Buenos Aires hat die Wahl - Argentinisches Tageblatt

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Buenos Aires hat die Wahl - Argentinisches Tageblatt
Sonnabend, 9. Juli 2011
122. Jahrgang Nr. 31.831
Buenos Aires hat die Wahl
Meinungsforscher sehen Macri und Filmus vorne / Stichwahl wahrscheinlich
Sie kämpfen um die Gunst der Wähler: Mauricio Macri, Daniel Filmus und “Pino” Solanas.
Buenos Aires (AT/mc) – Macri vor Filmus und weit dahinter
“Pino” Solanas. Dies sagen die Meinungsforscher für die Wahlen in
der Hauptstadt am morgigen Sonntag voraus. Alle gehen davon aus,
dass eine Stichwahl nötig wird (31. Juli). Von den 50 Prozent, die
erforderlich sind, schon im ersten Wahlgang den Sieg davonzutragen, ist auch der rechts-konservative Amtsinhaber Mauricio Macri
deutlich entfernt. Den Porteños steht ein spannender Wahlmonat ins
Haus.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es dem peronistischen Bewerber
Daniel Filmus gelungen ist, sich als erster Herausforderer zu konsolidieren. Die Umfrage von “Aresco” beispielsweise führt den Gefolgsmann von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner mit 35,2 Prozent
der Stimmen, 6,3% hinter dem Amtsinhaber. Auch andere Meinungsforscher wie “Rouvier”, “CEOP”, “Ibarómeter”, „Equis“, „N.C.“ und
“OPSM” sehen den ehemaligen Bildungsminister, der bereits 2007 in
der Hauptstadt kandidierte, zwischen 35 und 27 Prozent. Das ist im
Schnitt drei- bis viermal so viel, wie die Demoskopen dem linksgerichteten Filmemacher “Pino” Solanas und seinem “Projekt Süden” zutrauen. Für Solanas, der bei den Parlamentswahlen 2009 noch gut ein Viertel der Stimmen auf sich vereinigen konnte, wird nun zwischen acht
und zwölf Prozent erwartet.
Folgt man den Umfrageforschern, bleibt Macri ein zweiter Wahlgang nicht erspart. Seine Werte bewegen sich zwischen 43 und 38 Prozent – deutlich unter der 50 Prozent-Marke. Für die zu erwartende zweite
Runde sieht “OPSM” ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Dabei bringt
Inhalt
Finale in Feuerland
Argentinien ...................................................................... 2
Die Avenida Alvear
Ausflüge & Reisen ........................................................... 6
Freiwilliger in Rosario
Gemeinschaften .............................................................. 7
Steuereinnahmen-Rekord
Wirtschaftsübersicht ...................................................... 14
es der Amtsinhaber auf 44,6 Prozent, während Herausforderer Filmus
42,1 Prozent schafft.
Die weiteren Bewerber werden von den Demoskopen deutlich im
einstelligen Bereich gesehen: María Eugenia Estenssoro von der Bürgerlichen Koalition schafft demnach zwischen 1,1 und 4,7 Prozent. ExBürgermeister Jorge Telerman wird mit Werten zwischen 1,1 und 6,9
Prozent gehandelt, der ehemalige Wirtschaftsminister Ricardo López
Murphy zwischen 0,6 und 3,2 Prozent. Nicht zufrieden sein dürften die
Radikalen, deren Kandidatin Silvana Giúdici lediglich Werte zwischen
0,6 und 1,7 Prozent erreicht. Für Proteste vor allem seitens jüdischer
Organisationen hatte die Kandidatur des Rechtsextremisten Alejandro
Biondini gesorgt, dessen “Soziale Alternative” in den Umfragen unter
“ferner liefen” rangiert.
Ein nicht unwesentlicher Teil der Wählerschaft ist noch unentschlossen. Am Donnerstag gaben lediglich 65 Prozent der Befragten an, schon
ganz sicher zu sein, wen sie am Sonntag wählen werden.
Gewählt wird am morgigen Sonntag erstmals auch auf der Ebene der
insgesamt 15 hauptstädtischen Kommunen (Comunas), in denen jeweils
sieben Kommunalräte (Comuneros) zu ermitteln sind. Während Macris
Pro-Partei sich in den wohlhabenden Nord-Vierteln von Buenos Aires
(Palermo, Recoleta, Belgrano) die meisten Hoffnungen macht, erwarten die Kirchner-Peronisten im Westen der Metropole (z.B. Villa Devoto, Vélez Sarsfield) oder auch in Chacarita oder Villa Crespo Erfolge.
Das “Projekt Süden” von “Pino” Solanas wähnt seine Hochburgen in
Innenstadtbezirken wie Caballito, Almagro und Balvanera.
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Herzschlagfinale in Feuerland
Fabiana Ríos knapp als Gouverneurin bestätigt
Buenos Aires (AT/mc) – Fabiana
auch mit dem Erfolg von Ríos leben
Ríos bleibt Gouverneurin von Feukönnen. Denn die Gouverneurin, die
erland. Trotz ihres deutlichen Rückursprünglich eine politische Verbünstandes im ersten Wahlgang schaffdete von Elisa Carrió (Bürgerliche
te es die 47-jährige Amtsinhaberin
Koalition) war, unterhält seit einigen
in der Stichwahl noch, ihre HerausJahren ein Zweckbündnis mit der
forderin Rosana Bertone knapp abCasa Rosada. So unterstützen Ríos’
zufangen. Während auf Ríos, die für
Deputierte im Kongress die Regiedie “Patagonische Sozialpartei” anrung bei Abstimmungen. Im Gegentrat, 50,22 Prozent entfielen, musszug erhielt Feuerland Unterstützung
te sich ihre Widersacherin von der
von der Zentralregierung. Gleichperonistischen “Front für den Sieg”
wohl hielt sich Ríos noch bedeckt,
mit 48,91 Prozent begnügen. In abwen sie bei den Präsidentschaftssoluten Zahlen ausgedrückt erreichwahlen im Oktober unterstützen will.
te Ríos 946 (der insgesamt 74.379)
Sie unterhält auch eine politische
Stimmen mehr. Eine Woche zuvor
Freundschaft mit dem sozialistiFabiana Ríos bleibt Verwaltungschefin in Feuerland.
beim ersten Wahlgang lag Ríos noch
schen Bewerber Hermes Binner.
gut neun Prozentpunkte hinter Bertone.
Am Wahlabend fand Ríos selbstbewusste Worte: “Dieser Erfolg
Diesen überraschenden Umschwung erklären politische Beobach- hat die Duftmarke des Volkes. Die Leute vertrauen weiter unserem
ter vor allem mit Ríos’ Appell an diejenigen, die im ersten Wahlgang Regierungsmodell.”
einen leeren Stimmzettel abgegeben hatten bzw. gar nicht erst zu
Als Vertreter der Präsidentin war Innenminister Florencio Randazden Wahlurnen gegangen waren. Der Aufruf hatte Erfolg und gab zo nach Feuerland gereist. Er bemühte sich, den Wahlausgang trotz
letztlich den Ausschlag.
der Niederlage der peronistischen Kandidatin im Sinne der nationaAuf den ersten Blick könnte man meinen, die überraschende Nie- len Regierung zu deuten: “Wir wussten, dass es eine knappe Wahl
derlage von Bertone sei eine Niederlage für das Lager von Präsiden- werden würde. Wir haben aber in jedem Fall Grund zum Feiern,
tin Cristina Fernández de Kirchner. Schließlich unterstützte die Staats- denn Fabiana (Ríos) ist eine Verbündete”, so Randazzo, der sich dann
chefin die peronistische “Front für den Sieg”. Doch Cristina wird zum Siegerbild gemeinsam mit Ríos ablichten ließ.
Entlastungstunnel eingeweiht
Ziel: Überschwemmungen des Maldonado eindämmen
Buenos Aires (AT/mc) - “Es ist das wichtigste hydraulische Projekt der letzten hundert Jahre.” Derart große Worte fand Buenos Aires-Bürgermeister Mauricio Macri bei der Einweihung des neuen
Entlastungstunnels, der ab sofort die Situation am Río Maldonado
entschärfen soll. Vor allem in den Vierteln Palermo und Villa Crespo
war es bei starken Regenfällen nahe des unter der Straße “Juan B.
Justo” verlaufenden Flusses immer wieder zu Überschwemmungen
gekommen. Dies soll nun deutlich abgeschwächt werden.
Der neue Tunnel, dessen Bau im September 2009 begonnen wurde, hat eine Länge von 4,5 Kilometern. Er beginnt unter der Straßenecke “Juan B. Justo”/”Niceto Vega” und mündet im Río de la Plata.
Er hat einen Durchmesser von 6,9 Metern und verläuft rund 30 Meter unter dem Maldonado, mit dem er verbunden ist. Im Falle starken Regens kann das Wasser aus dem Maldonado in den Entlastungskanal abfließen und durch Druckunterschiede begünstigt weiter in den Río de la Plata strömen. Straßenüberschwemmungen soll
auf diese Weise vorgebeugt werden.
Zum Einsatz kam bei den Bauarbeiten eine 105 Meter lange und
900 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine aus Kanada, die auf den
Namen “Walküre” getauft wurde.
Ein zweiter, längerer Tunnel, der bereits im Bau ist, soll die Maßnahme Mitte nächsten Jahres abschließen. Jener soll vom Río de la
Plata bis zur Straßen-ecke “Juan B. Justo”/”Cuenca” führen.
Insgesamt kostet das Projekt (beide Tunnel) rund 130 Millionen
Dollar. Rund Zweidrittel der Summe werden über einen Kredit der
Weltbank finanziert.
Macri, dem die Einweihung kurz vor den Stadtwahlen natürlich
gut ins Konzept passte, hatte zu dem Vorzeigeanlass auch seine Amtsvorgänger Enrique Olivera, Aníbal Ibarra und Jorge Telerman eingeladen. Schließlich sei die Planung, Finanzierung und Umsetzung
nur möglich gewesen aufgrund der Kontinuität, die die verschiedenen Regierungen zur Realisierung des Vorhabens bewiesen
hätten. Ibarra, der von 2000 bis
2006 die Geschicke der Stadt
lenkte, sagte: “Wichtig ist, dass
die Projekte umgesetzt werden.”
Wer sie dann einweihe, sei von
untergeordneter Bedeutung. Tatsächlich würde der gegenwärtige Amtsinhaber viele Werke der
Öffentlichkeit übergeben, die
Ibarra und seine Gefolgsleute
eingeleitet hätten.
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Sonnabend, 9. Juli 2011
WOCHENÜBERSICHT
Politischer Schutz für Moyano?
Gewerkschaftsboss Hugo Moyano erfreut sich des Schutzes
durch das argentinische Außenministerium. Dies jedenfalls behauptet die Tageszeitung “Clarín” im Zusammenhang mit dem Rechtshilfegesuch der Schweizer Justiz. Diese ermittelt gegen den mächtigen CGT-Chef mit Verdacht auf Geldwäsche (wir berichteten).
Nach Darstellung der Zeitung, die seit Längerem einen publizistischen Feldzug gegen die Regierung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner führt, hat das Außenministerium maßgeblich für
die Verschleppung des Verfahrens gesorgt. So habe es Informationen der Schweizer Staatsanwaltschaft, die für den argentinischen
Bundesrichter Norberto Oyarbide bestimmt waren, nicht an den
Adressaten weitergeleitet, sondern zurückgewiesen. Zur Begründung habe es geheißen, die Informationen seien “unzureichend”.
Die Schweizer seien von daher um eine bessere Darstellung gebeten worden. Dies geht aus einem Schreiben des Ministeriums an
den Richter hervor, das die Zeitung veröffentlichte. Oyarbide hatte
im vorigen März eine ins Spanische übersetzte Version des Schweizer Gesetzes gegen Geldwäsche erbeten. Er hatte dies als Voraussetzung gemacht, um dem Wunsch der Eidgenossen nach Übermittlung von Aktenkopien, die mit hiesigen Ermittlungen gegen Moyano und dessen Familie zu tun haben, nachzukommen.
Sex-Anzeigen verboten
Anzeigen mit sexuellen Angeboten soll es in Argentinien in Zukunft nicht mehr geben. Dies sieht ein Dekret vor, das Präsidentin
Cristina Fernández de Kirchner am Dienstag verkündete. Mit der
Maßnahme will die Regierung zum einen Geschäfte bekämpfen,
die auf sexueller Ausbeutung basieren. Zum anderen gehe es aber
auch darum, der Diskriminierung von Frauen entgegenzuwirken.
Diese würden in den Sex-Anzeigen auf “pure Objekte sexuellen
Komsums” reduziert, so die Präsidentin. Sie rügte in ihrer Ansprache “Doppelmoral und Scheinheiligkeit” bestimmter Medien, die
einerseits in Artikeln das Problem des Sexhandels anprangern,
andererseits aber durch Anzeigen mit pornografischen Inhalten Profite machen wollten. Diesen Zusammenhang nutzte die Staatschefin für einen Seitenhieb gegen die Tageszeitung “Clarín”. So war
während der Veranstaltung in der Casa Rosada ein Video zu sehen,
das die “Rubrik 59” des Blattes zeigte. Dort werden zahlreiche SexAnnoncen veröffentlicht. Dies soll es nun nicht mehr geben. Das
Dekret der Präsidentin wird in den kommenden Tagen in Kraft treten.
Evo entschuldigt sich
Der Ärger ist ausgeräumt: Der bolivianische Präsident Evo
Morales nutzte bei seinem jüngsten Aufenthalt in Argentinien die
Gelegenheit, sich für die Irrita-tionen zu entschuldigen, die durch
den Besuch des iranischen Verteidigungsministers Ahmad Vahidi
Ende Mai in Bolivien entstanden waren. Vor allem jüdische Organisationen hatten sich empört, schließlich steht Vahidi unter dem
Verdacht, einer der Hintermänner des Anschlags 1994 auf das Gebäude des jüdischen Wohlfahrtsverbandes AMIA in Buenos Aires
zu sein. Morales habe eingestanden, durch die Einladung einen Fehler begangen zu haben, und bitte vielfach um Verzeihung, fasst Aldo
Donzis, der Vorsitzende der DAIA (Dachverband der israelitischen
Vereinigungen in Argentinien), das Gespräch zusammen.
Wahlpflicht betont
Wer den “offenen Internwahlen” am 14. August ohne triftigen
Grund fernbleibt, darf an den Präsidentschaftswahlen am 23. Oktober nicht teilnehmen. Auf diesen Zusammenhang wies Bundeswahlrichterin María Servini de Cubría am Mittwoch gegenüber dem
Sender “Radio 10” hin. Die Stimmabgabe bei den “Internwahlen”
ist im Oktober per Stempel im Ausweisdokument DNI nachzuweisen. Ausnahmen von der Regel müssen beim Wahlbüro (Secretaría
Electoral) beantragt werden. Der betreffende Wähler muss der Behörde nachweisen, dass er an den Wahlen am 14. August nicht teilnehmen kann. Dazu bedarf es eines ärztlichen Attestes oder eines
polizeilich bestätigten Nachweises, dass der Votant am Wahltag
mehr als 500 Kilometer von seinem Wahllokal entfernt ist. Eine
andere Sicht vertritt Kabinettschef Aníbal Fernández. Seiner Meinung nach bestehe kein Ausschlusszusammenhang zwischen den
beiden Wahlgängen. Er kündigte eine juristische Überprüfung des
Sachverhalts an.
Mysteriöser Einbruch
Mysteriöser Einbruch bei der ehemaligen Gesundheitsministerin Graciela Ocaña. Unbekannte entwendeten am vorigen Sonnabend einen Computer und vier USB-Sticks im Ferienhaus der Politikerin in Mar de las Pampas, als diese kurzzeitig für einen Restaurantbesuch außer Haus war. Da die Diebe sonst keine Wertgegenstände entwendeten, liegt der Schluss nahe, dass es ihnen aussschließlich um die Informationen auf den mitgenommenen Datenträgern ging. Ocaña, die bei den Wahlen an der Seite Ricardo Alfonsíns als Deputierte kandidiert, teilte mit, es habe sich um Datenmaterial gehandelt, das Gewerkschaftsboss Hugo Moyano aber auch
die Regierung belasten würde. Dokumente, die einen “Mechanismus der Korruption” offenlegen würden, so Ocaña gegenüber der
Tageszeitung “La Nación”. Dabei sagte sie, dass sie von den meisten geklauten Daten Kopien habe und in Kürze eine Anzeige bei
der Justiz einreichen werde. Dabei gehe es um “irreguläre Zahlungen”, die die Regierung von Cristina Kirchner an das Müllabfuhrunternehmen “Covelia” geleistet habe. Letzteres wird mit Moyano
in Verbindung gebracht.
Kaum Veränderungen
Kaum Veränderungen in den Machtverhältnissen ergaben die
Kommunalwahlen, die am vorigen Sonntag in der Provinz Córdoba abgehalten wurden. Von den 32 Städten und Kommunen gewann die Radikale Bürger Union (UCR) 18. Die Kirchner-Peronisten setzten sich zwölfmal durch, die Nachbarschaftsunion (Unión
Vecinal) und die Union des Demokratischen Zentrums (Unión del
Centro Democrático) je einmal. Die einzigen nennenswerten Machtwechsel gab es im Bezirk San Justo: Dort verlor die UCR die Ortschaft Brinckmann an die Peronisten, konnte aber die Nachbarstadt Freyre erobern.
Höhere Maut
Schlechte Nachrichten für die hiesigen Autofahrer: Kurz vor Beginn der Winterferien gab die Regierung der Provinz Buenos Aires
bekannt, dass die Maut auf den wichtigsten Straßen zur Atlantikküste ab sofort erhöht werde: So auf der Schnellstraße 2 (Autovía
2) und der Ruta 11. Der Aufschlag beläuft sich auf bis zu 35 Prozent, wie etwa auf der Autovía 2 im Abschnitt zwischen Dolores
und Mar del Plata (Mautstation Maipú). Aber auch an den Mautstationen Samborombon (Autovía 2) und “La Huella”-General Conesa (Ruta 11) müssen die Kraftfahrer jetzt tiefer in die Tasche
greifen. Dort betragen die Erhöhungen sieben bis 25 Prozent. Für
eine Fahrt von Buenos Aires nach Mar del Plata sind nun 30,40
Pesos an Maut fällig: 4,40 auf der Autobahn nach La Plata, 15 in
Samborombon und elf in Maipú. Bislang hatten insgesamt 26,40
Pesos gereicht. Von der Hauptstadt nach Pinamar sind jetzt 34,40
Pesos zu zahlen (bislang 30,40 Pesos). Im Gegenzug zur genehmigten Mauterhöhung sind die Betreiberfirmen von der Provinzregierung jedoch verpflichtet, umfangreiche Investitionen vorzunehmen, um den Zustand der Straßen zu verbessern. (AT/mc)
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R
Parlamentarismus
eine Zukunftsmusik. Als das kann man derzeit die Nachrichten in der Presse kennzeichnen, die davon wissen wollen, dass
die Regierung klammheimlich eine mögliche Verfassungsreform vorbereitet, laut der Argentinien den traditionellen Präsidenzialismus durch einen Parlamentarismus ersetzen würde, wofür eine
Verfassungsreform vonnöten wäre. Diese Lesart, die offiziell noch
von keinem Regierungssprecher anerkannt wurde, geht zurück auf
die wiederholten Besuche des Obersten Richters Eugenio Zaffaroni
bei Präsidentin Kirchner, denen unterstellt wurde, dass der Richter
die Staatschefin über diese Verfassungsreform berät. Zaffaroni hat
das dementiert, aber niemand glaubt ihm, hatte er doch in den letzten fünfzehn Jahren mehrmals für eine parlamentarische Regierung
plädiert, wie sie in Europa üblich ist. Ihm schwebt laut Lesarten das
deutsche Modell vor, in welchem Land der Präsident nicht vom Volk
gewählt, sondern vom Parlament ernannt wird, während der Kanzler
vom Parlament bestellt wird. In Frankreich und Italien wird der Präsident vom Volk gewählt, der Ministerpräsident, auch Premierminister genannt, vom Parlament. In Frankreich bleiben die Ressorts
Außen- und Verteidigungspolitik dem Präsidenten vorbehalten, alle
anderen dem Ministerpräsidenten.
Angeblich bereitet die Regierung eine solche Verfassungsreform
bereits vor, weil sie den Wahlsieg der Präsidentin am 23. Oktober
vorwegnimmt, als deren Folge sie am 10. Dezember ihre zweite vierjährige Amtszeit in Folge antritt, die ihr 2015 keine abermalige Wiederwahl erlaubt. Offenbar fürchten Regierungskreise einen angeblichen Machtverlust aus dieser Tatsache, etwa wie in den Vereinigten
Staaten, wo ein Präsident ohne Wiederwahl als lahme Ente (“lame
duck”) gekennzeichnet wird. Eine dritte Amtszeit in Folge, wie sie
in den neunziger Jahren Präsident Carlos Saúl Menem angestrebt
hatte, aber nicht durchsetzen konnte, erscheint der Regierung angeblich als unnützes Wagnis.
Im Parlamentarismus könnte die Präsidentin als künftige Staatschefin nochmals antreten, müsste aber die laufenden Regierungsgeschäfte an den Premierminister abgeben, anders als der jetzige Kabinettschef, den die Verfassungsnovelle von 1994 auf Empfehlung
von Expräsident Raúl Alfonsín vorgesehen hat und der nur die Minister koordiniert und den Haushalt umsetzt, welche Aufgabe in der
Praxis der Schatzsekretär durchführt. Allgemeine Wahlen würden
dann Senat und Deputiertenkammer bestellen und den Premierminister mehrheitlich beauftragen, die Regierungsmannschaft zu füh-
ren. Der Premierminister könnte freilich jederzeit vom Parlament
abgewählt werden, nicht so der Präsident als Staatschef, der repräsentative Aufgaben erfüllt. Angeblich bezweckt Cristina Kirchner,
sich als Präsidentschaftskandidatin aufzustellen, nicht als Premierministerin, ähnlich wie sie bis zum Tod ihres Gatten die Präsidentschaft ausführte, während Néstor Kirchner in der Sache, nicht der
Form nach, die Entscheidungen der Regierung traf.
Das Thema Parlamentarismus ist freilich keinesfalls politisch aktuell oder brisant, sondern nur eine mögliche Alternative, sollte die Präsidentin die kommenden Wahlen gewinnen, was trotz mehrerer positiver Umfragen derzeit keinesfalls vorweggenommen werden kann.
Die neu aufgerollte Diskussion wurde früher des öfteren von Verfassungsjuristen und Politikern vorgetragen, aber immer abgelehnt.
Die argentinische Verfassungstradition beruht seit dem Grundgesetz
von 1853 auf dem Präsidenzialismus wie in den Vereinigten Staaten,
deren föderale Verfassung damals Vorbild in Argentinien war.
Übrigens haben alle anderen lateinamerikanischen Staaten ebenfalls
präsidiale Verfassungen, nur die angelsächsischen Exkolonien in der
Karibik werden parlamentarisch regiert.
Bei der obwaltenden Streitsüchtigkeit und mangelnden Kompromissbereitschaft argentinischer Politiker erscheint die parlamentarische Alternative keinesfalls als das beste Regierungsmodell. Man
kann sich mühelos die Streitigkeiten zwischen dem Staatschef und
dem Premierminister sowie ihren Gefolgsleuten vorstellen, die die
Regierungstätigkeit lahmlegen würden. In Europa und vielen ihrer
früheren Kolonien herrschen andere politische Gewohnheiten, die
nicht auf Länder wie Argentinien mit präsidenzialer Vergangenheit
übertragen werden können.
Für eine Verfassungsreform muss der Kongress in beiden Kammern mit zwei Dritteln ihrer Mitglieder, nicht nur der anwesenden
Parlamentarier, entscheiden, damit eine allgemeine Volkswahl die
verfassunggebende Versammlung wählt. Das ist derzeit nicht machbar, so dass abgewartet werden muss, ob die Parlamentswahlen vom
23. Oktober oder gegebenenfalls die Wahlen von 2013 diese qualifizierten Mehrheiten herstellen. Auch wenn wenige Stimmen fehlen,
lassen sich diese Mehrheiten gelegentlich erkaufen, wie es schon
früher vorgekommen ist. Insofern sind die kommenden Wahlen nicht
nur für die Bestellung des Staats- und Regierungschefs ab 10. Dezember wichtig, sondern auch hinsichtlich der Zusammensetzung
beider Häuser im Kongress.
Randglossen
F
ür die morgigen Wahlen in der autonomen Stadt Buenos
Aires, spanisches Kürzel CABA, wie die Bundeshauptstadt offiziell heißt, melden sich zum ersten Mal je sieben Kandidaten von
15 Kommunen. Die Kommunen sollen mit einem Haushalt von 5
Prozent des Stadtbudgets ausgestattet werden und sich um Straßeninstandhaltung und dergleichen kümmern. Mangels Interesse
sind die Kandidaten für die Kommunen kaum bekannt. Sicherlich
wird eine neue Stadtbürokratie entstehen und die dafür aufgewendeten Gehälter werden den größten Teil des Haushalts beanspruchen. Ob dabei die gewünschte Bürgernähe entsteht, muss sich noch
zeigen. Unterdessen hat der heilige Sankt Bürokratius wieder einen Sieg davongetragen. Zu Lasten der geplagten Steuerzahler.
A
nders als Gouverneur Daniel Scioli in der Provinz Buenos Ai
res, der es sich gefallen ließ, dass die Präsidentin ihm den
Kandidaten für das Vizegouverneursamt vorschrieb, obwohl sie
in der Provinz nichts zu suchen hat, verzichtete Senator Carlos
Verna von der Provinz La Pampa auf seine Kandidatur für das
Gouverneursamt, nachdem die Präsidentin der Provinz vorschrieb,
dass auch zwei Kandidaten der Jugendorganisation La Cámpora
auf die Parlamentslisten aufzunehmen seien. La Cámpora ist die
linkslastige Organisation angehender Politiaker, die gut bezahlte
Ämter in der Staatsverwaltung und in Direktorien von Aktiengesellschaften erhalten. Als Kandidaten für Wahlen hat die Organisation bisher zwei Verluste verzeichnet. In Salta gelangte ein Kandidat für das Gouverneursamt auf den vierten Platz und in Tierra
del Fuego verlor der Kandidat für das Vizegouverneursamt in der
Stichwahl. Die Wähler sind offenbar anderer Meinung als die Präsidentin.
N
ach zehnjähriger Amtszeit steht es nicht gut mit der Ge
sundheit des Autokraten Hugo Chávez. Bei einer in Havanna,
Kuba, durchgeführten Operation eines Abszesses wurden Krebszellen entdeckt, deren Entfernung eine zweite Operation erforderlich machten. Sichtlich geschwächt und abgemagert, kehrte Chávez
nach Caracas zurück, nahm aber nicht an der Militärparade zur Feier
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Randglossen
des Bicentenario teil. Chávez ist Oberstleutnant der Armee. Ob er
auf seine längst angekündigte Kandidatur für die nächstjährigen
Wahlen besteht, muss freilich abgewartet werden. Mit ihm steht
und fällt sein Konzept lateinamerikanischer Außenpolitik, das er
intensiv in Bolivien, Ecuador, Nicaragua, Honduras und Argentinien betrieben hatte, derweil in Vene-zuela trotz hoher Erdölexporte
der Weltrekord in Inflation verzeichnet wird, dicht gefolgt von Argentinien. Traurige Rekorde.
D
ie einst vor Castros Tyrannei lebensfrohe Hauptstadt Kubas
zeigt neuerdings, dass in Havanna wieder private Geschäftstätigkeit entsteht. Nach der totalen Pleite des kubanischen Kom-
munismus lässt die Regierung wieder private Kleinbetriebe zu. Über
300.000 Menschen wurden aus dem Staat entlassen, betätigen sich
privat und dürfen Mitarbeiter einstellen, ohne dass ihnen vorgehalten wird, dass sie sich als gemeine Ausbeuter betätigen. In der Folge regen sich Kleindustrie, Handel und Dienstleistungen und beleben das Stadtbild. Das ist freilich nur ein bescheidener Anfang auf
dem langen Weg zur Marktwirtschaft, den Kuba nach dem Zusammenbruch des kollektivistischen Kommunismus beschreitet. Kubaner waren vor Fidel Castro betriebsam, gut ausgebildet und geschäftstüchtig, welche Eigenschaften während eines halben Jahrhunderts kommunistischer Tyrannei schlummerten und jetzt aufwachen.
Argentinien schon mächtig unter Druck
Gastgeber startet mit zwei schwachen Remis in die Copa América
bianischen Keeper Luis
Santa Fe (dpa) Martínez. Schon bei der
Gastgeber Argentinien
Auftaktpartie vor 50.000
droht bei der Copa
Zuschauern in La Plata
América im eigenen
gegen Bolivien lief es
Land das frühe Aus. Das
nicht rund bei den „GauTeam um Weltfußballer
chos“. Mit einem späten
Lionel Messi kam am
Volleytreffer bewahrte
Mittwochabend gegen
Sergio Agüero (77.) den
Kolumbien nicht über
zweimaligen Weltmeisein 0:0 hinaus. Es war
ter vor einer Blamage.
im zweiten GruppenVorausgegangen war der
spiel das zweite Remis
überraschende Fühfür den Rekordsieger
rungstreffer für Außender südamerikanischen
seiter Bolivien, den EdiFußball-Meisterschaft.
valdo Rojas in der 48.
Die aufgebrachten ZuMinute nach einem Eckschauer pfiffen Messi
ball besorgte. Marcelo
und Co. in Santa Fe aus.
Martins vergab wenig
Lautstark forderten sie
später sogar die Riesenbereits die Rückkehr
chance zum vorentscheivon Diego Maradona
denden 2:0. So war es
als Trainer.
am Ende fast ein glück„Es liegt an uns, die
Situation zu ändern“,
liches Unentschieden für
Argentinien. „Das ist für
sagte Angreifer Carlos
uns nach der kurzen VorTevez mit Blick auf das
letzte Gruppenspiel am
bereitung ein gutes Ergebnis, das uns motikommenden Montag
Foto: AP
viert“, sagte Boliviens
(21.45 Uhr ) in Córdoba
gegen Costa Rica. Die
Kein Durchkommen für die Argentinier:
Trainer Gustavo QuintHier klärt Kolumbiens Keeper Luis Martínez
„Gauchos“ stehen dann
eros.
vor Nicolas Burdisso und Carlos Tévez.
Die Situation Argenschon immens unter
Druck. Schließlich ist nur mit einem Sieg das siche- tiniens komplizierte sich noch durch den 2:0 (0:0)re Erreichen des Viertelfinales gewährleistet. Gegen Sieg Costa Ricas am Donnerstag in Jujuy gegen
Kolumbien tat sich der zweimalige Weltmeister wie Bolivien. Josué Martínez und Joel Campbell traschon beim 1:1 zum Auftakt gegen Bolivien sehr fen für die „Ticos“, die sich durch den Erfolg auf
schwer. Lange war sogar der Außenseiter, den Platz zwei der Gruppe A vorarbeiteten. TabellenHertha-Angreifer Adrián Ramos in der 19. Minute führer ist Kolumbien mit vier Punkten vor Costa
fast in Führung geschossen hätte, die bessere Mann- Rica, das drei Zähler aufweist. Dahinter rangieren
schaft. „Wir hatten klare Möglichkeiten, wir hätten Argentinien (2 Punkte) und Bolivien (1 Punkt).
gewinnen können“, sagte Kolumbiens Stürmerstar Allerdings bedeutet der dritte Platz noch nicht auFalcao vom portugiesischen Meister FC Porto. Su- tomatisch das Ausscheiden. Die zwei besten Grupperdribbler Messi hatte seine beste Phase gegen Ende pendritten dürfen im Viertelfinale spielen. Nur für
des ersten Durchgangs. Seine Pässe konnten Tévez den schlechtesten der insgesamt drei Gruppendritvon Manchester City und Ezequiel Lavezzi aber ten ist das Turnier also schon nach der Vorrunde
nicht verwerten. Sie scheiterten jeweils am kolum- beendet.
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Ausflüge und Reisen
Die kürzeste, eleganteste und reichste Avenida: Alvear
Die Bundeshauptstadt als unabhängiges politisches Gebilde (Capital Federal) war, 1880 als solche geschaffen, wenige Jahre jung,
als ihr erster Intendente eine prägende Entscheidung für das künftige Stadtbild traf.
Der eigentlich in Uruguay geborene Torcuato de Alvear, Sohn
des Unabhängigkeits-Helden Carlos María de Alvear, beschloss, an
der Nordflanke der rapide wachsenden Metropole eine Straße zu
ziehen, die die Hauptstraße nach der Provinzhauptstadt Santa Fe (die
heutigen Avenidas Santa Fe, Cabildo und Maipú) entlasten sollte.
Dieser Weg war ursprünglich ein Fahrdamm, Bella Vista genannt,
und sollte von der Kreuzung der (jetzigen) Cerrito und Carlos Pellegrini an der Recoleta vorbei bis über den berüchtigten Arroyo
Maldonado (Avenida Juan B. Justo) führen und als Boulevard relativ breit angelegt sein.
Bürgermeister Torcuato de Alvear verlieh der neuen Diagonale
den Namen seines Vaters, Carlos María de Alvear. Das Standbild
des Generals befindet sich dort, wo der an sich nur sieben Häuserblocks lange Boulevard beginnt, gegenüber dem ehemaligen Palacio Ortiz Basualdo (Französische Botschaft) und der Residenz der
Familie Pereda (diplomatische Niederlassung von Brasilien). Es war
von Anfang an vorgesehen, dass die junge Avenida breiter als normale Straßen sein sollte.
Es ergab sich dabei, dass zunächst der Krieg mit Paraguay (18641871) und dann die Gelbfieberepidemie von 1871 die meisten wohl-
Das mondäne Hotel Alvear Palace, gebaut 1932.
Fahnen aller Länder vor dem Alvear Palace.
habenden Familien bewogen hatten, die Ur-Stadt, nämlich San Telmo, zu verlassen und sich “außerhalb” anzusiedeln, so etwa um die
Plaza San Martín und eben entlang der im Entstehen begriffenen
Avenida Alvear.
Hier wie da schossen unvergleichlich schöne Residenzen aus dem
Boden. Viele Baulichkeiten wurden aus fast ausnahmslos importierten Materialien errichtet, andere auch mit dem von Conchillas, Uruguay, herüber-geschafften blauen Basalt. Für die Bauwerke war Paris das architektonische Vorbild, teils London und Rom, auch die
Architekten waren häufig Italiener, Franzosen, ebenso Engländer und
Deutsche.
Wer heute die Avenida Alvear entlang promeniert, atmet regelrecht Pariser Luft. Die Auflistung der Familien, die dort residierten
bzw. es noch tun, oder der Geschäfte, die derzeit ihre Schaufenster
haben, ist vom Erlesensten, was man sich vorstellen kann.
Fährt man die Avenida Alvear beginnend bei der Recoleta Richtung Zentrum, kommt man hintereinander vorbei an: Louis Vuitton
(früher Ferrari-Sportwagen-Salon), López Taibo, Alvear Palace Hotel (seit 1932), Cartier, Jean Pierre, der exklusive Versailles Palace
Alvear Ecke Callao, dann Galería Alvear, Breitling, Ralph Lauren,
Palais Casey, Palacio Duhau, Ex-Palacio Álzaga Unzué (Four
Seasons), James Smart, die Apostolische Nunziatur, Jaeger Le Coultre, Sothebys, Rochas, Ricciardi, Escada, Kenzo, Ermenegildo Zegna, Carolina Herrera, Fendi, Salvatore Ferragamo, Versace, Nike
u.a.m.
Eine der interessantesten Baulichkeiten ist der ehemalige Familiensitz der Hulmes (Alvear Ecke
Rodríguez Peña) im Fachwerkstil, gleich neben dem früheren
Palais Duhau (heute Hotel Hyatt).
Eine wenn auch kurze Flaniermeile zum Schauen, schwach
werden und Kaufen, aber nicht,
um lange zu verweilen, denn
Kaffeehäuser und Konditoreien
gibt es praktisch keine - ein Expreso bzw. Capuccino, oder auch
Gebäck wären einfach zu teuer!
Marlú
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Der Traum, die Welt zu verändern
Ein junger Deutscher als Freiwilliger in Rosario
Von Charlotte Dötig
Buenos Aires
wortung. Das ist
(AT) - “Bevor ich
zwar viel Arbeit,
losgefahren bin,
macht aber auch
habe ich gedacht,
Spaß, denn oft ist es
ich könne die Welt
auch so, dass Freiverändern”, sagt
willige nur als posiLaurens und lacht
tives Aushängemich verlegen an.
schild der Schule
Und jetzt? Der junund Werbeobjekt
ge Student ist im
benutzt werden. Sie
Rahmen des anerhaben an sich keine
kannten FreiwilliAufgaben, was frusgendienstes des
trierend ist, da es ein
Auswärtigen Amtes
Gefühl der Nutzloals Deutschlehrer an
sigkeit hervorruft.
der Goethe-Schule
Nun hat man schon
in Rosario tätig.
so viel Mut zusamFern seiner Heimat
mengenommen, um
Berlin entdeckt der
dann lediglich in ei21-Jährige eine
nem Büro den Morneue Welt, eine ihm
gen zu vertrödeln,
bis dahin unbekannso hat sich das wohl
Klasse 6 mit der Deutschlehrerin Maria Marta Repetto und Laurens.
te Lebensform und
keiner vorgestellt.
eine fremde Kultur. Es sind Erfahrungen, die dank Organisationen Also sucht man sich selbst eine Aufgabe, Eigenständigkeit und Initiwie “Kulturweit” immer mehr jungen Menschen möglich gemacht ative sind gefragt, wenn man nicht überflüssig sein möchte.
wird.
Im Idealfall ist es jedoch ein Austausch, von dem alle profitieren.
“Kulturweit” ist ein Projekt der deutschen Unesco Kommission “Was ich vor meiner Reise über Argentinien wusste, war nicht viel,
e.V., eine Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissen- eigentlich sind mir nur zwei Begriffe eingefallen: Fleisch und Tanschaft, Kultur und Kommunikation. Weltoffenen Abenteurern zwi- go.” Doch das ist lange nicht alles. Für Laurens hat sich eine neue
schen 18 und 26 Jahren wird damit die Gelegenheit geboten, sich in Welt eröffnet, die über seinen europäischen Horizont hinausreicht
der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zu engagieren. Es wer- und nicht nur auf Assado und Tanz beruht.
den internationale und interkulturelle Perspektiven offeriert, die eiSo hat sich jetzt die Aufregung in Wohlgefühl aufgelöst, die Hernen intellektuellen weltweiten Austausch möglich machen. So wird ausforderung, für die eine Menge Mut nötig war, wurde von Geüber Sprache zwischen Deutschland und anderen Ländern eine Ver- wohnheit abgelöst, der jugendliche Optimismus von einer realistibindung geschafft.
schen Weltanschauung überholt. “Alle, die wir ins Ausland gehen,
Laurens’ Reise in das hübsche Städtchen nördlich von Buenos entwickeln uns weiter”, und so nehmen sie Einfluss auf die Welt.
Aires begann im März 2011. Mit ihm gingen weitere 173 Reiselusti- Ihre Erwartungen verändern sich, sie wachsen und nehmen auf diese
ge über ferne Gewässer in fremde Gefilde. Insgesamt sind es jedoch Weise am Weltgeschehen teil. Es ist nicht der radikale Wandel, den
400, die seit 2009 jedes Jahr in die Fremde versendet werden. Die sich wohl viele erträumen, sondern ein Traum, der sie wandelt, ein
meisten von ihnen siedelten sich für sechs oder auch zwölf Monate Schritt in eine neue Welt, der durch die Entwicklung der eigenen
in China und Argentinien an. Letztendlich sind dreiundzwanzig auf Persönlichkeit möglich ist und das menschliche Zusammenleben
die südamerikanische Weite verteilt.
verbessern kann.
Doch werden sie nicht ohne Vorbereitung einfach weggeschickt,
ein zehntägiges Vorbereitungsseminar rüstet die Freiwilligen für das
PERSONALNACHRICHTEN
Kommende. Zudem sind jeweils fünftägige Zwischen- und NachbeGeburtstage im Altersheim „Los Pinos“
reitungsseminare zum Austausch und der Verarbeitung der ErfahAvondo, Elide (96), am 10.7.; Drbal, Jorge (78), am 11.7.; Leon,
rungen vorgesehen. Mit der Unterstützung der PartnerorganisatioBeatriz geb. Besecke (73), am 12.7.; Merchante, Julio (82), am
nen (Goethe-Institut, Deutsche Welle, Deutscher Akademischer Aus16.7.; Fischer, Lydia (87), am 19.7.; Silvero, Ida (80), am 19.7.;
tausch Dienst, Deutsches Archäologisches Institut, Pädagogischer
Mandel, Marlis (87), am 19.7.; Reyes, Margarita (84), am 20.7.;
Austauschdienst bzw. Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) wird
Grundel, Adam (89), am 22.7.; Gargantini, Osvaldo (90), am
die Vermittlung vereinfacht, Wohnungen finanziert und ein Taschen25.7.; Schiavone, Santiago (90), am 30.7.
geld für die Freiwilligen organisiert. “Es war mir eigentlich relativ
Todesfälle
gleich, wohin ich gehe”, und so kam es, dass man Laurens an die
Am 6. Juli 2011 verschied in Basel, Schweiz, Elisabeth Gamper,
Goethe-Schule nach Rosario vermittelte.
geb. Ammann. Die gelernte Schauspielerin war vor vier JahrzehnLaurens ist der erste deutsche Freiwillige. der sich an dieser Schule
ten Theaterkritikerin des „Argentinischen Tageblatts“. Job, Sanin Argentinien behauptet. Er hospitiert in den Klassen 3, 4 und 5,
tiago, am 28.5.; Ezcurra, Elsa Cetrovich, am 11.6.; Brand, Resowie 7 und übernimmt einzelne Unterrichtseinheiten selbst, die Ernate, am 13.6. Ing. Francisco José Zotter, am 29.6.
wachsenenkurse am Nachmittag liegen komplett in seiner Verant-
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Sonnabend, 9. Juli 2011
Die Kunst in der Kunst ist die Kunst
“Angehaltene Zeit. Bilder vom Tanz”: Fotoausstellung
Von Charlotte Dötig
Buenos Aires (AT) - Die Begegnung von Tanz und Fotografie in
einer Ausstellung, wie es sie seit der Eröffnungsfeier von “Angehaltene Zeit. Bilder vom Tanz” am Dienstag in der FotoGalería des
Teatro San Martín stattfindet, ist der Zusammenstoß zweier Welten,
die jedoch nicht aneinander brechen. Bewegung und Stillstand
schmiegen sich aneinander und können so in ihrer Gegenläufigkeit
harmonieren. Da die Darstellung des Tanzes nicht durch die richtige
Verwendung der Fotografie als Werkzeug profitiert und sich auf
selbstübertreffende Weise ins Rampenlicht drängt, entsteht bei Meistern ein facettenreiches Endprodukt. Insbesondere bei den SchwarzWeiß-Fotografien von Gert Weigelt und den Abzügen von Agnès
Noltenius wird das sehr deutlich.
Alle Künstler der Ausstellung präsentieren ihre Werke in Bildgruppen und verstärken dadurch die Aussage der einzelnen Darstellung. “Triptychon mit Neonröhre” ist die Dreier-Zusammenstellung
Weigelts, die es am deutlichsten zeigt, dass Tanz und Fotografie
miteinander einhergehen können ohne eine einfache Abbildung der
Bühnenkunst zu sein. In dieser Bildzusammensetzung, in der der bis
in die Zehen angespannte Fuß eine Gerade mit dem gestreckten Bein
bildet und mit dem in die Höhe gerichteten Arm den Rahmen der
Darstellung fasst, sieht man den Höhepunkt des tänzerischen Spiels
mit der Kamera. Das Zentrum bildet eine weiße Neonröhre, die
“Moving Moments” von Bettina Stöß.
“Triptychon mit Neonröhre” von Gert Weigelt.
wiederum von einer weiblichen und einer männlichen Achselhöhle
umrahmt wird.
Die lebendigen und doch so starren, ja in der Luft eingefrorenen
Tänzer aus “Moving Moments”, fotografiert von Bettina Stöß, rufen
einen ähnlichen Effekt hervor. Das Spiel zwischen Tänzer und Fotograf wird in diesen Werken nicht über den Raum, also den Rahmen
und Bildausschnitt gewonnen, sondern über das präzise Einfangen
einer einzigen Bewegung im rechten Moment. Der Ort der Begegnung hat sich von dem räumlichen gelöst und ist ins Zeitliche verschoben.
Zwei Ausdrucksformen, bei denen es gelungen ist, die Komposition von Tanz und Fotografie zu verschmelzen. So sagt Sasha Waltz,
Choreographin und Tänzerin aus Karlsruhe: “Fotografie wird dann
für die Bühne interessant, wenn der ureigene Blick des Fotografen
und seine ganz persönliche Interpretation des Geschehens in Bildern sichtbar werden.” Es ist die Kunst in der Kunst, die ein interessantes ästhetisches Erlebnis möglich macht.
(“El tiempo detenido. Imágenes de la danza”, organisiert vom
Deutschen Tanzarchiv und dem Goethe-Institut. FotoGalería des San
Martín-Theaters, Av. Corrientes 1530. Mo-Fr ab 12, Sa/So ab 14
Uhr, bis zum Ende der Vorstellungen im Theater. Eintritt frei. 5.7.31.7.)
Kultur-Notizen
Alfredo Jaars jüngste Projekte
Interessanter Besuch eines Künstlers und
Kämpfers für die Menschenrechte: Am
kommenden Freitag, dem 14. Juli, wird um
18.30 Uhr der in New York lebende chilenische Künstler Alfredo Jaar einen Vortrag
mit dem Titel: “Es difícil. Proyectos recientes” im “Parque de la Memoria - Monumento a las Víctimas del Terrorismo de Estado” (Av. Costanera Norte
Rafael Obligado 6745) halten.
Seine Werke verbinden die zentralen Themen Kunst, Politik, Erinnerung und Gegenwart, die auch
den “Parque” prägen. Die audiovisuelle Präsentation seiner Interventionen im öffentlichen Raum
überall auf der Welt ist ein Ereig-
nis an sich. Ein in künstlerischer wie politischer Hinsicht wichtiger
Moment, den man nicht verpassen sollte.
“Mein erstes Konzert” im Teatro Colón
Musikalisches Erlebnis für Schüler: Am Montagvormittag fand
im Teatro Colón die erste Vorstellung aus der Reihe “Mi primer
concierto” für Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren statt. An
der außerordentlichen Aufführung nahmen mehr als 2000 Schüler
aus Schulen von ganz Buenos Aires teil. Getragen wurde die Veranstaltung vom “Estudio Coral de Buenos Aires” unter der Leitung
von Carlos López Puccio. Das Programm bestand aus Werken von
Debussy, Liszt, Jannequin, Ligeti, Thompson, Guastavino und Correa. Außerdem gab es eine Anleitung zur Vor- und Nachbereitung
der Aufführung. “Mein erstes Konzert” ist ein pädagogisch ausgerichtetes Programm für Schüler der Primaria, Sekundaria und anderer Kultureinrichtungen in Buenos Aires. Informationen unter:
prensa@teatrocolon.org.ar. (AT/lot)
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Sonnabend, 9. Juli 2011
Miniaturfiguren und graue Landschaften
Carlos Gallardos letzte Werke in der Galerie Rubbers
Von Jasmin Müller
Buenos Aires (AT) - Am Dienstagabend kamen rund 120 Besucher in die Galería Rubbers Internacional in Buenos Aires, um sich
die letzten Werke des argentinischen Künstlers Carlos Gallardo anzusehen. Unter dem Namen “Destiempos” sind insgesamt 28 Arbeiten Gallardos ausgestellt, die er in den Jahren 2007 und 2008
anfertigte. Vor zweieinhalb Jahren kam Gallardo bei einem tragischen Autounfall ums Leben.
Von Schwarzweiß-Fotografien bis hin zu Installationen probierte Gallardo zu Lebzeiten viel aus. Die vielen unterschiedlichen
Werke der Ausstellung lassen erkennen, dass der Argentinier ein
sehr facettenreicher Künstler war. Seine Vielfältigkeit zeigte sich
auch darin, dass er zusätzlich noch als Bühnen- und Kostümbildner des Balletts des San Martín-Theaters tätig war. Dort arbeitete
er zusammen mit seinem Lebenspartner, dem Ballettchef Mauricio
Wainrot.
die Umrisse der Stadt erkennen. Jedoch sticht vor allem die Weite
Abgesehen von einer Installation sind in der Galerie hauptsäch- des Seehafens heraus.
lich Fotografien zu sehen. Die Hauptthemen, die in Gallardos WerDas Motiv des Hafens stellt der argentinische Künstler auch aus
ken mitklingen, sind vor allem “Zeit” und “Erinnerung”. Es scheint einer anderen Sichtweise dar. So schwingt das Thema “Reise”
ein wenig so, als habe er bereits eine Art Vorahnung gehabt. Kalen- besonders in der Serie “Theatrum Mundi” mit. Die kleinen Figürder und Uhren, die hauptsächlich in der Serie “Destiempos” zu se- chen, die dieses Mal auf den Schwarzweiß-Fotos befestigt sind,
hen sind, erinnern einen daran, dass alles vergänglich ist. In eini- tanzen, lesen oder befinden sich in einem Moment der Entspangen Fotografien gucken Miniaturfiguren aus den kleinen Kästchen nung. Kurze, schöne Augenblicke, die im Alltag viel zu schnell
eines Holzkalenders. Ein anderes Bild zeigt ein Männchen, das auf vorbeiziehen. In einer Fotografie ist in der oberen Hälfte ein Auseinem Haufen kleiner Metallzahnräder steht. Die Figur trägt Man- schnitt eines Schiffes mit der Aufschrift “WEST” zu sehen. Der
tel und Anzug, sie hat einen Hut auf und ist mit Koffern bepackt. untere Teil zeigt den Fluss, auf dem das Schiff fährt. In diesem
Es scheint, als sei sie gerade von einer Geschäftsreise zurückge- gleitet eine Miniaturfigur im Schwimmring durch das Wasser. Eine
kommen und freue sich nun auf Zuhause. Die Fotografien sind alle andere befindet sich auf dem Schiff. Sie ist gerade aus dem Wasser
schwarzweiß, nur die Figürchen sind farbig. Gallardo will den Be- gestiegen und trocknet sich nun die Haare mit einem Handtuch.
trachtern vermitteln, dass es um das Hier und Jetzt geht.
Durch die kleinen Figuren werden sie sonst sehr verhaltenen FotoEine andere Serie, die in der Galería Rubbers zu sehen ist, nennt grafien aufgelockert, und man muss beim Anblick dieser Winzlinsich “Vestigio”. Schwarzweiß-Fotografien zeigen schläfrige, triste ge etwas schmunzeln.
Landschaften. Die Arbeiten strahlen Ruhe und eine gewisse Schwere
Carlos Gallardo hat gekonnt dunklen Ernst mit einem Funken
aus.
Witz vereint. Ganz in seinem Sinne war auch die Eröffnung kein
Das Bild, welches am Eingang hängt, ist am Hafen von Antwer- trauriges Schwelgen in Erinnerungen, sondern ein fröhliches Zupen in Belgien entstanden. Dort lebten und arbeiteten Gallardo und sammensein.
Wainrot einige Jahre. Das Foto ist etwas verschwommen, es zeigt
(Carlos Gallardo, “Destiempos”. Galería Rubbers Internacional,
eine Frau, die am Ufer sitzt und liest. Im Hintergrund lassen sich Av. Alvear 1595. Mo-Fr 11-20, Sa 11.30-13 Uhr. 5.7.-30.7.)
LATEINAMERIKANISCHE WIRTSCHAFT
Der brasilianische Papier- und Zelluloseriese Fibra beabsichtigt, die Produktion bis 2025 auf 10 Mio Jato zu verdoppeln, erklärte der Exekutivpräsident Marcelo Castelli. Um dieses Ziel zu
erreichen müsste das Unternehmen bis zu u$s 9,6 Mrd investieren.
***
Die Regierung von Uruguay erhöhte ihre Wachstumsprognose für 2011 von 4,5% auf 6%, und die Inflationserwartung von
6% auf 7,8%.
***
Die Präsidenten von Argentinien und Chile werden innerhalb
der nächsten 90 Tagen eine internationale Ausschreibung für den
Bau eines 19 Kilometer langen Tunnels zwischen beiden Ländern
einleiten. Dies wurde nach einem Treffen der Planungsminister beider Länder in San Juan beschlossen. Vorgesehen sei laut dem Gouverneur der Provinz San Juan, Jose Luis Gioja, dass man zu unter-
schiedlichen Uhrzeiten in Richtung Chile oder Argentinien fährt, so
dass der Tunnel schmäler wird, um die Baukosten so niedrig wie
möglich zu halten. Der Agua Negra Tunnel soll zunächst den Export
von Bergbauprodukten von San Juan nach Asien erleichtern. Die Kosten des Projektes wurden auf u$s 700 Mio. geschätzt. Bisher wurde
nichts über die Finanzierung des Projektes bekanntgegeben, das sich
gut für einen Kredit der Weltbank oder der Interamerikanischen Entwicklungsbank eignet.
***
Brasilien wurde von der Kapitalflucht erfasst. Erstmalig verliessen das Land im Juni u$s 2,55 Mrd. mehr als die Gesamtsumme
der Nettoinvestitionen, die bei u$s 33,38 Mrd lagen. Diese Entwicklung tritt nach monatelangen Rekord-Kapitalzuflüssen ein, die im ersten Halbjahr 2011 um 1000% höher als im gleichen Zeitraum 2010
lagen, berichtete die Zentralbank.
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Sonnabend, 9. Juli 2011
ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT
Der Dollarkurs schloss am Donnerstag zu 4,15, 0,24% über
der Vorwoche und 3,49% über Ende Dezember 2010. Die Devisenreserven lagen bei u$s 52,08 Mrd. Der Rofexterminkurs lag zum
30.09.11 bei $ 4,209, zum 30.12.11 bei 4,330 zum 30.3.12 bei 4,462
und zum 30.6.12 bei 4,588. Der Terminkurs lag zum 30.6.12 um
11,57% über dem Tageskurs.
***
Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires stieg in
einer Woche zum Donnerstag um 3,77% und lag um -1,03% unter Ende 2010.
***
Die verschiedenen Staatspapiere wiesen letzte Woche eine unterschiedliche Entwicklung auf. Zum Donnerstag fielen Par-Bonds
in Pesos um -1,03% gegenüber der Vorwoche, lagen jedoch um 19,98% unter Ende 2010. Discount-Bonds in Pesos fielen zur Vorwoche
um
-1,10% (bzw. 18,16%), Boden 2014 fielen um -0,24% (bzw. + 2,20%),
Boden 2012 stiegen um 0,41% (bzw. + 2,71%) und Boden 2013 stiegen um 1,27% (bzw. + 3,50%).
***
Der Notenumlauf betrug zum 24.06 $ 138,85 Mrd., 0,97% über
der Vorwoche und 11,50% über Ende 2010. Girodepositen betrugen $ 141,04 Mrd., 4,16% über der Vorwoche, und Pardepositen lagen bei $ 62,33 Mrd., 3,82% über der Vorwoche und 0,94% über
Ende 2010.
***
Die gesamten Pesodepositen des Bankensystems lagen zum
24.06.11 bei $ 390,58 Mrd., 1,34% über der Vorwoche und 22,25%
über Ende 2010. Fristdepositen betrugen $ 171,73 Mrd., 0,18% über
der Vorwoche und 36,11% über Ende 2010. Dollardepositen lagen
mit u$s 15,68 um -0,61% unter der Vorwoche und um -2,98 % unter
Ende 2010.
***
Gold wurde in Buenos Aires (Banco Ciudad) letzte Woche bei
18 Karat zu $ 133,30 je Gramm gehandelt und bei 24 Karat bei $
190,42.
***
Der argentinische Weinexport lag im Mai im Vergleich zum
gleichen Monat des Vorjahres sowohl im Werten wie in Mengen
um 30% höher, berichtet die Consulting-Firma Caucasia Wine
Thinking. Insgesamt wurde argentinischer Wein für u$s 65 Mio. verkauft. 40% der Lieferungen gingen erneut an die USA, dem wichtigsten Markt argentinischer Weine.
***
Staatliches argentinisches Vermögen darf in Grossbritanien gepfändet werden, entschied der britische Oberste Gerichtshof. Damit erhält der NML-Elliot Geierfonds durch die letzte Instanz die
Möglichkeit, nach Vermögen im Wert von u$s 284 Mio. zu suchen.
Der Fonds, der die Klage angestrengt hatte, reklamiert für sich bis zu
u$s 2 Mrd. Aus dem Wirtschaftsministerium verlautete, dass die Entscheidung gegenstandslos sei, da in Grossbritanien kein argentinisches Staatsvermögen vorhanden sei. Trotzdem könnte dieser Beschluss eine gewisse Komplikation mit sich bringen, insbesondere
für den Fall, dass Argentinien ab nächstes Jahr Bonds auf dem Londoner Kapitalmarkt ausgeben sollte.
***
Argentinien darf seit Donnerstag erneut Fleisch nach China
verkaufen, nachdem das chinesisches Amt für Tiergesundheit ein
von beiden Ländern unterzeichnetes Protokoll vom November
2010 ratifizierte. Die Behörde veröffentlichte eine Liste aller
Schlachthöfe, die über eine Exportgenehmigung verfügen. Zusam-
men mit dem argentinischen Tiergesundheitsamt (Senasa) wurde eine
Veterinärbescheinigung entwickelt, die den gesamten Fleischexport
nach China umfasst.
***
Die Stromunternehmen der Bundeshauptstadt und Umgebung
werden durch besonders niedrige Tarife betroffen, die unverhältnismässig niedriger als im Landesinneren sind. Die Preise werden
hier stark subventioniert. Eine Studie des argentinischen Strominstitutes (IAE) verdeutlicht, dass die finanzielle Situation der Energieversorger sich zwar verbessert hat, die Investitionen aber stark zurückgeblieben sind. Die zwei grössten Vetriebsgesellschaften der Bundeshauptstadt, Edesur und Edenor, sowie das Unternehmen Edelap,
das La Plata und Umgebung bedient, haben 2010 Verluste von $ 74
Mio., $ 52,7 Mio. und $ 89,2 Mio. erzielt. Zum Vergleich: die Vetriebsgesellschaften EDEA sowie Edemsa haben einen Überschuss
von $ 37,5 Mio. und $ 19,1 Mio.erreicht. EDEA bedient ein Grossteil der Provinz Bue-nos Aires und Edemsa die gesamte Provinz
Mendoza. Die Studie stellt fest, dass die Stromkunden in Buenos Aires und Umgebung für den gleichen Konsum ca 20% dessen bezahlen müssen, was ein Verbraucher in Córdoba oder in Santa Fe zahlt.
***
Der bilaterale Handel zwischen Argentinien und Brasilien wuchs
innerjährlich im Juni um 24% und erreichte eine globale Summe
von u$s 3,48 Mrd., berichtet die Consulting-Firma abeceb. Im Juni
betrugen die argentinischen Exporte u$s 1,49 Mrd., 13,2% mehr als im
gleichen Vorjahresmonat, und die Importe u$s 1,99 Mrd., 32,9% mehr
als im Vorjahr. Das Defizit für Argentinien stieg somit auf $ 492 Mio. In
sechs Monaten lagen die Exporte um 19% über dem Vorjahr und die
Importe um 33,6% höher, so dass sich ein negativer Saldo von u$s 2,44
Mrd. ergab, mehr als doppelt so viel wie der von u$s 1,1 Mrd. der gleichen Vorjahresperiode. Die argentinischen Behörden bemühen sich, einen Ausgleich durch Förderung der lokalen Fertigung von Produkten
zu erreichen, die bisher aus Brasilien importiert wurden, aber nicht, um
die Exporte nach Brasilien zu erhöhen, was durch die Aufwertung des
Real gegenüber dem Dollar von 32% in 30 Monaten (bei gleichzeitiger
Abwertung des Peso) erleichtert wird.
***
Die Nachfrage nach Sicherheitssystemen hat in Argentinien
einen neuen Rekord erreicht. Letztes Jahr wurden in diesem Sektor
umgerechnet u$s 700 Mio ausgegeben, 25% mehr als im Vorjahr. Die
argentinische Kammer der elektronischen Sicherheit (Casel) teilt mit,
dass die Fernseheüberwachungssysteme an erster Stelle stehen.
***
Acht Experten, die alle Staatssekretäre für Energie waren, warnen in einem Bericht davor, die argentinischen Energieprobleme
zu verharmlosen. Die Probleme seien „ernst“ und es wird „dringend“ empfohlen, Massnahmen zu ergreifen, um die Lage zu beherrschen. Als „chronisch“ wird der Produktionsausfall seit 1998 im Erdölbereich, und seit 2004 im Erdgassektor bezeichnet. Die Selbstversorgung im Energiebereich sei verloren gegangen. Argentinien wird
2011 ein Negativsaldo von ca. u$s 3 Mrd aufweisen. Vor fünf Jahren
hatte das Land noch einen Überschuss im Energiesektor in Höhe von
u$s 5,6 Mrd. Die Importe werden in den nächsten Jahren sowohl im
Volumen wie im Preis deutlich steigen, und die Subventionen an die
Unternehmen werden bedeutende Mittel beanspruchen.
***
YPF, das grösste argentinische Erdölunternehmen, beginnt im
kommenden Jahr mit Bohrungen in der Provinz Entre Rios auf
der Suche nach Erdöl.
***
Sonnabend, 9. Juli 2011
In Argentinien werden zur Zeit 150 Hotels gebaut, und das
Investitionsvolumen beläuft sich auf u$s 2,73 Mrd. Laut Angaben
des Tourismusministeriums wurden landesweit im vergangenen Jahr
394 Übernachtungsherbergen eingeweiht für insgesamt u$s 1,34 Mrd.
Die Provinz Buenos Aires, gefolgt von den Regionen Cuyo (Mendoza und San Juan) und Litoral (Santa Fé, Entre Rios und Corrientes),
waren die Hauptziele der Neuerrichtungen. 48% der Projekte wurde
von unabhängigen Unternehmen durchgeführt, also solche die kein
Verhältnis zu den internationalen Ketten haben. Die international operierenden Franchise-Hotels investierten $ 454 Mio., während die argentini-schen Unternehmen $ 245 Mio. ausgaben.
***
Binnenhandelssekretär Guillermo Moreno teilte Unternehmern der Rindfleischindustrie mit, dass die Hilton-Quote für die
Periode 1.7.11-30.6.12 nicht gemäss der traditionellen Kriterien
aufgeteilt werde, bei denen grundsätzlich die bisherigen Exporte
berücksichtigt werden, sondern gemäss den Lieferungen von billigem Fleisch am lokalen Markt. Der lokale Markt wird jedoch vorwiegend von Schlachthöfen versorgt, die nicht exportieren, während
die Exportschlachthöfe wenig für den Binnenmarkt tätig sind. Die
Zuteilung der Hilton-Quote wird immer willkürlicher. Da das Rindfleisch, das im Rahmen dieses Kontingentes an die EU beliefert wird,
einen zwei bis dreimal so hohen Preis wie bei normalen Exporten
erhält, hat dies besondere Bedeutung und führt unvermeidlich auch
zur Korruption. Die Hilton-Quote sollte versteigert werden, und der
Erlös kann dann zur Förderung der Rinderwirtschaft und eventuell
für Subventionen eingesetzt werden.
***
Alieto Guadagni, einer der besten Experten auf dem Geibet
der argentinischen Energiewirtschaft, weist in einem Artikel in
der Zeitung „La Nación“ (6.7.11) auf die verheerenden Folgen
des sogenannten „Freundenkapitalismus“ der Kirchner-Regierungen hin. In Santa Cruz wurden 2006 alle ausgeschriebenen Erdölgebiete an befreundete Unternehmer vergeben, nachdem alle anderen Interessenten ausgeschlossen wurden, unter denen sich erstklassige Erdöfirmen befanden. Die Unternehmen, die die Zuteilung erhielten, konnten kaum konkrete Ergebnisse aufweisen. Insgesamt
haben die Provinzen 166 Gebiete zugeteilt, wobei die Unternehmen
sich dabei verpflichtet haben, u$s 1,73 Mrd. zu investieren. Von diesen Gebieten wurden 95 an befreundete Unternehmern zugeteilt, die
keine Erfahrung auf diesem Gebiet hatten, kaum investiert und kläglich versagt haben. Das Ergebnis dieser korrupten Praxis ist, dass das
Land seine Erdöl- und Gasreserven aufbraucht, ohne sie durch neue
Funde zu ersetzten, dass die Erdöl- und Gasförderung zurückgeht,
weniger exportiert und mehr importiert werden muss.
***
Die Finanzierung von Unternehmen über den lokalen Kapitalmarkt ist im 1. Halbjahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 138%
auf $ 15,38 Mrd. (gleich u$s 3,80 Mrd.) gestiegen. Vom Gesamtbetrag entfallen 65% auf finanzielle Treuhandfonds (die zu 45% für
Finanzierung dauerhafter Konsumgüter eingesetzt wurden, zu 43%
für Infrastrukturinvestitionen für Energie und zu 7% für Kreditkarten) und 37% auf Ausgabe von Obligationen.
***
Nachdem YPF mehr als u$s 150 Mio. für Bohrarbeiten investierte, um im Becken der Malwinen-Inseln in 2000 Metern Tiefe
nach Erdöl zu suchen, wurde mitgeteilt, dass die Arbeiten zu keinem zufriedenstellendem Ergebnis geführt haben.
***
Die argentinischen Rentner erhalten jetzt ohne Altersbeschränkung über Banco Nación die Möglichkeit, im Rahmen des Planes
„LCD für alle“ ein LCD Fernsehen auf 60 monatliche Raten in
Höhe von $ 49 zu kaufen.
***
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Das New Yorker Berufungsgericht ordnete die Freigabe von u$s
100 Mio. an, die die argentinische ZB bei der New York Federal Reserve deponiert hatte, die auf Anordnung von Richter Thomas Griesa gepfändet worden waren, der einer Forderung eines Geierfonds
stattgegeben hatte. Das Argument lautete damals dahingehend, dass die
ZB-Reserven zur Zahlung von Staatsschulden eingesetzt worden seien,
und somit der Charakter der Notenbankreserven, die prinzipiell untastbar sind aufgegeben worden sei. Das New Yorker Berufungsgericht entschied jetzt, dass diese Reserven auf alle Fälle nicht pfändbar seien.
***
Vertreter der Gewerkschaft der LKW-Fahrer (geleitet von
Hugo Moyano) verhindern seit über zwei Wochen, dass bei zwei
Vetriebsgesellschaften von Lebensmitteln in der Stadt San Pedro
gearbeitet wird. Er setzt damit die Arbeiter jener Unternehmen unter Druck, damit sie auf die Gewerkschaft der LKW-Fahrer übergehen. Moyano hat schon in vielen Fällen das Prinzp durchgesetzt, dass
die Arbeiter eines Unternehmens je nach ihrer Tätigkeit einer bestimmten Gewerkschaft zugeordnet werden. Allgemein gilt jedoch das Prinzip, dass nur eine Gewerkschaft (die die Arbeitnehmer der Haupttätigkeit umfasst) die Belegschaft eines Unternehmens vertritt.
***
Ein Konzern bestehend aus den Gesellschaften Servimagnus
von Ricardo Román, (dem Präsidenten von Loginter), SDC do
Brasil Servicios Marítimos und das chinesische Rowing erhielt
den Zuschlag für die Ausbaggerungsarbeiten im Hafen von Buenos Aires. Der Vertrag hat einen Wert von $ 194 Mio. und die Arbeiten müssen innerhalb von neun Monaten beendet werden. Der Vertrag sieht ebenfalls die Imstandhaltung des Ausbaggerns vor. Diese
längst fälligen Arbeiten gewinnen deswegen an Bedeutung, weil die
Reedereien immer grössere Schiffe mit mehr Tiefgang einsetzen.
***
Um 43% sind die Steuereinnahmen im Mai 2011 im Vergleich
zum selben Monat im letzten Jahr in der Provinz Buenos Aires
gestiegen, teilte das Steueramt ARBA mit. Insgesamt betrug die
Summe $ 3,08 Mrd und lag damit um 5% über den Betrag vom
April 2011.
***
Die Gastronomiearbeiter erhalten eine Gehaltserhöhung von
insgesamt 34%, verteilt über sieben Etappen, die mit einer rückwirkenden Erhöhung von 5% ab Mai beginnen, denen weitere
Zulagen dieser Grössenordnung im Juni und Juli folgen. Im September und Oktober steigen die Gehälter um weitere 2%, im November auch um 5%, und im Januar 2012 noch einmal so viel. Die Erhöhung liegt somit im Durchschnitt der 12 Monate Laufzeit des Abkommens um die 25%.
***
Ab diesen Monat verlangt das Steueramt AFIP Information
über die Zusammensetzung des Kapitals von Handelsgesellschaften, wobei vornehmlich die AG-Direktoren unter die Lupe gnommen werden sollen.
***
Die privaten Schulen, deren monatlichen Gebühren über $
2.000 liegen, müssen bis 31. Juli dem Steueramt die Steuernummer sowie die genaue Anschrift der Beitragszahler mitteilen.
***
Das brasilianische Bergbauunternehmen Vale darf in der Provinz Mendoza weiter Kali fördern. Vale hatte angeblich nicht die
vorgeschriebene Anzahl an lokalen Lieferanten beauftragt, die ein
Provinzgesetz (von zweifelhafter juristischer Gültigkeit) vorsieht. Darauf-hin wurde Vale die amtliche Genehmigung entzogen. Die Arbeiten wurden wieder aufgenommen, nachdem Vale einen Investitionsplan über u$s 2 Mrd. vorlegte. Das Projekt Rio Colorado soll in der
zweiten Jahreshälfte 2013 anlaufen.
***
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Sonnabend, 9. Juli 2011
Geschäftsnachrichten
Delsey
Pünktlich zu Beginn der Winterferien stellt die französische Marke DELSEY, führend in der Herstellung von Koffer und Taschen
der Oberklasse, die neue Kollektion Crosstrip vor, besonders konzipiert für die Liebhaber von Reisen, Sport und Outdooraktivitäten.
Diese Taschen sind praktisch und robust, und zu den Merkmalen der
Rollenreisetaschen gehören innen und aussen Taschen, verstärkte
Ecken, ein arretierbarer Griff sowie ein verstellbarer Umhängeriemen. Die Taschen sind aus strapazierfähigen Polyester hergestellt.
Eine weitere Besonderheit ist der ZIP SECURI TECH, eine neue
und einzigartige Sicherheitslösung von DELSEY, die sorgenfreies
Reisen ermöglicht. Dieser innovative Reißverschluss ist hoch widerstandsfähig, auch bei überladenem Gepäck, einbruchsicher und
gleichzeitig kostengünstig. Damit entspricht er den gestiegenen Erwartungen von Reisenden an die Sicherheit ihres Gepäcks. DELSEY ist der weltweit zweitgrösste Gepäckhersteller für Koffer und
Reisetaschen.
Pomera
Pomera Maderas, das Forstunternehmen der Gruppe Insud, beendete erfolgreich den Kauf von Danzar Forestación, die argentinische
Filiale des Schweizer Holding Danzar. Damit konsolidiert Pomera
Maderas ihre führende Position als grösstes Forstunternehmen mit
argentinischem Kapital. Die jährliche Produktionskapazität liegt bei
500.00 cm3 Holz.
Musimundo
Diese Kette unter ihrem neuen Besitzer, die Gruppe Megatone,
wächst stark im Landesinneren. Im Laufe des Monats sollen Läden
in Viedma und Villa Regina (beide Rio Negro), San Fernando del
Valle de Catamarca, sowie San Rafael und Gral. Alvear (beide Mendoza) eröffnet werden. Kostenpunkt pro Laden: u$s 2 Mio.
Roemmers
Das grösste argentinische Pharmaunternehmen bereitet sich auf
eine 50-prozentige Aktienbeteiligung am Labor Garmon vor, berichtet
das Informationsportal Pharmabiz. Zu den bekanntesten Produkten
von Garmon gehören die Marken Chofitol und Merthiolate, sowie
Glycerinzäpfchen. Im Zeitraum März 2010-März 2011 erreichte
Garmon einen Umsatz in Höhe von umgerechnet u$s 6,8 Mio.
Nidera
Diese grosse traditionelle multinationale Getreidefirma, mit Hauptsitz in den Niederlanden, die in Argentinien auch führend auf dem
Markt von Saatgut ist, hat den Bau eines zweiten Hafenquais in Puerto San Martín, am Paraná, in der Provinz Santa Fé, in Angriff genommen, der für Umladung von Getreide, Ölsaat und Düngemittel,
sowie Öl und Biobrennstoff bestimmt ist. Es handelt sich um einen
Teil des Investitionsprogrammes von u$s 100 Mio., der besonders
die Erweiterung der Kapazität der Anlage zur Verarbeitung von Ölsaat umfasst. Auch werden zwei Lagerungseinrichtungen für Düngemittel mit einer Kapazität von 140.000 t eingerichtet. Die Firma
gab bekannt, dass sie trotz der Verfolgung durch die Regierung, der
sie ausgesetzt ist (mit ungerechtfertiger Streichung aus dem Register
der Getreide- und Ölsaatoperateure, wegen einer Steuerhinterziehung,
die nicht stattgefunden hat und nicht nachgewiesen wurde) ihr Investitionsprogramm weiterführt. Nidera ist seit 1929 in Argentinien
tätig. Der Namen wurde mit den Initialen der Staaten gebildet, in
denen die Firma damals tätig war: Niederlanden, Ireland, Deutschland, England, Russland, Argentinien.
Localiza und Dietrich
Die brasilianische Autovermietungsagentur Localiza und die argentinische Automobilagentur Dietrich werden gemeinsam Autos
vermieten. Die neue Gesellschaft signiert unter dem Namen Localiza. Für das Projekt wurden u$s 5 Mio. investiert. Localiza beabsichtigt, Argentiniens grösster Autovermieter zu werden, betonte Hernán
Dietrich, der Geschäftsführer der lokalen Firma.
Porsche
Dieser deutsche Sportwagen-Hersteller eröffnete in Córdoba Stadt
sein drittes Porsche Center in Argentinien. Die vierte Eröffnung ist
bereits für Mendoza vorgesehen. Porsche ist führend auf dem lokalen Markt für Sportautos.
LAN
Diese chilenische private Airline hat die Bestellung von 32 Flugzeugen des Typs Dreamliner 787 für u$s 3,5 Mrd. bei Boeing bekanntgegeben. Drei davon sollen im 2. Quartal 2012 bezogen werden. Ausserdem hat LAN bei Airbus 20 Flugzeuge des Typs A320
für u$s 1,7 Mrd. bestellt. Der 787 verbraucht 20% weniger Brennstoff und verursacht 40% weniger Lärm als ähnliche Flugzeuge, und
der A320 ist um 15% sparsamer. Insgesamt betreibt LAN mit seinen
Tochtergesellschaften 91 Passagierflugzeuge und 11 Frachtflugzeuge (LAN Cargo).
Quilmes
Diese Brauerei, die zur belgischen Gruppe Anheuser-Busch gehört, sieht laut Fünfjahresplan Investitionen in der Grössenordnung
von $ 3 Mrd. vor für den Zeitraum 2011-2015. Die Gelder fliessen
in die Erweiterung der Produktionskapazitäten von Bier und alkoholfreien Getränken, der Entwicklung von Logistikzentren und der
Errichtung eines neuen Glasherdes. Quilmes ist die führende Biermarke auf dem argentinischen Markt, mit insgesamt zehn Werken.
2010 lag der Umsatz bei $ 4,92 Mrd., ein Anstieg von 20% zum
Vorjahr.
Refinadora neuquina
Dieses Unternehmen übernimmt ein Lager für Erdöl und Erdölprodukte von Shell in der Stadt Bahía Blanca. Für dessen Kauf und
Imstandsetzung wurden u$s 5 Mio. ausgegeben. Dabei handelt es
sich um nur einen Teil der Erweiterungspläne der Gruppe Mas Energía, die vom Unternehmer Miguel Schvartzbaum kontrolliert wird.
Banco Nación
Diese grösste Staatsbank eröffnete am Mittwoch in Mendoza ihr
achtes Zentrum für die Bedineung von kleinen und mittleren Unternehmen ( „Centro Pyme“). Bankpräsdent Carlos Fábrega, betonte,
dass die Bank dabei sei, ihre Rolle als Instrument für kleine und
mittelere Unternehmen ausbauen.
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Sonnabend, 9. Juli 2011
2,5 Mio. Staatsangestellte
Die jährliche Umfrage bei städtischen Haushalten des Statistischen Amtes (INDEC), deren Daten sich auf das 3. Quartal 2010
beziehen, umfasst zum ersten Mal erweiterte demografische und
soziologische Angaben, die nach Provinzen aufgeteilt werden.
Daraus ergibt sich, dass 22,5% derjenigen, die im Abhängigkeitsverhältnis arbeiten, vom Staat (Nationalstaat, Provinzstaaten und
Gemeinden) und von Staatsunternehmen beschäftigt werden.
Insgesamt beträgt die Zahl der Beschäftigten, sei es, dass sie als
Arbeiter oder Angestellte tätig sind, oder auch als selbstständig
Tätige und Leiter von Kleinunternehmen (meistens eigene, eventuell auch mittlere), die keine feste Entlöhnung beziehen, betrug
15,15 Mio., von denen 8,99 Mio. männlich und 6,16 Mio. weiblich
waren. Die Zunahme der Zahl der Staatsangestellten, die in den
letzten Jahren stattgefunden hat, hat folgende Ursachen: Übertragung von vertraglich verpflichteten Personal auf den normalen Beamtenstatus, Einschluss der Bezieher von Subventionen, die gegen
eine persönliche Leistung gewährt werden, neue Staatsunternehmen (einschliesslich der rückverstaatlichten) und Übernahme des
Personals der privaten Rentenverwaltungen (AFJP). Abgesehen von
diesen Fällen wurde allgemein vom Staat mehr Personal eingestellt,
sehr oft politisch bedingt, wie im Fall von Mitgliedern der Gruppe
„La Cámpora“.
Von den 1,21 Mio. Arbeitslosen waren 631.600 männlich und
575.200 weiblich. Die weibliche Arbeitslosigkeit liegt mit 16,9%
mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt von fast 8%, so dass
die männliche Arbeitslosigkeit entsprechend unter diesem Koeffizienten liegt. Bei den weiblichen Arbeitslosen sind 312.400 unter
29 Jahren alt. Die jungendliche Arbeitslosigkeit liegt auch bei
Männern weit über dem Durchschnitt. 37,8% der Beschäftigten
arbeiten schwarz; das sind fast 2 Punkte mehr als im Vorjahr. 40%
der gesamten Beschäftigung entfällt auf die Provinz Buenos Aires.
Die Provinzen mit den höchsten Koeffizienten der Staatsangestellten (über 30%) sind Santa Cruz mit 47,2% der Beschäftigen, La Rioja mit 47,2%, Catamarca mit 42,1%, Formosa
mit 41,5%, Tierra del Fuego mit
38,9%, Jujuy mit 38,3%, Neuquén mit 37,9%, Chaco mit
37,3%, San Luis mit 36,2%, La
Pampa mit 34,8%, Entre Rios
mit 33,5%, Santiago del Estero mit 32,5%, Corrientes mit 31,6%,
San Juan mit 30,6% und Chubut mit 30,4%. Die niedrigsten Koeffizienten (bis 20%) haben die Bundeshauptstadt mit 16,9%, und
die Provinzen Buenos Aires mit 17,4%, Santa Fé mit 19,3% und
Córdoba mit 20,2%. Zwischen diesen beiden Gruppen liegen Mendoza mit 24,4%, Tucumán mit 24,6%, Rio Negro mit 25,1%, Misiones mit 26,8% und Salta mit 27%.
Es fällt auf, dass die Stadt Buenos Aires am niedrigsten liegt,
wo doch die Nationalverwaltung sich hier befindet. In den armen
Provinzen stellt die Beamtenschaft zum grossen Teil eine verkappte Arbeitlosenunterstützung dar, was gelegentlich dazu führt, dass
Arbeitskräfte für produktive Tätigkeiten fehlen (z.B. für Olivenernte in Catamarca) oder Bergbauunternehmen Arbeiter aus Bolivien und Peru beschäftigen müssen. Der Versuch, die Zahl der
Staatsangestellten in den Provinzen Catamarca, La Rioja, San Juan
und San Luis durch eine besonders grosszügige steuerliche Förderung für neue Unternehmen (die 1974 eingeführt wurde) wenigstens
relativ zu senken, ist offensichtlich gescheitert. Der öffentliche
Bereich sollte gesamthaft mit der Hälfte der Arbeitskräfte auskommen, die er gegenwärtig beschäftigt.
Zunehmende Kapitalflucht
Die Kapitalflucht erreichte laut ZB im
1. Quartal 2011 u$s 3,68 Mrd. Für das 2.
Quartal rechnen private Wirtschafter mit
etwa u$s 6 Mrd., sodass es im 1. Halbjahr
an die u$s 10 Mrd. sein würden, was sich
mit u$s 11,4 Mrd. für ganz 2010 vergleicht.
Die Kontrollen der ZB und der AFIP haben zugenommen, aber das hat offensichtlich nicht viel genützt.
Die Kapitalflucht setzt sich aus Überweisungen auf Konten bei Banken in den USA,
der EU, der Schweiz u.a. Ländern
(besonders Steuerparadiese) und auch aus
Käufen von Banknoten (Dollar und Euro)
zusammen, die lokal getätigt werden. Ein
Teil des Betrages setzt sich aus Auslandskrediten zusammen, die nicht erneuert werden oder nicht durch andere ersetzt werden,
so dass die Gesamtrechnung einen Nettoabfluss ergibt. Zahlungsbilanzmässig wird
dieser negative Saldo der Kapitalbilanz mit
dem Überschuss der Leistungsbilanz ausgeglichen. Ob dabei noch ein Überschuss
verbleibt, wie es 2010 der Fall war, der für
Zahlung von Amortisationen von Staatstiteln
eingesetzt wurde, oder ob schliesslich ein
kleines Defizit entsteht, hat beim gegenwärtigen Stand der ZB-Reserven keine grosse
Bedeutung. Für die argentinische Wirtschaft
bedeutet die Kapitalflucht einen Entzug von
Mitteln, die für die Finanzierung von Arbeitskapital und Investitionen eingesetzt werden,
so dass sie wachstumshemmend wirkt.
Allein, auch die Differenzen, die bei der
Unterfakturierung von Importen bestehen,
werden als Kapitalflucht gebucht. Hier geht
es im 1. Halbjahr um mindestens u$s 2 Mrd.
Die Importeure sparen dadurch Zölle, aber
auch bei der Einbehaltung der MwSt. und der
Gewinnsteuer. Nachdem 2001 auf Initiative
des damaligen Wirtschaftsministers Machinea die private Zollkontrolle abgeschafft
wurde (die sein Vorgänger Roque Fernandez
1997 eingeführt hatte), die sehr wirksam war,
hat sich die Unterfakturierung verschlimmert,
umso mehr, als das Niveau der Korruption
unter den Kirchners allgemein zugenommen hat. Die privaten Kontrolleure hatten
ermittelt, dass in vielen Fällen die angegebenen Importpreise um über 50% unter den
wirklichen lagen. Der technologische Fortschritt, der sich in der Art und Vielfalt der
Produkte niederschlägt, macht die Kontrolle der Importpreise besonders schwierig.
Die Beamten des Zollamts sind dabei überfordert, wobei noch hinzukommt, dass viele dabei mitverdienen.
Zurück zur echten Kapitalflucht: die Zunahme, die in den letzten Monaten festgestellt wird, wird besonders auf die Wahlperiode zurückgeführt, wobei hier ein tiefes
Misstrauen gegenüber der Regierung zum
Ausdruck kommt. Dennoch ist es unverständlich, dass bei einer stark wachsenden
Wirtschaft und einem unzureichenden Kreditangebot, und ohne Zugang zum internationalen Kredit- und Kapitalmarkt, der lokalen Wirtschaft so viel Kapital entzogen
werden kann.
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Sonnabend, 9. Juli 2011
Trotz Kälte keine Stromknappheit
Die Kältewelle, die in der Vorwoche eingesetzt hat, hat den landesweiten Stromkonsum gelegentlich bis zu einer Spitze von leicht
über 21.000 Mw getrieben, was einen Rekord darstellt. Dabei wurde
die ganze Nachfrage ohne Schwierigkeiten bedient. Das Planungsministerium hat mitgeteilt, dass das System mit einer Reserve von
2.000 Mw tätig ist, die dank der Investitionen der letzten Jahre geschaffen werden konnte.
Die Gesamtkapazität des Stromsystems stieg von 23.280 MW im
Juni 2003 um 18,9% auf 27.671 Mw. im Juni 2010, von denen etwas über 25.000 Mw das ganze Jahr verfügbar sind. Die Zunahme
erscheint in 7 Jahren nicht sehr bedeutend, bedenkt man, dass das
BIP in der gleichen Periode um über 50% zugenommen hat. Die
Förderung von Sparmassnahmen beim Stromkonsum, an erster Stelle durch Einsatz von Leuchtkörpern mit neuer Spartechnologie, aber
auch durch Einsatz sparsamer Haushaltsgeräte, hat die Zunahme des
Stromkonsums beschränkt. Ebenfalls hat der Ausbau des Verbundnetzes eine bessere Nutzung der Stromkapazitäten erlaubt.
Die Erweiterung der Stromerzeugung ist auf folgende Investitionen zurückzuführen:
z Bau der Kraftwerke San Martín und Belgrano (die von Siemens
geliefert wurden) in Timbúes bzw. Campana.
z Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes Caracoles und des Wärmekraftwerkes Pilar (Córdoba) und Erweiterung des Wasserkraftwerkes Rio Grande.
z Zunahme der Leistung von Yacyretá durch Erhöhung des Pegels
des Staudammes von 76 auf 83 Meter.
z Inbetriebnahme von mobilen Kraftwerken, die in kritischen Punkten eingesetzt wurden.
z Kapazitätserhöhung privater Kraftwerke im Rahmen des Planes
„Energía plus“, was u.a. bei den Wärmekraftwerken Güemes und
Albanesi zum Ausdruck gekommen ist.
Der offizielle Bericht verschweigt, dass es dieses Jahr viel geregnet hat, so dass die Staudämme der Wasserkraftwerke gefüllt
waren und diese mit voller Kapazitätsauslastung tätig sein konnten. Der Strom aus diesen Werken deckt 40% bis 50% des Konsums. Wenn sich in den kommenden Monaten, wie zu erwarten,
viel Schnee in den Anden anhäuft, dann ist die Wasserversogung
der Staudämme der Kordillere auf alle Fälle für den Sommer und
auch danach gesichert.
Gelegentlich müssen die zwei alten Kernkraftwerke (Atucha I
und Embalse) zeitweilig stillgelegt und überholt werden, da sie
an der Grenze ihrer Lebensdauer stehen. Doch 2012 soll dann
das neue Atomkraftwerke Atucha II mit 700 MW in Betrieb genommen werden.
Wichtig bei der Stromversorgung ist der Umstand, dass in den
90er Jahren die grossen Kraftwerke (mit Ausnahme von Yacyretá, Salto Grande und provinzieller Kraftwerke) privatisiert wurden und trotz der störenden staatlichen Intervention, die besonders
in sehr niedrigen Tarifen zum Ausdruck kommt, bei hoher Kapazitätsauslastung und minimalen Pannen tätig sind. Im Sommer
1989, als eine grosse Stromkrise ausbrach, war das staatliche Werk
Segba nur zu einem Drittel der Kapazität tätig, während heute die
Nachfolgeunternehmen, Central Costanera und Central Puerto, mit
voller Auslastung arbeiten. Ausserdem wurde die Kapazität dieser u.a. Kraftwerke durch Einführung der Technologie des kombinierten Zyklus erhöht, die schon lange vor der Privatisierung
bekannt war, aber nicht eingesetzt wurde, obwohl das Verhältnis
von Investition zu Energieerzeugung dabei sehr günstig ist. Ohne
Privatisierungen hätten wir jetzt ganz bestimmt Unterbrechungen
der Stromversorgung erlebt. Die ausreichende Stromversorgung
in Spitzenmomenten ist somit auch zum Teil Menem zu verdanken.
WIRTSCHAFTSÜBERSICHT
Steuereinnahmen: von Rekord zu Rekord
Die gesamten Steuereinnahmen des Nationalstaates im weiteren
Sinn, einschliesslich Zöllen, Sozialabgaben und Gebühren, stiegen in
den letzten Jahren ständig, weit über die Inflation hinaus. Im Juni
lagen sie mit $ 48,70 Mrd. um 30,5 % über dem gleichen Vorjahresmonat, und das erste Halbjahr 2011 liegt mit $ 245,04 Mrd. um 32,5%
über dem Vorjahr. Das ist auf alle Fälle mehr als die Inflation und
eventuell auch mehr als die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes zu
laufenden Werten. Bezogen auf das BIP macht die Belastung der nationalen Steuern jetzt etwa 35%, so dass man mit provinziellen Steuern
und Gemeindegebühren auf über 40% gelangt, was gut 10 Punkte
über den letzten Jahren der Konvertibilität darstellt. Die Steuerbelastung ist jedoch für diejenigen, die die Steuern nicht (oder nur wenig)
hinterziehen, wesentlich höher.
Wenn man beim Vergleich weiter zurückgeht, ist die Zunahme noch
auffallender. Im 1. Halbjahr 2001 (dem letzten Konvertibilitätsjahr)
betrugen die AFIP-Einnahmen $ 24,12 Mrd. Jetzt sind es fast 11 Mal
so viel. Wenn man die Rechnung in Dollar macht, haben sich die
Einnahmen mehr als verdoppelt, und wenn man konstanten Pesos
nimmt, dann ergibt sich auch eine bedeutende Zunahme, die bei etwa
50% liegt, die in ihrer Grössenordnung etwa der des BIP entspricht.
Die Ursachen dieser Entwicklung sind prinzipiell vier:
1. Die Inflation, die sich direkt auf die Steuereinnahmen auswirkt.
Hier sei bemerkt, dass der Fiskus bei der Inflation auf der einen Seite
reale Einnahmen verliert, weil die Gewinnsteuer jeweils auf das Vorjahresergebnis berechnet wird; ebenfalls bleibt der Erlös der Steuer
auf persönliches Vermögen hinter der Inflation zurück, besonders weil
Immobilien u.a. Vermögenswerte nicht oder nicht ganz aufgewertet
werden. Aber auf der anderen Seite verdient der Fiskus an der Inflation, weil die Bilanzen seit 1991 steuerlich nicht mehr wertberichtigt
werden, so dass die Steuer auch auf reine Buchgewinne entfällt. Ausserdem wird die progressive Skala bei physischen Personen auch nicht
gemäss der Inflation geändert, so dass faktisch eine kalte Progressionserhöhung stattfindet. Die periodische Erhöhung des steuerfreien
Minimums, die auch hinter der Inflation zurückbleibt, betrifft
vornehmlich die unteren Einkommensgruppen, wirkt jedoch wenig
bei denjenigen, deren Einkommen wesentlich darüber liegt, die
vornehmlich zum Mittelstand gehören. Gesamthaft dürfte der Fiskus
somit an der Inflation verdienen.
2. Die Zunahme des BIP. Die Staatseinnahmen sollten dabei
überproportional zunehmen, da der Anteil von dauerhaften Konsumgütern und besonders Automobilen am Gesamtkonsum steigt,
wobei bei diesen Produkten eine geringere Steuerhinterziehung,
in vielen Fällen (Kfz) gar keine, besteht. Die Hinterziehung konzentriert sich, besonders bei der MwSt., stark auf frische Lebensmittel und Dienstleistungen, bei denen die Nachfrage weniger als
das BIP zunimmt. Ebenfalls steigen dabei persönliche Einkommen, so dass ein grösserer Teil von höheren Stufen der progressiven Skala erfasst wird.
(Fortsetzung auf Seite 15)
Seite 15
Sonnabend, 9. Juli 2011
(Fortsetzung von Seite 14)
3. Die Bedeutung von Steuern, die keine oder nur eine minimale
Hinterziehung aufweisen, wie die Exportzölle, die Schecksteuer und
die Brennstoffsteuern, ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Exportzölle waren unter der Konvertibilität minimal; sie wurden 2002
im Zuge der Megaabwertung allgemein eingeführt und danach stark
erhöht. Die als Schecksteuer benannte Steuer auf Giro- und Sparkontenbewegungen wurde erst 2001 eingeführt.
4. Die Effizienz des Steueramtes ist dank Informatik stark gestiegen. Bis vor kurzem arbeitete das Amt auf der Grundlage einer Unmenge von eidesstattlichen Erklärungen, die auf Papierformularen
eingereicht und die in der Praxis nur bei Grossunternehmen u.a. Einzelfällen effektiv bei der internen Kontrolle verwendet wurden. Die
meisten Erklärungen verschwanden irgendwo, da das viele Papier nicht
klassifiziert und entsprechend aufgehoben wurde. Es war einfach zu
viel Papier. Jetzt werden die Erklärungen und das ganze sonstige Material in Computergedächtnissen gespeichert, wo sie leicht auffindbar
sind. Früher forderte ein Steuerinspektor vom Steuerzahler bei einer
Kontrolle zunächst das Duplikat seiner eidesstaatlichen Erklärung;
jetzt weiss er schon von vorne herein, wo er Zweifel hat, und geht
direkt auf die Aspekte ein, bei denen er Hinterziehung vermutet. Das
macht die Arbeit wesentlich einfacher und auch effektiver; und weil
die Steuerberater wissen, dass ihre Kunden jetzt besser kontrolliert
werden, raten sie zu mehr Sorgfalt und weniger Hinterziehung. Der
technologische Fortschritt, und nicht die Kirchners und ihre Beamten, hat auch hier eine wahre Revolution verursacht.
Dennoch besteht immer noch eine relativ hohe Hinterziehung, die
bei der MwSt. offiziell auf 25% und privat auf 35% des theoretischen
Gesamtbetrages berechnet wird. Ende der 80er Jahre lag die Hinterziehung der MwSt. noch über 60%. Bei der persönlichen Einkommenssteuer und der Gewinnsteuer bei Kleinunternehmen liegt der Hinterziehungssatz viel höher; hingegen ist er bei Grossunternehmen, deren Struktur nur eine minimale Hinterziehungsmarge zulässt, viel geringer. Doch die AFIP konzentriert sich besonders aus diese Steuersubjekte, und lässt die meisten kleinen Grosshinterzieher in Frieden.
Um diese zu erfassen, müsste die Kontrollmethodologie grundsätzlich geändert werden. Mit der Informatik genügt es hier nicht. Der
Gewinnsteuererlös, der auch die Besteuerung persönlicher Einkommen umfasst, müsste bei den bestehenden Sätzen im Verhältnis zum
BIP etwa doppelt so hoch liegen, auch wenn eine gewisse „normale“
Hinterziehung berücksichtigt wird.
Die hohen Steuereinnahmen erlauben der Regierung eine grosszügige Sozialpolitik, aber auch viel Vergeudung, wobei auch hohe Beträge für politische Zwecke eingesetzt werden können, z.B. über Finanzierung von Zeitungen und Zeitschriften, sowie Fernseh- und Rundfunkprogramme, die alle im Dienste der Regierungspropaganda stehen. Ebenfalls wird über sozialen Wohnungsbau und direkte soziale
Subventionen, die in vielen Fällen reine Geschenke sind, viel Politik
betrieben. Die Kirchner-Regierungen haben sich bei dieser Ausgabenexplosion nicht mit den stark gestiegenen Steuereinnahmen begnügt, sondern sie haben den Staat ausserdem noch zusätzlich verschuldet, und dies geht weiter.
Eine Korrektur des Steuersystems, um Verzerrungen auszumerzen,
steht nicht auf der Tagesordnung, obwohl diese jetzt, dank der hohen
Einnahmen, durchaus möglich wäre. Es geht prinzipiell um die Einführung der Inflationsberichtigung von Bilanzen und die Milderung
der Progressionsskala, aber auch um vernünftigere Exportzölle. Ein
Satz von 35%, wie er bei Sojabohne besteht, ist einfach absurd überhöht, da dadurch u.a. der Anbau in Grenzgegenden behindert wird.
Nebenbei bemerkt: diese Verzerrungen sind auch ein Anreiz zur Steuerhinterziehung.
Die gesamten Steuereinnahmen haben sich im Juni und im 1. Halbjahr wie folgt entwickelt (Beträge in Mrd. Pesos, Zunahmen in Prozenten gegenüber Vorjahr):
Steuerart
Monat Juni 2011
Betrag
Zunahme
Gewinnsteuer
13,36
45,7
MwSt. (netto)
12,27
23,5
Davon Steueramt
7,68
23,7
Davon Zollamt
4,86
23,5
Interne Konsumst.
0,77
-2,8
Exportzölle
5,14
21,7
Importzölle
1,18
24,8
Benzinst.
0,53
5,7
Andere Brenstoffst.
0,35
21,3
Weitere Brennstoffst. 0,49
15,4
Personalvermögen
0,73
14,5
Schecksteuer
3,17
45,1
Soziale Sicherheit
10,57
36,3
1. Halbjahr 2011
Betrag Zunahme
54,04
39,1
71,16
34,8
46,18
29,8
26,91
42,7
5,35
15,8
24,93
20,3
6,65
39,3
3,65
23,9
1,76
10,3
2,59
13,3
3,38
12,4
16,53
37,0
62,62
35,8
Diese Steuerentwicklung weist folgende Eigenarten auf:
z Der Erlös der Gewinnsteuer ist im Juni anormal stark gestiegen,
was auf gestiegene Unternehmensgewinne (bei mehr Buchgewinnen,
wegen höherer Inflation) im Jahr 2010 hindeutet. Die Einnahmen
der Gewinnsteuer lagen im Juni über denen der MwSt., was anormal
ist und auch im 1. Halbjahr 2011 nicht der Fall war.
z Die Einnahmen aus der MwSt. sind weniger gestiegen als das geschätzte BIP zu laufenden Werten (23,5% gegen geschätzte 30% bis
35%).
z Die Exportzölle verzeichnen auch eine relative niedrige Zunahme,
die nicht der Rekordernte und den Rekordpreisen dieses Jahres entspricht. Hier spielt auch der hinter der internen Inflation zurückgebliebene Wechselkurs eine Rolle.
z Die Exportzölle stellen im Juni 10,6% und im 1. Halbjahr 9,81%
des gesamten Steueraufkommens dar. Die Schecksteuer stellt im Juni
6,52% und im 1. Halbjahr 6,51% der gesamten Steuereinnahmen dar.
Das zeigt, wie wichtig diese Steuern für den Fiskus sind und erklärt
den Widerstand gegenüber Verringerungen. Diese Steuern werden mit
minimalem Arbeitsaufwand des Steueramtes eingenommen.
z Die bedeutende interanuelle Zunahme des Erlöses der Schecksteuer, die besonders im Juni einen Sprung verzeichnet, der über der BIPZunahme zu laufenden Werten liegt, deutet darauf hin, dass der Zahlungsverkehr über Banken gegenüber dem Bargeld trotz dieser Steuer zunimmt. Wie weit dies auf das zunehmende Bewusstsein der Gefahr von Überfällen zurückzuführen ist, die bei Bargeldabhebungen
bei Banken und bei Haltung von Bargeld stattfinden, sei dahingestellt.
z Die Brennstoffsteuereinnahmen, besonders die der Benzinsteuer,
verzeichnen relativ niedrige Zunahmen. Da die Sätze dieser Steuern
nicht geändert wurden, die Preise jedoch gestiegen sind (in einigen
Fällen über die allgemeine Inflation hinaus), müsste der Verbrauch
gesunken sein.
Vom gesamten Steuererlös des Monats Juni geht 49,94% an den
Nationalstaat, 20,85% an das Rentensystem (ANSeS), 26,26% an die
Provinzen, und 3,34% werden für sogenannte „nicht budgetäre“ Ausgaben aufgewendet. Die Provinzen erhalten jedoch ausserdem noch
direkte Zuwendungen verschiedener Art, so dass ihre Beteiligung am
Steueraufkommen schliesslich höher ist.
Bei einer Hochrechnung des 1. Halbjahres auf ganz 2011 gelangen Experten auf Jahreseinnahmen von $ 535 Mrd., was um $ 43
Mrd, gleich 8,7%, über dem Plansoll des Haushaltsgesetzes liegt. Der
Überschuss wird auch gemäss obigem Schlüssel verteilt, so dass für
den Nationalstaat über $ 20 Mrd. übrig bleiben würden, die die Regierung nach Gutdünken verteilt.
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Sonnabend, 9. Juli 2011
WIRTSCHAFTSÜBERSICHT
Die zugegebene und die versteckte Staatsschuld
Die Verschuldung des Nationalstaates erreichte zum 31. März laut
Bericht des Wirtschaftsministeriums umgerechnet u$s 173,15 Mrd.,
mit einer Zunahme von u$s 21,38 Mrd. in 12 Monaten. Diese Zunahme stellt gemäss den international gültigen Regeln staatlicher
Buchführung Defizit dar und macht rund 6% des BIP aus, das die
Regierung mit viel kreativer Buchhaltung in einen Überschuss umwandelt. Die Zunahme der Staatsschuld wurde vom Finanzsekretariat u.a. dadurch erklärt, dass ein Teil der Devisenverschuldung in Euro
besteht (der relativ gering ist), wobei diese Währung gegenüber dem
Dollar aufgewertet wurde, so dass der Betrag in Dollar gestiegen ist.
Doch der grösste Teil der Zunahme ist echte Neuverschuldung.
Die Schuld macht 46% des BIP aus, was im internationalen Vergleich nicht als übertrieben erscheint, umso mehr als fast die Hälfte
der Schuld innerstaatlich ist und auf die ZB, die ANSeS, die Banco
Nación und in geringem Ausmass auf verschiedene andere staatliche
Ämter entfällt. Würde das Amt für soziale Sicherheit, die ANSeS,
den Staatsfinanzen voll einverleibt (wie es sein sollte), dann könnte
ein bedeutender Betrag der Schuld gestrichen werden.
In der Staatsschuld sind folgende Schulden nicht enthalten:
z Kurzfristige Schulden gegenüber Lieferanten u.a.
z Forderungen von Gläubigern, die sich dem Umschuldungsangebot von 2005 nicht angeschlossen haben. Auch wenn man davon
ausgeht, dass der gesamte geforderte Betrag nicht gezahlt wird und
eine Kompromisslösung erreicht wird, sind es nicht unter u$s 10
Mrd.
z Beträge, die sich aus Klagen gegen den argentinischen Staat beim
Weltbankschiedsgericht ICSID ergeben.
z Schulden, die sich bei Klagen gegen den Staat ergeben, bei denen
von vorneherein fest steht, dass der Staat den Klägern Geld schuldet. Der Staat benimmt sich hier in der Regel wie ein fauler Schuldner, der den Prozess mit Schikanen streckt. Beim Wasserkraftwerk
Yacyretá verbleibt noch eine hohe Schuld gegenüber den Unternehmen, die das Werk errichtet haben, und bei anderen öffentlichen Investitionen, verbleiben auch Schulden.
z Ansprüche von Rentnern, die wegen Berichtigung der Renten gemäss dem Urteil klagen, das der Oberste Gerichtshof im Fall Badaro
erlassen hat. Hinzu kommen noch Klagen wegen falscher Berechnung der Renten oder geschuldeter Beträge verschiedenen Ursprungs.
z Zinsen, die auf die Schuld gegenüber dem Pariser Klub bestehen,
die um die u$s 2 Mrd. ausmachen.
z Schulden der Provinzen, die auch Staatsschulden im weiteren Sinn
sind und in der Europäischen Union in diesem Sinne behandelt werden.
z Verschuldung der ZB durch Ausgabe von Wechseln (Lebac und
Nobac).
Die gesamte Staatsschuld ist somit in Wirklichkeit viel höher und
dürfte irgendwo zwischen u$s 200 und u$s 250 Mrd. liegen. Aber
auf der anderen Seite muss man auch berücksichtigen, dass das Bruttoinlandsprodukt in Wirklichkeit auch höher sein dürfte, als es offiziell angegeben wird (vor allem, weil Dienstleistungen zu gering geschätzt werden und viele Naturalleistungen nicht einbezogen werden, wie Lebensmittelproduktion für den Eigenkonsum), so dass das
Verhältnis der Staatsschuld zum BIP auch im Extremfall unter dem
Koeffizienten von 60% verbleiben dürfte, den die EU vor Jahren im
Maastricht als Höchstgrenze festgesetzt hat (die heute allgemein nicht
eingehalten wird). Dass Argentinien bei einem jährlichen Einkommen pro Kopf von etwa u$s 9.000 liegt, widerspricht den Parametern, in denen der Wohlstand zum Ausdruck kommt, die im internationalen Vergleich auf einen wesentlich höheren Betrag hindeuten
(Lebensmittelkonsum, Bestand und Kauf von dauerhaften Konsumgütern, Erziehungsstand, Hospitalbetten, Telefonverbindungen,
u.s.w., alles bezogen auf die Einwohnerzahl).
Die Staatsschuld teilt sich gemäss Gläubigern folgendermassen
auf:
Betrag (Mes. u$s) Anteil (in %)
Staatliche Ämter ................................... 86,46 ................... 49,9
Private Gläubiger .................................. 62,55 ................... 36,1
Internationale Finanzanstalten ..............17,72 ................... 10,2
Pariser Klub ............................................6,42 ..................... 3,8
Insgesamt ............................................173,15 ................. 100,0
Der Anteil der Staatsschuld, die von staatlichen Ämtern gehalten
wird, ist seit Dezember 2010 (als er 46,8% betrug), um 3,1 Punkte
gestiegen. Das beruht auf der Zahlung von Amortisation von Staatspapieren in Dollar, die von privaten Gläubigern gehalten werden,
mit ZB-Reserven, wobei die Bank dann als Ausgleich Schatzscheine
erhält, so dass die Staatsverschuldung gegenüber der ZB zunimmt.
Da diese Politik weitergeführt wird, wird der Anteil der innerstaatlichen Verschuldung voraussichtlich weiter steigen.
Von der angegebenen Schuld sind 38,5% Pesoschulden, wobei
22% auf Schulden mit CER-Berichtigung entfallen. Laut Wirtschaftsministerium befindet sich der grösste Teil dieser Wertpapiere in Händen staatlicher Ämter, so dass nur 8,5% der Gesamtschuld auf Papiere dieser Art entfallen, die sich in privaten Händen befinden. Da
der CER auf der Grundlage des Indices der Konsumentenpreise berechnet wird, der mit Fälschungsmanövern sehr niedrig gehalten wird,
wird das Schatzamt entlastet, wobei private Inhaber der Staatspapiere betrogen werden und staatliche Ämter weniger erhalten, als ihnen
zukommt. Die Differenz liegt insgesamt schon nahe den u$s 2 Mrd.
Der offizielle Bericht weist darauf hin, dass die jährlichen Amortisationen der Periode 2011-2020 durchschnittlich u$s 6,71 Mrd.
ausmachen, und die jährlichen Zinsen u$s 4,01 Mrd. Dies schliesst
die Vorschüsse der ZB an das Schatzamt nicht ein, auch die kurzfristigen Schatzscheine, die ZB-Wechsel und die Coupons nicht, die an
das BIP-Wachstum gebunden sind. Da die Zahlungsbilanz voraussichtlich auf längere Zeit hinaus einen Überschuss haben wird, kann
dieser weiter für die Zahlung der Amortisation der Staatsschuld in
Dollar u.a. Währungen eingesetzt werden und durch Verschuldung
des Schatzamtes gegenüber der ZB ersetzt werden, sofern die Beträge, um die es geht, nicht durch neue Kredite der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank, der Andenkörperschaft und auch
von Handelsbanken (die bei Regelung der Schuld gegenüber dem
Pariser Klub wieder Kredite für Lieferungen von Kapitalgütern, auch
für den Staat, bereitstellen können) ausgeglichen werden. Auch wenn
Argentinien weiter vom freien internationalen Kapitalmarkt ausgeschlossen bleibt, sollte somit kein Problem bestehen, sofern die Regierung sich nicht bemüht, eines zu schaffen, was nicht ausgeschlossen werden sollte.