Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer
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Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer
Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Gerald Braun, Tobias Güra, Sebastian Henn, Thilo Lang, Carsten Schürmann, Karsten Voß, Pawel Warszycki Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Gerald Braun, Tobias Güra, Karsten Voß, Pawel Warszycki Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development at the University of Rostock (HIE-RO) Rostock Sebastian Henn, Thilo Lang Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) Leipzig Carsten Schürmann Büro für Raumforschung, Raumplanung und Geoinformation (RRG) Oldenburg i.H. Rostock, November 2013 Erstellt im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer Erstellt durch das Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development an der Universität Rostock HIE-RO, Rostock © 2014 BMWi, Berlin Alle Rechte vorbehalten Redaktion und Lektorat: Ulrike Kretschmer, HIE-RO, Rostock Redaktionsschluss: 1. Oktober 2013 Kartographie und Grafiken: Carsten Schürmann, Büro für Raumforschung, Raumplanung und Geoinformation (RRG), Oldenburg i.H. Inhaltsverzeichnis 160 Die Industrie als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung 34 Die Industrie, seit jeher Treiber wirtschaftlicher Entwicklung Ostdeutschlands, verliert keinesfalls an Bedeutung. Vor allem sie ist es, die den wirtschaftlichen Abstand zu Westdeutschland verringern kann. Dabei ergänzen sich Industrie und Dienstleistungen als wettbewerbsfähiger Verbund. (G. Braun, T. Güra) 110 Teil 1: Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Waren beide deutschen Staaten vor der Wiedervereinigung eher Randgebiete in ihren jeweiligen politischen Blöcken mit vorherrschenden Nord-Süd-Verkehren, katapultierten die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit insbesondere Ostdeutschland von der Peripherie ins Zentrum Europas. (C. Schürmann) 138 History Matters – Industrielle Traditionen setzen sich fort Bedeutende Industriestandorte und Branchen reichen in den Neuen Bundesländern bis ins 19. Jahrhundert zurück. Auch die Verteilung der industriellen Arbeitsplätze in Ostdeutschland zeigt historisch bekannte Muster. (G. Braun) 114 Flucht vor der DDR-Planwirtschaft Der wachsende Rückstand der DDR-Wirtschaft hatte vier Ursachen: (1) Hohe Reparationen an die Sowjetunion, (2) Abwanderung von Fachkräften und Unternehmern, (3) Verlagerung von Konzernzentralen nach Westdeutschland und (4) Innovationsfeindlichkeit der DDR-Planwirtschaft. (G. Braun) 116 Wo der DAX sitzt – Ostdeutschland (fast) ohne Konzernzentralen 40 Ein Standort D oder Zwei? Deutschland der zwei Produktivitäten Gemessen an wichtigen Kennziffern (BIP, Arbeitslosenquote, Industrialisierungsgrad, Einkommen) bestehen zwischen West und Ost immer noch erhebliche Unterschiede. Gründe dafür sind die geringe Zahl von Großbetrieben, die KMUUnternehmensstruktur, fehlende Cluster und Netzwerke im Osten. (G. Braun) 122 42 44 52 Teil 2: Perspektiven für Ostdeutschland – Industriestandorte im internationalen Vergleich Für Ostdeutschland war die Wiedervereinigung Startschuss einer anhaltenden Aufholjagd. Der wirtschaftliche und technologische Rückstand ist geschrumpft. Investoren bietet sich ein attraktiver, wettbewerbsfähiger Standort bei regionalen Unterschieden. Für Zukunftsmärkte gilt es vorbereitet zu sein. (G. Braun, T. Güra) 32 Auf der Überholspur – Standortbedingungen in Ostdeutschland Im vergangenen Jahrzehnt hat Deutschland unter allen industriellen Hightech-Ländern den größten Sprung nach vorn gemacht. Dies gilt, wenngleich in geringerem Maße als für Westdeutschland, auch für den Standort Ostdeutschland. (G. Braun) Berlin: Hauptstadt mit kreativer Gründerszene „Berlin, Berlin, du bist so wunderbar!“ Nach langwieriger Hauptstadtdebatte ist das flächenmäßig kleinste ostdeutsche Bundesland Repräsentanz hochkarätiger Industrie, Politik und Kultur geworden. Attraktiv für kommende Generationen mit ambitionierten Vorstellungen für die Zukunft. (T. Güra) 54 Brandenburg: Metropolnah mit dezentralen Wachstumskernen Bedenkt man die zentrale Rolle der ehemaligen preußischen Provinz, so muss sich Brandenburg mit seiner Wirtschaft in Ostdeutschland keineswegs verstecken. Die Symbiose mit Berlin demonstriert die deutsche Hauptstadtregion und bildet eine bedeutende wirtschaftliche Säule Ostdeutschlands. (T. Güra) 56 Mecklenburg-Vorpommern: Agrarwelten, Tourismus und Gesundheit Meck-Pomm zählt zu den strukturschwächsten Regionen: Agrarisch strukturiert, dünn besiedelt, niedriger Industriebesatz, relativ hohe Arbeitslosigkeit. Dominierende Branchen sind Nahrungsmittelindustrie und maritime Wirtschaft. Potenzial haben Tourismus, Gesundheitswirtschaft, Logistik und Erneuerbare Energien. (G. Braun) Die Bevölkerungszahl Ostdeutschlands sank in den letzten Jahren stärker als im Westen, das Durchschnittsalter stieg schneller als im Bundesschnitt. Für ostdeutsche Arbeitgeber wird es höchste Zeit, sich auf die demographischen Veränderungen einzustellen. (Th. Lang) 30 Teil 3: Die Neuen Bundesländer – Vielfalt in der Einheit Nach der Wende haben die Neuen Bundesländer vielfältige Wirtschaftsprofile entwickelt mit Ansätzen eigenständiger Entwicklungskonzepte: Regionalstruktur, Bevölkerungsentwicklung, Bildungsstand, Innovationstätigkeit, strukturprägende Industriebranchen, Internationalisierungsgrad, Attraktivität. (G. Braun) Mit der Entflechtung der VEB-Großbetriebe kommt es zu einer Konzentration auf kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Auf ihnen ruht wesentlich das wirtschaftliche Wachstum, Beschäftigung, regionale Wirtschaftskreisläufe, Bildung und Ausbildung. (G. Braun) 126 Systemköpfe: Ein Blick in die Zukunft Nachhaltige Wettbewerbsvorteile haben (ost-)deutsche Industriefirmen, die einfache Fertigungen mit niedrigen Wertschöpfungsstufen ins Ausland verlagern und sich auf wertschöpfungsintensive Dienstleistungen und Produktionsverfahren am Standort Deutschland spezialisieren. (G. Braun) Unternehmerischer Mittelstand: Motor des Aufbaus Ost? Weniger, älter, bunter – Demografische Folgen für das Humankapital Neues schaffen – Ostdeutsche Industrie im technologischen Wettbewerb Nach Prognosen ist die ostdeutsche Industrie in wichtigen Zukunftsfeldern wie Gesundheits- und Umweltökonomie, Erneuerbare Energien, IuK-Wirtschaft, optische Industrie und Nanotechnologie langfristig aussichtsreich aufgestellt. (G. Braun) Von den größten und bedeutendsten Aktiengesellschaften des Standortes Deutschland haben exakt sechs ihren Firmensitz in den Neuen Bundesländern: zwei in Jena und fünf in Berlin. In den anderen ostdeutschen Bundesländern befindet sich kein einziger Hauptsitz. (K. Voß, C. Schürmann) 118 Ostdeutsche Firmen im Kampf auf dem Weltmarkt Die DDR-Industrie war von den „kapitalistischen“ Weltmärkten abgeschottet und auf die sozialistischen ‚Bruderländer’ fixiert. Dennoch ist es der ostdeutschen Industrie gelungen, mit ihren Produkten Auslandsmärkte zu erobern, bei weiterhin erheblichem Rückstand gegenüber Westdeutschland. (G. Braun) Die bemerkenswerte Entwicklung der ostdeutschen Industrie greift auf historische Vorgänger, Kompetenzen und Erfahrungen zurück. Ein Mix überwiegend kleinerer mittelständischer Unternehmen und regional ansässigen Branchen prägt heute das industrielle Strukturbild der Neuen Bundesländer. (G. Braun) 12 Von der Peripherie ins Zentrum Europas 58 Sachsen: Dialekt macht erfolgreich! Bereits Goethe hatte erkannt: „Sachsen, Sachsen! Ey! Ey! Das ist starker Tobak!“ Zum industriellen Innovationstreiber mutiert, sind hier die meisten ostdeutschen Weltmarktführer beheimatet. Das Produktportfolio ist äußerst vielfältig, und in manchen Nischenmärkten zum Primus avanciert. (T. Güra) 60 Sachsen-Anhalt: Das ostdeutsche Chemieland Sachsen-Anhalt ist bekannt für seine UNESCOWeltkulturerbestätten, wie das Bauhaus oder das Lutherhaus. Auch die Industrie hat eine lange Tradition. Die Ursprünge des verarbeitenden Gewerbes reichen weit zurück. Daneben siedeln sich immer mehr Betriebe aus innovativen Branchen an. (K. Voß) Inhaltsverzeichnis Thüringen: Alte Kultur und moderner Mittelstand Thüringen – das Land in der Mitte- gilt mit seiner Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft seit alters her als ‚Herz Deutschlands’. Forschergeist, unternehmerische Initiative und mittelständische Unternehmensstruktur in bedeutenden Wachstumsfeldern prägen das Land. (G. Braun) Teil 4: Spezifische Industriebranchen in Ostdeutschland Branchenschwerpunkte im Überblick 62 64 66 70 Nach jahrzehntelanger Isolation vom Weltmarkt sind die Folgen der Planwirtschaft nicht mehr zu sehen. Frei nach dem Motto „Auferstanden aus Ruinen“ rollen aus den ostdeutschen Werkshallen hochmoderne Fabrikate für den Weltmarkt – heute auch mit E-Antrieb und Karbonkarosserie. (T. Güra) Nanotechnologie: Eine Branche unter der Lupe 74 Der Maschinenbau ist einer der wichtigsten deutschen Industriezweige. Das galt auch für die DDR, die in den 1980er Jahren zu den zehn größten Maschinenbauproduzenten der Welt gehörte. Die Zukunft liegt im Export, doch dazu braucht der Osten mehr Vernetzung und Kooperationen. (K. Voß) 78 82 Das Gesundheitswesen hat sich verändert. Ostdeutschland hat diese Trends frühzeitig erkannt und damit begonnen, einen neuen Markt führend mitzugestalten. Dabei kommen längst vergessene Relikte des DDR-Gesundheitswesens zum Einsatz und verschaffen Regionen mitunter einen Wettbewerbsvorteil. (T. Güra, K. Voß) Biotechnologie: Ein farbenfroher Wachstumsmarkt Als junge Technologie ist die Biotechnologie forschungsintensiv mit langfristig interessanten wirtschaftlichen Perspektiven. In den letzten Jahren konnten sich die ostdeutschen Bioregionen gut entwickeln, wobei weiteres Wachstum im Bereich der industriellen Biotechnologie zu erwarten ist. (K. Voß) 108 112 Die Internationalisierung ostdeutscher Industriefirmen, gemessen an Exporten und Produktionsstätten im Ausland, ist laufend gewachsen, jedoch gibt es immer noch Rückstände im Vergleich zu westdeutschen Unternehmen. Eine mögliche Exportstrategie für ostdeutsche KMU wird skizziert. (G. Braun) 116 Ostdeutschland verfügt über zahlreiche Cluster sowohl im HighTech-Bereich als auch in traditionellen Industrien. Ihre Förderung beruht auf verschiedenen länderspezifischen, bundeslandübergreifenden und bundesweiten Maßnahmen. (S. Henn) Toleranz, Talente und Technologie – wo Ostdeutschlands Zukunft liegt 88 104 Unternehmensgründungen – sei es aus Not oder aus Streben nach Selbständigkeit – leisten in Ostdeutschland wichtige Beiträge zur Modernisierung und Verbreiterung der Produktionsstruktur, zu Innovationen, regionaler Beschäftigung und zum Aufbau des unternehmerischen Mittelstands. (G. Braun) Endogenes Wachstum – Netzwerke und Cluster fördern 84 100 Das Erwerbspotenzial wird vor allem in Ostdeutschland erheblich schrumpfen und älter werden. Fachkräfte in MINT-, Gesundheits- und Pflegeberufen werden bereits gegenwärtig dringend gesucht. Ein Konzept zur Vergrößerung der Erwerbsbevölkerung und zu seiner Höherqualifizierung wird entwickelt. (G. Braun) Internationalisierung ernst nehmen Bis 2009 galten (ost-)deutsche Solarfirmen als Weltmarktführer. Überkapazitäten und ein enormer Preisrutsch haben trotz staatlicher Förderung den Niedergang der Branche ausgelöst. F&E, neue Produkte, Verfahren, Märkte und internationale Zusammenarbeit bieten Zukunftsperspektiven. (G. Braun) 96 Eines der zentralen Probleme der ostdeutschen Wirtschaft ist der geringe Anteil forschungsintensiver Großunternehmen. KMU scheuen häufig F&E-Risiken; ihnen fehlt meist auch Zugang zum notwenigen Kapital. Daher liegt der Schwerpunkt der F&EAktivitäten bei öffentlich finanzierten Einrichtungen. (T. Güra, K. Voß) Entrepreneurship – Impulsgeber innovationsgetriebener Volkswirtschaften Mit dem entschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft wurden die Neuen Bundesländer zum Vorreiter einer Energierevolution. Regenerative Energien (Windkraft, Solar und Bioenergie) werden massiv gefördert. Sie sind wichtige Wachstumsfelder für Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovation. (G. Braun) Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik: Genesung des Patienten 94 „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“, so der deutsche Soziologie Sir Ralf Dahrendorf. Diese Erkenntnis ist in den Naturwissenschaften unumstritten, in der Wirtschaftspolitik hingegen werden oft Maßnahmenbündel ohne theoretischen Unterbau entworfen. (G. Braun, T. Güra) Mitarbeiter in den Mittelpunkt: Strategien gegen den Fachund Führungskräftemangel Maschinenbau: Erfolgsfaktor mit aussichtsreicher Tradition 76 Solarindustrie: Geht im Osten die Sonne unter? Teil 5: Industriepolitik für Ostdeutschland - Perspektiven und Entwicklungspotenziale Wachstumstreiber Innovation: Forschen für die Zukunft Ostdeutschland verfügt über rund ein Viertel aller bundesdeutschen Organisationen mit Aktivitäten in der Nanotechnologie. Merkmale der ostdeutschen Nanolandschaft sind wettbewerbsfähige Clusterstrukturen in Berlin und Dresden sowie ein deutlicher Mangel an Großunternehmen. (S. Henn) Erneuerbare Energien: Sonne, Wind und Wolken über Ostdeutschland Aufbruch ins digitale Zeitalter – IKT als Schlüsseltechnologie Die IKT-Branche ist einer der größten Branchen und Innovationstreiber (E-Commerce und E-Business, E-Energy, E-Health, E-Learning und E–Mobility). Bedeutende Standorte mit europäischem Rang in Ostdeutschland sind vor allem Berlin/Brandenburg und Silicon Saxony um Dresden. (G. Braun) Die größten Produktionsstätten der chemischen Industrie in Ostdeutschland befinden sich nach wie vor im Mitteldeutschen Chemiedreieck. Die Branche hat sich nach der Wende spät erholt und verzeichnet nun von Jahr zu Jahr wachsende Umsätze mit einer Exportquote um die 50%. (K. Voß) Automobilindustrie: Vom Zweitakter zum Elektroauto 90 Der Flughafen Leipzig / Halle sowie die Seehäfen Rostock und Saßnitz sind die „Tore zur Welt“ Ostdeutschlands in der Logistikwirtschaft. Transportketten im Osten bauen auf exzellente, Maßstab setzende Güterverkehrszentren auf; KEPs hadern mit der geringen Bevölkerungsdichte. (C. Schürmann) Seit der Wende vollzieht sich ein langfristiger Strukturwandel in der ostdeutschen Wirtschaft. Die Branchenstrukturanalyse zeigt, welche Industrien die Basis der ostdeutschen Industrie darstellen und dass forschungsintensive, innovative Branchen zunehmend wichtiger werden. (K. Voß, T. Güra) Die Chemie stimmt?! Verkehr und Logistik: Gateways und Hubs 120 Die essentielle Voraussetzung für Zukunftstechnologien und Weltmarktfähigkeit sind die heutigen Einst-eins und Michelangelos von Morgen! Ohne kreative Köpfe kann keine Nation zum Überholen beschleunigen. Ostdeutschland konkurriert um die Gunst der Talente aus aller Welt. (G. Braun) Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge 124 Einleitung Die Industrie als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung Die Industrie, seit jeher Treiber wirtschaftlicher Entwicklung Ostdeutschlands, verliert keinesfalls an Bedeutung. Vor allem sie ist es, die den wirtschaftlichen Abstand zu Westdeutschland verringern kann. Dabei ergänzen sich Industrie und Dienstleistungen als wettbewerbsfähiger Verbund. Vor mehr als 60 Jahren veröffentlichte der französische Wirtschaftsforscher Jean Fourastié ein aufsehenerregendes Buch. Sein Titel: „Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts“. Diese Hoffnung war der Dienstleistungssektor: Das Wachstum privater Leistungen wie etwa Frisör- und Kosmetikdienste, Kino- und Theateraufführungen, Bankund Versicherungsleistungen, Reisen, aber auch staatliche Dienste wie Schulen, Krankenhäuser und Verkehr. Im Zuge steigender Einkommen, so Fourastié, werde sich die Nachfrage der Verbraucher von Agrarprodukten, Nahrungs- und Genussmitteln über industrielle Erzeugnisse wie Autos, Kühlschränke und Fernsehapparate zu privaten und staatlichen Dienstleistungen verlagern. Keine andere Prognose der Wirtschaftswissenschaften war so zutreffend wie Fourastiés Vorhersage – bis vor kurzem: Tatsächlich ist der Anteil des Landwirtschaftssektors an den Gesamtbeschäftigten in Deutschland von 17% (1950) auf knapp 2% (2012) gesunken, der des Industriesektors hat von 48% auf 23% abgenommen. Umgekehrt stieg der Anteil der Dienstleistungen an der Gesamtbeschäftigung von 35% auf 75%. Allerdings hat sich die große Hoffnung als durchaus trügerisch erwiesen. Bei persönlichen und haushaltsnahen Dienstleistungen sind in den letzten Jahren vor allem schlecht bezahlte und unsichere (Halbtags-)Arbeitsplätze entstanden, etwa im Einzelhandel, im Fremdenverkehr und in der Krankenpflege. Mehr noch: Der Verlust an industriellen Arbeitsplätzen konnte häufig nicht ersetzt werden mit dramatischen Folgen für die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung und Einkommen. Kaum verwunderlich also, dass in nahezu allen sogenannten „Industrieländern“, die in den vergangenen Jahren industrielle Kapazitäten an die neuen Wettbewerber, vor allem China, verloren haben, ein Prozess des Umdenkens stattfindet. Die Europäische Kommission setzt sich zum Ziel, den Anteil der Industrie in der EU-Wirtschaft von derzeit 16,5% wieder auf über 20% zu steigern. Die USA, die es in den vergangenen Jahren besonders hart getroffen hat, nachdem der Industrieanteil nur noch bei ca. 10% liegt, erlebt derzeit eine Reindustrialisierung. Großbritannien, einst Mutterland der Industrie, will seine einseitige Ausrichtung auf moderne Dienstleistungen des Banken- und Versicherungssektorsdurch eine Renaissance seiner Industrie ausgleichen. Tatsächlich ist der industrielle Sektor unverändert Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: 6 Innovationsleistungen werden im Durchschnitt aller Volkswirtschaften zu 80% in der Industrie erbracht. Zwei Drittel der Exporte hängen mit der Industrie zusammen. Ein Arbeitsplatz in der Industrie lässt ein bis zwei weitere Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich entstehen. Deutschland hat es geschafft, seinen Industrieanteil konstant bei knapp 23% zu halten. In Ostdeutschland liegt er derzeit bei knapp 16%. Damit hat der Standort Deutschland im internationalen Vergleich die größte Industriebasis aller HighTech-Nationen. Speziell aus ostdeutscher Sicht ist bedeutsam, dass die Angleichung der Wirtschaftskraft an die westlichen Bundesländer vor allem mit Hilfe einer starken, modernen Industrie gelingen kann. Die empirische Wirtschaftsforschung zeigt, dass Konvergenz zwischen zwei wirtschaftlich unterschiedlichen Regionen, hier zwischen Ost- und Westdeutschland, in der Industrie besonders hoch und auch besonders nachhaltig sind. Nirgendwo ist die ostdeutsche Wirtschaft seit der Wende so kräftig gewachsen wie in der Industrie. Sie war und ist bis heute der Motor des Aufbau Ost und der Angleichung der Wirtschaftskräfte zwischen Ost und West. Ein Blick auf die Karte der regionalen Branchenschwerpunkte in Ostdeutschland zeigt, salopp formuliert, ein farbenfrohes Bild. Es ist Ausdruck des Erfolgs der vergangenen zwei Jahrzehnte; eine Aufbauleistung, die durch das Engagement und Ideen der Menschen und durch eine, keineswegs unumstrittene, Transformations- und Förderpolitik zustande kam. Doch die historischen Strukturbrüche durch Krieg, Demontagen, verfehlter Planwirtschaft und Treuhandpolitik sind bis in die Gegenwart sichtbar. Seit 1995 ist die ostdeutsche Industrie jedoch real mit beachtlichen 5% pro Jahr gewachsen. Der Abstand zu den westlichen Bundesländern hat sich gerade hier am deutlichsten verkürzt. Damit hat sich wieder eine solide und wettbewerbsfähige industrielle Basis gebildet, nachdem aufgrund der Schwächen in der DDR und den besonderen Herausforderungen der Zeit nach der Wende die industrielle Produktion fast zum Erliegen kam. Einleitung 7 Einleitung Und doch: Die ostdeutsche Industrie ist gemessen an ihrer westdeutschen Schwester bis heute relativ klein und kapitalschwach. 2012 machte die industrielle Leistung der Neuen Bundesländer gerade einmal 8,9% der industriellen Gesamtleistung Deutschlands aus, mit Berlin waren es immerhin 10,7%. Die Reindustrialisierung Ostdeutschlands zeigt damit ein vielschichtiges Bild: Beeindruckende Aufholerfolge mit wachsenden regionalen Schwerpunkten an vielen, besonders häufig an traditionellen Standorten auf der einen Seite und zugleich prekäre strukturelle Schwächen auf der anderen Seite, dicht neben einander. Vor allem fehlen dem industriellen Mittelstand Ost weitgehend die regionalen Wirtschaftskreisläufe, die andere Regionen in Deutschland und Europa auszeichnen und deren industrielle Stärke ausmachen. Auch die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten und Vernetzungen sind erst in Anfängen entstanden. Die Kleinteiligkeit der ostdeutschen Unternehmensstruktur – Erbe der Transformationsphase nach der Wiedervereinigung und speziell der Privatisierungspolitik – stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Der ostdeutsche Industriesektor ist durch kleine und wenige mittelgroße Betriebe geprägt, große Unternehmen und Konzernzentralen aber fehlen bis heute nahezu vollständig. Dieses Phänomen zählt zu den grundlegenden strukturellen Problemen der ostdeutschen Industrie, mit Auswirkungen in vielen Bereichen. Wenn sich die Einkommen weiter angleichen sollen - die Arbeitnehmereinkommen pro Stunde liegen erst bei 76% des westdeutschen Durchschnitts - dann brauchen die Neuen Bundesländer eine Dynamisierung ihrer industriellen Entwicklung. Die Vorteile von kleinen Unternehmen wie Flexibilität und Spezialisierung müssen genutzt, die Nachteile wie geringe Kapitalkraft und Marktmacht durch Zusammenarbeit überwunden und in Wertschöpfungsketten eingebracht werden. Hierzu zählt auch die Konzentration auf internationale Märkte, denn 90% des weltweiten Wachstums werden in den nächsten Jahren außerhalb Europas stattfinden. Die Voraussetzungen für einen dynamischen Industrialisierungsprozess sind in Ostdeutschland günstig. Die Unternehmen profitieren von Rahmenbedingungen wie einem verlässlichen Rechtssystem, offenen Märkten und Handelsbeziehungen, qualifizierten Arbeitskräften und guten Universitäten wie an kaum einem anderen Standort weltweit. Die ostdeutschen Industriebetriebe zeichnen sich durch hohe preisliche Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität aus. Weitere Elemente einer erfolgreichen Industrialisierungsstrategie sind unternehmerische Kompetenzen und innovatives Verhalten, im Folgenden immer wieder als Entrepreneurship thematisiert, Teilnahme an Netzwerken, Kooperationen und Wertschöpfungsketten sowie eine konsequente Eroberung internationaler Märkte durch Exporte und Auslandsproduktionen. Hier sind die Herausforderungen häufig noch groß. Gleiches gilt für den sich abzeichnenden Fach8 und Führungskräftemangel und die Intensivierung des weltweiten Wettbewerbs. Und noch eine Erkenntnis: Vielleicht behält Fourastié am Ende doch noch recht – zumindest teilweise. Industrielle Fertigung ist weit mehr als nur die Herstellung materieller Güter. Der Anteil von Dienstleistungen an der Industrieproduktion steigt laufend, etwa bei Marketing, Design, Controlling, Finanzierung, Reparatur- und Servicediensten. Industrieunternehmen wachsen mit industrienahen Dienstleistern in globalen Wertschöpfungsketten zusammen. So trägt der Industriedienstleistungsverbund 41% zur gesamten Wertschöpfung in Deutschland bei, in Ostdeutschland sind es 32%. Industrie-Dienstleistungs-Verbund Unter Industrie versteht man nach deutscher Lesart das Verarbeitende Gewerbe. Hierzu zählen u.a. der Maschinen- und Anlagenbau, die Elektroindustrie, die Chemie oder Autoindustrie, um einige der stärksten Industriebranchen in Deutschland zu erwähnen. Die Stärke der deutschen Industrie beruht aber auch auf zahlreichen unternehmensnahen Dienstleistungen wie Logistik, F&E, Marketing, Design u.a. Sie zusammen bilden den wettbewerbsfähigen Industrie-Dienstleistungs-Verbund. Gemeinsam erstellt dieser Verbund ca. 35 – 45% der Wertschöpfung in Deutschland. Das deutsche Produktionsmodell: „Die Stärke der deutschen Wirtschaft liegt darin, dass sie in der Lage ist, intelligente Maschinen zu bauen, komplexe Anlagen oder Fahrzeuge der Spitzenklasse zu konstruieren, deren Wertschöpfung nicht mehr auf industrieller, d.h. materieller Produktion beruht, sondern auf immateriellen, d.h. wissenschaftlich fundierten Fähigkeiten zur nachindustriellen Maßschneiderei. Diese Erfolgsgeschichte hat Ende des 19. Jahrhunderts mit der Ablösung der einstiegen Industrienation par excel-lence – Großbritannien – von der Führungsposition auf dem Weltmarkt begonnen. Eine große Rolle spielen zudem die auf Kooperation angelegten Arbeitsbeziehungen. Mitbestimmung senkt die Kosten, weil sie die ursprünglich weit auseinander klaffenden Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern relativ eng zusammenführt. Zum deutschen Produktionsmodell zählt auch das duale Ausbildungssystem, das einen Typus von qualifizierten Facharbeitern hervorbringt, der z.B. in der Lage ist, eine Maschine selbstständig einzurichten. Ohne nachindustrielle Maßschneiderei keine duale Ausbildung und ohne duale Ausbildung keine Fähigkeit zur Maßschneiderei. Die Strategiefähigkeit der mittelstandsorientierten deutschen Produktionsmodells ist durchaus ein Problem: Obwohl es auch ein paar Verbände gibt, sind die KMU sehr schwach organisiert Dazu kommt der sogenannte Buddenbrook-Effekt. Das sind oft Familienunternehmen, die in der vierten Generation keiner mehr will. Das deutsche Produktionsmodell ist nicht nur sehr mittelstandsorientiert, es ist auch sehr exportorientiert, bislang noch sehr erfolgreich.“ Interview mit dem Wirtschaftshistoriker Werner Absslhauser, in: RegioPol eins + zwei, 2012, S. 43 ff. (Auszüge) Einleitung Dieser Industrieatlas gibt einen vielschichtigen und aktuellen Überblick über die Industrialisierung der Neuen Bundesländer. Eine solche Studie betritt aufgrund fehlender Vergleichsliteratur Neuland bei der Aufarbeitung der historischen und wirtschaftlichen Analyse Ostdeutschlands vor und nach der Wiedervereinigung. Dabei wurde ein ganzheitlicher Ansatz gewählt, um sowohl historische Hintergründe, internationale Zusammenhänge, regionale Strukturen, spezifische Branchen und politische Herausforderungen zu thematisieren. Für den Atlas wurde eine ergänzende Kombination aus Karten, Grafiken und beschreibenden Texten gewählt. Somit verstehen sich die kartographischen Darstellungen als visueller Vermittler räumlicher Phänomene und Entwicklungen. Die textlichen Ausführungen vermitteln zusätzlich einen Eindruck der historischen Entwicklung und des Status quo der wirtschaftlichen Perspektiven der Neuen Bundesländer. Teil 1 gibt einen geschichtlichen Überblick der Entwicklung der DDR-Planwirtschaft bis heute. Das historische Erbe der Neuen Bundesländer formte die Industriestruktur und ihre Standorte in besonderem Maße. Konturen, die heute noch präsent sind und die Einzigartigkeit der ostdeutschen Industrie ausmachen. Ob im direkten Ost-West Vergleich, der (fehlenden) Präsenz großer DAX-Konzerne oder der Herausforderungen ostdeutscher Unternehmen auf internationalen Märkten, die historischen Zusammenhänge führen oft zu überraschenden Erkenntnissen. wirtschaft, erneuerbare Energien. und Logistik wird ein breiter Branchenüberblick vermittelt. Besonders hier kommt die kartographische Darstellung der Branchen zur Geltung. Der abschließende politisch relevante Teil 5 möchte als konzeptionell fundierter Handlungsrahmen verstanden werden, mit dem Ziel, nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben bzw. zu werden. Die Schlagwörter in diesem Zusammenhang lauten: Mitarbeiter in den Mittelpunkt, Unternehmertum stärken, Netzwerke ausbauen, in Forschung investieren und Internationalisierung ernst nehmen, Toleranz, Talente und Technologien fördern. Ein ausführliches Glossar, Daten- und Literaturverzeichnis und Anhänge mit detaillierten Tabellen runden diesen Atlas ab. Begriffe, die in kursiv-blauer Schriftart gesetzt sind, verweisen auf relevante Abbildungen, Karten, Tabellen, oder auf weiterführende Informationen im Glossar. Die einzelnen Themen werden auf einer oder zwei Doppelseiten abgehandelt, wobei die linke Seite den Text aufnimmt, und die rechte Seite den Illustrationen vorbehalten ist. Autoren: G. Braun, T. Güra Teil 2 setzt sich mit den immensen Herausforderungen beim Wiederaufbau, der Marktkonsolidierung sowie der bisweilen erstaunlichen Erfolgsgeschichte Ostdeutschlands auf nationaler, europäischer und globaler Ebene, auseinander. Auch wenn es paradox klingen mag: „Gemeinsam sind wir stark“ bedeutet konkret, dass trotzdem jedes Bundesland und jede Branche ihre spezifischen Potenziale ausspielen und unverwechselbare eigene Wirtschafts- und Standortprofile entwickeln muss. Die Neuen Länder sind dabei, aufbauend auf historischen Strukturen, weit vorangekommen, so dass von dem Standort Ostdeutschland nicht mehr die Rede sein kann. Daher steht in Teil 3 jedes der Neuen Bundesländer individuell im Fokus der Betrachtungen. Spannend zu verfolgen sind sowohl die regionalen Charakteristika von DDRErbe, infrastruktureller Entwicklung und branchenspezifischen Schwerpunkten. Unterschiedliche Länderstrategien zeugen dabei auch von unterschiedlichen historischen Traditionen in Kultur, Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft. (Detaillierte Abbildung siehe Seite 25) Länderübergreifend thematisiert Teil 4 des Atlas die bedeutendsten ostdeutschen Industriebranchen, Netzwerke und Cluster: Von Automobil, Chemie und Maschinenbau (=traditionelle Industrien) bis zu Zukunftsfeldern wie Biotechnologie, Gesundheits9 Teil 1: Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Die bemerkenswerte Entwicklung der ostdeutschen Industrie greift auf historische Vorgänger, Kompetenzen und Erfahrungen zurück. Ein Mix überwiegend kleinerer mittelständischer Unternehmen und regional ansässigen Branchen prägt heute das industrielle Strukturbild der Neuen Bundesländer. Dies ist das Ergebnis des marktwirtschaftlichen Neuanfangs nach der Wiedervereinigung, industrieller Traditionen und historischer Umbrüche. Knapp 25 Jahre nach der deutschen Einigung befinden sich die Neuen Bundesländer jedoch weiterhin in einem Aufholprozess, dessen Tempo und Ausgang nicht abzusehen sind. In seinem Verlauf haben sich drei relativ triviale Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Netzwerktheorie bestätigt: (1) „Geschichte zählt“ („history matters“), (2) „Geographie zählt“ („geography matters“), und (3) „System zählt“ („system matters“). Zur geschichtlichen Erkenntnis zählt, dass der Osten Deutschlands (genauer: Mitteldeutschland) vor dem Zweiten Weltkrieg die industrielle Kernregion des Deutschen Reiches bildete. 1936 war die Wirtschaftsleistung pro Einwohner auf dem Territorium der späteren DDR gut 20% höher als in den späteren amerikanischen und französischen Besatzungszonen, und nur 10% niedriger als in der britischen Besatzungszone mit ihrem Industriezentrum im Rhein-Ruhr-Gebiet. Weite Teile Mitteldeutschlands, insbesondere Sachsen, Thüringen, der Süden Sachsen-Anhalts und auch der Metropolraum Berlin/Brandenburg zählten zu den traditionellen Industriezentren nicht nur Deutschlands, sondern Europas. Selbst der Welthandel konzentrierte sich im nahegelegenen Leipzig. 1939 lag die Industrieproduktion im Osten Deutschlands je Einwohner mit 725 Reichsmark um 20% über der Westdeutschlands (609 Reichsmark). Lediglich das dünnbesiedelte Mecklenburg-Vorpommern, Teile von Brandenburg und der Norden Sachsen-Anhalts waren agrarisch geprägt, ähnlich wie die weiten Flächen der norddeutschen Tiefebene in Schleswig-Holstein und Niedersachen. Dieses industrielle Herz Deutschlands bedeutet sehr viel mehr als die bloße Konzentration von Fabrikanlagen. Es symbolisiert vor allem unternehmerische Initiative, Wagemut, Marktkenntnisse, 10 Kundenorientierung, Tüftlergeist, Ingenieurskunst und einen motivierten und hochqualifizierten Stamm von Fachkräften, Forschern und Entwicklern. Sie waren und sind das Potenzial, das der Osten in die Entwicklung Gesamtdeutschlands eingebracht hat. Und so ist es kein Zufall, dass die ehemaligen Kernregionen in Mitteldeutschland heute wieder an der Spitze des industriellen Fortschritts in Ostdeutschland stehen. Zur geographischen Erkenntnis zählt, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten in zwei antagonistische Staaten aufgeteilt wurde: Der weitaus größere Weststaat als bürgerlich-parlamentarische Demokratie mit sozialer Marktwirtschaft (‚Rheinischer Kapitalismus’), der Oststaat als sozialistische ‚VolksDemokratie’, die sich in der Praxis als EinParteiendiktatur manifestierte, mit zentral gelenkter staatlicher Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild: „Von der Sowjetunion lernen - heißt siegen lernen“, lautete die Losung in der DDR. Die Teilung Deutschlands trennte künstlich, was historisch zusammengehörte, sprachlich, kulturell, und auch wirtschaftlich. Die räumliche Entfernung ist gering. Die meisten Orte in der DDR lagen weniger als 200 Kilometer vom Westen und Westberlin entfernt. Da es bis zum Mauerbau keine Barrieren gab, setzte eine Völkerwanderung von Ost nach West ein, die seit der Wende, wenngleich auf niedrigerem Niveau, bis in die Gegenwart anhält. Dieser Verlust an hochqualifizierten Fach- und Führungskräften, an Ärzten, Ingenieuren, Forschern und Unternehmern war eine der wirtschaftlichen Ursachen des Niedergangs Ost, und bildete zugleich (mit) die Basis für den Aufstieg West. Auch Weltkonzerne, die in Mitteldeutschland beheimatet waren, wechselten fluchtartig ihre Zentralen von Ost- nach Westdeutschland. Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Zur systemischen Erkenntnis zählt, dass marktwirtschaftliche Systeme, bei allen Defiziten, Planwirtschaften systemimmanent überlegend sind. So war neben dem Verlust an hochqualifizierten Fachkräften die zweite große Ursache des wachsenden Rückstands zum Westen die zwangsweise Einführung eines Systems zentraler Kommandowirtschaft in der DDR. Ein Wirtschaftsmodell, das nach kurzem Aufschwung und langem Siechtum letztlich an systemimmanenten Widersprüchen scheiterte bzw. sich selbst zerstörte. Dafür werden viele Gründe ins Feld geführt: Die Preisbildung erfolgte nicht, wie in Marktwirtschaften, nach Angebot und Nachfrage, sondern willkürlich durch die Planbürokratie. Die Folge: Warteschlangen auf der einen, Ladenhüter auf der anderen Seite. Zudem Motivationsverluste, wenig Neuerungen, und Nischenwirtschaft. Die marxistische Entwicklungsphilosophie lautete auf den kürzesten Nenner gebracht: Technik ohne Unternehmertum. Sie war sozusagen eine Philosophie der ‚halbierten Vernunft’, gerichtet gegen jegliche historische Erfahrung. Der Aufstieg Europas seit der industriellen Revolution war gerade der einzigartigen Kombination von unternehmerischer Initiative und technischen Neuerungen zu verdanken – auch in Mitteldeutschland. „Ohne Unterneh- mertum wird die Technik ziellos, ohne Technik das Unternehmertum ärmlich“ (K.-H. Paqué, 2009, S. 209). In der DDR-Planwirtschaft hingegen sollten nicht am Markt orientierte Unternehmer Richtung und Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung bestimmen, sondern politisch gesteuerte Techniker und Planbürokraten. Die Gesellschaft wird als eine Art Maschine betrachtet, an deren Hebeln eine neue Klasse von Ingenieuren sitzt. Der Versuch, das Nichtplanbare zu planen, scheiterte letztlich auch, weil findige DDR-Bürger immer wieder Mittel und Wege fanden, die starre Logik des Plans flexibel zu unterlaufen. Die Eröffnungsbilanz der DDR-Wirtschaft erschütterte selbst die – erstmals - frei gewählten Mitglieder der Volkskammer: Die gesamtwirtschaftliche Produktivität lag bei etwa 30% der westdeutschen Wirtschaft. Kurz: Es gab nicht einen Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern zwei. Bis heute – system matters. Mit dem Systemwechsel von der Plan- zur Marktwirtschaft war zugleich der Verlust der traditionellen Absatzmärkte in Osteuropa verbunden, die enorme Konkurrenz der westdeutschen und internationalen Industrie, der Mangel an Kapital und attraktiven Produkten. In der neu gegründeten Treuhandanstalt – zeitweilig der größte Industriekonzern der Welt – wurden die Volkseigenen Betriebe der DDR zusammengefasst und nach dem höchst umstrittenen Prinzip Privatisierung vor Sanierung in die Marktwirtschaft überführt. Wettbewerbsfähige Teile der alten Kombinate wurden mit frischem Geld aus gestattet. Neue Eigentümer und ein neues Management übernahmen die Firmen, nur eine Minderheit kam aus dem Osten. Die Treuhand legte damit den Grundstock für eine neue industrielle Basis Ostdeutschland. Zugleich aber wurden große Teile der industriellen Produktion geschlossen. Die Folge: Massenarbeitslosigkeit. Ende 1992 wurden in den Neuen Bundesländern nur noch 3,5% der deutschen Industrieproduktion erbracht. Der ostdeutschen Industrie fehlte es an allen wesentlichen Elementen: am Zugang zu großen internationalen Absatzmärkten, an modernen innovativen Branchen, an Firmen- und Konzernzentralen. Entstanden sind Kleinst- und Kleinbetriebe und einige „verlängerte Werkbänke“. Diese Faktoren sollten den Industrialisierungsprozess der Neuen Bundesländer lange Zeit prägen, bis in die heutigen Industriestrukturen. Trotz dieser strukturellen Nachteile ist die ostdeutsche Industrie von einer schmalen Basis aus seit 1995 mit durchschnittlich rund 5% pro Jahr real gewachsen – bis auf 10,7% der industriellen Gesamtleistung Deutschlands im Jahre 2012. Für die Zukunft spricht vieles dafür, dass ostdeutschen Industrieregionen auf lange Zeit am innovativsten bleiben werden, die über Jahrzehnte, teilweise über Jahrhunderte eine erfolgreiche Geschichte der Entwicklung industrieller Innovationskraft aufweisen können. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit dem historischen industriellem Erbe der neuen Bundesländer, mit dem Anfang und Ende der Planwirtschaft in der DDR, zeigen auf, wo die Konzernverwaltungen der im DAX-gelisteten Unternehmen angesiedelt sind. Ferner beschäftigen sie sich mit unterschiedlichen Produktivitätsniveaus in Ost und West und beleuchten die spezielle Rolle der kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland. Darüber hinaus zeigen sie die Folgen des demographischen Wandels für das Humankapital auf. Autor: G. Braun 11 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer History Matters – Industrielle Traditionen setzen sich fort Bedeutende Industriestandorte und Branchen reichen in den Neuen Bundesländern bis ins 19. Jahrhundert zurück. Auch die Verteilung der industriellen Arbeitsplätze in Ostdeutschland zeigt historisch bekannte Muster. Mitteldeutschland bildete seit Ende des 19. Jahrhunderts neben dem Ruhrgebiet eines der beiden wirtschaftlichen Kraftzentren des Deutschen Reiches, dessen Mittelpunkt wiederum Sachsen als Wiege der deutschen Industrialisierung bildete. Chemnitz galt als Manchester on Continent. Dresden beheimatete eine bedeutende Kamera- und Zigarettenproduktion und Leipzig war ein bedeutendes Zentrum der Buchproduktion und des Welthandels. Ein fruchtbares Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur machte Sachsen, Thüringen und Teile von Sachsen-Anhalt zum bevorzugten Ziel für Einwanderer. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde in Sachsen und dem benachbarten Böhmen die höchste Pro-Kopf-Wertschöpfung in ganz Europa erzielt. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ, ab 1949 DDR) insgesamt niedriger als in den Westzonen. Gravierende Startnachteile waren das Fehlen von Rohstoffen (Eisenerz), einer metallurgischen Basis und industrielle Weiterverarbeitungsstufen. Diese Strukturschwächen der SBZ waren Ergebnis des Eisernen Vorhangs, der den historisch gewachsenen Wirtschaftsraum mit Westdeutschland zerriss. Die räumliche Struktur der bedeutendsten Industriestandorte der DDR glich drei Streifen: Die drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg waren industriell unterentwickelt. Weniger als 25% aller Beschäftigten war dort in der Industrie tätig. Die weiter südlich angrenzenden Bezirke Magdeburg, Potsdam, Frankfurt/Oder und Berlin bildeten einen Mittelstreifen mit 25-32% Industriebeschäftigten. Hier sind der Maschinenbau (Magdeburg), die Elektro- (Berlin) und Stahlindustrie (Eisenhüttenstadt) überdurchschnittlich vertreten. Die acht südlichen Bezirke bildeten das industrielle Kernland der DDR mit einem Anteil der Industriebeschäftigten zwischen 40% (Leipzig) und 48% (Suhl): optische Industrie (Jena), Informationstechnik (Dresden/Sömmerda), Textilindustrie (Karl-Marx-Stadt), Braunkohlenbergbau (Cottbus, Leipzig), Chemieindustrie (Bitterfeld, Buna, Leuna) und Automobilindustrie (Zwickau, Eisenach). Knapp 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bietet sich ein überraschendes Bild: 12 Das Grundmuster der DDR-Industriestruktur ist noch immer sowohl regional (Nord/Mitte/ Süd) wie sektoral erkennbar. Industrieansiedlungen, Neugründungen wie Aufkäufe setzten auf die historisch gewachsenen Strukturen auf: Infrastruktur, Branchenkonzentration und das vorhandene Fachkräftepotenzial. Vor allem der Süden Ostdeutschlands ist Wachstumstreiber der industriellen Entwicklung. Auch Zukunftsfelder (IuK, Biotechnologie Erneuerbare Energien, Umwelttechnik, Nanotechnologie) haben ihre regionalen Schwerpunkte in Sachsen und Thüringen. Parallel dazu findet eine Ost-West Verschiebung statt. Von den zehn Landkreisen mit höchstem Anteil an Industriebeschäftigten (alle in Thüringen und Sachsen) grenzen sieben an die alten Bundesländer. Und auch in SachsenAnhalt und Mecklenburg haben die Landkreise mit Westgrenzen die höchste Industriedichte aufzuweisen. Entscheidend für die Westverlagerung der ostdeutschen Industrie waren die Verschiebung der Absatzmärkte und die Standortattraktivität in ehemals grenznahen Regionen der DDR. Mit der deutschen Einigung eröffneten sich im Westen für Ostprodukte kaufkräftige Absatzmärkte (die anfänglich wegen der starken Konkurrenz kaum genutzt werden konnten). Parallel dazu erfolgten Aus- und Neugründungen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze durch westdeutsche und internationale Unternehmen mit entsprechenden regionalen Wachstums– und Beschäftigungseffekten. Nach der Vereinigung verlief die Entwicklung in Ostdeutschland dramatisch, als im Zuge der Deindustrialisierung die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie von mehr als 3 Mio. vor der Wende auf einen historischen Tiefpunkt von etwa 1 Mio. in den Jahren 1998/99 sank, jedoch dank Modernisierung, Aufbau wissensbasierter Arbeitsplätze und wachsender Exporte auf etwa 1,4 Mio. Beschäftigte im Jahre 2012 angestiegen ist. Dabei überrascht kaum, dass insbesondere in Sachsen und Thüringen wieder Aufwärtsbewegungen zu verzeichnen sind. Im Übrigen galten die Komponenten des „German Engineering“ für beide deutschen Staaten. Beide Teile Deutschlands waren in ihren jeweiligen Systemen Prototyp fortgeschrittener Industriegesellschaften: Jeweils höchster Anteil wissensbasierter Industriearbeitsplätze, Technologiepatente und Investitionsgüterexporte. Tüftlergeist, Ingenieurskunst und praxisnahe Berufsausbildung bildeten Garanten dieser Erfolge in West und Ost. History matters. Autor: G. Braun Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 13 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Flucht vor der DDR-Planwirtschaft Der wachsende Rückstand der DDR-Wirtschaft hatte vier Ursachen: (1) Hohe Reparationen an die Sowjetunion, (2) Abwanderung von Fachkräften und Unternehmern, (3) Verlagerung von Konzernzentralen nach Westdeutschland und (4) Innovationsfeindlichkeit der DDR-Planwirtschaft. Die Wirtschaftsgeschichte der DDR ist die Geschichte eines prognostizierten Niedergangs. Der neoliberale Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Röpke hatte bereits im Jahre 1937 das Scheitern kollektivistischer Planwirtschaften vorhergesagt. Nach Röpke sei der Kollektivismus (1) außer Stande, das Problem der Ordnung und Ergiebigkeit der Wirtschaft befriedigend zu lösen, (2) gerate mit elementaren Freiheits- und Rechtsidealen in Widerspruch, (3) führe in ein unentrinnbares und allumfassendes staatliches Supermonopol hinein, das schlimmer sei als alle Privatmonopole, und (4) sei mit den Erfordernissen der internationalen Gemeinschaft unvereinbar. Diese Kritik ist bis heute unwiderlegt, und durch das Scheitern der DDRWirtschaft bestätigt. Die historische Ausgangslage der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ ) war besser als in den Westzonen. Das Gebiet der späteren DDR bildete vor 1945 das wirtschaftliche Kraftzentrum des Reiches mit dem Mittelpunkt Sachsen als Wiege der deutschen Industrialisierung. 1939 lag die Industrieproduktion je Einwohner im späteren Gebiet der DDR mit 725 Reichsmark um 20% über der Westdeutschlands (609 Reichsmark). Die Kriegszerstörungen hielten sich mit maximal 15% der industriellen Kapazitäten in Grenzen und waren insgesamt niedriger als in den Westzonen. Dennoch tat sich bereits frühzeitig eine beträchtliche Produktivitätslücke zwischen Ost und West auf. Sie vergrößerte sich von ca. 20-30% in 1950 auf über 70% gegen Ende der DDR. Was nicht heißen soll, dass nicht auch in der DDR Beschäftigung, Einkommen und Lebensstandard stiegen, es also ein kleines Wirtschaftswunder gab, welches allerdings im Schatten des westdeutschen Wunders stand. Die wachsenden Abstände in Einkommen und Produktivität zwischen Ost und West hatten vor allem vier Ursachen: 1. Demontagen und Reparationen an das sozialistische Bruderland UdSSR (Motto: Wiedergutmachung) führten zu einem Abbau der modernsten Fabriken (optische und elektrotechnische Industrie, Automobil- und Flugzeugbau, chemische und feinmechanische Industrie mit bis zu 80% der Kapazitäten), der führenden Forschungseinrichtungen und Gleisanlagen. Die Demontagen waren etwa zehn Mal höher als im Westen. Umgekehrt erhielten die Westzonen durch den Marshallplan dringend benötigte Devisen, welche die finanzielle Basis des Wirtschaftswunders West bildeten. Diese Hilfe war 14 auch der SBZ angeboten worden, durfte aber auf Intervention Stalins nicht angenommen werden. 2. Von Kriegsende bis Ende 1990 verließen fast 5 Mio. Menschen Ostdeutschland: Landwirte, Arbeiter und Angestellte, Handwerker, Unternehmer, Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler und Künstler. Diese „Abwanderung der Fachkräfte“ (Brain drain) verringerte unwiederbringlich das Erwerbspotenzial. Mit den Menschen gingen der DDR Forschergeist, Tüftlerwissen, Geschäftsideen und Firmenkonzepte verloren. Sie entfalteten sich anschließend im Westen neu und wurden Teil des Wirtschaftswunders West. 3. Aus Furcht vor dann tatsächlich einsetzenden Enteignungskampagnen wanderten Firmenzentralen aus dem Osten nach Westdeutschland und Westberlin ab, darunter viele, die Rang und Namen hatten. Mit ihnen gingen nicht selten auch ganze Wertschöpfungsketten. Westdeutschland sind so allein 360.000 Unternehmer und Gewerbetreibende zugewachsen. Bereits 1975 wäre ohne die Zuwanderer die Industrieproduktion im Westen etwa 18% niedriger gewesen. Diese Bevölkerungs- und Kompetenzverluste können in ihrer Bedeutung für den Niedergang der DDR nicht hoch genug eingeschätzt werden. 4. Nicht zuletzt erwies sich die sozialistische Planwirtschaft als systemimmanente Wachstumsund Innovationsbremse und scheiterte letztlich. Die staatliche top-down Planung war mangels Marktpreisen nicht in der Lage, die Bedürfnisse der Bevölkerung abzuschätzen und die knappen Ressourcen effizient und effektiv einzusetzen. Die Anmaßung des Wissens durch Planbürokraten produzierte, vereinfacht formuliert, Warteschlangen auf der einen und Ladenhüter auf der anderen Seite. Anreize für Produkt- und Prozessinnovationen gab es kaum, und das Plandenken in Quantitäten führte zur bekannten „Tonnenideologie“. Im Endergebnis führten Demontagen, Abwanderung kreativer Köpfe und von Firmen mit Weltgeltung sowie planwirtschaftliche Fehlleitung der Produktivkräfte zu mangelnder internationaler Wettbewerbsfähigkeit der DDR und verschlechterten so ihre Eröffnungsbilanz zum Zeitpunkt der Wende. Autor: G. Braun Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 15 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Wo der DAX sitzt – Ostdeutschland (fast) ohne Konzernzentralen Von den größten und bedeutendsten Aktiengesellschaften des Standortes Deutschland haben exakt sieben ihren Firmensitz in den Neuen Bundesländern: zwei in Jena und fünf in Berlin. In den anderen ostdeutschen Bundesländern befindet sich kein einziger Hauptsitz. Die größten deutschen im CRM: Abkürzung aus der Informationstechnologie, welche Software bzw. Applikationen zum Content Rights Management (=digitale Rechteverwaltung) bzw. zum Customer-RelationshipManagement (=Kundendokumentationen) beinhalten. DAX an der Deutschen Börse in Frankfurt gelisteten Aktiengesellschaften sind vor allem in den Metropolregionen München und Stuttgart, dem Großraum Frankfurt a.M., dem Ruhrgebiet und Hamburg angesiedelt (Anhang A.2). Die höchste Konzentration findet sich dabei in Frankfurt a.M., wo neben den beiden Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank auch kleinere SDAX-Unternehmen aus dem Bereich der Finanzdienstleistungen ihren Hauptsitz haben. Die Gesellschaften aus den anderen Indizes (MDAX, TecDAX, SDAX) sind räumlich disperser verteilt, wobei Unternehmen der klassischen Branchen aus dem MDAX im Ruhrgebiet, und teilweise um Stuttgart und München zu finden sind. Die in Hamburg ansässigen Unternehmen sind in der Mehrzahl im SDAX gelistet. Viele der 160 Unternehmen haben zwar in den Neuen Bundesländern Produktionsstätten, wie z.B. BMW in Eisenach oder BASF in Schwarzheide, aber nur sieben haben ihren Hauptsitz im Osten, davon zwei in Jena (Jenoptik und Carl Zeiss Meditec) und fünf in Berlin (Deutsche Wohnen, Axel Springer, GSW Immobilien, PSI-AG, Air Berlin). In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen befindet sich keine einzige Hauptverwaltung eines börsenindexierten Unternehmens. Die Ursache dafür liegt vor allem an den Entwicklungen nach der Wiedervereinigung. Im Rahmen des ostdeutschen Transformationsprozesses schien es nicht möglich, die überdimensionierten DDR-Kombinate zu erhalten, da aufgrund der wenig konkurrenzfähigen Produkte die Absatzmärkte nach 1989 wegbrachen. Das erklärte Ziel der Treuhandanstalt war eine möglichst schnelle Privatisierung bzw. Liquidierung der Betriebe. Dazu wurden die früheren volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften umgewandelt und der Treuhandanstalt übertragen. Die ehemaligen Betriebsstrukturen wurden zerschlagen und aus den ursprünglichen 8.500 Betrieben entstanden bis Ende 1994 letztlich mehr als 15.000 Wirtschaftseinheiten, von denen rund 70% in privater oder öffentlicher Hand weitergeführt wurden. Die betriebs- und nicht unternehmensorientierte Privatisierung trennte wichtige Unternehmensbereiche und damit auch Lieferverflechtungen und Netzwerke. In den Betrieben, die von Investoren aufgekauft wurden, entstanden zumeist „verlängerte Werkbän16 ke“. Dabei verblieben die Firmenzentralen außerhalb der Neuen Bundesländer. Dies spiegelt letztlich die Verteilung der Firmenzentralen der DAXnotierten Unternehmen wider. Aber warum ist die Frage, wo Unternehmen ihren Hauptsitz haben, so wichtig? Die Führungszentralen von Unternehmen haben eine besondere Bedeutung für die Region, in der sie angesiedelt sind. In den Zentralen ist eine große Anzahl von Entscheidungsträgern der höheren und höchsten Hierarchieebenen sowie hoch qualifiziertes Personal in wichtigen Abteilungen, wie z.B. der Forschung und Entwicklung, konzentriert. Damit ist nicht selten auch ein „Brain gain “, d.h. Zuwanderung in- und ausländischer kreativer Köpfe, verbunden. Letztlich ist dadurch in der Regel das Lohnniveau höher als jenes an den nachgeordneten Betriebsstandorten, wie den „Werkbänken“, so dass das Vorhandensein von Führungszentren Auswirkungen auf die örtliche Kaufkraft am Hauptsitz hat. Darüber hinaus siedeln sich weitere Unternehmen in der Region an, wie unternehmensnahe Dienstleistungen, Zulieferbetriebe aber auch Abnehmer. Da die Gewinne meist am Hauptsitz des Unternehmens anfallen und dort versteuert werden, verbessert dies die Einnahmensituation der Kommunen. Zudem steigern Hauptverwaltungen von Unternehmen das Image und Renommee der Regionen und Städte. Selbst unter der Prämisse, dass nicht jede Stadt eine (Haupt-)Verwaltung eines börsennotierten Industriebetriebs am Ort haben muss, um von diesem Verwaltungssitz zu profitieren (Arbeitsplätze, Wissen, Renommee, etc.), solange eine gute Erreichbarkeit solcher Verwaltungssitze gegeben ist, schneidet Ostdeutschland im gesamtdeutschen Vergleich schlecht ab. Mit Ausnahme eines Korridors Hannover-Magdeburg-Berlin, eines Speckgürtels um Berlin sowie Teilen von Thüringen, leiden große Teile Ostdeutschlands an einer mangelhaften Erreichbarkeit der Hauptverwaltungen. Die Folgen sind extrem lange Anreisen, sowie fehlende Spillover-Effekte durch die Hauptzentralen in die umliegenden Regionen. Autoren: K. Voß, C. Schürmann Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 17 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Ein Standort D oder Zwei? Deutschland der zwei Produktivitäten Gemessen an wichtigen Kennziffern (BIP, Arbeitslosenquote, Industrialisierungsgrad, Einkommen) bestehen zwischen West und Ost immer noch erhebliche Unterschiede. Gründe dafür sind die geringe Zahl von Großbetrieben, die KMU-Unternehmensstruktur, fehlende Cluster und Netzwerke im Osten. Mit der deutschen Vereinigung 1989/90 begann ein gesellschaftlicher Prozess, der historisch ohne Beispiel ist. Zwei antagonistische Systeme wurden vereinigt: die soziale Marktwirtschaft und parlamentarische Demokratie Westdeutschlands mit der zentralen Planwirtschaft und sozialistischen Einparteiendiktatur Ostdeutschlands, wesentlich getrieben durch die Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Es gab keine Vorbilder, von denen man hätte lernen können, keine Musterlösungen, keinen Masterplan. Der Vereinigungsprozess war, salopp ausgedrückt, eine „Reise ins Ungewisse“. Bekannt war lediglich, dass die beiden deutschen Staaten extrem ungleich waren, nach Bevölkerungsgröße (West: 60,6 Mio.; Ost: 15,2 Mio.), nach Bruttoinlandsprodukt (West: 1.364 Mrd. Euro; Ost: 107 Mrd. Euro) und nach Einkommen pro Kopf (West: 22.030 Euro, Ost: 7.330 Euro – Zahlen jeweils für 1989). Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität lag in der DDR bei 30% des Westniveaus. Kein Wunder also, dass die ostdeutsche Bevölkerung nach Fall der Mauer ihrem untergegangenen Staat massenhaft den Rücken kehrte. Von 1989 bis 2011 verließen mehr als 2,5 Mio. Ostdeutsche ihre Heimat. Entwicklung ist ein langfristiger historischer Prozess, der nicht beliebig abgekürzt werden kann. Es kann daher nicht verwundern, dass zwischen den beiden Teilen Deutschlands immer noch wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten existieren (aber auch zwischen Nord und Süd sowie innerhalb von West und Ost). Von den 30 strukturschwächsten Landkreisen Deutschlands liegen 27 in den Neuen Bundesländern (Zukunftsatlas 2013 des PROGNOS-Instituts ). Tatsächlich bietet Ostdeutschland knapp 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ein zwiespältiges Bild: Eine hochmoderne Infrastruktur, steigende Einkommen (pro Kopf von 1989-2012 um mehr als 200%) und ein Konsumstandard auf Westniveau. Kurz: „blühende Landschaften“ (Altbundeskanzler Helmut Kohl). Inzwischen existiert im Osten der Republik eine wettbewerbsfähige mittelständische Wirtschaft, einige Regionen und Branchen boomen. Und die Zahl der Studierenden an ostdeutschen Hochschulen wächst stark. Doch die sichtbaren Erfolge des Aufbau Ost werden von gewichtigen Negativposten getrübt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner verharrt im Osten mit zuletzt etwa 22.972 Euro (ohne Berlin) hartnäckig um etwa ein Drittel unter dem Durchschnittswert der Westländer mit 34.244 Euro. Die Arbeitslosenquote ist im Osten mit 10,7% (Juni 2013) 18 fast doppelt so hoch wie im Westen (5,9%). Die Arbeitsproduktivität liegt im Durchschnitt aller Neuen Bundesländer und Sektoren bei 79% des Wertes West. Bedenklicher noch: sie stagniert praktisch seit dem Jahre 2009. Die Gründe für diese Rückstände Ostdeutschlands sind vielfältig: Der Industrialisierungsgrad, d.h. der Anteil der Industrie an der gesamten Wertschöpfung und Beschäftigung des jeweiligen Bundeslandes ist bei den Ostländern signifikant niedriger (Ausnahmen: Thüringen und Sachsen-Anhalt). Großunternehmen sind in Ostdeutschland die Ausnahme, zumindest verglichen mit WestLändern. Die Gründe: Der Zusammenbruch nicht konkurrenzfähiger großer VEBs nach der Wende und ihre Privatisierung und Aufteilung durch die Treuhand. Großbetriebe sind häufig wettbewerbsfähiger durch Großserienfertigung in Massenproduktion. Zudem können sie eher Preiserhöhungen via Marktmacht durchsetzen als kleinere Unternehmen. Im Vergleich sind bei den „Großen“ das Produktivitäts- und Einkommensniveau höher und ebenso die Forschungsleistungen, Exportintensität und produktionsnahe Dienstleistungen. So liegen die Ausgaben für F&E in den Neuen Ländern (mit Berlin) nach wie nur bei gut einem Drittel des Westniveaus. Dies bedeutet umgekehrt: Im Osten dominieren Klein- und Mittelunternehmen (KMU, die im Hinblick auf Produktivität, Einkommensniveau ihrer Beschäftigten, auf Innovations- und Exportintensität sowie Nachfragewirksamkeit hinter den Großunternehmen in Westdeutschland zurückbleiben (müssen)). Geografische Struktur und Bevölkerungsdichte führen dazu, dass viele Kleinstädte Ost und bevölkerungsarme ländliche Regionen kein attraktiver Standort für hochproduktive Großbetriebe in Zukunftsfeldern sind. Das Fehlen großer Unternehmen drückt auch die kommunalen Steuereinnahmen. Außer der Region rund um Berlin gibt es größere Industriezentren um Dresden und Leipzig, Jena, Erfurt-Eisenach und Rostock, während der Westen viele wettbewerbsstarke Standorteetwa um München, Stuttgart, Frankfurt a. Main, Köln, Dortmund, Hamburg, Bremen uvm. aufweist. Zahl sowie Größe industrieller Zentren und Netzwerke beeinflussen nicht unerheblich die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen. Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Verarbeitendes Gewerbe: Ost-West-Vergleichsdaten, 2008 Westdeutschland Ostdeutschland Ostdeutschland (WD=100) Tätige Person je Betrieb (Anzahl) 143,2 90,3 63,1 Umsatz je tätiger Person (1.000 Euro) 287,3 244,0 85,0 41.140,1 22.039 53,6 41,7 29,7 71,2 18.351,9 6.876 37,5 Export je tätige Person (1.000 Euro) 128,1 76,1 59,4 Entgeltanteil am Umsatz v.H. 14,5 12,16 83,8 Gegenstand Umsatz je Betrieb (1.000 Euro) Entgelte je tätiger Person (1.000 Euro) Export je Betrieb (1.000 Euro) Quelle: Stat. Bundesamt, 2008 (zum Redaktionsschluss waren keine aktuelleren Daten verfügbar) 19 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die ostdeutschen Industriebetriebe verfügen über moderne Produktionsanlagen, ein effektives Management und motivierte Mitarbeiter. Sie produzieren in der Regel ebenso effektiv wie in Größe und Erzeugnissortiment vergleichbare Unternehmen im Westen. Die Produktivitätslücke zum Westen resultiert mithin aus Strukturunterschieden in der Gesamtheit der ostdeutschen Industrie, nicht aus technisch-ökonomischer Rückständigkeit oder fehlender Qualifikation der Fachkräfte. Für eine zukunftsorientierte Politik stellt sich generell die Frage, ob wirtschaftliche Konvergenz (Angleichung gleichsam aller Länder an alle Länder) ein sinnvolles und realistisches Ziel sein kann. Auch im Westen bestehen signifikante wirtschaftliche Unterschiede zwischen Nord und Süd (etwa zwischen Schleswig-Holstein und Bayern), sowie zwischen ländlichen und städtischen Regionen. Und die Unterschiede zwischen den Ostländern in Wirtschaftsstruktur, Innovationssystemen und Finanzsituation sind soweit fortgeschritten, dass die Entwicklung eigenständiger ‚Profile’ orientiert an den regionalen Stärken erfolgversprechender erscheint als eine generelle Angleichung (oder Einebnung). Da aber die aktuelle Wirtschaftskraft noch nicht ausreicht, um einen eigenständigen und selbsttragenden Entwicklungsprozess in Gang zu setzen, sind für die „Zukunft Ost“ investive und innovative Förderkonzepte gefragt. Autor: G. Braun 20 Arbeitsproduktivität 2010 (Deutschland=100) 134 Hamburg 115 Hessen 108 Bremen Bayern 105 Baden-Württemberg 104 Nordrhein-Westfalen 103 Berlin 96 Niedersachsen 95 Rheinland-Pfalz 94 94 Saarland 91 Schleswig-Holstein Brandenburg 81 Sachsen-Anhalt 80 Mecklenburg-Vorpommern Thüringen 0 20 76 76 Sachsen 74 40 60 80 Autor: C. Schürmann Quelle: VGA d. Länder 100 120 140 Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Entwicklung der Arbeitsproduktivität in Deutschland 1991-2010 (1991=100) 350 Thüringen Quelle: Stat. Bundesamt, 2012 Autor: C. Schürmann 300 Sachsen-Anhalt Brandenburg Sachsen Mecklenburg-Vorpommern 250 200 Nur geringe Steigerungen der Arbeitsproduktivität in Westdeutschand, aber von hohem Niveau ausgehend; hohe Steigerungen in Ostdeutschland, aber von vergleichsweise geringem Niveau aus. Deutschland 150 100 1991 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 BW BY BE BB BR HH HE MV NW RP SL SC SA SH TH BRD 08 09 2010 NS 21 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Unternehmerischer Mittelstand: Motor des Aufbaus Ost? Mit der Entflechtung der VEB-Großbetriebe kommt es zu einer Konzentration auf kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Auf ihnen ruht wesentlich das wirtschaftliche Wachstum, Beschäftigung, regionale Wirtschaftskreisläufe, Bildung und Ausbildung. „Siemens beschäftigt weltweit 400.00 Mitarbeiter“. „Volkswagen ist der drittgrößte Autobauer der Welt“. Auch wenn Weltkonzerne wie Siemens, VW, Allianz, Bayer und Deutsche Bank die Schlagzeilen der Presse beherrschen, ist Deutschland traditionell das Land des Mittelstands. Kleine und mittlere Unternehmen sind in West wie Ost Motoren von Wachstum, Innovation und Beschäftigung. Laut Statistischem Bundesamt gehörten 99.6% aller Unternehmen in der Bundesrepublik zum Mittelstand (Stand: 2010). Das sind mehr als 3.6 Mio. Firmen. Ihnen stehen nur rund 14.000 Großunternehmen gegenüber. Etwa 18 Mio. Menschen arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen, nicht mitgezählt jene rund 4.4 Mio. Firmeninhaber, Freiberufler und Selbständige, die in mittelständischen Unternehmen arbeiten. Insgesamt ist der Mittelstand eine Jobmaschine. 71% aller Beschäftigten arbeiten in ihm. Mehr noch: Mehr als 80% aller Auszubildenden lernen in kleinen und mittleren Unternehmen, und werden nach Abschluss gern von Großbetrieben eingestellt. Auch international gilt die deutsche Volkswirtschaft als „Tüftler- und Erfinderökonomie“ mittelständischer Ingenieurskunst mit Produkten, die bisweilen als „unsexy“ gelten. Repräsentativ dafür ist etwa das US-Magazin „Time“ (Titel: „How Germany became the China of Europe“, 24.2.2011): „Das Rückgrat der deutschen Industrie sind kleine, häufig Familienbetriebe, die sich historisch auf die unsexy Seite des industriellen Spektrums spezialisiert haben: keine Smart Phones oder iPads, sondern Maschinen und andere schwere Ausrüstungsgüter.“ Mit „Made in Germany“ werden heimliche Weltmarktführer (‚hidden Champions’) assoziiert, unter ihnen kleinere, aber hochinnovative Familienbetriebe. Nach der Wende begann auch in Ostdeutschland eine „Erfolgsgeschichte“ des privaten unternehmerischen Mittelstands. Zur Erinnerung: In der DDR hatte die SED-Einheitspartei durch systematische Enteignung und Diskriminierung das selbstständige Unternehmertum zu einem Kümmerdasein verurteilt. Von den 1,6 Mio. Selbstständigen (=15 % ) aller Erwerbstätigen auf dem Gebiet der DDR im Jahre 1955 verblieben bis 1980 nur 180.000 (=2%). Unter ihnen waren etwa 80.000 Einmannbetriebe. 22 „Hidden Champions“ („heimliche Gewinner“): Darunter versteht man relativ unbekannte mittelständische Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Markt(segment) Marktführer sind. Nach Recherchen der WeissmanGruppe existieren im deutschsprachigen Raum ca. 1.400 Unternehmen, die weltweit unter den Top 3 oder in Europa Marktführer in ihrer Branche sind. WeissmanGruppe, 2013 Definition KMU (Europäische Kommission): Typ Kleinstunternehmen Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen Beschäftigte 0 bis 9 Umsatzerlöse bzw. Bilanzsumme (Mio Euro) < 2 Mio 10 bis 49 2 bis 10 Mio 50 bis 249 10 bis 50 Mio (Umsatz) 10 bis 43 Mio (Bilanz) Hiervon abweichend definiert das Statistische Bundesamt KMU als Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern und weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz. Allerdings ist die Aussagekraft derartiger quantitativer Größen gerade für Ostdeutschland sehr begrenzt. Aufgrund der kleinteiligen Unternehmensstruktur wird argumentiert, dass Unternehmen mit 10–49 Beschäftigten in den neuen Ländern bereits mittlere Unternehmen, und Unternehmen mit 50-249 Beschäftigten als Großunternehmen zu klassifizieren seien. Mittelstand ist ein qualitativer gesellschaftspolitischer Begriff, der das bürgerliche Unternehmertum, die Freien Berufe, Handwerksmeister und Selbständigen als freigesellschaftliche „Gegenmacht“ (J.K. Galbraith) gegen staatliche Dominanz und als Triebkraft marktwirtschaftlich-industrielle Entwicklung verortet. Mit Zusammenbruch, Privatisierung und Entflechtung der Volkseigenen Kombinate (VEB) kommt es zunächst zu einer massiven Erhöhung der Zahl der nunmehr wesentlich kleineren privaten Unternehmen bei massivem Rückgang der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe von 3.8 Mio. (1989) auf 0,9 Mio. (2010). Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Betriebsgrößenklassen in den Neuen Bundesländern (2009) Anteil der Betriebe nach Größenklasse an Gesamtbetriebszahl (%) Quelle: Stat. Bundesamt, 2012; Autor: C. Schürmann 100 98 Prozentanteil (%) 96 94 92 90 88 86 84 82 80 250 < 50 bis 249 10 bis 49 0 bis 9 Berlin Brandenburg 0,33 1,58 6,50 91,59 0,22 1,82 8,22 89,73 MecklenburgVorpommern 0,23 1,94 9,13 88,69 Sachsen 0,26 2,16 9,18 88,40 SachsenAnhalt 0,32 2,42 9,78 87,48 Thüringen 0,25 2,25 9,12 88,39 23 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Parallel dazu erlebte die mittelständische Industrie im Osten eine Renaissance. Management-buyouts , Unternehmensübernahmen und Neugründungen führten zum Aufbau eines insgesamt wettbewerbsfähigen Mittelstands, nicht nur in der gewerblichen Wirtschaft. Der Anteil der Selbstständigen nähert sich mit über 10% an allen Erwerbstätigen dem Westniveau. Die „neue Klasse“ selbständiger Unternehmer tritt aus ihrem sozialen Schattendasein zur DDR-Zeit heraus, und leitet mit massiver staatlicher Unterstützung eine Phase moderner Reindustrialisierung in Ostdeutschland ein. Ziel ist neben der Modernisierung von Altindustrien (etwa Automobil, Chemie, Maschinenbau) die Entwicklung wissensbasierter Zukunftsindustrien wie IuK, Medizin- und Umwelttechnik, Life Sciences, Photovoltaik – um nur einige zu nennen. Tatsächlich haben KMU häufig auch gesamtwirtschaftliche Vorteile, mit anderen Worten „small is beautiful“ (E. Schumacher): Expansive mittelständische Handwerks- und Industriebetriebe sind, verglichen mit kapitalintensiven Großkonzernen, wichtige Quelle anhaltenden Wirtschafts- und Beschäftigungswachstums in Ostdeutschland. Ihr Wertschöpfungsanteil beträgt 52% an der gesamten Wertschöpfung. KMU sind auch in strukturschwächeren, ländlichen Räumen ansässig und tragen dort zu einer ausgewogeneren regionalen Wirtschaftsentwicklung bei. In wirtschaftlichen Zukunftsfeldern wie IuK, Biound Nanotechnologie, Gesundheitswirtschaft, erneuerbare Energien sind hochinnovative KMU überdurchschnittlich vertreten. Der Mittelstand gilt als ‚Brutkasten’ („breeding ground“) für innovative Unternehmerpersönlichkeiten. Die Eintrittsbarrieren für Neugründer sind, verglichen mit kapitalbrauchenden Großbetrieben, relativ niedrig. Nicht zuletzt ist das mittelständische Gewerbe die zentrale Stätte betrieblicher Aus- und Weiterbildung. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: KMU sind relativ forschungsschwach, - ihr Anteil an den gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Wirtschaft liegt bei nur 15%. Und nur ein Viertel der 350.000 Forscher und Entwickler ist in mittelständischen Unternehmen beschäftigt. Trotz hoher Aufbauerfolge erreicht die ostdeutsche Industrie bislang erst einen Anteil von 51 Prozent der industriellen Leistung pro Kopf der Bevölkerung in den alten Bundesländern. Dies hat seine Ursache im Wesentlichen im Fehlen größerer leistungsstarker Unternehmen und Konzerne in Ostdeutschland. Die Gründe hierfür sind: 24 Der Industrialisierungsgrad ist in Ostdeutschland geringer als im Westen. Er liegt unter dem erforderlichen Niveau, um in den Neuen Ländern das westdeutsche Produktivitätsniveau, etwa durch Stückkostensenkungen, zu erreichen. Es dominieren Kleinstbetriebe, die im Hinblick auf Forschungs-, Innovations- und Exportorientierung hinter westdeutschen (Groß-) Unternehmen zurückbleiben. In der Branchenstruktur der ostdeutschen Industrie dominieren Betriebe, die vorrangig regionale Märkte bedienen, etwa traditionelle Nahrungsmittelverarbeiter (Molkereien, Schlachthöfe, Bäckereien) oder Rohstoffproduzenten (Zementwerke, Ziegeleien). Produktionsgewinne aus dem Auslandsgeschäft können so nicht erwirtschaftet werden. Die Betriebe Ost fungieren häufig nur als Produktionsstätten und Zweigstellen westdeutscher oder ausländischer Unternehmen (These von den ‚verlängerten Werkbänken’). Leitzentralen, Netzwerke, Zulieferbetriebe und Produktionsstätten für Enderzeugnisse liegen meist außerhalb Ostdeutschlands. Regionale Wertschöpfungsketten sind eher die Ausnahme. Im Endergebnis bedeutet dies: Die Produktivitätslücke zum Westen resultiert aus Strukturunterschieden in der Gesamtheit der ostdeutschen Industrie, nicht aus technisch-ökonomischer Rückständigkeit der einzelnen Betriebe oder gar mangelnder Leistungsbereitschaft oder Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Anders ausgedrückt: Die mittelständischen Industriebetriebe Ost sind bei gleicher Größe und Produktsortiment gegenüber gleichartigen Konkurrenten im Westen wettbewerbsfähig, bei Neuinvestitionen sogar überlegen. Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Eine innovative Förderpolitik des ostdeutschen Mittelstands muss daher vorrangig an folgenden Punkten ansetzen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Abbau diskriminierender Vorschriften und Regeln Förderung von Produkt-/Verfahrensinnovationen Förderung von Unternehmenskooperationen Verbreiterung/Verbesserung der Fachkräftebasis Erleichterter Zugang zu Kredit/Venture Capital Förderung der Internationalisierung von KMUs Autor: G. Braun 25 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Weniger, älter, bunter – Demografische Folgen für das Humankapital Die Bevölkerungszahl Ostdeutschlands sank in den letzten Jahren stärker als im Westen, das Durchschnittsalter stieg schneller als im Bundesschnitt. Für ostdeutsche Arbeitgeber wird es höchste Zeit, sich auf die demographischen Veränderungen einzustellen. Der demographische Wandel wird seit einiger Zeit immer wieder im Kontext der Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen und der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume diskutiert. Die einen zeichnen hier erste Untergangsszenarien dünn besiedelter Regionen Ostdeutschlands, die anderen sehen gerade dort eine neue Avantgarde entstehen, weil ostdeutsche Akteure aufgrund der markanten Veränderungen bereits frühzeitig begonnen haben, sich auf die neuen Rahmenbedingungen tabulos vorzubereiten. Von den massenhaften Abwanderungen der Wendezeit abgesehen (Anhang A.6 ), ändern sich demografische Faktoren nur sehr langsam. Wir können uns daher frühzeitig auf die dadurch bedingten Veränderungen einstellen. Für Ostdeutschland als Industrie- und Wirtschaftsstandort sind dabei insbesondere vier Trends von Bedeutung, die in betrieblichen Personalentwicklungsüberlegungen und -konzepten berücksichtigt werden sollten: 1. Stark rückläufige Geburtenzahlen und damit ein Einbruch bei den Schulabgängern, 2. ein fast flächendeckender Bevölkerungsrückgang insgesamt, 3. ein starker Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen sowie 4. Veränderungen der Altersstruktur und ein relativ schnell ansteigendes Durchschnittsalter. Spätestens seit Mitte der 2000er Jahre bekommen ostdeutsche Ausbildungsbetriebe den „Geburtenknick“ der Wendejahre zu spüren. Standen in den Jahren zuvor den Ausbildungsplatzangeboten immer eine große Zahl an Bewerbern gegenüber, entstand plötzlich eine Konkurrenz der Betriebe um die Schulabgänger. Mehr und mehr Angebote bleiben unbesetzt. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen wird der Kontakt in die Schulen immer wichtiger. Landesregierungen sind gefordert, das Niveau der Schulabgänger zu heben und Abbruchquoten zu senken. Die Zahlen indes sprechen für sich: im Vergleich zu 1991 hat sich die Anzahl der unter 16-Jährigen in den ostdeutschen Flächenländern in etwa halbiert. In den 1990er Jahren war der Rückgang in den Neuen Bundesländern besonders gravierend, wohingegen westdeutsche Länder große Zuwächse verzeichnen konnten. Eine Folge der damals dominanten Ost-WestWanderungen und der Zuwanderung aus dem Ausland, die fast komplett von westdeutschen Kommunen aufgenommen wurden. Im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung waren die Verluste nicht mehr so gravierend und verteilten sich gleichmäßiger zwischen den Bundesländern. Nach den Stadtstaaten Hamburg (-0,9%), Berlin (4,4%) und Bremen (-10,1%) ist der Rückgang der 26 Kinder und Jugendlichen in Hessen (-11%) und Sachsen (-11,9%) am niedrigsten, im Saarland (22,7%) und in Sachsen-Anhalt (-23,5%) am höchsten. Durch die stark reduzierten Elterngenerationen lassen sich die dadurch induzierten Entwicklungen nicht mehr umkehren; ein weiterer Rückgang ist sozusagen „vorprogrammiert“. Durch den zu erwartenden Sterbeüberschuss (mehr Menschen sterben als geboren werden) ist auch die Entwicklung der Wohnbevölkerung absehbar. Ostdeutschland wird weiter schrumpfen. In den vergangenen gut 20 Jahren hat allerdings die Überlagerung dreier demographischer Prozesse für einen besonders schnellen Rückgang der Einwohnerzahlen geführt: eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung, eine flächendeckende Abwanderung nach Westdeutschland und ins Ausland sowie geringe Zuwanderungszahlen. Im Vergleich des Jahres 2011 zu 1991 haben die ostdeutschen Länder allesamt Einwohner verloren, wohingegen mit Ausnahme des Saarlandes (-5,9%) und Bremens (3,3%) alle westdeutschen Länder einen Einwohnerzuwachs zu verzeichnen hatten. Der Einwohnerverlust ist mit -18,1% in Sachsen-Anhalt am höchsten. Nur in Berlin und Brandenburg sieht es besser aus, wobei sich die Einwohnerzuwächse stark auf Berlin und das Umland konzentrieren. Die Bevölkerungsabnahme brachte auch einen deutlichen Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen mit sich; besonders gravierend in den 1990er Jahren in den Flächenländern Sachsen-Anhalt (19912001: -12,8%), Mecklenburg-Vorpommern (11%), Thüringen (-10,2%) und Sachsen (-9,1%). Im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung war die Entwicklung weniger dramatisch. Nach Analysen der Bundesagentur für Arbeit wird sich der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials – also des theoretischen Arbeitskräfteangebots – bis 2020 deutschlandweit in moderatem Tempo und dann beschleunigt fortsetzen. Schon heute verzichten einzelne Unternehmen auf Investitionen in neue Geschäftsfelder, weil ihnen geeignetes Personal fehlt. Es steht zu befürchten, dass ostdeutsche Unternehmen in ihrer zukünftigen Entwicklung durch das Fehlen von Fachkräften zunehmend gehemmt werden, sofern sie nicht rechtzeitig gegensteuern. Die beschriebenen Entwicklungen haben auch zu einer Veränderung der Altersstruktur geführt. Weniger jungen stehen mehr ältere Menschen gegenüber. Dieser Alterungsprozess erfolgte in Ostdeutschland wesentlich schneller als in Westdeutschland. Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge 27 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer So ist der durchschnittlicher Bewohner Mecklenburg-Vorpommerns 2010 im Vergleich zu 1990 zehn Jahre älter und damit etwas über 45 Jahre alt. Das einst jüngste Bundesland nimmt heute Platz 12 im Ländervergleich ein (2010). Die Flächenländer im Osten sind nicht nur die „ältesten“ Länder Deutschlands, sie sind auch allesamt im Zeitraum 1990-2010 schneller gealtert als die „jüngeren“ Westländer. Immerhin belegt Berlin beim Durchschnittsalter 2010 den dritten Platz (nach Hamburg und Baden-Württemberg). Für ostdeutsche Unternehmen ergibt sich durch die veränderte Altersstruktur ein besonders deutlicher Anpassungsbedarf. Denn mit den Veränderungen in der Gesellschaft wird auch das Durchschnittsalter in den Betrieben steigen. So müssen u.a. inner- und außerbetriebliche Weiterbildungsprogramme sowie die generellen Arbeitsbedingungen an sich ändernde Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst werden. Den Bedarf an neuen Mitarbeitern werden Betriebe in Ostdeutschland indes in stärkerem Maße als bisher durch den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland decken müssen. Aber auch kleinere Städte und Unternehmen sollten sich frühzeitig gegenüber Fremden öffnen und neue Formen der Willkommenskultur und Integration entwickeln. Aufgrund des bisher sehr niedrigen Ausländeranteils in Ostdeutschland (2-3% der Gesamtbevölkerung) sind dies für lokale Gemeinschaften besondere Herausforderungen, die aktiv angegangen werden müssen. Große, bisher kaum genutzte, Chancen bestehen vor allem in der Internationalisierung der kleinen und mittleren Unternehmen durch Wissenstransfers sowie durch die Kenntnis ausländischer Märkte und Marktbedingungen. Gerade die Entwicklung der Zuwanderung aus dem In- und Ausland ist schwer zu prognostizieren. So sind Bevölkerungsprognosen zwar hinsichtlich der natürlichen Entwicklung der (sesshaften) Bevölkerung sehr verlässlich, die Wanderungen sind allerdings kaum zuverlässigvorherzusagen. So sind beispielsweise die Abwanderungen aus den Neuen Bundesländern seit 2001 um über 40% zurückgegangen, so dass 2011 nahezu ein ausgeglichener Wanderungssaldo erzielt wurde. In der Schrumpfungsdebatte der letzten Jahre kam denn auch der Blick auf die Zuzüge zu kurz. Dabei sind seit 1991 etwa 750.000 ostdeutsche Abwanderer wieder nach Ostdeutschland zurückgezogen, und seit einigen Jahren gilt jeder zweite Zuzug aus dem Westen und aus dem Ausland als Rückwanderung. 28 Insbesondere die größeren, aber auch attraktive kleinere Städte ziehen derzeit Bevölkerung an. Aus dem Umland, aus Westdeutschland (2011: 91.879; 2006: 81.835), und auch zunehmend aus dem Ausland (2011: 48.108; 2001: 38.365). Insbesondere die große Gruppe der (potenziellen) Rückkehrer sollte schnell Einzug als Zielgruppe in die aktuellen Fachkräftestrategien der Unternehmen finden, denn gerade diese Personen verfügen über eine enge Bindung zur Region, die es zu nutzen gilt. Auch wenn die Negativmeldungen der Demographieexperten und Migrationsforscher überwiegen, so sind doch nicht alle Entwicklungen negativ. Kleinteilige Wachstums- und Schrumpfungsregionen liegen oft dicht beieinander, und vor allem die größeren ostdeutschen Städte haben sich zu attraktiven Wohn-, Forschungs- und Wirtschaftsstandorten entwickelt, die auch vom überregionalen und internationalen Zuzug profitieren. Die damit verbundenen Chancen gilt es zu nutzen. Ausländeranteil 2011 (%) BE HH HB BW HE NW BY SL RP NI SH SN BB MV Quelle: Stat. Bundesamt, 2013 Autor: C. Schürmann TH ST 0,0 5,0 10,0 15,0 Autor: Th. Lang Historische und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Entwicklung der Erwerbstätigen 1991-2011 (1991=100) 115 Alte Bundesländer 1991 110 2001 2011 105 Neue Bundesländer 100 95 90 85 80 BB MV SN ST TH BE BW BY HB HH HE Autor: C. Schürmann NI NW RP SL SH Quelle: Stat. Bundesamt, 2013 29 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Teil 2: Perspektiven für Ostdeutschland – Industriestandorte im internationalen Vergleich Für Ostdeutschland war die Wiedervereinigung Startschuss einer anhaltenden Aufholjagd. Der wirtschaftliche und technologische Rückstand ist geschrumpft. Investoren bietet sich ein attraktiver, wettbewerbsfähiger Standort bei regionalen Unterschieden. Für Zukunftsmärkte gilt es vorbereitet zu sein. Seit der Wende kann die Entwicklung der ostdeutschen Industrie nicht mehr nur an nationalen Maßstäben wie an den Verhältnissen zu Westdeutschland oder zur DDR gemessen werden. Die ostdeutsche Industrie ist heute Teil der vernetzten Weltwirtschaft. Sie muss sich daher an internationalen Standards und Wettbewerbsbedingungen messen lassen. Die zunehmende Vernetzung geht weit über die historisch überkommenen Vorstellungen des klassischen Außenhandels hinaus, bei dem Güter, die in einem Land produziert werden, an ein anderes Land exportiert und dort konsumiert werden. Gegenwärtig wird die Mehrzahl der Erzeugnisse in einer Reihe von Schritten und Stationen in unterschiedlichen Teilen der Welt konzipiert, produziert und vermarktet. Intensiv vernetzte globale Wertschöpfungsketten und neue Produktionsmethoden lassen die traditionellen Grenzen zwischen Staaten, Betrieben und Märkten immer weiter verschwimmen. So findet die Produktion eines Sportschuhs heute nur noch selten am Hauptstandort statt. Dagegen sind Design und Finanzierung als vorgelagerte Wertschöpfungsprozesse wie auch Vermarktung und Logistik als nachgelagerte Leistungen meist (noch) in Deutschland angesiedelt. Zulieferkomponenten der Automobilindustrie werden in ähnlicher Weise produziert und in die globale Produktionskette eingefügt, wobei es für die oft mittelständischen Zulieferunternehmen eine ständige Herausforderung ist, Teil der Lieferketten zu werden bzw. zu bleiben. Die globale Vernetzung von Beschaffung, Produktion und Absatz hat weitreichende Konsequenzen für die industrielle Entwicklung auch der neuen Bundesländer. Einfache Produktionsprozesse können meist besser und vor allem billiger in anderen, Niedriglohnländern erledigt werden, etwa in China, Vietnam und Bangladesch. Die Konsequenz: An einem im internationalen Vergleich relativen Hochlohnstandort wie Ostdeutschland können langfristig nur noch forschungs- und wissensintensive Produkte mit hoher Qualität und hohem Fertigungs30 knowhow wettbewerbsfähig hergestellt werden. Kleine und mittlere Unternehmen sind dazu häufig auf Kooperationen angewiesen. Eine weitere Konsequenz besteht darin, dass der reine Produktionsvorgang meist nicht mehr der wertvollste Teil der gesamten Wertschöpfungskette ist. Industrieunternehmen müssen sich verstärkt in die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsprozesse entwickeln oder mit entsprechenden Unternehmen eng zusammenarbeiten. Diese Herausforderung wird in einem der folgenden Kapitel unter dem Begriff Systemkopf beschrieben. Die Güte eines Produktionsstandortes im globalen Wertschöpfungsprozess hängt daher immer stärker vom Qualitätsniveau, der Verlässlichkeit von Lieferbeziehungen, Reparatur- und Serviceleistungen, der Netzwerk- und Innovationsfähigkeit, der Qualität seiner Fach- und Führungskräfte sowie seiner logistischen Leistungsfähigkeiten ab. Darüber hinaus sind auch mittlere Industrieunternehmen zunehmend gezwungen, im Ausland selbst zu produzieren, um vor Ort in den großen Wachstumsmärkten präsent zu sein, die gegenwärtig vor allem außerhalb Europas liegen. Anschub für die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft gab das größte Investitionsvorhaben der Bundesrepublik in ihrer Geschichte: Rundumerneuerung der Infrastruktur, Umweltsanierung, innovative Industrieparks und zahlreiche Förderprojekte im F&E-Bereich sollten Konkurrenzfähigkeit und Produktivität der Neuen Bundesländer erhöhen. Infrastruktur Fördermittel Image Techno logieakzepta nz Stärken NBL Umwelt qualität Immobi lienprei -se Industriestandorte im internationalen Vergleich Die daraus resultierenden internationalen Wettbewerbsvorteile der ostdeutschen Industrie lassen sich etwa folgendermaßen umreißen: Die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) zielten auf die Modernisierung und Erweiterung des maroden Straßen- und Schienennetzes der DDR, um die Erreichbarkeit sowohl für Bevölkerung als auch für die Wirtschaft zu erhöhen. In gleicher Weise hat sich die Anbindung der europäischen Nachbarn stark verbessert, birgt jedoch noch weitere Potenziale. Ostdeutschland verfügt heute über eines der modernsten und leistungsfähigsten Verkehrssysteme, und ist zum Knotenpunkt Europas geworden (s. Von der Peripherie ins Zentrum Europas). Besonders technologieorientierte Unternehmen der Neuen Bundesländer haben sich im internationalen Vergleich einen Wettbewerbsvorsprung zu Osteuropa und Ostasien erarbeiten können. Die Ausnutzung vorteilhafter lokaler Produktionsbedingungen gilt als entscheidendes Motiv bei der Standortwahl. Deutsche (53,9%) und auch ausländische Mutterunternehmen (57,1%) entscheiden sich nach aktuellen Befragungen von Managern vorrangig für den Standort Ostdeutschland. F&E sowie wissensintensive Produktion sind eindeutig ostdeutsche Standortqualitäten. Mehr noch: Die ostdeutsche Innovationslandschaft hat die Fähigkeit entwickelt, mit neuen Produkten und Verfahren eigenständig neue Märkte zu erschließen und selbst zu generieren. Dabei könnten im Zeichen von Globalisierung, demographischem Wandel und Klimaveränderung Medizin- und Umwelttechnik, erneuerbare Energien und der wachsende Gesundheitsmarkt zukünftige Treiber der Weltwirtschaft werden. Für ostdeutsche Unternehmen wird sich damit die Frage nach einer international wettbewerbsfähigen Strukturierung niedriger Wertschöpfungsstufen und der Eroberung neuer Märkte stellen. Auch die Forschungslandschaft mit zahlreichen Instituten und Hochschulen machen den Standort attraktiv für technologie- und wissensbasierte Erzeugnisse. Hier hat sich Ostdeutschland mittlerweile von seinen osteuropäischen Nachbarn absetzen können und Wettbewerbsvorsprünge erarbeitet. Gut entwickelt ist vor allem die öffentliche Forschungslandschaft in den Neuen Bundesländern insbesondere in Berlin, Sachsen und Thüringen. Hier werden rund 2/3 der Forschungsanstrengungen erbracht. Doch auf Unternehmensseite ist trotz der Unterstützung durch die öffentliche Hand die private Forschungstätigkeit vergleichsweise gering geblieben. Die finanziellen Aufwendungen der ostdeutschen Wirtschaft liegen nur bei 7,9% der Forschungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft insgesamt. Ein Grund dafür ist die (zu) kleinteilige Unternehmensstruktur. Eine besondere Stärke der ostdeutschen Wirtschaft liegt im hohen Ausbildungsniveau ihrer Fachkräfte, ihrer Leistungsbereitschaft und Motivation. Die technologischen Entwicklungen und damit die Anforderungen an die Qualifikationen nehmen immer stärker und schneller zu. Bedingt durch demografische Faktoren (Bevölkerungsschwund, Alterung und Abwanderung) könnten sich in der Zukunft Fragen des Fach- und Führungskräftemangels einstellen. Bereits gegenwärtig zeichnen sich Engpässe bei MINTBerufen (Mathematiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler und Informatiker), im Tourismus und im Gesundheitssektor (Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger) ab (s. Mitarbeiter in den Mittelpunkt: Strategien gegen den Fach- und Führungskräftemangel). Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes drückt sich in einer steigenden Exportquote aus. Sie hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, zumindest bei Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten liegt sie heute bei ca. 34%. Bislang konzentrieren sich die ostdeutschen Ausfuhren auf nahe Auslandsmärkte in West- und Osteuropa. Märkte, die bereits weitgehend erschlossen und hart umkämpft sind. Exportstrategisch erforderlich wäre es, sich verstärkt auf wachstumsstarke außereuropäische Märkte zu orientieren, die heute vor allem in Asien und dem gesamten amerikanischen Kontinent liegen. Gleiches gilt für weitergehende Internationalisierungsschritte, sei es durch Aufbau eigener Vertriebszentralen bis hin zur Produktion vor Ort. Auslandsinvestitionen und Exportstärke stehen in einer vernetzten Weltwirtschaft in enger Beziehung. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) haben 24% der ostdeutschen Industrieunternehmen im Jahr 2012 den Schritt in die Auslandsmärkte gewagt und damit mehr als im Jahr davor. In den alten Ländern liegt diese Quote bei 49%. Alles in allem verfügt die ostdeutsche Wirtschaft über gute Standortbedingungen als geografisches Zentrum in Europa. Doch: Die Voraussetzungen und insbesondere die Fähigkeiten der Unternehmen, von internationalen Wachstumsmärkten zu profitieren, müssen vielfach noch entwickelt werden (s. Internationalisierung ernst nehmen). Der nächste Beitrag beschäftigt sich mit ostdeutschen Faktor- und Standortbedingungen, gefolgt von einer Analyse der Erreichbarkeitsverhältnisse in Ostdeutschland und dem Kampf ostdeutscher Firmen auf dem Weltmarkt. Der vierte Beitrag widmet sich möglichen Zukunftsfeldern als Wachstumstreiber für die ostdeutsche Wirtschaft, bevor abschließend die strategische Rolle von Systemköpfen thematisiert wird. Autoren: G. Braun, T. Güra 31 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Auf der Überholspur – Standortbedingungen in Ostdeutschland Im vergangenen Jahrzehnt hat Deutschland unter allen industriellen Hightech-Ländern den größten Sprung nach vorn gemacht. Dies gilt, wenngleich in geringerem Maße als für Westdeutschland, auch für den Standort Ostdeutschland. Deutschland wird als Industriestandort immer besser. Noch in den 1990er Jahren als „kranker Mann Europas“ kritisiert, wandelte sich Standort D zur Wachstumslokomotive Europas. Die Gründe: Innovations- und Modernisierungsstrategien der Industrie, Fokussierung auf industrielle Kernkompetenzen und Schlüsselbranchen, sinkende Lohnstückkosten und dynamisches Exportwachstum. Derzeit belegt die Bundesrepublik im Ranking der industriellen Standortqualität unter den wichtigsten 45 Industrienationen den fünften Platz, knapp hinter Spitzenreiter USA, Schweden, Dänemark und der Schweiz. Danach hat der Standort Deutschland sich in den vergangenen 15 Jahren um neun Ränge verbessert. Kein anderes Industrieland hat einen derartigen Sprung nach vorn gemacht. weiterentwickelt wurde. Gezielte Innovations- und Modernisierungsstrategien der Firmen bei flexibler Spezialisierung, Abbau staatlicher Innovationshemmnisse, Infrastrukturinvestitionen, Netzwerkbildung und sinkende Lohnstückkosten sicherten international den Wechsel auf die Überholspur. Die Folge: In den Wachstumsregionen Ostdeutschlands konnte sich inzwischen eine beträchtliche Zahl dynamischer Unternehmen in zukunftsträchtigen Industriebranchen etablieren mit steigender Wertschöpfung, Exportanteilen und Beschäftigung.Dies gilt in besonderem Maße für den Werkzeug- und Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die Metall- und Elektroindustrie, der optischen Industrie, der Kunststoffindustrie, der Solarindustrie und der Mikroelektronik. Als besondere Stärken des Standorts Ost gelten die exzellente Infrastruktur, die Qualifikation der Arbeitskräfte, Zuverlässigkeit und Qualitätsorientierung, die hohe Forschungs- und Energieeffizienz sowie der soziale Frieden. Für ausländische Investoren sind zudem die Existenz innovativer Netzwerke und Cluster in Zukunftsfeldern der IKT, der Medizin- und Umwelttechnik attraktiv und die Nähe zu Wachstumsmärkten in Mittel- und Osteuropa. Standortnachteile sind insbesondere der anhaltende Bevölkerungsrückgang mit wachsendem Fachkräftemangel, die geringe Zahl attraktiver Metropolen, und die hohe bürokratische Regulierungsdichte. Dabei schätzen die Manager von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen die Bedeutung einzelner Standortfaktoren teilweise recht unterschiedlich ein. Autor: G. Braun Wichtige Konkurrenten schneiden deutlich schlechter ab. So ist Großbritannien von Rang 6 auf 13 abgerutscht. Frankreich liegt unverändert auf Platz 23, und noch schlechter sieht es mit den europäischen Krisenländern aus: Spanien (26), Portugal (32), Italien (34) und Griechenland Platz 39. Auch Ostdeutschland weist inzwischen eine überdurchschnittliche industrielle Standortqualität auf, (s. Stärken-Schwächen-Analyse Ostdeutschland), die in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich 32 Industriestandorte im internationalen Vergleich 33 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Von der Peripherie ins Zentrum Europas Waren beide deutschen Staaten vor der Wiedervereinigung eher Randgebiete in ihren jeweiligen politischen Blöcken mit vorherrschenden Nord-Süd-Verkehren, katapultierten die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit insbesondere Ostdeutschland von der Peripherie ins Zentrum Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere nach dem Mauerbau konzentrierten sich die Verkehrsinfrastrukturinvestitionen in beiden deutschen Staaten auf den Ausbau von Nord-Süd-Korridoren. Nach der Wiedervereinigung und dem Wiedererstarken der West-Ost-Verkehre waren das Zusammenwachsen der beiden getrennten Verkehrssysteme sowie die Verbesserung der Qualität der Verkehrsinfrastrukturen in Ostdeutschland die größten verkehrspolitischen Herausforderungen. Die wichtigsten Maßnahmen im Verkehrssektor wurden zu den sog. Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) gebündelt und deren Umsetzung auf Grundlage der Beschleunigungsgesetze priorisiert. Über Jahre floss ein großer Teil der Bundesmittel im Verkehrssektor somit in den Neu- und Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen in den Neuen Bundesländern. Die VDE setzen sich aus neun Schienen-, sieben Autobahn- und einem Wasserstraßenprojekt zusammen. Sie erstrecken sich auf einen Nordkorridor Lübeck-Rostock-Stettin, auf einen mittleren Korridor Hannover/Uelzen/ Helmstedt-Magdeburg/ Stendal-Berlin, sowie auf einen Südkorridor Nürnberg-Erfurt-Halle/Leipzig-Berlin als neue Hauptachsen. Neben der Anbindung der Großstädte Leipzig, Dresden, Halle, Erfurt und Rostock zielten die VDE insbesondere auf die bessere überregionale Einbindung Berlins ab. Im Zeitraum 1991 bis 2011 wurden vom Bund ca. 31,8 Mrd. Euro in die VDE investiert, ein Großteil direkt in den Neuen Bundesländern. Davon ca. 48% in die Schiene, 47% in Straßen- und 5% in Wasserstraßenprojekte. Ende 2011 waren sechs von neun Schienenprojekten fertiggestellt; die Projekte 1 (Lübeck / Hagenow Land-Stralsund) und 9 (Leipzig-Dresden) waren zu etwa 68% realisiert, während Projekt 8 zeitlich weiter zurücklag. Bei den Straßenprojekten konnten die A20 Lübeck-Stettin sowie VDE 16 (Schweinfurt-Erfurt/Lichtenfels-Suhl) fast zu 100% fertiggestellt werden. Insbesondere VDE 13 (Göttingen-Halle) und 15 (Kassel-Eisenach/EisenachGörlitz) liegen in der Implementierung jedoch zeitlich zurück. Gleichzeitig sind die VDE eingebunden in das Leitschema der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-T ), das die Integration der Regionen Europas sowie die Erreichbarkeit und Konnektivität von Städten verbessern helfen soll. 34 Neben der konkreten Instandsetzung veralteter oder reparaturbedürftiger Straßen und Eisenbahnen in Ostdeutschland dienen die VDE sowie die übergreifenden TEN-Ts insbesondere dazu, die durch die Wiedervereinigung und europäische Integration massiv zugenommenen Personen- und Güterströme gerade in West-Ost-Richtung zu bewältigen. Verkehrsinfrastrukturen sind jedoch kein Selbstzweck. Sie dienen der Sicherstellung der Erreichbarkeit von Städten, Regionen, Menschen und Märkten (Erreichbarkeitsindikatoren). In diesem Sinne zeigt die Europakarte, wie viele Menschen (links) bzw. wie viel BIP (rechts) von einem Ort aus erreichbar ist. Westdeutschland zählt zusammen mit England, den Beneluxstaaten, den Großraum Paris sowie Norditalien zu den Regionen mit der höchsten Erreichbarkeit in Europa. Außerhalb dieses Kernbereichs gibt es einige Agglomerationen mit hohen Erreichbarkeiten (vor allem Hauptstädte, wie z.B. Madrid), aber es gibt ein starkes Gefälle zu den weniger gut erreichbaren Regionen, wie z.B. in Südfrankreich, der Iberischen Halbinsel, Schottland und Irland, Skandinavien, in den Baltischen Staaten oder Südosteuropa zu sehen ist. Mit Ausnahme der Küstenregionen in Mecklenburg-Vorpommern liegen alle Gebiete in Ostdeutschland trotz relativ geringer Bevölkerungsdichte und einer geringen Anzahl an Verdichtungsräumen weit über dem Europäischen Durchschnitt, haben also, auch dank der durch die VDE und TEN-Ts gut ausgebauten Verkehrsnetze, eine gute bis sehr gute Erreichbarkeit. In Bezug auf die Erreichbarkeit des BIP definiert die Grenze zu Polen und zur Tschechischen Republik nach wie vor eine räumliche Zäsur zwischen alten und neuen EU-Staaten, denn die Erreichbarkeit fällt hinter der Grenze schlagartig ab. Erreichbarkeitspotenzial: Je mehr Menschen bzw. je mehr BIP von einem Ort aus erreicht werden können, desto höher ist sein Erreichbarkeitspotenzial (Schürmann et al., 1997; Wegener et al., 2000). Die Erreichbarkeit zur Bevölkerung kann interpretiert werden als ein Maß für die Größe von Absatzmärkten und Dienstleistungen, während die Erreichbarkeit zum BIP ein Maß für die Standortgunst eines Ortes für wirtschaftliche Aktivitäten ist Industriestandorte im internationalen Vergleich 35 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Bezogen auf die Erreichbarkeit innerhalb Deutschlands, in der Abbildung dargestellt anhand der innerhalb von fünf Stunden erreichbaren Bevölkerung, liegt Ostdeutschland nach wie vor hinter den alten Bundesländern zurück, trotz des enormen Infrastrukturausbaus. Zwar hat es im Eisenbahnnetz hohe Erreichbarkeitsgewinne für das gesamte Bundesgebiet durch den Ausbau der Schnellverkehre gegeben, wovon insbesondere die NordSüd-Achse Hamburg-Hannover-Kassel-Würzburg -München sowie die Rheinschiene profitieren konnten. In Ostdeutschland verbesserte sich die Erreichbarkeit im Dreieck Hannover-Berlin-Leipzig stark, jedoch konnten weite Teile MecklenburgVorpommerns, Brandenburgs sowie Sachsen nur partiell davon profitieren. Im Straßennetz konnte insbesondere der Ost-West Korridor DresdenLeipzig-Erfurt-Kassel/Frankfurt von gestiegenen Erreichbarkeiten profitieren, aber auch bei der Straße liegt die Erreichbarkeit in großen Teilen Ostdeutschlands noch immer weit unterhalb des Bundesdurchschnitts. Die Infrastrukturpolitik in Deutschland hat die durch die Wiedervereinigung ergebene Chance aufgegriffen, Ostdeutschland aus der Peripherie ins Zentrum Europas zu katapultieren. Der Ausbau der Straßenund Eisenbahnnetze durch die VDE und durch die TEN-Ts hat dazu geführt, dass Ostdeutschland nun verkehrsgeographisch ins Zentrum Europas gerückt ist als Schnittstelle zwischen den Märkten in West- und Osteuropa mit einer Vielzahl an leistungsfähigen Ost-West-Verkehrsachsen. Ostdeutschland weist nunmehr im europäischen Kontext überdurchschnittlich hohe Erreichbarkeiten auf und besitzt nun insbesondere entlang der Hauptachsen deutliche Standortvorteile gegenüber Regionen in Ost-, Nord- oder Südeuropa. Alle ostdeutschen Zentren sind nun gut an die alten Bundesländer angebunden; letztere haben jedoch nach wie vor – sowohl national wie europäisch betrachtet – signifikant höhere Erreichbarkeiten, was nicht zuletzt in den höheren Bevölkerungszahlen und im höheren Bruttoinlandsprodukt begründet liegt. Diese strukturellen Nachteile können durch den Ausbau von Verkehrsinfrastrukturen nur partiell ausgeglichen werden. Für die Industrie in Ostdeutschland erzeugt der Infrastrukturausbau dennoch ambivalente Ergebnisse: Zum einen sind nun Absatzmärkte und Kunden in Westdeutschland und Europa besser erreichbar, und es bilden sich sogar dezidierte „Hub“-Standorte (z.B. Leipzig) heraus (s. Verkehr und Logistik: Gateways und Hubs), zum anderen begünstigen hochwertige Verkehrsinfrastrukturen das Tages- bzw. Wochenendpendeln zwischen Wohnstandorten in Ostdeutschland und Arbeitsstätten in Westdeutschland, wodurch der ostdeutschen Industrie ein großes Arbeitskräftereservoir verloren geht. Zwar trägt das Auspendeln zum Abbau von Arbeitslosigkeit bei, andererseits verhindert es die Ausbildung von lokalen und regiona36 len Arbeitsmärkten. Das Beispiel Thüringen mit einem negativen Pendlersaldo von -72.052 in 2012 zeigt die Effekte guter Verkehrsanbindungen in die alten Bundesländer. Autor: C. Schürmann Industriestandorte im internationalen Vergleich 37 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Ostdeutsche Firmen im Kampf auf dem Weltmarkt Die DDR-Industrie war von den „kapitalistischen“ Weltmärkten abgeschottet und auf die sozialistischen ‚Bruderländer’ fixiert. Dennoch ist es der ostdeutschen Industrie gelungen, mit ihren Produkten Auslandsmärkte zu erobern, bei weiterhin erheblichem Rückstand gegenüber Westdeutschland. Nach dem Zusammenbruch des Systems sozialistischer Arbeitsteilung zwischen den Bruderstaaten, so die kommunistische Sprachregelung, entsteht eine wahrhaft globale ‚kapitalistische’ Weltwirtschaft. Waren, Kapital, Dienstleistungen, Informationen und (eingeschränkt) Arbeitskräfte können weltweit frei und ungehindert zirkulieren. Die Folge: Eine Verschärfung des internationalen Wettbewerbs – auch und gerade für mittelständische Unternehmen, die die ostdeutsche Industriestruktur prägen. Bereits in den letzten Jahren der DDRPlanwirtschaft hatte die internationale Konkurrenzfähigkeit der ostdeutschen Industrie stark nachgelassen. Auch bei den Ausfuhren zeigte sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Die Nordbezirke, aber auch Berlin und Potsdam lagen unter dem DDR-Durchschnitt; im Süden, in Sachsen und Thüringen, existierten die „Exportlokomotiven“, etwa Traditionsfirmen wie Zeiss Jena, Meißener Porzellan, Agfa Wolfen, (um nur einige zu nennen). Mit der Wirtschafts- und Währungsunion brachen die Exporte Ostdeutschlands nahezu flächendeckend weg. Produkte, die zu DDR-Zeiten zum Wechselkurs 1:4 (1 DM zu 4 DDR-Mark) abgesetzt werden konnten, waren zum neuen Umtauschverhältnis von 1:1 nicht mehr konkurrenzfähig, Die ostdeutsche Exportindustrie musste sich radikal umstellen: Neue Produkte, neue Preise, neue Qualitäten, neue Sortimente und neuer Service für anspruchsvolle internationale Kunden. Dabei wuchs der Export ostdeutscher Firmen ab Mitte der neunziger Jahre kräftig. Ihr Auslandsumsatz hat sich seitdem mehr als verfünffacht. Und die Exportquote (=Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz) stieg von 12,8 % (1996) auf 33,5 % (2012.). Damit rangiert die ostdeutsche Ausfuhrquote immer noch erheblich unter dem westdeutschen Durchschnitt von 46,4 %. (wenngleich diese Zahlen verzerrt sind, da Zulieferleistungen ostdeutscher KMU in den Umsatzzahlen westdeutscher Endproduzenten verbucht werden). Regional konzentrieren sich die ostdeutschen Ausfuhren auf die EU-Mitgliedsländer mit knapp 54 % am gesamten Exportvolumen, aber auch die USA (8,4 %), die VR China (7,7%), die Russische Förderation (4,0 %) und Japan (1,5 %) sind bedeutende Absatzmärkte. Auch 25 Jahre nach der Wende besteht das überkommene Nord-Süd- Gefälle bei den Ausfuhren weiter So beträgt die Exportquote in MecklenburgVorpommern 28,8%;,in Brandenburg 28,5% und in Sachsen-Anhalt 26,5%, in Thüringen dagegen 38 30,2 % und in Sachsen als ostdeutschem Exportchampion sogar 35,7 % (2012). Erhebliche Wachstumspotenziale im Auslandsgeschäft werden prognostiziert in den Bereichen Infrastruktur (Verkehrs-, Energie- und Umwelttechnik); Landmaschinentechnik/Maschinen und Anlagen/Elektrotechnik/IuK-Technologien/Medizin und Pharma sowie bei Luxusgüte n (PKW/ /Markenartikel für aufstrebende Mittelschichten in asiastischen und lateinamerikanischen Schwellenländern. Der Ausbau vorhandener Potenziale („Made in Germany“) ist unter Globalisierungsdruck aussichtsreich, aber nicht einfach: Die Gründe: Ostdeutsche Unternehmen sind ‚latecomer’ im internationalen Wettbewerb. Sie sind stark an deutschen Verbrauchern orientiert (was allerdings bei Weltmarktkrisen ein Vorteil sein kann). Ihre kleinen und mittleren Betriebe haben es sehr viel schwerer, internationale Märkte zu erobern als Weltkonzerne des Westens wie etwa Siemens, der seit über 100 Jahren in mehr als 100 Länder exportiert. Zu Strategien für ostdeutsche KMU : Internationalisierung ernst nehmen). Autor: G. Braun Außenhandel Ostdeutschlands 2008-2011 Ausfuhren (Euro) Einfuhren (Euro) (2008 innen - 2011 außen) TH ST 77 65 78 90 TH BE Mio Mio Mio Mio € € € € BB ST 62 52 64 76 MV SN Autor: C. Schürmann SN BE Mio € Mio € Mio € Mio € BB MV Quelle: Stat. Bundesamt, 2012 Industriestandorte im internationalen Vergleich Exportindizes 2013 nach Bundesländern Exporte pro Einwohner (Euro) Exportquote (in Prozent) HB HH HH HB SL BW BW SL RP BY BY RP NI NW SN NI NW HE ST SN TH SH SH ST BB TH HE BB MV BE BE MV 0 20 40 60 80 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 Jährliches Wachstum der Exporte 2002-2013 (in Prozent) BB ST MV TH SN HH HB RP HE BW SH NI BY SL NW Autor: C. Schürmann Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, 2013 BE 0 5 10 15 39 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Neues schaffen – Ostdeutsche Industrie im technologischen Wettbewerb Nach Prognosen ist die ostdeutsche Industrie in wichtigen Zukunftsfeldern wie Gesundheits- und Umweltökonomie, Erneuerbare Energien, IuK-Wirtschaft, optische Industrie und Nanotechnologie langfristig aussichtsreich aufgestellt. „Prognosen sind schwierig. Das gilt insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen“, so Winston Churchill. Wie sehr diese Aussage zutrifft, zeigt sich nahezu täglich bei Wachstums- und Konjunkturprognosen. Kaum sind Vorhersagen der sogenannten Wirtschaftsexperten und -institute über die Entwicklung des Sozialprodukts, der Arbeitslosenquote und Inflationsrate veröffentlicht, sind sie oft bereits Makulatur. Globaler Wettbewerb, demographischer Wandel, Modetrends, Änderungen der Konsumentenbedürfnisse, technischer Fortschritt und Innovationen überlagern sich in einem Ausmaß, so dass Wirtschaftsprognosen bisweilen „Kaffeesatzleserei“ gleichen (müssen). Dennoch scheint es regelmäßige Wellen der Wirtschaftsentwicklung zu geben, langfristige Megatrends und Zukunftsfelder, die überdurchschnittliche Wachstumstreiber sein könnten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Seit der Industriellen Revolution wurden sechs Kondratieffzyklen identifiziert, beginnend mit den Basisinnovationen der Frühmechanisierung (Dampfmaschine und mechanischer Webstuhl) 1. Zyklus (1780–1830), und vorläufig endend an der Schwelle vom 5. zum 6. Kondratieff, d.h. dem Übergang von der Informationswirtschaft (1970-2010) zur Gesundheits- und Umweltökonomie (ab 2010). Der prognostische Wert von Kondratieffs Untersuchungen wird dennoch – zu Recht – bestritten. Offenbar handelt es sich mehr um eine historische Darstellung von Wachstumsphasen als eine verlässliche Prognose. Dennoch ist die Theorie der langen Wellen nicht ohne Wert, steckt sie doch aussichtsreiche Zukunftsfelder ab. Kondratieffzyklen: Der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff entwickelte 1926 die Theorie der langen Wellen der Konjunktur. Sie dauern jeweils 40–60 Jahre und werden ausgelöst durch technologische Neuerungen, etwa vom Pferdefuhrwerk zur Eisenbahn oder vom Telegraphen zum Internet. Diese Neuerungen (= Basisinnovationen) lösen massenhafte Investitionen in die neue Technik aus, und damit einen lang anhaltenden Wirtschaftsaufschwung. Überkapazitäten verringern die Investitionen und leiten den Abschwung ein. Basisinnovationen treten stets dann auf, wenn ein Mangel oder Bedarf entstanden ist, der durch herkömmliche Technologien nicht mehr gedeckt werden kann. Da bekanntlich die Zukunft unbekannt ist, ist nicht eindeutig, welche spezifischen Zukunftsfelder in welchem Umfang für die ostdeutschen Länder als Wachstumstreiber von Bedeutung sein werden. Neben der EU in ihren Forschungsprogrammen und die Bundesregierung in ihrer High-Tech-Strategie 40 haben die Länder Thüringen, Brandenburg und Sachsen Wachstumsfelder identifiziert, die als Orientierung für ihre Förderpolitik dienen sollen. Als Kandidaten werden, auch unter Rückgriff auf Kondratieff) genannt: Anwendungsorientierte Technologien Querschnittstechnologien • Life sciences und Medizintechnik • Energie- u. Umwelttechnik • Biotechnologie • • • • Mikro- u. Nanotechnologie IuK-Technologien Optik / Optoelektronik Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR) Um Wunschdenken und Beliebigkeiten bei der Ermittlung dieser Zukunftsfelder in Ostdeutschland zu vermeiden, wurden als Auswahlkriterien folgende Merkmale zugrunde gelegt, von denen ein Standort mindestens über eines verfügen sollte: mehrere Unternehmen im jeweiligen Feld, Zuwachsraten von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, Existenz regionaler F&E - Einrichtungen in den jeweiligen Forschungsfeldern, überdurchschnittlich hoher Anteil an F&EAufwendungen und an hochqualifizierten Fachund Führungskräften, überdurchschnittliche Patentaktivitäten. Sie bilden häufig Entwicklungskerne und Netzwerke, die Kosten senken (etwa bei gemeinsamen Forschungs- und Bildungsaktivitäten und Kooperationen, etwa bei Messebesuchen) und öffentliche Ausschreibungen erleichtern. Obwohl die Basisinnovationen in den jeweiligen Zukunftsfeldern spezifische wirtschaftliche und kulturellen Voraussetzungen wie Konsequenzen haben, werden „begleitende“ Entwicklungsfelder, etwa Humankapital- und Fachkräftesicherung, Finanz- und Consultingwirtschaft, Edutainment sowie Kultur- und Kreativwirtschaft, bislang nur in Einzelfällen thematisiert, etwa im Regionalmarketing Berlins und Thüringens. Natürlich sind auch Produkt- und Verfahrensinnovationen in wichtigen traditionellen Branchen (z.B. Fahrzeug- und Verkehrstechnik, chemische und elektrotechnischen Industrie, Maschinenbau, Logistik, maritime Industrie) Wachstumstreiber für Wertschöpfung und Beschäftigung. Autor: G. Braun Industriestandorte im internationalen Vergleich 41 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Systemköpfe: Ein Blick in die Zukunft Nachhaltige Wettbewerbsvorteile haben (ost-)deutsche Industriefirmen, die einfache Fertigungen mit niedrigen Wertschöpfungsstufen ins Ausland verlagern und sich auf wertschöpfungsintensive Dienstleistungen und Produktionsverfahren am Standort Deutschland spezialisieren. Kaum ein anderer Standort hat der Wirtschaftsund Finanzkrise so gut getrotzt wie der Standort D. Das ist kein Zufall: Die starke deutsche Exportindustrie hat sich gut auf den Weltmärkten positioniert und profitiert von den hierzulande günstigen Rahmenbedingungen. Die Firmen organisieren effizient und erfolgreich globale Wertschöpfungsketten und sind zugleich ihrem deutschen Heimatstandort weitgehend treu geblieben. Wenn auch alle Unternehmen gleich sind, so sind doch einige Unternehmen gleicher als andere. Firmen, die sich in Deutschland West und Ost jeweils auf wissens- und wertschöpfungsintensive Unternehmensfunktionen fokussieren, sind erfolgreicher als jene Firmen, die dies nicht tun, so eine Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Die Champions konzentrieren sich an den angestammten deutschen Standorten auf ihre Kernkompetenzen. Sie spezialisieren sich auf jene Firmenbereiche, in denen sie den Wettbewerbern überlegen sind. Es handelt sich, so der BDI, um „Systemkopf’’-Unternehmen (wobei für den Begriff Systemkopf der Triebwagen eines ICE-Zuges Pate stand). Den Vorsprung verschaffen sie sich durch eine wirkungsvolle Strategie unternehmensinterner Spezialisierung: Einfache Fertigungen mit niedriger Wertschöpfungsstufe werden ins Ausland verlagert, während anspruchsvollere, wertschöpfungsintensive Aufgaben in Deutschland bleiben. Meist handelt es sich dabei um produktionsnahe Dienstleistungen: Forschung- und Entwicklung, Design, Marketing, Fertigungsplanung, Vertriebssteuerung, Controlling sowie die Entwicklung der Firmenstrategie, wobei inzwischen auch Teile dieser Serviceleistungen zunehmend internationalisiert und ins Ausland verlagert werden. Gemeinsam ist den Systemkopfunternehmen: Systemkopfunternehmen sind keine Rarität: Knapp 20% der größeren Firmen in Deutschland zählen zu diesen Champions. Bei einem Mindestumsatz von 50 Mio. Euro setzen sie überdurchschnittlich hoch qualifiziertes Personal ein – von der Erforschung neuer Produkte und Fertigungsverfahren bis zur Vertriebsgestaltung. Innovationen: Rund 82% der Systemkopffirmen sind mit Neuerungen am Markt. Zum Vergleich: Unternehmen, die nicht die Systemkopfstrategie fahren, können nur Anteile von etwas mehr als 50% vorweisen. Differenzierungsstrategie: Systemkopfunternehmen verdienen jeden vierten Euro mit Produkten oder Dienstleistungen, die nur sie im Programm 42 haben. Bei vergleichbaren Firmen liegt dieser Anteil bei nur 18 %. Internationalisierung: Zwei Drittel der Systemköpfe sind im Ausland aktiv, wo sie ihre Produkte vertreiben oder Niederlassungen haben. Sie erzielen 27% ihres Umsatzes im Ausland (andere Firmen: 23%), stellen dort einen größeren Teil ihrer Produktion her und betreiben mehr Forschung im Ausland. Netzwerke: Ungeachtet ihrer starken Auslandspräsenz arbeiten 22% der Systemköpfe eng mit Zulieferern, Dienstleistern und Kunden in Deutschland zusammen (andere Unternehmen 15%). Erfolg: Systemkopfunternehmen sind überdurchschnittlich erfolgreich. Die auf wertschöpfungsintensive Tätigkeiten bauenden Firmen erzielen überdurchschnittliche Umsatz-, Beschäftigungs- und Renditezahlen. In zwei Dritteln der Systemkopffirmen läuft der größte Teil des produktionsnahen Unternehmensprozesses noch immer in Deutschland ab. Durch Konzentration auf wissensintensive und innovative Wertschöpfungsstufen im Heimatland wird ein betriebsinternes System internationaler Arbeitsteilung aufgebaut, das eine, zumindest zeitweilige, Monopolstellung begründen kann. Die Folge: Geringerer Wettbewerbsdruck aus Niedriglohnländern und Spielräume, Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen. In Ostdeutschland sind Systemkopfunternehmen bislang die Ausnahme. Auf einen knappen Nenner gebracht: Ostdeutsche Firmen sind meist zu klein, zu stark in traditionellen Produktsegmenten aktiv, unterkapitalisiert und zu wenig international tätig (ohne dass dies ihr ‚Verschulden’ ist). Eine Wirtschaftspolitik, die Systemköpfe mit ihren globalen Wertschöpfungsketten in Ostdeutschland fördert, lässt sich etwa so umreißen: 1. F&E - Potenziale von Klein- und Mittelunternehmen fördern und ausbauen. 2. Wertschöpfungsintensive KMU - Netzwerke unterstützen. 3. Aufbau globaler Wertschöpfungsketten fördern. 4. Spezialisierung der Firmen auf wissensbasierte und innovative Wertschöpfungsstufen fördern. 5. Flexibilisierung produktionsnaher Dienstleistungsprozesse fördern. Autor: G. Braun Industriestandorte im internationalen Vergleich 43 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Teil 3: Die Neuen Bundesländer – Vielfalt in der Einheit Nach der Wende haben die Neuen Bundesländer vielfältige Wirtschaftsprofile entwickelt mit Ansätzen eigenständiger Entwicklungskonzepte: Regionalstruktur, Bevölkerungsentwicklung, Bildungsstand, Innovationstätigkeit, strukturprägende Industriebranchen, Internationalisierungsgrad, Attraktivität. Vergleiche von Unternehmen, Standorten und Ländern werden häufig mit dem Argument kritisiert, sie verglichen „Äpfel mit Birnen“. Daher seien derartige Vergleiche irreführend, bisweilen sogar sinnlos. Diese Kritik ist nur teilweise berechtigt, und zwar immer dann, wenn Unvergleichbares direkt miteinander in Beziehung gesetzt wird, etwa die Bevölkerungsgröße Sachsens (4,1 Mio.) mit der Mecklenburg-Vorpommerns (1,6 Mio.) Anfang 2012. Wählt man hingegen eine dritte – übergeordnete – Größe, so können Vergleiche sehr aufschlussreich sein. So kann man Äpfel mit Birnen beispielsweise nach dem Fruchtsaft- oder Kaloriengehalt (als dritte Größe) pro 100 Gramm vergleichen. Entsprechend können Länder beispielsweise bei der Abbrecherquote von Hauptschülern verglichen werden, bei der Arbeitsproduktivität pro Arbeitnehmer oder bei der Zeitdauer von der Beantragung bis zur Bewilligung einer Unternehmensgründung (Anhang A.9) vergleichen ausgewählte Regionalindikatoren). In der öffentlichen Diskussion über die Zukunft ‚Ost’ werden die neuen Länder oft als einheitliches Gebiet betrachtet. Tatsächlich sind sie durch eine gemeinsame historische Epoche – 40 Jahre DDR – und durch vergleichbare Transformationsprozesse seit der Wende miteinander verbunden. Ansonsten unterscheiden sich die ostdeutschen Länder im hohen Maße: Kulturell, sozial, wirtschaftlich und im Hinblick auf ihre industriellen Entwicklungen. Mehr noch: Diese Unterschiede sind in den vergangenen Jahren eher gewachsen als geschrumpft. Wachsende Vielfalt ist eine Chance. Sie erlaubt jedem Bundesland, seine spezifischen Stärken zu nutzen, um vorhandene Wachstums- und Wertschöpfungspotenziale auszuschöpfen. Hieraus folgt gleichermaßen, dass eine gemeinsame Förderpolitik zwar für alle Länder einen Handlungsrahmen schaffen kann, diese jedoch ihre spezifischen Länder- und Regionalprogramme erarbeiten und umsetzen müssen. 44 Um nicht die Standortbestimmung in Europa aus den Augen zu verlieren, erscheint eine Einordnung der Neuen Bundesländer in die Regionen Europas angebracht. Ein Vergleich des Pro-KopfEinkommens der NBL erlaubt Hinweise auf die Wirtschaftskraft der Neuen Bundesländer. Danach rangieren die ostdeutschen Länder und Städte – wenngleich mit erkennbaren Unterschieden und wenigen Ausnahmen – im unteren Drittel sämtlicher EU-Regionen (wiewohl das Einkommen pro Kopf nur näherungsweise etwas über die Lebensqualität oder gar das Entwicklungspotenzial einer Region aussagt). Dabei haben sich die ostdeutschen Länder, die direkt nach der Wende noch mit am Ende der EU-Einkommensskala rangierten, durchaus verbessert, weil (i) ihre Wachstumsraten überdurchschnittlich waren und (ii) nach Erweiterung der Europäischen Union seither Regionen aus Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und den baltischen Staaten noch hinter ostdeutschen Regionen liegen. Einige interessante Vergleiche (nach: Freistaat Thüringen 2012): Bevölkerungsentwicklung: Auch bei der demografischen Entwicklung existieren erhebliche Unterschiede zwischen und innerhalb der Neuen Bundesländer. Nach Prognosen wird die Bevölkerung in städtisch geprägten Kreisen und Regionen bis 2030 in etwa gleich bleiben oder sogar leicht wachsen, während die ländliche Bevölkerung weiter zurückgehen wird. Das Land Brandenburg wird mit einem Einwohnerrückgang von nur 8 % vom Wachstum der Metropolregion Berlin profitieren, Sachsen mit einem Bevölkerungsschwund von 12 % von der Entwicklung des Dreiecks LeipzigDresden-Halle, während für Thüringen (-16%), Sachsen-Anhalt (-18 %) und MecklenburgVorpommern (-20%) überdurchschnittliche Einwohnerverluste – mit entsprechenden Folgen für die Entwicklung der Erwerbsbevölkerung und das ‚Humankapital’ - prognostiziert werden. Profile der Neuen Bundesländer 4500 bbb Einwohner (in 1,000) 4000 Kennzahlen Neue Bundesländer 2012 Kennzahlen NBL 2011 Erwerbsquote (%) 81 12 80 10 3500 79 3000 2500 78 2000 77 bbbb Arbeitslosenquote (%) 8 6 1500 4 76 1000 2 75 500 0 74 BE BB MV ST SN TH 0 BE BB MV ST SN TH BE BB MV ST SN TH Quelle: BMWi, 2013 Autor: C. Schürmann 45 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Regionalstruktur: Ostdeutschland ist räumlich sehr unterschiedlich verdichtet. Insgesamt existiert ein Süd-Nord-Gefälle. So kommen in Berlin 3.731 Einwohner auf den Quadratkilometer, in Sachsen 220, gefolgt von Thüringen mit 135 und SachsenAnhalt mit 111 Einwohnern, während in Brandenburg 83 und Mecklenburg-Vorpommern nur etwa 69 Menschen auf einem Quadratkilometer leben (2012). Die Folge: 74% der Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns leben in ländlichen Kreisen (nach BBSR-Klassifikation), in Sachsen sind es nur 14%. Thüringen und Sachsen-Anhalt liegen etwa dazwischen. Bildungsstandort Ost: Deutliche Unterschiede zwischen den ostdeutschen Ländern existieren bei Ländervergleichen von Schülerleistungen (etwa IGLU / ThCM: Abkürzung für Thüringer Clustermanagement TIMSS / PISA:). So finden sich sächsische und thüringische Schüler in der Spitzengruppe wieder (abwechselnd mit Bayern und BadenWürttemberg), Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nehmen eine mittlere Position unter allen deutschen Bundesländern ein, während Brandenburg mit am Ende rangiert. Ostdeutschland insgesamt ist Bildungsland.. gemessen etwa an den Staatsausgaben je Schüler, und den Wissenschaftsausgaben je Einwohner, Bei der sogenannten Studienberechtigtenquote liegt Brandenburg mit 46,6% (2011) im Durchschnitt der deutschen Flächenländer , die übrigen ostdeutschen Länder rangieren im hinteren Drittel mit Thüringen 43,7 %, Sachsen 40,7 %, MecklenburgVorpommern 38,3 % und Schlusslicht SachsenAnhalt 36, 8 %. (Bundesdeutscher Durchschnitt 51,5 %).Falls es gelingt, die Abwanderung zu stoppen und die Neuen Bundesländer für qualifizierte in- und ausländische Zuwanderer attraktiv zu machen, könnte Ostdeutschland auf ein qualifiziertes Fach- und Führungskräftepotenzial zurückgreifen, das im Wettbewerb der Länder und Regionen von entscheidender Bedeutung sein kann. Innovationen: Erhebliche Differenzierungen zeigen sich auch bei Produkt- und Verfahrensinnovationen, den mittel- bis langfristig bedeutendsten Treibern wirtschaftlichen Wachstums und technischen Fortschritts. So unterscheidet sich die Innovationsleistung zwischen den Ländern deutlich. Sächsische Unternehmen erzielen über 30% ihres Umsatzes mit Produktneuheiten, Brandenburgische Betriebe lediglich 9%. Thüringer Unternehmen kommen auf einen Innovationsanteil von etwa 18% ihres Umsatzes. Damit übertrifft Sachsen als einziges ostdeutsches Land sogar den Bundesdurchschnitt von 28%. Auch bei Patentanmeldungen liegt Sachsen mit 25 Anmeldungen pro 100.000 Einwohner zusammen mit Thüringen an der Spitze der Neuen Bundesländer (2011). Brandenburg (14), Sachsen-Anhalt (13) und MecklenburgVorpommern (10) folgen mit deutlichem Abstand. 46 Doch selbst Sachsen und Thüringen erreichen damit nur knapp die Hälfte des Bundesdurchschnitts (57). Die prägnanten Abstände sind relativ leicht zu erklären: Die staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Ostdeutschland erreichen den Bundesdurchschnitt von 0,9% des Bruttoinlandsprodukts, bei erheblichen Unterschieden zwischen den Ländern Ost, Sachsen und Sachsen-Anhalt 1,5%, Thüringen 1%. Jedoch investiert die Privatwirtschaft vergleichsweise wenig in Forschung und Entwicklung. So liegen die Innovationsausgaben ostdeutscher Unternehmen als Anteil am Umsatz unter dem Bundesdurchschnitt von 4,3%. Allerdings rangieren, wie zu erwarten, die sächsischen Betriebe mit 5,2% über dem deutschen Durchschnitt, Sachsen-Anhalt (4,2%), Thüringen (4%), Mecklenburg-Vorpommern (1,7%) sowie Brandenburg (1,4%) erheblich darunter. Als Gründe für die vergleichsweise niedrigen Innovationsaufwendungen werden genannt:(i) Die Dominanz von KMU,(ii) die geringe Zahl von Konzernzentralen (mit entsprechenden Forschungsabteilungen),(iii) die Produktion von weniger forschungsintensiver Erzeugnissen (Nahrungs- und Genussmittel / Handwerk) und (iv) die Tätigkeit als ‚verlängerte Werkbänke’. Bruttoinlandsprodukt: Trotz eigenständiger Wirtschaftsprofile unterscheidet sich die Wirtschaftsleistung der ostdeutschen Flächenländer, gemessen am BIP pro Kopf, nur gering. Sie variiert mehr als 20 Jahre nach der Wende um weniger als 6% und reicht von 23.400 Euro des Spitzenreiters Sachsen über Brandenburg (23.179 Euro), Sachsen-Anhalt (22.933 Euro) bis zu den Schlusslichtern Mecklenburg-Vorpommern (22.620 Euro) und Thüringen (22.241 Euro, jeweils für 2012). Ausnahme ist die Metropolregion Berlin mit 29.455 Euro. Wirtschaftsstruktur: Hinter diesen Leistungsziffern verbergen sich jedoch sehr unterschiedliche Sektor- und Branchenstrukturen. So ist der Agrarsektor mit einem Anteil von 3% an der gesamten Bruttowertschöpfung in Mecklenburg-Vorpommern und 2% in Sachsen-Anhalt doppelt so groß wie in Thüringen und Sachsen mit jeweils nur 1%. Umgekehrt beträgt der Anteil des verarbeitenden Gewerbes in Mecklenburg-Vorpommern nur 10% an der Wertschöpfung. Beim Spitzenreiter Thüringen sind es 22%. Auch die Unternehmensgrößen im industriellen Sektor unterscheiden sich erheblich. Relativ große Firmen existieren in Sachsen-Anhalt, wo auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 500 Mitarbeitern nur 62% der gesamten Umsätze im verarbeitenden Gewerbe entfallen. Wesentlich kleinere Betriebsstrukturen haben Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort erwirtschaften die KMU 80 bzw. 82% sämtlicher Industrieumsätze. Wie kleinteilig die Unternehmensstrukturen in den Neuen Bundesländern sind, zeigt der Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt, wo KMU lediglich 46% der Industrieumsätze erzielen. Profile der Neuen Bundesländer Die größere Hälfte von 54% entfällt auf Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Nicht nur die Unternehmensgrößen, auch die Branchenschwerpunkte in der Industrie sind, je nach neuem Bundesland, sehr unterschiedlich. In MecklenburgVorpommern, ist die Nahrungs- und Futtermittelindustrie traditionell von großer Bedeutung (Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes 2011: 31%), aber auch in Sachsen-Anhalt (19%) und in Brandenburg (16%). Regionaler Schwerpunkt der Chemie- und Pharmabranche ist Sachsen-Anhalt (19%). Mit Abstrichen besitzt auch Sachsen Stärken in Pharma und Brandenburg in der Chemie. Der Kraftfahrzeugbau, die Metallerzeugung und auch der Maschinenbau sind bedeutende Schwerpunkte in Thüringen (35%) und in Sachsen (46%). 47 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Die beiden Länder sind gleichwohl führend in den Branchen der Elektronik und Optik. Die Metallerzeugung und -bearbeitung ist zudem in SachsenAnhalt (10%) und Brandenburg (9%) beheimatet, die Gummi- und Kunststofferzeugung in Thüringen (10%). In Mecklenburg-Vorpommern ist, nach Sachsen, der Maschinenbau (11%, insbesondere die Werftindustrie) präsent; kämpft aber seit Jahren mit Strukturproblemen (vom Schiffbau zur OffShore-Industrie). Internationalisierung: Die spezifische Branchenstruktur der jeweiligen Länder hat unmittelbare Konsequenzen für deren Integration in die Weltwirtschaft. So liegt die Exportquote (Anteil der Ausfuhren am Landes-BIP in %) des Schlusslichts Sachsen-Anhalt bei 26,5 % (2012). Ostdeutscher Spitzenreiter ist Sachsen (35,7 %), gefolgt von Thüringen (30,2%), Mecklenburg-Vorpommern (28,8%) und Brandenburg (28,5 %). Die relativ niedrigen Ausfuhrwerte für Mecklenburg-Vorpommern haben im Wesentlichen zwei Ursachen: (i) Die dominierende Nahrungsmittelindustrie produziert für inländische Märkte und (ii) die Schiffbau- und Offshoreexporte schwanken, je nach Abnahme, von Jahr zu Jahr extrem. Insgesamt reicht die Exportquote der Ostländer an den Bundesdurchschnitt von 44,9 % nicht heran (bei einem Spitzenwert von BadenWürttemberg mit 51,2 %).. Ein weiterer Indikator für die internationale Attraktivität von Standorten sind die Direktinvestitionen des Auslands. Auch sie variieren nach Angaben von Germany Trade & Investment erheblich: Spitzenreiter ist hier Brandenburg mit 8,1 Mrd. Euro (2010), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 5,8 Mrd., Sachsen 5,1 Mrd., Sachsen-Anhalt 4,8 Mrd. Euro. Schlusslicht ist Thüringen mit lediglich 1,8 Mrd. Euro. Angesichts wachsenden Fach- und Fachkräftemangels ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte der Anteil ausländischer Studierender an den Hochschulabsolventen wesentlich. Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sind hier Schlusslichter (mit jeweils 4,5%). Die anderen Ostländer kommen auf Werte zwischen 8 und 9%, was knapp unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Attraktivität: Neben ‚harten’ Fakten ist für das künftige Entwicklungspotenzial eines Bundeslandes seine wahrgenommene Attraktivität für die Bevölkerung von erheblicher Bedeutung. Spitzenreiter ist hier mit Abstand Mecklenburg-Vorpommern. Auf die Frage: „Wenn Sie in ein anderes Bundesland umziehen müssten, welches würden Sie wählen“ erzielte M-V 3,2% Punkte pro Mio. Einwohner; Thüringen 1,3; Sachsen und Brandenburg 0,7 und die rote Laterne hat mit 0,4% Sachsen-Anhalt. Bestätigt wird dieses Umfrageergebnis durch Fremdenverkehrszahlen (obwohl zwischen Urlaub machen und Arbeiten zwischen Standorten erhebliche Unterschiede bestehen können). MecklenburgVorpommern erzielt etwa 17 Gästeübernachtungen je 1.000 Einwohner (2012), Sachsen-Anhalt nur 3. Die übrigen Länder rangieren mit vier bis fünf Übernachtungen in etwa auf der Höhe des Bundesdurchschnitts von 4,8 Übernachtungen. Ein knappes Fazit: 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bestehen immer noch erhebliche Unterschiede in Wirtschaftskraft und Wachstumspotenzial zwischen West- und Ostdeutschland. In den Neuen Ländern haben sich die Wirtschaftsprofile und Entwicklungsperspektiven erheblich ausdifferenziert. Dabei zeigt sich ein, historisch überkommenes, Nord-Süd-Gefälle bei Bevölkerung-, Bildungs- und Industrieentwicklung. Die zunehmende Vielfalt zwischen und innerhalb der Länder offeriert der Wirtschaftspolitik spezifische Interventionsbereiche, etwa nach dem Motto: „Die Stärken stärken und die Schwächen schwächen“. Im Folgenden werden die industriellen Profile der ostdeutschen Bundesländer einzeln vorgestellt. Anteil aus gew ählter Branchen am Ums atz des verarbeiteten Gew erbes 2011 (%) Brandenburg MecklenburgV orpommern Sachs enAnhalt Sachs en Thüringen Nahrungs -/ Futtermittel 16 31 19 10 11 Chemie 9 8 19 5 4 Pharma 1 1 4 1 1 Gummi / Kuns ts toffe 6 3 6 3 10 Metallerzeugung/-bearbeitung 9 3 10 5 3 Metallerzeugnis s e 7 5 7 8 12 Mas chinenbau 3 11 6 12 9 Kraftfahrzeutbau 5 5 2 26 14 Quelle: Stat. B undesamt, 2013 A uto r: C. Schürmann 48 Profile der Neuen Bundesländer Wirtschaftliche Dynamnik 2011: Gewerbean- und -abmeldungen 50000 40000 30000 20000 10000 0 -10000 -20000 -30000 -40000 Berlin Anmeldungen Brandenburg Abmeldungen Meckl.-Vorp. Bilanz Sachsen-Anhalt Sachen Thüringen Quelle: BMWi, 2012 Autor: C. Schürmann 49 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Ausgewählte regionale Indikatoren für Ostdeutschland 2012 Indikator Berlin Fläche (km2) Einwohner (in 1.000) 1) 2 1) Meckl.Vorp. SachsenAnhalt Sachsen Thüringen NBL ohne Berlin 892 29.481 23.186 20.448 18.419 16.172 107.707 3.326 2.453 1.607 2.277 4.054 2.182 12.573 19,5 12,8 18,1 32,2 17,4 100,0 83 69 111 220 135 117 Anteil der Länder in % Bevölkerungsdichte (EW/km ) Brandenburg 3.731 2) Bruttoinlandsprodukt 2012 , preisbereinigt, verkettet (Veränderung gegenüber Vorjahr in %) 1,2 0,5 1,9 0,5 -0,3 -0,3 0,3 103,6 57,8 36,9 52,8 96,6 49,3 293,3 BIP/Kopf (in jeweiligen Preisen) in Euro 29.455 23.179 22.620 22.933 23.400 22.241 22.972 BIP/Erwerbstätigen (in jeweiligen Preisen) in Euro 58.892 53.805 50.598 52.613 48.946 47.472 50.420 0,1 -3,4 0,7 1,0 -3,0 -1,5 -1,7 (in jeweiligen Preisen) in Mrd. Euro 92,7 51,7 33,0 47,2 86,4 44,0 262,3 - Land- /Forstwirtschaft, Fischerei 0,0 1,2 1,3 1,2 1,1 0,8 5,7 12,7 10,9 4,7 12,1 21,0 12,0 60,7 9,6 7,0 3,5 9,3 16,7 10,4 46,7 3,4 3,4 2,0 3,3 6,0 3,1 17,8 76,5 36,1 25,0 30,6 58,3 28,1 178,1 BIP in jeweiligen Preisen in Mrd. Euro 2 BWS im Verarbeitenden Gewerbe 2012 ) preisbereinigt, verkettet (Veränderung gegenüber Vorjahr in %) Bruttowertschöpfung 20122) - Produzierendes Gewerbe o. Baugewerbe * darunter Verarbeitendes Gewerbe - Baugewerbe - Dienstleistungsbereiche Erwerbsquote 20123) Erwerbstätige 2012 am Arbeitsort in Tsd.2) Arbeitslose 4)5) 76,1 80,3 78,7 79,8 79,9 80,2 79,0 1.759 1.074 729 1.004 1.974 1.037 5.818 212.757 128.596 90.489 126.346 188.579 90.937 837.704 Arbeitslosenquote4)5) - Berichtsmonat 11,8 9,6 10,7 10,7 8,9 7,8 9,9 - Vorjahresmonat 12,3 10,0 11,2 11,2 9,4 8,2 10,3 17.246 11.784 9.502 10.966 18.439 14.691 82.628 15,5 12,5 14,4 15,2 12,0 10,5 13,3 4)5) 1.218.800 772.900 531.900 755.000 1.464.400 760.200 5.503.400 unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen 4)5) 7.860 4.728 2.711 3.940 6.423 3.088 28.750 Gemeldete Arbeitsstellen 4)5) Unterbeschäftigtenquote (ohne Kurzarbeit) Sozialversicherungspfl. Beschäftigte unbesetzte Berufsausbildungsstellen 4)5) 4.750 4.590 4.299 4.310 6.746 4.908 29.603 48.072 18.260 11.330 13.378 32.364 14.037 137.441 dar.: Neugründungen 2012 44.086 14.321 9.207 11.172 26.822 11.445 117.053 Gewerbeabmeldungen 2012 36.600 18.893 11.610 15.321 32.611 15.861 130.896 2.070 9.067 8.200 9.158 14.769 10.227 53.490 1.707 7.643 4.076 8.322 11.014 6.409 39.170 Gewerbeanmeldungen 2012 6) Förderprogramme ERP- / EKH – Kredite 7) Zusagebetrag (in Mio. Euro) Regionalförderung 8) (gewerbliche Wirtschaft) - Zusagebetrag (in Mio. Euro) 1) Bevölkerungsfortschreibung zum 31.12.2011 auf der Grundlage des Zensus 2011 2) Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Arbeitskreis "VGR der Länder"; Berechnungsstand: August 2012 / Februar 2013 (WZ 2008) 3) Stat. Bundesamt, Mikrozensuserhebung 2012, Anteil der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung jew. im Alter von 15-65 Jahren. Neue Länder einschl. Berlin . 4) Bundesagentur für Arbeit, Stand Juli 2013 (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Hochrechnung Mai 2013; Ausbildungsmarkt 2012/13: Juli 2013) 5) Neue Bundesländer einschließl. Berlin. Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. 6) Statistisches Bundesamt, Neue Länder einschl. Berlin 7) BMWi, Stand 31.12.2012, ERP- und EKH-Zusagen seit 1990 (Zusagebeträge netto nach Abzug von Verzichten, Kürzungen, Storni), ab 2004 Angaben für Gesamt-Berlin Neue Länder einschl. Berlin. Zur Information: ERP-Kredite Neue Länder, einschl. EKH ab 1997: rd. 317.000 Zusagen, Kreditvolumen rd. 39 Mrd. € 8) Neue Länder einschl. Berlin. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Zeitraum Januar 1991 bis Dezember 2012 einschl. EFREKofinanzierung (Berlin: Gesamtstadt) 50 Profile der Neuen Bundesländer Während im Vergleich der sechs ostdeutschen Bundesländer in der obigen Abbildung Berlin führend ist in der Exportquote, beim BIP, beim FuEPersonal je Einwohner sowie auch beim Schuldenstand je Einwohner, sind Sachsen und Thüringen führend bei der Anzahl von Patentanmeldungen je 100.000 Einwohnern. Thüringen und SachsenAnhalt sind zudem führend bei den staatlichen Hochschulausgaben je Studierenden, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen besitzt trotz relativ hoher Exportquote ein geringeres signifikantes BIP je Einwohner als Berlin, besitzt dafür aber den geringsten Schuldenstand aller ostdeutschen Bundesländer. Brandenburg besitzt in Relation zum geringen BIP und zur noch geringeren Exportquote eine relativ hohe Anzahl an Patentanmeldungen, weist jedoch einen relativ hohen Schuldenstand auf. Autor: G. Braun 51 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Berlin: Hauptstadt mit kreativer Gründerszene „Berlin, Berlin, du bist so wunderbar!“ Nach langwieriger Hauptstadtdebatte ist das flächenmäßig kleinste ostdeutsche Bundesland Repräsentant hochkarätiger Industrie, Politik und Kultur geworden. Attraktiv für kommende Generationen mit ambitionierten Vorstellungen für die Zukunft. 3,5 Millionen Menschen leben und wirken in Berlin auf bescheidenen 892 2 km . Fernab vom alltäglichen Regierungsgeschehen mit seiner royalen Geschichte prägen deutsche- und internationale Filmprominenz jährlich zur Berlinale das Stadtbild, ebenso wie der anhaltende Bauboom von Firmenrepräsentanzen. Als weltoffene Metropole bietet Berlin sowohl der Wissenschaft und Industrie als auch der Kultur hochmoderne Infrastrukturen und eine synergetische Standortpolitik von der die Nachbarn aus Brandenburg ebenso profitieren. Rückblickend hat Berlins Industrie eine turbulente Geschichte hinter sich. Vom Beginn der Gründerzeit Mitte des 19. Jh. entwickelte sich Berlin zum Zentrum des Deutschen Maschinenbaus. Erste Konzernzentralen (z.B. Siemens, Deutsche Bank, AEG) entstanden in der späteren Hauptstadt und führten zum Anstieg der Beschäftigten- und Einwohnerzahlen. Geschwächt durch die Bombardierung der Industrieanlagen und der darauffolgenden Teilung verlagerten bis 1950 insgesamt 320 Industrieunternehmen ihren Hauptsitz in den westlichen Teil Deutschlands. Die Isolation Ostberlins führte zu einem Verlust der industriellen Wettbewerbsfähigkeit. Der massive Rückgang bei den Beschäftigungszahlen war auch auf die sinkende Attraktivität der östlichen Stadtteile zurückzuführen. 1989 arbeiteten 258.000 Menschen im produzierenden Gewerbe. Zwei Jahre später 52 waren es lediglich noch 157.000. Maschinenbau und Elektrotechnik waren durch die DDRAdministration die präferierten Industriezweige im Ostteil Berlins. Ein Großteil der Erwerbstätigen war allerdings in diversen politischen Institutionen tätig. Die Konzentration der DDR-Politik führte auch zu überregionalen staatlichen Dienstleistungen wie z.B. im Hochschulwesen, in Forschungseinrichtungen, oder Ministerien und Kombinaten, die in Berlin ansässig waren. Die Wende kam, und mit ihr die Herausforderung, eine repräsentative Hauptstadt zu gestalten. Berlin gilt heute nicht nur als Hot Spot der Politik. Wie kein anderes ostdeutsches Bundesland beheimatet Berlin eine Vielzahl an internationalen ansässigen Konzernen. Das Bundesland hat es geschafft, sich als Standort der Wissensökonomie zu etablieren und zeitgleich mit einer Vielzahl an neu geschaffenen Zukunftsregionen den Transfer des gewonnenen Knowhows zu nutzen. Gründerzentren wurden geschaffen, Technologie- und Industrieparks gebaut. Wissenschaft und Forschung an existierenden Standorten durch neue Projektvorhaben weiterentwickelt. Als Messestadt bekannt, finden hier ganzjährig sämtliche industriellen Interessengruppen die passende Plattform. Profile der Neuen Bundesländer Abseits der Touristenpfade hat sich in der Bundeshauptstadt eine internationale etablierte Gründerszene (Start-Up) entwickeln können. Ob Musik, Film, Design, Medien oder industrielle Dienstleistungen, das Spektrum an neuen Geschäftsideen, die in Unternehmensgründungen übergehen, hat bereits auf globaler Ebene Akzeptanz gefunden. Weit über die Landesgrenzen hinaus zieht es die Menschen nach Berlin. Besonders kreative Jungunternehmer bietet Berlin ein ideales Umfeld mit moderner Infrastruktur und dynamischen Netzwerken. stadt dagegen angespannt. Kritisch wird es, wenn bis zum Jahr 2020 per Gesetz keine neuen Schulden mehr gemacht werden dürfen. Der Spielraum für Investitionen wird dadurch enger und könnte bald zum Standortnachteil werden. Wo Licht ist, da ist auch Schatten, und so entwickelt sich nicht jedes Großprojekt zum erhofften Prestigeträger. Die Aufgabe für die nächsten Jahre ist daher eindeutig: Sexy bleiben, aber nicht um jeden Preis. Autoren: T. Güra Berlin, „Wo aus Wissen Arbeit wird“ strotzt durch Topplatzierungen bei Investoren und verzeichnet stetig steigende Auslandsinvestitionen. Der permanenten angespannten Haushaltslage kommt dies zugute. Die Finanzlage ist für eine Bundeshaupt- 53 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Brandenburg: Metropolnah mit dezentralen Wachstumskernen Bedenkt man die zentrale Rolle der ehemaligen preußischen Provinz, so muss sich Brandenburg mit seiner Wirtschaft in Ostdeutschland keineswegs verstecken. Die Symbiose mit Berlin demonstriert die deutsche Hauptstadtregion und bildet eine bedeutende wirtschaftliche Säule Ostdeutschlands. 2 Mit 29.481km ist Brandenburg das größte unter den Neuen Bundesländern. Es gilt als das wasserreichste Bundesland und liegt in der Nähe zu bedeutenden Schifffahrtsstraßen. Durch seine geografische Lage ist es Schnittstelle zu den meisten ostdeutschen Nachbarn. Besonders markant ist die Nähe zur Hauptstadt. Es erscheint, als ob das „kleine“ Berlin erdrückt wird. Diese Feststellung zeigt sich jedoch nur auf der Landkarte. Die tiefe Verflechtung der beiden Länder ist nicht nur Alleinstellungsmerkmal einer Region von der Größe Dänemarks, sondern auch ein Symbol für einen gemeinsamen, äußerst erfolgreichen Entwicklungsprozess. Die drei Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus hatten zwar einen Anteil von 18,8% an der gesamten DDR-Warenproduktion, dies aber nur aufgrund nennenswerter Anteile in den Bereichen Metallurgie, Chemie, Energie und Brennstoffindustrie. Die Schwedter Raffinerie war mit 33% Anteil an der kompletten Chemiewarenproduktion der wichtigste Standort von petrochemischen und carbonchemischen Erzeugnissen in der DDR. Das Autarkiebestreben der Administration hinterließ im Bezirk Cottbus (mit 42% Anteil eine tragende Säule der Energieversorgung) indessen tiefe Spuren in der Landschaft. Hinzu kam, dass die DDR der größte Energieverschwender in Europa war. Für die Stahlindustrie zählten das Qualitäts- und Edelstahlkombinat Brandenburg (QEK) und das Bandstahlkombinat Eisenhüttenstadt (BKE) zu den wesentlichen Produzenten schwarzmetallurgischer Produkte. Im Zuge der Neuordnung folgte Brandenburg 1990 dem Trend anderer Neuer Bundesländer: Es nutze das vorhandene Potenzial seiner lokalen Wirtschaft trotz der Folgen der Transformation und der Abwanderung ansässiger Industrie. Die Veränderung der brandenburgischen Standortmuster zeigt erwartungsgemäß eine Anordnung wissensintensiver Wirtschaftszweige um den Berliner Raum. Potsdam, Brandenburg und Ludwigsfelde sind nur einige Beispiel dafür, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Berlin in den letzten 20 Jahren genutzt wurde. Andererseits konnten die Industriestandorte Schwedt, Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Cottbus sich aus der DDR-Tradition heraus weiter profilieren und nutzten dabei die Nähe zu den neu entstandenen Euroregionen im nahen Grenzgebiet zu Polen und Tschechien. Den Wahlspruch des einstigen DDR-Bezirks Cottbus als „Energieland“ hat sich Brandenburg zum neuen Leitspruch für seine Energiepolitik gemacht. In der Lausitz wird heute mit modernster Fördertechnik gearbeitet. Daneben haben sich drei landesweite Planungsgemeinschaften 54 gebildet, die den Ausbau regenerativer Energieformen und die Entwicklung innovativer Umwelttechnologien forcieren und dabei eine nationale Vorreiterstellung einnehmen wollen. Führend ist dabei innerhalb der Neuen Länder die brandenburgische Stromproduktion durch Windkraft. Bis 2020 soll zudem der Ausbau der Umweltwirtschaft gefördert werden. Das Potenzial zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesem wachsenden Markt wurde im gesamten ostdeutschen Raum erkannt. Die 620 zugehörigen brandenburgischen Unternehmen tragen mit Ihren 21.800 Mitarbeitern 8,3% zum gesamten BIP des Landes bei. Eine Verdopplung dieser Werte ist das Ziel, welches durch Kooperationen in F&E sowie durch höhere Investitionen in den nächsten Jahren erreicht werden soll. Für Unternehmen werden jedoch weiche Standortfaktoren zunehmend relevanter. Auch hier konnte das Bundesland seine Attraktivität verbessern. Der Ausbau der Kindertagesplätze zeigt Wirkung. Mit einer Betreuungsquote von 53,4% liegt Brandenburg im nationalen Vergleich auf Platz drei und damit weit über dem Bundesdurchschnitt von 27,6%. In den letzten Jahren gelang Brandenburg ein Seriensieg im Dynamikranking unter allen Bundesländern. Dreimal in Folge wurde es vom Institut der Deutschen Wirtschaft auf die Pole-Position bewertet. Somit trotzte es den von der globalen Wirtschaftskrise geprägten Jahren und konnte seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Dies wurde durch eine gezielte und konsequente Ausrichtung der Wirtschaftsförderung erreicht. In Brandenburg haben sich herausragende Kompetenzen gebildet. Neben dem führenden europäischen Zentrum für Turbinentechnologie entwickelte sich ein Cluster für Verkehr, Mobilität und Logistik welches mit der Luftfahrttechnik eine starke Säule bildet und durch die Ansiedlung internationaler Großkonzerne wie Rolls-Royce Präsenz zeigt. In den Städten Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt sind zudem zwei der „Big 500“ (d.h. die 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands) ansässig. Die Probleme einer alternden Gesellschaft sind auch in Brandenburg präsent. Auf der einen Seite stehen die metropolnahen Regionen besonders bei der Wohnungswahl hoch im Kurs. Entferntere Gebiete stehen dagegen vor großen Herausforderungen bei Bildung, medizinischer Versorgung und Kultur. Autor: T. Güra Profile der Neuen Bundesländer 55 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern: Agrarwelten, Tourismus und Gesundheit Meck-Pomm zählt zu den strukturschwächsten Regionen: Agrarisch strukturiert, dünn besiedelt, niedriger Industriebesatz, Bevölkerungsrückgang und saisonal hohe Arbeitslosigkeit. Dominierende Industriebranchen sind Nahrungsmittelindustrie und maritime Wirtschaft. Potenzial haben vor allem Tourismus, Gesundheitswirtschaft, Logistik und Erneuerbare Energien. Meck-Pomm, so das liebevollironisch gemeinte Kürzel, rangiert bei wichtigen Kennziffern mit am Ende der Neuen Bundesländer. Das Land an der Küste hat mit einem Pro-Kopf- Einkommen von 22.620 Euro im Jahre 2012 das zweitniedrigste Einkommen aller Bundesländer (vor Thüringen mit 22.241 Euro). Es verzeichnet die höchste Arbeitslosenquote (10,7% im August 2013), die geringste Industriedichte (28 Industriebeschäftigte je tausend Einwohner bei einem Bundesdurchschnitt von 62) und die niedrigsten Patentanmeldungen. Diese Situation ist keineswegs neu: Auch die DDRWirtschafts-planer konnten den Industrieanteil der drei Nordbezirke (Schwerin, Rostock, Neubrandenburg) nur geringfügig von 6,5 (1950) auf 7,6% (1988) steigern, bei fortgesetzter Abwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem ländlichen Raum. Zwei Entwicklungen sind jedoch unverkennbar: (i) Seit der deutschen Einigung rückt das strukturschwache Mecklenburg-Vorpommern in das Zentrum mehrerer Wachstumspole: Hamburg / Berlin / Öresund–Kopenhagen–Malmö/Stettin. Ein Großraum mit knapp 10 Mio. Verbrauchern. (ii) Bei konsequenter Nutzung seiner naturräumlichen Potenziale (Strände/Seen/Gutshöfe/Backsteingotik) kann das Land an der Ostseeküste mit qualitativ hochwertigem Erholungs- und Kulturtourismus, Bionahrungsmitteln, Gesundheitswirtschaft und erneuerbaren Energien Megatrends zukünftiger Gesellschaften (mit-)gestalten. Auf der Negativseite der Einigungsbilanz stehen Abwanderung, Alterung und eine saisonal hohe Arbeitslosigkeit. Mit einem prognostizierten Bevölkerungsschwund von 1,8 Mio. (2001) auf 1,4 Mio. Einwohner (2030) läuft das Land Gefahr, sein bedeutendes Innovationspotenzial zu verlieren. Bereits gegenwärtig zeichnet sich ein wachsender Fachkräftemangel im Tourismus und Gesundheitswirtschaft ab. Die Probleme der Unternehmensnachfolge bleiben so ungelöst. Die industriellen Strukturschwächen bei den dominierenden Altindustrien (Ernährungswirtschaft, Werftindustrie) konnten nur 56 teilweise durch Umstrukturierungen und Innovationen behoben werden. In der Nahrungsmittelbranche durch Bioprodukte und Neuansiedlungen (Pfanni / Nestle), im Werftensektor durch Windkraftanlagen, Flusskreuzfahrtschiffe und Off-Shore-Systeme. Analog gilt: Zukunftsfelder der Biotechnologie, von Life Sciences, der Medizin- und Umwelttechnik, deren (inter-)nationale Netzwerke bislang relativ schwach entwickelt sind. Auf der Habenseite der Einigungsbilanz stehen ein historisch beispielloser Anstieg von Einkommen und Lebensstandard der Bevölkerungsmehrheit und eine hochmoderne Infrastruktur (Verkehrswege, Krankenhäuser, Schulen, Hochschulen, Kommunikationssysteme). Der Tourismus boomt. Dem Land an der Ostsee gelingt durch Entwicklung seines unschätzbaren naturräumlichen Potenzials der Sprung zum Ferienland Nr. 1 in Deutschland. Die Tourismusintensität (= Übernachtungen je 1 Mio. Einwohner) lag 2012 bei 17,3, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 8,6 und Berlin mit 7,5 (Bundesdurchschnitt: 4,8). Die hochproduktive Landwirtschaft auf großen Flächen (Anteil an der Wertschöpfung des Landes: 3,5%, Bundesdurchschnitt 1,0%) zählt zu den wettbewerbsfähigsten Agrarregionen Europas mit überdurchschnittlicher Zahl von Öko-Betrieben. IuK, Medizin- und Umwelttechnik, Biotechnologie und Logistik werden erschlossen. Eine Erfolgsgeschichte ist das Wachstum des unternehmerischen Mittelstands. Die Zahl der Selbständigen steigt von 35.300 (1991) auf 68.200 in 2012. Die Hochschulen expandieren und avancieren zu Motoren regionaler Entwicklung (13.260 Studierende 1991; 40.471 in 2012/2013). Unter Nutzung der naturräumlichen Potenziale setzt das Land auch weiterhin auf Zukunftsfelder wie Erneuerbare Energien (Windkraft, Solar, Bioenergien), Ernährung, Gesundheit, IuK, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Mobilität. Autor: G. Braun Profile der Neuen Bundesländer 57 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Sachsen: Dialekt macht erfolgreich! Bereits Goethe hatte erkannt: „Sachsen, Sachsen! Ey! Ey! Das ist starker Tobak!“ Zum industriellen Innovationstreiber mutiert, sind hier die meisten ostdeutschen Weltmarktführer beheimatet. Das Produktportfolio ist äußerst vielfältig, und in manchen Nischenmärkten zum Primus avanciert. Die Geschichte des Freistaates ist eng mit der Monarchie verbunden. Sächsische Kurfürsten, Herzöge und Grafen galten jeher als einflussreiche Adlige Europas. Landschaftlich geprägt vom Erzgebirge mit seinem geologischen Reichtum und der grünen Oberlausitz, gelang es den Sachsen ihre Geschichte wirtschaftlich und kulturell erfolgreich zu gestalten. Als Symbol von Moderne und technischer Finesse repräsentiert das weltbekannte königliche Meißner Porzellan auch die internationale Anerkennung sächsischer Handwerkskunst. „Glück Auf!“ Steht nicht nur für den traditionellen Gruß der Bergarbeiter, sondern auch für eine tiefgreifende Tradition der Drechsel- und Schnitzkunst, die weltweit gerade zur Weihnachtszeit präsent ist. Sogar Filmgeschichte schrieb ein Sachse mit Büchern, die den Wilden Westen nach Deutschland holten – Karl Friedrich May aus Radebeul und seine Heldenfigur Winnetou. Ein Kassenschlager in Westdeutschland und politisches Problem in der DDR. Rohstoffe, Wasserstraßen und die strategisch wichtige Lage zu Polen, Tschechien und Mitteldeutschland waren Treiber für den Ausbau der industriellen Ballungszentren (Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau) in der sowjetischen Besatzungszone. Die sächsische Wirtschaft galt als tragende Säule der Planwirtschaft. 1989 entfielen 30% der gesamten Industrieproduktion der DDR auf die drei Bezirke Leipzig, Dresden, Chemnitz. Für viele Märkte innerhalb der Mauern galt Sachsen als wichtigster Produktlieferant. Feinmechanische Uhren, KfzTeile und Zubehör sowie Textil- und Nähmaschinen und Drucktechnik trugen sächsische Labels. Die Transformation nach der Wiedervereinigung glich daher einem Mammutprojekt. Die Bergwerke im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier wurden zu großen Teilen durch tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen neu strukturiert. Gleiches galt für die sächsische Chemie- und Kunststoffindustrie wie dem Stahlbau, der Pharmazeutischen Industrie und dem Werkzeugmaschinenbau. Durch die Treuhandanstalt wurden in Sachsen die meisten Unternehmen privatisiert oder vollständig reprivatisiert. Nicht nur Adel verpflichtet, sondern auch Tradition. Nach diesem Credo hat sich die sächsische Industrie in den letzten 20 Jahren tiefgreifend verändert. Es entstanden Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Cluster für neue Technologien und Zukunftsmärkte. Die starke industrielle Basis des 58 Landes geriet allerdings keineswegs in den Hintergrund. Dabei konnte die Region Dresden, Leipzig, Chemnitz weiter an die erfolgreiche Historie anknüpfen. Die Struktur der Sächsischen Wirtschaft ist differenzierter geworden. Die ansässigen Unternehmen lassen sich in die Technologiebereichen Life Science, Maschinenbau, Mobilität, Mikroelektronik und Umwelt kategorisieren. Ob Erneuerbare Energien oder Gesundheitswirtschaft, die Vielfalt an branchenübergreifenden Unternehmen ist im ostdeutschen Raum führend. Silicon Saxony, ein Zusammenschluss von 290 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, ist in Europa das größte Cluster der Halbleiterbranche, weltweit sogar an fünfter Position. Global Player wie Volkswagen, BMW und Porsche, GLOBALFOUNDRIES, Infineon, DHL und Bombardier Transportation sprechen für die Standortattraktivität des Freistaates. Im Dynamikranking aller deutschen Bundesländer konnte der Freistaat 2012 den zweiten Platz belegen. Mit Blick auf das Bestandsranking wurde es seit der ersten Auflage das erste ostdeutsche Bundesland unter den Top Ten. Eine herausragende Stellung erarbeiteten sich Dresden und Leipzig. Sie bilden mit neun weiteren Städten des Dreiländerecks Sachsen / Sachsen-Anhalt / Thüringen die Metropolregion Mitteldeutschland. Auf europäischer Ebene konnten sich die beiden sächsischen Städte zu führenden wirtschaftlichen Metropolen entwickeln. Auf der Überholspur angelangt, zeigt sich Ostdeutschland mit weltmarktführenden Unternehmen. Auch hier hat Sachsen eine Garantenstellung, besonders in den traditionellen Märkten. Es existieren 29 Spitzenunternehmen, die nach 1989 gegründet wurden. Im Durchschnitt kommen auf eine Million Einwohner 1,8 sächsische Jungunternehmen, die in ihrem Geschäftsfeld Weltmarktführer sind (In den alten Bundesländern sind es im Vergleich 1,4 Unternehmen). Dennoch ist auch Sachsen mit den Folgen einer alternden Gesellschaft konfrontiert. Es gilt auch in Hinblick auf die personenintensiven Industrien diese Herausforderungen in den nächsten Jahren erfolgreich zu gestalten. Autor: T. Güra Profile der Neuen Bundesländer 59 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Sachsen-Anhalt: Das ostdeutsche Chemieland Sachsen-Anhalt ist bekannt für seine UNESCO-Weltkulturerbestätten, wie das Bauhaus oder das Lutherhaus. Auch die Industrie hat eine lange Tradition. Die Ursprünge des verarbeitenden Gewerbes reichen weit zurück. Daneben siedeln sich immer mehr Betriebe aus innovativen Branchen an. Sachsen-Anhalt ist das drittgrößte neue Bundesland. Auch bei der Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte liegt es mit 2,313 Mio. bzw. 113 Einwohner/km² genau in der Mitte der fünf Neuen. Das Land wurde durch den wirtschaftlichen Umbruch der Wende schwer getroffen. Die beiden DDR-Bezirke Magdeburg und Halle, in die das nur kurz existierende Land (1947–1952) aufgeteilt wurde, hatten unterschiedliche wirtschaftliche Schwerpunkte. Der Bezirk Magdeburg war aufgrund des nährstoffreichen Bodens durch großflächige Landwirtschaft in der Börde und Altmark geprägt. Magdeburg selbst wurde nach sowjetischem Vorbild zur Schwermaschinenstadt ausgebaut. Hier entstanden mit dem Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann, dem VEB Schwermaschinenbau Karl Liebknecht und dem VEB Schwermaschinenbau Georgi Dimitroff die größten Monoindustriestrukturen der DDR. Der Bezirk Halle war und ist der wichtigste Chemiestandort im Lande. Die Chemiefabriken in Leuna (Leunawerke), in Schkopau (Buna-Werke) und Bitterfeld-Wolfen haben eine lange Tradition, die teilweise bis in das 19. Jahrhundert reicht. Bei der Wahl für den Bau der Chemiewerke spielten die auch zur DDR-Zeit wichtigen Braukohlevorkommen in der Region eine große Rolle. Darüber hinaus war das Kupfererz im Mansfelder Land und um Sangerhausen ein wichtiger Rohstoff. Mit der Wende erwiesen sich die Produktionsstandorte als nicht mehr wettbewerbsfähig. Die mangelnde Konkurrenzfähigkeit und der schlagartige Wegfall alter Absatzmärkte in Mittel- und Osteuropa führten zum Niedergang ganzer Industrien. An den Folgen hat Sachsen-Anhalt noch immer zu leiden. Mehrere zehntausend Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Die Anzahl der Erwerbstätigen sank von 1991 bis 2012 um ca. 300.000 auf etwa 1 Mio. Die Arbeitslosenquote stieg steil an und erreichte zwischen 2003 bis 2005 den damaligen deutschen Spitzenwert von fast 21%. Den traurigen Rekord hält das Land in der Mitte Deutschlands bei der Abwanderung: Die einstige Schwerindustrieregion der DDR hat seit 1989 rund 20% ihrer Einwohner verloren – fast 600.000 Menschen. In keinem anderen ostdeutschen Bundesland, und auch in keiner größeren europäischen 60 Region, war der Schwund größer. Es wird geschätzt, dass SachsenAnhalt 2023 voraussichtlich erstmals die 2 Mio. Einwohnergrenze unterschreiten wird. Neben der allgemeinen Abwanderung sind auch die geburtenschwache Jahrgänge nach der Wende und die überproportionale Abwanderung junger Frauen dafür verantwortlich. Mit enormen Investitionen wurden die Standorte der chemischen Industrie in Sachsen-Anhalt nach der Wende modernisiert. In Leuna ließen sich Unternehmen wie die BASF, Total, Linde und ThyssenKrupp nieder. In den kommenden Jahren soll hier durch Investitionen von Bund und Land ein modernes Bioraffinerie-Forschungszentrum entstehen. Neben der Chemie ist das Ernährungsgewerbe eine wichtige Stütze, das auf der landeseigenen Agrarwirtschaft basiert. Mehr als 20.000 Beschäftigte arbeiten in der Nahrungs- und Genussmittelherstellung, meist in kleinen und mittleren Unternehmen. Weitere traditionsreiche Wirtschaftszweige sind der vor allem um Magdeburg konzentrierte Maschinen- und Anlagenbau. Von wachsender Bedeutung ist die Automobilzulieferbranche, die mittlerweile etwa 10.000 Erwerbstätige beschäftigt. Ein weiterer Schwerpunkt Sachsen-Anhalts ist die Solarindustrie. In Thalheim (Bitterfeld-Wolfen) befindet sich das sogenannte „Solar Valley“, in dem mehrere Unternehmen der Solarbranche Produktions- und Lagereinrichtungen betreiben. Zeitweise waren hier über 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. Aufgrund der stärker werdenden Konkurrenz aus Asien meldete das größte ansässige Unternehmen Q-Cells 2012 Insolvenz an und wurde von einem koreanischen Konzern übernommen. Neben den traditionellen Branchen haben sich gleichermaßen der Dienstleistungssektor und neue Industrien der Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien angesiedelt. Die wirtschaftliche Schwerpunktregion des Landes liegt zwischen Halle und dem in Sachsen liegenden Leipzig, wobei die ansässigen Unternehmen von der guten Erreichbarkeit durch die Autobahnen 9, 14, und 38, sowie durch die Nähe zum Flughafen Leipzig-Halle profitieren. Auch entlang der Autobahn 2 mit der Anbindung nach Berlin und Hannover befindet sich nordwestlich von Magdeburg ein weiterer regionaler Schwerpunkt. Autor: K. Voß Profile der Neuen Bundesländer 61 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Thüringen: Alte Kultur und moderner Mittelstand Thüringen – das Land in der Mitte - gilt mit seiner Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft seit alters her als ‚Herz Deutschlands’. Forschergeist, unternehmerische Initiative und mittelständische Unternehmensstruktur in bedeutenden Wachstumsfeldern prägen das Land. Unter Kennern und Liebhabern gilt Thüringen als Herz Deutschlands, als Herz seiner Kultur, Kunst, Wissenschaft und auch Wirtschaft. Die Weimarer Klassik (Goethe, Schiller), die Universität Jena als Zentrum der Deutschen Philosophie (Fichte, Schelling, Hegel), die Jenaer Romantik (Novalis, Brentano, Schlegel), das Silberne Zeitalter Weimars (Liszt), die Erste Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt (Fröbel), das Bauhaus (Gropius) sind Meilensteine deutscher Kultur. Die Naturwissenschaftler Schott, Abbe und Zeiss begründeten den Weltruf der optischen Industrie Thüringens. Tatsächlich hat die Landespolitik Bildung, Wissenschaft und Forschung Priorität eingeräumt. Thüringen investierte in 2010 pro Schüler 8.600 Euro, pro Berufsschüler 3.400 Euro und je Studierenden 8.080 Euro. Das ist bundesweit einmalig. Das Schulsystem produziert die wenigsten Schulabbrecher aller Neuen Bundesländer. Thüringer Schüler schneiden bei Bildungsrankings stets in der deutschen Spitzengruppe ab (z.B. bei OECD-PISA:Tests), zusammen mit Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Wirtschaftlich hatte Thüringen von allen ostdeutschen Ländern nach der Wende die besten Startbedingungen. Die thüringische Industrie war weniger rückständig als in Mecklenburg-Vorpommern, sie konzentrierte sich nicht, wie in Sachsen-Anhalt, auf nur eine Branche (Sachsen-Anhalt: Chemieindustrie), und sie besaß eine breitere Branchenvielfalt als Sachsen. In der DDR waren die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl wichtige Standorte des Fahrzeugbaus (Simson in Suhl / Wartburg in Eisenach); der Feinmechanik (Quarzuhren in Ruhla / Büromaschinen in Sommerda), der Computerindustrie (VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt), der Chemie (Jenapharm) und optische Industrie (Schott, Carl Zeiss, Jenoptik in Jena, Kombinat ‚Technisches Glas‘ in Ilmenau). Trotz des Verlustes von 41,6% aller Arbeitsplätze in den neunziger Nachwendejahren gelang es einigen Standorten, an ihre Tradition anzuknüpfen und sich zu einer bedeutenden Forschungs- und Technologieregion Europas zu entwickeln. So konnte Jena einen Teil seiner weltberühmten optischen Industrie retten (Schott, Carl Zeiss, Jenoptik), Eisenach sein Automobilcluster (Opel) und Erfurt/Eisenach und Jena die Mikroelektronik (um besonders prägnante Beispiele zu nennen). Daneben orientiert sich die Wirtschaft des Freistaates auf Wachstumsfelder mit Zukunft wie Solartechnik, Informations- und 62 Kommunikationstechnologien, Life Sciences, Energie- und Umwelttechnik. Strukturprägend sind in Thüringen traditionell mittelständische Unternehmen. Die Betriebsdichte ist überraschend hoch. So liegt die Thüringer Industrie mit 39 Betrieben je 100.000 Einwohner deutschlandweit auf dem zweiten Platz, noch vor Bayern (31), und nur knapp hinter Baden-Württemberg (41). Dabei sind über zwei Drittel der Thüringer Beschäftigten in technologieorientierten Unternehmen tätig, unterstützt von einem Netz universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern. Bei der Anzahl der Patentanmeldungen (pro 100.000) hält Thüringen seit Jahren zusammen mit Sachsen einen Spitzenplatz unter den ostdeutschen Ländern – jeweils 25 Anmeldungen in 2011. Die gesamtwirtschaftlichen Indikatoren sprechen für sich: Thüringen hatte nach der Wende mit die höchsten Wachstumsraten des BIP, die Arbeitslosenquote ist mit 8,2% (Juli 2012) traditionell die niedrigste in Ostdeutschland. Die Thüringer Wirtschaft ist auch, obschon von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt, vergleichsweise stark internationalisiert. So ist die Exportquote mit 30,2% (2012) die zweithöchste im Osten – nach Sachsen mit 35,7% (zum Vergleich: Durchschnitt Westdeutschland: 46,5%). Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich jedoch große regionale Unterschiede. Wachstumspole entwickelten sich vor allem um die „Thüringer Städtereihe“ Jena, Weimar, Erfurt und Eisenach entlang der Autobahn A4, die als Region der Innovation und Stabilität gilt (Anhang A.7 ). Das vom industriellen Strukturwandel geprägte Ostthüringen zählt hingegen zusammen mit dem Norden des Landes zu den strukturschwachen Wirtschaftsräumen Thüringens. Die zumindest in Teilen günstige Wirtschaftsentwicklung hat vor allem zwei Gründe: eine vielfältige, moderne Wirtschaftsstruktur und die geografische Nähe zu Westdeutschland. Mit dem Trendatlas 2020 liegt seit 2011 eine Zukunftsstrategie vor, die als Ideengeber und maßgebliche Orientierungshilfe die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes begleiten soll. Autor: G. Braun Profile der Neuen Bundesländer 63 Teil 4: Spezifische Industriebranchen in Ostdeutschland - Branchenschwerpunkte im Überblick Seit der Wende vollzieht sich ein langfristiger Strukturwandel in der ostdeutschen Wirtschaft. Die Branchenstrukturanalyse zeigt, welche Industrien die Basis der ostdeutschen Industrie darstellen und dass forschungsintensive, innovative Branchen zunehmend wichtiger werden. Die Wiedervereinigung bedeutete für die ostdeutsche Wirtschaft einen Neuanfang. Mit veralteten Produktionsanlagen und wenig konkurrenzfähigen Produkten gestaltete sich der Start in die Marktwirtschaft für den Osten entsprechend schwer. Nachwirkungen bestehen teilweise bis heute. Die Entwicklung seit der Wiedervereinigung verlief in Wellen, wenngleich nach Firmen, Branchen und Regionen, sehr unterschiedlich. Direkt nach der Wende wurde zunächst durch staatliche Transferleistungen ein enormer Bauboom angestoßen und finanziert, dessen Ziel im Wesentlichen die Modernisierung der maroden Infrastruktur war. Parallel dazu konnte sich die Verbrauchsgüterindustrie frühzeitig stabilisieren, allen voran die Nahrungs- und Genussmittelbranche. Als markante Beispiele seien stellvertretend Brauereien wie Radeberger, Lübzer, Köstritzer oder Hasseröder genannt, aber auch Halloren Schokolade, Halberstädter Würstchen sowie Rotkäppchen Sekt sind gefragte Marken. Sie verfügten über ein gut entwickeltes Lieferantennetzwerk, einen überregionalen Kundenstamm und über eine qualifizierte Belegschaft mit langjährigem Produktwissen. In der Folgezeit errichteten westdeutsche Automobilkonzerne wie Opel, VW und BMW ganz neue moderne Produktionsstätten. Die Werften an der Ostseeküste konnten teilweise gerettet werden. Häufig handelte es sich um hochsubventionierte Großinvestitionen, die wichtige Arbeitsplätze und Standorte retteten. Andere Branchen der Investitions- und Grundstoffindustrie hatten es wesentlich schwerer, wie etwa die chemische Industrie mit den Standorten Leuna und Buna. Hier hat es erheblich länger gedauert, Investoren zu finden. Gegen Ende der neunziger Jahre konnten innovative Zukunftsbranchen, wie etwa die IuKWirtschaft, Medizintechnik und Biotechnologie an 64 den traditionellen Industriestandorten aufgebaut werden. Diese Industrien zeichnen sich durch wissensbasierte, forschungsintensive Arbeitsplätze aus, häufig im Umfeld staatlicher Forschungsinstitute und Universitäten. Ihre Anteile an der Beschäftigung sind allerdings noch gering und ihre Zukunft teilweise ungewiss. Eine Bilanz der Entwicklung nach mehr als zwanzig Jahren kommt etwa zu folgenden Ergebnissen (Branchenportfolioanalyse): Die forschungsintensiven, innovativen Branchen zeigen im Trend der letzten Jahre ein überdurchschnittliches Wachstum und sind damit Aufsteiger der gewerblichen Wirtschaft. Darüber hinaus gehört auch die Versorgung mit Energie und Wasser zu den Wachstumstreibern. Die Basis der ostdeutschen Industrie bilden mit einer überdurchschnittlichen Beschäftigungsrelevanz die Nahrungs- und Genussmittelherstellung, die Elektrotechnik und die Metallerzeugung/bearbeitung, wobei letztere den größten Beschäftigtenanteil der gewerblichen Wirtschaft stellt (bei Nichtberücksichtigung der Bauwirtschaft). Die Produktion von chemischen Erzeugnissen/Mineralölindustrie gehört mit einem hohen Beschäftigungsanteil und einem überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs in den Jahren 20082012 (>1,1%) zu den Stars. Die größte Zunahme konnte allerdings der Maschinenbau mit 5,3% (2008-2012) verzeichnen, der sich in den letzten Jahren positiv in den Neuen Ländern entwickelt hat. Die Hersteller von Holz-, Glas- und Keramikwaren sowie von Möbeln zählen zu den Verlierern, bei denen die Beschäftigung unterhalb des Durchschnitts der Gesamtbeschäftigung liegt und die zudem in den vergangenen Jahren schrumpfte. Den größten Beschäftigungsabbau verzeichnete die Bekleidungsindustrie mit 11% (2008-2012). Branchenschwerpunkte im Überblick Auch ostdeutsche Textil- und Bekleidungsunternehmen haben Produktionen nach Mittel/Osteuropa und Asien verlegt. Leichte Zuwächse zeigten der Bergbau, das Druckgewerbe und die Herstellung von Verbrauchsgütern, wobei diese unter dem Durchschnitt von 1,1% (2008-2012) liegen. Im folgenden Kapitel wird auf einige dieser Industrien näher eingegangen. Zu Beginn werden traditionelle Industriezweige beleuchtet (Chemie, Automobilindustrie, Maschinenbau), gefolgt von neuen Branchen (Nanotechnologien, Erneuerbare Energien, Solarindustrie, Gesundheitswirtschaft, Biotechnologie) und produktionsnahen Dienstleistungsbranchen (Verkehr und Logistik, IKT). Autor: K. Voß 65 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Die Chemie stimmt?! Die größten Produktionsstätten der chemischen Industrie in Ostdeutschland befinden sich nach wie vor im Mitteldeutschen Chemiedreieck. Die Branche hat sich nach der Wende spät erholt und verzeichnet nun von Jahr zu Jahr wachsende Umsätze mit einer Exportquote um die 50%. Innerhalb der Industrie nimmt die Chemiebranche eine bedeutende Stellung ein. Zusammen mit dem Maschinenbau und der Automobilindustrie bildet sie eine tragende Säule der deutschen Gesamtwirtschaft. Ihr großes volkswirtschaftliches Gewicht ist auf die Bereitstellung von Basischemikalien sowie deren Veredelung für fast alle anderen Industriezweige zurückzuführen. Zu den Produkten gehören sowohl einfache chemische Verbindungen wie Schwefelsäure oder Ammoniak als auch komplexe Stoffe wie pharmazeutische Wirkstoffe oder Pflanzenschutzmittel. Die Herstellung von Kraft- und Schmierstoffen und vielen anderen technischen Produkten ist ohne industriell hergestellte Chemikalien nicht möglich. Die Chemieindustrie gehörte auch in der ehemaligen DDR mit einem Anteil von fast 20% an der gesamten Industrieproduktion zu den bedeutendsten Branchen. In den Chemiekombinaten waren 1989 fast 180.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Wichtigste Region war das Mitteldeutsche Chemiedreieck Bitterfeld-Wolfen / Halle / Leipzig, deren Entstehungsgeschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Aufgrund günstiger Standortfaktoren, wie Braunkohlevorkommen und Kalisalzlagerstätten, guten Verkehrsanbindungen (Bahn, Schifffahrt) und niedrigen Bodenpreisen, bauten einige Chemiekonzerne bereits Ende des 19. Jahrhunderts erste Produktionsstätten im Gebiet um Halle, Leipzig und Dessau. Ab 1910 wurden hier durch die Agfa (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation) auch Schwarzweißfilme hergestellt. Aufgrund der strategisch günstigen Lage in Mitteldeutschland – weit weg von allen Landesgrenzen – wurde ein Werk in Leuna für kriegswichtige Güter eröffnet, das 1928 mit ca. 29.000 Beschäftigten das größte Werk seiner Art in Europa war. Um eine Unabhängigkeit der Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschen Reich vom Import von Naturkautschuk zu erreichen, erfolgte im April 1936 die Grundsteinlegung des weltweit ersten Synthesekautschukwerkes unter dem Namen Buna-Werke GmbH Schkopau. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen diese Anlagen in das DDR-Staatsvermögen über. 1989 wurden vor allem Standard- und Massenprodukte im Bereich der Schwerindustrie mit völlig veralteten Produktionsanlagen und -prozessen hergestellt; in Bitterfeld stammte ungefähr ein Drittel der Anlagen aus Vorkriegsjahren und war damit älter als 50 Jahre. Aufgrund des schlechten Zustandes war etwa ein Drittel der Mitarbeiter mit Reparatur- und Instandhaltung (internationaler Vergleichswert: 10%) beschäftigt. Die alten Anlagen verfügten nicht über entsprechende Umweltschutzeinrichtungen. Darüber hinaus wurden Gruben des Braunkohletagebaus ohne Abdichtung gegen das Grundwasser mit Produktionsrückständen gefüllt. Dies führte zu massiven Verschmutzungen der Böden, der Flüsse, dem Grundwasser sowie der Luft. Aufgrund des Schwefelgehaltes der Braunkohle wurden große Mengen Schwefeldioxid bei der Verbrennung frei. Der dadurch entstehende Saure Regen war die Hauptursache für das Waldsterben. Nach der Wiedervereinigung gingen die Kombinate in die Verwaltung der Treuhandanstalt über, die für die Privatisierung aber auch für Umweltsanierungskonzepte verantwortlich war. Es wurde ein ökologisches Phasenschema für die Sanierung der Großchemie entwickelt, zu denen umfangreiche Umweltschutzinvestitionen, Sanierungsmaßnahmen und Stilllegungen gehörten. So wurden etwa 80% der Produktionsanlagen bis 1998 in Bitterfeld-Wolfen stillgelegt, sowie Klär- und Abluftanlagen installiert. Außerdem wurden umfangreiche Einkapselungen und Bodenaustausche vorgenommen. Die Emissionen der chemischen Industrie in Ostdeutschland konnten vor allem durch die Abschaltung von Produktionsanlagen um etwa 80% bis 1993 verringert werden. Die Werte lagen 1996 bei weniger als 10% bezogen auf 1989. Pipelines: Von zentraler Bedeutung für die Chemie- und Mineralölindustrie sowie die Energieversorgung ist die Bereitstellung von Erdöl und Erdgas. Deutschland verfügt nur über sehr geringe Vorkommen, so dass fast die gesamte benötigte Menge importiert werden muss. Ein Teil der Erdöllieferungen erfolgt durch Pipelines. Die wichtigste von ihnen ist die Pipeline „Druschba“ („Freundschaft“), deren Bau der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe im Dezember 1958 in Prag beschloss. Sie wurde am 18. Dezember 1963 eröffnet. Zunächst verband sie Almetjewsk in Tatarstan mit Schwedt an der Oder (über die sog. Nordtrasse) und weitere Abnehmerländer wie die ehem. CSSR und Ungarn (Südtrasse). Die Nordtrasse führt über Weißrussland und Polen nach Deutschland. Später wurde die Leitung weiter nach Osten bis zu den westsibirischen Erdölquellen in der Oblast Tjumen verlängert und erreichte damit eine Länge von über fünftausend Kilometern. Mit dieser Länge und der Förderkapazität von geschätzten 2,5 Mio. Barrel pro Tag ist sie eine der größten der Welt. Jeden Tag erreichen durch diese Pipeline 500.000 Barrel Deutschland, die etwa 20% des täglichen Gesamtbedarfs an Rohöl entsprechen. Die „Druschba“ gilt indes als veraltet und anfällig. Mehrfach versickerte Öl durch Lecks und verseuchte großflächig Boden und Gewässer entlang der Trasse. Die Hauptnutzer sind die PCK Raffinerie in Schwedt und die Total-Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna. 66 Branchenschwerpunkte im Überblick 67 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Die ökonomische Sanierung war mit großem Aufwand verbunden. Der Verkauf der Kombinate als Ganzes gelang der Treuhandanstalt nicht, da enorme Investitionen für die Modernisierung nötig waren und es kaum konkurrenzfähige Produkte gab. Daher wurde das Konzept der Chemieparks zur Schaffung einer unternehmensgerechten Infrastruktur entwickelt. Den Produzenten wurde so eine Konzentration auf ihr Kerngeschäft ermöglicht. Heutzutage wird dieses Konzept in ganz Deutschland angewendet. Im Vergleich zu anderen Industriebranchen waren die Erfolge der Umstrukturierung in der chemischen Industrie erst nach längerer Zeit erkennbar, so dass der Beschäftigungsabbau bis 1999 anhielt. Von den 180.000 Beschäftigten 1989 blieben nur etwa 31.000 Arbeitsplätze im Jahr 1999 erhalten. Erst ab dem Jahr 2000 stiegen die Beschäftigungszahlen wieder an, auf fast 55.000 im Jahr 2011. Aufgrund der demographischen Entwicklungen in Ostdeutschland muss sich die Branche nun auf einen Fachkräftemangel einstellen. Die chemische Industrie setzt dabei auf umfassenden Bildungsaktivitäten entlang der gesamten Bildungskette. Außerdem investiert sie deutlich mehr in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten als andere Branchen – auch in Ostdeutschland. Der Branchenumsatz wuchs seit der Wende kontinuierlich an und betrug 2011 mehr als 22 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte der Waren wird ins Ausland verkauft - in EU-Staaten wie Polen, Italien und Frankreich aber auch in die USA, wo die ostdeutsche Wirtschaft ein gutes Zehntel ihrer Chemieausfuhren absetzt. Die Produktpalette ist weit gefächert – Arzneimittel haben mit 36% das größte Gewicht. Etwa ein Drittel der Umsätze entfällt auf chemische Grundstoffe. Weitere Erzeugnisse sind Körperpflegemittel, Chemiefasern, Lacke und Farben. Der größte Umsatz in den Neuen Ländern wird nach wie vor in Sachsen-Anhalt im Chemiedreieck mit mehr als einem Drittel gemacht, gefolgt von Unternehmen in Berlin mit 29%. Die übrigen ostdeutschen Länder erbringen zusammen so viel Umsatz wie SachsenAnhalt allein. Insgesamt beträgt der Anteil der Neuen Bundesländer am Gesamtumsatz der chemischen Industrie mittlerweile 12% (2011). 1999 betrug der Anteil 7%, bis 2005 stieg er auf 9,7%. Umsätze der chemischen Industrie Ostdeutschlands: Anteil nach Ländern (%) MV Thüringen 5% 7% BB 9% SachsenAnhalt 35% Sachsen 15% Berlin 29% Quelle: VCI, 2012 Autor: K.Voß, C. Schürmann Erzeugnisse der Chemischen Industrie in Ostdeutschland (%) 36% 38% 1% 2% 5% 18% Chemische Grundstoffe Autor: K. Voß Lacke und Farben Körperpflege, Waschmittel Sonstige chem. Erzeignisse Chemiefasern Pharmazeutika 68 Quelle: Stat. Bundesamt (2013) Autoren: C. Schürmann, K. Voß Branchenschwerpunkte im Überblick Beschäftigtenentwicklung in der ostdeutschen Chemieindustrie (1999-2011) 18000 16000 Quelle: Stat. Bundesamt und VCI, 2012 Autor: C. Schürmann 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 Berlin Brandenburg MV Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen 69 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Automobilindustrie: Vom Zweitakter zum Elektroauto Nach jahrzehntelanger Isolation vom Weltmarkt sind die Folgen der Planwirtschaft nicht mehr zu sehen. Frei nach dem Motto „Auferstanden aus Ruinen“ rollen aus den ostdeutschen Werkshallen hochmoderne Fabrikate für den Weltmarkt – heute auch mit E-Antrieb und Karbonkarosserie. Die Wirtschaftsgeschichte der gesamten Bundesrepublik Deutschland ist eng mit dem Fahrzeugbau verwoben. Wichtige Meilensteine der heutigen mobilisierten Welt wurden durch deutsches IngenieurKnowhow erreicht. Das Potenzial für die erfolgreiche Entwicklung des Kraftfahrzeugbaus in den Neuen Bundesländern kann bis in die Vorkriegszeit zurückverfolgt werden. Die Automobilindustrie war zu Beginn der fünfziger Jahre stark geprägt von Notproduktion und Produktionsbefehlen in der Sowjetischen Besatzungszone. Dies wird bei einem Vergleich der Stückzahlen deutlich. 1949 produzierten die Unternehmen IFA (Industrieverband Fahrzeugbau) und Quandt (später Bayerische Motorenwerke in Eisenach) 9.455 Fahrzeuge, wohingegen parallel 155.000 Fahrzeuge aus den westdeutschen Werken rollten. Bis in die siebziger Jahre entstanden nach planwirtschaftlichen Vorgaben gerade im sächsischthüringischen Raum Zentren des Motorenbaus, des Vertriebs sowie der Forschung und Entwicklung. Der Anfang vom Ende kam schnell und für manche unerwartet: Nach der Wende standen die ostdeutschen Autobauer mit vollen Lagern nicht konkurrenzfähiger Fahrzeuge da und wurden mit einem ruinösen Absatzschwund konfrontiert. Am 25. Juli 1990 verließ der letzte Trabant 602 das Werk in Zwickau. In Eisenach endete die Ära Wartburg am 13. April 1991. Demgemäß hieß es: „Ade Trabant und Wartburg, hallo VW und Co!“. Während der Transformationsprozesse nach der Wiedervereinigung wurden die 12 Kombinate der DDR-Automobilindustrie im Direktorat Fahrzeugbau der THA zusammengeführt. Bei der Umstrukturierung der Produkte und Manufakturen ergaben sich jedoch folgende Problemfelder: Defizite bei Marketing, Vertrieb, Controlling und Logistik, strikte Trennung von Produktion und Distribution, nicht weltmarktfähige Produktpalette, Produktion entgegen dem Wettbewerb (zu hohe Fertigungstiefe anstatt Reduktion), Kombinatsstrukturen galten bei den neuen Eigentümern als überfällig. Entgegen den Erwartungen hat sich die Automobilindustrie der Neuen Bundesländer schnell erholt und bereits zehn Jahre nach der Wiedervereinigung wurde an den Standorten Eisenach (Opel), Leipzig (BMW), Chemnitz und Zwickau / Mosel (Volkswa70 gen) und Ludwigsfelde (Mercedes-Benz) für den Weltmarkt produziert. Diese Erfolge waren nur möglich durch eine hohe Motivation und exzellente technische und akademische Ausbildung der ostdeutschen Arbeitskräfte. Entwickelt sich nun die ostdeutsche Automobilindustrie zur verlängerten Werkbank westdeutscher Konzerne oder ist sie technologisch (schon) selbstständig? Mit Beginn des neuen Jahrtausends erlebte die Branche einen Investitionsboom. Die Expansion westdeutscher Autobauer geht mit hoch komplexen Standortvernetzungen einher. Ein Geflecht aus Montage- und Fertigungslinien sowie Zulieferbetrieben zieht sich durch das gesamte ostdeutsche Bundesgebiet. Die wirtschaftlich und politisch geförderte Expansion nach Ostdeutschland zeigt Wirkung. Premiumhersteller und Zulieferer errichteten in den vergangenen 13 Jahren fünf neue Werks- und Produktionsstätten besonders im Raum Leipzig –Dresden-Eisenach. Es werden heute zunehmend Modelle der Oberklasse (Cayenne, Panamera, Phaeton, Touareg) gefertigt, die Produktion innovative Elektromobile lief kürzlich an (z.B. BMW i3). Autos zu produzieren ist jedoch auch mit einer Vielzahl an Vor- und Nachleistungen verbunden, die von Metallerzeugnissen, Kraftwagenteile, Kunststoffen bis hin zur Elektronik reichen. Die neuen Produktionsstätten begünstigten somit, dass sich ein florierender Zulieferergürtel im gesamten südlichen Gebiet der Neuen Bundesländer entwickeln konnte. Die Standortverteilung der Zuliefererindustrie lässt zudem erkennen, dass vor Jahren eher automobilferne Regionen mitunter deutlich ihren Abstand verringern konnten. So sind Automobile “Made in Mecklenburg Vorpommern“, wo traditionell eher Fahrzeuge zur See gebaut werden, keine Illusion mehr. Die Oberaigner Automotive GmbH aus Österreich fertigt seit 2011 am Standort Rostock-Laage Spezialfahrzeuge und Komponenten für die heimischen Fahrzeugbauer und internationale Kunden. Eindeutiger Magnet ist jedoch nach wie vor Sachsen mit über 650 Zuliefererunternehmen. Die für die Automobilindustrie typische inputseitige Verflechtung bedeutet für Ostdeutschland zudem eine Großzahl neu geschaffener Arbeitsplätze. Die Anknüpfung an historische Erfolge im ostdeutschen Automobilbau gilt es weiterhin auszubauen und zu stärken. Beides wird mit enger Zusammenarbeit aller Beteiligten unternommen. Branchenschwerpunkte im Überblick 71 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Eine Disaggregation nach Produktgruppen macht deutlich, dass es immer noch die traditionell geprägten Handwerke sind, in denen die ostdeutschen Unternehmen ihre Erfahrung und ihr Wissen ausspielen und einen wichtigen Beitrag zum „Made in Germany“ leisten. Aber auch hier zeigt sich die Kleinteiligkeit der Zulieferbetriebe bei denen es sich meistens um kleine und mittelständische Unternehmen handelt. Das Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD), die länderübergreifende Initiative der in den Neuen Bundesländern aktiven Automobilhersteller, Zulieferer, Dienstleister und Forschungseinrichtungen, dient der nachhaltigen Positionierung einer der wirtschaftlich wichtigsten Branche Ostdeutschlands. Den Ostdeutschen Automobilbau als Marke für Hightech Produkte zu etablieren ist durch solche regionalen Netzwerke und Dachorganisationen möglich. Es wurde begonnen, einzelne Kompetenzen zu identifizieren und in Clustern zu vereinen (Technik und Support). Technik • • • • • Support Aluminium Elektrik / Elektronik Interieur Leichtbau / Exterieur Powertrain Kompetenzen zu bündeln bedeutet aber auch, neue Knowhowträger auszubilden bzw. zu binden. Ein weiterer Schritt ist bei solch einem einmaligen Zusammenschluss auch die gemeinsame Organisation des Fach- und Führungskräftenachwuchses. Die Abwanderung hervorragend ausgebildeter Menschen kann nur gestoppt werden, wenn sowohl Arbeitgeber als auch Infrastruktur weiterhin attraktiv bleiben. Dieses Vorhaben erfordert nicht nur Investitionen sondern auch die Besinnung auf die bereits erreichten Erfolge. Frei nach dem Motto „zusammen sind wir stark“ wird es das anvisierte Ziel des ACOD sein, Handwerksbetriebe und Großkonzerne miteinander an einen Tisch zu vereinen. In einer globalisierten Welt ist für den ostdeutschen Automobilbau eine internationale Ausrichtung überlebenswichtig. Besonders die ostdeutsche Zulieferindustrie an die Anforderungen des internationalen Marktes (Marketing, Vertriebsnetz, Forschung und Entwicklung, etc.) anzupassen, steht im Fokus der Förderpolitik, damit mehr Unternehmen von der Erweiterung globaler Absatzmärkte profitieren können. Daraus resultiert letztendlich eine neu durchdachte Investitions- und Standortpolitik. Am Ende kann bilanziert werden, dass die westdeutsche Fahrzeugindustrie zu einem nicht unbeträchtlichen Schub der ostdeutschen Branche beigetragen hat. Zu monieren wäre jedoch, dass nur ein einziges Unternehmen des DDR-Fahrzeugbaus verblieben ist(und dies auch nur in einem Unternehmensverbund), nämlich die Multicar Spezialfahrzeugbau GmbH in Waltershausen. • Logistik • Prozessabwicklung • Märkte / Kooperationen • Energieeffiziente Produktion Autor: T. Güra Beschäftigungsentwicklung im Automobilsektor Ostdeutschlands (1999-2011) 70.000 Quelle: Stat. Bundesamt, 2013 Autor: C. Schürmann 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1999 2000 2001 Fahrzeuge/Motoren 72 2002 2003 2004 Karosserie 2005 2006 2007 Teilefertigung 2008 2009 2010 2011 Automobilsektor (insg.) Branchenschwerpunkte im Überblick 73 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Nanotechnologie: Eine Branche unter der Lupe Ostdeutschland verfügt über rund ein Viertel aller bundesdeutschen Organisationen mit Aktivitäten in der Nanotechnologie. Merkmale der ostdeutschen Nanolandschaft sind wettbewerbsfähige Clusterstrukturen in Berlin und Dresden sowie ein deutlicher Mangel an Großunternehmen. Unter dem Begriff Nanotechnologie werden unterschiedliche technologische Verfahren der Strukturierung und -analyse von Materialien in einem Größenbereich von typischerweise einem bis ein-9 hundert Nanometern (1 Nanometer = 10 m) zusammengefasst. Aus ingenieur- und naturwissenschaftlicher Perspektive erwächst dieser Dimension insofern eine besondere Bedeutung, als sie der Festlegung wesentlicher funktionaler Eigenschaften von Materie (z.B. Härte, Leitfähigkeit) dient. Gezielte Manipulationen auf der molekularen Ebene ermöglichen der Nanotechnologie damit die Erzeugung von Innovationen in verschiedensten Feldern, was die enorme betriebs- und volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Querschnittstechnologie begründet. Auf dem Gebiet der Nanotechnologieforschung ist Ostdeutschland sehr gut aufgestellt: Etwa 40% der deutschen außeruniversitären Großforschungseinrichtungen auf diesem Gebiet haben hier ihren Standort. Daneben sind weitere 120 Professuren und Hochschulinstitute in den neuen Bundesländern in der Nanotechnologie aktiv. Ein näherer Blick auf die räumliche Verteilung der Akteure zeigt, dass sich diese insbesondere in Berlin und der Region Dresden ballen, was auf eine erfolgreiche kommerzielle Umsetzung der Nanotechnologie an diesen Standorten schließen lässt. Historisch haben sich dabei regionale Spezialisierungen herausgebildet: Der Großraum Dresden lässt einen klaren Schwerpunkt im Bereich der Nanomaterialien im Bereich der Oberflächen- und Schichttechnologien erkennen. Darüber hinaus existieren beschäftigungsintensive Aktivitäten im Bereich der Nanoelektronik. Berlin dagegen weist besondere Schwerpunkte im Bereich der Nanobiotechnologie, der Nanooptik und der Messtechnik auf. Von den in Deutschland insgesamt 2251 in der Nanotechnologie tätigen Organisationen, darunter Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Technologietransfereinrichtungen und Geschäftsstellen von Netzwerken, sind 542 (24,1%) in Ostdeutschland aktiv. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Unternehmen mit insgesamt ca. 21.000 Beschäftigten und etwa 22 Mrd. Euro Umsatz. Mit 27,5% sind kleine und mittlere Unternehmen, denen ähnlich wie in anderen Technologiefeldern ein beträchtliches Innovationspotenzial zugesprochen wird, im Vergleich leicht überrepräsentiert. Dagegen existieren in Ostdeutschland insgesamt nur 67 Großunternehmen, die neueste Ergebnisse aus der nanotechnologischen Grundlagenforschung im großen Maßstab in den Markt überführen bzw. kapitalintensive Forschungsvorhaben realisieren können. Dieses strukturelle Defizit liegt in der spezifischen Geschichte Ostdeutschlands begründet und erstreckt sich auf alle Branchen. Während fehlende Finanzierungsmöglichkeiten für Start-Ups, fragmentierte Wertschöpfungsketten sowie geringe F&E-Aktivitäten im industriellen Maßstab zweifelsohne wichtige Wachstumshemmnisse darstellen, werden der ostdeutschen Nanotechnologie nicht zuletzt aufgrund der differenzierten öffentlichen Forschungslandschaft und des gut ausgebildeten Humankapitals insgesamt doch hohe Entwicklungspotenziale für die Zukunft beigemessen. Autor: S. Henn Anzahl Einrichtungen der Nanotechnologie nach Bundesländern und Spezialisierungen (Quelle: nano-map.de, 02/2013) Spezialisierungen (je Einrichtung mehrere Spezialisierungen möglich) MV SN ST BB BE TH Summe Neue Bundesländer Summe Dtl. Anteil an Akteuren in D Anteil an Akteuren in NBL Begleitforschung 1 7 1 1 6 5 21 155 14% 2% Nanoanalytik 8 45 6 5 21 19 104 460 23% 11% Nanobeschichtungen 8 67 14 8 27 24 148 638 23% 16% Nanobiotechnologie 13 28 13 11 27 15 107 432 25% 12% Nanoelektronik 0 30 6 6 11 9 62 265 23% 7% Nanomaterialien 16 68 25 16 42 41 208 990 21% 22% Nanooptik 1 18 8 6 22 16 71 284 25% 8% Nanostrukturierung 0 31 3 6 15 18 73 369 20% 8% Nanosysteme/-sensoren 6 35 4 7 13 26 91 396 23% 10% 44 929 246 18% 4235 Querschnittsthemen 0 24 4 1 11 4 Summe 53 353 84 67 195 177 74 5% 100% Branchenschwerpunkte im Überblick 75 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Maschinenbau: Erfolgsfaktor mit aussichtsreicher Tradition Der Maschinenbau ist einer der wichtigsten deutschen Industriezweige. Das galt auch für die DDR, die in den 1980er Jahren zu den zehn größten Maschinenbauproduzenten der Welt gehörte. Die Zukunft liegt im Export, doch dazu braucht der Osten mehr Vernetzung und Kooperationen. Dieser klassische Zweig des verarbeitenden Gewerbes hat eine lange Tradition und ist heute mit ca. 970.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 207 Mrd. Euro (2012) eine der wichtigsten Branchen in Deutschland. Der ostdeutsche Maschinenbau ist Teil dieser Tradition. Bereits während der industriellen Revolution gehörten Sachsen, Thüringen, Berlin und das heutige Sachsen-Anhalt zu den deutschen Maschinenbauzentren. In Sachsen wurden die ersten Textilmaschinen konstruiert. Die Werkzeugmaschinenindustrie hat hier ihren Ursprung. Viele westdeutsche Maschinenbauhersteller hatten vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Unternehmenssitz in Sachsen oder Thüringen. Zu Zeiten des Kalten Krieges war der Maschinenbau mit einem Anteil von fast 20% der Industriebeschäftigten ein wichtiger Industriezweig der DDR. Ende der 1980er Jahre gehörte die DDR zu den zehn größten Maschinenproduzenten der Welt und war unter den RGW-Staaten führend in F&E und in der Produktion von Werkzeugmaschinen, Textilmaschinen, Druckmaschinen, Maschinen für den Bergbau sowie der Feinmechanik und Fördertechnik. Die führende Rolle im Ostblock zeigte sich auch in der Abhängigkeit der ehemaligen Sowjetunion von der DDR im Bereich der Maschinenlieferungen, die rund 50% ihres Druckmaschinenbedarfs sowie mehr als 40% der Landmaschinen aus der DDR bezog. Das Ausbildungssystem für Arbeiter, Techniker und Ingenieure war führend, mit hohem Anteil an weiblichen Beschäftigten. Wie im gesamten produzierenden Gewerbe blieben auch im Maschinenbau fehlende Investitionen nicht ohne Auswirkungen. Das Ostberliner Institut für angewandte Wirtschaftsforschung ging 1989 davon aus, dass der Rückstand der DDR in der Steuerungstechnik im Werkzeugmaschinenbau zwei Gerätegenerationen gegenüber den Marktführern aus Westdeutschland betrug. Der Investitionsbedarf im Bereich des Maschinenbaus wurde nach der Wende auf mehr als 80 Mrd. Euro geschätzt. Nach der Wende wurden die alten Kombinatsstrukturen zerschlagen, Kapazitäten und Beschäftigungszahlen drastisch reduziert. Von rund 560.000 Personen 1989 blieben nur etwa 65.000 bis 2001 übrig. Die Zahl der Beschäftigten stieg erst ab 2007 wieder an und lag 2012 bei etwa 77.000. Der Umsatz des ostdeutschen Maschinenbaus lag kurz nach der Wende bei 8,6 Mrd. Euro und sank auf ein Rekordtief von 7,6 Mrd. Euro 1996. 2012 wurde ein Umsatz von 17 Mrd. Euro erzielt, was einem 76 Anteil am Gesamtumsatz des deutschen Maschinenbaus von 8% entspricht. Neben dem starken West-Ost-Gefälle gibt es auch große regionale Unterschiede in Ostdeutschland selbst. Anknüpfend an die Tradition vor dem Zweiten Weltkrieg wächst die Branche vor allem in Mitteldeutschland. In Sachsen hat sich die Branche gut entwickelt. Mit über 3% am gesamtdeutschen Umsatz steht der Freistaat an siebter Stelle beim Umsatzvergleich aller Bundesländer und an erster Stelle im ostdeutschen Vergleich. Hier wird fast die Hälfte des gesamten Branchenumsatzes der ostdeutschen Bundesländer erwirtschaftet. Laut Wirtschaftsförderung Sachsen beschäftigt die Branche im Land mehr als 33.000 Personen in rund 230 Firmen und erwirtschaftet ca. ein Fünftel der gesamten sächsischen Industrieproduktion. Von hoher Bedeutung für die regionale Wirtschaft ist der Maschinenbau aber auch in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern, obwohl der Umsatz der Branche an der Küste nur 1,4 Mrd. Euro beträgt. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen rangiert die Branche dagegen nach Anzahl der Unternehmen hinter anderen Wirtschaftszweigen. Kleine und mittlere Betriebe prägen das ostdeutsche verarbeitende Gewerbe, so auch den Maschinenbau. Die Mehrheit der Unternehmen in den Neuen Bundesländern beschäftigt weniger als zehn Mitarbeiter. Größere Standorte sind meist ausgelagerte Werkstätten westdeutscher Konzerne. Viele Unternehmen sind im ländlichen Raum angesiedelt und haben sich auf Nischen spezialisiert. Es werden Maschinen nach Kundenwunsch passgenau in kleiner Stückzahl gefertigt. Vor allem beim Export stoßen die ostdeutschen Betriebe aufgrund ihrer geringen Größe an Grenzen. Mehr Kooperationen und Vernetzungen der ostdeutschen Maschinenbauer sind für einen Erfolg auf dem Weltmarkt erforderlich. Neben der Kleinteiligkeit der Betriebsstrukturen ist auch der fehlende Fach- und Führungskräftenachwuchs ein Problem für die ostdeutschen Maschinenbauunternehmen. Im gesamtdeutschen Vergleich ist der Anteil an Facharbeitern im Osten besonders hoch. Dadurch wird der Mangel an Nachwuchsfachkräften hier starke Auswirkungen haben. Auch bei den Ingenieuren sieht es zurzeit nicht besser aus. Obwohl die Neuen Bundesländer über gute Hochschulen verfügen, wandern zu viele Studenten in den Westen ab, abgesehen von wenigen regionalen Zentren wie Jena oder Chemnitz. Autor: K. Voß Branchenschwerpunkte im Überblick Umsatzentwicklung in den Alten und Neuen Bundesländern (2008=100) (mit Angabe der Umsätze in Mrd. Euro) 110 17,3 105 16,1 16,1 100 95 206,3 198,8 206,3 90 Alte Bundesländer 13,9 Neue Bundesländer 85 13,2 172,4 80 75 157,6 70 2008 2009 2010 2011 2012 Umsatz nach Bundesland 2011 (Mio. Euro) BB: 703 MV: 1.400 Berlin: 2.005 Sachsen: 6.991 Sachsen-Anhalt: 2.205 Thüringen: 2.767 Quelle: Stat. Bundesamt 2012 Autor: C. Schürmann 77 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Erneuerbare Energien: Sonne, Wind und Wolken über Ostdeutschland Mit dem entschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft wurden die Neuen Bundesländer zum Vorreiter einer Energierevolution. Regenerative Energien (Windkraft, Solar und Bioenergie) werden massiv gefördert. Sie sind wichtige Wachstumsfelder für Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovation. Zur Wende war die DDR größter Braunkohlenproduzent der Welt. Unter der SED-Losung der „Störfreimachung“ näherte man sich der Energieautarkie, war aber immer noch von Steinkohle- und Erdölimporten aus der Sowjetunion abhängig. Ein Kernenergieprogramm, das die Abhängigkeit von Braunkohle beseitigen sollte, wurde euphorisch begonnen, kam aber nicht wie geplant voran. Die Braunkohlenproduktion stieg von 85 Mio. t (1945) auf 301 Mio. t (1989). Parallel dazu stiegen die Umweltemissionen, so dass die Regionen um Halle / Leipzig und Cottbus zu den größten „Dreckschleudern“ Mitteleuropas wurden. Klimawandel und die drohende Erschöpfung konventioneller Energieressourcen (Erdöl, Erdgas, Kohle) leiteten in Deutschland die sogenannte Energiewende ein, einen Paradigmenwechsel der nach dem Reaktorunfall von Fukushima einen weiteren Schub erhielt. Paradigmenwechsel: Das Umdenken in der Energiepolitik beruht auf vielen Faktoren: Beschlüsse zum Atomausstieg Diskussion über Waldsterben und Erderwärmung (Treibhauseffekt) durch wachsenden CO2-Ausstoß. Trendanalysen zum ‚oil peak’: die weltweite Erdölproduktion schien ihren historischen Höhepunkt überschritten zu haben. Sicherheitspolitische Diskussion über Erdölabhängigkeit von arabischen Staaten und von Russland. Erkennbarer Wertewandel in Teilen der Bevölkerung in Richtung auf Bewahrung der Schöpfung. Seither steht die Förderung Erneuerbare Energien (EE) auf der Agenda. Ostdeutschland sollte bei diesem anspruchsvollen Politikprojekt als ‚first mover’ an der Spitze stehen. Der Ausbau des Zukunftsfeldes „Erneuerbare Energien“ rückte ab Mitte der neunziger Jahre ins Zentrum einer technologisch anspruchsvollen und ökonomisch wie ökologisch orientierten Förderstrategie. Zu den erneuerbaren Energieträgern zählen: solare Strahlung, Erdwärme, nachwachsende Rohstoffe, Wasserkraft und Windenergie. Die Basis für die erneuerbaren Energien bilden folgende drei Energiequellen: Kernfusion der Sonne, Gezeitenkraft aufgrund der Planentenbewegung und Geothermie des Erdkerns, wobei die mit Abstand ergiebigste Form die Sonnenenergie ist. Unter Rückgriff auf vorhandene Entwicklungspotenziale, Fachkräfte und Forschungskapazitäten wurde eine Art Leap frogging in Gang gesetzt, nicht zuletzt beschleunigt durch (inter-)nationale Investoren in diversen Seg78 menten der erneuerbaren Energien. Tatsächlich wurden seither im Zukunftsfeld Erneuerbare Energien beachtliche Beschäftigungs-, Innovationsund Wertschöpfungspotenziale generiert: Bereits 2012 wurde aus dem Betrieb von EEAnlagen in Deutschland ein Umsatz von 14,4 Mrd. Euro erzielt. Zukunftsforscher sprechen bereits von einer Megabranche. Mehr als die Hälfte der Umsätze geht in den Export und angesichts der immer noch relativ niedrigen Exportquoten in Ostdeutschland (<35%) stellen die Erneuerbaren Energien für die Neuen Bundesländer vielversprechende Handlungsoptionen für Internationalisierungsund Clusterstrategien dar. Im Jahre 2012 arbeiteten insgesamt 377.800 Beschäftigte in Erneuerbaren Energien entlang der Wertschöpfungskette, davon 26% in Ostdeutschland; ein Beschäftigungsanstieg von ~138% seit 2004. Spitzenreiter ist die Bioenergiebranche mit 128.900 Beschäftigten, gefolgt von Windkraft (117.900) und Solarenergie (100.500). Auf die drei Branchen entfallen mehr als 90% der meist hochwertigen Arbeitsplätze. Die Kapazitäts- und Arbeitsplatzentwicklung der EE wird getrieben von erwarteten Gewinnen und Exportzuwächsen. So hat sich der Export von Produkten regenerativer Energiezweige aus Ostdeutschland seit 2001 erheblich gesteigert. Langfristig strebt die regenerative Energie einen Exportanteil von 70% an, der gegenwärtig bereits bei Windanlagen- und Maschinenbau üblich ist. Nicht zuletzt ist diese Entwicklung auch steigenden (inter-)nationalen Direktinvestitionen zu verdanken. Die Entwicklung in den verschiedenen Sparten der Erneuerbaren Energien verläuft nach Bundesländern und Branchen durchaus unterschiedlich. So befindet sich die Solarenergie inzwischen im Abschwung (s. Solarindustrie: Geht im Osten die Sonne unter?). Mit deutlichem Abstand die höchste Beschäftigung im EE-Segment weist Bayern im Jahre 2012 mit fast 69.000 Personen auf, gefolgt von NRW, Niedersachsen und Baden-Württemberg mit Beschäftigungszahlen zwischen 43-54 Tsd. Bereits auf den Rängen 5 und 7 folgen mit Sachsen-Anhalt und Brandenburg (24 und 21 Tsd. Beschäftige) zwei ostdeutsche Bundesländer. Branchenschwerpunkte im Überblick Erneuerbare Energie: Entwicklung Bruttobeschäftigung 2004-2012 Beschäftigte absolut 2012 (Deutschland, 2004 = 100) (Veränderung 2004-2012) 800 13.290 (+12.100) 700 600 500 400 100.500 (+74.400) 300 9.400 (+6.000) 200 128.900 (+72.100) 117.900 (+54.000) 100 7.200 (+2.100) 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Windenergie Biomasse Solarenergie Wasserkraft Geothermie F&E 2012 Quelle: BMU, 2012; DLR/DIW/ZSW/GWS/Prognos, 2013 Autor: C. Schürmann 79 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Damit hängt in Deutschland etwa jeder hundertste Arbeitsplatz von den regenerativen Energietechnologien ab. Bedeutsam ist dabei, dass vier ostdeutsche Länder (Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen) an der Spitze rangieren, wenn man den Anteil der EEBeschäftigten an allen Länderbeschäftigten betrachtet. So ist in Sachsen-Anhalt jeder vierzigste Arbeitsplatz direkt oder indirekt der EE-Branche zuzurechnen. Insgesamt summiert sich der Anteil der Beschäftigten im EE-Bereich an der gesamten Beschäftigtenzahl in Ostdeutschland auf 1,8% (in Westdeutschland nur 1,2%). Diese Zahlen unterstreichen die Vorreiterrolle Ostdeutschlands bei der Energiewende und deren bedeutende Arbeitsmarkteffekte. In vier Bundesländern liegt der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch des jeweiligen Landes bereits bei über 50 %. An der Spitze marschiert Schleswig-Holstein mit 72,% (2012), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 71 % und Sachsen-Anhalt mit 57 % - bei einem Bundesdurchschnitt von 23 %.Die großen Windkraftstandorte nähern sich bereits dem Ziel, ihren Strombedarf vollständig aus umweltfreundlichen Quellen zu decken. Insgesamt sind die Bundesländer mit der höchsten relativen Bedeutung der EE-Beschäftigung in Norddeutschland zu finden. Dies zeigt zugleich eine besondere Problematik bei Transport und Verteilung: Erneuerbare Energien wie Windkraft und Biomasse werden dort erzeugt, wo sie weniger gebraucht werden, und sie werden dort gebraucht, wo sie weniger erzeugt werden. Die Bedeutung der Windenergiebranche für den Arbeitsmarkt ist in den Küstenbundesländern und den Hansestädten besonders hoch. Im Osten zählt allerdings Sachsen-Anhalt zu den Ländern mit den höchsten Werten. Die höchsten Beschäftigungsanteile für die Solarbranche sind in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen zu finden. Sachsen zählt zwar nicht zur Gruppe mit den höchsten Werten, liegt jedoch auf Rang 4. aller Bundesländer. Die Beschäftigung für Herstellung und Betrieb von Anlagen zur Nutzung von Biomasse ist in ostdeutschen Ländern überdurchschnittlich, ausgenommen die südlichen Länder. Im Jahre 2012 lag der Anteil regenerativer Energien am Endenergieverbrauch in Deutschland bei 12,6% (zum Vergleich: 2002 lag dieser Anteil erst bei 4,5%). Ein Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen kam 2010 zu dem Ergebnis, dass Deutschland im Jahr 2050 vollständig aus erneuerbaren Energien versorgt werden kann. Dabei liegt die Bundesrepublik unter den Topinvestoren in Erneuerbare Energien weltweit an sechster Stelle. Resümierend lässt sich festzustellen, dass die Bedeutung des Ausbaus erneuerbarer Energien für den Arbeitsmarkt in Ostdeutschland besonders hoch ist. Der Beschäftigtenanteil der Erneuerbaren Energien in Ostdeutschland von 25% an der Gesamtbeschäftigung in der Branche der erneuerbare Energien liegt in Deutschland deutlich über dem Anteil an Arbeitnehmern insgesamt. Analoges gilt für den Anteil des ostdeutschen EE-BIP am deutschen Bruttoinlandsprodukt. Ein bedeutender Teil der Segmente bietet High-Tech-Arbeitsplätze mit überdurchschnittlichem Forschungs- und Entwicklungsanteil. Da die Neuen Länder hinsichtlich der Netzwerk- und Clusterbildung entlang der Wertschöpfungskette gegenwärtig aussichtsreich aufgestellt sind, bieten zumindest Teile der Branche die Chance, sich zum Jobmotor und bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Ostdeutschland zu entwickeln. Unter Berücksichtigung geplanter neuer Zweige und Standorte in den einzelnen Wertschöpfungssegmenten wird sich vermutlich die energetische Profilierung Ostdeutschlands gegenüber Westdeutschland verstärken. Fakt ist jedenfalls, dass die Prognosen und Szenarien der vergangenen Jahre die Potenziale der erneuerbaren Energien systematisch unterschätzt haben. So wurden etwa in der 1994 vorgelegten ‚Primes’-Studie der EU die für 2020 prognostizierten Kapazitäten bereits 2008 deutlich überschritten. Autor: G. Braun Umsätze EE-Anlagenbetrieb 2012 (Mrd. Euro) Geothermie Wasserkraft 0,38 0,78 Wind 1,43 Solar; 1,47 Bioenergie 10,3 Autor: C. Schürmann Quelle: Agentur f. Erneuerbare Energien, 2013 EE-Beschäftigte 2012 Geothermie; 13.290 Wasserkraft; 7.200 Solar; 100.600 F&E; 9.400 Wind; 117.900 Biomasse; 128.900 Anteil reg. Energien am Endenergieverbrauch 2011: Biomasseanlagen: 8,4% Windenergie: 2,0% Photovoltaik: 0,8 % Wasserkraft: 0,7 % Solarthermie / Geothermie: 0,5 % Quelle: Agentur f. Erneuerbare Energien (2013). 80 Branchenschwerpunkte im Überblick 81 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Solarindustrie: Geht im Osten die Sonne unter? Bis 2009 galten (ost-)deutsche Solarfirmen als Weltmarktführer. Überkapazitäten und ein enormer Preisrutsch haben trotz staatlicher Förderung den Niedergang der Branche ausgelöst. F&E, neue Produkte, Verfahren, Märkte und internationale Zusammenarbeit bieten Zukunftsperspektiven. Noch vor wenigen Jahren stand die Solarbranche in Ostdeutschland für Aufschwung, Arbeitsplätze und eine bessere Zukunft. Das scheint sich grundlegend zu ändern. Einstige Vorzeigefirmen wie QCells oder Solon mussten Konkurs anmelden. Weltkonzerne wie Bosch und Siemens sind inzwischen aus dem Geschäft mit der Sonnenenergie ausgestiegen. Wenn nicht alles täuscht, stehen weitere deutsche Hersteller vor dem Aus, auch und gerade in Ostdeutschland. Begonnen hatte der Aufstieg der deutschen Solarindustrie im Jahr 2000 mit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Es regelt, dass Strom aus erneuerbaren Energien von den Netzbetreibern zu Mindestpreisen abgenommen werden muss. Ziel: Klimaschutz und Ausstieg aus nicht-erneuerbaren Energieträgern (Öl, Gas, Kohle). Solarstrom wurde fortan mit großzügigen Einspeisevergütungen gefördert. Unternehmer, die den Boom der Sonnenenergie voraussahen, investierten massiv in Werke zur Produktion von Solarzellen und -modulen. So stieg die (Netto-)Investitionssumme von 74 Mio. Euro im Jahre 2000 auf 12.190 Mio. Euro im Jahre 2012. Entsprechend stieg die Zahl der Beschäftigten von 3.068 (2000) auf 125.020 (2011). Davon entfielen insgesamt 85.170 Beschäftigte auf West- und 39.850 Beschäftigte auf Ostdeutschland, etwa ein Verhältnis von 2:1. 92% der Arbeitsplätze (115.018) entstanden dabei durch den Bau neuer Anlagen, der Rest aus Betrieb und Wartung. Die ostdeutschen Standorte hatten innerhalb der deutschen Solarwirtschaft eine überproportionale Bedeutung. Während auf Ostdeutschland nur 18,4% aller Erwerbstätigen in Deutschland entfielen, liegen in der Photovoltaikbranche 32,7% (2011) aller Solararbeitsplätze in Ostdeutschland. Bei den industriellen Herstellern ist das Gewicht Ostdeutschlands mit 57,1% noch deutlicher, und auch der ostdeutsche Anteil bei den Zulieferern und beim Handwerk lag mit 24,2% bzw. 23,9% über dem gesamtwirtschaftlichen Referenzwert. Beschäftigungspolitisch ist dabei besonders bedeutsam, dass in ehemals strukturschwachen Standorten mit hoher Arbeitslosigkeit investiert wurde, in denen bislang arbeitslose Fachkräfte mobilisiert werden konnten. Damit schien sich in den Neuen Bundesländer die Solarindustrie neben dem Fahrzeug- und Maschinenbau, der Chemieund Kunststoffindustrie, der Optik und der Mikroelektronik zu einem der innovativsten Industriebranchen zu entwickeln. 82 In den meisten Fällen befinden sich die Konzernsitze sowie die F&E-Abteilungen der führenden Solarfirmen in vier Solarclustern in Berlin / Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Diese Situation ist für Ostdeutschland einzigartig. Europaweit verfügte die Region über die höchste Dichte an Solarzellenfirmen. Noch 2006 wurden ca. 80% der gesamtdeutschen und 20% der weltweiten Solarzellenproduktion hier erwirtschaftet. Das Spitzencluster „Solarvalley Mitteldeutschland“ hat sich zum Ziel gesetzt, sämtliche Photovoltaikpartner entlang der Wertschöpfungskette vom Zulieferer bis zur Einspeisung zu bündeln, um mit konventionellen Energieerzeugern konkurrieren zu können. Allerdings: Zum Ende des Jahrzehnts ging der „Goldrausch“ in der Solarwirtschaft zu Ende. Der Boom ebbte ab, denn das EEG–Gesetz bescherte nicht nur den Firmen in (Ost-)Deutschland glänzende Geschäfte, sondern auch Herstellern aus Asien, Südeuropa und den USA. So entstanden in China mit großzügiger staatlicher Förderung enorme Fertigungskapazitäten. Chinesische Hersteller wie Suntech und Yingli überfluteten den Weltmarkt für Solarerzeugnisse mit Modulen zu Billigpreisen. Die Folge: Enormer Preisrutsch und Überkapazitäten auf dem Weltmarkt. Weltweit stand im März 2013 die Hälfte der Solarfabriken leer. Inzwischen ist selbst die chinesische Vorzeigefirma Suntech pleite. In Deutschland sank die Zahl der Beschäftigten in der Solarbranche von 125.020 (2011) auf 100.5001 (2012).“Sonnenfinsternis“ titelte die Süddeutsche Zeitung. Der US-Konzern First Solar in Frankfurt/Oder schloss sein Werk. Kurz: Die Solarbranche mutierte vom Hoffnungsträger zur Krisenbranche. So erlebt Deutschland gegenwärtig ein folgenschweres Kuriosum: Niedergang der Solarwirtschaft trotz Rekordförderung. Experten rechnen für 2013 mit einer Einspeisevergütung bei Solarstrom von rund zehn Milliarden Euro – ein neuer Rekord. Ganz am Ende ist die Branche aber dennoch nicht. Sollten die Preise konkurrierender, nichterneuerbarer Energieträger wie Öl, Gas und Kohle wie prognostiziert steigen, wird Solarenergie auch ohne Förderung konkurrenzfähig werden. Forschung und Entwicklung innovativer Produkte (Plexiglasmodule) und neuer Anwendungen (Elektromobilität) könnte ein Weg aus der Krise weisen. Branchenschwerpunkte im Überblick Trotz akuter Probleme scheinen manche ostdeutschen Solarfirmen mit ihrem grünen Geschäftsmodell für ausländische Investoren interessant, wenn sie sich auf forschungsintensive High-TechLösungen spezialisieren. Allerdings ist umstritten, ob ausländische Aufkäufer am Produktions- und Beschäftigungsstandort Deutschland interessiert sind. Nicht auszuschließen ist gegenwärtig, dass sie deutsches Know-how, Technologie, aber auch Vertriebswege und starke Markennamen kaufen, nicht hingegen Arbeitsplätze. In dieser Situation flüchtet man sich in eine Art Galgenhumor: „Es gibt nur ein Rezept gegen den Tod“ sagt Frank Asbeck, Chef von Solarworld (die Mitte 2013 um das Überleben kämpft): „Weiteratmen“. Autor: G. Braun 83 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik: Genesung des Patienten Das Gesundheitswesen hat sich verändert. Ostdeutschland hat diese Trends frühzeitig erkannt und damit begonnen, einen neuen Markt führend mitzugestalten. Dabei kommen längst vergessene Relikte des DDR-Gesundheitswesens zum Einsatz und verschaffen Regionen mitunter einen Wettbewerbsvorteil. Bereits die deutschen Kaiser kurierten sich an der Ostseeküste und begründeten das Kur-und Bäderwesen auf Rügen, Usedom und dem Fischland Darß-Zingst. Nach wie vor sind dies bis heute stark nachgefragte Regionen bei konventionellen Therapien und Rehabilitationen. Hochleistungsmedizin, Prävention und E-Health sind nur einige Schlagwörter, mit denen diese Branche heute assoziiert wird. Die Bürde staatlicher Regulierung ist zunehmend differenzierter und von Reformprozessen getrieben. Ostdeutschland war nach der Wiedervereinigung geprägt vom Staatseigentum Gesundheit und den Spuren, die die sozialistische Planwirtschaft auch dort hinterlassen hat. Das Gesundheitssystem der DDR bestand jedoch, wenn man es einmal vom ideologischen Überbau befreit, nicht nur aus antiquierten Elementen der Mangelwirtschaft. Einige stehen heute mit anderen Termini im Fokus der politischen Diskussionen: Interdisziplinarität, Medizinische Versorgungszentren (MVZ), Disease-Managementprogramme (DMP) und betriebliches Gesundheitsmanagement. Auch die Transformation des Gesundheitssystems der DDR galt es nach der Wiedervereinigung voranzutreiben (Artikel 33 des Einigungsvertrages). Im letzten Jahr der DDR waren im Gesundheitswesen 412.000 Menschen beschäftigt. Die Polikliniken („Juwel der DDR“) hatten vorerst Bestandsschutz, verloren aber bei den Leistungserbringern zunehmend an Attraktivität. Der massenhafte Übergang der angestellten Poliklinikärzte in freie Niederlassungen musste von einer kurzfristig installierten Selbstverwaltung nach dem Vorbild Westdeutschlands koordiniert werden. Das Gesundheitswesen, bestehend aus den traditionellen Kernbereichen ambulante und stationäre Versorgung, hat sich in den vergangenen 23 Jahren aufgrund ständig wechselnder politischer Rahmenbedingungen im Hinblick auf Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen verändert. Gesundheit und Medizin unterliegen heute modernen Managementprozessen und werden von einer Vielzahl neu entstandener industrieller Dienstleister erbracht. Es hat sich ein Wandel vollzogen vom traditionellen Gesundheitswesen hin zu einer Gesundheitswirtschaft. Allgemein werden der Gesundheitsbranche 36 Wirtschaftszweige zugeordnet. Im Dezember 2005 wurde von Experten auf der 1. Nationalen Branchenkonferenz in Rostock-Warnemünde eine allgemein anerkannte Definition erarbeitet: „Gesundheitswirtschaft umfasst die Erstellung und Vermarktung von Gütern und Dienstleistungen, die 84 der Bewahrung und Wiederherstellung von Gesundheit dienen." Die Fachkreise sind sich einig darüber, dass die Gesundheitswirtschaft zu den bedeutendsten Zukunftsfeldern der deutschen Wirtschaft zählt. Es wird in den nächsten 10 Jahren ein steigendes Wertschöpfungspotenzial prognostiziert und auch auf regionaler Ebene wird sich die Bedeutung fokussieren. In den Neuen Bundesländern wird dieser Trend als Chance verstanden. Berlin hat den Anspruch „Health Capital“ zu werden und Mecklenburg-Vorpommern hat die Vision vom „Gesundheitsland Nr. 1 in Deutschland“. Es entstehen in allen Neuen Bundesländern zahlreiche Leuchtturmprojekte und Netzwerkstrukturen, um das vorhandene Knowhow zu bündeln. Speziell der zweite Gesundheitsmarkt bietet privatwirtschaftliche Wachstumspotenziale. 2010 wurden insgesamt 287,3 Mrd. Euro für Gesundheit ausgegeben, was einem Anteil von 11,6% am BIP entspricht. Die chemische Industrie (speziell die Pharmahersteller) als Lieferant elementarer Therapieprodukte, die Biotechnologie (als farbenfroher Innovationstreiber bei komplexen Behandlungsformen), Fahrzeugindustrie (RTW, Krankentransporter –Dialysefahrten) sind nur einige Beispiele für die enge Verflechtung traditioneller deutscher Industriezweige mit medizinnahen Leistungen. Die Innovationskraft Ostdeutschlands zeigt hier einmal mehr, dass es sich lohnt state of the art zu bleiben. Hochmoderne Apparaturen aus Rostock, Berlin oder Jena stehen hier für moderne medizintechnische Produkte. Branchenschwerpunkte im Überblick 85 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Eine wichtige Vorleistungs- und Zulieferindustrie ist die Medizintechnik. Sie gilt als besonders innovativ und wachstumsstark. Medizinprodukte umfassen eine große Bandbreite von medizintechnischen Produkten und Verfahren. Beispiele sind Implantate und Prothesen, Geräte für Diagnostik und Sterilisation sowie Verbandmittel, Hilfsmittel oder OPMaterial. Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Gesundheit gibt es mehr als 1,6 Mio. verschiedene Medizinprodukte. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen lag 2012 bei 22,2 Mrd. Euro in Deutschland - das entspricht einer Steigerung von 4% gegenüber dem Vorjahr (2011 betrug die Steigerung 6,9%). Der Auslandsumsatz deutscher Unternehmen wächst stärker als der im Inland, was vor allem auf die Kostendämpfungsmaßnahmen im Gesundheitswesen zurückzuführen ist. Die Exportquote liegt zwischen 60 und 65%. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit einem Welthandelsanteil von 14,6% an zweiter Stelle hinter den USA (USA 30,9%, Japan 5,5%). Auch bei den Patenten liegen die deutschen Unternehmen auf Platz 2 hinter den USA. Etwa ein Drittel des Umsatzes wird mit Produkten erzielt, die höchstens drei Jahre auf dem Markt sind. Es werden also hohe Ansprüche an die Unternehmen in Bezug auf die Neuheit der Produkte gestellt. Rund 9% des Umsatzes investieren die Unternehmen der Branche in Forschung und Entwicklung. Der Medizintechnik-Branche wird ebenfalls weiteres Wachstum vorhergesagt. Das liegt vor allem am medizinisch-technischen Fortschritt und der demographischen Entwicklung. Allerdings stellte die Branche in den vergangenen Jahren weniger als 2% der Arbeitsplätze und des Umsatzes des verarbeitenden Gewerbes. Die Medizintechnik ist größtenteils durch klein- und mittelständische Betriebe gekennzeichnet. Schwerpunkte der Branche befinden sich in den südwestlichen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. In diesen Ländern sind vergleichsweise große Unternehmen angesiedelt, die etwa zwei Drittel des Umsatzes der Branche generieren. In den Neuen Bundesländern sind vor allem Anbieter von speziellen Produkten mit eher regionaler Ausrichtung angesiedelt. Wichtige Standortkonzentrationen der Medizintechnik finden sich in Berlin/Brandenburg und Thüringen. Für den weiteren Ausbau der Branche in Ostdeutschland ist eine enge Vernetzung mit den bestehenden Clustern der Gesundheitswirtschaft eine dringende Voraussetzung. Insgesamt waren Ende 2011 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 178.556 Beschäftigte in Deutschland im Bereich der Medizintechnik tätig. Dabei lag der Anteil der ostdeutschen Länder inkl. Berlin bei 17%, was 31.097 Arbeitnehmern entspricht (Westdeutschland: 147.459). Mit 26 und 23% der ostdeutschen Beschäftigung sind Berlin bzw. Sachsen führend unter den Neuen Bundesländern, gefolgt von Thüringen (18%) und Brandenburg (15%). Weniger bedeutend mit jeweils 9% Anteil an der Beschäftigung sind MecklenburgVorpommern und Sachsen-Anhalt. Autoren: T. Güra, K. Voß Beschäftigte in der Medizintechnik (2008-2011) 9000 Herstellung von (zahn-)medizinischen Apparaten und Materialien Quelle: BfA, 2013 Autor: C. Schürmann 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Berlin 86 Brandenburg MV Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Branchenschwerpunkte im Überblick 87 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Biotechnologie: Ein farbenfroher Wachstumsmarkt Als junge Technologie ist die Biotechnologie forschungsintensiv mit langfristig interessanten wirtschaftlichen Perspektiven. In den letzten Jahren konnten sich die ostdeutschen Bioregionen gut entwickeln, wobei weiteres Wachstum im Bereich der industriellen Biotechnologie zu erwarten ist. Die Biotechnologie gilt als eine der wachstumsstärksten Zukunftsbranchen weltweit. Sie steht somit auch im Fokus der ostdeutschen Wirtschaft. Anwendungen der Biotechnologie reichen von der Medizin und Pharmazie über Ernährung und Lebensmittelherstellung bis hin zur chemischen Industrie und der Verfahrenstechnik. Es handelt sich um eine Querschnittsdisziplin, die die Erkenntnisse aus Chemie, Biologie und Ingenieurswissenschaften für neue Anwendungen kombiniert. Die unterschiedlichen Bereiche werden heutzutage nach ihrer Anwendung in rote, grüne, weiße sowie graue, braune und gelbe Biotechnologie unterteilt. In der DDR markierten die ersten Staatsaufträge zur Gentechnik den Beginn der molekularen Biotechnologie, wobei sie erst 1983 mit der Erwähnung in den Wirtschaftsplänen der DDR als Schlüsseltechnologie erkannt wurde. Das Ziel war es, den wahrgenommenen internationalen Rückstand aufzuholen. Insgesamt konnte die DDR in der molekularen Biotechnologie aber nur wenige Fortschritte erzielen, was vor allem an dem Fehlen von geeigneten Geräten und Materialien lag. Gegenwärtig ist die wirtschaftliche Bedeutung der Biotechnologie noch gering. 2011 gab es in Deutschland 552 „reine“, vor allem kleine und mittlere, Biotechnologieunternehmen und weitere 126 biotechnologisch tätige Unternehmen, davon 157 bzw. 22 in Ostdeutschland. Gegenüber dem Jahr 2005 (480 reine Biotechnologieunternehmen und 59 weitere biotechnologisch tätige Unternehmen, Ostdeutschland 143 bzw. 8) bedeutet dies eine Steigerung von mehr als 25% bundesweit und etwa 20% für Ostdeutschland. Von den insgesamt 16.300 Beschäftigten der reinen Biotechnologieunternehmen waren 2011 rund 22% (3.550) in den Neuen Ländern angestellt. Drei Jahre zuvor lag die Zahl bei bundesweit 14.450, davon 3.290 in den Neuen Ländern. Damit stieg die Zahl der Beschäftigten von 2008 bis 2011 um etwa 13% bundesweit bzw. 8% im Osten. Das Zentrum der ostdeutschen Biotechnologie bildet die Metropolregion Berlin/Brandenburg mit Fokus auf die rote Biotechnologie, gefolgt von Sachsen mit Schwerpunkt auf regenerativer Medizin. Aber auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern gibt es ausgewiesene Biotechnologiecluster. Die Karte zeigt die Standorte der reinen Biotechnologieunternehmen. Es gibt eine Großzahl anderer Unternehmen, die sich, neben klassischen Herstellungsverfahren, immer mehr auch biotech- 88 nologischer Methoden (z.B. Pharmaunternehmen) bedient. Die Schwerpunkte der einzelnen Regionen liegen in verschiedenen Bereichen: Diagnostik: Berlin-Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Tissue Engineering (künstliche Herstellung biologischer Gewebe) und regenerative Medizin: Berlin/Brandenburg, Sachsen, Pharmaentwicklung: Berlin/Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Pflanzenbiotechnologie: Sachsen-Anhalt, Berlin / Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Industrielle Biotechnologie: Berlin/Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Biochips: Thüringen, Berlin/Brandenburg, Sachsen, blaue Biotechnologie: MecklenburgVorpommern, Bioinstrumente / Biophotonik: Thüringen. Bislang nimmt im gesamtdeutschen Vergleich Ostdeutschland bis auf Berlin/Brandenburg noch eine eher untergeordnete Position gegenüber den Bioregionen in Bayern, Baden-Württemberg, NordrheinWestfalen und Hessen ein. Auch im internationalen Vergleich ist Ostdeutschland nur in wenigen Bereichen konkurrenzfähig. Ein Wettbewerbsnachteil Ostdeutschlands ist die geringe Verfügbarkeit von Wagnis- und Beteiligungskapital, wodurch die Finanzierung der unternehmerischen Entwicklung sowie Expansionsbestrebungen der Unternehmen erschwert werden. Außerdem wächst die europäische und internationale Konkurrenz, auch durch die boomenden asiatischen Länder wie Indien und China. Insgesamt aber konnten sich die ostdeutschen Bioregionen in den vergangenen Jahren gut entwickeln. Sie haben vor allem in den bisher nicht so stark besetzten Feldern (insbesondere in der weißen Biotechnologie) gute Chancen auf weiteres Wachstum und damit auf die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze. Teilgebiete der weißen Biotechnologie sind unter anderem die Nutzung umweltfreundlicher Verfahren und nachwachsender Rohstoffe als Energieträger. Autor: K. Voß Branchenschwerpunkte im Überblick 89 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Verkehr und Logistik: Gateways und Hubs Der Flughafen Leipzig / Halle sowie die Seehäfen Rostock und Saßnitz sind die „Tore zur Welt“ Ostdeutschlands in der Logistikwirtschaft. Transportketten im Osten bauen auf exzellente, Maßstab setzende Güterverkehrszentren auf; KEPs hadern mit der geringen Bevölkerungsdichte. Verkehr und Logistik haben eine doppelte Funktion: Zum einen besitzen sie eine dienende Funktion für die Volkswirtschaft, um Rohstoffe und Vorprodukte anzuliefern bzw. Fertigprodukte zu versenden. Zum anderen repräsentieren sie einen eigenen Wirtschaftszweig mit signifikanten Arbeitsplatzpotenzialen. Arbeitsplätze entstehen in den Hubs (Häfen, Flughäfen, Güterverkehrszentren), bei Speditionen, KEPs sowie in verwandten Branchen (Tankstellen, Kfz-Betriebe etc.). Als Exportnation ist Deutschland auf funktionierende Hubs angewiesen, insbesondere auf Seehäfen und Flughäfen. Der Containerumschlag in Seehäfen wird dominiert vom Hamburger Hafen und den Bremischen Häfen, gefolgt von Lübeck, Cuxhaven und Kiel. Wilhelmshaven spielte diesbezüglich in der Vergangenheit eine untergeordnete Rolle, durch den neuen Tiefwasserhafen (JadeWeserPort) wird sich seine Rolle im Containerumschlag in absehbarer Zeit allerdings verbessern. Seehäfen in Mecklenburg-Vorpommern haben keinen signifikanten Container-, dafür Massen- und Stückgutumschlag. Rostock und Saßnitz sind zudem wichtige Fährdrehscheiben für die Verkehre nach Skandinavien und in die Baltischen Staaten. Güterumschlag ausgewählter Häfen 2011 (in ME) (Stat. Bundesamt, 2013; eigene Berechnung) Hafen Stückgut (t) 74898995 Container (TEU) 9035091 Fahrzeuge Hamburg Massengut (t) 39470972 Wilhelms. Bremen 24367775 9278817 20218 59502690 0 5924539 0 9404 Rostock 9823906 8260977 594 876014 Lübeck 886657 16777879 141900 1023092 Kiel 906787 3394955 31636 437676 Wismar 1957698 1316228 0 0 Saßnitz 488252 2497748 287 209354 Lubmin 51937 54359 0 0 Wolgast 387596 23478 0 0 37 Flughäfen mit höherem Luftfrachtaufkommen finden sich ebenfalls fast ausschließlich in den westlichen Bundesländern, mit Frankfurt/M, Köln/Bonn und München als Hauptumschlagspunkte. Der Güterumschlag in Frankfurt/M ist dabei doppelt so hoch wie der Umschlag an den drei nachfolgenden Flughäfen zusammen. Nach der Verlagerung des internationalen DHL-Hubs von Brüssel zum Flughafen Leipzig/Halle im Jahre 2008 nahm dieser allerdings einen rasanten Aufschwung im Luft- 90 frachtaufkommen. Seit 2012 nimmt er nun mit mehr als 780.000 Tonnen die zweite Position in Deutschland hinter Frankfurt/M ein. Die ostdeutschen Flughäfen in Dresden und Rostock, aber auch die Berliner Flughäfen, spielen bislang noch keine Rolle im Luftfrachtverkehr. Für einen funktionierenden Logistikstandort sind allerdings nicht nur diese internationalen Gateways von entscheidender Bedeutung, sondern gleichermaßen Güterverkehrszentren (GVZ:) in der Nähe der Ballungszentren. Die GVZ verteilen sich über ganz Deutschland, mit räumlichen Schwerpunkten entlang von Wasserstraßen (Rhein, Donau, Mittellandkanal) und in den Großräumen Rhein-Ruhr und Berlin; um Berlin haben sich die Standorte Großbeeren (Berlin-Süd), Grünheide-Spreeau und Wustermark (Berlin-West) sowie Frankfurt/Oder etabliert. Darüber hinaus gibt es in Ostdeutschland zahlenmäßig nur wenige GVZ (Seehafen Rostock, Dresden, Glauchau, Flughafen Leipzig, Magdeburg und Erfurt). Allerdings schneiden diese in dem 2012er-Ranking der Deutschen GVZ-Gesellschaft (DGG) deutschlandweit qualitativ sehr gut ab: Nach den Spitzenreitern Bremen und Nürnberg landet Großbeeren (Berlin-Süd) auf Patz 3, gefolgt von Leipzig und Glauchau auf den Plätzen 4 und 5, Wustermark (Berlin-West) wurde 7., Erfurt belegte den 8. und Dresden den 10. Platz. Insgesamt konnten sich neun ostdeutsche GVZ unter den deutschen Top 20 platzieren. Da mit Ausnahme des GVZ Dresden alle ostdeutschen GVZs ihre Platzierung seit dem Ranking 2008 halten bzw. verbessern konnten, setzen sie hinsichtlich ihrer Infrastrukturausstattung und Dienstleistungen Maßstäbe in Deutschland. Güterverkehrszentren (GVZ): Hierunter versteht man Logistikzentren, in denen Güter zwischen unterschiedlichen Verkehrsträgern umgeladen, für Ladungen zusammengestellt, neu kommissioniert und für Transportfahrten vorbereitet werden. Der Güterumschlag erfolgt in den meisten Zentren zwischen Straße und Schiene, manche Zentren haben darüber hinaus auch direkte Flughafen- oder Wasserstraßenanbindungen. Neben den eigentlichen Umschlagseinrichtungen bieten GVZ i.d.R. auch weitergehende Dienstleistungen an wie z.B. Reparaturdienste, Übernachtungsmöglichkeiten, oder Zoll- und Güterabfertigungsleistungen. GVZ werden von einem Betreiber betrieben, wobei manche in öffentlicher Hand, manche in privater und manche in öffentlich-privater Trägerschaft sind. Branchenschwerpunkte im Überblick 91 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Rang 2012 1 1 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 GVZ Bremen Nürnberg Berlin-Süd Leipzig Glauchau Emsland Berlin-West Erfurt Coevorden Dresden City GVZ Berlin Berlin-Ost Kassel Emscher Trier Augsburg Göttingen Rheine ETTC Frankfurt/O. Wolfsburg Punkte 273 273 270 243 237 227 215 207 201 199 196 194 188 187 165 164 161 153 145 131 Rang 2008 1 2 3 4 17 6 8 30 --5 --20 12 9 10 31 25 --22 23 Rang 2004 1 6 3 5 15 12 4 25 --11 --14 20 9 8 33 29 --22 18 Während Güterverkehrszentren Umschlagsstandorte darstellen, die ihre Dienste diskriminierungsfrei allen Firmen der Logistikbranche anbieten, haben Kurier-, Express- und Paketdienstleister (sogenannte KEP-Dienstleister) eigene Infrastrukturen aufgebaut zur Kommissionierung, Verteilung und Zustellung von Paketen und Warensendungen. In Deutschland haben sich sieben führende Unternehmen etabliert (DHL/Post, DPD, FedEx, GLS, Hermes, TNT, und UPS), wobei DHL/Post, FedEx, TNT und UPS als globale Dienstleister fungieren. Neben diesen gibt es zudem eine Reihe regional und lokal operierender KEP-Dienstleister. Um ihren Kunden eine möglichst reibungslose Warenzustellung zu ermöglichen, verfolgen die KEP unterschiedliche Strategien. Einige haben ein dezidiert hierarchisches System von internationalen Hubs, nationalen und regionalen Hubs und kleinteiligen Zustellbasen errichtet (z.B. DPD, UPS), wäh- rend andere zwar ein dichtes Netz an Zustellbasen aber mit nur geringer Ausdifferenzierung betreiben (z.B. Hermes), während wieder andere ein System von nur wenigen Standorten bevorzugen (FedEx). Hinsichtlich der räumlichen Verteilung von KEPStandorten gilt, dass sich die Hubs und Zustellbasen in Ostdeutschland auf die Räume Berlin, Dresden, Leipzig, Magdeburg und Rostock konzentrieren. KEP-Standorte in ländlichen Regionen Ostdeutschlands sind, im Gegensatz zu Westdeutschland, aufgrund der geringen Bevölkerungs- und Firmendichte (=fehlende Nachfrage), Mangelware. Autor: C. Schürmann Entwicklung Speditionswesen in Ostdeutschland: Eine Umfrage der Zeitschrift trans aktuell unter ostdeutschen Speditionsunternehmen über die Entwicklung der Speditionsbranche in den Neuen Ländern 20 Jahre nach der Deutschen Vereinigung ergab insgesamt ein positives Fazit. Die Deutsche Einheit hat den Betrieben in der ehemaligen DDR wirtschaftliches Wachstum und selbstbestimmte Entfaltungsmöglichkeiten ermöglicht. Die befragten Unternehmen waren sich einig, dass eine solch rapide Entwicklung ohne die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen wäre. Allerdings sei die Branche durch eine Zunahme von Vorschriften und Gesetzen auch komplizierter, und durch zunehmende Konkurrenz aus dem In- und Ausland auch schnelllebiger geworden. Einfache Transporte von A nach B seien nicht mehr gewünscht, sondern die Firmen müssten heutzutage übergreifende Logistik-Dienstleistungen anbieten, um im Markt bestehen zu können. Einige ostdeutsche Firmen haben dazu verstärkte Zusammenarbeit mit westdeutschen Partnern angestrebt, andere haben selber kreative Lösungen und Angebote entwickelt – wozu ihnen oftmals das zu DDR-Zeiten entwickelte Improvisationstalent zum Vorteil gereichte. (eurotransport.de, 15. März 2011, www.eurotransport.de) Luftfrachtumschlag an ausgewählten dt. Flughäfen (in Tonnen, 20062012) Beschäftigte in Logistikbranche (2012) 200000 2000000 Quelle: Stat. Bundesamt, 2013; eigene Berechnungen Autor: C. Schürmann Quelle: Logistics made in Germany, 2013 Autor: C. Schürmann 180000 160000 140000 1500000 120000 100000 1000000 80000 60000 500000 40000 20000 0 0 Frankfurt/M Leipzig/Halle Köln/Bonn 92 München BE/BB MV SN ST TH Branchenschwerpunkte im Überblick 93 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Aufbruch ins digitale Zeitalter – IKT als Schlüsseltechnologie Die IKT-Branche ist einer der größten Branchen und Innovationstreiber (E-Commerce und EBusiness, E-Energy, E-Health, E-Learning und E–Mobility). Bedeutende Standorte mit europäischem Rang in Ostdeutschland sind vor allem Berlin/Brandenburg und Silicon Saxony um Dresden. Kaum eine andere Branche wird im 21. Jahrhundert die Lebens- und Arbeitsbedingungen stärker verändern als die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die IKT bildet die technologische Basis der Wissensgesellschaft. Als Querschnittstechnologie ermöglichen Internet und Digitaltechnik Neuerungen in anderen Industriebranchen, im Servicesektor (E-Commerce, EBusiness), in der öffentlichen Verwaltung (EGovernment), im Energiesektor (E-Energy, Smart Grids) und im Gesundheits-, Bildungs- und Verkehrswesen (E-Health / E-Learning / E-Mobility). Zu den größten Marktsegmenten in Deutschland zählen IKT-Hardware und –Systeme, Software, ITServices und TK-Dienste. IKT-Investitionen initiieren in den Anwenderbranchen Produkt- und Prozessinnovationen und steigern somit Produktivität, Wachstum und Beschäftigung. Das Potenzial der IKT für wissensbasierte Arbeitsplätze, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zeigt sich an folgenden Zahlen: Die IKT-Branche zählt mit 895.000 Beschäftigten und 152 Milliarden Euro Umsatz (2012) zur zweitgrößten Industriebranche in Deutschland. Sie hat damit die Automobil- und Elektroindustrie überholt, und liegt knapp hinterm dem Maschinenbau. In den IKT-Anwenderbranchen sind rund 650.000 weitere Spezialisten tätig. Das IKT-Technologiefeld wird von hochinnovativen Klein- und Mittelunternehmen dominiert. Von den rund 75.000 IKT-Unternehmen (2010) hatten über 65.000 weniger als 5 Mitarbeiter. Die IKT-Branche ist stark internationalisiert, ca. 50% der Umsätze werden im Ausland erzielt. Deutschlands Stärken liegen traditionell bei ITAnwendungen in den führenden Industriezweigen Maschinenbau, Fahrzeugbau, elektronische Geräte und Medizin- und Umwelttechnik. Mit jährlich über 5.000 IKT-Patentanmeldungen zählt Deutschland hinter den USA und Japan zu den weltweit wichtigsten Forschungs- und Innovationsstandorten, gefolgt von Südkorea, UK, Schweden, Finnland sowie China / Taiwan. Obwohl der IKT-Sektor ein relativ junger Wirtschaftszweig ist, sind die Firmen auf bestimmte Regionen und Cluster konzentriert. In Westdeutschland sind die Regionen um Stuttgart, München, Frankfurt/Main und Düsseldorf führend. Als ostdeutsche Standorte mit besonderem IKTPotenzial gelten Berlin/Brandenburg und Dresden (Silicon Saxony). Berlin/Brandenburg ist einer der 94 bedeutendsten Medien-, Kommunikations- und ITStandorte in Deutschland. Seine Attraktivität für „kreative Köpfe“ und die breit aufgestellte Forschungslandschaft (u.a. IuK-Gruppe des Fraunhofer-Instituts) dürften in wissensintensiven IKTMarktsegmenten weitere Wachstumsperspektiven eröffnen. Silicon Saxony e.V. bildet mit mittlerweile 300 Mitgliedsfirmen und mehr als 20.000 Mitarbeitern das größte Unternehmensnetzwerk der Mikroelektronikindustrie in Europa (DDR-Vorläufer 1957: VEB Spurenmetalle Freiberg – Siliziumblöcke und Wafer / 1961: Arbeitsstelle für Molekulartechnik – integrierte Schaltkreise), ist aber im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise unter erheblichen Druck geraten. Neben international führenden Firmen haben sich auch zahlreiche mittelständische, innovative Unternehmen in der Region niedergelassen, begünstigt durch eine leistungsfähige Forschungslandschaft (u.a. TU Dresden und Freiberg, acht Fraunhofer-Institute, Max-Planck-Institut (Halle), Helmholtz-Zentrum (Dresden-Rossendorf).. Zu den führenden Unternehmen zählen Infineon Technologies (Dresden), Compound Materials (Freiberg), Siltronic (Freiberg) , Advanced Mask Technology Center – AMTC (Dresden, Joint Venture von GLOBALFOUNDRIES mit Toppan Photomasks – USA), GLOBALFOUNDRIES (Dresden), Solarwatt (Dresden) Intel Mobile Communications Technology (Dresden), AMEC (Chemnitz). Die Geschäftsfelder reichen von Speicherchipherstellern über Waferproduzenten und –verarbeiter bis hin breitgefächereten IKT-Zuliefer- und Anwenderindustrien. Um die Branche national und international wettbewerbsfähiger zu machen, wird eine Ausrichtung der IKT-Förderung auf Bereiche wie Verkehr, Energie und Gesundheit angestrebt. Aufholbedarf scheint deutschlandweit im Bereich E-Government und ECommerce zu bestehen, ebenso die Überbrückung des „digitalen Grabens“ zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Als größte Wachstumsbremsen gelten neben der internationalen Konkurrenz auch aus (asiatischen) Schwellenländern der wachsende Fachkräftemangel (2013 43.000 offene Stellen für IT-Experten nach Angaben des Branchenverbands BITKOM, und unzureichender Zugang zu Kredit und Venture Capital. Autor: G. Braun Branchenschwerpunkte im Überblick 95 Teil 5: Industriepolitik für Ostdeutschland - Perspektiven und Entwicklungspotenziale „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“, so der deutsche Soziologie Sir Ralf Dahrendorf. Diese Erkenntnis ist in den Naturwissenschaften unumstritten, in der Wirtschaftspolitik hingegen werden oft Maßnahmenbündel ohne theoretischen Unterbau entworfen. In der praktischen Wirtschaftspolitik ist es immer wieder erstaunlich, in welchem Ausmaß Pläne aufgestellt, Maßnahmenbündel entworfen, Machbarkeitsstudien angefertigt werden – von der Durchführung von Investitionsprogrammen ganz zu schweigen - ohne dass theoretische, genauer gesagt: entwicklungstheoretische Erkenntnisse explizit berücksichtigt werden. Tatsächlich versetzt eine bloße Beschreibung der ostdeutschen Wirtschaftsentwicklung die Politik nicht in die Lage, diese Entwicklung zielgerichtet zu beeinflussen. Möglich ist dies nur auf der Basis einer „guten“ Theorie. Einen bewährten theoretischen Ansatz bietet das „Diamantmodell“ des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Michael Porter. struktur, Industriekapital und Arbeitskräfte. Während erstere natürlich gegeben sind, müssen Infrastruktur, Industriekapital und qualifizierte Humanressourcen mit hohen Investitions-, Bildungs- und Forschungsaufwendungen produziert werden. Derart produziertes Kapital löst in innovationsgetriebenen Wirtschaften wie der Ostdeutschen die natürlichen Standortfaktoren als Motoren ökonomischer Entwicklung ab. Je besser die Qualität, die Verfügbarkeit und Spezialisierung des Infrastruktur-, Human- und Industriekapitals ist, desto höher werden Produktivität, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sein. Porters Ausgangsfrage ist einfach: Wie entsteht die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Region, in unserem Falle Ostdeutschlands, und wie kann man sie verbessern? Eine Region gilt dann als wettbewerbsfähig (ability to compete), wenn sie auf lange Sicht mehr Güter und Dienstleistungen exportiert als importiert (ability to sell) und wenn sie mehr Kapital und Arbeitskräfte anzieht als an konkurrierende Regionen zu verlieren (ability to attract). In Anlehnung an Porters Diamanten mit seinen vier Facetten sollten vier Wachstums- und Wettbewerbsfaktoren in möglichst hohem Maße erfüllt sein, damit sich die industrielle Zukunft eines Landes, einer Region und einer Branche erfolgreich entfalten kann: 1. hohe Qualität der Produktionsfaktoren (Faktorbedingungen), 2. unternehmerische Kompetenzen und Strategien (Firmenstrategie und Wettbewerb), 3. innovatives und kooperatives Verhalten (Verwandte – unterstützende Branchen) sowie 4. Orientierung auf Wachstumsfelder und Exportfähigkeit (Nachfragebedingungen). Erstens verfügt jede Region über spezifische Produktionsfaktoren: natürliche Ressourcen, Infra96 Zweitens müssen die ostdeutschen Unternehmer über eine nachhaltige Firmenstrategie, Führungsqualitäten und unternehmerische Kompetenzen verfügen. Hierzu zählen etwa Wagemut, Risikobereitschaft, Planungsvermögen und Innovationskompetenz. Drittens ist die Einbettung der ostdeutschen Betriebe in regionale Netzwerke verwandter Firmen / Branchen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Fördereinrichtungen strategisches Element internationaler Konkurrenzfähigkeit. Perspektiven und Entwicklungspotentiale Viertens entscheidet über internationale Wettbewerbsfähigkeit die regionale Existenz qualitätsbewusster Verbraucher und Abnehmer, deren hohe Ansprüche an Produkt und Dienstleistungen die ostdeutschen Hersteller zu immer neuen Innovationen zwingen. Je anspruchsvoller die regionale Nachfrage bei Qualität, Design, Lieferbedingungen, Umwelt-, Gesundheits- und Servicestandards ist, desto erfolgreicher werden die ostdeutschen Firmen auch auf internationalen Märkten agieren können. Die Region wird so zum Test für den Weltmarkt. Das „Diamantenmodell“ besagt, dass es nicht nur auf einen Faktor ankommt, sondern dass möglichst alle vier Facetten des Diamanten gut „geschliffen“ sein sollten, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich sein zu können. Bemerkenswert ist, dass dieses Modell einen hohen Wert auf Kompetenzen und Professionalität der Unternehmer und auf innovative und kreative Netzwerke und Milieus einer Region legt, ‚weiche’ Faktoren, die – verglichen etwa mit Infrastrukturprogrammen - nicht im Mittelpunkt einer Förder- bzw. Industriepolitik stehen. Die skizzierten vier Faktoren beeinflussen und verändern sich wechselseitig. Anspruchsvolle Konsumenten erhöhen die Konkurrenz, was zur Entwicklung spezifischer Firmenstrategien führt, zur Mobilisierung produktiver Kompetenzen von Netzwerken und Clustern. Bei allen vier Faktoren lassen sich für die ostdeutsche Industrie (wenn diese Verallgemeinerung zulässig ist) spezifische Wettbewerbsvorteile und Wettbewerbsnachteile ermitteln nach dem Motto: „Die Stärken stärken, und die Schwächen schwächen“, jeweils orientiert an den vier Ecken des Diamanten: Hieraus folgt für eine innovationsorientierte Wirtschaftspolitik: 1. Ziel muss sein, in der internationalen Hierarchie der Regionen für Ostdeutschland eine Spitzenposition im Wettbewerb der spezifischen Branchen, Märkten, Produkte und Dienstleistungen zu erringen bzw. zu halten. 2. Notwendige Bedingung zur Erlangung internationalen Konkurrenzfähigkeit ist die Erarbeitung besonderer, schwer nachzuahmender Wettbewerbsvorteile (komparativer Wettbewerbsfähigkeit): Entwicklung spezialisierter und mittelfristig nicht imitierbarer Faktorbedingungen, die durch Anwendung von Wissen, Forschung, Bildung und Entwicklung produziert werden. Firmenstrategien, die auf unternehmerischer Kompetenz und internationaler Qualifikation der Fach- und Führungskräfte beruhen. Fähigkeit und Bereitschaft zur regionalen und internationalen Zusammenarbeit gründen. Entwicklung einer anspruchsvollen regionalen Nachfrage, die Verbraucheraufklärung, Produktwissen und ästhetische Kompetenz fordert. Folgt man dem Modell von Porter, dann muss Industriepolitik breit angelegt sein. Sie darf sich nicht auf Schaffung innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen wie wenig Bürokratie, niedrigen Steuern oder einer leistungsfähigen Infrastruktur begrenzen. Auf diesen Feldern bestehen im Übrigen recht gute Standortbedingungen in den neuen Bundesländern (vgl. Teil II – Standortbedingungen). Im Mittelpunkt müssen vor allem Antworten auf die besonderen Strukturschwächen der ostdeutschen Industrie gegeben werden: Die aus der Kleinteiligkeit der Industriestruktur resultierenden Probleme bei Zugang zu Kredit und Personal, bei der Eroberung von Märkten, der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren sowie einer erfolgreichen Integration in die arbeitsteilige und vernetzte Weltwirtschaft. Zusätzlich zu einer breit angelegten branchen- und technologieübergreifenden Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen ist dabei ein vielfältiges, z.T. unübersichtliches Instrumentarium (die sogenannte ‚Förderkulisse’: Mittelstandsförderung, Innovationsförderung, Solidarpakt II, EU-Strukturfonds) entwickelt worden. Ziel ist u.a. der Aufbau eines unternehmerischen Kapitalstocks durch Investitionszuschüsse und Kredite, die Stärkung der Innovationskraft und der Qualifikationen der Arbeitnehmer. Wenn man so will, eine Orientierung an den Faktorbedingungen von Porters Diamantmodell. Um konkreter auf die Problemlagen speziell kleiner und mittlerer Unternehmen in strukturschwachen Regionen einzugehen, wird es insbesondere um die Förderung von Vernetzungen und Kooperationen gehen müssen (Komponente: Unterstützende Branchen im Diamanten). Dieser Vorschlag folgt der Erkenntnis, dass nicht die „Kleinheit“ eines Unternehmens, sondern seine „Einsamkeit“ entscheidender Wettbewerbsnachteil ist. Der Markt verlangt häufig komplette Lösungen und Angebote, die ein kleines Unternehmen nicht allein abdecken kann. Kooperationen auf der Produktionsebene (Produktionszellen), Kooperationen mit technologischen Spezialisten und wissenschaftlichen Einrichtungen (innovative Netzwerke), Nutzung von spezifischen Kompetenzen und Technologien und branchenübergreifenden Ideen vor Ort (Cluster) sowie Kooperationen im Marketing und im Zulieferbereich (Vertriebskooperationen) stehen hier im Fokus. Diese Elemente schließen ausdrücklich auch die Vernetzung von Leistungen entlang der sog. Wertschöpfungsketten ein. Hierauf sollte die Förderpolitik künftig noch stärkeres Gewicht legen. Schaffung von Netzwerken und innovativen Milieus, die auf Sozialkompetenz, Vertrauen, 97 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Neben der Förderung und Unterstützung überbetrieblicher Zusammenarbeit kommt es insbesondere auch auf die Qualität des Managements und der Führungskräfte zur Bewältigung der strategischen Herausforderungen an (Porters „Firmenstrategie und Wettbewerb). Hier geht es um unternehmerische Antworten auf die schnellen technologischen Entwicklungen und Verschiebungen der Wachstumsmärkte in aufstrebende Industrie- und Schwellenländern. Kleine Unternehmen können damit schnell überfordert sein. Strategische Leistungen setzen daher die Bündelung der Fähigkeiten und des Wissens von Unternehmen, Wissenschaften und staatlicher Institutionen voraus. Wirtschaftspolitik verschiebt sich hier von der Förderung ‚harter’ Wettbewerbsfaktoren zu ‚weichen’ Faktoren – der Entwicklung unternehmerischer Kompetenzen, von Existenzgründungen und der Lösung des unternehmerischen Nachfolgeproblems. Ein Atlas der Industrialisierung Ostdeutschlands ohne ein Kapitel zur praktischen Politik wäre ein Atlas der „halbierten Vernunft“. Einerseits. Anderseits ist die Frage, ob und wie die Industrialisierung der Neuen Bundesländer politisch vorangebracht werden kann, durchaus umstritten. Da bekanntlich der schöpferische Mensch Bodenschätze, Arbeitskraft und Technologie mobilisiert (und nicht umgekehrt), liegt das Schwergewicht der folgenden Beiträge auf den Potenzialen von schöpferischen 98 Menschen (Humanressourcen), von Unternehmern, Fach- und Führungskräften bis zu Wissenschaftlern und Forschern sowie ihren innovativen Netzwerken. Dies mag eine radikal einseitige Sicht sein, aber sie deutet an, wo die Potenziale Ostdeutschlands liegen. Diese und weitere Aspekte werden in den folgenden Kapiteln konkret beschrieben. Sie reichen von der wichtigen Rolle der Innovation über die Förderung von Selbständigkeit als Impulsgeber für innovationsgetriebene Volkswirtschaften bis hin zu Weltoffenheit und der nicht ganz neuen Erkenntnis, dass nicht mehr „Kapital“ und „Arbeit“ so sehr den Erfolg hochentwickelter Gesellschaften bestimmen, sondern „Kreativität“. Abschließend bleibt die tröstliche Erkenntnis: Aufstieg und Fall von Regionen sind kein Schicksal – wie Erfolgsgeschichten von Südkorea und Kalifornien bis zu Räumen in Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen demonstrieren. Durch unternehmerische Initiative, qualifiziertes Fachpersonal und eine weitsichtige Wirtschaftspolitik ist es Regionen immer wieder gelungen, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Dies gilt auch – und gerade – für Ostdeutschland. Autoren: G. Braun, T. Güra Perspektiven und Entwicklungspotenziale 99 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Wachstumstreiber Innovation: Forschen für die Zukunft Eines der zentralen Probleme der ostdeutschen Wirtschaft ist der geringe Anteil forschungsintensiver Großunternehmen. KMU scheuen häufig F&E-Risiken; ihnen fehlt meist auch Zugang zum notwenigen Kapital. Daher liegt der Schwerpunkt der F&E-Aktivitäten bei öffentlich finanzierten Einrichtungen. Forschung, Entwicklung und Innovation bilden die Grundlage für zukünftiges Wachstum. Sie sind Motoren für den Wohlstand einer Volkswirtschaft. Auch zu DDR-Zeiten war man sich der zentralen Bedeutung von Forschung und Entwicklung (F&E) für den wirtschaftlichen Fortschritt bewusst. Nicht zuletzt galten sie als wichtige Faktoren im Wettkampf der Systeme. Neu entwickelte Technologien wurden von den Wissenschaftseinrichtungen der DDR an die entsprechenden Betriebe weitergegeben, wo diese in den Produktionsablauf eingebunden werden mussten. Da die Betriebe bei der Entwicklung nicht beteiligt wurden, war die F&E kaum auf deren Bedürfnisse und Betriebsprozesse abgestimmt. Dieses Koordinationsproblem wurde in den 1980er Jahren erkannt und sollte durch Stärkung des beidseitigen Austausches zwischen Wissenschaft und Industrie gelöst werden. Allerdings wurden aufgrund fehlender Anreize für die Beteiligten keine entscheidenden Verbesserungen erzielt. 1989 waren 86.000 Beschäftigte in der industriellen Forschung und Entwicklung in der DDR tätig (etwa 30% in außeruniversitären Einrichtungen, 10% an Hochschulen). Beim Vergleich mit Westdeutschland zeigt sich, dass das Verhältnis von F&EBeschäftigten zur Gesamtzahl aller Beschäftigten annähernd gleich, aber die Ausrüstung in der DDR sehr viel schlechter war. Seit den 1980er Jahren musste sich die Industrieforschung den größer werdenden chronischen Mängeln an Ersatzteilen und Ausrüstungsgütern widmen. Weiterhin gehörten die Nachentwicklung und Imitation von Produkten aus dem westlichen Ausland zu den Forschungsund Entwicklungsaufgaben in der DDR. Eine Studie zum ostdeutschen Innovationssystem kommt sogar zu dem Schluss, dass es in der DDR keine Innovationen und damit auch kein Innovationssystem im heutigen Sinne gab. So musste nach der Wende ein gänzlich neues marktwirtschaftlich funktionierendes Innovationssystem eingeführt werden. 2011 betrugen die gesamten F&E-Ausgaben in Deutschland etwa 74,6 Mrd. Euro – das entspricht ca. 2,9% des BIP. Die räumliche Verteilung der Ausgaben ist allerdings sehr unterschiedlich. Der Schwerpunkt der F&E-Kapazitäten von Unternehmen befindet in den südwestdeutschen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. 100 Hier sind die forschungsintensivsten Branchen besonders stark vertreten (vor allem Kraftfahrzeugbau, Elektrotechnik, Maschinenbau). Bedeutende Forschungszentren sind in der Region Stuttgart, gefolgt von Oberbayern (hier insbesondere München) sowie den Ballungsräumen Rhein-Main und Rhein-Neckar. Der große Vorsprung in F&E ist der Vielzahl der hier ansässigen Stammsitze und Deutschlandniederlassungen intensiv forschender Unternehmen geschuldet. In Ostdeutschland sind die forschungsintensiven Branchen immer noch unterrepräsentiert. Ein zentrales Problem ist das Fehlen von Großunternehmen. Kleine und mittelständische Unternehmen scheuen häufig die F&E-Risiken und haben nicht die Möglichkeit zur Risikostreuung wie Großunternehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der schwierige Zugang zum Kapitalmarkt aufgrund fehlender Sicherheiten, so dass die Finanzierung von F&E-Projekten scheitert. Der Beitrag der Subventionen zur industriellen Forschung und Entwicklung in den Neuen Ländern ist daher bemerkenswert hoch. Kurz nach der Wende wurde die forschende Tätigkeit von 80 bis 90% der ostdeutschen Unternehmen gefördert. Der Schwerpunkt von F&E liegt in Ostdeutschland bei öffentlich finanzierten Einrichtungen, wie Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten: etwa 60% der Ausgaben werden durch den Staat getätigt (alte Bundesländer: ca. 30%). Auch der Anteil außeruniversitärer Forschungseinrichtungen ist in den Neuen Bundesländern sehr viel höher als in den Alten. Von den insgesamt 273 Einrichtungen der großen staatlichen Forschungsorganisationen befinden sich 104 in den Neuen Ländern: Max-Planck-Gesellschaft: 25 von 89, Fraunhofer Gesellschaft: 33 von 85, Leibniz-Institute: 42 von 83, Helmholtz-Gemeinschaft: 4 von 16. Diese Konzentration der Forschungseinrichtungen kennzeichnet eine hohe staatliche Förderung in den Neuen Ländern. Perspektiven und Entwicklungspotenziale 101 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Deutschland ist einer der forschungs- und patentintensivsten Standorte weltweit. Dies zeigt die vergleichsweise hohe Anzahl an Patentanmeldungen, der Indikator des F&E-Outputs (Anhang A.3). Förderung im Osten aufgelegt. Ein Rückgang von F&E sollte verhindert werden. Zuerst dominierte die Personalförderung sowie die Auftrags- und Gründungsförderung. Später folgten die Projektförderung und die Förderung von Netzwerken. Der Beitrag staatlicher Subventionen zur industriellen F&E in den Neuen Ländern ist bemerkenswert hoch. Ohne die Förderung wäre das derzeitige F&ENiveau in den Neuen Ländern nicht zu halten. Teilweise zeigte sich in der Vergangenheit, dass die langjährige Förderung in den Neuen Ländern offenbar zu einer gewissen Abhängigkeit von den zur Verfügung gestellten Mitteln und zu einer niedrigen Innovationseffizienz (Verhältnis von Innovationserträgen zu Innovationsaufwendungen) geführt hat. Der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt bei 57 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner (für 2012). Allerdings ist der Beitrag der Neuen Länder eher gering und liegt mit nur 20 Patenten je 100.000 Einwohnern weit unter dem Durchschnitt (Westdeutsche Bundesländer 66 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner). Mecklenburg-Vorpommern (11), Brandenburg (12) und Sachsen-Anhalt (11) zeigen mit Abstand die niedrigsten Werte. Die Kennziffern wie F&E-Aufwendungen, F&EPersonalintensität und Patentanmeldungen zeigen die Unterschiede zwischen Ost und West auf. Autoren: T. Güra, K. Voß Zur Verbesserung des ostdeutschen Forschungspotentials haben Bund und Länder frühzeitig nach der Wiedervereinigung Programme zur F&E- Patentanmeldungen führender Industrieländer (Zahl je 1 Mio Einwohner) 500 450 Quelle: EPAPAT, WOPATENT, OECD, Fraunhofer-Instituts f. System- u. Innovationsforschung Autor: C. Schürmann 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1991 92 102 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 Finnland Frankreich Italien Schweden UK Kanada USA Japan EU Deutschland 08 2009 Perspektiven und Entwicklungspotenziale 103 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Mitarbeiter in den Mittelpunkt: Strategien gegen den Fach- und Führungskräftemangel Das Erwerbspotenzial wird vor allem in Ostdeutschland erheblich schrumpfen und älter werden. Fachkräfte in MINT-, Gesundheits- und Pflegeberufen werden bereits gegenwärtig dringend gesucht. Ein Konzept zur Vergrößerung der Erwerbsbevölkerung und zu seiner Höherqualifizierung wird in diesem Abschnitt entwickelt. Nach der Transformation in eine wettbewerbsfähige Marktwirtschaft sieht sich der Standort Ost vor zwei neuen Herausforderungen gestellt: Dem Übergang zur Wissensgesellschaft und dem demografischen Wandel. Gegenwärtig wandeln sich die weltweit führenden Technologie- und Industrieregionen, und damit auch der Osten Deutschlands, zu Wissensgesellschaften. Die Produktion, Akkumulation und Verteilung von Wissen werden zum Motor wirtschaftlicher Entwicklung und gesellschaftlichen Fortschritts. Fach- und Führungskräfte sichern Innovationsfähigkeit und Wachstum der deutschen Volkswirtschaft. Forscher, Unternehmer und Manager schaffen Neues und generieren industrielle Arbeitsplätze auch für geringer qualifizierte Erwerbstätige. Für die Versorgung der Bevölkerung, etwa im Gesundheits- und Bildungswesen, sind sie unverzichtbar. Kurz: Die Mitarbeiter einer Firma sind ihr wertvollstes Kapital. Die rentabelste Investition ist langfristig die Investition in die Köpfe. Bildungsökonomische Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Verbesserung des Humankapitals (d.h. menschlichen Wissens) bis zu 60% zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum beiträgt. Demografischer Wandel bedeutet für Ostdeutschland: Das Erwerbstätigenpotenzial wird merklich kleiner und älter werden. Nach Prognosen der Bundesregierung wird die Zahl der Erwerbspersonen in den Neuen Bundesländern bis zum Jahr 2025 um etwa 20% sinken. Bevölkerungsrückgang und Wandel zur Wissensgesellschaft bedeuten in der Konsequenz: Der Standort Ostdeutschland benötigt mehr und besser qualifizierte „Manpower“. Die skizzierten Entwicklungen treffen Ost-, und mit zeitlichem Abstand auch Westdeutschland, nach Regionen, Branchen und Betrieben, nach Stadt/Land, Nord/Süd, Sektoren und Qualifikationen durchaus sehr unterschiedlich: Die ländlichen Regionen haben stärker unter Bevölkerungsschwund und Abnahme des Erwerbstätigenpotenzials zu leiden als städtische Räume. Der Norden (Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt) stärker als der Süden (Thüringen, Sachsen) und die Mitte (Berlin, Brandenburg). 104 Die Landwirtschaft, Handwerks- und Industriebetriebe stärker als Banken, Versicherungen und der Staat. Akuter Fachkräftemangel herrscht gegenwärtig in sogenannten MINT-Berufen (Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler, Techniker), bei Ingenieuren, in Gesundheits- und Pflegeberufen, bei Landärzten und Krankenschwestern. Informatiker und Ingenieure werden nahezu verzweifelt gesucht, etwa in der Medizin-, Energie- und Umwelttechnik. Im September 2013 fehlten dem deutschen Arbeitsmarkt knapp 130.000 ‚MINTler’ (so der MINT-Herbstreport 2013). Wie der demografische Wandel bei den Unternehmen ankommt, zeigen Befragungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft Anfang 2013: Fast zwei Drittel der Betriebe gehen davon aus, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels künftig höhere Kosten für interne Weiterbildung haben werden. Fast jeder fünfte Betrieb glaubt sogar, aufgrund von Personalengpässen künftig Aufträge ablehnen zu müssen. Obwohl sich der Fachkräftemangel seit Jahrzehnten abzeichnet, sind in Deutschland erst in jüngerer Zeit Gegenstrategien entwickelt worden. Die Bundesregierung etwa definiert fünf Pfade zur Sicherung der Fachkräftebasis: 1. Aktivierung von Fachkräften und Beschäftigungssicherung, 2. Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, 3. Bildungschancen für alle von Anfang an (lebenslanges Lernen), 4. Über- und innerbetriebliche Qualifizierung: Ausund Weiterbildung sowie 5. Erleichterung der Zuwanderung und Integration ausländischer Fach- und Führungskräfte. Dabei sei es, so die Bundesregierung, zunächst die originäre Aufgabe der Unternehmen und Sozialpartner, dafür zu sorgen, dass der Fachkräftenachwuchs gesichert wird. Aktuell versuchen die verschiedenen Konzepte zur Fachkräftesicherung eine Art Quadratur des Kreises: Die Vergrößerung der Erwerbstätigenzahl (quantitative Komponente) will man gleichzeitig mit ihrer Verbesserung (qualitative Komponente) kombinieren. Perspektiven und Entwicklungspotenziale Fachkräftemangel (Arbeits los e je 100 gemeldete offene Stellen) Akademiker Meister/Techniker Luft- und Raumfahrttechnik 47 Fachkrankenpflege 27 Informatik 56 Sanitär, Heizung, Klimatech. 59 Elektrotechnik 56 Automatis ierungs technik 76 Fachärzte Innere Medizin 59 Sprachtherapie 76 V er- und Ents orgung 64 Elektrotechnik 80 Mas chinenbau, Betriebs tech. 66 Phy s iotherapie Automatis ierungs technik 76 Öffentliche V erwaltung 102 Kraftfahrzeugtechnik 78 Aufs icht Elektrotechnik 104 Öffentliche V erwaltung 88 Aufs icht Medizin, Orthopädie 105 Tech. Qualitäts s icherung 96 Kons truktion u. Gerätebau 109 Kältetechnik 32 Altenpflege 33 Bauelektrik 40 Mechatronik 41 Ein Fachkräfteengpass liegt dann vor, wenn die gemeldeten Arbeitslosen rein rechnerisch die gemeldeten Stellen nicht besetzen können. Da in der Regel nur etwa jede zweite offene Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird, geht man bereits dann von einem Engpass aus, wenn es je 100 gemeldeter offener Stellen weniger als 200 Arbeitslose gibt. Triebfahrzeugführer Bahn 45 Hörgeräteakus tik 47 Elektris che Betriebs technik 49 Sanitär, Heizung, Klimatech. 49 Automatis ierungs technik 57 Straßen-, Tunnelwärter 58 94 Beru flich Qu alifizierte Quelle: Institut d. dt. Wirtschaft, Köln (2013) Autor: C. Schürmann 105 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Ob und inwieweit diese Maßnahmen greifen und so den Schwund der Erwerbstätigen aufhalten können, ist umstritten. Die substantielle Erhöhung der Zahl weiblicher und teilweise auch männlicher Erwerbstätiger setzt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Kinderbetreuungseinrichtungen / Homeoffice / Telearbeit) voraus. Bei Umschulungsmaßnahmen Arbeitsloser hat sich ein Drehtüreffekt eingestellt („aus der Arbeitslosigkeit in die Arbeitslosigkeit“), die Erhöhung der Lebensarbeitszeit ist nicht in jedem Falle zumutbar (im Jahre 2012 ging jeder Zweite in Frührente – mit 374.134 Erwerbstätigen ein hoher Wert). Aktuell gibt es bedeutende Zuwanderungen hochqualifizierter Arbeitskräfte aus den südeuropäischen Krisenländern. Allerdings kehrten nach neuesten Zahlen spanische Uniabsolventen bereits nach einem Jahr Aufenthalt Deutschland wieder den Rücken. Die Qualifikationen von Fach- und Führungskräften (=qualitative Politik) können langfristig durch eine Bildungs- und Weiterbildungspolitik verbessert werden, die abzielt auf: Erhöhung der Übergangsraten zu weiterführenden Schulen und Hochschulen, insbesondere aus bildungsfernen und Migranten-Familien. Verringerung der Abbrecherquoten in Schulen, Hochschulen und in der Berufsausbildung (gegenwärtig bis zu 20%). Verbesserte Zusammenarbeit von Schule, Hochschule und Wirtschaft durch Übergangsmanagement. Orientierungen und Inhalten aus guten Gründen relativ stabil. Sie reagieren auf neue Herausforderungen mit einem time-lag. Es sei daran erinnert, dass etwa die Ausbildung eines Ingenieurs oder Facharztes vom Kindergarten bis zum UniAbschluss etwa 25 Jahre dauert. Die Ökonomisierung des Bildungswesens ist problematisch und umstritten, widerspricht sie doch deutschen Bildungsidealen. Auf der anderen Seite ist das bestehende deutsche duale System der Berufsausbildung international führend, da es nahezu ideal Theorie (Berufsschule) und Praxis (Arbeitsplatz) miteinander kombiniert. Kurz- bis mittelfristig erfolgversprechender erscheinen Initiativen gegen drohende Qualifikationsmängel von Fach- und Führungskräften auf betrieblicher Ebene, etwa (Befragungsergebnisse der Hans-Böckler-Stiftung 2012): Stärkere Berufs- und Arbeitsmarktorientierung des Bildungssystems (siehe etwa den Bolognaprozess an Hochschulen), etwa durch die Einführung dualer Studiengänge an Akademien, Fachhochschulen und Universitäten. Kompetenzverbesserung von Schülern, Lehrern und Studenten im internationalen Vergleich. Der Standort Deutschland schneidet trotz Fortschritten bei den diversen PISA:-Vergleichstests der OECD-Länder nur durchschnittlich ab. Flächendeckende Umsetzung von Konzepten der Weiterbildung / des lebenslangen Lernens. Kultur der Weiterbildung: für alle Mitarbeiter. Eine Schlüsselrolle wird dabei die Aus- und Weiterbildung von Führungskräften einnehmen, etwa durch Auf- und Ausbau von Führungskraft- und Managementstudiengängen, die sich an internationalen Standards messen wie: Entwicklung von Unternehmerkompetenzen, Internationalität und Vielfalt unter den Mitarbeitern (sogenanntes Diversity Management). Wenn überhaupt so sind im Bildungswesen flächendeckend nur langfristig Verbesserungen zu erzielen. Bildungssysteme sind bei Lernkulturen, 106 Einführung eines demografisch orientierten Personalmanagements bei Rekrutierung, Weiterbildung, Betriebsbindung (Demografieverträge bestehen etwa in der Chemie- und Metallindustrie sowie bei der Deutschen Post). Orientierung von Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und Qualifizierungsmaßnahmen an Lebensphasen der Fachkräfte. Verstärkung innerbetrieblicher Weiterbildung und Personalentwicklung (Human Ressource- und Wissensmanagement). Erhöhung der Attraktivität der Arbeitsplätze durch Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf etwa betriebliche Kindergärten und Betreuung. Verbesserung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Einstellung nicht passgenauer Bewerber und deren interne Qualifizierung. Verstärkte Anwerbung qualifizierter Frauen. Betrieblicher Aufbau von Ausbildungsprogrammen im dualen System. Einführung interkultureller Managementkonzepte. Dass eine angemessene Leistungsvergütung, Aufstiegsmöglichkeiten und ein attraktiver Arbeitsplatz wesentlich zur betrieblichen Bindung und damit zur Lösung des Fachkräfteproblems beiträgt, , kann dabei nicht genug betont werden. Ebenso ist die Attraktivität des Standorts und seiner ‚weichen’ Faktoren (Bildungs-, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen) sowie seines Milieus in Rechnung zu stellen. Durch Engagement der ansässigen Unternehmen für Kunst, Kultur und Kommunikation am Standort tragen sie gleichzeitig zur Attraktivität des Standorts und damit indirekt zu ihrer eigenen bei. Autor: G. Braun Perspektiven und Entwicklungspotenziale Auswirkungen des demografischen Wandels % der Unternehmen fürchten ... ... höhere Kosten und Zeitaufwandfür interne Qualifizierung 64 ... erschwerte Rekrutierung von Fachkräften 37 ... höhere Kosten für Rekrutierung von Fach- und Führungskräften 36 ... eingeschränkte Wachstumsmöglichkeiten wegen Personalengpässe 34 ... erschwerte Rekrutierung von Auszubildenden 23 ... Aufträge können wegen Personalengpässen gar nicht angenommen oder nur teilweise angearbeitet werden 18 Maßnahmen zur Steigerung der Zahl der Erwerbstätigen: Aktivierung und Beschäftigungssicherung Älterer, etwa: Heraufsetzung des Renten- und Pensionseintrittsalters (67 Jahre und mehr). ‚Rückholung’ von Rentnern und Pensionären in den Arbeitsmarkt. Aktivierung und Integration von Arbeitslosen: Senkung der Arbeitslosenzahlen durch Umschulung und Weiterqualifizierung. Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch Erleichterung des Übergangs von Teilzeit- zur Vollzeitarbeit bei Frauen. Integration und qualifizierte Zuwanderung, etwa durch eine weltoffene „Willkommenskultur“, die den Zuzug qualifizierter ausländischer Fachund Führungskräfte erleichtert. Quelle: Institut derdeutschenWirtschaft, 2013 Autor: C. Schürmann 107 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Entrepreneurship – Impulsgeber innovationsgetriebener Volkswirtschaften Unternehmensgründungen – sei es aus Not oder aus Streben nach Selbständigkeit – leisten in Ostdeutschland wichtige Beiträge zur Modernisierung und Verbreiterung der Produktionsstruktur, zu Innovationen, regionaler Beschäftigung und zum Aufbau des unternehmerischen Mittelstands. Grundsätzlich gib es bei Unternehmens- oder Existenzgründungen zwei unterschiedliche Motivationslagen: Gründungen aus Not (weil man arbeitslos ist, keine berufliche Alternativen hat) und Gründungen als Chance (Selbstverwirklichung, Streben nach Autonomie und Einkommen). 2011 waren in Deutschland 28% Notgründer und 72% Chancengründer. Beide Motive spielten bei Existenzgründungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung eine wichtige Rolle. Mit dem Systemwechsel zur Marktwirtschaft gab es einen Gründerboom jener dynamischen Persönlichkeiten, die die Chance zum selbständigen Unternehmertum (engl. Entrepreneurship) ergriffen – aber auch unfreiwilligen Gründungen aus Not von Arbeitslosen, deren Kombinatsbetriebe zusammengebrochen waren oder aufgelöst wurden. Unternehmensgründer sind wichtige Impulsgeber für Neuerungen, wirtschaftliches Wachstum, Einkommen und Strukturwandel. In einer innovationsgetriebenen Volkswirtschaft wie der deutschen leisten Neugründungen einen Beitrag zur Schaffung wissensbasierter Arbeitsplätze auch in Zukunftsfeldern, etwa der Medizin- und Umwelttechnik, bei erneuerbaren Energien und im IKT-Sektor. Neue Unternehmen forcieren den unternehmerischen Wettbewerb und befördern damit das Produktivitätswachstum. Eine ausgeprägte Gründungsdynamik trägt zum strukturellen Wandel und zur gesamtwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit bei, nicht zuletzt auch zur Entwicklung der mittelständischen Wirtschaft. Analytisch lässt sich das Gründungsgeschehen durch Persönlichkeitsfaktoren (Angebotsseite) und durch regionale Wirtschaftsfaktoren (Nachfrageseite) erklären. Einige Zahlen zum Gründerland Deutschland 2012: 346.400 Existenzgründungen gegenüber 370.500 Liquidationen. Daraus ergibt sich ein negativer Gründungssaldo von 24.100. Es wurden weniger neue Unternehmen gegründet als im selben Zeitraum geschlossen. Die Gründe: Die hohe Fachkräftenachfrage in der deutschen Wirtschaft und weniger Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit. Positiver verlief 2012 die Gründerszene in Ostdeutschland, wo 137.441 Gewerbeanmeldungen 130.896 Gewerbeabmeldungen gegenüberstanden, d.h. der Unternehmensbestand ist um 6.545 gewachsen. Die regionalen Unterschiede sind in den Neuen Bundesländern erheblich. Lediglich in Berlin gab 108 es einen Zuwachs von etwa 11.500 Firmen, in Brandenburg (-650), MecklenburgVorpommern (-280), Sachsen (-247) hielten sich An- und Abmeldungen in etwa die Waage, während Thüringen (-1.824) und SachsenAnhalt (-1.934) beträchtliche Verringerungen des Unternehmensbestands zu verzeichnen hatten. Die Selbstständigenquote in Deutschland lag bei 11%. Männer sind deutlich öfter selbständig als Frauen (13,3% zu 7,5%) Ein knappes Drittel aller Existenzgründungen (29,5%) erfolgte durch Frauen. Zum Vergleich: Der Anteil von Frauen an allen Erwerbstätigen lag bei 46,1%. Bei Frauen ist also noch Gründungspotenzial vorhanden. 5 von 10 Gründern haben als höchste Bildungsqualifikation eine Lehre / Berufsfachschule abgeschlossen. 16.7% verfügen über einen Universitätsabschluss (Gesamtbevölkerung: 9,6 %). Unternehmerische Selbständigkeit bietet vielen Menschen ohne Ausbildung eine Perspektive. Ihr Anteil unter allen Gründern: 16,3%. Der Anteil von Ausländern unter den Existenzgründern liegt mit 121.728 Gründungen bei 44,8% aller Gründungen in Deutschland, davon 28.704 polnische, 22.121 rumänische und 20.108 bulgarische Gründer (2012). Die weitaus meisten Neugründungen erfolgten ohne Mitarbeiter (79,7%). Bei 7 von 10 Gründungen wird ausschließlich auf eigene Finanzreserven zurückgegriffen. 59,1% aller Gründungen erfolgen im Dienstleistungssektor, nur 4,9 % im verarbeitenden Gewerbe. Der Grund: Geringerer Kapitalbedarf bei Dienstleistungen. Etwa 18% der Gründer kommen mit einer Produkt- bzw. Serviceneuheit auf den Markt. Diese Neuerungen stärken die regionale, bisweilen sogar die nationale Innovationskraft. Durch Gründungen sind 2012 rund 383.000 neue Vollzeitstellen entstanden. Wahr ist aber auch: „Es gibt in Deutschland 127.000 Selbständige, deren Einkommen nicht für den Lebensunterhalt reicht. Sie müssen zugleich Leistungen aus der Grundsicherung, also Hartz IV, beziehen“ (Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit“, zit. in SZ vom 9.11.2012, S. 27). Perspektiven und Entwicklungspotenziale 109 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Gesellschaftlichen Auftrieb hat die Förderung von Entrepreneurship in jüngerer Zeit durch die wachsende Bedeutung von Unternehmertum jenseits des Marktes erhalten, etwa soziales Unternehmertum (Social Entrepreneurship) in der Altenpflege; kulturelles Unternehmertum (Cultural Entrepreneurship), der Künstler als Unternehmer und ökologisches Unternehmertum (Eco-Entrepreneurship), wie bei Greenpeace und Robin Wood. Nicht zuletzt haben die Herausforderungen einer globalisierten Arbeitswelt zur Forderung und Förderung eines ‚Unternehmertums innerhalb von Unternehmen’ (Intrapreneurship) geführt. Das Ziel: Die selbständige und selbstverantwortliche Entwicklung und Umsetzung von Neuerungen und unternehmerischer Ideen durch die Mitarbeiter. Unternehmensgründungen sind primär abhängig von Merkmalen des lokalen und regionalen Umfeldes (nicht des nationalen). Dreierlei ist in diesem Zusammenhang bedeutsam: Zwischen West- und Ostdeutschland existieren trotz mancher Aufholprozesse weiterhin erhebliche Unterschiede im Gründungsgeschehen. Im Osten stieg die Zahl der Gründungen nach der Wiedervereinigung stark an und trug ihren Teil zum wirtschaftlichen Boom der Nachwendezeit bei. Ende 1990 war ein Teil dieses Booms bereits abgeebbt. Seither liegen die Gründungsaktivitäten in Ostdeutschland in einigen Jahren signifikant unter denen in Westdeutschland. Der Grund: Unterschiede im regionalen Umfeld (niedrige Kaufkraft, mangelnde Netzwerke). Auf Länderebene bilden die fünf neuen Bundesländer (ohne Berlin) zusammen mit dem Saarland die Schlusslichter. Berlin liegt als metropolitane Region neben Hamburg deutlich vor allen anderen Ländern. Die Zahlen belegen, dass es im Zeitraum 1999–2011 einen sehr homogenen Osten gab, dessen Gründungsquoten sich nur geringfügig unterscheiden. Im Westen sind die Disparitäten zwischen den Bundesländern insgesamt größer. Daraus könnte man schließen, dass aus Sicht der Gründer zwei Standorte Deutschland (West und Ost) existieren, bei denen die wirtschaftlichen Bedingungen erheblich differieren (s. Ein Standort D oder Zwei? Deutschland der zwei Produktivitäten). Im internationalen Vergleich rangiert Deutschland 2012 unter den weltweit 23 innovationsgetriebenen Volkswirtschaften beim Gründungsgeschehen an viertletzter Stelle. Spitzenreiter sind hier die USA, Singapur und Östereich. Schlusslichter nach Deutschland sind Slowenien, Italien und Japan. Dennoch handelt es sich bei diesem niedrigen Rang um einen beachtlichen Erfolg, denn im Vergleich zu 2008 (erstes Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise) ist dies eine Steigerung von der vorletzten Position. 110 Beim Gründerland Deutschland zeigen sich signifikante Unterschiede in der Bewertung der physischen Infrastruktur, der Effektivität öffentlicher Förderprogramme und der Wertschätzung neuer Produkte auf der einen Seite – die von Experten allesamt sehr positiv eingeschätzt werden - und der schulischen und außerschulischen Gründungsausbildung anderseits, die schlechte Werte erhalten. Im internationalen Vergleich besteht in der Unternehmerbildung ein erheblicher Nachholbedarf, da hier kein anderes Land schlechtere Bewertungen erhält. Darüber hinaus scheint das in Deutschland vorherrschende Werte- und Normensystem (Sicherheitsmaximierung, Risikovermeidung) in etwa das Gegenteil dessen zu sein, was unternehmerische Selbständigkeit ausmacht. Kurz: Eine flächendeckende Kultur der Selbständigkeit ist noch zu entwickeln. Der notwendige Aufbau einer dynamischen, mittelständischen Unternehmerschicht in Ostdeutschland hat bereits kurz nach der Wende dazu geführt, dass entsprechende Fördereinrichtungen und programme aufgelegt worden sind. Ihre Zielgruppen, Konzepte, Instrumente und Erfolge variieren erheblich. Sie reichen vom Aufbau von über 150 Innovations-, Technologie- und Gründerzentren über Venture Capital-, Schul- und Universitätsprogramme bis zu spezifischen Projekten oder Beratungsprogrammen für Gründerinnen, Jungunternehmer und Migranten. Neuere Ansätze konzentrieren sich auf die Unternehmensnachfolge, da bei jenen Unternehmern, die im Osten nach der Wende gegründet haben, ein Generationswechsel ansteht. Autor: G. Braun Berliner Geschichten „Der Tiefflug führt zunächst durch die Montagehalle von Airbus. Dann ein Schwenk hoch über die Tunnelbaustelle am Brenner. Oliver Knittel führt mit einem Video vor, was die mit einer Kamera ausgerüstete Drohne alles kann. Ein Spaß für jeden Hobbypiloten sei das, sagt der Geschäftsführer der Berliner Firma service-drone.de GmbH. Für Knittel und seinen Partner Volker Rosenblatt freilich sind die unbemannten Flugkörper ein knallhartes Geschäft. Im März 2011 gründeten sie ihr Unternehmen, das ihre selbstentwickelten fliegenden Kamerasysteme Industriedienstleistern, Werbefirmen, Ingenieurbüros oder Film- und Fernsehproduzenten anbietet. Der Erfolg sei überwältigend freut sich Knittel. Mit seiner inzwischen auf 20 junge Leute angewachsenen Mannschaft hat er schon im Gründungsjahr und damit quasi aus dem Stand die Millionen-Euro-Grenze übersprungen. ››In diesem Jahr werden wir den Umsatz verdoppeln“ sagt der Firmenchef stolz. „Damit sind wir Branchenführer in Europa“. Es sind solche Berliner Firmengeschichten, die dafür sorgen, dass aus der Hauptstadt der Hartz-IV-Empfänger zugleich die Hauptstadt der Firmengründer machte. Nirgendwo sonst machen sich so viele Menschen selbständig und gründen ihr eigenes Unternehmen wie in Berlin. Die Stadt wurde zur Hochburg der Internet-Start-ups“ erklärt Sylvius Bardt vom IT- Branchenverband Bitkom. ›› Mehr noch: Berlin ist das Start-up-Zentrum Europas“.“ Steffen Uhlmann, Süddeutsche Zeitung vom 9.11.12 Perspektiven und Entwicklungspotenziale 111 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Internationalisierung ernst nehmen Die Internationalisierung ostdeutscher Industriefirmen, gemessen an Exporten und Produktionsstätten im Ausland, ist laufend gewachsen, jedoch gibt es immer noch Rückstände im Vergleich zu westdeutschen Unternehmen. Eine mögliche Exportstrategie für ostdeutsche KMU wird skizziert. Ein Blick auf die Ausfuhrstatistik zeigt, dass neben Fahrzeugen insbesondere Maschinen, elektrotechnische Geräte und chemische Erzeugnisse deutsche Exportschlager sind. Diese Branchen sind in erster Linie mittelständisch organisiert. Ihre kleinen und mittleren Firmen haben in den vergangenen Jahrzehnten das Ausfuhrgeschäft mit viel Elan erfolgreich vorangetrieben. Einige unter ihnen sind inzwischen mit ihren Erzeugnissen sogar als Weltmarktführer (Hidden Champions) unterwegs. Erleichtert wird diese Entwicklung durch das gegenwärtige System der Weltwirtschaft mit seinen vier Freiheiten: Kodifiziert sind diese Freiheiten in den Prinzipien der Welthandelsorganisation (WTO), wiewohl sich nicht alle Mitgliedsländer an sie halten. Deutschland zählt unbestritten zu den weltoffensten Gesellschaften. Und es hat unbestritten von dieser Weltoffenheit mit am meisten profitiert. Obwohl international nur eine Mittelmacht, ist der Standort Deutschland führende Exportnation nach VR China und den USA, bedeutendes Empfängerland internationaler Investitionen, attraktiver Standort für ausländische Firmen und Arbeitsmigranten, 112 wichtiger Teil der internationalen Informationsgesellschaft. Was für den internationalen Akteur Deutschland gilt, gilt jedoch nicht gleichermaßen für alle seine Regionen und Unternehmen. Wie nicht anders zu erwarten, sind die ostdeutschen Länder noch nicht so weit in das System internationaler Arbeitsteilung integriert wie die westdeutschen Bundesländer. So liegt die Exportquote der ostdeutschen Industrie, je nach Branche und Sortiment, 10–20% unter der westdeutschen Quote. Dafür gibt es gute Gründe: Die Logik internationaler Arbeitsteilung ist relativ einfach: Wenn, wie in einem Unternehmen oder einer Region, die Nationen jeweils das produzieren, was sie am besten, d.h. am kostengünstigsten und qualitativ anspruchsvollsten können und erzielte Warenüberschüsse mit ihren Handelspartnern austauschen, wird am Ende der „ Wohlstand aller Nationen“ (so der Ökonom A. Smith bereits im 18. Jahrhundert) größer sein als bei dem Versuch, alles selbst herzustellen (Autarkie). Neumodisch ausgedrückt: Die Staaten und ihre Weltmarktfirmen konzentrieren sich auf ihre ‚Kernkompetenzen’. geschätzter Partner im weltweiten Kultur- und Wissenschaftsaustausch, und Ostdeutschland ist international „newcomer“, war es doch bis vor etwa 25 Jahren Teil des Planwirtschaftsystems der sozialistischen ‚Bruderländer’ und daher nur sehr begrenzt Teil der ‚kapitalistischen’ Weltwirtschaft. Als die ostdeutschen Unternehmen nach der Wiedervereinigung in die internationale Wettbewerbsordnung integriert wurden, waren die Weltmärkte praktisch unter den führenden Exportnationen aufgeteilt. Zur Eroberung von Weltmarktanteilen werden wettbewerbsfähige Produkte, hinreichende Finanzmittel, kulturelle Erfahrungen und internationales Knowhow benötigt. Nahezu alles musste in der ostdeutschen Industrie erst aufgebaut werden. Die Wirtschaftstruktur Ostdeutschlands ist von KMU geprägt. Für diese ist die Eroberung von Weltmärkten aufgrund beschränkter Mittel besonders schwierig. Großunternehmen mit hinreichenden Ressourcen und einer aggressiven Exportstrategie sind am Standort Ost eher die Ausnahme. Bei ostdeutschen Filialen (‚Werkbank’-Betriebe) sitzen die Zentralen mit ihren Auslandsabteilungen im Westen, so dass eigenständige Exportinitiativen ostdeutscher Tochterfirmen kaum möglich sind. Bedeutende Branchen der ostdeutschen Industrie bedienen erfolgreich regionale deutsche Märkte, etwa der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Textilien und Möbel; denn die Kosten eines Auslandsengagements könnten in diesen Märkten die erwarteten Erträge übersteigen. Dennoch spricht nichts dagegen, dass auch der industrielle Mittelstand Ost seine Position auf den Weltmärkten ausbaut und von den Freiheiten der Weltwirtschaft profitiert. Perspektiven und Entwicklungspotenziale Exporte 2012 der TOP20 führenden Industrienationen (Mrd US$) 90 80 Exporte (Mrd US$ 70 1500 60 50 1000 40 30 500 20 Exporte per Kopf (Mio US$) 2000 Quelle: Stiftung Weltbevölkerung 2012 Autor: C. Schürmann 10 0 0 113 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Dennoch spricht vieles dafür, dass der industrielle Mittelstand Ost sein Auslandsengagement weiter ausbauen kann. Tatsächlich existieren in den Neuen Bundesländern noch erhebliche Potenziale zur Steigerung des Exportgeschäfts. Unternehmensbefragungen zeigen, dass zahlreiche Firmen über exportfähige Produkte verfügen, aber noch nicht den Schritt in Auslandsmärkte gewagt haben. Gerade kleinere Unternehmen unterschätzen oft ihre Marktchancen im Ausland, wo „Made in Germany“ (im 19. Jahrhundert von England zur Diskriminierung deutscher Erzeugnisse eingeführt) einen exzellenten Ruf genießt. Mit einem anhaltenden Verzicht auf Auslandsgeschäfte würden viele Firmen Ost ihre Gewinn- und Wachstumschancen beschränken. Und in manchen Fällen sichert nur ein internationales Engagement das Überleben des heimischen Betriebes. Dabei verläuft die Internationalisierung von Unternehmen etwa nach folgenden Phasen: Marktanalysen: Auslandsmarktforschung ist eine conditio sine qua non. Feststellung einer Marktund Wettbewerbssituation sowie regelmäßige Marktbeobachtung dienen dazu, das Marktpotential einzuschätzen und attraktive Märkte von weniger attraktiven zu trennen. Grundsätzlich gilt dabei: „Es sollte in dem Wald gejagt werden, in dem auch Wild ist.“ 114 Internationalisierung als Chefsache: Wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Auslandsgeschäft ist die Verankerung des internationalen Engagements in der Unternehmensstrategie. Eine Exportabteilung als ‚Anhängsel’ an den Inlandsvertrieb führt ein Schattendasein und kann nicht das Potential von Auslandsmärkten ausschöpfen. Gründung eigener Produktionsstätten im Ausland (Direktinvestitionen), Klare Ziele für das Auslandsgeschäft: Insbe- Interkulturelle Kompetenz des Personals: Interkulturelle Ausbildung und Einbindung von Mitarbeitern, die für den Auslandseinsatz vorgesehen sind, sind unverzichtbare Bedingungen einer erfolgreichen Internationalisierungsstrategie, etwa durch Einsatz von Fachkräften mit Migrationshintergrund. Aufbau gemeinsamer Produktionsstätten mit ausländischen Partnern (joint-ventures), (Re-)Exporte aus deutschen Betrieben im Ausland nach Deutschland. Investitionsbedarf: Die Kostenseite eines Auslandsengagements wird häufig unterschätzt – in der Hoffnung, man könne sich „in den Markt schleichen“. Meist fallen erhebliche Investitionskosten an, so dass sich Kooperationen mit anderen KMU, Huckepackstrategien mit Großunternehmen oder Joint Ventures mit ausländischen Firmen anbieten. Gründung eigener Vertriebsnetze und Handelsorganisationen im Ausland, sondere zu Beginn eines Auslandsengagements wird der Export eher eklektisch betrieben. Ein ausländischer Kunde hat von den Produkten erfahren und bittet um ein Angebot. Hieraus entwickelt sich eine Geschäftsbeziehung, die weitere Kunden im Zielland nachzieht – und schon wird das ‚Zufallsland’ für die ostdeutsche Firmen zum Kernmarkt. Exporte in europäische Nachbarländer, Ausfuhren nach Übersee. Verkauf über ausländische Importagenten und –kontore, Analyse der Produktakzeptanz: Ein typischer Fehler ist, nicht zu prüfen, ob das Produkt auf dem ausländischen Markt abgesetzt werden kann. Der Rückschluss vom eigenen Markt auf den Auslandsmarkt führt häufig zu Fehleinschätzungen. Dies beginnt bei kulturell anderen Assoziationen. So ruft der Werbespruch „Nicht sauber, sondern rein“ deutscher Waschmittelhersteller bei manchen ausländischen Verbrauchern Heiterkeit hervor. Produktion für den deutschen Binnenmarkt, Für Erfolge im Auslandsgeschäft gibt es vielerlei Gründe, vor allem der weltweit gute Ruf deutscher Industrieerzeugnisse (Made in Germany). Bewährt hat sich für mittelständische Unternehmen etwa folgende Exportstrategie: Exportrisiken im Mittelstand: Überdurchschnittliche Gewinne im Auslandsgeschäft bedeuten auch überdurchschnittliche Risiken. Erfolge können auch zu Abhängigkeiten führen. Sie sind umso größer, je kleiner das Unternehmen, und je höher der im Ausland erzielte Gewinn oder Umsatz ist. Risikominimierung durch Diversifizierung der Märkte ist hier angezeigt. Zu wenig beeinflussbaren Risiken der Weltwirtschaft kommen noch Länderrisiken, politische Instabilitäten oder nationale Konjunktureinbrüche. Solide Informationen und Absicherungen sind daher wichtig. Eine systematische Strategie mit hinreichendem Ressourceneinsatz vorrangig in Nachbarländern (mit Marktnähe, niedrigeren Transportkosten und sprachlich-kultureller Nähe) ist daher einem spontanen Engagement auf exotischen Märkten in exotischen Ländern vorzuziehen. Dessen ungeachtet gibt es hoffnungsvolle Perspektiven. Nicht nur, dass der internationale Handel, Kultur- und Wissenschaftsaustausch laufend gestiegen sind, inzwischen investiert auch die Ostindustrie verstärkt im Ausland. Perspektiven und Entwicklungspotenziale Auslandsinvestitionen ostdeutscher Unternehmen: „Die ostdeutschen Industrieunternehmen investieren verstärkt im Ausland. Beinahe jeder vierte Betrieb (24%) steckt laut Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Geld in Produktionsstätten jenseits der deutschen Grenzen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Für DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben ist das aber viel zu wenig. „Es sind nach wie vor nicht einmal halb so viele Unternehmen wie im Westen“. In den alten Ländern liege diese Quote bei 49%. Die Ostindustriebetriebe hätten zudem die Wachstumsregionen China sowie Nord- und Südamerika seltener als Zielregion im Blick als die Westfirmen. Während der Osten China nur zu 28% als potenzielles Investitionsland ausgemacht habe, seien das im Westen 47%. Gar nur 16% der Ostindustriebetriebe hätten Südamerika im Blick. Im Westen seien es 26%. Die Werte zu Nordamerika:23% im Osten vs. 34% im Westen. Stattdessen spielten für den Osten die traditionellen Staaten der Europäischen Union eine deutliche größere Rolle. Als wichtigen Grund für die unterdurchschnittliche Investitionstätigkeit im Ausland nannte Jutta Günther aus dem Vorstand des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) die Firmengröße. Die allermeisten Ostunternehmen seien kleine und mittlere. „Sie sind naturgemäß nicht so prädestiniert für Investitionen im Ausland, übrigens auch nicht für Exporte“ sagte die Ökonomin. Hinzukommt, dass die meisten Ostindustriebetriebe als Zulieferer tätig seien und zumeist Westunternehmen beliefern würden.“ Quelle: Ulrich Milde: Ostindustrie investiert verstärk im Ausland, in: Leipziger Volkszeitung vom 15.4.2013 (gekürzt). Fazit also: Der Aufholprozess Ostdeutschlands in Sachen Internationalisierung ist eingeleitet (Stichworte: Exportförderprogramme für KMU; Anreizprogramme für Auslandsinvestoren; Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte). Allerdings ist es ein mühsamer Prozess. Ostdeutschland konkurriert dabei weltweit mit zahlreichen Regionen. Internationalisierung ist eine zentrale Aufgabe der Wirtschafts- und Kulturpolitik, sie ist jedoch nicht in allen Fällen ein Allheilmittel. So steht in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Bankenkrise Ostdeutschland relativ gut da, weil es nicht so stark in die Weltwirtschaft integriert ist. Und: Internationalisierung beginnt im Kopf, bei der Erziehung in Familie und Schule. Autor: G. Braun 115 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Endogenes Wachstum – Netzwerke und Cluster fördern Ostdeutschland verfügt über zahlreiche Cluster sowohl im High-Tech-Bereich als auch in traditionellen Industrien. Ihre Förderung beruht auf verschiedenen länderspezifischen, bundeslandübergreifenden und bundesweiten Maßnahmen. Cluster nehmen seit der vielbeachteten Arbeit des US-Managementwissenschaftlers Michael Porter (1990) einen wichtigen Stellenwert in der Regionalpolitik und raumwissenschaftlichen Untersuchungen ein. Während sich der Begriff des Clusters ursprünglich auf international wettbewerbsfähige, eng miteinander verflochtene Branchen eines Landes bezog (industrielle Cluster), wird er dabei heute vor allem auf unterschiedliche Formen räumlich konzentrierter, miteinander vernetzter Unternehmen bezogen (regionale Cluster). Regionale Cluster trifft man weltweit in unterschiedlichen Feldern (z.B. Branchen, Technologien) und auf verschiedenen Maßstabsebenen an. Das nachhaltige Interesse an ihnen rührt vor allem aus ihrer Bedeutung für die endogene regionalwirtschaftliche Entwicklung: In zahlreichen wissenschaftlichen Analysen konnte nachgewiesen werden, dass sich Cluster positiv auf die Entwicklung von Regionen auswirken, da sie Unternehmensgründungen stimulieren, zu einer erhöhten unternehmerischen Produktivität anregen und zur verstärkten Innovationstätigkeit der Unternehmen vor Ort beitragen. Als Prototyp eines sehr erfolgreichen regionalen Clusters wird gemeinhin das Silicon Valley, eine Konzentration international erfolgreicher HighTech-Unternehmen in Kalifornien, angesehen. Zwar ist heute weitgehend unstrittig, dass sich derartige Erfolgsgeschichten aufgrund ihrer Wechselwirkung mit lokalen Spezifika andernorts nicht ohne weiteres replizieren lassen. Gleichwohl wird es für sinnvoll erachtet, die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung funktionierender Cluster durch verschiedene regionalpolitische Maßnahmen gezielt zu erhöhen. Letztere betreffen typischerweise sowohl eine Aufwertung der infrastrukturellen Gegebenheiten (z.B. Forschungsinfrastruktur, Inkubatoreinrichtungen) als auch das lokale Angebot an unterstützenden Dienstleistungen (z.B. Gründungsberatung, Beratung zu Förderangeboten) sowie die Förderung der Zusammenarbeit von Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen mit dem Ziel der Netzwerkbildung und der Schaffung eines Clusterbewusstseins. In Ostdeutschland besitzen regionalpolitische Maßnahmen, die auf dem Clusteransatz basieren, ein hohes Potenzial, zumal die wirtschaftlichen Aktivitäten in den Neuen Bundesländern klare, historisch gewachsene regionale Schwerpunkte erkennen lassen: Eine besonders hohe Dichte an Unternehmensballungen ist im Großraum Berlin gegeben; hier konzentrieren sich Unternehmen u.a. in den Bereichen Medienwirtschaft, Maschinenbau und Biotechnologie. Auch im südlichen Mitteldeutsch116 land (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) existieren zahlreiche Unternehmenskonzentrationen, u.a. in der chemischen Industrie, in der Mikro- und Nanoelektronik, in der Bahntechnik, in der Medizintechnik und im Automobilbau. Weite Teile Mecklenburg-Vorpommerns, des nördlichen Sachsen-Anhalts sowie Brandenburgs weisen dagegen nur eine sehr geringe Zahl an Unternehmensballungen auf. Insgesamt schwankt die Zahl räumlicher Unternehmenskonzentrationen je nach Fragestellung der Untersuchung sowie in Abhängigkeit von der jeweils gewählten Definition und Abgrenzung von Clustern nicht unerheblich: eine Studie aus dem Jahr 2006 beispielsweise identifiziert insgesamt 42 Cluster vergleichbare ökonomische Entwicklungskerne, während eine andere Untersuchung lediglich in 24 Fällen Clusterstrukturen vermutet. Eine weitere Analyse geht von 25 Clustern und damit von einer vergleichbaren Anzahl aus, obwohl sie ihren Fokus ausschließlich auf sogenannte Zukunftsfelder (z.B. Nanotechnologie, Logistik, Luftfahrttechnologien) legt. Die Förderung der beschriebenen regionalen Strukturen ist bislang auf mehreren Ebenen erfolgt: Einerseits wirkt der Bund über verschiedene Maßnahmen implizit, d.h. im Rahmen primär auf technologiebezogene Netzwerke abstellender Programme (z.B. im Rahmen des Bioregio- oder des Bioprofilewettbewerbs), andererseits explizit, also im Rahmen von Maßnahmen mit einem spezifischen lokalen / regionalen Fokus (so z.B. im Rahmen des Förderprogramms Netzwerkaufbau Ost) auf die Clusterstrukturen ein. Stellvertretend für zahlreiche weitere Bundesinitiativen sei hier nur auf den 2007 ins Leben gerufenen Spitzenclusterwettbewerb des BMBF verwiesen, der eine Förderung von Clustern über einen Zeitraum von fünf Jahren mit bis zu 40 Mio. Euro jährlich vorsieht. Mit Hilfe dieser Maßnahme soll es Clustern ermöglicht werden, ein herausragendes Kompetenzprofil mit hoher Innovationsfähigkeit zu entwickeln und zu sichern. Des Weiteren sollen die internationale Netzwerkbildung und Kooperation sowie die Ansiedlung ausländischer Unternehmen gefördert und innovative Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft entwickelt und erprobt werden. Von den insgesamt 15 Gewinnern des Wettbewerbs befinden sich drei in Ostdeutschland (BioEconomy Cluster, SolarValley Mitteldeutschland, Cool Silicon). Neben den erwähnten Bundesmaßnahmen existieren in den Neuen Bundesländern auch diverse clusterbezogene Landespolitiken (s. Anhang A.7 ). Perspektiven und Entwicklungspotenziale 117 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer In Sachsen-Anhalt wurden und werden aufbauend auf einer von der VDI Technologiezentrum GmbH und der Technopolis GmbH durchgeführten Clusterpotenzialanalyse aus dem Jahre 2008 Cluster und Netzwerke u. a. in den folgenden Bereichen gefördert : Automotive, Chemie/Kunststoffe, Polymerentwicklung und Kunststofftechnik, Biotechnologie, Ernährungswirtschaft, Sondermaschinen und Anlagenbau, erneuerbare Energien, IKT, Kreislaufund Ressourcenwirtschaft. Ziel der Förderung ist es, strukturprägende Cluster und Wertschöpfungsketten als Motoren regionaler Innovationssysteme zu entwickeln und zu unterstützen. Zentrale Ansatzpunkte der Clusterpolitik in Thüringen sind die Anschubförderung von Geschäftsstellen einzelner Cluster und Netzwerke sowie die Einrichtung eines landesweiten Clustermanagements (ThCM). Ziel des ThCM ist es, aufbauend auf den Empfehlungen der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants bestehende Cluster zu stärken und neue zu initiieren, die Innovationskraft und das Knowhow der relevanten Akteure zu steigern, Kooperationen anzuregen und ggf. zu begleiten und die internationale Vernetzung zu unterstützen. Als relevante Wachstumsfelder wurden dabei die Bereiche Optik/Optoelektronik, Life Sciences, umweltfreundliche Energien, GreenTech, Maschinenbau, Kunststoffe und Keramik, Automobil, Mikro- und Nanotechnik, Mess-/ Steuer-/Regeltechnik, Service-Robotik sowie Ernährung und Logistik identifiziert. Die Länder Berlin und Brandenburg fördern im Rahmen der im Jahr 2011 formulierten „Gemeinsamen Innovationsstrategie“ den zielgerichteten Auf- und Ausbau von Clustern. Die Maßnahme betrifft die Bereiche Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik. Als zentrale Aufgabenbereiche der koordinierenden Institutionen werden die Entwicklung und Schärfung eines Innovationsprofils, die Forcierung des Wissens- und Technologietransfers, die Förderung der internationalen Vernetzung sowie die Schaffung eines koordinierten Marketings angesehen. In Mecklenburg-Vorpommern wiederum werden unternehmensbezogene und regionale Netzwerke mit dem Ziel gefördert, gemeinsame Initiativen zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Einrichtungen und regionalen Akteuren zu entwickeln, Informationsnetzwerke zwischen Unternehmen aufzubauen, den Zugang zum Knowhow anderer Unternehmen zu erleichtern sowie die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen zu verbessern. Wirtschaftsbezogene Netzwerke existieren u.a. in den Bereichen Automobilzulieferindustrie, Bio- und Medizintechnik, Ernährungsindustrie, Gesundheitswirtschaft, IKT, Luft- und Raumfahrtzulieferindustrie sowie Tourismus. 118 Einzig in Sachsen existieren laut der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung betriebenen gemeinsamen OnlineClusterinformationsplattform (http://www.clusterplattform.de) derzeit keine clusterpolitischen Landesmaßnahmen. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass sich die ostdeutsche Clusterförderung nicht ausschließlich auf staatliche Programme stützt, sondern durchaus auch auf der Eigeninitiative privatwirtschaftlicher Akteure vor Ort beruht. Als Beispiel für eine derartige Bottom-Up-Förderung kann die Clusterinitiative Mitteldeutschland, ein Verein aus strukturbestimmenden Unternehmen, Kammern und Städten, genannt werden, die den Aufbau selbsttragender, international wettbewerbsfähiger Cluster in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Ziel hat. Wenngleich die Clusterförderung in Ostdeutschland zweifellos erste Erfolge zeitigt, erreicht der Unternehmensbestand vielerorts noch nicht die für die Ausbildung eines funktionierenden Clusters erforderliche kritische Masse (s. Biotechnologie: Ein farbenfroher Wachstumsmarkt). Auch in bereits existierenden Netzwerken besteht vielfach noch Handlungsbedarf in Hinblick auf den Transfer von Ergebnissen aus der Forschung in die wirtschaftliche Praxis sowie bei der Berücksichtigung und Integration von regionsexternem Wissen. Um diese Defizite abzubauen, bedarf es eines verstärkten Ausbaus von Gründungsinitiativen, insbesondere an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie einer weiteren Intensivierung von Kooperations- und Netzwerkaktivitäten, auch mit überregionalen Partnern. Schließlich ist aus zwei Gründen in der Zukunft ein stärker koordiniertes Vorgehen zwischen den Ländern erforderlich: Erstens erstrecken sich die funktionalen Bereiche einzelner Cluster vielfach über die Landesgrenzen. Zweitens erschweren unterschiedliche wirtschaftspolitische Ausrichtungen und Schwerpunktsetzungen vielfach ein grenzüberschreitendes Handeln. Die genannten Punkte lassen erahnen, dass Clusterförderung auch für die Zukunft ein dynamisches Politikfeld Ostdeutschlands bleiben wird. Autor: S. Henn Perspektiven und Entwicklungspotenziale 119 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Toleranz, Talente und Technologie – wo Ostdeutschlands Zukunft liegt Die essentielle Voraussetzung für Zukunftstechnologien und Weltmarktfähigkeit sind die heutigen Einsteins und Michelangelos von Morgen! Ohne kreative Köpfe kann keine Nation zum Überholen beschleunigen. Ostdeutschland konkurriert um die Gunst der Talente aus aller Welt. „Der schöpferische Geist mobilisiert Kapital, Arbeit, Rohstoffe – und nicht umgekehrt“, so der Wirtschaftswissenschaftler Jochen Röpke vor 40 Jahren. Im Zuge der Globalisierung bahnt sich ein fundamentaler Wechsel auf den Märkten der Welt an. Nicht mehr nur der weltweite Wettbewerb um Waren und Kapital, sondern auch die Konkurrenz um „kreative Köpfe“ beherrschen die Marketingstrategien – auch in ostdeutschen Führungsetagen. Abgesehen vom Spätmarxismus, nach dessen Politischer Ökonomie die materiellen Produktionsverhältnisse den geistigen Überbau determinieren, ist die Erkenntnis, dass wirtschaftliche Entwicklung „im Kopf“ beginnt, dass sie von der Initiative, Tatkraft und Kompetenz von Menschen abhängt, weitgehend unbestritten. Die wissenschaftliche Begründung dieser Erkenntnis hat in jüngerer Zeit, nach großen Vorreitern wie Immanuel Kant, Max Weber und Joseph Schumpeter, der US-amerikanische Ökonom Richard Florida erbracht. Seine These: Die hochentwickelten Industrienationen Nordamerikas, Europas und Südostasiens befinden sich im Übergang zu Wissensgesellschaften. Sie erwirtschaften ihren Wohlstand immer weniger aus Bodenschätzen, einfacher Arbeitskraft und industriellen Massenprodukten, sondern aus unternehmerischer Initiative, technologischem Knowhow, Hochleistungsforschung und intellektuellen Fähigkeiten. Nicht mehr „Kapital“ und „Arbeit“ bestimmen die wirtschaftliche Entwicklung hochentwickelter Gesellschaften, sondern „Kreativität“. Sie ist die entscheidende Triebkraft von Innovation und Wachstum. Dabei ist Kreativität keine Fähigkeit, über die nur Genies, Nobelpreisträger und Künstler verfügen. Sie stellt ein Potenzial dar, das alle Menschen besitzen – sicherlich manche mehr und andere weniger – und in ihre berufliche Tätigkeit einbringen können. Der schöpferische Umgang mit Neuem und Fremden setzt eine offene Gesellschaft voraus, in der sich gleichermaßen Toleranz, Talente und Technologie (in dieser Reihenfolge!) entfalten. Jedes dieser drei „Ts“ ist notwendig, doch keines für sich genommen hinreichend, um Neuerungen zu generieren und wirtschaftliches Wachstum sozialen und kulturellen Fortschritt in Gang zu setzen. Zweierlei ist in diesem Zusammenhang wichtig: Die zeitliche und konzeptionelle Reihenfolge bei der Umsetzung der drei Ts in eine zukunftsorientierte Standortpolitik ist entscheidend. Eine weltoffene, tolerante Atmosphäre zieht die Talente dieser Welt an – und Ihre schöpferische Tätigkeit generiert technologische Neuerungen – im weitesten Sinne des Wortes. 120 Die sogenannten „weichen“ Standortfaktoren Toleranz, Vielfalt, kulturelle Erlebniswelten sind im Kampf um die besten Köpfe in Wahrheit entscheidende „harte“ Faktoren, nach dem Motto Friedrich des Großen: „Hier kann jeder nach seiner Facon selig werden!“ Die Argumentationskette verläuft etwa folgendermaßen: Toleranz. Zwar ziehen kreative Talente bei der Wahl ihres Wohn- und Arbeitsorts wirtschaftliche Kriterien in Betracht, etwa Einkommens- und Aufstiegsperspektiven, Arbeitsplatzgestaltung, Wohnund Freizeitsituation. Jedoch gerade bei begehrten hochmobilen ‚high potentials’ mit beruflichen Alternativen spielen neben hochwertigen Einkaufs-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen weiche Standortfaktoren wie z.B. eine tolerante Atmosphäre, die kulturelle Offenheit gegenüber Neuem und Andersartigem in einer Gegend eine ausschlaggebende Rolle (s. Berlin: Hauptstadt mit kreativer Gründerszene). Ist ein Standort kulturell attraktiv und weltoffen, zieht er Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Glaubens- und Lebensformen an. Der Standort wird für schöpferische Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler und Kulturschaffende attraktiv, was ihn wiederum für weitere kreative Talente lebenswert macht. Gegensätze ziehen sich hier nicht nur sprichwörtlich an, sondern machen zudem erfinderisch. Die Folge: Die kreative Klasse bewegt sich weg von traditionellen Industriestandorten (Kohle und Stahl, Maschinenbau und Elektrotechnik) und hin zu „Creative Centers“ (Florida) der Wissens- und Informationsgesellschaft. In ihren kreativen Milieus generieren die Netzwerker, Forscher und Existenzgründer der Medizin- und Umwelttechnik sowie der Kulturwirtschaft (um nur einige Zukunftsfelder zu nennen) neue Ideen, Produkte und Verfahren. Kennzeichen für ein tolerantes gesellschaftliches Klima sind, nach Florida, der Anteil von Ausländern (Melting-Pot-Index), die Vielfalt der Religionen, der Anteil von Künstlern (Bohemian-Index), die Diversität der Lebensformen (Gay-Index). Eine hohe Vielfalt der Menschen begünstigt die Generierung und Verknüpfung neuen Wissens, und ist damit Katalysator weiterer Kreativität. Talente: Die kreative Klasse (Klasse der Talente) zeichnet sich durch zwei Kriterien aus: Perspektiven und Entwicklungspotenziale 121 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer 1. 2. Sie ist extrem heterogen und wird sehr unterschiedlich abgegrenzt, bestehend aus einem hochkreativen Kern von Wissenschaftlern, Forschern, Ärzten, Künstlern, Kulturschaffenden sowie von Erwerbspersonen mit kreativen Berufen aus dem Management, dem Bildungs- und Gesundheitswesen, der Bankenund Versicherungswirtschaft. Ihre Mitglieder unterscheiden sich von der traditionellen Arbeiter- und Angestelltenklasse, von einfachen Dienstleistern und Beschäftigten in Industrie und Landwirtschaft. Mit Hilfe eines Talentindexes wird versucht, die Größe der kreativen Klasse empirisch zu ermitteln. Der Gesamtanteil der kreativen Talente an allen Erwerbstätigen ist in den USA seit 1900 von 10 auf 30% gewachsen. Ähnliche Größenordnungen wurden für Belgien, die Niederlande und Finnland ermittelt. Deutschland hat, verglichen mit anderen hochentwickelten Ländern, keine besonders große kreative Klasse. Nach Untersuchungen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung liegt ihr Anteil bei etwa 18% (2005) der Erwerbstätigen. Wie nicht anders zu erwarten, ist die kreative Klasse regional sehr ungleich verteilt. In Berlin und Hamburg beträgt ihr Anteil an den Erwerbstätigen fast 19%. Berlin profitiert traditionell von einer aktiven Kulturszene, einem Zustrom von Intellektuellen und hat eine lange Tradition der Zuwanderung. Am Ende der Skala von Kreativen rangieren die Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und MecklenburgVorpommern mit etwas mehr als 13% (u.a. bedingt durch Abwanderung und einem extrem niedrigem Anteil ausländischer Kreativer). Spitzenreiter ist das Land Hessen mit 21% wegen der großen Bedeutung des Finanzsektors und der unternehmensbezogenen Dienstleistungen in der Rhein-Main-Region. Die Beschäftigten dieser Sektoren zählen nahezu alle zur kreativen Klasse. Bemerkenswert ist dabei, dass die kreative Klasse Sachsens inzwischen mit Niedersachsen und dem Saarland zwei westdeutsche Länder überholt hat. Mindestens ebenso bedeutend ist die weltweite Konzentration von creative cities. In den USA sind dies u.a. Seattle, San Francisco, gefolgt von Atlanta, Los Angeles und Washington. In Europa rangieren Städte wie Barcelona, Zürich, Wien, Istanbul, Mailand, London und Amsterdam vorn; in Deutschland Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf; unter den ostdeutschen Städten Dresden, Leipzig, Jena, Potsdam und Erfurt. Technologie: Talente wiederum konstruieren, forschen und entwickeln technische Neuerungen. Wobei unter Technologie allgemein Verfahren der Naturbeherrschung und Verbesserung der Lebenssituation verstanden werden. Keineswegs eindeutig ist jedoch der von Florida behauptete Zusammen122 hang zwischen der regionalen Konzentration einer kreativen Klasse und der Regionalentwicklung, etwa dem Wachstum von Innovationen, Wertschöpfung, Einkommen und Beschäftigung. Nimmt man den Technologieindex: liegen in Deutschland die technologiestarken Länder Baden-Württemberg (188 Index-Punkte) und Bayern (157 Punkte) an der Spitze, während Mecklenburg-Vorpommern (33 Punkte) und Sachsen-Anhalt (30 Punkte) die Schlusslichter bilden. Auffällig ist dabei, dass alle Länder, die sich durch viele Patentanmeldungen auszeichnen, auch überdurchschnittlich viele Mittel für Forschung und Entwicklung ausgeben. Bildungs- und wirtschaftspolitisch interessant sind Abweichungen zwischen der Größe der kreativen Klasse und der technologischen Entwicklung der jeweiligen Länder. So hat etwa Berlin bei den Kreativen einen Spitzenplatz, kann dies aber nicht entsprechend in die Wirtschaftsentwicklung der Metropole einbringen (was an der Zusammensetzung der kreativen Klasse und dem unterentwickelten Industriepotenzial der Hauptstadt liegen mag). Umgekehrt rangiert die Thüringer kreative Klasse lediglich auf dem 14. Platz unter allen Ländern, liegt aber mit dem 11. Platz bei der Technologieentwicklung bereits vor Schleswig-Holstein und dem Saarland. In Thüringen konzentrieren sich Wirtschaftsstruktur und Förderpolitik auf technische Innovationen und Zukunftsfelder. Unbestritten ist allerdings, dass ein, wenn auch lockerer, Zusammenhang zwischen regionaler Konzentration der kreativen Klasse und der Entwicklung einer Region besteht. Dies gilt insbesondere, wenn Entwicklung nicht auf (Hoch-) Technologiewachstum reduziert wird, sondern auch soziale und kulturelle Verbesserung von Lebensqualität einschließt. Ergänzt man die bisherige Momentaufnahme (=Niveauindex) durch eine Trendanalyse (=Trendindex), ergeben sich insbesondere für die ostdeutschen Länder überraschende Ergebnisse: Für Gesamtdeutschland hat seit 2000 die Größe der kreativen Klasse zugenommen (Indexwert 100 (2000) auf 114 (2005) (neuere Zahlen liegen nicht vor). Die Zahl der Patente ist gestiegen und auch der Anteil erwerbstätiger Künstler und Kulturschaffender ist gewachsen. Insgesamt scheint sich Deutschland weiter in Richtung auf eine kreative Ökonomie zu entwickeln. In allen Ländern hat der Trend zur Wissensgesellschaft zugenommen, wenngleich mit unterschiedlichen Wachstumsraten. Teilt man die Bundesländer in vier Entwicklungskategorien der kreativen Wirtschaft, so zählen Hamburg, Berlin, Bayern und BadenWürttemberg zu den Spitzenreitern. Hier liegen sowohl der Niveauindex als auch der Trendindex über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Perspektiven und Entwicklungspotenziale Mit Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen haben sich als Nachzügler auch drei ostdeutsche Länder, wenngleich von einem niedrigeren Niveau aus, überdurchschnittlich entwickelt. Hessen ist von einem relativ hohen Niveau aus abgestiegen; die Sorgenkinder sind als „Zurückbleiber“ (unterdurchschnittliches Niveau und unterdurchschnittliche Entwicklung) ost- und westdeutsche Länder, darunter Brandenburg und Sachsen-Anhalt, aber auch Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und mit Nordrhein-Westfalen das größte Bundesland. Bei Fortsetzung der bisherigen Entwicklungspolitik wird es vor allem den ostdeutschen Nachzüglern (Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen) gelingen aufzuschließen. Talente und Technologie. Damit werden die Entwicklung einer Zivilgesellschaft, Kultur und Kommunikation, Internationalität und Weltoffenheit zu Produktionsfaktoren wirtschaftlichen Wachstums. Die Gesellschaftsanalyse von der ‚kreativen Klasse’ ist keineswegs unumstritten. Einigkeit scheint im Folgenden zu bestehen: 1. Die sogenannten „weichen“ Standortfaktoren sind im weltweiten Wettbewerb um kreative Köpfe in Wahrheit die „harten“ Faktoren: Toleranz, Weltoffenheit, Akzeptanz des Neuen, Fremden und Andersartigen spielen auch für die wirtschaftliche Entwicklung in einer Region eine ausschlaggebende Rolle. 2. Der schöpferische Umgang mit Neuem und Fremden setzt eine kreative Gesellschaft voraus, in der sich gleichermaßen Toleranz, Talente und Technologie (wie bereits angeführt, in dieser Reihenfolge!) entfalten. Jedes dieser drei Ts ist notwendig, doch keines für sich genommen hinreichend, um Innovationen zu generieren und wirtschaftliches Wachstum zu forcieren. 3. Mit seinen drei Ts bringt Florida ‚weiche’, ideelle Faktoren in die regionale Standorttheorie ein, die überwiegend von „harten“ materiellen Faktoren (Nähe zu Autobahnen, Flugplätzen, Shopping-Zentren) dominiert wird. 4. Und er entwickelt ein neues Standortparadigma: Nicht die Menschen werden von bestehenden Arbeitsplätzen in bestimmte Regionen gelockt, sondern umgekehrt ziehen die Unternehmen mit ihren Arbeitsplätzen den Menschen hinterher. Die Jobs folgen der kreativen Klasse (daher z.B. die Attraktivität von Universitätsstädten und ‚Science Cities’ für Firmenniederlassungen). Aufgabe einer weltoffenen und zukunftsorientierten Politik wäre es demnach, Rahmenbedingungen zu schaffen, in der sich möglichst viele kreative Köpfe für ihr eigenes und für das Wohl der Gesellschaft einbringen können. Dazu zählen in einer globalisierten Welt auch und gerade Ausländer. Zukunftsfähig zu sein, heißt, mit weniger materiellen Rohstoffen und mehr kreativen Köpfen die Lebensqualität künftiger Generationen zu sichern. Bildung und Gebildete stellen gegenwärtig und vermehrt in Zukunft das wichtigste Kapital der hochentwickelten Gesellschaften. Lebenslanges und interkulturelles Lernen in einer Wissensgesellschaft wird zum Leitbild der Standortpolitik. Damit erleben Städte mit ihren urbanen Milieus eine Renaissance („Stadtluft macht frei“). Wie man ländliche Räume für die kreative Klasse attraktiv macht ist, von Ausnahmen abgesehen, bislang eine unbewältigte Herausforderung. Sie wird gegenwärtig unter dem Begriff „ländliche Raumpioniere“ thematisiert. Viele dieser Ideen sind bereits seit Jahren in der Alltagsrealität angekommen. Sie werden in Unternehmen „Diversity management“ (Management der ethnisch-religiösen Vielfalt) betrieben und Abteilungen für Talentpolitik eingerichtet. Eine Toleranz- und Talentpolitik ist sehr viel anspruchsvoller und langwieriger als die herkömmliche Technologieförderung oder der Bau von Autobahnen: Demokratische Toleranz, Weltoffenheit und Wertewandel können durch Politik von oben (top-down) kaum verordnet werden. Sie müssen von unten wachsen – oder auch nicht. Durch dieses endogene Wachsen ist die Wirkung dafür aber auch umso nachhaltiger. Am Ende bleibt die triviale Erkenntnis: Entwicklung, wie immer man sie im Einzelnen auch definieren mag, ist stets Entwicklung von Menschen durch Menschen. Autor: G. Braun Umrisse einer zukunftsorientierten Standortpolitik Falls die Analyse von Florida mehr ist als eine akademische Spielerei – und vieles spricht dafür – ergeben sich aus ihr eine Reihe weitreichender Konsequenzen für die Standortpolitik auch in den Neuen Bundesländern: Die gegenwärtige Förderpolitik mit ihre zeitlichen wie sachlichen Prioritäten (Technologie, Talente, Toleranz) ist vom Kopf auf die Füße zu stellen: Die Reihenfolge muss lauten: Toleranz, 123 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Glossar ABL: Abkürzung für Alte Bundesländer. Arbeitsproduktivität: Hierunter versteht man den Quotienten aus mengenmäßiger Leistung und mengenmäßigem Arbeitseinsatz. In dieser Studie dargestellt als Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen. Aufbau Ost: Darunter wird in Deutschland ein politisches Programm (Zielvorgabe) bezeichnet, in den neuen Bundesländern ein sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum zu erreichen, so die Transferabhängigkeit vom Westen zu reduzieren, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren und so schlussendlich die Lebensbedingungen in Ostdeutschland denen in Westdeutschland anzugleichen. B-Anteil, B-Rang: Unter B-Anteil wird im Kapitel Erneuerbare Energien der Anteil der regionalen Bruttobeschäftigung in den Erneuerbaren Energien im Verhältnis zur Anzahl der Arbeitsnehmer im Bundesland verstanden. Der B-Anteil gibt somit die Bedeutung der Erneuerbaren Energien für den Arbeitsmarkt im jeweiligen Bundesland an (zum Vergleich siehe auch R-Anteil, R-Rang). BB: Abkürzung für das Bundesland Brandenburg entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. BE: Abkürzung für das Bundesland Berlin entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. BIP: Abkürzung für Bruttoinlandsprodukt. Dieses gibt den Gesamtwert aller innerhalb eines Jahres produzierten Güter, Waren und Dienstleistungen an, die dem Endverbrauch dienen. Es dient als Maß für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Veränderungsrate des realen BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum. Neben der absoluten Höhe wird das BIP oft auch als BIP je Einwohner (BIP/Ew) oder BIP je Erwerbstätigen angegeben. Bei internationalen Vergleichen wird das BIP auch in Kaufkraftstandards angegeben. BRICS: Die BRICS-Staaten sind eine Vereinigung von aufstrebenden Volkswirtschaften. Die Abkürzung steht für die Anfangsbuchstaben der fünf Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Brain drain: Englisch für Abwanderung von Fachkräften. Gegenteil: Brain gain (Zuwanderung von Fachkräften). Branchenportfolioanalyse: s. Portfolioanalyse. BW: Abkürzung für das Bundesland Baden-Württemberg entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. BWS: Abkürzung für Bruttowertschöpfung. Diese berechnet sich aus dem Gesamtwert der in Produktionsprozessen erzeugten Waren und Dienstleistungen abzüglich des Wertes der Vorleistungen. BY: Abkürzung für das Bundesland Bayern entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. Chemiepark: Ein Chemiepark ist ein abgegrenztes Industriegelände, auf dem mehrere unabhängige Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie tätig sind. Die Standortunternehmen sind untereinander durch gemeinsame Wertschöpfungsketten verflochten, und teilen sich die standortbezogenen Infrastrukturen und angebotenen Dienstleistungen. Letztere werden i.d.R. durch eine öffentliche oder private Betreibergesellschaft des Chemieparks erbracht. Mittlerweile wurde dieses Konzept auch auf andere Branchen übertragen und man spricht daher allgemein von Industrieparks. Cluster: Englisch für Traube, Bündel, Schwarm oder Haufen. In der Wirtschaft wird unter diesem Begriff die räumliche Ballung von mehreren Betrieben mit ähnlichen Merkmalen (Branchen, Werkstoffe etc.) verstanden, die sich gegenseitig ergänzen und in Netzwerkstrukturen integriert sind. CRM: Abkürzung aus der Informationstechnologie, welche Software bzw. Applikationen zum Content Rights Management (=digitale Rechteverwaltung) bzw. zum Customer-Relationship-Management (=Kundendokumentationen) beinhalten. DAX: Abkürzung für Deutscher Aktienindex. Im DAX sind die Werte der 30 größten Aktiengesellschaften aus den unterschiedlichsten Branchen gelistet, während der MDAX 50 Werte vor allem mittelgroßer dt. Unternehmen der klassischen Branchen umfasst. Im TecDAX sind 30 Technologiewerte und im SDAX 50 kleinere Unternehmen zusammengefasst. Damit repräsentieren die vier Aktienindizes 160 Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen – von Kreditanstalten über Bauunternehmen bis hin zu Automobilherstellern. Einige wenige Unternehmen mit Sitz im Ausland sind ebenfalls an der Deutschen Börse gelistet. Deindustrialisierung: Die Deindustrialisierung kennzeichnet eine Phase des Übergangs von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, in welcher es zu einer Abnahme der Beschäftigung im Industriebereich und zur Zunahme von Beschäftigung im Dienstleistungssektor kommt. DGG: Abkürzung für Deutsche GVZ-Gesellschaft (siehe GVZ). Edutainment: Zusammengesetzes Kunstwort aus den englischen Begriffen „Education“ und „Entertainment“ 124 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge EE-BIP: Gesamtwert aller innerhalb eines Jahres in der Branche der Erneuerbaren Energien hergestellten Güter, Waren und Dienstleistungen (vgl. hierzu auch BIP). Employee-buy-out (EBO): s. Management-buy-out. Endprodukt: Hierunter versteht man Güter und auch Dienstleistungen, die an einen Konsumenten verkauft / geliefert und somit in der Wertschöpfungskette nicht weiter verarbeitet werden. Entrepreneurship: Englisch Für Unternehmertum. Neben den reinen Umschlagseinrichtungen offerieren moderne GVZ auch weitergehende, logistikbezogene Dienstleistungen, wie z.B. Übernachtungsangebote, Fahrzeugreinigung, Zollabwicklung etc. Halbware / Halbfabrikate: Hierunter bezeichnet man in der Produktionswirtschaft teilweise fertig erzeugte Vorprodukte, die entweder zur späteren Weiterverarbeitung bzw. Fertigstellung auf Lager gelegt, oder aber andere Unternehmen zur Weiterverarbeitung geliefert werden. HB: Abkürzung für das Bundesland Bremen entsprechend Erneuerbare Energien (EE): Als erneuerbare regenerative der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. oder alternative Energien werden Energieträger bezeichnet, die praktisch unerschöpflich zur Verfügung stehen. Damit grenzen sie sich von fossilen Energien ab, die nicht regenerierbar sind. Erneuerbare Energien gelten neben höherer Energieeffizienz als wichtigste Säule einer nachhaltigen Energiepolitik. HE: Abkürzung für das Bundesland Hessen entsprechend ERP: englische Abkürzung aus der Informationstechnologie für Enterprise-Resource-Planning (= Einsatzplanung gaben der Länder zur Finanzierung ihrer Hochschuleinrichtungen. der in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen). Erreichbarkeitsindikatoren: Erreichbarkeit lässt sich einfach als Distanz oder Reisezeit ausdrücken. Komplexere Indikatoren sind Konstrukte aus zwei Faktoren: den Aktivitäten oder Gelegenheiten, die potenziell am Zielort zu erreichen sind, sowie dem Aufwand, der nötig ist, diese zu erreichen (Schürmann et al., 2000). Folgende komplexe Indikatoren werden benutzt, um Erreichbarkeit zu messen: Tägliche Erreichbarkeit: Gemessen wird hier die Summe aller Gelegenheiten, die innerhalb einer bestimmten Zeitspanne (z.B. 5 Stunden) mit dem gewählten Verkehrsmittel zu erreichen sind (Törnqvist, 1970). Potenzialerreichbarkeit: Basierend auf der Annahme, dass die Attraktivität möglicher Ziele mit deren Größe steigt, aber mit wachsendem Reiseaufwand sinkt, wird das Potenzial als Summe aller über den Reiseaufwand gewichteten Ziele berechnet (Hansen, 1959; Keeble et al., 1982; 1988). Erwerbslose: s. Erwerbspersonen. Erwerbspersonen: Erwerbspersonen sind alle Personen einer Volkswirtschaft, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen (Erwerbstätige) oder eine suchen (Erwerbslose). Die Erwerbsquote berechnet sich daraus als der Anteil der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung einer Volkswirtschaft. Erwerbsquote: s. Erwerbspersonen. Erwerbstätige: s. Erwerbspersonen. Exportquote: Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in Prozent. F&E: Abkürzung für Forschung und Entwicklung (auch: FuE). Entsprechend meint F&E-Personal die Anzahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung. Gateway: Engl. Für Ausfahrt, Torweg, Toreinfahrt. Bezeichnet in der Logistikwirtschaft wichtige Knotenpunkte, beispielsweise intermodale Terminals, Fährhäfen oder Grenzübergänge. GVZ: Abkürzung für Güterverkehrszentrum. Darunter versteht man Logistikzentren zur Umladung von Gütern zwischen verschiedenen Verkehrsträgern, zur Zusammenstellung von Ladungen und zur Transportvorbereitung. der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. HH: Abkürzung für das Bundesland Bremen entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. HS-Ausgaben: Abkürzung für Hochschulausgaben. Aus- Hub: Englisch für Nabe; bezeichnet eine Hauptumschlagbasis in der Logistikwirtschaft. Hub-and-spoke: Verteilersystem in welchem zur besseren Auslastung von Fahrzeugen Sendungen an einer zentralen Verteilerstelle gesammelt und dann weitertransportiert werden. IaaS: englischesprachige Abkürzung aus der Informationstechnik für Infrastructure as a service. Darunter versteht man im Gegensatz zum Kauf die Anmietung von Rechnerinfrastrukturen (hardware) bei Bedarf. IGLU: Deutsche Abkürzung für Internationale GrundschulLese-Untersuchung. Industrialisierung: allgemein bezeichnet man darunter die Ausbreitung der Industrie, meist einhergehend mit der Ausbreitung arbeitsteiliger Wirtschaften. Dabei entsteht die Industrie oft aus gewerblichen Tätigkeiten, und es kommt zur Aufgliederung in spezialisierte Produktionsschritte, oft auch einhergehend mit einer Mechanisierung der Arbeit. In Mitteleuropa fand die Industrialisierung schon im 18. Jahrhundert statt; in anderen Erdteilen ist sie noch heute zu Gange. IuK: Abkürzung für Informations- und Kommunikationstechnologie. JadeWeserPort: Name des neuen Tiefwasserhafens mit Containerterminal in Wilhelmshaven, der am 21. September 2012 offiziell in Betrieb genommen wurde. Er ist der einzige Tiefwasserhafen Deutschlands. KEP: Abkürzung für Kurier-Express-Paket-Dienst. In Deutschland wird der Markt der KEP-Dienste von folgenden sieben Anbietern beherrscht: DHL, DPD, FedEx, GLS, Hermes, TNT und UPS. Daneben gibt es regional operierende kleinere Anbieter, sowie die großen Speditionen, die teilweise ebenfalls KEP-Dienstleistungen anbieten (letztere i.d.R. aber nur für gewerbliche Kunden, weniger für Privatkunden). KMU: Abkürzung für kleine und mittlere Unternehmen. Kombinat: Unter Kombinat verstand man in der DDR und anderen sozialistischen Ländern eine konzernartige, d.h. horizontal und vertikal integrierte Gruppe von Volkseigenen Betrieben (VEB) mit ähnlichen Produktionsprofil und Produktionsverflechtungen. 125 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Konvergenz: Aus dem Lateinischen convergere (für „sich OECD. Diese untersucht, inwieweit Schülerinnen und hinneigen“, „zueinander neigen“). In der Wirtschafts- und Regionalpolitik versteht man darunter die Angleichung wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse in allen Teilregionen eines Staates. Schüler gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit die Kenntnisse und Fähigkeiten für eine volle Teilhabe an der Wissensgesellschaft erworben haben. Leap frogging: Aus dem Englischen. Überspringen von Branchen zu identifizieren anhand der Entwicklung der Beschäftigung innerhalb eines Zeitraumes (y-Achse), sowie der Beschäftigungsanteile der Branchen am Zielzeitpunkt (x-Achse). Zusätzlich kann die absolute Anzahl der Beschäftigten durch die Kreisgröße im Diagramm dargestellt werden. Die Einteilung in Aufsteiger, Stars, Verlierer und Basis erfolgt anhand von Quadranten, die durch Linien der beiden Durchschnitte gebildet werden. Damit wird die aktuelle Bedeutung einer Branche für den Arbeitsmarkt, sowie deren Entwicklung, abgebildet. Entwicklungsphasen, sich sprunghaft entwickeln Management-buy-outs (MBO): Hierunter versteht man eine Unternehmensübernahme, bei dem das Management die Kapitalmehrheit von den bisherigen Eigentümern erwirbt. Übernimmt die Belegschaft die Kapitalmehrheit, spricht man hingegen von Employee-buy-out. MDAX: s. CRM: Abkürzung aus der Informationstechnologie, welche Software bzw. Applikationen zum Content Rights Management (=digitale Rechteverwaltung) bzw. zum Customer-Relationship-Management Portfolioanalyse: Methodik, um starke und schwache Ranking Standortqualität: Das Ranking basiert auf einem DAX. Gesamtindex, der sich aus 58 Einzelindikatoren zusammensetzt, u.a. aus den Bereichen Arbeitsbeziehungen, Humankapitalausstattung, Infrastruktur und Innovationen. ME: Millionen Einheiten R-Anteil, R-Rang: Im Kapitel Erneuerbare Energien wird (=Kundendokumentationen) beinhalten. MTU: Die Motoren- und Turbinen-Union Friedrichshafen GmbH ist eine deutsche Maschinenbaufirma mit Hauptsitz in Friedrichshafen am Bodensee. Sie zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Großdieselmotoren und kompletten Antriebssystemen. MV: Abkürzung für das Bundesland MecklenburgVorpommern entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. Nanotechnologie (auch Nanotechnik): altgriechisch von nános, Zwerg. Darunter werden neue Technologien und Produkte in der Cluster- und Oberflächenphysik, Oberflächenchemie, sowie in der Halbleiterphysik und neuerdings auch im Maschinenbau und der Lebensmitteltechnik verstanden. Gemeinsam ist den Techniken, dass sie sich mit Materialien und Strukturen in der Größenordnung von Einzelatomen bis 100 Nanometern (nm) beschäftigen. NBL: Abkürzung für Neue Bundesländer NI: Abkürzung für das Bundesland Niedersachsen ent- unter R-Anteil der Anteil der regionalen Bruttobeschäftigung der Erneuerbaren Energien an der entsprechenden Bruttobeschäftigung in ganz Deutschland verstanden. Der R-Rang gibt dann den rangplatz innerhalb der Bundesländer in Bezug auf den R-Anteil an. Raumordnungsregionen: Darunter versteht man in Deutschland großräumig, funktional abgegrenzte Raumeinheiten für die Raumordnungsberichtserstattung des Bundes, wobei die funktionale Abgrenzung im Wesentlichen auf Pendlerverflechtungen beruht. Insofern repräsentiert eine Raumordnungsregion eine Kernstadt samt Umland. Reindustrialisierung: Die Reindustrialisierung ist der dritte Schritt einer Industrieentwicklung, und bezeichnet das Bemühen verantwortlicher Politiker und Stellen, wieder neue Industrien in alten Industriegebieten anzusiedeln, die zuvor von Deindustrialisierungsprozessen betroffen waren. RGW-Staaten: Darunter verstand man die Staaten des Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe. Dieser Rat entstand Bestimmung der regionalen Gründungsneigung, welcher seit 1998 jährlich vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) berechnet wird. Darin ein gehen Existenz- und Betriebsgründungen, Übernahmen sowie Zuzüge von Gewerbetreibenden. 1949 unter sowjetischer Führung als Gegenpol zum Marshallplan der USA zum Wiederaufbau Westeuropas. Bulgarien, die CSSR, Polen, Rumänien, die Sowjetunion und Ungarn zählten zu den Gründungsmitgliedern, später folgten Albanien, die DDR (1950), die Mongolei (1962), Kuba (1972) und Vietnam (1978). Der Rat versuchte mittels Arbeitsteilung und Abstimmung die Wirtschaftskraft aller beteiligten Staaten verbessern (SÖI – Sozialistische ökonomische Integration). Abgerechnet wurde der Handel in Transferrubel. NW: Abkürzung für das Bundesland Nordrhein-Westfalen RP: Abkürzung für das Bundesland Rheinland-Pfalz ent- entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. sprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. OECD: Englisch für Organisation for Economic Cooperation and Development (dt. Organisation für wirt- RTW: Abkürzung für Rettungswagen. sprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. NUI-Index (auch NUI-Ranking): Index (bzw. Ranking) zu Neuen Unternehmerischen Initiativen in Deutschland zur schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). SaaS: englische Abkürzung aus der Informationstechnik für Software as a service. Darunter versteht man, dass PaaS: englischsprachige Abkürzung aus der Informationstechnologie für Platform as a service. Darunter ver- Software nicht als Produkt gekauft sondern als Dienstleistung von einem Kunden gemietet wird. Die Software läuft dann auf den Servern des IT-Dienstleister. steht man eine Dienstleistung zur Bereitstellung einer Computer-Plattform in der Cloud für Entwickler von Webanwendungen. SCM: englische Abkürzung aus der Informationstechnik für Software-Configuration-Management, d.h. zur Soft- PISA: Englische Abkürzung für Programme for International Student Assessment (dt. Internationales Programm ware-Versionsverwaltung. zur Mitverfolgung des von Schülern Erreichten). Darunter versteht man die internationale Schulleistungsstudie der Deutsche Demokratische Republik, DDR) 126 SBZ – Sowjetische Besatzungszone (bis 1949, danach Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge SDAX: s. CRM: Abkürzung aus der Informationstechnologie, welche Software bzw. Applikationen zum Content Rights Management (=digitale Rechteverwaltung) bzw. zum Customer-Relationship-Management (=Kundendokumentationen) beinhalten. DAX. Selbständigenquote: Anteil der Selbständigen an allen TEN-T – Trans-European Transport Networks: Die transeuropäischen Verkehrsnetze sind Teil der von der Europäischen Union definierten und geförderten Infrastrukturnetze von strategischer Bedeutung für das Zusammenwachsen der Regionen in der EU, die neben Verkehrsnetzen auch Kommunikations-, Informations-, Ortungs-, Navigationseinrichtungen sowie Pipelines umfassen (Lemke et al., 2001). Erwerbstätigen einer Volkswirtschaft (in %). TEU: Abkürzung für Twenty-Foot Equivalent Unit, und SH: Abkürzung für das Bundesland Schleswig-Holstein bezeichnet den Standardcontainer im internationalen Containertransport. Er wird oft als Größe zur Beschreibung der Ladekapazität von Containerschiffen verwendet. Ein TEU entspricht einem 20-Fuß-ISO Container. entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. SL: Abkürzung für das Bundesland Saarland entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. SN: Abkürzung für das Bundesland Sachsen entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. Spillover-Effekte: wörtlich Übertragungseffekt (vom englischen to spill – verschütten, überlaufen). In der Regionalforschung versteht man darunter, dass positive (oder negative) Wirtschaftsprozesse vom Kern eines Agglomerationsraumes bzw. einer Stadt auf die Umlandregionen ausstrahlen, und dort ebenfalls positive (oder negative) Prozesse in Gang setzen. TH: Abkürzung für das Bundesland Thüringen entsprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. THA – Treuhandanstalt (kurz: Treuhand): Gegen Ende der DDR gegründete bundeseigene Anstalt mit der Aufgabe, die Volkseigenen Betriebe der DDR nach den Grundsätzen der Marktwirtschaft zu privatisieren (ganz oder in Teilen an Investoren zu verkaufen) oder stillzulegen. ThCM: Abkürzung für Thüringer Clustermanagement TIMSS: Englische Abkürzung für Trends in International Mathematics and Science Study. Diese vergleichende sprechend der Liste der ISO-3166-2 Kodierung für Deutschland. Studie erfasst das mathematische und naturwissenschaftliche Grundverständnis von Schülerinnen und Schülern am Ende der 4. Jahrgangsstufe in einem vierjährigen Rhythmus. Staatseigentum Gesundheit: Strukturen des Gesundheits- UBS: Union Bank of Switzerland. Die UBS AG ist eine wesen in der ehemaligen DDR waren: Ambulante Versorgung: Ambulanzen Betriebsgesundheitswesen: Dispensairbetreuung: Jugendgesundheitspflege Pionierarbeit in der Diabetesforschung und das erste Krebsregister als besonderes Erbe Schweizer Großbank mit Hauptsitzen in Zürich und Basel, die zu den weltweit größten Vermögensverwaltern gehört. ST: Abkürzung für das Bundesland Sachsen-Anhalt ent- VDE – Verkehrsprojekte Deutsche Einheit: Ein Bündel von 17 bedeutenden Verkehrsprojekten zur besseren Vernetzung der alten und neuen Bundesländer, die auf Grundlage des sog. Beschleunigungsgesetzes vorrangig umgesetzt wurden. VEB – Volkseigene Betrieb(e): Rechtsform der IndustrieStart-Up: Junges, gerade gegründetes Unternehmen; innovative Unternehmen in der Gründungsphase (oftmals in der IT-Branche), i.d.R. mit hohen (externen) Finanzierungsbedarf in der Starphase SWOT-Analyse: Englische Abkürzung für StärkenSchwächen-Chancen-Risiken-Analyse. Sie dient der Positionsbestimmung sowie der Strategieentwicklung von Unternehmen, Organisationen oder Regionen. Talentindex: Index zur Stärken-Schwächen-Analyse einer Region im Hinblick auf seine Talente, definiert als der Anteil von Personen mit Hochschulabschluss an der Bevölkerung plus den Anteil von Erwerbstätigen in kreativen Berufen an allen Erwerbstätigen. TecDAX: s. CRM: Abkürzung aus der Informationstechnologie, welche Software bzw. Applikationen zum Content Rights Management (=digitale Rechteverwaltung) bzw. zum Customer-Relationship-Management (=Kundendokumentationen) beinhalten. DAX. Technologieindex: Index zur Stärken-Schwächen-Analyse einer Region im Hinblick auf seine Technologieführerschaft, definiert als Zahl der Patente und Hochtechnologiepatente je 100.000 Einwohnern plus den Anteil der Ausgaben für F&E einer Region am regionalen BIP. und Dienstleistungsbetriebe in der DDR, gegründet nach sowjetischem Vorbild, als Ergebnis der Enteignung und Verstaatlichung von Privatunternehmen. Venture Capital: Englisch für Risiko- oder Wagniskapital. Meist durch Beteiligungsgesellschaften den Unternehmen gegeben in Form von vollhaftendem Eigenkapital. Vorprodukt: Hierunter bezeichnet man in der Produktion fertiggestellte Produkte und Teilkomponenten, die als Komponente in Endprodukten benötigt werden. Wanderungssaldo (auch Wanderungsbilanz): Das Wanderungssaldo bezeichnet die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung in einem festgelegten Zeitraum in einer bestimmten Region (Nation, Bundesland, Regierungsbezirk Kreis oder Kommune). Weiche Standortfaktoren: Standortfaktoren bestimmen die Attraktivität eines Standortes für Unternehmen verschiedener Branchen, wobei verschiedene Branchen unterschiedliche Ansprüche an einen Standort stellen. Räumliche Unterschiede in den Ausprägungen dieser Faktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, welche wiederum zu einer räumlichen differenzierten Standortwahl von Unternehmen führt. Aufgrund der Ubiquität von harten Standortfaktoren (Infrastruktur, Arbeitskräfteangebot, Ressourcenverfügbarkeit, Steuern, 127 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Legislative, Nähe zu Absatzmärkten) spielen in den jüngsten Jahren zunehmen weiche Standortfaktoren eine entscheidende Rolle für Standortentscheidungen von Unternehmen. Letztere beinhalten Faktoren wie das Bildungs- und Kulturangebot, Freizeitangebote, Umweltqualität, soziales Umfeld etc., mithin Faktoren, die bei der Anwerbung hochqualifizierter Arbeitnehmer immer wichtiger werden. 128 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Daten- und Literaturverzeichnis Die verwendeten Daten- und Literaturquellen werden im Folgenden zunächst nach Kapiteln und innerhalb der Kapitel alphabetisch geordnet. Die Industrie als Motor wirtschaftlicher Entwicklung Abelshauser, W. (2012): Über alle Krisen hinweg – das deutsche Modell beweist seine Stärke. Interview in: RegioPol eins + zwei, Hannover, S. 43-49. Ambrosius, G.; Plumpe, W.; Petzina, ‚D. (Hrsg.) (1996): Moderne Wirtschafsgeschichte. Eine Einführung für Historiker und Ökonomen. München. Busse, C. (2012): Die große Versuchung. In: Süddeutsche Zeitung vom 8.11.2012. Erhard, L. (2000): Wohlstand für Alle. Düsseldorf. Paqué, K.-H. (2009): Die Bilanz. Eine wirtschaftliche Analyse der Deutschen Einheit. München. 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Übersicht über die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit An der Deutschen Börse notierte Unternehmen mit Sitz in Deutschland Hochtechnologiepatente nach europäischen Metropolregionen „Hidden Champions“ in Ostdeutschland Kernindikatoren in Deutschland: Ost-West-Vergleich Wanderungsströme zwischen Ost- und Westdeutschland Die Thüringer Wachstumsfelder TTT-Index der Wirtschaftsregionen 139 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Anhang A.1 Übersicht über die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Ausgaben des Bundes für die 17 VDE Projekte bis Ende 2011. V e rke h rs V orh abe n träge r L änge ( km) : Ge s amt ( Ne u bau ) Ge s amti nv e s ti ti on ( M i o E UR) Au s gabe n bi s E nde 2011 ( M i o E UR) Ggf. noc h zu i nv e s ti e re n ( M i o E UR) % re al i s i e rt Bahn V DE 1, Lübeck/Hagenow LandStrals und 195 (0) 861 581 280 Bahn V DE 2, Hamburg-Büchen-Berlin 274 (0) 2680 2677 3 99,9 Bahn V DE 3, Uelzen-Stendal 107 (0) 318 318 0 100,0 Bahn V DE 4, Hannover-Berlin 250 (161) 2678 2678 0 100,0 Bahn V DE 5, Helms tedt-Magdeburg-Berlin 183 (0) 1245 1245 0 100,0 Bahn V DE 6, Eichenberg-Halle 160 (0) 271 271 0 100,0 Bahn V DE 7, Bebra-Erfurt 97 (0) 913 913 0 100,0 Bahn V DE 8, Nürnberg-Erfurt 185 (104) 5280 2204 3076 41,7 Bahn V DE 8, Erfurt-Halle/Leipzig 121 (118) 2742 1882 1860 68,6 Bahn V DE 8, Berlin-Halle/Leipzig 188 (23) 1663 1653 10 99,4 Bahn V DE 9, Leipzig-Dres den 110 (9) 1451 997 454 68,7 Straße V DE 10, Lübeck-Stettin (A20) 310 (310) 1900 1880 20 98,9 Straße V DE 11, Hannover-Berlin (A2), Berliner Süd-/Os tring (A10) 307 (0) 2350 2200 150 93,6 Straße V DE 12, Nürnberg-Berlin (A9) 359 (0) 2900 2705 195 93,3 Straße V DE 13, Göttingen-Halle (A38), W es tumfahrung Halle (A143) 193 (193) 1815 1570 245 86,5 Straße V DE 14, Halle-Magdeburg (A14) 83 (83) 650 645 5 99,2 417 (63) 5000 3275 1725 65,5 198 (198) 2660 2645 15 99,4 227 (6) 2037 1526 511 74,9 Straße Straße W as s er 140 V DE 15, Kas s el-Eis enach (A44), Eis enach-Görlitz (A4) V DE 16, Schweinfurt-Erfurt (A71), Lichtenfels -Suhl (A73) V DE 17, Hannover-Magdeburg-Berlin 67,5 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Anhang A.2 An der Deutschen Börse notierte Unternehmen (Sitz in BRD) 141 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Anhang A.3 Hochtechnologiepatente nach europäischen Metropolregionen Folgende Tabelle zeigt ein Ranking ausgewählter europäischer Metropolregionen hinsichtlich der Anzahl von Patentanmeldungen von Hochtechnologiepatenten (Quelle: Eurostat, 2013). Aufgrund mangelnder Daten erhebt dieses Ranking keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da eine Reihe von europäischen Ländern fehlt (z.B. Finnland, Norwegen und Schweden, sowie einige osteuropäisch Länder). Ostdeutsche Metropolregionen sind farblich hervorgehoben. Im Anschluss an die Tabelle werden die aktuellen Zahlen für ausgewählte Metropolregionen nochmals grafisch verglichen. Rang 2009 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 142 Metropolregion Land Paris München Berlin Stuttgart Nürnberg Frankfurt am Main Bruxelles / Brussel Düsseldorf Madrid København Köln Heidelberg Toulouse Hamburg Regensburg Mannheim Hannover Karlsruhe Antwerpen Freiburg im Breisgau Aachen Dresden Barcelona Lyon Bremen Bielefeld Gent Montpellier Dublin Braunschweig Bordeaux Augsburg Ulm Århus Erfurt Strasbourg Mainz Hildesheim Reutlingen Leipzig Paderborn Pforzheim Koblenz Liège Lille-Dunkerque-V. Cork Würzburg Ingolstadt Münster Sevilla Göttingen Heilbronn Odense Nantes Bilbao Kiel Kassel Athina Aalborg FR DE DE DE DE DE BE DE ES DK DE DE FR DE DE DE DE DE BE DE DE DE ES FR DE DE BE FR IE DE FR DE DE DK DE FR DE DE DE DE DE DE DE BE FR IE DE DE DE ES DE DE DK FR ES DE DE GR DK 2000 881,1 879,8 266,3 373,6 191,6 238,1 117,5 197,4 39,3 201,8 86,4 68,2 70,9 93,2 89,6 34,7 67,5 49,0 50,5 38,1 136,4 99,2 51,0 46,0 19,6 59,4 28,9 16,0 33,7 29,2 7,5 41,8 33,6 28,7 13,9 38,7 21,1 43,7 21,6 7,7 29,7 15,4 2,8 8,0 15,8 7,4 15,6 17,7 9,8 0,5 12,9 22,3 3,3 10,6 3,5 25,1 5,1 7,4 20,3 2001 889,7 880,5 228,6 303,5 253,7 202,7 139,5 190,3 51,5 184,3 107,6 122,3 86,7 76,9 80,6 66,9 77,7 55,3 58,0 37,9 157,0 100,5 34,1 45,5 21,4 57,6 32,1 17,6 53,6 53,4 11,7 33,4 50,2 26,1 9,1 31,6 21,4 38,1 24,5 6,5 15,5 14,1 4,9 4,8 17,1 13,8 17,6 19,7 19,5 2,2 20,4 18,5 5,5 17,4 3,0 19,0 3,0 10,5 18,2 2002 832,1 716,7 241,5 312,4 217,5 201,6 150,4 180,9 44,1 176,2 87,5 135,6 85,3 103,0 80,4 63,1 85,7 72,9 103,9 42,5 193,5 77,3 42,9 45,2 13,6 32,0 37,0 13,8 41,3 35,4 7,7 33,7 48,6 28,5 13,6 29,3 42,7 33,3 16,0 14,1 20,1 15,5 2,8 6,2 14,9 12,9 25,2 13,6 11,6 5,0 17,7 12,6 4,6 11,8 5,2 22,4 4,5 13,7 19,5 2003 846,5 633,7 229,0 274,6 159,3 176,3 119,8 158,5 40,4 212,4 78,4 129,4 79,8 120,9 87,7 50,4 102,7 63,2 48,5 42,3 200,1 45,5 48,7 34,3 31,3 30,5 39,0 17,0 23,6 41,4 5,9 28,5 37,0 13,6 18,7 23,4 22,0 28,3 12,0 10,8 20,6 15,3 3,3 7,3 15,4 15,9 23,9 8,9 7,8 2,8 16,6 20,6 4,8 16,0 3,0 13,8 3,0 15,2 23,3 2004 854,5 525,9 216,4 313,3 172,0 216,1 149,4 162,3 63,8 207,1 91,4 109,1 99,6 105,6 104,6 73,6 100,0 91,1 69,9 38,0 185,8 47,2 40,7 25,3 34,8 30,3 41,8 22,8 38,1 28,3 17,0 25,7 22,1 14,9 18,3 23,8 25,0 29,7 28,0 7,1 21,0 19,9 1,0 6,1 16,4 9,5 20,3 19,7 4,4 1,2 18,6 43,7 2,2 18,5 4,9 20,1 4,7 12,2 23,0 2005 748,6 526,1 238,3 267,5 167,1 179,0 151,6 142,7 84,4 183,0 87,9 67,4 135,8 110,0 97,7 71,5 80,9 62,5 68,7 43,4 163,6 64,5 40,4 31,4 27,8 23,4 49,0 25,1 31,5 22,8 8,9 28,9 31,3 20,7 19,2 18,6 27,8 25,1 21,2 5,7 12,5 14,7 2,1 4,8 13,9 12,7 6,2 15,5 7,7 3,8 11,0 40,7 4,9 23,0 1,3 14,0 1,0 11,9 17,2 2006 774,3 566,9 235,2 246,0 215,8 174,5 142,5 137,0 76,1 169,4 59,0 81,7 144,4 112,2 84,9 60,5 48,6 63,8 59,2 43,1 49,7 56,3 49,6 29,8 33,4 30,0 33,9 13,0 41,8 16,9 22,1 11,9 35,7 15,7 10,2 31,8 13,4 19,4 17,3 7,4 18,1 15,0 3,1 4,0 17,4 7,5 12,5 7,2 5,0 7,5 8,1 20,1 4,1 16,1 8,7 4,8 3,8 12,5 19,2 2007 767,2 554,0 258,5 242,3 207,6 192,2 158,5 147,8 96,6 155,9 84,9 57,3 132,0 128,4 110,0 59,9 63,4 52,5 52,4 49,5 38,5 52,2 54,8 38,8 24,9 21,4 43,1 10,2 37,6 15,2 24,5 32,0 40,6 28,0 4,6 26,8 18,3 20,3 15,2 16,4 18,4 11,2 1,5 12,9 18,9 12,0 12,5 14,5 4,5 5,0 8,7 14,0 4,3 15,8 5,9 8,5 2,4 9,3 21,6 2008 764,4 434,6 225,0 241,7 166,7 154,9 132,6 147,9 106,3 164,2 93,0 100,0 133,3 137,5 98,6 42,2 82,7 33,6 50,9 60,1 54,4 54,0 58,4 39,5 33,5 24,0 32,5 13,3 43,4 25,2 24,3 20,0 23,6 20,5 16,2 26,7 24,9 16,0 14,3 20,8 24,9 13,6 4,5 8,9 21,7 18,0 14,0 7,5 10,7 5,3 18,4 15,7 5,6 18,9 10,1 10,1 1,9 11,9 13,1 2009 677,6 318,0 198,3 176,9 169,6 142,2 125,5 120,9 111,4 109,8 90,7 89,8 83,2 76,4 49,6 48,3 48,2 44,8 42,0 37,3 37,2 37,0 36,7 31,4 28,1 25,8 25,0 22,9 21,6 21,4 21,2 21,0 20,2 18,6 18,0 17,9 16,9 15,5 15,2 15,2 13,1 13,0 12,9 12,4 12,3 12,0 11,5 9,9 9,7 9,6 9,5 9,5 7,3 7,2 7,1 7,1 5,6 5,4 5,1 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. Charleroi Oldenburg (Oldenburg) Halle an der Saale Chemnitz Saarbrücken Coruña (A) Tallinn Lübeck Pamplona/Iruña Praha Siegen Donostia-San S. Valencia Wolfsburg Sofia Bremerhaven Thessaloniki Osnabrück Palma de Mallorca Oviedo - Gijón Rostock Brno Málaga - Marbella Zaragoza Plzen Valladolid Córdoba Granada Magdeburg Murcia - Cartagena Santander Schwerin Vigo Plovdiv Varna Ostrava Cottbus Las Palmas Alicante/Alacant/Elx Santa Cruz de Ten. Cádiz - Algeciras FR DE DE DE DE ES EE DE ES CZ DE ES ES DE BG DE GR DE ES ES DE CZ ES ES CZ ES ES ES DE ES ES DE ES BG BG CZ DE ES ES ES ES 2,1 6,3 6,4 8,3 7,3 1,0 1,2 0,5 2,0 3,8 7,2 2,2 3,5 14,7 6,2 8,0 2,0 0,7 3,7 4,0 5,1 3,1 10,2 4,6 1,4 2,3 1,0 9,2 0,6 1,3 4,3 16,4 6,8 1,6 1,0 6,5 3,0 1,3 : 0,7 8,0 1,9 0,2 5,9 0,2 4,6 3,4 1,3 5,8 3,0 2,8 2,5 1,2 0,9 1,0 5,2 4,0 10,5 0,9 11,4 1,2 1,2 4,2 2,3 5,1 4,6 0,5 8,0 9,6 1,0 3,2 3,3 6,3 1,0 5,7 15,1 2,5 9,8 3,2 6,3 7,4 2,0 5,2 1,7 1,0 18,3 8,2 0,8 1,3 1,7 6,0 0,8 4,6 5,5 2,7 7,7 2,0 2,0 2,9 3,0 7,6 1,5 2,3 10,1 6,9 2,2 4,8 1,2 4,4 1,3 2,5 1,8 0,5 11,7 2,7 2,0 2,9 4,2 0,8 0,6 1,0 1,2 3,3 1,0 1,6 4,2 2,3 1,3 4,0 1,3 0,1 0,8 0,4 2,0 2,1 0,2 0,4 0,8 0,5 1,1 2,3 0,3 0,5 7,2 1,5 0,3 0,9 1,5 0,3 0,3 0,5 2,8 0,7 0,6 0,3 1,0 0,9 2,4 2,2 1,0 3,8 0,6 1,0 1,0 1,0 1,0 0,5 1,8 8,4 7,0 4,6 6,1 2,2 3,1 1,6 1,3 8,7 2,3 3,0 8,9 5,0 4,1 1,8 1,9 8,7 1,0 0,3 1,3 3,5 9,6 8,1 7,0 3,0 7,8 8,6 2,0 6,7 4,8 5,5 5,9 4,3 6,7 0,5 7,4 0,3 1,0 2,1 2,4 4,0 11,6 1,0 1,7 3,0 1,5 0,3 2,5 1,2 0,9 5,1 5,2 12,4 13,8 1,0 11,0 5,9 5,6 7,5 1,5 1,0 11,9 4,6 1,5 1,0 2,3 5,2 1,3 2,7 3,9 4,8 : 2,3 0,6 0,7 1,0 1,6 2,0 3,5 4,3 4,0 6,1 7,1 13,6 4,0 15,6 4,2 9,1 7,1 3,0 4,9 10,2 5,0 2,6 0,8 0,3 2,9 7,0 2,7 6,3 2,1 1,3 0,3 0,3 6,2 1,5 4,5 1,0 0,5 1,0 2,7 0,4 1,0 8,5 0,3 0,8 0,3 1,7 0,1 2,5 4,5 4,5 4,5 4,4 4,3 4,0 3,7 3,7 3,6 3,4 3,3 2,5 2,5 2,5 2,0 2,0 2,0 1,8 1,5 1,5 1,4 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 1,0 1,0 0,7 0,5 0,5 0,3 0,3 1,0 3,7 1,0 Anzahl Hochtechnologiepatente ausgewählter europäischer und ostdeutscher Metropolregionen in 2009 Paris München Berlin Stuttgart Nürnberg Frankfurt/M Brüssel Düsseldorf Madrid Kopenhagen Dresden Erfurt Leipzig Halle/Saale Chemnitz Rostock Magdeburg Schwerin 0,0 100,0 200,0 300,0 400,0 500,0 600,0 700,0 143 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Anhang A.4 „Hidden Champions“ in Ostdeutschland Folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über kleine und mittlere (Familien-)Unternehmen in Ostdeutschland, die aufgrund ihrer hochspezialisierten Produkte zwar zu Weltmarktführern aufgestiegen sind, dennoch wenig im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen (Quelle: Weissman, 2013). Unternehmen Ort Branche Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin IT- und Datenverarbeitung Sonstige Geräteherstellung Medizintechnik Sonstige Geräteherstellung Sonstige Geräteherstellung Elektroindustrie Konsumgüterherstellung Elektroindustrie Elektroindustrie Energie- und Wasserversorgung Papierindustrie Sonstige Geräteherstellung Maschinen- und Anlagenbau Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik IT- und Datenverarbeitung Musikindustrie Sonstige Geräteherstellung Maschinen- und Anlagenbau Sonstige Geräteherstellung Teltow Hennigsdorf Neuruppin Finsterwalde Wittstock/Dosse Potsdam Elektroindustrie Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik Entsorgungsindustrie Maschinen- und Anlagenbau Holzindustrie Software Neustadt-Glewe Torgelow Wismar Grabow Schwerin Waren (Müritz) Metallverarbeitung Metallverarbeitung Holzindustrie Nahrung / Genuss / Tabak Medizintechnik Metallverarbeitung Chemnitz Freiberg Freiberg Dresden Pirna Freiberg Dresden Leipzig Dresden Chemnitz Leipzig Gonsdorf Dresden Schneeberg Mittweida Chemnitz Dresden Bad Düben Hohenstein-Ernstthal Halsbrücke Freiberg Meißen Chemnitz Dresden Lichtenstein Neukirch/Lausitz Leipzig Dresden Plauen Maschinen- und Anlagenbau Metallverarbeitung Maschinen- und Anlagenbau Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik Automobilzulieferer, Fahrzeugbau Sonstige Geräteherstellung Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik Maschinen- und Anlagenbau Sonstige Geräteherstellung Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Elektroindustrie Metallverarbeitung Sonstige Geräteherstellung Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Metallverarbeitung Elektroindustrie Konsumgüterherstellung Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Chem. Industrie, Pharma, Kosmetik Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Berlin Ableton AG AVM Computersysteme Vertriebs GmbH Berlin Heart GmbH Berliner Seilfabrik GmbH & Co. BORSIG GmbH Burmester Audiosysteme GmbH C. Bechstein Pianofortefabrik AG ELBAU Elektronik Bauelemente GmbH Georg Neumann GmbH Heliocentris Energy Solutions AG Herlitz PBS AG Knick Elektronische Messgeräte KORSCH AG Kryolan GmbH LLA Instruments GmbH MAGIX AG Native Instruments GmbH SOLARC Innovative Solarprodukte Solon SE Wall AG Brandenburg Aktiv Sensor GmbH BRAHMS Aktiengesellschaft ESE GmbH Kjellberg Finsterwalde Plasma&Maschinen Kronoflooring GmbH Vis-Ó-pix GmbH Mecklenburg-Vorpommern Dockweiler AG Eisengießerei Torgelow GmbH GERMAN PELLETS Grabower Süsswaren GmbH human med AG Mecklenburger Metallguss GmbH Sachsen 3D-Micromac AG ACTech GmbH BÜHLER BARTH GmbH ELASKON Sachsen GmbH & Co. KG FEP Fahrzeugelektrik Pirna GmbH Freiberger Compound Materials GmbH GlaxoSmithKline Biologicals GmbH Goldschmidt Thermit GmbH HEINE Resistors GmbH KIESELSTEIN GmbH KRANUNION GmbH & Co. KG KSG Leiterplatten GmbH KSW Microtec AG Metallbau-Müller GmbH MPT Präzisionsteile GmbH NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH Novaled AG Profiroll Technologies GmbH Roth & Rau AG SAXONIA EuroCoin GmbH SolarWorld AG Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen StarragHeckert GmbH THEEGARTEN-PACTEC GmbH & Co. KG Thielert Aircraft Engines GmbH TRUMPF Sachsen GmbH VERBIO Vereinigte BioEnergie AG VON ARDENNE Anlagentechnik GmbH WEMA VOGTLAND Technology GmbH 144 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Sachsen-Anhalt DOPPSTADT CALBE GmbH ORWO Net AG Q-Cells SE Schuberth Holding GmbH Calbe (Saale) Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen Magdeburg Maschinen- und Anlagenbau Verlags- und Druckgewerbe Elektroindustrie Textilindustrie Lobeda Zeulenroda-Triebes Jena Neustadt an der Orla Roßleben Kölleda Jena Kahla Gräfenroda Eisenach Silbitz Sondershausen Medizintechnik Medizintechnik Medizintechnik Automobilzulieferer, Fahrzeugbau Kunststoffverarbeitung Software Elektroindustrie Glas- und Keramikgewerbe Kunststoffverarbeitung Automobilzulieferer, Fahrzeugbau Maschinen- und Anlagenbau Elektroindustrie Thüringen Asclepion Laser Technologies GmbH Bauerfeind AG CyBio AG Docter Optics GmbH FOLIEtec Kunststoffwerk AG Funkwerk AG GÖPEL electronic GmbH KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH KHW Kunststoff- & Holzverarbeitungswerk MITEC Automotive AG Silbitz Guss GmbH Thermik Gerätebau GmbH 145 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Anhang A.5 Kernindikatoren in Deutschland: Ost-West-Vergleich Folgende tabellarische Aufstellung von Kernindikatoren für die ostdeutschen Bundesländer sind am Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer standardisiert dargestellt. Werte unter 100 bedeuten demnach, dass der ostdeutsche Durchschnitt unter dem westdeutschen liegt (hellblau eingefärbte Zellen), und umgekehrt (grün eingefärbte Zellen). Westdeutschland =100 Indikator 1991 1995 2000 2005 2012 Einwohner 25 23 23 22 21 Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner1 33 59 60 66 67 Haushaltsnettoeinkommen 54 79 80 79 772 49 74 77 78 77 1 Arbeitskosten: Entgelt je Arbeitnehmer 1 Produktivität: Reales BIP je Erwerbstätigen 42 65 69 78 76 Lohnstückkosten, 119 114 112 100 101 Investitionen je Einwohner 66 149 110 77 833 Ausrüstungsinvestitionen je Einwohner 62 106 97 64 873 Bauinvestitionen je Einwohner 70 176 122 98 803 Kapitalstock je Einwohner 38 50 64 71 734 Kapitalstock je Beschäftigten 40 56 73 82 834 259 195 204 179 250 290 147 165 151 153 1 Sektoralstruktur Land- und Forstwirtschaft Bergbau und Versorgung Verarbeitendes Gewerbe 47 46 63 74 76 Baugewerbe 222 311 195 153 158 Handel und Verkehr 101 89 99 99 87 Finanz- und Unternehmensdienste 51 73 80 85 81 Öffentliche und private Dienste 171 145 137 133 136 52 40 56 63 71 49 5 42 , 42 6 35 437 Patente je Einwohner 23 27 27 26 282 Wissenschaftsausgaben je Einwohner1,8 82 101 103 1046 1837 Erwerbsbeteiligung1 96 92 88 87 88 Selbstständigenquote1 50 72 84 96 107 Arbeitslosenquote1 207 180 239 202 189 Ausgaben der BA je Erwerbsperson 282 257 281 159 88 Durchschnittsrente (Männer) 56 90 104 97 96 Durchschnittsrente (Frauen) 94 130 135 134 135 271 143 87 97 892 122 144 92 99 942 Ausgaben der Länder je Einwohner10 120 145 140 136 117 Schulden der Länder je Einwohner10 0 74 107 116 93 Exportquote1 FuE-Personalintensität 1 1 Untemehmensgründungen9 Untemehmensschließungen 9 Hinweise: 1 Ohne Berlin; 22011; 32010; 42008; 51999; 62004; 72009; 8 Nettoausgaben minus unmittelbare Einnahmen der Länder u. Gemeinden, ab 2008 aufgrund geänderter Erfassungssystematik kein Vergleich mit Vorjahresdaten möglich; 9 ab 2005: Ostdeutschland einschl. Berlin; 10 ohne Stadtstaaten Ursprungsdaten: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, BA, BMF, Creditreform, Deutsche Rentenversicherung, DIW, DPMA, ifo, SOEP, StBA Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (2013) 146 Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Anhang A.6 Wanderungsströme zwischen Ost- und Westdeutschland Folgende Tabelle zeigt die Wanderungsströme zwischen Ost- und Westdeutschland im Zeitraum 1991 bis 2007 auf, getrennt nach Alter und Geschlecht. Es zeigt sich, dass durchaus auch viele Menschen von West- nach Ostdeutschland gewandert sind (vornehmlich Männer), dass aber eine größere Zahl den Weg vom Osten in den Westen gesucht hat (vornehmlich Frauen), so dass im Saldo Ostdeutschland erhebliche Wanderungsverluste hinnehmen musste. Alter unter 18 18 – 25 25 – 30 30 – 50 50 – 65 65 < … Summe Ost- nach Westdeutschland männlich 244.834 337.286 222.073 286.731 75.430 29.450 1.195.804 weiblich 245.545 438.438 180.683 304.914 77.863 56.369 1.303.812 West- nach Ostdeutschland männlich 131.010 179.313 148.524 204.973 67.765 32.450 764.035 weiblich 124.559 177.109 107.246 167.771 52.065 55.999 684.749 Saldo (Ostverlust) männlich 113.824 157.973 73.549 81.758 7.665 -3.000 431.769 weiblich 120.986 261.329 73.437 137.143 25.798 370 619.063 Datenquelle: Stat. Bundesamt, 2009 147 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Anhang A.7 Die Thüringer Wachstumsfelder Folgende Tabelle stellt die Thüringer Wachstumsfelder nach Branchen und Regionen übersichtlich dar. Es zeigt sich nach Branchen eine recht breite Diversifizierung, räumlich jedoch konzentrieren sie sich im Wesentlichen auf den Korridor Eisenach-Erfurt-Jena. Branche Unternehmen Beschäftigte Beschäftigten je Firma Umsatz Umsatz je (Mrd. Firma (Mio Euro) Euro) Exportquote (%) Region Optik und Optoelektronik 167 8100 48,5 2,0 12,0 50,0 Jena / Erfurt / Ilmenau Maschinenbau 680 21700 31,9 2,3 3,4 37,7 Weimar / Schmalkalden / Erfurt Logistik 500 36000 72,0 2,1 4,2 Automobil 500 50000 100,0 7,7 15,4 32,3 Eisenach Ernährungsgewerbe 400 18500 46,3 2,6 6,5 14,7 Ohrdruft / Kahla / Suhl Kunststoffe, Keramik 590 25900 43,9 31,0 52,5 35,0 Jena / Blankenhain / Rudolstadt Mikro- und Nanotechnik 320 22200 69,4 3,6 11,3 35,0 Erfurt / Eisenach MSR 450 17400 38,7 2,1 4,7 45,6 Ilmenau / Jena / Mühlhausen Kreativwirtschaft 3000 12000 4,0 1,6 0,5 Life Sciences / Biotech / Medizintechnik 370 13800 37,3 2,3 6,2 52,9 Jena / Ilmenau / Erfurt Umweltfreundliche Energien 230 11400 49,6 1,8 7,8 33,0 Erfurt / Ilmenau / Jena / Arnstadt Green Tech 430 10800 25,1 1,0 2,3 25,0 148 Erfurt / Ilmenau /Gotha Erfurt / Weimar / Jena Glossar, Quellenverzeichnis und Anhänge Anhang A.8 TTT-Index der Wirtschaftsregionen Rang Land Anteil Hochqualifizierter Hochkreative Kreative Klasse Talent-Index Anteil F&E am BIP Patente je 100.000 EW Hochtechnologiepatente je 100.000 EW Technologieindex Ausländeranteil Bohemiens Rechtsextreme Wähler Toleranzindex TTT-Indexregionen Die Einzelkomponenten des vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung generierten TTT-Index der Wirtschaftsregionen für 2005 können der folgenden Übersichtstabelle entnommen werden. 1 Baden-Württemberg 14,9 12,6 17,6 105 3,9 112,0 32,8 188 11,9 1,3 2,2 107 133 2 Bayern 14,2 11,4 17,8 100 2,9 88,3 31,3 157 9,5 1,7 2,3 103 120 3 Hessen 17,6 12,2 21,0 116 2,6 53,8 16,0 100 11,4 1,6 2,0 113 110 4 Berlin-Brandenburg 19,6 9,2 17,0 104 2,9 25,7 8,8 73 9,0 3,5 1,7 149 109 5 Schleswig-Holstein/Hamburg 14,8 9,9 24,3 110 2,1 31,4 9,4 67 7,5 2,6 1,0 136 104 6 Niedersachsen 13,5 11,1 19,2 100 2,0 39,1 14,5 80 7,8 1,6 1,2 111 97 7 Nordrhein-Westfalen 13,4 11,0 18,9 99 1,8 41,7 9,4 69 10,7 1,4 1,1 120 96 8 Rheinland-Pfalz 13,0 10,8 17,7 95 1,8 45,5 9,8 72 7,7 1,3 2,4 87 85 9 Sachsen 14,5 11,1 14,2 93 2,2 28,7 9,4 66 2,8 1,1 1,8 74 78 10 Saarland 10,5 10,4 15,7 85 1,1 25,2 3,9 38 8,3 0,9 2,8 91 71 11 Sachsen-Anhalt 10,6 9,1 13,5 77 1,1 12,2 3,6 30 1,9 0,8 5,3 64 57 12 Thüringen 12,8 9,8 13,3 84 1,8 28,3 6,2 54 2,1 0,8 4,4 25 54 13 Mecklenburg-Vorpommern 11,7 8,1 13,2 76 1,4 11,5 3,7 33 2,3 1,0 3,5 44 51 Quelle: Berlin-Institut f. Bevölkerung u. Entwicklung, 2007, 24. 149 Atlas der Industrialisierung der Neuen Bundesländer Autoren Braun, Gerald, Prof. Dr. rer. pol. Dipl-Volkswirt, em., Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg. Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik und Gründer des Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development (HIE-RO) an der Universität Rostock. Hauptarbeitsgebiete: Humankapital / Entrepreneurship und regionale Wirtschaftsentwicklung im Ostseeraum; Zukunftsfelder wirtschaftlicher Entwicklung in Transformationsregionen. Güra, Tobias, nach dem Studium der Theoretischen Medizin und Betriebswirtschaftslehre mit dem Fokus Gesundheitsindustrie wurde Herr Güra 2011 als Medizinökonom an der Rheinischen Fachhochschule Köln graduiert. Von 2011-2012 arbeitete er bei der BioCon Valley GmbH in Rostock im internationalen Projektmanagement. Seit 2012 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development an der Universität Rostock. 2013 wechselte Herr Güra an das Leibniz - Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. in Greifswald wo er an der Implementierung neuer marktfähiger plasmamedizinischer Produkte mitwirkt. Arbeitsschwerpunkte: Medizinische Versorgungsforschung, Krankenhausmarketing und Dienstleistungsmanagement, Regionalforschung in den Neuen Bundesländern, Projektmanagement Henn, Sebastian, Dr., 1997-2001 Studium der Fächer Geographie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Heidelberg und Mannheim(Abschluss: Dipl.-Geogr); 2006 Promotion an der Universität HalleWittenberg; 2001-2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachgruppe Wirtschaftsgeographie, Institut für Geowissenschaften und Geographie, Universität Halle-Wittenberg; 2010–2011 Vertretungsprofessor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg; 2011–2012 Post-Doctoral Fellow am Department of Political Science, University of Toronto; seit 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Länderkunde. Lang, Thilo, Dr., Studium der Raum- und Umweltplanung an der TU Kaiserslautern und Stadtplanung an der TU Hamburg-Harburg, Promotion in der Humangeographie an der Universität Potsdam und an der Durham University (UK). Er arbeitet seit 2009 am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig, zuvor war er Projektmanager in der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH, Potsdam, 2002-2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner. Seit 2011 Koordinator des Forschungsschwerpunkts Raumproduktion im Verhältnis von Polarisierung und Peripherisierung und Abteilungsleiter Regionale Geographie Europas. Arbeitsschwerpunkte: Dr. Lang forscht zu den Themenfeldern Urban Governance, Regionalentwicklung und regionaler Wandel, Metropolisierung und Soziale Ökonomie, vor allem im Kontext demographischer und wirtschaftlicher Krisen in Deutschland, Mittel- und Osteuropa. Schürmann, Carsten, Dr.-Ing., Inhaber des Büro für Raumforschung, Raumplanung und Geoinformation (RRG), Oldenburg i.H., sowie Geschäftsführer und Direktor des Geschäftsbereich Planung von TCP International, Stuttgart. Arbeitsschwerpunkte: Wechselwirkung zwischen Verkehr und Regionalentwicklung, Räumliche Wirkungen von Verkehrsinfrastrukturen, Verkehrs-, Stadt- und Regionalplanung, Geodatenbanken, GIS Analysen, Kartographie. Voß, Karsten, Dr., nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Herr Voß Chemie an der Universität Rostock und der University of Georgia, USA. Nach seinem Abschluss als Diplom-Chemiker mit der Schwerpunktrichtung Physikalische Chemie promovierte er. Außerdem studierte Herr Voß Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Wismar. Zurzeit ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Rostock tätig. Warszycki, Pawel, nach dem Masterstudium der Betriebswirtschaftslehre lehrte Herr Warszycki an der Universität Rostock. Er ist ausgewiesener Experte für Regionalentwicklung und Entrepreneurship im Umfeld namhafter EU-Projekte. 2010 wurde Herr Warszycki zum geschäftsführenden Direktor des HIE-RO berufen. Parallel dazu erfolgt die Promotion an der Justus von Liebig Universität Gießen. 150