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August 2015
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Foto: Benni Klemann
Das MeinungsMagazin
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DIGITALIS
Thema im August
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THEMEN IN NRW
Kritik, Interviews und Links
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KULTUR.KINO.RUHR.
5
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August 2015
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Das MeinungsMagazin
Vivian Greven, Vénus, 2015. Öl auf Leinwand, 190 x 110 cm, Foto: Ivo Faber
Europa gestalten.
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KIT – KUNST IM TUNNEL. DÜSSELDORF, BIS 27.9.2015
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Foto: Andrea Macchia
trailer-Thema.
5 DIGITALIS
Zwei Jahre nach Snowdens Enthüllung der NSASpitzelaktivitäten hat sich nicht viel getan
6 Themeninterview
Datenschützer Dr. Thilo Weichert über die NSA und
Rechte im digitalen Raum
Zum Thema
Warum Datenschutz für die Politik zu abstrakt ist
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter:
choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
Kultur in NRW. überregional
11 Theater in NRW
NRW ist dreifach beim Doppelpass-Fonds
vertreten
Oper in NRW
Immo Karaman inszeniert Prokofjews
„Der feurige Engel“
13 Tanz in NRW
Tanzhaus NRW knüpft Dialoge zwischen Profis
und Amateuren
RuhrHOCHdeutsch
30 Klassik an der Ruhr
Die Philharmonien zur Spielzeiteröffnung
Improvisierte Musik in NRW
Das Viertelklang-Festival belebt die Nordbahntrasse
31 Popkultur in NRW
Niemand vermisst mehr die Popkomm
32 Klassik am Rhein
Interview mit dem zukünftigen Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Kapellmeister des
Gürzenich-Orchesters François-Xavier Roth
34 Kunst in NRW
Joan Miró in Düsseldorf
BÜHNE
Foto: Frank Gebauer
Auftritt
9
KINO
„Slow West“
Kino.
Kunst.
12 Culture Clubs
UCI Kino-Café „Verstehen Sie die Béliers?“
OmU-Kino „Biutiful“
Open Air Kino „blicke Filmfestival“
16 UCI Events
17 Film-ABC/Vorspann
18 Film des Monats – „Slow West“
19 Kritikerspiegel Ruhr/Kino-Kalender
20 Film-Kritik
21 Roter Teppich
Heike Makatsch über „About a Girl“, ihre
Teenagerjahre und Kollegin Jasna Fritzi Bauer
33 kunst & gut
„CHINA 8“ in Hagen und Mülheim
34 Kunstwandel
Japanische Farbholzschnitte im Bochumer
Haus Kemnade
35 RuhrKunst
Avantgarde in Duisburg
Malerei im KIT in Düsseldorf
„Nomanslanding“ im Duisburger Hafen
36 Kunst-Kalender
Museumslandschaft NRW
Musik.
Bühne.
8 Schauspiel Essen/Aalto Musiktheater
9 Auftritt
Hörspieladaption zwischen Gift, Kinski und einem
monotonen Wecker: Jens Dornheim inszeniert
„Sechs Gramm Caratillo“
10 Musiktheater im Revier
12 Culture Club
Tristan und Isolde
Komikzentrum Ruhr
Enissa Amani schert sich keinen Deut um GenreGrenzen
14 Prolog
Das Dortmunder Micro!Festival
Theaterkalender Ruhr
Literatur.
18
trailer spezial.
4 Intro – „Rote Angst“
7 Innovation
Die Wärme aus der Kanalisation kann man zum
Heizen anzapfen
37 Auswahl
Veranstaltungs-Empfehlungen des Monats
39 Post an die Redaktion/Impressum
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
28 Textwelten
Erotische Literatur wird literarisch rehabilitiert
29 Wortwahl/ComicKultur
Buch- und Comic-Empfehlungen des Monats
Film des Monats
31 Kompakt Disk
CD-Empfehlungen des Monats
MUSIK
Feine Sahne Fischfilet
trailerRuhr
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Popkultur in NRW KUNST
31
kunst & gut
Ma Jun 2009 © Künstler,
China 8, Osthaus Museum Hagen
33
Intro
-ruhr.de
August 2015
Mauern schenken Schutz, Foto: Amélie Kai
trailer + trailer-ruhr.de
Rote Angst
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Digitalis
Der ehemalige oberste Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein und Leiter
des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz, Dr. Thilo Weichert, verrät warum er vom
NSA-Skandal wenig überrascht war und was er
von der Bundesregierung fordert.
Dr. Thilo Weichert
Foto: Markus Hansen
Film
21
Roter Teppich
In der Tragikomödie „About a Girl“ (Start: 6.8.)
begeht die Filmtochter von Heike Makatsch einen Selbstmordversuch. Wir trafen die Schauspielerin, um über ihre eigene Teenagerzeit und
die Arbeit an dem Film zu sprechen.
Heike Makatsch
Foto: privat
Musik
32
Klassik am Rhein
Der Pariser Dirigent François-Xavier Roth wird
zum 1. September neuer Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters und Generalmusikdirektor
der Stadt Köln. Im Interview verrät er uns, wie
er ein neues Publikum ins Visier rücken möchte.
François-Xavier Roth
Mehr zum Thema
Foto: Mathias Baus
Aber: „Just because you’re paranoid / Don’t mean they’re not after you“. Ein
bisschen Paranoia würde uns im Internet nicht schaden, wo der gläserne
Mensch längst Realität ist. Für unser Monatsthema DIGITALIS sprechen wir
mit THILO WEICHERT, einem von Deutschlands renommiertesten Datenschützern, über Grundrechte im digitalen Raum und die Versäumnisse der
Bundesregierung im NSA-Skandal.
Nicht skandalös, aber buchstäblich anrüchig geht es auf unseren GRÜNEN SEITEN zu, wenn aus schmuddeligem Abwasser energieeffizient Wärme gewonnen wird. Für uns riecht das nach einem heißen Tipp in Sachen
Nachhaltigkeit.
Multimedial ist auch der Suizid-Monolog SECHS GRAMM CARATILLO, den
Jens Dornheim und glassboth als Gastspiel in das ROTTSTR 5 THEATER bringen. Eine namenlose Frau filmt sich beim Sterben und auch das Publikum
wird Objekt der Performance und per Eintrittskarte seiner Freiheitsrechte beraubt. Wer es weniger klaustrophobisch mag, dem sei das MICRO!FESTIVAL
empfohlen, das vom 7.-9.8. internationales Straßentheater und Weltmusik
unter freiem Himmel in Dortmund zelebriert.
Apropos Freiheitsrechte und Überwachungsstaat: Das Ruhrgebiet ist künstlerisch noch immer fest in den Händen von CHINA 8. Wir widmen uns
diesmal den dazugehörigen Ausstellungen im OSTHAUSMUSEUM HAGEN
und im KUNSTMUSEUM MÜLHEIM. Japanische Farbholzschnitte und deren
Kontext präsentiert die Ausstellung GEISHAS – DIRNEN – KURTISANEN im
Bochumer Haus Kemnade.
www.choices.de/thema
Digitalis
Der Chaos Computer Club e. V. ist die größte
europäische Hackervereinigung. Mit CCCSprecher Falk Garbsch sprechen wir u.a. über
die Gefahren flächendeckender Massenüberwachung.
Falk Garbsch
„Fahrkarten bitte!“, hallt es durch den RE von Dortmund nach Essen. Der
Kontrolleur diskutiert mit einer Frau über ihr ungültiges Ticket, man einigt sich auf Nachzahlung. Er schließt mit den Worten: „Ich würde Sie ja
fahren lassen, aber ich werde auch heimlich kontrolliert. Das liegt an der
Stasi, seit diese blöde Mauer 1990 abgerissen wurde. Die sollte man wieder
aufbauen.“ Jemand erwidert in das ungläubige Schweigen, die meisten ehemaligen Ex-DDR-Bürger sähen das wohl anders und die Stasi gäbe es nicht
mehr. Er kontert, er würde seit 30 Jahren bei der Bahn arbeiten und wüsste
wohl besser, was die Stasi da jetzt so treibe. Bei der Bahn. Und überhaupt.
Latenter Rassismus bei „verdachtsunabhängigen Kontrollen“ durch das
DB-Personal ist bekannt, neu im Vorurteils-Repertoire ist scheinbar OssiBashing und SED-Paranoia, auferstanden aus Ruinen kruder Angst vor einer
kommunistischen Weltverschwörung.
Foto: privat
Massenüberwachung war im überschaubaren „Wilden Westen“ eher unsinnig. Die spärlich besiedelte „neue Welt“ ist Schauplatz von SLOW WEST, unserem Film des Monats. Der Neo-Western von Regiedebütant John Maclean
hält die Balance zwischen Gewalt und Humor, Spannung und Leichtigkeit.
Auch „About a Girl“ versprüht humoristische Leichtigkeit, obwohl es um eine
suizidgefährdete Teenagerin geht. HEIKE MAKATSCH, die hier die Mutter
spielt, erklärt im Interview, warum sie sich eine Jugend in der gleichgeschalteten Socialmedia-Welt ziemlich anstrengend vorstellt. Gleichgeschaltet…
klingt nach einem guten Filmtipp für den DB-Kontrolleur.
MAXI BRAUN
4
Thema
hast du zu verbergen?
 Was
meinung@trailer-ruhr.de
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Wir wollen nur Deine Daten, Foto: Benni Klemann
Niemand hat die Absicht, uns zu bespitzeln – Seit der Enthüllung des NSA-Skandals hat sich nichts getan
Im Jahr 2013 offenbarte sich der Whistleblower Nationen und einzelne Unternehmen ausgehorcht
Edward Snowden gegenüber den Tageszeitungen und deren Informationen auf Vorrat gespeichert,
Washington Post und Guardian. Seine Enthül- sondern auch die Daten von Bürgern erhoben.
lungen deckten einen weltweiten Skandal auf: Die Zudem arbeiteten US-amerikanische und britische
Abhör- und Spionagetätigkeiten von westlichen Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreiber aufgrund von
Geheimdiensten, insbetrailer-Thema im August:
gesetzlichen
Anweisondere die der National
sungen mit auslänSecurity Agency (NSA)
dischen Geheimdiensin den Vereinigten StaaVerlockend, heilsam, giftig? Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten zur globalen Kommunikation und
ten zusammen, um es
ten und des Government
Information, aber auch zur Überwachung. Wie bewegen
diesen zu ermöglichen,
Communications Headwir uns im Netz, welche Spuren hinterlassen wir dabei?
an Daten im Ausland
quarters (GCHQ) des
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in:
zu gelangen. Zusätzlich
Vereinigten Königreichs.
sammelte die NSA Dawww.choices.de
www.engels-kultur.de
ten aus MailadressbüDie Abhörtätigkeit der
NSA diente nicht nur alleine der Aufklärung von chern von ausländischen Mailanbietern. Durch das
Verbrechen und dem Kampf gegen den Terror, Verknüpfen der Adressdaten konnten Kontaktprosondern auch der allgemeinen Informationsge- file erstellt werden.
winnung. Der deutsche Bundesnachrichtendienst Von Privatsphäre also keine Spur mehr. Und das
(BND) war nicht unbeteiligt, übermittelte er doch weltweit. Die US-Regierung gibt dazu an, dass diesogenannte Metadaten aus Telefonaten, E-Mails, se Ausspähungen absolut rechtmäßig seien. Wer
SMS und Chatbeiträgen an die NSA, alleine im De- seine Daten über Dritte, wie beispielsweise Mobilzember 2012 knapp 500 Millionen Datensätze. Es telefonanbieter teilt, verzichte auf sein Recht auf
wurde zwar behauptet, dass diese Daten gefiltert Privatsphäre. Zudem ist es der NSA nach amerikaund bereinigt wurden, doch im Mai 2015 wurde be- nischem Recht erlaubt, Mails zu lesen und Telefokannt, dass der BND erstens wesentlich mehr Da- nate abzuhören von Personen, die sich nicht auf
ten an die NSA übermittelte als zuvor gedacht, und amerikanischem Boden befinden. Der Rest der Welt
zweitens die Filter, die sogenannten Selektoren, also. Und das alles für den Krieg gegen den Terror?
Geben wir also unsere Freiheit und das Recht auf
nicht richtig funktionierten.
Nur zwei Monate später wurde durch Veröffentli- unsere Privatsphäre für die Sicherheit auf?
chungen von WikiLeaks letztlich klar, dass die NSA Die Konsequenzen, die die User aus dem Skandal
20 Jahre lang im großen Stil Polit- und Wirtschafts- zogen, waren marginal: einige löschten ihre Facespionage betrieben hatte. Unter 69 Regierungs- bookprofile, wechselten die Suchmaschine oder
telefonnummern, die man in Deutschland dauerhaft verschlüsselten ihre Mailkonten, aber der ganz
abgehört hatte, befand sich auch die Telefonnum- große Aufschrei und dessen Folgen blieben aus.
mer der Bundeskanzlerin. Doch auch der deutsche Viele Internetfirmen wie Google oder Facebook haNormalbürger blieb von dem Abhörskandal nicht ben Ihre Sicherheitsstandards erhöht. Viele Nutzer
verschont. Für die Metadaten wurden nicht nur meiden bestimmte Dienste und verlegen ihre Daten
Ziele wie Regierungen, EU-Behörden, die Vereinten weg von US-Onlinespeichern. Und die Internetnut-
DIGITALIS
5
zer sind vorsichtiger geworden. Man überlegt sich
zweimal, welche Seiten man aufruft.
Doch die große Mehrheit entrüstete sich nur kurz,
um danach in einer „Ich habe doch nichts zu
verbergen“-Lethargie zu versinken. Statt lautstark
zu protestieren, blieben die Meisten einfach hinter
ihren Computern sitzen.
Wer in diesem Falle schweigt, duldet das Vorgehen und die Spitzelaktivitäten der NSA. Mit einem
solchen Gedanken werden die massiven Bürgerrechtsverletzungen, die von der Bundesregierung
derzeit hingenommen werden, einfach unter den
Tisch gekehrt. Forderungen an die Bundesregierung
werden wenig oder nicht gestellt. Fraglich ist auch,
inwieweit die Bundesregierung der NSA Einhalt
gebieten könnte. Trotzdem sollte sie ihre Starre
bezüglich des Spionageskandals ablegen und endlich handeln, eine entschiedene Reaktion gegen die
Spitzelmaßnahmen der amerikanischen Regierung
zeigen sowie rechtliche oder diplomatische Schritte
einleiten. Sonst kann man in einer Gesellschaft, in
der Institutionen wie die NSA jeden noch so kleinen Schritt überwachen und aufzeichnen können,
private Sphären sowie eine Privatsphäre für den
Einzelnen nicht mehr garantieren. Zu viele Grundrechte werden durch das Vorgehen der NSA untergraben und verletzt, doch greift niemand ein. Das
Bild vom großen Bruder USA soll nicht erschüttert
werden. Aber: Durch das beharrliche Schweigen der
deutschen Regierung im Wahlkampf scheint es, als
würde man den Skandal einfach aussitzen wollen,
statt deutliche Schritte zum Schutz der eigenen
Bürger zu unternehmen.
NINA RYSCHAWY
Aktiv im Thema
www.wikileaks.org
www.whistleblower-net.de
www.heise.de | Der IT-Nachrichtenticker Heise bietet eine
ausführliche Timeline und Artikel zum NSA-Skandal
Thema
NSA, ick hör Dir trapsen, Foto: Benni Klemann
„Diplomatische Sanktionen gegen die USA notwendig“
Datenschützer Dr. Thilo Weichert über die NSA und Rechte im digitalen Raum
trailer: Waren Sie persönlich vom Ausmaß
der NSA-Überwachung überrascht?
Fragen der Digitalisierung unserer ganzen Lebenswelt zusammenhängt, reicht meist weit in
die Zukunft und verlangt sehr tiefe Reflexion.
Das führt dazu, dass die Kenntnis, aber auch die
Sensibilität für diese grundsätzlichen Existenzund Freiheitsfragen in der Informationsgesellschaft sehr gering ausgeprägt sind. Und es ist
rechtlich, technisch, organisatorisch, als auch
politisch und diplomatisch eine komplizierte
Geschichte. Deshalb ist da eher Abtauchen als
intensive Beschäftigung angesagt.
Dr. Thilo Weichert: Nur im begrenzten Maße.
Wir kannten als Datenschützer, die sich intensiv
mit der Sicherheitspolitik der USA beschäftigt
haben, die gesetzlichen Grundlagen, auf denen
die Datenverarbeitung der NSA läuft. So wussten wir, dass eine geringe Kontrolle besteht und
dass die Regeln der NSA weitestgehend freie
Hand lassen. Wir kannten auch seit langem
die hervorragende technische
„Bei Politikern ist eher
und personelle Ausstattung der
Glauben Sie, dass den meiAbtauchen als intensive
NSA. Es gab den Echelon-Besten Internetnutzern klar ist,
Beschäftigung angesagt“
richt des europäischen Parladass sie im digitalen Raum
ments aus dem Jahr 2001, der
Grundrechte haben, und wie
zeigte, dass im Prinzip schon alles angelegt war, sehen diese Grundrechte aus?
was dann jetzt auf höherer Ebene von Snowden
offenbart worden ist. Insofern waren wir nicht Nein, woher sollen sie es auch wissen. Die Auserstaunt, aber über die Dimension überrascht, einandersetzungen um den Datenschutz, das
die über die Jahre mit der Offenlegung der Grundrecht auf Integrität und Vertraulichkeit
Snowden-Dokumente und Veröffentlichungen informationstechnischer Systeme sind Fachdisvon WikiLeaks bekannt geworden ist.
kussionen. Die Menschen haben eine Kenntnis
davon, dass ihnen ein Grundrecht auf DatenGlauben Sie, dass unsere Politiker darüber schutz zusteht. Aber sie erfahren nicht, dass
unterrichtet waren und die jetzige Empörung dieses Grundrecht auf Datenschutz, zum Beinicht echt ist?
spiel gegenüber amerikanischen Anbietern, die
die meisten ja nutzen, dass sie dieses Recht
Ich gehe davon aus, dass die Politiker in auch durchsetzen könnten.
Deutschland keine Vorstellung hatten. Ich vermute auch, dass diejenigen, die für die Koordi- Eines der zentralen Grundrechte ist das Recht
nierung der deutschen Geheimdienste in der Po- auf informationelle Selbstbestimmung, ein weilitik zuständig waren, das alles nicht so genau teres das Recht auf Integrität und Vertraulichwissen wollten. Das Wissen um die Dimension keit informationstechnischer System, eine Art
hätte das Bild einer deutsch-amerikanischen Privatsphäre im digitalen Raum, ähnlich wie
Partnerschaft beeinträchtigt. Ich gehe davon wir eine räumliche Privatsphäre in der eigenen
aus, dass der BND einen Überblick über die Tä- Wohnung oder soziale Privatsphäre in der Famitigkeiten der NSA hatte, schließlich besteht dort lie haben. Das ist in der Zwischenzeit auch vom
eine Kooperation. Eine kritische Hinterfragung Bundesverfassungsgericht anerkannt. Dann gibt
war hier aber nicht gewünscht.
es die ganzen Meinungsgrundrechte, die im Internet eine große Rolle spielen. Also MeinungsSie sagten in einem Interview, dass die Politik und Informationsfreiheit, Medien- und Presseeine mangelnde Sensibilität in Sachen digi- freiheit, die ganz zentral sind. Dann haben wir
tale Grundsatzfragen hat. Woran liegt das?
eine Vielzahl von politischen Grundrechten:
Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit durch
Die Politiker sind in ihrem Tun ganz stark von die Möglichkeit, sich im Internet zu organisiekurzfristigen medialen Ereignissen und Reakti- ren. Es entstehen ganz neue Möglichkeiten eionen geprägt. Was mit der NSA oder auch mit ner politischen Artikulation.
6
Welche Forderungen würden Sie konkret an
die Bundesregierung stellen?
Was die Metaebene angeht, muss eine internationale Debatte über das, was sich digitale
Grundrechte nennt, geführt werden. Diese Debatte muss mit Großbritannien, den USA, aber
auch mit Staaten wie China, Indien, Russland
geführt werden. Dann muss die Bundesregierung im Fall der NSA-Bespitzelung klar signalisieren, dass solche Praktiken mit unserem
europäischen Grundrechtsverständnis nicht in
Einklang stehen, und dann auch die notwendigen Schritte ergreifen, damit die Bespitzelung
beendet wird.
Dazu gehören auch rechtliche Schritte wie
beispielsweise Verfahren wegen Spionage gegen US-Verantwortliche, oder diplomatische
Sanktionen, die beispielsweise gegen die USA
notwendig wären. Ganz wichtig: Die europäische Datenschutzgrundverordnung muss in
qualifizierter Form beschlossen werden. Dann
gibt es eine Vielzahl von einfach gesetzlichen
Regelungen, die an unser digitales Zeitalter
angepasst werden müssen. Es gibt auf allen
Ebenen Gesetzgebungsbedarf und da sind die
Politiker generell, aber insbesondere die Bundesregierung gefordert.
INTERVIEW: NINA RYSCHAWY
ZUR PERSON
Dr. Thilo Weichert (59) ist einer der aktivsten Datenschützer Deutschlands. Bis vor
Kurzem war er oberster Datenschutzbeauftragter des Landes
Schleswig-Holstein und Leiter
des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein. Foto: Markus Hansen
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Gr
Innovation
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Se
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20
Ein neuer, dicker Kanal eröffnete in Bochum die Möglichkeit, 46 Meter Wärmetauscher-Module zu installieren, die die Energie des Abwassers rückgewinnen, Foto: Emschergenossenschaft
Gar nicht anrüchig: Wärme aus dem „Schietwater“
Ständig herrschen 14 Grad in der Kanalisation – die kann man zum Heizen anzapfen
Zugegeben – nicht unbedingt ein Sommerszenario:
Man sitzt in der schön temperierten Badewanne,
liest einen interessanten Magazinbeitrag über Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung. Und ärgert sich an dem Gedanken, dass die ganze warme
Pracht – immerhin gut 150 Liter aufgeheiztes
Wasser – gleich im Abfluss verschwinden wird.
Auf Nimmerwiedersehen. Ob man denn nicht? –
So ungefähr muss es sich in Bochum zugetragen
haben, wo inzwischen ein gutbesuchtes Hallenbad
mit Wärme versorgt wird, die man dem Abwasserkanal entnimmt. Die Idee ist nicht anrüchig, aber
ausbaufähig.
Wer’s erfunden hat? „Diese Methode findet man
relativ häufig in der Schweiz“, verrät Adrian Treis.
„Dort hat man schon vor einer ganzen Weile gesetzlich solche Ersatzmaßnahmen angeordnet.“
Treis ist Projektleiter bei der Emschergenossenschaft, die das Bochumer Nordwestbad zusammen
mit den Stadtwerken energetisch umrüstete. Dort
wird im Tagesverlauf eifrig geduscht, andererseits
muss das Schwimmbecken temperiert werden und
Das Nordwestbad hat eine neue Wärmeversorgung – und wird
min. 15 Jahre nicht geschlossen. Foto: Presseamt Stadt Bochum
auch die Umgebungsluft. Also zapfte man den Abwasserkanal an: 46 Meter langlebige Edelstahlmodule ziehen, von einer Wärmepumpe ausgebeutet,
so viel Energie aus dem Schmuddelwasser, dass ein
nachgeschaltetes Blockheizkraftwerk nur noch das
letzte Bedarfsviertel beisteuern muss. Die CO2-Einsparung gegenüber einer konventionellen ErdgasBeheizung summiert sich auf 220 Tonnen pro Jahr.
Ein weiterer Nebeneffekt: „Wir haben uns für die
nächsten 15 Jahre verständigt, das Bad nicht zu
schließen.“
Dabei ist der Temperaturschatz aus der unterirdischen Röhre auf den ersten Blick gar nicht so
groß: „Ein Monatsmittel von 14 Grad im Wasser, in
den Wintermonaten sind’s noch zehn Grad.“ Nun,
das ist so viel, wie man mit Geothermie-Bohrungen
auch aus 70 bis 90 Metern Tiefe zutage fördert.
Aber die Menge macht’s. Und lockt als Pilotprojekt
eine Menge Besucher an. „Wir mussten Interessenten am Anfang ziemlich bremsen“, erinnert sich
Treis, „so viel Betrieb war da. Obwohl ja eigentlich
wenig zu sehen ist, weil die Module ständig überströmt sind.“ Vermutlich riecht es auch nicht ganz
appetitlich nach allen möglichen menschlichen
Hinterlassenschaften, die sich als „Bio-Schleim“
auf den Modulen ablagern. Stattdessen hat der
Projektleiter Fotos aus der Bauphase der 800.000
Euro teuren Einrichtung aufgehoben, damit man
die Dimension erahnen kann.
Wärme aus Brack- und Kackwasser: Eigentlich ist
die Idee naheliegend. So naheliegend, dass man
sich wundert, weil es noch zu keinem Nachfolgeprojekt bei der Essener Emschergenossenschaft
kam. Andererseits auch wieder nicht, denn für eine
wirtschaftliche Nutzung müssen vier Faktoren zusammenkommen: genügend Abwasser, genügend
Wärmebedarf und ein mindestens 80 Zentimeter
breiter und möglichst gerader Kanal. Außerdem
sollte die alte Heizung vorteilhafterweise ihr
Lebensende bald erreicht haben. Die EmscherGesellschaft hält für Städteplaner eine entsprechende „Energiekarte“ bereit, die zeigt, wo die
Situation günstig erscheint. Und untersucht selbst
gerade wieder zwei neue Objekte in Oberhausen
und Dortmund.
Auch im europäischen Kontext tut sich was. Ein internationaler Forschungsverbund aus Spanien, Italien, Großbritannien und Deutschland knöpft sich
77
gerade Kläranlagen und ihre Energiebedarfe vor. Die
werden nämlich – man staune – mit etwa einem
Prozent der gesamten Energieproduktion des Kontinents veranschlagt. Mit „Enerwater“, an dem auf
deutscher Seite die Fachhochschule Köln und der
bergische Aggerverband beteiligt sind, will man den
Verbrauch um mindestens zehn Prozent drosseln.
Zudem sind ohnehin schon etliche Kläranlagen mit
Biogasanlagen ausgerüstet. Sie fangen die Methanausdünstungen der Reinigungsmikroben auf und
wandeln sie in Strom und Wärme um. Mit Wärmepumpen könnte man noch einiges holen, meint
Aggerverband-Abteilungsleiter Hubert Schauerte:
„Allerdings besser im gereinigten Ablaufwasser.
Denn unsere Mikroben brauchen schon eine gewisse Wohlfühl-Temperatur.“
Können wir die Wärme aus dem fließenden Untergrund nicht künftig viel besser nutzen als bisher? „Da ist ein erhebliches Potenzial vorhanden,
und es wird völlig zu Unrecht so wenig beachtet“,
meint Jens Willmes von der Bochum-Arnsberger
ISW Ingenieur-GmbH. Sein Büro hat ein solches
Projekt für ein Arnsberger Schulzentrum ins Rennen geschickt – es blieb wirtschaftlich nur zweiter Sieger. „Aber man kann sich Förderung holen:
beim Forschungszentrum Jülich oder für experimentelles Bauen auch vom Land.“ Sein Bochumer
Architektenkollege Dietmar Riecks, selbst mehrfach
mit Energie-Auszeichnungen behängt, hält solche
Rückgewinnung im einzelnen Haus für schwierig,
weil die Abwassermengen fehlen: „Aber da, wo viel
Duschwasser anfällt, wäre es eine intelligente Lösung. Beispielsweise in der Hustadt“, dem hochverdichteten Bochumer Uni-Wohnquartier.
Wer’s erfand, ist geklärt. Und wer hat daraus gelernt? Die Stadt Hamburg. Die rüstete nämlich einen ganzen Abschnitt der Hastedtstraße mit 215
Wohnungen hauptsächlich auf Wärme aus dem
„Schietwater“ um. Vorläufige Klimabilanz neben
der Heizkostenersparnis: Von den einst 454 Tonnen
CO2, die bei der alten Nachtspeicherheizung anfielen, sind jetzt 75 Prozent eingespart. Geht doch.
TOM JOST

Ihr Energiespartipp?
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Wir freuen uns auf Post.
F IDE L IO
Deutschsprachige Erstaufführung
FR ANK ENSTE IN
L U DW IG VA N B E E T H OV E N
von Nick Dear
Deutsch von Corinna Brocher
Musikalische Leitung Yannis Pouspourikas
Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf
Ausstattung Johannes Leiacker
Choreinstudierung Alexander Eberle
Premiere 19. September 2015
Vorstellungen 25. September;
4., 10. Oktober 2015
Grillo-Theater
Wiederaufnahme 28. August 2015
Vorstellungen 12. September;
12., 31. Dezember 2015
Aalto-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
8
Auftritt
das nach Kunst?
 Riecht
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Nora Bauckhorn in „Sechs Gramm Caratillo“, Foto: Frank Gebauer
Am Ende zählt doch nur das nackte Leben
Hörspieladaption zwischen Gift, Kinski und einem monotonen Wecker: Jens Dornheim inszeniert „Sechs Gramm Caratillo“
Eine Kneipe irgendwo im Ruhrgebiet. Das Publikum sammelt sich vor der
stählernen Tür. „Sechs Gramm Caratillo“ steht auf dem Programm. Ist
noch gar nicht so lange her, dass Klaus Kinski mit dem Hörspiel im Radio
zu hören war. Zum 50. Jahrestag hatte man das halbe Stündchen „Dahinsiechen“ von Horst Bienek (1930 bis 1990) noch mal gesendet. Ich
weiß nicht mehr wo. Jetzt geht es erst einmal durch die stählerne Tür,
die schmale Treppe hinab. Es ist dunkel, es ist stickig, ein kleiner Tisch,
an dem eine junge Frau sitzt, das Publikum gedrängt davor. Es riecht
nach Kunst, mitgebrachten Bierflaschen und – ich weiß nicht so recht.
Es ist soweit. Die Frau (Nora Bauckhorn) blickt auf, erklärt den Abend zur
Kunstperformance (ich hab es ja gewusst), eine Aktion über den Tod, einer wird filmen bis zu ihrem Ende. Und das Publikum darf den Raum nicht
verlassen. Ich höre noch oben die stählerne Tür ins Schloss krachen und
denke erst an mal an die Frage, ob Freiheitsberaubung per Eintrittskarte
ausgeschlossen werden kann. Dann fällt mir ausgerechnet der Song „No
One Here Gets Out Alive“ von Jim Morrison ein. Den hatte ich auf einer
der ersten Buntvinyls. Genug des Abschweifens.
Die letzten Lichter sind gelöscht. Auf der Bühne wird das Video eingeschaltet. „Dies ist kein normaler Theaterabend.“ Die Frau wendet sich direkt ans Publikum. Der Ansatz ist neu, anders als das Kinski-Hörspiel. Und
ihre Bedingungen für das Zusehen sind krass. Jeder ist einverstanden,
gefilmt zu werden, nach ihrem Tod geht das Filmchen ins Netz. Wir sind
natürlich alles Gaffer, sie die Künstlerin. „Es ist 22:30, halb elf genau. Ich
trinke jetzt ein Glas Wasser mit 6 Gramm Caratillo. Das ist ein mexikanisches Gift. In einer halben Stunde wird alles vorbei sein.“ Das ist der
Originaltext, und er wird von Kinskis Stimme eingesprochen. Dachte ich.
Doch es ist Jörg Schultze-Neuhoff, dessen Sprachklang das 1960er-Feeling herbeizaubert. Und es wird auch eine Stunde dauern, das unbekannte
Caratillo war wohl aus, ein anderes Gift also, eine andere Zeitspanne, die
Uhr wird gestellt, nebst Wecker in 60 Minuten: Sie werde das Schellen
ja nicht mehr hören, sagt die Frau noch, dann passiert erst einmal nix.
9
In der Höhle von Lascaux muss es sich damals wohl auch so angefühlt
haben, ungläubiges Staunen derer, die den Bieneck nicht kannten, klaustrophobische Gespanntheit beim Rest. Warum steht da ein Flamingo auf
dem Kopf? „Das Experiment“ zum Wohle der Massen hat anders als im
Original-Textbuch mehrere Ebenen, die Regisseur Jens Dornheim auf kleiner Fläche verquicken muss. Seine Protagonistin hat Beweggründe, die
jenseits des Performativen liegen, ihr Leben hat Brüche, Enttäuschungen,
Niederlagen, ihre Kunst ist tatsächlich nur vorgeschoben, wo Kinski noch
am Menschsein verzweifelt ist, bohrt in ihr eher der Hass. „Irgendwo hab
ich mal gelesen, dass im Sterben die Bilder der Vergangenheit lebendig werden. Aber ich will nicht an meine Kindheit erinnert werden. Ich
war einsam“, flüsterte der Meister ins Mikro, die Frau hat einen Revolver
dabei, willig ihn auch zu gebrauchen. Nicht alle Zuschauer werden die
Katakomben also lebend verlassen.
Nora Bauckhorn, die auch für die maßvolle Veränderung des BienekTextes verantwortlich ist, hat nicht viele choreografische Möglichkeiten,
nicht viele Requisiten, warum auch, wer schleppt zum Ableben noch
schwere Taschen mit sich rum? Aber sie ist eindringlich, wie der böse
tickende Wecker. Ihre echten Gedanken kommen von der Leinwand,
politische Schnipsel aus TV und Web, Uwe Barschel und Kurt Cobain,
dazu ein s/w-Stummfilm (Sascha Bisley und Thaisen Stärke). Irgendwann
kippt die Aktion. Am Ende zählt wohl doch nur noch das nackte Leben,
doch so Giftcocktails haben eben keine Seele und kein Gewissen. Der
Wecker schellt, die Frau blickt auf, sie hat es gehört. Dann ist sie tot.
Ein Abend, den man sich nicht entgehen lassen sollte, wie irgendwann
danach auch mal das Original.
PETER ORTMANN
„Sechs Gramm Caratillo“ | R: Jens Dornheim | Fr 14.8. 19.30 Uhr | Rottstr 5
Theater, Bochum | 0163 761 50 71
Einfach beste Unterhaltung!
Rubbeldiekatz
Landeier
Ziemlich beste
Freunde
Mahalia
Kiss me, Kate
Frau Müller
muss weg
Das Lächeln
der Frauen
Der letzte der
feurigen Liebhaber
Wir lieben und
wissen nichts
Die
neue
Spielzeit
Grugahalle: alles ist möglich.
03 | 10 | 2015
18 | 10 | 2015
23 | 10 | 2015
24 | 10 | 2015
06 | 11 | 2015
Subergs Ü-30 Party
Der Pate
90er Total
Kaya Yanar
Bibi Blocksberg
08 | 11 | 2015
14 | 11 | 2015
16 | 11 | 2015
05 | 12 | 2015
19 | 12 | 2015
31 | 12 | 2015 –
03 | 01 | 2016
28 | 01 | 2016
Schallplattenbörse
Konzert Gwiazd
Sido
Glamotion
Wise Guys
„Mehr als eine Party“
Live in concert
mit Snap!, Rednex, Dr. Alban u.a.
„Around the World“
Das Hexen-Musical
„Hexen hexen überall!“
im Foyer
Live 2015
Liebe Live 2015
Dance Event
Albumtour 2015/2016
Holiday on Ice
Deichkind
„Believe“
„Niveau Weshalb Warum?!“
Terminstand: Juli 2015 . Änderungen vorbehalten . info@grugahalle.de . www.grugahalle.de
Kartentelefon 0201/24
Ticket-Hotline:
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
555 55
02 01.72 44 290
www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen
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IM REVIER
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THEATERFEST
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INFOS UNTER 0209.4097-200
10
Oper in NRW
Theater in NRW
„Black Bismarck revisted“ von andcompany&co., Foto: © MuTphoto/Barbara Braun
Der feurige Engel als therapiebedürftige Wahnvorstellung, Foto: Hans Jörg Michel
Subversive Aktivisten
Andere Zeiten, andere Sitten
Von Hans-Christoph Zimmermann
Die Truppe andcompany&co. ist regelmäßig im Düsseldorfer Forum Freies
Theater zu Gast. Zuletzt mit ihren Produktionen „Black Bismarck revisted“
und „Orpheus in der Oberwelt: Eine Schlepperoper“. Jetzt kommt die Gruppe
im Rahmen des Förderprogramms „Dop- „Sehr schmutzig und sehr
pelpass“ der Bundeskulturstiftung gleich
wirkungsvoll“
für zwei Jahre in die Landeshauptstadt.
Zusammen mit dem Jungen Schauspiel Düsseldorf, dem Kinder- und Jugendtheater des Schauspielhauses, gründet sie eine Bürgerbühne für Staatenlose.
Nicht-Bürger, Geflüchtete, Asylsuchende und Undokumentierte sollen dabei
ihre Erfahrungen auf der Bühne vorstellen, die dann mit der Geschichte des
deutschen Exils während der Nazizeit kurzgeschlossen werden sollen.
Von Karsten Mark
Es mag nicht die gewichtigste (Doppel-)Rolle seiner Karriere sein, doch Sergej
Khomov wird sie sicher ebenso im Gedächtnis haften bleiben wie seinem Publikum in der Düsseldorfer Rheinoper. Denn der russische Tenor darf auf der
Opernbühne spielen, was man sonst
nur aus blutrünstigen Horrorfilmen „Etwas Herausragendes, bei dem
einfach alles zusammenpasst“
kennt: Als irrer Doktor Agrippa sägt
er einer Leiche das Gehirn aus dem
Schädel und setzt als Mephisto in einer makaber überdrehten Varieté-Szene der
Splatter-Parade noch die Krone auf: Dem Kellner, der ihm kein Fleisch zum Wein
servieren mag, wird kurzerhand ein Arm abgesägt und durch den Wolf gedreht.
Es ist schon eine geballte Ladung schwarzen Humors, mit dem Regisseur Immo
Karaman seine Inszenierung von Sergej Prokofjews kurzem Fünfakter „Der feurige Engel“ würzt. Und in der Tat würdigt – im Gegensatz zum überaus lustvoll klingenden Bösewicht – nur ein kleiner Teil des Publikums diesen blutigen
Sarkasmus mit einem Lachen. Gefeiert wird die Produktion am Ende dennoch.
Sowohl szenisch als auch musikalisch ist der Rheinoper mit der letzten Premiere vor der Sommerpause ein echter Coup geglückt.
Es sind nicht die Ingredienzien, die Karamans Inszenierung so fesselnd machen. Eine Oper als Horrorfilm hat es durchaus schon öfter gegeben, Kunstblut
ist woanders gar viel exzessiver geflossen. Und die Verlegung einer reichlich
krausen Handlung – wie jener von Waleri Brjussows historischem Roman, der
dem Komponisten zur Vorlage seines Librettos diente – in eine Nervenheilanstalt ist in der Opernregie zurzeit gar der reinste Modetrend. Dennoch ist Karaman etwas Herausragendes gelungen, bei dem einfach alles zusammenpasst
– weil er nah an der Musik inszeniert, auf seine Darsteller eingeht und nichts
im luftleeren Raum erfindet. Aus einer reichlich abgedrehten Geschichte aus
dem 16. Jahrhundert um eine Frau namens Renata, die von einer Engelserscheinung in ihrer Jugend besessen ist und einer vermeintlichen Reinkarnation
dieses – auch in sexueller Hinsicht – feurigen Engels hinterherjagt, wird so
ein nachvollziehbares Seelendrama, dem es allerdings an keiner Stelle an wirkungsvoller äußerer Handlung fehlt.
Denn dass Renata mit solchen Hirngespinsten in der Psychiatrie gelandet ist,
ist aus heutiger Sicht – Karaman verlegt die Handlung ins frühe bis mittlere 20.
Jahrhundert – durchaus plausibel. Aus Ruprecht, dem jugendlichen Schwärmer,
macht Karaman einen Psychiater in mittleren Jahren, der seiner Patientin in
einer Amour fou verfällt, und schreibt Bariton Boris Statsenko damit eine passgenaue Rolle zu, die das langjährige Ensemblemitglied mit
äußerster Hingabe und großem Charisma ausfüllt.
Svetlana Sozdateleva hat die Renata bereits in Brüssel
und Berlin gesungen und gestaltet die Partie entsprechend
differenziert, sicher und strahlkräftig. Im Orchestergraben
entfesselt der junge Kapellmeister Wen-Pin Chien unterdessen eine aufregende emotionale Achterbahnfahrt
Karsten Mark
zwischen zarter Schwärmerei und schmerzhaft zerrender
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater Angst. Großartig.
NRW ist dreifach beim Doppelpass-Fonds vertreten
Immo Karaman inszeniert Prokofjews „Der feurige Engel“
Mit dem 2011 ins Leben gerufenen Fonds Doppelpass setzt die Bundeskulturstiftung ihre Initiative fort, freie Gruppen mit festen Häusern in Kontakt
und zur Zusammenarbeit zu bringen. Ziel sind nicht nur mehr Auftrittsmöglichkeiten für die freie Szene oder die Nutzung der Infrastruktur der
Stadttheater, das Kernanliegen liegt in der gemeinsamen Erarbeitung einer
künstlerischen Produktion. Dafür finanziert die Bundeskulturstiftung eine
zweijährige Residenz der Gruppe am jeweiligen Theater mit jeweils 150.000
Euro – wobei aber nicht die Verpflichtung besteht, die Zeit durchgehend
vor Ort zu sein. 2015 sind gleich drei Gruppen oder Häuser aus NRW dabei:
Neben dem Jungen Schauspielhaus Düsseldorf wird das Bonner Tanzensemble CocoonDance seine Zelte am Stadttheater Osnabrück aufschlagen. Auch
sie widmen sich dem Thema Flüchtlinge, allerdings hier mit Blick auf die
Geschichte der Körper. Was hat sich an Kultur, an Erfahrung, an Herkunft
in den Körper eingeschrieben? Was lässt sich in neuen Zusammenhängen
überschreiben?
Und das Schauspiel Dortmund schließlich beherbergt eine der wahrscheinlich subversivsten Aktivisten-Truppen der deutschen Theaterlandschaft: Das
Peng! Collective aus Leipzig/Berlin. Sehr lustig zum Beispiel ihre Aktion, als
sie eine Live-Sendung des Esoterik-Senders AstroTV kaperten. Der Verdacht,
dass die selbsterklärten Eso-Spezialisten über teure Hotlines Anrufer abzocken, steht schon länger im Raum. Mit dem fiktiven „Astro-Clown“ Pjotr
Wasabi sind Peng! Collective in die Sendung marschiert, haben auf dem
Kopf des Moderators ein Ei aufgeschlagen und die Einstellung des Senders
vor laufender Kamera gefordert. Oder sie schickten einen fiktiven Wissenschaftler mit einer abstrusen Maschine zum „Shell Science Slam“ und inszenierten dort eine Öl-Katastrophe, indem sie den Raum
unter Wasser, bzw. unter Öl setzten. Sehr schmutzig
und sehr wirkungsvoll. In Dortmund wird das Kollektiv
gemeinsam mit dem Schauspiel die fiktive PR-Agentur
Die Populisten gründen. Sie soll die Möglichkeit von Aktionskunst im Stadtraum, im Netz oder im Theater zu
den Themen Rechtsradikalismus in Dortmund sowie der
Hans-Christoph
nordrhein-westfälischen Waffenproduktion ausloten. Es
Zimmermann
kann also keiner von der Borussenfront hinterher sagen,
Journalist und
Theaterkritiker
er hätte es nicht gewusst.
11
„Der feurige Engel“ | R: Immo Karaman | WA im Oktober | Deutsche Oper
am Rhein, Düsseldorf | 0211 892 52 11
culture club
präsentiert: OmU-Kino
präsentiert: Oper
CIÑOL – SPANISCHE
FILME: BIUTIFUL
LIVE-ÜBERTRAGUNG:
TRISTAN UND ISOLDE
Javier Bardem („No Country for Old
Men“) verkörpert in diesem berührenden
Melodram den gutherzigen Kleinganoven
Uxbal. Der Familienvater hält sich in den
heruntergekommenen Randgebieten Barcelonas mit Dealereien über Wasser. Als
der Arzt bei ihm eine schwere Krankheit
diagnostiziert, versucht der Verlorene
in seinem Umfeld Ordnung zu schaffen.
Großartig gespieltes, mit surrealen Momenten gespicktes, mitreißendes Drama.
Kino-Oper und andere Live-Übertragungen
sind en vogue: Auch das Metropolis Filmtheater in Bochum bietet stets besondere
Events an, nun zum ersten Mal aus dem
Bereich Klassische Musik. Von den Bayreuther Festspielen wird Richard Wagners
„Tristan und Isolde“ live in den Kinosaal am
Bochumer Hauptbahnhof übertragen. Zur
Begrüßung gibt’s ein Glas Sekt.
Filmstudio Glückauf
Rüttenscheider Str. 2,
45128 Essen
Karten: 0201 43 93 66 33
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Di 25.8. 20 Uhr
culture club
präsentiert: Kino-Café
VERSTEHEN SIE
DIE BÉLIERS?
Coming-of-Age-Komödie über eine junge Frau, die mit ihren Eltern und einem
Bruder als einziges nicht-taubes Familienmitglied aufwächst. Als ihr Talent als
Sängerin entdeckt wird, gerät sie bald in
einen Zwiespalt zwischen dem Verfolgen
ihres Traumes und der Unterstützung ihrer Familie.
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost 3x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Komikzentrum Ruhr
culture club
Foto: Joseph Albert, Ludwig und Malwine Schnorr
von Carolsfeld als »Tristan und Isolde« der Münchner
Uraufführung, 1865, München, Staatliche Verwaltung
der Schlösser
METROPOLIS Filmtheater
Direkt im Hauptbahnhof
Karten: 0234 12 26 3
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
Fr 7.8. 15.45 Uhr
culture club
präsentiert: Open Air Kino
BLICKE.FILMFESTIVAL:
KURZFILMPROGRAMM
Wie jedes Jahr findet im endstation.kino
auch diesen November wieder „blicke.
Filmfestival des Ruhrgebiets“ statt und
bietet allerlei Filmemachern Raum zur
Präsentation ihrer Werke. Im sommerlichen Open Air Kino werden nun etliche
Kurzfilm-Highlights aus den vergangenen
Jahren gezeigt. Im Mondschein präsentiert
sich das Ruhrgebiet bunt, vielfältig und vor
allem unterhaltsam.
Endstation Open Air
(Hinterhof)
Wallbaumweg 108, 44894
Bochum
Karten: 0234 687 16 20
Ganz schön sexy: die Comedienne Enissa Amani, Foto: MTS live
Vollblut-Tussi gibt Gas
Enissa Amani schert sich keinen Deut um Genre-Grenzen
So richtig in die Vollen gehen die Kleinkunst-Bühnen erst im September: mal
abgesehen von Festivals wie dem RuhrHochDeutsch-Marathon, der noch bis
zum 11. Oktober über die Bühne im Dortmunder Spiegelzelt geht und auch
im August mit grandiosen Humorarbeitern wie Frank Goosen und Jochen
Malmsheimer, Hennes Bender und Christian Ehring lockt. Das Zeltfestival
Ruhr am Kemnader See bei Bochum wiederum bietet vom 21. August bis
6. September vorwiegend Musik-Gigs und Veranstaltungen für Kinder. Eine
Ausnahme macht da das Oberhausener Ebertbad. In der ersten Hälfte des
Monats werden „Pommes“ serviert (nach dem Buch von Markus BeutnerSchirp), mit Salz, Majo und Ketchup angereichert von Gerburg Jahnke, eine
Mixtour aus „Kabarett plus Songs mal Boulevard durch Komödie = Unterhaltung auf hohem Niveau“, so die Ankündigung.
Bis zum 20. des Monats müssen sich diejenigen gedulden, die Enissa Amani
immer schon mal live erleben wollten. „Zwischen Chanel und Che Guevara“ heißt das Programm der vielseitigen Kleinkünstlerin, mit dem sie gerade
durch die Decke im House of Comedy geht. Anders gesagt: Sie kam, sah und
entzückte – eine junge Frau, die sich selbst als Vollblut-Tussi bezeichnet
und dabei genau erklären kann, was es damit auf sich hat. Keine Frage, sie
ist ein Naturtalent. Wie gut, dass sie ihr Jurastudium an den Nagel gehängt
hat. Als Comedienne kann sie auf jeden Fall mehr für die Emanzipation der
Menschheit tun als eine Anwältin. Und zwar auf ihre Weise.
Geschickt blickt die Deutschperserin von einem Land zum anderen – zeigt
Vorurteile und Missstände auf und nennt diese beim Namen. „Sind Nazis
hier“, fragt sie mit ihrer unnachahmlichen Pieps-Stimme, „ruhig mal die
rechte Hand heben!“ Oder sie fällt über die IS-Terrorgruppe her: „Habt ihr
gesehen, wie die angezogen sind?“ Der Witz besteht dabei in der Verquickung von intelligenten Seitenhieben auf kulturelle Eigenarten und ihrer zur
Schau gestellten Weiblichkeit – hierzulande eines der wenigen Tabus. Wer
als Frau schön und sexy ist, sollte im Oberstübchen eher unbedarft sei, so die
einhellige Meinung.
Ihrem familiären Background – der Vater ein vom iranischen Regime verfolgter Hardcore-Kommunist, die Mutter eine Feministin alter Schule – hat
sie es zu verdanken, dass ihr Programm auf festem, intellektuell untermauerten Fundament steht. Sie erzählt, was sich ihre Eltern haben einfallen lassen, um sie zu einer politisch korrekten jungen Frau zu erziehen – frühzeitig
mit der Lektüre von Karl Marx’ kommunistischem Manifest konfrontieren
und die Schultüte mit Durchhalte-Parolen beschriften. Es hat funktioniert:
Enissa Amani ist nicht nur eine kluge und selbstbewusste Comedienne geworden, sie schert sich auch nicht um Konventionen und Genre-Grenzen. Als
Stefan Raab sie in seine Sendung „TV total“ einlud, war das für sie so etwas
wie ein Ritterschlag der Zunft. Richtig stolz durfte sie als Moderatorin einer
Riesenveranstaltung wie dem Noruz-Fest in der Oberhausener Arena sein, zu
der rund 15 000 Menschen geströmt sind. Und im Frühjahr diesen Jahres war
sie eine der Kandidatinnen in der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“. Wer sagt da,
der August hätte nichts zu bieten – fragt sich Ihre stets über Tage lebende..
ANNE NÜME
trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de
12
Mi 2.9. 14.30 Uhr
Sa 8.8. 21 Uhr
Tanz in NRW
Sparkasse Dortmund und Radio 91.2 präsentieren:
RuhrHOCHdeutsch
im Spiegelzelt
„Folk-s“ von Alessandro Sciarroni, Foto: Andrea Macchia
Die Freude am „Besseren Scheitern“
Tanzhaus NRW knüpft Dialoge zwischen Profis und Amateuren
Von Thomas Linden
Mit Investitionen schafft man Vertrauen. Eine Erkenntnis, die auch in der Welt
der Künste ihre Gültigkeit besitzt. Über zwei Jahre hinweg bietet das Tanzhaus
NRW drei Choreografen als sogenannten Factory Artists eine Heimat in Düsseldorf. „Wir haben sie aufgefordert, mit
„Ein Füllhorn zeitgenösihrer Arbeit ins Risiko zu gehen, sich zu
sischen Tanzes wird sich in
trauen, einmal alles das auszuprobieren,
Düsseldorf ergießen“
was ihnen sonst Schwindel verursachen
würde“, erklärt Bettina Masuch, die Intendantin des Tanzhauses. Jenseits des „Großkampfprinzips“ möchte sie mit dem
Bekenntnis zu den Künstlerpersönlichkeiten der beiden Deutschen Sebastian
Matthias, Alexandra Waierstall und dem Belgier Jan Martens zu anderen ästhetischen Ergebnissen kommen.
Erreicht hat sie schon einmal eine starke Identifikation der drei mit dem Tanzhaus und zugleich eröffnet der Blick von außen auch neue Perspektiven auf
Düsseldorf. So wird der Berliner Choreograf Sebastian Matthias in einem „groove space“ die besondere urbane Stimmung aufnehmen. Eine Art Gefühlsporträt, das im Zusammenspiel mit Tänzern, einem Chor und dem Düsseldorfer
Publikum entsteht. Mit Geisterstädten beschäftigt sich Alexandra Waierstall in
ihrer Produktion „A City Seeking its Bodies“, die gemeinsam mit dem Pianisten
Hauschka, der bildenden Künstlerin Marianna Christofides, einem Streichquartett und den Tänzern entsteht. Lokale Anbindung mit internationalem Horizont
nennt Bettina Masuch ihren Zuschnitt für das Haus, der sich etwa in den Arbeiten realisiert, die der Jan Martens mit Tanzamateuren veranstaltet.
Zur Eröffnung am 29. August stellt Martens „The Common People“ vor. Dazu
lädt er Düsseldorfer Bürger zu einer Serie von Blind Dates ein. Zwei Menschen
mit unterschiedlichen Professionen zeigen in Duetten ihre Interpretation von
Begriffen wie Annäherung oder Vertrauen. 24 Duette werden entstehen. Die
Spannung zwischen Region und großer weiter Welt wird sich durch die gesamte Spielzeit ziehen. Mit einen Feuerwerk internationaler Produktionen
sorgt man in Düsseldorf gleich für Schlagzeilen. Jérome Bel, einer der großen
Choreografen Europas serviert die „Gala“ am 27. August. Auch er sucht in
dieser Produktion das Zusammenspiel von Profis mit Amateuren, um uns alle
in Formen eines „Besseren Scheiterns“ zu einzuüben.
Eine andere Konstante der Spielzeit ist die Begegnung mit dem vermeintlich
Fremden. Alessandro Sciarroni zeigt in „Folk-s, will you still love me tomorrow?“, dass der Tiroler Schuhplattler ein Volkstanz ist, der viel mit dem Modernen Tanz gemein hat. Sciarroni versteht sich halt auf
die ironische Variante der Tradition. Die Brasilianerin Lia
Rodrigues bringt mit „Pindorama“ – dem Namen der eingeborenen für Brasilien – eine Choreografie mit elf nackten
Tänzern auf die Bühne des Tanzhauses und erzählt von der
Entstehung ihres Heimatlandes. Im Übrigen darf man sich
auf interessante Namen wie Raimund Hoghe, Silke Z., Fabien Prioville, Lili M. Rampre, Sidi Larbi Cherkaoui, Christian
Thomas Linden
Journalist und Jurymit- Rizzo oder Laurent Chétouane freuen. Ein Füllhorn zeitgeglied des Kölner Kinderu. Jugendtheaterpreises nössischen Tanzes wird sich in Düsseldorf ergießen.
13
Musik · Kabarett · Comedy · Kunst
25. Juni – 11. Oktober 2015
August
6Db
Werner Schneyder
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Jochen Malmsheimer
0Lb )U Sa.
Bruno „Günna“ Knust
… immer montags
„Pommes, Currywurst,
Bier und Kabarett vom
Feinsten“
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Klopp kann nicht
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Christian Ehring
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Ingmar Stadelmann
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Hennes Bender
6Rb
Tobias Mann
… immer dienstags
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René Steinberg, Lioba
Albus, Lisa Feller, Frank
Fischer
„Die Kneipe – Kabarett
von am Tresen“
Das einzigartige Erlebnis
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Henning Schmidtke
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Prolog
Theater-Kalender Ruhr
= Premiere
STADTTHEATER
Volker Pispers
Fr 28.8., Sa 29.8. 20.00, So 30.8. 19 Uhr
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Loco Brusca: „Mr. X“
Fliegendes Geld und goldene Affen
Das Dortmunder Micro!Festival
In einem Monat, in dem die ersten Ruhrtriennale-Theaterkarten gegen reichlich Kohle den Besitzer wechseln, sich Mädels und Buben aus den nordrheinwestfälischen Kulturseilschaften gegenseitig die Freilose dafür zuschanzen,
genau in diesem Monat ist es wieder soweit: Am letzten Ferienwochenende
lädt Dortmund traditionell in die Innenstadt fürs Micro!Festival. Drei Tage
lang, wie immer umsonst, dafür aber auch immer draußen. 15 Ensembles aus
Europa, Japan und Südafrika werden den Friedensplatz mit internationalem
Straßentheater und Weltmusik überziehen, Artistik-Stunts, Comedy-Acts und
Live-Konzerte. Das Highlight in diesem Jahr dürften wohl die vierzig TaikoTrommeln des japanischen Tokio Tribal Groove Orchestra Gocoo werden – die
Trommler sind auch Teil des „Matrix Reloaded“-Soundtracks. Aber auch das
Schwein mit der Katze rockt, ein Hund will auch trommeln und Kuh tanzt
Polka dazu. Noch Fragen?
Schon der Freitag ist kaum noch zu übertreffen und sei als Beispiel mal Programmpunkt für Programmpunkt durchdekliniert: Der Abend beginnt früh (18
Uhr) mit Danube’s Banks. Das sind sechs junge Hamburger „Gadje“-Musiker,
die gern mal klassische Kompositionen eines Django Reinhardt mit Klezmer,
Swing oder Musette-Walzern verbinden. Eine Stunde später fliegen eine rote
Kiste und fünf gewöhnliche Klappleitern durch die angeheizte Luft auf dem
Friedensplatz. Dazu natürlich auch die zwei spanischen Artisten von Doble
Mandoble. „La Belle Escabelle“ (Die schöne Trittleiter) wird ein Stück absurdes Zirkustheater. Danach kommen die Japaner von Gocoo mit ihrem perfekt
choreografierten Trommelgewitter (siehe oben). Sollte sich danach wider Erwarten wohlige Erschöpfung im Publikum breit machen: Etwas Grusel mit der
niederländischen Compagnie DaaD und noch mal Doble Mandoble wecken
schnell wieder auf, bevor Goitse aus Irland den Zuschauern den Rest geben.
Im letzten Jahr fuhren die Headliner des Irish Folk Festivals quer durch Europa. Das war nur ein Abend in Dortmund und es kommen noch zwei!
Die Samstagnacht gehört der antagon theaterAKTion mit „F.A.U.S.T. III“. Wer
sich noch an das legendäre R.A.M.M.-Theater erinnert oder einmal La Fura
dels Baus gesehen hat, den wird dieses deutsche Pendant begeistern, wenn
er sich im Sturm orientieren kann, zwischen fliegendem Geld und goldenen
Affen. Wer hätte nachmittags gedacht, dass es zu Loco Brusca aus Barcelona und seiner körperbetonten Interpretation der Dr.-Jekyll-&-Mr.-Hyde-Geschichte noch eine literarische Steigerung gibt. Der Sonntag gehört erst den
Kindern und dann der spanischen Tanzkompanie Mar Gómez. In „Between
You and Me“ entwickeln sie rund um ein Gewächshaus das illustre Spiel um
Leidenschaft, Sex und Begierde (19 Uhr). Ein schüchterner Florist soll dort von
einer höchst charismatischen Dame angezogen werden, oder war das anders?
Danach kann man nur noch abhotten bei Mama Afrika, die sich auch bei Motown und Soul bedient. Nomfusi aus Südafrika schließt mit ihrer grandiosen
Stimme das diesjährige Festival.
Kaspar Hauser und ..., Foto: Birgit Hupfeld
Die Show
Sa 23.8., Sa 29.8. 19.30
Kaspar Hauser und Die Sprachlosen
aus Devil County
So 30.8. 18.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
ROTTSTRASSE 5 THEATER! Bochum
0163 76 15 071
Fidelio, Foto: Presse
Fidelio
Fr 28.8. 19.30
Lenz, Foto: Presse
VARIETÉ & BOULEVARD
GOP VARIETÉ ESSEN
0201 245 55 55
Rockstar, Foto: Presse
Rockstar (bis 6.9.)
jew. Mi 20.00, Do 20.00, Fr 19.00, Sa
18.00 u. 21.00,
So 2.8., 16.8., 23.8. 14.00 u. 17.00, So
9.8., 30.8. 17.00
FREIE SZENE
Lenz
Sa 1.8.19.30 (beim Theaterpicknick im
Westpark), Sa 29.8. 19.30
Antigone
So 2.8. 19.30
Afghanistan
Do 6.8., So 23.8. 19.30
Batman hält die Welt in Atem
Fr 7.8. 19.30
Barfuß nackt Herz in der Hand
Sa 8.8. 19.30
Fight Club
So 9.8. 19.30
American Psycho
Mi 12.8., Do 20.8. 19.30
6 Gramm Caratillo
Fr 14.8. 19.30
Krieg
Sa 22.8. 20.00
Call 4 Revolution
Fr 28.8. 20.00
Disco Pigs
So 30.8. 19.30
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 41 31 46
Die Pottsäue
Fr 7.8.-Sa 29.8. 20.00
PETER ORTMANN
Herbert Knebels Affentheater ..., Foto: Presse
Micro!Festival | 7.-9.8. | Friedensplatz Dortmund | draußen und umsonst
www.dortmund.de/kulturbuero
Daphne de Luxe, Foto: Presse
Pommes
Sa 1.8., Do 6.8., Fr 7.8., Sa 8.8., Fr. 14.8,
Sa 15.8. 20.00;
So 2.8., 9.8., 16.8. 19.00
Volker Pispers
Mi 19.8. 20.00
Enissa Amani
Do 20.8. 20.00
Daphne de Luxe
Fr 21.8. 20.00
Herbert Knebels Affentheater und
Gastmusiker
Di 18.8. 19.30
14
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Barfuß Nackt Herz in der Hand
So 16.8. 18.00
Alice – Frei nach Lewis Carroll
Fr 21.8. 20.00; Sa 22.8. 18.00
Rock of You
So 23.8. 19.00
Missing Links
Fr 28.8., Sa 29.8. 20.00
www.trailer-ruhr.de
BROADWAY THERAPY
EIN FILM VON PETER BOGDANOVICH
www.broadwaytherapy.de
ab 20.8. im Kino
Das Programm im August & September 2015
„Ein absoluter Hit –
gute Laune garantiert!”
UCI EVENTS
PROGRAMMKINO.DE
<
„Witz, Tragik und Tränen, auch Spannung,
vor allem aber eine Herzenswärme,
die man mit nach Hause nimmt.”
KINO-ZEIT.DE
<
„Dieser Film ist ein Volltreffer!”
BAYREUTHER FESTSPIELE
HOLLYWOOD REPORTER
Der
TRIS
STA
AN UND
D ISOLDE
Am 7. 8. um 15.45 Uhr
Reginain Casé
Sommer
mıt
Mama
exklusiv in der
UCI KINOWELT Ruhr Park
Katharina Wagners
Neuinszenierung live von
den Bayreuther Festspielen
THE WORLD’S MOST SPECTACULAR OPERA EVENT OF 2015
Ein Film von
Anna Muylaert
VERDI‘S
AID
DA
Am 15. 9. um 20 Uhr
in den UCI KINOWELTen
Ruhr Park und Duisburg
Aufzeichnung der
Open Air-Oper aus Sydney
Handa Opera on Sydney Harbour
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Mein Film, mein Kino, meine Meinung
16
trailer-ruhr.de Forum
Film-ABC
Vorspann
„Still the Water“, s.S. 23
KULTUR.KINO.RUHR.
AUGUST 2015
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
30.7.
6.8.
13.8. 20.8. 27.8.
22
About a Girl
X
26
Aloha - Die Chance auf Glück
26
Barbie - Eine Prinzessin im Rockstar Camp
20
Boy 7
X
23
Broadway Therapy
X
24
California City
20
Coconut Hero
X
26
Codename U.N.C.L.E.
X
26
Dating Queen – Beziehungen sind auch keine Lösung
X
26
Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen
24
Der Sommer mit Mamã
23
Die getäuschte Frau
23
Die Yes Men – Jetzt wird’s persönlich
X
15.8.
X
X
X
X
27
Es ist kompliziert...!
26
Fantastic Four
X
22
Frank
24
Gefühlt Mitte Zwanzig
26
Horns
27
Las Insoladas - Sonnenstiche
20
Learning to Drive - Fahrstunden fürs Leben
20
Manuscripts Don‘t Burn
24
Margos Spuren
26
Mission: Impossible – Rogue Nation
26
Ooops! Die Arche ist weg...
X
26
Pixels
X
26
Self/less – Der Fremde in mir
18
Slow West
27
Southpaw
23
Still the Water
26
Straight Outta Compton
20
Taxi – nach dem Roman von Karen Duve
27
The Vatican Tapes
27
ThuleTuvalu
27
Toilet Stories
27
True Story – Spiel um Macht
27
Um jeden Preis
27
Vacation
X
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Fragt sich, ab wann man politisch ist: Lisa Mertens
Alles ist politisch
Kinder des Zeitgeists
Ja, wir haben es mittlerweile oft genug gehört: Wir sind politikverdrossen. Insbesondere der Generation, die nach 1980 geboren ist, fehlt es an politischem
Engagement. Die tatsächliche Auseinandersetzung mit (gesellschafts-)politischen Themen straft diese Behauptungen jedoch Lügen. Hauptsächlich verlagert in das weltweite Netz, mit Hashtags geschmückt und in Memes verpackt
treibt diese Auseinandersetzung krude, erschreckende, stumpfe und aufrührerische Blüten. Besonders zu den aktuellen heißen Eisen. Zur Griechenlandkrise
werden Tausende von Facebooknutzern zu Wirtschaftsexperten mit Hang zu
Stammtischparolen. Übertrumpft nur noch von Vollidioten, die Flüchtlinge gerne wieder ins Meer treiben möchten, bis Herr Schweiger, ja tatsächlich der Typ
mit den Hasen und Küken, auf den virtuellen Tisch hauen muss. Einige Meinungen manifestieren sich auch in der „realen“ Welt. Glücklicherweise gibt es mehr
als die hässlichen Fratzen in Freital. Glücklicherweise gibt es auch diejenigen,
die es nicht nur bei einem „Refugees welcome“-Profilbild belassen. Glücklicherweise gibt es auch diejenigen, denen abgedroschene Parolen wie „Hoch
die internationale Solidarität“ skandieren zu stumpf und inhaltsleer ist und die
stattdessen auf kreative Weise harte Gesellschaftskritik vorbringen. Nein, wir
sind nicht politikverdrossen. Nein, wir sind einfach anders politisch als Merkel,
Gabriel & Co sich das vorstellen. Schon der alte Aristoteles bezeichnete den
Menschen schließlich als politisches Wesen.
Aber an was denken wir, wenn es um den politischen Film geht? Muss auf der
Verpackung direkt Polit-Thriller oder -Drama stehen? „Die Unbestechlichen“
mit Dustin Hoffman und Robert Redford ist ein Klassiker der Filmgeschichte
und prägte das Politikverständnis einer ganzen Zeit. „Dr. Seltsam“, „WarGames“
und „Jagd auf Roter Oktober“ sind Kinder des Kalten Krieges, ob satirisch, kritisch oder schwarz-weiß. Aktuell arbeiten Hollywood-Produktionen den Irakkrieg auf und dabei reihen sich „The Messenger“, „Tödliches Kommando“ und
„Green Zone“ in die Riege der klassischen Antikriegsfilme ein. „Die drei Tage
des Condor“, die Bourne-Filme oder „Der gute Hirte“ gehen gegen die CIA oder
sonstige „da oben“ an. Und neben den unzähligen, vor Stars and Stripes nur
so strotzenden Patriotenfilmen finden sich gesellschaftspolitische Akzente wie
„Philadelphia“, „Milk“ und „Selma“. Mit dem nun startenden „Die Yes Men –
Jetzt wird’s persönlich“ kommen die politischen Aktivisten zum Zuge. Genauer
gesagt, zwei kreative und humorvolle Guerilla-Aktivisten, die seit zwei Jahrzehnten Korruption in Politik und Wirtschaft in die Öffentlichkeit zwingen und
zwar provokant jenseits der etablierten Strukturen. Inspiration sind sie übrigens
für die ach so Politikverdrossenen.
X
Doch nicht immer ist nur das drin, was auf der Verpackung steht. Interessant
sind auch Filme, die aufgrund ihrer Genrezugehörigkeit nicht per se politisch
sind. Auch sie sind aber Kinder des Zeitgeistes und arbeiten womöglich offen
oder subtil mit politischen Andeutungen. So lassen sich „Jurassic World“ und
„Pixels“ politisch lesen. Sind vielleicht sogar im neuen „Barbie“-Film gesellschaftspolitisch relevante Glitzer-Sprenkler versteckt? Die zu finden, dürfte
vermutlich gar nicht mal so schwer sein. Letztendlich ist alles politisch.
X
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23.7.
X
LISA MERTENS
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
17
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film des Monats
Der Schütze und sein Schützling
Am falschen Lagerfeuer
des
 Wiedergeburt
Western-Genres?
 meinung@trailer-ruhr.de
„Slow West“ von John Maclean
Der 16-jährige Jay ist im Wilden Westen des Jahres 1870 völlig auf sich gestellt.
C Ungewöhnlicher Western voller surrealer Momente
Es ist immer wieder anregend, im Kino völlig unerwartet und ohne großes
Vorwissen überrascht zu werden. „Slow West“ ist der perfekte Kandidat für
eine solche Überraschung: Das Debüt von John Maclean ist ein Western, der
seinen Titel ernst nimmt, ansonsten aber eher spielerisch mit dem Genre
umgeht: Der 16-jährige Jay Cavendish ist im Wilden Westen des Jahres 1870
völlig auf sich gesellt. In Schottland war der Sohn eines Gutsbesitzers in Rose
(Caren Pistorius), die ältere Tochter eines benachbarten Landarbeiters verliebt.
Für Rose ist es nur eine Freundschaft, während sich der heranwachsende Jay
ernsthaft Hoffnungen macht. Als Jays Vater im Streit mit Roses Vater umkommt, müssen Rose und ihr Vater nach Amerika fliehen. Der naive Jay reist
ihnen nach und findet sich plötzlich zwischen Räubern und Mördern wieder.
Als er auf den einsamen Revolverheld Silas (Michael Fassbender) trifft, bietet
der ihm gegen Geld seinen Schutz an. In Wahrheit führt Silas aber anderes im
Schilde: Im Gegensatz zu Jay weiß er, dass auch
hier ein hohes Kopfgeld auf Rose und ihren Vater
ausgesetzt ist. Er will sich von Jay zu den beiden
führen lassen, um das Geld zu kassieren. Doch nicht
nur Silas ist scharf auf das Geld: Seine ehemaligen
Bandenmitglieder um den brutalen Payne (Ben
Mendelsohn) sind ihnen auf den Fersen und wollen
Rose und ihren Vater – lebendig oder tot.
Ungewöhnlich und kostbar
„Slow West“ reiht sich in eine Handvoll ungewöhnlicher neuer Western ein, die
in den letzten Jahren die Möglichkeiten des Genres neu ausloteten. Sei es
„Django Unchained“ von Tarantino, der nach seiner antirassistischen Gewaltorgie Anfang 2016 mit „The Hateful Eight“ nachlegt, sei es Tommy Lee Jones‘
feministischer Western „The Homesman“ oder Kelly Reichardts zwischen Realismus und Psychedelic oszillierendes Siedlerdrama „Meek‘s Cutoff“. Im Gegensatz zu den genannten Filmen von gestandenen Filmemachern und Filmemacherinnen ist „Slow West“ ein Debüt. Umso ungewöhnlicher wird der Film
dadurch, dass Regisseur John Maclean ein Schotte ist, der seinen selbstverständlich in Amerika angesiedelten Western mit einem weitgehend australischen Cast in Neuseeland gedreht hat. Als Hauptdarsteller konnte er keinen
Geringeren als den gefeierten Charakterdarsteller Michael Fassbender gewinnen. Wie passt das alles zusammen?
Es passt gut zu der Tatsache, dass Regisseur John Maclean kein gelernter
Regisseur ist, sondern Quereinsteiger. Nach seinem Kunststudium gründete er
mit Freunden die erfolgreiche Indie-Band The Beta Band, nach deren Ende es
mit The Aliens weiterging. Keyborder Maclean war bei beiden Bands für den
Großteil der Videos verantwortlich. Es folgten zwei Kurzfilme, für die er
Michael Fassbender als Darsteller gewinnen konnte. Die Zusammenarbeit verlief so gut, dass dessen Produktionsfirma Macleans ersten Spielfilm produzieren wollte, so dass Maclean die Rolle des Silas Fassbender gleich auf den Leib
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Wir freuen uns auf Post.
schreiben konnte. Wie der junge Clint Eastwood füllt Fassbender die Leinwand
alleine mit seiner coolen Präsenz. Die Story um den jungen Jay erinnert hingegen immer wieder an eine Traumreise. Ähnlich wie in Jim Jarmuschs Kultfilm „Dead Man“, wo Johnny Depp einen ähnlich unbedarften Jüngling wie Jay
im Wilden Westen spielt, wird „Slow West“ zunehmend von einer surrealen
Stimmung durchzogen. Und auch der leicht angedunkelte Humor erinnert in
seiner Leichtigkeit eher an Jarmusch denn an den wirklich schwarzen Humor
von Tarantino oder auch den Coen-Brüdern in ihrem Western „True Grit“, wo
ebenfalls ein naiver Jugendlicher dem Westen hilflos ausgeliefert ist, bis sich
ein Beschützer an seine Seite stellt. „Slow West“ erinnert auf den unterschiedlichsten Ebenen an all diese Filme. Was Macleans Debüt neben all den
anderen Neo-Western aber so ungewöhnlich und kostbar macht, ist die irritierende Mischung der Zutaten, das uneinheitliche Schwanken zwischen Gewalt und Humor, Spannung und Leichtigkeit. Und
ZUR PERSON
es sind die vielen Details, die den mit 85 Minuten
John Maclean studierte
recht kurz geratenen Film so reich erscheinen lasKunst , bevor er Keyborsen. Da landet einer aus Versehen am Lagerfeuer
der der Beta Band und
der Kontrahenten, wird aber im allgemeinen
der Aliens wurde, deren
Videos er zum größten
Alkoholismus ohne großes Aufsehen integriert. Da
Teil drehte. Nach zwei
verbindet ein Blick zu einem fernen Gewitter unseKurzfilmen mit Michael
re Helden mit ihrer ungewissen Zukunft auf eine
Fassbender ist „Slow West“
Art, die man im Kino noch nicht gesehen hat (und
sein erster Langfilm.
auch nur bemerkt, wenn man genau hinsieht). Da
erwächst aus einer harmlosen Szene beim Krämer eine bis ins Mark erschütternde Verzweiflung, die kurz darauf in einer merkwürdig surrealen Musikszene mitten in der einsamen Prärie aufgefangen wird.
Unorthodoxer Freiheitsdrang
Bei aller Stilisierung vermittelt „Slow West“ einen realistischen Eindruck von
der Bedrohlichkeit und der Willkürlichkeit des Lebens im Wilden Westen. Denn
zwischen Humor, Poesie und Skurrilität schleichen sich immer wieder Szenen
ein, die nicht nur von der Brutalität, sondern auch von der Einsamkeit künden
und diese nicht als Freiheit glorifizieren. Das erfrischende an „Slow West“ ist
sicher der Biografie von John Maclean geschuldet. Wann sieht man schon
einen Western, der den unorthodoxen Freiheitsdrang eines autodidaktischen
Musikvideo-Regisseurs und zugleich den naiven Geist eines Kino-Debüts in
sich trägt?
CHRISTIAN MEYER
trailer verlost 1 Soundtrack und 1 Roman auf trailer-ruhr.de
SLOW WEST Sundance Film Festival 2015: Großer Preis der Jury
USA/NZ 2014 - Western - 85 Min - Regie: John Maclean
mit: Michael Fassbender, Kodi Smit-McPhee, Caren Pistorius
Start: 30.7.
BO: Endstation,
Endstation, Metropolis/Casablanca,
Metropolis/Casablanca,Union,
DO: Camera,
DU: Filmforum,
BO:
DO: Camera,
DU: Filmforum,
E: E.
E. Filmkunsttheater
FIlmkunsttheater
E:
18
trailer-ruhr.de Forum
Kritikerspiegel Ruhr
August 2015
Die häufigsten Nennungen
Simone
Schlosser
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
Best of
Comedy
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
(Urlaub)
Christian
Meyer
choices
Verena
Lueken
Kultur.Kino.Köln.
FAZ
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Lars-Olav
Beier
Spiegel
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Cristina
Nord
taz
Frank
Brenner
trailer
Rundschau
(Urlaub)
Kultur.Kino.Ruhr.
(Urlaub)
Still the Water Slow West
von
von
N. Kawase
J. Maclean
Frank
von
L. Abrahamson
Frank
von
L. Abrahamson
Broadway
Therapy
von P. Bogdanovich
Still the Water
von
N. Kawase
Manuscripts
Don’t Burn
von
M. Rasoulof
Gefühlt Mitte
Zwanzig
von
N. Baumbach
Dating Queen
von
J. Apatow
Las InsoladasSonnenstiche
von
G. Taretto
Broadway
Therapy
von P. Bogdanovich
Gefühlt Mitte
Zwanzig
von
N. Baumbach
Broadway
Therapy
von P. Bogdanovich
Broadway
Therapy
von P. Bogdanovich
Die getäuschte
Frau
von S. Polak
Frank
von
L. Abrahamson
Manuscripts
Don’t Burn
von
M. Rasoulof
Der Sommer
mit Mamã
von
A. Muylaert
Gefühlt Mitte
Zwanzig
von
N. Baumbach
About a Girl
von
M. Monheim
Margos Spuren Slow West
von
von
J. Schreier
J. Maclean
Best of
Drama
Besondere
Erwähnung
Sascha
Westphal
EPD-Film
Slow West
von
J. Maclean
Herausragend
Bemerkenswert
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Slow West
von
J. Maclean
About a Girl
von
M. Monheim
Slow West
von
J. Maclean
Horns
von A. Aja
Slow West
von
J. Maclean
Coconut Hero
von
F. Cossen
Slow West
von
J. Maclean
Manuscripts
don‘t burn
von
M. Rasoulof
Still the Water Margos Spuren
von
von
N. Kawase
J. Schreier
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
16.8. 14.30 Uhr DER KLEINE RABE SOCKE 2 – DAS GROSSE RENNEN,
UCI Bo/Di
Preview des neuen Familienabenteuers um den von Jan Delay gesprochenen
frechen Vogel.
1.8. 21.30 Uhr DIE REIFEPRÜFUNG, Lichtburg Oberhausen
Klassiker mit Dustin Hoffman im Open-Air-Kino.
1.8. 21.45 Uhr ONCE, Westfalenpark Dortmund
Irischer Indie mit viel Gefühl und wenig Kitsch unter freiem Himmel an der
Seebühne.
16.8. 18.15 Uhr 52 TUESDAYS, Schauburg Dortmund
In der Reihe homochrom, anlässlich des CSD. OmU.
2.8. 11 Uhr HONIG IM KOPF, Lichtburg Essen
Familienfilm mit Dieter Hallervorden und Emma Schweiger als Matinée.
18.8. 20.30 Uhr DIE YES MEN – JETZT WIRD’S PERSÖNLICH, Lichtburg
Oberhausen
Preview der Dokumentation um die Aktivistengruppe aus New York.
5.8. 14.30 Uhr DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT, UCI Bo/Du
Oscarprämierter Film über Stephen Hawking im Kino-Café.
5.8. 20.30 Uhr MISSION: IMPOSSIBLE – ROGUE NATION, Filmwelt Herne
Preview des fünften Teils der Agentenreihe.
„Das fehlende Grau“
18.8. 21 Uhr BLADE RUNNER – THE FINAL CUT, Landschaftpark DuisburgNord
Kultfilm mit Harrison Ford im Stadtwerke Sommerkino. Veranstaltet in Koop.
mit dem Filmforum.
6.8. 21 Uhr DAS FEHLENDE GRAU, sweetSixteen Dortmund
Dramatische Episoden aus der Nacht einer junge Frau, die mit BorderlineStörung lebt. Im Anschluss Gespräch mit den Filmemachern.
19.8. 20 Uhr SOUTHPAW, CineStar Dortmund
Sportdrama mit Jake Gyllenhaal. Preview in der Reihe CineMen.
7.8. 15.45 Uhr TRISTAN UND ISOLDE, Metropolis Bochum
Übertragung direkt von den Bayreuther Festspielen.
19.8. 20 Uhr VACATION, UCI Bo/Du
Komödie um die chaotische Familie Griswold. Preview.
8.8. abends THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, Fiege Bochum
Fest im Programm des Open-Air-Kinos verankert. Requisiten nicht vergessen!
21.8. 20 Uhr MINIONS, Schloss Strünkede Herne
Die kleinen beliebten Einzeller suchen das Open-Air-Kino heim. In Koop mit
der Filmwelt Herne.
9.8. 18/20 Uhr ZEIT DER KANNIBALEN, Walzenlager Oberhausen
Groteske mit Devid Striesow präsentiert von „Arbeit & Leben Oberhausen“
und dem Evangelischen Familienbildungswerk.
22.8. 20 Uhr THE ENDLESS SUMMER, Endstation Bochum
Der letzte Teil der Surf-Reihe big wave unter freiem Himmel (Hinterhof)
11.8. 18/20.30 Uhr A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT, Schauburg
Gelsenkirchen
Der Western-Vampir-Film Noir-Mix aus dem Iran in der KoKi-Reihe Starke
Frauen.
23.8. 20.45 Uhr QUEEN OF THE DESERT, Landschaftpark Duisburg-Nord
Filmbiografie von Werner Herzog über die britische Historikerin Gertrude Bell.
Preview im Sommerkino.
„The Rocky Horror Picture Show“
„Queen of the Desert“
26.8. 21.30 Uhr FACK JU GÖHTE, Ringlokschuppen Mülheim
Der Kassenschlager 2013 schlechthin mit Elyas M’Barek. Umsonst und
Draußen.
12.8. 19.30 Uhr FANTASTIC FOUR, Cinemaxx Essen
Die älteste Helden-Gruppe aus dem Marvel-Universum in der Preview.
12.8. 20 Uhr DATING QUEEN, Filmpassage Mülheim
Komödie über den Sinn und Unsinn der Ehe, mit Tilda Swinton. Preview.
27.8. 19 Uhr GOTTHARD GRAUBNER – FARB-RAUM-KÖRPER, Endstation
Bochum. Über das künstlerische Schaffen des deutschen Malers in der Reihe
Kunst(-Film). Mit Einführung.
12.8. 20.15 Uhr CODENAME U.N.C.L.E., Apollo Gelsenkirchen
Guy Ritchie schlägt wieder witzig, wirsch und wild mit einem 60er-Agentenspiel zu. Im Cineboyz Preview Club.
29.8. 20 Uhr BONNIE & CLYDE, Kunstmuseum Bochum
Klassiker über das Gangster-Pärchen. Open Air in Koop. mit Endstation.
30.8. 15 Uhr AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE, Kino im U Dortmund
Detaillierter Blick auf Einzelschicksale während der Kumbh Mela.
14.8. 21.55 Uhr PRIDE, Babylon Hagen
Basierend auf einer wahren Geschichte um eine Gruppe Homosexueller, die
sich für streikende Bergleute stark machten. Kino unterm Sternenhimmel.
31.8. 20.30 Uhr BROT UND TULPEN, Reinoldi Kirche Dortmund
Im Rahmen des Projekts Kirche und Kino an Sankt Reinoldi, in Koop. mit der
Schauburg.
15.8. 11 Uhr „NIPPONSKI“, Schauburg Gelsenkirchen
Ostindonesisches DoubleFeature vom geheimnisvollen Filmclub Buio Omega.
„Codename U.N.C.L.E.“
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
„Die Yes Men“
19
„An den Ufern der heiligen Flüsse“
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Schicksalhafte Begegnung im 80er-Ambiente: Alex und Marc
Boy 7 (David Kross) auf der Flucht vor Seelendieben
Taxi Taxi
Resozialisierung
„Taxi - nach dem Roman von Karen Duve“ von Kerstin Ahlrichs
„Boy 7“ von Özgür Yıldırım
Eine junge Frau auf der Suche nach dem Beifahrer fürs Leben.
C Taxi-Fahrt durch die 80er
Ein Hacker gerät in die Versuchsreihe eines gewissenlosen Forschungsinstituts.
C Deutsche Teenie-Dystopie
Alex (Rosalie Thomass) ist 25 Jahre alt und wohnt noch zuhause bei Mutti
in der Hamburger Vorstadt. Die Ausbildung zur Versicherungskauffrau hat sie
abgebrochen. Stattdessen fährt sie jetzt Taxi. Damit verdient sie bald mehr
als ihr Yuppie-Bruder. Aber glücklich macht sie das neue Leben mit eigener
Wohnung und Künstler-Freund auch nicht. Das ändert sich erst als sie den
1,35 Meter kleinen Marc (Peter Dinklage) kennenlernt. Gewohnt souverän
spielt der „Game of Thrones“-Star das Aufgebot aus Stipe Erceg, Robert
Stadlober und Armin Rohde an die Wand. Ein Glücksfall für den Film, der sich
ansonsten zu sehr auf die blonde Föhnwelle und die roten Schmolllippen von
Rosalie Thomass verlässt und darüber die Story und ihre Figuren aus dem
Rückspiegel verliert.
SIMONE SCHLOSSER
Mit dieser Teenie-Dystopie wagt sich Regisseur Özgür Yıldırım an einen deutschen Genrefilm. Und das ist ja grundsätzlich löblich. Ein junger Hacker landet
mit Gleichaltrigen in einem ominösen, abgeschotteten Resozialisierungsprogramm. Mikro-ID, gelöschte Erinnerungen, Neuprogrammierung: Unter der
Leitung gewissenloser Wissenschaftler werden hier seelenlose Handlanger
herangezüchtet. Angesichts der Größe, die diese Produktion inhaltlich sucht,
vermisst man engagiertere audiovisuelle Akzente, und die verschachtelte
Montage wirkt mitunter etwas bemüht. Doch Yıldırım unternimmt selbstbewusst den mutigen Schritt ins Genre, dem seine durchweg überzeugenden
Darsteller engagiert bis in die diabolische Farce folgen.
HARTMUT ERNST
TAXI - NACH DEM ROMAN VON KAREN DUVE
BOY 7
D 2015 - Drama / Komödie - 98 Min - ab 6 J. - Regie: Kerstin Ahlrichs
mit: Rosalie Thomass, Peter Dinklage, Stipe Erceg
Start: 20.8.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, sweetSixteen
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D 2015 - Thriller / Mystery - 104 Min - ab 12 J. - Regie: Özgür Yıldırım
mit: David Kross, Emilia Schüle, Ben Münchow
Start: 20.8.
BO: Union, DO: Cinestar, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo
Lebensmüde: Mike (Alex Ozerov)
Lebenshilfe hinterm Steuer
About a Boy
Guck nach vorne!
„Coconut Hero“ von Florian Cossen
„Learning To Drive – Fahrstunden fürs Leben“ von Isabel Coixet
Ein Jugendlicher setzt zuversichtlich auf seinen baldigen Tod.
C Verschrobenes Independent-Drama
Eine Frau in der Krise findet hinterm Steuer ins Leben zurück.
C Tragikomische Fahrstunde
Gleich zwei Dramen erzählen in diesem Monat von jungen Menschen, die den
Freitod suchen. Zum einen Mark Monheim mit „About a Girl“, zum anderen
Florian Cossen mit diesem sympathisch verschrobenen Außenseiterdrama.
Der 16-jährige Mike aus einer kanadischen Holzfällerstadt ist darin seines
Lebens müde. Der Selbstmord misslingt. Als der Arzt einen tödlichen Tumor in
seinem Kopf diagnostiziert, stimmt dies den jungen Mann wieder hoffnungsvoll. Dann lernt er Miranda kennen, und plötzlich macht das Leben wieder
etwas Sinn. Florian Cossen erzählt stilsicher und augenzwinkernd, Hauptdarsteller Alex Ozerov besticht mit melancholischem Spiel. Eine zärtliche
Tragikomödie, die mit skurrilen Begegnungen aufwartet.
HARTMUT ERNST
So eine Fahrstunde kann einem schon so manche Lehre fürs Leben mitgeben. Für die just vom Gatten verlassene Wendy geriert der Erwerb eines Führerscheins gar zur Lebenshilfe. Denn ihr indischer Fahrlehrer Darwan erweist
sich auch als guter Zuhörer. Zugleich sieht er sich einer arrangierten Ehe
ausgesetzt und benötigt schon bald selbst ein offenes Ohr. Regisseurin Isabel
Coixet erzählt ein heiteres Drama, das mitunter etwas gutmenschelt, aber
kurzweilig unterhält und augenzwinkernd von den Tugenden erzählt, die
Autofahren grundsätzlich beinhaltet. Und die für gewöhnlich ebenso schnell
flöten gehen, sobald man den Lappen erstmal hat.
HARTMUT ERNST
trailer verlost 2 Karten für die Camera, Dortmund auf trailer-ruhr.de
COCONUT HERO
D/CDN 2015 - Drama / Tragikomödie - 97 Min - ab 12 J. - Regie: Florian Cossen
mit: Alex Ozerov, Bea Santos, Krista Bridges
Start: 13.8.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
trailer verlost 2x2 Karten auf trailer-ruhr.de
LEARNING TO DRIVE Int. Filmfestival Provincetown 2015: Publikumspreis
USA 2014 - Drama / Lovestory - 90 Min - o. Altersb. - Regie: Isabel Coixet
mit: Patricia Clarkson, Sir Ben Kingsley, Grace Gummer
Start: 6.8.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, DO: Camera, Cinestar, DU: Filmforum,
E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
20
trailer-ruhr.de Forum
Roter Teppich
Hintergrund
Sorgt sich um ihre Tochter: Heike Makatsch mit Jasna Fritzi Bauer in „About a Girl“
„Ich habe meine Teenagerzeit sehr genossen“
Heike Makatsch über „About a Girl“, ihre Teenagerjahre und Kollegin Jasna Fritzi Bauer
Bevor Heike Makatsch ihre Schauspielkarriere Meinen Sie die Selbstmord-Visionen der verschiein Angriff nahm, kannte man sie schon als Mo- denen Therapiepatienten? Die standen so auch
deratorin von „Bravo TV“ oder VIVA-Shows wie schon im Drehbuch. Die tolle, comic-animierte
„Interaktiv“. Doch mit Filmen wie „Männerpen- Anfangssequenz hat mich jedoch erstmals beim
sion“, „Bin ich schön?“, „Nackt“ und „Tatsäch- Screening auf dem Filmfest in Hof überrascht
lich Liebe“ etablierte sich die 1971
und begeistert. Die war so noch nicht
„Heute gibt es
in Düsseldorf Geborene schnell auch
schwarz auf weiß entworfen.
als ernst zu nehmende Schauspie- nicht viel Raum für
Verweigerung“
lerin. Der Europäische Shooting
Im Film heißt es einmal, dass man
Star des Jahres 2001 hat mit Roltausend Probleme hat, wenn man
len in „Hilde“, „Margarete Steiff“ oder „Die 15 ist. Wie haben Sie Ihre Teenagerjahre in ErAffäre Semmeling“ etliche wichtige Film- und innerung – waren Sie eher Außenseiterin oder
Fernsehpreise gewonnen. In ihrem neuen Film Teil einer angesagten Clique?
„About a Girl“, der am 6. August in den Kinos Ich fand meine Clique natürlich angesagt, aber
startet, spielt Makatsch die Mutter einer Schü- es war eher eine Sammlung von Randgruplerin, die einen Selbstmordversuch unternimmt. penfiguren. Ich habe mich dabei wohl gefühlt,
nicht zum erklärten Konsens zu gehören, meine
trailer: Frau Makatsch, dass man in Deutschland Freunde und ich gehörten schon eher Subkuleine witzige Komödie über eine suizidgefährdete turen an. Aber darin war man ja nicht einsam und
Teenagerin drehen kann, erstaunt. Waren Sie trübe. Ich war eigentlich gerne Teenager, große
direkt nach dem Lesen des Drehbuchs von die- Gefühle, erste Liebe, viel Musik, viel Nachtleben
sem Projekt überzeugt?
– ich habe das alles sehr genossen.
Heike Makatsch: Ich war tatsächlich die erste
Schauspielerin, die für das Buch angefragt wurde Mark Monheim schiebt in seinem Film nieman– das heißt, ich hatte außer Buch und Regie keine dem allein den Schwarzen Peter zu, zeigt aber
Anhaltspunkte, wohin die Reise gehen würde. Und diverse Defizite, die zu diesem Selbstmordverja, ich war komplett überzeugt. Das Buch hat mich such führen. Glauben Sie, dass es Jugendliche
mit so viel Witz und Wärme erfüllt, es war clever heute schwerer haben als zu der Zeit, in der Sie
und ich hatte sofort Lust, dabei zu sein.
selbst Teenager waren?
Ich kenne mich mit den konkreten Problemen
Für Mark Monheim war dies sein erster Lang- Jugendlicher von heutzutage nicht wirklich aus.
spielfilm. Haben Sie sich im Vorfeld seine Kurz- Aber ich stelle mir die gleichgeschaltete Socialfilme angesehen oder war Ihnen wichtiger, dass media-Welt, in der sich junge Leute heute beauf persönlicher Ebene die Chemie zwischen haupten müssen, ziemlich anstrengend vor. Ich
Ihnen stimmt?
glaube, es ist heute notwendiger als früher, ein
Ich habe mir seine Kurzfilme angesehen und ihn optimiertes Bild von sich darzustellen, es gibt
natürlich im Vorfeld auch getroffen. Dabei habe nicht viel Raum für Verweigerung. Und somit
ich festgestellt, dass ich ihn mag, seine Ener- auch weniger Raum, sich selbst auszuprobieren
gie, seine Begeisterung... Aber ehrlich gesagt ist und eine Haltung zu entwickeln, die gegen den
mir Buch und Inhalt fast wichtiger als eine dicke Strom geht. Vielleicht täuscht mich aber auch
Freundschaft zum Regisseur. Doch wenn ich eine mein Eindruck.
Vision, einen klaren Wunsch bei ihm spüre, ist das
schon sehr viel. Das schafft bei mir viel Vertrauen. Sie haben 1996 für „Männerpension“ den Bayerischen Filmpreis als beste NachwuchsdarWaren die vielen visuellen Gags schon Bestand- stellerin erhalten und damit Ihre erfolgreiche
teil des Drehbuchs oder entstanden diese erst Schauspielkarriere eingeläutet. Jasna Fritzi
später?
Bauer hat nun für „About a Girl“ die gleiche
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
21
Auszeichnung erhalten. Haben Sie ihr Tipps für
weitere Karriereentscheidungen gegeben?
Jasna ist eine kluge, eigenwillige Frau. Sie trifft
sicher keine gefälligen Entscheidungen, sondern
gut durchdachte, die am Ende zu ihr passen. Ich
wüsste ihr da keinen zusätzlichen Rat zu geben.
Wie war die Zusammenarbeit mit Jasna? – sie
hatte ja immerhin die schwierige Aufgabe, als
24jährige eine 15jährige zu spielen…
Rein äußerlich nimmt man ihr die 15 Jahre ab,
insofern hat sie das Glück, mit dem Abstand und
der Reflektion eines schon etwas reiferen Mädchens bewusste Entscheidungen für ihre Figur zu
treffen. Sie hängt sozusagen nicht mehr real und
ohne Distanz in der Teenagerphase. Ich glaube,
das kann eigentlich nur hilfreich sein, um eine
Figur auf den Punkt zu spielen. Und das hat sie
dann ja auch konsequent getan, mit rührendem
Trotz und ernsthafter Ratlosigkeit – und zum
Schluss mit der Sonne im Herz.
Haben Sie das Gefühl, mit Rollen wie dieser,
als Mutter einer Teenagertochter, in eine neue
Phase Ihrer Schauspielkarriere eingetreten zu
sein?
Ich habe meine erste Mutterrolle mit 27 gespielt,
mit 29 war ich gleich zweifache Mutter, Lehrerin
und Grüne-Abgeordnete in einem, vor vier Jahren
dann Tom Sawyers Tante Polly... Ich hatte nie Berührungsängste mit dem Darstellen einer Mutter
und mit meinem fortschreitenden Alter wachsen
auch die dazu gehörigen Kinder heran, ist ja klar.
Musik ist sowohl ein wichtiger Bestandteil von
„About a Girl“ als auch in Ihrem bisherigen
Leben. Haben Sie derzeit wieder neue musikalische Ambitionen oder Pläne?
Meine musikalischen Ausflüge sind meist eng
mit einem dazu gehörigen Filmprojekt verknüpft.
Zurzeit steht da nichts an. Aber der Soundtrack
zu „About a Girl“ ist tatsächlich hörenswert!
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Ein Haufen Weirdos: The Soronprfbs
Charleen und die Tatwaffe ihres missglückten Suizids
#livingthedream
Morbide Gedanken
„Frank“ von Lenny Abrahamson
„About a Girl“ von Mark Monheim
Ein Road-Trip mit Band.
C Skurrile Tragikkomödie nach realem Vorbild
Schülerin Charleen verzweifelt am Leben und unternimmt einen Selbstmordversuch.
C Ungewöhnlicher Teeniefilm
Jon (Domhnall Gleeson) ist ein Tagträumer. Tagsüber arbeitet er im Büro,
abends probt er im Kinderzimmer für seinen Musiker-Durchbruch. Durch Zufall trifft er die Band The Soronprfbs. Deren Keyboarder hat gerade versucht,
sich umzubringen, und so wird Jon engagiert. Einen Tag später befindet er
sich mit der Band in einer Ferienhütte im irischen Nichts, wo die Aufnahmen
fürs neue Album stattfinden sollen. Doch die Soronprfbs sind ein Haufen
Weirdos: Etwa der ausgebrannte Manager Don (Scoot McNairy), die eiskalte
Theremin-Spielerin Clara (Maggie Gyllenhaal) oder Frontmann Frank (Michael
Fassbender), dessen Kopf in einem riesigen Pappmaché-Kopf steckt. Das Ergebnis ist eine durchgeknallte Tragikomödie, die nicht nur von ihrem brillanten Cast lebt, sondern auch von ihrem schrägen Sound. SIMONE SCHLOSSER
Ein morbid angehauchtes junges Mädchen (grandios: Jasna Fritzi Bauer) unternimmt einen halbherzigen Suizidversuch und kann sich danach der Aufmerksamkeit ihrer Familie sicher sein. Die Probleme eines überforderten Teenagers
werden hier überzeugend aufgearbeitet. Das fein gestaltete Drehbuch nimmt
seine Figuren ernst, versucht die chaotische Lebenssituation zu verdeutlichen
und auch die hormonellen Veränderungen während der Pubertät als Erklärungsansätze mit einzubeziehen. Dennoch wird hier nicht nur Trübsal geblasen, sondern die morbide Situation der gebrochenen Heldin auch mit den Mitteln des Humors angegangen. Insbesondere die Szenen, in denen die destruktiven Gedanken des Mädchens auf frappierende Weise illustriert werden,
sorgen dabei für so manchen schwarzhumorigen Lacher.
FRANK BRENNER
FRANK
ABOUT A GIRL Emden ‘13: Drehbuchpreis / Bay. Filmpreis ‘14: Nachwuchs (J. F. Bauer)
D 2014 - Drama / Komödie - 106 Min - ab 12 J. - Regie: Mark Monheim
mit: Jasna Fritzi Bauer, Heike Makatsch, Aurel Manthei
Start: 6.8.
IR/GB 2014 - Drama / Komödie - 95 Min - ab 12 J. - Regie: Lenny Abrahamson
mit: Domhnall Gleeson, Maggie Gyllenhaal, Scoot McNairy
Start: 27.8.
BO: Metropolis/Casablanca, E: E. Filmkunsttheater
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: Filmforum, UCI, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo,
OB: Lichtburg
TAX I
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PETER DINKLAG
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Ungeschönte Einblicke in unschöne Geheimdienstarbeit
Ohne Ausweg
„Manuscripts Don’t Burn“ von Mohammad Rasoulof
Zwei Killer des iranischen Regimes verrichten ihre ‚Arbeit‘.
C Betont nüchterner Geheimdient-Thriller
Mohammad Rasoulof hat oft mit seinem Kollegen Jafar Panahi, dessen
neuer Film „Taxi Teheran“ im letzten Heft unser Film des Monats war, zusammengearbeitet. Gemeinsam wurden sie 2009 verhaftet und verurteilt.
Auch Rasoulof dreht unter größtem Risiko weiter Filme. Sein jüngster ist so
offen Regimekritisch, dass wie bei „Taxi Teheran“ die gesamte Crew anonym
bleibt, der Abspann ist schwarz: Zwei Schergen des Geheimdienstes sollen
regimekritische Schriftsteller einschüchtern und notfalls entführen, foltern
oder töten. Der Film beobachtet ihre ‚Arbeit‘ ebenso nüchtern, wie die Akteure sie ausführen. Im Gegensatz zu Panahis überraschend leichtfüßigem
Film ist Rasaloufs Werk eine klaustrophobische Qual, der man sich nicht
unvorbereitet stellen sollte.
CHRISTIAN MEYER
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MANUSCRIPTS DON'T BURN Cannes 2013: Un certain regard
IRN 2013 - Drama - 125 Min - Regie: Mohammad Rasoulof
Start: 13.8.
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
22
trailer-ruhr.de Forum
Charmanter Screwball auf Hotelfluren (Imogen Poots, Owen Wilson)
Wie einst bei „Jules und Jim“: Kaito (Nijirô Murakami) und Kyôko (Jun Yoshinaga)
Der Wohltäter
Poetische Symbolik
„Broadway Therapy“ von Peter Bogdanovich
„Still the Water“ von Naomi Kawase
Izzy rekapituliert ihren Aufstieg vom Callgirl zum umjubelten Schauspielstar.
C Witzige Dialogkomödie
Kaito und Kyoko reiben sich an ihrem familiären Umfeld und der eigenen Seelenpein.
C Coming-of-Age Drama um Leben, Liebe, Tod und Wiedergeburt
Peter Bogdanovich und Woody Allen gehören derselben Generation an, und
beide haben in ihren Filmen immer schon den Hollywoodklassikern gehuldigt.
Bogdanovichs („Is’ was, Doc?“, „Nickelodeon“) neuer Film ist eine spritzige
Hommage an die Screwball-Komödien der 30er Jahre geworden, mit etlichen
auch aus Allen-Filmen bekannten Ingredienzien. Nicht zuletzt sind dies messerscharfe Dialoge und ein vorzüglich aufspielendes Darstellerensemble. Die
zunehmend komplizierte Handlung um einen Bühnen-Impresario, der einem
Callgirl zum Erfolg als Schauspielerin verhilft, funktioniert in Bogdanovichs
versierter Inszenierung wie am Schnürchen. So ist „Broadway Therapy“, wie
eine zündende Boulevardkomödie, ein auf angenehme Weise altmodischer
Film, der sich vor den Klassikern des Genres verbeugt.
FRANK BRENNER
Die Natur übernimmt von Beginn an eine Hauptrolle in diesem vielfach preisgekrönten Film: Da sind die Wellen, die eine Leiche ans Ufer spülen, da müssen
wir minutenlang dem Ausbluten einer Ziege zusehen – und meinen dabei, ihre
Seele entweichen zu hören. Genauso wie die von Kyokos sterbender Schamanen-Mutter, der aber eine Wiedergeburt bevorsteht. Dazwischen hadert Kaito
mit seiner alleinerziehenden Mutter und ihren Liebhabern, sucht verzweifelt die
Nähe seines Vaters, lehnt aber Kyokos ab. Schließlich haben sie doch Sex und
geben sich, nackt, dem Meer hin. Mit gleichsam dokumentarischer wie poetischer Kraft bringt Naomi Kawase Natur und Mensch in Einklang, ohne je in
süßliche Esoterik zu verfallen. Und wenn Kaito und Kyoko Fahrrad fahren, dann
hat das jene Leichtigkeit wie bei „Jules und Jim“. ROLF-RUEDIGER HAMACHER
BROADWAY THERAPY
STILL THE WATER
USA/D 2014 - Komödie / Lovestory - 94 Min - o. Altersb. - Regie: Peter Bogdanovich
mit: Owen Wilson, Imogen Poots, Jennifer Aniston
Start: 20.8.
J/E/F 2014 - Drama - 120 Min - ab 6 J. - Regie: Naomi Kawase
mit: Makiko Watanabe, Hideo Sakaki, Miyuki Matsuda
BO: Union, DU: Filmforum, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo
BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: E. Filmkunsttheater
Start: 30.7.
Nina trauert auf ihre ganz eigene Art
Schlüpfen fürs Klima in wechselnde Rollen: The Yes Men
What do we do?
Die Drifterin
„Die Yes Men – Jetzt wird’s persönlich“ von Laura Nix und den Yes Men
„Die getäuschte Frau“ von Sacha Polak
Dritter Film über die Yes Men, die sich gewitzt gegen die Profitgier engagieren.
C Portrait zweier Aktivistenstrolche
Nina hat ihren Freund bei einem Autounfall verloren und steht vor einem Abgrund.
C Assoziative Trauerbewältigung
Seit sie sich 1996 erstmals begegneten, machen sich Mike Bonanno und Nina (grandios: Wende Snijders) scheint recht irrational zu handeln. Sie drifAndy Bichlbaum für den Klimaschutz stark. Und das mit spektakulären tet einigermaßen ziellos über Autobahnen und Raststätten und hangelt sich
Aktionen, die für gewöhnlich ein lautes Medienecho nach sich ziehen. Die von einer Zufallsbekanntschaft zur nächsten. Erst nach und nach kann der
Grundidee der Yes Men beruht darauf, die Rollen ihrer Gegner einzunehmen Zuschauer entschlüsseln, warum sie so handelt. Sie hat ihren Freund Boris,
und auf Fake-Events deren Haltung öffentlich ad absurdum zu führen. einen Fernfahrer, bei einem Unfall auf der Autobahn verloren und trauert nun
Neben den Filmausschnitten, die derlei öffentlichkeitswirksamen Schaber- auf ihre ganz eigene Art. Durch seine nicht-lineare Erzählweise schürt Sacha
nack dokumentieren, erzählen die beiden Protagonisten von ihrem Enga- Polak („Hemel“) gekonnt die Spannung und sorgt durch symbolisch aufgelagement, von Frust und Motivation. Das gestaltet sich mitunter arg persön- dene Traumsequenzen, die die eigentümlich surreale Atmosphäre des Films
lich und betroffen – Akzente, die sie aus ihren
Aktionen aus gutem Grunde ausmachen, für zusätzlichen Nervenkitzel. Wer experimentelleren Filmformen
Meg Stuart/Damaged Goods: „Until Our Hearts
heraus halten. Zugleich liefert die Selbstreflektion
interessante Anstöße in und einer tristen Grundstimmung, die von einer stets spürbaren Verzweiflung
Stop“, Foto: Iris Janke
Sachen Macht und Machtlosigkeit.
HARTMUT ERNST geprägt ist, nicht abgeneigt ist, wird hier beeindruckt sein. FRANK BRENNER
DIE YES MEN – JETZT WIRD'S PERSÖNLICH
USA 2014 - Dokumentarfilm / Gesellschaft - 92 Min - o. Altersb.Regie: Laura Nix, Andy Bichlbaum, Mike Bonanno
DIE GETÄUSCHTE FRAU Berlinale 2015: C.I.C.A.E. Award
Start: 20.8.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, DO: Schauburg, OB: Lichtburg
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
NL/D/BE 2015 - Drama - 86 Min - Regie: Sacha Polak
mit: Wende Snijders, Sascha Alexander Gersak, Zinsy de Boer
Start: 30.7.
BO: Metropolis/Casablanca
23
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Mit Margo traut sich Quentin (Nat Wolff) endlich was
Mutter (Regina Casé) und Tochter (Camila Márdila) haben eine divergente Sicht der Dinge
Das Mädchen seiner Träume
Klassenkampf im Einfamilienhaus
„Margos Spuren“ von Jake Schreier
„Der Sommer mit Mamã“ von Anna Muylaert
Verliebter Junge geht auf die Suche nach der verschwundenen Nachbarin.
C Coming-of-Age mit ein wenig Abenteuer nach John Green
Eine Tochter rebelliert gegen die Lebensumstände ihrer Mutter.
C Luftiges Drama über die Klassengesellschaft in Brasilien
Margo ist ein Mädchen, das Slow Motion verdient, so schön, geheimnisvoll,
traumhaft. So erinnert sich auch Quentin an die erste Begegnung: in Zeitlupe.
Als Kinder sind sie dicke Freunde, aber später lässt Margo ihn links liegen.
Quentin ist weder hip noch sexy. Bis Margo eines Nachts durchs Fenster in
sein Zimmer kommt und ihn zu einer verrückt wilden Nacht überredet. Als sie
danach verschwindet, traut sich der brave Quentin was. Zusammen mit seinen Freunden und zwei coolen Mädels folgen sie im stibitzten Auto den
Spuren, die Margo ausgelegt hat. Charmantes Abenteuer mit witzigen Dialogen, melancholische Momentaufnahme kurz vor dem Erwachsenwerden
nach dem Roman „Paper Towns“ von John Green.
INGRID BARTSCH
Die Haushälterin Val lebt seit vielen Jahren bei einem wohlhabenden Ehepaar
in São Paulo. Sie hat sogar deren Sohn Fabinho mit großgezogen, der nun
Studieren will. Dabei hat Val eine eigene Tochter, Jéssica, im Alter von
Fabinho, doch die hat sie früh verlassen, um Geld zu verdienen. Eines Tages
kündigt sich Jéssica an, denn auch sie bewirbt sich in São Paulo um einen
Studienplatz. Seit über zehn Jahren haben die beiden sich nicht gesehen, nun
zieht die Tochter vorübergehend in das Zimmer ihrer Mutter. Während Val die
gegebenen Hierarchien akzeptiert, ist ihre Tochter schockiert vom Leben ihrer
Mutter. Die beiden geraten aneinander und die scheinbar liberale Haltung von
Vals Arbeitgebern zeigt immer deutlicher ihr wahres Gesicht. Das sommerliche Drama behält stets einen leichten Tonfall.
CHRISTIAN MEYER
MARGOS SPUREN
USA - Drama / Mystery - 109 Min - ab 6 J. - Regie: Jake Schreier
mit: Cara Delevingne, Nat Wolff, Halston Sage
DER SOMMER MIT MAMÃ
Start: 30.7.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
BRA 2015 - Drama - 111 Min - o. Altersb. - Regie: Anna Muylaert
mit: Regina Casé, Lourenco Mutarelli, Michel Joelsas
Start: 20.8.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: E. Filmkunsttheater, GE: Apollo
Irrt durch die Ruinen der Immobilienblase: Der namenlose Kammerjäger
Leben so dahin: Josh und Cornelia
Große Depression
Nicht mehr die Jüngsten
„California City“ von Bastian Günther
„Gefühlt Mitte Zwanzig“ von Noah Baumbach
Ein Mann streift durch eine entvölkerte Stadt in der Mojave-Wüste.
C Filmische Allegorie auf Verlust und Depression
Der Mittvierziger Josh steckt fest. Dann lernt er den viel jüngeren Jamie kennen.
C Charmante Komödie über die Midlife-Crisis
Eine Art Kammerjäger (Jay Lewis) sorgt dafür, dass in California City die
Moskitos an den wenigen Wasserstellen vernichtet werden. Entgegen dem
schillernden Klang ist die Stadt in der Mojave-Wüste ein trostloses, trockenes Stück Land, in dem sich neben ein paar bewohnten Häusern vor allem
verlassene Baracken und Brachen finden, die nach der Immobilienblase nun
verwaist sind. Der Protagonist irrt durch diese apokalyptische Landschaft
wie im Traum, von einer verlorenen Liebe halluzinierend. Nach „Houston“
legt Regisseur Günther ein abstrakt-poetisches Werk über Verlust und Krise
vor, das viel Raum für Atmosphäre und Deutung lässt, zwischen Spiel- und
Dokumentarfilm aber auch reale Bewohner der halb verlassenen Stadt zu
Wort kommen lässt.
CHRISTIAN MEYER
Der Dokumentarfilmer Josh steckt fest: Seine Erfolge liegen lange zurück,
sein Elan ist erlahmt. Mit seiner Frau Cornelia – beide Mitte 40 und kinderlos – lebt er so dahin, während die Freunde Karriere machen und/oder
Kinder kriegen. Da lernt das Paar den halb so alten Jungfilmer Jamie (Adam
Driver) mit seiner Freundin Darby (Amanda Seyfried) kennen. Der Esprit der
beiden inspiriert sie, und plötzlich fühlen sie sich wieder jung. Aber ist das
ihr Leben? Noah Baumbach („Greenberg“, „Frances Ha“) hat eine Komödie
über die grassierende Midlife-Crisis gemacht, nimmt seine Protagonisten in
ihrer Irritation aber stets ernst. Derben Humor setzt der Film selten ein, der
Dialogwitz à la Woody Allen überwiegt.
CHRISTIAN MEYER
GEFÜHLT MITTE ZWANZIG
USA 2014 - Komödie / Drama - 97 Min - o. Altersb. - Regie: Noah Baumbach
mit: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver
Start: 30.7.
CALIFORNIA CITY
D/USA 2015 - Drama - 84 Min - Regie: Bastian Günther
mit: Jay Lewis, Chelsea Williams, Daniel C. Peart
DO: sweetSixteen
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Start: 20.8.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, DO: Roxy, E: E. Filmkunsttheater,
GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg
24
trailer-ruhr.de Forum
vertraue niemandem. nicht einmal dir selbst.
DAVID KROSS
EMILIA SCHÜLE
EIN FILM VON ÖZGÜR YILDIRIM
„Ein Film über die Gewissheit
nicht verloren zu gehen.“
ARD ttt
AB 20. AUGUST IM KINO!
„Aus keinem Film des Wettbewerbs sind
die Zuschauer so nachdenklich, so berührt
herausgekommen wie aus Kawases
,Still the water.‘“
Die Welt
„Das Wunder der ersten großen Liebe
durchweht den gesamten Film. Und der
findet Bilder dafür, die uns alle treffen.
,Still the Water‘ ist grandios.“
ARD ttt
AB 30. JULI IM KINO
www.still-the-water.de
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
25
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen
Self/less – Der Fremde in mir
D 2015 - Regie: von Münchow-Pohl, Jesse Start: 20.8.
USA 2015 - SciFi - Regie: Tarsem Singh
Start: 20.8.
Fantastic Four
USA ‘15 - SciFi/Action - Regie: Joshua Trank Start: 13.8.
Während die Tiere emsig die Wintervorräte horten,
düst der kleine Rabe Socke lieber mit seiner Seifenkiste durch den Wald. Dumm, dass dabei der Vorratsspeicher zu Bruch geht. Es setzt Schelte. Als
Socke von einem großen Rennen erfährt, will er mit
dem Preisgeld den Schaden wieder gutmachen. HE
Damian (Ben Kingsley) hat viel Geld, aber wenig
Lebenszeit. Eine geheime Organisation ermöglicht
ihm, seinen Geist in den Körper eines Jüngeren zu
übertragen. Doch der Wirt hat eine Vergangenheit,
die Damian bald zu schaffen macht. Solide inszenierter Thriller ohne visuellen Hokuspokus.
HE
Was die Avengers können, können die Fantastic
Four schon lange: Zum Beispiel gemeinsam stark
sein, bis Marmor, Stein und Eisen brechen. Mister
Fantastic, Human Torch, Invisible Woman und The
Thing werden in diesem Abenteuer in ein Paralleluniversum geschleudert.
HE
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trailer verlost 2 Karten für die Postkutsche DO. auf trailer-ruhr.de
Pixels
Aloha – Die Chance auf Glück
USA 2015 - SciFi - Regie: Chris Columbus Start: 30.7.
USA 2015 - Lovestory - Regie: Cam. Crowe
Computerspiel-Legenden erfuhren bereits eine Hommage durch „Ralph reicht’s“. Nun verneigt sich
Regisseur Chris Columbus vor den Urvätern heutiger Konsolenhelden. Der US-Präsident rekrutiert
Pac-Man, Donkey Kong & Co., um die Welt vor
Space Invaders zu retten. Ein Videogamer aus den
80ern (Adam Sandler) darf auch mitmischen. HE
Der ehemalige Militärberater Brian Gilcrest ist vom
Glück verlassen und arbeitslos. Eines Tages aber wird
er zu seinem Stützpunkt nach Hawaii zurück beordert und erhält die Chance auf Reputation. Zugleich
begegnet er zwei Frauen (Rachel McAdams, Emma
Stone), die ihn emotional fordern. Romantische Komödie von Cameron Crowe („Jerry Maguire“). HE
Seit 2001 erscheint jährlich mindestens ein neues
Abenteuer von Barbie und ihren Freunden. Diesmal
wird Barbie alias Courtney mit dem Rockstar Erika
verwechselt. Dadurch landet Erika im RockstarCamp statt im königlichen Camp. Eiderdaus! Und
als eines der beiden Camps geschlossen werden soll,
wird es noch einmal so richtig brenzlig.
HE
Straight Outta Compton
Codename U.N.C.L.E.
Mission: Impossible – Rogue Nation
USA 2015 - Drama - Regie: F. Gary Gray
Start: 27.8.
USA 2015 - Action - Regie: Guy Ritchie
Barbie – Eine Prinzessin im Rockstar Camp
Start: 20.8.
Start: 13.8.
USA 2015 - Trickfilm - Regie: Karen J. Lloyd
USA 2015 - Action - Regie: Chr. McQuarrie
Start: 15.8.
Start: 6.8.
Schon in den 1980er Jahren musste sich die Polizei
in den USA rassistische Übergriffe vorwerfen lassen.
Fünf farbige Einwohner aus L.A. formierten sich zu
rappenden Rebellen: Niggaz Wit Attitudes waren
geboren, unter ihnen Dr. Dre und Ice Cube. Das biografische Drama erzählt Entstehung und Aufstieg
der Formation bis hin zur wortstarken Trennung. HE
Guy Ritchie ist zurück! Nach schrägen Gangsterkomödien und Sherlock-Holmes-Adaptionen begibt sich der Brite nun in internationale Gefilde und
liefert die Kinoversion der erfolgreichen US-Serie.
Mitten im Kalten Krieg müssen CIA-Agent Solo und
KGB-Agent Kuryakin kooperieren, um die Welt vor
einem Superverbrecher zu beschützen.
HE
Was den Briten James Bond, ist den Amerikanern
Ethan Hunt. Der Superagent stellt sich diesmal
einem Syndikat, das den IWF zerstören will. Ein
temporeicher, witziger und stilvoll inszenierter
Agententhriller mit aberwitziger Action zwischen
furiosem Over-the-top und Suspense-Hochseilakt
ist nach dem Vorgänger Pflicht.
HE
Horns
Dating Queen
Ooops! Die Arche ist weg…
USA 2013 - Thriller - Regie: Alexandre Aja
Start: 6.8.
Der französische Schocker-Spezialist Alexandre Aja
besetzt für diesen Gothic-Gruselspuk Harry-PotterDarsteller Daniel Radcliffe. Der spielt einen Mann,
der seine Frau ermordet haben soll. Nach einer
durchzechten Nacht sind dem Verdächtigen Hörner
gewachsen. Und er ist plötzlich wundersam begabt,
den Menschen die Wahrheit zu entlocken.
HE
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
USA 2015 - Komödie - Regie: Judd Apatow
Start: 13.8.
D/IR/B/LUX ‘15 - Trickfilm - Regie: Toby Genkel Start: 30.7.
Amy ist Journalistin für ein Männermagazin. Ihren
Lebensstill hat sie mittlerweile dem Job entsprechend ausgerichtet. So schlittert sie auf Drinks und
Dates zügellos durchs Partyleben, bis sie den Arzt
Aaron Conners kennenlernt. Und der sucht in ihr
eher seine Prinzessin als die Dating Queen.
Komödie von Judd Apatow („Beim ersten Mal“). HE
Die Sintflut steht kurz bevor, die Arche legt ab. Doch
der kleine Finny und die kleine Leah verpassen das
Rettungsschiff. Der Nestrier-Junge und das GrympMädchen müssen zusammenhalten und einen Plan
schmieden, wie sie doch noch an Bord gelangen.
Quietschbuntes Bibel-Märchen mit Christian Ulmen
und Katja Riemann in den Sprechrollen.
HE
26
trailer-ruhr.de Forum
The Vatican Tapes
Southpaw
USA ‘15 - Horror - Regie: Mark Neveldine Start: 30.7.
USA 2015 - Drama - Regie: Antoine Fuqua
Und wieder befällt ein Dämon einen Menschen und
beschert dessen Umfeld die Hölle auf Erden. Angela
ist hier die Unglückliche, die nach einem Unfall zunehmend die Kontrolle verliert. Ein Pater, ein Vikar
und ein Kardinal sollen es richten. Unheilvoller
Christengrusel von Mark Neveldine.
HE
Gerade hat Boxweltmeister Billy Hope zum vierten
Mal seinen Titel verteidigt, da wirft ihn ein familiärer Schicksalsschlag aus der Bahn. Billy landet ganz
unten, das Eigentum wird versteigert, das Sorgerecht für die Tochter entzogen. Ein alter Coach
(Forest Whitaker) nimmt sich seiner an. Klassisch
erzähltes Boxerdrama von Antoine Fuqua.
HE
Nancy ist 34 und Single. Eigentlich wäre ein Partner
doch ganz schön, aber die Verkupplungsversuche
ihrer Schwester bringen sie bloß auf die Palme. Auf
einer Zugfahrt begegnet sie Jack, der sie fälschlicherweise für sein Blind Date hält. Nancy spielt mit...
Überdrehte romantische Komödie.
HE
Vacation
Las Insoladas – Sonnenstiche
True Story – Spiel um Macht
USA 2015 - Action- Regie: Daley, Goldstein Start: 20.8.
ARG 2014 - Komödie - Regie: Gustavo Taretto Start: 6.8.
USA 2015 - Drama / Thriller - Regie: Rupert Goold Start: 6.8.
In den 1980ern stemmte Chevy Chase mit „Die
schrillen Vier auf Achse“ als Oberhaupt der Familie
Griswold so manches turbulentes Familienabenteuer. Ed Helms verkörpert nun dessen Sohn, der selbst
schon Vater zweier Kinder ist und mit Gattin
(Christina Applegate) und Nachwuchs einen Ausflug in einen Freizeit-Erlebnispark unternimmt. HE
Ein Tag auf einer Terrasse in Buenos Aires. Auf sechs
Freundinnen wartet am Abend ein Tanzwettbewerb. Bei 40 Grad im Schatten erwächst in den Köpfen der Frauen eine Sehnsucht: Eine Reise nach Kuba.
Doch woher das Geld nehmen? Pure Lebenslust
und schwelende Bitternis halten sich wundersam
die Hand in diesem Open-Air-Kammerspiel.
HE
Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt dieses Drama von dem amerikanischen Journalisten
Michael Finkel, der sich einem inhaftierten Mörder
namens Christian Longo ausgesetzt sieht, der Finkels Identität angenommen hat. Die Begegnung der
beiden Männer erwächst zu einem aufreibenden
Katz- und Mausspiel. Thriller von Rupert Goold. HE
ThuleTuvalu
Um jeden Preis
Toilet Stories
CH 2014 - Doku - Regie: Matthias v. Gunten Start: 13.8.
DK/D 2014 - Drama - Regie: A. Morgenthaler Start: 23.7.
D 2013 - Komödie - Regie: Hüper, Prettin
Beispielhaft verdeutlicht dieser Dokumentarfilm, inwiefern die Erwärmung der Erdatmosphäre die
Lebensgrundlage der Menschen bedroht und den
Alltag beeinflusst. Der Film besucht Jäger aus Thule
im Norden Grönlands und Bewohner der Südseeinsel Tuvalu. Ein Blick auf menschgemachte Not
zwischen Eisschmelze und Überschwemmung. HE
„Alles ist größer“, seitdem er Kinder hat, sagt der
dänische Regisseur Anders Morgenthaler („Echo“).
Aus dieser Erkenntnis strickt er dieses Drama, das
von der erfolgreichen Geschäftsfrau Maria (Kim
Basinger) erzählt, die alles hat außer Nachwuchs.
Nach einer Fehlgeburt erwächst der Kinderwunsch
zur gefährlichen Obsession.
HE
Das oftmals bloß vermeintlich stille Örtchen ist
Dreh- und Angelpunkt dieser episodischen Komödie,
die ohne Förderung gedreht wurde. Fünf Geschichten, fünf Toiletten. Davor und darauf: Eine Sportlerin, die sich einer Dopingkontrolle ausgesetzt sieht,
ein Baumarktmitarbeiter, Randalierer, zwielichtige
Verkäufer und Jet-Set-Zicken.
HE
trailer verlost 2 Karten auf trailer-ruhr.de
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
Es ist kompliziert..!
27
Start: 20.8.
GB 2015 - Komödie - Regie: Ben Palmer
Start: 30.7.
trailer verlost 2 Karten und 1 Soundtrack auf trailer-ruhr.de
Start: 13.8.
Mein
Meein
i Lesezeichen
Textwelten
22.03.2011
03.09.2015
24.03.2011
08.09.2015
14.09.2015
30.03.2011
29.09.2015
Für immer anders – Wenn Familien
ZeitenPARADISE“
der Trauer erleben
„DJIHAD
Lesung
undJugendliche
Gespräch mit der
Anna KuschnaKinder,
undAutorin
Erwachsene
rowa
haben viele Fragen und Gedanken,
Ein erschütternder Roman über eine Liebe und ein Leben,
lebensbegrenzende
Krankheit,
diewenn
am radikalen
religiösen Wahn zerbrechen.
Berlin Alexanderplatz:
Julian
Engelmann
alias
Abdelkommt,
Jabbar Shahid
der Tod und das, was danach
betritt eine Shoppingmall. Er trägt einen Sprengstoffgürtel
aktuell wird. Gespräch und Vortrag
und ist bereit, sich und all die dreckigen Kuffar (die Ungläuanhand
von Beispielen
ausseinen
der Namen. Es ist
bigen)
auszulöschen.
Da ruft jemand
seine
große
Liebe
Romea
aus
der
Zeit
vor
dem Terrorcamp.
alltäglichen Trauerpraxis.
Romea, die sich irgendwann von ihm abwandte. Doch Julian
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
ist sich seiner göttlichen Mission sicher. Oder nicht? Für
Zweifel ist es längst zu spät.
Eintritt:
12,00Dank
€ - 19.30
Uhr Welt!
Gott sei
in der
Ein Konzil verändert die Kirche
„Dem
Sinn geben“der
- Von
der Lebenskunst im
Auf Leben
der Grundlage
Publikation
Umgang
mit Anderen
und der Welt“
“Die Kirche
der Weltgesellschaft.
Lesung und Gespräch mit dem Philosophen Wilhelm
Das II. Vatikanische Konzil und die
Schmid
Immer
mehr Menschendes
fragenKatholizismus“
nach Sinn. Aber warum ist das
Globalisierung
so? Und was sind die möglichen Antworten darauf? Wilhelm
von Dr. Stefan Nacke sollen nach
Schmid geht von der Beobachtung aus, dass viele Menschen
einem
Impulsreferat
des Autors
Sinn
in der Liebe
erfahren, Sinnlosigkeit
aber,aus
wenn sie zerDTKEJV+UVFCUGKP+PFK\FCH×TYQ5KPP\WſPFGPKUV!
unterschiedlichen Perspektiven die
Eintritt: 13,00 € - 19.30 Uhr
Herausforderungen, die heute mit
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
„Die
das Glückverknüpft
- Wir zerstören,
fürGier
die und
Menschen
sind,wonach wir
uns sehnen“– Lesung und Gespräch mit dem Autor
diskutiert
werden.
Friedrich
Schorlemmer
Eine
Gesellschaft
Egoisten,
Eintritt:
frei -von
19.30
Uhrgetrieben von der Sucht
nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer. Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andehohe
re Die
hin, sind
wir Kunst
verloren.der
Gier Weltrettung
will haben. Glück will sein.
Schorlemmer
zeigt Konsequenzen
den Einzelnen und
Das Komischste
aus demfürwirklich
für unsere Gesellschaft, wenn wir nicht lernen, unsere Gier
wahren Leben mit dem Kabarettisten
zu überwinden.
Kai Magnus
Eintritt:
frei - 19.30Sting
Uhr
Als Rastelli der gesprochenen und
„Pakete an Frau Blech“ - Lesung und Gespräch mit
geschliffenen Rede, als gnadenloser
dem Autor Rolf Bauerdick
undErzähllust
MenschenEinMenschenbeobachter
lebenspraller, von unbändiger
getriebener
Roman,
der
uns
vor
dem
Hintergrund
der
deutsch-deutkenner, als Parodist des Lebens,
schen Vergangenheit in Welten entführt, die unterschiedTerrorist
deskönnen.
WortesVom
undJesuitenkolleg
Meister des
licher
kaum sein
in die Zirkusmanege,
vom Heidelberger Apothekenmuseum
in eine
Zwischenmenschlichen
hat Sting seine
Stasi-Giftküche
in
Leipzig,
vom
Fünfsternehotel
in
Lieblingsnummern im Gepäck und die einen
Budapester Hinterhof.
ein oder
neue
Eintritt:
10,00andere
€ - 19.30
Uhr Geschichte.
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
medienforum@bistum-essen.de
Der Autor und Literaturkritiker Werner Fuld, Foto: privat
Die Apfelpflückerin gibt Ratschläge
Erotische Literatur wird literarisch rehabilitiert
„Erotische Literatur ist Frauensache. Von Anfang an, seit der Apfelpflückerin Erkenntnis in den Schoß fiel, wollen Frauen wissen, wie die Sache
mit der Liebe funktioniert, und teilen es anderen mit.“ Werner Fuld richtet
den Lichtkegel der öffentlichen Wahrnehmung mit seiner „Geschichte des
sinnlichen Schreibens“ auf die Feuchtgebiete der Literatur. In Zukunft wird
man die Anatomie der literarischen Tradition neu definieren müssen. Dass
es von der Antike bis zur „Geschichte der O.“ zumeist Frauen waren, die
Fantasie und Realismus der erotischen Szene besonders wirkungsvoll ins
Bild zu setzen vermochten, ist so neu nicht. Aber Werner Fuld gibt uns eine
Vorstellung vom Ausmaß und vom Motiv, das hinter dieser Tatsache steht.
Die Männer haben den weiblichen Anteil der literarischen Produktion bis
in unsere Tage hinein verschwiegen. Fuld zeigt in seinem über 500 Seiten
starken Werk, dass die Frauen in jeder Epoche zur Feder griffen, um sich am
Geheimnis der Liebe zu schaffen machten. Aufklärung war zumeist ihr Motiv, denn wie sollten Frauen in Liebesdingen Erfahrungen sammeln, wenn
ihr Leben von der Macht des Patriarchats geregelt wurde. Selbst „Shades
of Grey“, der Megaseller innerhalb der weiblichen Leserschaft, liefert seiner
Heldin eine Unterweisung in Sachen Beziehungsstrategie. Wobei dieser Roman für Fuld ein reaktionäres Antiaufklärungskonzept enthält. Stimmt, es
gibt großartige Texte, deren Wert eben darin zum Ausdruck kommt, dass sie
uns ein Wirklichkeitsbild des Menschen liefern, in dem auch seine Lüste und
Bedürfnisse enthalten sind. Erotik hat eben etwas mit dem Wahrheitsgehalt
der Literatur zu tun, und den kann es nicht geben, wenn nicht der ganze
Mensch abgebildet werden darf.
Eine „literarische Stellensuche“ unter negativen Vorzeichen betreibt Rainer Moritz mit der Frage: „Wer hat den schlechtesten Sex?“ Ein amüsanter
Ansatz, und Moritz vermag unterhaltend zu schreiben. Nur stellt sich die
Frage, warum wir uns mit den vermurksten Passagen abgeben sollen, wenn
schon die Meisterwerke um ihr Ansehen zu kämpfen haben? An Prügel für
stumpfe oder salbungsvolle Beschreibung hat es nie gefehlt, und wie Moritz
zeigt, versagen deutsche Autoren bei dieser Übung regelmäßig.
Im Zeitalter des Netzes, ist es wichtig, an die Qualitäten der Literatur zu
erinnern. Weil in ihr die Reflexion über die ebenso wunderbare wie skandalöse Konstitution des Menschen ihren Ort hat. Dazu passt, dass Fuld seine
Leserschaft mit unglaublichem Wissen über Texte und Autoren beschenkt
und uns stets einen Blick in die Epochen werfen lässt, in denen die Texte
entstanden sind. Erotische Literatur besteht aus Märchen für Erwachsene,
die sich an der Schwelle zur Realität bewegen, deshalb fordern sie auch
über die Jahrhunderte hinweg immer wieder so hartnäckig unsere aktuelle
Reaktion heraus.
THOMAS LINDEN
Werner Fuld: „Eine Geschichte des sinnlichen Schreibens“ | Galiani Berlin
540 S. | 24,99 €
Rainer Moritz: „Wer hat den schlechtesten Sex?“ | DVA | 240 S. | 17,99 €
28
Wortwahl
ComicKultur
Im Schatten des Mammutbaums
Coming-of-Age Comics
Hochsommer, brüllende Hitze. Hund und Katze verweigern sich jeglicher Aktivität. Die Klimaanlagen der Bahn stellen ihren Dienst ein. Nur der Mensch
lässt sich in seinem unermüdlichen Vorwärtsstreben nicht vom unwirtlichen
Klima abhalten. Hätte die Sonne ihm doch bloß dereinst das Hirn verbruzzelt.
Nix wäre es gewesen mit den sogenannten kulturellen Errungenschaften. Rein
auf das Sein hätten wir uns konzentrieren können. Im Schatten des Mammutbaums. Stattdessen schaffen wir es in unserem zivilisatorischen Fortschritt
sogar, das ehedem so betuliche Sommerloch in einen teuflischen Brutherd zu
verwandeln, auf dem die garstigsten Innereien der Menschheit überkochen.
Passend zur Jahreszeit veröffentlicht der Berliner Verlag Reprodukt die Coming-of-Age-Geschichte „Ein Sommer am See“ von den kanadischen Geschwistern Jillian und Mariko Tamaki. Rose fährt seit Jahren mit ihren Eltern
in dasselbe Ferienhaus an einem See. Dort trifft sie ebenso regelmäßig die etwas jüngere Windy. Beide sind an der Schwelle zum Teenager und beobachten
ihre Umwelt und vor allem die Dorfjugend mit interessierten Augen. Zugleich
muss Rose mit einem schwelenden Konflikt ihrer Eltern zurechtkommen. Horrorfilme und eine erste Schwärmerei für einen Jungen aus dem Dorf lenken
sie ab, der Abschied von der Kindheit wird bitter-süß. Die Geschwister Tamaki
fangen in ihren blaustichigen Zeichnungen die wechselhaften Stimmungen
der Protagonistin rührend ein und erzählen mit scheinbar beiläufigen Gesten
von den großen Gefühlen der Pubertät. Das hat ihnen schon zahlreiche Preise
eingebracht, zuletzt den Eisner Award fürs Best Graphic Album (Reprodukt).
Hart gekochte Literatur fürs Sommerloch
Realistisch erzählte Gefühlswirren in Comicwelten
Schon Urlaub gemacht? Mittelmeer? Malta? Wo sich das frühmorgendliche
Strandidyll in ein Bild von „Möwe ohne Krabbe auf Leiche vor Sonnenaufgang“
verwandelt?! Das ist selbst für einen Ex-BKA-Zielfahnder mit Tequila-Lähmung
kein vergnügliches Ambiente. Hingerichtete Boatpeople, Schutzgelderpressung
und dann noch mafiöser Menschen- und Organhandel: Da brennt auch Martin
Schönes Cool Guy die Sicherung durch: „Wolf sieht rot“ [Pendragon].
Nur: Zuhause ist auch nicht verlockender. Seit Fukushima und Atomausstieg
muss man ja jederzeit befürchten, dass der Kühlschrank ausfällt. Was ein Öko-
horror: Statt Red Bull on the Rocks nur noch laukalte Feinstaubsmoothies, weil
im Hintergrund irgendwelche ausgebufften Investoren die wirtschaftliche Effizienz der Kohleenergie wiederentdeckt haben. Eine kapitale „Wende“ [Picus],
in deren Folge auch Eva Ladipos Held dem Adrenalinrausch des großen Geldes
verfällt – wäre da nicht der ungeklärte Selbstmord seines Ex-Kollegen.
Da wünscht man glatt seinen großen Zeh im Sommerloch-Schlund von Sammy, dem Kaiman. Stattdessen füllt sozialer Terror die Gazetten: Gentrifizierung,
Glaubenskriege, Missbrauch, Gewinnmaximierung. Deutschland, deine Pulverfässer. Doch noch ist es ‚nur’ die „Rache“ [Berlin] Einzelner, anhand deren
Psychogramme Jochen Rausch dem Sozialstaat den Spiegel vorhält …
Vor diesem Hintergrund liest man Jim Thompsons staubig-verschwitztes Malocherdrama mit ganz anderen Augen. Von wegen Love & Crime oder WildWest-Arbeiterromantik: „Südlich vom Himmel“ [Heyne], an der gesetzlosen
Pipeline-Trasse, liegt der Vorhof zur modernen Hölle. Ein bitter-trockener Noir
von einem, der immer wusste, worüber er schrieb, bevor er verhungerte.
Nicht in der japanischen, sondern vielmehr in solch genialischer Hard-BoiledLiteratur liegen denn auch die schriftstellerischen Wurzeln von Haruki Murakami. Speziell seine ersten beiden, die sogenannten Küchentisch-Romane
„Wenn der Wind singt“ / „Pinball 1973“ [DuMont] fesseln mit einem inhaltlichen wie stilistischen Minimalismus, der auf seine ganz eigene Art die
Popliteratur vorausgenommen hat.
Diese buddhistische Lässigkeit von Chandler & Co., diese Fähigkeit, sich nicht zu
wichtig zu nehmen und das Hirn als Spielzeug zu betrachten, ist denn auch die
Grundvoraussetzung, um sich an eine Fortsetzung der Philip-Marlowe-Romane
zu wagen; auch für einen Booker-Preisträger wie John Banville alias Benjamin
Black. Kongenial gelesen von Christian Brückner entfacht „Die Blonde mit
den schwarzen Augen“ [parlando] ein so beseeltes Vintage-Vergnügen, dass
man den Schatten des Mammutbaums gern gegen einen Ventilator tauscht.
LARS ALBAT
trailer verlost je 1 Exemplar von „Südlich vom Himmel“, „Wolf sieht rot“,
„Rache“ und „Wenn der Wind singt/Pinball 1973“ auf trailer-ruhr.de
29
Julie Birmant und Clément Oubrerie haben mit ihrer vierbändigen Biografie „Pablo“ die Perspektive der selbstbewußten Fernande Olivier, der ersten
großen Liebe von Picasso, eingenommen. Die beiden waren von 1905 bis 1912
ein Paar. Picasso war im Jahr 1900 als unbekannter 19-Jähriger nach Paris
gekommen, und auch ein paar Jahre später war er noch weit entfernt von sei-
nem heutigen Ruhm. Die Blaue und die Rosa Periode machten ihn bekannter,
bevor er mit „Les Demoiselles d’Avignon“ 1907 den Kubismus begründete und
polarisierte, aber auch immer mehr Anerkennung fand. Die Reihe erzählt in
vibrierenden Farbzeichnungen vom pulsierenden Leben auf dem Montmartre
der Jahrhundertwende und versucht sich mit mal derbem, mal zärtlichem Ton
an einer persönlichen Perspektive. Der vierte und letzte Band „Picasso“ endet
mit dem legendären Bankett für Henri Rousseau im Jahr 1908 und einem surrealem Ausblick in die Zukunft. Fernande wäre hingegen fast in Vergessenheit
geraten, wollte Picasso doch verhindern, dass sie allzu viel vom gemeinsamen
Leben erzählt (Reprodukt).
In Deutschland wird immer schon neidisch auf das Nachbarland Frankreich
geblickt, wo man an die deutschen Verkaufszahlen in der Regel eine Null anhängen kann und das Medium viel selbstverständlicher Platz hat neben Romanen, Filmen und anderen Kulturprodukten. Mit dem Boom der Graphic Novels
hat sich zumindest an der Reputation etwas geändert. Die fehlende Null am
Ende versucht der Verlag Carlsen nun mit seinen Graphic Novel Paperbacks
einzufangen. Gerade Graphic Novels sind oft sehr kostspielig in der Anschaffung. Als Paperback kosten sie ungefähr die Hälfte und sind damit sogar günstiger als das jeweilige E-Book. Qualitätsverfechter müssen nicht das Ende
des Abendlandes befürchten: Zum einen ist die Papierqualität ordentlich, d.h.
die vorhergehende Seite schimmert nicht durch, was wesentlich wichtiger ist
als bei herkömmlicher Belletristik ohne Bilder. Und zum anderen gibt es ja
vergleichbar dem gebundenen Buch zuerst die Hardcoverausgabe, bevor später die Taschenbuchausgabe folgt. Berührende Coming-of-Age-Geschichten
wie Craig Thomas’ „Blankets“ oder David Smalls „Stiche“ sind zwar im Format leicht verkleinert, haben aber die Chance auf eine weitere Verbreitung.
Und man hat auch im Regal mehr Platz für neue Comics. Bei Carlsen sind als
Graphic Novel Paperbacks bislang Titeln von u.a. Alison Bechdel, Joann Sfar,
Shaun Tan, Isabel Kreitz oder Flix erschienen.
CHRISTIAN MEYER
trailer verlost 1x „Stiche“ und 1x „Blankets“ auf trailer-ruhr.de
Klassik an der Ruhr
Improvisierte Musik in NRW
Christina Pluhar an den Saiten, Foto: Marco Borggreve
Partita Radicale improvisieren in der Heimat
Es geht wieder los
Wuppertaler Nächte sind lang
Von Olaf Weiden
Die Musentempel der Region locken ihre Gäste zum Saisonstart auf die philharmonischen Bühnen. Längst vorbei sind die Zeiten, da öffentliche Häuser
parallel zur Oper im Sommer einfach ihre Tore schließen und nur dem Renovierungsbedarf ein Zeitfenster öffnen. Bei
den Sommerbuchungen für Musical, japanische
„Wie begrüßen die
Showdrummer, Ballett und Zirkus schießt die philharmonischen Tempel
im nächsten Jahr 30 Jahre alt werdende Kölner
ihre Gäste?“
Philharmonie in der Belegungszahl den Vogel ab.
Essens Philharmonie versucht sich in zaghafter Dosierung mit Breakdancern,
die einen Headspin zum Sound von Bachs Wohltemperierten Klavier in das
philharmonische Parkett schrauben – ein Sprengsatz zwischen Jugend- und
Hochkultur. In Essen und Köln drohen auch die Höhner mit Classic, ein bewährter Kassenschlager für die ganze Familie und Fans von rheinischer Gemütlichkeit mit Streichersound. Und Dortmunds philharmonische Stube lässt
Rasta Thomas seine „Bad Boys of Dance“ das klassische Ballett abrocken – hier
treffen Produkte von Lady Gaga auf die entrückte Musikwelt Vivaldis.
Von Olaf Weiden
Die Nordbahntrasse in Wuppertal ist ein autofreier Verkehrsweg, der sich über
die Jahre zu einem Ort der Begegnung für die Bürger entwickelt hat. Im Gegensatz zu dem bei modernen Romantikern ein „San Francisco-Feeling“ erweckenden steigungsreichen Vierteln eignet
sich die Trasse wohl auch zum Fahrradfahren, „Das Angebot wirkt in
gut 20 Kilometer zieht sich diese einstige Lock- dieser Tapas-Präsentastrecke hin. Deshalb bindet jetzt das Festival
tion gewaltig“
Viertelklang auch Mietfahrräder in das Konzept
ein, einen Abschnitt dieser attraktiven und lebendigen Strecke nun mit dem
etablierten Musikfest zu erleben und an einem Sommerabend 14 Locations mit
28 Events erreichen zu können. Das Festival, das sich bisher auf einzelne Viertel
diverser bergischer Städte konzentrierte, geht mit dieser gestreckten Novität in
die 5. Runde – ein junges Jubiläum also.
Das Konzept erinnert sowohl an bewährte Festivals, die Regionen und ihre attraktiven Spielorte herausstellen, als auch an die berüchtigten Musiknächte,
die auf regionale Kulturstärken setzen und zeitlich fokussiert präsentieren.
Denn im Verbund mit dem Wuppertaler Event greift die Gesamtinitiative „Viertelklang Festival“ weiter in die bergische Region: Drei Festspiel-Abende folgen
im Spätsommer bis Herbst in Velbert-Langenberg (4.9.), im knuffigen SolingenBurg (26.9.) und zum wiederholten Mal in Remscheid-Lennep (17.10.).
Die Philharmonien zur Spielzeiteröffnung
Nun sind dies aber nur Veranstaltungen von Gastagenturen, die nicht vom
Hause selbst getragen werden. Wer Kasse machen will, der Eindruck drängt
sich auf, kann nicht auf Klassik setzen: Die absurdesten Mischformen und Aufweichungen in populäre Strömungen bilden bei allen Events eine verbindende
Konstante. Doch wie begrüßen die philharmonischen Tempel ihre Gäste? Sie
könnten ihre Spielzeiteröffnungen, sozusagen mit Signalwirkung, mit einem
besonderen Schmankerl attraktiv gestalten – vielleicht sogar festlich. Eine
„Festliche Saisoneröffnung – Beethoven Neunte“ bietet allerdings explizit nur
Dortmund an, mit Maestro Christoph von Dohnányi und dem Philharmonia Orchestra, dem ungekrönten „Britischen Nationalorchester“.
Dem Beispiel des benachbarten Aalto-Theaters mit seiner Tradition des „Tags
der offenen Tür“ schließt sich die Philharmonie Essen an. Sie öffnet die Pforten
auch für die ganze Familie mit einem eigenen Musikprogramm und erklärt auch
die technischen Möglichkeiten des wandlungsfähigen Baus, bevor die Essener
Philharmoniker als Hausorchester mit Mahlers Fünfter im Konzert Feststimmung verströmen.
In Köln deutet nur das Abo-Motto „Philharmonie für Einsteiger“ auf Aufbruch
hin, hier wird gleich der Alltag gefeiert. In Köln ist nämlich immer Festspielzeit – so betont der Intendant. Mit der österreichischen Lautenistin Christina
Pluhar, mehrfach preisgekrönt, und internationalen Gästen wird getanzt, gesungen und gefiedelt. Von Portugal startet die Mittelmeerreise mit mediterranen, völker- und kulturverbindenden Liedern und Tänzen. Den eher zarten
Saitenklang der Theorbe wird das Temperament der Interpreten zu einem gebührenden Eröffnungsfest anfeuern: Einsteiger bitte einsteigen!
Kölner Philharmonie | Fr 21.8. 20 Uhr | L’Arpeggiata, Christina Pluhar, Mísia,
Nuria Rial | www.koelner-philharmonie.de
Philharmonie Essen | So 30.8. ab 12 Uhr | Tag der offenen Tür parallel zum
Aalto-Theater | www.philharmonie-essen.de
Konzerthaus Dortmund | Mi 9.9. 20. Uhr | Philharmonia Orchestra, Christoph
von Dohnányi | www.konzerthaus-dortmund.de
Viertelklang-Festival belebt die Wuppertaler Nordbahntrasse
Der Ticketerwerb für die Wuppertaler Nacht berechtigt zum Besuch von vier
Konzerten, die jeweils rund eine halbe Stunde andauern und deshalb genügend
Wander- oder Radelzeit zum Stationswechsel einräumen. Ein Schwätzchen mit
Freunden und Bekannten gehört ebenfalls zum geplanten Programm. Wenn
manche Lokalität überfüllt sein sollte – das könnte passieren, denn das Fest
trifft auf großes Interesse –, bleibt Zeit für eine zweite Wahl. Und das Angebot
wirkt ja in dieser Tapas-Präsentation gewaltig – hier wird klingende Kultur in
außergewöhnlicher Breite und Exotik angereicht.
Einen optimalen Startpunkt sucht der Kulturfreund am besten im Westen oder
im Osten, oder er stürzt sich mitten hinein ins Geschehen. Die Spielorte besitzen klingende Namen wie Tanztunnel, Weinquelle Hornig oder Utopiastadt.
Diverse Bahnhöfe reihen sich auf in der Reihe unvertrauter Bühnen, Stellwerk
trifft Tanzwerk, Atelier auf Thomaskirche. Dabei lässt sich von der Location nicht
unbedingt auf das Programm schließen: „Thomaskirche, zieh’ dich warm an“,
verkünden vorab Dörte aus Heckinghausen und Alexander
Löwenherz, die musikalische Liebeserklärungen an Wuppertal und andere Stimmungslieder aus ihrer „Barmer Küchenoper“ diesmal ambulant verabreichen. Solches Entertainment
trifft im Ottenbrucher Bahnhof auf Worte des Dadaisten
Hans Arp und Klänge des Ensembles Partita Radicale, im
Atelier Barczat auf ein Quartett der Wuppertaler Sinfoniker
Olaf Weiden
und auf der Hebebühne ein Elektrik-Duo mit dem Sänger
Musiker und
Musikkritiker
Uli Wewelsiep; bunteste Improvisationen auf kurzer Trasse.
Viertelklang-Auftakt: Wuppertal, Nordbahntrasse | Sa 22.8. 19 Uhr
www.viertelklang.de
30
Popkultur in NRW
Kompakt Disk
Rabiates Stottern
Historische Referenzen durch den Fleischwolf gedreht
Auch am Start: die Punks von Feine Sahne Fischfilet, Foto: Presse
Nur für Erwachsene
Niemand vermisst mehr die Popkomm
Von Timon-Karl Kaleyta
Als Deutschlands größte, bekannteste und beliebteste Musikmesse, die Popkomm, kurz nach der Jahrtausendwende von Köln nach Berlin umzog, konnte
man nicht davon ausgehen, dass sich die damals rasch aus dem Boden gestampfte Nachfolgemesse, die c/o pop, langfristig und gleichwertig würde etablieren
können. Zunächst waren alle in NRW entsprechend traurig. Eigentlich waren
zu dieser Zeit ohnehin alle in der Musik„Köln spielt eine Rolle im
branche traurig, schließlich hatte man
Musikzirkus. Obwohl das super
schon mitbekommen, dass das mit dem
abgedroschen klingt“
Internet alles nicht so gut sein könnte für
das eigene Geschäftsmodell. Da halfen auch keine Sachbücher von Tim Renner,
ehemaliger Universal-Chef und heutiger Kultursenator Berlins, der damals einer
nervösen Branche zu erklären versuchte, dass die fetten Jahre vorbei seien.
Dass aber diese Veranstaltung nun bereits in ihr zwölftes Jahr geht, spricht –
trotz Auflösung, Rückbau und Umzug der großen Plattenfirma EMI – dafür, dass
Köln weiterhin eine Rolle im Musikzirkus spielt. Obwohl das super abgedroschen
klingt. Nach zwölf Jahren, in denen die Veranstaltung sukzessive, aber in sehr
gesunden Maßen, gewachsen ist, darf man sich aber darüber freuen.
Denn neben dem großen und bedeuten Fach- und Business-Aspekt der c/o pop,
der sogenannten Convention, ist die Veranstaltung heute vor allem ein MusikFestival mit einem stets sehr ausgezeichneten Line Up, das sich in seiner Komposition von allen anderen Festivals unterscheidet. Das liegt vor allem daran,
dass man sich in Köln an ein erwachseneres Publikum wendet, was eigentlich
immer eine schlaue Entscheidung ist.
Dem Festival-Booking der c/o pop aber dürfen wir 2015 tatsächlich ein sehr
ausgesprochenes Lob machen, man sollte und müsste sich eigentlich sehr viele
Tickets für fast alle Konzerte kaufen – hier mal ein paar Empfehlungen: Schon
lange ausverkauft und daher nur noch illegal (oder durch sehr gute Kontakte) zu
besuchen, sind die beiden Shows von AnnenMayKantereit, was verständlich ist.
Neben weiteren Künstlern wie William Fitzsimmons, José Gonzalez oder Tom
Odell aber müssen wir an dieser Stelle vor allem zwei Gruppen erwähnen:
Zum einen die mittlerweile überall besinnungslos geliebten Wanda aus Wien,
die über all das singen, was es heute kaum noch öffentlich gibt, nämlich den
Schmutz und den Tod. Zum anderen das fulminante Piano-Electronica-Duo der
Grandbrothers, die auf dem sehr erwähnenswerten Berliner Label FILM in diesem Jahr ihr Debüt feierten und nun durch Europa touren.
Gemeinsam mit dem Pianisten Lambert (auch super!) spielen sie am 22. August im Sendesaal des WDR Funkhauses.
Ihr schönes kleines Indie-Label Problembär Records hingegen verließ die Band Wanda jüngst, um fürs zweite Album
zur großen Universal zu gehen – in Berlin gab es dazu ein
Showcase mit viel zu wenigen, nicht tanzenden UniversalTimon-Karl Kaleyta
Autor & Journalist Angestellten. Geld verdienen geht also – auch im zwölften
Leiter des Instituts für
Jahr der c/o pop – irgendwie noch immer.
Zeitgenossenschaft
Ein wenig fies klangen Ratatat immer schon. Das Duo, das seit nun fünf Alben mit Gitarre und Elektronik Instrumentals macht, hat sich einen Sound
angeeignet, der im schlimmtsen Fall an Bands wie Boston („More Than
a Feeling“) erinnert, aber natürlich mit genau der Faszination des Schreckens spielte. Ähnlich wie Daft Punk haben sie fragwürdige historische
Elemente in ihre Musik auf eine Art integriert, die Guilty Pleasure ermöglichen. Gitarrengegniedel macht bei Ratatat wieder Spaß, weil sie es rabiat
zum stottern bringen wie ihren Bandnamen. „Magnifique“ weicht von dem
eingeschlagenen Weg kaum ab, auch wenn es in einigen Stücken den Anschein haben mag, sie seien etwas ruhiger geworden. Stücke wie „Cream
of Chrome“ oder „Nightclub Amnesia“, deren Titel eine deutliche Sprache
sprechen, rücken diesen ersten Eindruck wieder zurecht. Ratatat spielen im
August auf dem c/o pop Festival und sind live unschlagbar (Because Music). Mit „Thank You for Stickin’ with Twig“ bedankt sich der Kanadier Slim
Twig wahrscheinlich bei seinen Fans. Das dürften die gleichen sein, die auch
Ariel Pink verehren. Denn auch Slim Twig steckt knietief in den 70ern und
psychedelisiert seinen fein gehäckselten Glam Rock bis einem schwindelig
wird. Dank zurück, klasse Album (DFA).
Kann man natürlich auch machen: Wenn der bürgerliche Name zu cool
klingt, legt man sich einfach einen albernen Künstlernamen zu: Matt
Mondaline nennt sich als Musiker Ducktails, und ob er nun den Entenschwanz oder die gleichnamige Rock-’n’-Roll-Frisur meint – es hilft alles
nichts: Zu seiner Musik hätte der elegantere bürgerliche Name wesentlich
besser gepasst. Sein neues Album „St. Catherine“ ist leicht dahingleitender
Pop, der an die Feelies oder auch eine undramatische Version von Prefab
Sprout erinnert, definitiv die 80er Jahre antizipiert und auf jeden Fall viel
Licht atmet. Der Musiker aus L.A., der auch bei Real Estate spielt, wird
inzwischen auch gerne mit Broadcast oder Stereolab verglichen, was dem
dezenten Einsatz von Elektronik geschuldet ist (Domino). Die britischen The
Membranes um John Robb haben in den 80er Jahren mit ihrem Noise Rock
weitreichenden Einfluss gehabt und auch jenseits des Atlantiks Bands wie
Big Black oder Sonic Youth beeindruckt. „Dark Matter – Dark Energy“ ist
ihr erstes Album seit 25 Jahren und klingt frisch und radikal wie eh und je.
Schrammeliger Noise wechselt sich ab mit ambienten Passagen – gemäßigt
oder glatt klingt ihr gelungenes Comeback nie (Metropolis). Die einflussreiche Indie-Band Pavement existierte von 1989 bis 1999. In diesen zehn
Jahren haben sie auf fünf Alben ihren Slacker-Style immer wieder leicht
modifiziert. Stephen Malkmus Gitarrenspiel ist ebenso prägend geworden
wie sein betont schnoddriger Gesang. 2010 gab es einige Konzerte der
Band, nun startet eine groß angelegte Compilationreihe. Fünf Veröffentlichungen sollen es werden, jede versammelt B-Seiten, Raritäten, Versionen
und hübsch verschwurbelte Liveaufnahmen aus der Zeit eines ihrer Alben.
Den Anfang macht „The Secret History Volume 1“ mit 30 Stücken aus der
Zeit ihres Debüts „Slanted and Enchanted“ (Domino).
„Peru Boom“ ist eine feine Compilation mit elektronischer Musik aus Peru.
Der Tropical Bass steht natürlich in der Tradition westlicher Clubmusik von
House und Techno über Dubstep und Trap zu Footwork, lässt aber den
heimischen Cumbia-Sound durchscheinen. Das ist weniger brachial als
beispielsweise der brasilianische Baile Funk, dafür melodischer und umso
geschmeidiger (Tigermilk).
CHRISTIAN MEYER
c/o pop | 19.-23.8. | diverse Orte | Köln | www.c-o-pop.de/festival
trailer verlost 2x2 Karten für Grandbrothers im Kleinen Sendesaal
des WDR im Funkhaus am Wallrafplatz Köln unter trailer-ruhr.de
trailer verlost 1x „Peru Boom: Bass, Bleeps & Bumps From
Peru’s Electronic Underground“ auf trailer-ruhr.de
31
Klassik am Rhein
Sie haben mit „Les siècles“ ein historisch und
gleichzeitig modern orientiertes Orchester gegründet. Welche Idee steckte dahinter?
Ich habe Nikolaus Harnoncourts Zukunftsvision gelesen, in der ein Musiker morgens Bach und abends
Berio aufführt. Das funktioniert mit meinem Orchester Les siècles, da es ein Projekt-Orchester ist. Mit
einem permanenten Ensemble ist das wesentlich
komplizierter. Sie dürfen nicht vergessen, dass z.B.
die Musiker des Gürzenich-Orchesters mit ihren
Aufgaben in der Oper und im Konzertbetrieb schon
sehr gefordert sind. Aber wir haben angedacht, für
bestimmte Programme auch auf historische Instrumente zurückzugreifen – das gab es aber auch bereits in der Vergangenheit, nur für die Hörner wäre
das wohl neu.
ZUR PERSON
Der Dirigent François-Xavier Roth (43) stammt aus Paris und wird zum 1. September neuer Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters.
Foto: Mathias Baus
„Rendezvous mit einem neuen Publikum“
Der kommende Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln
trailer: Herr Roth, was bedeutet der Titel GMD
für Sie?
François-Xavier Roth: Ich denke, es ist mehr als
ein Titel. Ich verbinde damit eine Vision für das Orchester, mit dem ich Musik an verschiedenen Orten
der Stadt, z.B. dem Dom oder an unbekannten Stätten aufführen will. Hauptziel wird sein, Menschen,
für die Musik nichts Alltägliches bedeutet und die
vielleicht noch nicht für die Musik offen sind, zu erreichen. Wenn die nicht zu uns kommen, holen wir
sie ab. Meine erste Frage als GMD und GürzenichKapellmeister lautet: Was könnte Musik in Köln als
kultureller Bestandteil bedeuten?
Wie gehen Sie diesen Plan an?
Wir planen deshalb neue Rendezvous mit einem
neuen Publikum, das die Aktivitäten des Gürzenich-Orchesters noch nicht so gut kennt. Wir planen bereits eine Kooperation mit dem Museum
Ludwig für ein Ausstellungsprojekt „La Création
du Monde“, wir gehen in einen Club für unser „city
life“-Projekt, und wir haben ein „intergalaktisches
Konzertspektakel mit Tanz und Musik“ vorbereitet
für Schüler, mit denen wir das Gustav-Holst-Werk
„Die Planeten“ realisieren. Dazu intensivieren wir
unsere Schulbesuche und unsere Aktivitäten zu
Kinderkonzerten. Wir nehmen die Leute ins Visier,
die unsere Musik nicht oder noch nicht erleben.
Solche Aktionen erreichen natürlich nur Minderheiten. Glauben Sie an die Effektivität solcher Einsätze?
Ich habe in Frankreich mit meinem Orchester „Les
siècles“, in Deutschland in Baden-Baden und in
England mit dem London Symphony Orchestra eindrucksvolle Erfahrungen machen dürfen. Unsere
Musik kann so viel für unsere Gesellschaft bewirken, besonders wenn sie die jungen Menschen erreicht. Ich hatte in Frankreich eine Fernsehsendung
namens „Presto“, die war sehr populär. Wichtig
ist, dass wir mit dem gleichen Qualitätsanspruch
an diese Projekte gehen, es gibt keine Klassik light
für Kinder. Und wir müssen an unsere Idee glauben,
dann werden wir etwas erreichen.
In den von Ihnen dirigierten Konzerten der kommenden Spielzeit finden wir regelmäßig ein
Werk der klassischen Moderne. Ein Hinweis für
die Zukunft?
Ich liebe die Musik aus allen Epochen. Und ich
möchte den Zuhörern durch die Aufführung zeitgenössischer Werke einen neuen Schlüssel zu den
Werken von Bach und Beethoven anreichen – aus
dieser Perspektive des Neuen können wir das schon
Bekannte anders erleben. Ich habe guten Kontakt
zu den führenden Komponisten unserer Zeit, und
ich hoffe, wir können mit diesen Künstlern auch
einmal ein Risiko eingehen – Köln war einst Avantgarde. Wir könnten eine zeitgemäße Form entwickeln und kreativ werden: Wir sind in einer Stadt,
wo alles passieren kann.
Haben Sie denn in den Nach„Ich bin kein KamikazeNeue Musik macht in Köln, dem
barländern schon Ergebnisse beobachten können, weg von den Flieger. Mir geht es um die einstigen Avantgarde-Zentrum,
Idee und die Haltung“
nicht alle glücklich.
grauen Wölfen im Konzertsaal,
Ich bin kein Kamikaze-Flieger. Mir
hin zu einem jungen Publikum?
Das ist eine komplexe Frage. Unsere Aktionen zie- geht es um die Idee und die Haltung. Ich kombinilen nicht auf eine konkrete Gruppe oder auf ein ere z.B. zwei Blockbuster von Mozart, Sinfonie Nr.
Wunschverhalten, es sollen nicht plötzlich alle an 40 und Konzertarien mit „der“ angesagten Mozartdie Musikschulen drängen oder ähnliches. Musik Sopranistin, mit der Uraufführung eines Auftragskann auf ganz verschiedene Arten das Leben der werks von Philippe Manoury: Da können die NeutöMenschen bereichern. Es ist schön, wenn wir z.B. ner und die Traditionalisten gleichermaßen auf ihre
bei einem Kind den Wunsch wecken: Ich möchte Kosten kommen, für beide gibt es Neues zu erleben.
Flöte lernen. Das ist sogar sehr schön. Es kann aber Man denkt oft zu banal, das Publikum hätte festauch sein, dass nur der Wunsch entsteht, häufiger gefahrene Vorlieben. Genau weiß das niemand. Ein
ins Konzert zu gehen. Oder, dass ich am Abend gern Konzert ist kein Museum. Paris hat gerade bewiemit der Familie Musik hören möchte – Musik wird sen – mit dem Bau eines neuen Konzertsaals, der
ein Teil des Lebens. Wir sind in einer Gesellschaft, auch umstritten war –, dass sie ein neues Publider Live-Musik zunehmend fremd wird. Sie erlebt kum finden konnten. Der Riesensaal ist seit Januar
Kultur vor allem im Internet oder im Fernsehen. immer voll, 40 % sind Ersttäter. Auch das Kölner
Kultur allgemein verbessert das gemeinsame Leben, Publikum hat viele Gesichter.
das gemeinsame Verstehen.
Könnten Sie uns ein typisches Wunschprogramm
skizzieren, das Sie in fünf Jahren auf dem ProWie kann denn Verbesserung aussehen?
Ich habe in Paris erleben dürfen, wie bei Projekten gramm sehen wollen?
mit sehr armen Leuten großes Interesse geweckt Das möchte ich heute nicht formulieren, die Antwurde, wie sich das Aggressionspotential sensatio- wort kenne ich nicht. Mein Wunsch wäre, dass das
nell verminderte. In Tokio gab es ein sehr unruhiges Orchester, sein Dirigent und das Publikum in fünf
Viertel. Jetzt spielen die jungen Leute dort Musik, Jahren zusammengefunden haben. Nur zusammen
die Gewalt nahm radikal ab. Wenn die Menschen können wir etwas Besonderes erreichen.
und zuvorderst auch die Politik die Relevanz von
Kultur auf gesellschaftliche Entwicklungen anerINTERVIEW: OLAF WEIDEN
kennen, dann heißt die Lösung: Mit Kultur können
Weitere Informationen: guerzenich-orchester.de
wir besser zusammenleben!
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kunst & gut
Ma Jun, New China Series Car No. 1, 2009, Porzellan, 25 x 80 x 38 cm, © Künstler, China 8, Osthaus Museum Hagen
Von Heute
„CHINA 8“ in Hagen und Mülheim
Das Projekt „CHINA 8“ findet als überschauende Ausstellungsfolge zur zeitgenössischen chinesischen Kunst mit rund 120 Künstlern in neun Instituten in
acht Städten – sieben davon im Ruhrgebiet – statt, es läuft noch bis September. Auch wenn sich dabei die Anerkennung der Künstler in ihrer Heimat nicht
erschließt und häufig der Hintergrund der Werke unklar bleibt, so gibt es doch
genügend eindrucksvolle Beiträge, was vor allem dann der Fall ist, wenn sie
auf der eigenen Kultur aufbauen. Insbesondere in der Ausstellung im Osthaus
Museum in Hagen thematisieren die Werke den Gegensatz von Tradition und
Gegenwart, noch in der Spannung von Kunsthandwerk und freier Kunst. Im
Osthaus Museum macht dies besonders Sinn. Sein Gründer Karl Ernst Osthaus
hat im frühen 20. Jahrhundert außer der damaligen Avantgarde fernöstliche
Kunst sowie Kunstgewerbe und Angewandte Kunst gesammelt.
Die Kunstwerke der chinesischen Künstler sind nun im gesamten Altbau zu sehen, besser: zu entdecken. Sehr konzentriert wird Yin Xiuzhen präsentiert, die
seit ihrer Einzelausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf hierzulande bekannt
ist. Ihre Werke sind in einem der Durchgangsräume wie zufällig ausgestreut.
Ihre Arbeiten handeln vom Übergang, vom Reisen mit dem Koffer. Dieser ist
geöffnet. Inmitten von Kleidungsstücken finden sich stilisierte Architekturmodelle, die teils in ihrer Geschichtlichkeit wiedererkennbar sind und teils für
heutige Anonymität stehen. Die Veränderung der Städte und der Umgang mit
der Tradition und der eigenen Herkunft klingen an. Letzteres ist auch beim
Porzellan der Fall, mit dem in Hagen gleich mehrere Künstler arbeiten. Aber
die Gefäßkeramiken zeigen nun pornographische Motive oder das Porzellan
mutiert zum Werkstoff für die Darstellung moderner luxuriöser Güter wie
Fernseher oder Autos.
Wahrscheinlich der prägnanteste Beitrag in Hagen stammt von Kum Chi
Keung, der 1965 in Hong Kong geboren wurde und dort noch lebt. Er hat Vo-
33
gelkäfige aus Bambus gebaut und klinkt sich damit in ein handwerkliches Gewerbe ein. Seine Käfige sind elegant, muten wie kostbares Design an; zugleich
aber erinnern sie an Früchte, unterstrichen noch durch die Gegenstände, die
sie umfangen, und sprechen Aspekte der Gen-Technologie an. Hinzu kommt
die Ambivalenz der vermeintlichen Freiheit der Vögel. Kum Chi Keung spielt
auf den knappen Wohnraum in einer Stadt wie Hong Kong an – seine Vogelkäfige sind alles andere als lieblich.
Im Kunstmuseum in Mülheim an der Ruhr greift Song Dong, Teilnehmer der
letzten documenta in Kassel, das gleiche Thema auf. Im Foyer des Museums
hat er eine alte Telefonvebindungsanlage errichtet, die auf der Rückseite als
Wohnhöhle geöffnet ist. Nebenbei deutet sich noch das Brachiale der Gegenwart mit seiner Technisierung an, es ist ein Leitmotiv in Mülheim. Die Zeit ist
beschleunigt, Überwachung und gegenseitige Beobachtung sind allgegenwärtig, auch beim Bruch mit der Gesellschaft. Ein Mann hängt wie ein Selbstmörder in der Dachkonstruktion. In einer riesigen Spiegelfläche reflektiert ein
Gestrüpp auf Schaufeln, das sich auf die Verdrängung der Bauern in der heutigen Welt bezieht. Und im gegenüberliegenden Saal hat Zhou Xiaohu eine
monumentale Tunnelanlage mit multimedialen Effekten errichtet. Wir werden
zu Akteuren in einem Krieg, sind direkt zugeschaltet und verfolgen wie aus
einem Panzer oder aus der fernen Kommandozentrale das Gefecht. Im kreisrunden Filmausschnitt baumelt ein Mann mit seinen Beinen, virtuell und doch
real. Ernst und (Computer-)Spiel sind nicht auseinanderzuhalten: Vielleicht ist
dies der spektakulärste Beitrag der ganzen Ausstellungsreihe.
THOMAS HIRSCH
„Paradigmen der Kunst“ | Osthaus Museum Hagen & „Modelle der Irritation“
Kunstmuseum Mülheim | bis 13.9. | www.china8.de
Kunst in NRW
Kunstwandel
Utagawa Kuniyoshi: „Frau mit Katze“, Farbholzschnitt (Auschnitt), Foto: GF Phillip
Einpackpapier von der Rolle
Japanische Farbholzschnitte im Bochumer Haus Kemnade
Wer glaubt, die japanische Kunstform Manga sei eine Erfindung des späten
20. Jahrhunderts, der kann sich momentan im Bochumer Haus Kemnade direkt an der Ruhr für ein besseres Verständnis belehren lassen, wenn er will
und wenn er nicht gerade auf den relativ populistischen Titel „Geishas-Dirnen-Kurtisanen“ reingefallen ist. Klar, etwas nackte Haut ist auch zu sehen,
ein paar verführerische Farbholzschnitte gibt es auch, die breite Masse aber
ist eigentlich eher Propaganda, Werbeblätter oder noch schlimmer: preiswertes Einpackpapier. Als Kulturgut wurde die Massenware Farbholzschnitt
in Japan im 19. Jahrhundert jedenfalls nicht betrachtet. Dennoch bleiben
die Blätter für einen Westeuropäer immer auch ein Faszinosum, erzählen sie
doch von fremden Welten, die lange verschlossen waren und bis heute diesen
Reiz der kompletten gesellschaftsphilosophischen Andersartigkeit behalten
haben. Amüsierbetriebe gab es auch in Europa, nur waren sie nie so in die Gesellschaft integriert. Der Begriff Dirne ist geläufig, die Kurtisanen wurden im
frühen 20. Jahrhundert eher positiv konnotiert, obwohl eigentlich niemand so
recht wusste, was er damit meinte.
Geishas jedenfalls haben nichts von alledem. Sie sind eine japanische Kreation, wurden gut ausgebildet, lernten mindestens ein Instrument, beherrschten
die geistreiche Konversation – bis heute. Aber am Ende des 19. Jahrhunderts
boomte ihr Geschäft, die Amüsierviertel mit ihren Bordellen waren alarmiert,
es gab Werbe- und Schmäh-Farbholzschnitte für und gegen das jeweilige
Gewerbe. Gut 120 Blätter aus der Sammlung von Gerhard Friedrich Philipp,
Leiter des Museums des Landkreises Osnabrück, sind in den historischen
Räumen in Kemnade ausgestellt, sie füllen ganze drei Räume, untermalt von
Gegenständen der asiatischen Sammlung Ehrich und asiatischen Musikinstrumenten der Sammlung Grumbt aus der Zeit. Sammler Philipp erklärt bei
der Eröffnung auch die Zusammenhänge der Farbholzschnitte als Massenprodukt, die nicht einmal auf der Weltausstellung gezeigt wurden. „Die Japaner
hielten sie einfach für trivial.“ Denn gedruckt wurde auf Deubel komm raus,
und alles was Geld brachte, verkam zur billigen Massenware.
Interessant wie die westliche Kulturschickeria darauf reagierte, als diese
„Poster“ den europäischen Kunstmarkt erreichten. Immerhin waren die abgebildeten Frauen eben die „Edel-Prostituierte“, die in der Gesellschaft des
sich damals öffnenden Japans hoch angesehen war. Aber auch politische
Karikaturen sind in den bunten, comic-artigen Blättern versteckt und wunderbare Geschichten: Wie bei „Eine Katze und eine Ratte fressen zusammen“
(1845/46) vom Meister Utagawa Kuniyoshi (1798-1861). Es geht um das
Mädchen O-Tsuro, das auf der Suche nach seinen Eltern von der Mutter ein
zweites Mal verstoßen und vom verbrecherischen Vater am Ende unerkannt
beraubt und getötet wird. Immer haben diese Blätter zwei Ebenen, einmal das
Motiv (hier O-Tsuro) und dazu oben eine bildlich abgetrennte Kartusche mit
einer „pseudophilosophischen“ Quintessenz, hier die Katze und die Ratte.
PETER ORTMANN
„Geishas – Dirnen – Kurtisanen“ | bis 27.9. | Haus Kemnade Bochum
02324 302 68
Joan Miró, Peinture-poème, 1938, Tate London (Ausschnitt) © Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn
Bilder mit Sprache
Joan Miró in Düsseldorf
Von Thomas Hirsch
Fraglos gehört der Katalane Joan Miró (1893-1983) mit seiner Malerei bis
heute zu den weltweit populärsten Künstlern. Sein Vokabular aus starkfarbigen biomorphen Formationen und feinen Linienverläufen, das an Natur,
Landschaft, Wolken und den Sternenhimmel
„Staksige, zornige
erinnert, ist in seiner Abstraktion ebenso ein
Druckbuchstaben“
Meilenstein der Moderne wie es eine spielerische Leichtigkeit und Anschaulichkeit bewahrt. – Es gehört zum Programm der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf,
die großen Künstler der Moderne neu zu sehen und als Avantgarde ihrer Zeit
vorzustellen. Nach Ausstellungen etwa mit Alexander Calder, Wassily Kandinsky und mit Paul Klee, die mit ähnlich gelagerten Bildlösungen die Kunst
des 20. Jahrhunderts revolutioniert haben, ist nun also ein Überblick über
Mirós Malerei, Zeichnung und druckgraphische Arbeit zu sehen, der unter
dem Thema seiner Beschäftigung mit der Literatur und der Schrift steht. So
wurde Miró dadurch zu Bildern inspiriert, er integriert Schrift in die Darstellungen und hat auch gezielt mit Schriftstellern zusammengearbeitet.
Weiterhin hat er Druckgraphiken auf Texte hin geschaffen. Dies führt noch
zu seinen Malbüchern. Auch diese werden nun in Düsseldorf vorgestellt.
Seit Beginn der 1920er Jahre kanalisiert sich Mirós Interesse an moderner
Literatur. In Paris, wo er in dieser Zeit lebt, tauscht er sich sogar stärker mit
den dortigen Schriftstellern aus als mit den Künstlern. Insbesondere Dada
und Surrealismus beeinflussen ihn. In seinen frühen realistischen Malereien
finden sich inmitten von Interieurs Buchumschläge, die Hinweise auf die
Lektüre liefern, die ihn begeistert. Ab Mitte der 20er erstellt Miró „Bildgedichte“, bei denen er Schrift und visuelle Motivik gleichberechtigt verwebt.
Richtig interessant wird es dann natürlich, als er den Realismus hinter sich
lässt und auch die Sprache zu Schriftzeichen und Kalligraphie abstrahiert.
Man kann die Düsseldorfer Ausstellung aber auch rein unter dem Aspekt
der Malerei anschauen. Sensationell kühn ist ein Gemälde von 1925, das
nichts als eine himmelblaue, in bewegtem Duktus aufgetragene Fläche
zeigt, die sich über das ganze Bild zieht. Nur links oben findet sich eine
kleine Scheibe, die schwarz und weiß angemalt ist: wie ein Hinweis auf die
späteren Himmelsgestirne in Mirós Kunst und übrigens
auch darauf, dass auch die Avantgarde der Schriftsteller
seine Bilder gesammelt hat. Im Spätwerk wird Miró in
seiner Malerei – auch um seinem Protest gegen Franco
Ausdruck zu verleihen – expressiv und geradezu spröde. Die Formate werden größer und die Farben gedeckt,
oft dunkel. Auch da verwendet Miró Schrift, etwa als
staksige, zornige Druckbuchstaben über dem Malgrund.
Thomas Hirsch
Kunsthistoriker,
Schrift wird nun für Miró zum ausschließlichen Motiv:
Kurator und Journalist
inhaltsreich wie schon zuvor.
„Miró. Malerei als Poesie“ | bis 27.9. | Kunstsammlung NRW K20 in Düsseldorf
0211 838 12 04
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RuhrKunst
Abb. 1
Klassiker der Sammlung Langsame Bilder
Abb. 2
Avantgarde in Duisburg
Malerei im KIT in Düsseldorf
Berühmt ist das Lehmbruck Museum in Duisburg
für seinen Bestand an Werken von Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), dem bedeutenden Bildhauer
des deutschen Expressionismus. Um seinen Namensgeber herum hat sich die Sammlungstätigkeit
des Museums zu Zeiten entwickelt, in denen Kommunen noch Geld hatten: hin zu einem Zentrum
für die Skulptur des 20. Jahrhunderts in Europa
und auch als Ort für die Malerei des Expressionismus in Deutschland. Was in den vergangenen
Jahrzehnten u.a. mit Unterstützung des Freundeskreises und auch des Landes NRW zusammengekommen ist, deuten derzeit die Präsentationen aus
den eigenen Beständen an.
In der Schaufenstergalerie ragen Werke von Alberto Giacometti, Max Ernst (gemeinsam mit seinem
Gemälde „Die Versuchung des Heiligen Antonius“),
Hans Arp und Dalí heraus, die maßgebliche Neuerungen in der Skulptur in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts reflektieren, etwa die Fragmentierung des Körpers, die (stereometrische) Verknappung der Form und die surreale, teils als Collage vollzogene Erfindung. Dies ergänzt sich in der
vorderen Galerie besonders mit der erstaunlichen
„Négresse blonde“ von Constantin Brancusi (auch
wenn deren Präsentation gewöhnungsbedürftig
ist) und den Porträtbüsten von Rodin, Laurens, Belling und eben auch von Lehmbruck. Im Stockwerk
darunter wird in einer Art Kabinettausstellung
noch bis etwa Mitte August der Expressionismus
in der Malerei vorgestellt. Vertreten sind die wichtigen Namen der deutschen Kunst. Die Präsentation folgt den Genres und Sujets, die im Expressionismus verbreitet waren: den Frauen am Strand,
den Landschaften zwischen Weite und Dichte und
den Stillleben. Nun gibt es auch ein Wiedersehen
mit Otto Muellers spitzkantigen Zigeunerinnen am
See. Die Auswahl verdeutlicht die Rolle der Farbe
in Verbindung mit der Abstraktion im Expressionismus, dazu ist ein Frauenkopf von Jawlensky
zu sehen, der – formal – wiederum den Bogen zu
Brancusis Büste spannt. Immerhin, die Skulpturen
und natürlich die Lehmbruck-Präsentation werden
auch über den August hinaus zu sehen sein.
Statt Beschriftungen ein Raumplan. Welches Bild
in der präzise gehängten Ausstellung von welchem
der Künstler stammt, ist also nicht auf Anhieb zu
erkennen. Eine zweite – vermeintliche – Komplikation: Thema ist Malerei, aber ausgestellt sind
auch Skulpturen, Wandarbeiten, eine Bodenarbeit,
Videofilme. Indes geht es in erster Linie darum,
eine durchgehende Haltung innerhalb der jüngsten Künstlergeneration gegenüber der Malerei zu
destillieren. Vorgestellt werden vier Absolventen
der Düsseldorfer Kunstakademie, die zwischen
1985 und 1989 geboren wurden.
War Malerei bis vor kurzem eine der „Königsdisziplinen“, so wird heute ihre Notwendigkeit angezweifelt. Alles, was zu malen sei, sei gemalt, das
gesamte Spektrum vom Hyperrealismus bis zur
einheitlichen Farbfläche längst erkundet, lautet
eine der Thesen. Eine andere: Die Aufgaben der
Malerei erfüllten längst die neuen Medien, die am
Computer zudem malerische Effekte simulieren.
Vivian Greven, Felix Reinecker, Katja Seib und
Astrid Styma liefern Plädoyers für das Unersetzliche der Malerei, schon als Medium, das seinerseits auf Foto, Film und digitale Techniken reagiert und gegen die heutige Informationsflut die
Entschleunigung setzt. Es geht um das Einzelbild
mit allen seinen Sensationen, Anspielungen und
plötzlichen Überraschungen, etwa in der Präsenz der Oberfläche. Aber schon der Malvorgang
ist bemerkenswert. Alle Geschwindigkeit unseres
Lebens wird hier entschleunigt. Selbst die Bilder
von Katja Seib, die wie hingeworfen wirken, in
vielen Schichten aufgebaut. Vivian Greven zeigt
den nackten weiblichen Körper ganz unspektakulär: Die Haut, die im digitalen Zeitalter verloren
geht, wird hier in ihrer Sinnlichkeit als plastisches
Ereignis demonstriert. Zugleich befragen alle vier
Künstler die eigene Existenz, sie sind ihr eigenes
Modell, beschreiben Episoden aus ihrem Leben
oder erfinden sich diese. Und sie verweisen auf die
Geschichte der Kunst, mit der sie im Übrigen sehr
aufmerksam umgehen … Zu sehen ist eine erfreulich gelassene Ausstellung zur Frage, was Malerei
heute noch soll – und was sie kann.
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
Abb. 3
Kunst als Menschenfänger
„Nomanslanding“ im Duisburger Hafen
Nun, wer wollte nicht einmal wie Jesus Christus
über das Wasser laufen? Die diesjährige Ruhrtriennale macht das in Zusammenarbeit mit den
Urbane Künste Ruhr in Duisburg-Ruhrort möglich, wenn auch nur in recht symbolischer Form
und auf bereits in Sydney und Glasgow ausgetretenen Schwimm-Pontons. Eine große Kathedrale in der Mitte des Hafens kann so über zwei
Stege erreicht werden, allerdings insgesamt nur
für bis zu 80 Personen, die unchristliche Schwerkraft, sie verstehen. Als sinnliches Vergnügen ist
gegen derartigen Kulturgigantismus nichts einzuwenden, ich bin nur nicht sicher, ob von den
ursprünglichen Gedankengängen der fünf internationalen Künstler dabei etwas übrig bleibt. Der
italienische Kurator Lorenzo Mele ist der eigentliche Urheber dieses monströsen Gedankenspiels,
eigentlich geplant für Glasgow als Erinnerung
an den Ersten Weltkrieg, dessen Ausbruch 2014
hundert Jahre her war, ist es heute eher ein Apparat für Geschichten vom Leben am und auf
dem Wasser.
Die Grundidee, dass es nur ein paar Besucher
mit Schwimmwesten (die an die Tornister aus
1914/18 erinnern sollen) auf die zentrale Plattform schaffen würden, die restlichen (wie blöd?)
am Ufer stehen müssten, die Gewinner sich
einfach treffen und was dann passiert nicht
mitinszeniert werde, hat sich seit dem veröffentlichten Konzept im Erinnerungsjahr 2014 stark
verändert. Jetzt nehmen die Besucher im Kathedralen-Innenraum teil an einem (natürlich!)
einmaligen Ereignis, ich zitiere: „Im allmählich
sich verdunkelnden Raum ist eine Sound-Collage
zu hören, die nach dem kompletten Zusammenschluss der beiden Teile im live gesungenen Part
eines Performers kulminiert.“ Was die Performance in der Installation eigentlich spannend
und erfahrbar macht, ist natürlich der Blick von
Außen, denn für den Event im Inneren gibt es
keine Tickets, der Eintritt ist frei, soll heißen, am
Eingang bleiben die zurück, die es (noch) nicht
geschafft haben. Die Kulturministerin soll davon
allerdings nicht betroffen werden, sagt man.
PETER ORTMANN
trailer verlost 5x2 Karten auf trailer-ruhr.de
„Expressionismus – Highlights der Sammlung“
bis Mitte August | Lehmbruck Museum Duisburg
0203 283 32 94
„Malerei, jetzt.“ | bis 27.9. | KIT – Kunst im Tunnel
in Düsseldorf | 0211 52 09 95 97
„Nomanslanding“ | ab 15.8. 16 Uhr | ehem. Eisenbahnhafen Duisburg-Ruhrort | www.ruhrtriennale.de
Abb. 1: Max Pechstein, Freilicht (Moritzburg), 1910, Öl auf
Abb. 2: Katja Seib, trapped, 2015, Öl auf Jute, 180 x 230 cm
Abb. 3: „Nomanslanding“, Sydney, Foto: © Sydney Harbour
Leinwand, ©: Alexander Pechstein, Tökendorf, Foto: Bernd Kirtz
© K. Seib
Foreshore Authority
35
Kunst-Kalender
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.wallraf.museum.de
Entlang der Seine bis 27.9.
Die frz. Impressionisten des späten 19.
Jahrhunderts mit ihren Bildern von
lichtdurchfluteten Seen und Flusslandschaften aus der Sammlung Corboud
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Gert & Uwe Tobias bis 23.8.
Überblick über das aktuelle Werk der aus
Siebenbürgen stammenden Zwillinge
(*1973), die für ihre surreal anmutenden
figurativen Farbholzschnitte bekannt sind
LÜDENSCHEID – Städtische Galerie
www.luedenscheid.de
Erich Reusch bis 20.9
Zum 90. Geburtstag des ehemaligen
Kunstprofessoren mit seinen
Installationen zwischen Minimalismus
und Konzeptkunst
MÜNSTER – LWL-Museum
www.lwl.org
Otto Piene. Licht bis 20.9.
Mit Inszenierungen, Installationen,
Wänden und Räumen wird die zentrale
Rolle des Lichtes im Werk des Gründers
der Gruppe ZERO (1928-2014) untersucht
MÜNSTER – Kunsthalle
www.kunsthalle.muenster.de
Django Hernández bis 6.9.
Django Hernández (*1970) arbeitet mit
Bezügen zu seiner kubanischen Heimat vor
allem skulptural mit narrativen Anklängen
und Referenzen an Industriedesign
Zhou Zixi, Xiaogang Grotto 001, 2014, Öl/Lw, 80 x 100 cm, © Künstler, Shang ART Gallery / Ausstellung China8, Kunsthalle Recklinghausen
Museumslandschaft NRW
www.langenfoundation.de
BEDBURG-HAU – Schloss Moyland
BONN – Kunstmuseum
DÜSSELD. – Museum Kunstpalast
www.moyland.de
www.kunstmuseum-bonn.de
www.smkp.de
Lori Nix bis 9.8.
In ihrer ersten deutschen Werkschau
zeigt die Fotografin Lori Nix eine Welt
ohne Menschen, in der sich die Natur
mit aller Macht die Räume und Orte
zurückerobert
New York Painting bis 30.8.
Elf in den 1970er Jahren geborene
Künstler aus New York, die mit einem
weiten stilistischen Radius belegen,
wie aktuell die Malerei als Medium ist
Wim Wenders bis 16.8.
Der berühmte Filmemacher zum 70.
Geburtstag in seiner Heimatstadt mit
einer Retrospektive seiner Fotografien, die
u.a. menschenleere Szenarien einfangen
BOTTROP – J. Albers Museum
ESSEN – Museum Folkwang
www.quadrat-bottrop.de
www.museum-folkwang.de
Bernd Ackfeld bis 23.8.
Der 1950 geborene Künstler mit
einem Überblick über seine mitunter
provokanten Kommentierungen der
Bilderwelt unserer Gesellschaft und Kultu
Sol LeWitt bis 30.8.
Vorgestellt wird das „Wall Drawing
1176. For Josef Albers“, das der
amerikanische Minimal- und
Konzeptkünstler als Referenz an Albers
für diese Räume entwickelt hat
Robert Frank bis 16.8.
Der bedeutende Fotograf (*1924) mit
einer retrospektiven Vorstellung seiner
thematisch konzipierten Fotobücher und
seiner filmischen Arbeiten
BIELEFELD – Kunsthalle
DETMOLD – Lippische Gesellschaft
BERG.-GLADBACH – Villa Zanders
www.villa-zanders.de
www.kunsthalle-bielefeld.de
Serendipity bis 11.10.
Die Texte von Niklas Luhmann im
theoretisch fundierten Dialog mit
Zeichnungen von Ulrich Rückriem und mit
fotografischen Arbeiten von Jörg Sasse
BOCHUM – Kunstmuseum
www.kunstverein-lippe.de
Hans Magnus Enzensberger 2.8.-23.8.
Objekte zwischen Kunst und Nonsens
mit den Mitteln der Schrift, mit denen
der bedeutende Schriftsteller den
Bedeutungsreichtum und Klang der
Sprache erforscht
www.kunstmuseumbochum.de
DÜREN – Leopold-Hoesch-Museum
Catalina Pabón bis 8.8.
Catalina Pabón (*1979 in Bogotá, lebt
in Berlin) widmet sich zwischen Malerei
und Zeichnung der Landschaft als
fremdem, unheimlichem und
romantischem Ort
www.leopoldhoeschmuseum.de
BOCHUM – Ruhr-Universität
DÜSSELDORF – KIT
www.situation-kunst.de
On Display bis 23.8.
Anlässlich des 50. Geburtstag der
Ruhr-Universität und des 40. ihrer
Kunstsammlung ein Überblick über
diese in der Situation Kunst und im
Campusmuseum
BONN – Bundeskunsthalle
www.bundeskunsthalle.de
Ärger im Paradies bis 11.10.
Zeitgenössische Positionen im Spektrum
von Garten und Natur, die noch den
Gegensatz zur Kunst beleuchten, v.a.
positioniert auf dem Dach der Kunsthalle
Martin Gerwers bis 22.11.
Der Düsseldorfer Maler mit fächerartigen
Objekten und Stelen, die von jeder Seite
anders aussehen und die Farbe unter
wechselnden Lichtverhältnissen zeigen
www.kunst-im-tunnel.de
Malerei, jetzt. bis 27.9.
Vier Positionen der jüngsten
Künstlergeneration aus der Düsseldorfer
Kunstakademie, die die Aktualität der
Malerei in der Gegenwart befragen
DÜSSELD. – K21 Kunstsammlung NRW
www.kunstsammlung.de
Malewitsch zu Ehren bis 30.8.
Anlässlich der Schenkung von
Malewitsch-Bildern an die
Kunstsammlung NRW ein künstlerischer
Dialog mit Werken des FarbflächenMalers Imi Knoebel
NEUSS – Langen Foundation
das Kunst?
 Ist
meinung@trailer-ruhr.de
Wir freuen uns auf Post.
Olafur Eliasson bis 18.10.
Überblick über das Werk des dänischisländischen Künstlers, der mit den
Ressourcen der Natur arbeitet, anhand
des Bestandes in der Sammlung Boros
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Green City bis 13.9.
Kunstbeiträge, die sich mit dem
Ruhrgebiet in seiner Verfasstheit
und Zerteilung durch Autobahnen
und Wasserstraßen und seinem
ökologischen Zustand beschäftigen
REMAGEN – Arp Museum
www.arpmuseum.org
Bernard Schultze bis 1.5.16.
Selten gezeigte Arbeiten aus dem
vibrierend surrealen Kosmos des
informellen Malers und Objektkünstlers
zu seinem 100. Geburtstag
RECKLINGHAUSEN – Kunsthalle
www.china8.de
HAGEN – Osthaus Museum
www.osthausmuseum.de
Volker Stelzmann bis 30.8.
Ausgezeichnet mit dem Karl Ernst
Osthaus-Preis, zeigt der Berliner Realist
einen Einblick in sein gleichnishaftes
figürliches Werk seit den 1970er Jahren
HAGEN – Emil Schumacher Museum
www.esmh.de
Bild und Objet trouvé bis 25.10.
Verdeutlicht wird, wie der berühmte
informelle Künstler Emil Schumacher
Fundstücke in seine brodelnd expressive
Malerei integriert hat
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Danh Võ 1.8.-25.10.
Der aus Vietnam stammende, weltweit
gefragte Künstler (*1975) mit einem
Einblick in seine aktuelle Produktion und
dem Langzeitprojekt „We The People“
Panorama der Malerei bis 13.9.
13 Maler aus China, als Beitrag
zur großangelegten Präsentation
zeitgenössischer chinesischer Kunst
überwiegend in Museen des Ruhrgebietes
WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Maike Freess 30.8.-3.1.
Ein Überblick über die multimedialen
Arbeiten der Berliner Künstlerin, die
die menschliche Verfasstheit zwischen
Individualität und Gesellschaft untersucht
WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Lynn Chadwick bis 18.8.
Der britische Bildhauer mit seinen
Bronzeplastiken der 50er/60er-Jahre, die
mit aufgerissenen, verletzten Oberflächen
Figur und Natur thematisieren
KÖLN – Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
Bernd und Hilla Becher 20.9.-26.1.14
Sachlich typologische s/w-Fotografien
von Hochöfen seit den 1960er-Jahren
36
Empfehlungen von Thomas Hirsch
Auswahl
RUHRGEBIET
UCI KINOWELT RUHR
Fr 7.8. 15.45 Uhr, Di 15.9. 20 Uhr
Tristan und Isolde, Aida
Möglichkeiten, der zum Shoppen und
Entdecken einlädt, sowie kulinarische
Köstlichkeiten zu probieren.
Info: www.zeltfestivalruhr.de
trailer verlost 2x2 Karten für
Frank Goosen auf trailer-ruhr.de
JAHRHUNDERTHALLE
Sa 15.8. 18 Uhr
Ritournelle
Ein Besuch der Opern-Hotspots (Bayreuther Festspiele oder die allein für ihre
Architektur berühmte Oper in Sydney) ist
eine Reise wert. Wer aber nur Zeit und
Geld für einen kurzen Ausflug hat, kann
dank der UCI Kinowelt Ruhr trotzdem in
den Genuss der visuellen und akustischen
Wucht der Gattung kommen. Im August
überträgt das UCI Ruhrpark exklusiv die
auf keltischen Motiven basierende Liebesgeschichte, „Tristan und Isolde“ in einer
Neuinszenierung von Katharina Wagner,
live von den Bayreuther Festspielen auf die
Kinoleinwand. Im September lockt Verdis
„Aida“, aufgeführt im Hafen vor der malerischen Kulisse des nächtlichen Sydney.
Info: 0234 239 02 22
06.-09.08.2015, Köln
Celebrate
the
games !
Caribou
Das ehrenwerte Indie-Label City Slang
feiert seinen 25. Geburtstag, und als
Schauplatz hat es sich die Ruhrtriennale
ausgesucht. Das ganze heißt Ritournelle
und ist der erste handfeste Pop-Höhepunkt des jährlich stattfindenden Kunstfestivals. Mit dabei sind einige der besten
Acts aus City Slangs Label-Programm:
The Notwist, Caribou und das LambchopNebenprojekt HeCTA. Auf der zweiten
Bühne gibt es bei den Kollegen des Essener Goethebunkers feinste Elektronik:
Roman Flügel und Barnt legen auf, und
Pantha Du Prince tritt live auf.
Info: www.ruhrtriennale.de
HERNER STRASSE
Sa 8.8. 12-14 Uhr
Kortland-Fest
Die Eisdiele „Kugelpudel“ und das Café
Eden sind längst zum Geheimtipp der
Bochumer Kreativszene geworden. Das
Viertel rund um die Herner Straße, rund
um die ehemalige Kortländer-Gaststätte,
hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Das 1. Kortland-Fest soll nun ein
amescom_2015_Anzeige_trailer_KulturKinoRuhr_44x32_B2C_Casual_DE.indd
11.06.15 16:24
1
KEMNADER SEE
neues Highlight werden.
Bei dem „NachFr 21.8. - So 6.9.
barschaftspicknick“ geht es vor allem
Zeltfestival Ruhr
darum, sich kennen zu lernen und einen
schönen Nachmittag miteinander zu verbringen. Dabei bringen sowohl Gastgeber
als auch die Gäste selber eine Kleinigkeit
zu essen oder zum Spielen mit. Der wohl
beste Weg, um ins Gespräch zu kommen,
hofft Mitveranstalterin und Theaterleiterin
des Prinz-Regent-Theaters, Romy Schmidt.
Info: info@kortland.de
Jazz, Soul und Reggae einen besonderen
Klang, indem sie uralte Melodien aus ihrer Heimat hineinmischt. Dass Liebe und
Hoffnung ihre Beweggründe sind, Musik
zu machen, nimmt man der Sängerin sofort ab. Sie versteht Musik als die Herstellung eines Dialogs und damit hat sie
spätestens seit dem letzten Jahr großen
Erfolg. Mit ähnlich großer Leidenschaft
steht auch der Virtuose Moh!Kouyaté auf
der Bühne. In Guinea geboren, schwingt
in seinen Songs die Tradition der GriotSänger mit. Vor allem den Blues verfeinert Moh!Kouyaté mit Klängen aus der
Heimat. Dabei hat er einen ganz speziellen Gitarrenstil entwickelt, mit dem er
sich schnell einen Namen machen konnte. Sein Können zeigt der Musiker auf
seinem ersten Soloalbum „Loundo“. Nach
den beiden Auftritten ist jedoch noch
lange nicht Schluss, denn im Anschluss
wird im Rahmen der Afrikanista zu den
African-Club-Culture-Sounds getanzt.
Info: 0234 687 16 10
seiner Figuren nutzt. Gemälde, Kritzeleien
auf Servietten, persönliche Notizen, Filmpuppen und Konzeptnotizen zeugen von
der intensiven Entstehungsarbeit, die Burton als Grundlage für seine Filme nutzt.
Dabei mag sich Burton selber in keine
Künstlerkategorie einordnen. Im Vordergrund steht für ihn vor allem das Gefühl,
das ihn mit seinen Kreationen verbindet.
Info: 02232 579 30
DINSLAKEN
EMSCHERMÜNDUNG
Sa 15.8. 19 Uhr/So 16.8. 14 und 19 Uhr/Di
18.8. 11 und 19 Uhr/Mi 19.8. 11 und 19
Uhr/Do 20.8. 11 Uhr/Fr 21.8. 19 Uhr
Ruhrtriennale: Sturzflug
BRÜHL
MAX ERNST MUSEUM BRÜHL
DES LVR
So 16.8. - Mo 31.8., Di-So 11-18 Uhr
The World of Tim Burton
Tim Burtons Verfilmungen entführen die
Zuschauer in eine Welt zwischen Wirklichkeit und Traum. Mit Filmen wie „Alice
im Wunderland“ oder „Big Fish“ machte
sich der in Kalifornien geborene Burton
einen Namen. Doch weitgehend unentdeckt sind die künstlerischen Formen,
die der Filmemacher vor der Entstehung
Foto: Phile Deprez
Studio OKRA ist eine belgische Künstlergemeinschaft, die während der Ruhrtriennale das Familienstück „Sturzflug“ zeigen wird. Kernstück des Schauspiels ist
die Freundschaft zwischen vier Personen,
die weit entfernt von der heutigen digitalen Welt existieren. Vielmehr erinnert
das Stück an die Entwicklungen des 19.
Jahrhunderts, die als Vorläufer unserer
gamescom.de
BOCHUM
BAHNHOF LANGENDREER
Sa 15.8. 20 Uhr
Foto: ZFR / Lutz Leitmann
Endlich ist es wieder soweit: Für mehr
als zwei Wochen öffnet die Zeltstadt des
Zeltfestival Ruhr seine Tore am Kemnader See. Mittlerweile ist das Großevent
längst über alle Stadtgrenzen hinaus bekannt. Täglich gibt es Stars zum Anfassen, die Möglichkeit zum Bummeln oder
zum Sonnenbaden. Bei 40 Konzerten,
Comedy- und Kinderveranstaltungen ist
für jeden etwas dabei. Freuen dürfen sich
die Besucher dieses Mal unter anderem
auf Anastacia, Best of 1Live Comedy, Los
Gerlachos, Revolverheld, Farin Urlaub
Racing Team, Laith Al-Deen oder Clueso.
Kabarettistisch bis literarisch wird es mit
Wilfried Schmickler, Jochen Malmsheimer, Geburg Jahnke oder Frank Goosen.
Daneben gibt es wieder den Markt der
Gasandji + Moh!Kouyaté
www.trailer-ruhr.de
Januar 2015
b choices de
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Juli 2015
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EINE TAUBE SITZT
ZWEIG
AUF EINEM
DAS LEBEN NACH
EDDIE REDMAYNE
Das MeinungsMagazin
FELICITY JONES
DIE ENTDECKUNG
DER UNENDLICHKEIT
UND DENKT ÜBER
DIE AUSSERGEWÖHNLICHE
GESCHICHTE VON JANE UND
STEPHEN HAWKING
Juni 2015
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Das MeinungsMagazin
MONSIEUR CLAUDE
UND SEINE TÖCHTER
DE CHAUVERON
EIN FILM VON PHILIPPE
ab 24.7. im Kino
LIKE EINFATHER, LIKE SON
FILM VON KORE-EDA HIROKAZU
www.monsieurclaude.de
www.like-father-like-son.de
ab 25.9. im Kino
EIN FILM VON ROY ANDERSSON
ab 1.1. im Kino
www.einetaube.de
ab 25.12. im Kino
www.entdeckung-der-unendlichkeit.de
MAMA GEGEN PAPA
EIN FILM VON MARTIN BOURBOULON
www.mamagegenpapa.de
ab 9.7. im Kino
DIE FRAU IN GOLD
EIN FILM VON SIMON CURTIS
diefrauingold.de
ab 4.6. im Kino
Kundenberatung Kultur- und Bildungsmagazine.
Ein vitales Leben!
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soziale Ziele, eine Vision von Gesellschaft? Schätzen Sie einen ehrlichen, kritischen
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Aufbau und Weiterentwicklung von Kulturkooperationen, Akquisition von Neu- und
Altkunden.
Gasandji, Foto: Gaela Blandy
Ein Abend zwischen Kongo und Guinea bieten Gasandji und Moh!Kouyaté.
Ursprünglich als Teil des Afrika-Kulturfestes „Akwaaba“ geplant, werden
die beiden Musiker trotz der Absage
des Festivals auf der Bühne stehen. Die
musikalische Vielfalt des Abends spricht
für sich. Sängerin Gasandji gibt dem
37
Die Tätigkeit kann wahlweise in Teil- oder Vollzeit (Gehalt und Prämien) oder auf
selbständiger Basis (Provision) in Bochum oder Köln erfolgen.
Bewerbungen per Mail an Frau Okniewski (kokniewski@berndt-media.de).
trailer-ruhr Verlag, Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
kokniewski@berndt-media.de
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Auswahl
Auswahl
heutigen Welt zählen. Beeindruckend ist
die Performance der beteiligten KünstlerInnen, die ihr Publikum jedes Mal an
ungewöhnliche Orte mitnehmen und sie
in eine andere Welt entführen.
Info: 0221 28 02 10
DORTMUND
DORTMUNDER U
schauen entsteht. Der italienische Film
„Brot und Tulpen“ aus dem Jahre 2000
ist solch ein Film. Die Sommerkomödie
des Regisseurs Silvio Soldini handelt von
jenen Arten von Gelegenheiten im Leben,
die den bisherigen Lebenslauf komplett
verändern können. Dem Herzen folgen
und das Leben überdenken – die Räume
der St. Reinoldi-Kirche und ausgewählte
Filmsequenzen geben Raum dafür.
Info: 0231 59 43 51
ESSEN
GOP
Sa 1.8. - Mo 31.8.
Rockstar
bis Ende August, jeden Do und So
Sommer am U
Der August am Dortmunder U wird bunt.
Mit Lesungen und Konzerten locken die
Veranstalter die Besucherinnen und Besucher donnerstags und sonntags zu
kulturellen Veranstaltungen. So dürfen
sich Musikliebhaber unter anderem auf
Kapelsky mit Gipsy-Swing am 23.8., auf
das Straßenstaub-Folk-Festival am 16.8.,
auf Curb Stomp, The Grabowskis und die
Trashpop Mädness am 20.8., oder das
Wiemhöfer-Sauer-Quartett am 9.8. freuen. Daneben gibt es dann noch die Schallplattenauktion „Wonne oder Tonne“ am
6.8., und viele andere Programmhighlights, die den August in eine kulturellmusikalische Klangvielfalt tauchen.
Info: 0231 502 47 23
WESTFALENPARK
Sa 22.8. 18.30 Uhr
DUISBURG
Die Wanze
Platzhirsch Festival
Wie agil die lokale Duisburger SubkulturSzene ist, zeigt sich nicht nur in den
vielen kleinen Läden, die mittlerweile
rund um den innerstädtischen Dellplatz
eröffnet haben, sondern seit zwei Jahren
auch durch das Platzhirsch Festival: Das
Grammatikoff ist die Zentrale, ausgehend davon finden an vielen Örtchen in
nächster Umgebung dutzende Konzerte,
Ausstellungen und sonstige Aufführungen statt. Macht drei Tage, in denen
man sich im Ruhrgebiet mal wieder richtig zuhause fühlen kann.
Info: www.platzhirsch-duisburg.de
EHEMALIGER EISENBAHNHAFEN
Sa 15.8. – Mo 31.8. tgl. 14-23 Uhr
Kino und Kirche: Brot und Tulpen
Wenn Mensch, Gotteshaus und Film aufeinander treffen, ist es Zeit für die Reihe „Kino und Kirche“, mitgestaltet von
Pfarrerin Susanne Karmeier. Auswahlkriterium für die ungewöhnliche Gottesdienstreihe ist neben der Popularität
der Streifen, das Gefühl, das beim An-
Sa 29.8. 15.30 Uhr
Rockstar Elizabeth Williams
Fr-So 14.-16.8. 17 Uhr
In den letzten Jahren hat Casper alles erlebt, was man als herausragender
deutscher Rapper nur erleben kann: Ausverkaufte Tourneen, Festival-HeadlinerSlots, Platin-Auszeichnungen. Der letzte
Kick: Eigene Festivals! Dortmund bildet
den Abschluss von Caspers Open-AirTour mit sechs Stationen, jedes Mal war
ein anderer Gast dabei, hier ist es Bosse
und AnnenMayKantereit. Ob Casper hier
wieder mit Band oder wie zuletzt auf
dem Hurricane Festival nur mit DJ spielen wird, ist eigentlich egal – seine Shows
sind sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Info: 0221 27 72 95 86
So 30.8. 19.30 Uhr
SCHAUSPIEL ESSEN
DELLPLATZ
Casper: Castival
SANKT REINOLDI
Beginn der 90er Jahre gründete sich die
Band aus Florida mit ihrem ungewöhnlichen Namen. Nicht nur das erste Album
aus dem Jahr 1995 zeugt von dem Können
der Musiker. Auftritte auf zahlreichen Festivals, eigene Gigs und eine Menge Alben,
Soundtracks, Singles und Compilations
bringen und brachten den typischen OldSchool-Skapunk zurück zu den Fans. Jetzt
ist Less Than Jake für wenige HeadlinerTouren in Deutschland unterwegs.
Info: 00234 30 00 90
Ruhrtriennale: Nomanslanding
Besucher erwartet eine atemberaubende
Rockshow, die von Ungezähmtheit und
Coolness nur so strotzt. Unter der Regie
von Detlef Winterberg lassen die KünstlerInnen ihrer Leidenschaft für den Rock
freien Lauf. Dabei zeigen sie nicht nur
unglaubliche Gitarrenriffs, sondern begeistern mit Akrobatik und sogar einer echten
Harley. So zeigen Frauen ihre Power, indem sie an Ketten über die Bühne schweben. Ihre Akrobatik würzen sie mit heißen
Hüftschwüngen, während das männliche
Pendent die Besucher mit Coolness begeistert. „Rockstar“ zeigt den Ausdruck eines
Lebensgefühls, das sexy und auf keinen
Fall uncool ist. Die Zuschauer können dies
während der gesamten Show hautnah erleben.
Info: 0201 247 93 93
Im Rahmen des Theaterfests am Schauspiel Essen findet die Wiederaufnahme
des Stückes „Die Wanze“ statt. Der Insektenkrimi von Paul Shipton erzählt die Geschichte von Wanze Muldoon, eigentlich
Käfer und Privatdetektiv. Spannend wird
sein Leben in dem Garten dann, als er von
seinen Freunden erfährt, dass die Ameisen
etwas planen. So stürzt er sich in ein Abenteuer voller Gefahren und Hindernisse. Das
Stück unter der Regie von Thomas Ladwig
ist für Kinder ab acht Jahre geeignet.
Info: 0201 812 22 36
GELSENKIRCHEN
KUNSTMUSEUM
bis 13.9., Di-So 11-18 Uhr
Tradition heute
RUHR MUSEUM
bis 23.8., Mo-So 10-18 Uhr
Werdendes Ruhrgebiet
Foto: Daniel Klemm
Nomanslanding ist eine gemeinsame
Produktion von Künstlern aus den Niederlanden, Großbritannien und Australien. Dabei besteht für die Besucher die
Möglichkeit, die Installation zu begehen.
Mittelpunkt des künstlerischen Werkes
ist eine domähnliche Plattform auf dem
Wasser. Dort verschmelzen verschiedene
Ebenen der Wahrnehmung miteinander.
Der Besucher wird in eine Klangwelt
eintauchen, und die Plattform auf dem
Wasser symbolisiert eine Verbindung, die
keine Kluften oder Schranken zulässt.
Info: 0221 28 02 10
Im Museum auf dem Gelände der Zeche
Zollverein wird anhand von rund 800 kulturhistorischen Exponaten die Zeit von
der Spätantike bis zum Frühmittelalter
in der Ruhrgebiets-Region beleuchtet.
In der Ausstellung gegliedert in einzelne
Kapitel, werden der Alltag, die Kriege und
Raubzüge und das kultische Verhalten
und die Religion vorgestellt. Eigene Themen bilden das Kloster Werden und das
Stift Essen. Ausgestellt sind u.a. Handschriften, Kirchenschätze, Schmuck und
Gefäße aus archäologischen Funden.
Info: 0201 24 68 14 44
ZECHE CARL
Di 18.8. 21 Uhr
Less Than Jake
Less Than Jake sind eine musikalische Institution, wenn es um Skapunk geht. Zu
Foto: Sun Xu, The Night of Time Vavarium,
2015, Tusche auf Fotopapier, 300 x 400 cm,
© Sun Xu, courtesy ShangART Gallery
Als Beitrag zur Projektreihe „CHINA8“
zeigt das Kunstmuseum Gelsenkirchen
Werke von zwölf zeitgenössischen chinesischen Künstlern, die mit Tuschmalerei
und mit Kalligrafie arbeiten. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, inwieweit die
2.000 Jahre alte Tradition heute noch
Aktualität besitzen kann. Die Gegenwart,
wie sie bei den Werken etwa in Form von
Fotografien vorliegt, wird mit den Spuren
Auswahl
der Vergangenheit konfrontiert, zum Beispiel als Rapport, der ornamental empfunden werden könnte.
Info: 0209 169 43 61
MÜLHEIM
SCHWERTE
KUNSTMUSEUM
INNENSTADT
bis 11.10., Di-So 11-18 Uhr
Fr 28.8. – Sa 29.8.
Richard Lindner: Fun City
23. Welttheater der Strasse
HAGEN
IMPRESSUM
EMIL SCHUMACHER MUSEUM
bis 25.10., Di-So 11-18 Uhr
Bild und Objet trouvé
Foto: Richard Lindner, aus der Mappe Fun
City, 1971, Farblithographie, 68 x 100 cm, ©
VG Bild-Kunst, Bonn
Foto: Emil Schumacher, Meon VI, 1989, Lack,
Materialcollage auf Holz, 23,5 x 42,5 cm, © VG
Bild Kunst, Bonn / Emil Schumacher
Emil Schumacher, dem ein Museum im
Hagener Museumsquartier gewidmet ist,
gehörte zu den international wichtigen
deutschen Malern des Informel. Seine
Bilder sind pastos, schründig. Oft fährt
eine breite dunkle Kontur durch einen
leuchtenden Farbton. Seit den 1950erJahren hat Schumacher Fundstücke,
frei von inhaltlichen Zuweisungen, in die
Malerei integriert und so die Bildfläche
in den Raum hinein verlassen. Wie weit
dies führt, verdeutlicht nun seine aktuelle Ausstellung.
Info: 02331 306 00 66
Der in Hamburg geborene Richard Lindner (1901-1978) ist vor den Nationalsozialisten erst nach Paris geflohen und
1941 nach New York emigriert. Dort
hat er die für ihn „typische“ Malerei
entwickelt. Beeinflusst von Léger und
Schlemmer hat er schablonenartige, fast
wie Roboter wirkende Figuren gemalt,
die das ganze Bildformat einnehmen
und als Kommentare zur Gesellschaft
auf den Boulevards von Manhattan zu
verstehen sind. Die Kabinettausstellung
zeigt Druckgrafiken und Vorstudien zur
Malerei.
Info: 0208 455 41 38
LÜTTINGHOF
DIE BURG IM WASSER
Sa 8.8.
Open Air Jazz Night
KÖLN
KOELNMESSE
Mi 5.8. - So 9.8.
gamescom
Im August eröffnet erneut eine der weltweit größten Messen für interaktive
Unterhaltung ihre Pforten in Köln – die
gamescom! Im Vordergrund stehen aktuelle Neuerscheinungen der Computerspielszene, die sowohl Fachbesucher, als auch
Spielefans in ihren Bann ziehen werden.
2014 waren bereits 335.000 Besucher aus
88 Ländern vor Ort und die aktuelle Vergrößerung des Geländes um 16.000 m²
verspricht eine weitere Steigerung. Auch
dieses Jahr werden alle großen Entwicklerhäuser da sein und die Früchte jahrelanger
Arbeit präsentieren. Zusätzlich wird es vom
7.8. bis 9.8. erneut ein interaktives und
musikalisches Rahmenprogramm in der
ganzen Stadt geben, das sicherlich auch
für Nichtspieler interessant sein dürfte.
Info: www.gamescom.de
06.-09.08.2015, Köln
Celebrate
the
games !
Gleich drei hochkarätige Bands können
Jazzfreunde am letzten Wochenende der
Sommerferien genießen. Es gilt eine musikalische Vielfalt aus deutschem und internationalem Jazz zu entdecken – Tanzlust inbegriffen. SALT, Joo Kraus & Tales
In Tones Trio sowie Club des Belugas sind
allesamt Geheimtipps und versprechen
ein riesen Event. Jazzliebhaber kommen
voll auf ihre Kosten, wenn Titel wie Africa, Smooth Operator, Thriller oder Beat It
erklingen. Absolutes Highlight wird aber
sicherlich Club des Belugas werden, die
als eine der besten Nu-Jazz-Bands gelten
und bereits während der ersten Open Air
Jazz Night für mega Stimmung sorgten.
Die Jazz Night findet im Rahmen des
Kultursommers statt.
Info: 0209 60 49 56 10
OBERHAUSEN
OLGA-PARK
Fr & Sa 7.-8.8. 12 Uhr
Olgas Rock
Was bei uns im Ruhrgebiet immer besonders gut funktioniert: umsonst & draußen. Deshalb kann man davon ausgehen,
dass es beim Olgas Rock auch dieses
Jahr wieder knallvoll wird. Schließlich
ist das Line-Up mit Acts wie Levellers,
Augustines und Emil Bulls wieder recht
namhaft, dazu kommen noch vielversprechende Newcomer wie Adam Angst,
Go Go Berlin und Christian Steiffen. Die
angenehme, gerne auch mal entspannte
Atmosphäre im festivalerprobten Olga
Park setzt da nur noch das Pünktchen
auf das i.
Info: www.olgas-rock.de
gamescom.de
39
Wenn der öffentliche Raum zur Kunstbühne wird, ist es Zeit für das Internationale
Straßentheaterfestival, das in diesem Jahr
bereits zum 23. Mal stattfindet. Aus sechs
unterschiedlichen Ländern kommen die
KünstlerInnen dieses Mal. Den Besuchern
präsentieren sich 17 Gruppen, die allesamt mit unterschiedlichen Performances,
Installationen, Fassadentheater, Kindertheater und vielem mehr begeistern. Zugunsten eines dichten Programms und mit
entspannten Auftritten des Theaters Anu
und des Theaters Magica verzichteten die
Initiatoren auf laute, spektakuläre Abendauftritte. Damit zollen sie auch ein wenig
der hektischen und sich immer schneller
drehenden Welt Respekt.
Info: 02304 10 48 01
ZUSAMMENGESTELLT VON: SANJE GAUTAM,
THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN STEINBRINK
Veranstalter-Infos an:
auswahl@trailer-ruhr.de
Wahl?
 Welche
meinung@trailer-ruhr.de
Wir freuen uns auf Post.
Meine Meinung
POST AN DIE REDAKTION
Sehr geehrtes Team von trailer,
zunächst einmal vielen Dank für den
Gewinn. Die zwei Karten bescherten
mir ein wunderschönes sonntägliches Erlebnis. Nun zu meiner Meinung: Mir gefällt trailer so, wie er
ist. Ich finde auf Anhieb, was ich
suche. Wichtig: die gesellschaftspolitischen Themen. Kulturempfehlungen: sehr hilfreich: TOPP! Zum
Filmteil: Film-ABC, Vorspann, Film
des Monats... seitdem ich diese Rubriken intensiv lese, gehe ich wieder
regelmäßig mit Freunden ins Kino.
Mein persönliches Ranking: 9-10
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel
Erfolg, Marianne Ranft
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: info@trailer-ruhr.de
www.trailer-ruhr.de
Chefredaktion:
Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Ingrid Bartsch, Hartmut Ernst,
Sanje Gautam, Rolf-Ruediger Hamacher,
Thomas Hirsch, Tom Jost, Timon-Karl
Kaleyta, Anna Lenkewitz, Thomas Linden, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne
Nüme, Peter Ortmann, Nina Ryschawy, Jan
Schliecker, Simone Schlosser, Benjamin
Seim, Christian Steinbrink, Olaf Weiden,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung: Birgit Michels
Grafik: Frauke Erny, Amélie Kai, Thomas
Müller, Janina Wittmann
Anzeigenverwaltung:
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Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
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LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Kommentare geben nicht zwangsläufig die Meinung
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Nichts ist egal
trailer wird
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URBANE KÜNSTE RUHR
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2015
2 /
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LANDING
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VOM LEBEN AM UND AUF DEM WASSER
UND FÜHRT DIE BESUCHER AN DEN PUNKT
DER UNGEWISSHEIT ZWISCHEN
DEM EIGENEN UND DEM FREMDEN.
AUGUST—SEPTEMBER
15 / 08
BIS
13 09
IN KOOPERATION
MIT DER
Regionalverband Ruhr
/ DUISBURG
PHOTO SYDNEY HARBOUR FORESHORE AUTHORITY