LAI-Newsletter - Sommer 2009

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LAI-Newsletter - Sommer 2009
LEIPZIG ALUMNI
INTERNATIONAL
Zeitschrift für Absolventen und Freunde der Universität Leipzig
18. Ausgabe, Frühjahr/Sommer 2009
Titelbild: Neues Rathaus
Impressum
Leipzig Alumni International
Herausgeber
Akademisches Auslandsamt
der Universität Leipzig
Goethestraße 6
04109 Leipzig
Fon: +49 341 97-32020
Fax: +49 341 97-32049
E-Mail: aaa@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/aaa
Redaktion
Susann Feik
Fon: +49 341 97-32053
Fax: +49 341 97-32049
E-Mail: lai@uni-leipzig.de
Layout
wpunktw kommunikation und werbung gmbh
www.wpunktw.com
Druck
Messedruck Leipzig GmbH
Fotos
• LTM-Petra Wenzel: Titelbild
• Akademisches Auslandsamt: S. 4
• wpunktw S. 5 links
• Detlev Endruhn S. 5 rechts
• Jan Woitas: S. 6
• LTM-Katharina Rühling S. 7
• Laine Pavoo S. 8
• Mario Castillo Rangel S. 9
• Kustodie der Universität Leipzig S. 10, 11
• Kathrin Herbst: S. 11 unten
• Michael Bader S. 12, 13 oben
• LTM-Schmidt S. 12, 13
• Christiane Jentzsch S. 14
• Lidia Golubenko S. 15 oben
• LAK: S. 15 unten, S. 16
• LTM-Peter Männing S. 17
• LTM-Diana Tempel S. 18
• LTM-Kühne S. 19 oben
• LTM-Schmidt 19 unten
• DBFZ S. 20
• Fangran Gao S. 21
• LTM-Schmidt S. 22
• Susanne Rumpoldin S. 23
Die Redaktion freut sich über Ihre Anregungen
und Meinungen.
Inhalt
Seite 2
Impressum
Seite 3 Editorial/Briefe
Seite 4 10 Jahre LAI
Seite 5
„Leipzig Alumni International“ beim
Alumnitreffen im Juni 2009
Seite 6
„Lehrreiche Jahre und eine sehr gute
Ausbildung“
Seite 7200. Geburtstag
von Felix Mendelssohn Bartholdy
Seite 8Grüße aus Estland
Seite 9
Grüße aus Jamaika
Muss das Ding weg?
Seite 10/11 Erleuchtung der Welt. Sachsen und der
Beginn der modernen Wissenschaften
Seite 11 Festtage für Leipziger Mongolinnen
und Mongolen
Seite 12/13 Leipziger Perlen – Die Skyline
Seite 14Ein Wiedersehen mit Leipzig nach vielen, vielen Jahren
Seite 15
„Meine Uni Leipzig lob ich mir…“
Seite 15-17 Das Leben in rauschenden Wipfeln
Seite 17-19
Leipzig ist grün – Teil II
Seite 20Energie für die Zukunft
Seite 21Von Leipzig nach Fuzhou
Seite 22
Deutsch-KnobeLAI
Seite 23
LAIpziger Delikatessen
Editorial
Briefe
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Frühling klopft an die Tür – höchste Zeit
für die 18. Ausgabe des Leipzig Alumni International Newsletters. Sicherlich haben Sie
schon mit Spannung darauf gewartet, endlich
zu lesen, wie es in Ihrer alten Studienstadt
Leipzig vorangeht.
Die Universität Leipzig begeht in diesem Jahr
ihr 600-jähriges Jubiläum. Mit dem Universitätsjubiläum sind viele Veranstaltungen und
Feierlichkeiten verknüpft, die sich über das
ganze Jahr erstrecken. Von besonders großem Interesse ist natürlich das im Juni stattfindende Alumni-Treffen, zu dem die Universität
sowie die Stadt Leipzig für drei Tage ganz
im Zeichen ihrer ehemaligen Studenten und
Lehrenden stehen wird. Ein weiteres Highlight
stellt die Jubiläumsaustellung „Erleuchtung der
Welt. Sachsen und der Beginn der modernen
Wissenschaften“ dar.
Unsere thematische Reihe, die Ihnen Leipzig
als „grüne Stadt“ vorstellt, wird in diesem Heft
weitergeführt. Ein Beitrag zum Leipziger Auenwald berichtet nicht nur über die Geschichte
dieses weitläufigen Landschaftsschutzgebietes
mit dem größten erhaltenen Auenwaldbestand
Mitteleuropas, sondern auch über die heutige
Nutzung – denn was wäre die Freizeit der
Leipziger ohne Spaziergänge, Radtouren und
Reistausflüge durch den Auenwald.
Schon mehrfach haben wir in unserem Newsletter über Leipzig als Forschungs- und Technologiestandort berichtet. Im letzten Jahr nahm
eine neue Einrichtung - das Deutsche Biomasseforschungszentrum - ihre Arbeit auf, über die
wir Sie gern informieren möchten.
In der Rubrik „Alumni weltweit“ kommen natürlich auch wieder die LAI-Mitglieder zu Wort.
Unsere Alumni berichten über ihren Werdegang und ihre Erinnerungen an Leipzig. Außerdem lesen Sie einen kurzen Beitrag über
die „Alumni-Tage“, die im September 2008
in Ulan-Bator stattfanden.
Zu guter Letzt möchten wir Ihnen auf diesem
Wege mitteilen, dass es ein neues Mitglied
im Team Leipzig Alumni International gibt.
Susann Feik wird von März 2009 bis März
2010 die Projektleitung von Leipzig Alumni
International Team übernehmen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen
des Newsletters und freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.
Bis zur nächsten Ausgabe,
Ihre Susann Feik und Susanne Rumpoldin
Liebes LAI-Team,
ich heiße Vero Hanta Rakotondrazaka, habe meine Sprachausbildung vom September
1988 bis Juni 1989 am Herder-Institut in Leipzig gemacht und habe dann von 1989
bis 1994 Germanistik an der Universität Leipzig studiert. Seit Anfang 1997 bin ich
in meiner Heimat, Madagaskar, und habe seitdem keinen Kontakt, weder mit meiner
ehemaligen Universität noch mit der Stadt Leipzig. Der Versand des Newsletters ist
daher ein sehr großer Trost für mich, denn dadurch erfahre ich Neuigkeiten über die
Uni und die Stadt. Sehnsucht habe ich manchmal, denn ich habe einiges erlebt, als
ich in Leipzig war: die deutsche Einigung, die Währungsreform, Freundschaften und
Abschiede ... Kontakte zu Deutschland habe ich noch, da ich nach meiner Rückkehr
vier Jahre lang Direktionsassistentin bei der GTZ gearbeitet habe und derzeit bei der
KfW-Bank beschäftigt bin. Bei der GTZ war meine Chefin eine Deutsche und mein
jetziger Chef ist auch Deutscher. So habe ich noch Verbindung zur deutschen Sprache und natürlich auch zur Kultur. Nun kann ich mir vorstellen, dass sich die Uni sehr
geändert hat, und eindrucksvoll finde ich, dass sie im nächsten Jahr ihren 600jährigen
Geburtstag feiert! Der Uni habe ich meine Ausbildung zu verdanken, denn so kann
ich neben meinem Job als beeidigte Übersetzerin arbeiten.
Ich bedanke mich nochmals für die Nachrichten und wünsche Ihnen natürlich alles
Gute! Ich sende Ihnen und allen Alumni-Freunden herzliche Grüße.
Ihre Vero Rakotondrazaka (Antananarivo, Madagaskar)
Liebe Grüße aus Conakry, der Hauptstadt Guineas in West Afrika!
Mir geht es zurzeit sehr gut. Ich hoffe, dass es ihnen auch gut geht.
Ich bekomme regelmäßig den Leipzig Alumni International Newsletter. Das Lesen
bereitet mir viel Spaß und damit kann ich immer die Verbindung zur Universität Leipzig
halten. Leider kenne ich hier niemanden, mit dem ich ab und zu Deutsch sprechen
kann. Aus diesem Grund, geht mir die Sprache Goethes langsam aber sicher verloren. Ich weiß nicht, ob ich das nächste Mal in der Lage sein werde, einen Brief auf
Deutsch zu schreiben.
Ich wohne in Conakry, wo ich im Ministerium für Planung und Entwicklung seit 1995
als Wirtschaftswissenschaftler tätig bin. Im Büro habe ich die Möglichkeit, E-Mails
zu lesen und zu schreiben. Heute habe ich leider keine Fotos, die ich schicken kann.
Für heute möchte ich Schluss machen. Ich hoffe ganz herzlich, dass wir trotz der
großen Entfernung immer in Verbindung bleiben.
Mit den besten Grüßen
Dr. Augustin Massandouno (Conakry, Guinea)
An die LAI-Projektleitung,
hiermit bestätige ich den Empfang des Leipzig Alumni International Newsletter, den
ich schon seit vielen Jahren bekomme. Die Zeitschrift wird immer interessanter und
erinnert uns Leipziger Alumni an die schönen Jahre in unserer lieben Stadt.
Die letzte Ausgabe über Musik hat mir außerordentlich gut gefallen. Leipzig ist aber
auch eine Stadt der Medizin, meine ich, und der Homöopathie, speziell der Hahnemanns. Könnten Sie vielleicht einen Artikel über diesen Mann und seine Beziehungen
zu Leipzig schreiben?
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Arkadiy N. Makarov (Kirov, Russische Föderation)
Bleiben wir in Kontakt!
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Alma Mater
Internationale Studenten der Universität
Leipzig im Großen Lesesaal der
Deutschen Nationalbibliothek.
„Leipzig Alumni International“ –
mehr als 10 Jahre internationale
Alumniarbeit im Akademischen Auslandsamt
Ulrike Renker
Susanne Rumpoldin (li.) und Susann Feik
sind Ihre Ansprechpartnerinnen bei
„Leipzig Alumni International“.
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1997 begannen im Akademischen Auslandsamt (AAA) der Universität Leipzig erste Überlegungen, wie eine erfolgreiche Alumniarbeit
im internationalen Bereich organisiert werden
könnte. Nur ein Jahr später, 1998, wurde das
Projekt „Leipzig Alumni International“ im AAA
gegründet, wo es bis heute beheimatet ist
und durch eine Projektleiterin koordiniert wird.
Ziel des Projekts war es, Kontakte zwischen
ehemaligen Studierenden und der Universität
Leipzig nach Beendigung des Studiums aufzubauen bzw. zu pflegen. Dieses Ziel hat sich in
den 10 Jahren nicht geändert, auch wenn die
Personen, die „Leipzig Alumni International“
nach außen vertreten, gewechselt haben.
Zur Zeit hat „Leipzig Alumni International“ ca.
1600 Mitglieder, die aus über 120 Ländern
kommen. Besonders viele Alumni kommen
aus Vietnam, Russland, Polen, der Mongolei,
Äthiopien oder Kuba. Diese Zahlen sind vor
allem mit den Ausbildungsabkommen der DDR
zu erklären. Durch die politische Wende von
1989 und der nachfolgenden Ausweitung der
Studierendenmobilität sind zum Beispiel die
Alumnigruppen aus Frankreich, Spanien und
den USA zahlenmäßig stark vertreten.
In Kuba, Vietnam und der Mongolei bestehen
Alumnivereine, die besonders enge Verbindungen zur ihrer Alma mater pflegen.
Die Arbeit der Projektleitung von „Leipzig
Alumni International“ besteht im Erstellen des
Newsletters, der Pflege der Datenbank, der
Betreuung von Alumni bei ihren Aufenthalten
in Leipzig und dem Vermitteln von Kontakten
zwischen der Universität und den Absolventen
- besonders bei Forschungs- oder Weiterbildungsvorhaben der Alumni. Gleichzeitig sehen wir die internationale Alumniarbeit auch
als ein Mittel, Lehre und Forschung an der Universität Leipzig zu internationalisieren. Durch
die Einbeziehung der Alumni in Studienprogramme, gemeinsame Sommerschulen oder
die Rückkehr von Alumni an die Universität für
Forschungsaufenthalte wird das akademische
Leben an der Universität Leipzig bereichert.
Außerdem spielen die internationalen Alumni
eine große Rolle, wenn es darum geht, die
Zahl der internationalen Studierenden zu erhöhen – ihre Erfahrungsberichte können sicher
Studieninteressenten aus aller Welt dazu bewegen, sich für ein Studium an der Universität
Leipzig zu entscheiden.
Von großer Bedeutung für die internationale Alumniarbeit an der Universität Leipzig ist
das Alumniprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). So förderte der DAAD zum Beispiel den Aufbau
unserer Alumnidatenbank.
Neben der Möglichkeit, Alumnitreffen zu
unterstützen, wird in Zukunft vor allem die
Organisation von Weiterbildungsangeboten
ein Bereich sein, in dem der DAAD die Alumniarbeit unterstützt.
Seit dem Sommer 2007 gibt es an der Universität Leipzig einen weiteren Bereich, der sich
der Alumniarbeit für deutsche Absolventen
widmet – das Alumni-Büro. Damit existieren
zwei unabhängige zentrale Stellen, die miteinander kooperieren. Gemeinsam wurde zum
Beispiel 2007 das neue Internetportal gestartet, das Sie für Ihre Kontakte zur Universität
und zu anderen Alumni nutzen können.
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Alma Mater
„Leipzig Alumni International“
beim Alumnitreffen im Juni 2009
Ulrike Renker
2009 feiert die Universität Leipzig das
600-jährige Jubiläum der Universitätsgründung. Im Rahmen des Festprogramms veranstaltet die Universität vom 5. bis zum 7. Juni
2009 ein erstes zentrales Alumni-Treffen. Das
Netzwerk der internationalen Alumni, „Leipzig
Alumni International“ (LAI), beteiligt sich am
Alumnitreffen und wir würden uns freuen, Sie
dazu in Leipzig begrüßen zu dürfen.
Als Auftakt zum Alumnitreffen möchten wir
Sie am Freitag, den 5.6.2009, in die „Moritzbastei“ (mb) einladen. Sie werden sich an
den ehemaligen Studentenclub bestimmt noch
erinnern! Dort können Sie Kommilitonen aus
Ihrer Studienzeit, Hochschullehrer und Vertreter des Auslandsamts treffen. Für Essen und
Getränke werden wir sorgen. Neben dem
Wiedersehen von Freunden und Bekannten
und dem gemeinsamen Essen möchten wir
Sie einladen, sich an der kulturellen Gestaltung des Abends zu beteiligen. Wir würden
uns zum Beispiel freuen, wenn eine der Ländergruppen auftreten würde. Wenn Sie sich
beteiligen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt
mit uns auf (lai@uni-leipzig.de).
Weitere Programmpunkte des Wochenendes
sind Führungen über den neuen Universitätscampus am Augustusplatz, Besuche der
Wohnheime, Besichtigungen verschiedener
Museen und Sammlungen der Universität und
der Stadt. Die Fakultäten organisieren Veranstaltungen, bei denen Sie auch ehemalige
und gegenwärtige Dozenten der Universität
treffen oder neue Kontakte knüpfen können. Im
Rahmen des „Campustags“, der parallel auf
Der Oberkeller der Moritzbastei wird Veranstaltungsort des internationalen Alumni-Abends
am 5.6.2009 sein.
dem Augustusplatz (früherer Karl-Marx-Platz)
stattfindet, können Sie sich einen Überblick
über alle Einrichtungen der Universität Leipzig
verschaffen.
Weitere Informationen
zum Programm des Alumni-Treffens finden Sie
im Internet unter:
www.uni-leipzig.de/international/alumni
Leider war es uns nicht möglich, eine vollständige finanzielle Unterstützung unserer ausländischen Teilnehmer zum Alumni-Treffen 2009
zu erreichen.
Wir können aber einen Reisekostenzuschuss
des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) in Höhe von je 150,00 Euro
für die ersten 200 internationalen LAI-Mitglieder anbieten, die sich am 5. bzw. 6. Juni
2009 in Leipzig zum Alumnitreffen registrieren lassen. Wenn Sie diese Unterstützung in
Anspruch nehmen möchten, bringen Sie zur
Registrierung am 5. Juni 2009 am AlumniTreffpunkt in Leipzig Ihre Reiseunterlagen oder
Kopien Ihrer Reiseunterlagen mit.
Nähere Informationen zur Registrierung am Alumni-Treffpunkt vor Ort finden
Sie ab Mitte Mai im Internet unter:
http://www.zv.uni-leipzig.de/studium/alumni/
alumni-treffen-2009
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen unter
der Emailadsresse HYPERLINK "mailto:lai@
uni-leipzig.de" lai@uni-leipzig.de gern zur
Verfügung.
Herzliche Grüße aus Leipzig sendet Ihnen
Leipzig Alumni International
Projektleitung
Weitere Informationen
für internationale Alumni zum Alumnitreffen
vom 5.6.2009 bis 7.6.2009:
www.uni-leipzig.de/international/alumni
Weitere Informationen
zum Jubiläumsjahr 2009 der Universität
Leipzig:
www.sechshundert.de
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Alma Mater
„Lehrreiche Jahre und eine sehr gute Ausbildung“
Alumna und Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt erste deutsche
Ehrendoktorwürde entgegen
Der folgende Beitrag ist im Uni-Journal 4/2008 erschienen. Tobias D. Höhn und Jörg Aberger
allem auch für die Art, wie sie ihre Arbeit mache. In der Presse werde ihr oft das Attribut
„Physikerin“ verliehen. Dies unterstreiche die
naturwissenschaftliche Arbeitsweise, die die
Bundeskanzlerin pflege. Dazu gehöre das
sorgfältige Recherchieren der Ausgangslage und der Randbedingungen, das Wissen
um die Strukturen, Besonnenheit und Unaufgeregtheit sowie das beharrliche Verfolgen
der Ziele. „Diese Prägung haben Sie in den
Jahren Ihres Studiums der Physik an der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig von
1973 bis 1978 erfahren“, so Butz. Der Dekan
unterstrich, dass die Fakultät die Verleihung
der Ehrendoktorwürde nicht an die Amtsinhaberin, sondern vielmehr an die Person Angela
Merkel beschlossen habe.
Der Dekan der Fakultät für Physik, Prof. Dr. Tilman Butz (r) verliest den Urkundentext der
Ehrenpromotion für die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (M, CDU) im Beisein des Rektors
der Universität Leipzig, Prof. Dr. Franz Häuser.
„Ein kleines Stück in meinem Herzen werde
ich immer für die Alma mater in Leipzig haben.“ – Tief bewegt nahm Bundeskanzlerin
Dr. Angela Merkel Anfang Juni die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig entgegen.
Die Fakultät und die Universität würdigten die
besonderen Verdienste der Alumna um das
Fachgebiet Physik und dessen Reputation, die
sie sich durch ihren Einsatz für den Schutz der
Umwelt sowie für Demokratie und Menschenrechte erworben hat. „Es ist ein bewegendes
Ereignis, einen Ehrendoktor von der eigenen
Universität zu bekommen, von der Hochschule, an der man studiert hat“, sagte Merkel vor
rund 250 Ehrengästen im Alten Rathaus.
Von 1973 bis 1978 hatte die Bundeskanzlerin
an der damaligen Karl-Marx-Universität Physik
studiert und ihr Diplom gemacht. „Ich habe
mich damals bewusst für Leipzig entschieden,
weil ich von zu Hause fort wollte“, erinnerte
sich die Spitzenpolitikerin in ihrer Dankesrede. Für sie erwies sich Leipzig als wahrer
Glücksgriff: „Ich habe hier eine sehr gute
fachliche Ausbildung erhalten“, bedankte sie
sich rückwirkend bei ihren Professoren. Einige
ihrer Lehrer wie Prof. Dr. Werner Holzmüller,
Ehrensenator der Universität Leipzig, nahmen
am Festakt teil.
Dass diese Ausbildung auch im internationalen Vergleich habe standhalten können, habe
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sich in späteren Jahren während ihrer Tätigkeit
als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaft der DDR gezeigt, wo
sie 1986 promoviert wurde.
Sie habe schöne, wichtige und lehrreiche Jahre in Leipzig verbracht, erklärte die Bundeskanzlerin. In der sächsischen Metropole habe
sie auch zu Zeiten des Sozialismus immer
eigenständige und frei denkende Menschen
getroffen. Die Universität selbst sei stets von
großen Persönlichkeiten geprägt gewesen und
lebe nach wie vor ihr Motto „Aus Tradition
Grenzen überschreiten“.
Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Franz
Häuser, verwies darauf, dass Angela Merkel das scheinbar Unmögliche möglich gemacht habe, indem sie als eine in der DDR
aufgewachsene Frau zur Bundeskanzlerin des
wiedervereinten Deutschlands gewählt wurde.
„Wir in der Universität Leipzig sind unbescheiden genug und ergänzen den biografischen
Ausflug um den Hinweis, eine in der DDR
aufgewachsene Frau mit dem Physik-Diplom
der Universität Leipzig.“ Häuser äußerte die
Hoffnung, die Bundeskanzlerin auch zum
600-jährigen Jubiläum der Alma mater im
kommenden Jahr begrüßen zu können.
Der Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, Prof. Dr. Tilman Butz, erklärte, Merkel bekomme den Ehrendoktortitel vor
Solana: Analytische Fähigkeit,
Charme und Kompetenz
Als Laudator erklärte EU-Generalsekretär Javier
Solana de Madariaga, es gebe in der europäischen Politik nur sehr wenige Menschen,
die er so schätze wie Angela Merkel. „Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir beide in
der Physik angefangen haben und in der Politik gelandet sind“, meinte der Physikprofessor.
Während er die analytischen Fähigkeiten von
Merkel sehr schätze, seien die Menschen oft
vom Charme und der Kompetenz der Bundeskanzlerin begeistert. Ihre guten englischen und
russischen Sprachkenntnisse hätten es ihr zudem ermöglicht, mit US-Präsident George W.
Bush und dem früheren russischen Präsidenten
Wladimir Putin in deren Muttersprachen zu
kommunizieren. Besonders zu würdigen sei
die EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im
vergangenen Jahr, die eine der besten Ratspräsidentschaften überhaupt gewesen sei.
Besonders verdient gemacht habe sich die
Bundeskanzlerin im Ringen um das Werk, das
heute als Lissabon-Vertrag bekannt sei. Solana
attestierte der Bundesrepublik, dass sie dem
System der Europäischen Union Stabilität verleihe. „Und Angela Merkel verkörpert diese
Rolle Deutschlands im europäischen Integrationsprozess ganz persönlich“, erklärte der
Diplomat.
Jung: „Ein guter Tag für Leipzig“
„Es ist ein guter Tag für Leipzig“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung und bezeichnete
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Leipziger Allerlei
die Geehrte als „Sympathieträgerin allerhöchsten Ranges“. Selten sei eine Ehrenpromotion
so publizitätsträchtig und gleichzeitig so unumstritten gewesen wie diese. Aus keiner Fraktion
habe er auch nur ein „Grummeln“ gehört.
Und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich fügte hinzu: „Frau Dr. Merkels
Aufgaben sind mit jeder Station komplexer
geworden. Sie hat aber immer die Übersicht
gewahrt.“ Dies sei auch Folge des Studiums
an der Universität Leipzig. Die sächsischen
Absolventen seien gerade im Bereich der
Natur- und Ingenieurwissenschaften begehrt,
schloss Tillich.
Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung durch den Universitätschor unter der
Leitung von Universitätsmusikdirektor David
Timm. Die Choristen trugen Johann Sebastian
Bachs „Der Geist hilf unser Schwachheit auf“
(BWV 226) vor, eine Motette für zwei Chöre
aus den Festmusiken zu den Leipziger Universitätsfeiern.
Aus der Dankesrede von
Dr. Merkel:
„Es waren für mich – ich habe das immer
wieder gesagt – schöne, vor allem sehr lehrreiche, wichtige Jahre, an manches erinnert
man sich nicht mehr ganz genau, aber ich
weiß und bin mir sehr sicher, dass ich eine
gute, sehr gute fachliche Ausbildung erhalten
habe, nicht nur deshalb, weil mir das Studieren manchmal sehr schwer gefallen ist, die
Anforderungen hoch waren, sondern weil sich
das auch später in meiner Arbeit als Physikerin im Bereich der Quantenchemie immer
wieder gezeigt hat – auch im Vergleich mit
Wissenschaftlern aus anderen Ländern. Dafür
möchte ich den Hochschullehrern, die heute
noch hier sein können, ein herzliches Dankeschön sagen. […]
Ich freue mich, dass ich diese Ehrendoktorwürde erhalten habe, in einer Zeit am Anfang
des 21. Jahrhunderts, in der die Bedeutung
von Forschung, von Wissenschaft, von Erkenntnis für uns in Deutschland und in Europa
mit Sicherheit eine zunehmende Tendenz hat.
Wir sind nach dem Ende des Kalten Krieges,
nach der Deutschen Einheit, aufgefordert, uns
in einem völlig neuen internationalen Umfeld
zu bewähren. Und für mich ist es eine wunderschöne Sache als Bundeskanzlerin immer
wieder mit Leidenschaft die Frage von Wissenschaft, von Forschung, von Hochschulen
und von Instituten mit nach vorne zu treiben,
weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass
unser Bundespräsident Horst Köhler recht hat,
wenn er sagt: ‚Wir müssen soviel besser sein,
wie wir teurer sind.‘“
200. Geburtstag
von
Felix Mendelssohn
Bartholdy
am 3. Februar
2009
Im Jahr 2009 feiert die internationale Musikwelt den 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy (geb. am 03.02.1809), der
heute als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts angesehen
wird. Ende August 1835 kam Mendelssohn
Bartholdy mit 26 Jahren von Berlin nach
Leipzig, um als Nachfolger des entlassenen
Christian August Pohlenz die Stelle als Gewandhauskapellmeister anzutreten. In seinen
12 Leipziger Jahren bildete er das Orchester
zusammen mit Ferdinand David zu einem
leistungsstarken Klangkörper europäischen
Ranges heraus.
Anlässlich des Jubiläums geben sich in Leipzig während der Mendelssohn-Festtage 2009
(21.08. bis 19.09.) Weltstars der Klassik ein
Stelldichein im Gewandhaus: das Gewandhausorchester unter der Leitung von Riccardo
Chailly, Markus Stenz und Kurt Masur; die
Kremerata Baltica, die Pianisten Katja und
Marielle Labèque, das Beaux Arts Trio und
das Emerson String Quartett sind nur einige, die in diesen vier Wochen zu erleben
sein werden. Darüber hinaus wurden mehrere Komponisten gebeten, neue Werke zu
schreiben, die sich auf Felix Mendelssohn
Bartholdy und sein Schaffen beziehen: Mit
drei Uraufführungen von Detlef Glanert, Sir
Peter Maxwell Davies und Friedrich Haas werden die Mendelssohn-Festtage 2009 so auch
einen zeitgenössischen Blick auf Mendelssohn
werfen.
Mendelssohn-Denkmal
Nach 72 Jahren steht das etwa sieben Meter hohe Mendelssohn-Denkmal wieder in
Leipzig. Es wurde am 18.10.2008 im Promenadenring gegenüber dem Hauptportal
der Thomaskirche feierlich enthüllt. Drei Jahre
dauerten die Arbeiten an der originalgetreuen
Nachbildung, die von der Internationalen
Mendelssohn-Stiftung initiiert worden war.
Die Modelle der Figuren wurden anhand von
Das neue Mendelssohn-Denkmal steht im
Promenadenring gegenüber dem Haupt­portal der Thomaskirche.
Fotos angefertigt, die fotomechanisch ausgewertet worden waren.
Das ursprüngliche Denkmal war von Werner
Stein geschaffen und am 26.05.1892 auf
dem Platz vor dem Alten Gewandhaus im
Musikviertel enthüllt worden. Die Nationalsozialisten rissen das Denkmal aufgrund der
jüdischen Wurzeln Mendelssohn Bartholdys
am 09.11.1936 ab.
Weltweit einzigartig: Das Mendelssohn-Haus
erinnert an den Komponisten
Mit dem Mendelssohn-Haus in der Goldschmidtstraße 12 verfügt Leipzig über eine
Attraktion. Das spätklassizistische Gebäude
aus dem Jahre 1844 ist als letzte und einzige
Adresse Mendelssohn Bartholdys erhalten geblieben. Der Komponist lebte hier seit 1845
mit seiner Familie und starb in diesen Mauern am 04.11.1847. Heute beherbergt das
Haus ein Museum. Mendelssohns Wohnung
mit originalen Möbeln und autographen Dokumenten ist als authentischer Ort erlebbar.
Jeden Sonntag um 11 Uhr finden traditionell
Konzerte im Musiksalon statt.
Weitere Informationen:
www.gewandhaus.de/mendelssohn09
www.mendelssohn-2009.org
www.mendelssohn-stiftung.de
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Alumni weltweit
lehrbücher, die staatlichen Abiturprüfungen
in Deutsch sähen vielleicht etwas anders aus
und vielleicht würden Deutschlehrerinnen in den
Schulen Deutsch ein bisschen anders unterrichten als sie es heute tun. Wenn auch in Miniformat, der Leipziger Geist lebt in Estland weiter.
Grüße aus
Estland
Wolfgang Hesse schreibt in „Deutsch perfekt“
(8/2008), dass Deutsche große Probleme mit
dem Kartenschreiben haben. Die deutsche
Sprache sei ein bisschen kompliziert und
manchmal wüsste man nicht, was und wie
man schreiben soll, und ob das, was man
schreibt, auch richtig ankommt. Uns plagten
ähnliche Zweifel. Und so haben wir beschlossen, uns gegenseitig zu befragen. Die Fragen,
die wir uns stellten, sind:
Was hat dir das Studium in Leipzig gegeben? Inwiefern wäre dein Leben ohne diese
Erfahrung anders?
Die Antworten mögen im Nachhinein ein inniges Dankeschön an unsere liebe Alma Mater, an unsere LehrerInnen und ProfessorInnen,
an unsere Freunde und KommilitonInnen sein.
LAINE PAAVO (geb. RÜÜTEL)
(Studentin an der Universität
Leipzig 1972-1976)
Was hat mir das Studium in Leipzig gegeben?
– Vier sehr intensive Jahre, die meine Auffassung von der Welt nachhaltig geprägt haben.
Zunächst natürlich das eingehende Studium
der deutschen Sprache und Literatur mit allem,
was dazu gehörte, unter anderem mit der
Verleihung des akademischen Titels DiplomGermanist. Doch für nicht weniger wichtig
halte ich das bereichernde Nebeneinander
und Miteinander von einheimischen und ausländischen Studierenden. Mit großer Wärme
denke ich zurück an die Zimmernachbarinnen
Sofie und Elke im Wohnheim „Straße des 18.
Oktober“, an die gesamte Studiengruppe des
Faches Kunstgeschichte, an Ingetraud, Ina,
Martina, Annett, Steffen und andere, mit denen mich eine jahrelange enge Freundschaft
verband, aber auch an MitstudentInnen aus
Russland, der Ukraine, Polen, Kuba und Syrien in unserer Seminargruppe sowie an all
die anderen Studierenden aus aller Welt,
die unter der künstlerischen Leitung von Hans
Thomas im Ensemble Solidarität Lieder und
Tänze aus ihren Ländern vortrugen und auch
uns vieles beibrachten. Am schönsten waren
die Wochenendproben in einem kleinen Thüringer Städtchen, wo wir für die Auftritte bei
einem kommenden Folklorefestival, im Fernsehen – einmal auch zusammen mit Dean Reed
– oder bei den Weltfestspielen der Jugend
und Studenten 1973 in Berlin probten. Mit
dem Ensemble verband mich vielleicht noch
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Laine Paavo M.A.
Deutschlektorin im Sprachenzentrum an der
Universität Tallinn
ein besonderer Faden, mit Hans Thomas, der
mich bei unseren Begegnungen daran zu erinnern pflegte, hätte seine Mutter es mit dem
Verlassen dieses Landes nicht so eilig gehabt.
So kann ich sagen, dass in die Leipziger Zeit
auch meine Weltfindung fällt.
Leipzig war anders als Estland: Die Sonne,
wenn sie schien, war heißer, der Wind,
wenn er wehte, war stärker, die Winter waren milder, die Luft roch nach Braunkohle und
nicht nach Moor und Wiese, und im Wald
wuchsen auch andere Bäume als Birken und
Fichten. Ich kam aus Estland, das Studium in
Tartu lief im Großen und Ganzen nach denselben Regeln wie woanders in der Sowjetunion.
Wir waren es gewohnt, Fakten auswendig
zu lernen und sie bei der Prüfung zu reproduzieren. Fehler wurden geahndet. Aus Angst,
sie zu machen, saßen wir oft still da und
hofften darauf, dass der Unterricht möglichst
schmerzlos vorbei sein möge. Hier in Leipzig
war plötzlich vieles anders – gefragt war die
aktive Mitarbeit. Nach und nach begann die
Mitarbeit in den Seminaren richtig Freude zu
machen. Wir Studenten wurden stets mit Ernst
und Respekt behandelt. Die Fehler, die wir
machten, gehörten notwendigerweise zum
Lernen und wurden daher toleriert. Mir fällt ein
Seminar der so genannten „roten Fächer“ ein,
das die ganze Seminargruppe verschwänzt
hatte. Unser Dozent meinte im nächsten Seminar lediglich: „Leute, wir haben uns letztens
verfehlt.“ Und das hat gewirkt.
Wir, die wir aus verschiedenen Ländern kamen, und unterschiedliche Mentalitäten, Ansprüche und Anschauungen mit uns brachten,
waren sicher keine sehr „pflegeleichten“ StudentInnen. Doch unsere Dozenten, Dr. K.-H.
Höfer, Dr. sc. H. Dahlke, Hr. J. Wenzel, Dr.
M. Schröder, Dr. G. Heine, Fr. Lehmann, Fr.
Knipper u. a. begleiteten uns mit solch einem
persönlichen Engagement durch das Studium,
dem ich früher und später in meinem Leben
selten wieder begegnet bin.
Was wäre in meinem Leben ohne diese Erfahrung anders? – Sicher vieles. Ich hätte meine
KommilitonInnen und DozentInnen und meine
Uni hier in meinem Heimatland und es gäbe
vielleicht viel mehr sichtbare und unsichtbare
Fäden, die mich mit dem pädagogischen
Denken und der pädagogischen Praxis hier
verbinden würden. Andererseits gäbe es in
den Schulen vielleicht etwas andere Deutsch-
VIIVI LEIBUR
(Studentin an der Universität
Leipzig 1972–1976)
Die Bedeutung des Studiums in Leipzig für
mich? Groß. Sehr groß sogar. Es sind viele
Fäden, die mich heute noch mit Leipzig verbinden. Sollte ich nun aus der Riesenmenge
zum Thema „Studium in Leipzig“ nur ein Stichwort auswählen, wäre dies Hintergrund. Das
Studium im Ausland hat für mich eine neue
Dimension eröffnet und eine reichhaltige Vergleichsbasis geschaffen, d. h. einen Hintergrund, vor dem ich das mir bis dahin Vertraute
und Selbstverständliche hinterfragen, neu sehen und einordnen konnte.
Eine der wesentlichsten Erkenntnisse lieferte,
wie nicht anders zu erwarten, die Sprache,
der Hauptgegenstand unseres Studiums.
Während wir die deutsche Sprache als einen lebendigen Organismus in stetem Wandel erlebten, der immer bestrebt ist, den Kommunikationsbedürfnissen der Gesellschaft zu
entsprechen, dachte ich an meine von einer
knappen Million Menschen gesprochene und
verstandene Muttersprache, die in ständiger
Gefahr schwebte, aus neu entstehenden Kommunikationssphären ausgeschlossen und verdrängt zu werden, und mithin verstärkt auf die
sprachpflegerische Aktivität von PhilologInnen
und/oder SchriftstellerInnen angewiesen war.
Eine weitere wichtige Quelle für neue Erkenntnisse waren die Lehrerpersönlichkeiten, die
ich an der Universität und am Herder-Institut
kennen lernen durfte. Ich hatte das Gefühl,
als Partnerin oder jüngere Kollegin behandelt
zu werden, mit der man Fachliches bespricht.
Wäre ohne Leipzig etwas anders gewesen?
Ich bin, und wäre höchstwahrscheinlich auch
ohne das Studium in Leipzig, Lehrerin geworden. Allerdings lag in Leipzig mein Hauptaugenmerk auf der Sprachwissenschaft und so
galt es, in den folgenden Jahren einiges im
didaktisch-methodischen Bereich nachzuholen. Darum wurde ich unter anderem noch
einmal Studentin (Psychologie) und musste mit
Wehmut feststellen: ich vermisse Leipzig.
Viivi Leibur, M.A.
Sprachkursorganisation, Deutsches Kultur­
institut/Goethe-Institut Tallinn
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Alumni weltweit
Grüße aus
Jamaika
Mein Name ist Mario O. Castillo Rangel. Ihr
Brief erinnert mich an die schönen Zeiten,
als ich an der Universität Leipzig, die damals
noch Karl-Marx-Universität hieß, als Doktorand
studierte (1984-88). Im letzten Jahr meines Studiums wechselte ich an die Friedrich-SchillerUniversität Jena und habe dort 1988 meine
Dissertation über die englische Lehrplangestaltung im Bereich Wissenschaft und Technik
abgeschlossen.
Bereits vor meinem Promotionsstudium in
Deutschland hatte ich in Kuba an verschiedenen Bildungseinrichtungen die englische
Sprache unterrichtet. Nach der Zeit in Leipzig
und Jena kehrte ich nach Kuba zurück und
arbeitete in Havanna als Lehrer und Übersetzer für Englisch und Deutsch und war viele
Jahre als Dozent an verschiedenen höheren
Bildungseinrichtungen tätig, hauptsächlich
an der Technischen Universität, der Medizinischen Hochschule und der Fremdsprachenfakultät der Universität Havanna. Nach und
Muss das Ding
weg?
Dan Large, Austauschstudent an der Universität Leipzig im Fachbereich Politikwissenschaft 2003-2004
Als ich im September 2003 in Leipzig ankam,
war ich ein einfacher, englischer Austauschstudent, dem Ostdeutschland komplett fremd
war. Ich konnte kaum ein Wort Deutsch. Dies
galt es zu ändern.
Leipzig hat in mir etwas geweckt. Vom Hauptbahnhof zur Pension in Reudnitz fuhr ich mit
der Tram 7 – eine der alten Linien: Augustusplatz, die Post, Dresdner Straße, Gerichtsweg.
Ich dachte immer: „So sieht also eine ostdeutsche Stadt aus.“ Von außen betrachtet erschien
sie mir unfreundlich, kalt und abweisend. Eine
Stadt gebaut aus Beton und Stahl. Verrat an
der stolzen Architekturgeschichte dieser Stadt.
Wie man seine Meinung doch ändern kann!
Das einschneidende Erlebnis hierfür war ein
Besuch in der „Runden Ecke“. Das Gebäude,
in dem 40 Jahre lang die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit ihren Sitz hatte,
beherbergt heute die Gedenkstätte „Museum
in der Runden Ecke“. Zum ersten Mal spürte
nach verlor ich jedoch meine Kontakte nach
Deutschland, besonders wegen der politischen Ereignisse und der Schwierigkeiten,
die reisewillige Bürger von Kuba immer noch
haben. Im Jahr 2000 reiste ich zu akademischen Aufenthalten ins Ausland. An der Los
Andes University in Mérida, Venezuela, gab
ich Kurse in Fachenglisch, und am United
Theological College in Kingston, Jamaika,
unterrichtete ich Spanisch.
Nach meiner langen und erfolgreichen Arbeit in Kuba, entschied ich mich schließlich,
in Jamaika zu leben. Dort arbeite ich seit fünf
Jahren an der Northern Caribbean University in Mandeville. Derzeit unterrichte ich als
Dozent der Abteilung English and Modern
Languages in den Fächern Linguistik, Literaturwissenschaft und Sprachpraxis. Außerdem bin
ich Redaktionsassistent der Zeitschrift Medical
Journal of the West Indies und arbeite seit
2000 für das Marburger Institut für C-Studien
in Deutschland, unter anderem als Übersetzer. In meiner Forschungsarbeit beschäftige
ich mich mit Themen der Sprachverwendung
in vier verschiedenen Sprachen (Spanisch,
Englisch, Deutsch und Französisch) und mit
verschiedenen linguistischen Themenfeldern,
v. a. Pragmatik, Sozio- und Psycholinguistik.
ich, wie die Geschichte dieser Stadt zum
Greifen nahe war. Die gemischten Baustile
Leipzigs ergaben plötzlich nicht nur einen
Sinn für mich, sondern fügten sich gedanklich
zu einem einzigartigen Mosaik der wechselhaften Geschichte dieser Stadt zusammen.
Dieser Artikel soll eine Frage aufwerfen, die
der Rektor unserer Alma Mater vielleicht nicht
unbedingt hören möchte: „Hätten Haupt- und
Hörsaalgebäude überhaupt umgebaut werden müssen?“
Walter Ulbricht soll einmal gesagt haben:
„Das Ding muss weg“, in Bezug auf die Universitätskirche am Augustusplatz. Hätte die
Uni so etwas auch sagen sollen? Wieso wurden die Unigebäude der ehemaligen DDR so
kritiklos umgebaut?
Als ich im September dieses Jahres am Augustusplatz saß, betrachtete ich die umgestaltete
Umgebung. Der Rohbau des neuen Paulinums
stand stolz und erhaben da. Das Karl-MarxRelief war weg. Dabei fragte ich mich: „Ist die
Bedeutung auch abgerissen worden, oder hat
sie sich einfach nur verändert?“
In Berlin gab es viel Streit und Zweifel über
das Fortbestehen des Palastes der Republik.
Soll die Vergangenheit abgerissen werden,
um die Vergangenheit wieder aufzubauen?
Mir scheint, dass dabei etwas Entscheidendes
verloren geht, denn bedeutet es nicht auch,
die Lehren der DDR-Zeit zu vergessen, aus den
Ich freue mich darüber, dass Sie mich eingeladen haben, Mitglied bei LAI zu werden.
Die Zeitschrift von Leipzig Alumni International
habe ich schon bekommen. Danke vielmals
dafür. Ich habe die Absicht, Deutschland bald
zu besuchen, und vielleicht komme ich dann
bei Ihnen vorbei und werde die Goethestraße
einmal wiedersehen.
Herzliche Grüße aus Jamaika
Dr. Mario O. Castillo Rangel
gemachten Fehlern nicht mehr zu lernen? Mag
sein, dass es auch andere Beispiele gibt.
Am 4. Januar 1642 versuchte der englische
König Charles I, mehrere Abgeordnete verhaften zu lassen. Ein Bürgerkrieg brach aus,
Charles verlor seinen Kopf. Trotzdem haben
wir heute außerhalb des Parlaments nur ein
einziges Bronzestandbild von Oliver Cromwell
als Erinnerung.
Das Standbild Oliver Cromwells betrachtend,
fühle ich, wie wichtig es ist, bedeutungsvolle
Gebäude zu bewahren, so dass zukünftige
Generationen die Meilensteine der Geschichte sehen können und nicht nur in Geschichtsbüchern darüber lesen.
Ob die Uni Leipzig auch so denken sollte
oder nicht, ist dabei persönliche Ansichtssache.
9
Alma Mater
„Erleuchtung der Welt.
Sachsen und der Beginn der
modernen Wissenschaften“
Im Jahr 2009 wird die Universität Leipzig ihr
600. Gründungsjubiläum begehen. Sie ist damit (nach Heidelberg) die zweitälteste Hochschule Deutschlands, die auf einen ununterbrochenen Lehrbetrieb zurückblicken kann. Vor
allem aber spiegelt ihre Geschichte in einer
kaum sonst zu entdeckenden Breite und Kontinuität die Entwicklung der Wissenschaften
vom späten Mittelalter bis heute wider.
Die Jubiläumsausstellung „Erleuchtung der
Welt. Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften“ (9. Juli bis 6. Dezember
2009 im Alten Rathaus der Stadt Leipzig)
erzählt auf knapp 1400 Quadratmetern mit
rund 700 Exponaten die spannungsreiche
Geschichte der Leipziger Universität von den
Anfängen bis zur Gegenwart. Die Entwicklung
der Wissenschaften, vor allem im Zeitalter der
Aufklärung, und der damit verbundene Umbruch in der europäischen Geistesgeschichte,
der unsere moderne Gesellschaft bis heute
prägt, wurden bisher noch nie in dieser Breite
in einer Ausstellung dargestellt.
Im Zentrum des Interesses steht daher die
Zeit der Aufklärung (spätes 17. und das 18.
Jahrhundert), in der in vielerlei Hinsicht die
Grundlagen der modernen Wissenschaften
10
gelegt wurden. Spätmittelalter, Renaissance,
Reformation und Barock bilden die vorangegangenen Epochen, in die der Besucher am
Beginn der Ausstellung eingeführt wird. Die
Gründungsurkunde, Universitätszepter und
-siegel, mittelalterliche Handschriften, Leipziger Frühdrucke, Briefe berühmter Gelehrter,
Werke der bildenden Kunst u. a. vermitteln
einen Eindruck vom universitären und wissenschaftlichen Leben dieser Jahrhunderte, die in
die Moderne führen.
Das ihnen folgende Jahrhundert der Aufklärung bildet für viele wissenschaftliche
Disziplinen den Anfang ihrer Entwicklung
als Universitätsfach. So ist Leipzig die erste
deutsche Hochschule, an der ein Lehrstuhl für
Arabistik eingerichtet wurde. Das wird z. B.
durch orientalische Handschriften und seltene
Drucke dokumentiert. Andere heute selbstverständliche, damals sich aber erst allmählich
herauskristallisierende Disziplinen bilden die
Ökonomie, die Montanwissenschaft, die Chemie, die Literatur- und Sprachgeschichte, die
Archäologie und die Kunstgeschichte. Überall
haben Mitteldeutschland und speziell Leipzig
maßgeblich Anteil an diesen Entwicklungen.
Dafür stehen auch große Gelehrte von nationaler und internationaler Bedeutung, die hier
ihre Heimat hatten oder zeitweilig wirkten:
Gottfried Wilhelm Leibniz, Samuel von Pufendorf, Christian Thomasius, Christoph Wolff, Johann Christian Gottsched sind nur einige von
ihnen. Ausgesuchte Exponate (Gemälde, Manuskripte, Drucke oder auch Erfindungen wie
die Rechenmaschine von Leibniz) erschließen
dem Betrachter die Biographie und das Werk
dieser Persönlichkeiten. Leipzig und Sachsen
waren auch Schauplätze oft heftiger Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern
der Aufklärung und deren aus verschiedenen
weltanschaulichen Richtungen kommenden
Gegnern. Solche Dispute zählen zu den weiteren Themen der Ausstellung. Der Beginn der
modernen deutschen Literatur verknüpft sich
mit Namen wie Lessing, Klopstock, Goethe
und Schiller. Sie alle und viele andere, heute weniger bekannte Schriftsteller standen in
Verbindung mit Leipzig: Sie lebten hier, sie
studierten hier, sie fanden in der Buchstadt ihre
Verleger. In der seitens der Forschung vernachlässigten Zeit um 1800 erlebte Leipzig eine
Blüte des literarischen und kulturellen Lebens.
Dafür stehen Namen wie Jean Paul, Johann
Gottfried Seume, Christian Felix Weiße aber
auch deutschlandweit gelesene Zeitschriften
wie das „Journal für den Luxus und die Moden“.
Die letzten Bemerkungen verweisen bereits
darauf, dass der Besucher nicht nur mit der
Universität im engeren Sinne vertraut gemacht
wird. Das gesamte kulturelle Umfeld, das Leipzig als eine der bedeutendsten Städte des Alten Reiches im 18. Jahrhundert bieten konnte,
soll dem Betrachter erschlossen werden und
in seiner engen Verflechtung mit der Universität zur Darstellung gelangen: Leipzig war der
Zentralort des deutschen Verlags- und Zeitschriftenwesens. Die Vermittlung und die Diskussion wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgte
über Periodika, die von Leipziger Gelehrten
herausgegeben wurden. Dabei existierten
bereits Zeitschriften, die für ein breiteres Publikum, zu dem auch Frauen gehörten, gedacht waren. Eine kaum zu überblickende
Zahl von Sozietäten trug zur Entwicklung und
Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse bei.
Ein besonders spannendes Kapitel bilden die
Salons, die in Leipzig lange vor Berlin entstanden und in deren Mittelpunkt geistreiche und
weltläufige Frauen standen. Mit den Salons
verbindet sich zwanglos der Blick auf den
Adel. Auch wenn Leipzig zuerst eine Stadt
des Bürgertums war, so übten doch einzelne
Adlige kulturellen Einfluss aus und das nicht
allein über die Salons. Von besonderer Bedeutung ist hier die schillernde Gestalt des
Reichsgrafen Ernst Christoph von Manteuffel,
der zehn Jahre in bzw. in der Nähe von Leipzig lebte und als Mäzen hervortrat.
Naturalienkabinette und Sammlungen der
bildenden Kunst stellen weitere Schwerpunkte der Exposition dar. Von besonderer
Anziehung sind hier zahlreiche Exponate aus
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Alma Mater
der großen Sammlung der Apothekerfamilie
Linck: Tierpräparate, Fossilien (darunter auch
gefälschte Stücke), Herbarien und anatomische Modelle gehören dazu. Kunstsammlungen wurden in Leipzig nicht unbedingt von
Adeligen angelegt, wie in der Residenzstadt
Dresden, sondern von Bürgerlichen, hauptsächlich von Kaufleuten. Die Ausstellung zeigt
u. a. Gemälde, die einst Bestandteile jener
Sammlungen waren.
Das 18. Jahrhundert ist auch eine Epoche
des Reisens. Reisen dienten entweder der
geistigen Bildung oder der Entdeckung ferner
Länder. Auch das ist ein Thema der Ausstellung. Von Dresden bzw. Leipzig ging u. a.
die erste wissenschaftliche Afrikaexpedition
Europas aus. Sie führte 1731 bis 1733 durch
den Norden dieses Kontinents. Gezeigt werden u. a. Tagebücher, die von Expeditionsteilnehmern geführt wurden. Selbstverständlich
findet auch das musikalische Leben der Stadt
Beachtung. Im Mittelpunkt steht hier natürlich
Johann Sebastian Bach, aber auch die Anfänge des Gewandhauses oder Kuhnau und
Ort der technischen Erfindungen und der
Herstellung verschiedenster Instrumente. Einen
Höhepunkt bildet hier die Präsentation der Luftpumpe des Leipziger Instrumentenbauers und
technischen Schriftstellers Jakob Leupold, die
in ihren beeindruckenden Dimensionen nicht
etwa mit den heutigen Luftpumpen am Fahrrad zu vergleichen ist. Eine Elektrisiermaschine
steht für die Anfänge der Beschäftigung mit einer Energieform, die aus dem heutigen Alltagsleben überhaupt nicht mehr wegzudenken ist.
Adam Hiller als Thomaskantoren vor und nach
Bach finden Berücksichtigung. Leipzig steht für
die Reform des deutschen Theaters, das hier
erstmals seine modernen Formen entwickelt.
Gottsched und die Neuberin sind in diesem
Zusammenhang bis heute Namen von Klang.
In ganz andere Bereiche wird der Besucher
schließlich in den Abteilungen Technik und
Montanwesen geführt. Leipzig war auch ein
Das Thema Wissenschaftsgeschichte gewinnt
durch die Auswahl ansprechender Exponate
und deren Präsentation Leben und Anschaulichkeit. Dass die Grundlagen unserer Zeit in
vielerlei Hinsicht auf die Epoche der Aufklärung zurückgehen, und dass Mitteldeutschland ein wichtiger Schauplatz dieser Entwicklung war, möchte die Ausstellung als Botschaft
vermitteln.
Alumni weltweit
Festtage für Leipziger Mongolinnen und Mongolen
von Sophie Sigusch, Studentin an der Universität Leipzig im Fachbereich Indologie, Mongolistik und Tibetologie
Dr. Koppe (li.), Dr. Sven Poller (Mitte) und
Kathrin Herbst (re.) feierten mit mongolischen
StudentInnen die Absolvententage 2008
Wie es seit 2002 in jedem zweiten Jahre in
der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar
üblich ist, feierten im September 2008 die
mongolischen Alumni der deutschen Hochschulen die „Absolvententage 2008“. Diese
Tatsache an sich ist keinesfalls verwunderlich,
dennoch war es für mich – die ich zu der Zeit
in Ulaanbaatar als Mongolistikstudentin ein
Praktikum absolvierte – ein sehr außergewöhnliches Erlebnis.
Vor allem das Treffen der Leipziger Alumni
im bayrisch-rustikalen Brauhaus ist und wird
mir sicher in langer, guter Erinnerung bleiben.
Allein der Ort der Feierlichkeiten bot für die
Veranstaltung einen sehr authentischen Rahmen. Als weitaus verblüffender empfand ich
jedoch die versammelten Alumni selbst, die
sich untereinander oder mit den Veranstaltern
in fließendem Deutsch unterhielten. Eröffnet
wurde die Veranstaltung von Tsevelma Bartmunkh, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins Mongolisch-Deutsche Brücke (MDB). Dr.
Svend Poller, Leiter des Akademischen Auslandsamtes, und Kathrin Herbst, damalige
LAI-Projektleiterin, waren zu den Feierlichkeiten
der Absolvententage angereist. Zur Unterstützung auf kultureller und sprachlicher Ebene
nahm außerdem Herr Dr. Koppe vom Institut
für Mongolistik der Universität Leipzig an der
Absolventenveranstaltung teil.
Umgebung und Gespräche waren also in
ihrer Art sehr kurios für eine mongolische
Hauptstadt. Derartiges zu erleben, darauf
war ich als Praktikantin in der Mongolei nicht
vorbereitet gewesen! Nach den ersten Begrüßungsreden kündigte Dr. Poller das Jubiläum
zum 600. Geburtstag der Universität Leipzig
in diesem Jahr an. Mit einer bilderreichen Präsentation verwandelte sich das Brauhaus zusehend in ein kleines Leipzig. Die ehemaligen
mongolischen Studentinnen und Studenten
erinnerten sich – durch die Fotos und Informationen über die Stadt angeregt – an die
alten Studentenzeiten. Viele schienen Leipzig
besser zu kennen als ich, obwohl ich gerade
hier meine Studienzeit verbringe!
Der Höhepunkt des Tages war die Ankündi-
gung einer Einladung der Universität Leipzig,
überbracht durch Dr. Poller. Im Juni 2009
sollen 20 der mongolischen Alumni zu den
Jubiläumsfeierlichkeiten in Leipzig willkommen
geheißen werden. Mit allerlei Präsentationen,
Stadttouren, Ausstellungen und Besichtigungen
will die Universität ihre Kontakte in die Mongolei besonders ehren, denn hier besteht seit
über 50 Jahren eine rege Verbindung. Mit der
darauffolgenden großen Freude auf mongolischer wie deutscher Seite wurden die „Absolvententage 2008“ im Brauhaus bei einem
Stammtisch gesellig beendet.
Leipzig hat sich mit großer Sicherheit für
die meisten der Alumni stark verändert. Das
momentan entstehende Universitätshauptgebäude ist dafür nur ein Beispiel. Es sind
außerdem die vielen langsamen, stetigen
Veränderungen, die einem Ansässigen kaum
wirklich bewusst werden. Ich freue mich in
diesem Sinne sehr auf die im Juni erwarteten
mongolischen Alumni, darauf, aus ihrer Erinnerung über das alte Leipzig zu hören, und
besonders darauf, mit ihnen die Stadt neu zu
entdecken.
Auf ein baldiges Wiedersehen!
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Alma Mater
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Leipziger Perlen – Die Skyline
Andreas Schmidt (LTM GmbH)
Der folgende Beitrag erschien in der Ausgabe
3/2008 von „NÄHER>dran“, einer Publikation
des Leipzig Tourist Service e. V.
Wer über Leipzig blickt, entdeckt viele markante Gebäude. Aber um welche handelt es
sich eigentlich?
2) Reformierte Kirche
Der 1896–99 nach Plänen der Architekten
Georg Weidenbach und Richard Tschammer
ausgeführte Kirchenbau ist ein markantes
Zeugnis des His torismus. Der oben acht seitige Turm ist 67 m hoch.
1) Löhrs Carré
Der moderne Gebäudekomplex zwischen
Löhrstraße und Nordstraße wurde 1992–96
für die Sparkasse Leipzig und die Landesbank
Sachsen errichtet. Aus der Basiszone hebt sich
ein 18-geschossiger Hochhauskörper heraus.
4) Thomaskirche
Sie entstand 1212–22 zunächst im romanischen Stil und wurde im 15. Jh. zur dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. Der weithin sichtbare Turm erhielt seinen achteckigen
Oberbau 1537 und die Barockhaube 1702.
Die Thomaskirche ist Heimstätte des Thomanerchors, der 1723–50 von Johann Sebastian
Bach geleitet
wurde.
5) Bundesverwaltungsgericht
Das ehemalige Reichsgericht wurde 1888–95
nach Entwürfen von Peter Dybwad und Ludwig Hoffmann errichtet.
6) Neues Rathaus
Es wurde 1899–1905 von Hugo Licht auf den
Grundmauern der ehemaligen Pleißenburg erbaut. Bei dem 114 m hohen Turm handelt es
sich um den höchsten Rathausturm in Deutschland.
3) The Westin Leipzig
Das 29-geschossige Hotel hat eine Höhe
von 96 m und wurde 1978–81 durch die
Kajima Corporation Tokio als Hotel Merkur
gebaut. Das heutige The Westin verfügt über
436 Zimmer. Vom Restaurant „Falco“ in der
27. Etage bietet sich ein beeindruckender Panoramablick.
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7) Nikolaikirche
Leipzigs größte Kirche wurde 1165 gegründet
und 1513–25 zur spätgotischen Hallenkirche
umgebaut. Den Innenraum gestaltete Johann
Friedrich Dauthe 1784–97 im frühklassizistischen Stil um. Diese Umgestaltung gilt als
eine der bedeutendsten Raumschöpfungen
des deutschen Klassizismus. Der Kirchturm ist
75 m hoch.
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
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Leipziger Allerlei
10) Opernhaus Leipzig
Die Geschichte der Leipziger Oper reicht bis
ins 17. Jahrhundert zurück. Nachdem das
historische Opernhaus im Zweiten Weltkrieg
zerstört wurde, ließ die Stadt Leipzig 1960 ein
modernes Haus errichten, in dem heute 1265
Zuschauer Platz finden. Dank seiner festlichen
Atmosphäre im Originalstil der Erbauungszeit
besitzt die Oper Leipzig noch immer ein besonderes Ambiente.
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8) Kroch-Haus
Es wurde 1927–29 von German Bestelmeyer
für das Bankhaus Kroch errichtet. Das elfgeschossige Gebäude war das erste Hochhaus
in Leipzig. Die Glockenmänner schlagen Leipzigs Stunde und stellen Vater (rechts) und Sohn
dar. Sie wurden dem Uhrturm auf dem Markusplatz von Venedig nachempfunden. Unter
ihnen befindet sich die lateinische Inschrift
„Omnia vincit labar“ (Arbeit überwindet alles).
Punkte sollten durch Hochhäuser betont werden. Entsprechend dieser Planung errichtete
Otto Paul Burghardt 1929 das im Mittelteil
13-geschossige Turmhaus.
13) Russische Gedächtniskirche
St. Alexej
Golden strahlt die Zwiebelkuppel der Kirche,
die 1912/13 aus Anlass der Hundertjahrfeier der Völkerschlacht zu Ehren der 22.000
russischen Gefallenen errichtet wurde. Vorbild war die Moskauer Himmelfahrtskirche
von 1532.
11) City-Hochhaus
Das 142 m hohe Gebäude wurde 1968–72
nach Entwürfen von Hermann Henselmann
als Sektionsgebäude der Universität errichtet.
Bis 2001 erfolgte der Umbau zum privaten
Bürogebäude. In der 29. Etage befindet sich
mit dem „Panorama Tower“ das höchste Restaurant Mitteldeutschlands (110 m).
12) Europa-Haus
Der Generalbebauungsplan der Stadt sah
1929 vor, die Ringstraße um das Zentrum
zur „Ring-City“ auszubauen. Die markanten
14) Völkerschlachtdenkmal
Das monumentalste Denkmal Europas entstand
nach einem Entwurf von Bruno Schmitz und
wurde am 16.10.1913 eingeweiht. Das Monument ragt 91 m in die Höhe. Vom Sockel
bis zur Aussichtsplattform sind es 501 Stufen.
9) Wintergartenhochhaus
Mit 95 m Höhe ist das 1969–74 errichtete
Wohnhaus das dritthöchste Gebäude Leipzigs. Im 30-geschossigen Hochhauskörper
befinden sich 208 Wohnungen. Das Signet
der Leipziger Mustermesse MM strahlt als
Leuchtwerbung über der Stadt.
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Alumni weltweit
Ein Wiedersehen
mit Leipzig nach
vielen, vielen
Jahren
Christiane Jentzsch, Studentin an der KarlMarx-Universität Leipzig von 1975 bis 1981
in den Fachbereichen Mathematik und Wirtschaftswissenschaften
So erreichten wir am Freitagnachmittag Leipzig unser Gästehaus im Täubchenweg. Überraschung: Es gab einen Brief und eine kleine
Aufmerksamkeit von der Universität (Leipzig
Alumni International) – das war nett und ist
sehr gut angekommen.
Vom Täubchenweg aus kann man den „Weisheitszahn“ nicht übersehen und wir machten
uns auf den Weg dorthin. Der Fahrstuhl
brachte uns auf die Aussichtsplattform des
ehemaligen Uni-Riesen (heute City-Hochhaus
genannt, Anm. der Redaktion). Der Anblick
war faszinierend, die Innenstadt, der Hauptbahnhof, die Straße des 18. Oktober, der
Bayerischer Bahnhof, …
Im Park am Opernhaus: Prof. Cairo (links) und Prof. Fundora
Leipzig, Fichtestraße 28 – das war von 1960
bis 1996 die Adresse des Institutes für tropische Landwirtschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig. Als Beitrag zur 600-Jahr-Feier der
Universität wird im Engelsdorfer Verlag eine
Broschüre über die Geschichte des Institutes
erscheinen, herausgegeben vom Verein „Institut für tropische Landwirtschaft Leipzig e. V.“.
Ausgestattet mit diesen Informationen machten
wir uns Anfang November auf den Weg, um
Leipzig einen Besuch abzustatten. Wir, das
heißt Prof. Onelio Fundora und Prof. Pedro
Cairo Cairo von der Universität Santa Clara
in Cuba, mein Mann und ich. Unsere kubanischen Gäste haben wir in Rostock abgeholt,
wo sie für einige Wochen an der Agrar- und
Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität eingeladen waren.
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Wieder auf dem Boden (der Realität) angekommen, spazierten wir durch die Innenstadt
und landeten im Barfußgässchen – der Leipziger Kneipenmeile sozusagen. Das Restaurant „Varadero“ gibt es dort schon seit 1977.
Das Personal spricht deutsch, kann allenfalls
die spanische Speisekarte präsentieren.
Von dort ging es weiter zum Hauptbahnhof.
Angesagt waren „Lichterfest“ und Shopping
bis 24 Uhr. Also: Lasershow angucken, PCZubehör shoppen und etwas essen. Überraschung an der Rolltreppe – wir treffen ehemalige Kommilitonen und verabreden uns für
Samstagabend zum Bowling.
Am Sonnabend stand eine Stadtrundfahrt
auf dem Programm … mit einem englischen
Oldtimer-Bus, Baujahr 1965: Gohliser Schlösschen, Schillerhaus, Plagwitz, Stadion, DHfK
(Deutsche Hochschule für Körperkultur), Altes
Messegelände, das Gebäude des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Deutsche Bücherei (da werden auch die Dissertationen
aufbewahrt), Völkerschlachtdenkmal (Pause),
Musiker-Viertel, Universitätsbibliothek, Augus­
tus­­platz …
Danach war Mittagspause angesagt – Wenn
wir schon einmal in Leipzig waren, dann
sollte es auch Auerbachs Keller sein. Typisch
deutsch mit Rouladen, Klößen und Rotkohl.
Schon ein wenig müde warfen wir noch einen
Blick auf die Thomaskirche und fanden uns
nachmittags am Gewandhaus ein. Es waren
gerade Mendelssohn-Bartholdy-Tage, die Orgel ist restauriert worden und der ehemalige
Technische Leiter sprach bei einer Führung
ausdauernd über die Geschichte des Gewandhauses (das bedeutete damals – kein
Auditorium Maximum für die Universität).
Der Abend endete in der Reudnitzer Brauerei
in der Oststraße. Dort gibt es eine Bowlingbahn (Kugelhopf) und eine Brauereigaststätte
(Hopfengarten), einen spannenden deutschkubanischen Bowling-Wettkampf und CountryMusik.
Am Sonntagmorgen fuhren wir in die Fichtestraße, das Institut angucken. Es sah traurig
aus. Seit 1996 steht es leer. Noch ein kurzer
Blick in die Karl-Liebknecht-Straße, dann ging
es in die Riemannstraße zum Brunch ins „El
Latino“.
Dort fühlten sich alle sehr wohl, fast wie in
Cuba. Man kann sich gut unterhalten, alte Fotos und Ansichtskarten ansehen, noch einige
Bekannte treffen – ein schöner Abschluss für
das Wochenende in Leipzig.
Sehr gern würden wir nächstes Jahr wieder
nach Leipzig kommen, Anfang Juni zu Campus 2009 und dem Absolvententreffen. Falls
das nicht realisierbar ist, werden wir uns gern
an dieses Wochenende im November 2008
erinnern. Das war „unser“ Treffen in Leipzig.
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Alumni weltweit
„Meine Uni Leipzig lob ich mir...“
Impressionen
Prof. Dr. Lidia Golubenko (geb. Sacharowa), Germanistikstudentin an der Universität
Leipzig 1967-1971
Oktober 1967: Im Zug Moskau-Ostberlin
Der Eiserne Vorhang, das Echo der Stalinrepressionen in vielen sowjetischen Familien.
Wir, nach langer Zeit die erste Gruppe von
sowjetischen Studierenden (drei Mädchen und
22 Jungen) aus verschiedenen Universitäten
und Hochschulen und aus unterschiedlichen
Fachrichtungen, darunter fünf Studierende der
Germanistik.
Busfahrt Berlin-Leipzig. Die Entdeckung der
Messestadt, Deutschprüfungen am HerderInstitut, meine Zulassung zum Germanistikstudium ins 2. Studienjahr. Die vier anderen Studierenden ziehen Journalistik vor. Die anderen
machen Deutschunterricht am Herder-Institut,
die Mädchen wohnen im Jenny-Marx-Wohnheim, strikte Einhaltung der strengen Heimordnung, Besuchszeit nur bis 22 Uhr, doch die
Heimleitung war sehr nett und hilfsbereit.
Dann die erste Lehrveranstaltung im zerbombten Gebäude, eine Vorlesung von Frau Prof.
Braemer zur Literatur der deutschen Aufklä-
rung. Die Reste des Unigebäudes nebst Kirche wurden später gesprengt. Die Leipziger
mit Tränen in den Augen. Das erste Bild des
Protestes: Polizisten mit Hunden, Festnahme
der Protestierenden. Germanistikunterricht im
1. und 2. Stock des Franz-Mehring-Hauses.
Im Erdgeschoss lag die Buchhandlung, eine
Traumbuchhandlung. Die ausländischen Germanistikstudierenden wurden hervorragend
betreut von Frau Dr. W. Leistner, Frau Dr.
C. Hartinger und Frau Dr. M. Schröder. Die
schönsten Vorlesungen und Seminare bei Prof.
W. Fleischer, Prof. R. Große, Prof. W. Dietze,
Prof. Träger und den Doktoren Heinemann,
Dahlke, Werner, Schubert, Otto, Opitz, Nalewski, Hunger, Höfer...
Die erste Jahresarbeit unter der Leitung von
Prof. W. Fleischer zum Problem der deutschen
Wortbildung und als Auszeichnung sein Lehrwerk „Die Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ mit der Widmung „Möge
Ihnen, liebes Fräulein Sacharowa, Ihre gründliche Beschäftigung mit der deutschen Wortbildung auch in Zukunft noch manche Früchte
tragen... Wolfgang Fleischer“. Diese „Früchte“
ernte ich immer noch, aber nunmehr an der
Universität in Odessa, wo ich seit 1971 als
Lektorin, Dozentin, Professorin, Leiterin des
Lehrstuhls für Deutsche Philologie und seit über
20 Jahren als Dekanin der Fakultät für romanische und germanische Philologien arbeite,
dazu noch als gewählte Stadträtin – bereits
zum dritten Mal in Folge – und als Ausschussvorsitzende für Bildung und Wissenschaft in
der Millionenstadt Odessa.
Ach ja, nicht zu vergessen, 1970 lernte ich
in Leipzig meinen späteren Mann kennen.
Heute haben wir zwei erwachsene, Deutsch
sprechende Kinder – Maxim, Chefarzt, Dr.
med., Natalija, Dr. phil. an der Odessaer
Universität.
Die Leipziger Germanistenschule war eine der
besten in Europa, gar in der Welt.
Auf ein Wiedersehen mit meinem Leipzig
freue ich mich!
Ihre Prof. Dr. Lidia Golubenko (geb. Sacharowa)
Das Leben in rauschenden Wipfeln
Dr. Peter Otto, Institut für Biologie I/Bereich Spezielle Botanik an der Universität Leipzig
und Susanne Rumpoldin
Jeder, der schon einmal einen pochenden
Specht im Gewirr der Äste aufzuspüren versuchte, kann die beachtliche Dimension und
hohe Strukturvielfalt von Baumkronen nachempfinden. Einer übersichtlichen Bodenfläche
steht in mitteleuropäischen Wäldern oft ein bis
zu 40 m hoher Kronenraum gegenüber. Da
der Homo sapiens nicht fliegen kann, haben
zwar tausende Naturforscher den Waldboden betreten, aber nur wenige sind in den
Kronenraum vorgedrungen. Das steht im
krassen Widerspruch zur Erkenntnis, dass in
Wäldern die größte Artenvielfalt und die komplexesten ökologischen Wechselbeziehungen
in den Baumkronen bestehen. In den Kronen
alter Bäume finden sich bis zu 200.000 physiologisch äußerst aktive Blätter, oft kommen
unzählige Blüten und Früchte hinzu. Damit existiert im Kronenraum eine riesige, speziell für
Tiere äußerst bedeutsame Nährstoffressource.
Zartes Blattgewebe, Pollen, Nektar, eiweißund ölreiche Samen locken zum Besuch.
Nicht zu vernachlässigen ist die Funktion der
Krone als Zufluchts-, Überdauerungs- und Reproduktionsstätte von Tieren. Und auch die mikrobiellen Lebewesen in Baumkronen müssen
Beachtung finden. Ein alter Baum zeigt eine
auf den Waldboden projizierte Kronenfläche
von 100 m². Die Gesamtfläche seiner Blätter
aber beträgt bei Berücksichtigung von Oberund Unterseite bis zu 1000 m². Diese Blattfläche ist nicht nur ein gigantischer Staubfänger,
sondern auch ein geeigneter Lebensraum für
ein endloses Heer von Pilzen, Bakterien und
Algen. Auch Äste und Zweige liefern einen
wesentlichen Beitrag zur immensen Diversität
des Lebens im Kronenraum.
Die Erforschung der Baumkronen stellt wegen
ihres biologischen Reichtums eine der letzten
großen Herausforderungen für enthusiastische
Taxonomen und Ökologen dar. Sogar Physiologen, Morphologen, Phytopathologen und
Klimatologen lockt es in die Kronen. Als Ge15
Leipziger Allerlei
burtsjahr der Kronendacherkundung gilt das
Jahr 1928. Damals wurden in British Guyana
anlässlich einer Expedition der Oxford University Beobachtungsplattformen in den Höhen
des tropischen Waldes installiert. Diese Aktion
blieb für die folgenden Jahrzehnte einzigartig. Erst Ende der 1970er Jahre entwickelte
sich eine zielgerichtete und koordinierte Forschungstätigkeit. Einen besonderen Nimbus
als Pionier der Baumkronenforschung genießt
Donald Perry, der mit Hilfe von Seilen im
Stil eines Bergsteigers die Wipfelregion der
Wälder Costa Ricas erklomm. Auf weniger
spektakuläre, sondern eher radikale Weise
verschafften sich damals Insektenforscher
Zugang zu den Tieren der Baumkronen. Sie
versprühten dort Gifte, woraufhin Unmengen
betäubter oder toter Insekten aus den Bäumen
fielen, die der Wissenschaft bis dahin größtenteils unbekannt gewesen waren. Nicht nur
neue Arten, sondern auch neue Gattungen
und Familien konnten entdeckt werden.
Mit zunehmendem Anspruch an die Forschung
wurden die Methoden vervollkommnet. Luftschiffe gewährleisteten einen schnellen Ortswechsel, Baumkronenpfade, Seilbahnen oder
Kräne eine permanente Untersuchung. Dem
Einsatz von Kränen wird aktuell der Vorzug
gegeben, da sie robust und vergleichsweise
kostengünstig sind und weitgehend störungsfreie und langfristige Studien gewährleisten.
Forschungskräne sind zurzeit in acht Ländern
der Welt (Australien, Deutschland, Japan, Malaysia, Panama, Schweiz, USA, Venezuela)
im Einsatz. Dabei spielt Deutschland mit drei
Standorten eine maßgebliche Rolle. Neben
stationär betriebenen Kränen im Solling/
Weserbergland und am Kranzberg bei Freising, ist in Leipzig ein auf Schienen fahrbarer
Kran im Einsatz. Er dient der Erforschung der
Baumkronen im Auwald, einem europäischen
Laubmischwald, und wurde als „Leipziger Auwaldkran“ 2001 auf Initiative des Leipziger
Botanikers Prof. Wilfried Morawetz (19512007) eingerichtet.
16
Das Projekt
„Leipziger Auwaldkran – LAK“
Das Projekt „Leipziger Auwaldkran“ beruht
auf einer Kooperation zwischen der Universität Leipzig, dem Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung Leipzig-Halle (UFZ) und der
Stadt Leipzig. Es handelt sich um einen interdisziplinären Forschungsansatz, der Biologen,
Forstwissenschaftler, Geographen und Klimatologen zusammenführt, wobei Wissenschaftler und Studierende von 20 Forschungseinrichtungen aus Deutschland und der Schweiz
beteiligt sind. Die Untersuchungen zur Biodiversität wurden bzw. werden vor allem von
der Universität Leipzig (Prof. W. Morawetz
†, Prof. W. Reißer, Prof. M. Schlegel, Prof.
W. Zimmermann), dem Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung Leipzig-Halle (Dr. St. Klotz)
sowie der Fachhochschule Bernburg (Prof.
E. Arndt) durchgeführt. Dabei steht nicht die
Suche nach möglichst vielen Arten im Vordergrund. Es geht den Wissenschaftlern vielmehr
darum, die Lebensweise und die Habitatansprüche der vorgefundenen Organismen zu
ergründen.
Die Untersuchungsfläche des Leipziger Auwaldkrans liegt im nordwestlichen Auwald,
am Rande des Naturschutzgebietes „Burgaue“. In ihrem Zentrum befindet sich ein
120 m langer Schienenstrang, auf dem ein
40 m hoher Kran montiert ist. Am Haken eines
45 m langen Auslegearms lassen sich verschieden große Gondeln befestigen, in denen
die Wissenschaftler die Bäume vom Waldboden bis in die Wipfelspitzen untersuchen
können. Die Untersuchungsfläche beherbergt
16 Gehölzarten mit insgesamt 906 lebenden
Individuen. Alle Bäume wurden vermessen
und nummeriert. Die höchsten erreichen etwa
35 m. Im Bestand dominiert die Gewöhnliche
Esche, daneben wurden aber auch vor allem
Stieleiche, Winterlinde und Bergahorn detailliert untersucht. Wissenschaftler vom Institut
für Geographie der Universität Leipzig (Prof.
H. Neumeister) führten Bodenanalysen und
Relief­untersuchungen durch. Außerdem wurden auch Daten zur Kraut- und Moosschicht,
zum Auftreten von Baumkeimlingen und zu
bodenbewohnenden Pilzen erhoben.
Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurde so eine umfassende Datensammlung erstellt. Dabei handelt es sich um Angaben aus
Höhen- und Lichtmessungen, aus Studien mit
Insektenfallen, aus Feldbeobachtungen von
Wirbeltieren, aus Bestimmungen von PilzIsolaten etc. Die Ergebnisse füllen weit über
1000 Seiten und sind in mehr als zehn Diplom- und Doktorarbeiten sowie in zahlreiche
Publikationen einschließlich eines Sonderbandes eingeflossen. Einige nachgewiesene
Grundtendenzen und Besonderheiten sollen
hier Erwähnung finden:
- Es hat sich gezeigt, dass auch in Wäldern
der gemäßigten Breiten der Kronenraum wesentlich mehr Arten beherbergt als der Bodenbereich. Das betrifft besonders Insekten
und Wirbeltiere, außer bestimmten Gruppen
bodentypischer Organismen, wie Einzeller,
Rädertierchen, Fadenwürmer oder Jochpilze.
- Der Kronenraum des Untersuchungsgebietes
weist eine hohe Biodiversität auf. Es fanden
sich u. a. 57 Vogelarten, 175 Arten holzbewohnender Käfer, 101 Arten von Großschmetterlingen, 71 Spinnenarten, 67 Wanzenarten,
21 Arten von Netzflüglern, 118 Arten holzbewohnender Pilze, 73 Arten blattbewohnender
Pilze, 37 Arten von Schleimpilzen, 19 Flechten- und 17 Moosarten.
- Die einzelnen Baumarten beherbergen in
ihrem Kronenbereich zahlreiche von ihnen
existenziell abhängige Organismen. Diese
haben sich z. B. als Blattfresser (Herbivore)
oder Parasiten hochgradig auf die jeweilige
Baumart spezialisiert. Es gibt aber auch Organismen, die auf verschiedenen Baumarten
und -gattungen leben können.
- Der Kronenraum ist hinsichtlich der dort lebenden Organismen in einen oberen (meist
artenarmen), einen mittleren (meist sehr artenreichen) und einen unteren (mäßig artenreichen) Abschnitt zu gliedern. Zwischen den
Abschnitten bestehen bestimmte Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede sowie
ein differenziertes Angebot an Nahrung und
Lebensraum.
- Von den untersuchten Baumarten kommt der
Stieleiche große ökologische Bedeutung zu,
da mit ihr besonders viele Arten, u. a. Vögel,
holzbewohnende Käfer und Pilze, assoziiert
sind.
- Unsere Waldbäume sind in ihrem Reproduktionsverhalten weitaus variabler als es nach der
bisherigen Literatur zu vermuten war. Die Individuen einer Population können sich sehr stark
hinsichtlich der räumlichen und zeitlichen Ausbildung der Geschlechter (Staub- und Fruchtblätter) pro Blüte, Ast oder Baum unterscheiden.
Solche sexuellen Individualunterschiede erhöLEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Leipziger Allerlei
hen die Überlebenschancen der Population.
- Die im Kronenraum vorkommenden Organismen treten in vielen Fällen nur zu ganz
bestimmten Zeiten auf. Das erscheint banal
für Zugvögel, trifft aber beispielsweise auch
auf Insekten oder blattbewohnende Pilze zu.
In Abhängigkeit vom Nahrungsangebot (z. B.
Pollen, Nektar) können die Tiere von einer
Baumart auf eine andere wechseln.
- Die Äste im Kronenraum können sehr stark
mit Algen, Moosen und Flechten bedeckt
sein. Diese so genannten Aufsitzerpflanzen
(Epiphyten) sind gute Indikatoren für die mikro­
klimatischen Verhältnisse (z. B. Lichtmenge,
Luftfeuchte), für den Gehalt an Schadstoffen
in der Luft (z. B. Autoabgase), aber auch für
Borken- und Holzeigenschaften (z. B. Wasserspeicherfähigkeit, Zersetzungsgrad).
- Die Blattoberflächen haben immense Bedeutung als „Staubfänger“. In stadt- und
i­ndustrienahen Wäldern filtern sie pro Hektar
jährlich bis zu 70 Tonnen Schadstoffe aus der
Luft. Sie stellen aber auch ein bedeutendes
Mikrohabitat für zahllose Bakterien, Pilze und
Algen dar und sind außerdem Aufenthaltsort
für Myriaden von Pflanzensaftsaugern, wie
Fransenflügler, Läuse und Zikaden.
graben. Diese Gräben wurden neben den
Wassermühlen später auch anderweitig genutzt. Gewerbezweige, die auf Wasser angewiesen waren, wie z. B. Gerber, Tuchmacher
und Färber, siedelten sich an den Gräben an.
Am Elstermühlgraben waren mehrere Färber
tätig. Die heutige „Färberstraße“ zeugt davon
noch mit ihrem Namen.
Im Jahr 1367 kaufte die Stadt Leipzig mehrere
Teile des Auenwaldes an, so die Burgaue im
nördlichen Auenwald, das Connewitzer Holz
im südlichen Auenwald, die Parthenaue, das
Rosental und die Lauer. Erst etwa einhundert
Jahre später aber wurde eine Oberförsterei
gegründet, die den Auenwald bewirtschaftete. 1563 wurde der Auenwald vermessen
und eingeteilt, und dies in der ersten Leipziger
Waldverordnung festgehalten.
Ab dem späten 16. Jahrhundert wurde zumindest die Pleiße auch für Holztransporte
genutzt, denn Kurfürst August von Sachsen
wollte mit den Holzvorräten des Auenwaldes
Gewinne erzielen. Das im Auenwald geschlagene Holz wurde als so genanntes Floß auf
dem Fluss in die Städte transportiert. Dort
fand es einerseits als Brennholz Verwendung,
andererseits wurde es auch z. B. zum Brennen von Ziegeln oder Branntwein genutzt.
Um Floßtransporte überhaupt erst zu ermöglichen, wurden um 1578/79 Floßteiche im
Wald angelegt, Pleißezuflüsse vertieft und
in verschiedenen Orten Floßplätze gebaut.
Doch die Flößerei nach Leipzig gestaltete
sich schwierig, da der Wasserstand der Pleiße doch zu unstet war. Außerdem kam es
durch die Baumstämme zu Beschädigungen
an Wehren und Wassermühlen. Die Flößerei
auf der Pleiße nach Leipzig wurde nach 1611
eingestellt.
Bereits seit dem Mittelalter hatte man Anstrengungen unternommen, um die Hochwassergefahr in und um den Auenwald einzudämmen,
denn durch die Schneeschmelze oder unwetterartige Regengüsse konnte der Wasserstand der Flüsse schnell gefährlich ansteigen.
In den folgenden Jahrhunderten beschränkte
man sich zunächst auf kleinere Korrekturen an
Flussläufen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden
dann umfangreiche Maßnahmen zur Regulierung von Pleiße, Elster und Parthe geplant
und umgesetzt. Doch die Maßnahmen waren nicht nur zum Hochwasserschutz gedacht,
Leipzig ist grün
Teil II
Der Leipziger Auenwald – Grünes
Band von der City in die Natur
Mit seinen insgesamt etwa 5900 Hektar Fläche gilt der Leipziger Auenwald als größter
erhaltener Auenwaldbestand in Mitteleuropa.
Er umfasst heute einen nördlichen und einen
südlichen Teil, die sich, verbunden durch Parks
und Grünanlagen um das Elsterflutbecken,
durch den Westteil der Stadt ziehen und weiter, aus der Stadt heraus, direkt ins „Grüne“
Geschichte des Leipziger
Auenwaldes
Beim Auenwald handelt es sich um eine
spezielle Waldart. Die Vegetation wächst
entlang von Bächen und Flüssen, welche für
regelmäßige Überschwemmungen des Waldgebietes sorgen. Dadurch wird die Vegetation
maßgeblich beeinflusst, denn sie findet in den
abgelagerten Sedimenten eine reiche Nährstoffquelle.
Der Auenwaldbestand in und um Leipzig war
ursprünglich eine so genannte Weichholzaue,
d. h. weiche Holzarten, wie Weide, Erle und
Pappel, herrschten im Baumbestand vor. Das
Auenwaldgebiet wurde häufig durch die
Flüsse Pleiße, Weiße Elster und Luppe überflutet. Sedimente, die aus den oberen Flussläufen von Elster und Pleiße ausgewaschen
wurden, lagerten sich ab und bildeten eine
Lehmschicht, den so genannten Auenlehm.
Er war humushaltig und somit nährstoffreich
und sorgte dafür, dass auch Edellaubhölzer
wuchsen.
Ab dem 12. Jahrhundert erfuhr der Leipziger
Auenwald verschiedene Eingriffe durch den
Menschen. Diese betrafen besonders die Flüsse. Um die Wasserkraft zu nutzen, wurden
Wassermühlen eingesetzt. Die Wasserzufuhr
für die Mühlen sicherten speziell an den Flüssen angelegte Mühlgräben. So entstanden
z. B. der Pleißemühlgraben und der Elstermühl-
17
Leipziger Allerlei
sondern sollten auch neue Flächen für Gewerbebetriebe, Wohnhäuser und Verkehrsanlagen schaffen. Größere Flussabschnitte wurden
verlegt und Sümpfe trockengelegt. Aufgrund
der Verlagerung der Flussbetten von Weißer
Elster und Luppe sank deren Wasserstand,
die Fließgeschwindigkeit nahm ab, und der
Auenwald wurde nicht mehr so oft und ausdauernd überschwemmt wie vorher. Allmählich veränderte sich dadurch der Holzbestand.
Die ursprüngliche Weichholzaue verwandelte
sich in die auch heute noch bestehende Hartholzaue mit Stieleichen, Ulmen und Eschen als
vorherrschenden Baumarten.
Im 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Industrialisierung, wurde eine ganz neue Seite des
Auenwaldes entdeckt, nämlich seine Funktion
als Freizeit- und Erholungsraum. Durch die Regulierung der Flüsse nahmen die Überschwemmungen ab und es konnten auch nahe der
Flussläufe Parks und Gärten angelegt werden.
Ein Beispiel ist das Rosental im nördlichen Auenwald, welches als eine Art Naturpark angelegt wurde. Der heutige Clara-Zetkin-Park
westlich der Innenstadt umfasst mehrere Parkanlagen, die in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts entstanden, so den Johannapark,
den Volkspark Scheibenholz, den Albertpark
und den am westlichen Ufer des Elsterbeckens
gelegnen Palmengarten. Die Parks und Gärten dienten vor allem Spaziergängern zur
Erfrischung und Erbauung und als Kontrast zu
Fabriken und Industrieanlagen.
Während die Industrialisierung sich im oberen Pleißetal, zwischen Altenburg und Leipzig, relativ früh vollzog und sich dort eine
umfassende Textilindustrie mit Spinnereien,
Webereien, Färbereien und anderen Textilbetrieben entwickelte, die das Wasser des
Flusses nutzte, waren die im Westen und Osten Leipzigs gewachsenen Industriegebiete
nicht direkt an der Pleiße gelegen. Dennoch
hatten sie z. B. in Plagwitz und Leutzsch
große Auswirkungen auf die Entwicklung des
Auenwaldes, denn sie durchschnitten das
Waldgebiet in seiner Fläche. Nach der Jahrhundertwende siedelten sich im Süden Leipzigs mehrere Betriebe der karbolchemischen
Industrie an. Sie leiteten ihre Abwässer ungefiltert in die Pleiße ein, so dass der Fluss bald
stark mit Schadstoffen belastet war und Ende
der 1930er Jahre als verseucht galt. Obwohl
sich bereits um 1912 erste Bemühungen zum
Schutz des Auenwaldes geregt hatten, wurde er erst 1959 zum Landschaftsschutzgebiet
erklärt und drei Waldschutzgebiete wurden
festgelegt, die Burgaue Böhlitz-Ehrenberg, der
Elster-Pleiße-Auwald und das Dölitzer Holz.
Ab 1961 waren diese drei Gebiete Naturschutzgebiete, denen in späteren Jahren noch
weitere folgten, z. B. das Verschlossene Holz
und die Luppenaue.
Neben der Wasserverschmutzung durch Industrieabwässer und der Durchschneidung
18
des Waldgebietes durch Industrieflächen
und Straßen kamen ab den 1960er Jahren
noch weitere Bedrohungen auf den Leipziger
Auenwald zu. Durch eingeschleppte Insekten
wurde das so genannte „Ulmensterben“ ausgelöst. Es handelt sich dabei um eine Baumkrankheit, die durch Pilze hervorgerufen wird,
welche der Ulmensplintkäfer in den Bäumen
ablagert. Ihr fielen große Teile des Ulmenbestandes im Auenwald zum Opfer. Opfer forderte ab 1960 auch der südlich von Leipzig
angesiedelte Braunkohletagebau, wie z. B.
der Tagebau Cospuden. Er führte zu großflächigen Kahlschlägen von mehreren hundert
Hektar Auenwald. Es wurden jedoch nicht nur
Waldflächen zerstört. Durch das Abbaggern
von Erdmassen kam es auch zu einer Absenkung des Grundwassers. Dadurch trocknete
das Waldgebiet weiter aus, viele Bäume
starben ab.
Mit Beginn der neunziger Jahre übernahm
die Stadtforstverwaltung Leipzig die Bewirtschaftung des Leipziger Stadtwaldes. Eine
Gesamtfläche von 80 Hektar wurde wieder
aufgeforstet, die Stadt erwarb weitere Flächen von etwa 60 Hektar Größe. Mit dem
Ende und Rückbau des Braunkohletagebaus
südlich von Leipzig begann die Rekultivierung
von Waldflächen, z. B. im Waldgebiet Lauer
im südlichen Auenwald. Um den Charakter
des Auenwaldes wieder stärker hervorzubringen, wird das Gebiet seit einiger Zeit wieder
saisonal geflutet. Die Wasserqualität hat sich
mittlerweile spürbar verbessert.
Der Leipziger Auenwald heute
Die Folgen der geschichtlichen Entwicklung,
d. h. vor allem der Eingriffe des Menschen in
das Ökosystem Auenwald, wirken sich auch
heute weiter aus. Die wirtschaftliche Nutzung
und die Erschließung als Erholungsgebiet haben dazu geführt, dass das Waldgebiet heute
von vielen Straßen und Wegen durchschnitten
ist. Dies ist nicht nur für die Flora des Auenwaldes von Bedeutung, welche die Abgase
von Kraftfahrzeugen abfängt. Es hat auch
Auswirkungen auf die Tierwelt. Tiere leiden
nicht nur unter Abgasen und Motorenlärm, es
kommt auch oft vor, dass sie überfahren werden. Dies betrifft vor allem Säugetiere, von
denen vielfältige Arten im Auenwald leben.
Neben Nagetierarten, wie Waldmäusen,
Bisamratten, Feldhasen und Eichhörnchen,
finden sich auch Wildschweine, Rehe und Fledermäuse. Verschiedene Arten von Fröschen,
Kröten, Schlangen, Molchen und Eidechsen
bilden die Gruppe der Lurche und Kriechtiere.
Beispiele für im Auenwald vorkommende Arten sind die Ringelnatter, der Laubfrosch, die
Erdkröte und die Zauneidechse. Eine große
Gruppe von Tieren im Auenwald sind die Vögel. Es gibt neben den bekannteren kleinen
Arten, wie Amsel, Drossel, Blaumeise und
Elster, auch Greifvögel zu beobachten. Hier
sind besonders der Mäusebussard, der Rotmilan, der Habicht und der Turmfalke zu nennen.
Der Wald gliedert sich in verschiedene Waldschichten, eine untere und eine obere Baumschicht, eine Strauch- und Krautschicht und
eine Moos- und Wurzelschicht. Besonders
die Krautschicht wechselt mit den Jahreszeiten
ihr Gesicht. Im Vorfrühling sind die Laubbäume noch kahl, so dass viel Licht bis auf den
Boden dringen kann. Dies wird von den so
genannten Frühblühern, wie Märzenbecher
und Schneeglöckchen, genutzt. Sie sind im
Vorfrühling reichlich im Auenwald vertreten.
Weitere Blütenpflanzen sind Märzveilchen,
Gelbes Windröschen und Waldprimel. Wenn
der Frühling fortschreitet kommen in der Krautschicht weitere Pflanzenarten zum Vorschein.
Prominente Beispiele sind der Bärlauch, der
Aronstab und der Hahnenfuß. Insbesondere
der Bärlauch hat als Würzkraut in den letzten
Jahren eine wahre Renaissance erlebt. Da
der Auenwald aber zu großen Teilen unter
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Leipziger Allerlei
Naturschutz steht, dürfen Sammler hier nur
einige Blättchen zum Eigenbedarf pflücken.
Der charakteristische Geruch des Bärlauchs
und seine weißen Blüten, die im Mai den
Waldboden nahezu bedecken, sind eine Art
„Markenzeichen“ des Leipziger Auenwaldes.
Vom Frühling zum Sommer verändert die
Krautschicht dann abermals ihr Kleid. Nun
wachsen Pflanzen, die an (halb-)schattige
Standorte angepasst sind, wie Bärenklau,
Waldmeister, verschiedene Ampferarten und
Labkraut.
Weitere Informationen
zum Auenwald und seinen Gewässern:
www.neue-ufer.de/leipzig
www.mwiedemann.net/themen/natur/auwald_leipzig.php
www.leipzig.de/de/buerger/freizeit/leipzig/
stadtwald/wissen/
Freizeitangebote im und um
den Auenwald
Von den Leipzigern und ihren Gästen wird der
Leipziger Auenwald vor allem wegen seines
Erholungswertes geschätzt. Durch seine Funktion als Verbindung zwischen der Seenlandschaft im Süden von Leipzig und der Stadt
wird er vielfach von Ausflüglern zum Cospudener See durchfahren und durchwandert. Im
Sommer bietet er eine schattige Kühle. Der
mitten im Wald gelegene Wildpark ist nicht
nur für Familien mit Kindern ein beliebtes Ausflugsziel.
Wildpark
Der Wildpark mit einer Größe von 42 Hektar liegt inmitten des Leipziger Auenwaldes.
Etwa 250 Tiere aus 30 Tierarten haben hier
ihr Zuhause. Es handelt sich dabei um einheimische Wildtiere, wie Rot- und Damwild,
Elch, Mader, Fuchs und Uhu. Die Besucher
haben die Möglichkeit, die Tiere in naturnaher
Umgebung zu beobachten und sich mit Hilfe
von Hinweistafeln zu informieren.
Der Wildtierbestand wird durch eine Haustierfarm ergänzt, welche nicht nur kleinere Tiere
wie Kaninchen und Hühner beherbergt, sondern auch mit Schafen, Eseln und Ponys aufwarten kann. Veranstaltungen, wie Lesungen,
Vorträge, Filmvorführungen, Ausstellungen und
Führungen durch den Park dienen dazu, den
Stadtmenschen die einheimische Natur und
ihre Tiere näher zu bringen.
Weitere Informationen:
www.wildparkverein-leipzig.de/
Cospudener See
Der Cospudener See hat sich seit seiner
Fertigstellung im Jahr 2000 zu einem der
beliebtesten Ausflugsziele der Leipziger entwickelt. Bei dem künstlichen See handelt es
sich um das Restloch des ehemaligen Braunkohltagebaus Cospuden. Es wurde zwischen
1994 und 2000 vollständig mit Wasser
gefüllt und fasst heute bei einer maximalen
Tiefe von 55 Metern eine Wassermenge von
109 Mio. Kubikmetern. Aus dem Stadtzentrum gelangt man „auf grünen Wegen“ durch
den Auenwald zum Cospudener See. Im See
und drum herum locken verschiedenste Freizeitaktivitäten. Spaziergänger, Inline-Skater und
Radfahrer nutzen den ausgebauten Radweg
entlang des Ufers. Wasserfans werden zum
Baden, Schwimmen, Surfen und Segeln eingeladen. Den Besuchern der direkt am See
gelegenen Sauna bietet das kühle Wasser
des tiefen Sees eine gute Abkühlung. Rund um
das Pier 1, wo sich Liegeplätze für Motor- und
Segelboote befinden, können sich Besucher
auf der Seeterrasse, im Café oder im Biergarten verweilen.
Pferderennbahn Scheibenholz
Die Galopprennbahn im Scheibenholz ist
während ihrer fast 150-jährigen Geschichte
ein Leipziger Original geblieben. Am Rande
der City gelegen, angrenzend an Clara-Zetkin-Park und Elsterflutbecken, wurden hier am
14. und 15. September 1867 die ersten Rennen gelaufen. Die heute noch bestehende und
genutzte zweitürmige Tribüne mit Restaurant
wurde am 25. Mai 1907 eingeweiht. Sie bietet den Besuchern einen Blick über die 1750
Meter lange Flachbahn des Leipziger Turfs,
wie der Rennsport auch genannt wird, und
natürlich vor allem über die entscheidenden
letzten Meter vor dem Ziel. Der Rennbetrieb
beschränkt sich heute auf etwa 5 bis 6 Renntage pro Jahr. Besonders zum jährlichen Renntag am 1. Mai erlebt die Galopprennbahn
regelmäßig einen Besucheransturm.
Weitere Informationen:
www.leipzigseen.de/seenfakten/cospudenersee.html und www.leipziger-neuseenland.de/
Weitere Informationen:
http://www.galopprennbahn-scheibenholz.de/
und http://www.galoppimscheibenholz.de/
19
Leipziger Allerlei
Das Streben nach stetem wirtschaftlichem
Fortschritt hat weltweit zu einer anhaltenden
Ausbreitung industrieller Wirtschaftszweige
geführt. Durch diese Entwicklung wuchs und
wächst die Nachfrage nach Energie. Energie
wird nicht nur für die industrielle Produktion
von Konsumgütern benötigt, sondern auch
gebraucht, um überhaupt Produktionsanlagen
herzustellen und zu betreiben, um die Infrastruktur auszubauen und um Produktionsmittel
und Waren zu transportieren.
verbraucht werden. Außerdem wird ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz geleistet,
denn das Kohlendioxid, welches bei der Verbrennung von Biomasse und Biobrennstoffen
freigesetzt wird, wird von den (nach‑)wachsenden Pflanzen wieder aufgenommen. Diese
Bio-Brennstoffe werden daher als „klimaneutral“ bezeichnet.
Mit dem Ziel, die Gewinnung und Verwendung von Biobrennstoffen und Biokraftstoffen
zu erforschen, wurde am 28. Februar 2008
zu Fragen rund um das Thema „Biomasse“,
bieten Unterstützung bei der Umrüstung von
Energiegewinnungsanlagen und führen internationale Marktforschung durch. Daneben
sollen über das Biomasseforschungszentrum
auch die verschiedenen Akteure im Bereich
Biomasseforschung und -nutzung miteinander
vernetzt werden. Gemeinsame Forschungsprojekte, Tagungen und Publikationen bringen
Wissenschaftler, Entscheider und Nutzer näher zusammen, so zum Beispiel die Leipziger
Energie für die Zukunft
Das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum in Leipzig arbeitet
seit März an nachhaltigen Lösungen
Da herkömmliche fossile Brennstoffe, wie
Kohle, Erdöl oder Gas, in ihrem Vorkommen
begrenzt sind, sind ihre Preise mit der wachsenden Nachfrage dramatisch gestiegen. Außerdem ist seit längerem bekannt, dass durch
die Förderung, Aufbereitung und Verbrennung
dieser Brennstoffe andere, lebenswichtige Ressourcen, wie Wasser oder Luft, mit Schadstoffen belastet werden. Das bei der Verbrennung entstehende Kohlenstoffdioxid trägt als
„Klimakiller“ zur Erderwärmung bei. Zusammen mit anderen Treibhausgasen sammelt es
sich in der Erdatmosphäre an, wodurch der
Wärmeschutz der Erde zerstört wird.
Aus diesen Gründen suchen Menschen seit
einiger Zeit nach so genannten regenerativen
Energieträgern, d. h. Energiequellen, die erneuerbar und somit ständig verfügbar sind.
Neben Solarenergie, Wasserkraft, Erdwärme
und Windenergie, werden auch verschiedene
Brennstoffe erforscht, die aus „Biomasse“, also
organischem Material, gewonnen werden
können. Solche „Biobrennstoffe“ können fest,
flüssig und gasförmig sein. Sie werden vorwiegend aus pflanzlichem Material gewonnen,
womit wiederum die Energiequelle „nachwachsen“ kann. Durch den Einsatz solcher
Kraftstoffe müssen weniger fossile Ressourcen
20
das Deutsche Biomasseforschungszentrum
(DBFZ) in Leipzig gegründet. Es gehört zum
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und
hat das ehemalige Institut für Energetik und
Umwelt aufgenommen. Zum Forschungsauftrag des DBFZ gehört es, die Nutzung fester,
flüssiger und gasförmiger Biobrennstoffe zur
Energiegewinnung sowohl unter technischen
als auch unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten zu betrachten. Zu
den derzeit bestehenden Problemen bei der
Biomassenutzung gehören die Freisetzung von
schädlichem Feinstaub, die Landnutzung für
den Anbau von Biomasse und die Entstehung
von Klimagasen bei der Verbrennung von Biomasse. Um diese Probleme zu lösen, müssen
geeignete Prozesse und Technologien entwickelt werden, die nachhaltig und effizient zugleich sind. Sie sollen dazu beitragen, die
Deckung des Energiebedarfs von Bevölkerung
und Wirtschaft sicherzustellen, und zwar auf
umweltschonende Art und Weise.
Im Zusammenhang mit seiner Forschungstätigkeit bietet das DBFZ auch Dienstleistungen
für kleine und mittelständische Unternehmen,
wissenschaftliche und öffentliche Einrichtungen
an. Seine Experten beraten beispielsweise
Biogasfachgespräche. Durch die Mitarbeit
von Wissenschaftlern des DBFZ an Normen
und Richtlinien finden wissenschaftliche Erkenntnisse Eingang in die Praxis. Die Prüfung
und Zertifizierung von Anlagen zur Gewinnung und Nutzung von Biobrennstoffen soll
die fachgerechte Umsetzung neuer Verfahren
und Technologien in der Praxis sicherstellen.
Neben den Möglichkeiten, welche die Biomassenutzung bietet, um die Energieversorgung sicherzustellen und den Klimawandel
einzudämmen, sehen deutsche Unternehmen
darin auch wirtschaftliche Chancen. Gerade
was die Felder Innovation und Optimierung
anbelangt, so sind hier Entwicklungspotentiale
auch für kleine und mittelständische Unternehmen vorhanden. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum in Leipzig ist für sie ein kompetenter Ansprechpartner für verschiedenste
Fragen, seien sie technischer, ökonomischer
oder ökologischer Art. Nur durch die Kombination mehrerer Perspektiven kann Nachhaltigkeit erreicht und gesichert werden.
Weitere Informationen
www.dbfz.de
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
Alumni weltweit
Von Leipzig nach
Fuzhou
Fangran Gao, Studentin an der Universität
Leipzig von 2002 bis 2008 im Fachbereich
Deutsch als Fremdsprache
Die Zeit vergeht. Es ist schon ein halbes Jahr,
seit ich wieder in meiner Heimat Fuzhou, in
China, bin.
Man freut sich eigentlich, wenn man nach
einer langen Zeit, in der man allein herumgetrieben ist, endlich wieder mit der Familie
zusammen sein kann. Aber mir scheint, das
Gefühl ist schwer zu definieren, das ich hatte,
als ich Deutschland verließ.
Im Jahr 2001 bin ich in Deutschland, in Leipzig, angekommen. Da fing meine sieben
Jahre lange „Auslandserfahrung“ an. Sieben
Jahre werden auch in der Bibel nicht selten
mit der Bedeutung „Aufbauen und Abhärtung“
verbunden. Die sieben Jahre in Leipzig sind
für mich doch einer der wichtigsten Lebensabschnitte.
Ich stelle meiner Familie, den Freunden und
anderen neugierigen Leuten die Stadt Leipzig
immer mit den Worten vor: Leipzig ist wie meine zweite Heimat! Es ist wahr. Ich habe hier
studiert. Durch das Studium habe ich nicht nur
sprachliches und fachliches Wissen erhalten,
sondern mir auch ein neues Weltbild konstruiert und meine Betrachtungs- bzw. Denkweise
entwickelt. Das letztere ist viel bedeutsamer
als das erste (aus meiner Sicht). Solchen Gewinn hätte ich nur sehr schwierig erlagen können, hätte ich den Lebens- und Kulturkreis, in
dem ich vom Geburt an immer gelebt habe,
nicht verlassen. Seit dem ersten Tag, an dem
meine Füße deutschen Boden berührten, befand ich mich in einer Art „Kulturverkehr“. Ich
erlebte sogar einen „Kulturschock“. Ich lernte
„die Fremden“ kennen und versuchte, die eigene Kultur aus der Sicht der „Fremden“ zu
betrachten. Ich verglich, verstand und ließ
mich verstehen.
Dies alles war nicht leicht, aber es hat sich
gelohnt. Im Rückblick auf diese sieben Jahre
muss ich mich selbst als glücklich einschätzen:
Im Studienkolleg Sachsen, an der Universität
und auch in der ganzen Stadt Leipzig habe
ich so viele nette Leute getroffen, die mir eine
freundliche und tolerante Atmosphäre geboten
haben. Und das siebenjährige Studium hat
auch die Art und Weise, wie ich mein Leben
führe, verändert. Dies hängt auch eng mit
dem Wertesystem oder dem Weltbild eines
Menschen zusammen. Die deutsche Gesellschaft ist allerdings ganz anderes als die chinesische, mit anderen Grundwerten, anderen
Einstellungen, ebenso mit anderen Bräuchen
und zwischenmenschlichen Kommunikations-
Fangran Gao in ihrer Heimatstadt Fuzhou, China.
weisen. Deswegen fragte ich mich auch, ob
ich mich nach meiner Rückkehr wieder in die
chinesische Gesellschaft würde integrieren
können.
Jetzt arbeite ich als Deutschlehrerin an der
Universität Fuzhou in meiner Heimatstadt, und
die „Wiederintegration“ scheint erfolgreich zu
sein.
Da ich selbst durch die interkulturellen Erfahrungen so viel Wertvolles geerntet habe, ist es
mir ein großer Wunsch, meinen Landsleuten
die „Fremden“ vorzustellen und ihr Interesse an der ausländischen Kultur zu wecken.
Demnach habe ich mich für diese Tätigkeit
als Deutschlehrerin beworben. Das Fremdspracheninstitut der Universität Fuzhou hat die
deutsche Abteilung im Jahr 2005 gegründet.
2006 schloss ich dort mein Unterrichtspraktikum ab. Hilfreich für die Gründung und die
Entwicklung der deutschen Abteilung ist die
Partnerschaft zwischen der Provinz Fujian und
dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz.
Die „Rheinland-Pfalz-Fujian-Akademie“ leistet
viel Unterstützung und organisiert auch den
Austausch von Studenten zwischen Hochschulen in Fujian und Rheinland-Pfalz. Dies ist auch
eine günstige Voraussetzung für meinen Unterricht, denn ich bin der Ansicht – wie übrigens
auch die gegenwärtig vorherrschende didaktische Richtung im Fach Deutsch als Fremdsprache –, dass die Lernenden nicht nur die
deutsche Sprache im Unterricht lernen, sondern auch möglichst viele Informationen über
die deutsche Gesellschaft und Kultur erhalten
sollten. Die Studenten kennen Deutschland aus
ihrem Kursbuch, von den Lehrern aus Deutschland und ebenfalls aus meinem Unterricht. So
können sie sich ein vielseitiges, buntes Bild
von dem Zielland bilden. Jedes Mal wenn
ich über Deutschland erzähle, bietet mir meine
Erfahrung an der Uni in Leipzig unendlich viel
Stoff. Und sie fehlt mir auch jedes Mal, diese
schöne Universitätsstadt.
Jetzt habe ich einen neuen Wunsch: irgendwann einmal wieder von Fuzhou zurück nach
Leipzig ...
21
Deutsch-KnobeLAI
Über Tiere und Menschen
Die Leipziger sind tierlieb. Das beweisen die mehr als 1,77 Millionen Besucher, die 2007 im
Zoo waren, die vielen Familien, die jedes Wochenende im Wildpark spazieren gehen, oder
die Pferdeliebhaber, die auf die Galopprennbahn kommen. Tiere gehören auch zum Alltag der
Leipziger, denn in der Stadt leben ca. 17.000 Hunde – die Katzen und kleineren Haustiere hat
noch niemand gezählt. Daher ist es keine Überraschung, dass Tierisches auch an der Universität
zu finden ist. Dabei denken wir jedoch nicht an die Tiere, die an der Veterinärwissenschaftlichen
Fakultät betreut werden, sondern an menschliche Verhaltensweisen, die man durch Vergleiche
mit Tieren beschreiben kann.
Ergänzen Sie in den Redewendungen die passenden Tiere im Singular oder Plural: der Bär, die
Biene, der Fisch, der Fuchs, der Hase, der Hund, die Kuh, der Löwe, die Made, die Maus,
das Murmeltier, der Pfau, das Pferd, das Schwein, das Wiesel
Mut, Stärke und Kraft. Diese Eigenschaften
verbindet man mit dem Löwen und
wünschte, man könnte sie zu seinen eigenen
Charakterzügen zählen. Als Sinnbild der
Tapferkeit ist der Löwe auch eins der
beliebtesten Wappentiere. Die Stadt Leipzig
brachte ihn schon im 14. Jahrhundert auf
ihrem Stadtsiegel an. Heute ist er überall
als Wachposten Leipziger Kultur in und um
Leipzig zu finden, so wie in diesem Bild, als
freistehende Skulptur in der Landschaft, die
alle Besucher Leipzigs willkommen heißt.
Jedes Jahr im Oktober kommen die neuen Studienanfänger an die Universität. Doch bevor sie
stolz wie ein ____________(1) an der Immatrikulationsfeier teilnehmen können, gibt es für sie
viel zu tun. Fleißig wie die ____________________(2) recherchieren sie im Internet und in
der entsprechenden Literatur, um den richtigen Studiengang zu finden. Einige der zukünftigen
Studenten kümmern sich flink wie ein_____________(3) auch schon um ein Zimmer im Studentenwohnheim oder in einer Wohngemeinschaft. Und wenn sie _______________(4) haben,
finden sie sogar ein Zimmer in Zentrumsnähe. Wer schlau ist wie ein ___________(5), meldet
dann .seinen Hauptwohnsitz in Leipzig an und bekommt dafür von der Stadt pro Semester
49,00 €.
Wenn das Studium beginnt, fühlen sich einige Studenten gleich wie ein _____________(6) im
Wasser. Sie finden schnell neue Freunde und haben Spaß am Studieren. Andere stehen wie die
_________(7) vorm neuen Tor und wissen nicht so richtig, was sie tun sollen. In den Seminaren
erleben die Professoren Studenten, die sich mutig wie ein ___________(8) an den Diskussionen
beteiligen, während andere wie die grauen ______________ (9) still in der Ecke sitzen.
Viele Studenten suchen sich auch einen Nebenjob, denn nur wenige bekommen von ihren Eltern
so viel Geld, dass sie wie eine ___________(10) im Speck leben können.
In der Prüfungszeit arbeiten sie wie ein __________(11) in der Bibliothek und am Abend
haben sie einen ___________hunger(12) und sind __________müde(13). Wenn dann endlich die vorlesungsfreie Zeit beginnt, schlafen sie erst mal wie ein _________________(14).
Das neue Semester können sie ganz entspannt beginnen, denn jetzt wissen sie ja, wie der
__________(15) läuft.
In diesem Text finden Sie Redewendungen mit übertragener Bedeutung. Ordnen Sie nun die
Redewendungen der passenden Bedeutung zu.
(1) Schwein haben
(a) sehr gut leben, alles im Überfluss haben
(2) sich wie ein Fisch im Wasser fühlen
(b) Bescheid wissen
(3) wie die Kuh vorm neuen Tor stehen
(c) Glück haben
(4) wie eine Made im Speck leben
(d) sich wohl fühlen
(5) wissen, wie der Hase läuft
(e) überrascht sein, in einer neuen Situation
nicht reagieren können
Lösungen:
(1)Pfau – (2) Bienen – (3) Wiesel – (4) Schwein
– (5) Fuchs – (6) Fisch – (7) Kuh – (8) Löwe –
(9) Mäuse – (10) Made – (11) Pferd – (12)
Bärenhunger– (13) hundemüde – (14) Murmeltier – (15) Hase
Lösungen:
(c)
(d)
(e)
(a)
(b)
Dr. Irina Amelung und Dr. Anke Schmidt-Wächter
interDaF e. V. am Herder-Institut
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LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL 18. Ausgabe
LAIpziger Delikatessen
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Adresse (dienstlich): Straße, Nummer
Kartoffelpuffer alias Reibekuchen
(Rezept für 4 Personen)
Bei Kartoffelpuffern handelt es sich um eine
Speise, die zu nahezu einhundert Prozent
aus dem deutschen Grundnahrungsmittel
Nummer 1 – der Kartoffel – besteht. Die
Knollen werden unter Einsatz von Muskelkraft oder auch mittels eines elektrischen
Gerätes zu einer Masse verarbeitet, die anschließend in einer heißen Pfanne knusprig
gebraten wird...
Für die Kartoffelpuffer:
12 große Kartoffeln
1 mittelgroße Zwiebel
1 Ei
1-2 EL Mehl
½ TL Salz
Öl
Dazu:
Apfelmus
Zucker
Honig
Die Kartoffeln schälen und mit Hilfe einer Reibe oder einer elektrischen Küchenmaschine
fein reiben. Zu den geriebenen Kartoffeln eine
Zwiebel, ebenfalls geschält und fein gerieben,
zugeben. Alles gut vermischen und 1 Ei, 1 bis
2 EL Mehl und ½ TL Salz unterrühren.
PLZ/Ort/Land
Telefon
E-Mail
Informationen zu Ihrem Studium an der Universität Leipzig
In einer Pfanne etwas Öl (etwa 1 EL) erhitzen.
Mit einer Kelle etwas Kartoffelmasse in das
erhitzte Öl geben und in der Pfanne glattstreichen, so dass ein runder, flacher Kartoffelpuffer entsteht. Wenn sich der Kartoffelpuffer vom
Pfannenboden als Ganzes lösen lässt, den
Kartoffelpuffer mit einem Pfannenwender umdrehen und von der anderen Seite auch goldbraun braten. Weitere Pfannenkuchen braten,
bis die Kartoffelmasse aufgebraucht ist.
Kartoffelpuffer werden klassisch mit Apfelmus
und Zucker serviert, sind aber auch mit Honig
bestrichen ein Genuss.
Varianten
Das Gericht lässt sich als Gemüse-Reibekuchen sehr gut variieren. So können unter die
Kartoffelmasse zum Beispiel auch geriebene
Mohrrüben oder Zucchini gemischt werden.
Auch ein herzhafter Käse (z. B. Pecorino) kann
in die Kartoffelmasse gerieben werden. Solche herzhaften Reibekuchen lassen sich gut
mit Quark oder Frischkäse bestrichen genießen.
Viel Spaß beim Kochen und Guten Appetit
wünscht Ihnen Ihr LAI-Team.
Jahr der Immatrikulation
Jahr der Exmatrikulation
Eingeschrieben als
Fakultät
Studiengang
Akademischer Abschluss an der Universität Leipzig
Stipendium Ja/Nein – Wenn ‚ja‘, welches
Mit der Speicherung meiner Daten, deren Verwendung zur
Alumniarbeit und Weitergabe an den DAAD erkläre ich mich
einverstanden.
Ort, Datum
Unterschrift
Senden Sie das ausgefüllte Formular bitte an:
Akademisches Auslandsamt
der Universität Leipzig
LEIPZIG ALUMNI INTERNATIONAL
Goethestraße 6
04109 Leipzig, DEUTSCHLAND
Fax: +49-341-97 32 049
www.uni-leipzig.de/aaa/WegbegleiterAusl/index.htm
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LEIPZIG ALUMNI
INTERNATIONAL
Das weltweite Netzwerk ehemaliger Studierender der Universität Leipzig
www.zv.uni-leipzig.de/studium/alumni/lai.html
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