Bellville - University of Stellenbosch
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Bellville - University of Stellenbosch
University of Stellenbosch Business School, Belleville Erfahrungsbericht von Juli 2010 bis Dezember 2010 Es ist schwer die Fanszination und das Erlebte in ein paar Sätzen auszudrücken. Afrika kann einen sehr leicht in seinen Bann ziehen und man verliebt sich in dessen Vielfältigkeit. Das Semester in Südafrika war voll mit Erlebnissen, Eindrücken, Erfahrungen und Emotionen, die man nicht so schnell vergisst. Ein Teil meines Herzens hat dieses Land und seine Einwohner gewonnen und wird auch immer dort bleiben. Als erstes steht der bürokratische Akt an. Zu erwähnen ist der TOEFL-Test- den man nicht wirklich benötigt. Nach langem Verhandeln mit unserem „Sprachenzentrum“, insbesondere dem „Lektorat Englisch“, habe ich eine Bescheinigung erhalten, welche als Äquivalent zum TOEFL-Test dient und auch akzeptiert wird. Voraussetzung ist min. ein UniCert II Abschluss in Englisch. Um euch viel Arbeit zu ersparen wendet euch einfach direkt an den Geschäftsfüher. Wenn man die restlichen, vergleichsweise einfachen Auflagen und andministrativen Pflichten vor Reiseantritt gemeistert hat, überkommt einen das mulmige Gefühl, angereizt von der Presse, in den wohl gefährlichsten Teil der Welt zu tauchen. Vorurteile, die man definitiv nicht bestätigen kann. Angekommen an einem sehr mondänen Flughafen, wird man jedoch postwendend von den Vorurteilen eingeholt. Der Flughafen liegt inmitten eines der vielen Townships, welche wie ein Gürtel um Kapstadt liegen. Über die Autobahn durchquert man diese Viertel und realisiert, dass man jetzt in einer anderen Welt angekommen ist. Der negative Ersteindruck verfliegt jedoch mit dem Anblick des Tafelbergs, welcher seine Neuankömmlinge begrüßt, und der Skyline von Kapstadt. Am Freitag war ich noch in einem Seminar im provinziellen Brandenburg und heute am anderen Ende der Welt. Viel Zeit zum Akklimatisieren gab es für mich nicht, denn es war Finaltag der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und Kapstadt begrüßte mich mit einer geballten Ladung an afrikanischen Emotionen. Der Wortlaut „Waka Waka“ welcher nicht nur aus der Kehle Shakiras drängte, sondern auch aus denen der vielen Menschen in den Straßen ist seitdem für mich und den anderen Austauschstudenten zu einem geflügelten Wort geworden. Wortwörtlich heißt es „Auf geht’s“, für uns hatte es aber die Bedeutung „This is Africa!“. Begleitet von dem Dröhnen unzähliger Vuvuzelas war das mein Start in Afrika. Der Anfang in Kapstadt Da der Campus für Wirtschaft nicht allzu weit von Kapstadt entfernt ist, lohnt es sich auf jeden Fall auch in Kapstadt zu wohnen. Es gibt mehrere Varianten sich ein passendes Zuhause zu suchen. Am besten verständigt man sich schon im Voraus per Mail (die Adressen werden zugesandt) mit den anderen Austauschstudenten wer mit wem und wie zusammenwohnen möchte. Es ist ratsam die Wohnung oder das Haus erst vor Ort zu mieten. Im Juli ist in Südafrika Winter und der Wohnungsmarkt ist sehr entspannt. Zudem mietet man für eine längere Zeit, da kann man den Mietpreis sehr leicht verhandeln. Zu empfehlen sind die Stadtgebiete Green Point, Sea Point, Clifton und Camps Bay (der Reihe nach im Preis aufsteigend). Wenn man nicht unbedingt auf Studenten/ WG-Leben steht und ein Einzelzimmer sucht, kann man sich über das Portal „Gumtree“ vorab im Internet einen ersten Eindruck verschaffen. Jedoch auch hier empfiehlt es sich erst vor Ort zu entscheiden. Kapstadt ist voll mit Hotels und günstigen Backpackers, in denen man die ersten Nächte verbringen kann. Was man auf jeden Fall benötigt ist ein fahrbarer Untersatz. ÖPNV ist in Kapstadt kaum vorhanden und besteht hauptsächlich aus den sogenannten Minibussen. Diese sind manchmal recht abenteuerliche Gefährte, widerspiegeln jedoch das Gemüt Afrikas. Ratsam ist es jedoch den Minibus nur im Innenstadtbereich zu nutzen. Sobald es auf die Autobahn oder in entfernte Viertel geht, ist von einer Reise abzuraten. Auch beim Mietauto muss man handeln! Es herrschen dieselben Voraussetzungen wie bei der Unterkunft (Winter und Langzeitaufenthalt...). Wenn mehrere Autos beim selben Vermieter gebucht werden kann man noch mehr feilschen. Informationen wo man mieten kann, bekommt auch von den Betreuerinnen der Business School. Die Mietautos sind jedoch keine modernen Wagen, sondern meist ältere Modelle- ohne Klima! Studieren in Belleville Die Business School in Belleville erreicht man innerhalb von 25 Minuten über die Autobahn. Der Campus ist aus den 80er Jahren und hat einen gewissen Charme. Er ist sehr übersichtlich und die Gebäude voll klimatisiert- oft etwas zu kalt eingestellt, jedoch umso erfrischender wenn man an warmen Tagen aus dem nicht klimatisierten Mietauto steigt. Man muss sagen, dass die Universität Stellenbosch das Kernzentrum des Afrikaans (Mix aus englisch und niederländisch) ist und man recht oft mit der Sprache konfrontiert wird. Unterrichtssprache ist jedoch Englisch. Die Betreuerinnen des internationalen Büros sind sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Generell ist das ‚Klima‘ familiär und offen. Auch die Vollzeitstudenten haben uns herzlich empfangen. Sie sind es auch von denen man sich erste Tipps kann bezüglich Kapstadt und Südafrika holen kann. Zu empfehlen ist die in der Uni ansässige Cafeteria. Entgegen jeglicher gesammelter Erfahrungen in Massenabfertigungen an der heimischen Uni, kredenzt die Cafeteria sehr leckere Essen mit afrikanischem Touch. Das MBA Studium ist äußerst interaktiv und gespickt mit vielen Gruppenarbeiten. Ähnlich der Viadrina, herrscht auch hier ein überaus nahes Verhältnis mit den Lektoren und Professoren. Besonders zu empfehlen sind die ‚Electives‘ welche einen Bezug zum Land oder zum Kontinent beinhalten oder aber auch zu verwandten Märkten herstellen (Emerging Markets, Marketing in Africa, Business in Africa…). Ein eher leidiges Thema ist das Internet. In diesem Punkt merkt man wieder in Afrika zu sein. Wireless Internet ist auf dem ganzen Campus vorhanden, jedoch bei weitem nicht so schnell und gelegentlich auch mit Unterbrechungen. Mobiles Internet ist in Südafrika verfügbar (UMTS via Stick), allerdings sind die Datenpakete recht teuer. Alltag in Kapstadt Kapstadt ist eine sehr schöne Stadt und hat viel zu bieten. Den Flair der Stadt und die Mentalität der Menschen ziehen einen in seinen Bann. In Kapstadt hat man kaum das Gefühl in Hektik ausbrechen zu müssen. Die Menschen sind glücklich und lächeln viel. Der Mix der vielen Kulturen in diesem Land macht es so besonders. Als erstes sollte man am Flughafen seine deutschen Tugenden ablegen! Pünktlichkeit und Strebsamkeit sind sehr dehnbare Begriffe. Planerische Akribie ein Fremdwort. Ob es die Kassiererin im Supermarkt ist, der Handwerker oder die Menschen im Straßenverkehr. Regeltreue gibt es nur im minimalen Ausmaß, Laissez-Faire wird hier besonders ausgelebt. Und genau das macht es so lebenswert. Am Anfang meines Aufenthaltes war es noch recht frisch in Kapstadt, jedoch nicht mit den unsrigen Temperaturen zu vergleichen. Je näher man dem Dezember kommt umso wärmer wird es. Aber auch in den Monaten davor kann man so einige warme Tage genießen. Abwechslung ist ausreichend vorhanden: die Berge erklimmen, in der Stadt bummeln, durch die Waterfront flanieren, die Landschaft erkunden, surfen gehen oder an den Strand fahren. Llandudno ist der wohl schönste Strand in der Region um Kapstadt. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass der Atlantik sehr eisige Temperaturen mit sich führt. Badespaß fühlt sich anders an. Die Berge in und um Kapstadt laden zum Klettern ein. Oben angekommen hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und das Meer. Abends kann man hier den Sonnenuntergang erleben. Auf der anderen Seite besticht Südafrika durch seine Kontraste. Der Gegensatz zwischen arm und reich wird einem besonders in Kapstadt bewusst. Wirkt Kapstadt wie eine typische europäische Metropole zeigt das tägliche Leben jedoch, dass man sich in Afrika befindet. Nicht nur die Fahrt zum Flughafen, sondern auch in der City stößt man immer wieder auf Situationen welche einem diesen Fakt bewusst machen. Die Kriminalität ist bei weitem nicht so drastisch, wie es immer beschrieben wird. Die Innenstadt und auch die Stadtgebiete am Atlantik wirken sicher. Vorsicht ist jedoch immer geboten, wie in jeder großen Metropole. Meiden sollte man jedoch die Townships, speziell bei Nacht. Eine Besonderheit ist das Mzoli- ein Fleischer im Herzen Gugulethus, einem Township mit über 340.000 Einwohnern. Dort findet jeden Samstag und Sonntag eine große Party statt bei der viele Menschen verschiedenster Kultur und Abstammung gemeinsam auf der Straße feiern und essen. Des Weiteren gibt es viel Projekte denen man sich anschließen kann, welche soziale Arbeit in den Townships leisten. Zu empfehlen, wenn man auch mal die ‚Andere Seite‘ kennenlernen möchte. Reisen im südlichen Afrika Es gibt sehr sehr viel in Südafrika und dem südl. Afrika zu sehen. Die anderen Großstädte in Südafrika sind nicht besonders attraktiv und meistens sehr dreckig (teilweise leider auch gefährlich). Kapstadt ist da eine absolute Ausnahme. In Soweto (Nähe Johannesburg) sollte man trotzdessen sehen und an einer Fahrradtour teilnehmen, welche einem die Geschichte Südafrikas, insbesondere den Weg aus der Apartheid, näher bringt. Ein ‚all time favourite‘ ist die Garden Route. Schöne Landschaft, höchster Bungeesprung der Welt (je nach Definition), Haitauchen, makellose Strände (besonders zum Surfen) und überschaubare Städtchen. Eine Besonderheit ist eine Reise durch Lesotho. Auf dem Rücken eines Pferdes kann man das Land im Herzen Südafrikas erkunden. Es ist ratsam die meisten Reisen am Anfang bzw. vor den Sommermonaten zu machen, da ab Dezember die Touristen kommen. Dann wird es überall voll und die Preise steigen wie von Geisterhand ;). Hinzu kommen Reisen nach Namibia, zu den Victoria Fällen, Mozambique, Okavango Delta...es gibt unglaublich viele Möglichkeiten!!! Als wohl wichitgster Reiseführer ist der ‚Lonely Planet‘ zu benennen. Er ist für uns zur Stammlektüre auf jeder Reise geworden. Kosten Die Kosten haben uns alle überrascht und variieren natürlich zudem stark mit dem Wechselkurs. Die Automiete kostet im Schnitt 250-300 Euro (Monat), eine Unterkunft ab 300 Euro (p.P./Monat), Benzin und Internet ca. 120 Euro im Monat. Wenn man in den Supermarkt geht ist man erst einmal erstaunt. Es ist im Schnitt etwas teurer als in Deutschland- vom Apfel bis zur Zahnpasta. Im Kontrast dazu sind die Restaurants deutlich günstiger als bei uns (auch die Clubs!). Es macht im Endeffekt keinen großen Unterschied selbst zu kochen oder in ein Restaurant zu gehen. Wenn man zudem noch viel reisen möchte sollte ein Budget von ca. 1200 EUR pro Monat mindestens vorhanden sein. Es empfiehlt sich beim DAAD einen Reisekostenzuschuss und ein Stipendium für das Auslandssemester zu beantragen. Na dann…, viel Spaß Adressen: Mietwagen in Kapstadt: rent a cheapie; rent a vw Wohnungs- Häusermarkt: Gumtree