuldenschnitt, z.B. durch die Aussetzung von Zinszahlungen oder die Streckung von Laufzeiten, nicht ausgeschlossen werden. 10 Wie die starken Ausschläge unmittelbar nach dem Lehman-Kollaps zeigen, können Schwankungen der Markliquidität die Aussagekraft markbasierter Inflationserwartungen in Frage stellen. Zudem ist ihre Prognosequalität begrenzt, da sie primär die aktuellen Inflationsraten reflektieren, also «adaptiv» sind. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 40 Credit Suisse Economic Research Spezial Inflation I Ausblick: Haupt- und Risikoszenarien Pyrrhussiege im Kampf gegen Deflation? Die aggressive monetäre Lockerung sollte die Deflation in den Industrieländern verhindern und die Inflation stabilisieren. In Schwellenländern herrscht eher Stagflationsgefahr. Finanzblasen und hohe Schulden könnten deflationäre Schocks auslösen. Ausgangspunkt: Deflationsrisiken in Industrieländern, Inflation in Schwellenländern Wir haben in unserer Studie sowohl zyklische als auch strukturelle Bestimmungsfaktoren der Preisentwicklung analysiert. Im Licht dieser Analyse überrascht es nicht, dass die Industrieländer in den letzten Jahren statt in die viel befürchtete Inflation an den Rand der Deflation geraten sind, während die Inflation in vielen Schwellenländer nach oben ausgeschlagen hat. Wie geht es weiter? Noch hohe Produktionslücken in den meisten Industrieländern Ein Blick auf die Entwicklung der zyklischen Nachfragefaktoren deutet in den Industrieländern auf einen weiterhin sehr verhaltenen Inflationsverlauf hin. Die Finanzpolitik ist auf neutralem Kurs und sicher nicht expansiv, während sich die Unternehmensinvestitionen eher zögerlich entwickeln. Mit der allfälligen Ausnahme der USA, Deutschlands und der Schweiz erscheinen die Produktionslücken in den meisten Ländern immer noch sehr hoch. In den südlichen Ländern der Eurozone, aber auch in Frankreich sind die Steigerungsraten bei den Konsumentenpreisen und besonders den Löhnen denn auch rückläufig. Der strukturelle Anpassungsprozess der Lohnkosten, der durch die Festbindung im Euro erzwungen wird, scheint hier noch bei Weitem nicht abgeschlossen. Die Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern senkt zudem das Risiko von Rohstoffpreis-Schocks und damit auch die globalen Inflationsrisiken. Eurozone: Längeres Unterschiessen des Inflationsziels Um den Inflationsverlauf besser zu erfassen, wenden wir für die Eurozone und die USA ein einfaches zyklisches, auf der Phillips-Kurve basierendes Modell an. Wir untersuchen dabei drei Szenarien. In Szenario 1 gehen wir von einem durchschnittlichen Abbau der Überkapazitäten aus. Szenario 2 bildet den Inflationsverlauf bei einem raschen Schliessen der Produktionslücke ab. In Szenario 3 gehen wir schliesslich von einer verhalteneren konjunkturellen Dynamik und als Folge davon einer hoch bleibenden Produktionslücke aus. In diesen Simulationen unterstellen wir weiter, dass die Erwartungen unverändert beim jeweiligen Notenbankziel verharren und dass sich die Anpassungsprozesse bei Löhnen und Preisen nicht verändern. Unsere Simulationen zeigen für die Eurozone, dass sogar bei einem recht raschen Schliessen der Produktionslücke die Inflation noch mehrere Jahre unter dem 2%-Ziel der EZB verharren würde (vgl. Abb. 1). Sollte die konjunkturelle Dynamik hingegen anhaltend schwach bleiben, wäre der Inflationsverlauf wesentlich flacher. Die Wahrscheinlichkeit würde dann steigen, dass die langfristigen Inflationserwartungen «bröckeln». Zudem könnten sich die Anpassungsprozesse bei den Löhnen und Preisen nach unten dann noch beschleunigen. Abbildung 1 Abbildung 2 Inflationsszenarien: Eurozone Inflationsrate: Schweiz, Eurozone Modellrechnungen, in % In % 3.0 Szenario 1 Szenario 2 5.0 Szenario 3 Schweiz Eurozone 4.0 2.5 3.0 2.0 2.0 1.5 1.0 1.0 0 0.5 0 2013 -1.0 2015 2017 Quelle: Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2019 2021 2023 -2.0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Quelle: Datastream, Credit Suisse 41 Credit Suisse Economic Research Marktbasierte Inflationserwartungen fallen in der Eurozone Dieses Szenario scheint derzeit an den Finanzmärkten denn auch zunehmend eingepreist zu werden. In Deutschland und Frankreich sind die marktbasierten Inflationserwartungen auf einen 10-Jahreshorizont auf 1.3% bzw. 1.5% gefallen, in Italien sogar auf 1%, also klar unter das EZB-Ziel. Die jüngste reale Aufwertung des Euro, welche u.a. aus den Abwertungen Japans und vieler Schwellenländer resultiert, erhöht die Wahrscheinlichkeit noch tieferer Inflation. Um die Inflationserwartungen zu stabilisieren, sind deshalb klare Signale der EZB nötig. Wir erwarten denn auch, dass sich die Notenbank, wenn auch zögerlich, zu weiteren monetären Lockerungsmassnahmen durchringen wird. Für die Eurozone resultiert daraus als Hauptszenario ein noch längeres Unterschiessen der Inflation gegenüber dem Ziel der EZB. Eine eigentliche Deflation wie in Japan scheint uns aber weiterhin eher unwahrscheinlich. Schweiz: Eurobindung bedeutet anhaltend tiefe Inflation Auch in der Schweiz erwarten wir weiterhin einen sehr flachen Inflationsverlauf, obwohl die Binnenwirtschaft seit mehreren Jahren robust ist. Hauptgrund für die anhaltend tiefe Inflation ist die De-facto-Bindung des Schweizerfrankens an den Euro und damit der «Import» der tiefen Inflation der Eurozone. Damit steigt nach einer Phase der Entkoppelung die Korrelation der Schweizer Inflation mit derjenigen in der Eurozone, wobei letztere auf das tiefere Schweizer Niveau zusteuert (vgl. Abb. 2). Da die EZB ihre Leitzinsen eher senken denn erhöhen wird, kann auch die SNB ihren Satz nicht vom Nullpunkt wegbewegen, ohne die Euro-Untergrenze zu gefährden. Schritte in Richtung Aufgabe dieser Grenze scheinen uns auf recht lange Frist angesichts der tiefen Inflation, der Anfälligkeit der Exportwirtschaft und nicht zuletzt der Unsicherheit bezüglich der Entwicklungen nach dem Entscheid zur Einwanderungspolitik unwahrscheinlich. Somit wird die SNB, wenn nötig, weiterhin zu makroprudentiellen Massnahmen greifen, um die Kreditvergabe und den Immobilienmarkt zu dämpfen. Lediglich eine starke Abwertung des Frankens gegen den Euro oder eine starke Abwertung beider gegen den USD und andere Währungen würde die Inflation in der Schweiz erhöhen. Dies scheint uns unwahrscheinlich. USA: Baldigere Stabilisierung der Inflation wahrscheinlich Für die USA liegen die Pfade unserer Inflationsszenarien aufgrund der geringeren Produktionslücke und des höheren Startpunkts etwas über denjenigen der Eurozone (vgl. Abb. 3). Während auch hier ein markanterer Anstieg der Inflation angesichts der noch nicht geschlossenen Produktionslücke unwahrscheinlich erscheint, erwarten wir im Szenario 1 eine raschere Entwicklung der Inflation Richtung Fed-Inflationsziel. Die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs der langfristigen Inflationserwartungen ist in den USA etwas höher als in der Eurozone, aber insgesamt angesichts des Leistungsausweises der Fed limitiert. Die Persistenz der Lohnentwicklung auf sehr verhaltenem Niveau spricht auch klar gegen ein inflationäres Szenario. Schwellenländer: Zwischen Reform und Stagflation Wie in unserer Studie mehrfach erwähnt, hat die Inflation in vielen Schwellenländern seit der Finanzkrise im Gegensatz zu den Industrieländern zugenommen. Dies war das Resultat einer expansiveren Fiskal- und Kreditpolitik. In der Folge haben sich die Aussenbilanzen vieler Länder verschlechtert und ihre Abhängigkeit von Kapitalimporten ist gestiegen. Im Zuge des beginnenden «Tapering» seitens der Fed kam es dann zu krisenartigen Abwertungen vieler Währungen, was zu einem weiteren Inflationsanstieg beitrug. Nun sind viele dieser Länder zu einem restriktiveren Kurs gezwungen worden. Abbildung 3 Abbildung 4 Inflationsszenarien: USA Inflation und Inflationserwartungen in Japan Modellrechnungen, in % Teuerungsraten ggü. Vorjahr, in % 3.0 Szenario 1 Szenario 2 2.0 Szenario 3 1.5 2.5 Breakeven Inflation (5Yr) KPI 1.0 0.5 2.0 0 -0.5 1.5 -1.0 -1.5 1.0 -2.0 0.5 2013 2015 2017 Quelle: Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 2019 2021 2023 -2.5 07.2009 07.2010 07.2011 07.2012 07.2013 Quelle: Bloomberg, Credit Suisse 42 Credit Suisse Economic Research Die meisten asiatischen Länder bleiben auf dem Pfad der Tugend Dies bedeutet, dass das Wachstum wohl über eine längere Phase hinweg eher schwach sein wird. Die Inflation sollte dann mit Verzögerung auf die Wachstumsverlangsamung fallen. Die Dezidiertheit, mit der die Behörden bei der Stabilisierung der Währungen und Bekämpfung der Inflation vorgehen, wird sich jedoch wohl von Land zu Land beträchtlich unterscheiden. Angesichts politischer Resistenz gegen wachstumsfördernde Strukturreformen könnte daraus in einigen Ländern (u.a. Brasilien, Indien und Russland) eine Art Stagflation resultieren. Andere Schwellenländer, vor allem in Asien (Korea, Taiwan, Singapur), werden wohl «auf dem Pfad der Tugend» bleiben. Auch in China ist es unwahrscheinlich, dass hohe Inflation zugelassen wird. In diesen Ländern wird das Wachstum jenes der Industrieländer weiterhin klar übertreffen, ihre Inflation jedoch denen der Industrieländer ähnlich bleiben. Japan: Inflationsziel mittelfristig schwierig zu erreichen Schliesslich gilt es, den Ausgang des geldpolitischen Experiments in Japan zu beurteilen. Hier sind aufgrund der massiven Abwertung über das vergangene Jahr sowohl die aktuelle Inflationsrate wie auch die Inflationserwartungen markant gestiegen (vgl. Abb. 4). Es scheint uns jedoch unwahrscheinlich, dass die Bank of Japan ihr 2%-Inflationsziel über längere Zeit erreicht. Erstens sprechen strukturelle Faktoren, wie die Alterung, das tiefe Trendwachstum, die weitere Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und der Zwang, das Staatsdefizit zu limitieren, gegen Inflation. Zweitens hegen wir Zweifel, ob insbesondere binnenorientierte Unternehmen die Inflationsdynamik mit automatischen Lohnsteigerungen unterstützen werden, nicht zuletzt weil ihre Gewinne durch die Abwertung und höhere Energiepreise geschmälert werden. Schliesslich fragt sich, ob die «internationale Gemeinschaft» (d.h. Japans Konkurrenten) eine andauernde und starke Abwertungspolitik Japans hinnehmen würden. Auch wenn die BoJ ihr Inflationsziel nicht erreicht, sollte sie jedoch durch eine fortgesetzte geldpolitische Expansion und die daraus resultierende graduelle Abwertung des Yen eine Rückkehr zur Deflation vermeiden können. Lockere Geldpolitik erhöht Risiko deflationärer BoomBust-Zyklen Die Risiken um dieses Kernszenario liegen unseres Erachtens eher auf der Deflationsseite. Wie wir in den Ausführungen zur Immobilieninflation aufgezeigt haben, enden Immobilienblasen öfters in weiterer Disinflation. Da die Nullzinspolitik und quantitative Expansion der Notenbankbilanzen tendenziell nicht nur Blasen an den Immobilienmärkten, sondern auch bei anderen Anlagen fördert, besteht das Risiko einer anhaltenden Boom-Bust-Entwicklung mit eher deflationären Konsequenzen. Inflationierung der Staatsschulden eher unwahrscheinlich Die aktuelle Geldpolitik hat zwar in den meisten Industrieländern zur Senkung der Realzinsen beigetragen. Angesichts des verhaltenen Wirtschaftswachstums ist aber eine Stabilisierung der Schulden immer noch schwierig, besonders wo Länder hohe Primärdefizite (Ausgaben ohne Zinszahlungen abzüglich Steuereinnahmen) aufweisen. Dies ist in ausgeprägtem Mass in Japan der Fall, aber auch in einigen europäischen Ländern (Frankreich und Spanien) sind die Defizite noch keineswegs auf ein nachhaltiges Niveau gesunken. Dies erhöht das Risiko, dass die Schulden auf andere Weise stabilisiert oder reduziert werden müssen, sei es durch regulatorische Mittel (Finanzrepression) oder durch diverse Formen von expliziten oder impliziten Schuldenschnitten. Beide Wege würden tendenziell die Wirtschaft schwächen und somit ebenfalls eher deflationär wirken. angesichts der unserer Meinung nach weitgehend intakten politischen Unabhängigkeit der führenden Notenbanken unwahrscheinlich, dass sie zur direkten Finanzierung von Staatsdefiziten übergehen. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 43 Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Vorlaufindikatoren Purchasing Managers' Index (PMI) Industriekonjunktur Purchasing Managers' Index > 50 = Wachstum Einkaufsmanager stehen am Anfang des Produktionsprozesses. Der PMI nutzt diesen Vorlauf zur Prognose der Konjunktur. Er basiert auf einer monatlichen Umfrage, die procure.ch – der Fachverband für Material und Einkauf – durchführt. Die Einkaufsmanager beantworten acht Fragen zu Produktion, Auftragsbestand, Einkaufsmenge, Einkaufspreis, Lieferfristen, Einkaufslager, Verkaufslager und Beschäftigung. Sie geben an, ob die Aktivitäten höher, gleich oder tiefer als im Vormonat ausgefallen sind. Aus den prozentualen Anteilen der Antworten, die «höher» und «gleich» lauten, werden die Subindizes berechnet, wobei der Anteil der «gleich»-Antworten nur zur Hälfte einfliesst. Der PMI liegt zwischen 0 und 100, wobei ein Wert über 50 eine expandierende Aktivität im Vergleich zum Vormonat bedeutet. 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2000 2004 2008 2012 Quelle: Credit Suisse Credit Suisse Exportbarometer Exporte In Standardabweichungen, Werte > 0 = Wachstum Das Credit Suisse Exportbarometer nutzt die Abhängigkeit der Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Exportmärkten. Zur Konstruktion des Exportbarometers werden Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 28 wichtigsten Abnehmerländern zusammengetragen. Die Werte dieser Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweiligen Landes gewichtet. Das Exportbarometer verdichtet die Informationen zu einem einzigen Indikator. Da es sich um standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht der Wachstumsschwelle. Das langfristige Durchschnittswachstum der Schweizer Exporte von knapp 5% liegt bei 1. 4.0 3.0 2.0 1.0 0 -1.0 -2.0 -3.0 2000 2004 2008 2012 Quelle: PMIPremium, Credit Suisse Credit Suisse ZEW Indikator Konjunktur Saldo der Erwartungen, Werte > 0 = Wachstum Finanzanalysten sind am Puls der Wirtschaft. Zusammen mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) führen wir seit Juni 2006 eine monatliche Befragung von Finanzanalysten durch: den Finanzmarkttest Schweiz. Die Analysten werden nicht nur nach ihrer Einschätzung zur aktuellen und zukünftigen konjunkturellen Lage und zur Inflationsrate gefragt, sondern auch hinsichtlich Finanzmarktthemen wie der Aktienmarktentwicklung oder der Zinsprognosen. Der eigentliche Credit Suisse ZEW Indikator stellt den Saldo der Erwartungen bezüglich des Verlaufs der Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs Monaten dar. 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 2006 2008 2010 2012 Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 44 Credit Suisse Economic Research Bauindex Schweiz Baukonjunktur 1. Quartal 1996 = 100 Der Bauindex Schweiz wird gemeinsam von der Credit Suisse und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) quartalsweise publiziert. Er dient als Frühindikator der Baukonjunktur in der Schweiz, indem er den Umsatz im Bauhauptgewerbe für das laufende Quartal prognostiziert. Der Indikator wird von Credit Suisse Economic Research berechnet und basiert hauptsächlich auf der quartalsweisen Erhebung des SBV bei seinen Mitgliedern. Zusätzliche Daten stammen vom Bundesamt für Statistik sowie vom Baublatt. Der Bauindex zeigt die Entwicklung ab dem 1. Quartal 1996 an. 150 140 130 120 110 100 90 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Quelle: Schweizerischer Baumeisterverband, Credit Suisse Renewable Energy Index Branche für erneuerbare Energie Index > 50 = Wachstum Der Renewable Energy Index Schweiz wird in Zusammenarbeit von der Credit Suisse und der A EE Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz quartalsweise veröffentlicht. Der Indikator beruht auf einer Umfrage unter Unternehmen der New Branche für nachhaltige Energielösungen (erneuerbare Energien und Energieeffizienz). Deren Erhebung und Auswertung erfolgt in Anlehnung an die Vorgaben der International Federation of Purchasing and Materials Management. Der Renewable Energy Index widerspiegelt ein unmittelbares Bild der Entwicklung des Geschäftsverlaufs in der Branche für nachhaltige Energielösungen. Der seit dem 1. Quartal 2010 erhobene Renewable Energy Index ist somit ein wertvoller Beitrag zur Datengrundlage dieser Branche. 70 65 60 Text 55 50 45 40 35 30 2010 2011 2012 2013 Quelle: Agentur für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz, Credit Suisse Blue Book Index Quantitative Übersetzung des SNB-Quartalshefts Normierter Index von -1 bis +1 Der Blue Book Index bringt die von der Nationalbank im Rahmen ihres Quartalshefts veröffentlichten qualitativen Informationen zur wirtschaftlichen Aktivität in einen quantitativen Index. Dieser so genannte Blue Book Index (der Umschlag des SNBQuartalshefts ist blau) ist ein Aggregat aus fünf Teilindizes, welche die Entwicklung in vier Wirtschaftssektoren (verarbeitende Industrie, Bau, Nicht-Finanzdienstleistungen und Bankwesen) sowie am Arbeitsmarkt erfassen. Der Blue Book Index ist der arithmetische Durchschnitt der fünf gleichgewichteten Teilindizes. Jeder Teilindex kann einen Wert zwischen –1 und +1 annehmen, wobei die Intervalle 0.25 Punkte betragen. Wir definieren +0.25 als «Normalbedingungen» oder «mässiges Wachstum», während +1 und –1 für «Boom» bzw. «Kontraktion» stehen. 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 45 Credit Suisse Economic Research Prognosen und Indikatoren Prognosen für die Schweizer Wirtschaft 2014 2014 1. Quartal 2. Quartal 2014 2014P 2015P 2015P 2015P 2015P 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal 2014P 2015P BIP (ggü. Vorjahr, in %) 1.7 1.7 1.9 2.5 2.4 2.1 1.7 1.1 2.0 1.8 Privater Konsum 1.7 1.7 2.0 1.8 1.5 1.5 1.5 1.5 1.8 1.5 Staatskonsum 2.0 2.0 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0 1.5 1.0 Bruttoanlageinvestitionen 4.8 1.5 1.2 1.3 4.4 1.8 1.8 1.5 2.2 2.4 Bauinvestitionen 4.5 1.0 1.5 1.5 4.0 1.4 1.5 1.5 2.0 2.0 Ausrüstungsinvestitionen 4.8 2.0 2.0 1.5 4.6 2.0 2.0 1.5 2.5 2.5 Exporte (Güter und Dienstleistungen) 4.1 6.1 4.8 5.0 6.0 7.0 9.0 10.0 5.0 8.0 Importe (Güter und Dienstleistungen) 4.0 4.0 4.0 4.0 5.5 6.5 7.5 8.5 4.0 7.0 Inflation (in %) 0.0 -0.2 -0.3 0.2 0.3 0.3 0.5 1.1 -0.1 0.5 Arbeitslosigkeit (in %) 3.5 3.2 3.0 3.2 3.4 3.1 2.9 3.1 3.3 3.2 Leistungsbilanz (in % des BIP) 11.1 12.0 Staatsbudgetsaldo (in % des BIP) 0.2 0.5 Schuldenquote (in % des BIP) 46.8 45.9 Quelle: Bundesamt für Statistik, SECO, Credit Suisse Prognosen für die Weltwirtschaft Prognosen Prognosen Struktur BIP Ggü. Vorjahr, in % Inflation Bedeutung für die Schweiz Bevölkerung In Mio. BIP In USD Mrd. Exportanteil In % Importanteil In % 2014 2015 2014 2015 Welt 3.6 3.8 3.1 3.2 6895 71'707 100 100 USA 3.0 3.0 1.7 2.0 316 15'684 11.6 5.5 Eurozone 1.2 1.6 0.9 1.1 331 12'197 46.3 66.3 Deutschland 2.0 2.0 1.4 1.7 81 3'400 18.7 29.2 Frankreich 0.7 1.4 1.1 1.2 62 2'608 7.0 8.2 Italien 0.6 1.2 1.0 1.1 60 2'014 7.2 10.3 Grossbritannien 3.0 2.4 2.1 2.1 61 2'440 4.4 3.5 Japan 1.5 1.4 2.4 1.8 127 5'964 3.0 1.8 China 7.5 7.2 3.0 3.5 1360 8'227 4.1 6.4 Quelle: Datastream, IMF, Credit Suisse Zinsen und geldpolitische Angaben Aktuell 3M 12M 3M-Libor (in %) 0.02 0.0-0.2 0.0-0.2 SNB-Zielband (in %) 0.0-0.25 0.0-0.25 0.0-0.25 Rendite 10-J Staatsanleihen (in %) 1.00 1.0-1.2 1.3-1.5 Aktuell Vormonat Vorjahr Geldmenge M0 (CHF Mrd.) 382.6 380.5 342.8 Geldmenge M1 (%, ggü. Vorjahr) 4.9 3.2 10.8 Geldmenge M2 (%, ggü. Vorjahr) 8.7 7.7 9.9 Geldmenge M3 (%, ggü. Vorjahr) 8.6 7.7 9.3 Devisenreserven (CHF Mrd.) 448.0 443.3 445.6 Quelle: Bloomberg, Datastream, Credit Suisse Swiss Issues Konjunktur I März 2014 46 Credit Suisse Economic Research Offenlegungen Bestätigung Alle in diesem Bericht aufgeführten Analysten bestätigen hiermit, dass die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über Unternehmen und deren Wertschriften mit ihren persönlichen Ansichten über sämtliche hier analysierten Unternehmen und Wertschriften übereinstimmen. Die Analysten bestätigen darüber hinaus, dass eine bereits erhaltene oder zukünftige Entschädigung in keiner Art und Weise direkt oder indirekt mit den in diesem Bericht ausgedrückten Empfehlungen oder Ansichten in Verbindung steht. Die in diesem Bericht erwähnten Knowledge Process Outsourcing Analysten (KPOAnalysten) sind bei der Credit Suisse Business Analytics (India) Private Limited angestellt. Wichtige Offenlegungen Die Credit Suisse veröffentlicht Research-Berichte nach eigenem Ermessen. Dabei bezieht sie sich auf Entwicklungen in den analysierten Unternehmen, im Sektor oder Markt, die für die im Bericht geäusserten Meinungen und Ansichten wesentlich sein können. Die Credit Suisse veröffentlicht ausschliesslich unparteiische, unabhängige, eindeutige, faire und nicht irreführende Anlagestudien. Der für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Credit Suisse verbindliche Code of Conduct ist online unter folgender Adresse abrufbar: https://www.credit-suisse.com/governance/doc/code_of_conduct_de.pdf Weitere Informationen finden Sie im Dokument «Unabhängigkeit der Finanzanalyse» unter folgender Adresse: https://www.credit-suisse.com/legal/pb_research/independence_de.pdf Die Entschädigung der für diesen Research-Bericht verantwortlichen Analysten setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, darunter dem Umsatz der Credit Suisse. Einen Teil dieses Umsatzes erwirtschaftet die Credit Suisse im Bereich Investment Banking. Zusätzliche Offenlegungen für folgende Rechtsordnungen Vereinigtes Königreich: Weitere Offenlegungsinformationen für den Bereich Fixed Income erhalten Kunden der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited unter der Telefonnummer +41 44 333 33 99. Weitere Informationen wie Offenlegungen im Zusammenhang mit anderen Emittenten erhalten Sie online auf der Seite «Disclosure» der Credit Suisse unter folgender Adresse: http://www.credit-suisse.com/disclosure Allgemeiner Haftungsausschluss / Wichtige Information Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertpapiere verbundenen Risiken finden Sie unter folgender Adresse: https://research.credit-suisse.com/riskdisclosure Alle Hinweise auf die Credit Suisse beziehen sich ebenfalls auf mit ihr verbundene Unternehmen und Tochtergesellschaften. Weitere Informationen über die Organisationsstruktur finden sich unter folgender Adresse: http://www.credit-suisse.com/who_we_are/de/ Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von der Abteilung Research der Division Private Banking & Wealth Management der Credit Suisse am angegebenen Datum erstellt und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Aufgrund unterschiedlicher Bewertungskriterien können die in diesem Bericht geäusserten Ansichten über einen bestimmten Titel von Ansichten und Beurteilungen des Credit Suisse Research Department der Division Investment Banking abweichen oder diesen widersprechen. Die vorliegende Publikation ist nicht für die Verbreitung an oder die Nutzung durch natürliche oder juristische Personen bestimmt, die Bürger eines Landes sind oder in einem Land ihren Wohnsitz bzw. ihren Gesellschaftssitz haben, in dem die Verbreitung, Veröffentlichung, Bereitstellung oder Nutzung dieser Informationen geltende Gesetze oder Vorschriften verletzen würde oder in dem die Schweizer Bank Credit Suisse AG, oder ihre Tochter- und verbundenen Unternehmen («CS») Registrierungs- oder Zulassungspflichten erfüllen müssten. Alle Informationen in dieser Publikation unterliegen dem Copyright der CS, sofern nicht anders angegeben. Weder der Bericht noch sein Inhalt noch Kopien davon dürfen ohne die vorherige schriftliche Genehmigung durch die CS verändert, übertragen, kopiert oder an Dritte verteilt werden. Alle in diesem Bericht verwendeten Warenzeichen, Dienstleistungsmarken und Logos sind Warenzeichen oder Dienstleistungsmarken bzw. eingetragene Warenzeichen oder Dienstleistungsmarken der CS oder ihrer verbundenen Unternehmen. Swiss Issues Konjunktur I März 2014 Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten. Die CS bietet keine Beratung hinsichtlich der steuerlichen Konsequenzen einer Anlage und empfiehlt Anlegern, einen unabhängigen Steuerberater zu konsultieren. Zu beachten ist insbesondere, dass sich die Steuerbasis und die Höhe der Besteuerung ändern können. Die CS hält die im Disclosure-Anhang des vorliegenden Berichts enthaltenen Informationen und Meinungen für richtig und vollständig. Die Informationen und Meinungen in den übrigen Abschnitten des Berichts stammen aus oder basieren auf Quellen, die die CS als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Weitere Informationen sind auf Anfrage erhältlich. Die CS lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Berichts ab, es sei denn, dieser Haftungsausschluss steht im Widerspruch zu einer Haftung, die sich aus bestimmten für die CS geltenden Statuten und Regelungen ergibt. Dieser Bericht ist kein Ersatz für eine unabhängige Beurteilung. Die CS hat möglicherweise eine Handelsidee zu diesem Wertpapier veröffentlicht oder wird dies möglicherweise in Zukunft tun. Handelsideen sind kurzfristige Handelsempfehlungen, die auf Marktereignissen und Katalysatoren basieren, wohingegen Unternehmensempfehlungen Anlageempfehlungen darstellen, die auf dem erwarteten Gesamtertrag im 6 bis 12-Monats-Horizont basieren, gemäss der Definition im Disclosure-Anhang. Da Handelsideen und Unternehmensempfehlungen auf unterschiedlichen Annahmen und Analysemethoden basieren, könnten die Handelsideen von den Unternehmensempfehlungen abweichen. Ausserdem hat die CS möglicherweise andere Berichte veröffentlicht oder wird möglicherweise Berichte veröffentlichen, die im Widerspruch stehen zu dem vorliegenden Bericht oder zu anderen Schlussfolgerungen gelangen. Diese Berichte spiegeln die verschiedenen Annahmen, Einschätzungen und Analysemethoden wider, auf denen sie basieren, und die CS ist in keiner Weise verpflichtet, sicherzustellen, dass der Empfänger Kenntnis von anderen entsprechenden Berichten erhält. Die CS ist involviert in zahlreiche Geschäfte, die mit dem genannten Unternehmen in Zusammenhang stehen. Zu diesen Geschäften gehören unter anderem Handel, Risikoarbitrage, Market Making und anderer Eigenhandel. Die Informationen, Meinungen und Schätzungen in diesem Bericht entsprechen der Beurteilung durch die CS am angegebenen Datum und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht kann Internet-Adressen oder die entsprechenden Hyperlinks beinhalten. Die CS hat die Inhalte der Internet-Seiten, auf die Bezug genommen wird, nicht überprüft und übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalte, es sei denn, es handelt sich um eigene Internet-Seiten der CS. Die Adressen und Hyperlinks (einschliesslich Adressen und Hyperlinks zu den eigenen InternetInhalten der CS) werden nur als Annehmlichkeit und Information für Sie veröffentlicht, und die Inhalte der Seiten, auf die verwiesen wird, sind keinesfalls Bestandteil des vorliegenden Dokuments. Der Besuch der Internet-Seiten oder die Nutzung von Links aus dem vorliegenden Bericht oder der Internet-Seite der CS erfolgt auf Ihr eigenes Risiko. Distribution von Research-Berichten Wo im Bericht nicht anders vermerkt, wird dieser Bericht von der Schweizer Bank Credit Suisse AG verteilt, die der Zulassung und Regulierung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht untersteht. Australien: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Sydney Branch (CSSB) (ABN 17 061 700 712 AFSL 226896), ausschliesslich an «Wholesale-Kunden», definiert nach s761G des Corporations Act 2001, verteilt. CSSB übernimmt keine Gewähr, noch macht sie Zusicherungen zur Wertentwicklung der in diesem Bericht erwähnten Finanzprodukte. Bahamas: Der vorliegende Bericht wurde von der Schweizer Bank Credit Suisse AG erstellt und im Namen der Credit Suisse AG, Nassau Branch, verteilt. Diese Niederlassung ist ein bei der Securities Commission der Bahamas eingetragener Broker-Dealer. Bahrain: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse AG, Bahrain Branch, verteilt, die über eine Zulassung der Central Bank of Bahrain (CBB) als Investment Firm Category 2 verfügt und von dieser reguliert wird. Brasilien: Die hierin enthaltenen Angaben dienen lediglich zu Informationszwecken und sollten nicht als ein öffentliches Angebot für Wertpapieren in Brasilien verstanden werden. Hierin erwähnte Wertschriften sind möglicherweise nicht bei der brasilianischen Börsenaufsicht CVM (Comissão de Valores Mobiliáros) registriert. Deutschland: Die Credit Suisse (Deutschland) AG untersteht der Zulassung und Regulierung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Sie verbreitet Finanzanalysen an ihre Kunden, die durch ein mit ihr verbundenes Unternehmen erstellt worden sind. Dubai: Diese Informationen werden von der Credit Suisse AG, Dubai Branch, verteilt, die über eine ordnungsgemässe Lizenz der Dubai Financial Services Authority (DFSA) verfügt und unter deren Aufsicht steht. Finanzprodukte oder -dienstleistungen in diesem Zusammenhang richten sich ausschliesslich an Grosskunden mit liquiden Mitteln von über USD 1 Mio., die über ausreichend Erfahrung in Finanzfragen verfügen, um sich im Sinne eines Grosskundengeschäfts in Finanzmärkten engagieren zu können, und die regulatorischen Kriterien für eine Kundenbeziehung erfüllen. Frankreich: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (France) verteilt. Diese ist ein Anbieter von Investitionsdienstleistungen und verfügt über eine Zulassung der Autorité de Contrôle Prudentiel (ACP).. Die Credit Suisse (France) untersteht der Aufsicht und Regulierung der Autorité de Contrôle Prudentiel und der Autorité des Marchés Financiers. Gibraltar: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Gibraltar) Limited verteilt. Die Credit Suisse (Gibraltar) Limited ist eine unabhängige Gesellschaft, die zu 100 % im Besitz der Credit Suisse ist. Sie untersteht der Regulierung der Gibraltar Financial Services Commission. Guernsey: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Chan- 47 Credit Suisse Economic Research nel Islands) Limited verteilt, einer unabhängigen Rechtseinheit, die in Guernsey unter der Nummer 15197 und unter der Anschrift Helvetia Court, Les Echelons, South Esplanade, St Peter Port, Guernsey, eingetragen ist. Die Credit Suisse (Channel Islands) Limited ist zu 100% im Besitz der Credit Suisse AG. Sie wird von der Guernsey Financial Services Commission überwacht. Der jeweils aktuelle testierte Jahresabschluss ist auf Anfrage erhältlich. Hongkong: Der vorliegende Bericht wird in Hongkong von der Credit Suisse AG, Hong Kong Branch, herausgegeben. Die Credit Suisse AG, Hong Kong Branch, ist als Authorized Institution der Aufsicht der Hong Kong Monetary Authority unterstellt und ist ein eingetragenes Institut nach Massgabe der «Securities and Futures Ordinance» (Chapter 571 der gesetzlichen Vorschriften Hongkongs). Indien: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (India) Private Limited («Credit Suisse India»), die vom Securities and Exchange Board of India (SEBI) beaufsichtigt wird unter den SEBI-Registrierungsnummern INB230970637, INF230970637, INB010970631 und INF010970631 und deren Geschäftsadresse wie folgt lautet: 9th Floor, Ceejay House, Plot F, Shivsagar Estate, Dr. Annie Besant Road, Worli, Mumbai 400 018, Indien, Tel. +91-22 6777 3777. Italien: Dieser Bericht wird in Italien einerseits von der Credit Suisse (Italy) S.p.A. verteilt, einer gemäss italienischem Recht gegründeten und registrierten Bank, die der Aufsicht und Kontrolle durch die Banca d'Italia und CONSOB untersteht, sowie andererseits von der Credit Suisse AG, einer Schweizerischen Bank mit Lizenz zur Erbringung von Banking und Finanzdienstleistungen in Italien. Japan: Dieser Bericht wird von Credit Suisse Securities (Japan) Limited, Financial Instruments Dealer, Director-General of Kanto Local Finance Bureau (Kinsho) No. 66, Mitglied der Japan Securities Dealers Association, Financial Futures Association of Japan, Japan Investment Advisers Association und Type II Financial Instruments Firms Association, ausschliesslich in Japan verteilt. Credit Suisse Securities (Japan) Limited wird diesen Bericht nicht ausserhalb Japans verteilen oder in Länder ausserhalb Japans weiterleiten. Jersey: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die (Channel Islands) Limited, Jersey Branch, die von der Jersey Financial Services Commission beaufsichtigt wird. Die Geschäftsadresse der Credit Suisse (Channel Islands) Limited, Jersey Branch, in Jersey lautet: TradeWind House, 22 Esplanade, St Helier, Jersey JE2 3QA. Katar: Diese Information wird von der Credit Suisse Financial Services (Qatar) L.L.C verteilt, die über eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde für den Finanzplatz Katar (QFCRA) verfügt und von dieser reguliert wird (QFC Nr. 00005). Alle Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen im Zusammenhang mit diesem Bericht sind nur für Geschäftskunden oder Vertragspartner (gemäss Definition der Aufsichtsbehörde für den Finanzplatz Katar (QFCRA)) zugänglich. Zu dieser Kategorie gehören auch Personen mit einem liquiden Vermögen von über USD 1 Mio., die eine Einstufung als Geschäftskunden wünschen und die über genügend Kenntnisse, Erfahrung und Verständnis des Finanzwesens verfügen, um sich an solchen Produkten und/oder Dienstleistungen zu beteiligen. Luxemburg: Dieser Bericht wird von der Credit Suisse (Luxembourg) S.A. verteilt. Diese ist eine luxemburgische Bank, die über eine Zulassung der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) verfügt und von dieser reguliert wird. Mexiko: Die im Bericht enthaltenen Informationen stellen kein öffentliches Angebot von Wertschriften gemäss dem mexikanischen Wertschriftengesetz dar. Der vorliegende Bericht wird nicht in den mexikanischen Massenmedien angeboten. Der Bericht enthält keine Werbung im Zusammenhang mit der Vermittlung oder Erbringung von Bankdienstleistungen oder Anlageberatung auf dem Hoheitsgebiet Mexikos oder für mexikanische Staatsbürger. Russland: Das in diesem Bericht angebotene Research ist in keiner Art und Weise als Werbung oder Promotion für bestimmte Wertpapiere oder damit zusammenhängende Wertpa- Swiss Issues Konjunktur I März 2014 piere zu verstehen. Dieser Research-Bericht stellt keine Bewertung im Sinne des Bundesgesetzes über Bewertungsaktivitäten der Russischen Föderation dar. Der Bericht wurde gemäss den Bewertungsmodellen und der Bewertungsmethode der Credit Suisse erstellt. Singapur: Dieser Bericht wurde zur Verteilung in Singapur ausschliesslich an institutionelle Anleger, zugelassene Anleger und erfahrene Anleger (wie jeweils in den Financial Advisers Regulations definiert) erstellt und herausgegeben und wird von der Credit Suisse AG, Singapore Branch, auch an ausländische Anleger (gemäss Definition in den Financial Advisers Regulations) verteilt. Aufgrund Ihres Status als institutioneller Anleger, zugelassener Anleger, erfahrener Anleger oder ausländischer Anleger ist die Credit Suisse AG, Singapore Branch, in Bezug auf finanzielle Beratungsdienstleistungen, die die Credit Suisse AG, Singapore Branch, gegebenenfalls für Sie erbringt, von der Einhaltung bestimmter ComplianceAnforderungen gemäss Financial Advisers Act, Chapter 110 of Singapore («FAA»), den Financial Advisers Regulations und den massgeblichen, im Rahmen dieser Gesetze und Bestimmungen herausgegebenen Mitteilungen und Richtlinien befreit. Spanien: Dieser Bericht wird in Spanien von der Credit Suisse AG, Sucursal en España, verteilt. Diese ist ein durch die Banco de España autorisiertes Unternehmen (Registernummer 1460). Thailand: Der Vertrieb des vorliegenden Berichts erfolgt durch die Credit Suisse Securities (Thailand) Limited, die von der Securities and Exchange Commission, Thailand, beaufsichtigt wird und unter der Adresse 990 Abdulrahim Place Building, 27/F, Rama IV Road, Silom, Bangrak, Bangkok Tel. 02614-6000 eingetragen ist. Vereinigtes Königreich: Dieser Bericht wurde von der Credit Suisse (UK) Limited und der Credit Suisse Securities (Europe) Limited herausgegeben. Die Credit Suisse Securities (Europe) Limited und die Credit Suisse (UK) Limited verfügen beide über eine Zulassung der Prudential Regulation Authority und stehen unter der Aufsicht der Financial Conduct Authority und Prudential Regulation Authority. Sie sind der Credit Suisse zugehörige, aber rechtlich unabhängige Gesellschaften. Der Schutz privater Kunden durch die Financial Conduct Authority und/oder Prudential Regulation Authority gilt nicht für Investitionen oder Dienstleistungen, die durch eine Person ausserhalb des Vereinigten Königreichs angeboten werden. Das Financial Services Compensation Scheme gilt nicht, wenn der Emittent seine Verpflichtungen nicht erfüllt. USA: WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORTHIN MITGENOMMEN ODER AN US-PERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken. Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden. Copyright © 2014 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. 14C024A_R 48 Weitere Publikationen der Credit Suisse Branchenmonitor 1. Quartal 2014 Der Branchenmonitor beschreibt quartalsweise die aktuelle Situation und den konjunkturellen Ausblick der wichtigsten Schweizer Branchen. 31. März 2014 Immobilienmonitor 2. Quartal 2014 Der Immobilienmonitor bietet dreimal jährlich ein Update aller immobilienrelevanten Marktentwicklungen und ergänzt damit die jährlichen Fundamentalanalysen und Spezialthemen der Credit Suisse Immobilienstudie. 15. Mai 2014 Erfolgsfaktoren für Schweizer KMU Perspektiven und Herausforderungen Im Export Die jährliche Studie befragt die Schweizer KMU zu ihren Erfolgsfaktoren am Standort Schweiz. Das diesjährige Schwerpunktthema beleuchtet die Bedeutung von Exporten für KMU und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Exportstruktur der Schweiz. Die beiden Basel Struktur und Perspektiven Die beiden Basel stehen an einer Weggabelung: Sollen sie Fusionsverhandlungen aufnehmen oder weiterhin getrennte Wege gehen? Daneben beleuchtet die neue Regionalstudie aktuelle wirtschaftliche und demografische Entwicklungen in den beiden Basel. Sommer 2014 4. Juni 2014 Der nächste Monitor Schweiz erscheint am 10. Juni 2014 Lesen Sie monatlich «Wirtschaft und Märkte – Perspektiven für Anleger» ... oder diskutieren Sie mit auf dem «unternehmer Blog»: credit-suisse.com/unternehmerblog