INNOVATIVE 20neu.indd - Frauenwerk der Nordkirche

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INNOVATIVE 20neu.indd - Frauenwerk der Nordkirche
innovative
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innovative
Zeitschrift
des Nordelbischen
Frauenwerkes
Nr. 20
Juni - November 2009
Vielstimmige feministische Theologie
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Chancen für Kuren gestiegen!
Finanzkrise aus Frauensicht
Brauchen wir eine Frauen-Quote?
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Café und Begegnung
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50 Jahre Frauenwerk Lübeck
innovative
Inhalt ı Impressum
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Inhalt
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Editorial / LeserInnenforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Anstoß
„Ist das nicht ein Wunderwerk?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Projekte/Aktionen des Nordelbischen Frauenwerkes
Finanzen nicht den Männern überlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Wort und Antwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Tag gegen Frauenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Auswandern – und dann? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
In dankbarer Erinnerung an Ada Ehmler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Brauchen wir eine Frauenquote? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung kritisiert EKD-Denkschrift . . . . 10
Chancen gestiegen – eine Kur beantragen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Direkter Kontakt: Engagement für elementare Rechte . . . . . . . . . . . . 12
Starke Töchter Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Frauen – Friedens –Tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Abschiedszauber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Arbeitsbuch ‚Sister, carry on!’
– Ökumenische Feministische Theologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Aus den Frauenwerken
Hildegard v. Bingen-Gottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Versteckte Seiten Berlins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Jubiläum: 50 Jahre Frauenwerk Lübeck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Silvester gemeinsam feiern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Candlelight-Dinner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10 Jahre ‚Lydia’ – Cafe und Begegnung für Frauen . . . . . . . . . . . . . .
Mut für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Frauen-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Buchtipps
Lebendige Stille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schwestern in Christus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aufrecht und mutig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Verdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Inter-esse kreativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Auswandern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Und außerdem
Dialog mit ChristInnen im buddhistischen Birma . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Hier sind noch Plätze frei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Interview
mit Dr. Ute Grümbel, Pastorin im gottesdienstinstitut nordelbien . . . 15
Von Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
innovative
Hintergrund
In Bewegung –
Herausforderungen für die evangelische Frauenarbeit . . . . . . . . . . . . 18
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innovative – Zeitschrift des
Nordelbischen Frauenwerkes
Nr. 20, Juni - November 2009
Herausgeberin
Nordelbisches Frauenwerk
Kerstin Möller, Leiterin
Gartenstr. 20, 24103 Kiel
Fon 0431 / 55 779 100
Fax 0431 / 55 779 150
Frauenwerk@ne-fw.de
www.ne-fw.de
Redaktion
Annette Pawelitzki
apawelitzki@ne-fw.de
Fon 0431 / 55 779 105
Die Redaktion behält sich vor, Manuskripte redaktionell zu bearbeiten, evtl. auch zu kürzen. Die innovative erscheint i.d.R. im Mai und
November.
Nachdruck mit Quellenangabe und Belegexemplar gern gestattet.
Gestaltung und Illustrationen
Susanne Adamek, Kommunikation & Design
Titelfoto Annette Pawelitzki
Sekretariat Bärbel Rimbach
Auflage 9.000 Exemplare
Druck Liekfeldt Druck GmbH, Neumünster
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
Redaktionsschluss für die inno 21: 15. September 2009
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innovative
Editorial ı LeserInnenforum
Liebe LeserInnen,
„Die 20. Ausgabe, da hat man schon eine Beziehung zu der Zeitschrift“,
Seit über 11 Jahren gibt es nun schon die Zeitschrift des Nordelbi-
sagte neulich unsere Grafikerin Susanne Adamek von Kommunikation
schen Frauenwerkes, erst unregelmäßig, seit langem zweimal im
& Design. Ihr ein herzliches Dankeschön für alle grafischen Weiter-
Jahr. Die innovative, eine Zeitschrift für innen und außen, für die
entwicklungen über die Jahre – und ebenso Ruth Freytag für das gra-
kirchliche Öffentlichkeit genauso wie für Frauen und Männer, die eher
fische Grund-Layout der innovative! Der Dank gebührt mindestens
am Rande interessiert sind. Und: Für die 20. Ausgabe müssen wir die
ebenso Ihnen, den LerserInnen, die uns immer wieder mitteilen, dass
Auflage erhöhen, die letzte innovative war schnell „ausverkauft“.
Ihnen „die inno“ gefällt – das freut uns sehr. Und besonders herzlichen Dank allen denjenigen, die für die innovative schreiben und u. a.
Lassen Sie sich auch in dieser Jubiläumsausgabe überraschen
auch von der Arbeit vor Ort in den Frauenwerken berichten.
von starken Töchtern und Frauen-Friedens-Tag, Abschiedszauber,
Auswandern, Christinnen in Birma, von vielstimmiger Feministischer
Die 20. innovative – eine besondere Ausgabe, mit neuem Layout,
Theologie, den beliebten Buchtipps, Herausforderungen für die
modern gestaltet zum Jubiläum. Am neuen Update besticht die
Frauenarbeit und natürlich der immer wieder gern gelesenen Rubrik
Klarheit, u. a. die deutliche Trennung von Leseblock und Bildern.
„Von Personen“.
Die „innovative“ – der Name ist Programm. Im Editorial der ersten
Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen mit innovativen Grüßen aus
Ausgabe im Oktober 1997 heißt es „Innovative – den Faden aufneh-
dem Nordelbischen Frauenwerk!
men, Altes gegen den Strich bürsten, Neues spinnen. Ein spannender
Prozess, mit vielen Perspektiven.“ In all den Jahren hat sie sich stän-
Ihre
Foto: Nordelbische Kirche
dig weiter entwickelt: Die Rückseite
wurde genutzt, Tuschezeichnungen
(so genannte key visuals) kamen hin-
Annette Pawelitzki
zu, die Buchrezensionen erhielten
zusätzlich Buchcover, das Titelblatt
Die innovative wird Ihnen kostenlos zugesandt
wurde mit Fotos lebendiger u.v.m.
– wir freuen uns über Ihre Spende!
Nordelbisches Frauenwerk, „innovative“,
EDG Kiel, Kto. 10 740, BLZ 210 602 37.
Dank allen SpenderInnen!
Ansprechend
Habe die Innovative voll Interesse heute als Erstes
gelesen – das macht das ansprechende Äußere!
Hat mir aber auch inhaltlich gefallen. Ich habe tatsächlich selten so vielfältige Themen derartig knackig kurz und professionell präsentiert gesehen.
Kerstin Schwarz, Kiel /Berlin
innovative
Projekte ı Aktionen
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„Ist das nicht ein Wunderwerk?!“
„Schaut euch das an! Ist das nicht ein Wunderwerk?!“ – die
Feldenkraislehrerin deutet auf das Modell des menschlichen Fußes.
„Wie die Knochen alle miteinander verbunden sind! Wenn wir am kleinen Zeh ziehen, können wir das bis in die Halswirbelsäule spüren!“ Am
Modell sehen die Teilnehmerinnen, was im Alltag oft unbeachtet bleibt:
Wirklich erstaunlich, so ein Fuß. Die Teilnehmerinnen des Kurses fahren mit ihren Übungen fort. Sie beugen die Zehen, spreizen sie – sie
ergründen das Gewölbe des Fußes und die möglichen Drehungen des
Gelenks. Manches geht locker und leicht, manchmal sagt eine frustriert: „Bei mir geht das nicht!“
Wie geht das, dass ich gehe, stehe, liege? Dass ich gebeugt und wieder aufgerichtet werde? Gewicht tragen und abgeben kann? All das:
Ein Wunderwerk! Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wunderbar sind alle deine Werke. Das erkennt meine Seele!
Dieser Vers aus dem 139. Psalm kommt mir in den Sinn. Etwas blitzt
auf. Plötzlich ist da ein Erkennen, ein „In sich –“ und dann ein „Aus sich
heraus“– Gehen. Ein Erinnern und ein Äußern: Ich bin vor allem Tun
und Denken. Und zwar „wunderbar“, und d.h. nicht nur großartig und
staunenswert, sondern ebenso unerforschlich und unergründlich.
Das sind große Worte. Schwer zu fassen und zu begreifen. Wie kann
ich diesem Wunderwerk auf den Grund kommen? Der Psalmvers
zoomt nun wie vom Blick in die Tiefe in die Weitwinkelperspektive:
„Wunderbar sind alle deine Werke!“ Das Erfahren der eigenen
Unergründlichkeit führt offenbar sogleich in die Wahrnehmung der
Welt. Nicht nur ich selbst finde mich vor als ‚Gottes Werk’, sondern alles, was mich umgibt, verdient diesen staunenden Blick.
Martin Buber hat einmal formuliert:
Bei sich beginnen,
aber nicht bei sich enden;
von sich ausgehen,
aber nicht auf sich abzielen;
sich erfassen,
aber sich nicht mit sich befassen.
Das Erkennen, das hier beginnt, ist ja kein Erkennen um der Erkenntnis
willen. Das, was „meine Seele erkennt“, will sich wandeln in Praxis.
„Das spürende Erkennen
lässt mich dankbar
werden und öffnet mich für
den Blick in die Weite.“
Gundula Döring
Da das Wort „erkennen“ im Deutschen als Gedankenleistung missverstanden werden könnte, ist es vielleicht ratsam, hier „innewerden“ oder
„merken“ zu übersetzen. (Übrigens: Das biblische „Erkennen“ wird
auch für den Liebesakt gebraucht. So heißt es in der Luther-Übersetzung: „Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger“).
Also keine distanzierte Analyse, sondern liebendes Wahrnehmen,
Aufheben der Grenzen durch wahrhaftes Spüren. Das spürende
Erkennen lässt mich dankbar werden und öffnet mich für den Blick in
die Weite. Und so erlebe ich diesen wunderbaren Psalmvers als einen
Dreiklang. Jeder seiner Töne bringt den und die anderen mit zum
Klingen und erst zusammen geben sie diesen vollen Klang:
Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wunderbar sind alle deine Werke.
Das erkennt meine Seele.
Allerdings ist er oft nicht hörbar, dieser Klang. Weil andere Töne sich
darüber legen. Weil es zu oft doch ein „Sich mit sich befassen’“ ist, was
unser Denken und Tun bestimmt. Deshalb ist eine „Hör-Schulung“
so wichtig. Und eine „Seh-Schulung“. Und eine „Spür-Schulung“.
Der Psalmist vertraut sich Gott an und bittet:
Erforsche mich, kenne mein Herz.
Prüfe mich, kenne meine Sorgen,
sieh, ob bei mir Weg der Trübung ist,
und leite mich auf dem Weg der Weltzeit.
Übersetzung: Buber/Rosenzweig
Einen Psalm zu hören, zu sprechen oder zu singen – das ist ein
Eintauchen in ein Verstehen und Suchen, das lange vor mir war
und nach mir sein wird. Ein Sich Worte leihen aus einer fernen Welt.
Sich der Unendlichkeit anvertrauen. Und sich leiten lassen.
In der Feldenkrais-Stunde ist beim nächsten Mal die Schulter dran.
Wahrscheinlich wird wieder die Frage gestellt: Was bewegt sich noch?
Was bewegt sich, wenn nicht mein Kopf die Bewegung steuert, sondern ES sich bewegen kann in mir? Es wird sich etwas bewegen –
ganz bestimmt!
Gundula Döring
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innovative
Projekte ı Aktionen
Finanzen nicht den Männern überlassen
Elementare Regeln gegen die Finanzkrise
‚Von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all Deiner Kraft – elementar leben’ lautet das Motto 2008/2009 der Frauenarbeit in
Nordelbien. Wie aktuell ist doch dieses Motto, wie eine GeheimGrundregel, die sich durch das Leben, die Gesellschaft und die
Wirtschaft ziehen sollte, und deren Nichtbeachtung u. a. zur
Finanzkrise führt.
Für Banken sollte die Grundregel gelten, dass langfristige
Ausleihungen durch langfristige Einlagen und kurzfristige durch kurzfristige gegen zu finanzieren sind, sowie dass eine ausreichend hohe
Eigenkapitaldecke zur Sicherheit vor zu halten ist. Die drohende
Zahlungsunfähigkeit der Hypo Real Estate hängt damit zusammen,
dass dies missachtet wurde.
Lernen mussten wir, dass bei einigen Bankern Grundregeln des kaufmännischen Anstandes und das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt
sind, indem Finanzprodukte, die eher den Charakter von Wettscheinen
hatten, an ahnungslose SparerInnen verkauft wurden. Banker haben
sich bei kurzfristigen Erfolgen, die keine nachhaltige Wirkung hatten,
Provisionen und Boni ausgezahlt und damit das Leistungsprinzip
unterhöhlt. Statt die Wirtschaft mit Geld und Krediten zu versorgen,
wie es ihrer Grundfunktion entspräche, haben sie spekuliert. Mit
Hedgefonds wurden tausende von Arbeitsplätzen in gesunden
Firmen vernichtet. Sie wurden kreditfinanziert gekauft und anschließend ausgeschlachtet (Beispiel Karstadt). Wer begreift jetzt noch,
dass eine Kassiererin wegen 1,39 € ihren Arbeitsplatz verliert oder
dass Hartz IV-Empfängerinnen genauestens kontrolliert werden, während Banken ihre Geldgeschäfte ohne Kontrolle außerhalb von
Bilanzen in Steueroasen tätigen können?
Missachtet wurde auch eine elementare Grundregel, die in jedem
volkswirtschaftlichen Grundlagenbuch steht, nämlich, dass
Finanzwirtschaft und Realwirtschaft in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen sollten. Dass dies nicht der Fall war, hätte für alle seriösen VolkswirtInnen offensichtlich sein müssen, zumal das Volumen der
Vodoo-Papiere (wie sie ein US-Spekulant bezeichnete) mit 57 Billionen
US Dollar das Weltsozialprodukt 2007 von 54 Bio. US Dollar überstieg.
PolitikerInnen haben ihre Funktion, Regeln zu setzen und zu kontrollieren, nicht erfüllt. In den USA wurde im Jahr 2000 gesetzlich
erlaubt, dass die Spekulationen und Wetten, die die Krise verursacht
haben, von jeglicher Regulierung ausgenommen sind. Auch in
Deutschland wurden seit 1993 unter dem damaligen Staatssekretär
Horst Köhler der Derivate-Handel freigegeben, um Standortnachteile
für den Finanzplatz Deutschland gegenüber London und New York zu
vermeiden (1. und 2. Finanzmarktförderungsgesetz). Diese Regeln bestehen immer noch. Eine Änderung ist nicht in Aussicht genommen.
Erst jetzt sollen Posten in Aufsichtsräten von Sparkassen an
Sachverstand gekoppelt werden. Und endlich sollte auch der
Sachverstand von Frauen einbezogen werden. Wie lange fordern
deutsche Frauen schon „Mehr Frauen in Aufsichtsräte!“? Wird
man sich jetzt immer noch dagegen sperren, die Frauenquote bei
Führungsfunktionen in der Wirtschaft einzuführen?
Auch die KonsumentInnen tragen Verantwortung. Auch für
AnlegerInnen gilt die Grundregel, dass sie nichts kaufen sollten, was
sie nicht verstehen.
Mein Fazit: Wir sollten uns von Komplexität, die meist männlich in
dunklen Anzügen seriös daher kommt und mit unverständlichen
Anglizismen operiert, nicht weiter blenden lassen. Alle gesellschaftlichen AkteurInnen müssen an ihre Grundfunktionen und Grundregeln
erinnert werden. Elementar leben, von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit all Deiner Kraft ist die Antwort auf die Finanzkrise. Wir
werden all unsere Kraft brauchen und das Herz und den Verstand,
um in diesem Labyrinth der Verwirrungen und Vernebelungen den
Faden aufzunehmen und einfachsten Grundlagen und Regeln gesellschaftlichen Zusammenlebens wieder Geltung zu verschaffen.
Deshalb mein Appell: Frauen lasst Euch nicht verwirren! Ihr seid
die Grundlage der Wirtschaft und habt mehr wirtschaftlichen
Sachverstand, als viele Banker und PolitikerInnen. Fordert CareGeld (Pflege- und Erziehungsgeld) statt Abwrackprämien, das ist elementar.
Waltraud Waidelich
„Wir werden all unsere Kraft brauchen und das Herz und
den Verstand, um in diesem Labyrinth der Verwirrungen
und Vernebelungen den Faden aufzunehmen und einfachsten Grundlagen und Grundregeln gesellschaftlichen
Zusammenlebens wieder Geltung zu verschaffen.“
Waltraud Waidelich
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Projekte ı Aktionen
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Wort und Antwort
Gottesdienst-Entwurf
„GOTT im Wort und unsere Antwort“ war Thema des 11. Norddeutschen
Forums Feministische Theologie im Februar, einer Kooperation von
Nordelbischem Frauenwerk (NEF) und gottesdienst institut nordelbien
(gdi). Wort und Antwort: Beziehungsträchtig ging es zwischen den
ca. 90 TeilnehmerInnen zu. Beziehungsträchtig waren aber auch die
Vorträge, Gesang und Klavier, Moderation und Diskussion.
Der 18. Oktober ist der „Tag gegen Menschenhandel“, in diesem
Jahr zum dritten Mal und zum ersten Mal an einem Sonntag. Das bietet die Möglichkeit, einen Gottesdienst zum Thema zu feiern.
Menschenhandel ist eine Menschenrechtsverletzung, die mitten unter uns geschieht. Billige Arbeitskräfte, Au-Pair-Mädchen, „in die Ehe
gehandelte“ Frauen, Prostituierte – sie alle können Opfer von Menschenhandel sein.
11. Norddeutsches Forum Feministische Theologie Tag gegen Menschenhandel
Dr. Petra Bahr aus Berlin (Kulturbeauftragte der Ev. Kirche in
Deutschland) provozierte in ihrem Vortrag „Der herbei geredete
Gott. Die Wiederkehr öffentlicher Religion. Eine Kritik“ mit der
These: Was in Kultur und Gesellschaft als Wiederkehr der Religion gilt,
ist nicht schon die Wiederkehr protestantischer Glaubenskultur.
Angesagt sei deshalb, christliches Profil zu zeigen und den Mut zu haben, sich zu unterscheiden. Sie belegte dies mit Beispielen aus Kultur,
Medien, Politik und Kirche. Wie ihr Vortrag, so war auch die folgende
Diskussion lebendig und vielstimmig.
Nach einem köstlichen Buffet ging es mit Musik (Bärbel Fünfsinn und
Christiane Hrasky) in den Nachmittag. Im Mittelpunkt stand die
Auseinandersetzung mit dem Vortrag von Prof. Dr. Christine Gerber
(Professorin für Neues Testament, Uni Hamburg): „Worauf du dich
verlassen kannst? Vom vielfältigen Verstehen bibischer Texte.“
Ihre These: Der gemeinsame, möglichst vielstimmige Austausch über
den biblischen Text ist unerlässlich, wo es um die Frage geht: Worauf
du dich verlassen kannst? Die Reaktionen aus dem Auditorium waren
engagiert und nicht nur zustimmend. Aufschlussreich war das
Gespräch zwischen den Referentinnen.
Wie in den letzten Jahren auch, wurde das Forum charmant, humorig
und kompetent geleitet von Dr. Ute Grümbel / gdi und Gundula Döring /
NEF. Am Ende stand der Dank an die Referentinnen, die Musikerinnen
und an Ute Grümbel – bei diesem für sie letzten Forum. Die
Norddeutschen Foren Feministische Theologie waren ihre Idee, sie hat
alle 11 Foren mitorganisiert, mitgeleitet und mitgeprägt. Fazit: Das
Thema hat den Nerv getroffen; GOTT im Wort und unsere Antwort
– die Provokation bleibt.
Britta Goerke
Engagiert im Gespräch: Dr. Petra Bahr,
Prof. Dr. Christine Gerber, Dr. Ute Grümbel (v. li.)
Neben der Beratungsarbeit, der Sozial- und Lobby-Arbeit zum Thema
Frauenhandel, ist es uns wichtig, Gottesdienst zu feiern. Der Gottesdienst kann Raum bieten: Zur Klage, zum Gebet, zu Stille und als
Quelle der Verbundenheit.
Der Förderverein contra e.V. bietet ein Materialheft mit Bausteinen für einen Gottesdienst an.
Aus dem Inhalt:
● Warum ein Gottesdienst zum Thema Menschenhandel?
● Fakten zum Thema Frauenhandel
● Klage- und Fürbittengebete
● Predigtentwürfe
● Vorschläge für Rituale im Gottesdienst.
Das Materialheft, erstellt von Gundula Döring (Pastorin, Nordelbisches Frauenwerk) und Elisabeth Christa Markert (Pastorin,
Frauenwerk Altholstein), ist ab August erhältlich beim Nordelbischen Frauenwerk: 0431 - 55 779 100.
Gundula Döring
Europäischer Tag gegen Menschenhandel
G e m e in sa m g e g
e n F ra u e n h a n d
e l!
18. Oktober 2009
„Was in Kultur und Gesellschaft
als Wiederkehr der Religion gilt,
ist nicht schon die Wiederkehr
protestantischer Glaubenskultur.“
Dr. Petra Bahr
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innovative
Projekte ı Aktionen
Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Auswandern – und dann?
Meine Heimatstadt ist Nordenham an der Wesermündung, gegenüber von Bremerhaven. Dort, von der Columbuskaje, legten die großen Ozeandampfer ab nach Amerika, mit Passagieren an Bord,
voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Kirchengeschichtlich interessant ist die „Aussendung“ von annähernd 400 Pastoren aus Schleswig-Holstein in die USA, im Zuge der
Auswanderungswelle, durch die Missionswerke von Breklum und
Kropp, Mitte des 19. Jahrhunderts.
Ich war zehn Jahre alt, als die von uns vier Geschwistern sehr
geliebte Frieda, die meine Mutter im Haushalt und in der Kinderbetreuung unterstützte, ihren ganzen Mut zusammen nahm und Kindermädchen bei dem amerikanischen Botschafter auf Island wurde.
Zu meinem 11. Geburtstag schickte sie mir ein Portemonnaie aus
Seehundfell, auf das ich sehr stolz war. Frieda zog später mit nach
Amerika und wurde dort Krankenschwester. Das ist meine erste persönliche Erinnerung an eine vertraute Person, die ausgewandert ist.
In den folgenden Jahren haben noch mehrere Verwandte und befreundete Familien in Kanada oder den USA eine neue Heimat gefunden.
Besuchen Sie mit FrauenReisen des Nordelbischen Frauenwerkes in
Bremerhaven das „Deutsche Auswandererhaus“ in unmittelbarer
Nähe zur Weser. Für sein Konzept erhielt das Deutsche Auswandererhaus die vom Europäischen Museumsforum (EMF) vergebene Auszeichnung „Europäisches Museum des Jahres 2007“.
Erleben Sie eine sachkundige Führung mit besonderem Augenmerk
auf Frauenbiografien, die Gründe ihrer Ausreise und das Fußfassen
in der neuen Heimat. Im Anschluss daran haben Sie genügend Zeit,
die Erlebnisausstellung auf eigene Faust zu erkunden. Anhand einer
ausgewählten Lebensgeschichte begeben Sie sich auf einen
Rundgang: Vom Abschied aus der Heimat, den Bedingungen der
Überfahrt bis zum Neuanfang in den USA, Argentinien oder Brasilien.
Die Ausstellung umfasst u. a. ein großes Schiffsmodell mit originalgetreu konstruierten Einrichtungen. z. B. eine Kabine der 3. Klasse von
1854, die deutlich macht, unter welch erbärmlichen Bedingungen
Menschen auswandern mussten oder eine dagegen fast luxuriös anmutende aus dem Jahr 1929. Sie können Kurzfilme in einem Kino im
Stil um 1920 betrachten und nach ausgewanderten Verwandten und
Bekannten forschen.
Von Bremerhaven und Hamburg aus haben über 12 Mio. Menschen im 19. und 20. Jahrhundert eine strapaziöse Schifffahrt
auf sich genommen, um in Amerika eine neue Heimat zu finden, die
meisten in die Vereinigten Staaten, viele aber auch nach Südamerika.
Ungefähr die Hälfte waren Deutsche, fast ebenso viele kamen aus
Ost- und Südosteuropa und einige Hunderttausend aus Skandinavien.
In beiden Städten sind in den letzten Jahren hervorragende Erlebnisausstellungen entstanden, die die vielen Aspekte der Migration
beleuchten und sich ausgezeichnet ergänzen.
Herzlich willkommen am 26. September!
Marianne Lindenberg
Doch es waren nicht nur die beiden großen norddeutschen Hafenstädte, von denen Menschen in andere Länder emigrierten. Durch
den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien wurde so viel
Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen
Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernten
ausfielen. Deshalb kam es ab 1816 zu einer großen Emigrationsbewegung. In Süddeutschland nahmen viele Menschen den
Schiffsweg auf der Donau und siedelten sich an in Bessarabien und
im Kaukasus.
Frauenbiografien im Auswandererhaus in Bremerhaven
Museum des Jahres 2007
●
Fahrt im modernen Reisebus ab Neumünster nach Bremerhaven, mit Halt in Hamburg
●
Eintritt und Führung im Deutschen Auswandererhaus, inkl. Kaffeetrinken
●
Reiseleitung ab/bis Neumünster: Marianne Lindenberg
●
Reisepreis 50 Euro
Foto: Werner Huthmacher
26. September 2009, 8.15 - 19.15 Uhr
innovative
Projekte ı Aktionen
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Da ist weder schwarz noch weiß …
In dankbarer Erinnerung an Ada Ehmler
Ada Ehmler, prägende Kraft der Südafrika-Boykott-Arbeit in der
Ev. Frauenarbeit, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Hier
Auszüge aus der Traueransprache über das 14. Kapitel aus dem
Johannisevangelium.
Für ihren unermüdlichen Einsatz – in der Gemeinde, im Kirchenvorstand,
in der Synode, in der Frauenarbeit vor Ort, am Loogeplatz und in der Nordelbischen Kirche und vor allem für ihre Südafrika-Arbeit wurde ihr
von Bischöfin Maria Jepsen die Bugenhagenmedaille verliehen.
Von Ada Ehmler Abschied nehmen, das heißt Abschied nehmen
von einem wachen und intensiven Leben. Ada hatte ihre unverwechselbare Weise zu sagen, wie sie das Leben und das Sterben versteht. In ihrem letzten Brief an mich, rutschte aus dem Umschlag ein
Zettel heraus mit einem Wort aus dem Johannesevangelium: „Denn
ich lebe und ihr sollt auch leben“. Ich möchte mit diesem Satz ein Blick
auf ihr Leben werfen und zugleich bedenken, wie wir das Leben und
den Tod verstehen können.
Ada wurde geboren am 10. Juli 1925 in Wilhelmshaven, geprägt von
den Vorstellungen, die damals für Mädchen und Frauen galten.
Sie war begabt und hat die höhere Handelsschule besucht. Sie hatte
eine wunderbare Sopranstimme und hat in Hamburg am Musikkonservatorium die Aufnahmeprüfung bestanden. Doch ihre Eltern
konnten sich diesen Weg nicht vorstellen, es waren Kriegszeiten. So
hat sie die Fachausbildung im Handelswesen gemacht und bei der
Bank in Buxtehude gearbeitet.
Drei Aspekte möchte ich aufgreifen. Zum einen: „In Gottes Haus sind
viele Wohnungen“ – Gott hat uns und unser Leben in eine große Weite
gestellt, unter einen offenen Himmel, der Leben und Tod umschließt.
Ein zweites: Unser Lebensweg – und mit ihm unser Glaube ein Prozess,
nichts Abgeschlossenes. Gott hat uns Gaben und Begabungen geschenkt, uns zu entfalten und zu entwickeln. Jede und jeder von uns ist
ermutigt, die ganz eigene Lebensaufgabe zu finden. Und ein dritter
Grundton: Dabei sind wir nicht allein gelassen, sondern Gott schenkt
uns die heilige Geistkraft, die uns zugesagt ist durch das Leben
und durch das Sterben hindurch, in Tod und Auferstehung. Für
mich sind diese drei Aspekte, die Jesus in seiner Rede aufzeigt, wieder
zu finden in dem, wie Ada ihr Leben gelebt, um was sie gekämpft hat.
Dort habt ihr beide, lieber Gottfried, euch kennen gelernt und geheiratet. Für sie kam eine lange Familienphase, mit Almut, Astrid und Ruthild.
Und ihr alle habt miterlebt, wie sehr sie sich dann durch die Frauenbewegung verändert hat. Neue Fragen sind an ihr Selbstverständnis
als Frau gestellt worden. Viel habt ihr gemeinsam entwickelt, doch
manches blieb auch fremd. Neben der aktiven, oft auch energischen
Seite von Ada gab es auch noch eine andere Ada, die war weich und
verletzlich.
Sie ist aufgewachsen in einem freikirchlichen methodistischen Kontext,
das hat sie geprägt. Über die Weltgebetstagsarbeit ist später der
Kontakt zum Frauenwerk am Loogeplatz entstanden. Mit großer
Freude und Leidenschaft und auch mit allen Schmerzen, die so
eine Wandlung bedeutet, hat sie sich der Feministischen Theologie zugewandt. In diesem Zusammenhang hat sich für sie auch
ein neues Verständnis von Glaube und Politik entwickelt. Ihr großes
und jahrzehntelanges Engagement für Südafrika hat darin ihre Wurzeln,
sie hat die Südafrika-Boykott-Arbeit geprägt.
In einem unserer Gespräche im letzten Jahr sagte sie: „Eigentlich bin
ich doch neugierig, ob denn, wenn ich gestorben bin, alles das
wahr ist, woran ich geglaubt habe.“ Das hat sie mit einem Blinzeln
in den Augen gesagt – mit Humor, den sie Zeit ihres Lebens behalten
hat. Sie lebt nun in dieser anderen Welt.
Wir hier haben nun unseren Weg zu gehen und können dafür den
Zuspruch, aus dem Johannesevangelium mitnehmen: „Denn ich lebe
und ihr sollt auch leben“. Wir können Ada ziehen lassen in dieses andere Leben – auch deshalb, weil ihr eine weitere Zeit der Schmerzen
und der Mühsal erspart geblieben ist – und uns auf unseren eigenen
Weg hier auf diese Erde begeben. Wir werden sie vermissen. Wir werden sie in unserem Herzen bewahren.
Käthe Stäcker
Die ungekürzte Traueransprache
ist zu bekommen unter
„Ich habe im Frauenwerk das Wort
‚Du stellst meine Füße auf weiten
Raum’ als Ermutigung erlebt, erfahren
und umzusetzen gelernt. Danke, Ada.“
Auszug aus dem Gästebuch zum 30jährigen Jubiläum
des Nordelbischen Frauenwerkes (2007)
Foto: Gottfried Ehmler
Fon 0431 - 55 779 112 (Bärbel Rimbach)
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innovative
Projekte ı Aktionen
Brauchen wir eine Frauen-Quote?
Es nimmt zu, dass bei Vorträgen und Veröffentlichungen nur
noch die männliche Form der Sprache gewählt wird. Und dabei
lässt Sprache Bilder entstehen, vermutlich haben Sie bei dem Wort
„Mitarbeiter“ auch ein anders Bild vor Augen, als bei dem Wort
„Mitarbeiterinnen“, testen Sie doch einfach einmal. Insofern ist die
sogenannte inklusive Sprache, die Frauen und Männer benennt,
nicht nur irgendeine Idee, der man/frau nachgehen kann, wenn Zeit
dafür, sondern sie schafft bei jung und alt prägende Bilder, ganz automatisch.
Es nimmt auch zu, dass Vorträge auf Veranstaltungen fast ausschließlich von Männern gehalten werden. Oder unter fünf
ReferentInnen ist eine Frau. Die Wirklichkeit auf Erden, dass Frauen
und Männer gemeinsam die Welt gestalten, wird dadurch nicht abgebildet. Es geht hier nicht darum, dass Frauen besser wären, als
Männer, sondern darum, dass es eigentlich das Normalste der Welt
sein sollte, dass Frauen und Männer die Welt gemeinsam gestalten
und also auch gemeinsam auftreten. Denn Frauen und Männer ‚ticken’ unterschiedlich, haben verschiedene Biografien, kommen aus
unterschiedlichen Kulturen. Ein Miteinander jedoch bereichert
Männer und Frauen.
Es gibt auch geschlossene Veranstaltungen, in denen – aufgrund
entsprechender Einladungen – viel mehr Männer sitzen, obwohl es
sich bei dem Thema um ein Thema für Männer und Frauen handelt.
Deutlich wird, dass eine solche Zusammensetzung die kirchliche Wirklichkeit nicht abbildet, denn: Frauen bilden an der kirchlichen Basis die Mehrheit. Auch unter den WählerInnen, die zur
Kirchenwahl gegangen sind, sind Frauen deutlich die Mehrheit.
es seit Januar 2008 so, dass Unternehmen ihre Börsendotation verlieren, wenn sie nicht 40 % Frauen im Aufsichtsrat nachweisen können. Wir in der Kirche haben ja bereits längst Quoten, für Ehrenamtliche, auch für Hauptamtliche (PastorInnen bzw. MitarbeiterInnen),
das tut der Qualität offenbar keinen Abbruch. Mir scheint, wir müssen
– wieder neu – ernsthaft über eine Frauenquote nachdenken, bei
Wahlen (für Synoden, für Ausschüsse), bei gezielten Einladungen für
Auditorien, bei der Verteilung von Vorträgen, bei der Zusammensetzung von Podiumsdiskussionen, bei der Zusammenarbeit in
Teams. Auch der Deutsche Frauenrat spricht sich für eine Quote aus
in Aufsichtsgremien börsenorientierter Unternehmen. Aber nicht nur
dort wird sie gebraucht. Gerade in der Nordelbischen Kirche, die
sich in Verlautbarungen und Themensynoden für Gendergerechtigkeit ausgesprochen hat und alle dazu aufruft, muss offenbar wieder neu darauf gesehen werden, ob die eigenen Beschlüsse wirklich
umgesetzt werden.
Frauen kommen sonst zum wiederholten Male in die Situation,
dass sie anmerken (müssen), dass dies und jenes die Frauen ausblendet, die Wirklichkeit nicht abbildet. Und: Frauen haben zu dieser
Rolle nicht ständig Lust, sie würden die Wachsamkeit und die
Wahrnehmung gern auch an andere abgeben. Doch noch viel besser
wäre es, eine gerechte Teilhabe wäre ganz selbstverständlich.
Brauchen wir vielleicht nicht nur in weltlichen Zusammenhängen, in
Aufsichtsräten z.B., eine Quote, sondern auch in kirchlichen
Kontexten? Niemand will eine „blöde Quotenfrau“ sein, doch ohne
Quote ändert sich die Wirklichkeit nur mit geologischem Tempo. Und
„blöde“ muss eine Quotenfrau noch lange nicht sein. In Norwegen ist
„Wir in der Kirche haben ja bereits
längst Quoten, für Ehrenamtliche,
auch für Hauptamtliche (PastorInnen
bzw. MitarbeiterInnen), das tut der
Qualität offenbar keinen Abbruch.“
Annette Pawelitzki
Annette Pawelitzki
innovative
Projekte ı Aktionen
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Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung (CCC) kritisiert
Denkschrift der Ev. Kirche in Deutschland (EKD)
Stellungnahme der Clean Clothes Campain (CCC) und des
Nordelbischen Frauenwerks zur EKD-Denkschrift „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“.
Kirchliche Organisationen der CCC kritisierten: „Die Denkschrift
bleibt weit hinter dem zurück, was unter Fachleuten aus Unternehmenskreisen, bei Sozial-AuditorInnen, Gewerkschaften und
NROs Konsens ist. Seit 19 Jahren kann die CCC in Studien eine systematische Verletzung universeller Menschenrechte bei der Herstellung
von Bekleidung nachweisen. Jedoch sind VerbraucherInnen als einziges ethisches Korrektiv, wie es die Denkschrift nahe legt, zu wirkungsschwach. Denn neben punktuellen Veränderungen zugunsten
Betroffener, wird der Wirtschaftserfolg prinzipiell über die Geltung der
Menschenrechte gestellt und soziale Verantwortung der Freiwilligkeit
überlassen.“
Die AutorInnen der Denkschrift, die im Jahr 2008 erschien, trauen der
freiwilligen ethischen Verantwortung von Unternehmen und den
KonsumentInnen viel zu. Einen Bezug zur Arbeit der CCC, die von der
Nordelbischen Frauenarbeit und anderen kirchlichen Einrichtungen
seit Ende der 90er Jahre aktiv getragen wird, gibt es in der Denkschrift
nicht. Jedoch dieser Arbeit erst verdanken wir die Gründung von
Fachabteilungen für unternehmerische Sozial- und Umweltverantwortung (der sog. Corporate Sozial Resonsibility (CSR)) der
großen Sportartikelhersteller, der Otto-Group von Karstadt, von Tchibo
und anderen.
Es waren viele evangelische Frauen und ev. Institutionen, die durch ihr
beharrliches Engagement in Veranstaltungen, ihre Öffentlichkeitsarbeit
und ihre Aktionen auf der Straße die Firmen überhaupt erst dazu gebracht haben, Ethik-Abteilungen zu gründen, für die diese nun von der
EKD (Ev. Kirche in Deutschland) gelobt werden. „Der öffentliche
Druck, das Wissen darum, sich immer wieder rechtfertigen zu
müssen, habe zu der Einsicht geführt, dass da tatsächlich etwas
nicht stimmen kann“, sagt Dr. Johannes Merck von der OttoGroup im Buch „Zeit zu handeln: Den Werten einen Wert geben“ (Hg.
Ulrich Wickert). „Die Cean-Clothes-Campaign … habe in den Vorstandsetagen der global operierenden Handelshäuser das Bewusstsein
dafür geschaffen, dass Arbeiterinnen, die in Bangladesch und anderswo Textilien für sie herstellen, auch in ihren Verantwortungsbereich gehören.“
Dass die freiwilligen Sozialstandards der Unternehmen aber nicht ausreichend sind, ist inzwischen unter Fachleuten in Unternehmerkreisen,
bei Sozial-AuditorInnen, Gewerkschaften und Nicht-Regierungsorganisationen Konsens. Dies wird auch von einschlägigen internationalen Netzwerken und durch eine Resolution des EU-Parlaments zur
Zügelung der Marktmacht von Supermächten bestätigt. Es bedarf
verbindlicher politischer Lösungen, die für alle WettbewerberInnen gleichermaßen gelten und die glaubwürdig geprüft
werden. Dies wird durch viele Fachveranstaltungen mit Unternehmen
und VertreterInnen aus den Herstellerländern, der CCC und der
Nordelbischen Frauen bestätigt.
Der Markt braucht Regeln. Eine Evangelische Denkschrift sollte,
wenn diese die „Interessen der Verlierer der Globalisierung in den
Mittelpunkt“ rücken will, mehr Anwaltschaft für diese übernehmen und
die systematischen Verletzungen universeller Menschenrechte in den
Blick nehmen.
Das Nordelbische Frauenwerk hat die Stellungnahme der CCC
zur Denkschrift angeregt und mitverfasst. Diese finden sie unter
folgendem Link: www.ne-fw.de/Aktuelles oder rufen Sie uns an:
Fon 0431 - 55 779 112.
Waltraud Waidelich
„Die Cean-Clothes-Campaign …
habe in den Vorstandsetagen der
global operierenden Handelshäuser
das Bewusstsein dafür geschaffen,
dass Arbeiterinnen, die in Bangladesch und anderswo Textilien
für sie herstellen, auch in ihren
Verantwortungsbereich gehören.“
Dr. Johannes Merck
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innovative
Projekte ı Aktionen
Chancen gestiegen – beantragen Sie
eine Mutter-Kind-Kur oder eine Mütter-Kur
Die Ablehnungsquote von Kuranträgen ist weiter gesunken!
Diakonisches Amt Angeln
Renate Bastubbe
Mühlenstr. 34
24392 Süderbrarup
Fon 04641/92 92 10
bastubbe@diakonie-angeln.de
Diakonisches Werk
Dithmarschen
Margrit Hartmann
Helgoländer Str. 13 a
25746 Heide
Fon 0481 /8 11 30
m.hartmann@dw-dith.de
und Ursula Möller
Nordermarkt 8
25704 Meldorf
Fon 04832/9 72 - 0
u.moeller@dw-dith.de
Diakonisches Werk Eutin
Heike Lindeburg-Brodd
Kirchplatz 1
23701 Eutin
Fon 04521/8 30 52 80
mgw@kirchenkreis-eutin.de
Diakonisches Werk Flensburg
Dina Jepsen
Johanniskirchhof 19 a
24937 Flensburg
Fon 0461/480 83 10
mgw-kuren@diakonie-flensburg.de
Hamburg - Mitte
Müttergenesung Offene Kirche
Regina Ohlsen
Loogeplatz 14 - 16
20249 Hamburg
Fon 040 /46 07 93 12
ohlsen@offenekirchehamburg.de
www.muettergenesung-hamburg.de
Hamburg - Ost
Ev. Müttergenesung
Rebecca Jabben
Rockenhof 1
22359 Hamburg
Fon 040/51 90 00 - 876
muettergenesung@kkstormarn.de
www.muettergenesung-hamburg.de
Hamburg - Süd
Silke Heeren
Hölertwiete 5
21073 Hamburg
Fon 040/51 90 00 - 945
mgw.kkharburg@nordelbien.de
www.muettergenesung-hamburg.de
Hamburg - West/Südholstein
Ev. Müttergenesung Altona,
Blankenese, Niendorf,
Pinneberg
Andrea Daum
Garstedter Weg 9
22453 Hamburg
Fon 040/22 62 29 - 775
andrea.daum@kk-niendorf.de
www.muettergenesung-hamburg.de
Ev. Frauenwerk Lübeck
Angelika Lichtenthäler
Steinrader Weg 11
23558 Lübeck
Fon 0451/30 08 68 - 715
a.lichtenthaeler@frauenwerk-luebeck.de
Ev. Bildungswerk Neumünster
Brigitte Bothe
Am Alten Kirchhof 16
24534 Neumünster
Fon 04321/25 05 23
kuren@evangelisches-bildungswerk.de
Diakonisches Werk Oldenburg
Brigitte Saure
Hochtorstr. 22
23730 Neustadt
Fon 04561 /10 27
diakonie-neustadt@t-online.de
Diakonisches Werk der
Kirchenkreise Plön und Segeberg
Andrea Grunwald
Am Alten Amtsgericht 5
24211 Preetz
Fon 04342 /71 713
info@diakonie-ploen.de
Fachbereich Frauen Kiel
z. Zt. Nordelbisches Frauenwerk
Frauke Janßen
Gartenstr. 20
24103 Kiel
Fon 0431/55 77 9 -121
janssen.kkkiel@kirnet.de
Diakonisches Werk Rantzau
Anja Naroska
Alter Markt 16
25335 Elmshorn
Fon 04121 /90 79 - 251
jmd-elmshorn@diakonierantzau.de
Diakonisches Werk Lauenburg
Anja Böttcher
Am Markt 7
23909 Ratzeburg
Fon 04541/8893 - 51
diakonie.kklauenburg@nordelbien.de
Ev. Frauenwerk Rendsburg
Susanne Groth-Wülbern
Hindenburgstr. 26
24768 Rendsburg
Fon 04331 /9 45 60 - 34
mgw@kkre.de
Diakonisches Werk der
Kirchenkreise Plön und
Segeberg
Carmen Bönig
Kirchstr. 9 a
23795 Bad Segeberg
Fon 04551/95 53 00
diakonie@kirchenkreis-segeberg.de
Beratungs- und
Behandlungszentrum Niebüll
Matthias Barthel
Westerlandstr. 3
25899 Niebüll
Fon 04661/96 59 - 0
barthel@bbzniebuell.de
Landesgeschäftsstelle
Nordelbien
Nordelbisches Frauenwerk
Heike Wilkens
Marianne Lindenberg
Gartenstr. 20
24103 Kiel
Fon 0431/55 779 -120 (H.W.)
Fon 0431/55 779 127 (M.L.)
mgw@ne-fw.de
Mitglied im Fachverband Ev.
Frauengesundheit (EVA)
Mecklenburg
Rostocker Stadtmission e.V.
Corina Weigle
Stampfmüllerstr. 41
18055 Rostock
Fon 0381/2 77 57
psychberatung.fw@rostocker-stadtmission.de
innovative
Projekte ı Aktionen
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Engagement für elementare Rechte
Direkter Kontakt
Seit vier Jahren gibt es nun den Direkten Kont@kt – als E-mail
Partnerschaft zwischen Hamburger KonsumentInnen und Frauen, die
in indonesischen Weltmarktfabriken Bekleidung oder Sportschuhe für
deutsche Markenartikel Firmen herstellen. 2008 hat sich die Hamburger
Gruppe intensiv mit einer großen Deutschen Markenfirma beschäftigt,
die Mode für die jüngere Generation fertigt. Diese lässt ihre
Bekleidung in einer indonesischen Bekleidungsfabrik herstellen, aus der uns eine Arbeiterin von Missständen berichtete. Wir
schrieben einen Brief an die Firma Otto und baten um Vermittlung, da
Otto diese Marken im Sortiment führt und die beschriebenen
Verhältnisse nicht mit Ottos Sozialstandards vereinbar waren.
Dass sich kirchliche Institutionen wie Diakonie, Brot für die Welt, das
Nordelbische Frauenwerk, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt
und eine Gruppe von Ehrenamtlichen für die Verhältnisse in den
Herstellungsfabriken interessierte, zeigte Wirkung. Die Markenfirma
schickte eine Auditorin in unsere Kontakt-Fabrik, die mit Arbeiterinnen,
unserer kirchlichen Partner-Organisation, GewerkschafterInnen, dem
Firmenleiter und dem Vertreter der Markenfirma vor Ort Gespräche
führte. Auch Punkte, die wir gar nicht angesprochen hatten,
konnten verbessert werden: KontraktarbeiterInnen bekommen nun
Sozialversicherung und auch alle Familienmitglieder der ArbeiterInnen
werden durch die Sozialversicherung abgedeckt. Alle GelegenheitsarbeiterInnen bekommen Mindestlohn. Die Arbeitgeberleistungen für
nicht verheiratete Schwangere werden bezahlt. Neben diesem Erfolg
mussten wir aber leider erfahren, dass unsere Kontaktfrau vom
Firmeninhaber unter Druck gesetzt wurde, sich nicht weiter als
Gewerkschafterin zu engagieren: „Entweder Du bist nicht weiter
Gewerkschaftsvertreterin oder Deine Arbeitszeiten werden so gelegt,
dass Du am Sonnabend arbeiten musst und nicht mehr nebenbei
studieren kannst“, soll der Firmeninhaber zu ihr gesagt haben. Wir
warten nun darauf, dass sie wieder unbehindert gewerkschaftlich arbeiten kann.
Die Sozialstandards der deutschen Markenfirmen hängen vor
Ort meist in den Fabriken aus, werden aber wenig beachtet. An
ihnen gehen die Ausländischen Kontrolleure („Auditoren“) vorbei,
wenn Sie nach Anzeichen von Kinderarbeit, Diskriminierung oder
Missachtung von Gewerkschaftsrechten suchen. Ohne die
Arbeiterinnen vor Ort lässt sich nicht glaubwürdig kontrollieren, ob die
Sozialstandards, zu denen Markenfirmen hier ihre Lieferanten verpflichten, eingehalten werden. Was die Menschen interessiert, die unsere
Sportartikel und T-Shirts herstellen, sind vor allem Löhne, die zum
Leben reichen. In den letzten Emails aus Indonesien erfuhren wir, dass
die Arbeiterinnen befürchten, ihre Überstunden zu verlieren. Sie müssen 60 - 70 Stunden in der Woche arbeiten, um einigermaßen über die
Runden zu kommen. Durch die Weltwirtschaftskrise haben nun viele
Markenhersteller ihre Aufträge reduziert.
Die direkten Kontakte erinnern mich immer wieder daran, dass
Engagement nicht ohne Einbezug derjenigen, für die ich mich engagiere, geschehen sollte. Wir geben keine Beschwerden an Firmen
ohne das ausdrückliche Einverständnis der Arbeiterinnen. Die Kontakte
geben mir einen differenzierten Einblick in diese Seite der Globalisierung und verbinden mich mit denen, die die Bekleidung nähen,
die auch ich trage. Ich mache auch die Erfahrung, dass es eine
Herausforderung ist, genau hinzuschauen, dass zwischen Schwarz
und Weiß viele Grautöne liegen. Durch den Direkten Kontakt sind
wir im Gespräch mit Abteilungen für Unternehmensverantwortung in einigen Bekleidungsfirmen, mit jungen Menschen, die ihre
ethischen Ansprüche zu ihrem Beruf gemacht haben und diese nun
mit den Erfordernissen der Firmen, für die sie arbeiten, zusammenbringen müssen. Ich freue mich, dass sie unsere Veranstaltungen besuchen und gemeinsam mit uns Wege finden wollen, die uns alle zu mehr
Gerechtigkeit führen. Aus ihrer Sicht mangelt es noch an Druck der
VerbraucherInnen auf Firmen und Politik, um elementare Rechte für
alle verbindlicher zu machen.
Waltraud Waidelich
Kont@kt
„KontraktarbeiterInnen bekommen nun
Sozialversicherung und auch alle
Familienmitglieder der ArbeiterInnen werden
durch die Sozialversicherung abgedeckt.“
Waltraud Waidelich
Mehr unter: www.diakonie-hamburg.de/kd.1126000851.12/info.html
„DirekterKont@
kt”
t
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innovative
Projekte ı Aktionen
Starke Töchter Gottes
Thementag der Nordelbischen Frauensynode
Fotos: Annette Pawelitzki
Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können – gebannt lauschten
80 Synodalinnen und Gäste im Februar Renate Wind, Autorin der
neuen Dorothee Sölle-Biografie. Sie ließ die engagierte Theologin
präsent werden, denn „für ein entrücktes Denkmal ist Dorothee Sölle
noch nicht tot genug“. „In ihrem Glauben fühlte sie sich geerdet – vielleicht konnte sie deshalb so aufrecht stehen“, sagte Renate Wind.
Das Auditorium war fasziniert von der feinfühligen Sprache, ähnlich
wie Fulbert Steffensky es auf dem Klappentext der Biografie beschreibt: „Renate Wind, der Meisterin der Sprache, traue ich wie
kaum jemandem die Nachzeichnung des Lebens jener anderen
Sprachmeisterin zu“. Für Dorothee Sölle, die in diesem Jahr 80 Jahre
alt geworden wäre, gehörten Frömmigkeit und politisches Handeln
zusammen und so endete der Thementag konsequent mit einem
Politischen Nachtgebet.
Vormittags hatte bereits Claudia Winker von AMICA e.V. über ihre
Arbeit im Flüchtlingslager in Palästina berichtet. Die Politologin koordiniert die Arbeit mit traumatisierten Frauen in Krisengebieten. „Da
die Frauen im Flüchtlingscamp einen eigenen Ort forderten, bauten
wir dort ein Frauenzentrum. Die Männer im Camp haben eingesehen,
dass es ihren Familien besser geht, wenn die Frauen einen Ort haben, an dem sie über das, was sie bewegt, reden können. Wir initiieren z.B. Selbsthilfegruppen für Frauen, deren Sohn im Gefängnis ist
oder deren Kind erschossen wurde.“ Diese Arbeit im Flüchtlingscamp
in Palästina wird gefördert vom Weltgebetstag. Die nordelbische
Frauenarbeit unterstützt AMICA e.V..
Annette Pawelitzki
Claudia Winker
fasziniert die
Nordelbische
Frauensynode
Frauen-Friedens-Tag
Herzlich willkommen zum ersten Frauen-Friedens-Tag
am 31. Oktober 2009, 10 - 15 Uhr, in Rendsburg!
In der letzten Ausgabe der innovative haben wir von gelebter Frauensolidarität erzählt: AMICA e.V. in Freiburg engagiert sich seit über
15 Jahren in Krisen- und Kriegsgebieten für Frauen und Kinder. Der
Name AMICA ist Programm: Ein Freundinnen-Netzwerk hat sich in
den letzten Jahren der Arbeit von AMICA e.V. gespannt. Die Projektarbeit erstreckt sich vom Therapie- und Beratungszentrum in Tuzla
(Bosnien) über den Kosovo weiter nach Palästina und Tschetschenien.
Auf der nordelbische Frauensynode im Februar entstand die Idee
für ein Frauen-Friedens-Netzwerk der nordelbischen Frauenarbeit.
Ausgangspunkt für dieses Netzwerk soll ein Frauen-Friedens-Tag
sein, der – angelehnt an das Motto des Weltgebetstages „Informiertes
Beten, betendes Handeln“ – sowohl einen gottesdienstlichen als
auch einen thematischen Teil haben soll.
Aus der Frauensynode heraus hat sich ein Team gefunden, das diesen Frauen-Friedens-Tag vorbereitet und begleitet. Mit unserem
Team werden wir nach und nach die Kirchenkreise besuchen
und die Frauen-Friedens-Sonntage mit Frauen vor Ort vorbereiten. Hilfreich ist die Zusammenarbeit mit AMICA e.V. und der
Dekadestelle „Gewalt überwinden“, da wir so auch Kontakte zu
Referentinnen bekommen, die in der Friedensarbeit tätig sind.
Unser Ziel ist ein Netzwerk, das sich den Frauen zuwendet, die
in der Öffentlichkeit oft verschwinden: Kriegstraumatisierte
Frauen und ihre Kinder sowie Frauen, die in der Nachkriegszeit irgendwie für das Überleben sorgen müssen. Gleichzeitig wollen wir
schauen, wo es in unserer eigenen Gesellschaft Handlungsbedarf
gibt. Wir fragen, wie die Frauen in Krisengebieten und wir uns in den
Aufbau einer friedlichen Zivilgesellschaft einbinden können. Mit der
Kollekte der Frauenfriedensgottesdienste wollen wir AMICA e.V. in
ihrer Arbeit unterstützen.
Machen Sie mit – am 31. Oktober und darüber hinaus!
Julia Lersch, Ute Morgenroth
Nordelbische
Koordinatorin für
AMICA e.V.
Ute Morgenroth
Fon 0461 - 1 39 01
frauenwerk-flens@gmx.de
Weitere Infos bei
Julia Lersch
Fon 0431 - 55 779 101
innovative
Projekte ı Aktionen
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Abschiedszauber, mancherlei Gaben und gute Wünsche
Über 30 Jahre hauptamtlich engagiert in der Nordelbischen Kirche
Im Dezember 2008 wurde Heidemarie Thiele, Referentin im
Nordelbischen Frauenwerk (Arbeitsstelle Hamburg) mit einem
Fest in den Ruhestand verabschiedet. Von vielen Seiten gab es
herzlichen Dank für ihr Engagement. Hier ihr Rückblick auf die
Verabschiedung.
Es war einmal ein gebildetes Weib, das hatte wohl 50 Jahre der
Kirche in drei nordischen Landen treulich gedient. Nun war es an
der Zeit, davon auszuruhen und die weite Welt mit anderen Augen zu
betrachten. Vorher wollte es aber noch ihren GespielInnen Lebewohl
sagen. Also lud ‚die Herrin’ des nordelbischen Frauenreichs zu einem
Abschiedsfeste in Dorothees große Halle ein. Unter Hammonias
Fittichen versammelten sich dort am 12. Dezember anno 2008 viele
Gäste von nah und fern. Selbst ihre alte, weise Lehrmeisterin Prof. Dr.
Annelie Keil eilte aus dem Nachbarlande Bremensia herbei und verzauberte die ganze Festgesellschaft mit klugen und fröhlichen
Gedanken. Da hüpfte das Herz in der Brust und manch Freudenträne
netzte die Wange!
Das erfüllte das Herz mit Dankbarkeit und Glück und gab dem Weibe
viel Zuversicht für die kommenden Jahre. Und linderte die Traurigkeit, weil es erstmals bei einem Abschied aus dem Kirchendienste
nicht wusste, wie und wann die Arbeit durch ein neues gebildet Weib
fortgeführet würde. Dies erschien ihm nicht sonderlich klug. Zumal
sich in Hammonias Landen groß Fragen und Rätseln darob verbreitet
hatte.
Nun aber, da etliche Wochen ins Land gezogen sind und die
Sonnenwende die Tage schon länger werden lässt, wendet sich das
gebildete Weib mit neuer Gelassenheit wieder geliebten Künsten
und Wissenschaften jenseits der Kirchenwelten zu. Mit offenem
Herzen und Wachsamkeit für Arme und Unterdrückte im Lande. Und
in der Freude und Gewissheit, dabei bis ans Ende aller Tage mit vielen
alten und neuen GefährtInnen unterwegs zu sein.
Heidemarie Thiele
Gebildet Weib in Nordelbien 1977 - 2008
Die Tafel war festlich geschmücket von treuen Gefährtinnen des
Weibes aus dem Gartenschlosse in Kielia und köstliche Speisen ließen
es an nichts fehlen.
Edle Frauen und ein geistlicher Patron aus früheren Jahren in
Nordelbiens Diensten sprachen wohl liebliche Worte und rühmeten
des Weibes Gelehrsamkeit. Die Geladenen brachten dem Weibe
erlesene Gaben dar. So viele an der Zahl, dass die Geehrte nur durch
ihr rotes Röcklein inmitten der großen Menge zu finden war.
Fotos: Iris Schönhoff
Nach dem Feste genoss sie es, sieben volle Tage all die wundervollen Gaben aus ihren prächtigen Hüllen zu wickeln – umgeben
vom köstlichen Duft prächtiger Blumengebinde. Gerühret las das gelehrte Weib schier acht Dutzend Schreiben voll feinsinniger und freundlicher Worte. Es gedachte der SchreiberInnen und der wunderbaren
Jahre im nordelbischen Frauenreiche.
Heidemarie Thiele
Angeregte Gespräche
während der
Verabschiedung
„Selbst ihre alte, weise Lehrmeisterin
Prof. Dr. Annelie Keil eilte aus dem
Nachbarlande Bremensia herbei und
verzauberte die ganze Festgesellschaft
mit klugen und fröhlichen Gedanken.“
Heidemarie Thiele
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innovative
Interview
Theologisch lebendig bleiben
Dr. Ute Grümbel, Pastorin im gottesdienst institut nordelbien (gdi),
im Gespräch mit Annette Pawelitzki über Gottesdienste, Feministische Theologie, vielfältige Sprache, Neugierde, generationsübergreifendes Lernen – und Perspektiven für den Ruhestand.
Sie gehen im Herbst in den Ruhestand.
Ja, eine ganz ungewohnte Perspektive, ich kann mir das immer noch
nicht vorstellen. Ich tue es aus persönlichen Gründen, ich könnte ja
noch ein Jahr bleiben. Noch bin ich aber da!
Wie sieht Ihr Berufsalltag im Gottesdienstinstitut aus?
Mein Alltag ist sehr vielfältig. Ich bin oft unterwegs: Theologische Studientage, Vorträge, Seminarwochen, Abendveranstaltungen. Die Beratung
in allen Fragen des Gottesdienstes – in Gemeinden, Konventen und
Gruppen – ist dabei ein Akzent meiner Arbeit. Ich bin aber auch hier im
Dorothee-Sölle-Haus: Seminare, Gottesdienst-Werkstätten, Feierabendmahl, Bibliolog-Fortbildung, Norddeutsche Foren Feministische
Theologie u. a. Ein anderer Schwerpunkt ist die „Langzeitfortbildung
Gottesdienst“ für PastorInnen, mit thematischen Wochen und Supervision vor Ort, gemeinsam mit Thomas Hirsch-Hüffell.
Sie haben die Feministische Theologie mit vorangebracht in Nordelbien.
Ja. – Für mich sind eine der schönsten Schätze christlicher Theologie
der Glaube an die Gottebenbildlichkeit des Menschen und der Glaube
an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Beides wirft ein Licht
auf den Menschen, das Frauen wie Männern Ansehen gibt. Dieses
Ansehen, das Frauen und Weibliches neu zum Vorschein kommen
lässt, ist für mich eine der wichtigen Entdeckungen Feministischer
Theologie, die zu so manchen Aufbrüchen in Theologie und Kirche,
auch in Nordelbien, geführt haben. Dass es zu konkreten Aufbrüchen
auch im Leben vieler Frauen geführt hat, und ich dazu beitragen konnte, gehört zu den schönen und bewegenden Erfahrungen meines beruflichen Alltags. Ich vergesse z. B. nie, wie eine Frau mir erzählte: Sie
habe bei ihrem Firmenjubiläum zum ersten Mal selbst etwas gesagt,
und das verdanke sie unserem gemeinsamen Weg mit Feministischer
Theologie. Schön!
Was reizt Sie am Gottesdienst?
Gottesdienst ist für alle. Das Evangelium gilt allen. Nichts Esoterisches,
keine Geheimveranstaltung für einen inneren Zirkel. Die Kirchentüren
sind offen. Die Glocken sind von allen zu hören. Mich reizt in diesem
Sinn besonders die Predigt: In die Gegenwart hinein das Evangelium
zu übersetzen, öffentlich werden zu lassen, so, dass es Menschen zum
Leben dient. Übersetzen ist für mich ein wichtiger Akt: Eine Fracht
übersetzen, ans andere Ufer bringen. Und dabei die Fracht nicht zu
verlieren, aber auch das Ufer zu erreichen. Die Fragen stellen sich für
mich immer neu: Was ist heute zu predigen, wie ist zu predigen, welche Sprache ist zu finden? Mir ging es immer darum, den Gottesdienst
in Zusammenhängen zu bedenken, im Blick auf Tradition und
Gegenwart und immer auch im Blick auf Frauen und Weibliches im
Gottesdienst, ohne darauf ideologisch fixiert zu sein.
Foto: Annette Pawelitzki
Gottesdienst und Frauen – ein besonderes Thema?
Ja durchaus. Schließlich sind noch immer weit mehr Frauen in den
Gottesdiensten zu finden als Männer. Schön ist, dass immer mehr
Frauen (ehrenamtlich) Gottesdienste mit gestalten, sich trauen, liturgisch zu agieren.
Sie haben das Norddeutsche Forum Feministische Theologie entwickelt.
Die Anfänge gehen auf meine Zeit als Studienleiterin im Zentrum Ev.
Rissen zurück, dann ging es im gdi weiter. Ich wollte – in Kooperation
mit dem Nordelbischen Frauenwerk – einen Raum schaffen, um im
Dialog von Frauen und Männern Entwicklungen Feministischer
Theologie zu reflektieren. Im Februar fand das 11. Forum hier im
Dorothee-Sölle-Haus statt. Zusammengearbeitet habe ich anfangs mit
Anne Reichmann, später dann mit Gundula Döring. Mit beiden sehr
konstruktiv. Diese Foren haben in Nordelbien manches vorangebracht.
Ich erinnere mich noch gut, dass Bischof Dr. Knuth, der an einer
Podiumsdiskussion des Forums „Das Kreuz mit dem Kreuz“ teilgenommen hatte, hinterher sagte, dies sei wohl die einzige nordelbische
Veranstaltung, bei der so intensiv theologisch nachgedacht und kontrovers diskutiert werde. Mich hat das auch deshalb gefreut, weil es
immer mein Anliegen war, feministische Theologie vielstimmig zu treiben. Ich habe einen Horror vor ideologischen Einseitigkeiten, egal welcher Couleur. Deshalb wollte ich auch diese Foren mit unterschied-
„Mich reizt in diesem Sinn besonders die
Predigt: In die Gegenwart hinein das
Evangelium zu übersetzen, öffentlich werden zu
lassen, so, dass es Menschen zum Leben dient.“
Dr. Ute Grümbel
Dr. Ute Grümbel (*1945)
Neugierig ...
innovative
Interview
Was sollten Frauen in der Kirche heute unbedingt anpacken?
Sie sollten nicht aufhören, in den Spiegel zu schauen und sich wahrzunehmen, wertschätzend. Sie sollten wachsam bleiben und widerständig
reagieren, wenn in der Kirche durch Frauenbewegung, Feministische
Theologie und Genderforschung Gewonnenes verloren zu gehen droht.
In der Sprache dürfen wir z.B. nicht locker lassen. Es gibt nicht nur eine
Sorte Mensch. Und es gibt auch nicht nur die Bipolarität von Frauen
und Männern. Und das sollte auch in der Sprache zum Ausdruck kommen. Vielfältig. Mir ist in den letzten Jahren die Frage nach dem gemeinsamen ‚menschlichen Nenner’ wieder wichtiger geworden. Uns
als Gottes Menschen anzusehen, und das Geschlecht dabei nicht für
das alles entscheidende Merkmal zu halten. Und wir sollten auch nicht
aufhören, möglichst vielfältig von und zu Gott zu sprechen, Gott als „Du“
wahrzunehmen. Das alles ist mir wichtig, auch für die jüngere Generation.
Wie sind Sie aufgewachsen?
Ich bin in der Rhön aufgewachsen, in einer Kleinstadt am Fuße der
Wasserkuppe und habe in Fulda einige Jahre ein katholisches
Mädchengymnasium besucht, das von Nonnen geleitet wurde, frühe
Prägungen unterschiedlichster Art.
Gab es oder gibt es für Sie Vorbilder?
Als ich 13 Jahre alt war, ist unsere Familie zurück ins ‚fromme Siegerland’ gezogen. Dort bin ich zum ersten Mal Menschen begegnet, die
mit Gott und Jesus sprachen, als wären sie im Zimmer. Das hat mich
fasziniert. Deshalb habe ich mich früh mit Glauben auseinandergesetzt
und später dann Theologie studiert. Für meine Familie war das eher
exotisch. Erst später habe ich entdeckt, dass ich auch sehr fromme
Vorfahren habe. Ich verdanke dem Pietismus manches, – auch Gutes.
Vorbilder waren für mich sehr früh z. B. auch Menschen der Widerstandsbewegung im dem 3. Reich.
Was gibt Ihnen Kraft in Ihrem Leben?
Meine Neugierde, auf Gott und Menschen. Energie im tieferen Sinn
gibt mir, dass ich Gott in allem ‚versteckt’ glaube. Geistesgegenwart
Gottes um uns, über uns, in uns. Darauf vertraue ich. Das lässt mich
aufrecht gehen, auch hingehen und hinsehen, trotz allem.
„Dieses Ansehen, das Frauen
und Weibliches neu zum
Vorschein kommen lässt, ist
für mich eine der wichtigen
Entdeckungen Feministischer
Theologie, die zu so manchen
Aufbrüchen in Theologie und
Kirche, auch in Nordelbien,
geführt haben.“
Dr. Ute Grümbel
Was sagt man Ihnen nach?
Dass ich weiß, was ich will. Dass ich in den letzten 10 Jahren viel geduldiger geworden bin, also zur Ungeduld neige. Dass ich manchmal zu
schnell bin, in meinem Denken, Reden. Dass ich viel Phantasie habe.
Manche halten mich für dominant. Bei der vorbereitenden Sitzung zu
einer der ersten größeren Veranstaltung, an der ich mitwirken sollte,
nahm eine sehr viel ältere Kollegin plötzlich ihre Aktentasche und sagte: Das reicht mir jetzt, wenn sich jemand so auf die Bühne wirft. Ich
hatte von Bühne gar nichts gemerkt, war nur hellwach und engagiert
dabei. Vermutlich war das damals nicht das einzige Mal einer derart
konträren Einschätzung einer Situation.
Was können Sie besonders gut?
Ich kann gut mit Menschen ins Gespräch kommen, auch in Seminaren,
so, dass Vertrauen entsteht. Ich habe viel Einfühlungsvermögen und
Phantasie, mir fällt z.B. methodisch immer wieder etwas Neues ein.
Wo entspannen Sie sich?
Am besten, wenn ich reite. Ich entspanne mich auch, wenn ich male;
oder beim Radfahren; beim Lesen, sehr gerne Belletristisches, Biografien, Gedichte. Und ich spiele sehr gern, Brettspiele, Karten, Memory
und lenke mich auch ganz gerne mal mit Sudoku ab.
Haben Sie schon Ideen für den Ruhestand?
Ich möchte sofort einen Crashkursus machen in Englisch, denn ich habe
einige Großnichten und Großneffen, die wachsen zweisprachig auf,
und ich möchte Englisch so sprechen können, dass ich nicht immer
nach irgendeiner Vokabel suche. Ich möchte wieder reiten. Und möchte wieder Zeit haben zum Malen. Und etwas für meine Stimme tun.
Vielleicht möchten Sie noch etwas anmerken?
Ja, dass ich nicht allein lebe, und dass das ein Geschenk ist, schon
jahrzehntelang. Und dass es eine Großfamilie um mich gibt. Ich bin ein
Familienmensch und eine passionierte Tante. Mir liegt sehr an dem
Gespräch, dem Kontakt unter den Generationen. Und das nicht nur in
der Familie.
Ganz herzlichen Dank
für dieses Gespräch.
Foto: Thomas Hirsch-Hüffell
lichsten ReferentInnen, um theologisch lebendig zu bleiben und die
Chance zu haben, sich gegenseitig auf Fixierungen aufmerksam zu
machen. Dass das über so viele Jahre hinweg gelungen ist, ist gut.
16
... und eigen-willig
Bisher wurden interviewt:
Antje Röckemann
Susanne Jürgensen
Jutta Gross-Ricker
Charlotte Knobloch
Prof. Dr. Annelie Keil
Uta Knolle
Dr. Elisabeth von Dücker
Rut Rohrandt
Bischöfin Maria Jepsen
Annette Hillebrand
Dr. Frauke Hansen-Dix
Ursula Schele
Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter
Margrit Semmler
Franziska Steiof
Prof. Dr. Ulrike Wagner-Rau
Edelgard Lessing
Elisabeth Lingner
Elsbeth Süßebecker
17
innovative
Von Personen
Ilse Junkermann (51) ist die erste Landesbischöfin der Ev.
Marliese Walz (55) wurde das Bundesverdienstkreuz für ihr
Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und damit die vierte Bischöfin in
der Geschichte der Ev. Kirche in Deutschland. I. Junkermann war u.
a. Studienleiterin im Pfarrseminar Stuttgart-Birkach und Oberkirchenrätin in der Kirchenleitung. Ilse Junkermann ist geschieden und hat
einen 18jährigen Sohn. Die EKM entstand Anfang 2009 aus der Fusion
der Thüringer Landeskirche und der Kirchenprovinz Sachsen.
Engagement in Kirche und Ökumene, verliehen. Die 55jährige
Germanistin und Historikerin ist Präsidiumsmitglied der Ev. Frauen in
Deutschland e. V. (EFiD). Von 2001 - 2006 war M. Walz Vorsitzende
des Frauenwerkes der Württembergischen Landeskirche.
Antje Bundfuss (86) wurde mit der Elly-Heuss-Knapp-Medaille
in Silber ausgezeichnet. Seit 1967 sammelt und informiert A.
Bundfuss für das Müttergenesungswerk. Rund 40.000 € an Spenden
hat sie in dieser Zeit gesammelt. Anna-Elisabeth Heister, Vorsitzende
des Fördervereins Müttergenesung des Kirchenkreises Rendsburg,
verlieh die Medaille.
Rose Volz-Schmidt (53) erhielt den Prix Courage als „Frau
des Jahres 2008“. Die mit 20.000 € dotierte Auszeichnung wurde ihr
für die Gründung des Projekts „wellcome“ verliehen. Wellcome
GmbH unterstützt junge Familien. „Wellcome“ hat bundesweit 70
Standorte und betreut mehr als 240 Familien. Mit dem Prix Courage
des ZDF-Frauenmagazins ‚ML Mona Lisa’ und des Kosmetikkonzerns
Clarins werden Frauen für ihr soziales Engagement gewürdigt.
Sitara Achikza, deutsch-afghanische Frauenrechtlerin und Provinzrätin, wurde im April vor ihrem Haus in Kandahar von den Taliban
erschossen. Die UN und der afghanische Präsident Karsai verurteilten den Anschlag und forderten die Sicherheitskräfte auf, die Täter zu
finden. Bereits 2008 war Malalai Kakar, eine der ranghöchsten Polizistinnen, erschossen worden. 2006 war die Frauenbeauftragte Safiya Omar Jan ebenfalls bei einem Anschlag ums Leben gekommen.
Susanne Nagel (43) ist die erste Obermeisterin einer Bauinnung
in Schleswig-Holstein. Die Diplom-Bauingenieurin wurde als Obermeisterin für den Bezirk Eckernförde /Kiel /Plön von den 115 Männern der Innung gewählt.
Barbara Kux (54) ist die erste Frau im Vorstand von Siemens.
Sie ist dort für den gesamten Einkauf und das Thema Nachhaltigkeit
zuständig. Mit B. Kux ist Siemens das einzige Unternehmen, das im
Dax vertreten ist und ein weibliches Vorstandsmitglied hat.
Dr. Monika Lüke (40) wird neue Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Sie übernimmt damit die Leitung
der weltweit viertgrößten Amnesty-Sektion. Die promovierte Juristin
war Referentin für Migrations- und Flüchtlingspolitik bei der Ev. Kirche
in Deutschland und arbeitete seit 2005 für die Deutsche Gesellschaft
für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Seit 2008 verantwortete sie
dort Menschenrechtsprojekte in Asien.
Heike Proske (47) ist neue Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission. Die Theologin war zuletzt acht Jahre lang als Seemannspastorin Leiterin der Station in Lomé (Togo). Die Dt. Seemannsmission
unterhält ein weltweites Netz von 17 Stationen, außerdem gibt es in
Deutschland 16 Stationen. Insgesamt sind über 700 Haupt- und
Ehrenamtliche für Menschen an Bord und in den Häfen aktiv.
Nura bin Abdullah al-Fayez (52) ist die erste Frau, die
in die Regierung Saudi-Arabiens berufen wurde. Sie ist stellvertretende Ministerin für Mädchenbildung. Der König selbst berief Al-Fayez,
die in den USA studiert hat, zur Vizeministerin.
Prof. Dr. Thisbe Lindhorst (45) ist die erste Frau auf einem
Lehrstuhl der Organischen Chemie in Deutschland. Sie ist Professorin
für Organische und Biologische Chemie an der Christian-AlbrechtsUniversität in Kiel – Zucker ist ihr Forschungsgegenstand.
Dr. Simone Bagel-Trah (40), Henkel-Erbin, ist die erste Chefin
des Waschmittel-Herstellers Henkel. Nach mehr als 130 Jahren übernimmt im September somit eine Frau den Vorsitz im Aufsichtsrat.
Martina Fischer wurde als erste Frau in den Aufsichtsrat der
Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH Kiel (HDW) gewählt. Erstmals
seit Einführung der Mitbestimmung bei HDW vor 32 Jahren wurde
eine Frau in dieses Gremium entsandt. M. Fischer ist Vertrauensfrau
der IG Metall.
Neues Präsidium und
Leiterin der EFiD
Vorn v. li.: Marliese Walz,
Ilona Helena Eisner,
Antje Büsing, Miriam Aumeier,
Dr. Beate Blatz (Leiterin EFiD)
Hinten v. li.: Petra Zulauf,
Ilse Junkermann
Rose Volz-Schmidt
Barbara Kux
Sabine Zoske, Prof. Dr. Thisbe Lindhorst
Angelika Weigt-Blätgen,
Kerstin Möller,
Brunhilde Raiser
Dr. Simone Bagel-Trah
innovative
Hintergrund
18
In Bewegung
Herausforderungen für die evangelische Frauenarbeit
Evangelisch-feministische Frauenarbeit ist auf ihren jeweiligen
Kontext und die biografischen Herausforderungen, denen Frauen
in ihrem Leben begegnen, bezogen. Gegenwärtig steht sie damit
vor folgenden – alten wie neuen – Herausforderungen:
1. Differenzierung der Zielgruppe „Frauen“
Die evangelische Frauenarbeit braucht heute einen noch differenzierteren Blick auf die Zielgruppe Frauen. Während in früheren
Zeiten eher das Verbindende im Vordergrund stand, ist die
Frauenarbeit heute herausgefordert der Vielfalt von Frauenrealitäten
gerecht zu werden. Dies hat gerade wieder der Diskurs über die
Zukunft des Feminismus deutlich gemacht, in dem diesem
Zielgruppen- und Millieuverengung vorgeworfen wurde. Dieser
Anfrage hat sich auch die evangelische Frauenarbeit zu stellen.
Die Analyse der Lebensphasen von Frauen zeigt z.B., dass
viele Benachteiligungen früherer Jahre nicht mehr bestehen,
dass aber mit der Familienphase immer noch ein beruflicher
Bruch verbunden ist, der häufig lebenslang grundsätzliche
Folgen für die Existenzsicherung hat. Das neue Unterhaltsrecht
spitzt diese Problematik für Frauen noch einmal deutlich zu. Die
evangelische Frauenarbeit sollte sich vor diesem Hintergrund als
„Lebensbegleitung“ von Frauen und Frauengruppen in einem
ganzheitlichen Sinne verstehen, in dem sie die praktischen
Lebensfragen der Frauen und die gesellschaftlich bedingten
Strukturen mit den feministisch-theologischen Perspektiven verbindet.
2. Zunehmende religiöse und spirituelle Suche
Es ist deutlich wahrzunehmen, dass es bei Frauen in fast allen
Lebensphasen eine wachsende Suche nach Spiritualität gibt.
Aufgabe der Frauenarbeit ist es, Frauen in dieser spirituellen
Suchbewegung zu unterstützen und Orte anzubieten, an denen
sie diesen Fragen zusammen mit anderen nachgehen können.
Evangelische Frauenarbeit sollte Gesprächpartnerin sein, auf der
Suche nach einer alltagstauglichen Spiritualität auf biblischem
Fundament. Dabei entsteht, oft wie von selbst, Frauensolidarität,
gegenseitige Stärkung und Weggemeinschaft. Je nach Lebenssituation sind diese Suchbewegungen ganz unterschiedlich.
Junge Frauen mit Kindern stellen religiöse Fragen oft im Horizont
der Erfahrungen mit ihren Kindern sowie der Bewältigung von
Krisen in dieser Phase. Bei Frauen in der Lebensmitte stellt sich
die Sinnfrage oft noch einmal neu. Sie beschäftigen Fragen wie:
Soll es das gewesen sein? Welches ist mein Platz und meine
Aufgabe in dieser zweiten Lebensphase? Was ist eigentlich der
Wert meines Lebens für mich und für andere?
3. Weg der feministischen Theologie in die Strukturen
Sowohl Frauen aus Kirchengemeinden als auch die, die sich in
Projekten oder im Rahmen von Veranstaltungen und Aktionen in
der Kirche engagieren, fragen nach biblischem und theologischem Grundwissen. Für die evangelische Frauenarbeit ist dies
eine zentrale Herausforderung. Die Inhalte und Methoden
Feministischer Theologie haben vielen Frauen den Zugang zu
Glauben und Kirche neu eröffnet. Ziel heutiger evangelischer
Frauenarbeit sollte es heute sein, diese Inhalte und Erkenntnisse
zu multiplizieren. Für die Frauenarbeit bedeutet dies, aus Frauenräumen heraus zu gehen, bei gleichzeitiger Bewahrung der
weiter notwendigen frauenspezifischen Räume. Es wird sich
zudem zeigen müssen, ob es der Frauenarbeit gelingt, die ihr eigenen Vernetzungs- und Kommunikationsformen zu bewahren
gegen die starke Tendenz zur Hierarchisierung.
4. Gerechtigkeit – ein bleibendes Thema
Auch, wenn vieles erreicht ist, das Thema Gerechtigkeit für Frauen
und Mädchen bleibt auf der Agenda. Die evangelische Frauenarbeit
ist dabei eine zunehmend gesuchte Gesprächspartnerin im gesellschaftlichen Diskurs. Ihre Aufgabe ist es die evangelisch-feministische Perspektive einzubringen. Das Thema Gewalt gegen
Frauen steht leider immer noch ganz obenan, daneben sind es
Themen wie Frauenarmut sowie Existenz- und Alterssicherung
„Die Inhalte und Methoden Feministischer
Theologie haben vielen Frauen den Zugang
zu Glauben und Kirche neu eröffnet.“
Kerstin Möller
19
innovative
Hintergrund
Sister, carry on!
von Frauen. Im Jahr 2007 erhielten Frauen in Westdeutschland im
Durchschnitt 465 Euro aus der gesetzlichen Rente, Männer dagegen 976 Euro. Auch das Thema gerechte Teilhabe in Leitung und
Verantwor tung ist immer noch oder wieder neu auf der
Tagesordnung. Deutschland befindet sich nach neuesten
Untersuchungen in Fragen der Gleichstellung und des GenderMainstreamings im europäischen Vergleich weiter hinten.
Während in anderen Ländern der EU, wie z.B. in Spanien, die
Quote inzwischen selbstverständlich geworden ist, wird sie in
Deutschland weiterhin tabuisiert und lächerlich gemacht.
Evangelische Frauenarbeit geschieht dabei weiterhin in Vernetzung
mit Frauen weltweit, in gegenseitiger Unterstützung und Solidarität.
Daraus resultiert für die Frauenarbeit eine Beschäftigung mit globalen Themen wie z.B. in der Kampagne für Saubere Kleidung
(CCC).
Ökumenisch-feministisches Arbeitsbuch
Wie kämpferisch darf und muss eine Christin sein?
Wie rassistisch ist deutsche feministische Theologie?
Warum fällt es uns schwer, andere Glaubensüberzeugungen zu akzeptieren?
Die Begegnungen mit Theologinnen aus anderen Kontinenten und Religionen bietet die Chance, das eigene
christliche Profil zu schärfen.
Das Arbeitsbuch enthält Aufsätze und Hintergrundmaterialien – Informationen, Gedichte, Liturgien, Literaturtipps – zur eigenen Lektüre und zur Arbeit in Gruppen.
5. Spannungen zwischen den Generationen
Die evangelische Frauenarbeit befindet sich in einer Phase des
Übergangs, zwischen Neuaufbruch und Bewahrung. Viele der
Frauen, die sich in der Frauenarbeit engagieren, befinden sich in
ihrer zweiten Lebensphase. Wo bleiben die jungen Frauen? Sind
sie nicht mehr an Frauenarbeit interessiert? Ist Feminismus für sie
out? Ja und nein! Ja, weil es eben eine neue Generation von
Frauen ist. Vieles wofür ihre Mütter und Großmütter gekämpft haben, ist für sie selbstverständlich. Sie leben nicht mehr in dem
Grundgefühl, benachteiligt zu sein – im Gegenteil. Und gleichzeitig: Es gibt eine neue bewusste Frauengeneration, - Mädchen und
junge Frauen, auf die die feministischen Mütter und Großmütter
stolz sein können, die sich durchaus mit frauenspezifischen
Themen beschäftigen und sich mit ihrer eigenen Frauenrolle auseinandersetzen, aber eben ganz anders, als ihre Mütter. Die
Herausforderung für die evangelische Frauenarbeit liegt darin, ob
es gelingt, diesen jungen Frauen Raum zu geben, oder vielmehr
Raum zu lassen.
Bärbel Fünfsinn
Kerstin Möller (Hg.):
Sister, carry on!
Ökumenische
Feministische Theologie
Ein Arbeitsbuch
3 Euro
Bestellungen
frauenwerk@ne-fw.de
Fon 0431- 55 779 100
info@nmz-mission.de
Kerstin Möller
„Es gibt eine neue bewusste Frauengeneration,
– Mädchen und junge Frauen, auf die die
feministischen Mütter und Großmütter stolz
sein können, die sich durchaus mit frauenspezifischen Themen beschäftigen und sich
mit ihrer eigenen Frauenrolle auseinandersetzen,
aber eben ganz anders, als ihre Mütter.“
Kerstin Möller
innovative
Projekte ı Aktionen
20
O, heilende Kraft, die sich Bahn bricht!
Inspiriert von der Weisheit und den Gesängen Hildegard von
Bingens ein Gottesdienst in St. Nikolai zu Kiel. Hier Auszüge aus
der Predigtmeditation zum Visionsbild ‚Das Kosmosrad’.
Wir sehen Hildegards Vision vom Kosmosmenschen. Das Kosmosrad
wird von einer weiblichen Gestalt umfasst. Sie hält in ihren Händen und
in ihrem Schoß diesen riesigen Kreis, der von ihrem Herzbereich abwärts bis zu den Knöcheln reicht. Letztlich ist ihr Leib der Kosmos.
Hildegard beschreibt diese Gestalt als Caritas, als Liebe oder als Sofia,
die Weisheit. In der Mitte des Kosmos steht der Mensch, androgyn und in freier, gelöster Haltung, aufrecht mit weit ausgebreiteten Armen. Diese Gestalt der Liebe wird von einem Haupt über deren Haupt gekrönt. Dieses beschreibt Hildegard als Gottvater. Die
Gestalt der göttlichen Liebe oder Weisheit bildet die tragende und umfassende Gestalt.
Schauen wir uns das Kosmosrad genauer an: Das Zentrum des Rades
ist der Kern im Kreis, die Erde, deren Mittelpunkt sich in diesem Bild
zugleich mit der Geschlechtsregion des Menschen trifft. Hier kreuzt
auch die zentrale Energielinie das Zentrum, die den Kreis bzw. das Rad
quer durchläuft und in eine obere und eine untere Hälfte teilt. Der
Mensch im Kreis ist von mehreren solcher Energiespannungen
umfasst.
Alles scheint ausbalanciert. Die positiven und negativen Kräfte halten sich im Gleichgewicht, solange der Mensch sich im Einklang
mit dieser kosmisch-göttlichen Ordnung erlebt. Das rechte Maß in
allen Dingen zu finden, ist für Hildegard oberstes Prinzip. Gerade das
fällt uns heute nicht leicht, werden wir doch ständig verführt, maßlos zu
konsumieren, zu planen, zu bauen, zu forschen. Wenn wir uns das vor
Augen halten, können wir kaum glauben, dass die Caritas die Welt
trägt.
Der Mensch auf diesem Bild fühlt sich in Balance mit der Schöpfung
und ist eingebettet in ein göttliches Ganzes. Verbundenheit und
Zugehörigkeit zeichnen sein Lebensgefühl aus. Weltverantwortung
und Weltveränderung machen seine ethische Haltung aus. Nach
Hildegard ist der Mensch für die Balance zwischen Gott, Mensch
und Welt, für den Frieden in der Welt und für das gute Leben aller Menschen mit verantwortlich. Die Kraft dafür entspringt der göttlichen Liebe, in deren Umarmung das Kosmosrad gehalten ist. Der
Mensch in diesem Visionsbild strahlt förmlich aus, dass er nicht um
sich selbst kreist, sondern Ruhe und Raum hat, sich in Liebe und
Mitgefühl seiner Mit- und Umwelt zuzuwenden; denn er/sie weiß, dass
alle mit allen zusammen hängen.
In dem zweiten Rad vermissen wir die tragende Gestalt, die Liebe,
Sophia, samt dem göttlichen Haupt. Der Kosmos ist nicht mehr in
der Umarmung gehalten. So scheint es, als drehe sich dieses Rad in
sich selbst. Die Tierköpfe blasen hier von innen nach außen, also vom
Menschen in den Kosmos hinein. Das Geflecht der Beziehungslinien
gibt es in diesem Rad nicht mehr. Halt- und hilflos steht der Mensch da
– düster und verlassen. Das Aufgehobensein im Kosmos, das Getragensein durch die Caritas erlebt er nicht mehr.
Zurück zum ersten Bild vom Kosmosmenschen: Der Kosmos ist umarmt, umfasst von der Liebe Gottes. Ein lichthelles Feuer, das freudig,
leuchtkräftig, machtvoll und Leben spendend den Kosmos umfängt.
Mit dem Bild des Kosmos-Menschen schenkt Hildegard uns eine
Zuversicht, die nichts beschönigt und nichts verdrängt, die uns
aber ermöglicht, das Weltgeschehen und uns selbst in einem
großen Zusammenhang zu begreifen. Wir wollen uns nun dieses
Schutzes durch die Caritas versichern, indem wir in einer Prozession in
diesen feurigen Kreis eintreten und ihn einmal von innen umrunden.
Hildegard hat in ihren Visionen erfahren, dass diese feurige Kraft der
Liebe und Weisheit immer für uns offen ist und dass wir zugleich die
Verantwortung tragen dafür, dass unser Leben in einem ausgewogenen Kräftespiel steht und Welt, Mensch und Gott in Balance sind.
Unsere Prozession kann der symbolische Ausdruck dieser Rückbindung an die schöpferischen Kräfte der Caritas sein.
Elisabeth Christa Markert, Antje Riemann
21
innovative
Projekte ı Aktionen
Berlin im Doppelpack
Versteckte Seiten der Hauptstadt
Das Ev. Frauenwerk Eutin lud zu animierenden Entdeckungen in
Berlin ein – Neues aus Frauen- und Männersicht.
Zweimal mit dem Ev. Frauenwerk Eutin nach Berlin, das war nicht so
geplant. Zunächst interessierte uns nur das Thema „Jüdisches
Leben in Berlin“ und mit 12 Frauen fuhren wir los und erlebten drei
ereignisreiche Tage. Vor der Rückreise besuchten wir den dorotheenstädtischen Friedhof und ließen uns von Helmuth Pohren-Hartmann,
von der Interessengemeinschaft „Historische Friedhöfe“, Gräber
Berliner Persönlichkeiten aus Politik und Kunst zeigen, bis er plötzlich
innehielt, auf einen älteren Herrn wies und sagte: “Der kann Ihnen alles besser erklären. Er hat die meisten dieser Künstler persönlich gekannt.“ So lernten wir den Schauspieler Werner Riemann kennen,
der uns sogleich eine Kostprobe seines Könnens gab und uns einlud, mit ihm das alte Brecht-Theater „Berliner Ensemble“ zu besichtigen. Wir waren begeistert! Auf der Rückfahrt im Zug ließen wir unserer Frauenwerksleiterin Ruth Gänßler-Rehse keine Ruhe, sie sollte
möglichst schnell eine zweite Reise nach Berlin organisieren.
Seiten dieser Jahre konnten wir uns wieder gut vorstellen, als wir zu
Abend aßen in Clärchens Ballhaus, umgeben von Bildern und
Notizen der Maler Heinrich Zille und Otto Dix. Eine große Tanzfläche
lädt seit Anfang des 20sten Jahrhunderts bis heute ein und viele tanzfreudige Menschen kommen.
Ein besonderes Erlebnis war der Rundgang durch Kreuzberg
mit Nadja, einer jungen Frau, die in Kreuzberg geboren wurde. Der
schlechte Ruf ihrer Heimat Kreuzberg ärgerte sie. Sie wollte das verändern und baute mit Gleichgesinnten das Stadtteilmuseum mit dem
Schwerpunkt Migration auf. Dort erfuhren wir, wie unterschiedlich
türkische Frauen in Berlin lebten und leben. Gerne führt Nadja
Gruppen wie uns durch ihr Kreuzberg, zeigt ihnen den türkischen
Spezialitätenladen und verführt zum Teetrinken und Kauf landestypischer Knabbersachen. Kehrt ein in ein türkisches Restaurant und öffnet die Türen der Moschee im Hinterhof. Und das Wichtigste – sie
erzählt von ihrem Leben in Kreuzberg. Sie beklagt die Missstände
nicht, sondern trägt dazu bei, dass gegenseitiges Verständnis möglich wird. Das hat uns sehr beeindruckt!
Im November 2008 fuhren wir wieder nach Berlin. Das Motto hieß:
„Frauenleben in Berlin“, aber unsere Vorfreude galt Herrn Riemann.
Er zeigte uns am zweiten Tag „sein“ Theater, erzählte ausführlich und
anekdotenreich von Helene Weigel und Bertold Brecht, unter deren
Leitung seine Schauspielzeit begann. Abends besuchten wir die
Aufführung des Brecht-Stückes „Mutter Courage und ihre Kinder“,
die uns sehr bewegte.
Irene Kaewel
Das Motto der Reise kam nicht zu kurz. Bei einem Gang über den
Ku´damm mit der Stadtführerin Anke Frommer hörten wir vieles über
Künstlerinnen und andere Frauen, die in den 20er Jahren dort lebten
und arbeiteten. Unsere Begeisterung für diese Zeit erhielt einen
Dämpfer, als wir erfuhren, wie es Haus- und Küchenmädchen
damals erging: Schlafen in der Küche auf einem Brett, das von der
Decke herunter gelassen wurde und Arbeitslosigkeit im Sommer,
wenn die Familie ins Sommerhaus an die Ostsee zog. Die schönen
„Er zeigte uns am zweiten Tag „sein“ Theater,
erzählte ausführlich und anekdotenreich von
Helene Weigel und Bertold Brecht, unter deren
Leitung seine Schauspielzeit begann.“
Irene Kaewel
innovative
Aus den Frauenwerken
22
„Der Pastor ist eine Frau!“
Jubiläum: 50 Jahre Frauenwerk Lübeck
Die Leitung der Lübecker Landeskirche hat den Mut, als erste evangelische Kirche in Deutschland ein Gesetz für das Amt der Pastorin zu
schaffen, entgegen aller Einwände anderer Kirchen und Bischöfe. Am
18. Februar 1959 wird Dr. Elisabeth Haseloff in die Pfarrstelle für
Frauenarbeit berufen. Pfingsten 1959 ist ihre feierliche Amtseinführung. Durch alle Zeitungen tönt es: „Der Pastor ist eine Frau!“
Seit 1945 wurde der „Stadtverband der evangelischen Frauenhilfen“
ehrenamtlich von Adelheid Pauls geleitet. Im Oktober 1956 ein Hilferuf:
„Die Arbeit kann nicht mehr ehrenamtlich geschafft werden!“
Der seit 1950 bestehende „MGW-Arbeitskreis“ (Müttergenesung) wird
ab 1957 von Schwester Emmi Mansfeld nebenamtlich übernommen.
Ab 1959 dann ist Pastorin Dr. Elisabeth Haseloff Leiterin der Lübecker
Frauenarbeit (zu 50%), gleichzeitig verwaltet sie die Pfarrstelle
St.Matthäi III. 1960 bekommt das Frauenwerk dort erste eigene kleine
Räume in der Westhoffstr..
Ordination (da verheiratet), ohne Büro und Schreibtisch, nicht mal einen eigenen Stuhl gab es. Am 1. August fing Ruth Philippzik als Kurleiterin an, am 15. Lisbeth Nitsch als zweite Sachbearbeiterin in der
MGW-Stelle, mit Familienpflegerin Meta Behrens.
Elisabeth Haseloff stellt den Antrag auf Entlassung aus dem Pfarramt
St.Matthäi III; die Frauenarbeit ist zu groß geworden für zwei
Arbeitsbereiche, die Leitung in der landeskirchlichen Pfarrstelle
für Frauenarbeit in Lübeck ist seit 1966 nicht mehr neben-, sondern hauptamtlich mit ganzer Stelle. Am 30. April 1968 zieht das
Frauenwerk in die Jürgen-Wullenweber-Straße, das „Elisabeth von
Tadden Haus“. Es folgen arbeitsreiche Jahre mit neuen Aufgaben:
Seminare für „Halbfamilien“ (so wurden Alleinerziehende damals genannt), die „Mischehe-Gruppe“ (evangelisch - katholisch), Mutter-KindSeminare, Familienwochenenden, aus dem Weltgebetstag entsteht
der ökumenische Frauenarbeitskreis – und immer wieder Anstrengungen für nötige Erweiterungen des Bahrenhofs.
Von dort entfaltet sich eine reiche Arbeit. „Ehe-Seminare“ werden angeboten, Müttergenesungskuren, durch die Zusammenarbeit mit der
Frauenhilfe Greifswald beginnen Ost-West-Begegnungen. 1963 dann
der erste „Ev. Frauentag“, ein Sonderzug bringt 1.300 Teilnehmerinnen nach Travemünde. Nach dem Tod von Emmi Mansfeld
wird 1963 eine Sachbearbeiterin für die MGW-Vermittlungsstelle eingestellt und die Geldmitteleinwerbung für den Erwerb des Müttergenesungshauses Bahrenhof beginnt. Es entsteht ein Verein, der noch
heute die MGW-Arbeit unterstützt. Die Nachkriegs- und Aufbauzeit fordert besonders die Mütter, die Müttergenesungsarbeit wächst.
Arbeitskreise mit Sozialarbeiterinnen und Kindergärtnerinnen entstehen. Mitarbeiterinnen für die Kurarbeit werden gesucht und im Juli
1964 findet die erste „Mütterkur“ im Bahrenhof statt.
1972 scheidet Solveig Webecke aus dem Frauenwerk aus und übernimmt das neu eingerichtete Pfarramt für alleinerziehende Mütter und
am Weltgebetstag 1973 wird Ruth Philippzik als pädagogische
Mitarbeiterin eingeführt. Hauptanliegen in dieser Zeit ist die Fortbildung
der Leiterinnen der Mütter- und Frauenkreise in den Gemeinden. Die
blühende Arbeit findet eine jähe Unterbrechung durch den Tod
von Elisabeth Haseloff am 29. November 1974, sie wurde Opfer
eines Verkehrsunfalls. 1975 war Lübeck noch eine eigenständige
Landeskirche. Nordelbien war im Werden. Im Zusammenhang damit
wurde das landeskirchliche Frauenwerk zum Ev. Frauenwerk des
Kirchenkreises und zog mit der MGW-Arbeit im Frühjahr 1976 in die
Königstr. 23.
1965 wird ein besonders lebendiges Jahr. Mary und Bibiana, zwei
Frauen mit einem Afrika-Stipendium aus Tansania, die lange bei
Elisabeth Haseloff wohnten, haben das Examen als Kindergärtnerinnen
bestanden, es gibt eine bewegende Abschiedsfeier. Eine erste enge
Verbindung zu Afrika. Und es werden neue Mitarbeiterinnen eingestellt: Am 1. April Solveig Webecke als theologische Mitarbeiterin, ohne
Das Müttergenesungshaus Bahrenhof wird zum Mittelpunkt der
gesamten Arbeit. Dort wurden jährlich 10 - 12 Kuren durchgeführt,
auch die Sonderkuren mit psychisch erkrankten Frauen (in Zusammenarbeit mit der Uni Lübeck) und mit Müttern von körper- und geistig
behinderten Kindern; die Erholung der Kinder auf der Bäk mit den vielen Helferinnen gehörte dazu. Die Stelle der Theologin war noch nicht
„Nordelbien entstand und der Bahrenhof musste 1979
abgegeben werden, das Haus, in das so viel Arbeit, Liebe,
Geld, Ideen und Kraft hinein gegeben wurde, unser
Haus für Kuren, Tagungen, Freizeiten und ökumenische
Wochenenden.“ Hella Fabricius
23
innovative
Aus den Frauenwerken
besetzt. Frau Webecke übernahm die Vertretung. 1976 war Pastorin
Keller-Wendtorf für kurze Zeit hier. Sie ging wieder zurück nach Süddeutschland. Am 31. 8. 1978 wurde Pastor Horst Webecke eingeführt.
Ein Mann leitet das Frauenwerk? Heute kaum noch denkbar, aber
Horst Webecke hat es verstanden, uns Frauen zu ermutigen, zu fordern und zu fördern, wir sind durch ihn eigenständig geworden.
Nordelbien entstand und der Bahrenhof musste 1979 abgegeben werden, das Haus, in das so viel Arbeit, Liebe, Geld, Ideen und Kraft hinein
gegeben wurde, unser Haus für Kuren, Tagungen, Freizeiten und ökumenische Wochenenden. Es wurde 1982 verkauft.
Das Christophorus-Haus in Bäk bei Ratzeburg wurde nun unser Haus
für die intensive Arbeit, besonders auch für die Weltgebetstagsvorbe
reitung, drei Tage für 80 - 100 Frauen aus Lübecker Gemeinden.
Dort entstand auch der Funke für unsere Südafrika-Aktionen, als Mrs.
Mabileza aus Südafrika von den Aufständen in Soweto berichtete.
„Kauft keine Früchte aus Südafrika!“, das war Protest und Aufklärung
über die Apartheidpolitik.
Die Beteiligung an den Lübecker Altstadtfesten brachte uns alle in
Bewegung – das ganze Haus Königstraße 23 war einbezogen. Wir verkauften Webwaren aus Indien, das Café brachte Erlöse für unser
Projekt in Afrika und die Ost-West-Arbeit. Intensiv waren die Verbindungen nach Mecklenburg-Vorpommern; oft sind wir hingefahren zu
Begegnungen mit Frauen dort, zu Kirchentouren in Mecklenburg, zu
den Frauenaltären.
Und wieder viel Wechsel: Im Advent 1985 wurde Pastor Horst
Webecke verabschiedet, 1986 ging Ruth Philippzik in den Ruhestand.
Heidemarie Langer übernahm für 2 1/2 Jahre die Leitung, Gisela Bald
wurde als Religionspädagogin eingeführt, und Christa Schulz und
Gudrun Grzenia für die MGW-Arbeit. Dann folgte Uta Biehl als
Pastorin mit halber Stelle. Der Kirchenkreisvorstand genehmigte eine
Leitungsteilung zwischen ihr und Gisela Bald. Die interkulturelle
Frauenarbeit mit Yasemin Düzen entstand. Hilfslieferungen nach
Bosnien, Kontakte zu Frauen in Indien und Afrika, Berufstätigenarbeit,
Klosterreisen, Frauen für den Frieden, Berufstätigenarbeit, Vernetzung
mit politischen Frauengruppen – die Arbeit war immer beides:
Geistliches und Politisches, Meditation und Aktion. Eine
Besonderheit war die Ausstellung in St.Petri „Das Weib schweigt
nicht mehr!“
Dr. Elisabeth
Haseloff, erste
Pastorin in
Deutschland
Beirat und
Mitarbeiterinnen
(August 2006)
Die feministisch-theologische Arbeit fand ihre Fortsetzung in
Gottesdiensten: Seit 1997 feiert das Ev. Frauenwerk Lübeck von April
bis Oktober an jedem letzten Sonntag im Monat einen Gottesdienst in
St. Petri, von der Gottesdienstgruppe vorbereitet. Zur „Ökumenischen
Dekade - Solidarität der Kirche mit den Frauen“ entstanden in Lübeck
drei Dekadehefte zu Ruth, Lydia und Sarah. Eine wichtige Gruppe ist
noch heute der Gesprächskreis „Frauen glauben“.
Nach dem Abschied von Uta Biehl (sie ging nach Hamburg) und Gisela
Bald (sie ging in den Ruhestand) erlebten wir eine turbulente Zeit.
Pastorin Stefanie Schwer kam und verließ uns 2004. Immer wieder war
Solveig Webecke bereit, das Frauenwerk in Vakanzzeiten zu leiten,
auch als 2005 wieder ein Umzug anstand, diesmal in den Steinrader
Weg, direkt am Bahnhof. Es war eine schwierige Zeit, ohne Angelika
Lichtenthäler als Sekretärin/MGW-Arbeit und Annette Brodderek wäre
es gar nicht gegangen.
Dann kam Maren Wichern, schon 10 Jahre mit halber Stelle Pastorin
im Ev. Frauenwerk Lauenburg, und hat mit uns die ersten Schritte gemacht hin auf die Fusion beider Kirchenkreise und damit auch der
Frauenwerke. Ihre intensive Begleitung der verschiedenen Kreise und
auch aller Mitarbeiterinnen hat uns gut getan. Sie hatte auch ganz besonders die vielen hoch engagierten ehrenamtlichen Frauen im Blick,
ohne die ein lebendiges funktionierendes Frauenwerk nicht möglich
wäre. Der Dachbodenausbau hat uns sehr beschäftigt und dann die
„Organisationsberatung“, ein arbeitsaufwändiger Prozess, der die beiden Frauenwerke einander näher gebracht hat und in Zukunft hoffentlich noch Früchte trägt. Am 30. Januar 2009 haben wir Maren Wichern
in einem bewegenden Gottesdienst verabschiedet und sind voller
Hoffnung, dass mit einer neuen Leiterin und dem Zusammenschluss mit dem Frauenwerk Lauenburg die lebendige Arbeit für
Frauen weitergeht.
Am 26. April 2009 haben wir mit einem bunten Tag in St. Petri den 50.
Geburtstag des Lübecker Frauenwerks gefeiert!
Hella Fabricius
innovative
Aus den Frauenwerken
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Übergänge gestalten
Candlelight-Dinner
Dass Ev. Frauenwerk Rendsburg macht Schritte ins Neue Jahr –
ein generationsübergreifendes Erlebnis.
Es war ein kalter, windiger Novemberabend als wir uns auf den Weg
machten ins Ratekauer Gemeindehaus. Wir waren neugierig, denn
schon ein paar Mal wurde vom Kirchenkreis-Frauenwerk ein
Candlelight-Dinner angeboten. Was würde uns erwarten? Um es
vorweg zu nehmen, es war sehr, sehr schön!
Den Jahreswechsel spirituell und gemeinsam begehen, sieben
Frauen trafen sich Silvester. Gerade hatte es zu frieren begonnen und
so musste unser Labyrinth mit der Hacke von den Maulwurfshügeln
befreit werden. Rituale brauchen Vorbereitung und nun auch Kraft.
Doch der Kraftaufwand hat sich gelohnt.
Miteinander „warm“ werden, erzählen, wer wir sind und was uns bewegt; 25 - 60 Jahre, das ist eine große Altersspanne. Können so unterschiedlich alte Frauen miteinander den Jahreswechsel begehen? Wir waren uns schnell einig: Ja das geht, und im Nachhinein:
Das geht sehr gut!
Wir haben gesungen, gekocht, geklönt und gegessen. Wir haben beschlossen, dem neuen Jahr das Gute abzugewinnen. Eine Schale soll
der Platz sein für gutes, das uns im neuen Jahr begegnen wird. So hat
jede eine Schale geformt, und jedes Gefäß war anders. Das eine
groß, für die Fülle, das nächste mit Deckel, fast so, als soll das Gute geschützt werden. Die eine Schale bunt verziert, so bunt wie mein Leben,
bunt um ein Farbklecks zu sein, wenn grauer Alltag mich bedroht. Eine
mit Steinen, weil auch Steiniges zum Segen werden kann.
So haben wir das Alte unter die Füße genommen, sind ins Labyrinth
gegangen, draußen im Garten, mit Kerzen beleuchtet und mit Steinen
in unseren Händen. Wir wollen dem neuen Jahr entgegengehen. Was
uns beschwert hat im Alten, lassen wir auf dem Weg. Und so geht eine
Frau nach der andern ins Labyrinth, wirft Schweres von sich und
kommt erleichtert zur Mitte. In der Mitte singen wir gemeinsam. Mit
Gottes Segenskraft, die uns trägt und tragen lässt, wird über unseren Köpfen der Himmel bunt erleuchtet. Mitternacht, der Anfang
eines neuen Tages, des neuen Jahres. In der Labyrinthmitte warten
Sekt, Saft und Berliner. Dann gehen wir mit großen Schritten aus dem
Labyrinth ins neue Jahr.
Sabine Klüh
Wir wurden verwöhnt mit gutem Essen und Trinken, mit einer wohltuenden Handwaschung und mit inspirierenden Vorträgen zu dem
Thema des Abends „Milch und Honig“. Bei der Begrüßung im
Foyer wurde uns ein Glas Met gereicht. Dann erlebten wir eine
Handwaschung mit einem Rosen-Honig-Bad und durch die geübte
Hand der Kosmetikerin eine Massage mit einer wohlriechenden
Creme, extra hergestellt für diesen Abend.
Die Veranstalterinnen, Pastorin Ruth Gänßler-Rehse und Pastorin
Anke Dittmann, servierten uns nun ein 4-Gänge-Menü mit köstlichen
Speisen, eine Mandelcremesuppe a la Moses, einen Salat mit
Wüstendressing, ein Kartoffel-Selleriepürree mit Kohl in saurer Sahne
und arabischen Hackbällchen, zum Abschluss Honigkuchen mit
Pistazien-Mandelcreme. Nach jedem Gang hörten wir etwas zu
„Milch und Honig“: Wir wissen jetzt, dass es Honig schon länger
auf der Erde gibt als uns Menschen, wir erfuhren etwas von seiner
heilenden Wirkkraft und seiner Nutzung in Medizin und Kosmetik.
Wir wurden erinnert an die große Bedeutung von Milch, die eine
Kostbarkeit ist und lebensnotwendig für die Aufzucht von Säugetieren
und uns wurde bewusst wie heute Milch gehandelt wird als Billigware.
Trotzdem ist das Bild von Milch und Honig von der biblischen
Botschaft bis in die heutige Werbung hinein ein Ausdruck der
Sehnsucht der Menschen nach einem guten, erfüllten Leben.
An diesem Abend konnten wir gutes, erfülltes Leben genießen,
es war wie in einem 5-Sterne-Restaurant, aber viel persönlicher. Erfüllt
gingen wir nach Hause – genau das war´s: Ein Candlelight-Dinner.
Damit wollten wir „unsere“ Frauen in der Gemeinde auch verwöhnen.
Es war viel Arbeit, aber ein voller Erfolg!
B ä r b e l K ö s t e r, I l s e H o l l m a n n
„Trotzdem ist das Bild von
Milch und Honig von der
biblischen Botschaft bis in
die heutige Werbung hinein ein Ausdruck der
Sehnsucht der Menschen nach einem guten,
erfüllten Leben.“ Bärbel Köster, Ilse Hollmann
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innovative
Aus den Frauenwerken
10 Jahre ‚Lydia’
Café und Begegnung für Frauen
„Für uns soll’s rote Rosen regnen“ war das Motto unserer 10jährigen Jubiläumsfeier im Mai 2009 in Ratzeburg. Wir begannen mit einer Andacht in St. Petri und dann ging es im Lydia rund. Zur lieben
Tradition ist mittlerweile schon unsere jährlich stattfindende LydiaGeburtstagsfeier geworden, immer am ersten Freitag im Mai. Die
Mottos waren ‚Schwof im Hof’, ‚Südamerikanische Nacht’, ‚Es grünt
so grün’ und ‚Sieben mal das ist unsere Zahl’.
Ein eigener Veranstaltungsort stand lange Zeit nicht zur Verfügung.
Das Frauenwerk war mit keinem Ort verbunden; niemand schaute
„einfach mal so“ auf einen Kaffee vorbei. Die Teilnahme an den
Veranstaltungen des Frauenwerkes erforderte eine hohe Motivation:
Zum einen das Interesse, ein Thema mit einer Gruppe von Frauen zu
bearbeiten, und zum anderen auch die Bereitschaft, immer wieder
neue Räume zu betreten und sich auf sie einzulassen. So konstatierte der Beirat 1998, dass die „Geh-Struktur“ des Frauenwerkes
gut ausgebaut war, dass aber die „Komm-Struktur“ wesentlich
verbessert werden könnte: Es fehlten niedrig schwellige Angebote sowie eigene Räume für Frauen. In Zusammenarbeit mit dem
Kirchenkreisvorstand entstand dann am 7. Mai 1999 das „Lydia –
Café und Begegnung für Frauen“. Bei der Eröffnungsfeier waren unsere Räume noch namenlos, wir schrieben einen Wettbewerb aus
und im September 1999, haben wir das „Lydia – Café und Begegnung
für Frauen“ mit Logo vorgestellt. Beides kam gut an.
Der Cafébetrieb ermöglicht ein zwangloses Zusammenkommen.
Die Aufgabe der Leiterin des Frauenwerkes und der Mitarbeiterin im
Lydia ist es, in diesem Rahmen Kontakt- und Gesprächsangebote zu
bieten. Frauen sollen die Möglichkeit erhalten, sich zu treffen und ihre
unterschiedlichen Fähigkeiten in der Gestaltung von übergemeindlicher Frauenarbeit einzubringen.
Der feste Raum ist zu einer gewohnten Umgebung geworden und
macht das Frauenwerk konkret sichtbar. Von anfänglich 400 Personen im Jahr ist die Zahl der Besucherinnen 2008 auf über 1.450
gestiegen. Die Teilnehmerinnen an den Veranstaltungen sind 30 - 90
Jahre alt, gehören verschiedenen sozialen Schichten mit unterschied-
lichem Bildungsniveau an und kommen aus Ratzeburg und Umgebung. Eine größere Gruppe kommt regelmäßig und ist mit dem Angebot mittlerweile gut vertraut. Daneben gibt es auch eine Gruppe von
Frauen, die nur an speziellen Themen interessiert ist. Diese Frauen
bekommen dann das erste Mal Kontakt zum Frauenwerk und zur Kirche.
Der Verzehr im Café soll sich auf Basis von Solidarität rechnen.
Es werden keine Festpreise erhoben, sondern die Bezahlung erfolgt
nach anonymer Selbsteinschätzung durch eine Spende. Die
Besucherinnen sollen die Möglichkeit erhalten, ohne finanziellen
Druck, in einer offenen Atmosphäre, über existenzielle und Glaubensfragen sprechen zu können.
Die vier Öffnungszeiten pro Woche werden durch ein Team von
16 ehrenamtlich mitarbeitenden Frauen gewährleistet. Betreut
wird das Team von mir als Leiterin des Lydia, mit 10 Stunden pro
Woche angestellt für Programmgestaltung, Öffentlichkeitsarbeit und
den Ablauf der Veranstaltungen. Unseren Mitarbeiterinnen werden
ein bis zwei Fortbildungen jährlich angeboten.
Alle zwei Monate kommt das gesamte Team zum Lydia-Rat zusammen, um aktuelle Fragen und die Organisationen zu klären. Außerdem
findet zur Sommerzeit ein Mitarbeiterinnenausflug statt; und die
Lydia-Mitarbeiterinnen stellen seit drei Jahren mit viel Erfolg ein
Frauenboot beim Ratzeburger Drachenbootrennen. Das Lydia bietet Frauen, die eine ehrenamtliche Beschäftigung suchen, einen
lohnenden Wirkungsraum. Einige der Frauen waren Neuzugezogene
in Ratzeburg; oftmals in der zweiten Lebenshälfte und/oder nach einer Trennung. Über die Aufgabe und durch das Team schlossen sie
neue Freundschaften und konnten sich gegenseitig stützen. Einige von
ihnen haben das Team bereits wieder verlassen, nachdem sie wieder
im Leben Fuß gefasst und/oder eine Arbeitsstelle gefunden haben.
Einen herzlichen Dank allen Mitarbeiterinnen, die im Lydia freiwillig
und unentgeltlich Dienst gemacht haben und Dank ebenso all unseren Besucherinnen!
Eva-Marie Ziemann
LYDIA Café und Begegnung
für Frauen
Schrangenstr. 3, Ratzeburg
Fon 04541- 86 23 16
Frühstücksbüfett für Frauen
MO + MI 10 - 12.30 Uhr
Themennachmittag oder
Internetzugang für Frauen
MI 15 - 17.30 Uhr
Für Frauen und Männer geöffnet
DO 15 - 17.30 Uhr
Frauen im Lydia – innerlich und äußerlich in Bewegung
innovative
Aus den Frauenwerken
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Mit Mut für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit
Internationale Frauenliga im Ev. Frauenwerk Plön
„Man braucht Langmut, um Bewusstsein zu verändern. Aber es ist
auch eine Frage der eigenen Identität, ob ich meine Hände in den
Schoß lege oder kleine Schritte tue, um Veränderungen zu erreichen.
Protest zeigen, nicht alles schlucken – das ist wichtig.“ Zu Gast in
Preetz ist Anne Ley-Schalles, ehrenamtliche Mitarbeiterin der
Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF).
Bei der Ausarbeitung eines Vortrages über die Friedensnobelpreisträgerinnen Jane Addams und Emily Green Balch war ich
auf diese Organisation gestoßen, die 1915 gegründet wurde und
bis heute aktiv ist – die älteste Frauenfriedensorganisation der
Welt. Einer vorsichtigen Anfrage folgte eine freundliche Zusage.
Begeistert berichtet A. Ley-Schalles von ihrem Engagement, das vor
20 Jahren während ihrer Studienzeit in Philadelphia (USA) zunächst
durch beeindruckende Begegnungen mit Frauen der Liga begann.
Zurück in Deutschland, gestaltete sie für lange Jahre die Arbeit der
Hamburger Gruppe mit, u.a. zur Recherche der Geschichte der Liga.
Die daraus geschaffene Broschüre ist zurzeit in Überarbeitung. „Frauen
in die Bundeswehr – wir sagen nein“ war eine Aktion, an der die IFFF
aktiv beteiligt war. Auch die internationale „STAR“-Kampagne (Stop
The Arm’s Race) wurde durch nationale Demonstrationen und InfoVeranstaltungen unterstützt. A. Ley-Schalles schildert die „Entgeisterung“, als die großen Demonstrationen gegen den NATODoppelbeschluss nicht zum Erfolg führten und die Friedensbewegung
an Dynamik verlor.
Die IFFF ist die deutsche Sektion der „Women’s International
League for Peace and Freedom“ (WILPF), die Beraterstatus bei
den Vereinten Nationen besitzt und über Sektionen in 43 Ländern
verfügt. Mit friedlichen Mitteln verfolgt die Liga ihre Ziele, u.a.
● Menschliches Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit
● Soziale, wirtschaftliche und politische Gleichberechtigung
aller Menschen
● Abschaffung jeglicher Diskriminierung auf Grund
des Geschlechts, der Herkunft und Religion
● Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich (UN-Resolution 1325).
„Für mitarbeitende Frauen bildet die Liga einen geschützten Rahmen,
um Informationen über politische Konflikte zu erhalten, zu diskutieren
und die eigene Meinung zu bilden.“ In der überparteilichen, überkonfessionellen Liga treffen Frauen unterschiedlicher politischer Grundhaltungen und verschiedener Meinungen aufeinander, verbunden
durch die gemeinsamen Ziele. Dabei besteht der besondere Reiz der
IFFF, so Frau Ley, dadurch, dass es sich um eine Frauenorganisation
handelt, und durch die internationale Einbindung in die WILPF. Alle
drei Jahre findet irgendwo auf der Welt ein internationaler Kongress statt, an dem sich mehrere hundert Frauen aus verschiedenen Nationen beteiligen. Auf den Kongressen werden Aktionspläne festgelegt, Beschlüsse gefasst, diskutiert und gefeiert. Jährlich
trifft sich im kleineren Rahmen der „International Board“ mit Vertreterinnen der nationalen Sektionen.
Traditionell wird die Arbeit der WILPF in Sommerschulen, den
heutigen „Gertrud-Baer-Seminaren“, an junge Menschen vermittelt. Auf der Basis der Sommerschulen ist vor einigen Jahren die
„Young WILPF“ entstanden. Vor Ort engagieren die Frauen der Liga
sich in Demonstrationen und Informationsveranstaltungen zu aktuellen
Themen, auch Briefe an Regierungen werden geschrieben. Nahost,
Irak und die Länder des ehemaligen Ostblocks sind die Themen, die
derzeit obenauf liegen. Dabei wird regional und lokal in Netzwerken mit
anderen Friedensorganisationen gearbeitet.
Meine Einladung zu diesem Abend mit Frau Ley-Schalles hat in Preetz
und Umgebung wenig Resonanz gefunden. Frauen, die Lust haben,
sich mit „Mut und Langmut“ für den Frieden und für die Rechte
von Frauen einzusetzen, finden in der Internationalen Frauenliga für
Frieden und Freiheit (www.wilpf.de) eine besondere Gemeinschaft. Ich
freue mich, sie kennen gelernt und von ihr weitererzählt zu haben.
Weitere Infos unter www.wilpf.de
Julia Patzke
„Man braucht Langmut,
um Bewusstsein zu verändern.“
Anne Ley-Schalles
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innovative
FrauenNews
Amnesty-Preis für Frauen aus Simbabwe
Professorinnen
Amnesty International hat die Frauenorganisation WOZA aus Simbabwe mit ihrem Menschrechtspreis ausgezeichnet. Der mit 10.000
Euro dotierte Preis wurde in Berlin Gründerin Jenni Williams übergeben. WOZA (Women of Simbabwe, steht auf!) kämpft seit 2003
gegen die politische Unterdrückung durch das Mugabe-Regime.
Angesichts von nur 11 % Professorinnen will die Christian-AlbrechtsUniversität (CAU) Kiel verstärkt Forscherinnen gewinnen. Um für
Frauen attraktiver zu werden, richtet die CAU 2009 und 2010 je 20 neue
Kita-Plätze ein und bietet Frauen längere Qualifizierungsmaßnahmen
an. Der bundesweite Professorinnenanteil liegt bei 16 %. Johanna
Mestorf war die erste Professorin an der Uni Kiel. Im April 1899 wurde die Archäologin an ihrem 70. Geburtstag zur Porfessorin ernannt.
Sie war im deutschsprachigem Raum eine der ersten Frauen, der der
Professorintitel verliehen wurde.
Gleichstellung
Deutschland ist auf der Rangliste des Weltwirtschaftsforums (WEF)
zur Gleichstellung der Frauen deutlich zurückgefallen. Nahm die
BRD 2007 noch Platz sieben von 130 Staaten ein, so liegt sie
jetzt auf Platz elf. Angeführt wird die Liste, die Auskunft darüber
gibt, wie es um die Gleichstellung der Frauen in Politik, Wirtschaft,
Bildung, Gesundheit und ihre Lebenserwartung steht, von Norwegen.
Es folgen Finnland und Schweden. Die arabischen Staaten bilden in
Sachen Frauenemanzipation das Schlusslicht. Unter den letzten zehn
findet sich auch die Türkei.
Wahlrecht für Frauen
Seit 90 Jahren dürfen Frauen wählen. Am 19. Januar 1919 konnten
sie bei der Wahl zur Nationalversammlung der Weimarer Republik
erstmals ihre Stimme abgeben. Die Wahlbeteiligung der Frauen
lag damals bei 82 %.
Kirchentage
Unter dem Motto „Damit ihr Hoffnung habt“ lädt München vom 12. 16. Mai 2010 zum 2. Ökumenischen Kirchentag ein. Vom 1. - 5. Juni
2011 findet der 33. Deutsche Ev. Kirchentag (DEKT) in Dresden statt,
vom 1. - 5. Mai 2013 der 34. DEKT in Hamburg.
Häusliche Gewalt
Die internationale Studie „Stoppt häusliche Gewalt“, in Auftrag gegeben von The Body Shop, zeigt: 70,4 % der befragten Frauen in
Deutschland gaben an, dass sie sich von häuslicher Gewalt betroffen, einer Freundin anvertrauen würden. 21 % würden sich an die
Polizei wenden und nur 9 % an Selbsthilfegruppen.
Freiberuflich
Der Anteil von freiberuflich tätigen Frauen ist in den letzten 25 Jahren
deutlich gestiegen. Nach Zahlen des Instituts für Freie Berufe (IFB) ist
fast die Hälfte aller Apotheken in weiblicher Hand und rund jede dritte
Praxis gehört einer Ärztin oder Zahnärztin (so das Bundesfrauenministerium). Der Anteil der Rechtsanwältinnen hat sich fast verdreifacht. Im Bereich Kunst und Publizistik stellen Frauen rund die Hälfte
der FreiberuflerInnen. Allerdings: Oft ist diese Form des freiberuflichen Arbeitens nicht freiwillig gewählt, sondern die einzige
Alternative zur Arbeitslosigkeit.
Frauen in Führungspositionen
Der Führungskräfte-Monitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hat u. a. untersucht, wie hoch der Anteil von Frauen in
Führungspositionen ist, was Frauen dort verdienen und warum weibliche Chefs seltener verheiratet sind und seltener Kinder haben.
Frauen in Führungspositionen (2006: 31 %) verdienen nicht nur weniger, sie haben auch weniger Sondervergütungen (Firmenhandy für
den privaten Gebrauch o.ä.). Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
ist für Frauen aufgrund der nach wie vor traditionellen Aufgabenteilung
in Haushalt und Familie erschwert. Die Familienphase ist für Frauen
ein hohes Karriererisiko, die Karrierechancen sind dagegen in dieser
Zeit für Männer besonders hoch.
Frauen selbstbewusster
Deutschlands Frauen sind in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich
selbstbewusster geworden, das ergab die Studie „Forum Familie stark
machen“ des Instituts für Demoskopie Allensbach. Die Bereitschaft,
Führungsaufgaben und Verantwortung zu übernehmen, zeigte
bei den Frauen eine deutlichere Steigerung als bei Männern.
Jenni Williams WOZA
Wahlrecht für Frauen:
Weibliche Stadtverordnete in Berlin, 1919
innovative
Buchtipps
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Lebendige Stille
Schwestern in Christus
Lebendige Stille. Einstimmung und Einübung – so heißt die
Textsammlung von Silvia Ostertag. Das Buch ist eine Wegbegleitung in
die Stille. „Es genügt, auf die Stille zu horchen. Man muss dafür nicht in
die Wüste fliegen und auch nicht in einer alten Kirche sitzen. Nicht einmal in den Wald gehen muss man. Man kann – wann immer man will einkehren in die Stille in sich selbst. Da ist ein Ort wie stiller Wald. Da ist
Schweigen weit und breit.“
In Briefen kommen in diesem Buch von Christa Möbius Frauen zu
Wort, die im Neuen Testament deutliche Spuren hinterlassen haben.
Dass Frauen wie Phöbe, Cloe oder Lydia damals tatsächlich Briefe
geschrieben haben, ist wahrscheinlich. Überliefert sind uns aber nur
die Briefe von Männern wie Paulus, Petrus und Jakobus, ein Phänomen, das bis heute zu beobachten ist: Wer, liebe Leserin, wird Ihre
Briefe aufbewahren für die Nachwelt? Mit viel Einfühlungsvermögen
und Engagement versetzt sich die Autorin in die sozialen und
historischen Umstände der damaligen Zeit und lässt den Beitrag
von leitenden Frauen in den frühen christlichen Gemeinden anschaulich werden. Überzeugt davon, dass die Erfahrungen dieser
frühen Schwestern heutige Frauen in ihren Auseinandersetzungen
stärken können, wendet sie sich mit diesem Buch in erster Linie an
Frauen, die in Kirchengemeinden arbeiten und engagiert sind.
In der Einleitung weist Silvia Ostertag den Weg in die Stille, deren Wirkung verwandelt. Der Weg, den sie als Zen-Lehrerin anleitet,
ist das „Sitzen in der Stille“. Die Impulse, die sie hier gibt, sind erwachsen aus Anleitungen in ihren Kursen. Silvia Ostertag leitet ein Zentrum
für Zen im Allgäu. Ihre Worte sind knapp und klar. Sie spricht von
„Einladung und Herausforderung“. Die folgenden kurzen Texte verstehen sich als Einstimmung in die Stille. Auch die Kapitelüberschriften
sind schlicht: ANKOMMEN – ÜBEN – WORUM ES GEHT – STILLE –
JETZT – HINDERNIS UND SCHATTEN – BESONDERE ZEIT –
AUFBRUCH UND ALLTAG. Es sind Texte, die nicht viele Worte machen. Konzentriert auf das Wesentliche. Zum Lesen und Nachklingen
lassen. Worte, die dazu dienen, sich von den Worten zu lösen. Am
Schluss folgen dann noch Hinweise zur Praxis.
Silvia Ostertags Einstimmungen sind hilfreich für alle, die den
Weg in die Stille suchen, für Übende – allein und in der Gruppe.
„Sich der Stille aussetzen, bis alle Hast abfällt, bis Denk- und
Fühlgewohnheit schwindet, bis Ängste vergehen, bis man sich begegnet, sich Selbst, um neu zu beginnen, mit sich, gerade jetzt, antwortend
auf das, was einen angeht, schon immer. Sich der Stille aussetzen,
ohne Warum.“
Ein zweiter Band trägt den Titel Stille finden – und daraus leben.
Impulse für den Alltag. Also: Lesen und das Buch weglegen. Sich
der Stille aussetzen.
Gundula Döring
Dabei geht sie die Schritte feministischer Hermeneutik (Auslegungskunst), die die Theologin Elisabeth Schüssler Fiorenza entwickelt hat,
als wäre das ein Kinderspiel: „Die historische Rekonstruktion der biblischen Geschichte von Frauen muss durch eine Hermeneutik kreativer Aktualisierung ergänzt werden,“ fordert Schüssler Fiorenza in ihrem Buch „Brot statt Steine“ als vierten Schritt feministischer
Auslegungskunst. Solch eine kreative Aktualisierung stellen die
Briefe dar, in denen sich die Frauen aus der Zeit des Neuen
Testaments gegenseitig beraten und bereichern, in denen sie
ihre Erfolge schildern, aber auch ihre Probleme zum Ausdruck
bringen.
„Lieber Paulus, mach dir nicht so viele Sorgen um uns, sondern vertraue darauf, dass die heilige Weisheit uns leiten und in der Wahrheit
erhalten wird! Wir befehlen dich der Liebe Gottes an. Es grüßen dich
Lydia und Syzygus.“ Beim Lesen dringen Stimmen an mein Ohr. Es
lohnt sich, die Briefe dieses Buches nicht nur leise für sich zu
lesen, sondern sie zur Aufführung zu bringen vor einem Publikum,
das die kreative Aktualisierung weiterführt.
Jutta Weiß
Christa Möbius:
Liebe Schwestern in Christus
Frauen des frühen Christentums
melden sich zu Wort
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008
ISBN 978-3-525-63336-6
12,90 Euro
Silvia Ostertag:
Silvia Ostertag:
Lebendige Stille
Stille finden – und daraus leben
Verlag Herder, Freiburg 2002
Verlag Herder, Freiburg 2007
ISBN 978-3-4510-5293-4
ISBN 978-3-4510-5854-7
7,90 Euro
3,95 Euro
29
innovative
Buchtipps
Aufrecht und mutig
Verdichtungen
„Du hast mich geträumt Gott, wie ich den aufrechten Gang übe“
– diese Zeile von Dorothee Sölle stellt Renate Wind, Theologieprofessorin
in Nürnberg, ihrer Biografie von Dorothee Sölle voran. Mit großem
Einfühlungsvermögen und Dorothee Sölle verbunden „durch den gemeinsamen Traum von einer Welt, in der Leben, Lieben und Arbeiten
einen würdigen Platz erhalten“, beschreibt Renate Wind historische
Augenblicke einer außergewöhnlichen Lebensweise. Sie macht deutlich, dass es nicht nur um die persönliche Geschichte Dorothee Sölles
geht, sondern immer auch um das Zeitgeschehen. Seit Dorothee Sölle
beginnt, mit ihren Texten und Aktionen in die Öffentlichkeit zu gehen,
wird sie selbst zu einer wichtigen Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Sie
reflektiert und gestaltet Bewegungen ihrer Zeit mit als „poetische
Rebellin und prophetische Mystikerin“.
Simone Weil wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus
diesem Anlass gibt es einige Neuerscheinungen, die diese ungewöhnliche Frau würdigen. Als „Philosophin, Mystikerin und
Widerstandskämpferin“ wird sie beschrieben und je nach Interesse
der AutorInnen wird mehr auf ihr politisch-gewerkschaftliches, ihr
philosophisches oder ihr spirituelles Erbe geschaut.
Renate Wind benennt Brüche und Zwiespältigkeiten, Leiden und
Leidenschaften, die Dorothee Sölle selbst erkannte und in ihren
Texten widerspiegelte. Dorothee Sölles bewegtes Leben ist nicht
vorstellbar ohne WeggefährtInnen in aller Welt. Mit zwei Menschen,
die Dorothee Sölle lange begleitet haben, arbeitet Renate Wind bei
der Erstellung der Biografie zusammen: Fulbert Steffensky, D. Sölles
„Lache- und Weinepartner“ und zweitem Ehemann, und Luise
Schottroff, „beste Freundin“ und Theologieprofessorin. Beiden verdankt sie den Zugang zu bisher unveröffentlichten Fotos, Dokumenten
und Geschichten, die ihrer Biografie eine besondere Note und
Lebendigkeit verleihen. So gelten die Bibelarbeiten von Dorothee
Sölle und Luise Schottroff weit über kirchliche Grenzen hinaus als viel
beachtete theologische Basisarbeit. Wegweisend für viele sind die
Impulse der gemeinsamen Arbeit von Dorothee Sölle und Fulbert
Steffensky, beginnend mit dem ersten „politischen Nachtgebet“ 1968
und endend mit den Streitgesprächen und Dialogpredigten in ihren
letzten Lebensjahren.
Über den sorgfältigen Umgang Renate Winds mit den verwendeten Quellen hinaus, ist der sprachliche Stil ihrer Biografie bemerkenswert. Fazit: Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die
Dorothee Sölle gut kennen ebenso wie für diejenigen, die noch
gar nichts von ihr gelesen haben.
Otto Betz bietet eine Fülle von kurzen Auszügen aus ihrem umfangreichen Werk. Zuvor führt er in ihre Biographie und Gedankenwelt
ein. Er beschreibt eine Frau, die „zwischen allen Stühlen“ sitzt:
„Sie war eine Jüdin, hatte aber zum Judentum kaum eine Beziehung,
sie war eine Marxistin, die der Revolution misstraute, sie war eine
Agnostikerin, die sich nach Erkenntnis sehnte, sie war eine
Philosophin, die sich keinem System verschrieb, sie war eine
Christin, die sich nicht taufen ließ und unter der konkreten Gestalt
der Kirche litt.“
Die mit nur 34 Jahren 1943 gestorbene S. Weil hinterließ unterschiedlichste Schriften: Philosophische Essays, sozialpolitische
Analysen, tagespolitische Stellungnahmen, aber auch Gedichte, ein
angefangenes Schauspiel und viele Hefte voller Gedankensplitter,
Zitate und Reflexionen. Mich faszinieren am meisten die Gedankensplitter, kurze Sätze, an denen man lange kauen könnte.
Sie sagt von sich: „Der Gegenstand meiner Suche ist nicht das
Übernatürliche, sondern diese Welt.“ Zentrale Begriffe in dieser
Suche sind für sie Schönheit, Aufmerksamkeit und Gehorsam
(den sie als Einwilligen in das Notwendige versteht). „Das Schöne:
das, was man nicht verändern will.“ „Eine Frucht, die man anschaut
ohne die Hand nach ihr auszustrecken.“
Was mich an Simone Weil fasziniert ist ihr wacher Blick für die
„Welt“, für den Schmerz wie für die Schönheit. Und ihr aus
Erfahrung gewonnenes Wissen, dass wir die „kostbarsten Güter
nicht suchen, nur erwarten können.“ Dieses Lesebuch bietet viele
kostbare Verdichtungen solcher Erfahrung.
Gundula Döring
Heidemarie Thiele
Renate Wind:
Dorothee Sölle
Rebellin und Mystikerin
Otto Betz:
Schönheit spricht zu allen Herzen
Die Biografie
Das Simone-Weil-Lesebuch
Kreuz Verlag, Stuttgart 2008
Kösel-Verlag, München 2009
ISBN 978-3-7831-3137-6
19,95 Euro
ISBN 978-3-466-36824-2
17,95 Euro
innovative
Buchtipps
30
Inter-esse kreativ
Auswandern
Aufs Ganze zielt die feministische Theologin Ina Praetorius in ihrem
neuen Buch und sie findet es ausgerechnet im DAZWISCHEN. Dazu
fallen ihr viele Umschreibungen ein: Geistkraft, die sich im Bezogensein
entfaltet, Macht in Beziehung, die lebt und wirkt im DAZWISCHENSEIN,
dem göttlichen „Inter-esse”. „Was dazwischen weht, kann man nicht
einfangen, auch nicht in beruhigend berechenbare Rituale sperren. Gott zwischen mir und den anderen ist irritierend, aber existent“.
Sie rechnet damit, „dass göttliches Dazwischenfahren Zukunft hat in
einer sich ökonomisch, politisch, kulturell und religiös vernetzenden
Welt“. Sie findet dafür eindrückliche Bilder und Vergleiche, die mich
begeistern und eine unkonventionelle Art des Frommseins verraten,
spielerisch, humorvoll, hinterfragend, manchmal respektlos, durchdrungen vom Vertrauen.
Auf der Website von Freya Klier steht: „Das elfte Gebot: Du sollst
dich erinnern. Wer seine Vergangenheit nicht kennt, lernt nichts
für die Zukunft.“ Freya Klier, 1950 in Dresden geboren, kommt als
Dreijährige in ein Kinderheim, im Zusammenhang mit der Verhaftung
ihres Vaters. 1968 wird sie nach einem gescheiterten Fluchtversuch
aus der DDR zu 16 Monaten Haft verurteilt. Sie ist Schauspielerin,
Regisseurin und eine der Begründerinnen der DDR-Friedensbewegung.
1988 wird sie unfreiwillig ausgebürgert und arbeitet seitdem als Autorin
und Dokumentarfilmerin in Berlin.
Gleich zu Beginn bezeichnet sie „die biblische Tradition als fruchtbaren Kompost, als einen Haufen organischer Abfälle aus vielen
hundert Jahren Geschichte“. Damit daraus etwas Gutes erwachsen
kann, braucht es die sachkundige Bearbeitung, auch und gerade, um
die hierin enthaltene lebendige Wahrheit zu trennen von fragwürdigen
Ideen.
Mich freut die kreative Sprache von Ina Praetorius, belebend
und erfrischend, die Fantasie in Gang setzt und festgezurrte
Vorstellungen auflösen kann, wenn sie z.B. von den auf der Erde lebenden Menschen als von „Würdeträgerinnen und Würdeträgern“
spricht, wenn es um „gotthaltiges Reden von der Welt“ geht und wenn
sie „vielheitige Gottesnamen“ benutzt.
Sie fragt nach „Geburtlichkeit“ und Fülle, ist mit Paulus und Kardinal
Ratzinger im Gespräch, erinnert für Hannah Arendt das Geborensein,
steht zu Sucht und Frömmigkeit und definiert das unglaubliche
Staunen am Ostersonntag vom Karsamstag her. Für mich ist das ein
wichtiges Buch. Eines, das mich nach eigenem DAZWISCHEN fragen lässt, das ich mit Sicherheit öfter lesen und unbedingt verschenken will.
Freya Klier erzählt, wie das Buch entstanden ist: „In Neuseeland hat mir
eine Frau erzählt, dass ihre Mutter 1939 als Jüdin aus Berlin nach
Neuseeland geflohen ist. Dann sagte sie: Wir warten seit Jahren,
dass mal jemand nach uns fragt. Das hat mich so getroffen, dass
ich angefangen habe zu recherchieren … viele sind inzwischen gestorben. Es war also höchste Zeit, das Thema anzugehen.“ Neuseeland –
für Menschen heute ein Traumland, für Verfolgte im Nazideutschland
oft die einzige Chance zu überleben.
Chronologisch und mit analytischem Blick beschreibt Freya Klier
die politische Entwicklung in Deutschland seit 1933, wie
Menschen jüdischer Herkunft und politisch Verfolgte von Jahr zu Jahr
mehr verzweifeln und letztlich vernichtet werden. 1939, nach Ausbruch
des zweiten Weltkriegs, nehmen die meisten Länder auf der Welt keine
EmigrantInnen mehr auf. Trotz des Titels „Gelobtes Neuseeland“: Es
sind letztlich nur wenige, die in Neuseeland als Flüchtlinge aufgenommen werden. 1939 hat Neuseeland 1,6 Mio. EinwohnerInnen, davon
sind aber nur 8.000 (!) AusländerInnen.
Ich wünsche diesem Buch, das aus einer ganz neuen Sicht die
Verfolgung der Juden durch den Nationalsozialismus beschreibt
und den Blick richtet auf die Menschen, die fast ans Ende der Welt fliehen mussten, um zu überleben, viele, viele LeserInnen.
Marianne Lindenberg
Dorothea Seifert
Ina Praetorius:
Gott dazwischen
Eine unfertige Theologie
Matthias-Grünewald-Verlag
Ostfildern 2008
ISBN 978-3-7867-2734-7
14,90 Euro
Freya Klier:
Gelobtes Neuseeland
Fluchten bis ans Ende der Welt
Aufbau Verlag Berlin, 2006
ISBN 10-3-7466-8145-6
9,95 Euro
31
innovative
Und außerdem
„If you love us – please come again!“
Dialog mit ChristInnen im buddhistischen Birma
Nachdenklich Machendes aus einem fernen Land. Bericht über
eine zweiwöchige Reise nach Birma.
und darüber hinaus nach Wegen suchen, wie betroffene Frauen und
Mädchen unterstützt und gefördert werden können.
Aye Nwe ist Lektorin für feministische Theologie am Myanmar
Insitute of Theology (MIT) in Yangon. Sie gehört einer Minderheit
in Birma an, sie hat sich früh aus ihrer Region gelöst, um Theologie
zu studieren. Aye Nwe lebt mit ihrer achtjährigen Tochter zusammen.
Sie geht zwei verschiedenen Beschäftigungen nach, eine Arbeitsstelle
allein könnte sie nicht ernähren.
Auf der Leitungsebene gibt es nur wenige Frauen. Eine Ausnahme ist
Dr. Ana May Say Pa, die Vorgängerin des heutigen Prinzipals am MIT.
Sie ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit, die keinen Moment
auslässt, um Gerechtigkeit einzufordern. Damit erinnert sie mich
sehr an Ada Ehmler.
Foto: Gertrud Wellmann-Hofmeier
Zusammen mit vielen DozentInnen des MIT hat sie sich Zeit genommen für das Gespräch mit uns. Beiden Seiten war wichtig, miteinander zu reden und aufeinander zu hören. Ich war gebeten worden,
über „Women in the German Protestant Churches – some response
to the Ecumenical Decade to Overcome Violence and to Violence
against Women” zu sprechen. Im Folgenden gebe ich gekürzt wieder, was Aye Nwe geantwortet hat: Sie beschreibt die Frauenarbeit
als „Christian Women´s Struggle for Full Humanity“. Myanmar ist
ein undemokratisches Land, in dem das Militär Menschenrechte
missachtet. Der Buddhismus/die Birmanen sind gesellschaftlich anerkannt; ChristInnen (6% der Bevölkerung) und ethnische Gruppen
werden marginalisiert. Frauen in Myanmar, vor allem Christinnen, leiden unter Rassismus, Sexismus, Militarismus und Neokolonialismus.
Sie bilden die Mehrheit in der Bevölkerung und in den meisten christlichen Gemeinden und sind das Rückgrat der Kirche, aber sie werden nicht gleichwertig behandelt. In den meisten Kirchen gibt es
noch keine Frauenordination. Frauen werden daher Sonntagsschulle
hrerinnen, Leiterinnen von Frauengruppen, Chormitglieder, und sie
dürfen kochen, dekorieren, dienen … Darum fordern die Frauen heute intensiv „Gender-Gerechtigkeit“. Theologisch ausgebildete Frauen
sind in der Mehrheit Assistentinnen der Pastoren. Im MIT wird seit
dem Jahr 2000 feministische Theologie gelehrt. Aber die Frauen spüren das Unbehagen vieler Gemeinden und einiger Kirchenleitungen
gegenüber denen, die sich damit befassen. Das wichtigste Thema
der Befreiungstheologie der Frauen ist: Gewalt gegen Frauen („license to rape“). Die offizielle Kirche schweigt. Das MIT möchte mit dem
Angebot „Feministische Theologie“ das Thema Gewalt analysieren
Dr. Ana May Say Pa,
Kämpferin für
Gerechtigkeit
Die gemeinsame Zeit im MIT hatte eine vertrauensvolle Basis geschaffen, in der es möglich war, auch die schwierige Situation der Minderheiten (es gibt 135 Ethnien) anzusprechen. Religionsfreiheit wird den
ChristInnen zugestanden. Sie dürfen aber keine christlichen Einrichtungen (Krankenhäuser, Schulen) unterhalten. Das MIT bildet PastorInnen
und ReligionslehrerInnen aus. Heute sind mehr als 500 Studierende
aus 23 Ethnien eingeschrieben. Das MIT ermöglicht eine theologische
Ausbildung für BaptistInnen, PresbyterianerInnen, AnglikanerInnen,
LutheranerInnen und viele andere. Mit seiner ökumenischen Arbeit in
einem schwierigen Umfeld kann das Institut uns Vorbild sein.
In der zweiten Woche unseres Aufenthaltes hatten wir Gelegenheit,
einige Tage durch das Land zu reisen und die wundervolle Pagodenlandschaft um Bagan sowie die alte Königsstadt Mandalay zu besuchen.
Seit 1962 wird der buddhistische Staat Myanmar von einer
Militärdiktatur regiert. Er gehört inzwischen zu den ärmsten Ländern
der Welt. Yangon, vor allem aber Mandalay, wirken grau und trist. Es
herrscht Mangel. Die Menschen kämpfen ums Überleben. Strom
fällt oft aus; Wasser ist knapp. Die Arbeitslosigkeit ist groß. Immer
noch gibt es viele Traumatisierte, die durch die große Überflutung im
Jahr 2008 alles verloren haben.
Die Menschen in diesem vergessenen Land brauchen GesprächspartnerInnen von außerhalb – und unsere Solidarität und Unterstützung. „If you love us – please come again!“.
Gertrud Wellmann-Hofmeier
„Das MIT ermöglicht eine theologische Ausbildung
für BaptistInnen, PresbyterianerInnen, AnglikanerInnen, LutheranerInnen und viele andere. Mit
seiner ökumenischen Arbeit in einem schwierigen
Umfeld kann das Institut uns Vorbild sein.“
Gertrud Wellmann-Hofmeier
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Hier sind noch
b Platze frei
melden Sie sich an oder fordern Sie
unser ausführliches Programm 2009 an: Fon 0431 - 55 779 112
..
Maria in Lubeck
Die Kunsthalle St. Annen, das Stadtviertel
St. Aegidien, die Kirche St. Marien
b DI, 23. Juni
Quo vadis
Hamburger Arbeitsmarkt ?
Am Beispiel Medienbranche
Treffpunkt: Beruf & Karriere
b DO, 25. Juni, 19 - 21 Uhr
Oase der Stille
2009
Nordelbische Weltgebetstags Musikwerkstatt
Für Frauenwerksleiterinnen und
ihre Teams: Musik aus Kamerun
b SA, 24. Oktober, 10 - 17 Uhr
..
Schatze Jordaniens
Von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit all deiner Kraft …
b 14. - 19. Juli
Fasten und Wandern im
Naturpark Lauenburgische Seen
Nordelbische Weltgebetstags ..
Werkstatten
Körper und Seele in Balance bringen
b 19. - 29. September
Frauen auf dem Arbeitsmarkt:
Vier Jahre nach Hartz IV
Oase der Stille
Von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit all deiner Kraft …
b 25. - 27. September
Bremerhaven - Frauenbiografien
im Auswandererhaus
Fon 0431 - 55 779 112
oder seminare@ne-fw.de
Training für Kirchenvorsteherinnen
b MO, 28. September, 10 - 16 Uhr
Traumhafte Landschaften, Rotes
und Totes Meer, Frauenprojekte und
das einzigartige Petra
b 8. - 17. November
Treffpunkt: Beruf & Karriere
b DO, 24. September 19 - 21 Uhr
Anmeldung
Engagiert im Kirchenvorstand
Das Museum des Jahres erleben
und das Landfrauen-Café der Burg
zu Hagen genießen
b SA, 26. September
Weltgebetstags -Special
zu Kamerun
Als Einstieg in die Weltgebetstagssaison bieten wir das Special an, für
Interessierte, Frauenwerksleiterinnen
und ihre Teams.
b SA, 26. September, 9.30 - 16 Uhr
Für Frauenwerksleiterinnen und ihre
Weltgebetstags-Teams
b FR, 13. November (15 Uhr) SA, 14. November (17 Uhr) bzw.
MI, 18. November, 10 - 18 Uhr
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Frauen in Fuhrung
- Mythos und Wirklichkeit
Treffpunkt: Beruf & Karriere
b DO, 26. November, 19 - 21 Uhr
Schritte auf dem Weg
zur Selbstfreundschaft
Wie kann ich mit mir befreundet sein von ganzem Herzen, von ganzer Seele
und mit all meiner Kraft?
b MI, 2. Dezember, 10 - 16 Uhr
Salzburg im Advent
Ein Wintermärchen
b 10. - 15. Dezember