glück - trailer

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glück - trailer
Februar 2012
www.trailer-ruhr.de
GLÜCK
DER NEUE LIEBESFILM
VON DORIS DÖRRIE
www.glueck-film.de
www
www
trailer-Thema: Karneval, Foto: Mareike Wahle
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I Februar 2012
5 KARNEVAL
Wie sieht närrisches Treiben im Ruhrgebiet aus?
6 Themeninterviews
„Der Westfale muss zum Lachen überredet werden“
„Unsere Politiker sind dünnhäutig geworden“
Bühne.
8 Theater Ruhr
„Kleiner Mann – was nun?“ am Schauspielhaus
Bochum
9 Aalto Theater
10 Theater Ruhr
„Was ihr wollt“ am Schauspielhaus Bochum
„Es brennt“ im Theater an der Ruhr Mülheim
„Die Durstigen“ im Prinz-Regent-Theater Bochum
11 Grillo Theater
12 Theater Duisburg
Theater Ruhr
„Schöne Tage“ am Theater Oberhausen
14 Consol Theater
Komikzentrum Ruhr
Karnevalistische und andere Umtriebe
15 Cabaret Queue
Theater Fletch Bizzel
16 Theater Ruhr
„Der Gott des Gemetzels“ am Schauspiel Dortmund
„Ulrike Maria Stuart“ im Grillo-Theater Essen
„Das Verbrechen“ im Theater an der Ruhr Mülheim
17 Landestheater Neuss
Theater Oberhausen
18 culture clubs:
„Die kleine Meerjungfrau“ im Grillo Theater
„Winterreise“ im Theater Oberhausen
19 Ebertbad
20 Theater demnächst
Revier-Premieren im kleinen Kreis
21 Theater-Kalender Ruhr
Aktuelle Theater-Termine im Februar
22 culture club:
Phantom der Oper in Dortmund
Premiere
Barbara Wachendorff und Felix Mannheim über
„Elefant im Raum“
Innovation
7
BÜHNE
Foto: Birgit Hupfeld
SPEZIAL
Kino.
Kunst.
22 culture club:
Premiere „Beatboxing“ im Kino im U
25 Film-ABC/Vorspann
Berlinale, neue Kinos und altes Bier
26 Film des Monats: „The Artist“
Michel Hazanavicius’ wunderbare Ode an das Kino
27 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
28 Hintergrund
„Glück“
29 Film-Kritiken
31 Kino.Ruhr.
Interview mit Barbara Fischer-Rittmeyer über das
neue Kino im U
Foyer
„Before Night Falls“ im Kino im U Dortmund
„Connie und Carla“ im Metropolis Bochum
32 Roter Teppich
Gary Oldman über „Dame, König, As, Spion“
Gespräch zum Film
Hans Weingartner über „Die Summe meiner
einzelnen Teile“
40 Ruhrkunst
Werkschau von Alex Katz im Museum Ostwall
42 Sammlung
Interview mit Carsten Roth
43 Museum Ostwall
Kunstwandel
K. Haring in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
44 culture club:
Simone Nieweg im Josef Albers Museum
Kunst-Kalender NRW
Kunst-Termine im Februar
Musik.
www
Kompakt Disk
Neue Alben im Februar
35 Konzerthaus Dortmund
Literatur.
37 Literatur-Portrait
Der „Druckstellen“-Wettbewerb rückt das Revier
in den literarischen Fokus
38 Poetry
Die Kolumne von Sebastian23
39 Literatur-Kalender Ruhr
Die Literatur-Termine der Region
Wortwahl/ComicKultur
Buch-Tipps im Februar
Textwelten
Die Brüder Grimm in neuem Licht
Theater Ruhr
10
KINO
Kultur in NRW.
18 Theater in NRW
Das Theater Moers widmet sich dem Sterben
36 Popkultur in NRW
Das eklektische DJ-Duo JTRP
Tanz in NRW
Der tanz.tausch zwischen NRW und Berlin stockt
Oper in NRW
Vincenzo Bellinis Norma in Dortmund
Kunst in NRW
L. Baumgarten in Essen/C. Williams in Leverkusen
trailer spezial.
4 Intro
7 Innovation
Bergwerke als Pumpspeicher-Kraftwerke nutzen
44 Impressum
45 Verlagssonderseiten
„trailer macht fit“
Magenbitter
Über Tage
Hans Werner Olm über die Lustigkeit im Ruhrgebiet
Auswahl
u.a.: Gerda Schlembachs Ausstellung „Silent Flow“
im Kunstverein Ruhr
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Film des Monats KUNST
26
Alex Katz, Gray Day, 1992,
Siebdruck, 56 x 182,8 cm, Albertina
Wien, © VG Bild-Kunst, Bonn
5
Ruhrkunst
40
Intro
-ruhr.de
Februar 2012
Der Halter dieses Fahrzeuges hat bestimmt gerade gründlich geduscht, Foto: Francis Lauenau
trailer + trailer-ruhr.de
Dickste Kartoffeln und dickste Autos
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Ein ganz eigener Karneval
Günther Rückert als Künstlerischer Leiter des
„Geierabends“ sieht sich nicht als Karnevalist
und findet: Der Karneval im Ruhrgebiet „ist
eigentlich nur ein Abklatsch von dem, was in
Köln stattfindet.“
Günther Rückert
Foto: StandOut
Thema
Spaß am Brauchtum
Peter Sander ist 1. Vorsitzender des Festkomitees Essener Karneval. In seinen Augen sollte
sich das Ruhrgebiet beim Thema Karneval
nicht zu klein machen: Allein in Essen widmeten sich 33 Vereine dem Fasching.
Peter Sander
Foto: privat
Theater
Ein Projekt zum Überleben
Regisseurin Barbara Wachendorff entwickelte zusammen mit jungen Menschen, die
an lebensbedrohlichen Krankheiten litten, das
Stück „Elefant im Raum“. Doch ging es ihr dabei keineswegs um Betroffenheit.
Film
32
Der Zelluloid-Romantiker
Schauspieler Gary Oldman wurde bereits Anfang der 80er Jahre auf John Le Carrés Werke
aufmerksam. Mit trailer sprach er über die
Verfilmung von „Dame, König, As, Spion“, in
der er die Rolle des George Smiley spielt.
Gary Oldman
Film
Raus in den Wald
Regisseur Hans Weingartner möchte mit seinem aktuellen Spielfilm „Die Summe meiner
einzelnen Teile“ zu den Wurzeln des Filmemachens zurückkehren. Und auch inhaltlich
geht es in seinem Film um Befreiung.
Zumindest etwas lustiger geht es im hiesigen KARNEVAL zu, dem das
trailer-Thema gewidmet ist. Der Rosenmontag im Revier bildet manch
seltsame Blüte. Gänsereiterfeste in Wattenscheid und Geierabende in
Dortmund sind hier Boten der sogenannten Fünften Jahreszeit. Stolz präsentiert trailer auch wieder SEBASTIAN23, der im vergangenen Jahr die
Jahreszeiten und Monate neu erklärte. In seinem aktuellen Satiregebräu
geht es um Sexualität und Katholizismus, was ja oft auf Karneval hinausläuft, beim trailer-Autor natürlich nicht. Dass unsere Zechen noch zu etwas nütze sind, selbst wenn sie absaufen, wird in der Rubrik INNOVATION
erklärt. In Schächten und Stollen werden Speicherkraftwerke eingebaut,
um Ökostrom verlässlicher zu machen. Zwei Ausstellungen möchte trailer
dann noch ans geneigte Herz legen. Zum einen werden im EMIL-SCHUMACHER-MUSEUM in Hagen die Werke des Namensgebers der Ausstellungsortes gezeigt. Im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl sind wiederum
LONELY FINGERS des kubanischen Künstlers Diango Hernández zu sehen.
In Dortmund hat im Januar ein neues Lichtspielhaus das Licht der Welt
erblickt, das KINO IM U. Mit dessen Leiterin Barbara Fischer-Rittmeyer
sprach trailer über ihr ambitioniertes Projekt. Und GARY OLDMAN, dem
Hauptdarsteller des Agententhrillers DAME, KÖNIG, AS, SPION wurde zum
Thema Romantik in Zeiten digitaler Aufzeichnungstechnik interviewt. Oldman mimt auch Snape, den fiesen Lehrer von Harry Potter, und hat deshalb inzwischen sogar Fans im Kindergartenalter. Zwei außerordentliche
Filme seien hier noch erwähnt. Zum einen geht es um einen Stummfilm in
Schwarz-Weiß, gedreht im Jahr 2011, der nun in die Filmtheater kommt.
THE ARTIST ist eine Hommage an das alte Kino und zeigt die Geschichte
eines Schauspielers, dem den Sprung zum Tonfilm nicht gelingt, und der
auch in Sachen Frauen kein Fortune mehr hat. Eine andere tragische Liebesgeschichte erzählt YOUNG ADULT. Eine Enddreißigerin will da anknüpfen, wo sie 20 Jahre zuvor aufgehört hat. Wie schrieb einst Tucholsky:
„Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt“.
www
Barbara Wachendorff
Hans Weingartner
Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker
Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten. Na klar, das
ist Fremdwörtisch und bedeutet: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. Im gerade erschienenen Ruhrbarone-Magazin „Männerwelten“ las ich eine Überschrift, die ich auch nur in der oben verwendeten
Sprache zitieren kann, um hier nicht gegen Anstand und Jugendschutz
zu verstoßen: Die äußeren Abmessungen der Fahrzeuge von Nutzern sexueller Dienstleistungen stehen in
reziproker Relation zur Qualität des
„Im Satiregebräu von Sebahygienischen Zustands der primären stian23 geht es um Sexualität
äußeren Geschlechtsorgane ihrer Hal- und Katholizismus, was ja oft
ter. Unter jener nun hier verdruckst
auf Karneval hinausläuft“
formulierten Überschrift war ein Interview mit einer „Eva“ abgedruckt. Die Journalistin JANINA KRAAK hatte
dafür das Laufhaus hinter einem Baumarkt im Dortmunder Norden besucht, um einmal aus erster Hand etwas über die Zustände im sündigsten
Stadtteil der Westfalenmetropole berichtet zu bekommen. Mein Fazit
nach der Lektüre: Abgesehen von ein paar prügelnden Zuhältern und Freiern und einigen nach strengen Verboten rufenden Lokalpolitikern sind alle
Beteiligten auf irgendeine Art und Weise Opfer der Verhältnisse.
LUTZ DEBUS
Foto: Amélie Losier
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Thema
Einen Apfel essen, auch wenn ein Maschendrahtzaun davor aufgespannt ist, Foto: StandOut
Ist das Revier narrensicher?
Karnevalistisches Treiben gehört hier nicht zu den Grundtugenden
In dem verrauchten Hinterzimmer einer anson- noch jemand mit dem Akkordeon in der Ecke oder
sten rauchfreien Kneipe müht sich ein Bütten- mit Bandoneon oder mit singender Säge.“ Der
redner ab. „Die Camilla vom Charles hat ein Ge- Kabarettist kann sich sogar noch daran erinnern,
biss, die kann einen Apfel essen, auch wenn ein wie in der katholischen Gemeinde St. Barbara
Maschendrahtzaun davor aufgespannt ist.“ Die in Marl während einer Karnevalsveranstaltung
Pointe wird vom Tusch eines Alleinunterhalters, eine leibhaftige Nonne im Schalke-Trikot aufgeder das musikalische Rahmenprogramm liefert, treten ist. Die aktuellen konventionellen Karneunterstrichen. Der Applaus folgt zögernd. Etwa valsveranstaltungen besucht der Recklinghauser
vierzig ältere Besucher zählt die Festsitzung nicht. Vor vielen Jahren, als er noch Lokalreporter war, musste
irgendwo im westtrailer-Thema im Februar:
er früher öfters zu
lichen Ruhrgebiet.
Herrensitzungen
Tatsächlich, so gibt
und war nicht wirkder Veranstalter zu,
Ab Weiberdonnerstag geht in den NRW-Karnevalshochlich amüsiert. Den
der allerdings ungeburgen Düsseldorf und Köln für sechs Tage, generationenGeierabend, der seit
nannt bleiben möchund schichtübergreifend, die Post ab. Doch wie ist es um
nunmehr 20 Jahren
te, hat der Karneval
das närrische Treiben im Ruhrgebiet bestellt? Ruft man
hierzulande „helau“ oder „alaaf“, und wer bekommt an der
als Alternative zu
in seiner Stadt schon
Ruhr sein Fett weg?
Altherrensitzungen
bessere Zeiten geseveranstaltet
wird,
hen. Der Nachwuchs
sieht er da eher in
bleibt aus. Die jungen Leute gehen, wenn sie lachen wollen, zu den der Tradition dessen, was er als Kind erlebte.
Comedians, die unablässig durch die Republik Und der verzeichnet erstaunliche Zuwachsraten.
touren, oder bleiben gleich vor dem Fernseher In den Anfängen spielte man im Theater Fletch
sitzen. Lustigkeit kennt beim jungen Volk keine Bizzel vor 30 Leuten, inzwischen besuchen pro
jahreszeitlich bedingten Grenzen. Karneval als Session 18.000 Menschen das Spektakel, mehr
Brauchtumsveranstaltung sei nicht deren Ding, als alle anderen Karnevalsveranstaltungen der
erklärt der Mittfünfziger, der selbst schon einmal Stadt zusammengenommen.
Prinz Karneval war. Dabei sei es doch etwas ganz
anderes, wenn man selbst seine Veranstaltungen Kirche und Klerus spielen im Ruhrgebietsplant und durchführt, als wenn man sich einfach Karneval so gut wie keine Rolle
nur berieseln ließe.
Obwohl der Geierabend natürlich auch eine Reaktion auf die Stunksitzung ist, die neben an50 Kilometer weiter östlich, auf der Zeche Zol- deren Veranstaltungen den Kölner Karneval aus
lern in Dortmund-Bövinghausen, sieht das Mar- seiner traditionellen Erstarrung befreite, sieht
tin Kaysh ganz ähnlich. Der Satiriker, der mit man sich nicht als bloße westfälische Versiseiner Figur des Steigers eine der tragenden Fi- on der Narrenrevolution am Rhein. Kirche und
guren des alternativen Karnevals „Geierabend“ Klerus, die in Köln immer für Programmpunkte,
bekleidet und gerade mitten in der Probenarbeit Skandale und Gerichtsprozesse sorgten, spielen
steckt, schwärmt von der guten alten Zeit, als auf der Bühne in Dortmund-Bövinghausen so
im Ruhrgebiet noch ganz klein und fein gefeiert gut wie keine Rolle. Karneval allgemein hat im
wurde. „Früher wurde im Saal von der einzigen Ruhrgebiet nicht die Tradition, die ihm in seinen
Kneipe der Zechensiedlung Karneval gefeiert. Die Hochburgen anlastet. Aber auch die Rolle der
Ostpreußen haben Ostpreußenwitze erzählt, die Katholischen Kirche ist zwischen Duisburg und
Schlesier haben Schlesierwitze erzählt, dann saß Dortmund differenzierter zu bewerten. Bischöfe
Karneval
www
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aus Essen, Paderborn, Münster und Köln teilen
sich das Ruhrgebiet auf. Das Dortmunder Publikum weiß oft gar nicht, wer in Essen Bischof ist.
Und dem Ruhrgebietsinsassen ist das, so die Einschätzung von Martin Kaysh, auch herzlich egal.
Die Region ist sehr viel säkularer als die Domstadt am Rhein. Mit leichtem Schmunzeln macht
er dann aber doch etwas Werbung für seine
Konfession, die ihn als Karnevalist auszeichnet:
„Bis 1803 war es Protestanten im Vest Recklinghausen verboten, dort zu übernachten.“ Dies
war eine Regelung, die, so bedauert der Katholik
aus Marl, leider aktuell keine Anwendung mehr
findet. Konfessionell ist das Ruhrgebiet nämlich
ein Flickenteppich. Schon bei der Besiedelung
vor über hundert Jahren kamen aus den unterschiedlichsten Regionen Menschen mit verschiedenen Religionen geströmt. Dabei war es nicht
unerheblich, welcher Konfession der maßgebliche Zechen- oder Fabrikbesitzer anhing. War
er evangelisch, holte er sich seine Arbeiter aus
evangelisch geprägten Landstrichen Deutschlands, war er katholisch, suchte er als Arbeiter
eher Katholiken. Flüchtlingsströme nach dem
Krieg verwischten die schwachen Grenzen noch
mehr. So ist hier der Karneval kaum als Brauchtum historisch verwurzelt. Eher könnte man den
1. Mai als Ruhrpott-Fest inklusive Knappenchor
und Bergmannskapelle begreifen, hätte sich die
Region nicht längst von einer Arbeiterbastion zu
einer Angestelltensiedlung verwandelt. So bleibt
uns wohl nichts anderes übrig, als ein multikulturelles Brauchtum zu pflegen. Weihnachten
und Zuckerfest, Karneval und Tag der Arbeit,
Ostern und Jom Kippur, Meisterschaftsfeier in
Dortmund und eben auch Karneval: Alle Feste
werden gefeiert, wie sie fallen.
LUTZ DEBUS
Lesen Sie auch, wie Duisburger den
Karneval verbringen, oder das Interview mit Peter Sander, dem Vorsitzenden
des Festkomitees Essener Karneval, unter
www.trailer-ruhr.de/thema
Thema
Wir sind der wahre Karneval, Foto: StandOut
„Der Westfale muss zum Lachen überredet werden“
Günther Rückert über Karneval und seine Alternativen im Pott
trailer: Herr Rückert, seit wann sind Sie denn Gibt es in Westfalen einen anderen Humor als
im Rheinland?
Karnevalist?
Günther Rückert: Bin ich doch gar nicht. Auch Ich war mal bei der Kölner Stunksitzung. Mir fiel
der Geierabend ist gar keine Karnevalsveran- auf, dass dort beim Publikum die Lache viel weiter
staltung, sondern eine Veranstaltung in der vorne sitzt. Da braucht auf der Bühne nicht viel
Karnevalszeit, also eher eine
geschehen, das Publikum lacht
„In Köln sitzt beim Publikum
Parallelveranstaltung. Wir Kinsowieso. Die schunkeln auch. Ich
die Lache viel weiter vorne.
der, Clowns, Kabarettisten und
habe das Gefühl, Stunk ist eine
Und die schunkeln auch.“
Satiriker machen sozusagen unnormale
Karnevalsveranstalseren ganz eigenen Karneval.
tung. Der Westfale hingegen muss zum Lachen
überredet werden. Das macht er dann aber auch.
Hat Karneval im Ruhrgebiet überhaupt eine In Münster gibt es den Alternativkarneval „Kappe
ab“. Die sind noch dreimal langsamer als wir.
Daseinsberechtigung?
Nein, der Karneval hier ist eigentlich nur ein Abklatsch von dem, was in Köln stattfindet. Dort Vielleicht, weil der Karneval im Ruhrgebiet im
hat er historische Wurzeln. Mit den Uniformen Gegensatz zum Münsteraner Karneval prolehat man das Militär parodiert. Früher hat dort tarischer ist?
das Volk die Obrigkeit im Karneval verarscht. So Natürlich. Auch beim Geierabend gibt es Figuren,
etwas geschieht hier beim normalen Karneval die habe ich bereits in meiner Jugend gekannt.
nicht, aber bei uns. Wir sind also eigentlich der Allerdings ist das Ruhrgebiet längst nicht mehr
wahre Karneval.
so proletarisch wie gemeinhin angenommen. Die
Leute aus der Zechensiedlung wohnen doch inzwischen auch in Eigenheimen. Aber die Haltung
ist trotzdem geblieben.
Wie unabhängig ist der Geierabend?
Natürlich unterstützen uns das städtische Kulturbüro und auch Sponsoren, die Macher des
Geierabends sind aber wir und kein anderer.
Kann man denn über die Sozialdemokratie in
ihrer Herzkammer Witze machen?
Als Krombacher den Regenwald rettete, initiierten wir die Kampagne „Saufen für die Sozis“.
ZUR PERSON
Günther Rückert (59) ist
Grafiker, Maler, Regisseur und
seit 1997 Künstlerischer Leiter
des Geierabends.
Foto: StandOut
Tusch-Phobie bei westfälischen Narren www
Kabarettistin Lioba Albus betreibt ethnologische Studien
Was dem Rheinländer sein Karneval, das ist dem
Westfalen der Aschermittwoch! Aschermittwoch, ein wunderbarer Tag, ein Tag voller Anmut
und Freiheit! Endlich Schluss mit dem Zwang,
lustig, bunt und verrückt zu sein. Endlich wieder
entspannter Freiraum für des Westfalen heimliches Steckenpferd: den getarnten Humor und:
Bier trinken ohne Zwang und Grund! Wir Westfalen sind selbstverständlich echte Feierbiester,
voller Fröhlichkeit und Anarchismus. Aber wehe,
wir bekommen einen Stellungsbefehl zum Frohsinn. Da gefriert uns der Spaß in den Adern.
Wir sind viel zu freiheitsverliebt, um uns Stimmungen befehlen zu lassen. Was ist ein wesentliches Merkmal einer jeden Karnevalssitzung?
Das ist der Tusch! Tätätätä – rumms! Ein musikalisches Ausrufezeichen, damit auch der Döfste
kapiert: Achtung, hier handelte es sich um einen
gelungenen Scherz! Was aber ist das wesentliche Merkmal westfälischen Humors. Das ist
das Understatement. Ein Westfale, vor allem der
typische Ruhri, der lässt einen totalen Kracher
raus und guckt dabei völlig unberührt und treu-
doof aus der Wäsche. Wenn der Gag zündet, tut
er gelangweilt und gräbt in seinen westfälischen
Untiefen schon längst nach der nächsten Pointe.
Ein Tusch ist da eine Backpfeife für jeden echten Westfalen! Genauso, wie man einem echten
Ruhrgebietsömmes niemals ansehen darf, dass
er sich schick gemacht hat. Er macht sich schick,
klar. Aber so ganz und gar und völlig nebenbei!
Darum ist ein Karnevalskostüm für uns Ruhrgebietler die nächste bittere Attacke. Mit einem
Karnevalskostüm oute ich mich schon per Kleidung … ein Hilfeschrei an unsere Mitmenschen:
Ich WILL mich amüsieren und wäre heimlich im
Leben gern Ölscheich, Clown oder Prinzessin.
Wie entwürdigend! So viele peinliche Details
aus unserer Bedürfniskiste wollen wir doch nicht
preisgeben.
„Wat tut getz mehr weh, Karneval oder
FC Köln?“
So kann es denn passieren, dass wir einen Ruhrgebietsmacker dann doch mal auf einer dieser oberpeinlichen Karnevalsveranstaltungen
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ertappen, zu der er, sagen wir mal, von seiner Partnerin mit rheinischen Wurzeln verdonnert wurde.
Er steht so cool wie möglich am Tresen und klammert sich an sein Pils. Wird von einem ebenfalls
zwangsabgestellten Ruhri ertappt. Beide grinsen
sich peinlich berührt zu, und der eine sagt zum
anderen: „So, und du bist getz heute also mal ‘n
Kauboy!“ worauf der andere vielleicht antwortet: „Jau!“ Der eine: „Cool!“, der andere: „Jau!“.
Pause. Nach etwa zehn Minuten: „Und du bist
getz heute also mal ‘n FC Köln-Fan!“. „Jau!“.
„Und … wat tut getz mehr weh, Karneval oder
FC Köln?“. „Beides gleich schlimm, abba solange
ich meinen Schmerz nich mit Kölsch betäuben
muss … Prost!“. Pause. „Wennse den Schmerz
nich mehr aushälls, sach Bescheid! Ich als Kauboy hab ja ‘ne Knarre, da kann ich dich wenigstens erschießen!“.
… Und jetzt stellen Sie sich an der Stelle mal einen Tusch vor, dann verstehen Sie, dass Karneval
und Ruhrgebiet nicht geht.
LIOBA ALBUS
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Innovation
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Machbar ist es: Revier-Wissenschaftler und die RAG arbeiten daran, Erneuerbare Energien in Bergwerken wie „Prosper-Haniel“ zu speichern, Foto: RAG
Raus aus der Grube. Rein in die Grube.
Revier-Forscher und die RAG planen, Bergwerke nach 2018 als Pumpspeicher-Kraftwerke zu nutzen
Die einen suchen Speicher für grünen Strom,
die anderen nach Ideen, wie man Werte des
Auslauf-Bergbaus mit Sinn und Gewinn nutzen
kann. Wissenschaftler der Ruhrgebiets-Universitäten und die RAG schauen nun in die Tiefe:
Mit Pumpspeicher-Kraftwerken in Bergwerken
soll möglichst Windenergie verfügbar gehalten
werden – aus der Region und für die Region. Im
Fokus stehen insbesondere zwei Revierzechen.
durch mehrere Rohrleitungen wieder seewärts
und erzeugen über eine Turbine teuer verkaufbaren Spitzenlaststrom. Vier Stunden ist das
RWE-„Koepchenwerk“ so für bis zu 153 Megawatt Leistung gut. Übrigens schon seit 1930.
Und solche Speicherwerke braucht es viele,
damit wegen der schwankenden Verfügbarkeit
von Sonne und Wind Strom auch dann fließt,
wenn er gebraucht wird.
1.159 Meter unter der Erde eröffnete Bottrops
OB Bernd Tischler im vergangenen Mai „Prosper-Haniels“ siebte Sohle. Noch einmal hatten die Steinkohle-Herren von der RAG Geld
in die Hand genommen und neue Abbaufelder
erschlossen. Rund 100 Mio. Tonnen lagern hier.
Man wird sie allerdings nur noch zum Teil ausbeuten können, denn: Ende 2018 ist Feierabend
mit dem Steinkohlebergbau. Bund und Länder
wollten den ständig subventionshungrigen Energieträger nicht länger alimentieren.
Wieder ein Schwenk westwärts, nach Essen.
Dort diskutierten jüngst Dutzende kluge Köpfe
der Revier-Unis, aus Steinkohlebergbau sowie
von Land und Kommunen die Frage, ob Pumpspeicherkraftwerke unter Tage eine Chance für
das Ruhrgebiet bedeuten könnten. „Das Fragezeichen muss man jetzt durch ein Rufzeichen
ersetzen“, bilanziert Prof. André Niemann (Uni
Duisburg-Essen) die Expertentagung: „Wir sind
konkret aufgefordert, einen Standort zu suchen und eine Pilotanlage zu konzipieren. Jetzt
kann’s losgehen.“
Blickwechsel, 40 Kilometer nach Südosten.
Frühmorgens liegt der Wasserspiegel am Herdecker Hengsteysee noch gut 70 Zentimeter
tiefer. Eineinhalb Millionen Kubikmeter Ruhrwasser sind nachts mit billigem Strom in ein
160 Meter höher liegendes Becken gepumpt
worden. Bei Bedarf rauschen die Wassermassen
Prof. André Niemann: „Jetzt kann‘s losgehen.“,
Foto: Uni Duisburg-Essen
www
Weltweit noch nirgendwo ausprobiert, verfolgen Forscher und RAG eine innovative Idee.
Statt von einem oberirdischen Becken ins andere zu strömen, könnte Wasser auch durch
Rohre in Förderschächten 1.000 Meter tief
auf mehrere Turbinen stürzen und dort Strom
erzeugen. Aus dem Groß-Speicher untertage
pumpt man das Wasser wieder hoch, sobald
Strom billig ist. Platz ist im durchlöcherten Berg jedenfalls vorhanden: Ein Kilometer
Transportstreb füllt sich locker mit 40.000 Kubikmetern Speichermedium, und solche Kilometer hat die RAG reichlich in petto. „Kleinere
Anlagen könnten 8.000 Haushalte für einen
Tag mit Strom versorgen“, hat Niemanns Kollege Prof. Eugen Perau errechnet. „Und größere
auch 250.000 Haushalte – das wäre ganz Essen.“
Nun konzentrieren sich die MachbarkeitsÜberlegungen auf zwei Bergwerke, die noch in
Betrieb sind. „Prosper-Haniel“ in Bottrop und
„Auguste Victoria“ in Marl haben ihre speziellen Reize – „schöne Tiefen“ und vor allem das
intakte Technikinventar. Denn große Turbinen
und Generatoren lassen sich nicht eben mit
Flaschenzügen auf die sechste Sohle bringen.
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Wo aber Bergleute noch bis 2018 herumwuseln, kann man in aller Ruhe nach Lösungen
und Komponenten fahnden. Und weil übertage
nur kleine Anlagen nötig sind, würden solche
Prozesse auch kaum durch Bürgerproteste blockiert. „Der unschätzbare Vorteil der RAG ist,
dass sie über genehmigte Industrie- und Gewerbestandorte verfügt“, sagt der Sprecher
des NRW-Umweltministeriums, Frank Seidlitz.
„Dort kann man viel leichter und konfliktfreier
agieren.“
Konflikte könnte es auf einer ganz anderen
Ebene geben. Denn wenn Pumpspeicherwerke
rentabel laufen sollen, sind sie auf ein möglichst großes Preisdelta zwischen Pump- und
erzeugtem Strom angewiesen. In Nächten,
wo – bei entsprechender Wetterlage – schon
jetzt Wind- und andere Energien umsonst oder
gar zu negativen Preisen (sprich: mit Geldzugabe) abgegeben werden müssen, kann man
sich vortrefflich bedienen und anderntags teuer verkaufen. Doch was, wenn so Atom- und
Kohlestrom „eingelagert“ und anschließend zu
„Grünstrom“ umetikettiert würde? Thomas Duveau von der Umweltschutzorganisation WWF
verweist etwa auf Vattenfall, dessen thüringisches Wasser-Speicherkraftwerk Goldisthal
mit überschüssigem Braunkohlestrom gefüllt
wird. Deutschlands einziges Druckluftspeicherwerk Huntorf in Niedersachsen veredelte jahrzehntelang Energie, die vom AKW Unterweser
stammte.
Ein Unding, meint NRW-Umweltminister Johannes Remmel, und sein Sprecher Seidlitz
glaubt, „das würde wohl auch unter unlauteren
Wettbewerb fallen.“ RAG-Sprecher Frank Kremer hingegen versichert, man wolle „diese Batterien schon mit Erneuerbaren Energien füllen
– und das heißt für uns vor allem Windkraft.“
Angesichts der Mühen, die sein Konzern unternimmt, um sich als neue „grüne RAG“ mit
Windanlagen auf Halden, Biomasseparks wie
in Gelsenkirchen oder der Wärmegewinnung
aus Grubenwasser (wie mit den Stadtwerken
Bochum) zu profilieren, scheint das Bekenntnis
plausibel. Wie es tatsächlich läuft, wird man
wohl ab 2019 betrachten können.
TOM JOST
Theater Ruhr
Da hilft kein Strampeln oder Grübeln: Leicht hat es der kleine Mann (Raiko Küster) in der schnöden Konsumwelt noch nie gehabt, Foto: Arno Declair
Groß ist Kleinigkeit
David Bösch inszeniert in Bochum Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ in einer eigenen Fassung
Auch wenn die Bundesregierung mit schlicht neu definiertem Zahlenmaterial das riesige Heer der Arbeitslosen immer weiter dezimiert, bleibt die Auseinandersetzung mit Armut als Folge der Beschäftigungslosigkeit am Theater
aktuell. In Bochum steht vier Jahrzehnte nach der berühmten Inszenierung
von Peter Zadek wieder Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ auf dem
Spielplan. Es ist die Geschichte vom sozialen Abstieg einer stinknormalen
jungen Familie, die an eine einfache Zukunft glaubt, den komplizierten Mechanismen der kapitalisierten Gesellschaft aber nicht gewachsen ist. Die
netten Pinnebergs von nebenan scheitern auf ganzer Linie. David Bösch zeigt
das ganze Spektakel nun in einem überdimensionierten Modellbau-Ensemble aus Pappmaché-Hügeln mit gestreutem Schotter und einem drehbaren
Stahl-Globus, an dem die (überflüssigen) Sehnsuchtsprodukte hängen, die
zwar die Konsumwelt in Bewegung halten, für Emma und Johannes Pinneberg aber wohl unerreichbar bleiben (Bühnenbild: Thomas Rupert).
Anders als in Zadeks Mega-Revue fokussiert sich der 150 Minuten-Abend in
erster Linie auf das Liebespaar (Maja Beckmann und Raiko Küster), was dazu
führt, dass ganze Textpassagen weggestrichen wurden. Das muss kein Manko sein, Fallada hatte 1932 immerhin einen ganzen Roman zur Verfügung,
doch gerät der Masochismus, mit dem Pinneberg immer wieder gegen das
Unheil anrennt, manchmal etwas stereotyp. Zwischen den vielen sentimentalen Bildern, eingestreuten Zwischenszenen mit Henriette Thimig als altes
Lämmchen im selben Interieur der Bühne, verflacht die Brisanz, die hinter
der Geschichte steckt, allmählich.
Dazu webt Bösch mit den Figuren von Holger Jachmann und dem Verkäufer
(Nicola Mastroberardino) ein ziemlich expressives Netz über das Liebespaar,
das die Verhältnisse (Die Welt ist nicht arm, aber der Mensch ist schlecht)
eher in eine Karikatur verwandelt, obwohl sie wohl auch die Gegenwart reflektieren sollen. Der Anachronismus zwischen Liebe und (Über-)Leben flackert, aber Maja Beckmann hat nicht die Rollendirektive von Hannelore Hoger damals, und so bleibt zwar die Sentimentalität glücklicherweise ziemlich
verborgen, das allzu Brave kann auf Dauer auch kein Feuer entfachen.
Immer wenn die Klamotten an Fäden vom Boden schweben, muss Pinneberg
in Berlin, wo sie aus Ducherow inzwischen angekommen sind, ran. Das Verkaufssystem fordert seine ersten Opfer, doch anfangs hat er seinen Gönner.
Seine Mutter gehört nicht dazu. Henriette Thimig spielt sie als dauerbetrunkene Ex-Diva mit lieblosem Sexualpartner und melancholischem Mäzen
Jachmann, sie ist ein armseliger Lebensjunkie, der nicht in der Lage ist, den
Sohn wenigstens einmal in den Arm zu nehmen.
Im Warenhaus Mandel geht man derweil amerikanische Wege. Das bedeutet
kaum zu schaffende Verkaufsquoten und ein ewiges „Keep smiling“, selbst
wenn man vom Verkaufsleiter gequält wird. Alle Anstrengungen sind vergebens, auch Pinneberg gehört zu den Opfern, da kann er sich am nach
oben fahrenden Anzug festklammern, wie er will. Diese Szene gehört zu den
wenigen, die im Gedächtnis bleiben werden, ansonsten bleibt der politische
Bezug in die Jetztzeit merkwürdig ausgeklammert, die Zeit dehnt sich.
Auf der Bühne geht es dann nahtlos in die letzte Runde: Die gefürchtete
Arbeitslosigkeit ist also da, und der Druck auf die kleine Familie wächst.
Selbst der schmuddelige Teppich, der sonst ihren ärmlichen Behausungen
eine Struktur gab, ist verschwunden. Das belastet auch Pinnebergs Verhalten: Lämmchen und der kleine Muckel müssen nicht nur an der Armut leiden. Dennoch hält Emma verzweifelt an ihrer Liebe fest, hilft der Familie
mit bescheidenen Einkünften als Näherin. Bösch lässt ihre Zukunft in seiner
Inszenierung unbestimmt, aber düster: Abgelehnte Bewerbungen rieseln zu
Tausenden vom Himmel, der die Pinnebergs, wie alle kleinen Leute, irgendwie vergessen zu haben scheint.
www
PETER ORTMANN
„Kleiner Mann – was nun?“
Mi 8.2., 19.30 Uhr
Schauspielhaus Bochum
0234 33 33 55 55
Lesen Sie auch unsere Kolumne „Opernzeit“ über Claudio
Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ in Köln unter
www.trailer-ruhr.de/oper-nrw
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A A LTO -THEAT E R
www
T R ISTA N U N D IS OLD E
OPER VON R ICHA R D WAGNER
Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Barrie Kosky
Bühne und Licht Klaus Grünberg
Kostüme Alfred Mayerhofer
Choreinstudierung Alexander Eberle
Wiederaufnahme 29. Januar 2012
Weitere Vorstellungen 5., 12. Februar 2012
K A R T E N & ABOS
T 02 01 81 22-200 | tickets@theater-essen.de | www.theater-essen.de
Theater Ruhr
„Was ihr wollt“, Foto: Arno Declair
„Es brennt“, Foto: A. Köhring
„Die Durstigen“, Foto: Birgit Hupfeld
Total Gendertrouble
Befehlen und Gehorchen Sturm und Drang
„Es brennt“ im Theater an der Ruhr Mülheim
„Die Durstigen“ im Prinz-Regent-Theater
Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ gehört zu
den Stücken, die man längst zu kennen meint. Da
verkleidet sich eine Frau als Mann, und nach vielen Irrungen und Wirrungen der Liebe wird geheiratet. Roger Vontobels Inszenierung aber wirft ein
neues, melancholisches Licht auf diese Verwechslungskomödie, in der die Geschlechterverwirrung
mehr tragisch, als komisch ist und die Frage nach
(Geschlechts-) Identität(en) das Zentrum bildet. Er
lässt seine Version von „Was ihr wollt“ mit einem
Vorspann beginnen: Eine mondäne Hochzeitsgesellschaft tafelt unter einem Sternenhimmel aus
Lichterketten. Die Szenerie wirkt zunächst vertraut: Die üblichen Trinksprüche, die üblichen inhaltsleeren Reden, die üblichen Ringelpietz-mitAnfassen-Spiele. Nur die Braut, die ist anders, die
dreht durch.
Die Hochzeit ist nicht ihr Happy End, sondern
ihre Verurteilung zu einem Leben in einem viel
zu engen Geschlechter- oder vielmehr Identitätskorsett. Als sie völlig zusammenbricht, erscheint
ein ihr zwillingsgleicher junger Mann, der sie mit
einem Feuerwehrschlauch unter Wasserbeschuss
nimmt, von links tut es ihm eine intakte Brautversion der Verzweifelten gleich. Ein eindrucksvolles
Bild für den Zusammenbruch. Die Eigen- und
Fremderwartungen an ihre Rolle als Frau spülen
sie buchstäblich hinweg. Der Lichterhimmel lüftet
sich, die Braut wird vom Wasser in die Anderswelt
„Illyrien“ gespült, und erst hier beginnt die eigentliche Shakespearehandlung. Der Schiffbruch als
Nervenzusammenbruch, das ist nichts für Shakespearepuristen, für alle anderen aber sehr sehenswert. Jana Schulz meistert ihre Rollen als Viola,
Sebastian und Cesario mit vollem Körpereinsatz
und einem feinen Gefühl für Zwischentöne auf einer Bühne, die Claudia Rohner in ein düsteres Alptraumland verwandelt hat. Das Komische kommt
trotzdem nicht zu kurz, denn Vontobel lässt die
Nebenfiguren ausführlich zu Wort kommen und
kostet den derben Humor voll aus.
Das Happy End bleibt aus, muss ausbleiben, denn
die Ehe als Manifestation der gesellschaftlich
bestimmten Rollen Frau und Mann kann diesen
Konflikt nicht lösen. Stattdessen zerbricht die Suchende unter den Erwartungen: „Sei so, wie ich
dich haben will“ ruft ihr ganz Illyrien zu. Sie kann
es nicht und fällt.
Ein Hund kam in die Küche … Was zunächst mit
einem harmlosen Kinderreim beginnt, entwickelt
sich zu einer psychologischen Versuchsanordnung. Das Stück „Es brennt“ greift Motive aus
Thomas Manns „Mario und der Zauberer“ auf,
somit und auch darüber hinaus psychologische
und geistesgeschichtliche Diskurse des 20. Jahrhunderts.
Drei Herren befinden sich in einer Art Klinikzimmer
und werden von „Frau Doktor“ beherrscht. Hinkend erinnert diese an Manns Figur des Zauberers
Cipolla. Und gleich ihm ist sie Meisterin der Manipulation. Obwohl sich die Insassen leise murmelnd
nach ihren Rechten erkundigen, beugen sie sich
den Anweisungen. Dabei stellt sich die Frage nach
dem Warum. Wollen die Männer beherrscht werden? Was bringt sie dazu, nicht zu handeln? Die
Doktorin besetzt dabei nicht einmal die oberste
Stufe der Hierarchie. Auch sie muss sich abstrusen
Anweisungen zum weiteren Verlauf des Geschehens beugen, die ab und an von einer Off-Stimme
gegeben werden, wodurch auf einer Metaebene
auf die Theatersituation verwiesen wird.
Jo Fabian hat ein dichtes Stück entworfen, dessen zahlreiche Anspielungen und intertextuellen
Bezüge schon fast an eine Pollesch-Inszenierung
erinnern. Er reißt große und vielschichtige Problemfelder wie das der Willens(un-)freiheit, der
Handlungs(un-)fähigkeit und Manipulierbarkeit
an. Durch das In-Aussicht-Stellen von Belohnungen wird der Mensch zu Handlungen getrieben, die seiner eigentlichen Überzeugung entgegenstehen – und wundert sich danach, dass Blut
an seinen Händen klebt. Darüber hinaus verweist
Fabian nicht nur mit dem schon zu Beginn zitierten Gedicht auf die ewige Wiederholung
des Immergleichen. Er spielt mit der Innen- und
Außenperspektive, mit der Möglichkeit des Bühnenraums, der als Klinikzimmer zugleich auch als
„menschlicher Innenraum“ gesehen werden kann,
womit die sich abspielenden Vorgänge also als
psychisches Erleben interpretiert werden können.
Das viel beschworene Kind in uns sitzt dabei beständig gefesselt in der Ecke und schweigt. Dies
ist nur eins der vielen starken Bilder, von denen
die Inszenierung lebt. Was bleibt, ist ein Gefühl
der Beklemmung und der Nachdenklichkeit. Ein
anregender Abend.
Es ist nicht gerade ein Wiedersehen, wie man es sich
wünscht. Vom ehemaligen Schulfreund ist nur noch
ein vermoderter Klumpen Fleisch übrig. Jahrelang
hat er in einem Fluss gelegen, nun liegt er auf Boons
Seziertisch. Und Boon geht allmählich auf, wen er
da vor sich hat. Es ist kein Schock für den Gerichtsmediziner. Er ist ein nüchterner Mensch. Seine Leidenschaften hat er schon vor langer Zeit begraben.
Doch mit Murdoch, dem toten Schulfreund, kehrt
die Erinnerung daran schlagartig zurück. In ihr wird
Murdoch wieder lebendig, der rebellische, zornige
Junge, der sich mit der gleichgültigen Konsumgesellschaft partout nicht abfinden will. Boon wäre
gern so wie er gewesen, aber Boon war zur Rolle
des Strebers verdammt. Seine Leidenschaften lebte
er als schwärmerischer Jungliterat aus – und wäre
gern ein richtiger Schriftsteller geworden. Diesen
Wunsch hat Boon ebenfalls beerdigt. Murdoch hätte seine Ideale niemals begraben. Er ist stattdessen
selber in den Tod gegangen.
Wajdi Mouawads erstes Jugendstück ist nicht gerade zu einem Stoff für sonnige Gemüter geraten.
„Die Durstigen“ strotzen vor pubertärem Weltschmerz, Zorn und Todessehnsucht. Sie dürsten
nach dem Schönen, nach Gerechtigkeit. Damit liegt
der im Libanon geborene Kanadier durchaus auf der
Linie klassischer Jugendstoffe. Der ebenso reißerische wie modische Kunstgriff, einen Gerichtsmediziner zu bemühen – das Fernsehprogramm lässt
grüßen – macht das Stück nicht unbedingt origineller. Allerdings überzeugt Mouawad mit seiner
Ehrlichkeit, die Sturm-und-Drang-Jahre offen aus
der Sicht des Erwachsenen zu rekonstruieren. Er
gaukelt seinem jungen Publikum (ab 14) nicht vor,
genau zu wissen, was es bewegt. Dem Zuschauer,
egal wie alt, bleibt so die Freiheit, sich selber zu
erkennen oder auch nicht.
Die szenische Umsetzung stellt eine echte Herausforderung dar, denn die drei Hauptfiguren agieren
überwiegend in langen Monologen. Zudem sind
verschiedene Zeitebenen, Realität und Fiktion komplex miteinander verwoben. Die junge Regisseurin
Romy Schmidt führt einfallsreich durch dieses Labyrinth, mit einfachen, geschickt gesetzten Mitteln,
und kann sich dabei voll auf die Energie und Ausdruckskraft ihrer ebenfalls noch sehr jungen Darsteller verlassen. Beeindruckend düster, immerhin
mit einem Lichtblick am Ende.
„Was ihr wollt“ I Sa 18.2., 19.30 Uhr
Schauspielhaus Bochum I 0234 33 33 55 55
„Es brennt“ I Mi 15.2., 18 Uhr
Theater an der Ruhr Mülheim I 0208 599 01 88
„Die Durstigen“ I Di 7.2., 20 Uhr
Prinz-Regent-Theater Bochum I 0234 77 11 17
„Was ihr wollt“ am Schauspielhaus Bochum
ANNA SCHIFF
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ALEXANDRA BRUNDIERS
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KARSTEN MARK
Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien
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im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen
Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30
Kartenbestellungen sind jederzeit online möglich unter
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Vorstellungen
9., 29. Februar; 31. März 2012, Grillo-Theater Essen
Karten & Abos T 02 01 81 22-200 | tickets@theater-essen.de | www.schauspiel-essen.de
Theater Ruhr
„Schöne Tage“, Foto: Thomas Aurin
Draußen vor der europäischen Tür
Das Theater Oberhausen macht sich ein paar „Schöne Tage“
Nun hat es ihn also doch erwischt, unseren ouzoseligen Nachbarn.
Griechenland ist raus aus der EU und mit ihm noch ein paar andere BRating-Kandidaten. Europa ist geteilt, was aber nur zur Folge hat, dass
die Ausgeschlossenen nun wieder rein wollen ins kapitalistisch gelobte
Land. Kornél Mundruczó entwirft in seinem Theaterabend „Schöne Tage“
am Theater Oberhausen ein Zukunftsszenario mit Deutschland als closed
shop der Saturierten, an dessen fest verschlossenen Toren die griechischen Bittsteller rütteln.
Die Vorlage dazu stammt aus Mundruczós Spielfilm „Pleasant Days“,
der – ange-lehnt an Gerhart Hauptmanns Drama „Die Ratten“ – die Geschichte von der verzweifelten Maja erzählt, die ein Kind zur Welt bringt
und es an die Wäscherin Maria verkauft; deren Bruder Peter beobachtet
die Transaktion, verliebt sich in die junge Mutter, die allerdings mit einer Art Sugar Daddy zusammenlebt. Als Maria ihr Kind zurückhaben will,
sieht Peter die Chance, mit ihr zu fliehen: natürlich zur Akropolis, wohin
sonst. Mundruczó verlegt das Geschehen in ein umzäuntes Auffanglager
der Gestrandeten, das irgendwann einmal ein Fußballplatz war und nun
ein Schrottplatz ist. Ein Autowrack, Waschmaschinen, Sofagarnituren,
Klamotten, alte Reifen (Ausstattung: Márton Ágh) dienen als Staffage,
zwischen der sich die Gestrandeten ihr Leben eingerichtet haben.
Die Maria der Anja Schweizer ist eine etwas verhärmte, nicht mehr ganz
junge Frau, die in dem kleinen Kind in doppeltem Sinn eine Zukunftsperspektive sieht: Familie gründen und eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Ihr Mann Josef (Torsten Bauer) nimmt das Blag trottelig und gerne
an. Der gerade aus dem Knast entlassene Peter (Sergej Lubic) läuft wie
ein Adrenalinjunkie umher, giert nach Maja und ist ständig auf der Hut
vor Außerirdischen, die er überall wahrzunehmen glaubt. Ein Nervenwrack, das schnell mit dem aufgeschäumten Schrottplatzpaten (Michael
Witte) aneinandergerät, dem prügelnden Beschäler von Maja, die Nora
Buzalka als eine widerwillige Carmen des Auffanglagers spielt.
Was im Film noch einen atmosphärischen Reiz haben mag, wird auf der
Bühne zum dramaturgischen Gerippe: die Story dünn, die Figuren blass.
Mundruczó hat deshalb das Ganze mit ein paar Songs von Pink Floyd bis
zu den White Stripes zur „proletarischen Operette“ (Arrangement: János
Szemenyei) aufgemotzt, die dann die Handlung allerdings noch mehr
dehnen. Außerdem wird ruppig agiert, sozusagen auf der Stufe vor dem
Unbehagen in der Kultur (und zum Teil auf eine Leinwand übertragen):
Die Männer prügeln, auch Frauen, die wiederum werfen sich gerne in
Weibchenpose und reden nackt unter der Dusche über Intimrasur. Die
Regie gene-riert so einen doppelten Voyeurismus. Die Figuren starren
begehrlich durch den Zaun ins Publikum, das sich wiederum am triebhaft gepushten Leben der Jammergestalten aufreizen darf. Doch letztlich
sind diese „Schönen Tage“ weder Milieustudie, noch Trashmusical, noch
Schrottplatz-Liebesdrama oder ironiesatte Elendsstudie – sondern einfach nur ein mäßiger Theaterabend.
www
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Schöne Tage“ | R: Kornél Mundruczó
Theater Oberhausen
3.2., 19.30 Uhr, 19.2., 18 Uhr | 0208 857 81 84
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12.02. / SO / 20 UHR
Cloozy Haber / Cloozy & Konsorten
Berliner Comedy-Wirbelwind
17.02. / FR / 20 UHR
Frau BO-DE liest
Sit-down-Comedy
26.02. / SO / 19.30 UHR
Barbara Ruscher / Panierfehler!
Comedy- & Musikkabarett02.03.
02.03. / FR / 20 UHR
Hans Gerzlich
Mehr Bretto vom Nutto
Wirtschaftskabarett & Bürocomedy
04.03. / SO / 19 UHR
Sybille Bullatschek / Volle Pflegekraft voraus! Kabarett & Comedy
15.03. / DO / 20 UHR
Murat Topal / MultiTool
Handfestes Kabarett des türkischen Ex-Polizisten
23.03. / FR / 20 UHR / RUHRCONGRESS
Herbert Knebels Affentheater
Der Letzte macht dat Licht aus
25.03. / SO / 19 UHR
Andrea Badey
Kabarett, Musik, Poesie
30.03. / FR / 20 UHR
KJ "Knacki" Deuser
Solo-Comedy-Show des NightWash-Machers
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Vorverkauf im Endstation.Kino Café
tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr
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Komikzentrum Ruhr
28.01. – 04.02. im Consol Theater
2. Figurentheaterwoche Gelsenkirchen
weitere Informationen im Internet unter figurentheater.gelsenkirchen.de
Di, 07.02. um 10.30 Uhr, Mi, 08.02. um 10.30 Uhr und um 19.00 Uhr
Gegen den Fortschritt
15+
Groteske Szenen über den Zustand der Welt für Zuschauer ab 15 Jahren
Fr, 10.02. um 20.00 Uhr
Weiter geh‘n
Konzert von und mit Mario Stork
4+
So, 12.02. um 16.00 Uhr, Mo, 13.02. um 11.00 Uhr
Adler an Falke – sonntags ins Consol Theater!
Eine Stückentwicklung des Consol Theaters
Dreht als „Nachtschnitte“ die Männer durch die Mangel: Lisa Feller, Foto: Agentur
Leckere Nachtschnitten zum Dessert
Karnevalistische und andere Umtriebe – ein farbenfroher Streifzug
Noch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Karneval
verteufelt: „Christen bleiben am Rosenmontag zu Hause, oder sie verlassen
die Stadt“, hieß es damals kategorisch. Närrisches Treiben galt als wollüstig
und verderblich. Das hat sich gründlich geändert. Fröhlich zu sein, ist keine
Sünde mehr, und wer Spaß an Lokalsatire hat, der ist beim Geierabend
genau richtig (in Dortmund-Bövinghausen, Zeche Zollern II/lV, vom 1. bis
5., 8. bis 12. und 14. bis 21.2.). Hier treten neun schräge Schauspieler-Vögel
in Begleitung von fünf Musikern an, um auch in der 21. Session kräftig vom
Leder zu ziehen. Zum Beispiel über OB Ullrich Sierau und Dortmund, „die
immer wieder Wahl Stadt“. Dass den Panneköppen ein „Tatort“-Drehbuch
vorliegt, gibt Anlass zu Spekulationen über die Entsorgung der unvermeidlichen Leiche, und das Dortmunder U bekommt als alternative Bleibe für
Neo-Nazis sein Fett weg.
Einen Gegenentwurf zu karnevalistischem Frohsinn bilden die „Nachtschnitten“. Als da wären Lisa Feller, die ihren Mann und dessen Ex-Geliebten durch die Mangel dreht, Daphne de Luxe, eine „Barbie im XL-Format“,
und Alexandra Gauger, die sich als Fräulein Cäsar über die wirklich wesentlichen Dinge des Lebens Gedanken macht: Aussehen, Abnehmen und
Abwrackprämie. Außerdem trägt das Stimmwunder zur Musik von Bizets
„Carmen“ einen rasanten Song über Telefonsex vor. Eine Frau, die nicht nur
Gold in der Kehle hat, sondern auch noch das goldene Blatt vor den Mund
nimmt. Als Moderatorin dressiert und changiert Helma Sanftenschneider
die Damen an Weiberfastnacht (in den Flottmann-Hallen Herne, am 16.2.).
www
Di, 14.02. um 19.00 Uhr in der Kellerbar
Als die „etwas andere Karnevalsveranstaltung“ wird der Altweiberball der
Ruhrwerkstatt angepriesen – inklusive eindeutiger Anweisung: „Verkleidung muss nicht – Mann darf nicht!“ Schade, wo sich die Frauen doch dem
Farbrausch hingeben. Beige geht gar nicht! lautet der Titel des Abends (im
Ebertbad Oberhausen, am 16. und 17.2.), an dem Prof. Dr. med. Colour alias
Anja Balzer „The Chicks“ zu musikalischen Höhenflügen anheizt. Im Anschluss an die Show dürfen in der Disco mit DJ Rita Tücking die weiblichen
Tanzbeine geschwungen werden.
KOnzertMEDitation
Klang und Stille mit Michael Gees
Fr, 17.02. um 20.00 Uhr in der Kellerbar
Die Kunst der winzerischen Liebe
Geschichten auf Consol mit André Wülfing und blasfemin
Sa, 18.02. um 20.00 Uhr
Ein Mann in seiner klügsten Ausfertigung: Der Dortmunder Kabarettist
Hubert Burghardt geht in seinem Solo-Programm „Sex in der Krise“ dem
Zusammenhang zwischen Wirtschaftsmacht und Libido nach, fragt sich, ob
Geld geil macht, und was es mit einem Börsen-Hype und der Baisse im Bett
auf sich hat. Burghardt ist kein Dampfplauderer, sondern einer von jenen
Typen, die erklären können, warum Mitdenken sexy macht. Und er kann
schöne Lieder über unschöne Dinge singen (im Dortmunder Cabaret Queue
am 4. und im Hagener hasperhammer am 10.2.).
Jazz trotz(t) Karneval
Die Alternative zu Karneval mit Saxomanie, Gezzup u.a.
Mi, 22.02. um 19.00 Uhr in der Kellerbar
Roter Salon – das Bürgerdinner im Consol Theater
Deutsche Jugend – dumm, faul, wohlstandsfixiert
Sa, 25.02. um 20.00 Uhr in der Kellerbar
duophonic
GEjazzt im Consol Theater
So, 26.02. um 15.00 Uhr, Mo, 27.02. und Di, 28.02. um 11.00 Uhr
4+
Die zweite Prinzessin – sonntags ins Consol Theater!
Theaterstück von Gertrud Pigor
Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
Am Anfang stellte sich Ruth Schiffer vor, wie es wäre, als Puffmutter erfolgreich zu sein: Herausgekommen ist die „Halbe Stunde / 60 Euro“, ein
Programm, das ganz dem Dienst am Freier gewidmet ist. In Deutschland gehen immerhin 400.000 Prostituierte ihrer steuerpflichtigen Beschäftigung
nach – und machen 14,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Daraus entwickelte die Kölner Kabarettistin den Traum vom Bio-Puff nach dem Vorbild
freilaufender Hühner in artgerechter Haltung. Der Streifzug durch die lange
Geschichte des Gewerbes wird am 17. im Dortmunder Cabaret Queue angeboten. Er lohnt sich, garantiert die stets über Tage lebende
ANNE NÜME
E-Mail: kontakt@consoltheater.de
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Ken Bardowicks Der Mann mit Eiern
Hubert Burghardt Sex in der Krise!
Andrea Badey Kommen, bleiben oder gehen sie
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Di. 14.02. Martin Hörster -10 Uhr · Di. 28.02. Lila Lindwurm -10 Uhr
TURBO PROP THEATER
„Die Schmuddels feiern Karneval“
Mi. 08.02. -10 Uhr · So. 12.02. -11+15 Uhr · Mi. 15.02. -10 Uhr · So. 19.02. - 11+15 Uhr ·
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Theater Ruhr
„Der Gott des Gemetzels“
„Ulrike Maria Stuart”, Foto: Matthias Stutte
„Das Verbrechen“, Foto: A. Köhring
Spaß gegen Rezalismus Links vom Lagerfeld
„Der Gott des Gemetzels“ in Dortmund
H. Schmidt-Rahmer inszeniert am Grillo
Ungewolltes Wollen
Als er wieder auf den Olymp reiste, bauten ihm
die Menschen einen Tempel aus Klopapier und
Plüschtieren, auf den steinernen Stufen hinauf
ins allerheiligste WC wollten sie fortan ihre Dispute zivilisiert austragen, in aller Öffentlichkeit,
in Ruhe, mit Bedacht. Doch einer beobachtete sie
von oben mit Argwohn: der Gott des Gemetzels.
Der Dauerbrenner von Yasmina Reza hat das
Dortmunder Theater erreicht, in einer Inszenierung von Marcus Lobbes, der aus der Schwarzen
Komödie einen schrillen Abend macht, indem er
im griechisch angehauchten Bühnenbild nebst
passenden Kostümen von Christoph Ernst Stück,
Zuschauer und Götter durch den Fleischwolf
dreht. Was früher einmal als Dekonstruktion
gelten mochte, wird hier süffisant zur Dekontamination eines bisher meist als kulinarische Gesellschaftssatire mit viel Requisitenbruch inszenierten Textes.
Bei Lobbes verschwimmen zwischen Homoerotik
und Zarinnentum die meisten Konturen der Handlung; wer den „Gott des Gemetzels“ noch nie im
Theater gesehen hat, wird seine Schwierigkeiten
haben, die eigentlich vorgesehene Dramaturgie
nachzuvollziehen. Handygespräche mit Dritten,
weit entfernte Menschen, mutieren zu direkten
Dialogen zwischen den Protagonisten, deren Sinn,
Kausalität und Inhalt meist unverständlich bleibt;
und was zum Henker soll das Gerede über Pharmaprodukte? Die eigentliche Auseinandersetzung
zwischen zwei Paaren, deren Söhne sich geprügelt
haben und einer dummerweise die Unversehrtheit
zweier Zähne einbüßt, versinkt in einem Meer
von Sinnlosigkeit und einem Meer von Menschen,
wenn man das Publikum, das sich nicht in die
Dunkelheit des Zuschauerraums zurückziehen
darf, dazuzählt. Das wird sich später mit zahlreichen Buh-Rufen bei der Regie bedanken, ein
Kompliment, wenn man die Inszenierung nach
ein wenig Bedenkzeit als wohltuende Dekontamination zeitgenössischer Theatertexte begreift.
Am Ende liegen alle erschöpft auf den Stufen des
leicht ramponierten Tempels. Man könnte aus den
Wolken ein leises Lachen hören, dem Gott des Gemetzels hätte diese Boshaftigkeit sicher gefallen,
der hoch dekorierten Autorin vielleicht nicht, obwohl – eigentlich war ihre Regieanweisung „pas
du réalisme“ die Ursuppe.
Kapitalismus ist Krise. Er bleibt Krise, wenn auch
die bunte schöne Markenwelt die Symbole der
Revolution ersetzt, wenn statt Karl Marx Karl
Lagerfeld auf die Szenerie blickt, wenn es nicht
mehr um die Befreiung der Massen, sondern
eher um die letzte Bekleidung des Egos geht.
Hermann Schmidt-Rahmer inszeniert am Essener Grillo Theater Elfriede Jelineks Königinnendrama „Ulrike Maria Stuart“. Hier lässt die
Grande Dame des deutschen Gegenwartsdramatik die Frauen der RAF nicht nur ihre Geschichte
erzählen, sondern sie entlarvt nebenbei auch
die Sinnlosigkeit und Unmöglichkeit eines Aufbegehrens gegen die Staatsmacht. Schon nach
dem ersten Bild ist klar, dass es im Grund genommen nie um eine realistische Form der Befreiung ging. Die Revolutionäre sitzen am langen roten Tisch, haben einen Mikrofonständer
ins Publikum gestellt und zelebrieren eine nie
beginnende Pressekonferenz. Im Standardjargon der hohlen Phrasen wollen sie Reaktionen
provozieren, zwingen die Arbeiterschaft auf die
Bühne. Doch die erklären nicht ihre Abhängigkeit vom Kapital oder gelüsten nach Revolte, die
räumen ziemlich bestimmt die Szenerie leer, rollen die roten Transparente ein. Ab jetzt beherrschen nicht mehr die Kommunisten von Marx bis
Mao die Optik, sondern der Fürst des Laufstegs
die ganze Welt, und Widerstand ist zwecklos.
Schmidt-Rahmer sieht die Sinnlosigkeit des Aufbegehrens der Bürger rund um den Globus nicht
anders. Die Schauspieler bitten im Zuschauerraum zur „Occupy Essen-Bredeney Demo“ in
den neureichen Süden. Doch in den Reihen ist
man eher am Besitz des läppischen RevolutionsStarterkits denn an tatsächlicher Bambule im
eigenen Gefängnis interessiert. Es treffen zum
Schluss die beiden Königinnen der RAF zum finalen Verbalbeschuss aufeinander, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin als Jelineksches Abziehbild für Friedrich Schillers Maria Stuart und
Elisabeth I. Während die eine die Sinnlosigkeit
ihres Tuns längst erkannt hat, bleibt die andere
hemmungslos der eigenen Hybris treu. Und alles
auf einer leergeräumten Bühne und in weiter
Entfernung. Unversöhnlich werden beide am
Ende an Stricken baumeln. Der Kampf geht nicht
mehr weiter.
Eine altmodische Turnhalle ist am Theater an
der Ruhr Welt genug für die Auseinandersetzung
mit den Trieben, die in die Irre führen, wenn der
Geist nicht stark genug ist. Da hilft auch kein Lamento oder eine rechtfertigende tiefenpsychologische Dauerargumentation im 1934 von Luigi
Pirandello geschriebenen Stück „Non si sa come“
(„Man weiß nicht wie“). Der Ehebruch von Romeo (Steffen Reuber) ist eine Untat, zumindest
wenn man die Rechtspflege in Italien zu Zeiten
des damals aufkeimenden Faschismus zu Grunde legt. Ist es aber tatsächlich ein Verbrechen,
wenn die Triebe zum ungewollten Wollen verleiten? Roberto Ciulli hat Pirandellos Stück jedenfalls unter diesem Titel inszeniert und damit
den italienischen Nobelpreisträger auch ein klein
bisschen aus einer Vergessenheit befreit, die eigentlich unverständlich bleibt.
Das Drama ist vom damaligen Stand der Psychoanalyse beeinflusst. Marineoffizier Giorgio
(Fabio Menéndez) ist nach monatelanger Fahrt
auf Heimaturlaub. Sein Freund Romeo (Steffen
Reuber) kommt ihm verändert vor. Er plappert
unaufhörlich von amourösen Abenteuern seiner
Frau Bice (Simone Thoma), philosophiert über
das Verlangen und seine Ursachen. Er scheint
darüber dem Wahnsinn nahe, denn ihn hat niemand betrogen, er selbst war in einer (über-)
sinnlichen Sekunde der Täter, und das mit Giorgios Frau, die ihren Mann allerdings abgöttisch
liebt. Was nun kommt, ist die Auseinandersetzung zwischen Pflichtbewusstsein und Intellekt.
Denn Romeo versucht, der Falle der sinnlichen
Begierden durch Argumentation zu entkommen,
wohl wissend, dass er mit einer Verheimlichung,
wie sie die beiden Frauen als ziemlich normal
empfinden, nicht leben könnte. Also beichtet
er und wird erschossen. Die Wahrheit siegt, alle
verlieren. Auch Giorgio weiß das. Verzweifelt
versucht er am Ende, Romeo zu Seinesgleichen
zu machen, drapiert den Toten auf den Turngeräten, die der im Gegensatz zu ihm nie beherrschte,
quasi als Rechtfertigung seines Tuns. Doch das
gelingt mit einer Leiche natürlich nicht mehr. Die
rohe Macht ohne Intellekt geht ab. Die elegante Turnhalle von Gralf-Edzard Habben gerät aus
den Fugen.
„Der Gott des Gemetzels“ I Sa 4.2., 19.30 Uhr
Theater Dortmund I 0231 502 72 22
„Ulrike Maria Stuart“ I Sa 4.2., 19.30 Uhr
Grillo-Theater Essen I 0201 812 22 00
„Das Verbrechen“ I So 29.1., 16 Uhr
Theater an der Ruhr Mülheim I 0208 599 01 88
PETER ORTMANN
www
PETER ORTMANN
16
„Das Verbrechen“ in Mülheim
PETER ORTMANN
Theater Aktuell
Männer lieben anders –
Frauen auch
Arthur Schnitzler
Schauspiel
Premiere am Sa, 28.01.12, 20.00 Uhr
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4P 6IS
4B 6IS
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33
Spielzeit 2011/12 – lieben!
%BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT
www
culture club
Theater in NRW
© Birgit Hupfeld
präsentiert: Theater
präsentiert: Theater
Die Meerjungfrau
Winterreise
Für seinen Traumprinzen kann
man schon mal fiese Schmerzen
erdulden und sogar seine Stimme
hergeben – das jedenfalls denkt
sich die bezaubernde Tochter des
Meereskönigs. In Essen kann man
derzeit das romantische Märchen
als fantastisches, humorvolles
Bühnen¬spektakel erleben: Wir
werden entführt in eine farbenprächtige Unterwasserwelt, ein
wahrer Augen- und Ohrenschmaus!
Regisseur Peter Carp wird sich
in dieser Inszenierung von Jelineks Wort-Witzen nicht beirren
lassen: Elfriede Jelinek, die österreichische Nobelpreisträgerin
für Literatur, hat in ihrem Werk
immer wieder die Musik als das
unheimliche Reich eines Jenseits
beschrieben. In ihrer „Winterreise“
kommt sie dabei wieder auf Franz
Schubert zurück.
Grillo Theater
Theaterplatz 11, Essen
Infos: 0201 812 26 00
www.schauspiel-essen.de
Theater Oberhausen
Will-Quadflieg-Platz 1
Karten: 0208 857 81 84
www.theater-oberhausen.de
trailer verlost 5x2 Karten.
E-Mail bis 7.2. an verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: Meerjungfrau
So, 12.2. um 17 Uhr
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis
29.2. an verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: Winterreise
So, 18.3. um 19.30 Uhr
rohrmeisterei
schwerte
54.
schwerter kleinkunstwochen
wahnsinn, irrsinn, unsinn
10. februar bis 30. märz 2012
„Leben ist wie Droge“
Das Theater Moers widmet sich dem Sterben
Von Hans-Christoph Zimmermann
Ein kleines Kind mit kahlem Kopf rast auf dem Fahrrad den Krankenhausflur
entlang, während seine Mutter mit dem Infusionsständer mühsam Schritt
zu halten versucht. Es ist ein symbolisches Bild, das der Regisseurin Barbara
Wachendorff immer wieder begegnet ist. Die 51Jährige ist spezialisiert auf
Rechercheprojekte. In ihrem neuesten Stück „Elefant im Raum“ am Theater
Moers stehen die Erfahrungen von Jugendlichen mit Sterben und Tod im
Zentrum. Barbara Wachendorff hat mit zwanzig Jugendlichen gesprochen,
die lebensbedrohliche Krankheiten von Leukämie bis Morbus Hodgkin überlebt haben oder noch damit kämpfen.
Es geht dabei nicht um jugendliche Leidensbulletins, sondern darum, so Barbara Wachendorff, „wie sich die Perspek„Die Gesellschaft schweigt –
tive auf das Leben verändert, wenn man
auch aus falsch verstandener
vom Tod bedroht ist“. Und das beginnt oft
Rücksicht“
schon im Krankenhaus. Während auf den
Krebsstationen für Erwachsene meist eine gedrückte Stimmung herrscht,
geht auf der Kinderonkologie meist die Post ab. Barbara Wachendorff berichtet von Skatern, vom Toben, von Hollenlärm, aber auch von der Offenheit
und der innigen Gemeinschaft der todkranken Steppkes – beides dient auch
als lebendiger Widerstand gegen die Krankheit. Diese Lebendigkeit und den
Humor will Barbara Wachendorff auch auf der Bühne vermitteln.
Viele Jugendliche entwickeln einen regelrechten Lebenshunger und freuen
sich danach über ganz einfache Dinge wie Sonne auf der Haut oder Pommes
an der Bude. „Ich war einfach so dankbar, dass es sowas gibt wie Welt“,
erzählt die 20jährige Lisa, die vor vier Jahren an Leukämie erkrankt war,
im Stück. Sie wird zusammen mit Janise Ebbertz und den Schauspielern
Matthias Heiße und Katja Stockmann auf der Bühne stehen und mittels
Videoeinspielungen, Skypekonferenzen mit anderen Jugendlichen sowie
Texten von Franz Kafka von Erfahrungen im Angesicht des Todes berichten.
Die Produktion „Elefant im Raum“ ist Teil des Großprojekts „überGehen“, mit
dem das Theater Moers den Tod zum Thema auf der Bühne macht. Für Chefdramaturg Felix Mannheim besteht eine Diskrepanz zwischen der ständigen
Berichterstattung über den Tod in den Nachrichten und der Tabuisierung
von Krankheit und Sterben im individuellen Bereich: „Tod passiert, ist aber
nicht Teil des Lebens“. Viele wünschten sich eine offenere Aussprache, doch
die Gesellschaft schweige, zum Teil auch aus falsch verstandener Rücksicht.
Anders als andere Medien kann die Bühne, sagt Felix Mannheim, hier einen
Diskurs anstoßen. So wird es neben dem Rechercheprojekt von Barbara Wachendorff eine Inszenierung von Susan Sontags Roman
„Todesstation“ als Welturaufführung geben, in der sich
die 2010 gestorbene Autorin Jahre vor ihrem Tod auf
humorvolle und spannende Weise mit den Ängsten vor
dem Ende auseinandersetzt. Vorträge beleuchten aus
medizinischer, philosophischer und theologischer Sicht
den Tod, und eine Ausstellung des Trauerbegleiters Fritz
Hans-Christoph
Zimmermann ist
Roth, der 100 prominente und weniger prominenten
Theaterkritiker
Personen bat, einen Koffer für die letzte Reise zu pafür Printmedien
und Hörfunk.
cken, zeigt, was man im Jenseits so alles brauchen kann.
www
20 uhr
Kulturbüro Schwerte
02304/104-811
kulturbuero@kuwebe.de
10.2. lutz görner
11.2. glasblassingquintett
17.2. ulan & bator
25.2. richard rogler
3.3. paolo nani
sonderkonzerte 29.+ 30.3.:
meret becker & the tiny teeth
Foto: Justin/Kinderhospiz Regenbogenland
Kulturbüro
Ku ltur- und
We iterbildungsBe trieb
„Elefant im Raum“ von Barbara Wachendorff | 2./4./9./10./25.2./2./4./28.3.
„Todesstation“ von Susan Sonntag | R: Ulrich Greb | 22./24.3./1./15./20./21.4.
Schlosstheater Moers I www.schlosstheater-moers.de
18
www
Theater demnächst
In Oberhausen wird „Jackie B.” gegeben, Foto: Theater Oberhausen
Die nicht ganz normale Wut
Revier-Premieren im kleinen Kreis
Manchmal sind es die Projekte in den kleineren Räumen unserer Ruhrgebiets-Theater, die besonders interessant werden können: Nicht verpassen sollte der Theaterfreak „ESKALATION ordinär“, den bereits laufenden
Schwitzkastenschwank in sieben Affekten von Werner Schwab im Studio
des Dortmunder Theaters. So oft kann man Stücke von dem in der Region
nämlich nicht erleben. An gleicher Stelle wird im Märzen im kleinen Kreis
auch der große Goethe verhandelt. Dieser war ein gar fröhlich Freigeist
des Sturm und Drang, dessen überaus populärer früher Roman „Die Leiden
des jungen Werthers“ nicht nur seinen Ruhm begründete, sondern auch
eine (zugegeben nicht ganz belegbare) Selbstmordwelle ausgelöst haben
soll. Interessant ist aber seine Antwort auf einen diesbezüglichen Vorwurf
eines Bischofs. Zitat: „Und nun wollt Ihr einen Schriftsteller zur Rechenschaft ziehen und ein Werk verdammen, das, durch einige beschränkte
Geister falsch aufgefasst, die Welt höchstens von einem Dutzend Dummköpfen und Taugenichtsen befreit hat, die gar nichts Besseres tun konnten, als den schwachen Rest ihres bisschen Lichtes vollends auszublasen.“
Tolle Argumentation, die im März in der Dortmunder Studiobühne mal
wieder überprüft werden kann, wenn Lotte auf Werther, Werther auf den
Adel und Lottes Gatten Albert trifft. Diese Dreiecksgeschichte mit blutigem Ausgang hat bis heute nichts von ihrer faszinierenden Kraft und Aktualität verloren, der „Werther“ ist ein genau gezeichnetes Psychogramm
eines jungen Menschen zwischen egomanischem Überschwang der Gefühle und Wut auf die Regeln, die eine Gemeinschaft ihm vorlebt. Nicht
umsonst ist der Begriff „Wutbürger“ 2010 zum Wort des Jahres gewählt
worden, gleichzeitig aber auch zum Unwort erklärt worden.
Eine ganz andere Wut dagegen in Oberhausen. Im kleinen Malersaal des
Theaters geht es um Borderline, das sich auch in plötzlich aufkeimender
rasender Wut auf sich selbst und auf andere äußert. Beim Projekt „Jackie
B. – Ein Leben in Extremen“ werden die Mitspieler diese Erkrankung thematisieren und dabei auch Teile ihrer eigenen Geschichte einbringen. Jackie B. ist dabei ein Spiegel der Welt, in der sie lebt. Extreme Stimmungsschwankungen, Angst vor Verlassenwerden oder innere Leere gehören zu
ihrem Alltag. Sie ist der psychische Zustand einer unsicher gewordenen
Gesellschaft, in der das soziale Netz zerrissen ist. Was Ende des letzten
Jahrhunderts als Gewinn an Freiheit für das Individuum erschien, wird
bei fortschreitender Globalisierung und Kapitalisierung als Zerrüttung des
sozialen Zusammenhalts wahrnehmbar. Bis in die 1960er Jahre vom medizinischen Personal hilflos als Sammeldiagnose für besonders schwierige
Patienten genutzt, die weder Neurose noch Psychose zu haben schienen,
ist das Störungsbild Borderline inzwischen sehr viel besser untersucht und
somit klarer diagnostizierbar. Und Jackie B.? Um die Extreme auszuhalten,
verletzt sie sich selbst und greift zu Suchtmitteln. Enge Beziehungen sind
für sie kaum auszuhalten. Aber der Abend wird auch eine Auseinandersetzung mit den Grundwerten des Lebens selbst.
www
PETER ORTMANN
„Die Leiden des jungen Werther“ I 22.3., 20 Uhr I Theater DO, Studio
0231 502 72 22
„Jackie B. – Ein Leben in Extremen“ I 2.3. I Theater OB, Malersaal
0208 857 81 84
20
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Drei Schwestern
Mi . 1.2. 19.00, Fr. 24.2. 19.00
Zoff in Chioggia
Do. 2.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30, Do. 16.2. 19.30
Die Labdakiden
So. 4.2. 19.30
Die kleine Hexe
So. 5.2. 16.00, Mo. 6.2. 9.30, Fr. 10.2. 9.30, So.
12.2. 17.30, Mo 13.2. 9.30
+
Kleiner Mann – was nun?
Mi. 8.2. 19.30, Fr. 17.2. 19.30
Amerika
Sa. 11.2. 19.30
+
Was ihr wollt
Sa. 18.2. 19.30, So. 26.2. 19.00
Die Dreigroschenoper
So. 19.2. 17.00
Woyzeck
Sa. 25.2. 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Winkelmanns Reise ins U
Do. 2.2. 19.30, Sa. 11.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30
Woyzeck
Fr. 3.2. 19.30
+
Der Gott des Gemetzels
Sa. 4.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30, So. 19.2. 15.00 ,
Mi. 22.2. 19.30
Die 39 Stufen
So. 5.2. 18.00, So. 12.2. 18.00
Nora oder Ein Puppenheim
Do. 9.2. 19.30
Die Dreigroschenoper
Mi. 15.2. 19.30, Do. 23.2. 19.30
Zagreb Pentagramm
Fr. 17.2. 19.30
Nora Teil I und Teil II
So. 26.2. 18.00
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Klasse Tour
Di. 7.2. 19.30, Mi. 8.2. 11.00
Garage d’Or
So. 12.2. 19.30
Bunbury
Do. 16.2. 19.30, Fr. 17.2. 19.30
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
Graf Öderland
Fr. 3.2. 19.30, Mo. 8.2. 19.30, So. 26.2. 19.00
+
Ulrike Maria Stuart
Sa. 4.2. 19.30, Mi. 22.2. 19.30
Die kleine Meerjungfrau
So. 5.2. 17.00, Mo. 6.2. 10.30, So. 12.1. 17.00,
Mo. 13.2. 10.30 und 15.00, Di. 14.2. 10.30
Buddenbrooks
Do. 9.2. 19.30, Mi. 29.2. 19.30
The Black Rider
Fr. 10.2. 19.30, Do. 16.2. 19.30
Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner
Sa. 11.2. 19.30, So. 19.2. 19.00
Prinz Friedrich von Homburg
Fr. 17.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30
Die Grönholm-Methode
Sa. 25.2. 19.30
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Winterreise
Mi. 1.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Do. 2.2. 19.30, So. 12.2. 18.00
Schöne Tage
Fr. 3.2. 19.30, So. 19.2. 18.00
Nora oder Ein Puppenhaus
Sa. 4.2. 19.30
Das Dschungelbuch
Mo 6.2. 9.30 und 11.00, Di. 7.2. 9.30, So. 26.2.
17.00, Mo. 27.2. 9.30 und 11.30, Di. 28.2. 9.30
und 11.30
Emilia Galotti
Sa. 11.2. 19.30
Der Sturm
Fr. 24.2. 19.30, Sa. 25.2. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Mi. 29.2. 11.00 und 19.30
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Traumnovelle
Mi. 11.2. 19.30
+
Verbrechen
Fr. 13.2. 19.30, So. 29.2. 16.00
Nase
So. 15.2. 16.00
Kaos
So. 15.2. 16.00, Sa. 28.2. 19.30
+
Es brennt
Mo. 16.2. 18.00, Di. 17.2. 18.00
Fail-i Müsterek – Kollektivtäter
Mi. 18.2. 19.30
Was ihr wollt
Do. 19.2. 19.30, Fr. 20.2. 19.30, Fr. 27.2. 19.30
Rumpelstilzchen
So. 22.2. 16.00
Peter Pan & The Lost Boys
Mo 23.2. 18.00, Di. 24.2. 11.00
Die Geschichte meiner Einschätzung am
Anfang des dritten Jahrtausends
Mi. 25.2. 19.30
Tier. Man wird doch bitte Unterschicht
Do. 26.2. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Mo. 30.2. 18.00, Di. 31.2. 18.00
= Premiere
Hubert Burghardt
Sa. 4.2.
Andrea Badey
Fr. 10.2.
Bernd Gieseking
Sa. 11.2.
Sebastian Schnoy
Sa. 18.2.
Lioba Albus
Fr. 24.2., Sa. 25.2.
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52
Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder
Fr. 3.2. 20.00, Sa. 11.2. 20.00, Sa. 18.2. 20.00
Plötzlich und unerwartet
Sa. 4.2. 20.00
Ein schöner Schlawiner
So. 5.2. 15.00
Geschlossene Gesellschaft
Fr. 10.2. 20.00
Gute alte Zeit – schöne neue Welt
Sa. 11.2. 15.00, Sa. 25.2. 15.00
Keine Leiche ohne Lily
Fr. 17.2. 20.00, Fr. 24.2. 20.00
VARIETÉ ET CETERA BOCHUM
0234 130 03
Walli im Weltall
ab 3.2. jeden Do. 20.00, So. 19.00, Mi./Fr./
Sa. 20.00
FREIE SZENE
MUSIKTHEATER
BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 12
Charms Maschine
So. 12.2. 20.00
Cloozy Haber
So. 12.2. 20.00
Barbara Ruscher
So. 26.2. 19.3
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Tristan und Isolde
So. 5.2. 18.00, So. 12.2. 18.00
Der Liebestrank
Sa. 11.2. 19.00
Die Fledermaus
Fr. 17.2. 19.30, So. 19.2. 19.00
Eugen Onegin
Sa. 25.2. 19.00, Di. 28.2. 19.30
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Großstadt-Triptychon
Do. 2.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30
La Traviata
So. 5.2. 18.00, Mi. 22.2. 11.00, Do. 23.2. 19.30,
So. 26.2. 15.00, Mi. 29.2. 11.00
La Bohème
Sa. 11.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30
Im weißen Rössl
So. 12.2. 18.00, Fr. 17.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30
Jürgen Becker: Emschertainment
Sa. 25.2. 20.00
VARIETE + BOULEVARD
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Todesfalle
Mo 1.2. 19.30, Fr. 3.2. 19.30, Sa. 4.2. 16.00
und 19.30, So. 5.2. 19.00
Männer sind auch Menschen
Di. 7.2. 19.30, Mi. 8.2. 19.30, Do. 9.2. 19.30, Fr.
10.2. 19.30, Sa. 11.2. 19.30, So. 12.2. 19.30,
Mo. 13.2. 19.30
Fettes Schwein
Di. 14.2. 19.30, Mi. 15.2. 19.30, Do. 16.2.
19.30, Fr. 17.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30, So.
19.2. 19.00
Haus, Frauen, Sex
Di. 21.2. 19.30, Mi. 22.2. 19.30
Ein Fall für Pater Brown
Do. 23.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30, Sa. 25.2.
16.00, So. 26.2. 19.00, Mo. 27.2. 19.30, Di.
28.2. 19.30, Mo. 29.2. 19.30
CABARET QUEUE DORTMUND
01803 77 68 42, Beginn 20.00
Ken Bardowicks
Fr. 3.2.
21
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Ein Fall für Bogart Bock
Mi 1.2. 10.00
Der kleine Vampir
Mi. 1.2. 15.00
Die Geschichte vom Mäuseken Wackelohr
Do. 2.2. 15.00
1944 – Es war einmal ein Drache
Do. 2.2. 20.00
Igraine Ohnefurcht, das mutige
Rittermädchen
Fr. 3.2. 15.00
Puppen ante Portas
Fr. 3.2. 20.00
Kasper und der Teufel mit den drei
goldenen Haaren
Sa. 4.2. 15.00
Plattschuss/Cocktails
Sa. 4.2. 20.00
Gegen den Fortschritt
Di. 7.2. 20.00, Mi. 8.2. 10.30 und 19.00
Weiter geh’n
Fr. 10.2. 20.00
Adler an Falke
So. 12.2. 16.00, Mo. 13.2. 11.00
Die zweite Prinzessin
So. 26.2. 15.00, Mo. 27.2. 11.00, Di. 28.2.
11.00
www
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24, Beginn: 20.00
Der Telök
Mi 1.2.
Wilfried Schmickler
Do. 2.2.
Volker Pispers
Fr. 3.2.
Pufpaffs Badeanstalt
Mo 6.2.
La Signoras Comedy Club
Di 14.2.
+ = trailer Theaterkritik
KULTURZENTRUM HERNE
02323 16 27 79
Jürgen Becker
Sa. 2.2. 20.00
Marlene Jaschke
Di. 14.2. 20.00
Oscar und Felix
Di. 28.2. 19.30
KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND
0231 86 30 98 3
Magnolien aus Stahl
Sa. 11.2. 19.30, So. 12.2. 18.00
Michael Steinke
Sa. 18.2. 20.00
PACT ZOLLVEREIN ESSEN
0201 289 47 00
Zeichensturm
Fr. 3.2. 20.00, Sa. 4.2. 20.00
Cooking Catastrophes
Fr. 17.2. 20.00, Sa. 18.2. 20.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Prinz Friedrich von Homburg
Mi. 1.2. 20.00, Do. 2.2. 20.00
Buddenbrooks
Sa. 4.2. 19.30, So. 5.2. 19.00
+
Die Durstigen
Di. 7.2. 20.00
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Die ultimative Improshow
Mi. 1.2. 20.00
Lioba Albus
Fr. 3.2. 20.00, Sa. 4.2. 20.00
Die Schmuddels feiern Karneval
Mi. 8.2. 10.00, So. 12.2. 11.00 und 15.00, Mi.
15.2. 10.00, So. 19.2. 11.00 und 15.00
Männerhort
Fr. 10.2. 20.00
Die da
Sa. 11.2. 20.00
Das kunstseidene Mädchen
Fr. 17.2. 20.l00, Sa. 18.2. 20.00
Björn Jung
So. 19.2. 20.00
Nerudas Postman oder Mit brennender
Geduld
Fr. 24.2. 20.00, Sa. 25.2. 20.00
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Nachtgestalten
Mi. 1.2. 20.00, Do. 2.2. 20.00
HerzFraß Hirn
Sa. 4.2. 20.00, So. 5.2. 19.00
Schöne Aussichten
Sa. 11.2. 20.00, So. 12.2. 19.00, Sa. 18.2.
20.00
FischBar
Do. 16.2. 20.00
We are Recorder
So. 19.2. 19.00
Satansbraten
Do. 23.2. 20.00, Sa. 25.2. 20.00
Tagebuch eines Skinheads in Istanbul
Mi. 29.2. 20.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
0163 761 50 71
Ute, die Gute
Do. 2.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30
Die versunkene Welt
Sa. 4.2. 19.30
Jackie – eine Stimme aus dem Jenseits
So. 5.2. 19.30
Fight Club
Do. 9.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30
Loges Plan
Fr. 10.2. 19.30
Wodka in Dublin
Fr. 10.2. 21.00
Nur Kinder, Küche, Kirche
Do. 16.2. 19.30, So. 19.2. 19.30
Brunhild
Fr. 17.2. 19.30
Zoo Story
Sa. 25.2. 19.30
Der Großinquisitor
So. 26.2. 19.30
culture club
Foto: Klaus Schneyder
präsentiert: Premiere
präsentiert: Musical
Beatboxing
Phantom d. Oper
Klaus Schneyder erzählt in seinem
Dokumentarfilm vom fünften Element der in den siebziger Jahren
aufgekommenen Hip-Hop-Bewegung: dem Beatboxing. Dabei imitierten New Yorker Jugendliche mit
dem Mund das Geräusch und vor
allem den Rhythmus von Schlagzeugen. Zur Vorführung sind der
Regisseur und Beatboxer aus der
Region anwesend.
Schon seit über 10 Jahren fasziniert die Geschichte um die Verbrechen an der Pariser Oper:
In ihren Katakomben verbirgt sich
ein düsteres Wesen, welches mittels Gewalt und Erpressung Angst
und Schrecken zu verbreiten
weiß… Kurzum: Ein sinnlicher
Musical-Thriller, der Gänsehautfaktor garantiert.
Kino im U
Leonie-Reygers-Terrasse, Dortmund
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16.2. an verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: Phantom
Mi, 22.2. um 20 Uhr
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25. Januar 2012
26. Januar 2012
28. Januar 2012
28. Januar 2012
29. Januar 2012
03. – 05. Februar 2012
10. Februar 2012
11. Februar 2012
17. Februar 2012
18. Februar 2012
18. + 19. Februar 2012
22. Februar 2012
25. Februar 2012
26. Februar 2012
28. + 29. Februar 2012
01. März 2012
02. März 2012
02. März 2012
03. März 2012
THRILLER live
André Rieu
Duran Duran
Bülent Ceylan
Die Nacht der Musicals
ECCO INDOOR TRAIL
20 Jahre ANDREA BERG
Atze Schröder
UDO JÜRGENS
Bundesmusikparade
Dortmunder Antik- und
Sammlermarkt
Das Phantom der Oper
Roger Cicero
Chris Rea
BEST OF MUSICAL
RISE AGAINST
INA MÜLLER & Band
Die Rückkehr der Shaolin
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22
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Film-ABC
Vorspann
Scorseses opulente Hommage an die Pioniere der Filmgeschichte: Kritik „Hugo Cabret“, S. 30
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
Februar 2012
FILMSTART-TERMINE
26.1. 2.2.
29
Arirang – Bekenntnisse eines Filmemachers
X
26
The Artist
X
33
Berlin Kaplani
X
36
Black Gold
33
Dame, König, As, Spion
30
The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten
9.2. 16.2.
X
X
X
Das gibt Ärger
30
Don – The King is back
29
Drive
34
Extrem laut und unglaublich nah
34
Fünf Freunde
X
X
X
X
X
Gangsterläufer
34
X
Gefährten
X
23.2.
28
Glück
30
Hugo Cabret
34
In Darkness – Eine wahre Geschichte
Jack und Jill
33
Der Junge mit dem Fahrrad
33
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
33
Ein riskanter Plan
X
X
X
X
X
Der Ruf der Wale
34
Sommer auf dem Land
36
Ein Sommer in Haifa
X
X
X
X
Star Wars Episode 1 – Die dunkle Bedrohung 3D
30
Tage die bleiben
34
Die Thomaner
Underworld Awakening
34
Die Unsichtbare
34
Yoko
29
Young Adult
33
Zettl
X
X
X
X
X
X
23.2.
X
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / news
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Sexy Ruhrgebiet
Berlinale, neue Kinos und altes Bier
„Arm aber sexy“ so wirbt seit einigen Jahren Wowereit für Berlin. „Arm
aber sexy“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Auch die
Berlinale scheint sich dem Diktat des Werbeslogans zu beugen. Verglichen mit manch anderen A-Festivals wie beispielsweise Cannes und
Venedig ist die Berlinale nüchterner, weniger aufgebauscht und weniger
glamourös. Es ist kühl, manchmal sogar nass-kühl, Akkreditierte versuchen, mit blutunterlaufenen Augen Tickets für möglichst viele Filme des
nächsten Tages zu ergattern, das normalsterbliche Publikum steht sich
vor den Kartenschaltern die Beine in den Bauch. Es gibt keinen Canale
Grande und keine weiten Strände, stattdessen dichten Straßenverkehr
und Baustellen. Und so bedeutende Promis wie in Cannes und Venedig
stolzieren in Berlin irgendwie auch nicht über den Roten Teppich. Und
trotzdem: Die Berlinale ist außergewöhnlich. Abseitige, verschrobene
Filme laufen neben Kassenschlagern. Die über die Stadt verteilten Kinos
erlauben Abstecher in eine wirkliche und nicht verkleidete Stadt. Kein
großes Festival ist so nah an einem Publikum, das einfach Bock auf Filme
aller Art hat. Und auch die Filmschaffenden zeigen sich trotz fehlenden
Pomps vom besonderen Charme des Festivals angezogen. So werden im
Februar auf der diesjährigen Berlinale Billy Bob Thornton sowie Angelina
Jolie ihre Filme vorstellen, so wird Meryl Streep mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet. Was soll also das ewige Gemecker?
Nun, auch wenn das Gemecker über die Berlinale verstummt und „Arm
aber sexy“ zu einer Auszeichnung Berlins wird, gesteht man dem Ruhrgebiet nicht einmal diese zu. „Arm und nicht einmal sexy“ sei dieser
Ballungsraum, heißt es in der öffentlichen Meinung. Im Ernst? Dass
das Ruhrgebiet arm ist, darüber lässt sich absolut nicht streiten. Aber
„nicht einmal sexy“? Sicherlich, das Ruhrgebiet kann mit keiner Berlinale aufwarten, hat weniger geschichtsträchtige Bauwerke, hat kaum
Szeneviertel und –clubs, und die Touristen kommen bestimmt nicht in
Scharen. Und trotzdem: Das Ruhrgebiet ist außergewöhnlich. Auch im
Bereich Kino und Film. Über das Jahr verteilt finden zahlreiche kleine,
aber feine Festivals statt. Filmschaffende feiern ihre Deutschlandpremieren in Essen. Lichtspielhäuser mit langer Tradition bereichern zusammen mit neu entstehenden Kinos die Filmkultur. Vor kurzem noch hat
sich im Dortmunder U das „Kino im U“ etabliert. War das U lange Zeit
Wahrzeichen einer großen Brauerei, die zig Hektoliter Bier braute, wurde
es bald Wahrzeichen für Rückgang und Verfall. Die Brauerei zog 1994
aufgrund einer Fusion nach Lütgendortmund, das neu errichtete, anliegende Bürogebäude stand nach einer Übernahme leer. Eine ziemlich
traurige Geschichte, allerdings mit einer erfreulichen Wendung. Aus der
ehemaligen Brauerei wurde 2010 das Zentrum für Kunst und Kreativität: Museum, Medienkunstverein, Kulturelle Bildung und nun auch ein
Kino mit regelmäßigem Programm und neuem Konzept. Das U ist ein
Wahrzeichen dafür, was man trotz heraufbeschworenen Verfalls machen kann. Von wegen „arm und nicht einmal sexy“ … Die Filmkultur im
Ruhrgebiet ist sexy!
www
X
Sex on the Beach
Findet das Ruhrgebiet besser als sein Ruf: Lisa Mertens
LISA MERTENS
25
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film des Monats
Seine Welt gerät ins Wanken: Stummfilmstar George Valentin (Jean Dujardin)
Moderne Zeiten
„The Artist“ von Michel Hazanavicius
Während die Karriere des Hollywoodstars George Valentin langsam bergab geht, feiert
die kecke Peppy Miller zunehmend Erfolge. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder.
C Wunderbare Ode an das Kino
1927 in Hollywood: George Valentin (Jean Dujardin) ist ein umjubelter Hollywood-star und Schwarm der Frauen. Er sieht gut aus und hat Charme, doch
der Ruhm hat auch seine Eitelkeit geweckt, gerne düpiert er seine Schauspielkolleginnen oder den Regisseur. Eines Tages trifft er per Zufall auf Peppy
Miller (Bérénice Bejo). Sie ist zwar wie so viele andere Frauen eine große Verehrerin des Stars, doch mit ihrer kecken, natürlichen Art weckt sie Valentins
Interesse. Aber bei Valentin gilt: aus den Augen, aus dem Sinn, und so sehen
sich die beiden erst einige Zeit später zufällig wieder. Peppy hat es mit ihrer
Beharrlichkeit geschafft, als Statistin für den neuen Film von Valentin zu arbeiten. In einer Tanzszene mit Valentin verdreht sie dem Star so sehr den
Kopf, dass etliche Takes schiefgehen und Valentin die Nerven seiner Crew
mal wieder überstrapaziert. Wieder einige Zeit später: Inzwischen werden
die ersten Tonfilme gedreht, und eine neue Riege junger Schauspieltalente
erobert Hollywood mit ihrer frischen Art. Valentins Stern beginnt langsam zu
sinken, doch der verwöhnte Star will die Entwicklungen nicht wahrhaben. Er
hält sowohl an seinem Charakter des klassischen Abenteurers und Liebhabers als auch am Stummfilm fest. Als ihn das Studiosystem fallen lässt,
versucht er, seine Filme selbst zu finanzieren. Auch damit scheitert er.
Während Valentins Karriere unaufhaltbar bergab geht, wird Peppy Miller als
neuer Frauentyp gefeiert – im Tonfilm.
Zeit des Umbruchs
1927: Das monumentale Science Fiction-Epos „Metropolis“ feiert in
Deutschland seine Premiere. Der Slapstick-Star Buster Keaton veröffentlicht seine Meisterwerke „Der General“ und „College“. Abel Gance zeigt sein
vierstündiges Historiendrama „Napoleon“. Douglas Fairbanks dreht auf der
Höhe seiner Laufbahn den Abenteuerfilm „Der Gaucho“. Es ist ein gutes
Jahr für die Kinobranche. Doch ein Jahr zuvor starb Douglas Fairbanks'
größter Konkurrent Rudolph Valentino. Ein frühes Opfer des Starkults.
Valentino erlebte die Ära des Tonfilms nicht mehr. Sein Scheitern ist anders
zu erklären. Doch gerade die Umstellung auf den Tonfilm forderte in Hollywood viele Karrieren. Douglas Fairbanks beendete nach mehreren Misserfolgen halb freiwillig 1934 seine Laufbahn. Er hatte noch versucht, mit
selbst produzierten Filmen erfolgreich zu sein. Es gelang ihm ebenso wenig
wie George Valentin in „The Artist“. Auch Charlie Chaplin, der erste und
wohl größte Stummfilmstar, hatte seine Mühe mit dem Umbruch. Doch er
ging das Thema offensiver an: Zwar drehte er mit „Moderne Zeiten“ 1936
noch einen Stummfilm. Doch die Tonspur war angefüllt mit den orchestralen Geräuschen der Industrialisierung. Die einzige verbale Äußerung – der
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Protagonist will ein Lied singen, ihm ist aber der Text entfallen – ist
Kauderwelsch. Und noch über „Der große Diktator“ von 1940 freut sich
Chaplin: „In einem Hitler-Film konnte ich Burleske und Pantomime miteinander verbinden“. Sein stilisierter Tramp konnte im Schatten von Hitlers
Kauderwelsch noch einmal still bleiben.
So raffiniert kann sich George Valentin nicht in die neue Zeitrechnung
hinüberretten. Er ist ein Opfer der modernen Zeiten. Sein Fall ist unaufhaltsam, seine Unzulänglichkeiten auch jenseits der Leinwand werden unübersehbar. So wie der Leinwandheld aus Woody Allens „The Purple Rose of
Cairo“ in der wirklichen Welt kaum überleben kann, so wenig ist Valentin
den neuen Ansprüchen der Filmindustrie gewachsen.
Filmisches Füllhorn
Regisseur Michel Hazanavicius, der bislang nur mit seinen beiden
Agentenparodien „OSS 117“ aufgefallen ist, beweist in Umbruchszeiten
von CGI- und 3D-Spektakeln Mut, einen Stummfilm in Schwarzweiß zu
drehen. Allerdings nutzt er die selbstgewählte Beschränkung meisterlich.
Zum einen ist ein Stummfilm zwar stumm, aber nicht still. Das heißt, die
Möglichkeiten der Tonspur werden im Rahmen des Konzepts voll ausgeschöpft. Zum anderen bietet sein Film nicht nur die Möglichkeit, eine ganze filmische Epoche wieder aufleben zu lassen – und das mit den heutigen
technischen Mitteln. Er kann auch reichhaltig auf die filmhistorischen
Erfahrungen seiner Zuschauer aufbauen, Klischees erfüllen, umspielen oder
konterkarieren. Natürlich ist „The Artist“ ein Leckerbissen für Cineasten.
Regisseur Michel Hazanavicius hat seinen Film vollgestopft mit filmischen
Einfällen – gleichermaßen visuellen wie akustischen – und entfaltet ein
reichhaltiges, selbstreferentielles Spiel mit Film und Filmgeschichte. Da
verwundert es kaum, dass er gerade drei Golden Globes einheimsen konnte, und auch für die Oscar-Verleihung hat der Film gute Chancen. Doch
„The Artist“ weist auch darüber hinaus und liefert ein ganz aktuelles Statement. Denn Verlierer des Fortschritts gibt es in einer sich immer schneller
drehenden Welt mehr denn je. Das erwischt Hollywoodstars ebenso wie
Handwerker. Aber der mediale Hype und der anschließende Absturz von
Stars vollzog sich selten so schnell wie in unserer Zeit. Hoffen wir, dass
diesem Film eine längere Aufmerksamkeitsspanne gegönnt wird als vielem
anderen.
CHRISTIAN MEYER
www
THE ARTIST
Cannes 2011: Bester Hauptdarsteller
Golden Globe Awards 2012: Bester Film, Bester Hauptdarsteller
F/B 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Michel Hazanavicius - Kamera: G. Schiffman - mit:
Bérénice Bejo, Penelope Ann Miller, Jean Dujardin - Verleih: Delphi
Start: 26.1.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion
26
26
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
Februar 2012
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
Sebastian
Ko
Ingrid
Bartsch
R.-Ruediger
Hamacher
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
Verena
Lueken
Michael
Kohler
Katja
Nicodemus
Lars Olav
Beier
Christina
Nord
Frank
Brenner
WAZ
WDR
1LIVE
ARD
Morgenmagazin
film-Dienst
EPD-Film
Schnitt
choices
Kultur.Kino.
Köln.
FAZ
Frankfurter
Rundschau
Die Zeit
Spiegel
taz
trailer
Kultur.Kino.
Ruhr.
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Drive
von
N. Winding
Refn
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Gefährten
von
S. Spielberg
Die
Unsichtbare
von
C. Schwochow
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Hugo Cabret
von M.
Scorsese
Drive
von
N. Winding
Refn
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
Drive
von
N. Winding
Refn
The
Descendants
von
A. Payne
Bemerkenswert
Hugo Cabret
von
M. Scorsese
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
Ein riskanter
Plan
von
A. Leth
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
The
Descendants
von
A. Payne
Drive
von
N. Winding
Refn
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Best of Comedy
The
Descendants
von
A. Payne
The
Descendants
von
A. Payne
The Artist
von
M.
Hazanavicius
The
Descendants
von
A. Payne
Young Adult
von
J. Reitman
The Artist
von
M.
Hazanavicius
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Best of Drama
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
The Artist
von
M.
Hazanavicius
Das gibt Ärger
von
McG
Die
Unsichtbare
von
C. Schwochow
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Die
Unsichtbare
von
C. Schwochow
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
Dame, König,
As, Spion
von
T. Alfredson
The
Descendants
von
A. Payne
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Besondere
Erwähnung
Die
Unsichtbare
von
C. Schwochow
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Drive
von
N. Winding
Refn
Die Thomaner
von P. Smaczny, G. Atteln
Drive
von
N. Winding
Refn
Gefährten
von
S. Spielberg
Hugo Cabret
von
M. Scorsese
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Herausragend
Die Kunst zu
gewinnen Moneyball
von B. Miller
Drive
von
N. Winding
Refn
Der Junge mit
dem Fahrrad
von J.-P. u. L.
Dardenne
Young Adult
von
J. Reitman
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
27.1., 23 Uhr THE SHRINE, UCI BO/DU
Horror-Thriller von Jon Knautz als Midnight-Movie
7.2., 18/20.30 Uhr DAS HAUSMÄDCHEN, Schauburg GE
Thriller aus Südkorea mit eindrücklichen Bildern. KoKi
27.1., 23 Uhr NO COUNTRY FOR OLD MEN, Casablanca BO
Der böse Oscar-Gewinner der Coen-Brüder. OmU
8.2., 20.15 Uhr FÜR IMMER LIEBE, Filmwelt Herne
R. McAdams verlorene Erinnerung an die wahre Liebe. Preview
28.1., 18/ 20.30 Uhr IN GUTEN HÄNDEN, Schauburg GE
Tanya Wexler zeigt weibliche „Hysterie“ im Viktorianischen England.
KoKi
8.2., 20.45 Uhr STAR WARS 3D, Cineworld Lünen
George Lucas’ Krieg der Sterne dreidimensional. Preview
www
9.2. 19 Uhr NOSTALGIE DES LICHTS, Deutsches Bergbau Museum BO
Im Rahmen von „Schätze der Anden“ Astronomie und
Geschichte Chiles
29.1., 15 Uhr WASTE LAND, Kino im U Dortmund
In der Reihe Kunst-Licht die prämierte Doku von Lucy Walker
30.1., 20.30 Uhr TOMMY, Filmforum Duisburg
Basierend auf dem Album von The Who. OmU
Böse: „No Country for old Men“
30. 1., 20.30 Uhr SEX ON THE BEACH, Schauburg Dortmund
Britischer Humor als Preview
12.2., 18 Uhr RENN, WENN DU KANNST, Kino Babylon Hagen
Kirchen & Kino präsentiert drei Menschen zwischen Liebe und
Selbstzweifel
31.1., 21.15 Uhr DER HIMMEL ÜBER BERLIN, Galerie Cinema Essen
Die Vorlage für „Stadt der Engel“ von Wim Wenders
13.2., 20.15 Uhr TASTE THE WASTE, Astra Essen
Unsere Wegwerfgesellschaft im TheaterKino. Mit Vortrag
1.2., 14.30 Uhr PINA, UCI BO/DU
Bei Kaffee und Kuchen zeigt Wenders Tanztheater
15.2., 20 Uhr GEFÄHRTEN, Cinemaxx Essen
Steven Spielbergs neuestes Epos als Preview
1.2., 17.30 Uhr WYSSOZKI – DANKE FÜR MEIN LEBEN, Astra Essen
Eine Hommage an den russischen Musiker und Querdenker. OmU
1.2., 20 Uhr UNDERWORLD AWAKENING, Cinemotion Mülheim
Kate Backinsale kämpft gegen die Menschheit und ums Überleben.
Preview
„Das Hausmädchen“
10.2., 23 Uhr OUTRAGE, Casablanca Bochum
Takeshi Kitanos gewaltige Yakuza-Schlacht. OmU
16. 2., 19 Uhr DIE STRATEGIE DER SCHNECKE, Kino Babylon Hagen
In Bogotá setzen sich Hausbesetzer humorvoll zur Wehr. Klarsichtkino
Kunst und Müll: „Waste Land”
22.2., 20 Uhr GHOST RIDER: SPIRIT OF VENGEANCE, Cinestar Dortmund
Preview des Films über den Marvel-Antihelden mit N. Cage
2.2., 19.30 Uhr THE GREEN WAVE, StudienKreis Film Bochum
Die „Grüne Revolution“ in Koop mit ai mit einleitendem Vortrag
22.2., 19.15 Uhr DER ENGLISCHE PATIENT, Endstation Bochum
Anthony Minghellas ausgezeichnetes Liebesdrama im OmU
2.2., 11 Uhr BEZAUBERNDE LÜGEN, Lichtburg Oberhausen
Audrey Tautou spielt Amor und richtet Chaos an
24.2., 19 Uhr BLACK SWAN, Blackbox Düsseldorf
Psychoanalyse und Film gehen Darren Aronofski auf den Grund
5.2., 15 Uhr DER KLEINE EISBÄR, Endstation Kino
Der kleine Lars findet einen ungewöhnlichen Freund. KinderKino
27.2., 20 Uhr DEADLY DUST, Astra Essen
Filmgespräch mit Filmemacher Frieder Wagner
5.2., 10.30 Uhr SEHENDEN AUGES, Endstation Bochum
Christoph Bölls Tribut an den Kunsthistoriker Max Imdahl
28.2., 20 Uhr UND DANN DER REGEN, Filmstudio Essen
Film im Film: Ein Filmdreh in sozialen Unruhen. OmU
7.2., 15 Uhr BEGINNERS, Casablanca
Emotionaler Film mit E. McGregor und M. Laurent. KoKi
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
„Underworld Awakening“
27
29.2., 18 Uhr DIE ANONYMEN ROMANTIKER, Astra Essen
Zwei schüchterne Menschen trauen sich nicht zueinander. OmU
Klassiker: „Der englische Patient“
„Und dann der Regen“
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
Ganz unten: Irina (Alba Rohrwacher) und Kalle (Vinzenz Kiefer)
Deutsche Seele
„Glück“ von Doris Dörrie
Eine junge Frau, ein junger Mann, beide Verlierer und verloren. Ihre wachsende Liebe
verleiht neue Hoffnung.
C Lebensnahes Drama
Seit 35 Jahren dreht Doris Dörrie Filme. Ihre Werke, von „Männer“ (1985)
bis „Kirschblüten – Hanami“ (2008), wurden, vom Bambi bis zum GrimmePreis, mit ziemlich allem, mit dem man in Deutschland geehrt werden
kann, ausgezeichnet. Auch das Bundesverdienstkreuz hat die Regisseurin
längst eingeheimst. Und einer ihrer größten Verdienste dürfte sein, dass sie
bis heute ihre Filme in Deutschland dreht und nicht etwa den Verlockungen Hollywoods gefolgt ist. Klar, das hat sie 1988 nach dem Erfolg von
„Männer“ mit „Ich und Er“ prompt ausprobiert. Doch das war es dann auch
schon mit den USA, und bis heute ist und bleibt die deutsche Seele das
Fundament ihres Schaffens. Seit Jahrzehnten inszeniert sie Filme, schreibt
Erzählungen, Romane und Kinderbücher, die vom Leben hierzulande erzählen, von Lebenslust und Weltschmerz, die berühren, ohne sich ausufernd
irgendwelcher Kitschmechanismen zu bedienen. Eine klassische Autorenfilmerin, die von ihrem Land erzählt, und die bevorzugt ihre eigenen Bücher verfilmt: Ihr Erzählband „Für immer und ewig“ stand Pate für ihren
Spielfilm „Bin ich schön?“, ihr Drama „Happy“ lag dem Film „Nackt“ zugrunde. Mit „Kirschblüten – Hanami“ gab sie vor drei Jahren ihr Debüt auf
der Berlinale, mit „Glück“ kehrt sie nun dorthin zurück. Doch mit „Glück“
adaptiert sie ausnahmsweise keine eigene Geschichte, sondern eine Episode
der Kurzgeschichtensammlung „Verbrechen“ von Ferdinand von Schirach.
Dörries „Kirschblüten“ bildeten ein gefeiertes Drama über die Liebe und das
Leben im Alter – „Glück“ widmet sich nun der Jugend. Das Drama erzählt
wieder aus Deutschland, vom Leben und Denken dort, von Heimat – aber
noch mehr von der Heimatlosigkeit darin: Irina und Kalle, eine Prostituierte
und ein Punk, begegnen sich in Berlin. Sie ist Kriegsflüchtling, er ist obdachlos. Beide verlieben sich, finden aneinander Halt, beziehen eine gemeinsame Wohnung, dürfen vom Glück und von einer Zukunft träumen. Das
Schicksal allerdings sieht anderes vor. Einer von Irinas Freiern bricht tot bei
ihr im Bett zusammen. Das Glück der beiden wird auf die Probe gestellt.
Die weibliche Hauptrolle übernahm die Deutsch-Italienerin Alba Rohrwacher („I Am Love“, „Die Einsamkeit der Primzahlen“). Eine Schauspielerin, die eher mit Natürlichkeit glänzt als mit Schminke, Schmuck und Starallüren. Die als „Anti-Diva“ gehandelt wird, die sich in ihrer Arbeit einem
Streben nach Wahrheit verschrieben hat, das sie auf ihre deutschen Wurzeln zurückführt. Das klingt wie eine Wunschkandidatin für Doris Dörrie.
An Rohrwachers Seite verkörpert Vinzenz Kiefer („Der Baader-MeinhofKomplex“) Kalle.
Eine Geschichte über zwei traumatisierte Außenseiter in Deutschland,
ganz unten. Und wieder spiegelt Dörrie damit einen deutschen Zustand. Ob
Liebe im Alter oder eine junge Liebe – dieses Land bietet viele Facetten.
Doris Dörrie vermag sie immer wieder auf die Leinwand zu bannen. Zum
Glück.
www
CARLA SCHMIDT
GLÜCK
ohne Wertung
(der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden)
D 2011 - Drama - Regie: Doris Dörrie - mit: Alba Rohrwacher, Vinzenz Kiefer,
Matthias Brandt - Verleih: Constantin
Start: 23.2.
BO: Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion
GLÜCK – Am Rande
Doris Dörries zweitem Berlinale-Beitrag „Glück“ liegt ein Erzählband
des Autors und Strafverteidigers Ferdinand von Schirach zu Grunde:
Mit „Verbrechen“ veröffentlichte der Münchner sein literarisches
Debüt, rasch avancierte der Band zum Bestseller, auch international.
Entsprechend gefragt waren von Schirach und sein Werk mit einem
Schlag in den Medien. Für „Glück“ pickte sich Dörrie eine einzelne
Kurzgeschichte zur filmischen Adaption aus seinem Band heraus. Doch
auch die übrigen Erzählungen sind längst in den Fokus der TV- und
Filmindustrie gerückt: Schon Anfang 2011 gab das ZDF bekannt, den
kleinen und großen Tragödien eine eigene Serie widmen zu wollen;
sechs Filme à 45 Minuten sind geplant. Spätestens, wenn man sich mit
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
dem Inhalt der Geschichten aus „Verbrechen“ und dessen Nachfolger
„Schuld“ beschäftigt, wird der eigentliche berufliche Hintergrund von
Schirachs interessant: Die Titel lassen bereits erahnen, dass er sich
als Autor von Fällen seines Berufsalltags inspirieren ließ. In „Verbrechen“ trifft man auf Menschen, die aus Liebe töten und aus Verzweiflung rauben; hier greift beispielsweise ein angesehener Arzt, ein
Sympathieträger, nach 40 Ehejahren zur Axt. Ebenso lakonisch und
nüchtern wie die Titel der beiden Bücher zieht sich auch von
Schirachs Erzählstil durch die einzelnen Episoden. Sie erlauben einen
Blick in Parallelwelten – doch die sind mitunter nicht einmal so fern,
wie wir es uns vielleicht wünschen.
MAREN LUPBERGER
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Neue Filme
Der Film schwebt, wenn Ryan Gosling auf Carey Mulligan trifft
Auch bei den Eltern stößt Mavis (Charlize Theron) auf Befremden
Erdige Gewalt, schwebende Liebe
Prom-Queens und Nerds
„Drive” von Nicolas Winding Refn
„Young Adult” von Jason Reitman
Er fährt Stunts für Filme und manchmal auch das Fluchtauto bei echten Verbrechen.
Eine aufkeimende Liebe veranlasst den „Driver“ zu unüberlegtem Handeln.
C Existentialistischer Gangsterfilm
Mavis Gary kehrt in ihre Heimatstadt zurück und will ihre Jugendliebe zurückgewinnen.
Diese ist jedoch verheiratet und gerade Vater geworden.
C Unromantische Tragikomödie
Der namenlose Fahrer ist ein cooler Profi: Nur wenige Sätze kommen über
seine Lippen, sein Gesicht lässt stets ein mehrdeutiges Lächeln erahnen. Tagsüber macht er als Stuntman hinter dem Lenkrad, was der Regisseur von ihm
verlangt, nachts sorgt er als Fluchtfahrer dafür, dass Gangster der Polizei entwischen. Tags wie nachts – er hat die Situation immer unter Kontrolle. Erst als
er seiner neuen Nachbarin Irene begegnet, verlässt er seine Routine und begibt
sich auf gefährliches Terrain. Während die erdigen Action- und Gewaltszenen
klar und deutlich auf den Punkt kommen, schweben die angedeuteten Liebesszenen geradezu durch den Film. Refns Kunstgriffe und Goslings Darstellung
heben den Film über seine existentialistische Story hinaus und machen ihn zu
einem Kommentar zum Kino.
CHRISTIAN MEYER
Ein Hochhausappartement, darin eine toll aussehende Frau Ende 30, die
eine erfolgreiche Autorin ist: Das klingt nach einem guten Leben. Trotz dieser Eckdaten machen schon die ersten Szenen des neuen Films von Jason
Reitman („Juno“, „Up in the Air“) in jeder Einstellung klar, dass hier etwas
nicht in Ordnung ist. Erstens: Die Sonne scheint nicht (nie in diesem Film!).
Zweitens: Dieses Hochhaus ist nur beinahe schick, und das gleiche gilt für
die Wohnung. Und drittens: Der Erfolg – das stellt sich im Laufe des Films
heraus – ist auch nur relativ. Doch als Mavis Gary (toll gespielt von Charlize
Theron) von ihrem Jugendfreund Buddy (Patrick Wilson) eine E-Mail mit
einer Geburtsanzeige erhält, fällt sie ganz spontan in ihr Heimatstädtchen
ein, als wäre sie noch immer der begehrte High School-Teenager von vor
20 Jahren. Wenn sie in den Spiegel blickt, hat sie auch allen Grund, sich so
zu fühlen. Doch bevor sie auf Buddy trifft, begegnet sie Matt (Patton Oswald),
einem Nerd aus ihrem Jahrgang, den sie damals keines Blickes gewürdigt
hat. Und der erkennt hinter der umwerfenden Blondine eine einsame, verbitterte Frau, die tatsächlich glaubt, sie könne da weitermachen, wo sie
einst die Kleinstadt auf der Suche nach dem großen Glück verlassen hatte.
Seit einigen Jahren stolpert man immer wieder über ruhigere amerikanische
Komödien mit einen starken Hang zur Tragik. Die Liste ist lang: „Cyrus“ mit
John C. Reilly, „Greenberg“ mit Ben Stiller, „Beginners“ mit Ewan McGregor,
„Wie das Leben so spielt“ mit Adam Sandler. Gemein ist diesen Filmen, dass sie
mit ihren Hauptdarstellern und allgemein ihrer Positionierung auf dem Markt
zunächst erscheinen wie Mainstreamfilme – Komödien, Feel Good-Movies,
Romantic Comedies. Ihre Machart und vor allem ihre Themen sprechen aber
eine andere Sprache: Hier geht es um scheinbar fest im Leben stehende Menschen, die bei genauer Betrachtung erhebliche Probleme haben, sich in dieser
Welt zurechtzufinden. Während Reitmans Überraschungserfolg „Juno“ noch in
klassischer Independent Film-Manier von dem sympathischen Außenseiter und
seinem Kampf mit dem Normalen erzählt, verschiebt sich bereits mit „Up in the
Air“ die Perspektive hin zu einem scheinbar bestens funktionierenden Helden,
dessen Lebensentwurf aber zunehmend Risse aufweist. „Young Adult“ ist nun
so etwas wie das Negativ zu „Juno“. Es würde einen kaum wundern, wenn eine
17jährige Mavis Gary in einer kurzen Szene in „Juno“ als die gut aussehende,
bewunderte, aber natürlich vollkommen unsympathische Prom-Queen der
Schule auftauchen würde. In „Young Adult“ ist sie die Hauptfigur und freundet sich mit dem Nerd Matt an. In dieser Tragikomödie, die kaum noch komisch
ist, werden daraus aber keine Lacher gezogen. „Young Adult“ weicht den
Klischees aus. Am überraschendsten geschieht das wohl in dem Moment,
wenn es in anderen Filmen zur Läuterung der Hauptfigur kommen müsste.
„Young Adult“ ist ein auf vielen Ebenen ungewöhnlicher Film, und man kann
sich nur wundern, dass die Filmemacher mit all dem durchgekommen sind.
DRIVE
Cannes 2011: Bester Regisseur
USA 2011 - Action / Drama - Regie: Nicolas Winding Refn - Kamera: Newton Th. Sigel mit: Ryan Gosling, Oscar Isaac, Carey Mulligan - Verleih: Universum
Start: 26.1.
BO: Bofimax, Metropolis/Casablanca, DO: Camera, Cinestar, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
www
In desolatem Zustand, Selbstgespräche führend: Regisseur Kim Ki-duk
Eremit mit Kamera
„Arirang – Bekenntnisse eines Filmemachers” von Kim Ki-duk
Kim Ki-duk hat eine Schaffenskrise und verkriecht sich in eine Hütte. Dort tritt er ins
Zwiegespräch mit sich selbst.
C Spannende Reflexion über das Filmemachen
Kim Ki-duk ist bekannt für seine großartigen Filme wie „Die Insel“, „Samaria“
oder „Bin-Jip“, doch seit Jahren kämpft der Koreaner mit einer Schreibblockade. Ein beinahe tödlicher Unfall einer Schauspielerin bei den letzten Dreharbeiten stürzt ihn in eine tiefe Krise. Er reflektiert seine Arbeit im Zwiegespräch mit sich selbst. Eitel, wehleidig, intelligent – der Regisseur hält nichts
zurück und reflektiert zugleich alles. Oder ist alles nur Show? Am Ende gibt
es jedenfalls einen klassischen Showdown. Ein bewegender, irritierender, tragischer und komischer Film.
CHRISTIAN MEYER
CHRISTIAN MEYER
ARIRANG – BEKENNTNISSE EINES FILMEMACHERS
YOUNG ADULT
Cannes 2011: Un certain regard
COR 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Kim Ki-duk - Kamera: Kim Ki-duk - mit: Kim Kiduk - Verleih: Real Fiction
Start: 26.1.
DO: sweetSixteen
USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Jason Reitman - Kamera: Eric Steelberg - mit:
Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson - Verleih: Paramount
Start: 23.2.
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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BO: Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
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Neue
Neue Filme
Filme
Gezwungen zum Miteinander
Der Gentleman-Gangster in Aktion
Entfremdet
Mission: Bollywood
„Tage die bleiben“ von Pia Strietmann
„Don – The King is back“ von Farhan Akhtar
Eine Familienmutter stirbt. Die Hinterbliebenen sind von der Situation überfordert.
C Familiendrama
Ein schelmischer Gangster aus Indien plant seinen nächsten Coup in Berlin.
C Indisch-deutsches Actionabenteuer
Eine Familie verliert die Ehefrau und Mutter bei einem Unfall. Vater Christian (Götz Schubert) sucht Halt in seiner Affäre, vernachlässigt die 15jährige Tochter (Mathilde Bundschuh) und schürt das Zerwürfnis mit seinem
Sohn (Max Riemelt), der nun widerstrebend aus Berlin zurückkehrt. Eine
zerrissene Gemeinschaft, die durch ihre Konflikte keine Muße zum Trauern
findet. Die Vorbereitungen zur Beerdigung zwingen die drei Entfremdeten
ins Miteinander. Das Drama von Pia Strietmann wirkt sehr persönlich: Auch
wenn die Figuren und die Konflikte mitunter aufgesetzt erscheinen und die
emotionale Identifikation nicht immer gelingt, hat der Film Seele. Die wird
vor allem von den hervorragenden Darstellern getragen, allen voran
Mathilde Bundschuh.
HARTMUT ERNST
Sie mögen Shah Rukh Khan? Dann gehen Sie in diesen Film! Der momentan größte Bollywoodstar wandert hier in den Fußstapfen von „Mission:
Impossible“, „Stirb langsam“ und „Thomas Crown“. Als Drogenbaron Don
reist Khan nach Berlin, um Gelddruckplatten aus einem Hochsicherheitstrakt zu klauen. Der Gentleman-Gangster muss sich dabei nicht nur einer
attraktiven Polizistin erwehren, sondern auch Verrätern in eigenen Reihen.
Mit welcher Selbstverständlichkeit Kahn dabei Overacting betreibt, ist schon
irrwitzig. Ob unfreiwillige Genre-Parodie oder findige Satire – man darf
diesem Hochglanz-Abenteuer durchaus Kurzweil attestieren.
HARTMUT ERNST
DON – THE KING IS BACK
TAGE DIE BLEIBEN
D 2011 - Drama - Regie: Pia Strietmann - Kamera: Stephan Vorbrugg - mit: Max
Riemelt, Götz Schubert, T. Mittelstaedt - Verleih: Alpha Medienkontor Start: 26.1.
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
IND 2011 - Action - Regie: Farhan Akhtar - Kamera: Jason West - mit: Shah Rukh
Khan, Priyanka Chopra, Lara Dutta - Verleih: Rapid Eye Movies
Start: 16.2.
BO: UCI, DO: sweetSixteen, E: Cinemaxx
www
Familiendrama ohne Sentimentalitäten: George Clooney mit seinen Filmtöchtern
Kindergeschichte als Filmspektakel: Asa Butterfield als Hugo Cabret
Scherbenhaufen
Traumfabrik
„The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“
von Alexander Payne
„Hugo Cabret“ von Martin Scorsese
Nachdem seine Frau ins Koma gefallen ist, muss Matt King lernen, Verantwortung für
seine beiden halbwüchsigen Töchter zu übernehmen.
C Sensibles Familiendrama
Der Waisenjunge Hugo will die Aufgabe seines Vaters vollenden, einen Roboter zu
reparieren. Da wird er beim Stehlen ertappt.
C Überbordende Kinonostalgie
Die Filme des großartigen Independent-Regisseurs Alexander Payne waren
stets Gegenentwürfe zum Konfektionskino Hollywoods. In seiner Romanadaption „The Descendants“ berichtet er von einem Mann, der vor dem
Scherbenhaufen seines Lebens steht. Dennoch wird daraus keine Sentimentalitätenrevue, sondern ein reifes, klug und packend entfaltetes Familiendrama, das zu Herzen geht. Dafür, dass es nicht gefühlsduselig wird,
sorgt ein leiser, niemals aufgesetzt wirkender Humor, der einen angenehmen Gegenpol zum geballten Leid und Schmerz der Geschichte darstellt.
Voller grandioser schauspielerischer Leistungen.
FRANK BRENNER
Erstmals hat sich Regielegende Scorsese einer Kindergeschichte angenommen und sich dabei gleich zwischen die Stühle gesetzt. Die viel zu lange
und konventionell erzählte Exposition dürfte die Erwachsenen langweilen,
gegen Ende sind dann wohl die Kinder überfordert. Für den zweiten Teil
wird allerdings Scorseses Herz geschlagen haben, denn dort huldigt er dem
Kinopionier Georges Méliès und dessen überbordender Fantasie, die Filmspektakel, wie wir sie heute kennen, schon vor über 100 Jahren mit bescheidensten Mitteln vorweggenommen hat. Filmrestaurator und -konservator Scorsese zeigt am Ende seine wahre Größe in der detailreichen
Nachgestaltung von Méliès’ Arbeitsmethoden.
FRANK BRENNER
THE DESCENDANTS
HUGO CABRET
USA 2011 - Kom./Drama - Regie: Alexander Payne - Kamera: Phedon Papamichael mit: George Clooney, Shailene Woodley, Robert Forster - Verleih: Fox
Start: 26.1.
BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
USA 2011 - Drama - Regie: Martin Scorsese - Kamera: Robert Richardson - mit: Sir
Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield - Verleih: Paramount Start: 9.2.
BO: Bofimax, Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Foyer
Kino.Ruhr.
Das neue „Kino im U“
Barbara Fischer-Rittmeyer im U
Seit Anfang des Jahres präsentiert das „Kino im U“ ein regelmäßiges
Filmprogramm in Kooperation mit den Partnern im Dortmunder U und
vielen Initiativen. Barbara Fischer-Rittmeyer leitet das Kino.
Eingangsbereich des neuen Kino im U in Dortmund, Foto: Ann-Katrin Thöle
Motivierte Cineasten im Pott
„Before Night Falls“ im Kino im U Dortmund
trailer: Frau Fischer-Rittmeyer, herzlichen Glückwunsch zu dem neuen
Kino im U.
Barbara Fischer-Rittmeyer: Ich bin auch ganz freudig aufgeregt, dass es jetzt
endlich losgeht.
Was ist das für ein Ort im Dortmunder U?
Zuerst war das Kino gar nicht geplant. Jetzt ist der Saal fertig eingerichtet. Wir
zeigen in der Reihe „Kunst-Licht“ Filme, die die jeweiligen Projekte der Partner
aus dem Haus gut ergänzen können: das Museum am Ostwall, der Hartware
MedienKunstVerein, die FH, die TU und die Bildungsetage.
Wie ist das Kino organisiert?
Der Raum gehört zum U und ist für alle Partner und externe Anmietung offen.
Um diesen Raum als Kino sichtbar zu machen, hat sich der Verein „Kino im U“
gegründet. Seit der Anfangszeit ist er hauptsächlich getragen worden durch
Silke Johanna Räbiger vom Frauenfilmfestival, die seit zweieinhalb Jahren daran arbeitet, dass ein wirkliches Kino entsteht. Sämtliche Partner aus dem U
sind auch Mitglieder und ein paar befreundete Menschen, die das Projekt unterstützen.
Im Prinzip kann man auf den Verein zukommen?
Das sowieso. Wir richten uns definitiv an die BürgerInnen aus Dortmund, an
Vereine und Institutionen. Es gibt fünf verschieden Filmreihen. Eine davon heißt
„Kennen sie die schon?“. Da können sich DortmunderInnen mit einem Film vorstellen. Wenn eine Einrichtung zu einem Thema etwas machen möchte, wählen
wir einen passenden Film dazu aus. Wir werden in die Filme einführen und
versuchen immer einen Gast einzuladen.
Wie soll sich das Kino in die Kinolandschaft in Dortmund eingliedern?
Ich sehe das Kino im U als Ergänzung und nicht als Konkurrenz. Wir kooperieren, und wir zeigen keine Filme, die im aktuellen Kinoprogramm laufen. Wir
sitzen in einem Zentrum für Kunst und Kreativität. Das sagt schon ein bisschen
etwas über die Ausrichtung. Wir haben die Freiheit und auch die Verpflichtung,
die Filmgeschichte zu nutzen. Unsere Filme laufen nur zweimal. Wir versuchen,
auch Jugendliche ins Kino zu kriegen.
Was wird noch gespielt?
Wir haben eine Rubrik, die nennt sich „Festivalfilme“. Da wollen wir Filme zeigen, die wir auf Festivals gesehen haben. Wir versuchen, die Filme in Originalversion mit deutschen Untertiteln zu zeigen.
Wie ist es um die Finanzierung bestellt?
Wir haben Einnahmen durch die Kinokarten und bekommen von der Stadt zumindest für dieses Jahr 30.000 . Das ist für den ganzen Betrieb nicht viel. Ganz
wichtig ist natürlich, wie viel Publikum kommt.
Was ist Ihr Wunsch für das erste Jahr?
Mein Wunsch ist, dass alle Menschen in Dortmund wissen: Es gibt ein Kino im U.
INTERVIEW/FOTO: BETTY SCHIEL
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Utensilien einer kleinen, aber fein improvisierten Kinokasse, Foto: Maria Goinda
Dortmund, 12.1. – Seit dem 12. Januar kann man im Dortmunder U-Turm nun
auch ins Kino gehen. Im Erdgeschoss des Gebäudes will der Verein „Kino im
U“, der den Kinobetrieb für das schicke, rote RWE-Forum organisiert, zukünftig für viele kleine Leinwandabenteuer sorgen. Am Auftaktabend ist das der
Kinoleiterin Barbara Fischer-Rittmeyer und ihrem Team mehr als gelungen.
Schon der Empfang fiel angenehm bescheiden, aber herzlich aus: An der
improvisierten Kinokasse durfte man beim Griff in die Lose-Dose auf den
Gewinn von Kinogutscheinen hoffen. Mit Julian Schnabels bildgewaltigem
Künstlerportrait „Before Night Falls“ über den kubanischen Schriftsteller
Reinaldo Arenas feierte das Kino seinen Start anschließend mit einer Perle
aus der jüngeren Filmgeschichte. Über die widerständige Kraft der Kunst (des
Kinos?) – ein zentrales Thema des Films – hat man im U sicherlich nicht zum
letzten Mal diskutiert.
„Connie und Carla“ im Metropolis Bochum
www
Martin Wolkner organisiert homochrom aus Spaß, Foto: Lisa Mertens
Bochum, 13.1. – Einmal im Monat werden in verschiedenen Städten NRWs
Filme der Reihe homochrom gezeigt, Filme mit schwuler und lesbischer Thematik. Am Freitag, 13. Januar, ließ es sich Organisator Martin Wolkner nicht
nehmen, ein paar einleitende Takte im Metropolis zu dem für die Reihe ungewöhnlichen Film zu sagen: „Connie und Carla“. Frauen, die sich als Männer
ausgeben, um Frauen sein zu können. Da die Kopien dieses Films demnächst
eingestampft werden, wollte er den Zuschauern noch einmal die Gelegenheit
geben, sich die extrem witzige Komödie auf großer Leinwand anzuschauen,
so Wolkner. Die Zuschauer dankten ihm diese Auswahl und amüsierten sich
während des Films köstlich und lauthals. Schön, dass es noch idealistische
Cineasten gibt, die z. B aus einer Veranstaltung für Freunde eine mittlerweile
fest etablierte Kino-Reihe machen.
ANN-KATHRIN THÖLE /LISA MERTENS
Lesen Sie auch die Langfassungen der Texte unter:
www.trailer-ruhr.de/foyer
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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Nachrichten
Foyer
aus der Kino-Welt
Roter Teppich
„Heute muss alles schneller ablaufen“
Wo Licht ist, ist auch Schatten: Gary Oldman als George Smiley in „Dame, König, As, Spion“
Gary Oldman über „Dame, König, As, Spion“, seine Ablehnung der Digitalisierung und seine jüngsten Fans
Der 1958 in Süd-London geborene Gary Old- Worin, glauben Sie, liegt die heutige Releman wurde in den 80er Jahren durch die vanz einer Spionagegeschichte aus dem Kalten
Biopics „Sid & Nancy“ und „Das stürmische Krieg?
Leben des Joe Orton“ berühmt. In über 60 Ich glaube nicht, dass sich die Welt in der ZwiFilmen (darunter Rollen als Sirius Black in schenzeit wirklich verändert hat. Die Gesichter
den „Harry Potter“-Filmen und als Polizeichef haben sich meiner Meinung nach verändert, die
Gordon in Christopher Nolans
Orte haben sich verändert, auch
„Batman“-Revival) hat er sich „Meine Fans sind mittlerweile um die Feinde sind heute andere.
die vier Jahre alt“
mittlerweile an die Spitze der
Aber nach wie vor scheinen
internationalen Filmstars gewir durch Phasen der Stabilität
spielt. In „Dame, König, As, Spion“ sieht man zu gehen, die gelegentlich von externen Bedroihn nun als besonnenen Geheimdienstchef auf hungen auf die Probe gestellt werden. Und ich
der Leinwand.
glaube, dass „Dame, König, As, Spion“ in dieser Hinsicht auch heute noch genauso relevant
trailer: Mr. Oldman, Sie scheinen ein Faible ist wie zu der Zeit, als der Roman geschrieben
dafür zu haben, hin und wieder in Literatur- wurde.
verfilmungen mitzuspielen. Lesen Sie selbst
auch gerne?
Sie haben schon die Fernsehserie aus den
Gary Oldman: Ja, wenn ich die Zeit dazu fin- späten 70er Jahren angesprochen, in der Alec
de. Dennoch tendiere ich eher dazu, Nicht-Fik- Guinness George Smiley spielte. Auch einige
tionales zu lesen. Aber ich habe immer einige andere bedeutende Schauspieler haben die
Bücher bei mir, im Moment lese ich eines über Rolle zuvor verkörpert; haben Sie sich von eiGeorge Washington. Romane allerdings eher ner dieser Interpretationen inspirieren lassen?
weniger.
Ich habe mir Guinness’ Darstellung nicht noch
einmal angesehen, weil ich mich dadurch nicht
Haben Sie trotzdem im Vorfeld der Dreharbei- beeinflussen lassen wollte. Das wäre sicherlich
ten auch den Roman „Dame König As Spion“ passiert, wenn ich ihn oder andere Darsteller in
gelesen?
der Rolle unmittelbar davor noch einmal geseOh ja. Ich erinnere mich, dass ich auf die Le hen hätte. Aber ich wollte mir die Rolle selbst zu
Carré-Bücher aufmerksam wurde, nachdem ich Eigen machen und sie wirklich neu interpretie1979 die Fernsehserie gesehen hatte, die auf ren, anstatt mir die Interpretation eines anderen
diesem Buch basiert. Damals begann ich mich überzustülpen. Trotzdem war ich mir natürlich
für Le Carré zu interessieren und habe dann in des Geistes von Alec Guinness sehr bewusst, der
sich groß über mir abzeichnet, weil Guinness
der Folge auch einige seiner Bücher gelesen.
über so viele Jahre hinweg das Gesicht von SmiWie eng war John Le Carré in die Drehar- ley war. Eine gewisse Beklommenheit hat deswebeiten involviert? Er fungierte ja als einer gen schon von mir Besitz ergriffen, weil ich in
der Produzenten des Films und ist sogar großen Schuhen laufen musste.
mit einem Kurzauftritt auf der Leinwand
Der Film hat eine großartige Ensemblebesetzu sehen …
Na ja, er taucht darin wirklich nur in einer sehr, zung. Wie war es, an einem Set mit so vielen
sehr kurzen Szene auf. Er kam nur für einen ein- talentierten Schauspielern zu arbeiten? Kam
tägigen Besuch an den Set, und an diesem Tag es nicht zu Rivalitäten?
wurde dann auch sein Kurzauftritt abgedreht. Nein, ganz im Gegenteil, es war überaus anAber er war insofern in das Projekt involviert, genehm. Wir arbeiteten in einer sehr kreativen
als dass er als Ressource da war, wann immer und freundschaftlichen Atmosphäre. Mit einiwir ihn benötigten. Er war wie eine Art Durch- gen der Schauspieler hatte ich auch im Vorfeld
reisender, der dem Film seinen Segen gab und schon einmal gearbeitet, mit anderen stand
das Material in die Hände von Thomas Alfred- ich hierfür das erste Mal vor der Kamera. Aber
son, dem Regisseur, legte. Dazu musste er nicht wir wussten alle voneinander, und ich glaube,
Tag für Tag am Set sein und Thomas bei dessen wir bewunderten auch alle die Arbeit unserer
Kollegen.
Arbeit über die Schultern schauen.
www
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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Sie sind nun schon seit mehr als 30 Jahren im
Filmbusiness tätig. Was hat sich Ihrer Meinung
nach seitdem daran verändert?
Man spürt mittlerweile sehr deutlich den Einfluss
der digitalen Welt und Technologien. Dadurch hat
sich auch der Arbeitsprozess beim Filmen deutlich
verändert, denn man bekommt weniger Drehtage,
alles muss schneller ablaufen. Das hat sich seit
meinen Anfängen wirklich spürbar verändert. Dadurch, dass man mit leichteren und kleineren Kameras viel einfacher Filme drehen kann, werden
auch jede Menge schlechter Filme realisiert.
Sind Sie der Ansicht, dass der Drehprozess dadurch emotionsloser geworden ist?
Ich bin eine Art Romantiker, was Zelluloid anbelangt. Allein die Tatsache, dass an das Zelluloid
ein chemischer Prozess geknüpft ist, macht es
meiner Meinung nach viel emotionaler. Der elektronische Prozess ist da wesentlich steriler. Ich
hätte mir nie träumen lassen, dass Zelluloid noch
während meiner Lebenszeit überflüssig werden
würde, aber mittlerweile sieht es ganz danach
aus! Dabei bin ich nicht unbedingt der Meinung,
dass diese Entwicklung eine positive ist. Sie stellen auf die Digitalisierung um, weil sie es können,
und natürlich auch, weil dadurch ganz erheblich
Herstellungskosten reduziert werden können. Es
stimmt mich aber sehr traurig, den physikalischen
Film verschwinden zu sehen.
Auf welche Weise hat sich Ihr Privatleben verändert, nachdem Sie mit den „Harry Potter“und „Batman“-Filmen Bestandteil von zwei
überaus erfolgreichen Filmserien geworden
sind?
Mein Leben hat sich nur insofern verändert, dass
meine Fans mittlerweile nicht mehr um die 40,
sondern um die vier Jahre alt sind! Selbst die
kleinsten Kinder erkennen mich heute. Aber das
sind einfach großartige Fans! Das sind die echten
Fans, und ich mag es sehr, mich den Menschen zu
widmen, die die Potter-Reihe kennen und voller
Enthusiasmus lieben. Die Folge ist eben, dass ich
heutzutage deutlich häufiger erkannt werde als
früher, aber ansonsten hat sich mein Leben nicht
besonders stark verändert.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Neue Filme
Berlin Kaplani
TRK 2011 - Drama - Regie: Hakan Algül - Verleih: Kinostar - Start: 26.1.
Unbeirrbar gut
Ayhan Kaplan (Ata Demirel) ist türkischer Staatsbürger und lebt in Berlin. Als
Boxer und Bodyguard hält er sich notdürftig über Wasser, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten. Auch sein Trainer Cemal (Tarik Ünlüoglu) hofft auf ein
Wunder. Und wenn man nur fest daran glaubt, so erzählt der Film des türkischen
Regisseurs Hakan Algül, werden Wunder auch mal wahr.
HE
„Der Junge mit dem Fahrrad“ von Jean-Pierre und Luc Dardenne
DO: Cinestar, GE: Apollo
Glück ist möglich: Cyril (Thomas Doret) und Samantha (Cécile De France)
Cyril wurde von seinem Vater vorübergehend ins Heim geschickt – jetzt ist der Vater
verschwunden. Der Junge reißt aus, um ihn zu finden
C Humanistische Glanzleistung
Er tobt und rast: Auf der Suche nach seinem Vater mischt sich Verzweiflung
mit Aggression, bis Cyril auf die fürsorgliche Samantha stößt. Die Friseurin
nimmt sich des Jungen an: An den Wochenenden wohnt er bei ihr, zugleich
suchen sie weiter nach dem Vater. Doch als sie ihn finden, will der nichts von
Cyril wissen. Ein Dealer aus der Nachbarschaft macht sich Cyrils Zorn zu
Eigen. Die ehemaligen Dokumentarfilmer machen seit 15 Jahren Spielfilme,
die in ihrer sozialrealistischen Genauigkeit und ästhetischen Schlichtheit
beeindrucken. Seit dem Vorgänger stellen sie dem realistischen Schrecken
einen Hoffnungsschimmer zur Seite. In ihrem aktuellen Werk wird dieser
durch Samantha, unprätentiös gespielt von Cécile De France, repräsentiert –
die unbeirrt an den Jungen glaubt und ihm damit eine Chance gibt. Tief
beeindruckender Humanismus.
CHRISTIAN MEYER
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
USA 2011 - Drama - Regie: Bennett Miller - Verleih: Verleih: Sony - Start: 2.2.
Zuletzt erntete Regisseur Bennett Miller Lorbeeren für sein biografisches Drama
„Capote“. Nun legt er ein Sportlerdrama nach. Brad Pitt verkörpert darin einen
Baseball-Trainer, der vor der großen Herausforderung steht, mit kleinem Budget
ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch.
Unterstützung bekommt der Sportler von einem Yale-Absolventen.
HE
E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt
DER JUNGE MIT DEM FAHRRAD
Cannes 2011: Großer Preis der Jury
B/F/I 2011 - Drama / Komödie - Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne - Kamera: Alain
Marcoen - mit: Thomas Doret, C. de France, J. Renier - Verleih: Alamode Start: 9.2.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
www
Ein riskanter Plan
USA 2011 - Thriller - Regie: Asger Leth - Verleih: Concorde - Start: 26.1.
Old School
Nick (Sam Worthington, „Kampf der Titanen“) steht wortwörtlich mit dem Rücken zur
Wand, und zwar am Fenstersims eines Hochhauses. Der Polizist wurde unschuldig
eines Verbrechens bezichtigt, ist geflohen und heckt nun über den Dächern der Stadt
einen Plan aus, der seine Unschuld beweisen soll. Die Psychologin Lydia (Elizabeth
Banks) ist seine Verbindung zur Außenwelt. Actionthriller.
HE
„Dame, König, As, Spion“ von Tomas Alfredson
GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg
Old School-Oldman: Gary Oldman als George Smiley
London, 1973: Ein Verräter geistert durch den Secret Service. Ein ausgedienter Agent
wird auf das Phantom angesetzt.
C Subtil inszenierter Agententhriller
Der Schwede Thomas Alfredson adaptiert John Le Carrés Spionage-Thriller,
in dem der britische Agent George Smiley aus dem Ruhestand geholt wird,
um einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen. Der Film erfordert
aufgrund seiner Komplexität ein gewisses Maß an Konzentration, die aber
mit filmischer Magie entlohnt wird: Kamera, Montage, Bildgestaltung, musikalische Untermalung hüllen die Geschehnisse kunstvoll in triste Eleganz, die
weit entfernt ist vom routiniert seelenlosen Hochglanz-Stakkato aktueller
Spionagefilme. Eine beseeltes Old School-Agentendrama, das von einer Riege
großartiger Darstellern abgerundet wird.
HARTMUT ERNST
DAME, KÖNIG, AS, SPION
GB/F/D 2011 - Thriller - Regie: Tomas Alfredson - Kamera: Hoyte van Hoytema - mit:
Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy - Verleih: Studiocanal
Start: 2.2.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DO: Cinestar, Roxy, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Zettl
D 2012 - Komödie - Regie: Helmut Dietl - Verleih: Warner - Start: 2.2.
Sein letzter Kinoausflug, „Vom Suchen und Finden der Liebe“, ging nach hinten los
– nun tritt Helmut Dietl („Schtonk!“, „Rossini“, „Late Show“) erneut an. Michael
„Bully“ Herbig spielt den charmant-skrupellosen Online-Chefredakteur, der mit
dem Reporter Herbie (Dieter Hildebrand) einen Klatschskandal aufdeckt.
Prominent besetzte Rückbesinnung auf Dietls TV-Kultserie „Kir Royal“.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Neue Filme
Gefährten
Fünf Freunde
USA/IND 2011 - Drama - Regie: Steven Spielberg - Verleih: Disney - Start: 16.2.
D 2011 - Abenteuer - Regie: Mike Marzuk - Verleih: Constantin - Start: 26.1.
Wendy-Fans aufgepasst! Steven Spielberg kredenzt dieses Pferdemärchen, in dem
Joey, ein halbes Vollblut, von einem Hof in England aus durch das Europa des Ersten
Weltkriegs galoppiert. Eine stilsicher inszenierte, farbensatte, rührselige Geschichte
über eine ganz besondere Freundschaft, in der einfühlsame Menschen Pferde lieben – und Pferde die Menschlichkeit.
HE
Nach den Drei ??? dürfen nun auch die Fünf Freunde ein Kinoabenteuer erleben.
Die Clique mit dem Hund, die Enid Blyton dereinst zum Leben erweckte, kommt
einem Entführungsfall auf die Spur: Bösewichte wollen Georges Vater an die
Gurgel, der an neuartigen Möglichkeiten zur Energiegewinnung forscht. Keiner
glaubt den Freunden – und so sie sind mal wieder auf sich allein gestellt.
HE
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg
In Darkness
Sommer auf dem Land
D/PL/CDN 2011 - Drama - Regie: Agnieszka Holland - Verleih: NFP - Start: 9.2.
D/PL/FIN 11 - Kom./Drama - Regie: Radoslaw Wegrzyn - Verleih: Farbfilm - Start: 16.2.
Die polnische Stadt Lvov, 1943: Die Deutschen stürmen das Ghetto, alle Juden sollen
deportiert werden. Einige von ihnen (Benno Fürmann, Maria Schrader, Herbert Knaup)
fliehen in die Kanalisation. Der Pole Leopold hilft ihnen. Kammerspielartiges Drama,
das seinen Fokus auf die Emotionen und Reibungen der Flüchtlinge, auf Mitläufertum
und Solidarität von außen richtet.
HE
Alles lief gut für den erfolgreichen Konzertpianisten Bogdan (Zbigniew Zamachowski). Doch dann stirbt seine Frau, und die Welt bricht für ihn zusammen.
Bogdan schmeißt den Job und zieht zu seiner Mutter auf den Bauernhof. Zur
Trauer gesellt sich Alkohol. Doch Mütterchen und eine Kuh haben auch noch ein
Wort mitzureden. Tragikomödie über Tod, Verlust und Zuversicht.
HE
BO: Union
BO: Metropolis/Casablanca
Die Unsichtbare
Die Thomaner
D 2011 - Drama - Regie: Christian Schwochow - Verleih: Falcom - Start: 9.2.
D 2011 - Doku/Musik - Regie: Paul Smaczny, Günter Atteln - Verleih: NFP - Start: 16.2.
Die junge, zurückhaltende Schauspielschülerin Fine (Stine Fischer Christensen) ist
daheim mit der familiären Situation überfordert. Auf der Bühne ist sie zu unscheinbar. „Man sieht dich einfach nicht“, mahnt ihr Professor. Mit einer Hauptrolle steht
Fine vor ihrer größten Herausforderung. Die Bühne als Therapie: etwas konfliktüberladenes, aber dafür wenig verklärtes Schauspielerdrama.
HE
„Wir haben noch nicht viel anderes gesehen“, sagt ein Abiturient mit glasigen Augen.
Er war Mitglied des Thomanerchors und wird nun ins Leben entlassen. Der Film
begleitet weitestgehend unkritisch den Alltag in dem Internat, das gesanglich talentierte Jungen auf das Leben vorbereitet: Ein abgeschotteter „Geschwisterkreis“ zwischen Leidenschaft, Teamgeist und elitärem Selbstverständnis.
HE
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
Extrem laut und unglaublich nah
Yoko
USA 2011 - Drama - Regie: Stephen Daldry - Verleih: Warner - Start: 16.2.
D/A/S 2011 - Kinderfilm/Abenteuer - Regie: Franziska Buch - Verleih: Sony - Start: 16.2.
Oskar (Thomas Horn) hat seinen Vater (Tom Hanks) beim Anschlag auf das World
Trade Center verloren. Als er in dessen Schrank einen Schlüssel entdeckt, lässt er
seine trauernd verschlossene Mutter (Sandra Bullock) hinter sich und sucht in
New York nach dem Schloss, hinter dem er eine letzte Botschaft vermutet. Urbane
Odyssee zwischen Selbstfindung und Schicksalsbewältigung.
HE
Nanu! Da tanzt doch plötzlich ein weißes Pelzwesen durch Pias (Jamie Bick)
Baumhaus. Schon bald stellt sich heraus: Der große Schneehase heißt Yoko und
kommt aus dem Himalaya. Von dort wurde er von Großwildjägern entführt, der
Zoodirektor erhoffte sich bereits Besucherzugänge wie zu Knuts Zeiten. Pia aber
will Yoko bei sich behalten. Kinoabenteuer für die ganze Familie.
HE
BO: Union, DO: Cinestar, Roxy, DU: Filmforum, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: LIchtburg
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
34
36
www
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
www
So klingt nur Dortmund.
Popkultur in NRW
Neue Filme
Opulentes Wüstenspektakel
Flüssiges Geld
Eklektische DJs, aber trotzdem gut angezogen
Eklektronische Musik
„Black Gold“ von Jean-Jacques Annaud
JTRP bringen die Uneindeutig auf den Dancefloor
Im frühen 20. Jahrhundert wird in der arabischen Wüste Öl gefunden. Zwei Herrscher
sehen Chancen und Gefahren im Schwarzen Gold.
C Aufwändiges Wüstenepos
Von Christian Werthschulte
Uneindeutigkeit hat es schwer auf deutschen Dancefloors. Wo in anderen Ländern HipHop, House, Dub und Breakbeats in einem Maximum an
Glücksgefühlen clashen, regiert hier der gerade, minimale Beat. Zumindest
wenn es nicht Devotees wie das Köln-Düsseldorfer Duo Philipp Polschikov
und Fabian Wolf, aka JTRP, und ihre Partyreihe elek´tro:nik Mju:zik gäbe.
Begonnen hat alles vor fünf Jahren mit ein paar Parties in Aachen. Shadow Dancer (Boys Noize) und Feadz (Ed
„Superstar-DJs haben im KosBanger) waren die ersten Gäste — viel
mos von JTRP keinen Platz”
hipper konnte man 2007 eigentlich nicht
sein. „Eigentlich war es gar nicht so schwer, an die krassen Leute ranzukommen“, erinnert sich Philipp. „Man muss sie nur bezahlen.“ Das scheint
geklappt zu haben. Aber der Fokus hat sich ein wenig verschoben. Heute
legen auf der elek´tro:nik Mju:zik überwiegend britische Bassmusik-Acts
auf. So haben sich Freundschaften entwickelt, die auch schon mal einen
Gig im Pariser Social Club mit sich bringen. „Da gibt es dann jemanden, der
nur dafür zuständig ist, den DJs Getränke zu bringen“, erzählt Fabian. „Das
ist schon krass.“ Aber die Gastfreundschaft der beiden Organisatoren hat
Grenzen. „Wenn sich ein DJ wie ein Superstar aufführt, dann überlegen wir
uns schon, ob wir den nochmal einladen“, meint Philipp.
Wobei ein DJ-Set von JTRP stilistisch nicht leicht einzuordnen ist. „Ich
fange meistens mit langsamen Housetracks an und steigere mich dann“,
beschreibt Fabian seinen Stil. „Philipp spielt eher schnellere Sachen, aber es
ist eigentlich kein Problem, zusammen aufzulegen.“ Und so spielen sich die
beiden auf ihren Sets durch eine eklektische Mischung aus Chicago House,
UK Funky und diesem Niemandsland im Bereich von 130bpm, für das selbst
seine britischen Urheber keinen Namen haben. Auf den als JTRP selbstproduzierten Tracks weicht diese Mischung allerdings einem sehr homogenen
Stil. Die Drumpatterns erinnern an UK Funky, aber die Sounds sind aber düsterer: Die Snares klingen gedämpfter, die Synths weniger euphorisch. „Das
passiert ganz natürlich“, beschreibt Philipp ihre Arbeitsweise. „Ich sitze am
Rechner und suche die Sounds heraus, und Fabian kümmert sich um die
technischen Details.“ Zwei EPs sind so entstanden, im Moment arbeiten sie
an ihrem dritten Release für ein französisches Label.
Die Jobs – einer studiert Kommunikationsdesign, der andere arbeitet in einem
Feinkostladen – können sie deshalb nicht an den Nagel hängen, im Gegenteil.
Releases dienen nicht nur bei JTRP in erster Linie der Bewerbung von DJ-Gigs.
Britische Producer horten z. B. ihre Tracks, damit sie besonders viele exklusive Stücke auflegen können. Das steigert
den eigenen Marktwert, aber zeigt auch die Schnelllebigkeit des Dancefloors. Bis ein Stück den Weg auf Vinyl findet, ist es häufig schon in unzähligen Mixen bis zum Überdruss gespielt worden. Wobei nicht nur die Musik für JTRP
den Reiz einer guten Party ausmacht. „Man könnte so viel
Christian Werthschulte machen“, meint Fabian. „Eine Party, bei der irgendwann
lebt in Köln und
Ballons vom Himmel fallen, die würde niemand vergessen.“
mag Pop
Jean-Jacques Annaud („Am Anfang war das Feuer“, „Der Name der Rose“)
meldet sich mit einem Wüstenabenteuer zurück. Sein Film beruht auf
einem Roman aus der Schweiz aus den 1950er Jahren und erzählt von zwei
arabischen Reichen, die nach kriegerischen Zeiten Frieden schließen. Garant dafür soll ein Wüstenstreifen sein, der zwischen den Besitztümern
liegt und für beide Seiten tabu ist. Eines Tages aber wird eben dort Öl
gefunden. Die Herrscher (Antonio Banderas, Mark Strong) und ihre Kinder
(Tahar Rahim, Freida Pinto) müssen sich damit neuen Konflikten stellen.
Episches Abenteuerkino, das sich, anders als „Lawrence von Arabien“, nicht
auf tatsächliche Ereignisse und Figuren beruft.
CARLA SCHMIDT
BLACK GOLD
F/KAT 2011 - Drama - Regie: Jean-Jacques Annaud - Kamera: Jean-Marie Dreujou mit: Tahar Rahim, Antonio Banderas, Mark Strong - Verleih: Universal Start:
9.12.
Start: 9.2.
BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
www
Optimistischer Grundton: die Jugend im Haifa der 60er Jahre
Auf die Liebe!
„Ein Sommer in Haifa“ von Avi Nesher
Ein israelischer Junge erhält über einen Ferienjob Unterricht in Sachen Liebe.
C Sommerliches Coming-of-Age-Drama
Mit einer solchen Leichtigkeit ist schon lang nicht mehr von der Liebe
erzählt worden! Angesiedelt in der israelischen Hafenstadt Haifa im
Sommer 1968 folgt Regisseur Avi Nesher dem Teenager Arik (Tuval Shafir),
der bei einem Ehevermittler (Adir Miller) einen Ferienjob annimmt und
dabei die Liebe in allen möglichen Facetten zu spüren bekommt. Nesher
erzählt lausbübisch, romantisch und berührend. Glaubwürdig wird das
Drama aber erst durch dosierte tragische Momente, die die Leichtigkeit
trüben, die dem Film aber nie seinen optimistischen Grundton entziehen.
Schräge Figuren, gelungen eingefangenes Zeitkolorit und die offensichtliche Liebe des Regisseurs zum Kino verleihen diesem Leinwandschatz den
Feinschliff.
HARTMUT ERNST
EIN SOMMER IN HAIFA
Chicago Int. Film Festival 2010: Silver Plaque
ISR 2010 - Drama - Regie: Avi Nesher - Kamera: Michel Abramowicz - mit:
Tuval Shafir, Adir Miller, Tom Gal - Verleih: Bildkraft
Start: 2.2.
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
elek´tro:nik Mju:zik: www.facebook.com/pages/elektronik-mjuzik
Musik von JTRP: www.soundcloud.com/jtrp
Lesen Sie auch die Kolumne „KompaktDisk“ unter
www-trailer-ruhr.de/musik
36
Literatur-Portrait
Junge am Kanal, Foto: Brigitte Kraemer
Auf unsicherem Grund tanzt es sich aber auch am ausgelassensten
Druckstellen-Wettbewerb rückt das Revier in den literarischen Fokus
Am 10. Februar ist es soweit: Die Verleihung des
mittlerweile 2. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs
geht in der Bochumer Bibliothek des Ruhrgebiets
über die Bühne. „Leb im Ballungsgebiet, das an
Druckstellen wie Fallobst aussieht“, lautete das
Motto, das 165 Autorinnen und Autoren inspirierte.
Eine ausgedehnte Lesetour wird die Texte der Preisträger, aber auch die weiteren Beiträge, die es in die
begleitende Anthologie geschafft haben, vorstellen.
Maßgebliche Triebfeder des Wettbewerbs ist der
Schauspieler Till Beckmann. „Ruhrgebiet, Literatur – beides beschäftigt mich, und diese Region ist
eine Fundgrube für Geschichten“, erläutert Beckmann. „Durch bestimmte Bücher habe ich gelernt,
das Ruhrgebiet mit anderen Augen zu sehen. Diese
Romane spielen hauptsächlich im Ruhrgebiet der
60er, 70er und 80er Jahre. Das heutige Ruhrgebiet
ist in der Literatur unterrepräsentiert.“ Vor diesem
Hintergrund und mit Neugier auf frische Texte über
die Region hat Beckmann 2009 den ersten Wettbewerb ins Leben gerufen. „Unglaublich viele Menschen schreiben hier ambitioniert. Diesen Menschen
wollte ich eine Plattform bieten, abseits von Blogs
und Poetry-Slams.“
Dass Till Beckmann als echtes Ruhrpott-Kind einen
engen Bezug zur Region verspürt, wundert nicht.
Doch was hat die Preisträger dazu bewogen, sich
literarisch hier zu verorten?
Michael Spyra
Da ist zum Beispiel der 1983 in Aschersleben geborene Michael Spyra, der am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studierte und in Flensburg lebt und
sich gemeinsam mit Selin Gerlek den dritten Preis
teilt: „Vor dem Wettbewerb gab es keinen Bezug
zum Ruhrgebiet; zumindest nicht zu ,dem Ruhrgebiet‘. Ich glaube nämlich, dass es kaum einen Menschen in Deutschland gibt, der keinen Bezug zum
Ruhrgebiet hat; ob dieser Bezug sich nun medienbegleitend entwickelt, ein phantastischer oder realtatsächlicher Bezug mit Anwesenheitspflicht ist.
Dabei ist das Ruhrgebiet wie DIE Reeperbahn, DER
Kiez oder DAS Völkerschlachtdenkmal, es steckt in
jedem, jeder hat das Bild davon im Kopf. Ich schreibe aber auch selten Texte, die sich auf einen bestimmten Ort beziehen“, schränkt Spyra ein.
Ob das Ruhrgebiet als literarischer Ort etwas Besonderes ist, vermag der Autor allerdings nicht zu
sagen: „Das weiß ich nicht, weil ich keine Erfahrung
mit dem Ruhrgebiet als realem Ort habe. Ich glaube,
hier könnte einfach alles passieren, und Menschen
bemühen sich darum. Es gibt ein Ringen, einen
Kampf zwischen Aufgabe und Verfall und dem Wieder-auf-die-Füße-Kommen. Mit meinem Text hoffe
ich, an einer Art Erinnerungs- und Gedächtnisarbeit
zu wirken; ganz egal wie diese konkret funktioniert.
Erinnerung – auch wenn kein Licht daran kommen
soll – ist nämlich für das Weitermachen wichtig.“
Selin Gerlek
Selin Gerlek hingegen, die sich mit Michael Spyra
die dritte Stufe des Siegerpodestes teilt, ist mitten
im Ruhrgebiet verwurzelt. Sie ist 1987 in Mülheim
an der Ruhr geboren, „das heißt genau zwischen
den großen Städten des Ruhrgebiets; aus Kindertagen kann ich Gärten, Parks, Wälder oder Seen in
verschiedenen Städten des Ruhrgebiets aufzählen,
in die mich meine Eltern mitnahmen. Ebenso erinnere ich mich jedoch an Zug- und Bahnfahrten, die
eine ganz andere, kalte, mehr graue Kulisse zeigten.
Wunderbare Kontraste. Klar, ich habe einen spannenden Bezug zum Ruhrgebiet, und zwar schon
sehr, sehr lange. Und nein, das Ruhrgebiet ist nicht
der Schwerpunkt meiner Texte. Niemand wird in
meinen Texten eine explizite Auseinandersetzung
mit dem Ruhrgebiet auffinden können. Ich spreche
die Dinge ungern in klaren Worten aus, wenn es um
Erfahrungen geht. Ich verleihe lieber inneren Ereignissen eine Bedeutung und versuche, sie mit allen
möglichen Mitteln zu verdichten; und selbst das ist
noch zu einengend beschrieben.“
www
Artur Krutsch
Der Träger des zweiten Preises wirkt dagegen eher
wie ein Neuling im Ruhrgebiet. Artur Krutsch, geboren 1987 in Kirgistan, wuchs in Westfalen auf.
Seit 2008 studiert er Fotografie in Dortmund. Auch,
wenn er in diesem Jahr für ein Literaturstudium am
Deutschen Literaturinstitut Leipzig dem Revier wieder den Rücken kehrt, hat doch hier sein Schreiben
den Anfang genommen: „Seit fast 5 Jahren lebe und
studiere ich im Ruhrgebiet, genauso lange schreibe
ich. Es ist ganz natürlich, über das zu schreiben, was
man sieht und erlebt. Die Anfänge des Schreibens
sind unbefangen, und so spielen fast alle meine
Texte im Revier, ohne zwanghaft das Ruhrgebiet zu
thematisieren, auch ohne jegliche Ortsangabe. Erst
im Laufe der Zeit fiel mir auf, dass das Ruhrgebiet
literarisch weitestgehend unerschlossen ist. Gewiss
gibt es ein paar Böll-Zitate, viele mittelmäßige Krimis und Texte über Kumpels, Schrebergärten und
Currywürste, aber mehr ist mir, und ich glaube auch
der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Warum ist
das so? Vermutlich, weil kein junger Mensch, der
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beschließt, Schriftsteller zu werden, ins Ruhrgebiet
zieht, und die, die hier aufgewachsen und nach
Berlin gezogen sind, sich hüten werden, über ihre
„Kindheit im Pott” zu schreiben. Dabei bin ich von
dem Potential des Reviers überzeugt. Es ist ein dichter Ort, in dem komplexe Lebensräume und Strukturen entstanden sind, die es zu erkunden gilt. Es
gibt viele Menschen mit unterschiedlichsten Gründen, warum sie hier gelandet sind. Sie haben Hoffnungen, Sorgen und Träume, und meist wollen sie
wieder weg – Geschichten, die man erzählen sollte.“
Marie-Christin Fuchs
Gewinnerin des Wettbewerbes ist die 1978 im
Sauerland geborene Marie-Christin Fuchs. Als freie
Autorin lebt sie in Hamburg und arbeitet an ihrem
ersten Kriminalroman. Ein Ruhrgebietsbezug findet
sich in ihrer Familiengeschichte – Ihr Vater ist in
Castrop-Rauxel aufgewachsen. Die Faszination des
Ruhrgebietes, dieses besondere Heimatgefühl findet
die Autorin in den Erinnerungen ihres Vaters: „Als ich
vor einigen Jahren mit meinen Eltern und meinem
Freund dort war, ihm, dem Hamburger, den Pott
zeigen wollend, hielten wir natürlich in CastropRauxel. Wir standen vor dem Haus, in dem mein Vater zwölf Jahre oder länger gelebt hat. Es war nicht
mehr grau, sondern weiß gestrichen, und mein Vater
versuchte deutlich zu machen, dass das aber nicht
echt war. Vor der Bude, wo er Süßigkeiten gekauft
hatte, schrumpfte er und wurde langsam kleiner,
jünger. Als wir in Dinkelsbühl, Franken waren, passierte das nicht. Sowas passiert nur da, wo man zu
Hause war. Ein literarischer Ort – vielleicht, weil er
so voller Vergangenem ist, weil in ihm jemand wie
der Heilige Antonius auch nach dem Wiederfinden
von Heimat gebeten werden kann.“
FRANK SCHORNECK
Anthologie:
Druckstellen I Herausgeber: Till Beckmann und Kathrin Butt I Klartext Verlag I 100 Seiten I 9,95 Euro
Februar-Termine der Lesetour:
10.2. Bochum – Bibliothek des Ruhrgebiets
14.2. Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
17.2. Dortmund – Buchhandlung Transfer
18.2. Castrop-Rauxel – Bahia de Cochinos
24.2. Herne – Alte Druckerei 1926
25.2. Bochum – Buchhandlung Napp
Weitere Infos: www.druckstellen.info
Lesen Sie die Langfassung unter
www-trailer-ruhr.de/literatur
Poetry
Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop
Simone Nieweg. Natur der
Menschen. Landschaftsfotografie
12.2.
27.5.2012
Die Themse wohnt mietfrei mitten in London, die Sau
Gevatter Kot hat einen neuen Namen
www.quadrat-bottrop.de
Fon 02041 29716
Partner des Museums
Sebastian23 zählt an: Siebzehn
Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund
eigentlich leicht zu erraten. Ich habe einfach Sorge, dass mir ein Gleitschirmpilot auf den Kopf kackt. Warum das jemand machen sollte? Ich vermute, es sind sexuelle Gründe, ein lange unterdrückter GroßstadttaubenFetisch oder so.
Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht abwegig, aber wer schon mal
im Internet war, der weiß, dass das durchaus im Rahmen des Möglichen
liegt. Man kann sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, es
wird der Fantasie der Gegenwärtigen keine Perversion mehr entspringen,
die nicht schon ausgelebt wurde.
Ich bin kein Moralapostel, diese Aufgabe überlasse ich den katholischen
Priestern – im Gegensatz zu meinen zukünftigen Söhnen.
Verhungern wegen Gendereien
Mit der rhetorischen Streitaxt auf die Pauke der Ethik zu prügeln, ist hingegen wahrlich nicht so mein Ding. Aber ich muss mich auch nicht mit jeder
dahergelaufenen Körperflüssigkeit einreiben oder als Teletubby verkleidet
eine amouröse Beziehung zu einem Paarhufer eingehen.
Aber wirklich, echt jetzt, akku tiptop mit Spucke drauf, ich bin jederzeit für
die freie Bestimmung von Sexualität – und erst recht von Gender. Jeder
soll sich aussuchen dürfen, ob er Fußball oder Putzen gut findet. Weg mit
diesem Gender-Käse, allein schon, weil es die Lebensgrundlage von Mario
Barth ist.
www
Dass die Piratenpartei so weit geht, die Abschaffung von geschlechtsspezifischen Vornamen zu fordern, halte ich für eine fantastische Idee. Dann
kann mein neuer Kumpel Bushido endlich einfach Uschi heißen, wann immer er möchte. Ich gehe noch weiter und fordere, dass alle Männer und
Frauen fortan Klaus Klausewitz heißen sollen. Das kann ich mir dann wenigstens merken.
Klaus Klausewitz fragt nicht nach dem Namen
Es wäre eine bessere Welt, eine gerechtere Welt. Jeder Verbreitung von
Gerüchten wäre im Voraus Einhalt geboten. Jedem wäre schon klar, dass
Klaus mit Klaus was hatte, obwohl diese ja noch mit Klaus Klausewitz zusammen war.
Zudem könnte ich viel mehr Quizfragen beantworten, wenn der Innenminister, der in der Adenauer-Ära zurücktreten musste, der Komponist der
„Moldau“ und der dritte römische Kaiser nach Augustus allesamt Klaus
Klausewitz heißen würden. Aber in welchem Jahr erfand Klaus Klausewitz
die Glühbirne?
Keine Ahnung, da müsste ich den Telefonjoker einsetzen. Wen ich anrufen
würde? Na, raten Sie mal.
FOTO/TEXT: SEBASTIAN23
Sebastian23 – Die Video-Kolumne: Auf youtube und auf
www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
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Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
09.02.2012
David Nicholls, Foto: Anita Affentranger
Die Literatur-Termine der Region
Bochum – Rotunde
0234 36 14 86
Essen – Stratmanns Theater
0201 820 40 60
Jan Böttcher: Das Lied vom Tun und Lassen
Fr 17.2. 20 Uhr
Frank Goosen: Sommerfest
Mi 29.2. 20 Uhr
Auch am 28.2. in Mülheim (Ringlokschuppen)
Bochum – Mayersche Buchhandlung
0234 68 76 10
Reiner Küster und Rüdiger Schneider:
Wolfszorn
Fr 10.2. 18 Uhr
Mit einem Toten auf der Erzbahntrasse beginnt
der zweite Bochum-Krimi des Autorenduos –
und es wird nicht die einzige Leiche bleiben.
Bochum – Biercafé
0234 36 16 18 18
Charlotte Mutsaers: Kutscher Herbst
Fr 24.2. 20 Uhr
Die Reihe Literatur im Folkwang präsentiert
mit Charlotte Mutsaers eine spannende niederländische Autorin, die mit „Kutscher Herbst“
eine abgründige Liebesgeschichte vorlegt.
Hans Neuenfels: Das Bastardbuch
Fr 3.2. 19.30 Uhr
Die Autobiographie des Opernregisseurs wird
von der Kritik als sprachgewaltiges und scharfsichtiges Werk gefeiert. Bei seiner Essener Lesung ist zu erwarten, dass er auch auf seine
dortige Zeit eingehen wird.
Bochum – Theater unten
0234 555 33 33
Gelsenkirchen – MiR
0209 409 70
Klaus Modick:
Sunset
Mi 14.2. 20 Uhr
Harry Rowohlt liest und erzählt
So 12.2. 20 Uhr
Zu Harry Rowohlt muss man doch wirklich
nichts mehr schreiben, oder?
Jörg Juretzka:
Freakshow
Di 7.2. 20 Uhr
Trockener Humor und düstere Krimikost aus
Mülheim an der Ruhr.
Ennepetal – Haus Ennepetal
02333 988 00
Michael Winterhoff:
Lasst Kinder wieder Kinder sein!
Mi 1.2. 19 Uhr
Kaum ein Sachthema wird heißer diskutiert als
Erziehung. Der Kinder- und Jugendpsychiater
Winterhoff zählt zu den Koryphäen auf dem
Gebiet.
Essen – Medienforum des Bistums
0201 220 44 42
Alissa Walser: Immer ich
Mo 27.2. 19.30 Uhr
Scheinbar alltägliche Begebenheiten werden
von der Autorin virtuos veredelt. Wofür andere
Romane erzählen, verdichtet Alissa Walser in
knappe Zeilen.
27.02.2012
Essen – Aalto-Theater
0201 812 20
Zepp Oberpichler
Di 21.2. 20.15 Uhr
Einmal im Monat gibt es auf Bochums umtriebiger Kleinkunstbühne gegenüber den Kammerspielen Literatur, Musik & Kulturnews. Musiker und Autor Zepp Oberpichler bringt noch
eine Portion Rock’n‘Roll ins Spiel
Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
0231 728 25 78
'UUGP
24.03.2011
Essen – Folkwang Museum
0201 884 54 44
07.03.2012
www
Moers – Die Röhre
0152 07121861
30.03.2011
Die Whisk(e)ylesung
Sa 4.2. 20 Uhr
Nachholtermin für die im letzten Jahr kurzfristig ausgefallene Kultveranstaltung rund um
hochprozentige Literatur und Musik.
Recklinghausen – Ruhrfestspielhaus
02361 91 80
Volker Klüpfel und Michael Kobr: Schutzpatron
Mi 29.2. 20 Uhr
Die Kluftinger-Romane des Autorenduos zählen zu den Krimis, die auch Nicht-Krimifans
begeistern können. Die Shows der Allgäuer sind
alles andere als trockene Lesungen.
Wesel – Stadtisches Bühnenhaus
0281 20 33 44
Wladimir Kaminer: Meine kaukasische
Schwiegermutter
Mi 29.2. 20 Uhr
Wenn in diesem Jahr die Verfilmung seiner
„Russendisko“ in die Kinos kommt, wird der
ohnehin schon beliebte Autor sicherlich wieder
in den Bestsellerlisten zu finden sein.
Empfehlungen von Frank Schorneck
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
39
Für
immer anders
– Wenn Familien
„Glänzende
Aussichten“
Zeiten
der Trauer erleben
Eine Gesprächsreihe
zur Zukunft von
Christentum
und Kirche
Kinder,
Jugendliche
und Erwachsene
Lesung
und
Gespräch
Herrn Regens
haben viele Fragen undmitGedanken,
Dr.
Christian
Hennecke,
Hildesheim
wenn lebensbegrenzende Krankheit,
der
Tod und das, was danach kommt,
Gesprächspartner:
Ŗ&QOMCRKVWNCT&T/KEJCGN&ÑTPGOCPP
aktuell wird. Gespräch und Vortrag
.GKVGTFGU&G\GTPCVGUŌ2CUVQTCNKO
anhand
von Beispielen aus der
$KUEJÑƀKEJGP)GPGTCNXKMCTKCV'UUGP
alltäglichen
Trauerpraxis.
Ŗ&KRN6JGQN$CTDCTC9KPVGT4KGUVGTGT
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
/QFGTCVKQP
Gott
sei Dank in der Welt! 8GTC5VGKPMCOR.GKVGTKPFGU/GFKGPHQTWOU
Ein
Konzil verändert die Kirche
'KPVTKVVŝ 19.30 Uhr
Auf der Grundlage der Publikation
“Die
Kirche
„Immer
ich“ der Weltgesellschaft.
Das
II. Vatikanische
Konzil
undAutorin
die
Lesung
und Gespräch
mit der
Alissa Walser des Katholizismus“
Globalisierung
$×EJGT.GDGPŌ/KV#WVQT+PPGPKO)GURT¼EJ
von
Dr. Stefan Nacke sollen nach
'KPVTKVVŝ
19.30 des
Uhr Autors aus
einem Impulsreferat
unterschiedlichen Perspektiven die
„Dann schnall ich mir den Flügel um…!“
Herausforderungen,
heute
Chanson-Kabarett mitdie
dem
Duomit
Wilbertz
dem
Zweiten
Vatikanischen
Konzil
& Kuntz
für
die Menschen verknüpft sind,
,WVVC9KNDGTV\WPF0QTOCP'TKE-WP\
UEJPCNNGPUKEJFGP(N×IGNWOUKPIGPWPF
diskutiert werden.
GT\¼JNGPXQO(NKGIGPVTQV\*ÑJGPCPIUV
Eintritt:
frei - 19.30 Uhr
8QOHTGKGP5EJYGDGPWPFNWUVXQNNGP5VWT\
ƀ×IGPKPUTGCNGZKUVKGTGPFG#NNVCIUEJCQUŗ
Die
hohe Kunst der Weltrettung
9KV\KINGDGPUPCJYWPFGTUEJÑP
Das
Komischste aus dem wirklich
<WO#DJGDGPJKPTGK²GPF
wahren
Leben mit19.30
demUhr
Kabarettisten
'KPVTKVVŝ
Kai Magnus Sting
Als Rastelli der gesprochenen und
geschliffenen Rede, als gnadenloser
Menschenbeobachter und Menschenkenner, als Parodist des Lebens,
Terrorist des Wortes und Meister des
Zwischenmenschlichen hat Sting seine
Lieblingsnummern im Gepäck und die
ein oder andere neue Geschichte.
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
medienforum@bistum-essen.de
Ruhrkunst
Alex Katz, Five Women, 1977, Siebdruck in 23 Farben, 45,8 x 118 cm, Albertina Wien, © VG Bild-Kunst, Bonn
Entschleunigte Zeit
Das Museum Ostwall im Dortmunder U zeigt eine Werkschau von Alex Katz
Mit den Bildern von Alex Katz muss es etwas Besonderes auf sich haben.
In den letzten zehn Jahren waren gleich vier große Ausstellungen des 1927
geborenen US-Amerikaners zwischen Bonn und Hannover zu sehen. Und nun
also zeigt das Museum Ostwall im Dortmunder U einen Überblick über sein
Gesamtwerk, und zwar mit einem besonderen Schwerpunkt, der mitten ins
Herz seiner Kunst trifft: den Druckgraphiken, die sämtlich aus der Albertina
Wien im Rahmen einer Tournee entliehen wurden, und die Katz vor allem seit
1965 in den unterschiedlichen Techniken fertigt. Sie betonen die Flächigkeit
und die Farbintensität bei einer Vereinfachung der Farbskala mit großen einfarbigen Partien, die schon die Malereien kennzeichnen. Und dann ist da
auch die japanische Bildtradition, die Katz indirekt aufgreift, ganz besonders
„deren typischste Ausdrucksformen, Holzschnitte, Lack- und Wandschirmmalerei“, wie Edward Lucie-Smith im Katalog der Neusser Ausstellung 2007
geschrieben hat. Die Bilder von Alex Katz erinnern an die Pop Art und den
Realismus in der amerikanischen Kunst, aber sie sind weder Pop Art noch Realismus, nicht im herkömmlichen Sinne. Sie zeigen im besonderen Menschen
unserer Tage, oft in gesellschaftlichen Konventionen, immer gut angezogen,
in Abendgarderobe oder in Freizeitkleidung, oder aber menschenleere Orte,
Häuser bei Nacht, Bäume oder Blattwerk im Gegenlicht.
Großen Raum nehmen in Dortmund die Portraits ein, die lediglich als Oberkörper zu sehen sind, umfangen von einem Grund, der sich meist neutral
verhält. Handlungen sind ausgeschlossen; alles Geschehen und die soziale
Zugehörigkeit sind ausgesprochen subtil angedeutet, und zwar durch die
Kleidung und die Personen selbst – ihr Teint, ihre Haare – und durch die Konstellation der Personen, die nebeneinander postiert sind. Mit solchen Bildern
nimmt Alex Katz übrigens Aspekte heutiger Kunstfotografie vorweg. Aber in
seinen Malereien und Druckgraphiken steht für einen Moment die Welt still,
während die Erde sich dreht. Denn bei aller Reduktion und Konzentrierung
sind seine Bilder Zeugnisse unserer modernen westlichen Gesellschaft ...
Rhythmus und Innehalten
Alex Katz ist Maler, der in seinen Bildern jede Dynamik herausnimmt und sozusagen Bewegungen einfriert – und es ist genial, dass solche traditionellen
Medien nun im Dortmunder U als einem Haus der bewegten Bilder gezeigt
werden, welches die Geschwindigkeit der Jetzt-Zeit vermittelt. Vielleicht
trägt es dazu bei, weiter in die Tiefe dieser Gemälde zu sehen und umgekehrt mit sensibilisierten Augen die Ausstellungen mit den Neuen Medien
des Museum Ostwall und des Hartware MedienKunstVerein anzuschauen.
Die Druckgraphiken von Katz, die indirekt und meist sehr aufwändig, ja, umständlich entstehen, tragen schon durch ihre Verfahren Langsamkeit und das
Bannen eines bestimmten Momentes in sich.
Auch darüber hinaus ist die Kunst von Alex Katz oft irritierend, mit ihren
Leerstellen oder indem die Figuren anatomische Verschiebungen besitzen,
welche indes die perspektivischen Verkürzungen bzw. Längen plakativer fotografischer Aufnahmen etwa von Lifestyle-Magazinen wiedergeben. Alex
Katz wirft hier seine frühen Erfahrungen als Bühnenbildner der New Yorker
Paul Taylor Dance Company und als Illustrator für Zeitschriften in den Ring
der Malerei. Zugleich kennzeichnet seine Malerei – wie auch die Druckgraphik – eine hohe Musikalität. Sie verfügt über Rhythmus, Paukenschläge und
Innehalten. Und alles ist, wie es ist. Dass die Figuren mit einer Künstlichkeit,
die sie noch im Zueinander isoliert, nebeneinander platziert sind, hat etwas
Bühnenbildhaftes; Katz selbst weist auf seine Bewunderung für die europäische Malerei etwa eines Puvis de Chavannes hin.
Genau genommen kennzeichnet seine Darstellungen mit den vereinfachten,
sehr großen, an den Bildrand gerückten Menschen, deren Gesicht vom reflektierenden Licht geglättet wird, der Eindruck der Nahsicht. Aber damit
stellt Alex Katz eine sezierende Distanz her. Er zeigt Oberflächen und dringt
zum Wesentlichen vor, nicht der Person (hier herrscht eine verschwiegene
Übereinkunft zwischen dem Maler und seinen Modellen, darunter oft seine
Gattin Ada), sondern der Umstände und der luxuriösen Umgebung, in der
dieser lebt.
Das trifft ähnlich auch auf die Landschaftsstücke und die urbanen Situationen zu. Diese geben den perspektivischen Blick des Betrachters wieder. Sie
sind entsprechend weit in den Ausschnitten und von einem lässigen Erleben
gekennzeichnet, das mit einem entspannten Fühlen gekoppelt ist: etwa als
Schlendern durch die nächtliche, stille Straße unterm Sternenhimmel oder
mit dem Gegenüber erleuchteter Fenster. Oder als Spaziergang im Park mitten im Sonnenlicht, mitunter auch mit Paaren in der Landschaft. Das hat
nun etwas Kleinstädtisches, manchmal auch Zurückgezogenes, welches auf
das Eigentliche des bürgerlichen Lebens verweist. „Ich lebe in New York und
fahre nach Maine, und das ist, was ich male“, hat Alex Katz in einem Interview ganz lakonisch gesagt (2003/04; London 2005).
Weiter geht Donald Kuspit, was die Menschenbilder betrifft. Kuspit schreibt:
„Es ist eine unterschwellig sehr unsoziale Geselligkeit voller künstlicher Heiterkeit“ (zit. Neuss 2007). Und so ist der vielleicht europäischste unter den
amerikanischen Malern der großen realistischen Periode doch sehr amerikanisch: mit dem sezierenden Blick eines europäischen Regisseurs.
www
THOMAS HIRSCH
„Alex Katz: Der perfekte Augenblick“ I bis 9. April I Museum Ostwall im
Dortmunder U I www.museumostwall.dortmund.de
40
HOMMAGE AN
MARIANNE
LANGEN
—
WERKE AUS DER
SAMMLUNG
20.11.2011 –
DEZEMBER 2012
www
Sammlung
Die Haspelstube ist der letzte noch original erhaltene Arbeitsplatz der Bochumer Zeche Lothringen. Eine Installation hat ihn völlig verwandelt
„Realistische Bergbaubilder werden wir in Zukunft nicht zeigen“
Ein kleiner Kunstverein im Ruhrgebiet muss sich neu orientieren
Der Kunstverein des Bochumer Kulturrats or- ge Künstler auf einem möglichst hohen Niveau zu
ganisiert durchschnittlich fünf Ausstellungen fördern und interessante Ausstellungen mit zeitgeim Jahr. In den zwei Jahrzehnten auf Lothrin- nössischer Kunst zu machen.
gen haben Künstlerinnen und Künstler aus
rund 20 Ländern hier ausgestellt, wobei sich Und die Verortung in der Region?
der Ausstellungsschwerpunkt mittlerweile auf Ich weiß nicht, wie viele Kunstvereine und Künstler
die junge deutsche und europäische Kunstsze- es im Ruhrgebiet gibt, aber im Kulturhauptstadtne insbesondere im Bereich Fotografie, Video, jahr haben 16 Kunstvereine zum ersten Mal zusammengearbeitet, das Projekt hieß
Raum- und Klanginstallation
„Es ist das Ziel junge Künstler
Grenzgebiet Ruhr. Damit waren
wie auch Experimentalformen
auf einem möglichst honicht nur die einzelnen Grenzen der
und medienübergreifende Prohen Niveau zu fördern und
Städte untereinander gemeint, es
jekte konzentriert. Durch den
interessante Ausstellungen
ist quasi in der Region ein Grenzgetragischen Tod von Kurator
mit zeitgenössischer Kunst zu
biet entstanden durch die ZuwanChristoph Kivelitz (1966machen“
derung von allen möglichen Natio2011) war lange Zeit nicht
klar, wie es mit dem kleinen Kunstverein in nen. Das war die erste regionale Zusammenarbeit
Bochum weitergehen soll, der sich inzwischen dieser Institutionen.
aus wirtschaftlichen Gründen so interessante
Projekte wie die KunstSchicht nicht mehr lei- Der Kunstverein hat ungewöhnliche Ausstelsten kann. Da momentan weitere schwere Kür- lungsorte. Der eine heißt Kitschbude?
zungen im Raum stehen, sprach trailer mit dem Die Kitschbude ist momentan leider kein AusstelKunsthistoriker und neuen Künstlerischen Leiter lungsort mehr. Das war ein altes StraßenbahnWartehäuschen am Castroper Hellweg für die
Carsten Roth.
Zeche Lothringen. Und das hieß Kitschbude, nicht
trailer: Herr Roth, der Kunstverein Bochumer wegen des Begriffes Kitsch, sondern weil der BeKulturrat ist klein. Definiert er sich eher über sitzer Kitsch hieß. Das war ein Zechenarbeiter, der
einen Bochumer Stadtteil oder die hier ver- sich das Bein abgefahren hatte, und dem dann die
Zechenleitung dort einen Kiosk verpachtet hat, daschwundene Zeche?
Carsten Roth: Die Zechenproblematik spielt ei- mit er ein Auskommen hatte. Es wurde dann zum
gentlich gar keine Rolle mehr. Es gibt zwar ein paar Torhaus von Bochum-Gerthe, weil das ja auch so
Devotionalien überall, doch wir begreifen Struktur- eine tempelartige Architektur hat. Der Lichtdesiwandel nicht als Nostalgie, sondern als Errichtung gner Dennis Köhler hat dort eine Lichtinstallation
von etwas ganz Neuem. Ursprünglich sollte hier gemacht; es sollte auch für Ausstellungen dienen.
in dem Stadtteil, wo es nichts gab außer einer Jetzt ist das ein kleiner Proberaum für Musiker, die
Zweigstelle der Stadtbücherei, irgendwas für die da auch ab und zu Konzerte machen.
Menschen gemacht werden. Allerdings hat der Initiator Gerd Kivelitz 1988 nicht bedacht, dass hier Und die Haspelstube?
im Grunde viel Arbeiterbevölkerung lebt, die mit Die Haspelstube ist der letzte noch original erhalKultur eigentlich nur ganz wenig am Hut hat, dazu tene Arbeitsplatz der Zeche Lothringen, er steht
viele Migranten. So ist das mit der Kultur für den unter Denkmalschutz und zeigt das alte Ambiente.
Stadtteil fast ein bisschen schief gegangen. Aber Den Stuhl, wo damals jemand drauf gesessen hat,
ein kultureller Anziehungspunkt für ganz Bochum eine alte Ölkanne, so eine Winde von der Decke, die
Haspel. Der Platz ist immer noch ein bisschen geist es schon geworden.
sichert, denn da wird noch Grubengas abgesaugt.
Was kann ein so kleiner Kunstverein bewirken? Dieser Ort wird vom Kunstverein für RauminstallaAlso ob er was bewirken kann, das ist die große tionen genutzt. Momentan ist da dauerhaft MoniFrage. Also man erreicht das Kunstpublikum, das ka Ortmann mit dem Netz 152 HS zu sehen. Gerade
sich für Ausstellungen interessiert, über die Zei- bei ihrer Art von Arbeit mit installativen Netzwertung oder jetzt Facebook. Was den Qualitätsan- ken aus Fäden und gewobenen Kugeln bietet sich
spruch angeht, ist der vorgegeben durch den Be- das an. Dieser Haspelbegriff passt zu ihrem Oeugriff Kunstverein, durch die Anmeldung bei diesem vre, und sie hat ihr work in progress-Netzwerk, das
Dachverband der Kunstvereine. Es ist das Ziel, jun- sie durchnummeriert seit den 1970ern, eben auch
42
www
dort eingerichtet. Sie ist hier drei Tage rumgekrochen und hat ihre roten Kugel und Garnknäuel
aufgehängt und die ganze Stube mit dem roten
Wollgarn versponnen, so dass der ehemalige Arbeitsplatz jetzt aussieht wie eine surreale Welt,
ein Kunstwerk, das in diese reale dreckige, krasse
Arbeitswelt so gar nicht reinpasst.
Und der zukünftige Anspruch?
Schon als Christoph Kivelitz nach seiner Arbeit
bei den Kunstvereinen in Hannover und Dortmund
hier als Kurator gearbeitet hat, hat er eigentlich
eher Künstler aus Köln und Düsseldorf geholt und
natürlich junge Leute. Bei mir wird das genauso
weitergehen, mit der Region hat das erst einmal
gar nichts zu tun. Bestenfalls als peripherer Aspekt. Elisabeth Beregow stammt aus Russland,
ist im sozialistischen Realismus aufgewachsen,
war da Architektin und hat noch ein Kunststudium in Dortmund angefangen und ist jetzt mit 45
Jahren fertig. Sie interessiert sich für die Welt der
Arbeit. Deshalb macht sie Zeichnungen von arbeitenden Menschen, und das ist dann vielleicht etwas, was mit dieser Region zu tun haben könnte.
Sandra Zarth aus Köln kommt im Mai und wird
eine Installation im großen Galerieraum machen,
die von der Decke bis zum Boden geht und dabei
die Decke und den Keller zu durchdringen scheint.
Auch das ist ein mittelbarer Hinweis auf die alte
Bergwergstradition hier vor Ort. Es gibt also immer
wieder Künstler, die diesen Ort kennenlernen und
dann das Thema Arbeit und Bergbau in ihre Arbeit
einfließen lassen, aber ganz abstrakt. Realistische
Bergbaufiguren oder -bilder werden wir in Zukunft
nicht zeigen.
INTERVIEW/FOTOS: PETER ORTMANN
Kunstverein des Bochumer Kulturrat e.V. I Lothringer Str. 36c I Bochum
ZUR PERSON
Carsten Roth ist Kunsthistoriker
und lebt in Bochum. Von 19961998 war er Redakteur und Autor des „Lexikon der Düsseldorfer
Malerschule“; bis heute hat er
über 200 biographische Artikel
für das „Allgemeine Künstler-Lexikon“ verfasst,
hinzu kommen verschiedene kunsthistorische Aufsätze. Seit Mai 2011 ist er Künstlerischer Leiter des
Kunstverein Bochumer Kulturrat e.V.
Kunst-Kalender
Die Kunst-Termine NRW
AACHEN-KORNELIMÜNSTER
HERFORD – Marta
www.kunst-aus-nrw.de
www.marta-herford.de
Gold und Asche bis 22.4.
Jürgen Karius bis 4.3.
Abstrakte Farbzeichnungen, s/w-Fotografien Zeitgenössische internationale Kunst im Spanund Stelen des Düsseldorfer Künstlers
nungsfeld der gegensätzlichen Werkstoffe
BEDBURG-HAU – Museum Schloss Moyland
www.moyland.de
Alles Gute! bis 15.4.
Zehn ausgezeichnete Künstlerinnen aus NRW
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Von Aalto bis Zumthor bis 22.4.
Möbelentwürfe herausragender Architekten
BOCHUM – Kunstmuseum
KÖLN – Museum für Ostasiatische Kunst
www.bochum.de/kunstmuseum
www.museenkoeln.de/mok
Ursula Schulz-Dornburg bis 12.2.
Goldene Impressionen bis 4.3.
Eine exemplarische Werkschau der Düsseldor- Japanische Malerei 1400-1900 aus der Sammfer Konzept-Fotografin
lung des wichtigen Museums
BOCHUM – Situation Kunst (für Max Imdahl)
www.situation-kunst.de
Anja Niedringhaus bis 15.4.
Fotografien aus Kriegs- und Krisengebieten
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Cosima von Bonin bis 15.5.
Eine dichte multimediale Werkschau der renommierten Kölner Objektkünstlerin
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
Art and Design for All bis 15.4.
www.museum-morsbroich.de
Angewandte Kunst aus der ganzen Welt aus
der Sammlung des Victoria and Albert Museum Christopher Williams bis 12.2.
Der amerikanische Konzeptkünstler mit vermeintlich simplen Sachaufnahmen
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
MARL – Skulpturenmuseum Glaskasten
Kris Martin 2.2.-22.4.
www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de
Werkschau des belgischen Konzeptkünstlers
Diango Hernández bis 12.2.
Plastiken und Installationen mit alltäglichen
BOTTROP – Josef Albers Museum Quadrat
Gegenständen des kubanischen Künstlers
www.quadrat-bottrop.de
Simone Nieweg 12.2.-27.5.
MÜLHEIM – Kunstmuseum in der Alten Post
Landschaftliche Fotografien in Farbe
www.muelheim-ruhr.de
Stahl + Stadt bis 4.3.
BRÜHL – Max Ernst Museum des LVR
Zwei fotografische Beiträge zur Wechselwirwww.maxernstmuseum.de
kung der Schwerindustrie mit dem RuhrgeNiki de Saint Phalle bis 3.6.
biet
Überblick über das Werk der berühmten spielerisch surrealen Künstlerin
NEUSS – Clemens Sels Museum
www.clemens-sels-museum.de
DORTMUND – Museum Ostwall
100 Jahre – 100 Schätze bis 15.4.
www.museumostwall.dortmund.de
Exponate vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Alex Katz bis 9.4.
aus der Sammlung dieses Museums
Der amerikanische Künstler mit seinen geheimnisvollen Gemälden und Grafiken
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
DÜSSELDORF – Kunsthalle
Hommage an Marianne Langen bis Dez.
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Eine Ausstellung mit den unterschiedlichen
Karl Schmidt-Rottluff Stipendium 4.2.-9.4. Sammlungen von Marianne und Viktor Langen
Die Preisträger eines der wichtigsten deutschen
Stipendien für unterschiedliche Medien
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
DÜSSELDORF – Kunstsammlung NRW
www.kunstsammlung.de
Keith Haring bis 6.5.
Die Poster und Plakate des legendären Sprayers
Zvi Goldstein bis 26.2.
Eine Rauminstallation mit kulturgeschicht- und Malers von 1982 bis 1990
lichen Exponaten in einem Regalsystem
PADERBORN – Diözesanmuseum
www.dioezesanmuseum-paderborn.de
ESSEN – Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
Franziskus, Licht aus Assisi bis 6.5.
Eine kunst- und kulturgeschichtliche AusstelChris Killip 4.2.-15.4.
lung zu Franz von Assisi, einem der bekanntesLangzeitprojekte des britischen Fotografen
ten Heiligen des Mittelalters
HAMM – Gustav Lübcke Museum
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.hamm.de/gustav-luebcke.de
www.arpmuseum.de
Schenkungen des Museumsvereins bis 15.4.
Kulturgeschichtliche Exponate, Malereien und Belvedere bis 4.3.
Kunst mit Landschaft nach 1945
Druckgrafik in einer exzellenten Präsentation
Empfehlungen von Thomas Hirsch
43
ALEX
KATZ
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»Der perfekte
Augenblick«
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09/ 04 / 2012
Museum Ostwall
im Dortmunder U
EINE AUSSTELLUNG IN
KOOPERATION MIT DER
ALBERTINA, WIEN.
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Alex Katz, Big Red Smile © VG Bild-Kunst, Bonn 2011
Chris Killip, Bever, Skinningrove, Yorkshire, 1980 © C. Killip, Museum Folkwang, Essen
culture club
Kunstwandel
Simone Nieweg, Bei Lascaux (Landschaft mit blühenden Pfirsichbäumen) Montignac, Dordogne 2009 © Simone Nieweg
präsentiert: Kino Café
präsentiert: Kunst
Midnight in Paris
Simone Nieweg
Die beliebte Ü-50 Reihe bietet mit niveauvollen Filmen einen vergnüglichen
Kinonachmittag. Im Anschluss an
„Midnight in Paris“ kann man Kaffee
und Kuchen genießen. In Woody Allens
romantischer Komödie erliegen die
Protagonisten der Magie der Stadt der
Liebe. Owen Wilson, Rachel McAdams,
Adrien Brody und Carla Bruni liefern
sich hier gewitzte Wortgefechte.
Simone Nieweg fotografiert seit
ihren Anfängen Agrarland an den
Rändern von Siedlungen und Städten – unspektakuläre Motive, mit
denen sie jedoch höchste ästhetische Wirkung erzielt. Der Natur,
so zeigen es die Bilder, ist hier noch
eine eigentümliche Intimität zu eigen. Die Ausstellung im Josef Albers Museum versammelt nahezu
alle Spielarten landwirtschaftlichen
Anbaus.
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an verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: „Midnight Bochum“ oder
„Midnight Duisburg“
Mi, 7.3. um 14.30 Uhr
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
Infos: 02041 297 16
www.quadrat-bottrop.de
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 12.2. an verlosung@trailerruhr.de, Kennwort: Nieweg
12.2. bis 27.3.
IMPRESSUM
Herausgeber: trailer Verlag
Joachim Berndt
Redaktion: Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.),
Maren Lupberger
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lioba Albus, Frank Brenner, Alexandra
Brundiers, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Thomas Hirsch, Tom Jost, Jules Lux, Karsten
Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne
Nüme, Peter Ortmann, Betty Schiel, Anna
Schiff, Carla Schmidt, Frank Schorneck,
Sebastian23, Ann-Kathrin Thöle, Christian
Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik: Michael Hennemann,
Lena Hensel, Mira Moroz, Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media
Joachim Berndt www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel. 0234-94191-0
Fax 0234-94191-91
E-Mail: info@berndt-media.de
Buchhaltung: Karin Okniewski
Druck: Henke Druck
Keith Haring, Ignorance = Fear, New York, 1989, Offsetlithografie, Foto: Keith Haring Foundation
New Wave für die Kunst
Keith Harings Plakate in der Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen
Ein strahlendes Neonbaby auf atomarer Wolke sieben, drei Engel umschwirren es. Helfen werden sie nicht mehr können. Der untere Teil des
Plakats zeigt eine zentrale Figur, die zwei Handpuppen gegeneinander
boxen lässt. Zu ihnen eilen auf beiden Seiten Helfer mit Brennstäben
eine Treppe hinauf. Das schwarzweiße „Poster for Nuclear Disarmament“
(N.Y., 1982) war Keith Harings (1958-1990) erster Plakatentwurf überhaupt. Und es wandte sich gegen die Atomwaffenpolitik eines Ronald
Reagan – der ehemalige Schauspieler war damals gerade Präsident der
USA geworden.
Die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen zeigt mit „SHORT MESSAGES
Poster und Plakate 1982–1990“ genau diese Facette im Schaffen von
Haring. In dieser Zeit hat er 85 eigenhändige Entwürfe zu Postern und
Plakaten geschaffen, für Jazzfestivals und gegen Drogen, nach seiner
Aidserkrankung war es vor allem dieses Thema, das ihn beschäftigte. Seine eigenen Ausstellungen ließ er mit Originalentwürfen bewerben. Schon
1984 fasste er die wichtigsten Short Messages zu einer Art Wimmelbild
unter dem Titel „If you want to see more …“ zusammen.
Aber Keith Haring ist nicht vom Himmel gefallen. Andy Warhols Factory hat auch bei ihm seine Spuren hinterlassen, und deshalb verließ Haring Pennsylvania und lebte seit 1978 in New York, studierte dort an der
School of Visual Arts, lernte dort Kenny Scharf und Jean-Michel Basquiat
(1960-1988) kennen. Anfangs experimentierte er viel mit Video, Performances und Painted Environments. Dann entdeckte er das bereits seit
Ende der 1960er in New York grassierende Graffiti für sich. Öffentliche
Aufmerksamkeit erlangte er mit seinen Kreidezeichnungen auf Werbetafeln in der New Yorker U-Bahn. Hier wurde auch das Radiant Baby
(Baby mit dem Strahlenkranz) zu seinem Symbol. Die einfache Semiotik
seiner en passant gekritzelten Zeichnungen stand im krassen Gegensatz
zur den damals exzessiv geführten akademischen Diskursen über Kunst
und Konzept, multiple Texte oder aufkeimende Performativität. Harings
anti-elitäre Haltung mündete in dem Statement: Die Öffentlichkeit hat
ein Recht auf Kunst. Wie Andy Warhol wollte er deshalb die Kunst in alle
Bereiche des Lebens integrieren, was dazu führte, dass er auch keine Berührungsängste bei Werbekampagnen für Swatch, Lucky Strike oder die
schwedische Marke Absolut Vodka kannte. Einige dieser Plakatentwürfe
sind auch in Oberhausen zu sehen. Aber dankenswerterweise auch ziemlich unbekannte Plakate, die Haring zum Teil mit Künstlerkollegen gestaltete: So beispielsweise „Rain Dance – a benefit for the African emergency
relief fund“ (1985) ist ein Unicef-Plakat, gemeinsam mit Basquiat, Roy
Lichtenstein, Yoko Ono und Andy Warhol. Oder auch die sexuell aufgeladene Ankündigung per Handzeichnung ohne typische Short Messages für
„The Legend of Lily Overstreet“. Das Poster warb für die Performance von
Rhodessa Jones und Idris Ackamoor in der Limbo Lounge im East Village
1986. Sein letztes Plakat machte Haring 1990 für den französischen Modedesigner de Castelbajac.
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PETER ORTMANN
Verbr. Auflage:
IVW IV/2011 37.888 Ex.
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
„Keith Haring“ I bis 6. Mai I Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
0208 412 49 28
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Verspannte Schultern, Rückenbeschwerden, Niedergeschlagenheit, Gesundheitliche Probleme durch einseitige Bürotätigkeit und zunehmenden Stress, die
nicht früh genug bekämpft werden können. Die Biochemikerin Dr. Ida Rolf kreierte bereits in den 50er Jahren eine ganzheitliche Methode, die nicht einzelne
Symptome ins Visier nimmt, sondern das dreidimensionale Spannungsgefüge
des Körpers auszugleichen sucht. Dafür wird gezielt mit den feinen Bindegewebshäuten, auch Faszien genannt, gearbeitet. Das sogenannte Rolfing wird
in Deutschland mittlerweile von über 200 zertifizierten Rolfern praktiziert und
will den Körper „wieder ins Lot bringen“. In Köln arbeitet Margarete Blankartz
mit ihren Klienten seit 2007: „Wenn die Bindegewebshäute elastisch sind,
so wirken sie bei Bewegungen wie Gummibänder und geben uns zusätzlich
Schwung bei wenig Kraftaufwand.“ Viele ihrer Klienten kommen, „weil sie sich
in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlen. Sie haben zum Beispiel eine gebeugte
Haltung, einen zu engen Brustkorb oder fühlen sich wie in einem Korsett gefangen“. Durch eine sorgfältige Lockerung der Faszien werden systematisch
Körperwahrnehmung, Gleichgewicht und Bewegungskoordination verbessert.
Der Körper wird im wörtlichen Sinn wieder aufgerichtet, was auch die mentale Verfassung positiv beeinflusst. „Im Grunde“, so Blankartz, „bringen wir den
Körper dazu, dass er sich wieder besser selbst heilen kann.“
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