Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2015

Transcription

Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2015
Arbeitsmarkt- und
Integrationsprogramm
2015
nach § 44c Abs. 6 Sozialgesetzbuch II
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Impressum und verantwortlich:
Jobcenter Ostholstein
Geschäftsführer
Janusstraße 5
23701 Eutin
1. Dezember 2014
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Gliederung
Seite
1. Einleitung
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2. Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes
 2015 positives Wirtschaftswachstum und hoher Beschäftigungsstand in Ostholstein
 Ostholstein wird weiterhin vom Bundestrend profitieren
 Gesundheit/Pflege, Handel und Gastronomie sichern Ostholsteins Arbeitsplatzimpulse
 Niedriger Arbeitsplatzbesatz, hohe Ausbildungsbereitschaft der
Betriebe, niedrige Bruttoeinkommen im Kreis
 Chancen des Arbeitsmarktes für die Kunden des Jobcenters
nutzen
 Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau, weniger Kunden beim
Jobcenter
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3. Kundenprofile und arbeitsmarktliche Handlungsstrategien
 Weiterhin drei von vier Kunden mit besonderen Integrationsproblemen
 Eingliederungschancen bestimmen den Mitteleinsatz
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4. Zielgruppen des Jobcenters Ostholstein
 Chancen des Arbeitsmarktes für Eltern, insbesondere Frauen,
nutzen
 Die BCA des Jobcenters unterstützt Akteure des Arbeitsmarktes und nutzt die Netzwerke
 Kein Jugendlicher darf dem Arbeitsmarkt verloren gehen
 Alle Potentiale der Älteren nutzen
 Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen an den Arbeitsmarkt heranführen
 Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit forcieren
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5. Arbeitsmarktpolitik für Ostholstein
 Personalbedarfe der Betriebe und Mobilität der Arbeitslosen im
Fokus
 Gesundheitsregion Ostholstein
 Tourismusregion Ostholstein
 Feste Fehmarnbeltquerung
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6. Sonderprogramme des Jobcenters
 Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ läuft 2015 aus
 Beteiligung am ESF-Bundesprogramm für arbeitsmarktferne
langzeitarbeitslose Leistungsberechtigte im SGB II
 Modellprojekt „INA! – Integration nachhalten“
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7. Eingliederungsleistungen und arbeitsmarktpolitische Finanzmittel
 Finanzmittel für aktive Arbeitsmarktpolitik auskömmlich
 Hohe Integrations- und Eingliederungsquoten halten und ausbauen
 Schwerpunkte bei den Eingliederungsleistungen 2015
 Erfolge auch durch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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1. Einleitung
Das Jobcenter Ostholstein ist im Kreis Ostholstein der Arbeitsmarktdienstleister für die Betreuung, Aktivierung, Qualifizierung und berufliche Integration der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II).
Unter den 15 Jobcentern in Schleswig-Holstein nimmt das Jobcenter Ostholstein mit rund 9.700
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, 7.000 Bedarfsgemeinschaften, 4.100 arbeitslos gemeldeten Frauen und Männern sowie 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Position im
oberen Drittel ein.
Mit dem Arbeitsmarktprogramm 2015, das in der Sitzung der Trägerversammlung am 1. Dezember 2014 abgestimmt wurde, setzt das Jobcenter Ostholstein unter Berücksichtigung der
finanziellen und personellen Ressourcen die strategischen arbeitsmarkt- und geschäftspolitischen Schwerpunkte für 2015 und auch mittelfristig zur „Verringerung der Hilfebedürftigkeit“,
„Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit“, „Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug“ und zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit.
Die Aktivierung, Qualifizierung und Integration in den Arbeitsmarkt von Eltern -insbesondere
Frauen-, unter 25jährigen und Älteren ab 45/50 Jahren stehen dabei weiterhin im Fokus.
Eine besondere Herausforderung werden für das Jobcenter Ostholstein 2015 die Umsetzung
des ESF-Bundesprogramms für arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose Leistungsberechtigte im
SGB II und das Auslaufen des Sonderprogramms „Perspektive 50plus“ sein.
Für die arbeitsmarktpolitischen Eingliederungsleistungen wird das Jobcenter Ostholstein nach
ersten Schätzwerten des Bundes 2015 Finanzmittel in gleicher Höhe wie 2014 erhalten. Angesichts der für das Jobcenter Ostholstein notwendigen Verwaltungskosten wird 2015 ein ähnlich hoher Betrag aus den Eingliederungsleistungen in das Verwaltungsbudget umgeschichtet
werden müssen. Insgesamt werden dem Jobcenter 2015 damit für die aktive Arbeitsmarktpolitik
Eingliederungsleistungen in gleicher Höhe wie 2014 zur Verfügung stehen. Diese Mittel werden
für das Jobcenter Ostholstein für den Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente nach dem
SGB II im Jahr 2015 auskömmlich sein.
Das Jobcenter Ostholstein wird seine Finanzmittel weiterhin wirtschaftlich und wirkungsvoll
einsetzen.
Mit dem Arbeitsmarktprogramm 2015 leistet das Jobcenter Ostholstein seinen Beitrag zur
Deckung der Fachkräftebedarfe in der Region und zur Reduzierung der sozialpolitischen
Aufwendungen.
2. Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes
 2015 positives Wirtschaftswachstum und hoher Beschäftigungsstand in Ostholstein
Für 2015 gehen die Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute von einem
Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in Deutschland gegenüber 2014 zwischen plus 1,0
Prozent (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) und
plus 1,9 Prozent (Institut für Weltwirtschaft in Kiel) aus. Insgesamt schätzen die Ökonomen die
wirtschaftliche Lage für 2015 verhalten optimistisch ein, mit Chancen bei den Exporten und in
der Binnennachfrage, aber weiterhin auch Risiken in der geopolitischen Lage und Krise im
Euroraum.
Die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird ebenfalls verhalten positiv bewertet. Bei
der Arbeitslosigkeit rechnen die Bundesregierung und die Wirtschaftsforschungsinstitute mit
einem sehr geringen Rückgang gegenüber 2014, während die Erwerbstätigkeit auf dem sehr
hohen Niveau noch leicht steigen soll. Begleitet wird diese Entwicklung von einem
zuwanderungsbedingten Anstieg des Erwerbspersonenpotentials.
Insgesamt befindet sich der deutsche Arbeitsmarkt, so die Bundesregierung und die Institute, in
einer guten Grundverfassung. Über Jahre hinweg war ein erfreulicher Trend zu beobachten, der
selbst durch die globale Finanzkrise nur kurz unterbrochen wurde. Neben der starken
Binnennachfrage und den relativ stabilen Exporten haben auch die sogenannten „HartzReformen“ und die langjährige moderate Lohnpolitik zu dieser günstigen Entwicklung
beigetragen. Wenngleich die Arbeitslosigkeit nach Einschätzung der Bundesregierung und der
Wirtschaftsforschungsinstitute 2015 gegenüber 2014 bundesweit noch leicht um 20.000 bis
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30.000 Personen sinken soll, werden die Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II hiervon weniger
profitieren. Um gerade ihre Beschäftigungschancen zu erhöhen, muss die Arbeitsmarktpolitik
auf eine wirksame Qualifizierungs- und Integrationsstrategie fokussiert werden und der
steigenden Bedeutung des Langzeitleistungsbezugs und der Langzeitarbeitslosigkeit Rechnung
tragen.
 Ostholstein wird weiterhin vom Bundestrend profitieren
Zwischen der Entwicklung des realen (preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts (BIP) Deutschlands sowie den Entwicklungen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung (svB) und der
der Arbeitslosigkeit (Alo) im Kreis Ostholstein gibt es mit Ausnahme von Sondereffekten (z. B.
2005: Umstellung auf SGB II und 2009: Höhepunkt der Finanzkrise) in den letzten Jahrzehnten
Wechselbeziehungen. Dies wird aus der unten dargestellten Graphik deutlich. Steigt das
Bruttoinlandsprodukt, dann steigt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und sinkt die
Arbeitslosigkeit in Ostholstein.
Dabei reagiert der Arbeitsmarkt (Beschäftigung und Arbeitslosigkeit) in Ostholstein auf die
Schwankungen des Bruttoinlandsprodukts leicht zeitverzögert und insbesondere bei der
Arbeitslosigkeit nicht so stark wie im bundesdeutschen Schnitt. Wobei noch zu berücksichtigen
ist, dass die saisonalen Schwankungen in Ostholstein ausgeprägter als im Bundesschnitt sind.

30,0
20,0
10,0
0,0
-10,0
-20,0
1990
1995
BIP Bund
2000
svB OH
2005
Alo OH
2010
Alo Bund West
Veränderungen des realen Bruttoinlandsprodukts (Bund), der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung (Ostholstein) sowie der Arbeitslosigkeit (Ostholstein und Bund West)
in Prozent gegenüber dem Vorjahr 1990 bis 2013
Angesichts dieser parallelen Entwicklungen lässt sich auf Grundlage der bisherigen Wirtschaftsprognosen für Deutschland für 2015 für den Kreis Ostholstein ableiten, dass sowohl die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wie auch die Arbeitslosigkeit auf dem
gleichen Niveau wie 2014 liegen werden. Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt in Ostholstein wird
2015 voraussichtlich ähnlich wie in diesem Jahr sein.
Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird die Entwicklung auf dem ostholsteinischen Arbeitsmarkt 2015 aber auch davon abhängen, wie die Witterungseinflüsse (Verlauf des
Winters für das Außengewerbe sowie vor allem des Frühjahrs und des Sommers für die Tourismusbranche) sein werden.
Die kommenden Jahre werden auf dem Arbeitsmarkt in Ostholstein wie in Deutschland
insgesamt von einem Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 65 Jahren
geprägt sein. Während die Zahl der Frauen und Männer in dieser Altersgruppe in SchleswigHolstein bis 2025 um 6,2 Prozent abnehmen wird, ist der Rückgang in Ostholstein von zur Zeit
rund 127.000 auf etwa 112.000 Personen (minus 11,8 Prozent) doppelt so stark. Das sind etwa
15.000 Personen, die in 10 Jahren auf dem Arbeitsmarkt in Ostholstein fehlen, und entspricht
der aktuellen Einwohnerzahl von Neustadt in Holstein.
Der Anteil der 50- bis 65jährigen wird in Ostholstein von heute knapp einem Drittel (31 Prozent)
auf fast die Hälfte (44 Prozent) im Jahr 2025 steigen.
Vor dem Hintergrund dieser Prognosen muss das in der Region vorhandene Erwerbspersonenpotential immer stärker zur Deckung der Fachkräftebedarfe ausgeschöpft werden. Dazu
zählen bei den Kunden des Jobcenters Ostholstein vor allem Eltern -insbesondere Frauen-, die
Jüngeren von 15 bis 25 Jahren und die Älteren ab 45/50 Jahren.
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 Gesundheit/Pflege, Handel und Gastronomie sichern Ostholsteins Arbeitsplatzimpulse
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort in Ostholstein hat sich in
den vergangenen zwei Jahren wieder deutlich besser als in den Vorjahren entwickelt und 2013
(30. Juni) mit 53.900 Beschäftigten den historischen Höchststand seit statistischer Erhebung
dieser Daten ab 1984 erreicht. So konnten die Einbrüche zwischen 2000 und 2005 mittlerweile
mehr als kompensiert werden. Am stärksten stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze mit plus 3.800 oder 7,6 Prozent von 2010 bis 2013. Damit lag Ostholstein seit
2010 über dem bundesdeutschen (plus 5,6 Prozent) und dem schleswig-holsteinischen Schnitt
(plus 5,3 Prozent).
Erfreuliche Beschäftigungszuwächse konnten von 2010 auf 2013 vor allem im Gesundheitsund Sozialwesen (plus 5,2 Prozent), im Einzelhandel (8,7 Prozent) und Gastgewerbe (7,8
Prozent) verzeichnet werden. Fast die Hälfte (42,3 Prozent) aller sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze gibt es in Ostholstein in diesen drei Branchen. Auch im Baugewerbe ist die Zahl
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2010 auf 2013 mit plus 300 oder 8,3 Prozent
auf 3.500 gestiegen, das sind aber immer noch 1.300 weniger als im Jahr 2000. Ähnliches gilt
für die Öffentliche Verwaltung und die Bundeswehr. Hier ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2000 bis 2013 um 500 oder 13,0 Prozent auf 3.200
zurück.
Bezeichnend für die Wirtschaftsstruktur und die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Ostholstein sind neben der geringeren Konjunkturabhängigkeit als in anderen Kreisen die auf die sehr
bedeutende Tourismusbranche zurückzuführenden starken jahreszeitlichen Ausschläge in der
Beschäftigung. Während es in Ostholstein Ende Dezember 2012 51.100 Beschäftigte gab,
waren es Ende September 2013 54.700, und damit 3.600 mehr.
 Niedriger Arbeitsplatzbesatz, hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, niedrige
Bruttoeinkommen im Kreis
Der Kreis Ostholstein zeichnet sich ferner durch einen unterdurchschnittlichen Arbeitsplatzbesatz (Beschäftigte mit Arbeitsort in Ostholstein bezogen auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter von 15 bis 65 Jahren) aus. Während dieser Anteil in Ostholstein aktuell bei 42,4 Prozent
liegt, sind es in Schleswig-Holstein 46,8 Prozent und im westdeutschen Schnitt 54,0 Prozent.
Dies zeigt, dass es im Kreis Ostholstein gemessen an der Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter anteilig weniger sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze als im Landes- und
Bundesschnitt gibt. Vor diesem Hintergrund arbeiten auch 25.300 oder knapp 40 Prozent aller
65.600 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ostholsteinerinnen und Ostholsteiner mit
Wohnort im Kreis (Stand 30. Juni 2013) außerhalb des Kreisgebiets, vor allem in der
Hansestadt Lübeck (12.500).
Unter dem Landes- und Bundesschnitt (7,3 bzw.11,2 Prozent) liegt auch der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten (5,1 Prozent), der in den vergangenen Jahren jedoch etwas stärker
als in Schleswig-Holstein und in Deutschland insgesamt gestiegen ist.
Erfreulich hoch ist in Ostholstein dagegen weiterhin die Ausbildungsquote (sozialversicherungspflichtig beschäftigte Auszubildende an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) der
Betriebe mit 7,4 Prozent (Schleswig-Holstein: 6,8 Prozent, Westdeutschland: 5,9 Prozent) und
mit 7,8 Prozent der relativ niedrige Anteil von geringqualifizierten Beschäftigten (SchleswigHolstein: 8,0 Prozent, Westdeutschland: 11,5 Prozent). Die Ausbildungsquote betrug vor zehn
Jahren allerdings noch mehr als 8,0 Prozent.
Ferner zeichnet sich der Arbeitsmarkt in Ostholstein durch einen hohen Anteil von Kleinbetrieben aus, die sich in wirtschaftlich schwierigen Phasen stets als beschäftigungsstabil erwiesen
haben. In Ostholstein gibt es 6.200 Betriebe (Stand 30. Juni 2013). 92,2 Prozent der
Unternehmen sind Kleinbetriebe mit bis zu 19 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Lediglich
1,2 Prozent der Unternehmen haben 100 und mehr und nur vier Betriebe 500 und mehr
Beschäftigte.
Die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (20,8 Prozent) sind in Ostholstein im
Gesundheits- und Sozialwesen tätig. Im Vergleich zum Landesschnitt (14,9 Prozent) und Bundesschnitt (12,5 Prozent) ist dies ein ausgesprochen hoher Anteil und unter den Landkreisen
und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein die höchste Quote. Es folgen der Einzelhandel
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(11,3 Prozent) und das Gastgewerbe (10,2 Prozent). Damit entfällt fast die Hälfte aller
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Ostholstein auf diese drei Wirtschaftsbereiche.
Der Anteil der geringfügig Beschäftigten an allen Beschäftigten liegt in Ostholstein bei 17,6
Prozent, und damit über dem Landesschnitt (16,5 Prozent) und westdeutschen Schnitt (14,8
Prozent), allerdings im Mittelfeld der schleswig-holsteinischen Kreise und kreisfreien Städte und
etwas niedriger als im Vorjahr (18,1 Prozent). Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten beträgt in
Ostholstein 31,6 Prozent und ist damit höher als im Landesschnitt (28,7 Prozent) und
westdeutschen Schnitt (25,3 Prozent).
Signifikant für den Arbeitsmarkt in Ostholstein ist das relativ niedrige Bruttoarbeitsentgelt
(Median-Einkommen) der Vollzeitbeschäftigten. Nach dem letzten aktuellen Stand (31.
Dezember 2013 belegt Ostholstein mit monatlich 2.435 Euro unter allen westdeutschen
Landkreisen und kreisfreien Städten den viertletzten Platz. Der schleswig-holsteinische
Landesschnitt liegt bei 2.740 Euro, der westdeutsche Schnitt bei 3.094 Euro und der
Bundesschnitt bei 2.960 Euro. Diese Situation ist vor allem auf den geringen Anteil von
Arbeitsplätzen im Verarbeitenden Gewerbe, im Bereich der produktionsnahen Dienstleistungen,
für Hochqualifizierte sowie die hohe Zahl von geringer Entlohnten und jahreszeitlichen
Schwankungen unterliegenden Beschäftigungsmöglichkeiten im Tourismussektor zurückzuführen. Dies hat zur Folge, dass in Ostholstein rund ein Drittel (33,7 Prozent) der erwerbsfähigen
Leistungsberechtigten des Jobcenters neben einem Erwerbseinkommen auch Arbeitslosengeld
II beziehen. Das ist hinter dem Kreis Plön der zweithöchste Anteil unter den Kreisen und
kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein, und damit liegt Ostholstein auf dem achtletzten Platz
unter allen westdeutschen Kreisen und kreisfreien Städten. Bei diesen Personen reicht das
Erwerbseinkommen nicht aus, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Sie benötigen
zusätzlich Arbeitslosengeld II.
Insgesamt zeichnet sich die Beschäftigungslage in Ostholstein durch
 einen erfreulichen Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in den
vergangenen Jahren
 den höchsten Stand der Beschäftigung seit Erhebung der Beschäftigtendaten ab 1984
 eine große Zahl von Kleinbetrieben
 eine hohe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen
 einen hohen Anteil von Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitswesen
 starke jahreszeitliche Ausschläge vor allem im touristisch geprägten Hotel- und
Gaststättengewerbe und Einzelhandel
 einen unterdurchschnittlichen Arbeitsplatzbesatz
 einen geringen aber leicht steigenden Anteil von Arbeitsplätzen für Hochqualifizierte
 die viertletzte Position unter allen westdeutschen Landkreisen und kreisfreien Städten
beim Bruttoarbeitsentgelt (Median-Einkommen) der Vollzeitbeschäftigten aus.
 Chancen des Arbeitsmarktes für die Kunden des Jobcenters nutzen
Die Chancen zur beruflichen Integration der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des
Jobcenters Ostholstein liegen weiterhin besonders im Tourismussektor (insbesondere Handel
sowie Hotel- und Gaststättengewerbe) mit seinen saisonalen Ausschlägen, im Sozial- und
Gesundheitswesen und in der großen Zahl von Kleinbetrieben gerade auch im Bereich der
Helfertätigkeiten. In diesen Branchen gibt es kreisweit auch die meisten dem gemeinsamem
Arbeitgeberservice Ostholstein der Agentur für Arbeit Lübeck und des Jobcenters Ostholstein
gemeldeten Arbeitsstellen. Rund 60 Prozent der Kunden des Jobcenters Ostholstein finden
einen Arbeitsplatz in Ostholstein, rund 40 Prozent nehmen eine Beschäftigung außerhalb des
Kreises auf. Die Mobilität der Kunden des Jobcenters Ostholstein ist daher ein wichtiger Faktor
für die Arbeitsaufnahme.
Vom Bau der geplanten Festen Fehmarnbeltquerung werden die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des Jobcenters Ostholstein in den kommenden Jahren ebenfalls profitieren. Die
Vermittlung der Kunden in Arbeit erfolgt durch das Jobcenter Ostholstein auch in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice Ostholstein.
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 Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau, weniger Kunden beim Jobcenter
Von 2005 bis 2014 hat sich die Arbeitslosigkeit in Ostholstein im Rechtskreis SGB II deutlich um
37,3 Prozent (Schleswig-Holstein minus 31,5 Prozent, Deutschland ebenfalls minus 31,5
Prozent) verringert.
Im Laufe des Jahres 2014 ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber 2013 zwar geringfügig
gestiegen, liegt aber weiterhin deutlich unter den Jahren davor. Die insgesamt günstige
Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist nicht nur demografisch bedingt und auf die positiven
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen, sondern wurde
und wird durch die vielfältigen vermittlerischen und arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten des
Jobcenters Ostholstein unterstützt.
Durch diese günstige Entwicklung hat sich das Verhältnis der Zahl der Arbeitslosen zu den dem
gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur Lübeck und Jobcenter Ostholstein
gemeldeten Arbeitsstellen innerhalb der letzten Jahre deutlich verändert. Während im Jahr
2010 auf eine Stelle noch insgesamt 9,8 arbeitslose Frauen und Männer kamen, waren es 2014
6,0 Arbeitslose. In den für den Kreis Ostholstein so wichtigen Gesundheitsberufen kamen 2014
auf eine gemeldete Stelle nur noch 1,5 Arbeitslose, in den Verkaufsberufen waren es 3,4
Arbeitslose sowie in den Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen 4,2 Arbeitslose.
Im Rechtskreis SGB II waren in Ostholstein 2014 im Schnitt rund 4.100 Frauen und Männer
arbeitslos gemeldet, rund 100 mehr als 2013. Das sind zwei Drittel aller Arbeitslosen im
Kreisgebiet. Mit dieser SGB II-Quote liegt der Kreis Ostholstein unter den Landkreisen in
Schleswig-Holstein im vorderen Drittel. Innerhalb Ostholsteins ist die SGB II-Quote unter den
Städten und größeren Gemeinden in Eutin (79,3), Malente (77,1 Prozent) und Oldenburg i. H.
(74,8 Prozent) am höchsten und in den Gemeinden Grömitz (48,6 Prozent) und Stockelsdorf
(50,4 Prozent) am niedrigsten.
Gemessen an der Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren beträgt die Quote der
erwerbsfähigen Leistungsberechtigen in Ostholstein 7,7 Prozent, im Landesschnitt sind es 8,9
Prozent und im westdeutschen Schnitt 7,2 Prozent. Gegenüber 2010 ist dieser Anteil in
Ostholstein um 0,7 Prozentpunkte gesunken,
Die spezifische Arbeitslosenquote SGB II lag in Ostholstein 2014 bei rund 3,8 Prozent, und
damit um rund 0,8 Prozentpunkte unter dem Landesschnitt. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen
in Ostholstein im Rechtskreis SGB II haben keinen Berufsabschluss, rund 46,0 Prozent sind
Frauen, gut 50,0 Prozent Langzeitarbeitslose, ein Drittel Ältere ab 50 Jahren, rund 13,0 Prozent
Alleinerziehende, rund 10,0 Prozent Jüngere unter 25 Jahren und gut 5,0 Prozent Schwerbehinderte.
Von den rund 7.000 Bedarfsgemeinschaften, die vom Jobcenter Ostholstein betreut werden,
sind 56,6 Prozent sogenannte „Ein-Personen-Bedarfsgemeinschaften“ und nur in jeder fünften
Bedarfsgemeinschaft leben drei und mehr Personen.
2015 wird das Jobcenter Ostholstein seine Aktivitäten zur Integration der erwerbsfähigen
Leistungsberechtigten und zum weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit bei ähnlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie 2014 und dem erwarteten rückläufigen Erwerbspersonenpotential fortsetzen.
3. Kundenprofile und arbeitsmarktliche Handlungsstrategien
Mit Stand September 2014 hat das Jobcenter Ostholstein 2.900 Frauen und 3.300 Männer aktiv
in den Arbeitsprozess begleitet. Sie werden nach sechs sogenannten Profillagen differenziert.
Entsprechend dieser Verteilung wird der Integrationsprozess der Kundinnen und Kunden in den
Arbeitsmarkt passgenau und individuell unterstützt. Dies geschieht mit einem wirtschaftlichen
und wirkungsvollen Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente.
 Weiterhin drei von vier Kunden mit besonderen Integrationsproblemen
Der Anteil der Kunden mit besonderen Vermittlungshemmnissen, die nicht sofort in den
Arbeitsmarkt integriert werden können und den sogenannten „komplexen“ Entwicklungs-,
Stabilisierungs- und Unterstützungsprofilen zugeordnet sind, ist im Vergleich zu den markt8
nahen Profillagen trotz der guten Integrationsergebnisse des Jobcenters Ostholstein im Jahr
2014 weiterhin auf Vorjahresniveau.
Nach wie vor rund 77,0 Prozent oder drei von vier Kunden des Jobcenters Ostholstein fallen
unter die komplexen Profillagen und können nicht unmittelbar oder mit Hilfe arbeitsmarktpolitischer Instrumente in den Arbeitsmarkt integriert werden. Sie benötigen ganz besondere
integrative Unterstützung.
23,6
27,0
2,4 1,6
18,5
26,8
Marktprofile
Aktivierungsprofile
Förderprofile
Entwicklungsprofile
Stabilisierungsprofile
Unterstützungsprofile
Kunden des Jobcenters Ostholstein nach Profillagen (Anteile in Prozent)
Die Struktur der Kundenprofile bedeutet für die geschäftspolitische Strategie des Jobcenters
Ostholstein, dass
 nur wenige Kunden binnen sechs Monaten schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden
können
 erhebliche Handlungsbedarfe bei der Berufserfahrung und beruflichen Teilqualifizierung
bestehen
 die Kunden in den komplexen Profillagen vorrangig aktiviert oder vorerst in ihrer
persönlichen Situation stabilisiert werden müssen
 Netzwerkarbeit und das beschäftigungsorientierte Fallmanagement eine große Bedeutung haben
 weiterhin Sonderprogramme des Bundes für besondere Personengruppen genutzt
werden
2000
1600
1200
800
400
0
Frauen
Männer
Wesentliche Handlungsbedarfe der Kunden des Jobcenters Ostholstein nach Frauen und Männern
(In absoluten Zahlen. Pro Person sind mehrere Handlungsbedarfe möglich)
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Die individuellen Handlungsbedarfe weisen unterschiedliche Bedarfe an notwendigen Schritten
zur Integration bei Männern und Frauen aus. Bei der Planung der Maßnahmen für 2015 wird
dies, wie in der Vergangenheit, als ein wesentlicher Faktor berücksichtigt.
Über ein Drittel aller Kunden, die aktiv am Integrationsprozess teilnehmen, benötigen einen,
ihren gesundheitlichen Voraussetzungen entsprechenden Arbeitsplatz. Die Förderung der Mobilität, Veränderung von Perspektiven, Qualifikation, das Sammeln von Berufserfahrungen und
der Ausgleich von Nachteilen in den Rahmenbedingungen gehören zu den weiteren, wesentlichen Handlungsbedarfen der Kunden des Jobcenters Ostholstein.
Aufgrund der Gesamtzahl vorliegender Handlungsbedarfe, ist von einer Vielzahl multipler
Problem- und Bedarfslagen auszugehen, die sich nicht ohne einen entsprechenden Mittel- und
Personaleinsatz realisieren lassen.
Die vorrangigen Zielgruppen des Jobcenters Ostholstein sind
 Eltern -insbesondere Frauen Jüngere unter 25 Jahren
 Ältere ab 45/50 Jahren
 Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen
 Langzeitarbeitslose
und die wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Instrumente
 Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung nach § 45 SGB III
(Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen,
Heranführung an den Arbeitsmarkt)
 Vermittlungsbudget nach § 44 SGB III (insbesondere Mobilitätshilfen, wie Führerscheinund Fahrzeugmitfinanzierung)
 Einstiegsgeld für Arbeitslose bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zur Kompensation finanzieller Aufwendungen beim Einstieg in die Erwerbstätigkeit
 Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein -AVGS- (insbesondere individuelles Coaching)
 Förderung der beruflichen Weiterbildung
 Arbeitsgelegenheiten (als Maßnahmen für die vorrangigen Zielgruppen).
 Eingliederungschancen bestimmen den Mitteleinsatz
Über den passgenauen Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente für die Kundinnen und
Kunden des Jobcenters Ostholstein entscheiden die zuständigen persönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie die Fallmanagerinnen und Fallmanager der einzelnen
Geschäftsstellen.
Neben den lokalen wie überregionalen Integrationsmöglichkeiten haben beim Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente die Eingliederungsquoten, das heißt der Anteil der Arbeitslosen, die sechs Monate nach Ende einer Maßnahme noch in Beschäftigung sind, eine besondere Bedeutung und bilden die Grundlage für die individuellen Integrationsstrategien für die
Kunden und mit den Kunden.
Die Eingliederungsquoten des Jobcenters Ostholstein liegen über dem Schnitt der Jobcenter in
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg:
 Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) rund 38,0 Prozent
 Maßnahmen bei Arbeitgebern (betriebliche Praktika) rund 46,0 Prozent
 Gruppenmaßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung rund 38,0 Prozent
 Einstiegsgeld sowie Förderung von Führerscheinen und Fahrzeugkauf über 70,0 Prozent.
4. Zielgruppen des Jobcenters Ostholstein
 Chancen des Arbeitsmarktes für Eltern, insbesondere für Frauen, nutzen
Die Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt ist als
durchgängiges Prinzip im § 1 des SGB II und des SGB III festgeschrieben (Gender
Mainstreaming), wobei die Leistungen der Arbeitsförderung vor allem die berufliche Situation
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von Frauen verbessern und Frauen mindestens entsprechend ihres Anteils an den Arbeitslosen
und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit gefördert werden sollen.
Besondere Zielgruppen des Jobcenters werden auch 2015 Familien, Erziehende und Mütter in
Elternzeit sein.
Die familiären Lebensumstände der Frauen im Rechtskreis SGB II stehen im engen
Zusammenhang mit ihrer materiellen Lage und der Abhängigkeit von Transferleistungen. In
Ostholstein lag der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II 2014 bei rund
45 Prozent. Gut jede vierte arbeitslose Frau (rund 460 Personen) ist alleinerziehend und von
ihnen wiederum jede zweite ohne Berufsausbildung.
Das Jobcenter Ostholstein motiviert Erziehende mit Kindern unter drei Jahren zu einem zügigen
(Wieder-) Einstieg in den Beruf und bietet dabei eine intensive Unterstützung an. Dadurch soll
vermieden werden, dass Erziehende über mehrere Jahre von Fördermöglichkeiten ausgeschlossen bleiben und von Transferleistungen abhängig werden. Gerade bei jungen Müttern
und Vätern ohne Schul- oder Berufsabschluss ist umfangreiche und frühe Hilfestellung unerlässlich, z. B. in Form von Teilzeitangeboten. Bei Bedarf und nach Erfordernissen werden
grundsätzlich Bildungsgutscheine und Qualifizierungsmaßnahmen auch in Teilzeit angeboten.
Um die Integrationschancen von Erziehenden mit Kindern zu verbessern, gilt es frühzeitig, das
heißt schon während der Elternzeit, eine spezifische, auf Ressourcen und Problemlagen
ausgerichtete Beratung anzubieten. Der (Wieder-) Einstieg in Erwerbstätigkeit muss rechtzeitig
vorbereitet und der Verlust von beruflichen Fähigkeiten und Kenntnissen, der durch eine
längere Phase der Familienarbeit entstehen kann, vermieden werden. Durch verpflichtende
Beratungen auch während der Elternzeit werden erziehende Frauen und Männer umfassend
über die vorhandenen Unterstützungs- und Förderangebote informiert und für Fragen des
beruflichen (Wieder-) Einstiegs sensibilisiert. 2015 wird das Jobcenter Ostholstein verstärkt
Mütter in Elternzeit beraten. Sie erhalten bedarfsgerechte Angebote, die bereits in der Elternzeit
eine berufliche Orientierung ermöglichen und die Erziehenden bei Fragen der Rahmenbedingungen unterstützen. Somit ist der Einstieg in Beschäftigung bereits vor dem dritten
Lebensjahr des Kindes deutlicher im Fokus der Integrationsfachkräfte des Jobcenters. Speziell
für Mütter mit kleinen Kindern bietet sich an, eine Teilzeitausbildung zu absolvieren. Um die
Frauen dahingehend zu unterstützen, wird das Projekt „Frau und Beruf“ diesbezüglich verstärkt
mit eingebunden.
Besonders hervorzuheben für Erziehende ist das Angebot der Förderzentren, wobei das
Förderzentrum in Lensahn vor allem auch für erziehende Frauen und Berufsrückkehrerinnen
mit multiplen Hemmnissen konzipiert wurde.
Zur Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bietet das Förderzentrum in Lensahn
speziell für Frauen eine intensive Unterstützung. Schwerpunkte wie
- Informationen über den regionalen Arbeitsmarkt
- Bewerbungscoaching und Erstellung individueller Bewerbungsunterlagen
- Berufsorientierung und Erprobung
- Beratungen des Kreises Ostholstein zum Thema Kinderbetreuung
- Aufbau von Netzwerken
- Gesundheitsförderung
- Finanzplanung
- Elternschule
- Selbstverantwortung fördern
- Sozialintegrative Aktivitäten fördern
- Sprachförderung
verbessern die berufliche und soziale Integration der Frauen.
Das Jobcenter Ostholstein unterstützt zudem seit 2012 die Erziehenden noch intensiver durch
spezialisierte Beratungsfachkräfte im Fallmanagement.
Eine aktive und realistische Betrachtung der regionalen Beschäftigungsmöglichkeiten sowie die
Einschätzung der persönlichen Situation in Bezug auf den Arbeitsmarkt unter Berücksichtigung
der Qualifizierung und des Wohnortes sind wichtige Schwerpunktthemen zur Aufnahme einer
Beschäftigung. Neben den klassischen Instrumenten der aktiven Arbeitsmarktförderung bietet
das Jobcenter Ostholstein spezielle Informationsveranstaltungen und Workshops für Frauen an,
um die Schwellenängste zum Jobcenter zu verringern, die Zusammenarbeit zu verbessern und
11
die Angebote noch individueller und selbstverantwortlicher zu gestalten. Umfangreiche
Qualifizierungen und Ausbildungen im Bereich Pflege und Kindertagespflege stehen in Teil- und
Vollzeit zur Verfügung.
Bei Problemen von bedarfsgerechten Kinderbetreuungszeiten vor der Beschäftigungsaufnahme
sowie Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt die Beauftragte für
Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) des Jobcenters Ostholstein zusätzlich die persönlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie die Fallmanagerinnen und Fallmanager.
Speziell für Eltern hat das Jobcenter OH diverse Angebote zur Unterstützung der Beschäftigungsaufnahme. Neben den klassischen Fördermöglichkeiten in Form von Qualifizierung und
Unterstützung der Mobilität wird verstärkt in der Region um Familienfreundlichkeit in den
Betrieben geworben. Dazu wurde 2014 eine Medienkampagne begonnen, die familienfreundliche Betriebe präsentiert, um Arbeitgebern in Ostholstein gute Beispiele von „Vereinbarkeit von
Familie und Beruf“ darzustellen. Im weiteren Zuge der Stärkung von „Familie und Beruf“ ist eine
Steuerungsgruppe entstanden, in der Unternehmen, die Entwicklungsgesellschaft Ostholstein,
der Kreis Ostholstein, die Kreishandwerkerschaft Ostholstein/Plön sowie das Jobcenter Ostholstein gemeinsam das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ diskutieren, um die
Rahmenbedingungen für Eltern auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, den Zuzug von Familien
zu fördern und den Wegzug zu verhindern.
 Die BCA des Jobcenters unterstützt Akteure des Arbeitsmarktes und nutzt die
Netzwerke
Der Arbeitsmarkt in Ostholstein zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Kleinbetrieben,
insbesondere im Dienstleistungsbereich, aus.
Fast die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist auf die drei Wirtschaftsbereiche Sozial- und Gesundheitswesen, Einzelhandel und Gastgewerbe verteilt. Gerade bei
der Beschäftigung im Handel sowie dem Hotel- und Gaststättengewerbe gibt es erhebliche
jahreszeitliche Ausschläge, da diese Branchen stark vom Tourismus abhängig sind. Zudem
wird in den kommenden Jahren der Arbeitsmarkt in Ostholstein, wie auch in Deutschland
insgesamt, von einem Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren
geprägt sein. Der demografische Wandel wird also in den nächsten Jahren zu einem deutlichen
Rückgang des Arbeitskräfteangebots führen. In diesem Zusammenhang wird die Erwerbsbeteiligung von Erziehenden als ein wichtiger Ansatzpunkt zur Deckung des Fachkräftebedarfs
gesehen. Vor diesem Hintergrund hat das Jobcenter Ostholstein die Erziehenden als wichtige
Zielgruppe definiert und widmet sich ihrer Integration in Erwerbstätigkeit mit besonderer
Aufmerksamkeit und spezifischen Instrumenten. Dabei unterstützt die BCA.
Erziehende



Arbeitgeber



Ansprache
Sensibilisierung
Beratung
Regionaler Arbeitsmarkt
Regionale Kinderbetreuung
Branchenspezifische
Schwellenängste abbauen
BCA


Beratung
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Betreuungsangebote



Arbeitsmarktorientierte Kinderbetreuung ausbauen
Ferienbetreuung optimieren
Zusammenarbeit mit den Trägern der Kinderbetreuung intensivieren
12
Die Arbeitgeberansprache, -sensibilisierung, und -beratung, die Unterstützung und Sensibilisierung der Erziehenden bei wohn- und lebensortspezifischen Arbeitsangeboten sowie
regionalen Angebote der Kinderbetreuung und der damit verbundene Ausbau von arbeitsmarktorientierten, regionalspezifischen Kinderbetreuungsangeboten stellen die größte Herausforderung für die BCA dar.
In mehreren Schritten erfolgt zunächst die Unterstützung der Beschäftigungssuchenden in der
Auseinandersetzung mit den regionalen Anforderungen und den damit verbundenen
Beschäftigungsmöglichkeiten. Dabei soll gerade in den Bereichen Gesundheit und Pflege,
Gastgewerbe sowie Einzelhandel eine Aufklärung der Anforderungen und Chancen dieser
Bereiche stattfinden.
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice Ostholstein werden den Kundinnen in Form von
themenbezogenen Workshops und Arbeitsgruppen die genannten Beschäftigungsbereiche
vorgestellt, um Schwellenängste abzubauen und die Auseinandersetzung anzuregen, sich
Berufen gegenüber zu öffnen, die bisher nicht im eigenen Fokus standen. Weiterhin wird die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit den Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Krippe,
Kindertagesstätten, Tagespflege und Schule mit den Erziehenden aufgegriffen und in
Zusammenarbeit mit den Trägern der Kinderbetreuung und dem Kreis Ostholstein thematisiert.
Parallel dazu finden Veranstaltungen mit den regional ansässigen Unternehmen zur
Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit dem Beschäftigungspotential der Erziehenden
statt. Auch der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt soll mit den Betrieben
thematisiert werden.
Gerade in der wachsenden Gesundheits- und Pflegebranche Ostholsteins sowie im
expandierenden Gastgewerbe wird es bis 2017 weitere Personalbedarfe geben. Unternehmen
müssen in Anbetracht des Fachkräfteengpasses über neue Arbeitszeitmöglichkeiten und
Unterstützung der erziehenden Fachkräfte zum Beispiel im Bereich der Kinderbetreuung
nachdenken, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region rekrutiert werden sollen.
Die Kinderbetreuungsangebote der Kommunen sollten im Hinblick auf den touristisch geprägten
Arbeitsmarkt ausgebaut bzw. angepasst werden. Angesichts der spezifischen Arbeitszeiten vor
allem in den Bereichen Gesundheit/Pflege, Handel und Gastronomie sowie der Ferienbetreuung fehlen noch adäquate Angebote und Ideen.
Weiterhin werden kleine Messen veranstaltet, in denen sich Betriebe interessierten Arbeitnehmerinnen vorstellen und ins Gespräch kommen können.
Die Betriebe werden auf Wunsch darüber hinaus von der BCA dahingehend beraten, wie sie
sich in beginnenden Zeiten des Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt attraktiver und damit
wettbewerbsorientierter darstellen können, mit spezifischen Angeboten zur Vereinbarkeit von
Familie und Beruf. 2014 hat sich zum Beispiel ein Vernetzungstreffen etabliert, das aus
Unternehmensvertretern und Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen besteht. Im Vernetzungstreffen können Unternehmen und Kommunen gemeinsam Themen aufgreifen, die für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig sind. Es geht darum, den Arbeitsmarkt in
Ostholstein familienfreundlich aufzustellen, um Familien zu binden und Eltern zur Deckung der
Personalbedarfe zu gewinnen sowie Unternehmen zu unterstützen und zu vernetzen. Das
Vernetzungstreffen wird auch 2015 ein fester Bestandteil des Tätigkeitsfeldes der BCA sein.
 Kein Jugendlicher darf dem Arbeitsmarkt verloren gehen
Der demografische Wandel und der damit einhergehende ansteigende Fachkräftebedarf
bedingen das Abwägen und Umsetzen verschiedener Handlungsansätze. Auf dem Weg ins
Berufsleben sollten Jugendliche nicht nur die eigenen Interessen, Stärken und Talente kennen,
sondern auch fundierte Informationen über die Anforderungen an den Ausbildungs- und
Arbeitsmarkt haben. Umso wichtiger ist es, gerade die jüngeren Kunden des Jobcenters
intensiv in die Integrationsarbeit einzubeziehen. Je besser sich Jugendliche mit den persönlichen Rahmenbedingen und Zielen auseinandersetzen, umso besser gelingt der Weg ins
Arbeitsleben. Es gilt das Prinzip „Kein Jugendlicher darf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
verloren gehen!“
Dabei werden insbesondere folgende arbeitsmarktpolitischen Instrumente genutzt:
1. Vermittlungsbudget
 Übernahme von Bewerbungs- und Reisekosten
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 Mobilitätshilfen (Pendelfahrten, Führerschein- und Kfz-Förderung)
2. Außerbetriebliche Berufsausbildung und Förderung der beruflichen Weiterbildung
 außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE)
 betriebliche Einzelumschulungen – auch in Teilzeitform
 überbetriebliche Umschulungen
 Kurzqualifizierungen im Pflege- und Gastronomiebereich
 Einstiegsqualifizierung (EQ)
3. Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
 Maßnahmen bis zu zwölf Wochen bei Arbeitgebern (betriebliche Praktika)
 Förderzentrum Malente (Produktionsschule)
 Maßnahmekombination:
 Heranführung der Teilnehmer an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt,
 Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen,
 Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung und
 Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme
4. Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS)
 Individuelles Coaching bei der Kreishandwerkerschaft Ostholstein
5. Einstiegsgeld bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zur
Kompensation finanzieller Aufwendungen beim Einstieg in die Erwerbstätigkeit
6. Freie Förderung
 Einstiegsgeld bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Ausbildung zur Kompensation finanzieller Aufwendungen beim Einstieg in die Berufsausbildung.
 Alle Potentiale der Älteren nutzen
Ältere Frauen und Männer ab 45/50 Jahren werden für den Arbeitsmarkt bei rückläufigem
Arbeitskräftepotential immer bedeutender. Sie sind daher eine der weiteren besonderen Zielgruppen des Jobcenters Ostholstein. Mit dem Einsatz des Sonderprogramms „Perspektive
50plus“ werden auch im letzten Programmjahr 2015 zusätzliche Impulse zur Aktivierung und
arbeitsmarktlichen Integration von Älteren gesetzt.
Folgende arbeitsmarktpolitischen Instrumente werden bei dieser Personengruppe vor allem
genutzt:
1. Vermittlungsbudget
 Übernahme von Bewerbungs- und Reisekosten
 Mobilitätshilfen (Pendelfahrten, Führerschein- und Kfz-Förderung)
2. Förderung der beruflichen Weiterbildung
 Kurzqualifizierungen im Pflege- und Gastronomiebereich
 betriebliche Einzelumschulungen
3. Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
 Maßnahmen bis zu zwölf Wochen bei Arbeitgebern (betriebliche Praktika)
 Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine
 Maßnahmekombination:
 Heranführung der Teilnehmer an den Arbeitsmarkt,
 Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen,
 Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung und
 Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme
4. Arbeitsgelegenheiten
 Landschaftspflege "Oldenburger Wall" und des Geländes des städtischen Wallmuseums
Oldenburg einschließlich Wallvorfeld
 Busbegleitservice
 Sozialkaufhäuser
 Tafeln
5. Einstiegsgeld bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zur
Kompensation finanzieller Aufwendungen beim Einstieg in die Erwerbstätigkeit
6. Fördergelder aus dem Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ für Arbeitgeber.
7. Offensive Werbung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Perspektive 50plus“ über
14
die eigene Homepage der „Perspektive 50plus“ des Jobcenters Ostholstein (Online-Bewerberprofile).
 Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen an den Arbeitsmarkt heranführen
Neben weiteren Gründen, wie mangelnder Qualifikation, ist eine bedeutsame Ursache für das
Scheitern von Integrationsbemühungen und den Verbleib der Menschen in den sozialen
Sicherungssystemen die gesundheitliche Leistungsfähigkeit, wobei hier ein sich selbst
verstärkender Zusammenhang besteht. Insbesondere psychische Erkrankungen und Beeinträchtigungen der zu betreuenden Kunden gewinnen zunehmend an Bedeutung. Hierauf wird
das Jobcenter Ostholstein mit einer Erweiterung der Maßnahmeangebote reagieren. Anhaltende Arbeitslosigkeit ist ein erheblicher gesundheitlicher Risikofaktor, gleichzeitig ist ein beruflicher Wiedereinstieg für gesundheitlich eingeschränkte Erwerbslose erheblich erschwert. Besondere Bedeutung kommt dabei psychosozialen Belastungen mit erheblichen Auswirkungen auf
das Selbstwertgefühl sowie Depressivität und Angstsymptomen zu. Die Erkrankungsgefahr
steigt mit der Dauer der Arbeitslosigkeit, dem Alter und mit sinkendem sozialökonomischen
Status.
Ein nennenswerter Anteil der Arbeitslosen ist betroffen: Aktuellen wissenschaftlichen
Untersuchungen zufolge weisen etwa 35,0 Prozent, also gut jeder dritte Leistungsberechtigte in
der Grundsicherung für Arbeitsuchende, gesundheitliche Einschränkungen auf.
Es besteht deshalb Unterstützungsbedarf, sowohl das Erkrankungsrisiko wie auch die mit
Erwerbslosigkeit verbundenen psychosozialen Belastungen durch zielgruppenspezifische Maßnahmen zu verringern. Folgende Unterstützungen werden durch das Jobcenter Ostholstein betroffenen Kunden angeboten:
1. Fallmanagement
2. Mobilitätshilfen (Führerschein- und Kfz-Förderung)
3. Arbeitsgelegenheiten
 Busbegleitservice
 Sozialkaufhäuser
 Tafeln
4. Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
 Förderzentren
 Maßnahmen bis zu zwölf Wochen bei Arbeitgebern (betriebliche Praktika)
 Aktivcenter für Arbeitslose mit psychischen Beeinträchtigungen
5. Individuelles Coaching
6. Förderung von Arbeitsverhältnissen.
 Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit forcieren
Die Hälfte aller beim Jobcenter Ostholstein gemeldeten Arbeitslosen sind bereits ein Jahr und
länger arbeitslos, und damit langzeitarbeitslos. Angesichts der Herausforderungen auf dem
Arbeitsmarkt wird es zunehmend wichtiger, die Dauer der Arbeitslosigkeit so kurz wie möglich
zu halten und Personen, die bereits langzeitarbeitslos sind und bei denen Langzeitarbeitslosigkeit droht, frühzeitig zu aktivieren und bei Bedarf zu qualifizieren. Dies ist für das Jobcenter
Ostholstein eine Schwerpunktaufgabe.
Ab 2015 wird sich das Jobcenter Ostholstein daher auch am ESF-Bundesprogramm für arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose Leistungsberechtigte im SGB II beteiligen.
5. Arbeitsmarktpolitik für Ostholstein
 Personalbedarfe der Betriebe und Mobilität der Arbeitslosen im Fokus
Die Arbeitsmarktpolitik des Jobcenters Ostholstein richtet sich an den besonderen Bedarfen der
Kunden sowie den Beschäftigungsmöglichkeiten und Anforderungen der Betriebe in der Region
aus. Arbeitsmarktpolitik des Jobcenters Ostholstein ist daher Arbeitsmarktpolitik für den Kreis
Ostholstein, seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie seine Betriebe. Neben der
Aktivierung und Qualifizierung der Kunden kommt den Mobilitätshilfen (Führerschein- und KfzFörderung) im Flächenkreis Ostholstein eine besondere Bedeutung zu.
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In seiner Arbeitsmarktpolitik setzt das Jobcenter in den Branchen Schwerpunkte, die in Ostholstein die höchsten Beschäftigungsanteile und -chancen aufweisen.
 Gesundheitsregion Ostholstein
► Umschulung zur examinierten Altenpflegerin bzw. zum examinierten Altenpfleger
► Umschulung zur Altenpflegehelferin bzw. zum Altenpflegehelfer
► Betreuungs- und Pflegeassistent
► Pflege- und Betreuungsassistenz mit gerontopsychiatrischen und psychosozialen
Schwerpunkten
► Praxisorientierte Qualifizierung zur/zum Kinderbetreuer/in in pädagogischen
Einrichtungen in Teilzeit
► Vermittlung des Berufsfeldes „Pflege“ in allen Förderzentren als niedrigschwelliges
Angebot für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Ziel anschließender
Qualifizierung im Bereich „Pflege“
 Tourismusregion Ostholstein
► Qualifizierung im Bereich „Fit für den Verkauf und Lager“
► Qualifizierung zum Hotel- und Gastronomiehelfer
► Einzelbetriebliche Umschulung zum Koch bzw. zur Köchin
► Weiterbildung von arbeitslosen Fachkräften aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe
außerhalb der Saison
 Feste Fehmarnbeltquerung
Der für das Jahr 2015 geplante Baubeginn der Fehmarnbeltquerung bietet gute Beschäftigungschancen für die Menschen im Kreis Ostholstein.
Prognosen gehen davon aus, dass in Spitzenzeiten des Tunnelbaus bis zu 3.500 Arbeitsplätze
im dänischen Rødby und auf der Insel Fehmarn entstehen. Hinzu kommen weitere positive
Beschäftigungseffekte in der Region, da von dem voraussichtlichen Auftragsvolumen von rund
4 Mrd. EUR für die Tunnelarbeiten wiederum etwa ein Drittel an kleinere und mittlere
Unternehmen, die z.B. als Lieferanten oder Dienstleister fungieren, vergeben werden soll.
Vorbereitende Bau- bzw. Infrastrukturmaßnahmen für den Fehmarnbelttunnel im Raum Rødby
haben dort bereits in den letzten Monaten neue Arbeitsplätze geschaffen.
Damit auch die Kunden des Jobcenters Ostholstein an dieser Entwicklung teilhaben können,
sind folgende arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten geplant:
►
Qualifizierung im Bereich Dienstleistungen
►
Förderung der individuellen Mobilität
►
Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
- Durchführung gemeinsamer Jobbörsen
- Stärkung der interkulturellen Kompetenzen
►
Beteiligung an der Projektgruppe „Fehmarnbelt“ – Ausbau der Netzwerkarbeit
6. Sonderprogramme des Jobcenters
 Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ läuft 2015 aus
Das Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ ist auch 2015 ein wirkungsvolles und hilfreiches
Instrument, um die Arbeitslosigkeit der über 50jährigen Frauen und Männer durch Aktivierung
und Vermittlung in Arbeit –auch mit finanzieller Unterstützung der Arbeitgeber– weiter zu
verringern, läuft aber Ende des Jahres aus. Das „Team 50plus“ des Jobcenters Ostholstein
plant für 2015, 760 Frauen und Männer zu aktivieren und 287 Integrationen auf dem ersten
Arbeitsmarkt zu erzielen. Darüber hinaus wurde das Projekt „Perspektive 50plus“ 2014 um das
beschäftigungsorientierte Fallmanagement erweitert. Im Rahmen dieser zusätzlichen Aktivität
sollen 140 Frauen und Männer aktiviert und 14 Integrationen auf dem ersten Arbeitsmarkt
realisiert werden. Für das Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ stehen dem Jobcenter
Ostholstein 2015 1,6 Millionen Euro zur Verfügung.
16
 Beteiligung am ESF-Bundesprogramm für arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose
Leistungsberechtigte im SGB II
Ab 2015 wird das Jobcenter Ostholstein am „ESF-Bundesprogramm für arbeitsmarktferne
langzeitarbeitslose Leistungsberechtigte im SGB II“ teilnehmen. Die Laufzeit des Programms ist
bis 2020 vorgesehen.
Ziel ist es, erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die mindestens zwei Jahre ununterbrochen
arbeitslos sind, das 35. Lebensjahr vollendet haben, über keine verwertbare Berufsausbildung
verfügen und bei denen eine Eingliederung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auf andere
Weise nicht erreicht werden kann, mit Hilfe von Lohnkostenzuschüssen bis maximal 75 Prozent
des Arbeitsentgelts und einer Förderdauer von maximal 36 Monaten in Beschäftigungen auf
dem Ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Die dafür erforderlichen Arbeitsstellen sollen aus den
Mitteln des ESF-Bundesprogramms finanzierte und bei den Jobcentern beschäftigte Betriebsakquisiteure einwerben. Ferner sollen die geförderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei
Bedarf tätigkeitsbezogene und personale Qualifizierungen sowie ein Coaching zur Stabilisierung des Beschäftigungsverhältnisses erhalten.
Die Mittelverteilung des Bundes erfolgt nach den Anteilen der Jobcenter an der Zahl der
Langzeitarbeitslosen auf Bundesebene. Nach ersten Planungen kann das Jobcenter Ostholstein von gut 60 Förderfällen ausgehen und eine entsprechende Finanzausstattung ausgehen.
Aus den zugewiesenen Mitteln sind alle Aufwendungen, wie insbesondere für Lohnkostenzuschüsse, Qualifizierungen sowie die Personalkosten für Betriebsakquisiteure und Coaches, zu
finanzieren.
 Modellprojekt „INA! – Integration nachhalten“
Das Jobcenter Ostholstein nimmt seit 2013 als eines von bundesweit zwanzig Jobcentern aktiv
am Modellprojekt „INA! – Integration nachhalten“ des Bundesministeriums für Arbeit und
Soziales und der Bundesagentur für Arbeit teil.
Das Angebot „Beschäftigungsaufnahme aktiv stabilisieren“ der Integrationsfachkräfte der
Jobcenter richtet sich an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nach dem Bezug von
Arbeitslosengeld II eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufnehmen. Das Jobcenter
unterstützt diesen Personenkreis, um die Beschäftigungsaufnahme aktiv zu stabilisieren.
Hierbei sollen im neuen Beschäftigungsverhältnis auftretende Probleme durch regelmäßige
Gespräche thematisiert und möglichst beseitigt werden. Die Beratungstätigkeit der
Integrationsfachkräfte richtet sich auf folgende Kernbereiche:
1. Feststellung von Beschäftigungsrisiken
2. Entwicklung von Lösungsansätzen auf Arbeitgeber- und/oder Arbeitnehmerseite, sofern
das Einverständnis beider Parteien vorliegt
3. Tipps für Gespräche mit dem Arbeitgeber
4. Informationen über kommunale Eingliederungsleistungen sowie Vermittlung an
entsprechende Stellen (z.B. bei finanziellen Schwierigkeiten oder Betreuungsproblemen)
5. Prüfung von individuellen Fördermöglichkeiten.
Die Teilnahme der zuvor arbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an diesem
Modellprojekt ist freiwillig. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlage dafür bieten, ob
dieses Dienstleistungsangebot als Regelleistung in das SGB III bzw. SGB II aufgenommen
werden.
7. Eingliederungsleistungen und arbeitsmarktpolitische Finanzmittel
 Finanzmittel für aktive Arbeitsmarktpolitik auskömmlich
Von 2010 bis 2014 hat sich die Zahl der vom Jobcenter Ostholstein betreuten Arbeitslosen um
rund elf Prozent und die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um gut zehn Prozent
verringert. Im selben Zeitraum sind die finanziellen Zuweisungen des Bundes für die arbeitsmarktpolitischen Eingliederungsleistungen von 11,5 Millionen Euro (2010) auf 7,0 Millionen
Euro (2014), also um 4,5 Millionen Euro oder knapp 40 Prozent reduziert worden.
17
Die deutlich höheren Mittel in den Jahren 2010 und 2011 haben die Arbeitsgemeinschaften
bzw. Jobcenter zeitlich befristet im Rahmen des Konjunkturpaktes II zur arbeitsmarktpolitischen
Bewältigung der Finanzkrise erhalten. Mit Hilfe der beiden Sonderprogramme „Bürgerarbeit“
und „Perspektive 50plus“ konnte das Jobcenter Ostholstein den Rückgang bei den Eingliederungsleistungen seit 2011 allerdings zum Teil kompensieren.
14,0
12,0
1,5
1,1
10,0
1,5
0,9
1,4
4,0
8,0
6,0
1,6
4,3
2,7
1,6
Perspektive 50plus
Bürgerarbeit
11,5
Eingliederungsleistungen
10,0
4,0
7,8
6,6
7,0
6,8
2013
2014
2015
2,0
0,0
2010
2011
2012
Arbeitsmarktpolitische Finanzmittel Jobcenter Ostholstein
2010 bis 2015 in Mio. Euro (2015 Planwerte)
Die Vereinbarung im Koalitionsvertrag von 2013, dass die Jobcenter aus Ausgaberesten der
Vorjahre von 2014 bis 2017 zusätzliche Finanzmittel für die Eingliederungsleistungen erhalten
sollen, wurde vom Bund 2014 umgesetzt. Das Jobcenter Ostholstein hat zusätzlich rund
400.000 Euro erhalten. Nach den bisherigen Planungen des Bundes soll das Jobcenter
Ostholstein 2015 Mittel für die Eingliederungsleistungen in voraussichtlich ähnlicher Höhe wie
2014 bekommen. Dieses Mittelvolumen ist für die aktive Arbeitsmarktpolitik des Jobcenters
Ostholstein im Rahmen der Regelleistungen des SGB II auskömmlich. Hinzu kommen 2015
noch das Sonderprogramm „Perspektive 50plus“ und das ESF-Bundesprogramm für
arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose Leistungsberechtigte im SGB II.
 Hohe Integrations- und Eingliederungsquoten halten und ausbauen
Mit den bisherigen arbeitsmarktlichen und geschäftspolitischen Schwerpunkten hat das Jobcenter Ostholstein gerade bei den Zielgruppen der Integrationsarbeit bislang relativ hohe Integrations- und Eingliederungsquoten erzielt.
So liegt die Integrationsquote der Kunden des Jobcenters Ostholstein in Arbeit bei knapp 30,0
Prozent, dem dritthöchsten Wert in Schleswig-Holstein. Die zweithöchste Integrationsquote unter
den 15 Jobcentern im Land erreicht Ostholstein bei den Alleinerziehenden mit knapp 27,0
Prozent sowie mit knapp 19,0 Prozent die dritthöchste Quote bei den Kunden, die vor ihrer neuen
Beschäftigung bereits zwei Jahre und länger Leistungen vom Jobcenter erhalten haben und
damit im Langzeitleistungsbezug waren. Mit knapp 63,0 Prozent hat das Jobcenter Ostholstein
unter allen Jobcentern in Schleswig-Holstein schließlich die fünfthöchste Quote der Nachhaltigkeit der Integrationen in Beschäftigung, das heißt zwei von drei in Arbeit integrierte Arbeitslose
sind ein Jahr später noch in Beschäftigung.
Bei den einzelnen arbeitsmarktpolitischen Instrumenten des Jobcenters Ostholstein liegen die
Eingliederungsquoten, das heißt der Anteil der Arbeitslosen, die sechs Monate nach Ende einer
Maßnahme noch in Beschäftigung sind, bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW)
bei rund 37,0 Prozent, bei den Maßnahmen bei Arbeitgebern (betriebliche Praktika) bei rund 46,0
Prozent und bei den Gruppenmaßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei rund
42,0 Prozent, und damit bei allen arbeitsmarktpolitischen Instrumenten über dem Schnitt der
Jobcenter in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.
18
Sehr positiv sind auch die Eingliederungsquoten des Einstiegsgeldes sowie der Förderung von
Führerscheinen und Fahrzeugkauf mit über 70,0 Prozent nach Ende der Förderung.
Die bisherige Entwicklung bei den Integrations- und Eingliederungsquoten ist Maßstab für die
weitere Arbeit und die arbeitsmarktlichen Aktivitäten des Jobcenters Ostholstein.
 Schwerpunkte bei den Eingliederungsleistungen 2015
Der Einsatz der Eingliederungsleistungen des Jobcenters Ostholstein erfolgt 2015 mit folgenden
Schwerpunkten (Anteile in Prozent):
17,7
13,1
2,6
5,2
43,7
9,8
4,7
1,5
1,7
Förderung berufliche Weiterbildung
Eingliederungszuschüsse
Aktivierung + berufliche Eingliederung
Einstiegsgeld
Freie Förderung
Arbeitsgelegenheiten
Spezielle Maßnahmen für Jüngere
Berufliche Reha und SB-Förderung
Weitere Förderleistungen
Angesichts des bisherigen wirkungsvollen Einsatzes der arbeitsmarktpolitischen Instrumente
nutzt das Jobcenter Ostholstein im Rahmen der Eingliederungsleistungen künftig vor allem:
 Mobilitätshilfen (Führerschein- und Kfz-Förderung) und das individuelle Coaching aus
dem Vermittlungsbudget
 Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
 Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine
 die Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW)
 Einstiegsgeld
 Arbeitsgelegenheiten
 die außerbetriebliche Berufsausbildung für Jugendliche
 Eingliederungszuschüsse für Arbeitgeber
 Erfolge auch durch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Mit seinen vielfältigen Aktivitäten will das Jobcenter Ostholstein in Zukunft mindestens die
gleichen Integrations- und nachhaltigen Eingliederungserfolge wie bisher erreichen, um dadurch
im Rechtskreis SGB II die Hilfebedürftigkeit und Arbeitslosigkeit weiter zu verringern und die
Personalbedarfe der Arbeitgeber mit zu decken.
Die erfolgreiche Umsetzung des Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramms des Jobcenters
Ostholstein hängt neben der Motivation und Qualifikation der Kunden und den Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes vor allem auch vom Engagement der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie den Relationen von eingesetztem Personal und den betreuten Kunden ab. Die
bisherigen Ergebnisse des Jobcenters belegen dies. Daher ist auch künftig die Einhaltung der
Betreuungsschlüssel nach § 44c Abs. 4 SGB II (eingesetzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
betreuten Kunden) von 1 (Mitarbeiter/in) zu 75 (betreuten Kunden) bei den unter 25jährigen
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten und 1 (Mitarbeiter/in) zu 150 (betreuten Kunden) bei den
über 25jährigen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten entscheidend für die wirkungsvolle Integrationsarbeit des Jobcenters Ostholstein.
19