highlights 15 - Universität Bremen
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HIGHLIGHTS I N F O R M A T I O N S M A G A Z I N B R E M E N D E R U N I V E R S I T Ä T U N I V E R S I T Y B R E M E N I N F O R M A T I O N M A G A Z I N E 8. Jahrgang Heft 15 / Juli 2005 ROBOTIK • M AR KENMANAGEMENT O PTIKKOMPONENTEN • S ENSOR SYSTEME ROBOTICS • B RAND M ANAGEMENT O PTICAL E LEMENTS • S ENSOR S YSTEMS Anzeige Inhalt Contents AG Robotik: Laufroboter für den Einsatz auf der Erde - und auf fremden Planeten. The Group for Robotics: walking robots for assignments on the Earth - and on far-away planets. News 4-6 Sonderforschungsbereich „Optikkomponenten“: Auf dem Weg zur Serienproduktion komplexer optischer Bauteile. Collaborative Research Center „Optical Elements“: on the way to series production of complex optical elements. 18-21 14-17 10-13 Markenmanagement: Mit dem richtigen Image zum Erfolg. Brand management: blazing a path to success - with the right image. 8 Aus Lehre und Forschung Teaching and research update 26 Microsystems Center Bremen: Autonome Sensorsysteme für das Transportwesen. Microsystems Center Bremen: autonomous sensor systems for use in the transport sector. Kontakte / Impressum Contacts / Editorial information 22-25 Titelbild: Lukas Dawidowski (weißes Trikot) ist mit dem Basketball-Team Eisbären Bremerhaven soeben in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Bei seiner Vermarktung arbeitet der Club mit Wissenschaftlern der Uni Bremen zusammen (siehe Seite 10-13). Cover picture: Lukas Dawidowski (white tricot) has just moved up to the premier German basketball league with his team, the Eisbären Bremerhaven. The club is polishing up its image with assistance from experts at Bremen University (see pages 10-13). -3- Aktuelles News Gutachter: „Forschungszentrum Ozeanränder“ gehört zur internationalen Spitze Das „Forschungszentrum Ozeanränder“ (RCOM) - eines von fünf Exzellenzzentren, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der Bundesrepublik fördert - gehört in allen beteiligten Disziplinen zur internationalen Spitze. Das ist das Fazit einer Begutachtung durch die DFG, die die Arbeit des Forschungszentrums für die nächsten Jahre mit weiteren 20 Millionen Euro unterstützt. Innovative Technologieentwicklungen sowie die anhaltende Publikation der Forschungsergebnisse in hoch angesehenen Zeitschriften sprächen für das Forschungszentrum. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Einrichtung zu einer der weltweit führenden Institutionen zur Erkundung des tiefen Ozeans entwickelt. Neben wissenschaftlichem Know-how verfügt sie über eine hervorragende technische Ausstattung - etwa über zwei Unterwasser-Roboter. Sie ermöglichten bereits atemberaubende Aufnahmen und Videos von heißen Quellen am mittelozeanischen Rücken. Experts‘ opinion: „Research Center Ocean Rims“ is among the international elite The „Research Center Ocean Rims“ (RCOM) - one of five centers of excellence supported by Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Germany - has been proclaimed as belonging to the international elite in all the disciplines involved. This is the facit of an expert opinion commissioned by DFG, that will continue to fund the work of the research center for the next years with an additional 20 million euros. Innovative technological advances together with the flow of publications in highly reputable journals reporting the research findings acted as recommendations for the research center. Over the past four years the center has advanced to become one of the world‘s leading institutions for research on the ocean depths. Besides its scientific know-how the center also possesses an impressive range of technical equipment - including two submarine robots. These robots have brought back breathtaking photos and video recordings of hot submarine springs along the mid-ocean ridge. Geheimnisse der Meereswelt, entschlüsselt an der Uni Bremen: Das Forschungszentrum Ozeanränder (RCOM) ist international Spitze. Bremen University uncovers secrets of the deep: the Ocean Rims Research Center is up among the international elite. Produktion und Logistik sind ein Wissenschaftsschwerpunkt der Uni Bremen - sie wird dabei jetzt durch eine Stiftungsprofessur des DaimlerChrysler-Fonds unterstützt. Production and logistics is a specialisation at Bremen University. The field has now been augmented by an endowment professorship supported by the DaimlerChrysler Fund. 700.000 Euro für elektrotechnisches Projekt zur Robotersteuerung mit Hirnsignalen Roboter ausschließlich mit Hirnsignalen steuern - das wäre eine große Hilfe für Menschen, deren Hände und Füße vollständig gelähmt sind. Die Idee dahinter: Signale des Gehirns werden auf Prothesen oder unterstützende Maschinen geleitet. So können Arme und Beine wieder genutzt werden. Doch der Weg zu solchen Lösungen ist weit. Um die Grundlagenforschung in diesem Bereich voranzutreiben, hat die Europäische Union jetzt dem Institut für Automatisierungstechnik (IAT) im Fachbereich Physik/ Elektrotechnik der Universität Bremen 700.000 Euro aus dem „Marie Curie“-Förderprogramm bewilligt. Das IAT erforscht intensiv und Erfolg versprechend die Grundlagen der Robotersteuerung durch Signale, die aus Hirnstromaktivitäten abgeleitet werden. Das Projekt mit dem Namen „BRAINROBOT“ läuft über vier Jahre. Neben der Bremer Forschung wird mit den Mitteln auch die Kooperation zwischen dem IAT und weiteren führenden Instituten in Europa gefördert. 700,000 euros for electrotechnical project to control robots by means of brain signals Being able to control robots solely by means of brain signals - that would be a great boon to persons whose hands and feet are completely paralysed. The general idea: signals emitting from the brain are transmitted to artificial limbs or support machines. This would enable arms and legs to be used again. But we are still far from reaching such a solution. In order to promote fundamental research in this area the European Union has awarded 700,000 euros from the „Marie Curie“ funding programme. IAT conducts intensive and highly-promising research on the fundamentals of robot control by means of signals emitted from brain wave activities. The project entitled „BRAINROBOT“ is to run for more than four years. Besides the research activities in Bremen the funds are to be used for promoting cooperation between IAT and other leading institutes in Europe. -4- DaimlerChrysler-Fonds stiftet Uni Bremen Professur Der DaimlerChrysler-Fonds im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft stiftet der Universität Bremen bereits zum zweiten Mal eine Professur. Sie wird im Fachbereich Produktionstechnik zum Thema „Prozessgerechte Technologiegestaltung im komplexen Produktionsumfeld“ eingerichtet und deckt eine Anschubfinanzierung für fünf Jahre ab. Die Professur passt ausgezeichnet in den bremischen Wissenschaftsschwerpunkt Produktion und Logistik. Inhaltlich geht es darum, neue Produktionstechnologien zu bewerten und Produktionsprozesse und Anlagen im Hinblick auf logistische Erfordernisse zu optimieren. Rainer Genes, Leiter des Bremer Werkes von DaimlerChrysler: „Wir sind froh, dass wir in der Lage sind, die Wissenschaft in Bremen zu unterstützen, die Forschung zu stärken und zur qualifizierten Ausbildung junger Menschen beizutragen.“ DaimlerChrysler Fund endows Professorship at Bremen Uni This is the second time the DaimlerChrysler Fund in Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (an association of funding organisations) has endowed a professorship at Bremen University. It will be established in the Faculty for Production Engineering for the topic „Processually Adapted Technologies in Complex Production Environments“ and entails initial phase finance for the period of five years. The professorship fits neatly into the Bremen research speciality of production and logistics. The subject matter deals with the evaluation of new production technologies, production processes and industrial plant in respect of adaptation to the needs of logistics operations. Rainer Genes, top manager at the DaimlerChrysler works in Bremen: „We are most happy to be able to support science made in Bremen, to reinforce applied research and the academic training of young people here.“ ANZEIGE Aktuelles News Neu und attraktiv: Das Gebäude der Marinen Umweltwissenschaften von innen. Werke von Künstlerinnen thematisieren die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser. New and attractive: interior of the Marine Environmental Sciences building. Works of art depict the four elements - fire, earth, air and water. Neues Gebäude für Marine Umweltwissenschaften Neues Haus für die Marinen Umweltwissenschaften der Universität Bremen: In der Leobener Str. auf dem Uni-Campus wurde kürzlich ein hochmodernes Gebäude mit insgesamt 6000 Quadratmetern Nutzfläche eingeweiht. Dort arbeiten auf vier Stockwerken jetzt die rund 130 Mitarbeiter des DFG-Forschungszentrums Ozeanränder, des Integrierten Ozeanbohrprogramms (IODP) und weiterer universitärer Einrichtungen. In dem hochmodernen Gebäude ist in einer 1000 Quadratmeter großen Kühlhalle auch das IODPBohrkernlager untergebracht - eines von drei Lagern dieser Art weltweit. Es beherbergt rund 80 Kilometer Bohrkerne, die bei den Forschungsfahrten dieses Programms und seinen Vorläufen gezogen wurden. New building for marine environmental sciences VW-Stiftung bewilligt 500.000 Euro für Forschergruppe mit Bremer Leitung Philosophie-Professor Hans Jörg Sandkühler von der Universität Bremen ist Leiter einer Forschergruppe, die von der VolkswagenStiftung für zunächst drei Jahre mit 500.000 Euro gefördert wird. Das Thema der an den Universitäten Bremen (federführend), Hamburg, Köln und Siena/ Italien arbeitenden philosophisch-neurowissenschaftlichen Gruppe lautet „Repräsentation: Theorien, Formen und Techniken“. Repräsentation ist ein hochaktuelles, die Natur- und Geisteswissenschaften gleichermaßen interessierendes Problemfeld. Unter Repräsentationen werden Leistungen des Bewusstseins und des Gehirns verstanden bzw. erhofft, die zu wahrem und nützlichem Wissen über die Wirklichkeit führen. Volkswagen Foundation awards 500,000 euros for research group under Bremen leadership Philosophy Professor Hans Jörg Sandkühler from Bremen University is leader of a research group that is to receive funding from the Volkswagen Foundation. The award to the tune of 500,000 euros is for an initial period of three years. The topic being researched by different philosophic-neuroscientific groups at the Universities of Bremen (chief co-ordinator), Hamburg, Cologne and Siena/Italy is entitled „Representation: Theories, Forms and Techniques“. Representation is a highly topical issue, equally interesting for both the natural sciences as well as the humanities. Under the terminology ‚Representation‘ we understand activities performed by consciousness and the brain which, so we hope, lead to truthful and useful knowledge of reality. Stipendien für Promotionskolleg in den Gesundheitswissenschaften The new building for the marine environmental sciences at Bremen University encompasses 6,000 square metres: the ultra-modern building, located in Leobener Straße on the University campus, recently had its formal opening. Four floors of the building now host some 130 staff working for the DFG Research Center ‚Ocean Margins‘, the Integrated Ocean Drilling Programme (IODP) as well as some other University facilities. The ultra-modern building also contains a refrigerated hall covering 1,000 square metres, in which the IODP core depository is located - one of just three such depositories of this type worldwide. It stores some 80 kilometres of core samples which were obtained on research voyages belonging to the programme and its predecessors. Die Hans-Böckler-Stiftung hat jetzt - auf Initiative von Professorin Petra Kolip - dem Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen acht Stipendien für das Promotionskolleg „Nutzer/innenorientierte Gesundheitssicherung“ bewilligt. Das Kolleg wird am Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) angesiedelt. Zu den Themengebieten, die von den zukünftigen Doktorandinnen und Doktoranden bearbeitet werden sollen, gehören unter anderem die Verbindung von Arbeitsschutz und Public Health; sozialer „Geleitschutz“ bei Arbeitslosigkeit; Arzneimittelversorgung und Entscheidungsautonomie von Patienten oder der Lebensweg des Patienten und gesundheitliche Dienstleistung. Scholarships for PhD colloquium in Health Sciences The Hans-Böckler Foundation has just awarded eight scholarships for the PhD colloquium „user oriented health protection“ in the Faculty of Human and Health Sciences at Bremen University. The colloquium will be embedded in the Institute for Public Health and Nursing Science (IPP). Among the topics that will be dealt with by the future PhD candidates is the relationship between safety at the workplace and public health; social „accompaniment“ in case of unemployment; provision of medicines and patients‘ autonomy of decision; health services and the life course of patients. -6- Forschungsthema Gesundheit: Damit beschäftigt sich jetzt das neue Promotionskolleg „Nutzer/ innenorientierte Gesundheitssicherung“. Research focus on health: the field covered by the new PhD colloquium entitled “user-oriented health protection”. Anzeige n Aus Lehre und Forschung Teaching and research updates „EuroSim“: In einer außergewöhnlichen Veranstaltung Realpolitik gelernt Neun Bremer Studierende der Politik- und Rechtswissenschaft lernten jetzt in einer außergewöhnlichen Lehrveranstaltung, wie reale Politik funktioniert. Gemeinsam mit 200 weiteren Studierenden aus den USA und Europa simulierten sie an der amerikanischen State University of New York in der „EuroSim“ echte Europapolitik. Vorbereitet und betreut wurden sie von Politikwissenschaftlerinnen des Jean Monnet Center für Europa-Studien (CEuS) der Universität Bremen. „EuroSim“ steht für European Simulation. Über vier Tage bekommt jeder Teilnehmer dabei eine Rolle zugewiesen. Entsprechend dieser Person muss er ein konkretes Thema so realistisch wie möglich verhandeln - diesmal die Europäische Nachbarschaftspolitik. Die Bremer Studierenden übernahmen - zusammen mit einer amerikanischen Uni - die zentrale Rolle der Europäischen Kommission. Sie mussten dabei mit den anderen studentischen Außen-, Innen- und Umweltministern sowie den Staats- und Regierungschefs der Länder der Europäischen Union diplomatisch eine Gesetzesvorlage bearbeiten. Dabei handelten die Mitglieder der so genannten „Task Force“ der Kommission knallhart mit den verschiedenen europäischen Nachbarstaaten bilaterale Aktionspläne aus. Diese sahen vor, die Beziehungen mit den neuen und alten Nachbarstaaten der Union - darunter die Ukraine, Israel und die palästinensische Autonomiebehörde - zu koordinieren und zu verbessern. Wie in der echten Politik wurden die Verhandlungen öfter unterbrochen, um Rücksprache zu halten, sich mit den Kollegen zu besprechen oder auch, um auf kritische Berichte des täglich erscheinenden „EuroSim“-Presseblattes zu reagieren. Die „EuroSim“ endete mit einer feierlichen Abstimmung und Annahme der überarbeiteten Vorlage der Europäischen Kommission durch die europäischen Staats- und Regierungschefs. „EuroSim“: an exceptional exercise in Realpolitik Nine Bremen students of political science and law recently took part in an exceptional exercise intended to teach them how real politics function. Together with 200 other students from the USA and Europe they simulated real European politics in the framework of „EuroSim“ at the State University of New York. They were accompanied and trained by political scientists from the Jean Monnet Center for European Studies (CEuS) at the University of Bremen. „EuroSim“ stands for European Simulation. Over a four-day period each participant had to play out a role he or she is assigned. The idea was that the person simulated in the role had to negotiate a real topic as realistically as possible - in this case it was European policy towards adjacent states. The Bremen students - together with an American university - had to assume the role of the European Commission. Their task was to use diplomacy and to draft a bill together with other student ‚ministers‘ for foreign affairs, home and environmental policy as well as heads of state and government of European member states. As part of the exercise the members of a so-called „task force“ acting for the Commission had to ruthlessly negotiate bilateral plans of action with the various countries bordering the European Union. The objective of the plans was to coordinate and enhance relations with the new and old EU neighbour states - including Ukraine, Israel and the Palestinian Authority. Just as in real political life the negotiations were often interrupted for consultations and discussion, or in order to digest critical comments and articles contained in the daily „EuroSim“ press reports. The „EuroSim“ exercise ended with the ceremonial acclamation and acceptance of the reworked proposal for the European Commission on the part of the heads of European states and governments. Humangenetiker entdecken raffinierte Strategie von Tumoren zur Sauerstoffgewinnung Wissenschaftler des Zentrums für Humangenetik der Universität Bremen haben jetzt entdeckt, wie sich Tumoren zu Lasten ihres Wirtes - dem erkrankten Menschen - Sauerstoff verschaffen. Wie alle Zellen brauchen die nicht eigenständig lebensfähigen Tumoren diesen Sauerstoff für ihr Überleben und ihre Vermehrung. Normalerweise würde ihre Größe beschränkt bleiben, weil die Sauerstoffversorgung des wachsenden Tumors aus der Umgebung für ein größeres Wachstum nicht ausreicht. Das Forschungsergebnis der Bremer Wissenschaftler offenbart eine raffinierte Strategie: Die Tumoren „locken“ aus ihrer Umgebung Gefäße an, über die dann Sauerstoff zum Tumor transportiert wird. Der Lockstoff trägt den Namen „High Mobility Group Protein B1“, kurz HMGB1. Die Wirkungsweise: Wenn die Sauerstoffversorgung des Tumors zusammenbricht, kommt es zum Absterben von Zellen. Das ursprünglich im Zellkern sitzende HMGB1 wird nun freigesetzt. Dies bewirkt in der Umgebung ein Auswachsen von Blutgefäßen. Selbst die toten Zellen dienen also noch dem weiteren Überleben und Wachstum des Tumors. Der neu aufgedeckte Lockstoff der Gefäßentwicklung könnte auch für die Therapie von Tumoren wichtig werden: Das Abfangen der Signale würde den Tumoren eine Überlebensmöglichkeit nehmen. Das Team um Humangenetiker Jörn Bullerdiek hat seine Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift American Journal of Pathology veröffentlicht. Human geneticists discover a sophisticated strategy used by tumours for obtaining oxygen Scientists at the Center for Human Genetics at Bremen University have made a discovery concerning how tumours manage to rob oxygen from their hosts - the diseased person. Like all cells, tumours - which are not capable of independent life - need oxygen in order to survive and reproduce. Under normal circumstances their growth would be constrained because their environment would not supply sufficient amounts of oxygen to enable the accelerated growth peculiar to tumours. The research findings of Bremen scientists have revealed a sophisticated strategy. The tumours „decoy“ the blood vessels in their immediate vicinity, which then transport the oxygen to the tumour. The decoy substance is called „High Mobility Group Protein B1“, or HMGB1 for short. How does it work? When a tumour‘s oxygen supply breaks down this leads to the death of cells. The HMGB1 contained in the cells is then released. This in turn triggers the growth of blood vessels in the vicinity. Hence, the dead cells themselves help contribute to the continued survival and growth of the tumour. This newly discovered decoy agent may well prove significant in the treatment tumours. Intercepting the signals would rob the tumours of one of the conditions for their survival. The team led by the human geneticist Jörn Bullerdiek recently had its findings published in the renowned American Journal of Pathology. -8- Die EU-Kommission bei der Arbeit. Neun Bremer Studierende übernahmen jetzt die Rolle dieser Institution bei der "EuroSim" an der State University of New York . The EU Commission at work. Nine Bremen students are simulating the role of this institution at “EuroSim”, an exercise carried out at the State University of New York. Anzeige Wenn Astronauten auf dem Mars landen, ist ARAMIES schon da When Astronauts Land on Mars, ARAMIES Will Be There Ahead of Them WENN ASTRONAUTEN AUF DEM MARS LANDEN, IST ARAMIES SCHON DA WHEN ASTRONAUTS LAND ON MARS, ARAMIES WILL BE THERE AHEAD OF THEM Die AG Robotik der Universität Bremen entwickelt Laufroboter für den Einsatz auf der Erde - und auf fremden Planeten The Group for Robotics at Bremen University is developing walking robots for operations on the Earth - and on other planets Begeisterung bei Weltraum-Forschern im Jahr 2004: Die In 2004 space researchers had good cause to rejoice: beiden Erkundungsfahrzeuge „Spirit“ und „Opportunity“ The two exploratory vehicles „Spirit“ and „Opportunity“ rollen über den Mars und liefern von dort sensationelle became operational on Mars, sending back sensational Bilder und Oberflächen-Daten. „Aber da, wo es für die pictures and surface data. „However, the most interesting Wissenschaftler richtig interessant wird, kommen diese parts of the landscape for scientists remain inaccessible ‚Rover‘ auf Rädern gar nicht hin. In engen, steinigen to these wheeled rovers. The narrow rocky ravines and Schluchten oder an steilen Kraterwänden kann man nun steep crater walls simply can not be negotiated by wheeled mal nicht fahren“, sagt Professor Frank Kirchner von der vehicles“, says Professor Frank Kirchner from the University Universität Bremen. Zusammen mit seinem Team von of Bremen. Together with his team from the Group for der Arbeitsgruppe Robotik im Fachbereich Mathematik/ Robotics embedded in the department of Mathematics and Informatik entwickelt er erfolgreich Roboter auf Beinen, die Computer Science, he successfully develops robots based sich auch in schwierigem Gelände fortbewegen können. on leg locomotion that makes them capable of moving Sie krabbeln, klettern oder gehen - bislang noch auf der over terrain inaccessible to their wheeled counterparts. Erde. Doch der Einsatz auf dem Mond oder dem Mars ist They can crawl, climb or walk - so far, albeit, only on planet abzusehen: Wenn eines Tages Astronauten auf dem Mars Earth. But their future deployment on the Moon or on Mars landen, sind die is just a question of Roboter schon da. Ihre time: When one day Verwendung ist jedoch astronauts land on nicht auf Weltraum- Mars, the robots will Missionen beschränkt. be there to welcome Als Forschungs-, them. Their use, Rettungs- oder however, is not limited Arbeitsroboter werden to space missions. sie bald auch auf der They will soon be put Erde gute Dienste to good use on Earth, leisten. too, as research, rescue or working robots. - 10 - Wunderwerk der Technik: Hinter dem Laufroboter SCORPION stehen Jahre akribischer Forschung und Entwicklung durch Experten aus verschiedenen Disziplinen. A masterpiece of technology: it took years of painstaking research and development work involving experts from several different disciplines to perfect the ambulating SCORPION robot. E O Eines der herausragenden Projekte der AG Robotik ist der achtbeinigen Laufroboter SCORPION. Frank Kirchner hat ihn schon während einer Lehr- und Forschungstätigkeit in den USA entwickelt; mit der von ihm aufgebauten AG Robotik der Universität Bremen perfektioniert er das System. „Der Roboter soll sich im Freigelände auf beliebigen Untergründen sicher bewegen, autonom Entscheidungen treffen und aus gemachten ‚Erfahrungen‘ lernen“, erläutert Kirchner die Ziele. Mögliche Einsatzgebiete sind Arbeiten in gefährlichen, instabilen, rauen oder unvorhergesehenen Umgebungen. One of the outstanding projects currently underway at the Robotics Group is the eight-legged ambulating robot they call SCORPION. Frank Kirchner had the opportunity to develop ‚him‘ during a teaching and research stay in the USA; in collaboration with the Robotics Group which he set up at the University of Bremen he has gone on to refine the system. „The robot is designed to securely move over all kinds of different open terrain, take autonomous decisions and even to learn from its ‚experience‘“, Kirchner explains his objectives. Possible areas of application are in dangerous, insecure, rough and unpredictable environments. Der SCORPION ist rund 65 Zentimeter lang und je nach Körperhaltung zwischen 20 und 60 Zentimeter hoch. Jedes der acht Beine hat drei Gelenke, die von Motoren bewegt werden. Eine Batterieladung reicht zwei bis drei Stunden. Das System kann Richtung, Geschwindigkeit und Körperhaltung je nach Bedarf ändern. Trifft es auf seinem Weg auf ein Hindernis, entscheidet es selbstständig, wie es die Hürde überwindet. The SCORPION is approximately 65 centimetres long and, according to posture, 20 to 60 centimetres tall. Each one of the eight legs has three joints that are operated by motors. One battery charge will last two to three hours. The system is able to change direction, speed and posture as required. Should it encounter an obstacle in its path, it will independently decide on how to overcome it. It takes a long time to produce a smoothfunctioning ambulant robot. „The SCORPION was preceded by years of meticulous research and development. Computer scientists, mathematicians, physicists, electronic and mechanical engineers have to work across disciplines and integrate the best solutions in a manner that will finally permit ideal functioning of the highly complex system“, says Dirk Spenneberg, head of the group‘s software development. The challenges are huge. On the level of materials, components first had to be developed that are both lightweight and at the same time exhibit properties of great rigidity. Electronic engineers had to select and integrate high-grade and high-performance chips capable of executing complex calculations in real-time. „We have to overcome constraints on size and power supply, as well as temperature problems“, explains Spenneberg. „All robots are closed systems and must not be penetrated by water or sand. Motors and chips, however, produce heat, which obviously has to be dissipated.“ Der Weg zu einem funktionsfähigen Laufroboter ist lang. „Hinter dem SCORPION stehen Jahre akribischer Forschung und Entwicklung. Informatiker, Mathematiker, Physiker, Elektrotechniker und Maschinenbauer müssen fachübergreifend arbeiten und die besten Lösungen so verschmelzen, dass das hochkomplexe System am Ende optimal funktioniert“, sagt Dirk Spenneberg, Leiter der Softwareentwicklung in der AG. Die Herausforderungen sind enorm. Auf der Ebene der Materialien müssen belastbare Leichtbaukomponenten mit großer Steifigkeit entwickelt werden. Elektrotechnisch ist die Auswahl und Integration hochgradig leistungsfähiger Chips notwendig, die in Echtzeit aufwändige Berechnungen durchführen. „Da müssen wir Probleme wie Einschränkungen beim Platz oder beim Stromverbrauch ebenso lösen wie thermische Fragen“, erläutert Spenneberg. „Alle Roboter sind geschlossene Systeme, in die kein Wasser oder Sand eindringen darf. Motoren und Chips erzeugen aber Wärme, die wir natürlich ableiten müssen.“ Bei der Software wiederum ist eine der schwierigsten Aufgaben, mehrere verschieden angelegte Rechenvorgänge so miteinander zu kombinieren, dass das System am Ende bestimmte Ziele verfolgt. „Wir müssen lernende, suchende und anpassende Algorithmen zusammenführen und Concerning the software on the other hand, one of the most demanding tasks is to combine the differently arranged calculation steps in a manner that will allow the system to pursue certain objectives. „We have to combine learning, searching and adapting algorithms and derive decisions from the ‚overall result‘“, says Kirchner. For its part, the sensor technology has to record and inter-connect optical, touch and acoustic information - 11 - Wenn Astronauten auf dem Mars landen, ist ARAMIES schon da When Astronauts Land on Mars, ARAMIES Will Be There Ahead of Them Kontakt: Prof. Dr. Frank Kirchner Arbeitsgruppe Robotik Universität Bremen, Fachbereich Mathematik/Informatik Postfach 330440, D-28334 Bremen Tel. (+ 49) 0421/218-8746, Fax: (+ 49) 0421/218-8751 E-Mail: frank.kirchner@informatik.uni-bremen.de http://ag47.informatik.uni-bremen.de from the external environment with information from within the system - such as the positioning of the legs or the varying load distribution of the many small motors. Steiniger Weg: Gefährliche, instabile, raue oder unvorhergesehene Umgebungen sind das Einsatzgebiet für den achtbeinigen SCORPION. Stony path: the eight-legged SCORPION robot has been designed for working in dangerous, unstable, rough and unpredictable environments. aus dem ‚Gesamtergebnis‘ Entscheidungen ableiten“, sagt Kirchner. Die Sensorik wiederum muss optische, tastende und akustische Informationen der Außenwelt mit Informationen aus dem Inneren des Systems - etwa die Stellung der Beine oder die unterschiedlichen Belastungszustände der vielen kleinen Motoren - aufnehmen und miteinander verbinden. Grundsätzlich stehen die Robotik-Spezialisten vor der Frage, wie sich ein solch vielschichtiges System am Besten kontrollieren lässt. Die Antwort liefert die Natur. Spinnen oder Insekten können hochkomplexe Bewegungen sicher umsetzen. Auf instabile Außenbedingungen - etwa den Wechsel von steinigem auf matschigen Untergrund - können sie sofort reagieren. Sie schaffen dies blitzschnell, obwohl ihre Nervensysteme langsamer arbeiten als heutige Computersysteme. Biologen haben herausgefunden, dass diese Tiere eine dezentralen Kontrollmechanismus haben: Ein Teil ihrer Bewegungen wird gesteuert, ein Teil ist lediglich ein Reflex. Diese biologischen Modelle machen sich auch die Robotik-Forscher zunutze. Mit ihrem „biomimetischen Kontroll-Ansatz“ haben sie eine ähnlich funktionierende Steuerung aufgebaut. Basically, the robotics experts are confronted with the question of how to achieve optimal control over such a multi-level system. The solution is provided by nature. Spiders and other insects are able to securely perform highly complex movements. They are able to react immediately to changing unstructured external conditions - such as the change from a stony to a muddy substratum for instance. They are able to do so at lightning speed, although their nervous systems work more slowly than modern computer systems. Biologists have discovered that these organisms possess a decentralised control-mecha- In einer Weiterentwicklung des SCORPION arbeiten die Bremer Robotiker derzeit an ARAMIES. So heißt ein vierbeiniger Laufroboter, der sich in extrem schwer zugänglichem Terrain bewegen soll. Das Projekt wird von der Europäischen Weltraumorganisation ESA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. „Hier liegt der Fokus eindeutig auf dem Einsatz auf anderen Planeten. Die ‚Beine‘ und ‚Arme‘ von ARAMIES sind mit Greifern ausgerüstet, so dass das System ebenso krabbeln wie auch steile Felswände hinaufklettern kann“, sagt Frank Kirchner. Der Roboter soll eines Tages in der Lage sein, autonom wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. nism: One aspect of their locomotion is controlled, and another aspect is merely a reflex. These biological models are also useful to robotics scientists. With their „biomimetic control approach“ they have developed a similarly functioning system of control. Vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten von Laufrobotern auf der Erde. „Wir bereiten gerade ein Projekt vor, in dem Roboter wie ARAMIES unterwassertauglich gemacht werden sollen. Sie können dann beispielsweise zur Kontrolle in Häfen eingesetzt werden“, erläutert Kirchner. Derzeit müssen Taucher Spundwände sehr aufwändig „von Hand“ kontrollieren, wobei sie im schmutzigem Hafenwasser kaum etwas sehen. Ein Unterwasser-ARAMIES kann wesentlich genauer arbeiten, indem er neben „Menschen ähnlichen“ Sensoren - etwa Tastsensoren oder Optiken - auch Ultraschall nutzt. „Selbst wenn ein Taucher etwas sieht - er kann das Bild nicht abspeichern“, erläutert Kirchner. „Ein Unterwasser-Roboter kann indes viele unterschiedliche Informationen aufnehmen, die dann durch eine entsprechende Software für Anwender in interpretierbare Bilder umgesetzt werden.“ So ließen sich Beschädigungen oder Sicherheitsmängel in Hafenanlagen mit einer Genauigkeit finden, die kein Mensch erreicht - es sei denn, man legt den ganzen Hafen trocken. In a further development of the SCORPION, the Bremen robotics experts are currently working on another robot called ARAMIES. This is the name given to a four-legged ambulating robot which can manoeuvre over extremely inaccessible terrain. The project is funded by the European Space Agency ESA and the German Space Agency (DLR). „Here the emphasis is most definitely on operation on other planets. The ‚legs‘ and ‚arms‘ of ARAMIES are equipped with claws, thus enabling the system not only to crawl over open ground, but also to climb up steep canyon walls“, says Frank Kirchner. The robot shall one day even be able to conduct scientific investigations on its own. - 12 - Wenn Astronauten auf dem Mars landen, ist ARAMIES schon da When Astronauts Land on Mars, ARAMIES Will Be There Ahead of Them Forschung und Entwicklung der AG Robotik sind eng mit der Lehre im Fachbereich Mathematik/Informatik verknüpft. So wird in studentischen Projekten ein Laufroboter real geplant, gebaut und programmiert. „Die Studierenden arbeiten dabei mit Komponenten, die absolut ‚up to date‘ sind und auch in der Industrie eingesetzt werden“, sagt Dirk Spenneberg. Mit Diplom- und Doktorarbeiten innerhalb der AG Robotik qualifizieren sich die Studierenden praxisnah für das spätere Berufsleben. Die Arbeitsgruppe Robotik unter der Leitung von Professor Frank Kirchner wurde Anfang 2003 gegründet. Sie besteht mittlerweile aus 18 Mitarbeitern. Schwerpunkt ist die Entwicklung intelligenter autonomer Roboter auf zwei, vier, sechs oder acht Beinen. Dabei steht die Zusammenführung aller Teilebenen - Mechanik, Elektronik, Sensorik, Steuerung und Regelung und vieles mehr - zu einem funktionierenden System im Mittelpunkt der Aktivitäten. Kooperationspartner sind die Weltraumorganisationen DLR, ESA und NASA, das Massachusetts Institute of Technology (MIT), das DFGForschungszentrum Ozeanränder an der Uni Bremen und das Technische Hilfswerk. Mit einem Teilprojekt ist die AG Robotik zudem in den DFG-Sonderforschungsbereich „Raumkognition“ der Universitäten Bremen und Freiburg eingebunden. Was konstruiert wurde, will auch programmiert werden: Tom Wirth von der Arbeitsgruppe Robotik mit einem der Laufroboter. All designs have to be implemented: Tom Wirth, member of the group for robotics, together with one of the ambulating robots. There are numerous operational applications for ambulated robots on Earth. „We are currently preparing a project in which robots such as ARAMIES are to be made submersible. They will then possibly be able to perform inspection functions in harbours, for instance“, explains Kirchner. At present human divers have to cumbersomely check sheet-pile walls by hand, whilst hardly being able to see anything at all in the murky harbour waters. A submersible ARAMIES will be able to operate considerably more efficiently; in addition to humanoid sensors, such as touch sensors, it will also be able to make use of ultrasound systems. „Even when the diver is able to see something, he is not able to save that image“, explains Kirchner. „A submersible robot, however, will be capable of recording a large amount of different information, which can then be transformed into interpretable images for the user by means of appropriate software.“ This would enable the identification of damage or safety hazards in harbours with a precision that can not be matched by human inspection - unless you were to drain the entire harbour basin, that is. Research and development of the Robotics Group are closely linked to the teaching activities in the department of Mathematics and Computer Science. This entails the active involvement of student projects in the planning, building and programming of ambulant robots. „This means that students work with components that are absolutely up-to-date and are also used in industry“, says Dirk Spenneberg. On the basis of their undergraduate and PhD dissertations, students studying with the Robotics Group receive a practice-based qualification for their future career. The Robotics Group Dirk Spenneberg mit dem ARAMIES - mit seinen „Armen“ und „Beinen“‘ kann dieser Roboter ebenso krabbeln wie klettern. Dirk Spenneberg with the ARAMIES - by virtue of its articulating „arms“ and „legs“ this robot can climb as well as crawl. was founded at the beginning of 2003 under the leadership of Professor Frank Kirchner. It now consists of 18 members. Focus is the development of intelligent autonomous robots on two, four, six, or eight legs. A main part of the work involved in order to achieve a functioning system is the linkage of all the comprising levels - mechanics, electronics, sensor technology, regulation and control, and much more. Cooperation partners are the world space agencies DLR, ESA and NASA, the Massachusetts Institute of Technology (MIT), the DFG collaborative Research center ‚Ocean Margins‘ at the University of Bremen, and the Technisches Hilfswerk (German Technical Emergency Corps). The Robotics Group is also working on a sub-project involving the Universities of Bremen and Freiburg within the DFG Collaborative Research Center entitled ‚Spatial Cognition‘. - 13 - SORGFÄLTIGE MARKENFÜHRUNG - DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG Der Lehrstuhl für innovatives Markenmanagement der Universität Bremen poliert das ramponierte Image von Marken wieder auf Frühjahr 2005: Der Tiefkühlkost-Hersteller Frosta AG der Universität Bremen und seine Studierenden halfen in aus Hamburg gibt bei seiner Bilanzpressekonferenz ein dieser Situation: In einem intensiven Projekt - gemeinsam ausgezeichnetes Geschäftsergebnis für das Jahr 2004 mit dem Management - wurde die Marke Frosta wieder ins bekannt. Aufatmen bei dem renommierten Unternehmen richtige Licht gerückt. Mit umfangreicher Marktforschung, - denn Frosta war 2003 schwer ins Schlingern geraten. einer neuen Strategie und gezielten Empfehlungen für Nach einer rigorosen Umstellung von Rezepturen das Marketing passte man das Image des Tiefkühlkost- und Produktpalette hatte die Firma Fehler beim „Markenmanagement“ gemacht. Zwischen dem Bild des Verbrauchers von der Marke Frosta einerseits und ihren Produkten samt neuem Auftreten andererseits klaffte eine große Lücke. Umsatzeinbußen von bis zu 40 % waren die Folge. Professor Christoph Burmann vom „Lehrstuhl für innovatives Markenmanagement“ (LiM(r)) I Herstellers an die neue Ausrichtung an. Im wirtschaftlichen Wettbewerb ist eine Marke etwas sehr wertvolles. Mit ihr werden Gefühle und Werte verbunden, die über den Nutzwert des Produktes hinausgehen: Coca-Cola ist mehr als nur ein Getränk, Milka mehr als nur eine Schokolade, ein Porsche mehr als nur ein Fahrzeug. Oft bietet man ein Tempo-Taschentuch an, obwohl man nur ein Noname-Produkt in der Tasche hat: Die Marke Tempo ist für viele Menschen gleichbedeutend mit Papiertaschentüchern. „In Zeiten harter Konkurrenz mit den Handelsmarken von Aldi, Lidl oder Plus kommt einer sorgfältigen Markenpflege mehr Bedeutung denn je zu“, weiß Christoph Burmann. „Ist - 14 - Sorgfältige Markenführung - der Schlüssel zum Erfolg Prudent Branding - the Key to Success PRUDENT BRANDING - THE KEY TO SUCCESS The Chair for Innovative Brand Management at the University of Bremen restores battered brand image Springtime 2005: Frosta AG, the Hamburg-based producer of frozen foods, announces record 2004 profits at a specially held press conference. A breath of relief for the renowned company - for in the prior year of 2003 Frosta had been wading through a particularly rough patch. Following rigorous changes to its recipes and product range the company had been guilty of a number of serious mistakes with regard to its „brand management“. A gap had appeared between consumers‘ perception of the Frosta brand and the new presentation of their numerous products. Sales had plummeted by as much as 40%. Then Professor Christoph Burmann from the „Chair for Innovative Brand Management“ (LiM(r)) at Bremen University and his students came to the rescue. The company‘s problems were made the subject of an intensive project in a successful attempt - together with the management - to put the Frosta brand back in correct focus. A combination of in-depth market research, new strategy and targeted recommendations for future marketing succeeded in adapting the frozen-food producer‘s image to fit the new B product designs. Branding is capable of giving a company a decisive edge in competition with other market players. A brand is connected with emotions and values that reach far beyond the mere utility value of a product: Coca-Cola is more than just a drink, Milka more than simply a chocolate bar, a Porsche more than a mere means of transportation. We more often than not use the name Kleenex, even when referring to a packet of noname tissues in our pocket: for most people the Kleenex brand, or Tempo in Germany, is absolutely synonymous with paper tissues. „In times of intense competition between trademarks like Aldi, Lidl or Plus, prudent branding is becoming more important than ever before“, as Christoph Burmann well knows. „Once the good name is ruined there will rarely be a second chance.“ Burmann is convinced that today‘s fast-moving business environment calls for careful and continual brand management, which at the same time must be innovative in order to achieve maximum results. His approach, which he developed some years ago together with his teacher Professor Heribert Meffert, Münster, is called „identity-based brand management“: „We place the identity of a brand in the center of focus - what is it, what does it really represent? Hence, we are looking not only to the outside - advertising, PR, presentation - but also, and above all, to the inside.“ In order to survive in the „trade war“ a brand must have a dedicated team behind it - from humble receptionist up to members of the Board. Burmann: „A great many levels are in play. What is the history of the brand? What sort of picture do company employees have of ‚their‘ particu- - 15 - Weltmarken - Markenwelt (unten): Im wirtschaftlichen Wettbewerb ist eine Marke Gold wert. Um so wichtiger ist es, sie zu pflegen. Frosta (Foto links) setzte zwar auf die richtigen Produkte, vernachlässigte aber zeitweilig das Markenmanagement. Global brands - a brand world (bottom): In competition with other players on the market, branding is worth its weight in gold: all the more important to uphold an image once the brand has established itself. Although Frosta (photo left) had chosen the right product, they failed to pay sufficient attention to managing their brand. Sorgfältige Markenführung - der Schlüssel zum Erfolg Prudent Branding - the Key to Success lar brand? What special values are internalised in the brand - such as dedication to environmental protection, for instance? What is the brand image? What vision does the brand stand for - where do we want to go, what are the hidden appeals embodied in the brand? And finally: Does the particular product or service actually fit this brand image and the company behind it?“ The Bremen expert is quick to relate examples of how easily brands can be ruined: „The brand name ‚Deutsche Bank‘ has completely disintegrated. Nobody knows any more - neither inside, nor outside - what the brand stands for, where it wants to go. The same is true for Karstadt, Opel, Volkswagen.... the list is long“. According to Burmann, Frosta AG was also a company that had lost sight of „precisely what it was that created the brand‘s appeal.“ In 2003 the company - following two years of intensive preparation - introduced the „Frosta purity precept“: Products free from additives, comprising only wholesome, natural foodstuffs. „That not only tastes better, it also has many advantages for the consumer‘s health“, Burmann points out. „But all this involves more painstaking production processes, which resulted in the product range being halved and the price for ready-to-cook meals having to be raised appreciably.“ Frosta‘s big mistake: the rudder was swung round without first inquiring into the image that Frosta awakened in its customers. „For ages the brand had stood for a cheap but qualitatively acceptable alternative to its competitor Iglo“, Burmann explains. „When Frosta suddenly became more expensive, the consumer naturally turned to Iglo - purity precept, or not.“ Qualität und Design ist nur die eine Hälfte der Marke - für den Erfolg braucht es auch ein zusammengeschweißtes Team dahinter. Quality and design is just a part of branding - there must be a dedicated team behind it in order to achieve sustained success. der gute Ruf erst ruiniert, hat man kaum noch eine Chance.“ Burmann ist überzeugt, dass eine Marke heute mit Sorgfalt und Kontinuität, zugleich jedoch innovativ und damit aufmerksamkeitsstark „geführt“ werden muss. Sein Ansatz, den er vor einigen Jahren zusammen mit seinem Lehrmeister Professor Heribert Meffert (Münster) entwickelte, ist die „identitätsbasierte Markenführung“: „Wir stellen die Identität einer Marke in den Mittelpunkt - wer ist sie, was repräsentiert sie eigentlich? Wir schauen also nicht nur nach außen - Werbung, PR, Auftreten - sondern auch und vor allem nach innen.“ Um im „Handelskrieg“ zu überleben, muss eine zusammengeschweißte Mannschaft hinter der Marke stehen - vom Pförtner bis zum Direktor. Burmann: „Dabei sind viele Ebenen im Spiel. Welche Geschichte hat die Marke? Welches Bild haben die Mitarbeiter von ‚ihrer‘ Marke? Welche speziellen Werte - etwa das Bekenntnis zum Umweltschutz - hat die Marke verinnerlicht? Wie tritt die Marke auf? Wie lautet die Vision der Marke - wo will man hin, welches sind die versteckten Sehnsüchte, die in der Marke enthalten sind? Und schließlich: Passt das Produkt oder die Dienstleistung überhaupt zu dieser Markenkonzeption und dem Unternehmen?“ Der Bremer Experte kennt viele Beispiele, wie Marken zugrunde gerichtet wurden: „Die Marke ‚Deutsche Bank‘ wurde völlig aufgelöst, niemand weiß mehr - nach innen wie nach außen - wofür sie noch steht, wohin sie will. Gleiches gilt für Karstadt, Opel, Volkswagen.... die Liste ist lang“. Auch die Frosta AG gehörte laut Burmann zu den Unternehmen, die „das, was ihre Marke ausmacht, nicht verstanden hatte.“ 2003 hatte die Firma - nach zweijähriger intensiver Vorbereitungszeit - das „Frosta-Reinheitsgebot“ eingeführt: Produkte ohne Zusätze, mit unverfälschten, natürlichen Lebensmitteln. „Das schmeckt besser und hatte viele Vorteile für die Gesundheit“, sagt Burmann. „Aber die Produktion war aufwändiger, so dass die Produktpalette halbiert wurde und der Preis für die Fertiggerichte deutlich stieg.“ Der Fehler von Frosta: Das Ruder wurde herumgeworfen, ohne dass das Image abgefragt wurden, welches Frosta bei den Kunden hatte. „Dort galt die Marke nämlich seit Jahrzehnten als eine billige, aber qualitativ akzeptable Alternative zum Wettbewerber Iglo“, erläutert Burmann. „Als Frosta nun plötzlich teurer war, griff der Verbraucher natürlich zu Iglo - Reinheitsgebot hin oder her.“ Bei Frosta schrillten die Alarmglocken. Glücklicherweise ist das Unternehmen einer der Stifter des LiM (siehe Kasten). „Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Uni Bremen gibt es in der Speziellen Betriebswirtschaftslehre „Innovatives Markenmanagement“ als Pflichtveranstaltung ein zweisemestriges praktisches Projekt. Und so haben wir kurzerhand den The alarm bells began to sound at Frosta. Fortunately, the company is, among others, a contributor of funds to LiM (see box). „The speciality subject ‚Innovative Brand Management‘, which is embedded in the Bremen University‘s Faculty of Economics, includes a mandatory practical project that runs over two semesters. And so we simply made this into a Frosta case study.“ Under the leadership of Burmann and a research assistant, about 50 students first had to carry out some exhaustive market research: 1,900 consumers were asked about Frosta as part of a computer-aided telephone survey. At the same time the company was closely examined in all its different facets: History, products, employees, figures. „Together with the management we thoroughly investigated all aspects of the situation on hand. This resulted in a purposeful scientific analysis from which we were able to derive important recommendations for action.“ Among other things, this resulted in reducing package sizes from 750 g to 600 or 650 g - thus bringing the products under the „magic“ three-euro-limit, which is so important for the consumer, and making them cheaper than comparable Iglo products. „Peter von Frosta“ was brought out of hibernation to promote brand communication: „For Frosta he has a similar significance as ‚Herr Kaiser‘ for the Hamburg-Mannheimer insurance company“, Burmann smiles. Another tip from Burmann and his students was to extend the product range to include more meat dishes. „Frosta implemented many of our recommendations and subsequently succeeded in turning the company round“, the LiM chief now takes pleasure to relate. „For their part, the students were able to gain practicerelated experience in an area that is full of promise for future employment.“ Burmann believes strongly in the concept of mixing research together with teaching and practice transfer: „Both the companies and the students profit from closer cooperation between science and economy.“ And projects like these can also be quite exciting: At present a student project led by LiM is looking into the branding of the „Eisbären Bremerhaven“ basketball team, which has just moved up to the premier German basketball league. Christoph Burmann: „The Eisbären exhibit high quality in the mastery of their sport - we now want to elevate the quality of the ‚Eisbären brand‘!“ Kontakt: Prof. Dr. Christoph Burmann Lehrstuhl für innovatives Markenmanagement (LiM) Universität Bremen, Fachbereich Wirtschaftswisenschaft Postfach 330440, D-28334 Bremen Tel. (+ 49) 0421/218-7554, Fax: (+ 49) 0421/218-8646 E-Mail: burmann@uni-bremen.de http://www.lim.uni-bremen.de - 16 - ‚Fall Frosta‘ dort behandelt.“ Unter der Anleitung von Burmann und einem wissenschaftlichen Mitarbeiter betrieben rund 50 Studierende zunächst intensive Marktforschung: In einer computergestützten telefonischen Befragung wurden 1900 Bundesbürger zu Frosta befragt. Gleichzeitig wurde das Unternehmen in all seinen Facetten durchleuchtet: Geschichte, Produkte, Mitarbeiter, Zahlen. „Wir haben uns - gemeinsam mit dem Management - gründlich mit der Situation beschäftigt. Am Ende stand eine belastbare wissenschaftliche Analyse, aus der wir wichtige Empfehlungen ableiten konnten.“ Dazu gehörte unter anderem die Verringerung der Packungsgröße von 750 g auf 600 oder 650 g - so kamen die Produkte wieder unter die für Verbraucher „magische“ Drei-Euro-Grenze und wurden günstiger als Iglo-Produkte. Für die Marken-Kommunikation wurde „Peter von Frosta“ wieder aufgetaut: „Der hat für Frosta eine Bedeutung wie ‚Herr Kaiser‘ für die Hamburg-Mannheimer Versicherung“, schmunzelt Burmann. Auch eine Ausweitung der Produktpalette auf mehr Fleischgerichte war einer der Tipps von Burmann und seinen Studenten. „Frosta hat zahlreiche Anregungen von uns umgesetzt und damit den ‚Turnaround‘ geschafft“, freut sich der LiM-Chef heute. „Die Studierenden wiederum haben praxisnah in einem Gebiet gearbeitet, das nach dem Abschluss viele Beschäftigungschancen bietet.“ Burmann will generell Forschung, Lehre und Praxistransfer fest miteinander verzahnen: „Von der engen Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft profitieren die Unternehmen und die Studierenden gleichermaßen.“ Und spannend sind diese Projekte auch noch: Derzeit ist ein vom LiM geführtes studentisches Projekt dabei, die soeben in die 1. Basketball-Bundesliga aufgestiegene Mannschaft der „Eisbären Bremerhaven“ als Marke zu erforschen. Christoph Burmann: „Sportlich haben die Eisbären hohe Qualität - wir wollen nun auch die Güte der ‚Marke Eisbären‘ heben!“ Der Lehrstuhl für innovatives Markenmanagement (LiM®) besteht seit Oktober 2002. Er wurde zunächst als Stiftungsprofessur eingerichtet, finanziert von Kraft Foods Deutschland, Masterfoods, Brauerei Beck & Co., Kellogg Deutschland, Frosta AG und Basler-SecuritasVersicherungen - Firmen, die selbst einige sehr bekannte Marken in ihrem Portfolio haben. Vorrangiges Ziel des Lehrstuhls ist es, die wichtige „integrierende Querschnittsfunktion“ des Markenmanagements auf der obersten Ebene der Unternehmensführung bewusst zu machen und zu verankern. Nach der von den Stiftern ermöglichten Anlaufphase wird der Lehrstuhl ab Oktober 2006 unbefristet von der Universität finanziert. LiM-Leiter Christoph Burmann hat bereits mehrere Rufe an andere Hochschulen erhalten, sich aber für den weiteren Aufbau eines Kompetenzzentrums für Markenmanagement in Bremen entschieden. Der LiM unterhält nationale und internationale Forschungskooperationen; derzeit arbeiten dort neun interne und 16 externe wissenschaftliche Mitarbeiter sowie fünf studentische Mitarbeiter. Der LiM betreut im Hauptstudium pro Jahr ca. 100 Studenten. Die Eisbären Bremerhaven sind in die 1. Basketball-Bundesliga aufgestiegen. Jetzt soll das Team zu einer Marke entwickel werden - mit Hilfe des Lehrstuhls für innovatives Markenmanagement der Universität Bremen. The Bremerhaven Eisbären have moved up into the top German basketball league. Now the team is to be transformed via branding - with the help of the Chair for Innovative Brand Management at the University of Bremen. The Chair for Innovative Brand Management (LiM®) has been in existence since October 2002. It was first set up as an endowment professorship funded by Kraft Foods Deutschland, Masterfoods, Brauerei Beck & Co., Kellogg Deutschland, Frosta AG and Basler-SecuritasVersicherungen - companies that themselves boast several well-known brands in their portfolio. The Chair‘s main objective is to anchor and create awareness of the important „multifunctional integrating aspects“ of brand management at the highest level of corporate leadership. Following the initial phase which was made possible by private contributors of funds, as of October 2006 the Chair will be funded on an unlimited basis by the University itself. The Head of LiM, Christoph Burmann, has received several other offers of professorships from other universities. Nevertheless, he has decided to stay in Bremen and to continue building up the speciality of brand management here. LiM maintains relationships with a number of national and international research cooperation partners; at present it employs nine internal and 16 external research assistants, as well as five work students. About 100 students pass through courses of advanced study at LiM per year. - 17 - Ein Teleobjektiv mit großer Brennweite an der Kamera, leicht und extrem lichtstark - davon träumt so mancher Sport- oder Naturfotograf. Auch „Paparazzi“ wünschen sich solches Zubehör, wenn sie auf Bäume klettern, um Stars und Sternchen aus großer Entfernung abzulichten. „Durch eine intelligente Kombination neuartiger Linsen sind solche Optiken theoretisch schon längst möglich“, weiß Ralf Gläbe (Universität Bremen), Geschäftsführer des Transregionalen Sonderforschungsbereiches SFB/TR4 „Prozessketten zur Replikation komplexer Optikkomponenten“. „Nur sind sie aufgrund der aufwändigen Fertigung praktisch nicht bezahlbar.“ Ähnliche Beispiele gibt es aus vielen anderen Bereichen. Technisch ist in Sachen Optik heute vieles möglich. Aber erst die Massenproduktion wird innovative optische Komponenten so günstig machen, dass sich eine Markteinführung auch lohnt. Diese industrielle Massenfertigung von Optikkomponenten mit unregelmäßigen Geometrien ist jedoch Zukunftsmusik - noch. Das Ziel des SFB/TR4 ist es, die Grundlagen für die kostengünstige Produktion großer Stückzahlen zu erforschen und die entsprechenden Herstellungsprozesse zu gestalten. O Optik ist eine Schlüsseltechnologie des beginnenden dritten Jahrtausends. Bekannte Anwendungen von optischen Komponenten sind Beamer, Kameras oder Ferngläser. „Aber auch CD- und DVD-Player würden ohne hochgenaue Optiken nicht funktionieren. Ebenso kommen in den Kupplungen von Lichtleitfasern, wie sie in der Datenkommunikation eingesetzt werden, hochwertige Optikbauteile zum Einsatz“, nennt Oltmann Riemer vom SFB/TR4 weitere Möglichkeiten. Komplexe Optiken werden heute in zahlreichen Durchgängen des Messens und Nacharbeitens - den so genannten Iterationsschritten - hergestellt. Die lohnkostenintensiven und zeitaufwändigen Iterationen führen dazu, dass Optiken mit geringerem Komplexitätsgrad - wie plan (flach), sphärisch (als Abschnitt einer Kugel) oder leicht asphärisch - inzwischen oft günstiger in asiatischen Ländern erzeugt werden können. Die Chance für die deutsche und europäische Industrie liegt daher nicht im Massenmarkt einfacher Bauteile, sondern bei der Herstellung komplexer optischer Komponenten. „Die Fertigung einer unregelmäßigen Optik, die dann womöglich auch noch strukturiert ist, ist eine der schwierigsten Sachen überhaupt“, sagt Oltmann Riemer. Der Sonderforschungsbereich will mit seiner Arbeit eine geschlossene, optimal aufeinander abgestimmte Prozesskette erreichen - vom Design über die Formgebung bis zur Massenfertigung. Der Prozess soll so gestaltet werden, dass die bislang mehrfache Unterbrechung der Produktion durch Messungen und korrigierende Schritte abnimmt. Am Ende sollen gar keine Iterationsschritte mehr notwendig sein. Ralf Gläbe: „Hochkomplexe optische Bauteile in Stückzahlen von 100.000 oder sogar einer Million herstellen zu können, wobei ‚jeder Schuss ein Treffer‘ ist - das ist unser Ziel!“ Eine quadratische Kunststoff-Linse, wie sie in der Photovoltaik zum Einsatz kommt. Sie millionenfach fehlerfrei zu reproduzieren, ist das Ziel des transregionalen Sonderforschungsbereiches TR4. ZIEL: EINE MILLION BAUTEILE - UND „JEDER SCHUSS EIN TREFFER“ Der Transregionale Sonderforschungsbereich SFB/ TR4 will die kostengünstige Serienproduktion von komplexen optischen Bauelementen ermöglichen - 18 - A telephoto lens of maximum focal length, both lightweight and extremely powerful at the same time; this is the dream of many a sport or wildlife photographer. The „Paparazzi“, too, when climbing up trees to get a glimpse of stars and starlets from afar, could wish for no better tool for their trade. „Theoretically, by using an intelligent combination of modern lenses, the production of such optics ought not to present too much of a problem“, according to Ralf Gläbe (University of Bremen), Director of the transregional Collaborative Research Centre SFB/TR4, entitled „Process Chains for the Replication of Complex Optical Elements.“ „It‘s just that the manufacturing processes involved are prohibitively expensive.“ Similar examples could be given in many other areas of application. A lot of things are technically possible in the field of optics nowadays. But not until methods of mass production are applied will it be possible to manufacture innovative optical components at an affordable price. The series industrial production Millimeterarbeit beim Zerspanen: Winfried Wiesner, Technischer Mitarbeiter in der Werkstofftechnik der Universität Bremen, beim Überprüfen von Versuchsergebnissen. of optical components with complex geometries is still a dream of the future - that is, it has been up to now. The aim of SFB/TR4 is to research the groundwork that will one day enable the cost-efficient production of large batches. Another task is to design the appropriate manufacturing O processes. A quadratic plastic lens of the type used in photovoltaic processes. The aim of the transregional Collaborative Research Center TR4 is to perfect large-scale series production. THE AIM: A MILLION COMPONENTS - AND „EVERY ONE ON TARGET“ The transregional Collaborative Research Centre SFB/TR4 is on the way to accomplishing cost-efficient series production of optical components with complex geometries Optics is a key technology of the third millennium. Some better-known applications for optical components are beamers, cameras and binoculars. „But CD and DVD players would also not function without the use of precision optics. Likewise, high-grade optical components are used to couple optical fibres, such as those used in data communication systems“, the list is supplemented by Oltmann Riemer, a member of the SFB/TR4 team. These days, complex optics are produced by means of numerous steps that involve painstaking measurement and machining operations - known as the iterative method. Because of these labour-intensive and time-consuming iterations, the production of optics with a low degree of complexity - such as plan (flat), spherical (as section of a sphere) or slightly aspherical - is often offshored to low-wage countries in South-East Asia. The opportunities remaining for German and European producers therefore lie in the manufacture of optical components with more complex geometries, rather than that of straightforward massproduced components. „Manufacturing irregular optics, possibly with shaped structures, is one of the most difficult tasks of all“, says Oltmann Riemer. The Collaborative Research Centre is hoping to devise a closed, optimally coordinated process chain - from the design, through shaping, up to mass production. The process is to be conceived so that there will be less need for interrupting the production chain for checking measurements or implementing corrective intervention. Eventually it is hoped to do away with iterative steps altogether. Ralf Gläbe: „Our ultimate objective is to be able to produce highly complex optical components in batches of 100,000 or even a million, whereby every shot will be on target!“ - 19 - Ziel: Eine Million Bauteile - und „jeder Schuss ein Treffer“ The Aim: A Million Components - “and Every One on Target“ Der Bedarf an komplexen Optikkomponenten ist groß, weil sie ganz neue Anwendungen erlauben. Wenn beispielsweise Linsen ideal aufeinander abgestimmt werden, braucht ein Objektiv weniger davon - geringeres Gewicht und höhere Lichtstärke sind die Folge. Der Lichteinfall bei photovoltaischen Elementen kann so konzentriert werden, dass die Energieausbeute bei Sonnenkollektoren vervielfacht wird. Entsprechend geformte Reflektoren ermöglichen es, bei Lampen mit weniger Energie mehr Licht zu erzielen. Außerdem können Optikbauteile an die äußeren Gegebenheiten angepasst werden - und nicht umgekehrt: „Bislang musste sich die Konstruktion eines optischen Gerätes immer nach den Linsen richten, weil diese wenig verändert werden konnten“, so Ralf Gläbe. „Dass ein Kameraobjektiv in einer Scheckkarte untergebracht wird und man mit dieser fotografieren kann, war früher undenkbar.“ Für die Massenproduktion werden vom SFB/TR4 vor allem zwei Herstellungstechniken weiterentwickelt: das Spritzgießen von Kunststoff und das Präzisions-Blankpressen von Glas. „Um den Produktionsprozess für unregelmäßig geformte optische Komponenten tausendfach wiederholbar zu machen, benötigt man extrem präzise und verschleißfeste Formen. Die Kompetenz, diese Formen mit Genauigkeiten im Bereich von millionstel Millimetern herzustellen, ist im Labor für Mikrozerspanung der Universität Bremen vorhanden“ betont Oltmann Riemer. Durch die Entwicklung The demand for complex optical components is growing rapidly. This is because they are capable of opening up completely new applications. For instance, when lenses are perfectly coordinated it is not necessary to incorporate so many of them in an objective. This results in less weight and higher light-transmitting capacity. The light absorbed by photovoltaic elements can be concentrated, resulting in the energy obtained from solar collectors being increased by a significant amount. Suitably shaped reflectors make it possible to obtain more light from lamps using less energy. Moreover, optical components can be made to suit the specific external circumstances - and not vice versa: „Until now the design of optical equipment always had to take account of the lenses that were to be used, since it was hardly possible to change these in any way“, Ralf Gläbe explains. „In the past it was impossible to imagine a camera objective that could fit onto a cheque card and that you could take photos with it.“ In order to achieve their objective of developing the means for mass production, the SFB/TR4 is working on two very particular production techniques: injection moulding using plastics, and precision hot-pressing of optical glasses. „So that the production process for irregularly conformed optical components can be repeated thousands of times over, it is necessary to have extremely precise and long-wearing moulds. The knowhow needed to produce such moulds to an accurateness in the range of millionths of a millimetre is available at the Laboratory for Precision Machining, which is also located at the University of Bremen.“ Oltmann Riemer is quick to point out. In recent years, the making of moulds suitable for optics made huge advances as a result of the development of ultra-precision, multiaxial, computer-controlled machining equipment. Once the colleagues working on a related project in Aachen have worked out the optimal design of a lens for a particular application, the LFM sets about developing the exact mould insert for it. Penible Kontrolle bei jedem Prozesschritt: Hier wird ein Stiftwerkzeug für das Präzisionspolieren eines strukturierten Formeinsatzes justiert. Painstaking control at every step of the process: our photo shows a pin tool being dressed. These tools are used in the precision polishing of structured moulds. ultrapräziser, mehrachsiger, computergesteuerter Bearbeitungsmaschinen hat der optische Formenbau in den vergangen Jahren ganz neue Möglichkeiten bekommen. Nachdem die Kollegen aus Aachen das optimale Design einer Linse für eine bestimmte Anwendung erarbeitet haben, entwickelt das LFM den exakten Formeinsatz dafür. Das Design des richtigen Fertigungsprozesses unter Berücksichtigung der Eigenheiten von Maschine und Verfahren ist die große Stärke des in Bremen angesiedelten Teilprojektes „Ultrapräzise Fräsverfahren“. „Wir müssen intelligente Bewegungspfade für die Fräsmaschine entwickeln, damit sie auf den Mikrometer genau arbeitet“, erläutert Riemer. „Dabei müssen wir bereits in der Form Fehler berücksichtigen, die später in der Produktion auftauchen.“ Ein Beispiel: Beim Spritzguss, wo der Kunststoff seitlich in die Form „geschossen“ wird, dehnt sich die Form - obwohl aus Metall - um wenige Mikrometer aus. Dieser Effekt muss bei der Formherstellung beachtet werden. „Und dadurch, dass der Kunststoff von der Seite eingeschossen wird, wird die Optik automatisch asymmetrisch - auch dies müssen wir durch die Form ausgleichen.“ Grundlage dieser Arbeit sind ultrapräzise Messungen, für die es mit dem Fachgebiet Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik ebenfalls das notwendige Know-how an der Bremer Uni gibt. Das kooperierende Institut für Werkstofftechnik wiederum forscht zu speziellen Hartstoff- und Sol-Gel-Schichten für die hochpräzisen Formen. Die Aktivitäten des SFB erfolgen in enger Abstimmung mit namhaften Firmen wie Zeiss, Leica oder Philips. „Im Gespräch mit der Industrie legen wir gemeinsam Zielrichtungen fest und holen uns Anregungen“, sagt Ralf Gläbe. In der Industrie besteht ein hoher Bedarf an optischen Komponenten. Im LFM wurden beispielsweise neue Konzentrator-Linsen zur Auf Bruchteile von Millimetern genau spitzgegossen: Asphärische Sekundärlinsen für Solarkonzentratoren, hier noch mit Gussansatz. Precision injection moulding to a tolerance of fractions of a millimetre: aspheric secondary lenses for solar concentrators, photographed with mould. „Ultra-precision Milling Processes“ is the title of a sister-project also located in Bremen. Here the team speciality is the design of the right manufacturing process, taking account of the characteristics of machines and processes involved. „We have to develop intelligent motion paths for the milling machines to ensure that they work to the exact millimetre“, explains Riemer. „We must also be sure to take into consideration any possible flaws in the mould that could later turn up in production.“ For example: the injection moulding process entails plastic being „shot“ into the mould from the side. Although it is made of metal, this can lead to the mould being dented - albeit by just a few micrometres. This effect must be taken into account when making the mould. „And because the plastic is shot in from the side the optic would automatically be asymmetrical - this must be compensated for in the mould.“ Ultra-precision measurements form the basis for this work. And the necessary know-how for this can also be found at Bremen University, represented in the fields of metrology and control technology. For its part, another cooperation partner, the Institute for Materials Science, is conducting research on special hard materials and sol-gel coatings for the high-precision moulds. The Collaborative Research Centre closely coordinates its activities with such renowned companies as Zeiss, Leica or Philips. „It is in dialogue - 20 - Eine mikrostrukturierte Probe wird mit einem Weißlichtinterferometer gemessen (Vordergrund). Am Computer erfolgt die Auswertung der Messungen. A micro-structured sample being measured with a white-light interferometer (foreground). The measurements are evaluated by computer. Steigerung der Energieausbeute bei der Photovoltaik in einem EU-Projekt umgesetzt. Und für einen Hersteller von Operationsleuchten wurde durch einen mikrostrukturierten offenen Ringreflektor die Beleuchtungsstärke auf mehr als 150.000 Lux gesteigert - bei gleichzeitiger Verringerung des Gewichts und der Anzahl der optischen Komponenten. with industry that we find our inspiration and mutually determine our objectives“, says Ralf Gläbe. Industry has a huge latent demand for optical elements. For instance, LFM is participating in an EU project to implement the use of new concentrator lenses in order to raise the amounts of energy obtained by means of photovoltaics. And on behalf of a manufacturer of operating-room lights it has been possible to raise the light intensity to over 15,000 lux - with a simultaneous decrease in weight and the number of optical elements used. Der Transregionale Sonderforschungsbereich SFB/TR4 The SFB/TR4 Transregional Collaborative Research Centre „Process Chains for the Replication of Complex Optical „Prozessketten zur Replikation komplexer Elements“ has been in existence since 2001. It is the very Optikkomponenten“ besteht seit 2001. Er ist der first transregional Collaborative Research Centre to be erste transregionale Sonderforschungsbereich in den founded in the engineering sciences. The aim is to network Ingenieurwissenschaften. Ziel ist es, fachübergreifende Forschungskompetenzen und Ressourcen zu vernetzen. Von interdisciplinary research competencies and resources. der Universität Bremen sind das Labor für Mikrozerspanung The University of Bremen is represented by the Laboratory for Precision Machining (LFM) and the speciality field of (LFM) und das Fachgebiet Mess-, Steuerungs- und Metrology and Control Technology (MSR). They are joined by Regelungstechnik (MSR) beteiligt, außerdem die the Division for Manufacturing Technologies at the Institute Hauptabteilung Werkstofftechnik der Stiftung Institut for Materials Science (IWT). Additional sub-projects are für Werkstofftechnik (IWT). Weitere Teilprojekte werden located at RWTH in Aachen and the Fraunhofer-Institute in Aachen an der RWTH und dem Fraunhofer-Institut für for Produktion Technology, as well as at Oklahoma State Produktionstechnologie sowie an der Oklahoma State University (USA). The second University (USA) betreut. period of funding for Im Juni 2004 begann Kontakt: SFB/TR4 began in June 2004 die mit acht Millionen with an amount of eight Euro geförderte zweite Dr.-Ing. Ralf Glaebe million euros. Speaker for Förderperiode des SFB/ Sonderforschungsbereich SFB/TR4 the Collaborative Research TR4. Sprecher des Sonde Universität Bremen centre is Professor Ekkard rforschungsbereiches ist Badgasteiner Str. 2, D-28359 Bremen Brinksmeier, Director of the Professor Ekkard Brinksmeier, Tel. (+ 49) 0421/218-9434, Fax: (+ 49) 0421/218-9441 Division Manufacturing Direktor der Hauptabteilung E-Mail: glaebe@lfm.uni-bremen.de Technologies at the Institute Fertigungstechnik des IWT http://www.sfb-tr4.uni-bremen.de for Materials Science. und des LFM. - 21 - Wenn sich der Container mit Erdbeeren selbst verkauft .... When a Container of Strawberries Sells Itself WENN SICH DER CONTAINER MIT ERDBEEREN SELBST VERKAUFT .... WHEN A CONTAINER OF STRAWBERRIES SELLS ITSELF .... Wissenschaftler des Microsystems Center Bremen arbeiten an autonomen Sensorsystemen auf RFIDBasis für das Transportwesen Researchers at the Microsystems Center in Bremen are working on an autonomous sensor system based on RFID for carrier logistics Sie sind seit einigen Jahren der Renner in der Logistik-Szene: For a few years now they have been at the cutting edge of Radio Frequenz Identifikations-Etiketten oder kurz: RFIDs. logistics: Radio Frequency Identification Devices, or RFIDs In ihnen stecken winzige Mikrochips und Mini-Antennen. for short. These miniature devices are equipped with tiny Passiert ein RFID ein Lesegerät, erhält es von diesem microchips and mini-antennas. When an RFID passes a drahtlos einen Energieimpuls - und gibt in diesem Moment scanner it receives a wireless electronic impulse - and die Informationen ab, die auf dem Mikrochip gespeichert simultaneously divulges the information stored on the sind. Papierdünne RFIDs werden mittlerweile - versehen mit microchip. Already there are thousands of paper-thin RFIDs Informationen über Art und Menge der Ware - tausendfach in use, containing information on the type and quantity auf Paletten geklebt, um of goods contained in a consignment. Logistikketten schneller und They can be affixed to transport pallets, for effizienter zu machen. Es ist heute aber auch möglich, instance, speeding up the logistic chain and making it more RFID-Transponder mit Erkennungsnummern unter das Fell efficient. Now it is even possible to inject RFID transponders von Tieren zu spritzen. Bei der industriellen Viehhaltung with identification numbers under the skin of animals. In bekommt die Fütterungsanlage dann individuell für the livestock industry this means that fodder dispensers jedes Tier per Chip den Hinweis, wie viel Futter gegeben may obtain information from the chip pertaining to the werden soll. Forscher aus dem Microsystems Center food requirements of each individual animal. Scientists at Bremen (MCB) der Universität arbeiten derzeit an weiterführenden Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie. Mit einer Verknüpfung von intelligenten, autonomen Sensorsystemen und RFID-Technologie wollen sie die Voraussetzungen schaffen, um Transportschäden samt Folgekosten zu vermeiden. the University‘s Microsystems Center Bremen (MCB) are currently working on expanding the range of application for this technology. By combining intelligent, autonomous sensor systems with modern RFID technology, they hope to create the right circumstances to minimise spoilage of goods in transport and ensuing costs. - 22 - Wenn sich der Container mit Erdbeeren selbst verkauft .... I When a Container of Strawberries Sells Itself I „In großen Containerhäfen wie Bremerhaven gehört der Einsatz von RFIDs schon zum Alltag“, sagt Professor Walter Lang, gemeinsam mit Professor Wolfgang Beneke Leiter des Instituts für Mikrosensoren, -aktuatoren und -systeme (IMSAS). Zusammen mit seinem Kollegen Rainer Laur vom Institut für Theoretische Elektrotechnik und Mikroelektronik (ITEM) lenkt er das Projekt „Sensorsysteme“ des MCB, einem Zusammenschluss der beiden Uni-Institute zu einem Dienstleister. Ihre Arbeit bildet außerdem ein Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 637 „Selbststeuerung logistischer Prozesse - Ein Paradigmenwechsel und seine Grenzen“ der Uni Bremen. Lang: „Container enthalten einen besonders leistungsfähigen, batteriegespeisten RFID-Transponder. Er ist an der Außenseite des Containers befestigt und enthält alle wichtigen Informationen über den Inhalt.“ Be- und Entladevorgänge im Hafen sind heute computergesteuert. Die Funkverbindung erlaubt es, bestimmte Container unter vielen tausend gezielt herauszusuchen. Durch die gesendeten Informationen lassen sich Ladungen schnell zusammenstellen, der Weg der Container gezielt über das Internet verfolgen - und vieles mehr. „In larger container ports, such as Bremerhaven, the use of RFIDs is an everyday occurrence“, says Professor Walter Lang, who, together with Professor Wolfgang Beneke, heads the Institute for Microsensors, Actuators and Systems (IMSAS). In collaboration with his colleague Rainer Laur from the Institute for Theoretical Electrical Engineering and Microelectronics (ITEM) he directs the ‚Sensor Systems‘ project at the MCB, a joint effort between the two university institutes that has turned them into a service provider. Their work is also a sub-project within the Collaborative Research Center 637 „Self-control of logistic processes - a paradigm change and its limits“ at the University of Bremen. Lang: „Containers are equipped with an especially powerful, battery-fed RFID transponder. It is attached to the exterior of the container and is programmed with all the important data regarding the content.“ Loading as well as unloading procedures in ports are today computer controlled. Radio transmission makes it possible to identify any one specific container amongst thousands of others. The transmitted information facilitates more rapid consolidation of cargo, tracing the precise location of freight via the internet, and much more. Neben einfachen, günstigen Etiketten, die auf einzelne Kartons oder Paletten geklebt werden, gibt es aufwändigere und leistungsfähigere RFIDs. „Dazu gehören die Chips am Container. Es ist aber auch möglich, ein scheckkartengroßes RFID mit integrierter Batterie der Ware - beispielsweise Bananen - beizulegen und es während der ganzen Reise die Temperatur aufzeichnen zu lassen“, erläutert der Hochschullehrer. Der Eigner der Ware kann nach Erhalt die Karte auslesen und genau sehen, ob das Obst unterwegs optimal gekühlt wurde. War nicht alles wie gewünscht, ist der Fehler allerdings nicht mehr zu korrigieren. Die Systemtechniker, Informatiker und Elektrotechniker im MCB arbeiten daher an weiterführenden Lösungen. Sie wollen eine Art „Intelligenten Container“ realisieren. „RFID-Etiketten werden immer billiger. Bald wird an jedem Sack Kaffee, an jedem Karton mit einem Fernseher ein RFID kleben“, sagt Projekt-Mitarbeiter Reiner Jedermann zur Ausgangslage. Die Wissenschaftler entwickeln nun ein Sensorsystem für den Container. Es soll autonom agieren, also selbsttätig Entscheidungen fällen. „Beim Beladen meldet sich die Ware im System an - etwa ‚ich bin Kaffee‘. Das System sucht aus einer Datenbank oder über das Internet die idealen Umgebungsbedingungen heraus und kontrolliert diese während des Transportes: Wie Besides the straightforward and reasonably priced tags that are used on individual cartons or pallets, there are also more elaborate and sophisticated RFIDs. „The latter is the category to which the container chips belong. But it is also possible to pack battery-fed RFIDs together with the goods, such as bananas for instance. These RFIDs, no bigger than a credit card, can be used to monitor the temperature inside the container throughout the entire journey“, the professor explains. Upon receipt of the card, the recipient of the goods may then read it and see exactly whether or not the fruit was correctly chilled during transport. However, if something should have gone wrong, even when you are informed, it is too late to do anything about it. - 23 - Wenn sich der Container mit Erdbeeren selbst verkauft .... When a Container of Strawberries Sells Itself Kontakt: Prof. Dr. Walter Lang Microsystems Center Bremen (MCB) Universität Bremen, Fachbereich Physik/Elektrotechnik Otto-Hahn-Allee, D-28359 Bremen Tel. (+ 49) 0421/218-4701, Fax: (+ 49) 0421/218-4774 E-Mail: wlang@imsas.uni-bremen.de http://www.mcb.uni-bremen.de sind Temperatur, Feuchtigkeit und Atmosphäre?“ so Jedermann. Werden Obst, Salat oder Blumen transportiert, die es gerne feucht haben, stellt das Zentralsystem diesen Zustand im Container her. Werden auf der Rückfahrt Milchprodukte transportiert, wird die Atmosphäre entsprechend angepasst. Die drahtlosen Sensoren - ausgestattet mit einer langlebigen Batterie und einem Sender - senden alle Daten während der Tour an eine RFID-Zentraleinheit. Beim Entladen der Ware funkt diese die „Transportgeschichte“ an den RFID-Aufkleber am Kaffeesack. Die Bremer Wissenschaftler arbeiten auch daran, das System über WLAN und GPS fernabfragbar zu machen, um Echtzeit-Informationen über Standort und Umgebung der Ware zu ermöglichen. „Eigner und Transporteure sollen künftig nicht mehr nur wissen, wo die Ware ist - sondern auch, wie es ihr geht“, sagt Walter Lang. Besonders bei teurem oder leicht verderblichem Transportgut lohne sich der Einsatz intelligenter RFID-Technik. Lang: „Wenn in einem Container mit Erdbeeren die Kühlung für mehrere Stunden ausfällt, kann dies heute unbemerkt bleiben. Ein, zwei Tage später ist die Ladung dann verdorben, was schnell Verluste von 10.000 oder 20.000 Euro bedeutet. Ein autonomes Sensorsystem hingegen würde rechtzeitig bestimmte Reife-Gase feststellen. Der Container kann dann selbstständig die Temperatur senken und zudem Alarm schlagen: ‚Verkauft mich schnell als Sonderangebot!‘“ Durch funktionierende Sensorsysteme ließen sich also Störungen in der Lieferkette, Lieferausfälle und Qualitätsverluste vermeiden. Bis es soweit ist, müssen die MCB-Spezialisten zahlreiche Herausforderungen bewältigen. „Die Hardware ist vorhanden - leistungsfähige Sensoren, Prozessoren, Software. Schwierig ist die Zusammenführung zu einem reibungslos funktionierenden System“, erläutert Reiner Jedermann. Dieses muss so gestaltet werden, dass es in jeder Lage weiß, was es zu tun hat. Therefore, the systems analysts, computer scientists, and electronic engineers at the MCB are working on even more advanced applications. They want to create a kind of ‚intelligent container‘. „RFID tags are becoming cheaper every day. Soon an RFID will be affixed to every bag of coffee and on every cardboard box containing a TV set“, team member Reiner Jedermann explains the underlying task. The researchers are now developing a sensor system for inside the container. It is to act autonomously, i.e. take decisions of its own accord. „During loading the goods register themselves with the system - such as ‚I am coffee‘. The system searches a database or the internet for the ideal ambient conditions, and controls these continually during transport: such as the temperature, humidity, and atmosphere“, says Jedermann. In the case of fruit, salads, or flowers that require humidity during transport, the central system will create these conditions in the container. Should dairy products be transported on the return journey, the atmospheric conditions in the container will be adapted accordingly. The wireless sensors - equipped with long lasting batteries and a transmitter - send all the data to the RFID control-unit during the journey. During unloading of the goods the latter sends the ‚transport history‘ to the RFID tag on the coffee bag. The scientists in Bremen are also working on the possibility of retrieving information from the system via WLAN and GPS, in order to obtain information pertaining to location and conditions of the goods in real-time. „Owners and carriers shall in future not only know where their goods are, but also how they are“, says Walter Lang. The deployment of RFID technology will be especially worth the effort for expensive or perishable consignments of goods. Lang: „At present, should there be a breakdown of refrigeration lasting several hours in a container with strawberries, this is likely to remain undetected. One or two days later, though, the entire load will have perished - which quickly translates into losses of 10,000 or 20,000 euros. An autonomous sensor system, on the other hand, would detect the ripening gases in time. The container can then lower the temperature itself, or alternatively raise the alarm; ‚sell me quickly as a special offer!‘“ A reliable sensor system would hence be able to avoid disturbances in the supply chain, non-delivery and quality loss. Until this is achieved, the MCB specialists will have to surmount numerous obstacles. „The hardware is available - powerful sensors, processors and software. The complications arise in creating a smoothly functioning combination of all these elements within one system“, Reiner Jedermann explains. This has to be structured in a manner which permits it to respond adequately to every situation. Furthermore, the ‚onboard computer‘ should be small: „We don‘t want to install a huge PC in the container. Everything has to be contained in one small and robust casing - about the Im Kleinen simulieren, was im Großen funktionieren soll: Mit dieser Testanordnung versuchen die MCB-Spezialisten zunächst im Labormaßstab, Sensoren, Prozessoren und Software zu einem funktionierenden System zusammenzuführen. Small-scale simulation of the real thing: a series of laboratory tests enables MCB specialists to obtain an initial evaluation of sensors, processors and software and to assemble complete functioning systems. - 24 - Wenn sich der Container mit Erdbeeren selbst verkauft .... When a Container of Strawberries Sells Itself Winzige Mikrochips und Mini-Antennen, drahtlos mit Energie versorgt - das ist das Geheimnis der Radio Frequenz Identifikations-Etiketten (RFIDs). Tiny microchips and mini-antennas with wireless power supply - that is the secret behind radio frequency identification tags (RFIDs). Klein, aber leistungsfähig: Vier dieser Sensorknoten können zusammengesteckt werden. Sie messen im Container Werte wie Temperatur, Feuchte oder Vibrationen. Small but efficient: four of these sensor “knots” can be connected together. They monitor values inside containers, like temperature, humidity or vibration. Zudem soll der „Bordrechner“ klein sein: „Wir wollen keinen Riesen-PC in den Container stellen, sondern alles in einem kleinen, robusten Gehäuse unterbringen - etwa in der Größe einer Videokassette.“ Das System muss in der Lage sein, aus den Sensoren ein Netzwerk mit verschiedenen Hierarchie-Ebenen herzustellen. Es nimmt die Messwerte auf, bewertet sie und trifft dann Entscheidungen - beispielsweise die Änderung der Fahrtroute. Die Sensoren überwachen sich selbst: „Wenn ein Sensor spinnt und auffällige Werte meldet, muss das System feststellen, ob er richtig funktioniert oder womöglich hinüber ist.“ Eine der Hauptaufgaben der MCB-Wissenschaftler ist es zudem, dem System „Spielregeln“ beizubringen. „Das menschliche Denken ist sehr komplex. Es in Rechenvorgänge zu packen, deren Ergebnis dann eine ‚richtige‘ Entscheidung ist, ist gar nicht so einfach“, meint Walter Lang. Ein anderes Problem ist die Datensicherheit. Manipulationen von Außen dürfen nicht möglich ein. size of a video cassette.“ The system has to be able to create a hierarchical network from the input of various sensors. It will take in measurements, will evaluate them, and come to a decision -a recommended change in the transport routing, for instance. The sensors monitor themselves: „If a sensor mucks up and starts reporting dubious data, the system has to assess whether it is really functioning correctly, or whether it is simply out of order.“ One of the main tasks of the MCB scientists is furthermore to teach the system the ‚ground rules‘. „The way humans think is complex. To pack it into equations that create a ‚correct‘ answer is not so easy“, Walter Lang believes. Another problem is to safeguard the data. External manipulation cannot be tolerated. Im Microsystems Center Bremen (MCB) The Microsystems Center Bremen (MCB), des Fachbereichs Physik/Elektrotechnik der Universität Bremen bündeln das Institut für Mikrosensoren, aktuatoren und -systeme (IMSAS) und das Institut für Theoretische Elektrotechnik und Mikroelektronik (ITEM) ihr Know-how und ihre Infrastruktur. Ziel ist der erfolgreiche Technologietransfer von der Grundlagenforschung in die Industrie. Der Verbund ist mit anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung eine leistungsfähige Schnittstelle zwischen Universität und Wirtschaft. Für kleinund mittelständische Unternehmen betreut das MCB auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik die Produktrealisierung von der Konzeption über die Entwicklung bis hin zur Prototypen- und Kleinserienfertigung. Zudem werden in verschiedenen öffentlich geförderten Forschungsprojekten komplette Systeme realisiert. Das IMSAS hat seinen Schwerpunkt auf der Silizium-Mikromechanik und entwickelt beispielsweise Strömungssensoren, Drucksensoren und Miniatur-Mikrofone. Das ITEM hat sich der Mikroelektronik samt Modellierung und Simulation verschrieben. which is embedded in the Physics and Electronic Engineering Faculty at the University of Bremen, amasses the know-how and infrastructure of the Institute for Microsensors, Actuators and Systems (IMSAS) and the Institute for Theoretical Electronic Engineering and Microelectronics (ITEM). The aim is the successful technology transfer from basic research into industry. The joint co-operation, which makes application-orientated research and development available to industry, represents a powerful interface between the University and the economy. MCB accompanies small and medium enterprises who wish to develop new products in the area of microsystems technology; from conception, through development, up to the production of prototypes and small-batch production. Furthermore, complete systems are being developed in various publicly funded research projects. The IMSAS has made silicon micromechanics its focus and develops, among other things, voltage sensors, pressure sensors, and miniature microphones. The work of ITEM is dedicated to mircoelectronics, including modelling and simulation. - 25 - Kontakte / Impressum Contacts / editorial information Uni-Transfer Uni-Transfer UniTransfer ist Ihr Ansprechpartner für den Wissenschafts- und Technologietransfer. Wenn Sie wissenschaftliche Leistungen der Universität in Anspruch nehmen wollen, hilft Ihnen Uni-Transfer bei der Kontaktaufnahme zu Forschern und Einrichtungen. Ob Sie Fachleute zur Lösung Ihrer Probleme suchen, Gutachten erstellen lassen, Labore und Einrichtungen der Universität nutzen wollen oder Referenten für Weiterbil dungsveranstaltungen suchen: UniTransfer ist die richtige Adresse. UniTransfer is the contact office for the transfer of science and technology. If you wish to take advantage of the science-related services provided by the University, UniTransfer will provide assistance in making contacts with the appropriate research personnel and facilities. No matter whether you require specialists to solve your particular problem, an expert opinion, or the use of the laboratories and facilities belonging to the University or lecturers for vocational training courses, UniTransfer are the people to contact. UniTransfer Telefon (+49) 0421/218-3253 Email: transfer@uni-bremen.de WWW: http://www.unitransfer.uni-bremen.de International Office International Office Das International Office hilft Studierenden und Wissenschaftlern aus aller Welt bei Ihren Kontakten mit der Universität Bremen und vermittelt deutschen Interessenten Kontakte ins Ausland. Ob Sie einen Studienaufenthalt in Bremen planen, als Gastwissenschaftler mit Kollegen tätig sind oder sich über Austauschprogramme informieren möchten - hier sind Sie richtig. The International Office provides assistance to students and scientists from all over the world when they wish to make contacts with the University. Furthermore, this office is also responsible for arranging foreign contacts. No matter whether you are planning to study in Bremen, or are a visiting scientist working with other colleagues, or if you simply wish to obtain information about exchange programmes, this is the office to contact. International Office Telefon (+49) 0421/218-8606 Email: schoenha@uni-bremen.de WWW: http://www.io.uni-bremen.de/ Pressestelle Press Office Die Pressestelle ist für die Informations-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Bremen zuständig. Hier bekommen Sie alle Informationen über die Universität - nicht nur dieses Info-Magazin, sondern auch die interne Universitäts-Zeitung, unser Forschungsmagazin „Impulse“, unseren Veranstaltungskalender und mehr. Über das komplette Informationsangebot informiert Sie die WWW-Seite der Pressestelle. The Press Office is responsible for the information, press and public relations work of the University of Bremen. All information dealing with the University can be obtained from this office – not only this information brochure, but also the internal University magazine, the research journal „Impulse“, the programme of future events, and lots more. The complete information package can be found under the Press Office WWW-page. Pressestelle Telefon (+49) 0421/218-2751 Email: presse@uni-bremen.de WWW: http://www.uni-bremen.de/campus/campuspress/ Universitätsleitung University Officers Die Universitätsleitung mit dem Rektor, den drei Konrektoren für Forschung, Lehre und Internationale Angelegenheiten sowie dem Kanzler entscheidet über die wesentlichen Angelegenheiten der Universität, wobei sie an die Beschlüsse des Akademischen Senats gebunden ist. The University Officers include the President, three Deputy Vice Presidents responsible for research, teaching and international affairs, as well as the Chancellor. The Officers are responsible for all important decision making pertaining to the University and are required to implement resolutions passed by the Akademische Senat – the university governing body. Rektorat Telefon (+49) 0421/218-2708 WWW: http://www.uni-leitung.uni-bremen.de Impressum / editorial information Herausgeber: Redaktion, Texte, Layout: Druck: Übersetzung: Anzeigen: Fotos und Bildmaterial: Rektor der Universität Bremen Kai Uwe Bohn, Universitäts-Pressestelle, Tel. (+49) 0421/218-4027, Email: kbohn@presse.uni-bremen.de Girzig+Gottschalk GmbH, Bremen Language Associates, Bremen Marlies Gümpel, Tel. 0421/218-4192 Kai Uwe Bohn [3, 6, 12, 13, 20, 21, 24, 25], Eisbären Bremerhaven [Titel, S. 17], Aral [S. 3], AG Robotik [S. 10], Dieter Klein [S. 11], Frosta [S. 14], Coca-Cola [S. 15], Kraft Foods [S. 15], Deutsche Telekom [S. 15], DaimlerChrysler [S. 15], InBev [S. 16], FZ Ozeanränder [S. 4], SFB/TR4 [S.3, 18, 20], SFB 637 [S. 22/23]. „highlights“ erscheint zweimal jährlich und ist erhältlich bei der Universitäts-Pressestelle, Postfach 330440, D-28334 Bremen, Tel. (+49) 0421/218-2751, Fax: (+49) 0421/218-4270, Email: presse@uni-bremen.de www.uni-bremen.de/campus/campuspress/highlights