2015-Kranich

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2015-Kranich
University of Florida Gainesville 01.11.2014 – 30.4.2015 http://pharmacy.ufl.edu/pc/ Vorbereitung Schon seit Beginn des Pharmaziestudiums hoffte ich auf eine Gelegenheit einen Auslandsaufenthalt absolvieren zu können. Nach dem 1. Staatsexamen also 2 Jahre vor Beginn meines Praktischen Jahres, begann ich mich auf ein mögliches Praktikum im Ausland vorzubereiten. Von zahlreichen früheren Studenten und meiner Professorin wurde mir eine Bewerbung an der University of Florida in Gainesville nahe gelegt. Durch die Tatsache, dass in Florida einige Deutsche Apotheker an der Universität als Professoren tätig sind und schon seit vielen Jahren zahlreiche europäische, und v.a. deutsche Praktikanten dort 6 Monate ihres Praktischen Jahres verbringen, ist alles hervorragend organisiert und strukturiert. Besonders der Aspekt, dass die Anerkennung ohne weitere Komplikationen möglich ist, bestätigte mich darin mich um einen Praktikumsplatz an der University of Florida zu bemühen. Ich entschied mich dafür, dass erste Halbjahr dort verbringen zu wollen, da ich gerne das Apothekenwissen vor dem 3. Staatsexamen frisch parat haben wollte. Für den praktischen Unterricht kann man problemlos zwei Wochen nach Deutschland fliegen, oder man besucht den Unterricht in einem Stück wahlweise in Bayern (München und Regensburg) oder Berlin. Zur kurzen Information: die Apotheken müssen einen rechtlich auch über den langen Zeitraum von vier Wochen freistellen. Mit meiner Bewerbung habe ich 1,5 Jahre vor Start des Praktikums begonnen. Hierfür konnte der Kontakt sehr einfach mit Prof. Derendorf aufgenommen werden: hartmut@cop.ufl.edu. Zur Bewerbung wurde neben einem Empfehlungsschreiben eines Professors, ein englischer Lebenslauf und eine Bürgschaft benötigt. Nach Einsenden dieser Unterlagen bekam ich extrem schnell eine positive Rückmeldung. Durch Kontakt mit der Sekretärin erfuhr ich ebenfalls, dass sowohl eine Unterkunft für mich zur Verfügung steht als auch die verschiedene Autos und Fahrräder zum Kauf zur Verfügung stehen. Zur Einreise in die USA für 6 Monate ist ein J1-­‐ Visum nötig. Die nötigen Unterlagen und wertvolle Informationen hierfür erhält man von dem Sekretariat des Departments of Pharmaceutics. Mit dem formalen „letter of invitation“ ist es einem nun erlaubt, nach Beantwortung zahlreicher Fragen auf der Homepage der Botschaft, einen Termin bei einem der amerikanischen Konsulate oder Botschaften in Deutschland (München, Frankfurt und Berlin)zu vereinbaren. Um einen Termin zu erhalten, müssen vorab einige Gebühren bezahlt werden. Die genauen Informationen werde ich hier nicht aufführen, da sie in den detaillierten und gut strukturierten Briefen der „University of Florida“ hervorragend beschrieben sind. Beim Gesprächstermin in München wurde ich nach mehrfacher Abgabe meiner Fingerabdrücke, gefragt wie ich finanziert werde (Bürgschaft der Bayrischen Landesapotheker Kammer) und was ich dort machen werde. Anschließend gibt man seinen Reisepass ab und erhält diesen mit Visum und DS-­‐2019 zurück. Die Visumskosten beliefen sich in Summe auf rund 400 Euro. Als nächster Aspekt der Vorbereitung ist die Auswahl einer Auslandskrankenversicherung zu nennen. Ich selbst war bei der ADAC Auslandskrankenversicherung versichert, was ich selbst nur empfehlen kann. Andere Praktikanten versicherten sich bei der „Deutschen Apotheker und Ärztebank“. Hier hat man im Gegensatz zum ADAC keinen Selbstanteil von 50Euro pro Krankheitsfall zu leisten. Zur Buchung eines Fluges möchte ich nur kurz ein paar Aspekte skizieren. Wartet zum einen ab, bis euch mitgeteilt wird, ab wann ein Zimmer frei ist und ihr somit bequem anreisen könnt. Es gibt in Florida zahlreiche Flughäfen. In Gainesville selbst ist ein nationaler Flughafen, landet man hier wird man sogar abgeholt. Allerdings sind die Flüge etwas teurer. Jacksonville, Tampa und Orlando liegen jeweils gut zwei Stunden von Gainesville entfernt. Von hier aus ist die Anreise nach Gainesville bequem mit einem Mietauto möglich. Flüge nach Miami sind gerade von Düsseldorf unproblematisch und bequem (Air Berlin). Von hieraus kann man mit den bekannten Busanbietern Megabus, Greyhound und Redcoach bequem und günstig (schon für unter 5 Euro) nach Gainesville anreisen. Zur finanziellen Versorgung ist zum einen eine Kreditkarte unbedingt nötig und auch ein Konto bei der „Deutschen Apotheker und Ärztebank“ absolut empfehlenswert, da man hiermit kostenlos Geld in den USA abholen kann. Ein internationaler Führerschein ist in Florida zwar nicht nötig, kann in anderen Staaten aber verpflichtend sein. Um kurz Informationen zur Unterkunft zu geben. Die meisten Interns sind in 4-­‐Zimmer-­‐
Apartments ca. 3km von der Universität entfernt im Apartmentkomplex Countryside (http://www.countrysideatuf.com/). Die Apartments sind voll möbiliert und mit allem nötigen ausgestattet. Zu viert teilt man sich eine Küche und das große Wohnzimmer mit Balkon. Zusätzlich hat jeder ein Zimmer, mit zusätzlichem begehbaren Kleiderschrank und Bad für sich alleine. Der Komplex hat außerdem ein Pool, Whirlpool, Basketballplatz, Volleyballfeld und ein kleines Fitnessstudio. Von der Anlage gelangt man bequem mit den kostenlosen Bussen oder per Fahrrad zur Universität. Vorab besteht die Möglichkeit, ein Fahrrad oder ein Auto von vorherigen Interns abzukaufen. Ich selbst empfehle beides. Besonders ein Auto ermöglicht es einem bequem zum Einkaufen auch günstigere Supermärkte zu erreichen und nicht auf die teuren in Bus-­‐ und Fahrradnähe angewiesen zu sein. Inhalt des Praktikums Nach einigen Tagen der Eingewöhnung wurden in Gainesville die nötigen Formalitäten bearbeitet. Meist zeigen einem die „alten“ Praktikanten, was zu erledigen ist. So ist neben der Anforderung einer „Gator-­‐ID“, ein Besuch beim „international center“ nötig und diverse Formulare müssen ausgefüllt werden. Zudem wird eine eigene E-­‐
Mailadresse und Computeraccount beantragt. Zusätzlich dazu habe ich mir eine sogenannte Florida-­‐ID beantragt. Diese dient als praktisches Ausweisdokument und vereinfacht somit das Leben in Florida, da nun kein Mitführen des Reisepasses mehr zum Ausgehen nötig ist. Unser deutscher Personalausweis wird meistens nicht als Dokument anerkannt. Nach Abschluss dieser Formalitäten wurden alle neuen Interns von Professor Derendorf zu einem Treffen eingeladen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden mögliche Arbeitskreise vorgestellt und die Praktikanten je nach Wunsch, Interesse und Kapazität auf die verschiedenen Projekte zugeteilt. Kurz möchte ich alle Projekte vorstellen, die in unserer Interngruppe zur Verfügung standen. 1. Medicinal Chemistry 2. Pharmacy of the Shands Hospital 3. Asthma Lab 4. College of Pharmacy 5. Department of Pharmaceutics – verschiedenste Projekte 6. Department of Pharmaceutical Outcomes and Policy Ich persönlich war sechs Monate im Department of Pharmaceutics im technologischen und biopharmazeutsichen Labor unter der Leitung von Professor Hochhaus tätig. Professor Hochhaus ist auch ein deutscher Apotheker. Dieser Arbeitskreis arbeitet an verschiedenen spannenden Projekten rund um inhalativ oder nasal verabreichte Glucocorticoide. Viele Ph.D. Studenten in diesem Arbeitskreis arbeiten an recht theoretischen Themen. Die Ph.D. Studentin mit der ich zusammen arbeiten durfte, arbeitete an einem super interessanten Projekt. In den Vereinigten Staaten sind inhalative Glucocorticoide sehr teuer, da kaum Generika zur Verfügung stehen. Die Folgen sind klar: unregelmäßige und mangelhafte Behandlung der chronischen Atemwegserkrankungen (COPD, Asthma). Die geringe Anzahl zugelassener Generika lässt sich darauf zurückführen, dass die Zulassung dieser sehr aufwändig und teuer ist. Während in Europa eine Zulassung der Generika ohne Klinische Studien oder PD-­‐Studien möglich ist (nur Studien über Formulation and device design and comperative in-­‐vitro tests), ist in den USA eine Zulassung wie für ein neuen Wirkstoff nötig. Um die Verfügbarkeit günstigerer Generika zu verbessern, unterstützt die Federal Drug Administration das Projekt der University of Florida ein in-­‐vitro-­‐
Verfahren über das Auflöseverhalten inhalativer und nasaler Glucocorticoide zu entwickeln und zu optimieren. Bei der inhalativen Anwendung von z.B. Glucocorticoiden gibt es drei verschiedene Teilchengrößen-­‐Klassen, lediglich der Bereich von 1-­‐5Mikrometern erreicht durch Sedimentation den gewünschten Bereich in den Bronchien um hier seine Wirkung zu entfalten. Um dies zu simulieren, arbeiteten wir mit einer Kopplung einer nachgebauten „Lunge“ und einem New Generation Impactor. Zunächst muss sich nun der Wirkstoff lösen um dann anschließend durch Diffussion durch die Membran zu gelangen. Ist der Arzneistoff nun an der „side of action“ angelangt, kann er mit dem Rezeptor interagieren oder auch biotransformiert werden. Um diesen Prozess nun nachzustellen, muss eine optimierte Methode gefunden werden. Hierbei ergeben sich einige Schwierigkeiten die zu beseitigen gelten. Um den Text nicht zu lang werden zu lassen, möchte ich nur auf die Suche nach einem passenden Surfactant-­‐Ersatz eingehen. Glucocorticoide allein in Wasser sind sehr schlecht löslich. In unserer Lunge allerdings löslich, somit musste ein System geschaffen werden, dass der Lungenumgebung sehr nahe kommt. Um das Surfactant mit seiner tensidartigen Wirkung zu imitieren, wurden verschiedene Tenside getestet. Zwischen Tween, SDS und Survanta (=Rindersurfactant) wurde zum einen die Löslichkeit verschiedener Glucocorticoiden mit der in der Natur verglichen und zum anderen die Lösungsgeschwindigkeit. Nach Evaluierung des richtigen Tensids, konnten nun Studien gemacht werden, die das Ziel haben, ein robustes Verfahren zu entwickeln, mit dem man verschiedene Glucocorticoide, aber auch verschiedene Partikelgrößen (diese sind sehr wichtig für die gezielte, nebenwirkungsarme Therapie) vergleichen und auch unterscheiden kann. Hierfür arbeitete ich viel praktisch im Labor. Neben zahlreichen Löslichkeitstests, lernte ich viel über die HPLC Auswertung, konnte mit dem New Generation Impactor arbeiten und auch mit Transwell-­‐Systems Dissolution und Diffusion Prozesse nachstellen. Meine Arbeit mit meiner tollen und immer bemühten Supervisorin Sharvari war echt eine positive Erfahrung. Im Vergleich zu manch anderen Praktikanten konnte ich immer meine Ideen selbst einbringen und somit die Forschung mit voranbringen. Unsere Ergebnisse stellte Sharvari z.B. auch auf einigen Posterwettbewerben vor. Neben dem täglichen Laboralltag konnte ich verschiedene Seminare besuchen, viel über die Arbeit in der Industrie erlernen, Grundkenntnisse im Statistikprogramm „R“ erwerben und mein Fachwissen durch das Studium zahlreicher Paper erweitern. Zu den Arbeitszeiten ist kurz anzumerken, dass sie viel spontaner und flexibler als in Deutschland sind. Das Praktikum in Prof. Hochhaus Labor kann ich wärmstens Empfehlen. Es ist ein kleiner, gut betreuter und sehr motivierter Arbeitskreis. Professor Hochhaus, Department of Pharmaceutics, hochhaus@cop.ufl.edu, phone: 352 273 7861 Rahmenprogramm Florida ist durch und durch ein Sunshine-­‐State und gerade die Wintermonate dort sind schlicht und einfach traumhaft. Gainesville selbst liegt im nördlichen Teil Floridas und ist v.a. für seine Seenlandschaft bekannt. Die University of Florida hat einen eigenen Universätssee an dem z.B. kostenloses Segeln, Tretbootfahren, Schwimmen, Kanufahren möglich ist. Die University of Florida bietet auch andere tolle Möglichkeiten. Neben der Tatsache, dass jeder wohl mal ein Spiel der Gators im riesigen Ben-­‐Hill-­‐Griffin Stadion gesehen haben sollte, gelten auch internationale Abende in Midnight, und v.a. der Alachua-­‐Trail als ein absolutes Muss. Positiv zu erwähnen ist, dass zahlreiche Sportveranstaltungen (Baseball, Gymnastics, Basketball, Swimming and Diving, Volleyball, Soccer, Lacrosse, Softball) alle kostenfrei zu besuchen sind. Die Stimmung ist immer toll und die Sportarten sind zum Teil von richtig guter Qualität. Gainesville selbst stellt eine richtige Collegestadt dar. Der Einblick in das Leben einer solchen ist eine besondere und spannende Erfahrung. In naher Umgebung sind die Springs als tolles Ausflugsziel zu nennen. Abwechslungsreiche Angebote erwarten einen hier. Neben Wanderwegen, Kanufahren und Schwimmen sind auch besondere Aktivitäten wie das „Tuben“ im Ichetuknee Spring (man sitzt in einem riesigen Reifen und reist 3h flussabwärts vorbei an zahlreichen Schildkröten, Schlangen und Fischen), oder das Schwimmen mit Manatees im Crystal River zu empfehlen. Auch Tagesausflüge in das „historische Städtchen“ St. Augustine, an zahlreiche wunderschöne Strände in Florida sind ein absolutes Muss. Günstige Unterkünfte lassen sich hierbei z.B. bei www.hotwire.com, www.airbnb.com finden, auch günstige Mietautos sind für über 25jährige leicht zu finden (alamo, ADAC). Ich selbst hatte die Möglichkeit zweimal durch das wunderschöne Florida reisen zu können, mit all seinen Hotspots, wie z.B. Kennedy Space Center, Sarasota, Key West, Miami, Everglades. Als persönliches Highlight kann ich das Schnorcheln in einem Riff im John Pennekamp State Park empfehlen (Key Largo). Zudem war ich 3 Tage mit einer Bahamas Kreuzfahrt sowohl in Nassau als auch auf der Privatinsel der Rederei (https://www.royalcaribbean.de/). Auch ein sehr günstiger Wochenendtrip nach New Orleans war die sehr lange Busreise wert. Die freien Tage über Neujahr wurden außerdem dazu genutzt um die wohl faszinierenste Stadt in Amerika, und vll sogar weltweit „New York“ zu besuchen und lieben zu lernen. Abschließend kann ich das Praktikum an der University of Florida nur wärmstens empfehlen. Freunde aus der ganzen Welt (Indien, Japan, USA, Brasilien, Kolumbien, Taiwan, Niederlande...) konnte ich gewinnen und zahlreiche verschiedene und spannende Kulturen kennenlernen. Das Praktikum ist hervorragend organisiert. Einen erwartet hier eine perfekte Mischung aus pharmazeutischen Erfahrungen und der Chance das Land kennen zu lernen. Besonders positiv sind auch die Gatormeetings alle zwei Jahre, wodurch man wichtige Kontakte knüpfen kann. Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für gleichartige Projekte mit Fragen unter der folgenden Kontaktadresse an mich wenden können. 25. Mai 2015 / Hannah Kranich / hannah_kranich@web.de