MaD - Nora 5
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MaD - Nora 5
Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Modul Nr. 5 von Nora Thema: Modularbeit Drama 6500 Zeichen ergibt 4 Pt. Seite 1 von 2 Bewertung: gut Analyse der Patriarchenszene In dieser Szene unterhält sich der Tempelherr mit dem Patriarchen. Grund für seinen Besuch beim Patriarchen ist die Frage, ob ein Jude ein Christenkind aufziehen dürfe, ohne ihm von seinen christlichen Wurzeln zu erzählen. Der Patriarch betritt die Szene in einem pompösen Aufzug, dwelcher beim Tempelherren sogleich Eindruck schindet. Der junge Mann wird vom Patriarchen freundlich begrüsst und mit Lob überschüttet. Daraufhin eröffnetläutert der Tempelherr dem Patriarchen, dass er gekommen sei um ihn um Rat zu fragen. Der Patriarch ist damit einverstanden dem Tempelherren einen Rat zu geben, unter der Bedingung, er werde dann auch befolgt. Als der Patriarch mit dem Problem konfrontiert wird, fordert er, dass der Jude verbrannt werde. Die Einwände des Tempelherrn, dass das Kind ohne den Juden gestorben wäre und es vielmehr in keinem als im jüdischen Glaube erzogen worden sei, lässt der Patriarch nicht gelten. Das Gespräch lässt sich in vier Abschnitte gliedern: Begrüssung, Hilfsangebot, Problem und Diskussion, Abschluss.(Angabe) In dem Begrüssungsteil ist der Tempelherr sehr bescheiden und freut sich über die lobenden Worte des Patriarchen. Der Patriarch hingegen ist sich seiner machtvollen Stellung absolut bewusst und tritt sehr selbstsicher auf. Er fordert sein Gegenüber auf zu sagen, wie er ihm helfen könne. Als der Tempelherr ihn dann um Rat bittet, legt ihm der Patriarch die Bedingungen offen, unter welchern er bereit wäre einen Rat zu geben. An dieser Stelle hinterfragt der Tempelherr zum ersten Mal die Worte des Patriarchen, auch wenn noch sehr höflich mit folgender Frage „Doch blindlings nicht?“(Angabe) Damit spricht der Tempelherr darauf an, dass der Patriarch verlanget, dass seine Ratschläge befolgt werden. Dieser meint dazu nur, dass es kein Risiko sei, seine Ratschläge zu befolgen, denn er hält sich für einen Diener der Worte Gottes. Man könnte fast schon sagen, er sieht sich als unfehlbar. Diese These wird vor allem durch diese Worte des Patriarchen gestützt: „Wenn uns Gott durch einen seiner Engel, - ist zu sagen, durch einen Diener seines Worts...“ (Angabe) Mit Diener und Engel meint der Patriarch natürlich sich selbst. Daraufhin stellt der Tempelherr das Problem vor, welches ihn zum Patriarchen brachte. Ohne den Fall genau zu kennen, fordert der Patriarch, dass der Jude, welcher das Christenmädchen erzogen hatte, verbrannt werde. Als der Tempelherr einwendet, dass das Kind sonst umgekommen wäre, antwortet der Patriarch nur: „Tut nichts! Der Jude wird verbrannt! – Denn besser, es wäre hier im Elend umgekommen, als dass zu seinem ewigen Verderben es so gerettet ward.“(Angabe) Hier zeigt sich, wie stur der Patriarch ist, aber auch sein Talent, sich die Wahrheit so zurecht zu biegen, wie ihm beliebt. Auf den zweiten Einwand des Tempelherrn reagiert er genau gleich. Somit zeigt er, wie willkürlich sein Urteil gefällt wurde. Ebenso wird dadurch seine Intoleranz gegenüber anderen Religionen deutlich. Der Tempelherr merkt, wie sinnlos es ist, mit dem Patriarchen zu diskutieren, da dieser seine Meinung nie ändern wird. Also will er das Gespräch beenden. Doch der Patriarch entfaltet nun sein ganzes Machtbewusstsein und droht dem Tempelherren mit einer Anklage beim Sultan, wenn der Name des Schuldigen nicht preisgegeben würde. Doch diese offene Drohung pariert der Tempelherr auf couragierte, ironische Weise: „Schade, dass ich nicht den trefflichen Sermon mit besserer Musse geniessen kann! Ich bin zum Saladin gerufen.“(Angabe) Dieser Satz erinnert den Patriarchen an die besondere Beziehung zwischen Saladin und dem Tempelherren. Was ihn im ersten Moment ziemlich erschreckt haben muss, denn er beginnt zu stottern und ihm fehlen die Worte. Nachdem der Patriarch sich wieder gefasst hat, gibt er sich ganz unterwürfig und bescheiden. Doch dies ist alles nur gespielt, das merkt man daran, dass er, nachdem der Tempelherr gegangen ist, zu sich selbst sagt, er müsse den Juden ausfindig machen. Nach dem Lesen dieser Szene stellte sich mir aber vor allem eine Frage: Warum bittet der Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Modularbeit Drama Seite 2 von 2 Tempelherr den Patriarchen um Rat? In dem Gespräch wird klar, dass der Tempelherr schon längst weiss, was zu tun ist. Er ist sich sicher, dass Nathan das einzig richtige getan hat und nicht für Verführung zur Apostasie gestraft werden muss. Vielleicht aber wurde er sich dessen erst so richtig bewusst, als er den Patriarchen sprechen hörte, denn dieser bringt kein einziges richtiges Argument hervor und urteilt völlig willkürlich. Ebenso wäre es möglich, dass der Tempelherr den Patriarchen aufsuchte, damit sein eigenes Urteil bestätigt wird. Dagegen spricht jedoch, dass der Tempelherr aufgrund früherer Erfahrungen mit dem Patriarchen, diesen relativ gut einschätzen kann und daher auch genau wusste, wie intolerant und fundamentalistisch dieserer ist. Meine beiden ersten Theorien sind unwahrscheinlich (finde ich nicht unbedingt), vor allem weil der Tempelherr dem Patriarchen eher abgeneigt ist, seit dieser von ihm forderte Saladin zu töten. Einen solchen Menschen hätte er nie ohne Hintergedanken um Rat gebeten. Es bleibt die Frage, welches der Hintergrund seiner Bitte war. Da der Tempelherr sich in Recha verliebt hat, aber glaubte sie nicht heiraten zu können, weil sie Jüdin ist, muss er auf Nathan ziemlich wütend gewesen sein, als er erfuhr, dass Recha eigentlich Christin ist. Diese Wut wird ihn wohl dazu getrieben haben, den Patriarchen aufzusuchen. Wahrscheinlich, hoffte er, dass der Patriarch verlangte, dass Recha wieder Christin werde. Doch das harte Urteil und das unsachliche Argumentieren des Patriarchen öffneten dem Tempelherren die Augen, so dass er sich selbst eingestehen musste, dass er aus Wut Nathan vorschnell verurteilt hatte. Auf diese Erkenntnis hin merkt er erst richtig, wie intolerant der Patriarch ist und scheut auch nicht mehr davor zurück, diesen Mann zu verspotten. Gegen Ende der Szene hat der Tempelherr zu seinen Werten zurückgefunden, der Patriarch hingegen scheint uns beschränkter als je zuvor. Ich wollte zu dem Buch „Nathan der Weise“ eine Interpretation schreiben und dabei mit Sekundärliteratur arbeiten. Ich wusste auch schon, dass ich etwas über die Patriarchen-Szene schreiben wollte. Also durchforstete ich zuerst das Internet, leider stiess ich da auf keinen brauchbaren Text zu dieser Szene. Also blätterte ich den Literaturschlüssel zu Nathan durch, aber auch hier wurde ich nicht fündig. Erst Königs Erläuterungen konnte mir behilflich sein: Unter dem Kapitel Interpretation, fand ich einen ganzen Abschnitt zu diesem Thema. Die fett geschriebenen Textstellen stammen aus Königs Erläuterungen. Kommentar Positiv: • Dein Schreibstil ist anspruchsvoll; du machst dabei aber wenige Fehler. • Du hast dich sehr intensiv mit der Sache auseinandergesetzt. Negativ: • Aufbau: Im Verlauf deines Textes wird klar, was du machst. Allerdings wäre es angebracht, wenn du in einer Einleitung sagst, was du analysieren willst und deine Resultate noch einmal in einem kurzen Fazit präsentierst. • Quellenangaben: Das ist noch zu ungenau. Eine ehrliche Frage – weist du, wie man so etwas machen sollte? Wir können das sonst gerne einmal zusammen anschauen...