Infobrosch re16 - Fritz-Felsenstein-Haus

Transcription

Infobrosch re16 - Fritz-Felsenstein-Haus
F R I T Z - F E L S E N S T E I N - H AU S
FÜR KÖRPERBEHINDERTE
INFO-MAGAZIN
NR. 16 05/2003
„Auch ein Spaziergang
in den Wald kann Erlebnispädagogik sein“
Zehn Jahre Erlebnispädagogik am Fritz-Felsenstein-Haus
Ü
berlebenstraining für Manager,
Abenteuer-Expeditionen für gestresste Unternehmer: Erlebnispädagogik hat oftmals den Geschmack des
Abenteuerlichen und Elitären. „Dabei
kann schon ein ganz einfacher Waldspaziergang zum erlebnispädagogischen Projekt werden“, sagt Sylvia
Reichart. Vor zehn Jahren begann die
Sozialpädagogin gemeinsam mit Diplom-Pädagogin Brigitte Aimer am
Fritz-Felsenstein-Haus mit erlebnispädagogischen Angeboten für Kinder
und Jugendliche aus allen Abteilungen
der Einrichtung.
„Natürlich gab es schon vorher im
Haus ähnliche Aktionen, allerdings
meist unter freizeitpädagogischen oder
therapeutischen Aspekten“, erläutert
Sylvia Reichart. Dabei werden Projekte wie Radeln, Klettern oder auch
Wandern unter fachkundiger Leitung
angeboten und durchgeführt. „Bei der
Erlebnispädagogik steht jedoch einerseits im Vordergrund, dass die Kinder
Fortsetzung auf Seite 2
EDITORIAL
Sylvia Reichart
stv. Leiterin
der Tagesstätte
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Abenteuerreisen von Jugendlichen,
Managertrainings in der Wildnis, Survivalseminare: All diese Schlagworte
lassen sich mit Erlebnispädagogik in
Verbindung bringen. Aber was ist Erlebnispädagogik eigentlich? Und ist sie
auch für körperbehinderte Kinder und
Jugendliche geeignet?
Vor genau zehn Jahren begannen wir
mit dem Versuch, kleine Aktionen mit
erlebnispädagogischen Inhalten anzubieten. Das große Interesse der Kinder
und ihre Begeisterung bestätigten
dies. Dies motivierte Mitarbeiterinnen
verschiedener Abteilungen, noch mehr
Erlebnismöglichkeiten in der Natur anzubieten. So gibt es seit vielen Jahren
Kletter-, Rad- und Waldgruppen mit
therapeutischen und freizeitpädagogischen Inhalten sowie das erlebnispädagogische Kanuprojekt. Immer wieder
staunten und staunen wir dabei auch
über die lockere Mithilfe von Nicht-Behinderten, die uns beispielsweise beim
Umtragen der Kanus an Wehranlagen
spontan unter die Arme griffen. In diesen Situationen erlebten wir wirklich,
was „Integration“ und Hilfe von unseren Mitmenschen bedeutet.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Auch ein Lagerfeuer ist ein tolles Gemeinschaftserlebnis
INFO-MAGAZIN
und Jugendlichen sich schon an der
Vorbereitung und Organisation des
Projektes aktiv beteiligen“, erklärt Brigitte Aimer, „und dass die gesammelten Erfahrungen im Anschluss gemeinsam reflektiert werden“. Denn ob
sich die körper- und mehrfachbehinderten Kinder und Jugendlichen auf
eine Kanutour auf die Altmühlfahrt
wagen oder einfach nur im Freien ein
„Herbstfeuer“ durchführen: Neben
Spaß und Freude an der Sache beabsichtigt man mit der Erlebnispädagogik immer auch das ganzheitliche Lernen, das Übertragen von Erfahrungen
in den Alltag.
Eigeninitiative fördern
„Erfinder dieser Art der Reformpädagogik ist eigentlich Kurt Hahn, der
Gründer von „Salem“ und „Outward
bound“, einer erlebnispädagogischen
Kurzzeitschule, die es heute in zahlreichen Ländern gibt“, erläutert Sylvia
Reichart. Und was Hahn Anfang des
vergangenen Jahrhunderts beabsichtigte, ist auch heute noch aktuell: Jugendliche, so Hahn seinerzeit, zeigten
zunehmend Zeichen von „körperlichem Verfall“, durch moderne Kommunikationsmittel fehle die Selbstinitiative und durch Hast und Eile des
modernen Lebens gehe die Fähigkeit,
Empathie für andere zu entwickeln,
zurück. Um dem entgegenzusteuern,
sollten zielgerichtete pädagogische
Aktionen die Entfaltung schöpferischer Kräfte und die Persönlichkeitsentwicklung fördern.
„Lange verband man mit Erlebnispädagogik vor allem Abenteuer-Sportarten und an eine Umsetzung ihrer Ziele in der Arbeit mit Behinderten wurde wenig gedacht“, so Brigitte Aimer.
NR. 16
Dabei hätte erlebnispädagogische Arbeit oftmals die selben Intentionen wie
in der Behindertenhilfe – beispielsweise Hilfe bei der Persönlichkeitsbildung, Entwicklung sozialer Kompetenzen, Förderung von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. „Vor allem
angesichts der Lebenssituation behinderter Kinder und Jugendlicher erhält
sie einen besonderen Stellenwert:
Denn viele sind durch ihre individuellen Einschränkungen oft stark fremdbestimmt, Freizeitgestaltung findet
meist in passiver Form statt, beispielsweise durch Medienkonsum, und Naturerlebnisse sind eher die Ausnahme“, betont die Pädagogin.
„Wir fanden alternative Wege, um Erlebnispädagogik auch in unserer Einrichtung anzubieten“, erinnert sich
Sylvia Reichart an die Anfänge vor
zehn Jahren. So werden beispielsweise
Spielenachmittage, Herbstfeuer, Schlittenfahrten und Radtouren durchgeführt, auch der gemeinsame Bau von
Strohpuppen und einer Igelstrasse gehörten schon zum Programm. Bei
verschiedenen erlebnispädagogischen
Fortbildungen können auch Mitarbeiter an eigener Stelle erfahren, was es
beispielsweise heißt, im Team zu arbeiten und eigene Grenzen und Herausforderungen zu erfahren
WA S W I R T U N
Ohne Spende
nicht möglich
Ob erlebnispädagogische Aktionen im Wald
oder auf dem Wasser oder auch therapeutische Projekte wie Klettern, Radeln und
Reiten – all dies, was über die üblichen
therapeutischen und heilpädagogischen
Angebote hinausgeht, wäre ohne die Unterstützung durch Spender und Sponsoren
nicht zu verwirklichen. Dabei machen gerade diese Angebote mit den Charakter der
Arbeit im Fritz-Felsenstein-Haus aus.
Neben der schulischen und therapeutischen Förderung soll es den Kindern und
Jugendlichen am FFH möglich sein, neue
Erfahrung zu machen, Selbstvertrauen zu
entwickeln, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Und nicht zuletzt leisten diese Projekte, die meist außerhalb unserer Einrichtung stattfinden, einen wichtigen Beitrag
zur Integration Behinderter in die Gesellschaft.
Mit allen Sinnen zu erleben
wurde bei einer Fühlstraße
ermöglicht.
2
NR. 16
05/2003
Grenzerfahrung Klettern
S
eit 1996 wird durch die Therapieabteilung auch Klettern für körperbehinderte Kinder und Jugendliche
angeboten. Welche Ziele damit verfolgt werden, erläutert Stefan Freihalter im Interview.
Frage: Was steckt hinter diesem
Projekt?
Stefan Freihalter: Zunächst gehört das
Klettern-Wollen zur kindlichen motorischen Entwicklung – jedes Kind versucht, einen Stuhl zu erobern oder auf
einen Tisch zu klettern.
Unsere Schüler stoßen dabei an ihre
Grenzen. Daher haben einige Mitarbeiter der Therapieabteilung, die selbst
Klettererfahrung haben, überlegt, wie
wir das anbieten könnten und wem es
nutzen würde.
Hoch hinaus geht es im Freien.
Frage: Welche Förderziele werden
dabei verfolgt?
Stefan Freihalter: Wir nehmen von
vornherein nur Schüler mit, die gut zu
Fuß sind und die Lust haben, das auszuprobieren – das Ganze ist freiwillig,
da es keinen Sinn macht, jemanden zu
zwingen. Auch wenn wir in der Gruppe unterwegs sind, steht weniger die
gemeinsame Unternehmung und das
Alle in einem Boot
Eine Besonderheit ist das Kanuprojekt, das seit 1998 durchgeführt wird.
Teammitglieder sind Sylvia Reichart,
Brigitte Aimer und Jürgen Deffner.
Neben der entsprechenden Kanuerfahrung dieser Mitarbeiter wurde das
Projekt durch verschiedene Umstände
begünstigt: Insgesamt drei der vorhandenen vier Kanus im FFH wurden von
INFO-MAGAZIN
05/2003
Ein Dauerläufer ist das Kanuprojekt.
Firmen gespendet, außerdem ermöglichten Spendenmittel die Anschaffung
eines Anhängers, mit dem die vier Kanus transportiert werden können.
„Zur Zielgruppe des Projekts gehören
auch schwerer behinderte Kinder, auch
wenn sie nur teilweise mitpaddeln
können sowie geistig- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche,
die nur an kürzeren Aktionen teilnehmen können“, schildert Sylvia Reichart. Neben der Vermittlung von Naturerlebnissen auf dem Wasser, der
Förderung von Konzentration und
körperlicher Ausdauer, der Stärkung
von Selbstvertrauen stehe dabei vor allem die Erfahrung, dass „alle im gleichen Boot sitzen“ im Vordergrund. ■
Erleben – wie bei der Erlebnispädagogik – im Vordergrund, sondern konkrete therapeutische Ziele: Förderung
der Koordination und Bewegungsplanung, der Wahrnehmung, Gleichgewichtsschulung und Förderung des
Körperschemas.
Frage: Was heißt das konkret?
Stefan Freihalter: Beispielsweise bezieht ein Kind mit Halbseitenlähmung
seine gelähmte Seite bei Bewegungsabläufen kaum mit ein – beim Klettern
muss es aber sozusagen auf beiden
„Jedes Kind klettert –
das gehört zur
kindlichen Entwicklung
mit dazu“
Training in der Halle
3
x
Beinen stehen. Der Vorteil des Projektes ist, dass bestimmte Ziele erreicht
werden, ohne dass ich sie als Therapeut wie in der klassischen Therapiesituation direkt angehen muss – gerade
das tut auch vielen Jugendlichen gut.
Natürlich hat das Klettern aber
auch erlebnispädagogische Aspekte,
schließlich erfordert die Seilschaft
Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen, bei allen Teilnehmern ist ein
wachsendes Selbstvertrauen festzustellen und die Ausflüge fördern auch das
Sozialverhalten.
Frage: Wie läuft das Projekt ab?
Stefan Freihalter: Wir sind drei Therapeuten – Christina Korder, Petra Hessert und ich - und durchschnittlich
neun Schüler zwischen 12 und 18 Jahren. Uns ist es recht, wenn die Schüler
mindestens ein Jahr, am besten aber
möglichst lange teilnehmen – bei allen,
die länger dabei sind, sind einfach beeindruckende Entwicklungen zu beobachten, die trauen sich stetig mehr
zu. Wir bieten im Schuljahr fünf Klettertage an, normalerweise drei im
Kletterzentrum München und zwei im
■
Freien, meist im Altmühltal.
INFO-MAGAZIN
NR. 16
Wenn Rollstuhlfahrer die
Schneepiste runterwedeln...
Monoski-Projekt führt Jugendliche in die Berge
A
uch wenn er anfangs oft in den
Schnee gefallen ist – Viktor ist
nach wie vor begeistert. Für den 16jährigen war sein erster Skikurs daher
auch im wörtlichen Sinne eine „coole
Sache“. Dass ein Teenager Skifahren
lernt, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches – aber Viktor sitzt im Rollstuhl.
Fünf Jugendliche aus dem Fritz-Felsenstein-Haus zwischen acht und 17
Jahren konnten nun dank des Bayerischen Behindertensportverbands und
des Deutschen Rollstuhlsportverbands
an einem „Monoski-Kurs“ teilnehmen. Im Skigebiet Sudelfeld bei Bayrisch Zell lernten unter anderem Viktor, Yassin und Michael kennen, wie es
ist, auf einem Skilift zu sitzen, einen
Abhang hinunterzugleiten und auch
mal die Nase bei missglückten Manövern in den Schnee zu stecken.
Mono- und Bi-Ski
Viel Spaß im
Schnee hatten die
Jugendlichen,
die bisher an den
Skiausflügen des
Fritz-FelsensteinHauses teilnahmen.
„Für Körperbehinderte gibt es zwei
Skimodelle“, so Therapie-Mitarbeiterin Christine Brenner, „den Monoski,
der aus einem normalen Ski besteht,
nur dass darauf ein Sitzelement befestigt ist, und den Bi-Ski, der aus zwei
Brettern besteht“. Die Betreuer selbst
benötigen zudem Kurzski, „da wir in
den ersten Tagen die Jugendlichen immer mit einer Stange oder einem Band
stützen müssen“, schildert ihre Kollegin Dagmar Simnacher. Skifahren habe für Körperbehinderte einen hohen
therapeutischen Wert. „Für Körperbehinderte ist das eine gute Möglichkeit, ihr Gleichgewichtsgefühl zu trainieren“, sagt Dagmar Simnacher. Darüber hinaus hätten die Jugendlichen
einmal das „Gefühl der Geschwindigkeit erlebt, wie wenn man auf ganz
normalen Skiern steht“, so Christine
Brenner, „das hebt das Selbstbewusstsein“. Und nicht zu vergessen sei, dass
INFO-MAGAZIN
05/2003
viele skibegeisterte Eltern gerne mit
ihren Kindern diesen Sport betreiben
würden, „so ein Kurs gibt ihnen dazu
die Möglichkeit“, meint die Physiotherapeutin. „Aber vor allem war es
mal toll, eine Woche in den Bergen zu
sein und auf einer Hütte zu wohnen“,
sagt Viktor.
Gerne würde man den Monoskikurs
auch im nächsten Jahr wieder anbieten. Allerdings ist das Projekt finanziell aufwändig, auch wenn es von den
beiden Behindertensportverbänden
und dem Fritz-Felsenstein-Haus aus
Spendenmitteln unterstützt wird. Die
Jugendlichen zahlen einen Eigenanteil, die fünf Betreuer aus dem Haus
gaben ihre Freizeit dafür her. ■
Wenn Wünsche wahr werden
Zahlreiche Förderer gaben uns wieder ihre Unterstützung
E
s ist immer wieder bewundernswert, mit wie viel Einsatz sich
viele unserer Freunde und Förderer
auch in ihrer Freizeit engagieren, um
Spenden für das Fritz-FelsensteinHaus zu sammeln. So wurde unsere
Einrichtung auch in den vergangenen
Monaten wieder auf breiter Basis
unterstützt.
So bastelten, strickten und häkelten
Mitarbeiterinnen des Handelshof in
Königsbrunn wochenlang in ihrer
freien Zeit, um alles dann – ebenfalls
ehrenamtlich – an einem Stand im Handelshof zu verkaufen. Den Erlös von
350 Euro überreichte uns Marktleiterin
Ingrid Meilinger. 750 Euro überbrachten junge Leute aus dem Lehrgang für
Bürokaufleute der Heimerer Schulen in
Landsberg – sie hatten einen ganzen
Tag lag in der Fußgängerzone der
Lechstadt Kulinarisches zu unseren
Gunsten an den Mann und an die Frau
gebracht. Der Erlös bereicherte die
Ausstattung im nun erst wieder neueröffneten Schwimmbad.
Mehr als 300 Einzelpersonen, Firmen
und Vereine haben bisher schon die
„Aktion Freiraum“ zur Sanierung und
Modernisierung des Internats am
Fritz-Felsenstein-Haus unterstützt.
2000 Euro kamen für diesen Zweck
nun auch von Alfons Hafner, Geschäftsführer des Bobinger Bauunternehmens Hafner GmbH, der das
Internat auch vor Ort besichtigte. Sein
Unternehmen hatte auf einen Etat für
Kundengeschenke verzichtet und statt
dessen eine Spende an das Fritz-Felsenstein-Haus überreicht. Großartige
Zuwendungen, die wesentlich mit dazu beitragen, dass mit dem InternatsUmbau in diesem Sommer begonnen
werden kann, kamen auch von weite-
4
NR. 16
05/2003
!
e
k
n
da
Günzburg, die uns die Molkerei Alois
Müller in Aretsried zur Verfügung
stellte. Für die teilnehmenden Kinder
war der Tag ein tolles Erlebnis, an dem
sie das Spieleland für sich erobern
konnten.
Alfons Hafner (Mitte) spendete für die
„Aktion Freiraum“
ren Firmen und Privatpersonen – unter anderem von der Kreissparkasse
Augsburg, den Datschiburger Kickers
Alpine Hosokawa, der Schreinerei
Reich, ASC Software Consultants
München, Scheurer Elektroinstallationen, Ampack-Amann und Architekt
Lachenmayer. Ihnen und den vielen an
dieser Stelle nicht genannten Spender
gilt unser herzlicher Dank!
Ob Karten für ein Spiel des FCA
oder der Augsburger Panther – immer
wieder können sich die von uns geförderten Kinder und Jugendlichen über
solche Einladungen freuen. Ein besonderer Clou waren nun auch die 100
Eintrittskarten in das Legoland in
Im Legoland ging es rund
5
Doch nicht nur unsere Vision von einem modernen, auf die Bedürfnisse
schwerbehinderter Kinder abgestimmten Internat kann dank Spendern,
Sponsoren und Stiftungen verwirklicht
werden. So konnten wir in den vergangenen Monaten geeignete Räder
für das Internat, Zubehör für die
Eine Hängebrücke konnte beschafft werden
Kommunikationskisten, die wir im
vergangenen Infomagazin vorgestellt
haben, eine Hängebühne für den Aktivraum, Kletter- und Monoskizubehör beschafft werden.
Gute Nachrichten zur „Aktion Freiraum“ kamen zudem von Sternstunden e.V., der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks. Sie werden unser
Projekt mit 100.000 Euro unterstützen. Die Kartei der Not, das Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen, hat bereits vor längerer Zeit die
■
Förderung zugesagt.
INFO-MAGAZIN
NR. 16
Lyrik im Café und
Delfine im Schwimmbad
05/2003
Tag der offenen Tür
Erstmals Erste-HilfeKurs
Wie man fachgerecht eine Mund-zuMund-Beatmung durchführt oder jemanden in die stabile Seitenlage bringt
– für die Schüler aus der Werkstufe ist
das nun keine Theorie mehr. Sie beteiligten sich am ersten „Erste-HilfeKurs“, der in der Einrichtung durchgeführt wurde. Alle bestanden die
Prüfungen und bekamen einen entsprechenden Erste-Hilfe-Kurs-Aus-
E
in Monat voller Aktivitäten war der März im Fritz-Felsenstein-Haus: Nach
einem einwöchigen Vorlesewettbewerb, bei dem eine Jury aus Schülermitverwaltung und Lehrern die besten Leser kürzte, drehte sich dann eine ganze Woche lang alles um Bücher und Literatur. Lyrikcafés, eine Buchwerkstatt und viele
andere Angebote rundeten die Buch- und Literaturwoche ab. Höhepunkte waren die Lesungen der Kinderbuchautorin Irma Krauß und
von Metin Kilinc. Der 35jährige besuchte bis 1987 das
Fritz-Felsenstein-Haus. In den vergangenen Jahren hat
er seine Lebensgeschichte niedergeschrieben. „Ich
möchte damit anderen Mut machen und zeigen, dass
man auch mit einer Behinderung sein Leben selbst
in die Hand nehmen kann“, so Kilinc.
Zahlreiche Besucher nutzten im März schließlich noch bei einem Tag der offenen Tür,
die Gelegenheit, unsere Einrichtung kennen zu lernen. Wiedereröffnet wurde dabei auch das Schwimmbad, das mit einem Kostenaufwand von rund 1,4
Millionen Euro saniert und moderni■
siert worden war.
Lesewettbewerb
INFO-MAGAZIN
NR. 16
gruppe ins Leben rief. Interessierte, die
die Ausstellung sehen oder auch ausleihen wollen, können sich an Franziska Swars per email f.swars@gmx.net
wenden.
■
Big Band mit viel
Schwung
Mit Musik aus der Zeit der Swingund Big-Band-Ära, aber auch mit modernem Sound begeisterte die Big
Band des Gymnasiums Königsbrunn
Blick in den Rettungswagen
weis. Krönender Abschluss der von
Konrektorin Renate Menges geleiteten
Fortbildung war ein Besuch in der
BRK-Rettungsleitstelle in Augsburg.
Schwimmbad
im neuen Glanz
05/2003
Pünktchen, ganz friedlich
rer Begegnung mit „Pünktchen“ und
„Ka“: Schließlich hält man nicht alle
Tage eine Python in der Hand. Die
Begegnung der anderen Art im Reptilienhaus des Augsburger Zoos war
Höhepunkt einer Themenarbeit, in der
sich die Schüler und Schülerinnen mit
dem Thema Schlangen beschäftigt hatten. Damit das nicht nur Theorie blieb,
organisierte Lehrerin Christa Falb einen Besuch beim Zoopädagogen Ellenrieder. Er erläuterte die Verhaltensregeln, die beim Umgang mit Schlangen beachtet werden müssen – so fassten sich die Schüler schließlich sogar
ein Herz, streichelten die Reptilien
und ganz Mutige wie Sonja ließen sich
Pünktchen sogar um den Hals legen.
■
■
Big Band im Einsatz
Erfolg für die
„starken Frauen“
Wassermusik im Hallenbad
Eine Jury aus dem Haus suchte eine
Woche lang nach den besten Vorlesern
im Fritz-Felsenstein-Haus
Wasserballett im neuen Becken
6
Eindrücke vom Tag der offenen Tür –
Mitarbeiter und Schüler führten die
Besucher durch ein buntes Programm
Mit seinen Projekten hat der „Club
der starken Frauen“, einer Gruppe von
körper- und mehrfachbehinderten
Mädchen und jungen Frauen am FritzFelsenstein-Haus, bereits mehrere
Preise eingeheimst. Nun kam eine weitere Auszeichnung hinzu: Der Paritätische Wohlfahrtsverband zeigte im
Rahmen des Europäischen Jahres für
behinderte Menschen die Fotoausstellung „Stark und ungeschminkt“ in seiner Zentrale in Frankfurt am Main.
„Am Anfang stand die Idee, etwas
zum Thema Aussehen zu machen,
auch Schminken und das Model-Stehen spielten eine Rolle“, so Lehrerin
Franziska Swars, die die Mädchen-
bei einem exklusiven Konzert im
Fritz-Felsenstein-Haus. Die Band unter Leitung von Peter Salger präsentierte unter anderem Titel von Count
Basie, Glenn Miller und einige „Traditionals“ und wurden dafür mit großem
Beifall belohnt. Dass die Big Band des
Gymnasiums inzwischen schon zu einer festen kulturellen Größe in Königsbrunn gehört, hat sie seit ihrem
Bestehen seit 1995 schon bei zahlreichen Auftritten bewiesen.
■
Pünktchen um den Hals
Etwas Respekt hatten die Schüler der
Klasse 04 des Fritz-Felsenstein-Hauses für Körperbehinderte schon bei ih-
7
Ein tolles Erlebnis war für die
Felsensteiner – vor allem für die
hauseigene Fußballgruppe unter
Leitung von Rudi Neef und Roland
Salvamoser – eine Einladung zum
Spiel des FC Augsburg gegen Jahn
Regensburg. Bei freiem Eintritt und
toller Verpflegung konnten die
Sportfans spannenden Fußball sehen!
INFO-MAGAZIN
NR. 16
05/2003
Attraktiv für junge Leute
Einsatzmöglichkeiten im Fritz-Felsenstein-Haus
F
ür Florian Auras war schon vor
dem Abitur klar, dass er später
einmal Zivildienst machen möchte.
Die Frage war nur, wo: „Ich wollte
gerne in Königsbrunn bleiben“, sagt
der 20jährige, „deshalb war es für mich
schon ein Glücksgriff, dass es am
Fritz-Felsenstein-Haus mit der Bewerbung auf Anhieb geklappt hat“.
Vieles hat sich für den jungen Mann
seither verändert – „vor allem sehe ich
behinderte Menschen jetzt mit ganz
anderen Augen“, meint der Königsbrunner. „Wenn ich nachmittags mit
den Jugendlichen in der Tagesstätte etwas unternehme, dann spielt das gar
keine Rolle, ob jemand im Rollstuhl
sitzt oder nicht – wir haben einfach jede Menge Spaß zusammen“.
und Ferien frei sind, nachmittags bin
ich um 16.00 Uhr fertig“, schildert
Auras.
Vorbilder gesucht
Durchschnittlich 24 Zivildienststellen
hat das Fritz-Felsenstein-Haus zu bieten, darüber hinaus gibt es aber auch
Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr
und Praktikanten, betont stellvertretender Geschäftsführer Gregor Beck.
„Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach jungen Leuten, die gerne mit
Körperbehinderten arbeiten und Lust
haben, sich zu engagieren“. Die Erfahrungen seien dabei überwiegend positiv: „Die Arbeit mit den Kindern gibt
einem unglaublich viel – man merkt,
Sowohl für junge Männer als auch für
junge Frauen interessant ist das Freiwillige Soziale Jahr, an dem junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren
teilnehmen können. „Vor allem Schulabgänger oder junge Leute, die schon
eine Berufsausbildung hinter sich haben beziehungsweise eine Lehre abgebrochen haben, nutzen diese Chance,
sich beruflich zu orientieren und um
zu sehen, ob sie sich persönlich für eine Tätigkeit im sozialen Bereich eignen“, weiß Beck. Zumal ein FSJ-Einsatz später bei einem Studium im pädagogischen Bereich auch als Vorpraktikum anerkannt werden kann. Neben
einer Vergütung haben die FSJ-Teilnehmer auch Anspruch auf eine beitragsfreie gesetzliche Versicherung, zudem können die Eltern weiterhin Kindergeld beanspruchen. „Das ist also
durchaus eine attraktive Alternative
für Jugendliche, die nicht sofort in eine Ausbildung oder studieren wollen“,
■
sagt Gregor Beck.
IMPRESSUM
Info-Magazin Nr. 16/Mai 2003
Auflage: 2000
Herausgeber:
Fritz-Felsenstein-Haus e.V.
Karwendelstraße 6-8
86343 Königsbrunn
Telefon: (0 82 31) 60 04-0
Telefax: (0 82 31) 60 04-51
Email: felsenstein@felsenstein.org
www.felsenstein.org
Florian Auras in seiner Einsatzstelle
Die zehn Monate seines Zivildienstes
wird Florian Auras in der Einrichtung
für körperbehinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der
Mitbetreuung von Schülern in Schule
und Tagesstätte eingesetzt. Vor allem
bei der Freizeitgestaltung nachmittags
kann er auch eigene Vorschläge einbringen und selbständig mit den Kindern etwas unternehmen. „Cool ist
auch, dass durch den Schulbetrieb
auch für die Zivis die Wochenenden
wie die Hilfe direkt ankommt, aber
vor allem lernt man die Welt mit anderen Augen zu sehen, erfährt, welche
Barrieren behinderte Menschen im
Alltag zu überwinden haben“. Auch
aus einem anderen Grund seien Zivildienstleistende für die Einrichtung
sehr wichtig: „Wir haben natürlich
sehr viele Mitarbeiterinnen“, so Beck,
„die Kinder und Jugendlichen, vor allem die Jungen, brauchen aber auch
männliche Bezugspersonen“.
8
Verantwortlich:
Gert Stephan, Geschäftsführer
Redaktion: Birgit Böllinger, Augsburg
Gestaltung: Claudia Baumann, Augsburg
Fotos: Christa Falb, Renate Menges, Gregor
Beck, Birgit Böllinger, Sylvia Reichart, Stefan
Freihalter, Dagmar Simnacher
Druck: skala druckagentur mailservice gmbh
Spendenkonto:
Stadtsparkasse Augsburg
Kontonummer 57 588
Bankleitzahl 720 500 00
INFO-MAGAZIN
NR. 16
Attraktiv für junge Leute
Einsatzmöglichkeiten im Fritz-Felsenstein-Haus
F
ür Florian Auras war schon vor
dem Abitur klar, dass er später
einmal Zivildienst machen möchte.
Die Frage war nur, wo: „Ich wollte
gerne in Königsbrunn bleiben“, sagt
der 20jährige, „deshalb war es für mich
schon ein Glücksgriff, dass es am
Fritz-Felsenstein-Haus mit der Bewerbung auf Anhieb geklappt hat“.
Vieles hat sich für den jungen Mann
seither verändert – „vor allem sehe ich
behinderte Menschen jetzt mit ganz
anderen Augen“, meint der Königsbrunner. „Wenn ich nachmittags mit
den Jugendlichen in der Tagesstätte etwas unternehme, dann spielt das gar
keine Rolle, ob jemand im Rollstuhl
sitzt oder nicht – wir haben einfach jede Menge Spaß zusammen“.
Florian Auras in seiner Einsatzstelle
Die zehn Monate seines Zivildienstes
wird Florian Auras in der Einrichtung
für körperbehinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der
Mitbetreuung von Schülern in Schule
und Tagesstätte eingesetzt. Vor allem
bei der Freizeitgestaltung nachmittags
kann er auch eigene Vorschläge einbringen und selbständig mit den Kindern etwas unternehmen. „Cool ist
auch, dass durch den Schulbetrieb
auch für die Zivis die Wochenenden
und Ferien frei sind, nachmittags bin
ich um 16.00 Uhr fertig“, schildert
Auras.
Vorbilder gesucht
Durchschnittlich 24 Zivildienststellen
hat das Fritz-Felsenstein-Haus zu
bieten, betont stellvertretender Geschäftsführer Gregor Beck. „Wir sind
eigentlich immer auf der Suche nach
jungen Leuten, die gerne mit Körperbehinderten arbeiten und Lust haben,
sich zu engagieren“. Die Erfahrungen
seien dabei überwiegend positiv: „Die
Arbeit mit den Kindern gibt einem unglaublich viel – man merkt, wie die
Hilfe direkt ankommt, aber vor allem
lernt man die Welt mit anderen Augen
zu sehen, erfährt, welche Barrieren behinderte Menschen im Alltag zu überwinden haben“. Auch aus einem anderen Grund seien Zivildienstleistende
für die Einrichtung sehr wichtig: „Wir
haben natürlich sehr viele Mitarbeiterinnen“, so Beck, „die Kinder und Jugendlichen, vor allem die Jungen,
brauchen aber auch männliche Bezugspersonen“.
Sowohl für junge Männer als auch für
junge Frauen interessant ist das Freiwillige Soziale Jahr, an dem junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren
teilnehmen können. „Vor allem Schulabgänger oder junge Leute, die schon
eine Berufsausbildung hinter sich haben beziehungsweise eine Lehre abgebrochen haben, nutzen diese Chance,
sich beruflich zu orientieren und um
zu sehen, ob sie sich persönlich für eine Tätigkeit im sozialen Bereich eignen“, weiß Beck. Zumal ein FSJ-Einsatz später bei einem Studium im pädagogischen Bereich auch als Vorpraktikum anerkannt werden kann. Neben
einer Vergütung haben die FSJ-Teilnehmer auch Anspruch auf eine beitragsfreie gesetzliche Versicherung, zudem können die Eltern weiterhin Kindergeld beanspruchen. „Das ist also
durchaus eine attraktive Alternative
für Jugendliche, die nicht sofort in eine Ausbildung oder studieren wollen“,
■
sagt Gregor Beck.
8
05/2003
Engagement,
das Sinn und Spaß
macht...
Zivildienst
Praktikum
und FSJ mit Kindern
und Jugendlichen
F R I T Z - F E L S E N S T E I N - H AU S
FÜR KÖRPERBEHINDERTE
Informationen und Bewerbungen an:
Fritz-Felsenstein-Haus für
Körperbehinderte e.V.
Karwendelstr. 6-8
86343 Königsbrunn
Tel.: (0 82 31) 60 04-25
Fax: (0 82 31) 60 04-51
www.felsenstein.org
IMPRESSUM
Info-Magazin Nr. 16/Mai 2003
Auflage: 2000
Herausgeber:
Fritz-Felsenstein-Haus e.V.
Karwendelstraße 6-8
86343 Königsbrunn
Telefon: (0 82 31) 60 04-0
Telefax: (0 82 31) 60 04-51
Email: felsenstein@felsenstein.org
www.felsenstein.org
Verantwortlich:
Gert Stephan, Geschäftsführer
Redaktion: Birgit Böllinger, Augsburg
Gestaltung: Claudia Baumann, Augsburg
Fotos: Christa Falb, Renate Menges, Gregor
Beck, Birgit Böllinger, Sylvia Reichart, Stefan
Freihalter, Dagmar Simnacher
Druck: skala druckagentur mailservice gmbh
Spendenkonto:
Stadtsparkasse Augsburg
Kontonummer 57 588
Bankleitzahl 720 500 00