aktuell Nr. 15 vom 18.04.2016.

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aktuell Nr. 15 vom 18.04.2016.
D 8512
52. Jahrgang
Nr. 15
Montag, 18. April 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Im Wandel
Die ukrainischen Sicherheitskräfte sollen modernisiert werden – doch es gibt strukturelle
Probleme.
Seite 4
BUNDESWEHR
Mit Auftrieb
Die Fallschirmjäger trainieren
ihre Notfallverfahren im Windkanal. aktuell war in Bottrop mit
dabei.
Seite 6/7
ZOOM
Aufgeteilt
Briten und Franzosen ziehen 1916
eine Linie quer durch Arabien und
teilen das Osmanische Reich unter
sich auf.
Seite 9
VIDEO DER WOCHE:
BW CLASSIX: Kampfpanzer
und Schützenpanzer sind startklar zur Übung im Ausland. Der
Beitrag „Classix: Übungsplatz in
Kanada – Bundeswehr“ aus dem
Jahr 1981 zeigt, wie 5400 Bundeswehrsoldaten gemeinsam mit
kanadischer Artillerieunterstützung den scharfen Schuss trainieren.
(eb)
Der große
Transport
„Joint Derby“: Einblicke in die wichtigste
Logistikübung der Bundeswehr. Seiten 2 und 8.
Diese und weitere
Videobeiträge unter
www.youtube.com/­
bundeswehr.
aktuell@bundeswehr.org
Foto: Bundeswehr/Mariusz Ginel
Hochauflösende Aufklärungsergebnisse aus dem Einsatzgebiet: Das liefern die deutschen
Tornados mit ihrem Airborne
Reconnaissance Pod II – genannt
RecceLite. Das Video „60 Sekunden Bundeswehr: RecceLite“
benennt kurz und knackig die
Fakten.
2
aktuell
INTERN
18. April 2016
Foto: Bundeswehr/Oliver Pieper
BILD DER WOCHE
Inspektion unter freiem Himmel: Techniker wechseln den Abgasführungskonus des Airbus A 310 MRTT „Otto Lilienthal“. Das Flugzeug ist als Teil der Operation Counter
Daesh in der Türkei stationiert und dient dort der Betankung von Aufklärungs- und Kampfflugzeugen in der Luft.
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ZITAT
EDITORIAL
„Wenn Sie sich beide so anschreien, können
unsere Zuschauer Sie nicht verstehen.“
Operationen verbundener Kräfte –
vielen Soldaten auch als Gefecht
der verbundenen Waffen geläufig
– sind ein Grundelement von
Streitkräften. Doch bevor die
Truppe ins Gefecht zieht, müssen andere ihre Arbeit erledigt
haben. Fernmelder legen Kommunikationsleitungen, Pioniere
bauen Feldlager und Nachschieber liefern Ausrüstung, Munition und Verpflegung an den
Einsatzort. Tausende Kilometer entfernt, wie im Mittelmeer
oder auf dem Balkan. Es können aber sogar fast 6000 Kilometer sein, wenn es beispielsweise
nach Afghanistan geht oder, wie
jüngst geschehen, in den Norden
Malis.
Ganz egal wohin die Soldaten
der Bundeswehr entsandt werden: Jede noch so kleine Einheit
muss in den Einsatz verlegt werden und erfordert ein Vielfaches
an Unterstützungskräften. Die
Soldaten-Binse „Ohne Mampf
kein Kampf“ unterstreicht die
Bedeutung der Logistik hier
ziemlich treffend.
Dass der Generalinspekteur der
Bundeswehr in diesem Jahr mit
„Joint Derby“ eine multinationale
Logistik-Übung (Seite 8) zum
Schwerpunkt erklärt, überrascht
angesichts der wachsenden Zahl
von Einsätzen sicher niemanden.
Der Moderator Wolf Blitzer während einer TV-Debatte mit Hillary
Clinton und Bernie Sanders im US-amerikanischen Fernsehen. Die
beiden Demokraten konkurrieren um die Präsidentschaftskandidatur.
KALENDERBLATT
Vor 45 Jahren: Am 19. April 1971 schickt die Sowjetunion Saljut I
– die weltweit erste bemannte Raumstation – in die Erdumlaufbahn.
Im Juni können die ersten Besatzungsmitglieder die Station erfolgreich
betreten. Während der Rückkehr zur Erde verunglückt die Landungskapsel, die drei Kosmonauten kommen ums Leben.
Vor 100 Jahren: Am 24. April 1916 beginnt der Aufstand gegen
die britische Herrschaft in Irland. Am Ostersonntag erheben sich
irische Republikaner, um die Unabhängigkeit Irlands gewaltsam zu
erzwingen. Die Rebellion wird blutig niedergeschlagen, die Rädelsführer werden hingerichtet.
Vor 215 Jahren: Am 24. April 1801 wird Joseph Haydns Musikwerk „Die Jahreszeiten“ uraufgeführt. Bis zur Vollendung arbeitet
der Komponist zwei Jahre mühsam an seinem Werk, das sich auf den
Wechsel der Jahreszeiten und Naturschilderungen bezieht.
Vor 405 Jahren: Am 20. April 1611 wird William Shakespeares
Tragödie „Macbeth“ uraufgeführt. In dem Drama folgt der schottische Heerführer Macbeth einer Prophezeiung und ermordet seinen
König. Macbeth wird zum Tyrannen und verfällt dem Wahnsinn.
Vor 500 Jahren: Am 23. April 1516 wird in Bayern das Reinheitsgebot für Bier erlassen. Bier darf demnach nur aus Wasser, Malz und
Hopfen gebraut werden. Das Reinheitsgebot ist das älteste, noch heute gültige, Verbraucherschutzgesetz.
(eb)
Die „Blaue Truppe“ kann,
wenn es um strategische Verlegung von Einsatzkräften geht,
mittlerweile auf einen großen
Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Das hat vor allem der ISAF-Einsatz am Hindukusch gezeigt, bei
dem mit Luft-, See- und zuletzt
auch Straßentransport – wohlgemerkt aus Deutschland nach
Afghanistan – sämtliche Verkehrsträger zum Einsatz kamen.
Auch der Rücktransport des
Materials über den Verlegepunkt
Trabzon war letztlich eine große
Erfolgsgeschichte. Doch auf
Erfolgen gilt es sich nicht auszuruhen. Immer wieder müssen
auch Versorgungsabläufe trainiert
werden. Denn jeder Einsatz ist
anders.
Torsten Sandfuchs-Hartwig
Ressortleiter Streitkräfte
18. April 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke
Foto: Bundeswehr/Jacqueline Faller
Regierung verlängert
Afrika-Einsätze
Truppe für das Inland?
Entwurf zum neuen Weißbuch behandelt auch das Thema Einsatz im Innern.
Von Jörg Fleischer
Berlin. Im Entwurf des neuen
Weißbuches 2016 zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft
der Bundeswehr wird der Einsatz der Bundeswehr im Innern
zum Thema gemacht. Es geht
unter anderem darum, die Bundeswehr möglicherweise auch bei
Terrorgefahr oder anderen nationalen Risiken im Inland einzusetzen. Laut Grundgesetz darf
die Bundeswehr nur zur Verteidigung eingesetzt werden,
der Einsatz der Bundeswehr
im Innern ist nur in Ausnahmefällen möglich. Der Entwurf,
der unter der Federführung des
Verteidigungsministeriums entstanden ist, befindet sich derzeit in der ressortübergreifenden Abstimmung innerhalb der
Bundesregierung. Er soll im Juni
ins Kabinett eingebracht werden.
Breite öffentliche
Debatte
Die Frage, ob die Möglichkeiten zum Einsatz der Bundeswehr
im Innern erweitert werden sollten, hat bereits in der Vergangenheit eine breite öffentliche
Debatte ausgelöst. Viele Politiker
aus der Union sind seit längerem
für eine entsprechende Grundgesetzänderung. Sie fordern die
Ausweitung der Kompetenzen
der Bundeswehr beispielsweise
bei der Terrorabwehr.
Der verteidigungspolitische
Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion,
Henning Otte, erklärte gegenüber
der Redaktion der Bundeswehr:
„Die deutsche Sicherheitsarchitektur wird den wachsenden
Bedrohungen nicht mehr gerecht.
Wir brauchen eine bessere Vernetzung der Strukturen. Militär,
Polizei und Nachrichtendienste
müssen besser zusammenarbeiten. Dazu gehört auch in Ausnahmesituationen ergänzend der Einsatz der Bundeswehr im Innern.“
Die Bundeswehr verfüge über personelle und materielle Fähigkeiten, die für die innere Sicherheit
„Die Durchsetzung der staatlichen Gewalt ist und bleibt Aufgabe der Polizei“, meldete sich
der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, zu Wort.
Statt der ohnehin bereits überlasteten Bundeswehr zusätzliche
Aufgaben zu übertragen, sei es
sinnvoller, die Polizei entsprechend aufzustocken.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen
Bundestag, Wolfgang Hellmich
des Landes nicht ungenutzt bleiben sollten.
Der Sprecher der CSU-Landesgruppe für Verteidigung im
Deutschen Bundestag, Florian
Hahn, sagte: „Neue sicherheitspolitische Bedrohungen, welche
die traditionelle Trennung von
innerer und äußerer Sicherheit
zunehmend verwischen, fordern
ein Umdenken. Das Militär sollte
die Polizei bei vielen potenziellen
Gefahrenlagen unterstützen können. Der im Grundgesetz geregelte Fall geht hierbei nicht weit
genug. Historisch bedingte Vorbehalte gegen einen heutigen Einsatz der Bundeswehr im Innern
sind völlig unberechtigt.“
Anders sehen es hingegen Verteidigungspolitiker aus der SPD.
(SPD), sagte: „Der Auftrag der
Bundeswehr ist die Bündnis- und
Landesverteidigung wie der Einsatz im Rahmen von Missionen
der VN, der EU und der NATO.
Die Herstellung der inneren
Sicherheit ist die Aufgabe der
Polizei. Das wird auch so bleiben!“
Opposition ist
skeptisch
Bei den Oppositionsparteien
im Bundestag gibt es ebenfalls
Vorbehalte. Die Sprecherin für
Sicherheitspolitik und Abrüstung der Bundestagsfraktion von
Bündnis 90/Die Grünen, Agnieszka Brugger, wies darauf hin:
„In unserem Grundgesetz ist aus
sehr guten Gründen die grundsätzliche Trennung der Aufgaben
der inneren und äußeren Sicherheit verankert.“ Und Christine
Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion
Die Linke im Bundestag, gab zu
bedenken: „In Frankreich werden
seit Jahren militärische Patrouillen an öffentlichen Plätzen eingesetzt. Das hat das Land nicht
vor Terroranschlägen bewahrt.“
Bislang kann die Bundeswehr
etwa im Falle des inneren Notstandes auch innerhalb Deutschlands eingesetzt werden. Eine
Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten wird im Entwurf des
neuen Weißbuches 2016 thematisiert. Demnach machten Charakter und Dynamik gegenwärtiger
und zukünftiger sicherheitspolitischer Bedrohungen die Weiterentwicklungen der Sicherheitsarchitektur erforderlich. Ziel ist
es, einen wirkungsvollen Beitrag
der Bundeswehr zur Gefahrenabwehr an der Grenze von innerer
und äußerer Sicherheit auf einer
klaren gesetzlichen Grundlage
zu ermöglichen.
Weiter wird im Entwurf des
Weißbuches 2016 eine Reform
des Bundessicherheitsrates thematisiert, der bislang vor allem
als Instanz zur Genehmigung von
Waffenexporten deutscher Rüstungsfirmen bekannt geworden
ist. Er ist aber auch ein Gremium
zur Erörterung anderer sicherheitspolitisch relevanter Aspekte.
So trat der Bundessicherheitsrat
unmittelbar nach den Terroranschlägen von Paris zusammen.
Stichwort: Bundessicherheitsrat
Termin, Tagesordnung und Ergebnisse sind
geheim eingestuft: Der Bundessicherheitsrat ist ein Kabinettsausschuss, der sich mit
Fragen der ministeriumsübergreifenden
Sicherheitspolitik befasst und über Rüstungsexporte entscheidet.
1955, im Jahr des Beitritts der Bundesrepublik Deutschland zur NATO, wurde im Bundeskabinett die Gründung des Rates beschlossen.
Als „Bundesverteidigungsrat“ wurde das Gremium eingerichtet. 1969 wurde er in Bundessicherheitsrat umbenannt.
Der Bundessicherheitsrat ist nicht zu
verwechseln mit dem informellen Sicher-
heitskabinett, in dem vor allem Fragen der
inneren Sicherheit erörtert werden. Der Bundessicherheitsrat hat eine eigene Geschäftsordnung, nach der die Bundeskanzlerin den
Vorsitz inne hat. Neben der Verteidigungsministerin nehmen als ständige Mitglieder die Bundesminister des Auswärtigen,
des Innern, der Justiz, der Finanzen, für
Wirtschaft und Energie, für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung sowie
der Chef des Bundeskanzleramtes teil. Auch
der Regierungssprecher, der Generalinspekteur der Bundeswehr und die Beauftragte
der Bundesregierung für Fragen der Abrüs-
tung und Rüstungskontrolle nehmen an den
Besprechungen teil. Weitere Regierungsmitglieder können hinzugezogen werden.
Bis auf die Entscheidungen über Rüstungsexporte sind die Beschlüsse des
Rates geheim. Um hier mehr Transparenz
zu schaffen, hat die Bundesregierung die
Geschäftsordnung entsprechend erweitert.
Die Regierung informiert über Art und Umfang
des Exportguts, die beteiligten deutschen
Unternehmen, das Gesamtvolumen des Rüstungsgeschäfts sowie das Empfängerland.
Ansonsten unterliegt das Gremium keiner
parlamentarischen Kontrolle.
(flo)
Berlin. Die Bundesregierung hat
am vergangenen Mittwoch im
Kabinett die Verlängerung von
zwei Afrika-Einsätzen der Bundeswehr beschlossen. Die Beteiligung deutscher Soldaten an der
EU-Ausbildungsmission EUTM
Mali soll um ein Jahr bis Ende
Mai 2017 verlängert werden. Das
Kabinett beschloss zudem, die
Mandatsobergrenze von 350 auf
300 Soldaten zu senken. Deutschland gibt die Führung des Einsatzes ab. Gleichzeitig soll die
Bundeswehr ihren Einsatz in dem
westafrikanischen Krisenstaat auf
den Norden des Landes ausweiten. Bisher war sie hauptsächlich
im Süden des Landes tätig. Derzeit sind etwa 200 deutsche Soldaten dort.
Die Bundeswehr beteiligt sich
dem Kabinettsbeschluss zufolge
ebenfalls bis Ende Mai des kommenden Jahres weiterhin an dem
Anti-Piraten-Einsatz der Europäischen Union Atalanta vor der
Küste Somalias. Hier wird die
Mandatsobergrenze von 950 auf
600 Soldaten gesenkt. Derzeit
sind rund 310 deutsche Soldaten
im Rahmen der EU-Mission im
Einsatz. Der Deutsche Bundestag
muss über die Kabinettsbeschlüsse
noch abstimmen.
(cha)
Großer Zapfenstreich
für General Breedlove
Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat
am vergangenen Mittwoch
den scheidenden NATO-Oberbefehlshaber, General Philip
Mark Breedlove, im Bendlerblock in Berlin mit dem Großen
Zapfenstreich verabschiedet. USGeneral Breedlove war über acht
Jahre in Deutschland stationiert,
unter anderem als Befehlshaber
der US-Luftstreitkräfte in Europa
in Ramstein. Seine jetzige Position als Supreme Allied Commander Europe (SACEUR)
und zugleich Oberbefehlshaber
der US-Streitkräfte in Europa
erlangte er im Mai 2013. General Breedlove trat 1977 in die
amerikanische Luftwaffe ein. In
seiner Zeit als aktiver F-16-Pilot
nahm er an den NATO-Einsätzen in Bosnien und im Kosovo
teil. Anfang der 1990er Jahre
war Breedlove in Südkorea eingesetzt. Danach folgten Verwendungen im US-Generalstab und als Kommandeur von
verschiedenen Verbänden der
Luftwaffe. General Breedloves
Wirken wurde mit zahlreichen
Orden und Ehrenzeichen gewürdigt. Der Große Zapfenstreich
wird nur zu besonderen Anlässen, wie der Ehrung von Persönlichkeiten, die sich um die Bundeswehr verdient gemacht haben,
ausgerichtet.
(eb)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
18. April 2016
Kiew im Reformstau
Strukturelle Probleme bremsen den Wandel der ukrainischen Streitkräfte zur Berufsarmee.
Von Simon Klingert
Streitkräften erst mit der Eskalation des Konflikts in der Ostukraine eingeleitet worden. Deutliches Indiz für den Umschwung:
2013 betrug der Verteidigungshaushalt lediglich 1,8 Milliarden
Euro oder 0,97 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: Für das Jahr 2016 plant
Kiew einen Verteidigungsetat, der
3,8 Prozent des BIP veranschlagt.
Teheran. Russland hat in der
vergangenen Woche mit der
Lieferung erster Flugabwehrsysteme vom Typ S-300 an den
Iran begonnen. Das teilte der
Sprecher des iranischen Außenministeriums mit. Es seien zwischen Iran und Russland neue
Vereinbarungen über die Lieferung von S-300-Flugabwehrsystemen getroffen worden. 2007
war zwischen Moskau und Teheran ein Vertrag über S-300Flug abwehrsysteme im Wert
von 800 Millionen US-Dollar
geschlossen worden, der jedoch
aufgrund der Differenzen wegen
des iranischen Atomprogramms
zeitweise auf Eis lagen. Das russische S-300 ist ein bewegliches
Abwehrsystem. Die Raketen können ihr Ziel im Umkreis von 200
Kilometern erreichen.
(eb)
Berlin. Die Regierung seines
Landes ist krisengeschüttelt, doch
ein Ziel behält der ukrainische
Präsident Petro Poroschenko fest
im Blick: die Reform der Streitkräfte. Sie sollen nach Standards der NATO reformiert werden. Im März unterzeichnete
Poroschenko ein entsprechendes
Konzept. Doch politische und
strukturelle Probleme verhindern
den Wandel zu einer Berufsarmee nach dem Vorbild westlicher NATO-Streitkräfte.
Nach dem Rücktritt von
Arsenij Jazenjuk wählte das Parlament den Poroschenko-Vertrauten Wladimir Groisman am
vergangenen Donnerstag zum
neuen Ministerpräsidenten. Seine
Regierung steht unter Druck: Im
Osten des Landes schwelt der
Konflikt mit prorussischen Separatisten weiter. Das Friedensabkommen von Minsk ist brüchig,
eine erneute Eskalation ist nicht
auszuschließen.
Experten zufolge ist eine Fortsetzung der Streitkräftereform
zwingend notwendig. Ein grundlegender Modernisierungsprozess
der ukrainischen Sicherheitskräfte
ist im Gegensatz zu den russischen
Taliban rufen
Frühjahrsoffensive aus
Der geplante Angriff
Kabul. Die afghanischen Taliban haben den Beginn ihrer
Frühjahrsoffensive ausgerufen. In einer Erklärung kündigten sie am vergangenen Dienstag „großangelegte Attacken auf
feindliche Stellungen“ im ganzen Land an. Die Offensive trägt
den Namen „Operation Omari“
in Anlehnung an den toten Taliban-Anführer Mullah Omar.
Kürzlich hatte US-Außenminister John Kerry bei einem Besuch
in Kabul die Taliban zu Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung aufgefordert.
Die Verhandlungen waren im
vergangenen Sommer zum Erliegen gekommen. Im Rahmen der
Mission Resolute Support sind
derzeit 894 Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan.
(mid)
Mehr Geld und
Privatisierung
Eine Privatisierungsoffensive
soll die ukrainischen Streitkräfte
auf Vordermann bringen. Neben
dem Verkauf von Liegenschaften
sollen vor allem das Logistikund Beschaffungswesen neu aufgebaut werden. „Etwa 90 Prozent
aller Beschaffungsmaßnahmen
sind als geheim eingestuft – die
Transparenz fehlt völlig“, sagt
Osteuropa-Expertin Olga Oliker
vom Center for Strategic and
International Studies in Washington der Redaktion der Bundeswehr.
Als Folge des Konflikts mit den
Separatisten in der Ostukraine
strebt Kiew eine engere Bindung
an die NATO an. „De facto müssen die Streitkräfte der Ukraine
Mitglied der NATO werden“,
betonte der damalige Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk im
Februar. Dabei kann das Land
mit der Unterstützung der Allianz rechnen. Im September unterzeichneten Vertreter der NATO
und der ukrainischen Regierung
eine Reihe von Abkommen, mit
denen die Reformbemühungen
unterstützt werden sollen. Dazu
gehören Vereinbarungen zur
Standardisierung von Logistikund Beschaffungsprozessen
sowie ein „Fahrplan“ zur gemeinsamen strategischen Kommunikation.
Zivile Kontrolle
unzureichend
Die ukrainischen Streitkräfte
sind seit 2014 durch mehrere Mobilisierungsrunden von
130 000 auf mehr als 230 000
Soldaten angewachsen. Doch
in ihrer Struktur entspricht die
Truppe immer noch dem sowjetischen Modell aus der Zeit vor der
Unabhängigkeit der Ukraine im
Jahr 1991. Korruption und Verschwendung sind weit verbreitet
– die Ukraine ist europäisches
Schlusslicht im Korruptionsindex der Nichtregierungsorganisa-
tion Transparency International.
Auf der politischen Ebene setzen
sich die Strukturprobleme fort.
Nach Angaben von Oliker existiert keine echte zivile Kontrolle.
„Der Generalstabschef berichtet
dem Präsidenten – das schwächt
die Rolle des Verteidigungsministers“, so die Expertin. Zudem
seien die Kompetenzen für den
Einsatz der Streitkräfte zwischen
Präsident und Premierminister
nicht eindeutig geklärt.
Hinzu kommt: Das Ministerium ist nicht zivil geführt.
Verteidigungsminister Stepan
Poltorak ist „General der Armee“
und damit der ranghöchste Offizier im Land. Ihm untersteht
auch das Reformkomitee, das
Vorschläge zur Restrukturierung der Streitkräfte erarbeiten
soll. Oliker begleitet den Reformprozess in der Ukraine seit 20
Jahren. Ihr Fazit: „Bis auf kosmetische Maßnahmen wurden
Reformen bislang eher vermieden. Weder auf der politischen
noch auf der strukturellen Ebene
sind dringend nötige Änderungen
erfolgt. Die Leute in den Führungszirkeln wollen kein Risiko
eingehen und sichern sich ab –
was fehlt, ist der Glaube an einen
Erfolg der Reformen.“
Hacker sollen ausgewählte Webseiten des Pentagon auf Schwachstellen überprüfen.
Washington. Unter dem Motto
„Hack the Pentagon“ fordert
das US-Verteidigungsministerium Hacker gezielt dazu auf,
die Sicherheitshürden ausgewählter Webseiten zu testen und
Schwachstellen ­offenzulegen.
Es ist das erste Mal, dass eine
Behörde der US-Regierung
öffentlich zur Suche nach Sicherheitslücken in ihren IT-Netzwerken aufruft. Zur Belohnung winken den teilnehmenden Hackern
Geld- und Sachpreise.
Die Initiative wird unter Aufsicht der „Defense Digital Services“ (DDS), einer Gruppe von
IT-Ingenieuren und Datenspezialisten des Verteidigungsministeriums, durchgeführt. Die DDS
Foto: Department of Defense/Adrian Cadiz
Moskau liefert an Iran
Flugabwehrsystem
Foto: U.S. Army/Brooks Fletcher
Foto: imago
Armee im Wandel: Ein US-Soldat bildet ukrainische Kameraden am Sturmgewehr M4 aus. Im Donbass (Mitte) steht die ukrainische
Armee weiterhin russischen Soldaten gegenüber. Seit 2014 ist die Zahl ukrainischer Soldaten (r.) von 130 000 auf 240 000 gestiegen.
Foto: David B. Gleason/www.wikipedia.org
Brüssel. Die NATO und Russland wollen ihre Zusammenarbeit
wieder aufnehmen. Der NATORussland-Rat werde am Mittwoch dieser Woche wieder tagen,
sagte eine Sprecherin des Bündnisses am vergangenen Dienstag
in Brüssel. Bei dem Treffen soll
unter anderem über den UkraineKonflikt sowie die Lage in Syrien
und Afghanistan gesprochen
werden. Die Gespräche in dem
Gremium lagen seit Juni 2014
wegen der Ukraine-Krise und
der Annexion der Krim auf Eis.
Die NATO-Außenminister hatten das Bündnis im Dezember
aufgefordert, eine Wiederaufnahme zu prüfen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg
hatte daraufhin am vergangenen
Freitag die Wiederaufnahme der
Gespräche binnen zwei Wochen
angekündigt.
(mt/yb)
Foto: U.S. Army/Joshua Leonard
NATO-Russland-Rat
tagt erstmals wieder
US-Verteidigungsminister Carter (l.) plant Attacke aufs Pentagon (r.).
ist eine wichtige Komponente des
im Februar vorgestellten „Cyber
National Action Plan“, der neuen
Strategie der US-Regierung für
Sicherheit im Cyberspace.
Ab der kommenden Woche
sollen die eigens bestellten
Hacker angreifen. Die Registrierung der Freiwilligen war im
März angelaufen – teilnehmen
kann allerdings nur, wer eine
Sicherheitsüberprüfung bestanden hat. Das Programm endet
am 12. Mai – dann beginnt die
Auswertung, die wertvolle Hinweise für eine Verbesserung
der Sicherheitsmaßnahmen liefern soll. Die Organisation des
geplanten Cyberangriffs auf das
US-Verteidigungsministerium
hat das Pentagon dem privaten IT-Sicherheitsunternehmen
HackerOne übertragen. Neu ist
das Konzept nicht: Viele Firmen
verlassen sich bei der Suche nach
Schwachstellen in ihren IT-Netzwerken auf das sogenannte
„Crowdsourcing“.
­
Laut US-Verteidigungsminister Ashton Carter müssen
Behörden von den IT-Unternehmen der Privatwirtschaft lernen. „Wir können nicht einfach
so weitermachen wie bisher. Die
Welt ändert sich zu schnell; auch
unsere Konkurrenz ändert sich zu
schnell“, sagte Carter auf einer
Konferenz Anfang März. (kli)
18. April 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
Ausbildung:
Seefunk und Taktik
Das Operationspersonal der
libanesischen Marine durch­
läuft Ausbildungsmodule wie
Navigation, Seefunk oder Tak­
tik. „Wir werden oft gefragt,
wie viele libanesische Soldaten
wir bisher ausgebildet haben“,
sagt Fregattenkapitän Esser
im Gespräch mit Botschafter
Foto: Bundeswehr
Foto: Bundeswehr
Für UNIFIL im Einsatz: Die Korvette „Erfurt“ ist derzeit vor Ort (o. l.). In Beirut gibt es eigens ein „Quay
of Lebanese-German Partnership“ (Mitte l.). UNIFIL umfasst viele Ausbildungsaspekte (Mitte r. und
u. l.). Botschafter Joachim Rücker (u. r.) ist Sonderbeauftragter der Bundesregierung.
Rücker. „Die Antwort ist ein­
fach: Im Prinzip alle. Ein Sol­
dat der Lebanese Armed Forces
Navy läuft irgendwann an Bord
eines Schiffes bei der prakti­
schen Ausbildung oder an der
Marineschule einem deutschen
Soldaten über den Weg.“
Die Soldaten der „Erfurt“
unter Führung von Fregatten­
kapitän Thomas Klitzsch erläu­
tern den libanesischen Kadetten
die Grundlagen des Borddiens­
tes. Die libanesischen Soldaten
erhalten Einblicke in den Brü­
ckendienst, die medizinische
Versorgung von Verwundeten
und die Bekämpfung von Scha­
denslagen. Die Besatzung eines
Kriegsschiffes muss in der Lage
sein, beispielsweise ein Feuer
zu löschen und gleichzeitig den
Kampfauftrag des Schiffes auf­
recht zu erhalten.
„Komplexe Ausbildungsin­
halte wie die taktische Zusam­
menarbeit zwischen Radarstatio­
nen und Schiffen im Einsatzgebiet
sind wichtig, keine Frage. Aber
die Grundlagen der militärischen
Seefahrt als Handwerkszeug müs­
sen genauso vermittelt werden“,
UNIFIL: Beobachtermission seit 1978
Die United Nations Interim Force in Lebanon
– kurz UNIFIL – zählt zu den ältesten Beobachtermissionen der Vereinten Nationen (VN).
Seit 1978 überwachen Blauhelmsoldaten
den Waffenstillstand zwischen der libanesichen Hisbollah-Miliz und Israel. Bis 2006
war die ursprüngliche Aufgabe der Mission,
den Abzug der israelischen Truppen zu beobachten und zu bestätigen sowie den Frieden und die Sicherheit im südlichen Libanon
wiederherzustellen. Der Einsatz des Flottenverbandes geht auf den 33-Tage Krieg im
Sommer 2006 zurück. Nach der Entführung
zweier Soldaten und dem Beschuss israelischen Territoriums marschieren israelische
Truppen in den Libanon ein und blockieren
die Seewege, so dass kein Schiff das Land
mehr erreichen kann. Der libanesische Premierminister ersucht die Vereinten Natio-
Foto: UN Photo/Jean­Marc Ferré
Joachim Rücker ist Anfang
des Jahres zum Sonderbeauftrag­
ten der Bundesregierung für die
Stabilitätspartnerschaft Mittlerer
Osten ernannt worden. Der Deut­
sche Kontingentführer UNIFIL,
Fregattenkapitän Jochen Esser,
gab ihm Einblicke in die Arbeit
der Soldaten, die seit Beginn des
Einsatzes im Jahr 2006 maßgeb­
lich zur Stabilität in der Region
beigetragen haben. „UNIFIL
ist viel mehr als Seeraumüber­
wachung“, sagt Esser.
Hintergrund: Im Zweiten Liba­
nonkrieg zwischen Israel und der
libanesischen Hisbollah­Miliz
riegelte die israelische Marine
im Sommer 2006 den Seeraum
ab. Kein Schiff konnte den Liba­
non ansteuern oder verlassen. Das
hatte schwerwiegende Folgen für
die Versorgung der Bevölkerung
mit Lebensmitteln und Gütern des
täglichen Bedarfs. Auf Bitten des
damaligen libanesischen Minis­
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann
70 000 Schiffe
kontrolliert
terpräsidenten Fuad Siniora rich­
teten die Vereinten Nationen ihre
erste Marinemission ein: Die
United Nations Interim Force in
Lebanon – UNIFIL.
Nach etwa acht Wochen hob
Israel die Blockade auf. UN­Schiffe
übernahmen die Seeraumüberwa­
chung, um Waffenschmuggel an
die Hisbollah­Miliz zu verhindern.
Seit 2006 hat der UNIFIL­Verband
rund 70 000 Schiffe kontrolliert.
Die Deutsche Marine hat seit
Einsatzbeginn nicht nur durch­
gängig Schiffe und Boote ins
Einsatzgebiet geschickt, sondern
auch das Ausbildungskommando
Libanon an der „Jounieh Naval
School“ etabliert. Deutschland
hat unter anderem eine Kette aus
Radarstationen und eine Kont­
rollzentrale im Marine­Haupt­
quartier in Beirut aufgebaut.
Damit kann die libanesische
Marine die Gewässer lücken­
los überwachen. Eigene Küsten­
wachboote werden in die Ope­
ration auf See einbezogen. Sie
übernehmen die Kontrolle von
Schiffen in den inneren Hoheits­
gewässern.
Foto: Bundeswehr/Bastian Fischorn
Bei UNIFIL ist die Seeraumüberwachung ein
wichtiger Aspekt – aber lange nicht alles.
Beirut. Die Korvette „Erfurt“
steuert an diesem Tag pünkt­
lich um 8.30 Uhr die „Jounieh
Naval School“ nordöstlich der
Hauptstadt Beirut an. Auf der
Pier des kleinen Stützpunkts
warten Soldaten der „Lebanese
Armed Forces Navy“ auf die Ein­
schiffung an Bord des modernen
Kriegsschiffes. Ein besonderer
Gast ist mit dabei: Botschafter
Joachim Rücker besucht das
deutsche Einsatzkontingent bei
UNIFIL im Libanon.
5
Foto: Bundeswehr/Adrian Spieß
„Partnership“
im Libanon
aktuell
nen um Unterstützung bei der Sicherung
der seeseitigen Grenzen. Der Sicherheitsrat legitimiert mit der Resolution 1701 den Einsatz der
„Maritime Task Force“. Zum
ersten Mal setzen die Vereinten Nationen damit Seestreitkräfte ein. Am 15. Oktober
übernimmt der damalige Flottillenadmiral Andreas Krause
als Verbandsführer das erste
Kontingent. UNIFIL unterstützt seitdem die libanesische Regierung dabei, die
Seegrenzen zu sichern und den Waffenschmuggel ins Land über See zu verhindern. Der maritime Einsatzverband UNIFIL
war der erste Flottenverband unter Führung
der VN – deutsche Schiffe und Boote waren
von Beginn an dabei. Die etwa 140 deutschen Soldaten sind im Ausbildungskommando Libanon, an Bord
einer Korvette – derzeit die
„Erfurt“ – im Marineverband,
im UNIFIL-Hauptquartier in
Naquora und in einer Unterstützungsgruppe in Limassol auf Zypern im Einsatz.
Die Mandatsobergrenze
liegt bei 300 Soldaten. Insgesamt überwachen heute
11 000 Blauhelme aus 39
Nationen die Einhaltung des
Waffenstillstands an der 121 Kilometer langen „Blauen Linie“ zwischen Israel und dem
Libanon. Formal stellt diese Demarkationslinie keine Grenze dar. Sie folgt im Wesentlichen der Waffenstillstandslinie von 1947.
UNIFIL
erklärt „Erfurt“­Kommandant
Klitzsch.
Damit ist die Ausbildung der
libanesischen Marine die beste
Investition für Stabilität – und
zwar als „Stabilität zum Anfas­
sen“, wie Esser beschreibt. „Sie
ist unerlässlich für den Schutz
der für den Libanon so wichti­
gen Küste. So werden die Sol­
daten des Zedernstaats Waffen­
schmuggel oder Bewegungen von
Terroristen verhindern können –
und damit auch für unsere Sicher­
heit einen Beitrag leisten“, sagt
­Fregattenkapitän Esser.
(eb)
Volker Kauder an
Bord der „Erfurt“
Der Vorsitzende der CDU/
CSU-Fraktion im Deutschen
Bundestag, Volker Kauder, hat
in Beirut die Korvette „Erfurt“
besucht. Im Gespräch mit den
Soldaten verschaffte er sich
einen Eindruck über die bei
UNIFIL gemachten Einsatzerfahrungen. Im Libanon erkundigte sich Kauder außerdem
über die Lage der vielen
Flüchtlinge in dem Land, das
nur viereinhalb Millionen Einwohner zählt, aber mehr als
eine Million registrierte Flüchtlinge aufgenommen hat. Kauder sprach allen Soldaten seinen Dank aus.
6
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
7
1
In einem Luftstrom kann der Springer seinen Körper in jede erdenkliche Lage bringen. Die
Freifallhaltung in X-Lage, wie hier in der Abbildung zu sehen, ist die einfachste und stabilste
Position.
Feinschliff im Wind
Körperspannung und Konzentration im freien Fall: Der Sprung mit dem Fallschirm ist Muskelarbeit.
Ein Trainingstag unter echten Bedingungen.
Von Andre Klimke
Fotos Marco Dorow
Bottrop. Mit Orkanstärke bläst
der Wind dem Fallschirmspringer ins Gesicht. Hochkonzentriert
blickt er auf seinen Höhenmesser.
Die Öffnungshöhe ist erreicht,
der Springer winkt ab und will
seinen Schirm öffnen. Doch er
kommt ins Trudeln.
Der Soldat fängt sich ab und
nimmt eine stabile Freifallhaltung
ein. Der Patzer bringt ihn an diesem Morgen nicht in Gefahr – die
Fallschirmjäger des Fallschirmspezialzuges vom Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken
üben im sicheren Windkanal die
Verfahrensabläufe, wie sie sich
im Ernstfall verhalten müssen.
„Nur wer stabil fällt, kann seinen Fallschirm auch sicher öffnen“, erklärt Leutnant Henry L.
Er ist der Beauftragte für die
Freifallausbildung im Fallschirmjägerregiment 26 und hat
das Training für die Fallschirmjäger im Windtunnel geplant und
organisiert. Als militärische Fallschirmspringer haben Soldaten
Gepäck und eine Waffe dabei.
Diese Ausrüstung habe natürlich Auswirkungen auf den freien
Fall. „Das sind potenzielle Störquellen“, erklärt der Leutnant.
Jeder Freifaller müsse in der Lage
sein, trotz der erschwerten Bedingungen sicher und stabil zu fliegen.
Der Fallschirmspezialzug ist
der Wegbereiter für die Luftlan-
dekräfte. Auftrag der Soldaten:
Sie dringen im freien Fall mit
dem Fallschirm unbemerkt durch
die Luft tief in den Raum des
Feindes ein, erkunden anschließend Absetzplätze für nachfolgende Fallschirmjäger und Landeplätze für Luftfahrzeuge.
Ausbildung im
Minutentakt
Alle Fallschirmjäger, die an
diesem Abend im Windtunnel
trainieren, sind bereits ausgebildete Freifallspringer. Im
Windtunnel erhält jeder Springer den sprichwörtlichen „letzten Schliff“. „Im Windtunnel
können wir uns auf das Fallen konzentrieren“, sagt Henry
L. Jeder Springer verbringt pro
Durchgang zwei volle Minuten
im Windkanal – ein vergleichsweise langer Zeitraum. „Für zwei
Minuten reine Freifallzeit müsste
jeder Springer zwei Sprünge aus
einem Luftfahrzeug absolvieren“,
erklärt Freifallbeauftragter Henry
L. Somit sei die Ausbildung im
Tunnel deutlich effektiver und
kostengünstiger. An einem einzigen Tag im Windtunnel könne
ein Springer so auf eine Freifallzeit von rund 50 echten Sprüngen kommen.
Im Windkanal bläst der Wind
den Fallschirmjägern mit rund
210 Stundenkilometern entgegen. So ist das Schweben auf der
Stelle möglich – allerdings nur
für die Besten unter den Fall-
schirmspringern. Schon eine
kleine, unkontrollierte Bewegung – zum Beispiel der Arme –
hat krasse Auswirkungen auf den
stabilen Fall. „Wenn der Springer seine Arme streckt, wird eine
Horizontalbewegung nach hinten
erreicht“, sagt Henry. Bei einem
Sprung aus einem Luftfahrzeug
sei das kein Problem, da am Himmel genug Platz sei. Der Tunnel
hingegen ist vergleichsweise eng.
Achtung: Kollisionsgefahr! Beim
Training werden die Soldaten
deswegen von einem Instruktor
angeleitet. Über Handzeichen
gibt der Ausbilder wertvolle
Tipps und Hilfestellungen.
Die Soldaten trainieren Bewegungen nach vorn und nach hinten sowie Drehungen. Auch Not-
Fallgeschwindigkeit erhöhen (o.): Verkleinert der Springer die Körperfläche fällt er schneller. Durch die Ausrüstung (u.) ändert sich
die Luftströmung, die Fallschirmjäger müssen gegensteuern.
verfahren in allen Fluglagen und
mit voller Ausrüstung stehen auf
dem Übungsplan. Bei Problemen
mit dem Hauptschirm müsse sich
der Springer davon trennen, sagt
der Freifallbeauftragte. „Dann
muss der Fallschirmspringer die
Reserve auslösen.“
Fallschirmsprung ist
Mittel zum Zweck
Dafür ist eine stabile Position mit dem Bauch nach unten
erforderlich. Nur so kann sich
der Reserveschirm sauber öffnen.
Keine leichte Übung im engen
Windkanal, schon der Blick und
der Griff zum Trenn- und zum
Reservegriff kann den Soldaten
in ein unkontrolliertes Trudeln
bringen. Das muss der Springer
mit seiner Körperhaltung ausgleichen.
Nach dem Fallschirmsprung
unverletzt und kampffähig zu
sein, sei das unbedingte Ziel.
„Es gibt nichts Schlimmeres, als
wenn man am Boden feststellt,
dass der Trupp nicht vollzählig
ist“, sagt Henry L. Denn jeder
Einzelne erfüllt eine festgelegte
Aufgabe. Im schlimmsten Fall
können die Soldaten dann ihren
eigentlichen Auftrag am Boden
nicht mehr ausführen. Schließlich
ist der Fallschirm für die Soldaten nur Mittel zum Zweck.
2
Bereits durch kleinste Änderung der Körperhaltung kann der Fallschirmspringer seine Lage
und Bewegungsrichtung ändern. Um eine horizontale Bewegung nach hinten einzuleiten,
muss der Springer seine Arme strecken. Die Beine bleiben angewinkelt.
Mehr zu den Fallschirmjägern im
Youtube-Kanal der Bundeswehr.
So funktioniert der Windkanal
Der Windkanal ist eine vertikale Freifall-Anlage,
bei der durch Erzeugung eines Luftstroms das
Fliegen wie bei einem realen Fallschirmsprung
aus 4000 Metern Höhe simuliert wird. Die Anlage
ist ein sogenannter re-zirkulierender Windkanal.
Dabei bringen vier Turbinen und eine Düse die
Luft in Bewegung. Durch ein Umluft-System
zirkuliert die Luft in einem geschlossenen Kreislauf. So kann eine Windgeschwindigkeit von bis
zu 300 Stundenkilometern erreicht werden. Über
einen Regler lässt sich die Windgeschwindigkeit individuell einstellen, um sie abhängig von
Größe, Statur und Flugerfahrung des Springers
anpassen zu können. Der Windkanal in Bottrop
ist die einzige Freifall-Anlage in Deutschland.
Streckt der Springer seine Beine, bewegt er sich nach vorn. Die Arme bleiben dafür angewinkelt. Ein kontrollierter Fallschirmsprung setzt ein hohes Maß an Körperspannung und
ein entsprechendes Training voraus.
Vorbereitet: Der Sitz des Gurtzeugs wird überprüft.
Muskelarbeit: Fitness ist ein Muss, um den zweiminütigen Fall zu absolvieren.
Grafik: Bundeswehr/Benjamin Hintze
Im Windkanal: Der Instruktor (r.) gibt Hinweise.
3
8
aktuell
BUNDESWEHR
18. April 2016
Alles bewegt sich
„Joint Derby“: Die große Logistikübung der Bundeswehr läuft am Boden, in der Luft und auf See.
Bis zu 40
„Einspieler“ am Tag
JODY ist die größte Verlege­
Übung der Bundeswehr der ver­
gangenen Jahrzehnte: Mehr als
2000 Soldaten aus zwölf Nati­
onen nehmen teil. Truppe, Per­
sonal und Ausrüstung müssen
in ein Einsatzland verlegt wer­
den. Allein 450 Militärfahrzeuge
werden bewegt – in Kolonnen im
Für JODY übt der 57­Jährige
als Chef des Stabes. „Ich koordi­
niere die Stabsarbeit, berate den
Kommandeur. Wir entscheiden,
was passiert, wohin die Truppe
verlegt wird“, erklärt er. Der
Auftrag darf niemals gefähr­
det werden. Was im Hauptquar­
tier zunächst theoretisch geplant
wird, soll bald Wirklichkeit wer­
den. Dann rollen die echten Fahr­
zeuge. Schreckinger: „Wenn die
reale Übungstruppe kommt, muss
alles sitzen, zivile Vorgaben wie
Straßenbelegungszeiten einge­
halten werden!“
Fotos (2): Bundeswehr/Beatrice Teiß
Garlstedt. In der Operations­
zentrale klingelt ein Telefon.
Gewalttägige Demonstranten
blockierten einen NATO­Konvoi,
sagt der Anrufer. „Verstanden“,
entgegnet der Soldat am anderen
Ende. Er eilt zum Chef des Sta­
bes, schildert ihm die neue Lage.
Sturm, Stromausfall, Scharf­
schützen: Zum Auftakt der
Übung „Joint Derby“ (JODY)
trainiert das Hauptquartier an der
Logistikschule der Bundeswehr
in Garlstedt bei Bremen. Die
Operationszentrale, ­bestehend
aus rund 100 internationalen
Soldaten, wird aus der Reserve
gelockt: Vorkommnisse wie
Naturkatastrophen, Unfälle oder
Angriffe werden durchexerziert.
Straßenverkehr, per Luft­ und
Seetransport. Ziel ist der Auf­
marsch ins fiktive „Coastland“,
ein befreundeter Staat rund 5000
Kilometer von Europa entfernt.
Von dort wird in das eigentliche
Einsatzgebiet verlegt.
In der realen Welt erstreckt sich
die Logistikübung quer durch
Niedersachsen und Bremen, von
der Küste bis in die Lüneburger
Heide. Vor der logistischen Ver­
legung wird das Hauptquartier
virtuell trainiert. Vorkommnisse
werden eingespielt. „Einlagen“
nennt Major Christian Hollerer
das. Der Österreicher vom Mul­
tinationalen Kommando Ope­
rative Führung in Ulm ist Teil
des dreiköpfigen Planungsteams.
Während der Übung stellt der
39­Jährige die Kameraden auf
die Probe.
Hollerer und sein Team haben
das Drehbuch geschrieben. Er
führt Regie. „Die Herausforde­
rung für das Hauptquartier ist
die ständige Lageänderung”, sagt
er. 120 Szenarien werden einge­
spielt, bis zu 40 am Tag. Wie die
Übungstruppe auf die neue Lage
reagiert, das entscheidet Oberst
Joachim Schreckinger – eben­
falls vom Kommando Operative
Führung.
Militärbeobachter aus
der ganzen Welt
Die Höhepunkte der Übung:
die Verschiffung des Materials
von Emden nach Bremerhaven,
die Anlandung des Personals per
Lufttransport von Wunstorf nach
Nordholz und der anschließende
Konvoi nach Garlstedt. Fast 80
militärische Beobachter aus der
ganzen Welt haben sich ange­
kündigt. Neben den 800 deut­
schen Soldaten – sie stellen das
größte Kontingent – sind unter
anderem 350 Niederländer, 250
Österreicher und 120 Tschechen
dabei.
Foto: Bundeswehr
Von Jasmin Henning
JODY findet in mehreren Etappen statt. Zunächst
üben Kräfte des zuständigen Hauptquartiers, des
Multinationalen Kommandos Operative Führung
aus Ulm, Gefechtsstandabläufe im Logistischen
Übungszentrum. Parallel dazu trainieren Truppenteile der EU Battle Group 2016 die strategische
Verlegung im See-, Luft- und Straßentransport.
Münster. Nach fast drei Jah­
ren endet für Generalleutnant
Volker Halbauer seine Amtszeit
als Kommandierender General
des I. Deutsch­Niederländi­
schen Korps. Nachfolger: Der
niederländische Generalleutnant
Michiel van der Laan. Turnus­
gemäß wechselte in der ersten
Aprilwoche die Korpsflagge von
der deutschen auf die niederlän­
dische Seite. Der Inspekteur des
Deutschen Heeres, Generalleut­
nant Jörg Vollmer, übergab sie
dem Inspekteur der niederländi­
schen Landstreitkräfte, General­
leutnant Leo Beulen. Für General­
leutnant Halbauer endet damit die
Zeit als aktiver Soldat. Nach 41
Jahren in der Bundeswehr wird
er im Mai mit einem Großen
Zapfenstreich in den Ruhestand
verabschiedet werden.
(eb)
Alles unter Kontrolle: Das Hauptquartier in Garlstedt (o.). Oberst
Joachim Schreckinger (m. l.) übt als Chef des Stabes. JODY umfasst
auch den Seetransport (m.r.). An Land ist der „Elefant“ (u.) dabei.
Zerlegt in Bückeburg
In der Ausbildungswerkstatt des Heeres erlernen junge Fluggerätemechaniker ihren Beruf.
Bückeburg. Im Lehrdock der
Ausbildungswerkstatt des Heeres
in Bückeburg werden die unter­
schiedlichsten Flugzeugtypen
wie OV­10 Bronco und Fiat G91
beherbergt. An ihnen lernen ange­
hende Fluggerätemechaniker die
individuellen technischen Fein­
heiten kennen. Zwei der Auszu­
bildenden sind Lena Stemmler
und Steffen Salla. Ihre Aufgabe
an diesem Morgen: Ausbau, Über­
prüfung und Wiedereinbau eines
Hauptfahrwerkrades eines ausge­
musterten Kampfflugzeug vom
Typ Alpha Jet.
Die zwei Auszubilden­
den erstellen zunächst einen
genauen Arbeitsplan, erst dann
geht es an das Flugzeug. Der
Alpha Jet ist bereits aufgebockt,
das Rad kann demontiert und
für weitere Kontrollen in seine
Einzelteile zerlegt werden. Um
zum Beispiel Oberflächenrisse
in der Felge feststellen zu kön­
nen, wird das Farbeindringver­
fahren angewendet. Das macht
unsichtbare Risse für den
Mechaniker sichtbar.
Fotos (2): Bundeswehr/Alexander Bozic
Kommandowechsel
in Münster
Über Emden geht Material per Schiff nach Bremerhaven. Von dort geht es im Konvoi nach Garlstedt
in den Sammelraum. Vom Flughafen Wunstorf wird
die Verlegung des Personals in das fiktive Einsatzland koordiniert. Für die Soldaten der EU-Battle
Group schließt sich an JODY direkt die Gefechtsübung „European Spirit“ an.
(eb)
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow
JODY: Das Übungskonzept
Zivile Ausbildung: Steffen Salla und Lena Stemmler sind angehende Fluggerätemechaniker.
„Während der Aufgabe stellen
die Ausbilder uns Fragen, um zu
überprüfen, ob wir die Zusammen­
hänge verstehen“, berichtet die
18­jährige Stemmler. Nach getaner
Arbeit kontrollieren Stemmler und
Salla ihr Werkzeug. Ist alles wieder
da, wo es sein soll? Ein im Flug­
zeug vergessener Schraubschlüssel
könnte später im schlimmsten Fall
zum Absturz führen.
Die Ausbildungswerkstatt stellt
pro Jahr 28 Auszubildende für
den Beruf „Fluggerätmechaniker
Fachrichtung Instandhaltungs­
technik“ und zwölf Auszubil­
dende für den Beruf „Fluggerät­
elektroniker“ ein. Die Ausbildung
beginnt am 1. September, Bewer­
bungsschluss ist der 31. Oktober
des Vorjahres.
(jos)
18. April 2016
ZOOM
aktuell
9
Strich durch die
Landschaft
Mit Nachwirkungen bis heute: 1916 teilen
Franzosen und Briten das Osmanische Reich.
m Dezember 1915 steht die
britische Regierung 17 Monate
nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges unter Druck: Das verbündete Frankreich drängt auf
einen Plan, wie das Osmanische
Reich, das an der Seite Deutschlands kämpft, zwischen Briten
und Franzosen nach dem Krieg
aufgeteilt werden kann.
Die Franzosen sind nervös.
Zu Beginn des Krieges haben
sie von britischen Plänen einer
Zangenoffensive gegen die
Osmanen erfahren. Mit einer Landung in der West-Türkei bei Gallipoli soll zugleich eine im Osten
bei Alexandretta erfolgen, dem
heutigen türkischen Iskenderun.
Die Hafenstadt liegt an strategischer Nahtstelle am Mittelmeer
– dort, wo heute die Türkei und
Syrien aneinandergrenzen. Die
Angst in Paris: Großbritannien,
das schon Ägypten besitzt, will
sich im gesamten Osmanischen
Reich festsetzen. Erst 1912 haben
sich die Franzosen versichern lassen, dass die Briten an Libanon
und Syrien kein Interesse haben;
dort hat Frankreich viel Kapital
investiert. Frankreich torpediert
die Doppeloffensive der Alliierten gegen die Osmanen, die Landung findet nur in Gallipoli statt.
Nun macht die französische Diplomatie Druck: Eine Aufteilung
der Einflusssphären im Orient
soll vor Kriegsende erfolgen.
Der britische Politiker Mark
Sykes, der den Ruf eines Nahostexperten genießt, präsentiert
der Regierung eine Lösung. Eine
Linie von der alten Kreuzfahrerstadt Akkon an Israels Mittelmeerküste bis zum kurdischen
Kirkuk im Nordirak soll den
Orient aufteilen. Nördlich der
Linie (Libanon, Syrien und Teile
der Osttürkei) liegt die fran-
Sykes und Picot legen
Einflusssphären fest
Bei Britanniens Premier Herbert H. Asquith kommt Sykes
„line in the sand“ gut an. Die
Verhandlungen mit den Franzosen sind schwierig. Sie haben
erfahren, dass die Briten arabische Stämme zum Aufstand
gegen die Osmanen treiben.
Als Lockmittel dient die Aussicht auf einen eigenen Staat der
Araber. Damit wäre die französische Einflusssphäre dahin.
Hinzu kommt der harte französische Verhandlungsführer.
Georges Picot, ein Karrierediplomat, ist selbst für damalige Verhältnisse ein „Ultra-Imperialist“.
Sein Vater gründete eine Lobbygruppe für Frankreichs Kolonialinteressen in Afrika. Der junge
Picot und sein Bruder sind wiederum Mitglied im Comité de
l’Asie Française. Das Komitee
möchte Frankreichs Weltmachtrolle im Osten stärken und drängt
auf eine Inbesitznahme Syriens.
Mark Sykes wird dazu beordert, sich mit Picot zu treffen,
um einen Kompromiss zu finden.
Seine Linie quer durch Arabien
ist genau die simple Lösung, die
erforderlich ist, um die verfahrene Situation zu lösen. Nach der
Idee des Briten einigen sich beide
Seiten auf das Sykes-Picot-Abkommen, das am 16. Mai 1916
offiziell unterzeichnet wird. Der
Nahe und Mittlere Osten wird
zu einer französischen „blauen
Foto: Wikimedia/Public Domain
I
zösische Einflusszone. Südlich
der Linie (Palästina, Jordanien,
Irak) haben die Briten das Sagen.
Das Konzept richtet sich auf das
Hauptinteresse der Briten in der
Region: Sie wollen ein schützendes Vorfeld für den ägyptischen
Suezkanal schaffen, der Aorta des
maritimen Weltreichs der Briten.
Baku
Ankara
Baku
Aserbaidschan
Ankara
Türkei
Aleppo
Mosul
Erbil
Teheran
Syrien
Libanon
Beirut
Haifa
Jerusalem
Damaskus
Beirut
Bagdad
Israel
Amman
Jerusalem
Basra
Kairo
Kuweit
Kairo
Damaskus
Teheran
Irak
Bagdad
Iran
Amman
Jordanien
Kuweit
Saudi-Arabien
Ägypten
Medina
Riad
Riad
Historisches Dokument: In der rechten Ecke der Originalkarte (o.) stehen die Signaturen von Sykes
und Picot. Die Grafik unten links zeigt die durch Frankreich (blau) und Großbritannien (rot) kontrollierten
Gebiete im Jahr 1916. Zum Vergleich: rechts der Verlauf der heutigen Staatsgrenzen.
Zone“ im Nord-Westen und zu
einer „roten Zone“ der Briten im
Süd-Osten.
Trennachse bildet
­heutige Grenzverläufe
Das bleibt zunächst geheim;
schließlich sollen die arabischen
Verbündeten der Briten nicht irritiert werden. Nach dem Ende des
Ersten Weltkrieges lassen sich
Briten und Franzosen ihre ausge-
handelten Beutestücke als Mandate des Völkerbunds übertragen.
An der Trennachse der Einflusssphären bilden sich die Grenzverläufe des Kerns der heutigen
Staatenwelt Arabiens – Libanon,
Syrien, Jordanien und Irak. Das
symbolträchtige Gebiet rund um
Jerusalem in Palästina wird durch
das Sykes-Picot-Abkommen dem
britischen Einflussbereich zugeschlagen. Bei den Briten reift
daraufhin der Plan, die Lücke in
ihrer Pufferzone vor dem Suezkanal zu schließen, indem sie dort
eine eigene Oberhoheit einrichten. Im Jahr 1922 vergibt schließlich auch der Völkerbund das
Mandat für die administrative
Verwaltung an die Briten. Das
Ordnen der Region nach Gutsherrenart im Zuge des SykesPicot-Abkommens legte den
Keim für die Aufspaltung der
muslimisch-arabischen Welt in
unterschiedliche Staaten.
Fotos (2): Wikimedia/Public Domain
Lawrence von Arabien – Gegner des Plans
Mark Sykes (l.) und Georges Picot (r.): Die beiden Männer verhandelten im Jahr 1916 die Aufteilung des Osmanischen Reichs.
Grafik: Bundeswehr/Nothing
Von Björn Müller
Ein entschiedener Gegner von Sykes Plan, das
Osmanische Reich aufzuteilen, war Thomas
Edward Lawrence, bekannt als „Lawrence von
Arabien“. Der britische Offizier, auch als Archäologe, Geheimagent und Schriftsteller tätig, organisierte maßgeblich den Aufstand der Araber gegen
die Osmanen und trat für einen Staat der Araber
ein. Sykes hielt seinen Landsmann für einen Tagträumer. Er schrieb ihm, zehn Jahre Vormundschaft der Briten und Franzosen seien nötig, bis
die Araber reif für ein Staatswesen seien. 1888
in Wales als der zweitälteste von fünf Brüdern
geboren mit Eltern, die nie heirateten, studierte
Lawrence an der Universität Oxford Geschichte.
Als Student erkundete er bereits 1909 im Alter von
21 Jahren Syrien und Palästina. Er lernte Arabisch
und schwärmte für die Beduinen. Am 19. Mai
1935 starb er im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Motorradunfalls. Verewigt wurde seine
Geschichte von Regisseur David Lean und Produzent Sam Spiegel 1962 in der bildmächtigen
Filmproduktion „Lawrence von Arabien“.
10
aktuell
SPORT
18. April 2016
Auf dem Sprung nach Rio
Die Sportsoldaten Patrick Hausding, Sascha Klein und Stephan Feck bilden im Wasserspringen ein olympisches Trio.
Von Markus Theis
Fotos Sebastian Wilke
Rostock. Die Wasserspringer
Hauptfeldwebel Sascha Klein,
Stabsunteroffizier (FA) Patrick
Hausding und Stabsunteroffizier (FA) Stephan Feck führen
im Synchronspringen eine Art
„olympische Dreiecksbeziehung“. Ihr Beziehungsstatus ist
aber nicht „kompliziert“, sondern „erfolgreich“. Die ersehnte
Olympia-Qualifikation gelang
zwar erst im Februar beim Weltcup in Rio, dafür aber umso
beeindruckender: Mit Klein
errang Hausding die Silbermedaille vom Zehnmeterturm. Mit
Feck holte er vom Dreimeterbrett
sogar Gold.
Präzision auf die
Millisekunde genau
„Wir hatten ja schon bei der
WM in Kazan, die Chance, den
Quotenplatz zu holen. Damals
haben wir das leider verpasst.
Von diesem Tiefschlag haben wir
uns aber gut erholt“, sagt Klein,
der Dienstälteste im Trio. Sein
Kamerad Feck ergänzt: „Der
Weltcup war unser erstes großes Ziel in dieser Saison. Ich persönlich freue mich riesig, dass es
so gut gelaufen ist. Jetzt gilt es,
den Fokus auf Rio zu richten.“
Zurück in Deutschland standen
im Trainingslager in der Rostocker „Neptun-Schwimmhalle“
zunächst einige Trockenübungen auf der Turnmatte und dem
Trampolin an. Vor den Sprüngen
ins Wasser wird dort akribisch
an der Technik und der Choreografie gefeilt. Alles muss auf
die Millisekunde genau passen.
„Ich glaube das Faszinierende
an unserer Sportart ist diese
Präzision gepaart mit Kraft und
Geschwindigkeit“, sagt Feck.
Wasserspringen gehört zu den
Sportarten, für die man sehr jung
anfangen muss, um später ganz
oben mithalten zu können. Hausding fing mit sechs Jahren an,
sein Partner Feck sogar schon mit
Fünf. Klein war mit acht Jahren
bereits spät dran, konnte dafür
aber schon Erfahrungen im Turnen vorweisen.
In solch kindlichem Alter war
die Sportförderung der Bundeswehr noch kein Thema. Doch
im fortgeschrittenen Jungendalter stellte sich die Frage nach
dem weiteren Werdegang. „Ich
habe mir mit 17 Jahren die ersten Gedanken darüber gemacht“,
erinnert sich Hausding. Sein
Sprungpartner vom Zehnmeterturm Klein erzählt: „Bei mir
kam eines Tages der Trainer auf
mich zu und erklärte, dass ich ein
Niveau erreicht hätte, bei dem
ich mich für eine Förderung entscheiden müsse. Abends nach
der Arbeit zu trainieren, würde
nicht reichen, um in die Weltspitze aufzurücken.“ Auch für
Feck, Hausdings Partner vom
Dreimeterbrett, ist die Förderung der Bundeswehr essentiell.
„Ansonsten würden viele Sportarten aussterben und darunter
würde dann auch die Vielfalt des
Breitensports leiden“, so Feck.
tung stimmt. Hausding sagt: „So
wie andere innerhalb der Bundeswehr ihren jeweiligen Auftrag haben, erfüllen auch wir den
unsrigen und geben dafür alles.“
Ein Video zu den
Turmspringern auf
www.youtube.com/
bundeswehr.
Permanent hoher
Leistungsdruck
Alle drei wünschen sich nicht
nur eine Medaille in Rio, sondern
auch, dass der permanente Leistungsdruck, der auf den Sportsoldaten lastet, mehr Anerkennung
findet. Denn was viele nicht
wissen: Die Förderplätze sind
limitiert, und der Konkurrenzdruck ist entsprechend hoch.
Außerdem werden die Verträge
nur von Jahr zu Jahr verlängert –
und dass auch nur, wenn die Leis-
Perfekte Synchronisation: Die Stabsunteroffiziere Hausding und
Feck springen gemeinsam vom Dreimeterbrett.
Frühe Förderung
Nur wer sehr jung mit dem Wasserspringen beginnt, kann später in die Weltspitze aufsteigen. Viele werden schon im Alter von
sechs Jahren entdeckt und dann gezielt gefördert.
Vier Saltos in 1,4 Sekunden
Im Laufe der Zeit wurden in einen Sprung immer mehr Elemente
hineingepackt. Diese Technisierung im Wasserspringen ging allerdings zulasten der Ästhetik.
Enorme Kräfte
Starkes Trio (v.l.): Feck, Hausding und Klein. Vor dem Sprung
trainiert Klein auf dem Trampolin (u.l.).
Bis zum Dreieinhalbfachen des eigenen Körpergewichts lastet beim
Sprung auf dem Athleten. Die Bläschen nach dem Eintauchen entstehen durch den abrupten Druckabfall, beim dem das Wasser
an der Haut verdampft.
18. April 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Reif für ein Patent
Wenn Bundeswehrangehörige gute Ideen haben, kann daraus ein Patent werden. Bis dahin gilt Geheimhaltung.
Wann ist eine Erfindung
eine Erfindung?
Schwerpunkt seiner Arbeit ist
der gewerbliche Rechtsschutz.
Dieser wahrt die Rechte eines
Gewerbetreibenden, der sich
durch geistige Anstrengungen
wie Lernen, Forschen, Nachdenken, Lesen oder auch Diskutie-
ren ein besonderes Wissen angeeignet hat. So steht es im Gesetz.
Der Fokus liegt auf dem Patent-,
Marken- und Designrecht.
Zu jeder Idee gibt es eine sogenannte Diensterfindungsmeldung. „In den drei verschiedenen
Formularen muss die Idee genauestens beschrieben sein. Bei technischen Erfindungen darf es keine
offenen Fragen geben“, sagt der
39-jährige Luft- und Raumfahrtingenieur. Er prüft, ob es formale Fehler gibt. Ist das nicht
der Fall, schaut er sich die Erfindung inhaltlich an. „Wenn ich
die Idee verstanden habe, dann
schaue ich, ob es überhaupt eine
Erfindung ist.“
M
I
E
H
E
G
Geldprämie für Tüftler
der Bundeswehr
Dafür gibt es klare gesetzliche
Vorgaben: Vor allem muss die
Idee neu sein und gewerblich
anwendbar. Und: Es muss eine
erfinderische Tätigkeit vorliegen.
Sind diese Kriterien alle erfüllt,
schreibt Hofmann eine Patentanmeldung. „Sobald der Eingangsstempel des Patentamtes
auf unserer Anmeldung erscheint,
ist unsere Arbeit zunächst erledigt“, sagt der Ingenieur.
Jetzt übernimmt und untersucht
das Deutsche Patent- und Markenamt in München die eingereichte
Patentanmeldung. Offene Fragen
werden zwischen den beiden Stellen in der Regel schriftlich geklärt.
Foto: Bundeswehr/Tom Twardy (Symbolbild)
Koblenz. Auf dem Schreibtisch
liegt eine blaue Mappe. Ihr Inhalt
ist noch geheim. Nur so viel: Es
geht um Energiegewinnung.
Die Wehrtechnische Dienststelle 41 in Trier hat die Papiere
beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und
Nutzung der Bundeswehr eingereicht – beim zuständigen Referat
für die Anmeldung und Vermarktung von Patenten. Quasi beim
Patentamt der Bundeswehr.
Die Mappe liegt auf dem
Schreibtisch von Stefan
Hofmann. Der Sachbearbeiter
ist diplomierter Ingenieur und
steht Tüftlern und Entwicklern
in der Bundeswehr beratend zur
Seite. „Es gibt das Arbeitnehmererfindungsgesetz. Jeder, der
in seinem Arbeitsverhältnis eine
Erfindung macht, ist verpflichtet,
diese seinem Arbeitgeber oder
Dienstherrn zu melden. Dabei
ist es egal, ob die Erfindung mit
seinem Aufgabenbereich zu tun
hat oder nicht. Leider wissen das
die wenigsten“, erklärt Stefan
­
Hofmann.
Im Einzelfall wird Hofmann auch
zur mündlichen Verhandlung
nach München eingeladen.
Wird die Erfindung von
der Bundeswehr in Anspruch
genommen, winkt dem Tüftler
eine Geldprämie. Dazu gibt es
eine Urkunde von der Ministerin und die Namensnennung
in der Patentschrift. Zusätzlich
wird bei einer erfolgreichen Vermarktung der Erfinder an den
Erlösen beteiligt. Eine wahrlich
zündende Idee könnte sich also
lohnen.
(eb)
Im Planungsteam der Übung „Joint Derby“
Ulm. Es ist nicht die erste Übung,
die er plant. Aber trotzdem birgt
„Joint Derby“ (JODY) besondere Herausforderungen, so
Major Christian Hollerer (39)
vom Multinationalen Kommando Operative Führung aus
Ulm. 2300 Teilnehmer aus 14
Nationen, ein Übungsraum quer
durch Niedersachsen und Bremen, Operationen an Land, auf
See und in der Luft. JODY ist die
größte Übung der Streitkräftebasis in diesem Jahr. Das Szenario:
Geübt wird der Einmarsch in das
fiktive Coastland, einige tausend
Kilometer von Europa entfernt.
„Die Verlegung in ein Einsatzgebiet in den Fokus einer
Übung zu stellen, kommt selten
vor“, sagt Hollerer. Dabei sind
vor allem logistische Fähigkeiten
gefordert: das Verladen der Fahrzeuge und des Equipments, die
Versorgung der Truppe, das
Errichten eines Lager. Dass während der Großübung alles rei-
Foto: Bundeswehr/Mn KdoOpFü
Major Christian Hollerer (39) organisiert die größte Übung der Streitkräftebasis 2016.
bungslos ineinanderläuft, ist der
Verdienst des dreiköpfigen Planungsteams, zu dem neben Major
Hollerer ein deutscher Generalstabsoffizier und ein italienischer
Stabsoffizier gehören.
Seit Anfang 2015 befasst sich
das Team im Schwerpunkt mit
der Planung – und wird dabei
vom gesamten Stab des Ulmer
Kommandos unterstützt. „Gleich
zu Beginn wurden Vertreter aller
Fachbereiche unseres Kom-
mandos hinzugezogen“, erklärt
Hollerer, „letztlich ist es eine
Aufgabe, die das gesamte Kommando stemmt – Teamwork!“ Zu
drei richtungsweisenden Konferenzen lud das Team um Hollerer die beteiligten Dienststellen
ein. Dabei wurden Ideen ausgetauscht, Ziele definiert und auf
ihre Umsetzbarkeit geprüft.
JODY schafft die logistische
Basis für die anschließende Heeresübung „European Spirit“ auf
dem Truppenübungsplatz Bergen. Streitkräfte anderer Nationen in eine Übung zu integrieren,
sei der einzig richtige Ansatz.
Hollerer: „Das spiegelt die Realität im Einsatz wieder.“ Der
gebürtige Niederösterreicher ist
seit 2014 beim Multinationalen
Kommando Operative Führung.
Er lebt mit seiner Partnerin in
Ulm.
(jah)
Was ist Ihr höchstes Gut?
Die Freiheit.
Das ausführliche Interview auf
www.streitkräftebasis.de
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Nur der verdient sich Freiheit, der täglich sie erobern muss.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Meine Freundin beschwert sich ab und zu, dass ich ihr während des
gemeinsamen Abendessens nicht richtig zuhöre – also zwei Dinge
gleichzeitig zu können, das wäre super.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Ein Monat als US-Präsident wäre eine interessante Erfahrung. Darüber
hinaus könnte ich danach meinen Lebensunterhalt als Vortragsreisender bestreiten.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
1:45:73 Minuten: den Abfahrtsolympiasieger von 1976, Franz Klammer.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Ich mache das, was ich bereits als Kind machen wollte. Über Alternativen habe ich mir nie Gedanken gemacht.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Gewissenhaftigkeit und ein gebührendes Maß an Verträglichkeit.
12
aktuell
VERMISCHTES
18. April 2016
Buch. Am 30. Mai 1945 treten
die Männer der 45. US-Infanteriedivision noch einmal auf dem
Königsplatz in München an. Es
ist der Gedenktag der „Thunderbirds“ für gefallene Kameraden – nach 511 Tagen im Krieg
gegen Deutschland. 3650 Angehörige der Division sind an der
Front gefallen, mehr als dreimal so viele verwundet worden.
Kaum einer der jungen GIs, die
1943 auf Sizilien landeten, erlebt
diesen 30. Mai 1945 unversehrt.
Einer der ganz wenigen ist der
damalige Oberstleutnant Felix
Sparks. In „Der Befreier“ zeichnet der britische
Autor Kershaw
Sparks’ Weg
durch
die
Schlachten des
Zweiten Weltkriegs detailreich nach – und
ungeschminkt.
Das Buch erzählt am Beispiel
eines beeindruckenden Veteranen
in einem dezidiert lakonischen
Stil von der Unmenschlichkeit
des Krieges und davon, wie er
die Überlebenden für immer
zeichnet.
(mat)
Alex Kershaw, Der Befreier;
Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg; dtv, Erstausgabe, 488 Seiten, ISBN 978-3-423-28030-3
24,90 Euro
016
15/2
Foto: PR/Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
Ein langer Weg durch
Europa: „Der Befreier“
Superhelden in der Krise
Im neuen Marvel-Film kämpft Captain America um das Recht auf Selbstbestimmung.
Von Sebastian Blum
Die Worte des Generals Thaddeus
Ross sind deutlich: „Captain,
während viele ihr Handeln als
heldenhaft ansehen, bezeichnen
es einige andere als Selbstjustiz.
Sie haben mit unbegrenzter
Macht und ohne Befugnis agiert.
Das kann die Welt nicht länger
tolerieren.“
Die Geschichte der
Avengers geht weiter
Über 60 Millionen Mal wurde
der Trailer zum Marvel-Film „The
First Avenger – Civil War“ in den
ersten 24 Stunden nach Veröffentlichung im Internet aufgerufen.
Und er lässt Düsteres erahnen: Die
US-Armee wirft Captain America
Selbstjustiz vor, weil er sich ihren
Regeln nicht beugen will.
Dabei hatte einst alles so schön
angefangen.1941 erscheint der
erste „Captain America Comic“,
nicht zufällig in eben jenem Jahr,
in dem die Vereinigten Staaten in
den Zweiten Weltkrieg eingreifen.
Während sich andere Superhelden
wie Superman sorgsam aus sämtlichen politischen und militärischen Konflikten heraushalten,
ist der Captain von Anfang an ein
Instrument des amerikanischen
Militärs. Bereits auf seinem ersten Cover verprügelt er, gehüllt
in die Nationalfarben der USA,
Adolf Hitler. Fortan bekämpft
er als Personifikation amerikanischer Außenpolitik Nazis, Kommunisten und Japaner.
Lange Zeit kamen die Comics
außerhalb der USA nicht gut an.
Zu brachial waren die Stereotypen
von dummen und gewaltgierigen Deutschen, hässlich entstell-
ten und hinterhältigen Japanern
und intriganten Kommunisten.
Mittlerweile schaut der Captain
differenzierter auf die Welt.
Seite an Seite mit
irdischen Helden
Im Dezember 2001 erschien
beim Comic-Verlag Marvel
das Buch „Heroes“, in dem die
Terroranschläge vom 11. September 2001 behandelt wurden. Darin
kämpfen Spiderman und Captain
America Seite an Seite mit den
Feuerwehrleuten von New York
um deren Stadt. Verfassungstreue und der Schutz einer diversifizierten amerikanischen Gesellschaft sind die höchsten Werte
eines modernen Supersoldaten.
Doch auch ein perfektionierter
Soldat bleibt nicht ohne Krisen.
Im Laufe der Geschichte wendet
er sich immer wieder auch von
seinen Befehlshabern ab, wenn
diese ihre Macht missbrauchen.
So auch im neuen Film: Nach
einem Superheldeneinsatz mit
katastrophalen Folgen fordert die
Regierung, dass sich alle Superhelden in einem Superhero Registration Act melden und ihre zivile
Identität preisgeben. Captain
America sieht darin sein Recht
auf Selbstbestimmtheit eingeschränkt, während sein Kollege
Iron Man mit dem Registration
Act Alleingänge der Superhelden
in Zukunft verhindern will. Ein
Kampf um die Werte Freiheit
und Demokratie entbrennt –
der künstlich kampfwertgesteigerte Supersoldat gegen einen
Tech-Tycoon in Superrüstung.
„The First Avenger – Civil War“
läuft ab dem 28. April im Kino.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 15/2016” und Ihrer Postanschrift an:
aktuell@bundeswehr.org
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 13/2016: 7 7 1 3
Gewonnen hat: Günter Finsterbusch
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.