26/12 - Bundesamt für Gesundheit

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26/12 - Bundesamt für Gesundheit
Bulletin 26/12
Bundesamt für Gesundheit
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Bulletin 26
25. Juni 2012
ISSN 1420-4266
438
Inhalt
Übertragbare Krankheiten
Meldungen Infektionskrankheiten
440
443
Strahlenschutz
Klinische Audits in der Radiologie: ein optimales
­Instrument im Interesse der Patientinnen und Patienten
447
Kongressankündigung
Schweizer Impfkongress
449
Betäubungsmittel
Rezeptdiebstahl
450
Inseratekampagne 2012
Tabakprävention
451
Bulletin 26
Kranken- und Unfallversicherung
Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen
Auswertung von Krankenversicherungsdaten zeigt
Zunahme der Bezüge von Methylphenidat zwischen
2005 und 2008
25. Juni 2012
Sentinella-Statistik442
439
Übertragbare Krankheiten
Meldungen Infektionskrankheiten
Stand am Ende der 24. Woche (19.6.2012)a
a Arzt- oder Labormeldungen laut Meldeverordnung. Zahlen provisorisch nach Eingangsdatum. Bei den in kursiver Schrift angegebenen
Daten handelt es sich um annualisierte Angaben: Fälle pro Jahr und 100 000 Wohnbevölkerung (gemäss Statistischem Jahrbuch der
Schweiz). Die annualisierte Inzidenz erlaubt einen Vergleich unterschiedlicher Zeitperioden.
b Ausgeschlossen sind materno-foetale Röteln.
c Bei schwangeren Frauen und Neugeborenen.
d Siehe Influenza-Überwachung im Sentinella-Meldesystem http://www.bag.admin.ch/k_m_meldesystem/00736/00816/
index.html?lang=de.
e Bestätigte und wahrscheinliche Fälle von klassischer CJD.
Da das diagnostische Prozedere bis zwei Monate betragen kann, wird auf eine detaillierte Darstellung nach Meldewochen verzichtet.
Die Zahl der bestätigten und wahrscheinlichen Fälle betrug im Jahre 2010 8 und im Jahre 2011 10.
Woche 24
2012 2011
2010
Letzte 4 Wochen
2012 2011 2010
Letzte 52 Wochen
2012 2011 2010
Seit Jahresbeginn
2012 2011 2010
Tuberkulose
8
5.30
14
9.20
22
14.50
34
5.60
45
7.40
69
11.40
553
7.00
510
6.40
542
6.90
223
6.10
250
6.80
288
7.90
Invasive MeningokokkenErkrankungen
1
0.70
1
0.70
1
0.70
6
1.00
7
1.20
3
0.50
71
0.90
64
0.80
55
0.70
38
1.00
41
1.10
29
0.80
Legionellose
5
3.30
8
5.30
4
2.60
19
3.10
25
4.10
18
3.00
264
3.30
272
3.40
218
2.80
87
2.40
71
2.00
78
2.10
Haemophilus influenzae:
invasiv
3
2.00
1
0.70
1
0.70
8
1.30
6
1.00
7
1.20
77
1.00
104
1.30
83
1.00
43
1.20
63
1.70
37
1.00
18
11.80
3
2.00
15
2.50
80
13.20
7
1.20
140
1.80
630
8.00
67
0.80
51
1.40
593
16.20
27
0.70
1
0.20
10
0.10
7
0.09
6
0.08
6
0.20
4
0.10
3
0.08
Respiratorische Übertragung
25. Juni 2012
Masern
Rötelnb
Röteln materno-foetalec
1
0.01
Influenzavirend
Saisonale Typen, Subtypen
Invasive PneumokokkenErkrankungen
1
0.70
7
4.60
17
11.20
24
15.80
5
0.80
2
0.30
64
10.50
59
9.70
709
696
116.60 114.40
1047
13.20
1676
21.20
114
1.40
1024
28.10
1515
41.50
41
1.10
68
11.20
932
11.80
977
12.40
924
11.70
573
15.70
596
16.30
521
14.30
532
87.50
8584
108.60
7143
90.40
7207
91.20
3444
94.40
2746
75.20
2247
61.60
Faeco-orale Übertragung
Bulletin 26
Campylobacter
440
201
196
167
132.20 128.90 109.80
Salmonella typhi/paratyphi
1
0.70
1
0.70
4
0.70
3
0.50
3
0.50
27
0.30
37
0.50
38
0.50
11
0.30
12
0.30
18
0.50
Übrige Salmonellen
10
6.60
33
21.70
29
19.10
84
13.80
107
17.60
103
16.90
1307
16.50
1241
15.70
1220
15.40
441
12.10
447
12.20
415
11.40
Shigellen
3
2.00
6
4.00
2
1.30
9
1.50
15
2.50
22
3.60
146
1.80
222
2.80
233
3.00
50
1.40
77
2.10
88
2.40
Enterohämorrhagische
E. coli
1
0.70
1
0.70
1
0.70
6
1.00
12
2.00
3
0.50
64
0.80
49
0.60
37
0.50
22
0.60
29
0.80
10
0.30
Hepatitis A
1
0.70
1
0.70
2
0.30
3
0.50
6
1.00
80
1.00
87
1.10
82
1.00
30
0.80
51
1.40
31
0.80
Listerien
1
0.70
2
1.30
4
0.70
10
1.60
5
0.80
38
0.50
80
1.00
43
0.50
20
0.60
31
0.80
20
0.60

Übertragbare Krankheiten
Woche 24
2012 2011
2010
Letzte 4 Wochen
2012 2011 2010
Letzte 52 Wochen
2012 2011 2010
Seit Jahresbeginn
2012 2011 2010
1
0.70
22
95
2
0.30
90
5
0.80
99
63
0.80
1373
68
0.90
1207
56
0.70
1153
26
0.70
672
35
1.00
574
29
0.80
544
7
1.20
97
4
0.70
126
48
0.60
1540
64
0.80
1437
41
0.50
1514
22
0.60
838
36
1.00
646
20
0.60
661
133
670
609
110.20 100.10
553
90.90
7619
96.40
7091
89.70
6335
80.10
3815
104.60
3469
95.10
2989
81.90
Durch Blut oder sexuell übertragen
Hepatitis B akut
Total Meldungen (B)
24
18
16
2
1.30
35
21
211
198
138.80 130.20
151
99.30
Hepatitis C akut
Total Meldungen (C)
Chlamydia trachomatis
Gonorrhoe
36
23.70
42
27.60
12
7.90
141
23.20
126
20.70
94
15.50
1457
18.40
1251
15.80
1122
14.20
636
17.40
604
16.60
574
15.70
Syphilis
33
21.70
17
11.20
26
17.10
99
16.30
62
10.20
99
16.30
1070
13.50
1020
12.90
920
11.60
520
14.20
473
13.00
503
13.80
Zeckenenzephalitis
3
2.00
13
8.60
3
2.00
13
2.10
32
5.30
14
2.30
154
2.00
119
1.50
114
1.40
27
0.70
48
1.30
24
0.70
Malaria
1
0.70
4
2.60
3
2.00
17
2.80
15
2.50
21
3.40
190
2.40
223
2.80
205
2.60
70
1.90
83
2.30
88
2.40
1
0.20
4
0.05
5
0.06
14
0.20
2
0.05
4
0.10
3
0.50
42
0.50
81
1.00
36
0.50
22
0.60
26
0.70
5
0.10
4
0.10
Chikungunya-Fieber
Dengue-Fieber
1
0.70
4
0.70
1
0.20
Hantavirus-Infektionen
1
0.01
26
0.70
1
0.03
25. Juni 2012
Zoonosen und andere durch Vektoren übertragbare Krankheiten
Gelbfieber
1
0.70
2
1.30
1
0.20
3
0.50
6
0.08
9
0.10
Trichinella spiralis
Tularämie
13
0.20
3
0.08
2
0.03
1
0.20
11
0.10
13
0.20
5
0.06
1
0.03
2
0.05
2
0.05
2
0.05
Andere Meldungen
Botulismus
Tetanus
Creutzfeldt-Jakob-Krankheite
1
0.01
1
0.01
1
0.01
Bulletin 26
Brucellen
1
0.03
1
0.01
4
Bundesamt für Gesundheit
Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit
Abteilung Übertragbare Krankheiten
Telefon 031 323 87 06
441
Übertragbare Krankheiten
Sentinella-Statistik
Anzahl Meldungen (N) der letzten 4 Wochen und Inzidenz pro 1000 Konsultationen (N/103), Stand am 19.6.2012
Freiwillige Erhebung bei Hausärztinnen und Hausärzten (Allgemeinpraktiker, Internisten und Pädiater)
21 22 23 24Mittel
Woche
4 Wochen
NN/103
Thema
N N/103
N N/103
N N/103
N N/103
Influenza
8
0.63
0.37
0.53
0.2
5.3
0.4
Mumps
00
00
0 0
00
00
Otitis media
352.6
312.6
27 2
25 2
29.52.3
Pneumonie
12
0.99
0.89
0.76
0.5
9
0.7
Pertussis
4
0.32
0.23
0.26
0.5
3.8
0.3
Meldende Ärzte
156
Provisorische Daten
Bulletin 26
25. Juin 2012
Bundesamt für Gesundheit
Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit
Abteilung Übertragbare Krankheiten
Telefon 031 323 87 06
442
153
153
134
149
Kranken- und Unfallversicherung
Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen
Auswertung von Krankenversicherungsdaten zeigt
Zunahme der Bezüge von Methylphenidat zwischen
2005 und 2008
Autoren: Mark Pletscher, Simon Wieser
Die Verschreibung von methylphenidathaltigen Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen wird in der
Schweizer Öffentlichkeit breit diskutiert und häufig kritisch hinterfragt.
Verschiedene Studien zeigen, dass
der Anteil der Kinder und Jugend­
lichen, welche das Medikament
einnehmen, zugenommen hat, und
dass immer grössere Wirkstoff­
mengen bezogen werden [1–5].
In der hier vorgestellten Studie
wurde deshalb die Verbreitung der
Einnahme von Methylphenidat unter Kindern und Jugendlichen bis
und mit 18 Jahre anhand der Leistungsdaten dreier Schweizer Krankenversicherungen (Groupe Mutuel,
KPT, Visana) untersucht. Nebst der
Analyse der Entwicklung über die
Zeit ermöglicht die Studie auch einen Vergleich zwischen Alters- und
Geschlechtergruppen und gibt Hinweise auf das Verschreiberverhalten.
Daten und Methoden
Bei der vorliegenden Studie handelt
es sich um eine deskriptive Aus­
wertung der Kosten- und Leistungsstatistik (KoLe) des Bundesamts für
Gesundheit (BAG) durch das Winter­
thurer Institut für Gesundheits­
ökonomie der Zürcher Hochschule
für Angewandte Wissenschaften
(ZHAW). Die KoLe-Statistik, welche
sich gegenwärtig noch in der Pilotphase befindet, basiert auf den
Rechnungen für Leistungen und
Medikamente der obligatorischen
Krankenpflegeversicherung, welche
von den Leistungserbringern oder
Versicherten an die Krankenversicherungen übermittelt werden. Gegenwärtig umfasst sie die Daten
von drei grossen Krankenversicherungen (Groupe Mutuel, KPT, Visana) und deckt damit gut 22% aller
Versicherten in der Schweiz ab. Für
diese Studie wurden die eingereichten Rechnungen aller Personen ausgewertet, die in den Jahren 2005
bis und mit 2008 mindestens einen
Bezug eines methylphenidathaltigen Medikaments (ATC N06BA04)
abgerechnet haben. Die Daten wurden vorgängig anonymisiert. Von
den erfassten Personen sind nur Alter, Geschlecht und die Region gemäss der medizinischen Statistik
(MedStat) bekannt. Die Packungen
der bezogenen Arzneimittel wurden
anhand der Swissmedic-Zulassungsnummer eindeutig identifiziert. Dank
der Dokumentierung der Zahlstellennummer© von santésuisse ist
von jeder abgerechneten Leistung
der Erbringer und der Veranlasser
(Verschreiber) erfasst. Bei Medikamenten ist somit bekannt, wo sie
bezogen wurden und wer das Rezept ausgestellt hat. Da gut ein Viertel der Rechnungen für Methylphenidat erst im Folgejahr abgerechnet
wurden, sind die Bezüge im letzten
beobachteten Jahr (2008) um diesen Faktor nach oben korrigiert worden. Die vorgestellten Resultate
sind rein beschreibend und enthalten keine Aussagen zur Angemessenheit des Konsums von Methylphenidat und der begleitenden medizinischen Betreuung.
Die Resultate zum Bezügeranteil
wurden anhand des regionalen Abdeckungsgrads der KoLe-Statistik
auf die Schweiz hochgerechnet. Bezüger sind Personen, für welche während eines Jahres mindestens eine
Rechnung für ein methylphe­
nidathaltiges Präparat eingereicht wurde.
Der Anteil der Bezüger von Methylphenidat (z.B. Ritalin) unter den
0- bis 18-Jährigen ist von 2005 bis
2008 von 0.61% auf 0.85% angestiegen, d. h. eine Zunahme von
knapp 40% (siehe Abbildung 1). Die
durchschnittliche jährliche Wirkstoffmenge pro Bezüger ist im gleichen
Zeitraum um 9% von 5094 mg auf
5551 mg angestiegen.
Bezüge nach Alter
und Geschlecht
Bei den Knaben ist der Bezügeranteil im Beobachtungszeitraum von
0.95% auf 1.30%, bei den Mädchen
von 0.25% auf 0.38% angestiegen
(Abbildung 1). Die Knaben haben
also im Jahr 2005 3.8 Mal häufiger
Methylphenidat bezogen als die
Mädchen. Obwohl dieser Faktor bis
ins Jahr 2008 auf 3.4 zurückgegangen ist, blieb der Geschlechterunterschied klar bestehen.
Abbildung 3 zeigt, dass der Be­
zügeranteil im Jahr 2007 unter den
6- bis 12-Jährigen mit dem Alter zunahm und dann wieder zurückging.
Unter 6 Jahren haben praktisch
keine Kinder Ritalin erhalten. Im
Jahr 2007 haben 3.11% der 12-jäh­
rigen Knaben mindestens einmal
Methylphenidat bezogen, während
der Anteil bei den 12-jährigen Mädchen bei 0.95% lag. Bei den Mädchen blieb der Bezügeranteil zwischen 15 und 18 beinahe konstant.
25. Juni 2012
dat (z.B. Ritalin) unter den 0- bis 18-Jährigen ist von 2005
bis 2008 von 0.61% auf 0.85% angestiegen, d.h. eine
Zunahme von knapp 40%. Der Bezügeranteil war bei
den Knaben fast vier Mal so hoch wie bei den Mädchen
und war im Jahr 2007 in der Altersgruppe der 12-Jährigen am höchsten. Bei drei Viertel aller Bezüger liegt die
geschätzte Einnahmedauer unter einem Jahr. Gut drei
Viertel aller Bezüge wurden von spezialisierten Fachärzten wie Kinderärzten, Kinderpsychiatern oder Psychiatern veranlasst.
Entwicklung der Bezüge von
Methylphenidat 2005–2008
Bulletin 26
Der Anteil der Bezüger von Methylpheni-
Anzahl Bezüge
und Einnahmedauer
Bezüger, die im Jahr 2005 zwischen
0 und 18 Jahre alt waren, haben im
Beobachtungszeitraum durchschnittlich 6 Bezüge abgerechnet. Der Median lag bei 4 Bezügen.
443

Kranken- und Unfallversicherung
Abbildung 1
Bezügeranteil (0- bis 18-Jährige) nach Jahr (Hochrechnung gesamte Schweiz)
1.4%
0.0%
2006
2007
0.85%
0.38%
0.77%
1.18%
1.06%
2005
0.34%
0.2%
0.69%
0.25%
0.4%
0.30%
0.6%
0.61%
0.8%
1.30%
1.0%
0.95%
Bezügeranteil
1.2%
Knaben
Mädchen
Knaben und Mädchen
2008
25. Juni 2012
Jahr
Abbildung 2:
Jährliche Wirkstoffmenge pro Bezüger (0- bis 18-Jährige) nach Jahr
Wirkstoffmenge [mg]
Bulletin 26
6000
5000
5094
5096
2005
2006
5551
2007
2008
4000
3000
2000
1000
0
Jahr
444
5357

Kranken- und Unfallversicherung
Abbildung 3
Bezügeranteil im Jahr 2007 nach Alter und Geschlecht
3.5%
Bezügeranteil
3.0%
2.5%
2.0%
Knaben
1.5%
Mädchen
1.0%
0.5%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1314 15 16 17 18
Tabelle 1
Anzahl Bezüge und Einnahmedauer
2005 bis 2008
Anzahl
Bezüge
Mittelwert
Median 6.05 Bezüge
4.00 Bezüge
Einnahme-
dauer
Mittelwert
Median
275 Tage
166 Tage
Bei der Berechnung der Einnahmedauer gilt es, sowohl die Anzahl
Bezüge als auch die bezogene Wirkstoffmenge sowie die altersabhängige Tagesdosis zu berücksichtigen.
Die Information zur Wirkstoffmenge
der einzelnen Packungen sind aus
der SL-Liste bekannt. Die Schätzung
der Tagesdosis erfolgte für vier Altersgruppen anhand der durchschnittlichen Wirkstoffmenge pro bezogene
Tablette der langwirksamen Präparate, welche nur einmal täglich eingenommen werden sollten. Das
Verbrauchsintervall, in dem eine einzelne gekaufte Packung Methylphenidat aufgebraucht wird, ergibt sich,
indem die in einer Packung ent­
haltene Wirkstoffmenge durch die
geschätzte Tagesdosis geteilt wird.
Die gesamte Einnahmedauer entspricht der Summe der Verbrauchsintervalle aller eingekauften Packungen.
Die so geschätzte durchschnittliche Einnahmedauer beträgt 275 Tage,
der Median 166 Tage (Tabelle 2). Bei
knapp einem Viertel der Bezüger lag
die geschätzte Einnahmedauer im
Beobachtungszeitraum über einem
Jahr.
Tabelle 2
Kumulierter Anteil der Bezüger nach
maximaler Einnahmedauer
KumulierterMaximale
Anteil der
Einnahmedauer
Bezüger[Tage]
[Prozent]
1 9
5 12
10 24
25 67
50 166
75 377
90 687
95 924
991351
25. Juni 2012
Alter
Verschreiber
Anhand der KoLe-Statistik kann auch
untersucht werden, welche Fachgruppen die Bezüge veranlasst haben (Tabelle 3) und wo das Medikament abgegeben wurde (Tabelle 4).
Ein Leistungserbringer gilt als Verschreiber, wenn er ein Rezept ausstellt oder das Medikament selbst
abgibt. Kinderärzte veranlassten 59%
aller erfassten Bezüge, gefolgt von
den Grundversorgern mit 14% und
Bulletin 26
0.0%
Tabelle 3
Anteil der von verschiedenen
Leistungserbringern verschriebenen
Bezüge an allen von 2005 bis 2008
getätigten Bezügen
VerschreiberAnteil
Kinderärzte 59%
Grundversorger 14%
Kinderpsychiater 12%
Kliniken 6%
Psychiater 5%
Übrige Leistungserbringer 4%
Total100%
445

Kranken- und Unfallversicherung
den Kinderpsychiatern mit 12%. Kinderärzte, Kinderpsychiater und Psychiater waren zusammengenommen für rund 76% der Verschreibungen verantwortlich.
Wie in Tabelle 4 dargestellt, wurden gemäss KoLe-Statistik 81% der
Bezüge in Apotheken getätigt, 11%
in den Praxen von Kinderärzten und
6% bei Grundversorgern. Bei Psychiatern und Kinderpsychiatern wurden fast keine Bezüge erfasst. Ein
Vergleich zwischen Tabelle 3 und
Tabelle 4 zeigt, dass auch Kliniken in
den Daten praktisch ausschliesslich
als Verschreiber, nicht aber als Ab­
gabestelle auftreten.
Tabelle 4
Anteil der bei verschiedenen Leistungserbringern getätigten Bezüge an allen
von 2005 bis 2008 erfassten Bezügen
25. Juni 2012
AbgabestelleTotal
Apotheken 81%
Kinderärzte 11%
Grundversorger 6%
Kinderpsychiater 1%
Übrige Leistungserbringer 1%
Psychiater 0%
Kliniken 0%
Total100%
Bulletin 26
Schlussfolgerungen
446
Der Bezügeranteil unter den Kindern und Jugendlichen ist im Be­
obachtungszeitraum stark angestiegen. Angesichts einer geschätzten
Prävalenz des Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndroms
(ADHS) unter Kindern und Jugend­
lichen von 2.6% bis 10% [6–11] kann
davon ausgegangen werden, dass
nur ein Teil der Betroffenen mit Medikamenten behandelt wird. Dies
steht in Übereinstimmung mit publizierten Behandlungsempfehlungen
[7, 10, 11]. Bei denjenigen Patienten,
welche mit Methylphenidat behandelt wurden, handelt es sich nur bei
einer Minderheit um Langzeitbezüger. Drei Viertel der Bezüge werden
von Kinderärzten, Kinderpsychiatern
oder Psychiatern verschrieben. Nur
14% der Verschreibungen stammten von Grundversorgern, welche
ausserdem das Medikament nur
selten in ihrer Praxis abgegeben
haben.
J
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in children and adolescents. London:
National Institute for Health and Clinical Excellence, 2006 [cited September
2011].
Weitere Informationen
Datengrundlage und Studie:
Bundesamt für Gesundheit
Sektion Mathematik und Statistik
Tel. 031 322 37 20
Allgemeine politische Fragen zu Ritalin:
Bundesamt für Gesundheit
Sektion Grundlagen
Tel. 031 323 87 93
Strahlenschutz
heitspolitik, mit der eine laufende Verbesserung der
Qualität der Behandlungen angestrebt wird, hat das
BAG die derzeitige Situation in der diagnostischen Radiologie, in der Nuklearmedizin und in der Radio-Onkologie
analysiert. Die Zunahme der durchschnittlichen Strahlendosis der schweizerischen Bevölkerung aufgrund medizinischer Anwendungen muss kritisch überprüft werden.
Die Resultate der Situationsanalyse, die mit den wichtigsten Interessenvertretern durchgeführt wurde, zeigen
jedoch klar, dass sich mit der Einführung von klinischen
Audits langfristig ein optimaler Einsatz ionisierender
Strahlen für die Patientinnen und Patienten gewährleisten und somit die Dosis minimieren liesse.
Die Radiologie ist ein Bereich der
Medizin, der von erheblichen technologischen Fortschritten geprägt
ist. Sowohl in der diagnostischen
Radiologie als auch in der Nuklearmedizin und in der Radiotherapie
lassen sich mit den heutigen Anlagen das Skelett sowie die Anatomie
und Physiologie von Organen immer genauer darstellen. Allerdings
basieren die meisten dieser Geräte
wie zum Beispiel Computertomografen (CT) auf Röntgenstrahlen,
was mit gewissen Risiken verbunden ist. So kann eine hohe Strah­
lenexposition zur Entstehung von
Krebs führen. Die Durchführung einer radiologischen Untersuchung
oder Behandlung ist deshalb nur
dann gerechtfertigt, wenn die Vorteile die eingegangenen Risiken
aufwiegen.
In der Schweiz hat die durchschnittliche Strahlendosis der Bevölkerung
aufgrund der medizinischen Diagnostik innerhalb von zehn Jahren
um 20% zugenommen. 2008 lag
sie bei 1,2 mSv [1], was beispielsweise der Dosis eines Erwachsenen durch 24 Thorax-Röntgenuntersuchungen entspricht. Da diese
Tendenz auch im Ausland festzustellen ist, hat die Europäische
Union schon 1997 den Begriff der
klinischen Audits in der Radiologie
eingeführt [2], um die Qualität sowie das Ergebnis der Untersuchun* Radiologie: diagnostische Radiologie,
Nuklearmedizin und Strahlentherapie
gen oder Behandlungen zu ver­
bessern. Klinische Audits sind
systematische, fortlaufende Beurteilungen radiologischer Verfahren
anhand von festgelegten Standards. Derartige Audits werden von
unabhängigen Ex­pertinnen und Experten wie Ärztin­
nen und Ärzten,
MedizinphysikerInnen und Fachleuten für medizinisch-technische Radiologie durch­geführt.
Finnland ist diesbezüglich führend:
Es hat sämtliche Radiologiezentren
des Landes bereits zweimal auditiert. Die dabei gemachten Erfahrungen zeigen, dass das Audit allen
­Beteiligten Vorteile bietet: Die Ärzteschaft erhält eine Beurteilung ihrer radiologischen Praxis und kann
allfällige Schwachpunkte verbessern. Die Patientinnen und Pa­
tienten erhalten Gewissheit, dass
die durchgeführten Untersuchungen und Behandlungen gerechtfertigt und optimiert sind. Und schliesslich hat die Gesellschaft allgemein
Gewähr für eine Harmonisierung
der radiologischen Praxis auf nationaler Ebene und kann ein sehr hochstehendes Gesundheitssystem in
Anspruch nehmen, das keine un­
nötigen Kosten verursacht, da die
Untersuchungen gerechtfertigt und
optimiert sind.
Um in der Schweiz eine ähnliche Situation herbeizuführen, hat das BAG
das schweizerische System in Zusammenarbeit mit den wichtigsten
Interessenvertretern (Ärztinnen und
Ärzte aus verschiedenen Fachgebie-
ten, MedizinphysikerInnen, Radiopharmazeutinnen, Fachleute für
medizinisch-technische Radiologie,
Spitäler, Versicherer und andere)
analysiert. Im Zentrum der Über­
legungen stand der optimale Pa­
tientennutzen. Zunächst wurden
15 Einfluss­
faktoren erfasst, unter
anderem eine gerechtfertigte Verordnung von radiologischen Untersuchungen und Behandlungen, eine
auf die Dosisoptimierung ausge­
richtete Anwendung ionisierender
Strahlung, ein evidenzbasiertes
Wissen (evidence based knowledge), Leistungserbringer von hoher Qualität usw. Danach haben alle
Beteiligten selbstständig die Einflüsse der verschiedenen Faktoren
auf das System bestimmt, und es
wurde der Mittelwert jeder Direkteinwirkung berechnet. Mithilfe eines Computerprogramms konnte
anschliessend die Entwicklung des
Systems simuliert werden, um daraus alle möglichen Informationen zu
ziehen sowie die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Die Analyse des Systems zeigt,
dass die Qualität der radiologischen
Praxis hauptsächlich durch eine gute
Auditorganisation, durch die Anwendung von evidenzbasierten Erkenntnissen und durch ein leistungsfähiges Qualitätsmanagement in den
radiologischen Instituten verbessert
wird. Im Verlauf der Zeit zeigt die Simulation eine Situation auf, in welcher der Einsatz ionisierender Strahlung in Bezug auf die Patientendosis
immer stärker optimiert ist und die
Rechtfertigung der radiologischen
Verordnungen zunimmt. Damit erhöht sich die Sicherheit für die Pa­
tientinnen und Patienten. Schliesslich erreicht das System einen Zustand, in dem der Patientennutzen
optimal ist. Die Simulation zeigt,
dass dieser Zustand dank der gesetzlichen Verankerung der klinischen Audits anhält. Dieses Ergebnis bestätigt somit die Notwendigkeit der klinischen Audits für den
Patientennutzen und rechtfertigt die
Weiterführung des Projekts, das
2011 lanciert wurde [3].
In den kommenden Monaten wird
sich das BAG in Zusammenarbeit
mit den wichtigsten Interessenvertretern auf die Erarbeitung der Gesetzgebung zu den klinischen Audits in der Radiologie konzentrieren.
Zu einem späteren Zeitpunkt wer-
Bulletin 26
Im Rahmen der schweizerischen Gesund-
25. Juni 2012
Klinische Audits in der Radiologie*: ein optimales
­Instrument im Interesse der Patientinnen und Patienten
447

Strahlenschutz
den Richtlinien für gute radiologische Praxis, die Auditprogramme
sowie die Kompetenzen festgelegt,
über die Auditorinnen und Auditoren
verfügen müssen, damit für die auditierten radiologischen Institute ein
Mehrwert entsteht.
J
Weitere Informationen
Bundesamt für Gesundheit
Abteilung Strahlenschutz
Direktionsbereich Verbraucherschutz
Dr. Carine Galli Marxer
Projektleiterin
Telefon 031 325 02 33
E-Mail: carine.galli@bag.admin.ch
Webseite des Projektes:
www.klinischeAudits.ch
Bulletin 26
25. Juni 2012
Literatur
1.Exposure of the swiss population by
medical X-rays: 2008 Review, IRA
2.97/43 EURATOM, 1997
3.Verbesserung der radiologischen Praxis:
Zukünftige Einführung von klinischen
Audits, BAG Bulletin, 13/11, p. 298
448
Kongressankündigung
Bulletin 26
25. Juni 2012
Schweizer Impfkongress
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Betäubungsmittel
Rezeptdiebstahl
Folgende Rezepte sind gesperrt
Kanton
Block-Nrn.Rezept-Nrn.
Bern
101614 D
Bulletin 26
25. Juni 2012
Swissmedic
Abteilung Betäubungsmittel
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Inseratekampagne 2012
Bulletin 26
25. Juni 2012
Tabakprävention
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