Historische Stätten 1. Rathaus – Fassade Lage: Das Rathaus
Transcription
Historische Stätten 1. Rathaus – Fassade Lage: Das Rathaus
Historische Stätten 1. Rathaus – Fassade Lage: Das Rathaus befindet sich gegenüber der Kathedrale – an der westlichen Seite des Stadtplatzes Die normalerweise unzugänglichen Rathaus-Räume sind jedes Jahr am 1. April – während des Tages der offenen Tür anlässlich der „Aprilliade“ zu besichtigen. Die Ausstellungen im Erdgeschoss, in dem sog. Maßhaus des Rathauses sowie das Modell der Stadt sind ganzjährig zugänglich. Das Rathaus – jenes Haus in dem die Stadtvertreter ihren Sitz haben, erkennt man meistens auf den ersten Blick. Es ist meistens ein prächtiges Haus, das durch seine Schönheit vom Reichtum der Stadt zeugen soll. Auch die Pilsner Ratherren ließen sich die den Bau ihres Sitzes angelegen sein. Das Rathaus wurde in den Jahren 1554 – 1559 von dem italienischen Architekten Giovanni de Statia erbaut. Es war damals modern, Häuser von italienischen Meistern erbauen zu lassen, wenn man seinen Reichtum und seine Bedeutung zur Schau stellen wollte. Bei der Renovierung Anfang des 20. Jahrhunderts war es leider nicht mehr möglich, die ursprüngliche Fassade und Dekoration zu erneuern, und so hat man neue Sgraffiti eingeritzt. Sie sind heute eine stolze Chronik der Stadt Pilsen… In der Mitte zwischen den Fenstern findet man das Stadtwappen und daneben Abbildungen von drei Herrschern, die in die Geschichte Pilsens eingegangen sind. Links gibt es Wenzel II. – den Gründer der Stadt. Dann folgt Johannes I. von Luxemburg, der Pilsen zahlreiche Vorrechte erteilte. Zuletzt sieht man den berühmten Kaiser Rudolf II. von Habsburg, der Pilsen sogar vorübergehend zur Residenzstadt machte und ein Haus am Stadtplatz kaufte, das heute „Kaiserhaus“ genannt wird und zum Rathaus gehört. Der Kaiser muss Pilsen lieb gewonnen haben, denn nach seinem Rücktritt erwog er auch eine dauerhafte Übersiedlung nach Pilsen. Über den Abbildungen gibt es vier Aufschriften, die die einzelnen Felder des Stadtwappens durch Zitate aus historischen Texten erläutern. Unter den Fenstern des zweiten Stocks sieht man weitere fünf Gemälde. Darauf spielen Buben – genannt „Putti“ – die gewöhnlichsten Berufe der alten Pilsner: Schmiede, Kaufleute und Baumeister, Maler und Bildhauer mit den Symbolen einzelner Tätigkeiten. Die höchste Reihe der Sgraffiti bilden die Allegorien von Krieg und Frieden und Abbildungen von Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit, die in Pilsen unter allen Umständen herrschen müssen. Daher gibt es an beiden Enden dieser Sgraffiti-Reihe Aufseher – der Stadtschreiber mit einem Büttel. Ein Streifen aus dem Jahre 1559 ist der einzige geringe Teil des ursprünglichen Renaissance-Sgraffiti, der erhalten geblieben ist. Die neue Dekoration der Stirnseite wurde im Jahre 1910 vollendet. 2. Ritter Žumbera Lage: Die Statue steht im ersten Stock der Stirnseite vom Kaiserhaus, das links an das Pilsner Rathaus angrenzt. Die Statue eines Ritters auf einem Ausleger in Höhe des ersten Stockwerkes des an das Rathaus angrenzenden Kaiserhauses schmückte Anfang des 17. Jahrhunderts den Brunnen im nordwestlichen Teil des Pilsner Stadtplatzes. Ursprünglich sollte eine ähnliche Statue wohl das mittelalterliche Recht symbolisieren. Wer nach Pilsen kam, brauchte nicht Lesen und Schreiben zu beherrschen, und wusste gleich – ohne sich ausreden zu können –, welche Rechte er einzuhalten hatte. Man brauchte nur auf die Statue des strengen Ritters auf einer eisernen Säule zu blicken. Žumbera wird der Ritter jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert genannt. Zum Schmuck des Kaiserhauses wurde die Statue erstmals im Jahre 1919. Die heutige Statue ist allerdings eine Kopie aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 3. Pestsäule und die Pilsner Madonna Lage: Die Pestsäule befindet sich in einer Ecke des Stadtplatzes náměstí Republiky (Platz der Republik) – links vom Pilsner Rathaus. Das Original der Pilsner Madonna ziert den Hauptaltar der St.-Bartholomäus-Kathedrale am Platz der Republik. Öffnungszeiten der Kathedrale: April bis September, Mittwoch - Samstag: 10 – 16 Uhr, Oktober bis Dezember, Mittwoch - Freitag: 10 – 16 Uhr. Öffnungszeit des Kirchturms: ganzjährig – täglich 10 – 18 Uhr Die berühmte Statue der Pilsner Madonna entstand um 1390 und bis heute ist sie in der St.Bartholomäus-Kathedrale am Platz der Republik zu sehen. Die aus Tonschiefer geschaffene Madonna ist 134 cm groß und gehört zu den Symbolen der Stadt. Der Legende nach soll die Skulptur ein unbekannter Blinder gemeißelt haben, der nie zuvor Bildhauer war. Zur Arbeit fordrete ihn selbst Jungfrau Maria, als sie ihm im Traum erschien. Zum Bildhauen besorgte sie ihm sogar das Werkzeug. Nach der Vollendung des Werkes schenkte sie dann dem Mann Sehkraft. Eine andere Sage bezeichnet jedoch als Schöpfer der Madonna einen jungen Mönch, welcher der Skulptur Züge eines Mädchens einprägte, in das er verliebt war. Diese Erzählung mag jene Tatsache widerspiegeln, dass die Pilsner Madonna zu den berühmten weichen Madonnas böhmischer Art zählt. Die Autoren dieser Madonnen waren darum bemüht, die individuellen Gesichtszüge darzustellen, also nicht nur ein schematisches Gesicht, wie es zuvor zu sein pflegte. Heute ist die Madonna die zentrale Figur des Hauptaltars, früher stand sie jedoch auf einem gesonderten Altar im Presbyterium. Eine Kopie der Madonna befindet sich auch auf der Spitze der Pilsner Marmorsäule in der Nachbarschaft der Kathedrale. Das Kind in Madonnas Armen hält statt des Apfels einen menschlichen Schädel und erinnert somit an schwere Zeiten während der Pestepidemien. Vergessene Schätze der Pilsner Madonna Aus alten Urkunden ergibt es sich, dass die Pilsner oft ihre Madonna um Bitte und Rettung baten. Von Dankbarkeit für das Erhören der Bitten zeugten dann zahlreiche Geschenke. Der Pilsner Bürger Jan (Johann) Arnošt war Goldchmied und lebte in der Stadt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er schenkte der Madonna ein silbernes Herz für die Heilung einer Krankheit, mit der sich der Arzt keinen Rat wusste. Die Stadtbürgerin namens Magdalana Svobodová schenkte ihr ein anderes Mal als Dank fürs Loswerden schwerer Kopfschmerze eine silberne Lampe. Bis zu ihrem Tode hielt sie darin Licht. Durch verchiedene Gaben sammelte sich der sog. „Marianische Schatzkasten“. Verschiedenste Kostbarkeiten, Edelsteine sowie beispielsweise das Kleid für die Figur wurden in insgesamt 110 Schatzkästen aufbewahrt. Anfang des 19. Jahrhunderts musste der Schatz an den Staat abgegeben werden. 4. Jugendstilhaus in der Str. Dominikánská (Dominikanerstraße) Lage: Das Haus befindet sich etwa in der Mitte der Straße Dominikánská, in der Nachbarschaft des American Centers. In den Zeiten des vorherrschenden Jugendstils, an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, spielte Pilsen eine bedeutende Rolle im Leben junger Bildner und Architekten. Dank einigen reichen Pilsner Unternehmern, die offen für neue Trends waren, bekamen zahlreiche Künstler die Gelegenheit, ihr Können zum Ausdruck zu bringen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Haus Nr. 283 in der Staße Dominikánská 7, dessen Jugendstilfassade die Stadtbesucher sowohl durch ihre Farbigkeit als auch durch ihre architektonische Gestaltung beeindruckt. Naturmotive – z. B. Widderköpfe oder Libellen (deren Körper und Flügel) u.ä. – evozieren sog. grüne bzw. wilde Männer, deren Abbilden insbesondere im Mittelalter (Renaissance) populär war. Auch der Jugendstil machte von diesen Inspitationsquellen Gebrauch, die auf Märchen, Mythen und Legenden beruhen. In jeder Stadt findet man allerdings auch viele konservative Leute, die Neues ablehnen, und so bekam dieses Werk des Pilsner Baumeisters namens Karel Bubla (deutsch wörtlich „Obstlauf“) den abwertenden Namen „bublanina“ („Obstauflauf“). 5. Rotes Herz am Stadtplatz und Sgraffiti von Mikoláš Aleš Lage: Das Haus befindet sich am Pilsner Platz der Republik, gegenüber dem Haupteingang in die Kathedrale. Im Jahre 1894 zierte Mikoláš Aleš im Auftrag des Pilsner Baumeisters Rudolf Stech das Haus Zum Roten Herzen an dem heutigen Platz der Republik. Die Rittergestalten erinnern an feierliche Turniere und Maskenfeste, die am Platze vor dem Rathaus in den RenaissanceZeiten stattfanden. Die Ritter an der Fassade des Hauses Zum roten Herzen erinnern an Turniere sowie Liebesgeburten. Das Sgraffito soll an ein Ereignis erinnern, das sich in Pilsen im Jahre 1555 abspielte. Damals war in Böhmen eine Pestepidemie ausgebrochen und der Statthalter des Böhmischen Königtums, Erzherzog Ferdinand I. verlegte seinen Sitz vorübergehend nach Pilsen. Zur selben Zeit „hielt der Erzherzog in Pilsen ein Turnier“, das am Sonntag 24. Februar, dem Tage des heiligen Matthias, begann. Eingeleitet wurden die Kampfspiele mit einem „Plankenkampf“, bei dem Ritter mit hölzernen Waffen aufeinanderprallten und einander aus dem Sattel stoßen mussten. Getrennt waren die Ritter durch niedrige hölzerne Zäune. Obwohl es nicht das Ziel der Renaissanceturniere – einer Anlehnung an frühere berühmtere mittelalterliche Ritterkämpfe – war, den Gegner zu verletzen, so kam es zu Verletzungen doch sehr oft. Viele Herren waren nach dem Ende des Pilsner Turniers so stark zusammengeschlagen, dass sie von ihren Dienern getragen werden mussten. 6. St. Bartholomäus Lage: Eine der Statuen des heiligen Bartholomäus ziert die Nische über dem Haupeingang in die St.-Bartholomäus-Kathedrale, die in der Mitte des Stadtplazes náměstí Republiky (Platz der Republik) steht. Öffnungszeiten der Kathedrale: April bis September, Mittwoch - Samstag: 10 – 16 Uhr, Oktober bis Dezember, Mittwoch - Freitag: 10 – 16 Uhr. Öffnungszeit des Kirchturms: ganzjährig – täglich 10 – 18 Uhr Statue auf südlicher Seite der Kathedrale Das Gesicht des heiligen Bartholomäus auf dieser Statue ist wahrscheinlich das Selbstporträt eines der Baumeister der Katherdrale – des gebürtigen Frankfurters Hans Spiess. Er ist wohl der Untersuchung unterlegen – so wie einige seiner Kollegen – dem Heiligen sein Aussehen einzuprägen. Dieser grinst ein bisschen auf Vorbeigehende von einer Fiale, die den oberen Teil des Vorzimmers bei der südlichen Seite des St.Bartholomäus-Domes schmückt, die in der Zeit des Georg von Podiebrad erbaut wurde. Der heilige Bartholomäus stellt seine eigene Haut zur Schau Lage: Die Barockstatue des heiligen Bartholomäus, der allen Vorbeigehenden seine Haut zur Schau stellt, befindet sich auf der linken Seite des Portals der Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek der Pilsner Region, in der Nähe des „Branka“ genannten Tores am Eingang in den Parkanlagenring. Der heilige Bartholomäus ist untrennbar mit Pilsen verbunden. Er ist Patron der Stadt und seinen Namen trägt auch die Kathedrale. Das Attribut dieses Heiligen ist ein Messer, mit dem er zu Tode gefoltert wurde. Manchmal wird er auch mit der Bibel in der Hand abgebildet, da er zu jenen zwölf Aposteln gehörte, die Jesus begleitet hatten. In der Barockzeit, in der auch diese Statue entstanden ist, begannen Künstler diesen Heiligen auf eine raue Weise darzustellen, die an seinen ungewöhnlichen Tod erinnern sollte. Der heilige Bartholomäus wurde abgebildet (gemalt oder ausgemeißelt), wie ihm bei Lebzeiten die Haut abgezogen wird. Die Statue, die man heute in der Straße ulice Bedřicha Smetany - links am oberen Teil des Portals der Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek der Pilsner Region findet, ist eben eine solcher gefühlsbeladenen Barock-Darstellungen des Heiligen. 7. Gespenstermuseum Lage: Das Haus befindet sich am Pilsner Platz der Republik – gegenüber dem Haupteingang in die Kathedrale, im Souterrain des Hotles Central. Öffnungszeiten des Museums: April – Oktober: täglich 10 – 18 Uhr, November – März: Montag geschlossen, an den übrigen Tagen 10 – 18 Uhr. Auf Bestellung Möglichkeit der Besichtigungen schon ab 9 Uhr. Eintrittsgeld: Kinder 50 CZK, Erwachsene 80 CZK, organisierte Gruppen von Kindern 40 CZK/Person. Anfang der Touristensaison 2008 wurde auch das Gespenstermuseum eröffnet. Man findet es in den Souterrainräumen des Hotels Central, das an der Stelle eines ehemaligen Gasthauses gebaut wurde. Die historischen Keller wurden das Zuhause für Gespenster aus Pilsner Sagen. Man findet hier nicht nur Jieckal, die Schwarze Frau oder Radousch, sondern auch das Kamel, das in das Stadtwappen von Pilsen kam. 8. Zum Goldenen Schiff Lage: Haus an der Acke des Stadtplatzes náměstí Republiky (Platz der Republik) und der Straße Riegrova, gegenüber dem Hotel Central. Das goldene Schiff deutet auf das Versteck eines goldenen Schatzes hin. Hebt man den Kopf vor der Ecke des Hauses Nr. 206 hoch – das Haus ist mit der Stirnseite dem Stadtplatz zugekehrt und mit der Ecke führt es in die Straße Riegrova – so erblickt man einen Zierrat – das Symbol eines goldenen Segelschiffs. Wie das Hauswappen verrät, war das Haus den früheren Generationen als das Haus Zum Goldenen Schiff bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch eine Legende festgehalten, welche die Herkunft dieses Namens erläutert. Einer der früheren Besitzer des Hauses unternahm einst eine Seereise. Während der Seefahrt wurde das Schiff von einem furchtbaren Sturm erwischt, sodass auch der Kapitän die Hoffnung zu verlieren begann. Damals versprach der erwähnte reiche Stadtbürger Pilsens der Jungfrau Maria, er würde der Kirche am Ort, wo man landen wird, ein kleines Schiff aus echtem Gold schenken. Als das Schiff gerettet wurde, erfüllte der wohlhabende Kaufmann sein Versprechen und mit dem Symbol eines goldenen Schiffes zierte er auch die Fassade seines Hauses. 9. Zum Goldenen Fass – Statue der Prosperität Lage: Die Statue ziert den – dem Stadtplatz zugekehrten – Giebel des Hauses an der Ecke der Straßen Prešovská und Bedřicha Smetany. Über dem Eingang in das Haus in der Straße Bedřicha Smetany hängt auch ein kleines kupfernes Fass. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert auch „Zum Goldenen Fass“ genannt. In der Zeit des vorherrschenden Jugendstils bekam die obere Stirnseite dieses Hauses die unübersehbare Statue einer geheimnisvollen Dame. Die Figur ist eine Allegorie unternehmerischer Tätigkeiten, Geldwesens und Handels, sie trägt einen Stab, der von zwei Schlangen umschlungen wird – ein typisches Attribut von Merkur (Mercurius), dem römischen Gott der Händler und Reisenden. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war das Haus auch Sitz der ehemaligen Bank Plzeňská banka (Pilsner Bank). Das Haus selbst jedoch trägt den Namen des bedeutenden Stadtbürgers Edward Fodermayer, der ein reicher brauberechtigter Pilsner war. 10. Zur Goldenen Sonne Lage: Das Palais-Gebäude befindet sich etwa in der Mitte der Straße Prešovská, an der Ecke mit der Straße Sedláčkova, gegenüber dem Reisebüro Čedok. Öffnungszeit: Der Besuch des Gebäudes muss im Voraus mit der PR-Abteilung des National Heritage Institute mit Sitz in Pilsen abgesprochen werden. Ein Kunstschmied verzauberte in ein Rokoko-Gitter eine geheimnisvolle Zahl Als im Pilsen des Jahres 1530 eine Frau namens Dorota Žaková bestraft wurde, weil sie „Unzucht zuließ“, und als sie aufgefordert wurde „das unanständige Gesinde aus dem Hause auszutreiben“, ahnte wohl kaum jemand, dass die Stätte von zweifelhaftem Ruf einmal zu einem der wunderschönsten Gebäude Pilsens wird. Aus einer abgelegenen Kneipe wurde mit der Zeit ein prächtiges Palais in einer der Hauptstraßen der Pilsner Innenstadt. Nach einem umfangreichen Umbau im Jahre 1775 bekam das Haus einen neuen Namen: „Zur Goldenen Sonne“. Es war wegen des in Stuck angefertigten vergoldeten Gesichts der strahlenden Sonne, die in dem in die Straße Prešovská 7 auslaufenden Giebel mit Zirraten (sie erinnern an Pfauenfedern) versehen sind. Die ältesten erhaltenen Teile des Gebäudes beweisen, dass es sich ursprünglich um ein gotisches Haus handelte. Die heutige Schönheit verdankt das Haus seinem späteren Besitzer namens Antonín Říha und dessen Ehefrau Alžběta (Elisabeth). Zur Schönheit der Fassade trug außerdem eine tiefe Nische bei, die über zwei Stockwerke hinausragt und deren Spitze mit einem Hauswappen in Form einer goldenen Sonne geschmückt wurde. Die Strahlen der Sonne scheinen zugleich Gold auf die Jahreszahl 1777 zu werfen. Der Balkon mit einer Durchfahrt wurde durch ein Ziergitter geschützt, in dessen geschmiedeten Löckchen die Zahl 169 verzaubert ist. Vielleicht deutete sie auf die ursprüngliche Hausnummer hin. Im Haus Zur Goldenen Sonne hat heute das National Heritage Institute in Pilsen seinen Sitz. 11. Scherzhafte Bilder am Haus Nr. 8 in der Str. Prešovská, Haus zum Grünen Baum Lage: Das Haus befindet sich in der Straße Prešovská, in der Nähe zum Reisebüro Čedok. Die Dekoration des Hauses aus dem Jahre 1906 ist vom Jugendstil beeinflusst, deshalb findet man an der Fassade scherzhafte Fresken. Eine lustige am Tisch sitzende Elfe, ein Gastwirt mit seiner Frau und ein betrunkener Mann mit seinem treuen Hund an den Füssen erinnern daran, dass das Haus früher mal eine Kneipe war. Den Namen verrät die Aufschrift „U Zeleného stromu“ (Zum Grünen Baum). 12. Zum Anker, Str. Bezručova, Hnr. 184, C.N. 30 Lage: Das Haus befindet sich in der Nähe der Kreuzung der Straßen Bezručova und Sedláčkova. Im Erdgeschoss gibt es den Eingang zur Passage „Zum Anker“ (Pasáž u Kotvy). Schmuck der Hausfront, die auch die Passage U Kotvy (Zum Anker) verbirgt, ist ein einfacher Anker am Putz der Fassade. Man weiß nicht, ob er Zeichen des Händlers oder Symbol von Glück und Hoffnung war. Die Straße selbst hieß einst wegen des hier untergebrachten Dominikanerinnenklosters Engelstraße (Andělská ulice). Die Sage spricht von einer hübschen Näherin, die des Diebstahls beschuldigt wurde, da sie den Verführungen eines bürgerlichen Gecken nicht nachgeben wollte. Der Anker scheint zu lauten, dass die Näherin nicht einmal in der schlimmsten Weile die Hoffnung aufgab, dass Wahrheit siegt. 13. Die Sgraffiti von Mikoláš Aleš – Cingroš-Haus, Str. Bezručova 31 Lage: Das Haus befindet sich in der Nähe der Kreuzung der Straßen Bezručova und Sedláčkova. In der Nachbarschaft des Hauses gibt es den Eingang in die Passage zum Anker (Pasáž u Kotvy). Das Haus wurde von den Gebrüdern Pašek für den bekannten Pilsner Steinmetzen Ján Cingroš gebaut, der zahlreiche künstlerisch gestaltete Grabsteine auf dem Pilsner Zentralfriedhof anfertigte. Für die Dekoration des Hauses sorgten die Architekten Ladislav Skřivánek und Rudolf Stech – zusammen mit Mikoláš Aleš, dem Autor des Gemäldes, das die Hausfront schmückt. Thema der Malerei ist Heimatliebe, daher findet man hier zwischen dem heiligen Wenzel (Schutzpatron der böhmischen Länder) und dem heiligen Georg (Drachentöter) den sog. Wenzelsadler. Die Komposition wird durch den Knappen des heiligen Wenzel und das notwendige Attribut von dem heiligen Georg – einen Drachen ergänzt. Die Figuren beider Reiter messen über sechseinhalb Meter. 14. Haus mit dem Engel, Str. Bezručova 24 Lage: Das Haus steht in der Straße Bezručova, gegenüber der Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek der Pilsner Region – dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster. Der Giebel des von František Němec im Jahre 1903 erbauten Hauses ist mit einem ausgedehnten Engel-Relief geschmückt. Der Engel weist weibliche Züge auf und hat riesengroße Flügel. Die Dekoration ist durch einen hellblauen keramischen Belag ergänzt. In einem älteren Gebäude, das es hier vor dem Bau dieses Hauses gab, wohnte während seiner Pilsner Studienzeit in den Jahren 1841 – 1843 der junge Bedřich Smetana (der spätere hervorragende tschechische Komponist). 15. Dominikanerinnenkloster (heute die Studien- und Wissenschaftliche Bibliothek der Pilsner Region) Lage: Eine Statue schmückt die Spitze des Eingangsportals am Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnenklosters in der Straße Bezručova, heute Gebäude der Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek der Pilsner Region, in der Nachbarschaft der St.-AnnaKirche. Die amerikanische Heilige beobachtet Pilsner Passanten. Wenn man in Pilsen durch die Straße Bezručova entlang der heutigen Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek geht, kann man die Statue einer hübschen mit Rosen bekränzten Frau bemerken, die vom Portal des an die St.-Anna-Kirche angrenzenden Gebäudes herabblickt. Es handelt sich um die erste auf dem amerikanischen Kontinent geborene Heilige – Rosa von Lima, die Patronin von Peru. Trotz ihrer Schönheit und der elterlichen Wünsche entschloss sie sich Nonne zu werden. 16. St.-Anna-Kirche Lage: Die Kirche steht an der Ecke der Straßen Bezručova und Bedřicha Smetany, sie knüpft an die ehemaligen Klostergebäude, die heute der Studien- und Wissenschaftlichen Bibliothek der Pilsner Region dienen. Die heutige Studien- und Wissenschaftliche Bibliothek der Pilsner Region verdankt die Gesamtgestaltung ihrer Gebäude dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster, das in Pilsen Anfang des 18. Jahrhunderts nach den Entwürfen des bedeutenden Baumeisters Jakub Auguston gestiftet wurde. Etwas später wurde auch die Klosterkirche vollendet, die den Namen ihrer Titularheiligen – der heiligen Anna und der bedeutenden Dominikanerin – der heligen Rosa von Lima trägt. Die Haupteinweihung der Kirche symbolisiert die Statue der heiligen Anna, der Mutter von Jungfrau Maria. Die Statue ist hoch in der Nische der Kirche zu sehen. Die Kirche verbirgt auch einzigartige Fresken. Etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Kirche zu rituellen Zwecken von der orthodoxen Kirche genutzt und die unterschiedliche Einrichtung (orthodoxer Ikonostas, eine andere Gliederung und Gestaltung des gottesdienstlichen Raumes) bei Beibehaltung der ursprünglichen Barockdekoration bildet eine interessante Verbindung unterschiedlicher Auffassungen von Ausschmückung und Einrichtung der Kirche. 17. Franziskanerkirche – Turmzeichen Lage: Das Turmzeichen findet man an der zum Franziskanerkloster angehörenden Kirche, dem Sitz des Diözese-Museums. Obwohl der Kirchturm nicht zugänglich ist, er sowie das Turmzeichen sehr gut von der Straße Františkánská (Franziskanerstraße), vom Gehsteig gegenüber dem Haupteingang in die Kirche zu sehen. Das Diözese-Museum: Sammlung kostbarer gotischer, Renaissance- und Barockplastiken, die St.-Barbara-Kapelle mit unikalen Fresken. Öffnungszeit: April – Oktober: Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr. Das Gebäude des Franziskanerklosters wird durch einen schwarzen Turm ergänzt, um dessen Fertigstellung sich die bedeutende Pilsner Famile Hauff verdiente. An ihre Gönnerschaft erinnert die Gedenktafel mit Familienwappen und Initialen der Eheleute an der Westfront des Turmes. Matthias Hauff war ein Bäckermeister, der dank seinem Fleiß und Können unter die bedeutenden Stadtbürger kam und sogar zum Bürgermeister wurde. Während seiner Amtszeit begann man mit dem Bau des Pilsner Rathauses. 18. Haus zum Rädel Lage: Das Hauswappen findet man in Höhe – unter dem Dach des Eckturms am Eckhaus zwischen den Straßen Františkánská und Zbrojnická. Das Symbol ist dem Stadtplatz zugekehrt. Das dreistöckige Eckhaus Nr. 116 findet man an der Ecke der Straßen Františkánská und Zbrojnická. Das Haus ist – dem Stadplatz zugekehrt – mit einem kleinen prunkvollen Turm geschmückt, dessen Spitze ein künstlerisch geformtes Dach beendet. Hinter dem Geländer am Balkon des Turmanbaus sieht ein scharfsinniger Beobachter ein einfaches Rad, das an geläufige hölzerne Räder mit Felgen erinnert, wie sie im letzten und vorletzten Jahrhundert mancher Wagen hatte. Es ist bekannt, dass das Haus auch „Zum Rädel“ genannt wurde, das Rad stellt also eine Art Hauswappen dar. Der Name des Hauses ist jedoch wahrscheinlich erst auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzuführen und schwer zu sagen, ob er einen älteren Namen widerspiegelt. Einer der bedeutenden Besitzer des Hauses war zwischen den Jahren 1587 – 1592 Meister Šimon (Simon) Plachý von Třebnice, der zum Pilsner Bürgermeister wurde. Pilsen verdankt ihm das Verfassen der Pilsner Denkwürdigkeiten (im Original: Paměti plzeňské) einer Chronik der Stadt Pilsen. 19. Zum Goldenen Rosenkranz Lage: Das Haus steht an der Ecke des Stadtplatzes (náměstí republiky/Platz der Republik) und der Straße Dřevěná (Hölzerne Straße) in der Nachbarschaft des Völkerkundenmuseums. Das Hauswappen ist dem Stadtplatz zugekehrt. Museum für Völkerkunde: Eine völkerkundliche Exposition, sie dokumentiert die Pilsner Region, thematische Ausstellungen. Öffnungszeit: Ganzjährig Di – So: 9 – 17 Uhr. Die Stitrnseite des Pilsner Hauses Zum Goldenen Rosenkranz ist in Höhe des Giebels mit einem Hauswappen geschmückt. Das Motiv des Wappens ist ein großer Engel und ein kleiner Bube, gennant „Putti“, welcher eine Kartusche mit vergoldeten Rosenkranzkugeln und einem Kreuzchen hält. Von der Gebäudeecke blickt auf die Passanten in Höhe des zweiten Stockwerks die Figur eines Soldaten mit einer Partisane in der Kleidung aus den Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs herab. Der Drache, der unter den Füßen des Kriegers feindlich grinst, erinnert an ein trauriges Datum – den 21. November 1618. Damals wurde Pilsen zum ersten Mal in seiner Geschichte erobert und das Haus Nr. 104 wurde von den siegenden protestantischen Truppen unter der Leitung Ernsts von Mansfeld passiert. Nach Pilsen schlugen sie sich eben vom Ende der Straße Dřevěná (Hölzerne Straße) durch. Eine Sage, die sich auf das Jahr 1879 bezieht, erzählt von einem kleinen Mädchen, das eine Dienerin hüten sollte. Die war jedoch buhlerisch und hat es vernachlässigt. Auf das kleine Kind passte eine Schlange mit einer glänzenden Krone auf, die mit Edelsteinen besät war. Vor Erwachsenen entfloh die Schlange sofort durch ein Loch im Boden, ließ jedoch einen wunderschönen goldenen Rosenkranz zurück. Der wurde in der Familie stets von der Mutter an die Tochter verschenkt. Zum Andenken an das Ereignis benannte man nach dem goldenen Rosenkranz auch das ganze Haus. 20. Gerlach-Haus Lage: Das einzigartige Gebäude befindet sich etwa in der Mitte der Straße Dřevěná (Hölzerne Straße), gegenüber einem Friseursalon. Eingang vom Platz der Republik (náměstí Republiky). Museum für Völkerkunde: Museum für Völkerkunde: Eine völkerkundliche Exposition, sie dokumentiert die Pilsner Region, thematische Ausstellungen. Öffnungszeit: Ganzjährig Di – So 9 – 17 Uhr. Geht man durch die kurze Gasse Dřevěná („Hölzerne Straße“), so wird einem bestimmt das wunderschöne historische Haus Nr. 344, das Gerlach-Haus, ins Auge fallen. Die Stadt Pilsen erwarb das Gebäude im Jahre 1912, um es renovieren zu lassen und darin das Museum für Völkerkunde unterzubringen. Im Jahre 1839 heiratete in das prachtvolle Haus der Musik-, Tanz- und Kaligrafielehrer namens Gustav Gerlach ein. Wie eine Quelle schadenfroh anführt, war der Bräutigam zwölf Jahre jünger als die Braut, die Witwe nach dem Steuereinnehmer Jan Nepomuk Jelínek. Gerlach erheiratete so ein Haus, in dessen erstem Stockwerk er Tanzlektionen erteilen konnte. Zur Erholung diente dem Ehepaar Gerlach sowie deren zahlreichen kulturliebenden Gästen ein bis zum ersten Stockwerk erhöhter Garten über dem ehemaligen Zwinger in der heutigen Baulücke „Proluka“. Der Entwurf des Hauses stammt vom Baumeister und Stuckateur Jakub Auguston dem Jüngeren, der das Haus im Jahre 1696 erwarb. 21. Theatrum Mundi in der Baulücke „Proluka“ Lage: Ein neuzeitliches Gemälde, es schmückt die Wand eines der Baulücke „Proluka“ in den Parkanlagen Křižíkovy sady zugekehrten Hauses. Die „Proluka“ ermöglicht eine freie Sicht auf den erhaltenen Teil der mittelalterlichen, mit Schießschaltern versehenen Stadtmauern. Das Wandgemälde stellt bedeutende mit der Geschichte der Stadt verbundene Persönlichkeiten dar. Es gibt hier auch eine Tafel mit Beschreibung der abgebildeten Personen (deren Lebensdaten und Informationen zum Beruf und zur Rolle, die sie in der Stadtgeschichte spielten). 22. Fleischbänke (tschechisch „Masné krámy“) und das Metzgerhaus Lage: Das unverwechselbare, mit neogotischen Giebeln geschmückte Flachgebäude steht am Ende der Straße Pražská (Prager Straße) – gegenüber dem. sog. Schwarzen Turm. Ausstellungsraum der Bilderausstellungen. Westböhmischen Galerie in Pilsen. Thematische Die Fleischbänke „Masné krámy“: Öffnungszeit: Ganzjährig 10 – 18 Uhr, Sa: 12 – 18 Gegenüber den Fleischbänken Masné krámy, an der Ecke der Straßen Pražská und Perlová gibt es den Ausstellungssaal „13“, ein Ausstellungsraum der Westböhmischen Galerie in Pilsen. Thematische Bilderausstellungen. In der Straße Perlová, ungefähr in deren Mitte befindet sich im Inneren des Hauses (das ein vorgeschobenes, auf gezierte Säulen gestütztes Stockwerk hat) der Eingang in die Pilsener historischen Keller. Die 800 Meter lange Führungsroute führt durch Pilsner unterirdische Korridore und Keller. Öffnungszeit: Juni bis September: Dienstag – Sonntag: 9 – 17 Uhr, April – Mai und Oktober – November: Mittwoch – Sonntag: 9 – 17 Uhr. Am Rande der mittelalterlichen Stadt untergebracht waren die Fleischbänke aus hygienischen Gründen, damit die Unsauberkeiten aus dem angrenzenden Schlachthof keine Epidemie in der Stadt auslösten. Die Fleischbänke Masné kramy dienen heute als Ausstellungsräume der Westböhmischen Galerie in Pilsen. Direkt neben der Galerie steht in der Straße Perlová ein ursprünglich gotisches Haus mit krummen asymmetrischen Giebeln. Wenn man sich das Portal des Hauses anschaut, sieht man die Figuren zweier Löwen, die eine Axt halten, ein typisches Symbol der Metzgerzunft. Der Sage nach soll dises Symbol der Stadt der König Johannes von Luxemburg für eine beträchtliche Hilfe bei einem Feldzug erteilt haben, bei dem die Pilsner Metzger ihre große Tapferkeit und Treue erwiesen hatten. 23. Zu den Drei Goldenen Glocken Lage: Das Haus steht ungefähr in der Mitte der Straße Pražská, in der Nähe zum berühmten Restaurant „U Salzmannů“. Im Hoftrakt des Hauses gibt es eine Konditorei. Unter der siebten Treppenstufe liegt ein Schatz begraben! Die drei goldenen Glocken im blauen Feld über dem Eingang in das historische Gebäude Nr. 88 in der Straße Pražská (Prager Straße) scheinen im Widerspruch zu jenem schlechten Ruf zu stehen, den das Haus in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wegen dessen verschwenderischem Besitzer Friedrich Sylvanus von Feldstein hatte. Der Glockengießer Johannes Perner, der das Haus im Jahre 1722 erwarb, war hingegen ein unbescholtener Mensch. Sein Geschlecht behielt das unbewegliche Eigentum auch über das ganze 19. Jahrhudert hinweg. Im Hof an rechter Seite, ungefähr an der Stelle der heutigen Konditorei, pflegte eine Gießerei zu sein. Das Portal des Hauses, das in die Zeit des Umbaus im Jahre 1803 zu datieren ist, imitiert den barocken Stil. Schmuck des Portals ist auch ein sog. „redendes Hauswappen“, das den Beruf des Besitzers verrät. In der Familie Perner wurde überliefert, dass einer der Familienvorfahren während einer Kriegsgefahr im Haus einen Schatz versteckte. Die Sage gibt nicht die genaue Stelle an, wo der Schatz liegen soll. Lakonisch wird nur hinzugefügt, dass die Kostbarkeiten unter der „siebten Treppenstufe“ sein sollten. 24. Haus „U Salzmannů“ Lage: Das Haus steht ungefähr in der Mitte der Straße Pražská (Prager Straße), gegenüber der Straßenbahn-Haltestelle. Im Edrgeschoss befindet sich das Restaurant „U Salzmannů“. Kaum jemand ahnt, dass Pilsen heute nicht die Bierhauptstadt sein müsste, wäre nicht ein unternehmungslustiger Fuhrmann auf eine kluge Idee gekommen. Nachdem unglücklicherweise ein schwerer Wagen dem damals fast fünfzigjährigen Fuhrmann Martin Salzmann ein Bein überfahren hatte, gründete dieser, da er ein tatendurstiger Mann war, im Jahre 1860 eine eigene Bierhalle. Er erinnerte sich daran, wie er einst nach Prag seinem Freund, dem Schneider Pinkas, auf Probe ein Fass Bier brachte. Der Schneider wurde auf der Stelle zum Schankwirt und Besitzer einer berühmten Bierstube. Der Ruhm des goldenen Getränks aus Pilsen begann sich in der Welt auszubreiten. Im Jahre 1871 übersiedelte die Firma auf eine Prestigeadresse, beinahe in der Stadtmitte. Dort, in der Straße Pražská (Prager Straße) gibt es das Restaurant „U Salzmannů“ bis heute. Mit der Zeit gewann das Restaurant so einen ausgezeichneten Ruf, dass es auch von den damaligen Baedekern neben den Stadtsehenswürdigkeiten erwähnt wurde. Der Ruhm und das Ansehen des Namens „U Salzmannů“ führten zur Wiederaufnahme der Tradition, nachdem das Lokal zwischen den Jahren 1970 und 1995 außer Betrieb war. Im Jahre 1582 eignete das Haus der italienische Baumeister Giovanni Merlian, der auf Tschechisch auch „Škarpalín“ genannt wurde. Aus dieser Zeit stammt das Eingangsportal mit dem Zeichen eines Löwen in einer gezierten Kartusche und mit einer lateinischen und einer italienischen Aufschrift. Die lateinische Aufschrift lautet: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“. Die italienische Aufschrift rät: „Liebe Gott und betrüge nicht, tue wohl und lass reden“. 25. „Zum Auge Gottes“ Lage: Das Haus steht am Platz der Republik (náměstí Republiky) in der Nähe zur Kreuzung mit der Straße Pražská (Prager Straße). Der Giebel ist mit einem Symbol vom „Auge Gottes“ geziert. Im Gebäude hat die Bank Československá obchodní banka, a.s. ihren Sitz. Das Symbol des allwissenden göttlichen Auges in einem goldenen Dreieck, das mit Strahlen umgeben ist, erweckt manchmal in den Menschen die Frage, ob das Gebäude C.N. 96 in der östlichen Häuserreihe am Pilsner Platz der Republik vielleicht früher mal eine Kirche war. Die Wahl dieses Zierrats deutet wohl auf einen religiösen Eifer des Baumeisters. Zur Zeit der Renaissance eignete das Haus der bekannte Pilsner Bürger Matthias Bakkalaureus von Sonnenberg, ursprünglich ein Lehrer, der 1612 starb. 26. Stadtplatz. Gitter an der östlichen Seite der Kathedrale – Kopf eines Engelchens – Osahánek oder Vošmak (deutsch etwa „Fassmichan“ oder „Berührmichel“). Lage: Der Kopf des Engelchens ist Bestandteil eines Schutzgitters, das sich im Außenbereich des Presbyteriums der St.-Bartholomäus-Kathedrale befindet. In der Nachbarschaft des Gitters gibt es ein großes Kruzifix. Das silberne Köpfchen des Engelchens glänzt als das elfte von links. Kopf des Engelchens, von den Pilsnern liebevoll auch „Osahánek“ oder „Vošmak“ genannt (deutsch etwa „Fassmichan“ oder „Behrürmichel“), ist Bestandteil des lieblichen Barockgitters um die Skulptur des auf dem Olivenberg in Jerusalem betenden Jesus Christus. Das elfte Engelchen von links erkennt man sofort an einem abgeglätteten Köpfchen. Die Pilsner glauben, dass demjenigen, der den Kopf des Engelchens berührt und sich etwas in dem Augenblick inbrünstig wünscht, seine Wünsche in Erfüllung gehen werden. Die Sage erzählt, dass dem Henker der Stadt Rakovník – als er im Jahre 1739 die Tochter des Pilsner Henkers Jan Husa heiratete – nicht ermöglicht wurde, die Kirche zu betreteten, weil sein Beruf für blutig und unrein galt. Vor dem Altar wurde er daher während der Heitatszeremonie durch den Kaplan vertreten. Während der Henker vor der Kirche warten musste, beugte er sich vor der Statuengruppe „Oliveta“ (Ölberg), um zu beten. Dabei erfasste er das Gitter. Die zusehenden alten Klatschweiber hatten dies bemerkt, und da der Henker in der Gesellschaft als Person galt, die um Heilwesen und Geheimkräfte manches wusste, so sagte man sich, es müsse bedeuten, das Engelchen bringe Glück. Und diese volkstümliche Legende wird in Pilsen bis heute überfordert. Manche Schüler würden jedoch schwören, dass das Köpfchen des Engels tatsächlich hilft! Insbesondere, wenn man zuvor fleißig gelernt hat.