Nichts ist absolut - Fachzeitschriften Religion und Theologie

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Nichts ist absolut - Fachzeitschriften Religion und Theologie
PTh 2012/2 118 / 6.6.2012 – Umbruch
Literatur / Medien / Kultur
Nichts ist absolut
Janne Tellers Jugendroman verstört den
Glauben an die Bedeutung
Maike Schult
Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig
ist. Aus dem Dänischen von Sigrid C. Engeler. Roman, Carl Hanser Verlag / München
2010, 140 S.
Viel zu besitzen, heißt noch nicht zu wissen, was zählt. In Tæring, einem vornehmen Nest in der dänischen Provinz, beginnen Jugendliche, die vieles haben und
denen Entscheidendes fehlt, mit einer eigenartigen Sammlung. Sie häufen Dinge
an, die etwas bedeuten, um ihren Mitschüler Pierre Anthon davon zu überzeugen,
dass er mit seiner nihilistischen Einstellung im Unrecht ist.
Pierre Anthon glaubt nämlich, dass nichts
irgendetwas bedeutet und es sich darum
nicht lohne, irgendetwas zu tun. Alles sei
egal, und weil dies so ist, könne man mit
dem Leben aufhören, ehe man angefangen
hat. Diese Botschaft verkündet er, seit der
erste Schultag nach den Sommerferien
wieder mit den gewohnten Phrasen ihres
Lehrers begonnen hat. Pierre Anthon packt
daraufhin seine Tasche, verlässt die Schule
und sitzt fortan im Pflaumenbaum, wo er
Früchte futtert und die Schüler mit Sätzen
bewirft: Alles ist egal […]. Denn alles
fängt nur an, um aufzuhören. In demselben
Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt
ihr an zu sterben. Und so ist es mit allem.
[…] Das Leben ist die Mühe überhaupt
nicht wert. (11)
Dem wollen die anderen Siebtklässler nicht
zustimmen. Zwar wissen sie, dass sich vieles im Leben um Äußerlichkeiten dreht,
und sie wissen auch, dass aus ihnen selbst
etwas werden soll, das nach etwas aussieht (15). Trotzdem wollen sie nicht in
der Als-ob-Welt leben, von der ihnen Pierre
Anthon erzählt (11). Sie wollen sich die
118
Lust am Leben und an der Zukunft (134)
nicht nehmen lassen und schleudern seinen Victoria-Pflaumen eigene Aussagen
entgegen, die ihnen in ihrem Kampf für
die Bedeutung (97) den Sieg bringen sollen. Doch an Pierre Anthon prallt alles ab,
und nichts kann ihn bewegen, von seinem
Baum wieder herunterzusteigen.
Darum wollen ihm seine Mitschüler den
Gegenbeweis liefern und Gegenstände zusammentragen zu einem Berg aus Bedeutung (30). Aber außer Fotos, einer alten
Puppe und einem Gesangbuch kommt zunächst nicht viel zusammen. Daher fordern
die Schüler, dass jeder etwas Bestimmtes
abgeben muss. Etwas, an dem das Herz
hängt: Marie-Ursula ihre Zöpfe, Frederik
die dänische Flagge, Hussein seinen Gebetsteppich und der fromme Kai eine
Skulptur von Jesus Christus. Was spielerisch beginnt, gerät zunehmend außer
Kontrolle. Wer etwas abgeliefert hat, darf
als Nächster fordern, und die Forderungen
werden immer abstruser. Jeder kennt den
wunden Punkt (31) des anderen, und jeder,
den der eigene Verlust schmerzte, verlangt
auch beim anderen nach Dingen, die weh
tun: Gerda soll ihren Hamster opfern, Sofie
ihre Unschuld und Jan-Johan den Zeigefinger seiner rechten Hand. Als die Sache
schließlich auffliegt und ein New Yorker
Museum unerwartet viel Geld für die inzwischen schauerlich stinkende Sammlung
bietet, müssen die Kinder noch einmal gemeinsam entscheiden, was ihnen der Berg
bedeutet, ob sie ihn für schnöden Mammon
(132) verkaufen oder nicht, und sie müssen erkennen, dass mit der Bedeutung
nicht zu spaßen ist: Wir weinten, weil wir
etwas verloren hatten und etwas anderes
bekommen hatten. Weil beides wehtat, verlieren und bekommen. Und weil wir wussten, was wir verloren hatten, während wir
das, was wir bekommen hatten, noch nicht
benennen konnten. (137)
Janne Tellers Roman wirft Fragen auf und
hält sich mit Antworten zurück. Das macht
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ihn trotz seiner didaktischen Anlage zu einem interessanten Stück Literatur und vielen Erwachsenen suspekt. Seit seinem Erscheinen (dänisch: 2000, deutsch: 2010)
polarisiert der schmale Band, der in Dänemark und Frankreich als Schullektüre verboten war und später mit Preisen ausgezeichnet wurde. Inzwischen ist er in
dreizehn Sprachen übersetzt und erzählt
aus der Sicht der damals vierzehnjährigen
Agnes lakonisch die Grausamkeiten nach,
die sich vor Jahren in ihrem Heimatort zugetragen haben und mit deren Folgen sie
nun leben muss. Im Dreischritt aus Positiv,
Komparativ und Superlativ schreitet das
Buch die Konventionen einer Gesellschaft
ab, in der sich alles aufstufen soll zu Gut.
Besser. Am besten. (18) und die Stimme
des Zweifels kein Gehör findet, weil es nur
entweder-oder gibt und aus dem kleinsten
Bedenken schnell ein winziges bisschen
wird. Weniger. Nichts. (117)
Eben das Nichts hält ihnen der philosophische Pflaumenwerfer Pierre Anthon entgegen. Unbestechlich ironisiert er das
menschliche Treiben unter der Sonne, ein
Diogenes im Pflaumenbaum, ein zeichenhandelnder Prophet und Prediger, der die
Eitelkeiten des Lebens entlarvt als ein
flüchtiges Haschen nach Wind und ihnen
nichts entgegensetzt als den ewigen Kreislauf des Lebens (92). Seine Sätze nisten
sich ein in den Köpfen der anderen und
unterwandern ihr geradezu fanatisches
Verlangen nach Bedeutung. Doch während
sie noch glauben, den Sinn des Ganzen gefunden zu haben (119), ahnen sie schon:
Ihre Opfer waren vergeblich, und nichts
wird bleiben als Asche und Staub. Am Ende
steht die Erkenntnis: Bedeutung ist relativ
(116). Dieser Einsicht würden sich die Jugendlichen gern entledigen, doch der
Zweifel lässt sich nicht erschlagen. Er
bricht auch nach Jahren wieder auf und
quält als bohrende Frage: Nicht wahr,
Pierre Anthon? Nicht wahr? (140)
Wie sich mit Zweifeln leben lässt, ohne
dass nichts als Leere daraus wird (117), ist
eine echte Frage, auf die der Roman keine
Antwort gibt. Er fordert aber diejenigen,
die sich durch ihn provoziert fühlen mögen – Eltern, Schule, Politik und Religion(en) – zum Nachdenken heraus, wie sie
andere in der Deutung des Lebens so begleiten können, dass es relativ bedeutungsvoll und der Mühen wert erscheint.
Erkundungen im Netz
Kristin Merle
Thomas Zeilinger: netz. macht. kirche. Möglichkeiten institutioneller Kommunikation
des Glaubens im Internet (Studien zur
Christlichen Publizistik 20), Christliche Publizistik Verlag, Erlangen 2011, 371 S.
Mit der Habilitationsschrift von Thomas
Zeilinger ist nun wieder ein umfassenderer
(Feld-) Forschungsbeitrag aus evangelischer Sicht zum Thema ‚Internet und Kirche‘ erschienen. Das ist gut so, denn systematische Zugriffe sind hier in den
letzten Jahren, gemessen an den gewaltigen Entwicklungsdynamiken des Interconnected Networks und seiner Allgegenwart
als unterschiedlichste kulturelle Praktiken,
selten unternommen worden (vgl. mit
ähnlichem kirchentheoretischen Interesse:
Bernd-Michael Haese, Hinter den Spiegeln
– Kirche im virtuellen Zeitalter des Internet [PTHe 81], Stuttgart 2006).
Die Studie Zeilingers ist im Zusammenhang
der wissenschaftlichen Begleitung (2002–
2005) des Projektes „Vernetzte Kirche“ der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
entstanden und fragt nach „den Bedingungen, Möglichkeiten und Aufgaben kirchlicher Kommunikation im Netz“ (16). Ein
erster Teil widmet sich also den Bedingun119
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gen institutioneller Kommunikation im
Netz (Mediennutzung; Nutzungsbedingungen; kommunikative Umstellungen u. a.) –
und rekurriert u.a. noch einmal auf Zeilingers Entwurf einer „Theologie der Mächte
und Gewalten“ (90ff.; vgl. Thomas Zeilinger, Zwischen-Räume. Theologie der Mächte und Gewalten [Forum Systematik 2],
Stuttgart u.a. 1999) zur Beschreibung der
medialen Dynamiken und der bleibenden
theologischen Reflexionsaufgabe. Ein zweiter Teil nimmt die Erfahrungen des Projektes „Vernetzte Kirche“ stärker in den Blick
und zeigt hier (recht praxisorientiert)
Möglichkeiten wie Grenzen der „kirchlichen Kommunikation des Glaubens im
Netz“ (103ff.) auf.
Der Kommunikationsbegriff wird für das
weitere Vorgehen komplementär aufgegliedert, indem er informationstheoretisch,
systemtheoretisch und handlungstheoretisch gefasst wird, um mit Beobachtungen
und Erfahrungen des bayerischen Projektes
ins Gespräch gebracht zu werden. Ein dritter Teil schließlich liefert – und hier vermutet die Leserin das Herzstück der Studie
– „in potenzialorientierter Perspektive“
(21) Reflexionen und Impulse mit Blick
auf eine ethische Bildungsaufgabe von
Kirche im Netz. Eine auf Freiheit und Verantwortung gerichtete, integrative Ethik
ist das Ziel: „Ein [...] die Möglichkeiten
des Netzes allererst erkundender Zugang
der Institution Kirche nimmt ihre eigene
eschatologische Orientierung ernst [...]:
Die Institution Kirche hat für die Ethik des
Netzes die Antworten nicht einfach schon
als vorzugebende parat, sondern muss diese erst in der Entwicklung des Netzes (mit)
erkunden.“ (269)
Neben Hans G. Ulrich und Philippe Patra
dient Rafael Capurro als stetiger Bezugspunkt der Auseinandersetzung: Capurros
Bild der ‚Vernetzung als Lebenskunst‘ wird
medienethisch als „gemeinsame Suche nach
dem [...], was auf uns zukommt“ (276) interpretiert, als mediale Kompetenz, die zu120
gleich als soziale Kompetenz wahrgenommen wird. Das Bild des Netzwerkes ist es
dann auch, das metaphorisch den Begriffen Konziliarität und communio Ausdruck
verleihen soll. Kirche in ihrer Gestalt wie
ihrer Gestaltung sieht sich so in einen Verweisungszusammenhang eingestellt, der
Pluralität und Individualität, Einheit und
Vielfalt, entscheidungsfähige Struktur und
Partizipation zusammendenken lässt. (324)
Zeilinger plädiert für ein „explorativ-erkundendes Einmischen auf dem Weg der
Anschauung“ (325), Verkünden ist dem
Verstehen nachgeordnet. Fünf Schwerpunkte lassen sich aus theologischer Sicht
zur ethischen Bildung im Netz festmachen,
die mit folgenden Stichworten bezeichnet
werden können: christlicher Realitätssinn,
Navigationskunst, Inklusion, Perspektivwechsel und Medien-Askese. (310)
Wohltuend an der vorliegenden Studie ist
die Haltung des Autors: Es werden Themen
wie Entschleunigung, face-to-face-Interaktion und Zeiten der Internetabsenz behandelt, dies allerdings in einem komplementären Denken. Insofern geht es um
eine Vernetzung von online- und offlineWelten und den medienbewussten Umgang
in den verschiedenen Handlungszusammenhängen. In jedem Fall zentral für die
weitere theologische Theoriebildung in
diesem Feld ist der Verweis auf die Transformation des Kommunikationsmodus: Teilhabe und Dialogizität im ‚neuen Netz‘ weisen vom passiven Mediennutzer weg hin
zur Eigenverantwortlichkeit der Nutzer
und Nutzerinnen. Das Marktplatzmodell
löst das Sender-Empfänger-Modell ab. Was
dies konkret für kirchliches Handeln bedeutet, wird sich in der Zukunft erst noch
erweisen. Die Studie gibt eine vorläufige
Antwort: Kirche hat die Funktion einer
Kundschafterin und Zeugin vor aller Wächterfunktion. (267ff.)
Zeilingers Studie ist multiperspektivisch
angelegt, es finden sich vielfältige positionelle Bezüge im Buch, die Interesse auf
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mehr wecken. Mehr erfahren hätte die Leserin auch gerne über die konkret empirische Ausgestaltung dessen, was Zeilinger
„teilnehmende Beobachtung“ im Zusammenhang des Projektes „Vernetzte Kirche“
nennt. Ausgesprochen schade ist, dass
neuere Entwicklungen in den Social Media,
sozial- und medienwissenschaftliche Analysen und Reflexionen der letzten Zeit
offensichtlich nicht mehr eingehend berücksichtigt werden konnten. Das Schlusskapitel versucht, die Lücke zu schließen.
Insgesamt führt netz. macht. kirche jedoch
vielfältig in den Problemzusammenhang
der Chancen und Möglichkeiten kirchlichen Handelns in den unterschiedlichen
Ausgestaltungen des WWW ein – ein anschaulicher Erkundungsgang im Netz.
Mit Paul und Paula zur
Soziologie
Gerald Kretzschmar
Armin Nassehi: Soziologie. Zehn einführende Vorlesungen, Vs Verlag, Wiesbaden 2008,
207 S.
„Es ist mittags – Zeit für die Mittagspause,
Zeit um einige Besorgungen zu machen.
Da treffen sich Herr A und Frau B auf der
Straße. Herr A ist aufgeregt. Er hatte immer gehofft, Frau B zu treffen, und nun,
da es geschehen ist, ist er ebenso froh wie
aufgeregt.“ Wie es wohl weitergeht mit
Herrn A und Frau B? Wer das wissen möchte, wird die Fortsetzung nicht in einer
Erzählung oder einem Roman nachlesen
können, sondern in Armin Nassehis Einführung in die Soziologie. Die Geschichte
von Herrn A und Frau B – später lernt man
sie kennen als Paul und Paula, beide tätig
im Bankgewerbe – ist der Illustrationsfun-
dus, mittels dessen Nassehi die Leserinnen
und Leser in das Feld der Soziologie einführt. Nicht nur die originelle und pfiffige
Idee einer kapitelweise fortgeführten
Rahmenerzählung, sondern eine klare,
verständliche und angenehm zu lesende
Sprache überhaupt bieten neben Studierenden der Soziologie auch fachfremden
Leserinnen und Lesern fundierte Einblicke
in zentrale Begriffe und Theoreme des
Faches.
Diese Chance sollten Theologinnen und
Theologen nutzen, seien sie in der Wissenschaft oder in der kirchlichen Praxis tätig.
Schließlich beschreibt und reflektiert die
Soziologie mit den Struktur-, Funktionsund Entwicklungszusammenhängen moderner Gesellschaften genau die sozialen
und kulturellen Hintergründe, auf denen
sich theologisch-kirchliches Denken und
Handeln in der Gegenwart ereignet. Als
allgemeinste Sozialwissenschaft „interessiert sie sich dafür, wer was warum und
wie sagt und tut – und sie fragt nach den
Bedingungen für diese Möglichkeiten. Insofern ist sie ein legitimer Spross der Aufklärung.“ (24)
Bemerkenswert für theologisch gebildete
Leserinnen und Leser ist in diesem Zusammenhang Nassehis Feststellung, wonach
die Soziologie eine „außerordentlich protestantische Disziplin“ sei (133). Schließlich verlange sie vom Handelnden Bekenntnisse, Gründe, nachvollziehbare Motive für
seine Taten. Einen solchen forschungsgeschichtlichen Brückenschlag von der Soziologie zur evangelischen Theologie findet
man unter den gemeinhin eher religionsund kirchenkritisch eingestellten Sozialwissenschaftlern der Gegenwart selten bis nie.
Aber es stimmt: Protestantismus, protestantische Theologie wie auch die Soziologie
forcieren im Sinne umfassender und tiefgehender Bewusstseinsbildung solide Aufklärung über die Bedingungen menschlicher Existenz in der Moderne. Das verbindet evangelische Theologie und Soziolo121
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gie in vielerlei Hinsicht und verspricht einen gewinnbringenden Dialog für beide
Seiten.
Armin Nassehis Beitrag zu diesem Dialog
sind soziologische Informationen zu den
Themen Handlung, Kommunikation, Praxis
(29–48), Lebenswelt, Sinn, soziale Rolle,
Habitus (49–64), Interaktion, Netzwerk
(65–80), Organisation (81–98), Gesellschaft (99–122), Individuum, Individualität, Individualisierung (123–142), Kultur
(143–160), Soziale Ungleichheit, Macht,
Herrschaft (161–178) und Wissen, Wissenschaft (179–192).
Wer in Theologie und Kirche Nassehis Buch
zur Hand genommen hat, blickt am Ende
der Lektüre nicht nur auf geistreiche Unterhaltung und solide soziologische Information zurück. Er oder sie hat darüber hinaus anregende, zukunftsweisende und
perspektivenreiche Impulse erhalten, wie
zum Beispiel die aktuellen weitreichenden
Maßnahmen kirchlicher Strukturreform und
Organisationsentwicklung zu beurteilen
sind. Insbesondere die Kapitel über Organisation, Gesellschaft und Individuum, Individualität, Individualisierung sind sowohl für analytisch tätige Praktische
Theologinnen und Theologen als auch für
diejenigen, die kirchliche Organisationsentwicklung betreiben, in hohem Maße
instruktiv. Gerade im Dialog mit theologischen dogmatisch-normativen Argumentationsmustern ist es wichtig, sich bewusst
zu machen, wie moderne Gesellschaften
konstituiert sind, wo die Chancen und
Grenzen des Handelns moderner Organisationen wie zum Beispiel der Kirche liegen
und wie und wo in dem Gefüge von Gesellschaft und Organisation(en) das Individuum zu verorten ist. Erst die Kenntnis solcher soziologischer Hintergründe erlaubt
es, dem Auftrag der Kirche so Gestalt zu
verleihen, dass die moderngesellschaftlichen Lebensbedingungen der Gegenwart
wahr- und ernstgenommen werden.
122
Kirche und Männer auf
Augenhöhe
Volker Linhard
Reiner Knieling: Männer und Kirche – Konflikte, Missverständnisse, Annäherungen.
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010,
192 S.
Langsam, aber stetig wächst die wissenschaftliche Literatur zu Männerarbeit und
Männerbildung. So erschienen 2006 die
Dissertation von T. Bürger „MännerRäume"
bilden“ und der Sammelband zur kritischen
Männerforschung „Mannsbilder“, beide im
LITVerlag Berlin. Einen weiteren Beitrag
dazu liefert Reiner Knieling, Privatdozent
an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/
Bethel. Mit „Männer und Kirche“ legt er
einen gut lesbaren und verständlichen
Überblick über wichtige „Baustellen“ der
Männerforschung vor.
Er ordnet seine 13 Kapitel in zwei großen
Themenkreisen: „Männerwelten und Kirchenwelten“, sowie „Kirche und Theologie
– männerspezifisch buchstabiert“.
Im ersten Teil referiert und reflektiert er
sachkundig die Ergebnisse der neuesten
Männerstudien. Die qualitative Erhebung
„Was Männern Sinn gibt“ mit Interviews
„kirchenferner“ Männer (2005), die quantitative Wiederholungsstudie „Männer in
Bewegung“ (2008) und die neueste SinusStudie (2009) kommen ausführlich zu
Wort. Er erfüllt hier einen wichtigen Auftrag praktischer Theologie, wenn es um
die Erkundung der Erfahrungswelt heutiger
Männer, deren Lebenssituation und Selbstwahrnehmung geht. Von hier aus lassen
sich gut Schneisen in die gemeindepädagogische Arbeit mit Männern schlagen.
Der Autor erläutert seine Grundthese, dass
„männerdominant nicht gleich männerspezifisch“ ist, zeigt dies an soziologischen Konzepten („Hegemoniale Männlichkeit“ nach R. Connell und „Männlicher
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Habitus“ nach P. Bourdieu), benennt auch
den Preis und den Gewinn durch einen Paradigmenwechsel in kirchlicher und theologischer Arbeit hin zu einer männlichen
Sichtweise als partikulare unter anderen.
Gerade diese soziologischen Aspekte hätten etwas mehr Raum verdient. Ebenso
handelt er die neueren konstruktivistischen Überlegungen unter dem Stichwort
„Natur versus Kultur“ sehr knapp ab. Der
Gedanke, dass Männer selbst die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung haben – als Überwindung der Alternativen
biologische Determinierung oder kulturelle
Formung – wird kurz angedeutet.
Im Anschluss an P. Tillich und P. Watzlawick entwickelt Knieling das Konzept der
„symmetrischen Korrelation“ und formuliert prägnant: „Mein Wunsch ist, dass das
Bild einer Kirche wächst, die sich ‚auf Augenhöhe‘ einmischt, die zuhört und
spricht, die lernt und lehrt, die Positionen
hat und beweglich ist.“ (S. 71)
Im Hauptteil werden weitere Themen
„männerspezifisch buchstabiert“. Der Autor entfaltet Gedanken zu einem differenzierendem Umgang mit Leistung und Erfolg, mahnt selbstkritisches Wahrnehmen
von Familie, Beziehungen und damit verbundenem Scheitern an und schließt mit
einem Beitrag zu den Aspekten Macht und
Einfluss – frei von jeglichem ideologischem Ballast. Bei den Überlegungen zur
Spiritualität geht es um die „offizielle und
nicht-offizielle Theologie“ von „Kirchenmännern“ und trinitarische Impulse für
eine männerorientierte Religiosität. Er
nimmt den Gedanken der „Schöpfungsspiritualität“ von Männern auf und plädiert
für eine stärkere Besinnung auf den ersten
Glaubensartikel. Dabei reicht es jedoch
nicht, Gottesdienste für Männer einfach
ins Freie zu verlegen, sondern es braucht
in der Theologie eine dogmatische Öffnung, damit auch hier Begegnung auf Augenhöhe zwischen kirchlichen Amtsträgern und Männern stattfinden kann.
Die Kapitel „Biblische Männergeschichten“
und „Männerarbeit“ sind eher in erzählendem – zuweilen etwas weitschweifigem –
Ton gehalten, eröffnen aber sicher interessante Anregungen für die Praxis. R.
Knieling zeigt auf, wie Männerarbeit in
den Gemeinden vor Ort die Grenzen unterschiedlicher Milieus aufweichen kann,
wenn Männer über ihre eigenen Themen
ins Gespräch kommen.
Als Abschluss bietet der Autor sehr gelungene Ausführungen zu „männerkompatiblen“ Gottesdiensten und entwirft mit
einem engagierten Plädoyer für eine stärkere Beachtung männerspezifischer Fragestellungen in wissenschaftlicher Theologie und synodalen Gremien seine Vision
für die Zukunft von Männern in der Kirche.
Durch das ganze Buch zieht sich wie ein
roter Faden das Anliegen von Reiner Knieling, kirchliche Männerarbeit, praktische
Theologie und die konkreten, vielfältigen
Befindlichkeiten moderner Männer miteinander ins Gespräch zu bringen.
Hinzu kommen ein ansprechendes Layout
mit hilfreichen Zusammenfassungen am
Ende jedes Kapitels, ein ausführliches
Literaturverzeichnis und weiterführende
Hinweise in den Fußnoten, um einzelne
Aspekte der Thematik zu vertiefen.
Krankheit – Deutungsversuche aus evangelischtheologischer Perspektive
Lydia Kossatz
Günter Thomas / Isolde Karle: Krankheitsdeutung in der postsäkularen Gesellschaft.
Theologische Ansätze im interdisziplinären
Gespräch, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart
2009, 618 S.
123
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„Es gibt keine Krankheiten, es gibt nur
Krankengeschichten“ – so Martin Ferel in
einem seiner Aufsätze1. Aus welch unterschiedlichen Perspektiven Krankheit bereits innerhalb der evangelischen Theologie wahrgenommen wird, dokumentiert
der von Günter Thomas und Isolde Karle
vorgelegte Sammelband. Er versteht sich
als ein Beitrag im Kontext der „postsäkularen Gesellschaft“ (Habermas). Vor diesem
Hintergrund wollen die Aufsätze den Diskurs zu dem Thema Religion und Krankheit
führen. Entstanden sind sie im Rahmen
dreier Forschungssymposien (2005/06),
die Bestandteil eines umfassenderen Forschungsprojektes waren. Der Band trägt
einem Desiderat Rechnung, da sich die
deutschsprachige evangelische Theologie
des 20. Jhdt.s lediglich peripher mit dem
Thema Krankheit/Heilung auseinandersetzt. Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Karl
Barth) nahm v. a. die Systematische Theologie Krankheit nicht als Herausforderung
für ihr Denken auf. Die Anordnung der Aufsätze orientiert sich klassisch an den einzelnen theologischen Teildisziplinen.
Aus der Fülle der Beiträge lohnt es v. a.
diejenigen herauszugreifen, die über konventionelle Denkmuster hinausgehen und
so für das theologische Denken neue Perspektiven eröffnen. Vor dem Hintergrund
dessen, dass sich die evangelische Theologie lange Zeit auf das verbalsprachliche
Wort konzentrierte, verdienen die Aufsätze, die den Aspekt der Leiblichkeit in ihr
Nachdenken explizit mit einbeziehen, Beachtung.
In der (systematisch-)theologischen Vernachlässigung des menschlichen Körpers
sieht Peter Wick einen der Gründe, warum
T
124
1
Martin Ferel: Die Verwandlung von Krankengeschichten in Lebensgeschichten und die Konstruktion von Biographien. Neue Möglichkeiten einer systemisch-konstruktivistisch orientierten Seelsorge bei
kranken und alten Menschen, in: Agnes Lanfermann /
Heinrich Pompey (Hg.): Auf der Suche nach dem Leben begegnet dir Gott, Mainz 2003, 76–86; Zitat 76.
auch der kranke Körper in der Theologie
wenig Berücksichtigung findet. In seinem
Beitrag [Zur Interdependenz von Körperdeutungen und Krankheitsdeutungen]
weist er nach, dass die Theologie des Paulus immer auch Körpertheologie ist – ein
Aspekt, der in der modernen Exegese häufig außer Acht gelassen wird. Wird hingegen mit dem Alten und Neuen Testament die Leiblichkeit wieder entdeckt, so
birgt dies die Chance, Theologien kritisch
zu durchdenken. Geistliches Heil ist dann
nicht länger von körperlicher Heilung zu
trennen, mehr noch: Der (kranke) Leib des
Menschen, der zum „Tempel des Geistes“
wird, beeinflusst die Gott-Menschbeziehung, so dass sich Körperlichkeit und
Pneumatologie wechselseitig bedingen.
Darauf, dass jede Krankheitsdeutung kulturell bedingt ist, weist Christoffer H.
Grundmann hin. Sein Beitrag [Krank! –
Wie? Woran? Warum? Zur theologischen
Deutung einer existentiellen Grunderfahrung im interkulturellen Horizont] beleuchtet die existentielle Grunderfahrung
des Krankseins aus interkultureller Perspektive. Körpererleben, Diagnose und
Therapie sind stets kulturell konditioniert.
Eine theologische Krankheitsdeutung muss
daher beim Primärerlebnis der Erfahrung
des Krankseins, bei der Anthropologie, ansetzen. Leider bleibt Grundmann dabei
stehen, den interdisziplinären Dialog der
Theologie – etwa mit der Kulturanthropologie – lediglich zu fordern anstatt ihn
selbst zu führen.
Ein Thema, das wissenschaftlich bislang
kaum ernsthaft diskutiert wurde, sich jedoch bis heute ungebrochener Popularität
erfreut, nimmt Thomas Staubli auf. Sein
Beitrag [Amulette. Altbewährte Therapeutica zwischen Theologie und Medizin], in
dem historische, religionswissenschaftliche und theologische Perspektiven zusammenspielen, beschäftigt sich mit der Funktion von Amuletten bei der Heilung von
Krankheiten. In seinem Entwurf einer
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„Amulettologie“ beschreibt der Alttestamentler Amulette als Zeichen, die menschliche Bedürfnisse an der Schnittstelle von
Frömmigkeit und (moderner) Medizin
signifizieren und die Funktion eines
„materialisierten Gebets“ übernehmen.
Anschlussfähig erweist sich der Beitrag
v.a. für eine i.w.S. semiotisch orientierte
Theologie, die Staublis Überlegungen um
einen rezeptionsästhetischen Aspekt ergänzen sowie hinsichtlich einer kontextbezogenen Deutung der Amulette weiterführen könnte.
Eine konventionell systematisch-theologische Herangehensweise bietet z. B. Günter
Thomas. Er ordnet Krankheit im Sinnhorizont heilsgeschichtlicher Bedeutung trinitätstheologisch ein und eröffnet damit
ethische Perspektiven.
Laurel C. Schneider hingegen erprobt in
seinem Aufsatz [Heilende Anthropologie.
Geschlecht, Gesundheit und Wissenschaft
in der systematischen Theologie] eine für
die Theologie ungewohnte Denkweise, die
ihn zu einer ambigen Krankheitsdeutung
führt. Die Seinszustände können nicht realiter als Idealzustände aufgefasst werden
(„Logik der Einheit“), sondern sie befinden sich im ständigen Veränderungszustand („Logik der Vielfalt“). Deshalb
wird Krankheit nicht als das Gegenteil von
Gesundheit, sondern auch „als ein Aspekt
derselben“ verstanden.
Insgesamt ist die Publikation im Hinblick
auf theologische Themen breit angelegt.
Sie nimmt ein in der Theologie eher marginales Thema in den Blick. Ihr Verdienst
liegt v.a. darin, die Vielzahl evangelischtheologischer Krankheitsdeutungen in einem Band zusammenzustellen.
Allerdings ist der Titel des Bandes irreführend, da dieser ein interdisziplinäres Gespräch suggeriert, das letztlich nicht geboten wird. Eigentlich geht es um
evangelisch-theologische Ansätze im intradisziplinären Gespräch, deren interdisziplinäre Bezüge meist nicht über Andeutun-
gen hinaus gehen und konventionellen
Denkmustern verhaftet bleiben. Auch wäre
es wünschenswert, die von Habermas geprägte Wendung der postsäkularen Gesellschaft in einem Beitrag aufzunehmen und
auf dessen Bedeutung für die vorliegende
Fragestellung hin zu diskutieren, anstatt
diese lediglich als Folie der Überlegungen
zu postulieren.
Dass sich die Praktische Theologie schon
länger mit dem Thema Krankheit auseinandersetzt, wird eingangs erwähnt. Deshalb
verwundert es, dass sich die praktischtheologischen Beiträge größtenteils auf
die christlich-kirchliche Praxis beziehen.
So könnte z. B. die Krankheitsdeutung der
systemischen Seelsorge die Theologie zu
neuen Sichtweisen anregen. Diese nimmt
spätmoderne Theorieansätze in ihr Denken
auf und vertritt eine i.w.S. konstruktivistische Interpretation.
So liegt der Fokus des Bandes eher auf einer systematisch-theologischen Orientierung, was sich auch quantitativ niederschlägt: Etwas über ein Drittel der
Beiträge sind der Systematischen Theologie zugeordnet. Wird Krankheit zumeist
als ontologisch verstandenes Übel gedeutet, zu dem sich der Mensch zu verhalten
hat, so wird dem theologisch bewanderten
Leser nur eine eindimensionale Perspektive und wenig Innovatives geboten. Es ist
evident, Krankheit im Kontext von Theodizee, Schöpfung und Sünde bzw. im Spannungsfeld von Klage und Hoffnung, Heil
und Heilung zu betrachten, oder Krankheitsdeutungen in der Christentumsgeschichte herauszuarbeiten.
Ungeachtet dieser Monita wird die Publikation all denen nützlich sein, die sich auf
einen Blick über evangelisch-theologische
Krankheitsdeutungen informieren möchten.
125
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Literatur / Medien / Kultur
Nachgefragt
Maike Westhelle
Wilfried Engemann / Frank M. Lütze (Hg.):
Grundfragen der Predigt. Ein Studienbuch,
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2.Auflage 2009, 432 S.
Schon im dritten Jahr nach seinem Erscheinen gibt es die „Grundfragen der Predigt“ in einer zweiten Auflage und die offensichtlich gute Nachfrage schlägt sich
auch in einem erhöhten Preis nieder. Eigentlich erfreulich, dass die Marktgesetze
auch bei theologischer Fachliteratur gelten. Die Studierenden nehmen das Kompendium offensichtlich eifrig an und dieser Erfolg spricht für das Studienbuch.
Engemann und Lütze setzen sich zum Ziel,
die „Verfügbarkeit geeigneter Texte“ (9)
zur Reflexion des Predigtprozesses zu
garantieren und gestalten darum ein Studienbuch, das zur Lektüre von Originaltexten anregen soll, statt bloße Kurzfassungen zu Rate zu ziehen. Trotz dieser
Programmatik im Vorwort stellen die Autoren den Texten jeweils eine Einleitung voran – bleibt zu hoffen, dass die ausführlicheren Hinweise, die gerade Lütze gibt,
nicht doch als suffizient angesehen werden und mancher auf die Lektüre des Textes verzichtet.
Die neun Kapitel des Buches bestehen
stets aus einer theoretischen Grundlegung
und der Überlegung zur Praxis, die jeweils
durch einen beispielhaften Text (in Ausnahmefällen auch zwei) repräsentiert und
zuvor durch einen der Herausgeber eingeordnet werden.
Die Auswahl und Anordnung der Texte orientiert sich an den „grundlegenden Elementen des Predigtprozesses“ (9) und beschäftigt sich darum mit Predigt als
theoretischer Herausforderung (I), der Bedeutung der Person (II), dem Verhältnis
von Text und Predigt (III), dem Hörer126
bezug (IV), Struktur und Gestalt der Predigt (V), der Predigt als Sprachereignis
(VI) und als Teil des Gottesdienstes (VII),
den Aspekten der Predigtanalyse (VIII)
und abschließende der Erarbeitung einer
Predigt (IX).
In den ersten vier Kapiteln begegnen
überwiegend klassische Texte aus der Zeit
nach dem ersten Weltkrieg (Haendler, Die
Bedeutung des Subjekts für die Predigt,
1949) bis hin zu Texten der 70er Jahre
(Josuttis, Der Prediger in der Predigt; Lange, s.u.); allerdings ist das Kapitel zu Text
und Predigt mit einem Beitrag von Engemann aus der linearen Vorstellung, mit der
in der früheren Homiletik Text und Predigt
aufeinander bezogen worden, herausgenommen: Die Predigt als Text kommt in den
Blick (111–137) und daran lässt sich erkennen, dass die Herausgeber sich den
Traditionen der Homiletik zwar verpflichtet fühlen, aber sehr wohl um deren Weiterführung wissen.
In der zweiten Hälfte des Buches werden
die Texte dann moderner, insbesondere
beim Blick auf die Praxis. Hier erläutert
u. a. Nicol, was er unter PredigtKunst versteht. Sein Aufsatz von 2000 geht auf ästhetische Überlegungen zur homiletischen
Praxis ein und ermuntert dazu, dass die
Predigt so gestaltet wird, dass die Hörenden mit hineingenommen werden und erfahren, um was es geht – induktiv nennt
Nicol dieses Predigtverständnis. Das passt
zu dem, was Lütze über die Handlungsdimension der Predigt (283–297) sagt. Der
für das Studienbuch verfasste Aufsatz von
2006 präsentiert Ergebnisse der Dissertation des Autors und schon deswegen lohnt
sich die Anschaffung des ganzen Buches!
Gelungen ist dieses Kapitel zum Sprachereignis Predigt insgesamt, denn die
neuen Erkenntnisse Lützes werden mit
homiletischen Grundlegungen (Otto, Predigt als Sprache, 1982) so verbunden, dass
sie sich gegenseitig erhellen. Die Bedeutung der Rhetorik als Ermöglichung bewe-
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Literatur / Medien / Kultur
gender, handelnder Predigt wird hier aus
zwei unterschiedlichen Perspektiven, mit
mehr als einer Generation Abstand, so erläutert, dass einmal mehr augenscheinlich
wird, wie wenig Form und Inhalt getrennt
werden können.
Das Studienbuch bietet insgesamt eine informative Auswahl von Texten; es wird sogar ein Blick auf die katholische Wahrnehmung von Struktur und Gestalt der Predigt
gewagt. Dass dabei mit den Texten von
Metz und Weinrich Stimmen aus dem Jahr
1973 erklingen, ist sicher dem GrundlagenCharakter der beiden Ausführungen zu Narration in der Predigt geschuldet. Dennoch
hätte man sich gerade bei dieser Horizonterweiterung gegenwärtige(re) Texte gewünscht.
Auch wenn Ernst Lange der Protagonist für
das Reden mit dem Hörer ist, verwundert
es doch etwas, das ein und derselbe Text
(Zur Theorie und Praxis der Predigtarbeit)
in verschiedenen Auszügen sowohl für die
theoretische wie auch die praktische Perspektive des Hörerbezugs herangezogen
wird. Vielleicht hätte man hier bspw. statt
der Doppelung und kontrastierend Gräbs
Überlegungen zur Predigt als religiöser
Selbstthematisierung darstellen können.
Insgesamt handelt es sich um ein lesenswertes Kompendium, dessen einleitende
Bemerkungen zu den Texten den Lesenden
entsprechende Recherchen ersparen. Das
erhöht die Praxistauglichkeit – und die
Nachfrage. 20 Jahre nach Erscheinen des
Homiletischen Lesebuchs von Beutel /
Drehsen / Müller ist hiermit eine neuere
Sammlung erhältlich, die der Predigtarbeit
sicher gute Dienste leistet.
Das Inhaltsverzeichnis mit den einzelnen
Aufsätzen findet sich unter
http://paperc.de/9525-grundfragen-derpredigt-9783374023752/pages/1.
Gemeinsam sind wir stark
Christian Stasch
Herbert Lindner / Roland Herpich: Kirche
am Ort und in der Region – Grundlagen,
Instrumente und Beispiele einer Kirchenkreisentwicklung, W.Kohlhammer, Stuttgart
2010, 288 S.
Das Ergebnis der fünfjährigen Zusammenarbeit eines Superintendenten und eines
externen Beraters liegt hier schriftlich vor.
Wer sich keine weitere Literatur zum Thema Regionalisierung zu Gemüte führen
möchte, wird vielleicht vom Titel abgeschreckt, sollte aber unbedingt noch den
Untertitel zur Kenntnis nehmen. Denn in
der materialreichen Studie von Herbert
Lindner und Roland Herpich geht es gerade nicht um eine neu zu bildende Region,
sondern um einen Kirchenkreis, konkret:
Berlin Wilmersdorf. Dem Autorenpaar war
es wichtig, von einer Regionenbildung unterhalb des Kirchenkreises abzusehen, da
die entstehenden Transferkosten zu hoch
seien (111). Vielmehr sollten die vorhandenen Strukturen genutzt und mit mehr
Leben gefüllt werden. Zu vermuten ist,
dass der Regionbegriff in den Titel des Buches gelangte, weil er in allen Landeskirchen vertraut ist, während bei „Kirchenkreis“ die Synonyme (Propstei, Dekanat)
mitgedacht werden müssen.
Die Verfasser sind der „Überzeugung, dass
starke Ortsgemeinden für die evangelische
Kirche unverzichtbar sind. Aber auf Dauer
wird es starke Gemeinden nur in starken
Regionen (sc. Kirchenkreisen) geben.“
(12f.) Im Theorieteil wird deutlich, dass
dies einen mittleren Weg darstellt. So
wird Kritik am Ansatz Isolde Karles geübt:
„Romantisierende Vorstellungen von Gemeinde als Gemeinschaft“ (35) werden ihr
attestiert. Kirche sei reicher und umfangreicher als die lokale Gemeinde. „Eine Engführung des Christseins auf den Gemeinde127
PTh 2012/2 128 / 6.6.2012 – Umbruch
Literatur / Medien / Kultur
bezug schneidet wesentliche Bereiche ab.“
(34) Doch auch das Gegenmodell wird kritisch gesehen: die Forderung von „Kirche
der Freiheit“, die Mittel für Ortsgemeinden
zugunsten von Netzwerk- und Profilgemeinden zurück zu fahren. Das große Potential, dass in der Reichweite der Ortsgemeinden liege, sei in Netzwerk- und
Profilgemeinden nur mit überproportionalen Investitionen und auch dann allenfalls
annähernd erreichbar (28).
Trotz der letztgenannten Abgrenzung gibt
es aber in zwei Bereichen eine große Nähe
der beiden Autoren zum EKD-Reformpapier: Zum einen teilen sie die Forderung,
dass Kirchenkreise verstärkt als handlungsfähige Subjekte fungieren müssen
(38), zum anderen begrüßen sie den Versuch, die kirchliche Organisationsgestalt
wahrzunehmen und behutsam zu nutzen.
Der Organisationsbegriff könne zwar nicht
als Wesensbeschreibung der Kirche, aber
doch zur Bewältigung gegenwärtiger Probleme dienen (36).
Das vorgestellte Modell der integrierten
Kirchenkreisentwicklung ist ein Übertragungsversuch der „Balanced Score Card“.
Sieben Systemkomponenten sollen stimmig und ausbalanciert zusammenwirken
(40): Arbeit mit überprüfbaren Zielen;
Ressourcen; Strukturen; Begleitung der
Mitarbeitenden; Kultur des Miteinanders;
Prozesse zur Verbesserung der Aufgabenerfüllung; Angebote für die Menschen und
die Stadt. Die deskriptive Konkretisierung
dieser sieben Faktoren bildet den Hauptteil des Buches.
Vorbedingung für eine kräftige Organisation ist eine klare Zielorientierung (55).
Die Autoren schließen sich dem „Normativen Management“ (St. Gallener Schule)
an und nennen drei Ebenen: die Vision,
die Mission (mission statement) und das
Leitbild. Die Vision ist hier die eines Pilgerweges, den Menschen in ihrem Leben
gehen (56). Die Mission (Sendung) der
evangelischen Kirche Wilmersdorf besteht
128
darin, Menschen auf diesem Pilgerweg zu
begleiten (57). Die Verdichtung schließlich, das Leitbild, benennt die Kirche als
greifbare Gestalt der evangelischen Christenheit und als missionarisch-diakonische
Kirche für die Stadt (59). Das Ziel allerdings, gegen den Trend wachsen zu wollen, wird ausdrücklich nicht verfolgt, da es
nur zu Resignation führe (60).
In diesen Formulierungen, entstanden in
kreativen, breit angelegten Prozessen,
wird bewusst volkskirchlich argumentiert.
Der Kirchenkreis Wilmersdorf versteht sich,
als „Kirche für das Volk“, d. h. auch für
Menschen anderer Konfessionen und Religionen sowie für Konfessionslose (60).
Um dem angesichts sinkender Finanzen
nachzukommen, gibt der Kirchenkreis einen Teil seiner Mittel nicht direkt an die
Gemeinden weiter, sondern benutzt ihn
zur bewussten Steuerung. Jeder Gemeinde
kommt neben fest umrissenen Grundaufgaben, die weniger umfangreich sind als
bislang, ein Kirchenkreisschwerpunkt zu.
Das Gemeindebild ändert sich: „Örtliche
Gemeinden sind Makler und Drehscheiben
für Anfragen und Angebote, die weit über
das hinausreichen, was sie selbst anbieten
können und wollen.“ (119)
Wie solch eine Schwerpunktsetzung aussehen kann, sei an zwei Beispielen gezeigt. Vier Kirchen wurden als Traukirchen
profiliert. Ein Arbeitskreis entwarf einen
Trau-Flyer, der auf Brautmessen und Standesämtern ausliegt und in dem diese Kirchen als „romantisch“ und „mittendrin“,
als „idyllisch“ und „stilvoll“ hervorgehoben werden. Die Gemeinden, die nicht in
diesen Flyer aufgenommen wurden, haben
ausdrücklich zugestimmt (199).
Arbeit mit Kindern gibt es zwar in jeder Gemeinde, doch in zwei dieser Gemeinden ist
dieser Arbeitsbereich ein mit Stellenzuschlägen ausgestatteter Kirchenkreisschwerpunkt. Kennzeichen sind hier u. a.
ein besonderer Arbeitsaufwand der Hauptamtlichen, Stärkung von Ehrenamtlichen,
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Literatur / Medien / Kultur
spezielle Räume und gute Öffentlichkeitsarbeit (240).
Einige Maßnahmen innerhalb der „sieben
Faktoren gelingender Arbeit“ sind lediglich angedacht z. B. die detaillierten Stundenverteilungen im Pfarrdienst oder die
vollständige Verknüpfung von Gebäudemanagement mit Gemeindezielen.
Überhaupt ist das Buch, so zeigt das auffallend selbstkritische Nachwort, offenbar
eher als Programmschrift denn als Bericht
völliger Umsetzung zu verstehen. Hier
scheint mehr gewollt zu sein als einlösbar
ist. So sehr es eine Erleichterung darstellt,
keine neuen Strukturen einzuziehen, so
sehr kann der systemische Ansatz doch
eine Überforderung bedeuten, nämlich
„sieben Bälle“(275) im Spiel zu haben.
Insgesamt erscheint das vorgestellte Modell v. a. im städtischen Kontext adaptierbar – und dies geschieht auch bereits. Es
wird sich in der Praxis erweisen müssen,
ob durch eine solch aufwändige Planung
gemeinsame Vorhaben gelingen und ein
Wir-Gefühl in Gemeinden wie im Kirchenkreis gestärkt wird oder ob, wie es Isolde
Karle oder Christian Möller den meisten
Reformprogrammen vorwerfen, durch Planbarkeitsglauben ein Aktionismus entsteht,
der die kirchlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter letztlich erschöpfen wird.
Die Debatte um den Nutzen von Leitbildern und Zielformulierungen in der Kirche
erhält durch die Studie in jedem Fall neue,
differenzierte Gesichtspunkte.
Psalmenklang
Kura: Psalms and Folk Songs
Harald Schroeter-Wittke
Markku Ounaskari / Samuli Mikonen / Per
Jørgensen, ECM 2010
Mit einem Raunen aus der Tiefe des Flügels
beginnt diese Debüt-CD des finnisch-norwegischen Jazz-Trios mit dem Trompeter
Per Jørgensen, dem Pianisten Samuli Mikkonen und dem Drummer Markku Ounaskari, dem Kopf des Trios. Die Musik führt in
ferne Welten, auch wenn diese europäisch
sind. Sie ver- und entführt in einen Bereich, in dem Natur und Gott, Mensch und
Religion, Christentum und Schamanismus
zusammenklingen. Schon das Cover mit
seiner Fotographie aus dem Jahre 1899/
1900 zeigt dies: Wogulische Männer rudern in zwei Booten und mit ritueller Kleidung bemäntelt über einen stillen See zu
einem Opferfest. Die Wogulen, die sich
selbst Mansen nennen, sind ein ugrisches
Volk nordöstlich des Ural, heute bestehend
aus ca. 10.000 Personen. Das Bild ist zeitlich nicht weit entfernt von Strawinskys
Frühlingsopfer (Le Sacre du Printemps),
welches 1913 in Paris uraufgeführt wurde.
Und die Musik von Kura entführt in eine
ähnliche Welt, wenn auch mit gänzlich anderen Mitteln.
Kura entstammt dem udmurtischen Dialekt und bedeutet Klang. Die Stücke dieser
CD basieren zum einen auf traditionellen
Liedern finnisch-ugrischer Völkern, die zumeist vom Aussterben bedroht sind. Die
Mansen begegnen auf dem Titelbild. Die
ca. 500.000 Udmurten sind mit drei Volksliedern vertreten. Sie leben westlich des
Uralgebirges zwischen den Flüssen Kama
und Wjatka im russischen Föderationskreis
Wolga. Erst 1870 wurden sie endgültig
christianisiert. Auf der CD erklingt auch
ein Volkslied der Wepsen, die nördlich von
Karelien in Nordwestrussland leben und
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Literatur / Medien / Kultur
gegenwärtig 13.000 Angehörige zählen.
Bis zum 11. Jh. waren sie eines der bedeutendsten finno-ugrischen Völker im Nordosten Europas und kontrollierten wichtige
Handelswege. Viele Wepsen sind in den
Kareliern aufgegangen, die ebenso mit einem Volkslied auf dieser CD vertreten sind.
Karelien hat eine wechselvolle Geschichte
zwischen den Großmächten Schweden und
Russland einerseits und als Teil der finnischen Kultur andererseits. Die finnische
Nationaldichtung Kalevala besteht weitgehend aus karelischen Geschichten, Mythen und Sagen. In Karelien kommt all das
zur Geltung, für das diese CD steht: Es gibt
dort orthodoxe (russisch-orthodoxe ebenso wie finnisch-orthodoxe) und lutherische Christen, und es gibt dort ein lebendiges Bewusstsein von den vorchristlichen
Traditionen, die weitgehend im Schamanismus wurzeln.
Neben diesen ethnischen Traditionen kommen fünf russisch-orthodoxe Psalmen zum
Klingen sowie sechs Eigenkompositionen
von Ounaskari / Mikkonen, die diesen nordischen Jazz in seinem typischen Kolorit
zeigen: The Gipsy’s Stone, Mountain of
Sorrow, dazu finnische Titel wie Aallot
(Wellen) oder Pikkumetsä (Kleiner Wald
bzw. Wäldchen). 2 Stücke mit dem Titel
„Introit / Changing Paths“ basieren auf
russischen Psalmen, ebenso das Eingangsstück Polychronion sowie ein weiteres
Stück mit dem Titel Introit. Es geht ums
Eintreten, darum, in eine Welt zu kommen,
die zu heilen vermag, jenseits profilierter
religiöser Festlegungen. Es geht darum, in
den Fluss einer Welt zu kommen, die an
die eigenen Wurzeln rührt, möglicherweise
sogar dorthin zurückführt. Es geht um
Religion als religare im Modus des Verschwindens, des Dahingleitens und Fließens, des Unterwegs-Seins und Vorübergehens, des Reisens und Wanderns ebenso
wie auch des Ankommens in diesen Prozess(ion)en. Jørgensens Gesangseinlagen,
die alle stimmlichen Register ziehen, vom
130
samischen Joiken über islamisch anmutende Klänge bis hin zu schamanischen Gesängen, nehmen mit auf eine Reise, die
be(un)ruhigt. Auch in seinem Trompetenspiel lässt Jørgensen ungeahnte Möglichkeiten der Tonerzeugung erklingen.
Ounaskaris Percussion ist – in guter schamanischer Tradition – wesentlich für die
Begleitung dieser Reise: sparsam, akzentuiert, klanglich hoch differenziert, bewusst
und bewusstseinserweiternd. Mikkonens
Klavierspiel schließlich ist von einer ungeheuren Souveränität und Aufmerksamkeit,
die Bewegung und Ewigkeit zugleich zu
Gehör bringen. Selten habe ich Ekstase so
leise gehört. Und selten habe ich mich im
Hegelschen Sinne so aufgehoben gefühlt
wie beim Hören dieser CD. Sie trägt einen
wie das mansische Boot auf dem Cover –
ein gelungenes Beispiel für die Begegnung
von christlichen mit naturreligiösen Traditionen – und dies nicht etwa im fernen
Afrika, sondern in europäischen bzw. eurasischen Kontexten. Dabei erinnert diese
Musik an untergehende Geschichte(n),
verbindet im Klang das, was politisch auseinandergerissen und beschädigt wurde
und ist so in mehrfacher Hinsicht eine Musik der Sehnsucht. „In der Stadt sind die
Menschen die Natur!“ – So hat die samische Sängerin Mari Boine aus Norwegen
auf ihren CDs mit anderen und gleichwohl
strukturell ähnlichen musikalischen Mitteln diese Begegnung auf den Begriff gebracht: Eine menschenfreundliche Musik,
die rundum gut tut und uns übersetzt.
Genau dies spiegelt sich schließlich auch
in dem zweiten Track dieser CD: Psalm CXXI
(Mironisitsky). Es handelt sich dabei nach
orthodoxer Zählung um Ps 120, der für die
russisch-orthodoxe Liturgie wesentlich ist.
Das finnisch-norwegische Trio (er)zählt
diesen Psalm in lutherischer Tradition und
bringt so eines der wichtigsten biblischen
Wallfahrtslieder in der Begegnung mit völlig fremden Kulturen zum Klingen: Ich hebe meine Augen auf zu Bergen. Woher
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Literatur / Medien / Kultur
kommt mir Hilfe? Dieser Psalm ist der Doppelpunkt, der am Anfang der gesamten CD
steht. Mit solcher Segens-Verheißung lassen sich auch ungewöhnliche Wege gehen,
musikalisch wie theologisch; Wege, die die
neu aufkommende Profilierungssucht von
Religionen und Kulturen verlassen zugunsten einer Begegnung, die trägt, aber auch
Fragen offen lässt: Introit / Changing Paths
– das könnte auch für evangelische Profilierungsanstrengungen ein kluges Motto sein.
Schwerpunktthema des nächsten Heftes:
Menschen mit Behinderung –
Subjekte (auch) in Kirche und Theologie?
Das nächste Heft (Heft 3/2012) erscheint im August 2012.
Autorinnen und Autoren dieses Heftes
Dr. Volker Dettmar
Eibenweg 27
61440 Oberursel
vdettmar@aol.com
Prof. Dr. Wilfried Härle (em.)
Ernst-Kirchner-Straße 36
73760 Ostfildern
Wilfried.Haerle@wts.uni-heidelberg.de
Prof. Dr. Kristian Fechtner
Seminar für Praktische Theologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Saarstraße 21
55099 Mainz
fechtner@uni-mainz.de
Apl. Prof. Dr. Bernd-Michael Haese
Nordelbisches Kirchenamt
Dezernat E
Dänische Straße 21/35
24103 Kiel
bmhaese@email.uni-kiel.de
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