Mehrfamilienhaus mit Satteldach, erbaut in den 60er Jahren (1960-69)
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Mehrfamilienhaus mit Satteldach, erbaut in den 60er Jahren (1960-69)
Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Mehrfamilienhaus mit Satteldach, erbaut in den 60er Jahren (1960-69) Gebäudetyp M 60 S Die 60er Jahre sind geprägt von einer soliden Bausubstanz. Der bauliche Wärmeschutz wurde nur mäßig berücksichtigt. • die Außenwände bestehen meist aus Hohlblocksteinen, die außen verputzt sind. • die Kellerdecke ist eine Betondecke mit schwimmendem Estrich, darunter wenige Zentimeter Dämmung. • die Dachschräge besteht in der Regel aus verputzten Heraklithplatten mit mäßiger Dämmwirkung. • die oberste Geschossdecke ist eine Betondecke mit schwimmendem Estrich und wenigen Zentimetern Dämmung. • die Fenster sind mittlerweile erneuert und haben eine Isolierverglasung. Bei der Energiebilanz wird von einem nicht ausgebauten Dachgeschoss ausgegangen. Die mit Abstand meiste Wärme geht über die Außenwände und das Dach verloren, hier liegen die größten Einsparpotenziale. Wenn der Heizenergieverbrauch nachhaltig gesenkt werden soll, muss hier angesetzt werden. o b . Ge s ch o s s d . 14% Ke lle r d e ck e 6% Fe n s te r 12% L ü ftu n g 18% He iz u n g 13% Auße nw an d 37% Wärmeverluste Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Gebäudetypologie Essen - Gebäudesteckbrief Haustyp M 60 S Baualter 1960-1969 Bauteil M 60 S U-Wert [W/(m²K)] Anmerkung 24 und 30 cm Hohlblockmauerwerk aus Bimsbeton o.ä., verputzt 1,06 - 1,25 überwiegend 24 - 30 cm Hochlochziegel verputzt, teilsweise mit 11,5 cm Sichtmauerwerk 1,10 - 1,48 selten Beschreibung Außenwand Kellerdecke Ortbetondecke mit schwimmendem Estrich, 2,5 - 3,5 cm Steinwolle oder Polystyrol 0,76 - 0,95 oberste Geschoßdecke Ortbetondecke mit schwimmendem Estrich, 2,5 - 3,5 cm Mineralfaser bzw. Polystyrol 0,83 - 1,06 2,5 - 5 cm mineralisierte Holzwolleleichtbauplatten, verputzt 1,10 - 1,83 häufig 2,5 cm mineralisierte Holzwolleleichtbauplatten, verputzt, zwischen den Sparren 3 - 4 cm Mineralwollesteppmatten 0,66 - 0,82 selten Dachschräge Fenster Holz oder Kunststofffenster mit Isolierverglasung 2,80 Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Erläuterungen 1. Gebäudesteckbrief (Seite 1) Auf der Seite 1 ist das Gebäude in allgemeiner Form mit den wesentlichen energetischen Schwachstellen beschrieben. Die Energieverluste eines durchschnittlichen Gebäudes sind in einer Verlustbilanz grafisch dargestellt. Auch der Hausbesitzer, der das genaue Baujahr nicht kennt, kann ggf. das Gebäude über dieses Foto altersmäßig einordnen. 2. Gebäudedatenblatt (Seite 2) Das Gebäudedatenblatt beschreibt das Gebäude mit seinen vorherrschenden Baukonstruktionen im Zustand nach seiner Errichtung, d.h. ohne die Durchführung nachträglicher Dämmmaßnahmen. Lediglich bei den Fenstern wurde durchgängig Isolierverglasung angesetzt, da mittlerweile fast alle Gebäude entsprechend nachgerüstet wurden. "Bauteil": Hier sind die jeweils vorherrschenden Konstruktionen in ihrem prinzipiellen Aufbau dargestellt. Sämtliche Angaben zu Baukonstruktionen, Schichtfolge und -stärke sowie die Häufigkeit der Verteilung (Spalte "Anmerkung") wurden durch Befragung der Essener Wohnungswirtschaft ermittelt. "U-Wert" (früher k-Wert): Dieser Wärmedurchgangskoeffizient beschreibt in seiner Größe (W/(m²*K)) den Wärmeverlust eines Bauteils, wobei ein hoher U-Wert einem hohen Wärmeverlust und ein niedriger UWert einem geringen Wärmeverlust entspricht. Größere Spannweiten von U-Werten einzelner Bauteile wurden als von-bis-Werte dargestellt. Die Spalte "Anmerkung" beschreibt die Häufigkeit der jeweiligen Konstruktion an dem entsprechenden Gebäudetyp in Essen. 3. Maßnahmen und Energiebilanz (Seite 3) Seite 3 beschreibt nachträgliche Dämmmaßnahmen mit Angaben zu Energieeinsparung, Kosten und Wirtschaftlichkeit. Linke Grafik: Sie zeigt die Energieverluste des Hauses vor der energetischen Sanierung für alle Bauteile einschl. Heizung ("Ur-Zustand"). Hier wird deutlich, über welche Bauteile die meiste Energie verloren geht und wo im Umkehrschluss der höchste Modernisierungsbedarf besteht. Rechte Grafik: Sie zeigt die schrittweise Senkung des Energieverbrauchs durch Energiesparmaßnahmen. Diese Energiebilanz ist als spezifischer Heizenergieverbrauch in kWh je m² Wohnfläche und Jahr (kWh/(m²*a)) dargestellt. Dabei wurde ein modernes Heizungssystem mit einem Jahresnutzungsgrad von 0,87 unterstellt. Welcher spezifische Heizenergieverbrauch sich nach Durchführung aller Energiesparmaßnahmen einstellt, ist im unteren Balken dargestellt. "U-Wert neu": U-Wert nach der energetischen Modernisierung. Wenn die Ausgangskonstruktion in einer Spannweite von U-Werten angegeben wurde, bezieht sich der U-Wert neu immer auf den gemittelten UWert der Ausgangskonstruktion. Gab es eine unterschiedliche Häufigkeitsverteilung mehrerer Baukonstruktionen, so wurden die Ausgangs-U-Werte entsprechend gewichtet (z. B. häufig = 90 %, selten = 10 %). Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Etliche Energiesparmaßnahmen, wie z.B. die nachträgliche Steildachdämmung (bei ausgebautem Dachgeschoss von außen) oder der Einbau von Wärmeschutzverglasung sind nur sinnvoll, wenn ohnehin notwendige bauliche Sanierungsarbeiten wie Dachneueindeckung oder Fenstererneuerung erfolgen. Die in diesem Fall entstehenden "Gesamtkosten" der Modernisierungsmaßnahme enthalten alle Kosten inkl. Material, Handwerker, Kapitalkosten etc. Aber nur ein Teil hiervon, nämlich die Materialkosten für Dämmung oder die Arbeitskosten für deren Einbau ist der reinen energetischen Verbesserung zuzuordnen. Die Kosten hierfür sind als reine energetische Mehrkosten in der Spalte "Mehrkosten" angegeben. Nur dieser Kostenanteil darf bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung zugrunde gelegt werden. Ungeachtet der Wirtschaftlichkeit spielen selbstverständlich Fragen wie Komfortgewinn, Gebäudewerterhaltung oder Vermeidung von Bauschäden ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung über die Durchführung einer Dämmmaßnahme. Eine Reihe von Energiesparmaßnahmen wie z.B. die Dämmung der Kellerdecke oder der obersten Geschossdecke sind dagegen unabhängig von baulichen Modernisierungsmaßnahmen. Hier sind die "Mehrkosten" mit den "Gesamtkosten" identisch. "Einsparkosten": Hier kann die wirtschaftliche Rentabilität der Maßnahmen abgelesen werden. Sie stellen den Betrag dar, den ein Hausbesitzer ausgeben muss, um 1 kWh an Heizenergie einzusparen. Ist dieser Betrag niedriger als der aktuelle Energiepreis, ist die Maßnahme wirtschaftlich, sind die Einsparkosten höher als der aktuelle Energiepreis, ist die Maßnahme unwirtschaftlich. Alle Kosten sind netto, d. h. ohne MWSt. angegeben. Die Einsparkosten ergeben sich aus der Division der Energiesparinvestition (DM) durch die eingesparte Heizenergie während der Lebensdauer des Bauteils (KWh). Für alle Dämmmaßnahmen wurde eine Lebensdauer von 30 Jahren angesetzt. Einsparkosten = Kosten der Maßnahme (inkl. Kapitalkosten) Heizkosteneinsparung über die Lebensdauer der Maßnahme = € bzw. Cent kWh Freistehende Einfamilienhäuser und Reihenhäuser gibt es in den meisten Baualtersklassen sowohl mit als auch ohne ausgebautes Dach. Da nicht beides gleichzeitig berücksichtigt werden kann, wurde bei den Energiebilanzen der Einfamilienhäuser immer ein ausgebautes Dach angesetzt, umgekehrt bei den Reihenhäusern immer ein nicht ausgebautes Dach.