Titelgeschichte - Women in Business

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Titelgeschichte - Women in Business
juli | August 2016
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 1
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2 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 3
Rubrik
RANGE ROVER EVOQUE CONVERTIBLE
FAHRSPASS NACH OBEN OFFEN.
TOP-LEASINGANGEBOT.
Titelgeschichte
30
8«Ich bin Pianistin und keine Frau am
Klavier» – Ein Gespräch mit der jungen
Pianistin Sophie Pacini über Klangvielfalt, Berufswünsche und Rollenbilder
Das Leben ist schön, aber oft
Rubriken
auch anstrengend. Umso wichtiger sind Auszeiten, um wieder
2
Darüber reden wir
5
Editorial
35
Verlosung
63
Vorschau / Impressum
64
Männersicht
Kraft zu schöpfen. Ein paar
Anregungen für kleine Fluchten
aus dem Alltag.
Auftakt
6 Ein Tag mit Delphine Favier
Unternehmen
24 «Ich bin mit Diversity gross geworden» –
Yosra Ismail-Tekaya, Country Manager
Air France KLM Switzerland
International
18Gendermedizin – Warum Frauen anders
krank sind als Männer
Aufgelesen
32Das grosse Zurückrudern – Anne-Marie
Slaughters Plädoyer für Vereinbarkeit
40
Weibliche Verwaltungsräte sind
noch immer eine Rarität. Es gäbe
zu wenig qualifizierte Frauen,
heisst es oft. Elin Hurvenes tritt
mit dem Professional Boards
Forum den Gegenbeweis an.
Kolumne
36 Standpunkte von Carolina Müller-Möhl
Karriere
40«Mein Pool an Frauen? Tausende.»
Interview mit Elin Hurvenes
Geld & Anlage
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4 46Kunst als Anlage – was lohnt sich?
Geniessen
16Wirtschaftsmärchen – zum Mitraten!
30 Gesund & fit
38/51 Inspirationen
52Kraftpaket mit Spassfaktor – Porsche
Cayenne Turbo S im Fahrtest
56Kultur
WOMEN'S Talk
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46
Kunst als Anlageform: Wo liegen
die Möglichkeiten und Chancen,
aber auch die Herausforderungen und Risiken? Ein Überblick
über den Kunstmarkt.
58Impressionen vom Talk im Juni
60«Self Branding» – Recap zum Talkthema
im Juni
62Ausblick auf den Talk im August
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 1
Wirtschafts-
magazin
Darüber reden wir
für frauen
WOMEN iN BusiNEss
juli | August 2016
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Ergebnis haben wird, lässt sich derzeit
nur spekulieren. Fest steht, dass der
23. Juni 2016 einen tiefen Einschnitt in der
Geschichte Europas markieren wird.
Diese Absage an die Idee eines geeinten
Europas, das wirtschaftlich erfolgreich
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auftreten will, stellt an die Staatengemeinschaft ganz neue Herausforderungen,
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abschätzen kann.
Die Hoffnung bleibt, dass Vernunft
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2016 · WOMEN IN BUSINESS 3
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|
Rubrik
Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser
D
ie Ferienzeit steht unmittelbar bevor. Ich weiss nicht, ob es
Ihnen auch so geht, aber meine Vorfreude auf eine ruhigere
Zeit ohne Alltagshektik, möglichst in warmen Gefilden,
steigt kontinuierlich. Und trotzdem: Kaum zu glauben, wie
schnell dieses halbe Jahr schon wieder vorbeigeeilt ist.
Irgendwie schade, denn während die erste Jahreshälfte meist geprägt ist von
Aufbruchsstimmung, Hoffnung und Lust auf Neues, fusst die zweite Hälfte
hingegen eher in der Realität. Schaffen wir die Jahresziele? Welche Termine
muss ich dringend noch fixieren? Was wird uns das nächste Jahr bringen?
Die Leichtigkeit weicht dann einem sehr ergebnisorientierten Fokus.
Doch was soll’s – ändern lässt sich dieser Gang der Dinge nicht. Schauen
wir also freudig nach vorne auf all das, was kommen mag. Beispielsweise
auf die in diesem Heft erstmals erscheinende Kolumne von Carolina
Müller-Möhl, die ich hiermit herzlich bei WOMEN IN BUSINESS willkommen heisse. Sie wird ab dieser Ausgabe in regelmässiger Abfolge über
wirtschaftsbezogene Themen schreiben, inspiriert von ihrem Alltag als
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Ich wünsche Ihnen eine erholsame Sommer- und Ferienzeit und freue mich,
Sie auch nach der Sommerpause wieder als Leserinnen der WOMEN IN
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4 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 5
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A
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Ein Tag mit
Delphine Favier
Delphine Favier, 46, ist seit 2013 die Geschäftsleiterin der
Montblanc-Filiale in der Schweiz. Die Französin bewältigt ihren
gut gefüllten Tag zwischen Management, Familie und
Freizeit mit Charme, Organisationstalent und ganz viel Energie.
Text Irene M. Wrabel
06.00 Der Wecker klingelt
12.30 Lunch oder Sport?
Jeder Tag beginnt bei Delphine Favier mit zehn Minuten Stretching – ihre persönliche Routine, um gut zu starten. Dann
entscheidet sie sich für ihr Tagesoutfit, je nach Terminen und
Stimmung. Sowohl die Auswahl der Uhr als auch des richtigen Schreibgerätes sind für die Montblanc-Chefin wichtig:
«Ich liebe es, mit unterschiedlichen Farben zu schreiben, und
habe immer zwei oder drei Schreibgeräte dabei.» Ihr persönlicher Favorit ist der Ton Lavender Purple.
Die ehemals sehr aktive Tennisspielerin legt auch im Alltag
viel Wert auf Bewegung. Wenn kein Lunch mit Kunden ansteht, besucht sie über Mittag das hauseigene Gym oder geht
joggen. «Tennis spiele ich zwar immer noch, aber nur noch
mit meinen Mann Jérôme. Entweder schaffen wir es, uns am
Freitagabend dafür Zeit zu nehmen oder dann eben am Wochenende. Mein Sohn begeistert sich mittlerweile aber auch
für den Tennissport.»
06.40 Aus den Federn
Nun weckt
die zweifache Mutter ihren Sohn Jules (13) und die neunjährige Tochter
Jade. Nach dem gemeinsamen Frühstück bringt Delphine Favier die beiden in die Schule. Der gemeinsame Weg schenkt
ihr die Gelegenheit, noch kurz die Stimmung der beiden einzufangen. Dann geht die Fahrt noch eine halbe Stunde weiter.
Diese Zeit nutzt die Managerin für erste Telefonate.
08.30 Start im Büro
Im Büro von
Montblanc Suisse
arbeitet ein reines Frauenteam. Von hier aus werden die fünf
Boutiquen in der Schweiz sowie rund 50 weitere Verkaufsstellen geführt. Die Chefin startet gut vorbereitet: «Noch bevor
alle da sind, informiere ich mich über das Tagesgeschehen in
den Medien und natürlich auch über unsere aktuellen Zahlen.» Nun ist sie bereit für das Briefing ihres Teams.
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14.00 Always on the road
Delphine Favier besucht regelmässig die MontblancVerkaufsstellen in der Schweiz und die Boutiquen. «Für einen Manager ist es sehr wichtig, den regelmässigen Kontakt
zum Team zu pflegen. Sie können aus erster Hand Auskunft
über das jeweilige Tagesgeschäft geben.» Ein wichtiger Baustein für die Wettbewerbsbeobachtung, denn es gilt, die
Konkurrenz im Auge zu behalten.
19.30 Auf dem Heimweg
Aus dem
Büro hat
sich Delphine Favier noch einige Akten mitgenommen, die
sie zur Vorbereitung auf den nächsten Tag braucht. Im Auto
nutzt sie ihre Zeit wieder für Telefonate. «Das sind die wenigen Momente des Tages, an denen ich allein bin und die ich
für ganz persönliche Gespräche nutzen kann.»
20.00 Guten Appetit!
Endlich findet
die komplette
Familie zum gemeinsamen Abendessen zusammen. Bei einem solchen Pensum ist es klar, dass externe Unterstützung
nötig ist, sagt Delphine Favier. «Wir haben eine Dame, die
uns im Haushalt und bei der Betreuung der Kinder unterstützt. Sie ist sehr flexibel und ist unser unersetzliches
Backup, weil sich manches nicht immer reibungslos organisieren lässt.»
21.00 Zeit zu zweit
10.30 1 to 1
Delphine Favier hält mit jeder ihrer Mitarbeiterinnen regelmässig Einzelgespräche ab, um allen die Gelegenheit zu geben,
sich auch persönlich entsprechend einbringen zu können.
Dazu werden aktuell laufende Projekte wie Events, spezielle Promotionen mit Partnern und Ähnliches besprochen,
damit jederzeit der Überblick gewahrt ist.
Gemeinsam
mit
ihrem Mann lässt
Delphine Favier den Tag ausklingen. «Wir sehen uns gern
Filme an.» Nach einem Blick auf die mitgebrachten Dossiers
endet der Tag dann meist spät. Im Bett liest sie noch ein paar
Seiten in einem Roman, aktuell in Joël Dickers «Le livre des
Baltimore». «Dabei entspanne ich mich dann – obwohl ich
zugeben muss, dass ich unmittelbar vor dem Einschlafen
noch ein letztes Mal meine Mails checke …» ★
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 7
Titelgeschichte
«Ich bin Pianistin
und keine
Frau am Klavier»
Sie ist talentiert, selbstbewusst, klug und dazu noch attraktiv:
Die 24-jährige Pianistin Sophie Pacini macht sich gerade auf,
die Klassikwelt zu erobern.
Text Irene M. Wrabel Bilder Roland Breitschuh
K
lassische Musiker werden oft als etwas weltfremd, vergeistigt und ein wenig wie aus der
Zeit gefallen empfunden. Daran haben auch
berühmte Exponenten wie die Geigerin AnneSophie Mutter oder der Pianist Lang Lang
nicht viel geändert – im Gegenteil, sie scheinen die Regel eher
zu bestätigen. Und doch gibt es Begegnungen, die solch festgefahrene Bilder gehörig ins Wanken bringen. So geschehen in
einem Münchner Café an einem Juninachmittag.
Dort bin ich verabredet mit Sophie Pacini, einer vielversprechenden jungen Pianistin, die Ende August eine der Solistinnen am Solistenkonzert der Stiftung Orpheum in der Zürcher
Tonhalle sein wird. Und natürlich habe auch ich ein gewisses
Bild schon im Kopf. Vor mir betritt eine attraktive junge Frau
mit langen braunen Haaren den Gastraum und blickt sich suchend um. Als sie mich anschaut, erkenne ich Sophie Pacini,
von der ich zuvor nur ein Foto gesehen hatte. Sie streckt mir
8 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
| Privat
die Hand entgegen, stellt sich mit einem gewinnenden Lächeln vor und sagt: «Wollen wir nach oben gehen? Da haben
wir mehr Ruhe.» Wir suchen uns ein ruhiges Eck in dem herrlich altmodischen Kaffeehaus und bestellen etwas zu trinken.
Der erste Eindruck passt also schon mal nicht zu meinem Klischee. Und im Verlauf des Nachmittags gerät dieses dann völlig in Vergessenheit. Denn Sophie Pacini liebt es, Geschichten
zu erzählen. Das ist erklärtes Ziel ihres musikalischen Schaffens – aber auch im normalen Leben scheint es ihre Leidenschaft zu sein.
Doch beginnen wir von vorn. Sophie Pacini ist die Tochter eines italienischen Literaturprofessors und einer deutschen
Ärztin. Womit wir schon mitten in der ersten von vielen Geschichten wären. Einer hochromantischen, in diesem Fall. Sophies Eltern haben sich noch vor der Wende in der ehemaligen
DDR kennengelernt. Ihr Vater hatte eine Gastprofessur in Halle und lernte dort eine junge Medizinstudentin kennen. Die ➤
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 9
Ecknauer+Schoch ASW
Titelgeschichte
Ihr erstes Konzert spielt sie mit acht Jahren, an einem Wettbewerb. Eine neue Welt für die kleine Sophie, vieles daran ist ihr
fremd – unter anderem die anderen Kinder. «Ich kam in einer
weissen Jeans und einem hübschen T-Shirt, so wie Kinder in
diesem Alter eben aussehen. Aber die anderen Kinder hatten
alle diese Erwachsenenkleidung an, festliche Roben, die Jungs
im Frack.» Sie war erstaunt. Doch ihrer Unbekümmertheit tat
das keinen Abbruch. Sie wollte einfach spielen und verstand
erst gar nicht, was ein Wettbewerb überhaupt bedeutet. Dass
das etwas Besonderes sein könnte, kam ihr erst, als der Bescheid der Jury eintraf, dass sie es ins Finale geschafft hätte.
«Dieses Persönchen hat uns sehr beeindruckt», war da zu lesen. Und eben dieses Persönchen holte sich dann im Münchner Herkulessaal den Gewinn des ersten Wettbewerbs, an dem
sie überhaupt teilgenommen hatte.
beiden verliebten sich und beschlossen, ihr Leben miteinander
teilen zu wollen. Es wurde ein Ausreiseantrag gestellt, der zur
Folge hatte, dass die junge Deutsche exmatrikuliert wurde.
Ganze drei Jahre sollte es dauern,
bis ihre Ausreise genehmigt wurde. Als es so weit war, heirateten
die beiden und die Hochzeitsreise
ging nach Giessen: in das Auffanglager für Flüchtlinge. Doch
der Liebe tat das keinen Abbruch,
und dem gemeinsamen Leben
stand nichts mehr im Wege. Das
wurde nun geplant – inklusive
Medizinstudium und Familiengründung.
tergründe zu verstehen. Ich habe beide Seiten in mir.» Sophie
spricht gern von ihren Eltern, das Verhältnis scheint ein sehr
inniges zu sein. Der Vater hat seine Tochter von Anfang an betreut, er hatte sogar die ersten Klavierstunden gemeinsam
mit
seiner
damals fünfjährigen Tochter. Doch irgendwann
überholte sie ihn, «er sagt,
als ich acht Jahre alt war –
aber ob das stimmt, weiss
ich nicht», erzählt Sophie
lachend. Dieses gemeinsame Lernen spornte das
ehrgeizige Mädchen an
und sie übte gern und viel.
Ihre Klavierlehrerin war auch Gesangslehrerin, was ihr sehr geholfen hat, die Töne nicht nur zu spielen, sondern auch über die
Stimme zu spüren. Das vielzitierte absolute Gehör dafür ist vorhanden. Und die Liebe zur Musik, wie in ihren Formulierungen
spürbar wird: «Der Klang eines Tones muss sich entfalten, er
muss wie eine Knospe aufgehen», sagt sie.
«Ich wollte
eigentlich immer
nur Klavier
spielen.»
Diese Geschichte ist nicht nur ungewöhnlich – sie liefert auch
den Background zu Sophie Pacinis Persönlichkeit. «Meine Mutter ist sehr zielstrebig, sie gibt alles, wenn sie ein Ziel erreichen
möchte. Sie ist sehr diszipliniert, aber dabei auch sehr emotional. Mein Vater dagegen ist zurückhaltender, er philosophiert
gern, befasst sich viel mit Menschen und versucht immer, Hin10 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Und vielleicht ist das eines der Geheimnisse ihres Erfolgs. Von
da an ging es jedenfalls nur aufwärts. Bereits mit neun Jahren
wurde sie im Mozarteum in Salzburg in die Meisterklasse aufgenommen. Und mit elf Jahren entschied sie sich, die Musik zu
ihrer Profession werden zu lassen. Kann man das in so jungen
Jahren überhaupt schon selbst entscheiden? «Ich wollte eigentlich immer nur Klavier spielen.» Macht ein solch früher Entschluss ein Kind nicht zum Aussenseiter? «Klar, meine Kindheit war anders. Ich kam aus der Schule, dann gab es
Mittagessen. Danach entspannte ich mich, bevor ich mich ans
Klavier setzte und übte. Hausaufgaben machte ich am Abend.
Das war natürlich ungewöhnlich für ein Kind, aber ich habe
das gern gemacht. Das Klavier ist mein bester Freund.» Ihre
Eltern machen sich bis heute Sorgen um sie und fragen Sophie
oft, ob sie ihr damals nicht zu viel zugemutet hätten. «Nein»,
sagt sie entschieden, «denn das ist meine Leidenschaft, und
die konnte ich nur so zum Beruf machen.» Das klingt sehr reif,
auch für eine mittlerweile 24-Jährige. Dem wirkt sie mit ihrer
ganz eigenen Philosophie entgegen: «Ich versuche, mir die ➤
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Sophie Pacini wusste schon sehr bald, dass die Musik zu ihrem Beruf werden würde.
Den eigenen Weg zu gehen, ist ihr bis heute sehr wichtig. «Ich
lasse mich nicht verbiegen, auch optisch nicht.» Das wäre allerdings auch nicht nötig. Ihrer Attraktivität ist sich Sophie
Pacini zwar durchaus bewusst, doch sie wahrt eine kritische
Distanz dazu. «Es ist leider so, dass man als attraktive Frau mit
mehr Respekt behandelt wird. Und als weniger attraktive Frau
hat man tatsächlich weniger Chancen, obwohl es doch nur um
das musikalische Talent gehen sollte. Bei Männern ist das ungerechterweise anders.» Dieses Selbstbewusstsein hat sie ihren Eltern zu verdanken, die Sophie auf ihrem Weg immer
unterstützt haben. In den Meisterklassen wurde sie als Einzige
vom Vater begleitet. Inmitten all der Tigermoms hatte er keinen leichten Stand – doch für Sophie war gut, dass er da war.
«Da habe ich entdeckt, dass ich irgendwie anders bin, fast wie
in einer Parallelwelt zu diesem Zirkus.» Diese Bodenhaftung
brauchte sie auch, denn je älter und besser Sophie wurde,
umso grösser wurden die Intrigen. «Einmal hielt mich nach
meinem Vortrag hinter der Bühne eine Mutter zurück und
schob ihre Tochter auf die Bühne – direkt in meinen Applaus.»
Sie hat versucht, es mit Humor zu nehmen.
Titelgeschichte
offene, neugierige Art einer Neunjährigen zu bewahren. Es
kommen mit der Zeit sowieso immer mehr Einflüsse von aussen auf einen zu. Jeder möchte einem sagen, wie man seine Musik organisieren sollte. Doch ich möchte mir selbst treu bleiben.»
Ihre Agentur unterstützt sie in dieser Haltung und lässt die junge Pianistin ihren eigenen künstlerischen Weg formen.
«Ich spiele für die Zuhörer. In der Musik ist es wichtig, Hintergründe zu verstehen, man muss hören, beobachten, verstehen.
So gebe ich eine Geschichte an das Publikum weiter.» Diese Motivation ist ihr bis heute geblieben. Doch zu ihrer spielerischen
Leichtigkeit gesellte sich bald auch ein Erfolgsdruck. Wettbewerbe muss man gewinnen, das war Sophie schnell klar. Mit dem
Druck konnte sie jedoch gut umgehen, wohl auch dank ihres
stabilen Elternhauses. Die Eltern pflegten ein unverkrampftes
Verhältnis zu dem ungewöhnlichen Weg der Tochter. «Ich hatte
zwar Hochbegabtenunterricht, aber trotzdem hatte ich in Musik
sogar mal eine sehr mittelmässige Note. Meine Eltern lachten
nur darüber, wir haben das sogar gefeiert», erinnert sie sich.
Sophie Pacini mag es nicht, wenn um ihre Person viel Aufhebens gemacht wird. «Ich habe mich nie als anders empfunden,
das Klavierspielen ist nun mal mein Leben und mein Beruf.»
Eines jedoch bringt sie durchaus auf die Palme: wenn sie spürt,
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12 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 13
Titelgeschichte
durchaus vor. «Als Frau wirst du viel schneller in eine Schublade gesteckt. Doch ich möchte ernst genommen werden.
Schliesslich bin ich Pianistin und nicht eine Frau am Klavier.»
Im Privatleben hat sie einen Partner auf Augenhöhe gefunden.
Seit einem Jahr leben die beiden in München in einer gemeinsamen Wohnung. Clemens ist Bratschist an der Bayerischen
Staatsoper. Die beiden lernten sich vor fünf Jahren kennen, als
er sie bei einem Chopin-Stück begleitete. «Chopin ist hochromantisch, da funkte es eben!» Ist es ihr wichtig, dass der Partner denselben Beruf hat? «Es ist keine Voraussetzung, aber es
macht das Leben für beide schon einfacher. Man muss nicht
immer alles von Anfang an erklären, sondern der andere
kennt die Herausforderungen, mit denen man kämpft.» Den
Erfolg seiner Freundin trägt der Musiker mit und teilt die
schönen und die schwierigen Moment mit ihr. Für Sophie ist er
der Ruhepol in ihrem hektischen Leben. «Clemens erdet mich
mit seiner ruhigen, besonnenen Art. Das war vor allem im
letzten Jahr sehr wichtig für mich.» So wie es aussieht, wird es
auch in absehbarer Zeit nicht ruhiger für Sophie. Ihr Debütal-
bum erscheint demnächst, die Promotion dazu läuft, inklusive
Videoproduktion. Auf dem Album interpretiert sie Franz
Liszt, den sie auch heute noch für unterschätzt hält. «Ich habe
Liszt schon immer gemocht. Er hat als einer der ersten Mozart
zum Leben erweckt, als er musikalische Zusammenfassungen
von Opern wie «Don Giovanni» auf dem Klavier kreiert hat.
So brachte er dem Publikum die Oper näher.» Ihr Repertoire
wählt sie mit grosser Achtsamkeit selbst aus. Und am liebsten
moderiert sie ihre Konzerte auch gleich selbst. Eine gute Entscheidung, denn die Leidenschaft, mit der sie über Musik erzählt, kann ein Moderator nur schwer erreichen. Dazu kommt
ihr vielfältiges Wissen über die Geschichten, die hinter den
jeweiligen Stücken stecken.
Für das Solistenkonzert des Orpheums hat sie sich für Ludwig
van Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 entschieden, «das Stück
ist wie eine Umarmung, die mich auf Händen trägt». Und diese Freude wird wie so oft bei ihren Konzerten sicher auf das
Publikum überspringen. «Ich freue mich einfach vor jedem
Konzert, meine Musik mit dem Publikum teilen zu dürfen!» ★
Die Orpheum Stiftung
Die Orpheum Stiftung zur Förderung junger Solisten ermöglicht jungen, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern, gemeinsam mit einem renommierten Orchester und Dirigenten
aufzutreten. Das bedeutet für diese Musiker nicht nur künstlerische Begegnungen auf höchstem Niveau, sondern oftmals
auch einen Karriereschub. Doch der musikalische Austausch
von frischen Interpretationsideen und Reife begeistert auch
das Publikum.
Orpheum veranstaltet jährlich Konzerte in der Tonhalle Zürich und ergänzt diese Kerntätigkeit laufend mit weiteren
Förderideen. Die Orpheum Stiftung nimmt jährlich bis zu
acht Solistinnen und Solisten in ihr Förderprogramm auf.
Zu den Konzerten werden zudem hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter von Orchestern, Veranstaltern, Agenturen
und der Presse, aber auch aus der Politik und Wirtschaft eingeladen, um dadurch die Auftritte zur nachhaltigen Beziehungspflege nutzbar zu machen.
Das nächste Orpheum Konzert findet am Mittwoch,
31. August 2016, 19.30 Uhr im Grossen Saal der Tonhalle
Zürich statt (Kartenpreise: CHF 110/90/70/50/35/25). Unter der Leitung von Lionel Bringuier spielt das Tonhalle-Orchester Zürich gemeinsam mit Sophie Pacini, Klavier, und
Marc Bouchkov, Violine, Meisterwerke von Ludwig van Beet­
hoven und Jean Sibelius.
14 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 15
G e n i e s s e n_ R ä t s e l
Doch dann kam das grosse Unglück. Jahrelang hatte die bildhübsche Prinzessin ihre rubinroten Schuhe jeden Tag aufs
16 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Schliesslich blieb dem Schuster nichts anderes übrig, als seine
Mannen ziehen zu lassen und schweren Herzens die Tore der
prunkvollen Manufaktur im schönen Werd für immer zu
schliessen. Seither sind viele Jahre ins Land gezogen. Längst
sind die güldenen Schuhe wieder aus der Mode gekommen.
Die bildhübsche Prinzessin hat bildhübsche Kinder und tanzt
nicht mehr, bis die Sonne aufgeht.
Aber manch eine junge Prinzessin sehnt sich nach rubinroten
Schuhen, wenn sie die Bilder ihrer Mutter aus jungen Tagen
sieht. Und manche Prinzessinnenmutter schickt dann voller
nostalgischer Gefühle ihren Boten ins kleine Land voller Berge. Denn dort sind die Mannen des Schusters noch immer und
nähen rubinrote Prinzessinnenschuhe in kleinen Werkstätten.
Die Boten stehen nicht mehr Schlange. Aber es gibt sie noch:
die rubinroten Schuhe. Und wenn die Boten die rubinroten
Schuhe in den heimischen Schlössern abliefern, fallen die
Prinzessinen ihren Müttern vor Freude in die Arme. Und
wenn die Schuster ihr Wissen an ihre Söhne weitergeben,
dann werden die rubinroten Schuhe genauso wie die Augen
erwartungsvoller Prinzessinnen und Fürstentöchter noch lange glänzen. ★
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Der Schuster derweil kam in seiner kleinen Werkstatt nicht
mehr nach. Die ganze Nacht über sahen die Nachbarn in dem
Laden Licht brennen, und der Schuster nähte und nähte, bis er
erschöpft über den Lederlappen einschlief. Tagsüber wiederum standen Boten der Prinzessinnen und Fürstentöchter
Schlange, um die bestellten Schuhe abzuholen. Deshalb nahm
der Schuster erst einen, dann einen zweiten und einen dritten
Gehülfen in Lohn und Brot. Aber als die Kunde über den Erfolg der rubinroten Schuhe auch jenseits der Grenzen des kleinen Landes voller Berge ging, nahm der Schuster mit seiner
Mannschaft die sieben Sachen und bezog in einem schönen
Werd einen prunkvollen Bau, in dem fortan Dutzende von
Schustern rubinrote Schuhe fertigten.
Derweil türmten sich in den Lagerhallen des erfolgsverwöhnten
Schusters in dem Land voller Berge die rubinroten Schuhe, die
keine Prinzessin und keine Fürstentochter mehr haben wollte.
Verzweifelt versuchte der Schuster mit seinen Mannen, ebenfalls
güldene Schuhe zu fertigen. Doch mangelte es ihnen an Erfahrung mit dem Umgang mit Blattgold. Tonnen des wertvollen
Metalls gingen bei den Imitationsversuchen verloren. Und auch
das Gold in den Schatztruhen des Schusters schmolz dahin.
juli | August 2016
märz | 2016
Die verschmähten Prinzessinnen glaubten, dass es die rubinroten Schuhe waren, welche die Sinne der Prinzen betörten.
Deshalb liessen sie sich vom Schuster der bildhübschen Prinzessin ebenfalls rubinrote Schuhe fertigen. Noch glänzender,
noch einen Stich roter, noch spitzer, mit Edelsteinen verziert
und güldenen Nähten … Und siehe da: Schon bald stand selbst
das hässlichste Entlein nicht mehr einsam am Rande des Ballsaals, sondern drehte glücklich und mit glänzenden Augen
Pirouetten an der Hand eines Prinzen.
Neue poliert und sie an vielen Bällen getragen. Doch zu ihrem
Hochzeitsfest – das dreissig Tage und Nächte dauerte – mit
dem Prinzen eines fernen Reiches trug sie güldene Schuhe, die
so glitzerten und glänzten, dass die Gäste geblendet waren. Es
waren güldene Schuhe, die der Prinz aus dem Orient ihr in
fernem Lande fertigen liess. Und mit einem Mal rissen sich
alle Prinzessinnen und Fürstentöchter der Welt darum, ebenfalls solche Fusskleider zu bekommen.
juli | August | 2016
E
s war einmalin einem kleinen Land voller Berge
eine bildhübsche Prinzessin. Die Leute bewunderten sie aber nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch wegen ihrer Schuhe. Denn
diese waren rubinrot und glänzten wunderschön, weil die Prinzessin sie jeden Tag aufs Neue polierte.
Mit ihren rubinroten Schuhen besuchte die Prinzessin die
prunkvollsten Bälle. Ein Prinz nach dem anderen küsste – geblendet von so viel Schönheit – ihre zarte Hand und bat zum
Tanze. Die Prinzessin tanzte in ihren rubinroten Schuhen, bis
im Osten die Sonne wieder aufging. Und die anderen Prinzessinnen und Fürstentöchter waren eifersüchtig, weil die Prinzen kein Auge für sie hatten.
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Text Elisabeth Rizzi
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 17
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Gendermedizin:
Warum Frauen
anders krank
sind als Männer
änner und Frauen sind verschieden. Davon zeugen nicht nur Klischees um Einparkfähigkeiten oder den Hang zum
Schuherwerb. Auch die Medizin kommt
mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass
sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht
auf Geschlechtsmerkmale und -chromosomen beschränken.
Es ist also höchste Zeit umzudenken – in Praxen und Kliniken,
aber auch in Forschung und Medikamentenentwicklung.
2015 hatten weibliche Arbeitnehmerinnen 14 Prozent mehr
Fehltage als männliche. Dem gegenüber steht jedoch die höhere Lebenserwartung der Frauen. Das statistische Bundesamt
verzeichnet eine Differenz von immerhin fünf Jahren: Während Männer hierzulande im Durchschnitt mit 78 Lebensjahren rechnen dürfen, sind es bei Frauen 83. Ein merkwürdiger
Widerspruch: «Wie kann das kränkere Geschlecht eine längere Lebenserwartung haben?», fragte die amerikanische Soziologin Lois Verbrugge, University of Michigan, bereits 1976.
Der kleine grosse Unterschied beginnt schon lange vor der Geburt: So gelten Spermien mit X-Chromosom, also weibliche
Samenzellen, als grösser und stärker, aber dafür langsamer als
ihre männlichem Mitstreiter im Befruchtungsrennen. Die
kleineren Y-Spermien dagegen sind zwar flinker, jedoch weit
weniger widerstandsfähig. Ein Trend, der sich fortsetzt: So reagieren männliche Föten empfindlicher auf negative Einflüsse
wie Stress, Stösse, Hormonschwankungen oder Mangelernährung der Mutter – das Risiko einer Fehlgeburt ist bei ihnen fast
zehn Prozent höher als bei Mädchen. Und auch nach der Geburt führen die Jungs die Krankheitsstatistiken an.
Als einen möglichen Grund für die Diskrepanz in Sachen
Krankmeldung führt die DAK Beschwerden und Komplikationen in der Schwangerschaft ins Feld. Das erklärt über alle Altersgruppen hinweg immerhin 12,3 Prozent der Unterschiede.
Doch irgendwann scheint sich das Verhältnis umzudrehen:
Laut DAK-Gesundheitsreport melden sich Frauen öfter krank.
Doch auch Geschlechterstereotype fallen ins Gewicht. So melden sich laut DAK eher Frauen als Männer krank, weil ihr
Kind das Bett hüten muss. Ausserdem sprechen Frauen mehr
über körperliche Beschwerden als Männer. Monika Sieverding, die an der Universität Heidelberg unter anderem zum
Thema Geschlechterrollen und Gesundheit forscht, schreibt
dazu «Dieses Mehr an subjektiver Morbidität bei Frauen war
einer der Gründe, warum Frauen bis vor kurzem als das ‹kränkere Geschlecht› angesehen wurden.» ➤
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«Bei Menschen verläuft die Neubildung von Bindegewebe
nach dem Infarkt unterschiedlich», so Regitz-Zagrosek. Das
feminine Herz passt sich möglicherweise an die neue physiologische Situation im Herzmuskel an. «Aber dazu weiss man
noch sehr wenig», warnt die Ärztin vor voreiligen Schlüssen.
Die Geschlechterunterschiede sind schon im Erbgut festgeschrieben.
Männer dagegen, so haben Sieverdings Untersuchungen gezeigt, sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, ärztlichen Rat und Hilfe einzuholen – und zwar umso mehr, je stärker ihr Selbstbild dem kernigen «Marlboro-Mann» entspricht.
Dazu sind sie echte Vorsorgemuffel. Krankheiten werden bei
ihnen daher oft später erkannt und ziehen schwerwiegendere
Folgen nach sich, was sich wiederum auf die Lebenserwartung auswirken kann. Entsprechend kam eine US-amerikanische Langzeitstudie zu dem Ergebnis: Besonders maskulin
auftretende Männer sterben früher – ebenso wie Frauen, die
eher ein männliches Gebaren an den Tag legen.
Wer sich im Gesundheitssektor mit den Diskrepanzen zwischen Männern und Frauen befasst, muss jedoch unterscheiden: Ist die Rede von Gender- oder Geschlechtermedizin?
Denn während der erste Begriff sich auf das typische Rollenverhalten und die Position in der jeweiligen Gesellschaft bezieht, meint der zweite die harten biologischen Fakten. Und
diese fangen bei den Geschlechtschromosomen an. Weil Männer mit einem normalen männlichen Genotyp nur ein XChromosom besitzen, sind sie anfälliger für Krankheiten, die
X-chromosomal, rezessiv vererbt werden. Während Frauen
durch ihre doppelte Ausstattung das kranke Gene ausgleichen können, kommt bei Männern ein Defekt auf diesem Geschlechtschromosom voll zum Tragen. Beispiele hierfür sind
etwa die Bluterkrankheit (Hämophilie A und B) oder die Duchenne’sche Muskeldystrophie, eine fortschreitende Muskelschwäche. Aber auch die Rot-Grün-Blindheit wird rezessiv
über das X-Chromosom vererbt.
Erbkrankeiten sind aber längst nicht alles. Bereits in den
1980er-Jahren erkannte die amerikanische Kardiologin und
Vorreiterin der Geschlechtermedizin Marianne Legato: Koronare Herzerkrankungen unterscheiden sich bei Männern
20 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
«Wir brauchen
dringend mehr
Studien, die beide
Geschlechter
gleichermassen
berücksichtigen.»
Sicher ist: Die Spätfolgen unterscheiden sich bei Männern
und Frauen. Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
sind eine überwiegend männliche Folgeerkrankung. Frauen
dagegen leiden nach einem Infarkt eher unter Herzschwäche.
«Das ist unter anderem hormonell bedingt», erklärt
Regitz-Zagrosek.
Der Infarkt und die damit einhergehende Zerstörung von
Herzmuskelgewebe ruft das körpereigene Abwehrsystem
auf den Plan. Immunzellen wandern zum Ort der Verwüstung, um Aufräumarbeit zu leisten. Wie diese abläuft, wird
jedoch stark von den Sexualhormonen beeinflusst. «Testosteron schiebt die Immunreaktion in eine pro-inflammatorische
Richtung, ruft also eine entzündungsähnliche Situation im
geschädigten Herzen hervor, die noch mehr Zerstörung nach
sich zieht», fasst die Wissenschaftlerin das komplizierte Geschehen zusammen. «Östrogen dagegen begünstigt eine antiinflammatorische Situation, die eine bessere Neubildung von
Bindegewebe erlaubt.» Dadurch wird das Herz stabilisiert –
wenn auch das Bindegewebe nicht die Pumpkraft der Herzmuskelzellen ersetzt.
Geschlechtsabhängige Unterschiede des Immunsystems machen sich auch an anderer Stelle bemerkbar. Frauen sprechen
besser auf Impfungen an als Männer – sie tragen aber auch
ein höheres Risiko für Nebenwirkungen sowie für Autoimmunerkrankungen. Die biologischen Mechanismen, die hinter diesem Phänomen stecken, sind noch nicht endgültig geklärt. Vereinfacht gesagt, ist die weibliche Immunreaktion
stärker. So reagiert das weibliche Abwehrsystem – zumindest bis zur Menopause – massiver auf Angriffe durch Krankheitserreger. Frauen bekommen daher möglicherweise öfter
eine Erkältung – Männer erkranken jedoch stärker, wie eine
australische Studie aus dem Jahr 2010 nahelegt. Am berühmten «Männerschnupfen» ist also vielleicht doch mehr dran als
das gesteigerte Aufmerksamkeitsbedürfnis grosser Jungs. ➤
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und Frauen – und zwar gravierend. So klagen Frauen bei einem Herzinfarkt seltener über den typischen linksseitigen
Brustschmerz. Stattdessen leiden weibliche Infarktpatientinnen häufiger unter Atemnot, Bauchschmerzen und Übelkeit,
weshalb die Symptome oftmals eher einer Erkrankung des
Magen-Darm-Traktes zugeordnet werden. Legato erwähnt in
ihrem Buch «Evas Rippe» zudem, weibliche Infarktsymptome
würden oft als Panikattacke missdeutet – mit der Folge, dass
die Patientinnen statt einer adäquaten Behandlung Beruhigungsmittel bekommen.
«Noch gravierender ist der Unterschied bei Angina pectoris»,
sagt Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin und Gründerin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin an der
Berliner Charité. Bei Männern würde der anfallsartige Brustschmerz, ausgelöst durch eine Durchblutungsstörung des
Herzens, meist richtig interpretiert. «Bei Frauen dagegen werden die Symptome häufig vom Tisch gewischt oder als Rückenoder Bauchsymptome oder auch als Spätfolge einer Brustkrebs-OP missverstanden.»
Mehr noch: Frauen sterben häufiger als Männer während eines akuten Infarkts. Ist dieser jedoch überstanden, scheinen
sich weibliche Herzen hingegen besser zu regenerieren – zumindest im Tierversuch. Weibliche Mäuse haben höhere
Chancen, einen Gefässverschluss zu überleben, als männliche.
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 21
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«Besonders
maskulin
auftretende
Männer
sterben früher.»
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Für Presterl ist es daher entscheidend, das
geschlechtertypische Rollenverhalten bei
medizinischen Fragestellungen mehr zu berücksichtigen – egal, ob bei Diagnostik, Therapie, Prävention oder Rehabilitation. «Wir
müssen Wege finden, um in Sachen Vorsorgeuntersuchungen und Impfung Männer und
Frauen gleichermassen zu erreichen», sagt die
Wiener Ärztin. Gemeinsam mit Tanja Stamm,
Professorin für Outcome Research, bereitet
sie derzeit eine Studie vor, die untersuchen
soll, wie gut Männer und Frauen nach Krankenhausaufenthalten wieder ins Arbeitsleben
integriert werden. «Eine Frage, die mich brennend interessiert.»
Dass die Immunreaktion so unterschiedlich ausfällt, liegt
teils an den Geschlechtshormonen. Während Östrogen die
Antikörperproduktion zur Abwehr von Infektionen pusht,
scheint Testosteron eher eine Immunbremse zu sein. Ein weiterer Schlüssel zur stärkeren weiblichen Immunreaktion
liegt im X-Chromosom: Es enthält mehr Gene, die für die Immunabwehr zuständig sind, als das Y-Chromosom. Die
Dopplung des X-Chromosoms könnte die weibliche Abwehr
also ebenfalls stärken.
Das heisst jedoch nicht, dass Frauen grundsätzlich besser vor
Infektionen geschützt sind als Männer. «Harnwegsinfekte betreffen vor allem Frauen», sagt Elisabeth Presterl, Leiterin der
Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle an der Medizinischen Universität Wien. «Das klingt
zwar nach einer vergleichsweise banalen Infektion, doch sie
beeinträchtigt die betroffenen Frauen sehr. Und vor allem bis
22 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
zum 60. Lebensjahr ist die Geschlechterdiskrepanz frappierend.» Grund für die Häufung ist einerseits die weibliche Anatomie, die den Erregern Tür und Tor öffnet. «Aber auch durch
Geschlechtsverkehr werden die Harnwegsinfektionen mechanisch begünstigt», so Presterl.
Das spielt auch eine Rolle bei Geschlechtskrankheiten, die
mit viel höherer Wahrscheinlichkeit von Männern auf Frauen übertragen werden als umgekehrt. So liegt das Risiko,
dass sich eine Frau bei ihrem infizierten männlichen Sexualpartner mit Gonorrhö ansteckt, bei 60 bis 90 Prozent. Umgekehrt sind es gerade mal 20 bis 30 Prozent. Für Augenerkrankungen dagegen scheinen Männer wesentlich anfälliger zu
sein. «Allein, weil sie eher Berufe ausüben, die eine Verletzung und damit eine Infektion des Auges begünstigen.» Geschlechter- und Gendermedizin lassen sich also nicht vollständig voneinander trennen.
11.95
(10 cl = 1.59)
Umdenken heisst es aber auch für Grundlagenforschung und Medikamentenentwicklung. «Wir brauchen dringend mehr Studien,
die beide Geschlechter gleichermassen berücksichtigen», sagt die Berliner Forscherin
Regitz-Zagrosek. Das fange bereits bei Tier­
experimenten an. Die laufen bislang meist mit
männlichen Tieren, weshalb auch nur der
«männliche» Krankheitsmechanismus berücksichtigt wird. Aber auch am anderen
Ende, bei der Arzneimittelentwicklung und
-prüfung, liegt einiges im Argen. «Weibliche
Organe – Leber und Niere – verarbeiten Medikamente anders als männliche», erklärt RegitzZagrosek. «Das beeinflusst die Verweildauer
im Körper, die Wirksamkeit, aber auch die
Nebenwirkungen.»
Die Medizin der Zukunft wird also nicht
umhinkommen, Männer und Frauen als das
zu betrachten, was sie sind: Männer und
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 23
Unternehmen
«Ich bin mit
Diversity gross
geworden»
Wer im Airline-Business Karriere machen will, muss sich immer
wieder auf neue Kulturen einstellen – oder – noch besser –
selbst aus einem multikulturellen Umfeld stammen. Ein Gespräch
über Herausforderungen mit Yosra Ismail-Tekaya, Country Manager
Switzerland bei Air France-KLM Delta.
Text Irene M. Wrabel
24 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Yosra Ismail-Tekaya profitiert von ihrem kosmopolitischen Background.
F
rau Ismail-Tekaya, was macht die Faszination
Ihres Berufs für Sie aus?
Yosra Ismail-Tekaya: Ich wollte schon immer in
einem internationalen Umfeld tätig sein. Das
kommt sicher auch aus meiner Biografie. Ich bin
ursprünglich aus Tunesien und bin zweisprachig, also mit
Arabisch und Französisch als Muttersprache aufgewachsen.
Meine frühe Kindheit habe ich in Deutschland verbracht, weil
mein Vater dort als Journalist tätig war. Eigentlich wollte ich
Pilotin werden, aber meine Kurzsichtigkeit hat mir da einen
Strich durch die Rechnung gemacht. Zur Air France kam ich
dann bereits während des Studiums und bekam dort sehr
schnell tolle Möglichkeiten geboten.
Wie kam das?
Ich begann meine Laufbahn im Controlling und hatte dort einen Chef, der grosses Vertrauen in meine Fähigkeiten hatte. So
wurde ich bereits mit Anfang 20 Finance and Accounting ➤
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 25
Unternehmen
Manager und hatte ein Team von fünf Mitarbeitern unter mir.
Ganz leicht war das nicht, ich wollte immer älter wirken, damit man mich auch wirklich ernst nimmt. Das Thema war da
nicht mein Geschlecht, sondern meine Jugend. Aber man muss
auch flexibel auf seine Umgebung reagieren können.
Wie schaffen Sie es, sich immer wieder auf ein neues Umfeld
einzustellen?
Ich denke, dass Offenheit und Toleranz dabei sehr hilfreich
sind. Und man muss wirklich gewillt sein, sich auch immer
wieder anzupassen. Die Sprache spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Klar, in unserem Business sprechen alle Englisch,
aber um in einem Land akzeptiert zu werden und sich ein
Stück weit auch daheim zu fühlen, gehört es dazu, die Landessprache wenigstens in Grundzügen zu beherrschen. Als ich
damals weg von Tunesien ging und in Madrid arbeitete, lernte
ich innert eines Monats die spanische Sprache.
Sprache ist das eine – aber wie stellt man sich auf die unterschiedlichen Kulturen ein?
Dazu benötigt man die Hilfe der Menschen vor Ort. Mir ist es
sehr wichtig, dass ich am Standort Schweiz auch wirklich
Schweizer im Team habe, denn sie kennen den Markt seit vielen Jahren und sind Vermittler zwischen den doch recht unterschiedlichen Kulturen. In der Schweiz kommt natürlich noch
hinzu, dass wir auf sehr kleinem Raum eine grosse kulturelle
Vielfalt haben, was durch unsere drei unterschiedlichen
Brands Air France, KLM und Delta noch verstärkt wird. In den
drei Schweizer Sprachregionen sind die Kunden auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichen Ausprägungen
26 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
mit den jeweiligen Brands vertraut. Doch genau das ist ein entscheidender Faktor meines professionellen Alltags, da ich mit
drei unterschiedlichen Firmenkulturen aus drei unterschiedlichen Ländern zu tun habe. Offenheit und eine intakte Kommunikationskultur sind die Schlüssel, um in diesem multikulturellen Umfeld erfolgreich zu sein. Wenn mir etwas seltsam
vorkommt, zögere ich nie, nachzufragen, um sicherzugehen,
dass ich das richtige Verständnis davon habe. Und natürlich
auch, um selbst richtig verstanden zu werden.
Technologien, ständig steigende Sicherheitsstandards, hoher
Preisdruck – das hat der Branche auch viel von ihrer ursprünglichen Leichtigkeit genommen. Vor allem die wachsende Bedrohung durch den Terrorismus hat unsere Branche stark verändert. Die Zukunft der Luftfahrt wird das in jedem Fall
massgeblich beeinflussen. Aber mir ist es sehr wichtig, dass
wir uns in unserem Ziel, Menschen näher zusammenzubringen, nicht beirren lassen. Diese Vision habe ich noch immer
und lebe das bei Air France-KLM Delta auch.
Führen Frauen anders?
Ich denke schon. Generell mag ich die Unterscheidung in typisch männlich oder typisch weiblich eigentlich nicht so. Ich
hatte das Glück, mit dem, was der Begriff Diversity heute beinhaltet, gross zu werden. Meine Eltern vermittelten mir einen
360-Grad-Blick auf die Welt, mit viel Toleranz und Offenheit.
In der tunesischen Verfassung sind Frauen den Männern
gleichgestellt – in diesem Sinne haben mich auch meine Eltern
grossgezogen. Allerdings glaube ich, dass Frauen über andere
Wege zum Ziel kommen. Sie sind oft in höherem Masse lösungsorientiert und weniger brutal. Aber für den Erfolg müssen Frauen auch immer bereit sein, die Extrameile zu gehen,
nichts kommt einfach nur so auf einen zu. Vielleicht hinterfragen Frauen aus diesem Grund auch vieles immer wieder.
Haben Sie nicht einmal das Bedürfnis, sesshaft zu werden?
Mir ist es wichtig, dass ich in einem Unternehmen arbeiten
kann, das so international aufgestellt ist wie Air France-KLM
Delta, da ich mich eigentlich als Weltbürgerin definiere. Auch
die vielen Umzüge mag ich: Jede Stadt, in der ich neu ankomme, ist für mich erst einmal die schönste. Wobei ich mir ➤
Was ist an Ihrem Führungsstil typisch weiblich?
Zu Beginn meiner Tätigkeit in der Schweiz habe ich erst einmal einen Gospelchor initiiert, bestehend aus unseren Teammitgliedern. Zunächst waren viele etwas irritiert, aber ich
habe einen Mann aus dem Team mit ins Boot geholt, um das
Projekt zum Leben zu erwecken. Das hat funktioniert. Damit
konnten wir das Zusammengehörigkeitsgefühl steigern –
und das mit viel Spass an der Sache. Bei solchen Projekten
wird allen klar, dass jede und jeder mit seinen und ihren
ganz individuellen Kompetenzen zu einem guten Gesamtergebnis beiträgt.
Setzen Sie eher «weibliche» Fähigkeiten auch nach aussen ein?
Wahrscheinlich schon. Ich setze beispielsweise sehr stark
auf eine gute Kommunikation mit den Stakeholdern. In Zürich findet ja vorwiegend das Corporate Contracting statt.
Für uns ist es immens wichtig zu wissen, wo die Bedürfnisse unserer Kunden gelagert sind, wo sie sich abgeholt fühlen und wo das vielleicht noch nicht in dem Masse geschieht, wie sie es sich wünschen würden. Dazu haben wir
ein Advisory Board etabliert, das sich alle drei Monate
trifft. Darin sind Kernkunden vertreten, die selbst am besten über ihre Bedürfnisse Bescheid wissen – und dieses
Wissen möchten wir nutzen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Airline-Business?
Das Airline-Business bedeutete früher noch sehr viel mehr
Freiheit. Heute überwiegen die Herausforderungen. Neue
Kurz vorgestellt:
Yosra Ismail-Tekaya
Yosra Ismail-Tekaya ist Country Manager Switzerland bei Air
France-KLM Delta. Ihre Kindheit verbrachte die Tochter tunesischer Eltern grösstenteils in Deutschland. Ihr Vater war
Journalist in Bonn, später in Berlin. Mit 14 Jahren ging sie mit
ihrer Familie zurück nach Tunesien.
Nach dem Abitur nahm die heute 47-Jährige ein Wirtschaftsstudium an der Haute Ecole des Etudes Commerciales in
Carthago auf. Sie komplettierte ihre Ausbildung mit einem
Management Certificate EDHEC Business School in Frankreich und einem Master in Management Consulting and
Change Management im International Institute of Management in Paris. Bei einem Praktikum bei der Air France
schnupperte sie Airline-Luft. Ihr Traum war es eigentlich, Pilotin zu werden, doch aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit musste
sie diesen Traum begraben – die Leidenschaft für die Welt
der Airlines hat sie jedoch nie aufgegeben.
Frau Ismail-Tekaya arbeitet seit 25 Jahren bei Air FranceKLM und ist aktuell – nach Stationen als Sales- und Marketing Director in Tunis und Regional Managerin in Madrid und
Barcelona – seit September 2014 Country Manager Switzerland. Air France-KLM Delta hat in der Schweiz insgesamt
80 Mitarbeiter, 25 davon im Sales.
Yosra Ismail-Tekaya lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern in Zürich-Gockhausen, pendelt in ihrem Berufsalltag
aber zwischen Genf und Zürich. Neben ihren beiden Muttersprachen Arabisch und Französisch spricht sie auch fliessend Englisch, Spanisch und Deutsch.
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miteinander in Einklang zu bringen und eine Harmonie herzustellen. Durch die hervorragende Unterstützung meiner gesamten Familie, vor allem meiner Mutter aus Tunesien, gelang
es sowohl meinem Mann als auch mir, unsere beruflichen Herausforderungen zu meistern. Wir leben in einer sehr gleichberechtigten Beziehung auf Augenhöhe. Da wir uns beide
gleichermassen um die Erziehung unserer Kinder kümmern,
ist eben auch mein Mann sehr stark in deren persönliche und
schulische Entwicklung involviert.
Doch auch ich nehme mir genug Zeit, um als Mutter für sie da
zu sein. Ich geniesse es sehr, die Welt mit ihren Augen zu sehen, denn Kinder haben ganz andere Visionen. Und das eröffnet mir immer wieder neue Horizonte. ★
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zur gemeinsamen Körperpflege und – mindestens genauso wichtig – zum sozialen Austausch. Die Atmosphäre im Hammam ist beruhigend und behaglich, also
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wohnt ein gesunder Geist. Davon waren bereits die alten
Römer überzeugt. Doch manchmal vergessen wir, auf die
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30 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 31
Aufgelesen
Das grosse
Zurückrudern
Können Frauen Karriere machen und gleichzeitig eine Familie
haben? Nur in Ausnahmefällen, schreibt Anne-Marie Slaughter.
Text Julia Bähr
A
nne-Marie Slaughter gehörte jahrelang zu
den Frauen, die Kinder und beruflichen Erfolg spielend zu bewältigen schienen. Bis 2009
arbeitete die Politikwissenschaftlerin als Dekanin an der Princeton University: ein wichtiger Posten, der es ihr aber ermöglichte, zu Fuss zur Arbeit zu
gehen und abends für ihre beiden kleinen Söhne zu kochen.
Dann berief Hillary Clinton sie als Direktorin in den Planungsstab des Aussenministeriums. Künftig musste Slaughter ihre Woche in Washington verbringen, kam freitags
erschöpft nach Hause und verliess ihre Familie am Montagmorgen zu nachtschlafender Zeit.
Sie hatte von vornherein angekündigt, nach zwei Jahren
nach Princeton zurückzukehren, weil die Universität ihre
Mitarbeiter nicht länger freistellt – aber als sie ging, ging sie
nicht wegen des Jobs. Sie hätte andere haben können, prestigeträchtigere, überall. Anne-Marie Slaughter ging zurück
nach Hause, weil ihre Kinder in einer schwierigen Phase
steckten und sie brauchten.
2012 schrieb sie darüber einen Artikel, der rasch zum meistgelesenen in der Geschichte des Magazins «The Atlantic» avancierte: «Why Women Still Can’t Have It All» war das Manifest
aller, die mit grossen Vorsätzen in ihre Lebensplanung starteten und dann feststellten, dass das Leben sich nur begrenzt
planen lässt. Slaughters neues Buch «Was noch zu tun ist – Damit Frauen und Männer gleichberechtigt leben, arbeiten und
Kinder erziehen können» ist eine Art Langform jenes Textes
mit vielen persönlichen Erlebnissen und Herausforderungen,
von denen ihr Leser auf den «Atlantic»-Artikel hin berichtet
haben. Die meisten ähneln denen einer Princeton-Absolventin, die ihr schrieb: «Ich möchte nicht arbeitslos sein, aber auch
nicht die Powerfrau, die nach der Arbeit nach Hause kommt
und allein in ihrer Wohnung Tütensuppen isst.»
Der Zeitpunkt der Publikation ist interessant, denn er fiel zusammen mit dem Zurückrudern der Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Diese hatte 2013 ihr Buch «Lean in»
veröffentlicht, dessen Botschaft sich kurz zusammenfassen
lässt mit: Frauen, traut euch den Erfolg zu, strengt euch an und
fordert die Verantwortung und die Beförderungen ein – Familie und Karriere sind vereinbar! Das Buch hatte grossen Ein-
32 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
«Was bedeutet
‹Familie haben›
eigentlich?»
fluss auf viele Frauen; auch Slaughter berichtet, dass daraufhin
mehrere Mitarbeiterinnen zu ihr kamen und sich aufstiegswillig zeigten.
Doch im vergangenen Jahr starb Sandbergs Ehemann, der ihr
in der Familie oft den Rücken freigehalten hatte. Bald darauf
verstand Sandberg, warum alleinerziehende Mütter und solche mit wenig kooperativen Ehemännern ihr vorgeworfen
hatten, sie stelle die Dinge zu einfach dar. Ja, sie habe die Situation von Frauen ohne engagierten Partner unterschätzt, bekannte sie im Mai. Es sei alles viel schwieriger. Womöglich
könne eben doch nicht jede Frau alles haben.
Die Veröffentlichungen von Sandberg und Slaughter leiten das
Ende des Karrierefeminismus ein, der Frauen eintrichterte, die
üblichen Erfolgswege der Männer einzuschlagen. Slaughter
macht in ihrem Buch sehr deutlich, dass es für sie wie für viele
andere Frauen keine Option ist, dauerhaft das klassische Leben
männlicher CEOs zu führen, die ihre Kinder fast nur am Wochenende sehen. Die grosse Frage lautet: Was bedeutet Familie
haben eigentlich? Dass man eine Familie hat, irgendwo, mit einem Partner, der das alles allein organisiert – oder dass man ein
echter Teil dieser Familie ist, der zu Elternabenden geht, Gutenachtgeschichten vorliest und bei Liebeskummer zuhört? ➤
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 33
Aufgelesen
Ve r l o s u n g
Gewinnen Sie …
Müttern und auch Vätern diese Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen, liegt in der Hand der Unternehmen. Viele Personalchefs erzählen gern von den angebotenen Teilzeitmodellen,
aber Slaughter rät zu fragen, wie viele Mitarbeiter sie aktuell
nutzen und in welchen Positionen sie arbeiten. Überhaupt
macht die Autorin die Firmen als die neuen Hauptverantwortlichen für Vereinbarkeit aus, womit sie nach den Frauen
(«Strengt euch an») und den Männern («Engagiert euch daheim») die Dritten sind, die im Fokus stehen. Eine begrüssenswerte Neuerung: Endlich ist die Unvereinbarkeit von Kindern
und Karriere nicht mehr die Schuld derer, die sich abmühen
und trotzdem scheitern.
Es geht hier um viel mehr als Feminismus. Schliesslich sind
Arbeitsbedingungen, wie Slaughter sie fordert, auch für Männer segensreich. Warum gilt Vereinbarkeit trotzdem als Frauenthema? Hauptsächlich, weil Männer aus der anderen Richtung kommen, in der Präsenzkultur und Erfolg im Allgemeinen
eine grössere Rolle spielen, als mit den Kindern Kekse zu backen. Darüber hinaus erleichtert Geld in Sachen Vereinbarkeit
einiges, und da sind die Männer noch immer im Vorteil. Wie
Slaughter darlegt, sind Mütter die grössten Leidtragenden der
sogenannten Gender Gap: Wo Männer 2013 in Amerika einen
Dollar verdienten, bekamen kinderlose Single-Frauen 96 Cent –
aber verheiratete Mütter nur 76 Cent.
Ohnehin ist die Situation in den Vereinigten Staaten für
Frauen besonders dramatisch: Amerika ist die einzige Industrienation, in der bezahlter Mutterschutz nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Etliche alleinerziehende Mütter haben zwei Jobs
im Niedriglohnsektor, Urlaubsanspruch und Arbeitnehmerschutz sind lächerlich gering. Da
lassen sich Slaughters Ausführungen, so aufschlussreich sie
sind, nicht auf deutsche Verhältnisse übertragen. Dass sie sich
auch mit weniger privilegierten
Familien befasst, ist trotzdem begrüssenswert, denn die rangierten lange weit unter dem Radar des Karrierefeminismus.
… eines von drei Classic-Cleanse-Sets
im Wert von je CHF 75.–
Anne-Marie Slaughter, Politikwissenschaftlerin und Autorin.
sein? Wirst du mich immer noch lieben und unterstützen,
wenn die Kinder weinen, das Haus ein Saustall ist und ich aus
der Tür gehe und zum Flughafen fahre?»
Andere Vorschläge hingegen
wirken nur auf den ersten
Blick überzeugend. Ein Tag
pro Woche im Homeoffice
etwa mag hilfreich sein, aber
doch nur in Sachen Haushalt,
weil man gelegentlich die
Waschmaschine
anstellen
kann – sich wirklich ihren
Kindern widmen können Arbeitnehmer in dieser Zeit jedoch auch nicht, schliesslich brauchen die mindestens so viel Aufmerksamkeit wie der Laptop.
Und auch das Konzept der «Wipp-Ehe», das die Clintons exemplarisch vorleben – erst macht einer Karriere, dann der andere –, ist je nach Branche schwer umzusetzen: Nach zehn
Jahren Hausfrauendasein wird eine Ingenieurin es nicht leicht
haben, eine Anstellung zu finden, mit der sie ihre Familie ernähren kann. ★
«Es geht hier
um viel mehr als
Feminismus.»
Etliche von Slaughters Anregungen und Forderungen sind
sinnvoll. Auch jene, die sich an die Familien selbst richten: Beide Ehepartner sollen ihre Ziele und das, was sie unter Erfolg
verstehen, hinterfragen. Ehrgeizige Frauen dürfen sich nicht
in Sicherheit wiegen, weil der Mann, den sie zu heiraten gedenken, ihnen sagt, er wolle sie bei ihrer Karriere unterstützen. Slaughter liefert konkrete Fragen für ein solches Gespräch, die an Praxisbezug nichts zu wünschen übriglassen:
«Bist du bereit, der einzige Vater auf dem Schulausflug zu
34 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Saft ist nicht gleich Saft. Kaltgepresste Säfte
sind besonders nährstoffreich, da sie mit viel
frischem Gemüse produziert werden. Darin
stecken viele wertvolle Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe. Dank des schonenden
Pressverfahrens entsteht keine Hitze, somit
bleiben die Nährstoffe im Vergleich zu Prozessen mit Hitzepasteurisierung erhalten.
Mit dem Juice-Programm wird das Immunsystem durch eine geballte Ladung an lebensnotwendigen Schutz- und Nährstoffen
gestärkt. Zudem liefern die Säfte viele se-
kundäre Pflanzen- und Mikronährstoffe, die
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Der Text erschien erstmals am 24. Juni 2016 in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung | © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,
Frankfurt
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 35
Ko l u m n e
Frauen
investieren anders.
Männer auch.
Standpunkte von Carolina Müller-Möhl
M
änner sind vom Mars, Frauen von der Venus. Männer jagen, Frauen sammeln. Das
sind die gängigen Klischees, die aber einen
wahren Kern haben. Aus der Wissenschaft
wissen wir nämlich, dass es tatsächlich Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Wie wirken sich
diese aus, wenn es um finanzielle Angelegenheiten geht? Unterscheiden sich Frauen und Männer auch im Anlageverhalten?
Tatsache ist: Männer befassen sich schon wesentlich länger
mit Geldangelegenheiten als Frauen. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist es doch gar nicht so lange her, dass Frauen
ohne die Zustimmung ihres Mannes kein eigenes Bankkonto
eröffnen durften. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Viele
Frauen generieren heute ihr eigenes Einkommen. Und trotzdem managen nur wenige ihr Vermögen selbst und beschäftigen sich mit der Geldanlage.
Frauen interessieren sich seltener für Finanzthemen und haben im Schnitt weniger Finanzwissen als Männer. Das belegen
viele Studien. Wenn sie aber investieren, zeigen sich deutliche
geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen sind eher risikoscheu und tendieren zu konservativen Anlagestrategien.
Sie sind oft realistischer als Männer und bleiben in der Regel
gelassener, wenn die Märkte nach unten tendieren. Zudem
scheinen Frauen gründlicher zu recherchieren, bevor sie sich
für eine Investition entscheiden. Sie denken häufig langfristiger und lassen sich von sozialen und ethischen Kriterien leiten. Männer geben dagegen eher dem Spieltrieb und Renditeversprechen nach. Welche Auswirkungen hat nun aber dieses
unterschiedliche Anlageverhalten?
Die Vorsicht der Frauen kann sie davor bewahren, unnötige Risiken einzugehen und so grosse Verluste zu erleiden. Dank ihrem
Realitätssinn und ihrer Gelassenheit handeln sie oft weniger
sprunghaft und achten stärker auf eine ausgeglichene Diversifikation ihres Depots. Denn häufiges Kaufen und Verkaufen kann
teuer werden. Wenn sich Frauen einmal für eine Anlage entschieden haben, bleiben sie eher dabei. Dieser langfristige Horizont
ermöglicht in der Regel ausgewogenere Ergebnisse.
LouAnn Lofton argumentiert in ihrem Buch «Warren Buffett
invests like a Girl», dass Buffett so erfolgreich sei, weil er bei
36 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
seinen Investitionsentscheidungen «weiblich» handle. Buffett
investiert nur in Branchen und Unternehmen, die er kennt und
versteht. Er bleibt gelassen und ruhig, auch wenn es an den
Börsen einmal turbulent zu und her geht. Genau wie die meisten Investorinnen.
Verallgemeinerungen sind immer riskant und niemand sollte
den Anlageerfolg – oder eben auch Misserfolg – nur vom Geschlecht abhängig machen. Trotzdem möchte ich allen Frauen
Mut machen, sich mehr mit der Materie zu befassen und ihr Geld
eigenverantwortlich anzulegen. Eigenständigkeit lohnt sich! ★
Über die Autorin
Carolina Müller-Möhl ist Präsidentin der Müller-Möhl Group,
einem Single Family Office, das als aktiver Investor die Assets der Familie managt. Sie engagiert sich in über einem
Dutzend Verwaltungs- und Beiräten, unter anderem bei der
Orascom Development Holding AG, der NZZ und der Fielmann AG. Im Jahr 2012 rief sie die Müller-Möhl Foundation
ins Leben, welche sie seither präsidiert. Mit der Stiftung
bündelt Carolina Müller-Möhl ihr gesellschaftspolitisches
Engagement in den Bereichen Bildung, Vereinbarkeit von
Beruf und Familie, Förderung des Wirtschaftsstandortes
Schweiz und Philanthropie im Allgemeinen unter einem
Dach. Als Anerkennung ihres bisherigen Erfolgs und gesellschaftspolitischen Engagements wurde sie 2007 vom World
Economic Forum (WEF) zum Young Global Leader nominiert. 2013 wurde sie auch ins Kuratorium der Bertelsmann
Stiftung berufen.
Carolina Müller-Möhl (geboren 1968 in Zürich) hat an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, an der London School
of Economics (LSE) und am Otto-Suhr-Institut der Freien
Universität Berlin Politik, Geschichte und Recht studiert und
als Politologin abgeschlossen. Sie hat Weiterbildungen an
der Harvard Kennedy School und am Europainstitut der Universität Basel besucht.
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 37
G e n i e s s e n_ I n s p i r a t i o n e n
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Frischer Wind für den Führungsalltag mit dem
kompakten Top-Programm der Universität St.Gallen
Kennen Sie das? Eigentlich möchten Sie schon lange einmal wieder eine Weiterbildung
machen, etwas für sich selber und die Karriere tun – aber es passt einfach nie und schon
wieder ist das Jahr vergangen.
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Aktuelle Erkenntnisse aus
Managementforschung und
-praxis
Fundierte Weiterbildungsprogramme sind zeitintensiv, Konferenzen
dienen oft maximal als Denkimpuls.
Aus diesem Grund hat die Universität St.Gallen (HSG) das dreitägige
Kurzseminar „HSG Highlights“ ins
Leben gerufen. In drei Tagen erhalten Führungskräfte einen kompakten Einblick in aktuelle Themen des
Managements.
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«Die Aussetzung meines Tagesablaufs und
meiner Pflichten für drei Tage von qualitativ
hochwertigen Vorträgen und Diskussion, ergab neue Ideen und einen enormen Impuls
für meine geschäftliche Bemühungen.
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nächstes Jahr wieder dabei zu sein!»
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Weichen stellen für die Arbeitswelt der Zukunft
Top-Professoren und -Professorinnen der HSG beleuchten in diesem
Herbst insbesondere das Thema
Industrie 4.0 aus unterschiedlichsten Perspektiven. So zeigt u.a. Prof.
Oliver Gassmann Wege aus der
Kostenfalle auf, Prof. Heike Bruch
beschreibt Ansätze zum Leadership in der Arbeitswelt 4.0 und
Prof. Monika Bütler demonstriert
Anwendungsmöglichkeiten für die
Ökonomie in der heutigen Zeit. In
gewohnter HSG-Manier liegt der
Fokus auf der direkten Anwendbarkeit im eigenen Unternehmensalltag.
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viel Zeit für Austausch. Eine sehr gelungene
Veranstaltung. Empfehle ich gerne weiter!»
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Datum:
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38 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Ohne Netzwerk geht es nicht
Einen hohen Stellenwert nimmt
das Rahmenprogramm ein. Unter
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mit Miriam Meckel erhalten die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
ausreichend Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und ein tragfähiges
Netzwerk auf- und auszubauen.
Überhaupt wird das Netzwerk
bei den „HSG Highlights“ sehr
geschätzt. Jährlich nehmen etwa
50 Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen und Unternehmensgrössen teil, teils schon seit
mehreren Jahren. Es entstehen so
spannende Möglichkeiten, über
den eigenen beruflichen Tellerrand
hinauszublicken. Neue Impulse für
den eigenen Führungsalltag können
gerade auch im Gespräch im hochkarätigen Teilnehmerkreis oder mit
den Referentinnen und Referenten
gewonnen werden.
Kontakt: Friederike Rieder
+41 (0)71 224 75 08
friederike.rieder@unisg.ch
13.06.16 10:10
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 39
International
«Mein Pool
an Frauen?
Tausende.»
Statt sich darüber zu ärgern, dass Männer behaupten,
es gebe nicht genug qualifizierte Frauen für Verwaltungsräte,
hat Elin Hurvenes den Gegenbeweis angetreten – mit
durchschlagendem Erfolg bis in die Schweiz.
Text Iris Kuhn-Spogat Bilder Ernst Bode
E
lin Hurvenes, mit Ihrem sogenannten «Professional Boards Forum» bringen Sie gestandene
Wirtschaftskapitäne mit potenziellen Verwaltungsrätinnen zusammen. Warum machen Sie
das?
Elin Hurvenes: Als Norwegen 2002 per Gesetz einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Boardrooms verlangte, waren
alle überfordert. Präsidenten,
Investoren und CEOs behaupteten, das sei nicht machbar,
Frauen seien entweder nicht interessiert oder nicht qualifiziert. Ein Jahr lang habe ich das
mit angehört. Eines Abends an
meinem Küchentisch habe ich
eine Liste erstellt mit Frauen,
die meiner Meinung nach für
jeden Verwaltungsrat eine Bereicherung wären. Ohne Anstrengung brachte ich es auf 30, und ich dachte, wenn ich so
easy auf 30 komme, muss es noch viele mehr geben. Ab dem
Moment war ich beseelt vom Ehrgeiz zu beweisen, dass es genug kompetente und interessierte Frauen gibt.
«Ich garantiere
die Qualität der
Kandidatinnen.»
Das heisst?
Ich habe VR-Präsidenten, Investoren und CEOs angerufen,
die ich von meiner Tätigkeit als Management Consultant her
kannte. Ich habe gefragt, warum sie keine Frauen in ihren
Gremien haben. Und bekam Antworten wie: «Oh, wir hatten
einmal eine, aber es hat nicht funktioniert.» Ein Chairman
eines Industriebetriebs sagte: «Ich bin zwar seit 25 Jahren im
Geschäft, aber ich kenne keine Frau, die ich empfehlen
könnte.» Ich schluckte erst einmal leer und schlug vor, dass
wir diese Konversation vergessen und ich in einer halben
Stunde nochmals anrufe. Beim zweiten Anruf antwortete er
auf meine Frage: «Lustig, dass Sie mich das fragen, darüber
habe ich kürzlich nachgedacht» – und lieferte mir zwei
wirklich gute Namen.
Und daraus schlossen Sie?
Dass Männer das Thema zwar nicht präsent haben, aber
durchaus im Hinterkopf. Aufbauend auf solchen Gesprächen
habe ich eine Datenbank angelegt mit Kandidatinnen, die mir
empfohlen worden sind. Ich habe Zeitung gelesen, selber recherchiert und meine Liste so laufend erweitert.
Und dann haben Sie Ihr Professional Board Forum gegründet.
Davon war ich erst noch weit entfernt. Ich habe die Crème de la
Crème der Oslo Business Community eingeladen zusammen
mit einer Gruppe hoch qualifizierter Frauen. Das war ein halbtägiges Treffen, nicht mit Small Talk, sondern zum Arbeiten.
40 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Zum Arbeiten?
Ich dachte, ich kann diese beiden Gruppen nicht einfach zusammenbringen und sich dann selbst überlassen. Da müssten die Frauen sich ja selber promoten, und das liegt uns bekanntlich nicht besonders – im Unterschied zu Männern.
Also hatte ich die Idee, ich bringe sie zusammen mit einer
Aufgabe, die sie zu lösen haben. Dann können sie zeigen, was
sie können. Wir simulierten
eine Verwaltungsratssitzung.
Mit zig Leuten?
Es waren rund 50 Frauen und 20
Chairmen dabei. Ich teilte sie in
Gruppen ein; zwei, drei gestandene Präsidenten und vier, fünf
Frauen pro Tisch, alle Tische in
einem Raum. Dann händigte ich
ihnen einen kleinen Harvard Business Case für Verwaltungsräte aus mit der Aufforderung: Lest, diskutiert, tut, als wär’s ein
echtes Boardmeeting.
Und das funktionierte?
Und wie. Insbesondere für jene, die bis dahin nie auf Augenhöhe mit Frauen gearbeitet haben, war das eine echte Horizont­
erweiterung. Das Feedback war so gewaltig, dass ich den
Event erst wiederholt und mich schliesslich entschieden habe,
meinen Job an den Nagel zu hängen und daraus ein Geschäft
zu machen. Das war 2003. Inzwischen veranstalte ich pro Jahr
sechs solcher Meetings mit genau diesem Konzept, in Norwegen, UK, Holland, Deutschland und in der Schweiz.
Warum in der Schweiz?
Armin Meier, Geschäftsführer der Headhuntingfirma Boyden, ist auf mich zugekommen, nachdem er einen Artikel über
mich gelesen hatte.
Naheliegende Idee für einen Headhunter …
Ich war zuerst skeptisch. Aber Armin meinte, das sei genau
das, was es in der Schweiz brauche, wo zwar viel über Diversity geredet wird, aber tatsächlich wenig geschieht in der Richtung. Ich habe rasch gemerkt, dass es ihm um die Sache ging.
Mir gefällt seine Einstellung zum Thema Diversity, er hat mir
viele Türen geöffnet.
Und Sie liefern ihm Kandidatinnen?
Nicht ihm, sondern den Chairmen und CEOs, die sich diesen
Nachmittag frei nehmen für das Forum. Ich garantiere die
Qualität der Kandidatinnen, wähle jede selbst aus und lade
jede persönlich ein. Es soll interessant sein. Nur so können alle
die Erfahrung machen, um die es mir geht. ➤
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 41
International
Elin Hurvenes hat Erfolg mit ihrer Idee, kompetente Frauen nach vorne zu bringen.
In simulierten Board Meetings lernen sich Unternehmen und Kandidatinnen kennen.
Wie gross ist Ihr Pool?
Mein Pool an Frauen? Es sind Tausende weltweit.
Frauen wähle ich wie gesagt selber aus. Dafür studiere ich
ihre Lebensläufe und achte auch auf einen guten Mix. Ich
lade also nicht 25 Investmentbankerinnen und 30 Anwältinnen ein. Es soll ja für alle interessant werden. Die Frauen
kommen nicht nur aus
verschiedenen Branchen,
haben verschiedene Backgrounds und sie kommen von überall. Dieses
Jahr hatten wir in Zürich
Kandidatinnen aus 15
Nationen, ein Grossteil
fliegt für das Forum ein,
nur eine Minderheit ist
aus der Schweiz. Das
heisst, die Frauen untereinander kennen sich meistens nicht.
Und das ist gut so, ich möchte nicht, dass sie denken, die anderen seien Konkurrentinnen.
Aber daraus können konkrete Mandate werden, oder?
Können, es ist aber nicht das Ziel. Ich sage immer, wenn ihr erwartet, dass jemand euch vom Tisch weg engagiert, werdet ihr
enttäuscht. Ich bringe die Leute nur zusammen. Was daraus
entsteht, ist nicht meine Sache und nicht mein Geschäft. Mein
Beitrag: Verwaltungsratsmandate werden vergeben wegen Erfahrung, Wissen, Fähigkeiten, aber es geht auch um Vertrauen.
Vieles, was relevant ist, steht im CV. Aber kein Chairman nimmt
jemanden ins Gremium, dem er nicht vertraut. Das ist auch eine
Frage der Chemie, und ob die stimmt, findet man nur heraus,
wenn man sich gegenübersitzt, zum Beispiel am Forum.
Können die Frauen sich vorbereiten?
Ich verschicke einzig die Liste mit den Unternehmen und Vorsitzenden, die da sein werden, dann können sie entscheiden,
wen sie treffen wollen. Den Business Case erhalten alle erst vor
Ort und haben dann 20 Minuten, um sich einzulesen.
Warum lassen Sie die Frauen sich nicht vorbereiten?
Es ist ja nicht so, dass die Frauen das nicht möchten, im Gegenteil, ich werde immer wieder angefragt. Meine Antwort: War42 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
um auch, Sie haben sich Ihr ganzes Arbeitsleben auf diesen
Tag vorbereitet. Ich weiss, dass, wenn ich den Fall vorab verschicken würde, einige Frauen sich bis ins Detail vorbereiten
würden – und mit ihren Analysen und Fakten die Diskussionen abwürgen würden, die andersherum eben entstehen.
Aber an eine Verwaltungsratssitzung geht auch niemand
unvorbereitet.
Stimmt. Aber für meine Zwecke verzichte ich ganz bewusst
darauf.
Beim ersten Forum in Zürich 2014 waren 36 Firmen respektive deren Vertreter dabei, heute sind es halb so viele. Was
ist passiert?
Beim ersten Mal waren es definitiv zu viele. Da geht Intimität
verloren und die ist für mein Setting sehr wichtig. Mehr als
20 Firmen will ich nicht dabeihaben.
Wie kommt die Liste an Unternehmen und Frauen, die am
Forum teilnehmen, zusammen?
Einerseits aus unserem inzwischen grossen Netzwerk in der
Schweizer Unternehmenswelt. Präsidenten und CEOs tragen
sich den Event für das nächste Jahr meist schon in ihre Agenda ein, bevor der aktuelle über die Bühne gegangen ist. Die
sie Problemlösungen anbieten und wie gut sie mit Fremden
arbeiten können.
Was können Frauen in solchen Boards besser als Männer?
Sie nehmen Aggressionen und Wettbewerb
raus und sie schrecken
weniger davor zurück,
schwierige und unbequeme Fragen zu stellen. Das ist beides sehr
wertvoll.
«Es geht darum,
das eigene Potenzial
zu zeigen.»
Das denken sie doch sowieso.
Nein. Sie sind sich alle klar darüber, dass es nicht um Wettbewerb geht, sondern darum, Leute kennenzulernen und das
eigene Potenzial zu zeigen. Nach einem Forum sieht man gut,
welche Frauen sich in die Diskussion einbringen, wie schnell
Auf Ihrer Homepage
können Frauen sich fürs
Forum auch selber bewerben. Wer hat Chancen?
Erfahrung, das richtige Level von Seniorität ist sehr, sehr
wichtig, 20 Jahre Management- und Leadershiperfahrung.
Wichtig sind auch ein gutes erstes Degree, besser noch ein
zweites dazu, zum Beispiel ein PhD. Und dann spielt natürlich
auch die Motivation eine Rolle. Dazu ein Tipp, der beim Formulieren hilft: Man kann sich das Board seiner Träume vorstellen und was der Chairman in der Ankündigung vor den
Medien sagen würde. Dahinein gehört nicht, dass man hart ➤
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 43
International
arbeitet, resultatorientiert ist und ehrgeizig. Das ist selbstverständlich, sonst wären die Frauen ja nicht da, wo sie sind.
Was brauchts neben
Qualifikationen für eine
VR-Rolle?
Diese Rolle muss einem
liegen. Verwaltungsräte
sind nicht exekutiv,
lösen keine Probleme,
das machen andere. Um
erste Erfahrungen mit
dieser nicht exekutiven
Rolle zu machen, ist das Forum daher auch für die interessierten Frauen grandios.
te zu erfüllen. In der Vergangenheit fragte man seine Buddys an, weil man jemanden haben wollte, von dem man
wusste, dass man mit
ihm arbeiten kann. Jemand Fremdes, egal ob
Mann, Frau oder Marsmensch, holt man nicht,
wenn man es einfacher
haben kann. Daher
müssen Auswahlprozesse installiert werden. Ich habe grundsätzlich
viel
mehr
Vertrauen in die Leute, die ihre Boardmembers seriös auswählen, als in Quoten.
«Die Quote hat viel
Feindseligkeit und
Polemik verursacht.»
Wer zahlt?
Jede Teilnehmerin bezahlt eine Teilnahmegebühr. Dafür erhält sie Zugang zu Leuten, zu denen sie normalerweise keinen
Zugang hätte. Dann werden die Events unterstützt von Sponsoren, darunter Swiss Re, Deutsche Bank, PWC und Vodafone.
In der Schweiz kursiert seit letztem Jahr eine Liste mit
400 Frauen, die das Zeug haben zur Verwaltungsrätin. Was
halten Sie davon?
Sie ist sicher ein gutes Gegenargument für die, die behaupten,
es gebe nicht genug Frauen. Aber machen wir uns nichts vor,
mit einer Liste allein ist noch nichts vollbracht. Auch in Norwegen kursieren solche Datenbanken, aber die werden allenfalls von Headhuntern konsultiert.
Neben der Liste gibt es Kurse für Frauen, die nach einem
Mandat streben. Raten Sie dazu?
Diese Kurse sind sicher ein gutes Geschäft, denn Frauen haben
die Tendenz, bei Ambitionen erst einmal einige ExtraCurriculum-Aktivitäten zu absolvieren, bevor sie konkret
werden. Aber sie bringen einen nicht in einen VR. Männer
besuchen ja auch keine Kurse.
Was halten Sie von Quoten?
Heikel. In Norwegen hat sie viel Abwehr generiert. Wenn man
jemanden zwingt, etwas zu tun, das er nicht mag, fängt er automatisch an, dagegen zu rebellieren. Die Quote hat viel
Feindseligkeit und Polemik verursacht.
Immerhin haben Sie die 40 Prozent in Norwegen erreicht …
… und es ist kein Unternehmen deswegen bankrott gegangen. Und: Würde man das Gesetz heute abschaffen, würde
der Frauenanteil garantiert nicht mehr auf sechs Prozent
absacken. Nötig finde ich sie aber nicht, denn was ist ein
Verwaltungsratsmandat? Ein wertvolles Asset jeder Firma.
Wenn man nur fünf zu vergeben hat, wird kein Chairman,
der sein Amt ernst nimmt, Frauen wählen, nur um die Quo44 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Sitzen Sie auch in Verwaltungsräten?
Ich sass im Gremium von zwei Startups. Inzwischen stecke ich
alle meine Energie in meine eigene Firma.
Wie gross ist diese?
Sehr klein, ich habe eine Mitarbeiterin in Norwegen, eine in
UK, eine Direktorin in Holland, und in der Schweiz ist Armin
Meier eine grosse Hilfe. In Deutschland mache ich alles selber,
unterstützt von PWC und von Klaus-Peter Müller, dem Chairman der Commerzbank. Er sitzt in meinem Advisory Board
und hat mich stark darin unterstützt, dort Fuss zu fassen.
Die USA stehen ganz oben auf meiner Agenda. Aber dort muss
ich zuerst einige sehr gute Sponsoren und einige total enthusiastische Chairmen finden. Da bin ich nun dran. ★
Über Elin Hurvenes
Die unter lautem Getöse eingeführte Quotenregelung in Norwegen im Jahr 2002 hat das Leben
von Elin Hurvenes von Grund auf
verändert: Aus ihrer Idee, den
überforderten Chairmen zu beweisen, dass es durchaus genug
qualifizierte Frauen gibt, mit denen sich der Frauenanteil von
sechs auf die geforderten 40
Prozent hochschrauben lässt, ist
2003 ihr eigenes Unternehmen Professional Boards Forum
entstanden. Hurvenes, erfahrene Management-Beraterin
mit MBA der London Business School, lebt in Norwegen, ist
Mutter einer erwachsenen Tochter. Mit ihrer Businessidee
ist sie seit 2014 auch in der Schweiz erfolgreich.
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Kunst als
Anlage – was
lohnt sich?
Im Kunstmarkt geht es oft um viel Geld. Doch der Kunstmarkt
hat weitaus mehr zu bieten. Auch wer nicht Millionen ausgeben
möchte, kann mitspielen. Darauf müssen Sie achten.
Text Ingrid Diener, Lara Surber
P
ablo Picassos «Les femmes d’Alger» aus dem Jahr
1955 ist das teuerste Gemälde der Welt. Die Version «O» der 15-teiligen Serie (siehe Rangliste) wurde letztes Jahr für knapp 180 Millionen US-Dollar
beim Auktionshaus Christie’s versteigert. Im Vergleich zum Gesamtumsatz des internationalen Kunstmarktes
sind das aber Peanuts. Gemäss dem «Art Market Report» der
The European Fine Art Fair (TEFAF) betrug er letztes Jahr 63,8
Milliarden US-Dollar. Den grössten Anteil am Kunstmarkt
machten 2015 die USA aus (43 Prozent), gefolgt von Grossbritannien (21 Prozent) und China
(19 Prozent). Die Schweiz findet
sich mit einem Umsatzanteil von
2 Prozent auf Platz 6.
«Kunstwerke
sind schwieriger
zu verkaufen
als Aktien.»
2015 wurden weltweit rund
870 000 Kunstwerke an öffentlichen Auktionen zum Verkauf angeboten. Davon wurden im Westen rund 350 000 für einen Wert
zwischen 5 US-Dollar und 180
Millionen US-Dollar verkauft.
Das zeigt: Der Kunstmarkt deckt
so gut wie jede Preisregion ab. Besondere Aufmerksamkeit erhält der Verkauf teurer Kunstwerke berühmter Maler wie Picasso, Modigliani oder van Gogh. Doch wer hinter die grossen
Namen blickt, findet mit etwas Glück besondere Schätze im
sogenannten Zweitmarkt. Dieser führt grundsätzlich eine
grosse Kunstauswahl aus allen Epochen, Kategorien und Qualitäten. Gemälde machen mit 42 Prozent den grössten Anteil
aus. Im Zweitmarkt sind junge Werke bekannter Künstler, altmodische Werke, Werke von Schülern bekannter Künstler
oder Werke, die in einem kleineren Format als das Original
produziert wurden, auffindbar. So ist im Zweitmarkt beispielsweise die Handschrift berühmter Maler wie Salvador
Dalí, Joan Miró oder Marc Chagall vertreten – zwar nicht in
Form von Gemälden, aber beispielsweise in Werken der
Druckgrafik. Was überrascht: Drei Viertel der Gemälde und
Skulpturen werden für weniger als 7200 US-Dollar verkauft –
also zu einem Preis, den man sich durchaus leisten kann. Hier
spricht man aber noch nicht von einer Kunstinvestition. Erst
wer über 20 000 US-Dollar für ein Werk bezahlt, investiert in
Kunst. So definiert es der «Art Market Report 2015».
Der Kunstkauf als Investition
Sind grössere Geldsummen für einen Kunstkauf im Spiel, erfolgt dieser meist nicht nur aus Freude am Kunstwerk. Hier
46 WOMEN IN BUSINESS · Juli | august 2016
geht es um Kunst als Investitionsobjekt. Wer gezielt eine
Kunstsammlung aufbaut, der verfügt über ein beträchtliches
Finanzportfolio. Mit Preisschwankungen der Werke muss
zwar gerechnet werden, es können aber durchaus grosse Gewinne aus einer geschickten Investition resultieren. Denn die
Wertsteigerung von Kunstwerken ist teilweise enorm. So wurde das Werk «Gradiva» von Salvador Dalí vom ehemaligen
Sotheby’s-CEO Alfred Taubman 1995 für 55 000 US-Dollar
gekauft – und letztes Jahr für 1 210 000 US-Dollar wieder versteigert. Das ist eine Rendite von 2000 Prozent. Da können
Aktien nicht mithalten.
Doch eine Wertsteigerung
wie die von «Gradiva» ist
die Ausnahme und nicht die
Regel. Für Kunstwerke gilt
wie für Aktien: Es ist immer
Risiko mit im Spiel.
Intransparenz besonders
für Einsteiger
Besonders für Einsteiger ist
der Kunstmarkt intransparent. Er folgt eigenen Gesetzen und ist weniger durchschaubar als der Finanzmarkt. So
ist die Preisbildung schwer einschätzbar. Schliesslich bezahlt
man nicht bloss den Materialwert des Kunstwerks – auch der
emotionale Wert muss berücksichtigt werden.
Vergleicht man Kunst mit anderen Wertanlagen, ist die
Kunstinvestition mit einer gewissen Sicherheit gekennzeichnet: Kunst ist physisch vorhanden, Wertschwankungen sind
die Ausnahme und Totalverluste somit fast unmöglich. Nichtsdestotrotz müssen sich Interessenten bewusst sein, dass
Kunstwerke schwieriger zu verkaufen sind als Aktien. So können sie nicht in Sekunden an der Börse gehandelt werden. Der
Verkauf von Kunst kann Wochen, Monate, ja sogar Jahre dauern. So haben besonders Werke von unbekannten Künstlern
geringe Chancen, zu einem angemessenen Preis wieder verkauft zu werden. Zwar trägt die Investition in Werke bekannter Künstler ein kleines Risiko, sie garantieren aber keine absolute Sicherheit für eine Wertsteigerung. Deshalb ist es ratsam,
in Künstler zu investieren, die sich seit längerer Zeit bewährt
haben und deren Werke kunsthistorisch bereits anerkannt
sind. Die Alternative, wenn Sie nicht Riesensummen in die
Hand nehmen möchten: Die Investition in aufstrebende, noch
nicht etablierte Künstler, die bereits bei renommierten Galeristen oder Veranstaltungen ausgestellt haben. ➤
Juli | august 2016 · WOMEN IN BUSINESS 47
Geld & Anlage
«Kunst ist somit neben
einer finanziellen auch
eine soziale Investition.»
Recherche ist das A und O
Wer sein Geld mit Kunstinvestitionen vermehren möchte, sollte sich zumindest ansatzweise im Markt auskennen. In Kunst
zu investieren, bedeutet für die Interessenten auch immer eine
intensive Auseinandersetzung mit dem Kunstmarkt. Denn für
viele ist dieser Neuland. Idealerweise beschäftigen Sie sich für
den Kauf eines Kunstwerkes mit verschiedensten Künstlern,
den Gesetzen des Marktes, eignen sich Insiderwissen an und
nehmen an Kunstveranstaltungen teil. Dadurch erfahren Sie
nicht nur, welcher Künstler sich für eine Investition am besten
eignet, Sie erweitern ebenso Ihren Horizont. Kunst ist somit
neben einer finanziellen auch eine soziale Investition. Selbstverständlich ist eine solch profunde Recherche zeitaufwendig.
Deshalb: Wer sich mit dem Kunstmarkt nicht ausführlich auseinandersetzen kann, der nimmt als Alternative die Hilfe von
Experten in Anspruch.
Kunstkauf aus Leidenschaft
Kunst ist weit mehr als eine Wertanlage, und das unterscheidet sie besonders von anderen Anlageformen. Denn Kunst besitzt neben ihrem Sachwert auch einen emotionalen Wert, der
sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt. Ein Kunstwerk bereitet
Freude, Sie können es immer wieder von Neuem betrachten,
Neues entdecken und es neu interpretieren. Egal, wie sehr der
Objektwert möglicherweise schwankt: Ein Gemälde oder eine
Skulptur bleibt erhalten und verliert zumindest nicht die ästhetische Bedeutung. Die emotionale Bindung an das Kunstwerk kann mit der Zeit so stark sein, dass sie gar die Konsequenzen eines Wertverlusts ausgleicht. Möglicherweise rückt
die emotionale Bindung zum Kunstwerk sogar den finanziellen Aspekt vollständig in den Hintergrund. Dann bleibt das
Werk letztlich in der Sammlung des Käufers – egal, welche
Summen ihm dafür geboten würden.
Nicht zuletzt spielt bei Kunst auch immer der Prestigefaktor
eine Rolle. So wertet sie Geschäfts- oder Privaträume auf
und ist – im Gegensatz zu Wertpapieren oder Aktien – stets
greifbar.
Riesensummen sind nicht nötig
Kunstinvestitionen sind nicht nur mit Riesensummen möglich. Die grossen Auktionen mit Rekorderlösen für Kunstwer48 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
ke sind im Kunstmarkt die Ausnahme und die Spitze des Eisbergs. Natürlich bekommen sie die meiste Aufmerksamkeit
und zeigen die angesagten Künstler. Sie geben aber kein realistisches Abbild des gesamten Kunstmarktes. Deshalb: Recherchieren Sie ausführlich und nehmen Sie am Kunstmarkt
aktiv teil. So finden Sie womöglich verborgene (emotionale)
Kunstschätze. ➤
«Top Neun» der am teuersten verkauften Kunstwerke 2015
1
2
Hier können Sie Kunst kaufen
– Die «Art Basel» zählt zu den wichtigsten Kunstmessen zeitgenössischer Kunst. Die besten Galerien aus der ganzen
Welt stellen Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotografien und Filme von sowohl etablierten als auch aufstrebenden
Künstlern aus. Das nächste Mal findet die Art Basel ausserhalb von Europa in Miami Beach vom 1. bis 4. Dezember
2016 statt; das nächste Mal in Basel vom 15. bis 18. Juni
2017. artbasel.com
5
1. Pablo Picasso, Les femmes
d’Alger (Version «O»), 1955,
Preis 179,4 Mio. USD
11. Mai 2015
3
4
– An der «Kunst Zürich» werden verschiedenste Kunstformen
präsentiert: von Multimedia bis Skulptur. Das umfangreiche
Angebot deckt auch preislich ein breites Sortiment ab. Die
Messe findet vom 27. bis 30. Oktober 2016 in den alten Fabrikhallen in Oerlikon statt. kunstzuerich.ch
2. Amedeo Modigliani,
Nu couché, 1917/18,
Preis 170,4 Mio. USD
9. November 2015
3. Alberto Giacometti,
L’homme au doigt, 1947,
Preis 141,3 Mio. USD
4. Roy Lichtenstein,
Nurse, 1964,
– Wie beim Detailhändler, nur mit Kunst: Der Kunstsupermarkt in Solothurn will künstlerisches Schaffen einem
breiten Publikum zugänglich machen. Das nächste Mal
vom 11. November 2016 bis zum 8. Januar 2017.
kunstsupermarkt.ch.
Preis 95,3 Mio. USD
5. Mark Rothko, No. 10, 1958,
Preis 81,9 Mio. USD
6. Cy Twombly, Untitled
(New York City), 1968,
Preis 70,3 Mio. USD
7. Pablo Picasso,
– Die App «Wydr» ist eine Art Tinder für Kunst. Mit einem
Wisch entscheidet man, ob das gezeigte Werk gefällt – und
kann es auch gleich kaufen. Erhältlich bei Google Play und
im AppStore.
La Gommeuse, 1901,
Preis 67,5 Mio. USD
8. Pablo Picasso, Buste de
femme (Femme à la résille),
– (Für Eilige: Auf porterpin.ch können Kunstwerke online gekauft werden. Die Lieferung erfolgt per Post. Gefällt das Gemälde nicht, profitiert die Käuferin von der dreitätigen
Rückgabegarantie.)
1938, Preis 67,4 Mio. USD
7
9
9. Vincent van Gogh,
L’allée des Alyscamps, 1888,
Preis 66,3 Mio. USD
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 49
Geld & Anlage
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Kunst soll Ihnen gefallen – auch als Investitionsgut!
Ich habe einen Picasso zu Hause, was mache ich am besten
damit?
Geben Sie ihn mit dem Einverständnis Ihrer Familie als Leihgabe in ein nahes Museum. Sie tun Gutes, das Museum sorgt
für die Sicherheit und den Unterhalt Ihrer Kunst, und auf einen späteren Verkauf wirken Ausstellungsteilnahmen und
Museumsaufenthalte meist wertsteigernd.
Wem würden Sie dazu raten, sein Geld in Kunst anzulegen?
Für Kunstliebhaber, Experten, Händler, Sammler und Museumsbesitzer bietet sich Kunst als Investitionsgut trotz seiner
Nähe zum Konsumgut durchaus an. Kunst hat neben monetärem Wert auch einen ästhetisch-praktischen. Aufgrund
von relativer Illiquidität und beträchtlicher Unberechenbarkeit im Gesamtmarkt empfiehlt sich Kunst als langfristige
Anlage zur Portfolioergänzung für Kunden mit explizitem
Wunsch danach.
Ich möchte Kunst kaufen, aber keinen Wertverlust riskieren. In welche Künstler sollte ich investieren?
In keiner mir bekannten Anlageklasse ist man mit absoluter
Sicherheit vor Wertverlust geschützt. Wer genug liquide Mittel besitzt, muss kurzfristige Verluste nicht realisieren, sondern verkauft zu einem gewinnbringenden Zeitpunkt, das
gilt auch für Kunst. Unbestritten ist es dem Werterhalt förderlich, Originale zu erwerben – bei geschätzt 10 Prozent Fälschungen kein leichtes Unterfangen. Zur Risikominimierung
ist der Erwerb etablierter Kunst empfehlenswert. Auktionspreise liefern dabei wertvolle Anhaltspunkte zu Wertschwankungen von Kunstgattungen und ihren populärsten
Vertretern. Auch der Auktionsmechanismus bleibt nicht von
Überbewertung und der Einflussnahme interessierter Marktteilnehmer verschont.
Sind alte Meister immer ein sicherer Wert?
Etablierte Künstler aller Epochen sind relativ wertbeständig,
wobei über Generationen wertvolle Kunstwerke sich als besonders zuverlässig und stabil erwiesen haben. Der Trend geht
weiter dahin, dass besonders kostspielige Kunst noch gefragter wird und zeitgenössische Kunst des mittleren und unteren
Segmentes sich nur schwerlich wieder veräussern lässt.
Worauf sollte ich achten, wenn ich mit der Investition in
Nachwuchskünstler eine möglichst hohe Rendite erzielen
möchte?
Wie in der Ehe gilt: den Richtigen auswählen. Mehr noch als in
anderen Segmenten ist die Wertentwicklung zeitgenössischer
Kunst unvorhersehbar. und doch sind Glücksgriffe möglich.
50 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
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Es gelten auch hier die Marktgesetze: Kunst ist mit viel Geld
im System vergleichsweise teuer und bei Liquiditätsengpässen deutlich günstiger zu erwerben. Zum Erzielen zugleich
sicherer, schneller oder hoher Renditen sind Kunstanlagen ungeeignet. Gute Verbindungen zu erfolgreichen Talentförderern aufstrebender Künstler reduzieren jedoch das Risiko. Unseren Kunden empfehlen wir ausdrücklich, nur Geld in höhere
Risikoklassen zu investieren, dessen allfälliger Verlust für sie
monetär und emotional vertretbar wäre.
Ist Pooling eine gute Möglichkeit?
Privates Kunst-Pooling und Art Funds sind nach wie vor Nischeninvestitionen, weil die meisten Käufer Kunstliebhaber
sind und Kunst ähnlich einer Immobilie effektiv besitzen
möchten. Der Sekundärmarkt für Pooling-Beteiligungen ist
sehr klein und Art Funds vergleichsweise intransparent, geschlossen und mit Renditen im Mittelfeld. Aufgrund von Verwahrung in Lagern fällt zudem der ästhetische Mehrwert von
Kunst bei Poolings und Art Funds weg.
Wo soll ich Kunst kaufen?
Potenzielle Nachwuchstalente findet man bei Kunstmessen
und Galerien. Sehr etablierte Kunst wird neben Messen über
Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s veräussert.
Dort existiert eine Abteilung zum Privatverkauf besonders
teurer Kunst abseits öffentlicher Auktionsverfahren. International gilt es insbesondere bei kostspieligen, grossen und
schweren Werken die Export- und Importbestimmungen sowie Zusatzkosten für Zoll, Transport, Versicherung etc. einzuberechnen. ★
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 51
G e n i e s s e n_ M o b i l i t ä t
Kraftpaket mit
Spassfaktor
Wie viel Komfort braucht man in einem Auto?
Wir haben den Porsche Cayenne Turbo S getestet.
Text Irene M. Wrabel
52 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Technische Daten
Cayenne Turbo S
Leistung 419 kW (570 PS) bei 6 000 1/min
Beschleunigung 0–100 km/h 4,1 s
Höchstgeschwindigkeit 284 km/h
Kraftstoffverbrauch 11,5 l/100 km
CO2-Emission in g/km 267
Energieeffizienzklasse G
Preis CHF 206 000.– inkl. MwSt.
I
G e n i e s s e n_ M o b i l i t ä t
ch habe Benzin im Blut. Meine Kindheit verbrachte ich
in Papas Garage und auf den Rennstrecken, die wir besuchten, weil mein Vater sich seinen Bubentraum,
Rennfahrer zu werden, erfüllt hatte. Ich liebe das kraftvolle Geräusch starker Motoren und fahre gern Auto.
Das kollidiert zwar bisweilen mit meiner Überzeugung, dass
wir unserer Umwelt mehr Sorge tragen sollten, aber da ich nie
Kurzstrecken im Auto zurücklege, macht das mein Gewissen
etwas reiner. Dies nur zu den zwei Seelen, die in meiner Autolenkerinnenbrust wohnen. Denn beide meldeten sich im Verlauf meines mehrtägigen Tests des Porsche Cayenne Turbo S.
Doch zurück an den Anfang: An einem regnerischen Morgen
nehme ich das Fahrzeug bei der Porsche AG Schweiz in Rotkreuz
in Empfang. Mein erster Eindruck: mächtig viel Auto. Wie es sich
für ein SUV gehört, kommt der Porsche Cayenne bullig daher –
doch im Vergleich zu früheren Modellen hat er vor allem im
Frontbereich etwas mehr Eleganz gewonnen. Wohl ein Zugeständnis an den Brand, der schliesslich lange untrennbar nur mit
reinen Sportwagen verbunden war. Diesem Image ist Porsche
immer noch verbunden, wenngleich es immer wieder böse Zungen gibt, die das als Tempi passati qualifizieren. Item.
Als ich vorab den Katalog durchblätterte, war mir eine Passage ganz besonders ins Auge gefallen: «Setzt man sich ans Steuer eines Porsche, ist man nicht einfach nur Fahrer. Sondern Teil
von etwas Grösserem. Von einem Gesamtkonzept. Einer Idee.
Und die entstammt dem Rennsport. Dort haben wir gelernt,
wie wichtig es ist, Fahrzeug und Fahrer so nah wie möglich
zusammenzubringen. Deshalb bauen wir den Innenraum des
Cayenne praktisch um Sie herum. Alles, was Sie brauchen, befindet sich leicht zu erreichen direkt in Ihrer Nähe. Durchdacht, ausgelegt allein auf Ihre Bedürfnisse.»
Schauen wir mal, dachte ich da bei mir. (Den ersten Satz würde ich gern noch ergänzen mit: sondern auch Fahrerin. Aber
das nur am Rande.) Und jetzt ist es so weit. Ich setze mich also
ans Steuer des Porsche. Alles, was ich brauche (und wahrscheinlich noch viel mehr), ist tatsächlich in angenehmer
Reichweite. Und ich komme mir ein klitzekleines bisschen vor
wie im Cockpit eines Formel-1-Boliden. Was genau ich jedoch
mit all den Knöpfen, Hebeln, Schaltern und Schiebern anstellen kann, werde ich in den nächsten Tagen ausgiebig testen.
Ich habe Zeit.
Unsere Kennenlernphase beginnt mit den Auswirkungen
meiner Unwissenheit. Das Lenkrad wird plötzlich warm und
ich erinnere mich, dass es eine Heizung dafür gibt. Den irrtümlich betätigten Schalter finde ich jedoch nach kurzem Suchen an der inneren Lenkradunterseite. Als ich auf die Autobahn rolle, gehe ich kurz aufs Gas, und die ganze Macht der
570 PS machen sich bemerkbar. Bei Tempolimit 120 ist das jedoch ein sehr kurzes Vergnügen, denn der Cayenne Turbo S
beschleunigt in gut vier Sekunden von 0 auf 100. Aber so viel
Pfupf unter der Motorhaube gibt Sicherheit, vor allem bei
Überholmanövern. Der Tempomat mit Distanzkontrolle ist
keine technische Neuheit, trägt aber durchaus ebenfalls zum
Sicherheitsgefühl bei.
Soweit also nicht viel Überraschendes. Dass ein Auto dieser
Dimension und Preisklasse auf Überlandstrecken und bei
Tempofahrten Fahrvergnügen bietet, war abzusehen. Also
springe ich über meinen Schatten und fahre in die Stadt, mitten hinein ins Getümmel. Sogar ich als überzeugte Anhängerin des Schaltgetriebes weiss hier Automatik zu schätzen. Im
Stau rollt man da doch um einiges bequemer voran. Sobald der
Wagen an der Ampel steht, wird zudem die Start-Stopp-Automatik aktiviert und der Motor schläft. Sobald man dann vom
Bremspedal geht oder das Lenkrad bewegt, springt er wieder
an. Das bringt zwar keine weltbewegende Treibstoffersparnis,
ist aber immerhin ein kleiner Beitrag. Laut Werksangabe sollten es 11,5 Liter auf 100 Kilometer sein, dies jedoch immer unter idealen Bedingungen. Im Mittel des gesamten Tests lag der
Verbrauch dann eben doch über 13 Litern.
Die anfangs erwähnte Bulligkeit des Wagens macht keinerlei
Probleme. In einem SUV sitzt man erhöht, was nicht nur den
Überblick über den Verkehr, sondern auch über das Fahrzeug
selbst erleichtert. Und für alle, denen das Einparken immer ein
wenig Bauchschmerzen verursacht: Sobald man auf R wie
Rückwärtsgang schaltet, erscheinen auf dem grossen Display
die Kameraperspektiven nach vorne, nach hinten und – ein
schönes Extra – auch von oben. Darauf zu achten, hat man im
Nu im Griff. Einparken ist so auch in engen Tiefgaragen kein
Problem. Der Cayenne hat seiner Grösse entsprechend einen
für meinen Geschmack etwas ausschweifenden Wendekreis.
Das macht sich auf Bergstrecken in sehr engen Spitzkehren
schon bemerkbar. Ansonsten liegen dem Porsche auch kurvenreiche Routen ziemlich gut, dann am besten im Sportmodus. Im Stadtverkehr ist man mit dem Komfortmodus, der für
eine weichere Federung sorgt, gut beraten.
Das Multimediasystem bietet alles, was man braucht, hat jedoch
in Bezug auf die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der Benutzeroberfläche noch Luft nach oben, auch im Vergleich mit
anderen Herstellern. Manches ist wohl auch Gewöhnungssache. Die Bedienung der wichtigsten Funktionen wie Telefon
oder Lautstärkeregelung erfolgt über im Lenkrad integrierte
Trackballs zur Ansteuerung und Tasten zur Aktivierung.
Was lässt sich also als Fazit festhalten? Der erste Eindruck –
mächtig viel Auto – ist geblieben, nun mit (vielfach positiven)
Erfahrungen angereichert. Die Entscheidung für ein Auto in
dieser Preisklasse wird ohnehin nicht aus rationalen Gründen getroffen. Und man muss es sich leisten können und wollen.Der Porsche Cayenne Turbo S vereint in jedem Fall hohen
Komfort mit den markentypischen sportlichen Eigenschaften – und das macht durchaus Spass. ★
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54 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 55
G e n i e s s e n_ K u l t u r
Kulturgenuss unter
freiem Himmel
Mit Shakespeare im Amphitheater, Strassenkünstlern auf der Zürcher
Landiwiese und Open-Air-Musik in Winterthur.
Mein Highlight
Kulturkalender
Ausstellung
Sommer
Herbert Leupin
Mit seinen Arbeiten für Pepita, Bata, Milka
oder den Zirkus Knie erlangte der Schweizer
Plakatgestalter Herbert Leupin international
Bekanntheit. Der Künstler experimentierte mit
diversen Techniken und Gestaltungsansätzen.
Das Museum für Gestaltung feiert den 100. Geburtstag Leupins mit einer Ausstellung an der
Nordwand. Am 7. September spricht Kuratorin
Bettina Richter mit den Gestaltern Charles
Leupin und Niklaus Troxler. (ls)
Art in the Park XIV
12. Juni – 7. August 2016
Zum 14. Mal wird die Parkanlage des
Zürcher Hotels Baur au Lac zu einem
Freilichtmuseum. Im Zentrum der diesjährigen Ausstellung stehen die Werke
des finnischen Künstlers Jani Leinonen.
gigi.kracht@art-in-the-park.net
15. Juli – 9. Oktober 2016 | Zürich |
Anette Gehrig, Direktorin und Kuratorin
des Cartoonmuseums Basel, rät zu einem
Besuch der Ausstellung «Drawn Together»:
«Erstmals in Europa wird die Zusammenarbeit der impulsgebenden US-amerikanischen
Künstler Aline Kominsky-Crumb und Robert
Crumb in einer umfassenden Ausstellung
präsentiert. Ihr seit 1974 laufender, rasend komischer Comicstrip ‹Aline & Bob› pulverisiert
landläufige Vorstellungen zu Beziehung und Familie und errichtet eine Welt, in der Humor,
Individualität und ein paar handfeste Neurosen das Zepter führen. Mit dem gemeinsam getexteten und gezeichneten Comicstrip hat das Paar einen mit Gegensätzen und Spannung aufgeladenen Comic geschaffen, dessen Tempo, Wucht und Witz einen umhauen – wenn man sich auf
ihn einlässt.» (ls)
2. Juli – 13. November 2016 | Basel | cartoonmuseum.ch
Theater
Was ihr wollt
Für Auftraggeber sollte William Shakespeare ein «heiteres Stück» zum Dreikönigstag schreiben. Das Resultat: das romantische Stück «Was ihr wollt». Darin
strandet Viola nach einem Schiffbruch an der Küste von Illyrien. Als Mann
verkleidet stellt sie sich unter dem Namen Cesario in den Dienst des Herzogs.
Als dessen Vertrauter soll «Cesario» Liebesbotschaften an die Gräfin Olivia
übermitteln. Die verliebt sich aber in den vermeintlichen Botenjungen. Und
Viola selbst findet Gefallen am Herzog. Shakespeares wildes Verwirrspiel wird
an drei Abenden im antiken Amphiteater von Augusta Raurica aufgeführt. (ls)
13. August – 24. November 2016 | Basel | theater-basel.ch
Zürcher Theater Spektakel
Das 1980 gegründete Zürcher Theater Spektakel ist eines der wichtigsten europäischen Festivals für zeitgenössische Formen der darstellenden Künste. Das
Festival findet in verschiedenen, teilweise eigens für das Festival errichteten
Spielstätten auf der Landiwiese statt. Jedes Jahr laden die Organisatoren rund
35 bis 40 Gruppen und Einzelkünstler an das Spektakel ein. Zahlreiche Auftritte von Strassenkünstlerinnen und Strassenkünstlern und ein umfangreiches
kulinarisches Angebot runden das Festivalprogramm ab. (ls)
18. August – 4. September 2016 | Zürich | theaterspektakel.ch
56 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
museum-gestaltung.ch
Open Air Kino
11. Juli – 18. August 2016
Konzert
Winterthurer Musikfestwochen
An den 41. Winterthurer Musikfestwochen finden in der Steinberggasse und auf
dem Kirchplatz rund 40 kostenlose Konzerte statt. Die Künstlerinnen und Künstler geben Musik von Irish Folk Pop (zum Beispiel von der Winterthurer Band Pigeons On The Gate) über HipHop (von Breitbild) und Swing
(The Swing Shouters aus
Frankreich) bis Rock ’n’ Roll
(von den Westschweizern The
Animen) zum Besten. An den
kostenpflichtigen Konzerten
vom 26. bis zum 28. August
treten unter anderem die britischen Musikgrössen Tom
Odell, Frank Turner und die
Band Of Skulls auf. (ls)
17. – 28. August 2016 |
Winterthur | musikfestwochen.ch
Film
The Olive Tree – El olivo
Der Verkauf des über 2000 Jahre alten Olivenbaums seiner Familie trifft Ramón (Manuel
Cucala) schwer. Vor Kummer hört der alte
Mann auf zu sprechen. Zwölf Jahre später will
seine Enkelin Alma (Anna Castillo) zusammen
mit ihrem Onkel Alcachofa (Javier Gutiérrez)
und ihrem Kollegen Rafa (Pep Ambrós) den
Baum für ihren Grossvater zurückholen. (ls)
Kinostart 25. August 2016
Komödie Drama, Spanien, Deutschland 2016
Regie Icíar Bollaín
Im Rahmen des «Luna Open Air Cinema» werden an der Zuger Seepromenade zahlreiche Filme gezeigt. Unter anderem mit «The Revenant» und «The
Danish Girl».
open-air-kino.ch
Faust
19. – 23. Juli 2016
Das Goetheanum in Dornach zeigt
«Faust» I und II ungekürzt. Die insgesamt
18-stündigen Aufführungen finden anlässlich der «Faust»-Sommertagung
statt. Karten sind für ganze Tagungstage
oder einzelne Aufführungen erhältlich.
faust2016.ch
Warum bin ich, wer ich bin?
25. August 2016
Das Vögele Kulturzentrum in Pfäffikon
lädt im Rahmen der Ausstellung «Wer bin
ich?» zum Expertengespräch rund ums
Ich. Mit dem Philosophen Yves Bossart
und dem Psychologen Tobias Ballweg.
voegelekultur.ch
Kandinsky, Marc & Der Blaue Reiter
4. September 2016 – 22. Januar 2017
Die Fondation Beyeler widmet sich der
1911 von Wassily Kandinsky und Franz
Marc begründeten Künstlerbewegung
«Blauer Reiter». Im Fokus der Ausstellung
steht der gleichnamige Almanach der beiden Künstler.
fondationbeyeler.ch
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 57
R u bMr iEkN ’ S Ta l k _ R ü c k b l i c k
WO
WOMEN’S Talk
«Self Branding: Die Kunst, sich zu vermarkten» – das fällt vor allem Frauen oftmals nicht
leicht. Passend zum Thema fand der WOMEN’s Talk bei Modissa in Zürich statt.
Wo sonst Outfits zusamengestellt werden, diskutierte man angeregt über die Marke «Ich».
Bilder Christian Dancker
8
1
2
9
3
10 11
4
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
5
12
6
Modissa Zürich
13 14
Veronica Sperduto (Credit Suisse) und Daniel Kaczynski
(CEO Swissontent AG)
Dr. Petra Wüst (Ökonomin, Leadership Beraterin)
8.Prof. Dr. Sita Mazumder, Dr. Petra Wüst, Daniela Trefny und
Daniela Trefny (Verkaufsleiterin Modissa AG und Filialleiterin
Daniel Kaczynski
Modissa Zürich), Dr. Petra Wüst und Prof. Dr. Sita Mazumder
9. Mark Griesmaier (IWC), Claudia Silberschmidt (Atelier Zürich),
Daniela Trefny
Gisela Müller (Insearch) und Claudia Coninx-Kaczynski
Jérôme Danner (IWC) übergibt Patricia Isner-Sigrist
(VR Tamedia und Forbo Holding)
(Credit Suisse) ein Geschenk von IWC
Jean-Pierre Kuhn, CEO Modissa
Hauptsponsor
7
10. Sabine Raab (brandangels) und Yvonne U. Signer (FS Contrust AG)
11. Janine Bosshardt (Marketing auf Zeit)
12. Sabine Raab (brandangels) im Gespräch
13. Stefanie Bossart (Quadrum Partners LTD), Barbara Bella Dubacher
14. Elisabeth Thiel (Air France), Katrin Seifert (Palace Luzern) und
Sponsoren
16
58 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
15
Melanie Wyss (Hotel Eden au Lac Zurich)
15.
Nadia Hug (CS) und Birgitt Siegrist (FDP)
16. Sarah Baier (Aberdeen Asset) und Zora Mark
JULI | AUGUST 2015 · WOMEN IN BUSINESS 59
R u bMr iEkN ’ S Ta l k _ R ü c k b l i c k
WO
Self Branding: Die Kunst,
sich zu vermarkten
Gekonntes Marketing in eigener Sache hilft dabei, besser wahrgenommen
zu werden. Welche Faktoren spielen eine Rolle, um sich selbst zum starken
Brand zu machen?
Text Prof. Dr. Sita Mazumder
I
ch bin ein Produkt, das jeder will», hat Topmodel
Cindy Crawford einst ihren Erfolg und Bekanntheitsgrad beschrieben. Indem sie sich ganz bewusst als
Produkt bezeichnete, liess sie durchblicken, dass sie
sich strategisch vermarktet. Professionelle Selbstvermarktung bringt aber nicht nur VIPs Nutzen, sondern kann
für jeden Menschen günstig sein. So zeigen Studien beispielsweise, dass ein gekonntes Selbstmarketing – oder eben Self
Branding – Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bringt: Man wird
stärker wahrgenommen und besser erinnert. Es stellen sich
unweigerlich die Fragen: Was genau ist Self Branding und was
ist gekonnt?
Dr. Petra Wüst, die Self-Branding-Expertin und Vorreiterin
des Themas, sowie Daniella Trefny, für die als Verkaufsleiterin der Modissa die gekonnte Umsetzung von Self Branding
ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist, geben uns Auskunft
und Einblicke. So führt Petra Wüst aus, dass erfolgreiche
Menschen durch ein klares Profil beeindrucken, durch eine
unverwechselbare und authentische Ausstrahlung überzeugen und damit andere inspirieren. Es geht also beim Self
Branding darum, die starke Marke ICH zu entwickeln. Klare
Voraussetzung dafür ist, die eigene Persönlichkeit zu kennen. Denn die Marke ICH basiert immer auf dem, was wir
haben, und dies müssen wir gekonnt in Szene setzen. Dies ist
vergleichbar mit einer dreispurigen Autobahn: So wie wir
auf der Autobahn alle Spuren nutzen, um möglichst effizient
voranzukommen, genauso setzen wir die verschiedenen Facetten unserer Persönlichkeit im Self Branding für einen
60 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
überzeugenden Auftritt ein. Entsprechend bedeutet über die
Leitplanken zu schiessen nicht nur auf der Autobahn Unfall,
sondern auch im Self Branding, denn niemals soll etwas vorgespielt werden.
Und wie beschreiben unsere beiden Gäste ihre Marke? Daniella Trefny, die Gastgeberin, meint dazu: «Ich bin eine grosse
Frau, mit beiden Füssen geerdet, mit starkem Auftritt und
einern guten Portion Zartheit. Und ich fühle mich als Mensch
wohl.» Petra Wüst beschreibt ihre Marke folgendermassen:
«Ich bin die Frau in Rot. Rot steht für meine Liebe zu den
Menschen, für viel Energie und eine klare Linie. Meine roten
Jacken fallen auf – und bleiben in Erinnerung. Zu einem
solch starken Auftritt verhelfe ich auch meinen Kundinnen
und Kunden.»
Kleidung spielt hierbei eine wichtige Rolle, da wir durch unseren Kleidungsstil unsere Marke ICH in den verschiedenen Facetten zum Ausdruck bringen können, wie Daniella Trefny
ausführt. Auch wenn die Mode stetig neue Trends hervorbringt, so geht es beim Self Branding nicht darum, diese um
des Trends willen mitzumachen, sondern stets darum, authentisch zu bleiben und durch unsere Kleidung das passende
Statement zu machen. Stilberatung – egal ob im Rahmen einer
eigentlichen Stilberatung oder beim Kauf eines einzelnen
Kleidungsstücks – soll also stets die Authentizität unterstützen und die Marke ICH fördern. Petra Wüst veranschaulicht
diese Tatsache durch ihre eigene Markenbildung: Seit Jahren
trägt sie rote Jacken zum meist schwarzen Outfit. Wenn sie
heute mal keine rote Jacke trägt, löst das Verwirrung aus. Das
verdeutlicht, dass solche Markensymbole mächtig sind und
man sich deshalb gut überlegen muss, wie diese aufgebaut
und eingesetzt werden, da sie nicht einfach nach Belieben verändert werden können.
Schwächen und Fehlern auseinandersetzen. Es ginge klar darum, sich des Positiven bewusst zu werden und dies zu stärken.
Hier wird denn auch ein Genderunterschied festgemacht: Die
Selbstwahrnehmung von Männern und Frauen ist nicht gleich.
Das männliche Geschlecht ist sich
seiner Stärken und Erfolge mehr bewusst und setzt diese in Szene; das
weibliche Geschlecht hingegen beschäftigt sich mehr mit seinen
Schwächen und Fehlern.
«If you use the
internet, you
have a brand.»
Aus der Wissenschaft ist bekannt,
dass je mehr sich das Eigenbild (also
die Vorstellung, die wir von uns
selbst haben) und das Fremdbild
(wie wir von Dritten wahrgenommen werden) decken, umso authentischer werden wir wahrgenommen. Das bedeutet, dass wir das
Feedback, wie wir wahrgenommen werden, immer wieder mit
unserem eigenen Bild abgleichen müssen. Petra Wüst gibt hier
den Tipp, Mitmenschen zu fragen, an was man sie erinnere. Dabei gilt: Es muss eine Sache sein und es muss positiv sein. Wir
nehmen das Experiment gleich im Talk vor: Daniella Trefny erinnert Petra Wüst an eine Tulpe – positiv, strahlend, stilvoll.
Umgekehrt assoziiert Daniella Trefny Petra Wüst mit einer Eiche – geerdet, wissend, beständig. Gefragt, ob man denn nicht
auch kritisches Feedback einholen sollte, winkt Petra Wüst ab:
Wir Frauen würden uns schon mehr als genug mit unseren
Und welche Rolle spielen Social
Media? Ins Publikum gefragt, wer
aktives Self Branding betreibe, melden sich weniger als ein halbes Dutzend der über hundert Teilnehmerinnen. Nachgefragt, wer Accounts bei bspw. Facebook,
Xing oder LinkedIn hat, melden sich fast ausnahmslos alle.
Selena Soo, die Gründerin der S2 Groupe, sagt dazu: «If you
use the internet, you have a brand. Whether you like it or not,
people are googling you and their impression of you is shaped
by the content they find: your LinkedIn profile, your Facebook
page, your public tweets, that random op-ed you wrote for
your college paper. And yet many people are unconfortable
with the idea of cultivating a personal brand.»
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 61
R u bMr iEkN ’ S Ta l k _ A u s b l i c k
WO
Vo r s c h a u
Mobilität 5.0:
Bringt sie uns weiter?
WOMEN IN BUSINESS
L
eonardo da Vinci sagte einst: «Es wird Wagen geben, die von keinem Tier gezogen werden und mit
unglaublicher Gewalt daherfahren» – und meinte
damit die Mobilität 1.0. Heute ist Mobilität eine der
grössten Herausforderungen, die es zu bewältigen
gilt. Lösungen sind gefragt: Ist es Mobilität 5.0?
Obwohl Mobilität weit mehr als die räumliche Fortbewegung umfasst, diskutieren wir am Women’s Talk rund um
die klassisch verstandene Mobilität, also von A nach B zu
WIB
Die nächste WIB
erscheint am
8. September 2016
gelangen, wie diese uns und unser Leben beeinflusst, welches ihre Herausforderungen sind und natürlich ebenso die
Chancen.
Moderiert von Prof. Dr. Sita Mazumder, Hochschule Luzern
und PURPLE Consult, geben zwei ausgewiesene Experten zu
diesem bewegenden Thema Auskunft: Andreas Meyer, CEO
SBB, und Daniel Weder, CEO skyguide. Wir diskutieren am
Dienstag, 30. August 2016 im «Colombo la famiglia» in Zollikon und freuen uns auf Sie.
Impressum
Ausgabe: Nr. 07/2016
Druckauflage: 10 000 Exemplare
Verleger
Daniel Kaczynski
Editorial Managerin
Irene M. Wrabel
i.wrabel@womeninbusiness.ch
Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe
Ingrid Diener, Iris Kuhn-Spogat, Sita Mazumder,
Carolina Müller-Möhl, Stefanie Reinberger, Lara Surber,
Elisabeth Rizzi, Irene M. Wrabel
Andreas Meyer, CEO SBB
Seit dem 1. Januar 2007 führt Andreas Meyer (55) als CEO der
SBB AG das grösste Verkehrsunternehmen der Schweiz mit
über 30 000 Mitarbeitenden.
Andreas Meyer wurde 1961 in Basel geboren. Er studierte an
den Universitäten Basel und Fribourg Rechtswissenschaften
und legte 1989 sein Rechtsanwaltsexamen ab. 1995 erwarb er
sich am INSEAD in Fontainebleau (F) den MBA.
Seine berufliche Laufbahn startete Andreas Meyer 1990 als
Rechtskonsulent und Projektleiter bei ABB Schweiz. Von 1996
bis 2006 arbeitete Meyer für die Deutsche Bahn AG. Dort
war er ab 1997 als kaufmännischer Geschäftsführer und
Daniel Weder, CEO skyguide
Bevor er 2007 CEO von skyguide wurde, war Daniel
Weder Geschäftsführer von
später CEO der DB Energie
GmbH tätig. Er war ausserdem
Mitglied
der
Technik
Bereichs­leitung
Ressort und im Unternehmensbereich Dienstleistungen der Deutschen Bahn AG.
Im Jahr 2004 wurde er zum
Vorsitzenden der Geschäftsleitung bei der DB Stadtverkehr GmbH und zum Mitglied des Executive Boards
der Deutsche Bahn AG, Berlin, ernannt. In dieser Tätigkeit war Meyer auch Mitglied der
Geschäftsführung der DB Personenverkehr GmbH.
Airport Services & Operations Steering bei Swiss International Air Lines und davor bei Swissair. Mit seinem umfassenden Wissen über das Luftfahrtgeschäft war er eine der
Schlüsselfiguren in den schwierigen Anfangsjahren von
Swiss. Er hat einen EMBA des IMD Lausanne.
Sie gestalten den Talk mit!
Neu haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Fragen bereits
vorab per E-Mail an talk@ womeninbusiness.ch in die
Diskussion zu geben.
62 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Für den Talk am 30. August 2016 ist die Eingabefrist der
15. August 2016. Natürlich gibt es auch vor Ort ausreichend Zeit, Fragen zu stellen.
Korrektorat
Dominik Süess
Verlagsleitung | Anzeigenleitung
Christine Lesnik
c.lesnik@womeninbusiness.ch
Art Direction | Bildredaktion
Nicole Senn
nicole.senn@swisscontent.ch
Bilder
Roland Breitschuh, Balz Murer, Thomas Entzeroth,
Thomas Gerstendörfer, Kim Culetto, Perndl+Co,
Raphael Schicker, Christian Dancker, Bilddatenbank.
Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit
Genehmigung der Urheber.
Verkauf
Rita Nock
r.nock@womeninbusiness.ch
Innendienst
Nahema Luginbühl
n.luginbuehl@womeninbusiness.ch
Herausgeber
Swisscontent AG
Hottingerstrasse 12
8032 Zürich
044 245 45 15
abo@womeninbusiness.ch
www.womeninbusiness.ch
Abonnemente
abo@womeninbusiness.ch
Einzelpreis: CHF 9.80
Jahresabo: CHF 79.–, Ausland CHF 99.–
Probeabo: (3 Ausgaben) CHF 18.–
Ausland CHF 35.–
Die 100 erfolgreichsten Frauen
der Schweiz
Ob in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft oder
Kultur – Frauen erobern sich immer mehr
ihren Platz in unserer Gesellschaft. Und das
mit Köpfchen, Kompetenz und Karrierewillen. WOMEN IN BUSINESS stellt Ihnen
die 100 erfolgreichsten Frauen der Schweiz
vor – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Denn die im Heft vorgestellten Frauen stehen
repräsentativ für viele weitere kluge weibliche Köpfe und sollen zugleich Ansporn
sein für eine neue Generation mindestens
ebenso erfolgreicher Frauen.
Marken des Verlages:
WOMEN IN BUSINESS | WOMEN’S Talks
www.womeninbusiness.ch
Druck und Vertrieb: AVD GOLDACH AG
Haftungsausschluss: Der redaktionelle
Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung
zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und
entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung.
JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 63
Männersicht
10 Fragen an
Thomas Pfiffner,
WOMEN'S Talk
51, Geschäftsleiter der Orpheum Stiftung zur Förderung junger
Solisten
Nach Stationen bei der Serenata Basel (heute Kammerorchester
Basel) und dem Klangforum Wien wurde Thomas Pfiffner 1996
zum Geschäftsleiter des Zürcher Kammerorchesters berufen und
wirkte danach als Direktor und Intendant beim Musikkollegium
Winterthur. Seit 2014 ist er Geschäftsleiter der Orpheum Stiftung
zur Förderung junger Solisten.
Dienstag, 30. August 2016
1.
Was war Ihr Traumberuf, als Sie ein kleiner Junge waren?
2.
Ein Leben ohne Musik wäre für Sie …
3.
Haben Sie ein Idol?
4.
Entwickelt sich die klassische Musik überhaupt noch weiter?
5.
Kann man von der Musik leben?
6.
Was macht die Faszination klassischer Musik aus?
7.
Warum gibt es kaum Dirigentinnen?
8.
Mobilität 5.0:
Bringt sie uns weiter?
u
Gäste
Andreas Meyer, CEO SBB, und
Daniel Weder, CEO skyguide
Moderation
Prof. Dr. Sita Mazumder
Beginn
19.00 Uhr (Eintreffen 18.30 Uhr) – anschliessend Apéro
Location
Colombo la famiglia, 1. Stock, Seestrasse 9, 8702 Zollikon
(einige Parkplätze stehen vor dem Haus zur Verfügung)
Eintritt
CHF 20.– für NichtabonnentInnen / CHF 10.– für AbonnentInnen, jeweils
inklusive einer aktuellen Ausgabe des Magazins WOMEN IN BUSINESS.
Anmeldung bis am 23. August an redaktion@womeninbusiness.ch
(Limitierte Teilnehmerzahl)
Hauptsponsor
Sponsoren
Welches Instrument empfinden Sie als typisch männlich?
9.
Und welches als typisch weiblich?
10.
Wie wichtig ist Leidenschaft in der Musik?
Co-Sponsoren
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JULI | AUGUST 2016 · WOMEN IN BUSINESS 3
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Rubrik
4 WOMEN IN BUSINESS · JULI | AUGUST 2016
Diamant Kollektion