trailer 0211 Seiten 1

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Februar 2011
www.trailer-ruhr.de
MATT DAMON JOSH BROLIN
TRUE GRIT
EIN FILM VON JOEL & ETHAN COEN
www.truegritfilm.de
JEFF BRIDGES
33
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K
5
Kein schöner Land – das Ruhrgebiet, Foto: Stefan Lindauer
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I Februar 2011
5 Klima-Expo 2020
Weltausstellung zum Thema Klimaschutz
im Ruhrgebiet?
Kino.
28 Film des Monats: „Another Year“
Unprätentiöses Alltagsdrama
29 Vorspann
Film-ABC/Kino-Kalender
trailer gibt einen Ausblick auf das Februar-Kino
30 weitere Filmbesprechungen
33 culture club
Kino Café „Morning Glory“ im UCI Bochum und Duisburg
35 Kino.Ruhr.
Im Portrait: Schauburg Dortmund
culture club
Preview „True Grit“ in der Filmwelt Herne
Bühne.
2 MIR
4 Grugahalle Essen
8 Theater RUHR.
„Sauerstoff“ am Dortmunder Theater
9 Klassik in NRW/Rottstr. 5
Die Oper Köln inszeniert „Die Csárdás-Fürstin“
10 Theater Premiere
„Die unsichtbare Hand“, Theaterhalle Moers
12 Theater RUHR
„Nathan der Weise“, „Visitor Q“, „Das Interview“
11 Duisburg Marketing/Aalto Theater
13 Fletch Bizzel: Geierabend
14 Theater RUHR
„Anatevka“, „Waisen“, „Drei Schwestern“
15 Consol Theater/Theater Duisburg
16 Theater RUHR/Tanz in NRW
Schnitzlers „Traumnovelle“ in Mülheim
Tanz in Schulen – Projekt „180 Grad Drehung“
17 Rü-Bühne/Kulturzentrum Wichern
Bahnhof Langendreer/ Flottmann Hallen
Cabaret Queue
18 Opernzeit/Oper in NRW
Brittens Kammeroper „The turn of the screw“
„Ein Maskenball“ in Hagen
19 Fletch Bizzel / Theater am Schlachthof
20 Bucardo/Komikzentrum Ruhr
Vom Pussyterror zum Ödipuskomplex
21 Landestheater Neuss / Ebertbad
22 Theater im Depot/ Kleines Theater Essen
Theater in NRW
„Deutscher Propeller“ in Mülheim
23 DEW21 / Shaolin /Kulturfabrik Krefeld
Theater Oberhausen
24 Theater-Kalender
Die Termine der aktuellen Spielzeit
35 culture club
„Rock the Ballet“
43 Varieté et cetera
KÖLN-THEMA
ist Zahltag THEATER
THEATER Wahltag RUHR.2010
Foto: Birgit Hupfeld
12
Musik.
35 culture club
Lisa Bassenge im Konzerthaus Dortmund
42 Popkultur in NRW
Was ist Witch House?
Improvisierte Musik in NRW
Das Blechblasensemble „Blechschaden“ in Essen
43 Westfalenhalle
Concert Team
Kompakt Disk
Neue Alben im Februar
www.trailer-ruhr.de/musik
MDT
trailer spezial.
Literatur.
36 Literatur-Portrait
Marcel Maas: Play. Repeat.
37 Medienforum Essen
Literatur-Kalender
Literatur-Termine der Region
ComicKultur
Tipps und Comic-Neuerscheinungen
www.trailer-ruhr.de/literatur
Wortwahl
Literatur aus und über Amerika
www.trailer-ruhr.de/literatur
Poetry
Die monatliche Video-Kolumne von Sebastian23
www.trailer-ruhr.de/literatur
MDT
MDT
MDT
4 Intro
Ein Ausblick auf die Themen der Februarausgabe
6 Über Tage
Interview mit Holger Bergmann, Ringlokschuppen
7 Innovation
Durch Australien im autarken E-Mobil
44 Auswahl
trailer-Tipps der Ruhrgebiets-Kulturszene
Weitere Auswahl-Tipps: www.trailer-ruhr.de/auswahl.de
Viele weitere ausführliche Empfehlungen lesen Sie dort:
Bochum: “Parzival“ im Schauspielhaus
Dortmund: „Uwaga“ im Domicil
Duisburg: „Jason Callett“ im Steinbruch
Essen: „Mr. Irish Bastard“ in der Zeche Carl
46 Impressum
Verlosungen
www.trailer-ruhr.de/verlosungen
Magenbitter
Jäger der verlorenen Schätze
www.trailer-ruhr.de/spezial
MDT
MDT
MDT
MDT
MDT
MDT
Kunst.
38 RuhrKunst
Aktuelle Ausstellungen in der Region
40 Kunstwandel
Der Fotograf Thomas Struth
41 Bundeskunsthalle
Kunst-Kalender
Eine Auswahl der NRW-Ausstellungen im Februar
Komikzentrum KINO
Foto: Nele Martensen
20
Film des Monats MUSIK
28
MDT
Lesen Sie mehr auf den neuen InternetSeiten! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
culture club KUNST
35
Foto: Thomas Struth
Kunstwandel
40
Intro
Cool. Unsere Grugahalle
05 | 02 | 2011
Der Familie Popolski
„From Zabrze with Love“
06 | 02 | 2011
Movie-Event
Große Film- und DVD-Börse
12 | 02 | 2011
Mystische Welten
Die Rückkehr der Shaolin
19 | 02 | 2011
Dieter Nuhr
„Nu(h)r die Ruhe“
02 | 03 | 2011
Dr. Eckart von Hirschhausen
„Liebesbeweise“
04 | 03 | 2011
37. Essener Volkskarneval
Galasitzung
13 | 03 | 2011
Pur
Live und Akustisch
19 | 03 | 2011
Atze Schröder
Revolution
26 | 03 | 2011
Suberg’s Ü-30 Party
Der große Party-Spaß
28 | 03 | 2011
Nils Landgren &
The Bohuslän Big Band
Featuring the music of Cole Porter
15 | 05 | 2011
Herbert Knebel Solo
„Ich glaub, ich geh kaputt…“
24 | 06 | 2011
Blink-182
Die Punk-Rocker live auf Tour
02 | 10 | 2011
Helge Schneider
„Buxe voll!“
03 | 12 | 2011
21. Oldie Night
mit Racey, T. Rex, Troggs u.a.
facebook im Regal: das Gesichtsbuch, Foto: Francis Lauenau
Internett - Die neuen Seiten von trailer-ruhr.de
Noch vor Wochen gingen mir die gutbetuchten Netzbenutzer auf die Nerven.
Immer und überall zückten sie ihre flachen Elektronikgerätschaften, die nicht
gerade für 'nen Appel und 'n Ei zu haben sind, aber doch irreführenderweise
„Apple“ und „I“ heißen, um mit Belanglosigkeiten den Planeten zu beglücken.
„Bin müde!“ und „Mir ist langweilig!“ waren schon geistreiche Äußerungen.
Nein, eine Teilhabe an sogenannten Sozialen Netzwerken kam für mich nicht
infrage. Durch den Lebenswandel meiner Töchter, deren Gesichter Nachts fast
immer von dem zarten blauen Schein ihrer Kommunikationsaggregate angestrahlt sind, wurde ich dann aber doch nachdenklich. Irgendetwas muss doch
dran sein an Facebook und Konsorten. War ich schon so kulturpessimistisch und
zivilisationskritisch eingestellt wie meine Großmutter, die vor 45 Jahren einen
gewissen Herrn Donald Duck für den Untergang des Abendlandes verantwortlich machte? Ich meldete mich beim Gesichtsbuch an und war sofort entzückt.
So viele Freunde wie dort hatte ich im analogen Leben niemals gehabt.
Natürlich hat diese rasante Veränderung auch Auswirkungen auf die Presselandschaft. Das Ende der Papierepoche wird bereits prophezeit. Die negativen
Folgen für die Textproduzenten scheinen klar zu sein. Wenn jeder schreibt, wird
der Schreiber überflüssig. Aber der erste Eindruck trügt. Inzwischen gelingt es
manchen Verlagen, im Internet den Boden wieder gutzumachen, den sie im
Blätterwald verlieren. Kann das funktionieren? Wir unternehmen in diesem Monat ein Experiment. Gern möchten wir von Ihnen wissen, wie Ihre Medienwelt
aussieht. Woher beziehen Sie Ihre Informationen? Welches Medium hilft Ihnen
bei der Meinungsbildung? Ihre Antworten senden Sie bitte an info@trailerruhr.de oder altmodisch an unsere Postadresse. Um Sie auf unsere neue Internetpräsenz zu locken, verlagern wir viele unserer Texte dorthin. Nur elektronisch
genießen können Sie ein Interview mit Claus Leggewie zum TRAILER-THEMA im
Februar: KLIMA-EXPO 2020. Weiterhin auch auf Papier wird von Bühne und
Literatur berichtet. In Köln wird die Operette CSÀRDÀSFÜRSTIN als ChristopherStreet-Day auf die Bühne gestellt. Über seine Produktion DIE UNSICHTBARE
HAND redet trailer mit dem Intendanten des Schlosstheaters Moers ULRICH
GREB. Zweieinhalb Finanzkrisen sind an einem Theaterabend zu erleben, das
ist echter Turbokapitalismus. Die SCHAUBURG in Dortmund präsentiert sowohl
Kino wie Kleinkunst. trailer sprach mit der Leiterin EDITH PIOCH-VOGT. Für die
Lesenden sei der Rave-Roman PLAY.REPEAT von MARCEL MAAS empfohlen.
Im Kino laufen viele sehenswerte Filme an. Endlich mal wieder ein Western,
jubiliert Hollywood anlässlich des neuen Coen-Brüder-Epos TRUE GRIT. Statt
einem schießwütigen Kerl steht dem Cowboy hier ein kleines freches Mädchen
zur Seite. ANOTHER YEAR von Mike Leigh ist ein britisches, sensibel erzähltes
aber recht undramatisches Drama über ein glückliches älteres Ehepaar und deren unglückliches Umfeld. Aber auch eine deutsche Produktion kann das Herz
erobern. POLL erzählt von der Endzeitstimmung 1914 im Baltikum.
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LUTZ DEBUS
MDT
Terminstand: Januar 2011 . Änderungen vorbehalten
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Ticket-Hotline:
02 01.72 44 290
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
info@grugahalle.de . www.grugahalle.de
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Was hören, lesen, sehen Sie, in Prozent geschätzt:
TV, Rundfunk, Gedrucktes, Internet ?
E-Mail bis 28.2. an info@trailer-ruhr.de, Kennwort: Internett
trailer verlost unter allen Einsendungen eine Städtereise
für 2 Personen in Europa.
Thema
Nichtraucherschutz für unseren Planeten, Foto: Francis Lauenau
Bock wird Ziergärtner
Eine Klima-Expo im Ruhrgebiet ist für 2020 anvisiert
Der ehemalige Kohlenpott soll im Jahr 2020 eine Energiegewinnung bieten sich viele Möglichkeiten. tennähe, auf dem offenen Meer und auf dem Land
Weltausstellung zum Thema Klimaschutz ausrich- Technisch ist das Null-Energie-Haus, also das Ge- beheimatet, findet im Revier auf den Bergehalden
ten? Die Idee, die Medienberichten zufolge vom bäude, das ohne fossile Energieträger auskommt, attraktive Standorte. Im vergangenen November
Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Bara- schon heute massenweise umsetzbar. Eigenheime, schlossen der Energiekonzern RWE und der Bergnowski stammt und inzwischen sowohl von den die sogar unterm Strich Energie einspeisen kön- baukonzern RAG ein Kooperationsabkommen. Auf
nen, sind inzwischen den bis zu 200 Meter hohen Erhebungen sollen sich
RUHR.2010-Geschäftstrailer-Thema im Februar:
ebenfalls möglich. Eine nicht nur Rotoren drehen. Als Energiespeicher wird
führern Fritz Pleitgen und
flächendeckende Um- in Zeiten von viel Wind und wenig Verbrauch Wasser
Oliver Scheytt wie auch
rüstung der Wohnbe- in Bassins gepumpt, das bei Flaute für Spannung im
der Ministerpräsidentin
In zehn Jahren soll eine Weltausstellung zum Thema
bauung, die zu einem Netz sorgt, indem es Turbinen antreibt. Eine PilotanHannelore Kraft befürKlimaschutz im Ruhrgebiet stattfinden. Blüht uns ein
großen Teil aus den lage ist auf der Halde Sundern in Hamm geplant.
wortet wird, scheint auf
ökologisches Mekka, nachdem die Region nun Kulturmetropole geworden ist?
Bausünden des letzten
den ersten Blick wie ein
Jahrhunderts besteht, Nach dem im Großen und Ganzen erfolgreichen
schlechter Scherz. Über
hundert Jahre stand die Region für Staub, Qualm wäre eine Mammutaufgabe, die Vollbeschäftigung Kulturhauptstadtjahr blüht dem Ruhrgebiet also
und Gestank. Noch heute ist das Ruhrgebiet mit und Umweltschutz garantieren würde. Ökologische vielleicht bald ein neues Highlight. Die Klimaseinen Kraftwerken, Industrieanlagen, seinem star- Verkehrssysteme könnten besonders in Ballungs- Expo könnte Entwicklungen, die bei der Internatiken Autoverkehr und der dichten Besiedelung mit zentren effektiv eingesetzt werden. Der Öffentliche onalen Bauausstellung Emscher Park von 1989 bis
zumeist schlecht gedämmten Häusern der größte Nahverkehr wäre durch intelligente Verzahnung 1999 angestoßen und während der RUHR.2010
Kohlendioxid-Emittent der Republik. Eine Öko-Expo und dichtere Taktung attraktiver auch für bisherige fortgeführt worden sind, vollenden. Auch wenn
zum jetzigen Zeitpunkt hieße, den Bock zum Zier- Autofahrer. Wer unbedingt weiter das Automobil mancher Bewohner nach Hauptstadtjahr und den
gärtner zu machen. Andererseits, wahrscheinlich nutzen möchte, könnte auf Modelle mit alterna- familiären Festtagen ein wenig feiermüde sein
liegt gerade darin der Charme der Idee. Änderungs- tiven Antriebsarten umsteigen. Aber auch neue mag, die Chance, nicht nur als Kulturmetropole,
potentiale zum Besseren sind gerade dort gut zu Energiequellen könnten nach dem Ende des Stein- sondern auch als ökologische Modellwelt wahrkohlebergbaus genutzt werden. Durch seine Ver- genommen zu werden, sollte nicht vertan werden.
finden, wo die Situation besonders dramatisch ist.
gangenheit ist das Ruhrgebiet das wohl geologisch Natürlich ist noch völlig unklar, ob sich das RuhrDie flächendeckende Umrüstung
am intensivsten erforschte Gebiet in der Republik. gebiet gegen andere Bewerber aus den USA, Thaider Wohnbebauung ist eine MammutDiesen Umstand machen sich jetzt schon Erdwär- land, der Türkei und anderen Ländern durchsetzen
aufgabe, die Vollbeschäftigung und
me-Projekte zu nutzen. In Bochum residiert das kann. Essen ist nach wie vor nicht New York. Aber
Umweltschutz garantiert
Internationale Geothermie-Zentrum. Heißes Gru- wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Im Falle einer
positiven Antwort vom Bureau International des
Was aber könnte das Ruhrgebiet in zehn Jahren benwasser ist also das Grubengold von morgen.
Expositions in Paris wäre viel zu tun. Und natürbieten? Immer wurden bei Weltausstellungen
lich stellt sich dann spätestens die Frage nach der
technische Neuheiten der staunenden Öffentlich- Nirgendwo sonst ist die Landschaft so
Finanzierbarkeit des Projektes. Mehr noch als bei
keit gezeigt. Während im Jahr 1889 in Paris der sehr „bedacht“
Eiffelturm eingeweiht wurde, präsentierten Ingeni- Aber nicht nur aus der Erde, sondern auch vom Him- der RUHR.2010 entstehen allerdings durch Inveseure in der Weltausstellung von Chicago vier Jahre mel kommt Energie. Gelsenkirchen nennt sich schon titionen in Ökologie dingliche Werte. Wer ein
später den Elektrischen Stuhl als menschenfreund- seit Jahren Solarstadt. Das Knowhow, das durch In- Solardach besitzt, hat seine Stromrechnung für
lichere Entleibungsmethode, die den bis dahin ver- dustriebetriebe und Hochschulen hier konzentriert die nächsten 30 Jahre bezahlt.
wendeten Galgen ablösen sollte. Jede Epoche hatte ist, gibt es in dieser Dichte nirgends sonst im Land.
LUTZ DEBUS
bislang also ihre Attraktion vorzuweisen. Im Post- Und ebenso nirgendwo sonst ist die Landschaft so
karbonzeitalter könnte das Ruhrgebiet zeigen, wie sehr „bedacht“. Selbst die Windkraft, eher in Küsunser Leben in einigen Dekaden aussehen könnte,
und – nimmt man die wissenschaftlichen PrognoMDT
Interviews mit C.Leggewie & M.Palm sowie Reportagen zur
sen zum Klimawandel ernst – auch muss. Sowohl
Klima-Expo 2020 unter: www.trailer-ruhr.de/thema
in den Bereichen Wohnen, Infrastruktur wie auch
Klima-EXPO 2020
5
Über Tage – Ruhr
„Der Kulturbegriff der alten Landesregierung war etwas verstaubt“, Foto: SKART
„Mehr als Eventisierung“
Holger Bergmann über eine Drehscheibe in Mülheim und Richtungen der Kulturförderung
trailer: Herr Bergmann, wie geht es Ihnen im mehr höfisches Theater, sondern Theater
vom Volk fürs Volk?
Jahre Eins nach Pleitgen?
Holger Bergmann: Diese Formulierung ist Dieser Gedanke der Freien Gruppen, auch das
vielleicht etwas zu personalisiert. Nach dem kollektive interdisziplinäre Arbeiten, um Welt
Jahr, in dem uns ein Hauch von Metropole um darzustellen, der Respekt vor anderen Kulturdie Nase wehte, geht es dem Ringlokschuppen kreisen, anderen Minoritäten, findet sich inzwischen auch immer mehr in
gut. Die verschiedenen Grenstädtischen Häusern. Wir hazen zwischen Freiem Theater
„Die Farben der politischen
und städtischen Häusern sind Landschaft reichen nicht aus, um ben gelernt und zeigen auch
auf der Bühne, dass das Leben
wie noch nie in Bewegung gedie Bilder der Kunst zu malen”
noch etwas turbulenter, verkommen. Das Theater der Welt
möchte ich auch in diesem Jahr nicht missen. wickelter geworden ist, als es mit dem „klasDie Kulturhauptstadt wollte allerdings ein sischen Kanon“ dargestellt wird.
Schneller-Höher-Weiter vermitteln. Das konnte angesichts der Situation der Städte in der Was wird aus dem Ringlokschuppen in den
nächsten Jahren?
Finanzkrise nicht wirklich gelingen.
Wir möchten gern eine nicht nur kommuHeißt es jetzt also Langsamer-Tiefer-Näher? nale, sondern regionale Schnittstelle zwischen
Im Kaffeesatzlesen bin ich nicht geübt. 2011 Freiem Theater, Städtischem Theater, neuen
wird eine spannende Zeit. Wir müssen nun de- Produktionsformen und internationalen Profinieren, was Nachhaltigkeit ist. Ist die Parti- duktionen werden. Es soll mehr Projekte wie
zipation von Millionen von Menschen auf der „Die Eichbaumoper“ geben mit BürgerbeteiAutobahn nachhaltig, oder eine Aktion, bei ligung, Transformationsprozesse im öffentder gelbe Luftballons in den Himmel gehängt lichen Raum. Im gesamten Ruhrgebiet gibt es
werden? Partizipation als ein Wert zum Erhalt kein vergleichbares Zentrum, das für so eine
demokratischer Freiheit sollte mehr sein als die Schnittstellenfunktion steht.
Eventisierung von Geschichte, Alltag, Kultur.
Eine inhaltliche, gestalterische Beteiligung hat Die Kulturpolitik von Schwarz-Gelb wurde
auch von der Freien Szene gelobt. Sind die
der Kulturhauptstadt in weiten Teilen gefehlt.
Chancen der Finanzierbarkeit eines solchen
Projektes durch die Wahl der neuen LandesWas wäre möglich gewesen?
Im Ruhrgebiet gibt es so eine Grundhaltung regierung weiter gestiegen?
„Alles schon erlebt, nur nicht selbst“. Es wurde Tatsächlich ist es der alten Landesregierung
der Mythos Arbeit von denjenigen beschworen, gelungen, den Kulturhaushalt zu verdoppeln.
die ihn gar nicht kennen. Es wurden von zen- Der Kulturbegriff, der dem zugrunde lag, schien
traler Stelle Ballons bereitgestellt. Das Publi- mir allerdings ein wenig verstaubt. Aber inzwikum musste nur noch die Halteseile abwickeln. schen findet die Auseinandersetzung nicht
Es wurde vorgesetzt, statt zu fragen „Was hast mehr zwischen den Parteien statt, sondern
du denn erlebt?“ und „Wie wollen wir leben?“. zwischen Kultur- und Finanzpolitikern aller
Aus den Antworten vieler wird eine Kultur Parteien. Die Farben der politischen Landschaft
sichtbar, und Kunst kann diese Fragen viel- reichen nicht aus, um die Bilder der Kunst zu
malen. Wir brauchen eine größere Palette.
schichtig aufwerfen.
beträgt der wirkliche Zuschuss knapp 200.000
Euro. Dazu kommt seit 2010 eine institutionelle Landesförderung von 60.000 Euro. Die
Fördersumme macht aber nur ein Viertel unseres Umsatzes aus. Wir haben es geschafft, in
einem Segment, das hochsubventioniert wird,
eine sowohl künstlerisch avancierte Arbeit zu
machen wie auch eine Arbeit, die sich mit der
Region verbindet. 2011 sind wir mit einer Produktion beim Tokyo-Festival. 2010 haben wir
mit einer Produktion den Deutschen Theaterpreis für Tanz gewonnen. Dagegen steht eine
Fördersituation, die uns im Unklaren lässt, wie
es in drei Monaten mit Produktionen weitergeht. Wenn das Kulturhauptstadtjahr damit
endet, dass nur die Schauspielhäuser gerettet
werden, die industriekulturelle Eventisierung
weiter gestützt wird, da noch ein Festival und
dort noch ein Philharmonisches Musikzentrum
eröffnet wird, weitere Millionen ins „goldene
U“ gesteckt werden, aber die Freien Häuser auf
der Strecke bleiben, würde die Kulturpolitik die
Zukunft versäumen. Die Häuser der Freien Kultur leisten sehr kreative Arbeit ohne viel Geld.
So etwas können aufgesetzte Großprojekte
nicht leisten. Mit Geld müssen jetzt Akzente
gesetzt werden.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailerruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Besser fragen als vorsetzen?
Genau. Das ist das generelle Kulturverständnis
dieses Hauses hier.
Das genau repräsentiert doch auch der
Gründungsmythos der Freien Theater. Nicht
Brauchen Sie auch mehr Geld?
Unser kommunaler Zuschuss liegt bei etwas
mehr als 500.000 Euro jährlich. Das hört sich
zunächst okay an. Für das Gebäude zahlen wir
an eine städtische Marketinggesellschaft Miete und Nebenkosten von etwa 320.000 Euro. So
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46
Holger Bergmann (42) ist Künstlerischer
Leiter des Ringlokschuppens in Mülheim
an der Ruhr.
Foto: Stephan Glagla
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Innovation
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STÄDTE-RANKING RUHR
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Anzahl Elektro-Fahrzeuge
Quelle: Kraftfahrtbundesamt u. lokale Ämter
Bestanden: Nach dem letzten Härtetest ist das „Buckle-up“-Team nun auf Weltrekordfahrt in Australien, Fotos: Buckle-up
Mit dem Wind nach Osten
Ein Essener Team durchquert Australien in einem autarken E-Mobil
5.000 Kilometer quer durch den australischen
Kontinent - nur mit Elektromotor und Windenergie: Das Essener Team „Buckle-up“ ist seit einigen
Tagen auf Weltrekordfahrt und wird voraussichtlich Anfang Februar in Sydney eintreffen.
Als so ziemlich alles geregelt war, gab’s unverhofft
doch noch ein Problem. Ausgerechnet ein Bambusmast bereitete dem australischen Zoll Bauchschmerzen: „Der musste vier verschiedene Behandlungen und Begasungen vorweisen, damit man ihn
ins Land lässt“, wundert sich Produzent Christoph
Fleischer auch noch Wochen später. Der SechsMeter-Stange kam freilich Bedeutung zu, denn
ohne Mast kein Windgenerator … und ohne Windstrom keine Batterieladung. Der „Wind E-xplorer“
hätte nicht einmal in Perth losrollen können.
Mit dem Extremsportler Dirk Gion und Co-Pilot
Stefan Simmerer ist „Buckle-up“ angetreten, um
die erste Kontinentaldurchquerung eines Windautos zu schaffen. Ihr dreieinhalb Meter langes
E-Mobil, im Styling ein wenig an die alten „Silberpfeile“ erinnernd, fährt mit Elektropower
aus Lithium-Polymere-Akkus, die den 160 Kilo
schweren Zweisitzer rund 400 Kilometer weit
bringen können. Sobald genügend Wind von der
Seite einfällt, sorgt ein Lenkdrachen („Kite“) für
Extra-Vortrieb. Am Ende des Tages, wenn das rote
Lämpchen leuchtet, fahren die elektrischen Roadrunner links ran und ziehen besagten Bambusmast nebst 1-Kilowatt-Windgenerator aus dem
Unterboden des „E-xplorers“ hervor. Bei Windstärke 4 hat er die Batterie in einer Nacht wieder
aufgefüllt. Und Windstärke 4, das wissen Gion &
Simmerer von „Willyweather“ (dem australischen
Kachelmann), weht zu dieser Zeit in 80 Prozent
der Monatsstunden.
Stefan Simmerer (rote Jacke) und Dirk Gion fahren das Windmobil
Mit dem Gedanken, sich so auf Weltrekordjagd
zu begeben, hat „Buckle-up“ schon lange geliebäugelt. Doch als die Essener Spezialchemiker von
Evonik als Sponsor hinzukamen und ihren Baukasten öffneten, kriegte die Sache Dynamik. Sechs
Monate ist das her. „Die Batterien sind identisch
mit denen, die ab 2012 den Elektro-Smart antreiben“, versichert Konzernsprecher Volker Schmitt.
Auch der Werkstoff Rohacell, mit dem Kohlefasern zur verwindungssteifen Karosserie verbacken
wurden, stammt von Evonik, dito das Gemisch der
Leichtlauf-Reifen. Ende November rollte das RohMobil bei wildem Schneetreiben erstmals aus der
Kölner Halle. Zwischen Weihnachten und Neujahr
bestand es in der Camarque die Fahr-Härteprüfung. „Ein erhebender Moment“, strahlte Dirk
Gion bei der Rückkehr, „zu merken: Das funktioniert jetzt und kostet nichts mehr.“
Der 45-jährige TV-Regisseur und Abenteurer ist
tolle Touren gewöhnt. Er leitete Expeditionen
durch die Sahara, bretterte mit einem Snow-Mobil über den Rhein und fuhr Wasserski - gezogen
von dem Passagierdampfer „MS Deutschland“.
Auch Australiens Pisten sind dem Essener geläufig: per Skateboard und Zugdrachen durchquerte
er 2004 als erster den Kontinent - in Süd-NordRichtung. Kompagnon Stefan Simmerer (43), im
Brotberuf Ingenieur für Windanlagenbau, steht
dem in nichts nach. Der Franke bezwang als Pionier mit einer Art Rikscha die tibetanische Kältewüste Chang Tang … und heftete sich nebenbei
die Erstbesteigung des Zangser Kangri (6.551 m)
an die Hosennaht.
Die Strecke von Perth nach Sydney führt über 5300
Kilometer an der Südküste entlang und durch die
ultratrockene Nullabor-Wüste. Je nach Windlage
überlegt das „Buckle-up“-Team, zwischen Adelaide und Sydney eine Abkürzung durchs Hinterland
zu nehmen. Die Tankstellen unterwegs könnte
man getrost links liegen lassen - würden sie nicht
vereinzelt doch „für Essen und Trinken und WLan“ gebraucht, wie Dirk Gion schmunzelt. Denn
klar ist: die Expedition wird online tagesaktuell
miterlebbar sein, man ist schließlich ein Medien-Unternehmen. Auch die Söhne daheim an der
Ruhr gieren nach News. Papa könnte ja mit einem
Känguru kollidiert sein … Ob die Strecke in zehn
7
ruhrmobil-E-Serie, Teil 11
„ruhrmobil-E“ heißt das in Bochum gegründete Netzwerk, in
dem Akteure aus Wirtschaft und Forschung, Anwender und
Kommunen in Sachen Elektro-Mobilität kooperieren. Das
trailer-ruhr-Magazin berichtet über Entwicklungsfortschritte
von „ruhrmobil-E“ und hält nach verwandten Aktivitäten in
der Ruhrstadt Ausschau.
Infos: www.ruhrmobil-E.de
oder zwölf Tagen absolviert wird, wie es der Plan
vorsieht, oder es doch etwas länger dauert, ist für
das Guinness-Buch allerdings unerheblich. Die Pionierleistung besteht im Ankommen.
Welchen Alltagswert hat der „Wind E-xplorer“ als
„erstes völlig energieautarke Windmobil für lange
Strecken“? Christoph Fleischer und Dirk Gion urteilen nüchtern, dass dieses Konzeptfahrzeug nicht
nach üblichen Kriterien bewertet werden könne.
Klar: der Lenkdrachen-Zusatzantrieb würde auf der
A40 gleich an der nächsten Brücke auf ein finales
Hindernis stoßen. Oder schon am Baum vor der
Haustüre. Aber werden nicht bereits erste Frachter
von größeren Kites über die Ozeane gezogen?
„Das Besondere ist das Zusammenfügen vorhandener Komponenten“, nennt Fleischer als zentralen Gedanken. „Und eine sauberere Technologie lässt sich überhaupt nicht vorstellen.“ Es sei
durchaus möglich, Leichtbaumobile wie den „Explorer“ mit einer Kleinwindanlage zu „betanken“,
die man neben dem Haus aufstellt. Und die serienreife Batterie - Kostenpunkt hier: etwa 3.500
Euro - soll 3.000 Ladezyklen überstehen, bevor
sie schwächelt. „Dreitausendmal 400 Kilometer
Reichweite“, sagt Evonik-Mann Schmitt, „rechnen
Sie sich mal diese Fahrstrecke aus.“
Der „Wind E-xplorer“ hat inzwischen auch eine
Straßenzulassung. Mit kleinem Versicherungskennzeichen und - vorläufig - 45 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die beteiligten Dekra-Ingenieure,
so heißt es, hätten bei dem Prozedere „einen
Mordsspaß“ bekommen.
TOM JOST
www.wind-explorer.com
films trailer 02-11_ films trailer 02/10 23.01.11 15:27 Seite 13
Theater Ruhr
Das ungewöhnliche Liebespaar (Uta Holst-Ziegeler und Patrick Berg) ballert sich die Argumente des Für und Wider um die Ohren, Foto: Birgit Hupfeld
Der ewige Tanz ums Oxygenium
„Sauerstoff“ vom russischen Autor Iwan Wyrypajew am Dortmunder Theater
Die Versuchsanordnung im Dortmunder Studio ist einfach. Zwei milchige
Räume. Ein CD-Spieler. Eine Videoleinwand. Kamera. Beamer. Mikrophone.
Zwei Schauspieler, die scheinbar um ihr Leben spielen, oder es längst verspielt haben. Einen DJ, wie vom Autor Iwan Wyrypajew vorgesehen, brauchen sie längst nicht. Sie ringen bereits um Sauerstoff, um Drogen, Sein
und Schein, Logik und Abstrusitäten des Lebens. „Also raucht lieber Gras,
esst Äpfel und trinkt Saft als besoffen vor dem Fernseher rumzuhängen“. So
schreibt der russische Dramatiker aus dem Moskauer Underground, aber es
passt wohl auf alle dekadenten westlichen Gesellschaften. Und das macht
sein Stück „Sauerstoff“ seit 2004 zu einem Renner auf den europäischen
Bühnen.
Was geschieht also? Alex aus der Provinz trifft Alex aus der Stadt. Er ist verheiratet, sie eine rothaarige Schönheit. Beide stolzieren rennend durchs
Theaterlaboratorium des dritten Jahrtausends, deklamieren wild über Moral,
Gott und die Welt, über Terrorismus und religiöse Wahnvorstellungen.
Struktur geben zehn Stücke aus einem Musikalbum, zehn Fotomotive und
die Hatz zwischen Leuchtraum und Rampe, über DJ-Pult und Holzkisten.
Björn Gabriel, eigentlich Schauspieler im Dortmunder Ensemble, liefert hier
eine exzellente Regiearbeit ab. Schafft mit den beiden großartigen Jungschauspielern Uta Holst-Ziegeler und Patrick Berg eine die Sinne sprengende Sprechflut-Atmosphäre, choreografiert sie im Dreieck, lässt die Texte wie
Soundattacken in die Zuschauer schießen. Unter einem Paar Handschellen
erledigen sie das auch mal als Barbie und Ken in Form von Handpuppen, die
nicht stehenbleiben wollen. Sie werden dennoch scheinbar lebensgroß auf
die Leinwand projiziert.
Immer geht es um die Luft zum Atmen und wie man das lebenswichtige Gas
in ausreichender Menge konsumieren kann. Denn die beiden Tänzer in der
Brust wollen sich bewegen, rechts und links, und ihre Flügel wollen schwingen, je schneller, desto besser. Dabei geht es auch mal blutig zu. Selbst ein
Mord wird argumentativ als gerechtfertigt gesetzt, denn der Täter hat eine
neue Liebe gefunden, die Ehefrau ist hinderlich. Also schlägt er ihr mit
einem Spaten auf die Tänzer, dass sie vor Schreck stehenbleiben, und erst
als sie unter dem Rasen vor dem Haus liegt, kann er nach vielen Jahren
endlich wieder atmen – und geht ins Haus Musik hören.
Das ungewöhnliche Liebespaar auf der Bühne ballert sich die Argumente
des Für und Wider um die Ohren. Du sollst nicht töten, zehn Songs, zehn
Gebote, doch was machen sie für einen Sinn, wenn sich die Prämissen,
unter denen sie entstanden, einfach in Luft aufgelöst haben. Genauso wie
die Argumentationsketten der beiden Alexe, bald schwimmen Dichtung und
Wahrheit, verschwimmt die Realität: Du warst doch nie in Dubai, schreit
sie, nachdem er die Drogengeschichte seines Lebens aufgetischt hat. „You
can find me if you want me in the garden“, singt Blixa Bargeld, doch da
liegt ja noch die verscharrte Ehefrau. Also geht es erst mal weiter mit
schnellem Sex und der Angst vor der Impotenz. Die beiden verschwinden in
den beleuchteten Milchglasstoffräumen, was da passiert, gibt es entweder
auf der Videowand oder als Schattenspiel zu sehen. Ein ganz klein bisschen
Pollesch, das sei immer gestattet. Am Schluss fällt das letzte Foto, der letzte Song wird religiös. Der Baum der Erkenntnis wird zwar erkannt, nicht
aber der Sinn hinter dem Ganzen. Was bleibt, ist die Frage nach dem
Sauerstoff, ohne den „kein Engel und kein Heiliger auch nur einen Schritt
macht“. Doch Alexandra und Alexander leben in einer Welt mit vergifteter
Luft. Das moralische Vakuum wird bleiben.
PETER ORTMANN
„Sauerstoff“
So 6.2., 18.30 Uhr
Theater Dortmund
0231 502 72 22
8
Klassik in NRW
Partie versaut
Süß ist das Zigeunerleben, Foto: Presse
In Köln tickt die Csárdásfürstin nicht sauber
Von Olaf Weiden
Dass es selbst der Tochter von Emmerich Kálmán gefallen hat, wer hätte es erwartet. Objektiv gesehen zieht die aktuelle Kölner Inszenierung der
Csárdás-Fürstin die heitere Operette in einen Sumpf von Tuntenball und
Schwuchtelklitsche. Und hebt damit ganz
„Nacktarschige Lederfreaks
bewusst die seichte Soße auf eine Ebene
verfolgen Tunten in Frauenprickelnder Gefühle und seelischer Konklamotten“
flikte – auch für den Hetero-Normalo.
Intendant Uwe Eric Laufenberg meinte auf der Premierenfeier, er hätte eine
ähnliche Inszenierungsidee noch in den späten Neunzigern in Berlin verwerfen müssen: nicht machbar! Dass sie geradezu notwendig war, und dass sie
in Köln möglich wurde, verdanken die Operette und ihre Macher der momentanen Reiselust der Kölner Oper. Im jetzigen Operettenfall wurde sogar
ein eigener neuer Raum gebaut.
In einer Halle des Palladiums, einem weiteren Ausweichquartier der renovierungsbedürftigen Kölner Oper, baute Friedrich Eggert ein flexibles Varieté-Theater mit drei Bühnen, in dem das Publikum wie im Barbetrieb an
Tischchen mit Tischlampe platziert wird. Sternförmig angelegte Laufstege
vierteln den Raum und werden von den Akteuren bespielt. Während die
Ensemble- bzw. Ballettszenen auf zwei vis-à-vis montierten Bühnen aufgestellt werden, rennen die Hauptakteure durch das Publikum und tragen
ihre Liebes- und Ränkespiele im Volk aus. Das schafft eine Nähe, die ein
normales Theater, geschweige denn ein Opernhaus nie zu bieten hätte. Aus
einer Notlage gewinnt die Oper Qualität – davon träumen Entscheider im
wirklichen Leben auf ihren politischen Bühnen.
Dass hier akustisch Federn gelassen werden, fängt teilweise die Technik auf,
rückt aber auch in dieser Fassung absolut in den Hintergrund des Interesses.
Auch die Musik wird durch ein spezielles Orchester-Arrangement auf intimes Kammerspiel zurückgefahren und klingt manchmal authentisch: Hier
nähert sich nämlich die Operette nicht der Oper (wie in der „Fledermaus“),
sondern der Schlagerrevue. Einer der Hits klingt hier sogar nach Jazz. „Ganz
ohne Weiber geht die Chose nicht“. Womit wir endlich beim Thema wären.
Der Regisseur Bernd Mottl widerspricht diesem Kassenschlagermotto in
seiner Inszenierung vehement. Ganz ohne Weiber funktioniert die Operette
nicht, aber sehr weitgehend doch. Die Fürstin gibt Christoph Marti, der berühmte Ursli der Geschwister Pfister, wie der Vorname andeutet: ein Mann.
Und auch die ganze Tanzmannschaft besteht aus Männern in bizarren Kostümen (ebenfalls Friedrich Eggert). Nacktarschige Lederfreaks verfolgen
Tunten in Frauenklamotten, Wolkenhosenengel kiffen zum Song „Tausend
kleine Englein“, und im ungarischen Zigeunerlager winken echte Mädels
mit Strohkränzen, während die Jungs ihre „Fürstin“ gen Himmel schwenken. Christoph Marti hält seine Rolle gegen allen sympathischen Klamauk so ernsthaft auf Spannung und spielt
so überzeugend nicht die Fürstin, sondern einen Mann
im Fürstin-Kostüm, dass dieser unlautere Bruch die ganze tolle oberflächlich-karnevalistische Kostümschlacht in
kribbelndes Zwielicht hüllt. Für echte Operettenfreunde
wirkt diese Partie versaut. Für neugierige und abenteuOlaf Weiden arbeitet
erlustige Zeitgenossen wird hier Operette brisant und
als Musiker und
ergreifend: Echter Zündstoff in der Kulturszene!
Musikkritiker in NRW.
Vorstellungen im Palladium I 2./4./6./8./10./12./15./20.2. I www.operkoeln.de
9
Premiere
Die wahre Natur der Finanzwelt liegt hinter einer Bretterwand verborgen, Foto: Schlosstheater Moers
„Wir bilden im Grunde die Zyklen der Börse nach“
In der Theaterhalle in Moers inszeniert Ulrich Greb „Die unsichtbare Hand“.
Was den Markt zum Wohle und Reichtum aller
steuert, ist eine gespenstische Erscheinung: eine
unsichtbare Hand, wie Adam Smith in seinem
berühmt gewordenen Buch „Der Wohlstand der
Nationen“ bereits Ende des 18. Jahrhunderts formulierte. Diese unsichtbare Hand lenkt, schaltet
und waltet heute zunehmend unkontrollierter,
ungezügelter, hemmungsloser. Und sie macht
sich den Spaß, Marionetten ins Feld zu führen,
Narren der Ökonomie, die in einem zügellosen
Kasperletheater der Macht ihre Spekulationsgeschäfte entfachen, Unternehmen zugrunderichten, Arbeitsplätze verbrennen und Menschen
über Bord gehen lassen. Ulrich Greb inszeniert
seine Textfassung nach Adam Smith.
mich halb kriminelle Fantasie, um diese zu umgehen. Danach ist es noch schlimmer geworden. Aber
das als ein menschliches Phänomen zu betrachten,
wir seien halt gierig, und wir versuchten, unseren
Vorteil über Geiz ist geil, von der Schnäppchenmentalität bis zu den Milliardengewinnen und Millionen-Boni zu suchen, das alles würde ich nicht über
einen Kamm scheren. Ein Fehler liegt darin, dass sich
eine Finanzindustrie einfach von den Produkten, die
eine Wirtschaft herstellt, und die von einer Gesellschaft benötigt werden, zu weit entfernt hat, und im
Grunde nur noch behauptet, alles diene der Gewinnmaximierung. Dann ist da was verkehrt.
In der Handlung taucht ein gewisser Josef Ackermann auf, wo und wann könnte der überhaupt
trailer: Herr Greb, ist die wohltätige, unsichtbare auf einen armen Menschen treffen, der ihn um
Hand irgendwann gestorben?
Geld bittet?
Ulrich Greb: Die ist verschwunden – bei uns. Die Das ist das Paradox dieses Zitats von Josef Ackerunsichtbare Hand äußert sich zwar ab und zu, aber mann. Er sagt, er könnte immer noch an keinem
in den entscheidenden Momenten und wenn der armen Menschen vorbeigehen, der um Geld bittet,
Wahnsinn der heutigen Hände, die da am Werk aber er stellt sich selbst nicht die Frage, wann er
sind, immer mehr um sich greift, zieht sich die un- jemals aus seinem Dienstfahrzeug aussteigt und
sichtbare Hand von Adam Smith zurück und ist auf diese Situation eintreffen wird. Für uns war das
einmal weg.
ein wunderbares Zitat, so wie in dem Stück „Die
unsichtbare Hand“ ja zu 90 Prozent Originaltöne
Was haben Sie in Moers eigentlich gegen das vorkommen. Also das Schlimmste oder das UnverGeldverdienen?
ständlichste, das Wahnsinnigste haben wir nicht
Gegen das Geldverdienen haben wir nichts. Ich habe erfunden, das ist alles aus Äußerungen, aus Presseeher etwas gegen das Abschaffen des Theaters aus mitteilungen, teilweise aus Statements vor Untersuchungsausschüssen. Quasi aus
Finanzgründen. Wir sind ja dem
Tod im letzten Jahr soeben von „Also das Schlimmste haben wir der gesamten Finanzwelt genomder Schüppe gesprungen. Deshalb nicht erfunden, das ist teilweise men und addiert und auch gegen
aus Statements vor Untersuandere Texte gesetzt, wie von
haben wir zwangsläufig unsere
chungsausschüssen”
dem Ökonomen Adam Smith aus
jetzige Spielzeit unter das Motto
dem 18. Jahrhundert. Das Zitat
„Schöne Aussichten“ gestellt, um
uns hauptsächlich mit den Fragen zu beschäftigen, von Ackermann ist ein unfreiwilliger Beweis dafür,
wie kann man existieren. Letztlich sind das auch An- wie weit sich die Finanzwelt vom wirklichen Leben
entfernt hat.
lagetipps, die wir mit unseren Stücken machen.
Sind nur die Banken schuld oder ein klein wenig
auch die gierigen Anleger?
Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr hat man den Eindruck, dass der Fehler im
System liegt. Das ist eine strukturelle Geschichte. In
den 1990er Jahren gab es eine erste Bankenkrise,
daraufhin ist ein Abkommen in Basel getroffen worden. Das sollte eine höhere Eigenkapitaldecke für die
Banken einfordern. Das hat aber nur dazu geführt,
dass die weitere, neue Gesellschaften, sogenannte
special investment vehicles gegründet haben, die
sie dann verstärkt auf exotischen Inseln platziert
haben. Das heißt, Kontrolle entfacht neue, und für
Warum sind die harmlos aussehenden Abkürzungen beim expressiven Sex im Stück genauso
kompliziert wie die beim Derivathandel?
In beiden Fällen handelt es sich um Spezialsprache.
Ich glaube, die Abkürzungen in der Sexsprache sind
nicht sofort allen Menschen vertraut, aber wenn
man sie dann in voller Länge hört, sind sie doch weitestgehend noch für viele nachvollziehbar. Das ist im
Derivathandel nicht mehr der Fall. Und von Bankern
wird selbst eingeräumt, dass sie diese Begriffe nicht
mehr verstehen, dass sie zum Teil die Produkte nicht
mehr verstehen. Das liegt daran, dass es Bündel von
Bündeln sind, weil es Scheibchen von Scheibchen
10
46
sind, die mit Hilfe mathematischer Formeln immer
wieder neu verpackt werden. Teilweise erinnert das
an Hütchenspiele. Die Produkte werden verschoben,
mit dem einzigen Zweck, die Herkunft zu verschleiern. So dass man nie weiß, ob es Garantien für diese Produkte gibt oder nicht. Aber natürlich hängt
da ein Markt dran, der naiv oder gierig einfach nur
Gewinne machen will und damit vorsätzlich Blasen
produziert, die immer wieder platzen. Man hat ja
den Eindruck, die eine Blase platzt und die nächste
bläst sich gerade schon wieder auf. Also meine pessimistische Einschätzung im Moment ist, dass durch
diese große Finanzkrise, ausgelöst am 15. September 2008, wirklich jemand was gelernt hätte.
Kann man aus diesen Originalzitaten, die so dadaistisch daherkommen, überhaupt eine fortlaufende Handlung konstruieren?
Eine Handlung im üblichen Sinne nicht, weil es
keine Charaktere im üblichen Sinne gibt. Was wir
an dem Abend aber sehen, sind Figuren, die investieren. Die mit großer Intensität etwas produzieren,
und diese Euphorie des Profitmachens führt dann
zu Crashsituationen. Die werden bei uns durch Erdbeben dargestellt. Erdbeben, die alle Figuren völlig
durcheinanderrütteln. Aber nach dem Erdbeben
fängt wieder was an. Wir bilden also im Grunde die
Zyklen der Börse nach und haben gut zweieinhalb
Zyklen in diesem Stück. Nachdem unsere Figuren
auf das erste Erdbeben noch relativ schockiert reagieren und ihre Pappkartons, ihre Utensilien packen, weil sie entlassen wurden, wird das zweite
Erdbeben eigentlich schon fast wie eine Party gefeiert. Letztlich kann ja doch nichts passieren, weil
ja der Staat und die Bürger am Ende für die Verluste
aufkommen. Und die dritte Krise, die stattfindet, die
driftet noch weiter ab. Das will ich aber hier noch
nicht vorwegnehmen.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Die unsichtbare Hand“ I Do 10.2., 19.30 Uhr (Uraufführung) I Theaterhalle Moers I 02841 883 41 10
ZUR PERSON
Ulrich Greb war nach dem Studium der
Germanistik und Philosophie an der
Ruhr-Universität Bochum von 1986
bis 1990 Regiemitarbeiter von Roberto Ciulli im Mülheimer „Theater an der
Ruhr“. Seit 1991 arbeitete er als freischaffender Schauspiel- und Opernregisseur. Daneben entstanden vor allem
im Ruhrgebiet Theaterprojekte in stillgelegten Industrieanlagen und an öffentlichen Plätzen. Seit der Spielzeit 2003/2004
Foto: privat
ist er Intendant des Schlosstheaters Moers.
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Mercatorhalle Duisburg
Aktuelle Highlights
( 02.02.2011 +
03.02.2011 )
6. PHILHARMONISCHES KONZERT
„Bravour und Breitwandsound“
Werke von Respighi, Lindberg und Brahms
Dirigent: Axel Kober
20:00 Uhr
( 19.02.2011 )
TOCCATA 3
Orgelmusik am Samstagnachmittag
(Eintritt: € 6,-)
16:00 Uhr
( 23.02.2011 +
24.02.2011 )
7. PHILHARMONISCHES KONZERT
„Verschmelzung der Klangkörper“
Werke von Bartók, Jongen, Beethoven
Dirigent: Simon Gaudenz
20:00 Uhr
( 25.02.2011 )
WIENER JOHANN STRAUSS
KONZERT-GALA
mit den K&K Philharmonikern, fünf Paaren
des Österreichischen K&K Balletts und Solisten
20:00 Uhr
A A LTO B A L L E T T
THEATER ES S E N
( 27.02.2011 )
6. KAMMERKONZERT
Werke von: Mozart, Borodin, Beethoven
mit Quatuor Ebène
19:00 Uhr
C ar men/Bol éro
Tickets bei allen bekannten VVK-Stellen
& unter www.duisburgticket.de erhältlich.
Service-Telefon: 0203.39306-306 (Ansage)
König-Heinrich-Platz
47051 Duisburg
www.mercatorhalle.de
")+)!+*"# ((.0(+!"
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5"('#-+#$#'%#' ),-5' 3+4'*&(
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#-+)+,-&&.(!( +.+
2+1*+#&
Karten T 02 01 81 22-200
tickets@theater-essen.de www.theater-essen.de
films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 15:06 Seite 15
Theater Ruhr
Foto: Birgit Hupfeld
Foto: Birgit Hupfeld
Keine Hoffnung auf
Toleranz
„Nathan der Weise“ in Bochum
In den Zentren der Macht geht es nur scheinbar nobel zu. Kälte, wo Wärme sein sollte.
Schmucklosigkeit, wo eigentlich Prachtvolles
vermutet würde. Ein Tisch, ein wenig Obst, ab
und an mal eine Zigarette. Geschäftsmäßig sehen die Räume aus, in denen die Mächtigen
agieren. Austauschbar sind sie, und deshalb
lässt Regisseurin Lisa Nielebock die Handlung
um Lessings weisen Nathan gleich in einem
steril Weißen spielen. Der jüdische Geschäftsmann (Jürgen Hartmann), könnte auch abgeklärter Manager sein, Sultan Saladin (Andreas
Grothgar) ein diplomatischer Staatslenker. Nur
die Fraktion der Christen kommt wenig moderat daher, der Patriarch von Jerusalem (in drei
Rollen: Holger Kunkel) muss für zeitgenössische Kirchenkritik herhalten, wenn er den jungen knackigen Tempelherren befingert.
Glaube und Toleranz als unvollendetes Kunstwerk, in dem die wichtigen Männer alle Ringe
tragen, ob der eine dabei ist, soll sich zeigen,
spätestens als der Sultan in Geldnöten Nathan
in eine ziemlich schwierige Lage lockt: der reiche Jude soll dem abgebrannten Moslem erklären, welche Religion die richtige sei. Den
Kopf aus der Schlinge rettet die berühmte
Ringparabel, die Nathan gerade noch einfällt.
Es geht wie immer um die beste Religion. Dass
zwischen Erkenntnis und Realität Welten liegen, zeigt die letzte Szene in Nielebocks Inszenierung, in der mit leckerem Obst bombardiert
wird. Denn die Geldsorgen des Sultans sind
überwunden, Nathan wird trotz weisen Wissens weiter Gewinne auf Kosten anderer
machen, und auch die Klauen des Patriarchen
sind irgendwie nicht gestutzt worden. Mit
Lessing liegen sich nur die Zusammengeführten in den Armen. Nathan schweigt dazu, denn
seine Position in dieser schwebenden Gesellschaft bleibt latent gefährlich. Vielleicht hat er
seinen Kopf ja nur temporär aus der Schlinge
gezogen. Der Zuschauer hat es da leichter. Nach
zwei Stunden zieht er denn gefahrlos aus dem
Theater, wurde angenehm unterhalten, nur die
Thematik wabert noch ein wenig im Gehirn
herum, zumindest bis zu neuen Informationen
aus dem Gaza-Streifen.
PETER ORTMANN
„Nathan der Weise“
Sa 5.2. 19.30 Uhr
Kammerspiele Bochum
0234 33 33 55 55
Erfrischend anders
Etwas Schein und Sein
„Visitor Q“ in Dortmund
„Das Interview“ in Bochum
„Visitor Q“ ist der kontroverse Film des japanischen Regisseurs Takashi Miike, in dem den
Zuschauern/Voyeuren eine Familie am Abgrund
präsentiert wird: inzestuöse Beziehungen, Nekrophilie, Gewalt, Drogen, Prostitution und ein
Vater, der diesen bizarren Verfall der bürgerlichen Werte mit der Kamera dokumentiert, um
seiner Karriere als Fernsehproduzent auf die
Sprünge zu helfen. Die gleichnamige Theateradaption am Dortmunder Schauspielhaus ist
aus „Schutz des sittlichen Empfindens“ erst ab
18 freigegeben. Schutz der Jugend ohne Gott
vor dem Theater? Das ist neu. Aber einen provokanten Film auf die Bühne hieven – Tod und
Schlussverkauf sämtlicher Utopien (mal wieder) nackt von traurigen Gestalten von der
Bühne geschrien – muss das sein? Absolut! Denn
die kluge Inszenierung von Martin Laberenz
geht gnadenlos und dabei herrlich selbstironisch mit dem eigenen Medium ins Gericht.
Zunächst starrt man, über die Videokamera auf
dem Boden kauernd, auf einen mit schwarzen
Folien beklebten Kasten. Monitore liefern Einblicke. Nach und nach werden die Folien abgezogen, und das Geschehen verlagert sich vom
Bildschirm über den Schaukasten aus dem
Würfel heraus in den Zuschauerraum und wirft
dabei gekonnt Fragen auf, ohne Antworten vorzuplappern, denn was ist denn nun (Theater-)
Raum, was ist Bühne, was ist wahr? Die Kamera
wechselt virtuos die Perspektive. Und immer
wieder Fragen: Was stellt wer wie dar? Was ist
darstellbar? Was wie interpretieren und dechiffrieren? Was ödes Diskurstheater hätte werden
können, ist hier ungezwungen und amüsant.
Und ja, man bekommt nackte Menschen und
Szenen mit Pornodarstellern zu sehen. Schockierend und obszön ist das aber nicht. Vielmehr
wird sich hier mit dem Sinn oder Unsinn von
Körperlichkeit, mit der Symbolik von Sex für
gesellschaftlichen oder moralischen Zerfall
auseinandergesetzt. Dass das nicht unangenehm bemüht, sondern feinfühlig und komisch
ist, ist den wunderbaren Schauspielern zu verdanken. Ein Stück, das reflektiert, ohne blasiert
zu sein, das sich selbst nicht zu ernst nimmt,
ohne dabei albern zu werden, das unkonventionell ist, ohne dabei gewollt innovativ zu wirken.
Wirklich sehenswert.
ANNA SCHIFF
Sie ist ein abgebrühter Serienstar, er ein abgekochter Kriegsberichterstatter. Was bleibt von
Wahrheit, Schein und Existenz, wenn diese zwei
als rivalisierende Medienprofis aufeinanderprallen? Der Film „Das Interview“ (NL, 2003)
von Theo van Gogh hat die Theaterbühnen der
Republik erreicht. 2006 wurde die Bühnenfassung uraufgeführt. Der Stoff drängte sich
quasi auf. Er steht als Metapher für Macht,
korrumpierte Haltungen und zunehmenden
Realitätsverlust aller.
Sibylle Broll-Pape hat das Stück nun auch im
Bochumer Prinz Regent Theater inszeniert. Der
Zuschauer ist nah am Geschehen. Nah dran am
Hauen und Stechen, am Lieben und Hassen, an
der gegenseitigen Verletzungsorgie. Stephan
Ulrich ist der genervte Politikjournalist Pierre
Peters. Er hoffte auf eine Berichterstattung über
die angeschlagene Regierung, er muss aber das
Sternchen und blonde Busenwunder Katja
Stuurman interviewen. Widerwillig steht er vor
der Villentür, ist schon genervt vom Warten.
Rahel Weiss spielt das angebliche Dummchen,
deren Körper nur aus „Luft, Sägemehl und Silikon“ bestehen soll und von der der im Kriegseinsatz erprobte und verwundete Peters nichts
weiß außer Boulevard-Männerphantasien.
Doch bei Rotwein, Koks und Pizza kommt man
sich scheinbar näher. Das Lauern beginnt.
Schnell hat der Zuschauer begriffen, dass hier
zwei Schwergewichte des Psychokriegs am
Werke sind. Sibylle Broll-Pape choreografiert
die beiden Raubtiere in einem durchgestylten
Käfig ohne Ausgang. Dabei kann sie sich auf
ihre ausgezeichneten Protagonisten verlassen,
deren wilder Veitstanz über Bett und Couch
eigentlich nach einem Happy End schreit. Denn
mehrfach wird es amourös, scheint sich ein
dünnes Band zwischen den beiden zu bilden,
die sich so ähnlich und doch so fremd sind, die
nicht nur den Geschlechterkampf beherrschen,
sondern auch die berufsspezifischen Boshaftigkeiten. Dabei bleiben Aufnahmegerät und
Videokamera immer greifbar. Als Waffe, als
Drohung und als Prisma im Videofilm. Am Ende
sind beide reduziert auf einen ausgebrannten
Extrakt im Reagenzröhrchen, doch nur ein
Mensch wird dieses Psycho-Laboratorium unversehrt verlassen. Die Zuschauer glücklicherweise auch.
PETER ORTMANN
„Visitor Q”
Sa 12.2. 20 Uhr
Schauspiel Dortmund
0231 502 72 22
„Das Interview“ Mi 2.2. 20 Uhr
Prinz Regent Theater Bochum
0234 77 11 17
12
Sparkasse Dortmund präsentiert:
Vvk-Start: Sa, 13. Nov.
Zeche Zollern II/IV, 44388 Dortmund
Eintritt: € 32,00 Ermässigt: € 20,90
alle preise incl. vvk, bei bedarf zzgl. versandkosten
13. Januar - 8. März 2011
Vorverkauf: Leserladen der WR | KulturInfoShop | Tante Amanda
Weitere Infos: Theater Fletch Bizzel | Geierabend-Infoline: 02 31 - 16 29 820
Online-Verkauf
& alle Infos
www.geierabend.de
Theater Ruhr
Tradition gibt Sicherheit
Draußen ist es dunkel
Drinnen ist es kalt
Das Leben ist nicht einfach im Dörfchen Anatevka
in der zaristischen Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind überwiegend Juden, die im „Schtetl“ leben. Gegenüber ihren russischen Nachbarn
grenzen sie sich ab. Die Angst vor Übergriffen ist
groß und berechtigt. Also halten die Juden zusammen und ihre Traditionen hoch. Die Tradition gibt
ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Nichts soll sich
ändern in ihrer Dorfgemeinschaft. Bloß die Jungen
wollen das partout nicht einsehen. „Anatevka“ oder
„Fiddler on the Roof“, wie das Broadway-Musical
von Jerry Bock (Musik), Joseph Stein und Sheldon
Harnick (Text) ursprünglich heißt, ist ein vordergründig heiteres Stück mit bitterem Beigeschmack
– eigentlich zu bitter für sein Genre.
Peter Hailer, der das Musical für das Gelsenkirchener Musiktheater neu inszeniert hat, gehört
zu den Spezialisten fürs Unterhaltsame. Sein
„Anatevka“ spiele in einer „merkwürdigen Zeitlosigkeit“, sagt er. De facto ist ein Unterschied zur
Vorlage nicht feststellbar. Bei der Besetzung kann
Hailer auf bewährtes Personal seiner parallel laufenden „My Fair Lady“ zurückgreifen: Bassist Joachim Maaß gibt den Milchmann Tevje, Komödiant
Thomas Weber-Schallauer ist als reicher Fleischer
Lazar Wolf zu sehen. An Tevjes Seite erscheint
unterdessen ein bekanntes Gesicht aus Film und
Fernsehen. Lena Stolze, die 1982 als Sophie Scholl
in Michael Verhoevens Film „Die Weiße Rose“ bekannt wurde, spielt Tevjes Frau Golde. Ihre drei
ältesten Töchter sind mit jungen, den frisch aufspielenden Musical-Darstellerinnen Judith Jakob,
Filipina Henoch und Jana Stelley (im Wechsel mit
Dorin Rahardja) besetzt. Somit stimmt im Grunde
die Mischung aus Sängern und Schauspielern für
den überaus dialoglastigen, rund drei Stunden langen Zweiakter. Allerdings kommen die Qualitäten
nicht immer recht zur Geltung: bei Lena Stolze
etwa, die als Sängerin nicht sonderlich überzeugt
und als Schauspielerin nur gelegentlich ihre Qualitäten ausspielen kann. So manche Szene wirkt
eher hölzern.
Spektakulär sind unterdessen einige der Choreographien von Kati Farkas, die das Ballett Schindowski beisteuert. Als Kosaken springen sie hoch
über die Bühne oder balancieren Flaschen tanzend auf ihren Köpfen. Auch musikalisch legen
sich Kapellmeister Bernhard Stengel und das zum
Klezmer-Ensemble erweiterte Orchester hörbar ins
Zeug.
KARSTEN MARK
Als Helens Bruder Liam plötzlich blutüberströmt in
ihrer Wohnung erscheint, weiß Helen sofort, dass
sie ihm helfen wird. Schließlich ist er vorbestraft,
und man wird ihm nicht glauben, dass er nur
einem Verletzten helfen wollte. Doch Helens Mann
Danny ist skeptisch. Muss man nicht die Polizei rufen? Und vor allem, muss man nicht dem Verletzten helfen, der noch irgendwo da draußen liegt?
Das Stück „Waisen“ des britischen Autors Dennis
Kelly setzt sich kritisch mit der gegenwärtigen Gesellschaft auseinander, in der gegenseitiges Misstrauen, Egoismus, Brutalität und Fremdenhass das
Zusammenleben bestimmen.
Die Kälte der menschlichen Beziehungen und die
Einsamkeit der Figuren kommen in der Inszenierung in Oberhausen (Regie: Peter Carp) allein schon
durch das karge Bühnenbild zum Ausdruck: ein
Tisch, ein paar Stühle, eine Pflanze – ja sogar die
Kinderspielzeuge des Sohnes wirken seltsam leblos. Diesem auf der Bühne sichtbaren Innenraum,
steht das unsichtbare „Da draußen“ gegenüber.
Dort lauert die Gefahr; von denen da draußen geht
eine Bedrohung aus, darin sind sich Helen (Manja Kuhl), Danny (Henry Meyer) und Liam (Martin
Hohner) einig. Was dort allerdings wirklich passiert ist, muss sich der Zuschauer aus gestammelten Berichten und unvollständigen Sätzen selbst
zusammenbasteln. Das eröffnet ihm ein weites
Assoziationsfeld und macht die Geschichte Liams
umso interessanter. Doch auch Innen ist zwischen
den Figuren trotz vereinzelter Umarmungen keine
Nähe zu spüren. Besonders gefühlskalt ist Helen,
die so weit geht, Danny mit dem Abbruch ihrer
Schwangerschaft zu drohen, wenn er Liam nicht
helfen will, obwohl bald deutlich wird, dass dieser
nicht unschuldig, sondern selbst Täter ist und sein
Opfer, vermutlich einen Araber, irgendwo festhält.
So muss auch Danny bald erfahren, dass im Grunde
jeder jedem misstrauen muss – sogar sich selbst.
Ist jeder Mensch für sich selbst die größte Gefahr,
oder liegt diese außerhalb? Darf man das Leben
eines Fremden gefährden, um das eines Freundes
zu schützen? Die Inszenierung schafft es, dass der
Zuschauer, diese Fragen an sich selbst richtend, die
Vorstellung verlässt, wenn sie auch insgesamt etwas an Spannung vermissen lässt.
Irgendwie scheint das Bühnenbild bekannt. Zumindest für den, der bereits Peter Carps Inszenierung der „Waisen“ von Dennis Kelly gesehen hat.
Beide Stücke spielen im gleichen Bühnenbild, mit
denselben Schauspielern. In beiden Stücken geht
es um die Innenwelt und das „Da draußen“. Für
die drei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Eltern
in der Provinz versauern, ist Moskau das gelobte Land, der Ort der Sehnsucht und der Träume.
Ihr Vater musste als Kommandant die russische
Hauptstadt mit seiner Kompanie verlassen, wurde in die Kleinstadt versetzt. Hier starb die Mutter
der Schwestern. Doch die drei werden die Stadt,
in der sie einst glücklich gelebt haben, nie wieder erreichen. Die erste Hälfte der Handlung zieht
sich zäh, die Lethargie im Haus scheint sich auf
die Inszenierung übertragen zu haben. Zeit dehnt
sich ohne Spannung, ungewöhnlich für eine Theaterdramaturgie, aber von Anton Tschechow so
implementiert.
An Irinas 20. Namenstag trifft der neue Kommandant Werschinin aus Moskau ein, der nun die Stelle des Vaters übernimmt. Er ist ein alter Bekannter,
und nun erhofft man sich neues Leben im Haus.
Carp modernisiert Tschechow zuerst einmal mit
einem kleinen ferngesteuerten Helikopter, den Irina (Angela Falkenhahn) zum Namenstag bekommt,
doch noch stecken alle im gutsituierten Offiziersmilieu des 19. Jahrhunderts. Das ändert sich erst,
als sich die Provinzschönheit Natalja (Nora Buzalka) Andrej, den hochbegabten Bruder der Schwestern, greift. Auch sie will aus ihren Kreisen heraus,
aber sie verwirklicht ihren Traum in der Provinz,
im Haus der Schwestern, das sie konsequent unter
ihre Herrschaft bringt. Hier nimmt die Inszenierung
nach der Pause Fahrt auf, auch das Bühnenbild gerät in Bewegung. Das Militär wird abgezogen, alle
Träume sind vernichtet. Nur eine bleibt Gewinnerin: Nach und nach modernisieren sich auf der
Bühne Optik und Nataljas Outfit, der Rest der Menagerie kann da nicht mithalten und ist nach den
langen Jahren der Zermürbtheit auch zu schwach,
sich dem noch zu wiedersetzen. Ihnen bleibt am
Ende die einst heroisierte Arbeit. Aber nur noch in
einem Callcenter von Natalja. Die ungewöhnliche
Brücke zur Gegenwart ist gebaut. Schade, dass sie
nicht der Anfang war.
„Anatevka“ in Gelsenkirchen
„Waisen“ in Oberhausen
ALEXANDRA BRUNDIERS
„Waisen“ I Fr 4.2., 19.30 Uhr
Theater Oberhausen I 0208 857 81 84
„Anatevka“ I So 13.2., 15 Uhr I Musiktheater im
Revier, Gelsenkirchen I 0209 409 72 00
14
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„Drei Schwestern“ in Oberhausen
PETER ORTMANN
„Drei Schwestern“ I Sa 5.2., 19.30 Uhr
Theater Oberhausen I 0208 857 81 84
14+
Di, 01.02. und Mi, 02.02. um 10.30 Uhr
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Mi, 02.02. um 20.00 Uhr | GEjazzt auf Consol
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Fr, 04.02. um 20.00 Uhr
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Di, 08.02. um 19.00 Uhr und Mi, 09.02. um 10.30 Uhr
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Mi, 09.02. um 19.00 Uhr
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Sa, 12.02. um 20.00 Uhr | in der Kellerbar
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So, 13.02. um 16.00 Uhr, Mo 14.02. und Di, 15.02. um 11.00 Uhr
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Sa, 19.02. um 20.00 Uhr
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Di, 22.02. um 19.00 Uhr | in der Kellerbar
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www.consoltheater.de
Theater Ruhr
Tanz in NRW
„Die Traumnovelle“, Foto: A. Köhring
Iris Pohl, tanz in schulen nrw, Foto: M. Leysner
Die Masken des Bürgertums
Das Publikum von morgen
Die Holzvertäfelung der Wände erzählt noch von Restbeständen eines
bürgerlichen Daseins. Doch an den Kaffeehaustischen sitzen erstarrte
Menschen. Oder sie liegen gleich quer über der Tischplatte. Wärter skandieren den Tagesablauf und im Hintergrund droht eine Totenbahre. Sanatorien waren zwar schon immer Orte, an denen Träume und Begehrlichkeiten wuchsen. Doch in Mülheim hat Regisseurin Simone Thoma bei
ihrem Regiedebüt Arthur Schnitzlers Erzählung „Traumnovelle“ gleich in
die Räume einer Klinik verlegt, aus der es kein Entkommen zu geben
scheint.
Schnitzlers 1926 veröffentlichte Erzählung, die von Stanley Kubrick unter
dem Titel „Eyes wide shut“ verfilmt wurde, macht durch die Folie des
Realen die Verdrängung, die Begierden und die Entfremdung sichtbar, die
den Alltag der Figuren beherrscht. Der Arzt Fridolin und seine Frau Albertine stecken mitten in einer Ehekrise und erzählen sich die erotischen
Verlockungen des vergangenen Urlaubs. Beide holen diese Sehnsüchte
nun in traumhaften Konstellationen nach. Fridolin gerät in eine nächtliche schwarze Orgie mit nackten Frauen, von denen eine sich für ihn
opfert. Albertine durchlebt im Traum den Ehebruch mit einem Fremden,
während ihr Mann gleichzeitig gekreuzigt wird. In Mülheim wird aus
diesen Träumen surrealer Alltag. Da tauchen unter abgerissenen Tapeten immer neue auf. Türen bewegen sich von selbst. Der Kostümverleiher (Klaus Herzog), den Fridolin aufsucht, ist ein Pfleger, der Menschen
mit dem Hammer traktiert. Die Regie lässt das Verdrängte von der Leine
und zeigt den brüchigen bürgerlichen Firnis. Doch die Trugbilder wirken
zunächst wie an der Leine des linearen Erzählens ordentlich aufgereiht
und kranken an ihrer allzu akribischen Konstruktion. Man blickt in den
Maschinenraum des Theaters und sieht bei der allmählichen Verfertigung
von Bedeutung zu.
Von Thomas Linden
„Am Anfang habe ich gedacht, Tanzen ist blöd. Doch jetzt merke ich, dass
Tanzen cool ist.“ Das sagt ein Jugendlicher aus Krefeld, und wer hätte nicht
schon wie er den Kopf über jene Hupfdohlen geschüttelt, die da unverständliches Zeug auf der Bühne produzieren? Tanz ist keineswegs immer so einfach
zu verstehen, wie unter der Hand behauptet wird. Und weil vielen Menschen
der Zugang zu dieser Kunst nie so recht gelungen ist, bleibt der Tanz im Reigen
der Künste nur zu oft auf die Rolle des dekorativen Beiwerks beschränkt. Selbst
Millionenstädte leiden unter dem kulturellen Bildungsdefizit ihrer Ratsherren,
die für den Tanz nicht viel an Haushaltsgeld springen lassen.
Deshalb bedarf es einer „180 Grad Drehung“, also eines Perspektivwechsels, der
demonstriert, dass Tanz ein Stück essentielle Lebenserfahrung und ein Medium
ist, mit dem sich in einer eigenen Sprache darstellen und erzählen lässt. Linda
Müller und Martina Ketterer vom nrw landesbuero tanz haben die Herausforderung angenommen und den Tanz in die Schulen gebracht. Überall im Land
sind die beiden im Auftrag der Gesellschaft für Zeitgenössischen Tanz Anstifter
zu Projekten mit Kindern und Jugendlichen aller Schulformen. Die Idee besteht
darin, Tanz in den Schulalltag zu integrieren. Von Hilden über Duisburg, Krefeld, Köln oder Essen werden auf jede Schule eigene Aktionen zugeschnitten.
„Die Schüler sollen tanzen, und sie sollen lernen, Tanz anzuschauen“. Linda
Müller betont, dass auch die Rezeption zum Verständnis dieser Kunst beiträgt.
Neben Hip Hop und Musical-Projekten inszeniert eine Grundschule den „tanzenden Supermarkt“, ein Projekt, bei dem Kunst und Musik ineinandergreifen.
„Die Kinder erleben andere Formen der Bewegung, und sie sehen, dass man mit
Tanz Themen und Geschichten bearbeiten und gestalten kann“.
Die „180 Grad Drehung“ wurde zum Vorzeigeprojekt für andere Bundesländer.
Statistisch rechnete man nach einer Befragung die Ergebnisse von Tanz in
den Schulen hoch und kam zu traumhaften Werten. Über 80% der Beteiligten
zeigten sich positiv überrascht von der Begegnung mit der Tanzkunst, und
zwei Drittel wollten gleich in ein Anschlussprojekt einsteigen. Auch in jenem
Moment, als Linda Müller und Martina Ketterer plötzlich die Förderung gestrichen wurde, entstanden an den Schulen weitere Projekte in Eigeninitiative. Die
beiden machten dabei eine wichtige Erfahrung; normalerweise fällt der Tanz
nämlich durchs Rost, wenn das Geld fehlt. „Werden die Projekte aber selbst
an den Schulen entwickelt, dann finden sie auch ihre Fortsetzung“, erklärt
Martina Ketterer. Dass die Kinder konkret von ihrem Tanzerlebnis profitieren,
liest Linda Müller an den Aussagen der Lehrer ab. „Die stellten fest, dass sich
das Sprachvermögen, das Gruppenverhalten, die gegenseitige Wertschätzung
und die Tatsache, dass sich die Schüler einfach mehr zutrauten, deutlich verbessert haben“, sagt sie. Im Grunde sind das alles keine
neuen Erkenntnisse, schon in den Zwanziger Jahren des
letzten Jahrhunderts existierte die Forderung, die Tanzkunst in die Schulen zu tragen. Nur muss man es auch
tun, die „180 Grad Drehung“ ist da ein überzeugender
Ansatz. Inzwischen arbeitet man schon daran, dass Tanz
einmal ein Abiturfach werden kann. Ist die Schule nicht
dazu da, die Fähigkeiten eines jeden Kindes zu fördern?
Thomas Linden ist
Journalist, Autor
Und es klingt doch gut, wenn die 11jährige Nina sagt: „Am
und Jurymitglied des
Tanzen gefällt mir besonders gut, dass ich so sein kann,
Kölner Kinder- und
Jugendtheaterpreises.
wie ich bin.“
Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ in Mülheim an der Ruhr
Zwei Eheleichen am Kaffeetisch
Das ändert sich mit den beiden großen Traumerlebnissen. Zunächst sitzen Fridolin (Albert Bork) und Albertine (Petra von der Beek) noch wie
zwei Eheleichen am Tisch. Der Ton ist ruppig und distanziert, die Beziehungsleere hat beide fest im Griff. Fridolins Besuch im Haus der Verlockung verschränkt sich dann mit der Visite im Krankenhaus. Der Arzt
trägt Handschuhe und Mundschutz und wird zur Sektion nackt auf die
Bahre in einem kühl gekachelten Hinterbühnenraum gelegt. Brüllend
weigert er sich, die „Maske“ abzulegen. Die ruhige Erzählung Albertines
legt sich wie eine sardonischzarte Liebeserklärung über ihn. Man denkt
an die Masken der Bürgerlichkeit bei Carl Sternheim und an die bei Gottfried Benn diagnostizierten „Verhaltenslehren der Kälte“, die sich hier
gekonnt mit Schnitzlers Beschwörung des Unbewussten mischen. Ganz
ohne sicheren Halt lässt die Regie den Besucher in diesen Eiswüsten der
Gesellschaft aber nicht. Der hinzu erfundene weiß befrackte Arzt Dr. Adler (Roberto Ciulli) führt als Erzähler und Diagnostiker durch den Abend
und lässt so Fridolins und Albertines Resümee „Niemals in die Zukunft
fragen“ zumindest fragwürdig erscheinen.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Traumnovelle“ I R: Simone Thoma I Theater Mülheim an der Ruhr
22.2., 19.30 Uhr
Wie man Tanz verständlich macht
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16
46
7
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20 Uhr ’Wahn.Sinn !!!¨ Geballte
Comedy mit Gesang,
Slapstick & Stand-Up
11. Februar
Schlikmann !
FR 11.02. Firestarter ROCKS!
23 Uhr Rock, Crossover,
Alternative - Party
Szenische Lesung, Hörbehren
DO 17.02. Bini Adamczak:
12. Februar
“Frauenversteher“
19.30 Uhr Kommunismus ¥ Kleine
Geschichte wie endlich
alles anders wird
DO 17.02. The Busters
Stand –Up Kabarett
Carsten Höfer
20 Uhr ’Ewigkeit Tonight ¥
Das Perpetuum Mobile
des Ska
19. Februar
Funky, Sexy, 40!
Kabarett, Michel Steinke
FR 18.02. WortWelten
19.30 Uhr Maïssa Bey (Algerien)
Lesung: ’Nachts unterm
Jasmin¨
FR 18.02. Vendetta ¥ Die Party
25. Februar
23 Uhr HipHop, House, R&B
SA 19.02. Trovaci ’Malo Morgen¨
„Volle Pflegekraft
voraus!“
20 Uhr Balkan, Ska, Punk
SA 26.02. I.R.A. (International
Kabarett, Sybille Bullatschek
20 Uhr Reggae Artists)
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täglich von 19.00 ¥ 22.30 Uhr
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prä
Highlights Februar
1
2
Fr. 04.02. Cabaret Queue
1
Sa.05.02. Cabaret Queue
2
So. 06.02. Cabaret Queue
3
Sa. 12.02. Cabaret Queue
4
Fr. 18.02. Cabaret Queue
5
Fr. 25.02. Cabaret Queue
3
Sa.26.02. Cabaret Queue
bis Mo. 28.02.
Fr. 04.03. Cabaret Queue
4
Andrea Badey „Zwischen Tanga und Treppenlift“
Mark Britton „Zuhause bei Britton“
Peter Vollmer „Wenn Männer zu sehr 40 werden“
Bernd Gieseking „Ab dafür - Der satirische Jahresrückblick“
Christoph Sieber „Das gönn ich euch“
6
Sebastian Schnoy „Hauptsache Europa“
Lioba Albus „Erfolgreich scheitern für Fortgeschrittene“ 7
Sebastian Krämer „Akademie der Sehnsucht“
Der Obel „Alles rund - Obel earth“
Sa. 05.03. Cabaret Queue
Vorschau: 11.03. Ken Bardowicks; 12.03. Holger Paetz; .13.03. Carolin Kebekus; 17.03. Wilfried Schmickler;
19.03. Der Telök; 20.03. Reiner Kröhnert; 25.03. Emmi & Herr Willnowsky; 25.03. Matze Knop;
27.03. Herbert Knebels Affentheater (Zusatztermin)
jeden Dienstag
5
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Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde
Di.-Sa.18°°-1°°
Tickets + Gastro 0231-413146
CabaretQueue
jeden Mittwoch CabaretQueue
jeden Donnerstag CabaretQueue
Tango Salon mit DJ Topolino
Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler
Thirty Wonderland die Ü-30-Party
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Opernzeit - unsere Zeit
Foto: Gerd Altmann/pixelio.de
Oper in NRW
Yanyun Guo als Ulrica und Oliver Weidinger als Matrose, Foto: Kühle
Die Zerstörung kindlicher Unschuld
Großer Grusel auf der Opernbühne
Der sexuelle Missbrauch in pädagogischen Einrichtungen wie dem CanisiusKolleg oder der Odenwaldschule hat die Gemüter bewegt. Nach Jahrzehnten
des Totschweigens kam die Wahrheit endlich ans Licht: Pädagogen und Priester haben sich an ihnen anvertrauten Kindern vergangen und deren weiteren
Lebensweg gezeichnet. Die Täter waren Autoritätspersonen, die Opfer waren
ausgeliefert und wurden zum Schweigen gezwungen. Innerhalb der Institution
wurde weggeschaut. Allein gelassen mit
dem erlittenen Unrecht verstummten die „Mit jeder Episode der Erzählung
dreht der Autor die Schraube
Opfer aus Scham. Nicht selten suchten
sie die Schuld bei sich selbst. Die Verstri- der Verstrickung weiter bis zum
todbringenden Stillstand”
ckung mit der Schuld des Täters schuf ein
unauflösbares Band, zumal wenn ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden bestand. Der „pädagogische Eros“ zerstörte
nicht nur die kindliche Unschuld, sondern schuf gegenseitige Abgängigkeiten.
Gut und Böse ließen sich im Erleben des Opfers nicht mehr trennen. Und genau
um diese Ambivalenz in der Täter-Opfer Beziehung geht es in Brittens Kammeroper „The turn of the screw“, die 1954 im Rahmen der Biennale in Venedig
uraufgeführt wurde.
Die Handlung der Oper basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Henry
James aus dem Jahr 1898, die von merkwürdigen Ereignissen auf dem Landgut
Bly erzählt. Eine junge Gouvernante erhält vom Vormund zweier Waisen den
Auftrag, die Erziehung der Kinder zu übernehmen, mit der Auflage keinen Kontakt mit ihm aufzunehmen, da er nicht belästigt werden möchte. Bald merkt sie,
dass sowohl das Mädchen als auch der Junge unter dem Einfluss verstorbener
Dienstboten stehen, die den Jungen in seinem zerstörerischen Verhalten beeinflussen. Die Gouvernante nimmt den Kampf mit dem Schatten der Vergangenheit auf, der auf allen lastet. Seelische Abgründe tun sich auf, am Ende stirbt der
Junge: Die Gouvernante wird in ihrem Aufklärungswillen zur Mitschuldigen.
Der befremdende Titel „Die Drehung der Schraube“ ist dramaturgisches Konzept:
Mit jeder Episode der Erzählung dreht der Autor die Schraube der Verstrickung
weiter bis zum todbringenden Stillstand, aus dem es für alle Beteiligten kein
Entrinnen mehr gibt. Und ebenso entwickelt sich die Komposition „in Kreisen“,
wie Britten sagte: Dem Stück liegt ein zwölftöniges Hauptthema zu Grunde, das
sogenannte „Schraubenthema“, das in jeder Szene der Oper variiert und in den
instrumentalen Zwischenspielen verdichtet wird. Die ungeklärten Fragen und
die Vieldeutigkeit der Erzählung spiegelt die Musik wieder, die zwar äußerst
klar strukturiert ist, aber in ihrer Ausgestaltung alles andere als eindeutig sein
will. So konterkariert Britten in den Kinderliedern die Reinheit und Einfachheit
des musikalischen Satzes durch abgründige Klangfarben im Orchester und die
Verfremdung tonaler Zusammenhänge. Die Musik macht die tiefe Verstörung
des Kindes unmittelbar erfahrbar.
Die Librettistin Myfanwy Piper zeigt in diesem Werk „die Verletzlichkeit der
Unschuld zu allen Zeiten“ auf, ein Thema, das auch in anderen Opern Benjamin
Brittens von zentraler Bedeutung ist. Es war Brittens Lebensthema, in dem seine
traumatischen Erfahrungen in einem englischen Internat nachwirken. Seinem
engen Mitarbeiter Eric Croizier vertraute er an, dass er als Junge missbraucht
wurde. Auf diesem Hintergrund lässt sich das Zitat von Yeats‘ Gedicht „Das
jüngste Gericht“ im Stück verstehen: „Wird der heilige Vorgang der Unschuld
ertränkt, den Besten erlahmt der Glaube, und die Schlimmsten sind voll von
leidenschaftlicher Heftigkeit.“
Von Karsten Mark
Riccardo hat es bis an die Spitze geschafft: Er ist der Gouverneur, er hat die
Macht. Aber das Geschäft ist ein nüchternes. Was ihm fehlt in seiner ausgeprägten Selbstverliebtheit, ist der Glanz, der Glamour, den er nur auf der
Leinwand findet. So hängt er am liebsten seiner Traumwelt im privaten Kinosaal nach, während seine Gegner schon die Messer wetzen. Das Theater Hagen
zeigt Verdis „Ein Maskenball“ als großes Kino auf der Opernbühne. Regisseur
Roman Hovenbitzer gelingt gleich zu Beginn der entscheidende Kunstgriff, der
den ausgiebigen Einsatz von Videoeinspielungen plausibel macht. Sein Riccardo
lebt in seinem eigenen Film, einem altmodischen Stummfilm mit großen Gesten
und großen Gefühlen fernab der Realität.
„Das Publikum bekommt eine Menge zu sehen“, hatten Hovenbitzer und Ausstatter Jan Bammes angekündigt und nicht zu viel versprochen. Opernpuristen
mögen sich an der einen oder anderen Stelle erschlagen fühlen von der Dichte
der optischen Eindrücke oder auch von
deren Plakativität. So überlagert die Regie „Öde Rampengesänge gibt es an
keiner Stelle”
zuweilen dynamisches Bühnengeschehen
mit schnell bewegten Videoeinspielungen,
die zeitgleich auf einen halb durchsichtigen Gazevorhang projiziert werden.
Und sie treibt die Gruselmotive in den ersten beiden Akten so sehr auf die
Spitze, dass sich das Publikum vorübergehend in einen altmodischen Horrorfilm
versetzt sieht. Vom Zuschauer verlangt dies Aufmerksamkeit, es weckt sie aber
auch. Und wer lebendiges Musiktheater mag, wird sich niemals langweilen in
dieser aufwändigsten Produktion der gesamten Hagener Spielzeit. Öde Rampengesänge gibt es an keiner Stelle. Momente, in denen Ruhe einkehren darf,
gibt es aber durchaus.
Für die Hagener Sopranistin Dagmar Hesse, die die Amelia singt, stand die Produktion zunächst unter keinem guten Stern. Sie erkrankte wenige Tage vor der
Premiere und musste bei den ersten Vorstellungen durch Kelly God aus Hannover ersetzt werden. Amelia und Riccardo sind das tragische, von den eigenen
Gefühlen überwältigte Liebespaar, das nicht zusammenkommen darf – sie die
Frau seines Sekretärs und besten Freundes Renato. Die Eifersucht führt denn
auch zur Katastrophe. Hovenbitzer allerdings nimmt das tragische Sujet durchaus mit Humor und würzt die opernhaften Überhöhungen mit feiner Ironie. So
versäumt es Rafael Vázquez als Riccardo nicht, noch einen gekonnten Hüftschwung einzulegen, bevor er, von einer Pistolenkugel getroffen, in bester Hollywoodmanier zusammenbricht. Vázquez bringt die ironischen Anspielungen
insgesamt sehr treffsicher über die Rampe und singt einen schönen, schlanken
und strahlenden Tenor. Bariton Jaco Venter bildet als Renato sowohl stimmlich
als auch in seiner physischen Bühnenpräsenz den passenden, kraftvoll bodenständigen und schließlich zornigen Gegenpart zum charmanten Luftikus Riccardo. Eine eher kleine, aber glänzende
Partie singt Stefania Dovhan (im Wechsel mit Christine
Graham) als „Page“, der in Hagen eher einem Conferencier
aus Riccardos Traumwelt gleicht.
Während Chor und Solisten zur Premiere überzeugten, lieferten die Hagener Philharmoniker unter Leitung von GMD
Karsten Mark ist freier
Florian Ludwig ein uneinheitliches Bild. Zwischen kraftJournalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und vollen und höchst farbigen Momenten ließ das Orchester
besonders das Muso manches Mal auch noch Schwächen und fehlenden
siktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. Feinschliff erkennen.
Brittens Kammeroper „The turn of the screw“
KERSTIN MARIA PÖHLER
Cineastischer Verdi: „Ein Maskenball“ in Hagen
Oper Köln/Trinitatiskirche I ab 11.2.
18
46
THEATER FLETCH BIZZEL
Mi.
Humboldtstr. 45
44137 Dortmund
Tel. 02 31 / 14 25 25
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Feb. 11
02.02. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW
mit Emscherblut
15,-/10,-
Fr. 04.+ So. 06.02. BJÖRN JUNG
„War das jetzt schon Sex?
oder Mann in Not“
Sa.
05.02. STEFAN KEIM
„Aus dem Leben eines Schelms“
Fr. 11. + Sa. 12.02. THEATRE DU PAIN
„Urlaub vom Trauma“
Mi.
16.02. UTA ROTERMUND
„Mittwochs mit Schmackes“
15,-/10, 15,-/10, 17,-/13, 17,-/13,-
Do. 17.+ Fr. 18.02. ENSEMBLE DIE FREMDEN Premiere!
„Glaube, Liebe, Hoffnung“
Sa. 19.+ So. 20.02. DIE BRÄUTE
„Aus Kindern werden Leute, ...“
Fr. 25. + Sa. 26.02. TINA TEUBNER
„Aus dem Tagebuch meines Mannes“
10,-/9,-
15,-/10, 17,-/13,-
Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr
GEIERABEND 2010
13. Jan. - 08. März 2011 - „POTT TO GO“
Zeche Zollern II/IV · Grubenweg 5 · DO-Bövinghausen
TURBO PROP THEATER
„Die Schmudels feiern Karneval“ Mi. 23.02. 10 Uhr · So. 27.02. 11 Uhr · Mi. 02.03. 10 Uhr · So. 06.03. 11 + 15 Uhr
Komikzentrum Ruhr
Hat es faustdick hinter den zierlichen Ohren: die Comedienne Carolin Kebekus, Foto: KCF
Vom Pussyterror zum Ödipuskomplex
Anregende Gigs in Duisburg, Oberhausen und Herne
Wer auf Nummer Sicher gehen will, tourt vor seiner offiziellen Premiere durch die Lande, testet die Publikumsreaktionen und feilt hinterher an den Pointen, damit sie sitzen. Das ist nicht nur legitim, das ist
auch sinnvoll. Einen hohen Aufmerksamkeitsfaktor erwirbt man sich
überdies, indem man sein Gesicht beizeiten in Fernsehkameras hält.
Genau das trifft auf Carolin Kebekus zu, deren Ruf als talentierte
Nachwuchs-Komödiantin die Erwartungen in schwindelnde Höhen
geschraubt hat. Die wollen erfüllt werden, oder der Daumen geht
nach unten, ehe man sich‘s versieht.
Um eben diesem Desaster vorzubeugen, feiert die aus Köln-Ostheim
kommende Kebekus am 21. Februar im Hundertmeister Duisburg ihre
Vorpremiere: „Pussyterror“ heißt ihr erstes Solo-Programm, mit dem
sie zeigen will, wo der feminine Hammer hängt. Singend, spielend und
schreiend lotet sie ihre Herkunft aus, verwurzelt in einer städtischen
Nahkampfzone, die fürs Leben stählt. Für nichts zu fein, auf alles
vorbereitet, was das prekariate Dasein an Herausforderungen mit sich
bringt, lässt die Comedienne ihre verbalen Muskeln spielen. Man darf
gespannt sein, was der Frau an der Seite des „Hasspredigers“ Serdar
Somuncu so alles einfällt, um das Publikum aufzumischen.
Garantiert grandios ist – ebenfalls im Duisburger Hundertmeister
– das bezaubernde Fräulein Cäsar alias Alexandra Gauger mit ihrem
Programm „Atmen, Leute, atmen“ (am 2.2.). Hier steht eine VollblutKomödiantin auf der Bühne, die weiß, welch seltsamen Haken das
Leben schlagen kann, und wie es sich anfühlt, auf einer Achterbahn
ungebremst nach unten zu sausen. Dass sie sich überdies mit den ihr
eigenen stimmlichen Mitteln für den Weltfrieden einsetzt und dabei
schöne Erfolge erzielt, macht aus der begnadeten Sängerin schließlich ein Ganzkörper-Kunstwerk.
Dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann, demonstriert der
Klavierkabarettist Bodo Wartke mit seinem denkwürdigen „Ödipus“Projekt am 27.2. im Oberhausener Ebertbad. Nach der 104 Minuten
dauernden Vorstellung ist der 1977 in Hamburg geborene und seit
1997 in Berlin lebende Mann derart fix und alle, dass er nicht einmal
mehr Autogramme geben kann. Mit nur neun Requisiten – darunter eine Handpuppe, eine Sonnenbrille und eine Schirmmütze – holt
Wartke den von Sophokles erschaffenen und in unzähligen deutschen
Schulstunden zerriebenen Unglücksvogel auf die Bühne. Und siehe
da: Aus dem Mythos wird ein Mensch, der ganz im Hier und Jetzt lebt,
einer, den man versteht, der sich wehrt und verliert. Wobei Wartke
alle 14 Rollen des von ihm neu geschriebenen Stücks selbst spielt
– sogar seine eigene Mutter Iokaste, die ihren Sohn mit Nachdruck
fragt „Wat haste?“.
In den Flottmann-Hallen Herne wiederum tritt das Duo „Das Geld
liegt auf der Fensterbank, Marie“ mit seinem ersten Programm namens „MitternachtSpaghetti“ auf (23.2.). Dahinter verbergen sich
Wiebke Eymess und Friedolin Müller, ein Paar, das wie die meisten Newcomer starken Schwankungen unterlegen ist, aber an seinen
besten Abenden mit ausgefeilter Streitkultur und herrlich schrägen
Missverständnissen bezaubert. Das bisschen Risiko sollte man einfach mal eingehen – meint mit den besten Grüßen Ihre stets über
Tage lebende
ANNE NÜME
20
46
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Theater in NRW
PROGR AMM 02–011
01
03
04
05
Sozialistische Rothäute
In Mülheim wirbelt „Deutscher Propeller“
06
11
12
13
19
20
24
25
27
Freitag, 04.02.2011 / 20.00 Uhr
Freitag, 11.02.2011 / 20.00 Uhr
UND DANN GAB´S KEINES MEHR
Kriminalstück von Agatha Christie
Samstag, 05.02.2011 / 20.00 Uhr
Freitag, 25.02.2011 / 20.00 Uhr
EIN SCHÖNER SCHLAWINER
Komödie von Pierre Chesnot
Samstag, 12.02.2011 / 19:30 Uhr
Gastspiel im Alten Bahnhof Kettwig
GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
Schauspiel von Jean-Paul Sartre
Samstag, 12.02.2011 / 20.00 Uhr
ZURÜCK ZUM HAPPY END
Komödie von Frank Pinkus
Freitag, 18.02.2011 / 20.00 Uhr
EIN JOGHURT FÜR ZWEI
Ein (Wellness) Lustspiel von Stanley Price
Samstag, 19.02.2011 / 20.00 Uhr
PLÖTZLICH UND UNERWARTET
Kriminalstück von Francis Durbridge
Samstag, 26.02.2011 / 20.00 Uhr
Aktuelle Eintrittspreise:
Reihe 1 bis 4
Reihe 5 bis 7
Kinder bis 13 Jahre
Foto: Jan Dybla
ALLES IM GARTEN
Schwarze Komödie von Edward Albee
15,- € / erm. 13,- €
13,- € / erm. 11,- €
8,- € pro Platz
Von Hans-Christoph Zimmermann
Es ist alles eine Frage der Interpretation. Als sich in den frühen 1950er Jahren Indianeranhänger in der DDR zu organisieren begannen, wurden sie einer
vernichtenden Kritik unterzogen. Kaum
„Die Geister, die man ruft”
hatte man die Geschichte der nordamerikanischen Rothäute jedoch als antiimperialistischen Kampf deklariert, erfolgte umgehend das kulturpolitische Placet.
Und so trafen sich die Enthusiasten von Tomahawk und Tipi regelmäßig in Vereinen – streng beobachtet von Stasiscouts, versteht sich. Dass die Indianisten,
wie sie sich nannten, dabei eher ihrer Sehnsucht nach der Fremde oder einer
ökologischen Naturbegeisterung frönten, tat der öffentlichen Unterstützung
keinen Abbruch. Diese abstruse Fußnote der DDR-Geschichte gibt die Folie ab
für die Produktion „Deutscher Propeller“ der experimentellen Gruppe realtime
research.
Das Projekt entstand auf Initiative des Kölner Jazztrompeters Matthias Mainz,
der seit Jahren mit Choreographen, Videokünstlern oder Schriftstellern spartenübergreifende Projekte realisiert. Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Wilhelm Bartsch bat er den Hallenser Autor um weitere vertonbare
Texte. Die Antwort bestand, so Mainz im Gespräch, in einigen Haikus und dem
dreiseitigen Abstrakt einer Kurzgeschichte. Zusammen mit dem Dramaturgen
Jochen Kiefer entwickelte das Trio daraus ein collageartiges Stück zwischen
indianistischer DDR-Vergangenheit und Neonazigegenwart in der thüringischen Provinz.
Im Zentrum steht die Ex-Punkerin Cora. Sie hat sich ein linksdrehendes Hakenkreuz auf die Hüfte tätowieren lassen, ein Symbol der Dakota-Indianer, in dem
Erinnerung an und Protest gegen ihre indianistischen Eltern gleichermaßen
mitschwingen. Cora gerät in eine tödlich endende Liebesgeschichte mit dem
Neonazi Konnan, der ein Taxiunternehmen betreibt, und dem Gelegenheitsarbeiter und Hofbesitzer Swen-Maik. Die Erinnerung an die indianistische Sehnsucht nach dem edlen Wilden und Fremden in der DDR überlagert sich mit dem
Ressentiment gegen alles Fremde der rechtsradikalen Subkultur.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der jungen Frau erzählt, die alle Figuren aus ihrer Erinnerung heraufbeschwört: die Geister, die man ruft ... Dokumentarische Texte wechseln sich dabei ab mit epischen und lyrischen. Der
Reiz, erzählt Komponist Matthias Mainz, bestand darin, die
Ebenen von Vergangenheit und Gegenwart, von Spiel im
Spiel in der Inszenierung von Rabea Kiel wie in der Musik
wahrnehmbar zu machen. Er produzierte ein Einspielband
mit vierstimmigen Bläsersätzen, die über Lautsprecher in
die Szene als musikalische Widergänger eingespeist werden. Dazu treten mit dem Schlagzeuger Frank Köllges, dem
Hans-Christoph
Gitarristen Serge Corteyn und Mainz selbst an der TromZimmermann ist
pete drei Livemusiker, die mit dem Einspielband in Dialog
Theaterkritiker
für Printmedien
treten, als musikalischer Chor fungieren und die Texte der
und Hörfunk.
drei Schauspieler untermalen.
„Deutscher Propeller“ von realtime research I R: Rabea Kiel I Ringlokschuppen
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Großes Haus
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Iphigenie auf Tauris
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
Prinz Friedrich von Homburg
Fr. 4.2. 19.30, So. 13.2. 19.00
25 Sad Songs
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Mi. 2.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30,
0234 33 33 55 55
Sa. 19.2. 19.30
Jede Menge Kohle
Faust
Mi. 2.2. 19.30, So. 6.2. 17.00, Sa. 12.2. 19.30 So. 6.2. 19.00, Do. 10.2. 19.30, Fr. 18.2.
19.30
Candide oder der Optimismus
Abgesagt! Eine musikalische LeerstellenDo. 3.2. 19.30
kompensation
Cyrano de Bergerac
Fr. 4.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, So. 27.2. 17.00, Do. 17.2. 19.30
Die Buddenbrooks
Mo. 28.2. 19.30
Sa. 26.2. 19.30
Peer Gynt
Sa. 5.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30
THEATER HAGEN
Woyzeck
02331 207 32 18
Mi. 9.2. 19.30
Die Labdakiden
Drei-Mal-Tanz
Fr. 11.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30
Sa. 5.2. 19.30, Di. 8.2. 19.30, So. 13.2. 15.00,
Der Sturm
Mi. 16.2. 19.30, So. 27.2. 18.00
Mi. 16.2. 19.30
Così Fan Tutte
Kasimir und Karoline
So. 6.2. 18.00, Fr. 11.2. 19.30
Sa. 19.2. 19.30, Mi. 23.2. 19.30
Ein Maskenball
Mi. 9.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30
THEATER DORTMUND
Im Weißen Rössl
0231 502 72 22
Do. 10.2. 19.30, So. 20.2. 15.00
Die 39 Stufen
Jekyll & Hyde
Mi. 2.2. 19.30, Do. 10.2. 19.30, Sa. 19.2. Do. 17.2. 19.30
19.30, So. 27.2. 15.00
My Fair Lady
Die Dreigroschenoper
Sa. 19.2. 19.30
Fr. 4.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, So. 20.2. 18.00,
Gegen die Wand
Fr. 25.2. 19.30
Sa. 26.2. 19.30
Heimat unter der Erde
Sa. 5.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, Do. 24.2. THEATER KREFELD
02151 80 51 25
19.30
Woyzeck
Woyzeck
Di. 8.2. 19.30, Do. 9.2. 19.30, So. 13.2. 18.00, Di. 1.2. 11.00, Do. 3.2. 20.00,
Sa. 26.2. 19.30
Die Comedian Harmonists
Publikumsbeschimpfung
Di. 1.2. 20.00, So. 20.2. 16.00
Fr. 11.2. 19.30, Mi. 23.2. 19.30
The Rocky Horror Picture Show
Die Perser
Mi. 2.2. 20.00, Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 18.00,
Do. 17.2. 19.30
10.2. 20.00, Sa. 12.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00
Casanova
THEATER DUISBURG
So. 6.2. 19.30
0203 300 91 00
Viva la Mamma! oder die Sitten und
User
Unsitten des Theaters
Di. 1.2. 20.00
Fr. 11.2. 20.00
Hautnah
Othello / Ein Sommernachtstraum
Do. 3.2. 20.00
Sa. 19.2. 20.00, Do. 24.2. 20.00, Sa. 26.2.
Enigma
18.00, So. 27.2. 19.30
So. 6.2. 19.30
SCHLOSSTHEATER MOERS
Cyrano de Bergerac
02841 20 17 31
Fr. 11.2. 19.00
Klasse Klasse
Gerechtes Geld / Righteous Money
Mo. 21.2. 20.00, Di. 22.2. 11.00 und 20.00, Do. 3.2. 19.30, Mo. 21.2. 19.30
Mi. 23.2. 11.00 und 20.00, Do. 24.2. 11.00
Der Kirschgarten
Woyzeck
Sa. 5.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30
Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30
Die unsichtbare Hand
Hotel Paradiso
So. 6.2. 11.30, Do. 10.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30,
So. 27.2. 19.30
+
Sa. 19.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30
Der Drang
THEATER ESSEN (GRILLO)
Do. 17.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30
0201 812 22 00
STADTTHEATER
Shockheaded Peter
Do. 3.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30, So. 20.2. 16.00
Hercules brachte seine Geliebte Lole mit
von einer Schlacht, dies macht seine Gattin
Dejanira eifersüchtig. Die Folgen werden
für ihn fatal… Im Essener Aalto-Musik
Theater, Foto: Thilo Beu
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
ICH und andere Lügen
Di. 1.2. 18.00
Aus der Mitte der Gesellschaft
Do. 3.2. 19.30
Der kleine Prinz
Sa. 5.2. 19.30
Peter Pan & the Lost Boys
Mo. 7.2. 19.30, Di. 8.2. 18.00, Do. 17.2. 11.00
und 18.00, Mo. 21.2. 18.00
Start- und Landebahn
Sa. 19.2. 19.30
Traumnovelle
+
Di. 22.2. 19.30
Liebeskonzil
Fr. 25.2. 19.30
Gott
Sa. 26.2. 19.30
Verrückt
So. 27.2. 16.00
I kill you
Mo. 28.2. 19.30
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Waisen
Fr. 4.2. 19.30, So. 27.2. 19.00
+
= Premiere
Drei Schwestern
Sa. 5.2. 19.30, So. 27.2. 15.00
Der Kirschgarten
Fr. 11.2. 19.30
Ein Sommernachtstraum
Sa. 12.2. 19.30
Nora oder Ein Puppenhaus
So. 13.2. 18.00, Mi. 23.2. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Fr. 18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30
Woyzeck
So. 20.2. 18.00
Never Too Loud
Sa. 26.2. 19.30
= trailer Empfehlung
+ = trailer Theaterkritik
+
WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER
CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Unterrichtsstunde
Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00
Der Heilige Paulus
So. 13.2. 18.00
Arsen und Spitzenhäubchen
So. 20.2. 18.00
Andorra
Mo. 28.2. 11.00 und 20.00
MUSIKTHEATER
Theater mal anders. Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ darf man im Theater Dortmund
ertragen. Es beschimpfen Sie (v.links n. rechts):
Christoph Jöde, Caroline Hanke, Sebastian Graf,
(sitzend) Melanie Lüninghöner und Matthias
Breitenbach, Foto: Birgit Hupfeld
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Peter Vollmer
So. 6.2.
Hercules
Christoph Brüske
Do. 3.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.00, So. 13.2. 18.00 Fr. 11.2.
Die Csárdásfürstin
Berndt Gieseking
Fr. 4.2. 19.30
Sa. 12.2.
Nabucco
Christoph Sieber
So. 6.2. 19.00
Fr. 18.2.
Tosca
Sebastian Schnoy
So. 27.2. 18.00
Fr. 25.2.
Lioba Albus
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
Sa. 26.2., So. 27.2., Mo. 28.2.
01805 44 70
GOP VARIETÉ ESSEN
Peter Grimes
Mi. 9.2. 19.30, So. 13.2. 18.30, Do. 17.2. 0201 247 93 93
19.30, So. 20.2. 15.00
Wild Boys
Lucia di Lammermoor
Jeden Mi. und Do. 20.00, jeden Fr. und Sa.
Mi. 16.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, Sa. 26.2. 18.00 und 21.00, jeden So. 15.00 19.00
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KLEINES THEATER ESSEN
Persephone
0201 520 98 52
So. 27.2. 11.00 und 15.00
Und dann gab’s keines mehr
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN Fr. 4.2., Fr. 11.2.
0209 409 72 00
Ein schöner Schlawiner
Hänsel und Gretel
Sa. 5.2., Fr. 25.2.
Do. 3.2. 11.00
Zurück zum Happy End
Die Liebe zu den drei Orangen
Sa. 12.2.
So. 6.2. 18.00, Do. 10.2. 19.30, Fr. 18.2. Ein Joghurt für zwei
19.30, So. 20.2. 18.00, So. 27.2. 18.00
Fr. 18.2.
+
Anatevka
Plötzlich und unerwartet
So. 13.2. 15.00, Sa. 19.2. 19.30
Sa. 19.2.
Alles im Garten
OPER DORTMUND
Sa. 26.2.
0231 502 72 22
Rusalka
Fr. 4.2. 19.30
Sekretärinnen
So. 6.2. 18.00, Sa. 12.2. 19.30, So. 20.2.
18.00, Do. 24.2. 19.30
Ritter Blaubart
Do. 10.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30, Sa. 26.2.
19.30
Orpheus und Eurydike
Fr. 11.2. 19.30
Peter Pan
So. 13.2. 18.00
Der Mantel – Schwester Angelica – Gianni
Schicchi
Fr. 25.2. 19.30
VARIETÉ + BOULEVARD
CABARET QUEUE DORTMUND
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Andrea Badey
Fr. 4.2.
Mark Britton
Sa. 5.2.
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Der Ferienkönig
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BundesRepublik
Mo. 7.2. 19.30, Di. 8.2. 19.30, Mi. 9.2. 19.30,
Di. 15.2. 19.30, Mi. 16.2. 19.30, Do. 17.2.
19.30
Beamte sind auch nur Menschen
Sa. 5.2. 19.30, Mo. 14.2. 19.30, Fr. 18.2.
19.30
Fettes Schwein
Mo. 21.2. 19.30, Di. 22.2. 19.30, Mi. 23.2.
19.30, Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30, Sa.
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Theater-Kalender Ruhr
Theater-Kalender Ruhr
FREIE SZENE
BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 12 , Beginn 20.00
Patrizia Moresco
Do. 10.2. 20.00
Anka Zink
So. 27.2. 19.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Der Narrenteufel
Fr. 4.2. 20.00
Kassandra
Di. 8.2. 19.00, Mi. 9.2. 10.30
Roter Salon
Mi. 9.2. 19.00
Panhas
Sa. 12.2. 20.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24, Beginn 20.00
Jochen Malmsheimer
Mi. 9.2.
Sushi. Ein Requiem
Do. 10.2.
Anka Zink
Fr. 11.2.
Damenbad
Di. 15.2.
Volker Pispers
Fr. 25.2.
Mark Seibert & Band
Sa. 26.2.
Bodo Wartke
+
So. 27.2.
FLOTTMANN - HALLEN HERNE
02323 16 29 51
Türkisch Gold
Di. 1.2. 10.30, Mi. 2.2. 10.30, Do. 3.2. 10.30, Fr.
4.2. 10.30 und 19.00
Im Zeichen des Orients
Sa. 19.2. 15.00
Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie
+
Mi. 23.2. 20.00
Die Insel
Fr. 25.2. 20.00
HUNDERTMEISTER DUISBURG
0203 298 30 86, Beginn 20.00
Alexandra Gauger
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Mi. 2.2.
Bernhard Westenberger vs. Sebastian 23
Sa. 5.2.
Herr Holm
So. 6.2.
Kai Magnus Sting
Di. 8.2.
Creme Double
Do. 10.2.
Moses W.
So. 13.2.
Blauschwarz
Mi. 16.2., Do. 17.2., Di. 22.2., Mi. 23.2.
Galactic Gigolo
Fr. 18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30
Orlac Hand Out
Fr. 25.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30
Butterfahrt 5
Sa. 19.2.
Caroline Kebekus
+
Mo. 21.2.
Matthias Reuter
Do. 24.2.
Murat Topal
Sa. 26.2.
RÜ-BÜHNE ESSEN
0201 384 67 66, Beginn 20.00
Hotel im Angebot
Sa. 5.2. 19.00
Schlickmann
Fr. 11.2. 20.00
Frauenversteher
Sa. 12.2. 20.00
Zwerchfellspitzen Part-One
So. 13.2. 19.00
Funky!Sexy!40!
Sa. 19.2. 20.00
Volle Pflegekraft voraus!
Fr. 25.2. 20.00
Panoptikum
Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 20.00
KULTURHAUS THEALOZZI
0234 175 90, Beginn 20.00
Mordart
Sa. 5.2.
Die Unheiligen
Fr. 11.2., Sa. 12.2.
Wat’n Glück dat ich kein Arbeit kenn
Sa. 26.2.
KULTURZENTRUM HERNE
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Musical Highlights
Mi. 2.2. 20.00
Fettes Schwein
Mo. 7.2. 19.30
Volker Pispers
Do. 10.2. 20.00
Jürgen von der Lippe
Sa. 12.2. 20.00, So. 13.2. 20.00
KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND
0231 86 30 98 3, Beginn 19.30
Sylvia Brécko
Fr. 18.2. 20.00
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Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 17.00
LWL
INDUSTRIEMUSEUM
ZECHE
Sa.
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19.30, So. 27.2. 17.00
ZOLLVEREIN II/IV
0201 289 47 00, Beginn 20.00
Geierabend 2011 - Ruhrpottkarneval
Mi. 2.2. 19.30, Do. 3.2. 19.30, Fr. 4.2. 19.30, Sa.
5.2. 19.30, So. 6.2. 18.30, Mi. 9.2. 19.30, Do.
10.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, So.
13.2. 18.30, Mi. 16.2. 19.30, Do. 17.2. 19.30, Fr.
18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30, So. 20.2. 18.30, Mi.
23.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30, Sa.
26.2. 19.30, So. 27.2. 18.30
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Das Interview
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Mi. 2.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00
Iphigenie auf Tauris
Mo. 7.2. 10.30, Di. 8.2. 10.30, Di. 22.2. 10.30
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Fr. 18.2. 20.00, So. 20.2. 19.00
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Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 19.00
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Do. 10.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30
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Mi. 2.2. 20.00, Do. 3.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00,
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Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00, So. 6.2. 19.00, Fr.
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22.2. 20.00, Mi. 23.2. 20.00
Ingo Oschmann
Do. 17.2. 20.00, Fr. 18.2. 20.00
Caveman
Fr. 18.2. 20.00, Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00
Ass-Dur
Do. 24.2. 20.00
Die 39 Stufen
So. 27.2. 19.00
THEATER AM MARIENTOR
0203 28 54 40
Die Nacht der Musicals
Do. 3.2. 20.00
Night of the Dance
Fr. 18.2. 20.00
Die Rückkehr der Shaolin
So. 20.2. 16.00
Horst Lichter
Fr. 25.2. 20.00
THEATER COURAGE ESSEN
0201 79 14 66
Schlickmann
Fr. 4.2. 20.30
Onkel Reinholds Thekenshow
Mi. 9.2. 20.00
Harry, hol schon mal den Wagen!
Fr. 11.2. 20.30, Sa. 12.2. 20.00
Stützstrumpfkiller
Fr. 18.2. 20.30, Sa. 19.2. 20.00
Französisch im Dunkeln
So. 20.2. 19.00
Der Vampir von Rüttenscheid
Fr. 25.2. 20.30, Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 19.30
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Emscherblut
Mi. 2.2. 20.30
Björn Jung
Fr. 4.2. 20.30, So. 6.2. 19.00
Stefan Keim
Sa. 5.2. 20.30
Urlaub von Trauma
Fr. 11.2. 20.30, Sa. 12.2. 20.30
Uta Rotermund
Mi. 16.2. 20.30
Glaube, Liebe, Hoffnung
Fr. 17.2. 20.30, Sa. 18.2. 20.30
Aus Kindern werden Leute, aus Mädchen
werden Bräute
Sa. 19.2. 20.30, So. 20.2. 19.00
Tina Teubner
Fr. 25.2. 20.30, Sa. 26.2. 20.30
THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN
0201 851 32 30
Budenzauber
Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00, So. 6.2. 19.00
Eli und die alten Herren
Mi. 9.2. 20.00
Wenn die Wissenschaft im Kabarett Einzug hält: Vince Ebert versteht sich als Querdenker
auf zwei Gebieten, die selten zugleich betreten werden. Der Mann aus dem bayerischen
Odenwald pfeift drauf. Auch in der Werk°Stadt Witten, Foto: Frank Eidel
25
Antiken Grundstoff im Eiltempo verspricht
die Troja-Trilogie im Bochumer Theater an
der Rottstr. 5. Dort fährt Odysseus hinaus,
irrt umher, kämpft und kehrt zurück, um
wieder zu kämpfen an einem Tag, Foto:
Birgit Hupfeld
Norman
Do. 10.2. 20.00
Freunde der italienischen Oper
Fr. 11.2. 20.00, Sa. 12.2. 20.00, So. 13.2. 19.00
Pott sei Dank!
Fr. 18.2. 20.00, Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00
Ein Kopleck geht fremd
Do. 24.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00
Herr Scheitel sein Halbmondsalon
Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 19.00
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Walk the Line
Fr. 4.2. 20.00
Classic meets Modern III
Sa. 5.2. 20.00
Offene Gruben offene Fenster
So. 6.2. 19.00
SUITE Intermediale
Fr. 11.2. 20.00
Bitte keine Frühlingsblumen
Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00, Do. 24.2. 20.00,
Fr. 25.2. 20.00, So. 27.2. 15.00
THEATER ROTTSTR. 5 BOCHUM
0163 761 50 71, Beginn 19.30
Lieblingsmenschen
Do. 3.2., Fr. 11.2.
Geschlossene Gesellschaft
Fr. 4.2., Sa. 26.2.
Fräulein Julie
Sa. 5.2. 19.30, Do. 10.2. 19.30
Il Postino
Mi. 9.2.
Werther
Sa. 12.2.
Nibelungen I: Siegfried Superheld
Do. 17.2., So. 20.2.
Angry Young Men: R3 + Wodka in Dublin
Fr. 18.2.
Fight Club
Sa. 19.2.
S.-Requiem für Sylvia Plath + Bane
Fr. 25.2.
Nach Troja I-III
So. 27.2.
WERK°STADT WITTEN
02302 171 31 65
Jürgen Becker
Do. 3.2. 20.00
Dieter Hildebrandt
Do. 10.2. 20.00
Vince Ebert
Sa. 12.2. 20.00
ArtORT
So. 13.2. 19.00
Kerim Pamuk
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POLL
PAULA BEER UND EDGAR SELGE IN EINEM FILM VON CHRIS KRAUS
www.poll-derfilm.de
ab 3.2. im Kino
27
films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 15:01 Seite 5
Neue Filme
Selbstverständliches Glück: Tom (Jim Broadbent) und Gerri (Ruth Sheen)
Another Year
Ein Film von Mike Leigh
Lange ist es nicht mehr bis zur Rente für das glückliche Ehepaar Tom und Gerri. In
ihrem sozialen Umfeld sind sie ein Ruhepol, drumherum geht es allerdings nicht so
glücklich zu wie in ihrem gemütlichen Eigenheim in einem Londoner Vorort.
Unprätentiöses Alltagsdrama
Eine ältere Dame (Imelda Staunton) auf dem Gesundheitsamt: Die Frau –
offensichtlich aus der klassischen britischen Arbeiterschicht – ist depressiv,
weiß es aber nicht. Sie kennt die Krankheit nicht und auch nicht den Grund
für ihre Gefühlslage, die sie weder in Worte fassen kann noch will. Die
Sachbearbeiterin möchte ihr helfen, doch die Frau verweigert die Hilfe.
Imelda Staunton („Vera Drake“, „Harry Potter“) eröffnet den Film mit diesem sensationellen Kurzauftritt. Ihre Figur wird nicht wiederkommen. Aber
ihr Auftritt zu Beginn des neuen Films von Mike Leigh bildet zusammen mit
dem Schlussbild eine Klammer. Dazwischen sehen wir den Verlauf eines
Jahres, mit dem Mike Leighs elfter Kinofilm das Spätwerk des Regisseurs
einleiten könnte. Das kann man alleine schon wegen der beiden Hauptfiguren Tom (Jim Broadbent) und Gerri (Ruth Sheen) denken, die nur wenig
jünger sind als der 67jährige Regisseur. Das ältere, ausgeglichene und ausgefüllte Ehepaar ist das Gegenteil von der quirligen Poppy, der dreißigjährigen Hauptfigur seines letzten Films „Happy-go-lucky“.
Fels in der Brandung
Fels in der Brandung, um die sich Gestrandete aller Art versammeln. Dass
ihr Sohn Joe (Oliver Maltman, „Happy-go-lucky“), der alleine in der City
lebt, immer noch keine Frau hat, bereitet ihnen ein wenig Sorgen – aber
nicht allzu viel. Deutlicher wird das Glücksgefälle zu den langjährigen
Freunden des Paares. Da wäre der übergewichtige und trinkende Freund
Ken (Peter Wright, „Babel“), der sein Single-Dasein in einem Büro im
Arbeitsamt fristet. Auch Toms Bruder Ronny (David Bradley, „Harry Potter“)
– ein trauriger, wortkarger Geselle – verbringt nach dem Tod seiner Frau ein
paar Tage in dem Haus im Londoner Vorort. Und immer wieder ist Mary
(unerträglich gut: Lesley Manville), die etwas jüngere Kollegin von Gerri,
bei dem Ehepaar zu Gast. Seien die Hauptfiguren der letzten beiden Mike
Leigh-Filme noch so unterschiedlich – mit Mary stellt Leigh einen Bezug zu
seinem letzten Film her. Ebenso überdreht scheint sie die tragischere
Variante von Poppy aus „Happy-go-lucky“ zu sein. Im Gegensatz zu Poppys
lebensfroher Überdrehtheit sind Marys übergriffige Handlungen aber geboren aus Verzweiflung. Die Einsamkeit ist Teil ihres Lebens geworden, und
alle Versuche, dies zu ändern, führen zum gegenteiligen Ergebnis. Aus lauter Verzweiflung sucht sie sogar einen engeren Kontakt zu dem viel jüngeren Joe, den sie schon seit seiner Kindheit kennt. Als der zur großen Freude
seiner Eltern endlich mit einer Freundin im Schlepptau auftaucht, führt
Marys abweisende Art einen Eklat herbei.
Gestrandete aller Art
Mike Leigh hat bereits 15 Jahre lang jährlich einen Fernsehfilm gemacht,
bevor er sich erst Ende der 80er Jahre auch im Kino neben Ken Loach zu
dem ausdauerndsten und verlässlichsten Chronisten der unteren Mittelund Arbeiterschicht entwickelte. Dabei bedient er sich einer schlichten,
dem Realismus verpflichteten Ästhetik. Oberste Prämisse ist, den Blick auf
die Menschen nicht durch eine aufdringliche Gestaltung zu verbauen. Die
Kamera scheint einfach da zu sein. Sie gibt zwar nicht vor, dokumentarisch
zu sein im Sinne einer Dogma-Inszenierung – dafür arbeitet sie zu perfekt.
Aber sie ist eben auch nicht betont raffiniert oder virtuos. Gleiches gilt für
den Schnitt. Daneben sind die sehr genauen Charakterstudien und der
warmherzige, aber nicht verklärende Blick auf die Figuren ein weiteres
Merkmal der Filme von Mike Leigh. Bei ihm gibt es keine Schwarzweißzeichnungen, die Figuren sind meist ambivalent angelegt.
In „Another Year“ präsentiert er uns nun mit dem Ehepaar Tom und Gerri
zwei ungewöhnlich eindeutige Charaktere. Er ist Geologe, sie arbeitet im
Gesundheitsamt. Die beiden sind klug, nett, zuvorkommend, hilfsbereit und
glücklich. Da stimmt einfach alles. Den beiden fehlt nicht umsonst die
Ambivalenz vieler Mike Leigh-Figuren. Tom und Gerri, die in einem Eigenheim in einem Londoner Vorort wohnen und am Wochenende regelmäßig
ihren Schrebergarten bearbeiten, sind der Ruhepol des Films. Sie sind der
Diese dramaturgische Wendung ist nur eine kleine Erhebung in Leighs
dahinfließendem Film. In die vier Jahreszeiten gegliedert ist „Another Year“
ein so wenig Plot-orientiertes Drama, wie es der beiläufige Titel vermuten
lässt. Es ist ein weiteres Jahr. Es hätte auch ein anderes sein können. Es
hätten auch andere Figuren im Zentrum des Films stehen können. In früheren Jahren hätte Leigh vielleicht Mary als Protagonistin gewählt. Doch dieser indirekte Zugriff auf die tragischen Figuren, die in dem Film immer nur
vor dem Hintergrund des Glücks von Tom und Gerri auftreten, hat beinahe
etwas Fatalistisches. Leigh beobachtet das Glück und das Unglück der
Menschen und steht wohl ebenso fasziniert wie hilflos vor der Verteilung
des Glücks auf dieser Welt wie die Figuren des Films und auch wir Zuschauer. Selten hat ein Film auf so undramatische und unprätentiöse Art
Glück und Unglück von Menschen gegenübergestellt. CHRISTIAN MEYER
GB 2010 - Drama - Regie: Mike Leigh - Kamera: Dick Pope - mit: Jim Broadbent,
Ruth Sheen, Karina Fernandez - Verleih: Prokino - Start: 27.1.
Bochum: Casablanca, Dortmund: Camera, Duisburg: Filmforum,
Essen: Filmkunstkinos
28
Film-ABC
Vorspann
Am hochherrschaftlichen Leben auf Poll nagt der Zahn der Zeit, Kritik „Poll“ S.33
KULTUR.KINO.RUHR.
22 Jhg. I Februar 2011
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
Besucht die Kinos der Region: Frank Brenner
Lohnenswerte Filmspielstätten
Mit trailer die Kinos der Region entdecken
27.1. 3.2. 10.2. 17.2. 24.2.
32
127 HOURS
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34
3FALTIG
X
28
ANOTHER YEAR
34
ASK TESADÜFLERI SEVER
34
BROTHERS
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DICKSTE FREUNDE
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DSCHUNGELKIND
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FÜNF TAGE OHNE NORA
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FREUNDSCHAFT PLUS
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GOOD FOOD BAD FOOD
30
GULLIVERS REISEN
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HEREAFTER - DAS LEBEN DANACH
32
HEXE LILLI - DIE REISE NACH MANDOLAN
30
HOWL - DAS GEHEUL
30
I KILLED MY MOTHER
32
KICK OFF KIRKUK
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34
DIE KINDER VON PARIS
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32
TO DIE LIKE A MAN
32
THE KING’S SPEECH
30
KOKOWÄÄH
30
MONGA - GANGS OF TAIPEH
34
MY SOUL TO TAKE
34
PINA
33
POLL
30
TRON: LEGACY
31
TRUE GRIT
34
TUCKER & DALE VS. EVIL
Sicherlich haben Sie als kultur- und filminteressierte LeserInnen ein Lieblingskino,
in das Sie immer wieder gerne gehen. Die Kriterien, die ein bestimmtes Lichtspielhaus zu Ihrem Favoriten gemacht haben, dürften dabei ganz unterschiedlich sein. Vielleicht schätzen Sie die gemütliche Einrichtung, das freundliche,
persönliche Ambiente, die gute und breit gefächerte Filmauswahl, spannende
Sonderveranstaltungen mit Gästen. Die exzellent installierte Projektions- und
Soundtechnik oder die Nähe des Kinos zu Ihrem Wohnort. Dabei lohnt es sich
gerade in der Metropole Ruhr, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Denn
nirgendwo sonst in Deutschland dürfte es
„Nirgendwo sonst ist ein
einfacher sein, für einen Kinobesuch mal
Kinobesuch in der Nachbarstadt
in die Nachbarstadt zu fahren, als in der
einfacher“
Region Ruhr. Neunzehn Städte umspannt
mittlerweile das Verbreitungsgebiet von trailer, und überall dort gibt es lohnenswerte Filmspielstätten, die sich auf die eine oder andere Weise abzugrenzen
verstehen und nur darauf warten, entdeckt zu werden.
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Zu den ältesten und bekanntesten Kinos an der Ruhr gehört ohne Frage die
Lichtburg in Essen. Deutschlands größter Filmpalast wurde in den 50er Jahren zu einem der wichtigsten Premierenkinos der Bundesrepublik. Stars und
Sternchen gaben sich auf dem Roten Teppich des mittlerweile über 80 Jahre
alten Kinos die Ehre, von Romy Schneider und Heinz Rühmann bis hin zu Buster
Keaton und Gary Cooper. Auch heute noch nutzen die Verleihfirmen die Essener
Lichtburg oft und gerne für die Premieren ihrer neuen Filme und locken deren
Stars ins Herz des Ruhrgebiets. In Oberhausen gibt es ebenfalls eine Lichtburg,
und auch dieses Lichtspielhaus hat eine bewegte Geschichte, die bis in die 30er
Jahre zurückreicht. Seit 1998 bieten die fünf Säle des Hauses einmal im Jahr
FilmemacherInnen aus aller Welt während der Internationalen Kurzfilmtage
Oberhausen den richtigen Rahmen für die Präsentation ihrer neuen Werke.
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Kino-Kalender
Previews & Sondervorführungen
3.2., 17 Uhr, GOOD FOOD BAD FOOD, Camera Dortmund
Engagierter Dokumentarfilm gegen die Ausbeutung von Anbauflächen durch Weltkonzerne
Diese und viele weitere Kinos wird trailer ab sofort in der neuen Reihe „Kino.
Ruhr“ vorstellen, in der mit den Macherinnen und Machern der Kinos in der Region gesprochen wird und sie zu ihren Programmkonzepten, zu den Besonderheiten ihrer Filmpaläste und deren bewegter Historie befragt werden. Den Anfang macht in dieser Ausgabe die Schauburg in Dortmund, ein Haus, in dem seit
fast 100 Jahren Filme projiziert werden. Edith Pioch-Vogt, die Theaterleiterin,
berichtet im Interview vom Konzept ihres Hauses, von dem auch Harry Rowohlt
begeistert ist. Entdecken Sie in den kommenden Monaten viele sehenswerte
Spielstätten mit vielfältigem Programmangebot, die vielleicht schon zu Ihren
Lieblingskinos zählen oder bald dazugehören werden. Denn je mehr Kinos sich
um ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm bemühen, desto
vielfältiger und spannender bleibt die Kinoszene der Region als Ganzes.
3./4./7.2., je 18 Uhr, MONDSCHEINKINDER, Walzenlager-Kino Oberhausen
Ein feinfühliges Familienportrait im Rahmen der SchulKinoWochen NRW
3.-9.2., CINÉFÊTE – 11. FRANZÖSISCHES JUGENDFILMFESTIVAL, Astra Theater Essen
Französische Filme im Original mit deutschen Untertiteln
Frank Brenner
3.-9.2., 19 Uhr, STRANGER THAN FICTION, Endstation Kino Bochum
Sieben ausgewählte Filme vom Kölner Dokumentarfilmfestival
6.2., 17.30 Uhr, BONNIE & CLYDE, Kino Babylon Hagen
In Kooperation mit dem Theater Hagen, das eine Bühnenversion des Klassikers zeigt
14.2., 20 Uhr, FREUNDSCHAFT PLUS, Cinemaxx Mülheim an der Ruhr
Valentinstagpreview für Verliebte zum Film mit Ashton Kutcher und Natalie Portman
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22.2., 20 Uhr, BIUTIFUL, Filmstudio Essen
Preview des neuen Werkes von A.G. Iñarritú. In der Essener „Ciñol“-Reihe mit dem Spanischen
Elternverein Essen
26.2., 19 Uhr, IPHIGÉNIE EN TAURIDE, CineStar Dortmund
Live-Übertragung des Stückes in HD-Qualität aus der Metropolitan Opera in New York
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Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino
Alle Filme ausführlich
Roter Teppich: Nadja Uhl („Dschungelkind“) im Interview
films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 14:28 Seite 7
Neue Filme
Dickste Freunde
Ask Tesadüfleri Sever
USA 2010 - Komödie - Regie: Ron Howard - Verleih: Universal - Start: 27.1.
TRK 2010 - Drama/ Lovestory - Regie: Ömer Faruk Sorak - Verleih: Kinostar - Start: 3.2.
Regisseur Ron Howard („Willow“, „Apollo 113“, „Frost/Nixon“) widmet sich
erstmals der Beziehungskomödie: Vince Vaughn und Kevin James spielen
darin die zwei besten Freunde Ronny und Nick. Eine gemeinsame Firma,
eine glückliche Beziehung (Jennifer Connelly, Winona Ryder), besser könnte es nicht laufen. Bis Ronny merkt, dass Nicks Frau fremd geht – und weiteres im Argen liegt.
HE
„Die Liebe liebt Zufälle“ – so der deutsche Titel, erzählt von Özgür (Mehmet
Günsür) und Deniz (Belçim Erdogan), die 1977 schicksalhaft am gleichen
Tag zur Welt gekommen sind. Im Laufe ihres Lebens kreuzen sich wiederholt die Wege der beiden, aber erst 25 Jahre nach ihrer Geburt kommen sie
in Istanbul zusammen. Romantische Komödie, die die Türkei der letzten 30
Jahre bebildert.
HE
Bochum: UCI, Union, Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx
Bochum: UCI; Recklinghausen: Cineworld
Tron: Legacy
Stanley Kubricks Witze sollten für die Innenarchitektur Tantiemen kriegen
Howl - Das Geheul
USA 2010 - SciFi/Abenteuer - Regie: Joseph Kosinski - Verleih: Disney - Start: 27.1.
USA 2010 - Drama - Regie: Robert Epstein, Jeffrey Friedman - Verleih: Pandora
Die Fortsetzung des Kultfilms „TRON“ von 1982 katapultiert einen jungen
Computerexperten in die Matrix. Noch nie war ein Disney-Film so sexy:
Der Film taucht die TRON-Welt von 1982 in ein atemberaubendes, neonfarbenes Universum, in dem sich die Helden durch stylische Retro-Designs
kämpfen, derweil der Soundtrack von Daft Punk dröhnt. Eine gelungene
Ode, die zugleich neue Standards setzt.
HARTMUT ERNST
San Francisco 1957: Nachwuchsautor Allen Ginsberg steht vor Gericht. Die
Anklage stellt die literarische Relevanz seines provokanten Gedichts „Howl“
in Frage und will es verbieten lassen. Intellekt und Strong Language – das
verkraftet die Nation nicht! Basierend auf dem Prozess erzählt dieser Film
mitreißend von einer skandalösen Anklage, von Allen Ginsberg und der
Beat-Generation und nicht zuletzt vom Prozess des Schreibens.
HE
Bochum: Bofimax, UCI; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx; Gelsenk.: Schauburg
Bochum: Endstation
Kokowääh
Fünf Tage ohne Nora
D 2010 - Komödie - Regie: Til Schweiger - Verleih: Warner - Start: 3.2.
Mexiko 2009 - Komödie - Regie: Mariana Chenillo - Verleih: Kairos
Publikumsliebling Til Schweiger mimt auf ein Neues den charmanten
Womanizer, den die wahre Liebe und kleine Kinder auf den richtigen Weg
bringen: Diesmal ist er Henry, ein Drehbuchautor, der beruflich auf seine
Ex-Freundin (Jasmin Gerat) trifft und wenig später ein 8jähriges Mädchen
(Emma Tiger Schweiger) anheim gestellt bekommt – das Ergebnis einer
Affäre mit Charlotte (Meret Becker).
HE
Nora und José waren einmal ein verliebtes Paar. Nun sind sie ins Alter
gekommen und seit 20 Jahren geschieden, wohnen aber gegenüber in derselben Straße in Mexico City. Eines Tages findet José seine Ex-Frau tot in
ihrem Bett: Ihr fünfzehnter Selbstmordversuch war erfolgreich. José soll
ihre Beerdigung organisieren. Das ist leichter gesagt als getan.
VERLEIHINFO
Bochum: Bofimax, UCI, Union; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx;
Gelsenkirchen: Schauburg; Oberhausen: Cinestar, Lichtburg
Bochum: Endstation
Monga - Gangs of Taipeh
TW 2010 - Thriller - Regie: Doze Niu Verleih: Rapid Eye Movies
Gullivers Reisen
USA 2010 - Komödie - Regie: Rob Letterman - Verleih: Fox - Start: 10.2.
Die Neuverfilmung von Jonathan Swifts Roman fällt zeitgemäß aus: In dieser Adaption gibt Jack Black den Gulliver, einen Großstadt-Loser, den es
über das Bermuda-Dreieck auf die Insel Liliput verschlägt – wo er plötzlich, zumindest auf den ersten Blick, der Größte und Coolste ist.
HE
Taipeh in den 80ern. Gleich an seinem ersten Tag im Stadtviertel Monga
wird dem 17jährigen Mosquito klar:
Du kannst nur überleben, wenn du
stärker bist als die anderen. Gekonnt setzt er sich gegen die Schikane seiner Mitschüler zur Wehr und gewinnt die Anerkennung von Dragon Lee,
dem Sohn des lokalen Gangsterbosses Geta, und seiner Freunde.
VERLEIHINFO
Bochum: Endstation
MDT
Bochum: Bofimax, UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI;
Gelsenkirchen: Schauburg, Mülheim: Cinemaxx, Union; Oberhausen: Lichtburg
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films trailer 02-11_ films trailer 02/10 23.01.11 15:21 Seite 8
Neue Filme
Reiten für die Coens: Jeff Bridges und Hailee Steinfeld
True Grit
Ein Film von Ethan und Joel Coen
Die Coen-Brüder verfilmen „Der Marshall“ von 1969 neu. Jeff Bridges wandert dabei
in den Stiefeln von John Wayne.
Gefeiertes Comeback des Westerns
„No Country for Old Men“, „Burn After Reading“, „A Serious Man“ und jetzt
„True Grit“: Seit 2006 inszenieren Joel und Ethan Coen einen Film pro Jahr
und stiefeln dabei munter durch die Genres, wie eigentlich fortwährend seit
1984, als mit „Blood Simple“ der Filmreigen der amerikanischen Wunderkinder begann. Komödien, Thriller, ein Musical, Literaturverfilmungen,
Starkino oder Kino ohne Stars …
Die Regisseure, die auch als Drehbuchautoren, Produzenten und Cutter
fungieren, bewegen sich dabei nicht nur souverän in Konventionen, sondern sie reißen die Grenzen auf und bereichern und erweitern die Genres.
Trotz des immensen Ausstoßes der letzten Jahre bewahren die Brüder
Qualität, die sich bei ihnen nicht nur inhaltlich und stilistisch festmacht,
sondern vor allem am Unorthodoxen, Unerwarteten, Formsprengenden.
Damit erreichen sie bis heute den breiten Mainstream ebenso wie die
Arthouse-Gemeinde. Intellektuell besprühter Witz (Joel Coen studierte
Philosophie) trifft auf blutige Derbheit – die Mischung macht’s. Und die von
nur wenigen Ausrutschern begleiteten Erfolge geben dem Duo recht. Mit
„No Country for Old Men“ schienen sie gereift, „Burn After Reading“ machte diesen Eindruck augenzwinkernd zunichte. Auf nichts ist bei den Coens
Verlass außer auf Erfolg: Nach vier Oscars, einem Golden Globe, einer
Goldenen Palme und drei weiteren Auszeichnungen aus Cannes nun also
ein Western.
In den USA ist „True Grit“ bereits der erfolgreichste Film des Regieduos
überhaupt – und nach „Der mit dem Wolf tanzt“ der erfolgreichste Western
seit 20 Jahren. Weder Clint Eastwoods „Erbarmungslos“, Kevin Costners
„Open Range“ noch „Todeszug nach Yuma“ von James Mangold, allesamt
starbesetzt und jeder für sich mit Stärken, können ihm das Wasser reichen.
Und somit dürfte ein Aufatmen durch die Kinowelt gehen, die sich schon
so lange mal wieder einen ordentlichen Western herbeisehnt.
„True Grit“ ist nach den „Ladykillers“ das zweite Remake der Coen-Brüder.
Vorbild ist Henry Hathaways Western „Der Marshall“ von 1969, in dem John
Wayne für die Rolle des einäugigen, raubeinigen Rooster Cogburn mit dem
Oscar ausgezeichnet wurde. Jeff Bridges („Big Lebowsky“) übernimmt die
Rolle des trunksüchtigen Eigenbrötlers, der von der 14jährigen Mattie Ross
(die einzig Unbekannte neben der Starriege: Nachwuchsdarstellerin Hailee
Steinfeld) auf den Mörder ihres Vaters (Josh Brolin) angesetzt wird. Im
Original sind die zynischen Dialoge zwischen dem rüden Shootist und dem
durchsetzungsstarken, naseweisen Mädchen bis heute äußerst unterhaltsam und dürften für die Coen-Brüder ein gefundenes Fressen gewesen sein.
Matt Damon darf nun auch in einem Coen-Film mitspielen und mimt den
Jungspund LaBoeuf. Der ist Kopfgeldjäger und will sich die Prämie für den
Schurken sichern, die für einen Mord auf ihn ausgesetzt ist.
HARTMUT ERNST
Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesichtet werden.
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USA 2010 - Western - Regie: Ethan Coen, Joel Coen - Kamera: Roger Deakins mit: Hailee Steinfeld, Paul Rae, Jeff Bridges - Verleih: Paramount - Start: 24.2.
Bochum: Casablanca, UCI, Union; Duisburg: UCI, Dortmund: Cinestar, Schauburg;
Gelsenkirchen: Schauburg; Herne: Filmwelt; Lünen: Cineworld
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films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 14:42 Seite 9
Neue Filme
Good Food Bad Food
Hexe Lili - Die Reise nach Mandolan
F 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Coline Serreau - Verleih: Alamode
D/A/E 2010 - Kinderfilm - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Disney - Start: 17.2.
Die Herstellung von Nahrungsmitteln ist ein einträgliches Geschäft. Das
wissen die großen Konzerne, die dem Monopol entgegenfiebern und sich
zugleich wenig um die Gesundheit der Verbraucher scheren. Diese Dokumentation portraitiert Menschen aus aller Welt, die sich für eine sinnvolle Nutzung der Ressourcen und für Nahrungsmittel fern von Profitgier,
Chemie und Pestiziden stark machen.
HE
Großwesir Guliman (Jürgen Tarrach) wird langsam ungeduldig: Der Thron
ist leer und wartet auf ihn – ist aber leider verflucht und lässt ihn nicht
Platz nehmen. Der Tyrann zieht Hexe Lilli (Alina Freund) zu Hilfe. Die
durchschaut erst spät die bösen Pläne Gulimans und begibt sich mit ihren
Freunden in ein spannendes Abenteuer, um den rechtmäßigen König auf
den Thron zu holen.
HE
Bochum: Endstation; Dortmund: Camera
Bochum: UCI; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx; Gelsenkirchen: Schauburg
127 Hours
Dschungelkind
Noch beidhändig im Einsatz: James Franco als Aron
USA/GB 2010 - Drama - Regie: Danny Boyle - Verleih: Fox - Start: 17.2.
D 2010 - Drama - Regie: Roland Suso Richter - Verleih: Universal - Start: 17.2.
Ein junger Bergsteiger stürzt in eine Schlucht und sitzt fest. Der Film erzählt das auf wahren Ereignissen beruhende Schicksal. Danny Boyle inszenierte ein beklemmendes Kammerspiel, in dem James Franco in der Hauptrolle brilliert. Die Bilder aus der Schlucht werden lediglich durchbrochen
von subjektiven Erinnerungen des Gefangenen und seinen zunehmenden
Halluzinationen. Ein verteufelt spannender Film.
HARTMUT ERNST
Sabine Kuegler wanderte mit acht Jahren mit ihrer Familie nach WestPapua aus, wo sie in einem Dorf mit Eingeborenen groß wird. 2006 erzählt
die mittlerweile nach Europa zurückgekehrte Frau in ihrer Autobiografie
von ihrer Kindheit zwischen zwei Kulturen. Die filmische Adaption gibt,
mitunter etwas oberflächlich, Einblicke in dieses aufregende Leben. HE
Bochum: Union; Dortmund: Camera; Essen: Filmkunstkinos; Oberh.: Lichtburg
Bochum: UCI, Union; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx, Filmkunstkinos;
Gelsenkirchen: Schauburg; Herne: Filmwelt; Oberhausen: Lichtburg
Weder Nordkurve noch Bundesliga: Flüchtlingslager im Irak
Unorthodoxe Logopädie: Bertie (Colin Firth, l.) übt mit Lionel (Geoffrey Rush)
Kick off Kirkuk
The King’s Speech
D 2010 - Komödie - Regie: Til Schweiger - Verleih: Warner - Start: 3.2.
GB/AU 2010 - Drama - Regie: Tom Hooper - Verleih: Senator - Start: 17.2.
In seiner Notunterkunft, einem Fußballstadion, will der unerschütterliche
Optimist Asu ein Fußball-Turnier zwischen kurdischen und arabischen
Kindern aufziehen. Begleitet vom regelmäßigen Bombendonner in naher
Ferne nimmt das Projekt Form an. Trotz Optimismus und kauzigen Humors
verliert Regisseur Korki nie den Blick für die bittere Realität. Wundervoll.
HARTMUT ERNST
England 1936: Die Insel krönt ihren König George VI. Der Weg dahin ist
steinig, denn der Regent stottert. Kein Arzt erwirkte bisher Heilung. Bis
sich Bertie an den Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush) wendet, der in seiner Praxis unorthodox, aber effektiv vorgeht. Tragikomisch
nähert sich der Film dem historisch verbürgten Stoff, in dem einem repräsentativen Mitglied des Königshauses die Worte fehlen. HARTMUT ERNST
Dortmund: Sweet Sixteen
Bochum: Union; Dtmd: Camera; Schauburg; Duisburg: Filmforum;
Oberhausen: Lichtburg
To Die Like a Man
P/F 2009 - Drama - Regie: João Pedro
Rodrigues - Verleih: Salzgeber - Start: 3.2.
Hereafter
Steht vor einem einschneidenden Erlebnis: Marie (Cécile De France)
USA 2010 - Thriller - Regie: Clint Eastwood - Verleih: Warner - Start: 27.1.
Clint Eastwoods Episodenfilm über Verlust, Nahtoderfahrung und Kontakt
zum Jenseits spaltet die Kritik. Hochanrechnen muss man dem Regisseur
auf jeden Fall, dass er weder prätentiös wird noch missionieren will.
Letztendlich geht es um Trost. Das hat etwas Altersweises. Nur die
Filmmusik wirkt zwischendurch etwas senil.
CHRISTIAN MEYER
Tonia, ein Travestiestar des Lissaboner Nachtlebens, steht am Ende
einer langen Karriere. ine vollständige Geschlechtsumwandlung kommt für sie aus religiösen Gründen nicht
in Frage. Vom Sohn aus einer heterosexuellen Beziehung wird sie nicht
akzeptiert. Der jugendliche Liebhaber Rosário möchte, dass aus ihr endlich
eine „richtige Frau“ wird ...
VERLEIHINFO
Dortmund: Sweet Sixteen
MDT
Bochum: UCI, Union; Dortmund: Schauburg; Duisburg: Filmforum;
Essen: Cinemaxx, Filmkunstkinos; Gelsenkirchen: Schauburg
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino
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films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 15:15 Seite 10
culture club
Neue Filme
Kino Café
Sagenhafte Kulisse an der estnischen Ostküste
Poll
Morning Glory
Ein Film von Chris Kraus
Rachel McAdams („Sherlock Holmes“) verkörpert in dieser Komödie die Fernsehproduzentin Becky, die gerade aus ihrem lokalen Sender gekickt wurde.
Becky nimmt sich daraufhin vor, die miserabelste Morgenschau der Nation
auf Vordermann zu bringen. An ihrer Seite: Harrison Ford als konservativer
TV-Anchorman und Diane Keaton als Moderatorin. Und die beiden können sich
so gar nicht riechen.
In der Reihe Kino Café – Kuchen und Kaffee zum Kino
Die 14jährige Oda erwacht im Sommer 1914 – vor dem Hintergrund des Zerfalls des
deutsch geprägten Baltikums – zur Frau und entdeckt ihre Liebe zur Literatur.
Aufwändig inszeniertes Familien- und Historiendrama
Chris Kraus, der schon mit „Vier Minuten“ einen der bildgewaltigsten deutschen Filme der letzten Jahre schuf, lässt auch hier wieder das Auge staunen. An der südestnischen Ostseeküste hat er seine Szenenbildnerin Silke
Buhr ein Herrenhaus im Stile des Palladianismus auf Pfählen ins Meer stellen lassen, dass sich mit jedem aufwändigen Hollywood-Set messen kann.
„Poll“ heißt dieses Landgut der deutsch-baltischen Aristokratenfamilie von
Siering, in das die 14jährige Oda (Paula Beer) nach dem Tod ihrer Mutter
zurückkehrt. Vater Ebbo (Edgar Selge), der wegen umstrittener Methoden
seinen Lehrstuhl verloren hat, widmet sich fanatisch seinen Hirn-Studien,
die er an getöteten estnischen Anarchisten durchführt. Mit Odas Tante
Milla (Jeanette Hain) unterhält er ein Verhältnis, die wiederum mit dem
Gutsverwalter Mechmershausen (Ricky Müller) eine Affäre hat. In diese
morbide, sich dem Untergang nähernde Gesellschaft bricht mit einem verwundeten estnischen Anarchisten und Schriftsteller, genannt Schnaps, der
Vorbote einer neuen Ordnung. Oda versteckt und pflegt ihn, entdeckt durch
ihn ihre Liebe zur Literatur und erwacht zur Frau ...
„Poll“ beruht lose auf den Memoiren von Chris Kraus‘ Großtante Oda
Schaefer (1900-1988), einer weitgehend vergessenen Lyrikerin. Ihre in der
Autobiographie nur angedeutete Romanze macht Kraus zum Herz des Films
und fand – wie schon mit Hannah Herzsprung bei „Vier Minuten“ – auch
hier mit der Debütantin Paula Beer eine junge Darstellerin, deren Talent zu
großen Hoffnungen Anlass gibt. Beeindruckend, wie sie an der Seite des
bekannten estnischen Schauspielers Tambet Tuisk als Schnaps besteht, der
ihr uneigennützig den Raum zur Entfaltung gibt. Aber auch Edgar Selge
beeindruckt in seiner Rolle als dämonischer Mediziner, der die MenschenExperimente der Nazi-Ärzte vorwegnimmt.
Leider vergisst Kraus über all der optischen Opulenz ein wenig die dramaturgische Verdichtung der Geschichte, was sich besonders in der allzu flachen Charakterisierung der Nebenfiguren niederschlägt. Sowohl die reizende Jeannette Hain wie auch der prägnante Ricky Müller, deren charismatische Ausstrahlung sich der deutsche Film viel zu selten zu Nutze macht,
wirken bisweilen unterbeschäftigt. Das kann man von Kamerafrau Daniela
Knapp nicht behaupten, die hier ein großartig kadriertes und ausgeleuchtetes Tableau ans andere reiht, das dem Film jenen internationalen KinoLook verleiht, den hiesige Produktionen so oft vermissen lassen. Dagegen
orientiert sich Annette Focks mit ihrem pompösen Soundtrack allzu verkrampft an Blockbuster-Vorbildern, wo auch leisere Töne die Atmosphäre
getroffen hätten. Chris Kraus macht es ihr vor, wenn er Schuberts Forellenquintett einer Parallel-Montage von Ebbos Klavierspiel mit der schmerzhaften Behandlung von Schnaps’ Wunden unterlegt.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
Bochum: Am Einkaufszentrum 22
Karten: 0234 239 02 22
Duisburg: Neudorferstraße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 31.1. an verlosung@berndt-media.de,
Kennwort: Kino-Café Bochum bzw. Kino-Café Duisburg
Mi, 2. Februar, um 14.30 Uhr
Ein Film für von D/A/EST 2010 - Drama - Regie: Chris Kraus - Kamera: Daniela Knapp mit: Paula Beer, Jeanette Hain, Edgar Selge - Verleih: Piffl - Start: 3.2.
Bochum: Casablanca; Duisburg: Filmforum; Essen: Filmkunstkinos;
Lünen: Cineworld
WITHOUT 33
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Neue Filme
Pina
Raus aus dem Theater, rein in die Welt
Tucker & Dale vs. Evil
Dale (Tyler Labine) meint es nur gut
D/F - Dokumentarfilm - Regie: Wim Wenders - Verleih: NFP - Start: 24.2.
D/A/E 2010 - Kinderfilm - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Disney - Start: 17.2.
Wim Wenders widmet der 2009 verstorbenen Choreografin Pina Bausch
ein filmisches Denkmal. „Le Sacre du Printemps“, „Vollmond“, „Café Müller“
und „Kontakthof“ sind die Stücke, die er mit der 3D-Kamera einfing und
kinogerecht in Szene setzte. Darüber hinaus filmte er in Wuppertal getanzte Erinnerungen der Ensemble-Mitglieder an ihre unvergessene Lehrerin.
HE
Im Hinterland treffen Collegekids in Partylaune auf schräge Hinterwäldler.
Bald gibt es Tote, doch anders als gewohnt. Die Grundidee, das Duell zwischen Hinterwäldlern und Collegekids umzukehren, ist nicht nur gut und
rächt sich an den Stereotypen der Horrorfilmgeschichte. Craig schafft es
auf Spielfilmlänge, mit seiner gutherzigen Story sämtliche Genrekonventionen umzudeuten.
CHRISTIAN MEYER
Dortmund: Schauburg; Essen: Filmkunstkinos; Oberhausen: Lichtburg
Bochum: UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx
Brothers
3faltig
USA 2009 - Kriegsfilm/Drama - Regie: Jim Sheridan - Verleih: Koch Media - Start: 27.1.
A/D 2010 - Komödie - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Falcom - Start: 17.2.
Sam scheint im Kriegseinsatz in Afghanistan ums Leben gekommen zu
sein. Sein Bruder Tommy kümmert sich derweil um Sams Familie. Das Remake von Susanne Biers Drama ist etwas massenkompatibler geraten. Wer
die europäische Variante nicht kennt, ist hier aber gut aufgehoben, denn
die Story bleibt nach wie vor packend. Zudem ist Tobey Maguire in seiner
Darstellung des Sam großartig.
FRANK BRENNER
Seit zwei Jahrtausenden wandelt der Heilige Geist als Hage (Christian
Tramitz) durch die Welt. Das ist so dröge, dass Hage neue Pläne schmiedet
und ein Musical aufziehen will. Just vor der Premiere kommt ihm Gottes
Sohn (Matthias Schweighöfer) persönlich in die Quere. Neue Pläne von
ganz oben: Hage soll die Apokalypse verkünden. Klamauk aus dem verschneiten Süddeutschland.
HE
Bochum: UCI; Essen: Cinemaxx; Oberhausen: Cinestar
Dortmund: Cinestar; Essen: Cinemaxx
Serengeti
Freundschaft Plus
D 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Reinhard Radke - Verleih: Universum - Start: 3.2.
USA 2010 - Komödie - Regie: Ivan Reitman - Verleih: Paramount - Start: 17.2.
Eine gigantische Gnu-Herde wandert durch die Serengeti, auf dem Weg
lauern Löwen, Leoparden und Krokodile. Reinhard Radke begleitet die
Horde auf ihrem Weg durch die Savanne. Der Soundtrack plätschert etwas
lustlos vor sich hin, ansonsten aber bietet der Film grandiose Aufnahmen
aus dem Alltag der Tiere und abenteuerliche Super-Zeitlupen vom täglichen Kampf ums Überleben.
HE
Regisseur Ivan Reitman („Ghostbusters“, „Die Super-Ex“) lenkte Natalie
Portman und Ashton Kutcher durch diese romantische Komödie. Die beiden Stars mimen Emma und Adam, die sich schon ewig kennen, aus den
Augen verloren haben, nach Jahren in Los Angeles wiedertreffen – und im
Bett landen. Für eine Beziehung hat Emma keine Zeit, und mit Liebe hat
das natürlich nichts zu tun. Natürlich.
HE
Bochum: UCI, Union; Dortmund: Cinestar; Gelsenkirchen: Apollo
Bochum: UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI
My Soul to Take
USA 2010 - Horror - Regie: Wes Craven Verleih: Universal - Start: 3.2.
Die Kinder von Paris
Die Deutschen haben Paris besetzt
F/D 2010 - Drama - Regie: Roselyne Bosch - Verleih: Constantin - Start: 10.2.
Nachdem Hitler in Frankreich eingefallen ist, erleben jüdische Familien den
Anfang und die Konsequenzen des Grauens. Hin und wieder stolpert die
Regisseurin dramaturgisch oder verfällt in Rührseligkeit. Der Film zeigt jedoch ungeschönt, wie nach der Machtübernahme französische Landsleute
Mitbürger denunzierten und als Sadisten in Uniform Ihresgleichen schikanierten.
HARTMUT ERNST
Horror-Urgestein Wes Craven („Last
house on the left”, „Nightmare on
Elm Street”) entführt den Zuschauer
nach Riverton, einer kleinen Stadt,
in der nach 16 Jahren ein tot geglaubter Killer auftaucht, um sein grausames Versprechen zu erfüllen: Damals schwor er, wiederzukehren, und sieben Kinder, die am Tage seines Todes geboren wurden, zu töten. Darunter:
sein eigener Sohn Adam.
HE
Dortmund: Cinestar; Essen: Cinemaxx
MDT
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino
Bochum: Union; Dortmund: Schauburg; Essen: Filmkunstkinos; Lünen: Cineworld
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Kino.Ruhr
culture club
Konzert
FilmTheater
Theaterleiterin Edith Pioch-Vogt
Lisa Bassenge & Jacky Terrasson Trio
Die Schauburg in Dortmund setzt auf Programmvielfalt
Schon seit fast 100 Jahren wird im Gebäude der Brückstraße 66 in
unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Hauptbahnhof ein Kino betrieben.
2003 übernahm Edith Pioch-Vogt eher zufällig zusammen mit ihrem
mittlerweile verstorbenen Mann die Theaterleitung, da die beiden das
Gebäude besaßen, in dem die „Schauburg“ beheimatet ist. Im Laufe der
Jahre konnte man sich hier als Spielstätte behaupten, auch dank der
zweigleisigen Strategie, als „Lichtspiel + Kunsttheater“ zwischen Kinoprogramm und zahlreichen Liveveranstaltungen zu pendeln.
trailer: Frau Pioch-Vogt, wie wählen Sie die Filme für das SchauburgProgramm aus?
Edith Pioch-Vogt: Die Filmauswahl treffe ich gemeinsam mit meinem Mitarbeiter Erwin Rajkovcanin, der fast alle neuen Filme im Vorfeld anschauen
kann und mir dann entsprechende Vorschläge unterbreitet, über die wir
diskutieren. Wir machen sowohl Mainstream als auch Arthouse – ich habe
das Wort immer gehasst – die wertvolleren Filme eben. Wir spielen allerdings keine Neustarts von den großen Filmen, es sei denn, man kommt nicht
drumherum, wie bei „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“.
Warum keine Neustarts?
Mit Erstaufführungen zum Bundesstart müssten wir in einem Kino – unser
Haus hat zwei Säle – sämtliche Vorstellungen nur diesen einen Film spielen.
Unser Konzept besteht aber darin, in unseren vierzehntägigen Programmfenstern jeweils so siebzehn, achtzehn verschiedene Filme zu spielen. Zudem wären für uns die Verleihabgaben bei den Einnahmen von Neustarts
bis zu 10% höher. Das ist eine Menge Geld, erst recht auf die Menge aller
Kinokarten gerechnet.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an mittlerweile sieben Jahre
Theaterleitung?
Die Sonderveranstaltungen mit den Künstlern, die wir hier im Haus haben.
Die sind neben den Filmvorführungen unser zweites Standbein, das ich bereits 2003 als Konzept der „Schauburg“ etabliert habe. Damals gab es auch
noch deutlich mehr Kinos in der Dortmunder Innenstadt, von denen man
sich abgrenzen musste. Die Liveveranstaltungen reichen von Lesungen über
Kabarett und Travestie bis hin zu Theaterstücken mit großem Ensemble.
Es ist immer wieder eine Freude, wenn Künstler zu uns kommen, und sie
kommen auch gerne zu uns. Harry Rowohlt hat mir mal gesagt, dass er nie
wieder für eine seiner Lesungen in Dortmund in das benachbarte Veranstaltungszentrum gehen würde, sondern ab sofort hier in der Stadt nur noch bei
uns lesen wolle. Am 23. März steht übrigens die nächste Veranstaltung mit
ihm bei uns auf dem Programm.
Was hat es mit der Kiste „Filmbilder zu verschenken“ auf sich?
Filmbilder haben wir mittlerweile so viele, dass wir sie wirklich verschenken.
Aushangplakate verkaufen wir für einen guten Zweck, weil ich es wichtig
finde, in diesem Bereich etwas zu tun. Aber jeden Montag erhält man zu
seiner Kinokarte bei uns auch ein Plakat seiner Wahl kostenlos dazu. Und
donnerstags gibt es die Sonderaktion, dass drei Zuschauer zum Preis von
zweien in die Vorstellung kommen.
INTERVIEW/FOTO: FRANK BRENNER
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Die Jazz-Sängerin Lisa Bassenge verführt ihre Hörer mit ihrer tiefen, gefühlvollen Stimme und bewies ihr Können bereits in verschiedenen Formationen und auf zahlreichen Tonträgern.
Der Jazzpianist Jacky Terrasson genoß eine klassische Klavierausbildung bevor er sich dem Jazz verschrieb. Die Initialzündung für seine Karriere war der
Sieg beim »Thelonious Monk Piano Competition« 1993; in der Folge machte
er sich als Pianist und Arrangeur so bekannter Jazz-Granden wie Dee Dee
Bridgewater, Jimmy Scott oder Dianne Reeves schnell einen Namen.
Konzerthaus Dortmund
Brückstraße 21, Dortmund
0231 22 69 61 61 I www.konzerthaus-dortmund.de
trailer verlost 2x2 Karten.
E-Mail bis 13.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Bassenge
Fr, 18. Februar, 20 Uhr
culture club
Preview
True Grit
Exakt 25 Jahre nach Lawrence Kasdans “Silverado” beleben nun die Coen-Brothers, Amerikas glorreichstes Regiegespann, den Western neu. Und wie. Mit
dem abgebrühten Marshall Rooster (Jeff Bridges) und dem jungen Ranger LaBoeuf (Matt Damon) sucht die 14jährige Mattie (Hailee Steinfeld) den Mörder
ihres Vaters. Der erste Höhepunkt des Kinojahres.
Filmwelt Herne
Berliner Platz 7, Herne
Karten: 02323 14 77 70
www.filmwelt-herne.de
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 20.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Preview True Grit
Mi, 23. Februar, um 20.15 Uhr
Literatur-Portrait
Jungautor Marcel Maas mit seinem Werk, Fotos: Presse
In Stroboskopgewittern
Junger Oberhausener schreibt sich durch die Rave-Landschaft des Reviers
Vier Freunde im zuckenden Aufblitzen der Stroboskoplichter und im treibenden Rhythmus stampfender
Beats, zwischen Rausch und Ernüchterung, auf der
Suche nach einem Sinn des Lebens. Oberflächlich
betrachtet lassen sich viele Parallelen zwischen Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ (siehe trailer Märzausgabe 2010) und dem Debütroman von Marcel
Maas ziehen. Doch dem 1987 in Oberhausen geborenen Autor geht es in „Play. Repeat.“ um mehr als
die Schilderung von durchtanzten Nächten am Rande
selbstzerstörerischer Drogenexzesse: „In meinem Text
geht es um tiefergehende Fragen nach Geschwindigkeit und Datenfluss, Reizüberflutung und Langeweile.
Sehnsucht. Das Erwachsenwerden als Drohung, die Zitatensammlung in unseren Köpfen als Horizont. Musik
und Drogen und Jugend sind dabei die Kulissen.“ Und
so schon der Untertitel „Ein Prosa-Set“ zeigt auf, dass
der junge Autor seinen Schreibtisch wie ein DJ-Pult
betrachtet. Allseits bekannte Eltern-Floskeln werden
ebenso wie Bandnamen und Songtitel geloopt und
gesamplet, Satz- und Gedankenfetzen blitzen durchs
Soundgewitter. Die Prosa von Marcel Maas ist schnell,
rhythmisch, Pop-Literatur im musikalischen Sinne.
Man könnte meinen, dass diese Art von Literatur in
der Clubszene der Hauptstadt gediehen sei, doch im
Gegensatz zu vielen anderen Ruhrgebietsautoren
zog es den Oberhausener nicht nach Berlin. Auf
die obligatorische Frage hiernach sagt er nur: „Ach,
Berlin. Meine bisherigen Stationen waren keine
bewusste Entscheidung gegen die Hauptstadt, sondern eher logische Konsequenzen meiner Lebensabschnitte. In Hildesheim habe ich studiert. Kreatives
Schreiben und Kulturjournalismus ging halt nur da.
5 Jahre war ich dort, und bis heute bin ich auch
nicht weiter als bis nach Hannover gekommen. Hier
habe ich mit einem Freund die Marcel Maas und
Lutz Woellert 42GbR gegründet, und hier arbeiten
wir. Berlin interessiert mich gerade nicht, vielleicht
kommt das noch.“
Und weil für die rastlose Partyszene, die sich durch
die 120 Seiten tanzt, kaum Hildesheim oder Hannover als Inspiration herhalten können, entwirft
der Roman eine Netzkarte des Ruhrgebiets, taumelt
zwischen Bochum-Oberhausen-Duisburg-Essen hin
und her, stürzt ab im Underground, Druckluft, Djäzz
oder Hotel Shanghai.
Ansonsten ist Marcel Maas dem Ruhrgebiet in erster
Linie familiär verbunden: „Meine Familie und viele
meiner Freunde leben in Oberhausen oder verteilt
im Ruhrgebiet. Das wird immer mein Zuhause und
meine Heimat bleiben. Etwas anderes wird wahrscheinlich nie an diese Stelle treten können.“
„Von der Literaturszene hier allerdings weiß ich wenig bis gar nichts“, räumt Maas ein. Seine literarische Prägung hat – auch wenn er 2007 Träger des
Dortmunder do!pen-Awards war – in Hildesheim
stattgefunden, wo das Schreiben einen hohen Stellenwert besitzt und mit dem Studienzweig Kreatives
Schreiben eine der „Autorenschmieden“ Deutschlands angesiedelt ist. „Alles, was mit Literatur zu tun
hat, hat in Hildesheim eigentlich auch mit der Uni,
den Studenten und Dozenten und ihren Projekten
zu tun. Man arbeitet praktisch, ist ständig dabei,
eigene Ideen zu verfolgen, und wird darin bestärkt
und gefördert. Die Literaturzeitschrift BELLA triste
zum Beispiel ist ein solches, uneigennütziges, von
Studenten seit 10 Jahren realisiertes Projekt. Durch
die Arbeit an dieser Zeitschrift, die ich selbst 2 Jahre
mitherausgeben konnte, habe ich wahrscheinlich
mehr über Literatur und auch den Literaturmarkt
gelernt als in den meisten Seminaren.“ Insbesondere
weiß er allerdings auch zu schätzen, dass die Szene
über den Studienalltag hinaus vernetzt ist und die
Kontakte auch privater Natur sind: „Als Alltagsanalogie waren die meisten, mit denen ich gearbeitet
und studiert habe, auch Freunde und Bekannte.
Beim Trinken um 5 über Texte zu sprechen und
dabei nicht zu verkrampfen, das ist Hildesheim für
mich. Lesungen in Schwimmbädern und Kneipen, in
leeren Fabriken und über den Dächern der Stadt zu
machen, das ist Hildesheim. Oder im Bus das nächste Festival zu planen oder gemeinsam zu schreiben,
einfach, weil es Spaß macht. Das ist es.“
Spaß ist auch das Hauptmotiv für die „Literarische
Boygroup“, zu der sich Marcel Maas gemeinsam
mit Tilman Strasser, Lino Wirag und Jan Fischer
zusammengefunden hat. Unter dem Namen „Text,
Drugs and Rock‘n‘Roll“ machten sie eine Weile die
(Lese-)bühnen unsicher. Das Projekt ist aus einer
Laune heraus entstanden, schildert Maas: „Wir
haben alle dasselbe in Hildesheim studiert, und zusammen stellten wir irgendwann fest, dass wir alle
nicht diese coole Band-Jugend hatten und auch
keine Musiker sind, und stattdessen nur schreiben
können und trotzdem einfach mal raus wollen. Also
haben wir unsere Texte zusammengepackt und
sind „auf Tour“ gegangen. Haben also mehrere Lesungen hintereinander in Pforzheim oder Darmstadt
MDT
MDT
MDT
oder Hamburg gemacht. Die Gage war am nächsten Morgen oft sowieso schon wieder weg, und so
richtig ernst haben wir das eigentlich nie genommen.“ Im Gegensatz zur Berliner Formation „Fön“
(mit Tilman Rammstedt, Michael Ebmeyer, Florian
Werner und Bruno Francescini), deren Programm
hochmusikalisch ist, und wo die Autoren selbst zu
diversen Instrumenten greifen, blieben „Text, Drugs
and Rock‘n’Roll“ zunächst ohne echten Musikbezug.
„Das waren nur wir, wie wir zu viert auf der Bühne rumsaßen, unsere Texte allein oder zusammen
gelesen und zwischendurch blöde Witze gemacht
haben. Wir hatten Slamtexte und ernste Storys,
live synchronisierte Comics und schräge Gedichte.
Alles ungeprobt und irgendwie gewollt spackig. Erst
später haben wir dann ein bisschen ausgebaut und
wirkliche Shows mit Live-Musikern, Kostümen und
so nem Zeug gemacht, aber seit einem Jahr oder so
ist nichts mehr groß passiert, weil wir mittlerweile
über das ganze Land verstreut zu viel mit anderem
zu tun haben. Obwohl wir das alle schade finden
und gerne noch mal wieder zusammen auf die Bühne gehen würden. Das waren große Abende und
Nächte“, bedauert Maas das Ende der gemeinsamen
Hildesheimer Zeit.
Das Konzept seiner „42GbR“ allerdings wirkt so,
als ob er sich einen hohen Spaßfaktor auch ins reguläre Arbeitsleben gerettet hat: Gemeinsam mit
seinem Partner entwirft er Spiele, und zwar keine
PC-Games, sondern Spielkonzepte, die zu zwischenmenschlichen Interaktionen einladen. So entwickeln
sie gemeinsam Stadtspiele, eine Art Rätsel-Schnitzeljagd als interaktiver Reiseführer – natürlich ist
Hildesheim die erste Stadt, die sich auf diese Weise erkunden lässt. Aber auch im kleineren Rahmen
kann man sich Spiele für alle Anlässe von der Geburtstags- oder Hochzeitsfeier bis zum Firmen-Incentive entwickeln lassen. Außerdem rekrutieren die
beiden Spielemacher auf ihrer Homepage Akteure
für die größte Tortenschlacht der Welt. Es gibt also
noch eine Menge ehrgeiziger Projekte …
FRANK SCHORNECK
Marcel Maas: Play. Repeat.
Frankfurter Verlagsanstalt
17,90 Euro I www.42fueralle.de
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/literatur
ComicKultur/Wortwahl: Comic- und Buchneuerscheinungen im Februar
Poetry: Die monatliche Video-Kolumne von Sebastian 23
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Literatur-Kalender Ruhr
16.02.2011
Muslimisch, weiblich, deutsch Mein Weg zu einem zeitgemäßen
Islam
Lesung und Gespräch mit der
türkischen Autorin Lamya Kaddor
Lamya Kaddor gibt den liberalen,
Muslimen in Deutschland eine
Stimme, vor allem den Frauen, die
selbstbestimmt – mit oder ohne
Schleier – leben wollen, ohne ihre
Religion preiszugeben.
Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr
22.02.2011
„Dass ich sein kann, wie ich bin“
Vortrag und Gespräch mit
Marion Tauschwitz anlässlich des
5. Todestages der Lyrikerin Hilde Domin
Marion von Tauschwitz reiste den
Lebensstationen der Lyrikerin nach.
Sie wertete tausende von Briefen
aus und erschloss bislang unbekannte Quellen. So zeichnet sie die
dramatische Biografie einer außergewöhnlichen Dichterin nach.
Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr
22.03.2011
„Für immer anders“ – Wenn Familien
Zeiten der Trauer erleben
Vortrag und Gespräch mit der Trauerbegleiterin und Autorin Mechthild SchroeterRupieper, Gelsenkirchen
Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben
viele Fragen, wenn der Tod in der Familie
aktuell wird. Auf der Grundlage des Buches
„Für immer anders“ sollen an diesem Abend
erste Antworten auf diese drängenden
Fragen versucht werden.
Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr
Karen Duve, Foto: Thomas Müller
DIE LITERATUR-TERMINE DER REGION
BOCHUM – ZAUBERKASTEN
0234 86 62 35
Der Sound der Achtziger
Mi 9.2. 20 Uhr
Wenn der Musiker und Comedian Moses W. (u.a.
Burger Queen) und der Szenekenner Ulli Engelbrecht gemeinsam mit dem legendären DJ Klaus
Märkert und dem Fair Sex-Sänger Myk Jung
(beide literarisch als „Schementhemen“ unterwegs) die Achtziger Jahre beleuchten, wird es
sicherlich nostalgisch im Zauberkasten.
DORTMUND – EKAMINA IM SISSIKINGKONG
0231 728 25 78
Maulhure #2
Di 8.2. 20 Uhr
Die zweite Ausgabe des Underground-Magazins
wird vorgestellt von Autorinnen und Autoren
des Heftes. Alte und neue Helden des literarischen Untergrunds treffen hier aufeinander.
Rainer Holl
Di 15.2. 20 Uhr
Offenbar hat sich das Ekamina-Team vorgenommen, mit wöchentlichen Lesungen zum literarischen Zentrum Dortmunds zu werden. Heute
ist der Träger des LesArt-Preises 2010 zu Gast.
DORTMUND – THALIA
0231 427 86 60
Christoph Maria Herbst: Ein Traum von einem
Schiff
Fr 10.2. 20 Uhr
ESSEN – CAFÉ ZENTRAL
0201 812 20
Karen Duve & Ludger Heidbrink: Die Hungrigen und die Satten
Di 1.2. 20 Uhr
ESSEN – MUSEUM FOLKWANG
0201 884 54 44
Die Rottenkinckschow
Fr 4.2. 20 Uhr
MÜLHEIM – RINGLOKSCHUPPEN
0208 99 31 60
Bela B.: Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge
Do 17.2. 20 Uhr
OBERHAUSEN – EBERTBAD
0208 205 40 24
Heinz Strunk: Heinz Strunk in Afrika
Do 3.2. 20 Uhr
Auch: 26.2. in Dortmund (Fritz-Henßler-Haus)
Empfehlungen von Frank Schorneck
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
culture club
Tanz Show
Rock The Ballet
Tanzkunst in vollendeter Perfektion: Vom 23. Februar bis zum 6. März lassen
im Düsseldorfer Capitol-Theater die professionellen Tänzer des „Bad Boys of
Dance“-Ensembles Rock und Ballett zu einer spektakulären Tanz-Performance
verschmelzen. Zu Hits von Michael Jackson oder U2 zeigen die Tänzer aus New
York eine atemberaubende Performance, die eindrucksvoll die Bewegungsästhetik des Balletts mit der körperlichen Performanz des Rock verbindet.
Capitol Düsseldorf
Erkrather Str. 30, Düsseldorf
Karten: 0211 734 41 76 I www.capitol-theater.de
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
medienforum@bistum-essen.de
trailer verlost 3x2 Karten für die erste Vorstellung.
E-Mail bis 18.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Ballett
Mi, 23. Februar, 20 Uhr
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RuhrKunst
Meilensteine des bewegten Bildes
Ausstellungen in Dortmund, Bochum und Duisburg und ein Museum in Mülheim
Eine Ausstellung, die lehrt, genau hinzuschauen, schon was die Formensprachen betrifft: „Bild für Bild“, die erste Wechselpräsentation des Museum
Ostwall im Dortmunder U, regt zum Vergleich zwischen den Kunstwerken
an. Sie handelt von einem linearen Medium: dem Film. Sie ist jedoch in ihrer
Abfolge ganz und gar nicht linear, ja, verfährt flanierend und zwar systematisch. Anhand einer Auswahl aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou
(die um weitere Kunstwerke ergänzt ist) sind unterschiedliche Eigenschaften
des Films destilliert und in Beziehung zur „freien“ Kunst gesetzt, z. B. bilden
Rhythmus, Schnitt und Dunkelheit einzelne Kapitel. Der früheste Beitrag ist
ein Stummfilm von Georges Méliès von 1902. Zu den aktuellsten gehört eine
Zeichnung von Pierre Bismuth, welche die Handbewegungen von Marilyn
Monroe, genommen aus einem ihrer Filme, als einen sich verwebenden lichthellen Schweif auf schwarzem Grund fixiert (2006). Unter den Prämissen des
Films werden wesentliche Etappen einer strukturellen und verknappten Kunst
exemplarisch berührt, etwa Fluxus, Concept und Minimal Art – vor allem
aber geht es um Einzelpositionen. Ein Gemälde des Pop Art-Künstlers Roy
Lichtenstein ist unter dem Aspekt des Rasters ausgestellt, von Nam June Paik
ist „Zen for Film“ zu sehen, ein unbelichteter „leerer“ Film, der als Endlosschleife durch den Projektor rattert. Auch sind Werke von Donald Judd, Bruce
Nauman oder Richard Serra zu sehen, bis hin zu den Sternen-Bildern von
Thomas Ruff, die nur noch zarte Lichtspuren und Nebel im dunklen Weltraum
zeigen, und den winzigen figurativen Zeichnungen von Francis Alys. Dabei
beginnt diese Ausstellung programmatisch, mit der Projektion eines beweglichen Lichtstrahls (1973) von Anthony McCall gleich am Anfang, wobei der
Vorgang der Projektion selbst materialisiert ist. Eine seltene Gelegenheit ist
der Film „Inauguration of the Pleasure Dom“ von Kenneth Anger. Immerhin
ein Fotogramm von Bruce Conner erinnert an diesen kalifornischen Künstler,
der mit Anger zu den Vorläufern des Musikvideos zählt. Hinzuweisen ist aber
auch auf das begleitende Filmprogramm im Auditorium des Dortmunder U
– Thema ist doch der Film, mit seinem Potential und als Kunstform, in gleichberechtigter Verwandtschaft zu den anderen Gattungen.
Der moderne Mensch
Das analytische „Zerlegen“ des bewegten Bildes ist im Dortmunder U (in dem
auch der Hartware Medienkunstverein untergebracht ist) schon vorgegeben,
in der dreiteiligen Filminstallation „Die Reise ins U“ von Adolf Winkelmann.
Während an der Dachkrone eine Uhr aus filmischen Sequenzen läuft – zur
Ausstellungsansicht Mischa Kuball: NEW POTT,
© Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Foto: Thorsten Koch
vollen Stunde sind Tauben zu sehen – werden in der Eingangshalle Ansichten
des Ruhrgebietes projiziert. Und im steil aufragenden Treppenhaus gibt es
in der Vertikalen neun Portraits verschiedener Charaktere zu sehen, die sich
und ihr Leben in der Region beschreiben. Sie bilden einen vielstimmigen Chor
über das Leben im Ruhrgebiet, in dem auch Adolf Winkelmann, der 1946
geborene Filmemacher mit Professur an der FH Dortmund, zu Hause ist.
Die Konzeption, Personen als Einzelne nebeneinander abzubilden, ist ein
bewährtes Verfahren der Gegenwartskunst unter unterschiedlichen Voraussetzungen und Absichten. Daran schließt auch eine Ausstellung in Bochum
an, die mit Fotografie und dem filmischen Interview-Portrait arbeitet. Unter
dem Titel „New Pott – 100 Lichter/100 Gesichter“ hat Mischa Kuball einen
zweireihigen Fries aus 200 s/w-Fotografien und mehrere Medienstationen in
die Kunstsammlung der Ruhr-Universität Bochum integriert. Kuball zeigt 100
Personen, die aus dem Ausland in der Ruhrgebiet gezogen sind. In der oberen
Reihe sind sie in ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld zu sehen, darin leuchtet
eine Stehlampe, welche Kuball mitgebracht hat. In den unteren Fotos fehlen die Menschen. Welche Rolle spielen die Menschen für den Innenraum,
und umgekehrt? Die begleitenden filmischen Miniaturen und Videoportraits
greifen derartige Überlegungen noch auf. Im Campusmuseum finden sich
in Nachbarschaft zu Kuballs Fotofries weitere Personen-Folgen mit dokumentarischem Anspruch, von Christian Boltanski und von Jochen Gerz, aber
mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Der eigentliche Kunstgriff von Kuballs
Ausstellung jedoch ist wohl die Korrespondenz zu den antiken Büsten. Die
Schau schlägt damit den Bogen von der Menschendarstellung im Altertum
zur Jetzt-Zeit zwischen Individualität und Repräsentanz, und sie verdeutlicht
die Präsenz der existenziellen Fragestellungen. Das Thema Ruhrgebiet verliert
dabei an Bedeutung.
Immer das gleiche, nur anders
Nam June Paik: Zen for Film (Fluxfilm n°1), 1964, Film, Sammlung Centre Pompidou, Dist.
RMN/image Centre Pompidou, Press Photograph, Foto: Peter Moore,
© Estate of Peter Moore/VAGA, NYC und Nam June Paik Estate
Ein wenig lässt sich das Vorgehen mit der Ausstellung „Here & there“ von
Horst Wackerbarth im Duisburger LehmbruckMuseum vergleichen, die im
Januar zu Ende gegangen ist. In Farbfotografien und flankiert von Videos
hat Wackerbarth Menschen aus Duisburg und den Partnerstädten auf einem
roten Sofa (das durchgehende Kennzeichnen seiner Fotografie seit Jahrzehnten) aufgenommen und dies noch um Video-Interviews ergänzt. Themen
waren Migration und Integration. – So oder so, künstlerisch interessanter
38
RuhrKunst
serturm in Broich untergebracht. Dort wurde schon 1992 die weltweit größte
zu begehende Camera Obscura installiert; seit 2006 befindet sich hier nun
auch auf zwei Ebenen das Museum zur Vorgeschichte des Films mit Exponaten zwischen 1750 und 1930, darunter optische Spielzeuge, Anamorphosen
und Laterna Magicae. Sie zeichnen die Dimensionen des beweglichen Bildes
vor der Erfindung des Kinematographen nach und machen die Entwicklung
hin zum Film anschaulich. Die Fahrt nach Dortmund sollte hier beginnen.
THOMAS HIRSCH
„Bild für Bild – Film und zeitgenössische Kunst“ I aus der Sammlung des
Centre Pompidou I bis 25. April im Museum Ostwall im Dortmunder U
www.museumostwall.dortmund.de
Mischa Kuball – „New Pott“ I bis 30. April in den Kunstsammlungen der
Ruhr-Universität Bochum I www.kusa-rub-moderne.de
Stefan Hoderlein – 1989-2010, „Home Is Where The Heart Is“ I bis 1. Mai;
Markus Lüpertz – „Herkules, Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet“ I bis
8. Mai im LehmbruckMuseum in Duisburg I www.lehmbruckmuseum.de
Ausstellungsansicht Markus Lüpertz: Herkules - Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet,
© Markus Lüpertz, courtesy Galerie Michael Werner, Foto: LehmbruckMuseum, Duisburg
„Camera Obscura“ mit Museum zur Vorgeschichte des Films I in Mülheim an
der Ruhr I www.camera-obscura-muelheim.de
und radikaler ist am gleichen Ort die Ausstellung plastischer Entwurfsskizzen
(sog. Bozzetti) von Markus Lüpertz, dem einstigen Rektor der Düsseldorfer
Kunstakademie. Konkreter Anlass ist die Errichtung seiner riesigen, in Aluminium gegossenen Herkules-Figur auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen.
Auch wenn die Vorstellung von Skulptur beim „Malerfürsten“ Lüpertz eine
Sache für sich ist und dabei sehr konsequent betrieben wird: Mit dieser monumentalen Plastik sind wir ernsthaft und provokativ in der Zeit der HeldenDenkmäler angekommen. Der Herkules, der zum Abschluss von RUHR.2010
errichtet wurde und einen Aufbruch des Ruhrgebiets symbolisieren soll, steht
mit 18 Metern Höhe noch auf einem Turm, der selbst 80 Meter misst.
Die 43 farbigen Bozzetti im LehmbruckMuseum nun zeigen in moderatem
Format immer die gleiche Figur in kleinen Veränderungen auf einer Tischfläche. Gerade weil die Verwandtschaft der Bronzeplastiken untereinander
groß ist, ist dies nicht langweilig, sondern interessant. Die Bozzetti wirken
als auslotende Ansichten von allen Seiten, fächern die Figur auf und lassen
mithin an antike Skulpturen und die Idee der Glyptothek denken. Und sie
ergänzen sich kongenial zur Installation der Video-Projektionen von Stefan
Hoderlein, die im LehmbruckMuseum direkt eine Etage darunter als Loop
laufen. In beiden Fällen handelt sich um jeweils den immer gleichen „Gegenstand“ – bei Lüpertz ist dies Herkules; Hoderlein zeigt in jedem der Loops,
die neben- und übereinander projiziert sind, sich selbst über einen Zeitraum
von 12 Jahren, tanzend, sich bewegend zu Techno. Daraus ergibt sich eine
Art Biographie, die bis in die privatesten Bereiche reicht und verdeutlicht,
wie sehr die Techno-Musik Lebensgefühl ist. Es ist nicht gerade die dichteste
Präsentation dieser wichtigen Arbeit. Aber sie hat hier im Souterrain etwas
„Rohes“ und vermittelt einiges vom Rave selbst. Die Installation ist bis Mai
verlängert worden. Gut!
Angesichts dieser filmischen Arbeit von Stefan Hoderlein und ergänzend zur
Dortmunder Ausstellung macht es Sinn, auf Mülheim als Mekka der Anfänge des Films hinzuweisen: Hier befinden sich gleich zwei Sammlungen zur
diesem Thema. Die eine gehört Werner Nekes, der in Mülheim lebt und als
Experimentalfilmer sehr renommiert ist. In verschiedenen Museen unter dem
Titel „Schaulust“ ausgestellt wurde seine Sammlung zu Recht als „Archäologie des Films“ bezeichnet. Und die andere Sammlung, die der Wuppertaler
Industrielle KH. W. Steckelings zusammengetragen hat, ist im einstigen Was39
Ausstellungsansicht Museum zur Vorgeschichte des Films in der Camera Obscura, Mülheim-Broich,
© Stadt Mülheim an der Ruhr
Kunstwandel
Impressionen von Thomas Struth, Foto: Presse
Allgegenwärtige Welt des Scheins
Der Fotograf Thomas Struth in Bochum und Düsseldorf
Struth, Struth, Struth und kein Ende in Sicht. Der Fotograf, der in Düsseldorf bei
den Bechers studierte, der in New York lebt und der eine Professur in der Landeshauptstadt absagte, ist in Nordrhein-Westfalen seit Jahren zu Recht allgegenwärtig. Gerade ging im Düsseldorfer NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft
die Ausstellung „Der Rote Bulli“ zu Ende, in der untersucht wurde, inwieweit die
erste Generation der von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie geleiteten Fotoklasse sich von US-amerikanischen Sujets und Bildkonzepten der
1970er und 1980er Jahre inspirieren ließ, da kündigt sich ein paar hundert Meter weiter in der Kunsthalle K20 mit „Thomas Struth – Fotografien 1978-2010“
bereits die nächste deutsch-amerikanische Bilder-Orgie an. Die zeigt rund 100
Arbeiten des international renommierten, aber auch kontrovers diskutierten
Fotografen und gibt erstmals in Europa einen repräsentativen Überblick über
dessen Gesamtschaffen. Die Werkschau hatte bereits Premiere im Kunsthaus
Zürich, wurde aber für Düsseldorf um immerhin 20 neue Bilder erweitert.
Thomas Struth stellt mit seinen Fotos auch die Frage nach der Wahrhaftigkeit
von Fotografie. Vieles fußt dabei auf medientheoretischen Schriften Walter
Benjamins (siehe: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, 1935), der die Wahrnehmung des Originals durch seine grenzenlose
Verfügbarkeit positiv beeinflusst sah. Allerdings war dadurch auch die Metaphysik des Abbildes und seiner Rezeption beeinflusst. Diese Sichtbarmachung
des archaischen Wesens der Realität hatte Struth schon in seinen menschenleeren Schwarzweiß-Aufnahmen im Ruhrgebiet der 1980er Jahre verarbeitet
und gleichzeitig die Mittel, mit denen er dies tat, in Frage gestellt. Auch in den
Urwaldfotos aus Peru lässt sich das ablesen. Diese unzugängliche Vegetation,
vom Betrachter meist nur zwangsläufig auf die im Vordergrund befindlichen
Pflanzen reduziert, ist keine spezielle Örtlichkeit, sondern ein allgemeiner metaphysischer Raum.
Zu sehen ist diese Auseinandersetzung momentan auch im nagelneuen Kubus der Kunstsammlung der RuhrUniversität Bochum. Der wurde erst im Mai
2010 im Rahmen der Kulturhauptstadt eröffnet, ist ein Erweiterungsbau zur
„Situation Kunst“, einer Sammlung, die sich besonders den „Künstlerräumen“
widmet. Hier sollen Künstler gezeigt werden, die den Raum in ihre Arbeiten einbeziehen. Trotz einer für eine Ausstellungshalle merkwürdigen Atmosphäre aus
pseudomoderner Inneneinrichtung und wohl selbst definiertem Qualitätsanspruch nebst Haltung macht der Besuch für Interessierte, die sich erstmals die
Arbeiten Struths ansehen wollen, Sinn. Sie ist das Ergebnis einer Projektarbeit
mit Studierenden der Kunstgeschichte der RUB zum Thema „Wahrnehmung
von Fotografien im Raum“. Wobei sich der Untertitel „Fotoinstallation“ kaum
erschließt. Aber auch hier haben die großformatigen Arbeiten ihre Wirkung. Die
weiten Landschaften Nevadas führen ins Bild hinein, während die „Pictures of
Paradise“ ihren metaphysischen Raum eher verschleiern. Die drei Arbeiten, die
in der Eremitage in St. Petersburg entstanden sind, markieren dann den internationalen Durchbruch von Thomas Struth als Fotokünstler Anfang der 1990er
Jahre. Die neuesten Arbeiten, darunter auch Industrieanlagen, werden dann
erst in Düsseldorf zu sehen sein.
PETER ORTMANN
„Thomas Struth im Kubus von Situation Kunst“ I bis 10.4. I Situation Kunst,
Bochum I 0234 298 89 01
„Thomas Struth – Fotografien 1978-2010“ I 26.2.-19.6. I Kunstsammlung NRW
K20, Düsseldorf I 0211 838 12 04
40
Kunst-Kalender
Paul-Emile Boutigny: Viktoria am Grab Napoleons, Ende 19. Jh., © Musée de l‘Armée, Paris/Bundeskunsthalle Bonn
Die Kunst-Termine NRW
AACHEN – Reichsabtei Kornelimünster
www.kunst-aus-nrw.nrw.de
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.lehmbruckmuseum.de
Hans Salentin bis 13.3.
Skulpturen und Collagen des Kölner AvantgardeKünstlers (1925-2009)
Max Klinger bis 24.4.
Der Maler, Grafiker und Bildhauer an der Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
ESSEN – Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
Napoleon und Europa bis 25.4.
Meisterwerke zum Leben Napoleon u.a. von
Ingres, Goya und Jacques-Louis David
Pidder Auberger 29.1.-3.4.
Der Düsseldorfer Künstler mit Holzschnitten
und Fotografien seit den 1980er Jahren
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
Gefühl ist Privatsache 16.2.-15.5.
Otto Dix, George Grosz und weitere Künstler
zur Neuen Sachlichkeit
BOCHUM – Situation Kunst
www.kusa-rub-moderne.de
Thomas Struth bis 10.4.
Der Düsseldorfer Fotograf, der mit Gruppenbildnissen und Aufnahmen von Museumsräumen berühmt wurde
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Out of the office bis 6.2.
Zeitgenössische Kunst aus Konzernsammlungen der Region
HAGEN – Osthaus Museum
www.osthausmuseum.de
Haute Couture der Düfte bis 20.2.
Eine Kulturgeschichte des Flacon
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Sternstunden des Glamour 2.2.-4.9.
Gesellschaftsbilder und Modefotografien aus
der eigenen fotografischen Sammlung
KÖLN – Museum für Ostasiatische Kunst
www.museenkoeln.de
Der Perfekte Pinsel bis 20.2.
Chinesische Malerei von 1300 bis 1900
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.wallraf.museum.de
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.maxernstmuseum.lvr.de
Alexandre Cabanel
Der französische Hofmaler des 19. Jahrhunderts
mit seinen szenischen und mythologischen
Gemälden
Werke aus der Menil Collection bis 3.4.
Leihgaben zu Max Ernst aus Houston
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
DORTMUND – Museum am Ostwall
www.dortmund.de
Bild für Bild bis 25.4.
Film und zeitgenössische Kunst aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Ferdinand Kriwet bis 1.5.
Hörtexte, Konkrete Poesie und Neonarbeiten
des aus Düsseldorf stammenden Künstlers
DÜSSELDORF – K20
www.kunstsammlung.de
Thomas Struth 26.2.-19.6.
Werkschau des Hauptvertreters der Düsseldorfer
Fotoklasse von Bernd Becher
DÜSSELDORF – museum kunst palast
www.smkp.de
Große Kunstausstellung NRW 13.2.-6.3.
Ein vielstimmiger Einblick in das Kunstschaffen
in Nordrhein-Westfalen
Neues Rheinland bis 13.2.
Ausgewählte Positionen der jungen Kunst
OBERHAUSEN – Ludwig Galerie
www.ludwiggalerie.de
Roy Lichtenstein bis 1.5.
Überblick über die Plakate des amerikanischen
Pop Art-Malers
REMAGEN – Arp Museum
www.arpmuseum.org
Arno Schmidt bis 20.3.
Landschafts- und Naturfotografien des wichtigen avantgardistischen Schriftstellers
SIEGBURG – Kunstverein
www.kunstverein-rheinsieg.de
Andrea Lehmann bis 25.2.
Die junge Malerin mit ihren realistischen
Bildern zwischen Verführung und Verstörung
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Gustav Wiethüchter bis 26.6.
Werkschau des rheinischen Expressionisten
!
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Empfehlungen von Thomas Hirsch
41
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Popkultur in NRW
Blutstürze im Dauerloop
Improvisierte Musik in NRW
Foto: Eigencollage der Band
Mater Suspiria Vision und der Horrorfilm
Up Frack Prämie
Die Fräcke heben „Up“, Foto: Presse
Ein etwas anderes Blechblas-Ensemble gastiert in Essen
Von Christian Werthschulte
Unter den Überzeugungsträgern von engen Jeans geht seit ein paar Monaten
ein neues Gespenst um. Der Welt ist es als Witch House bekannt, wieder
andere nennen es Drag. Der innere Kreis bevorzugt angeblich den Begriff
Ghost Drone, aber das hat sich bis zum Er- „Wo könnte diese rauschhafte
scheinen dieser Kolumne vermutlich auch
Begeisterung ihre Heimat
schon wieder geändert. Nur eins ist sicher
haben, wenn nicht im
– seine Heimat ist das Internet, und zwar
Ruhrgebiet?“
genau der Teil, wo sich Musiknerds am
liebsten aufhalten. Zwischen Tumble-Logs und Soundcloud-Streams hat es
sich diese Collage aus Schnipseln alter Horrorfilme, Leetspeak und verhallten
Dancetracks bequem gemacht, um sie dort in der digitalen Echokammer in
Richtung Unendlichkeit auszudehnen.
Das Triumvirat der Witch House-Gemeinde verlässt die Nische aber so langsam.
ooOoOO, die Produzenten ultraverlangsamter Tracks voller Reverbdubs, haben
mittlerweile einen Plattenvertrag unterzeichnet. Die New Yorker Danceband
Salem hält ihre Gesichter für jedes Magazin, das vom Honigtopf der Hipness
naschen will, in die Kamera. Nur Cosmotropia de Xan, der Mastermind von Mater Suspiria Vision, veröffentlicht seinen nicht mehr nachvollziehbaren Output
weiter in erster Linie auf CD-R und im Internet. Seinen guten Ruf als der konsequenteste Verwerter zeitlos antiquiert wirkender Horrorästhetiken bestätigt das
nur. Da ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass die gewöhnlich gut informierten Kreise recht haben, die den Meister in Duisburg verorten. Wo sonst könnte
diese rauschhafte Begeisterung für italienischen Giallo ihre Heimat haben, wenn
nicht im Ruhrgebiet, wo man auf jeder Party ein kenntnisreiches Gespräch über
Regisseure wie Lucio Fulcio führen kann? Und wo Bands wie Bohren und der
Club of Gore aus Mülheim und die Bochumer Rockford Kabine dem Soundtrack
zum Horrorfilm der 1970er in ihrer eigenen Musik fortschreiben?
Aber wo diese Bands sich damit begnügen, die Atmosphäre des Erschreckens
wieder zu evozieren, recyclet Mater Suspiria Vision das Material ohne Konnotation – die digitale Verfügbarkeit macht‘s möglich. Wer sich auf seine Homepage verirrt, kann sich in labyrinthartigen Filmcollagen verlieren, die uns Sekunden voll klirrender Fenster aus dem Nichts kommender Blutströme in eine
Verdichtung des Schreckens überführen. Immer mit der nötigen Ironie, aber
niemals ohne Leidenschaft. Das Recycling von Mater Suspiria Vision ist weniger
am Finden von Referenzen zwecks Distinktion interessiert, sondern an einer
konstanten Verfremdung zum Zweck der schnellen Jouissance. Seine Zombie
Rave-Stücke sind gleichzeitig ein Making Of des Genres Witch House: aus Funk
und Facebook bekannte Hits, die mit einem Minimum an Standard-PlugIns verlangsamt worden und durch die soghafte Lächerlichkeit unwiderstehlich sind.
So wird kulturindustrieller Schrott zu dem Witz, der er nun mal ist. Doch nicht
der Musiker, sondern seine Methode ist der eigentliche
Star. So tritt Mater Suspiria Vision auch bei seinen Liveauftritten nicht ohne Kapuze und verhülltes Gesicht während
seiner rauschhaften Filmcollagen auf. Apropos Konzerte:
Die nächsten Konzerte von Mater Suspiria Vision werden in
Brüssel, Mailand und Rom stattfinden – Dortmund und Essen fehlen dagegen im Tourkalender. Das Ruhrgebiet zeigt
Christian Werthschulte
sich auch nach dem Metropolenfest mal wieder erstaunlich
lebt in Köln und mag
Pop
provinziell, wenn es um die eigenen Talente geht.
Von Olaf Weiden
Blasmusik, och ja, dicke Backenmusik, och nee, muss nicht sein. Bayerische Blechbläser in Krachledernen, die können gut sein, müssen aber
nicht. Trompetende Volksmusikstars oder als Kölner Spezialität karnevalistische Trompetenvirtuosen, die sich im Studio von jungen Studierten
die Titel aufblasen lassen – nee, darf eigentlich nicht sein. Aber all das ist
genau so seit Jahren, und diese klingende Apokalypse hat das Bild von der
Blasmusik geprägt wie Mathis der Maler die Vision von den Schrecken
des jüngsten Gerichts. Dabei gilt gerade für die Blechblasmusik: Es existiert gute und schlechte, und das in allen Sparten und zu allen Zeiten.
Deshalb greifen die Herren im Frack, allesamt Spitzenkräfte der Blechblaskunst mit fester Stelle bei den Münchener Philharmonikern, wie
Zeitreisende auf Musiken verschiedener Jahrhunderte zurück. Bob Ross,
Hornist mit Bayreuth-Erfahrung, hatte als Schotten-Kid die hohen Weihen des Blechblasens kennenlernen dürfen, eine Extraportion trockenen
Humor gab es gleich mit in die Wiege. Auch die Engländer und die Amerikaner sind für ihre großen Blechblas-Talente berühmt: Alle vereint das
Multikulti-Ensemble „Blechschaden“ seit nunmehr 25 Jahren. Zum Jubiläum erschien nach sieben langen Jahren wieder eine CD, der Titel „Up
Frack Prämie“ verrät schon, dass hier
„Blechschaden erwischt mit
keine bierernste Klassik vorgetragen
seiner Mischung jeden
wird. Zweimal schon fuhren die fein geMusikfreund“
zwirnten Herren für ihre Produktionen
den begehrten Preis „Echo Klassik“ ein, der gern an Künstler verliehen
wird, die schon mal über den Tellerrand schauen; und das geschieht bei
Blechschaden.
Zum einen sind es im Live-Konzert die netten Anekdoten und Witze, die
Bob Ross beisteuert. Er moderiert den Abend. Zum anderen sind es die
Blechschäden, entstanden bei Kollisionen zwischen Titeln wie Lalo Schifrins Filmklassiker „Mission Impossible“ und dem durch Dave Brubeck berühmt gewordenen „Take five“, einem der wenigen Jazz-Megaseller der
Jazzgeschichte. Heraus kommt „Take Mission“, und Arm in Arm schaukeln
die Stücke verliebt im 5/8-Takt. Die Blechschädlinge, die so viel Gutes für
ihren Stand bereits geleistet haben, verquirlen so einen Tango mit „Für
Elise“ und Pop-Erfolge wie „We will rock you“ und „We are the champions“ zur Hymne für Tanzfläche und Fußballstadion – dies alles natürlich
immer im Glanze ihrer Instrumente und auf technisch höchstem Niveau.
Selbst für einen Alphorn-Dialog bleibt Zeit: In der freien Natur könnten
die Solisten ihr Gespräch über eine Distanz von rund zehn Kilometern
führen – das lässt sich aus technischen Gründen in geschlossenen Räumen eher selten nachstellen. Elton Johns „Your Song“ erklingt auf dem
Euphonium, ein Evergreen auf einem wahren „Schönklinger“ ganz in Blech. Die Bläser von Blechschaden
erwischen mit ihrer wilden Mischung wirklich jeden
Musikfreund, das führt zu einer dichten Besucherrate
bei den Konzerten. Selbst für die Musical-Fans singt
Kathrin, Tochter des Trompeters Franz Unterrainer, zumindest auf der Platte „Ich gehör nur mir“ aus „ElisaOlaf Weiden arbeitet
beth“ – Blechbläser kennen keinen Schme ..., äh, keine
als Musiker und
Berührungsängste.
Musikkritiker in NRW.
www.matersuspiriavision.tumblr.com
www.fzw.de
Konzert in der Philharmonie in Essen I 6.2., 17 Uhr I www.blechschaden.de
42
Neue Berufe – Neue Chancen
Highlights in Dortmund
16.02.2011
18.02.2011
19.02.2011
23. - 27.02.2011
02.03.2011
03.03.2011
11. + 12.03.2011
17.03.2011
19.03.2011
19.03.2011
24.03.2011
29.03. - 03.04.2011
02.04.2011
12.04.2011
Night of the Dance
ABBA THE SHOW
Musikantenstadl
Internationale Musikparade
Die Nacht der Musicals
Dieter Nuhr
Die Flippers
REITTURNIER SIGNAL IDUNA CUP
Dortmunder Antik- und
Sammlermarkt
THRILLER - live
Andre Rieu
Atze Schröder
Tischtennis German Open
Helge Schneider
KIM WILDE
PUR
Der W
BEATSTEAKS
Paul Panzer
VICKY LEANDROS
Europameisterschaft im Ringen
Valery Meladze
Chris de Burgh
TICKET HOTLINE 01805 805 211
(0,14 Euro/Min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min)
12.02.2011
Matrix
Bochum
MONTREAL
24.02.2011
Blue Shell
Köln
NICK HOWARD
04.03.2011
Essigfabrik
Köln
OVERKILL
18.03.2011
Die Werkstatt
Köln
ASHLEY HICKLIN
21.03.2011
E-Werk
Köln
ALEX MAX BAND
29.03.2011
Kulturkirche
Köln
OTTMAR LIEBERT & LUNA NEGRA
24.09.2011
E-Werk
Köln
LYKKE LI
THE HUMAN LEAGUE
JAN ROUVEN
JAN ROUVEN
KAMELOT
SAXON
CHICAGO
THE SPECIALS
29.10.2011
König-Pilsener-Arena
Oberhausen
FMX GLADIATOR GAMES
18.04.2011
Live Music Hall
Köln
20.04.2011
Musical Dome
Köln
01.05.2011
RuhrCongress
Bochum
10.05.2011
Live Music Hall
Köln
15.05.2011
Live Music Hall
Köln
20.06.2011
Tanzbrunnen
Köln
Gesundheitsberater/in
Psychologische/r
Berater/in
Ernährungsberater/in
Ausbilder/in
AT und PM
Fitness- und
Wellnesstrainer/in
Erziehungs- und
Entwicklungsberater/in
Impulse e. V.
4)#+%4).'7%34&!,%.(!,,%.s4ELEFONCT-INUTE
-OBILFUNKPREISEMAXCT-INUTEsWWWWESTFALENHALLENDE
11.04.2011
Gloria
Köln
Psychotherapie
Staatlich zugelassene Fernlehrgänge mit
Wochenendseminaren in vielen Städten.
¯NDERUNGENVORBEHALTEN
25.01.2011
27.01.2011
29.01.2011
30.01.2011
02.02.2011
04.02.2011
05.02.2011
09. - 13.02.2011
12. + 13.02.2011
Heilpraktiker/in
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Tel. 0202/73 95 40 · www.Impulse-Schule.de
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Auswahl
BOCHUM
Stadt
RUHRGEBIETDas
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Das Besondere im Februar
Kollektive Testreihe
Wodurch entsteht Gemeinschaft? Wo
liegen die Grenzen des Austausches
und des Teilens? Ist es möglich, man
selbst zu sein und gleichzeitig zu teilen? Und schließlich: Wie viel Piraterie braucht die Gesellschaft? Zwischen Performance und Show, Tanz
und Party, zelebriert ©oPirates das
Aufeinandertreffen einer Vielfalt von
Bildern, Liedern, Klängen und Menschen in einem kollektiven Ereignis.
Choreograph Richard Siegal, 2010
mit dem Deutschen Theaterpreis „Der
Faust“ ausgezeichnet, lädt nicht nur
professionelle Tänzern und Performer, sondern auch verschiedene
Gruppen aus allen Lebensbereichen
des Ruhrgebiets ein – vom modernem Tanz bis hin zu Folklore und zu
alternativen Aktivisten – um ein einzigartiges Ereignis zu gestalten, bei
dem das Publikum direkt Teil des
Erlebens wird. Manche Dinge muss
man ausprobieren, um über sie zu
sprechen: Auf zur philosophischen
Party.
Richard Siegal / The Bakery (US/DE)
©oPirates
Sa 19.2. 20 Uhr
PACT ZOLLVEREIN, ESSEN
Infos: 0201-8122200
Von Außerirdischen
und Fröschen
Per Carlesons Vier Minuten-Kurzfilm
„Kvinnokraft“ (2004) ist ein schwedisches Roadmovie ohne Dialoge.
Eigentlich sollte darin nur ein Fahrrad irgendwo vorbeizubringen sein.
Und das sollte einfach sein, aber ein
kleines Transportproblem kann
schnell ausarten. Eine gewisse Gerissenheit aber kann helfen, speziell
bei Frauen im gewissen Alter. Shorts
Attack, das internationale Kurzfilmfestival zeigt aber noch zwölf weitere haarsträubende Zwischenfälle zwischen Heimat und Irgendwo. Zwischen Eskapismusversuchen und
Ampeldrama. In „Quak“ (2000) beschreibt Wolfgang Dinslage auch
ohne Dialoge einen Froschforscher,
seine Assistentin und die Frösche. Es
wird eine klassische Liebesgeschichte
im Labormillieu. Doch wer wird wohl
wen küssen? Zwischen Computeranimation und animiertem Kinderfilm, auf 35-Millimeter Celluloid,
BetaSP und MiniDV haben die Kurzfilme eins gemeinsam, das Thema:
Nix wie weg.
„Shorts Attack“
Das Kurzfilmfestival
Sa 19.2. 20 Uhr
DEW21 KUNDENZENTRUM,
DORTMUND
Infos: 0231-5027710
Mehr Service an der Ruhr
Das Ruhrgebiet, eine polyzentristische Region, sucht sich selbst. Wir wollen, dass
Sie in unserem Magazin besondere Ereignisse und Veranstaltungen finden.
Klassische Stadtmagazine präsentieren fürs Finden eher Kleinstgedrucktes im Stile
von Telefonbüchern als Mini-Hinweise. Was erfahren Sie dabei? Bei über 90 Prozent
der benannten Ereignisse wenig. Wir halten diese Art der Darstellung für überholt
und wählen bewusst andere Formen auf den Auswahl-Seiten.
Fr 18.2. 19.30 Uhr, Kammerspiele
Keine oberflächliche Exotik
Sie ist eine junge Frau, deren unbändiger Hunger nach Leben sie in einen
Selbstmordversuch treibt. Er, am
Leben gescheitert, landet ebenfalls
nach dem Versuch, sich das Leben zu
nehmen, in der gleichen Klinik. Bei
aller Verschiedenheit haben sie Eines
gemeinsam: Als Deutschtürken sitzen
sie zwischen allen Stühlen. So werden Cahit und Sibel zum Paar –
zunächst nur zum Schein, denn Sibel
will mit einer Scheinehe mit einem
Landsmann den engen Moralvorstellungen ihrer Familie entfliehen. Die
tatsächliche Annäherung der beiden
scheitert, als Cahit im Affekt Sibels
Exgeliebten erschlägt. Am Ende beginnen beide, jeder für sich, ein neues Leben an einem neuen Ort.
Die Oper „Gegen die Wand“ wurde
2008 in Bremen uraufgeführt und
entstand nach dem gleichnamigen
Film von Fatih Akin aus dem Jahr
2004, der mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet und in der Öffentlichkeit über Wochen kontrovers diskutiert wurde. Der Komponist Ludger
Vollmer schrieb für diese packende
Geschichte hochemotionale Musik,
für die er neben westlichen Orchesterinstrumenten auch türkische Instrumente verwendet: die Laute Saz,
die Blasinstrumente Kaval (eine Art
Flöte) und die oboenartigen Zurna
und Mey, verschiedene Schlaginstrumente und ein Cimbalom (Hackbrett). Dabei geht es Vollmer nicht
um oberflächliche Exotik. Oft ließ er
sich von anderen Musikkulturen oder
von sehr alter europäischer Musik inspirieren, stets mündend in die Anverwandlung eines anfangs fremden
Idioms in die eigene musikalische
Sprache.
Gegen die Wand
Revidierte Fassung von 2009
Sa 26.2. 19.30 Uhr (Premiere)
THEATER HAGEN, GROSSES HAUS
Infos: 02331-2073218
Genießen Sie deshalb unsere Empfehlungen des Monats, beginnend mit einer ruhrgebietsweiten Besonderheiten-Schau, danach die Tipps nach Städten sortiert und
wie immer persönlich ausgewählt. Das polyzentristische Ruhrgebiet braucht weniger Telefonbücher, dafür mehr Service. Wir legen schon mal vor. (die Redaktion)
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Parzival (Premiere)
Parzival weiß von nichts. Seiner Mutter fragt er Löcher in den Bauch.
Doch sie erklärt ihm nichts. Sie will
ihn vor der Welt bewahren und hat
ihn deshalb in der Einöde großgezogen. Aber Parzival will die Welt sehen, möchte ein Ritter werden. Er
zieht los, trifft bald schon auf Artus
und die Ritter der Tafelrunde und
stellt die dümmsten Fragen. Doch der
dumme Junge ist stark, erschlägt den
roten Ritter und legt sich seine
Rüstung an. Ein alter Mann unterrichtet ihn. Sagt ihm, was er tun soll
und was nicht: Vor allem soll er nicht
mehr fragen. Und Parzival gehorcht ...
Regie: David Bösch.
Sa 19.2. 19.30 Uhr,
Schauspielhaus
Kasimir und Karoline (Premiere)
Kasimir ist Chauffeur. Gestern wurde
er entlassen, morgen muss er aufs
Arbeitsamt, aber heute geht er aufs
Oktoberfest – mit Karoline, seiner
Braut. Die will sich amüsieren, Eis
essen, mit der Achterbahn fahren.
Doch das ist ein teurer Spaß. Kasimir
hat Angst, dass Karoline ihn verlassen
wird. Jetzt wo er arbeitslos ist.
„Und die Liebe höret nimmer auf“,
heißt es im Untertitel zu Horváths
Stück. Doch was ist ein Mensch wert,
wenn er keine Arbeit mehr hat? Und
was kann die Liebe da ausrichten?
Regie: Lisa Nielebock
Infos: 0234-33335555
www.boropa.de
BAHNHOF LANGENDREER
Do 10.2. 20 Uhr (Studio 108)
Zu alt für Lambada,
zu jung zum Sterben
Drastisch, provokant und hintersinnig verpackt die Vollblutkomikerin
wahnwitzige Geschichten, die ihr,
eingeklemmt zwischen dem Trucker
Basti, der Nervensäge Ramona und
der Familie Ferini aus Napoli, widerfahren. Zwischen stop and go wird
ihr bewusst, wie sehr sich doch ihr
Leben seit dem mppffffzigsten Geburtstag verändert hat. Patrizia Moresco spricht mit Stimme und Körper
und wechselt im atemberaubenden
Tempo Dialekte, Sprachen und
Rollen.
Termine tr_02-11_Termine 02/10 24.01.11 14:54 Seite 3
Auswahl
DORTMUND
ESSEN
ZECHE BOCHUM
THEATER DORTMUND
KONZERTHAUS
MUSEUM FOLKWANG
Mi 9.2. 20 Uhr
Sa 19.2. 20 Uhr Studio
Fr 18.2. 20 Uhr
Fr 4.2. 20 Uhr
Marteria
Ostersonntag
Gisbert Zu Knyphausen
Die Rottenkinckschow
Nach langen Jahren im kuscheligen
Underground hat es Gisbert Zu Knyphausen 2010 in die erste Riege der
bundesdeutschen Songwriter geschafft: Sein Album mit dem zum
Zerreißen schönen Titel „Hurra! Hurra! So nicht.“ platzierte sich weit
oben in den Charts, die Konzertsäle,
in denen er auftrat, wurden größer
und größer. Genau der richtige Zeitpunkt also, um sich einer Nagelprobe
auszusetzen, nämlich der akustischen
Pop-Abo-Reihe im Dortmunder Konzerthaus. Knyphausen wird dort seine
sowieso schon reduzierten Songs bis
auf Haut und Knochen freilegen.
Man darf gespannt sein, ob sie dann
noch genau so stimmungsvoll wirken
wie auf der Platte.
Infos: 0231-22696200
www.pop-abo.de
Drei der wichtigsten jungen Lyrikerinnen haben sich zusammengetan,
um eine eigenwillige Performance
auf die Bühne zu bringen: Ann
Cotten, Monika Rinck und Sabine
Scho. Was den Besucher erwartet,
umschreibt Sabine Scho mit den
Worten: „Die RKS lebt vom allmählichen Verfertigen des Verstörens beim
Machen. Und das öffentlich. Wir
stellen sie nicht heimlich dann Zuhause nach oder studieren sie schon
vorher wie das Forellenquintett ein.
Es geht nicht um Perfektion, sondern
um die Frage nach der Performance
und ob üben eigentlich feige oder
nur unüberraschend ist. Wir alle drei
sind, so gut wie jeder Intellektuelle,
der den Namen verdient, beherrscht
vom Dämon der Selbstüberraschung.
Denn wir sind es leid, einfach mit
schon fertigen Torten zu schmeißen.“
Infos: 0201-8845444
www.museum-folkwang.de
Wenn es 2010 einen Act gab, der dem
deutschen HipHop neue Impulse zu
geben in der Lage war, muss das
Marteria aus Berlin gewesen sein. Der
gebürtige Rostocker mit Schauspielausbildung und Vergangenheit im
Nachwuchscamp des Fußballvereins
FC Hansa schaffte dabei den Spagat
zwischen poppigen Tönen und zumindest hierzulande unerhörten
Rap-Styles. Sein Album „Zum Glück
in die Zukunft“ schaffte es im
September in die Top Ten der deutschen Albumcharts und bewies, dass
deutscher Rap auch in seiner Breite
nicht so rückständig ist, wie viele
gerne bekritteln. Zumal Marteria
auch live immer für Überraschungen
gut ist.
Infos: 0234-29879572
www.zeche.com
PRINZ REGENT THEATER
Eine Familienidylle erweist sich als trügerisch. Ausgerechnet am Ostersonntag wird ein vergessener Brief zum
Auslöser für die längst fällige, große
Aussprache: Die Familie, deren Mitglieder auf unterschiedliche Weise an
den Normen, Werten und Erwartungen der Gesellschaft scheitern,
droht zu zerfallen. Ostersonntag ist der
peisgekrönte Debütroman von Harriet
Köhler aus dem Jahr 2007. Björn
Gabriel hat ihn bereits für das Staatsschauspiel Dresden dramatisiert, inszeniert und auch selbst gespielt.
www.theaterdo.de
Infos: 0231-5027222
Fr 11.2. 20 Uhr
FLETCH BIZZEL
Fabian
und das Stromorchester
Do 17.2. 20.30 Uhr (Premiere)
Fabian und das Stromorchester spielen Lo-Fi Symphonien aus dem
Ruhrgebiet, unbescheidene Stromgitarrenmusik, die gehört werden will.
Dazu Texte zwischen Zynismus und
Zuckerguss über die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Porzellangirls in
Elefantenläden, die Liebe in den
Zeiten der Cola-Zero und die letzten
kleinen Wunder auf dieser Dreckswelt. Eintritt frei
KUNSTMUSEUM
bis 6.2. Di-So 10-17, Mi bis 20 Uhr
Out of the office
Zu sehen ist Kunst des 20. Jahrhunderts, die man sonst nicht zu sehen
bekommt. Die ausgestellten Werke –
überwiegend Malerei deutscher
Künstler – sind von Firmensammlungen der Region entliehen. Über
die Bedeutung der einzelnen Kunstwerke hinaus klingen zentrale Fragen
zum Sammeln zeitgenössischer Kunst
und zur kulturellen Rolle und Aufgabe von Firmensammlungen an.
Anregend und in der Auswahl der
Werke: wirklich gut!
Infos: 0234-9104230
www.bochum.de/kunstmuseum
DOMICIL
Do 17.2. 20 Uhr
Uwaga!
Mit einem CD-Release-Konzert kehrt
Glaube, Liebe, Hoffnung
In der neuen Produktion der Gruppe
„Die Fremden“ spielen drei Generationen zusammen. Neben den TeilnehmerInnen der Mitgranten -Theatergruppe, die seit 2005 besteht sind
diesmal Darstellerinnen der Gruppe TaV (Theater am Vormittag) dabei.
Sie sind zwischen 55 und 70. Gemeinsam erarbeiten sie „Glaube,
Liebe, Hoffnung“ von Ödön von Horvath - interkulturell und intergenerativ. Horvath beleuchtet in seinem
1936 uraufgeführten Text ein modernes Thema: Den Zusammenhang
von Arbeitslosigkeit und Armut, die
nicht enden wollende Spirale
vom kleinen ersten Schritt in die
Kriminalität und dem zweiten noch
kleineren in den sozialen Abgrund.
MUSEUM OSTWALL IM U
Di, Mi 10-18, Do, Fr 10-20,
Sa, So 11-18 Uhr
Das Museum als Kraftwerk
Ein Einblick in die Sammlung des
kommunalen Museums, als Erstpräsentation nach dem Umzug vom Ostwall ins Dortmunder U. In Kabinetten, die mitunter leider zu wenig
Abstand zulassen, werden die Schwerpunkte systematisch herausgearbeitet, darunter die Klassische Moderne
sowie ZERO und Fluxus.
Infos: 0231-5023247
www.museumostwall.dortmund.de
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ZECHE CARL
Sa 19.2. 20 Uhr
Mr. Irish Bastard
das deutsch-polnische Jazz-Quartett
Uwaga! zurück an seine Erfolgsstätte,
das Domicil. Im Oktober letzten
Jahres wurde die Gruppe dort als eine
von drei Preisträgern des creoleWeltmusikwettbewerbs ausgezeichnet. Jetzt präsentiert man mit dem
neuen Album „UWAGA! Achtung“
den zweiten Wurf dieses CrossoverJazz-Projektes. Auch hier erstaunt
man vor der sauberen Verschmelzung
von Klassik und Jazz, eingewickelt in
dynamische bis tanzbare Rhythmen,
die vor allem durch den dreivierteligen Tango voranpreschen. Der andere große Input kommt aus der GypsyMusik, mit dem auch die nahezu
straßenmusikalische Spielfreude einhergeht, die alle vier auf der Bühne
teilen. „UWAGA!“ ist technisch anspruchsvoll verpackter Sprengstoff
auf jazzigem Boden.
Infos: 0180-5040300
www.domicil-dortmund.de
Die achtköpfige Formation aus
Münster hat sich binnen weniger
Jahre einen weitreichenden Namen
gemacht. Dabei sollte ihr Irish FolkPunk nicht als bloßes münsterländisches Abziehbild der Pogues gesehen
werden. Hier wird öfters die melodiöse Linie verlassen, um der gitarrenlastigen Punk-Energie Platz zu schaffen. Beim 2010 erschienenen Album
„A Fistful of Dirt“ hat man eine gelungene Mischung der beiden Stile
gefunden, zumal Lady Lilys Tin
Whistle hier treibender als bei den
Alben zuvor ist. Berühmt sind Mr.
Irish Bastard aber vor allem wegen
ihrer gemütlich-rockigen und trinkfreudigen Gigs, auf denen fast jedes
Lied nach dem Gang zur Theke
schreit. Mit den „Porters“ aus Düsseldorf haben sie dazu den passenden
Support.
Infos: 0201-8344417
www.zechecarl.yolasite.com
Termine tr_02-11_Termine 02/10 24.01.11 14:55 Seite 4
Auswahl
KREFELD
MÜLHEIM
OBERHAUSEN
THEATER KREFELD
THEATER AN DER RUHR
THEATER OBERHAUSEN
Sa 19.2. 20 Uhr (Premiere)
Mo 7.2. 19.30 Uhr (Premiere)
Fr 18.2. 19.30 Uhr
Othello /
Ein Sommernachtstraum
Peter Pan & the Lost Boys
Iphigenie auf Tauris (Premiere)
Peter Pans Geschichte ist längst Teil
der populären Kultur des 20. Jahrhunderts: Der Junge, der nicht erwachsen werden will, ist Anführer
der Bande Lost Boys, mit denen er die
Bürgerkinder Wendy, John und Michael aus dem viktorianischen London auf die abenteuerliche Insel
Neverland entführt. Gemeinsam
bestehen sie Abenteuer und besiegen
Hook, Peters Gegenspieler, in einer
blutigen Schlacht.
Johann Wolfgang von Goethe benutzt die mythologische Vorlage, um
verschiedene Standpunkte zu der
Konfliktsituation, in der sich Iphigenie befindet zu diskutieren: Muß
sie ihr persönliches Schicksal hinten
anstellen, wenn sie damit einen barbarischen Brauch außer Kraft setzen
kann und so das Leben vieler Menschen rettet? Oder muß es vor allem
darum gehen, sich und die Menschen, die man liebt in Sicherheit zu
bringen? Am Theater Oberhausen
wird Iphigenie auf Tauris von dem
dreißigjährigen Sarantos Zervoulakos
inszeniert, der im Juni 2010 sein
Regiestudium am Max Reinhardt
Seminar in Wien abschließt.
Infos: 0208-8578184
William Shakespeare kannte die
menschliche Seele mit ihren Leidenschaften und Abgründen. Er wusste
um die alles außer Kraft setzende
Macht der Liebe und gestaltete sie
auf unterschiedliche Weise – auch in
Othello und Ein Sommernachtstraum. Doch so unterschiedlich diese
beiden Werke in ihrer Thematik auch
sein mögen, in einem wesentlichen
Punkt stimmen sie überein: Die Liebe
gerät durch das Einwirken fremder,
äußerer Kräfte aus den Fugen. Diese
Klammer verbindet auch den zweiteiligen Ballettabend von Robert
North. Darin wird die tragisch endende Liebe Othellos zu Desdemona mit
dem glücklichen Ausgang der Liebeswirren im nächtlichen Elfenwald
kontrastiert: Zu Benjamin Brittens
Variations on a theme of Frank
Bridge entwickelt North ein fesselndes dramatisches ‚Kammerspiel’ für
vier Tänzer, das das Publikum auf
beklemmende Weise in seinen Bann
zieht.
Infos: 02151-8050
KULTURFABRIK KREFELD
Fr 18.2. 19.30 Uhr
End of Green
RINGLOKSCHUPPEN
Sa 5.2. 19.30 Uhr
Deutscher Propeller
Die literarisch-musikalische Seance
erzählt eine tragikomische Dreiecksgeschichte im Skinheadmilieu der
ostthüringischen Provinz: Auf dem
geerbten Hof nistet sich der NeoNazi Konnan bei seinem dort nur
Wohnrecht genießenden Cousin
Sven-Maik ein. Bald taucht nicht nur
Konnans Mob auf, sondern auch
seine derzeitige Affäre Cora, ExPunkerin aus bürgerlichem Elternhaus. Als Sven-Maik Cora schließlich
zu nahe kommt, kommt es bei einer
Hofparty zum tödlichen Showdown.
Do 17.2. 20 Uhr
Bela B.: Exit Mundi.
Die besten Weltuntergänge
Wohl kein anderes End of GreenAlbum stieß auf so große Erwartungen wie das im letzten Jahr ausgekoppelte „High Hopes in Low Places“.
Die Feuerprobe wurde in neuem Stil
begangen. Weniger Tempo und Metal-Breaks bestimmen die Tracks,
stattdessen setzen die selbsternannten „Melancholics“ vermehrt auf
melodiösen Rock mit schweren Akkorden. Diese liefern das passende
Gerüst für den Gothic-Gesang des
Sängers Darkness. Doch End of
Green-Konzerte pendeln sich atmosphärisch nicht selten zwischen einer
bittersüßen Untergangsstimmung
und einer Carpe-Diem-Euphorie ein.
Und sind daher wärmstens zu empfehlen.
Infos: 02151-858687
www.kulturfabrik-krefeld.de
Das Jahr 2012 naht und somit auch
das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Doch nicht nur die Maya haben
Weltuntergansszenarien entworfen.
Von Kometenhagel und Vulkanausbrüchen über Schwarze Löcher bis
hin zur Apokalypse hat der niederländische Journalist Maarten Keulemans so einige Weltuntergänge zusammengetragen. Das Hörbuch hat
Oberarzt Bela B. eingelesen und er
stellt es in einer Leseshow live vor.
Wer das fulminante Hörbuch „Die
Brautprinzessin“ kennt, das der Musiker gemeinsam mit Jochen Malmsheimer gelesen hat, weiß, dass hier
nicht einfach ein beliebiger Promi ausgewählt wurde, sondern dass Bela B. ein
begnadeter Vorleser ist.
Infos: 0208-993160
www.ringlokschuppen.de
EBERTBAD
Do 3.2. 20 Uhr
Heinz Strunk in Afrika
Wenn Heinz Strunk eine Reise tut,
dann will er nichts erleben: Meerblick, gutes Essen und Erholung ist
alles, was er sich im allweihnachtlichen Urlaub verspricht. Doch in
Kenia geraten er und sein mitreisender Freund in Unruhen, denn am 2.
Weihnachtsfeiertag sind Wahlen angesetzt und die sorgen in afrikanischen Ländern häufig für Konflikte.
Doch auch von nächtlichen Gewehrsalven lassen sich die Urlauber nicht
davon abhalten, ein Taxi nach Mombasa City zu besteigen.
Heinz Strunk schafft es mit seinen
neuen Romanen nicht wirklich, an
seinen erfolgreichen Erstling „Fleisch
ist mein Gemüse“ anzuknüpfen. Doch
ein Garant für einen unterhaltsamen
Abend ist er live allemal.
Infos: 0208-2054024
www.ebertbad.de
KÖNIG-PILSENER-ARENA
So 27.2. 20 Uhr
Kim Wilde
2003 trafen sich mit Nena und Kim
Wilde zwei Sängerinnen zum Wiederbelebungsauftrag der 1980er
Pop-Musik. „Anyplace, Anywhere,
Anytime“ beflügelte vor allem die
Karriere der Sängerin aus Chiswick,
die bis dahin noch als gelernte
Landschaftsgärtnerin den grünen
Daumen in Fernsehsendungen hob.
Das war Schnee der Neunziger. Mit
dem erfolgreichen Album „Come Out
and Play“ geriet 2010 zu einem weiteren Kim Wilde-Comeback-Jahr.
Statt luftigen Outfits trägt man nun
elegante Blazer, doch die synthiepoppigen Töne halten weiterhin die
kurzen Strophen mit den Ohrwurmerprobten Refrains zusammen. Live
wird die Wiederbelebung fortgesetzt.
Infos: 0208-82000
www.koenig-pilsener-arena.de
IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer Verlag Joachim Berndt
Redaktion:
Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.)
Thomas Müller
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Frank Brenner,
Alexandra Brundiers, Lutz Debus,
Hartmut Ernst,
Rolf-Ruediger Hamacher,
Thomas Hirsch, Tom Jost,
Dawid Kasprowicz, Kim Ludolf Koch,
Thomas Linden, Karsten Mark
Christian Meyer, Anne Nüme,
Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler,
Anna Schiff, Frank Schorneck,
Christian Steinbrink, Olaf Weiden,
Christian Werthschulte,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik:
Michael Hennemann, Mathias Mortag,
Thomas Müller
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Fax 0234-9419191
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Verbreitete Auflage:
34.146 Exemplare, IVW
IV/2010
Nicht gesondert gekennzeichnete
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MDT
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films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 13:26 Seite 18
DIE GROSSE
KUNSTAUSSTELLUNG
NRW DÜSSELDORF
13.02.–06.03.2011
WWW.DIEGROSSE.DE
MUSEUM KUNST PALAST · KULTURZENTRUM EHRENHOF
Ehrenhof 4–5 · Düsseldorf · Di–So 11–18 Uhr · Do 11–21 Uhr
Große Kunstausstellung NRW Düsseldorf 2011 · Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V.
Kunstpreis der Künstler: Horst Egon Kalinowski. »Zeichen einer Welle«. 1980