Buch 1.indb - Siemens PLM Software
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86 AUTOMATION 5/September 2007 www.automation.at Echte Siegertypen Autorin: Luzia Haunschmidt / x-technik Im Weltcup und in anderen Serien haben sie das Rennen gemacht. Sie sind unter härtesten Konditionen getestet worden. Auch im Verkauf erweisen sie sich als echte Siegertypen: die RaceModelle der Schweizer Skiherstellers Stöckli. In ihnen steckt das gesamte Know-how aus jahrelanger Rennerfahrung. Mit der digitalen Produktentwicklungssoftware Solid Edge von Siemens UGS PLM Software generiert Stöckli bei der Kreation innovativer Ski-Modelle ein Maximum an Qualität bei minimalem Zeitaufwand. Luzia Haunschmidt erhielt in der Stöckli-Produktionsstätte in Malters, Kanton Luzern, Einblick in die faszinierende Welt der Ski-Erzeugung. www.automation.at AUTOMATION 5/September 2007 87 Automation | Industrielle Hard- und Software 1 Skigeometrien verschiedener SandwichSchichten. 2 Skispitze VTS2. 3 Skispitze. 2 1 4 Ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Der Belag. 3 5 Guido Steffen (links) von der StöckliEntwicklungsabteilung und Herr DI (FH) Gerhard Eimer, GF der Firma Quadrix AG. 6 Die kommenden Stöckli-Skier der Saison 2007/2008. 4 5 Vor über 70 Jahren begann Josef Stöckli Holzskier für den Eigenbedarf zu bauen. 1986 wurde die Produktionsstätte in Malters, im Kanton Luzern, gegründet. Durch den Ausbau 2002 wurde die gesamte Entwicklung zentralisiert, um der Schnelllebigkeit der Produktlebenszyklen entgegenzuwirken und die Innovationskraft zusätzlich zu erhöhen. Binnen 20 Jahren wurde die jährliche Produktion von 10.000 auf ca. 45.000 Paar Skier gut vervierfacht. 45.000 Paar Skier klingen im Verhältnis zu Produktionszahlen von Skiherstellern wie Atomicoder Fischer-Ski nicht gerade fulminant. Allerdings setzt Stöckli-Ski nicht auf Skierzeugung für die breite Masse, sondern auf „Maßanfertigung“, abgestimmt auf persönliche Maße und fahrerisches Können, für höchste Ski-Performance. Der Rennsport spielt bei Stöckli seit jeher eine wichtige Rolle. Zu Beginn beschränkte sich das Engagement hauptsächlich auf die Schweizer Rennszene. Durch die regionalen Erfolge bestätigt, wurde Stöckli 1994 in den Swiss Ski Pool aufgenommen. Heute betreut und sponsert Stöckli u. a. Rennfahrer wie Tobias Grünenfelder, Rok Perko, Andrej Jerman und Fabienne Sutter. Von den Innovationen aus dem Weltcup profitieren auch Hobby-Skifahrer, die in den Verkaufsstellen 1:1 jene Rennskier vorfinden, 88 6 welche von den Profis gefahren werden. Apropos Verkaufsstellen, Stöckli vertreibt sehr exklusiv über acht eigene Schweizer Filialen sowie bei 27 renommierten Sporthändlern in den wichtigsten Skistationen der Schweiz. Auch international verfolgt Stöckli die Strategie des selektiven Vertriebs: in mittlerweile 30 Länder, darunter auch Österreich, wird rund ein Drittel der Jahresproduktion exportiert. Fertigung im Sandwichbau Heute arbeiten in der Produktion 43 Mitarbeiter plus 10 Mitarbeiter für den Rennsport das ganze Jahr im Zweischichtbetrieb. Übrigens, Stöckli bildet auch als einziger Schweizer Ski-Hersteller Skibauer aus. Produziert werden die Stöckli-Skier ausschließlich im Sandwichbau, welcher wesentlich aufwendiger als der üblich bevorzugte Schalenbau für Publikumsskier ist. „Das gesamte verwendete Material ist an der Ski-Seitenansicht erkennbar. Man sieht die Stahlkante, ein 0,2 mm dickes Gummiflies, die weiße Venolseitenwange — das ist das sogenannte Herzstück, der Kern, der die gesamte Flexibilität und Vorspannung birgt — Fieberglasgurte, Aluminiumgurte und eine PA-Oberfläche. In Summe sind mindestens sieben Schichten zu leimen und zu pressen. Allein für die Kernherstel- AUTOMATION 5/September 2007 lung sind vier bis fünf Arbeitsgänge nötig“, erklärt Herr Guido Steffen von der StöckliEntwicklungsabteilung anschaulich. Produktentwicklung digital Dank modernster Technologie, fundierten Tests, dem Know-how von 65 Jahren Skibau und der langjährigen Erfahrung im Weltcup können Skier täglich speziell für jede Bestellung optimiert werden. Die digitale Produktentwicklungssoftware Solid Edge macht es möglich die Skier flexibel und rasch den individuellen Anforderungen anzupassen. Auch in der täglichen Produktion kommt ebenfalls die CAD-Software Solid Edge V19 zum Einsatz. „Seit 1999 haben wir Solid Edge in Verwendung. Bis dahin vermerkten wir alle Eckdaten zeitaufwendig in einer Excel-Tabelle. In Solid Edge habe ich definierte Zonen am Ski und dazu variable Makros. D. h. ein parametrisches Modell mit Randbedingungen; einige Parameter werden geändert und der Rest passt sich dann automatisch an“, zeigt sich Herr Steffen begeistert. Erstellung einer Prototype In der Entwicklungsabteilung kann sich Herr Steffen die Erstellung eines Prototyps ohne Solid Edge nur mehr schwer vorstellen. Alle www.automation.at Automation | Industrielle Hard- und Software 7 Die verschiedenen Schichten des SkiSchalenbaus. 8 Ski-Schleifprozess. 9 Applizierung der Klebstoffmasse auf die einzelnen Ski-Schichten. 10, 11 Einer der vielen Handarbeitsschritte: Die Ski-Schichten werden aufeinander gelegt – danach geht es zur Presse. 8 7 9 12 Endfertigung eines StöckliSkis. 10 Geometrien, wie Höhenzug und Seitengeometrie vom Ski werden in Solid Edge gezeichnet. Dazu Herr Steffen: „Der große Vorteil ist die exakte Darstellungsmöglichkeit. Mit dem Excel File-System schafften wir es gerade die Parameter einigermaßen tangential zu durchfahren, aber auf Zehntel Millimeter genau war dies nicht möglich. Im CAD gibt man beispielsweise die Radien ein, und jeder Radius wird dann exakt tangential durchfahren. Wir arbeiten vorwiegend mit Drahtgeometrien im 3D-Raum, für die Konstruktion der Spitze eines Skis, in der Radgeometrie verwenden wir 3D-Volumenmodelle. Der Ski selbst wird nicht als Volumenmodell erstellt. Wir arbeiten zwar permanent im 3D-Bereich, erarbeiten aber kein Volumen mehr aufgrund unserer speziellen Fertigung.“ „Die Umstellung von der Excel-Tabelle auf Solid Edge war unproblematisch, da diese Software als einzige eine Import-Funktion besitzt, mit der die Infos von der Excel-Tabelle direkt übernommen werden konnten“, begründet Herr Steffen die Entscheidung für Solid Edge. Ein weiteres Plus sind Betreuung und Service durch die Firma Quadrix AG, die CAD/CAM/CAE/ PDM-Technologien des Herstellers Siemens UGS PLM Software in der Schweiz und auch in Österreich, ausgehend vom Standort Salzburg, vertreibt und entsprechende Schulungen bietet. www.automation.at 11 12 Produktionsweg und Design Die gesamte Produktionsdauer eines Skis ist variabel. Für einen Abfahrtsski braucht man ca. zwei bis drei Stunden, für einen Slalomski – der in großer Serie hergestellt wird – benötigt man unter zwei Stunden. Das ist reine Fertigungszeit, ausgenommen davon sind Programmierzeiten der Maschinen. Ein Großteil der Ski-Fertigung findet in Handarbeit statt. Die schnellstmögliche Herstellung eines Rennsportskis benötigt mindestens drei Tage. Aber da müssen schon das Rohmaterial vorhanden und die Oberflächen bedruckt sein. Die Oberflächenfolien werden im Hause Stöckli erstellt. Das dazugehörige Design wird von der Entwicklungsabteilung gemeinsam mit einem Vorarlberger Grafiker, erstellt. Klarerweise spielen Modetrends dabei eine große Rolle. Skiherstellung persönlichkeitsgerecht In den letzten Jahren ging Stöckli im HobbySki-Bereich einen publikumstauglicheren Weg. Mittlerweile wird in der Ski-Herstellung zweigleisig gefahren – beispielsweise erhält man den Riesenslalom-Ski GSR und eine etwas (davon) abgespeckte Version, den GS, der unter anderem taillierter ist und sich somit den Bedürfnissen des durchschnittlichen Skifahrers anpasst. Die Individualität steht jedoch nach wie vor im Zentrum: „Kauft jemand einen Ski von z. B. 1,66 m Länge, für eine Körpergröße von 1,71 m, bei 60 kg Gewicht mit mittlerem Fahrkönnen, darf der Ski nicht zu viel Vorspannung haben und muss eher eine weiche Flex-Performance bieten, damit er die ganze Kante schnell im Schnee hat“, bringt Herr Steffen die Vorzüge von Stöckli-Skiern auf den Punkt. ANWENDER Skifabrik Stöckli AG Eistraße 14 CH-6102 Malters Tel. +41-41-4999163 www.stoeckli.ch KONTAKT Quadrix PLM Solutions GmbH Rosa-Hofmann-Straße 33 A-5020 Salzburg Tel. +43-800-212146 www.quadrix.at KONTAKT Siemens UGS PLM Solutions (Austria) GmbH Franzosenhausweg 53 A-4030 Linz Tel. +43-732-37755-0 www.ugs.at AUTOMATION 5/September 2007 89