Natürlich Barhuf

Transcription

Natürlich Barhuf
Natürlich Barhuf
Verband der Hufpfleger und Hufheilpraktiker
nach Dr. Straßer e.V. (VdHp)
Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Auf ein Wort....
Wir danken allen, die den Protestritt in
irgendeiner Weise unterstützt haben.
So ein spontan gestarteter Ritt hatte
natürlich auch Kritiker. „Man hätte das
planen müssen, es braucht mehr
Vorlauf, dann lieber nicht, wenn das in
die Hose geht...” usw.
Ja – manchmal muss man sich
spontan und mutig dazu entscheiden
etwas Unorthodoxes zu tun, als sich
schweigend zu vergraben.
Der Ritt und die entstandene Gemeinschaft mit den anderen mitreitenden Verbänden ist so innerhalb
von zwei Tagen zustande gekommen
und auch zwischen den Reitern haben viele gute Gespräche stattgefunden.
Den Kritikern möchte ich deshalb
sagen: “Ich würde es immer wieder
genau so machen!”, denn Etappen
auf einer derartigen Distanz zu planen
ist schlicht weg unmöglich.
So kommt es dazu, das Zwischenstationen zu weit oder aufgrund der Wege zu nah liegen, dass ein Anschluss
nicht so glücklich ist und man diesen
wechselt, weil z.B. die übernächste
Etappe dann eine bessere Verbindung ermöglicht. Oder das Tempo der
unterschiedlichen Pferde macht eine
Anpassung erforderlich. Wenn ein
Pferd mal nicht mehr so fit ist, muss
spontan die Etappe kleiner werden.
Niemals hätten wir uns im normalen
Alltag die Zeit genommen einmal zusammen zu reiten.
Vielen Haltern sind auch heute noch
nicht die Auswirkungen des neuen
Hufbeschlaggesetzes klar, die jeden
ganz direkt betreffen, der sein Pferd
auf natürliche Weise halten will.
Aktuelles:
Wie auch immer sich die Umsetzung
des Gesetzes gestaltet, damit sind die
vielen Fragezeichen gemeint, die
noch in den Ausführungsbestimmungen liegen, das Gesetz wird von verschiedenen Seiten angegangen.
Spezial:
Herzliche Grüße
Ausgabe 1-2006
Inhalt:
- VdHp goes Bodensee
- VdHp-Intern
- Univortrag Witzenhausen
Termine
10
11
12
16
-“...nach Berlin!”
Protestreiter berichten
2
- Clicker-Training
Der Friese mit dem “Click”
21
Ein Pferd im Planschbecken 22
Rubriken:
Christoph Gehrmann
Vorsitzender des Verbandes der
Hufpfleger Und Hufheilpraktiker nach
Dr. Straßer e.V. (VdHp)
Tel. (06557) 900 000
www.der-hufheilptaktiker.de
Auf ein Wort...
Praxis
- Falldokumentation
“Pretty Woman”
“Ragazzi
Huflehre nach Dr. Straßer
- Die Sohle des Pythagoras
Gesundheit
- “Das wurmt” Wurmkuren
für Pferde
Natürliche Pferdehaltung
- Nur ein Holzlager!?
Straßer weltweit
- Barhuf in Finnland
Wie Wir Leben...
- “Ein Colt für alle Fälle!”
Leserbriefe
Impressum
1
13
15
17
19
24
25
27
28
12
“Ein Pferd im Planschbecken”
Hufe baden leicht gemacht - mit Clickertraining.
Eine “Fotostory” von Christina Kreutz, Katrin Müller und Gesine Heins
...auf Seite 22
Im Prinzip haben wir das wichtigste
Ziel erreicht, nämlich bewiesen, dass
unsere Barhufpferde in der Lage sind
auch dauerhaft größere Etappen mit
Bruchstein, Schotter und Asphalt
bequem zu meistern und immerhin
waren es vorwiegend ehemals als
nicht mehr reitbar geltende Pferde.
Weiterhin haben wir die Öffentlichkeit
über das grauenvolle Gesetz informiert. In der Zeit während des Rittes
hatten wir viermal mehr Zugriffe auf
unsere Internetseite als normal. Insofern war auch hier wieder der Weg
ein Teil des Zieles.
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 1
Foto: Heins
www.vdhp.de
Spezial
...nach Berlin! - Protestreiter berichten
Foto: Gehrmann
Da sin mir dabei!!
Freitag den 03.02.06:
von Maja Mudra
Hab ich nur geträumt??? NEIN!
Schon klingelt das Telefon um die
nächsten Organisatorischen Maßnahmen zu treffen. Wir wissen nicht
mehr wo uns der Kopf steht und versuchen irgendwie einen Hänger zu
organisieren. Dann hat Heike einen
für 90,- über das Wochenende mieten
können, der jedoch bis Montag halb
10 wieder da sein muss. Nun kam die
Panik wie man den Hänger bis dahin,
gesäubert wieder zurück bringt. Sollte
es daran scheitern an dem Ritt teilzunehmen?? Lösung gefunden und
schon kommt das nächste Problem.
Ich bin Samstag und Sonntag zum
Dienst eingeteilt.
PANIKANFALL NR.2
O.K. Es geht um meine Berufliche
Zukunft, schließlich habe ich gerade
im Januar meine Prüfung zum HHP
erfolgreich absolviert, nachdem ich
vor einem Jahr mein Abitur hinter
mich gebracht habe. Folglich habe ich
bis dato noch keine andere Berufsausbildung und wollte mir mit dieser
Ausbildung mein späteres Tiermedizinstudium finanzieren. Das ist wichtiger als dieser Minijob (von dem ich
allerdings momentan mein Pferdchen
finanziere).
Sehr kompliziert! Nun ja, es hilft alles
nichts.
Also verkündete ich den Kolleginnen,
dass ich das Wochenende nicht arbeiten kann da es um meine berufliche Zukunft geht. Das hat vehement
auf Ablehnung gestoßen, da wir momentan an Personalmangel leiden.
Also was mach ich?..... „ Dann muss
ich wohl kündigen!“ … Hab ich das
grade wirklich gesagt? Ich habe es
gesagt und man glaubt es nicht, ein
paar Telefonate später war die Sache
geritzt. Ich bekomme das Wochenende frei.Abends müssen dann noch der
Donnerstag den 2.02.06:
Ich bin gerade fertig geworden die
Hufe von Gizmo zu bearbeiten als
abends das Handy von Heike klingelt.
Ich sehe nur wie Heikes Gesicht
immer blasser wird. Das Gespräch
dauert fast eine viertel Stunde und ich
stehe daneben und fange nur ein paar
Wortfetzen davon auf: Hufbeschlagsgesetz……
reite
nach
Berlin…….Protestritt…..schnell……
P r e s s e … . A n h ö r u n g a m M i t twoch…….???????? Heike wird blasser und blasser. Mir wird ebenfalls
schon schlecht.
Nachdem aufgelegt wurde kann Heike
erst mal gar nichts sagen. Ich will
natürlich sofort wissen was los ist.
Und dann kommt es!
Es war Melany die angerufen hat. Es
wurde vom Vorstand des Vdhp, nach
der Idee von Chris Gehrmann, ein
Protestritt nach Berlin gestartet, der
am Samstag in Losheim starten soll
und Heike und ich sollen auf jeden
Fall daran teilnehmen. SCHLUCK!
O.K. PANIK! Jetzt heißt es Hänger
organisieren. Da gibt es nur ein
Problem. Der eine Hänger an unserem Stall ist ein Kleinpferdehänger,
das heißt Gizmo passt da nicht rein
und der zweite Hänger gehört einer
Studentin die über die Semesterferien
nach Hause gefahren ist und den
Hänger vorbildlich mit einem Schloss
vor Diebstahl geschützt hat.
Also am ersten Abend kamen wir
nicht wirklich weit.
Hänger und ein Auto, das ziehen kann
besorgt werden. Einen riesen Dank
an Melany und Markus für ihren Jeep!
Samstag den 04.02.06
Um 10 ist der Abritt bei Chris Gehrmann angesetzt worden. Also klingelt
mich mein Wecker um 5 Uhr morgens
aus dem Bett. Um sechs Uhr steht
Heike vor meiner Tür, dann geht’s los
in den Stall. In 10 Minuten ist verladen
und dann geht’s auf in 130 km entfernte Losheim an der Belgischen
Grenze.
Schlechtes Wetter, dichter Nebel und
sehr kalt, machen uns nicht sehr
optimistisch.
Endlich angekommen laden wir gegen
9:00h unsere Pferdchen aus, die so
cool sind, als würden sie das jeden
Tag machen.
Gegen 10:00h kommt ein freier Mitarbeiter des Kölner Stadtanzeigers.
Ein paar Fotos später geht es dann
los. Sechs Pferde und Reiter verlassen das Therapie und Trainingszentrum in Losheim um die erste Etappe
nach Berlin zu starten.
Das Wetter ist grau in grau und recht
kalt. Niederschlag gibt es jedoch zum
Glück nicht. Nach ca. 3-5 km verlassen uns zwei unserer Begleiter. Zu
viert machen wir uns weiter.
Die erste Etappe führt uns über Kronenburg, wo der Himmel bereits auflockert und die Sonne uns ein paar
wärmende Strahlen schenkt. Ein Aufstieg zur Kronenburg, mit toller Aussicht auf den See erwartet uns. Die
Pferde scheinen nun auf Betriebstemperatur und marschieren ohne
Probleme weiter Richtung Baasem.
Dort machen wir an einem Kinderheim eine kleine Pause um die Pferde
ein wenig trinken zu lassen.
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
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Protestreiter berichten - Fortsetzung
Mein Pferd hat natürlich nichts Besseres zu tun als das Vogelhäuschen zu
plündern. Frisch gestärkt geht es
dann weiter zum Ziel der ersten Etappe, nach Dahlem. Dort kommen wir
gegen 16:00 auf dem Bauernhof der
Fam. Schmitz an. 20 km der ersten
Etappe sind geschafft. Die Pferde
turnen über die großzügige Weide.
Die hätten wohl noch weiter laufen
können. Der erste aufregende Tag ist
zu Ende und morgen geht es weiter
nach Berlin!
che Reiterin all die nervlichen Strapazen auf sich genommen und überwunden hat und so einen enormen
Beitrag zu unserer Aktion geleistet
hat.
Wie man sieht haben wir all den
Stress und die anfänglichen Probleme
und Hindernisse überwunden und
eine Menge Spaß gehabt. Wenn es
nach uns ginge wären wir den ganzen
Weg bis nach Berlin geritten um diesen Protest zu unterstützen.
Maja Mudra
Foto: Gehrmann
Hufheilpraktikerin nach Dr. Straßer
Email: majabey@gmx.de
Tel. (02642) 6979
Foto: Gehrmann
Heike Löwenherz und Gizmo
Sonntag den 05.02.06:
Abritt ist 09:45 in Dahlem. Die Pferdchen haben die Nacht gut überstanden und kommen bereits beim ersten
Rufen zum Tor. Es ist keine Spur von
Muskelkater oder Müdigkeit bei den
Pferdchen zu sehen. Sie sind fit und
laufen freudig los.
Das Wetter heute ist schon etwas
ungemütlicher. Nass kalt und etwas
Schneefall. Unser weg führt uns ca. 8
km über eine Landstrasse. Die Autos
fahren mit mehr oder weniger Rücksicht an uns vorbei, was die Pferde
allerdings nicht im geringsten zu stören scheint. „Brave Jungs!“
Wir machen uns auf in Richtung Blankenheim. Nach ca. 4 Std. reiten wir
durch die nette kleine Altstadt von
Blankenheim. An einer Bäckerei hat
uns Astrid, die uns die Tage als Versorgungscarrier diente, mit einem
frisch gebackenen Apfelkuchen überrascht.
Das größte Stück der Strecke ist geschafft. Es geht nun noch ca. 3-5 km
durch den Wald zu unserer nächsten
Endstation. Der Farm Auel hinter
Blankenheim. Die letzten Kilometer
verlaufen auf schönen, teilweise sehr
steil bergab oder bergauf verlaufenden Wegen bis wir nun an besagtem
Ziel ankommen.
Die Pferde dürfen sich ausgiebig in
der kleinen Reithalle wälzen und
austoben, was sie in vollen Zügen
genießen.
Für Heike und mich enden hier zwei
Tage Stress, Abenteuer und eine
Menge Spaß. Ganz besonders stolz
sind wir alle auf Heike, die als ängstli-
Maja und der Vogelhäuschenplündernde Aladin
organisiert und es konnte losgehen.
11. Februar 2006 … ca. 11:00 Uhr …
wir kommen auf dem „Gut Arienheller“
bei der Familie von Renneberg an, ein
beeindruckendes Gehöft in altertümlicher Bauweise, Sandy (meine Frau)
und ich sind von dem Gehöft begeistert. Wir werden sofort freundlich
empfangen und zu „Sakta“ und „Balan“ geführt. Wir sehen die Pferde
gelassen auf ihrer Gastkoppel grasen
und gingen auf sie zu. Sakta kam
sofort zu mir, nur Balan verhielt sich
etwas zurückhaltend … „Was will
denn dieser fremde Kerl da mit dem
Halfter von mir … ich kenne den gar
nicht, da lauf ich mal lieber weg!“, so
tat er es dann auch. Nun muss ich
zuerst mal anmerken, Balan ist ein
supersüßer Criollo-Wallach und sollte
eigentlich bereits geschlachtet sein,
wie mir Chris, der Besitzer erzählte.
Nun sehe ich diesen, bereits einmal
totgesagten Criollo aufmerksam,
schwungvoll und mit Elan über die
Koppel traben … und das nach bereits abgeleisteten 150km in den
letzten 6 Tagen barhuf … soviel dazu,
ich möchte darauf nicht näher eingehen.
Ich konnte Balan jedenfalls mit einer
kleinen Portion Hafer dann doch dazu
überreden, sich von mir aufhalftern zu
lassen.
Wir führten die Pferde zum Anbindeund Putzplatz und Sandy fing an, Balan zu Putzen, während ich noch
Sakta die Vorhand ausschnitt.
„Wo müssen wir eigentlich hin?“,
fragte Sandy. Darauf wusste ich leider
nur eine Antwort: „Ich hab keine Ahnung!“ In Balan´s Satteltasche war
zwar eine Karte, die hörte jedoch
genau dort auf, wo wir losreiten sollten.
Protestritt – Etappen
am 11. & 12.02.2006
von Carsten Schultze
„Neues Hufbeschlaggesetz … es
sieht nicht gut für uns aus … der
VdHp hat einen Protestritt von der
belgischen Grenze in der Eifel bis
nach Berlin aus dem Boden gestampft … da müssen wir mitmachen!!!“ …
Das waren die ersten Gedanken
von meiner Frau und mir, als wir
davon hörten … so habe ich zugesehen, dass ich an einem Wochenende alle Termine absagte, vom
Chris die Erlaubnis bekam, seine
Pferde Sakta und Balan am 11. &
12.01.2006 reiten zu dürfen und
dass ich einen Babysitter für unsere Tochter aufgetrieben habe. (Wozu sind denn Omma und Oppa
schließlich da?
Lange Rede kurzer Sinn … alles
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 3
Foto: Schultze
Protestreiter berichten - Fortsetzung
Foto: Schultze
„Hut ab … Helm uff … Klappspaten
frei“, dachte ich nur. Na Gott sei Dank,
dass wir auf einer Wanderreitstation
waren, so bekamen wir dann von der
„Gutsherrin“ direkt eine Wanderreitkarte ausgedruckt und den Weg erklärt. Und so zogen wir los, mit fremden Pferden durch eine fremde Gegend, aber voller Motivation für einen
interessanten Ritt. Schon beim Aufsitzen verflogen alle anfänglichen, wenn
auch nur kleinen Bedenken im Bezug
auf die „fremden Pferde“, denn Sakta
und Balan waren von Anfang an sehr
gelassen und ruhig und
ließen sofort Vertrauen aufkommen.
„Na dann kann ja nichts mehr schief
gehen“, dachte ich … und es ging
auch nichts schief … es sollte ein
phantastisches Wanderreitwochenende vor uns liegen und daran möchte
ich Euch teilhaben lassen: Wir ritten
vom Gut-Arienheller aus los, grobe
Richtung „Elsbach“ … nächster Halt
„Gasthof Fichtelshohn“ bei Axel
Rams.
Nun, da wir ja eh nicht wussten was
uns erwartet, gingen
Foto: Schultze
wir die Sache auch völlig relaxt an
und fragten auch trotz Karte des Öfte-
ren nach dem
Weg … natürlich
auch mit der
Prämisse, Menschen in ein
Gespräch zu
verwickeln und
im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit Aufklärung in
Sa chen „Hufbeschlaggesetz“ zu
betreiben. Die
Meinungen darüber gingen bei
der angesprochen Bevölkerung in keinster
Weise auseinander. Die häufigste
Aussage lautete:
„Totaler Schwachsinn“ und die krasseste Aussage war: „Das is´ ja völlig
asozial!“ … ich lasse das
jetzt einfach mal ohne
Wertung stehen.
Es gab jedenfalls doch
einige Menschen, die von
der Sache bereits durch
Medien oder Presse hörten, zumindest von dem
Protestritt und alle
wünschten uns viel Glück
und Erfolg dafür. Vielen
dank noch mal an dieser
Stelle.
Ein ganz besonderer
Dank jedoch gebührt einer
supernetten, jungen Frau
aus dem kleinen Örtchen
„Girgenrath“. Ihr Name ist
„Stefanie Heck-Scheffler“
und ihr Pferd heißt „Gipsy“,
eine hübsche, braune Araber-Trakhener-Stute (Ich rede gerade vom ihrem
Pferd!!!). Wir wollten eigentlich nur
nach dem Weg fragen, als wir an
Stefanies Hof vorbei ritten, aber da
mir mein Mundwerk nun mal von Natur aus sehr-sehr lose
im Gesicht verwachsen ist, konnte ich es
mir nicht verkneifen,
der armen Frau ein
Gespräch aufzuzwingen. Ich denke jedoch,
so schlimm kann es
nicht gewesen sein,
denn nachdem wir
erzählt haben, was wir
machen und worum es
im Groben geht,
sprang sie sofort in
ihre Reitklamotten und
entschloss sich, uns
bis zum nächsten
Zielpunkt zu begleiten
… was sich noch als
rettende Maßnahme
herausstellen sollte …
so lernten wir auch ihren Mann,
Franz-Josef kennen, auch ihm haben
wir grob erklärt, worum es geht und er
sagte sofort und ohne zu zögern zu
Stefanie: „Na dann reit doch halt mit!“
Während Stefanie sich umzog kochte
Franz-Josef noch einen Tee für uns
und wir haben uns sehr nett unterhalten. Voller Begeisterung darüber,
dass unser Protestritt so spontanen
Zuwachs bekommen hatte, schickte
ich erst mal sofort an alle organisierenden Kräfte des VdHp eine SMS
um diese tolle Nachricht zu übermitteln. Es sollte noch viel mehr Menschen wie Stefanie und Franz-Josef
geben, die sich so spontan für eine
gute Sache einsetzen würden … mal
am Rande bemerkt!
Na jedenfalls ritten wir ab jetzt zu dritt,
wir hatten schon von mehreren Leuten gehört, das wir die Wied in einer
Furt durchqueren müssen, nur waren
Sandy und ich recht froh, Stefanie
dabei gehabt zu
Foto: Schultze
haben, denn ohne eine Ortskundige
hätten wir diese Furt niemals als solche erkannt und wären schon gar
nicht da durch gewatet. Balan tänzelte
etwas vor der Wasserdurchquerung,
daher machten wir erst mal eine kurze
Graspause zur Beruhigung der Pferde. Nun wollte irgendwie keines der
drei Pferde so richtig freiwillig den
ersten Schritt in die Wied machen …
wir ließen die Pferde selbst entscheiden und dies führte dazu, dass Sakta
und Balan gemeinsam den ersten
Schritt wagten. Balan hatte erst mal
nicht besseres zu tun, als seinen Kopf
bis zu den Ohren in das ca. 1 Meter
tiefe Wasser zu tauchen und dann
gemeinsam mit Sakta kräftig
mit einem Vorderbein ins Wasser zu
hacken, dass es nur so spritzte. In der
Mitte des Flusses angekommen blieben die Pferde auf einmal kurz stehen, Sandy und ich schauten auf die
Wasseroberfläche, auf die Strömung
und dachten besoffen zu sein. Es kam
einem so vor, als würde man mitsamt
dem Pferd weggeschwemmt werden.
So lehnte ich mich reflektorisch immer
weiter nach links bis ich merkte, dass
der Sattel anfing zu rutschen.
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 4
Protestreiter berichten - Fortsetzung
Ich konnte mich gerade noch hochziehen, um nicht ins Wasser zu fallen
… das hätte auch noch gefehlt,
schließlich hatten wir noch ca. 1 ½
Stunden bis zum Ziel. Sakta, Balan
und Gipsy gingen aber absolut souverän und trittsicher weiter zum anderen
Flussufer und haben uns heil rüber
gebracht. Wir sind ja nun schon oft
durchs Wasser geritten, aber noch
nicht durch so einen Fluss … war
phantastisch, wenn auch ich mich
insgeheim vor der Flussdurchquerung
schon im Wasser liegen sah.
Wir sind noch den nächsten Hügel
hinauf geritten und haben dann wieder unsere allstündliche Führpause
eingelegt. So kamen wir am „Lacher
Stall“ vorbei, ein Reiterhof mit einer
Gaststätte, wo wir am Abend dann in
deftig, bäuerlicher Küche gegessen
haben, hmmmmm, lecker sag ich
Euch!
Vorher jedoch kamen wir nach ca. 4
Stunden und ca. 15km auf dem Gasthof „Fichtelshohn“ an, wo wir ebenfalls sofort freundlich begrüßt wurden.
Zuallererst versorgten wir nun die
Pferde … absatteln, abrubbeln, Hufe
auskratzen, ´n bisschen knuddeln,
füttern und Etappenabschlussfoto.
Danach bekamen wir unserer Unterkunft zugewiesen, machten uns etwas
frisch und gingen erst mal was essen,
nach dem uns der Gasthofbetreiber
„Axel Rams“ freundlicherweise zu
meinem Auto zurückbrachte … auch
dafür noch mal meinen Dank. Ein
echtes Werbegenie … denn er hat
mir, als wir am Sonntag unterwegs
waren, erst mal ein Aufkleber
www.fichtelshohn.de auf mein Auto
geklebt, was mir aber erst drei Tage
später auffiel.
Am nächsten Morgen … vor dem
Frühstück gingen wir erst mal zu
Sakta und Balan in den Stall und
sagten den beiden guten Morgen.
Sie waren bereits gefüttert und warteten auf uns. Wir haben sie noch
mit ein paar Möhren verwöhnt und
gingen dann erst mal frühstücken.
In aller Gemütlichkeit putzend und
sattelnd sind wir dann um 09:15 Uhr
bei Axel losgeritten, nachdem der
uns den Weg groß erklärt hatte. Die
Karte, die wir vom Gut-Arienheller
aus hatten, hörte wieder dort auf, wo
wir nun losreiten wollten, so standen
wir wieder ohne Orientierung in
fremden Gefilden da. „Sie trugen
seltsame Gewänder und irrten planlos umher!“ Naja, ganz so schlimm
war´s auch wieder nicht. So fanden
wir in dem Dorf Krunkel helfende
Wegbeschreibung und eine Seite aus
dem Atlas eines netten Herrn, die uns
doch weiter half. Wir schlugen uns
dann Luftlinien-orientiert von Ortschaft
zu Ortschaft, immer in grober Richtung „Obererbach, nördl. Altenkirchen“
So kamen wir am Hotel „WesterwaldTreff“ in Oberlahr vorbei, dort konnten
wir eine Wanderkarte der Umgebung
kaufen und einen schöööööönen
Latte Macchiato trinken. Wir hatten
endlich eine Wanderkarte … juchuuuuuu … das Problem bei dieser Karte
war nur, dass auch diese Karte im
Wert von € 6,10 ca. vier Kilometer vor
unserem Ziel aufhörte, aber das
schaffen wir schon.Wir kamen unserem Ziel immer näher, auf einmal …
ich sah ein goldenes „M“ in weiter
Ferne leuchten … „McDonalds“ …
und da die Lust auf einen heißen
Kaffe immer größer wurde haben wir
kurzer Hand beschlossen, mit Sakta
und Balan durch´s „McDrive“, in diesem Fall wohl eher
durch´s „McRide“ ,
zu reiten und Kaffe
zu kaufen! War
total witzig, wir
standen da inmitten
der Autoschlange in
der Einfahrt zum
McDrive und die
anderen Autofahrer
haben irgendwie
genauso wie ihre
Autos geguckt, als
sie uns sahen …
ich wollte das sowieso schon immer
mal machen, hihiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!
Nun wurde es langsam auch etwas
dunkel und bei uns
ging ehrlich gesagt
auch die Lust etwas zurück. Wir befanden uns nämlich schon in dem
Bereich, wo wir schon wieder keine
Karte hatten. Als wir nach dem Weg
fragten und auf die Fra-
gehört haben, denn sie zog auf einmal das Tempo an und wurde erst
langsamer, als wir wahrhaftig angekommen waren.
Da waren wir, der Pferdehof „in den
Eichen“ von Ingeborg und Paul Hellwig war erreicht. Wir wurden bereits
erwartet und sehr nett empfangen.
Auch hier versorgten wir zuerst die
Pferdchen, die sich nach dem Absatteln erst mal ausgiebig wälzten.
Nach einer ausgiebigen Führung über
das Gestüt „Paso-Robles“ der Hellwigs haben wir noch einen Kaffee
serviert bekommen, bevor uns Paul
Hellwig über 45 Minuten lang zurück
zum Gasthof Fichtelshohn fuhr, wo ja
Foto: Schultze
mein Auto noch stand.
So machten Sandy und ich uns auf
den Heimweg … wir wussten Sakta
und Balan in gute Hände gegeben
und konnten nun beeindruckt von
diesem wundervollen Wochenende
Foto: Schultze
auf diesen tollen Pferden im schönen Westerwald den Heimweg antreten. Zum Abschluss möchte ich
mich noch mal von ganzem Herzen
bei allen bedanken, die uns während den zwei Tagen unterstützt
haben und uns geholfen haben …
die da wären:
ge, wie weit es noch ungefähr sei, „ja,
so ca. 4-5km“ zu hören bekamen und
diese Entfernungsangabe sich zunächst von Wegbeschreibung zu
Wegbeschreibung erhöhen sollte,
machte sich dann deutlich ein Motivationstief breit, welches aber mit der
Aussage eines Försters: „noch´n
knapper Kilometer“ schnell vorüber
ging. Sakta muss das anscheinend
Familie von Renneberg – „Gut Arienheller“
Axel Rams – „Gasthof Fichtelshohn“
www.fichtelshohn.de
Stefanie und Franz-Josef HeckScheffler in Girgenrath
Fam. Hellwig – „Pferdehof in den
Eichen“ www.pferdehof-hellwig.de
… und selbstverständlich allen, die
uns unterwegs bei der Orientierung
behilflich waren und sich hiermit angesprochen fühlen … vielen dank
Euch allen.
Carsten Schultze
Hufheilpraktiker nach Dr. Strasser
Tel. (05684) 922 360
Email:schultze78@aol.com
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 5
Protestreiter berichten - Fortsetzung
von Udo Riedel
Unverhofft in die Eifel...
Nach einigen Gesprächen für oder
wieder den Protestritt beschlossen wir
(der Vorstand des VdHp) die Idee voll
zu unterstützen. Der Start war gar
nicht so schlimm, es war ja Wochenende und so fanden sich schnell begeisterte Reiter, die den Protestritt
mitmachen wollten. Allerdings war die
Frage: „Haben wir auch Reiter ab
Montag? - klar ich bin dabei!“ Noch
schnell ein paar Kunden angerufen
und Termine verschoben und schon
hatte ich Zeit zu protestieren. Sonntagabend fuhr ich dann schon mal in
die Eifel, denn am Montag früh wollten wir ja pünktlich starten. Ich habe
bei Christoph Gehrmann übernachtet
und möchte hier gleich mal Ihm und
seiner Familie danken für den netten
Abend den wir hatten. Am Montag
früh, gleich nach dem Frühstück ging
es dann los, erst mal eine Lokalzeitung kaufen und sehen was denn so
geschrieben steht über unseren Protestritt. Der Kölner Stadtanzeiger hat
einen Artikel mit Foto im Lokalteil gebracht - nicht schlecht für den Anfang.
Wir fuhren nach Blankenheim zu den
Pferden. Die waren in der Reithalle
untergebracht, super lieb von den
Leuten, denn einen Offenstall konnte
man nicht erwarten für die zwei
Durchreisenden. Die Pferde sehen
gut aus und nach einem kleinen Frühstück konnten wir dann satteln und
losreiten. Wohin soll es denn gehen,
blöde Frage nach Berlin natürlich aber
doch nicht heute oder?? Nein unser
Ziel ist Honerath, ein kleines Dorf
östliche Richtung ca. 30 km. „Au
weia!“ dachte ich, wann bin ich das
letzte Mal geritten? In diesem Jahr
noch nicht, da arbeitet man den ganzen Tag mit den Pferden und am
Ende sitzt man noch nicht einmal
Schichtwechsel am Mittag
drauf, weil einfach keine Zeit bleibt, ist
ja Winter und früh dunkel und kalt ist
Udo hoch zu Ross- im wahrsten Sinne des Wortes
es ja auch noch ohweh. Jetzt war
aber Zeit, ich habe den ganzen Tag
nichts anderes zu tun als nach Honerath zu reiten und zu protestieren.
Der Weg ist super geschlossene
Schneedecke durch den Wald auf
dem Radweg, ok ist nicht ganz legal
aber auf dem gesamten Weg ist uns
kein Radfahrer begegnet auch sonst
niemand, der sich darüber aufregen
könnte. Chris und ich nebeneinander
auf einem Protestritt, so langsam
wurde uns oder viel mehr mir klar, das
ist doch ne irre Sache hier, kein Palaver über wir müssten mal..... oder das
sollte man mal..... nein ganz real und
in echt hier auf dem Pferd im Wald
saukalt obendrein. Mir wurde bewusst: wir sind der Protestritt. Zumindest bin ich für einen Tag dabei, wenn
jeder einen Tag reiten kann dann ist
das doch ein Klacks bis Berlin. So viel
Zeit hatte ich schon lange nicht mehr
mit Chris zu reden, Pläne zu schmieden für die
Zukunft oder einfach nur
nebeneinander her zu
reiten. Wir sind auch
mal durch ein Dorf gekommen keine Ahnung
wie das hieß, auf jeden
Fall sehen wir da einen
Mann mit seinem Nachbarn reden und den
Kölner Stadtanzeiger
unter dem Arm. „Hallo
wir sind das...!!!“,
„Was?“, „Ja auf Seite
33, das sind wir!!!“ Der
Mann war total perplex
und suchte natürlich
gleich im Stadtanzeiger
die Seite raus. „Ja genau,
Mensch das sind ja die von dem Protestritt nach Berlin – super, alles Gute
für Euch!“ Jetzt hätte ich ein Megaphon gebrauchen können, um das
ganze Dorf aufzuklären.
So ein netter Kontakt, das macht Mut
für die Sache. Nach ca. der Hälfte der
Strecke musste Chris zurück um einige wichtige Dinge zu klären und wurde von meiner lieben Kollegin Melany
Clahsen abgelöst. Was für ein super
Tag, jetzt habe ich schon die zweite
liebe Person neben mir und so viel
Zeit dazu. Allerdings einen Haken hat
die Sache ja doch, ich kenn mich hier
überhaupt nicht aus. Wann bin ich
schon mal in der Eifel und dann bestimmt nicht auf einem Pferd und welche Richtung war das noch mal? Egal, mit einer Karte und etwas Glück
haben wir immer die Richtung gehalten und zu guter letzt auch noch Honerath gefunden. Wir hätten es nicht
besser machen können, es wurde
dunkel und die Pferde waren versorgt
und immer noch gut drauf. Wir wurden noch mit Kaffee und Tee versorgt
und kalt war mir auch nicht wirklich.
Der Tag war einfach schön, wenn
auch der Anlass nicht schön war, der
mich hierher gebracht hat. Ich würde
das jeder Zeit wieder machen, vielen
Dank Chris und Melany.
Udo Riedel
Zweiter Vorsitzender des Verbandes
der Hufpfleger und Hufheilpraktiker
nach Dr. Straßer e.V. (VdHp)
Tel. (06173) 687 67
Email: riedel.udo@tiscali.de
alle Fotos: Christoph Gehrmann
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 6
Protestreiter berichten - Fortsetzung
von Detlev Urban
Protestritt Siegen-Kassel
Montag 20.2.
Ich sitze im Kombi neuester Bauart
und versuche den Überblick über die
Technik zu gewinnen. Da wir derzeit
keine Zugmaschine für unseren Pferdehänger haben, mieteten wir kurzerhand eine beim Autoverleih. Der Blick
ins Handschuhfach offeriert eine Bedienungsanleitung im Umfang eines ordentlichen Romans. Also Klappe wieder
zu. Als passionierter VWBus-Fahrer ist man so viel
Schnickschnack nicht gewöhnt, dafür hat man aber
einen ordentlichen Überblick
und kommt sich nicht vor
wie in einem Panzer mit
Sehschlitzen. Um 11 Uhr ist
alles Gepäck verladen, Moritz unser 24jähriger Norweger steht im Hänger und es
geht los nach Siegen.
Glücklicherweise hält das
Wetter und bis auf ein paar
leichte Schneeschauer
kommen wir gut voran.
Gegen 16 Uhr haben ich
unser Ziel Wilnsdorf bei Siegen erreicht. Nach dem
Ausladen schnell das Auto
zum Verleiher nach Siegen
gebracht, dann wird aufgesattelt. Gegen 17 Uhr geht
es endlich los, wir haben ca.
14 km vor uns und die Zeit
wird knapp. Mein Begleiter
und Scout für heute ist Sven
Spies. Trotz zügigem reiten
kommen wir in die Dunkelheit. Es geht über Eis,
Schnee, Schotter und Teer.
Die Stirnlampe, welche
sonst beim Hufeschneiden
hilfreich ist, erweist sich auch
hier als praktisches Hilfsmittel, um zu
sehen und gesehen zu werden. Gegen 21 Uhr kommen wir an unserem
Ziel, dem Reitstall Sonnenblume in
Werthenbach an. Moritz „übernachtet“
heute in der Reithalle mit Kontakt zu
den dort in Offenställen lebenden
Pferden. Sven, sein Pferd und ich
fahren zurück nach Siegen
Dienstag 21.2.
Heute geht es weiter nach Bad Laasphe. Die 22 km werde ich alleine
reiten, da Sven arbeiten muss. Moritz
zeigt sich in guter Verfassung und so
geht es gegen 10 Uhr los. Unser Weg
führt uns mitten in ein großes Waldgebiet auf über 600 m ü. N. Wir
kämpfen uns durch Tiefschnee von
über 50 cm Höhe. An Reiten ist hier
nicht mehr zu denken. Plötzlich höre
ich ein schleifendes Geräusch hinter
mir, der Sattel mitsamt Gepäck ist
verrutscht und betätigt sich nun als
Schneeschieber unter Moritz Bauch.
Der baumlose Sattel verrutscht beim
Führen sehr leicht, wenn das Gepäck
nicht ausbalanciert ist. Mit entsprechender Sorgfalt beim Packen und
gelegentlichen Kontrollen ist das
Problem aber in den Griff zu bekommen. Die Wege auf dieser Etappe
sind alle schneebedeckt. Wenn es
bergab geht, ist führen angesagt, da
unter dem Schnee meistens das
blanke Eis lauert. Glücklicherweise
habe ich die filzgefütterten Gummistiefel aus dem Jagdbedarf für den
Ritt gewählt. Sie bieten Schutz vor
Nässe und reibenden Steigbügelriemen, bieten den erforderlichen Griff
und halten die Füße warm.
Gegen 17 Uhr erreiche ich den Reitstall Kunst-Wittgenstein bei Bad
Laasphe. Leider bietet er für Moritz
nur eine Box, was mich nicht gerade
glücklich macht. Nach einem Gespräch mit dem Stallbesitzer können
wir dann in eine Außenbox umziehen,
sodass er wenigstens genügend
frische Luft hat. Ich selber übernachte
nebenan in einer Gastwirtschaft und
genieße warme Dusche und gutes
Essen.
Mittwoch 22.2.
Nach dem Frühstück bin ich froh mein
Pferd wohlauf wiederzusehen, da es
im Stall leider nur Heulage gab, ein
Futter, an das er nicht gewöhnt ist.
Wir füttern nur Heu, Hafer und bei
Bedarf Mineralfutter. Nachdem das
Tagesziel Schwarzenau feststeht,
schwinge ich mich in den Sattel und
reite erst mal Richtung Bad Laasphe.
Beim Versuch den Ort zu umreiten
verheddere ich mich erst mal gründlich und lande dann mitten im Kurpark. Also abgestiegen und
das Pferd dezent pfeifend
durch den Park geführt.
Glücklicherweise ist um
diese Zeit nicht viel los und
wir kommen bald wieder auf
den richtigen Weg. Die Hoffnung nun schneller voranzukommen wird aber gleich
wieder enttäuscht, denn die
Wege auf der Karte und die
Wege im Wald wollen einfach nicht zusammenpassen. Glücklicherweise hab
ich beim Packen auch an
den Kompass gedacht. Er
erweist sich nun als gute
Hilfe und so schaffen wir es
doch noch den richtigen
Weg zu finden. Allerdings
habe ich viel Zeit verloren
und mache nun Tempo,
indem ich ein größeres
Stück im Jog auf der Straße
absolviere. Nachdem wir
den nächsten Ort hinter uns
gelassen haben, mache ich
auf einer Anhöhe Pause und
Moritz kann eine seiner über
den Tag verteilten Heuration
fressen. Da nicht sicher ist,
ob wir unterwegs jemanden
finden, der uns etwas Heu
spendiert, habe ich immer
einen Sack voll hinter dem
Sattel. Wasser gibt es unterwegs durch den schmelzenden Schnee genug.
Nach einer wunderschönen Trabstrecke durch den tief verschneiten Wald
stehen wir plötzlich vor einem Wegweiser mit dem Hinweis „Schwarzenau 4 km“. Ein Blick auf die Uhr –
viel zu früh. Wenn ich jetzt schon im
Stall ankomme, muss Moritz viel zu
lange in der Box stehen. Kurzerhand
biege ich links ab und hänge noch ein
paar Kilometer dran. Gegen 18 Uhr
und nach 27km kommen wir dann im
Reitstall „Schloß Schwarzenau“ an.
Wir werden von vier Mädchen aus
dem Stall begrüßt und unterhalten
uns über den Sinn und Zweck des
Rittes. Als ich Moritz Alter erwähne,
sind alle erstaunt. Statistisch gesehen
bin ich eigentlich auf einem toten
Pferd unterwegs. Moritz beweist aber
täglich das Gegenteil. Er bekommt
eine gepflegte Box mit gutem und
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 7
Protestreiter berichten - Fortsetzung
ausreichend Heu, sowie eine ordentliche Portion Hafer. Ich verabschiede
mich und suche meine Pension.
Abends kommt dann noch Carsten
Schulze, um mir die topografischen
Karten für die nächste Etappe zu
bringen. Beim Auspacken dann die
kommen wir nach Bromskirchen. Per
Handy erfrage ich den genauen Weg
zum Tagesziel und finde mich kurze
Zeit später auf einer spiegelblanken
Straße wieder, die aus dem Ort hinaus zum Einsiedlerhof der Familie
Hahnenstein führt. Den Hof hat
böse Überraschung: Alle Karten sind
um ein Planquadrat verrutscht geliefert worden und für den nächsten Tag
nicht zu gebrauchen. Glücklicherweise hat der Wirt noch eine Wanderkarte der Gegend, die er mir verkauft.
Die nächste Etappe ist gerettet.
C a r sten am Abend zuvor gegen halb zehn
noch ausfindig gemacht. Nach zwei
bis drei Kilometern führen sind wir da
und werden herzlich begrüßt. Moritz
bezieht Quartier im Offenstall, flankiert
von mehreren Isländern, die ihn neugierig über den Zaun begutachten.
Bei Cappuccino und Kuchen diskutieren wir, wie so oft auf diesem Ritt, die
Thematik „Hufbeschlaggesetz“, welche unter den Pferdebesitzern wenig
bekannt ist und allgemein auf Unverständnis stößt.
Nach dem Abendessen geht es
nochmal in den Stall und dann ins
Bett. Heute waren es 26 km.
Donnerstag 23.2.
Bevor es losgeht, packe ich die Hufmesser aus und korrigiere Moritz etwas die Hufe. Eckstreben kürzen und
Senken nacharbeiten. Dann geht es
weiter Richtung Bromskirchen. Wieder geht es über Teerstraßen und tief
verschneite Waldwege. Die Orientierung funktioniert gut und so kommen
wir ohne große Irrwege gut voran.
Kurz hinter der hessischen Grenze
machen wir Pause. Moritz kaut wie
immer sein Heu. Allerdings macht er
immer wieder lange Pausen, um zu
lauschen. Da wir alleine unterwegs
sind, ist er besonders aufmerksam
und hört überall das Gras wachsen.
Mein Entschluss steht fest: Beim
nächsten Ritt nur noch mit zwei Pferden von uns unterwegs zu sein.
Wenn wir unterwegs an Pferden vorbeikommen, stelle ich immer wieder
mit Grausen fest, dass diese hier z. T.
ausschließlich hinter Stacheldraht
gehalten werden. Es gäbe so viele
Missstände im Pferdebereich gegen
die der Staat etwas tun müsste. Warum gerade tierschützerische Denkansätze wie die Barhufbewegung verbieten?
Nach einer langen Strecke auf Teer,
die wir im Schritt und Jog absolvieren,
Frankenau. Es dauert nicht lange, bis
ich mich im Wald gründlich verritten
habe. Diesmal hilft auch der Kompass
nicht viel. Zum Glück kommt nach
einiger Zeit ein Wegweiser, der mich
wieder auf die geplante Route zurückführt. Der Weg führt wieder überwiegend durch Wald auf verschneiten
Wegen, sodass größere Trabstrecken
möglich sind. Dennoch läuft mir die
Zeit davon, die Stunde vom Morgen
fehlt einfach. In Sachsenberg bringt
mir Carsten gegen 16 Uhr aktuelles
Kartenmaterial und macht ein paar
Fotos für die Internetseite. Dann geht
es weiter. Es beginnt schon zu dämmern, als ich im Wald an einer Burg
vorbeikomme die gerade von diversen
mittelalterlich Gekleideten gestürmt
wird – es ist Fasching. Ein freundlicher Ritter weist mir den weiteren
Weg und ich verschwinde in der zunehmenden Dunkelheit. Da der Weg
sehr glatt ist und auch noch konstant
bergauf führt, führe ich Moritz. Dies
halte ich auch noch die nächsten 8
km bis zum Ziel so, denn man merkt,
dass er die Nase voll hat. Dies war
die bisher längste Etappe. Beim
Nachmessen wird sich später herausstellen, dass es fast 37 km waren. Als
ich endlich gegen 21 Uhr am Reitstall
in Frankenau ankomme, in dem ich
bereits erwartet werde, habe ich ebenfalls die Nase voll. Moritz bekommt eine extragroße Box, viel Heu
und Hafer, ich bekomme warmes
Essen vom Griechen. Dann drehen
sich die Gespräche mal wieder um
Pferde, Reiten und natürlich das Hufbeschlaggesetz. Die Nacht verbringe
ich gemütlich im Schlafsack in der
Sattelkammer.
Samstag 25.2.
Nach einem guten Frühstück mit dem
Stallbesitzer begleiche ich einen wirklich fairen Obulus, steige auf und reite
in den Nationalpark Kellerwald-Eder-
Freitag
24.2.
N a c h
e i n e m
ausgiebig e n
Frühstück
ist
es
leider
schon 11
Uhr, als
ich loskomme.
M i t f r ischem
K a r t e nmaterial
a u s g estattet
geht es
h e u t e
n a c h
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 8
Protestreiter berichten - Fortsetzung
see. Der Weg führt stetig bergan. Das
Wetter wird immer besser und so bin
ich mal wieder durch einen traumhaft
verschneiten Wald unterwegs. Wäre
der Anlass für diesen Ritt nicht so
bedrückend, könnte man ihn noch
mehr genießen.
Am Speichersee hoch über der Edertalsperre mache ich Pause. Leider
hat die kleine Gastwirtschaft am See
noch geschlossen. Danach geht es
bergab, der Schnee wird weniger und
die Wege steiniger. Moritz läuft nach
wie vor problemlos. Auf einem Weg
oberhalb des Edersees geht es weiter. Links fällt der Hang sehr steil bis
zum Wasser ab. An einem umgestürzten Baum, der den Weg versperrt, müssen wir rechts in den Hang
ausweichen, aber auch diese Kletterei
bereitet keine größeren Probleme.
Nachdem wir den Edersee hinter uns
gelassen haben, geht es im Trab auf
Splittwegen durch die Ederauen bis
nach Edertal-Wellen zum Ferienreithof der Familie Biederbeck. Wir
sind Kassel wieder 30km näher gekommen.
Sonntag 26.2.
Nach dem Frühstück kommt die freudige Überraschung, dass Biederbecks
für die Unterbringung und Verpflegung
von Pferd und Reiter nichts haben
wollen. Auch sie sind vom Hufbeschlaggesetz betroffen, denn die Barhufpflege bei ihren ca. 100 Pferden
führen sie selber aus. Müssten Sie
künftig den Schmied dafür bezahlen,
würde dies erhebliche Mehrkosten
bedeuten, welche die Kalkulation des
Ferienhofes belasten würde.
Gegen 9 Uhr kommt Carsten Schulze
mit seinem Pferd. Er wird mich auf
den letzten beiden Etappen begleiten.
Heute geht es nach Edertal-Besse,
ca. 23km von Wellen entfernt. Unterwegs erweist sich Carsten als sehr
guter Organisator für Kaffee (ob das
wohl an seinem Bundeswehrjob
liegt?). Gegen Mittag haben wir in
Kirchberg einen Pressetermin mit
einer Reporterin von der Schwälmer
Allgemeinen Zeitung (HNA). Ein paar
Kunden von Carsten sind auch dabei,
um über ihre Erfahrungen mit Hufproblemen und deren Behandlungen
zu berichten. Unsere Pferde erfreuen
sich derweil am Heu, welches wir von
Pferdeleuten aus dem Ort bekommen
haben. Wir sind bestens mit Kaffee
und Gebäck versorgt.
Anschließend geht es weiter. Heute
sind wir hauptsächlich auf Teerstraßen und Schotterwegen unterwegs.
Als wir nach Besse hineinreiten,
kommen wir an einem italienischen
Restaurant vorbei. Die pferdebegeisterte Tochter des Besitzers wird kurzerhand auf Carstens Pferd gesetzt
und wir bekommen zum Dank einen
ordentlichen Cappuccino. Unser Ritt
endet im Reitstall „Caros Reiterwelt“.
Nachdem die Pferde versorgt sind,
gönnen wir uns noch einen Kaffee
und unterhalten uns mit der Stallbesitzerin. Natürlich über das neue Hufbeschlaggesetz, dessen Folgen leider
den wenigsten Pferdebesitzern bewusst sind.
Montag 27.2.
Die heutige Etappe wird uns ca. 12
km bis nach Dörnhagen führen, wo für
mich der Protestritt endet. Unser
Pferdehänger, den ich in Siegen zurückließ, wurde gestern von Ortwin
Rosenthal von dort nach EdertalWellen überführt. So muss meine
Frau, die mich abholt nicht erst nach
Siegen fahren, was den Stress erheblich reduziert.
Unterwegs haben wir das erste Mal
auf diesem Ritt Probleme damit, dass
unsere Pferde unbeschlagen sind! Wir
stehen mitten in Hertingshausen vor
einer
Ampel, hinter uns eine Schlange von
Autos. Die Ampel wird und wird nicht
grün, bis wir merken, dass sie über
eine Induktionsschleife in der Straße
gesteuert wird. Da haben wir mit unseren Barhufpferden natürlich
schlechte Karten. Ein Stück vorgeritten und den nachfolgenden Autofahrer auf die Schleife gelotst, schon
geht es weiter. Auch dies geht also
ohne Hufeisen.
Kurz vor Dörnhagen treffen wir im
Wald noch ein Rudel Rehe. Damit
erhöht sich mein Rehzähler auf neun.
Außerdem habe ich zwischen Siegen
und Kassel nur zwei Füchse und ein
paar Greifvögel gesehen. Und das,
obwohl ich stundenlang durch große,
einsame Waldgebiete geritten bin, in
denen es sogar Hirsche gibt.
In Dörnhagen satteln wir unsere Pferd
im Reitverein ab. Sie dürfen sich in
einer der drei Reithallen wälzen.
Gegen 16 Uhr kommt meine Frau und
wir verladen Moritz und verabschieden uns von Carsten. Gegen 20 Uhr
marschiert Moritz endlich wieder in
die gewohnte Herde in unserem Offenstall. Er hat die acht Tage und fast
200 km gut überstanden. Ein Beweis
dafür, dass artgerecht gehaltene
Pferde bei optimaler Fütterung und
intensiver Bewegung auch mit 24
Jahren leistungsfähig sind.
Ich hingegen lahme etwas wegen
meinem linken Knie. Aber auch das
vergeht wieder bei artgerechter Bewegung.
Abschließend möchte ich bei allen
bedanken, die mich auf diesem Ritt
unterstütz haben. Bei Chris Gehrmann und seiner Frau, die den
größten Teil der Quartiere organisiert
haben. Bei Sven Spies für die Be-
gleitung auf dem Nachtritt und das
Nachtquartier. Bei Carsten Schulze
ebenfalls für die Quartiersuche, die
Rittbegleitung, den Gedankenaustausch unterwegs und vor allem für
die Kaffeeorganisation. Bei Ortwin
Rosenthal für den Hängertransfer.
Ganz besonders möchte ich mich
aber bei meiner Frau bedanken, die in
den acht Tagen unsere drei Kinder,
den Hof und unsere verbliebenen
neun Pferde versorgt hat, was mehr
als ein Fulltimejob ist.
Detlev Urban
Hufheilpraktiker
Tel. (09274) 909 995 9
Email: info@hufheilpraktiker.de
alle Fotos: Carsten Schultze
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 9
Aktuelles
VdHp goes Bodensee
Der VdHp-Messestand auf
der Pferd Bodensee - 3 Tage
Hufe pur
Als Resümee der drei Messetage auf
der Pferd Bodensee in Friedrichshafen bleibt eigentlich nur eines zu sagen: Ein voller Erfolg!
Das hätten wir nicht gedacht, dass
der Gemeinschaftstand des VdHp
zusammen mit dem Institut für Hufgesundheit Tübingen und der Gehrm a n n Clahsen
GbR so
einen
Zulauf
haben
würde.
E i n
a b s o l ut e r
Knaller
waren
d i e
L i t f a s ssäulen,
weiss
kaschiert
mit jew e i l s
den groß e n
Logos,
die wir
mit den
Stallfolien in Posterformat beklebt und an
allen drei Seiten des Standes positioniert haben.
Als absoluter Blickfang blieben viele
Leute von den deutlichen Überschriften („Pferde werden in Käfigen krank“)
angezogen stehen, um sich dann
neugierig geworden näher heran zu
wagen.
Hinter dem VdHp-Tresen haben wir
ein Regal mit vielen Fächern aufgebaut, in dem wir Strasser-Bücher und
Präparate ausstellten- es sah in der
Tat aus, wie in Frau Dr. Strassers
Büro.
Daneben lief kontinuierlich eine eigens zusammengestellte Beamer-
Präsentation mit vielen Hufbildern und
kleinen Filmsequenzen.
Das Publikum der Messe war wunderbar. Wir waren alle über die gute
Stimmung überrascht und erfreut.
Viele Gespräche wurden geführt, welche so manchen ratsuchenden
alle Fotos: Clahsen
Sabine Aichele und Elisabeth Neudert
unterstützt. Zum Glück kamen die
beiden auch noch am Sonntag, da wir
an den Wochenendtagen die vielen
Interessierten kaum zu sechst bewältigen konnten. Der Gemeinschaftsstand hatte auch den positiven Effekt,
dass die Leute durch die in den Gängen aufgestellten Heunetze angezogen wurden. Über die Heunetze kam
man in den meisten Fällen schnell auf
die Hufe zu sprechen, da die Netze
nur von unbeschlagenen Pferden
benutzt
werden
sollen.
Auf den
üblichen
K o mmentar
hin „Mein
Pferd
k a n n
a b e r
n i c h t
o h n e
E i s e n
laufen.“
e n t w ickelte
s i c h
dann oft
e i n e
intensive
Beratung
–
es
wurden
Präparate aus den Regalen gezogen
und mit rauchendem Kopf diskutiert
und erklärt.
Zusammenfassend waren die drei
Tage zwar sehr anstrengend aber wir
waren alle mehr als zufrieden mit dem
Ergebnis – die Bilder sprechen für
sich.
Pferdebesitzer sehr nachdenkllich
machten. Manche Besucher kamen
mehrmals an den Stand als könnten
sie sich nicht losreissen.
Freitag waren wir zu dritt, also Christoph Gehrmann, Udo Riedel, Melany
Clahsen, Markus Herter (Fördermitglied) und wurden am Samstag von
Es grüßt das Messeteam:
Sabine Aichele
Elisabeth Neudert
Melany Clahsen
Christoph Gehrmann
Udo Riedel
Markus Herter
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 10
Aktuelles
VdHp-Intern
Der VdHp gratuliert herzlichst den erfolgreichen Absolventen der diesjährigen Abschlussprüfung zum/zur Hufheilpraktiker/in am IfH Tübingen:
Dominique von Eick
Iris Geuder
Peter Kornacher
Maja Mudra
Carsten Schultze
Der
Vorstand bedankt sich herzlichst
bei den Spendern für Ihren Beitrag zur Bildung
eines “Topfes” für Aktionen zum HBG:
Sabine Aichele, Carmen Bös, Melany Clahsen, Ranja Frommer,
Christoph Gehrmann, Carmen Heussner, Iris Höchener, Manuela
Hofbauer, Lioba Hoffmann, Arnulf Jung, Judith Kötting, Rosi Kötting, Martina Linnenschmidt, Udo Riedel, Ortwin Rosenthal,
Christiane Schinke, Beate Schmitz, Susanna Stoltz, Anja
Teichert, Guido Weiss, Gabi Werling,
Sabine Zimmermann
Der VdHp begrüßt seine neuen Mitglieder:
Ordentliche Mitglieder:
Dagmar Gerber, Carsten Schultze
Studienmitglieder
(in Ausbildung am IfH Tübingen)
Hannah Engler, Astrid Esser, Florian Pforte, Caroline Michels,
Tanja Zamljen
Fördermitglieder:
Heinz Clahsen, Susanne Roth, Brigitte Schmitz-Plasberg,
Anja Zimmermann
Vielen Dank Euch allen!!
Ehrenmitglied: auf der letzten Mitgliederversammlung des VdHp wurde Frau
Dr. med.vet. Hiltrud Straßer offiziell als Ehrenmitglied in den Verband aufgenommendie Urkunde wurde Ihr anlässlich eines
Treffens in Stuttgart feierlich übergeben
Foto: Gehrmann
Unseren Jubiliaren ein herzliches Dankeschön für
Ihre 10jährige Mitgliedschaft:
Panja Fritsch
Bernd Mostegl
Danke für Eure Solidarität!
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 11
Aktuelles
Uni-Vortrag in Witzenhausen
von Florian Pforte
Dr. Straßer als Gastdozentin
an der Uni Witzenhausen
Im Wintersemester 2005/2006 fand
am Fachbereich für Ökologische Agrarwissenschaften der Universtät
Foto: Pforte
Kassel/Witzenhausen auf studentische Initiative hin ein Wahlfach mit
dem Titel „Arbeiten mit Pferden in der
Landwirtschaft“ statt. Im Rahmen dieses Wahlfaches besuchten die ca. 25
TeilnehmerInnen mehrere landwirtschaftliche Betriebe in der Region
Nordhessen, die sich aus verschiedenen Gründen bewusst für den Einsatz
von Kaltblutpferden zur Verrichtung
bestimmter Arbeiten entschieden
haben. Das Spektrum reichte von
Planwagen- und Gesellschaftsfahrten
bis zu klassischen Ackerarbeiten wie
Hacken, Striegeln und Mist Fahren.
Neben den heute noch/wieder aktuellen Einsatzmöglichkeiten von Arbeitspferden stand der Themenbereich
Pferdehaltung im Vordergrund, zu dem auch die Hufpflege gehörte. An zwei verschiedenen Exkursionsterminen wurde jeweils ein Fuhrbetrieb besucht, wo im einen
Fall ein Hufschmied und im
anderen Fall ein Straßer-Hufpfleger in Aktion erlebt werden konnte. Letztere Veranstaltung rief viel Interesse
hervor und warf Fragen auf,
so dass sich eine theoretische
Vertiefung des Themas Barhufpflege anbot. Hierfür konnte glücklicherweise Frau Dr.
Hiltrud Straßer persönlich
gewonnen werden, einen Vortrag im Rahmen des Wahlfaches zu
halten, welcher am 2. Februar an der
Universität in Witzenhausen stattfand.
Der Vortrag hatte den Titel „Barhufhaltung von Arbeitspferden – Geht das?“
und wurde sinnigerweise von einer
Videovorführung über einen Fuhrbetrieb eingeleitet, der seine Pferde
(Schwarzwälder) konsequent und
erfolgreich nach der „Methode Straßer“ hält. Eindrucksvoll wurde demonstriert, wie die komplett strohlose
Haltung mit Beton- und Kopfsteinflächen im Laufstallbereich die Hufe so
widerstandsfähig macht, dass die
langen Fahrstrecken auf Asphaltstraßen problemlos tolerieren. Die
Referentin setzte den Vortrag dann
mit der Vermittelung grundlegender
anatomischer und physiologischer
Details zum Pferd im allgemeinen
und zu seinem Bewegungsapparat
im besonderen fort. Zahlreiche
anatomische Präparate, welche
von Frau Dr. Straßer mitgebracht
worden waren und während des
Vortrages die Runde machten,
veranschaulichten das Dargestellte
zusätzlich. Der Vortrag wurde nun
zunehmend von Fragen aus dem
Publikum unterbrochen welche
zeigten, dass einige der Anwesenden bereits Erfahrungen mit eigenen
Pferden gemacht hatten, die sich genau mit den von Frau Straßer erklärten Zusammenhängen deckten. Bei
fast allen TeilnehmerInnen wandelte
sich im Lauf der Veranstaltung die
anfängliche gesunde Skepsis in Begeisterung, was in dem klaren, logisch
nachvollziehbaren und lebendigen
Vortragsstil der Referentin begründet
lag. Noch lange nach dem eigentlichen Veranstaltungsende diskutierte
Frau Dr. Straßer mit den ausharrenden Studierenden. Fazit: So sollte Uni
öfter sein!
Foto: Pforte
Impressum
Natürlich Barhuf - Zeitung für
ganzheitliche Pferdebehandlung
Herausgeber : Verband der
Hufpfleger und Hufheilpraktiker
nach Dr. Straßer e.V. (VdHp)
Hauptstraße 311
65760 Eschborn
Copyright 2006 VdHp e.V. /
Ausgabe 1- 2006
Alle Rechte vorbehalten. Es ist
ohne schriftliche Genehmigung
des Herausgebers und der betreffenden Autoren nicht erlaubt, Teile, Fotos oder Artikel
aus der Zeitung zu veröffentlichen und/oder für andere Zwecke zu verwenden.
Chefredaktion: Melany Clahsen
Email: redaktion@vdhp.de
Tel. (06592) 957 720
Medienberatung:
Christoph Gehrmann
Tel. (06557) 900 000
Wissenschaftliche Beraterin:
Dr. med.vet.Hiltrud Straßer
Email: hufklinik@t-online.de
Tel. (07071) 875 72
Autoren dieser Ausgabe (in
alphabetischer Reihenfolge):
Gaby Claesgens
Melany Clahsen
Karen Drost
Christoph Gehrmann
Michaela Jensen
Gesine Heins
Judith Kötting
Christina Kreutz
Maja Mudra
Katrin Müller
Sabine Müller
Florian Pforte
Erika Rehbock
Udo Riedel
Carsten Schultze
Detlev Urban
Abschliessende Überarbeitung:
Gundula Heckers
Florian Pforte
Hufheilpraktiker nach Dr. Straßer
in Ausbildung am IFH Tübingen
Anschrift der Redaktion
Natürlich Barhuf - Redaktion
Thommen 3 / 54552 Utzerath
Natürlich Barhuf © Judith Kötting
Email: florianpforte@web.de
Made with Apple® Pages
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 12
Praxis
Falldokumentation
von Michaela Jensen
“Pretty Woman”
unheilbar? - ach was!
Hallo, ich bin Pretty Woman und mache meinem Namen alle Ehre. Ich bin
eine 10 jährige Trakehner Stute und
lebte bis Ende 2004 in einem modernen Reitstall in einer Box. Meine
damalige Besitzerin umsorgte und
hegte mich und ließ es mir an nichts
mangeln. Ich bin auch recht gut ausgebildet und sollte eigentlich mal auf
Turnieren starten.
Da machten sich aber Rückenprobleme bemerkbar. Ich war unwillig beim
Satteln und schlug beim Reiten mit
dem Schweif oder klemmte ihn ein.
Dann fing ich noch mit Kopfschlagen
an und hatte einen ausgeprägten
Hahnentritt. Außerdem drückte ich
immer den Hals nach oben durch.
Nach mehreren Besuchen in einer
renommierten Tierklinik in Norddeutschland kam man zu dem
Schluss, dass ich an Kissing Spines
leide. Eigentlich sollte dies mein Aus
bedeuten. Aber da meine ehemalige
Besitzerin so an mir hing, wurden
keine Kosten und Mühen gescheut
und man versuchte, mir die Schmerzen zu nehmen. Das Programm
umfaßte tägliches Longieren (ausgebunden) so etwa eine Stunde lang,
Schmerzmittel, Zusatzfutter und Akupunktur. Die Prognose stand trotzdem
nicht gut für mich.
Leider brachte
nichts wirklich
eine Verbesserung und so beschloss man, mich
als Beistellpferd
zu vergeben.
In diesem Zustand
übernahmen mich
also meine jetzigen Besitzer. Ich
wurde an der
Longe vorgestellt
und auch von der
Tochter unter dem
Sattel ausprobiert.
Das hatte mir aber
wieder wehgetan.
Zuschauer meinten auch, man
sollte mich endlich
erlösen!
Da aber meine Besitzer schon zwei
Pferde nach der Methode von Frau
Dr. Straßer ausschneiden lassen und
so auch größtmöglich artgerecht halten wie sie es immer in ihren Büchern
predigt, kamen sie zu dem Schluss;
„Wir probieren es!“
Mit einem Schlag wurde mein Leben
total umgekrempelt! Als erstes kamen
die Eisen ab. Die erste Zeit stand ich
zwar auch in einer Box, aber nur
nachts. Das Heu bekam ich vom
Boden, damit sich meine Rückenbänder wieder dehnen konnten. Denn die
reine Boxenhaltung und Fütterung
aus hoch hängenden Trögen taten
meinem Rücken nicht gut. Tagsüber
kam ich erst mal mit einem ruhigen
Wallach auf einen Paddock. Auf dem
Programm standen auch tägliche
Spaziergänge bergauf und bergab,
auf Asphalt und Schotter. Wenn es
nicht gerade regnete oder schneite
kam auch die Decke ab. Kurz und
Gut; Ich wurde wieder zu einem
Pferd. Nach zwei Wochen im Stall
wurde ich das erste Mal nach Dr.
Straßer ausgeschnitten. Da zeigte ich
noch starke Verspannungen und Unwohlsein bei manchen Berührungen
im Flankenbereich. Nochmals hervorzuheben der starke Hahnentritt. Bereits vier Wochen (Ausschneideintervall) später war der Hahnentritt nur
noch in engen Wendungen zu sehen,
und nach weiteren vier Wochen –
WEG! Ich klemmte auch nicht mehr
den Schweif, hielt meinen Hals als
Balancierstange in Dehnungshaltung
und lief locker meine Runden. Da
wagten meine Besitzer doch echt,
mich zu satteln und auf dem Platz mal
ein paar Runden zu reiten. Ohne
Kopfschlagen und
Foto: Kötting
sonstigen Anzeichen von Schmerzen
lief ich weiterhin locker meine Runden. Heute, ein halbes Jahr später
trage ich meine Reiter gerne und fleißig durch das Gelände, diene der
Tochter meiner Besitzerin als Lehrpferd und wage hier und da auch mal
einen Hopser über ein Hindernis. Ich
genieße jetzt auch das Wälzen auf
der Koppel, was ich Anfangs auch nie
gemacht habe und suhle mich im
Matsch. Jetzt im Sommer stehe ich
ganz draußen und zum Winter ziehe
ich in eine Paddockbox (Betonboden)
mit täglichem Koppelgang.
Fazit: Dass es funktionert, dachte
man sich schon, aber wollte es
erst recht glauben wenn man den
Erfolg sieht. Dass es so schnell
geht, hätte keiner gedacht. Geplant hatte man für ein Jahr! Erfolg nach nur drei Monaten artgerechte Haltung und der Methode
von Frau. Dr. Straßer. OHNE
jegliche Art von Schmerzmittel
oder Akupunktur oder Zusatzfutter! Es genügt nicht, nur das offensichtliche Problem zu behandeln, sondern die Ursachen beseitigen.
Mein Dank gilt Judith und natürlich Frau Dr. Straßer!
LG Michaela und Kayleigh
Fallbericht zu “Pretty Woman”
von Judith Kötting
Pretty stand bis zu ihrem 9. Lebensjahr fast nur in der Box mit etwas
Koppelgang.
Die Haltungsbedingungen wurden mit
den neuen Besitzern sehr für sie geändert: Padockbox mit Koppelgang im
Winter und im Sommer komplett
draußen.
Was sie wie lange an welchen
Schmerzmitteln und anderem bekam
ist leider nicht mehr nachzuvollziehen.
Nach der Eisenabnahme durch den
Schmied brachen die Trageränder nur
bis zu den Nagellöchern etwas aus.
Seitdem hat sie überhaupt keine
Probleme mehr mit ihrer Hornqualität.
Es bricht nichts weg (sie schabt sich
beim Betteln halt immer noch etwas
die Zehe ab).
Besonders auffallend beim 1.Termin
war, dass sie starke Schmerzen hatte
die Hinterhufe zu geben und nach
einem trat, wenn man sie in der Flanke berührte. Bereits 8 Wochen später
war dies so gut wie weg.
Der rechte Vorderhuf war steiler +
enger und rechts hatte sie auch den
sog. Hahnentritt. Der Huf ist nach 1
Jahr ein gutes Stück weiter geworden.
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 13
Falldokumentation “Pretty Woman”- Fortsetzung
alle Fotos: Judith Kötting
Linker Vorderhuf vor der ersten
Bearbeitung- hohe Trachten hebeln
schmerzhaft die Ballen zusammen
Rechter Vorderhuf vor der ersten
Bearbeitung - der Huf ist noch etwas enger als der linke
Pretty Woman vor dem ersten Ausschneiden- die Hinterhand ist stark
überbaut
Der Hahnentritt war nach ca. 3 Monaten auch fast weg – jetzt sieht man
es nur noch in ganz engen Wendungen.
Im Rücken ist sie teils noch recht
empfindlich, besonders nach dem
Ausschneiden, wenn sie die Hinterhufe länger aufhalten musste. Die
Wirbel sind noch nicht 100%tig wieder
o.k. Die Vorbesitzer waren wohl etwas
kräftiger gebaut, der Sattel passte
nicht richtig und angeblich ging sie
Linker Vorderhuf nach 12 Monaten
- deutlich kann man die Weitung
der Ballen erkennen
Rechter Vorderhuf nach 12 Monatendeutliche Weitung der Ballen, etwas
weniger als am linken Huf
Nach 12 Monaten- die Rückenlinie ist
harmonischer
auch Military. Sie wurde als Durchgängerpferd im Gelände abgegeben,
also absolut kein Pferd für Anfänger
oder Kinder. Jetzt wird sie von der 13j.
Tochter der neuen Besitzerin ohne
Sattel locker am langen Zügel im Gelände geritten, ohne durchzugehen!
Sie lässt sich auch sehr gut von ihr
regulieren. Aus einer hippeligen
Durchgängerstute ist ein Verlasspferd
geworden. Pretty und Kayleigh
(Tochter) sind richtig gute Freundin-
nen. Auf dem Platz wird sie vorwärts
abwärts am langen Zügel geritten
ohne Hilfszügel. Überhaupt ist sie im
Umgang echt ein ganz feines Pferdchen. Was recht interessant zu beobachten ist, ist ihre Fellbeschaffenheit. Sie kam als „Barbie“ in den Offenstall ohne Winterfell und legte sich
dieses dann im Frühling zu. Dieses
Fell war struppig und glanzlos, trotz
guter Fütterung. Erst gegen Sommerende legte sie dies ab und hat wohl
diesen Winter ihr erstes richtiges
Winterfell mit 10 Jahren bekommen.
Die Beschaffenheit ist wesentlich besser, als ihr 1. Versuch im Frühling. Ich
denke, sie muß noch einiges an Giftstoffen loswerden. Die Hufe haben
sich für die Vorschädigung (Beschlag
mit ca. 4 Jahren) gut entwickelt. Sie
hatte im Sommer auf allen 4 Hufen
auf einmal Hufgeschwüre – die alle im
Ballenbereich herauskamen. Sie lag 1
Tag etwas vermehrt auf der Koppel
und wollte sich 2 – 3 Tage nicht so
recht bewegen. Nach 1 Woche schon
war das Gröbste überstanden und sie
lief wieder gut. Bis auf etwas Schotterfühligkeit nach dem direkten Ausschneiden zeigt sie keine Fühligkeit,
obwohl die Waldwege dort recht steinig sind. Wir hätten nie gedacht, dass
sie so schnell wieder reitbar ist.
Die Ausschneideintervalle liegen jetzt
bei 6 Wochen, die Besitzerin korrigiert
in der Zeit da zwischen. Aber auch
hier hätten wir kein so schönes Happy-End, wenn die Besitzerin nicht
entsprechend mitarbeiten würde:
Umstellung der Haltung auf große
Paddockbox + Sommer komplett
draußen/ Viel Spazierengehen in
der Anfangszeit/ Regelmäßige Ausschneideintervalle/ Hufe werden
gewässert/ Gute Fütterung (Heu zur
freien Verfügung, Hafer + Müsli)/
Schonende Reitweise im Sinne des
Pferdes/ Geduld und Verständnis
Denn ganz ehrlich wäre sie bestimmt
nicht mehr am Leben, wenn sie nicht
in diese guten Hände gekommen
wäre. Sie galt von dem vor Ort behandelnden Tierarzt und der Tierklinik
als unheilbar und damit ja auch als
unbrauchbar. Wahrscheinlich wäre sie
nach einiger Zeit wie viele andere
Pferde dann eingeschläfert worden.
Kurz zusammengefaßt: Selbstgezogenes Tunierpferdchen nach 10 Jahren verschlissen, obwohl ja alles richtig gemacht wurde: Käfighaltung,
Beschlag + Medikamente.
Judith Kötting
Hufheilpraktikerin nach Dr. Straßer
Tel. (0641) 7950870
Email:
judith.koetting@hufheilpflege.de
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 14
Falldokumentation - “Ragazzi”
von Melany Clahsen
“Ragazzi” - Rheinländer,
5 Jahre alt, Hufbeinastbruch
Ragazzi kam im Spätsommer 2005 zu
uns. Er hatte einen Hufbeinastbruch
am rechten Vorderhuf und die Vorbesitzer wollten ihn eigentlich einschläfern lassen. Sie waren der Meinung,
wild. Trotz einiger Bedenken, entschlossen sich die Vorbesitzer mir das
Pferd zu überlassen. Vielen Dank
nochmal für die gute Entscheidung!
Ich stellte ihn zusammen mit einem
Gesellschaftspferd in unseren Gummibodenauslauf, direkt neben dem
Auslauf der anderen Pferde. Natürlich
ist er in den ersten Tagen viel herumgelaufen und gesprungen und zeigte
vorn rechts eine deutliche Lahmheit.
Eckstreben und Sohle. Die Hufsohle
wurde von den überlangen Eckstreben und Trachten nach oben gehebelt. Im Hufinnern entstand so ein
hochgewölbter scharfer Grat, über
den der sich noch im Wachstum befindliche Hufbeinast (Wachstum bis
das Pferd ca. 6 Jahre alt ist), nach
einem Sprung abgebrochen ist.
Therapie in den ersten 3 Monaten:
1-2maliges Ausschneiden pro Woche,
rechter Vorderhuf vor der ersten
Bearbeitung- aufgewölbter Kronrand, hohe Trachten, steile Zehe
rechter Vorderhuf nach 14 Tagen mit
physiologischen Winkeln und Senke
rechter Vorderhuf nach 6 Monaten
- leider etwas dreckig
rechter VH vor der ersten Bearbeitung- Sohlenansicht: Eckstrebenhorn überwuchert die Sohle (Pfeile)
rechter Vorderhuf nach 14 Tagen:
die Eckstreben wurden ausgegraben- der Huf hat sich etwas geweitet
rechter Vorderhuf nach 6 Monatender Huf ist weiter geworden und hat
eine rundere Form
rechter VH vor der ersten Bearbeitung- Ballenansicht: die Ballen sind
stark zusammengequetscht, die
Haarlinie des Kronrandes V-förmig
nach unten gezogen (Pfeile)
rechter VH nach 14 Tagen- Ballenansicht- Anm.: die Ballen und das
Saumband erscheinen auf dem ersten Bild heller, da das Horn anfangs
ausgetrocknet und ausgelaugt war
rechter VH nach 6 Monaten- Ballenansicht- die Haarlinie ist noch nicht
gerade aber nicht mehr so stark
nach unten gezogen- der innere Ballen ist noch etwas hochgedrückt
man könne dieses Pferd zur Heilung
des Bruches nicht einsperren, da er in
der Box “total abdrehen” würde. So
dachten sie, gäbe es nur die eine
Lösung. Tatsächlich kreiste Ragazzi in
der Box seine Runden als ich ihn das
erste Mal sah und sobald man an die
Tür herantrat gebärdete er sich wie
Er war insgesamt sehr schreckhaft,
wollte nicht angefasst werden und
seine ganze Muskulatur war sichtbar
verkrampft und verhärtet, insbesondere Schulter- Hals und Rückenmuskulatur.
Die Ursache für den Bruch war deutlich: Zwanghufe mit hochgedrückten
viel Spazieren, zweimal am Tag Hufbad im Becken bei der Kraftfutteraufnahme, Haltung auf elastischem
Gummiboden.
Natürlich ist er oft und gerne auf den
angrenzenden Matschauslauf gerast
und hat dort seine Runden um das
Hufbecken gedreht- im halsbrecheri
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 15
Falldokumentation “Ragazzi” - Fortsetzung
Ragazzi vor der ersten Hufbearbeitung: Alle Röhrbeine sind nicht vertikal und somit das BeugeStrecksehensystem nicht im Gleichgewicht. Deshalb
ist die Schulter steil und verspannt- deutlich sieht
man die knotigen Verhärtungen
schen Galopp. Er hatte schon einiges
nachzuholen nach der Käfighaltung
und dieser Bewegungseinschränkung.
Auch die 30jährige, eher gemütliche
Warmblutstute, die er zur Gesellschaft
hatte, hielt ihn vom Herumrennen
nicht ab.
Trotzdem war die Lahmheit praktisch
schon nach wenigen Wochen verschwunden. Man sah nur noch, dass
er den rechten Huf beim Fressen
etwas weiter nach vorne stellte um ihn
zu schonen. Nach 3 Monaten war er
komplett lahmfrei.
Ich habe ihn dann in die große Gruppe integriert und er ist sofort mit den
Ragazzi heute- die Lichtverhältnisse sind nicht
diegleichen aber man kann dennoch eine Verbesserung des Musekltonus erkennen- der Schulterwinkel
ist flacher und die sichtbaren Verhärtungen sind verschwunden- die Röhrbeine sind mehr vertikal
anderen im Karacho die “Pferdetreppe” aus Pflastersteinen runtergallopiert und auf dem gepflasterten Auslauf herumgetrabt- ich gebe zu, ich
hatte da doch ein paar Bedenken
aber es ist alles gutgegangen. Die
letzten Röntgenaufnahmen zeigten
eine gute Heilung- die Bruchstelle hat
sich verdichtet und ist stabil.
“Razze” ist jetzt seit 6 Monaten völlig
lahmfrei. Er läuft auf allen Böden gut
in allen Gangarten. Seine Muskulatur
hat sich gelockert und er ist sehr
wendig und biegsam geworden. Die
Hufe haben sich ganz gut geweitet.
Wahrscheinlich hätte sich mehr getan,
wenn ich mehr Zeit hätte, um ihn zu
bewegen. Obwohl ich mich mittlerweile sehr an ihn gewöhnt habe- er ist
sehr verschmust und zutraulich geworden - habe ich vor ihn in gute
Hände zu vermitteln, an jemanden der
mehr Zeit hat als ich.
Melany Clahsen
Hufheilpraktikerin nach Dr. Straßer
Tel. (06592) 957 720
Email: melany@vdhp.de
Alle Fotos: Melany Clahsen
Termine 2006
Institut für Hufgesundheit und
ganzheitliche Pferdebehandlung IfH,
Tübingen
weitere Termine:
27. Mai
15. Juli
22. Juli
04. November
18. November
Eselseminar/ Tübingen
Klauenschneidekurs/ Tübingen
Ernährung von Pferden/ Tübingen
Ernährung von Pferden/ Tübingen
Eselseminar/ Schweiz
Information und Anmeldung:
IFH-Servicebüro für Seminare
und Hufheilpraktiker-Ausbildung
Christoph Gehrmann
Hüllscheider Weg 2
D-53940 Hellenthal-Losheim
fon: +49 (0) 65 57 / 9 00 00 0 – service@hufklinik.de
fax: +49 (0) 65 57 / 9 00 00 2 – www.hufklinik.de
Seminar “Partner Pferd” - Termine
22.-24. April
Kiel / Schleswig-Holstein
06.-08. Mai
13.-15. Mai
20.-22. Mai
Leipzig / Sachsen
Neukirch-Egnach / Schweiz
München / Bayern
10.-12. Juni
17.-19. Juni
Nordeifel-Losheim / NRW
südl. Hamburg / Nordheide
08.-10. Juli
29.-31. Juli
Nordeifel-Losheim / NRW
Tübingen / Baden-Wtgb.
16.-18. September
23.-25. September
Neukirch-Egnach / Schweiz
Tübingen / Baden-Wtbg.
07.-09. Oktober
28.-30. Oktober
Nordeifel-Losheim / NRW
München / Bayern
11.-13. November
Tübingen / Baden-Wtbg.
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 16
Huflehre nach Dr. Straßer
Die Sohle des Pythagoras
von Florian Pforte
Warum ist es so wichtig, beim Ausschneiden des Hufes konsequent ein
Sohlengewölbe einzuarbeiten? Der
Huf ist ein hochspezialisiertes, sensibles, stark durchblutetes Organ, und
eben gerade kein starrer „Hornklotz“,
der nur marginale, also vernachlässigbare Eigenbewegungen ausführt
wenn er belastet wird. Die Hornkapsel, die das empfindliche Innenleben
des Hufes schützt, ist von ihrer Beschaffenheit im gesunden, natürlichen
Zustand ideal dazu geeignet, senkrecht wirkende Stoßkräfte aufzunehmen und einen wesentlichen Teil der
dabei auf sie übertragenen Bewegungsenergie in Verformungsarbeit
des Hornmaterials und Wärme umzuwandeln.
Dieser Hufmechanismus funktioniert
aber nur, wenn die Hufwände ringsherum bei Belastung auseinanderweichen können, denn irgendwohin muss
sich die Hufkapsel ja verformen, und
bereits im unbelasteten Zustand liegt
sie eng an dem Innenleben des Hufes
(Lederhaut, Hufbein, Knorpel etc.) an,
welches nicht für die Aufnahme von
Druckkräften geeignet ist.
Sehr schön kann man diesen Mechanismus am sog. Eimermodell beobachten: Ein Plastik-Spielzeugeimer
wird durch zwei Schnittebenen (Kronrandebene und Sohlenebene) in eine
„Hufkapsel“ verwandelt, wobei noch
das starre Verbindungsstück zwischen den „Trachten“ entfernt wird.
Die „Sohle“ muss dann noch in Form
Kein Gewölbe in der Sohle- so ist
kein Hufmechanismus möglich
eines passend zurechtgeschnittenen
und gefalteten (Strahlfalte!) Pappmodells in die offene Sohlenebene eingeklebt werden (siehe z.B. H. Strasser, Ein Pferdeleben lang gesund).
Wenn man dieses Hufkapselmodell
belastet, kann man das Auseinanderweichen der Hufwände deutlicher als
im Original und vor allem in Ruhe
nachvollziehen.
Dabei fällt dann auch sofort auf, dass
gleichzeitig die Sohle deutlich abflacht
und die Strahlfalte auseinandergefaltet wird. Die Sohle, welche im unbelasteten Zustand in Richtung Hufinneres aufgewölbt ist, muss also beim
Auseinanderweichen der Hufwände
das nötige „Material“ für die in der
Belastungsphase eintretende Vergrößerung der Grundfläche der Hufkapsel liefern. Man stelle sich nun vor, die
dünne Pappsohle des Eimermodells
würde im unbelasteten Zustand mit
einer schnellhärtenden Masse ausgegossen (z.B. Kunstharz), was dem
nicht herausgearbeiteten Sohlengewölbe am Originalhuf entspräche. Es
ist sofort einsichtig, dass dann keine
Seitwärtsbewegung der Wände mehr
möglich ist, am lebenden Pferd würde
dann bei Belastung das Hufinnere
gequetscht. – Wie tief das Sohlengewölbe an der weitesten Stelle des
Hufes sein muss, um auch bei maximalen Belastungen (Landung nach
einem Sprung) eine ausreichende
Vergrößerung der Hufgrundfläche zu
ermöglichen, soll mit folgender Berechnung gezeigt werden.
...siehe Seite Fortsetzung
Das Eimermodell
- oben: die “Senke” ist im Modell
übertrieben ausgeprägt
Eingearbeitetes Gewölbe- so kann die
Sohle bei Belastung abflachen
Fehlendes Sohlengewölbe
bedeutet für den Huf:
- kein Abflachen der Sohle
bei Belastung möglich
- somit keine Spreizung der
Seitenwände nach aussen
= KEIN HUFMECHANISMUS
Und folglich:
- Schmerzen (durch Prellung
der Sohlenlederhaut)
- verminderte Blutzirkulation
- verminderte Ausscheidung
von Abfallprodukten als
Horn
- verminderte Stoßdämpfung
- Deformation zum Zwanghuf mit allen Konsequenzen
Merke:
Das Sohlengewölbe eines
physikalisch korrekten Vorderhuf hat an seinen tiefsten
Punkt (vor der Strahlspitze)
einen Abstand zum Tragerand von 1 - 1,5 cm, das eines korrekten Hinterhufs
von ca. 2 cm.
Nach Dr. Straßers Untersuchungen spreizen sich die
seitlichen Hufwände jeweils
um bis zu 4mm . Dieser Wert
gilt für die
MAXIMALE BELASTUNG
der Hufkapsel.
Quelle: “Handbuch der Huforthopädie” von Dr. med. vet.
Hiltrud Straßer, Knirsch Verlag
2002
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 17
Die Sohle des Pythagoras - Fortsetzung
Berechnung der Sohlengewölbeabflachung
bei maximaler Hufbelastung
Aus (3), (4b) und (7) ergibt sich nun
Für die folgende Darstellung bin ich von meinem Eimermodell ausgegangen, bei dem sich die weiteste Stelle bei Belastung tatsächlich um maximal 4 mm pro Hufseite ausdehnt, wobei das Sohlengewölbe um rund 10 mm abflacht.
Bei dem Modell liegt die weiteste Stelle ca. 1,5 cm hinter der
Strahlspitze in Richtung Trachten, die Gewölbehöhe dürfte
hier aber immer noch ungefähr dem vor der Strahlspitze
gemessenen Wert betragen.
In das Sohlengewölbe ist die Hufwand mit einbezogen, da
sie bei Belastung etwas flacher steht und so aktiv zur Ausdehnung des Hufes beiträgt. Das Gewölbe reicht bis zum
tiefsten Punkt in der seitlichen Strahlfurche. Die unten
(schematisch) dargestellten Schnitte sollen die breiteste
Stelle des Hufes zeigen, wobei ein rechtwinkeliges Dreieck
in das Sohlengewölbe gelegt wurde. Zur Kennzeichnung des
belasteten Zustandes sind die Größen mit einem Strich (´)
versehen:
Vernachlässigt man die Eigenelastizität des Sohlen- und
Wandhornes, so kommt die Seitwärtsbewegung der Hufwand bei Belastung nur durch das Abflachen des Gewölbes
und das Auseinanderfalten des Strahles zustande. Unter
dieser Voraussetzung gilt
(10) g`= g ,
d.h., das Gewölbe flacht nur ab, dehnt sich aber nicht, so
dass die Gewölbelänge gleich bleibt. (2) und (3) dürfen dann
gleichgesetzt werden, was zusammen mit (9)
(9)
(11)
g `2 = h`2 +b`2 = (h − Δh) 2 + (b + Δb) 2
.
h`2 +b`2 = (h − Δh) 2 + (b + Δb) 2 = h 2 + b 2
ergibt. Das Auflösen der Klammern liefert
(12) Δh
2
bzw. 2
(13) Δh
− 2 h Δh + 2 b Δb + Δb 2 = 0
− 2 h Δh + 2 b Δb + Δb 2 = 0
Dies ist eine quadratische Gleichung für Δh , die sich mit
Hilfe der sog. PQ-Formel lösen lässt:
(14)
g (Hypotenuse): Gewölbelänge (Aussenkante Hufwand
– tiefster Punkt Strahlfurche)
h (senkrechte Kathete): Gewölbehöhe
b (waagerechte Kathete): Projektion der Gewölbelänge auf
den Boden
In der Mitte bleibt die (halbe) Breite des Strahles (s) unberücksichtigt, hier wird die gleiche Gewölbehöhe h angenommen. Die gesamte Hufhälfte hat die Breite
(1) a = b + s , bzw. a`= b`+ s`.
Nach dem Satz von Pythagoras gilt zunächst
2
2
2
(2) g = h + b , und ebenso
(3)
2
2
2
g ` = h` + b` .
Bei Belastung bewegt sich die Hufwand um ein Stück Δa zur
Seite, gleichzeitig flacht das Sohlengewölbe um ein Stück Δh
ab. Es gilt also
(4a) a`= a + Δa
(4b)
Δh1, 2 = h ± h 2 − 2bΔb − Δb 2
Am Eimermodell habe ich nun im Unbelasteten Zustand
folgende Werte abgemessen:
Gewölbehöhe vor der Strahlspitze: h = 14 mm
Gesamtbreite einer Hufhälfte an der weitesten Stelle des
Hufes: a = 68 mm
Halbe Breite des Strahles an der weitesten Stelle des Hufes:
s = 10 mm
Projektion der Gewölbelänge auf den Boden: b = a – s = 58
mm
Bei maximaler Spreizung des Hufes verbreitert sich eine
Hufhälfte um Δa = 4 mm und die halbe Strahlbreite an der
weitesten Stelle nimmt auf s` = 12,5 mm zu.
Damit gilt Δs = s`- s
= 2,5 mm, und mit Beziehung (8)
folgt Δb = 1,5 mm. Das Einsetzen der Werte für h, b und Δb
in (14) liefert nun die Lösungen
Δh1 = 18,4 mm und Δh2 = 9,6 mm.
Nur die zweite Lösung ist sinnvoll, da Δh natürlich
kleiner sein muss als h. Bei einem Auseinanderweichen der Hufwände um 4 mm an der weitesten Stelle
auf jeder Hufseite muss das Sohlengewölbe also um
ca. 10 mm abflachen. Da mit variierender Hufbreite
auch die Strahlbreite zu- oder abnimmt (gesunde
Hufe vorausgesetzt), dürften diese Werte relativ
ähnlich für alle Hufgrößen gelten.
h`= h − Δh
Damit folgt aus /4a) und (1)
(5) a`= a + Δa = b + s + Δa = b`+ s`
⇔ b`= b + ( s − s `) + Δa
Bezeichnet man mit Δs = s `− s das Stück, um welches der
Strahl bei Belastung breiter wird (Auseinanderfaltung der
Strahlfalte), so ergibt sich mit (5)
(6) b`= b − Δs + Δa
Bei Belastung des Hufes nimmt ferner die Projektion b der
Gewölbelänge auf den Boden um ein Stück Δb zu, da das
Gewölbe ja flacher wird, unabhängig von dem Breiterwerden
des Strahles:
(7) b`= b + Δb
mit
(8) Δb = Δa − Δs .
Florian Pforte
Hufheilpraktiker nach Dr. Straßer
in Ausbildung am IFH Tübingen
Email: florianpforte@web.de
Zeichnung: Florian Pforte
Fotos: Clahsen
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 18
Gesundheit
“Das wurmt!” - Wurmkuren für Pferde
von Sabine Müller
Ist die vorsorgliche Entwurmung von Pferden sinnvoll?
In vielen Reitställen ist eine vorsorgliche chemische Entwurmung aller
Pferde drei bis vier Mal im Jahr üblich.
Dabei wird vorher nicht untersucht, ob
und in welchem Ausmaß ein Wurmbefall vorliegt und es wird auch nicht
kontrolliert, ob die Entwurmung erfolgreich war.
Notwendigkeit und Nutzen dieser
Entwurmungspraxis werden weder in
Frage gestellt, noch überprüft.
Und das, obwohl es bereits seit langem wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema gibt.
So wurde vom Münchener Institut für
Parasitologie untersucht, wie der
Einsatz von Entwurmungsmittel gegen Spulwürmer bei Fohlen wirkt.
Dazu wurden insgesamt 30 Fohlen
aus sieben verschiedenen Gestüten
auf Spulwürmer untersucht.
In sechs Gestüten wurde seit über
drei Jahren regelmäßig vorsorglich
entwurmt, und zwar je nach Gestüt im
Abstand von 2-4 Monaten wechselnd
mit verschiedenen Präparaten. In
einem Gestüt wurde gezielt nach Kotuntersuchung entwurmt, und zwar nur
dann, wenn ein stärkerer Befall vorlag.
Das Ergebnis: 80% der Fohlen schieden Spulwurmeier aus und zwar gleichermaßen in allen Betrieben.
Durch die regelmäßige Verabreichung
von Wurmkuren wurde die Infektion
Eiablage durch die Dasselfliege
mit Spulwürmern nicht verhindert,
ebenso wenig konnte der Anteil der
infizierten Fohlen verringert werden.
Die Entwurmung infizierter Fohlen
konnte allein die Menge der Eiausscheidung vorübergehend reduzieren.
Das Fazit der Forscher: Es ist begründet anzunehmen,
dass durch vorsorgliche Wurmkuren
weder eine Infektion
von Weiden und
Stallungen mit Spulwurmeiern, noch das
Infektionsrisiko für
Fohlen eingeschränkt
wurde und wird.
Eine weitere Untersuchung zum Nutzen
einer regelmäßigen
vorsorglichen Entwurmung bei jungen
und erwachsenen
Ponys gibt es aus Kothaufen regelmässig absammeln ist die beste ProFoto: Clahsen
N e w m a r k e t . Vo n phylaxe
Frühjahr bis Herbst
wurde der Kot aus
Askariden (Spulwürmer) und die
drei Ponygruppen regelmäßig kontrolMagendasseln, bei denen es sich
liert. Für eine Gruppe wurde zweimal
nicht um Würmer, sondern um Fliein der Woche der Kot abgesammelt,
genlarven handelt.
eine Gruppe erhielt jeweils im FrühDer Befall mit Spulwürmern nimmt bei
jahr, Sommer und Herbst eine WurmPferden nach dem ersten Lebensjahr
kur und in einer Gruppe wurden keiab. Bei den Palisadenwürmern steigt
nerlei Maßnahmen zur Wurmbedie Befallsintensität bis zu einem Alter
kämpfung getroffen.
von drei Jahren an und nimmt dann
wieder ab. Wenn ältere Pferde unter
Gemessen wurde dann die Konzeneiner Wurmerkrankung leiden, findet
tration der infektiösen Larven im Kot.
sich zumeist ein Befall mit PalisadenErwartungsgemäß war diese in der
würmern.
„Schmuddelgruppe“ am höchsten. Sie
Pferde können mit einem leichten
wurde jedoch gefolgt von der Gruppe
Wurmbefall leben, ohne zu erkranken.
mit der dreimaligen Entwurmung. Am
Wenn Erkrankungen durch Wurmbebesten schnitt die Gruppe ab, in der
fall auftreten, so sind wieder vor allem
zweimal wöchentlich Kot abgesamjunge
Pferde
betroffen.
melt wurde. Die Konzentration der
Diese Beobachtungen bestätigen,
Larven betrug in der „Absammelgrupdass Pferde durch eine überstandene
pe“ nur ein Fünftel gegenüber der
Wurminfektion immun werden. Ältere
„Entwurmgruppe“!
Pferde haben deutlich geringere BeInteressant auch, dass in
fallszahlen. Und auch Erkrankungen
der „Entwurmgruppe“ ein
älterer Pferde durch Würmer sind
deutlicher Unterschied zwiseltener.
schen der Belastung erwachsener und junger PferKot absammeln und gezielt
de festgestellt wurde. Trotz
entwurmen
Entwurmung war die Befallsintensität junger Pferde um
Das Absammeln von Kot ist die beste
das zweieinhalbfache höher
Methode, um eine starke Verwurmung
als bei erwachsenen Pferder Tiere und eine eventuelle Erkranden.
kung zu verhüten. Zusätzlich kann
man über eine Kotuntersuchung prüWürmer bevorzugen
fen, ob eine Verwurmung vorliegt und
junge Pferde
in welchem Grad.
Die Kotproben werden daraufhin unIn vielen Untersuchungen
tersucht, ob sich Wurmeier im Kot
über das Vorkommen von Würmern
befinden, die von den im Darm lebenbei Pferden konnte gezeigt werden,
den Würmern abgegeben werden und
dass Fohlen und junge Pferde einen
die nur unter dem Mikroskop erkannt
stärkeren Befall zeigen als erwachsewerden können. Je nach Anzahl der
ne Pferde.
ausgeschiedenen Eier wird auf einen
Die bei Pferden am häufigsten vorgering-, mittel- oder hochgradigen
kommenden Würmer sind dabei die
Wurmbefall geschlossen.
Strongyliden (Palisadenwürmer), die
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 19
“Das wurmt!” - Fortsetzung
Bei einer Untersuchung in Niedersachsen in den Jahren 2000 und
2001 wurde eine Benzimidazol-Resistenz der Palisadenwürmer in drei
Viertel der untersuchten Proben ermittelt. Drei Viertel der Wurmkuren mit
Benzimidazolen wirken also gar nicht.
Fazit
Schweifscheuern - nicht immer ein Zeichen für Wurmbefall: dieses Pferd
entledigt sich der letzten Reste seine Winterfells
Foto: Clahsen
In aller Regel ist eine Kotprobe aussagekräftig. Nicht nachgewiesen werden kann die erste Wurminfektion bei
Fohlen. Die Spulwürmer werden erst
6-12 Wochen nach der Infektion geschlechtsreif und produzieren Eier, die
mit dem Kot ausgeschieden werden.
Ein Befall mit Magendasseln kann
ebenfalls nicht über die Kotprobe
nachgewiesen werden, da sich die
Larven bis zu 10 Monate im Pferdemagen aufhalten und dort heranwachsen. Die reifen Larven gehen zu
Beginn der warmen Jahreszeit ab und
sind mit bloßem Auge im Kot erkennbar.
Man sollte den Sommer über beobachten, ob Dasselfliegen ihre Eier
in das Haarkleid des Pferdes heften.
Es empfiehlt sich natürlich auch, die
Eier abzuzupfen oder abzuschneiden,
und zwar an einem Platz, an dem die
Pferde nicht fressen.
Ein wichtiger Maßstab bei der Entscheidung, ob eine chemische Entwurmung angebracht ist, ist natürlich
der Gesundheitszustand. Das Vorhandensein von Würmern an sich ist wie gesagt - keine Krankheit! Pferde
können in geringen Mengen Würmer
haben und sich einer ausgezeichneten Gesundheit erfreuen. Ein leichter
Wurmbefall ohne gesundheitliche
Störungen ist nicht behandlungsbedürftig.
Gesundheitsstörungen, die bei mittlerem oder starkem Wurmbefall auftreten, sind vor allem Verdauungsstörungen, Abmagerung und schlechtes
Haarkleid. Sollte sich bei diesen
Symptomen der Verdacht auf eine
Wurmerkrankung durch eine Kotprobe
bestätigen, kann man gezielt gegen
die nachgewiesenen Parasiten vorgehen.
Wie funktionieren Wurmkuren – und funktionieren sie?
Chemische Substanzen zur Entwurmung stören den Stoffwechsel der
Würmer und hindern die Zellen im
Wurmorganismus daran, sich zu teilen
- so wirken Benzimidazole und Praziquantel. Oder sie stören die Übertragung von Nervenreizen und führen zu
einer Lähmung - so wirken Pyrantel,
die Avermectine (Ivermectin) und
Milbemycine
Grundsätzlich wirken die Gifte auch
auf den Wirtsorganismus, das Pferd.
In einer Wurmkur ist deshalb das Gift
so dosiert, dass nur der Wurm und
nicht der Wirt geschädigt wird. Geschwächte oder individuell empfindliche Tiere können jedoch auch bei
sonst sicheren Dosierungen Nebenwirkungen zeigen.
Wurmkuren verringern den Befall mit
Würmern und die Eiausscheidung
vorübergehend. Die Anfälligkeit für
einen Wurmbefall und eine Wurmerkrankung beheben sie nicht. Bereits
kurze Zeit nach der Behandlung können die Pferde wieder vermehrt
Wurmeier mit dem Kot ausscheiden.
In einer herstellerunabhängigen Untersuchung wurden bereits 12 Tage
nach der Entwurmung mit einer Ivermectin-haltigen Wurmkur wieder
Wurmeier im Kot nachgewiesen –
eher, als es vom Entwicklungszyklus
der Würmer her möglich gewesen
wäre. Es müssen also auch Larven
kurz vor der Geschlechtsreife oder
erwachsene Würmer die Wurmkur
überstanden haben.
Wurmkuren, die Benzimidazole enthalten, haben mittlerweile nur noch
eine geringe Wirksamkeit.
Greift man die eingangs gestellte Frage nach dem Nutzen der gängigen
Entwurmungspraxis auf, so muss man
feststellen, dass sie nicht nur nicht
sinnvoll, sondern sogar schädlich ist.
Zum einen behindern die häufigen
ungezielten und unnötigen Wurmkuren den Aufbau der individuellen
Immunität des Pferdes. Zum anderen
fördern sie die Ausbildung von Resistenzen bei den Parasiten in einem
Maße, dass man befürchten muss,
bald kaum noch über wirksame chemische Substanzen bei Erkrankungen
durch Würmer zu verfügen.
Außerdem unterbrechen oder verringern Wurmkuren die Eiausscheidung
nur vorübergehend. Schon kurze Zeit
nach einer Entwurmung können die
Pferde wieder geschlechtsreife Würmer beherbergen und Wurmeier ausscheiden. Der vermeintliche Schutz
vor Würmern ist trügerisch: Pferdehalter wiegen sich in einer Scheinsicherheit, wenn sie glauben, durch
dauernde Entwurmungen ihre Pferde
wurmfrei zu halten und vor Infektionen
zu schützen.
Entwurmungsmittel können hilfreich
sein, wenn ein Pferd unter einer
Wurmerkrankung leidet. Sie vermindern die Wurmbelastung des Tieres
für eine Weile und erleichtern so den
Weg zur Gesundung.
Im Allgemeinen ist das Immunsystem
jedoch in der Lage, eine leichte
Wurminfektion selbst auszuheilen und
Immunität zu erlangen. Wiederkehrender Wurmbefall ist - insbesondere
bei erwachsenen Tieren - Zeichen
einer tiefer gehenden Störung des
Immunsystems. Eine Prüfung der
Haltungsbedingungen und gegebenenfalls eine homöopathische Behandlung zur langfristigen Wiederherstellung der gesunden körperlichen
Verfassung ist hier zweckmäßig.
Und letzten Endes ist das Kotabsammeln eindeutig die wirkungsvollere
Methode zur Verringerung der infektiösen Larven in der Umgebung der
Pferde.
Sabine Müller
Praxis für Klassische
Tierhomöopathie
21266 Jesteburg
Tel. (04183) 776 150
Email: mueller@gesundetiere.de
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 20
Spezial
Clicker-Training
von Karen Drost
Der Friese mit dem “Click”
Im Mai 2003 habe ich zum ersten Mal
vom Clickertraining gehört. Eine
Freundin, die mit Hunden arbeitet,
wollte mich gern in diese Methode
einführen. Sie kannte es vom Hundetraining her und wollte wissen, wie
Pferde darauf reagieren würden. Sie
erklärte mir die Theorie, und anschliessend habe ich mit meinen
damals 4-jahre alten Friesenwallach
Wouter angefangen, zu üben. Es
machte richtig Spass, habe es damals
aber nicht weitergemacht, da ich darin
keinen rechten Nutzen dah.
Ein halbes Jahr später bekam ich die
Verantwortung für eine unerzogene
Jährlingsstute, mit der ich absolut
nichts anfangen konnte. Eine Freundin empfahl mir ein Buch über das
Clickertraining. Ich bestellte das Buch
zusammen mit einem anderen Buch
zu demselben Thema. Sobald die
Bücher geliefert wurden, habe ich sie
alle beide in einem Zug ausgelesen,
und mir ging ein Licht auf.
Zuerst habe ich mit Wouter geübt. Er
war begeistert und überaus motiviert,
ich konnte ihn jederzeit damit ‚belästigen’. Auch bei der Jährlingsstute war
es mir möglich, eine Grundlage zu
schaffen, da sie aber kurze Zeit später
verkauft wurde, konnte ich mit ihr
nicht mehr weitermachen.
Nach einem weitern halben Jahr
stand mein Pferd umständehalber
eine Zeitlang allein in der Weide. Ich
fühlte mich schuldig und ritt ihn so oft
ich konnte, aber auch dann stand er
22 von 24 Stunden alleine herum. Ich
fing an jeden Tag ‚Clickerspielchen’
mit ihm zu spielen. Alles was man
sich nur vorstellen kann, habe ich
ausprobiert: Füße heben im Spanischem Schritt, seitwärts treten, Küsschen geben, rückwärts treten, stillstehen, verschiedene unbekannte Objekte berühren, longieren in Freiheit,
etc. Mein Ziel war damals, ihn lediglich zu beschäftigen.
Später stellte ich fest, dass sich einiges geändert hat, sowohl bei ihm, bei
mir als auch zwischen uns.
Was sich bei Wouter änderte war
folgendes: er arbeitete
richtig gut mit beim
Training und fing wirklich an, nachzudenken.
Manchmal hatte ich
den Eindruck, ihm
ginge ein Licht auf. Vor
allem, wenn wir etwas
Neues übten. Eigentlich hatte er keine
Ahnung, was geschah
und machte einfach die
Dinge, die er konnte.
Aber wenn es einmal
keine Belohnung gab,
dann wurde er still und
dachte nach, um daraufhin wieder etwas
Neues auszuprobieren.
Und wenn er dann etwas richtig machte und belohnt wurde, ging es rasendschnell. Auf diese
Weise lernte er manche Dinge wirklich
in 5 Minuten.
Einen anderen Effekt, den ich bei ihm
bemerkte war dass er Verhalten
zeigte, wodurch ich „Geschenke“
bekam. Ein Beispiel: an dem Ort, wo
wir früher wohnten, hatten wir einen
Reitplatz zur Verfügung. Um dorthin
zu gelangen, mussten wir
durch zwei Tore. Ich
nahm ihn mit zum ersten
Tor, öffnete es und liess
ihn los, um mich selbst
umdrehen zu können
zum Schließen dieses
Tores. Nach ungefähr
fünf Metern kam das
zweite Tor, wo sich dasselbe abspielte. Auf
diesen fünf Metern war
er immer sehr unruhig
und tat alles Mögliche,
was ich eigentlich nicht
wollte. Es war aber nicht
so aussergewöhnlich,
dass ich mir die Zeit
genommen habe, um
ihm das abzugewöhnen.
Was ich ihm jedoch beigebracht habe,
ist ruhig mitzugehen beim Spaziergang. Wenn es nach ihm ginge, würde er mit seiner Nase im Wind über
die Strasse herumstreifen. Ich wollte
aber, dass er schräg rechts hinter mir
bleibt mit seinem Kopf horizontal oder
tiefer. Dafür habe ich das Clickertraining eingesetzt. Er kapierte sehr
schnell, welches Verhalten belohnt
wurde, und nach einem einzigen Spaziergang war das geregelt. Anschliessend blieb er genauso ruhig, wenn wir
die Tore passieren mussten. Diesen
Zusammenhang hatte er ganz selbständig entdeckt.
Die Veränderung bei mir selbst hat
zwei Seiten. Erstens lege ich den
Schwerpunkt mehr auf das gewünschte Verhalten anstatt auf ungewünschtes Verhalten. Das macht den
Umgang mit Pferden angenehmer
und ruhiger. Zweitens konnte ich den
Druck immer mehr verringern. Man
kommt beim Training von Pferden nie
ohne das Konzept ‚dem Druck weichen’ aus, ich bin aber so gut wie
ganz abgekommen von dem unterDruck-setzen. Ich warte einfach etwas
länger. Und da meine Pferde wissen,
dass etwas von ihnen verlangt wird,
lassen sie mich nie lange warten.
In der Beziehung zu Wouter ist meiner
Meinung nach mehr Ruhe und Vertrauen gekommen, und zugleich mehr
Freude. Ich lache regelmässig richtig
laut, wenn ich mit ihm arbeite. Auch er
hat meiner Meinung nach mehr Spass
am Ganzen. Wenn es um etwas Neues geht, weiss er, dass er nie gestraft
wird für ein Verhalten, dass ich nicht
beabsichtige. Dadurch ergreift er die
Initiative im Vertrauen darauf, am
Ende wieder eine Belohnung zu bekommen.
Oft höre ich, dass Leute etwas gegen
das Clickertraining haben, weil mit
Futter als Belohnung gearbeitet wird.
Das könnte Aufdringlichkeit und Beissen unterstützen. Man braucht aber
gar nicht mit Futter zu arbeiten. Es
geht darum, sein Pferd mit etwas zu
belohnen, das es als sehr angenehm
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 21
Der Friese mit dem “Click” - Fortsetzung
empfindet. Der Ausdruck ‚brav’ allein
ist nicht genug, dieses Wort musste
das Pferd erst lernen. Bei meinem
Fohlen habe ich sehr früh damit angefangen. Seine Belohnung ist, ihn an
der Schweifwurzel zu kratzen. Dafür
tut er beinah alles.
Der Grund für die Belohnung mit Futter beim Clickertraining ist, dass es
einfach ist, und
für die meisten
Pferde sehr
motivierend.
Und wenn man
es richtig anpackt, ergibt
das auch keine
aufdringlichen
Pferde. Im
Gegenteil, am
Anfang bringt
man dem Pferd
bei, dass es NIE
UND NIMMER
etwas Leckeres
bekommt, wenn
es sich selbst aufdrängt oder unerzogen ist. Packt man das in den ersten
Tagen richtig an, wird man damit nie
Probleme bekommen.
Clickertraining ist kein selbständiges
Training an sich, es ist eine Ergänzung zu jeder Trainingsform. Anders
ausgedrückt, ist es eine einfache
Methode, seinem Pferd klarzumachen: „Ja, was du gemacht hast, war
richtig.“ Und das kann man kombinieren mit Parelli, klassischer Dressur
etc.
Clickertraining ist ein Trainingsmittel.
Das bedeutet, dass man es verwendet, um dem Pferd ein bestimmtes
Verhalten beizubringen. Ist das einmal
gelungen, so belohnt man sein Pferd
nicht mehr jedes Mal, wenn es etwas
Verlangtes ausführt. Darin unterscheidet sich das Clickertraining nicht
von anderen Trainingsformen. Der
Grund, warum
ich das vermelde liegt
darin, weil
v i e l e M e nschen denken,
dass ich mein
Pferd andauernd belohne.
Das ist nicht
so. Ab und zu
bestätige ich
das Verhalten
meines Pferdes wieder.
Dann bleibt die
Motivation erhalten.
Der grosse Vorteil des Clickertrainings
liegt in der Tatsache, dass erwünschtes Verhalten belohnt wird und nicht
erwünschtes Verhalten, wenn möglich
negiert. Und darüber hinaus belohnt
man mit etwas, was das Pferd wirklich
schätzt. Mein eigenes Pferd geht gern
durchs Feuer für mich für ein Scheibchen Möhre, so gross wie ein Euro.
Ich kombiniere meine Praxis als Hufheilpraktikerin mit dem Clickertraining.
Komme ich zu einem Kunden, dessen
Pferd nicht gelernt hat, seine Füsse
zu geben, wodurch ich das Gefühl
bekomme ein grosses Risiko einzugehen, dann weigere ich mich, dieses
Pferd zu behandeln.
Ich biete dem Besitzer an, ihm beizubringen, wie er sein Pferd erziehen
kann. In der Praxis bedeutet das,
dass ich nach einer Woche das Pferd
ohne Gefahr behandeln kann. Ich
kenne keine andere Trainingsmethode, die so schnell wirkt.
Bei ausreichendem Interesse komme
ich dieses Jahr mit meinen zwei Pferden nach Deutschland für einen
zweitägigen Kurs Clickertraining auf
den Hof Thommen bei Melany Clahsen in der Eifel. Die Kosten für diesen
Kurs betragen ungefähr 200 Euro pro
Person. Wer Interesse hat, möchte
bitte über Email Kontakt mit mir oder
Melany (melany@vdhp.de) aufnehmen.
Mit Dank an Gislind Stuut-Rothkegel
für die Übersetzung dieses Artikels
vom Niederländischen ins Deutsche.
Karen Drost
Hufheilpraktikerin nach Dr. Straßer
Niederlande
Tel. (+31) 541 680342
Email: k.drost@paardenwerkplaats.nl
alle Fotos: Karen Drost
Ein Pferd im Planschbecken
von Christina Kreutz und Katrin
Müller, Bilder von Gesine Heins
Da staunte unsere Hufheilpraktikerin
Melany aber sehr, als Lena ihrer
Anweisung "jeden Tag Hufe wässern"
nach ein paar Minuten mit dem Clicker promt nach kam und sich in dem
mit Wasser gefüllten Bottich richtig
wohl fühlte.
Lena ist eine sechzehnjährige Quarter
Stute, die gemeinsam mit einer Herde
von acht Pferden auf einer kleinen
Ranch in der Eifel steht und an dem
Stallprojekt "Unsere Hufe sollen
schöner werden" mit Freude teilnimmt. Die Besitzerin von Lena,
Katrin Müller, hat das Projekt ins Leben gerufen, nachdem sie bei einer
Internetrecherche auf den VdHp und
insbesondere Melany Clahsen gestoßen ist. Seit Anfang diesen Jahres ist
Melany regelmäßig Gast auf unserer
Little Oak Ranch und steht uns mit
Rat und Tat zur Seite.
Mit den schönen Frühlingstagen kam
auch der bereits erwähnte Ratschlag
von Melany: "Jeden Tag Hufe wässern". Das hört sich im Grunde genommen auch ganz einfach an, Hufe
und Wasser standen reichlich zur
Verfügung, aber wie kommt nun der
Huf ins Wasser?
Teil 1: Hufe in den Tränkebottich!
Das war unsere erste Idee. Also Lena
her, ein Bottich mit Wasser und das
Wichtigste: ein Clicker und was zu
futtern. Kurz anzumerken ist, das
Lena die Clickerarbeit bereits kennt,
sehr verfressen ist
und gerne mitmacht.
Kurze Worte- langer
Sinn, da stand sie
auch schon drin.
Mmh- aber leider ist
so ein Bottich zu
klein um alle 4 Hufe
gleichzeitig zu wässern, es sei denn
man nimmt zwei...
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 22
Ein Pferd im Planschbecken - Fortsetzung
Teil 2:
Hufe ins Planschbecken
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Kurzerhand wurde
bei ebay ein
Planschbecken ersteigert, aufgepumpt,
mit Wasser gefüllt
und mit einer AntiR u t s c h - B e s c h i c htung, sprich einem
Teppich, ausgestattet. Nun kam Lena
und der Clicker wieder zum Einsatz.
Diesmal staunte
nicht Melany, sondern Lena nicht
schlecht, dass in
ihrem all-inklusive
Stallangebot auch
noch die Benutzung
eines Swimmimgpools inbegriffen
war, war ihr ziemlich
neu. Trotzdem beäugte sie es sehr
interessiert- click.
Ah, gibts hier auch
noch was zu fressen? Das schau ich
mir doch mal genauer an- click. Als
Lena schließlich gar
keine Angst mehr
zeigte, versuchten
wir im nächsten
Schritt ihre Vorderhufe ins Planschbecken zu stellenclick- weiter mit den
Hinterhufen- clickbis sie schließlich
ganz drinnen standclick- und vor allen
Dingen: auch drin
bliebclick,
click,click.
Mittlerweile geht der
Großteil unserer
Herde gern planschen, einige mehr,
andere weniger.
Aber auch den Wasserscheuen unter
ihnen kann man es
mit Geduld und Click
recht schmackhaft
machen.
Wir hoffen, dass wir
mit unserem kleinen
Beitrag den Weg
zum gesunden Pferd
etwas vereinfachen
können und das
tägliche Hufbad so
auch für viele andere zu einem Wellness-Ereignis für
Pferd und Reiter
wird.
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Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 23
Alle Fotos: Gesine Heins
Natürliche Pferdehaltung
Nur ein Holzlager!?
von Gaby Claesgens
Im Jahr 2003 erkrankte unser Pony
Sparky erstmals an Hufrehe, damals
gaben wir ihn in tierärztliche Behandlung. Nach mehreren akuten Hufreheschüben, die regelmäßig zur Frühlings- und Herbstzeit wieder kamen
und immer schlimmer wurden hörten
wir von der Hufpflege nach Dr. Hiltrud
Strasser, die sich für uns sehr viel
versprechend anhörte. Im Herbst
2004 begannen wir mit der Behandlung durch die Hufheilpraktikerin Melany Clahsen. Es stellte sich schnell
raus, dass wir einiges an der Haltung
unseres Ponys ändern mussten. Bedingung zur Heilung war ganzjährige
Offenstallhaltung mit einem Boden,
der den Hufen Widerstand bietet (bis
zu diesem Zeitpunkt stand er bei
einem bekannten Bauern nachts in
der Box und tagsüber auf der Wiese).
So war das Problem gelöst - ganz
gewesen und Schmerzen durch die
legal…wir bauten ja keinen Stall sonHufrehe hatte er schon lange nicht
dern "stapelten" nur
Foto: Clahsen
Holz.
Dann im März 2005
war es soweit, unser
Stall war fertig und
wir holten unsere
Pferde bei dem Bauern ab und brachten
sie in ihr neues Zuhause.
Die Pferde fanden
das “Holzlager” auch
toll und hielten sich
dort öfter auf- natürlich nur, um das Holz
zu bewachen! Und
damit es dabei nicht
zu langweilig wird,
füttern wir das Heu
Blick auf die Weiden vom Offenstall aus
auch dort!
Foto: Clahsen
Die angrenzenden
Wiesen haben wir so
aufgeteilt und eingezäunt, dass die Pferde
sich selbst viel bewegen müssen. Das
Wasserfass wurde so
aufgestellt, dass die
Pferde erstmal vom
Stall den langen Matschauslauf runtermüssen, dann durch einen
schmalen Gang und
dann zu dem Platz wo
das Fass steht. So
haben sie zusätzliche
Bewegung.
mehr! Wir haben viele hilfreiche Tipps
und Anregungen von Melany erhalten,
um unseren Pferden eine artgerechte
Haltung zu gewähren. Wir sind sehr
dankbar für die Hilfe und würden trotz
des großen Zeit- und Arbeitsaufwandes immer wieder diesen Weg wählen, denn sonst hätten wir vielleicht
kein Pony mehr. Es ist schön zu sehen wie gut es unseren Pferden geht
und somit sind auch wir, die Halter
sehr zufrieden. Wir werden uns auch
weiterhin Mühe geben unsere Pferde
artgerecht zu halten.
Gaby Claesgens
Wershofen
Das Holzlager
Da wir noch ein zweites Pferd besitzen, haben wir uns überlegt wie wir
unsere Pferde möglichst artgerecht
halten könnten. Im selben Zeitraum
erhielten wir durch eine Landzusammenlegung ein ca. 2 Hektar großes
Weidegebiet. Nur ohne Baugenehmigung für einen Offenstall nutzten uns
unsere schönen Pläne wenig...
Was soll’s, stellen wir die Pferde halt
einfach auf die Wiese- und da wir dort
ja regelmässig hinfahren, können wir
da ja auch direkt unser Holzlager
errichten.
Damit das Holz nicht nass wird, bekam es ein Dach und damit man mit
dem Traktor anständig das Holz anund abfahren kann, mussten natürlich
um das Holzlager herum Rasengittersteine gelegt werden- sonst fährt
man sich ja fest.
Durch tägliche
Bewegung, Wässern der Hufe und
wöchentliches Ausschneiden der Hufe
ging es Sparky
zusehends besser.
Wir bauten auch
extra ein "Hufbadebecken", aber
es war nicht dran
zu denken, dass
eines unserer Pferde, hineinging, also
wässerten wir ihre
Hufe im Bach oder
stellten sie mit den
Hufen in Plastikbehälter und unser
"Becken" wurde wieder entfernt.
Heute nach einem Jahr Offenstallhaltung und der Behandlung geht es
unserem Pony sehr gut. Er kann laufen und springen als wäre nichts
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 24
Foto: Clahsen
Straßer Weltweit
Barhuf in Finnland
Von Erika Rehbock
Ich möchte einen Bericht u.a darüber
schreiben wie wir hier in Finnland mit
der Strasser Methode in Kontakt gekommen sind und die kurze Version
ist wohl, dass ich mich aus reinem
Wissensdurst in einen amerikanischen Internetlink über die Methode
informiert habe. Von Dr. Strasser
hatte ich schon früher gehört und bin
zu der Überzeugung gelangt, dass
auch gesunde Hufe eine vernünftige
Hufform und –stellung haben müssen.
Ich habe dann von Frau Dr. Strasser
die Adresse einer Schülerin in Finnland bekommen, Seminare besucht
und inzwischen bearbeiten wir unsere
Pferde grösstenteils selber.
Gerne möchte ich über die Entwick-
lung meiner Lipizzanerstute Capra
erzählen.
Im Voraus muss ich berichten, dass
ich seit einigen Jahren mit meinen
beiden Fjordpferden fröhlich im Gelände herumgeritten war und es mir
nun langweilig wurde und ich gerne
wieder Reitunterricht nehmen wollte.
Weil das mit den Fjordpferden doch
mehr Fleissarbeit ist, wollte ich meine
Erfolgschancen gern ein bisschen in
Richtung Veranlagung verschieben
und mir mit einem Lipizzaner einen
Kindheitstraum erfüllen.
Als dann bei uns in der Nähe die 9jährige Zuchtstute Capra zum Verkauf
stand, entsprach sie aber wenig meinen Idealvorstellungen von einem
Dressurpferd, nur Farbe und Abstammung stimmten. Sie war zwei
Monate vorher im März aus Slowenien importiert worden und hatte wegen
der Glatteisperiode gleich Eisen mit
Stollen an alle vier Hufe bekommen,
womit sie allerdings nicht einverstanden war - der Schmied musste die
Arbeit an den Hinterhufen mit einem
Besuch auf der Erstehilfestation bezahlen. Durch die Stollen hat sie sich
selbst einen schlimmen Kronentritt
zugefügt, der eine Narbe in der Hufwand hinterlassen hat.
Als wir sie übernahmen, war ein neuer
Beschlag fällig und
wir vereinbarten,
dass sie nur noch
vorne beschlagen
werden sollte, wofür
uns der Schmied
sehr dankbar war. Ich
wollte wenigstens ein
paar Wochen lang
mein neues Pferd
ausprobieren, bevor
wir sie endgültig auf
barhuf umstellten.
Es war eine interessante Anfangszeit mit
ihr, sie schwebte
immer ziemlich am
Rande der Hysterie,
hatte keine Rückenmuskeln, weil sie
als Zuchtstute nur angeritten war. Sie
eilte im Schritt, der Trab war furchtbar,
und alle Zügeleinwirkungen bewirkten
nur Verspannung, an Galopp war
nicht zu denken, obwohl der noch die
beste Gangart war. Heute denke ich,
dass ihr Galopp wahrscheinlich am
wenigsten geschadet hätte. An manchen Tagen war es besser, nicht zu
reiten sondern sie nur laufenzulassen.
Als die Hufeisen nach einigen Wochen abgenommen wurden, war kein
Unterschied festzustellen, sie lief
gefühllos auch über harten und steinigen Boden.
Die Hufe sahen irgendwie merkwürdig
aus, sowas hatte ich noch nicht gesehen, die Vorderhufe kreisrund bis auf
den Ballenbereich, wie Bratpfannen
mit kurzem Griff. Wir haben dann in
mehreren Jahren die Trachten weiten
können, aber es war erst im zweiten
Herbst, dass sie auf gefrorenem Boden plötzlich fühlig ging, endlich ein
Zeichen, dass sich etwas tat! Sie
hatte zwar öfters kleine Abszesse,
war aber immer reitbar. Langsam
sehen die Hufe ziemlich normal aus,
sind aber immer noch etwas eng,
nach fast 4 Jahren Hufearbeitung.
Das Hufebaden war auch so ein kleines Projekt, sie wollte ja nicht ins
Wasser treten. Aber wir haben ein
schönes Hufbad angelegt und dann
habe ich mir viel Zeit genommen. Nun
frisst sie in der warmen Jahreszeit ihr
Kraftfutter im Hufbad, bleibt aber nie
unnötig lange drin.
Nachdem ihre Hufe weiter wurden
und Hufmechanismus hatten, veränderte sich das ganze Pferd, zuerst
wurde sie sehr fett, inzwischen geht
es, aber sie ist immer noch sehr rund.
Inzwischen bekam sie auch riesige
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 25
Barhuf in Finnland - Fortsetzung
Nackenmuskeln. Nachdem ich von
einem Osteopathen die Bestätigung
bekam, dass ihr körperlich nichts
fehlte, habe ich einen Sommer lang
verspannten Trab komplett vermieden
und sie viel im Schritt und ruhigem
Galopp im Gelände geritten. Ja, das
Gelände war auch so eine Sache.
Anfangs war ja gar nicht daran zu
denken, Pferd und Reiter hielten
meist die Luft an, bis wir wieder wohlbehalten auf dem Hof anlangten. Aber
da wir manchmal im Winter besser ins
Gelände kommen als auf dem vereisten Reitplatz zu schlittern, gab es
keine andere Möglichkeit als kleine
Runden langsam auszuweiten. Es
machte ihr auch grossen Spass, wenn
sie frei neben einem anderen Pferd
herlaufen durfte, und nachdem sie die
kurzen Strecken kannte, machte sie
im Frühjahr plötzlich selber den
Vorschlag:“Wollen wir nicht mal da
langgehen?“ und dann konnte ich
auch feststellen, dass ihr zumindest
Strassenverkehr nichts ausmacht.
(Ihre Tochter ist genauso ein „Ingenieur“, Autos und Maschinen findet sie
toll!)
Inzwischen ist sie
mein bestes Pferd,
sehr brav aber
immer mit viel
Schwung, geht mit
oder ohne Gebiss
im Gelände wenn
auch nicht bierruhig doch mit viel
gutem Willen überall hin. Was für
ein Unterschied zu
dem kleinen,
nervösen Hängebauchgestell mit
Betonhufen, das
ich vor fast 6
Jahren bekam!
Wir wohnen hier in
Finnland in hügeligem Gelände und
auf Sandboden. Im Sommer ist es
hier sehr trocken und der Regen
macht immer einen Bogen um uns,
wenn es im Dorf regnet, hört es 100m
vor unserem Hof auf, weil da eine
"Geländefalte" ist. Regnen tut es nur
während der Heuernte....
Wenn man Glück hat, dann dauert der
Herbst bis Ende November und danach schneit es und die Pferde müssen nur wenig auf hartgefrorenem
Boden oder Glatteis balancieren.
Wenn man Pech hat oder an der
Küste lebt, dann schmilzt der Schnee
immer wieder weg und man lebt auf
einer Eisbahn, da braucht man dann
wirklich Hufschuhe mit Stollen oder
man muss zumindest den Auslauf
streuen.
Wir leben ziemlich weit ausserhalb
und ich kann gerade im Winter bei
mässigen Schneemengen gut reiten,
hier sind viele Waldstrassen, die im
Winter nicht geräumt werden oder
dann nur einmal, und dann kann ich
da schön flott reiten. Im Sommer sind
diese Strassen dann oft zu hart und
steinig, da reite ich dann lieber auf
Waldpfaden oder dann eben etwas
langsamer und kürzere Strecken.
Wenn wir im Winter viel Schnee haben, habe ich dann manchmal auch
Schwierigkeiten. Die gepflügten
Strassen sind doch oft glatt und dann
muss ich mir selber einen Waldpfad
offenhalten. Wenn den Fjordpferden
der Schnee bis zum Bauch geht, wird
das Fortkommen mühsam, die Lipizzaner schweben dann noch drüber.
Unser Offenstall ist ein alter Kuhstall,
der erst als geschlossener Stall umgebaut wurde und dann schliesslich
nur offengelassen wurde. Mit den
zwei Fjordpferden klappte das gut,
aber für die Lipizzaner ist der Stall so
zu eng, man müsste doch einen neuen bauen mit zwei Eingängen, damit
sie flüchten können. Irgendwie glaube
ich aber, dass sie sich so an das freie
Leben gewöhnt haben, dass der Aufwand unnötig ist, sie würden den Stall
doch nicht nutzen. Meistens sind es
doch immer die wetterfesten
Fjordferde, die im Stall ausgelegtes
Heu fressen, und nicht die „zarten“
Warmblüter, für die es gedacht war.
Wir hatten diesen Winter nur ein paar
Wochen mit Temperaturen von -20 bis
-25C, wenn der harte Frost länger
anhalten würde, wäre es nicht so
schön. Aber die Pferde nehmen es
immer mit der Ruhe, je kälter es ist,
desto weniger bewegen sie sich, was
natürlich schade ist, aber ich finde
man muss das unter diesen Bedingungen respektieren. Hauptsache, die
Kiefer bewegen sich!
Als wir die Fjordpferde anschafften,
waren gerade die Klimaverhältnisse
ausschlaggebend. Ich wollte Pferde,
die den Tag draussen auch ohne
Decke überleben. Inzwischen bin ich
auch schlauer geworden und finde,
dass Warmblüter im Winter praktischer sind, wenn man reiten will. Die
sind nach ein paar Stunden wieder
trocken, während die Langhaarigen
immer gleich zwei Tage brauchen,
bevor sie wieder völlig trocken sind.
Wir hatten eigentlich nicht geplant, die
Pferde im Offenstall zu halten, aber
sie wollten in der Sommerhitze unbedingt rein. Und als dann die Möglichkeit geschaffen war, gab es auch
keinen Grund mehr, sie im Winter
einzusperren, sie konnten ja rein,
wenn sie wollten. Wollten sie natürlich
nicht- Sie brauchten den Stall doch
gar nicht!
Erika Rehbock, Finnland
Email: ere200fi@yayoo.de
alle Fotos: Erika Rehbock
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 26
Wie Wir Leben
“Ein Colt für alle Fälle!”
Foto: Speckmaier
Ich frage ihn, wie
da noch Zeit zum
Erholen bleibt und
Peter Speckmaier ist einer der ersten
wie er diese am
Hufpfleger nach Dr. Strasser, sowie
liebsten gestaltet.
Ausbildungs-, Seminarleiter des IfHgP
„ Ja, die Zeit, die
und Chiron-Springreitlehrer und in
bleibt nutze ich
vielen Teilen der Welt ein bekanntes
gerne mal um einGesicht. Wer er ist, wie er zu Allem
fach in Ruhe fern
kam und wie er lebt werde ich als
zu sehen. Ich lese
kleinen Eindruck aus seinem Leben in
auch viele Bücher
diesem kurzen Interview zusammenoder bereite die
fassen.
neuen Unterrichtsstunden der SchüPeter ist am 09.01.1955 in Gilching
ler an meinem
bei München geboren und somit ein
Computer vor. Zum
echt „bayrischer Bub“.
Reiten bleibt leider
Das Pferdevirus hat ihn bereits in
nur noch wenig
Kindesalter befallen. Er wuchs damals
Zeit.“
in dem typisch konventionellen ReitBei der Arbeit- der ambulanten Hufpflege kann Peter
„Also bist du eigent- jedoch nur noch einen Teil seiner Zeit widmen
sport auf. Im Erwachsenenalter führte
lich nur am arbeier zusammen mit einem Tierheilprakten?“ frage ich.
tiker einen eigenen Stall. Als dieser
Team, Reiter-Pferd, zu harmonieren,
„Arbeit muss ja kein Stress sein. Arjedoch nach einiger Zeit ausstieg,
sowie der Einsatz von immer wieder
beit
die
Spaß
macht,
Foto: Clahsen
gerne verwendeten Zwangsmitteln,
macht man gerne.“
die über kurz oder lang zu keinem
Das da nur wenig
Erfolg führen, bewegen Peter stark.
Zeit zum Reiten
bleibt kann ich gut
Ich frage ihn“: Bist du mit dem Weg,
nachvollziehen.
so wie Du ihn gegangen bist zufriePeter besitzt einen
den, oder würdest du etwas daran
Wallach, der das
ändern?“
Glück hat sein Le„ Soweit bin ich zufrieden. Ich würde
ben wie ein Pferd
ihn jederzeit noch einmal so gehen.
leben zu können.
Ich hätte mich nur nicht von Anfang
Sein schönstes
an über die Intoleranz und UngläubigPferdeerlebnis jekeit anderer Menschen aufregen soldoch hatte er mit
len. Das geht auf die Gesundheit.“
seiner alten Stute,
Ich frage ihn nach einem Kommentar
die leider vor einizum neuen Hufbeschlaggesetz. “Da
gen Jahren verstorhat man den Bock zum Gärtner geben ist.
macht!“ – das trifft es wohl am besten!
„Es war so toll den
Für die Zukunft wünscht sich Peter,
Zugang
zu
meiner
Auf den Chiron-Seminaren hält sich Peter genau an die
dass das Wissen nicht verloren geht,
Stute,
Gott
hab
sie
Methode, wie er sie direkt von Rolf Becher gelernt hat.
die Methode anerkannt und zu einem
selig,
zu
erlangen.
Hinzugefügt hat er einen Psychologie-Teil, der in TheoEs
hat
nicht
so
recht
rie und Praxis vermittelt wird.
geklappt
Foto: Clahsen
und ich
begann Peter sich intensiv mit Pferhabe sie lediglich mit
dehaltung zu beschäftigen.
Halfter in ein Round Pen
Besonderes Interesse galt alternatigestellt um sie einfach
ven Methoden rund um das Pferd.
nur zu bewegen. Und
Neben der Ausbildung zum Chironnach kurzer Zeit fand ich
reitlehrer bei Rolf Becher kam er zur
den Zugang zu ihr.“
Methode der ganzheitlichen Pferdebehandlung von Frau Dr. Strasser und
Was Peter in heutiger
absolvierte 1992, als einer der ersten
Pferdehaltung und im
Hufpfleger nach Dr. Strasser, die Ausheutigen Pferdesport
bildung.
schockiert, ist die, meist
Wenn er nicht gerade Hufe bearbeitet
sogar unerkannte Brutaoder den Unterricht der Hufheilpraktilität, die auf die Pferde
ker Schüler abhält, reist er in viele
ausgeübt wird. BesonTeile der Erde um Seminare über die
ders die Bilder der heutiMethode Strasser zu halten, oder
gen Pferdeausbildung,
Chironspringkurse zu geben.
wo es mehr darum geht Beim praktischen Teil des Hufseminars- umringt
sein Pferd gefügig zu von wissbegierigen Pferdehaltern
machen und nicht als
von Maja Mudra
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 27
Teil des Lehrmaterials an den Universitäten wird.
Zum Schluss frage ich ihn noch nach
einem Tipp für seine Kollegen im Hinblick auf die kleinen und großen
Schwierigkeiten im Berufsalltag.
Foto: Speckmaier
“Ein Colt für alle Fälle” - Fortsetzung
Er überlegt. „Wie wäre es mit einem
45er Colt?“ Damit meint er bestimmt
nicht die Pferde. Wir müssen lachen.
Er lenkt ein:
„Man soll einfach bei der Wahrheit
bleiben und keinen falschen Weg
gehen!“
Ich danke Dir, lieber Peter, für das
Gespräch und den kurzen Einblick in
Dein Leben.
Maja Mudra
Hufheilpraktikerin nach Dr. Straßer
Tel. (02642) 69 79
Email: majabey@gmx.de
Ein Foto aus Tralien - mal nicht mit einem Pferd.
Dieses Känguruh springt jetzt im Chiron-Stil!
Leserbriefe Hallo liebes VdHp-Redaktions-Team,
ich finde es klasse das es endlich
eine Zeitschrift gibt, in der die
Interessen rund um das natürliche
Pferd fachlich dargestellt werden. Die
Artikel habe ich förmlich verschlungen
und freue mich auf eine nächste
interessante Ausgabe.
Weiter so!!!
Viele Grüße
Heike Leyendecker, Niederzissen
Vieles was ich in dieser Zeitschrift
gelesen habe hat mich überrascht,
obwohl ich mit den besagten Methoden mittlerweile etwas vertrauter bin.
Vor allem der Erfahrungsbericht von
Carsten Schultze über sein Pferd
Willow hat mir unheimlich gut gefallen. Es klingt wie ein Märchen, so
etwas sollte viel häufiger geschehen.
Hoffentlich lassen sich noch viele
Pferdebesitzer von Dr. Straßers Methoden überzeugen, so viele Pferde
müssen sterben, nur weil man nicht
weiter weiß. Macht weiter so, und
zeigt allen, dass es für ihre Pferde gut
ist was ihr tut.
Lisa Dreifürst, Üdersdorf
Ich möchte euch erst mal ein ganz
großes Lob aussprechen für eure
Zeitschrift sie ist klasse und ich freue
mich ganz besonders über den informativen Inhalt und die Fallbeispiele.
Und wenn man Fragen hat bekommt
man bei euch sehr schnell Rat und
Tat. Dafür vielen lieben Dank.
Hoffentlich kommt die Zeitung noch
öfter raus!!! Als ich die Straßer Methode kennenlernte war ich anfangs
erst skeptisch bin aber sehr froh darüber, dass sie bei dem Pferd welches
ich reite angewendet wird und ich
hoffe doch sehr das dieses Hufbeschlagsgesetz sich nicht durchsetzen
wird und das weiter alternativ ausgebildet wird,denn der natürliche Huf ist
für mich ein unbeschlagener
und ein natürliches Pferd eins, dem
nicht die Käfighaltung aufgezwungen
wird- da sollten sich die Gesetzesgeber auch mal Gedanken drum machen und für ein artgerechtes Leben
sorgen. Bis dahin euch noch viel Erfolg meine Stimme habt Ihr sicher
Viele Grüße aus der Grafschaft
Eure Petra Schmelzer, Birresdorf
Hallo alle zusammen!
Zu diesem professionellen Newsletter
gratuliere ich als neues Mitglied von
Herzen. Alle großen klassischen Berufsverbände können sich eine Scheibe abschneiden bei dieser Themenvielfalt, interessanten Informationen
sowie Theorie und Praxis zum Berufsstand. Ich wünsche allen viel Erfolg bei Eurer wichtigen Arbeit für ein
...an redaktion@vdhp.de
natürliches Leben- in unserem Land
und weit darüber hinaus.
Eure Rosemarie Büschel, Bonn
Ich habe den Spruch „Ran an die Buletten“ gelesen das Bild dazu gesehen
und mich vor lachen nicht mehr eingekriegt. Erst einmal hierzu mein
herzliches Dankeschön, dass es auch
noch Zeitschriften gibt, die einen so
zum lachen bringen. Auf den Appell
hin möchte ich der Redaktion für diese wunderbare, interessante und
spannende Erstausgabe danken. Ich
hoffe, dass dieser Zeitschrift noch
viele Ausgaben folgen werden. Was
ich an dieser toll fand? Also dann fang
ich mal an: einfach alles. Ich denke,
dass diese Zeitschrift für jeden Interessierten etwas bietet. Ich hoffe sehr,
dass sie vielen oder zumindest einigen Lesern Impulse gibt, über ihr bisheriges Verhalten dem Partner Pferd
gegenüber nachzudenken und etwas
positives zu verändern. Hierfür ist es
nie zu spät. Als besonderes und perfekt getimtes i-Tüpfelchen fand ich
den Artikel „Die im Kampf Erprobte“.
Ich habe selten so ein wunderbar,
bildlich geschriebenes Portrait gelesen. Ich kann es kaum erwarten die
nächste Ausgabe in meinen Händen
zu halten. Also „Ran an die Buletten“.
Herzliche Grüße Carina Lorenz,
Brohl-Lützing
Natürlich Barhuf - Zeitung für Ganzheitliche Pferdebehandlung
Seite 28