Bereit für den Kampf gegen Hacker

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Bereit für den Kampf gegen Hacker
D 8512
51. Jahrgang
Nr. 37
Montag, 21. September 2015
NACHRICHTEN
BUNDESWEHR
Lautlos in der Nacht
Soldaten des Fallschirmspezial­
zuges üben das Einrichten,
Betreiben und Sichern einer
Behelfslandepiste. Seiten 6/7
BUNDESWEHR
Feuer an Bord
Die Übung „Schneller Delfin“
stellt erfolgreiche Brandbekämp­
fung und medizinische Versor­
gung unter Beweis.
Seite 8
Bereit für den
Kampf gegen
Hacker
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
reformiert die Cyber­Abwehr. Mehr auf S. 3.
SPORT
Helden im Sand
Die Beachvolleyballer der Bun­
deswehr haben bei den Deut­
schen Meisterschaften gleich
zweimal abgeräumt. Seite 10
VIDEO DER WOCHE:
Foto [M]: Mandt/Hebbel/Nothing/Bundeswehr
Zu viele Verletzte – zu wenig
Personal, um sie zu versorgen.
„Schneller Delfin“ heißt die
Übung, bei der dieses Szenario
auf hoher See geübt wird.
Reagieren alle Beteiligten rich­
tig unter Zeitdruck und Überlas­
tung? Schiedsrichter beobachten
die Teilnehmer genau, um die
Übung zu bewerten. Die Übung
„Schneller Delfin“ verfolgt den
Schwerpunkt: Ausbildung der
Einheiten der Flotte. Sie gilt als
nationale Vorübung zur multi­
nationalen Übung „Northern
Coasts 2015“.
(eb)
Der Beitrag „Schneller
Delfin“ unter www.youtube.com/bundeswehr.
aktuell@bundeswehr.org
2
aktuell
INTERN
21. September 2015
Foto: picture alliance /AA
BILD DER WOCHE
Rettendes Eiland: Flüchtlinge kommen auf der griechischen Insel Lesbos an. Viele von ihnen werden sich auf den Weg nach Nordeuropa machen.
IMPRESSUM
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ZITAT
EDITORIAL
„Wenn wir jetzt anfangen müssen, uns zu entschuldigen dafür, dass wir in Notsituationen ein
freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht
mein Land.“
25 000 schwerwiegende Angriffe
aus dem Cyberraum gibt es
auf wichtige Dienststellen in
Deutschland jährlich. Spätestens der Angriff auf das IT-Netz
des Bundestages in diesem Sommer machte deutlich: Der Cyberraum ist längst Operationsgebiet
für eine ganze Reihe von Akteuren mit völlig unterschiedlichen
Absichten.
Ob Internet, Netzwerk oder
generell alle Arten von Endgeräten wie Computer oder Smartphones, die Bandbreite an Gegnern ist groß: Von staatlichen
Akteuren wie Nachrichtendiensten über die organisierte
Kriminalität genauso wie Einzelpersonen oder auch inoffizielle
Gruppen wie etwa das HackerKollektiv Anonymous.
Bereits heute sind rund 15 000
Soldaten und zivile Mitarbeiter
für die Bundeswehr im Cyberund Informationsbereich tätig.
Die Entscheidung von Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen, deren Fähigkeiten in einem
Bereich zusammenzuführen, ist
deshalb der richtige Schritt. Denn
nur, wenn die bisher über ganz
Deutschland verteilte Expertise
und Infrastruktur gebündelt wird,
sind die wachsenden Herausforderungen auf dem virtuellen
Gefechtsfeld beherrschbar.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Vorwurf, durch politische
Signale eine Aufnahmebereitschaft suggeriert zu haben, die Flüchtlinge dazu animiere, nach Deutschland zu kommen.
KALENDERBLATT
Vor 35 Jahren: Am 22. September 1980 überfällt der Irak den Iran
und der Erste Golfkrieg bricht aus. Dieser Konflikt endet acht Jahre
später ohne einen Sieger durch einen Waffenstillstand und mit hohen
menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten (S. 9).
Vor 50 Jahren: Am 23. September 1965 beginnt der Bau der Neuen
Nationalgalerie in Berlin. Die Galerie ist das Museum für die Kunst
des 20. Jahrhunderts und gilt als Ikone der Klassischen Moderne. Derzeit wird die Galerie saniert und voraussichtlich 2020 wiedereröffnet.
Vor 75 Jahren: Am 27. September 1940 setzt die Reichsregierung
die erweiterte Kinderlandverschickung (KLV) in Kraft. Schätzungsweise werden mehr als 2 000 000 Kinder aufgrund der zunehmenden
Bombenangriffe in weniger gefährdete Gebiete evakuiert.
Vor 105 Jahren: Am 23. September 1910 überfliegt der französisch-peruanische Luftfahrtpionier Jorge Chávez Dartnell als erster
Mensch die Alpen. Bei dem Versuch zu landen, stürzt das Flugzeug
ab. Chávez wird dabei schwer verletzt und stirbt wenige Tage später.
Vor 190 Jahren: Am 27. September 1825 wird in England zwischen
Stockton und Darlington die erste öffentliche Eisenbahn der Welt eingeweiht. Die Gleisspurweite von der Strecke ist in der Folge maßgebend für die meisten anderen Bahnen.
(eb)
Die Aufstellung des neuen
Cyber- und Informationsraumkommandos (CIRK) kann aber
nur der Anfang sein. Um wirkungsvoll agieren zu können,
braucht es vor allem gut ausgebildetes und fähiges Personal.
Und gerade im IT-Bereich ist
hier noch viel zu tun. In Anbetracht der Gehälter, die gute
Informatiker in der Wirtschaft
verdienen, wird sich die Bundeswehr hier wohl weiter bewegen müssen. Ob das über eine
Prämie – vergleichbar der für
fliegendes Personal oder Spezialkräfte – oder über eine Aufwertung der Dienstposten passiert, ist eine andere Frage. Was
zählt ist, dass wir Angriffe auf
das Netz erfolgreich abwehren
können.
Björn Lenz
Ressortleiter Technik
21. September 2015
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Schutz im
Cyber-Raum
Einrichtung eines Cyber- und Informationsraumkommandos geplant.
Berlin. „Der Cyber-Raum nimmt
immer mehr an Bedeutung zu“,
erklärte ­Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche in Berlin. Ein
Aufbaustab im Verteidigungsministerium soll deshalb in
den kommenden Monaten ein
Konzept entwickeln, das die bisherigen Aktivitäten und Zuständigkeiten der Bundeswehr im
Cyber- und Informationsraum
organisiert und zusammenführt.
So solle auch ein Cyber- und
Informationsraumkommando
errichtet werden. Dieses werde
zugleich als Schnittstelle für
andere Ressorts des Bundes, die
Wirtschaft und für die internationalen Verbündeten dienen.
Die Bedrohungen im CyberRaum sind hoch: Trotz Anti-VirusSignaturen und Firewalls werden
täglich bis zu 6500 Angriffe auf
das Gesamtnetz des Bundes registriert. Die Zahl der schwerwiegenden Angriffe auf wichtige Dienststellen des Bundes im Inland wird
für das erste Halbjahr 2015 auf
25 000 geschätzt. Die Angriffe
lassen sich nur schwer erkennen
und zurückverfolgen.
Weißbuch-Workshop
Berlin. Der fachliche Austausch zwischen Sicherheitspolitikern und Cyber-Experten beim Workshop zum neuen Weißbuch in der vergangenen Woche hat deutlich gemacht, dass die
Cyber-Dimension stärker als bisher auch in der Bundeswehr
und anderen staatlichen Organisationen berücksichtigt werden
muss. In Kooperation mit dem Bundesministerium des Innern,
der Universität der Bundeswehr in München und dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue
Medien (Bitkom) hatte das Verteidigungsministerium den Workshop veranstaltet.
Dabei wurde etwa die Rolle der deutschen Nachrichtendienste,
die Bedeutung von IT-Sicherheit in Unternehmen und Industriespionage diskutiert. Auch der Cyber-Raum als Propaganda-Plattform, Cyber-Attacken als Phänomen der hybriden Kriegsführung sowie die Geltung internationaler Normen waren Thema
der Expertenrunde. Um größtmögliche Transparenz zu erzielen,
konnte der Workshop online per Streaming verfolgt werden. (stö)
Konzeptvorlage im
Frühjahr 2016
Cyber-Angriffe sind fester
Bestandteil militärischer Operationen geworden. Neben den
klassischen Dimensionen Land,
Luft, See und Weltraum stellen
sie eine eigene Sphäre dar, auf
die sich die Bundeswehr mit
geeigneten Abwehrkapazitäten
einstellen muss. Gerade als eine
stark vernetzte Großorganisation
muss sich auch die Bundeswehr
im Cyber-Raum schützen.
Mit der „Strategischen Leitlinie Cyber-Verteidigung im
Geschäftsbereich BMVg“ wurden erste konzeptionelle Grundlagen geschaffen. Schon heute
beschäftigt die Bundeswehr
15 000 Soldaten und zivile Mitarbeiter im Cyber- und Informationsbereich. Die Zuständigkeiten
sind bislang aber dezentral organisiert. Ein Organisationselement
oder ein Kommando, das die
Expertise und Strukturen bündelt,
gibt es bislang nicht.
Die ­Verteidigungsministerin
hat einen Aufbaustab unter dem
Vorsitz von Staatssekretärin
Katrin Suder eingerichtet, der
die Cyber-Aktivitäten der Bundeswehr zusammenführen soll.
Neben der Klärung von organisatorischen Fragen soll der Stab
das hierfür notwendige Material
und Personal festlegen. Geleitet
Foto: Hebbel/RedBw
von Florian Stöhr
Neue Dimension: Bedrohungen auch im Cyber- und Informationsraum muss begegnet werden.
wird er durch den künftigen
Stellvertretenden Generalinspekteur, Generalleutnant Markus Kneip, und den Beauftragten
Strategische Steuerung Rüstung,
Gundbert Scherf. Im Frühjahr
2016 werden sie ein Konzept
vorlegen. Die Ergebnisse sollen auch in das neue Weißbuch
2016 einfließen.
Schwerpunkt
Defensivfähigkeiten
Mehr Informationen
finden Sie unter www.
Neben dem Schutz der eigenen
Kapazitäten könnte ein Cyberkommando für von der Leyen im
Flüchtlingshilfe? Selbstverständlich!
Verteidigungsministerin Ursula
von der Leyen bezeichnete die
Unterbringung und Versorgung
von Flüchtlingen als eine große
gesamtgesellschaftliche Aufgabe:
„Für uns in der Bundeswehr ist es
selbstverständlich, dabei zu helfen,
wo immer wir können.“ (afp/eb)
Foto: Fredrik von Erichsen/dpa
dem sollen 800 Angehörige der
Bundeswehr die Arbeit des zuständigen Bundesamts für Migration
und Flüchtlinge unterstützen.
Der Bund will außerdem Ländern und Kommunen bei der
Unterbringung von Flüchtlingen
helfen. Geplant ist, in Liegenschaften des Bundes wie leerstehenden Kasernen Erstaufnahmeeinrichtungen mit 40 000 Plätzen
zu schaffen. Die Kosten für den
Betrieb übernimmt der Bund.
Bereits jetzt hat die Bundeswehr
deutschlandweit in derzeit rund
50 Kasernen und anderen Liegenschaften Unterkunft für gut
21 000 Flüchtlinge geschaffen.
Zur Unterstützung der Erstaufnahme wurden durch Soldaten
zudem in Hamburg, Brandenburg und Sachsen-Anhalt rund
140 Zelte mit einer Unterbringungskapazität von mehr als1100
Personen aufgebaut.
Hanau: Soldaten bauen eine neue Notunterkunft auf.
bundeswehr.de
Staatssekretär in
­Afghanistan
Von der Leyen: Bundeswehr hilft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Berlin. Seit Wochen sind Bund,
Länder und Kommunen in der
Frage gefordert, wie die Unterbringung und Versorgung der hunderttausenden Flüchtlinge in Deutschland organisatorisch gestemmt
werden kann. Ein Flüchtlingsgipfel in dieser Woche soll helfen, offene Fragen zu klären. Erste
Ergebnisse hatte ein Spitzentreffen
mit den Ministerpräsidenten der
Bundesländer im Kanzleramt in
der vergangenen Woche gebracht.
So soll durch die Einrichtung
zweier neuer Knotenpunkte die
Verteilung der Zufluchtsuchenden
besser gesteuert werden. Mögliche Standorte für diese „Verteilzentren“ könnten Schönefeld nahe
Berlin und Fallingbostel in Niedersachsen sein. Dabei kann sich
Bundeskanzlerin Angela Merkel
auch vorstellen, dass die Bundeswehr bei der Arbeit in diesen
Drehkreuzen helfen soll. Außer-
Rahmen der gesetzlichen Vorgaben auch zur Cyber-Abwehr des
Bundes beitragen. Der Schutz im
Cyberraum sei eine gesamtstaatliche Aufgabe, die mehr als nur
die Abwehr von Cyber-Angriffen umfasse. Die Bundeswehr
solle sich dabei ausdrücklich
auf defensive Cyber-Fähigkeiten
konzentrieren.
Mazar-e Sharif. Gemeinsam
mit dem Vorsitzenden sowie
Obleuten des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages informierte sich der Parlamentarische Staatssekretär
Markus Grübel beim deutschen
Afghanistan-Einsatzkontingent
„Resolute Support“. Für den
Staatssekretär steht nach dem
zweitägigen Besuch fest, dass
das derzeitige Mandat über das
laufende Jahr bis Ende 2016 verlängert werden soll. Am Beispiel
des Irak könne man lernen, dass
ein vorschneller Abzug die bisherigen Erfolge schnell zunichte
machen kann. „Wir sollten die
Regierung und die afghanischen
Sicherheitskräfte auf ihrem Weg
zu einem sicheren Land weiter
gezielt begleiten.“ Außerdem
müsse die afghanische Regierung
bestärkt werden, insbesondere
der heranwachsenden Generation eine Perspektive im eigenen
Land aufzuzeigen.
(ds)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
21. September 2015
Material und Experten
Militärputsch
in Burkina Faso
Russland weitet die militärische Präsenz in Syrien aus – mit bislang unklaren Absichten.
Ouagadougou. In Burkina Faso
haben Einheiten des Militärs in
einem Staatsstreich die Macht an
sich gerissen. Mitglieder der Prä­
sidentengarde des gestürzten Prä­
sidenten Blaise Compaoré hat­
ten am vergangenen Mittwoch
den Interims­Staatschef Michel
Kafando sowie den Regierungs­
chef Isaac Zida verhaftet. Im
Staatsfernsehen erklärte ein Spre­
cher der Garde die Absetzung der
Übergangsregierung. Im Oktober
sollten Präsidentschafts­ und Par­
lamentswahlen über die Nach­
folge von Compaoré entscheiden,
der im vergangenen Oktober nach
27 Jahren an der Spitze des west­
afrikanischen Landes gestürzt
worden war.
(eb)
Kein BundeswehrEinsatz in Syrien
Berlin. Deutschland soll sich
auch militärisch in Syrien
engagieren, hat der Leiter der
­Münchner ­Sicherheitskonferenz,
Wolfgang Ischinger, gefordert.
Eine Syrien­Strategie sei nur
glaubwürdig, wenn sie mit mili­
tärischen Handlungsoptionen
unterlegt sei, sagte Ischinger in
einem Interview. Verteidigungs­
ministerin Ursula von der Leyen
und Außenminister Frank­Walter
Steinmeier lehnen einen Einsatz
der Bundeswehr in Syrien ab.
Von der Leyen betonte, Deutsch­
land engagiere sich in der Region
durch die Ausrüstung und Ausbil­
dung der kurdischen Peschmerga­
Kämpfer im Irak.
(kli)
Nordkorea fährt
Atomreaktor hoch
Damaskus. Aus der Unterstüt­
zung für den syrischen Macht­
haber Baschar al­Assad hat Mos­
kau nie ein Geheimnis gemacht.
Der Kreml beruft sich dabei offi­
ziell auf Abkommen zur mili­
tärisch­technischen Zusammen­
arbeit. Allerdings mehren sich
die Anzeichen, dass Russland den
Ausbau einer eigenen Militär­
basis in Syrien vorantreibt und
auch mit eigenen Truppen in den
Bürgerkrieg eingreift.
Fotos und Internetvideos der
letzten Wochen sollen belegen,
dass Einheiten der russischen
Streitkräfte bereits in Syrien im
Einsatz sind. Ein Video zeigt
einen modernisierten BTR­82A
Kampfpanzerwagen, ­dessen
Besatzung offenbar russisch
spricht. Von syrischen Rebellen­
gruppen veröffentlichte Bilder
zeigen unter anderem Drohnen,
die Luftfahrtexperten zufolge
russischer Bauart sind. Zudem
melden Beobachter in Istanbul
nahezu täglich Schiffe der russi­
schen Marine, die den Bosporus
in Richtung Mittelmeer durch­
queren. Auf den Decks zu erken­
nen: Militärfahrzeuge und ande­
res Großgerät.
Unklarheit über
Ziele des Einsatzes
Der Russland­Experte Stefan
Meister von der Deutschen
Gesellschaft für Auswärtige Poli­
tik bestätigt die Ausweitung des
russischen Einsatzes in Syrien.
„Russland hat begonnen, moder­
nere Waffen zu liefern, mit denen
die Syrer ohne Anleitung nicht
Foto: Alper Böler/Twitter:@alperboler
Foto: dpa/pa
von Simon Klingert
Nachschub für den Einsatz in Syrien: Das Landeschiff Saratov der russischen Marine passiert Anfang September den Bosporus in Richtung Mittelmeer. An Deck sollen sich Militärfahrzeuge befinden.
umgehen können. Deshalb ist
die Anzahl der Techniker und
des Ausbildungspersonals auf­
gestockt worden“, sagt Meister.
Eine Sprecherin des Außenmi­
nisteriums in Moskau bestätigte
die Unterstützung der syri­
schen Streitkräfte durch russi­
sche „Militärexperten“. Grund
für deren Entsendung sei der
Kampf gegen den Terrorismus
in der Region. Die Sprecherin
betonte, die syrischen Streitkräfte
müssten dabei eine stärkere Rolle
spielen – und zwar an der Seite
einer internationalen Koalition.
Die Akzeptanz des syrischen
Machthabers als inoffizieller
Partner im Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS) durch den Westen sei tat­
sächlich eines der strategischen
Ziele Russlands, so der Russland­
Experte Meister. Es sei wahr­
scheinlich, dass der russische
Präsident Wladimir Putin ver­
suche, dem Westen eine Koope­
ration im gemeinsamen Kampf
gegen den IS anzubieten. Ziel:
Die Aufhebung der Sanktionen,
die gegen Russland im Zuge der
Ukraine­Krise erlassen wurden.
Washington
in Sorge
Bereits Anfang September
hatte US­Außenminister John
Kerry in einem Telefonat mit
dem russischen Amtskollegen
Sergej Lawrow seine Besorg­
nis über das zunehmende mili­
tärische Engagement Russ­
lands in Syrien zum Ausdruck
gebracht. US­Regierungsmit­
glieder erklärten, Russland
habe vorgefertigte Wohnein­
heiten für bis zu 1000 Trup­
pen sowie eine mobile Radar­
station auf eine Luftwaffenbasis
nahe Jableh, etwa 20 Kilometer
südlich von Latakia geliefert.
Zudem habe Moskau Landes­
chiffe in den Hafen von Tartus
verlegt, in dem die russische
Marine Docks sowie ein Repa­
raturdepot unterhält. Am ver­
gangenen Montag gab ein Pen­
tagon­Sprecher gegenüber der
Agentur Reuters an, Russland
habe etwa 200 Marineinfanteris­
ten, T­90 Kampfpanzer und Artil­
leriegeschütze auf die Luftwaffen­
basis verlegt. Satellitenbilder, die
vom Informationsdienst Stratfor
veröffentlicht wurden, sollen den
Ausbau des Flugfeldes sowie der
Hubschrauberlandeplätze
­
belegen.
Einen Hinweis auf das Aus­
maß des russischen Aufmarsches
geben Fotos, die eine syrische
Journalistin in der vergangenen
Woche auf ihrer Facebook­Seite
veröffentlicht hat. Dem Recher­
chenetzwerk Bellingcat zufolge
ist auf den Bildern ein R­166­0,5
Fernmelde­Schützenpanzer zu
sehen. In der russischen Armee
werden diese Fahrzeuge von
Fernmeldebataillonen einge­
setzt. Den Experten von Bel­
lingcat zufolge sei das ein Hin­
weis darauf, dass vermutlich ein
Brigadehauptquartier, zumindest
aber ein verstärktes Bataillon der
russischen Streitkräfte bereits in
Syrien im Einsatz ist.
Keine Friedensbotschaft
Seoul. Nordkorea hat in der ver­
gangenen Woche nach eigenen
Angaben den Atomreaktor in
Yongbyon wieder in Betrieb
genommen. Die Anlage gilt
Experten zufolge als die Haupt­
quelle Nordkoreas bei der
Herstellung waffenfähigen
Plutoniums. Der Fünf­Mega­
watt­Reaktor war 2007 stillge­
legt worden. Bereits 2013 hatte
Pjöngjang begonnen, die Anla­
gen zu renovieren.
(eb)
Bagdad. Al­Qaida­Führer
Aiman al­Sawahiri hat den Füh­
rungsanspruch und die Legitimi­
tät der Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) offen in Frage gestellt
– ein Zeichen, dass eine Versöh­
nung der beiden Terrorgruppen
weiterhin unwahrscheinlich ist.
Zugleich rief al­Sawahiri junge
Muslime im Westen zu Anschlä­
gen auf.
In einer kurz vor dem 14. Jahres­
tag der Anschläge vom 11. Sep­
tember veröffentlichten Audio­
Botschaft beschuldigte der
Al­Qaida­Chef den IS­Führer
Abu Bakr al­Baghdadi der „Auf­
wiegelung“. Die Errichtung des
Kalifats sei ohne die Konsul­
tation „der Muslime“ erfolgt.
Daher könne al­Baghdadi nicht
Foto: [M] dpa/pa/RedBw
Foto: dpa/pa
Al­Qaida­Chef stellt die Legitimität der Terrormiliz „Islamischer Staat“ offen in Frage.
Terrorpaten: Abu Bakr al-Baghdadi (l.) und Aiman al-Sawahiri.
den Titel als Kalif und „Anfüh­
rer aller Muslime“ beanspruchen.
Bislang hatte al­Sawahiri ver­
mieden, offen Kritik am IS oder
dessen Führer zu üben. Man habe
im Konflikt mit dem IS versucht,
eine tiefere Spaltung zu verhin­
dern, sagte al­Sawahiri.
Der IS war ursprünglich ein
Ableger von al­Qaida im Irak,
hatte sich aber vor etwa zwei Jah­
ren von der Terrorgruppe abge­
spalten. Seit Beginn des Jahres
kommt es in Afghanistan immer
wieder zu Kämpfen zwischen den
Taliban, die mit al­Qaida ver­
bündet sind, und Gruppierungen,
die dem IS unter al­Baghdadi die
Treue geschworen haben. Afgha­
nistan und Teile des indischen
Subkontinents werden vom IS
als „Provinz Khorasan“ bezeich­
net und als Teil des IS­Kalifats
beansprucht.
In seiner Botschaft rief
Al­Sawahiri junge Muslime auf,
Anschläge in westlichen Ländern
zu verüben, anstatt sich dschiha­
distischen Gruppen im Ausland
anzuschließen. Die Anschläge
auf den Boston­Marathon vor
zwei Jahren sowie auf das Satire­
magazin Charlie Hebdo in Paris
zu Beginn des Jahres seien ein
gutes Beispiel, wie man den
Westen als „wahren Hauptfeind“
angreifen könne.
(kli)
21. September 2015
Wie kam es dazu, dass Sie zehn
Tage an Bord der „Erfurt“ zur
See gefahren sind?
Nachdem entschieden wurde,
die Korvette von UNIFIL zu
„Atalanta“ zu verlegen, wurden
wir Nicht-Marinesoldaten in der
DVUG gefragt, ob wir Interesse
hätten mitzufahren, um an Bord
zu unterstützen.
Wie gestaltete sich auf See der
Tagesablauf?
5
Das Heer bei
der Marine
Heeressoldat Manuel K. berichtet über seine
Eindrücke auf der Korvette „Erfurt“.
Integriert in das Wachsystem der Korvette „Erfurt“: Manuel K. als Seeraumbeobachter auf der Brücke.
Ich wurde direkt in das an Bord
bestehende Wachsystem integriert. Unter anderem war ich auf
der Brücke eingesetzt. So war
ich während meiner Wache als
Seeraumbeobachter und Rudergänger tätig und für die Wasserversorgung zuständig. Wir hatten
einen bestimmten Rhythmus –
vier Stunden Wache, acht Stunden wachfrei – inklusive Essen,
Schlafen und Sport oder Teilnahme am normalen Tagesdienst.
In diesen Phasen habe ich mich
auch intensiv mit den Kameraden
der Besatzung ausgetauscht.
Worin lagen für Sie die besonderen Herausforderungen an Bord?
Die Meldungen und die Meldesprache der Marine in so kurzer
Zeit zu lernen, war schon sehr
anspruchsvoll. Es unterscheidet
sich fast komplett von dem, was
ich im Heer und bisher im Funkverkehr gelernt habe. Auch die
Dienstgrade in der Marine waren
für mich anfangs einfach nur
„Balkencodes“.
ergeben, auch für meinen Landdienstposten viel besser verstehen
und auch nachvollziehen kann.
So konnten bestehende Vorurteile abgebaut werden.
Man sagt ja, dass das Essen für
die Motivation an Bord eine
besondere Rolle spielt. Wie
haben Sie das wahrgenommen?
Das Essen ist sehr wichtig,
und es war auch gut, reichlich
und lecker. Die Smuts an Bord
machen einen wirklich guten Job.
Ein noch höhere Motivation war
für mich aber, dass ich täglich mit
meiner Frau in der Heimat telefonieren konnte.
Wenn Sie zurückblicken, würden Sie ein solches Angebot
noch einmal annehmen?
Das Angebot habe ich schon,
aber die Entscheidung treffe nicht
ich, sondern meine Vorgesetzten.
Mit dieser Besatzung würde ich
jedoch sofort wieder zur See
­fahren.
Hat der berühmte Blick über
den Tellerrand Auswirkungen?
Ja. Er hat dafür gesorgt, dass
ich die Herausforderungen, die
sich an Bord für die Soldaten
Das gesamte Interview
Die Fragen stellte Thomas Lerdo.
finden Sie auf www.
einsatz.bundeswehr.de
Dschibuti. Seit Mitte September
befindet sich der Seefernaufklärer
vom Typ P-3C „Orion“ aus Nordholz wieder im Einsatz. Nach
der planmäßigen Einsatzunterbrechung ist die Infrastruktur für
„Jester“ auf der französischen
Base „Ariené“ wieder hergestellt.
Fregattenkapitän Bodo Ahlers,
Kommandeur der Einsatzgruppe
P-3C, ist gleichzeitig Kontingentführer der deutschen Soldaten am
Horn von Afrika und übernimmt
das Kommando von Korvettenkapitän Andreas Kasper, Kommandant der Korvette „Erfurt“. (eb)
Gute Ausbildung –
motivierte Ausbilder
Foto: Bundeswehr
Sie sind als Stabsdienstsoldat
eingesetzt. Welche Aufgaben
umfasst das?
Ich unterstütze den Kompaniefeldwebel – den auch bei der
Marine alle „Spieß“ nennen –
bei seiner täglichen Büroarbeit.
Ich kümmere mich um die Akten
der ein- und ausfliegenden Soldaten, bearbeite die Post von
und nach Deutschland und bin
Ansprechpartner für die Soldaten.
In Nebenfunktion bin ich noch
Fahrer eines Rettungswagens.
aktuell
P-3C „Orion“ wieder
bei „Atalanta“
Foto: Lerdo/Bundeswehr
Dschibuti. Sein eigentlicher
Arbeitsplatz liegt fernab von
der Küste, im nordhessischen
Fritzlar. Stabsgefreiter Manuel K.
ist Heeressoldat und trotzdem bei
„Atalanta“, einem im Schwerpunkt
sehr maritimen Einsatz eingesetzt.
Nachdem er sich vorher für mehrere andere Einsätze beworben
hatte, bekam er die Möglichkeit
ans Horn von Afrika zu gehen. Seit
Juli ist er als Stabsdienstsoldat in
der Deutschen Verbindungs- und
Unterstützungsgruppe (DVUG)
in Dschibuti eingesetzt. So bekam
er die Chance, für zehn Tage den
Einsatz auf der Korvette „Erfurt“
mitzuerleben. Im Interview schildert der 27-Jährige seine Eindrücke und Erlebnisse.
EINSATZ / BUNDESWEHR
Erbil. Brigadegeneral Thorsten
Poschwatta hat Mitte September
das deutsche Einsatzkontingent
im Nordirak besucht. Der Stellvertretende Befehlshaber des
Einsatzführungskommandos
der Bundeswehr zeigte sich
begeistert von der Arbeit der
Ausbilder und verschaffte sich
einen Eindruck über die örtlichen
Gegebenheiten. In das laufende
Training sind seit kurzem auch
die Grundlagen der ABC-Ausbildung integriert. Besonders im
Fokus stehen mögliche Chemiewaffenangriffe.
(eb)
EUNAVFOR Med: Was ist Phase Zwei?
Es folgt der nächste Schritt bei der Bekämpfung von Schleusernetzwerken – deutsche Beteiligung an Phase Zwei.
Berlin. Wegen des Anstiegs der
Flüchtlingsströme von Afrika
nach Europa, verpflichtete sich
die Europäische Union, gegen
die Schleppernetzwerke vorzugehen und Menschen aus
Seenot zu retten. Dafür
sind auch deutsche
Schiffe der Marine
seit Anfang Mai
2015 im Mittelmeer. Aus der
Seenotrettung
ging Mitte
Juni 2015 die
europäische
Operation
EUNAVFOR
MED (EU Naval
Forces Mediterrean) hervor, bei
der in drei Phasen
gegen die Schleuserkriminalität vorgegangen
werden soll.
Momentan operieren die deutsche Fregatte „Schleswig-Holstein“ und der Tender „Werra“
zusammen mit anderen Nationen
in Phase
Eins. Hierbei steht die Lagebildverdichtung im Mittelpunkt.
Durch Befragungen der Geretteten und Überwachung im Einsatzgebiet können Informationen
über die Schlepper und deren
Netzwerke gesammelt werden.
Bei einer Sitzung der EUAußenminister Anfang September wurde nun beraten,
ob die Operation in Phase
Zwei übergehen kann.
Mitte September wurde
wie erwartet eine Ausweitung der Militäraktion EUNAVFOR
MED im Mittelmeer
gebilligt. Die Minister
gaben grünes Licht für
die zweite Phase der Operation.
Die zweite Phase des Einsatzes beinhaltet die Bekämpfung der Netzwerke. Dafür
dürfen Schiffe und Boote, bei
denen der Verdacht des Menschenschmuggels besteht,
gesucht, aufgebracht und
beschlagnahmt werden – unter
Umständen auch unter dem
Einsatz von Waffen. Dies soll
aber weiterhin nur in internationalen Gewässern des Mittelmeers möglich sein. Der
Teil der Phase, in dem auch
in Hoheitsgewässern operiert
werden dürfte, kann nur mit
Zustimmung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
sowie des betroffenen Küstenstaats durchgeführt werden.
Neben der Aufklärung und
Bekämpfung der Schleppernetzwerke, bleibt aber auch die Seenotrettung weiterer Bestandteil der Operation, denn sie
ist die Pflicht eines jeden Seemannes nach dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten
­Nationen.
(frb/am)
Kabinettsbeschluss
für Phase Zwei
Berlin. Im Rahmen der
EU-Operation EUNAVFOR
MED (EU Naval Forces
Mediterrean) wird sich die
Bundeswehr an Phase Zwei
beteiligen. Das hat das Kabinett vergangene Woche
beschlossen. Bis zu 950 Soldaten auf Schiffen der Deutschen Marine werden im Rahmen der EU-Operation bei der
Bekämpfung von kriminellen
Aktivitäten der Menschenschleuser helfen. In Abstimmung mit dem Rat der Europäischen Union und mit der noch
ausstehenden Zustimmung des
Bundestages könnte im Oktober der Phasenwechsel stattfinden.
(eb)
6
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
7
Immer dem Leuchtfeuer nach
Fallschirmspezialzug EGB übt den Einsatz am Boden: Lande- und Startplätze vorbereiten, Absetzplätze einrichten.
Es ist der zweite Teil der taktischen Weiterbildung. Im ersten Abschnitt übten sie den taktischen Fallschirmsprungeinsatz (aktuell berichtete im Heft 26/2015).
Rendsburg. Wann immer
die Einsatzoptionen der Division Schnelle Kräfte (DSK) den
Einsatz von Luftfahrzeugen zur
Anlandung oder zum Absetzen
von Personal und Material vorsehen, kommen Fallschirmjäger
des Fallschirmspezialzuges EGB
(erweiterte Grundbefähigung)
eines ­Fallschirmjägerregimentes
zum Einsatz. „Als Vorauskräfte
eines Einsatzverbandes richten
wir Lande- oder Startplätze
sowie Absetzplätze, sogenannte
Drop-Zones ein. An diesen Zonen
können wir dann die Hauptkräfte
sowie Material und Gerät aufnehmen“, erklärt Hauptmann
Herzog*. „In der Realität teilt
sich der Fallschirmspezialzug
in zwei identische Halbzüge, um
neben dem Primärziel auch einen
Ausweichplatz entsprechend
erkunden zu können“, fügt er
hinzu. Jeder Halbzug besteht aus
einem Führungs- und Fernmeldetrupp, einem Combat Control
Team (CCT) und zwei Sicherungstrupps. In der Übungslage wird Herzog als Führer
des Halbzuges mit 21 weiteren
Fallschirmjägern den Sprung auf
das Primärziel durchführen. Der
Einsatzbefehl lautet: Erkunden,
Einrichten und Betreiben des
Flugplatzes Schachtholm mit
anschließender Sicherung einer
Temporary Landing Zone (TLZ),
wie die Behelfslandepisten im
NATO-Jargon bezeichnet werden. Operation Leuchtfeuer
beginnt.
Gute Vorbereitung ist
Schlüssel zum Erfolg
Über Stunden hinweg bereiten
sich die Soldaten des Fallschirmspezialzuges EGB auf ihren Einsatz vor. Aufklärungsergebnisse
werden ausgewertet, aktuelle
Wetterdaten eingeholt, Luftbilder
und Karten gesichtet. Schließlich steht der Operationsplan. In
einer detaillierten Befehlsausgabe weist Herzog seine Soldaten
in die Operation ein. Von der
Absprunghöhe über Landezonen, Sicherungsbereiche bis
zur abschließenden Aufnahme,
dem sogenannten Combat Pick
up, wird jede einzelne Phase des
Einsatzes angesprochen. „Eine
intensive Planung ist gleichermaßen Schlüssel zum Erfolg
wie auch Überlebensgarantie
für uns“, erklärt der Hauptmann.
„Als spezialisierte Kräfte des
Heeres mit erweiterter Grundbefähigung verfügen wir zwar
alle über eine hochwertige militärische Ausbildung und Ausrüstung, aber unsere Kopfstärke und
Gefechtsbeladung setzen Grenzen. Daher ist es für uns wichtig,
bis zum Eintreffen der Hauptkräfte unentdeckt zu bleiben.“
Gepäck: so wenig
wie möglich
Im Anschluss beginnen die
Fallschirmjäger mit dem Packen
der Ausrüstung. „Alles, was wir
für einen bis zu vier Tage langen
autarken Einsatz benötigen, muss
Platz im Rucksack finden“, sagt
Hauptfeldwebel Jansen*. Er ist
ausgebildeter Combat Controler
und Truppführer des aus insgesamt sechs Soldaten bestehenden
CCT. „Neben der persönlichen
Ausrüstung, Waffe, Munition,
Nachtsichtgeräten und Verpflegung müssen wir auch sämtliche
Ausrüstung dabei haben, die wir
für das Vermessen, Einrichten
und Betreiben der TLZ benötigen“, fährt er fort. Stativ, Wetterstation, Bodenleuchten zur Landebahnmarkierung, zusätzliche
Funkgeräte, Batterien, ein Penetrologger zur Bestimmung der
Bodentragfähigkeit, Computer
und GPS-Gerät verteilt er gleichmäßig auf die Soldaten seines
Trupps. Auch in den anderen drei
Trupps wird die zusätzliche Ausrüstung aufgeteilt. Am Ende hat
jeder Soldat des Halbzuges einen
bis zu 50 Kilogramm schweren
Rucksack vor sich stehen.
Anflug in
Flightlevel 80
Truppweise sitzen die Fallschirmjäger mit getarnten Gesichtern und
angelegten
Fall-
schirmen im Laderaum der
Transall, die nach dem Start
in Hohn im weiten Bogen auf
Absetzhöhe steigt und die
Absetzkoordinate anfliegt. Ein
kurzes Signal ertönt, noch sechs
Minuten bis zum Sprung zeigt
der Absetzer an. Die Fallschirmjäger legen ihr
schweres Sprunggepäck an. In
8000 Fuß
Flughöhe,
rund 2439
Meter, nähert
sich die Transall
dem Absetzpunkt.
Wieder ein Signal,
noch zwei Minuten bis
zum Ausstieg. Hauptfeldwebel Janosch* wird mit seinem Trupp als erstes abspringen. Dann leuchtet die Lampe
im Laderaum grün – Exit. Durch
die Seitentür springen die sechs
Soldaten aus dem Flugzeug. Als
erster Trupp am Boden sind sie
für die Sicherung zuständig . In
zwei weiteren Anflügen werden schließlich auch die restlichen drei Trupps abgesetzt. Während sie bei ihrem Sprung aus
8000 Fuß Höhe den Sonnenuntergang verfolgen können, setzt
am Boden langsam die Dämmerung ein.
Mit der Umgebung
verschmelzen
Janosch landet mit seinem
Trupp exakt in der geplanten
Landezone. Schnell legen die
Soldaten ihre Fallschirme ab,
machen ihre Waffe frei und
gehen in die Sicherung über.
Abgehockt im hohen Gras und
angelehnt an Buschwerk verfolgen sie die Landung ihrer Kameraden. Nach nur wenigen Minuten ist der Halbzug komplett am
Boden. „Hier Zulu“, spricht Herzog leise in sein Headset. Er ist
mit seinem Trupp im Unterholz
untergezogen. Über Funk melden die Truppführer Vollzähligkeit und Standort. „Foxtrott hier
Zulu. Verstanden. Fall-
schirme bergen, Versteck einrichten und Sicherung fortsetzen.
Ende.“ Leise verlassen die Soldaten ihre Landepunkte und ziehen truppweise
wir uns behutsam und unentdeckt
an unser Ziel annähern und uns
dort tagsüber verstecken. Bei
günstiger Lage könnten wir dann
in der zweiten Nacht unseren Auftrag fortsetzen und
die
in Verstecken
unter. Die
Fallschirme
werden verpackt und versteckt. Über eine
kryptierte Datenverbindung nimmt Herzog Verbindung mit der
Führung des Einsatzverbandes auf und meldet
die erfolgreiche Landung im Zielraum. Die
Dämmerung geht langsam in Dunkelheit über,
von den Fallschirmjägern ist nichts mehr
zu sehen und zu hören.
Sie sind scheinbar eins
geworden mit ihrer Umgebung.
Landezone
erkunden“.
Diese Phase
überspringen die
Fallschirmjäger in
dieser Übung jedoch. In
der Nacht beginnt das CCT
mit dem Runway-Check, der
Überprüfung der Behelfslandepiste. Unter Sicherung der
beiden „grünen“ Trupps, die
unter anderem auch Spähtrupps
einsetzen, beginnen sie die
Tragfähigkeit des Bodens mit
dem Penetrologger zu ermitteln.
„Bei einer minimalen Pistenlänge von 1000 Metern und 15
Metern Breite haben wir gut
zu tun. Zwischen 600 und 800
Messungen müssen wir vornehmen, um eine verlässliche
Bewertung der Piste treffen zu
Die Nacht ist nicht
zum Schlafen da
können“, erklärt Hauptfeldwebel Jansen. „Wenn wir die
Tauglichkeit der Piste festgestellt haben, bauen wir die
Landebahnmarkierungen
­
auf.
Für den Nachtbetrieb nutzen
wir Bodenleuchten, für den reinen Tagbetrieb kommen wir mit
Markierungstüchern aus“, fügt
er hinzu.
Derweil sind andere Soldaten des CCT damit beschäftigt, die kleine mobile
Wetterstation aufzubauen. Sie ermittelt
alle für den Flugbetrieb oder das
Absetzen notwendiger Wetterdaten und sendet
sie direkt an
einen kleinen Computer. So kann das CCT
aus dem Versteck heraus
die Wetterdaten zusammenfassen, auswerten und weitermelden. Die Temporary Landing
Zone ist jetzt für die Anlandung der Hauptkräfte bereit.
Jansen und zwei weitere Combat
Controler übernehmen die Funktion eines Flugverkehrskontrolloffiziers. Als „Fluglotsen mit
Gesichtstarnung“ kontrollieren sie die Benutzung der Startund Lande bahn, legen die
Landereihenfolge der Luftfahrzeuge fest und die Freigaben für
Start und Landung. Sie sind für
die Kontrolle und Leitung des
Flugbetriebs in der Luft und am
Boden am Behelfslandeplatz und
seiner unmittelbaren Umgebung
verantwortlich. Herzog erläutert:
„In der Dämmerung können nun
die ersten Maschinen mit weiteren Fallschirmjägern landen, die
uns bei der Sicherung der TLZ
verstärken“.
Als Letzte
raus
Brummend landet die Transall
in der TLZ und rollt die Piste
entlang. Fallschirmjäger sitzen
am Pistenrand, weit sichtbare
Markierungstücher vor der Brust.
„Wir nennen das Man-Marking.
Sie ersetzen die Landebahnmarkierung“, erklärt der Hauptmann.
„Sobald die Maschine an ihnen
vorbeirollt, verpacken sie die
Tücher.“ Nicht weit von ihnen
entfernt hocken truppweise die
restlichen Soldaten. Am Ende
der Behelfspiste dreht das Transportflugzeug und stoppt kurz.
Der erste Trupp steigt in die
Maschine ein. Zügig rollt die
Transall weiter bis zur Mitte der
Piste. Erneuter Stopp. Der Fernmelde-und Führungstrupp sowie
das CCT werden aufgenommen,
dann geht es weiter zum Ende,
wo der Golf-Trupp bereits für
die Aufnahme bereit steht. „Als
Combat Pickup bezeichnen wir
dieses Aufnahmeverfahren“, sagt
Herzog, der jetzt mit dem Lademeister zusammen auf der Heckrampe steht und seine Jungs an
Bord holt. Die Aufnahme dauert
nur wenige Minuten. Dennoch
ist es ein kritischer Moment, da
wie zu Beginn der Operation,
die Soldaten des Fallschirmspezialzuges auch jetzt wieder auf
sich gestellt sind. Als Erste rein,
als Letzte raus. Im Laderaum
besetzen die Fallschirmjäger ihre
zugewiesenen Plätze. Die Heckrampe der Transall schließt sich,
die Triebwerke fahren hoch und
schon ist die Maschine wieder in
der Luft. Operation Leuchtfeuer
ist beendet.
* Namen geändert
„In einem Einsatz befinden
wir uns jetzt noch in einigen Kilometern Entfernung
zum Zielobjekt“, sagt der
Hauptmann. „In der ersten Nacht würden
Foto: Neumann/RedBw (3), Vennemann/RedBw (6)
von Carsten Vennemann
BUNDESWEHR
21. September 2015
„Feuer an Bord!“
Deutsch-niederländische Kooperation
Berlin. Deutschland und die
Niederlande haben ein Kooperationsprojekt vereinbart, das die
1. Panzerdivision und die niederländische 43. Mechanisierte Brigade zum Einsatz in einem binationalen Rahmen befähigen wird.
Die niederländische Brigade wird
in die deutsche Panzerdivision
integriert, ein deutsches Panzerbataillon wird Teil der niederländischen Brigade. Der neue
Truppenteil soll Ende 2019 einsatzbereit sein. „Dieses Projekt
wird die Fähigkeiten des Bündnisses stärken und den Zusammenhalt innerhalb der NATO
festigen“, so Verteidigungsministerin von der Leyen. (eb)
Foto: Lenz/Bundeswehr
Heimflug mit dem
„großen Bruder“
Celle. Übungsflug, Triebwerkschaden, Notlandung auf einer
Wiese: So erging es vor Kurzem den Piloten einer Bo 105
vom Hubschrauberausbildungszentrum in Celle. Schnell war
ein Techniker vor Ort und stellte
fest, dass das Triebwerk hier
nicht repariert werden kann. Da
der morastige Untergrund den
Abtransport mit einem Sattelschlepper verhinderte, schlug
die Stunde der Luftwaffe: Ein
Transporthubschrauber CH-53
vom Hubschraubergeschwader
64 in Holzdorf sollte den flügellahmen Verwandten abtransportieren – kein Problem bei einer
maximalen Außenlast von gut
sieben Tonnen. Der CH-53 nahm
also den „kleinen Bruder“ an den
Haken und flog ihn am Lastgeschirr nach Celle zurück. Läuft
bei Heer und Luftwaffe! (sp)
Mehr unter www.luftwaffe.de
Bw Classix
1973 findet in Schleswig Holstein der NATO Jagdbomberwettbewerb „Bulls Eye“ statt.
Piloten aus verschiedenen
Ländern treten in dieser Übung
gegeneinander an. Ihre Flugzeuge heißen „Starfighter“,
­
„Freedom Fighter“
­
und „Super
Sabre“.
Der Beitrag „Bulls
Eye“ unter www.
youtube.com/bundeswehr.
Übung „Schneller Delfin“ stellt medizinische Versorgung im Notfall unter Beweis.
von Sandra Mittelstädt und
Matthias Brucksch
Ostsee. „Auf Gefechtsstation –
Schotten dicht, Flammen- und
Splitterschutz anlegen! Alle
Mann an die Waffen!“, schallt der
Befehl durch die Sprechanlagen
des deutschen Marineverbandes.
Wenige Minuten später wird
die Korvette „Braunschweig“
getroffen. Rauchschwaden ziehen durch die Luft, einige Besatzungsmitglieder werden zum Teil
schwer verwundet.
Dabei war es bis dahin ein ruhiger Augustmorgen für die Teilnehmer der nationalen, jährlich in
der Ostsee stattfindenden FLOTEX-Übung (Flotilla Exercise).
Aber hinter den Kulissen sind
bereits rund 15 Lagedarsteller
für die Übung „Schneller Delfin“
auf die Korvette „Braunschweig“
gebracht worden. Dort wurden
sie instruiert, geschminkt, ihnen
„Brüche“ zugefügt und anschließend auf die einzelnen Stationen
des Bootes verteilt.
Kurz nach acht Uhr dann plötzlich: „Air Warning Yellow! I
repeat – Air Warning Yellow!
Alle Mann auf Gefechtsstation!“ –
ein möglicher Luftangriff steht
unmittelbar bevor. In kurzer Zeit
sind alle Stationen, Brandabwehrtrupps und Waffen bereit für den
Einsatz.
Gefahr für den
Verband
Schnell nähern sich auf dem
Radar die Feindflugzeuge dem
Verband: „Air Warning Red!
Air Warning Red! Gefechtsbereitschaft herstellen!“ Ein ers-
Foto: Letzin/Bundeswehr
aktuell
Hilfe von oben: Schneller Abtransport der Verwundeten mit dem „Sea King“.
ter Angriff kann erfolgreich abgewehrt werden, nach dem zweiten
Angriff aber steigt Rauch von der
Korvette „Braunschweig“ empor.
Schreie hallen durch das Schiff.
„Wir haben Feuer an Bord und
Besatzungsmitglieder sind verletzt“, wird dem Flaggschiff,
dem Einsatzgruppenversorger
(EGV) „Bonn“, gemeldet. „Wir
benötigen medizinische Unterstützung!“ Eine Lageänderung,
die schnelles, koordiniertes und
strukturiertes Handeln erfordert.
Der Verbandsführer, Kapitän zur
See Wilhelm Abry, veranlasst
die Sicherung des Verbandes
durch die begleitenden Schiffe
und Boote, während auf der Korvette bereits das Feuer bekämpft
und die Verwundeten erstversorgt werden.
Nachdem sich die feindlichen
Kampfflugzeuge vom Verband
entfernt haben und die Bedrohungslage entschärft wurde,
wird der Bordhubschrauber „Sea
King“ des EGV zum Transport
medizinischen Personals startklar
gemacht. Bis zu seinem Eintref-
fen auf der „Braunschweig“ werden unterdessen die Verwundeten
durch das Sanitätspersonal vor
Ort sowie durch die eingeteilten
Crewmitglieder bestmöglich
behandelt und für den weiteren
Transport vorbereitet. Eine Herausforderung für die Besatzung
sind dabei die realistisch dargestellten Knochenbrüche, Verbrennungen und andere schwere
Verletzungen.
Hilfe im
Anflug
Nach der Ankunft des
­Unterstützungspersonals wird
so gleich der Transport der
Schwerstverletzten auf den EGV
eingeleitet, da dort eine krankenhausähnliche Behandlung möglich ist.
Währenddessen sichern die
Fregatte „Lübeck“, das Schnellboot „Zobel“ und das Minensuchboot „Siegburg“ den Verband zu
allen Seiten ab – denn man weiß
nie, wann die nächste Bedrohung
kommt.
Direkt nach der Landung
des „Sea King“ auf dem EGV
„Bonn“ werden die Verwundeten
in die Bettenstation des Schiffes
gebracht. Dort stehen schon Flottillenarzt Dr. Henning Werr und
Flottillenarzt Diane Amelunxen
bereit. Nach der erfolgreichen
Versorgung der Verwundeten
werden diese aus der Übung
genommen. Ein Verwundeter
wird zur optimalen Versorgung
direkt für den Weitertransport
an Land vorbereitet und ausgeflogen.
„Ein besonderes Lob gilt den
Besatzungen und der Sanitätsmeisterin des EGV, Hauptbootsmann Sabrina Hörmann“, betonen beide Ärzte schließlich in
der Nachbesprechung. Auch der
Leiter der Übung, Flottillenarzt
Markus Ring, ist zufrieden –
insbesondere, da eine solche
Gefechtssituation nicht alltäglich
sei: „Die Befehlslage war transparent und die Situation übersichtlich gehalten, sodass eine
adäquate Versorgung der Verwundeten ermöglicht wurde.“
Engere Zusammenarbeit mit Polen
Panzergrenadierbataillon 411 wird in polnische Brigade integriert.
Rzeszów. 70 Jahre nach Ende
des Zweiten Weltkrieges haben
die Heeresinspekteure Deutschlands und Polens Anfang September eine weitgehende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Diese Vereinbarung schafft die
Voraussetzungen zur gegenseitigen Integration von Kampftruppen in die Heere beider Länder
sowie für eine enge Zusammenarbeit in anderen Aufgabenfeldern.
Anlässlich des „Tages der polnischen Landstreitkräfte“ setzten der Inspektor der polnischen
Landstreitkräfte, Generalmajor
Janusz Bronowicz, und der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, ihre Unterschrift unter die entsprechenden
Dokumente.
Polen ist für Deutschland einer
der wesentlichen strategischen
Partner. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der
polnische Verteidigungsminister
­
Tomasz Siemoniak hatten bereits
im Vorjahr eine Intensivierung
der deutsch-polnischen Kooperation angekündigt.
Den Kern der künftigen militärischen Kooperation bildet
der wechselseitige Austausch
eines Kampftruppenbataillons.
So wird das deutsche Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck schrittweise in eine polnische
Brigade integriert. Im Gegenzug
unterstellt die polnische Armee
eines ihrer Panzerbataillone der
deutschen Panzergrenadierbrigade 41.
Beide Heereschefs betonten,
dass es Zeit brauche, sich gegenseitig kennen zu lernen. Nicht
nur die Interoperabilität zwischen den Verbänden müsse
sichergestellt werden; die Sol-
daten müssten vor allem auch
in der Lage sein, miteinander
zu sprechen, gemeinsam zu lernen sowie die Mentalität und die
Kultur ihres Gegenübers zu verstehen.
(bs)
Foto: Schwendel/Bundeswehr
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Einig: Heeresinspekteure nach der Unterzeichnung.
21. September 2015
INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE
aktuell
9
Das imperialistische Bündnis
Vor 75 Jahren: Mit dem Dreimächtepakt plant die Achse Berlin-Rom-Tokio die Neuordnung der Welt.
Geschichte. Im Spätsommer
1940 hat Adolf Hitler den Zenit
seiner Macht erreicht. Mit Ausnahme Großbritanniens befindet
sich ganz Westeuropa unter der
Herrschaft der Nationalsozialisten oder mit ihnen verbündeter
faschistischer Regime. Auch die
nicht besetzten Staaten Osteuropas, wie Ungarn, Bulgarien oder
Rumänien, werden von prodeutschen Diktaturen regiert. Und
Stalins Sowjetreich betrachtet
sich nach dem Abschluss des
„Hitler-Stalin-Paktes“, ungeachtet der hinlänglich bekannten
„Lebensraum“-Pläne Hitlers, als
dessen Partner.
Das ist umso bemerkenswerter,
da Deutschland bereits 1936
mit Japan den Antikominternpakt eingeht, der in seiner Ausrichtung klar antisowjetisch ist.
Während Hitler mit diesem Vertrag seine außenpolitische Isolation zu überwinden sucht, geht es
dem Japanischen Kaiserreich um
Rückendeckung für seine Expansionspläne in China.
Das faschistische Italien tritt
dem Antikominternpakt 1937 bei.
Der Vertrag sieht aber in erster
Linie nur wohlwollende Neutralität für den Fall eines Krieges
mit der Sowjetunion vor. Für
seine europäischen Expansionspläne sucht Hitler ein militäri-
Foto: dpa/pa
Annäherung an
Japan und Italien
Militärbündnis: Der italienische Außenminister Galeazzo Ciano (links), der deutsche Reichsminister des
Auswärtigen Joachim von Ribbentrop (Mitte) und der japanische Botschafter in Berlin Kurusu Saburo unterzeichnen am 27. September 1940 den Dreimächtepakt in der Neuen Reichskanzlei in Berlin.
sches Bündnis. Im Mai 1939
unterzeichnen das Dritte Reich
und Italien den sogenannten
­Stahlpakt.
Hitler und Mussolini sichern
sich damit militärische Unterstützung im Falle eines Krieges
zu. Allerdings ist Italien selbst
im Sommer 1940 noch nicht
kriegsbereit. Doch bislang läuft
die deutsche Blitzkriegsmaschinerie ohne Probleme. Nur vor
einer Invasion Großbritanniens
scheut der deutsche Diktator
wegen unkalkulierbarer Risiken
zurück. Der mit großen Hoffnungen verbundene Luftkrieg um die
Insel führt nicht zur britischen
Niederlage.
Im Gegenteil: Die Briten leisten
tapferen Widerstand und können sich im Luftraum deutlich
behaupten. Unterstützt werden
sie materiell und finanziell von
den USA, die sich bislang offiziell aus dem Krieg heraushalten.
Um den Preis eines amerikanischen Kriegseintritts zu erhöhen,
sucht Hitler erneut das Bündnis
mit Japan.
Sorge vor Eintritt der
USA in den Krieg
Das Kaiserreich Japan hatte
seit der Invasion der Mandschurei
1931 seine hegemoniale Stellung
im ostasiatischen Raum massiv
ausgebaut. Wie Deutschland
und Italien, die Osteuropa und
den Mittelmeerraum für sich
beanspruchen, strebt das militaristisch geprägte Japan die
Errichtung eines ostasiatischen
Imperiums an.
Mit dem Dreimächtepakt, der
am 27. September 1940 in Berlin unterzeichnet wird, erkennen
die drei Signatarstaaten ihre
jeweiligen imperialen Pläne an.
Außerdem sagen sie sich wirtschaftliche und militärische
Unterstützung für den Fall zu,
dass einer der Partner von einer
bislang nicht Krieg führenden Macht angegriffen wird.
Da das Verhältnis zur Sowjetunion ausdrücklich ausgeklammert wird, zielt der Passus vor
allem auf die USA. Ihr drohen
die Achsenmächte für den Fall
eines Kriegseintritts einen Zweifrontenkrieg im Atlantik und im
Pazifik an.
Zweifel an der Wirksamkeit
und militärischen Effektivität des
Vertrages gibt es von Beginn an
auf allen Seiten. Italiens Außenminister Ciano konstatiert folgerichtig, der Pakt werde den Krieg
nur verlängern. Hitler sieht vor
allem eine amerikanische Beteiligung am Krieg vorerst verhindert und konzentriert sich
nun ganz auf sein eigentliches
Lebensziel: den Krieg gegen die
Sowjetunion.
­
Autor: Thomas Heil ist Historiker
Gemetzel im Nahen Osten
Vor 35 Jahren: Mit dem Ersten Golfkrieg streiten der Irak und der Iran um die Vorherrschaft am Persischen Golf.
Pariser Exil kippt die
Revolution zugunsten der
religiösen Kräfte.
Als Revolutionsführer
rechnet Chomeini nicht
nur gnadenlos mit dem
gestürzten Regime ab.
Er lässt auch alle säkularen Kräfte und Gegner
der Islamischen Republik
verfolgen. Die Außenwirkung ist katastrophal.
Binnen kürzester Zeit
wandelt sich der Iran
zum geächteten Paria
der Weltpolitik. Die
Propaganda Chomeinis,
der die Schiiten im Irak
zum Aufstand gegen ihre Krieg um Öl: Irakische Soldaten vor
nichtislamische
­
Regie- dem brennenden iranischen Ölhafen
rung aufruft, spielt der- ­Khorramschar im Jahr 1980. Zwei J­ ahre
weil dem irakischen Dik- später wird er vom Iran zurückerobert.
tator in die Hände.
Saddam Hussein plant, sein beherrschen. Nach Anschlägen
Regime zur dominierenden Macht auf irakische Politiker und der
am Persischen Golf zu machen, Besetzung der iranischen Botum den lukrativen Ölmarkt zu schaft in London durch irakische
Foto: dpa/pa
Geschichte. Am 22. September
1980 beginnt mit massiven irakischen Luftschlägen gegen den
Nachbarn Iran der Erste Golfkrieg. Er wird bis 1988 fast eine
Million Todesopfer fordern und
der Infrastruktur sowie der Wirtschaft beider Länder erheblichen
Schaden zufügen.
Dem irakischen Blitzkrieg im
Herbst 1980 gehen seit Monaten
sich verschlechternde diplomatische Beziehungen zwischen den
Golfstaaten voraus. Hauptstreitpunkt ist die rohstoffreiche iranische Provinz Chuzestan, die vom
Irak beansprucht wird.
Beide Staaten erleben 1979
bedeutende Machtwechsel.
Während im Irak der bisherige
Vizepräsident Saddam Hussein
zum Staats- und Parteichef aufsteigt, erlebt der Iran nach regimekritischen Protesten den
Sturz des Schahs Mohammad
Reza Pahlavi. Mit der Rückkehr
Ayatollah Chomeinis aus dem
Terroristen im April 1980 kommt
es bei der OPEC-Konferenz im
September in Wien zum Showdown.
Nachdem die iranische Delegation den Vorsitz durch den Irak
mit ihrem Veto verhindert, lässt
Hussein am 22. September 1980
den Iran bombardieren. Gleichzeitig marschiert seine Armee mit
100 000 Mann in Chuzestan ein.
Doch Hussein schätzt die militärische Stärke des nach der Revolution innenpolitisch zerrütteten
Iran falsch ein. Bis zum Jahreswechsel dringen seine Streitkräfte auf einer Länge von 600
Kilometern gerade einmal 20 bis
80 Kilometer tief in iranisches
Gebiet vor.
Tatsächlich führt der Kampf
gegen den irakischen Aggressor
zur Stabilisierung des iranischen
Regimes. Der Krieg wird bis
1988 mit großer Brutalität fortgesetzt. Die Ayatollahs setzen
Kindersoldaten ein. Der (auch
vom Westen unterstützte) Irak
benutzt chemische Waffen und
Giftgas. Am Ende belaufen sich
die Kriegsschäden auf mehr als
eine Billion US-Dollar. Vor
allem der Irak verschuldet sich
während des Krieges bei seinen
arabischen Nachbarn hoch. Im
August 1990 überfällt und annektiert er deshalb das reiche südliche Nachbarland Kuwait.
Doch diesmal stellt sich die
Weltöffentlichkeit gegen Saddam
Hussein. Der UN-Sicherheitsrat stimmt im November 1990
mit der Resolution 678 für eine
von den USA angeführte Militärkoalition. Sie wird zu Kampfhandlungen gegen den Irak zur
Befreiung Kuwaits ermächtigt.
Am 16. Januar 1991 beginnt
mit massiven Luftschlägen und
der Operation Desert Storm der
Zweite Golfkrieg.
Autor: Thomas Heil
aktuell
SPORT
21. September 2015
Zwei Duos, zwei Titel
Deutschlandachter
erneut geschlagen
Rudern. Der Deutschlandachter
ist beim Kanal­Cup in Rendsburg
auf den zweiten Platz gerudert.
Eine Woche nach der Nieder­
lage bei der Weltmeisterschaft
musste sich das Flaggschiff des
Deutschen Ruderverbandes um
die Stabsunteroffiziere (FA)
Richard Schmidt, Felix Drahotta
und Anton Braun erneut Großbri­
tannien geschlagen geben. Platz
drei ging an die Niederlande. Die
Regatta findet seit 2001 auf dem
Nord­Ostsee­Kanal statt. Das
12,7 Kilometer lange Rennen gilt
als eines der härtesten der Welt.
Der Deutschlandachter konnte
bereits elf der 15 Ausgaben für
sich entscheiden.
(sr)
Foto: imago
Bundeswehr-Ringer
ohne WM-Medaille
Ringen. Die Ringer der Bundes­
wehr sind bei den Weltmeister­
schaften in Las Vegas leer
ausgegangen. Der Fünfte des
Vorjahres, Stabsunteroffizier
Ramsin Azizsir (Foto unten),
musste sich in der Gewichts­
klasse bis 85 Kilogramm mit
dem neunten Platz begnügen.
Freistilringer Marcel Ewald
schied bereits in der ersten Runde
aus. Bei den Frauen sprang für
Stabsunteroffizier (FA) Jaqueline
Schellin nur Platz 18 heraus. Mit
Frank Stäbler (Gold) und Aline
Focken (Bronze) stellte der Deut­
sche Ringer­Bund dennoch zwei
Medaillengewinner und sorgte
damit für die zweiterfolgreichste
Weltmeisterschaft in der deut­
schen Geschichte.
(sr)
Die Beachvolleyballer der Bundeswehr trumpfen bei den Deutschen Meisterschaften stark auf.
von Stefan Rentzsch
Timmendorfer Strand. Die
Beachvolleyballer der Bundes­
wehr haben den diesjährigen
deutschen Meisterschaften ihren
Stempel aufgedrückt.
Dabei setzte Hauptgefreiter
Kira Walkenhorst gemeinsam
mit Laura Ludwig vor den 6000
Zuschauern in Timmendorfer
Strand erneut ein Ausrufezeichen.
Deutschlands derzeit stärkstes
Frauenduo gewann im Finale ver­
dient mit 2:0 gegen das Überra­
schungsteam Teresa Mersmann
und Isabell Schneider und
sicherte sich damit nach 2013 sei­
nen zweiten deutschen Meister­
titel. Für Ludwig war es sogar
bereits der sechste Sieg bei einer
deutschen Meisterschaft. Sie ist
damit alleinige Rekordhalterin.
„Es war klar, dass es ein heiß­
umkämpftes Spiel wird, gerade
gegen so ein Überraschungs­
duo“, sagte Walkenhorst nach
dem Finalsieg. „Am Ende hat bei
uns die Spannung etwas nachge­
lassen, da wurde es noch eng.“
Erfolge nach
langer Krankheit
Die Leistung des Duos ist
bemerkenswert. Schließlich
musste Walkenhorst im vergan­
genen Jahr wegen einer Erkran­
kung am Pfeifferschen Drüsen­
fieber die Saison vorzeitig
Foto: dpa/pa
10
Stärker als je zuvor: Kira Walkenhorst (rechts) freut sich mit Laura Ludwig über den Pokal.
beenden. Es folgte eine monate­
lange Pause. Zwischenzeitlich
drohte sogar das Karriereende.
Im Frühjahr begannen die bei­
den dann wieder, zusammen zu
trainieren. Doch die Leidenszeit
schien die Hamburgerinnen nur
stärker gemacht zu haben. Im
Sommer gewannen sie den Grand
Prix in Yokohama und wurden
kurze Zeit später in Klagenfurt
sogar Europameister.
Für die große Überraschung
sorgte jedoch Obergefreiter
Clemens Wickler. Der 20­Jäh­
rige holte sich gemeinsam mit
Unverhofft
kommt oft
Für Wickler, der im vergan­
genen Jahr Junioreneuropameis­
ter wurde, kam der Sieg völ­
lig unerwartet. „Wir sind ohne
Erwartungen ins Turnier gegan­
gen, und jetzt sind wir deutscher
Meister. Es wird ein paar Wochen
dauern, bis wir das realisieren“,
sagte der Sportsoldat. Erdmann
und Matysik verpassten durch
die Finalniederlage ihren dritten
Meistertitel nach 2012 und 2014.
Matysik hatte am Ende doch
noch Grund zur Freude. Nach
dem Turnier wurde er zum dritten
Mal als Deutschlands Beachvol­
leyballer des Jahres ausgezeich­
net. Bei den Frauen konnte sich
Laura Ludwig bereits zum sieb­
ten Mal in Folge mit dem Titel
schmücken.
Bergab mit Mülltonne
Hauptfeldwebel Stephan Kunz ist neuer Weltmeister im Mülltonnenrennen.
Foto: dpa/pa
Christina Schwanitz
nominiert
Leichtathletik. ­Kugelstoßerin
­
Stabsunteroffizier (FA) Christina
Schwanitz ist für die Wahl zu
Europas Leichtathletin des
Jahres nominiert worden. Die
29­Jährige hatte bei der Welt­
meisterschaft in Peking die Gold­
medaille gewonnen und hält der­
zeit die Weltjahresbestmarke.
Zudem holte sie den Gesamtsieg
im Diamond Race, einer Wett­
kampfserie des Internationalen
Leichtathletik­Verbandes. Auch
Speerwerferin Katharina Molitor
gehört zu den zehn nominierten
Sportlerinnen. Bei den Männern
stehen keine deutschen Athleten
zur Wahl. Die Auszeichnung
wird am 17. Oktober in Zürich
verliehen.
(sr)
Armin Dollinger seinen ersten
deutschen Meistertitel. Das Pers­
pektivduo gewann dabei das
Finale gegen die an Nummer
eins gesetzten Stabsunteroffiziere
(FA) Jonathan Erdmann und Kay
Matysik mit 2:1.
Weltmeister: Stephan Kunz (Startnummer 5) auf seiner Mülltonne.
Die Piloten sind bis zu 50 Stundenkilometer schnell.
Hermeskeil. „Ich bin offen für
alles und probiere gerne etwas
Neues aus“. So begründet Haupt­
feldwebel Stephan Kunz seine
Leidenschaft für den Mülltonnen­
rennsport. Und das hat sich aus­
gezahlt: Im rheinland­pfälzischen
Hermeskeil hat der 38­Jährige
Mitte September den WM­Titel
in der skurrilen Sportart gewon­
nen. In 33 Sekunden legte er die
350 Meter lange Strecke zurück.
Das Prinzip ist einfach: Man
nehme eine Mülltonne, lege sich
darauf und versuche so geschickt
zu balancieren, dass nur die
Reifen den Boden berühren. „Das
wichtigste ist die Balance auf
der Tonne. Setzt sie vorne auf,
wird man natürlich abgebremst“,
beschreibt Kunz die Technik.
„Da ist Hüftarbeit gefragt“.
Bereits 2009 und 2012 hatten
er und sein dreiköpfiges Team
„Nicht handzahm“ den dritten
Platz bei der WM erreicht. „Die­
ses Jahr wollten wir eigentlich nur
Bronze verteidigen“, beschreibt
er sein Ziel vor dem Rennen.
Dass es dann der Mannschafts­
titel wurde und ich zusätzlich den
Einzelwettbewerb gewann, kam
überraschend, da wir kaum trai­
nieren konnten“, sagt der gebür­
tige Saarbrückener.
Ob er bei der nächsten WM
in drei Jahren wieder an den
Start geht, um seinen Titel zu
verteidigen, weiß der pas­
sionierte Fußballer noch
nicht. „Eigentlich wollte
ich meine Karriere an den
Nagel hängen“, flachst : privat
to
er. „Aber wer weiß, Fo
was kommt. Wir
haben auch Ein­
ladungen für
internationale
Wettbewerbe,
zum Beispiel
in Österreich,
bekommen.“
Als erstes möchte er aber sei­
nen Preis einlösen. „Ich habe
einen Tandemfallschirmsprung
gewonnen“, freut sich Kunz,
der Funkzugführer in der Stabs­
und Fernmeldekompanie der
Luftlandebrigade 1 in Saarlouis
ist. „Da ich beruflich sowieso
sehr oft springe, schenke ich den
Tandemsprung meiner Frau und
hoffe, mit ihr gemeinsam springen
zu können“, sagt der Vater einer
neunjährigen Tochter.
­
Die Mülltonnen­WM wurde vor
zehn Jahren von Hauptmann
Christoph König, der Staf­
felführer in der Luftlandebri­
gade ist, ins Leben gerufen.
Seit dem hat sie sich zu
einem gut besuchten
Event in Hermeskeil
etabliert. In diesem
Jahr verfolgten um
die 5000 Zuschauer
den Wettkampf,
bei dem mehr als
40 Sportler aus sechs
Nationen antraten. (sr)
21. September 2015
SOZIALES / PERSONAL
Alles neu und doch beim Alten
aktuell
11
Jetzt kommen die
Standorte zu Wort
Die Bekleidung der Soldaten liegt nun wieder komplett in den Händen der Bundeswehr.
Verluste durch
Drittgeschäfte
Berlin. Die Bundeswehr hat Ende
Juli die private Bekleidungsgesellschaft Lion, Hellmann und
Bundeswehr (LHBw) vollständig
übernommen. Das Unternehmen,
an dem die Bundeswehr mit 25,1
Prozent beteiligt gewesen ist, war
durch schwere Managementfehler
in die roten Zahlen gerutscht.
Nun wird das Unternehmen
als sogenannte Inhouse-Gesellschaft weitergeführt. Geplant ist
das zunächst für die kommenden
fünf Jahre, das heißt bis 2020.
In dieser Zeit will die Bundeswehr die Firma konsolidieren,
die Organisation und die Prozesse anpassen und weiter optimieren.
Trotz anfänglicher Gewinne
stand das Unternehmen Anfang
2015 vor der Insolvenz. Als
Grund für die schlechten Zahlen
wird die sinkende Anzahl an
Abnehmern für die Bekleidung
genannt. Hier wirkten sich vor
allem die Aussetzung der Wehrpflicht und der allgemeine Personalabbau innerhalb der Bundeswehr aus. Hohe finanzielle
Einbußen macht das Unternehmen aber auch mit seinen
Drittgeschäften. Die Folge:
Verluste in Millionenhöhe.
Um die Versorgung der Soldaten mit Bekleidung weiterhin
und vor allem langfristig sicherzustellen, hat nun der Bund
eingegriffen. Vertreten durch die
Bundeswehr hat er die restlichen
Anteile erworben.
Größter Kostenpunkt bei der
Übernahme sind die hohen Verbindlichkeiten der LHBw. Die
müssen nun durch die Bundeswehr beglichen werden.
Guthaben bleiben
bestehen
In der Praxis ändert sich für
die Soldaten dadurch nichts.
Denn die Versorgung über die
bestehenden Servicestationen ist
auch in Zukunft sichergestellt.
Und auch die Guthabenkonten
der Offiziere und jener Unterof-
Foto: Hannemann/RedBw
von Jan Marberg und Doreen
Kinzel
Auch für die Wüste gerüstet: Rund 15 000 Artikel hat die LHBw.
fiziere, die Teilselbsteinkleider
sind, bleiben bestehen.
Die LHBw Bekleidungsgesellschaft wurde 2002 gegründet, um
eine effizientere und kostengünstigere Versorgung der Truppe mit
Bekleidung zu gewährleisten.
Sie war zudem berechtigt, über
Drittgeschäfte auch Gewinne
zu erwirtschaften. Insgesamt 21
Bekleidungszentren und 171 Kleiderkammern sind damals in die
Firma übergegangen. Außerdem
stellte der Bund 3764 Mitarbeiter
für den Betrieb ab. Nach Wirt-
schaftlichkeitsberechnungen sollte
die Privatisierung in zwölf Jahren
mehr als 700 Millionen Euro einsparen. Bis 2008 ging die Rechnung auf. Laut LHBw wurden in
den ersten sechs Jahren bereits 400
Millionen Euro eingespart.
Die Zahl der Kleiderkammern,
die in Servicestationen umbenannt
wurden, sank im selben Zeitraum
von 171 auf 117, die Zahl der Mitarbeiter auf 1840.
Gegen die Sucht
Foto: Kunkel/Bundeswehr
Stabsfeldwebel Franz Heinrich Willems engagiert sich für die Soldatenselbsthilfe gegen Sucht.
Munster. Die Erkenntnis kam
ihm vor einigen Jahren beim morgendlichen Joggen: Stabsfeldwebel Franz Heinrich Willems
hatte oft viel zu viel Alkohol
getrunken. Heute ist der 53-Jährige 14 Jahre trocken und hilft
suchtkranken Kameraden und
deren Angehörigen bei ihrem
Weg aus der Sucht.
Der gebürtige Munsteraner ist
seit 1982 bei der Bundeswehr und
seit 2006 stellvertretender Vorsitzender der Soldatenselbsthilfe
gegen Sucht. Dienst leistet er in
der Familienbetreuungsstelle in
Munster. Dort betreut er auch
Angehörige von Soldaten, die
sich im Einsatz befinden. Einfühlungsvermögen und seelische
Unterstützung sind dabei gefragt.
Dadurch entstehen immer wieder
auch Verbindungen zu seinem
Engagement für die Soldatensuchthilfe. „Meine Erfahrungen,
die ich in der Familienbetreuungsstelle sammeln konnte, helfen mir dabei sehr. Beide Aufgaben machen mir großen Spaß“,
sagt Willems.
Der ambitionierte Läufer
hat einen guten Draht zu den
Soldaten, die seine Beratung
suchen. Er kann es gut nachvollziehen, wie schwer es ist, den
verantwortungsvollen Beruf des
Soldaten, Einsatzbelastungen
und die Ansprüche der eigenen
Familie unter einen Hut zu bringen. „Für einige ist das einfach
zu viel. Sie suchen dann Zuflucht
in der Sucht“, sagt er. Der Stabsfeldwebel hat viele Schicksale
miterlebt und auch selbst daraus
gelernt. Wichtig sei es, in dieser
Situation das Suchtproblem in der
Familie offen anzusprechen und
den Betroffenen in der schwierigen Lebensphase Unterstützung
anzubieten und sie bei Rückschlägen auch immer wieder aufzufangen.
Er selbst achte inzwischen aber
auch darauf, die Probleme, denen
er jeden Tag begegnet, nicht mit
nach Hause zu nehmen. „Die
Süchtigen und deren Familien
zu nah in mein eigenes Privatleben lassen, das werde ich nicht
mehr tun“, resümiert Willems.
In seiner Freizeit bereist der
erfahrene Soldat mit Frau und
Tochter gerne die Sonneninseln
Ibiza und Mallorca. „Das ist ein
sehr guter Ausgleich zum beruflichen Alltag“, sagt der Stabsfeldwebel.
(dk)
Welche Eigenschaften schätzen
Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Ehrlichkeit und Offenheit.
Mit wem möchten Sie gerne mal
einen Abend verbringen?
Mit Dieter Bohlen.
Wer oder was wären Sie am
liebsten?
Der Weihnachtsmann.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Musikalisches Talent, Saxophon
würde ich gern richtig gut spielen können.
Wen oder was bewundern Sie
am meisten?
Menschen, die nicht nur meckern,
sondern auch machen und dabei
ihren Humor nicht verlieren.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin pragmatisch.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Akzeptiere oder verändere!
Welche Fehler entschuldigen
Sie am ehesten?
Wenn jemand überpünktlich zu
einem Termin erscheint.
Berlin. Bereits am 30. Mai
2014 wurde die Agenda „Bundeswehr in Führung: Aktiv.
Attraktiv. Anders.“ veröffentlicht. Seitdem wird an
der Umsetzung der Maßnahmen der Agenda gearbeitet.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen lädt nun
zu einem ersten Erfahrungsund Ideenaustausch.
Zum „Tag der Standorte“
am 22. Oktober sind Vertreter aller Standorte im In- und
Ausland sowie bundeswehrnahe Verbände und Gremien
geladen. Rund 400 Teilnehmer
haben sich angekündigt, um
mit Ministerin, Staatssekretär
und Experten aus der Wirtschaft in den Dialog zu treten und so die Umsetzung
und Weiterentwicklung der
Agenda mitzugestalten.
In neun Panels mit verschiedenen Themenschwerpunkten
werden die Teilnehmer Gelegenheit haben, ihre Anliegen,
Erfahrungen und Pläne zu diskutieren.
Um an diesem Tag ein möglichst breites Stimmungsbild
einzufangen, sind im Vorfeld alle Angehörigen der
Bundeswehr eingeladen, im
Mitarbeiterforum ihre bisherigen Erfahrungen mit der
Agenda Attraktivität mitzuteilen, Anregungen zu geben
und Best Practice-Beispiele
einzubringen.
(uje)
Langzeitkonten
für Beamte
Berlin. Am vergangenen Mittwoch hat Staatssekretär Gerd
Hoofe eine Dienstvereinbarung
zur Erprobung und Nutzung
von Langzeitarbeitskonten für
Beamte unterzeichnet.
Die Vereinbarung sieht vor,
dass die Beamten in einem
Zeitraum von maximal fünf
Jahren ein zusätzliches Zeitguthaben von bis zu 156 Stunden jährlich ansparen können.
Auch angeordnete Mehrarbeit
von maximal 40 Stunden
kann dort angesammelt und
zu einem späteren Zeitpunkt
wieder abgebaut werden.
Die Langzeitkonten können derzeit von Beamten im
Bundesministerium der Verteidigung und den zivilen
Dienststellen der Bundeswehr
beantragt werden.
(uje)
12
aktuell
VERMISCHTES
Die Enten sind zurück
US-amerikanisches
Heldenepos
McEwen, Scott: „America n
Sniper: Die Geschichte de s
Scharfschützen Chris Kyle“,
Riva, ISBN: 978-3-86883-583-0,
14,99 Euro
aktuell verlost drei Büche r
und zwei DVDs. Einfach eine
E-Mail mit „Sniper“ senden an:
aktuell@bundeswehr.org
015
37/2
Der Kult um Entenhausen erfasst Deutschland und ist nicht nur für Comic-Fans ein Hingucker.
Foto: interDuck (3)
Filmbuch.
Die Geschichte
des „American
Sniper“ basiert
auf einer wahren Geschichte.
Sie erzählt vom
Leben eine s
amerikanischen Scharfschützen.
Chris Kyle, im Film gespielt von
Bradley Cooper, kommt auf tragische Weise ums Leben, nachdem er Jahre lang im Irak für sein
Land gekämpft hat. Er wurde
nicht körperlich verwundet, doch
die psychischen Spuren belasten
ihn und seine Familie auch noch
nach seiner Rückkehr.
Die Story zeigt die Schwierigkeiten, mit denen sich Soldaten
nach dem Einsatz auseinandersetzen müssen.
Gefangen zwischen Familie
und dem Alltag eines Soldaten,
trifft die Geschichte den Nerv
der Zeit und entwickelt sich vor
allem in den USA zum Bestseller.
Ein echtes amerikanische s
Heldenepos.
(dk)
21. September 2015
von Alexander Linden
Mannheim. Mona Lisa: Ein
Bild wie ein Gedicht: Eine junge
Frau, sitzend vor einer Berglandschaft. Und das wahrscheinlich
berühmteste Lächeln der Welt
umspielt den gelben Schnabel.
Moment mal: Schnabel?
Mona Lisa mit
Schnabel
Was auf den ersten Blick wie
ein plumper Fälschungsversuch
aussieht, ist in Wirklichkeit eine
gekonnte Neuinterpretation
durch die Berliner Künstlergruppe „interDuck“. Seit 1986
interpretiert die Gruppe aus
Designern, Künstlern, Filmemachern, Architekten und Geisteswissenschaftlern Ikonen der
Kunst neu.
Die Werke werden aufwendig
in Handarbeit hergestellt. Das
Repertoire reicht dabei von
berühmten Werken Leonardo
da Vincis oder Raffaels bis hin
zu Stilikonen der Popkultur,
wie dem bekannten Druck von
Che Guevara oder Filmplakaten
der Kinodiva Marlene Dietrich.
Hohe Kunst trifft auf Pop-Art
und bildet so eine ganz neue Stilrichtung.
Die Wanderausstellung ist mittlerweile international bekannt.
Von Malmö in Schweden über
Paris in Frankreich bis Salem
in den USA haben bereits mehr
als 1,5 Millionen Besucher das
Paralleluniversum der Enten
bestaunt. Nun kehrt die Ausstellung zurück nach Deutschland.
Im Museum „Weltkulturen D5“
der Reiss-Engelhorn-Museen
Mannheim sind bis zum 24. April
2016 mehr als 300 Exponate
Mannheim wurden neue Werke
geschaffen, die von „Königin
Duckfretete“ bis zu „Elvis
Ducksley in Las Vegas“ reichen.
Wie der Schnabel
gewachsen ist
Enten-Guerilla: Che Duckevara.
der „DUCKOMENTA. Weltgeschichte neu ENTdeckt“ zu sehen.
Dabei handelt es sich nicht nur um
die bisher größte Präsentation der
auf mehr als 400 Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Geschichten angewachsenen Sammlung.
Eigens für die Ausstellung in
Schwarzenbach. Wer sich
mit den sprachlichen Ursprüngen des Entenkults beschäftigen will, der ist in Schwarzenbach an der Saale richtig.
Hier wurde im August das
„Erika-Fuchs-Haus – Museum
für Comic und Sprachkunst“
eröffnet.
Die Kunsthistorikerin Fuchs
hatte als Übersetzerin der
englischsprachigen Comics
30 Jahre lang wegweisende
Interpretationen geliefert und
mit ihrem Gefühl für Sprache
zum Erfolg der Geschichten
aus Entenhausen beigetragen.
Mit brillianten Wortschöpfungen und -spielen prägte
sie die Sprache der Enten und
lehrte so Donald, Daisy und
Co. zu quaken, wie ihnen der
Schnabel gewachsen ist.
Erika-Fuchs-Haus, Bahnhofstraße 12, 95126 Schwarzenbach an der Saale
Raffaels Enten: Von der Sixtinischen Kapelle nach Entenhausen.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 37/2015” und Ihrer Postanschrift an:
aktuell@bundeswehr.org
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Ein mobiler Bluetooth-Lautsprecher Creative D100
Lösung der Ausgabe 35/2015:
3 6 6 9
Gewonnen hat:
Karolin Kaiser
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.