Pia 02/2006 - Das Pius
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Pia 02/2006 - Das Pius
DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg pius A K T U E L L Seite 4 Thema Erb gut! Seite 10 Wohl-Fühl-Leistungen Seite 20 Pflege-Experten 2. 2006 Liebe Leserinnen und Leser, es ist schon faszinierend … Wenn ich mich im Spiegel betrachte, erkenne ich in mir zugleich teilweise meine Mutter und meinen Vater. Sicher kennen Sie das auch: Die Augen haben Sie von Ihrem Vater, die Lippen von der Mutter, die Ohren oder die Füße sind eine gelungene Mischung von beiden. Aber es ist nicht nur das Äußere. Ich lache manchmal wie meine Mutter – und prompt sagt mein Mann dann „wie Deine Mutter“ … Oder ich erwische mich dabei, dass ich den gleichen zweifelnden Gesichtsausdruck aufsetze, wie ich ihn von meinem Vater kenne. Nicht immer sind wir froh über die Eigenschaften, die wir geerbt haben. Aber irgendwie machen sie uns doch meistens stolz; insbesondere, je älter man wird. Die Natur hat es offensichtlich so eingerichtet, dass wir uns zugehörig fühlen, wenn wir uns im Anderen wieder erkennen. „Erb gut!“ heißt unsere Titelgeschichte diesmal. Wir möchten Ihnen damit einen kleinen Einblick geben, wie Vererbung eigentlich funktioniert, und was wir mit dem Wissen darum in der Medizin anfangen können. Außerdem haben wir weitere interessante Informationen für Sie: Über die Geburtsstunde der Pflege zum Beispiel oder über Service-Leistungen, die wir Ihnen im Pius-Hospital als zusätzlichen Komfort anbieten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und einen warmen, sonnigen Sommer Ihre IMPRESSUM Angelika Fricke Auf einen Blick 4 Erb gut! 8 Historie 10 Wohl-Fühl-Leistungen 11 Sommerzeit: Sonnenzeit 12 Abteilungen stellen sich vor 14 Pius intern: Uneingeschränkt leben Schnelles Schmerzmittel Uni und Pius typisieren Stammzellen QM Konzert Zahl der NetzhautOperationen steigt Klassentreffen Europäisches Lehrkrankenhaus Oldenburg 19 Kurz notiert 20 Pflege-Experten 22 Kunst und Kultur 22 Neues aus der Pius-Bücherei 24 Denkanstöße HERAUSGEBER Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.) Georgstraße 12 26121 Oldenburg KONTAKT pia@pius-hospital.de www.pius-hospital.de CHEFREDAKTION Isabelle Yeginer REDAKTION Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink, Michael Dernoscheck FOTOS Robert Geipel, Florence Nightingale Museum Trust BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG Schwanke/Raasch graphik design, Hannover Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck 2.2006 | 3 GESPRÄCHSTHEMA gleichen Teilen auf die beiden neuen Zellen verteilt. Jede Körperzelle enthält also exakt dieselben Erbinformationen wie alle anderen auch. ❚ Anders ist dies bei der geschlechtlichen Vermehrung: Die männliche und die weibliche Keimzelle (Spermien bzw. Eizelle) enthalten jeweils nur einen einfachen Chromosomensatz, also 23 Chromosomen, die bei der Befruchtung zusammengefasst werden. Dadurch erhalten die Nachkommen eine vollkommen neue, individuelle Kombination von Genen. Und das genau macht die Vererbung so spannend. Denn obwohl wir vieles wissen, ist es nicht möglich, die Kombination vorherzusagen, die das Erbgut eines neu entstehenden Menschen bestimmt. Dunkelhaarige Eltern können plötzlich blonde, blauäugige Kinder zur Welt bringen. Längst vergessene Eigenschaften der Großeltern oder Urgroßeltern können bei den Enkeln oder Urenkeln wieder „durchschlagen“. Der Grund dafür liegt in den Gesetzen der Vererbung, die schon der Augustinerpater Mendel formuliert hat. Seit Jahrhunderten sind Forscher fasziniert vom Phänomen der Vererbung. Erst vor wenigen Jahren glaubten sie, das Geheimnis endgültig entschlüsselt zu haben. Doch trotz aller Fortschritte sind wir in Wirklichkeit immer noch weit davon entfernt. ERBgut! d ie Hoffnung hatte einen Namen: HUGO. Das steht für „Human Genom Organisation“ und damit für das bisher wohl ehrgeizigste Projekt in der Genforschung. Wissenschaftler aus aller Welt arbeiteten jahrelang Hand in Hand und am Ende hatten sie ihr Ziel erreicht. Der genetische Code des Menschen war geknackt, das menschliche Genom entschlüsselt. Doch statt der erhofften Lösungen brachte dies vor allem jede Menge neuer Fragen. Inzwischen steht es fest, dass nicht die Gene allein ausschlaggebend für die Ausprägung von Erbanlagen sind. Offensichtlich bestimmen weitere biochemische Substanzen im Umfeld der DNA, welche Gene aktiviert werden und welche nicht, und welche besonders hervorgehoben werden oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Diese Substanzen sind im Gegensatz zu den Genen veränderlich und reagieren anscheinend zum Beispiel auf Umwelteinflüsse und Erfahrungen, die der Mensch im Laufe seines Lebens insbesondere vor und in 4 | 2.2006 der Pubertät macht. Unter dem Stichwort „Epigenetik“ geht die Forschung also weltweit weiter. Die Entschlüsselung des Genoms war ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Schritt, um das Geheimnis des Lebens zu ergründen. Erkenntnisse aus 140 Jahren Vererbungsforschung Was die Genom-Forscher geleistet haben, ist trotzdem enorm. Sie haben rund 3 Milliarden chemische Bausteine in Buchstaben übersetzt, sie in die richtige Reihenfolge gebracht und ihre Bedeutung entziffert. Dabei konnten sie auf die Forschungsergebnisse von Fachkollegen aus mehreren Jahrhunderten zurückgreifen. Bereits 1865 hatte beispielsweise der Augustinerpater Gregor Johann Mendel nach Züchtungsexperimenten mit Erbsenpflanzen erste Vererbungsgesetze formuliert und damit die Grundlagen für die moderne Genetik geschaffen. Ohne die Struktur von Erbanlagen in einer Zelle je gesehen zu haben, stellte Mendel bereits die These auf, dass Erbanlagen immer doppelt vorhanden sein müssten. Sie werden von jedem Elternteil jeweils einmal weitergegeben. Er hatte Recht. Gut 140 Jahre nach Mendel können Biologen heute die Struktur der Vererbung bis auf Molekular-Ebene darstellen. Vereinfacht zusammengefasst hier die wichtigsten Fakten: ❚ Der menschliche Körper besteht aus rund 100 Billionen Zellen (das ist eine 1 mit 14 Nullen). ❚ Jede einzelne Zelle enthält in ihrem Kern den vollständigen genetischen Code, also alle Erbanlagen. ❚ Träger der Erbanlagen sind zum größten Teil die so genannten Chromosomen (ein ganz kleiner Teil schwimmt in Form von DNA-Ringen frei im Zellplasma). ❚ Jedes Lebewesen hat eine bestimmte Anzahl von Chromosomen, das Meerschweinchen z.B. 16, die Weinbergschnecke 54 und der Karpfen 104. ❚ Der Mensch hat 46 Chromosomen, die Blaue oder braune Augen? paarweise in den Körperzellen auftreten. Von jedem Chromosomenpaar stammt ein Teil vom Vater, ein Teil von der Mutter. ❚ In den Chromosomen sind jeweils Erbinformationen für einen bestimmten Bereich enthalten. ❚ Diese Erbinformationen liegen in chemischer Form vor, nämlich als so genannte Desoxyribonukleinsäure – kurz DNA. ❚ Entsprechend der Zahl der Chromosomen sind in jedem Zellkern also 46 so genannte DNA-Abschnitte vorhanden. Aneinandergelegt würden die DNA-Abschnitte einer einzigen Zelle eine Länge von 2 bis 3 Metern ergeben. ❚ Insgesamt enthält die Erbinformation des Menschen etwa 3 Milliarden Buchstaben, die sich zu etwa 30.000 bis 40.000 Genen zusammensetzen. ❚ Diese Gene sind, wie bereits erwähnt, auf 46 Chromosomen verteilt. ❚ Wachstum innerhalb des Körpers geschieht durch Zellteilung. Dabei verdoppeln sich die Chromosomen und werden zu Jedes Kind erhält von seinen Eltern für die genetisch bedingten Eigenschaften zwei Erbanlagen. Zum Beispiel die Anlage für blaue Augen vom Vater (der nicht zwingend selbst blaue Augen haben muss) und die für braune Augen von der Mutter (die selbst auch braune Augen hat). In der Regel setzt sich eine der beiden Erbanlagen durch. Sie wird als die „dominante“ Erbanlage bezeichnet. Die andere wird „rezessiv“ genannt. In der Frage der Augenfarbe ist Braun dominant, Blau hingegen rezessiv. Das dominante Gen bestimmt die Erscheinung, das rezessive bleibt als Variante für die Nachkommen erhalten Ein rezessives Gen setzt sich nur dann durch, wenn es sowohl im Chromosomensatz des Vaters als auch im Chromosomensatz der Mutter vorhanden ist. Blaue Augen hat also nur, wer von beiden Eltern die Anlage dafür geerbt hat. Einem Menschen mit braunen Augen hingegen sieht man die Erbanlagen nicht so ohne weiteres an: Er kann von beiden Eltern die Anlage für braune Augen geerbt haben. Genauso gut kann er aber auch ein blaues Gen und ein braunes Gen in sich tragen. Das Braun hat sich in seinem Erscheinungsbild, weil es dominant ist, durchgesetzt. An seine Kinder kann er aber mit gleich großer Wahrscheinlichkeit das blaue Gen vererben. In Wirklichkeit funktioniert die Vererbung der Augenfarbe etwas komplizierter als hier dargestellt. Nach neuen Erkenntnissen sind nämlich mindestens drei Gene daran beteiligt. Doch das Prinzip der rezessiv-dominanten Vererbung gilt auch bei drei beteiligten Genen. Gleichstarke Gene Neben der rezessiv-dominanten Vererbung kommt es manchmal auch zu einer „intermediären“ Vererbung. Wenn zwei Gene aufeinander treffen, die gleichermaßen dominant sind – man nennt das ko-dominant – setzen sie sich beide durch und es entsteht eine Mischung. Ein interessantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Vererbung der Blutgruppe, bei der beide Prinzipien zur Geltung kommen. Die Blutgruppen A und B sind beide dominant gegenüber der Gruppe 0. Untereinander jedoch sind A und B ko-dominant. Wer vom einen Elternteil Merkmale der Gruppe A bekommt und vom anderen Merkmale der Gruppe B, entwickelt selbst die Blutgruppe AB. Erbt er jedoch von der einen Seite 0 und von der anderen Seite zum Beispiel B, setzt das dominante B sich komplett durch. Auch sichtbare Merkmale werden zum Teil intermediär vererbt, zum Beispiel die Form der Nasenlöcher oder der Ohren, die bei den meisten Menschen eine gelungene Mischung aus Vater und Mutter darstellen. Kurz, es ist spannend, macht Spaß und führt manchmal zu überraschenden Erkenntnissen, wenn man sich mit dem Phänomen der Vererbung auseinandersetzt. HUGOs Hoffnung Genforschung soll Krankheiten an der Wurzel packen Aber natürlich ist dies alles nicht der Grund, warum die besten Wissenschaftler aus aller Welt sich für das menschliche Genom und die epigenetischen Faktoren interessieren. HUGO trat seinerzeit mit dem Ziel an, die moderne Medizin zu revolutionieren. Wenn das menschliche Genom ent- Mit Hilfe der Gen-Forschung, so hoffen Mediziner und vor allem Patienten in aller Welt, können Krankheitsauslöser einwandfrei lokalisiert und ausgeschaltet werden. 2.2006 | 5 GESPRÄCHSTHEMA schlüsselt sei, so hofften Wissenschaftler und Geldgeber gleichermaßen, würde es endlich möglich sein, Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer an der Wurzel zu behandeln, vielleicht sogar, bevor sie überhaupt entstehen. Gut 30.000 Krankheiten können nach dem heutigen Stand der Medizin diagnostiziert werden. Ungeachtet aller Fortschritte können Ärzte aber nur ein knappes Drittel dieser Krankheiten tatsächlich heilen. Bei den übrigen 20.000 Krankheiten ist es bestenfalls möglich, die Symptome erfolgreich zu behandeln. Mit Hilfe der Gen-Forschung, so hoffen Mediziner und vor allem Patienten in aller Welt, können Krankheitsauslöser einwandfrei lokalisiert und ausgeschaltet werden. Erbkrankheiten – Ergebnisse einer gnadenlosen Gen-Lotterie Tatsächlich gibt es in diesem Zusammenhang bereits bemerkenswerte Teilerfolge: Die Mukoviszidose zum Beispiel gehört zu den am häufigsten auftretenden schweren Erbkrankheiten in den westlichen Industrienationen. Bei dieser Krankheit ist von Geburt an der Chloridaustausch und damit der Wasser- und Salzaustausch im Zellstoffwechsel gestört. Schon im jüngsten Kindesalter entwickelt sich daher zäher dicker Schleim in der Lunge, den Verdauungs- und Geschlechtsorganen. Mukoviszidose-Patienten leiden vor allem unter wiederkehrender, oft lebensbedrohlicher Verengung der Atemwege. Vor 50 Jahren noch war die Mukoviszidose ein fast sicheres Todesurteil für Säuglinge und Kleinkinder. Heute liegt die Lebenserwartung bei über 40 Jahren. Aber immer noch sterben die meisten schließlich an den Folgen dieser Krankheit, die sie einer gnadenlosen GenLotterie verdanken. Denn die Mukoviszidose wird rezessiv vererbt. Ungefähr fünf Prozent aller aus Europa stammenden Menschen tragen die Anlagen dafür in sich, oft ohne es zu wissen, und geben sie möglicherweise an ihre Kinder oder Kindeskinder weiter. Nur wer von beiden Eltern das mutierte Gen erbt, erkrankt an Mukoviszidose. Dies ist bei einem von etwa 2.500 Kindern der Fall. Allein in Deutschland leben zur Zeit rund 8.000 Mukoviszidose-Patienten. In den USA mehr als 30.000. Ursache für Mukoviszidose liegt auf dem siebten Chromosom Die Genforschung ist inzwischen so weit, dass sie die Ursache für Mukoviszidose eindeutig benennen kann. Sie liegt auf einem Gen im siebten Chromosom, das, wenn es richtig funktioniert, dafür zuständig ist, 6 | 2.2006 dass der Körper ein bestimmtes Protein mit dem Namen CFTR herstellt. CFTR fördert den Chloridtransport zwischen dem Zellinneren und dem Zelläußeren. Durch eine Mutation fehlt im Mukoviszidose-Gen jedoch die Information für eine einzige Aminosäure. Viren als „Taxi“ für gesunde Gene Und genau hier setzen die Experimente an, auf die Genom-Forscher die Zukunft der Medizin aufbauen wollen. Es ist bereits gelungen, das gesunde Gen zu isolieren. Nun muss es nur noch in die Zellen eines Mukoviszidose-Patienten geschleust werden. Dabei wollen sich die Wissenschaftler die Eigenschaften eines anderen Krankheitserregers zunutze machen. Ausgewählte Viren, so genannte Adenoviren, sollen mit dem gesunden Gen ausgestattet und als „Taxi“ in den Körper des Erkrankten benutzt werden. In der Natur lösen Viren dadurch Krankheiten aus, dass sie ihr Erbgut in Körperzellen eines Wirtes, beispielsweise eines Menschen, einbringen und mit ihrer Hilfe vielfach kopieren. In der Gen-Therapie, zum Beispiel eben bei Mukoviszido- se, soll diese Eigenschaft nun dazu benutzt werden, das gesunde Gen (in diesem Fall für die CFTR-Herstellung) vielfach zu kopieren und auf diese Weise die Krankheit in den Griff zu bekommen. Adenoviren sind relativ stabil und lösen beim Menschen meist nur leichte Krankheitssymptome aus. Deshalb bieten sie sich besonders für den Gen-Transport an. Bei einer anderen Erbkrankheit, nämlich der Duchenne-Muskeldystrophie, ist ein solches Taxi-Experiment im Tierversuch bereits erfolgreich gelungen. Bei dieser Erbkrankheit, die durch fortschreitenden Muskelschwund gekennzeichnet ist, wird das für den Muskelaufbau notwendige Eiweiß Dystrophin nicht in ausreichendem Maße hergestellt. Schuld daran ist ein Defekt auf dem kurzen Arm des X-Chromosoms. Im Tierversuch konnte die Information zur Herstellung von Dystrophin nachträglich in den Körper geschleust und die Bildung dieses Eiweißes so stabilisiert werden. Die Ursachen von Mukoviszidose und Muskeldystrophie sowie vielen weiteren Erbkrankheiten liegen tatsächlich an der Mutation jeweils eines einzigen Gens. Sie Ein Gen-Test kann zweifelsfrei klären, ob eine Frau das Brustkrebsgen geerbt hat oder nicht. werden deshalb als monogenetische Erbkrankheiten bezeichnet. Sie werden manchmal dominant, meistens jedoch rezessiv von den Eltern an die Nachkommen vererbt, setzen sich also nur durch, wenn beide Eltern das mutierte Gen in sich tragen und weitergeben. Ist dies der Fall, bricht die Krankheit mit absoluter Sicherheit aus. Oft bereits im Kindesalter. Je nach Krankheit manchmal jedoch auch erst in späteren Lebensjahrzehnten. Die großen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Störungen, Allergien oder Diabetes gehören nicht zu den Erbkrankheiten. Dennoch ist die Gen-Forschung auch hier aktiv. Schon seit vielen Jahren steht fest, dass diese Krankheiten manchmal familiär gehäuft auftreten. Inzwischen häufen sich die Anzeichen, dass zumindest die Anfälligkeit für diese Krankheiten teilweise genetisch bedingt ist. Übergewicht durch Vererbung? So meldete ein internationales ForscherTeam erst in diesem Frühjahr die Entdeckung eines veränderten Gens mit der Bezeichnung rs7566605, das gehäuft bei übergewichtigen Menschen auftritt. Damit sind jetzt bereits mehrere Gene bekannt, die das Gewicht beeinflussen und so das Risiko für Folgeerkrankungen, z.B. Gefäßverengungen, Herzinfarkt und Schlaganfall oder auch Diabetes II erhöhen. Ob eine Person langsam oder schnell zunimmt, wird jedoch maximal zu 50 Prozent von den Genen bestimmt. Dies liefert eine einleuchtende Erklärung dafür, dass es manchen Menschen schwerer fällt als anderen, ein gesundes Gewicht zu halten. Ob sie aber tatsächlich krankhaftes Übergewicht entwickeln, wird letztendlich durch das Essverhalten und mangelnde Bewegung bestimmt. Im Gegensatz zu den echten Erbkrankheiten ist es bei ererbter Disposition durchaus möglich, sich durch vernünftiges Verhalten gegen die Gene durchzusetzen. Genetische Disposition für Neurodermitis und Asthma Dies gilt zum Beispiel auch für Allergiker. Neurodermitis, Asthma und andere allergische Krankheiten sind Reaktionen auf Umwelteinflüsse. Auslöser können verschiedene Allergene, mechanische Reize, bestimmte Nahrungsmittel und häufig auch psychischer Stress sein. Außerdem gibt es eine genetische Disposition für Allergien. Kinder von betroffenen Eltern haben ein dreifach höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Zur Prophylaxe raten Mediziner und Selbsthilfegruppen deshalb, Neugeborene konsequent mindestens sechs Monate lang zu stillen und kein fremdes Eiweiß (z.B. Kuhmilch) zuzufüttern. Auch wer bereits an einer Allergie leidet, kann einiges tun, um sie in Grenzen zu halten. In erster Linie sollte er alle Allergie-Auslöser so weit wie möglich meiden. Außerdem gilt Zigarettenrauch als wichtiger Allergie-Faktor. Ein Haushalt mit Allergikern sollte deshalb möglichst rauchfrei sein. Familiär gehäuft auftretender Krebs liegt oft am Lebensstil Auch viele Krebserkrankungen treten mit einer auffallenden familiären Häufung auf. Wissenschaftler gehen aber heute davon aus, dass dies vor allem auf den in den betroffenen Familien vorherrschenden Lebensstil beziehungsweise auf gemeinsam erlebte Umwelteinflüsse zurückzuführen ist. Rauchen, mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, aber auch bestimmte Schadstoffe im Wohn- und Lebensumfeld können krebsauslösend sein. Einige seltene Krebsarten aber sind tatsächlich genetisch bedingt. So ist ein Defekt im fünften Chromosom für die so genannte Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP) verantwortlich, bei der gehäuft gutartige Polypen im Dickdarm entstehen, die jedoch unbehandelt später zu Dickdarmkrebs entarten. Dieser Gendefekt wird dominant vererbt. Wer also von nur einem Elternteil das defekte Gen mitbekommt, erkrankt daran. Zur Prophylaxe raten Ärzte, die von Polypen befallene Darmregion zu entfernen. Brustkrebs-Gene BRCA I und BRCA II Auch Brustkrebs kann erblich sein. Inzwischen konnten zwei Gene eindeutig identifiziert werden, die das Brustkrebsrisiko erheblich erhöhen: Rund 80 Prozent aller Frauen mit einem veränderten Gen BRCA I oder BRCA II entwickeln im Laufe ihres Lebens tatsächlich Brustkrebs. Neuen Erkenntnissen zufolge haben sie außerdem ein deutlich erhöhtes Risiko, an Eierstockkrebs oder an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Ein Gen-Test kann zweifelsfrei klären, ob eine Frau das Brustkrebsgen geerbt hat oder nicht. Dasselbe gilt übrigens auch für das FAP-Gen. Wer einen solchen Test in Erwägung zieht, muss sich jedoch zuvor gründlich beraten lassen, so sehen es die offiziellen Richtlinien vor. Ärzte, Ethiker und Psychologen warnen zum Beispiel deshalb vor einer „allzu sorglosen Bereitschaft“ zum Gen-Test, weil Diskriminierungen am Arbeitsplatz oder bei der sozialen Absicherung daraus folgen könnten, und weil das Wissen um das eigene Risiko möglicherweise zu einer unerträglichen psychischen Belastung werden kann. „Es gibt ein Recht auf Nicht-Wissen“, betonen sie. Mit der Klarheit, die ein Gen-Test schafft, können die Betroffenen nämlich in Wirklichkeit nicht viel anfangen. Die GenomForschung ist noch weit davon entfernt, einen entdeckten Gen-Defekt auch reparieren zu können. Es bleibt also nur die intensive Nutzung von Früherkennungsmaßnahmen. Und die werden bei familiärer Häufung bestimmter Krebsarten auch ohne Gen-Test empfohlen und meistens auch von den Krankenkassen bezahlt. DNA-kompakt ❚ Die DNA besteht aus Phosphorsäure, aus Zucker und aus vier verschiedenen organischen Basen nämlich Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C). ❚ Die Anordnung der vier Basen auf der DNA bildet den Buchstabencode für unsere Gene. ❚ Sie müssen in der Kombination von jeweils drei Buchstaben gelesen werden. ❚ Man kann sich vorstellen, dass diese drei Buchstaben ein Wort bilden. Als Gen könnte man dann eine jeweilige Folge dieser Worte bezeichnen, die zusammengefasst einen sinnvollen Satz ergeben. ❚ Ein kleines Gen besteht aus etwa 500 Buchstaben, ein großes kann aus mehreren Hunderttausend Buchstaben bestehen. ❚ Dieser Buchstabencode ist für alle Lebewesen allgemeingültig. Er gilt für Hefepilze ebenso wie für Bakterien und Menschen. Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung der Gene. 2.2006 | 7 HISTORIE LiCHT ins Dunkel Vor 150 Jahren endete der Krimkrieg (1853 – 1856), in dem Türken, Franzosen und Engländer Seite an Seite gegen Russland um den Zugang zum Schwarzen Meer kämpften. Durch ihren beherzten Einsatz für verwundete Soldaten wurde die Britische Krankenschwester Florence Nightingale weltberühmt. Ihre medizinischen und pädagogischen Grundsätze haben noch heute Gültigkeit in der modernen Krankenpflege. Portraitaufnahme von Florence Nightingale am 18. Juli 1861 Claydon House 1886: Florence Nightingale mit Sir Harry Verney und Miss Crossland in einer Gruppe von Krankenschwestern 1820 gab es noch keine Klatschpresse wie im heutigen Ausmaß. Ansonsten hätten Paparazzi sicher den Lebensweg der kleinen Florence Nightingale vom ersten Atemzug an begleitet. Benannt nach ihrer Geburtsstadt – Florenz – wuchs sie auf dem britischen Landsitz ihrer Eltern in Lea Hurst nahe der englischen Stadt Derby auf. Von Privatlehrern und ihrem Vater unterrichtet, lernte die junge Lady fünf Fremdsprachen, Geschichte und Philosophie, Zeichnen und Musik und wurde im Alter von 17 Jahren auf einer Reise nach Frankreich, Italien und in die Schweiz in die Society eingeführt. Beruf ohne Ansehen Insbesondere Florences Mutter träumte für ihre Tochter von einer glänzenden gesellschaftlichen Partie. Doch das Mädchen durchkreuzte alle Pläne, lehnte einen viel versprechenden Heiratsantrag ab und entschloss sich, Krankenschwester zu werden. Ein Beruf, der damals alles andere als angesehen war: Das Zeitalter der Industrialisierung hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht, die Schere zwischen Arm und Reich klaffte weit auseinander und das Gesundheits- und Sozialsystem war in England desolat. Nur arme Frauen waren bereit, unter solchen Umständen als Pflegerinnen zu arbeiten. Selbstverständlich erhielten sie keinerlei Ausbildung und so wenig Lohn für ihren Einsatz, dass viele nebenbei als Prostituierte arbeiten mussten. Florence Nightingale erkannte die Missstände und suchte nach Lösungen. Dabei stieß sie auf ein Beispiel aus Deutschland: Im rheinischen Kaiserswerth hatte der Theologe Theodor Fliedner einige Jahre zuvor ein Krankenhaus gegründet, das ausdrücklich als „Bildungsanstalt für evangelische Pflegerinnen“ dienen sollte. Im Schutz einer ordensähnlichen Struktur wurden hier Frauen gezielt zur Krankenpflege ausgebildet und durch Unterricht so qualifiziert, dass sie Kranke ganzheitlich im Blick auf Körper, Geist und Seele betreuen konnten. Ganzheitliche Ausbildung in Deutschland 1849 trat Florence Nightingale als freiwillige Krankenpflegerin in die Fliednerschen Anstalten ein. Sie lernte die Ausbildung und die Organisation der Anstalt vor Ort in Kaiserswerth kennen und übernahm nach ihrer Rückkehr 1853 die Leitung eines heruntergewirtschafteten Londoner Sanatoriums für kranke Gouver- 8 | 2.2006 nanten. Es war dasselbe Jahr, in dem der Krimkrieg ausbrach. Florence Nightingale war 33 Jahre alt. Obwohl Tausende von Kilometern entfernt, war der Krimkrieg in London tägliches Gesprächsthema. Schließlich kämpften 26.000 britische Soldaten dort gegen eine bestens ausgestattete russische Armee. Die Lage an der Front, so hörte man, war katastrophal. Verwundete Soldaten starben zu Hunderten – mehr an Hunger und Krankheit als durch Kugeln und Säbel, wie es hieß. Die Londoner Gesellschaft verfolgte die Entwicklung auf der Krim voller Spannung und Mitgefühl. Doch das war Florence Nightingale nicht genug. Sie schritt zur Tat und organisierte die erste groß angelegte Hilfsaktion der Geschichte. Sie sammelte medizinische Gerätschaften und Medikamente, gewann 38 gleichgesinnte Krankenschwestern für ihre Idee und erreichte im November 1854 das Lazarett Skutari am Schwarzen Meer, wo über 5.000 verwundete Soldaten unter unhaltbaren hygienischen Umständen dahinsiechten. Die Lady mit der Lampe In mühevollen Verhandlungen mit der britischen Heeresführung setzte Florence Nightingale nach und nach durch, dass Verbände ausgekocht und die Bettwäsche regelmäßig gewechselt wurde. Sie sorgte dafür, dass sanitäre Anlagen gebaut wurden, bekämpfte erfolgreich Ungeziefer und eine Cholera-Epidemie, erstritt für ihre Patienten eine angemessene und gesunde Nahrungsration. Oft nahmen die Verhandlungen mit der Heeresführung so viel Zeit in Anspruch, dass sie erst in der Dunkelheit dazu kam, nach ihren Schützlingen zu sehen. So ging sie jeden Abend mit einer Petroleum-Lampe von Bett zu Bett und überzeugte sich persönlich, dass jeder gut versorgt war. Die verwundeten Soldaten nannten sie zärtlich „Die Lady mit der Lampe“ und verehrten sie wie eine Heilige. Tatsächlich brachte Florence Nightingale mit ihrem Wirken dauerhaft Licht in das Dunkel der Gesundheitsversorgung. Nach dem von ihr geschaffenen Vorbild gründete Henri Dunant zwei Jahrzehnte später das Rote Kreuz. Sie selbst nutzte ihre Popularität, um eine fundierte Krankenpflege-Ausbildung in England zu etablieren. Ihr Engagement führte dazu, dass der Beruf weltweit eine Aufwertung erfuhr und noch heute hohes soziales Ansehen genießt. Farblithografie 1855: Das berühmte Militärhospital in Skutari Nightingalesches System Als Florence Nightingale von der Krim zurückkehrte, war sie eine berühmte Frau. Königin Victoria persönlich empfing die willensstarke Krankenschwester in ihrem Palast. Dank großzügiger Geldspenden konnte Florence Nightingale eine Stiftung gründen und ihre Arbeit fortsetzen. 1860 eröffnete sie am St.Thomas-Hospital in London die erste Krankenpflegeschule, ein Jahr später eine Hebammenschule am Kings College Hospital. Das „Nightingalesche Ausbildungssystem“ bildet heute noch die Grundlagen der modernen Krankenpflegeausbildung. Sie bestand darauf, dass Krankenpflege nicht nur ein Beruf zum Geldverdienen sein darf und forderte von ihren Schützlingen auch Liebe und Engagement für den Nächsten ein. Andererseits erkannte sie aber, dass Menschen, die Existenzsorgen haben, diese geforderten Werte nur mit Mühe leben können. Deshalb bezahlte die Nightingale-Stiftung ihren Pflege-Schülerinnen Unterkunft, Dienstkleidung und Essen sowie zusätzlich ein Taschengeld. Sie unterband, dass Schülerinnen als billige Aushilfskräfte in den Krankenhäusern ausgenutzt wurden und setzte den Schwerpunkt auf eine Ausbildung, die fachlich fundiert von Ärzten und Pflege-Experten gehalten wurde. Einzelheiten zum „Nightingaleschen System“ sind in dem Buch „Notes on Nursing“ veröffentlicht, das bis heute als Standardwerk gilt. Die Bilder sind vom Florence Nightingale Museum in London zur Verfügung gestellt worden. Besten Dank! © Florence Nightingale Museum Trust, 2005 2 Lambeth Palace Road London SE1 7EW www.florence-nightingale.co.uk 2.2006 | 9 SERVICE Neben Pflicht- und Wahl-Leistungen in der Gesundheitsfürsorge sorgt das Pius-Hospital mit kleinen Annehmlichkeiten dafür, dass Patienten sich hier wohl und aufgehoben fühlen. „Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, betont Pflege-Direktorin Irmgard Marischen. „Wer für eine längere Phase im Krankenhaus liegen muss, möchte sich das Leben so einrichten, dass er trotz der Umstände zufrieden sein kann. Wir helfen gerne dabei.“ Die Schwestern und Pfleger auf den Stationen helfen gerne weiter, wenn eine besondere Dienstleistung gefragt ist. Hier einige Angebote im Überblick. Wohl-FühlLeistungen Fußpflege Friseur Waschen, Schneiden, Fönen, Tönen, Färben, Strähnchen, Dauerwelle – und das alles im Krankenbett? Nein, das ist kein holder Traum, sondern im Pius-Hospital seit mehr als acht Jahren Realität. Die Friseurin Ingrid Liesekan kommt auf Anruf ins Krankenhaus und bietet die gesamte Dienstleistungspalette eines Haar-Salons an, zusätzlich außerdem einen PerückenService, Haar- und Hautpflege auf natürlicher Pflanzenbasis und Farb- und Stilberatung für Krebspatienten. Ansprechpartner: Die Schwestern und Pfleger auf Ihrer Station oder Ingrid Liesekan direkt, Tel: 0441 / 20 96 58 88. Wäschedienst Frische Wäsche kann das Lebensgefühl im Krankenhaus bedeutend steigern. Doch was, wenn die Angehörigen weit weg wohnen und niemand für Nachschub sorgt? Für solche Fälle bietet das PiusHospital einen Wäschedienst an: Geben Sie Ihre Nachthemden, Handtücher und persönlichen Kleidungsstücke beim Pflegepersonal ab. Sie erhalten sie am nächsten Tag gewaschen zurück. Ansprechpartner: Die Schwestern und Pfleger auf Ihrer Station. Hausaufgabenund Kinderbetreuung Kinder als Patienten gibt es im Pius-Hospital nur auf der Orthopädie. Alle anderen werden im Elisabeth-Kinderkrankenhaus behandelt. Gerade orthopädische Operationen sind jedoch häufig sehr langwierig. Es bietet sich also an, Hausaufgaben und Schulstoff im Krankenhaus nachzuarbeiten. Eine pensionierte Lehrerin bietet diese Betreuung auf Nachfrage ehrenamtlich an. Darüber hinaus steht sie auch auf anderen Stationen für Gespräche, Vorlesen oder Spielen zur Verfügung. Ansprechpartner: Station 2c, Tel: 2145 Sommerzeit: Sonnenzeit Die Sonne scheint! Das Licht und die Wärme tun gut, die Laune steigt und es zieht die Menschen wieder mehr ins Freie. Sonnenschein fördert die Vitalität und das seelische Wohlbefinden. Die Sonne strahlt jedoch nicht nur Licht und Wärme ab, sondern auch UV-Strahlung. UV-Strahlung fördert die Bildung von lebenswichtigem Vitamin D und stärkt damit den Knochenbau. Dazu genügen jedoch rund 15 Minuten indirekte Sonneneinstrahlung am Tag. Alles was darüber hinaus geht oder sogar zu einem Sonnenbrand führt, kann der Gesundheit schaden. Die Haut altert vorzeitig und langfristig steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Sommerzeit – Urlaubszeit uf den Aufenthalt im Freien oder den Lotsen Patienten und Besucher werden im PiusHospital bereits vor der Tür in Empfang genommen: An der Ecke Georgstraße / Grüne Straße stehen vormittags die Pius-Lotsen bereit und helfen bei der Parkplatzsuche, beim Ein- und Aussteigen und auch beim Koffertragen. Ansprechpartner: Pius-Lotsen Bücherei Mehr als 2.300 Bücher und zur Zeit etwa 45 Hörbücher gehören zum Bestand der Patientenbibliothek im Pius-Hospital. Sie liegt im ersten Stock, Zimmer 106, und ist montags bis freitags von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Jeweils einmal pro Woche kommt Bibliothekarin Sylvia Hoheisel außerdem mit dem Bücherwagen auf jede Station. Zwischendrin ist es möglich, telefonisch Bücher zu bestellen. Zusammen mit einem Hörbuch kann auch ein CDPlayer ausgeliehen werden. Ansprechpartner: Sylvia Hoheisel, Patientenbibliothek, Tel: 13 20 Mobiler Kiosk Kleine Leckereien, Zeitungen und Zeitschriften und andere Dinge, die das Leben versüßen, gibt es am Service-Wagen, der täglich auf die Stationen kommt. a Illustration: Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. Schon die ganz normale tägliche Körperpflege ist anstrengend genug, wenn man nach einer Operation im Bett liegen muss oder in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. Da kommen die Füße oft zu kurz. Dabei ist eine gründliche Fußpflege fast so dringend wie die tägliche Zahnpflege. Schließlich sind die Füße das Fundament, auf dem wir stehen, und es ist sinnvoll, schon kleine Unpässlichkeiten wie Druckstellen oder eingewachsene Nägel zu beseitigen, bevor sie zu schmerzhaften Problemen werden. Für Diabetiker ist dies sogar dringend notwendig, um schwere Folge-Erkrankungen schon im Vorfeld zu vermeiden. Auf Wunsch kommt eine Fußpflegerin zu Ihnen ans Krankenbett. Ansprechpartner: Die Schwestern und Pfleger auf Ihrer Station. Zu den Sonnenstrahlen, die bis zur Erde gelangen, gehören neben den sichtbaren Licht- und den wärmenden Infrarotstrahlen die unsichtbaren ultravioletten Strahlen UV-A- und UV-B. Sie dringen unterschiedlich tief in die Haut ein: Die UV-BStrahlen bis in die Basalzellschicht mit ihren pigmentbildenden Zellen, die UVA-Strahlen etwas tiefer bis in die mittlere Hautschicht, die Lederhaut. Urlaub im Süden muss jedoch niemand verzichten. Wichtig ist, zu intensive und direkte Sonnenbestrahlung zu vermeiden. Maßvoller Sonnengenuss ist das beste Sonnenschutzmittel! Auch sonnendichte Kleidung stellt einen guten Schutz dar. Das gilt vor allem für Kinder – die in den ersten Lebensjahren grundsätzlich keinerlei Sonnenstrahlung ausgesetzt werden sollten – und helle Hauttypen, die besonders empfindlich auf die Sonne reagieren. Vor allem zur Mittagszeit sollte man sich möglichst im Schatten aufhalten und alle unbedeckten Körperstellen großzügig mit einem auf den individuellen Hauttyp abgestimmten Sonnenschutzmittel eincremen. Der Lichtschutzfaktor auf den Produkten verrät, um wie viel sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert bevor es zum Sonnenbrand kommt. Die Sonnencreme muss bereits eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad aufgetragen werden – sie braucht Zeit, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Und auch die Augen brauchen Schutz: Sie sollten durch eine Sonnenbrille mit UV-Filter geschützt werden. „Wasserratten“ sind besonders gefährdet. Selbst in drei Metern Tiefe wirken die Sonnenstrahlen noch. Das Wasser kann ihre Kraft sogar verstärken. Wasserfeste Sonnencremes sind also ein absolutes Muss im Reisegepäck. Der Sonnenschutz muss nach jedem Bad erneuert werden. Aber auch durch Schweiß und Abreibungen verringert sich die Wirkung des Schutzfilms. Wichtig: Nachcremen verlängert nicht die Schutzwirkung! Einige Körperstellen brauchen besonderen Schutz. Die sogenannten Sonnen-Terrassen bieten der UV-Strahlung die größte Angriffsfläche. Dazu gehören Stirn und Kopfhaut, Nasenrücken, Augen, Ohren, Lippen, Kinn, Schultern, Rücken, Brüste, Gesäß und Fußrücken. Die Haut reagiert hier besonders empfindlich. Diese Bereiche sollten möglichst bedeckt oder zumindest durch eine Sonnencreme mit besonders hohem Lichtschutzfaktor geschützt werden. Wer richtig mit der Sonne umgeht, kann sie entspannt genießen, ohne Schäden durch die UV-Strahlung zu riskieren. Weitere Informationen im Internet unter: www.unserehaut.de 10 | 2 . 2 0 0 6 2 . 2 0 0 6 | 11 ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR Ungewöhnliche iDEEN sonnig und transparent, wie schon die zuvor sanierten Bereiche – und es passt sich von allen Seiten betrachtet optisch in das beliebte Stadtbild ein. Dafür haben die Architekten Ulrich, Henning und Tilo Rosner drei Jahre lang geplant und immer wieder den Dialog mit allen für einen solchen Krankenhausbau zuständigen öffentlichen Institutionen geführt. Funktionalität und Denkmalschutz Krankenhaus-Architektur ist eine Wissenschaft für sich. Für den neuen C-Flügel im PiusHospital entwickelte das verantwortliche Architekten-Team ungewöhnliche Ideen – und schaffte so den Spagat zwischen moderner Funktionalität und Denkmalpflege. 12 | 2 . 2 0 0 6 d ie Wallanlagen gehören zu den romantischsten Blickfängen in der Oldenburger Innenstadt. Kaum ist man der Hektik der Fußgängerzone entronnen, genießt man hier einen Hauch von Natur. Satte Grasflächen und Blumen fallen zum Wallgraben hin ab. Bäume neigen sich tief über das sanft fließende Wasser, Enten ziehen ihre Bahnen. Auf der anderen Seite des Grabens steigt ganz langsam Bebauung aus dem Grün. Zunächst zwei denkmalgeschützte weiße Häuschen. Erst weiter dahinter erheben sich Bürgerhäuser und die Business-Gebäude einer Großstadt: Krankenhaus und Büsing-Stift, Geschäftshäuser, Banken, das Finanzamt. Inmitten dieser romantischen Anlage hat seit mehr als 130 Jahren das Pius-Hospital seinen Sitz. Es hat sich im Laufe seiner Geschichte zu einem modernen, hoch-spezialisierten Akut-Krankenhaus fortentwickelt und verfügt nach dem Neubau des fünfstöckigen D-Flügels und der Komplettsanierung des historischen A-Flügels über renommierte, gut ausgestattete Schwerpunkt-Kliniken und komfortable Patientenzimmer. Drei Jahre Planung für C-Flügel Ein weiterer Bauabschnitt wurde Anfang dieses Jahres begonnen: Der historische CFlügel wird abgerissen, weil alle Geschosse nicht ebenengleich mit den übrigen Gebäuden und sämtliche vorhandenen Kranken-Zimmer für moderne Pflegeansprüche nicht ausreichend bemessen sind. Der Neubau erfolgt in zwei Baustufen. Das neue Gebäude wird deutlich mehr Platz bieten als das alte. Immerhin 100 Patientenbetten werden hier untergebracht, außerdem eine neue zentrale Aufnahme und einige Funktionsbereiche. Alles wird „Krankenhausbauten werden von der Landesregierung gefördert“, erläutert Bauleiter Tilo Rosner. „Und das bedeutet, dass sie klare Vorgaben über die Funktionalität eines solchen Gebäudes macht: „Auf der anderen Seite achtet die Stadt darauf, dass wir ihr Filetstück nicht ästhetisch verunstalten“, ergänzt Bruder Henning Rosner. „In diesem speziellen Fall kam noch dazu, dass die beiden weißen Häuser am Wallgraben unter Denkmalschutz stehen. Sie dürfen natürlich nicht abgerissen werden. Aber wir müssen außerdem dafür sorgen, dass sie nicht durch einen wuchtigen Bau im Hintergrund erschlagen werden.“ Mit ihrem endgültigen Entwurf überzeugten die Architekten alle Beteiligten: Der neue C-Flügel wird in einem eleganten Schwung hinter den Denkmal-Häusern herum geführt, und zwar in einer treppigen Abstufung, so dass er die kleinen Häuser anfangs kaum überragt. Erst in der zweiten Stufe wird der Neubau fünfgeschossig. Die dritte treppige Abstufung bildet den höchsten Bereich als Staffel, in der sich Technik befindet. Komfortable Patientenzimmer Die Abstufung hat außen einen willkommenen Nebeneffekt: Sie bietet Raum für Dachbegrünung und begehbare Terrassen. Im obersten Bereich können Patientenzimmer mit spektakulärem Blick über die ganze Stadt entstehen. „Alle Patientenzimmer werden nach außen gerichtet sein“, verspricht Tilo Rosner. Und damit jeder aus seinem Fenster die Wallanlagen sehen kann, wird die Verglasung fächerförmig versetzt nach außen gedreht. Wie schon der alte C-Flügel wird auch der neue an den älteren B-Flügel des Pius-Hospitals andocken. „Wir nehmen hier die Fassadengestaltung des A- und D-Flügels mit großen Fenstern und weißer Brüstung wieder auf“, erklärt Henning Rosner. „Zugleich setzen wir den Neubau aber durch einen modernen, komplett verglasten Gebäudeteil ab.“ Der Bau des neuen C-Flügels wird schrittweise vorangehen (s. PIA 2/2005) und in etwa drei Jahren abgeschlossen sein. Eine BauInfo-Tafel informiert schon jetzt darüber, wie das Pius-Hospital sich dann als GesamtGebäude in das Stadtbild einfügen wird. Ein kreatives Architekten-Team: Vater Ulrich Rosner und seine Söhne Henning und Tilo Ambulanzen ziehen um Im Zuge der Bauarbeiten am Pius-Hospital sind einige Ambulanzen seit Mitte Juni in anderen Räumlichkeiten untergebracht: ❚ Für die orthopädische Ambulanz wurden für die Dauer der Bauarbeiten vorübergehend Räume in der Georgstraße 34 angemietet. Oldenburger Patienten ist dieses Haus als ehemalige Praxis des niedergelassenen Unfallchirurgen Dr. Schäfer bekannt, der seit Pfingsten seinen Sitz im Oldenburger Diagnose- und Therapiezentrum am PiusHospital hat. ❚ Die Chirurgische Ambulanz ist dauerhaft in das zweite Obergeschoss im Pius-Hospital gezogen und befindet sich jetzt auf demselben Flur wie die Gefäßchirurgische Ambulanz. Patienten fahren am besten mit dem Fahrstuhl im Nebeneingang bis in den zweiten Stock und halten sich nach dem Aussteigen rechts. ❚ Der Klinikdirektor der Nuklear-Medizin ist mit seinen Büroräumen vorübergehend in die Georgstraße 26 umgezogen. Von diesem Umzug sind Patienten nicht betroffen. Alle Patientenzimmer werden nach außen gerichtet sein 2 . 2 0 0 6 | 13 Schnelles Uneingeschränkt Die Oldenburger Schauspielerin Elfi Hoppe wurde als eine der ersten Patientinnen im Pius-Hospital unter Einsatz eines neuartigen mobilen Angiographie-Gerätes minimal-invasiv an der Halsschlagader operiert. LEBEN Eingriff ohne Schmerzen und ohne Vollnarkose Ein Blumenstrauß für eine Premiere besonderer Art: Schauspielerin Elfi Hoppe – hier mit Oberarzt Dr. Andreas Coester – wurde als eine der ersten Patientinnen mit dem neuen mobilen Angiographiegerät (li) operiert. Mit einer optimalen Bildqualität unterstützt die Anlage die minimal-invasive und nahezu schmerzfreie Aufweitung von verengten Blutgefäßen und den Einsatz so genannter Stents. Damit ist es nun möglich, einen drohenden Schlaganfall mit einem wenig belastenden Eingriff abzuwenden. Auch gefährliche Aussackungen der Hauptschlagader im Brustkorb und Bauch können so mit so genannten Stent-Prothesen behandelt werden. Das Pius-Hospital als erstes zertifiziertes Gefäßzentrum in der Region setzt das neue Gerät inzwischen routinemäßig ein. Elfi Hoppe, Kammerschauspielerin am Oldenburgischen Staatstheater, war eine der ersten Patientinnen – und ist begeistert. Bei ihr war Anfang des Jahres eine fortgeschrittene Stenose (Verengung der Halsschlagader) festgestellt worden. Das bedeutete höchste Schlaganfall-Gefahr. Die konventionelle und in den meisten Fällen auch sinnvollste Therapie ist eine offene Operation an der Halsschlagader, bei der jedoch ein ganz geringes Risiko besteht, dass die Stimmbänder oder die Zunge in Mitleidenschaft gezogen werden. „Für mich und meinen Beruf als Schauspielerin wäre selbst ein ‘geringfügiges’ Risiko eine Katastrophe“, betont Elfi Hoppe. Als KlinikDirektor Dr. med. Christoph-Maria Ratusinski ihr vorschlug, stattdessen minimalinvasiv zu operieren, willigte sie sofort erleichtert ein. 14 | 2 . 2 0 0 6 Sie ersparte sich damit nicht nur eine Narbe am Hals, sondern auch die Belastungen durch eine Vollnarkose. „Eine örtliche Betäubung an der Leiste reicht völlig aus“, erläuterte Ratusinski. „Von dort aus schieben wir millimeterdünne Katheter über die Bauchschlagader bis zum Hals – dabei spürt der Patient keine Schmerzen. Dort dehnen wir die verengte Stelle von innen auf und setzen einen so genannten Stent zur dauerhaften Stabilisierung ein. Das Gehirn wird durch ein Protektionssystem (Fangkörbchen für Partikel) sicher geschützt.“ Den Weg durch den Körper findet der Gefäßchirurg mit Hilfe eines AngiographieGerätes, das von außen per Röntgentechnik präzise hochauflösende Bilder vom Ort des Geschehens liefert. Die Pius-Gefäßchirurgen haben sich seit Jahren als erfahrene Anwender dieser modernen Technik profiliert. Präzise Bilder per Fernsteuerung Das neue Gerät ist mobil, kann also nach Bedarf in jedem Operationssaal eingesetzt werden. Außerdem ist es komplett motorisiert und kann vom operierenden Chirurgen selbst per Fernsteuerung exakt auf die Stelle gerichtet werden, wo es gerade benötigt wird. Postive Konzentration im Operationssaal Elfi Hoppe hat den Eingriff bei vollem Bewusstsein erlebt. „Es herrschte eine hochgradig positive Konzentration im Operationssaal“, erinnert sie sich. „Auch ich war sehr konzentriert, und fühlte mich als Patientin mental und körperlich gefordert mit- zumachen.“ Sie wurde zum Beispiel aufgefordert, den Kopf zu wenden, um ein optimales Bild zu ermöglichen. „Ich habe deutlich mitbekommen, wie etwas innerhalb meines Körpers hochgeschoben wurde“, erzählt sie weiter. „Es tat nicht weh, aber gemerkt habe ich es schon. Es kam mir so vor wie eine Fahrt durch den Stollen eines Bergwerks. Und als die Lore – um bei diesem Bild zu bleiben – an Ort und Stelle angekommen war, wurde dort irgendwie etwas aufgeblasen.“ Das Bild passt. „Tatsächlich haben wir die Halsschlagader dort, wo sie verengt war, mit einem Ballon aufgedehnt, bevor wir den Stent eingesetzt haben“, bestätigt Oberarzt Dr. Andreas Cöster, der die Schauspielerin operiert hat. „Von außen war das natürlich nicht sichtbar. Wir dehnen ja nur einige Millimeter auf.“ 50 Prozent höhere Lebensqualität Nach einer halben Stunde war die Operation erfolgreich beendet. „Ich habe gleich unmittelbar nach dem Eingriff eine solche Erleichterung verspürt“, schwärmt Elfi Hoppe. „Und die hält bis heute an. Meine Lebensqualität ist um 50 Prozent gestiegen.“ Auch in der Phase vor der Operation hat die beliebte Schauspielerin trotz SchlaganfallGefahr keine Vorstellung ausfallen lassen. Nun aber kann sie wieder völlig unbesorgt auf der Bühne stehen. In „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“, in „Arsen und Spitzenhäubchen“ oder nächste Spielzeit in „Harold und Maude“. Und ihren sportlichen Hobbys nachgehen: Tai-Chi und Fahrradfahren. „Sogar in die Sauna kann ich gefahrlos gehen. Dr. Ratusinski hat mir mit auf den Weg gegeben, ich solle uneingeschränkt leben. Und das werde ich!“ Wieder strahlend auf der Bühne: Elfi Hoppe gemeinsam mit Thomas Birklein in dem Publikumsrenner „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“. PIUS INTERN SCHMERZMITTEL Bei Schultersteife-Operationen setzt das Pius-Hospital jetzt so genannte Schmerzpumpen ein. Damit haben Patienten es selbst in der Hand, sich bei Bedarf ein schnell wirkendes Schmerzmittel zu geben. Sabine Lohwasser ist begeistert. Drei Monate lang konnte sie ihren linken Arm nicht mehr richtig bewegen. Jetzt, nur zwei Tage nach einer arthroskopischen Operation, hebt sie ihn schmerzfrei bis in die Senkrechte. Dank Schmerzpumpe: „Ich drücke sie ungefähr alle drei bis vier Stunden, dann läuft ein kaltes Kribbeln den Arm herunter und spätestens nach ein bis fünf Minuten spüre ich überhaupt keine Schmerzen mehr in der Schulter.“ Diese Schmerzfreiheit ist nicht nur angenehm für die Patientin, sie ist gerade bei Schultersteife-Eingriffen auch medizinisch notwendig. „Wir mobilisieren unter Narkose das Schultergelenk, das vorher oft monatelang lahmgelegt war und entsprechend verklebt ist“, erklärt Oberarzt und Schulterexperte Dr. Marcus Beuchel. „Bei arthroskopischen Eingriffen lösen wir die Verklebungen von innen. Aber wenn das Gelenk hinterher nicht schnell wieder gezielt bewegt wird, besteht die Gefahr, dass es von neuem verklebt. Je weniger Schmerzen, desto lieber bewegt man den frisch operierten Arm.“ Sabine Lohwasser hat es genau so erlebt. Ihr Leidensweg begann vor mehr als drei Monaten. Nach einer dummen Bewegung beim Autofahren schoss ein stechender Schmerz durch ihren linken Arm. Und von da an ging nichts mehr. Weiter als bis auf Brusthöhe konnte sie den Arm nicht mehr heben, zur Seite schon gar nicht. Drei Monate Krankengymnastik und Medikamente brachten keine Verbesserung. „Schließlich riet mir mein Orthopäde: ‘Gehen Sie ins Pius-Hospital, da sind Sie in besten Händen’“, erzählt Sabine Lohwasser. Seit der Operation hat sie noch keine nennenswerten Schmerzen empfunden. Und das werde sie auch nicht, wenn die Schmerzpumpe am dritten Tag entfernt wird, verspricht Marcus Beuchel. „Das entscheidende ist, dass Ihr Körper gar nicht erst ein Akut-Schmerz-Gedächtnis ausbildet, denn er hat ja keinen akuten Schmerz“, erläutert er. „Sie werden noch ein paar Tage lang ein normales Schmerzmittel einnehmen. Aber Sie werden bald selbst merken, dass Sie es gar nicht brauchen.“ Das Pius-Hospital setzt die Schmerzpumpe routinemäßig bei Schultersteife-Eingriffen und bei weiteren großen Schulter-Operationen ein. „Wir gehen davon aus, dass unsere Patienten dadurch nach einer Operation insgesamt deutlich weniger Schmerzmittel brauchen“, fasst Klinikdirektor Prof. Dr. Djordje Lazovic zusammen, „dass sie außerdem früher mit einer krankengymnastischen Nachbehandlung anfangen können und schneller wieder fit sind. Alles zusammen führt sicher dazu, dass unsere Patienten sich deutlich zufriedener fühlen.“ Uni und Pius typisieren Stammzellen In einer groß angelegten gemeinsamen Aktion riefen die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und das Pius-Hospital zur Stammzellen-Typisierung auf. Mehr als 780 Studenten und Universitätsangehörige folgten dem Aufruf und ließen sich 5 ml Blut aus der Armvene abnehmen, die nun auf die für eine Stammzellen-Spende ausschlaggebenden Gewebemerkmale hin untersucht und bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspender Datei, registriert werden. Eine Typisierung verursacht einen Kostenaufwand von rund 50 Euro. Dank zahlreicher Sponsoren und mit den Spendengeldern, die seit der Eröffnung der ständigen Einrichtung der DKMS im Pius-Hospital eingegangen sind, konnte die Typisierung an der Uni Oldenburg kostenlos angeboten werden. 34 PiusMitarbeiter sowie Studenten und niedergelassene Ärzte halfen ehrenamtlich bei der Registrierung, Beratung und bei der Blutabnahme. Die bei der Typisierung erhobenen Daten werden immer dann, wenn für einen Leukämie-Patienten ein Spender gesucht wird, auf möglicherweise übereinstimmende Gewebemerkmale hin abgeglichen. Gibt es eine erste Übereinstimmung, folgen weitere Untersuchungen, über die die DKMS die bei ihr Registrierten in allen Einzelheiten in Kenntnis setzt. Sollte jemand tatsächlich als Spender in Frage kommen, werden je nach Krankheitsbild des Patienten Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Erst kürzlich konnten zwei durch Pius-Kontakte typisierte Frauen durch ihre Spende einem Schwerkranken helfen. Die DKMS-Aktivitäten der ständigen Einrichtung im Pius-Hospital gehen unvermindert weiter: Mitte Juni veranstaltete der Betriebssportverband Oldenburg Stadt ein Bowling-Turnier zugunsten der DKMS, bei dem 379,10 Euro eingespielt wurden. Das Turnier wurde vom Bowling Center Oldenburg, der Deutschen Rentenversicherung, Dorma, dem Fitness-Treff Oldenburg, den Firmen Heipei, Thomas Heuer, Voss & Partner, Weser-Ems Bus, der Öffentlichen Versicherung und dem Pius-Hospital unterstützt. 2 . 2 0 0 6 | 15 Überall da, wo Menschen zusammen arbeiten und insbesondere da, wo einzelne Fehler schwerwiegende Folgen haben können, ist es notwendig, Strukturen zu schaffen, die das Zusammenspiel regeln. QMKonzert Ein Qualitätsmanagement-Zertifikat nach DIN EN ISO 9001-2000 schmückt neuerdings den Eingangsbereich des Pius-Hospitals. Für manch einen Patienten ist dies ein überzeugendes Güte-Siegel. Doch wenn man es ernst meint, p ist ein Qualitätsmanagement-System noch viel viel mehr. ius-Geschäftsführer Dr. Robert Riefenstahl vergleicht die Arbeit im Krankenhaus gerne mit einem Orchester: „Es kommt auf den Gesamtklang an. Natürlich beherrscht jeder von uns sein eigenes Instrument. Aber wirklich gut sind wir nur dann, wenn wir aufeinander hören, aufeinander abgestimmt sind und gemeinsam auf dasselbe Ziel hin arbeiten.“ Dabei ist jeder einzelne gefragt. Denn es braucht nur einer falsch einzusetzen, den Ton zu verfehlen oder ein anderes Tempo zu spielen, schon ist das Gesamtergebnis beeinträchtigt. „Ein gutes Orchester braucht deshalb gute Musiker und einen guten Dirigenten“, resümiert Riefenstahl. „Denn der Dirigent hat einen Überblick über alle Abläufe, koordiniert sie und erkennt, wo das Zusammenspiel noch verbessert werden kann. Und genau bei dieser Arbeit leistet ein funktionierendes Qualitätsmanagement-System seinen Dienst – sowohl für 16 | 2 . 2 0 0 6 den Gesamtklang als auch für das Zusammenspiel innerhalb der Klinik.“ Das Zusammenspiel regeln Das Bild vom Orchester setzt sich auch in anderen Wirtschaftsbereichen immer mehr durch. „Überall da, wo Menschen zusammen arbeiten und insbesondere da, wo einzelne Fehler schwerwiegende Folgen haben können, ist es notwendig, Strukturen zu schaffen, die das Zusammenspiel regeln“, betont Robert Riefenstahl. „Das gilt für jede Werkstatt genauso wie für Banken, Lebensmittelhersteller, für die Feuerwehr oder für viele andere Bereiche.“ Vor diesem Hintergrund habe sich das Pius-Hospital ganz bewusst für ein Qualitätsmanagement-System entschieden, das auch in allen anderen Wirtschaftsbereichen Anwendung findet. Üblicherweise lassen sich Krankenhäuser nach den Normen KTQ oder ProCumCert zertifizieren. Eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001-2000 geht in einigen Bereichen darüber hinaus. So verlangt die ISO-Norm etwa auch nach erfolgter Zertifizierung eine kontinuierliche Qualitätsarbeit, die laufend überprüft werden kann. einmalig viel Aufwand, ist aber dann für die Zukunft dauerhaft verwertbar und bringt nach Riefenstahls Überzeugung vielfachen Nutzen: „Jeder von uns hat sich bewusst damit auseinander gesetzt, nach welchen Abläufen und im Zusammenspiel mit wem er welches Ergebnis erzielt. Zwangsläufig kam dabei auch zur Sprache, wie sinnvoll der eine oder andere Arbeitsschritt ist, und wo man möglicherweise durch eine Veränderung bessere Resultate bekommen kann.“ Was leicht und sinnvollerweise zu verändern war, wurde unmittelbar umgesetzt. Die verbesserten Prozessbeschreibungen gelten nun im gesamten Pius-Hospital als Standard. Jeder weiß also konkret, wann er was warum zu tun hat, und auch neue Mitarbeiter können schnellstens in alle wichtigen Arbeitsabläufe eingeführt werden. Die Prozessbeschreibungen bilden quasi die Partituren für die einzelnen Stimmen im Orchester. Dass sie zum großen Zertifizierungs-Konzert zusammengefasst wurden, ist den Dramaturgen Heike Kuhlen und Iris Bäurle zu verdanken, die hauptamtlich für das Qualitätsmanagement im Pius-Hospital verantwortlich sind. „Sie haben die wunderbare Gabe, immer dann da zu sein, wenn man nicht mehr weiter weiß“, schwärmen andere Pius-Mitarbeiter, die sich an den Prozessbeschreibungen in ihren Abteilungen manchmal fast die Zähne ausgebissen hätten. „Sie hören zu, helfen, auch wenn man zum zehnten Mal dieselbe Frage stellt und stehen immer hinter einem.“ Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein! Dazu gehört unter anderem, dass jede Klinik und alle Abteilungen selbst ihre Prozessabläufe permanent überprüfen und gegebenenfalls Verbesserungs-Ideen entwickeln. Außerdem kommen einmal innerhalb der drei Jahre eigens dafür geschulte Pius-Mitarbeiter aus anderen Arbeitsbereichen – so genannte „interne Auditoren“ (von audire = hören) – in jede Abteilung und überprüfen, ob die vereinbarten Prozessabläufe eingehalten werden und was sinnvollerweise verbessert werden könnte. In einem gut aufeinander eingestimmten Orchester sind Zuhörer aus anderen Stimmen willkommen. Sie kennen das Stück, das gespielt wird, wissen, worauf es ankommt und können zugleich dennoch mit der nötigen Distanz lauschen. „Wir wollen immer besser werden“, betont ein Orchestermitglied – pardon, eine Pius-Mitarbeiterin, die gemeinsam mit 26 anderen zur internen Auditorin ausgebildet wurde. „Deshalb versuchen wir, auch kleine Misstöne herauszuhören und Abhilfe zu schaffen. Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.“ Dieser Satz bildet das Leitmotiv, mit dem Heike Kuhlen und Iris Bäurle das gesamte QM-Konzert überschreiben. „Das Zertifikat ist ein willkommener Neben-Effekt“, betonen sie immer wieder. „Die kontinuierliche und nachprüfbare Arbeit an unserer Qualität ist uns aber um ein Vielfaches wichtiger.“ Die Abläufe bewusst machen So viel zu den theoretischen Ideen, die hinter einem Qualitätsmanagement-System (QMS) stecken. In der praktischen Umsetzung haben Pius-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Abteilungen in den Monaten vor der Zertifizierung bewundernswerte Fleißarbeit geleistet. Ob in der Buchhaltung, im medizinischen Einkauf, in der Küche oder in den Kliniken, überall haben sie die einzelnen Leistungen, die sie erbringen, schriftlich benannt und Schritt für Schritt beschrieben, wie sie zustande kommen. „Prozessbeschreibung“ heißt dieses Verfahren im QM-Fachjargon. Es kostet Friederike Klintworth (ganz links) vom Zentrum für Qualität (ZQ) und Dr. Margarete Mantke-Geiger, Branchenbeauftragte Gesundheitswesen der DQS, überreichten im Rahmen einer Feierstunde das QM-Zertifikat an die Qualitäts-Crew im Pius-Hospital (Qualitätsbeauftragte Heike Kuhlen (Mitte), QM-Mitarbeiterin Iris Bäurle und Pius-Geschäftsführer Dr. Robert Riefenstahl). PIUS INTERN Kleines Wörterbuch QM = Qualitätsmanagement QMB = Qualitätsmanagementbeauftragter Der Qualitätsmanagementbeauftragte ist hauptamtlich im Auftrag der Geschäftsleitung für das Qualitätsmanagement im gesamten Unternehmen zuständig. QMB im Pius-Hospital ist Heike Kuhlen, ihre Vertreterin Iris Bäurle. QB = Qualitätsbeauftragter Im Gegensatz dazu ist der / die Qualitätsbeauftragte ehrenamtlicher Ansprechpartner für die eigene Abteilung oder den eigenen Fachbereich. Er /sie wird vom Abteilungsleiter eingesetzt. QMS = Qualitätsmanagement-System; QM-System Das QMS erfasst alle Tätigkeiten und Abläufe in einem Unternehmen und die Beziehungen, in denen sie zueinander stehen; es dokumentiert alle Spielregeln die zum Erreichen der Unternehmensziele beitragen. Durch die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systemes wird die Leistungsfähigkeit in einem Unternehmen erhöht, indem Verbesserungsprozesse beschleunigt werden, Reibungsverluste abgebaut und die Mitarbeitermotivation durch klare Strukturen und transparente Anweisungen erhöht werden. Darüber hinaus wird das Vertrauen der Kunden und Mitarbeiter in die Qualität der Leistungen und Produkte eines Unternehmens nachhaltig gefestigt. PDCA Kreislauf Der PDCA-Kreislauf ist ein Standard-Instrument der Qualitäts-Arbeit und kann auf jeden Verbesserungs-Prozess in einem Unternehmen angewendet werden: Die Buchstaben PDCA stehen für die Schritte Plan (planen), Do (durchführen), Check (überprüfen), Act (handeln, z.B. auswerten, verbessern, standardisieren). Am Anfang steht die Feststellung einer (verbesserungswürdigen) Situation. Es folgt ein Plan zur Verbesserung. Dieser wird umgesetzt und dann überprüft, ob die gewünschte Verbesserung erreicht wurde. Mit dem Ergebnis dieser Überprüfung beginnt der Kreislauf von vorne, denn auch eine erfolgreich verbesserter Ablauf kann weiter optimiert werden. DIN EN ISO 9001:2000 ist die im Jahr 2000 aktualisierte Nachweis-Norm für Qualitätsmanagementsysteme, die von deutschen (DIN), Europäischen (EN) und Internationalen Normenorganisationen (ISO) ISO steht ursprünglich für „International Organisation for Standardisation“. Quailitäts-Manager bevorzugen aber den weitaus motivierenderen Slogan: „Immer super organisiert!“ 2 . 2 0 0 6 | 17 Die Netzhaut, oder Retina, ist ein hauchdünnes Häutchen, nur 0,1 bis 0,5 Millimeter dick. Aber sie hat es in sich: Ca. 120 Millionen Lichtrezeptoren sind für die Differenzierung von Farben und Helligkeit zuständig. An der Stelle des schärfsten Sehens, in der Fachsprache Makula genannt, sind die Rezeptoren am dichtesten konzentriert. Bei einer Makula-Degeneration werden sie fortschreitend zerstört. Internationale Kooperation: Medizin-Studenten aus Groningen kamen mit einer offiziellen Delegation von Vertretern der Universität Groningen nach Oldenburg. Bei strahlendem Sommerwetter präsentierten leitende Ärzte der drei Oldenburger Krankenhäuser ihnen die Stadt und die medizinischen Möglichkeiten. Kurz notiert +++ Zahl der Netzhaut-Operationen steigt In der Netzhaut-Chirurgie ist das Pius-Hospital führend in Niedersachsen. Und die Zahl der Anfragen steigt stetig. Oberärzting Nataliya Nehus ist ausgewiesene Spezialistin für Netzhaut- und GlaskörperChirurgie. d ie Netzhaut ist der Teil des Auges, wo die Lichtstrahlen, die durch die Pupille einfallen, auftreffen und das Bild entsteht. Auf ihr liegen rund 120 Millionen Lichtrezeptoren, so genannte Stäbchen und Zapfen, die optische Reize in elektrische Impulse umwandeln und an das Gehirn weiterleiten. Die Netzhaut ist also der empfindlichste und komplizierteste Bestandteil des Auges. Deshalb können nur hochspezialisierte Augenkliniken Störungen an der Netzhaut, zum Beispiel eine Netzhaut-Ablösung oder eine so genannte Makula-Degeneration effektiv behandeln. In der Augenklinik im Pius-Hospital werden pro Jahr etwa 600 Netzhaut-Operationen erfolgreich ausgeführt. „Die Zahl der Anfragen an uns steigt ständig“, berichtet Netzhaut-Experte Dr. Peter Wreesmann, der die Augenklinik im Team mit Dr. Hergen Wilms seit zwei Jahren leitet. „Das liegt zum einen an der steigenden Lebenserwartung, denn Netzhaut-Erkrankungen sind überwiegend altersbedingte Erkrankungen, zum anderen sind in den letzten Jahren immer neue medizinische und technische Möglichkeiten entwickelt worden. Heute können wir mit verschiedenen mikro-chirurgischen Techniken eine drohende Erblindung aufhalten und häufig sogar die Sehkraft verbessern.“ Dabei werden durch minimale Schnitte in der Augenwand winzige Instrumente in das Auge und unmittelbar bis an die Netzhaut heran geführt. Eine Netzhaut-Operation wird in der Regel in Vollnarkose ausgeführt und verursacht keinerlei Schmerzen.Um der steigenden Nachfrage nachkommen zu können, hat das Pius-Hospital das Augen-Team zum 1. Juli verstärkt: Oberärztin Nataliya Nehus absolvierte ihre Facharztausbildung an der Tagesklinik Universitätsallee in Bremen und am Bremer St.-Joseph-Stift. Sie gilt als ausgewiesene Spezialistin für Netzhautund Glaskörper-Chirurgie. Ambulantes Augen-Operations-Zentrum Neben der Netzhaut-Chirurgie bildet die ambulante Chirurgie am vorderen Augenabschnitt den zweiten Schwerpunkt der Augenklinik im Pius-Hospital. Hier werden überwiegend Katarakt (Grauer Star)- und Glaukom (Grüner Star)-Operationen ausgeführt. Das ambulante Augen-Operations-Zentrum (aAOZ) wird seit zehn Jahren von Dr. Hergen Wilms geleitet. Seitdem wurden hier rund 15.000 ambulante Operationen erfolgreich ausgeführt. Mehr dazu in der nächsten PIA. KlassenTREFFEN Die Freundinnen kamen aus Karlsruhe und Köln und zum Teil auch aus der näheren Umgebung. Zu zehnt trafen sie sich im Pius-Hospital, wo drei von ihnen noch heute tätig sind. Vor 30 Jahren hatten sie alle gemeinsam hier ihr Examen als Krankenschwestern und -pfleger gemacht. „Damals haben wir alle zusammen im Pius-Hospital gewohnt“, erinnert sich Ingrid Thiet, die das Klassentreffen gemeinsam mit den beiden anderen immer noch im Pius tätigen Schwestern, Irmgard Schiller und Paula Ahlers, organisiert hat. „Als Alltagstracht mussten wir blaue Kleider mit weißer Schürze tragen, an Sonntagen weiße Kleider und an hohen Feiertagen schwarze Kleider.“ Inzwischen hat sich vieles verändert. Ordensschwestern wie damals die Oberin Schwester Sophia gibt es in der Krankenpflegeschule schon lange nicht mehr. Und die Krankenpflegeschüler gehen heute wie jeder Auszubildende nach Dienstschluss nach Hause. Die Schülerinnen und Schüler von damals erinnerten sich jedoch gerne an die „gute alte Zeit“. Bis halb zwei Uhr nachts saßen sie noch zusammen und klönten. In fünf Jahren wollen sie sich wieder treffen. Zwei unvergessliche Erlebnisse für die (ehemaligen) Krankenpflege-Schüler: Klassen-Ausflug nach Hamburg in den Siebziger Jahren – Klassentreffen 30 Jahre später im Pius-Hospital 18 | 2 . 2 0 0 6 PIUS INTERN Europäisches Lehrkrankenhaus Oldenburg Erneut international ausgezeichnet: Prof. Dr. Dr. Rudy Leon De Wilde, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Pius-Hospital und des Oldenburger Brustzentrums PiusHospital ist erneut für seine wissenschaftliche Arbeit mit einem internationalen Preis ausgezeichnet worden: In Bangkok erhielt De Wilde den „Collaboration Award“ der Royal Thai Society of Obstetrics and Gynecology. Damit wurde er für seine jahrelangen aktive Zusammenarbeit mit der Thai Society of Gynecological Endoscopists im Bereich des wissenschaftlichen Austausches und für die Unterstützung der Ausbildung in Thailand auf dem Gebiet der gynäkologischen minimal-invasiven Chirurgie geehrt. Gemeinsam bieten die drei Oldenburger Krankenhäuser alle medizinischen Fachrichtungen, die an einer Universitätsklinik zu finden sind. Studenten der Universität Groningen können ab g Herbst ihr praktisches Jahr in Oldenburg ableisten. emeinsam gehen die drei Oldenburger Krankenhäuser neue internationale Wege bei der Ausbildung von Ärzten. Als „Europäisches Lehrkrankenhaus“ bieten sie ab Herbst erstmalig auch niederländischen Studenten die Möglichkeit, ihr Praktisches Jahr am Ende des Medizin-Studiums je nach Fachrichtung im Evangelischen Krankenhaus, im Pius-Hospital oder im Klinikum Oldenburg abzuleisten. Eine Delegation von offiziellen Vertretern der Universität Groningen und interessierten Studenten besucht am Freitag die drei Krankenhäuser, um sich über das Angebot zu informieren. „Wir sind hoch erfreut, dass unsere Pläne auf allen Seiten auf so viel Interesse stoßen“, betont Prof. Dr. Andreas Engelhardt, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Vertrauensdozent für die Medizinerausbildung am Evangelischen Krankenhaus. „Mit dieser internationalen Kooperation übernehmen wir eine Vorreiterrolle in Niedersachsen.“ „Zusammen decken wir sämtliche Fachrichtungen ab, die auch eine Universitätsklinik bietet“, ergänzt Prof. Dr. Djordje Lazovic, Direktor der Klinik für Orthopädie und Vertrauensdozent am Pius-Hospital. „Studierende der Universität Göttingen wissen das schon lange zu schätzen und absolvieren seit vielen Jahren ihr praktisches Jahr an den drei Oldenburger Krankenhäusern. Durch die Kooperation mit Groningen erweitern wir unser Angebot auf internationaler Ebene.“ Für die niederländischen Studenten werden zusätzliche Ausbildungsplätze an den drei Oldenburger Krankenhäusern geschaffen. „Deutsche und niederländische Studenten werden also nebeneinander und zum Teil auch gemeinsam ausgebildet“, erklärt Prof. Dr. Andreas Weyland, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Schmerztherapie, Intensiv- und Notfallmedizin und Vertrauensdozent im Klinikum Oldenburg. „Wir versprechen uns davon positive Erfahrungen für beide Seiten. Da das Medizinstudium in Deutschland anders strukturiert ist als in den Niederlanden, können alle Seiten interessante neue Aspekte kennen lernen.“ Verständigungsschwierigkeiten wird es nach Einschätzung der Organisatoren nicht geben. Englisch ist die internationale Sprache der Medizin. +++ 76 Jubilare geehrt: Für ihre langjährige Zugehörigkeit zum Pius-Hospital wurden im ersten Halbjahr 2006 insgesamt 76 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt. Sie feierten mindestens 10jähriges Pius-Jubiläum. Viele arbeiten jedoch sogar schon seit 15, 20, 25, 30 oder gar 35 Jahren im Pius-Hospital. +++ WM-Übertra- gung in Pius-Cafeteria: Während der Fußball-Weltmeisterschaft bot das Pius-Hospital für Patienten, Mitarbeiter und Besucher einen besonderen Service an: Zahlreiche Spiele wurden auf Großleinwand in die Cafeteria übertragen. Das Publikum nahm dieses Angebot gerne an. +++ DKMS sucht türkisch-stämmige Spender: Die Deutsche Knochenmarkspender Datei DKMS sucht in einer bundesweiten Aktion für die 21jährige Leukämie-Patienten Aysel einen türkisch-stämmigen Stammzellenspender. Nähere Informationen gibt es bei der DKMS-Zentrale in Tübingen unter Tel: 07071 / 94 30 oder bei der ständigen Einrichtung der DKMS im Pius-Hospital unter Tel: 0441 / 2 29 13 40. 2 . 2 0 0 6 | 19 PFLEGE Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, brauchen im Krankenhaus eine besondere Pflege. Im Pius-Hospital kümmert sich Schwester Anke Fioravanzo um sie. Sie hat gerade erfolgreich eine Weiterbildung zur Diabetes-Assistentin abgeschlossen. PFLEGE- Experten Ernährungsfragen im Zusammenhang mit Diabetes sind das Fachgebiet von Diät-Assistentin Anke Kuckuck. 20 | 2 . 2 0 0 6 Tägliche Fußpflege ist bei Diabetes-Patienten besonders wichtig. Ein Spiegel auf dem Fußboden kann helfen, auch die Unterseite der Füße ausführlich zu untersuchen. h einer N. ist 72 Jahre alt. Er ist Diabetiker. An seiner Fußsohle schwelt eine offene Wunde, die nur schwierig zuheilt. Ohne es zu bemerken, hatte Heiner N. über mehrere Monate einen Schlüssel im Schuh. „Das ist typisch für Diabetes“, erklärt Schwester Anke. „Der so genannte Diabetiker-Fuß ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen. Nur ist das vielen Betroffenen leider nicht klar. Aufgrund der Zuckererkrankung entstehen Nerven- und Durchblutungsstörungen an den Füßen, die dadurch gefühllos werden. Die Patienten merken deshalb gar nicht, wenn Schuhe drücken, oder gar ein Fremdkörper im Schuh ist. Selbst wenn sie schon schlimme Blasen oder entzündete Wunden entwickelt haben, spüren sie keinen Schmerz. Die Folge sind offene Geschwüre und Entzündungen, die schlimmstenfalls zur Amputation führen.“ Heiner N. erschrickt sichtlich, als er das hört. Doch Anke Fioravanzo kann ihn beruhigen. „Wir werden Ihre Wunde, solange Sie hier sind, gut pflegen. Wenn Sie wieder zu Hause sind, müssen Sie selbst ganz bewusst auf Ihre Füße achten.“ Tatsächlich müssen zur Zeit in Deutschland pro Jahr rund 28.000 Diabetiker-Füße amputiert werden, fährt sie fort. Dabei könnte fast jede dieser Amputationen durch sorgfältige Fußpflege verhindert werden. „Täglich waschen und einkremen“, rät sie. „Dabei werden Sie jede Auffälligkeit rechtzeitig bemerken. Auch bei kleinsten Wunden oder Druckstellen sollten Sie sofort zum Arzt gehen.“ Die Füße sind nur einer von vielen Punkten, über die Anke Firoravanzo Patienten und Kollegen im Pius-Hospital aufklärt. An vier Tagen in der Woche versieht die examinierte Krankenschwester ihren ganz normalen Dienst auf der Station 3c. Jeden Dienstag ist sie im ganzen Haus als PflegeExpertin für Diabetes unterwegs. Auf Wunsch kommt sie ans Krankenbett und steht für alle Fragen, die in Zusammenhang mit der Krankheit aufkommen, zur Verfügung. Insbesondere kennt sie alle gängigen Stix-Geräte zum Blutzuckermessen und Pens zum Insulinspritzen und kann ihre Handhabung anschaulich erklären. Dabei achtet sie auch darauf, dass Diabetes-Patienten eine sinnvolle Einstichstelle wählen und unterstützt sie bei der Berechnung des Insulinbedarfs. Insulin ist das Hormon, das bei der Umwandlung von Zucker aus dem Blut in Energie für den Zellstoffwechsel die Schlüsselrolle spielt. Bei gesunden Menschen wird es, je nachdem, was sie gerade gegessen ha- Diabetes-Assistentin Schwester Anke demonstriert einem Patienten, wie er seinen Blutzuckerspiegel richtig misst. ben, in ausreichender Menge in der Bauchspeicheldrüse produziert, so dass der Zuckerspiegel im Blut nie einen Wert von 70 bis 110 mg/dl in nüchternem Zustand bzw. bis 180 mg/dl nach dem Essen übersteigt. Bei der häufigeren Form des Diabetes, dem Typ II, ist die Insulinproduktion und Wirkung gestört, bei Typ I Diabetes produziert der Körper überhaupt kein eigenes Insulin. Um den Blutzuckerspiegel zuverlässig auf einem gesunden Level zu halten, müssen Diabetes-Patienten eine exakt auf die aktuelle Nahrungsaufnahme und den Energieverbrauch abgestimmte Dosis der Medikamente nehmen, die den Zucker im Blut abbauen. Dies können in der Anfangsphase von Diabetes Typ II Tabletten sein. Bei fortgeschrittenem Diabetes II und immer bei Typ I wird Insulin subkutan gespritzt, wenn die Eigenproduktion nicht mehr vorhanden ist oder bei schon bestehenden Folgeerkrankungen. Die genaue Abstimmung der Insulin-Dosis auf den individuellen Bedarf nennt man im Diabetiker-Fachjargon, „einstellen“. Bei Menschen mit Diabetes kommt es nach längerer Diabetesdauer wegen des erhöhten Blutzuckerspiegels schneller zu Schäden an den großen und kleinen Gefäßen, was neben dem Diabetiker-Fuß zu zahlreichen weiteren Schäden führen kann. Sie betreffen das Herz-Kreislaufsystem, die Nerven oder – besonders häufig – auch die Augen. Wenn die winzigen Blutgefäße an der Netzhaut sich verdicken, können Ödeme und Blutungen entstehen. Die Netzhaut beginnt, sich abzulösen. „Deshalb ist es so wichtig, dass Diabetes-Patienten von Anfang an wirklich gut eingestellt sind“, betont Anke Fioravanzo. Solange der Blutzuckerspiegel nämlich in Ordnung ist, entstehen auch keine Folgeschäden. In ausführlichen Gesprächen erklärt Anke Fioravanzo den Patienten im Krankenhaus diese Zusammenhänge, und sie beantwor- tet individuelle Fragen. Gleichzeitig rät sie jedoch jedem, an den praktischen Diabetikerschulungen teilzunehmen, die viele niedergelassene Ärzte anbieten. „So ausführlich wie dort können wir gar nicht aufklären, schon weil unsere Patienten dafür gar nicht lange genug im Krankenhaus bleiben.“ Außerdem vermittelt sie ihr Spezialwissen auch regelmäßig an Schwestern und Pfleger im Hause. Anke Fioravanzo gehört nämlich zum Pflege-Experten-Programm im Pius-Hospital. Pflegedirektorin Irmgard Marischen hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezielt Mitarbeiterinnen in berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme vermittelt. Sie sammelten dort Spezialwissen über unterschiedlichste Themenbereiche, die in der Pflege wichtig sind. Über enterale Ernährung z.B., über Sturzprophylaxe, über Dekubitusprophylaxe, über Pflegehilfsmittel, Kinästhetik, Inkontinenz, Stillen oder über die spezielle Betreuung von Frauen mit Brustkrebs (die PIA berichtete). Ebenso wurden Experten für EDV oder für das Fallpauschalen-System ausgebildet. „All diese Themen sind so komplex, dass längst nicht mehr jeder alles darüber wissen kann“, schildert Irmgard Marischen. „Deshalb haben wir einzelne Mitarbeiter dazu ermutigt, sich ein besonders qualifiziertes Fachwissen in einem bestimmten Bereich zuzulegen. Wir übernehmen die Kosten und stellen sie für die Weiterbildung frei. Dafür stellen sie uns nach erfolgreicher Abschlussprüfung ihr Fachwissen zur Verfügung.“ Sie arbeiten also weiter in ihrem normalen Stationsdienst. Doch wenn irgendwo im Krankenhaus eine Frage auftaucht, die mit ihrem Fachgebiet zu tun hat, helfen sie, sie zu lösen. In den nächsten Jahren wird das Pius-Hospital weitere Pflege-Experten z.B. in der onkologischen Fachpflege (Abschluss 3/2007) und im Wundmanagement ausbilden. 2 . 2 0 0 6 | 21 KUNST UND KULTUR Abstrakte ORTHOPÄDIE 10 + 1 Momente des menschlichen Seins sind immer wieder Thema in den Gemälden und Skulpturen des Westersteder Künstlers Norbert Marten. Im Dienstzimmer von Orthopädie-Direktor Prof. Dr. Djordje Lazovic hängt eines seiner Werke. Das Ölgemälde ist auf jeden Fall ein Blickfang. Abstrakte Formen in senkrechter EinDrittel/-Zwei-Drittel-Aufteilung und ein geschicktes Spiel mit gedeckten Farben, Licht und Schatten schaffen Tiefe, lenken das Auge auf die fast figürliche Form in der rechten, größeren Bildfläche. Nein, Halt! Es handelt sich tatsächlich um eine Figur, figürliche Andeutungen zumindest. Ist da nicht ein linker muskulöser Oberarm? Ein Gesicht im Profil? Eine Nase? „Je länger man hinguckt, desto mehr Körperteile entdeckt man in dem Bild“, schwärmt Gabi Pfeiffer, die in der Anmeldung zur orthopädischen Ambulanz arbeitet und mehrmals am Tag das Büro mit dem Gemälde betritt. „Der senkrechte Balken, der das Bild aufteilt, könnte Schienbein und Wadenbein sein. Ich habe außerdem eine Hüfte gesehen und den Teil einer Wirbelsäule.“ Manche dieser Körperfragmente sind fast naturgetreu wie auf einem Röntgenbild abgebildet, andere in verschwommener Andeutung und ungewohnter Perspektive eher zu ahnen als deutlich zu erkennen. Und genau das ist die Spezialität des Malers Norbert Marten, der bis 1991 einen Lehrauftrag an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg erfüllte und heute als freischaffender Künstler seinen Lebensunterhalt verdient. „Mich interessieren Momente menschlichen Seins als inhaltliches Thema, das ich malerisch in Flächigkeit und Tiefenräumen verarbeite. Dabei bringe ich gerne unterschiedliche fragmentarische Darstellungen zu einem neuen Sehensbereich zusammen“, erläutert er. Seine ganz besondere Sicht- und Darstellungsweise wendet er auch im öffentlichen Raum erfolgreich an. Eine große Brunnenanlage in Bremerhaven und die Altarfenster der Bonnhöfer-Kirche in Heidtmühlen bei Jever z.B. sind von Norbert Marten. Gemälde und kleinere Skulpturen sind ständig in einer Galerie in Westerstede zu sehen. NEUES aus der Pius-Bücherei Hatice Akyün Bernhard Schlink Einmal Hans mit scharfer Soße. Leben in zwei Welten Die Heimkehr Hatice Akyün wurde 1969 in Zentralanatolien geboren. 1972 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie seither lebt. Sie trägt kein Kopftuch, hat immer noch keinen Ehemann und hat mit der fehlerfreien Anwendung der deutschen Sprache kein Problem. Hatice Akyün liebt Deutschland von ganzem Herzen – aber ihre Seele ist türkisch. Mit Witz und viel Temperament räumt sie in ihrem Buch mit den Vorurteilen von Deutschen über Türken und umgekehrt mächtig auf. Sie nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise in die beiden Welten, in denen sie lebt. Hatice Akyün arbeitet in Berlin als freie Journalistin u.a. für den „Spiegel“, „Emma“ und den „Tagesspiegel“. Peter Debauer ist ein vaterloses Kriegskind, das alleine mit seiner Mutter aufwächst und in den Ferien glückliche Kindertrage bei den Schweizer Großeltern erfährt. Dort liest der Junge zufällig die Geschichte von der Heimkehr eines deutschen Soldaten aus russischer Gefangenschaft. Aber der Schluss fehlt! Als Erwachsener holt Debauer diese Leseerinnerung ein und die Suche nach dem Ende der Geschichte und deren Autor wird zur Besessenheit, die ihn in die Arme einer geliebten Frau führt, in die Wirren der Wende in Berlin und schließlich nach Amerika. – Ein vielschichtiger, wunderbar erzählter Roman über die Suche eines Mannes nach seiner Herkunft. Sehr lesenswert. Hörbuch-Tipp Henning Mankell Der Mann am Strand – Lesung Wir laden Sie zum Essen ein Ein Mann steigt nach seinem Strandspaziergang in ein Taxi und stirbt während der Fahrt. Die Polizei findet keinen Hinweis, der auf ein Verbrechen hindeutet und will den Fall abschließen. Doch dann entdeckt der Gerichtsmediziner Indizien für eine Vergiftung. Kommissar Wallander findet heraus, dass der Sohn des Mannes sieben Jahre zuvor ermordet wurde. Der Täter wurde nie gefasst. Und die Richterin von damals wohnt ebenfalls in der Nähe des Strandes. … Der Krimi gehört zum Zyklus „Wallanders erster Fall“ und wird erfreulich ruhig und überzeugend gelesen von Axel Milberg, einem hervorragenden Sprecher. Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital befindet sich in der 1. Etage im Zimmer 106 und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pius-Hospitals sind als Leser willkommen. Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen. Sammeln Sie Bonus-Punkte in unserer Cafeteria im Atrium.Wenn Sie uns 10-mal besuchen und unser Mittagsmenü bestellen – dann sind Sie einmal unser Gast! Und so machen Sie mit: Einfach an der Theke einen Bonus-Pass auf Ihren Namen ausstellen und bei jedem Mittagessen abstempeln lassen. Cafeteria im Atrium Wir freuen uns auf Sie! Georgstraße 12, 26121 Oldenburg Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice, Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40 22 | 2 . 2 0 0 6 … möchten Sie eine Zumutung für andere sein? Irgendwann bin ich genauso wie Sie jetzt vielleicht auch über diese Frage gestolpert. Unser Sprachgefühl wehrt sich und das Nein liegt schnell auf der Zunge. Unangemessenheit und Ungebührlichkeit sind mit diesem Wort eng verbunden. Mich hat aber irritiert, dass in dem Wort ‘Zumutung’ auch das positiv besetzte Wort ‘Mut’ steckt. Ich überlege:Wenn ich nach einem Einkauf oder nach einem Krankenhausaufenthalt Zufriedenheit feststelle, was macht sie aus? Ist es allein das erstandene Produkt oder das Resultat einer SOZIALARBEITER Behandlung? Entsteht dieses Gefühl der Zufriedenheit nicht dort, wo ich auf jemanden getrofJOSEF ROß fen bin, der aufmerksam war, der mir zugehört, der mich als Person wahrgenommen hat? Unzufriedenheit kommt gerade dann auf, wenn ich feststelle, dass mein Gegenüber mehr damit beschäftigt ist, mich von seinen Interessen zu überzeugen, als eben mein Anliegen wahrzunehmen. Zufrieden bin ich, wenn es zu einer echten Begegnung zwischen Menschen kommt, in der die unterschiedlichen Interessen zum Tragen kommen dürfen. „Das kann ich meinen Kindern nicht zumuten.“ oder „die Pflegenden haben soviel zu tun, die kann ich doch nicht noch belasten“. Diese Sätze verhindern nicht selten, dass Menschen einander befragen:„Kannst oder willst du etwas für mich tun, weil ich Unterstützung brauche?“ In einer Zeit, in der es vornehmlich darum zu gehen scheint, eigenverantwortlich zu leben, mag es schwerer werden, jemanden um etwas zu bitten und etwas vom anderen anzunehmen. Und dennoch bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Menschen in kritischen Situation bereitwillig sagen:„Doch, das will ich mir zumuten, das ist doch meine Aufgabe.“ Nur, wer nicht gefragt wird, hat auch kaum eine Chance, dem Anderen eine ehrliche Antwort zu geben. Eine solche Begegnung zwischen Menschen ist aber keine Einbahnstraße:Wer gefragt wird, muss auch ‘nein’ sagen dürfen und können. Begegnungen zwischen Menschen machen die Möglichkeiten und Grenzen sichtbar.Wo wir wechselseitig akzeptieren, dass niemand grenzenlos für den anderen da sein kann, können wir offen und ehrlich miteinander umgehen. Wenn Menschen sich im Krankenhaus nach Menschlichkeit sehnen, dann geht es genau um dieses Miteinander. Oft erst später erkennen Menschen dankbar, dass die Krisenzeit der Krankheit ihnen ungewollt die Chance zu einem vertieften Miteinander gegeben hat. Nach Menschlichkeit sehnen sich nicht nur die Patienten und Angehörigen, sondern ebenso die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Im Leitbild des Pius-Hospitals haben die Mitarbeiter für ihre Handlungsorientierung hohe Maßstäbe gesetzt. Erreichen werden sie dieses Ziel aber nur gemeinsam mit den Patienten, Angehörigen und den Kostenträgern. Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Eine Zumutung möchte ich nicht sein oder werden, aber ich möchte so handeln, dass andere den Mut haben, mich um etwas zu bitten und ich den Mut habe, nein zu sagen, wo ich überfordert bin.