Tanz Bremen - Foyer

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Tanz Bremen - Foyer
3,10 Euro H12719
15.01.2012 bis 15.03.2012
foyer
Das Kulturjournal
für Bremen und den Nordwesten
93
„Tanz Bremen“
Internationales Festival
vom 16. bis 25. März
inhalt
Inhalt
Kammerspiele am
Goetheplatz
Vor einem Intendanzwechsel wird es allerorts besonders spannend am Theater,
vor allem hinter den Kulissen. Das große
Stühlerücken beginnt: Wer geht und wohin? Wer bleibt? Wer klettert eine Stufe höher? Namen spielen Wechselbäumchen:
Aus Bremer Theater wird Theater Bremen,
aus dem Schauspielhaus das Neue Schauspielhaus. Geplante Aufführungen, Namen von Regisseuren, nur in kleinstem
Kreis geflüstert, unterliegen einer streng
eingehaltenen Geheimhaltung, die man
dem Bundespräsidialamt zur Nachahmung empfehlen könnte.
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Theater
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Doch Sitzplatzdiskussionen werden in der
Regel gläsern geführt, so jedenfalls in bremischer Vergangenheit. Alle Generalintendanten vor Michael Börgerding haben
nach hiesiger Erinnerung vor Amtsantritt
mehr Sitzplätze und alternative Spielstätten gefordert. Wir erinnern an den Streit
um die Concordia, an den Bunker Valentin, die Seebühne oder an das Musicaltheater. Lässt man den jeweiligen Imagegewinn des Bremer Theaters einmal außer Acht, haben sich diese aufwendigen
Außenaktivitäten letztlich trotz höherer
Besucherzahlen unterm Strich finanziell
nicht gerechnet – im Gegenteil.
Kulturstaatsrätin Emigholz scheint von
derartigen Seiltanzaktionen, vor allem von
defizitären Theateretats, endgültig genug
zu haben und plant nun offenbar zusammen mit dem neuen Intendanten realistische, zukunftsfähige Modelle.
Erstes Beispiel soll der Umbau des Neuen
Schauspielhauses sein, der zwar bereits
2006 von der Vorgängerregierung bewilligt, aber aus Kostengründen nur teilweise
realisiert wurde. Die nun geplante Umgestaltung des Zuschauerraums zu einer verbesserten Sicht auf die Bühne, hat allerdings eine Reduzierung der Sitzplätze
zur Folge – für einen Neubeginn mehr als
ungewöhnlich. Dennoch kann dies ein
Schritt in die richtige Richtung sein, wenn
dadurch eine größere Vorstellungsdichte erreicht wird und das große Haus stärker als bisher vom Schauspiel frequentiert
wird. Dadurch könnten beide Häuser langfristig effektiver genutzt werden.
Vorausgesetzt, Michael Börgerding hat
eine künstlerische Mannschaft in der Hinterhand, die Herz und Hirn berührt, die
ein ansteckendes Premierenfieber zu entfachen versteht. Denn nachhaltiger Erfolg
ist dem Bremer Theater nach turbulenten
Zeiten wahrlich zu wünschen.
Ihre
Marie-Clothilde Kronenberg
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tÖDliChE nEUGiER Zwei Blaubart-Opern
StaR UnD SOnDERlinG „Torquato Tasso“
Ein SOMMERnaChtStRaUM bei der bsc
iM WEiSSEn RÖSSl am Stadttheater Bremerhaven
MUttER SChWEiGt Berührendes Mouawad-Drama
laDY MaCBEth Woron inszeniert Schostakowitsch
WElt in StÜCKEn „Hamlet“ in Oldenburg
iM KORSEtt Janácek-Oper „Kátja Kabanová“
FEStiVal DER ViElFalt Theatertreffen „Go West“
KOlUMnE Da CaPO! Tanzstadt Bremen in Gefahr
OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn
SChaUSPiElPREMiEREn „Leonce und Lena“
BREMEn tanZt Festival „Tanz Bremen“
SZEnE Neues von Bremer Bühnen
nERVEnKitZEl PUR im Bremer Kriminal-Theater
MEnSChEn iM FOYER
PORtRÄt Die Fotografin Esther Haase
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Musik
foyer
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KUltURStaDt WilhElMShaVEn
BREMER PhilhaRMOniKER Festspiele mal anders
BilanZ: POSitiV Erfolgreiche Kammerphilharmonie
KiRChEnMUSiK Bach für Einsteiger
KOnZERtE in DER GlOCKE
KOnZERttiPPS
all DiESE taGE Jugendliche machen Oper
JaZZtiPPS
ROllEnSPiEl
SChaUSPiElRÄtSEl
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litERatUR Buchbesprechungen
litERatUR Bremer Literaturpreis 2012
BUCh UnD MUSiK Erinnerungen von H. Landesmann
KOlUMnE naChGEDaCht Reif für die Insel
litERatUR Visionen: Bremen im Jahr 2041
WiRtSChaFt Kampagne für die Musikschau
WiRtSChaFt Das Unternehmen Enno Roggemann
KUnSt Interview mit Christoph Grunenberg
KUnSt Jugendstil-Ausstellung in Oldenburg
KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien
KinOtiPPS
KUltURKalEnDER Premierendaten
KUlinaRiSChES Krimis und Swing im Ratskeller
KUltUREllE iMPUlSE „hörkino“ und „LeseArt“
KUltUR FORUM Kurz notiert
naChKlanG FOYER-aUtOREn iMPRESSUM
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theater bremen Herzog Blaubarts Burg/Blaubart
„Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók
und „Blaubart“ von Franz Hummel
am Theater Bremen
Text: Ute Schalz-Laurenze
Tödliche Neugier
D
ie gruselige Geschichte vom Herzog
Blaubart basiert auf einer uralten
Sage, die Charles Perrault 1697 in einem Märchenbuch festgehalten hat. Der
Maurice Maeterlinck-Schüler Béla Balázs
schrieb 1910 dann den Einakter „Herzog
Blaubarts Burg“ unter dem Einfluss des
französischen Symbolismus als den Gegensatz von Dunkel und Licht. Er nannte
sein Stück auch Mysterium.
das pentatonisch ungarische Lied für Blaubart, die dissonante Harmonik für Judith.
Die unterschiedlichen Welten hinter den
Türen erfahren jeweils einen charakteristischen Klangraum: Die Formgliederung des
Blaubart ergibt sich durch die sieben Türen,
in denen sich Blaubarts Lebenswahrheiten
verbergen und die Judith öffnet.
Bartók selbst hat seine einzigartige Ästhetik begründet, nachdem er zusammen mit
Zoltán Kodály 15 Jahre lang volkstümliche
Die Handlung ist rasch erzählt: Judith ist
dem geheimnisumwitterten Herzog Blau- Melodien in den ungarischen Dörfern gebart auf seine fensterlose und finstere Burg sammelt hat: „Das Studium all dieser Bauernmusik war deshalb von entscheidender
gefolgt. Zu sieben verschlossenen Türen
Bedeutung für mich, weil sie für mich die
bettelt sie ihm die Schlüssel ab. Sie entdeckt eine Folterkammer, ein Waffenarse- Möglichkeit einer vollständigen Emanzipation von der Alleinherrschaft des bishenal, eine Schatzkammer und einen Burgrigen Dur-Moll-Systems brachte. Denn der
garten. Ihre wachsende Distanz kommt
zum vorläufigen Höhepunkt, als sie hinter weitaus überwiegende und gerade wertvollere Teil des gewonnenen Melodienschatder fünften Tür einen Ausblick auf Blauzes ist in den alten Kirchentonarten, resbarts Land und seinen unermesslichen
Reichtum entdeckt, hinter der sechsten je- pektive in altgriechischen und gewissen
noch primitiveren (namentlich pentatonidoch auf ein Tränenmeer trifft. Nun weiß
schen) Tonarten gehalten, und zeigt außersie eigentlich schon, was ihr hinter der
siebten Tür blüht, vor deren Öffnung Blau- dem mannigfaltigste und freieste rhythmibart sie eindringlich warnt: Drei von Blau- sche Gebilde und Taktwechsel, sowohl im
bart getötete Frauen verkörpern die Tages- Rubato als auch im Tempo Giusto-Vortrag.“
zeiten, zu denen nun Judith als Symbol der
Bartók schreibt weiterhin: „Es erwies
Nacht hinzukommt.
sich, dass die alten, in unserer Kunstmusik nicht mehr gebrauchten Tonleitern ihre
Die Elemente der Volksmusik, als Material
Lebensfähigkeit durchaus nicht verloren
verwendet, sind in der 1911 entstandenen
Komposition von Béla Bartók unter anderem haben. Die Anwendung derselben ermög-
lichte auch neuartige harmonische Kombinationen. Diese Behandlung der diatonischen Tonreihe führte zur Befreiung
von der erstarrten Dur-Moll-Skala und, als
letzte Konsequenz, zur vollkommen freien
Verfügung über jeden einzelnen Ton unseres chromatischen Zwölftonsystems.“
Dazu der Musikwissenschaftler Ludwig Finscher: „Die Skalen, Klang- und Spieltechniken und Mittel der Motiv- und Formbildung
sind der Tradition der europäischen Kunstmusik fremd.“ Der Blaubart-Oper kommt
darüber hinaus der musikhistorische Stellenwert zu, die ungarische Sprache ins Musikalische zu übersetzen.
Bremens Generalmusikdirektor Markus
Poschner, der den „Blaubart“ dirigieren
wird, beurteilt Bartóks Musik so: „Seine Partitur ist an Expressivität kaum zu überbieten, seine Klangsprache von unglaublicher
Phantasie mit enormer Fallhöhe. Seine Musik reißt vom ersten Ton an in die Tiefen der
Hölle hinab, wühlt mit ihrer alarmierenden
Grausamkeit das Innere auf. Sie schnürt die
Kehle zu, würgt und bedrückt. All das liegt
in den Händen des Orchesters. Die Kunst
wird sein, diese konzertante Ebene der Partitur zu beherrschen und zu kontrollieren,
ohne an Ausdruckskraft einzubüßen.“
Für die Regisseurin Rosamund Gilmore,
die am Theater Bremen bereits bedeutende
theater bremen Herzog Blaubarts Burg/Blaubart 5
photocase
brachte die Uraufführung am 24. Mai 1918
Produktionen wie „Der Kaiser von Atlanin der Einschätzung des Komponisten „eitis“ von Victor Ullmann oder auch „Molière oder Die Henker der Komödianten“ von nen entschiedenen Umschwung im VerJohannes Kalitzke geschaffen hat, besteht halten des Budapester Publikums meinen
kein Gegensatz zwischen sagenhafter, düs- Werken gegenüber.“
terer Archaik und moderner Psychologie.
Für jede Aufführung muss ein zweites
„Diese beiden Elemente sind für mich ein
Stück gewählt werden, denn der Einakter
Dialog.“ Und die in diesem Kontext häuvon Bartók ist nicht abendfüllend. Es hat
fig auftauchenden Trivialitäten, die Frau
da viele unterschiedsei neugierig und der Seine Musik reißt vom ersten Ton an liche Lösungen gegeben, beispielsweise
Mann ein- in die Tiefen der Hölle hinab ...
ließ Herbert Wernisam, mag
cke das Stück zweimal aus verschiedenen
sie nicht hören: „Das Verhalten von beiden sind grundsätzliche Elemente im Men- Perspektiven spielen. Klaus Michael Grüber koppelte „Blaubart“ mit Schönbergs
schen selbst. Wenn man die Türen als die
Eingänge in Blaubarts Seele versteht – und „Erwartung“. Öfter aber und sehr nahe liedarum handelt es sich –, geht es Judith um gend ist die Verbindung mit dem „Blaubart“ des 1939 geborenen Komponisten
die Sehnsucht nach dem Verständnis für
den Mann, den sie liebt. Erst wenn man ei- Franz Hummel, der Sigmund Freud und
den Fall seiner Hysteriepatientin Dora
nen Menschen wirklich kennt, kann man
1984 auf die Bühne bringt.
ihn akzeptieren und natürlich lieben.“
Nadja Stefanoff, die Darstellerin der Judith, sieht das etwas anders: „Ich finde
schon, dass Judiths Neugier ihr Tod ist. Sie
hört einfach nicht auf zu bohren, für mich
überschreitet sie die Grenze, sie will alles kontrollieren. Das sind Adam und Eva,
das ist der Tod der Liebe.“ Für den Hauptdarsteller George Stevens ist Blaubart ein
Mann, „der auf der Suche nach der Erlösung durch die Frauen ist.“ – Jedenfalls
Essenz der Bartókschen Prozesse – die psychische Innenansicht. Trotzdem von eigenartiger Sprengkraft, beweglich, aphoristisch, eigenwillig. Hummels Musik
durchschreitet ihren eigenen Kosmos, der
sich im Laufe der Partitur immer wieder
neu konfiguriert, neu erfindet. Das Oben
wird Unten, die Koordinaten verlieren ihre
Bedeutung. Immens spannend!“
Im ersten Zwischenspiel der Oper hatte
Hummel „die Vorstellung, dass Dora einsam auf der Bühne steht und von allen Zuschauern angestarrt wird.“ Aber zu einer
Inszenierung ohne jegliche Anweisungen
des Komponisten sagt er grundsätzlich:
„Nur jemand, der Fantasie und künstlerisches Eigenleben mitbringt, wird sich an
diese Partitur wagen.“ Das tut Gilmore nun
zum zweiten Mal, sie hat schon die Uraufführung in Frankfurt inszeniert und urteilt: „Es ist in Hummels Werk umgekehrt
wie bei Bartók. Jetzt insistiert der Mann,
allerdings aus wissenschaftlichen GrünHummel, der die Meinung vertritt, dass
„das ganze Spektrum der eigenen Existenz den, nicht aus Liebe. Wir spielen das – mit
dieser überdimensionalen Couch – im selin einer Partitur enthalten sein muss“, gestaltet eine eruptive Musik, zerrissen, voller ben Bühnenbild.“
Brüche, aber auch voll melodischer, motivischer, tonaler und rhythmischer Entspre- Premiere am 25. Februar um 19.30 Uhr.
chungen, eine „aus dem Dunkel geschleu- Regie: Rosamund Gilmore, Bühnenbild:
Carl Friedrich Oberle. Musikalische Leiderte Musik“ (Norbert Jürgen Schneider).
Markus Poschner findet: „Hummels Musik tung: Markus Poschner.
erscheint wie verdichtet, sozusagen eine
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thEatER BREMEn Torquato Tasso
Nora Somaini inszeniert „Torquato
Tasso“ am Bremer Schauspiel
Text: Sven Garbade
Star und SonderlIng
„D
as Heilige muss hinaus, und das
Lebendige muss hinein!“, ruft
Nora Somaini, Gast-Regisseurin
am Bremer Schauspielhaus, wenn sie über
ihre kommende Inszenierung spricht. Es
geht um den deutschen Klassiker schlechtschlecht
hin, um Johann Wolfgang Goethe und in
diesem Fall um dessen Künstlerdrama
„Torquato Tasso“.
eingepasst hat. Ein Dichter laboriert an seinem neuen Text und er leidet in seiner Rolle
am Hofe – die Parallele zu Goethes eigenem
Leben am Weimarer Hof könnte deutlicher
kaum sein. Und sogar einen (pardon) reichlich albernen Lorbeerkranz lässt er seiner
Hauptfigur auf den Kopf setzten – au, wie,
welch sonderbarer altertümlicher Ritus der
Lobpreisung!
Goethe? Hat der quasi heilig gesprochene
Dichterfürst nicht längst ein kleines bisschen Staub auf seinem Sockel angesetzt?
Bemerkenswert viele Theatermacher griffen
in letzter Zeit viel lieber zu dem anderen
Weimarer Klassiker, zu Friedrich Schiller,
wenn nach Spielmaterial für den großen,
klassisch-reanimierbaren Budenzauber gesucht wurde. Der um einige Oktaven höher
geschraubte Schiller bietet da fraglos Lauteres. Vielleicht wird Schiller auch deswegen
vorgezogen, weil der ehrgeizige Schwabe so
viel schärfere Gewürze in seine dramatischen Eruptionen legte und auch entschieden tollkühner mit politischen Effekten
operierte, während sein Dichterfreund und
-konkurrent Goethe sich auf stillere Weise
zum Theoretiker einer beinahe privaten
Harmonielehre einigelte.
Angesichts der Tatsache, dass Goethe
selbst ein ziemlich ähnliches Leben am
Weimarer Hof führte, wenn auch ohne
Lorbeerkranz, so musste dieses Setting wie
eine diffizile Selbstoffenbarung wirken.
Waidwund war der innere Seelenkonflikt,
fast seinem Frühwerk „Werther“ ähnlich
– doch der hohe Ton weist Goethe hier als
den zum Klassiker gereiften Dichter aus.
Über zehn Jahre lang hatte er an dem Text
gearbeitet. Der Schaffensprozess spannte
sich von einer ersten Prosaversion bis hin
zur endgültigen, in Blankversen rhythmisierten Fassung, die er nach seiner Italienreise 1789 fertig stellte.
Und die Hommage an das historische Vorbild Torquato Tasso (1544-1595) mutete dabei fast wie eine zarte Gardine an, hinter der
Goethe seine eigene Person, aber auch seine
Angesichts der Vielzahl von Schiller-Paravielschichtige Ambivalenz durchscheinen
phrasen auf deutschen Bühnen mutet es
ließ. Allzu offensichtlich bewegten sich
also fast wie eine kleine Renaissance an,
doch sämtliche Figuren in delikater Kongruwenn Theaterleute sich mal wieder über
enz zu den realen Mitmenschen aus Goeeinen Goethe-Text hermachen, so, wie es
thes Weimarer Leben: Die Frau von Stein,
das Bremer Schauspiel-Ensemble um Nora
jene distanziert verklausulierte Geliebte,
Somaini nun unternimmt. „Ach,“ seufzt
war ebenso unverkennbar wie der Herzog
sie im Gespräch, „bei Schiller sind ja alle
August selbst. Und, das macht das Stück
Figuren immer sofort auf ‚Hundertachtzig‘... besonders interessant: Goethe baut Tassos
Goethe ist aber eigentlich viel moderner,
Gegenspieler Antonio, einen pragmatischen
viel verquickter.“
Tatmenschen, zu geradezu triumphierender
Stärke aus. Zwei Seelen wohnen wohl auch
Zu den prominenten Verquickungen dieses hier in einer Brust. „Tasso“ spielt damit wie
Stückes zählt bekanntlich der autobiograkein zweites Stück Goethes mit einer hoch
artifiziellen Selbstreferenzialität.
Tasso-Bildnis, Sorrent phische Bezug, den Goethe hier so genial
Theater bremen Torquato Tasso 7
www.berenberg.de
Tasso ist ein Star und Sonderling in Personalunion. Denn, so
erzählt es das Stück, dem subventionierten Hof-Poeten wird
einzig eine halb-clowneske Randexistenz in der höfischen Gesellschaft zugestanden. Tasso, der umworbene Dichter, soll wie
ein seltsames Wundertier zum Glanz seiner Gönner beitragen.
Dieser Aspekt interessiert die Bremer Theatermacher nun
nach Selbstauskunft besonders. Vor allem handele das Stück
nämlich von der Verquickung der Macht, wie Somaini es
nennt. Denn die Obrigkeit schmückt sich so närrisch obsessiv mit ihrem Tasso, dass, auch wenn Arroganz in ihrem
Blick von oben herab mitschwingt, der Marktwert des Poeten
doch überaus gefragt ist. „Der Fürst ist sehr bedacht darauf,
den Künstler nicht zu verlieren“, sagt Dramaturgin Andrea
Koschwitz und schlägt den Bogen zur heutigen Kulturindustrie. Allein, wenn man die Buchmesse in Frankfurt am Main
betrachte, fände man einen ganz ähnlichen Jahrmarkt voller
Dekorations-Künstler, bei dem die Stars mit sonderlichen
Auftritten ihren Marktwert bemessen. „Wer heute keine Allüren hat, ist fast schon verdächtig – oder er wird gar nicht als
Künstler akzeptiert“, lacht Somaini.
Und dann soll es an diesem Theaterabend auch noch um „Die
Deutschen in Italien“ gehen. Wie diese sich dort aufführen, ob
als Touristen, ob als Kunstreisende. „Vielleicht bauen wir Tasso
eine kleine Badehütte am Meer“, sagt die aus dem italienischen
Teil der Schweiz stammende Somaini. Und vielleicht gibt es da
neben dem neuen Geld-Adel dann auch noch Anspielungen auf
Silvio Berlusconi zu sehen, über den sich die junge Regisseurin
im Gespräch derart herzhaft aufregen kann, dass dieses Thema
vielleicht noch einmal einer gesonderten Inszenierung bedarf.
Einfälle hätte Somaini bestimmt genug, wie sie zuletzt in Bremen mit ihrer „Hamlet“-Version an der Shakespeare Company
bewiesen hat. Dort gab es unter anderem japanisches Bewegungstheater zu sehen, eine von Video-Bildern inspirierte
Pop-Theater-Ästhetik und jede Menge filmischer Knalleffekte,
ebenso intelligent wie unterhaltsam. Und dies ist Somaini
auch für ihre „Tasso“-Inszenierung wichtig: dass eine moderate Strichfassung zu einer nicht zu langen Vorstellungsdauer
führt, damit das Stück auch für ein jüngeres Publikum attraktiv wird, das mit Goethe bisher womöglich einzig trockenen
Schulstoff verbunden hat. Wie gesagt: Nicht nur das Verquickte, sondern auch das Lebendige muss hinein.
Langfristig zu denken und flexibel zu handeln – dafür
stehen wir als inhabergeführte Privatbank mit einer über
400-jährigen Tradition. Kontinuität hat für uns eine besondere
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thEatER BREMEn bremer shakespeare company
Christian Emigholz sprach für foyer mit
Benno Ifland über dessen Inszenierung
von „Ein Sommernachtstraum“
Benno Ifland
Feenwelt und traumFabrIk
B
remer Theatergänger werden sich
sicher noch an Benno Ifland erinnern. Der Schauspieler zählte in den
80-er Jahren, als Günter Krämer Schauspieldirektor war, zum Ensemble am Goetheplatz. Nun arbeitet er wieder in Bremen, nicht als Schauspieler, sondern als
Regisseur. Die bremer shakespeare company hat ihn für die Inszenierung von
Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“
verpflichtet.
akzeptiert worden. Freilich nicht als Regisseur für den „Titus Andronicus“, den Ifland
eigentlich im Sinn hatte, sondern für den
„Sommernachtstraum“.
eine Traumwelt erinnert, und ganz konkret
an alternde Popstars oder an die von der Regenbogenpresse ausgeschlachteten Streitereien und Versöhnungen von Liz Taylor und
Richard Burton. Ifland: „Man spricht bei
Hollywood ja von der Traumfabrik.“
„Also: ich habe mir den nicht ausgesucht –
jedenfalls zunächst nicht!“ sagt Ifland. Er
Aus dieser scheinen Oberon und Titania zu
war nämlich wenig angetan von der Idee,
ausgerechnet den „Sommernachtstraum“ kommen. Gleichzeitig gibt es für ihn in diezu inszenieren. „Die Aufführungen, die ich ser Traumwelt harte Hierarchien: „Man
könnte sagen,
gesehen habe,
waren immer so „Und dann ... kommt der Wald, der ein der Puck ist
Den Kontakt zu Bremen hat Benno Ifland, ein Tralala von anderer, ein anarchischer Raum ist.“
der Subalterder an diversen Theatern engagiert und
ne, der aber
jungen Leuten,
in zahlreichen Film- und Fernsehproduk- also ein Schauspielschulen-Dampf über
in der Hierarchie ziemlich weit oben steht
tionen zu sehen war, zudem immer wiejunge Liebende, auf der anderen Seite die- und Spaß an seinen kleinen Freiheiten hat.
der Regie führte, über die Jahre hinweg nie se Feenwelt.“
Dann gibt es diese merkwürdigen Figuren
verloren. Doch in der Company, so gibt er
wie Senfsamen, die irgendwie auch einiges
freimütig zu, sei er „ewig nicht gewesen.
über Drogen wissen, die Puck dann diesem
Doch nachdem er das Stück erneut geleAber dann hat mich jemand mit in eine
sen hatte, habe es ihn immer mehr interes- und jenem Menschen – manchmal dem falPremiere genommen.“ Das Resultat habe
schen – eintropft.“
siert. „Die Struktur ist für mich sehr bürihn überrascht, sowohl die Qualität der
gerlich. Die Protagonisten gehören zwar
Schauspieler als auch der Inszenierung.
zum Adel, aber sie verhalten sich sehr bür- Ganz besonders freut sich der Regisseur
auf die Arbeit in der Concordia, in der er
gerlich, ein bisschen verklemmt, können
Und weil er inzwischen wieder in Bremen nicht gleich loslegen, sondern müssen war- selbst in seiner Zeit bei Günter Krämer gewohnt, habe er der künstlerischen Leitung ten, bis der Mond wieder voll wird. Und
spielt hat. Ihn reizen die Möglichkeiten,
einfach mal seine Arbeiten vorgestellt. Bis dann – wie immer bei Shakespeare –, wenn einfach nur einen leeren Raum zu Verzu einer Zusammenarbeit sollte es zwar et- sie abhauen, kommt der Wald, der ein anfügung zu haben und mit ihm spielen zu
was dauern („Die haben ja ein Mitbestim- derer, ein anarchischer Raum ist.“
können. Hier hat „Ein Sommernachtsmungsmodell bei der Company“), aber
traum“ am 21. März, 19.30 Uhr, Premiere.
dann habe er einen Tag sozusagen zur Pro- Etwas anderes schwebt ihm für das Feenbe mit den Schauspielern geprobt und sei
reich um Oberon und Titania vor, das ihn an
theater bremen bremer shakespeare company 9
Die
Company
wandert
Wegen des Umbaus am
Leibnizplatz wird an neuen
Orten gespielt
(che) Die bremer shakespeare company
(bsc) räumt das Theater am Leibnizplatz
– vorübergehend, versteht sich! Dort wird
bekanntlich umgebaut, Instand gesetzt
und erneuert. Das heißt natürlich nicht,
dass nun nicht mehr gespielt würde. Schon
Ende des vergangenen Jahres hat sich die
Company daran gemacht, andere Spielstätten Bremens zu erobern. So wurde im
Dezember im Lagerhaus in der Schildstraße „Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“
gespielt, eine Montage von John von Düffel, bei der Shakespeare mit Quentin Tarantino zusammenkracht.
Mit dem Publikumszuspruch am ungewohnten Ort ist bsc-Geschäftsführerin Renate Heitmann sehr zufrieden. Bei anderen
Spielstätten hat sie das Gefühl, dass noch
mehr Reklame für den Ort gemacht werden muss. Das gilt besonders für den Kulturbahnhof in Vegesack, in dem „Macbeth“ und
„Timon aus Athen“ gespielt werden. Ganz
gute Erfahrungen hat das Ensemble mit dem
Gut Varrel in Stuhr gemacht, wo bereits „Verlorene Liebesmüh“ erfolgreich aufgeführt
wurde. Eine neue Erfahrung wartet noch mit
den sonntäglichen Matineen im WeinCafé
Engel am Ostertorsteinweg, die im Januar
und Februar je einmal dort stattfinden.
Ein als Theater eingeführter Ort ist das
Concordia, das in diesem Jahr Hauptspielstätte der Company sein wird. Hier werden
im Januar und Februar Repertoire-Stücke
(Hamlet, Timon aus Athen, Viel Lärm um
nichts, Ende gut, alles gut, Der Kaufmann
von Venedig) gegeben, und im März findet
hier die Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ statt. Geplant ist außerdem, im
Frühjahr erneut im alten Wasserturm auf
dem Stadtwerder, der „umgedrehten Kommode“, zu spielen. In Planung ist eine Kooperation mit Quartier e.V., Institut Français und Steptext unter dem Arbeitstitel
„Zuhause anderswo“, an dem ein Ensemble aus dem Senegal sowie eine Theatertruppe aus Portugal beteiligt sein werden.
Ein fragloser Höhepunkt der Saison dürfte für die Company aber die Einladung zur
Kulturolympiade nach London sein. Im
Rahmen der Olympischen Spiele wird im
Londoner Globe Theatre das komplette Dramenwerk Shakespeares gespielt, und die bsc
ist als einziges deutsches Theater zu diesem
Ereignis eingeladen worden. Am 31. Mai und
1. Juni spielt es dort „Timon aus Athen“ in
der Inszenierung von Sebastian Kautz.
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thEatER BREMERhaVEn Im Weißen Rössl
Oberkellner Leopold wirbt „Im Weißen Rössl“
um die Gunst der Wirtin und des Bremerhavener Publikums
Text: Karin Hiller
D
as „Weiße Rössl“ am Wolfgangsee
ist nicht nur Schauplatz von Ralph
Benatzkys sensationell erfolgreicher
Operette, sondern ein real existierendes
Ausflugsziel. In idyllischer Umgebung gelegen, wird das legendäre Gasthaus als Romantikhotel geführt und wirbt mit seiner
berühmten Vergangenheit um Gäste.
herzSchmerz
und SepplhoSe
Die Geschichte des Oberkellners Leopold,
Großen Schauspielhaus mit einem immender sich unsterblich in die „Rössl“-Wirtin
Josepha verliebt, soll auf eine wahre Bege- sen Aufwand realisiert. Das gesamte Theater, das über 3000 Personen Platz bot, wurbenheit zurückgehen. Der Berliner Lustde in einen Gasthof verwandelt. Es waren
spielautor Oscar Blumenthal hatte während eines Urlaubs im Salzkammergut im angeblich 700 Akteure an der Produktion beteiligt, davon saßen allein 250 im OrDorfgasthaus „Im Weißen Rössl“ höchst
chestergraben. Alles wurde aufgefahren:
amüsiert die vergeblichen Annäherungseine Jazzband,
versuche beobachtet, mit Hier kommt alles zusammen, was eine eine Folkloregruppe mit Zidenen der
gepflegte Unterhaltung ausmacht ...
ther und KuhOber die Wirglocken, eine Blaskapelle und natürlich
tin für sich zu gewinnen versuchte. Die
die große Orchesterbesetzung. Kopf und
Idee für das Lustspiel „Im Weißen Rössl“,
Schwanz der Pappkühe wurden von Bühdas er zusammen mit Gustav Kadelberg
nenarbeitern bewegt, Bäume konnten balverfasste, war geboren. 1897 wurde es in
lonartig aufgeblasen werden. Überall waBerlin uraufgeführt und war ein grandioren überraschende Effekte eingebaut, die
ser Erfolg.
Zeitungen beschrieben die prächtige und
bunte Ausstattung als „Vollillusion“.
30 Jahre später entdeckte der Regisseur
und Produzent Eric Charell das Stück und
war begeistert von der unterhaltsamen Sto- Zu der Zeit hatte die Weltwirtschaftskrise
ihren Höhepunkt erreicht, die Zahl der Arry zwischen Alpenidylle und Seeromantik
beitslosen stieg ins Uferlose. Das Stück bot
und der Idee „zurück zur Natur“. Er holte
sich Ralph Benatzky sowie Co-Autoren und Ablenkung von den alltäglichen Nöten und
eroberte die deutschen Bühnen im Flug,
Mitkomponisten wie Hans Müller, Robert
Stolz, Eduard Künneke, Robert Gilbert und von „orkanartigen Ovationen“ war die Rede.
formte die Vorlage zu einem Singspiel um. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde der Erfolgszug der Operette jäh
Die Uraufführung der berühmten und spä- gestoppt. Wegen der jüdischen Mitautoren
und der amerikanischen Tanzrhythmen, die
ter mit Erfolg verwöhnten Revueoperette
„Im weißen Rössl“ wurde 1930 im Berliner als entartet galten, wurde das „Rössl“ von
den deutschen Bühnen verbannt und kehrte
erst nach Kriegsende wieder zurück.
Der Kern des Geheimnisses für eine heutige Inszenierung der Operette ist, laut Regisseur Ralf Nürnberger, der „Berliner Blick
auf das Alpenland“. Nürnberger, der in der
letzten Spielzeit in Bremerhaven bereits
„Die Czárdásfürstin“ inszenierte, bringt
das rasante Stück auf die Bühne des Stadttheaters. Als Berliner weiß Nürnberger, wovon er spricht: „Es ist ein distanzierter Blick
auf das, was man am Alpenland liebt.“ Auf
keinen Fall will der Regisseur, der auch das
Bühnenbild erdacht hat, in ein Kitschambiente abdriften: „Das sind höchst realistische Figuren in witzigen, lustigen Situationen, solche Typen gibt es. Man muss die
Figuren retten, sie glaubwürdig und nachvollziehbar machen.“ Der Witz der Spielszenen entsteht aus der überspitzten Darstellung der folkloristischen Attribute und
der feinen Ironie in Text und Musik. Außerdem bekommt man einen durchaus realistischen Blick hinter die Kulissen einer
Gastwirtschaft in der Hochsaison.
Hier kommt alles zusammen, was eine gepflegte Unterhaltung ausmacht: Liebe,
Herzschmerz, Eifersucht, Ländler, witzige Texte, der Wiener Block, Dirndl und
theater bremerhaven Im Weißen Rössl 11
tradingopportunities!
19 ➜ 22 April 2012
Messe Bremen
Jazzahead! meets Glocke JAZZNights
Tomatito sextet
›Luz de Guía‹ (ES)
fr 20 april / 20 Uhr
Die Glocke
Sepplhosen, Ballett und Chor. Das Alpenland trifft auf
die großstädtische Fraktion, die mondän daherkommt
und sich mit reichlich Geld die Sommerfrische im Salzkammergut leistet. Da prallen Welten aufeinander und
Situationskomik ist vorprogrammiert.
„Es liegt in der Tradition der Operette“, so Nürnberger, „dass im 3. Akt der Komiker auftritt. Im ‚Rössl’ erscheint an dieser Stelle der Kaiser als Deus ex Machina,
ein eher melancholischer Komiker wie Hans Moser mit
einem Glas Wein in der Hand.“ Der Kaiser gibt den Anstoß zur Entwirrung der emotionalen Verwicklungen
und so finden sich die Paare zum großen Happy End.
Das „Weiße Rössl“ erlebte eine Unzahl von verschiedenen Fassungen. Immer wieder wurden Lieder ergänzt,
auch für die Aufführungen im Ausland wurden Änderungen vorgenommen. In den 50-er Jahren erschien
eine seichtere Version ohne parodistische und ironische Elemente. Die erste Verfilmung 1952 mit Johannes Heesters glich eher einer Heimatschnulze und auch
die Filmversion mit Peter Alexander wurde dem Original nicht gerecht.
Dann 1994 eine völlig neue Interpretation in der Berliner
„Bar jeder Vernunft“. Mit Darstellern wie Otto Sander,
Meret Becker und Max Raabe gelang hier eine entstaubte,
urkomische, kabarettähnliche Umsetzung, die dem Original wieder näher kam und in Berlin bald Kultstatus erlangte. Diese Inszenierung war ein Wendepunkt in der
Rezeptionsgeschichte des Stücks, die deutschen Bühnen
entdeckten Benatzkys Revueoperette wieder neu, abseits
von Kitsch und Operettenseligkeit.
Spanish Night
Do 19 april
➜ kulturzentrum schlachthof / ab 20 Uhr
Alborada: tribute to Ramón Montoya with Dani
de Morón / Benavent-Di Geraldo-Pardo / Dead Capo /
Filthy Habits Ensemble / Gutierrez
GErman Jazz Expo
➜ Messe bremen / ab 14 Uhr
fr 20 april
Carsten Daerr Trio / Céline Rudolph / Florian Weber:
Minsarah electric / Lebi Derya / Lisbeth Quartett /
Mo’ Blow / Omer Klein / schultzing feat. Mateusz
Smoczynski / Sebastian Gille Quartett / Trio 120
Vocal Jazz
➜ maritim hotel / ab 20 Uhr
Cécile Verny Quartett (ger) / Coda-Garcia-Lola,
A-Capella Sextett (es) / Kolektif Istanbul (tur) / Sara
Colman Quintett (uk) / Simin Tander Quartett (af, nl)
Overseas Night
➜ schlachthof / ab 20 Uhr
Edmar Castaneda Trio (usa, ger) / François Bourassa
Quartett (ca) / Oran Etkin (usa) / Trio Corrente (br) /
Vinx (usa)
European Jazz Meeting
➜ schlachthof / ab 14 Uhr
Sa 21 april
Defekt (fi) / Émile Parisien Quartett (fr) /
Fattigfolket (no) / François Corneloup Trio (fr) /
Hildegard lernt Fliegen (ch) / Journal Intime (fr) / Just
East (uk) / Kepera Trio + Yoram Lachish ›Levantasy‹ (nl)
/ Kit Downes Group (uk) / Malcom Braff Trio (ch) /
Marius Neset Golden Xplosion (dk) / Slo Motive (fi) /
Solveig Slettahjell/Morten Qvenild (no) /
Spinifex Quintett (nl) / Trondheim Jazz Orchestra (no)
jazzahead clubnight ➜ 18 clubs / ab 18 Uhr
Ralph Benatzky liebte das Salzkammergut und den Wolfgangsee. Er war bis in seine letzten Lebensjahre Stammgast im „Weißen Rössl“ und wurde 1950 zum Ehrenbürger von St. Wolfgang ernannt.
Tickets und Infos
www.jazzahead.de
Premiere am 28. Januar im Großen Haus. Kostüme:
Claudia Kuhr. Musikalische Leitung: Hartmut Brüsch
veranstalter: messe bremen / wfb gmbh; glocke veranstaltungs gmbh; kulturzentrum schlachthof e.v.
12
thEatER BREMERhaVEn Verbrennungen
„Verbrennungen“ des libanesischen
Autors Wajdi Mouawad im Stadttheater
Bremerhaven
Text: Karin Hiller
Wajdi Mouawad
daS SchweIgen
V
der
mutter
unbekannten Bruder in das Heimatland
ihrer Mutter geschickt. Sie sollen sich mit
der Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzen und verstehen, warum ihre
Mutter die letzten fünf Jahren ihres Lebens
geschwiegen hat. „Die Welt funktioniert
on Menschen, die unter den furchtoft über prompte Kommunikation, aber
baren Bedingungen eines blutigen
manchmal ist es vielleicht besser, nicht zu
Bürgerkriegs versuchen, sich selbst
treu zu bleiben und von der nachfolgenden reden und die Klappe zu halten“, so Rott.
Schweigen als eine Reaktion auf das UnGeneration, die lernen muss, mit der Last
der Vergangenheit umzugehen, erzählt das fassbare, auf schockierende Erkenntnisse,
Schauspiel „Verbrennungen“ des libanesi- für die man keine Worte mehr findet.
schen Autors Wajdi Mouawad. Ein Stück,
das extrem unter die Haut geht und den Zu- Um dem Stück auf der Bühne eine zusätzschauer erschreckt und berührt angesichts liche Dichte zu geben, sitzen die Zuschauer
auf der Hinterbühne, auf gleicher Höhe
von brutaler Gewalt und unermesslichem
mit den Akteuren. Die Szenen spielen sich
Leid.
auf der Bühne ab, aber auch im Zuschauerraum. Obwohl Rotts Inszenierung nicht
In zahlreichen Zeit- und Erzählebenen
ohne Gewalt und Blut auskommt, spielt
setzt sich Mouawad mit komplexen Thesich das eigentliche Grauen im Kopf der
men wie Gewalt und Gegengewalt, Liebe
Zuschauer ab.
und Hass in Zeiten von Inhumanität und
politischer Irrationalität auseinander.
Für Regisseur Tobias Rott steht aber „an
allererster Stelle die Geschichte von Nawal,
einer Frau, die unglaubliche Schicksalsschläge erleidet und trotzdem sagt: ich
möchte mich dem Hass nicht hingeben.“
Nawal wächst in einem vom Bürgerkrieg
erschütterten Land auf und ist starken
persönlichen Zwängen ausgesetzt, die sie
zu hinterfragen versucht in dieser extremen Umgebung. Indem sie lesen und
schreiben lernt, kann sie sich Bildung und
Information aneignen, kann dadurch die
Dinge reflektieren, aufklären und Gefahren erkennen. Sie versucht, trotz widriger
Lebensbedingungen ihre Menschlichkeit
zu bewahren und Versprechen zu halten,
die sie geliebten Menschen gegeben hat.
Jeanne und Simon werden im Laufe ihrer
Reise in die Vergangenheit die schmerzliche, unvorstellbare Wahrheit erfahren,
dass sie Kinder einer Vergewaltigung sind,
dass Vater und Bruder eine Person sind und
dass ihre Mutter eine Mörderin war und
im Gefängnis gefoltert und missbraucht
wurde. Und endlich werden sie lernen, das
Schweigen ihrer Mutter zu verstehen.
„Man darf sich nicht vor der Vergangenheit und die Augen nicht vor dem Schmerz
verschließen“, betont Tobias Rott. „Es ist
gut, wenn ich weiß, wo ich herkomme, weil
ich mich dann anders einordnen kann. Die
Kinder werden mit ihrem Wissen friedlicher leben können als vorher.“ Und der
Regisseur wünscht sich, dass auch „die Zuschauer nicht nur schockiert, sondern mit
einer gewissen Friedlichkeit aus diesem
Stück herausgehen.“
Bei der Testamentseröffnung nach Nawals
Tod werden ihre Kinder, die Zwillinge
Jeanne und Simon, mit zwei Briefen an den Premiere am 11. Februar im Großen
tot geglaubten Vater und an einen ihnen
Haus. Ausstattung: Eva Humburg.
thEatER BREMERhaVEn Lady Macbeth von Mzensk13
Andrej Woron inszeniert expressive
Schostakowitsch-Oper „Lady Macbeth
von Mzensk“
Text: Karin Hiller
Oldenburgisches Staatstheater : Lady Macbeth von Mzensk; Foto: Hans Jörg Michel
lIebe um jeden preIS
M
it einer überwältigenden Tonsprache beschreibt Dmitri Schostakowitsch in seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ den Weg einer Frau,
die versucht, in einer erdrückenden, von
Männern dominierten Umgebung ihr Verlangen nach Selbstbestätigung und Liebe
zu erfüllen.
ne Grenzen setzen. Sie geht diesen Weg, weil während dieser Zeit, seine erste große Liesie eine starke, großartige Person ist.“
be, Nina Warsar, zu heiraten. Die Oper startete 1934 mit einer triumphalen Premiere.
Dem Arbeiter Sergej, einem FrauenhelZwei Jahre später saß Stalin im Publikum,
den, der sie am Ende wegen einer andewar entsetzt von der Freizügigkeit des Suren Frau fallen lässt, gibt sie sich hin. Mit
jets, verurteilte die Musik als dekadent und
ihm zusammen erhofft sie sich das große
ließ die Oper vom Spielplan absetzen.
Glück. Um der Liebe willen ist sie zu allem
fähig, sogar zum Mord. Ihren biederen,
Die bildhafte, wuchtige Musik Schostageistlosen Ehemann und den despotischen kowitschs illustriert das Innere der MenAndrej Woron, mehrfach erfolgreicher ReSchwiegervater, die ihr im Wege stehen, tö- schen. Woron nennt es „seelische Bildgisseur am Theater Bremen während der
tet sie. Sie verfolgt ihr Ziel mit allen Konse- hauerei“ und er möchte „nicht mit dieser
Pierwoß-Ära, inszeniert Schostakowitschs
quenzen. „Es kommt die Situation, wo sie großen, kraftvollen Musik gehen, sondern
expressive Oper in Bremerhaven und entwirft ein Charakterbild der Titelheldin: „Ka- sich in Gefahr begibt, weil sie keine Gren- dagegen inszenieren. Man muss die Stille
terina ist eine Frau, unterdrückt von Gesell- zen kennt“, erklärt Woron. Auch ihr tragi- in den Menschen spüren.“ Die dramatische
sches Ende bestimmt sie selbst.
schaft und Patriarchat, die um eine eigene
Entwicklung des Stücks spiegelt sich in
Welt und eine eigene Identität kämpft. KateWorons Ausstattung wider, die zunehmend
rina ist mutig, sie stellt sich ihrer Sehnsucht Schostakowitsch schrieb die Oper im Alter dunkler und schmutziger wird.
nach Liebe und Sexualität und lässt sich kei- von gerade 26 Jahren und entschloss sich
Premiere am 10. März im Großen Haus.
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14
thEatER OlDEnBURG Hamlet
„Hamlet“ im Oldenburger Staatstheater:
Nicht nur im Staate Dänemark war etwas faul
Text: Stephan Cartier
photocase
welt In Stücken
h
ier spielt der Raum eine tragende
Rolle. Der Genius loci wird wortwörtlich heraufbeschworen: der eines Schlosses und der eines Theaters. Das
eine steht in Helsingör, das andere in Oldenburg; und in beiden versucht Hamlet,
seine Welt zu retten. Vergeblich. Am Ende
steht kein Stein mehr auf dem anderen.
Auch das ist wortwörtlich zu nehmen.
Helden“, erklärt die Oldenburger Dramaturgin Johanna Wall. Mit diesem Schritt
beginnt er, dem Geist seines Vaters tatsächlich zu gehorchen, der ihm befahl, seinen Onkel Claudius umzubringen. Immerhin war dieser es, der Hamlets Vater tötete
und dessen Frau, Hamlets Mutter, heiratete. Mehr als einmal wird der verstorbene
Vater Hamlet an seine Pflicht erinnern.
Denn der Prinz von Dänemark, den Regisseur Jan Christoph Gockel in Shakespeares
Drama findet, ist nicht mehr der ewig melancholische Grübler, der gern über die
Bühnenbretter irrt und mit Totenschädeln spricht. Während seiner langsamen
Reifung zum Herrn des eigenen Handelns
zeichnet ihn Gockel als Getriebenen, der
sich schlussendlich seiner neuen Aufgabe
mit allzu viel Hingabe widmet.
„Wir nehmen den Geist in dieser Inszenierung sehr ernst“, so Johanna Wall. Deswegen wird der Gast aus dem Reich der Toten
als allgegenwärtiger Spiritus rector während der Aufführung zu hören sein. Mit
Matthias Grübel hat man einen Komponisten und Sounddesigner verpflichtet, der
dem Geist ein akustisches Profil gibt.
Dass Hamlet den Oberkämmerer Polonius ersticht statt seines Onkels, dem er eigentlich auflauerte, ist noch ein Versehen.
Doch eines mit Folgen: „Er fällt in diese
erste Tat hinein und wird dann zum Anti-
Auch die Bühne wird ein Ort sein, der
ein geisterhaftes Eigenleben führt. Julia Kurzweg spiegelt in ihrem Entwurf den
Zuschauerraum auf der Bühne wieder,
und verschafft dem Drama Platz auf vielen Ebenen bis hinunter zur Unterbühne.
Die Balustrade des realen Saals findet auf
der Bühne ihr Pendant, so wie ja auch bei
Shakespeare selbst das „Theater im Theater“ eine große Rolle spielt. Immerhin offenbart Hamlet mit Hilfe einer Schauspieltruppe, dass er vom Mord an seinem Vater
durch den Onkel weiß. Das Bühnenbild
nimmt dies auf: Das Theater des einen entlarvt das Theater des anderen. Dass das Oldenburger Schauspielhaus wie geschaffen
für diese Charade ist, lässt Johanna Wall
schmunzeln: „Auch unser Theater steht
auf Morast.“ Bekanntlich gründet der Bau
auf Holzpfählen im instabilen Untergrund.
Jan Christoph Gockel interessiert der tiefe Blick in die Psyche der Akteure, nicht die
politischen Implikationen, die im „Hamlet“ stecken. Dass Fortimbras, der Prinz
aus Norwegen, am Schluss Dänemark erobern wird, kümmert ihn wenig. Als Regisseur vermeidet Gockel diese bekannten
Pfade, auf denen man allenfalls seine Fußspuren auf die der Vorgänger setzen kann.
Nach Regie-Stationen in Mainz, Heidelberg
und Berlin ist Gockel, Jahrgang 1982, nun
zum zweiten Mal in Oldenburg mit einer
THEATER OLDENBURG Hamlet 15
kraften hat, versucht er durch sein beherz- Laertes (Henner Momann) sowie Hamlets
mörderischer Onkel Claudius (Gilbert Mietes Handeln einen Sinn zu geben.
roph). Dass auch Hamlet selbst sein Stück
nicht überlebt, ist da nur konsequent.
Vincent Doddema in der Titelrolle wird
dem ebenso unglücklichen wie ungeduldiSo liegt die neue Welt Hamlets am Ende
gen Hamlet sein Janus-Gesicht verleihen.
des Stückes in Stücken. Das Bühnenbild
Als Opfer wandelt sich dieser „Oldenburger“ Hamlet zum Täter. Am Ende der „Ra- teilt dieses Schicksal. Wenn der Vorhang
fällt, wird es nicht dasselbe sein wie zu Bechetragödie ohne Rächer“, so die Dramaginn. Nachdem
Letztlich spielt auch in seiner neuen Regiearbeit das Äußere der Inszenierung in das Es war nicht nur im Staate Dänemark etwas faul. es sich „zerInnere des Werks hinein. „Hamlet“ ist für
Auch mit seinen Menschen stimmte etwas nicht. setzt“ hat, wie
Johanna Wall
Gockel vor allem eine Auseinandersetzung
verspricht, zeigt dies nur eines: Es war
des Neuen mit dem Alten. Dem Verlust der turgin Wall, sind alle wichtigen Figuren
nicht nur im Staate Dänemark etwas faul.
tradierten Ordnung, den Hamlet nach sei- tot. Trotz des gegenseitigen Misstrauens,
Auch mit seinen Menschen stimmte etwas
ner Rückkehr aus Wittenberg in Helsingör mit dem sie sich beäugten, sterben Hamerlitt, als er den Tod seines Vaters und die
lets Geliebte Ophelia (Sarah Bauerett), ihr nicht.
Heirat seiner Mutter mit dem Onkel zu ver- Vater Polonius (Denis Larisch) und Bruder
Inszenierung zu sehen. In der vergangenen
Spielzeit war es Bertold Brechts Frühwerk
„Baal“, das er mit einem ungewöhnlichen
Ansatz erneut erschloss. Auch den HamletStoff hat Gockel schon einmal ohne allzu
viel Respekt am Berliner bat-Studiotheater
unter den Regiehänden gehabt. Der Titel
war Programm: „H Ha Hamlet“.
Näher geht’s nicht.
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16
theater oldenburg Kátja Kabanová
Janácek-Oper in Oldenburg: Eine Frau
zerbricht im Korsett gesellschaftlicher
Konventionen
Text: Michael Pitz-Grewenig
Aus der Tiefe
des Herzens
L
eoš Janácek bezeichnete die Oper als
die „allerzarteste meiner Arbeiten.“
Und sein Freund, der Schriftsteller
Max Brod, urteilte: „Musik aus der Tiefe
des Herzens.“ Gemeint ist „Katja Kabanóva“, ab 10. März in einer Inszenierung von
Lydia Steier im Oldenburgischen Staatstheater zu sehen.
Janáceks Oper musste sich seit ihrer Uraufführung am 23. November 1921 in Brünn
erst langsam den Stellenwert erarbeiten,
der ihr heute zugemessen wird. Janácek
ist es gelungen, das kritische Sittengemälde der Kaufmannschaft im Russland des
19. Jahrhunderts, das Alexander Ostrowski in seinem Drama „Das Gewitter“ schildert, mit einer bezwingenden Dringlichkeit
Kátja Kabanová ist eine junge Frau, die ver- auf das Innenleben der Figuren zu konzensucht, aus der pedantischen Enge eines Le- trieren. Es ist ja nicht so, dass Kátja sich in
die Wolga stürzt, um eine vermeintliche
bens auf dem Lande auszubrechen. ZwiSchuld zu sühnen, das wäre in der Tat baschen den Forderungen ihres schwachen
nal und klischeehaft. Sie erkennt die UnEhemanns und dessen herrschsüchtiger
möglichkeit der stimmigen Existenz einer
Mutter stehend, erscheint sie wie eine entFrau in einer von Männern dominierten bifernte russische Verwandte von Theodor
Fontanes „Effi Briest“. Beide zerbrechen an gotten Welt, gepaart mit einer fatalen Doppelmoral, an der die Sehnsucht des Einzelder scheinbar klar strukturierten, patriarchalischen Ordnung einer Provinzstadt vol- nen nach Glück und Erfüllung zerbricht.
Und das ist etwas, was diesen Klassiker der
ler Standesdünkel. Es kommt, wie es komOpernliteratur noch immer aktuell macht.
men muss.
Kátja verliebt sich in den jungen Boris, der
nicht die Kraft aufbringt, aus den gesellschaftlichen Fesseln auszubrechen. Die Liaison fliegt auf, Boris wird nach Sibirien
strafversetzt. Kátja kann die Verlogenheit
der Gesellschaft nicht ertragen und versteht gemäß dem Diktum Adornos, dass
es kein richtiges Leben im falschen geben
kann. Sie stürzt sich in die Wolga. Die plakative gesellschaftliche Ordnung bricht
deswegen nicht zusammen, paradoxe Einsicht, das Schicksal des Einzelnen ist alles
und nichts.
le Energien und um Gewissen und Macht
geht, versteht sich von selbst.
Die Familie Kabanoff handelt bei Steier mit
Puppen und folkloristischen Souvenirs.
Das ist wörtlich zu nehmen. Kátja wird im
hermetisch begrenzten Raum der Kleinstadt zur „Puppe gemacht“, „verpuppt“ sich
aber auch selbst. Bühnenbildner Flurin
Borg Madsen verortet das Ganze auf einer
Drehbühne, mit deren Hilfe man die verschiedenen Räume (Werkstatt der Fabrik,
Wohnraum der Kabanoffs, Ufer der Wolga) realisieren kann. Lichttechniken des
expressionistischen Stummfilms der 20er
Jahre sollen Innen- und Außenräume der
Personen sinnlich erfahrbar werden lassen.
Leoš Janácek komponierte dazu eine
atemberaubend eindrucksvolle Musik,
die viel mit Claude Debussys späten Werken gemeinsam hat. Er breitet auf zeitlich engstem Raum musikalisch ein breites Spektrum von Empfindungen aus. Das
90-minütige Werk fordert auch vom Sängerensemble – man benötigt immerhin
drei Tenöre und eine ausdruckstarke Kátja –, wie vom Orchester, das von Thomas
Dorsch geleitet wird, höchste Konzentration.
Für die Regisseurin Lydia Steier, Opernliebhabern durch ihre Inszenierung von
Händels „Saul“ im Fliegerhorst in Erinnerung, ein wichtiger Aspekt. Ging es ihr bei
„Saul“ noch um die Auseinandersetzung
über Macht und Machtverlust, die Stellung des Einzelnen gegenüber der Masse,
so legt sie bei Janácek laut Dramaturg Lars
Gebhardt den Fokus auf den Antagonismus
der beiden Frauengestalten Kátja und dePremiere am 10. März um 19.30 Uhr im
ren Freundin Warwara. Junge Frauen, die
Großen Haus. Weitere Vorstellungen am
modern denken, aber unterschiedlich han- 16., 21. und 28 März.
deln. Dass es dabei auch um emotiona-
theater oldenburg Festival Go West
Festival
der
Vielfalt
17
3. Theatertreffen „Go West“ ermöglicht
Reisen durch vielfältige Theaterlandschaften
Text: Michael Pitz-Grewenig
Freeze! Nick Steur
D
as Theaterfestival „Go West“ ist
längst zu einem festen Bestandteil
im Programm des Oldenburgischen
Staatstheaters geworden. Auch der neue
Spielplan dieses Festivals, das vom 23. bis
26. Februar in allen Sparten eine Vielzahl
von Produktionen bietet, ist wieder im
Dialog mit Theatermachern aus Flandern
und den Niederlanden entstanden. Was
macht den Reiz dieses Treffens aus?
(kommende) Aufstand“, frei nach Friedrich
Schiller, in der auch Oldenburger Schauspieler mitwirken, wird das Festival eröffnet:
Die Ära freier Bürger, Märkte und Staaten
neigt sich ihrem Ende zu. Es gibt keinen
Feind mehr, der von Außen das System
bedroht. Das System löst sich von Innen auf.
Die Mahnungen, die der Bremer Ökonom
Rudolf Hickel am 3. Oktober 2003 auf der
Veranstaltung „Theaterland ist abgebrannt“
formulierte, scheinen sich zu bewahrheiten.
Sein virtuoses Figurentheater findet
weltweit Beachtung. Prädikat: poetisch,
respektlos, radikal und sophisticated.
Eine Welt, in der Frauen durch Ausgüsse
in Waschbecken auftauchen und wieder
verschwinden, durch den Fernseher ihren
Geliebten nachsteigen, wortwörtlich Wände
hochgehen und wo Alkoholgenuss sehr reale
Verdopplungen von Menschen nach sich
zieht. All das präsentiert Jakop Ahlbom in
Es ist die Mischung von ganz neuen, jungen
seinem Stück „Vielfalt“ (25. 2.), das gänzlich
wie auch sehr erfahrenen Regisseuren.
Weitere spannende Produktionen: Der
ohne Text auskommt und von der Suche
Konträre Generationsperspektiven, Thea„Steineflüsterer“ von Nick Steur (24. 2.),
eines Mannes handelt, dem seine Freundin
tersozialisationen und Herkünfte treffen
der in „Freeze!“ mit unendlicher Geduld
auf mysteriöse Weise abhanden gekommen
an verschieden Theaterorten in Oldenburg und trockenem
ist. – Und für die ganz
aufeinander und bringen ihre Fragestellun- Humor Steine Prädikat: poetisch, respektlos, kleinen Theatergänger
gen mit. Dabei wird leider auch in Flandern stapelt; das
gibt es eine Klangreise,
radikal und sophisticated.
und den Niederlanden die Diskussion in
Schauspielauf die uns zwei Musiker
den Theatern vom „kalten Atem“ der Wirt- kollektiv „Theater Zuidpool“ (25. 2.), das
und zwei Modelleisenbahnen von der „Zono
schaftlichkeit gestreift. Der leitenden Dra- Shakespeares „Macbeth“ als eine Art Rock- Compagnie“ (26. 2.) führen.
maturg Jörg Vorhaben stellt dazu fest, dass konzert auf die Bühne bringt; die Theaeine „vielseitige Theaterlandschaft, die in
tergruppe „De Warme Winkel“ (24./25.
Dieser kleine Einblick zeigt nicht nur, wie
Deutschland stets für Inspiration gesorgt
2.), die sich in „Rainer Maria“ mit Rilkes
groß das Spektrum der Aufführungen auch
hat, gerade von der Politik zu Tode gespart Werk auseinandersetzt und ihr Stück in
diesmal ist, sondern auch den Mut des
wird. Es droht der kulturelle Kahlschlag.“
einer Scheune aufführt. Hier werden auf
Oldenburger Theaters, sich zu öffnen für
eindrucksvolle Weise Poesie und LebensNeues. Nur so kann Theater das leisten,
17 Vorstellungen, sechs Gastspiel- und
tragödie zusammengeführt.
wozu es da ist, als Ort zu fungieren, an dem
drei eigene Koproduktionen ermöglichen
kulturelle Begegnungen möglich sind und
trotz massiver Kürzungen eine Reise durch Das Stück „Punch and Judy in Afghaniskulturelle Identität wahrgenommen wird.
vielfältige Theaterlandschaften. Mit der
tan“ ist eine neue Produktion von Neville
deutsch-holländischen Uraufführung „Der Tranter, dem Meister der Klappmaulfigur.
18
KOlUMnE Da capo!
Da capo!
Erinnerungen des foyer-Kritikers
Simon Neubauer
Dividendo; Fotos Jörg Landsberg
D
tanzStadt
bremen In
geFahr
ie Alarmzeichen verdichten sich:
Das stets die bloße Ästhetik und die
gesellige Unterhaltung negierende, vielmehr des Lebens bunte Fülle kritisch hinterfragende Bremer Tanztheater
steht vor dem Aus. Die jetzige Sparte mit
Urs Dietrich an der Spitze löst sich zum
Ende der Spielzeit 2011/12 auf. Das ist gewiss! Ob sich die Gerüchte bewahrheiten,
dass der neue Generalintendant Michael
Börgerding, wie in der Vergangenheit öf
öfter geschehen, finanziell so kürzen muss,
dass die kommende Tanztruppe nur noch
sechs Mitglieder umfassen soll, bleibt absichore vorher verwehrt gewesen seien.
zuwarten.
Kaum war das im Kriege zerstörte Theater
am Goetheplatz 1950 wieder aufgebaut, zoJedenfalls wäre dann nur noch eine Art
gen die Jünger der Göttin mit Freuden ein.
Kammer-Ballett am Goetheplatz angesieVera Donalies ging mutig ans Werk, choredelt und es wäre nicht leicht, eine Choographierte mit beträchtlichem Erfolg zeitreografenautorität zu gewinnen und ausgenössische und während der Nazi-Zeit im
gezeichnete Tänzerinnen und Tänzer zu
verpflichten. Somit würde die weithin ge- Ausland entstandene Ballette, darunter
rühmte, ja fast in der Kontinuität beispiel- Werner Egks „Joan von Zarissa“ (immerlose Tradition abgebrochen, die Tanzstadt hin mit Harald Kreuzberg), Strawinskys
„Scénes de Ballet“ und den „Feuervogel“.
Bremen ihren Ruf verlieren.
Wer sich für Tanzgeschichte, für Tanzkunst interessiert – es müssen ja nicht nur
„Balletomanen“ sein – wird sicher registrieren, dass sich die Entwicklung des zeitgenössischen Tanztheaters nirgendwo
sonst an deutschen Bühnen so deutlich, so
kontinuierlich erkennen lässt wie eben in
der Hansestadt. Weil es eben Intendanten
wachen Auges verstanden haben, kreative
Choreografen zu finden und zu engagieren, die mit neuen Ideen und bildhaften
Phantasien Neues auf Altem aufbauen und
weiter entwickeln konnten.
Die Donalies-Nachfolger Renzo Raiss, Herbert Freund und Jean Deroc, schließlich
noch Richard Adama, wählten ebenfalls
bis dahin Verbotenes und Verborgenes und
mischten es mit klassischen Standardwerken wie „Giselle“ oder „Hotel Sacher“ nach
Hellmerberger-Klängen. Dabei rückten Namen mit gutem Klang ins Blickfeld des Bremer Ballett-Publikums: bei den Damen
Daniell, Collani und Elizabeth Paul, bei
den Herren Uli Haupt, Gerd Leon und Lothar Hammes, der dann viele Jahre lang als
Publikumsliebling gefeiert wurde.
Das heißt freilich nicht, dass die Bühnenbretter am Goetheplatz der Göttin Terp-
Kurt Hübner, der mit der Spielzeit 1962/
1963 das neue Theaterzeitalter Bremens
einleitete, wollte nicht nur im
Schauspiel und in der Oper den
später weithin gerühmten „Bremer Stil“ pflanzen und gedeihen
lassen, sondern selbstverständlich auch auf der Tanzbühne. Also
muss ein neuer Choreograf her.
Die Wahl fiel auf Johann Kresnik,
der hier sein „Choreographisches
Theater“ gründete.
Und damit brach der Sturm los,
hier lag die Geburtsstunde einer neuen Epoche der deutschen
Tanzgeschichte. „Kriegsanleitung für jedermann“ (und gemeint war wirklich jedermann) wirkte wie eine, bewusst im revolutionären Geist gezündete Bombe;
Kresnik zielte rigoros auf die Fehlentwicklung des kapitalistischen Systems. Die Radikalität der Botschaften, die wie von
einem Sturmwind angetriebenen tänzerischen Aktionen und vor allem die oft verstörenden Bilder gefielen nicht jedem, gingen aber unter die Haut.
Ein Blick auf die Liste der 15 Jahre dauernden ersten Kresnik-Ära am Bremer Theater beweist die ungeheure, aber oft auch
ungeheuerliche Kreativität dieses Choreografen: Nennen wir aus der Erinnerung nur „Jesus GmbH“, „Familiendialog“,
„Wendewut“, „Bilder des Ruhms“, „Pigasus“, „Traktate“ und „Magnet“.
Aber auch die Tanzenden wurden von ihrem Chef bis zum Umfallen gefordert. Beispiele: Jacqueline Davenport, heute selbst
Choreografin und Leiterin einer eigenen
Ballettschule, die schöne, geschmeidige
Gudrun Richter und die mutige, komödiantisch sehr begabte Margarete Huggen-
kolumne Da capo!
19
Voll-Da-Neben
berger (beide noch am Bremer Theater beschäftigt), Heidemarie Härtel (sie gründete
das Tanzfilminstitut in Bremen), Ursula
Membry, Helga Eggert, Erica Fabry. Bei den
Männern dominierten neben dem getreuen
Lothar Hammes und dem vielseitigen
Harald Beutelstahl die Ungarn: Ferenc Barbay, der nach München ging, und Yuri Vamos, der Ballettdirektor an der Deutschen
Oper am Rhein Düsseldorf wurde.
scharf konturierten Personen-Profilen und
stellte sie in ihre brodelnde Umwelt, unter
anderem „Ulrike Meinhof“, „Frida Kahlo“,
„Nietzsche“, „Gründgens“, „Pasolini“, „König Lear“.
Und dann erneuter Kontrast: Pierwoß holte
das Duo Susanne Linke und ihren „Schüler“
Urs Dietrich als Leiter der Tanzsparte. Zwar
gab die Linke zuerst mit der „Märkischen
Landschaft“ eine ziemlich martialisch geArno Wüstenhöfer, der als Generalintenprägte Visitenkarte ab, doch dann folgte
dant von Wuppertal nach Bremen gekom- eine viel weichere Serie thematisch höchst
verschiedener Stücke wie etwa „Honeymen war, hat mir mehrmals erzählt, wie
sehr er sich bemühte, Pina Bausch mit
moon in Paraguay“, „La Chuta“ und „Flut“.
nach Bremen zu nehmen, aber sie wollte
In der Erinnerung am deutlichsten verannicht. Das wäre es gewesen!! Er verpflich- kert blieben ihre Soloabende: faszinierend
tete dann Reinhild Hoffmann und Gerhard durch die Körpersprache und vollendete,
von stiller Poesie getragene Bewegung.
Bohner. Gewiss kein schlechter Ersatz.
Und wieder wehte ein anderer Geist durch
Proberäume und Bühnen, doch blieb die
Als sie 2000 an die Folkwang-Schule zuKontinuität erhalten, weil sich die beiden
rückkehrte, hatte Urs Dietrich allein „das
Sagen“. Fast in jeder Spielzeit überraschte
Choreografen als Leitfiguren des zeitgeer bis zum heutigen Tage mit je zwei Pronössischen Tanztheaters bewährten, wie
der Ballettkritiker der FAZ, Jochen Schmidt, duktionen. Überraschend dabei seimit Blick nach Bremen bestätigte. Bohner
ne phantastisch weite Themenwahl, die
verstarb bald danach, sonst hätte man noch Kritisches („Appetit“) und Militärisches
mehr als seine Wiederauferstehung des Tri- („Voll-Da-Neben“), Humoriges mit Hinadischen Balletts bewundern können. Rein- tersinn („Every.Body“), Geheimnisvolles
hild Hoffmann erregte großes Aufsehen mit („Laren“) und „Passionen-Passagen“ mit
ihren Solostücken, in die sperrige MöbelAlltagsproblemen wie das Alt- oder Krankstücke eingebunden waren; als Beispiel mag werden verband. Auch pure Schönheit
„Solo mit Sofa“ stehen.
(„Flacon“ und „Dividendo“) gehörte zu seinem Einfalls-Reichtum.
Die Nachfolger-Doppelspitze Heidrun Vielhauer-Rotraut de Neuve kann man rasch
Damals, zum Abschied des Intendanten
vergessen, nicht hingegen die zweite Perio- Pierwoß, gab Dietrich seinem Tanzstück
den Titel „Schlussverkauf“. Hoffentlich trifft
de des Johann Kresnik. Der neue Generaler jetzt nicht in totaler Konsequenz für das
intendant Klaus Pierwoß hielt ganz große
traditionsreiche Bremer Tanztheater zu.
Stücke von diesem nach wie vor äußerst
kreativen Künstler. Nun brillierte er mit
Inhaberin: Hildegard Christiansen
Fon/Fax 0421 - 25 57 35
Oberneulander Heerstraße 26 - 28
28355 Bremen
Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr
Sa. 10.00 - 13.30 Uhr
20
thEatER in nORDEn Opernpremieren
Neue Inszenierungen auf
norddeutschen Bühnen
Das Land des Lächelns; Foto: Jörg Landsberg
Theater Bremen
Das Land des Lächelns
phisto aus Goethes „Faust“ zu sprechen:
„… fehlt, leider! nur das geistige Band.“
Es gibt wohl kaum jemanden, dem nicht
wenigstens ein Lied aus „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár einfällt. Diese
aparte Operette über Liebe und Trennungsschmerz über Landesgrenzen hinweg zählt
zu den Glanzlichtern aus der Zeit der so genannten silbernen Operette. Unter der vorgeblich trivialen Oberfläche gäbe es aber
manches Ernste zu entdecken. Das kommt
jedoch nicht zum Vorschein, wenn man sich
durch das Werk kalauert. Libretto und Musik enthalten schon für sich allein genommen genügend Esprit, weshalb man filigran
inszenieren und nicht gleich mit dem Hammer zu Werke gehen darf.
Musikalisch boten die Solisten grundsolides Handwerk, mussten aber vor einer wenig einfallsreichen Bühnendekoration (Alexander Wolf) agieren. Und so wundert es
nicht, dass es weder Luis Olivares Sandoval
(Prinz Sou-Chong) noch Peggy Steiner (Lisa)
gelang, ihren Rollen ein überzeugendes Profil zu geben. Christian-Andreas Engelhardt
(Graf Gustl) musste zudem in völliger Verkennung seiner dramaturgischen Funktion
den Trottel abgegeben, stimmlich konnte er
ebenfalls nicht überzeugen. Wie Guido Gallmann als Sou-Chongs Onkel Tschang verstanden werden sollte, blieb unklar. Witzig
war das alles nicht.
Vor diesem Hintergrund ist es schon erstaunlich, was Regisseur Lukas Langhoff
alles in diese kleine Operette gepackt hat:
Nonnen, Messdiener, Mao, Mickey Mouse,
Jugendkultur, Multi-Kulti usw. Sollte es
in dieser Operette jemals etwas Ernsthaftes gegeben haben, so hat er es aufs Gründlichste entfernt. Langhoffs Vorgehensweise
glich einer Filmszene mit Charles Chaplin,
in der er alle aus einem Koffer heraushängenden Teile, etwa Ärmel und Hosenbeine,
einfach abschnitt. Das erschien zwar wenig
intelligent, ließ aber durchaus noch einen
Sinn erkennen, der sich freilich bei Langhoff
der Wahrnehmung entzieht. Unerschrocken
entsorgte er den Koffer und hielt darauf hin
die restlichen Teile in der Hand. Um mit Me-
Aber es gab auch Lichtblicke: Steffi Lehmann als Mi mit ihrem glockenreinem
Sopran und Susanne Schrader, die als
Obereunuch immer für einen Lacher gut
war. Kompliment auch an die jugendlichen
Tänzer, wenngleich deren inhaltliche Funktion, wie so vieles an diesem Abend, im Unklaren blieb.
Florian Ziemen hatte die Bremer Philharmoniker exzellent präpariert und lieferte eine klare, zum Inszenierungskonzept
quer stehende musikalische Auslegung.
Auch der Opernchor (Einstudierung Daniel Mayr), der über das Übliche hinaus
in die Handlung einbezogen wurde, überzeugte. Aber all dies konnte nicht darüber
thEatER in nORDEn Opernpremieren
21
neue optik
La traviata ; Fotos: Heiko Sandelmann
hinwegtäuschen, dass die Ingredienzien,
mit denen Lukas Langhoff des Operettenbesuchers Geist und Wahrnehmung für gesellschaftliche Entwicklungen zu schärfen
versuchte, stumpf geworden und Überreste
von vorgestern sind. Wie die Blumentopferde, mit der die Hauptakteure am Ende
verortet werden.
Michael Pitz-Grewenig
Stadttheater Bremerhaven
La Traviata
Große Gefühle und beeindruckende Gesangskünste in der Bremerhavener Weihnachtspremiere von Verdis „La Traviata“:
Regisseurin Kirsten Uttendorf zeigte in einer klaren, stark auf die Personen fokussierten Inszenierung das große Scheitern einer
Liebe und führt eine gleichgültige Gesellschaft vor, die sich in voyeuristischer Manier am Leben und Sterben der Protagonistin ergötzt.
Ist die Personenführung zu Beginn des
Abends etwas zu statisch, überzeugte die
Inszenierung nach der Pause umso mehr.
Hier entwickeln die Sänger ein sicheres Gespür für ihre Charaktere und machen ihre
Seelennöte glaubhaft.
Ausstatter Heiko Mönnich lässt die Bühne leer bis auf eine quadratische geneigte Plattform, auf der Violetta im Rampen-
licht (Spotlight von oben) zur Schau gestellt
wird. Eine gigantische Jalousie begrenzt
die Bühne im Hintergrund und verändert
die Lichtverhältnisse und den Durchlass
zur Außenwelt.
Der chinesischen Sopranistin Yitian Luan
gelang es vor allem im zweiten Teil, ihre Violetta mit traumhaft sicheren Koloraturen
und unterstützender Gestik facettenreich
zu gestalten. Höhepunkt ist die herzzerreißende Sterbeszene der Kranken, in der Luan
vollkommen in ihre Rolle hineinwächst.
Ein ebenbürtiger, gesanglich gefühlvoller Partner mit wunderschönem, weichem
Timbre steht Luan mit dem Tenor Daniel
Kim zur Seite. Er gibt den Alfredo als trotzigen, verwöhnten Sohn, der sich ein neues
Leben mit Violetta auf dem Land ersehnt,
inmitten von leuchtenden Sonnenblumen,
die er vor eine Wand mit hoffnungsvoll blauem Himmel pflanzt. Trotz gebrochenem
Zeh souverän auf der Bühne als Alfredos
ehrwürdiger, die Geschicke bestimmender
Vater: Walter Donati.
Am Dirigentenpult gab der neue 1. Kapellmeister Stefan Veselka einen gelungenen
Einstand. Er führte das Städtische Orchester konzentriert durch den Abend und sorgte in Tempi und Lautstärke für eine aufmerksame Begleitung der Sänger.
Karin Hiller
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22
thEatER in nORDEn Schauspielpremieren
Neue Inszenierungen auf
Idomeneo
norddeutschen
Bühnen
Foto: Jörg Landsberg
Theater Bremen
„Leonce und Lena“
när Büchner im Jahr 1836 zu Papier. Und
der von ihm hier breit in Szene gesetzte
„Müßiggang“ diente offensichtlich der
Verhohnepiepelung jenes aristokratischen
Klassenfeindes, den man mit den Mittel
der Satire zunächst dem Gelächter des Publikums und dann seiner kompletten Abschaffung übergeben wollte. Was soll uns
dieses Scherzspiel nun aber heute sagen?
Eine gewisse Liebe zu schrägen Spielversionen gehört am Bremer Schauspiel seit
einiger Zeit zum festen Programm. Allerdings nahmen sich die bisherigen Ergebnisse dabei zum Teil durchwachsen aus;
manche der von Regie und Dramaturgie
eigens angefertigten Stückentwicklungen Heute, in Zeiten beständig hoher Langzeitwirkten zwar durchaus klug gedacht – aber Arbeitslosigkeit, haben sich die Parameter
auch manchmal etwas wirr gemacht.
nämlich gründlich verkehrt. Längst ist der
„Müßiggänger“ ein Arbeitsloser – und seiUmso schöner, dass nun, im letzten halben ne Tatenlosigkeit ist zum Symptom einer
Jahr der Spielzeit unter Schauspielchef
gesellschaftlichen Dauer-Krise geworden.
Marcel Klett, dem Bremer Ensemble mal
wieder ein Volltreffer gelang, der bei Publi- Die Bremer Inszenierung mobilisiert nun
kum und Kritik gleichermaßen gut ankam: alle Mittel und Techniken eines bunt
„Leonce und Lena“, das etwas mysteriöse
blinkenden Leerlauf-Theaters, bei dem
Lustspiel von Georg Büchner, gerät in der es ebenso komisch wie philosophisch
Inszenierung von Mirja Biel und Joerg
zugeht. Ein riesiger Buchstabe „P“ liegt
Zboralski zu einem Pop-Theater-Spaß der dort hinabgestürzt im Hintergrund, es ist
Sonderklasse.
die abgebrochene Leuchtreklame einer
Nun nimmt sich Büchners Intention aus
der beträchtlichen historischen Distanz
von beinahe 200 Jahren ja etwas diffus
aus. Eine Posse rund um einen nutzlosen
Adelsstand brachte der junge Revolutio-
Konsumwelt, die eigentlich rein gar keine
rechte Bindung zum Rest der Menschenwelt herstellen kann. Hier läuft nun ein
buntscheckiger Alt-Hippie in pluderiger
Königsrobe herum und versucht, wie ein
Huhn bei Gewitter sein aufgeschrecktes
Hirn mit seinem Tatendrang zu synchronisieren. Ohne Erfolg. Ob es sich bei diesem
hirnlosen Vogel (Glenn Goltz) um jenen
„König Peter vom Reiche Popo“ handelt,
den wir von Büchner kennen, oder nicht
vielmehr um einen von Kokain zerfressener Yuppie heutiger Prägung, bleibt dahin
gestellt.
Und auf der anderen Hälfte dieser Wahnsinns-Welt gerät auch sein Sohn, der Prinz
Leonce (Jan Byl), schnurstracks in eine
höchst sonderbare Warteschleife von
aufgekratzter Tatenlosigkeit. Zwar weist
den Prinzen sein abstrus alberner Riesenzylinder noch als besseren Herrn von
operettenhafter Juxigkeit aus, doch nun
hängt auch er plötzlich vor einer kleinen Wohnbude ab, wo er gemeinsam mit
seinem Diener Valerio Trübsal bläst und
Dosenbiere zischt. Popsongs und PunkParolen dienen dem Zeitvertreib: „Tut uns
leid, wir sind breit!“
Mit solchen Überraschungseffekten bringt
die Inszenierung viele amüsante und bedenkenswerte Momente hervor, die dabei
ihre gedankliche Herkunft aus Büchners
Vorlage nie aus dem Blick verlieren.
Sven Garbade
Liebe, Sehnsucht, Hoffnung …
Wir wünschen allen Besuchern der romantischen Operette „Das Land des Lächelns“
einen Abend voller bewegender Momente.
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24
thEatER BREMEn Tanz Bremen 2012
Internationales Festival „Tanz Bremen“
vom 16. bis 25. März
„Gallim Dance“
bremen tanzt
D
ie Tradition wird fortgesetzt. Und
das ist gut so. Denn das internationale Festival „Tanz Bremen“ hat
neben der Arbeit so großartiger Choreografen wie Johann Kresnik, Reinhild
Hoffmann oder Gerhard Bohner den Ruf
der „Tanzstadt Bremen“ geprägt, der keinesfalls verspielt werden darf (siehe „Da
capo!“ auf Seite 18).
Nun heißt es also „Auf ein Neues“, und
zwar vom 16. bis 25. März. Getreu dem
Motto „Unsere Tradition heißt Innovation“
präsentiert „Tanz Bremen“ wieder experimentierfreudige Choreographen, überzeugende Compagnien und ausdrucksstarke
Solisten, die das vielfältige Spektrum tänzerischer Ausdrucksmöglichkeiten auf die
Bühne bringen. Gespielt wird im Theater am Goetheplatz, im Neuen Schauspielhaus, im Moks, in der Schwankhalle sowie
an weiteren Orten im Stadtgebiet.
ihre Arbeit wurde von der „New York
Times“ als „lasziv-polyglotte Choreographie“ beurteilt.
Zentrale Fragen menschlicher Existenz wie
des menschlichen und gesellschaftlichen
Miteinanders stehen auch bei den nachfolgenden Produktionen des Festivals im Mittelpunkt. Zwei Beispiele: Die Berliner Choreographin Helena Waldmann setzt sich
in „revolver besorgen“ mit dem Thema Demenz auseinander; der Kanadier Dave St.
Pierre schickt seine Tänzer in „Un peu de
tendresse bordel de merde!“ auf die Suche
nach ein wenig Zärtlichkeit in einer Welt,
die nur noch Begierden kennt.
Zudem können sich erneut talentierte
Nachwuchskräfte sowie Akteure aus der
lokalen und regionalen Tanzlandschaft in
Szene setzen. Die Gastspiele werden durch
ein ausführliches Rahmenprogramm mit
Publikumsgesprächen, Ausstellungen, VorAngekündigt werden namhafte Künstler
trägen, Filmen und Workshops begleitet.
aus dem In- und Ausland, wobei gleich am Parallel zum Festival präsentiert das MuEröffnungsabend am Goetheplatz (19.30
seum Weserburg im Rahmen einer AusUhr)
stellung Filmarbeiten von
ein
„Unsere Tradition heißt Innovation“ Rebecca Horn. Und die
HöKunsthalle Bremen eröffhepunkt des Festivals auf dem Programm net am 24. März ihre Ausstellung „Tanz
steht: Eine Europapremiere von „Gallim
und Bewegung in der bildenden Kunst –
Dance“ aus den USA mit dem Titel „WonVon der klassischen Ballerina zum Lichtderland“. Andrea Miller widmet sich darballett“ mit Werken von Edgar Degas bis zu
in den Mechanismen menschlichen HanOtto Piene.
delns, Aufbegehrens und Unterordnens;
www.tanz-bremen.com
BREMER thEatER Szene
warten
Im
Schnoor
n
achdem aus den hochfliegenden
Plänen des Bremer Unternehmers
Rolf Specht und seines designierten
künstlerischen Leiters Dirk Böhling in
Sachen Packhaus-Theater nichts geworden ist, steht die Bühne im Schnoor seit
dem vergangenen Frühjahr leer. Wann
sich hier wieder der Vorhang heben wird,
ist derzeit noch völlig ungewiss.
Zwar sickerte unlängst durch, der „Theaterschiff“-Betreiber Knut Schakinnis habe
lebhaftes Interesse, das verwaiste Haus zu
kaufen und zu modernisieren. Doch noch
sei – so versichert Immobilien Bremen als
zuständiger Eigentümer der kommunalen
Immobilien – die Sache nicht perfekt.
Unklar ist auch die Entwicklung in Walle,
denn seit die „Waldau Theater – Theater der
Kulturen gemeinnützige GmbH“ zum 1. Juni
2011 Insolvenz angemeldet hat, sind keine
konkreten Zukunftspläne bekannt geworden. Das selbst gesetzte Motto „Wir bringen
Leben auf die Bühne“ galt in dem mittlerweile in „Kult-Theater“ umbenannten Haus
gleichwohl weiter. Nach den Weihnachtsmärchen standen bei Redaktionsschluss
freilich nur noch einige Vorstellungen der
Bremer Musical Company auf dem Spielplan.
Auf dem „Theaterschiff“ wird derweil munter gespielt. In flottem Wechsel kommen
Stücke wie „Macho Man“, „Heiße Zeiten
– die Wechseljahre-Revue“ oder „Suche
impotenten Mann fürs Leben“ auf die
schwimmende Bühne an der Tiefer.
Rocky rockt weiter
(hip) „Let´s do the Time Warp agaaiiiin!“ Ja, in dieser Zeitschleife könnte sich
das Publikum bei der „Rocky Horror
Show“ gefangen fühlen, denn die kultische Verehrung des Werkes zählte zu den
Pop-Phänomenen der frühen 80er Jahre.
25
Neuheiten von Bremer Bühnen
Text: Peter Schulz
In den Kinos wurde damals mitgesungen
und Reis verstreut, wenn das unschuldige
junge Paar Brad und Janet von dem teuflischen Dr. Frank’n’Furter bedrängt wurde,
der sich als ein außerirdischer Perverser
vom Planeten Transsexual aus der Galaxie
Transsylvania entpuppte.
Der Film mit Tim Curry und der noch sehr
jungen Susan Sarandon war so erfolgreich, dass kaum jemand wusste, dass er
auf einem Musical (ohne das „picture“ im
53°8'N 8°13'0
Titel) basierte, das 1973 in London seine
Uraufführung erlebt hatte. Dessen Autor
und Komponist Richard O’Brien hat vor
einigen Jahren an der Neuinszenierung
der Rockoper mitgewirkt. Publikum und
Presse waren beeindruckt, für den Züricher
„Tages-Anzeiger“ wurde gar „der Klassiker
auf ein neues Level gehievt.“ Jetzt reist die
Produktion auf einer Tournee durch „ausgesuchte Spielstätten“, und als solche bietet
sich das Musical Theater Bremen natürlich
an (24. Januar bis 2. Februar).
w w w. o l d e n b u r g . d e
Heiner Meyer
Private Eyes
28. Januar – 9. April 2012
Stadtmuseum Oldenburg
26
THEATER Bremer Kriminal-Theater
Das Bremer Kriminal-Theater spielt im
neuen Haus in der Friesenstraße
Text: Sven Garbade
photocase
Amüsanter
Nervenkitzel
A
uch wenn das Foyer in unschuldigem Weiß strahlt, so ist die eigentliche Lieblingsfarbe des Bremer
Kriminal-Theaters doch eine ganz andere:
nämlich Blutrot! Schaurige KriminalGeschichten, voller schnödem Mord und
Totschlag, werden seit Ende des vergangenen Jahres in dem frisch renovierten
Theater in der Friesenstraße gespielt. Ob
bei „Sherlock Holmes und die Dame in
Grün“ oder dem Hitchcock-Klassiker „Die
39 Stufen“ – das kleine Ensemble um die
Theatermacher Perdita Krämer und Ralf
Knapp verspricht in seinem neuen Haus
amüsanten Nervenkitzel vor stets mörderischem Hintergrund.
lung zu betreiben und auch größere Umbauten waren notwendig.
Einen fünfstelligen Betrag hat Knapp nach
eigenen Angaben investiert, um das Gebäude herzurichten. Sechs Säulen mussten
aus dem Zuschauerbereich entfernt und
entsprechende neue Träger für das Dach
eingebaut werden. Nun sind die Sichtverhältnisse endlich ideal und der Zuschauerraum glänzt mit einer perfekten Tribüne
sowie charmanten Kaffeehaus-Tischen in
der ersten Reihe.
Brunch um 11 Uhr genannt wird. Spannende Geschichten zu Kaffee und Croissants
werden dort geboten. Zu den klassischen
Hausautoren zählen dabei selbstverständlich Sir Arthur Conan Doyle, der Erfinder
des Urvaters aller Ermittler, Sherlock Holmes‘. Aber auch Lesungen von zeitgenössischen Bremer Kriminal-Autoren stehen auf
dem Programm, wie etwa am 18. Januar mit
Martin de Wolf, der aus seinem Thriller „Die
Genesis Affäre“ lesen wird.
Das Spielprinzip der Gruppe ist dabei
immer noch deutlich von der Bremer
Dazu kamen Licht- und Tontechnik, eine
Shakespeare Company beeinflusst, wo beiRenovierung der Wände sowie eine zusätzli- spielsweise der aktuelle Sherlock Holmes
che Brandschutz-Wand
Darsteller
Um das neue Theater in Bremen zu etaim Foyer. Die beträcht- Spannende Geschichten zu Kaffee Christian
blieren, hat es bereits mehrere Anläufe
lichen Kosten stemm- und Croissants ...
Aumer früher
gegeben. Zunächst spielte die Gruppe, zu
te der Theatermann
spielte. Auch
der ehemalige Schauspieler der Bremer
Knapp (bisher) ohne Subventionen. Heute
beim Bremer-Kriminal-Theater hat vieles
Shakespeare Company und des Moks
funkelt die einst verwinkelte Spielstätte in
einen doppelten Boden, man fällt aus der
Theaters gehören, in der Schwankhalle
neuem Glanz.
einen Rolle heraus, um Hals über Kopf in
am Buntentorsteinweg, als eigenständidie nächste einzutauchen. Turbulent und
ges Unternehmen mit Gäste-Status. Keine Und auch die Lage ist attraktiv: Direkt
spielfreudig geht es also zu, Illusionen
ideale Konstellation, wie Ralf Knapp sagt,
neben dem Ziegenmarkt liegt das schmucke werden ebenso schnell geschaffen, wie auder daraufhin nach alternativen Spielorten Theater in bester Viertel-Gegend. Und nicht genzwinkernd gebrochen. So darf sich Brezu suchen begann. Ausgerechnet mit der
nur spielfreudige Kriminal-Inszenierungen men über eine weitere Theater-Attraktion
Spielstätte in der Friesenstraße, wo Knapp werden hier nun vorrangig am Ende der
freuen, die gewiss zur Belebung der lokalen
einst das Junge Theater leitete, wurde er
Woche geboten, auch zusätzliche VeranKulturlandschaft beitragen wird.
fündig. Allerdings zu einem beträchtlichen staltungen stehen auf dem Plan. Etwa die
Informationen: www.b-k-t.eu
Preis: das Haus ist einzig gegen Mietzah„Mordshäppchen“, wie hier der SonntagsKartentelefon: 0421 – 16 691 758
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Beratungsbedarf? Terminvereinbarung empfohlen. Verkauf über PlusPARTNER und Fachhandel.
28
MEnSChEn iM FOYER
Weihnachtskonzert im
„Haus der Bauindustrie“
Wohnen
Michael Christians (Violine) und Ani
Takidze (Klavier) waren die Solisten
beim stimmungsvollen Weihnachtskonzert im „Haus der Bauindustrie“.
Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang
Bayer vom Verband der Bauindustrie
Niedersachsen-Bremen führte mit
viel Humor durch das Programm des
Abends, der erneut gemeinsam mit
foyer veranstaltet wurde.
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Michael Christians, Ani Takidze
29
30
PORTRÄT Esther Haase
Für die Bremer Fotografin Esther Haase spazierte Anna Netrebko barfuß durch den Park
Text: Christine Krause
Esther Haase
Die mit der
Kamera tanzt
O
b sie sich vorstellen könne, im Roselius-Haus in der Böttcherstraße eine
Installation zu machen, wurde die
Foto-Künstlerin Esther Haase von Museumsleiter Frank Laukötter gefragt. Es
kam zu einem Rundgang durch das Haus,
wobei ihr ein Raum mit Ledertapeten ins
Auge sprang, „klein und intim.“ Den habe
sie besonders schön gefunden, ebenso die
Porträts an den Wänden.
das Abitur, um dann an der Hochschule für
Künste in Bremen zu studieren.
gen – das foyer-Titelbild der Ausgabe 91
stammt aus dieser Serie.
Und wie war es mit der Bundeskanzlerin?
Da sei alles ganz anders gewesen, als sie
dachte, denn schon beim Eingang zum
Kanzleramt habe sie ihr gesamtes Equipment abliefern müssen. „Da muss man
trotzdem agieren und klar kommen!“ War
sie zufrieden mit dem Foto? „Es war okay“
– Pause – „aber es hätte deutlich besser
werden können.“
Die Tänzerin ist zur Fotografin geworden, So sehr Esther Haase als Starfotografin in
der weiten Welt von Mode und Politik etabhat also gewechselt vom Machen zum
Sehen! Ja, sagt Esther Haase, aber „Tanzen liert ist, so beeindruckend sind ihre Bilder,
die in Galerien hängen und in Büchern
war für mich total zuträglich für diesen
publiziert worden
Seitenwechsel.“
Sie habe auf der Der Bogen spannt sich von Angela sind: (ur)alte Frauen und Männer in
Bühne gestanden, Merkel bis zu Anna Netrebko.
„Rock’Old“ oder
mit Regisseuren
und Choreografen gearbeitet, wusste, „was Frauen jeden Alters nach einer BrustampuUnd da sei ihr die Idee gekommen, die
tation in dem Buch „Amazonen.“ Wennman braucht, wenn man auf der Bühne,
dargestellten Personen zum Leben zu
gleich die Modelle in oft bizarrer Weise prävor der Kamera steht, um gut zu sein.“
erwecken: Akteure dieser Phantasie sind
sentiert werden, sie behalten – ob runzelig
zwei Frauen, die eine kühl und zugeknöpft
oder amputiert – immer ihre Würde. Und
Heute ist Esther Haase eine international
bis zur Kinnspitze, die andere von baroes scheint, als ob Esther Haase nun mit der
arbeitende, häufig ausgezeichnete Fotocker Körperlichkeit und höchst spärlich
Kamera tanzt, denn ihre Fotos wirken wie
grafin, die an zahllosen Ausstellungen
bekleidet. Ihre Fotos hängen nun in den
Filmausschnitte.
teilgenommen hat; die Listen der Realten Rahmen, in diesem Raum und auch
sonst im Haus. Lebendig werden sie auf ei- daktionen, die sie beauftragt haben, ist
Dass die Geister aus fernen Zeiten, einem Monitor, der ihr höchst laszives Spiel lang, länger noch die der Unternehmen,
gentlich nur Teil einer Ausstellung, das
für die sie gearbeitet hat. Und natürlich
präsentiert.
Roselius-Haus wieder verlassen, mag man
haben vor ihrer Kamera auch Prominente
jedweder Profession gestanden. Der Bogen sich dort nicht vorstellen. Zu sehr schmüEsther Haase ist 1966 in Bremen als ältere
spannt sich von Angela Merkel bis zu Anna cken sie das Haus mit ihrer reizvollen GeTochter der Designer-Ehepaars Sibylle und
genwart. Und werden sicherlich jemanden
Fritz Haase geboren. Mit 16 Jahren lernte sie Netrebko. Die Sängerin, die sie in Wien
finden, der ihr Bleiben finanziert ...
klassischen Tanz an der Staatlichen Akade- getroffen habe, sei in schönen Kleidern
barfuß durch den Schlossgarten gesprunmie in Köln. Anschließend erst machte sie
1
2
3
1 Universum® Bremen
4
3 Zoo am Meer Bremerhaven
2 botanika Bremen
5
6
4 Deutsches Schiffahrtsmuseum
Bremerhaven
5 Überseemuseum Bremen
6 Deutsches Auswandererhaus®
Bremerhaven
7
7 Klimahaus® Bremerhaven 8˚ Ost
Forschen & Entdecken. Bremen und Bremerhaven haben ganz schön was zu bieten!
Und zwar für kleine wie große Leute. Denn hier gibt es Museen, die Wissen unterhaltsam vermitteln.
Und Erlebniscenter, die viel mehr als nur Spaß machen.
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32
KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte
Kulturstadt Wilhelmshaven: 100
Jahre Kunstverein, spannende
Sinfoniekonzerte und ein buntes
Veranstaltungsprogramm
Texte: Peter Schulz
Antti Siirala
Arcadi Volodos
Ein
Frühlingshauch
„K
ennst Du das Land, wo die
Zitronen blüh’n?“ Goethe
kannte es wohl, auch der junge
Felix Mendelssohn Bartholdy wollte es
kennenlernen. Im Mai 1830 brach er in
Richtung Italien auf, legte noch einen
Zwischenstopp bei Goethe in Weimar ein
und erreichte im November endlich Rom.
Hier reifte in den folgenden Monaten die
Idee, die Eindrücke seiner zweijährigen
„Kavalierstour“ musikalisch aufzubereiten. Es entstand die „Italienische“, heute
sein meistgespieltes Werk.
ling und italienischer Lebensweise in die
Stadthalle tragen. Außerdem vorgesehen:
Mozarts Klarinettenkonzert, hier in der
Version für Viola und Orchester, wobei Máté
Szücs den Solopart übernehmen wird.
Auch die Tapiola Sinfonietta aus Helsinki
hat Werke von Mozart und Mendelssohn
Bartholdy im Gepäck, wenn sie am 13.
Februar (20 Uhr) nach Wilhelmshaven
kommt. Mario Venzago wird zunächst
die „Prager Sinfonie“ dirigieren, bevor
Mendelssohns Konzert für Klavier und
Orchester mit dem finnischen Pianisten
Die Deutsche Kammerphilharmonie BreAntti Siirala erklingt. Den Abschluss bildet
men hat es in ihr Programm für das nächste Beethovens Vierte.
Wilhelmshavener Sinfoniekonzert am 19.
Januar (20 Uhr) aufgenommen. Unter der
Die „Süddeutsche bezeichnete ihn als „veLeitung von Krzysztof Urbanski wird das
ritablen Klavierpoeten mit enormer pianisweltweit umjubelte Emsemble auf diese
tischer Präzision.“ Und die Neue Zürcher
zauberhafte Weise einen Hauch von FrühZeitung urteilte: „Mit Ernst, Verstand und
Herz gibt er alles.“ Die Rede ist von Arcadi
Volodos, der am 13. März (20 Uhr) ein Solokonzert in der Stadthalle gibt.
1972 in St. Petersburg geboren, studierte
er zunächst Gesang und Dirigieren am
Konservatorium seiner Heimatstadt, ehe er
sich ab 1987 auch ernsthaft dem Klavierspiel
widmete. Volodos setzte seine Ausbildung in
Moskau, Madrid und Paris fort und feierte
1997 sein internationales Debüt. Seither ist
er Stammgast in allen großen Konzertsälen
der Welt. In Wilhelmshaven spielt er Werke
von Schubert, Brahms und Liszt.
Das Konzert im Mai:
8. Mai 2012: BBC Philharmonic Orchestra.
Juanjo Mena, Dirigent;
Sol Gabetta, Violoncello.
www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de
KULTURSTADT WILHELMSHAVEN 100 Jahre Kunstverein 33
Sonderschau
zum Jubiläum
Preise vergeben
450 Bewerbungen aus der grenzüberschreitenden Region Nordwest lagen vor,
29 Künstlerinnen und Künstler wurden
nominiert. Die Entscheidung der Fachjury
fiel schließlich zugunsten von zwei Bildhauern aus: Der 1982 geborene Axel Loytved aus Hamburg und Marion Lehmann
aus Bremen (Jahrgang 1968) erhielten die
beiden Preise der „Nordwestkunst 2011“.
In der Kunsthalle Wilhelmshaven sind die
eingereichten Arbeiten noch bis zum 22.
Januar zu sehen.
Uraufführung
W
ilhelmshaven im Januar 1912:
Admiral Friedrich Graf von Baudissin, damals Chef der Marinestation der Nordsee, ergreift die Initiative
und versammelt eine Reihe angesehener
Bürger um sich. Ihr gemeinsames Ziel:
Die Gründung eines Kunstvereins sowie
der Bau einer Kunsthalle, um den Bewohnern der Stadt den Zugang zur Bildenden
Kunst zu ermöglichen.
Sammelns im Nordwesten werfen, sondern
auch aufzeigen, wie sich die aktuelle Landschaftsmalerei um 1910 schon früh einen
Platz in der Kunstsammlung im Norden
erobern konnte.“
„Aus dem Schaffen der Gegenwart“ hatte
der Verein 1913/14 eine ausgesuchte Reihe
von Gemälden für die neue Sammlung
erworben. Neben Werken von Lovis Corinth und Leopold von Kalckreuth war es
Gesagt, getan: Der neue Verein initiierte in
vorwiegend Landschaftsmalerei, darunter
Kooperation mit Wilhelmshavener Bürgern, Arbeiten von Paul Baum, Walter Leistikow,
der Marine und Kaiser Wilhelm II. den Bau Otto Modersohn und Johann-Georg Siehlder ersten Kunsthalle, die bereits zwei Jahre Freystett. Etliche Ankäufe entsprachen
später als „Kaiser-Friedrich-Kunsthalle“
freilich nicht dem Geschmack von Kaiser
eröffnet werden konnte. Aus diesem Anlass Wilhelm II., der den Bau der neuen Kunstrichtet der Verein der Kunstfreunde für
halle mitfinanziert hatte und insbesonWilhelmshaven e.V., der die Kunsthalle noch dere die Landschaftsmalerei der Berliner
heute betreibt, vom 12. Februar bis 9. April
Secession („Stimmungslandschaften“) und
eine Sonderausstellung aus: „Zwischen Kai- des Neo-Impressionismus ablehnte.
seranspruch und Secession: Der Verein, die
Stadt und ihre Kunstsammlung.“
Dass sich die Wilhelmshavener gleichwohl
mit ihrer Auffassung durchsetzten, wird
Gezeigt werden Werke aus den frühen Be- mit der Jubiläumsausstellung aufgezeigt.
ständen der Städtischen Kunstsammlung
Dazu erscheint eine gebundene, etwa
sowie „Gäste“ aus benachbarten Samm70-seitige Zeitschrift, die den Auftakt für
lungen, unter anderem dem Bröhan-Mudrei aufeinander folgende Ausgaben bildet.
seum in Berlin, den Kunstsammlungen in Das 100-jährige Jubiläum des Vereins der
Chemnitz und dem Otto Modersohn Muse- Kunstfreunde soll schließlich im Mai oder
um in Fischerhude. Im Fokus stehen dabei Juni – der genaue Termin steht noch nicht
Werke, die – so die Kuratoren – „nicht nur
fest – mit einem Festakt gewürdigt werden.
ein Schlaglicht auf die Pionierzeit des
Die Landesbühne Nord bringt eine Uraufführung auf die Bühne: „Bilal – Leben und
Sterben als Illegaler“, ein Drama von Peter
Höner nach einer Reportage von Fabrizio Gatti. Das Stück greift das Schicksal
illegaler Einwanderer aus Afrika auf, die
trotz höchster Lebensgefahr nach Europa
flüchten. Eva Lange führt Regie, Bühne
und Kostüme entwarf Diana Pähler.
Premiere: 21. Januar, 20 Uhr, Stadttheater Wilhelmshaven
Wöhler singt
„Boys don’t cry“ lautet der Titel der neuen
CD, mit der Gustav Peter Wöhler und
seine Band auf Tournee gehen. Wöhler,
als Schauspieler aus Film und Fernsehen bekannt, tritt seit 15 Jahren auch als
Sänger in Erscheinung und produzierte
mit seiner Band bislang fünf Alben. „Boys
don’t cry“ enthält Coverversionen höchst
unterschiedlicher Songs wie „Time After
Time, „Words“ oder „Ich überleb’s“.
27. Februar, 20 Uhr, Pumpwerk
A-Capella-Festival
Das 15. Internationale A-cappella-Festival
präsentiert bis zum 9. Mai erstklassige Gesangskünstler der internationalen Szene.
Die Ensembles kommen aus England,
den Niederlanden, Polen, der Schweiz
und Deutschland. Mit dabei sind auch die
„Wise Guys“, die am 18. März in der Stadthalle Wilhelmshaven auftreten.
34
musik Bremer Philharmoniker
Festspiele
in der Saison
Wenn der Vater mit den Kindern…: Weltklasse-Cellist Mischa Maisky zu Gast bei
den Bremer Philharmonikern
Text: Markus Wilks
Mischa Maisky
E
s ist Festspielzeit. Mitten in der Saison und nicht, wie sonst üblich, im
Sommer. Mit drei Konzerten innerhalb von drei Tagen gönnen die Bremer Philharmoniker sich und ihrem Publikum eine Insel der Konzentration. Zu
Gast bei „phil intensiv“ ist einer der bekanntesten Musiker der Klassikszene: der
Cellist Mischa Maisky, der seine ebenfalls
musizierenden Kinder mitbringt. Ihm
hat das Orchester eine „carte blanche“
erteilt – frei nach dem Motto „Wir erfüllen deine Wünsche!“
tag (6. Februar, 20 Uhr) mit seinem Paradestück (Dvoraks Cellokonzert), und
am Dienstag (7. Februar, 20 Uhr) mit verschiedenen romantischen Stücken und
Formen, unter anderem Bruchs „Kol Nidrei“ und Saint-Saëns’ Cellokonzert.
Der Cellist, der seit nunmehr 30 (!) Jahren
für das Premiumlabel der Plattenindustrie aufnimmt, ist in Bremen kein Unbekannter. Zuletzt gastierte Mischa Maisky
im Januar 2007 mit einem Kammermusikprogramm, sein hiesiges Debüt gab er bereits 1977 in einem Konzert der Philharmonischen Gesellschaft. Allerdings wäre
Kann man den Vorjahreserfolg des Philharmoniker-Festivals „phil intensiv“ noch es zu früh, vom Schließen eines Kreises
zu sprechen, wenn er nun, mit 64 Jahsteigern? Eine weitere konzertante Aufren, zu den Bremer Philharmonikern zuführung wie 2011 (Richard Wagners „Trirückkehrt. Maisky sieht sich selbst als ein
stan und Isolde“) wäre Stillstand auf ho„ewig Lernender“, der sein Leben lang
hem Niveau, drei beliebige Konzerte als
Bündel dramaturgisch schwach. Wenn die neugierig gewesen sei. „Perfektion ist Illusion!“ meint er denn auch voller ÜberzeuBremer Philharmoniker nun aber Mischa
gung, ohne angesichts des Bekenntnisses
Maisky in den Mittelpunkt stellen, greift
sofort der Festspielgedanke. Der Künstler zur Unvollkommenheit zu einem grüblerischen Musiker zu mutieren.
gilt als einer der besten Cellisten unserer
Zeit und wird in Bremen komprimiert verMaisky sucht vielmehr immer wieder die
schiedene Facetten seines Repertoires
Herausforderung, oft gespielte Stücke
und seiner Persönlichkeit präsentieren.
noch besser zu interpretieren. So glaubt
man ihm gerne, dass er in Bremen genauAm Sonntag (5. Februar, 11 Uhr) tritt
so leidenschaftlich und motiviert agieren
Maisky zunächst als Kammermusiker
wird wie in den großen Klassikzentren.
(Klaviertrio Nr. 1 h-moll von Johannes
„Musik ist lebendig und mein Zugang zur
Brahms) und Beethoven-Kenner (TripelMusik ändert sich mit jedem Tag, es wird
konzert) auf. Am darauf folgenden Mon-
nie langweilig“, sagt Maisky und fügt hinzu: „Ich würde selbst mit 120, sofern ich
so alt werden könnte, noch lernen.“
Diese Leidenschaft für Musik und in Töne
übersetzte Emotionen prägen denn auch
sein Spiel. Legendär sind seine Aufnahmen
insbesondere des Dvorak-Konzerts (unter
Leonard Bernstein), das er sozusagen in der
Version von 2012 in Bremen spielen wird.
„Jeder Auftritt hat etwas Besonderes und
man sollte jedes Konzert als das wichtigste
seiner Laufbahn betrachten, denn es kann
auch das letzte sein“, ist seine Auffassung.
Dennoch bleibt die Frage, wie man stets auf
ein Neues den Verlockungen der Routine
entsagen kann. Laut Maisky seien die Musik selbst und das Publikum die Inspiration
dafür, dass er immer wieder „probiert, das
Herz zu öffnen – egal, ob in der New Yorker
Carnegie Hall, der Berliner Philharmonie
oder in der Bremer Glocke.“
So überrascht es denn auch nicht, dass
sich die Bremer Philharmoniker sehr auf
die Maisky-Konzerte freuen und ihm für
die inhaltliche Gestaltung freie Hand gegeben haben. „Ich erwarte eine schöne, intensive Zeit“, meint Generalmusikdirektor
Markus Poschner und erklärt: „Von seinen
Aufnahmen her wissen wir, dass er die Partituren gewissenhaft liest und genaue Vorstellungen besitzt. Das sind ideale Voraussetzungen, um in einen Wettstreit mit ihm
Musik Bremer Philharmoniker
Nils Mönkemeyer
35
Carolina Ullrich
zu treten: dem gemeinsamen Konzertieren
in seiner schönsten und ursprünglichsten
Form.“
Die Gefahr, dass Maiskys gerühmter romantischer Ton und seine Spielweise nicht
dem in den letzten Jahren entwickelten
Beethoven-Bild seines Orchesters entsprechen, sieht der Bremer Generalmusikdirektor nicht. „Orchester und Solist
sind gewissenhaft arbeitende, bewegliche
Künstler, die gemeinsam an einem Ziel arbeiten – der Interpretation“, meint Poschner. Detailfragen wie etwa die Tempi seien
bei diesem künstlerischen Ping-Pong eher
nebensächlich.
(Finlandia, 2. Sinfonie), die ebenfalls als
„Musik mit einer Träne“ umschrieben werden könnten. Das dritte Konzert steht unter
dem Motto „Weltbürger am Cello“ und bietet
ein betont buntes Programm.
„Wenn zu einem Künstler der Begriff Weltbürger passt, dann zu ihm“, urteilt Poschner über den gebürtigen Letten Mischa
Maisky. In der Tat gründet sich das Interesse der Klassikszene sicher auch in dessen Biografie – Maisky musste zwei Jahre
in einem sowjetischen Arbeitslager überstehen – und seinen manchmal ungewöhnlichen Projekten. Dazu gehört seit kurzem
auch sein „Familien-Trio“, sind doch seine talentierten Kinder Lily (Klavier) und
Sasha (Violine) mittlerweile nicht nur erwachsen, sondern fertig ausgebildet, weshalb das Maisky-Trio bereits weltweit von
renommierten Konzertveranstaltern eingeladen wird. Natürlich sehr zur Freude des
Vaters, der sichtlich stolz darauf ist, „dass
mein Traum, mit meinen Kindern Musik
machen zu können, Realität geworden ist.“
Um drei außergewöhnliche Konzerte anbieten zu können, nehmen sich die Philharmoniker viel Zeit, die anspruchsvollen
Programme zu erarbeiten. „Unsere Kollegen vom Theater Bremen unterstützen
uns, indem das Orchester in dieser Phase
nur wenig Oper spielen muss“, verrät Markus Poschner. Da ist denn auch wieder der
Festspielgedanke, dass man Besonderes mit
Muße und Konzentration vorbereiten will.
Das erste der drei Bremer Konzerte, einer
der ersten Auftritte des Trios in DeutschMaiskys Reise durch wichtige Werke seiner
land, bietet uns die Maiskys gleich dopBiografie ergänzen Markus Poschner und
pelt: mit dem Brahms-Klaviertrio und Besein Orchester mit Stücken, die zum Thema ethovens Tripelkonzert. „Wir gestatten
passen, zugleich aber Vielfalt ergeben solIhnen“, so der schmunzelnde Cellist, „eilen. So wird beispielsweise das Dvorak-Kon- nen Blick durch das heimische Schlüsselzert mit Stücken von Jean Sibelius umrahmt loch“. Was will man mehr …
Weitere Konzerthighlights
im Februar und März 2012
Montag, 27.2. und Dienstag, 28.2.2012
Glocke / 20 Uhr
7. Philharmonisches Konzert
“berühmte letzte worte”
Werke von Alexaner Borodin,
Béla Bartòk und Sergej Rachmaninov
Solist: Nils Mönkemeyer, Bratsche
Dirigent: Mikhail Agrest
Montag, 19.3. und Dienstag, 20.3.2012
Glocke / 20 Uhr
8. Philharmonisches Konzert
“kaiser und kind”
Werke von Ludwig van Beethoven und
Gustav Mahler
Solisten: Herbert Schuch, Klavier und
Carolina Ullrich, Sopran
Dirigent: Markus Poschner
Nähere Informationen:
Bremer Philharmoniker,
Besucherservice, Tel. 0421 / 62 67 321
Tickets:
Glocke Ticketservice, Tel. 0412 / 33 66 99
36
musik Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen knüpft mit ihrem SchumannZyklus an das „Beethoven-Projekt“ an
Text: Peter Schulz
photoca
Paavo Järvi
Z
In der
Erfolgsspur
wischenbilanz: 100 Prozent positiv.
Beziehung zur KamDie Deutsche Kammerphilharmomerphilharmonie ist
nie Bremen blickt mit berechtigter
für mich etwas ganz
Freude auf das Jahr 2011 zurück. Denn ihr
Besonderes. Wenn
Schumann-Zyklus, Ende 2009 begonnen
es so weitergeht
und in Kürze abgeschlossen, hat bereits
wie bisher, gibt es
international für Aufsehen gesorgt. „Einschlichtweg keinen
fach gute Arbeit“, strahlt Geschäftsführer
Grund, sich etwas
Albert Schmitt und erzählt von umjuanders vorzustellen.“
belten Auftritten in Japan, Kanada und
Russland, von ausverkauften Konzerten, schen Welle produzierte Dokumentation
Weiter geht es für die Kammerphilharvon der nahezu fertigen, im Bremer „Pier des „Beethoven-Projektes“ (Järvi: „Beetmonie – mal mit, mal ohne Paavo Järvi
2“ aufgenommenen DVD.
– natürlich mit den Abokonzerten in der
hoven wurde während der vergangenen
Jahre Teil unserer DNA!“) bereits 14 Preise Bremer Glocke und dem „Sommer in Les„Schumann war nach unserem ‚Beethoven- einheimste und
mona“ (6. bis
Projekt’ ein logischer Schritt“, bestätigt Diri- die vier CDs
8. Juli, Motto
„Beethoven wurde während der
gent Paavo Järvi. „Er gilt zwar als weniger
mit allen neun vergangenen Jahre Teil unserer DNA!“ „1001 Nacht“).
bedeutend, aber genau das hat mich künst- Sinfonien in
Mit Trevor
lerisch gereizt. Und ich bin froh, dass wir
Pinnock
unternimmt
das
Ensemble
im Mai
einer Gesamtauflage von über 100.000
diesen Weg eingeschlagen haben.“ Ein Weg Stück über den Ladentisch gingen. Man
eine Tournee durch fünf europäische Metmit mehreren Stationen: Die CD mit den
habe eben – so der künstlerische Leiter des ropolen; mit Herbert Blomstedt studiert es
Sinfonien 3 und 1 – der „Rheinischen“ und
Ensembles – „unglaublich detailliert gefeilt Beethovens „Missa solemnis“ ein (zu hören
der „Frühlingssinfonie“ – ist soeben erschie- und den Beethoven vollständig verinneram 12. September beim Bremer Musikfest).
nen, der erste Auftritt mit allen vier Sinfoni- licht.“ Das Ergebnis überzeugt alle – die
Und mit Luis Langrée am Pult wird im
en steht für Ende März beim Beethoven-Fest Kritiker ebenso wie die Konsumenten.
Februar eine konzertante Aufführung der
in Warschau auf dem Programm. Und im
Mozart-Oper „La clemenza di Tito“ in AnHerbst soll schließlich die DVD mit dem do- Järvi, dessen Vertrag sich stillschweigend
griff genommen; Dortmund, Bremen (20.
kumentarischen Schumann-Film mitsamt
2.), London und Paris lauten die Stationen
bis 2014 verlängert hat, möchte mit dem
der vier Sinfonien vorgestellt werden.
Schumann-Zyklus nur allzu gern an diesen dieser Tour.
Erfolg anknüpfen („Brahms wäre nahelieIhr (auch wirtschaftlicher) Erfolg scheint
gend“). Und der vielbeschäftige Dirigent
programmiert, nachdem die von der Deut- will sich die Zeit dafür nehmen. „Die
kirchenmusik 37
Bach für
Einsteiger
Orgelkonzerte mit Erläuterung
in der Propsteikirche St. Johann
Text: Ulrich Matyl
ase
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Telefon 0421- 70 09 31
D
as Jahr 2012 wurde im Vorfeld zum
Reformationsjahr 2017 von der
Evangelischen Kirche zum „Jahr der
Kirchenmusik“ ausgerufen. Wie berichtet, stehen dabei insbesondere die Choräle und Lieder Martin Luthers im Mittelpunkt. In Bremen werden sie allesamt
in den verschiedensten Facetten und Kirchen erklingen. Als instrumentale Version gibt es zum Beispiel an jedem Freitag um 17 Uhr in der Kirche Unser Lieben
Frauen ein Orgelkonzert in der Reihe „Orgelpunkt“. Dabei wird jeweils ein LutherChoral beleuchtet.
Auf eine ganz andere Weise wird die Welt
Martin Luthers in der Kulturkirche St. Stephani gespiegelt: Hier gibt es am 26. Februar um 19 Uhr einen der ersten Lutherfilme
überhaupt zu sehen, den 1927 gedrehten
Stummfilm „Luther – Ein Film der deutschen Reformation“ mit Eugen Klöpfer in
der Hauptrolle. Der Kirchenmusiker Tim
Günther wird den Film an der Orgel begleiten.
Aber nicht nur „Luther“ ist Thema der Kirchenmusik in Bremen. Gleich drei Veranstaltungen bieten neben den Aufführungen auch Gelegenheit, als Einsteiger die
Welt komplexer Werke kennenzulernen.
Gerade Orgelmusik scheint ungeübten Hörern zuweilen schwer zugänglich. Propstei-Organist Wilfried Langosz bietet deshalb zusammen mit Dr. Thomas Kroll am
1. Februar und am 9. März zwei Orgelkon-
zerte unter der Überschrift „Bach für
Einsteiger“ an, in denen die Stücke ausführlich erläutert und dann im Ganzen
gespielt werden. Auf dem Programm in
der Propsteikirche St. Johann stehen im
Februar Konzerte von Vivaldi und Johann
Ernst in den Orgelbearbeitungen Bachs
und im März die beiden Monumentalwerke Fantasie und Fuge g-Moll sowie
Präludium und Fuge e-Moll.
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Die andere Mode für Große Größen
Zur Passionszeit gehören fast selbstverständlich die großen Passionskompositionen Bachs. Die Johannes-Passion wird
unter anderem am 18. März in der Kulturkirche St. Stephani unter der Leitung
von Tim Günther aufgeführt. Hierzu findet am 4. März eine Einführung und Diskussion zum Thema „Die Juden in Bachs
Johannes-Passion“ statt, zu der auch der
Rabbiner Dr. Daniel Katz erwartet wird.
Ebenfalls am 4. März dirigiert Hans-Dieter Renken in der Lesumer St. MartiniKirche das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart.
Weitere ausgewählte
Kirchenmusiktermine:
Donnerstagsmotette: Musik der Gegenreformation. St. Petri-Dom, 19. 1., 19 Uhr
Bremer Chöre singen für Afrika. Kulturkirche St. Stephani. 22. 2., 19.30 Uhr
14. Bremer Klezmernacht. Kulturkirche
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38
MUSiK Glocke
glocke
Lucio Dalla
Silje Nergaard
Italienische Ikone
Jazz mit feinem Pop-Touch
Lucio Dalla verbreitet die Aura eines
traurigen Bajazzo
„Norwegian Ladies Night“ mit Silje Nergaard und Solveig Slettahjell
Solveig Slettahjell (Foto: Steven Haberland, ACT)
jüngste Veröffentlichung ist nämlich eine Weihnachtsplatte, die weit abseits des
üblichen „Jingle bells“-Einerleis angesiedelt ist. Da es für diese Songs etwas zu spät
ist, dürfte Silje Nergaard in ihrem groß(hip) Seine Stimme kennt ganz Italien. Lu- (che) Seit vielen Jahren wird die europäcio Dalla singt seit mehr als 40 Jahren sei- ische Jazzszene speziell durch Musiker
en Repertoire von Eigenkompositionen
ne Lieder, und dabei war er nie einer, der
aus Skandinavien bereichert. Dabei spielte und Standards fündig werden. Ihre exzelModen folgte, denn er kreierte sie selber.
und spielt Norwegen mit seinen knapp 5
lent eingespielten Begleiter sind Helge Li1943 in Bologna geboren, wurde er schon
Millionen Einwohnern eine herausragende en (Piano), Håvar Bendiksen (Gitarre), Finn
früh von der amerikanischen Musik beRolle, denn hier scheinen beinahe täglich
Guttormsen (Bass) und Jarle Verspestadt
einflusst. Zuerst am Jazz, später dann an
neue Talente aus dem Boden zu schießen. (Schlagzeug).
Soul und Rock orientiert, komponierte und Im Jazzgesang ist die Ausbeute besonders
sang er dennoch Stücke, die zutiefst itagroß, wobei sich nahezu alle Sängerinnen
Solveig Slettahjell, 1971 als Tochter eines
lienisch sind. Deswegen folgten ihm seidurch einen besonders unkonventionellen
Pastors geboren und schon seit der Kindne Fans auch bei den vielen stilistischen
Umgang mit der Disziplin Jazz auszeichKehrtwendungen und musikalischen Exnen und durchaus gerne auch zu Pop- und heit mit der Musik verbunden, hat dagegen
brandaktuelles Material auf Lager: Im Okperimenten, durch die seine Musik immer Rockmusik herüberschielen.
tober ist ihre neue CD „Antologie“ erschiemehr an Tiefe und Originalität gewann.
nen, von der sie selbst sagt, „dieses Album
Zwei der herausragenden Interpretinnen
hätte mein erstes sein können.“ Die SängeMit der Aura eines traurigen Bajazzo ist Lu- aus diesem schier unerschöpflichen Vocio Dalla eine Ikone der populären medikal-Pool kommen nun zu einer „Norwegi- rin durchforstet darauf gemeinsam mit ihterranen Kultur, und dass er sich dabei
an Ladies Night“ nach Bremen: Silje Nerrem langjährigen Pianisten Morten Qvein einer großen Tradition sieht, machte er
gaard und Solveig Slettahjell.
nild ziemlich eklektisch die Pop-Welt: Abba
mit seinem bekanntesten und vielleicht
(„The Winner Takes It All“) sind ebenso verschönsten Lied „Caruso“ deutlich. Das 1986 Silje Nergaard, die etwas ältere der beiden
treten wie Nick Drake, Radiohead, Leonard
als Hommage an den berühmtesten Opern- Sängerinnen, hatte schon als 16-Jährige Er- Cohen oder Cindy Lauper („True Colors“).
sänger aller Zeiten komponierte Stück wur- folg beim bekannten norwegischen Jazz„Das hat ganz große Klasse“, lobte etwa der
de seither in zahllosen Versionen (etwa von festival in Molde. Pat Metheny hörte sie
Österreichische Rundfunk. Wie eigenstänLuciano Pavarotti, Andrea Bocelli und Ste- und nahm das Vokaltalent unter seine Fitdig Solveig Slettahjell solche Vorlagen zu
fan Gwildis) aufgenommen. Nach langer
tiche. Silje Nergaard besitzt eine für eine
covern weiß, hat sie schon auf früheren AlZeit tritt Dalla nun wieder mit seiner Band
Jazzsängerin ungewöhnliche hohe, mitunauf. Bei den neuen Liedern des Cantautori
ter fast kindlich klingende Stimme, vermag ben gezeigt: Auf ihrer vor fast fünf Jahren
erschienenen CD „Domestic Songs“ singt
sprechen Kritiker von einer „späten kreativen aber auch in tiefere Lagen hinabzugleisie zum Beispiel eine geradezu wundervolle
Renaissance“, aber natürlich wird Dalla sie
ten und verfügt insgesamt über eine ausVersion des Beatles-Klassikers „Because“.
mit vielen seiner großen Erfolge mischen.
gefeilte Gesangstechnik. Ein aktuelles Al22. März, 20 Uhr, Glocke
bum bringt sie nicht mit nach Bremen. Ihre 24. Februar, 20 Uhr, Glocke
MUSiK Glocke
39
Weitere Veranstaltungen
in der Glocke
So 22.01.2012 | 11 Uhr | Kleiner Saal
GLOCKE Familienkonzert:
»Vielsaitig«
Lautenklasse der Hochschule für Künste
Bremen
Prof. Joachim Held, Leitung
Sa 28.01.2012 | 20 Uhr | Großer Saal
Meisterkonzert
Yuja Wang, Klavier
NDR Sinfonieorchester Hamburg
Andrey Boreyko, Dirigent
Werke von S. Rachmaninow und
P. I. Tschaikowsky
Edita Gruberova (Foto Eiichiro Sakata)
Die Nachtigall auf Naxos
Naxos das geographische Emblem ihrer
Edita Gruberova verzaubert mit Leichtig- Kariere ist, ist die grazile Nachtigall das
„Wappentier“ Edita Gruberovas. Zu den
keit und Stil
Arien, in der sie ihre vibrierende Stimme
(sca) Auf der Insel Naxos begann ihre Kar- unvergleichlich schwingen lassen kann,
riere. Das heißt, eigentlich war es Wien,
gehört bezeichnender Weise „Die Nachtiaber als Edita Gruberova dort an der
gall“ von Alexander Alabieff. Auf einer ihStaatsoper 1976 in Richard Strauss‘ „Arirer frühen Solo-Platten hatte sie das Stück
adne auf Naxos“ die Zerbinetta unter Karl aus der Vergessenheit wieder ins ReperBöhm sang, brachte ihr diese Rolle den intoire zurückgeholt.
ternationalen Durchbruch. James Levine,
der nicht leicht zu begeistern ist, bekannAuch „Le Rossignol et la Rose“ aus „Pate, dass er noch nie eine solche Zerbinetta
gehört habe. Seitdem hat Edita Gruberova rysatis“ von Camille Saint-Saëns, mit dem
sie das Konzert zu ihrem silbernen Bühdie Rolle weit über zweihundertmal zum
Leuchten gebracht; sie ist die „Prima don- nenjubiläum eröffnete, zählt zu ihren
na assoluta“ des Koloraturgesangs. In Bre- Lieblingsstücken. In der Glocke wird man
es erleben können, die Vocalise steht beim
men wird es „die“ Gruberova mit einem
Konzert mit dem Münchner RundfunkorProgramm aus Parade-Arien wieder einmal beweisen.
chester unter Andriy Yurkevych ganz oben
auf dem Programm. In jedem Fall wird die
Nicht zuletzt, weil sie die vermeintlich zu- Sängerin in ihrem Bremer Konzert auch
ckersüße Ablenkung des Belcanto mit ge- einige der Belcanto-Preziosen aus ihrem
bührendem Ernst zelebriert: „Es ist unsere Fundus erklingen lassen, von Vincenzo
Aufgabe, diese Art, diesen Stil, dem Publi- Bellinis „Ah, non credea mirarti... Ah! Non
kum so begreiflich zu machen, dass es die giunge uman pensiero“ aus „La sonnamGefühle und den Ausdruck wahrnehmen
bula“ bis zu Charles Gounods „Ah! Je veux
kann und dass seine Seele berührt wird“,
vivre“ aus „Roméo et Juliette“.
sagt sie. „Das ist das Schwierige in diesem
Stil, dem Belcanto, denn es scheint auf den Trotz aller hochgestimmten und dramaersten Blick leicht zu sein, einfach, vieltischen Tonlagen bleibt es ihre Kunst, die
leicht auch platt – das hat mir auch schon Balance zu halten, nicht zu überziehen:
einmal ein namhafter Dirigent gesagt. Es
„Je lauter andere singen, desto leiser werde
ist eben die große Aufgabe, vom Gegenich“, hat Edita Gruberova einmal gesagt.
teil zu überzeugen.“ Und das gelingt Edita Man wird sie umso besser hören.
Gruberova mit Leichtigkeit und Stil. So wie 14. März, 20 Uhr, Glocke
So 29.01.2012 | 18 Uhr | Großer Saal
Semesterabschlusskonzert des
Brahms-Chores
Brahms-Chor an der Hochschule Bremen
Joshard Daus, Leitung
G. F. Händel: »Belshazzar« HWV 61
Fr 10.02.2012 | 20 Uhr | Großer Saal
Götz Alsmann & Band
»Paris!«
So 12.02.2012 | 11 Uhr | Kleiner Saal
GLOCKE Familienkonzert:
»Tierkreis für Kinder«
Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm,
Klarinetten
Krassimir Sterev, Akkordeon
Theresita Colloredo, Schauspiel/Konzept/
Libretto
Mo 13.02.2012 | 18.05 Uhr | Großer Saal
5nachsechs Afterwork Konzert
Johannes Krebs, Violoncello
Andreas Mildner, Harfe
Bremer Philharmoniker
Markus Poschner & Christian KötterLixfeld
Werke von L. van Beethoven und
J. Sibelius
Mo 20.02.2012 | 20 Uhr | Großer Saal
Sonderkonzert »La clemenza di Tito«
Malin Hartelius, Michael Schade, Elīna
Garanča und weitere Gesangssolisten
Die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen
Louis Langrée, Dirigent
W. A. Mozart: »La clemenza di Tito« KV 621
Mi 29.02.2012 | 20 Uhr | Kleiner Saal
5. Philharmonisches Kammerkonzert
Kodály Quartett
Werke von Z. Kodály, R. Schumann und
B. Bartók
40
MUSiK Konzerttipps
konzerttIppS
Music for Darwin
Zwei Preisträger
(ps) Lässt sich Wissenschaft in Musik darstellen? Dr. Susanne Gläß, Musikdirektorin
der Universität Bremen, beantwortet die
Frage mit einem eindeutigen Ja. Als Beweis
führt sie das 2008 entstandene Werk „The
Origin“ des US-amerikanischen Komponisten Richard Einhorn ins Feld. Ein abendfüllendes Stück für Solostimmen, Chor,
Frauenchor in bulgarischer Singtechnik
und Orchester, das 2009 mit großem Erfolg
in New York uraufgeführt worden ist und
nun in der Bremer Glocke zur europäischen
Erstaufführung gebracht wird.
(UM) Neben großen etablierten Namen
vermochte es die Philharmonische Gesellschaft, in den letzten Spielzeiten ihrer
Kammermusikreihe auch nahezu (noch)
unbekannte Streichquartette aus Europa und Übersee einzuladen. Diese meist
aktuellen Gewinner wichtiger internationaler Wettbewerbe trumpften dabei oft mit
geradezu atemberaubenden Kammermusikabenden auf.
Das Werk orientiert sich an wissenschaftlichen und autobiografischen Texten
Darwins und ist stilistisch zwischen Weltund Minimalmusik angesiedelt; gelegentlich schimmert Einhorns langjährige
Erfahrung als erfolgreicher Komponist von
Filmmusik durch. Die „Music for Darwin“
besteht aus 21 kurzen Nummern, ist reduziert und klar in der Harmonik, emotional
ergreifend und betont den Rhythmus.
Erstaunliche Ähnlichkeiten mit Orffs „Carmina Burana“ werden deutlich. Es wirken
mit: Alison Browner (Mezzosopran), Michael Dries (Bassbariton) sowie Orchester,
Chor & Frauenchor der Universität Bremen.
Dirigentin: Susanne Gläß.
24. Februar, 20 Uhr, Glocke
Auch in dieser Saison sind wieder zwei
Preisträger zu hören. Mit Hyeyoon Park
(Foto) und Julian Steckel kommen die
Gewinner der stets anspruchsvollen ARDWettbewerbe 2009 und 2010. Die 1992 geborene koreanische Geigerin machte 2009
Schlagzeilen, als sie als jüngste Teilnehmerin antrat, prompt den 1. Preis erhielt
und damit die jüngste Gewinnerin in der
Geschichte des Wettbewerbs wurde. Im
Jahr darauf folgte ihr der deutsche Cellist
Julian Steckel. Inzwischen Professor in
Rostock, zählt er zu den herausragendsten
deutschen Cellisten seiner Generation.
Mit dem erfahrenen Pianisten Paul Rivinius
vereinen sich die Preisträger im 4. Philharmonischen Kammerkonzert zu einem Trio
und bringen Werke von Mozart, Mendelssohn-Bartholdy und Ravel zu Gehör.
24. Januar, 20 Uhr, Glocke
MUSiK Konzerttipps
Frauenpower in Bremen
und umzu
(che) Das Festival Women in (E)Motion
existiert bereits seit den frühen neunziger
Jahren und hat sowohl arrivierte Musikerinnen aus den Bereichen Jazz, Blues
und Folklore nach Bremen geholt als auch
junge Talente vorgestellt. In diesem Jahr
finden zwischen dem 3. und 11. Februar
insgesamt acht Konzerte (einige davon
Doppelkonzerte) in Stuhr, Worpswede,
Bremerhaven, Vegesack und natürlich in
Bremens Zentrum statt.
Ebenfalls im Moments spielt am 7. Februar
eine Band aus Norwegen: Das Hedvig Mollestad Trio bewegt sich zwischen Jazz und
offensiver Rockmusik. Die Bandchefin, die
Gitarristin Hedvig Mollestad, hält etwa die
famose norwegischen Rockband Motorpsycho für ebenso wichtig wie Miles Davis.
Ebenfalls im Doppelkonzert sind die beiden
Bluesfrauen einen Abend später in der Worpsweder Music Hall zu erleben. Dann trennen
sich ihre Wege: Suzie Vinnick tritt am 5. Februar in Thieles Garten in Bremerhaven auf,
während Ndidi im Bremer Club Moments zu
erleben ist. Ebendort ist am 6. Februar Suzie
Vinnick noch einmal zu hören.
Das Finale von Women in (E)Motion findet
im Vegsacker Kito am 11. Februar statt,
dann ist dort die Sängerin und Gitarristin
Irma zu erleben: Sie kommt aus Kamerun, ist aber längst in Paris zuhause. Sie
verbindet Pop, Soul und Funk mit AfroElementen.
Am 9. Februar sind dann gleich zwei Duos
im Moments zu Gast: Die Argentinierin
Sofia Rei (Foto) ist ausgebildete Opernsängerin und bringt den peruanischen, jetzt
Der Reigen beginnt im Rathaus Stuhr mit
ebenfalls in New York ansässigen Kontraeinem kanadischen Doppel: Ndidi Onukbassisten Jorge Roeder mit. Sie spielt eine
wulu und Suzie Vinnick sind beide Musikleine südamerikanische Gitarre und nutzt
kerinnen mit Blues-Nähe. Während Ndidi ihr Laptop für Samples. Ebenfalls auf eiOnukwulu (Foto) Blues mit Jazz-Elementen nen Bassisten als Begleiter vertraut Nataša
kombiniert, aber auch zu Gospel und afri- Mirkovic. Die Sängerin aus Österreich mit
kanischen Rhythmen neigt, ist die Sänge- bosnischen Wurzeln hat sich mit Nenad
rin und Gitarristin Suzie Vinnick eher eine Vasilic einen Österreicher mit serbischen
Blues-Puristin, die neben eigenen Songs
Wurzeln gesucht. In ihrem Gesang komauch gerne Stücke von Willie Dixon und
biniert Nataša Mirkovic Balkanmusik mit
Lonnie Mack covert (3. Februar).
fragilen Pop-Anleihen.
41
42
MUSiK All diese Tage
Moritz Eggert komponierte die Musik
für die Oper „All diese Tage“
Text: Berit Böhme
Moritz Eggert
mIt e-baSS
und tonnen
„D
as Einfache und Klare ist viel
schwieriger als Komplexes und
Verschwurbeltes“, sagt Moritz
Eggert. Der 46-jährige hat die Musik für
die Zeitoper „All diese Tage“ komponiert.
foyer begleitet den Entstehungsprozess
des Bühnenwerks bis zur Uraufführung
am 28. April im Theater am Goetheplatz.
stadt verbindet er „gute Erinnerungen“ als
Konzertpianist.
Die Zeitoper basiert auf Alltagsgeschichten
von Bremer Jugendlichen. Die Schilderungen dienten als „Ideengeber und Inspiration“ für die künstlerische Arbeit. Bei der
Instrumentierung setzt Eggert neben dem
„normalen großen Sinfonieorchester 60
„All diese Tage“ ist Eggerts elfte abendSonderinstrumente“ ein. Darunter sind
füllende Oper. „Erste Arbeiten begannen
Harmonium, E-Bass, Akkordeon und Allbereits vor einem Jahr“, erinnert sich der
tagsgegenstände wie Tonnen. Moritz Eggert
gebürtige Heidelberger. „Die reine Kompo- hat beim Komponieren nicht auf ein spesitionsarbeit lief von August bis Dezember.“ zielles Publikum hingearbeitet. „Jegliches
Seine Frau Andrea Heuser schrieb das
Anbiedern fände ich falsch“, stellt er klar.
Libretto. „Es ist ein wechselseitiger Pro„Das Hinkomponieren funktioniert nicht.“
zess, Form und Struktur sind sehr wichtig.“
Die Oper folgt „keiner konventionellen
„Es ist kein Mitmachprojekt“, betont der in
Handlung und kommt einer Revue durch- München lebende Musiker. Vielmehr sei
aus nahe. Oft sind alle auf der Bühne.“
„All diese Tage“ eine „normale Oper“, die
Der Komponist bescheinigt dem Bremer
Laiendarsteller mit einbeziehe. „Ich habe
Theater eine „sehr sympathische, offene
Erfahrung damit, wie man Leute einsetzen
und gute Atmosphäre. Ich habe mich wohl kann, die keine Profis sind. Sie bringen eine
gefühlt bei dieser Arbeit.“ Mit der Hanseandere Form von Energie auf die Bühne.“
Die Zusammenarbeit mit Heranwachsenden ist Moritz Eggert vertraut, beispielsweise durch seine Kinderoper „Dr. Popels
fiese Falle“.
Eggert knüpft mit seiner Zeitoper an eine
Tradition aus der Weimarer Republik an.
Musiker wie Schönberg und Hindemith
hätten anstelle „spätromantischer Themen“ den „Alltag auf die Bühne gebracht“.
Diese Strömung sei „künstlerisch wahnsinnig fruchtbar“ gewesen, aber nach dem
Zweiten Weltkrieg „nicht wieder aufgegriffen“ worden.
Für den Kompositionsprofessor der Münchener Musikhochschule ist „Deutschland
das Opernland Nummer 1. Wir sind im
Paradies.“ Dennoch konstatiert er hierzulande „wahnsinnig eingefahrene Wege, wie
Uraufführungen entstehen“. Mittlerweile
gebe es einen „Bruch mit der Alt-Avantgarde“ und es entstünden „viele interessante
Ansätze“.
Eggert erteilt der Trennung in U-Musik
und E-Musik eine klare Absage. „Diese Begriffe haben wahnsinnige geistige Schranken gesetzt.“ Dabei gebe es „alberne E-Musik und ernste U-Musik. “ Er unterscheidet
da schon lieber zwischen „ungewöhnlicher
und gewöhnlicher Musik“.
Mehr Informationen zum Werk des Komponisten liefert die Webseite
www.moritzeggert.de
jazztipps
43
Jazztipps
Entspannte Spielweise
Saxofon trifft Shruti-Box
Messe & mehr: Jazzahead!
Das Wolfert Brederode Quartett kennt
viele Nuancen
Hayden Chisholm gibt ein Konzert
im Dunkeln
Volles Programm vom 19. bis 22 April
(hip) Inzwischen gibt es schon eine zweite
Generation von Jazzmusikern, die im
typischen, europäisch introvertierten Ton
des ECM-Labels spielen. Sie würden heute
wohl kaum diese Art von Musik machen,
wenn sie nicht in ihrer Jugend die Platten
von Keith Jarrett, Jan Garbarek oder Eberhard Weber gehört hätten. Wenn sie jetzt
von Manfred Eicher, dem Gründer und
Produzenten der Plattenfirma, entdeckt
und gefördert werden, schließt sich dabei
etwa für Musiker wie Julia Hülsmann oder
Nick Brätsch ein Kreis.
(che) Die Serie von Konzerten im Dunkeln,
die der Sendesaal Bremen in regelmäßigen Abständen und bei vollständiger
Dunkelheit veranstaltet, hat schon einige
interessante Experimente vorgestellt. So
wird es auch jetzt, wenn der Neuseeländer
Hayden Chisholm (Foto) mit Saxofon und
einer Shruti-Box aus Indien auftritt. Dieses
einfache Bordun-Instrument, mit dem nur
wenige begleitende Klänge zu Sitar oder
klassischem indischen Gesang erzeugt
werden können, hat es Chisholm zurzeit
angetan, und er experimentiert damit.
(ps) Er heißt José Fernández Torres, wurde
bekannt als „Tomatito“ (Foto) und wird
zumeist in einem Atemzug mit dem Begriff
„Flamenco Nuevo“ genannt. Denn der exzellente Gitarrist und mehrfache GrammyGewinner hat das musikalische Vokabular
der verschiedenen Spielarten des Flamenco maßgeblich erweitert, mischt Jazz-,
Rock- und Blues-Klänge unter und bringt
auch den Bossa Nova in sein vielschichtiges
Spiel. Am 20. April (20 Uhr) ist „Tomatito“
mitsamt seines Sextetts in der Bremer Glocke zu hören; sein Auftritt zählt zweifellos
zu den Höhepunkten der „Jazzahead!“ vom
19. bis 22. April.
Dies gilt auch für Wolfert Brederode (Foto).
Der 1974 geborene holländische Pianist hat
gerade mit „Post Scriptum“ seine zweite CD
bei dem Münchner Label herausgebracht,
und auch hier herrscht dessen hochkultiviertes und immer virtuos gespieltes Adagio
vor. Sein Quartett, mit dem er bereits seit
zehn Jahren spielt, besteht aus dem Schweizer Klarinettisten Claudio Puntin, dem
norwegischen Bassisten Mats Eilertsen
und dem Schlagzeuger Samuel Rohrer, der
ebenfalls aus der Schweiz kommt. Außergewöhnlich sind Brederodes melodischer
Einfallsreichtum und die nuancenreiche,
entspannte Spielweise des Ensembles.
31. Januar, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
Zu solchen Experimenten ist der Musiker aus dem fernen Neuseeland offenbar
immer bereit. Er hat an diversen Hochschulen der Welt studiert, zuletzt in Köln,
wo er den Posaunisten Nils Wogram traf,
zu dessen Jazzband Root 70 er seitdem
gehört. Hier traf er aber auch den Cellisten
Adrian Brendel, der das eigenwillige Music
at Plush-Festival im englischen Dorset kuratiert, und Chisholm zur Gründung seines
aktuellen Trios Breve animierte, zu dem
noch der Pianist John Taylor und Bassist
Matt Penman gehören. Adrian Brendel wiederum ist der Sohn von Alfred Brendel, der
Schirmherr des Sendesaal-Vereins ist. So
schließt sich im Sendesaal ein kleiner Kreis
zum Konzert im Dunkeln.
10. Februar, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
Die renommierte Jazzmesse, Treffpunkt von
Musikern, Managern und Konzertveranstaltern, stellt in diesem Jahr das Partnerland
Spanien in den Mittelpunkt und bietet sich
mit seinen Showcases traditionell auch
als Sprungbrett für talentierte Musiker an.
Weitere Höhepunkte: Das „European Jazz
Meeting im CCB und im Kulturzentrum
Schlachthof sowie die „Club-Night“ am 21.
April mit Konzerten an 15 Spielstätten in
Bremen und umzu. Ein spezieller FestivalPass gilt als Eintrittskarte für alle Konzerte
und zudem als Ticket für Bus und Bahn.
www. jazzahead.de
44
ROllEnSPiEl
Schauspielrätsel
(SN) Solche Tragödien sind uns selbst
in der Gegenwart nicht unbekannt. Nur
dass sie in der Antike meist mit Mord und
Totschlag verbunden oder von den Göttern
beeinflusst waren. Und die Schuld verlangt
Opfer: Erschwerend kommt in diesem Falle
dazu, dass Mann und Frau verschiedenen
Kulturen entstammten und sie mit ihren
beiden Kindern als Flüchtlinge in einem
fremden Land Zuflucht fanden. Sie hatte
schon mehrere kriminelle Taten vollbracht,
raubte Kostbares, tötete ihren Bruder, um
mit dem Geliebten fliehen zu können.
rollenSpIel
Der jedoch verlor bald das Interesse an
seiner Gattin, verliebte sich in eine junge
Schöne, die zudem zur höchsten Schicht
des Landes gehörte. Er begründete seine
Untreue mit dem Vorwand, der eigenen
Familie ein besseres Dasein zu ermöglichen.
Aber die Betrogene, die Gedemütigte, von
erbarmungslosen Hohn in einen dämonischen Hass getrieben, schickte einen ihrer
Jungs mit vergiftetem Zweig zur Rivalin.
Um den treulosen Mann noch tiefer zu
treffen, tötet sie ihre beiden Kinder.
Das Schicksal der selbstbewussten TragöTragö
din hat bis in unser Jahrhundert nicht an
Brisanz verloren, weshalb sie mehrere AuAu
toren zu variantenreichen Darstellungen
herausgefordert hat. Auch eine Oper bebe
handelt den Stoff.
Wer hat die Tragödie zuerst geschrieben?
Nennen Sie bitte den Dichter und den TiTi
tel des Stückes.
Antworten bitte bis zum 15. Februar 2012 an
foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43,
28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich:
www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das
Bremer Schauspiel.
Die Auflösung des Schauspielrätsels in
foyer 92 lautet:
„Die Orestie“ von Aischylos
Gewonnen haben:
Daniel Hewer, Delmenhorst
Andrea Kohne, Bremen
Rolf Niessen, Oldenburg
Ingeborg Steiniger, Bremerhaven
Dr. Klaus Vobl, Zeven
(hip) Der 14. Bremer Filmpreis der „Gut für
Bremen”-Stiftung der Sparkasse Bremen
geht an die französische Kamerafrau Caroline Champetier (Foto). Die Auszeichnung wird ihr am 19. Januar in der Oberen
Rathaushalle verliehen. Damit setzt die
Jury eine Tendenz fort, neben Regisseuren
und Schauspielern, die beim Kino meist im
Rampenlicht stehen, auch jene auszuzeichnen, die eher unbeachtet in anderen
Gewerken dieser kollektiven Kunstform
arbeiten. Nach einem Produzenten, einer Cutterin und im vergangenen Jahr dem
Filmkomponisten Alberto Iglesias wird
nun eine von jenen Mitwirkenden geehrt,
die für die Bilder verantwortlich sind.
Caroline Champetier hat mit großen
Filmemachern wie Jacques Rivette und
Jean-Luc Godard zusammengearbeitet. In
diesem Jahr wurde sie für ihre Arbeit an
dem Film „Von Menschen und Göttern“
mit dem César prämiert, dem französischen Pendant zum Oscar. Die Jury lobte
in ihrer Begründung „ihre besondere Sensibilität, ihr großartiges Verständnis von
Bildkomposition, Licht und Kontrast.“ Der
Bremer Filmpreis wird zum Auftakt des 17.
Symposiums verliehen, das zwischen dem
20. und 22. Januar im Bremer Kino „City 46“
stattfindet. Dort werden im Laufe des Januars auch sechs von der Preisträgerin fotografierte Filme gezeigt.
(ps) Der seit 2006 alle zwei Jahre von der
Günter Grass Stiftung Bremen vergebene
Literaturpreis „Albatros“ geht 2012 an den
US-amerikanischen Autor Dave Eggers
(Foto) und seine beide Übersetzer Ulrike
Wasel und Klaus Timmermann. Die Jury
sprach Eggers die Auszeichnung für seinen
Tatsachenroman „Zeitoun“ zu, der im vom
Hurrikan „Katrina“ verwüsteten New Orleans spielt (Kiepenheuer & Witsch, Köln
2011). Nach Meinung der Jury handelt es
sich dabei um „ein beeindruckendes Plädoyer für Zivilcourage ohne anklägerisches
Pathos mit erzählerischer Dynamik.“
Der „Albatros“ wird für zeitgenössische
erzählerische Prosa, Lyrik oder Essayistik vergeben. Er geht an Autoren aus aller
Welt, deren Werk sich durch hohe literarische Qualität und kulturelle und gesellschaftspolitische Relevanz auszeichnet.
Das ausgezeichnete Werk soll offenes Denken und die freie Auseinandersetzung mit
allen Bereichen unseres Lebens, mit unserer Welt und unserer Zeit befördern.
Die mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung zählt zu den am höchsten dotierten
deutschen Literaturpreisen. 25.000 Euro
sind für einen Autor, 15.000 Euro für dessen
Übersetzer bestimmt. Die Übergabe erfolgt
am 13. April im Rahmen eines Festaktes im
Bremer Rathaus.
ROllEnSPiEl 45
Opernrätsel
(SN) Liebe geht oft seltsame Wege, verlangt mitunter kaum lösbare Entscheidungen. Hat sich doch eine Nixe in einen hohen adeligen Herrn verliebt, der auf
der Jagd oft am See vorbeikommt. Er erkennt sie allerdings erst, als sie sich trotz
aller Warnungen von einer Hexe in ein
menschliches Wesen verwandeln lässt. So
etwas verlangt selbstredend einen hohen
Preis: Sie muss stumm bleiben.
Aber was kann eine Liebe leisten, wie kann
sie dauerhaft sein, wenn ihr die Sprache
fehlt? Die beherrscht eine Rivalin vortrefflich; zudem hat sie einen dem Herrn angemessenen adeligen Rang. Die zur Frau gewordene Nixe leidet mehr und mehr an
ihrem Schicksal. Ihr früherer väterlicher
Freund kann ihr Leid nicht mehr mit ansehen und holt sie zurück ins Wasser.
Doch jetzt erst wird dem Prinzen klar,
dass er ein holdes Geisterwesen geliebt
hat. Er lässt sie, die von ihren früheren
Gefährtinnen Ausgestoßene suchen,
will sie retten, was jedoch nicht gelingen
kann, weil die Hexe von der ehemaligen
Seejungfrau einen Mord verlangt, den sie
nie und nimmer ausüben will.
(ps) Der Akademische Senat der Universität Bremen hat Professor Dr.-Ing. Bernd
Scholz-Reiter (Foto) zum zukünftigen Rektor gewählt. Im zweiten Wahlgang entfielen 14 Stimmen der insgesamt 22 Wahlberechtigten auf ihn. Scholz-Reiter tritt am
1. September 2012 für fünf Jahre die Nachfolge von Wilfried Müller an, der sich nach
zehnjähriger Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet.
Der künftige Rektor arbeitet seit 2000 an
der Uni Bremen, vertritt im Fachbereich
Produktionstechnik das Gebiet „Planung
und Steuerung produktionstechnischer
Systeme“. Seit 2002 leitet er zugleich das
Bremer Institut für Produktion und Logistik
(BIBA) und ist für den Bereich „Intelligente
Produktions- und Logistiksysteme“ verantwortlich.
Scholz-Reiter, ausdrücklicher Befürworter
einer Volluniversität aus Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften, betonte nach seiner Wahl, dass Planungssicherheit für eine
nachhaltige Entwicklung der Universität
höchste Bedeutung habe. Ein ganz entscheidendes Ziel seiner zukünftigen Arbeit sehe
er deshalb darin, in einer langfristigen Vereinbarung mit dem Land einen garantierten finanziellen Rahmen für die Universität
festzulegen.
(ps) Von der Weser an die Hase: Dr. Patricia Stöckemann (Foto), derzeit noch Leiterin des Tanztheater Bremen, wechselt
mit Beginn der nächsten Spielzeit an die
Städtischen Bühnen Osnabrück. Der designierte Bremer Generalintendant Michael
Börgerding hatte bereits vor geraumer Zeit
grundlegende Veränderungen in der Tanzsparte des Hauses angekündigt, weshalb
auch der Vertrag mit dem künstlerischen
Leiter Urs Dietrich nicht verlängert wurde.
Patricia Stöckemann wird in Osnabrück
künftig als Dramaturgin und Managerin
der dortigen Dance Company arbeiten,
deren Leitung der junge italienische Choreograf Mauro de Candia übernimmt. Er
tritt damit die Nachfolge von Nanine Linning an, die nach Heidelberg geht. Seine
Laufbahn als Tänzer wurde maßgeblich
von Ballettdirektor Stephan Thoss geprägt,
der ihn 2001 an die Staatsoper Hannover
holte. Als freischaffender Choreograf arbeitete de Candia bereits für viele bedeutende Companys, darunter das Staatsballett Berlin.
Dieses Märchen mit tieferer Bedeutung
wurde von einem berühmten Tschechen
vertont. Wie heißt er, wie lautet der TiTi
tel der Oper, die immer wieder einmal auf
den Spielplänen erscheint?
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum
15. Februar 2012 an foyer, Roland Verlag
GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die
Teilnahme ist auch online möglich:
www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das TheThe
ater Bremen, das Stadttheater BremerhaBremerha
ven und das Oldenburgische Staatstheater.
Die Auflösung des Opernrätsels in foyer
91 lautet: „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner.
Gewonnen haben:
Gerd Böhm, Holste-Hellingst
Ursula Bretschneider, Oldenburg
Reinhard Burmeister, Delmenhorst
Sandra Charlet, Bremerhaven
Birgit Daldrop, Oldenburg
Stefan Koch, Hamburg
Karl Kragl, Delmenhorst
Manfred Margner, Oldenburg
Dr. med. H.-J. Meißner, Bremen
Der Osnabrücker Intendant Dr. Ralf WaldWolfgang Pirke, Bremerhaven
schmidt knüpft an das Engagement von de
Sigrid Schmidt, Nordhorn
Candia große Hoffnungen: „Mit ihm wolSiegfried Schmidt, Cuxhaven
len wir die Position Osnabrücks als wichtige Manfred Spengler, Nordenham
Tanzadresse in Deutschland und Europa
Heidi Ulrich, Bremerhaven
behaupten und weiter ausbauen.“
Stephan Wondrich, Bremen
46
literatur Wir können nicht alle wie Berta sein / Die deutsche Seele
literatur
Text: Inge Zenker-Baltes
Sogkräftiger Künstlerroman
Eva Mattes liebenswerte Autobiographie
„Wir können nicht alle wie Berta sein“
Schreiben wollte Eva Mattes eigentlich nie.
„Das kann ich nicht“, sagte sie immer, auch
der Ullstein-Chefin Siv Bublitz. Doch die
Verlegerin ließ nicht locker. Und einmal
begonnen, konnte die Schauspielerin nicht
mehr aufhören zu schreiben, zu erzählen,
in der Vergangenheit zu kramen, zu verarbeiten, Kritik und Selbstkritik zu üben, ein
wenig abzurechnen, durchaus auch rückblickend zu verzeihen.
Wer ist diese Frau, deren Lieblingsblume
die Kapuzinerkresse ist, die vor Gewittern
Angst hat, die als Kind Pippi Langstrumpf
und dem Jungen Timmy in 250 Folgen von
„Lassie“ ihre Stimme lieh, die nie eine
Schauspielschule besuchte, schon mit 10
vor der Kamera stand, mit 15 eine erste
Hauptrolle bekam – und die sich oft in ihren künstlerischen Partner verliebte? 1954
als Tochter der Tänzerin und Schauspielerin Margit Symo und des Filmkomponisten
Willy Mattes in Tegernsee geboren, wollte
Eva Mattes immer nur eines: Schauspielerin werden und dabei aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter heraustreten.
„Erinnerungen“ nennt sie die fesselnden
410 Seiten in sympathischer Bescheiden-
heit, und mehr will ihre Lebensgeschichte auch nicht sein – genauso wenig wie
ihre Verfasserin ein Star. „Arbeiten wollte ich und tolle Sachen machen, viele andere Leben ausprobieren“, erzählt sie. Zu
den entscheidenden Stationen ihres „wilden Lebens“ – so das Verlagscover – zählen
spektakuläre, auch skandalöse Theater-,
Film- und Fernsehproduktionen. So etwa
1970 der Abbruch der Berlinale wegen des
Antikriegsfilms „ok“, in dem sie eine junge
Vietnamesin spielt. Oder der Skandal um
ein Stück von Franz Xaver Kroetz und seine Verfilmung unter dem Titel „Wildwechsel“, als sich „die Mattes“ nackt auf der
Bühne des Hamburger Schauspielhauses
und dann vor der Kamera zeigte.
„Wir können nicht alle wie Berta sein“
skizziert das abwechslungsreiche Leben einer wandlungsfähigen Frau, die in
mehr als 200 Film-, Fernseh- und Theaterrollen und als Chansonsängerin ihr Spektrum unter Beweis gestellt hat. Nun präsentiert sie sich auch als Autorin eines aus
dem Stand dicht erzählten Buches, das neben dem Autobiographischen mit jüngerer deutscher Kulturgeschichte aufwartet,
ein sogkräftiger Künstlerroman – und eine
temperamentvolle Hymne an das Leben.
Eva Mattes: Wir können nicht alle wie
Berta sein. Ullstein, 410 S., 19,99 Euro
Die Liste ihrer Auszeichnungen ist beeindruckend, die „ihrer“ Regisseure klingt wie
das „Who is Who“ des deutschen Films:
Michael Verhoeven und Peter Zadek, Helma Sanders-Brahms, Werner Herzog – mit
dem sie eine gemeinsame Tochter hat –,
und last but not least Rainer Werner Fassbinder. Den verkörperte sie meisterhaft
im nach seinem Tod gedrehten Film „Ein
Mann wie Eva“. „Tatort“-Kennern ist sie bekannt als Kommissarin Klara Blum, die im
Bodenseeraum ermittelt und dieses Jahr
ihr zehnjähriges Dienstjubiläum feiert, die
Jüngsten kennen und lieben sie für ihre
Rolle in den Kinderfilmen vom „Sams“.
Thea Dorn und Richard Wagner erkunden
„Die deutsche Seele“
Typisch deutsch?
Fast 2 Kilo schwer und 560 großformatige,
bebilderte Seiten über „Die deutsche Seele“ – ein ambitioniertes, kühnes Projekt.
Als „Liebeserklärung“ bezeichnen es die
beiden Verfasser Thea Dorn, coole Krimi-,
Sachbuch und Fernsehfrau, und Richard
Wagner, ein Romanautor, der, inzwischen
fast 60jährig, seine ersten 35 Lebensjahre
im rumänischen Banat verbrachte.
Schon der Blick ins Inhaltsverzeichnis verheißt Originalität: Da wird streng nach
literatur Fast genial
dem Alphabet vorgegangen – von Abendbrot („Es ist karg. Es ist ein wenig pedantisch. Es ist liebevoll“) und Abendstille bis
Grundgesetz, Hanse und Heimat („kann
ein kostbares Gut sein oder auch nur ein
gemütlicher Ort“), von Kitsch und Männerchor („fast überall kann es passieren,
dass ... Männer zu singen beginnen“) bis
Querdenker („Am Anfang war der Querulant. Er, der immer etwas auszusetzen
hatte“), Reformation und Reinheitsgebot
(„Entgegen dem Klischee ist Deutschland
in Sachen Sauberkeit allenfalls eine gediegene Mittelmacht“), von Schadenfreude,
Schrebergarten, Spießbürger und Strandkorb bis Winnetou („Winnetou kennt man
in Amerika nicht“) und schließlich Zerrissenheit („Zwei Seelen wohnen ach... was
für eine Untertreibung!“).
Wo nun soll der neugierig gemachte Leser mit der Lektüre beginnen? Im Vorwort
wird er erst einmal gewarnt, davor, dass
man ihn in diesem Buch nicht warnt – vor
dem Deutschen nämlich. Das weckt Widerspruchs- wie auch Entdeckerlust. Also
beginnt ein Blättern und Schmökern. Und
dann kann man nicht mehr aufhören.
Denn alles ist historisch und kulturell detailliert recherchiert, schließt Bildungslücken auf allen Gebieten, die Schreibe
gibt sich humorig, der jeweilige Betrachtungswinkel höchst originell und (selbst!)
ironisch, behält jedoch einen eventuell
Anz_allge_184x70
09:11ein
Seite
1
gebotenen
Ernst im20.10.11
Blick. Kurz,
unge-
wöhnliches, so gar nicht typisch deutsches
und damit längst überfälliges Werk.
Thea Dorn, Richard Wagner: Die deutsche
Seele. Knaus, 560 S., 26,99 Euro
Hinreißendes Road Movie
Benedict Wells toller Roman mit realem
Hintergrund
47
zu nehmen. Und endlich erfährt der junge
Mann etwas über seine Herkunft: er sei das
Produkt einer künstlichen Befruchtung
mit Sperma aus der umstrittenen Samenbank eines US-Millionärs – die gab es übrigens tatsächlich –, der besonders begabte
Kinder züchten wollte.
Nachdem der erste Schock überwunden
und seine Mutter auf dem Wege der Besserung ist, begibt sich der potentielle Sohn
eines Nobelpreisträgers voller Erwartung auf die Suche nach dem Samenspender. Freund Grover und Anne-May begleiten ihn – und eines der hinreißendsten
Road Movies der jüngeren deutschen Literatur nimmt seinen Lauf. Was die drei jungen Menschen erleben, wie sie mit äußeren
Unbilden und internen Konflikten umgehen, welch reiches Gefühlsleben jedem von
ihnen innewohnt, das schildert Benedict
Wells auf ebenso amüsante wie melancholische Weise. Die bunt schillernde und
aufregende Geschichte brachte ihm über
Wochen einen sicheren Platz auf den Bestsellerlisten ein.
Woraus nur schöpft der 17-jährige Francis Dean noch so etwas wie Lebensfreude? Seine Mutter ist seelisch krank und immer wieder in klinischer Behandlung, ihr
Zustand bricht dem äußerlich kräftigen,
aber feinfühligen Heranwachsenden fast
das Herz. Seinen leiblichen Vater kennt er
nicht, ausweichend sprach die Mutter einmal von einer kurzen Affäre mit jemandem
„von weit weg“. Aus Rücksicht auf ihre Verfassung hat der über seine Jahre hinaus gereifte Junge das Thema nie wieder angeschnitten. Früher hielt Stiefvater Ryan die
Familie vorbildlich zusammen, doch dann
kam die Trennung, Ryan zog mit dem kleinen Halbbruder Micky nach New York,
Francis mit seiner Mutter in einen trostloWells, Jahrgang 1984, eroberte schon mit
sen Trailerpark bei New Jersey.
seinem Debütroman „Becks letzter Sommer“ die Herzen von Lesern und Kritikern.
Eines Tages trifft Francis auf die etwa
gleichaltrige Anne-May – eine Begegnung Nach dem etwas schwachen zweiten Buch
„Spinner“ besticht „Fast genial“ aufs Neue
wie ein Naturereignis, „es war 14:32, als
sich für Francis alles änderte.“ Wenig spä- mit Tiefgang und Vielschichtigkeit.
Benedict Wells: Fast genial. Diogenes, 322
ter schreibt die Mutter ihrem Sohn einen
S.,19,90 Euro
Brief, bevor sie versucht, sich das Leben
Institut für
Chinesische Medizin
Barbara Schilling
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DRK Kreisverband Bremen e.V.
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Erkrankungen
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psychosomatische Störungen
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organischen Befund
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48
litERatUR Bremer Literaturpreis
Ziellosigkeit als Ziel
Bremer Literaturpreis für Marlene Streeruwitz
Text: Inge Zenker-Baltes
bremer
lIteraturpreIS
Ziellosigkeit als Ziel
Bremer Literaturpreis für
Marlene Streeruwitz
schauplätzen wie Afghanistan operierenden Sicherheitsfirma „Allsecura“ fort.
Streeruwitz versteht es, mit Hilfe stakkatoartiger, immer wieder auch unvollstänMan muss sich in diesen Stil einlesen, um
diger Sätze ein Szenario latenter Bedroihn zu mögen, ihn gut zu finden, ihn preishung und Gewaltbereitschaft zu erzeugen,
zukrönen. Genau das machte die Jury für
das nur scheinbar nichts mit unserer Wirkden diesjährigen Bremer Literaturpreis mit
lichkeit zu tun hat, dem Leser aber doch
Marlene Streeruwitz’ schon für den Deutbedrückend nahe kommt. Möchte man
schen Buchpreis nominierten Thriller, der
sich versenken in eine so angstbesetzte,
den Leser mitnimmt „in die Bedrohung eitraumatisierende Handlung, in eine Exisner überkontrollierten Welt“, in die Wahrtenz, so gefährdet, vage und fragil wie nur
nehmung einer jungen Frau, „die in der
das Leben selbst sein kann?
düsteren Maschinerie der Sicherheitsindustrie ihre Zukunft sucht.“
Schwere Kost ist „Die Schmerzmacherin“,
Die titelgebende „Schmerzmacherin“ Amy
Schreiber ist zu Beginn des Romans in einer klirrend kalten Winternacht mit ihrem
Auto unterwegs, das von ungewöhnlich
vielen Raubvögeln umkreist wird. Amy hält
an, schaut einem dieser Vögel in die gelbe
Iris – und greift, als der sich wegdreht, zur
Wodkaflasche.
Diesen Ausweg wird sie im Laufe ihres
wechselvollen, krisengeschüttelten Lebens
noch manches Mal suchen. Aufgewachsen in einer Adoptivfamilie, tut Amy sich
schwer, Orientierung, Standort und Halt
zu finden, mäandert durch ihr Dasein. Unter Drogen wird sie vergewaltigt, bringt,
ohne zu begreifen, was da geschieht und
wie es dazu kam, einen blutigen Fleischklumpen hervor, geht fast ungerührt zur
Tagesordnung über und setzt ihre Ausbildung bei der international auch auf Kriegs-
theaters einen sechsteiligen Zyklus, der
nun als Roman vorliegt.
Der Ich-Erzähler holt weit aus, greift zurück auf prägende Kindheitserlebnisse, die
er selbstironisch zum Besten gibt. Etwa die
Episode vom Schulausflug, wo er einen üblen Stau auf der sensationellen Riesenrutsche verursacht, weil er eine Lederhose
trägt. Oder die vom fremden Mann, der ihn
über eine Hecke schleudert.
Latent paart sich ein Gefühl von Verunsicherung des Heranwachsenden mit unbändigem Freiheitsdrang innerhalb eierträglich nur für fantasiebegabte und lei- ner zu eng erscheinenden Umgebung. Mit
densfähige Menschen. Die aber packt die- 18 Jahren geht der Protagonist für ein Jahr
nach Amerika, um sich der freundlich-herser Roman – von der ersten Seite an.
Marlene Streeruwitz, Die Schmerzmache- ablassenden Dominanz von Eltern und
Brüdern zu entziehen. Hungrig nach neurin. Fischer, 399 S., 19,95 Euro
en Erfahrungen, nimmt er in seiner reaktionären Gastfamilie alles mit, was sich
Genuss für Herz und Intellekt bietet: Whirlpool-Parties und Kettensägen-Shows, wilde Basketball-Spiele, BesuFörderpreiswürdiges Romandebüt
che im Todestrakt des Staatsgefängnisses.
von Joachim Meyerhoff
Schließlich verliebt er sich, dann erreicht
ihn eine Todesnachricht aus der Heimat.
Eigentlich Schauspieler, Theatermann
also, beherrscht Joachim Meyerhoff das
Die Lektüre des eindringlichen RomanMetier rund um anschaulich-fesselnde
debüts ist ein Genuss, strapaziert mitunter
Dramaturgie, authentische Personenkondie Lachmuskeln, berührt aber vor allem
stellation und süffigen Stil fast beängstigend perfekt. Mit „Alle Toten fliegen hoch“, Herz und Intellekt.
der Geschichte seiner Familie, präsentierte
Meyerhoff, Jahrgang 1967 und bereits 2007 Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen
hoch. Kiepenheuer & Witsch, 320 S.,
zum „Schauspieler des Jahres“ gewählt,
18,95 Euro
zunächst auf der Bühne des Wiener Burg-
BUCH UND MUSIK Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum 49
Text: Simon Neubauer
Lebenslange
Liebe zur Musik
J
eder Musikfreund, der beruflich Ausübende oder mit Wonne „nur“ Hörende, weiß sehr wohl, dass die Liebe zu
Frau Musica einen wesentlichen Teil seines Daseins prägt. Manche Menschen dieser Gattung gehen sogar noch weiter, wie
etwa der 1932 geborene Hans Landesmann, der seine Erinnerungen mit der
Behauptung „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ betitelt. Und nach dieser verrückten Devise lebte und gestaltete
der aus einer durch Vieh- und Naturalienhandel sehr reich gewordenen jüdischen
Familie stammende Autor sein überreich strapaziertes, erfolgreiches und sich
selbst beglückendes Wirken.
henden, freilich auch vom Stardirigenten
Claudio Abbado dringend gewünschten jugendlichen Klangkörper, nämlich des „European Youth Orchestras“ und kurz danach des noch heute sehr erfolgreich (etwa
unter Daniel Harding) musizierenden Gustav Mahler Jugendorchesters. Den wesentlichsten Abschnitt seines Lebens widmete
Hans Landesmann jedoch den Salzburger
Festspielen als Konzert- und Finanzchef.
Und weil er gefragt war, wurde er schließlich zum Gründer der Wiener Festwochen.
Diese vielseitigen Tätigkeiten erlauben
dem Leser nun auch den Blick hinter die
Kulissen, die allerdings nicht immer mit
leuchtenden Augen wahrzunehmen sind:
Als Junge erlebte er zwar die den NaziterWenn es zum Beispiel um die Eifersüchteror überaus freundlich unterstützenden
leien zwischen Musikverein und KonzertPfeilkreuzler (ihr Ungeist ist auch im heu- haus, den beiden das Wiener Konzertleben
tigen Ungarn unter Orban wieder spürprägenden Institutionen geht (vergleichbar) während der grässlichen Judenverbar ungefähr mit den gelegentlichen Missfolgung in Budapest, hatte jedoch Glück
stimmungen zwischen Kammerphilharund konnte später in Wien seine musikamonie und Philharmonikern in Bremen),
lische Ausbildung bis zur Reife fortsetzen. um Rivalitäten unter den Dirigenten und
Als sich Hans Landesmann eingestehen
prominenten Solisten sowie beim Auflismusste, dass sein pianistisches Können für ten der Schwierigkeiten, als man noch zu
eine große Karriere nicht ausreichen wür- Zeiten des Eisernen Vorhangs Jugendliche
de, suchte seine Leidenschaft für Musik
aus den Ostblockstaaten für die im Entsteein anderes Ventil: Er wurde Mitbegründer hen begriffenen Jugend-Orchester loseider Konzerthaus-Gesellschaft, in der sich
sen wollte.
künftig die Wiener Symphoniker aufgehoben fühlten, und trat somit in Konkurrenz Sehr interessant ferner die Berichte über
zu den im Musikvereinsgebäude beheima- die Salzburger Hürden, die zunächst eine
teten Wiener Philharmonikern.
Änderung der Programme schier unmöglich machten, weil Herbert von Karajan
Später avancierte er zum „Geburtshelfer“
nicht einen Zoll seiner Domäne abzugeben
der unter schwersten Umständen entstebereit war. Erst als sein Stern allmählich
verblasste, kam man zum Ziel. Nachvollziehbar in dieser Stadt Bremen mit zwei
professionellen Orchestern und mit einem
erstklassig besetzten Musikfest auch Landesmanns Geduld und Diplomatie beim
Beschaffen der nötigen Finanzen; besonders schwierig, wenn man es mit einem
uneinsichtigen Intendanten vom Format
Gérard Mortiers zu tun hat, der Mitwirkenden Gagen zusicherte, die mit dem Finanzchef nicht abgesprochen waren.
Trotz aller Unbill trat Landesmann unerschrocken für die Neue Musik ein, widmete ihr, besetzt mit erstklassigen Interpreten, ganze Reihen. Und bei allen
Belastungen durch die Arbeit in den verschiedenen Ämtern entstanden mehrfache
Lebensfreundschaften, etwa mit Claudio
Abbado, dem Ausnahmepianisten Friedrich Gulda, dem ganz anders geprägten
András Schiff, dem Komponisten Friedrich
Cerha, ferner enge Beziehungen im Rahmen der Zusammenarbeit zum Beispiel
mit Pierre Boulez, den Landesmann wiederholt für ganze Zyklen gewinnen konnte.
Ihnen und vielen anderen Menschen widmete Landesmann mit Sensibilität gezeichnete Porträts, die er zur Aufzeichnung dem Kulturredakteur der „Salzburger
Nachrichten“, Karl Harb, in die Feder diktiert hat.
Hans Landesmann: „Ohne Musik wäre das
Leben ein Irrtum“. Erinnerungen, aufgezeichnet von Karl Harb. Zolnay Verlag
Wien. 208 Seiten, Euro 19,90.
50
KOlUMnE Nachgedacht
Nachgedacht:
Text: Stephan Cartier
photocase
reIF Für dIe InSel
G
edichte sind Zeitverschwendung.
Sie klingen gut, stimmen aber meist
nicht. Der beste Beweis ist die wunderbare und viel zitierte Zeile „Niemand
ist eine Insel“ des metaphysischen Poeten
John Donne. Das Gedicht entstand vor 400
Jahren und rührt schon durch sein hohes
Alter unser Herz, mehr noch aber durch
sein humanistisches Ideal. Bewegt liest
man weiter: „Jeder Mensch ist ein Stück
des Kontinents, ein Teil des Festlandes.“
Ja, das wäre schön. Ist aber nicht so. Das
darf man jeden Tag erleben.
Schwede im Gang, als dass er seine Mitreisenden in die Verlegenheit bringt, sich mit
seiner ungewollten Nachbarschaft auseinander setzen zu müssen. Im noch depressiveren Finnland besteht gar die Gefahr, dass
sich der eine oder andere lieber erschießt,
um ungewollter Gesellschaft zu entgehen.
Der Sinn für die Geselligkeit und die prinzipielle Ungefährlichkeit eines Mitmenschen scheint abhanden gekommen zu
sein. Zu John Donnes Zeiten mag das anders gewesen sein. Damals gab es allerdings auch noch keine Busse und Kinos.
Wenn in einem Zug, einem Bus, einem
Dies allein kann jedoch nicht erklären, waKino oder an einem anderen Ort mit freirum der moderne Mensch so sehr darauf
er Platzwahl zwei Menschen einander bebesteht, eine Insel im Meer freier Sitzplätze
gegnen, werden sie Sitze mit extremem Ab- zu sein. Es mag vielmehr daran liegen, dass
stand wählen. Zusätzlich wappnen sie sich er von Natur aus ein Inselbewohner ist.
gut autistisch durch den Gebrauch von
Laptops, Handys oder MP-3 Playern gegen Das behauptet jedenfalls der epische Pejede Kontaktaufnahme. Kommt ein Dritter Sloterdijk in seinem knapp 3000 Seitenter hinzu, so wird er sich mit Sicherheit in
Wälzer „Sphären“, mit dem man klüger werdie geometrische Mitte zwischen diese bei- den und zur Not auch jemanden erschlagen
den setzen. Man könnte es das Gesetz der
kann. Hier singt er das Loblied auf die Insel,
größtmöglichen sozialen Distanz (GDGSD) ein Hoch auf Lummerland für Erwachsenennen, und es hat nicht immer etwas mit ne. Der Philosoph zitiert die Anthropologie,
dem Versagen von Deodorant zu tun.
die die inselhaften Grünflächen der Savanne Afrikas als Wiege des Homo sapiens ausAuch nicht mit dem Klima. Es wäre ja plau- gemacht hat. In der Abgeschiedenheit und
sibel, dass in den kalten Zonen Europas
räumlichen Beschränkung sei die Evolution
körperliche Nähe schon aus ur-instinktierst auf Touren gekommen. Einmal daran
vem Wärmebedürfnis noch einen hohen
gewöhnt, habe sich der Mensch immer neue
Stellenwert besitzt. Doch weit gefehlt! Ge- „Insulierungen“ geschaffen, um sich gegen
rade in den skandinavischen Ländern, so
die Umwelt abzugrenzen und hierdurch eiberichten vertrauenswürdige Zeugen, wer- nen Laborraum für seine ungestörte Entde das „Dazusetzen“ im Zugabteil geradezu wicklung zu schaffen.
als Bedrohung empfunden. Lieber steht der
Bestes Beispiel ist für Sloterdijk die Erfindung der Klimaanlage, die Wohnungen inmitten widriger klimatischer Bedingungen
zu Wohlfühlräumen macht – zu „Thermotopen“, wie der Wortakrobat Slotderdijk
schreibt –, in denen der Mensch der Verfeinerung seiner Sitten oder einfach der Befriedigung seiner Bedürfnisse nachgehen kann:
„Inseln sind Weltmodelle in der Welt. (…)
Inselluft macht frei.“
Unterstützung bekommt Sloterdijk von einem Bruder im Geiste, dem französischen
Philosophen Gilles Deleuze: „Der Mensch
müsste sich auf die Bewegung zurückführen lassen, die ihn auf die Insel führt, eine
Bewegung, die den Elan, den die Insel hervorbringt, verlängert und wiederholt.“ Es
gilt also: Jeder ist eine Insel. Und deswegen
sitzt der Mensch auch gern allein mit seinen elektronischen Spielzeugen im Zug und
möchte nicht belästigt werden. Damit wäre
Johne Donne widerlegt und das Gedicht als
Kunstform endgültig verabschiedet.
Der Poesie bliebe nur noch eine minimale
Chance auf Gültigkeit: Wenn die Temperatur im Thermotop durcheinandergerät. Auf
die Ausfälle der Klimaanlage in der Deutschen Bahn ist gerade während des Sommers Verlass, und bei über 40 Grad kommen sich selbst Skandinavier näher. Bei
den Schweden heißt diese Form der geselligen Klima-Insel allerdings nicht Zug, sondern Sauna. Und im Schweiße ihres Angesichts sind alle Menschen wohl doch
Brüder.
literatur Bremen 2041
Biochips
im Cyber
Valley
„W
o soll das alles enden?“ fragten sich fünf West-Berliner
Freaks in dem 1978 erschienenen Comic-Bändchen „Invasion aus
dem Alltag“ des begnadeten Zeichners
Gerhard Seyfried. Die Visionen der jointbenebelten Chaoten fielen ernüchternd
aus: Sie rechneten mit dem Orwell’schen
Überwachungsstaat, der totalen Umweltkatastrophe und der Sintflut, einer sah
sogar die Machtübernahme durch „die
Russen“ voraus. Und nur die Optimistin
des Quintetts malte sich ein Schlaraffenland in den schönsten Farben aus.
„Wo soll das alles enden?“, präzise: „Wie leben wir im Nordwesten in 30 Jahren?“, lautete auch die Frage, die Dr. Henrik Werner,
Chef des Kulturressorts der Bremer Tageszeitungen AG, 31 Autorinnen und Autoren
aus Bremen und der Region gestellt hat.
Ihre Antworten liegen jetzt in dem Buch
„Bremen 2041 – Erzählungen aus der Zukunft“ vor, waren zuvor von April bis November 2011 im Rahmen einer bemerkenswerten Literaturserie im „Weser-Kurier“
erschienen und fallen mal verstörend, mal
abstrus, mal satirisch aus. Denn skizziert
wird eine durchaus vorstellbare Zukunft
mit tropischen Temperaturen, Straßenkämpfen und organisiertem Verbrechen
oder Gefängnisstrafen für Raucher.
Orwell, Sintflut, Klimakatastrophe – was
den bekifften Seyfried-Freaks, dessen Werke seinerzeit in jeder WG mit halbwegs
links-liberaler Attitüde die Runde machten, vor Augen schwebte, spielt auch in den
Kurzgeschichten unserer Tage eine große
Rolle. Da schildert Hans-Jürgen Hofmann,
wie das Prinzip des Überwachens und
Strafens umgesetzt wird, während Moritz Rinke Eisbären in der Weser schwimmen läßt und Klaus Modick erzählt, wie
51
Visionen von 31 Autorinnen und Autoren
über das Leben im Bremen des Jahres 2041
Text: Peter Schulz
gestern anfangen kann. Denn ein greiser
Ai Weiwei berichtet ihm von der zu einem
Tanzlokal umgebauten Kunsthalle und den
Sportveranstaltungen, die anno 2041 im
Theater am Goetheplatz stattfinden. Jokus
und Spiele statt van Gogh und Goethe –
sollte die gnadenlose Jux-Gesellschaft, der
Anja Kümmel in Bremen ein „SpaßghetRainer Mammen aber, der alte Freund und to“ schafft, wirklich die Oberhand gewinnen? Mensch Rainer, das darf doch einfach
geschätzte Theaterkritiker, lässt sich mitnicht das Ende sein!
samt der allseits bekannten Frau Dr. B.
mittels einer Zeitmaschine in die Zukunft Bremen 2041 – Erzählungen aus der Zukunft. Hrsg. Hendrik Werner. Bremer Takatapultieren und entdeckt, dass die Welt
von morgen nichts mehr mit der Kunst von geszeitungen AG. 202 Seiten, 9,90 Euro.
sein Roboter „Binky“ Kokosnüsse im heimischen Garten einsammelt. Krimiautor Hans-Jürgen Rusch beschreibt, wie ein
Hirnimplantat das Verbrechen verändert.
Und sein Kollege Jürgen Alberts schildert,
warum sich Bremen in ein Cyber Valley
verwandelt hat.
52
MaRKEtinG Musikschau der Nationen
duett Für
völkerverStändIgung
Wie die „Musikschau der Nationen“ zu einem
neuen Image kam
Text: Maike Rotermund und Peter Schulz
Ü
ber Nacht zum Fotomodell: Carina
Claus kann es irgendwie immer noch
nicht fassen. Denn eigentlich hat die
19-jährige nichts mit Glamour, Glanz und
Glitter am Hut. Doch für die „Musikschau
der Nationen“ stellte sie sich ohne Zögern
vor die Kamera, posierte unter professionellen Bedingungen in schlichten blauen
und roten T-Shirts mit uniformierten Musikern. Denn schließlich ging es um eine
Sache, die Carina Claus sehr am Herzen
liegt: Die Jugendarbeit des Volksbundes
Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Pflege der alten Soldaten-Friedhöfe, die Biografiearbeit der Gefallenen, das Niederlegen
von Kränzen zur Erinnerung an das furchtbare Geschehen habe ihr einen anderen
Zugang zur Geschichte und zur Kultur des
jeweiligen Landes vermittelt. Und obwohl es
um ein ernstes Thema gehe, sei die Zeit im
Camp immer auch mit Spaß verbunden.
„Musikschau der Nationen“ als Benefizveranstaltung lenken und zudem den Aspekt
einer der Völkerverständigung dienenden
Jugendarbeit deutlich hervorheben soll.
Zweifellos ein kluger Einfall, der freilich
nahezu im Handumdrehen realisiert werden musste. Denn die von der WfB zur Verfügung gestellten Werbeflächen standen
sehr kurzfristig zur Verfügung, weshalb
gerade einmal zehn Tage Zeit von der Idee
bis zum fertigen Plakat blieben.
Die gute Atmosphäre gefällt auch Carina
Claus: „Es macht einfach Laune, sich mit
den Jugendlichen zu treffen, die Gemeinschaft zu erfahren. Und zudem ist es ja eine Harald Schweers, Geschäftsführer der mit
gute Sache!“ So gut, dass sie und einige
der Realisierung beauftragten Agentur für
Jugendliche von heute und Gräber von
andere Jugendliche sich spontan bereit
Kommunikation Haase & Knels + Schweers,
Soldaten aus den schrecklichen Welterklärten, unentgeltlich bei den Aufnahmen nahm die Herausforderung an und setzte
kriegen des vergangenen Jahrhunderts
für eine neue Werbekampagne der „Musik- alle Räder in Bewegung: Er knüpfte Kon– wie passt denn das zusammen? „Kein
schau der Nationen“ mitzuwirken. Denn
takte zu mitwirkenden Musikern aus der
Problem“ antwortet Carina Claus. Und
der Erlös dieser traditionsreichen Veranstal- Region und zu den Jugendlichen, die sich
sie erzählt von den vielen Jugendgruppen
tung, die seit nunmehr fast fünf Jahrzehnim Bremer Volksbund engagieren, und
unter dem Dach des Volksbundes, die sich ten in der Bremer ÖVB-Arena
stellte ein Mitarbeiterim Sommer in unterschiedlichen Ländern stattfindet, fließt in die Ju- „Eine bunte, emotionale Team zusammen, dem
zu „Workcamps“ treffen, um Kriegsgrägendarbeit des Volksbundes und fröhliche Show“
auch Studierende der
und ermöglicht damit neben
ber und Gedenkstätten zu pflegen. „Die
Hochschule für Künste
Bremer Gruppe bietet zum Beispiel aktuell dem Eigenanteil der teilnehmenden Jugend- (HfK) angehörten, wo der renommierte
lichen die Ausrichtung der „Workcamps“ in Grafikdesigner seit 2001 lehrt. So konnte
ein Camp im englischen Cannock Chase
vielen europäischen Ländern.
bei Stafford an. Außerdem geht es nach
sehr kurzfristig ein erstes Shooting organiCompiègne bei Paris und nach Riga.“
siert werden, wobei ein Besprechungsraum
Damit dies auch in Zukunft so bleibt,
der Agentur als Fotostudio diente.
Auch Philine Krahlheer kann sich für diese wurde mit Unterstützung der Wirtschaftsehrenamtliche Arbeit begeistern. Die 17-jäh- förderung Bremen (WFB) eine neue
Harald Schweers, der gute Erfahrungen
Imagekampagne gestartet, die den Blickrige war schon in mehreren Camps dabei
mit gemischten Teams aus Profis und
winkel der Öffentlichkeit auf den Kern der Amateuren gemacht hat, beteiligte die
und hat dabei Bewegendes erfahren. Die
MARKETING Musikschau der Nationen
Jugendlichen aus dem Volksbund intensiv
an der Entwicklung der Kampagne. Auf ein
gemeinsames Brainstorming folgten rasch
die ersten Fotos. „Es war gar nicht schwer,
vor der Kamera zu stehen“, beschreibt Carina Claus die entspannte und trotzdem sehr
professionelle Atmosphäre. „Es gab viele
Quatschbilder, eine lockere Stimmung und
es hat unglaublich viel Spaß gemacht.“
„Indoor-Blasmusikveranstaltung“ Europas
erfahren hat. Heute führt ein Moderatorenteam die Zuschauer durch das abwechslungsreiche Programm aus traditionellen und aktuellen Melodien, und im
Laufe der Zeit wurden den Performances
auf der Bühne zunehmend Folklore-Elemente hinzugefügt.
Der erste Teil der Kampagne „Duett für
Völkerverständigung“ verband Musiker
und Jugendliche, ergänzt durch flotte Sprüche wie „Blech blasen statt Blech reden“,
in einem Bild. Während hier die Musiker
in ihren Uniformen zusammen mit den
Mädchen und Jungen in ihren roten und
blauen Friedens-T-Shirts zu sehen sind,
konzentriert sich der zweite Teil der noch
laufenden Kampagne auf die Musikschau
direkt. Dabei ist das Design durchgängig
gestaltet, die Farben Weiß, Blau und Gold
dominieren, wobei das Schimmern der
Blasinstrumente aufgenommen wird.
„Eine bunte, emotionale und fröhliche
Show“, urteilt etwa Dr. Klaus Sondergeld,
Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung
Bremen (WFB), über die abwechslungsreiche Folge der musikalischen Darbietungen.
Einen Anteil daran trägt auch die Bremer
Jugendgruppe des Volksbundes bei, die
einen eigenen Programmteil zu einem
bestimmten Thema gestalten kann. Im
vergangenen Jahr war es das Thema Kindersoldaten, und hier durfte Carina Claus
sogar ein selbst geschriebenes Gedicht
vortragen: „Es war sehr aufregend, vor so
vielen Menschen zu sprechen, doch es war
auch gut, eine Message herüberzubringen.“
Die Ergebnisse – vier Einzelmotive und
ein Gruppenmotiv – zogen in der Folge auf
über 225 „Citylights“-Flächen die Blicke
auf sich und rückten damit die „Musikschau der Nationen“ in den Mittelpunkt.
Eine Veranstaltung, die seit dem Start
als „Militärmusikschau“ im Jahre 1965
eine permanente Wandlung zur größten
Dass es dabei zudem zu vielen Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern
kommt, gefällt Matthias Tammen (20)
besonders gut: „Backstage gibt es viele
Möglichkeiten, mit den Mitwirkenden ins
Gespräch zu kommen.“ Und bei der „Party
der Nationen“ werde am Sonnabend nach
der Vorstellung mit allen Beteiligten zu-
53
sammen gefeiert. Wichtig sei ihm auch der
musikalische Aspekt der Schau. „Vor drei
Jahren hatte ich ein tolles Erlebnis“, erinnert er sich. „Im Finale spielte ein kleiner
Junge aus Peine zuerst alleine mit seinen
Snaredrums. Dann setzten die Dudelsackpfeifer ein, bis schließlich alle Musiker
einstimmten. Das war Gänsehaut pur!“
Das Programm
Die „Musikschau der Nationen 2012“
findet vom 26. bis 29. Januar in der ÖVBArena statt.
Es gibt fünf Vorstellungen: Donnerstag bis
Samstag um jeweils 19.30 Uhr sowie Freitag bis Sonntag um jeweils 14.30 Uhr.
In diesem Jahr sind neben dem Bundeswehr-Musikkorps Nordsee auch „The Owl
town pipe & drum Band“ und die Motorradsportgruppe der Berliner Polizei dabei.
Zugesagt haben zudem die „Musique de
l‘Arme Blindeé Cavalerie“ (F), die „Fanfare
Korps Nationale Reserve Koninklijke Landmacht“ (NL), die R.O.K. Navy Band (Korea),
die Hong Kong Police Band, das Militärorchester Oberösterreich und als Stammgast
die US Army Band Europe. Außerdem ist
das Izivunguvungu Music Projekt mit
Jugendlichen aus Südafrika dabei.
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WIRTSCHAFT Enno Roggemann
55
Enno Roggemann – ein astreines Bremer
Familienunternehmen
Text: Berit Böhme
Jürgen und Max Roggemann
Leidenschaft für Holz
„W
ir sind stolz darauf, ein
Holzgroßhandel ‚made in
Bremen‘ zu sein“, sagt Jürgen
Roggemann. Mehr noch: Die 1948 von
Enno Roggemann gegründete Firma
für Holzimport und -großhandel ist ein
astreines Familienunternehmen. 1974
übernahm Jürgen Roggemann die Leitung
von seinem Vater, mittlerweile ist mit Max
Roggemann schon die dritte Generation in
die Führungsetage aufgerückt. Insgesamt
hat der Holzspezialist heute mehr als 400
Angestellte und wird dabei seiner Verantwortung gegenüber der jungen Generation
gerecht: Ein Zehntel der Belegschaft sind
Auszubildende.
„Schnittholz aus aller Welt“ über Nadel-,
Laub- und Sperrhölzer bis hin zu „HighTech-Produkten für den Holzbau.“
Hinzu kommen Platten für alle Einsatzzwecke, Türen, Bauelemente und hölzerne
Bodenbeläge wie Parkett und Dielen oder
Laminatfußböden. Die Ware liefert Roggemann mit Hilfe des firmeneigenen, rund
90 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks
an Handel, Handwerk und Industrie. „In
einem Jahr werden beispielsweise mehr als
420.000 Kubikmeter Holz und Platten und
mehr als 50.000 Türen bewegt.“
Kunden an „Partner aus Handwerk und
Handel weiter.“
Die Bremer Holzexperten bekennen sich zu
einem ganzheitlich angelegten Unternehmenskonzept. „Gerade Nachhaltigkeit ist
ein Begriff, der eng mit der Holzwirtschaft
verknüpft ist“, so Geschäftsführer Max Roggemann. „Holz ist das umweltfreundlichste
Material, das wir als Gesellschaft nutzen
können. Wir möchten dazu beitragen, dass
dieser Faktor sich in vielfältigen, sinnvollen
und umweltgerechten Produkten realisiert.“
Folgerichtig entwickelt Roggemann
zusammen mit der Industrie „innovative
„Enno Roggemann versteht sich als reiner
Produkte“. Als Beispiel nennt Wibke Freese
Großhandel ohne Verkauf an Privatperdas nachhaltig produzierte Holz „Accoya“.
Neben dem Bremer Stammhaus entstansonen“, stellt die Marketingleiterin klar.
Es wird durch die Behandlung mit Essigden durch Gründung oder Übernahme
Dennoch unterstütze das Unternehmen
säureanhydrid haltbar gemacht. Selbst bei
im Laufe der Jahrzehnte neun über das
das mittelständische Handwerk durch sei- „Erdkontakt“ soll Accoya mindestens 25
gesamte Bundesgebiet verteilte Standorne sieben Ausstellungshäuser, eines davon Jahre halten, weshalb es in den Niederlante. „Die
steht in Bre- den sogar zum Bau von Autobahnbrücken
Betriebs- „Holz ist das umweltfreundlichste Material, men. In den eingesetzt wird. Auf Transparenz setzt das
stätten
PräsentatiUnternehmen zudem bei Tropenhölzern
das wir als Gesellschaft nutzen können.“
verfügen
onsräumen
wie Teak aus nachhaltiger Forstwirtschaft
über eine Gesamtlagerfläche von über
sollen „Endkunden und Architekten zu den – „ökonomisch wie ökologisch mit Ver330.000 Quadratmetern“, weiß MarkeThemen Innenausbau, Türen, Parkett und nunft und gutem Gewissen nutzbar.“
tingleiterin Wibke Freese. „Das LagersorGartenhölzer objektiv beraten werden.“
Weitere Informationen:
timent ist sehr vielfältig.“ Es reicht von
Anschließend vermittelt Roggemann die
www.roggemann.de
56
KUnSt Kunsthalle Bremen
Christoph Grunenberg: Wie der neue Direktor der Kunsthalle Bremen über seine
künftige Arbeit denkt
neue
SIcht
auF alte
werke
Foto: Harald Rehling
C
hristoph Grunenberg ist der Neue
an der Spitze der Kunsthalle Bremen. Der promovierte Kunsthistoriker kommt von der Tate Liverpool. Sabine
Komm sprach für foyer mit dem 49-Jährigen über seine Philosophie der Kunstvermittlung.
Junge Leute machen oft einen großen Bogen um gut abgehangene Kunst.
Mir ist besonders wichtig, auch die nächste Generation anzusprechen. Ich will vor
allem ein Programm entwickeln, das junge Menschen relevant finden und mit dem
sie sich identifizieren können. Das ist eine
große Herausforderung in einer Institution, die 200 Jahre alt ist, aber durch aktuelfoyer: Herr Grunenberg, wie sind Sie zur
le Ansätze und Konzentration auf zeitgeKunstgeschichte gekommen?
Eigentlich habe ich in Frankfurt mit Jura be- nössische Kunst durchaus zu schaffen.
gonnen. Das studiert man ja immer, wenn
man nicht genau weiß, was man machen
Die benachbarte Weserburg hat vor kurwill. Doch dann habe ich sehr schnell gezem Street Art ausgestellt. Ist das der richwechselt. Kunstgeschichte hat mich schon
tige Weg zu jüngeren Besuchern?
immer interessiert. Ich war auf einem muDie Wechselbeziehung zwischen moderner
sischen Gymnasium und hatte dort einen
Kunst und Populärkultur hat mich schon
sehr guten Kunstlehrer, der das ernsthaft
immer interessiert. In meiner Ausstellung
gefördert hat.
„Shopping: 100 Jahre Kunst und Konsum“
ging es um Werbung, Verkauf und KonsumVielen Dank an den Kunstlehrer! Trotzkultur. „Summer of Love“ war eine Aussteldem die Frage: Warum sind Sie der Richti- lung zu den 60er Jahren, Studentenrevolutige für dieses Haus?
on, psychedelischer Musik, Lightshows und
(Lacht) Das muss sich erst mal rausstelDrogenkonsum. Das sind interessante Bereiche, um die Kunst für ein breiteres Publilen. Ich habe natürlich internationale Erfahrung mit erfolgreichen Großausstellun- kum zu öffnen.
gen von der klassischen Moderne bis zur
Gegenwart, mit neuen Arten der Inszenie- Bei Sonderausstellungen lässt sich leichter experimentieren als in der Dauerausrung und mit Marketing. Das ist wichtig,
um viele Besucher ins Museum zu locken – stellung. Wie wollen Sie Besucher in die
eigene Sammlung lotsen?
zum wiederholten Male genauso wie zum
Auch die klassische Moderne oder ein alter
ersten Besuch. Das will ich auch hier an
der Kunsthalle versuchen. Es ist meine ers- Meister müssen so inszeniert werden, dass
sie viele Menschen ansprechen. Wenn ich
te Position in Deutschland, nachdem ich
zum Beispiel durch die aktuelle Munchüber 25 Jahre im Ausland gelebt habe.
Ausstellung gehe, denke ich sofort an zeitgenössische Künstler, die sich direkt von
Munch inspirieren lassen, etwa der schottische Maler Peter Doig oder aber auch Daniel Richter.
Sie hätten die Bremer Munch-Ausstellung
also aufregender inszeniert, mit Verweisen auf die Gegenwartskunst?
Nicht unbedingt. Aber für mich ist es immer
sehr wichtig, mit Künstlern zu reden und
diskutieren. Die haben einen sehr guten Radar und spüren oft fünf oder zehn Jahre früher, was im Unterbewusstsein der Kunstgeschichte schlummert und was sich lohnt,
wiederentdeckt zu werden. Deshalb möchte ich zum Beispiel auch die Sammlungsbestände der Kunsthalle von zeitgenössischen
Künstlern inszenieren lassen, um eine neue
Sicht auf alte Werke zu präsentieren. Das gilt
insbesondere für den unheimlich großen
Schatz des Kupferstichkabinetts.
Sie werfen bei Ihren Ausstellungen gern
Medien, Künstler und Stile durcheinander. Ist das auch im altehrwürdigen Kupferstichkabinett denkbar?
Ich habe noch keine konkreten Pläne, aber
ich könnte mir dort zum Beispiel eine Ausstellung zum Thema der Groteske [Anm.
der Redaktion: fantastisches Ornament der
Renaissance] vorstellen. Man könnte dieses Thema im Symbolismus und in japanischen Holzschnittdrucken weiter verfolgen
und natürlich auch in der zeitgenössischen
Kunst...
...die Groteske sogar als Ausgangspunkt
für aktuelle Sinnfragen?
kunst Kunsthalle Bremen
Ja. An der Groteske interessiert mich besonders das Thema des Schocks. Es gibt Künstler wie die Chapman-Brüder, die sich mit
dieser Art der Verformung, Verzerrung und
Veränderung des menschlichen Körpers beschäftigen. In dieser Ästhetik des Hässlichen werden hochaktuelle Fragen zur genetischen Manipulation oder zur körperlichen
Selbstinszenierung thematisiert.
immer um Schock, Sexualität oder Gewalt
gehen. Die Besucher können auch dadurch
geschockt werden, dass Kunst zum Beispiel
sehr dekorativ ist wie in Werken von Chris
Ofili, Sarah Morris und Anselm Reyle, wo
eine Art der Oberflächenästhetik sehr breit
verbreitet ist.
Ihr Vorgänger Wulf Herzogenrath hat das
Haus für die Medienkunst geöffnet. Wollen sie in diese Richtung weiter sammeln?
Die Kunsthalle Bremen ist im Umbruch.
Es wäre unproduktiv , diese Tradition zu
Der vorherige Direktor ist weg, der Geschäftsführer viel zu früh verstorben, ein beenden, auch wenn ich andere Leidenschaften habe. Mich interessiert vor allem
Kurator geht. Neue Ausstellungen sind
noch nicht vorbereitet. War das für Sie wie der Experimentalfilm der 60er Jahre, also
die Arbeiten von Paul Sharits, James Withein Sprung ins kalte Wasser?
ney und Jordan Belson – Künstler an der
Ich fange hier ohne einen großen Vorlauf
Grenze zwischen Film und Kunst.
an, was aber auch eine große Freiheit bedeutet, einen Neuanfang zu starten. PläUnd was passiert mit den Beständen im
ne gibt es trotzdem. Im Frühjahr machen
Depot?
wir ein schönes Projekt zusammen mit
dem Bremer Tanz-Festival. Es geht um die Wir haben allein 200.000 Werke auf Papier,
wichtige Rolle des Tanzes im Impressionis- dazu Gemälde, Skulpturen, Video-Objekte. Ich will diese wunderbar reichen Bestänmus und Postimpressionismus. Zu sehen
sind aber auch Werke von Max Beckmann, de auf unserer Web-Site allen zugänglich
Günther Uecker, Otto Piene bis zur Gegen- machen. Die Tate in London, das Museum
of Modern Art in New York und das Centre
wartskunst. Im Frühjahr zeigen wir auch
Pompidou in Paris machen dies schon lanHandzeichnungen von Dürer mit einem
ge. Die neue Generation erreicht man nicht
wissenschaftlichen Katalog der Bestände
und der Verluste. In einer Sommerausstel- nur über Zeitungsartikel oder schön gedruckte Einladungen. Deshalb sind auch die
lung geht es um die wichtige US-Künstlerin Lynn Hershman Leeson, Preisträgerin neuesten Kommunikationskanäle wie Twitter und Facebook von großer Bedeutung.
des dam digital art award .
Sie haben Provokation und Verstörung an- Sie haben in Basel, Boston, Washington,
gekündigt, das hört sich noch nicht so an? London und Liverpool gearbeitet. Ist BreMan soll nicht übertreiben. Es muss nicht men für Sie Provinz?
Nein. Provinz findet vor allem im Kopf
statt. Liverpool war in vieler Hinsicht als
Stadt vergleichbar. Doch während man in
Liverpool Probleme durch übertriebenes
Angeben wettmacht, gibt es in Bremen die
Tendenz, alles runter zu reden. Ich denke,
beide Städte bieten mit ihrer langen Handelsgeschichte und ihrer ehemals globalen
Vernetzung eine aufregende Bühne.
Trotzdem läuft auch hier nichts ohne
Sponsoren und Mäzene.
Bremen ist in dieser Hinsicht ein attraktiver
Standort mit einer äußerst großzügigen Unterstützern und vielen begeisterten Freunden. Auch die Stadt ist sich bewusst, was die
Kunsthalle für Bremens Image bedeutet und
unterstützt sie dem entsprechend.
Bremen ist besser als sein Ruf. Wo leben
Sie hier mit ihrer Frau?
In einer Wohnung am Osterdeich, gleich
um die Ecke. Aber glücklicherweise nicht
in überladenen Gründerzeiträumen.
Sie wohnen in Rufweite zum Arbeitsplatz.
Wie gewinnen Sie trotzdem den nötigen
Abstand, der so wichtig ist, um kreativ zu
arbeiten?
Ich möchte möglichst auch Sachen machen, die nichts mit Kunst zu tun haben.
Lesen, Spazierengehen mit dem Hund,
eine Mischung aus tibetanischem Terrier
und Labrador, ein „Unfall“, der sehr lebendig und sehr lauffreudig ist. Lange Spaziergänge sind ein gutes Gegenmittel zu meinem Stress im Beruf (lacht).
www.theaterbremen.de
Altarm
arbeitslos
Die bremer stADtmusikAnten
Regie: Volker Lösch
Ab 15. Januar 2012
Theater am Goetheplatz
57
58
kunst Oldenburger Landesmuseum
Ausstellung „Jugendstil im Taschenformat“
aus der Sammlung Silzer
Text: Berit Böhme
Wahre Kleinode
E
igentlich war Giorgio Silzer Geiger
und Konzertmeister. Doch jenseits
von Notenpult und Orchestergraben
widmete sich der Musiker seiner Sammelleidenschaft. Im Fokus seiner Passion
standen Kunstgewerbeobjekte aus der Zeit
des Jugendstils. Während seiner Tourneen
durchs In- und Ausland trug Silzer unermüdlich Stücke aus Glas, Keramik oder
Metall zusammen. So kam im Laufe der
Jahre eine der größten deutschen Privatsammlungen zusammen. Unter dem Motto „Jugendstil im Taschenformat“ zeigt die
Kunstgewerbeabteilung des Oldenburger
Landesmuseums vom 5. Februar bis zum
29. Mai 2012 ausgewählte Miniaturen aus
Silzers Sammlung.
allem in den Sparten Kunstgewerbe und
angewandte Grafik den Historismus ablöste und letztlich den Weg für die Moderne
freimachte“, erklärt Reinbold. Silzer selbst
meinte einmal, dass „Jugendstil eigentlich
wenig Eigenes hervorgebracht“ habe. „Geprägt von der Biedermeierzeit ist das Design aufgelockert weitergetrieben worden.“
Nach seiner Blütezeit galt Jugendstil lange
als Kitsch. Erst in den 70-er Jahren erlebte
diese Stilepoche eine Renaissance.
Giorgio Silzer setzte bereits auf den Jugendstil, bevor er wieder in Mode kam. Für
seine ersten Ankäufe soll er sich sogar Geld
geliehen haben. Der Sammler sieht sich als
„Medium für schöne Dinge, die zusammenkommen wollen.“ Er trug Kleinode aus allen
bedeutenden europäischen Meisterwerkstätten zusammen.
Wer die Ausstellung im Landesmuseum
besucht, wird sich ein wenig wie in der
Puppenstube oder wie in Liliput fühlen.
Silzer wurde 1920 im oberschlesischen Bie- Denn im ersten Stock des Oldenburger
litz geboren und war unter anderem Erster Schlosses werden zierliche, zwischen zwei
und 18 Zentimeter große Miniaturen zu
Geiger im Stadtorchester Bern, Konzertmeister an der Komischen Oper Berlin und sehen sein. Die „verkleinerten NachbildunLeiter des Brandenburgischen Kammeror- gen größerer kunstgewerblicher Vorbilder“
stammen laut Reinbold aus „renommierten
chesters. Heute lebt der Schweizer StaatsMichael Reinbold ist Kustos der KunstgeManufakturen“. So kann das Publikum auf
bürger in Ostfriesland. „Seit 1976 hat er
werbeabteilung und mitverantwortlich für immer wieder Teile seiner umfangreichen kleinstem Raum die Vielfalt des Jugendstils
die Konzeption
bewundern.
Schätze der Öffentlichder Ausstellung. „Medium für schöne Dinge, die keit zugänglich gemacht“,
„Als Jugendstil zusammenkommen wollen.“
weiß Michael Reinbold. Geöffnet Dienstag bis Sonntag
bezeichnet man
von 10 bis 18 Uhr.
„Dauerleihgaben der
die deutsche Variante einer internationalen Sammlung Silzer befinden sich in vielen
Eintritt Erw. 5 ,- Euro.
Strömung, die zwischen 1895 und 1905 vor deutschen und ausländischen Museen.“
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THINKING AHEAD – MOVING FORWARD
60
KUnSt Ausstellungen
Text: Sabine Komm
kunStwerke
Pferd und Landschaft
Nagel- und Autolack
Worpswede ist Künstlerdorf – bis heute.
Mit der Ausstellung „Pferd und Landschaft“ richtet Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums, den Blick auf
das Verhältnis von Künstler und Landschaft. Die Kuratorin, selbst Urenkelin eines Worpsweder Malers, präsentiert diesmal zwei aktuelle Positionen. Zum einen
Viktoria Diehn. In einem ihrer großformatigen Leinwandbilder lässt die Künstlerin
Wolkenhimmel, Pferdekopf und abstrakte Farbflächen aufeinandertreffen. Relativ
klein sind im Verhältnis dazu die Bronzen
und Keramiken des Bildhauers Christoph
Fischer. Darunter ein Pferd, das aus einem
kantigen Sockel herauswächst.
(ps) Diven und Vamps, Stars und Starlets – Heiner Meyer malt sie. Meist leicht
bekleidet, gern in Verbindung mit luxuriösen Autos, Pralinen, Diamanten oder
Seifenblasen. Der in Bielefeld lebende PopArt-Künstler und Bildhauer kombiniert
Wirklichkeit und Psyche, Surreales und Assoziatives, enträtselt dabei Mythen und
Ikonen. Seine Werke eröffnen durch die Gegenüberstellung nicht zusammengehörender Motive neue Horizonte. Nagel- und Autolack, Kurven hier wie dort, Frauengunst
und Männerträume – Meyer gelingt es, die
Werbe-, Konsum-, Alltags- und Kinowelt,
die Welt der großen und kleinen Sehnsüchte, Gier, Macht und Genuss, einzufangen.
Beide Werkgruppen treffen jetzt im Alten
Packhaus auf Werke von Fritz Overbeck
(1869-1909) und Hermine Overbeck-Rohte
(1869-1937). Das Künstlerpaar hatte zwar
selbst keine Bilder mit Pferd geschaffen.
Aber auch sie haben im Teufelsmoor nachgespürt, wie der Mensch die Natur entwässert, kultiviert, verändert. Die Ausstellung mit mehr als 60 Werken zeigt, dass die
neue Worpsweder Generation ihre Wurzeln in der Künstlerkolonie nicht verleugnet. Auch für sie ist das Thema Landschaft
wichtig. Doch gut 100 Jahre nach den Overbecks hat sich Einstellung dazu verändert.
Katja Pourshirazi: „Heute werden Verwerfungen und die Zerrissenheit spürbarer.
Der Blick ist distanzierter, kritischer. Es
gibt weniger Romantik.“
29. Januar bis 18. März, Overbeck-Museum in Bremen-Vegesack.
Damit hat er internationales Interesse ausgelöst; die Liste seiner Ausstellungen beweist es. „Private Eyes“ vereint aktuelle Bilder und Skulpturen, in denen sich die
Effekte unserer Zeit widerspiegeln. Die Begeisterung für Figuren der Antike führte Heiner Meyer, einst kurzzeitig Assistent
bei Salvador Dali, später in Braunschweig
Meisterschüler bei Malte Sartorius, zu den
Ikonen unserer Tage, den Idolen der Hollywood-Filme und der Werbung. Mit präzisem Pinselstrich konfrontiert er sie mit
Punkten, Ornamenten und alltäglichen Gegenständen, verbindet dabei Gegenständliches und Abstraktes, Malerei und Fotografie. – Zur Ausstellung ist ein umfangreicher
Katalog im Kettler Verlag erschienen.
28. Januar bis 9. April, Stadtmuseum Oldenburg.
Kunst Ausstellungen 61
O. Cardoso & H. Fröhling
Augenchirurgie,
Lasertherapie &
Ambulante OPs
Mo
Di
Mi
Do
Fr
8 - 12, 15 - 18
8 - 12, 15 - 18
8 - 11, 13 - 17
8 - 12, 14 - 17
9 - 13
Im Medicum
Schwachhauser Heerstr. 50
28209 Bremen
Der Maler Karl Hofer (1878-1955) zählt
– ähnlich wie Max Beckmann oder Oskar Kokoschka – zu den großen Einzelgängern des 20. Jahrhunderts. Als Halbwaise
in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, orientierte er sich anfangs an Hans
von Marées und Paul Cézanne, bevor er
um 1920 in Berlin zu seiner eigenen künstlerischen Bildsprache gefunden hat. Die
Nationalsozialisten erteilten ihm ein Arbeitsverbot, 1943 wurde bei einem Großangriff sein Atelier mit allen Werken und Unterlagen zerstört. Nach dem Krieg dann die
Wende. Hofer wurde Direktor der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-CharMit Lupen können hier Feinheiten entdeckt lottenburg. In dem damals einsetzenden
werden. Viele Papierarbeiten sind zudem
Spätwerk veränderte der Maler seinen Stil:
relativ tief gehängt, auf Höhe der Kinderau- Die Farben wurden kräftiger und hart negen. So lassen sich Meisterwerke wie Rem- ben einander gesetzt.
brandts „Selbstporträt mit aufgelehntem
Die Ausstellung „Karl Hofer: Lebensspuk
Arm“ von 1639 detailgenau studieren. Juund stille Schönheit“ zeigt 80 Gemälde aus
gendliche können das fein Gestrichelte in
einem Tattoo-Workshop künstlerisch in die Museen in Deutschland, Österreich und
der Schweiz, zudem Werke aus PrivatbeGegenwart übersetzen.
sitz. Zu sehen sind immer wiederkehrende Themen wie Blumenmädchen, BalljunUnd welches ist das Lieblingswerk von Ausgen, Frauenakte, Lesende, Schreibende und
stellungsmacherin Reckert? Dürers „MeerMusizierende, Maskeraden und Zirkusdarwunder“ von 1498. Ein Seemonster entführt
stellungen, Fest- und Tischgesellschaften.
eine nackte Frau. Die wehrt sich nicht, son- Bis auf einige Stillleben ging es Hofer zeitdern blickt sehnsuchtsvoll in die Ferne.
lebens um die Darstellung von Menschen.
In dem Kupferstich geht es um das Drama
Seine Figuren wirken in sich gekehrt, durch
zwischen Mann und Frau, um Entführung die Schrecken der beiden Weltkriege verund gemeinsame Flucht.
einsamt, verängstigt, ruhelos, gleichgültig
18. Februar bis 15. April.
gegenüber gesellschaftlicher Veränderung.
11. Februar bis 3. Juni 2012. Kunsthalle
Städtische Galerie Delmenhorst.
Emden.
Die Ausstellung „Tiefe Blicke“ zeigt 130
Kupferstiche und Radierungen von deutschen, französischen, italienischen und
niederländischen Künstlern des 15. bis 18.
Jahrhunderts. Zu den kostbaren Leihgaben
der Stadt Karlsruhe zählen Arbeiten von
Martin Schongauer, Albrecht Dürer und
Anthonis van Dyck. Doch warum der Titel
„Tiefe Blicke“? „Wir wollen, dass die Besucher diesen teilweise hoch komplexen und
sehr detailreichen Arbeiten in die Augen
blicken“, sagt Annett Reckert, Leiterin der
Städtischen Galerie Delmenhorst.
Telefon 0421. 347 94 75
Telefax 0421. 347 94 76
Stiller Einzelgänger
info@augenarztpraxis-bremen.de
www.augenarztpraxis-bremen.de
Mittwoch, 15. 2., 20 Uhr, Glocke
s Dar rwin
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M witty – heartwarming – cleve
Gestaltung:wozi@wozi.de | Foto: Tamsyn Adams
Tiefe Blicke
imed
European premiere of the accla Origin“
New York production of „The
by Richard Einhorn (U.S.A.)
Alison Browner (Mezzo), Michael Dries (Bass)
Orchester & Chöre der Universität Bremen
Leitung: Susanne Gläß
Öffentlicher Einführungsvortrag:
Dienstag, 14. 2., 19 Uhr
Haus der Wissenschaft/Sandstraße
(Eintritt frei)
Eintritt 12 – 24 T, erm. 50%
Vorverkauf:
Nordwestticket (Tel. 36
TSC (Tel. 35 36 37) 36 36)
Glocke (Tel. 33 66 99)
Uni-Mensa (13. –15. Feb
ruar)
Gefördert vom Förderverein
Universitätsmusik e.V.
www.orchester-und-chor.uni-bremen.de
62
KinO Dame, König, As, Spion
kInotIppS
Smiley jagt den Maulwurf
Smiley selber wird nur deshalb nicht verdächtigt, weil er nicht mehr Funktionsträger ist, aber einer seiner vier Kollegen, deren Codenamen den Titel bilden, arbeitet für Karla, Smileys ewigen Gegenspieler
George Smiley wurde als Figur von John
le Carré wie eine Antithese zu James Bond auf der russischen Seite. In dieser labyangelegt. Klein, korpulent, nah dem Renrinthischen Schattenwelt ist nichts wie es
tenalter und mit einer dicken Brille statt
scheint, jeder arbeitet gegen jeden, jeder
einer Walther PPK bewaffnet, ist er ein ty- wird von jedem heimlich abgehört, und
pischer Büromensch. Und dennoch ist er
die Spirale der Intrigen und Gegenintrider wirkliche Superheld des englischen
gen, Täuschungen und AblenkungsmanöAgentenromans, denn während Ian Flever erreicht immer absurdere Höhen der
ming die Aktionen des britischen Geheim- Paranoia.
dienstes als eher infantile Allmachtsfantasien erträumte, waren die Romane von
Nach „Der Spion, der aus der Kälte kam“
John le Carré, und damit auch George
ist dies einer der besten Romane von le
Smiley, den er in acht Romanen aus seiner
Carré, die BBC drehte 1979 bereits eine
besten Schaffensphase auftreten ließ, so
siebenteilige Fernsehadaption, in der Alec
realistisch und komplex erdacht, dass sie
Guinness zum ersten Mal als die perfekte
absolut glaubwürdig wirkten.
Verkörperung von George Smiley zu sehen war. Dessen buddhahafter AbgeklärtIn „Tinker Tailor Soldier Spy“ (so der Oriheit setzt Gary Oldman in der neuen Verginaltitel) erzählte le Carré 1974 eine der
filmung eine ähnlich intensive Mischung
Kerngeschichten der westlichen Spioaus Kälte und Müdigkeit entgegen. Sein
nage nach. Er gehörte zu den britischen
Smiley ist noch grauer und unscheinbarer,
Agenten, die in den 60er Jahren von dem
aber auch ihm gelingt es in dieser Rolle,
berüchtigten Doppelagenten Kim Philby
etwas auszudrücken, was zu den schwiean die Sowjets verraten wurden, und dierigsten Aufgaben für Schauspieler gehört.
se größte Krise des britischen Geheimdienstes MI 6 hat er in diesem Roman fik- Denn Intelligenz kann man nicht vortionalisiert. Der altgediente Agent George täuschen, und viele Darsteller sehen eher
dumm aus, wenn sie brillante Köpfe beim
Smiley wird (wie immer bei le Carré) aus
dem Ruhestand in den aktiven Dienst zu- Denken spielen sollen. Gary Oldman aber
nimmt man den meisterhaften Strategen
rückgerufen, weil sich offensichtlich ein
in jeder Szene ab.
„Maulwurf“ in den obersten Rängen des
MI6 eingenistet hat.
„Dame, König, As, Spion“
von Tomas Alfredson
Jemand mit den Talenten von Smiley hätte besser auch das Skript geschrieben,
denn seine Virtuosität beim Entwirren der
komplizierten Erzählstränge fehlte leider den beiden Drehbuchautoren Bridget
O´Connor und Peter Straughan. So ist der
Geschichte oft nur schwer zu folgen. Natürlich ist genau dies ja der Witz bei diesem Verwirrspiel, und nicht umsonst hat
sich das britische Fernsehen über fünf
Stunden Zeit für die erste Adaption genommen. Aber wenn hier zum Teil in sekundenlangen Einstellungen solche wichtigen Plot-Entwicklungen wie der Tod von
Smileys Mentor Control abgehandelt werden, ist dies schlicht ungeschickt erzählt.
So bekommen auch die vier Verdächtigen
nicht den nötigen Raum, um auf der Leinwand lebendig zu werden, sodass man nie
wirklich ein Interesse dafür entwickelt,
wer von ihnen der Verräter ist.
Doch diese Schwäche macht der schwedische Regisseur Tomas Alfredson mit seiner atmosphärisch dichten Inszenierung
schnell vergessen. Schon in seinem Vampirfilm „So finster die Nacht“ zeigte er sich
als ein Meister der dunklen, nordisch kalten Stimmungen. Hier arbeitet er viel mit
Brauntönen, Schatten und einem fahlen
Licht. Mit seinen kühlen, fast kalten Bildern sowie der nüchternen Tristesse der
Inszenierung trifft er genau den Ton, der le
Carrés lakonischen Erzählstil entspricht.
Kinostart: 2. Februar
KinO Faust
63
Demnächst
(hip) Mit „J. Edgar“ (Kinostart: 19.1.)
hat der inzwischen 81jährige Clint Eastwood einen weiteren, zugleich meisterlichen und irritierenden Film gemacht.
Leonardo DiCaprio verkörpert darin J. Edgar Hoover, als Gründer und langjähriger
Leiter des FBI und einer der mächtigsten
und am meisten gefürchteten Männer seiner Zeit. Das Porträt ist schonungslos,
aber auch wenn der bullige Mann als ein
paranoider Ordnungsfanatiker und skupelloser Karrierist gezeigt wird, wirkt er
in seinen Neurosen und Obsessionen so
menschlich, dass man ihn am Schluss des
Films fast gegen den eigenen Willen als
eine tragische Figur bedauern muss.
Der neue Pakt mit dem Teufel
„Faust“ von Alexander Sokurow
In dieser radikalen Neuinterpretation hat
Sokurow dem Klassiker alles Museale und
an die Schule Erinnernde genommen. Ein
paar Goethe-Zitate wie „Habe nun ach...“
oder „kann ohne Geleit nach Hause gehen...“ fallen so beiläufig, dass man sie
fast überhört hätte. Auch sonst vermeidet
Sokurow jede klassische Klarheit. Gefilmt
im ungewöhnlichen, fast quadratischen
Bildformat 1:1.33, mit einer unnatürlichen
Farbgestaltung, vielen Unschärfen und
verzerrten Einstellungen wirken seine Bilder schief und vieldeutig. Auf der Tonebene irritiert, dass die „Originalfassung“ auf
Deutsch nachsynchronisiert wurde. Nicht
nur, weil deutsche (Johannes Zeiler in der
Titelrolle) und russische Schauspieler (Anton Adasinskiy als Mephisto) mitspielen,
sondern auch, weil Sokurow dadurch die
antirealistische Wirkung verstärken will.
und verbessert sie wie bei einem Diktat. Die
Unterschrift mit seinem Blut wird schließlich ein kaum erkennbares Gekritzel.
Mephisto ist hier kein allmächtiger Fürst
der Finsternis mehr, sondern eine missgebildete Groteske mit einem kleinen
Schweineschwänzchen am Hinterteil.
Statt Faust den Moment zu versprechen,
an dem dieser sagen kann: „Verweile doch,
du bist so schön“, verblüfft er ihn mit ein
paar billigen Wundern, die eher wie Zaubertricks wirken. So trinkt er ohne Wirkung eine Flasche mit Schierling aus und
lässt eine Mauer Wein bluten.
Unterschwellig vergiftet er den wenigen
Idealismus, den Faust noch hat, sodass dieser sich am Ende des Films von ihm befreien kann. Denn nun ist er der dämonische
Antiheld, der in die (auf Island gedrehte)
Eislandschaft der totalitären Freiheit des
20. Jahrhunderts wandert. So ist dieser
„Faust“ ein konsequenter Abschluss der Tetralogie des Regisseurs über Machthaber:
In der ersten Szene wird der Pathologe
eine Art Vorgeschichte zu den SokurowFaust bei einer Autopsie gezeigt. Dabei
Filmen über Hitler, Lenin und den japawühlt er in der Leiche herum, doch die See- nischen Kaiser Hirohito. Bewusst sperrig
le ist zwischen den herausquellenden Orinszeniert, mit einer eher diffusen Dramaganen nicht zu finden. So wird von Beturgie voller Abschweifungen und rätselginn an deutlich, dass die Seele kein werthafter Begegnungen (so umschwänzelt etvolles Gut mehr ist, weil die Menschen in
wa Hanna Schygulla in der Rolle der „Eheder beginnenden Moderne nicht mehr an
frau“ des Teufels ihren Gatten), die eher
sie glauben. Und so wird auch der Pakt mit einer (Alp)traumlogik zu folgen scheint, ist
dem Teufel als eine Farce inszeniert: Faust diese auch formal ein provozierender Genimmt den Vertrag gar nicht ernst, beklagt genentwurf zu der klassischen Vorlage.
Kinostart: 19. Januar
sich über die mangelnde Rechtschreibung
„Sommer auf dem Land“ (2. 2.) von Radek
Wegrzyn ist trotz des deutschen Allerwelttitels eine sehenswerte Komödie aus Polen. Darin wird von einem gefeierten Konzertpianisten erzählt, der nach dem tragischen Tod seiner Frau auf den Hof seiner
Familie in Depressionen versinkt, bis ihn
eine Kuh zurück ins Leben führt, in der er
glaubt, seine Frau wiederzuerkennen. Dies
führt zu irrwitzigen Verwicklungen, die
so komisch und liebevoll in Szene gesetzt
wurden, dass dies ein Überraschungserfolg des Frühjahrs werden könnte.
„Der Junge mit dem Fahrrad“ (9. 2.) ist ein
weiteres Alltagsdrama der belgischen Brüder Luc und Jean-Pierre Dardenne, die
2005 den Bremer Filmpreis gewannen. Hier
erzählen sie in ihrem zugleich wirklichkeitsnahen und bewegenden Stil von einem
zwölfjährigen Jungen, der nicht akzeptieren kann, dass er verstoßen und in ein
Heim gegeben wurde. Immer wieder flüchtet er und versucht, seinen Vater zu finden.
In seinem zweiten Spielfilm „Shame“ (1.
3.) erzählt der britische Videokünstler und
Turner-Preisträger Steve McQueen von
einem 30 Jährigen New Yorker, der sich
in seiner Sexsucht verliert. Der deutsch/
irische Schauspieler Michael Fassbender
wurde für die Darstellung dieses seelischen Krüppels in Venedig prämiert.
Der Kritiker der FAZ sah den Film als „eine stilsichere Exkursion in die nackte Verzweiflung.“
64
kulturkalender
KULTUR
TERMINE
FORUM
...................................................
Bremerhaven
28. 1. 11. 2. 25. 2. 3. 3. 10. 3. Premierendaten
15. Januar bis 15. März 2012
(M) Ralph Benatzky: Im weißen Rössl. Großes Haus
(S) Wajdi Mouawad: Verbrennungen. Großes Haus
(M) 100 Watt und noch ein bisschen Meer. Kleines Haus
(T) Feiert! Facebooked! Folgt!
Junges Theater im Pferdestall
(M) Dmitri Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk. Großes Haus
...................................................
...................................................
Bremen
Oldenburg
15. 1. (S) AltArmArbeitslos. Theater am Goetheplatz
28. 1. (S) Nino Haratischwili: Drei Sekunden. Brauhauskeller
4. 2. (S) Johann Wolfgang von Goethe: Torquato Tasso.
Neues Schauspielhaus
9. 2. (T) Marcel Leemann: Full Body. Neues Schauspielhaus
25. 2. (M) Bela Bartok: Herzog Blaubarts Burg /
Franz Hummel: Blaubart. Theater am Goetheplatz
26. 2. (S) Struwwelpeter (UA). Moks
15. 3. (S) Anton Tschechow: Platonow. Neues Schauspielhaus
(Abkürzungen:
21. 1. (S) Dario Fo: Betahlt warrt nich! Kleines Haus
16. 2. (S) Mark Haddon: Polar Bears. Kleines Haus
18. 2. (S) William Shakespeare: Hamlet. Großes Haus
23. 2. (S) andcompany&Co: Der (kommende) Aufstand.
Exerzierhalle
23. 26. 2. Festival: Go West. Theater aus Flandern und den
Niederlanden
10. 3. (M) Leoš Janácek: Kátja Kabanová. Großes Haus
15. 3. (T) Igor Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten. Kleines Haus
M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)
Abkürzungen:
Gastspiel Georg Ringsgwandl Jan. 18.
(WA) Jan. 15., 29. (jew. 16 h); Feb. 11. (16 h),
P = Premiere
Das Land des Lächelns Jan. 19., 25., 28.;
13. (11 h/z.l.M.)
WA = Wiederaufnahme
Feb. 4. (19 h), 10., 12. (15.30 h), 17., 26.
Frühlings Erwachen Jan. 16., 17.; Feb. 20.
z.l.M. = zum letzten Mal
(15.30 h)
Die Glasmenagerie Jan. 18.; Feb. 23.
w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben
The Turn of the Screw Jan. 20., 27., 29. (18
Hauptsache Arbeit! Jan. 19., 27.; Feb. 10.,
Terminschluss: 1. Januar
h); Feb. 3., 9.; März 4.
15., 26. (18.30 h)
Tannhäuser Jan. 22. (17 h), Feb. 19.
Endspiel Jan. 20.; Feb. 5. (18.30 h), 25.
(17 h/z.l.M)
Herzrasen Jan. 21., 26. (z.l.M.)
Gastspiel Ulrich Kienzle „Abschied von
Gastspiel Edvard bewegt DE LooPERS-
1001 Nacht“. Jan. 23. (19 h)
dance2gether. Jan. 22. (16 h)
Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33
Der Gott des Gemetzels Feb. 8.; März 5.
Gastspiel 58. Bremer Literaturpreis Jan. 25.
......................................
Theater am Goetheplatz
Herzog Blaubarts Burg/Blaubart Feb. 25.
Leonce und Lena Jan. 28.; Feb. 3., 16., 19.
(P); März 1., 3.
(18.30 h)
Bremen
Theater Bremen
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Der Rosenkavalier (WA) März 11. (15.30 h) Torquato Tasso Feb. 4. (P), 12. (18.30 h),
26.; Feb. 5. (18 h), 11., 18., 24.; März 2., 10.
......................................
Neues Schauspielhaus
Die Bremer Stadtmusikanten Jan. 16., 17.
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
(jew. 10 + 12 h)
Drei alte Männer wollen nicht sterben
AltArmArbeitslos Jan. 15. (18 h/P), 21., 24.,
14., 17., 24.
Full Body Feb. 9. (P), 18., 29.
Ein Volksfeind Feb. 22.
Platonow März 15. (P)
KUlinaRiSChES Bremer Ratskeller
65
Bremer Ratskeller serviert „Dinner in
Concert“ und „Crime, Wine & Dine“
Die Bittersüßen
Frank Fiedler
wo elvIS auF SInatra trIFFt
l
as Vegas liegt an der Weser. Genau gesagt im Bremer Ratskeller, wo man
auch erleben kann, dass Elvis auf Sinatra trifft und Dean Martin von der Liebe
schwärmt, während ein exquisites DreiGang-Menü serviert wird. „Dinner in Concert“ lautet der gemeinsame Titel dieser
abendlichen Veranstaltungen im Bacchuskeller, die musikalische und kulinarische
Genüsse vereinen und – so Ratskeller-Geschäftsführer Fritz Oliver Rößler – „stets
ein liebevoll komponiertes Potpourri aus
Evergreens und exzellenten Speisen“ darstellen.
wird. Dazu erklingen Welthits, die Elvis
Presley, Frank Sinatra oder Dean Martin
berühmt gemacht haben.
Dabei sind die Aufgaben erfolgversprechend verteilt: Die Evergreens steuert das
Trio „Ocean’s 3“ bei, zu dem sich der Sänger Frank Fiedler, der Pianist Dominik Kroll
und Mathias Klenke (Kontrabass) zusammengeschlossen haben. Und für die Menüs sorgt die bewährte Küchen-Brigade des
Ratskellers, die sich für jeden Abend etwas
ganz Spezielles einfallen lässt und sich dabei am jeweiligen musikalischen Motto orientiert.
Ganz anders geht es im Bremer Ratskeller zu, wenn ein Herr namens Schröter
oder drei als „Die Bittersüßen“ bekannte Damen die Szenerie betreten. Denn ihnen steht der Sinn nicht nach Swing und
Schlagern, sondern nach – mörderischen
Geschichten! „Crime, Wine & Dine“ lautet
der Titel ihrer Serie kriminalistischer Lesungen mit kulinarischem Charakter, die
nicht gerade Gänsehaut und Gänsebraten,
aber dennoch Höchstspannung und köstliche Speisen miteinander verbinden.
So wird die „Nacht in Las Vegas“ selbstredend vom berühmten „Caesars Palace Salad“ eröffnet, der schon Hollywood-Stars
wie Jean Harlow oder Clark Gable begeistert hat. Ein stilechtes Rib Eye-Steak mit
Baked Beans und ein Apple-Crumble mit
Caramelsauce komplettieren das Menü,
das in dieser Form auch in der Wüstenstadt
mit den vielen Clubs und Casinos serviert
Überhaupt: Dean Martin! Dem mitreißenden Entertainer, der einen guten Drink
stets ebenso schätzte wie die Gesellschaft
eleganter Damen, ist ein eigenes „Dinner
in Concert“ gewidmet, bei dem sich selbstredend in erster Linie alles um die Liebe
dreht. „That’s Amore“ lautet das Motto dieser heiter-beschwingten Stunden, die natürlich ebenfalls im Einklang mit exzellenten Speisen stehen.
der „Weser-Kurier“ und fügte lobend hinzu: „Unterhaltung auf gleichbleibend hohem Niveau – diesen Autor wird man sich
merken müssen!“
Nicht ohne Augenzwinkern erzählen „Die
Bittersüßen“ ihre skurril-spannenden Kriminalgeschichten, wobei die drei Autorinnen in erster Linie die Frage umtreibt, ob
Frauen eigentlich anders morden. Ihre Antwort: Klarer Fall, Frauen bringen unliebsame Zeitgenossen mit Witz und Charme um
die Ecke! Schon deshalb fallen die Lesungen des Trios etwas aus dem Rahmen. Doch
Vorsicht: Nicht selten bleibt dem Publikum
das Lachen im Halse stecken!
Die Termine:
14. Feb., 19 Uhr: That’s Amore
11. März, 18 Uhr: Eine Nacht in Las Vegas
15. April, 18 Uhr: Elvis meets Sinatra
13. Mai, 18 Uhr: Eine Hommage an
Udo Jürgens
„Crime, Wine & Dine“
9. Jan., 18 Uhr: Jan Schröter „Kurz und gut“
5. Febr./22. April, jew. 18 Uhr: Die Bittersüßen „Wein, Weib und der ganz normale Wahnsinn“
20. Mai, 18 Uhr: Jan Schröter „Kurz und gut“
Am „Tatort“: Der Krimiautor Jan Schröter,
aus dessen Feder eine Reihe von Episoden
des ARD-Vorabendklassikers „Großstadtrevier“ stammt. Er versteht es meisterhaft,
Bremer Ratskeller
in seinen Storys in kürzester Zeit atemloAm Markt, 28195 Bremen
se Spannung aufzubauen und durch eine
rasante Pointe aufzulösen. „Auf den Punkt Telefon 04 21 – 32 16 76
www.ratskeller-bremen.de
gebrachte Kürzestkrimis“, urteilte einst
66
kulturkalender
...................................... ......................................
Moks
Glocke
Tel. 04 21 – 33 66 99
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Wir alle für immer zusammen Jan. 18.,
The Ukulele Orchestra of Great Britain
19., 20. (jew. 10.30 h)
Jan. 15.
Geheim Jan. 24., 25., 26., 27. (jew. 10.30 h);
5. Philharmonisches Konzert Bremer
Feb. 1., 2. (jew. 10.30 h), 4., 5. (jew. 16 h)
Philharmoniker; Mario Venzago, Dirigent
Das Tagebuch der Anne Frank Feb. 10. (P / + Solisten. Jan. 15. (11 h), 16., 17.
18 h), 12. (16 h), 14. (19 h)
Glocke Ohrwurm „Höllisch gut“ Jan. 15.
Struwwelpeter Feb. 26. (P/16 h), 28., 29.
(10.45 h / kleiner Saal)
Glocke JAZZnights Tingvall Trio Jan. 19.
(jew. 10.30 h)
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . men Martin Fröst, Klarinette; Krzysztof
Urbanski, Dirigent. Jan. 20., 21.
Brauhauskeller
Glocke Familienkonzert „Vielsaitig“ Jan.
(Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h)
21. (11 h / kleiner Saal)
Die Bürgschaft Jan. 20.; Feb. 16., 19. (19 h) The Fantastic Shadows Jan. 22.
Ulrike Maria Stuart Jan 22. (19 h/z.l.M.)
4. Philharmonisches Kammerkonzert
Jan. 24. (kleiner Saal)
Drei Sekunden Jan. 29. (19 h/P); Feb. 1.,
Queen Esther Marrow’s The Harlem Gos11., 21.
pel Singers Show Jan. 24
Arrrgh! Meine B-Seite Feb. 9. (P), 10.
Justus Frantz und die Philharmonie der
(jew. 19 h)
Nationen Jan. 26.
Mein Kampf Feb. 23., 25., 29.
NDR-Sinfonieorchester Yuja Wang, KlaDas Tagebuch der Anne Frank Feb. 28. (11 h) vier; Andrey Boreyko, Dirigent. Jan. 28.
Die Durstigen März 8.
Brahms-Chor Jan. 29. (18 h)
Glenn Miller Orchestra directed by Will
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Salden. Feb. 3.
Quadro Nuevo Feb. 3. (kleiner Saal)
Theaterkontor
Die Deutsche Kammerphilharmonie BreAdrenalin Feb. 15. (19 h)
men Radu Lupu, Klavier; Paavo Järvi, DiriAlles, was dein Herz berührt Feb. 17. (19 h)
gent. Feb. 4., 5.
6. Philharmonisches Konzert Mischa
Maisky, Violoncello;
Sasha Maisky, Violine;
Lily Maisky, Klavier; Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent. Feb.
5. (11 h), 6., 7.
Hannes Wader Feb. 8.
Das Phantom der Oper Feb. 9.
Götz Alsmann Feb. 10.
Wiener Klassik Junge Philharmonie Sachsen-Anhalt, Klassische Philharmonie
Bonn; Heribert Beissel, Leitung. Feb. 11.
Glocke Familienkonzert „Tierkreis für KinEintragungen in den
der“ Feb. 12. (11 h / kleiner Saal)
foyer-Kulturkalender nur
musica viva Feb. 12. (15.30 + 19.30 h)
5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt
5nachsechs Werke von Beethoven und SiKontakt
belius. Johannes Krebs, Violoncello; Andreas Mildner, Harfe; Markus Poschner &
Roland Verlag
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 Christian Kötter-Lixfeld;
Bremer Philharmoniker. Feb. 13. (18.05 h)
info@rolandverlag.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
phil erfahren – Sonderkonzert der Bremer Philharmoniker in Kooperation mit
der Hochschule für Künste Bremen. Markus Poschner, Dirigent. Feb. 14.
Music for Charles Darwin Alison Browner, Mezzosopran;
Michael Dries, Bassbariton;
Orchester, Chor & Frauenchor der
Universität Bremen;
Susanne Gläß, Dirigentin. Feb. 15.
The Cavern Beatles Feb. 16.
Night of the Dance Feb. 17.
Glocke Backstage Besucherführung Feb.
18. (14 h)
Chinesischer Nationalcircus Feb. 19. (16 h)
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen + Solisten; Louis Langrée, Dirigent.
Feb. 20.
Hello I’m Johnny Cash mit Helen Schneider und Gunter Gabriel. Feb. 22.
Glocke JAZZnights Silje Neergard & Band;
Solveigh Slettahjell with Morten Qvenild
Feb. 24.
LaLeLu A Capella Comedy. Feb. 25.
(kleiner Saal)
Salut Salon Feb. 26. (18 h)
6. Philharmonisches Konzert Nils Mönkemeyer, Viola;
Bremer Philharmoniker;
Mikhail Agrest, Dirigent. Feb. 27., 28.
5. Philharmonisches Kammerkonzert Kodály Quartett. Feb. 29. (kleiner Saal)
Galakonzert Anne-Sophie Mutter März 1.
Harald Schmidt und Concerto Köln März 2.
Frieda & Anneliese „Das letzte Hemd“
März 3.
Glocke Familienkonzert „Hänsel und
Gretel“ März. 4. (11 h / kleiner Saal)
Glocke Sonderkonzert Europäischer Klavierwettbewerb Bremen 2012 März. 7.
Meisterkonzert Grigory Sokolov März 9.
Ben Becker Musikalische Lesung. März 10.
6. Philharmonisches Kammerkonzert Nomos Quartett. März 13. (kleiner Saal)
The Bar at Buena Vista Grandfathers of
Cuban Music. März 13.
Glocke Vocal Edita Gruberova März. 14.
Hans Liberg März 15.
KULTURELLE IMPULSE swb-Kundencenter
67
So laufen die Veranstaltungsreihen „bremer
hörkino“ und „LeseArt“ im swb-Kundencenter
Beate Hoffmann und Charly Kowalczyk
Zuhören und
nachfragen
K
ino für die Ohren – wer als Kind die
Abenteuergeschichten von „Dickie
Dick Dickens“ auf Radio Bremen
hörte oder im Schulfunk die Ohren spitzte, wenn es „Neues aus Waldhagen“ gab,
kennt den nahezu magischen Reiz, den
das gesprochene Wort in der Kunstform
des Hörspiels ausüben kann. Kino für die
Ohren – das gilt aber auch für fesselnde
Reportagen, wie sie etwa der NDR seit
über 60 Jahren in der Reihe „Zwischen
Hamburg und Haiti“ ausstrahlt und damit quasi akustische Postkarten aus aller
Welt verschickt.
Kino für die Ohren – frei nach diesem
Motto präsentieren Beate Hoffmann und
Charly Kowalczyk an jedem ersten Mittwoch im Monat das „bremer hörkino“ im
swb-Kundencenter in der Bremer Sögestraße/Am Wall. Die Veranstaltungsserie mit
ungewöhnlichen und bewegenden RadioGeschichten geht mittlerweile ins achte
Jahr und vermittelt bei freiem Eintritt weit
mehr als das reine Hörerlebnis. Denn hier
können die Zuhörer anschließend mit den
Autoren ins Gespräch kommen und dabei
erfahren, wie die Reportagen und Features
zustande gekommen sind und welche
manchmal durchaus abenteuerlichen Recherchen ihnen zugrunde liegen.
So wird Maike Hildebrand am 1. Februar
(20 Uhr) die „Idee vom bedingungslosen
Grundeinkommen“ erläutern. „Wenn Geld
umsonst ist“ lautet der Titel ihrer Reportage,
in der sie auf das Modell einer existenzsichernden Grundversorgung eingeht.
Würde man sich einfach auf die faule Kino
Haut legen, wenn das Geld für die alltägliche Versorgung vom Staat kommt? Oder
käme ehrenamtliche Arbeit in Betracht?
Ins Innere einer patriarchalisch regierten
Familie und in die Nachkriegswirren einer
Grenzregion führt die Autorin Irmgard
Maenner mit ihrem Feature „Federland
oder: Der Sechzehnkindermann“ (7. März,
20 Uhr). Sie schildert darin die Geschichte
eines 16-fachen Vaters, der für alle Umstehenden völlig überraschend den Freitod
wählt. Zeitzeugen, Archivfunde, Briefwech-
sel, persönliche Aufzeichnungen erzählen
von Liebe in schwierigen Zeiten, politischen
Intrigen, Gewalt und der Wandlung von
Werten.
Der direkte Kontakt mit Autoren zeichnet
auch die „LeseArt“ aus, die ebenfalls im
swb-Kundencenter stattfindet. Denn sie
stellen nicht nur eigene oder fremde Werke
vor, sondern diskutieren anschließend darüber mit dem Publikum. Am 15. März (19 h)
liest Prof. Dr. Thomas
für die Ohren Rommel aus „Das
Tagebuch des Samuel
Pepys“ und kommentiert ausgewählte Passagen. Dr. Hanno Rauterberg, Kunst- und
Architekturkritiker der „Zeit“, fragt am 4.
April (19 Uhr) „Und das ist Kunst?!“ und geht
anschließend auf die wichtigsten Thesen
aus seinem Buch ein.
LeseArt Telefon 04 21 - 83 11 41
bremer hörkino Telefon 04 21 - 34 31 70
energiejazz Telefon 04 21 - 34 49 08
www.swb-gruppe.de
68
kulturkalender
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spielort Kulturbahnhof Nord
bremer shakespeare company Ende gut, alles gut Feb. 3.
Tel. 04 21 – 50 03 33
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Timon aus Athen Feb. 4.
Mario und der Zauberer Jan. 20.; Feb. 8.
Spielort Kulturzentrum Lagerhaus
Hamlet Jan. 21., 29. (18 h); Feb. 10., 23.
Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiction Feb.
Timon aus Athen Jan. 27.; Feb. 25.
19., 22. (jew. 20 h)
Spielort Concordia
Viel Lärm um nichts Jan. 28.; Feb. 17.
Verlorene Liebesmüh Feb. 4., 11.
......................................
theaterlabor bremen
Macbeth Feb. 9., 28.
in der Stauerei im Überseehafen,
Ein Sommernachtstraum Öff. Probe: Feb.
Cuxhavener Str. 7
16., 21.
Ulysses/Penelope von James Joyce mit
Ende gut, alles gut Feb. 18.
Elisabeth Degen. Jan. 27., 29.; Feb. 2., 23.;
Der Kaufmann von Venedig Feb. 24.
März 15. (jew. 19.30 h)
Kabale und Liebe für zwei Feb. 3., 14., 27.
......................................
THEATRIUM Figurentheater
Hans-Böckler-Str. 9
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für individuelles
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Fedelhören 14 · 28203 Bremen
Tel.: 0421 33 75 50
Fax: 0421 32 55 53
E-Mail: bremen@travel-overland.de
www.travel-overland.de
singout GOSPEL März 3.
Elisabeth – Das Musical 7. bis 25. März
(Di.–Fr. 19.30 h; Sbd. 15 u. 19 h; So. 14.30 u.
19 h); 9. März 16.30 u. 21 h
Nana Mouskouri April 11.
3. Bremer Hochzeitsball April 14.
Jazzahead! Clubnight April 21. (23 h)
Movie meets Musical April 22.
Musical Rocks April 26.
Max Raabe April 28. (20 h), 29. (18 h)
Peter Kraus Mai 7., 8.
Lachen Machen Mai 12.
Tommy – Das Musical Mai 26.
......................................
DKV-Residenz in der
Contrescarpe
Tel. 04 21 – 3 22 90
Weltklassik am Klavier
Beethovens Waldsteinsonate und Liszts
Totentanz – eine musikalische Zeitreise
Tel. 04 21 – 32 68 13; Bürozeit Mo. bis Fr. 10 Mit Meryem Natalie Akdenizli.
– 13 h
Jan. 29., 17 h
Nils Holgersson Jan. 15., 21., 22. (jew. 15 h),
Balladen der Romantik Mit Sofja Gülba17. (16 h); Feb. 1., 3., 7., 8., 9., 10. (jew. 10 h),
damova. Feb. 26., 17 h
4., 5., 11., 12. ( jew. 15 h), 7. (16 h)
Regenbogenfisch Feb. 14., 15., 16.,17. (jew.
......................................
10 h), 18., 19. (jew. 15 h), 14. (16 h)
Gerhard-Marcks-Haus
Der Wolf und die sieben Geißlein (GastAm Wall 208, Tel. 04 21 - 32 72 00
spiel) Jan. 24., 23., 26., 27. (jew. 9 & 11h),
28., 29. (jew. 15 h), 24. (16 h)
www.marcks.de
......................................
Musical Theater Bremen
Tel.: 0421 – 3337 590
Tickets: www.musicaltheater-bremen.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr)
THRILLER-LIVE Jan. 19., 20.
Ballett: Schwanensee Jan. 22.
Rocky Horror Show 24. Jan. bis 2. Feb.
(Di.–Fr. 20 h; Sbd. 16 u. 20 h;
So. 15 u. 19 h)
Mother Africa Feb. 3. (20 h), 4. (15 u. 20 h),
5. (18 h)
Marshall & Alexander Feb. 7.
Musical StarNights Feb. 11. (19 h)
Die Rückkehr der Shaolin Feb. 12. (16 h)
Magic of the Dance Feb. 17.
Die Drei von der Tankstelle Feb. 24. (19 h),
25. (15 u. 19 h), 26. (15 u. 19 h)
Das Phantom der Oper Feb. 29. (19 h)
Di-So 10-18 h
Der Haken der Bildhauerei Skulpturen
von Alfred Haberpointner. Bis 26. Februar
Eberhard Szejstecki Wandobjekte. 25. Jan.
bis 22. April
Yuji Takeoka Zum Nullpunkt der Bildhauerei. 11. März bis 10. Juni
......................................
Dom-Museum Bremen
St. Petri Dom
„Im Geiste offen“ Der Künstler Max Herrmann und sein Werk. 24. Januar bis 11. März
www.maxherrmann-bremen.de
kulturkalender
69
.....................................
Kultur Forum
Zusammenarbeit von 14 Künstlerpaaren
schiedet worden. Seine Wünsche für die
unterschiedlicher nationaler Herkunft
Zukunft: Mehr Zeit für klassische Musik
ausgestellt. Teile der Arbeiten werden bis
und für Werder-Spiele.
(ps) Mit fast 9000 Besuchern verzeichne-
zum 5. Februar im Bamberger Haus (Fau-
te das Overbeck-Museum 2011 eines der
lenstraße 69) und in der „Spedition“ am
Das Internationale Fernsehforum für Mu-
erfolgreichsten Jahre in seiner Geschichte.
Güterbahnhof sowie vom 27. Januar bis 17.
sik präsentiert in Zusammenarbeit mit dem
Allein die Retrospektive zum Werk Her-
Februar in der Villa Ichon gezeigt.
Theater Bremen am 7. März (20 h/Plantage
mine Overbeck-Rohtes lockte rund 5500
Gäste an.
13) einen Film über Nikolaus Lehnhoffs
„Verflechtungen – Die Uni und die Stadt“
Salzburger Inszenierung der „Elektra“
lautet der Titel einer Fotoausstellung zum
von Richard Strauss. Der Regisseur wird
In der „Art Box“ der Bremer Landesbank in
40-jährigen Bestehen der Universität Bre-
anschließend mit Hans-Georg Wegner (The-
der Katharinenstraße läuft gegenwärtig ein
men im Haus der Wissenschaft (Sandstra-
ater Bremen) und dem Publikum diskutie-
Video des britischen Experimentalfilmers
ße 4/5 – bis 25. Februar).
ren. www.fernsehforum-musik.de
John Smith (Foto), das auf die Ausstellung
„John Smith. Worst Case Scenario. Filme
Im Bremer Wilhelm Wagenfeld Haus
von 1975-2003“ hinweist, die vom 21. Januar (Foto) wird vom 3. Februar bis 9. April die
bis 25. März in der Weserburg zu sehen ist.
Fotografie-Ausstellung „Imagefaktor – das
Sabine Himmelsbach, Leiterin des Oldenburger Edith-Russ-Hauses für Medienkunst, wechselt zum 1. März in gleicher
Bild der Wirtschaft“ mit Arbeiten des nord- Funktion ans Haus für elektronische KünsDie Bühnenbildnerin Marina Hellmann,
deutschen Fotografen-Netzwerks „nord-
die am Bremer Goetheplatz 2008 die
aufnahme“ gezeigt.
te in Basel.
Szenerie für die Mozart-Oper „Die Zauberflöte“ schuf, ist nach kurzer Krankheit in
Eugen Ruge, im vergangenen Jahr Gewin-
Dortmund gestorben.
ner des Deutschen Buchpreises, gehört zu
den prominenten Gästen der Literarischen
Aus seinem Buch „Abschied von 1001
Woche 2012 in Bremerhaven. Die von der
Nacht“ liest der TV-Journalist Ulrich
Volkshochschule und dem Kulturamt der
Kienzle (Foto) am 23. Januar (19 Uhr) im
Stadt ausgerichtete Reihe findet vom 6.
Rangfoyer des Bremer Theaters am Goe-
bis 26. Februar statt. Erwartet werden u.a.
theplatz.
Michail Schischkin, Simon Urban, Adriana
Altaras sowie Dirk Kurbjuweit. Ruge wird
„Im Geiste frei“ lautet der Titel einer Aus-
am 26. Februar (17 h, Ella-Kappenberg-
stellung über sakrale Glasfenster und abs-
Saal der VHS) aus seinem Roman „In
trakte Arbeiten des Oldenburger Künstlers
Zeiten des abnehmenden Lichts“ lesen.
Max Herrmann, die vom 25. Januar bis 11.
Weitere Infos: www.vhs-bremerhaven.de
Im Geiste offen
Der Künstler Max Herrmann
und sein Werk
März im Bremer Dom-Museum läuft.
Mit seinem Stück „King Kong“ ist das
In der Theatergalerie am Bremer Goethe-
„Theater Aspik“, ein Künstlerkollektiv aus
platz ist noch bis zum 12. Februar (jeweils
Hildesheim, in der Bremer Schwankhal-
Di.-Do. 14-17 Uhr und nach Vereinbarung)
le zu Gast. Ein Kryptozoologe und sechs
die Ausstellung „Der letzte Schrei – Blau-
Angestellte eines Großraumbüros erzählen
meier auf den Spuren von Munch“ zu se-
und spielen die Geschichte der Hollywood-
hen. Im Mittelpunkt stehen großformatige
Bestie. Termine: 29. Februar sowie 2. bis 4.
Arbeiten aus dem Blaumeier-Atelier.
März (jew. 20 h).
Unter dem Titel „Kunstaustausch – Topo-
Hans-Walter Brinkmann ist nach 17 Jah-
grafie Bremer Kulturen“ werden in den
ren an der Spitze des Zurbrüggen-Centers
kommenden Wochen die Ergebnisse der
in Delmenhorst in den Ruhestand verab-
Im St. Petri Dom zu Bremen
und im Dom-Museum
Ausstellung:
25. Januar 2012 bis 11. März 2012
Vernissage:
24.Januar 2012 um 18:30 Uhr
www.maxherrmann-bremen.de
Mit freundlicher Unterstützung der
70
kulturkalender
......................................
swb-Kundencenter
Sögestraße/Am Wall
Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt)
Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz)
Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino)
LeseArt (19 h):
März 15.: Prof. Dr. Thomas Rommel liest
aus „Das Tagebuch des Samuel Pepys“ und
kommentiert ausgewählte Passagen
April 4.: Dr. Hanno Rauterberg, Kunst- und
Architekturkritiker der „Zeit“, liest aus seinem Buch „Und das ist Kunst?!“
energiejazz in der Lemon Lounge, Am
Wall 164 (20.15 h)
Jan. 26.: Michael Gerdes und Jürgen Schöffel
Feb. 9.: Thomas Brendgens-Mönkemeyer
Feb. 23.: Birgit Ka
März 8.: Futurepile
März 22.: Blues & Beyond
hörkino (20 h):
Feb. 1.: Maike Hildebrand: Wenn Geld umsonst ist. Die Idee vom bedingungslosen
Grundeinkommen
März 7.: Irmgard Maenner: Federland
oder: Der Sechzehnkindermann
......................................
Schwankhalle
Buntentorsteinweg 112
www.schwankhalle.de
Tel. 0421 - 700 141
(Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr)
Katharina Franck & Club der toten Dichter. Rilke neu vertont. Konzert Jan 27.
Valentin. Feb. 3., 4., 22., 23., März 29., 31.
(19.30 h)
Das Buch Gabriel Lesung mit DBC Pierre. Feb. 8.
Ursli & Toni Pfister „Servus Peter – Oh Là
Là Mireille“.
Mit dem Jo Roloff Trio. Feb
9., 10.
King Kong von Theater Aspik. Feb. 29.,
März 2., 3., 4.
Betancor „Kein Island“. Konzert März 10.
(20.30 h)
......................................
Overbeck-Museum
Tel. 04 21 - 66 36 65
Tägl. 11-18 h außer Mo
„Pferd und Landschaft“ 29. Januar bis 18.
März
......................................
Kulturbüro Bremen Nord
Tel. 0421 - 65 48 48
www.kulturbuero-bremen-nord.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
......................................
Kulturkirche St. Stephani
Kito
www.kulturkirche-bremen.de
Schuberts Winterreise Jan. 15.
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Henning Venske Jan. 19.
„Völlig losgelöst“ Auf der Suche nach dem Knacki Heuser Jan. 20.
Ende der Zeit. Sternenprojektionen und
Hanse Swing Projekt Jan. 21.
Klangsymphonien von Jörn Schipper. Bis
Marco Bode & Emanuel Jahreis Jan. 22.
19. Feb. jew. Di-So (16-20 h)
Songs and Whispers Jan. 25.
Seldom Sene – Taracea Alte und zeitge-
Hanse Swing Projekt Jan. 21.
nössische Musik für Blockflöte von W.
Marco Bode & Emanuel Jahreis Jan. 22.
Byrd, F. Geysen, F. Guerrero, M. Käser und
Songs and Whispers Jan. 25.
T. Tallis. Jan. 21 (20 h)
Hannah Köpf & PitchBlackQ Jan. 27.
lichtquellen Vortrag zur Installation. Re-
Christina Lux & Meike Köster Feb. 3.
ferent: Bernward Teuwsen, Musik: Jörn
Achim Knorr Feb. 4.
Schipper. Jan. 22. (18 h)
Songs and Whispers Feb. 5. (Beginn 16
„Passion, Pain & Poetry“ Das Trio Seide.
Uhr)
Jan. 28. (20 h)
Nils Gessinger Feb. 10.
Felix Isenbügel: „Faust-Rausch“ Ein zeit-
Woman in (E)motion feat. Irma Feb. 11.
gemäßer Trip durch eine zeitlose Ge-
Black Stone Raiders Feb. 16.
schichte um Gut und Böse. Feb. 10. (20 h)
Die Buschtrommel Feb. 17.
A quatre mains Klaviermusik zu vier Hän- Die Bösen Schwestern Feb. 18.
den. Feb. 17. (20 h)
Podium Gitarre Feb. 19. (Beginn 11 Uhr)
Bremer Chöre singen für Afrika Benefiz-
Hubertus Meyer-Burkhardt Feb. 24.
Konzert zugunsten der Aktion „Somalia-
Murat Topal Feb. 25.
Krise“ der Organisation „Ärzte ohne Gren- Songs and Whispers Feb. 29.
War jetz’ des gestern...? Theater nach Karl
zen“. Feb. 22. (19.30 h)
Roberto Capitoni März 3.
(20.30 h)
Eintragungen in den
foyer-Kulturkalender nur
5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt
Kontakt
Roland Verlag
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17
info@rolandverlag.de
14. Bremer Klezmer-Nacht Die Bremer
Die Deutsche Kammerphilharmonie
Formation „Klezgoyim“ lädt ein. Gast: A
März 4.
tickle in the heart, Köln. März 2. (20 h)
Latin Quarter März 9.
„Dahm und Herrn’n“ Peter Dahm musi-
Show of Hands März 15.
ziert mit Freunden. World & Jazz – Erfahrungen zwischen Klezmer, griechischer,
Kulturbahnhof
indischer und türkischer Musik. März 14.
Uta Rotermund Jan. 28.
(20 h)
Shakespeare Company “Ende gut, alles
gut” Feb. 3.
kulturkalender
Shakespeare Company “Timon aus
Athen” Feb. 4.
Arnulf Rating Feb. 10.
......................................
Kunstschaufenster
HAVEN
HÖÖVT Vegesack
Wind Wasser und Mee(h)r
Arbeiten von
Oldenburg
Niederdeutsches Schauspiel Betahlt warrt
......................................
Oldenburgisches Staatstheater
März 10.
Feb. 3., 4., 11., 17.
Ketzer Jan. 28.; März 3.
Kammerkonzert Jan. 29. (11.15 h)
Herzrasen Feb. 2.+3. (jew. 11.30 h),
12.+15.+19. (jew. 19 h)
Polar Bears Feb. 16. (P), 22.; März 2., 9., 14.
2. Familienkonzert „Schlag auf Schlag“
Feb. 19., 20. (11.15 h)
Go West Vielfalt Feb. 25.
Go West The Writer Feb. 26.
Aus der Mitte der Gesellschaft (WA) März
1., 4. (15 h), 6.
Die Geschichte vom Soldaten März 15. (P)
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
I Capuleti e i Montecchi (konzertant) Jan.
Feb. 8., 19., 21.; März 2., 4.+11. (jew. 18 h)
......................................
Ratssaal
Biedermann und die Brandstifter Jan. 22.;
Halle 10, Fliegerhorst
Die Zauberflöte Jan. 18., 20., 22., 23., 30.;
Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 71 42
nich! Jan. 21. (P), 26.; Feb. 5., 10., 18., 29.;
Tel. 04 41 – 22 25 111
Bärbel Kock mit regelmäßig
wechselnden 15.; Feb. 7., 17.
Anna Karenina Jan. 17.; Feb. 3., 11.
Künstlern. 9.30 – 20 h
Bremervörde
71
Song of my Life Jan. 21., 25.
Mirage Jan. 26., Feb. 4., 25.; März 9.
Devious Paths Jan. 28.
Nachtwache (WA) Jan. 29.; Feb. 9., 26.;
März 7.
Gastspiel Glenn Miller Orchestra Feb. 5.
......................................
Exerzierhalle
4. Sinfoniekonzert Feb. 12. (17 h), 13., 14.
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
......................................
St. Liborius-Kirche
Hamlet Feb. 18. (P), 22., 24., 29.
Full Body Jan. 18., 21., 31.; Feb. 2.
Kátja Kabanová März 10. (P)
Extra-Nacht Feuer Jan. 20. (22.30 h)
Konzert mit dem Duo Müller-Baltrusch
Kleines Haus
„Lisztig vergriffen: Wow!“ Armin Fischer
(Klavier). Febr. 11. (20 h)
(Trompete, Orgel) – Förderprojekt „BAKJK“
(Dt. Musikrat). März 3. (20 h)
Aida Feb. 1.
Frau Meier, die Amsel Jan. 29. (11.30 h/P);
Feb. 5. (16 h), 13.+14. (10 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Niederdeutsches Schauspiel Die Wanze
Demian Jan. 15., 16. (10 h), 20., 29.
Feb. 11.+18. (22 h)
Wohlfühlen
& genießen
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72
kulturkalender
Go West Der (kommende) Aufstand Feb.
23., 24.
Waldlinge Feb. 24. (10 h), 26. (11 + 16 h),
27.+29. (jew. 10 h)
Go West Macbeth Feb. 25. (21.30 h)
...................................... ......................................
Oldenburger Kunstverein
Stadtmuseum Oldenburg
Tel. 04 41 – 27 109
Tel. 04 41 – 2 35 28 81
www.kunstverein-oldenburg.de
www.stadtmuseum-oldenburg.de
Sandra Vásquez de la Horra „El Àrbol del
Di-So 10-18 h
Fuego“. 27. Januar bis 18. März
Heiner Meyer „Private Eyes“. 28. Januar
bis 9. April
......................................
......................................
Landesmuseum für Kunst
Spielraum
Rastede
und Kulturgeschichte
Wir alle für immer zusammen Jan. 15.
(11.30 h), 17.+20. (jew. 10.30 h), 18. (11 h)
Die kleine Zoogeschichte Jan. 22. (11.30 h),
23. (10.30 h), 24. (11 h); Feb. 21. (10 h), 22.
(10.30 h)
Ein Schaf fürs Leben Jan. 29. (11.30 h);
Feb. 3. (10 h), 5.+12. (jew. 16 h), 8.+14. (jew.
11 h), 16. (10.30 h)
Go West Freeze! Feb. 24. (18 h)
Go West Wagon Feb. 26. (15 + 17 h)
......................................
Hof Schweers
Go West Rainer Maria Feb. 24., 25. (jew. 20
h), 26. (16 h)
Oldenburg, Schloss
Tel. 04 41 – 2 20 73 00
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
Di-So 10-18 h
Der zweite Aufbruch in die Moderne Expressionismus – Bauhaus – Neue Sachlichkeit. Bis 29. Januar. Prinzenpalais
......................................
Palais Rastede
Tel. 0 44 02 – 8 15 52
www.palais-rastede.de
Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V.
Manuela Karin Knaut „Wie lange dauert
Glück“. 5. Februar bis 22. April
Jugendstil im Taschenformat Ausgewählte
Miniaturen aus der Sammlung Giorgio Silzer. 5. Februar bis 29. Mai. Schloss
„Auf ein Wort mit…“ Prof. Dr. Rainer
Stamm (Landesmuseum für Kunst und
Kulturgeschichte Oldenburg) im Gespräch
mit Rüdiger Joppien (ehem. Museum für
Kunst und Gewerbe, Hamburg). 29. Jan.
11.30 h
Emden
......................................
Kunsthalle Emden
Tel. 0 49 21 – 97 50 0
www.kunsthalle-emden.de
Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,
Feiertage 11-17 h
......................................
Karl Hofer „Von Lebensspuk und stiller
Theater Laboratorium
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schönheit“. 11. Februar bis 17. Juni
Go West Punch & Judy in Afghanistan Feb.
Landesmuseum Natur und
25. (17 + 20 h)
......................................
Mensch
Tel. 04 41 – 92 44-300
Ostfriesisches Landesmuseum
www.naturundmensch.de
Emden
Eintragungen in den
foyer-Kulturkalender nur
5 Euro pro Zeile zzgl. MWSt
Kontakt
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Di-Fr 9-17 h, Sa & So 10-18 h
Tel. 0 49 21 – 87 20 58
Sonderausstellung „O, schaurig ist’s,
www.landesmuseum-emden.de
übers Moor zu gehen“ 220 Jahre Moorar-
Di-So 10-18h
chäologie. Bis 26. Februar
Sonderausstellung: Hans Trimborn – Ma-
......................................
Horst-Janssen-Museum
ler und Zeichner Bis 12. Februar
Marilyn Monroe – Hinter den Kulissen Ab
18. März
Tel. 04 41 – 2 35 28 91
Durchgehend: Sammlungsausstellung
www.horst-janssen-museum.de
und Emder Rüstkammer
Di-So 10-18 h
Das Drama um Mann und Weib Radierzyklen von Max Klinger. Bis 19. Februar
kulturkalender
Wilhelmshaven
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Kunsthalle Wilhelmshaven
Tel. 0 44 21 – 4 14 48
www.kunsthalle-wilhelmshaven.de
Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h, Mo geschl.
Zwischen Kaiseranspruch und Secession: Der Verein, die Stadt und ihre Kunstsammlung Walter Leistikow, Paul Baum,
Otto Modersohn, Johann-Georg SiehlFreystett. 12. Februar bis 9. April
Bremerhaven
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Stadttheater Bremerhaven
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Kunsthalle Bremerhaven
Tel. 0471 – 4 68 38
www.kunstverein-bremerhaven.de
Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h
Benjamin Katz fotografiert Gerhard Richter 5. Februar bis 11. März
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Stadthalle Bremerhaven
Kartenservice: Tel. 04 71 – 59 17 59
Gaelforce Dance Die irische Step-DanceSensation. Febr. 11. (20 h)
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Kirchenkreis Bremerhaven
Dionysiuskirche Bremerhaven-Lehe, Lange Straße
Tel. 0471 – 49 00 1
Tage alter Musik, 1. Konzert: Kammermu-
Großes Haus
sik mit dem Ensemble „La Bergamasca“.
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Febr. 19. (18 h)
La traviata Jan. 18., 21.; Feb. 3., 23., 26. (15
Crazy for you Jan. 27.; Feb. 4.
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Christuskirche Bremerhaven,
Im weißen Rössl Jan. 28. (P); Feb. 22., 25.;
Schillerstraße 1, Tel. 04 71 – 20 02 90
März 4., 15.
Tage alter Musik, 2. Konzert: „Pulchra
Faust Jan. 29.
est“ – Italienische Kammermusik mit der
The Fairy Queen / Ein Sommernachtst-
Satyr’s Band. Eintritt: Euro 7,– (6,–). März
raum Jan. 31.
11. (18 h)
Uhr)
Giselle Feb. 2.
Verbrennungen Feb. 11. (P), 15., 18.; März 2.
5. Sinfoniekonzert Feb. 13. (20 Uhr), 14.
Pinocchio Feb. 19. (P./16 Uhr), 24. (17 Uhr)
Lady Macbeth von Mzensk März 10. (P), 14.
Kleines Haus
Fundament Jan. 20.; Feb. 4., 16.
Der goldene Drache Jan. 22., 27.; Feb. 19.
In meinem Hals steckt eine Weltkugel Jan.
25. (WA); Feb. 3., 17., 29.
100 Watt und ein bisschen Meer Feb. 25.
(P); März 15.
Pferdestall
Herr Fuchs mag Bücher Feb. 5. (15 Uhr)
Feiert! Facebooked! Folgt! März 3. (P), 6.
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FOYER-tiPP
für Theater-Freunde
„Eine ‚Traviata’ ohne Plüsch und Chichi“, urteilte Radio Bremen über die aktuelle Inszenierung der Verdi-Oper am
Stadttheater Bremerhaven und kam zu
dem Fazit: „Unbedingt sehenswert!“ –
Die nächsten Vorstellungen: 18. und 21.
Januar sowie 3., 23. und 26. Februar.
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Wissens-Schrott
Schon wieder gilt es, Abschied von einer
lieb gewonnenen Überzeugung zu nehmen. Nachdem wir mittlerweile wissen,
dass Schokolade keineswegs antidepressiv
wirkt, Vitaminpillen eigentlich Blödsinn
sind und Albert Einstein stets Klassenprimus war, landet nun eine weitere Behauptung auf dem Schrotthaufen der Wissenschaft. Nämlich die These, das Hören von
Musik mache klug.
US-amerikanische Psychologen hatten diese Meinung 1993 in einer Studie vertreten
und behauptet, dass Studenten in einem
Intelligenztest besser abschneiden, wenn
sie zuvor zehn Minuten lang Mozarts Sonate KV 448 hören. Und einen Namen hatten
sie dafür auch gleich parat: Mozart-Effekt.
Alles Humbug, heißt es jetzt. Höchstens
eine Viertelstunde halte der positive Effekt
an, danach sacke die Leistungsfähigkeit
wieder auf das Normalmaß ab. Und außerdem rege nicht nur Mozarts Sonate in
D-Dur für zwei Pianos die kleinen grauen
Zellen an, sondern auch Schubert-Melodien, Kinderlieder und sogar Rock-Musik.
Schlau werden durch „Lady Gaga“? Spätestens hier stellen sich ernste Zweifel an der
wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit ein,
zumal obendrein behauptet wird, sogar
das Vorlesen eines Kapitels von Stephen
King habe in Versuchen Wirkung gezeigt.
Nicht Roth, nicht Bellow, nicht Updike
oder meinetwegen auch Bukowski – nein,
ausgerechnet Stephen King, der Godfather
of Horror. Das ist einfach furchterregend!
Kein Wunder also, dass die Zahl der Querköpfe ständig zunimmt. Leute, die auf die
Wissenschaft pfeifen und weiter Stein und
Bein darauf schwören, dass Rotwein gesund ist, Nudeln glücklich machen und
längst nicht alle Frauen fit in Sachen Multitasking sind. Und damit basta!
Peter Schulz
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ImpreSSum
Herausgeberin
Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1
Redaktionsleitung Peter Schulz 2
Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14
Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23,
Inge Sasse 25
Autoren dieser Ausgabe
Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16,
Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17,
Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4,
Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6,
Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8,
Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10,
Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9,
Peter Schulz 2, Markus Wilks 24,
Inge Zenker-Baltes 12
Verlag, Vertrieb, Redaktion und
Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH,
Schlachte 43, 28195 Bremen,
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17
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www.rolandverlag.de
Gestaltung und Satz
Birgit Holtkötter 20,
designbüroholtkötter
Telefon 025 32 - 200 709
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Basislayout Haase & Knels, Bremen
Druck ASCO STURM DRUCK Bremen
Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg,
Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros,
Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen,
Bremerhaven und Oldenburg
Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro
Jahresabonnement 15,00 Euro
Auflage 10.000 Exemplare
Erscheinungsweise zweimonatlich
Nächste Ausgabe 15. März 2012
Redaktionsschluss 15. Februar 2012
ISSN-Nr. 1618-0852
Titelmotiv Gallim Dance
Foto: Christopher Duggan
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