Erfahrungsbericht Bologna Grund
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Erfahrungsbericht Bologna Grund
Erfahrungsbericht: 2 Auslandssemsester an der Universität Bologna, Italien 2011/2012 Thomas Grund E-Mail: thomy.grund@googlemail.com Vorbereitung: Bei den Vorbereitungen ist das Akademische Auslandsamt der PH sehr hilfreich. Das Wichtigste ist, sich bei der Uni Bologna einzuschreiben um schon die Online-Zugangsdaten zu erhalten. Wenn man diese hat, muss man vorerst nichts mehr erledigen von Deutschland aus, wobei es nicht schaden kann sich frühzeitig mit dem Stundenplan zu beschäftigen (s. Homepage: www. scform.unibo.it), denn das ist ein sehr verwirrendes und kompliziertes Vorhaben. Was auf jeden Fall zu empfehlen ist, ist ein vorbereitender Sprachkurs in Deutschland (dabei hilft das AAA und man bekommt auch finanzielle Zuschüsse) und anschließend der EILC-Sprachkurs (4 Wochen Intensivkurs in Italien direkt vor Semesterbeginn), den Erasmus bezahlt und der vom AAA der PH auch empfohlen wird. Für mich gab es hierfür 3 Städte zur Wahl: Venedig, Siena, Perugia. Ich selbst war in Siena, dem Herzen der Toskana, und kann das nur empfehlen. Perugia ist auch schön, zwar weniger touristisch als Siena, aber auch nicht so hübsch. Venedig würde ich nicht empfehlen, denn dorthin kann man von Bologna öfters auch Tagesausflüge mit der günstigen italienischen Bahn machen. Auch wenn man die erste Woche an der Uni in Bologna aufgrund des Septemberkurses (EILC) verpasst, lohnt sich der Kurs trotzdem, denn zumindest meine Schule in Siena war außerordentlich gut! In Bologna wird auch ein Sprachkurs an der Universität bezahlt (für Erasmus-Studenten), hierfür gibt es immer einen Online-Einstufungstest einige Wochen vorher unter (www.cilta.unibo.it). Unterkunft: Die Wohnungssituation in Bologna ist wirklich nicht leicht, man muss seine Standards aus Deutschland was Sauberkeit und Ähnliches anbetrifft meist etwas „runterschrauben“. Aber am Ende hat doch jeder Student noch etwas Passendes zum Wohnen gefunden. Auf jeden Fall sollte man innerhalb der Stadtmauern wohnen! Die Internetsuche geht am besten über www.backeca.it oder www.bussola.ceur.it. Vor Ort kann man sein Glück bei den zahlreichen Aushängen in der Via Zamboni versuchen (Studentinnen werden oft bevorzugt gesucht!), das ist die Hauptstraße des Universitätsviertels. Dort ist auch das SAIS-Büro, Hausnummer 62, welches Erasmus-Studenten bei der Wohnungssuche hilft. Viele meiner Freunde haben durch ihre Hilfe schnell eine Unterbringung gefunden. Viele Leute fahren auch während des EILC-Kurses im September ein Wochenende nach Bologna, um dort Wohnungen zu besichtigen. Mit Italienern zu wohnen kann sowohl positive als auch negative, aber in jedem Fall interessante Erfahrungen bereit halten, aber für das Erlernen der Sprach ist es das Beste. Studium an der Gasthochschule: Angekommen in Bologna sollte man schnellstmöglich das Organisatorische hinter sich bringen um einen Studentenausweis zu erhalten. Das DIRI-Büro, das hierfür zuständig ist, liegt in der Via Filippo Re 4 (nahe dem Universitätsviertel) und direkt neben der Fakultät für Erziehung und Bildung, an der wir (die Studenten der PH) studieren dürfen. Um sich vorab über das Studium an der „Facoltà Science della Formazione“ zu informieren, empfiehlt sich die Internetseite der Fakultät (www.scform.unibo.it), dort existiert eine PowerPoint-Präsentation über das Studium, die man sich herunterladen kann. Die sehr frontal ausgerichteten Seminare/Vorlesungen (alles in Italienisch) finden dreimal in der Woche statt und das Semester teilt sich in zwei (im Wintersemester) bzw. drei (im Sommersemester) Vorlesungsblöcke, das heißt eine Veranstaltung dauert in der Regel ca. 7 Wochen. Falls ihr/du auch Prof. Cuomo als Koordinator in Bologna haben solltest, nicht verzagen! Leider ist er ein wirklich schlechter Koordinator und bietet keinerlei Hilfe an, aber ich habe mich dann einfach an die Kommilitonen oder andere Dozenten (die allesamt ebenfalls eine sehr schlechte Meinung über Cuomo haben und dies auch öffentlich äußern) gewendet. Zu empfehlen sind die Veranstaltungen von Prof. Errani, der es für Erasmusstudenten sehr leicht macht ECTS zu sammeln und keine anspruchsvollen Prüfungen fordert, und Prof.ssa Caldin, die zwar viel erwartet, auch von ausländischen Studenten, aber sehr fair ist und äußerst gute Veranstaltungen anbietet. Da es in Italien seit den späten 70er Jahren keine Sonderschulen mehr gibt und alle behinderten Kinder „mehr oder weniger“ integrativ beschult werden, studiert man auch an der Universität keine sonderpädagogischen Fachrichtungen, sondern es gibt lediglich einige Zusatzvorlesungen für das Studium „Pedagogia Speciale“. Um herauszufinden wie gut bzw. schlecht Integration in der Realität sein kann empfehle ich auf jeden Fall ein Praktikum an einer Schule, für das man gegebenenfalls auch ECTS erhalten kann. Hierfür gibt es an der Fakultät ein Praktikumsamt, bei dem eine Frau namens „Irvana“ die Praktika für Erasmus-Studenten organisiert. Es gibt keine „Sitzscheine“ an der Fakultät, das heißt nach jedem Kurs kommt ein mündliches oder schriftliches Examen. Ich hatte auch ein Seminar, in welchem man ein Buch präsentieren und eine Hausarbeit schreiben musste. Es ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, mit italienischen Studenten ein Referat vorzubereiten und zu präsentieren und vor allem für die Sprachkenntnisse ist das äußerst gewinnbringend! Die Vorlesungen finden entweder in der Via Zamboni 32 oder in der Via Filippo Re 6 statt, und zwar wie gesagt dreimal die Woche. Auf der Homepage findet man die Zeiteinteilungen: A (8-10 Uhr), B (10-12 Uhr), C (…), etc. Auf der Internetseite www.scform.unibo.it findet man die Seminare/Vorlesungen unter der Rubrik „Offerta formativa“, unter Rubrik „studenti“ oder unter dem folgendem Link http://www.scform.unibo.it/Scienze+della+Formazione/Studenti/Orario+delle+lezioni/default.htm mit einer gesonderten Tabelle über Orte und Zeiten für die Vorlesungen. Das ist sehr kompliziert und schwer zu beschreiben, daher wendet euch am Besten vor Ort an das International Office in der Via Filippo Re 6 und lasst es euch dort an einem Computer erklären. Sehr wichtig ist, dass, bevor man irgendeine Prüfung ablegt, man sich auf www.almaesami.unibo.it für die Veranstaltung oder die Prüfung anmeldet. Sonst kann der Dozent die Note nicht dort eintragen und das gibt letztendlich große Probleme wenn ihr am Ende eures Erasmusaufenthalts euer Transcript of Records bekommen wollt. Alltag und Freizeit: Das erste was den Alltag erleichtert, ist sich ein Fahrrad zu besorgen. Ein gutes (und ich meine wirklich ein gutes) Fahrradschloss sollte man schon aus Deutschland mitbringen, da Fahrraddiebstahl ein Hobby vieler Menschen in Bologna ist. An die Nahtoderlebnisse in den italienischen Straßen gewöhnt man sich und man ist einfach flexibler und kommt besser von A nach B. Entweder man geht in ein Geschäft, schaut nach Aushängen in der Via Zamboni für Fahrradkäufe, geht zu „Asta di Bici“ (eine Art Fahrradauktion für Studenten immer zu Beginn des Semesters) oder man läuft mit einem „Fragezeichen auf dem Gesicht“ durch die Via Zamboni (am besten morgens) und kauft einem der vielen Marokkaner, die mit einem Fahrrad durch die Straße fahren, eines für zehn Euro ab. Es gibt zwei Erasmus-Organisationen namens ESN (Hauptsitz: Café Lord Lister, Via Zamboni) und ESEG (Hauptsitz: Factory Café, Via Oberdan); jeweils für fünf Euro bekommt man von jeder einen Ausweis, wenn man sich dort anmeldet. Sie organisieren Feste, Abendessen, Kinoabende, Stadtführungen, Tages- und Wochenendetrips in andere Regionen, Tortellini-Kurse und vieles mehr, deshalb sollte man sich auf jeden Fall dort anmelden. Typisch für Bologna ist der sogenannte „Aperitivo“: Ab etwa 18.30 Uhr geht man in eine Bar, bestellt z.B. einen „Sprizz Aperol“ und kann sich dann kostenlos an der Bar an einem (mal mehr, mal weniger) üppigen Buffet bedienen. Ein tolles Buffet gibt es z.B. in „Le Stanze“, in der Via delle Molline. Generell ist die Via Pratello für eine Kneipentour zu empfehlen, denn hier gibt es in manchen Bars auch Livemusik. Außerdem ist rund um die Via Zamboni immer sehr viel los, besonders abends. Die Bologneser Küche gilt als eine der besten Italiens, vor allem weil man hier oft handgemachte Pasta angeboten bekommt. Daher nenne ich nun kurz meine drei Lieblingstrattorien: Trattoria la Santa (in der Via Urbana), Trattoria San Felice (nahe der Porta San Felice) und Osteria il 15 (in der Via Mirasole). Sehr zu empfehlen ist auch der „Mercato dell’Erbe“ (eine Frischemarkt-Halle in der Via Ugo Bassi), der „Mercato della Terra“ (ein Biomarkt mit Essens- und Getränkeständen im Innenhof des Cinema Lumière) und das beste Eis gibt es bei „Funivia“ (am Piazza Cavour). Noch ein kultureller Tipp: Bei der „Sala Borsa“ (Stadtbücherei von Bologna, direkt am Piazza Maggiore) kann man sich gratis einen Ausweis erstellen lassen und sowohl Bücher als auch DVDs (sehr gut, um Italienisch zu lernen) ausleihen. Außerdem ist das Gebäude architektonisch wunderschön und man kann sogar ein paar deutsche Tageszeitungen (Süddeutsche, FAZ oder auch den Spiegel) dort lesen. Sprachkurs: Ein kleiner Geheimtipp von mir, den kaum ein Erasmusstudent kennt, ist ein kostenloser Sprachkurs in der Via Montebello 3/5. Dieser findet zweimal die Woche statt (zu meiner Zeit montags und donnerstags 17-19 Uhr). Dieser Kurs ist für die Immigranten in Bologna und war sehr gewinnbringend für mich, vor allem auch der kulturelle Austausch mit den anderen Schülern (jedes Alter, jede Nationalität; also sehr bunt!). Ich besuchte den Kurs bei der ältesten und anscheinend besten Lehrerin namens Teresa. Hier lernt man vor allem Grammatik und ich würde jedem der länger in Bologna bleibt (übrigens empfehle ich jedem 2 Auslandssemester zu machen, das lohnt sich wirklich und „man kommt richtig dort an“) empfehlen sich sprachlich kontinuierlich weiterzubilden. Ansonsten gibt es auch viele, teilweise sehr teure aber gute, private Sprachschulen in Bologna und auch den CILTA-Kurs der Uni, für den man sich über einen Online-Test meist schon im September anmelden muss, daher darf man auf keinen Fall die Anmeldefrist verpassen! Fazit (beste / schlechteste Erfahrung): Die ersten zwei Wochen an der Universität waren unglaublich chaotisch und ich war ziemlich in Sorge, wie ich auf meine 60 ECTS kommen soll bis zum Ende des Jahres. Aber hier hilft die italienisch Lässigkeit, denn man bekommt den ganzen Tag gesagt: Bleib ruhig, bleib ruhig! („Stai tranquillo….!“). Dies wurde zum Motto meines Erasmusjahres, denn in Italien funktioniert vieles, was in Deutschland gut funktioniert, schlechter, langsamer oder überhaupt nicht. Irgendwann gewöhnt man sich jedoch daran und es wird mit der Zeit einfacher. Jedoch geht es am Ende immer irgendwie und es finden sich Menschen, wenn auch nicht der eigene Erasmus-Koordinator, die einem Hilfe und Rat bieten. Besonders interessant ist der sehr kalte Winter in Bologna und wenn es dort schneit. Diesen Winter hatte es sogar so viel Schnee, dass weder Züge noch Busse gefahren sind und selbst die Uni für eine Woche geschlossen war. Naja, und dann war da noch die Erdbebensaison im Frühjahr 2012…. Wie bereits erwähnt würde ich jedem empfehlen, in Bologna ein Jahr (oder mehr…) zu verbringen, da es für die Sprachkenntnisse viel besser ist und man richtig dort „leben“ kann. Wer aber lediglich aus Studiengründen nach Bologna geht um sich für den späteren Lehrerberuf weiterzubilden, der darf nicht zu enttäuscht sein. Das Niveau (und das gilt für sehr viele Studiengänge dort) ist in Italien viel niedriger als in Deutschland und ich weiß nun, nach dem Jahr in Italien, unserer Lehre an der PH Heidelberg sehr zu schätzen. ABER: Nachdem ich viele Leute in anderen italienischen Städten kenne und auch selbst viele Städte kennen gelernt habe steht eins fest: Bologna ist für Erasmus die beste Stadt! Durch das preiswerte und gute Bahnnetz kann man viel reisen und erreicht, besonders von Bologna, im Handumdrehen viele Städte, wie z.B. Florenz, Venedig, Verona, Parma, Rimini…. Zu guter letzt noch einmal meinen Rat, auf jeden Fall zwei Semester zu gehen! Es lohnt sich wirklich!