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Februar 2011 www.trailer-ruhr.de MATT DAMON JOSH BROLIN TRUE GRIT EIN FILM VON JOEL & ETHAN COEN www.truegritfilm.de JEFF BRIDGES 33 3 /-'#!)0+*!0'$ &',% !))%..0+*%,*$#&'*$+1-(' %",/!, /*$ '#&!,$!)."2 %",/!, K 5 Kein schöner Land – das Ruhrgebiet, Foto: Stefan Lindauer trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I Februar 2011 5 Klima-Expo 2020 Weltausstellung zum Thema Klimaschutz im Ruhrgebiet? Kino. 28 Film des Monats: „Another Year“ Unprätentiöses Alltagsdrama 29 Vorspann Film-ABC/Kino-Kalender trailer gibt einen Ausblick auf das Februar-Kino 30 weitere Filmbesprechungen 33 culture club Kino Café „Morning Glory“ im UCI Bochum und Duisburg 35 Kino.Ruhr. Im Portrait: Schauburg Dortmund culture club Preview „True Grit“ in der Filmwelt Herne Bühne. 2 MIR 4 Grugahalle Essen 8 Theater RUHR. „Sauerstoff“ am Dortmunder Theater 9 Klassik in NRW/Rottstr. 5 Die Oper Köln inszeniert „Die Csárdás-Fürstin“ 10 Theater Premiere „Die unsichtbare Hand“, Theaterhalle Moers 12 Theater RUHR „Nathan der Weise“, „Visitor Q“, „Das Interview“ 11 Duisburg Marketing/Aalto Theater 13 Fletch Bizzel: Geierabend 14 Theater RUHR „Anatevka“, „Waisen“, „Drei Schwestern“ 15 Consol Theater/Theater Duisburg 16 Theater RUHR/Tanz in NRW Schnitzlers „Traumnovelle“ in Mülheim Tanz in Schulen – Projekt „180 Grad Drehung“ 17 Rü-Bühne/Kulturzentrum Wichern Bahnhof Langendreer/ Flottmann Hallen Cabaret Queue 18 Opernzeit/Oper in NRW Brittens Kammeroper „The turn of the screw“ „Ein Maskenball“ in Hagen 19 Fletch Bizzel / Theater am Schlachthof 20 Bucardo/Komikzentrum Ruhr Vom Pussyterror zum Ödipuskomplex 21 Landestheater Neuss / Ebertbad 22 Theater im Depot/ Kleines Theater Essen Theater in NRW „Deutscher Propeller“ in Mülheim 23 DEW21 / Shaolin /Kulturfabrik Krefeld Theater Oberhausen 24 Theater-Kalender Die Termine der aktuellen Spielzeit 35 culture club „Rock the Ballet“ 43 Varieté et cetera KÖLN-THEMA ist Zahltag THEATER THEATER Wahltag RUHR.2010 Foto: Birgit Hupfeld 12 Musik. 35 culture club Lisa Bassenge im Konzerthaus Dortmund 42 Popkultur in NRW Was ist Witch House? Improvisierte Musik in NRW Das Blechblasensemble „Blechschaden“ in Essen 43 Westfalenhalle Concert Team Kompakt Disk Neue Alben im Februar www.trailer-ruhr.de/musik MDT trailer spezial. Literatur. 36 Literatur-Portrait Marcel Maas: Play. Repeat. 37 Medienforum Essen Literatur-Kalender Literatur-Termine der Region ComicKultur Tipps und Comic-Neuerscheinungen www.trailer-ruhr.de/literatur Wortwahl Literatur aus und über Amerika www.trailer-ruhr.de/literatur Poetry Die monatliche Video-Kolumne von Sebastian23 www.trailer-ruhr.de/literatur MDT MDT MDT 4 Intro Ein Ausblick auf die Themen der Februarausgabe 6 Über Tage Interview mit Holger Bergmann, Ringlokschuppen 7 Innovation Durch Australien im autarken E-Mobil 44 Auswahl trailer-Tipps der Ruhrgebiets-Kulturszene Weitere Auswahl-Tipps: www.trailer-ruhr.de/auswahl.de Viele weitere ausführliche Empfehlungen lesen Sie dort: Bochum: “Parzival“ im Schauspielhaus Dortmund: „Uwaga“ im Domicil Duisburg: „Jason Callett“ im Steinbruch Essen: „Mr. Irish Bastard“ in der Zeche Carl 46 Impressum Verlosungen www.trailer-ruhr.de/verlosungen Magenbitter Jäger der verlorenen Schätze www.trailer-ruhr.de/spezial MDT MDT MDT MDT MDT MDT Kunst. 38 RuhrKunst Aktuelle Ausstellungen in der Region 40 Kunstwandel Der Fotograf Thomas Struth 41 Bundeskunsthalle Kunst-Kalender Eine Auswahl der NRW-Ausstellungen im Februar Komikzentrum KINO Foto: Nele Martensen 20 Film des Monats MUSIK 28 MDT Lesen Sie mehr auf den neuen InternetSeiten! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. culture club KUNST 35 Foto: Thomas Struth Kunstwandel 40 Intro Cool. Unsere Grugahalle 05 | 02 | 2011 Der Familie Popolski „From Zabrze with Love“ 06 | 02 | 2011 Movie-Event Große Film- und DVD-Börse 12 | 02 | 2011 Mystische Welten Die Rückkehr der Shaolin 19 | 02 | 2011 Dieter Nuhr „Nu(h)r die Ruhe“ 02 | 03 | 2011 Dr. Eckart von Hirschhausen „Liebesbeweise“ 04 | 03 | 2011 37. Essener Volkskarneval Galasitzung 13 | 03 | 2011 Pur Live und Akustisch 19 | 03 | 2011 Atze Schröder Revolution 26 | 03 | 2011 Suberg’s Ü-30 Party Der große Party-Spaß 28 | 03 | 2011 Nils Landgren & The Bohuslän Big Band Featuring the music of Cole Porter 15 | 05 | 2011 Herbert Knebel Solo „Ich glaub, ich geh kaputt…“ 24 | 06 | 2011 Blink-182 Die Punk-Rocker live auf Tour 02 | 10 | 2011 Helge Schneider „Buxe voll!“ 03 | 12 | 2011 21. Oldie Night mit Racey, T. Rex, Troggs u.a. facebook im Regal: das Gesichtsbuch, Foto: Francis Lauenau Internett - Die neuen Seiten von trailer-ruhr.de Noch vor Wochen gingen mir die gutbetuchten Netzbenutzer auf die Nerven. Immer und überall zückten sie ihre flachen Elektronikgerätschaften, die nicht gerade für 'nen Appel und 'n Ei zu haben sind, aber doch irreführenderweise „Apple“ und „I“ heißen, um mit Belanglosigkeiten den Planeten zu beglücken. „Bin müde!“ und „Mir ist langweilig!“ waren schon geistreiche Äußerungen. Nein, eine Teilhabe an sogenannten Sozialen Netzwerken kam für mich nicht infrage. Durch den Lebenswandel meiner Töchter, deren Gesichter Nachts fast immer von dem zarten blauen Schein ihrer Kommunikationsaggregate angestrahlt sind, wurde ich dann aber doch nachdenklich. Irgendetwas muss doch dran sein an Facebook und Konsorten. War ich schon so kulturpessimistisch und zivilisationskritisch eingestellt wie meine Großmutter, die vor 45 Jahren einen gewissen Herrn Donald Duck für den Untergang des Abendlandes verantwortlich machte? Ich meldete mich beim Gesichtsbuch an und war sofort entzückt. So viele Freunde wie dort hatte ich im analogen Leben niemals gehabt. Natürlich hat diese rasante Veränderung auch Auswirkungen auf die Presselandschaft. Das Ende der Papierepoche wird bereits prophezeit. Die negativen Folgen für die Textproduzenten scheinen klar zu sein. Wenn jeder schreibt, wird der Schreiber überflüssig. Aber der erste Eindruck trügt. Inzwischen gelingt es manchen Verlagen, im Internet den Boden wieder gutzumachen, den sie im Blätterwald verlieren. Kann das funktionieren? Wir unternehmen in diesem Monat ein Experiment. Gern möchten wir von Ihnen wissen, wie Ihre Medienwelt aussieht. Woher beziehen Sie Ihre Informationen? Welches Medium hilft Ihnen bei der Meinungsbildung? Ihre Antworten senden Sie bitte an info@trailerruhr.de oder altmodisch an unsere Postadresse. Um Sie auf unsere neue Internetpräsenz zu locken, verlagern wir viele unserer Texte dorthin. Nur elektronisch genießen können Sie ein Interview mit Claus Leggewie zum TRAILER-THEMA im Februar: KLIMA-EXPO 2020. Weiterhin auch auf Papier wird von Bühne und Literatur berichtet. In Köln wird die Operette CSÀRDÀSFÜRSTIN als ChristopherStreet-Day auf die Bühne gestellt. Über seine Produktion DIE UNSICHTBARE HAND redet trailer mit dem Intendanten des Schlosstheaters Moers ULRICH GREB. Zweieinhalb Finanzkrisen sind an einem Theaterabend zu erleben, das ist echter Turbokapitalismus. Die SCHAUBURG in Dortmund präsentiert sowohl Kino wie Kleinkunst. trailer sprach mit der Leiterin EDITH PIOCH-VOGT. Für die Lesenden sei der Rave-Roman PLAY.REPEAT von MARCEL MAAS empfohlen. Im Kino laufen viele sehenswerte Filme an. Endlich mal wieder ein Western, jubiliert Hollywood anlässlich des neuen Coen-Brüder-Epos TRUE GRIT. Statt einem schießwütigen Kerl steht dem Cowboy hier ein kleines freches Mädchen zur Seite. ANOTHER YEAR von Mike Leigh ist ein britisches, sensibel erzähltes aber recht undramatisches Drama über ein glückliches älteres Ehepaar und deren unglückliches Umfeld. Aber auch eine deutsche Produktion kann das Herz erobern. POLL erzählt von der Endzeitstimmung 1914 im Baltikum. Senden Sie uns Ihr Feedback zu den neuen Seiten von trailer-ruhr.de! LUTZ DEBUS MDT Terminstand: Januar 2011 . Änderungen vorbehalten MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr info@grugahalle.de . www.grugahalle.de 4 Was hören, lesen, sehen Sie, in Prozent geschätzt: TV, Rundfunk, Gedrucktes, Internet ? E-Mail bis 28.2. an info@trailer-ruhr.de, Kennwort: Internett trailer verlost unter allen Einsendungen eine Städtereise für 2 Personen in Europa. Thema Nichtraucherschutz für unseren Planeten, Foto: Francis Lauenau Bock wird Ziergärtner Eine Klima-Expo im Ruhrgebiet ist für 2020 anvisiert Der ehemalige Kohlenpott soll im Jahr 2020 eine Energiegewinnung bieten sich viele Möglichkeiten. tennähe, auf dem offenen Meer und auf dem Land Weltausstellung zum Thema Klimaschutz ausrich- Technisch ist das Null-Energie-Haus, also das Ge- beheimatet, findet im Revier auf den Bergehalden ten? Die Idee, die Medienberichten zufolge vom bäude, das ohne fossile Energieträger auskommt, attraktive Standorte. Im vergangenen November Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Bara- schon heute massenweise umsetzbar. Eigenheime, schlossen der Energiekonzern RWE und der Bergnowski stammt und inzwischen sowohl von den die sogar unterm Strich Energie einspeisen kön- baukonzern RAG ein Kooperationsabkommen. Auf nen, sind inzwischen den bis zu 200 Meter hohen Erhebungen sollen sich RUHR.2010-Geschäftstrailer-Thema im Februar: ebenfalls möglich. Eine nicht nur Rotoren drehen. Als Energiespeicher wird führern Fritz Pleitgen und flächendeckende Um- in Zeiten von viel Wind und wenig Verbrauch Wasser Oliver Scheytt wie auch rüstung der Wohnbe- in Bassins gepumpt, das bei Flaute für Spannung im der Ministerpräsidentin In zehn Jahren soll eine Weltausstellung zum Thema bauung, die zu einem Netz sorgt, indem es Turbinen antreibt. Eine PilotanHannelore Kraft befürKlimaschutz im Ruhrgebiet stattfinden. Blüht uns ein großen Teil aus den lage ist auf der Halde Sundern in Hamm geplant. wortet wird, scheint auf ökologisches Mekka, nachdem die Region nun Kulturmetropole geworden ist? Bausünden des letzten den ersten Blick wie ein Jahrhunderts besteht, Nach dem im Großen und Ganzen erfolgreichen schlechter Scherz. Über hundert Jahre stand die Region für Staub, Qualm wäre eine Mammutaufgabe, die Vollbeschäftigung Kulturhauptstadtjahr blüht dem Ruhrgebiet also und Gestank. Noch heute ist das Ruhrgebiet mit und Umweltschutz garantieren würde. Ökologische vielleicht bald ein neues Highlight. Die Klimaseinen Kraftwerken, Industrieanlagen, seinem star- Verkehrssysteme könnten besonders in Ballungs- Expo könnte Entwicklungen, die bei der Internatiken Autoverkehr und der dichten Besiedelung mit zentren effektiv eingesetzt werden. Der Öffentliche onalen Bauausstellung Emscher Park von 1989 bis zumeist schlecht gedämmten Häusern der größte Nahverkehr wäre durch intelligente Verzahnung 1999 angestoßen und während der RUHR.2010 Kohlendioxid-Emittent der Republik. Eine Öko-Expo und dichtere Taktung attraktiver auch für bisherige fortgeführt worden sind, vollenden. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt hieße, den Bock zum Zier- Autofahrer. Wer unbedingt weiter das Automobil mancher Bewohner nach Hauptstadtjahr und den gärtner zu machen. Andererseits, wahrscheinlich nutzen möchte, könnte auf Modelle mit alterna- familiären Festtagen ein wenig feiermüde sein liegt gerade darin der Charme der Idee. Änderungs- tiven Antriebsarten umsteigen. Aber auch neue mag, die Chance, nicht nur als Kulturmetropole, potentiale zum Besseren sind gerade dort gut zu Energiequellen könnten nach dem Ende des Stein- sondern auch als ökologische Modellwelt wahrkohlebergbaus genutzt werden. Durch seine Ver- genommen zu werden, sollte nicht vertan werden. finden, wo die Situation besonders dramatisch ist. gangenheit ist das Ruhrgebiet das wohl geologisch Natürlich ist noch völlig unklar, ob sich das RuhrDie flächendeckende Umrüstung am intensivsten erforschte Gebiet in der Republik. gebiet gegen andere Bewerber aus den USA, Thaider Wohnbebauung ist eine MammutDiesen Umstand machen sich jetzt schon Erdwär- land, der Türkei und anderen Ländern durchsetzen aufgabe, die Vollbeschäftigung und me-Projekte zu nutzen. In Bochum residiert das kann. Essen ist nach wie vor nicht New York. Aber Umweltschutz garantiert Internationale Geothermie-Zentrum. Heißes Gru- wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Im Falle einer positiven Antwort vom Bureau International des Was aber könnte das Ruhrgebiet in zehn Jahren benwasser ist also das Grubengold von morgen. Expositions in Paris wäre viel zu tun. Und natürbieten? Immer wurden bei Weltausstellungen lich stellt sich dann spätestens die Frage nach der technische Neuheiten der staunenden Öffentlich- Nirgendwo sonst ist die Landschaft so Finanzierbarkeit des Projektes. Mehr noch als bei keit gezeigt. Während im Jahr 1889 in Paris der sehr „bedacht“ Eiffelturm eingeweiht wurde, präsentierten Ingeni- Aber nicht nur aus der Erde, sondern auch vom Him- der RUHR.2010 entstehen allerdings durch Inveseure in der Weltausstellung von Chicago vier Jahre mel kommt Energie. Gelsenkirchen nennt sich schon titionen in Ökologie dingliche Werte. Wer ein später den Elektrischen Stuhl als menschenfreund- seit Jahren Solarstadt. Das Knowhow, das durch In- Solardach besitzt, hat seine Stromrechnung für lichere Entleibungsmethode, die den bis dahin ver- dustriebetriebe und Hochschulen hier konzentriert die nächsten 30 Jahre bezahlt. wendeten Galgen ablösen sollte. Jede Epoche hatte ist, gibt es in dieser Dichte nirgends sonst im Land. LUTZ DEBUS bislang also ihre Attraktion vorzuweisen. Im Post- Und ebenso nirgendwo sonst ist die Landschaft so karbonzeitalter könnte das Ruhrgebiet zeigen, wie sehr „bedacht“. Selbst die Windkraft, eher in Küsunser Leben in einigen Dekaden aussehen könnte, und – nimmt man die wissenschaftlichen PrognoMDT Interviews mit C.Leggewie & M.Palm sowie Reportagen zur sen zum Klimawandel ernst – auch muss. Sowohl Klima-Expo 2020 unter: www.trailer-ruhr.de/thema in den Bereichen Wohnen, Infrastruktur wie auch Klima-EXPO 2020 5 Über Tage – Ruhr „Der Kulturbegriff der alten Landesregierung war etwas verstaubt“, Foto: SKART „Mehr als Eventisierung“ Holger Bergmann über eine Drehscheibe in Mülheim und Richtungen der Kulturförderung trailer: Herr Bergmann, wie geht es Ihnen im mehr höfisches Theater, sondern Theater vom Volk fürs Volk? Jahre Eins nach Pleitgen? Holger Bergmann: Diese Formulierung ist Dieser Gedanke der Freien Gruppen, auch das vielleicht etwas zu personalisiert. Nach dem kollektive interdisziplinäre Arbeiten, um Welt Jahr, in dem uns ein Hauch von Metropole um darzustellen, der Respekt vor anderen Kulturdie Nase wehte, geht es dem Ringlokschuppen kreisen, anderen Minoritäten, findet sich inzwischen auch immer mehr in gut. Die verschiedenen Grenstädtischen Häusern. Wir hazen zwischen Freiem Theater „Die Farben der politischen und städtischen Häusern sind Landschaft reichen nicht aus, um ben gelernt und zeigen auch auf der Bühne, dass das Leben wie noch nie in Bewegung gedie Bilder der Kunst zu malen” noch etwas turbulenter, verkommen. Das Theater der Welt möchte ich auch in diesem Jahr nicht missen. wickelter geworden ist, als es mit dem „klasDie Kulturhauptstadt wollte allerdings ein sischen Kanon“ dargestellt wird. Schneller-Höher-Weiter vermitteln. Das konnte angesichts der Situation der Städte in der Was wird aus dem Ringlokschuppen in den nächsten Jahren? Finanzkrise nicht wirklich gelingen. Wir möchten gern eine nicht nur kommuHeißt es jetzt also Langsamer-Tiefer-Näher? nale, sondern regionale Schnittstelle zwischen Im Kaffeesatzlesen bin ich nicht geübt. 2011 Freiem Theater, Städtischem Theater, neuen wird eine spannende Zeit. Wir müssen nun de- Produktionsformen und internationalen Profinieren, was Nachhaltigkeit ist. Ist die Parti- duktionen werden. Es soll mehr Projekte wie zipation von Millionen von Menschen auf der „Die Eichbaumoper“ geben mit BürgerbeteiAutobahn nachhaltig, oder eine Aktion, bei ligung, Transformationsprozesse im öffentder gelbe Luftballons in den Himmel gehängt lichen Raum. Im gesamten Ruhrgebiet gibt es werden? Partizipation als ein Wert zum Erhalt kein vergleichbares Zentrum, das für so eine demokratischer Freiheit sollte mehr sein als die Schnittstellenfunktion steht. Eventisierung von Geschichte, Alltag, Kultur. Eine inhaltliche, gestalterische Beteiligung hat Die Kulturpolitik von Schwarz-Gelb wurde auch von der Freien Szene gelobt. Sind die der Kulturhauptstadt in weiten Teilen gefehlt. Chancen der Finanzierbarkeit eines solchen Projektes durch die Wahl der neuen LandesWas wäre möglich gewesen? Im Ruhrgebiet gibt es so eine Grundhaltung regierung weiter gestiegen? „Alles schon erlebt, nur nicht selbst“. Es wurde Tatsächlich ist es der alten Landesregierung der Mythos Arbeit von denjenigen beschworen, gelungen, den Kulturhaushalt zu verdoppeln. die ihn gar nicht kennen. Es wurden von zen- Der Kulturbegriff, der dem zugrunde lag, schien traler Stelle Ballons bereitgestellt. Das Publi- mir allerdings ein wenig verstaubt. Aber inzwikum musste nur noch die Halteseile abwickeln. schen findet die Auseinandersetzung nicht Es wurde vorgesetzt, statt zu fragen „Was hast mehr zwischen den Parteien statt, sondern du denn erlebt?“ und „Wie wollen wir leben?“. zwischen Kultur- und Finanzpolitikern aller Aus den Antworten vieler wird eine Kultur Parteien. Die Farben der politischen Landschaft sichtbar, und Kunst kann diese Fragen viel- reichen nicht aus, um die Bilder der Kunst zu malen. Wir brauchen eine größere Palette. schichtig aufwerfen. beträgt der wirkliche Zuschuss knapp 200.000 Euro. Dazu kommt seit 2010 eine institutionelle Landesförderung von 60.000 Euro. Die Fördersumme macht aber nur ein Viertel unseres Umsatzes aus. Wir haben es geschafft, in einem Segment, das hochsubventioniert wird, eine sowohl künstlerisch avancierte Arbeit zu machen wie auch eine Arbeit, die sich mit der Region verbindet. 2011 sind wir mit einer Produktion beim Tokyo-Festival. 2010 haben wir mit einer Produktion den Deutschen Theaterpreis für Tanz gewonnen. Dagegen steht eine Fördersituation, die uns im Unklaren lässt, wie es in drei Monaten mit Produktionen weitergeht. Wenn das Kulturhauptstadtjahr damit endet, dass nur die Schauspielhäuser gerettet werden, die industriekulturelle Eventisierung weiter gestützt wird, da noch ein Festival und dort noch ein Philharmonisches Musikzentrum eröffnet wird, weitere Millionen ins „goldene U“ gesteckt werden, aber die Freien Häuser auf der Strecke bleiben, würde die Kulturpolitik die Zukunft versäumen. Die Häuser der Freien Kultur leisten sehr kreative Arbeit ohne viel Geld. So etwas können aufgesetzte Großprojekte nicht leisten. Mit Geld müssen jetzt Akzente gesetzt werden. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailerruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Besser fragen als vorsetzen? Genau. Das ist das generelle Kulturverständnis dieses Hauses hier. Das genau repräsentiert doch auch der Gründungsmythos der Freien Theater. Nicht Brauchen Sie auch mehr Geld? Unser kommunaler Zuschuss liegt bei etwas mehr als 500.000 Euro jährlich. Das hört sich zunächst okay an. Für das Gebäude zahlen wir an eine städtische Marketinggesellschaft Miete und Nebenkosten von etwa 320.000 Euro. So 6 46 Holger Bergmann (42) ist Künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens in Mülheim an der Ruhr. Foto: Stephan Glagla e ün Gr Innovation en it Se 11 20 STÄDTE-RANKING RUHR BO DO DU E 12/10 20 18 14 73 Anzahl Elektro-Fahrzeuge Quelle: Kraftfahrtbundesamt u. lokale Ämter Bestanden: Nach dem letzten Härtetest ist das „Buckle-up“-Team nun auf Weltrekordfahrt in Australien, Fotos: Buckle-up Mit dem Wind nach Osten Ein Essener Team durchquert Australien in einem autarken E-Mobil 5.000 Kilometer quer durch den australischen Kontinent - nur mit Elektromotor und Windenergie: Das Essener Team „Buckle-up“ ist seit einigen Tagen auf Weltrekordfahrt und wird voraussichtlich Anfang Februar in Sydney eintreffen. Als so ziemlich alles geregelt war, gab’s unverhofft doch noch ein Problem. Ausgerechnet ein Bambusmast bereitete dem australischen Zoll Bauchschmerzen: „Der musste vier verschiedene Behandlungen und Begasungen vorweisen, damit man ihn ins Land lässt“, wundert sich Produzent Christoph Fleischer auch noch Wochen später. Der SechsMeter-Stange kam freilich Bedeutung zu, denn ohne Mast kein Windgenerator … und ohne Windstrom keine Batterieladung. Der „Wind E-xplorer“ hätte nicht einmal in Perth losrollen können. Mit dem Extremsportler Dirk Gion und Co-Pilot Stefan Simmerer ist „Buckle-up“ angetreten, um die erste Kontinentaldurchquerung eines Windautos zu schaffen. Ihr dreieinhalb Meter langes E-Mobil, im Styling ein wenig an die alten „Silberpfeile“ erinnernd, fährt mit Elektropower aus Lithium-Polymere-Akkus, die den 160 Kilo schweren Zweisitzer rund 400 Kilometer weit bringen können. Sobald genügend Wind von der Seite einfällt, sorgt ein Lenkdrachen („Kite“) für Extra-Vortrieb. Am Ende des Tages, wenn das rote Lämpchen leuchtet, fahren die elektrischen Roadrunner links ran und ziehen besagten Bambusmast nebst 1-Kilowatt-Windgenerator aus dem Unterboden des „E-xplorers“ hervor. Bei Windstärke 4 hat er die Batterie in einer Nacht wieder aufgefüllt. Und Windstärke 4, das wissen Gion & Simmerer von „Willyweather“ (dem australischen Kachelmann), weht zu dieser Zeit in 80 Prozent der Monatsstunden. Stefan Simmerer (rote Jacke) und Dirk Gion fahren das Windmobil Mit dem Gedanken, sich so auf Weltrekordjagd zu begeben, hat „Buckle-up“ schon lange geliebäugelt. Doch als die Essener Spezialchemiker von Evonik als Sponsor hinzukamen und ihren Baukasten öffneten, kriegte die Sache Dynamik. Sechs Monate ist das her. „Die Batterien sind identisch mit denen, die ab 2012 den Elektro-Smart antreiben“, versichert Konzernsprecher Volker Schmitt. Auch der Werkstoff Rohacell, mit dem Kohlefasern zur verwindungssteifen Karosserie verbacken wurden, stammt von Evonik, dito das Gemisch der Leichtlauf-Reifen. Ende November rollte das RohMobil bei wildem Schneetreiben erstmals aus der Kölner Halle. Zwischen Weihnachten und Neujahr bestand es in der Camarque die Fahr-Härteprüfung. „Ein erhebender Moment“, strahlte Dirk Gion bei der Rückkehr, „zu merken: Das funktioniert jetzt und kostet nichts mehr.“ Der 45-jährige TV-Regisseur und Abenteurer ist tolle Touren gewöhnt. Er leitete Expeditionen durch die Sahara, bretterte mit einem Snow-Mobil über den Rhein und fuhr Wasserski - gezogen von dem Passagierdampfer „MS Deutschland“. Auch Australiens Pisten sind dem Essener geläufig: per Skateboard und Zugdrachen durchquerte er 2004 als erster den Kontinent - in Süd-NordRichtung. Kompagnon Stefan Simmerer (43), im Brotberuf Ingenieur für Windanlagenbau, steht dem in nichts nach. Der Franke bezwang als Pionier mit einer Art Rikscha die tibetanische Kältewüste Chang Tang … und heftete sich nebenbei die Erstbesteigung des Zangser Kangri (6.551 m) an die Hosennaht. Die Strecke von Perth nach Sydney führt über 5300 Kilometer an der Südküste entlang und durch die ultratrockene Nullabor-Wüste. Je nach Windlage überlegt das „Buckle-up“-Team, zwischen Adelaide und Sydney eine Abkürzung durchs Hinterland zu nehmen. Die Tankstellen unterwegs könnte man getrost links liegen lassen - würden sie nicht vereinzelt doch „für Essen und Trinken und WLan“ gebraucht, wie Dirk Gion schmunzelt. Denn klar ist: die Expedition wird online tagesaktuell miterlebbar sein, man ist schließlich ein Medien-Unternehmen. Auch die Söhne daheim an der Ruhr gieren nach News. Papa könnte ja mit einem Känguru kollidiert sein … Ob die Strecke in zehn 7 ruhrmobil-E-Serie, Teil 11 „ruhrmobil-E“ heißt das in Bochum gegründete Netzwerk, in dem Akteure aus Wirtschaft und Forschung, Anwender und Kommunen in Sachen Elektro-Mobilität kooperieren. Das trailer-ruhr-Magazin berichtet über Entwicklungsfortschritte von „ruhrmobil-E“ und hält nach verwandten Aktivitäten in der Ruhrstadt Ausschau. Infos: www.ruhrmobil-E.de oder zwölf Tagen absolviert wird, wie es der Plan vorsieht, oder es doch etwas länger dauert, ist für das Guinness-Buch allerdings unerheblich. Die Pionierleistung besteht im Ankommen. Welchen Alltagswert hat der „Wind E-xplorer“ als „erstes völlig energieautarke Windmobil für lange Strecken“? Christoph Fleischer und Dirk Gion urteilen nüchtern, dass dieses Konzeptfahrzeug nicht nach üblichen Kriterien bewertet werden könne. Klar: der Lenkdrachen-Zusatzantrieb würde auf der A40 gleich an der nächsten Brücke auf ein finales Hindernis stoßen. Oder schon am Baum vor der Haustüre. Aber werden nicht bereits erste Frachter von größeren Kites über die Ozeane gezogen? „Das Besondere ist das Zusammenfügen vorhandener Komponenten“, nennt Fleischer als zentralen Gedanken. „Und eine sauberere Technologie lässt sich überhaupt nicht vorstellen.“ Es sei durchaus möglich, Leichtbaumobile wie den „Explorer“ mit einer Kleinwindanlage zu „betanken“, die man neben dem Haus aufstellt. Und die serienreife Batterie - Kostenpunkt hier: etwa 3.500 Euro - soll 3.000 Ladezyklen überstehen, bevor sie schwächelt. „Dreitausendmal 400 Kilometer Reichweite“, sagt Evonik-Mann Schmitt, „rechnen Sie sich mal diese Fahrstrecke aus.“ Der „Wind E-xplorer“ hat inzwischen auch eine Straßenzulassung. Mit kleinem Versicherungskennzeichen und - vorläufig - 45 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die beteiligten Dekra-Ingenieure, so heißt es, hätten bei dem Prozedere „einen Mordsspaß“ bekommen. TOM JOST www.wind-explorer.com films trailer 02-11_ films trailer 02/10 23.01.11 15:27 Seite 13 Theater Ruhr Das ungewöhnliche Liebespaar (Uta Holst-Ziegeler und Patrick Berg) ballert sich die Argumente des Für und Wider um die Ohren, Foto: Birgit Hupfeld Der ewige Tanz ums Oxygenium „Sauerstoff“ vom russischen Autor Iwan Wyrypajew am Dortmunder Theater Die Versuchsanordnung im Dortmunder Studio ist einfach. Zwei milchige Räume. Ein CD-Spieler. Eine Videoleinwand. Kamera. Beamer. Mikrophone. Zwei Schauspieler, die scheinbar um ihr Leben spielen, oder es längst verspielt haben. Einen DJ, wie vom Autor Iwan Wyrypajew vorgesehen, brauchen sie längst nicht. Sie ringen bereits um Sauerstoff, um Drogen, Sein und Schein, Logik und Abstrusitäten des Lebens. „Also raucht lieber Gras, esst Äpfel und trinkt Saft als besoffen vor dem Fernseher rumzuhängen“. So schreibt der russische Dramatiker aus dem Moskauer Underground, aber es passt wohl auf alle dekadenten westlichen Gesellschaften. Und das macht sein Stück „Sauerstoff“ seit 2004 zu einem Renner auf den europäischen Bühnen. Was geschieht also? Alex aus der Provinz trifft Alex aus der Stadt. Er ist verheiratet, sie eine rothaarige Schönheit. Beide stolzieren rennend durchs Theaterlaboratorium des dritten Jahrtausends, deklamieren wild über Moral, Gott und die Welt, über Terrorismus und religiöse Wahnvorstellungen. Struktur geben zehn Stücke aus einem Musikalbum, zehn Fotomotive und die Hatz zwischen Leuchtraum und Rampe, über DJ-Pult und Holzkisten. Björn Gabriel, eigentlich Schauspieler im Dortmunder Ensemble, liefert hier eine exzellente Regiearbeit ab. Schafft mit den beiden großartigen Jungschauspielern Uta Holst-Ziegeler und Patrick Berg eine die Sinne sprengende Sprechflut-Atmosphäre, choreografiert sie im Dreieck, lässt die Texte wie Soundattacken in die Zuschauer schießen. Unter einem Paar Handschellen erledigen sie das auch mal als Barbie und Ken in Form von Handpuppen, die nicht stehenbleiben wollen. Sie werden dennoch scheinbar lebensgroß auf die Leinwand projiziert. Immer geht es um die Luft zum Atmen und wie man das lebenswichtige Gas in ausreichender Menge konsumieren kann. Denn die beiden Tänzer in der Brust wollen sich bewegen, rechts und links, und ihre Flügel wollen schwingen, je schneller, desto besser. Dabei geht es auch mal blutig zu. Selbst ein Mord wird argumentativ als gerechtfertigt gesetzt, denn der Täter hat eine neue Liebe gefunden, die Ehefrau ist hinderlich. Also schlägt er ihr mit einem Spaten auf die Tänzer, dass sie vor Schreck stehenbleiben, und erst als sie unter dem Rasen vor dem Haus liegt, kann er nach vielen Jahren endlich wieder atmen – und geht ins Haus Musik hören. Das ungewöhnliche Liebespaar auf der Bühne ballert sich die Argumente des Für und Wider um die Ohren. Du sollst nicht töten, zehn Songs, zehn Gebote, doch was machen sie für einen Sinn, wenn sich die Prämissen, unter denen sie entstanden, einfach in Luft aufgelöst haben. Genauso wie die Argumentationsketten der beiden Alexe, bald schwimmen Dichtung und Wahrheit, verschwimmt die Realität: Du warst doch nie in Dubai, schreit sie, nachdem er die Drogengeschichte seines Lebens aufgetischt hat. „You can find me if you want me in the garden“, singt Blixa Bargeld, doch da liegt ja noch die verscharrte Ehefrau. Also geht es erst mal weiter mit schnellem Sex und der Angst vor der Impotenz. Die beiden verschwinden in den beleuchteten Milchglasstoffräumen, was da passiert, gibt es entweder auf der Videowand oder als Schattenspiel zu sehen. Ein ganz klein bisschen Pollesch, das sei immer gestattet. Am Schluss fällt das letzte Foto, der letzte Song wird religiös. Der Baum der Erkenntnis wird zwar erkannt, nicht aber der Sinn hinter dem Ganzen. Was bleibt, ist die Frage nach dem Sauerstoff, ohne den „kein Engel und kein Heiliger auch nur einen Schritt macht“. Doch Alexandra und Alexander leben in einer Welt mit vergifteter Luft. Das moralische Vakuum wird bleiben. PETER ORTMANN „Sauerstoff“ So 6.2., 18.30 Uhr Theater Dortmund 0231 502 72 22 8 Klassik in NRW Partie versaut Süß ist das Zigeunerleben, Foto: Presse In Köln tickt die Csárdásfürstin nicht sauber Von Olaf Weiden Dass es selbst der Tochter von Emmerich Kálmán gefallen hat, wer hätte es erwartet. Objektiv gesehen zieht die aktuelle Kölner Inszenierung der Csárdás-Fürstin die heitere Operette in einen Sumpf von Tuntenball und Schwuchtelklitsche. Und hebt damit ganz „Nacktarschige Lederfreaks bewusst die seichte Soße auf eine Ebene verfolgen Tunten in Frauenprickelnder Gefühle und seelischer Konklamotten“ flikte – auch für den Hetero-Normalo. Intendant Uwe Eric Laufenberg meinte auf der Premierenfeier, er hätte eine ähnliche Inszenierungsidee noch in den späten Neunzigern in Berlin verwerfen müssen: nicht machbar! Dass sie geradezu notwendig war, und dass sie in Köln möglich wurde, verdanken die Operette und ihre Macher der momentanen Reiselust der Kölner Oper. Im jetzigen Operettenfall wurde sogar ein eigener neuer Raum gebaut. In einer Halle des Palladiums, einem weiteren Ausweichquartier der renovierungsbedürftigen Kölner Oper, baute Friedrich Eggert ein flexibles Varieté-Theater mit drei Bühnen, in dem das Publikum wie im Barbetrieb an Tischchen mit Tischlampe platziert wird. Sternförmig angelegte Laufstege vierteln den Raum und werden von den Akteuren bespielt. Während die Ensemble- bzw. Ballettszenen auf zwei vis-à-vis montierten Bühnen aufgestellt werden, rennen die Hauptakteure durch das Publikum und tragen ihre Liebes- und Ränkespiele im Volk aus. Das schafft eine Nähe, die ein normales Theater, geschweige denn ein Opernhaus nie zu bieten hätte. Aus einer Notlage gewinnt die Oper Qualität – davon träumen Entscheider im wirklichen Leben auf ihren politischen Bühnen. Dass hier akustisch Federn gelassen werden, fängt teilweise die Technik auf, rückt aber auch in dieser Fassung absolut in den Hintergrund des Interesses. Auch die Musik wird durch ein spezielles Orchester-Arrangement auf intimes Kammerspiel zurückgefahren und klingt manchmal authentisch: Hier nähert sich nämlich die Operette nicht der Oper (wie in der „Fledermaus“), sondern der Schlagerrevue. Einer der Hits klingt hier sogar nach Jazz. „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“. Womit wir endlich beim Thema wären. Der Regisseur Bernd Mottl widerspricht diesem Kassenschlagermotto in seiner Inszenierung vehement. Ganz ohne Weiber funktioniert die Operette nicht, aber sehr weitgehend doch. Die Fürstin gibt Christoph Marti, der berühmte Ursli der Geschwister Pfister, wie der Vorname andeutet: ein Mann. Und auch die ganze Tanzmannschaft besteht aus Männern in bizarren Kostümen (ebenfalls Friedrich Eggert). Nacktarschige Lederfreaks verfolgen Tunten in Frauenklamotten, Wolkenhosenengel kiffen zum Song „Tausend kleine Englein“, und im ungarischen Zigeunerlager winken echte Mädels mit Strohkränzen, während die Jungs ihre „Fürstin“ gen Himmel schwenken. Christoph Marti hält seine Rolle gegen allen sympathischen Klamauk so ernsthaft auf Spannung und spielt so überzeugend nicht die Fürstin, sondern einen Mann im Fürstin-Kostüm, dass dieser unlautere Bruch die ganze tolle oberflächlich-karnevalistische Kostümschlacht in kribbelndes Zwielicht hüllt. Für echte Operettenfreunde wirkt diese Partie versaut. Für neugierige und abenteuOlaf Weiden arbeitet erlustige Zeitgenossen wird hier Operette brisant und als Musiker und ergreifend: Echter Zündstoff in der Kulturszene! Musikkritiker in NRW. Vorstellungen im Palladium I 2./4./6./8./10./12./15./20.2. I www.operkoeln.de 9 Premiere Die wahre Natur der Finanzwelt liegt hinter einer Bretterwand verborgen, Foto: Schlosstheater Moers „Wir bilden im Grunde die Zyklen der Börse nach“ In der Theaterhalle in Moers inszeniert Ulrich Greb „Die unsichtbare Hand“. Was den Markt zum Wohle und Reichtum aller steuert, ist eine gespenstische Erscheinung: eine unsichtbare Hand, wie Adam Smith in seinem berühmt gewordenen Buch „Der Wohlstand der Nationen“ bereits Ende des 18. Jahrhunderts formulierte. Diese unsichtbare Hand lenkt, schaltet und waltet heute zunehmend unkontrollierter, ungezügelter, hemmungsloser. Und sie macht sich den Spaß, Marionetten ins Feld zu führen, Narren der Ökonomie, die in einem zügellosen Kasperletheater der Macht ihre Spekulationsgeschäfte entfachen, Unternehmen zugrunderichten, Arbeitsplätze verbrennen und Menschen über Bord gehen lassen. Ulrich Greb inszeniert seine Textfassung nach Adam Smith. mich halb kriminelle Fantasie, um diese zu umgehen. Danach ist es noch schlimmer geworden. Aber das als ein menschliches Phänomen zu betrachten, wir seien halt gierig, und wir versuchten, unseren Vorteil über Geiz ist geil, von der Schnäppchenmentalität bis zu den Milliardengewinnen und Millionen-Boni zu suchen, das alles würde ich nicht über einen Kamm scheren. Ein Fehler liegt darin, dass sich eine Finanzindustrie einfach von den Produkten, die eine Wirtschaft herstellt, und die von einer Gesellschaft benötigt werden, zu weit entfernt hat, und im Grunde nur noch behauptet, alles diene der Gewinnmaximierung. Dann ist da was verkehrt. In der Handlung taucht ein gewisser Josef Ackermann auf, wo und wann könnte der überhaupt trailer: Herr Greb, ist die wohltätige, unsichtbare auf einen armen Menschen treffen, der ihn um Hand irgendwann gestorben? Geld bittet? Ulrich Greb: Die ist verschwunden – bei uns. Die Das ist das Paradox dieses Zitats von Josef Ackerunsichtbare Hand äußert sich zwar ab und zu, aber mann. Er sagt, er könnte immer noch an keinem in den entscheidenden Momenten und wenn der armen Menschen vorbeigehen, der um Geld bittet, Wahnsinn der heutigen Hände, die da am Werk aber er stellt sich selbst nicht die Frage, wann er sind, immer mehr um sich greift, zieht sich die un- jemals aus seinem Dienstfahrzeug aussteigt und sichtbare Hand von Adam Smith zurück und ist auf diese Situation eintreffen wird. Für uns war das einmal weg. ein wunderbares Zitat, so wie in dem Stück „Die unsichtbare Hand“ ja zu 90 Prozent Originaltöne Was haben Sie in Moers eigentlich gegen das vorkommen. Also das Schlimmste oder das UnverGeldverdienen? ständlichste, das Wahnsinnigste haben wir nicht Gegen das Geldverdienen haben wir nichts. Ich habe erfunden, das ist alles aus Äußerungen, aus Presseeher etwas gegen das Abschaffen des Theaters aus mitteilungen, teilweise aus Statements vor Untersuchungsausschüssen. Quasi aus Finanzgründen. Wir sind ja dem Tod im letzten Jahr soeben von „Also das Schlimmste haben wir der gesamten Finanzwelt genomder Schüppe gesprungen. Deshalb nicht erfunden, das ist teilweise men und addiert und auch gegen aus Statements vor Untersuandere Texte gesetzt, wie von haben wir zwangsläufig unsere chungsausschüssen” dem Ökonomen Adam Smith aus jetzige Spielzeit unter das Motto dem 18. Jahrhundert. Das Zitat „Schöne Aussichten“ gestellt, um uns hauptsächlich mit den Fragen zu beschäftigen, von Ackermann ist ein unfreiwilliger Beweis dafür, wie kann man existieren. Letztlich sind das auch An- wie weit sich die Finanzwelt vom wirklichen Leben entfernt hat. lagetipps, die wir mit unseren Stücken machen. Sind nur die Banken schuld oder ein klein wenig auch die gierigen Anleger? Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr hat man den Eindruck, dass der Fehler im System liegt. Das ist eine strukturelle Geschichte. In den 1990er Jahren gab es eine erste Bankenkrise, daraufhin ist ein Abkommen in Basel getroffen worden. Das sollte eine höhere Eigenkapitaldecke für die Banken einfordern. Das hat aber nur dazu geführt, dass die weitere, neue Gesellschaften, sogenannte special investment vehicles gegründet haben, die sie dann verstärkt auf exotischen Inseln platziert haben. Das heißt, Kontrolle entfacht neue, und für Warum sind die harmlos aussehenden Abkürzungen beim expressiven Sex im Stück genauso kompliziert wie die beim Derivathandel? In beiden Fällen handelt es sich um Spezialsprache. Ich glaube, die Abkürzungen in der Sexsprache sind nicht sofort allen Menschen vertraut, aber wenn man sie dann in voller Länge hört, sind sie doch weitestgehend noch für viele nachvollziehbar. Das ist im Derivathandel nicht mehr der Fall. Und von Bankern wird selbst eingeräumt, dass sie diese Begriffe nicht mehr verstehen, dass sie zum Teil die Produkte nicht mehr verstehen. Das liegt daran, dass es Bündel von Bündeln sind, weil es Scheibchen von Scheibchen 10 46 sind, die mit Hilfe mathematischer Formeln immer wieder neu verpackt werden. Teilweise erinnert das an Hütchenspiele. Die Produkte werden verschoben, mit dem einzigen Zweck, die Herkunft zu verschleiern. So dass man nie weiß, ob es Garantien für diese Produkte gibt oder nicht. Aber natürlich hängt da ein Markt dran, der naiv oder gierig einfach nur Gewinne machen will und damit vorsätzlich Blasen produziert, die immer wieder platzen. Man hat ja den Eindruck, die eine Blase platzt und die nächste bläst sich gerade schon wieder auf. Also meine pessimistische Einschätzung im Moment ist, dass durch diese große Finanzkrise, ausgelöst am 15. September 2008, wirklich jemand was gelernt hätte. Kann man aus diesen Originalzitaten, die so dadaistisch daherkommen, überhaupt eine fortlaufende Handlung konstruieren? Eine Handlung im üblichen Sinne nicht, weil es keine Charaktere im üblichen Sinne gibt. Was wir an dem Abend aber sehen, sind Figuren, die investieren. Die mit großer Intensität etwas produzieren, und diese Euphorie des Profitmachens führt dann zu Crashsituationen. Die werden bei uns durch Erdbeben dargestellt. Erdbeben, die alle Figuren völlig durcheinanderrütteln. Aber nach dem Erdbeben fängt wieder was an. Wir bilden also im Grunde die Zyklen der Börse nach und haben gut zweieinhalb Zyklen in diesem Stück. Nachdem unsere Figuren auf das erste Erdbeben noch relativ schockiert reagieren und ihre Pappkartons, ihre Utensilien packen, weil sie entlassen wurden, wird das zweite Erdbeben eigentlich schon fast wie eine Party gefeiert. Letztlich kann ja doch nichts passieren, weil ja der Staat und die Bürger am Ende für die Verluste aufkommen. Und die dritte Krise, die stattfindet, die driftet noch weiter ab. Das will ich aber hier noch nicht vorwegnehmen. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Die unsichtbare Hand“ I Do 10.2., 19.30 Uhr (Uraufführung) I Theaterhalle Moers I 02841 883 41 10 ZUR PERSON Ulrich Greb war nach dem Studium der Germanistik und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum von 1986 bis 1990 Regiemitarbeiter von Roberto Ciulli im Mülheimer „Theater an der Ruhr“. Seit 1991 arbeitete er als freischaffender Schauspiel- und Opernregisseur. Daneben entstanden vor allem im Ruhrgebiet Theaterprojekte in stillgelegten Industrieanlagen und an öffentlichen Plätzen. Seit der Spielzeit 2003/2004 Foto: privat ist er Intendant des Schlosstheaters Moers. K U LT U R I N E S S E N . T U P ĽTHEATER AM MARIENTOR Ľ $+ .,% '' $+ )0,0")")"&))-"+$*/,.)!.,% ', / $+ .)#.$*/4"+!,"")!"+$*'%)3) $" $+ 7))!").--"+4)!","%)5 $+ 7%,)".'% $5&-.'%,%"+-",,.)# $+ $+ *+6)'"%!,""), *+6)'"!.'-, $+ %)'" % &"-,"%''")"&))-"),$(($) *!"+.)-"+...#-&+!-*%,&"'$,#$"+$2'-'% $ '",,%)#,-+1 .%,.+#1///-$"-"+((+%")-*+!" Mercatorhalle Duisburg Aktuelle Highlights ( 02.02.2011 + 03.02.2011 ) 6. PHILHARMONISCHES KONZERT „Bravour und Breitwandsound“ Werke von Respighi, Lindberg und Brahms Dirigent: Axel Kober 20:00 Uhr ( 19.02.2011 ) TOCCATA 3 Orgelmusik am Samstagnachmittag (Eintritt: € 6,-) 16:00 Uhr ( 23.02.2011 + 24.02.2011 ) 7. PHILHARMONISCHES KONZERT „Verschmelzung der Klangkörper“ Werke von Bartók, Jongen, Beethoven Dirigent: Simon Gaudenz 20:00 Uhr ( 25.02.2011 ) WIENER JOHANN STRAUSS KONZERT-GALA mit den K&K Philharmonikern, fünf Paaren des Österreichischen K&K Balletts und Solisten 20:00 Uhr A A LTO B A L L E T T THEATER ES S E N ( 27.02.2011 ) 6. KAMMERKONZERT Werke von: Mozart, Borodin, Beethoven mit Quatuor Ebène 19:00 Uhr C ar men/Bol éro Tickets bei allen bekannten VVK-Stellen & unter www.duisburgticket.de erhältlich. Service-Telefon: 0203.39306-306 (Ansage) König-Heinrich-Platz 47051 Duisburg www.mercatorhalle.de ")+)!+*"# ((.0(+!" .,#%)+!,#1-)& !(!#"'.+#/& 5"('#-+#$#'%#' ),-5' 3+4'*&( .,#%&#,"#-.(! )&%++*&#, +'#+ +.+ #-+)+,-&&.(!( +.+ 2+1*+#& Karten T 02 01 81 22-200 tickets@theater-essen.de www.theater-essen.de films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 15:06 Seite 15 Theater Ruhr Foto: Birgit Hupfeld Foto: Birgit Hupfeld Keine Hoffnung auf Toleranz „Nathan der Weise“ in Bochum In den Zentren der Macht geht es nur scheinbar nobel zu. Kälte, wo Wärme sein sollte. Schmucklosigkeit, wo eigentlich Prachtvolles vermutet würde. Ein Tisch, ein wenig Obst, ab und an mal eine Zigarette. Geschäftsmäßig sehen die Räume aus, in denen die Mächtigen agieren. Austauschbar sind sie, und deshalb lässt Regisseurin Lisa Nielebock die Handlung um Lessings weisen Nathan gleich in einem steril Weißen spielen. Der jüdische Geschäftsmann (Jürgen Hartmann), könnte auch abgeklärter Manager sein, Sultan Saladin (Andreas Grothgar) ein diplomatischer Staatslenker. Nur die Fraktion der Christen kommt wenig moderat daher, der Patriarch von Jerusalem (in drei Rollen: Holger Kunkel) muss für zeitgenössische Kirchenkritik herhalten, wenn er den jungen knackigen Tempelherren befingert. Glaube und Toleranz als unvollendetes Kunstwerk, in dem die wichtigen Männer alle Ringe tragen, ob der eine dabei ist, soll sich zeigen, spätestens als der Sultan in Geldnöten Nathan in eine ziemlich schwierige Lage lockt: der reiche Jude soll dem abgebrannten Moslem erklären, welche Religion die richtige sei. Den Kopf aus der Schlinge rettet die berühmte Ringparabel, die Nathan gerade noch einfällt. Es geht wie immer um die beste Religion. Dass zwischen Erkenntnis und Realität Welten liegen, zeigt die letzte Szene in Nielebocks Inszenierung, in der mit leckerem Obst bombardiert wird. Denn die Geldsorgen des Sultans sind überwunden, Nathan wird trotz weisen Wissens weiter Gewinne auf Kosten anderer machen, und auch die Klauen des Patriarchen sind irgendwie nicht gestutzt worden. Mit Lessing liegen sich nur die Zusammengeführten in den Armen. Nathan schweigt dazu, denn seine Position in dieser schwebenden Gesellschaft bleibt latent gefährlich. Vielleicht hat er seinen Kopf ja nur temporär aus der Schlinge gezogen. Der Zuschauer hat es da leichter. Nach zwei Stunden zieht er denn gefahrlos aus dem Theater, wurde angenehm unterhalten, nur die Thematik wabert noch ein wenig im Gehirn herum, zumindest bis zu neuen Informationen aus dem Gaza-Streifen. PETER ORTMANN „Nathan der Weise“ Sa 5.2. 19.30 Uhr Kammerspiele Bochum 0234 33 33 55 55 Erfrischend anders Etwas Schein und Sein „Visitor Q“ in Dortmund „Das Interview“ in Bochum „Visitor Q“ ist der kontroverse Film des japanischen Regisseurs Takashi Miike, in dem den Zuschauern/Voyeuren eine Familie am Abgrund präsentiert wird: inzestuöse Beziehungen, Nekrophilie, Gewalt, Drogen, Prostitution und ein Vater, der diesen bizarren Verfall der bürgerlichen Werte mit der Kamera dokumentiert, um seiner Karriere als Fernsehproduzent auf die Sprünge zu helfen. Die gleichnamige Theateradaption am Dortmunder Schauspielhaus ist aus „Schutz des sittlichen Empfindens“ erst ab 18 freigegeben. Schutz der Jugend ohne Gott vor dem Theater? Das ist neu. Aber einen provokanten Film auf die Bühne hieven – Tod und Schlussverkauf sämtlicher Utopien (mal wieder) nackt von traurigen Gestalten von der Bühne geschrien – muss das sein? Absolut! Denn die kluge Inszenierung von Martin Laberenz geht gnadenlos und dabei herrlich selbstironisch mit dem eigenen Medium ins Gericht. Zunächst starrt man, über die Videokamera auf dem Boden kauernd, auf einen mit schwarzen Folien beklebten Kasten. Monitore liefern Einblicke. Nach und nach werden die Folien abgezogen, und das Geschehen verlagert sich vom Bildschirm über den Schaukasten aus dem Würfel heraus in den Zuschauerraum und wirft dabei gekonnt Fragen auf, ohne Antworten vorzuplappern, denn was ist denn nun (Theater-) Raum, was ist Bühne, was ist wahr? Die Kamera wechselt virtuos die Perspektive. Und immer wieder Fragen: Was stellt wer wie dar? Was ist darstellbar? Was wie interpretieren und dechiffrieren? Was ödes Diskurstheater hätte werden können, ist hier ungezwungen und amüsant. Und ja, man bekommt nackte Menschen und Szenen mit Pornodarstellern zu sehen. Schockierend und obszön ist das aber nicht. Vielmehr wird sich hier mit dem Sinn oder Unsinn von Körperlichkeit, mit der Symbolik von Sex für gesellschaftlichen oder moralischen Zerfall auseinandergesetzt. Dass das nicht unangenehm bemüht, sondern feinfühlig und komisch ist, ist den wunderbaren Schauspielern zu verdanken. Ein Stück, das reflektiert, ohne blasiert zu sein, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, ohne dabei albern zu werden, das unkonventionell ist, ohne dabei gewollt innovativ zu wirken. Wirklich sehenswert. ANNA SCHIFF Sie ist ein abgebrühter Serienstar, er ein abgekochter Kriegsberichterstatter. Was bleibt von Wahrheit, Schein und Existenz, wenn diese zwei als rivalisierende Medienprofis aufeinanderprallen? Der Film „Das Interview“ (NL, 2003) von Theo van Gogh hat die Theaterbühnen der Republik erreicht. 2006 wurde die Bühnenfassung uraufgeführt. Der Stoff drängte sich quasi auf. Er steht als Metapher für Macht, korrumpierte Haltungen und zunehmenden Realitätsverlust aller. Sibylle Broll-Pape hat das Stück nun auch im Bochumer Prinz Regent Theater inszeniert. Der Zuschauer ist nah am Geschehen. Nah dran am Hauen und Stechen, am Lieben und Hassen, an der gegenseitigen Verletzungsorgie. Stephan Ulrich ist der genervte Politikjournalist Pierre Peters. Er hoffte auf eine Berichterstattung über die angeschlagene Regierung, er muss aber das Sternchen und blonde Busenwunder Katja Stuurman interviewen. Widerwillig steht er vor der Villentür, ist schon genervt vom Warten. Rahel Weiss spielt das angebliche Dummchen, deren Körper nur aus „Luft, Sägemehl und Silikon“ bestehen soll und von der der im Kriegseinsatz erprobte und verwundete Peters nichts weiß außer Boulevard-Männerphantasien. Doch bei Rotwein, Koks und Pizza kommt man sich scheinbar näher. Das Lauern beginnt. Schnell hat der Zuschauer begriffen, dass hier zwei Schwergewichte des Psychokriegs am Werke sind. Sibylle Broll-Pape choreografiert die beiden Raubtiere in einem durchgestylten Käfig ohne Ausgang. Dabei kann sie sich auf ihre ausgezeichneten Protagonisten verlassen, deren wilder Veitstanz über Bett und Couch eigentlich nach einem Happy End schreit. Denn mehrfach wird es amourös, scheint sich ein dünnes Band zwischen den beiden zu bilden, die sich so ähnlich und doch so fremd sind, die nicht nur den Geschlechterkampf beherrschen, sondern auch die berufsspezifischen Boshaftigkeiten. Dabei bleiben Aufnahmegerät und Videokamera immer greifbar. Als Waffe, als Drohung und als Prisma im Videofilm. Am Ende sind beide reduziert auf einen ausgebrannten Extrakt im Reagenzröhrchen, doch nur ein Mensch wird dieses Psycho-Laboratorium unversehrt verlassen. Die Zuschauer glücklicherweise auch. PETER ORTMANN „Visitor Q” Sa 12.2. 20 Uhr Schauspiel Dortmund 0231 502 72 22 „Das Interview“ Mi 2.2. 20 Uhr Prinz Regent Theater Bochum 0234 77 11 17 12 Sparkasse Dortmund präsentiert: Vvk-Start: Sa, 13. Nov. Zeche Zollern II/IV, 44388 Dortmund Eintritt: € 32,00 Ermässigt: € 20,90 alle preise incl. vvk, bei bedarf zzgl. versandkosten 13. Januar - 8. März 2011 Vorverkauf: Leserladen der WR | KulturInfoShop | Tante Amanda Weitere Infos: Theater Fletch Bizzel | Geierabend-Infoline: 02 31 - 16 29 820 Online-Verkauf & alle Infos www.geierabend.de Theater Ruhr Tradition gibt Sicherheit Draußen ist es dunkel Drinnen ist es kalt Das Leben ist nicht einfach im Dörfchen Anatevka in der zaristischen Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind überwiegend Juden, die im „Schtetl“ leben. Gegenüber ihren russischen Nachbarn grenzen sie sich ab. Die Angst vor Übergriffen ist groß und berechtigt. Also halten die Juden zusammen und ihre Traditionen hoch. Die Tradition gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Nichts soll sich ändern in ihrer Dorfgemeinschaft. Bloß die Jungen wollen das partout nicht einsehen. „Anatevka“ oder „Fiddler on the Roof“, wie das Broadway-Musical von Jerry Bock (Musik), Joseph Stein und Sheldon Harnick (Text) ursprünglich heißt, ist ein vordergründig heiteres Stück mit bitterem Beigeschmack – eigentlich zu bitter für sein Genre. Peter Hailer, der das Musical für das Gelsenkirchener Musiktheater neu inszeniert hat, gehört zu den Spezialisten fürs Unterhaltsame. Sein „Anatevka“ spiele in einer „merkwürdigen Zeitlosigkeit“, sagt er. De facto ist ein Unterschied zur Vorlage nicht feststellbar. Bei der Besetzung kann Hailer auf bewährtes Personal seiner parallel laufenden „My Fair Lady“ zurückgreifen: Bassist Joachim Maaß gibt den Milchmann Tevje, Komödiant Thomas Weber-Schallauer ist als reicher Fleischer Lazar Wolf zu sehen. An Tevjes Seite erscheint unterdessen ein bekanntes Gesicht aus Film und Fernsehen. Lena Stolze, die 1982 als Sophie Scholl in Michael Verhoevens Film „Die Weiße Rose“ bekannt wurde, spielt Tevjes Frau Golde. Ihre drei ältesten Töchter sind mit jungen, den frisch aufspielenden Musical-Darstellerinnen Judith Jakob, Filipina Henoch und Jana Stelley (im Wechsel mit Dorin Rahardja) besetzt. Somit stimmt im Grunde die Mischung aus Sängern und Schauspielern für den überaus dialoglastigen, rund drei Stunden langen Zweiakter. Allerdings kommen die Qualitäten nicht immer recht zur Geltung: bei Lena Stolze etwa, die als Sängerin nicht sonderlich überzeugt und als Schauspielerin nur gelegentlich ihre Qualitäten ausspielen kann. So manche Szene wirkt eher hölzern. Spektakulär sind unterdessen einige der Choreographien von Kati Farkas, die das Ballett Schindowski beisteuert. Als Kosaken springen sie hoch über die Bühne oder balancieren Flaschen tanzend auf ihren Köpfen. Auch musikalisch legen sich Kapellmeister Bernhard Stengel und das zum Klezmer-Ensemble erweiterte Orchester hörbar ins Zeug. KARSTEN MARK Als Helens Bruder Liam plötzlich blutüberströmt in ihrer Wohnung erscheint, weiß Helen sofort, dass sie ihm helfen wird. Schließlich ist er vorbestraft, und man wird ihm nicht glauben, dass er nur einem Verletzten helfen wollte. Doch Helens Mann Danny ist skeptisch. Muss man nicht die Polizei rufen? Und vor allem, muss man nicht dem Verletzten helfen, der noch irgendwo da draußen liegt? Das Stück „Waisen“ des britischen Autors Dennis Kelly setzt sich kritisch mit der gegenwärtigen Gesellschaft auseinander, in der gegenseitiges Misstrauen, Egoismus, Brutalität und Fremdenhass das Zusammenleben bestimmen. Die Kälte der menschlichen Beziehungen und die Einsamkeit der Figuren kommen in der Inszenierung in Oberhausen (Regie: Peter Carp) allein schon durch das karge Bühnenbild zum Ausdruck: ein Tisch, ein paar Stühle, eine Pflanze – ja sogar die Kinderspielzeuge des Sohnes wirken seltsam leblos. Diesem auf der Bühne sichtbaren Innenraum, steht das unsichtbare „Da draußen“ gegenüber. Dort lauert die Gefahr; von denen da draußen geht eine Bedrohung aus, darin sind sich Helen (Manja Kuhl), Danny (Henry Meyer) und Liam (Martin Hohner) einig. Was dort allerdings wirklich passiert ist, muss sich der Zuschauer aus gestammelten Berichten und unvollständigen Sätzen selbst zusammenbasteln. Das eröffnet ihm ein weites Assoziationsfeld und macht die Geschichte Liams umso interessanter. Doch auch Innen ist zwischen den Figuren trotz vereinzelter Umarmungen keine Nähe zu spüren. Besonders gefühlskalt ist Helen, die so weit geht, Danny mit dem Abbruch ihrer Schwangerschaft zu drohen, wenn er Liam nicht helfen will, obwohl bald deutlich wird, dass dieser nicht unschuldig, sondern selbst Täter ist und sein Opfer, vermutlich einen Araber, irgendwo festhält. So muss auch Danny bald erfahren, dass im Grunde jeder jedem misstrauen muss – sogar sich selbst. Ist jeder Mensch für sich selbst die größte Gefahr, oder liegt diese außerhalb? Darf man das Leben eines Fremden gefährden, um das eines Freundes zu schützen? Die Inszenierung schafft es, dass der Zuschauer, diese Fragen an sich selbst richtend, die Vorstellung verlässt, wenn sie auch insgesamt etwas an Spannung vermissen lässt. Irgendwie scheint das Bühnenbild bekannt. Zumindest für den, der bereits Peter Carps Inszenierung der „Waisen“ von Dennis Kelly gesehen hat. Beide Stücke spielen im gleichen Bühnenbild, mit denselben Schauspielern. In beiden Stücken geht es um die Innenwelt und das „Da draußen“. Für die drei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Eltern in der Provinz versauern, ist Moskau das gelobte Land, der Ort der Sehnsucht und der Träume. Ihr Vater musste als Kommandant die russische Hauptstadt mit seiner Kompanie verlassen, wurde in die Kleinstadt versetzt. Hier starb die Mutter der Schwestern. Doch die drei werden die Stadt, in der sie einst glücklich gelebt haben, nie wieder erreichen. Die erste Hälfte der Handlung zieht sich zäh, die Lethargie im Haus scheint sich auf die Inszenierung übertragen zu haben. Zeit dehnt sich ohne Spannung, ungewöhnlich für eine Theaterdramaturgie, aber von Anton Tschechow so implementiert. An Irinas 20. Namenstag trifft der neue Kommandant Werschinin aus Moskau ein, der nun die Stelle des Vaters übernimmt. Er ist ein alter Bekannter, und nun erhofft man sich neues Leben im Haus. Carp modernisiert Tschechow zuerst einmal mit einem kleinen ferngesteuerten Helikopter, den Irina (Angela Falkenhahn) zum Namenstag bekommt, doch noch stecken alle im gutsituierten Offiziersmilieu des 19. Jahrhunderts. Das ändert sich erst, als sich die Provinzschönheit Natalja (Nora Buzalka) Andrej, den hochbegabten Bruder der Schwestern, greift. Auch sie will aus ihren Kreisen heraus, aber sie verwirklicht ihren Traum in der Provinz, im Haus der Schwestern, das sie konsequent unter ihre Herrschaft bringt. Hier nimmt die Inszenierung nach der Pause Fahrt auf, auch das Bühnenbild gerät in Bewegung. Das Militär wird abgezogen, alle Träume sind vernichtet. Nur eine bleibt Gewinnerin: Nach und nach modernisieren sich auf der Bühne Optik und Nataljas Outfit, der Rest der Menagerie kann da nicht mithalten und ist nach den langen Jahren der Zermürbtheit auch zu schwach, sich dem noch zu wiedersetzen. Ihnen bleibt am Ende die einst heroisierte Arbeit. Aber nur noch in einem Callcenter von Natalja. Die ungewöhnliche Brücke zur Gegenwart ist gebaut. Schade, dass sie nicht der Anfang war. „Anatevka“ in Gelsenkirchen „Waisen“ in Oberhausen ALEXANDRA BRUNDIERS „Waisen“ I Fr 4.2., 19.30 Uhr Theater Oberhausen I 0208 857 81 84 „Anatevka“ I So 13.2., 15 Uhr I Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen I 0209 409 72 00 14 46 „Drei Schwestern“ in Oberhausen PETER ORTMANN „Drei Schwestern“ I Sa 5.2., 19.30 Uhr Theater Oberhausen I 0208 857 81 84 14+ Di, 01.02. und Mi, 02.02. um 10.30 Uhr 33/-2+*355)7)0# 932,%50)6$%; Mi, 02.02. um 20.00 Uhr | GEjazzt auf Consol ,5-67-%2-2+)5%2( 3()52%<<-9) Fr, 04.02. um 20.00 Uhr )5%55)27)8*)0 -232<)571=5',)22%',)-2)5.%4%2-6',)2)+)2() 16+ Di, 08.02. um 19.00 Uhr und Mi, 09.02. um 10.30 Uhr %66%2(5% %',37-9)2()6+0)-',2%1-+)2 31%26932,5-67%$30* Mi, 09.02. um 19.00 Uhr 37)5!%032 %5:03,35(67%(7-61%5'/A1-7)-2%2()53()52)&)2)-2%2()5 Sa, 12.02. um 20.00 Uhr | in der Kellerbar %2,%62C%+5%2714537,)%7)5%86)06)2/-5',)282(5)1)2 So, 13.02. um 16.00 Uhr, Mo 14.02. und Di, 15.02. um 11.00 Uhr )-26 2+ "%2<7,)%7)5*?5-2()5%&%,5)2 Sa, 19.02. um 20.00 Uhr ,5-673*!>,2+)2"5-3 .%<<7%8*32630 Di, 22.02. um 19.00 Uhr | in der Kellerbar 2<)57-7%7-32 0%2+82(!7-00)1-7))682($?0B2+ -61%5'/675%@) )06)2/-5',)2 ")0 %-0/327%/7'326307,)%7)5() www.consoltheater.de Theater Ruhr Tanz in NRW „Die Traumnovelle“, Foto: A. Köhring Iris Pohl, tanz in schulen nrw, Foto: M. Leysner Die Masken des Bürgertums Das Publikum von morgen Die Holzvertäfelung der Wände erzählt noch von Restbeständen eines bürgerlichen Daseins. Doch an den Kaffeehaustischen sitzen erstarrte Menschen. Oder sie liegen gleich quer über der Tischplatte. Wärter skandieren den Tagesablauf und im Hintergrund droht eine Totenbahre. Sanatorien waren zwar schon immer Orte, an denen Träume und Begehrlichkeiten wuchsen. Doch in Mülheim hat Regisseurin Simone Thoma bei ihrem Regiedebüt Arthur Schnitzlers Erzählung „Traumnovelle“ gleich in die Räume einer Klinik verlegt, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Schnitzlers 1926 veröffentlichte Erzählung, die von Stanley Kubrick unter dem Titel „Eyes wide shut“ verfilmt wurde, macht durch die Folie des Realen die Verdrängung, die Begierden und die Entfremdung sichtbar, die den Alltag der Figuren beherrscht. Der Arzt Fridolin und seine Frau Albertine stecken mitten in einer Ehekrise und erzählen sich die erotischen Verlockungen des vergangenen Urlaubs. Beide holen diese Sehnsüchte nun in traumhaften Konstellationen nach. Fridolin gerät in eine nächtliche schwarze Orgie mit nackten Frauen, von denen eine sich für ihn opfert. Albertine durchlebt im Traum den Ehebruch mit einem Fremden, während ihr Mann gleichzeitig gekreuzigt wird. In Mülheim wird aus diesen Träumen surrealer Alltag. Da tauchen unter abgerissenen Tapeten immer neue auf. Türen bewegen sich von selbst. Der Kostümverleiher (Klaus Herzog), den Fridolin aufsucht, ist ein Pfleger, der Menschen mit dem Hammer traktiert. Die Regie lässt das Verdrängte von der Leine und zeigt den brüchigen bürgerlichen Firnis. Doch die Trugbilder wirken zunächst wie an der Leine des linearen Erzählens ordentlich aufgereiht und kranken an ihrer allzu akribischen Konstruktion. Man blickt in den Maschinenraum des Theaters und sieht bei der allmählichen Verfertigung von Bedeutung zu. Von Thomas Linden „Am Anfang habe ich gedacht, Tanzen ist blöd. Doch jetzt merke ich, dass Tanzen cool ist.“ Das sagt ein Jugendlicher aus Krefeld, und wer hätte nicht schon wie er den Kopf über jene Hupfdohlen geschüttelt, die da unverständliches Zeug auf der Bühne produzieren? Tanz ist keineswegs immer so einfach zu verstehen, wie unter der Hand behauptet wird. Und weil vielen Menschen der Zugang zu dieser Kunst nie so recht gelungen ist, bleibt der Tanz im Reigen der Künste nur zu oft auf die Rolle des dekorativen Beiwerks beschränkt. Selbst Millionenstädte leiden unter dem kulturellen Bildungsdefizit ihrer Ratsherren, die für den Tanz nicht viel an Haushaltsgeld springen lassen. Deshalb bedarf es einer „180 Grad Drehung“, also eines Perspektivwechsels, der demonstriert, dass Tanz ein Stück essentielle Lebenserfahrung und ein Medium ist, mit dem sich in einer eigenen Sprache darstellen und erzählen lässt. Linda Müller und Martina Ketterer vom nrw landesbuero tanz haben die Herausforderung angenommen und den Tanz in die Schulen gebracht. Überall im Land sind die beiden im Auftrag der Gesellschaft für Zeitgenössischen Tanz Anstifter zu Projekten mit Kindern und Jugendlichen aller Schulformen. Die Idee besteht darin, Tanz in den Schulalltag zu integrieren. Von Hilden über Duisburg, Krefeld, Köln oder Essen werden auf jede Schule eigene Aktionen zugeschnitten. „Die Schüler sollen tanzen, und sie sollen lernen, Tanz anzuschauen“. Linda Müller betont, dass auch die Rezeption zum Verständnis dieser Kunst beiträgt. Neben Hip Hop und Musical-Projekten inszeniert eine Grundschule den „tanzenden Supermarkt“, ein Projekt, bei dem Kunst und Musik ineinandergreifen. „Die Kinder erleben andere Formen der Bewegung, und sie sehen, dass man mit Tanz Themen und Geschichten bearbeiten und gestalten kann“. Die „180 Grad Drehung“ wurde zum Vorzeigeprojekt für andere Bundesländer. Statistisch rechnete man nach einer Befragung die Ergebnisse von Tanz in den Schulen hoch und kam zu traumhaften Werten. Über 80% der Beteiligten zeigten sich positiv überrascht von der Begegnung mit der Tanzkunst, und zwei Drittel wollten gleich in ein Anschlussprojekt einsteigen. Auch in jenem Moment, als Linda Müller und Martina Ketterer plötzlich die Förderung gestrichen wurde, entstanden an den Schulen weitere Projekte in Eigeninitiative. Die beiden machten dabei eine wichtige Erfahrung; normalerweise fällt der Tanz nämlich durchs Rost, wenn das Geld fehlt. „Werden die Projekte aber selbst an den Schulen entwickelt, dann finden sie auch ihre Fortsetzung“, erklärt Martina Ketterer. Dass die Kinder konkret von ihrem Tanzerlebnis profitieren, liest Linda Müller an den Aussagen der Lehrer ab. „Die stellten fest, dass sich das Sprachvermögen, das Gruppenverhalten, die gegenseitige Wertschätzung und die Tatsache, dass sich die Schüler einfach mehr zutrauten, deutlich verbessert haben“, sagt sie. Im Grunde sind das alles keine neuen Erkenntnisse, schon in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts existierte die Forderung, die Tanzkunst in die Schulen zu tragen. Nur muss man es auch tun, die „180 Grad Drehung“ ist da ein überzeugender Ansatz. Inzwischen arbeitet man schon daran, dass Tanz einmal ein Abiturfach werden kann. Ist die Schule nicht dazu da, die Fähigkeiten eines jeden Kindes zu fördern? Thomas Linden ist Journalist, Autor Und es klingt doch gut, wenn die 11jährige Nina sagt: „Am und Jurymitglied des Tanzen gefällt mir besonders gut, dass ich so sein kann, Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreises. wie ich bin.“ Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ in Mülheim an der Ruhr Zwei Eheleichen am Kaffeetisch Das ändert sich mit den beiden großen Traumerlebnissen. Zunächst sitzen Fridolin (Albert Bork) und Albertine (Petra von der Beek) noch wie zwei Eheleichen am Tisch. Der Ton ist ruppig und distanziert, die Beziehungsleere hat beide fest im Griff. Fridolins Besuch im Haus der Verlockung verschränkt sich dann mit der Visite im Krankenhaus. Der Arzt trägt Handschuhe und Mundschutz und wird zur Sektion nackt auf die Bahre in einem kühl gekachelten Hinterbühnenraum gelegt. Brüllend weigert er sich, die „Maske“ abzulegen. Die ruhige Erzählung Albertines legt sich wie eine sardonischzarte Liebeserklärung über ihn. Man denkt an die Masken der Bürgerlichkeit bei Carl Sternheim und an die bei Gottfried Benn diagnostizierten „Verhaltenslehren der Kälte“, die sich hier gekonnt mit Schnitzlers Beschwörung des Unbewussten mischen. Ganz ohne sicheren Halt lässt die Regie den Besucher in diesen Eiswüsten der Gesellschaft aber nicht. Der hinzu erfundene weiß befrackte Arzt Dr. Adler (Roberto Ciulli) führt als Erzähler und Diagnostiker durch den Abend und lässt so Fridolins und Albertines Resümee „Niemals in die Zukunft fragen“ zumindest fragwürdig erscheinen. HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Traumnovelle“ I R: Simone Thoma I Theater Mülheim an der Ruhr 22.2., 19.30 Uhr Wie man Tanz verständlich macht www.mouvoir.de I www.tanzhaus-nrw.de 16 46 7 BAHNHOF LANGENDREER 02 / 11 Girardetstraße 2 - 38 45131 Essen www.ruebuehne.de BO ” WALLBAUMWEG 108 TEL.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de DO 10.02. Patrizia Moresco 20 Uhr ’Wahn.Sinn !!!¨ Geballte Comedy mit Gesang, Slapstick & Stand-Up 11. Februar Schlikmann ! FR 11.02. Firestarter ROCKS! 23 Uhr Rock, Crossover, Alternative - Party Szenische Lesung, Hörbehren DO 17.02. Bini Adamczak: 12. Februar “Frauenversteher“ 19.30 Uhr Kommunismus ¥ Kleine Geschichte wie endlich alles anders wird DO 17.02. The Busters Stand –Up Kabarett Carsten Höfer 20 Uhr ’Ewigkeit Tonight ¥ Das Perpetuum Mobile des Ska 19. Februar Funky, Sexy, 40! Kabarett, Michel Steinke FR 18.02. WortWelten 19.30 Uhr Maïssa Bey (Algerien) Lesung: ’Nachts unterm Jasmin¨ FR 18.02. Vendetta ¥ Die Party 25. Februar 23 Uhr HipHop, House, R&B SA 19.02. Trovaci ’Malo Morgen¨ „Volle Pflegekraft voraus!“ 20 Uhr Balkan, Ska, Punk SA 26.02. I.R.A. (International Kabarett, Sybille Bullatschek 20 Uhr Reggae Artists) ’Bob Marley Tribute¨ VORVERKAUF: SO 27.02. Anka Zink ’Sexy ist Café Cult im Girardet Haus Telefon 0201-384 67 66 karte@ruebuehne.de 19 Uhr was anderes¨ ¥ Das neue Kabarettprogramm Vorverkauf im Endstation Kino Café täglich von 19.00 ¥ 22.30 Uhr t: sentier prä Highlights Februar 1 2 Fr. 04.02. Cabaret Queue 1 Sa.05.02. Cabaret Queue 2 So. 06.02. Cabaret Queue 3 Sa. 12.02. Cabaret Queue 4 Fr. 18.02. Cabaret Queue 5 Fr. 25.02. Cabaret Queue 3 Sa.26.02. Cabaret Queue bis Mo. 28.02. Fr. 04.03. Cabaret Queue 4 Andrea Badey „Zwischen Tanga und Treppenlift“ Mark Britton „Zuhause bei Britton“ Peter Vollmer „Wenn Männer zu sehr 40 werden“ Bernd Gieseking „Ab dafür - Der satirische Jahresrückblick“ Christoph Sieber „Das gönn ich euch“ 6 Sebastian Schnoy „Hauptsache Europa“ Lioba Albus „Erfolgreich scheitern für Fortgeschrittene“ 7 Sebastian Krämer „Akademie der Sehnsucht“ Der Obel „Alles rund - Obel earth“ Sa. 05.03. Cabaret Queue Vorschau: 11.03. Ken Bardowicks; 12.03. Holger Paetz; .13.03. Carolin Kebekus; 17.03. Wilfried Schmickler; 19.03. Der Telök; 20.03. Reiner Kröhnert; 25.03. Emmi & Herr Willnowsky; 25.03. Matze Knop; 27.03. Herbert Knebels Affentheater (Zusatztermin) jeden Dienstag 5 www.CabaretQueue.de Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 CabaretQueue jeden Mittwoch CabaretQueue jeden Donnerstag CabaretQueue Tango Salon mit DJ Topolino Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler Thirty Wonderland die Ü-30-Party 17 8 6 7 8 9 9 10 10 Opernzeit - unsere Zeit Foto: Gerd Altmann/pixelio.de Oper in NRW Yanyun Guo als Ulrica und Oliver Weidinger als Matrose, Foto: Kühle Die Zerstörung kindlicher Unschuld Großer Grusel auf der Opernbühne Der sexuelle Missbrauch in pädagogischen Einrichtungen wie dem CanisiusKolleg oder der Odenwaldschule hat die Gemüter bewegt. Nach Jahrzehnten des Totschweigens kam die Wahrheit endlich ans Licht: Pädagogen und Priester haben sich an ihnen anvertrauten Kindern vergangen und deren weiteren Lebensweg gezeichnet. Die Täter waren Autoritätspersonen, die Opfer waren ausgeliefert und wurden zum Schweigen gezwungen. Innerhalb der Institution wurde weggeschaut. Allein gelassen mit dem erlittenen Unrecht verstummten die „Mit jeder Episode der Erzählung dreht der Autor die Schraube Opfer aus Scham. Nicht selten suchten sie die Schuld bei sich selbst. Die Verstri- der Verstrickung weiter bis zum todbringenden Stillstand” ckung mit der Schuld des Täters schuf ein unauflösbares Band, zumal wenn ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden bestand. Der „pädagogische Eros“ zerstörte nicht nur die kindliche Unschuld, sondern schuf gegenseitige Abgängigkeiten. Gut und Böse ließen sich im Erleben des Opfers nicht mehr trennen. Und genau um diese Ambivalenz in der Täter-Opfer Beziehung geht es in Brittens Kammeroper „The turn of the screw“, die 1954 im Rahmen der Biennale in Venedig uraufgeführt wurde. Die Handlung der Oper basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Henry James aus dem Jahr 1898, die von merkwürdigen Ereignissen auf dem Landgut Bly erzählt. Eine junge Gouvernante erhält vom Vormund zweier Waisen den Auftrag, die Erziehung der Kinder zu übernehmen, mit der Auflage keinen Kontakt mit ihm aufzunehmen, da er nicht belästigt werden möchte. Bald merkt sie, dass sowohl das Mädchen als auch der Junge unter dem Einfluss verstorbener Dienstboten stehen, die den Jungen in seinem zerstörerischen Verhalten beeinflussen. Die Gouvernante nimmt den Kampf mit dem Schatten der Vergangenheit auf, der auf allen lastet. Seelische Abgründe tun sich auf, am Ende stirbt der Junge: Die Gouvernante wird in ihrem Aufklärungswillen zur Mitschuldigen. Der befremdende Titel „Die Drehung der Schraube“ ist dramaturgisches Konzept: Mit jeder Episode der Erzählung dreht der Autor die Schraube der Verstrickung weiter bis zum todbringenden Stillstand, aus dem es für alle Beteiligten kein Entrinnen mehr gibt. Und ebenso entwickelt sich die Komposition „in Kreisen“, wie Britten sagte: Dem Stück liegt ein zwölftöniges Hauptthema zu Grunde, das sogenannte „Schraubenthema“, das in jeder Szene der Oper variiert und in den instrumentalen Zwischenspielen verdichtet wird. Die ungeklärten Fragen und die Vieldeutigkeit der Erzählung spiegelt die Musik wieder, die zwar äußerst klar strukturiert ist, aber in ihrer Ausgestaltung alles andere als eindeutig sein will. So konterkariert Britten in den Kinderliedern die Reinheit und Einfachheit des musikalischen Satzes durch abgründige Klangfarben im Orchester und die Verfremdung tonaler Zusammenhänge. Die Musik macht die tiefe Verstörung des Kindes unmittelbar erfahrbar. Die Librettistin Myfanwy Piper zeigt in diesem Werk „die Verletzlichkeit der Unschuld zu allen Zeiten“ auf, ein Thema, das auch in anderen Opern Benjamin Brittens von zentraler Bedeutung ist. Es war Brittens Lebensthema, in dem seine traumatischen Erfahrungen in einem englischen Internat nachwirken. Seinem engen Mitarbeiter Eric Croizier vertraute er an, dass er als Junge missbraucht wurde. Auf diesem Hintergrund lässt sich das Zitat von Yeats‘ Gedicht „Das jüngste Gericht“ im Stück verstehen: „Wird der heilige Vorgang der Unschuld ertränkt, den Besten erlahmt der Glaube, und die Schlimmsten sind voll von leidenschaftlicher Heftigkeit.“ Von Karsten Mark Riccardo hat es bis an die Spitze geschafft: Er ist der Gouverneur, er hat die Macht. Aber das Geschäft ist ein nüchternes. Was ihm fehlt in seiner ausgeprägten Selbstverliebtheit, ist der Glanz, der Glamour, den er nur auf der Leinwand findet. So hängt er am liebsten seiner Traumwelt im privaten Kinosaal nach, während seine Gegner schon die Messer wetzen. Das Theater Hagen zeigt Verdis „Ein Maskenball“ als großes Kino auf der Opernbühne. Regisseur Roman Hovenbitzer gelingt gleich zu Beginn der entscheidende Kunstgriff, der den ausgiebigen Einsatz von Videoeinspielungen plausibel macht. Sein Riccardo lebt in seinem eigenen Film, einem altmodischen Stummfilm mit großen Gesten und großen Gefühlen fernab der Realität. „Das Publikum bekommt eine Menge zu sehen“, hatten Hovenbitzer und Ausstatter Jan Bammes angekündigt und nicht zu viel versprochen. Opernpuristen mögen sich an der einen oder anderen Stelle erschlagen fühlen von der Dichte der optischen Eindrücke oder auch von deren Plakativität. So überlagert die Regie „Öde Rampengesänge gibt es an keiner Stelle” zuweilen dynamisches Bühnengeschehen mit schnell bewegten Videoeinspielungen, die zeitgleich auf einen halb durchsichtigen Gazevorhang projiziert werden. Und sie treibt die Gruselmotive in den ersten beiden Akten so sehr auf die Spitze, dass sich das Publikum vorübergehend in einen altmodischen Horrorfilm versetzt sieht. Vom Zuschauer verlangt dies Aufmerksamkeit, es weckt sie aber auch. Und wer lebendiges Musiktheater mag, wird sich niemals langweilen in dieser aufwändigsten Produktion der gesamten Hagener Spielzeit. Öde Rampengesänge gibt es an keiner Stelle. Momente, in denen Ruhe einkehren darf, gibt es aber durchaus. Für die Hagener Sopranistin Dagmar Hesse, die die Amelia singt, stand die Produktion zunächst unter keinem guten Stern. Sie erkrankte wenige Tage vor der Premiere und musste bei den ersten Vorstellungen durch Kelly God aus Hannover ersetzt werden. Amelia und Riccardo sind das tragische, von den eigenen Gefühlen überwältigte Liebespaar, das nicht zusammenkommen darf – sie die Frau seines Sekretärs und besten Freundes Renato. Die Eifersucht führt denn auch zur Katastrophe. Hovenbitzer allerdings nimmt das tragische Sujet durchaus mit Humor und würzt die opernhaften Überhöhungen mit feiner Ironie. So versäumt es Rafael Vázquez als Riccardo nicht, noch einen gekonnten Hüftschwung einzulegen, bevor er, von einer Pistolenkugel getroffen, in bester Hollywoodmanier zusammenbricht. Vázquez bringt die ironischen Anspielungen insgesamt sehr treffsicher über die Rampe und singt einen schönen, schlanken und strahlenden Tenor. Bariton Jaco Venter bildet als Renato sowohl stimmlich als auch in seiner physischen Bühnenpräsenz den passenden, kraftvoll bodenständigen und schließlich zornigen Gegenpart zum charmanten Luftikus Riccardo. Eine eher kleine, aber glänzende Partie singt Stefania Dovhan (im Wechsel mit Christine Graham) als „Page“, der in Hagen eher einem Conferencier aus Riccardos Traumwelt gleicht. Während Chor und Solisten zur Premiere überzeugten, lieferten die Hagener Philharmoniker unter Leitung von GMD Karsten Mark ist freier Florian Ludwig ein uneinheitliches Bild. Zwischen kraftJournalist und lebt im Ruhrgebiet. Kultur und vollen und höchst farbigen Momenten ließ das Orchester besonders das Muso manches Mal auch noch Schwächen und fehlenden siktheater gehören zu seinen Schwerpunkten. Feinschliff erkennen. Brittens Kammeroper „The turn of the screw“ KERSTIN MARIA PÖHLER Cineastischer Verdi: „Ein Maskenball“ in Hagen Oper Köln/Trinitatiskirche I ab 11.2. 18 46 THEATER FLETCH BIZZEL Mi. Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de Feb. 11 02.02. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW mit Emscherblut 15,-/10,- Fr. 04.+ So. 06.02. BJÖRN JUNG „War das jetzt schon Sex? oder Mann in Not“ Sa. 05.02. STEFAN KEIM „Aus dem Leben eines Schelms“ Fr. 11. + Sa. 12.02. THEATRE DU PAIN „Urlaub vom Trauma“ Mi. 16.02. UTA ROTERMUND „Mittwochs mit Schmackes“ 15,-/10, 15,-/10, 17,-/13, 17,-/13,- Do. 17.+ Fr. 18.02. ENSEMBLE DIE FREMDEN Premiere! „Glaube, Liebe, Hoffnung“ Sa. 19.+ So. 20.02. DIE BRÄUTE „Aus Kindern werden Leute, ...“ Fr. 25. + Sa. 26.02. TINA TEUBNER „Aus dem Tagebuch meines Mannes“ 10,-/9,- 15,-/10, 17,-/13,- Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr GEIERABEND 2010 13. Jan. - 08. März 2011 - „POTT TO GO“ Zeche Zollern II/IV · Grubenweg 5 · DO-Bövinghausen TURBO PROP THEATER „Die Schmudels feiern Karneval“ Mi. 23.02. 10 Uhr · So. 27.02. 11 Uhr · Mi. 02.03. 10 Uhr · So. 06.03. 11 + 15 Uhr Komikzentrum Ruhr Hat es faustdick hinter den zierlichen Ohren: die Comedienne Carolin Kebekus, Foto: KCF Vom Pussyterror zum Ödipuskomplex Anregende Gigs in Duisburg, Oberhausen und Herne Wer auf Nummer Sicher gehen will, tourt vor seiner offiziellen Premiere durch die Lande, testet die Publikumsreaktionen und feilt hinterher an den Pointen, damit sie sitzen. Das ist nicht nur legitim, das ist auch sinnvoll. Einen hohen Aufmerksamkeitsfaktor erwirbt man sich überdies, indem man sein Gesicht beizeiten in Fernsehkameras hält. Genau das trifft auf Carolin Kebekus zu, deren Ruf als talentierte Nachwuchs-Komödiantin die Erwartungen in schwindelnde Höhen geschraubt hat. Die wollen erfüllt werden, oder der Daumen geht nach unten, ehe man sich‘s versieht. Um eben diesem Desaster vorzubeugen, feiert die aus Köln-Ostheim kommende Kebekus am 21. Februar im Hundertmeister Duisburg ihre Vorpremiere: „Pussyterror“ heißt ihr erstes Solo-Programm, mit dem sie zeigen will, wo der feminine Hammer hängt. Singend, spielend und schreiend lotet sie ihre Herkunft aus, verwurzelt in einer städtischen Nahkampfzone, die fürs Leben stählt. Für nichts zu fein, auf alles vorbereitet, was das prekariate Dasein an Herausforderungen mit sich bringt, lässt die Comedienne ihre verbalen Muskeln spielen. Man darf gespannt sein, was der Frau an der Seite des „Hasspredigers“ Serdar Somuncu so alles einfällt, um das Publikum aufzumischen. Garantiert grandios ist – ebenfalls im Duisburger Hundertmeister – das bezaubernde Fräulein Cäsar alias Alexandra Gauger mit ihrem Programm „Atmen, Leute, atmen“ (am 2.2.). Hier steht eine VollblutKomödiantin auf der Bühne, die weiß, welch seltsamen Haken das Leben schlagen kann, und wie es sich anfühlt, auf einer Achterbahn ungebremst nach unten zu sausen. Dass sie sich überdies mit den ihr eigenen stimmlichen Mitteln für den Weltfrieden einsetzt und dabei schöne Erfolge erzielt, macht aus der begnadeten Sängerin schließlich ein Ganzkörper-Kunstwerk. Dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann, demonstriert der Klavierkabarettist Bodo Wartke mit seinem denkwürdigen „Ödipus“Projekt am 27.2. im Oberhausener Ebertbad. Nach der 104 Minuten dauernden Vorstellung ist der 1977 in Hamburg geborene und seit 1997 in Berlin lebende Mann derart fix und alle, dass er nicht einmal mehr Autogramme geben kann. Mit nur neun Requisiten – darunter eine Handpuppe, eine Sonnenbrille und eine Schirmmütze – holt Wartke den von Sophokles erschaffenen und in unzähligen deutschen Schulstunden zerriebenen Unglücksvogel auf die Bühne. Und siehe da: Aus dem Mythos wird ein Mensch, der ganz im Hier und Jetzt lebt, einer, den man versteht, der sich wehrt und verliert. Wobei Wartke alle 14 Rollen des von ihm neu geschriebenen Stücks selbst spielt – sogar seine eigene Mutter Iokaste, die ihren Sohn mit Nachdruck fragt „Wat haste?“. In den Flottmann-Hallen Herne wiederum tritt das Duo „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ mit seinem ersten Programm namens „MitternachtSpaghetti“ auf (23.2.). Dahinter verbergen sich Wiebke Eymess und Friedolin Müller, ein Paar, das wie die meisten Newcomer starken Schwankungen unterlegen ist, aber an seinen besten Abenden mit ausgefeilter Streitkultur und herrlich schrägen Missverständnissen bezaubert. Das bisschen Risiko sollte man einfach mal eingehen – meint mit den besten Grüßen Ihre stets über Tage lebende ANNE NÜME 20 46 "%#$$!"%"$ !86/8)44-*8;)8 -15>#:8;52 6::-2 #)3;:#)365B%#&"%$ 6+0-5)3490-14-8B%#&"%$ 644@,+0-5 52)(152 )4-5*),B%#&"%$ E%5,,-15&6/-32)55 915/-5C41:1:6$688-9;5,)51-3'1-4-814)39:).. 1-8;5,-9-)*-5, 41:)::01)9"-;:-8;5,?9:-514)39:).. &632-8!197-89B%#&"%$ 6,6')8:2-B%#&"%$ *-8:73):>D *-80);9-5D$-3 D)= <<<-*-8:*),,- Theater in NRW PROGR AMM 02–011 01 03 04 05 Sozialistische Rothäute In Mülheim wirbelt „Deutscher Propeller“ 06 11 12 13 19 20 24 25 27 Freitag, 04.02.2011 / 20.00 Uhr Freitag, 11.02.2011 / 20.00 Uhr UND DANN GAB´S KEINES MEHR Kriminalstück von Agatha Christie Samstag, 05.02.2011 / 20.00 Uhr Freitag, 25.02.2011 / 20.00 Uhr EIN SCHÖNER SCHLAWINER Komödie von Pierre Chesnot Samstag, 12.02.2011 / 19:30 Uhr Gastspiel im Alten Bahnhof Kettwig GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT Schauspiel von Jean-Paul Sartre Samstag, 12.02.2011 / 20.00 Uhr ZURÜCK ZUM HAPPY END Komödie von Frank Pinkus Freitag, 18.02.2011 / 20.00 Uhr EIN JOGHURT FÜR ZWEI Ein (Wellness) Lustspiel von Stanley Price Samstag, 19.02.2011 / 20.00 Uhr PLÖTZLICH UND UNERWARTET Kriminalstück von Francis Durbridge Samstag, 26.02.2011 / 20.00 Uhr Aktuelle Eintrittspreise: Reihe 1 bis 4 Reihe 5 bis 7 Kinder bis 13 Jahre Foto: Jan Dybla ALLES IM GARTEN Schwarze Komödie von Edward Albee 15,- € / erm. 13,- € 13,- € / erm. 11,- € 8,- € pro Platz Von Hans-Christoph Zimmermann Es ist alles eine Frage der Interpretation. Als sich in den frühen 1950er Jahren Indianeranhänger in der DDR zu organisieren begannen, wurden sie einer vernichtenden Kritik unterzogen. Kaum „Die Geister, die man ruft” hatte man die Geschichte der nordamerikanischen Rothäute jedoch als antiimperialistischen Kampf deklariert, erfolgte umgehend das kulturpolitische Placet. Und so trafen sich die Enthusiasten von Tomahawk und Tipi regelmäßig in Vereinen – streng beobachtet von Stasiscouts, versteht sich. Dass die Indianisten, wie sie sich nannten, dabei eher ihrer Sehnsucht nach der Fremde oder einer ökologischen Naturbegeisterung frönten, tat der öffentlichen Unterstützung keinen Abbruch. Diese abstruse Fußnote der DDR-Geschichte gibt die Folie ab für die Produktion „Deutscher Propeller“ der experimentellen Gruppe realtime research. Das Projekt entstand auf Initiative des Kölner Jazztrompeters Matthias Mainz, der seit Jahren mit Choreographen, Videokünstlern oder Schriftstellern spartenübergreifende Projekte realisiert. Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Wilhelm Bartsch bat er den Hallenser Autor um weitere vertonbare Texte. Die Antwort bestand, so Mainz im Gespräch, in einigen Haikus und dem dreiseitigen Abstrakt einer Kurzgeschichte. Zusammen mit dem Dramaturgen Jochen Kiefer entwickelte das Trio daraus ein collageartiges Stück zwischen indianistischer DDR-Vergangenheit und Neonazigegenwart in der thüringischen Provinz. Im Zentrum steht die Ex-Punkerin Cora. Sie hat sich ein linksdrehendes Hakenkreuz auf die Hüfte tätowieren lassen, ein Symbol der Dakota-Indianer, in dem Erinnerung an und Protest gegen ihre indianistischen Eltern gleichermaßen mitschwingen. Cora gerät in eine tödlich endende Liebesgeschichte mit dem Neonazi Konnan, der ein Taxiunternehmen betreibt, und dem Gelegenheitsarbeiter und Hofbesitzer Swen-Maik. Die Erinnerung an die indianistische Sehnsucht nach dem edlen Wilden und Fremden in der DDR überlagert sich mit dem Ressentiment gegen alles Fremde der rechtsradikalen Subkultur. Die Geschichte wird aus der Perspektive der jungen Frau erzählt, die alle Figuren aus ihrer Erinnerung heraufbeschwört: die Geister, die man ruft ... Dokumentarische Texte wechseln sich dabei ab mit epischen und lyrischen. Der Reiz, erzählt Komponist Matthias Mainz, bestand darin, die Ebenen von Vergangenheit und Gegenwart, von Spiel im Spiel in der Inszenierung von Rabea Kiel wie in der Musik wahrnehmbar zu machen. Er produzierte ein Einspielband mit vierstimmigen Bläsersätzen, die über Lautsprecher in die Szene als musikalische Widergänger eingespeist werden. Dazu treten mit dem Schlagzeuger Frank Köllges, dem Hans-Christoph Gitarristen Serge Corteyn und Mainz selbst an der TromZimmermann ist pete drei Livemusiker, die mit dem Einspielband in Dialog Theaterkritiker für Printmedien treten, als musikalischer Chor fungieren und die Texte der und Hörfunk. drei Schauspieler untermalen. „Deutscher Propeller“ von realtime research I R: Rabea Kiel I Ringlokschuppen Mülheim I 4./5.2., 19.30 Uhr I 0208 99 31 60 I www.ringlokschuppen.de Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52 www.kleines-theater-essen.de · kleinestheater@aol.com 22 46 !"# $ %! &&&'& ' Johann Wolfgang von Goethe Regie Sarantos Zervoulakos Premiere 18. Februar 2011 // 19.30 Uhr Großes Haus Infos und Abos unter 0208 / 85 78-184 und www.theater - oberhausen.de Gestaltung: Benning, Gluth & Partner, www.bgp.de Iphigenie auf Tauris Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region Prinz Friedrich von Homburg Fr. 4.2. 19.30, So. 13.2. 19.00 25 Sad Songs SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Mi. 2.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, 0234 33 33 55 55 Sa. 19.2. 19.30 Jede Menge Kohle Faust Mi. 2.2. 19.30, So. 6.2. 17.00, Sa. 12.2. 19.30 So. 6.2. 19.00, Do. 10.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30 Candide oder der Optimismus Abgesagt! Eine musikalische LeerstellenDo. 3.2. 19.30 kompensation Cyrano de Bergerac Fr. 4.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, So. 27.2. 17.00, Do. 17.2. 19.30 Die Buddenbrooks Mo. 28.2. 19.30 Sa. 26.2. 19.30 Peer Gynt Sa. 5.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30 THEATER HAGEN Woyzeck 02331 207 32 18 Mi. 9.2. 19.30 Die Labdakiden Drei-Mal-Tanz Fr. 11.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30 Sa. 5.2. 19.30, Di. 8.2. 19.30, So. 13.2. 15.00, Der Sturm Mi. 16.2. 19.30, So. 27.2. 18.00 Mi. 16.2. 19.30 Così Fan Tutte Kasimir und Karoline So. 6.2. 18.00, Fr. 11.2. 19.30 Sa. 19.2. 19.30, Mi. 23.2. 19.30 Ein Maskenball Mi. 9.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30 THEATER DORTMUND Im Weißen Rössl 0231 502 72 22 Do. 10.2. 19.30, So. 20.2. 15.00 Die 39 Stufen Jekyll & Hyde Mi. 2.2. 19.30, Do. 10.2. 19.30, Sa. 19.2. Do. 17.2. 19.30 19.30, So. 27.2. 15.00 My Fair Lady Die Dreigroschenoper Sa. 19.2. 19.30 Fr. 4.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, So. 20.2. 18.00, Gegen die Wand Fr. 25.2. 19.30 Sa. 26.2. 19.30 Heimat unter der Erde Sa. 5.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, Do. 24.2. THEATER KREFELD 02151 80 51 25 19.30 Woyzeck Woyzeck Di. 8.2. 19.30, Do. 9.2. 19.30, So. 13.2. 18.00, Di. 1.2. 11.00, Do. 3.2. 20.00, Sa. 26.2. 19.30 Die Comedian Harmonists Publikumsbeschimpfung Di. 1.2. 20.00, So. 20.2. 16.00 Fr. 11.2. 19.30, Mi. 23.2. 19.30 The Rocky Horror Picture Show Die Perser Mi. 2.2. 20.00, Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 18.00, Do. 17.2. 19.30 10.2. 20.00, Sa. 12.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00 Casanova THEATER DUISBURG So. 6.2. 19.30 0203 300 91 00 Viva la Mamma! oder die Sitten und User Unsitten des Theaters Di. 1.2. 20.00 Fr. 11.2. 20.00 Hautnah Othello / Ein Sommernachtstraum Do. 3.2. 20.00 Sa. 19.2. 20.00, Do. 24.2. 20.00, Sa. 26.2. Enigma 18.00, So. 27.2. 19.30 So. 6.2. 19.30 SCHLOSSTHEATER MOERS Cyrano de Bergerac 02841 20 17 31 Fr. 11.2. 19.00 Klasse Klasse Gerechtes Geld / Righteous Money Mo. 21.2. 20.00, Di. 22.2. 11.00 und 20.00, Do. 3.2. 19.30, Mo. 21.2. 19.30 Mi. 23.2. 11.00 und 20.00, Do. 24.2. 11.00 Der Kirschgarten Woyzeck Sa. 5.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30 Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30 Die unsichtbare Hand Hotel Paradiso So. 6.2. 11.30, Do. 10.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, So. 27.2. 19.30 + Sa. 19.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30 Der Drang THEATER ESSEN (GRILLO) Do. 17.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30 0201 812 22 00 STADTTHEATER Shockheaded Peter Do. 3.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30, So. 20.2. 16.00 Hercules brachte seine Geliebte Lole mit von einer Schlacht, dies macht seine Gattin Dejanira eifersüchtig. Die Folgen werden für ihn fatal… Im Essener Aalto-Musik Theater, Foto: Thilo Beu THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 ICH und andere Lügen Di. 1.2. 18.00 Aus der Mitte der Gesellschaft Do. 3.2. 19.30 Der kleine Prinz Sa. 5.2. 19.30 Peter Pan & the Lost Boys Mo. 7.2. 19.30, Di. 8.2. 18.00, Do. 17.2. 11.00 und 18.00, Mo. 21.2. 18.00 Start- und Landebahn Sa. 19.2. 19.30 Traumnovelle + Di. 22.2. 19.30 Liebeskonzil Fr. 25.2. 19.30 Gott Sa. 26.2. 19.30 Verrückt So. 27.2. 16.00 I kill you Mo. 28.2. 19.30 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Waisen Fr. 4.2. 19.30, So. 27.2. 19.00 + = Premiere Drei Schwestern Sa. 5.2. 19.30, So. 27.2. 15.00 Der Kirschgarten Fr. 11.2. 19.30 Ein Sommernachtstraum Sa. 12.2. 19.30 Nora oder Ein Puppenhaus So. 13.2. 18.00, Mi. 23.2. 19.30 Iphigenie auf Tauris Fr. 18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30 Woyzeck So. 20.2. 18.00 Never Too Loud Sa. 26.2. 19.30 = trailer Empfehlung + = trailer Theaterkritik + WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Unterrichtsstunde Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00 Der Heilige Paulus So. 13.2. 18.00 Arsen und Spitzenhäubchen So. 20.2. 18.00 Andorra Mo. 28.2. 11.00 und 20.00 MUSIKTHEATER Theater mal anders. Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ darf man im Theater Dortmund ertragen. Es beschimpfen Sie (v.links n. rechts): Christoph Jöde, Caroline Hanke, Sebastian Graf, (sitzend) Melanie Lüninghöner und Matthias Breitenbach, Foto: Birgit Hupfeld AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 Peter Vollmer So. 6.2. Hercules Christoph Brüske Do. 3.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.00, So. 13.2. 18.00 Fr. 11.2. Die Csárdásfürstin Berndt Gieseking Fr. 4.2. 19.30 Sa. 12.2. Nabucco Christoph Sieber So. 6.2. 19.00 Fr. 18.2. Tosca Sebastian Schnoy So. 27.2. 18.00 Fr. 25.2. Lioba Albus DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG Sa. 26.2., So. 27.2., Mo. 28.2. 01805 44 70 GOP VARIETÉ ESSEN Peter Grimes Mi. 9.2. 19.30, So. 13.2. 18.30, Do. 17.2. 0201 247 93 93 19.30, So. 20.2. 15.00 Wild Boys Lucia di Lammermoor Jeden Mi. und Do. 20.00, jeden Fr. und Sa. Mi. 16.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, Sa. 26.2. 18.00 und 21.00, jeden So. 15.00 19.00 19.30 KLEINES THEATER ESSEN Persephone 0201 520 98 52 So. 27.2. 11.00 und 15.00 Und dann gab’s keines mehr MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN Fr. 4.2., Fr. 11.2. 0209 409 72 00 Ein schöner Schlawiner Hänsel und Gretel Sa. 5.2., Fr. 25.2. Do. 3.2. 11.00 Zurück zum Happy End Die Liebe zu den drei Orangen Sa. 12.2. So. 6.2. 18.00, Do. 10.2. 19.30, Fr. 18.2. Ein Joghurt für zwei 19.30, So. 20.2. 18.00, So. 27.2. 18.00 Fr. 18.2. + Anatevka Plötzlich und unerwartet So. 13.2. 15.00, Sa. 19.2. 19.30 Sa. 19.2. Alles im Garten OPER DORTMUND Sa. 26.2. 0231 502 72 22 Rusalka Fr. 4.2. 19.30 Sekretärinnen So. 6.2. 18.00, Sa. 12.2. 19.30, So. 20.2. 18.00, Do. 24.2. 19.30 Ritter Blaubart Do. 10.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30 Orpheus und Eurydike Fr. 11.2. 19.30 Peter Pan So. 13.2. 18.00 Der Mantel – Schwester Angelica – Gianni Schicchi Fr. 25.2. 19.30 VARIETÉ + BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42, Beginn 20.00 Andrea Badey Fr. 4.2. Mark Britton Sa. 5.2. 24 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Männer sind auch Menschen Di. 1.2. 19.30, Mi. 2.2. 16.00 Der Ferienkönig Do. 3.2. 19.30, Fr. 4.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30, Sa. 12.2. 16.00, So. 13.2. 19.00, Sa. 19.2. 19.30 BundesRepublik Mo. 7.2. 19.30, Di. 8.2. 19.30, Mi. 9.2. 19.30, Di. 15.2. 19.30, Mi. 16.2. 19.30, Do. 17.2. 19.30 Beamte sind auch nur Menschen Sa. 5.2. 19.30, Mo. 14.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30 Fettes Schwein Mo. 21.2. 19.30, Di. 22.2. 19.30, Mi. 23.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 19.00, Mo. 28.2. 19.30 VARIETÉ ET CETERA BOCHUM 0234 130 03 Du bist dann mal weg! Ab dem 4.2. : Jeden Do., Fr. und Sa. 20.00, jeden So. 19.00 Theater-Kalender Ruhr Theater-Kalender Ruhr FREIE SZENE BAHNHOF LANGENDREER 0234 687 16 12 , Beginn 20.00 Patrizia Moresco Do. 10.2. 20.00 Anka Zink So. 27.2. 19.00 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Der Narrenteufel Fr. 4.2. 20.00 Kassandra Di. 8.2. 19.00, Mi. 9.2. 10.30 Roter Salon Mi. 9.2. 19.00 Panhas Sa. 12.2. 20.00 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24, Beginn 20.00 Jochen Malmsheimer Mi. 9.2. Sushi. Ein Requiem Do. 10.2. Anka Zink Fr. 11.2. Damenbad Di. 15.2. Volker Pispers Fr. 25.2. Mark Seibert & Band Sa. 26.2. Bodo Wartke + So. 27.2. FLOTTMANN - HALLEN HERNE 02323 16 29 51 Türkisch Gold Di. 1.2. 10.30, Mi. 2.2. 10.30, Do. 3.2. 10.30, Fr. 4.2. 10.30 und 19.00 Im Zeichen des Orients Sa. 19.2. 15.00 Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie + Mi. 23.2. 20.00 Die Insel Fr. 25.2. 20.00 HUNDERTMEISTER DUISBURG 0203 298 30 86, Beginn 20.00 Alexandra Gauger + Mi. 2.2. Bernhard Westenberger vs. Sebastian 23 Sa. 5.2. Herr Holm So. 6.2. Kai Magnus Sting Di. 8.2. Creme Double Do. 10.2. Moses W. So. 13.2. Blauschwarz Mi. 16.2., Do. 17.2., Di. 22.2., Mi. 23.2. Galactic Gigolo Fr. 18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30 Orlac Hand Out Fr. 25.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30 Butterfahrt 5 Sa. 19.2. Caroline Kebekus + Mo. 21.2. Matthias Reuter Do. 24.2. Murat Topal Sa. 26.2. RÜ-BÜHNE ESSEN 0201 384 67 66, Beginn 20.00 Hotel im Angebot Sa. 5.2. 19.00 Schlickmann Fr. 11.2. 20.00 Frauenversteher Sa. 12.2. 20.00 Zwerchfellspitzen Part-One So. 13.2. 19.00 Funky!Sexy!40! Sa. 19.2. 20.00 Volle Pflegekraft voraus! Fr. 25.2. 20.00 Panoptikum Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 20.00 KULTURHAUS THEALOZZI 0234 175 90, Beginn 20.00 Mordart Sa. 5.2. Die Unheiligen Fr. 11.2., Sa. 12.2. Wat’n Glück dat ich kein Arbeit kenn Sa. 26.2. KULTURZENTRUM HERNE 02323 16 27 79 Musical Highlights Mi. 2.2. 20.00 Fettes Schwein Mo. 7.2. 19.30 Volker Pispers Do. 10.2. 20.00 Jürgen von der Lippe Sa. 12.2. 20.00, So. 13.2. 20.00 KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND 0231 86 30 98 3, Beginn 19.30 Sylvia Brécko Fr. 18.2. 20.00 Betrogen Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 17.00 LWL INDUSTRIEMUSEUM ZECHE Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 17.00 ZOLLVEREIN II/IV 0201 289 47 00, Beginn 20.00 Geierabend 2011 - Ruhrpottkarneval Mi. 2.2. 19.30, Do. 3.2. 19.30, Fr. 4.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.30, So. 6.2. 18.30, Mi. 9.2. 19.30, Do. 10.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30, Sa. 12.2. 19.30, So. 13.2. 18.30, Mi. 16.2. 19.30, Do. 17.2. 19.30, Fr. 18.2. 19.30, Sa. 19.2. 19.30, So. 20.2. 18.30, Mi. 23.2. 19.30, Do. 24.2. 19.30, Fr. 25.2. 19.30, Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 18.30 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Das Interview + Mi. 2.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00 Iphigenie auf Tauris Mo. 7.2. 10.30, Di. 8.2. 10.30, Di. 22.2. 10.30 Mein lieber Schwan Fr. 18.2. 20.00, So. 20.2. 19.00 Verbrennungen Sa. 26.2. 19.30, So. 27.2. 19.00 RINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM AN DER RUHR 0208 99 31 60, Beginn 19.30 Deutscher Propeller + Fr. 4.2. 19.30, Sa. 5.2. 19.30 In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit Do. 10.2. 19.30, Fr. 11.2. 19.30 Altneuatlantis So. 13.2. 19.30 STRATMANNS THEATER ESSEN 0201 820 40 60 Mädelsabend Mi. 2.2. 20.00, Do. 3.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00, Sa. 26.2. 20.00 Doktor Stratmann Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00, So. 6.2. 19.00, Fr. 11.2. 20.00, Sa. 12.2. 20.00, So. 13.2. 19.00, Di. 22.2. 20.00, Mi. 23.2. 20.00 Ingo Oschmann Do. 17.2. 20.00, Fr. 18.2. 20.00 Caveman Fr. 18.2. 20.00, Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00 Ass-Dur Do. 24.2. 20.00 Die 39 Stufen So. 27.2. 19.00 THEATER AM MARIENTOR 0203 28 54 40 Die Nacht der Musicals Do. 3.2. 20.00 Night of the Dance Fr. 18.2. 20.00 Die Rückkehr der Shaolin So. 20.2. 16.00 Horst Lichter Fr. 25.2. 20.00 THEATER COURAGE ESSEN 0201 79 14 66 Schlickmann Fr. 4.2. 20.30 Onkel Reinholds Thekenshow Mi. 9.2. 20.00 Harry, hol schon mal den Wagen! Fr. 11.2. 20.30, Sa. 12.2. 20.00 Stützstrumpfkiller Fr. 18.2. 20.30, Sa. 19.2. 20.00 Französisch im Dunkeln So. 20.2. 19.00 Der Vampir von Rüttenscheid Fr. 25.2. 20.30, Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 19.30 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Emscherblut Mi. 2.2. 20.30 Björn Jung Fr. 4.2. 20.30, So. 6.2. 19.00 Stefan Keim Sa. 5.2. 20.30 Urlaub von Trauma Fr. 11.2. 20.30, Sa. 12.2. 20.30 Uta Rotermund Mi. 16.2. 20.30 Glaube, Liebe, Hoffnung Fr. 17.2. 20.30, Sa. 18.2. 20.30 Aus Kindern werden Leute, aus Mädchen werden Bräute Sa. 19.2. 20.30, So. 20.2. 19.00 Tina Teubner Fr. 25.2. 20.30, Sa. 26.2. 20.30 THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN 0201 851 32 30 Budenzauber Fr. 4.2. 20.00, Sa. 5.2. 20.00, So. 6.2. 19.00 Eli und die alten Herren Mi. 9.2. 20.00 Wenn die Wissenschaft im Kabarett Einzug hält: Vince Ebert versteht sich als Querdenker auf zwei Gebieten, die selten zugleich betreten werden. Der Mann aus dem bayerischen Odenwald pfeift drauf. Auch in der Werk°Stadt Witten, Foto: Frank Eidel 25 Antiken Grundstoff im Eiltempo verspricht die Troja-Trilogie im Bochumer Theater an der Rottstr. 5. Dort fährt Odysseus hinaus, irrt umher, kämpft und kehrt zurück, um wieder zu kämpfen an einem Tag, Foto: Birgit Hupfeld Norman Do. 10.2. 20.00 Freunde der italienischen Oper Fr. 11.2. 20.00, Sa. 12.2. 20.00, So. 13.2. 19.00 Pott sei Dank! Fr. 18.2. 20.00, Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00 Ein Kopleck geht fremd Do. 24.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00 Herr Scheitel sein Halbmondsalon Sa. 26.2. 20.00, So. 27.2. 19.00 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Walk the Line Fr. 4.2. 20.00 Classic meets Modern III Sa. 5.2. 20.00 Offene Gruben offene Fenster So. 6.2. 19.00 SUITE Intermediale Fr. 11.2. 20.00 Bitte keine Frühlingsblumen Sa. 19.2. 20.00, So. 20.2. 19.00, Do. 24.2. 20.00, Fr. 25.2. 20.00, So. 27.2. 15.00 THEATER ROTTSTR. 5 BOCHUM 0163 761 50 71, Beginn 19.30 Lieblingsmenschen Do. 3.2., Fr. 11.2. Geschlossene Gesellschaft Fr. 4.2., Sa. 26.2. Fräulein Julie Sa. 5.2. 19.30, Do. 10.2. 19.30 Il Postino Mi. 9.2. Werther Sa. 12.2. Nibelungen I: Siegfried Superheld Do. 17.2., So. 20.2. Angry Young Men: R3 + Wodka in Dublin Fr. 18.2. Fight Club Sa. 19.2. S.-Requiem für Sylvia Plath + Bane Fr. 25.2. Nach Troja I-III So. 27.2. WERK°STADT WITTEN 02302 171 31 65 Jürgen Becker Do. 3.2. 20.00 Dieter Hildebrandt Do. 10.2. 20.00 Vince Ebert Sa. 12.2. 20.00 ArtORT So. 13.2. 19.00 Kerim Pamuk Fr. 25.2. 20.00 Mama bekommt das bei der Inspektion gratis dazu. Und Papa auch. Nur bis 28.02.2011. Innen-/Außenreinigung Räderwechsel2 Dellenreparatur1 Hol-/Bringservice3 1 Gilt für die Instandsetzung einer Delle bis Kirschkerngröße an dem zu wartenden Fahrzeug. 2Sie erhalten einen Gutschein für einen kostenlosen Räderwechsel (Gültigkeit bis zum 31.05.2011). Im Umkreis von 20 km zu Ihrem LUEG Center. Die Aktion ist nicht mit anderen Aktionen, Festpreisen oder Rabattvereinbarungen kombinierbar. 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Unprätentiöses Alltagsdrama Eine ältere Dame (Imelda Staunton) auf dem Gesundheitsamt: Die Frau – offensichtlich aus der klassischen britischen Arbeiterschicht – ist depressiv, weiß es aber nicht. Sie kennt die Krankheit nicht und auch nicht den Grund für ihre Gefühlslage, die sie weder in Worte fassen kann noch will. Die Sachbearbeiterin möchte ihr helfen, doch die Frau verweigert die Hilfe. Imelda Staunton („Vera Drake“, „Harry Potter“) eröffnet den Film mit diesem sensationellen Kurzauftritt. Ihre Figur wird nicht wiederkommen. Aber ihr Auftritt zu Beginn des neuen Films von Mike Leigh bildet zusammen mit dem Schlussbild eine Klammer. Dazwischen sehen wir den Verlauf eines Jahres, mit dem Mike Leighs elfter Kinofilm das Spätwerk des Regisseurs einleiten könnte. Das kann man alleine schon wegen der beiden Hauptfiguren Tom (Jim Broadbent) und Gerri (Ruth Sheen) denken, die nur wenig jünger sind als der 67jährige Regisseur. Das ältere, ausgeglichene und ausgefüllte Ehepaar ist das Gegenteil von der quirligen Poppy, der dreißigjährigen Hauptfigur seines letzten Films „Happy-go-lucky“. Fels in der Brandung Fels in der Brandung, um die sich Gestrandete aller Art versammeln. Dass ihr Sohn Joe (Oliver Maltman, „Happy-go-lucky“), der alleine in der City lebt, immer noch keine Frau hat, bereitet ihnen ein wenig Sorgen – aber nicht allzu viel. Deutlicher wird das Glücksgefälle zu den langjährigen Freunden des Paares. Da wäre der übergewichtige und trinkende Freund Ken (Peter Wright, „Babel“), der sein Single-Dasein in einem Büro im Arbeitsamt fristet. Auch Toms Bruder Ronny (David Bradley, „Harry Potter“) – ein trauriger, wortkarger Geselle – verbringt nach dem Tod seiner Frau ein paar Tage in dem Haus im Londoner Vorort. Und immer wieder ist Mary (unerträglich gut: Lesley Manville), die etwas jüngere Kollegin von Gerri, bei dem Ehepaar zu Gast. Seien die Hauptfiguren der letzten beiden Mike Leigh-Filme noch so unterschiedlich – mit Mary stellt Leigh einen Bezug zu seinem letzten Film her. Ebenso überdreht scheint sie die tragischere Variante von Poppy aus „Happy-go-lucky“ zu sein. Im Gegensatz zu Poppys lebensfroher Überdrehtheit sind Marys übergriffige Handlungen aber geboren aus Verzweiflung. Die Einsamkeit ist Teil ihres Lebens geworden, und alle Versuche, dies zu ändern, führen zum gegenteiligen Ergebnis. Aus lauter Verzweiflung sucht sie sogar einen engeren Kontakt zu dem viel jüngeren Joe, den sie schon seit seiner Kindheit kennt. Als der zur großen Freude seiner Eltern endlich mit einer Freundin im Schlepptau auftaucht, führt Marys abweisende Art einen Eklat herbei. Gestrandete aller Art Mike Leigh hat bereits 15 Jahre lang jährlich einen Fernsehfilm gemacht, bevor er sich erst Ende der 80er Jahre auch im Kino neben Ken Loach zu dem ausdauerndsten und verlässlichsten Chronisten der unteren Mittelund Arbeiterschicht entwickelte. Dabei bedient er sich einer schlichten, dem Realismus verpflichteten Ästhetik. Oberste Prämisse ist, den Blick auf die Menschen nicht durch eine aufdringliche Gestaltung zu verbauen. Die Kamera scheint einfach da zu sein. Sie gibt zwar nicht vor, dokumentarisch zu sein im Sinne einer Dogma-Inszenierung – dafür arbeitet sie zu perfekt. Aber sie ist eben auch nicht betont raffiniert oder virtuos. Gleiches gilt für den Schnitt. Daneben sind die sehr genauen Charakterstudien und der warmherzige, aber nicht verklärende Blick auf die Figuren ein weiteres Merkmal der Filme von Mike Leigh. Bei ihm gibt es keine Schwarzweißzeichnungen, die Figuren sind meist ambivalent angelegt. In „Another Year“ präsentiert er uns nun mit dem Ehepaar Tom und Gerri zwei ungewöhnlich eindeutige Charaktere. Er ist Geologe, sie arbeitet im Gesundheitsamt. Die beiden sind klug, nett, zuvorkommend, hilfsbereit und glücklich. Da stimmt einfach alles. Den beiden fehlt nicht umsonst die Ambivalenz vieler Mike Leigh-Figuren. Tom und Gerri, die in einem Eigenheim in einem Londoner Vorort wohnen und am Wochenende regelmäßig ihren Schrebergarten bearbeiten, sind der Ruhepol des Films. Sie sind der Diese dramaturgische Wendung ist nur eine kleine Erhebung in Leighs dahinfließendem Film. In die vier Jahreszeiten gegliedert ist „Another Year“ ein so wenig Plot-orientiertes Drama, wie es der beiläufige Titel vermuten lässt. Es ist ein weiteres Jahr. Es hätte auch ein anderes sein können. Es hätten auch andere Figuren im Zentrum des Films stehen können. In früheren Jahren hätte Leigh vielleicht Mary als Protagonistin gewählt. Doch dieser indirekte Zugriff auf die tragischen Figuren, die in dem Film immer nur vor dem Hintergrund des Glücks von Tom und Gerri auftreten, hat beinahe etwas Fatalistisches. Leigh beobachtet das Glück und das Unglück der Menschen und steht wohl ebenso fasziniert wie hilflos vor der Verteilung des Glücks auf dieser Welt wie die Figuren des Films und auch wir Zuschauer. Selten hat ein Film auf so undramatische und unprätentiöse Art Glück und Unglück von Menschen gegenübergestellt. CHRISTIAN MEYER GB 2010 - Drama - Regie: Mike Leigh - Kamera: Dick Pope - mit: Jim Broadbent, Ruth Sheen, Karina Fernandez - Verleih: Prokino - Start: 27.1. Bochum: Casablanca, Dortmund: Camera, Duisburg: Filmforum, Essen: Filmkunstkinos 28 Film-ABC Vorspann Am hochherrschaftlichen Leben auf Poll nagt der Zahn der Zeit, Kritik „Poll“ S.33 KULTUR.KINO.RUHR. 22 Jhg. I Februar 2011 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE Besucht die Kinos der Region: Frank Brenner Lohnenswerte Filmspielstätten Mit trailer die Kinos der Region entdecken 27.1. 3.2. 10.2. 17.2. 24.2. 32 127 HOURS X 34 3FALTIG X 28 ANOTHER YEAR 34 ASK TESADÜFLERI SEVER 34 BROTHERS X 30 DICKSTE FREUNDE X 32 DSCHUNGELKIND 30 FÜNF TAGE OHNE NORA 34 FREUNDSCHAFT PLUS 32 GOOD FOOD BAD FOOD 30 GULLIVERS REISEN 32 HEREAFTER - DAS LEBEN DANACH 32 HEXE LILLI - DIE REISE NACH MANDOLAN 30 HOWL - DAS GEHEUL 30 I KILLED MY MOTHER 32 KICK OFF KIRKUK X 34 DIE KINDER VON PARIS X 32 TO DIE LIKE A MAN 32 THE KING’S SPEECH 30 KOKOWÄÄH 30 MONGA - GANGS OF TAIPEH 34 MY SOUL TO TAKE 34 PINA 33 POLL 30 TRON: LEGACY 31 TRUE GRIT 34 TUCKER & DALE VS. EVIL Sicherlich haben Sie als kultur- und filminteressierte LeserInnen ein Lieblingskino, in das Sie immer wieder gerne gehen. Die Kriterien, die ein bestimmtes Lichtspielhaus zu Ihrem Favoriten gemacht haben, dürften dabei ganz unterschiedlich sein. Vielleicht schätzen Sie die gemütliche Einrichtung, das freundliche, persönliche Ambiente, die gute und breit gefächerte Filmauswahl, spannende Sonderveranstaltungen mit Gästen. Die exzellent installierte Projektions- und Soundtechnik oder die Nähe des Kinos zu Ihrem Wohnort. Dabei lohnt es sich gerade in der Metropole Ruhr, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Denn nirgendwo sonst in Deutschland dürfte es „Nirgendwo sonst ist ein einfacher sein, für einen Kinobesuch mal Kinobesuch in der Nachbarstadt in die Nachbarstadt zu fahren, als in der einfacher“ Region Ruhr. Neunzehn Städte umspannt mittlerweile das Verbreitungsgebiet von trailer, und überall dort gibt es lohnenswerte Filmspielstätten, die sich auf die eine oder andere Weise abzugrenzen verstehen und nur darauf warten, entdeckt zu werden. X X X X X X X Zu den ältesten und bekanntesten Kinos an der Ruhr gehört ohne Frage die Lichtburg in Essen. Deutschlands größter Filmpalast wurde in den 50er Jahren zu einem der wichtigsten Premierenkinos der Bundesrepublik. Stars und Sternchen gaben sich auf dem Roten Teppich des mittlerweile über 80 Jahre alten Kinos die Ehre, von Romy Schneider und Heinz Rühmann bis hin zu Buster Keaton und Gary Cooper. Auch heute noch nutzen die Verleihfirmen die Essener Lichtburg oft und gerne für die Premieren ihrer neuen Filme und locken deren Stars ins Herz des Ruhrgebiets. In Oberhausen gibt es ebenfalls eine Lichtburg, und auch dieses Lichtspielhaus hat eine bewegte Geschichte, die bis in die 30er Jahre zurückreicht. Seit 1998 bieten die fünf Säle des Hauses einmal im Jahr FilmemacherInnen aus aller Welt während der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen den richtigen Rahmen für die Präsentation ihrer neuen Werke. X X X X X X X X X X Kino-Kalender Previews & Sondervorführungen 3.2., 17 Uhr, GOOD FOOD BAD FOOD, Camera Dortmund Engagierter Dokumentarfilm gegen die Ausbeutung von Anbauflächen durch Weltkonzerne Diese und viele weitere Kinos wird trailer ab sofort in der neuen Reihe „Kino. Ruhr“ vorstellen, in der mit den Macherinnen und Machern der Kinos in der Region gesprochen wird und sie zu ihren Programmkonzepten, zu den Besonderheiten ihrer Filmpaläste und deren bewegter Historie befragt werden. Den Anfang macht in dieser Ausgabe die Schauburg in Dortmund, ein Haus, in dem seit fast 100 Jahren Filme projiziert werden. Edith Pioch-Vogt, die Theaterleiterin, berichtet im Interview vom Konzept ihres Hauses, von dem auch Harry Rowohlt begeistert ist. Entdecken Sie in den kommenden Monaten viele sehenswerte Spielstätten mit vielfältigem Programmangebot, die vielleicht schon zu Ihren Lieblingskinos zählen oder bald dazugehören werden. Denn je mehr Kinos sich um ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm bemühen, desto vielfältiger und spannender bleibt die Kinoszene der Region als Ganzes. 3./4./7.2., je 18 Uhr, MONDSCHEINKINDER, Walzenlager-Kino Oberhausen Ein feinfühliges Familienportrait im Rahmen der SchulKinoWochen NRW 3.-9.2., CINÉFÊTE – 11. FRANZÖSISCHES JUGENDFILMFESTIVAL, Astra Theater Essen Französische Filme im Original mit deutschen Untertiteln Frank Brenner 3.-9.2., 19 Uhr, STRANGER THAN FICTION, Endstation Kino Bochum Sieben ausgewählte Filme vom Kölner Dokumentarfilmfestival 6.2., 17.30 Uhr, BONNIE & CLYDE, Kino Babylon Hagen In Kooperation mit dem Theater Hagen, das eine Bühnenversion des Klassikers zeigt 14.2., 20 Uhr, FREUNDSCHAFT PLUS, Cinemaxx Mülheim an der Ruhr Valentinstagpreview für Verliebte zum Film mit Ashton Kutcher und Natalie Portman MDT 22.2., 20 Uhr, BIUTIFUL, Filmstudio Essen Preview des neuen Werkes von A.G. Iñarritú. In der Essener „Ciñol“-Reihe mit dem Spanischen Elternverein Essen 26.2., 19 Uhr, IPHIGÉNIE EN TAURIDE, CineStar Dortmund Live-Übertragung des Stückes in HD-Qualität aus der Metropolitan Opera in New York MDT MDT 29 Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino Alle Filme ausführlich Roter Teppich: Nadja Uhl („Dschungelkind“) im Interview films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 14:28 Seite 7 Neue Filme Dickste Freunde Ask Tesadüfleri Sever USA 2010 - Komödie - Regie: Ron Howard - Verleih: Universal - Start: 27.1. TRK 2010 - Drama/ Lovestory - Regie: Ömer Faruk Sorak - Verleih: Kinostar - Start: 3.2. Regisseur Ron Howard („Willow“, „Apollo 113“, „Frost/Nixon“) widmet sich erstmals der Beziehungskomödie: Vince Vaughn und Kevin James spielen darin die zwei besten Freunde Ronny und Nick. Eine gemeinsame Firma, eine glückliche Beziehung (Jennifer Connelly, Winona Ryder), besser könnte es nicht laufen. Bis Ronny merkt, dass Nicks Frau fremd geht – und weiteres im Argen liegt. HE „Die Liebe liebt Zufälle“ – so der deutsche Titel, erzählt von Özgür (Mehmet Günsür) und Deniz (Belçim Erdogan), die 1977 schicksalhaft am gleichen Tag zur Welt gekommen sind. Im Laufe ihres Lebens kreuzen sich wiederholt die Wege der beiden, aber erst 25 Jahre nach ihrer Geburt kommen sie in Istanbul zusammen. Romantische Komödie, die die Türkei der letzten 30 Jahre bebildert. HE Bochum: UCI, Union, Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx Bochum: UCI; Recklinghausen: Cineworld Tron: Legacy Stanley Kubricks Witze sollten für die Innenarchitektur Tantiemen kriegen Howl - Das Geheul USA 2010 - SciFi/Abenteuer - Regie: Joseph Kosinski - Verleih: Disney - Start: 27.1. USA 2010 - Drama - Regie: Robert Epstein, Jeffrey Friedman - Verleih: Pandora Die Fortsetzung des Kultfilms „TRON“ von 1982 katapultiert einen jungen Computerexperten in die Matrix. Noch nie war ein Disney-Film so sexy: Der Film taucht die TRON-Welt von 1982 in ein atemberaubendes, neonfarbenes Universum, in dem sich die Helden durch stylische Retro-Designs kämpfen, derweil der Soundtrack von Daft Punk dröhnt. Eine gelungene Ode, die zugleich neue Standards setzt. HARTMUT ERNST San Francisco 1957: Nachwuchsautor Allen Ginsberg steht vor Gericht. Die Anklage stellt die literarische Relevanz seines provokanten Gedichts „Howl“ in Frage und will es verbieten lassen. Intellekt und Strong Language – das verkraftet die Nation nicht! Basierend auf dem Prozess erzählt dieser Film mitreißend von einer skandalösen Anklage, von Allen Ginsberg und der Beat-Generation und nicht zuletzt vom Prozess des Schreibens. HE Bochum: Bofimax, UCI; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx; Gelsenk.: Schauburg Bochum: Endstation Kokowääh Fünf Tage ohne Nora D 2010 - Komödie - Regie: Til Schweiger - Verleih: Warner - Start: 3.2. Mexiko 2009 - Komödie - Regie: Mariana Chenillo - Verleih: Kairos Publikumsliebling Til Schweiger mimt auf ein Neues den charmanten Womanizer, den die wahre Liebe und kleine Kinder auf den richtigen Weg bringen: Diesmal ist er Henry, ein Drehbuchautor, der beruflich auf seine Ex-Freundin (Jasmin Gerat) trifft und wenig später ein 8jähriges Mädchen (Emma Tiger Schweiger) anheim gestellt bekommt – das Ergebnis einer Affäre mit Charlotte (Meret Becker). HE Nora und José waren einmal ein verliebtes Paar. Nun sind sie ins Alter gekommen und seit 20 Jahren geschieden, wohnen aber gegenüber in derselben Straße in Mexico City. Eines Tages findet José seine Ex-Frau tot in ihrem Bett: Ihr fünfzehnter Selbstmordversuch war erfolgreich. José soll ihre Beerdigung organisieren. Das ist leichter gesagt als getan. VERLEIHINFO Bochum: Bofimax, UCI, Union; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx; Gelsenkirchen: Schauburg; Oberhausen: Cinestar, Lichtburg Bochum: Endstation Monga - Gangs of Taipeh TW 2010 - Thriller - Regie: Doze Niu Verleih: Rapid Eye Movies Gullivers Reisen USA 2010 - Komödie - Regie: Rob Letterman - Verleih: Fox - Start: 10.2. Die Neuverfilmung von Jonathan Swifts Roman fällt zeitgemäß aus: In dieser Adaption gibt Jack Black den Gulliver, einen Großstadt-Loser, den es über das Bermuda-Dreieck auf die Insel Liliput verschlägt – wo er plötzlich, zumindest auf den ersten Blick, der Größte und Coolste ist. HE Taipeh in den 80ern. Gleich an seinem ersten Tag im Stadtviertel Monga wird dem 17jährigen Mosquito klar: Du kannst nur überleben, wenn du stärker bist als die anderen. Gekonnt setzt er sich gegen die Schikane seiner Mitschüler zur Wehr und gewinnt die Anerkennung von Dragon Lee, dem Sohn des lokalen Gangsterbosses Geta, und seiner Freunde. VERLEIHINFO Bochum: Endstation MDT Bochum: Bofimax, UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI; Gelsenkirchen: Schauburg, Mülheim: Cinemaxx, Union; Oberhausen: Lichtburg Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino 30 films trailer 02-11_ films trailer 02/10 23.01.11 15:21 Seite 8 Neue Filme Reiten für die Coens: Jeff Bridges und Hailee Steinfeld True Grit Ein Film von Ethan und Joel Coen Die Coen-Brüder verfilmen „Der Marshall“ von 1969 neu. Jeff Bridges wandert dabei in den Stiefeln von John Wayne. Gefeiertes Comeback des Westerns „No Country for Old Men“, „Burn After Reading“, „A Serious Man“ und jetzt „True Grit“: Seit 2006 inszenieren Joel und Ethan Coen einen Film pro Jahr und stiefeln dabei munter durch die Genres, wie eigentlich fortwährend seit 1984, als mit „Blood Simple“ der Filmreigen der amerikanischen Wunderkinder begann. Komödien, Thriller, ein Musical, Literaturverfilmungen, Starkino oder Kino ohne Stars … Die Regisseure, die auch als Drehbuchautoren, Produzenten und Cutter fungieren, bewegen sich dabei nicht nur souverän in Konventionen, sondern sie reißen die Grenzen auf und bereichern und erweitern die Genres. Trotz des immensen Ausstoßes der letzten Jahre bewahren die Brüder Qualität, die sich bei ihnen nicht nur inhaltlich und stilistisch festmacht, sondern vor allem am Unorthodoxen, Unerwarteten, Formsprengenden. Damit erreichen sie bis heute den breiten Mainstream ebenso wie die Arthouse-Gemeinde. Intellektuell besprühter Witz (Joel Coen studierte Philosophie) trifft auf blutige Derbheit – die Mischung macht’s. Und die von nur wenigen Ausrutschern begleiteten Erfolge geben dem Duo recht. Mit „No Country for Old Men“ schienen sie gereift, „Burn After Reading“ machte diesen Eindruck augenzwinkernd zunichte. Auf nichts ist bei den Coens Verlass außer auf Erfolg: Nach vier Oscars, einem Golden Globe, einer Goldenen Palme und drei weiteren Auszeichnungen aus Cannes nun also ein Western. In den USA ist „True Grit“ bereits der erfolgreichste Film des Regieduos überhaupt – und nach „Der mit dem Wolf tanzt“ der erfolgreichste Western seit 20 Jahren. Weder Clint Eastwoods „Erbarmungslos“, Kevin Costners „Open Range“ noch „Todeszug nach Yuma“ von James Mangold, allesamt starbesetzt und jeder für sich mit Stärken, können ihm das Wasser reichen. Und somit dürfte ein Aufatmen durch die Kinowelt gehen, die sich schon so lange mal wieder einen ordentlichen Western herbeisehnt. „True Grit“ ist nach den „Ladykillers“ das zweite Remake der Coen-Brüder. Vorbild ist Henry Hathaways Western „Der Marshall“ von 1969, in dem John Wayne für die Rolle des einäugigen, raubeinigen Rooster Cogburn mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Jeff Bridges („Big Lebowsky“) übernimmt die Rolle des trunksüchtigen Eigenbrötlers, der von der 14jährigen Mattie Ross (die einzig Unbekannte neben der Starriege: Nachwuchsdarstellerin Hailee Steinfeld) auf den Mörder ihres Vaters (Josh Brolin) angesetzt wird. Im Original sind die zynischen Dialoge zwischen dem rüden Shootist und dem durchsetzungsstarken, naseweisen Mädchen bis heute äußerst unterhaltsam und dürften für die Coen-Brüder ein gefundenes Fressen gewesen sein. Matt Damon darf nun auch in einem Coen-Film mitspielen und mimt den Jungspund LaBoeuf. Der ist Kopfgeldjäger und will sich die Prämie für den Schurken sichern, die für einen Mord auf ihn ausgesetzt ist. HARTMUT ERNST Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesichtet werden. ÚUYNK0KLSK Ú UYNK0KLSK =:/-3+6 =:/-3+6 73> 7 3 > ./< . / < 63D/8D 6 3 D / 8 D D?7 D ? 7 =:+</8 = :+ < / 8 ab € 9.999,– Abbildung zeigt Sonderausstattung ÚUYNK0KLSK =:/-3+6 .O\ =ZOM SKV+QOX^ Pz\ OSX RO\`Y\\KQOXNO] :\OS]AO\^@O\RpV^XS] .OXX NKXU ]OSXO\ +_]]^K^^_XQ aSO 5VSWK KXVKQO DOX^\KV`O\\SOQOV_XQ 0KR\O\ _XN KL]MRKV^LK\OW ,OSPKR\O\ KS\LKQ = O S ^ O X K S \ L K Q ] _ ` W z L O \ d O _ Q ^ O \ L O S T O N O W / S X ] K ^ d 6O\XOX =SO SRX TO^d^ UOXXOX ,OS _X] KL #### 5\KP^]^YPP`O\L\K_MR Pz\ NOX ÚUYNK 0KLSK =:/-3+6 V UA := SX V UW XKMR 1\_XN\SMR^VSXSO " "/A1$ UYWLSXSO\^ ! SXXO\ Y\\^^] ! K_O\Y\^] ! -9/WS]]SYXOX UYWLSXSO\^ SX QUW$ +_^YWYLSVO 0\SONOX]OSMRO 1WL2 -K]^\YZO\ 2OVVaOQ # " ,YMR_W >OV$ # 0Kb$ # " P\SONOX]OSMROQP*ZK\^XO\]UYNKK_^YNO aaaK_^YWYLSVOP\SONOX]OSMRONO USA 2010 - Western - Regie: Ethan Coen, Joel Coen - Kamera: Roger Deakins mit: Hailee Steinfeld, Paul Rae, Jeff Bridges - Verleih: Paramount - Start: 24.2. Bochum: Casablanca, UCI, Union; Duisburg: UCI, Dortmund: Cinestar, Schauburg; Gelsenkirchen: Schauburg; Herne: Filmwelt; Lünen: Cineworld 31 films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 14:42 Seite 9 Neue Filme Good Food Bad Food Hexe Lili - Die Reise nach Mandolan F 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Coline Serreau - Verleih: Alamode D/A/E 2010 - Kinderfilm - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Disney - Start: 17.2. Die Herstellung von Nahrungsmitteln ist ein einträgliches Geschäft. Das wissen die großen Konzerne, die dem Monopol entgegenfiebern und sich zugleich wenig um die Gesundheit der Verbraucher scheren. Diese Dokumentation portraitiert Menschen aus aller Welt, die sich für eine sinnvolle Nutzung der Ressourcen und für Nahrungsmittel fern von Profitgier, Chemie und Pestiziden stark machen. HE Großwesir Guliman (Jürgen Tarrach) wird langsam ungeduldig: Der Thron ist leer und wartet auf ihn – ist aber leider verflucht und lässt ihn nicht Platz nehmen. Der Tyrann zieht Hexe Lilli (Alina Freund) zu Hilfe. Die durchschaut erst spät die bösen Pläne Gulimans und begibt sich mit ihren Freunden in ein spannendes Abenteuer, um den rechtmäßigen König auf den Thron zu holen. HE Bochum: Endstation; Dortmund: Camera Bochum: UCI; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx; Gelsenkirchen: Schauburg 127 Hours Dschungelkind Noch beidhändig im Einsatz: James Franco als Aron USA/GB 2010 - Drama - Regie: Danny Boyle - Verleih: Fox - Start: 17.2. D 2010 - Drama - Regie: Roland Suso Richter - Verleih: Universal - Start: 17.2. Ein junger Bergsteiger stürzt in eine Schlucht und sitzt fest. Der Film erzählt das auf wahren Ereignissen beruhende Schicksal. Danny Boyle inszenierte ein beklemmendes Kammerspiel, in dem James Franco in der Hauptrolle brilliert. Die Bilder aus der Schlucht werden lediglich durchbrochen von subjektiven Erinnerungen des Gefangenen und seinen zunehmenden Halluzinationen. Ein verteufelt spannender Film. HARTMUT ERNST Sabine Kuegler wanderte mit acht Jahren mit ihrer Familie nach WestPapua aus, wo sie in einem Dorf mit Eingeborenen groß wird. 2006 erzählt die mittlerweile nach Europa zurückgekehrte Frau in ihrer Autobiografie von ihrer Kindheit zwischen zwei Kulturen. Die filmische Adaption gibt, mitunter etwas oberflächlich, Einblicke in dieses aufregende Leben. HE Bochum: Union; Dortmund: Camera; Essen: Filmkunstkinos; Oberh.: Lichtburg Bochum: UCI, Union; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx, Filmkunstkinos; Gelsenkirchen: Schauburg; Herne: Filmwelt; Oberhausen: Lichtburg Weder Nordkurve noch Bundesliga: Flüchtlingslager im Irak Unorthodoxe Logopädie: Bertie (Colin Firth, l.) übt mit Lionel (Geoffrey Rush) Kick off Kirkuk The King’s Speech D 2010 - Komödie - Regie: Til Schweiger - Verleih: Warner - Start: 3.2. GB/AU 2010 - Drama - Regie: Tom Hooper - Verleih: Senator - Start: 17.2. In seiner Notunterkunft, einem Fußballstadion, will der unerschütterliche Optimist Asu ein Fußball-Turnier zwischen kurdischen und arabischen Kindern aufziehen. Begleitet vom regelmäßigen Bombendonner in naher Ferne nimmt das Projekt Form an. Trotz Optimismus und kauzigen Humors verliert Regisseur Korki nie den Blick für die bittere Realität. Wundervoll. HARTMUT ERNST England 1936: Die Insel krönt ihren König George VI. Der Weg dahin ist steinig, denn der Regent stottert. Kein Arzt erwirkte bisher Heilung. Bis sich Bertie an den Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush) wendet, der in seiner Praxis unorthodox, aber effektiv vorgeht. Tragikomisch nähert sich der Film dem historisch verbürgten Stoff, in dem einem repräsentativen Mitglied des Königshauses die Worte fehlen. HARTMUT ERNST Dortmund: Sweet Sixteen Bochum: Union; Dtmd: Camera; Schauburg; Duisburg: Filmforum; Oberhausen: Lichtburg To Die Like a Man P/F 2009 - Drama - Regie: João Pedro Rodrigues - Verleih: Salzgeber - Start: 3.2. Hereafter Steht vor einem einschneidenden Erlebnis: Marie (Cécile De France) USA 2010 - Thriller - Regie: Clint Eastwood - Verleih: Warner - Start: 27.1. Clint Eastwoods Episodenfilm über Verlust, Nahtoderfahrung und Kontakt zum Jenseits spaltet die Kritik. Hochanrechnen muss man dem Regisseur auf jeden Fall, dass er weder prätentiös wird noch missionieren will. Letztendlich geht es um Trost. Das hat etwas Altersweises. Nur die Filmmusik wirkt zwischendurch etwas senil. CHRISTIAN MEYER Tonia, ein Travestiestar des Lissaboner Nachtlebens, steht am Ende einer langen Karriere. ine vollständige Geschlechtsumwandlung kommt für sie aus religiösen Gründen nicht in Frage. Vom Sohn aus einer heterosexuellen Beziehung wird sie nicht akzeptiert. Der jugendliche Liebhaber Rosário möchte, dass aus ihr endlich eine „richtige Frau“ wird ... VERLEIHINFO Dortmund: Sweet Sixteen MDT Bochum: UCI, Union; Dortmund: Schauburg; Duisburg: Filmforum; Essen: Cinemaxx, Filmkunstkinos; Gelsenkirchen: Schauburg Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino 32 films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 15:15 Seite 10 culture club Neue Filme Kino Café Sagenhafte Kulisse an der estnischen Ostküste Poll Morning Glory Ein Film von Chris Kraus Rachel McAdams („Sherlock Holmes“) verkörpert in dieser Komödie die Fernsehproduzentin Becky, die gerade aus ihrem lokalen Sender gekickt wurde. Becky nimmt sich daraufhin vor, die miserabelste Morgenschau der Nation auf Vordermann zu bringen. An ihrer Seite: Harrison Ford als konservativer TV-Anchorman und Diane Keaton als Moderatorin. Und die beiden können sich so gar nicht riechen. In der Reihe Kino Café – Kuchen und Kaffee zum Kino Die 14jährige Oda erwacht im Sommer 1914 – vor dem Hintergrund des Zerfalls des deutsch geprägten Baltikums – zur Frau und entdeckt ihre Liebe zur Literatur. Aufwändig inszeniertes Familien- und Historiendrama Chris Kraus, der schon mit „Vier Minuten“ einen der bildgewaltigsten deutschen Filme der letzten Jahre schuf, lässt auch hier wieder das Auge staunen. An der südestnischen Ostseeküste hat er seine Szenenbildnerin Silke Buhr ein Herrenhaus im Stile des Palladianismus auf Pfählen ins Meer stellen lassen, dass sich mit jedem aufwändigen Hollywood-Set messen kann. „Poll“ heißt dieses Landgut der deutsch-baltischen Aristokratenfamilie von Siering, in das die 14jährige Oda (Paula Beer) nach dem Tod ihrer Mutter zurückkehrt. Vater Ebbo (Edgar Selge), der wegen umstrittener Methoden seinen Lehrstuhl verloren hat, widmet sich fanatisch seinen Hirn-Studien, die er an getöteten estnischen Anarchisten durchführt. Mit Odas Tante Milla (Jeanette Hain) unterhält er ein Verhältnis, die wiederum mit dem Gutsverwalter Mechmershausen (Ricky Müller) eine Affäre hat. In diese morbide, sich dem Untergang nähernde Gesellschaft bricht mit einem verwundeten estnischen Anarchisten und Schriftsteller, genannt Schnaps, der Vorbote einer neuen Ordnung. Oda versteckt und pflegt ihn, entdeckt durch ihn ihre Liebe zur Literatur und erwacht zur Frau ... „Poll“ beruht lose auf den Memoiren von Chris Kraus‘ Großtante Oda Schaefer (1900-1988), einer weitgehend vergessenen Lyrikerin. Ihre in der Autobiographie nur angedeutete Romanze macht Kraus zum Herz des Films und fand – wie schon mit Hannah Herzsprung bei „Vier Minuten“ – auch hier mit der Debütantin Paula Beer eine junge Darstellerin, deren Talent zu großen Hoffnungen Anlass gibt. Beeindruckend, wie sie an der Seite des bekannten estnischen Schauspielers Tambet Tuisk als Schnaps besteht, der ihr uneigennützig den Raum zur Entfaltung gibt. Aber auch Edgar Selge beeindruckt in seiner Rolle als dämonischer Mediziner, der die MenschenExperimente der Nazi-Ärzte vorwegnimmt. Leider vergisst Kraus über all der optischen Opulenz ein wenig die dramaturgische Verdichtung der Geschichte, was sich besonders in der allzu flachen Charakterisierung der Nebenfiguren niederschlägt. Sowohl die reizende Jeannette Hain wie auch der prägnante Ricky Müller, deren charismatische Ausstrahlung sich der deutsche Film viel zu selten zu Nutze macht, wirken bisweilen unterbeschäftigt. Das kann man von Kamerafrau Daniela Knapp nicht behaupten, die hier ein großartig kadriertes und ausgeleuchtetes Tableau ans andere reiht, das dem Film jenen internationalen KinoLook verleiht, den hiesige Produktionen so oft vermissen lassen. Dagegen orientiert sich Annette Focks mit ihrem pompösen Soundtrack allzu verkrampft an Blockbuster-Vorbildern, wo auch leisere Töne die Atmosphäre getroffen hätten. Chris Kraus macht es ihr vor, wenn er Schuberts Forellenquintett einer Parallel-Montage von Ebbos Klavierspiel mit der schmerzhaften Behandlung von Schnaps’ Wunden unterlegt. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Bochum: Am Einkaufszentrum 22 Karten: 0234 239 02 22 Duisburg: Neudorferstraße 36-40 Karten: 0203 301 91 91 trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 31.1. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Kino-Café Bochum bzw. Kino-Café Duisburg Mi, 2. Februar, um 14.30 Uhr Ein Film für von D/A/EST 2010 - Drama - Regie: Chris Kraus - Kamera: Daniela Knapp mit: Paula Beer, Jeanette Hain, Edgar Selge - Verleih: Piffl - Start: 3.2. Bochum: Casablanca; Duisburg: Filmforum; Essen: Filmkunstkinos; Lünen: Cineworld WITHOUT 33 films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 14:44 Seite 11 Neue Filme Pina Raus aus dem Theater, rein in die Welt Tucker & Dale vs. Evil Dale (Tyler Labine) meint es nur gut D/F - Dokumentarfilm - Regie: Wim Wenders - Verleih: NFP - Start: 24.2. D/A/E 2010 - Kinderfilm - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Disney - Start: 17.2. Wim Wenders widmet der 2009 verstorbenen Choreografin Pina Bausch ein filmisches Denkmal. „Le Sacre du Printemps“, „Vollmond“, „Café Müller“ und „Kontakthof“ sind die Stücke, die er mit der 3D-Kamera einfing und kinogerecht in Szene setzte. Darüber hinaus filmte er in Wuppertal getanzte Erinnerungen der Ensemble-Mitglieder an ihre unvergessene Lehrerin. HE Im Hinterland treffen Collegekids in Partylaune auf schräge Hinterwäldler. Bald gibt es Tote, doch anders als gewohnt. Die Grundidee, das Duell zwischen Hinterwäldlern und Collegekids umzukehren, ist nicht nur gut und rächt sich an den Stereotypen der Horrorfilmgeschichte. Craig schafft es auf Spielfilmlänge, mit seiner gutherzigen Story sämtliche Genrekonventionen umzudeuten. CHRISTIAN MEYER Dortmund: Schauburg; Essen: Filmkunstkinos; Oberhausen: Lichtburg Bochum: UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI; Essen: Cinemaxx Brothers 3faltig USA 2009 - Kriegsfilm/Drama - Regie: Jim Sheridan - Verleih: Koch Media - Start: 27.1. A/D 2010 - Komödie - Regie: Harald Sicheritz - Verleih: Falcom - Start: 17.2. Sam scheint im Kriegseinsatz in Afghanistan ums Leben gekommen zu sein. Sein Bruder Tommy kümmert sich derweil um Sams Familie. Das Remake von Susanne Biers Drama ist etwas massenkompatibler geraten. Wer die europäische Variante nicht kennt, ist hier aber gut aufgehoben, denn die Story bleibt nach wie vor packend. Zudem ist Tobey Maguire in seiner Darstellung des Sam großartig. FRANK BRENNER Seit zwei Jahrtausenden wandelt der Heilige Geist als Hage (Christian Tramitz) durch die Welt. Das ist so dröge, dass Hage neue Pläne schmiedet und ein Musical aufziehen will. Just vor der Premiere kommt ihm Gottes Sohn (Matthias Schweighöfer) persönlich in die Quere. Neue Pläne von ganz oben: Hage soll die Apokalypse verkünden. Klamauk aus dem verschneiten Süddeutschland. HE Bochum: UCI; Essen: Cinemaxx; Oberhausen: Cinestar Dortmund: Cinestar; Essen: Cinemaxx Serengeti Freundschaft Plus D 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Reinhard Radke - Verleih: Universum - Start: 3.2. USA 2010 - Komödie - Regie: Ivan Reitman - Verleih: Paramount - Start: 17.2. Eine gigantische Gnu-Herde wandert durch die Serengeti, auf dem Weg lauern Löwen, Leoparden und Krokodile. Reinhard Radke begleitet die Horde auf ihrem Weg durch die Savanne. Der Soundtrack plätschert etwas lustlos vor sich hin, ansonsten aber bietet der Film grandiose Aufnahmen aus dem Alltag der Tiere und abenteuerliche Super-Zeitlupen vom täglichen Kampf ums Überleben. HE Regisseur Ivan Reitman („Ghostbusters“, „Die Super-Ex“) lenkte Natalie Portman und Ashton Kutcher durch diese romantische Komödie. Die beiden Stars mimen Emma und Adam, die sich schon ewig kennen, aus den Augen verloren haben, nach Jahren in Los Angeles wiedertreffen – und im Bett landen. Für eine Beziehung hat Emma keine Zeit, und mit Liebe hat das natürlich nichts zu tun. Natürlich. HE Bochum: UCI, Union; Dortmund: Cinestar; Gelsenkirchen: Apollo Bochum: UCI; Dortmund: Cinestar; Duisburg: UCI My Soul to Take USA 2010 - Horror - Regie: Wes Craven Verleih: Universal - Start: 3.2. Die Kinder von Paris Die Deutschen haben Paris besetzt F/D 2010 - Drama - Regie: Roselyne Bosch - Verleih: Constantin - Start: 10.2. Nachdem Hitler in Frankreich eingefallen ist, erleben jüdische Familien den Anfang und die Konsequenzen des Grauens. Hin und wieder stolpert die Regisseurin dramaturgisch oder verfällt in Rührseligkeit. Der Film zeigt jedoch ungeschönt, wie nach der Machtübernahme französische Landsleute Mitbürger denunzierten und als Sadisten in Uniform Ihresgleichen schikanierten. HARTMUT ERNST Horror-Urgestein Wes Craven („Last house on the left”, „Nightmare on Elm Street”) entführt den Zuschauer nach Riverton, einer kleinen Stadt, in der nach 16 Jahren ein tot geglaubter Killer auftaucht, um sein grausames Versprechen zu erfüllen: Damals schwor er, wiederzukehren, und sieben Kinder, die am Tage seines Todes geboren wurden, zu töten. Darunter: sein eigener Sohn Adam. HE Dortmund: Cinestar; Essen: Cinemaxx MDT Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/kino Bochum: Union; Dortmund: Schauburg; Essen: Filmkunstkinos; Lünen: Cineworld 34 Kino.Ruhr culture club Konzert FilmTheater Theaterleiterin Edith Pioch-Vogt Lisa Bassenge & Jacky Terrasson Trio Die Schauburg in Dortmund setzt auf Programmvielfalt Schon seit fast 100 Jahren wird im Gebäude der Brückstraße 66 in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Hauptbahnhof ein Kino betrieben. 2003 übernahm Edith Pioch-Vogt eher zufällig zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann die Theaterleitung, da die beiden das Gebäude besaßen, in dem die „Schauburg“ beheimatet ist. Im Laufe der Jahre konnte man sich hier als Spielstätte behaupten, auch dank der zweigleisigen Strategie, als „Lichtspiel + Kunsttheater“ zwischen Kinoprogramm und zahlreichen Liveveranstaltungen zu pendeln. trailer: Frau Pioch-Vogt, wie wählen Sie die Filme für das SchauburgProgramm aus? Edith Pioch-Vogt: Die Filmauswahl treffe ich gemeinsam mit meinem Mitarbeiter Erwin Rajkovcanin, der fast alle neuen Filme im Vorfeld anschauen kann und mir dann entsprechende Vorschläge unterbreitet, über die wir diskutieren. Wir machen sowohl Mainstream als auch Arthouse – ich habe das Wort immer gehasst – die wertvolleren Filme eben. Wir spielen allerdings keine Neustarts von den großen Filmen, es sei denn, man kommt nicht drumherum, wie bei „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“. Warum keine Neustarts? Mit Erstaufführungen zum Bundesstart müssten wir in einem Kino – unser Haus hat zwei Säle – sämtliche Vorstellungen nur diesen einen Film spielen. Unser Konzept besteht aber darin, in unseren vierzehntägigen Programmfenstern jeweils so siebzehn, achtzehn verschiedene Filme zu spielen. Zudem wären für uns die Verleihabgaben bei den Einnahmen von Neustarts bis zu 10% höher. Das ist eine Menge Geld, erst recht auf die Menge aller Kinokarten gerechnet. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an mittlerweile sieben Jahre Theaterleitung? Die Sonderveranstaltungen mit den Künstlern, die wir hier im Haus haben. Die sind neben den Filmvorführungen unser zweites Standbein, das ich bereits 2003 als Konzept der „Schauburg“ etabliert habe. Damals gab es auch noch deutlich mehr Kinos in der Dortmunder Innenstadt, von denen man sich abgrenzen musste. Die Liveveranstaltungen reichen von Lesungen über Kabarett und Travestie bis hin zu Theaterstücken mit großem Ensemble. Es ist immer wieder eine Freude, wenn Künstler zu uns kommen, und sie kommen auch gerne zu uns. Harry Rowohlt hat mir mal gesagt, dass er nie wieder für eine seiner Lesungen in Dortmund in das benachbarte Veranstaltungszentrum gehen würde, sondern ab sofort hier in der Stadt nur noch bei uns lesen wolle. Am 23. März steht übrigens die nächste Veranstaltung mit ihm bei uns auf dem Programm. Was hat es mit der Kiste „Filmbilder zu verschenken“ auf sich? Filmbilder haben wir mittlerweile so viele, dass wir sie wirklich verschenken. Aushangplakate verkaufen wir für einen guten Zweck, weil ich es wichtig finde, in diesem Bereich etwas zu tun. Aber jeden Montag erhält man zu seiner Kinokarte bei uns auch ein Plakat seiner Wahl kostenlos dazu. Und donnerstags gibt es die Sonderaktion, dass drei Zuschauer zum Preis von zweien in die Vorstellung kommen. INTERVIEW/FOTO: FRANK BRENNER 35 Die Jazz-Sängerin Lisa Bassenge verführt ihre Hörer mit ihrer tiefen, gefühlvollen Stimme und bewies ihr Können bereits in verschiedenen Formationen und auf zahlreichen Tonträgern. Der Jazzpianist Jacky Terrasson genoß eine klassische Klavierausbildung bevor er sich dem Jazz verschrieb. Die Initialzündung für seine Karriere war der Sieg beim »Thelonious Monk Piano Competition« 1993; in der Folge machte er sich als Pianist und Arrangeur so bekannter Jazz-Granden wie Dee Dee Bridgewater, Jimmy Scott oder Dianne Reeves schnell einen Namen. Konzerthaus Dortmund Brückstraße 21, Dortmund 0231 22 69 61 61 I www.konzerthaus-dortmund.de trailer verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 13.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Bassenge Fr, 18. Februar, 20 Uhr culture club Preview True Grit Exakt 25 Jahre nach Lawrence Kasdans “Silverado” beleben nun die Coen-Brothers, Amerikas glorreichstes Regiegespann, den Western neu. Und wie. Mit dem abgebrühten Marshall Rooster (Jeff Bridges) und dem jungen Ranger LaBoeuf (Matt Damon) sucht die 14jährige Mattie (Hailee Steinfeld) den Mörder ihres Vaters. Der erste Höhepunkt des Kinojahres. Filmwelt Herne Berliner Platz 7, Herne Karten: 02323 14 77 70 www.filmwelt-herne.de trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 20.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Preview True Grit Mi, 23. Februar, um 20.15 Uhr Literatur-Portrait Jungautor Marcel Maas mit seinem Werk, Fotos: Presse In Stroboskopgewittern Junger Oberhausener schreibt sich durch die Rave-Landschaft des Reviers Vier Freunde im zuckenden Aufblitzen der Stroboskoplichter und im treibenden Rhythmus stampfender Beats, zwischen Rausch und Ernüchterung, auf der Suche nach einem Sinn des Lebens. Oberflächlich betrachtet lassen sich viele Parallelen zwischen Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ (siehe trailer Märzausgabe 2010) und dem Debütroman von Marcel Maas ziehen. Doch dem 1987 in Oberhausen geborenen Autor geht es in „Play. Repeat.“ um mehr als die Schilderung von durchtanzten Nächten am Rande selbstzerstörerischer Drogenexzesse: „In meinem Text geht es um tiefergehende Fragen nach Geschwindigkeit und Datenfluss, Reizüberflutung und Langeweile. Sehnsucht. Das Erwachsenwerden als Drohung, die Zitatensammlung in unseren Köpfen als Horizont. Musik und Drogen und Jugend sind dabei die Kulissen.“ Und so schon der Untertitel „Ein Prosa-Set“ zeigt auf, dass der junge Autor seinen Schreibtisch wie ein DJ-Pult betrachtet. Allseits bekannte Eltern-Floskeln werden ebenso wie Bandnamen und Songtitel geloopt und gesamplet, Satz- und Gedankenfetzen blitzen durchs Soundgewitter. Die Prosa von Marcel Maas ist schnell, rhythmisch, Pop-Literatur im musikalischen Sinne. Man könnte meinen, dass diese Art von Literatur in der Clubszene der Hauptstadt gediehen sei, doch im Gegensatz zu vielen anderen Ruhrgebietsautoren zog es den Oberhausener nicht nach Berlin. Auf die obligatorische Frage hiernach sagt er nur: „Ach, Berlin. Meine bisherigen Stationen waren keine bewusste Entscheidung gegen die Hauptstadt, sondern eher logische Konsequenzen meiner Lebensabschnitte. In Hildesheim habe ich studiert. Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus ging halt nur da. 5 Jahre war ich dort, und bis heute bin ich auch nicht weiter als bis nach Hannover gekommen. Hier habe ich mit einem Freund die Marcel Maas und Lutz Woellert 42GbR gegründet, und hier arbeiten wir. Berlin interessiert mich gerade nicht, vielleicht kommt das noch.“ Und weil für die rastlose Partyszene, die sich durch die 120 Seiten tanzt, kaum Hildesheim oder Hannover als Inspiration herhalten können, entwirft der Roman eine Netzkarte des Ruhrgebiets, taumelt zwischen Bochum-Oberhausen-Duisburg-Essen hin und her, stürzt ab im Underground, Druckluft, Djäzz oder Hotel Shanghai. Ansonsten ist Marcel Maas dem Ruhrgebiet in erster Linie familiär verbunden: „Meine Familie und viele meiner Freunde leben in Oberhausen oder verteilt im Ruhrgebiet. Das wird immer mein Zuhause und meine Heimat bleiben. Etwas anderes wird wahrscheinlich nie an diese Stelle treten können.“ „Von der Literaturszene hier allerdings weiß ich wenig bis gar nichts“, räumt Maas ein. Seine literarische Prägung hat – auch wenn er 2007 Träger des Dortmunder do!pen-Awards war – in Hildesheim stattgefunden, wo das Schreiben einen hohen Stellenwert besitzt und mit dem Studienzweig Kreatives Schreiben eine der „Autorenschmieden“ Deutschlands angesiedelt ist. „Alles, was mit Literatur zu tun hat, hat in Hildesheim eigentlich auch mit der Uni, den Studenten und Dozenten und ihren Projekten zu tun. Man arbeitet praktisch, ist ständig dabei, eigene Ideen zu verfolgen, und wird darin bestärkt und gefördert. Die Literaturzeitschrift BELLA triste zum Beispiel ist ein solches, uneigennütziges, von Studenten seit 10 Jahren realisiertes Projekt. Durch die Arbeit an dieser Zeitschrift, die ich selbst 2 Jahre mitherausgeben konnte, habe ich wahrscheinlich mehr über Literatur und auch den Literaturmarkt gelernt als in den meisten Seminaren.“ Insbesondere weiß er allerdings auch zu schätzen, dass die Szene über den Studienalltag hinaus vernetzt ist und die Kontakte auch privater Natur sind: „Als Alltagsanalogie waren die meisten, mit denen ich gearbeitet und studiert habe, auch Freunde und Bekannte. Beim Trinken um 5 über Texte zu sprechen und dabei nicht zu verkrampfen, das ist Hildesheim für mich. Lesungen in Schwimmbädern und Kneipen, in leeren Fabriken und über den Dächern der Stadt zu machen, das ist Hildesheim. Oder im Bus das nächste Festival zu planen oder gemeinsam zu schreiben, einfach, weil es Spaß macht. Das ist es.“ Spaß ist auch das Hauptmotiv für die „Literarische Boygroup“, zu der sich Marcel Maas gemeinsam mit Tilman Strasser, Lino Wirag und Jan Fischer zusammengefunden hat. Unter dem Namen „Text, Drugs and Rock‘n‘Roll“ machten sie eine Weile die (Lese-)bühnen unsicher. Das Projekt ist aus einer Laune heraus entstanden, schildert Maas: „Wir haben alle dasselbe in Hildesheim studiert, und zusammen stellten wir irgendwann fest, dass wir alle nicht diese coole Band-Jugend hatten und auch keine Musiker sind, und stattdessen nur schreiben können und trotzdem einfach mal raus wollen. Also haben wir unsere Texte zusammengepackt und sind „auf Tour“ gegangen. Haben also mehrere Lesungen hintereinander in Pforzheim oder Darmstadt MDT MDT MDT oder Hamburg gemacht. Die Gage war am nächsten Morgen oft sowieso schon wieder weg, und so richtig ernst haben wir das eigentlich nie genommen.“ Im Gegensatz zur Berliner Formation „Fön“ (mit Tilman Rammstedt, Michael Ebmeyer, Florian Werner und Bruno Francescini), deren Programm hochmusikalisch ist, und wo die Autoren selbst zu diversen Instrumenten greifen, blieben „Text, Drugs and Rock‘n’Roll“ zunächst ohne echten Musikbezug. „Das waren nur wir, wie wir zu viert auf der Bühne rumsaßen, unsere Texte allein oder zusammen gelesen und zwischendurch blöde Witze gemacht haben. Wir hatten Slamtexte und ernste Storys, live synchronisierte Comics und schräge Gedichte. Alles ungeprobt und irgendwie gewollt spackig. Erst später haben wir dann ein bisschen ausgebaut und wirkliche Shows mit Live-Musikern, Kostümen und so nem Zeug gemacht, aber seit einem Jahr oder so ist nichts mehr groß passiert, weil wir mittlerweile über das ganze Land verstreut zu viel mit anderem zu tun haben. Obwohl wir das alle schade finden und gerne noch mal wieder zusammen auf die Bühne gehen würden. Das waren große Abende und Nächte“, bedauert Maas das Ende der gemeinsamen Hildesheimer Zeit. Das Konzept seiner „42GbR“ allerdings wirkt so, als ob er sich einen hohen Spaßfaktor auch ins reguläre Arbeitsleben gerettet hat: Gemeinsam mit seinem Partner entwirft er Spiele, und zwar keine PC-Games, sondern Spielkonzepte, die zu zwischenmenschlichen Interaktionen einladen. So entwickeln sie gemeinsam Stadtspiele, eine Art Rätsel-Schnitzeljagd als interaktiver Reiseführer – natürlich ist Hildesheim die erste Stadt, die sich auf diese Weise erkunden lässt. Aber auch im kleineren Rahmen kann man sich Spiele für alle Anlässe von der Geburtstags- oder Hochzeitsfeier bis zum Firmen-Incentive entwickeln lassen. Außerdem rekrutieren die beiden Spielemacher auf ihrer Homepage Akteure für die größte Tortenschlacht der Welt. Es gibt also noch eine Menge ehrgeiziger Projekte … FRANK SCHORNECK Marcel Maas: Play. Repeat. Frankfurter Verlagsanstalt 17,90 Euro I www.42fueralle.de Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/literatur ComicKultur/Wortwahl: Comic- und Buchneuerscheinungen im Februar Poetry: Die monatliche Video-Kolumne von Sebastian 23 36 Literatur-Kalender Ruhr 16.02.2011 Muslimisch, weiblich, deutsch Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam Lesung und Gespräch mit der türkischen Autorin Lamya Kaddor Lamya Kaddor gibt den liberalen, Muslimen in Deutschland eine Stimme, vor allem den Frauen, die selbstbestimmt – mit oder ohne Schleier – leben wollen, ohne ihre Religion preiszugeben. Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr 22.02.2011 „Dass ich sein kann, wie ich bin“ Vortrag und Gespräch mit Marion Tauschwitz anlässlich des 5. Todestages der Lyrikerin Hilde Domin Marion von Tauschwitz reiste den Lebensstationen der Lyrikerin nach. Sie wertete tausende von Briefen aus und erschloss bislang unbekannte Quellen. So zeichnet sie die dramatische Biografie einer außergewöhnlichen Dichterin nach. Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr 22.03.2011 „Für immer anders“ – Wenn Familien Zeiten der Trauer erleben Vortrag und Gespräch mit der Trauerbegleiterin und Autorin Mechthild SchroeterRupieper, Gelsenkirchen Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben viele Fragen, wenn der Tod in der Familie aktuell wird. Auf der Grundlage des Buches „Für immer anders“ sollen an diesem Abend erste Antworten auf diese drängenden Fragen versucht werden. Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr Karen Duve, Foto: Thomas Müller DIE LITERATUR-TERMINE DER REGION BOCHUM – ZAUBERKASTEN 0234 86 62 35 Der Sound der Achtziger Mi 9.2. 20 Uhr Wenn der Musiker und Comedian Moses W. (u.a. Burger Queen) und der Szenekenner Ulli Engelbrecht gemeinsam mit dem legendären DJ Klaus Märkert und dem Fair Sex-Sänger Myk Jung (beide literarisch als „Schementhemen“ unterwegs) die Achtziger Jahre beleuchten, wird es sicherlich nostalgisch im Zauberkasten. DORTMUND – EKAMINA IM SISSIKINGKONG 0231 728 25 78 Maulhure #2 Di 8.2. 20 Uhr Die zweite Ausgabe des Underground-Magazins wird vorgestellt von Autorinnen und Autoren des Heftes. Alte und neue Helden des literarischen Untergrunds treffen hier aufeinander. Rainer Holl Di 15.2. 20 Uhr Offenbar hat sich das Ekamina-Team vorgenommen, mit wöchentlichen Lesungen zum literarischen Zentrum Dortmunds zu werden. Heute ist der Träger des LesArt-Preises 2010 zu Gast. DORTMUND – THALIA 0231 427 86 60 Christoph Maria Herbst: Ein Traum von einem Schiff Fr 10.2. 20 Uhr ESSEN – CAFÉ ZENTRAL 0201 812 20 Karen Duve & Ludger Heidbrink: Die Hungrigen und die Satten Di 1.2. 20 Uhr ESSEN – MUSEUM FOLKWANG 0201 884 54 44 Die Rottenkinckschow Fr 4.2. 20 Uhr MÜLHEIM – RINGLOKSCHUPPEN 0208 99 31 60 Bela B.: Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge Do 17.2. 20 Uhr OBERHAUSEN – EBERTBAD 0208 205 40 24 Heinz Strunk: Heinz Strunk in Afrika Do 3.2. 20 Uhr Auch: 26.2. in Dortmund (Fritz-Henßler-Haus) Empfehlungen von Frank Schorneck = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de culture club Tanz Show Rock The Ballet Tanzkunst in vollendeter Perfektion: Vom 23. Februar bis zum 6. März lassen im Düsseldorfer Capitol-Theater die professionellen Tänzer des „Bad Boys of Dance“-Ensembles Rock und Ballett zu einer spektakulären Tanz-Performance verschmelzen. Zu Hits von Michael Jackson oder U2 zeigen die Tänzer aus New York eine atemberaubende Performance, die eindrucksvoll die Bewegungsästhetik des Balletts mit der körperlichen Performanz des Rock verbindet. Capitol Düsseldorf Erkrather Str. 30, Düsseldorf Karten: 0211 734 41 76 I www.capitol-theater.de Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 medienforum@bistum-essen.de trailer verlost 3x2 Karten für die erste Vorstellung. E-Mail bis 18.2. an verlosung@berndt-media.de, Kennwort: Ballett Mi, 23. Februar, 20 Uhr 37 RuhrKunst Meilensteine des bewegten Bildes Ausstellungen in Dortmund, Bochum und Duisburg und ein Museum in Mülheim Eine Ausstellung, die lehrt, genau hinzuschauen, schon was die Formensprachen betrifft: „Bild für Bild“, die erste Wechselpräsentation des Museum Ostwall im Dortmunder U, regt zum Vergleich zwischen den Kunstwerken an. Sie handelt von einem linearen Medium: dem Film. Sie ist jedoch in ihrer Abfolge ganz und gar nicht linear, ja, verfährt flanierend und zwar systematisch. Anhand einer Auswahl aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou (die um weitere Kunstwerke ergänzt ist) sind unterschiedliche Eigenschaften des Films destilliert und in Beziehung zur „freien“ Kunst gesetzt, z. B. bilden Rhythmus, Schnitt und Dunkelheit einzelne Kapitel. Der früheste Beitrag ist ein Stummfilm von Georges Méliès von 1902. Zu den aktuellsten gehört eine Zeichnung von Pierre Bismuth, welche die Handbewegungen von Marilyn Monroe, genommen aus einem ihrer Filme, als einen sich verwebenden lichthellen Schweif auf schwarzem Grund fixiert (2006). Unter den Prämissen des Films werden wesentliche Etappen einer strukturellen und verknappten Kunst exemplarisch berührt, etwa Fluxus, Concept und Minimal Art – vor allem aber geht es um Einzelpositionen. Ein Gemälde des Pop Art-Künstlers Roy Lichtenstein ist unter dem Aspekt des Rasters ausgestellt, von Nam June Paik ist „Zen for Film“ zu sehen, ein unbelichteter „leerer“ Film, der als Endlosschleife durch den Projektor rattert. Auch sind Werke von Donald Judd, Bruce Nauman oder Richard Serra zu sehen, bis hin zu den Sternen-Bildern von Thomas Ruff, die nur noch zarte Lichtspuren und Nebel im dunklen Weltraum zeigen, und den winzigen figurativen Zeichnungen von Francis Alys. Dabei beginnt diese Ausstellung programmatisch, mit der Projektion eines beweglichen Lichtstrahls (1973) von Anthony McCall gleich am Anfang, wobei der Vorgang der Projektion selbst materialisiert ist. Eine seltene Gelegenheit ist der Film „Inauguration of the Pleasure Dom“ von Kenneth Anger. Immerhin ein Fotogramm von Bruce Conner erinnert an diesen kalifornischen Künstler, der mit Anger zu den Vorläufern des Musikvideos zählt. Hinzuweisen ist aber auch auf das begleitende Filmprogramm im Auditorium des Dortmunder U – Thema ist doch der Film, mit seinem Potential und als Kunstform, in gleichberechtigter Verwandtschaft zu den anderen Gattungen. Der moderne Mensch Das analytische „Zerlegen“ des bewegten Bildes ist im Dortmunder U (in dem auch der Hartware Medienkunstverein untergebracht ist) schon vorgegeben, in der dreiteiligen Filminstallation „Die Reise ins U“ von Adolf Winkelmann. Während an der Dachkrone eine Uhr aus filmischen Sequenzen läuft – zur Ausstellungsansicht Mischa Kuball: NEW POTT, © Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Foto: Thorsten Koch vollen Stunde sind Tauben zu sehen – werden in der Eingangshalle Ansichten des Ruhrgebietes projiziert. Und im steil aufragenden Treppenhaus gibt es in der Vertikalen neun Portraits verschiedener Charaktere zu sehen, die sich und ihr Leben in der Region beschreiben. Sie bilden einen vielstimmigen Chor über das Leben im Ruhrgebiet, in dem auch Adolf Winkelmann, der 1946 geborene Filmemacher mit Professur an der FH Dortmund, zu Hause ist. Die Konzeption, Personen als Einzelne nebeneinander abzubilden, ist ein bewährtes Verfahren der Gegenwartskunst unter unterschiedlichen Voraussetzungen und Absichten. Daran schließt auch eine Ausstellung in Bochum an, die mit Fotografie und dem filmischen Interview-Portrait arbeitet. Unter dem Titel „New Pott – 100 Lichter/100 Gesichter“ hat Mischa Kuball einen zweireihigen Fries aus 200 s/w-Fotografien und mehrere Medienstationen in die Kunstsammlung der Ruhr-Universität Bochum integriert. Kuball zeigt 100 Personen, die aus dem Ausland in der Ruhrgebiet gezogen sind. In der oberen Reihe sind sie in ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld zu sehen, darin leuchtet eine Stehlampe, welche Kuball mitgebracht hat. In den unteren Fotos fehlen die Menschen. Welche Rolle spielen die Menschen für den Innenraum, und umgekehrt? Die begleitenden filmischen Miniaturen und Videoportraits greifen derartige Überlegungen noch auf. Im Campusmuseum finden sich in Nachbarschaft zu Kuballs Fotofries weitere Personen-Folgen mit dokumentarischem Anspruch, von Christian Boltanski und von Jochen Gerz, aber mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Der eigentliche Kunstgriff von Kuballs Ausstellung jedoch ist wohl die Korrespondenz zu den antiken Büsten. Die Schau schlägt damit den Bogen von der Menschendarstellung im Altertum zur Jetzt-Zeit zwischen Individualität und Repräsentanz, und sie verdeutlicht die Präsenz der existenziellen Fragestellungen. Das Thema Ruhrgebiet verliert dabei an Bedeutung. Immer das gleiche, nur anders Nam June Paik: Zen for Film (Fluxfilm n°1), 1964, Film, Sammlung Centre Pompidou, Dist. RMN/image Centre Pompidou, Press Photograph, Foto: Peter Moore, © Estate of Peter Moore/VAGA, NYC und Nam June Paik Estate Ein wenig lässt sich das Vorgehen mit der Ausstellung „Here & there“ von Horst Wackerbarth im Duisburger LehmbruckMuseum vergleichen, die im Januar zu Ende gegangen ist. In Farbfotografien und flankiert von Videos hat Wackerbarth Menschen aus Duisburg und den Partnerstädten auf einem roten Sofa (das durchgehende Kennzeichnen seiner Fotografie seit Jahrzehnten) aufgenommen und dies noch um Video-Interviews ergänzt. Themen waren Migration und Integration. – So oder so, künstlerisch interessanter 38 RuhrKunst serturm in Broich untergebracht. Dort wurde schon 1992 die weltweit größte zu begehende Camera Obscura installiert; seit 2006 befindet sich hier nun auch auf zwei Ebenen das Museum zur Vorgeschichte des Films mit Exponaten zwischen 1750 und 1930, darunter optische Spielzeuge, Anamorphosen und Laterna Magicae. Sie zeichnen die Dimensionen des beweglichen Bildes vor der Erfindung des Kinematographen nach und machen die Entwicklung hin zum Film anschaulich. Die Fahrt nach Dortmund sollte hier beginnen. THOMAS HIRSCH „Bild für Bild – Film und zeitgenössische Kunst“ I aus der Sammlung des Centre Pompidou I bis 25. April im Museum Ostwall im Dortmunder U www.museumostwall.dortmund.de Mischa Kuball – „New Pott“ I bis 30. April in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum I www.kusa-rub-moderne.de Stefan Hoderlein – 1989-2010, „Home Is Where The Heart Is“ I bis 1. Mai; Markus Lüpertz – „Herkules, Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet“ I bis 8. Mai im LehmbruckMuseum in Duisburg I www.lehmbruckmuseum.de Ausstellungsansicht Markus Lüpertz: Herkules - Bozzetti für ein Monument im Ruhrgebiet, © Markus Lüpertz, courtesy Galerie Michael Werner, Foto: LehmbruckMuseum, Duisburg „Camera Obscura“ mit Museum zur Vorgeschichte des Films I in Mülheim an der Ruhr I www.camera-obscura-muelheim.de und radikaler ist am gleichen Ort die Ausstellung plastischer Entwurfsskizzen (sog. Bozzetti) von Markus Lüpertz, dem einstigen Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Konkreter Anlass ist die Errichtung seiner riesigen, in Aluminium gegossenen Herkules-Figur auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. Auch wenn die Vorstellung von Skulptur beim „Malerfürsten“ Lüpertz eine Sache für sich ist und dabei sehr konsequent betrieben wird: Mit dieser monumentalen Plastik sind wir ernsthaft und provokativ in der Zeit der HeldenDenkmäler angekommen. Der Herkules, der zum Abschluss von RUHR.2010 errichtet wurde und einen Aufbruch des Ruhrgebiets symbolisieren soll, steht mit 18 Metern Höhe noch auf einem Turm, der selbst 80 Meter misst. Die 43 farbigen Bozzetti im LehmbruckMuseum nun zeigen in moderatem Format immer die gleiche Figur in kleinen Veränderungen auf einer Tischfläche. Gerade weil die Verwandtschaft der Bronzeplastiken untereinander groß ist, ist dies nicht langweilig, sondern interessant. Die Bozzetti wirken als auslotende Ansichten von allen Seiten, fächern die Figur auf und lassen mithin an antike Skulpturen und die Idee der Glyptothek denken. Und sie ergänzen sich kongenial zur Installation der Video-Projektionen von Stefan Hoderlein, die im LehmbruckMuseum direkt eine Etage darunter als Loop laufen. In beiden Fällen handelt sich um jeweils den immer gleichen „Gegenstand“ – bei Lüpertz ist dies Herkules; Hoderlein zeigt in jedem der Loops, die neben- und übereinander projiziert sind, sich selbst über einen Zeitraum von 12 Jahren, tanzend, sich bewegend zu Techno. Daraus ergibt sich eine Art Biographie, die bis in die privatesten Bereiche reicht und verdeutlicht, wie sehr die Techno-Musik Lebensgefühl ist. Es ist nicht gerade die dichteste Präsentation dieser wichtigen Arbeit. Aber sie hat hier im Souterrain etwas „Rohes“ und vermittelt einiges vom Rave selbst. Die Installation ist bis Mai verlängert worden. Gut! Angesichts dieser filmischen Arbeit von Stefan Hoderlein und ergänzend zur Dortmunder Ausstellung macht es Sinn, auf Mülheim als Mekka der Anfänge des Films hinzuweisen: Hier befinden sich gleich zwei Sammlungen zur diesem Thema. Die eine gehört Werner Nekes, der in Mülheim lebt und als Experimentalfilmer sehr renommiert ist. In verschiedenen Museen unter dem Titel „Schaulust“ ausgestellt wurde seine Sammlung zu Recht als „Archäologie des Films“ bezeichnet. Und die andere Sammlung, die der Wuppertaler Industrielle KH. W. Steckelings zusammengetragen hat, ist im einstigen Was39 Ausstellungsansicht Museum zur Vorgeschichte des Films in der Camera Obscura, Mülheim-Broich, © Stadt Mülheim an der Ruhr Kunstwandel Impressionen von Thomas Struth, Foto: Presse Allgegenwärtige Welt des Scheins Der Fotograf Thomas Struth in Bochum und Düsseldorf Struth, Struth, Struth und kein Ende in Sicht. Der Fotograf, der in Düsseldorf bei den Bechers studierte, der in New York lebt und der eine Professur in der Landeshauptstadt absagte, ist in Nordrhein-Westfalen seit Jahren zu Recht allgegenwärtig. Gerade ging im Düsseldorfer NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft die Ausstellung „Der Rote Bulli“ zu Ende, in der untersucht wurde, inwieweit die erste Generation der von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie geleiteten Fotoklasse sich von US-amerikanischen Sujets und Bildkonzepten der 1970er und 1980er Jahre inspirieren ließ, da kündigt sich ein paar hundert Meter weiter in der Kunsthalle K20 mit „Thomas Struth – Fotografien 1978-2010“ bereits die nächste deutsch-amerikanische Bilder-Orgie an. Die zeigt rund 100 Arbeiten des international renommierten, aber auch kontrovers diskutierten Fotografen und gibt erstmals in Europa einen repräsentativen Überblick über dessen Gesamtschaffen. Die Werkschau hatte bereits Premiere im Kunsthaus Zürich, wurde aber für Düsseldorf um immerhin 20 neue Bilder erweitert. Thomas Struth stellt mit seinen Fotos auch die Frage nach der Wahrhaftigkeit von Fotografie. Vieles fußt dabei auf medientheoretischen Schriften Walter Benjamins (siehe: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, 1935), der die Wahrnehmung des Originals durch seine grenzenlose Verfügbarkeit positiv beeinflusst sah. Allerdings war dadurch auch die Metaphysik des Abbildes und seiner Rezeption beeinflusst. Diese Sichtbarmachung des archaischen Wesens der Realität hatte Struth schon in seinen menschenleeren Schwarzweiß-Aufnahmen im Ruhrgebiet der 1980er Jahre verarbeitet und gleichzeitig die Mittel, mit denen er dies tat, in Frage gestellt. Auch in den Urwaldfotos aus Peru lässt sich das ablesen. Diese unzugängliche Vegetation, vom Betrachter meist nur zwangsläufig auf die im Vordergrund befindlichen Pflanzen reduziert, ist keine spezielle Örtlichkeit, sondern ein allgemeiner metaphysischer Raum. Zu sehen ist diese Auseinandersetzung momentan auch im nagelneuen Kubus der Kunstsammlung der RuhrUniversität Bochum. Der wurde erst im Mai 2010 im Rahmen der Kulturhauptstadt eröffnet, ist ein Erweiterungsbau zur „Situation Kunst“, einer Sammlung, die sich besonders den „Künstlerräumen“ widmet. Hier sollen Künstler gezeigt werden, die den Raum in ihre Arbeiten einbeziehen. Trotz einer für eine Ausstellungshalle merkwürdigen Atmosphäre aus pseudomoderner Inneneinrichtung und wohl selbst definiertem Qualitätsanspruch nebst Haltung macht der Besuch für Interessierte, die sich erstmals die Arbeiten Struths ansehen wollen, Sinn. Sie ist das Ergebnis einer Projektarbeit mit Studierenden der Kunstgeschichte der RUB zum Thema „Wahrnehmung von Fotografien im Raum“. Wobei sich der Untertitel „Fotoinstallation“ kaum erschließt. Aber auch hier haben die großformatigen Arbeiten ihre Wirkung. Die weiten Landschaften Nevadas führen ins Bild hinein, während die „Pictures of Paradise“ ihren metaphysischen Raum eher verschleiern. Die drei Arbeiten, die in der Eremitage in St. Petersburg entstanden sind, markieren dann den internationalen Durchbruch von Thomas Struth als Fotokünstler Anfang der 1990er Jahre. Die neuesten Arbeiten, darunter auch Industrieanlagen, werden dann erst in Düsseldorf zu sehen sein. PETER ORTMANN „Thomas Struth im Kubus von Situation Kunst“ I bis 10.4. I Situation Kunst, Bochum I 0234 298 89 01 „Thomas Struth – Fotografien 1978-2010“ I 26.2.-19.6. I Kunstsammlung NRW K20, Düsseldorf I 0211 838 12 04 40 Kunst-Kalender Paul-Emile Boutigny: Viktoria am Grab Napoleons, Ende 19. Jh., © Musée de l‘Armée, Paris/Bundeskunsthalle Bonn Die Kunst-Termine NRW AACHEN – Reichsabtei Kornelimünster www.kunst-aus-nrw.nrw.de DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de Hans Salentin bis 13.3. Skulpturen und Collagen des Kölner AvantgardeKünstlers (1925-2009) Max Klinger bis 24.4. Der Maler, Grafiker und Bildhauer an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de ESSEN – Museum Folkwang www.museum-folkwang.de Napoleon und Europa bis 25.4. Meisterwerke zum Leben Napoleon u.a. von Ingres, Goya und Jacques-Louis David Pidder Auberger 29.1.-3.4. Der Düsseldorfer Künstler mit Holzschnitten und Fotografien seit den 1980er Jahren BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Gefühl ist Privatsache 16.2.-15.5. Otto Dix, George Grosz und weitere Künstler zur Neuen Sachlichkeit BOCHUM – Situation Kunst www.kusa-rub-moderne.de Thomas Struth bis 10.4. Der Düsseldorfer Fotograf, der mit Gruppenbildnissen und Aufnahmen von Museumsräumen berühmt wurde BOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Out of the office bis 6.2. Zeitgenössische Kunst aus Konzernsammlungen der Region HAGEN – Osthaus Museum www.osthausmuseum.de Haute Couture der Düfte bis 20.2. Eine Kulturgeschichte des Flacon KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Sternstunden des Glamour 2.2.-4.9. Gesellschaftsbilder und Modefotografien aus der eigenen fotografischen Sammlung KÖLN – Museum für Ostasiatische Kunst www.museenkoeln.de Der Perfekte Pinsel bis 20.2. Chinesische Malerei von 1300 bis 1900 KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum www.wallraf.museum.de BRÜHL – Max Ernst Museum www.maxernstmuseum.lvr.de Alexandre Cabanel Der französische Hofmaler des 19. Jahrhunderts mit seinen szenischen und mythologischen Gemälden Werke aus der Menil Collection bis 3.4. Leihgaben zu Max Ernst aus Houston LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de DORTMUND – Museum am Ostwall www.dortmund.de Bild für Bild bis 25.4. Film und zeitgenössische Kunst aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou DÜSSELDORF – Kunsthalle www.kunsthalle-duesseldorf.de Ferdinand Kriwet bis 1.5. Hörtexte, Konkrete Poesie und Neonarbeiten des aus Düsseldorf stammenden Künstlers DÜSSELDORF – K20 www.kunstsammlung.de Thomas Struth 26.2.-19.6. Werkschau des Hauptvertreters der Düsseldorfer Fotoklasse von Bernd Becher DÜSSELDORF – museum kunst palast www.smkp.de Große Kunstausstellung NRW 13.2.-6.3. Ein vielstimmiger Einblick in das Kunstschaffen in Nordrhein-Westfalen Neues Rheinland bis 13.2. Ausgewählte Positionen der jungen Kunst OBERHAUSEN – Ludwig Galerie www.ludwiggalerie.de Roy Lichtenstein bis 1.5. Überblick über die Plakate des amerikanischen Pop Art-Malers REMAGEN – Arp Museum www.arpmuseum.org Arno Schmidt bis 20.3. Landschafts- und Naturfotografien des wichtigen avantgardistischen Schriftstellers SIEGBURG – Kunstverein www.kunstverein-rheinsieg.de Andrea Lehmann bis 25.2. Die junge Malerin mit ihren realistischen Bildern zwischen Verführung und Verstörung WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Gustav Wiethüchter bis 26.6. Werkschau des rheinischen Expressionisten ! #" Empfehlungen von Thomas Hirsch 41 $$ $ Popkultur in NRW Blutstürze im Dauerloop Improvisierte Musik in NRW Foto: Eigencollage der Band Mater Suspiria Vision und der Horrorfilm Up Frack Prämie Die Fräcke heben „Up“, Foto: Presse Ein etwas anderes Blechblas-Ensemble gastiert in Essen Von Christian Werthschulte Unter den Überzeugungsträgern von engen Jeans geht seit ein paar Monaten ein neues Gespenst um. Der Welt ist es als Witch House bekannt, wieder andere nennen es Drag. Der innere Kreis bevorzugt angeblich den Begriff Ghost Drone, aber das hat sich bis zum Er- „Wo könnte diese rauschhafte scheinen dieser Kolumne vermutlich auch Begeisterung ihre Heimat schon wieder geändert. Nur eins ist sicher haben, wenn nicht im – seine Heimat ist das Internet, und zwar Ruhrgebiet?“ genau der Teil, wo sich Musiknerds am liebsten aufhalten. Zwischen Tumble-Logs und Soundcloud-Streams hat es sich diese Collage aus Schnipseln alter Horrorfilme, Leetspeak und verhallten Dancetracks bequem gemacht, um sie dort in der digitalen Echokammer in Richtung Unendlichkeit auszudehnen. Das Triumvirat der Witch House-Gemeinde verlässt die Nische aber so langsam. ooOoOO, die Produzenten ultraverlangsamter Tracks voller Reverbdubs, haben mittlerweile einen Plattenvertrag unterzeichnet. Die New Yorker Danceband Salem hält ihre Gesichter für jedes Magazin, das vom Honigtopf der Hipness naschen will, in die Kamera. Nur Cosmotropia de Xan, der Mastermind von Mater Suspiria Vision, veröffentlicht seinen nicht mehr nachvollziehbaren Output weiter in erster Linie auf CD-R und im Internet. Seinen guten Ruf als der konsequenteste Verwerter zeitlos antiquiert wirkender Horrorästhetiken bestätigt das nur. Da ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass die gewöhnlich gut informierten Kreise recht haben, die den Meister in Duisburg verorten. Wo sonst könnte diese rauschhafte Begeisterung für italienischen Giallo ihre Heimat haben, wenn nicht im Ruhrgebiet, wo man auf jeder Party ein kenntnisreiches Gespräch über Regisseure wie Lucio Fulcio führen kann? Und wo Bands wie Bohren und der Club of Gore aus Mülheim und die Bochumer Rockford Kabine dem Soundtrack zum Horrorfilm der 1970er in ihrer eigenen Musik fortschreiben? Aber wo diese Bands sich damit begnügen, die Atmosphäre des Erschreckens wieder zu evozieren, recyclet Mater Suspiria Vision das Material ohne Konnotation – die digitale Verfügbarkeit macht‘s möglich. Wer sich auf seine Homepage verirrt, kann sich in labyrinthartigen Filmcollagen verlieren, die uns Sekunden voll klirrender Fenster aus dem Nichts kommender Blutströme in eine Verdichtung des Schreckens überführen. Immer mit der nötigen Ironie, aber niemals ohne Leidenschaft. Das Recycling von Mater Suspiria Vision ist weniger am Finden von Referenzen zwecks Distinktion interessiert, sondern an einer konstanten Verfremdung zum Zweck der schnellen Jouissance. Seine Zombie Rave-Stücke sind gleichzeitig ein Making Of des Genres Witch House: aus Funk und Facebook bekannte Hits, die mit einem Minimum an Standard-PlugIns verlangsamt worden und durch die soghafte Lächerlichkeit unwiderstehlich sind. So wird kulturindustrieller Schrott zu dem Witz, der er nun mal ist. Doch nicht der Musiker, sondern seine Methode ist der eigentliche Star. So tritt Mater Suspiria Vision auch bei seinen Liveauftritten nicht ohne Kapuze und verhülltes Gesicht während seiner rauschhaften Filmcollagen auf. Apropos Konzerte: Die nächsten Konzerte von Mater Suspiria Vision werden in Brüssel, Mailand und Rom stattfinden – Dortmund und Essen fehlen dagegen im Tourkalender. Das Ruhrgebiet zeigt Christian Werthschulte sich auch nach dem Metropolenfest mal wieder erstaunlich lebt in Köln und mag Pop provinziell, wenn es um die eigenen Talente geht. Von Olaf Weiden Blasmusik, och ja, dicke Backenmusik, och nee, muss nicht sein. Bayerische Blechbläser in Krachledernen, die können gut sein, müssen aber nicht. Trompetende Volksmusikstars oder als Kölner Spezialität karnevalistische Trompetenvirtuosen, die sich im Studio von jungen Studierten die Titel aufblasen lassen – nee, darf eigentlich nicht sein. Aber all das ist genau so seit Jahren, und diese klingende Apokalypse hat das Bild von der Blasmusik geprägt wie Mathis der Maler die Vision von den Schrecken des jüngsten Gerichts. Dabei gilt gerade für die Blechblasmusik: Es existiert gute und schlechte, und das in allen Sparten und zu allen Zeiten. Deshalb greifen die Herren im Frack, allesamt Spitzenkräfte der Blechblaskunst mit fester Stelle bei den Münchener Philharmonikern, wie Zeitreisende auf Musiken verschiedener Jahrhunderte zurück. Bob Ross, Hornist mit Bayreuth-Erfahrung, hatte als Schotten-Kid die hohen Weihen des Blechblasens kennenlernen dürfen, eine Extraportion trockenen Humor gab es gleich mit in die Wiege. Auch die Engländer und die Amerikaner sind für ihre großen Blechblas-Talente berühmt: Alle vereint das Multikulti-Ensemble „Blechschaden“ seit nunmehr 25 Jahren. Zum Jubiläum erschien nach sieben langen Jahren wieder eine CD, der Titel „Up Frack Prämie“ verrät schon, dass hier „Blechschaden erwischt mit keine bierernste Klassik vorgetragen seiner Mischung jeden wird. Zweimal schon fuhren die fein geMusikfreund“ zwirnten Herren für ihre Produktionen den begehrten Preis „Echo Klassik“ ein, der gern an Künstler verliehen wird, die schon mal über den Tellerrand schauen; und das geschieht bei Blechschaden. Zum einen sind es im Live-Konzert die netten Anekdoten und Witze, die Bob Ross beisteuert. Er moderiert den Abend. Zum anderen sind es die Blechschäden, entstanden bei Kollisionen zwischen Titeln wie Lalo Schifrins Filmklassiker „Mission Impossible“ und dem durch Dave Brubeck berühmt gewordenen „Take five“, einem der wenigen Jazz-Megaseller der Jazzgeschichte. Heraus kommt „Take Mission“, und Arm in Arm schaukeln die Stücke verliebt im 5/8-Takt. Die Blechschädlinge, die so viel Gutes für ihren Stand bereits geleistet haben, verquirlen so einen Tango mit „Für Elise“ und Pop-Erfolge wie „We will rock you“ und „We are the champions“ zur Hymne für Tanzfläche und Fußballstadion – dies alles natürlich immer im Glanze ihrer Instrumente und auf technisch höchstem Niveau. Selbst für einen Alphorn-Dialog bleibt Zeit: In der freien Natur könnten die Solisten ihr Gespräch über eine Distanz von rund zehn Kilometern führen – das lässt sich aus technischen Gründen in geschlossenen Räumen eher selten nachstellen. Elton Johns „Your Song“ erklingt auf dem Euphonium, ein Evergreen auf einem wahren „Schönklinger“ ganz in Blech. Die Bläser von Blechschaden erwischen mit ihrer wilden Mischung wirklich jeden Musikfreund, das führt zu einer dichten Besucherrate bei den Konzerten. Selbst für die Musical-Fans singt Kathrin, Tochter des Trompeters Franz Unterrainer, zumindest auf der Platte „Ich gehör nur mir“ aus „ElisaOlaf Weiden arbeitet beth“ – Blechbläser kennen keinen Schme ..., äh, keine als Musiker und Berührungsängste. Musikkritiker in NRW. www.matersuspiriavision.tumblr.com www.fzw.de Konzert in der Philharmonie in Essen I 6.2., 17 Uhr I www.blechschaden.de 42 Neue Berufe – Neue Chancen Highlights in Dortmund 16.02.2011 18.02.2011 19.02.2011 23. - 27.02.2011 02.03.2011 03.03.2011 11. + 12.03.2011 17.03.2011 19.03.2011 19.03.2011 24.03.2011 29.03. - 03.04.2011 02.04.2011 12.04.2011 Night of the Dance ABBA THE SHOW Musikantenstadl Internationale Musikparade Die Nacht der Musicals Dieter Nuhr Die Flippers REITTURNIER SIGNAL IDUNA CUP Dortmunder Antik- und Sammlermarkt THRILLER - live Andre Rieu Atze Schröder Tischtennis German Open Helge Schneider KIM WILDE PUR Der W BEATSTEAKS Paul Panzer VICKY LEANDROS Europameisterschaft im Ringen Valery Meladze Chris de Burgh TICKET HOTLINE 01805 805 211 (0,14 Euro/Min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min) 12.02.2011 Matrix Bochum MONTREAL 24.02.2011 Blue Shell Köln NICK HOWARD 04.03.2011 Essigfabrik Köln OVERKILL 18.03.2011 Die Werkstatt Köln ASHLEY HICKLIN 21.03.2011 E-Werk Köln ALEX MAX BAND 29.03.2011 Kulturkirche Köln OTTMAR LIEBERT & LUNA NEGRA 24.09.2011 E-Werk Köln LYKKE LI THE HUMAN LEAGUE JAN ROUVEN JAN ROUVEN KAMELOT SAXON CHICAGO THE SPECIALS 29.10.2011 König-Pilsener-Arena Oberhausen FMX GLADIATOR GAMES 18.04.2011 Live Music Hall Köln 20.04.2011 Musical Dome Köln 01.05.2011 RuhrCongress Bochum 10.05.2011 Live Music Hall Köln 15.05.2011 Live Music Hall Köln 20.06.2011 Tanzbrunnen Köln Gesundheitsberater/in Psychologische/r Berater/in Ernährungsberater/in Ausbilder/in AT und PM Fitness- und Wellnesstrainer/in Erziehungs- und Entwicklungsberater/in Impulse e. V. 4)#+%4).'7%34&!,%.(!,,%.s4ELEFONCT-INUTE -OBILFUNKPREISEMAXCT-INUTEsWWWWESTFALENHALLENDE 11.04.2011 Gloria Köln Psychotherapie Staatlich zugelassene Fernlehrgänge mit Wochenendseminaren in vielen Städten. ¯NDERUNGENVORBEHALTEN 25.01.2011 27.01.2011 29.01.2011 30.01.2011 02.02.2011 04.02.2011 05.02.2011 09. - 13.02.2011 12. + 13.02.2011 Heilpraktiker/in 43 Rubensstr. 20a · 42329 Wuppertal Tel. 0202/73 95 40 · www.Impulse-Schule.de Termine tr_02-11_Termine 02/10 24.01.11 14:52 Seite 2 Auswahl BOCHUM Stadt RUHRGEBIETDas SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Das Besondere im Februar Kollektive Testreihe Wodurch entsteht Gemeinschaft? Wo liegen die Grenzen des Austausches und des Teilens? Ist es möglich, man selbst zu sein und gleichzeitig zu teilen? Und schließlich: Wie viel Piraterie braucht die Gesellschaft? Zwischen Performance und Show, Tanz und Party, zelebriert ©oPirates das Aufeinandertreffen einer Vielfalt von Bildern, Liedern, Klängen und Menschen in einem kollektiven Ereignis. Choreograph Richard Siegal, 2010 mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet, lädt nicht nur professionelle Tänzern und Performer, sondern auch verschiedene Gruppen aus allen Lebensbereichen des Ruhrgebiets ein – vom modernem Tanz bis hin zu Folklore und zu alternativen Aktivisten – um ein einzigartiges Ereignis zu gestalten, bei dem das Publikum direkt Teil des Erlebens wird. Manche Dinge muss man ausprobieren, um über sie zu sprechen: Auf zur philosophischen Party. Richard Siegal / The Bakery (US/DE) ©oPirates Sa 19.2. 20 Uhr PACT ZOLLVEREIN, ESSEN Infos: 0201-8122200 Von Außerirdischen und Fröschen Per Carlesons Vier Minuten-Kurzfilm „Kvinnokraft“ (2004) ist ein schwedisches Roadmovie ohne Dialoge. Eigentlich sollte darin nur ein Fahrrad irgendwo vorbeizubringen sein. Und das sollte einfach sein, aber ein kleines Transportproblem kann schnell ausarten. Eine gewisse Gerissenheit aber kann helfen, speziell bei Frauen im gewissen Alter. Shorts Attack, das internationale Kurzfilmfestival zeigt aber noch zwölf weitere haarsträubende Zwischenfälle zwischen Heimat und Irgendwo. Zwischen Eskapismusversuchen und Ampeldrama. In „Quak“ (2000) beschreibt Wolfgang Dinslage auch ohne Dialoge einen Froschforscher, seine Assistentin und die Frösche. Es wird eine klassische Liebesgeschichte im Labormillieu. Doch wer wird wohl wen küssen? Zwischen Computeranimation und animiertem Kinderfilm, auf 35-Millimeter Celluloid, BetaSP und MiniDV haben die Kurzfilme eins gemeinsam, das Thema: Nix wie weg. „Shorts Attack“ Das Kurzfilmfestival Sa 19.2. 20 Uhr DEW21 KUNDENZENTRUM, DORTMUND Infos: 0231-5027710 Mehr Service an der Ruhr Das Ruhrgebiet, eine polyzentristische Region, sucht sich selbst. Wir wollen, dass Sie in unserem Magazin besondere Ereignisse und Veranstaltungen finden. Klassische Stadtmagazine präsentieren fürs Finden eher Kleinstgedrucktes im Stile von Telefonbüchern als Mini-Hinweise. Was erfahren Sie dabei? Bei über 90 Prozent der benannten Ereignisse wenig. Wir halten diese Art der Darstellung für überholt und wählen bewusst andere Formen auf den Auswahl-Seiten. Fr 18.2. 19.30 Uhr, Kammerspiele Keine oberflächliche Exotik Sie ist eine junge Frau, deren unbändiger Hunger nach Leben sie in einen Selbstmordversuch treibt. Er, am Leben gescheitert, landet ebenfalls nach dem Versuch, sich das Leben zu nehmen, in der gleichen Klinik. Bei aller Verschiedenheit haben sie Eines gemeinsam: Als Deutschtürken sitzen sie zwischen allen Stühlen. So werden Cahit und Sibel zum Paar – zunächst nur zum Schein, denn Sibel will mit einer Scheinehe mit einem Landsmann den engen Moralvorstellungen ihrer Familie entfliehen. Die tatsächliche Annäherung der beiden scheitert, als Cahit im Affekt Sibels Exgeliebten erschlägt. Am Ende beginnen beide, jeder für sich, ein neues Leben an einem neuen Ort. Die Oper „Gegen die Wand“ wurde 2008 in Bremen uraufgeführt und entstand nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin aus dem Jahr 2004, der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in der Öffentlichkeit über Wochen kontrovers diskutiert wurde. Der Komponist Ludger Vollmer schrieb für diese packende Geschichte hochemotionale Musik, für die er neben westlichen Orchesterinstrumenten auch türkische Instrumente verwendet: die Laute Saz, die Blasinstrumente Kaval (eine Art Flöte) und die oboenartigen Zurna und Mey, verschiedene Schlaginstrumente und ein Cimbalom (Hackbrett). Dabei geht es Vollmer nicht um oberflächliche Exotik. Oft ließ er sich von anderen Musikkulturen oder von sehr alter europäischer Musik inspirieren, stets mündend in die Anverwandlung eines anfangs fremden Idioms in die eigene musikalische Sprache. Gegen die Wand Revidierte Fassung von 2009 Sa 26.2. 19.30 Uhr (Premiere) THEATER HAGEN, GROSSES HAUS Infos: 02331-2073218 Genießen Sie deshalb unsere Empfehlungen des Monats, beginnend mit einer ruhrgebietsweiten Besonderheiten-Schau, danach die Tipps nach Städten sortiert und wie immer persönlich ausgewählt. Das polyzentristische Ruhrgebiet braucht weniger Telefonbücher, dafür mehr Service. Wir legen schon mal vor. (die Redaktion) 44 Parzival (Premiere) Parzival weiß von nichts. Seiner Mutter fragt er Löcher in den Bauch. Doch sie erklärt ihm nichts. Sie will ihn vor der Welt bewahren und hat ihn deshalb in der Einöde großgezogen. Aber Parzival will die Welt sehen, möchte ein Ritter werden. Er zieht los, trifft bald schon auf Artus und die Ritter der Tafelrunde und stellt die dümmsten Fragen. Doch der dumme Junge ist stark, erschlägt den roten Ritter und legt sich seine Rüstung an. Ein alter Mann unterrichtet ihn. Sagt ihm, was er tun soll und was nicht: Vor allem soll er nicht mehr fragen. Und Parzival gehorcht ... Regie: David Bösch. Sa 19.2. 19.30 Uhr, Schauspielhaus Kasimir und Karoline (Premiere) Kasimir ist Chauffeur. Gestern wurde er entlassen, morgen muss er aufs Arbeitsamt, aber heute geht er aufs Oktoberfest – mit Karoline, seiner Braut. Die will sich amüsieren, Eis essen, mit der Achterbahn fahren. Doch das ist ein teurer Spaß. Kasimir hat Angst, dass Karoline ihn verlassen wird. Jetzt wo er arbeitslos ist. „Und die Liebe höret nimmer auf“, heißt es im Untertitel zu Horváths Stück. Doch was ist ein Mensch wert, wenn er keine Arbeit mehr hat? Und was kann die Liebe da ausrichten? Regie: Lisa Nielebock Infos: 0234-33335555 www.boropa.de BAHNHOF LANGENDREER Do 10.2. 20 Uhr (Studio 108) Zu alt für Lambada, zu jung zum Sterben Drastisch, provokant und hintersinnig verpackt die Vollblutkomikerin wahnwitzige Geschichten, die ihr, eingeklemmt zwischen dem Trucker Basti, der Nervensäge Ramona und der Familie Ferini aus Napoli, widerfahren. Zwischen stop and go wird ihr bewusst, wie sehr sich doch ihr Leben seit dem mppffffzigsten Geburtstag verändert hat. Patrizia Moresco spricht mit Stimme und Körper und wechselt im atemberaubenden Tempo Dialekte, Sprachen und Rollen. Termine tr_02-11_Termine 02/10 24.01.11 14:54 Seite 3 Auswahl DORTMUND ESSEN ZECHE BOCHUM THEATER DORTMUND KONZERTHAUS MUSEUM FOLKWANG Mi 9.2. 20 Uhr Sa 19.2. 20 Uhr Studio Fr 18.2. 20 Uhr Fr 4.2. 20 Uhr Marteria Ostersonntag Gisbert Zu Knyphausen Die Rottenkinckschow Nach langen Jahren im kuscheligen Underground hat es Gisbert Zu Knyphausen 2010 in die erste Riege der bundesdeutschen Songwriter geschafft: Sein Album mit dem zum Zerreißen schönen Titel „Hurra! Hurra! So nicht.“ platzierte sich weit oben in den Charts, die Konzertsäle, in denen er auftrat, wurden größer und größer. Genau der richtige Zeitpunkt also, um sich einer Nagelprobe auszusetzen, nämlich der akustischen Pop-Abo-Reihe im Dortmunder Konzerthaus. Knyphausen wird dort seine sowieso schon reduzierten Songs bis auf Haut und Knochen freilegen. Man darf gespannt sein, ob sie dann noch genau so stimmungsvoll wirken wie auf der Platte. Infos: 0231-22696200 www.pop-abo.de Drei der wichtigsten jungen Lyrikerinnen haben sich zusammengetan, um eine eigenwillige Performance auf die Bühne zu bringen: Ann Cotten, Monika Rinck und Sabine Scho. Was den Besucher erwartet, umschreibt Sabine Scho mit den Worten: „Die RKS lebt vom allmählichen Verfertigen des Verstörens beim Machen. Und das öffentlich. Wir stellen sie nicht heimlich dann Zuhause nach oder studieren sie schon vorher wie das Forellenquintett ein. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die Frage nach der Performance und ob üben eigentlich feige oder nur unüberraschend ist. Wir alle drei sind, so gut wie jeder Intellektuelle, der den Namen verdient, beherrscht vom Dämon der Selbstüberraschung. Denn wir sind es leid, einfach mit schon fertigen Torten zu schmeißen.“ Infos: 0201-8845444 www.museum-folkwang.de Wenn es 2010 einen Act gab, der dem deutschen HipHop neue Impulse zu geben in der Lage war, muss das Marteria aus Berlin gewesen sein. Der gebürtige Rostocker mit Schauspielausbildung und Vergangenheit im Nachwuchscamp des Fußballvereins FC Hansa schaffte dabei den Spagat zwischen poppigen Tönen und zumindest hierzulande unerhörten Rap-Styles. Sein Album „Zum Glück in die Zukunft“ schaffte es im September in die Top Ten der deutschen Albumcharts und bewies, dass deutscher Rap auch in seiner Breite nicht so rückständig ist, wie viele gerne bekritteln. Zumal Marteria auch live immer für Überraschungen gut ist. Infos: 0234-29879572 www.zeche.com PRINZ REGENT THEATER Eine Familienidylle erweist sich als trügerisch. Ausgerechnet am Ostersonntag wird ein vergessener Brief zum Auslöser für die längst fällige, große Aussprache: Die Familie, deren Mitglieder auf unterschiedliche Weise an den Normen, Werten und Erwartungen der Gesellschaft scheitern, droht zu zerfallen. Ostersonntag ist der peisgekrönte Debütroman von Harriet Köhler aus dem Jahr 2007. Björn Gabriel hat ihn bereits für das Staatsschauspiel Dresden dramatisiert, inszeniert und auch selbst gespielt. www.theaterdo.de Infos: 0231-5027222 Fr 11.2. 20 Uhr FLETCH BIZZEL Fabian und das Stromorchester Do 17.2. 20.30 Uhr (Premiere) Fabian und das Stromorchester spielen Lo-Fi Symphonien aus dem Ruhrgebiet, unbescheidene Stromgitarrenmusik, die gehört werden will. Dazu Texte zwischen Zynismus und Zuckerguss über die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Porzellangirls in Elefantenläden, die Liebe in den Zeiten der Cola-Zero und die letzten kleinen Wunder auf dieser Dreckswelt. Eintritt frei KUNSTMUSEUM bis 6.2. Di-So 10-17, Mi bis 20 Uhr Out of the office Zu sehen ist Kunst des 20. Jahrhunderts, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Die ausgestellten Werke – überwiegend Malerei deutscher Künstler – sind von Firmensammlungen der Region entliehen. Über die Bedeutung der einzelnen Kunstwerke hinaus klingen zentrale Fragen zum Sammeln zeitgenössischer Kunst und zur kulturellen Rolle und Aufgabe von Firmensammlungen an. Anregend und in der Auswahl der Werke: wirklich gut! Infos: 0234-9104230 www.bochum.de/kunstmuseum DOMICIL Do 17.2. 20 Uhr Uwaga! Mit einem CD-Release-Konzert kehrt Glaube, Liebe, Hoffnung In der neuen Produktion der Gruppe „Die Fremden“ spielen drei Generationen zusammen. Neben den TeilnehmerInnen der Mitgranten -Theatergruppe, die seit 2005 besteht sind diesmal Darstellerinnen der Gruppe TaV (Theater am Vormittag) dabei. Sie sind zwischen 55 und 70. Gemeinsam erarbeiten sie „Glaube, Liebe, Hoffnung“ von Ödön von Horvath - interkulturell und intergenerativ. Horvath beleuchtet in seinem 1936 uraufgeführten Text ein modernes Thema: Den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Armut, die nicht enden wollende Spirale vom kleinen ersten Schritt in die Kriminalität und dem zweiten noch kleineren in den sozialen Abgrund. MUSEUM OSTWALL IM U Di, Mi 10-18, Do, Fr 10-20, Sa, So 11-18 Uhr Das Museum als Kraftwerk Ein Einblick in die Sammlung des kommunalen Museums, als Erstpräsentation nach dem Umzug vom Ostwall ins Dortmunder U. In Kabinetten, die mitunter leider zu wenig Abstand zulassen, werden die Schwerpunkte systematisch herausgearbeitet, darunter die Klassische Moderne sowie ZERO und Fluxus. Infos: 0231-5023247 www.museumostwall.dortmund.de 45 ZECHE CARL Sa 19.2. 20 Uhr Mr. Irish Bastard das deutsch-polnische Jazz-Quartett Uwaga! zurück an seine Erfolgsstätte, das Domicil. Im Oktober letzten Jahres wurde die Gruppe dort als eine von drei Preisträgern des creoleWeltmusikwettbewerbs ausgezeichnet. Jetzt präsentiert man mit dem neuen Album „UWAGA! Achtung“ den zweiten Wurf dieses CrossoverJazz-Projektes. Auch hier erstaunt man vor der sauberen Verschmelzung von Klassik und Jazz, eingewickelt in dynamische bis tanzbare Rhythmen, die vor allem durch den dreivierteligen Tango voranpreschen. Der andere große Input kommt aus der GypsyMusik, mit dem auch die nahezu straßenmusikalische Spielfreude einhergeht, die alle vier auf der Bühne teilen. „UWAGA!“ ist technisch anspruchsvoll verpackter Sprengstoff auf jazzigem Boden. Infos: 0180-5040300 www.domicil-dortmund.de Die achtköpfige Formation aus Münster hat sich binnen weniger Jahre einen weitreichenden Namen gemacht. Dabei sollte ihr Irish FolkPunk nicht als bloßes münsterländisches Abziehbild der Pogues gesehen werden. Hier wird öfters die melodiöse Linie verlassen, um der gitarrenlastigen Punk-Energie Platz zu schaffen. Beim 2010 erschienenen Album „A Fistful of Dirt“ hat man eine gelungene Mischung der beiden Stile gefunden, zumal Lady Lilys Tin Whistle hier treibender als bei den Alben zuvor ist. Berühmt sind Mr. Irish Bastard aber vor allem wegen ihrer gemütlich-rockigen und trinkfreudigen Gigs, auf denen fast jedes Lied nach dem Gang zur Theke schreit. Mit den „Porters“ aus Düsseldorf haben sie dazu den passenden Support. Infos: 0201-8344417 www.zechecarl.yolasite.com Termine tr_02-11_Termine 02/10 24.01.11 14:55 Seite 4 Auswahl KREFELD MÜLHEIM OBERHAUSEN THEATER KREFELD THEATER AN DER RUHR THEATER OBERHAUSEN Sa 19.2. 20 Uhr (Premiere) Mo 7.2. 19.30 Uhr (Premiere) Fr 18.2. 19.30 Uhr Othello / Ein Sommernachtstraum Peter Pan & the Lost Boys Iphigenie auf Tauris (Premiere) Peter Pans Geschichte ist längst Teil der populären Kultur des 20. Jahrhunderts: Der Junge, der nicht erwachsen werden will, ist Anführer der Bande Lost Boys, mit denen er die Bürgerkinder Wendy, John und Michael aus dem viktorianischen London auf die abenteuerliche Insel Neverland entführt. Gemeinsam bestehen sie Abenteuer und besiegen Hook, Peters Gegenspieler, in einer blutigen Schlacht. Johann Wolfgang von Goethe benutzt die mythologische Vorlage, um verschiedene Standpunkte zu der Konfliktsituation, in der sich Iphigenie befindet zu diskutieren: Muß sie ihr persönliches Schicksal hinten anstellen, wenn sie damit einen barbarischen Brauch außer Kraft setzen kann und so das Leben vieler Menschen rettet? Oder muß es vor allem darum gehen, sich und die Menschen, die man liebt in Sicherheit zu bringen? Am Theater Oberhausen wird Iphigenie auf Tauris von dem dreißigjährigen Sarantos Zervoulakos inszeniert, der im Juni 2010 sein Regiestudium am Max Reinhardt Seminar in Wien abschließt. Infos: 0208-8578184 William Shakespeare kannte die menschliche Seele mit ihren Leidenschaften und Abgründen. Er wusste um die alles außer Kraft setzende Macht der Liebe und gestaltete sie auf unterschiedliche Weise – auch in Othello und Ein Sommernachtstraum. Doch so unterschiedlich diese beiden Werke in ihrer Thematik auch sein mögen, in einem wesentlichen Punkt stimmen sie überein: Die Liebe gerät durch das Einwirken fremder, äußerer Kräfte aus den Fugen. Diese Klammer verbindet auch den zweiteiligen Ballettabend von Robert North. Darin wird die tragisch endende Liebe Othellos zu Desdemona mit dem glücklichen Ausgang der Liebeswirren im nächtlichen Elfenwald kontrastiert: Zu Benjamin Brittens Variations on a theme of Frank Bridge entwickelt North ein fesselndes dramatisches ‚Kammerspiel’ für vier Tänzer, das das Publikum auf beklemmende Weise in seinen Bann zieht. Infos: 02151-8050 KULTURFABRIK KREFELD Fr 18.2. 19.30 Uhr End of Green RINGLOKSCHUPPEN Sa 5.2. 19.30 Uhr Deutscher Propeller Die literarisch-musikalische Seance erzählt eine tragikomische Dreiecksgeschichte im Skinheadmilieu der ostthüringischen Provinz: Auf dem geerbten Hof nistet sich der NeoNazi Konnan bei seinem dort nur Wohnrecht genießenden Cousin Sven-Maik ein. Bald taucht nicht nur Konnans Mob auf, sondern auch seine derzeitige Affäre Cora, ExPunkerin aus bürgerlichem Elternhaus. Als Sven-Maik Cora schließlich zu nahe kommt, kommt es bei einer Hofparty zum tödlichen Showdown. Do 17.2. 20 Uhr Bela B.: Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge Wohl kein anderes End of GreenAlbum stieß auf so große Erwartungen wie das im letzten Jahr ausgekoppelte „High Hopes in Low Places“. Die Feuerprobe wurde in neuem Stil begangen. Weniger Tempo und Metal-Breaks bestimmen die Tracks, stattdessen setzen die selbsternannten „Melancholics“ vermehrt auf melodiösen Rock mit schweren Akkorden. Diese liefern das passende Gerüst für den Gothic-Gesang des Sängers Darkness. Doch End of Green-Konzerte pendeln sich atmosphärisch nicht selten zwischen einer bittersüßen Untergangsstimmung und einer Carpe-Diem-Euphorie ein. Und sind daher wärmstens zu empfehlen. Infos: 02151-858687 www.kulturfabrik-krefeld.de Das Jahr 2012 naht und somit auch das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Doch nicht nur die Maya haben Weltuntergansszenarien entworfen. Von Kometenhagel und Vulkanausbrüchen über Schwarze Löcher bis hin zur Apokalypse hat der niederländische Journalist Maarten Keulemans so einige Weltuntergänge zusammengetragen. Das Hörbuch hat Oberarzt Bela B. eingelesen und er stellt es in einer Leseshow live vor. Wer das fulminante Hörbuch „Die Brautprinzessin“ kennt, das der Musiker gemeinsam mit Jochen Malmsheimer gelesen hat, weiß, dass hier nicht einfach ein beliebiger Promi ausgewählt wurde, sondern dass Bela B. ein begnadeter Vorleser ist. Infos: 0208-993160 www.ringlokschuppen.de EBERTBAD Do 3.2. 20 Uhr Heinz Strunk in Afrika Wenn Heinz Strunk eine Reise tut, dann will er nichts erleben: Meerblick, gutes Essen und Erholung ist alles, was er sich im allweihnachtlichen Urlaub verspricht. Doch in Kenia geraten er und sein mitreisender Freund in Unruhen, denn am 2. Weihnachtsfeiertag sind Wahlen angesetzt und die sorgen in afrikanischen Ländern häufig für Konflikte. Doch auch von nächtlichen Gewehrsalven lassen sich die Urlauber nicht davon abhalten, ein Taxi nach Mombasa City zu besteigen. Heinz Strunk schafft es mit seinen neuen Romanen nicht wirklich, an seinen erfolgreichen Erstling „Fleisch ist mein Gemüse“ anzuknüpfen. Doch ein Garant für einen unterhaltsamen Abend ist er live allemal. Infos: 0208-2054024 www.ebertbad.de KÖNIG-PILSENER-ARENA So 27.2. 20 Uhr Kim Wilde 2003 trafen sich mit Nena und Kim Wilde zwei Sängerinnen zum Wiederbelebungsauftrag der 1980er Pop-Musik. „Anyplace, Anywhere, Anytime“ beflügelte vor allem die Karriere der Sängerin aus Chiswick, die bis dahin noch als gelernte Landschaftsgärtnerin den grünen Daumen in Fernsehsendungen hob. Das war Schnee der Neunziger. Mit dem erfolgreichen Album „Come Out and Play“ geriet 2010 zu einem weiteren Kim Wilde-Comeback-Jahr. Statt luftigen Outfits trägt man nun elegante Blazer, doch die synthiepoppigen Töne halten weiterhin die kurzen Strophen mit den Ohrwurmerprobten Refrains zusammen. Live wird die Wiederbelebung fortgesetzt. Infos: 0208-82000 www.koenig-pilsener-arena.de IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.) Thomas Müller Mitarbeit an dieser Ausgabe: Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Kim Ludolf Koch, Thomas Linden, Karsten Mark Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Anna Schiff, Frank Schorneck, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Mathias Mortag, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH Citadellstr. 14, 40213 Düsseldorf Telefon 0211-8668212 Fax 0211-8668222 Anzeigenverwaltung: Berndt Media, Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Telefon 0234-941910 Fax 0234-9419191 E-Mail: info@berndt-media.de Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbreitete Auflage: 34.146 Exemplare, IVW IV/2010 Nicht gesondert gekennzeichnete Bilder sind Pressefotos. MDT Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / auswahl 46 films trailer 02-11_ films trailer 02/10 24.01.11 13:26 Seite 18 DIE GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG NRW DÜSSELDORF 13.02.–06.03.2011 WWW.DIEGROSSE.DE MUSEUM KUNST PALAST · KULTURZENTRUM EHRENHOF Ehrenhof 4–5 · Düsseldorf · Di–So 11–18 Uhr · Do 11–21 Uhr Große Kunstausstellung NRW Düsseldorf 2011 · Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. Kunstpreis der Künstler: Horst Egon Kalinowski. »Zeichen einer Welle«. 1980