the broken circle

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the broken circle
April 2013
EIN FILM VON FELIX VAN GROENINGEN
THE BROKEN CIRCLE
www.pandorafilm.de
www.trailer-ruhr.de
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209.4097-200
DER KAISER VON ATLANTIS
Oper von Viktor Ullmann
Ein Projekt des MiR-Jugend-Orchester
Premiere am 7. April 2013,
18.00 Uhr, Kleines Haus
Weitere Termine
12., 13., 19. April 2013
SPRING AWAKENING (FRÜHLINGS ERWACHEN)
Musical von Duncan Sheik und Steven Sater
Weitere Termine
23., 24., 27., 28. April 2013
Eine Kooperation mit der
Folkwang Universität der Künste
-ruhr.de
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
empfehlen | weitersagen | kommentieren
Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
B
5
www.trailer-ruhr.de I April 2012
trailer-Thema.
5 UNSER WASSER
Der Streit um die Wasserprivatisierung
6 Themeninterviews
„Akute Gesundheitsgefahren bestehen nicht“
„Wasser ist keine Ware“
Bühne.
10 Theater Ruhr
„Futur II“ im Schlosstheater Moers
11 Aalto Theater/Grillo Theater
12 Premiere
H. Schmidt-Rahmer über „Clockwork Orange“
13 Theater Oberhausen/ Ebertbad
14 Theater Ruhr
u. a. „Wohin?“ im KJT Dortmund
15 Theater Duisburg
16 Theater Ruhr
u. a. „Hamlet“ im Schauspielhaus Bochum
17 Consol Theater
18 Theater Ruhr
„Peer Gynt“ im Düsseldorfer Schauspielhaus
Komikzentrum Ruhr
19 Landestheater Neuss/ Cabaret Queue
21 Theater Fletch Bizzel
23 Theater im Rathaus Essen
24 Opernzeit
Wagners Musikdrama Parsifal
Theater demnächst
26 Theater-Kalender Ruhr
30 culture club
Musical „Massachusetts“ in Düsseldorf
Literatur.
50 Wortwahl/ ComicKultur
51 Textwelten
Russlands Gesetz zum Verbot von Kinderbüchern
52 Literatur-Kalender
SPEZIAL
© Tom Jost
Innovation
8
BÜHNE
© Thomas Aurin
Kino.
Kunst.
31 Film-ABC
Vorspann
32 Film des Monats: „Die Jagd“
Der neue Film von Thomas Vinterberg
33 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
34 Foyer
u. a. „Sachamanta“ im Endstation Bochum
Filmwirtschaft
Die Produzentenstudie 2012
35 weitere Film-Kritiken
39 Roter Teppich
Katja Riemann im Interview
41 Gespräch zum Film
Hannes Lang über „Peak“
43 Festival
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund
58 culture club
Kino-Café: „Die Vermessung der Welt“
53 RuhrKunst
Otto Modersohn-Werkschau im Osthaus Museum
54 Sammlung
Marianne Pitzen über die Ausstellung „Mascha +
Nina + Katjuscha“ im Bonner Frauenmuseum
55 RuhrKunst
u. a. Paul Klee im Museum Folkwang
56 Kunstwandel
Das Künstlerduo Gilbert und George in Duisburg
57 Kunst-Kalender NRW
Diözesanmuseum Paderborn
Kultur in NRW. überregional
20 Theater in NRW
Begegnung mit dem Regisseur Bolat Atabajew
Oper in NRW
Verdis „Der Troubadour“ in Dortmund
22 Tanz in NRW
Die Freie Tanzszene Kölns vor der Zerschlagung
Musical in NRW
„Das Geheimnis des Edwin Drood“ in Münster
47 Improvisierte Musik in NRW
Songwriter Gregor Meyle bleibt bodenständig
48 Popkultur
Das Kölner Label Kompakt wird zwanzig
Klassik in NRW
Frauenliebe zur Musik
57 Kunst in NRW
Ausstellungen in Düsseldorf und Essen
Theater Ruhr
16
KINO
Musik.
30 culture club
Mayday in Dortmund
46 Kompakt Disk
Neue Alben im April
48 Interview
Benedikt Stampa über das Konzerthaus Dortmund
58 culture club
25. Jazzfest Gronau
trailer Spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Piet Klocke über sein Leben vor und nach RTL
9 Innovation
Ökologischer Landbau entwickelt sich nur langsam
58 Auswahl
Veranstaltungstipps im April
62 Impressum
63 Magenbitter
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Film des Monats KUNST
32
© MKM
Kunstwandel
56
Intro
-ruhr.de
April 2013
trailer + trailer-ruhr.de
Alte und neue Mythen, Foto: Francis Lauenau
Woody Guthrie wohnt in Duisburg
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Verschmutzung vorbeugen
Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbandes in Essen, ist sicher: Die Techniken zur
Wasseraufbereitung werden sich weiter verbessern. Die Ruhr selbst sei so sauber wie seit
über hundert Jahren nicht mehr
Markus Rüdel
Foto: Ruhrverband
Theater
12
Gehirndoping für alle
Für seine Bühnenadaption von „Clockwork
Orange“ befasste sich der Regisseur mit Gehirnforschung und Neurobiologie – und ist
überzeugt, dass die Manipulation des Denkens in 30 Jahren Realität sein wird.
Hermann Schmidt-Rahmer
Foto: Lena Obst
Film
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Intensiv einlesen
Katja Riemann im trailer-Interview: Zur Vorbereitung auf ihren aktuellen Film „Das Wochenende“ hat die Schauspielerin sämtliche
Werke von Schlink gelesen, dazu etliche RAFBücher.
Katja Riemann
Film
41
Mit der Realität auseinandersetzen
Regisseur Hannes Lang sprach mit trailer
über seinen Film „Peak“, in dem er sich mit
den sichtbaren Veränderungen der alpinen
Landschaft auseinandersetzt.
Hannes Lang
Foto: Hannes Lang
Kunst
54
Verkannte Heldinnen
Museumsdirektorin Marianne Pitzen initiierte
in Bonn eine Ausstellung über den Kriegseinsatz von Frauen in der Roten Armee. Dabei
setzt sie auch auf einen Austausch von Kunst
und historischer Forschung.
Marianne Pitzen
Nicht der echte. Aber unserer. Frank Baier treffe ich immer, wenn ich es
am allerwenigsten vermute. „Mensch Lutz“ ist seine Standardbegrüßung.
Und da hat er in der Tat Recht: Ganz menschlich versuche ich, vor ihm
meine kleine Einkaufstüte zu verstecken. Für die Tochter habe ich eine DVD
gekauft. Fantasy. Griechische Götter metzeln am Empire State Building.
Soll er nicht sehen. Ich schäme mich da ein bisschen vor der RuhrgebietsLiedermacherlegende. Als würde ich Hollywood gucken. „Guck doch mal
rein!“, sagt er und drückt mir ein Buch, dick wie ein Telefonbuch, in die
Hand. „Glück auf“ heißt das druckfrische Liederbuch plus Lexikon, das er
zusammen mit Jochen Wiegandt herausgebracht hat. Da sind sie wieder,
meine Helden von damals und heute. Reinhard Mey und Fasia Jansen, Tana
Schanzara, Jürgen von Manger und sogar Helge Schneider. Zum Abschied
lugt Frank dann doch in meine Tüte. „Klasse Film. Hab ich schon gesehen.
Mensch Lutz, mach’s gut.“
Nicht minder politisch geht es zurzeit im Untergrund des Ruhrgebiets zu.
Wem werden in Zukunft die Wasserleitungen gehören? Die Europäische
Kommission plant eine Richtlinie, die die Privatisierung der Wasserwirtschaft forcieren wird. Dagegen regt sich inzwischen europaweit Protest,
denn Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass Leitungswasser von der
Aktiengesellschaft teurer und dreckiger ist als von den Stadtwerken. Das
trailer-Thema heißt also UNSER WASSER. Dreckig war auch so manches
Lebensmittel, das in den letzten Monaten angeboten wurde. Pferd in der
Lasagne, Schimmel im Tierfutter, Antibiotika in der Pute. trailer wirft deshalb in der Rubrik INNOVATION einen Blick auf die BIOLANDWIRTSCHAFT.
Das ÜBER TAGE-Interview führt trailer diesmal mit der Personifizierung der
Chaos-Theorie PIET KLOCKE, dem wirrsten der sieben Köpfe der sieben Tage.
Musikalisch widmet sich diese Ausgabe vor allem dem Gesang. Die OPER
DORTMUND gibt den TROUBADOUR. Ein zeitgenössischerer Sänger kommt
nach Bochum und Bottrop. GREGOR MEYLE, bekannt geworden durch die
Castingshow von Metzgergeselle Raab, ist ein talentierter Songwriter. Und
natürlich gibt es auch wieder Kunst. Das OSTHAUS MUSEUM in Hagen zeigt
eine Werkschau des Landschaftsmalers OTTO MODERSOHN.
In Dortmund ist in diesem Monat das Kino weiblich. Das INTERNATIONALE
FRAUENFILMFESTIVAL öffnet seine Pforten unter dem Motto EXZESS. Unabhängig davon (und von trailer im Gegensatz zu manchem Fernseh-Talker
respektvoll behandelt) erzählt KATJA RIEMANN, wie sie sich ihrer neuen
Rolle in dem Film DAS WOCHENENDE annäherte. Dort trifft ein aus dem
Gefängnis entlassener Terrorist auf sein ehemaliges soziales Umfeld. Hochexplosiv. Der dänische Spielfilm DIE JAGD erzählt von einem Erzieher, der
unter Verdacht gerät, ein Kind sexuell missbraucht zu haben. Kein Mainstream wird hier gezeigt, denn der Angeklagte ist schuldlos und die Ankläger voller Schuld. Und dann redet trailer noch mit dem Regisseur HANNES
LANG über seinen Film PEAK, in dem er die Zerstörung der Alpen durch den
Wintersport dokumentiert.
LUTZ DEBUS
Foto: Hans Weingartz
4
Thema
Zurzeit in aller Munde: das „blaue Gold“, Foto: Mira Moroz
Ha-zwei-Oh!
Die geplante Privatisierung der Wasserversorgung sorgt für heftigen Streit
Ein Molekül, bestehend aus zwei Wasserstoffa- Korruption zu verhindern, will die EU nun eine
tomen und einem Sauerstoffatom, beschäftigt europaweite Ausschreibung öffentlicher Dienstseit Wochen die politische Klasse Deutschlands leistungen vorschreiben. Darunter fällt auch die
und Europas. Wasser ist in aller Munde. Seit der Wasserversorgung. Dabei entgeht dem Brüsseler
Europäische Kommissar für Binnenmarkt und Mikrokosmos, dass die Verhältnisse in den verDienstleistungen Michel Barnier seinen Entwurf schiedenen Mitgliedsstaaten nicht zu vergleichen
sind. In Deutschland ist
einer
sogenannten
trailer-Thema im April:
die Wasserversorgung
Konzessionsrichtlizu einem großen Teil
nie vorstellte, forin kommunaler Trämiert sich in vielen
Seit einiger Zeit sorgt eine geplante EU-Richtlinie
gerschaft. Dort, wo
Mitgliedsstaaten der
für Furore, die die Liberalisierung unserer Wasserversorgung vorantreiben könnte. Ist die Debatte
sich Private eingekauft
EU eine breite Wimehr als nur ein „Sturm im Wasserglas“?
haben, möchten die
derstandsbewegung.
Kommunen und komWaren bislang – zumindest in Deutschland – die Wasserwerke und munalen Verbände ihre Anteile inzwischen oft
Leitungsnetze überwiegend in kommunaler Trä- wieder zurückkaufen. Hier offenbart sich eine
gerschaft, so droht nun eine gänzliche Privati- Schwäche der Europäischen Einigung. Europasierung der Branche. Manche Märkte aber lassen weit geltende Verordnungen und Gesetze können
sich schlecht liberalisieren. Diese Einsicht müsste regional oder national funktionierende und sinnsogar bei den wirtschaftsliberalsten Politikern in volle Strukturen zerstören. Europa schreibt vor,
Berlin und Brüssel im Zuge der Diskussion ange- wie groß Äpfel und Birnen sein müssen. Europa
kommen sein. Wasser möchte, anders als Strom schreibt vor, dass es nicht mehr Diplom- sondern
und Gas, dem Gesetz der Schwerkraft folgen. nur noch Bachelor- und MasterstudienabschlüsWer den Wasserturm befüllt, ist der Anbieter. se gibt. Und nun will Europa vorschreiben, dass
Auf dem Wassermarkt kann für den Kunden kein der deutsche Wassermarkt in das Haifischbecken
echter Wettbewerb herrschen. Die Privatisierung der internationalen Finanzmärkte verlagert wird.
der Wasserversorgung sorgt eher dafür, dass die Dass diese Fehlentwicklungen in den Büros der
zu erwirtschaftenden Gewinne nicht in öffent- Europäischen Kommission und nicht etwa in
liche Kassen fließen, sondern die Bilanzen großer dem demokratisch gewählten Europäischen ParUnternehmen aufhübschen. Die Möglichkeit, bei lament ihren Ursprung haben, fördert bei vielen
einem monopolistisch strukturierten Markt große Menschen ein generelles Unbehagen bezüglich
des Projekts Europa. Die Europäische KommissiGewinne zu erzielen, ist verlockend.
on, ein von den Regierungschefs der MitgliedsDemokratie ist machbar, auch für alle eu- staaten zusammengewürfelter Haufen, wirkt
ropäischen Nachbarn
nicht gerade demokratisch legitimiert. Eigentlich
Warum aber werden die bisherigen Versorgungs- müsste das Europäische Parlament eine Europästrukturen von der Europäischen Kommission in ische Regierung wählen. So weit geht bislang der
Frage gestellt? Das Motiv für eine Neuregelung Mut der Beteiligten nicht. Die Angst vor einer
war durchaus edel. In einigen EU-Staaten werden legitimen europäischen Regierung fördert also
öffentliche Dienstleistungen in eher undurch- letztlich die Angst vor Europa. Ein Gutes aber hat
sichtigen Verfahren an Private vergeben. Um der Streit der letzten Monate: Noch nie zuvor hat
Unser Wasser
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sich eine so breite Widerstandsbewegung organisiert, um der Brüsseler Bürokatie die Stirn zu
bieten. Bereits über 1,2 Millionen Unterschriften
hat die Kampagne right2water gesammelt, und
man ist optimistisch, bis September die ZweiMillionen-Grenze zu überschreiten. Die Pläne
von Kommissar Michel Barnier werden also nicht
stillschweigend im Europaparlament durchgewunken. Den Europaskeptikern zum Trotz ist
bewiesen: Demokratie ist machbar, auch für alle
europäischen Nachbarn.
Eines der Hauptargumente gegen die Privatisierung ist neben mangelnder Versorgungssicherheit und steigender Preise der drohende Qualitätsverlust. An vielen Orten in Deutschland hat
Leitungswasser eine höhere Qualität als teures
Mineralwasser. Kann dies so bleiben, wenn erst
einmal ein Lebensmittel- oder Energiemulti für
unser täglich Wasser zuständig ist? Oder sind nur
staatliche Versorgungsstrukturen Garant für sauberes Leitungswasser? Vor sieben Jahren wurde
im Trinkwasser von Arnsberg eine um das Fünffache über den Grenzwert liegende Konzentration von Perfluorierten Tensiden (PFT) gefunden.
Dieser wahrscheinlich krebserregende Stoff gelangte durch aus Industrieabfällen hergestellten
Dünger zuerst auf die Felder, dann in Möhne und
Ruhr und letztlich über den Morgenkaffee in den
Menschen. Hier griff die Kontrolle des Wassers
erst sehr spät. Der PFT-Skandal zeigte, dass öffentliche Wasserversorger nicht fehlerfrei handeln. Aber der Verursacher für die Brunnenvergiftung war ein Geschäftsmann, der Besitzer einer
Bodenaufarbeitungsfirma. Er steht inzwischen
vor Gericht. Private Firmen sind also kein Garant
für sauberes Wasser.
TEXT/INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
www.right2water.eu
Thema
Durch Privatisierung könnte schnell auch die Wasserqualität leiden, Foto: Mira Moroz
„Akute Gesundheitsgefahren bestehen nicht“
Markus Rüdel über die Wasserqualität der Ruhr
trailer: Herr Rüdel, die Ruhr ist in den letzten
Jahren nicht aus den Schlagzeilen gekommen.
Markus Rüdel: Die Ruhr ist so sauber wie seit
150 Jahren nicht mehr, aber es gab diesen PFTSkandal. In diesem Zusammenhang wurden auch
andere Mikroverunreinigungen diskutiert. Vor
kurzer Zeit wurde von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln berichtet. Wir haben es der
verbesserten Analysetechnik zu verdanken, dass
wir all diese Stoffe überhaupt nachweisen können. In unseren Laboren können wir Reststoffe
im Nano- und Piktogramm-Bereich finden. Wenn
Sie ein Stück Würfelzucker im Bodensee versenken, dann sind wir in der Lage, dieses Stückchen
Zucker nachzuweisen.
Die Aufregung der letzten Jahre war Hysterie?
Natürlich müssen wir uns fragen, ob die gefundenen Reststoffe Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben. Die Wissenschaft hat
hier zu vielen Stoffen noch keine endgültige
Antwort gefunden. Akute Gesundheitsgefahren
bestehen nicht. Da sich manche Stoffe in der
Umwelt anreichern, müssen wir Vorsorge für die
nächsten Generationen treffen.
Was ist zu tun?
Die Techniken zur Wasseraufbereitung werden
sich weiter verbessern. Noch wichtiger allerdings
sind Maßnahmen, die verhindern, dass gefährliche Stoffe in die Ruhr gelangen. Muss man
Arzneimittel nicht anders designen, damit nicht
so viele Rückstände im Abwasser sind? Ähnliches
gilt für Biozide. Allerdings ist die Ruhr hier im
Vergleich zu anderen Flüssen in NRW gering belastet.
Aber beim PFT-Skandal ging es doch nicht nur
um die alltägliche Umweltvergiftung, sondern
um kriminelle Handlungen?
Das ist richtig. In einem Bodenaufbereitungswerk
im Paderborner Raum wurde PFT-haltiger Klärschlamm mit Kompost vermischt und an Bauern
verkauft. Das ist Gegenstand eines laufenden
Gerichtsprozesses. Deshalb kann man noch nicht
sagen, ob und wer dort letztendlich gegen Gesetze verstoßen hat. Der Kompost wurde dann
auf die Felder verteilt und durch Regenwasser in
die Möhne und in die Ruhr geschwemmt.
Die Gefahr ist gebannt?
Ja. Neben das Feld, das am stärksten belastet
war, hat man eine Reinigungsanlage gebaut. Die
Menge an PFT im Trinkwasser ist absolut unschädlich.
Lesen Sie die Langfassungen unter:
www.trailer-ruhr.de/thema
ZUR PERSON
Markus Rüdel (47) ist Pressesprecher des Ruhrverbandes in
Essen.
Foto: Ruhrverband
„Wasser ist keine Ware“
Petra Kammerevert über die Pläne der EU und deren Risiken für unsere Wasserversorgung
trailer: Frau Kammerevert, was macht die Europäische Union mit unserem Wasser?
Petra Kammerevert: Die Konzessionsrichtlinie, über die in letzter Zeit viel geredet und
geschrieben wurde, ist grundsätzlich keine Privatisierungsrichtlinie. Sie schreibt nicht zwingend Privatisierungen vor. Allerdings sind viele
Regelungen in dieser Richtlinie enthalten, die
am Ende des Tages dazu führen könnten, dass
bei vielen Stadtwerken der Privatisierungsdruck
im Bereich Wasser deutlich erhöht wird. Das
grundsätzliche Ziel der Richtlinie, Qualität und
Bezahlbarkeit von öffentlichen Dienstleistungen
sicherzustellen, Transparenz zu wahren und Korruption zu verhindern, wenn Konzessionen von
Kommunen an Private vergeben werden, ist ja
durchaus zu unterstützen.
Aber trotzdem sind Sie mit dem Vorschlag der
Kommission nicht einverstanden. Warum?
Wir Sozialdemokraten kämpfen darum, dass die
Wasserversorgung aus der Konzessionsrichtlinie
der Europäischen Kommission wieder herausgenommen wird. Wasser ist keine Ware, sondern
das Lebensmittel Nummer eins. Es gehört zur Daseinsversorgung. Beim Thema Wasser werden wir
leider von der Bundesregierung nicht unterstützt,
die so die Kommunen alleine lässt.
Bei der Wasserversorgung können ja enorme
Gewinne erwirtschaftet werden. Ist die Politik
der Europäischen Kommission abhängig von
der Lobby großer Wirtschaftsunternehmen?
Gerade bei solchen Vorgängen ist der Einfluss
von Lobbyisten nicht ganz auszuschließen. Als
Abgeordnete erfahren wir täglich, wie intensiv
Lobbyismus in Brüssel betrieben wird. Dass die
Kommission sehr wirtschaftsliberal ausgerichtet
ist, liegt aber auch an den Mehrheitsverhältnissen in den Mitgliedsstaaten. Insofern rennen
6
Lobbyisten bei der Kommission natürlich offene
Türen ein.
Spielen die Probleme des Trinkwassers EuropaSkeptikern in die Hände?
Ja, insofern sind solche Vorschläge der Kommission ausgesprochen ärgerlich. Deshalb wird auch
auf allen parlamentarischen Ebenen, vom Europaparlament über Bundestag, Bundesrat bis hin zu
einigen Landtagen gegengesteuert. Die Entwicklung in Europa hat natürlich auch etwas mit politischen Mehrheiten im Europaparlament zu tun.
ZUR PERSON
Petra Kammerevert (46) ist
Mitglied im Europäischen Parlament für die SPD und kommt
aus Düsseldorf.
Foto: Europäisches Parlament
Thema
Hohe Renditen bei der Wasserversorgung, Foto: Francis Lauenau
Kostenfreie Albträume
Eigentlich sollte alles kommerzialisiert werden, nicht nur das Trinkwasser
Ich entstamme ja der Generation, die viele Dinge
für unumstößliches Gesetz und andere Dinge für
absolut unmöglich hielt. In meiner Kindheit wurde
ich abends ins Bett geschickt mit der Anweisung
„Waschen, Zähne putzen und dann ab in die Buntkarierten! Und dann LICHT AUS! Und nicht mehr
lesen!“ Gerne fügte mein Vater auch den kleinen
Scherz hinzu: „... und benutz beim Waschen ruhig ein bisschen Wasser!“ Haha, was fand ich das
komisch. Komisch würden die Kinder heutzutage
diese Verabschiedung auch finden – nur aus ganz
anderen Gründen. Die Jugend heutzutage braucht
man nicht zum Wasserverbrauch zu animieren.
Stundenlange Dusch- und Ganzkörperrasurorgien
machen halbe Talsperren leer. Und was könnten
die Eltern meinen mit der Ermahnung, im Bett
nicht mehr zu lesen? Wozu sollten sie das tun?
Lesen? Höchstens noch schnell ein paar Posts bei
Facebook aktualisieren und ein paar Buchstaben
bei Whatsapp abstreifen. „bin jz auf chillmodus!
Lol ... c u. hdgdl!“ Das haben Sie jetzt nicht verstanden? Das meinte ich mit den Dingen, die wir
Älteren noch vor ein paar Jahren als unmöglich
eingestuft hätten. Gut, Zeiten ändern sich. Dennoch glaubte ich, dass bestimmte Dinge sich ganz
sicher nie ändern würden. Dass Wasser beispielsweise etwas ist, was uns allen zum Benutzen als
Allgemeingut zur Verfügung steht.
Einen Spaziergang im Mondlicht könnte
man ganz gut verkaufen
Nun überkommt uns alle das blanke Entsetzen
bei der Vorstellung, dass Wasser privatisiert und
dadurch möglicherweise unbezahlbar wird. Andererseits, wenn man‘s recht bedenkt, da tun sich
doch ganz neue Geschäftsideen auf. Schließlich
wurde den Indianern auch seinerzeit Land weggenommen, was sie für teures Geld irgendwann
hätten zurückerwerben können, wenn sie denn
Geld gehabt hätten. Warum also nicht einfach
alles vermarkten, was uns so scheinbar selbstverständlich ständig umgibt. Eine Firma, die unseren
Sauerstoffverbrauch pro Tag misst und uns unsere Luft zum Atmen verkauft. Wer, so wie die
Jedem Dorf sein eigener Brunnen
Die Vergabe von Wasserlizenzen ist in der EU alles andere als einheitlich
Ein einheitliches Gesetz zur Vergabe der Wasserkonzessionen hat es in Europa noch nicht gegeben. Die politische Praxis vieler Länder ist dabei
unterschiedlich. Mal sind es Mischverhältnisse
aus kommunalen und privaten Anbietern, mal
ist es nur die eine der beiden Seiten, die für Leitungen, Trinkwasserqualität und -versorgung sowie Abwässer zuständig ist. Von den Turbulenzen
der internationalen Märkte sind aber alle betroffen.
Frankreich: In Frankreich beziehen mehr als 70%
der Haushalte ihr Wasser von privaten Anbietern.
Der überwiegende Marktanteil geht dabei an die
internationalen Wasser- und Energieriesen Veolia
und GDF Suez. Verteilt werden die Aufträge von
den Kommunen. In den letzten Jahren hat die stetig sinkende Kaufkraft in Frankreich aber zu einer
Neuverhandlung zahlreicher Verträge zwischen
den Kommunen und den Konzernen geführt – mit
der Folge, dass die Preise teilweise um 10 bis 20%
gesenkt wurden. Im Gegenzug stellten Veolia und
GDF Suez an manchen Orten Dienstleistungen
ein. Andere Kommunen kehrten derweil zu rein
kommunalen Versorgungsstrukturen zurück.
Polen: Im östlichen Nachbarstaat Polen fallen alle
Bereiche der Wasserwirtschaft in die Zuständigkeit kommunaler Unternehmen. Lediglich 3% des
Marktes für Trinkwasser sind hier in privatwirtschaftlichen Händen. Die große Steuerungszentrale ist dabei die Landesverwaltung für Wasserwirtschaft, die mit einem 187 Milliarden starken
Investitionsprogramm den Ausbau von Leitungen,
Kläranlagen sowie die Verbesserung der Wasserqualität voranbringen soll. Problematisch sind in
Polen aber die regionalen Preisunterschiede. In
beliebten Städten wie in Warschau ist das Wasser
deutlich teurer als in ländlicheren Gebieten.
England: Inzwischen ist das englische Versorgungssystem zum Prellbock für alle Gegner
der EU-Pläne zur Wasserkonzession geworden.
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meisten Politiker, viel heiße Luft von sich gibt,
darf mit ordentlichen Vergünstigungen rechnen.
Und warum sollen wir nicht auch die Sonnenmitbenutzung bezahlen? Und einen Spaziergang im
Mondlicht mit freiem Anbl ick des nächtlichen
Firmaments. Das könnte man doch ganz gut verkaufen. Auch Schlafen, Weinen oder Träumen
könnte ganz bestimmt in irgendeiner Weise vermarktet werden. Wenn man‘s so betrachtet, dann
ist doch die Privatisierung des Wassers noch ein
recht lächerlicher Anfang. Wenn wir dann später
unsere Enkel und Urenkel ins Bett schicken, dann
mit der Ermahnung: Geht jetzt schön Zähne putzen ... in Mamas Flasche ist noch ein Rest Champagner, bitte nehmt den zum Waschen, das ist
billiger. Und dann Gardinen zu, Mond hatten wir
diesen Monat schon zweimal! Und vergesst nicht,
den Traumkontrollator einzuschalten, sonst müssen wir wieder die teure Pauschale zahlen ...“ Sie
finden, ich übertreibe? Stimmt, das tue ich gern.
Kost ja nix! Noch nix.
LIOBA ALBUS
B
Hintergrund ist aber weniger die Versorgung in
England, die ausschließlich privat geregelt ist,
als jene in London. Dort häuften sich in den vergangenen Jahren die Meldungen über steigende
Wasserpreise, verschlechterte Wasserqualität und
Lecks in den Leitungen. Bis heute ist die Reparatur der Leitungen absolut notwendig, aber getan
hat sich noch nichts.
Portugal: Die Situation Portugals ist symptomatisch für die mögliche Entwicklung in der Wasserwirtschaft Südeuropas. Sollte das notwendige
Wirtschaftswachstum nicht erfolgen, müssen
immer mehr Güter privatisiert werden. In Portugal sollen, so steht es in einem Quartalsbericht
der EU-Kommission, die Regionalregierungen die
Wasserlizenzen europaweit ausschreiben und somit den verschuldeten staatlichen Wasserbetrieb
Águas de Portugal von seinen Dienstleitungspflichten befreien.
DAWID KASPROWICZ
Über Tage
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen: Piet Klocke, Foto: Heyne Verlag, Bettina Dewald
„Wenn Dada nicht schon erfunden wäre, ich stünde bereit“
Piet Klocke über sein Leben vor und nach RTL und das Chaos in seinem Kopf
Und dann haben Sie Ihren Beruf gewechselt?
In Amsterdam habe ich nach dem Abitur fast drei
Jahre gelebt. Dort gab es die Musiktheatergruppe „Hauser Orkater“, bei der wirklich alles möglich war: Lesung, Pantomime, Musik, Szene, Tanz
Ist für Sie das Ruhrgebiet Heimat?
Schon. Andererseits bin ich überall, wo ich mich und Schauspiel, mal ernst und melancholisch,
mal tragisch, mal lustig. Das
wohlfühle, Freunde, gute Re„Ich bin nicht der Typ, der
staurants und Theater habe, des Geldes wegen immer den wollte ich auch machen. Habe
dann im Ruhrgebiet das viele
sehr schnell in einer Art Heimat.
gleichen Scherz macht“
danach beeinflussende KAMIDa ich den überwiegenden Teil
meines Lebens im Ruhrgebiet verbracht habe, ist KAZE ORKESTER gegründet. Nebenbei aber auch
weiterhin Filmmusik komponiert. Irgendwann
aber hier für mich mein „Stammlokal“.
gab es in Köln ein Comedy-Festival. Ich wusste damals, so um 1994, noch gar nicht recht,
War das Ruhrgebiet für Sie prägend?
Auf jeden Fall. Ich fühle mich hier sehr wohl. Bin was das denn wohl sein sollte. Bin zusammen
mit Jürgen von Manger aufgewachsen. Die Leu- mit einer Saxophonistin, Simone Sonnenschein,
te hier sind große Klasse, sprechen klare Worte, zwei Abende dort aufgetreten, praktisch ab dem
nächsten Morgen stand mein Telefon nicht mehr
machen kein großes Brimbamborium.
still, es hatte wohl eingeschlagen!
In der Jugend haben Sie rebelliert?
Ich war das bravste und konservativste Kind weit Gibt es Parallelen zwischen Helge Scheider
und breit und bis in die Zehenspitzen Sportler. und Ihnen?
Kann sein. Helge kenne ich noch aus „alten
Die sind von Haus aus braver.
Zeiten“. Wir improvisieren beide und laufen soMusikalisch verorteten Sie sich damals beim mit immer Gefahr, dass auch mal etwas in die
Jazz-Punk. Wie geht denn diese Kombination? Hose geht. Wer Angst vorm Scheitern hat, sollte
Ich bin Klassischer Gitarrist, später Blues- und davon die Finger lassen und sich an feste Texte
Rockgitarrist. Als die Punkzeit anfing, habe ich halten. Ich weiß, die Zuschauer lieben es, wenn
eine Funkband gehabt. Ich liebe rhythmisch be- mal etwas schief geht. Vielleicht liegt das am
tonte, tanzbare, soulige Musik. Einige Musiker übermäßigen und dadurch schnell sterilen Perkamen vom Free-Jazz, dadurch der etwas wil- fektionsdrang der meisten Unterhaltung. Helge
dere, rauere Groove. Das wurde dann unter dem besitzt hohes anarchistisches Potenzial. Und ist
auch Musiker. Ich allerdings spiele nicht viele
Etikett Punk-Jazz eingeordnet.
Instrumente, im Gegenteil, ich muss mit meiner
Und dann machten Sie Filmmusik. Das ist doch Protest-Gitarre vorliebnehmen. Ein Trauerspiel!
auch ein Genre, das nicht jeder beackert.
Filmmusik habe ich 16 Jahre meines Lebens Sind Sie beide nicht auch ein bisschen geigemacht. Eine schöne Zeit. Das erste Mal, dass stesverwirrt?
ich – für einen ARD-Zweiteiler – mit den Prager Oho! Das mag vielleicht oft so aussehen. Ohne
Film-Symphonikern arbeiten durfte. Vielleicht einen klaren Kopf jedoch kann ich unmöglich
nicht ganz einfach, diese seriöse Tätigkeit mit sämtliche sprachlichen Assoziationen, die in
einem Komödianten zu verbinden. Dabei macht Sekundenbruchteilen auf mich einpreschen,
der Komödiant eine genauso ernsthafte Arbeit. beobachten und gleichzeitig auf Qualität hin
Viele sagen sogar, Humor sei das Schwierigste. überprüfen. Mein Chaos ist ebenso durchstrukAls Filmmusik-Komponist muss man sich der Idee turiert wie das des Universums. An manchen
anderer unterordnen. Das ist für viele Musiker Tagen herrscht friedlich-wohlige Ordnung und
aufgrund ihres Egos nicht immer ganz einfach am nächsten schon scheinbar alles zerstörendes
und natürlich etwas ganz anderes, als würde Chaos. Aufpassen muss man in jedem Fall und
man in völliger Freiheit einen Song komponieren. einfach genießen, dass dem so ist.
trailer: Herr Klocke, ich möchte mit Heimatkunde beginnen.
Piet Klocke: Heimatkunde mag ich sehr gern.
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Sie sind also die Personifizierung der Chaostheorie?
Sie haben Recht, wenn Dada nicht schon erfunden wäre, ich stünde bereit.
Unterscheiden Sie sich privat eigentlich von
der Person, die wir im Fernsehen oder auf der
Bühne erleben?
Von der sogenannten „Kunstfigur Professor
Schmitt-Hindemith“ habe ich persönlich eine
ganze Menge. Dazu muss ich aber nicht ständig
assoziativ beeinflusst sprechen. Denken reicht.
Jetzt sind Sie nicht mehr wöchentlich auf RTL
zu sehen.
Im Fernsehen tauchte ich in den letzten Jahren
so gut wie nicht mehr auf. Wenn man Ansprüche
hat, seine Kunst weiterentwickeln will, muss man
sich nicht zwangsläufig ständig wiederholen. In
meinem Buch „Kann ich hier mal eine Sache zu
Ende?“ gibt es deshalb auch neben Humoresken, Sprüchen und Aphorismen melancholische
Liebes-Gedichte oder Foto- und Bildergeschichten. Ich bin nicht der Typ, der des Geldes wegen
immer den gleichen Scherz macht. Das Leben
selbst ist Vielfalt, da muss der Mensch sich doch
nicht beschränken.
Welche Zukunftspläne haben Sie?
Ich arbeite mit der Saxophonistin Simone Sonnenschein gerade an einem neuen Bühnen-Programm. In meiner Schublade liegen noch Ideen
für Film und Fernsehen. Da ich aber großen Wert
aufs Leben lege, dauert bei mir halt alles etwas
länger. Glückauf!
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Piet Klocke (55) ist Kabarettist,
Schauspieler, Autor und Musiker.
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Gr
Innovation
en
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Im Gewächshaus des Trantenrother Hofes werden die ersten Bio-Salate der Saison herangezogen: Bert Schulze-Poll verkauft sie im Hofladen und auf Bochums Wochenmärkten, Foto: Tom Jost
„Wir schmeißen nicht mehr mit Steinen“
Ökologischer Landbau entwickelt sich nur langsam im Rhein-/Ruhrgebiet
„Die Welt wird sich ökologisch ernähren oder gar
nicht“. Selten hat ein Zitat – wie hier vom geläuterten Bio-Bauer Felix zu Löwenstein – eine der
großen Zukunftsfragen pointierter in die Diskussion gebracht. Es geht vorrangig nicht um Geschmack und Gesundheit, sondern um Strategien,
wie unser täglich Food so erzeugt werden kann,
dass Böden und Tiere nicht langfristig kollabieren. Ökologisch vertretbar und nachhaltig eben.
Aber klappt das auch in Ballungsregionen wie
dem Rhein-Ruhrgebiet?
Schauplatz Witten, Trantenrother Hof. Gut 500
Meter weiter nördlich donnern die Autos auf der
A44 vorbei, nur doppelt so weit ist es nach Westen zur A43. Bio-Höfe stellt man sich irgendwie
in anderer Umgebung vor. Bert Schulze-Poll betrachtet dies als Denkfehler: „Wir leben hier in
einer Region, die genauso belastet ist wie der
Schwarzwald. Der Unterschied besteht darin,
dass ich kein weiteres Gift hinzufüge.“
In diesem Frühjahr, das der Winter so elend lang
Jürgen Haugrund zieht in Hattingen französische
Bio-Rinder auf, Foto: Tom Jost
vor sich herschob, ist auf den Feldern rund um
den Hof noch nicht viel passiert. Dafür grünt
es im unbeheizten Folien-Gewächshaus kräftig.
Feldsalat sprießt aus den Löchern der schwarzen Vlies-Bahnen, die den Boden bedecken und
das lästige Unkraut hemmen. In einigen Wochen
wird er im Hofladen die Kisten füllen, zudem
viermal wöchentlich auf Bochums Wochenmärkten angeboten. Zusammen mit Kohl, Porree und
Zucchini. „Wir können mit Supermärkten preislich nicht konkurrieren“, sagt Schulze-Poll, „auch
haben die konventionellen Landwirte ein Drittel
mehr Ertrag als wir. Unsere Stärke ist halt die
Kompetenz. Und jeder Skandal schwemmt uns
neue Kunden in die Arme.“
Freilich gibt sich der Kunde nicht zufrieden mit
dem, was der Wittener Hof so erzeugt. Selbst
vom Gemüse stammen nur 30 Prozent aus der
Region – der Rest wird über zuverlässige Großhändler hinzugekauft. Die Kollegen vom Kornkammer-Haus Holte etwa gelten als die Biokartoffel-Lieferanten fürs gesamte Ruhrgebiet. Das
Bio-Obst dagegen stammt in dieser Jahreszeit
aus fernen Ländern. Orangen aus Spanien und
Kuba, die Birnen aus Argentinien. Schulze-Poll
erlaubt sich auf dem Wochenmarkt eine spezielle
Aufklärung. Die Tafel mit dem Herkunftshinweis
sagt „12.000 Kilometer“. Der Kunde soll reflektieren, welche Wege nötig sind, um ihm den
jahreszeit-unüblichen Genuss zu bieten.
Markt-Überblick kann man Michael Radau sicherlich attestieren. Der Mann hat als Pionier
die SuperBioMarkt-Kette aufgebaut und es bisher auf 19 Vollsortiments-Läden gebracht – so
in Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und
Wuppertal. „Wenn ich jemanden habe, der in der
Region Zwiebeln, Möhren, Kartoffeln in der nötigen Qualität anbietet, nehme ich das selbstverständlich“, sagt der Münsteraner. Die Backwaren
in seinen Läden seien fast zu 100 Prozent regionalen Ursprunges, die überprüften Bio-Eier ebenso und selbst Käse stamme aus NRW-Käsereien:
„OK, aber das sind 30 von 200 Sorten.“ Beim Obst
könne der Chile-Apfel trotzdem die bessere Wahl
sein, denn deutsche Ernten per Sauerstoffentzug
und Kühlhaus bis zum nächsten Juni verfügbar
zu halten, koste immense Energie.
9
Mit ökologischen Grundnahrungsmitteln wird
sich NRW noch lange nicht selbst versorgen können. Radau registriert ein deutliches Nord-SüdGefälle in NRW in Erzeugung und Konsum ökologischer Lebensmittel: NRW habe sich „positiv
entwickelt, aber noch reichlich Luft nach oben“.
Derselben Meinung ist das Umweltministerium,
das die Umstellung auf Bio-Landbau zu beflügeln
sucht. Ende 2010 zählte man rund 1.800 solcher
Betriebe – ein Anteil von fünf Prozent. Jährlich
kommen, gefördert durch Prämien und Zuschüsse zu den Kontrollkosten, zwischen 50 und 150
Betriebe hinzu. Aber das Verfahren gestaltet sich
schleppend. „Entweder sind es Freaks aus der
Stadt, die einen Hof umstellen, oder es passiert
beim Generationswechsel in der Landwirte-Familie“, hat Bert Schulze-Poll beobachtet, der sich
seit 1999 dem Öko-Landbau verschrieb. Immerhin
sind die alten Feinbilder verdorrt. „Früher haben
die Öko-Lehrlinge den Bauern, der mit der Spritze
herumfährt, noch mit Steinen beworfen.“ Heute
leiht man sich gegenseitig die Maschinen zur
besseren Nutzung aus.
Übrigens hat auch die Annahme „Öko-Landwirt =
Vegetarier“ nie gestimmt. Auf dem Trantenrother
Hof gackern 280 Hühner, laufen ein paar Puten
und acht Schweine herum, mit Bio-Getreide gepäppelt. Noch deutlicher wird dies beim Hattinger Viehwirt Jürgen Haugrund. Der hatte schon
früher das Grünland extensiv ohne Kunstdünger
bearbeitet, stellte seinen Betrieb nach der BSEKrise auf Bio-Fleischerzeugung um. Seit 2000
tummeln sich jedes Jahr 60 „Charolais“-Rasserinder auf der Öko-Weide, die einjährig in der
Region geschlachtet werden. Hafer, Erbsen und
Ackerbohnen als Zusatzfutter stammen aus eigenem, geschlossenem biologischen Kreislauf. Das
Fleisch wird in 15-Kilo-Paketen an Stammkunden
vermarktet – ausschließlich im Winterhalbjahr,
damit man keine aufwändige Kühlung unterhalten muss.
„In Hattingen sind wir die Exoten und werden
immer noch ein bisschen belächelt“ schmunzelt
Haugrund. „Aber wir bleiben dabei – aus Überzeugung.“ Es ist auch der Grund, weshalb der
Mann sein Bio-Fleisch im Zweifelsfall eher selbst
auf den Teller legt, als es zu verkaufen: „Ich weiß
ja, wo es herkommt.“
TOM JOST
Theater Ruhr
Hoffen auf Verwilderung
Das Wilde hat gesiegt: Langsam schwimmt der blöde Wetterfrosch vorbei, Foto: Jakob Studnar
Ulrich Greb entwickelt mit „Futur II“ im Moerser Schlosstheater einen furiosen Umweltabend
Das Wasser steht auf Höhe meines Sitzplatzes. Meine Füße liegen noch
hoch und trocken. Gerade schwimmt langsam die Leiche des Meteorologen
Jörg Dühne (Matthias Heße) im Schlosstheater Moers an mir vorbei. Ein
Opfer der vorangegangenen Diskussionsrunde um Erderwärmung und CO2Ausstoß. Auch der Unternehmer Harald Bachmann (Patrick Dollas), der endlich über Machenschaften der Energieriesen auspacken wollte, ist bereits
tot. Dann kommt der Umweltaktivist Carlos (Frank Wickermann) und zieht
mir den Stuhl unter den Füßen weg. Das ist beileibe Theater an den Grenzen
der Witterung (draußen klirren -3 Grad), das ist Theater ohne Furcht und
Tadel eben. Regisseur und Schlosstheater-Chef Ulrich Greb hat aus der Bühne einen alles verschlingenden Pool gemacht. Schwimmen wir zum Anfang.
In einer Talkshow will die Moderatorin Dorothée Vogel (Katja Stockhausen) mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft drängende Fragen zur
Umwelt klären. Anlass ist das erklärte UN-Klimaziel, die Erderwärmung bis
2100 auf zwei Grad plus zu begrenzen. Doch dazu müssten bis 2050 mindestens 80 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Tatsächlich steigt
die Konzentration der Treibhausgase nach wie vor an; ein Umstand, den die
geladenen Umweltaktivisten – die Schauspielerin Ilka Alda (Marieke Kregel)
und Carlos – auf ihre jeweils ureigene Art anprangern. Für Ilka ist das Element Wasser Inbegriff des Lebens, für den gewaltbereiten Carlos geht es
um einen Kampf gegen die menschliche Zivilisation und ihre technischen
Errungenschaften. Und so wird ausgerechnet ein Wasserspender in Grebs
Inszenierung zum verbindenden Element für die Diskutanten, die sich erst
verbale Schlachten liefern und sich dann an die Wäsche gehen. Und Carlos hat noch ein Fläschchen Wasser in der Tasche, direkt aus dem Block 3
von Fukushima, sauber verseucht mit spaltbarem Material und wie dazu
geschaffen, den aufgeblasenen Bachmann den Bach hinunterzuspülen, der
behauptet, die ganze Klimakatastrophe sei vor allem ein gigantisches Geschäftsmodell. Auch Dühne, einst Fernseh-Wetterfrosch, widerspricht der
Theorie der hausgemachten dramatischen Erderwärmung. Immer wenn
es turbulent wird, trifft man sich gemeinsam am Wasserspender und lädt
nach. Bis hierhin ist das Stück, das Greb aus Original-Zitaten von Wissenschaftlern, Statements von Umweltschützern und literarischen Texten zusammengeschweißt hat, ziemlich authentisch und lehrreich. Schon lehnen
sich die Zuschauer leicht zurück zum informellen Abend, da tropft es erst
von der Decke und dann strömt unter der Studiorückwand auf der Bühne
Wasser in den Raum.
Das Wasser schlägt zurück. Denn es ist tatsächlich mehr als nur H2O. Die
Verbindung aus zwei Molekülen Wasserstoff und einem Molekül Sauerstoff
soll Informationen speichern können, und wenn das stimmt, dann müsste
dieses Gedächtnis aus dreidimensionalen Netzwerken, den sogenannten
„Clustern“, voller menschlicher Abgründe sein. Der Schwall hört nicht auf,
alle fünf sitzen im Wasser und diskutieren ungerührt weiter, von der Natur
lässt sich keiner bevormunden. Nur wie viel Katastrophe braucht es, damit
der Mensch sich doch wieder als Teil der Natur begreift? Ganz einfach:
Dieser Punkt ist spätestens dann erreicht, wenn es um das eigene Leben
geht. Als Erster ist es Bachmann, der das vergiftete Fläschchen trinkt und
dann erbärmlich vor die Hunde geht. Langsam verschwimmen die zivilisatorischen Errungenschaften aus Nächstenliebe und Opferbereitschaft. Das
Wasser steht bereits bis zu den Hüften. Die Inszenierung nimmt noch mehr
Fahrt auf, jetzt fallen langsam die letzten Schranken. Carlos deklamiert
ein Loblied auf die Verwilderung als Allheilmittel für eine Gesellschaft,
die längst auch all die Leistungsprinzip-Schranken fallen gelassen hat, die
einst als Bollwerk gegen das unverdiente, weil leistungslose Vermögen der
Aristokratie installiert wurden; deren erbärmliche Folgen von Gier und Eigennutz heute aber nicht nur den Menschen, sondern den gesamten Planeten bedrohen. Wetterfrosch Dühne kümmert sich derweil lieber um plastifizierte Rettungsmittel, doch Dorothée Vogel hat nur noch nackte Angst
vorm Ertrinken und drückt Dühne so lange unter Wasser, bis er tot bei mir
vorbeischwimmt. Das Rohe, das Wilde hat gegen die blöden Schwätzer gesiegt, das großartige Ensemble einen hochinteressanten Abend produziert,
die 30 Kubikmeter Wasser werden erst spät am Abend wieder abgepumpt.
Werden aber wiederverwendet. Kriegen immer Sauerstoff und Chlor, sagt
der Regisseur. Ich geh mal lieber meine Socken auswringen.
PETER ORTMANN
„Futur II“ | Fr 13.4. 19.30 Uhr | Schlosstheater Moers | 02841 8 83 41 10
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D E C A DA N C E
C LO C K WO R K
ORANGE
TANZSTÜCK VO N OHAD NAHARIN
Choreographie Ohad Naharin
Kostüme Rakefet Levy
Licht Avi Yona Bueno
VO N A N T H O N Y B U R G E SS
FA SS U N G VO N
H E R M A N N S C H M I DT- R A H M E R
Premiere 27. April 2013
Weitere Vorstellungen 30. April;
2., 4., 8., 10., 16. Mai;
1., 9., 21., 22. Juni 2013
Aalto-Theater
Premiere 7. April 2013, 19:00 Uhr,
Grillo-Theater
Vorstellungen 11., 20., 24. April;
3. Mai 2013, Grillo-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
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Premiere
Das Gehirn ist auch nur eine Maschine, die Daten verarbeitet, Grafik: Theater Essen
„Der Mensch kann sich wirklich an alles gewöhnen“
Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer über die Sinnhaftigkeit einer Inszenierung von „Clockwork Orange“ in Essen
Das Buch machte seinen Autor 1961 schlag- Entscheidung, die am Ende dem Publikum überartig berühmt, Stanley Kubricks Verfilmung lassen bleibt – und auch sollte.
zehn Jahre später wurde Kult: Alex und seine
Gang ziehen Nacht für Nacht tollschockend Und wie ist das mit Gehirndoping für alle?
durch die Stadt und stürzen sich auf wehr- Das kommt. Ich bin zutiefst überzeugt davon,
lose Opfer – zynisch, grausam und gewis- dass die Manipulation des eigenen Denkens eine
senlos. Eine solch grundlose Lust an Gewalt Entwicklung sein wird, die in den nächsten 30
Jahren auf uns zukommt. Das
und Zerstörung verstört auch
„Gewalt ist Bestand der
Finstere daran wird nicht die
heute noch. Unsere Gesellmenschlichen Kultur“
Frage sein, ob das kommt, sonschaft steht den Verbrechen
ohnmächtig gegenüber und sucht nach Erklä- dern unter welchen Voraussetzungen und ob
rungsmustern. Die „Lösung“ in Anthony Bur- man sich dem eines Tages vielleicht sogar angess’ Roman ist effektiv: Gehirnwäsche! Aus- schließen muss. Und dass es vielleicht geradezu
gehend von „Clockwork Orange“ beschäftigt ein Beleg für Schuld im strafrechtlichen Sinne
sich Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer in sein wird. Da wird dann gesagt werden: Sie haseiner eigenen Bühnenfassung mit aktuellen ben sich ja nicht enhanced. Sie haben ja nicht die
Entwicklungen der Gehirnforschung und Neu- Verantwortung für Ihre Gefühle, für Ihr Handeln
und Denken übernommen. Wenn Sie quasi ohne
robiologie.
einen Impulshemmer auf die Straße gehen, dann
trailer: Herr Schmidt-Rahmer, Tollschocken muss der Ihnen zwangsweise verabreicht werist immer noch in? Gewalt gegen alle nimmt den. Ich denke, das wird die Entwicklung sein,
die da kommt.
zu – oder war sie nur unterdrückt?
Hermann Schmidt-Rahmer: Ich glaube, Gewalt
ist in unterschiedlichen Ausprägungen Bestand Klingt nach einer eher düsteren Zukunft.
der menschlichen Kultur. Sie hat in der Mensch- Ich glaube, jeder Blick auf Zukunft und auf Utoheitsbildung in einem gewissen Sinn sicherlich pien ist immer ganz schwer einzuschätzen für
eine wichtige Rolle gespielt. Aber die entschei- Zeitgenossen derer, die diesen Blick tätigen. Bei
dende Frage ist, ob wir vielleicht, was unser bio- allen technologischen Entwicklungen sind in
logisches Verhalten betrifft, in einer sehr starken Deutschland da erst mal massive Ängste. Bei den
Diskrepanz stehen zu den sozialen und techni- US-Amerikanern ist es tatsächlich so, dass diese
Frage überhaupt nicht gestellt wird. Bei denen
schen Möglichkeiten, die wir heute haben.
heißt es: eine technische Verbesserung? SelbstSpielen Beethoven und Milch in Ihrer Fassung verständlich! Eine Verbesserung des Gehirns?
Selbstverständlich! Die Fähigkeit des Menschen
eine Rolle?
Milch spielt eine Rolle – Beethoven nicht! (lacht) besteht im Wesentlichen darin, dass er sich wirklich an alles gewöhnen kann. Insofern werden
Würde es Alex mit dem heutigen Wissens- wahrscheinlich unsere Nachfolge-Generationen
stand – Stichwort Neuro-Enhancements – den „Menschen 2.0“, der da kommen mag, als
vollkommen selbstverständlich hinnehmen.
besser ergehen?
Das ist eine gute Frage. Da würde ich zurückfragen: besser für wen? Das Neuro-Enhancement Aber vom Transhumanismus sind wir dann
beschreibt ja tatsächlich die Idee, dass über ei- doch noch ein paar Jahre entfernt?
nen medizinisch-technischen Eingriff im Gehirn Das ist schwer zu sagen. Ray Kurzweil, der HauptDenken verändert wird, pharmakologisch oder Vorkämpfer des Transhumanismus in Nordameriüber die direkte Intervention. Die nordamerika- ka, setzt ja in seiner persönlichen Lebensplanung
nische Forschung geht ja so weit zu sagen, das alles daran, möglichst viel gesunde biologische
Böse oder moralisches Fehlverhalten ist eine Substanz seines Körpers so lange wie möglich
Krankheit, die sich therapieren lässt. Was für ein zu erhalten, damit er diesen Moment der „SinMenschenbild für das Individuum dabei heraus- gularity“, wie er das nennt, noch erleben wird.
käme, wenn man diese Ansätze konsequent zu Und Kurzweil sagt, wenn die Technologie sich so
Ende denkt, ist genau das Thema des Abends. Ob schnell, so exponentiell weiterentwickelt – vor
das besser oder schlechter ist, ist vielleicht eine allen Dingen auf der digitalen Seite – wird man
12
im Jahr 2030 eine Mensch-Maschine entwickeln
können, die vom Menschlichen bald nicht mehr
zu unterscheiden ist.
Aber das würde auch bedeuten, dass die Entmenschlichung, die wir heute bereits feststellen, immer weitergehen würde.
Die Transhumanisten bezeichnen das ja nicht als
Entmenschlichung. Sie sagen, das ist eine upgedatete Version Mensch. Die ist besser, die ist
schneller. Ich glaube, das ist eine Frage der Sicht.
Aus der gegenwärtigen Zeit scheinen uns solche
Visionen immer wie Horrormodelle. Man kann
das auch gut am medizinischen Fortschritt sehen. Wenn jemand eine Krankheit wie Parkinson
oder Alzheimer hat und die Möglichkeit hätte,
mit einem Gehirnschrittmacher die Symptome
zu beseitigen, dann gäbe es nur eine Minderheit,
die dann sagt, ich mache das nicht.
Und auch Gott ist dann eine Maschine?
In dem Modell einer automatisch per Superhumanismus ablaufenden Evolution, wo die Evolution also auf die technologische Ebene springt,
findet Gott natürlich nicht statt. Wobei jemand
wie Ray Kurzweil sich da auch sehr raffiniert aus
der Affäre zieht, weil er sagt, die Vereinigung
sämtlicher Gehirne der Menschheit zu einem
Supergehirn ist das, was Hegel oder andere als
Allbewusstsein beschreiben würden. Das ist der
konsequente Schritt zur kompletten Erleuchtung. Da würde die religiöse Komponente durch
die Hintertür schon wieder dabei sein.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Clockwork Orange“ | So 7.4. 19 Uhr (P)
Grillo Theater Essen | 0201 8 12 22 00
ZUR PERSON
Hermann Schmidt-Rahmer wurde 1960
in Düsseldorf geboren. Er studierte Musikwissenschaft und Philosophie in München und absolvierte ein Schauspielstudium an der Universität der Künste Berlin.
Nach Engagements an der Freien Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus Köln,
dem Hamburger Schauspielhaus und dem Wiener Burgtheater
arbeitet er seit 1990 als freier Regisseur und ist Professor für
Szene an der Universität der Künste in Berlin.
Foto: Lena Obst
Programm April
Vorstellungen vom 03.04. - 07.04.2013
REGIE:
GERBU
RG
JAHNK
E
09.04. Markus Krebs – AUSVERKAUFT 10.04. Matthias Deutschmann 11.04. Nils Heinrich 12.04. Wein, Weib & Gesang mit Constanze Jung & Freunde
14.04. 151. Klassikmatinee 14.04. JazzO - Vol. 2 – Benefiz zugunsten des Kinderhospizes Essen 17.04. Emmi und Herr Willnowsky 18.04. Max Uthoff
19.04. Matthias Reuter 20.04. Sebastian Pufpaff – AUSVERKAUFT 21.04. Carrington-Brown 23.04. Ehnert vs Ehnert 24.04. Maybebop 25.04. Kay RayShow 25.04. Bier- und Leseabend mit Matthias Reuter und Gästen – Falstaff 30.04. Tanz in den Mai mit Constanze Jung und Nito Torres und Band
Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027
www.ebertbad.de
Theater Ruhr
„Fly Me To The Moon“, Foto: Stefan Kühler
„Vakuum im Überfluss“, Foto: Thomas Hof
„Wohin“, Foto: Birgit Hupfeld
Mondfahrt retro
It’s a mad world
Dealing with difficulties
Ein Swing-Abend im Theater Hagen
„Vakuum im Überfluss“ in Dortmund
Die Collage „Wohin?“ im KJT Dortmund
„Fly Me To The Moon“ ist der Titel eines JazzStandards, den Frank Sinatra und nicht zuletzt
Apollo 11 in den 1960ern weltberühmt machten.
Der Song liefert in Hagen den Titel für ein gut
zweistündiges Show-Programm, das mit gut zwei
Dutzend Nummern den Bogen über ein halbes
Jahrhundert spannt - von den Goldenen Twenties
bis in die späten 70er.
Eine Nacht, eine Party. Neun Jugendliche, die versuchen, sich selbst zu finden und zu lieben. Doch
wie soll das gehen, zeigt der Spiegel doch einen
Körper, der nicht der eigene zu sein scheint? Wie
soll das gehen, wenn man keins von den „coolen
kids“ und kein „Hollister-Girl“ ist?
Falsches Essen, falsches Auto, falscher Job, falsche Stadt, falscher Partner. Die großen und kleinen Fehler und Fehlentscheidungen im Leben,
man muss sie erst einmal machen und treffen, um
sie hinterher bereuen zu können. Doch wie fängt
man dieses Großprojekt Leben an, wo soll es hingehen, wo ist der Sinn, ist die Richtung vielleicht
falsch und überhaupt – was nun?
Kapellmeister Steffen Müller-Gabriel versammelt
darin Hits der Swing-Ära von „Singin’ In The Rain“
bis „New York, New York“. Und er versammelt als
Gesangssolisten die gesamte Riege amerikanischund englischstämmiger Ensemblemitglieder: Marilyn Bennett, Jaclyn Bermudez, Raymond Ayers,
Jeffery Krueger und Orlando Mason singen neben
Tanja Schun als einziger Ausnahme. Mit Gershwins
„Let’s Call The Whole Thing Off“ liefern sich die
Britin Bennett und der Amerikaner Ayers dann
auch einen witzigen Disput über die Feinheiten
ihrer Muttersprache.
Bariton Ayers fällt es hörbar am schwersten, den
Operngestus abzulegen, in den auch die Sopranistin
Jaclyn Bermudez noch so manches Mal verfällt.
Alles in allem aber gelingt es dem Dirigenten
Müller-Gabriel durchaus gut, die klassisch geprägten Orchestermusiker und Sänger zum Swingen zu
bringen. „Fly Me To The Moon“ ist vielleicht kein
Programm für gestrenge Swing-Puristen, aber in
jedem Fall eines, das Spaß macht – den Aufführenden unübersehbar genauso wie dem Publikum.
Als Moderatorin führt Marilyn Bennett halb auf
Deutsch, halb auf Englisch und überaus charmant
durch diesen Abend. Insgesamt aber werden nicht
allzu viele Worte gemacht außerhalb der Musik. Die
Inszenierung lebt vom Glitter und Glamour der
prächtigen Kostüme (Christiane Luz), der beleuchteten Showtreppe im Retro-Look (Bühne: Jan Bammes) und den Choreographien von Ricardo Fernando. Der Ballettchef hat nicht nur die Sänger auf
Trab gebracht, sondern lässt es sich auch nicht
nehmen, die anspruchsvolleren Tanzeinlagen persönlich mit seiner Stellvertreterin Carla Silva auf
die Bühne zu bringen – zumindest bei einem Teil
der Aufführungen.
KARSTEN MARK
„Fly Me To The Moon“ I Fr 19.4. 19.30 Uhr
Theater Hagen I Infos: 02331 207 32 18
Die Jugendlichen, die „Theaterpartisanen“ haben
sich mit Fragen auseinandergesetzt, die sie selbst
betreffen. Ihr Thema, zu dem sie das Stück erarbeitet haben, heißt „Leere und Genuss“. Diese sehr
weiten Begriffe werden leider oft mit Oberflächlichkeiten gefüllt – es geht dann um schlechte
Matheklausuren und die Ansprüche der Eltern,
Lehrer und Freunde, in ihrem Sinne perfekt zu sein.
Die SchauspielerInnen verkörpern dabei unterschiedliche Typen, wie z.B. das Naivchen, die Frohnatur, oder den stets Deprimierten. Dies funktioniert für einige Figuren sehr gut und sorgt für eine
gewisse Situationskomik, andere Charaktere bleiben jedoch etwas konturlos. Das fällt vor allem in
Massenszenen auf, in denen diese unscheinbareren Figuren doch recht unmotiviert ihren Platz
auf der Bühne suchen.
Aufgepeppt wird der Abend mit einigen Gesangseinlagen und live gespielte Gitarrenmusik. Schade
nur, dass die Akustik eher schlecht ist, denn singen
können die Jugendlichen alle. Die Liedauswahl ist
vor allem textlich motiviert und stets der Stimmung entsprechend, so singen sie beispielsweise
gemeinsam „Mad world“, mit der Betonung auf
Sätzen wie „no tommorow“ oder „going nowhere“,
die die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen
ausdrücken sollen, in einer Zeit, in der es immer
weniger direkte Kontakte gibt, sondern viel mehr
via SMS oder facebook kommuniziert wird.
Von dieser Auf- und Umbruchsituation erzählt die
Stückcollage „Wohin?“, die Regisseurin Isabel
Stahl und Theaterpädagogin Christine Köck zusammen mit zehn jungen Erwachsenen zwischen
13 und 21 Jahren erarbeitet haben. Der Handlungsrahmen ist schnell umrissen: Ein Jahr nach
dem Abitur lädt der angehende Kosmonaut Leo
zum Klassentreffen ein: Es wird berichtet und verglichen und die neu gewählten Lebenskonzepte
erstmals auf den Prüfstand gestellt, wovon die
meist monologisierenden Episoden zu berichten
wissen.
Die strebsame Ronja lernt weiterhin verbissen,
während Hannes die Einschreibefrist an der Uni
verpennt hat, Ellen wird schon Mama und über
alle dem schweben die großen, schweren Fragen
des Lebens, auf die auch später keine/r eine
Antwort hat: Doch lieber vernünftig sein oder
besser dem Herzen folgen? Geld verdienen oder
Ideale haben? Dem Weg folgen oder den eigenen
gehen? Schnell sprinten oder treiben lassen?
Es war eine kluge Entscheidung dieser Inszenierung, darauf keine Antwort zu geben, dafür aber
die Angst spür- und den Druck greifbar zu machen, so früh so viele Entscheidungs- und damit
eben auch Fehlermöglichkeiten zu haben.
Insgesamt überwiegt so eher die Leere. Viele Szenen zeigen die Unmöglichkeit, etwas mit sich selbst
anfangen zu können oder der Langeweile des Alltags zu entgehen. Die Darstellung des Genusses
kommt zu kurz, egal ob es sich um den eher flüchtigen Alkohol- und Drogen-Genuss handelt oder
um zwischenmenschliche Genüsse wie Sex oder
Liebe; beide dürften bei der jugendlichen Selbstfindung jedoch häufig eine größere Rolle spielen.
Der Gefühlsmix aus Aufbruchsstimmung und unangenehmem Schwebezustand wird auch in der
sehr charmanten Videoinstallation deutlich, in der
sowohl die DarstellerInnen selbst als auch ältere
Semester zu Wort kommen. Die zweifelsohne ungemein privilegierte Position, sich nach dem (bestandenen) Abitur relativ frei von Geldzwängen
für einen Lebensweg entscheiden zu dürfen, wird
leider überhaupt nicht reflektiert. Den tobenden
Premierenapplaus hat das nicht gestört.
ALEXANDRA BRUNDIERS
ANNA SCHIFF
„Vakuum im Überfluss“ I Sa 13.4. 20 Uhr
Theater Dortmund (Studio) I 0231 502 72 22
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„Wohin?“ I KJT Dortmund
0231 502 72 22
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Theater Ruhr
Dimitrij Schaad (Hamlet), Foto: Thomas Aurin
„Gut gegen Nordwind“, Foto: Theater im Rathaus
„Faust I und II“, Foto: Birgit Hupfeld
Beiläufig Hamlet
Schwankende Oberfläche Faust auf Faust
Jan Klata inszeniert in Bochum
„Gut gegen Nordwind“ in Essen
Goethe im Essener Grillo
Zugegeben, es war kein verlorener Abend, den Jan
Klata mit seinem Hamlet im Bochumer Schauspielhaus auf die Bühne schrillte. Viele Bilder, mit denen
er seine Inszenierung garnierte, sind Teil der kulturellen Geschichte. Der polnische Regisseur, der bald
die künstlerische Leitung des renommierten Stary
Teatrs in Krakau übernimmt, hat bei Damien Hirst
den Schädel okkupiert, bei David Bowie die „Ashes
to ashes“ Choreografie und auch die Grab-Skulptur
aus Büchern kam irgendwie bekannt vor. Dazu ein
rockiger Soundtrack mit White Stripes-Groove. Man
muss es mögen, Hamlet neu erfunden wurde nicht.
Sehr schön auch, das er Ulrich Wildgrubers Mantel
aus der Zadek-Inszenierung von 1977 nutzte, so
sauber habe ich das rote Teil noch nie gesehen und
mir fehlt eigentlich schlagartig Eva Mathes. Klata
zitiert dazu noch sich selbst, hat den Hamlet schon
in der ehemaligen Leninwerft in Danzig inszeniert.
In Bochum lässt er seinen „polnischen“ Frontmann
(Marcin Czarnik) den Geist von Hamlets Vater spielen und am Ende als Fortinbras mit einem Gedicht
von Sbigniew Herbert den Rachefeldzug brachial
entmythisieren.
Unser Leben hängt inzwischen in der Hauptsache
an Nullen und Einsen, wie weit es im Internetzeitalter auch an einzelnen Buchstaben hängen
kann, das beschreibt der österreichische Schriftsteller Daniel Glattauer in seinem Stück „Gut
gegen Nordwind“, das gerade en suite im Theater
im Rathaus in Essen zu sehen ist. Dominique
Siassia und Ole Eisfeld sind Emmi und Leo, die sich
via Email kennen lernen, weil sie bei einer AboKündigung einen Buchstaben zuviel tippt und er
genervt antwortet. Aus dem anfänglichen Geplänkel entwickelt sich eine Schreibromanze, die im
Laufe des Stücks immer intensiver wird. Die beiden
Schauspieler, die nur durch eine Wand getrennt
auf der Bühne in zwei unterschiedlichen Welten
leben müssen, transportieren die Mailinhalte souverän, Regisseur Peter Kühn inszeniert dazu eine
Choreografie-Mischung aus Kleidungswechsel,
Schuhfetischismus und Minigolf. Das Boulevard ist
eben dem heutigen Geschehen angepasst.
Ein Sechserpack macht den verbalen Anfang: „Besonders aber laßt genug geschehn! Man kommt zu
schaun, man will am liebsten sehn. Wird vieles vor
den Augen abgesponnen, So daß die Menge staunend gaffen kann.“ Rumpel. Langsam fährt der
„Eiserne Vorhang“ im Theater Essen hoch. Goethes
„Vorspiel auf dem Theater" ist vorbei, das Sechserpack Faust verteilt sich auf Gottes Acker, der braun
und körnig auf der Bühne liegt, zu einem kleinen
Podest geklopft, auf dem die Figurenkonstellationen
neu und nach Bedarf arrangiert werden, nur Mephisto (Stefan Diekmann) fuchtelt nun für sich
allein. Diekmanns Spiel erhellt den Abend durch
eine interessante Färbung dessen, der stets verneint
und doch erst einmal die Tiraden des allzu wüsten
Gelehrten ertragen muss. Die Nebelmaschine generiert den weiblichen Erdgeist, dann schließen sie mit
Handschlag den Pakt, Regisseur Christoph Roos hat
die Johann Wolfgang von-Tragödie ziemlich gejätet
und die einzelnen Pflanzen etwas umgesetzt, sehenswert ist der erste Teil allemal, visuell und choreografisch. Überall nur Männer und in der Mitte
die einzige Frau (an diesem Abend ist es wegen der
grassierenden Grippe Helen Wendt aus Krefeld), die
leidet und liebt und doch nicht überlebt, aus dem
Acker schiebt sich dafür eine schiefe Ebene, die das
Gretchen ziemlich unsanft in die Grube zwingt.
Ist das noch Kunst? Wenn Bücher auf die Bühne
stürzen und Pfützen bilden? Wenn Hamlet mit
Rosenkranz und Güldenstern mit Farbflaschen
„performen“ und damit die altbackenen 1970er
wieder heraufbeschwören? Wenn Schauspieler sich
unters Publikum mischen? Nein.
Emmi und Leo steigern sich in diese „Beziehung“
ohne Sicht- oder gar Körperkontakt hinein, sie ist
nicht gerade euphorisch verheiratet, er hat eine
On/Off Beziehung hinter sich. Die Zeichen stehen
also relativ gut für eine reale Begegnung mit ungewisser Zukunft, doch ein kleiner Buchstabe verhindert das finale Happy End, oder war es vielleicht doch da?
Die Leistung, die Klata mit seinem Hamlet vollbringt, ist die Zertrümmerung der Geschichte um
den Schwedenprinzen, der als Racheengel daherkommt, aber eher ein armes Würstchen zu sein
scheint, der im eigenen Wahn gefangen, einfach
nur Menschen zerstört. Den Abend der Beiläufigkeit, des gehobenen Spektakels ohne innere Mitte
rettet Dimitrij Schaad als Hamlet. Seine Version des
durchgeknallten, aber zielstrebig konsequenten
Unholds ist die einzige Konstante, die wirklich
überzeugt. Auch sein schwertloser Kampf mit Laertes erinnert eher an eine Blutorgie von Kampfhähnen, die zwar ihrer Dornen beraubt dennoch
aufeinander losgehen, da werden die Herzen aus
den Körpern gerissen, das letzte Sterben gerät zum
martialischen Tanz über dem schwedischen Hades.
Denn der Subtext zeichnet ein ganz anderes Bild.
Durch die Möglichkeit im Internet in relativer
Echtzeit schriftlich zu kommunizieren, hat sich
eine neue Oberfläche entwickelt, die Projektionen
auf lebende Fantasiegebilde zulässt, die dazu noch
die Angewohnheit haben können, diese durch
nichts beweisbaren Fiktionen aktiv zu unterstützen
und mitzuleben. Das führt im Extremfall (wie in
Essen) zu einer unheiligen Vermengung von
Wunsch, Hoffnung und der Verdrängung realer
Tatsachen, die das Konstrukt, das bis zur Einbildung von gefühlter Nähe führen kann, immer weiter treiben und anheizen. Emmi und Leo sind definitiv erhitzt, doch bevor sie den Schriftwechsel in
Töne transponieren können, schlägt die Realität
erbarmungslos zu. Ein gut gebautes VorsprechStück, weniger zum Lachen, aber zum nachdenken.
PETER ORTMANN
PETER ORTMANN
„Hamlet“
Do 18.4. 19.30 Uhr I Schauspielhaus Bochum
0234 33 33 55 55
„Gut gegen Nordwind“
bis 17.4. I Theater im Rathaus, Essen
0201 245 55 55
16
Der zweite Teil huldigt ausschließlich dem schnöden Mammon. Die schiefe Ebene zeigt nun senkrecht gestellt Börsenkurse, Faust auf dem Selbstfindungstrip mitten im königlichen Wirtschaftswunderland zwischen Kredit und Würdigkeit, aber
auch zwischen Macht und Besitztum. Hier hat Roos
die Theater-Aktionäre ziemlich betrogen. Ausgerechnet die traditionell optischen Leckerbissen um
den Homunkulus und die wilde Walpurgisnacht
wird vorenthalten, dafür schleppen die Bühnenarbeiter Häuserblocks (sind das etwa alte Requisiten?)
auf die Bühne, die nun das aus dem Meer abgerungenen kostenlosen Land hinter dem Strand ersetzen
muss. Doch es muss zwangsumgesiedelt werden.
Den fiebrig gewordenen Global-Player Faust, sonst
immer für Visionen gut, zwickt plötzlich das
schlechte Gewissen, er wird erst erblinden und dann
auch ins Grab sinken. Den Erlösungsmüll erspart
uns die Regie. „Es ist so gut, als wär' es nicht gewesen." Genau.
PETER ORTMANN
„Faust I und II“
Sa 13.4. 19 Uhr I Grillo, Essen
0201 812 22 00
Fr, 12.04. um 20.00 Uhr in der Kellerbar
Amerika gibt es nicht
KUNSTAUSSTELLUNG
Twistet Entities. Zeitgenössische polnische Kunst
Geschichten auf Consol
So, 14.04. um 17.00 Uhr, Di, 16.04. und Mi, 17.04. um 10.30 Uhr
bis 28.04.2013
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Die besseren Wälder
Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Str. 80, 51377 Leverkusen
www.museum-morsbroich.de
von Martin Baltscheit
FILM
Polnische Akzente beim
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09.-14.04.2013
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THEATER
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10.–13.04.2013, 20.00 Uhr
Di, 16.04. um 19.00 Uhr in der Kellerbar
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KOnzertMEDitation
19.-20.04.2013, 20 Uhr
Klang und Stille mit Michael Geesund dem Kölner Vokalquartett
Theater im Pumpenhaus, Gartenstr. 123, 48147 Münster, www.pumpenhaus.de
Fr, 19.04. um 11.00 Uhr und Sa, 20.04. um 19.00 Uhr
W. – junge Leiden
KUNSTAUSSTELLUNG
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Ein Gastspiel des piccolo-Theaters Cottbus
Mi, 24.04. und Do, 25.04. um 10.30 Uhr und Fr, 26.04. um 19.00 Uhr
12.04. – 28.06.2013
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Let`s kiss
WELTMUSIK
JANUSZ PRUSINOWSKI TRIO
Do, 25.04. um 20.00 Uhr
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Ein Testgelände für 13 Liebesanfänger
Hans Wanning Trio feat. Djamel Larrousi
GEjazzt auf Consol
Mittwoch, 24.04.2013, 20.00 Uhr
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Sa, 27.04. um 20.00 Uhr
Improtheater
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Mit »Panhas« aus Gelsenkirchen
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PIOTR WOJTASIK QUARTET
5COUVCI7JT
So, 28.04. um 15.00 Uhr, Mo, 29.04. um 9.00 Uhr und 11.00 Uhr
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Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
E-Mail: kontakt@consoltheater.de
www.consoltheater.de
Theater Ruhr
Ein Ekelpaket
Komikzentrum Ruhr
„Peer Gynt“, Foto: Sebastian Hoppe
Ex-Intendant Holm kehrt mit „Peer Gynt“ nach Düsseldorf zurück
Ein nacktes Paar steht feixend voreinander; drei junge Frauen fliegen durch
die Luft; Rehe stieben im Scheinwerferlicht auseinander; ein schmaler
Weg führt an einem kahlen Hügel entlang – verweisen die großformatigen
Schwarzweiß-Fotos an den graugetönten Wänden nun auf die Lebensgeschichte Peer Gynts oder eher auf den Kanon der Kunst? Sie verorten jedenfalls die Geschichte dieses umtriebigen Egomanen, der auch visionärer
Fabulierer und Frauenverschleißer ist, nicht an den Stationen einer weltumspannenden Reise, sondern im Museum. Ibsens Ichsucher ist in einem
Museum gelandet, umstellt von den Identitätsan-geboten der bürgerlichen
Kunstgeschichte und (vielleicht) ergriffen vom Unbehagen in der Kultur.
Schauspiel-Intendant Staffan Valdemar Holm hatte Anfang der Spielzeit
aufgrund einer Burnout-Erkrankung den Stab in Düsseldorf hingeworfen
und sich in Behandlung begeben. Jetzt ist er zurückgekehrt, um zumindest seine Regieverpflichtungen zu erfüllen. Ibsens romantisch-präfreudianisches Seelengestochere baut sich über einen merkwürdigen Kontrast auf.
Der Museums-welt gegenübergestellt ist eine traditionsverhaftete Welt
mit Peer im Norwegerpullover, der umgeben ist von Männern in Anzügen
mit breitkrempigen Hüten, Frauen in langen Röcken – in seinen strengen
Schwarzweiß-Tönen erinnert das an eine amerikanische Sekte. Die Hochzeit
der jungen Ingrid wird mit folkloristischen Tänzen gefeiert – und dazwischen der Peer des Olaf Johannessen als Ekelpaket. Ständig provozierend,
egoman in seinen Träumen, triebhaft und immer unter Druck. Doch was
Peer letztlich antreibt, aus dieser Welt auszubrechen, auf diese Frage bleibt
Holm eine Antwort schuldig. Ist es die Enge? Die Tradition? Die Identitätssuche oder doch das Abenteuer? Immerhin: Die Welt der Trolle, die mit runden Brillen, langen Schwänzen unter schwarzer Tracht und verzerrter Gestik aufwarten, ist ziemlich grotesk. Der Mädchenchor im Tschador um die
arabische Prinzessin Anitra (Claudia Hübbecker) dreht sich derwischhaft;
der Chef der Kairoer Heilanstalt Begriffenfeldt ist bei Slobodan Besti ein
durchgeknallter faschistoider Arzt – doch trotz manch beeindruckender,
auch einiger komischer Szenen plätschert der Abend in einem behäbigen
Rhythmus dahin und wickelt betulich Szene für Szene auseinander. Man
schnappt vergeblich nach interpretatorischen Anhaltspunkten: Was ist mit
dem Homo Oeconomicus in Peer, was mit dem kolonialistischen Weltunterwerfungsdrang? Alles da, aber ohne Gewichtung, im fast monotonen
Gleichlauf. Am Ende schwingt sich die Inszenierung noch einmal zu zwei
Höhepunkten auf. Zum einen die faustische Szene zwischen Peer und dem
Knopfgießer mit der Verhandlung um mehr Lebenszeit und schließlich Peers
Heimkehr zu der stoischen Solveig. Anna Kubin spielt sie als emotional unbewegte junge Frau, die nicht altert, die im Museum sitzt und wartet – bis
dieser verlorene Sohn den Kopf in ihren Schoß legt, sein Körper aber sich bis
in den Tod aufbäumt, windet, sträubt, bockt. Kein romantisches Erlösungsgefasel, sondern die Idee von einem nicht versöhnten, unstillbar durstigen
Ich. Peer – Kunsttraum fürs Museum.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Peer Gynt“ von Henrik Ibsen | R: Staffan Valdemar Holm
Düsseldorfer Schauspielhaus | 3./12./14./18./26.4. 19.30 Uhr
www.duesseldorfer-schauspielhaus.de
Mit allen kabarettistischen Wassern gewaschen: Max Uthoff, Foto: Michel Neumeister
Blumengeburtstag und ein Bayer
Fil & Sharkey gratulieren, Max Uthoff sondiert die Lage der Nation
Es gibt nur ganz wenige Künstler, die die inflationär gebrauchte Bezeichnung Kult verdienen. Zu diesen seltenen Exemplaren gehört Fil. Der als Philip
Tägert in Berlin geborene und dort im Märkischen Viertel aufgewachsene
Comedian, Comic-Zeichner, Ex-Punk, Handpuppenspieler, Sänger und Songwriter entzieht sich den üblichen Kriterien des Showbiz. „Die große Fil &
Sharkey Show“ heißt das Programm, in dessen Verlauf er (am 26. April im
Cabaret Queue in Dortmund) abgedroschene Versatzstücke des alltäglichen
Sprachgebrauchs durch den Wolf dreht – und zwar so, dass sie in ihrer
ganzen Hohlheit überhaupt erst sichtbar werden. Er singt Songs vom Nebeneinanderliegen, baut absichtlich kleine Fehler ins Alphabet („sonst zürnt
Gott!“) und berichtet von Buchverkäuferinnen, die sich cooler vorkommen,
als sie sind. Kurz: Fil wickelt seine Zuschauer mit der Spiellust eines Kindes
und der Unerbittlichkeit eines Wahrheitssuchenden um den Finger. Natürlich
hat er den Handpuppenhai Sharkey im Gepäck – und sicher auch die schöne
„Fabel vom Blumengeburtstag“.
Aus Bayern angereist kommt ein Mann, der weder so aussieht noch so
spricht: Max Uthoff, der Kleinkunstpreisträger des Mainzer Unterhauses
2012 in der Sparte Kabarett, ist so ziemlich das Beste, was einem passieren
kann, wenn man mit politisch unkorrekten, aber ungemein unterhaltsamen
Ausführungen über die Besonderheiten der krisengeschüttelten Nationen des
Euro-Pakts und den Segnungen der modernen Technik konfrontiert werden
will. Allen voran die Facebook-Gemeinde, in der weltweit rund sieben Millionen Menschen nach Wahrnehmung gieren. „Nirgendwo erfahren Sie früher,
dass der sympathische Rentner über Ihnen seit zwei Wochen tot ist“, konstatiert Uthoff – und trifft damit pointiert ins Schwarze. Dass er als Bayer
ein entspanntes Verhältnis zur Überwachung hat, ist die eine Seite seiner
Herkunft, die andere, dass Gott sowieso alles sieht – und vielleicht doch
nicht so vollkommen ist, wie mancher glaubt. Uthoff sprengt die Grenzen
des politischen Kabaretts und geht den Widersprüchen auf den Grund. Er
kann genau erklären, wo sich die Mitte der Gesellschaft befindet, outet sich
als Feminist und vergleicht Familienministerin Christina Schröder mit dem
Einbruch der naiven Malerei in ein deutsches Sittengemälde. Der Mann weiß,
wovon er spricht, wenn er Juristen als nützliche Idioten des Patriarchats
bezeichnet, immerhin hat er auch das Zweite Staatsexamen der Rechtswissenschaft in der Tasche – ein Studium, bei dem man lerne, Urteile über Dinge
zu fällen, von denen man kaum etwas versteht. Sicher ist er sich aber in einer
Sache: „Wenn wir Männer gebären müssten, dann gäbe es nach zwei Wochen eine Rechtsverordnung, die das natürliche Gebären verbieten würde.“
Bevor er zur Grabrede für die FDP anhebt, das Auffangbecken für moralisch
Halbseidene und Philipp Rösler als den „Monchhichi der Partei“ bezeichnet,
bekommen die Grünen seine geballte Enttäuschung zu spüren. Den BadenWürttembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann nennt er ein
ideologisches Kirschkernkissen. Der Rest der Partei glaube offenbar, dass Soldaten aus nachwachsenden Gehölzen bestehen. Statt Mao-Anzügen trage
man heutzutage Nieder-Tracht. Kurz: Uthoff kommt in seinem Programm
„Oben bleiben“ seinem Bestreben, das kapitalistische System mit den Mitteln
der Satire aus den Angeln zu heben, ein gutes Stück näher – überzeugen Sie
sich selbst. Gelegenheit dazu ist am 18. April im Ebertbad in Oberhausen.
Also nix wie hin, empfiehlt Ihre stets über Tage lebende
ANNE NÜME
18
rt:
e
i
t
n
e
s
prä
Highlights A P R I L
1
Sa. bis Mo. 30.03. - 01.04.
Cabaret Queue 1
Sa. 06.04.
Cabaret Queue 2
2
3
4
Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde
Di.-Sa.18°°-1°°
Tickets + Gastro 0231-413146
Lioba Albus „Best of Hammelsprung“
Peter Vollmer „Frauen verblühen – Männer verduften“
Maria Vollmer „Sex & Drugs im Reihenhaus“
Gerd Knebel (ex-Badesalz) „World of Drecksäck!“
Hubert Burghardt „Sex in der Krise“
Sa.13.04.
Cabaret Queue 3
Cabaret Queue 4
Fr. 19.04.
Cabaret Queue 5
Sa. 20.04.
Stadthalle Oer-Erkenschwick
Fr. 12.04.
www.cabaretqueue.de
Cabaret Queue
Sa. 27.04.
Cabaret Queue
Di. 30.04.
Cabaret Queue
7
Hagen Rether „Liebe“
Simone Fleck „Von Windeln verweht“
6
Volker Pispers - ausverkauft
FIL Die große Fil & Sharky Show
Martin Herrmann „Balz Verhalten - ein Vorspiel für Schüchterne“
Tanz in den Mai
8
Sa./So. 20./21.04.
Cabaret Queue
Mi. 24.04.
Stadthalle Oer-Erkenschwick
Fr. 26.04.
6
7
8
9
10
9
VORSCHAU: 04.05. Anka Zink; 24.05. Philipp Weber; 25.05. Stephan Bauer; 08.06. René Steinberg;
5
Dienstags
Cabaret Queue
Mittwochs
Cabaret Queue
Donnerstags Cabaret Queue
Tango Salon mit DJ Topolino
Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler
Lachen, Live & Lecker Menue am Donnerstag mit Live-Programm
Theater Aktuell
Woran sollen wir noch
glauben?
Schauspiel
Premiere am Sa, 27.04.13, 20.00 Uhr
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%P
.J 4B 6IS
6IS
6IS
6IS
4P 6IS
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www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33
19
%BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT
10
Theater in NRW
Atabayev an der Theaterakademie Köln, Foto: Almas Azhabayev
Oper in NRW
Hermine May als Azucena, Stefano La Colla als Troubadour Manrico, Foto: Björn Hickmann
Der Unruhestifter
Starkes Solisten-Quartett
Von Hans-Christoph Zimmermann
„Schauspieler!“ ruft Bolat Atabajew und stolziert mit eitlem Gehabe im Probenraum herum. Der kasachische Regisseur erzählt von seinen Erfahrungen
kurz nach der Wende, als er mit Darstellern aus Ost- und Westdeutschland
zusammengearbeitet hat. Unschwer zu
„Die Gefahr für die Schauerkennen, wofür die selbstverliebte Kaspieler ist einfach zu groß“
rikatur steht. Mit solchen Anekdoten
würzt der Sechzigjährige seinen Vortrag über episches und dramatisches
Theater, den er an der Kölner Theaterakademie hält, und man merkt, wie er
die Aufmerksamkeit der jungen Studenten genießt.
Seit Dezember lebt Atabajew in der Domstadt. Im Exil, muss man wohl
sagen, auch wenn er diesen Begriff nicht gerne hört. Er sei in Deutschland zu Hause, betont der Mitbegründer und frühere Künstlerische Leiter
des Deutschen Theaters in Almaty und heutige Leiter der Freien Gruppe
Aksarai. Bolat Atabajew gilt derzeit in seinem Land als Persona non Grata,
und an Rückkehr ist nicht zu denken. Im Mai 2011 traten Ölarbeiter in
Schangaösen in den Ausstand. Sieben Monate dauerte der zunächst friedliche Streik, bis die Sicherheitskräfte des seit 1989 regierenden Diktators
Nursultan Nasarbajew den Protest gewaltsam niederschlugen. Atabajew
hatte früh für die Streikenden Partei ergriffen und war ein halbes Jahr nach
dem Ausstand wegen „Anstiftung zur sozialen Unruhe“ verhaftet worden.
Als der internationale Protest immer stärker wurde, ließen die kasachischen
Behörden den Regisseur nach zwei Wochen wieder frei, und er reiste nach
Deutschland aus.
Von Karsten Mark
Mangelnder Mut lässt sich Dortmunds Intendant Jens Daniel Herzog wirklich nicht vorwerfen. Vor gut einem Jahr nahm er mit Bellinis „Norma“
ein Primadonnen-Stück auf den Spielplan, welches von Stadttheatern aus
gutem Grund gemieden wird, und nun
„Eine plausibel nachvollziehist es Verdis „Troubadour“, von dem Enbare Geschichte lässt sich aus
rico Caruso einst behauptete, man braudem ‚Troubadour‘ stricken“
che es einfach nur mit den vier besten
Sängern der Welt zu besetzen, um eine gute Aufführung zu erhalten.
Allerdings fehlt es der Dortmunder Oper eindeutig an Budget, um die Weltelite nach Westfalen zu holen. Dass dies aber auch gar nicht nötig sein muss,
und dass es sogar spannender sein kann, junge, noch nicht so bekannte Sänger zu entdecken, bewiesen sowohl die junge Miriam Clark als Norma als
auch die beachtlich gute Solistenriege, die nun im Dortmunder Troubadour
auf der Bühne steht. Susanne Braunsteffer (Leonora), Hermine May (Azucena), Sangmin Lee (Graf Luna) und Stefano La Colla (Troubadour) beweisen
einmal mehr die glückliche Hand Herzogs bei der Zusammenstellung seiner
Besetzungen.
Begegnung mit dem kasachischen Regisseur Bolat Atabajew
Bolat Atabajew im blauen Jackett und mit leger um den Hals gewickeltem
Schal tigert in dem schlecht beheizten Raum der Theaterschule herum
und erläutert in fast perfektem Deutsch die Unterschiede zwischen den
Theorien Brechts und Stanislawskis. Es geht um mehr als nur ästhetische
Fragen. Mit großer Selbstver-ständlichkeit verortet sich Atabajew in einer
aufklärerischen Tradition des deutschen Theaters von Schiller bis Brecht.
Eine geistige Heimat, aus der sich auch sein Engagement für eine Zivilgesellschaft speist. „Theater macht das Immunsystem der Gesellschaft stark“,
sagt er mit Nachdruck. Was er damit meint, lässt sich an seiner letzten
Inszenierung in Kasachstan ablesen. Atabayev zeigt sie auf einer kleinen
Tournee seiner Theatergruppe durch Deutschland: Die Parabel „Die Lawine“
um ein kleines Dorf, in dem neun Monate nur geflüstert und drei Monate
gefeiert werden darf, arbeitet mit sparsamsten Mitteln die Absurdität der
Unterdrü-ckung heraus, ohne je in aufklärerisches Pathos zu verfallen. Die
Aufführung passierte anstandslos die Zensur. Atabajew weiß, dass er vom
Regime auch als kritisches Aushängeschild benutzt wurde.
Ursprünglich wollte Atabajew mit seiner Gruppe ein Stück über den Streik
in Schangaösen produzieren. Doch die Gefahr für die
jungen Schauspieler, bei der Rückkehr verhaftet zu werden, ist einfach zu groß. So wird er sein Stück nun mit
Studenten der Theaterakademie erarbeiten, dazu sein
Stück „Lady Milford von Almaty“ über die Emigration
einer Schauspielerin nach Deutschland. Vor allem aber
will er an der Kölner Theaterakademie unterrichten. „Ich
Hans-Christoph
Zimmermann
finde schon meine Nische in Deutschland“, sagt er zum
Journalist und
Theaterkritiker
Abschied. Man wünscht es ihm.
Verdis „Der Troubadour“ in Dortmund
Den gängigen Erwartungen entsprechen indes vor allen die Frauen nicht
unbedingt. Besonders auffällig ist dies bei Hermine May, die für ein rachsüchtiges altes Weib wie die Zigeunerin Azucena deutlich zu sympathisch
wirkt und gesanglich zuweilen überraschend lyrisch und sanft klingt. In geringerem Maße gilt dies auch für „Leonora“ Susanne Braunsteffer, die in
den hochdramatischen Momenten das letzte Quäntchen Biss und Schärfe
vermissen lässt. Indes hat sich Kapellmeister Lancelot Fuhry mit den Dortmunder Philharmonikern auf die sanften Seiten der Solistinnen eingelassen,
und so ergeben sich in der Musik keine allzu großen Diskrepanzen. In jedem
Fall wiegen die Qualitäten der Solistinnen das Manko auf. Hermine May
verfügt über ein reizvolles, facettenreiches Mezzo-Timbre und eine sichere
Technik, Susanne Braunsteffer besticht durch einen jugendlichen Schönklang und natürlichen Gestus bis in die Spitzentöne. Stefano La Colla ist
ein Tenor mit Strahlkraft und Feuer, der sein Hohes C am Ende des dritten
Aktes mit vitaler Präsenz über die Rampe bringt. Bariton Sangmin Lee ist
stimmlich ein mindestens ebenbürtiger Widersacher, wirkt leider nur als
Darsteller ein wenig hölzern.
Auf Seiten der Inszenierung sperrt sich wie schon die „Norma“ nun auch der
„Troubadour“ gegen eine stringente Umsetzung. Intendant Herzog belässt
es dennoch nicht bei einer konzertanten Aufführung, die sicher weniger
Aufmerksamkeit gefunden hätte. Bei Hausregisseurin Katharina Thoma liegt
die Aufgabe in sicheren Händen. Ihre Ansätze zur Aktualisierung sind konkret genug, um interessant zu sein, aber
offen genug, um der Logikfalle zu entgehen. Mit Bildeinblendungen und den Kostümen von Irina Bartels werden Bezüge geschaffen zum Spanischen Bürgerkrieg und
aktuellen Nahostkonflikten. Eine plausibel nachvollziehbare Geschichte lässt sich aus dem „Troubadour“ nicht
Karsten Mark
Journalist mit Schwer- stricken. Das schafft auch Thoma nicht und vermeidet
punkt (Musik-)Theater glücklicherweise die Brechstange.
„Der Troubadour“ | 6.4. 19.30 Uhr | Oper Dortmund I 0231 502 72 22
20
DASS NACH DEM TAG DIE NACHT KOMMT
von Tim Etchells
Premiere am 6. um 20.00 h,
weitere Vorstellungen:
am 7. um 19.00 h, am 12. und 13. um 20.00 h
T H E AT E R I M
PROGR AMM 04–013
prinz regent theater
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES
d
APRIL 2013
IPHIGENIE AUF TAURIS
von J. W. von Goethe
am 9. um 20.00 h, am 10. um 11.00 h
BUDDENBROOKS
von Thomas Mann
am 17. und 19. um 19.30 h
KABALE UND LIEBE
von Friedrich Schiller
am 21. um 19.00 h, am 23. und 30. um 19.30 h
DIE SCHÖNE MAGELONE
von Johannes Brahms
am 26. und 27. um 20.00 h
DEUX SWING DADA
Musik im Foyer am 28. um 20.00 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: info@prinzregenttheater.de
THEATER FLETCH BIZZEL
Mi.
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Humboldtstr. 45
44137 Dortmund
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MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW
„Jubel, jubel, Jubiläum“
ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
April 13
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05.04.
„Shakespeares sämtliche Werke“
€ 15,-/10,-
Sa.
06.04.
„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“
€ 15,-/10,-
So.
07.04.
HOLY CROSS THEATRE COMPANY
17.00 Uhr
Fr.
12.04.
„Kein Kind von schlechten Eltern“
LIOBA ALBUS & HERR FRÖHLICH
„ErLachet – Sie auch“
€ 10,- / 7,€ 19,-/13,-
Sa.
13.04.
ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
So.
14.04.
CHRISTI KISS & STEFAN KEIM
Fr.
Sa.
19.04.
20.04.
KAI MAGNUS STING & HENNING VENSKE
Fr.
Sa.
26.04.
27.04.
ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
So.
28.04.
BIANKA LAMMERT
Di.
30.04.
„Sancho, träumst du noch von Don Quichotte?“ € 15,-/10,„Kiss me Keim“
€ 15,-/10,-
€ 19,-/13,-
„Gegensätze“
„Der letzte der feurigen Liebhaber“
„Das kunstseidene Mädchen“
€ 15,-/10,€ 15,-/10,-
ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
„Sancho, träumst du noch von Don Quichotte?“ € 15,-/10,-
Veranstaltungsbeginn: 20.00 Uhr · So. 18.00 Uhr
KINDER MUSIK & THEATER
TURBO PROP THEATER
Do. 18.04. Martin Hörster „Das kleine ICH-BIN-ICH" -10 Uhr
KARTEN
„Kuckucks-Ei auf Insel drei“
So. 07.04. -11 Uhr · Mi. 17.04. -10 Uhr · So. 21.04. - 11 Uhr ·
TICKETSHOP im Theater Fletch Bizzel
Mo.-Fr. · Tel.: 0231 14 25 25 · 14.-18. Uhr
Online: www.fletch-bizzel.de
21
Tanz in NRW
Musical in NRW
Szenenfoto aus Tanztausch NRW Leipzig Berlin, Foto: Archiv
„Edwin Drood“. Foto: Jochen Quast
Soll der Lebensnerv gekappt werden? Originelles Mitmach-Musical
Die Freie Tanzszene steht in Köln vor der Zerschlagung
„Das Geheimnis des Edwin Drood“ am Theater Münster
Von Thomas Linden
Was wird aus dem Tanz in Köln? Ab 2008 sollten jährlich 450.000 Euro im
Haushalt bereitgestellt werden, man plante ein Tanzhaus, das sich dann
als Wolkenkuckucksheim entpuppte. Im letzten Monat noch fragte die FDP
in ihrem Kulturforum nach der Million
„Köln würde unter das
für den Tanz. Wo ist sie geblieben? Für
Niveau mancher deutscher
den Verzicht auf ein eigenes Ensemble
Kleinstadt fallen”
– nach dessen Chef-Choreographen
Hans-Georg Bögner von der SPD und Kulturdezernent Georg Quander schon
auf die Suche geschickt worden waren – installierten Oper und Schauspiel
eine Gastspielreihe. Eine Entschädigung von einer Million, die dem Kölner
Publikum Produktionen von Weltstandard bot.
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Der Komponist, Liedtexter und Librettist Rupert Holmes nahm 1986 das
gleichnamige Romanfragment von Charles Dickens als Vorlage, um das
erste interaktive Musical zu erschaffen,
„Schauspielerisch ein
bei dem das Publikum das Ende, gevergnüglicher Abend”
nauer gesagt, die beiden Enden mitbestimmt. Denn es gilt nicht nur, den mutmaßlichen Mörder der Hauptfigur
zu entlarven, sondern auch ein Paar ins Happy End zu entlassen. Der Reiz
von Holmes Dickens-Adaption liegt nicht nur in der Einbeziehung des Publikums, sondern auch in der als Theater-im-Theater erzählten Story. Der
Prinzipal (großartig: Gerhard Mohr) einer Schmierentheater-Truppe im viktorianischen England stellt die Schauspieler mit ihren wirklichen und ihren
Rollen-Namen vor, führt dann, immer wieder mit dem Publikum kommunizierend, durch das Stück. Aber auch die Darsteller begeben sich ab und an
in den Zuschauerraum, mischen sich selbst in der Pause unter die Besucher
– um das Interesse an Edwins Verschwinden aufrechtzuerhalten.
Leider sind diese „Nebenschauplätze“ schon das Salz in der Suppe. Denn
auf der Bühne tut sich die Inszenierung des aus Graz stammenden Karl
Absenger doch etwas schwer. Bei den „Massenszenen“ ist einfach zu wenig
Bewegung auf der Bühne, der Opernchor strahlt die gewohnte Stadttheater-Bräsigkeit aus, und Teresa Rotembergs Choreographie zeigt wenig (Musical-) Talent. Dabei hat Holmes trotz der Sinfonie-Lastigkeit seiner Partitur
durchaus ein paar dem Veaudeville-Charakter der Handlung geschuldete
Nummern auf Lager. Mit dem Mitklatsch-Song „Wer macht das Rennen?“
wird man entspannt in die Pause entlassen, und lja Harjes lamentiert als
Diener Bazzard umwerfend komisch darüber, dass er immer nur Nebenrollen
bekommt („Ich hab nie Glück“). Aber die emotional aufgeladenen Duette
der beiden Versprochenen, aber sich nicht Liebenden Rosa (Julia Lißel) und
Drood (Roberta Valentini) verpuffen leider irgendwo sprachlich unverständlich im Raum.
Da es in den letzten Jahren in Oper und Schauspiel zu Mehrausgaben kam,
die stückweise abgetragen werden müssen, strich man auch dem Tanz, der
diese Entwicklung nicht zu verantworten hat, zunächst 300.000 Euro. Nun
soll ganze Arbeit geleistet werden, indem der Gastspieletat auf null gefahren wird. Damit nicht genug, geht es als nächstes an die Existenz der
ansässigen Tanzszene. Barnes Crossing, das Choreographen-Netzwerk im
Kölner Süden, erhält keine Förderung mehr für seinen Mietvertrag in der
Wachsfabrik. Zum 31. Juli dieses Jahres droht damit die Schließung an der
Industriestraße. Köln verlöre nicht alleine seinen einzigen originären Tanzort, sondern auch die wichtigste Produktionsstätte und eine Halle, in der
jährlich 46 Aufführungen über den Tanzboden gingen. Damit nicht genug,
wird im Haushaltsentwurf der Verwaltung der Zuschuss für die Bühne der
Kulturen in Ehrenfeld von 125.000 Euro gestrichen. Noch einmal 42 Aufführungen wären auf diese Weise aus dem Jahresplan getilgt. Insgesamt würden 45 Prozent des Gesamtvolumens eines Jahres wegfallen. Köln würde
unter das Niveau mancher deutscher Kleinstadt fallen. Dass knapp 50 Prozent aller Tänzer in NRW ihre private Heimat in der Domstadt haben, hilft
da auch niemandem mehr. Zumal Freie Gruppen keine Förderung von Stadt
oder Land mehr erhalten, wenn sie keine Spielstätte für ihre Produktionen
vorweisen können. Der Absturz aus dem internationalen Netzwerk ist dann
besiegelte Sache, da man ja nicht mehr im Wechsel mit internationalen
Ensembles agieren könnte, wenn sich Choreographen aus anderen Ländern
keine Möglichkeit eröffnet, in Köln zu gastieren. Nach der Streichung der
Tanzsparte an den Bühnen der Stadt Köln droht jetzt also die Zerschlagung
der Freien Szene. Während das Bürgerhaus Stollwerck derzeit mit einer Unterschriftensammlung seine angedachte Schließung abzuwenden versucht,
vermag die Alte Feuerwache ihre Kapazität nicht entscheidend für die Freie
Szene zu erweitern. Auch die Orangerie befindet sich schon an der Grenze
ihrer Kapazität. Karin Baier hat gezeigt, wie man neue
Spielorte entdeckt. Für den Tanz fand sich in den letzten
zwanzig Jahren in der Millionenstadt Köln keine neue
Spielstätte. Das mag auch daran gelegen haben, dass
es kein Bekenntnis zu dieser Kunstsparte gab. Ende des
Monats tagt der Rat der Stadt, dann gilt es für alle Fraktionen, Farbe zu bekennen, indem man sich der Frage
Thomas Linden
Journalist und Jurymitstellt,
wie lebenswert eine Stadt noch ist, wenn man ihr
glied des Kölner Kinderu. Jugendtheaterpreises den kulturellen Lebensnerv gekappt hat.
Vielleicht hatte Ex-Intendant Wolfgang Quetes ja doch Recht, dass er Musicals nicht für Stadttheater-tauglich hielt. Leider zogen er und sein Nachfolger, Dr. Ulrich Peters, in der siebenjährigen Münsteraner Abstinenzzeit
nicht die Konsequenzen und statteten das Haus mit einer adäquaten Tonanlage aus. So können zwar die Sinfoniker unter der Leitung von Thorsten
Schmid-Kapfenburg glänzen, aber die in vielen Musicals (u.a. „Kein Pardon“) schon überzeugende Roberta Valentini und Julia Lißel, eine unserer
liebreizendsten Musical-Darstellerinnen, müssen ihre Stimmen hier unter
Wert verkaufen. Schauspielerisch aber bot das gesamte Ensemble einen
vergnüglichen Abend, der doch noch mit einem Happy
End zu Ende ging. Denn nach der Pflicht-Abstimmung
zur Ermittlung des Mörders – per Umfrage im Publikum
–, für dessen acht Varianten Holmes den jeweiligen Geständnis-Song komponiert hat, schritten die Zuschauer
per Beifallstärke-Messgerät zur Kür: Aus 18 Kombinationsmöglichkeiten durften sie das Liebespaar des Stückes
R.-Ruediger Hamacher wählen. Statistisch gesehen müsste man also 26 AuffühHochschuldozent und
Vorstand des Filmkri- rungen von „Edwin Drood“ besuchen, um in den vollen
tikerverbandes
Genuss dieses außergewöhnlichen Musicals zu kommen.
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Theater demnächst
Opernzeit
Habemus Parsifal
„Parsifal“, Foto: Irma Flesch
Wagners Musikdrama als Religionsersatz
„Heinrich“-Premiere im Mai in Oberhausen, Foto: Theater Oberhausen
Heinrich und Margot
Zwei Leben im Kopf der anderen
Nietzsche erklärte Gott für tot und warf Wagner vor, in seinem Alterswerk
zu Kreuze gekrochen zu sein. Damit saß er einem fundamentalen Irrtum auf,
ging es Wagner doch gerade um eine Erneuerung des Christentums durch die
Kunst. Wagner bezeichnete sein Opus Ultimum als Bühnenweihfestspiel und
verlieh ihm damit einen religiösen Charakter, wobei er das Christentum als
überkommen ansah. In seiner Schrift „Kunst und Religion“ aus dem Jahr 1880,
die einen philosophischen Kommentar zum Parsifal darstellt, schreibt er der
Kunst die Aufgabe zu, den Kern der Religion zu retten.
Wagner komponierte sein Bühnenweihfestspiel exklusiv für das Bayreuther
Festspielhaus. Nach der Uraufführung im Jahr 1882 durfte es 30 Jahre nirgendwo anders aufgeführt werden. Statt sich zu amüsieren, sollte der Zuschauer sich durch das Kunsterlebnis gereinigt und geläutert fühlen.
Der Parsifal stellt mehr ein Epos als ein Drama dar, da der Musik nicht die Aufgabe zukommt, das gesprochene Wort zu dramatisieren, sondern das Geschehen zu kommentieren. Leitmotive knüpfen Verbindungen zur Vorgeschichte
und vergegenwärtigen das Vergangene. Wagner schuf für das Bayreuther
Festspielhaus einen magischen Orchesterklang.
Dieser Männerbund, der sich dem Erhalt christlicher Werte und der Keuschheit
verschrieben hat, hütet den Heiligen Gral, der Überlieferung nach die Schale
des letzten Abendmahls, in der das Blut Christi nach dem letzten Speerstoß am
Kreuz aufgefangen worden ist. Die Glaubensgemeinschaft ist vom Untergang
bedroht, nachdem Amfortas, der Anführer der Gralsritter, den Heiligen Speer
an Klingsor verlor. Er ist ein Abtrünniger, der dem Keuschheitsgebot nicht
gerecht wurde und sich in einem Akt des Selbsthasses entmannte. Nun will
er den Untergang der Gralsgemeinschaft herbeiführen. In seinem Zaubergarten erliegen die Gralsritter den Verführungskünsten seiner Blumenmädchen.
Kundry, die den Heiland einst am Kreuz verhöhnte und als Dienende und als
Hure zwischen beiden Welten umherirrt, steht ebenfalls in Klingsors Diensten. Sie war diejenige, die Amfortas verführte, so dass Klingsor ihm während
des Liebesaktes den Speer rauben und ihm eine Wunde im Unterleib zufügen
konnte, die nicht mehr heilt. Der Gralskönig ist somit zu einem sündigen Hüter
des Heiligtums geworden, die Enthüllung des Grals wird zu einem peinigenden
Ritual, bei dem die Wunde immer wieder aufbricht und ihn an seine Schuld
gemahnt. Es gibt nur einen Ausweg aus der schuldhaften Verstrickung: Ein
Außenstehender muss den Speer zurückgewinnen und der Macht des Sexus
entsagen. Ein Außenstehender wird zum Hoffnungsträger: Parsifal, der als
reiner Tor auftritt, wird durch Mitleid wissend und erkennt den Schuldzusammenhang, als Kundry auch ihn zu verführen versucht. Er widersteht und erringt den Speer zurück, so dass Klingsors Reich vergehen muss. Nach Jahren
des Umherirrens trifft er auf die verwahrloste Gralsgesellschaft, der er den
Speer zurückbringt. Er salbt und tauft die Sünderin Kundry, heilt die Wunde
Amfortas‘ und enthüllt als neuer König den Gral.
Manchmal spiegelt das Theater die Oberfläche unter der Oberfläche wider.
Figuren werden dem historischen Kontext entrissen oder gleich in ihrer Gänze generiert. Der englische König Heinrich V. ist so ein Beispiel. Shakespeare
erzählt seine (mögliche) Geschichte in drei gewaltigen Dramen, die im Mai
im Theater Oberhausen zum sogenannten Heinrich-Abend zusammengefasst werden. Die Geschichte beginnt in der schwierigen Regierungszeit
seines Vaters Heinrich IV., der seinen Vetter Richard II. vom Thron gestürzt
hatte. Konflikte mit dem Parlament und der Geistlichkeit, die Rebellion der
Barone zehren an seinen Nerven, und der Sohnemann Prinz Heinz zieht lieber weit weg mit dem zweifelhaften Sir John Falstaff durch die Wirtshäuser.
Als sein Vater ihm ins Gewissen redet, bequemt sich der Prinz und zieht mit
ihm in die Schlacht von Shrewsbury. Die Aufständischen werden niedergeschlagen. Prinz Heinz besiegt im Zweikampf Percy, Sohn vom Grafen Northumberland. Der sinnt auf Rache, Falstaffs Treiben in London nimmt immer
haltlosere Züge an, Heinrich immer mit. Dann stirbt sein Vater, und Heinz
wird Heinrich V. Mit neuem Hobby: Krieg gegen Frankreich. Es beginnt der
dritte Teil der alten Saga: die Schlacht von Azinxourt am 25. Oktober 1415.
Wider Erwarten gewinnen die Engländer zwar das Massaker, doch Heinrich
verliert sein Herz an die schöne Catherine, die im fünften Akt weiß, wie die
Männer ticken: „Oh, Lord! Die Zungen der Männer sind voll von Betrug“.
Logisch, Hauptsache es gibt genug Soldaten, die sich schlachten lassen.
Ganz anders Margot Maria Rakete (nicht verwandt mit Jim Rakete). Auch
sie kennt zwar die Extreme, hat aber im Gegensatz zu Heinrichs kriegerischem Fußvolk einen schier unzerstörbaren Körper. Margot Maria Rakete
ist ein Avatar, besteht aus rund neunzig Einzelteilen, ist annähernd 5.000
Jahre alt, und ihr Leben ist so vielfältig, dass es sich unmöglich nacherzählen lässt, außer natürlich, auch Shakespeare wäre digital verfügbar.
Dennoch explodiert und zieht sich ihr Körper zusammen, kristallisiert und
zerfließt am Grund, er windet sich in kollektiver Sehnsucht nach Einheit
und Zerstreuung, nach Zusammenhalt und Abgrenzung. Immerhin hat sie
der Dortmunder Sprechchor aus den Biographien seiner Mitglieder heraus
programmiert, und so hat Margot Maria Rakete eine Stimme wie ein antiker Schrei bekommen, mit Blubbern und Brausen aus den ersten Tagen der
Menschheit. Ein ungeheuerliches Flüstern und markdurchdringendes Klagen, aber auch ein dionysisches Lachen des Weins, des Glücks und der Liebe.
Margot Maria Rakete hat ein Leben, das jede Chronologie Lügen straft: Gestern, heute und morgen folgen nicht mehr aufeinander, nur was ist virtuell
und programmiert, und was geschieht wirklich in der Kollektivsimulation?
Der Dortmunder Sprechchor ist das 17. Ensemblemitglied am Schauspiel
Dortmund. Seit Mai 2011 proben annähernd 100 Dortmunder Bürgerinnen
und Bürger gemeinsam mit Schauspieler Christoph Jöde und Dramaturg
Alexander Kerlin. Mit „Das phantastische Leben der Margot Maria Rakete“
wird nun erstmals ein abendfüllendes Stück entwickelt, bei dem der Chor als
Protagonist auf der Studiobühne steht.
PETER ORTMANN
Eine Aufführung dieses ergreifenden und aktuellen Musikdramas, das in zwei
sehr unterschiedlichen Lesarten an der Kölner Oper (Fura del Baus) und dem
Essener Aalto-Theater (Joachim Schlömer) zu sehen ist, sollte man sich nicht
entgehen lassen.
KERSTIN MARIA PÖHLER
„Parsifal“ | Oper Köln/Aalto Theater Essen
„Heinrich“ | Premiere: 24.5. | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84
„Das phantastische Leben der Margot Maria Rakete“ | Premiere: 1.6.
Theater Dortmund (Studio) | 0231 502 72 22
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Essen-Altenessen
FR 5. April, 20 Uhr
Mustafa Yeşilyurt: ACI´YI BAL EYLEDIK
APRIL 2013
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FR
SO
DI
SO 7. April, 20 Uhr
Katakomben PostdramaEnsemble
Lücken der Logik – Der Plan
MI
FR 12. April, 20 Uhr
Kavpersaz - Anregendes Anatolien
SA
SO
SO
SA 13. April, 20 Uhr
Katrin Schahin Storey K’s Cabaret
FR
02.04 | IMPERIAL STATE ELECTRIC
10.04 | HONIG & BAND
12.04 | PRO:C-DUR
14.04 | LAING
16.04 | ZU GAST BEI
KUNST SCHAFFT STADT
17.04 | THE GRANDMOTHERS
OF INVENTION
20.04 | WOODEN WAND
21.04 | RUHRPOTT REVUE
21.04 | COMEDYCARL MIT
MOSES W. UND GÄSTEN
26.04 | 100% SKA
MIT: THE TOASTERS, U.A.
01.05 | INTERKULTURELLES
1. MAI FEST
SA 13. April, 23 Uhr
MARJINAL 45 LIKLER
MI
Di 16. April, 18 Uhr
Mardelli-Musikabend mit Rashid Moussa
PARTYS
FR 19. und SA 20. April, jeweils 20 Uhr
BUTTERFAHRT 5
FR 05.04 | 80s/90s PARTY
SA 06.04 | NACHTTANZ
Dunkelparty auf Carl
DO 25. April, 20 Uhr
Clubdates mit der Gregor Hilden Band
feat. Natascha Bolden
SA 27.04 | GLAMOURDOME
DANCENIGHT
DI 30.04 | TANZ IN DEN MAI
FR 26. April, 20 Uhr
HANS WANNING TRIO FEAT. DJAMEL
LAROUSSI
VORSCHAU
SA 27. April, 20 Uhr
“Spanish Colours” Spanische Gitarrenmusik – Flamenco Tanz
DI 30. April, 20 Uhr
„Welttag des Jazz“ der UNESCO
DASKwartett mixed crossed string music
FIESTA DE SALSA – jeden Freitag
www.katakomben-theater.de
MI 01.05 INTERKULTURELLES 1. MAI FEST
/ SO 05.05 RUHRPOTT REVUE / SO 12.05
COMEDY CARL / MI 22.05 SHANTEL &
BUCOVINA CLUB ORKESTAR / DO 23.05
CHRISTINE PRAYON / SA 25.05 BUDDY
OGÜN / SO 09.06 MALEDIVA / SO 16.06
COMEDY CARL / SA 06.07 EXTRASCHICHT
/ SO 21.07 COMEDY CARL / FR 26.07 TORCHÉ / SO 08.12 TURBOSTAAT
VVK unter www.zechecarl.de und an allen
bekannten VVK-Stellen Stand: 11.03.2013
(Änderungen vorbehalten!)
www.zechecarl.de
Das Kleine
Theater Essen
Übe
rsch
rift
Highlights in Dortmund
5. April 2013
6. April 2013
...immer mittendrin...
6. April 2013
13. April 2013
18. April 2013
19. April 2013
20. April 2013
Unser weiteres Programm:
KEINE LEICHE OHNE LILY
Kriminalkomödie von Jack Popplewell
12.04. und 26.04.2013 - 20 Uhr
GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
Schauspiel von Jean-Paul Sartre
19.04.2013 - 20 Uhr
20. + 21. April 2013
21. April 2013
27. April 2013
30. April 2013
11. Mai 2013
12. Mai 2013
13. Mai 2013
23. Mai 2013
24. Mai 2013
8. Juni 2013
Alle Termine hier :
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Eine (unfreiwillige) Kriminalkomödie
von Sabine Misiorny und Tom Müller
05.04. und 13.04.2013 - 20 Uhr
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SPECTACULUM
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ATZE SCHRÖDER
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THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
King Kim, Kobold von Kombodscha
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
01805 44 70
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Mi. 17.4. 19.30, Sa. 20.4. 19.30, Sa. 27.4. 19.30
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Mi. 10.4. 19.30, Fr. 12.4. 19.30, Sa. 20.4. 19.30
So. 7.4. 18.30, So. 21.4. 18.30
Do. 18.4. 19.30
Rote Erde
Nowhere Men
Fr. 19.4. 19.30, Do. 25.4. 19.30
Die Grönholm-Methode
Mo. 22.4. 19.30
Kabale und Liebe
Fr. 19.4. 19.30, Fr. 27.4. 19.30
Alle im Wunderland
Le nozze di Figaro
Do. 25.4. 19.30
So. 28.4. 18.30
Der Sparkommissar
Sa. 27.4. 19.30
MUSIKTHEATER I. REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Lady Macbeth von Mzensk
Tanz-Trilogie
Fr. 5.4. 19.30, Fr. 12.4. 19.30, Do. 18.4. 19.30,
Sa. 20.4. 19.30
Richard O’Briens Rocky Horror Picture Show
Sa. 6.4. 19.30
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0208 96 09 60
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So. 7.4. 15.00
Selma Ježková (Dancer in the dark)
Sa. 13.4. 19.30, Di. 16.4. 19.30, Do. 25.4. 19.30,
So. 28.4. 19.30
Fr. 5.4. 19.30, So. 14.4. 18.00
Der Barbier von Sevilla
Do. 11.4. 11.00, Di. 16.4. 11.00
Der Zigeunerbaron
Fr. 5.4. 19.30
Sa. 20.4. 19.30
Gastspiel: Schöne Dinge sind auf unserer
Seite
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So. 7.4. 19.30
Don Carlo
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Kabale und Liebe
Di. 23.4. 19.30
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Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr
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Mi. 10.4. 19.30
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Sa. 13.4. 19.30, Mi. 17.4. 19.30, Sa. 20.4. 19.30
Futur II
KARABAHTLI KARDEŞLERİN BİTMEYEN ŞEN
GÖSTERİSİ | Die niemals endende, heitere
Geschichte der unglücklichen Geschwister
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Kaos
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Il Barbiere di Siviglia
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Feine Jade
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König Lear
Sa. 6.4. 20.00, So. 28.4. 18.30
Die Comedian Harmonists
Sa. 20.4. 19.30
Fr. 5.4. 19.30, Do. 11.4. 19.30, Sa. 20.4. 19.30,
Fr. 26.4. 19.30
Arsen und Spitzenhäubchen
Fr. 26.4. 19.30
Der kleine Prinz
Il Trovatore
So. 21.4. 19.30
So. 7.4. 18.00, So. 21.4. 15.00, Mi. 24.4. 19.30
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
So. 7.4. 18.30, So. 21.4. 18.30
MIGHTYSOCIETY - Die Restposten
Fr. 12.4. 20.00, Do. 18.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00
Die Nibelungen
Sa. 13.4. 19.30, Do. 18.4. 19.30, Sa. 27.4. 19.30
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Vakuum im Überfluss
Sa. 13.4. 20.00, Mi. 24.4. 20.00
Einige Nachrichten an das All
So. 14.4. 18.00
Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs
So. 14.4. 18.30
Das Fest
Mi. 17.4. 19.30, Fr. 26.4. 19.30
Antigone
Fr. 19.4. 20.00
Der Live-Code: Krieg und Frieden im
globalen Dorf
Sa. 20.4. 20.00
Kabale und Liebe
Do. 25.4. 19.30
Endspiel
Do. 25.4. 20.00
THEATER DUISBURG
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Mi. 10.4. 19.30, Do. 11.4. 19.30
Klasse Tour
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Woyzeck. Ein musikalischer Fall
THEATER KREFELD
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Do. 4.4. 20.00
Die Csárdásfürstin
Sa. 27.4. 19.30
Gott
Was ihr wollt
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The Rocky Horror Picture Show
L‘Elisir d‘amore
So. 7.4. 18.00, Fr. 12.4. 19.30, So. 28.4. 18.00
Immer noch Sturm
So. 28.4. 19.30
Die lustigen Nibelungen
Sa. 6.4. 19.30, So. 14.4. 18.00
Fr. 26.4. 19.30
Sa. 13.4. 19.30, Fr. 19.4. 19.30
Le Nozze di Figaro
So. 21.4. 18.00
Anna Nicole
Di. 30.4. 19.30
Sa. 27.4. 19.30
WESTF. LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
VARIETE + BOULEVARD
Sa. 6.4. 20.00
Puppentheater: Der Drache will heiraten
So. 7.4. 11.00
Rienzi
So. 7.4. 19.30, So. 14.4. 19.30, Sa. 27.4. 19.30
König Lear
Sa. 13.4. 20.00, Di. 16.4. 20.00, Fr. 26.4. 20.00
Carmen-Special
Mi. 17.4. 20.00
Filmbühne: Amores Perros
Do. 18.4. 20.00
Theater Extra: Der kleine Wagnerianer
Loriots Gesammelte Werke
Mi. 3.4. 20.00, Sa. 6.4. 20.00, So. 7.4. 18.00
Sa. 13.4. 15.00/20.00
CABARET QUEQUE DORTMUND
01803 77 68 42
NippleJesus
Dinner Attacke
Käpten Knitterbart und seine Bande
So. 14.4. 18.00, Mo. 15.4. 20.00, Di. 16.4. 20.00, Mi.
17.4. 10.00/20.00
Clavigo
Mi. 24.4. 20.00
Sa. 20.4. 20.00
SCHLOSSTHEATER MOERS
02841 20 17 31
MUSIKTHEATER
Mi. 3.4. 18.00, Fr. 5.4. 18.00, Mi. 10.4. 18.00,
Mi. 17.4. 18.00, Mi. 24.4. 18.00
Peter Vollmer
Sa. 6.4. 20.00
Maria Vollmer
Fr. 12.4. 20.00
Gerd Knebel
Sa. 13.4. 20.00
Lachen Live & Lecker
Kein Licht. | Prometheus
Fr. 5.4. 19.30, Di. 9.4. 19.30, Sa. 27.4. 19.30
Ein Volksfeind
Sa. 6.4. 19.30, Fr. 12.4. 19.30, Fr. 19.4. 19.30
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
So. 7.4. 18.00, Fr. 26.4. 19.30
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Do. 18.4. 18.00, Do. 25.4. 18.00
Aida
Hagen Rether
Sa. 6.4. 19.00, Do. 18.4. 19.30
Hubert Burghardt
Fr. 19.4. 20.00
Sa. 20.4. 20.00
Menschliche Hybris und unzähmbare Natur
Di. 9.4. 18.30
Für sein Stück über König Richard den Dritten nimmt Regisseur Roger Vontobel nicht nur
das berühmte gleichnamige Drama von William Shakespeare als Grundlage, sondern auch
Teile aus dessen weniger bekanntem Historiendrama „Heinrich VI.“ – und erzählt so die
ganze Geschichte, nicht nur deren dramatisches Ende.
Foto: Arno Declair
„Futur II“ untersucht in farcenhafter Überzeichnung die Frage, wie viel Katastrophe es
braucht, damit sich der Mensch wieder als Teil der Natur begreift: Die Moderatorin Dorothée Vogel führt in ihrer Talkshow Umwelt-Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft
mit Umweltaktivisten zusammen. Angeregt disputieren sie, bis sie die Kontrolle über die
Ereignisse verlieren.
Foto: Jakob Studnar
26
= Premiere
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
Simone Fleck
Sa. 20.4. 20.00, So. 21.4. 20.00
Volker Pispers
Mi. 24.4. 20.00
Die große Fil & Sparkey Show
Fr. 26.4. 20.00
Martin Herrmann
Sa. 27.4. 20.00
Amerika gibt es nicht
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Fr. 12.4. 20.00
Die besseren Wälder
So.14.4. 17.00, Di. 16.4. 10.30, Mi. 17.3. 10.30
Dass nach dem Tag die Nacht kommt
W.-junge Leiden
Sa. 6.4. 20.00, So. 7.4. 20.00, Fr. 12.4. 20.00,
Sa. 13.4. 20.00
Fr. 19.4. 11.00, Sa. 20.4. 19.00
Let´s kiss
Iphigenie auf Tauris
Mi. 24.4. 10.30, Do. 25.4. 11.30, Fr. 26.4. 19.00
Di. 9.4. 20.00, Mi. 10.4. 11.00
Improtheater
GOP VARIETE ESSEN
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Plüfoli
Mi. 3.4. 20.00, Do. 4.4. 20.00, Fr. 5.4. 18.00/21.00,
Sa. 6.4. 18.00/21.00, So. 7.4. 15.00, Mi. 10.4. 20.00,
Do. 11.4. 20.00, Fr. 12.4. 18.00/21.00, Sa. 13.4.
18.00/21.00, So.14.4. 18.00/21.00, Mi. 17.4. 20.00,
Do. 18.4. 20.00, Fr. 19.4. 18.00/21.00, Sa. 20.4.
18.00/21.00, So. 21.4. 15.00/19.00, Mi. 24.4. 20.00,
Do. 25.4. 20.00, Fr. 26.4. 18.00/21.00, Sa. 27.4. 18.00,
So. 28.4. 15.00/19.00
MONDPALAST WANNE-EICKEL
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Mo. 1.4. 17.00, Mi. 17.4. 20.00, Fr. 19.4. 20.00,
Sa. 20.4. 20.00, So. 21.4. 17.00, Mi. 24.4. 20.00,
Fr. 26.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00, So. 28.4. 17.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Buddenbrooks
Sa. 27.4. 20.00
Mi. 17.4. 19.30, Fr. 19.4. 19.30
Pünktchen und Anton
Fr. 5.4. 20.00, Sa. 6.4. 20.00
Fr. 5.4. 19.30, So. 6.4. 19.30
Max Uthoff
Magnet der Affen
Do. 18.4. 20.00
Fr. 12.4. 19.30, Sa. 13.4. 19.30
Matthias Reuter
Fr. 19.4. 20.00
ROTO THEATER DORTMUND
0231 42 27 79
Ehnert vs.Ehnert
Di. 23.4. 20.00
Der große Erich Kästner Abend
FLOTTMANN-HALLEN HERNE
02323 16 29 51
Fr. 5.4. 19.30
Francois Villon
Sa. 6.4. 19.30
Hinterm Mond
Do. 11.4. 18.00
Der große Rilke Abend
So. 14.4. 18.00
Udo Jürgens: Ich war noch niemals in New
York
KULTUR ZENTRUM HERNE
02323 16 27 79
Sa. 20.4. 19.30
Urban Priol
Der Heinz Erhardt Abend
Heine in Paris
So. 21.4. 18.00
Sa. 27.4. 19.30
Kollaboration
Der große Hesse Abend
Do. 18.4. 19.30
April 1961: Angriff auf Cuba
So. 28.4. 18.00
Di. 23.4. 16.00
Sa. 13.4. 20.00
Ein Stück Himmel
So. 21.4. 19.00
Sa. 13.4. 18.00, So. 14.4. 18.00
Horst Schulze Entrum: „Satt aber glücklich“
Sa. 20.4. 20.00
PACT ZOLLVEREIN ESSEN
0201 289 47 00
Transfabrik
Philippe Quesne (FR)
Sigi Domke Trio / Beziehungs-Weisen
Die Schlossfabrik
Mi. 24.4. 19.00
Budenzauber - Freunde der deutschen Wurst
Fr. 26.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00
Ein Kopleck geht fremd
perfekte nacht
Fr. 19.4. 20.00, Sa. 20.4. 20.00, Do. 25.4. 12.00
girlsnightout
So. 21.4. 19.00
FischBar
Do. 25.4. 20.00
Der Herr Karl
Fr. 26.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
0163 761 50 71
Nach Einlass kein Beginn
So. 7.4. 19.30
Café Hauser
Fr. 19.4. 20.00
Fr. 19.4. 20.00, Sa. 20.4. 20.00, So. 21.4. 19.00
Schlaflos im Sankt Walter
Cirillo: „Die Reise“
Laurent Chétouane (FR/DE)
Die Heimatsschwindler
Der Großinquisitor
KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND
0231 86 30 98 3
Knacki Deuser / Mist mir geht’s gut –
Ausgabe 2013
Mo. 15.4. 18.30, Mi. 17.4. 18.30
RÜ-BÜHNE ESSEN
0201 384 67 66
Sa. 27.4. 20.00, So. 28.4. 19.00
Fr. 12.4.- Sa. 20.4.
Jugend-Theater-Club: Alles erste Sahne
Do. 4.4. 19.30
Sa. 20.4. 19.00, So. 21.4. 18.00
Di. 16.4. 19.30
Fr. 12.4. 20.00, Sa. 13.4. 20.00, So.14.4. 20.00
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Sa. 13.4. 19.30
Fr. 26.4. 11.00/19.00
Unter Lappen
So. 28.4. 19.00
Der große Tucholsky Abend
Fr. 19.4. 20.00
Freunde der italienischen Oper
So. 7.4. 18.00, Fr. 19.4. 19.30
Fr. 12.4. 19.30, Fr. 26.4. 19.30
Gesocks – Eine
psychomediale
Sockenperformance
Do. 4.4. 19.00
Der Loriot Abend
Neil Simon. Ein ungleiches Paar
Di.16.4. 11.00, Mi. 17.4. 11.00/19.00
Sa. 6.4. 20.00
So. 7.4. 19.00, So. 14.4. 19.00
THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN
0201 851 32 30
Simulacra
Do. 11.4. 20.00
Die Bremer Stadtmusikanten
Georg Büchner: Woyzecks Tod | Lenz und
Lena
So. 28.4. 18.00
Nils Heinrich
Ein ganz spezieller Mord
Gegensätze mit Kai Magnus Sting &
Henning Venske
Bianka Lammert „Das kunstseidene
Mädchen“
Klasse(n)treffen
Weggezapped!
BAHNHOF LANGENDREER
0234 687 16 12
Fr. 26.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00
PINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM AN DER RUHR
0208 99 31 60
Fr. 12.4. 20.00
FREIE SZENE
Ensemble Fletch Bizzel „Der letzte der
feurigen Liebhaber“
Mi. 10.4. 20.00
VARIETÉ ET CETERA BOCHUM
0234 130 03
jeden Mi.-Sa. 20.00, So. 19.00
Fr. 19.4. 20.00, Sa. 20.4. 20.00
Matthias Deutschmann
Räuber spielen
Di. 30.4. 19.30
Kai Magnus Sting & Henning Venske
„Gegensätze“
Fr. 26.4. 20.00, Sa. 27.4. 20.00
Motown - Eine Legende
Suche impotenten Mann fürs Leben
So. 14.4. 18.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
+
Mi. 3.4. 19.30, Fr. 5.4. 19.30, Sa. 6.4. 16.00/19.30,
So. 7.4. 19.00, Di. 9.4. 19.30, Mi. 10.4. 19.30,
Do. 11.4. 19.30, Fr. 12.4. 19.30, Sa. 13.4. 16.00/19.30,
So. 14.4. 19.00, Mi. 17.4. 19.30
So. 21.4. 19.30, Mo. 22.4. 19.30, Di. 23.4. 19.30,
Mi. 24.4. 19.30, Do. 25.4. 19.30, Fr. 26.4. 19.30,
Sa. 27.4. 19.30, So. 28. 4. 19.00, Mo. 29.4. 19.30
Kriszti Kiss & Stefan Keim „Kiss me Keim“
So. 21.4. 19.00, Di. 23.4. 19.30, Di. 30.4. 19.30
Die schöne Magelone
NIMM MICH MIT, ALTER
Gut gegen Nordwind
Kabale und Liebe
So. 28.4. 15.00, Mo. 29.4. 9.00/11.00
+ = trailer Theaterkritik
Fr. 12.4. 20.00, Sa. 13.4. 20.00
Di. 16.4. 20.00
Fr. 5.4. 19.30
Trainspotting
Einmal noch Marseille
Mo. 8.4. 19.30, Do.18.4. 19.30
Geschlossene Gesellschaft
Do. 11.4. 19.30
Elektra
Fr. 12.4. 19.30
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Werther
Emscherblut
So. 14.4. 19.30
Sa. 13.4. 19.30
Fight Club
Mi. 3.4. 20.00
S. – Requiem für Sylvia Plath
„Shakespeares sämtliche Werke“ (leicht
gekürzt)
Fr. 19.4. 19.30
Batman hält die Welt in Atem
Fr. 5.4. 20.00, Sa. 6.4. 20.00
Fr. 26.4. 19.30
„Kein Kind von schlechten Eltern“ KrimiTheater
So. 28.4. 19.30
So. 7.4. 17.00
Krankheit der Jugend
Amphitryon
Lioba Albus & Herr Fröhlich „Erlachet – Sie
auch!“
Mo. 29.4. 19.30
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Fr. 12.4. 20.00
WERK°STADT WITTEN
02302 171 31 65
Nathan
Sa. 13.4. 20.00, Di. 30.4. 20.00
So. 21.4. 20.00
Fanny de Chaillé (FR)
Mi. 17.4. 20.00
Ensemble Fletch Bizzel „Sancho, träumst du
noch von Don Quichotte?
Benefiz
Fr. 19.4. 20.00, Sa. 20.4. 20.00, So. 21.4. 20.00
Di. 9.4. 10.00/12.00
Opernregisseur und Theaterleiter Michael Hampe zeigt, wie man die Handlung des intrigenreichen Spiels „Le nozze di Figaro“, die konkrete Räume erfordert, in die freie Natur
verlagern kann, wo alle Spielarten der Liebe möglich erscheinen und als Quintessenz des
Stücks die Absurdität der Klassengesellschaft vorführen.
Die Buddenbrooks sind nicht nur eine Familie, vor allem sind sie ein Unternehmen. Damit
ist jedes Familienmitglied dem ständigen Zwiespalt zwischen ökonomischer Notwendigkeit
und persönlicher Neigung ausgesetzt. Regisseurin Sibylle Broll-Pape bringt Thomas Manns
Roman über den „Verfall einer Familie“ auf die Bochumer Bühne.
Foto: Matthias Jung
Foto: Ursula Kaufmann
27
Beflügelnd.
Unsere Grugahalle
03 | 04 | 2013
Hansi Hinterseer
Frühlingsmelodien
11 | 05 | 2013
DDT live in Germany
„Anders“
30 | 05 | 2013
Martin Rütter
„Der tut nix!“
29 | 06 | 2013
Herbert Knebels Affentheater
!
erkauft
25 Jahre - JubiläumsshowAusv
12 | 07 | 2013 –
21 | 07 | 2013
42. Sommerfest
an der Grugahalle
18 | 09 | 2013
OTTO
„Geboren um zu blödeln“
28 | 09 | 2013
Willkommen bei Carmen Nebel
Große ZDF Fernsehgala
18 | 10 | 2013
Teddy Show
„Was labersch Du...“
10 | 11 | 2013
Schallplattenbörse
im Foyer
14 | 11 | 2013
Cindy aus Marzahn
„Pink is bjutiful“
06 | 12 | 2013 –
07 | 12 | 2013
Mario Barth
„Männer sind schuld, sagen die Frauen“
15 | 12 | 2013
Paul Panzer
„Alles auf Anfang“
21 | 12 | 2013
Wise Guys
Anti-Depressivum Tour
17 | 01 | 2014
Dieter Nuhr
„Nuhr ein Traum“
Terminstand: März 2013 . Änderungen vorbehalten
Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290
Ganz nah dran
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28
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präsentiert: Festival
präsentiert: Musical
MAYDAY
MASSACHUSETTS
Durch das Motto „never stop raving“
hebt Mayday die Werte der elektronischen Musikkultur hervor.
Über 50 internationale DJs und Liveacts
kommen in die Dortmunder Westfalenhallen, um den Besuchern die gesamte
Bandbreite elektronischer Musik zu
präsentieren. Mit dabei ist auch einer
der gefragtesten Künstler weltweit: DJ
Armin van Buuren aus den Niederlanden.
Eindrucksvoll erzählt das Musical die
Geschichte der legendären Band Bee
Gees und lässt das Publikum an den
entscheidenden Stationen ihres Ruhms
teilhaben – von den Anfängen über die
heiße „Saturday Night Fever“-Zeit bis zu
ihrem letzten großen Album „You Win
Again“. „The Italian Bee Gees“ spielen
alle großen Hits und bieten dabei eine
authentische Live-Performance.
Westfalenhallen Dortmund
Karten an allen bekannten
Vorverkaufsstellen
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Film-ABC
Vorspann
Eine emotionale Achterbahnfahrt mit Sogwirkung: The Broken Circle, S. 35
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
April 2013
FILMSTART-TERMINE
28.3.
4.4.
11.4 18.4.
44
An Enemy To Die For
X
40
Bastard
44
Beautiful Creatures
45
Broken City
X
45
Das hält kein Jahr
X
41
Das Leben ist nichts für Feiglinge
38
Das Wochenende
44
Dead Man Down
X
45
Der unglaubliche Burt Wonderstone
X
32
Die Jagd
38
Die Nordsee – Unser Meer
35
Ein freudiges Ereignis
38
Eine Dame in Paris
42
Free the Mind
X
44
G.I. Joe 2: Die Abrechnung
X
40
Georg Baselitz
X
42
Ginger & Rosa
X
35
Heute bin ich blond
40
I Am a Woman Now
42
Jenseits der Mauern
44
Kiss the Coach
X
35
Mademoiselle Populaire
X
45
Mama
45
Mitternachtskinder
44
Oblivion
41
Peak
42
Rendezvous in Belgrad
35
The Broken Circle
45
Thor – Ein hammermäßiges Abenteuer
45
Unterwegs mit Mum
44
Voll abgezockt
40
You Drive Me Crazy
44
Zimmer 205
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
25.4.
X
X
X
X
X
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Ist gespannt auf thematische Filmfestivals: Lisa Mertens
Cinematicum politicum
Gesellschaftspolitisch und unterhaltsam
Im Spätsommer 2014 soll es soweit sein: Kinder mit Behinderung haben
einen Rechtsanspruch, gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung unterrichtet zu werden. Doch die Idee Inklusion steht momentan unter keinem
guten Stern. Grundschullehrer und Grundschullehrerinnen sehen wenige
Möglichkeiten, der Förderung aller Kinder gerecht zu werden. Zu wenige
Sozialpädagogen, zu große Klassen, dazu die nicht geklärte Finanzierung –
die Klagen der Lehrer sind gerechtfertigt. Das Problem liegt dabei nicht an
der Inklusion per se, sondern an einer Politik, die mit realitätsfremden Zahlen rechnet. Dabei ist es wichtig, dass die Inklusion bereits in der frühesten
Phase der Bildung ansetzt. Wenn früh ein Bewusstsein für die Selbstverständlichkeit der gemeinsamen Partizipation an Gesellschaft geschaffen
wird, kann in Zukunft Vorurteilen gegen Menschen mit Behinderung in der
Berufswelt entgegengewirkt werden. Die 5%-Pflichtquote und Ausgleichszahlungen scheinen zwar ein funktionierendes System zu sein, doch Vorbehalte gegen Arbeitnehmer mit Behinderung sind noch immer verbreitet. Ist
genannte Quote recht unumstritten, wird die Frauenquote in den letzten
Jahren durch alle politischen Lager und Initiativen kontrovers diskutiert.
Trotz der Hinweise, dass Frauen sich schlechter bezahlte Berufe aussuchen,
häufig in Teilzeit arbeiten und wegen Schwangerschaft sowie Kindererziehung pausieren, ist es Fakt, dass Frauen noch immer schlechter bezahlt
werden und es schwieriger haben, in hohe Positionen aufzurücken. Mal
davon abgesehen, dass es nicht einleuchtend ist, warum „frauentypische“
Berufe wie Krankenschwester vergleichsweise schlecht bezahlt werden. Ob
eine gesetzliche Quote hilft, sei dahingestellt. Ganz sicher aber helfen polemische Sprüche nicht. Nüchterne Auseinandersetzung ist das Zauberwort.
Eine Auseinandersetzung mit diesen beiden Themen findet im Monat April
in Form von zwei Filmfestivals statt. Das Festival der Aktion Mensch „Überall dabei“ findet in ganz Deutschland statt. Im Ruhrgebiet werden Oberhausen (19.-21.4.) und Dortmund (25.4.-1.5.) bespielt. Das Kino im Walzenlager
bzw. das Kino im Depot und das SweetSixteen zeigen sechs Kinofilme, die
sich mit Behinderung auseinandersetzen, unter anderem den schwedischen
Erfolgsfilm „Die Kunst sich die Schuhe zu binden“. Im SweetSixteen wird
das Festival zudem begleitet von Ausstellungen, Konzerten, Party und Gesprächsrunden. Dem eigenen Motto werden die Kinos natürlich gerecht und
sind in jeder Hinsicht barrierefrei.
Das zweite Festival ist ebenfalls in Dortmund verortet. Das Internationale
Frauenfilmfestival legt den Fokus vom 9. bis 14.4. auf weibliche Filmschaffende. Ist die Studierendenschaft der Filmhochschulen paritätisch verteilt,
können sich Frauen in der Filmwelt nur selten dauerhaft durchsetzen. Das
IFFF zeigt in vier Kinos und einem Atelier die Bandbreite des filmischen
Schaffens von Frauen. Insgesamt 105 Filme aus 24 Ländern, Kurzfilme,
Stummfilme, politische Filme, Exploitationfilme bieten neben dem Schulfilmprogramm und Weiterbildungsangeboten qualitativ hochwertige Festivaltage.
Zwar sind beide Festivals gesellschaftspolitisch ausgelegt, sie sind dennoch
auch Filmfestivals mit Betonung auf Film. Filme sind Unterhaltung, sind
Erlebnis. Der geneigte Zuschauer muss diesen Monat nicht nur Homo Politicus, sondern darf natürlich auch Homo Ridens sein. Und wenn das Kino
beides verbinden kann, umso besser.
LISA MERTENS
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Film des Monats
Aus Hilflosigkeit wird Wut: Lucas (Mads Mikkelsen) attackiert seinen besten Freund Theo (Thomas Bo Larson)
Hexenjagd
„Die Jagd“ von Thomas Vinterberg
Der 40jährige Kindergärtner Lucas ist allseits beliebt. Doch dann steht ein Gerücht von
Kindesmissbrauch im Raum.
C Eskalation einer Mutmaßung
Lucas (Mads Mikkelsen) steht mit 40 Jahren an einer Zäsur: Er ist frisch von
seiner Frau geschieden, seinen Job als Lehrer hat er nach der Schließung der
Schule verloren. Nun wohnt er alleine in seinem Haus und darf per gerichtlichem Beschluss seine Frau nicht mal mehr anrufen. Seinen schon jugendlichen Sohn (Lasse Fogelstrøm) sieht er nur alle vierzehn Tage. Doch so schlecht
stehen die Dinge nicht: Gerade hat er im Dorf eine Stelle als Kindergärtner
angenommen. Seine attraktive Kollegin Nadja (Alexandra Rapaport) macht
ihm deutliche Avancen, denen auch er nicht abgeneigt ist. Sein Sohn äußert
den Wunsch, zu ihm zu ziehen und die Chancen stehen nicht schlecht, dass
dessen Mutter doch noch nachgibt. Und außerdem sind da die vielen alten
Freunde im Dorf, mit denen er gesellige Abende verbringt und auf die er sich
verlassen kann. Wie fragil all diese Bindungen sind, erfährt Lucas, als ein
vager Verdachtsmoment aufkommt, er hätte sich im Kindergarten an Klara
(Annika Wedderkopp), der Tochter seines besten Freundes Theo (Thomas Bo
Larsen), vergangen.
Schleichendes Gift des Misstrauens
Dies ist kein Psychothriller und auch kein Kriminalfilm: Der Zuschauer weiß
im Gegensatz zu den Figuren im Film von Anbeginn, dass Lucas unschuldig
ist. Auch arbeitet Regisseur Thomas Vinterberg nicht mit genretypischen
Spannungselementen: „Die Jagd“ ist betont schlicht erzählt und erinnert
darin an Vinterbergs größten Erfolg: Der Däne reüssierte 1999 mit dem ersten
Dogma-Film „Das Fest“. Zuvor hatte er mit 24 Jahren als jüngster Absolvent
aller Zeiten sein Studium an der Dänischen Filmschule erfolgreich mit einem
für den Oscar nominierten Kurzfilm abgeschlossen. Sein Langfilmdebüt „Zwei
Helden“ von 1996 blieb hingegen recht unbeachtet. Vinterbergs Karriere blieb
auch danach ein ewiges Hin und Her in Bezug auf den künstlerischen und
finanziellen Erfolg seiner Filme, und auch stilistisch überraschte Vinterberg –
ähnlich wie der Dogma-Mitbegründer Lars von Trier – stets aufs Neue. Mit
„Das Fest“ löste er die Dogma-Forderung nach Selbstbeschränkung und technischer Askese ein, der Nachfolger – das artifizielle Liebesdrama „It's all about
Love“ – wirkte dazu wie eine Antithese. Mit „Die Jagd“ ist er ästhetisch nun
wieder deutlich näher an „Das Fest“. Zwar gibt es hier keinen konsequenten
Verzicht auf technische Mittel wie künstliches Licht, Filmmusik o.ä., aber der
Grundton der Inszenierung ist sehr zurückgenommen. Vinterberg konzentriert
sich ganz auf die Personen und ihr Handeln. Diese Fokussierung in der Beobachtung macht das schleichende Gift des Misstrauens, dass langsam aber
sicher Lucas' Beziehungen zersetzt, um so plastischer spürbar.
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Unwillkürlich erinnert man sich an Arthur Millers „Hexenjagd“, seine dramatische Bearbeitung der amerikanischen Hexenprozesse in Salem als
Kommentar auf die McCarthy-Ära. Man denkt auch an Vinterbergs Landsmann Carl Theodor Dreyer, der 1943 mit „Tag der Rache“ einen in seiner
Art stilistisch strengen, als Kommentar auf die deutsche Besatzung ausgelegten Film zur Hexenverfolgung drehte.
Falschanschuldigung mit Kettenreaktion
Und schließlich erinnert man sich daran, dass sogar der für seine raffinierten Effekte und dramatischen Inszenierungen bekannte Alfred Hitchcock
1956 seinen Film „Der Falsche Mann“ über eine Falschbeschuldigung in
ungewöhnlich zurückgenommener Art ins Bild setzte. Thomas Vinterberg
stellt sich mit seiner modernen Hexenjagd, die die Kehrseite einer für
Missbrauch sensibilisierten Gesellschaft ist, in diese Tradition – und in
seine eigene. Dass „Das Fest“ und „Die Jagd“ bis hin zum Titel künstlerische
Raffinesse hinter die Geschichte zurückstellen, ist kein Zufall. Es gibt auch
eine inhaltliche Nähe der beiden Filme, die „Die Jagd“ wie das Gegenstück
zu „Das Fest“ erscheinen lässt. Während Vinterbergs früher Erfolg die
Mühen zeigte, einen tatsächlichen Kindesmissbrauch innerhalb der Familie
gegen das hohe Ansehen des Täters glaubhaft zu machen, verbreitet sich in
seinem neuen Film eine Falschanschuldigung ganz ohne Mühe. Lucas kann
nur hilflos zusehen, wie das Misstrauen langsam aber sicher alle seine
sozialen Bindungen zersetzt. Auf den Vertrauensentzug reagiert er hilflos
mit Trotz und Wut. Am Ende dieser Kettenreaktion bleibt kaum einer unschuldig – nicht einmal die Kinder, die so gerne als die personifizierte Unschuld gelten. Dagegen ist Lucas für Mads Mikkelsen eine ungewöhnlich
friedliche und sympathische Figur. Bekannt geworden ist er durch die brachialen Werke des Dänen Nicolas Winding Refn („Pusher“, „Walhalla Rising“),
seinen Auftritt als Bond-Gegenspieler in „Casino Royale“ und die schwarzen Komödien „Dänische Delikatessen“ und „Adams Äpfel“. Wie in „Die Jagd“
spielte er in Susanne Biers Dogma-Film „Open Hearts“ oder ihrem Drama
„Nach der Hochzeit“ vergleichbar ruhige, aber vom Schicksal gebeutelte
Figuren. Mikkelsen trägt den Film mit seiner Performance ebenso wie die
anderen Darsteller, darunter die fünfjährige Annika Wedderkopp. Ohne
diese beeindruckende Darstellung der Schauspieler könnte Vinterbergs ruhige
Inszenierung ihre Wirkung nicht entfalten.
CHRISTIAN MEYER
DIE JAGD
Cannes 2012: Bester Darsteller – Mads Mikkelsen
DK/S 2012 - Drama - Regie: Thomas Vinterberg - Kamera: Charlotte Bruus Christensen
mit: Mads Mikkelsen, Th. Bo Larsen, Susse Wold - Verleih: Wild Bunch
Start: 28.3.
BO: Union, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
April 2013
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
WAZ
Das Leben
ist nichts
Herausragend für Feiglinge
von A. Erkau
Bemerkenswert
Ein freudiges
Ereignis
von
R. Bezançon
Best of
Comedy
Mademoiselle
Populaire
von
R. Roinsard
Best of
Drama
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Besondere
Erwähnung
Dead Man Down
von
N. A. Oplev
Sebastian
Ko
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
Die Jagd
von
T. Vinterberg
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Sascha
Westphal
EPD-Film
Mitternachtskinder
von
D. Mehta
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Das hält
kein Jahr
von
D. Mazer
You Drive
Me Crazy
von
A. Thiele
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Ein freudiges
Ereignis
von
R. Bezançon
Mademoiselle
Populaire
von
R. Roinsard
Dead Man Down
von
N. A. Oplev
Das
Wochenende
von
N. Grosse
Mademoiselle
Populaire
von
R. Roinsard
Die Nordsee Unser Meer
von
J. Röver
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Christian
Meyer
choices
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Kultur.Kino.Köln.
Rundschau
Mademoiselle
Populaire
von
R. Roinsard
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Hartmut
Ernst
engels
Kultur.Kino.
Wuppertal
Frank
Brenner
engels
Kultur.Kino.
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Ginger & Rosa
von
S. Potter
Die Jagd
von
T. Vinterberg
Ein freudiges
Ereignis
von
R. Bezançon
Das
Wochenende
von
N. Grosse
Das Leben
ist nichts
für Feiglinge
von A. Erkau
Mademoiselle
Populaire
von
R. Roinsard
You Drive Me
Crazy
von
A. Thiele
Rendezvous in
Belgrad
von
B. Vuletic
Das Leben
ist nichts
für Feiglinge
von A. Erkau
Heute bin ich
blond
von
M. Rothemund
Dead Man Down
von
N. A. Oplev
Das
Wochenende
von
N. Grosse
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
30.3., 17 Uhr BEAUTIFUL CREATURES, CineStar Dortmund
Nach dem Roman von Kami Garcia und Margaret Stohl. Preview, s. S. 44.
17.4., 14.30 Uhr LIEBE, Schauburg Gelsenkirchen
Goldene Palme 2012: Hanekes Drama im Kino-Café.
30.3., 22.30 Uhr ZOMBIES FROM OUTER SPACE, Schauburg Gelsenkirchen
Der geheimnisvolle Filmclub Buio Omega lädt zu einer Sonderveranstaltung.
17.4., 14.30 Uhr DER VORNAME, Filmwelt Herne
Eskalation eines gepflegten Dinners. Kino-Café.
18./19.4., 20 Uhr DER LETZTE KURIER, Kino im U Dortmund
In der Reihe: Filmgebiet Ruhrgebiet, Regisseur Adolf Winkelmann ist
anwesend.
2.4., 15 Uhr DAS SCHWEIN VON GAZA, Casablanca Bochum
Unterhaltsamer sowie ausgezeichneter Film von Sylvain Estibal im OldieKino der VHS.
19.4., 20 Uhr KENNEN SIE KINO?, Schauburg Dortmund
Filmmusik-Quiz mit Livemusik.
3.4., 14.30 Uhr TO ROME WITH LOVE, UCI Bo/Du
Woody Allens letzter Film aus der ewigen Stadt im Kino-Café.
4.4., 19.30 Uhr HALLAM FOE, Babylon Hagen
Drama von David Mackenzie in der Originalversion.
Das Schwein von Gaza
7.4., 11 Uhr DIE ZAUBERFLÖTE: MOZARTS VERMÄCHTNIS, Lichtburg Essen
Premiere. Regisseur Axel Fuhrmann ist anwesend.
21.4., 12.45 Uhr DAS WUNDER DES MALACHIAS, Schauburg Gelsenkirchen
Klassiker, in Gelsenkirchen gedreht. KoKi.
8.4., 20 Uhr PULP FICTION, UCI Bo/Du
Fußmassage und Quarter Pounder: Happy Birthday zum 50., Quentin.
21.4., 18 Uhr UND DANN DER REGEN, Babylon Hagen
Publikumsliebling auf der Berlinale 2011. In der Reihe Kirchen & Kino.
9.4., 19 Uhr GINGER & ROSA, CineStar Dortmund
Eröffnungsfilm des Internationalen Frauenfilmfestivals (IFFF), s. S. 36 und
42.
23.4., 20 Uhr THE BROKEN CIRCLE, Lichtburg Essen
Premiere des einnehmenden Dramas mit anschließendem Konzert, s. S. 35.
Pulp Fiction
25.4., 18.30 Uhr CIGARETTE-DOUBLE FEATURE, StudienKreis Film Bochum
Das Uni-Kino zeigt „Thank you for Smoking“ und „Coffee and Cigarettes“.
26.4., 20 Uhr FILMQUIZ, Kino im U Dortmund
Unterhaltsamer Abend mit Fragen quer durch die Filmgeschichte.
10.4., 20 Uhr OBLIVION, Cinestar Dortmund
Preview der Verfilmung der Graphic Novel von Joseph Kosinski, mit Tom
Cruise und Olga Kurylenko, s. S. 44.
26.4., 23 Uhr COLD SWEAT, Apollo Gelsenkirchen
Midnight-Movie. Eintritt ist frei (bei 5 Euro Mindestverzehr).
12.4., ab 20 Uhr LANGE FILMNACHT, sweetSixteen Dortmund
Im Rahmen des IFFF: Stummfilme und vieles mehr, s. S. 42.
28.4., 18 Uhr VIOLETTA PARRA, Casablanca Bochum
Doku über die chilenische Künstlerin. Sektmatinee.
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Coffee and Cigarettes
25.4., 19 Uhr BLIND, sweetSixteen Dortmund
Eröffnungsfilm des Festivals „Überall Dabei“ der Aktion Mensch (25.4.-1.5.).
10.4., 19 Uhr LIVING IN EMERGENCY, Endstation Bochum
Kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit humanitärer Helfer an
Kriegsschauplätzen.
16.4., 20.15 Uhr JÄGER DES AUGENBLICKS, Astra Theater
Anschließend Filmgespräch mit Regisseur Stefan Glowacz.
Liebe
19.4., 22.30 Uhr GAYBY, Metropolis Bochum
Komödie in der Reihe homochrom. OmU.
8.4., 17.15 Uhr DJANGO UNCHAINED, Union Kino Bochum
Tarantinos neuester Streich im Kino am Montag für 4 Euro.
9.4., 19.30 Uhr NUR MEINER FRAU ZULIEBE, sweetSixteen Dortmund
Komödie mit Cary Grant aus dem Jahr 1948 in der Reihe „Architektur und
Film“ (2.-23.4).
19.4., 18 Uhr ZWILLINGSBRÜDER: 53 SZENEN EINER KINDHEIT,
Walzenlager Oberhausen
Eröffnungsfilm des Festivals „Überall Dabei“ der Aktion Mensch in Oberhausen (19.-21.4.).
Ginger & Rosa
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30.4., 20 Uhr IRON MAN 3, Lichtburg Oberhausen
Preview. Der Rüpelheld Robert Downey Jr. muss erneut die Welt retten.
Iron Man 3
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Filmwirtschaft
Foyer
Lebhafte Fragende im Astra Kino in Essen, Foto: Lisa Mertens
Nicht nur Lola hat es eilig, sondern auch die Produzenten, Foto: Mira Moroz
Engagiert und energisch
Sinkende Budgets allüberall
„Schnupfen im Kopf“ im Casablanca Bochum
Bochum, 25.2. – Da war selbst Andrea Nolte von der Diakonie Ruhr überrascht: So voll
hat sie das Kino bei der Veranstaltungsreihe
„Wahnsinns fette Beute“ noch nie erlebt. Das
autobiographische Doku-Tagebuch von Gamma Bak, das in Ausschnitten den 14jährigen
Filmreihen im Casablanca Weg in und aus der Psychose wiedergibt,
stieß im Anschluss auf geteilte Meinung. Von
„gefallen“ konnte nicht die Rede sein, zu ernst war den Zuschauern das Thema, von welchem sie selbst persönlich oder mittelbar betroffen sind. Muss
der Filme eine Erklärung geben, wie Gamma Bak ihre Psychose überwunden
hat? Oder ist nicht vielmehr jede Psychose so einzigartig, dass der Umgang
mit der Psychose ihrerseits und seitens ihres Umfelds nicht aufschlussreichere Einblicke gibt? Dass es jedoch immer einen individuellen Ausweg aus
der Psychose gibt, dazu ermutigten die Zuschauer sich gegenseitig.
Der Beruf des Filmproduzenten gilt allgemein als glamourös und aufregend,
ein Leben mit Stars, rauschenden Partys und dicken Zigarren. Die Wahrheit
– zumindest in Deutschland – sieht doch anders aus. Das Branchenblatt
„Blickpunkt: Film“ titelte sogar „Kreative Mangelwirtschaft“. Erstmalig seit
langem haben verschiedene Förderinstitutionen eine umfassende Studie
über den deutschen Produktionsmarkt erarbeiten lassen und dabei eine
ganze Reihe interessanter Ergebnisse zu Tage gefördert.
„Sachamanta“ im Endstation Bochum
Bochum, 4.3. – Kameradisten nennen sie sich:
Drei Mitglieder dieses Berliner Filmkollektivs
stellten im Endstation.Kino ihren aktuellen
Film „Sachamanta“ vor. Es geht um die politische Bewegung der Kleinbauern in Argentinien, die sich gegen Landraub und GroßKameradisten im Endstation.Kino grundbesitzer zur Wehr setzen. Wichtiges
Mittel, um in dem entlegenen Landstrich
miteinander zu kommunizieren, sind selbstverwaltete Bürgerradios. Den
Kameradisten, allen voran der Initiatorin des Film-Projekts Viviana Uriona,
hat es der David gegen Goliath-Kampf im Hinterland angetan. Mit ihrem
klassischen Bewegungsfilm touren sie nun durchs Land und fanden auch in
Bahnhof Langendreer ein interessiertes und diskussionsfreudiges Publikum.
„Der Mondmann“ im Astra Essen
Essen 14.3. – Für einige der Schulkinder war
es der erste Besuch im Kino. Erleben konnten
sie ihren Einstand gleich mit einem Regisseurbesuch. Stephan Schesch begrüßte die
Schulklassen und die vereinzelten Erwachsenen fröhlich zu seinem Trickfilm nach dem
Stephan Schesch und sein gleichnamigen Kinderbuch von Tomi Ungerer
neuer Kinofilm und hatte gleich eine Quizfrage vorab: Warum hat er nur einen grüne Jacke an? Die Kinder beantworteten sie nach
dem Film ohne Zögern und forderten mit hochgereckten Fingern nun ihrerseits unzählige Antworten. Wie ein Zeichentrickfilm funktioniere, wer die
Eltern vom Mondmann seien, wie man sich an einem Meteoriten festhalten
könne, das sei doch gar nicht möglich – die Kinder wollten alles genau
wissen. An der Frage, ob der Film ihnen gefallen hatte, ließen sie nach dem
freudigen „Jaaaa!“ keinen Zweifel.
TEXTE/FOTOS: LISA MERTENS/BETTY SCHIEL/LISA MERTENS
Produzentenstudie 2012
Insgesamt sind rund 1.700 Produktionsfirmen in Deutschland tätig, die im
Jahr 2011 4,8 Milliarden Euro umgesetzt haben. Etwa die Hälfte davon entfällt auf klassische Produktionsfirmen, die für Kino und Fernsehen arbeiten,
die andere Hälfte ist im Bereich des Werbefilms tätig. Der klassische Produktionsbereich wiederum teilt sich auf in 75% für TV-Produktionen, 25%
oder rund 614 Millionen Euro entfallen auf den Kinofilm. Die wichtigsten
Umsatzsäulen des Filmproduzenten sind mit 40% die Filmförderung, 32%
sind andere Koproduzenten sowie Eigenmittel. Der Verleih gibt eine Verleihgarantie in Höhe von 10%, in seltenen Fällen (6%) können Erlöse aus
dem Weltvertrieb realisiert werden, und schließlich 12% entfallen auf die
TV-Sender.
Die Mangelwirtschaft wird auch dadurch gekennzeichnet, dass jeder vierte
Kinoproduzent im Untersuchungsjahr 2011 rote Zahlen schrieb, weitere
42% hatten eine Rendite von unter 5%. Die Produzenten von TV-Produktionen sind hingegen solider aufgestellt, wenngleich auch hier sinkende
Margen zu beklagen sind. Die großen Player sind die UFA und Constantin,
die mit 300 Millionen Euro und 180 Millionen Euro exakt 10% auf sich vereinigen. Zusammen mit den nächsten acht Plätzen kontrollieren die Top Ten
53% des Gesamtmarktes. Anders ausgedrückt: 1.690 Produktionsfirmen erreichen nicht einmal die Hälfte des Umsatzes. Auch die durchschnittlichen
Kosten eines Kinofilms können aus der Studie herausgelesen werden, sie betragen kaum 4 Millionen Euro. Dabei ist die Bandbreite der Minutenkosten
relativ, denn sie reicht von etwa 70.000 Euro für Fiction und internationale
Koproduktionen über 30.000 Euro für deutsche Produktionen bis zu 5.500
Euro pro Minute für Dokumentarfilme. Im Bereich der TV-Produktionen liegen die Minutenkosten bei Unterhaltung und Reportage bei unter 2.500
Euro, bei Serien bei knapp 10.000 Euro, und auch der TV-Movie kommt auf
nur rund 15.000 Euro.
Das öffentlich-rechtliche Premium-Produkt, die Tatort-Produktion, muss
sich zunehmend mit einem geringer werdenden Budget zufriedengeben,
mit knapp 1,3 Millionen Euro pro Folge stehen 10% weniger Mittel zur
Verfügung als noch vor knapp 10 Jahren. Realisiert wird die Kostensenkung
durch einen geringeren Aufwand und immer kürzere Produktionszeiten
(23 Drehtage). Gerade bei den Produktionen der TV-Anstalten werden die
sinkenden Budgets und Minutenpreise beklagt, steigen doch die Werbeund Gebühreneinnahmen der Sender seit Jahren stetig an. Über die Qualität der Produktionen trifft die Studie naturgemäß keine Aussagen. Dies
ist sicherlich auch ein deutlich schwierigerer Evaluationsprozess als das
Zusammenstellen der Zahlen. Aber damit ist sicherlich schon mal ein guter
Anfang gemacht, denn über Qualität lässt sich deutlich besser streiten als
über Zahlen!
Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de /foyer
Foyer Nachrichten aus der Kino-Welt
KIM LUDOLF KOCH
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Neue Filme
Das große Glück einer großen Liebe: Elise und Didier
Die Party ist für Sophie bald vorbei
Ein Land für Träumer
Einfach weiterleben
„The Broken Circle“ von Felix van Groeningen
„Heute bin ich blond“ von Marc Rothemund
Ein junges Paar verliert jeglichen Halt, als ihre gemeinsame Tochter lebensbedrohlich erkrankt.
C Emotionale Achterbahnfahrt mit Sogwirkung
Studentin Sophie leidet an einer heimtückischen Krebsart mit geringen Heilungschancen. Mit eisernem Willen kämpft sie um ihr Leben.
C Nuanciertes Krankheitsdrama
Die Tattoo-Künstlerin Elise und Bluegrass-Sänger Didier leben in einer alternativen Traumblase aus selbstrenoviertem Bauernhaus, frei umherlaufenden
Tieren und einem Haufen bärtiger Unikate, mit denen sie musizierend durch
die Kneipen ziehen. Die Blase platzt, als Tochter Maybelle an Krebs erkrankt.
Felix van Groeningen erzählt in „The Broken Circle“ von dem großen Glück
einer großen Liebe – und vom Verlust all dessen, was diese Liebe ausmacht.
Momente höchster Euphorie und tiefster Trauer stehen sich in der achronologischen Montage gleichberechtigt gegenüber, wenn der Zauber des Anfangs
und das Elend der Krankheit parallel montiert werden. Mit seinem Mut zum
unbedingten Gefühl gelingen Van Groeningen Augenblicke von schmerzhaftschöner Intensität, die allen Abstand verlieren lassen. MARIEKE STEINHOFF
Angesiedelt zwischen dem schonungslosen semi-dokumentarischen Stil von
Andreas Dresens Sterbedrama „Halt auf freier Strecke“ und der schwarzhumorigen Variante, die „Heiter bis wolkig“ mit Jessica Schwarz einnahm, gleicht
Marc Rothemunds („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) Krebsdrama noch am
ehesten der US-Independentproduktion „50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“.
Die autobiografische Geschichte wird vom Regisseur auf sensible und findige
Weise adaptiert. Das Spiel der Hauptfigur, nach der Chemotherapie mit unterschiedlichen Perücken in verschiedene Charaktere und Verhaltensmuster zu
schlüpfen, bietet der Nachwuchsdarstellerin Lisa Tomaschewsky („Verbotene
Liebe“) Gelegenheit, ihren Charme und ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis
zu stellen.
FRANK BRENNER
THE BROKEN CIRCLE
HEUTE BIN ICH BLOND
Berlinale 2013: Panorama-Publikumspreis
B/NL 2012 - Drama / Komödie - Regie: Felix van Groeningen - Kamera: Ruben Impens
mit: Johan Heldenbergh, Veerle Baetens - Verleih: Pandora
Start: 25.4.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
D/B 2013 - Drama / Komödie - Regie: Marc Rothemund - Kamera: Martin Langer mit: Lisa Tomaschewsky, Karoline Teska, David Rott - Verleih: Universum
Start: 28.3.
BO: Union, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion
Seltenes Glück zu dritt
Selbstverwirklichung beim Schnellschreibwettbewerb
Auf und Ab
Nostalgie mit Stil
„Ein freudiges Ereignis“ von Rémi Bezançon
„Mademoiselle Populaire“ von Régis Roinsard
Barbara und Nicolas sind jung und verliebt. Als Barbara schwanger wird, beginnt
eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
C Tragikomischer Film über das Eltern-Werden
Rose beherrscht zwar nur das Zwei-Finger-System, aber ihr Chef Louis ist so fasziniert
von ihr, dass er sie zum Schnellschreib-Wettbewerb anmeldet.
C Vergnügliche Zeitreise in die Fifties
Ein bisschen Angst schwingt auch mit, als Barbara und Nicolas erfahren, dass
sie ein Kind bekommen. Barbara ist noch nicht fertig mit dem Studium, Nicolas
jobt in einer Videothek: Die Ausgangslage ist nicht perfekt. Aber irgendwie
arrangieren sich die beiden. Doch Barbara merkt zunehmend, dass das Mutterglück nicht allumfassend ist. Eltern und Freunde nerven mit guten Ratschlägen, auch die Ärzte. Und als dann das Kind da ist und sich alles ändert, wird
die Liebesbeziehung auf eine harte Probe gestellt. Louise Bourgoin, die mit
ihrem Verve und Charme sogar einen Film wie Frédéric Beigbeder „Das verflixte 3. Jahr“ ein wenig gerettet hat, meistert auch Bezançons schwungvolle Entmystifizierung des obligatorischen Mutterglücks.
CHRISTIAN MEYER
Wer würde hierzulande einem Regie-Debütanten einen 15 Millionen Euro-Film
anvertrauen? In Frankreich hatte man das Vertrauen – und wurde von dem
Ergebnis nicht enttäuscht. Denn Regisseur Régis Roinsard lässt in den von
Kameramann Guillaume Schiffman stilvoll komponierten Cinemascope-Bildern jene Zeit wieder auferstehen, in der Emanzipation ein Fremdwort war und
die Frauen noch ihre Chefs anhimmelten. Eine ebenso amüsante wie romantische Reminiszens an die legendären Technicolor-Filme, deren Farbgebung sich
hier in den Dekors und Kostümen wiederspiegelt. Selbst die großartige Hauptdarstellerin Déborah François hat was vom keimfreien Charme einer Doris Day.
Und Romain Duris beweist als ihr misanthropischer Chef ungeahnte komödiantische Qualitäten.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
EIN FREUDIGES EREIGNIS
MADEMOISELLE POPULAIRE
F 2011 - Komödie / Drama - Regie: Rémi Bezançon - Kamera: Antoine Monod
mit: Louise Bourgoin, Pio Marmaï, Josiane Balasko - Verleih: Camino
Start: 4.4.
BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, OB: Lichtburg
F/B 2012 - Drama - Regie: Régis Roinsard - Kamera: Guillaume Schiffman - mit:
Déborah François, Romain Duris, Bérénice Bejo - Verleih: Studiocanal Start: 11.4.
BO: Metropolis/Casabl., DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
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www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
SPECIALS
Eröffnungsfilm:
GINGER & ROSA von Sally Potter
Das Frauenfilmfestival startet mit Sally Potters
aktuellem Film GINGER & ROSA, der in den
1960er Jahre in London spielt in einem Setting
von Kaltem Krieg und sexueller Revolution.
Di 9.4., 19 Uhr, CineStar
Do 11.4. 20 Uhr, Schauburg
GINGER & ROSA
EXZESS
Exzesse überall: Dramatische Zahlen über globale, wirtschaftliche, ökologische und soziale
Krisen bei maximaler Ausbeutung der
Ressourcen für das nie endende Wachstum.
Anlass genug, 2013 den EXZESS ins Visier zu
nehmen und aktuelle wie historische Filme von
Frauen zur Diskussion zu stellen. Vom Stummfilm mit Klavierbegleitung über trashige Exploitationfilme reicht die Bandbreite, von der
Avantgarde bis zum bildgewaltigen Spielfilm:
Über 100 Filme, Vorträge, Performances,
Workshops – Ein sechstägiges Filmfest, zu dem
alle nach Dortmund herzlich eingeladen sind.
WETTBEWERBE
Spielfilmwettbewerb
Acht Spielfilme gehen ins Rennen um den –
mit 25.000 Euro dotierten –Internationalen
Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen. Hier
ist geballtes Können zu entdecken. Intime Geschichten und große Kinobilder vom Roadmovie bis zum Thriller. Die Filme werden von den
Filmschaffenden persönlich präsentiert und in
Filmgesprächen diskutiert.
Jackie
PEACHES DOES HERSELF
Lange Filmnacht
Gefeiert wird der Kurzfilm in witzigen, bissigen und exzessiven Nuancen. Formal abwechslungsreich sind Musikvideos, Animationen
und Experimentelles zu sehen. Dabei werden
auch passende, künstlerische Antworten angeboten rund um die Debatten von Sexismus
und Feminismus im Jahre 2013.
Fr 12.4., ab 20 Uhr, sweetSixteen
Ehrenpreis Dokumentarfilm
Für ihr Lebenswerk bekommt Heddy Honigmann den Dortmunder Ehrenpreis Dokumentarfilm 2013.
Film und Gespräch:
Sa. 13.4., 20 Uhr, Schauburg
Publikumspreis
Über den trailer Ruhr Publikumspreis in Höhe
von 1.000 Euro stimmen die Zuschauer aus
allen aktuellen abendfüllenden Filmen des Programms ab.
Exakte Vision
Hörspiel von U. Haage und U. Voswinckel
Eine Dreiecksgeschichte aus den 1920er Jahren,
die durch François Truffauts Film Jules und
Jim (1962) weltberühmt geworden ist.
Di 9.4. – So 14.4. 10 bis 18 Uhr,
MO Lautsprecher, U4 im Dortmunder U
Stummfilme
Die Reihe Böse Frauen zeigt Stummfilme, in
denen skrupellose und gerissene Frauen Verbrechen aus lauter Spaß am Abenteuer und Lust
am Verbotenen begehen. Doch sie werden
nicht bestraft für ihre Untaten.
Sa 13.4., 15 Uhr, Kino im U
So 14.4., 11 Uhr, Kino im U
Alice Guy ist eine außergewöhnliche Frau in
der Filmgeschichte: Sie war die erste Filmemacherin und eine der ersten, die überhaupt
Filme für ein schaulustiges Publikum drehte.
Zu sehen sind in Dortmund 13 Kurzfilme aus
den Jahren 1900 bis 1907.
So 14.4., 14 Uhr, Kino im U
Rapsodia Satanica
Die italienische Diva Lyda Borelli gibt eine ältere Dame, die sich nach ihrer verlorenen Jugend sehnt und einen Pakt mit dem Teufel
schließt.
Fr 12.4., 20 Uhr, sweetSixteen
Klavier: Maud Nelissen und Joachim Bärenz
Werkstattgespräch Bildgestaltung
Sophie Maintigneux im Gespräch mit Birgit
Gudjonsdottir
Sa 13.4., 13 – 17.30 Uhr, Schauburg
Ticketvorverkauf:
www.frauenfilmfestival.eu und
www.adticket.de
Das ganze Programm und Infos rund
ums Festival:
www.frauenfilmfestival.eu
GOLEM
Die Förderer:
MADAME A DES ENVIE VON ALICE GUY
Die Sponsoren:
Das A bis Z der langen Filme
DIE 727 TAGE OHNE KARAMO
Anja Salomonowitz, A 2013, 80´, Dok
Bi-nationale Paare, die unter der
österreichischen Einwanderungs-Politik leiden. Anschl. Diskussion
Fr 12.4., 18 Uhr, Schauburg
A
ANTON’S RIGHT HERE
Lyubov Arkus, RUS 2012, 110´, Dok
Porträt des Jungen Anton, ein Autist,
für dessen Leben die Regisseurin im
Laufe der Dreharbeiten beginnt, die
Verantwortung zu übernehmen.
Sa 13.4., 18.15 Uhr, Schauburg
B
THE BALLAD OF GENESIS AND
LADY JAYE
Marie Losier, USA/F 2011, 75´, Dok
Industrial-Pionier Genesis Breyer POrridges und seine Partnerin loten
eine radikale Form der Verschmelzung
aus: zwei Körper, die sich angleichen.
Mi 10.4., 20.15 Uhr, Schauburg
C
CANNED DREAMS
Katja Gauriloff, FIN 2011, 81´, Dok
Globale Arbeits- und Produktionsbedingungen zur Herstellung einer Dose
Ravioli und die Träume der Arbeiter_
innen.
Fr 12.4., 20.15 Uhr, Schauburg
CHILDREN OF SARAJEVO
Aida Begić, BIH 2012, 90´
Rahima und ihr kleiner Bruder schlagen sich alleine durch. Sie versucht, das
Sorgerecht für ihn zu erhalten, damit
er nicht in die Hände von Kriminellen gerät.
Mi 10.4., 17.30, Kino im U
COLOMBIANOS
Thora Mårtens, S 2012, 90´, Dok
Zwei Brüder: Der eine weiß genau,
was er will, während der andere verloren durch die Welt pendelt und der
Versuchung durch Drogen erlegen ist.
Dann kommt alles anders.
Do 11.4., 15 Uhr, Kino im U
So 14.4., 16 Uhr, Schauburg
THE CONNECTION
Shirley Clarke, USA 1961, 105´
Eine Gruppe von Jazzmusikern wartet
in einem New Yorker Loft auf ihren
Heroindealer. Cinéma vérité pur.
So 14.4., 14 Uhr, sweetSixteen
C.K.
Barbara Visser, NL 2012, 52´, Dok
Der Finanzleiter des Amsterdamer
Kunstfonds Clemens K. setzt sich ins
Ausland ab – mit 15,8 Mio. Euro in
den Taschen.
Sa 13.4., 20.30 Uhr, Schauburg
D
DEADLY WEAPONS
Doris Wishman, USA 1974, 75´
Lustvoll zelebrierter Dilettantismus
und Sexploitation. Chrystel (Chesty
Morgan) rächt die Mörder ihres Liebhabers, doch der Schrecken nimmt
kein Ende.
Fr 12.4., 22 Uhr, Kino im U
DIALOGUES WITH MADWOMEN
Allie Light, USA 1993, 90´, Dok
Sieben Frauen, darunter die Regisseurin, sprechen über Wahnsinn. Psychiatrische Diagnosen erscheinen
durch die persönlichen Ausführungen
in einem anderen Licht.
Fr 12.4., 16 Uhr, Schauburg
E
EAT SLEEP DIE
Gabriela Pichler, S 2012, 104´
Rasa („Shooting Star“ Nermina
Lukac) verliert ihren Job in der Fabrik
und fragt sich, ob es noch mehr gibt
im Leben als Essen, Schlafen, Sterben.
Fr 12.4., 20 Uhr, Schauburg
So 14.4., 18 Uhr, Schauburg
F
FILIBUS
Mario Roncoroni, I 1915, 69´
Die Baronesse Troixmondes (Cristina
Ruspoli) terrorisiert aus ihrem Zeppelin heraus ganz Sizilien. Eine der ersten lesbischen Darstellungen der
Filmgeschichte.
Klavierbegleitung: Maud Nelissen
So 14.4., 11 Uhr, Kino im U
G
GINGER & ROSA
I
IN THE NAME OF
Małgośka Szumowska, PL 2012, 96´
Adam ist katholischer Priester in der
polnischen Provinz. Als er Łukasz begegnet, fällt ihm die selbst gewählte
Enthaltsamkeit immer schwerer.
Sa 13.4., 17.30, Kino im U
J
JACKIE
Antoinette Beumer, NL 2012, 100´
Sofies und Daans Mutter, die sie nie
kennen gelernt haben, ist erkrankt.
Die Schwestern fliegen nach Amerika
und begegnen Jackie (Holly Hunter),
einem unzugänglichen Althippie. Das
Roadmovie im Wohnmobil kann beginnen.
Fr 12.4., 20 Uhr, Kino im U
L
DIE LEBENDEN
Sally Potter, GB/DK 2012, 89´
Im London der 1960er Jahre – Kalter
Krieg und sexuelle Revolution. Ideologische Differenzen und ein Treuebruch stellen die Freundschaft der
Teenager Ginger und Rosa auf die
Probe.
Di 9.4., 19 Uhr, CineStar
Do 11.4., 20 Uhr, Schauburg
Barbara Albert, A/D/PL 2012, 112´
Sita ist 25 und studiert Germanistik.
Gegen den Willen ihres Vaters beginnt sie, in der belasteten Vergangenheit ihres geliebten Großvaters zu kramen. Eine Reise, die sie von Berlin
über Wien und Warschau bis nach
Rumänien führt.
Fr 12.4., 17.30 Uhr, Kino im U
GOOD HUSBAND, DEAR SON
LEONES
Heddy Honigmann, NL 2001, 50´,
Dok Ein bosnisches Dorf, im Krieg
komplett niedergebrannt. Frauen und
Kinder wurden verschont, sie erzählen
von den Toten. Dortmunder Ehrenpreis Dokumentarfilm.
Sa 13.4., 20 Uhr, Schauburg
Jazmín López, ARG/F/NL 2012, 82´
Fünf Freunde wandern durch einen
Wald. Irgendwann können sie nicht
mehr verheimlichen, dass ihre Situation sehr besonders ist.
Mi 10.4., 20 Uhr, Schauburg
Sa 13.4., 11 Uhr, Schauburg
GRANDMA LO-FI
I. Birgisdóttir, O. Jónsson, K.
Kristjánsdóttir, IS/DK 2011, 65´, Dok
Mit 70 Jahren beginnt Sigrídur Níelsdóttir, ihre eigene Musik vom Wohnzimmer aus zu veröffentlichen. Eine
Selfmade-Musikerin mit Kultstatus.
Anschl. Performance des ensemble
labsa.
Sa 13.4., 20 Uhr, Plateau
GUT RENOVATION
Su Friedrich, USA 2012, 81´, Dok
Friedrich dokumentiert die radikale
Gentrifizierung ihrer Nachbarschaft
Williamsburg in Brooklyn, wo Handwerker und Künstler durch Bauspekulanten verdrängt werden.
Mi 10.4., 18 Uhr, Schauburg
So 14.4., 12 Uhr Schauburg
H
THE HOUSES THAT ARE LEFT
Shelly Silver, USA 1991, 76´
Chris und ihre drei Freunde arrangieren sich mit ungeliebten Jobs und
mehr oder weniger erfüllten Beziehungen. Was sie nicht wissen: Sie stehen unter Beobachtung aus dem Jenseits.
Do 11.4., 18 Uhr, Schauburg
HUMANOIDS FROM THE DEEP
Barbara Peeters, USA 1980, 81´
Monster stiften Unheil in einer Kleinstadt. Eine Mischung aus Science-Fiction und Horror-Trash aus der Exploitation-Schmiede von Roger
Corman.
Mi 10.4., 22.30 Uhr, Kino im U
M
MOTHER’S SOUL
Pham Nhue Giang , Vietnam/F 2011,
93´ Während ihre Mutter sich mit
einer unglücklichen Liebe beschäftigt,
gibt Thu all ihre Zuwendung dem
Waisenjungen Dang. Die Auswirkungen des Kapitalismus in einer vormals
kommunistischen Gesellschaft.
Mi 10.4., 20 Uhr, Kino im U
P
PEACHES DOES HERSELF
Peaches, D 2012, 80´
Eine fulminante Electro-Rock-OperShow, in der Peaches zunehmend in
Konflikt mit den Erwartungen ihrer
Fans gerät und sich in eine atemberaubende Transsexuelle verliebt.
Sa 13.4., 22 Uhr, sweetSixteen
PLUTO
Shin Su-won, Korea 2012, 114´
Im Bestreben, zum Club der Besten
zu gehören, trifft ein Schüler auf eine
skrupellose Elite, die über Leichen geht.
Thriller
Fr 12.4., 11.30 Uhr, Kino im U
Sa 13.4., 20 Uhr, Kino im U
Q
THE QUEEN OF VERSAILLES
Lauren Greenfield, USA 2012, 103´,
Dok Eine Metapher für den US-Wirtschafts-Wahnsinn: Der Milliardär
David Siegel und seine Frau Jackie
planen, das größte private Wohnhaus
der Welt zu bauen. Nach dem FinanzCrash 2008 wird ihr gescheiterter Versailles-Bauplan zu einem Problem.
Mi 10.4., 16 Uhr, Schauburg
Sa 13.4., 18 Uhr, Schauburg
R
RAPSODIA SATANICA
Nino Oxilia, I 1917, 45´
Die alternde Diva Alba d’Oltrevita
(Lyda Borelli) sehnt sich nach ihrer
verlorenen Jugend und schließt einen
Pakt mit dem Teufel: Mephisto
schenkt ihr ewige Jugend, wenn sie
auf die Liebe verzichtet.
Klavierbegleitung: Joachim Bärenz
Fr 12.4., 20 Uhr, sweetSixteen,
Auftakt der Langen Filmnacht
S
SEARCHING FOR SUGAR MAN
Malik Bendjelloul, S/GB 2012, 86´,
Dok Oscar-prämiertes Porträt über
den amerikanischen Musiker Sixto
Rodriguez, der in Südafrika zum Star
wurde, ohne es zu wissen.
Do 11.4., 11 Uhr, Kino im U
SNACKBAR
Meral Uslu, NL 2012, 83´
In Alis Imbiss treffen sich die marokkanischen Jugendlichen aus dem Viertel.
Es ist ein guter Ort, aber was ist, wenn
Alis Backgammon-Sucht alles aufs
Spiel setzt?
Do 11.4., 20 Uhr Kino im U
SUBURBIA
Penelope Spheeris, USA 1983, 94´
Kultfilm über die Punk-Szene in L.A.
The Rejected-Gang bekommt heftigen Ärger mit den spießigen „Bürgern
gegen Kriminalität“.
Do 11.4., 22.30 Uhr, Kino im U
V
LES VAMPIRES / JUDEX
Musidora als Ganovin in zwei spektakulären Stummfilm-Serien. Klavierbegleitung: Joachim Bärenz
Sa 13.4., 15 Uhr, Kino im U
VARIETY
Bette Gordon, USA 1983, 100´
Christine jobbt als Kassiererin in
einem Pornokino. Statt an diesem Ort
Objekt des Blicks zu werden, nimmt
sich Christine den Raum für sich
selbst, dreht Blickstrukturen um.
So 14.4., 16 Uhr, sweetSixteen
W
WATCHTOWER
Pelin Esmer, TK 2012, 97´
Nach einem traumatischen Erlebnis
geht Seher mit Nihat eine Notgemeinschaft in einem entlegenen
Wachturm in den Bergen ein.
Do 11.4., 17.30 Uhr, Kino im U
Y
YOUNG AND WILD
Marialy Rivas, Chile 2011, 92´
Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Bloggerin, die im Umfeld einer religiösen Familie ihre sexuellen Interessen auscheckt.
Sa 13.4., 22.30 Uhr, Schauburg
Neue Filme
Mal poetisch, mal profan: die Nordsee
Beim Abendessen brechen alte Konflikte auf
Wasserwelten
Dieser Moment
„Die Nordsee – Unser Meer“ von Jörn Röver
„Das Wochenende“ von Nina Grosse
Regisseur Jörn Röver taucht ein in die nordische Natur.
C Eindrucksvoller Dokumentarfilm
Ein RAF-Terrorist kommt aus dem Gefängnis und begegnet Weggefährten.
C Dicht inszeniertes Thrillerdrama
„Mann, kann das hier langweilig sein. Und dann diese magischen Momente …“ So eröffnet Schauspieler Axel Prahl seinen Off-Kommentar zu diesem Naturfilm, der sich der Nordsee widmet und dabei von Deutschland
aus gen Dänemark, Norwegen, Großbritannien und Niederlande reist. Die
Kameras über, auf und unter Wasser, so bietet der Film malerische bis
abenteuerliche Einsichten. Den Fokus bildet die Tierwelt, aber mitunter begegnet man auch dem Menschen, sei es als Urlauber, sei es als Postbote
zwischen den Halligen. Der Kommentar bewegt sich dabei zwischen profund, profan und poetisch und neigt gelegentlich, mal schnackend, mal
schnippig, zur Vermenschlichung der tierischen Protagonisten. Große Reise
durch Ebbe, Flut, Felswatt und Kaltwasserkoralle.
CARLA SCHMIDT
DIE NORDSEE – UNSER MEER
D 2013 - Dokumentarfilm - Regie und Buch: Jörn Röver - Kommentar: Axel Prahl
Verleih: polyband
Start: 18.4.
DO: Cinestar, DU: Filmforum
Besuch bei der alten Dame
Unangepasst
„Eine Dame in Paris“ von Ilmar Raag
Eine Estin tritt einen Job in Paris an. Dort erwartet sie neben einer trotzigen Alten die
Fremde.
C Melancholisches Drama
Nach dem Tod ihrer Mutter nimmt die Estin Anne (Laine Mägi) einen Pflegejob
in Paris an. Stéphane (Patrick Pineau) hat sie engagiert, Anne soll sich um die
80-jährige, ebenso betuchte wie unangepasste Frida (Jeanne Moreau) kümmern. Die allerdings zeigt sich wenig begeistert, gibt sich trotzig und schikaniert ihre neue Mitbewohnerin. Anne erkundet derweil Paris – und sucht Halt
in der Fremde. Regisseur Ilmar Raag verarbeitet mit seinem Drama eigene
Erfahrungen mit seiner Mutter. Skizzenhaft und stimmungsvoll erzählt er vom
Alter, von Fremde und Heimat, von Einsamkeit und von Paris. Melancholische
Sinnsuche mit kleinen Spitzen auf Mann, Frau und Frankreichs Hauptstadt,
getragen von einer wundervollen, grantigen Jeanne Moreau. HARTMUT ERNST
EINE DAME IN PARIS
F/EST/B 2012 - Drama - Regie: Ilmar Raag - Kamera: Laurent Brunet mit: Jeanne Moreau, Laine Mägi, Patrick Pineau - Verleih: Arsenal
Start: 18.4.
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
„Da war dieser Moment, dass man eingreift. Die Möglichkeit einer Veränderung.“ Regelmäßig setzt sich der deutsche Film mit Momenten wie diesen auseinander, Momente, aus denen heraus sich in den ausgehenden 1960er Jahren
Menschen radikalisierten, organisierten und die RAF formierten. Inzwischen,
über vier Jahrzehnte später, nähert sich das Kino dem Thema nicht mehr nur
über den historischen Rückblick. Inzwischen fiktionalisiert die Leinwand die
Terroristen von einst, beruft sich nicht zwingend auf reale Figuren. Und da der
eine oder andere Gefangene heute seine Haftstrafen abgesessen hat, fragt das
Kino, was bei der Rückkehr in die Freiheit geschieht. So geschehen 2008 mit
der Racheparabel „Schattenwelt“, so geschehen mit diesem Drama von Nina
Grosse. In beiden Filmen kommt der Protagonist nach zwei Jahrzehnten aus
dem Knast. In „Schattenwelt“ begegnet er der Tochter eines Mannes, für dessen Tod er verantwortlich zeichnet. In „Das Wochenende“ begegnet Jens
Kessler (Sebastian Koch) nach 18 Jahren seinen einstigen Mitkämpfern.
Kessler wurde seinerzeit für einen Mord verurteilt, überführt wurde er durch
den Verrat aus eigenen Reihen. Die erste Schritte in die Freiheit führen ihn zum
ländlichen Wohnsitz seiner Schwester Tina (Barbara Auer), die ihn, ebenso fürsorglich wie überfordert, aufnimmt. Tina lädt Freunde ein: Henner (Sylvester
Groth), der damals ausstieg, als der Widerstand beschloss, für die Sache zu
morden, und der später ein streitbares Buch veröffentlichte. Auch Inga (Katja
Riemann) erscheint, die einstige Geliebte Kesslers, mit dem sie einen erwachsenen Sohn hat. Inzwischen ist sie gutbürgerlich mit Ulrich (Tobias Moretti)
verheiratet. Schon bald führt Kesslers rachsüchtige Suche nach dem Verräter
von damals zu der Einsicht: Es mag einen Verräter geben, die Sache aber haben
sie allesamt verraten.
Mit stimmungsvoller Kameraarbeit liefert Nina Grosse ein intensives und dabei
überraschend kurzweiliges Kammerspiel, in dem sich die Figuren szenisch
begegnen, duellieren, reiben, lieben. Die Last der Materie umgeht der Film
geradezu frech, indem er die Konflikte allesamt nicht vertieft, sondern sie bloß
streift, punktuell eskalieren lässt, abbricht. Man kann dem Film damit durchaus Oberflächlichkeit vorhalten. Das Script, das auf dem Roman von Bernhard
Schlink basiert, hätte ohne Probleme für einen immer noch kurzweiligen Zweieinhalbstünder gereicht. Zugleich bildet die Andeutung auch die Stärke des
Dramas, bietet sie doch das Potenzial zu reichhaltiger Reflexion und wirkt
dabei weder verkopft noch überanstrengt. Nein, die Ansätze sind stark genug,
die Dialoge sind es, vor allem aber die Figuren: Der Überzeugungstäter, der
Aussteiger, die Mitläuferin, die ewig Unentschlossene, zu denen sich Ingas Kinder gesellen (Robert Gwisdek, Elisa Schlott), also der Nachwuchs, der unter
zerbrochenen Familienstrukturen leidet. Allesamt verkörpert von einem starken
Cast, das dieses visuell und dramaturgisch überzeugend dicht inszenierte Thrillerdrama souverän trägt.
HARTMUT ERNST
DAS WOCHENENDE
D 2012 - Drama - Regie: Nina Grosse - Kamera: Benedict Neuenfels mit: Katja Riemann, Sebastian Koch, Tobias Moretti - Verleih: Universum Start: 11.4.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 7.4. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Wochenende
38
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Roter Teppich
Ungewohnter Look: Katja Riemann in „Das Wochenende“
„Mein Herz schlägt für künstlerische Prozesse“
Katja Riemann über „Das Wochenende“, das Entwickeln einer Rolle und die RAF
Seit 20 Jahren gehört Katja Riemann zu den das eine Vorgabe durch den Roman oder das
großen Stars der deutschen Filmlandschaft. Drehbuch?
Nach Anfängen in Unterhaltungsfilmen wie Nee, das war meine Idee. Ich bin eigentlich zu jung
für die Rolle, und die Frage war,
„Der bewegte Mann“, „Stadtgespräch“ oder „Die Apotheke- „Man muss sich nicht nur in mit welchen Mitteln versucht
rin“ konzentrierte sie sich mehr eine Rolle einfinden, sondern man, das Alter zu erreichen. Dasie auch erfinden“
her sagte ich, wir müssen meinen
und mehr auf anspruchsvollere
Typ komplett verwandeln, das ist
Rollen in Filmen wie „Rosenstraße“, „Ich bin die Andere“ oder „Der Ver- viel interessanter, als mir Gummimilch ins Gesicht
dingbub“. Aktuell kann man sie in der Bern- zu reiben. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich
hard-Schlink-Adaption „Das Wochenende“ in mit derlei Mitteln arbeite; bei den Filmen „Das
ungewohntem Look in der Rolle der Inga Lansky wahre Leben“, „Verdingbub“ und „Relativitätstheorie der Liebe“ habe ich ebenfalls mit kompletter
auf der Leinwand sehen.
Verwandlung gearbeitet.
trailer: Frau Riemann, wie würden Sie Ihre Rolle
Hat Ihnen das geholfen, sich leichter in die Fiin „Das Wochenende“ charakterisieren?
Katja Riemann: Ich denke, das Lebensthema von gur der Inga Lansky einzufinden?
Inga ist ihre Ambivalenz zu ihrer Lebenssituati- Na ja, ich würde sagen: andersherum. Es gilt ja
on, ihre Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. nicht nur sich einzufinden, sondern sie zu erfinSie verdrängt die Geschichte mit dem Vater ihres den. Eine Figur muss man ja auch kreieren, und da
Sohnes. Sie ringt mit der aus dieser Verdrängung gibt es innere wie auch äußere Mittel, da gibt es
resultierenden Schwermütigkeit und den immer ein Auf-die-Figur-Zugehen und ein Die-Figur-anwiederkehrenden depressiven Schüben. Ich habe sich-Heranziehen. Aus dem Konglomerat habe ich
versucht, diese Frau, die ein bisschen älter ist als meine Inga entwickelt. Eine andere Schauspielerin
ich, aus diesem Gedanken der Schwermut und der hätte dieselbe Rolle sicherlich anders gespielt.
Erschöpfung zu spielen. Deswegen ist sie wahrscheinlich auch mit so einem „gesunden“ Mann Haben Sie den Roman im Vorfeld gelesen oder
sich sogar mit Bernhard Schlink darüber auszusammen, der heiter und pragmatisch ist.
getauscht?
Und was ist ihre Funktion in Bezug auf die an- Na klar habe ich den Roman gelesen. Ich habe für
die Vorbereitung alles von Schlink gelesen, weil
deren Figuren des Films?
Ich würde denken, dass sie das Verbindungsstück man ja nicht weiß, ob das vielleicht in irgendeiner
der anwesenden Personen ist; die die Zeiten, von Weise hilfreich sein könnte. Und ich habe tausend
denen gesprochen wird, in sich vereint, die sich in RAF-Filme und tausend RAF-Bücher gelesen, um
ihr reiben und von denen sie sich wiederum zerrei- innerhalb des Umfeldes sicher zu sein. Das hat
ben lässt. Sie ist zentral, aber passiv. Sie betrach- aber nicht wirklich was für die Schauspielerei
tet, statt zu handeln. Das ist ihr Thema, ihr Trau- dieser spezifischen Rolle gebracht. Herrn Schlink
ma; ihr „Need“, würde Lee Strasberg sagen. Am durfte ich kennenlernen, als er uns einmal am Set
Ende dann die Katharsis: Sie entscheidet sich für besuchte. Was vielleicht noch von Interesse sein
ihr eigenes Wohl aus einem Moment heraus und könnte, ist, dass es meine Figur bei Schlink nicht
für einen Moment, um etwas zu beenden, was sie gibt, bzw. sie im Buch bereits tot ist. Das gab uns,
vor langer Zeit begonnen hat und zu verdrängen meiner Regisseurin und mir, auch eine schöne
versuchte. Sie geht in die Aktion, um wieder atmen Freiheit in Bezug auf die Figurenentwicklung.
zu können. Sie dreht sich quasi aus der Mitte herWie wichtig sind im Film die politischen Hinteraus, um ihren Mittelpunkt in sich zu stabilisieren.
gründe der Geschichte?
Sie sind in „Das Wochenende“ mit untypischer Der Film erzählt von Menschen, die sehr politisiert
Frisur und ungewohntem Look zu sehen. War in die Welt hineingegangen sind. Einer von ihnen
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
39
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hat sich sogar radikalisiert. Er ist in den Untergrund gegangen und hat irgendwann eine Waffe
in die Hand genommen. Die anderen haben letztlich einen bürgerlichen Weg gewählt, indem sie
nach ihrem Studium Ärzte, Juristen Studienoberräte oder was auch immer geworden sind. Ich
weiß nicht, ob man so schlicht sagen kann, dass
sie mit der Wahl dieses Lebenswegs das verraten
haben, womit sie früher in die Welt gegangen
sind. Als junger Mensch ist man radikal, gerade
weil man jung ist und erst mal in die Opposition
geht, was gut und richtig ist. Sonst würde sich
die Welt nicht bewegen.
Wie haben Sie selbst damals die RAF und ihre
Aktionen wahrgenommen?
Ich war ein sehr kleines Kind zu Zeiten der RAF,
aber ich erinnere mich an das Fahndungsbild, das
bei uns in der Sparkasse hing und mit 10.000 DM
ausgelobt war. Darauf waren Meinhof, Baader,
Ensslin, Raspe nicht zu erkennen, aber sie waren
es wohl. Später erinnere ich mich an die Nachrichten, die mit Bonn und Mogadischu eingeleitet
wurden. Und die Politisierung, die vielleicht ausgelöst durch die RAF in meiner Generation entstand, die dann dazu führte, Häuser zu besetzen,
sich auf die Startbahn West zu setzen oder auf
Gleise, um gegen Gorleben zu protestieren, auch
die 1. Mai-Demos ...
Sowohl im Theater als auch beim Film pendeln Sie zwischen leichter Publikumskost und
anspruchsvollen Werken. Wofür schlägt Ihr
Herz?
Leichte Publikumskost? Was sollte das Ihrer
Meinung nach sein? „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ – das war mein letztes Theaterstück.
„Das Wochenende“? – das ist mein neuer Kinofilm. „Verratene Freunde“? – das ist mein neuer
TV-Film. Also, ich sag mal so: Mein Herz schlägt
für die Herausforderung, mein Herz schlägt für
künstlerische Prozesse, für Inspiration und Kreation und für gemeinschaftliche Entwicklungen
und Arbeiten. Und da ist es dann piepegal, ob es
leichte oder schwere Kost ist oder ein Menü, if
you know what I mean ...
INTERVIEW: FRANK BRENNER
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Neue Filme
Ganz normales Verkehrschaos in Mumbai, Indien
Malerei auf den Kopf gestellt: Georg Baselitz im Atelier
Fernfahrer
Knietief in der Kunst
„You drive me crazy“ von Andrea Thiele und Lia Jaspers
„Georg Baselitz“ von Evelyn Schels
Autofahren unter erschwerten Bedingungen – das versuchen eine Deutsche in Indien,
ein Amerikaner in Japan und eine Koreanerin in Deutschland.
C Dokumentarische Culture-Clash-Komödie
Zum 75. Geburtstag des einstmals jungen Wilden gelingen private und aufschlussreiche Einblicke in seinen Schaffensprozess.
C Intimes Künstlerporträt
Das Auto steht in den meisten Ländern im Zentrum der Gesellschaft: Es verbindet die abgelegensten Orte. Mit seiner individuellen Handhabe ist es für
viele Menschen ein Symbol für Freiheit. Die Autos sind vergleichbar, doch die
Gesellschaft drumherum unterscheidet sich in den Ländern. So sind die
Deutsche Mirela in Indien, der Amerikaner Jake in Japan und die Südkoreanerin Hye-Won in Deutschland zunächst überrascht, ihren Führerschein in
der Ferne noch einmal machen zu müssen. Dabei lernen sie nicht nur das
Fahren unter ihnen fremden Bedingungen, sie lernen auch die Fremde besser
kennen. Den Regisseurinnen ist damit eine dokumentarische Culture-ClashKomödie gelungen.
CHRISTIAN MEYER
Bis zur Biennale 1980 hatte er es schwer: Wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ aus der Kunsthochschule in Ostberlin entlassen, halfen selbst die inszenierten Skandale der Galeristen nicht, die Bilder von Baselitz populär zu
machen. Doch ein Eklat in Venedig öffnete schließlich die Tür für den internationalen Durchbruch. Evelyn Schels ist eine langjährige Vertraute des Ehepaares Baselitz und konnte daher einen besonders freimütigen Blick auf den als
grimmig und verschlossen geltenden Maler und Bildhauer werfen, der die Kunst
wortwörtlich auf den Kopf stellte.
SILVIA BAHL
D 2012 - Porträt / Biographie - Regie: Evelyn Schels - Kamera: Christian Meckel,
Wolfgang Lehner - mit: Georg Baselitz - Verleih: Alamode
Start: 11.4.
E: Filmkunsttheater
YOU DRIVE ME CRAZY
D/F 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Andrea Thiele, Lia Jaspers
Kamera: Sebastian Bäumler - Verleih: RealFiction
DO: sweetSixteen
GEORG BASELITZ
Start: 18.4.
trailer verlost 2x2 Karten.
E-Mail bis 7.4. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Baselitz
Spielt ein perfides Spiel: Mathilda (Antonia Lingemann)
Ein erfülltes Leben als Frau
Täter und Opfer
Perfekt
„Bastard“ von Carsten Unger
„I am a Woman now“ von Michiel van Erp
Ein Kind wird entführt, zwei Jugendliche geraten unter Verdacht.
C Spannendes Psychodrama
Fünf Frauen, die mal Männer waren, erzählen von ihrem Leben.
C Sympathische Doku über Transgender-Frauen
Als der neunjährige Nikolas entführt wird, nimmt sich die Polizeipsychologin
Claudia Meinert (Martina Gedeck) der Eltern an. Wenig später steht ein dreizehnjähriger Schüler (Markus Krojer) im Haus und beginnt ein perfides Spiel.
Die gleichaltrige Mathilda (Antonia Lingemann) steht ihm dabei zur Seite. In
seinem Spielfilmdebüt spinnt Regisseur Carsten Unger einen verstörend spannenden Genremix aus Krimi, Psychothriller und Sozialdrama. Vorneweg überzeugen die beiden jugendlichen Hauptdarsteller, die ihr Spiel so emotionskalt
verfolgen wie dereinst die Protagonisten aus Michael Hanekes „Funny Games“,
nur dass Unger den Tätern hier ein Motiv verpasst. Atmosphärische, originell
gesponnene Genrekost mit sozialkritischer Note.
HARTMUT ERNST
Sie heißen Jean, Corinne, Marie-Pierre, April und Colette, und sie verehren
allesamt einen Menschen wie einen Heiligen: Dr. Georges Burou aus Casablanca. Die Protagonistinnen dieser sympathischen Doku sind allesamt
Transgender-Frauen, die in den 60er und 70er Jahren als Mann zu Dr. Burou
reisten und als Frauen wiederkehrten. „Ich bin in Casablanca geboren“, sagt
eine von ihnen, und spricht so manch anderer aus der Seele. Der Film bittet
die selbstbewussten Damen zum Interview und porträtiert sie fernab von
Exotik oder Melodramatik. Nein, Regisseur Michiel van Erp bietet musikalisch munter unterlegte Ein- und Rückblicke, die zwar auch von Leid und
Diskriminierung, aber noch vielmehr von einem erfüllten zweiten Leben
erzählen.
HARTMUT ERNST
BASTARD
I AM A WOMAN NOW
Festival Film Policier, Liege 2012: Bestes Drehbuch
D 2011 - Thriller - Regie: Carsten Unger - Kamera: Lars Petersen - mit: Martina Gedeck,
Markus Krojer, Antonia Lingemann - Verleih: W-Film
Start: 18.4.
E: Filmkunsttheater
Int. Schwulen- und Lesben-Festival San Francisco 2012: Dokumentarfilm-Preis
NL 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Michiel van Erp - Kamera: Mark van Aller
Verleih: Neue Visionen
Start: 18.4.
DO: sweetSixteen
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Gespräch zum Film
Skiurlaub in der Steinwüste
Schneematsch
Regisseur Hannes Lang, Foto: Hannes Lang
Grundversprechen des Kinos
Regisseur Hannes Lang über seinen Film „Peak“
„Peak“ von Hannes Lang
Im Winter verschneit und bevölkert, im Sommer trostlos und verlassen: Der Skitourismus hinterlässt seine Spuren in der Bergwelt.
C Erschreckender Blick hinter die Kulissen eines Skigebiets
Hannes Lang, selber in den österreichischen Bergen aufgewachsen, erforscht
in langen, statischen Einstellungen die Veränderungen in der Bergwelt durch
den Skitourismus. Langs Blick zeigt die erschreckenden Folgen des Versuchs,
die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen in der Natur mit
technischen Mitteln einzudämmen. Wenn man den Teufel mit dem Beelzebub
austreiben will, dann produziert man absurde Bilder. Lang fängt sie ein: Unkommentiert lässt er das Absurde auf das Logische und das Schöne auf das
Hässliche prallen – auch auf der Tonebene. Selbst wenn die Ästhetik des Films
mitunter maniriert wirkt: Die Langsamkeit lässt Raum für Erkenntnisse und
Rückschlüsse.
CHRISTIAN MEYER
PEAK
D/I 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Hannes Lang - Kamera: Hajo Schomerus,
Thilo Schmidt - Verleih: Farbfilm
Start: 28.3.
DO: sweetSixteen
Hannes Lang, 1981 in Brixen in Italien geboren, lernte zunächst Tischlern
und Technisches Zeichnen, bevor er an der Kunsthochschule für Medien
Köln studierte. „Peak“ ist sein erster Kinofilm.
trailer: Herr Lang, das Thema der landschaftlichen Veränderungen
durch den Wintersport ist nicht neu. Was lag Ihnen daran, einen Film
darüber zu machen?
Hannes Lang: Ein Film wie „Peak“, der sich mit den sichtbaren Veränderungen der alpinen Landschaften auseinandersetzt, ermöglicht durch sein
konkretes Abbilden, dass ein Zuschauer eine konkrete Erfahrung machen
kann – dass er sieht, hört, spürt und so im besten Falle Anregungen findet,
um sich mit dieser Realität auseinandersetzen zu können. Der Film muss eine
Erfahrung für den Zuschauer sein, die er zuvor noch nicht gemacht hat, um
einen Prozess in Gang zu bringen. Dabei müssen die Themen nicht immer
neu sein – wie sonst könnte es beispielsweise so viele Liebesfilme geben –
sondern einen anderen Blickwinkel auf etwas Bekanntes vorschlagen.
Hatten Sie keine Probleme, Drehgenehmigungen oder Statements zu
bekommen? Ihr Film preist nicht gerade die Leistungen des Wintersporttourismus …
Es war allen Beteiligten von Anfang an klar, dass „Peak“ kein Imagefilm
für die Alpen werden würde. Mir geht es aber nicht darum, den einzelnen
Unternehmer zu verteufeln, der versucht, in einer Region, die aufgrund ihrer
geologischen Grundvoraussetzungen im globalen Gefüge wenig Überlebenschancen hätte, eine rentable Industrie zu unterhalten. Aber den meisten
Menschen wird klar sein, dass wir uns am Limit des Tragbaren befinden.
Die Natur kränkelt, die Paradiese gibt es nicht mehr, oder sie müssen durch
einen massiven Aufwand an Technik aufrechterhalten werden.
Grufti-Girl, Kleinkrimineller, und dazwischen der Papa
Manchmal möchte ich schreien
„Das Leben ist nichts für Feiglinge“ von André Erkau
Als die Mutter stirbt, müssen Vater und Tochter ihr Leben neu ordnen.
C Erfrischende Tragikomödie
Kim (Helen Woigk) ist 15, als ihre Mutter stirbt. Das unangepasste Grufti-Girl
und ihr Vater Markus (Wotan Wilke Möhring) versuchen gerade, mit der Situation klar zu kommen, da steht schon die nächste Herausforderung an: Der
Gesundheitszustand von Oma Gerlinde (Christine Schorn) verschlechtert sich.
Ein Kleinkrimineller und eine lebenslustige Altenpflegerin bringen Schwung
in die Trübsal. Man mag dieser Tragikomödie vorwerfen, sie sei verklärt und
nähere sich den Konflikten nur oberflächlich. Zugleich aber ist eben diese
Leichtigkeit auch die Stärke des Dramas: Mit verschrobenen Figuren und tollen Darstellern vermag Regisseur André Erkau („Arschkalt“) nicht nur leichthändig zu unterhalten, sondern ebenso zu berühren.
HARTMUT ERNST
DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE
D/DK 2012 - Drama / Komödie - Regie: André Erkau - Kamera: Ngo The Chau
mit: Wotan Wilke Möhring, Helen Woigk, Christine Schorn - Verleih: NFP Start: 18.4.
DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Es gibt vor allem Bilder außerhalb der üblichen Tourismussaison in den
Bergen. In welchem Zeitraum fanden die Dreharbeiten statt?
Die Dreharbeiten fanden zu 80% außerhalb der touristischen Hochsaison
statt, weil der Film zeigen will, welche Produktionsprozesse hinter dem Skitourismus stecken. All die Bemühungen bleiben dem Touristen verborgen,
wenn er im Winter auf perfekten Kunstschneepisten fährt. Ein wenig geht
es in „Peak“ deshalb auch darum, den Mythos von unberührter Natur zu
entzaubern und unser von Phantasmen geprägtes Naturverständnis zu hinterfragen.
Sehen Sie sich mit Ihrem strengen Stil aus unkommentierten, langen,
statischen Einstellungen in einer Tradition ähnlich arbeitender Filmemacher wie Nikolas Geyrhalter oder Michael Glawogger?
Jeder Inhalt braucht eine Form, die ihn soweit spiegelt, dass sie selbst Teil
des Inhalts werden kann. Und jedes Bild verdient die Zeit, die es braucht, um
einen Zustand beim Zuschauer hervorrufen zu können. Das ist das Grundversprechen des Kinos und wurde sicherlich auch von Filmemachern wie
Glawogger und Geyrhalter bedacht. Die Form, die ich für „Peak“ gewählt
habe, spiegelt das Artifizielle und das Surreale, das ich in der Landschaft
vorgefunden habe. Nur, dass uns beim Schauen eines Filmes im Gegensatz
zum Betrachten einer Landschaft bewusst ist, dass es sich um einen Zauber
handelt, der auf einer hochkomplexen Technologie basiert.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
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Neue Filme
Verklärter Protest der beiden Teenager
Die Welt retten
Entdecken ganz neue Seiten an sich: Paulo und Ilir
Zerrissen
„Ginger & Rosa“ von Sally Potter
„Jenseits der Mauern“ von David Lambert
Zwei Freundinnen verirren sich in den Idealen der 60er Jahre.
C Ergreifendes, poetisches Drama
Zwei junge Männer begegnen sich, verlieben sich, werden voneinander getrennt.
C Beziehungsmelodram
London in den frühen 60er Jahren: Ginger (Elle Fanning, „Super 8“) und Rosa
(Alice Englert) sind beste Freundinnen. Doch mit der Jugend gehen die Interessen auseinander: Während Ginger die Welt vor der Atombombe retten will,
sucht Rosa die große Liebe. Gingers Vater unterstützt die Interessen beider
Mädchen und stolpert dabei dramatisch über seine freiheitsliebenden Ideale.
Unspektakulär inszeniert, und dabei zugleich zutiefst poetisch, spiegelt das
Drama von Sally Potter das Lebensgefühl der 60er Jahre, geprägt von sexueller Revolution und politischem Engagement. Die Darsteller, allen voran Elle
Fanning, brillieren in einer intensiven und kompromisslosen Abrechnung mit
einem verklärten Protest gegen Tyrannei und Spießertum. HARTMUT ERNST
Paulo (Matila Malliarakis) wirkt verloren: Er ist liiert mit seiner Freundin, die
ihm nicht traut, und als er sich abends in einer Bar betrinkt, wacht er neben
dem Kellner und Musiker Ilir (Guillaume Gouix) auf. Von dem Impuls und der
Lust getrieben will er Ilir öfter sehen, die beiden kommen sich näher. Dann
wird Paulo von seiner Freundin rausgeschmissen und steht vor der Tür seines
Liebhabers. Ein Zwischenfall zerreißt die junge Beziehung und verändert die
zwei Liebenden dramatisch. Mit behäbigem Tempo und langen Einstellungen
folgt das Melodram seinen beiden Protagonisten. Ein vornehmlich atmosphärisches Spielfilmdebüt von Regisseur David Lambert, das subtil und tragisch zerrissene Gefühlswelten spiegelt.
HARTMUT ERNST
GINGER & ROSA
JENSEITS DER MAUERN
Int. Filmfestival Santa Barbara 2013: Virtuoso-Award: Elle Fanning
GB/DK/CDN/KRO 2012 - Drama - Regie: Sally Potter - Kamera: Robbie Ryan
mit: Elle Fanning, Alice Englert, Alessandro Nivola - Verleih: Concorde Start: 11.4.
BO: Endstation, DO: Camera, E: Filmkunsttheater
B/F/CDN 2012 - Drama - Regie: David Lambert - Kamera: Matthieu Poirot-Delpech
mit: Guillaume Gouix, Matila Malliarakis, Mélissa Désormeaux-Poulin
Verleih: Salzgeber
Start: 28.3.
DO: sweetSixteen
Auch Kinder können von Yoga profitieren
Der Chor der Belgrader Stewardessen
Das Fremde in dir
Temperament und Tragik
„Free the Mind“ von Phie Ambo-Nielsen
„Rendezvous in Belgrad“ von Bojan Vuletic´
Meditieren statt Pillen schlucken! Die Doku bietet Einblicke in interessante alternative Therapieformen.
C Doku über die aktuelle Hirnforschung
Vier binationale Liebesgeschichten in der Hauptstadt Serbiens.
C Schwarzhumoriger Episodenfilm
Der amerikanische Professor Richard Davidson ist Hirnforscher an der Universität von Wisconsin. Die Dokumentation begleitet drei traumatisierte Probanden: Zwei US-Soldaten, die nach ihren Kriegserlebnissen mit ihrem posttraumatischen Syndrom zu kämpfen haben, ein kleiner Junge, der an ADHS
und einer ausgeprägten Fahrstuhlphobie leidet. Davidson verzichtet auf die
zweifelhaften Errungenschaften der Pharmaindustrie. Er ermutigt seine Patienten vielmehr dazu, selbständig die Kontrolle wiederzuerlangen, vornehmlich durch Meditation und Yoga. Der Langzeiterfolg bleibt noch abzuwarten
– der Film aber zeigt erste Erfolge der Selbstheilung auf und ergänzt seine
Beobachtungen mit gewitzten Animationen.
HARTMUT ERNST
Man hat noch die Kriegsbilder im Kopf, doch Belgrad gilt längst als prosperierende Metropole mit einer anziehenden Partyszene. Die wechselhafte Vergangenheit und die Widersprüche greift Vuletic´s Episodenfilm
selbstironisch auf: Vier überdrehte binationale Liebesgeschichten erzählt
der Film, zusammengehalten von schwarzhumorigen Stadtführertexten
und skurrilen Chören. Auch wenn die Gattung des Episodenfilms generell
problematisch und selten zwingend ist: Die vier Geschichten sind zugleich schwarzhumorig und berührend. Ob der Film nun vom städtischen
Tourismusmarketing gefördert wurde, oder wie es zu der Idee kam, bleibt
unklar – unterhaltsam ist er allemal.
CHRISTIAN MEYER
RENDEZVOUS IN BELGRAD
FREE THE MIND
DK 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Phie Ambo-Nielsen - Kamera: Phie Ambo-Nielsen
Verleih: mindjazz
Start: 28.3.
DO: sweetSixteen
SRB/D/F/H/KRO 2011 - Episodenfilm / Lovestory - Regie: Bojan Vuletić
Kamera: Jelena Stankovic - mit: Julie Gayet, Marko Janketic, Anita Mancic
Verleih: Film Kino Text
Start: 11.4.
DO: sweetSixteen
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Festival
Der südkoreanische Film „Pluto“ ist Anwärter auf den Internationalen Spielfilmpreis 2013
Exzessiv, kreativ und progressiv
Das Internationale Frauenfilmfestival in Dortmund mit gesellschaftspolitischem Schwerpunkt
Exzess – das klingt nach Ausschweifung, hemmungslosen Partys, Maßlosigkeit, oder sogar nach Todsünde. Doch Exzess meint mehr als einen dekadenten Spaß, der nach dem moralischen Zeigefinger verlangt. Exzess ist zunächst einmal ein Heraus- oder Überschreiten. Genau dieses Themas nimmt
sich das Internationale Frauenfilmfestival (IFFF) in Dortmund vom 9. bis
14. April an. Es meint damit einerseits den rein filmästhetischen Exzess der
Festivalbeiträge, setzt gleichzeitig aber auch den gesellschaftspolitischen
Schwerpunkt der vergangenen Jahre fort: Wenn die Gesellschaft Menschen heute zur Selbstoptimierung über die Maße zwingt, wenn in unserem
schnelllebigen Zeitalter Bio- und Humanressourcen ausgebeutet werden,
ist das ein Exzess, den es aufzuhalten gilt. Daneben gibt es auch förderliche
Exzesse, wenn zum Beispiel einzelne Menschen aus gesellschaftlichen Normen ausbrechen, um eigentlich selbstverständliche Rechte – wie das Recht
zu lieben – einzufordern.
Exzesse in kleinen Häppchen über vier Stunden hinweg bietet die Lange
Filmnacht am Festivalfreitag, in der kurze Stummfilme, Musikfilme, Animationen und Experimentalfilme dem zunächst doch sehr abstrakten Begriff
konkretes Leben einhauchen. Von der Faust-Interpretation „Rapsodia Satanica“, einem richtungsweisenden Stummfilm mit Klavierbegleitung, über
den Experimentalfilm „Mademoiselle“, der sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum thematisiert, bis zum Musikvideo „Fjögur Píanó“ der Ausnahmeband Sigur Rós mit Shia LaBeouf als Protagonist: Die Lange Filmnacht
spiegelt mit ihren Kurzfilmen und Gästen die Vielfalt des Festivals wider
(12.4., sweetSixteen). Ebenfalls ab Freitag beschäftigt sich die Filmreihe
„Exzess der Ordnung“ damit, wie in unserer Gesellschaft alles vermeintlich Andersartige ausgeschlossen wird, um Ausbrüche aus der Ordnung zu
verhindern. Anja Salomonowitz zeigt in „Die 727 Tage ohne Karamo“, wie
österreichische Institutionen binationale Liebe zu einem bürokratischen
Albtraum werden lassen. Im feministischen Klassiker „Dialogues with Madwomen“ sprechen sieben Frauen über ihre psychischen Erkrankungen, die
Entstehungsgeschichte, die Behandlung, und benennen dabei die unrühmliche Rolle von Familie, Kirche und Gesundheitssystem.
ris gibt es rotzig-kritischen Punk in „Suburbia“, mit Barbara Peeters den
Monster-Horror „Das Grauen aus der Tiefe“, und Doris Wishman zelebriert
die Waffen einer Frau in „Deadly Weapons“ so gekonnt trashig, dass selbst
der Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega – eine Institution des Genres –
sich 2001 mit einem Ehrenpreis vor ihr verneigte. Damit gelingt erfreulicherweise
gleichzeitig die Förderung von Frauen in einem Bereich,
in dem sie allgemein unterrepräsentiert sind. Auch im Kinofilmbereich ist
es laut Festivalmachern leider Fakt, dass Regisseurinnen nicht einmal die
20-Prozent-Marke knacken – obwohl sie an den Filmhochschulen noch
zahlreich vertreten sind. Das IFFF macht nicht nur mit Diskussionsrunden
auf diese Diskrepanz aufmerksam, sondern wirkt ihr auch entgegen: Zum
fünften Mal wird der Internationale Spielfilmpreis für Regisseurinnen verliehen. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis geht sowohl an die Regisseurin
des ausgezeichneten Films als auch an den deutschen Filmverleih, um so
die Kinoauswertung des Gewinners in Deutschland zu fördern. Aus über
100 eingereichten Beiträgen wurden vorab acht Filme aus verschiedenen
Ländern ausgewählt, die nun um den Preis konkurrieren. Die Regisseurinnen
greifen dabei die Facetten ihrer jeweiligen Gesellschaft auf: „Snackbar“ porträtiert marokkanische Jugendliche in Rotterdam, die in „Alis Imbiss“ eine
Heimat und in Ali einen ratgebenden Onkel finden. „Pluto“ aus Südkorea ist
ein Thriller unter Eliteschülern.
Da die Förderung von Frauen im Kino- und Filmbereich möglichst früh ansetzen soll, bietet das Festival neben dem breit aufgestellten Schulfilmprogramm (zu dem natürlich auch Jungs herzlich eingeladen sind) einen
berufsorientierenden Workshop im Bereich Sounddesign für Schülerinnen
ab 16 an. Vorträge über den Feminismusbegriff in den Medien, Workshops
und Werkstattgespräche über den Stand weiblicher Filmschaffender runden
den kritisch-aktiven Aspekt des diesjährigen IFFF ab. Interessierte aus dem
Rheinland können eine Auswahl des Programms in Köln genießen, mit dem
sich Dortmund den Festivalstandort alternierend teilt. Exzessive und aktive
Teilnahme an den Angeboten des Filmfestivals ist also erwünscht – und für
den trailer-Publikumspreis sogar notwendig.
LISA MERTENS
Das Kino im U zeigt vom 10. bis 12.4. die Reihe „Exploitation“ und damit ein in sich bereits äußerst exzessives Genre. Das Frauenfilmfestival hat
drei Filme von Regisseurinnen im Angebot, die sich gegen den Gedanken
wehren, das Genre sei vor allem ein „Männer-Ding“. Mit Penelope Sphee-
Internationales Frauenfilmfestival | 9.-14.4. | diverse Kinos in Dortmund
www.frauenfilmfestival.eu
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Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Neue Filme
G.I. Joe 2: Die Abrechnung
An Enemy To Die For
USA/CDN 2012 - Action - Regie: Jon M. Chu - Verleih: Paramount - Start: 28.3.
S/D/N 2012 - Thriller / Drama - Regie: Peter Dalle - Verleih: MFA+ - Start: 4.4.
Nach dem schnittig-unterhaltsamen ersten Teil, in dem die Hightech-Elitekampftruppe dem Terroristennetzwerk Cobra den Garaus gemacht hat, setzt das
Böse nun alles daran, die Guten zu diskreditieren, vor allem aber zu terminieren. Schwindelerregende Popcornkurzweil mit u.a. Bruce Willis.
HE
1939 begibt sich ein international besetztes Forscherschiff auf Expedition zum
Nordpol. Leiter der Mission ist der deutsche Geologe Friedrich (Axel Prahl), der
mit britischen und schwedischen Wissenschaftlern kooperiert, die Crew besteht
aus Norweger und Russen. Der Ausbruch des Weltkriegs sorgt für entsprechende Konflikte. Spannendes, gut besetztes Historienabenteuer.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
DO:
Voll abgezockt
Beautiful Creatures
USA 2013 - Komödie - Regie: Seth Gordon - Verleih: Universal - Start: 28.3.
USA 2013 - Fantasy - Regie: Richard LaGravenese - Verleih: Concorde - Start: 4.4.
Nach seiner wenig subtilen Komödie „Kill the boss“ erzählt Regisseur Seth
Gordon diesmal von einem Mann namens Sandy (Jason Bateman, „Kill the
boss“), dessen Kreditkarte 2000 Meilen entfernt von einer unbekannten Frau
(Melissa McCarthy, „Brautalarm“) geschröpft wird. Sandy sucht die Nutznießerin auf. Dabei immer im Rücken: Sein unerträglicher Boss (Jon Favreau). HE
Weiter geht es mit teeniegerechter Genrekost: Nach Zombies („Warm Bodies“) und Vampiren („Twilight“) rücken den jugendlichen Helden diesmal
Hexen und Dämonen auf die Pelle. Der junge Ethan (Alden Ehrenreich) verguckt sich nämlich in Lena (Alice Englert), nur wird Lena gerade 16 und muss
sich zwischen Licht und Dunkel entscheiden. Eher romantisch als schaurig. HE
BO: Bofimax, Union, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion,
Dead Man Down
Zimmer 205
USA 2013 - Thriller - Regie: Niels Arden Oplev - Verleih: Wild Bunch - Start: 4.4.
D 2011 - Thriller / Horror - Regie: Rainer Matsutani - Verleih: NFP - Start: 4.4.
Victor ist ein schweigsamer Loner, der für Gangsterboss Alphonse durch dick
und dünn geht. Eines Tages begegnet er Beatrice, die Victor schon bald für ihre
Rachepläne instrumentalisiert. Es kristallisiert sich heraus: Die beiden sind
Schicksalsgefährten. Spannender, stimmungsvoller Rachethriller.
HE
In diesem Remake des dänischen Horrorstreifens „Kolleggiet“ aus dem Jahr
2007 zieht die junge Katrin in das Zimmer 205 eines Studentenwohnheims
ein und genießt den neuen Lebensabschnitt. Das geht so lange gut, bis Katrin
merkwürdige Videobotschaften der Vormieterin erhält – und es Tote regnet.
Atmosphärischer Psychohorrorspuk aus deutschen Landen.
HE
BO: Endstation, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, HE: Filmwelt
BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo
Kiss the Coach
Broken City
USA 2012 - Komödie/Drama - Regie: Gabriele Muccino - Verleih: Splendid - Start: 11.4.
USA 2013 - Drama / Thriller - Regie: Allen Hughes - Verleih: Universum - Start: 18.4.
König Fußball spielt in den USA bekanntlich nur eine untergeordnete Rolle.
Als jedoch der attraktive Ex-Profikicker Dryer im Hinterland Virginias die
Mannschaft seines Sohnes trainiert, wirft plötzlich so manche Mutter ein
Auge auf den Sport, oder zumindest auf den Sportsmann. Tragikomödie. HE
Nach einem tragischen Vorfall arbeitet der ehemalige New Yorker Polizist
Billy recht erfolglos als Detektiv. Als ihn der Bürgermeister beauftragt, seine
Frau zu beschatten, stimmt dies Billy zuversichtlich. Doch schon bald entpuppt sich der Fall als ausgeklügeltes politisches Spiel.
HE
BO: UCI, Union, GE: Apollo
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 7.4. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Coach
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trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 14.4. an verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort: Broken City
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Thor – Ein hammermäßiges Abenteuer
Oblivion
ISL/D/IR ‘12 - Regie: Ó. Jónasson, G. Karlsson, T. Genkel - Verleih: Koch Media - Start: 11.4.
USA 2013 - Action / Sci Fi - Regie: Joseph Kosinski - Verleih: UPI - Start: 11.4.
Nachdem Chris Hemsworth als dickköpfiger Göttersohn die Leinwand erbeben
ließ, bildet dies die Variante für die ganz kleinen Kinobesucher: Thor lebt hier
als Nachwuchsschmied im Hinterland. Als das Dorf von Riesen überfallen wird,
besinnt sich der ungestüme Junge seiner Wurzeln und strebt so ambitioniert
wie unbeholfen, seinesgleichen zu befreien. Turbulenter Trickfilmspaß.
HE
Es ist 60 Jahre her, da wurde die Erde von Außerirdischen angegriffen. Die
Menschheit hat den Krieg gewonnen – die Erde aber wurde verloren. Verstreut befinden sich noch Plünderer auf der Erde – und Jack Harper, der Drohnen wartet und sichert. Und dabei einem Geheimnis auf die Spur kommt. HE
BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, HE: Filmwelt
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Mama
Unterwegs mit Mum
E/CDN 2012 - Horror - Regie: Andres 'Andy' Muschietti - Verleih: UPI - Start: 18.4.
USA 2012 - Komödie - Regie: Anne Fletcher - Verleih: Paramount - Start: 18.4.
Die kleinen Geschwister Victoria und Lilly durchleben die Hölle bei einer
Familientragödie – fünf Jahre später werden sie von ihrem Onkel und dessen
Freundin in einer entlegenen Hütte gefunden. Das Paar nimmt sich der verschreckt verstörten Schwestern an. Und schon bald macht sich im neuen
Heim der Horror breit. Atmosphärische Schauermär - spooky!
HE
Andy hat ein umweltverträgliches Reinigungsmittel erfunden. Um es an den
Mann zu bringen, plant er eine Promotour durch die Vereinigten Staaten. Und
damit es nicht langweilig wird, packt er seine verwitwete, extravagante Mutter (Barbara Streisand) mit ins Auto, die er unterwegs zu verkuppeln sucht.
Starbesetzter Road-Movie-Spaß von Anne Fletcher („27 Dresses“).
HE
BO: UCI, DU: UCI, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, HE: Filmwelt
Der unglaubliche Burt Wonderstone
Das hält kein Jahr
USA 2013 - Komödie - Regie: Don Scardino - Verleih: Warner - Start: 4.4.
USA 2013 - Komödie - Regie: Dan Mazer - Verleih: Studiocanal - Start: 18.4.
Burt und Anton sind so etwas wie die Nachfolger von Siegfried & Roy: Erfolgreich verzaubern sie das Publikum in Las Vegas. Bis eines Tages Steve Gray (Jim
Carrey) auftaucht und den beiden mit seiner originellen Performance die Show
stiehlt. Die beiden Magier treten an gegen den unliebsamen Konkurrenten –
und gegen Burts Ego. Klamaukkomödie.
HE
Was nicht passt, wird passend gemacht! Das zumindest denkt der Freundeskreis von Nat (Rose Byrne) und Josh (Rafe Spall) über deren Liaison, die
am Ende gar zur Hochzeit führt. Das grundverschiedene Paar muss sich in
dieser schrillen romantischen Komödie so einigen Herausforderungen stellen.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion
Mitternachtskinder
CDN/GB 2012 - Drama - Regie: Deepa Mehta - Verleih: Concorde - Start: 28.3.
1983 veröffentlichte Salman Rushdie sein Epos „Mitternachtskinder“, das
von Saleem Sinai erzählt, der am Tag der Unabhängigkeit Indiens geboren –
und im Krankenhaus vertauscht wird. Eines Tages begegnet er seinem gleichaltrigen Gegenüber. Das historische Familienepos, das sich über sechs Jahrzehnte streckt, wurde für die Leinwand spürbar gerafft adaptiert.
HE
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Improvisierte Musik in NRW
Kompakt Disk
Kryptisch und selbstreferentiell
„Privilege“ von den Parenthetical Girls versammelt 12 von 21 Stücken der
stark limitierten Serie von fünf EPs, die in den letzten beiden Jahren erschienen. Ihr Kunst-Pop reicht von orchestralem Pathos bis zu elektronischem …
Pathos. Das muss so sein bei Zac Pennington, der mit seinem dramatischen,
exaltierten Vibrato-Gesang die Stücke zusammenhält (Splendour). Keine
Chance, nicht die Beach Boys und Brian Wilson zu erwähnen, und bei dem
Bandnamen nicht die Schublade Dream Pop aufzumachen: Die sechsköpfigen Young Dreams aus Norwegen klingen nach psychedelischem Westcoast-Pop der 60er Jahre, neigen mehr zu Experimenten als die Fleet Foxes,
aber zerlegen ihre Songs weniger als das Animal Collective. So könnte man
ihr Debüt „Between Places“ einkreisen. Und dazu passt ja auch der Albumtitel perfekt (Modular).
Das Kölner Duo Coma gehört zur Popfraktion des Technohouse, kann aber
auch Club. Soll heißen: Nach mehreren EPs gibt es auf ihrem Debütalbum
„In Technicolor“ ein munteres Hin und Her zwischen Popsongs mit AnalogBass und Gesang und euphorischen Club-Hymnen. Letztere gelingen ihnen
knackiger (Kompakt). Für seine Soloarbeiten nennt sich Thomas Klein, der
Schlagzeuger von Kreidler, Sølyst. Das Album „Lead“ stellt den Rhythmus
in den Vordergrund – analogen wie digitalen. Ein Bezugspunkt ist auch
hier Krautrock, ein weiterer Ambient. Beides verbindet sich zu getragenen,
düster pulsierenden Soundscapes (bureau b).
Joy Frempong alias OY macht elektronische Musik und singt dazu. Ihr eklektizistischer Sound und ihre Stimme erinnern an die Kölnerin Niobe, der
Spagat zum Club an Santigold, und die afrikanischen Einflüsse in der Musik
der Schweizerin mit ghanaischem Elternteil lassen Erinnerungen an die Slits
oder Raincoats aufkommen. So spannend klingt dann auch ihr neues Album mit dem geheimnisvollen Namen „Kokokyinaka“ (Creaked).
Burnt Friedman & Jaki Liebezeit erforschen bereits zum fünften Mal „Secret Rhyhtms“. Die lange Zusammenarbeit des Nonplace-Labelbetreibers
und des ehemaligen Can-Schlagzeugers spürt man in den organischen,
psychedelischen Tracks, die wie ein Teppichgewebe immer weiter gleiten
– von Schlaufe zu Schlaufe respektive von Loop zu Loop (Nonplace). Bassekou Kouyate & Ngoni Ba zelebrieren auf ihrem neuen Album „Jama
Ko“ den weichen, melodischen Mali-Blues mehr denn je. Die vielstimmigen
Melodien der Ngoni, der malinesischen Langhalslaute, die hier gleich vierfach zu hören sind, verbinden sich wunderbar mit dem Gesang von Amy
Sacko. Als Gäste tauchen die Barr Brothers, Taj Mahal und andere auf. Der
melancholische Grundton klingt im Kontext der aktuellen Ereignisse wie
eine Klage über die jüngsten Unruhen im Land (Out here).
Auch wenn man etliche Kilo Spex-Hefte im Regal liegen hat – wegschmeißen geht auch nicht, nachdem Max Dax und Anne Waak mit „Spex – Das
Buch“ eine Compilation des einflussreichen Popmagazins zusammengestellt
haben. Das Magazin feierte seit 1980 Subjektivismus und neue Blickwinkel,
die Polemik und das Fantum und war durchdrungen von politischen und soziologischen Fragestellungen. Frühe Artikel zu Madonna, Nirvana, Blumfeld
oder Daft Punk zeugen für ein gutes Gespür – aber entscheidend war nicht
nur das Was, sondern auch das Wie. Das Kryptische und Selbstreferentielle
am Magazin wurde immer wieder kritisiert, war aber Teil der Strategie einer
anderen Sicht, die man sich erarbeiten musste. Etwas mehr als zwei Artikel
pro Jahr finden sich auf knapp 500 Seiten. An Altpapiercontainer für die
Magazine ist also trotz des Buchs nicht zu denken (Metrolit).
CHRISTIAN MEYER
Keine Stretch-Limo
Gregor Meyle, immer auf Tour
Songwriter Gregor Meyle bleibt bodenständig
Von Olaf Weiden
Sein Bruder hat ihn damals bei Stefan Raabs Talentshow angemeldet. Und
obwohl Gregor Meyle eigene Songs gegen die Cover-Kids und ihre eingängigen Welthits auffuhr – ein Novum in der langen Castingshow-Geschichte
–, belegte am Ende der sympathische
„Er will keine Kohle machen,
Schwabe den zweiten Platz. Insider
sondern Musik“
murmelten hinter verdeckter Hand, es
könne daran gelegen haben, dass Gregor bereits vor dem Casting einen
Plattenvertrag in der Tasche hatte und deshalb vom Metzgergesellen aus
Köln-Sülz nicht so effektiv verwurstet werden konnte – böse Zunge. Damals
gewann Stefanie Heinzmann, die Soulröhre unter den Primanerinnen, und
auch die hat ja wirklich was drauf.
Meyle wird in diesem Jahr 35 Jahre jung, drei CD-Produktionen liegen hinter ihm. Trotz verkaufter 50.000 Tonträger von der ersten Ausgabe war er zu
klein für seine Plattenfirma, und Meyle musste sein Ding allein durchziehen:
Musik und Texte aus seiner Welt, aus seinem Herzen, aus seinem Sinn. Gregor überzeugt in seinen Storys besonders durch eine unverstellte, auf nichts
zielende Ehrlichkeit. Selbst Hit-Rakete Raab konstatierte: „Du bist einer der
begnadetsten Songwriter!“ Davon konnte sich Meyle allerdings nichts kaufen. Auf seinem Fahrplan stand nämlich nun die sogenannte „Schweinetour“, wo dem Künstler nichts geschenkt wird. Kleine bis mittlere Säle werden bespielt, vor ein paar Dutzend Fans, manchmal ein paar Hundert. Nach
Einschaltquote wird auch die Band bestimmt. Und die Musiker haben Spaß
an Gregors Stücken, die häufig eine musikalische Dynamik entwickeln, wie
sie nur von wenigen Pop-Produzenten erreicht werden.
Das Geheimnis der magischen Kraft seiner Musik und ihrer Leichtigkeit liegt
vielleicht in Meyles unkommerziellem Ansatz: Er will keine Kohle machen,
sondern Musik! Dabei ist er nach nunmehr jahrelangem „On the road again“
kein Tagträumer. Die Band braucht ein Fahrzeug, und dieses benötigt Sprit
und Reifen. Aber er lebt ganz gut ohne Stretch-Limo, auch mal Nickern bei
Freunden oder bei Mama – im schönen Jagsttal am Rande des Hohenloher
Landes ist es immer nett. Die Musiker, allesamt Profis, gehen auch mal mit
keiner oder kleiner Gage nach Hause. Aber anders als in anderen konfektionierten Popproduktionen darf bei Gregors Live-Konzerten improvisiert
werden. Das liegt schon daran, dass Gregor selbst seine Musiker präsentieren will. Das klingt nach einer Ansammlung von Gutmenschen, aber ein
bisschen ist es so – hier waltet ein guter Geist. Der Fan-Kreis im deutschsprachigen Raum wächst kontinuierlich, und wer einmal zur Gemeinde zählt,
bleibt gern dabei. Die letzte CD, mit der Gregor und Co.
aktuell „Meyle für Meyle“ die Republik abgrasen, haben
seine Freunde bereits vorfinanziert. Hier gibt es auch
Kostproben im Duett mit Jasmin Schwiers, eigentlich
eine gut beschäftigte junge Schauspielerin, die ihr zartes
Stimmchen in den Dienst von Gregors Texten stellt – sie
ist nämlich auch Fan wie Starkoch Tim Mälzer, Kollege
Olaf Weiden
Xavier Naidoo, Ina Müller oder Edo Zanki. Der hat sogar
Musiker und
Musikkritiker
einen Meyle-Song gecovert.
Gregor Meyle | 5.4. Bochum (Zirkuszelt am JuMa), 6.4. Koblenz (Café Hahn),
7.4. Köln (Altes Pfandhaus), 20.4. Bottrop (Saalbau) | www.gregor-meyle.de
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Otto
JAZZFEST
G R O N A U
Modersohn
LANDSCHAFTEN
DER STILLE
25.04. - 05.05.2013
P R O G R A MwwM
w.jazzfest.de
Ev. Stadtkirche, 25.04.2013, 20.00 Uhr
Richard Galliano
Tangaria New Quartet
Piotr Rangno
Bürgerhalle, 26.04.2013, 20.00 Uhr
Al Jarreau
Yobassa
Bürgerhalle, 27.04.2013, 20.00 Uhr
Max Herre
Flo Mega & The Ruffcats
Bürgerhalle, 28.04.2013, 16.00 Uhr
Götz Alsmann
„Paris!“
Bürgerhalle, 02.05.2013, 20.00 Uhr
Jethro Tull’s Ian Anderson
(Thick as a Brick II)
Innenstadt, 03.05.2013, 20.00 Uhr
Nacht der Nächte
(20 Bands „live“)
Jazz, Blues, Soul, Funk, Boogie, Swing, Balkan-Beat etc.
Bürgerhalle, 04.05.2013, 20.00 Uhr
Earth, Wind & Fire Exp.
feat.
27. JANUAR BIS 21. APRIL 2013
The Al Mc Kay All Stars
Mezzoforte
Jazz-Frühschoppen in den Kneipen, 05.05.2012, 11.00 Uhr
Thomas Gerdiken & friends
Lutz Eikelmann & friends
Tickets: www.eventim.de oder Touristik-Service Gronau,
Fon 02562/99006 · info@stadtmarketing-gronau.de
Info: Kulturbüro Gronau GmbH, Fon 0 25 62 / 7 18 70
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Popkultur in NRW
Den Blick zurück oder voraus? Voigt & Voigt
Klassik in NRW
Ganz Frau in der Musik: Mascha Blankenburg
Hinter der Bassdrum geht‘s weiter
Tastenfieber und Liebeslust
Von Christian Werthschulte
Es ist eins dieser Jubiläen, die man verpasst, weil man einfach nicht glauben
will, dass die Zeit so schnell vergehen kann. Kompakt, die Kölner TechnoInstitution, ist dieser Tage 20 Jahre alt geworden. 2013 ist auch das Jahr,
wo man sich auf Kompakt ein wenig von
„Kompakt hat sich von der
der reinen Lehre der geraden Bassdrum reinen Lehre der geraden Bassverabschiedet. Den Anfang macht das
drum verabschiedet“
Gebrüderpaar Reinhard und Wolfgang
Voigt. Beide hatten Kompakt 1993 als Zweigstelle des Frankfurter Plattenladens Delirium mitbegründet, und danach sind sie ihre eigenen Wege
gegangen.
Von Olaf Weiden
Sie bot ihr Leben lang ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, für eine
eigene Sache einzutreten. Elke „Mascha“ Blankenburg, seit 1970 Kantorin
einer evangelischen Gemeinde in Köln, war kein Ja-Sager. Bereits in ihren
Startjahren und in den zwei Jahrzehnten
„Genial war der universale
ihres Kirchendienstes bot sie ihrer GeEinsatz dieser Musikerin“
meinde eine moderne Form seelsorgerisch-musischen Engagements. Die energische Dame, gebürtig aus einem
Allgäu-Örtchen, ganz in der Nähe des verschlafenen Kurortes, in dem die
Wiege des Filmrevolutionärs Rainer Werner Fassbinder schaukelte, fühlte
sich neben ihrer Kantorentätigkeit auch immer als Künstlerin.
So entwickelte sie ihren „Kirchenchor“ über die Jahre zur „Kölner Kurrende“, einem semiprofessionellen Ensemble, mit dem sie in der Kölner Chorlandschaft dank ihrer emotional ergreifenden Aufführungen besonders für
ein junges Publikum zur Dirigentinnen-Ikone aufstieg. Ein weiteres kleines
Ensemble, nach Isabella Leonarda benannt, wurde für die Ältere Musik gegründet, um auf breitem Felde Sturm zu laufen für die Rettung wunderbarer
Musiken, die aus einem einzigen Grunde in einem Dornröschenschlaf verhaftet waren: Ihre Urheber waren Frauen, Komponistinnen nämlich.
Das Kölner Label Kompakt wird zwanzig
Wolfgang betrieb unter seinen Pseudonymen Mike Ink und GAS Techno mit
Referenz, machte sich als bildender Künstler einen Namen und war in den
Nullerjahren lange als A&R für Kompakt tätig. Seine letzten Releases als
Solokünstler widmen sich der Erforschung des Klaviers oder übersetzen die
Stimme Franz Kafkas in den Kontext elektronischer Musik. Reinhard Voigt
übernimmt mittlerweile die Arbeit im Hintergrund von Label und Vertrieb,
ist aber lange als Techno- und Ambientproduzent rund um die Welt aufgetreten. Reichlich betriebsam ist das Brüderpaar also, trotzdem haben sie
in den letzten Monaten immer wieder Zeit gefunden, in ihr Kellerstudio zu
gehen und sich von den Helden ihrer Jugend inspirieren zu lassen. Entstanden ist dabei „Die wunderbare Welt der Anderen“, eine Hommage an die Zitatpopper von Scritti Politti, Prefab Sprout und ABC oder den Soul-Pop von
George Michael. Über den recht straighten Electrobeats liegt mal ein Gitarrensample, dann mal eine Flöte und immer eine leichte Schicht Nostalgie.
Frauenliebe zur Musik
Es ist ein Soundtrack zu einem Köln, das längst nicht mehr existiert, wo
am Tresen lange über Platten diskutiert wurde und darüber Freundschaften
zerbrechen oder – noch viel häufiger – entstehen konnten. So ist „Die wunderbare Welt der Anderen“ dann auch ein strukturiertes, abwägendes Album
geworden, das die Unmittelbarkeit der Clubnacht gegen die nostalgische Erinnerung an die Glanzzeit des Diskurspop eintauscht. Auf der Tanzfläche zu
Hause sind dagegen Marius Bubat und Georg Conrad aka Coma, deren Debüt „In Technicolor“ gut fünf Jahre nach ihrem ersten Liveauftritt erscheint.
Tatsächlich hört man dem Debüt der beiden ihre Indie-Vergangenheit an
– und das ist ausnahmsweise mal ein Kompliment. Die Strophen und Refrains ihrer instrumentalen Songs tarnen sich als Dancetracks, können aber
niemals so richtig verbergen, dass sie später einmal als Popsongs in die weite Welt hinaus möchten. Die Synthesizer schlagen wenig
Haken, sondern spielen kleine Melodien, zwischendurch
wird ein wenig ins Mikro gehaucht. Seinen Charme erzielt „In Technicolor“ aber durch seine Unschärfe. Anstatt ihre Loops messerscharf in das Diktat der Software
einzupassen, lassen Coma sie aus dem Ruder laufen und
erzeugen so den eigentümlichen Groove, der immer an
Christian Werthschulte ein Post-Punk-Konzert erinnert und damit an einen
Journalist und
Anspruch Kompakts von Beginn an – unabhängig zu sein.
Musikkritiker
Um die Werke zu beleben, musste Mascha zuerst die schriftlichen Zeugnisse
in den internationalen Archiven aufspüren und heben. Ihre Arbeit sicherte
sie sich ab durch die Gründung eines „Internationalen Arbeitskreises Frau
und Musik“. In Unna, wo sie als erste Stadtmusikerin eine „Internationale
Komponistinnen-Bibliothek“ aufbaute, initiierte sie ein Frauenmusik-Festival. Als Mascha 1980 trotz einiger Widerstände ihr erstes Frauenmusikfestival in Köln und Bonn ausrief, führte sie als Höhepunkt eine komplette Oper
von Francesca Caccini auf. Diese älteste bekannte Oper einer Komponistin
rief nachdrücklich in Erinnerung, wie lange die Unterdrückung solcher großartigen Werke schon währt. Berühmt sind die Lieder und Chöre der Fanny
Mendelssohn, die teilweise in Sammlungen ihres Bruders Felix unter dessen
Namen erschienen. Louise Farrenc und Lili Boulanger gehörten zu den heute wieder erwähnten Namen, für deren Werke Mascha sogar ein Orchester
gründete, das „Clara Schumann Orchester“. Genial, weil unendlich effektiv,
war der universale Einsatz dieser Musikerin für ihre Entdeckungen: Sie grub
aus, transkribierte, gab heraus und führte die Werke auf. Viele Einspielungen
und Produktionen zeugen heute von dem Einsatz dieser kämpferischen Musikerin. In den letzten Jahren folgte konsequent noch ein Lexikon der zurzeit agierenden Dirigentinnen, und es wurde ein ansehnlicher Band. Mascha
konnte fantastische Anekdoten über ihre frühen Konfrontationen mit der damals noch strengeren Männerdomäne „Orchester“ erzählen. Sie besaß nämlich den Humor,
der den vielleicht berechtigten Hass besiegen kann. Mit
einer solchen Leichtigkeit gelingen Dinge, die einem
akribischen Historiker oder einem perfektionistischen Dirigenten auf ewig verschlossen bleiben. Dass Fanny MenOlaf Weiden
delssohn-Hensel heute als Fanny Hensel bekannt ist, hat
Musiker und
sie u.a. dem Einsatz der Mascha Blankenburg zu danken.
Musikkritiker
Voigt & Voigt: „Die wunderbare Welt der Anderen“
Coma: „In Technicolor“ | beide erschienen auf Kompakt
www.kompakt.fm
Autobiographischer Roman: „Tastenfieber und Liebeslust“
www.mascha-blankenburg.de
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Interview
Konzertsaal mit Standortvorteil, Foto: Mark Wohlrab
„Der Gegenentwurf wäre ein Kulturreservat“
Benedikt Stampa über Programm und Standort des Konzerthauses Dortmund
trailer: Herr Stampa, Dortmund und Kultur,
passt das eigentlich zusammen?
Benedikt Stampa: Man unterschätzt Dortmund
oft. Die Stadt ist gut 1.100 Jahre alt. Hier existierte schon sehr früh ein bürgerliches Kulturleben, das dann aber durch Kohle und Stahl
überdeckt wurde.
Bedeutung für den Menschen hat, dann doch,
wenn es funktioniert, Mahler, Schostakowitsch
oder Schönberg in solch einem Viertel zu spielen. Es ist sehr gut, das hier immer wieder ausprobieren zu können und zu sehen: Klassische
Musik hat heute definitiv eine Bedeutung. Der
Gegenentwurf wäre ein Kulturreservat.
Im Vergleich zu anderen Städten sieht Dort- Dortmund hat ein Haus, Bochum noch immer
obdachlose Symphoniker. Ist das nicht ein
mund oft eher blass aus.
Eine höfische Tradition, die im Bereich Oper und bisschen blöde organisiert?
Auch München behauptet, dass
Schauspiel Sehenswertes her„Wird es gelingen, aus dem
es dort ein obdachloses Orvorbrachte, hat Dortmund natürlich nicht. In solchen Städ- Konglomerat von Städten eine chester gibt. Auch in Hamburg
Metropole zu schaffen?“
wird erst jetzt die Elbphilharten ist alte Kultur in breiten
monie gebaut. Ich kann nur für
Bevölkerungsschichten selbstverständlich. Dortmund gehörte aber 100 Jahre Dortmund sprechen. Diese Stadt hat mit ihrem
zu den reichsten Regionen Europas. Hier stellt Konzerthaus etwas Besonderes geschaffen.
sich die Frage nach dem Kulturbegriff. Wenn nur
alte Kultur veritable Kultur ist, kann Dortmund Gibt es eher Kooperation oder Konkurrenz
nicht so viel bieten. Aber diese Frage stelle ich zwischen den Städten hier?
Natürlich gibt es gute Kooperationen mit Essen
mir hier gar nicht mehr.
und auch mit Köln auf hohem Niveau. Aber es
gibt auch Konkurrenz.
Fühlen Sie sich denn wohl hier?
Selbstverständlich. Dortmund ist eine spannende Stadt. Das Ruhrgebiet insgesamt ist klas- Oft wird kritisiert, dass jede Stadt im Ruhrse. Ich bin geboren und aufgewachsen in West- gebiet das gesamte kulturelle Angebot abdefalen, habe lange in Hamburg gelebt und bin seit cken will und dadurch viel Geld verschlungen
sieben Jahren wieder im Ruhrgebiet. Die Men- wird. Sehen Sie das auch so?
schen, die ich hier vorfinde, sind von meinem Das ist die spezifische Situation im Ruhrgebiet,
die wir ja nicht einfach wegdiskutieren können.
Schlag, und ich mache das gern hier.
Es gibt die 53 Städte hier, die alle ihre GeschichDie Brückstraße, an der Ihr Konzerthaus te und ihre Eigenheiten haben. Die spannende
steht, ist ja nicht gerade ein Villenvorort. Ist Frage lautet: Wird es gelingen, aus diesem
Konglomerat von Städten eine Metropole zu
das ein Nachteil?
Für uns ist unsere Adresse ein Standortvorteil. schaffen? Dieses Experiment kann nirgendwo
Es gibt viele Konzerthäuser, die auf der soge- anders auf der Welt gelingen. Für 5,3 Millionen
nannten grünen Wiese oder auf einem grünen Menschen ist mit zwei großen Konzerthäusern
Hügel gebaut wurden. Wir sind eines der weni- in Dortmund und in Essen das Angebot nicht zu
gen Konzerthäuser, die direkt im Zentrum einer groß. Berlin hat zwei Konzerthäuser, Wien hat
Stadt stehen. Viele Musiker finden es fantas- zwei Konzerthäuser, München wird demnächst
tisch, wenn sie nach ihrem Konzert noch ge- zwei haben.
öffnete Restaurants finden. Auch die Besucher
profitieren davon. Natürlich ist das Brückstra- Und Bochum bekommt jetzt auch noch eins.
ßen-Viertel nicht gerade ein Repräsentations- Dieses Haus wird eher für das lokale Musikleben
viertel. Aber diese Spannung, die dadurch ent- gebaut. An die Häuser in Dortmund und Essen
werden andere Erwartungen gestellt.
steht, finde ich gut.
Eigentlich müssten Sie ständig „Aufstieg und
Fall der Stadt Mahagonny“ spielen …
Wenn Klassische Musik überhaupt noch eine
Sie bieten mit Ihrem Programm ja nicht gerade die Klassische Klassik an, sondern eher
Crossover.
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Dieser Begriff ist absolut unpassend. Wir bieten
neben Klassik auch Jazz, Weltmusik, Pop, Kabarett und Chanson. Aber wir mischen die Genres nicht. Der Austausch zwischen den Genres
kann natürlich befruchten. Im April gastiert bei
uns Anoushka Shankar, die Tochter von Ravi
Shankar. Sie wird im Rahmen eines viertägigen
Festivals mit vielen Musikern die große Welt
der Indischen Musik in Dortmund präsentieren.
Solch ein Festival ist wichtig für einen urbanen
Konzertsaal. Häuser in London und Paris bilden
diese Art Klassische Musik seit Jahrzehnten ab.
Was können wir von den Indern lernen?
Ihre Musiktradition basiert nicht auf niedergeschriebenen Noten. Interessant ist, dass der
indische Raga mit dem spanischen Flamenco
verwandt ist. Wenn man das Publikum hier entsprechend vorbereitet, ist es bereit, sich dieser
komplexen Musik zu stellen. Und der Raga ist
in seiner Komplexität unserer Klassischen Musik
durchaus mindestens ebenbürtig. Die Kunst liegt
darin, für verschiedene Genres offen zu sein und
in dieser Offenheit die Qualität zu entdecken.
Das ist quasi mein Job.
Das gelingt auch?
Das Echo unserer Arbeit beim Publikum und in
der Presse, bei den Sponsoren und den Verantwortlichen bei der Stadt Dortmund beweisen
dies.
Sie haben Ihren Vertrag gerade bis 2018 verlängert. Was haben Sie mit Dortmund noch
vor?
Wir werden weiter renommierte Künstler hier
ans Haus binden. Außerdem werden wir im Bereich der jungen Künstler die besten aussuchen.
Dortmund gilt inzwischen als Plattform für musikalische Karrieren.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Benedikt Stampa (47) ist Intendant des Konzerthauses Dortmund.
Foto: Achim Multhaupt
ComicKultur
Wortwahl
Dramatische Erinnerung
Vom Leben gezeichnet
Mit „Geschichten aus dem Viertel“ erzählt Gabi Beltrán von seiner Jugend
auf Mallorca. Nicht als Tourist, sondern als Einwohner vor dem Urlaubsboom auf der Insel Anfang der 80er Jahre. Er und seine Kumpels streunen
zwischen Huren und Gangstern durch die Gegend und versuchen, an Geld
zu kommen, kassieren aber häufig Prügel oder handeln sich anderen Ärger
ein. Bartholomé Seguí illustriert die realistische und berührende Coming
of Age-Geschichte in lebendigen Farbzeichnungen (avant verlag). Noch ein
Viertel: „Böse Geister“ erzählt von einem älteren Mann, der in sein altes
Viertel zurückkommt, als er erfährt, dass es abgerissen werden soll. Im verlassenen Haus seiner Kindheit kommen Erinnerungen an die Nachkriegszeit
hoch, mit ehemaligen Nazis als Lehrer und Comics, die als Schund galten.
Peer Meter und Gerda Raidt ist ein atmosphärisches Zeitportrait gelungen,
das raffiniert Spannungsmomente setzt (Reprodukt).
„Die Frau ist frei geboren“ erzählt die Geschichte von Olympe de Gouges,
jener frühen Feministin, die schließlich von Robespierres Terrorregime zum
Tode verurteilt wurde.
José-Louis Bocquet erzählt de Gouges bewegtes Leben und ihren Kampf
für die Gleichberechtigung auf 400 Seiten. Die vielen Personen und politischen wie gesellschaftlichen Hintergründe machen dennoch einen 50seitigen Anhang nötig. Nach dem ungewöhnlichen Frauenportrait „Kiki de
Montparnasse“ ist es auch hier Catel Muller, von der die schwungvollen
Schwarzweiß-Zeichnungen kommen (Splitter). Außergewöhnlich ist „Der
Tod von Adorno“. Helmut Wietz hat den Anfang seines surrealen AgitpopArt-Comics vor über 40 Jahren für die Aufnahmeprüfung an der Filmschule
begonnen und dann liegen lassen. Erst jetzt, im Ruhestand, hat er ihn vollendet. Das semi-autobiografische Werk erzählt vergnüglich und quietsch-
Das Leben hinterlässt seine Spuren?! Wie niedlich: Hier ein Grübchen, da ein
paar Fältchen? Johan Willners fotografische Szenen sprechen eine andere
Sprache; speziell die Peopleaufnahmen. Stills, inszenierte Momente, stumm
und anklagend, Ausschnitte aus dem Leben, in denen es nicht nur um ein paar
lächerliche Schrammen geht. Leer, angefressen, ausgehöhlt, innerlich vernarbt
erscheinen die Blicke der Protagonisten und lassen ihre Augäpfel zu Spiegeln
unserer eigenen Seele werden. Selbst der Titel des Fotobildbands „Boy Stories“
(HatjeCantz) gibt sich nur vermeintlich harmlos, versteckt sich doch auch unter seiner Oberfläche eine viel abgründigere, prägende Wahrheit, die Stoff für
ganze Romane, Dramen oder Horrorstorys birgt.
Was für ein Horror, wenn man sich zum Beispiel völlig zu Unrecht wegen
Mordes angeklagt im Gefängnistrakt der zum Tode Verurteilten wiederfindet.
In das Gesicht des Taxifahrers Jeff Sutton möchte man gar nicht blicken, zumal
außer seinem gefühlstoten Zellennachbarn niemand an seine Unschuld glauben will. Wenn dann noch die Ermittlung Beweise manipuliert, zieht sich die
Schlinge erbarmungslos zu: „Hoffnung ist Gift“ (Deuticke); und was den Kloß
im Hals des Lesers noch dicker werden lässt: Ian Levisons Geschichte beruht
auf einer wahren Begebenheit. / Insofern könnte man bei Bodo Kirchhoffs
Roadstory „Die kleine Garbo“ (dtv) beinahe aufatmen. Doch bereits das pulpartige Intro entwickelt einen unglückseligen Sog. Hier „Der Mann, der nur sich
selbst erschießen wollte“, sich aber spontan für einen Bankraub entscheidet, in
dessen Folge er aus Versehen zwei Menschen umlegt. Dort der zwölfjährige TVStar, dem die Welt scheinbar naturbedingt zu Füßen liegt. Zwei Gegenpole, deren schicksalhafte Verstrickung die Zweifelhaftigkeit des Glücks erahnen lässt.
Was heißt auch schon Glück? Ist es „Das Geschenk“ (dtv), das Wolf Wondratscheks einstiger Haudrauf Chuck einunddreißig Jahre nach seinen selbstver-
bunt von Studentenbewegung, Zielgruppenfilmen, Pornografie und Adorno
im Bundestag (Metrolit). Mit dem vierten Band von „Klezmer“ verfolgt Joann Sfar weiterhin das Schicksal eines Klezmer-Ensembles im Russland des
frühen 20. Jahrhunderts. In Odessa angekommen landet die Truppe in einem
Zirkus, und Sfar nutzt das Ambiente, noch mehr als bisher das Leben in all
seinen Facetten mit wilden Zeichnungen, Liebe und Gewalt zu zelebrieren
(avant verlag). Nach Thomas Bernhards „Alte Meister“ nimmt sich Nicolas
Mahler nun gleich zwei Vorlagen auf einmal vor: „Alice in Sussex“ verknotet Lewis Carrols „Alice in Wonderland“ mit „Frankenstein in Sussex“ des
Österreichers H.C. Artmanns, der ja schon Alice mit Mary Shelleys Monster
verband. Also Zitat hoch zwei, was Mahler da in seinem gewohnt trockenhumorigen Minimalismus betreibt (Suhrkamp). „Spiegelstärke“ ist ein 1995
von Marc-Antoine Mathieu konzipiertes Erzählexperiment, das vorne wie
hinten begonnen werden kann und in der Mitte zusammenfindet. Es ist der
letzte Band der kafkaesken Vexierspiele um den Angestellten Julius Corentin Acquefacques, der nun wieder vorliegt (Reprodukt).
liebten Prosagedichten („Chucks Zimmer“) erfährt? Von wegen: „Chuck, der
sein Kind liebt, das nie zur Welt kommen wird“. Nun sitzt das ergraute Narbenherz seinem 14jährigen Sohn gegenüber und muss erkennen „Ein Kind macht
sich auf, sein Leben zu beginnen, während der Vater, lächerlich wie ein Vater,
verwundbar wie ein Vater, sich damit abzufinden hat, sein Leben als Anfänger
zu beenden!“ Zeit zur schonungslosen Selbstdemontage; anhand der verwegenen Zeugungsgeschichte seines Nachfahrens. / Die Reflexion des Anfangs
vom Ende. Auch in Claire Vaye Watkins‘ Titelstory „Geister, Cowboys“ (Ullstein) steht diese Rekonstruktion am Anfang: „Am Ende kann ich nicht aufhören, über Anfänge nachzudenken.“ Und so beginnt das Leben der Erzählerin
doch nicht mit dem Moment, an dem Razor Blade Baby einzog, oder als ihre
Eltern mit Charles Manson auf eine Ranch zogen, oder als der Architekt Himmel
Green Reno seinen Stempel aufdrückte, oder, oder, oder, sondern als Charles
Fuller eine Holzbrücke über den Truckee baute – und damit den Goldschürfern und Minenarbeitern, Glückssuchern und anderen Sonderlingen den Weg
in Watkins‘ psychedelisch-pulsierende Storys vom Leben und den Narben, die
es hinterlässt, zu bereiten. Und das Ende vom Leid: der keinerlei Glückseligkeit
versprechende, dafür aber beruhigend nüchtern abschließende Blues „The Way
Home“ (HatjeCantz), wie er sich in Tom Hunters Fotografien manifestiert. Ob
leere Gebetsräume oder triste Wohnzimmer samt ihrer Bewohner, verwaiste
Parkanlagen, spooky Puppentheater oder ewig Reisende in ihren Heimen, und
selbst die als Story aufgefangenen Momente, nicht nur die vom Ende des Lebens und dem Anfang der Hölle, auch jene vermeintlich medias in res festgehaltenen, sie alle zelebrieren das Ultimative. Ob unglücklich oder glücklich,
leer oder lächelnd, geschlagen oder stur: Die Protagonisten, die Szenen, die
Räume in den Fotografien des Briten strahlen – trotz oder gerade wegen der
schicksalhaften Narben und Wunden – eine eigentümliche Ruhe aus, die Ruhe
des finalen Moments.
LARS ALBAT
„Parker“ basiert wie der gleichnamige Film mit Jennifer Lopez oder John
Boormans Klassiker „Point Blank“ von 1967 auf Donald E. Westlakes Roman „The Hunt“. Darwyn Cooke erzählt die Noir-Story um Verrat im Verbrechermilieu im coolen 60‘s-Style und ist damit näher an Boorman als an
Lopez (Eichborn). Ebenfalls im Zeichen des Noir-Krimis steht Benoît Sokals
„Inspektor Canardo“-Reihe. Auch mit dem 21. Band „Schneeschnackseln“
hält der Belgier mit seinen tragikomischen Krimis um den Entendetektiv im
Trenchcoat die Qualität. Der Handlungsort ist ein eingeschneites Schloss,
die Protagonisten sind degenerierte Politiker und verarmter Adel – allesamt
ziemlich notgeil (Schreiber & Leser).
CHRISTIAN MEYER
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Konzerttermine im April 2013
Gibt es bald Bücher mit „18+“-Kennzeichnung? Foto: Mira Moroz
Hetzkampagne
Klavierabend
Inga Fiola
Chopin, Scrjabin, Liszt
Freitag
5. April
Sonntag
7. April
Russland installiert Gesetz zum Verbot von Kinderbüchern
Russen lesen gerne, vor allem auf Deutsche Literatur richtete sich stets ein
großes Interesse. Immerhin sprechen in Russland mehr Menschen Deutsch
als im Rest der Welt, abgesehen von Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Aber wer weiß, ob sich in Zukunft überhaupt noch ein Kinderoder Jugendbuch in Putins Reich verkaufen lässt. Denn jetzt ist ein Gesetz
in Kraft getreten, das „Jim Knopf“ oder den „Räuber Hotzenplotz“ zu einem
Fall für die Polizei macht. Was auf den ersten Blick nicht unvernünftig wirkt,
ein Gesetz zum „Schutz der Kinder vor Informationen, die ihrer Gesundheit
und Entwicklung schaden“ zu formulieren, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als übler Versuch, die Zensur zu installieren.
„A Story I will tell you“
Lieder und Kammermusik aus Renaissance
und Barock von
G. Ph. Telemann, G. Torelli, E. de la Guerre,
J. Dowland, B. Strozzi, J. Greber u.a.
Barock-Ensemble Aliquando + Banquetto
Musicale
Freitag
19. April
19:30
Sonntag
21. April
16:00
Klavierabend
Vladimir Mogilewski
Tschaikowski und Liszt
Dienstag
23. April
So berichtet Christiane Raabe, die Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek in München, von den Konsequenzen, die die neue Regelung fordert.
Sie verpflichtet „Verlage, Kinder- und Jugendbibliotheken und Buchhandlungen ab sofort, Bücher mit „18+“ zu kennzeichnen, in denen Gewalt geschildert, Drogen, Tabak und Alkohol konsumiert, Selbstmord verübt, Konflikte mit Gewalt thematisiert, der Wert der Familie und die Autorität der
Eltern infrage gestellt, Sexualität, Pornographie und Krankheiten (darunter fällt in Russland auch Homosexualität) verhandelt und Schimpfwörter
enthalten sind.“ Im „Räuber Hotzenplotz“ wird geflucht, und in Michael
Endes „Jim Knopf“ genehmigt man sich bisweilen einen Schluck aus der
Rum-Pulle. Freilich ist diese Attacke zur Vernichtung eines ganzen Bereichs
des literarischen Lebens, wie ihn in dieser Verbissenheit nicht einmal die
Kommunisten vor 25 Jahren betrieben, auf der Ebene des Hotzenplotz nicht
zu verhandeln.
So richtig böse geht es nämlich im Kleingedruckten zur Sache. Die russischen Bürger werden dazu aufgerufen, Anzeige zu erstatten, wenn sie sich
über den Inhalt eines Jugendbuchs ärgern, so dass Buchhandlungen oder
Verlegern der Prozess gemacht werden kann. Die Hetze, zu der aufgerufen wird, hat schon begonnen. Nach der Veröffentlichung von Beate Teresa
Hanikas Roman „Rotkäppchen muss weinen“ gab es nach den Worten von
Christiane Raabe öffentliche Anfeindungen gegen den Verlag von Seiten der
Journalisten und Eltern. Ein bezeichnender Fall, weil dieser Roman, der zu
den literarisch besten deutschen Texten im Jugendbereich der letzten zehn
Jahre zählt, subtil die Auswirkungen sexuellen Missbrauchs thematisiert.
Hier offenbart sich, dass ein Gesetz, wie es hier unter dem Mäntelchen des
Jugendschutzes formuliert wird, keinen Schutz bietet, sondern die Auseinandersetzung über gesellschaftliche Probleme wie Missbrauch oder Gewalt im Keim zu ersticken versucht.
Interessant auch, wie umsichtig dieses Zensurgesetz angelegt ist. Indem es
bewusst auf die Denunziation setzt, fordert es konsequent zum Kesseltreiben gegen die Kulturschaffenden auf. Wir kennen solche Gesetze aus den
dreißiger Jahren, als man das Wort von der Entarteten Kunst erfand.
Was kann man tun? Widerstand könnte sich formieren, und zwar gleich
in den oberen Etagen der literarischen Repräsentation. Der Vorsteher des
Börsenvereins und der Vorsitzende des PEN sind gefragt. Verleger, Autoren,
Journalisten und Leser müssen zusammenstehen, denn dem russischen Beispiel werden auch andere undemokratische Regime in Europa folgen wollen.
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Literatur-Kalender Ruhr
24.04.2013
So viele Fragen stellt das Leben – Tritt ein in die
Bibel wie durch eine Tür!
Lesung mit dem Autor Rainer Oberthür
In einer kleinen Lesereise gibt Rainer Oberthür Einblicke in seine philosophischen und biblisch-religiösen Bücher, immer geschrieben für Kinder und alle
im Haus. Denn die großen Fragen stellt der Mensch
schon als Kind, aber auch darüber hinaus.
Eintritt: 5,00 € - 19.00 Uhr
Die Bochumer Literaten präsentieren ihre Frühjahrslesung, Foto: Bochumer Literaten
Die Literatur-Termine der Region
Bochum – Bahnhof Langendreer
Gelsenkirchen – die flora
0234 6 87 16 10
0209 1 69 91 05
Wladimir Kaminer: Onkel Wanja kommt …
Eine Reise durch die Nacht
Mi 17.4. 20 Uhr
Mit dem Russentaxi durch Berlin. Auch am
30.4. in Dortmund (Harenberg City Center).
Heinrich Hauser: Schwarzes Revier
Do 18.4. 20 Uhr
In einer szenischen Lesung folgen die
„Spielkinder“ Till und Nils Beckmann
gemeinsam mit FAZ-Feuilletonredakteur
Andreas Rossmann und dem Klangkünstler
Peter Eisold den Spuren Heinrich Hausers
durch das Revier von 1928.
Bochum – Buchhandlung Janssen
0234 38 55 88
07.05.2013
„Kolja – Erzählungen aus Israel“
Lesung und Gespräch mit dem deutsch-israelischen Autor Chaim Noll.
Sensibel beschreibt Chaim Noll in seinen Erzählungen
aus Israel kleine Begebenheiten und große Ereignisse. Zusammengenommen zeichnen sie ein detailliertes Portrait der gegenwärtigen israelischen Gesellschaft, in der Politik und Religion ganze Lebensläufe
bestimmen.
Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr
Bochumer Literaten: Frühjahrslesung
Fr 19.4. 20 Uhr
Auf Einladung der Literarischen Gesellschaft
lesen die Bochumer Literaten unter dem
Motto „Aus der Werkstatt“ aus ihrer
Produktion und geben Einblick in ihr Schaffen.
Bochum – Schauspielhaus/Theater Unten
0234 3 33 30
Goosens neue Bücher
Di 9.4. 19.30 Uhr
Frank Goosens Leidenschaft für Bücher dürfte
so groß sein wie seine Liebe zum VfL. Seine
Lesetipps sind allerdings erstklassig …
Bochum – Rotunde
0234 3 6 14 86
Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines
ehemaligen Bankberaters
Mi 10.4. 20 Uhr TIPP
23.05.2013
„Nathan und seine Kinder“
Lesung und Gespräch mit der Autorin Mirjam
Pressler anlässlich der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an die Autorin
Nathan der Weise, Lessings Plädoyer für religiöse Toleranz, ist eines der meistgespielten deutschen Dramen.
Klug, weitsichtig und brillant erzählt Mirjam Pressler
den klassischen Stoff neu - provozierend zeitgemäß,
aber nicht ohne Hoffnung für eine friedliche Koexistenz
der Religionen.
Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr
Duisburg – Grammatikoff
0203 2 79 16
Prophet – Konzert/Lesung mit Tex
Sa 26.4. 19.30 Uhr
Mit TV Noir hat Tex ein Musik- und Talkformat
zu Kultstatus erhoben. Auf sein eigenes
Programm mit Texten des Philosophen
Khalil Gibran sowie eigenen Songs und
Überraschungsgästen darf man gespannt sein.
Essen – Heldenbar (Schauspiel Essen)
0201 8 12 20
Happy End – Ein Feenmärchen von Jakob
Arjouni
Do 11.4. 19.30 Uhr
Die Schauspielerin Ines Krug erinnert an
den im Januar im Alter von nur 48 Jahren
verstorbenen Schriftsteller.
Essen – Museum Folkwang
0201 8 84 54 44
Josef Winkler: Wortschatz der Nacht
Fr 19.4. 20 Uhr
34 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung wird
das Jugendwerk Winklers anlässlich seines
60. Geburtstags wiederveröffentlicht. Daraus
und aus seinem neuen Buch „Mutter und der
Bleistift“ liest der Büchner-Preisträger.
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
medienforum@bistum-essen.de
Gelsenkirchen – Schloss Horst
0209 1 69 61 59
Gerald Asamoah: Dieser Weg wird kein
leichter sein …
Mo 15.4. 19 Uhr
Gemeinsam mit dem Sportreporter Peter
Großmann beschreibt der Fußballer seinen
Weg von den Straßen Ghanas bis in die
deutsche Nationalmannschaft.
TIPP = trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten
Hagen – Kulturzentrum Pelmke
02331 3 36 96
Slime: Deutschland muss sterben
Fr 5.4. 20 Uhr
Daniel Ryser hat die Biographie einer
der prägendsten deutschsprachigen
Punkbands geschrieben und geht nun mit
Bandmitgliedern auf Lesetour. Natürlich gibt
es dann auch ein exquisites Akustik-Set auf
die Ohren.
Hattingen – Mayersche Buchhandlung
02324 9 19 86 80
Rainer Küster: Wolfszorn
Fr 12.4. 17.30 Uhr
Im neuen Krimi des Bochumer Autors muss
eine Profilerin des LKA die Kommissare
Brenner und Rogalla unterstützen.
Hattingen – Stadtbibliothek
02324 2 04 35 60
Fritz Eckenga: Alle Zeitfenster auf Kippe
Di 23.4. 19.30 Uhr
Fritz Eckenga sorgt für ordentlich Durchzug in
den Köpfen.
Mülheim – Ringlokschuppen
0208 99 31 60
Olga Martynova: Mörickes Schlüsselbein
Mi 10.4. 19.30 Uhr
Die letztjährige Bachmann-Preisträgerin
zu Gast bei der Lesereihe „Textrevolte“ des
Literaturbüros Ruhr.
Witten – Mayersche Buchhandlung Krüger
02302 28 28 00
Tanya Stewner: Liliane Susewind – Mit
Freunden ist man nie allein
Di 23.4. 11 Uhr
Liliane Susewind ist eine empfehlenswerte
Kinderbuchreihe um ein Mädchen, das mit
Tieren sprechen kann. Doch warum findet
die Lesung an einem Wochentag vormittags
statt, wenn die Zielgruppe in die Schule
gehört? Auch am 24.4. in Hattingen (ebenfalls
Mayersche Buchhandlung).
Witten – unikat
info@unikatclub.de
Ulrich Land: Krupps Sollbruchstelle
Mi 24.4. 20 Uhr
Herbst 1902: Kurz nachdem das Gerücht die
Runde macht, dass Friedrich Alfred Krupp
homosexuelle Kontakte pflegt, wird er tot
aufgefunden.
Empfehlungen von Frank Schorneck
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
52
RuhrKunst
Otto Modersohn, Dorfstraße in Worpswede, 1897, Öl auf Leinwand, 102 x 173 cm, Otto Modersohn Stiftung, © Otto Modersohn Museum, Fischerhude, VG Bild-Kunst, Bonn
In der Natur
Das Osthaus Museum in Hagen zeigt eine Werkschau von Otto Modersohn
Die Zeit, welche jedes dieser Bilder einfängt und in atmosphärischer Dichte
erfahrbar werden lässt, sollte man sich im Osthaus Museum nehmen. Der
Landschaftsmaler Otto Modersohn (1865-1943) hatte nach seinem Tod einfach Pech. Zwar gibt es das Otto Modersohn Museum an seinem Wohnort
Fischerhude, aber in den letzten drei Jahrzehtnen war in Deutschland keine
umfassende Museumsschau seiner Malerei zu sehen. Folglich ist die Ausstellung in Hagen eine echte Entdeckung und Rehabilitierung. Vielleicht liegt die
öffentliche Missachtung daran, dass er stets mit der Worpsweder Künstlervereinigung um Heinrich Vogeler in Verbindung gebracht wird (aus der er
aber schon 1899 wieder austrat), die dem Jugendstil zugerechnet werden
kann, und dass er im Schatten seiner berühmten Frau Paula ModersohnBecker stand.
Aber Otto Modersohn hat voller Leidenschaft herausragende Bilder zwischen
Realismus und Expressionismus gemalt und dabei verschiedene Werkphasen
durchlaufen. Er war künstlerisch auf der Höhe seiner Zeit und besaß mit
Böcklin, Van Gogh oder Max Liebermann veritable Vorbilder, die er reflektierte, nicht kopierte – all das zeigt die Werkschau in Hagen, die sich auf
seine größte Leistung konzentriert: auf die Malerei und Zeichnung der Landschaft, die Modersohn von der direkten Anschauung der Natur genommen
hat. Ergänzend sind einzelne Figurenbilder und die heute vergessenen
Märchenillustrationen ausgestellt. Mit letzterem fiel er übrigens Rilke auf,
als dieser nach Worpswede kam.
Die Weite der norddeutschen Landschaft
Otto Modersohn überwindet in seinen Landschaftsbildern gerade jeden
Symbolismus und alles Pathos und verwirklicht eine Schlichtheit, für welche
die Weite der norddeutschen Landschaft geeignet war. Mitunter ist es, als
würde man über das Meer schauen, der Horizont ist tief gesetzt, der Himmel
mit seinen Wolken ist ausmodelliert, oft aufgewühlt und vermittelt noch die
Witterung und die Atmosphäre des Tages – das ist, grob gesagt, das Konzept,
welches der Kunst von Otto Modersohn zugrunde liegt.
Otto Modersohn, der in Soest geboren wurde und an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat, kommt 1889 gemeinsam mit seinem Studienkollegen
Fritz Mackensen erstmals nach Worpswede, wo er sich schon bald niederlässt. Hier ist die Natur unberührt und verkörpert eine ursprüngliche „heile“
Welt, als Gegenentwurf zur zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung mit der Zerstörung der Umwelt.
Seine Bilder zeigen lapidare, genau komponierte Landschaftsausschnitte im
lebhaften Pinselduktus in einer erdigen Farbpalette mit vielen Grüntönen;
vor allem mit dem Grün erreicht er immer wieder eine relative Unschärfe, die
53
als reine Malerei wirkt. Zumal in der Worpsweder Zeit bringt er duftenden
Lokalkolorit, schorfige Oberflächen und die Lösung von allem Gegenständlichen in eine Balance. Großartig auch, wie sich in seinen Gemälden die
Dorfstraße von Worpswede in die Tiefe zieht und dabei Licht- und Schattenpartien wechseln. Das kann man natürlich nur vorm Original – derzeit in
Hagen – erfahren.
Von Worpswede nach Fischerhude
Nach dem Tod seiner Frau 1907 verlässt Otto Modersohn Worpswede und
lässt sich, unterbrochen von Reisen, in der Künstlerkolonie im nahe gelegene Fischerhude am Rande des Teufelsmoores nieder. Hier wird seine Malerei
zum verdichteten, niemals ausschweifenden Sinnbild. „Die Natur muss zwar
allem zu Grunde liegen, aber man muss sie … vor allem vereinfachen, zusammenziehen, kurz umformen“, schreibt Modersohn 1910. „Ein Bild muss eine
Einheit sein; auf geschlossene Bildwirkung, auf organische Geschlossenheit
der farbigen Form, auf Umsetzung des Eindrucks in das flächenhafte Farbige
… kommt es an“. Die Landschaft wird nun in das große Ganze eingefasst, und
nun erreicht Modersohn eine große Innigkeit bei malerischer Komplexität.
Dazu kommt er immer wieder auf die gleichen Motive zurück, die Wiesenlandschaft, die Bauernhäuser oder die nächtliche Bootsfahrt auf dem Fluss
Wümme oder dessen Ufersaum, vorgetragen in expressiver Unruhe, bei der
sich die Äste und Blätter in der Spiegelung im Wasser auflösen.
Tayfun Belgin, der Direktor des Osthaus Museum, hat dazu begleitend
Modersohn aber noch in seiner Zeit verortet. Im Altbau sind Bilder etwa von
Christian Rohlfs sowie den „Brücke“-Künstlern zu sehen, die unterstreichen,
wie stark Otto Modersohn gegen alle avantgardistischen Tendenzen am realistischen Malen und an der Darstellung der Landschaft festhielt und sich
damit zunehmend außerhalb aller Moden befand. Ausgestellt sind zudem –
als Leihgaben aus Privatbesitz – mehrere Bilder von Paula Modersohn-Becker.
Ihre Sache ist die stille, unprätentiöse Figur.
Die Landschaftsdarstellungen von Otto Modersohn nehmen übrigens noch
Fühlung zur nächsten Schau im Osthaus Museum auf: Ab Anfang Mai stellt
hier mit Klaus Fußmann (geb. 1938) einer der heute wichtigsten gegenständlichen Maler aus, der sich mit seinen expressiven Landschaftsstücken
nicht um Stile und Ismen kümmert. Ihm ergeht es besser als Modersohn: Die
Kraft und radikale Widerborstigkeit seiner Malerei ist längst vom aktuellen
Ausstellungsbetrieb erkannt worden.
THOMAS HIRSCH
„Otto Modersohn: Landschaften der Stille“
bis 21. April im Osthaus Museum Hagen I www.osthausmuseum.de
Sammlung
Generalleutnant Nina Lobkowskaja mit Scharfschützinnen der 3. Stoßarmee, 1945Museum Berlin-Karlshorst e.V., Foto: Boris Wdowenko
„Die Kunst wagt mehr als Forscher“
Museumsdirektorin Marianne Pitzen über die Ausstellung „Mascha + Nina + Katjuscha“ im Bonner Frauenmuseum
Um den Kriegseinsatz von Frauen in der Roten Maße mehr, auch weil es ziemlich ungewöhnlich
Armee ranken sich Schreckensbilder und My- war, weil die Frauen sicher auch Vorbehalte und
then. Im Gegensatz zu den männlichen Soldaten Aggressionen bei den Männern hervorgerufen haerfuhr die große Mehrheit der Rotarmistinnen ben und Fragen wie: Was machen die denn hier,
nehmen die uns unseren männliweder Heroisierung noch Ver„Frauen greifen immer dann
chen Nimbus? In Russland waren
ehrung als Veteranen; ihre
zur Waffe, wenn sie sehen:
die Frauen schlichtweg NotwenLeistungen und ihr Frontalltag
Jetzt muss es sein“
digkeit. In den ersten Kriegstasind noch heute weitgehend
aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwun- gen sind durch Hitlers Überfall auf russischer Seite
den. Die Ausstellung im Bonner Frauenmuseum unheimlich viele Männer umgekommen, und auch
thematisiert die Mythen um die Rotarmistinnen vorher schon, durch Stalins Säuberungen.
und setzt ihnen die vielschichtige Realität ihres Fronteinsatzes entgegen. Das Thema bezieht Nach dem Krieg sind die Frauen dann nicht
sich nicht nur auf eine fremde Gesellschaft in mehr beachtet worden?
einer fernen Vergangenheit: Auch heute leis- Nicht sehr. Das war den Leuten in Russland
ten Frauen in vielen Armeen dieser Welt Dienst, wahrscheinlich peinlich. Irgendwie war das auch
unter anderem in der Bundeswehr.
eigenartig, man hätte sie doch als Heldinnen hervorheben müssen, die Frauen, die all ihr normales
trailer: Frau Pitzen, Frauen waren im Krieg Muttersein, Frausein mal hintangestellt hatten,
allgegenwärtig – auf deutscher wie auf so- um ihr Vaterland zu retten. Es blieb ihnen ja auch
wjetischer Seite. Die noch immer verbreitete nichts anderes übrig. Es ist aber interessant, dass
Vorstellung, der Vernichtungsfeldzug gegen die Frauen immer dann zur Waffe greifen, wenn
die Sowjetunion sei ein rein männlicher Krieg sie sehen: Jetzt muss es sein. Doch wurden sie
gewesen, ist also in jeder Hinsicht ein Mythos? eben nicht als Heldinnen gefeiert, erst viel später
Marianne Pitzen: Das kann man so sagen. Bei wurde das ein bisschen nachgeholt. Aber zunächst
den Russinnen waren das riesige Zahlen: Mehr als war es so: Bloß aus den Augen, aus dem Sinn.
800.000 Frauen waren da im Dienst, die meisten
freiwillig, aber ab 1942 gab es auch zwangswei- Muss jetzt die Kunst die Historiker belehren?
se Verpflichtungen. Außerdem zählt man ja die Das ist oft so, dass die Künstlerinnen und Künstnicht mit, die in der Rüstungsindustrie tätig wa- ler erst mal was ausgraben, was den Historikern
ren. Diesen Umstand kann man auch mit Zahlen nicht besonders wichtig ist. Dann wird ihnen oft
in Deutschland vergleichen. Gegen alle Vorstellun- unterstellt, dass sie da historisch nicht ganz korgen, was eine brave NS-Frau sein und tun sollte, rekt arbeiten und an der Wahrheit entlangschrapwaren die deutschen Frauen massenhaft in der pen. Häufig regen sie die Historiker aber mit einer
Rüstungsindustrie tätig.
ganz neuen Hypothese an. Dann wird empirisch
nachgeforscht und plötzlich bewahrheitet sich
Die Rotarmistinnen riefen ihre Kameradinnen das – und meist zusätzlich in einer enormen, eimit der Abkürzung PPZ (Feldfrau), was auch ner nicht erwarteten Zahl. In diesem Fall war es
eine gängige Maschinenpistole bezeichnete. In ja auch so. Wir hatten im Frauenmuseum schon
Deutschland nannte man sie Offiziersmatrat- 2003 ein Projekt über Frauen beim Militär: WOzen.
MEN IN ARMS. Schon damals kamen wir auf die
Beides ist nicht gerade hübsch. Da war sicher tollsten Sachen.
eine Menge Gewalt im Spiel, nicht nur nach außen, sondern auch intern. Man könnte auch mal Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlsrecherchieren, was heute so Gang und Gäbe ist in horst erinnert am Ort der bedingungslosen Kaden Heeren. Aber damals war das in erheblichem pitulation der Wehrmacht an das Kriegsende
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in Europa. Sind die kämpfenden Frauen dort
Dauerthema?
Eigentlich nicht. Wenn ich mir so die Websites von Museen anschaue, auch die von dem
Deutsch-Russischen in Berlin, dann vermisse ich
die Frauen. Manchmal tauchen sie kurz auf, aber
dann verschwinden sie wieder in der Versenkung.
Die Zusammenarbeit mit dem Haus wegen der
Ausstellung ist aber sehr gut und man ist in jeder
Beziehung sehr hilfsbereit. Trotzdem vermisse ich
die Frauen dort als Dauerthema.
Im Frauenmuseum wird die historische Ausstellung gemischt mit aktueller Kunst?
Ja, dafür sind wir auch bekannt. Wir erzielen damit
die schöne Wirkung, dass die Kunst hier das sinnliche Element mit einbringt, weil die reine Historie
die Menschen auf eine merkwürdige Art erst einmal abschreckt. Kunst verbindet die historischen
Zeiten ganz anders, denn die Kunst wagt mehr als
Forscher. Das macht den Reiz aus. Umgekehrt profitieren oft die Künstlerinnen und Künstler ziemlich viel von der historischen Betrachtung: Man
lernt voneinander, man lernt auch, zu vermitteln
und zusammen mit einem Publikum, das in beide
Richtungen nicht immer so willig ist, etwas zu begreifen. Dieser Austausch tut sehr gut und hat sich
bewährt.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Mascha + Nina + Katjuscha.
Frauen in der Roten Armee 1941-1945“
31.3.-12.5. | Frauenmuseum Bonn
0228 69 13 44
ZUR PERSON
Marianne Pitzen führte 1969 ihre erste
eigene Ausstellung durch. Drei Jahre
später gründete sie die Galerie „Circulus“ und 1974 zusammen mit ihrem
Mann Horst Pitzen die Zeitschrift „Circular“. 1981 gründete sie in Bonn das
weltweit erste Frauenmuseum, für das
sie bis heute die Verantwortung für Konzeption und Organisation trägt. Die Bundesverdienstkreuzträgerin und Matronen-Forscherin ist immer noch weltweit künstlerisch aktiv.
Foto: Hans Weingartz
RuhrKunst
Bente Stokke, Parallels, 2009, © VG Bild-Kunst, Bonn;
courtesy Kunsthalle Recklinghausen
Paul Klee, mehr Vogel, 1939, Bleistift auf Papier, Bern
© Foto: Zentrum Paul Klee; courtesy Museum Folkwang, Essen
HA Schult „Roman People“, Piazza del Popolo, Rom 2007,
Foto: © Thomas Hoepker
Zeichnen als Erfahrung
Gezeichnete Engel
Müll fürs Leben
Bente Stokke in Recklinghausen
Paul Klee im Museum Folkwang
HA Schult im Detmolder Diözesanmuseum
Für die bislang größte Ausstellung von Bente
Stokke in Deutschland ist die Kunsthalle Recklinghausen der ideale Ort. Ihre frühen Konzepte,
bestehend aus kleinformatigen Blättern an der
Wand oder auf dem Boden, und die transparenten malerischen Schichtungen, die mitten im
Raum platziert sind, und schließlich die neueren
Folgen von körperhaft schwarzen Flächen füllen
großzügig die drei Stockwerke. In Recklinghausen
vermittelt der Wechsel von der Nah- zur Fernsicht, um was es Bente Stokke in ihrer Kunst
schon immer geht: um Prozess und Handlung mit
dem ganzen Körper und mittels des Mediums
Zeichnung, in der Erfahrung von Zeit und Raum,
die doch untrennbar mit unserer Existenz verbunden ist. Folglich tragen die Arbeiten etwas
Flüchtiges und sind mehr subjektives Erlebnis als
Manifestation. Neben Zeichenkohle und Grafit
tragen als Materialien dazu Asche und Staub bei.
Bente Stokke, die zwischen 1973 und 1981 in
Oslo, London und Maastricht studiert hat, wendet
sich schon früh dem Medium der Zeichnung zu,
als Rhythmus und Plan, der ganz knapp, aber auch
ausgreifend formuliert sein kann. Dazu braucht
Bente Stokke eigentlich nur Zeichenstift und Papier. Die Ausstellung verdeutlicht, wie sich dieses
Werk entwickelt und sich allmählich die Interessen verlagern und die Maßnahmen erweitern.
Bildet anfangs nur ein Punkt als Stakkato ohne
weitere Vorgabe auf mehreren oder vielen kleinformatigen Blättern die Basis der Arbeit, so thematisieren die Werke später noch die Geste des
Vortrags. So zeichnet Bente Stokke sogar auf
Glasscheiben. Und die Zeichnung greift bisweilen
die Symmetrie des Körpers auf oder sie umfasst,
in einer anderen Werkgruppe, eine messbare Länge. Sie ist stabil und direkt und dann wieder fragil oder aber geschlossen, undurchdringbar. Alles
Lapidare wirkt plötzlich geheimnisvoll, auch im
Sinne einer Einübung hin zur Meditation.
Bekannt wurde Bente Stokke 1993 auf der Biennale in Venedig, seit 2006 hat sie eine Professur
für Zeichnen an der Kunsthochschule BerlinWeißensee inne. Nun endlich ist ein umfassender
Einblick in ihr Werk zu sehen.
Es überrascht, dass die „Engel“ von Paul Klee noch
nicht Thema einer eigenen Ausstellung waren.
Diese überwiegend kleinformatigen, unmittelbar
aus der Zeichnung gewonnenen Bilder, bei denen
sich rein aus Linien Geschöpfe konturieren, gehören mit zu den populärsten Werken des berühmten Künstlers, der auf so feinsinnige Weise die
Kunst seiner Zeit reflektiert hat und die Zeitgeschichte mit seinem eigenen, tragischen Schicksal einfließen ließ. Paul Klee wurde 1879 bei Bern
geboren. Er hat in München studiert und selbst
am Bauhaus in Weimar unterrichtet, ehe er 1931,
bereits international anerkannt, an die Kunstakademie Düsseldorf berufen wurde. Aber schon 1933
wurde er von den NS-Machthabern fristlos entlassen, noch im gleichen Jahr floh er nach Bern.
Dort starb er nach langer Krankheit 1940. Die
„Engel“ nun zeichnete, malte er überwiegend in
seinen letzten Lebensjahren, vielleicht sind sie ja
eine Art Vorahnung an der Schwelle vom Leben
zum Tod. Aber das Spektrum der Bedeutungen
reicht viel weiter. So gibt es bei Klee ebenso
Schutzengel wie abgefallene Engel. Engel sind
geradezu menschliche Begleiter, aber auch sphärische Geistwesen. Sie wirken, zumal im grafischen Vortrag, spielerisch und sind doch ernst.
Vor allem aber sind sie uns immer zugewandt und
entsprechend so notiert, dass sie sofort zu erkennen sind. Paul Klee übersetzt auch dabei die Erfahrungen des Bauhauses und von Delaunay's
Farb-Licht-Raum in eine Formensprache, die noch
die Aussage unterstützt. Zwar ist der wohl bekannteste „Engel“, der „Angelus Novus“, den
Walter Benjamin besaß und in einem Text beschrieb, im Museum Folkwang nicht ausgestellt,
aber die Form der Vermittlung mit einem Faksimile und einer Hörstation bringt doch zum Ausdruck, wie symbolträchtig schon allein dieses
Werk ist. Paul Klee ist ein Einzelgänger der modernen Kunst, der heute trotz der meist kleinen
Formate enorm geschätzt wird. Eine weitere
Klee-Ausstellung ist noch bis 21. April in K21, der
Dependance der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu sehen – sie ergänzt sich vorzüglich mit
der Essener Schau.
Ein Tausendsassa, ein Hasardeur der Kunst. Wie
man den Kölner Selbstdarsteller - documenta 5
(1972 unter Harald Szeemann) und 6 (1977 unter
Manfred Schneckenburger) - Teilnehmer auch bezeichnen will. In NRW liegen seine Wurzeln, hier
wird er geschätzt und hier kann er sich vermarkten, ein Umstand, der Teil seiner Aktionskunst ist
und der von Stadtmarketing-Fachleuten auch nicht
unterschätzt wird. Schon sein Flügelauto, ein Vehikel als goldener Vogel, das 1991 im Rahmen der
Aktion „Fetisch Auto“ in Köln entstand, war ein
Brennpunkt heikler Diskussionen, seine beleuchtete Weltkugel thronte lange Jahre auf dem 70
Meter hohen Pylon der Severinsbrücke. Auch sein
„Hotel Europa“ in der Ruine des Kaiserbaus an der
A59 sah jeder, der mit Auto in Richtung Bonn fuhr.
Der Abriss wurde zum Politikum der Kommunen.
Auch seine weltweit inszenierten “Trash People“
(die so genannte „Schrottarmee“) starteten 1996
in Xanten, erreichten nicht nur markante Plätze
des Planeten, selbst auf der chinesischen Mauer
konnte der Künstler sein pseudochristliches Credo:
„Wir produzieren Müll, sind aus Müll geboren und
werden wieder zu Müll“ in die begeisterte Zuschauermenge verströmen. Immer erscheint der Aktionskünstler in den vergangenen 40 Jahren als zivilisationskritischer Seher und Mahner - das Vergessene, Weggeworfene, Unerwünschte erfährt in
seiner künstlerischen Arbeit eine sublime Umdeutung. Das Diözesanmuseum in Paderborn widmet
Schult jetzt unter dem Titel "Die Zeit und der Müll"
eine große Retrospektive. "Seine Kunst ruft uns
unsere Verantwortung für die Schöpfung in Erinnerung", sagt Alfons Hardt, Generalvikar des Erzbistums Paderborn bei der Eröffnung, drei Jahrzehnte nach dem Museum Ludwig in Köln zeigt
ausgerechnet ein kirchliches Museum in der Provinz des Kunstmarkts die zweite große Werkschau.
Zu sehen ist auch das "Biokinetische Labor", mit
dem Schult auf der documenta 5 vertreten war.
Der war mit seinen Gedanken schon längst bei der
nächsten Aktion. Mit Unterstützung von 150 Kindern hat er gerade auf dem Paderborner Domplatz
ein „Herz aus Müll" geformt, wie schon sechs Jahre
vorher in Rom.
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
PETER ORTMANN
„Bente Stokke – Zeichnen im Raum“
bis 7.4. I Kunsthalle Recklinghausen
www.kunst-re.de
„Die Engel von Paul Klee“
bis 14.4. I Museum Folkwang in Essen
www.museum-folkwang.de
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„HA Schult – Die Zeit und der Müll“
bis 12.5. I Diözesanmuseum Paderborn
05251 125 14 00
Kunstwandel
Kunst in NRW
Gilbert & George, Money, 2011, © Gilbert & George/Courtesy of the Artist and White Cube
Erwin Blumenfeld, Rage for Color, 1958, © The Estate of Erwin Blumenfeld, Museum Folkwang
Am Ende lockt das Verbrechen
Medium zur Zeit
Die „Jack Freak Pictures” geistern noch durch den Kopf, wenn man die heiligen Hallen des ehemaligen Getreidelagers in Duisburg betritt. Das extravagante Künstlerduo Gilbert und George aus England zeigt dort seinen neuen
Zyklus, die „London Pictures“. Vom Allgemeinen ins Spezielle könnte man
denken, vom Union Jack und der Selbstbefindlichkeit vergangener Jahre zur
gesellschaftspolitischen Kleinteiligkeit – wenn die beiden Kunstgiganten
das nicht schon in den letzten Jahrzehnten längst ausgereizt hätten. Irgendwie. Und dann hängen da 69 großformatige völlig neue Arbeiten an
den weißen Wänden. Immer noch Pop, immer noch Gilbert (the Shit) und
George (the Cunt) auf den Collagen, aber irgendwie doch anders. „Wir wollen nicht wie irgendjemand anderes sein“, das war immer ein Statement,
aber Stillstand kennen sie nicht: „Wir entwickeln uns immer weiter.“ Jetzt
sind sie in der Kriminalität gelandet, Normalität in London, ausgefallen und
ausgefeilt in ihren Headline-Werken über Sex, Murder und Death.
Von Thomas Hirsch
An der Ausstellung von Wolfgang Tillmans kommt man in diesen Wochen
nicht vorbei. K21 in Düsseldorf zeigt derzeit eine dicht vibrierende, immer
wieder überraschende Werkschau des 1968 geborenen, in London und Berlin lebenden Künstlers, der dem Medium
„Forschung am Bild“
Fotografie neue Impulse verliehen hat
und damit international erfolgreich ist. Tillmans schließt in seiner Kunst
zunächst einmal nichts aus, er dokumentiert das zeitgenössische urbane
Leben, arbeitet dazu mit einem motivischen Spektrum vom Portrait über
die Landschaft und das Himmelsbild bis zum Stillleben und gelangt noch
zu gänzlich abstrakten lichthellen Farbräumen: Die Offenheit und Experimentierfreudigkeit ist Konzept seiner künstlerischen Arbeit. Tillmans fotografiert mit s/w wie auch mit Farbe, er stellt klassische Abzüge ebenso wie
Fotokopien, Tintenstrahl- und Laserdrucke her, die noch frei an der Wand
hängen können oder als Zeitschriftenmaterial plan auf Tischen liegen. Tatsächlich aber ist hier nichts beliebig; selbst die Präsentation hat Tillmans
vor Ort arrangiert, und so lapidar manches zunächst erscheinen mag: Immer
geht es Tillmans auch um eine Forschung am Bild mit unseren heutigen
Möglichkeiten und Verfahren des Sehens. Aber sind die Bilder von Tillmans
nicht auch direkt gesellschaftskritisch? „Ich möchte, dass die Arbeit Wirkung zeigt“, sagt Wolfgang Tillmans. „Aber ohne dass ich ein politischer
Künstler bin.“ Tatsächlich ist das Spektrum zu weitläufig, um seine Kunst zu
vereinnahmen. Und auch wenn Tillmans in Werkgruppen arbeitet, so ist jedes Bild doch ein eigenes Erlebnis voller Intensität und immer mit der Aura
der Einmaligkeit. Auf eine sehr andere Weise hat sich Erwin Blumenfeld
vor sieben Jahrzehnten mit den Maßnahmen der Fotografie in die Bilderflut seiner Gegenwart eingeklinkt. Aber es ist spannend, mit der Erfahrung
der Werke von Tillmans auf seine fotografische Arbeit zu schauen. Erwin
Blumenfeld (1897-1969), der früh vom Dadaismus beeindruckt war, emigrierte 1941 nach New York, wo er schon zwei Jahre später ein Fotostudio
eröffnete und für zwei Jahrzehnte zu einem der bestbezahlten Modefotografen der führenden Magazine aufstieg. Blumenfeld „bespielte“ die Cover
und die Ausklapper, wobei seine eigenen Abzüge oft von den ZeitschriftenVersionen abweichen. Auch das belegt die Ausstellung im Museum Folkwang, die ausgesprochen frisch auftritt. Sie arbeitet mit Regalen, Vitrinen
und Referenzmaterial, sie berücksichtigt exemplarisch das Frühwerk und
würdigt Blumenfeld als wichtigen Künstler seiner Zeit, der trotz des angewandten Mediums zu einem eigenen Stil gefunden hat. Blumenfeld entdeckt die Farbe und betont deren leuchtende Transparenz. Wie ein Regenbogen fächert er sie auf und lässt
dazwischen die Models auftreten. Und er zeigt in dieser
Zeit sehr mutige Motive, etwa knallrote Lippen mit einer
milchig rauchenden Zigarette – natürlich nimmt er da
schon Momente der Pop Art vorweg. Sowohl Blumenfeld
als auch Wolfgang Tillmans bedienen sich des Zeitgeistes
Thomas Hirsch
und dechiffrieren ihn: Damit sind die Fotografien beider
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist Künstler radikal und immer wieder verblüffend.
Das Künstlerduo Gilbert und George im Museum Küppersmühle
Über lange Jahre trugen Gilbert & George 3.712 Plakate der britischen Boulevardpresse zusammen, die mit Sex, Murder und Death Kasse macht. Sie
haben sie am Kiosk oder in Läden geklaut, als Gentlemandiebe der gehobenen Klasse, kaufen ging nicht, zu abgedreht erschien den Besitzern ihr
Ansinnen. Also gab es einen Standardtrick: Der eine kaufte Kaugummi, der
andere packte heimlich die bedruckte Pappe ein. Zu Hause haben sie die
Beute gesichtet, abfotografiert und anhand von 292 Stichwörtern sortiert.
Death, Arrest oder Burglar ist da zu lesen, aber auch Schlagzeilen von ermordeten Jugendlichen oder Todesfahrern. Auf allen riesigen Tableaus, die
aus zahlreichen Einzelfotografien bestehen, die alle einzeln schwarz gerahmt sind, sind Gilbert und George natürlich auch zu sehen, sie schauen
ernst auf den Betrachter, keine Freakshow oder Anzüglichkeiten mehr, das
ist bei der Thematik auch nicht mehr notwendig. Alle Bilder werden durch
die Queen geadelt, die als historischer Münzstempel immer unten rechts
mit eingebaut ist, darunter „It’s written all over them“. Elizabeth wird den
beiden verzeihen. Das Duo sieht es auch eher technisch: „Das ist eine Art
von amtlichem Siegel“, sagt George, der Brite, der seit den 1960er Jahren
mit Gilbert aus Südtirol zusammen lebt und arbeitet. Kennengelernt haben
sie sich an der Kunst-Uni und nur (und das ist eine gesicherte Anekdote),
weil George wohl der Einzige war, der Gilberts Englisch verstand.
So einförmig, wie die 69 Arbeiten da auf den ersten Blick erscheinen, sind
sie gar nicht. Und wenn die Besucher das Gefühl haben, dass sie nach mehreren Tableaus abstumpfen, die Wirkung nachlässt, dann haben sie das
universale Prinzip verstanden, wie heute Prävention vor und Reaktion auf
Gewalt und Betrug funktioniert: nämlich ausschließlich schleppend. Wer
dafür verantwortlich ist? Auch das haben Gilbert und George in die Bilder
eingebaut. Auf vielen ist auch das britische Pfundzeichen vorhanden, mit
zum Teil gigantischen Beträgen. „Money Last“ (2011) oder „Money First“
(2011) sind die Titel, die die eigentlichen Verursacher der gesellschaftlichen
Misere benennen. Die Queen hat dennoch immer nur ihr Münzeinheitsgesicht aufgesetzt.
PETER ORTMANN
„Gilbert & George – London Pictures“ | bis 30.6.
Museum Küppersmühle, Duisburg | 0203 30 19 48 10
Ausstellungen in Düsseldorf und Essen
„Wolfgang Tillmans“ | bis 7. Juli | K21 Ständehaus der Kunstsammlung
NRW, Düsseldorf | www.kunstsammlung.de
„Blumenfeld Studio“ | bis 5. Mai I Museum Folkwang, Essen
www.museum-folkwang.de
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Kunst-Kalender
Große Retrospektive
Ausstellung Wolfgang Tillmans, K21, Düsseldorf, © W. Tillmans, Foto: Achim Kukulies
Die Kunst-Termine NRW
BIELEFELD – Kunsthalle
www.kunsthalle-bielefeld.de
HERFORD – MARTa
www.marta-herford.de
Schönheit und Geheimnis bis 7.7.
Überblick über den
deutschen Symbolismus
Eva & Adele bis 26.5.
Zeichnungen des spektakulären
Künstlerpaares
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Ursula Schulz-Dornburg 13.4.-26.5.
Die Konzeptfotografin mit Bildern aus
Armenien
Isn’t it romantic? bis 21.4.
Erstaunliche Tendenzen im Möbeldesign
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Auf den Spuren der Irokesen bis 4.8.
Eine Kulturgeschichte durch die
Jahrhunderte
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.maxernstmuseum.lvr.de
Entdeckungsfahrten zu Max Ernst bis
23.6.
Max Ernst und seine Kunst in der
Sammlung des Filmemachers Peter
Schamoni
DORTMUND – HMKV im Dortmunder U
www.hmkv.de
His Master’s Voice bis 7.7.
Sprache in der Medienkunst
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Saul Steinberg bis 23.6.
Ein Bilderfries zur Weltausstellung 1958
MÜLHEIM – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
Schauplatz Stadt bis 2.6.
Der Wandel von Stadt, Städtebau
und Architektur in der Kunst des 20.
Jahrhunderts
NEUSS – Clemens Sels Museum
www.clemens-sels-museum-neuss.de
Horizonte bis 12.5.
Landschaftsmalerei seit dem
17. Jahrhundert aus der
Sammlung dieses Museums
OBERHAUSEN – Gasometer
www.gasometer.de
Michael Kunze 6.4.-30.6.
Surreal anmutende realistische Malerei
Christo – Big Air Package bis 30.12.
Eine riesige, begehbare Lufthülle des
berühmten Land Art-Künstlers
DÜSSELDORF – K21
www.kunstsammlung.de
PADERBORN – Diözesanmuseum
www.dioezesanmuseum-paderborn.de
Wolfgang Tillmans bis 7.7.
Werkschau des wichtigen
experimentellen Hauptvertreters einer
subjektiven Fotografie
HA Schult bis 12.5.
Werkschau des Aktionskünstlers, der die
Zerstörung der Umwelt thematisiert
DUISBURG – Museum Küppersmühle
www.museum-kueppersmuehle.de
C.O. Paeffgen bis 1.9.
Der Kölner Einzelgänger (geb. 1933)
mit einer Werkschau seiner ironischen
Pop Art
ESSEN – Folkwang Museum
www.museum-folkwang.de
SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst
www.mgk-siegen.de
Kairo. Offene Stadt bis 5.5.
Fotografien, Zeichnungen und
Installationen zum Wandel in der
ägyptischen Stadt
Sigmar Polke bis 30.6.
Ein kompletter Überblick über die
Editionen
Otto Modersohn bis 21.4.
Norddeutsche Landschaftsmalerei
zwischen Symbolismus und
Expressionismus
Die Zeit und
Der Müll
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
Gilbert & George bis 30.6.
Foto-Tafeln der berühmten Londoner
Künstler
HAGEN – Osthaus Museum
www.osthausmuseum.de
HA Schult „Trash Man“ Salzstock Gorleben, 2004 · © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
HA Schult
Diözesanmuseum
Paderborn
22.2.– 12.5.2013
WUPPERTAL – Skulpturenpark Waldfrieden
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Jan Fabre bis 22.6.
Bronzeskulpturen des belgischen
Künstlers
Empfehlungen von Thomas Hirsch
57
www.dioezesanmuseum-paderborn.de
05251 125-1400
culture club
Auswahl
culture club
BOCHUM
BAHNHOF LANGENDREER
Mi 17.4. 20 Uhr
So 7.4. 19 Uhr
Wladimir Kaminer:
Onkel Wanja kommt …
präsentiert: Kino-Café
präsentiert: Festival
DIE VERMESSUNG
DER WELT
25. JAZZFEST
GRONAU
Zwei Männer im 19. Jahrhundert, die
ihr Leben der Wissenschaft verschrieben
haben: Alexander von Humboldt und
Carl Friedrich Gauß. Schriftsteller Daniel
Kehlmann schuf einen Abriss zwischen
Forschung und Fiktion – Detlef Buck
bringt den frechen Historienschwank ins
Kino. Wie immer gibt es zu diesem FilmHighlight Kaffee und Kuchen.
Die Macher des 25. Jazzfestes präsentieren unter dem Motto „In the Spirit
of New Orleans“ einen ausgewogenen
Mix aus Tradition und Moderne, aus
Weltstars und Amateuren. Für die Konzerte von Richard Galliano, Max Herre,
Götz Alsmann, Jethro Tull’s Ian Anderson
sowie Earth, Wind & Fire Exp. feat. The
Al Mc Kay All Stars verlost trailer je 2x2
Karten.
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 21.4.
an verlosung@trailer-ruhr.de,
Kennwort: „Vermessung Bochum“
oder „Vermessung Duisburg“
Mi 1.5. 14.30 Uhr
Div. Spielstätten in Gronau
Karten an allen bekannten
Vorverkaufsstellen
www.jazzfest.de
trailer verlost insgesamt 10x2 Karten
(div. Konzerte). E-Mail bis 14.4. an
verlosung@trailer-ruhr.de, Kennwort ist der
Titel des jeweiligen Wunschkonzerts.
25.4.-5.5.
Foto: Katja Hentschel
Mit „Onkel Wanja kommt …“ setzt
Schriftsteller und Kolumnist Wladimir Kaminer seine Erfolgssträhne, die im Jahre 2000 mit seiner
„Russendisko“ begann, fort. In sein
neuestes Werk lässt Kaminer viel
von seiner Persönlichkeit einfließen, und so ist die Wahrnehmung
der Herrlichkeit der Welt nur eine
Gemeinsamkeit, die Onkel Wanja
und Kaminer verbindet. Der Leser
wird mitgenommen auf eine Odyssee durchs nächtliche Berlin, bei der
Kaminer auf unterhaltsame Weise –
„Wir kommen in ein Dönerparadies,
wo Onkel Wanja aber nichts essen
will, denn aus der Erfahrung der
Menschheit, sagt er, weiß man: Im
Paradies darf man nichts essen“ –
eine Welt eröffnet, die als großes
Museum erscheint und nur darauf
wartet, entdeckt zu werden. Mit
viel Witz und Entertainment schafft
er es immer wieder, das Publikum
mitzureißen
al
Infos: 0234 687 16 10
KULTURBAHNHOF
LANGENDREER
Mo 22.4. 20 Uhr
Klar bringt mich ein
Studium vorwärts!
, für Fachkräfte mit Berufsausbildung
, Studienförderung auch berufsbegleitend
www.aufstiegsstipendium.de
Eläkelaiset
„Die Rentner“ sind los: Die 1993
gegründete finnische Band machte
den Humppa, eine finnische Variation des Foxtrotts, wieder salonfähig, indem sie bekannte Popsongs
ins Finnische übersetzten und mit
den charakteristischen OffbeatElementen sowie dem eingängigen
2/4-Takt versahen. Mit Elementen
der Polka, des Punk und Rock verspricht Humppa einfach nur tierischen Spaß, gute Laune und einen
schier unbändigen Drang, sich auf
der Tanzfläche auszutoben. Nicht
zuletzt trägt das Image partywütiger Finnen dazu bei, dass Abende
mit Eläkelaiset zu einem wahren Publikumsmagneten werden.
Im Kulturbahnhof Langendreer
fühlen sich die Nordeuropäer bereits wie zu Hause, und so heißt es
für alle Tanzwütigen, Finnlandbegeisterten, Optimisten und all diejenigen, die es werden wollen: Ab
geht die Post.
al
Infos: 0234 687 16 10
58
CHRISTUSKIRCHE BOCHUM
#28 Hidden Orchestra &
Poppy Ackroyd
urban urtyp geschieht abseits des
Mainstream. Immer einmal im
Monat, immer anders, immer für
eine Überraschung gut und immer
brillant: Eine experimentelle und
spannungsgeladene Klangwelt wird
sich dem Zuhörer in diesem Monat
eröffnen, wenn sich Joe Archeson,
Mitglied des Edinburgher Quartetts
„Hidden Orchestra“, und Poppy
Ackroyd, Künstlerin und Komponistin aus London, zusammentun.
Großes Kino und hochspannende
musikalische Dramatik verspricht
ein Abend, bei dem für jeden etwas
dabei ist.
al
Infos: 0234 96 29 04 19
KUNSTMUSEUM
bis 28.4., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr
wir wieder hier
Die Jahresausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes ist nach
zehn Jahren erneut zu Gast im
Kunstmuseum Bochum. In seinen
Ausstellungen hat sich der Westdeutsche Künstlerbund als wichtige
repräsentative Plattform der zeitgenössischen Kunst im Ruhrgebiet
bewährt. Neben den Mitgliedern
und Gästen sind Künstler der kroatischen Vereinigung HDLU an dieser
Ausstellung beteiligt. Themen oder
Medien sind diesmal nicht vorgegeben, also: Alles ist möglich.
th
Infos: 0234 910 42 30
ROTTSTR. 5
Mo 8.4./Do 18.4. 19.30 Uhr
Einmal noch Marseille
Man sagt doch immer: In Krisenzeiten kann man auf die Familie
zählen. Doch was bedeutet das ganz
konkret, wenn es um mehr als ums
Zuhören und Ratschläge-Geben
geht? In Alexander Ritters Inszenierung nach einer Erzählung von
Björn Kern begleitet der Zuschauer den Ich-Erzähler, der durch die
Diagnose der Mutter, sie werde an
einer unheilbaren Krankheit sterben,
in eine Situation zwischen Liebe,
Verantwortungsgefühl und völliger
Überforderung gerät. Sachlich und
präzise beschreibt der Ich-Erzähler
seine Situation, verschweigt nicht
seinen Egoismus, sein eigenes Leben
eigentlich weiterleben zu wollen,
und kreiert dadurch eine emotionale
Nähe und die Möglichkeit, sich sensibel und ohne religiöse Vorgabe mit
dem Prozess des Sterbens auseinanderzusetzen.
al
Infos: 0163 761 50 71
ROTUNDE
Lindner als Myrtle Gordon ein Bühnenstück nach einem Film von John
Cassavetes, das auch der magischen
Welt des Theaters die Suche nach
al
Leben und Liebe zugesteht.
Infos: 0234 33 33 55 55
SCHAUSPIELHAUS
(THEATER UNTEN)
Mi 10.4. 20 Uhr
Do 4.4. 18 Uhr, Mi 24.4. 19 Uhr
Tilman Rammstedt: Die Abenteuer
meines ehemaligen Bankberaters
Im Jahr 2008 stellte Tilman Rammstedt mit seinem Roman „Der Kaiser
von China“ unter Beweis, dass man
den altehrwürdigen Bachmannpreis
auch mit einer gehörigen Portion
Humor gewinnen kann. Nun legt
er einen noch absurderen, hochkomischen Roman nach, in dem
ausgerechnet ein Bankberater und
Bruce Willis die Hauptrollen spielen
(müssen). Rammstedt schlüpft in
die Rolle eines von Selbstzweifeln
und Erwartungsdruck gezeichneten
Autors, dessen Abgabetermin für
einen neuen Roman unaufhaltsam
näherrückt. In immer verzweifelteren E-Mails versucht er, Bruce Willis dazu zu bewegen, in seinem Roman die Rolle des Bankberaters zu
spielen, der sich in eine ausweglose
Situation manövriert hat, aus der
nur ein wahrer Actionheld wieder
herausfinden könnte. Ein umwerfend komischer und dennoch bis
ins Detail filigran ausgearbeiteter
Roman.
fs
Infos: 0234 36 14 86
SCHAUSPIELHAUS
Sa 6./13.4 19.30 Uhr, So 21.4. 19 Uhr,
Mi 24.4. 19.30 Uhr
Norway. Today
SCHAUSPIELHAUS
(KAMMERSPIELE)
Fr 12.4./Do 18.4. 19.30 Uhr
Kinder der Revolution
Foto: Diana Küster
Auf einer Reise in die Einsamkeit
Norwegens kann viel passieren. Sie
macht etwas mit einem, es ist wie
eine Reise zu dem eigenen Ich. So
ergeht es auch Julie und August, die
sich im Internet kennengelernt und
beschlossen haben, ihrem Leben in
den Fjorden Norwegens gemeinsam ein Ende zu setzen. Igor Bauersima schaffte im Jahre 2001 mit
„Norway Today“ seinen Durchbruch
als Nachwuchsautor. Basierend auf
einer wahren Begebenheit, bei der
sich zwei junge Menschen tatsächlich das Leben nahmen, eröffnet
Regisseurin Martina van Boxen dem
Zuschauer mit ihrer Inszenierung
eine Möglichkeit, die Schönheit und
Sinnhaftigkeit des Lebens wiederzuentdecken und den Tod eben nicht
als letzten Ausweg zu begreifen. al
Infos: 0234 33 33 55 55
Liliom
SCHAUSPIELHAUS
(KAMMERSPIELE)
So 7.4. 19 Uhr, Sa 13.4./Mo 22.4./Sa 27.4.
19.30 Uhr
Junge Menschen waren es, die das
Gesicht der Welt, wie wir sie bisher
kannten, in den letzten zwei Jahren
veränderten. Auch Demonstrationen in westlichen Ballungszentren
wie der Londoner Innenstadt oder
in Madrid zeigen den Aufbruch einer jungen engagierten Generation.
Neun Bochumer Schauspielstudenten bildeten ein internationales
Netzwerk mit Gleichaltrigen und
erzählen unter der Regie von Nuran
David Calis und mit Unterstützung
der Folkwang Universität der Künste
von einem Leben zwischen Protest
und Aufbruch, zwischen Hoffnung
und Drama.
al
Infos: 0234 33 33 55 55
ZECHE
Di 16.4. 20 Uhr
Opening Night
Blumentopf
Foto: Diana Küster
Als eine Mischung aus Märchen
und Sozialdrama erscheint das von
Christina Paulhofer inszenierte
Werk des ungarischen Dramatikers
Ferenc Molnár. Liliom, Vorstadtcasanova und Taugenichts, begegnet
eines Tages auf dem Rummel dem
Dienstmädchen Julie. Die beiden
verlieben sich ineinander und heiraten, aber schnell zeigt es sich, dass
selbst wahre Gefühle den Alltag und
die Sorgen nicht vergessen machen
können. Arbeitslosigkeit und Geldsorgen verwandeln Liliom in einen
brutalen Ehemann und einen gescheiterten Dieb. Lilioms Selbstmord
aber lässt die Geschichte noch nicht
enden, und plötzlich erkennt man,
wie nahe Brutalität und Zärtlichkeit
doch manchmal beieinanderliegen,
und wie irrational die Liebe sein
kann.
al
Infos: 0234 33 33 55 55
Foto: Wolfgang Silveri
Der letzte Satz ist gesprochen, die
letzte Note verklungen, und dann
bricht er los, der tosende Applaus,
und du spürst: Das ist der Moment,
du hast es geschafft, du bist geachtet, dein Leben ist voller Glanz und
Glamour … Der Vorhang fällt, und
plötzlich erlischt dieses magische
Gefühl, diese Traumwelt. Das Leben
des Film- und Theaterstars Myrtle
Gordon findet zwischen den Welten
statt. Auf der Bühne ist sie ein gefeierter Star, doch hinter den Kulissen verliert Myrtle immer mehr die
Kontrolle über ihr Leben – Bühnenwelt und Realität verschmelzen ineinander. Regisseur Anselm Weber
inszeniert gemeinsam mit Katharina
59
Der Blumentopf mag im 21. Jahr
seines Bestehens nicht mehr der heißeste Hip Hop-Act Deutschlands sein
– seine besonderen Qualitäten hat
die Münchener Crew aber schon hinlänglich und tausendfach bewiesen.
Spätestens nachdem sie mit ihren
„Raportagen“ im Rahmen der ARDBerichterstattung von den letzten
großen Fußballturnieren vertreten
waren, weiß auch die breite Masse:
Es gibt Dinge, die kann nur der „Topf“
und kein anderer deutscher Rapper.
Weitere Belege liefert das aktuelle
Album „Nieder mit der GbR“.
cs
Infos: 0234 720 03
Auswahl
BOTTROP
DORTMUND
MUSEUM QUADRAT
FZW
bis 16.6., Di-Sa 11-17, So 10-17 Uhr
So 7.4. 20 Uhr
HARTWARE
MEDIENKUNSTVEREIN
Kurt Kocherscheidt, Malerei
Retro Stefson
bis 7.7. Di/Mi/Sa/So 11-18,
Do/Fr 11-20 Uhr
urigen Hafenkneipe und mit dem einen oder anderen Getränk lässt sich
der Alltag dann auch sehr schnell
al
vergessen …
Infos: 0231 82 08 07
His Master’s Voice
THEATER DORTMUND
Sa 13.4./Do 18.4./Sa 27.4. 19.30 Uhr
Seit seiner Teilnahme an der documenta 1992 zählt der österreichische Maler und Holzbildhauer
(geb. 1943) zu den wichtigsten
Künstlern seines Landes. Kocherscheidts Malereien besitzen eine enorme Stofflichkeit, sie sind schründig und sie verhalten sich zwischen
Abstraktion und Gegenständlichkeit,
indem sie wieder und wieder einfache Formen zeigen.
th
Infos: 02041 297 16
2012 bewiesen Retro Stefson beim
Pfingst Open Air in Essen-Werden,
was für eine begeisternde Liveband
sie sind. Die Isländer reüssierten bei
dem Festival, das von vielen Jugendlichen wegen seiner Eigenschaft als
„Umsonst & Draußen“ eher für die
Party denn die Bands besucht wird,
mit einer ansteckenden Energie und
rasanten Indie-Songs mit Hit-Potenzial.
cs
Infos: 0231 286 80 89 10
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Ignas Krunglevicius, Interrogation, 2009,
2-Kanal-Video-Installation, Staatliche
Museen zu Berlin, © I. Krunglevicius
Das Nibelungenlied
Ein Evergreen sondergleichen und
heimliches Nationalepos der Deutschen: Zum 200. Geburtstag und
150. Todestag des Dichters Friedrich
Hebbels, der die bis heute berühmteste Fassung des Dramas erschaffen hat, kann der Zuschauer das im
Mittelalter entstandene Nibelungenlied in der Inszenierung Martin
Laberenz‘ genießen. Für seine Interpretation des Epos, das sich um
den Burgunderkönig Gunther, den
Helden Siegfried, Hagen von Tronje
sowie Kriemhild und Brunhild rankt,
setzt Laberenz Texte von Ernst Jünger und Friedrich Nietzsche sowie
Musik von Richard Wagner ein und
entführt den Zuschauer in eine Welt
voller Heldenmut, Intrigen, Ränkeal
spiele, Rache und Magie.
Infos: 0231 502 72 22
Es ist natürlich das ideale Thema
für einen Medienkunstverein. Und
waren vor kurzem im HMKV Positionen zu einem Stück der Stille
von John Cage präsentiert, so kehrt
das Geräusch nun als menschlicher
Laut, genauer: als Stimme wieder.
Die Stimme kann sich vom Sprecher
lösen oder spezifisch für bestimmte
Berufsgruppen sein. Bauchredner
und Synchronsprecher kommen hier
zu Wort, in einer Schau, die Beiträge der letzten Jahrzehnte umfasst,
u.a. von Richard Serra, Asta Gröting
th THEATER DORTMUND
und Artur Zmijewski.
Infos: 0231 496 64 20
Fr 12.4./So 14.4./Di 16.4./Mi 17.4.
Do 18.4. 18 Uhr
SUBROSA
Do 18.4 19 Uhr
Grimm spielen
3Klang: Das Bonsai-Festival Vol.
13: Der Punk, der Sonntag & ein
Karussell
Foto: Gerfried Guggi
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€€€Õj~}xvxkrunßo{rnmnw|nrlqnÕmn
Drei Bands in 33 Minuten – das
Projekt hat sich bewährt: Seit 2010
kombiniert Hannes Weyland in unregelmäßigen Abständen nationale
und internationale Line-Ups und begeistert die Zuhörer mit einem teils
ungewöhnlichen und überraschenden Potpourri an unterschiedlichen
Musikgenres. Mit Carrousel aus der
Schweiz, Forest Pooky aus D.C. und
Domingo aus Haldern und Bochum
vereinen sich auf der Bonsai-Bühne
dieses Mal französischer ChansonPop, echter akustischer Punk-RockSound und amerikanische Folk und
Indie-Musik zu einem wahrlichen
Genuss aus energetischer und doch
so sinnlich-melancholischer Stimmung. Zusammen mit dem internationalen und kultigen Flair der
60
Erwachsene schwelgen in Erinnerungen an ihre Kindheit, Kinder
tauchen ein in eine Welt voller
Hexen, Helden und böse Wölfe:
Regisseur Andres Gruhn lässt Groß
und Klein auf den Spuren der Gebrüder Grimm wandeln und inszeniert mit seinen Protagonisten Bianka Lammert, Rainer Kleinespel,
Andreas Ksienzyk, Götz Vogel von
Vogelstein und Johanna Weißert
eine spannende und märchenhafte
Reise durch die tollsten Geschichten der beiden berühmten Schriftsteller, und plötzlich erkennt man:
So kompliziert und schwer einzelne
Lebensstationen auch sein mögen –
am Ende bleibt ein Gefühl der Stärke zurück und die Gewissheit, dass
man mutig genug ist, auch zukünfal
tige Krisen zu bewältigen.
Infos: 0231 502 72 22
Auswahl
ESSEN
DUISBURG
STEINBRUCH
Do 11.4. 20 Uhr
A Hawk And A Hacksaw
Es gab eine Zeit, in der nicht wenige
darauf wetteten, dass A Hawk And A
Hacksaw eine ähnlich große Karriere
bevorstünde wie Zach Condon alias
Beirut. Ganz so ist es nicht gekommen, vor allem deshalb, weil das Duo
bei seinen Feldforschungen in Sachen Folklore keine Konzessionen an
Popsongs machen wollte. Dementsprechend wichtig und einzigartig
ist seine Musik, die auf mittlerweile
schon sechs Alben Folk aus den verschiedensten Ecken der Welt aufgecs
nommen und aufbereitet hat.
Infos: 0203 363 28 82
Dramatikers David Gieselmann. Die
Geschichte ist schnell erzählt: Was
als ein gemütlicher Abend unter
Arbeitskollegen beginnt, mündet
durch die zunächst scherzhafte Bemerkung der Gastgeber, es gebe eine
Leiche in ihrer Wohnung, in einer
bestialischen Gewaltorgie. In abgewandelter Form führt Erpulat eine
dem Überdruss zum Opfer gewordene Gesellschaft vor, indem er sie
um obskur und sehr „deutsch“ wirkende Ideale kämpfen und politisch
inkorrekte Witze erzählen lässt. al
Infos: 0203 300 91 00
THEATER DUISBURG
Mo 29.4. 19.30 Uhr, Di 30.4. 11 Uhr
Klasse Tour
AALTO
KLEINES THEATER ESSEN
Mo 1.4. 18 Uhr, Do 11.4. 19.30 Uhr
Fr 5.4./Sa 13.4. 20 Uhr
Othello
Spannungsgeladen, innovativ und
voller Emotionen präsentieren sich
Armen Hakobyan als Othello und
Yulia Tsoi als Desdemona, wenn sie
temporeich mit Streetdance-Elementen und zu einer Mischung aus
Kammermusik und elektronischen
Klängen die uralte Angst der Menschen, betrogen und hintergangen
zu werden, auf der Bühne ausdrücken. An dem Gefühl der Eifersucht
scheitert es meistens, und die Tatsache, dass Hass und Liebe nahe beieinander liegen, hat seit Shakespeares
Zeiten nicht an Aktualität verloren.
Denis Untila und Michelle Yamamoto inszenieren eine moderne, ausdrucksstarke Adaption des vieldiskutierten Werkes von Shakespeare, bei
dem ein gut aufgelegtes Ensemble
gemeinsam mit den Helden und Bösewichten der Tragödie brilliert und
begeistert.
al
Infos: 0201 887 23 33
Theater! – Theater!
Oder Wer ermordete Lord T.
Ein Horrorszenario sondergleichen
für jeden noch so gewieften Theaterregisseur: Der Abend der großen
Premiere naht, und ein Darsteller
fällt aufgrund einer Verletzung aus.
In der Kriminalkomödie von Sabine
Misiorny und Tom Müller passiert
dies Regisseur Falk, der jedoch wohlweislich vorgesorgt hat. Ein Kollege
des Verletzten soll die Rolle übernehmen. Doch was wäre das Leben
langweilig, wenn alles glatt liefe?
Der Ersatzmann scheint ein Mythos
zu sein, denn niemand weiß, wie er
aussieht, und blicken lässt er sich
erst recht nicht. Als dann der Zuschauer Herr Schmidt zum unfreiwilligen Protagonisten des Stückes
wird, nimmt das Chaos seinen Lauf
… Ingo Scheuer führt durch eine
Welt des Theaters, in der der Einzelne zu einem Meister der Improvisation mutiert, um das Publikum
al
zufriedenzustellen.
Infos: 0201 20 16 44 77
FREAK SHOW
Fr 5.4. 20 Uhr
THEATER DUISBURG
Mi 10.4./Do 11.4. 19.30 Uhr
Herr Kolpert
Provokant, sozialkritisch, brutal und
ein Spiegel unserer Gesellschaft?
Gemeinsam, unter anderem mit
der vielgerühmten Sesede Terziyan
wagt sich der neue Hausregisseur
des Düsseldorfer Schauspielhauses,
Nurkan Erpulat, an das bekannteste Theaterstück des deutschen
Klassenfahrten bedeuteten immer
ein bisschen Ausnahmezustand –
für Lehrer wie für Schüler. Abseits
des normalen Schulalltags stehen
die regulären Konstellationen einer
Klasse plötzlich auf dem Prüfstein,
die Gruppendynamik verändert sich,
und auf einmal wird der Schüchterne zum Anführer der Gruppe und
der Starke offenbart seine Schwäche. Die Masken fallen und öffnen
eine Welt neuer Freundschaften,
Erfahrungen und der Gewissheit,
der Suche nach dem eigenen Platz
im Leben ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein. Gemeinsam
mit wunderbar sympathischen Protagonisten, schon bekannt aus dem
ersten Teil „Klasse Klasse“, geleitet
Regisseur Michael Vogel durch den
Abend.
al
Infos: 0203 300 91 00
Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop
Kurt Kocherscheidt. Malerei
24.3.
16.6.2013
www.quadrat-bottrop.de
Fon 02041 29716
Partner des Museums
61
Vietcong Pornosürfers
Seit 2007 rocken die vier Jungs Tom,
Affe, Teddy und Rackarn die Bühnen
der bisher bekannten Welt, immer
in Begleitung ihres auffälligen, mit
schwarzen Haifischzähnen bemalten Tourbusses. Gegründet, um den
Mangel an coolen, wahren Rockbands auszugleichen, erschien im
Jahr 2010 ihr Debüt-Album „Restless, Young, Hungry and Free“ und
zwar, entgegen allem neumodischen
Schnickschnack, als altmodisches
Kassettentape. Mit der Single „I hate
your Band“ starteten die Pornosürfers vor kurzem ihre aktuelle Kick
Off-Tournee quer durch Europa, die
im Mai 2013 mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „We
spread diseases“ vorerst endet. Uns
al
gefällt’s.
Auswahl
GELSENKIRCHEN
KLEINES THEATER ESSEN
THEATER ESSEN (GRILLO)
Fr 12./26.4. 20 Uhr
So 7.4. 19 Uhr (P), Do 11.4./Sa 20.4./
Mi 24.4. 19.30 Uhr
Keine Leiche ohne Lily
Clockwork Orange
Foto: Petra Broszeit
Mit dieser Kriminalkomödie von
dem englischen Schriftsteller Jack
Poppleswell lockt Regisseurin Petra
Broszeit den Zuschauer in die Welt
der Putzfrau Lily, die dem genervten
und ein wenig überfordert erscheinenden Inspektor Harry Baxter mit
pseudo-kriminalistischen
Tipps,
Nerven wie Drahtseilen und einer
gehörigen Portion Entschlossenheit
bei der Klärung zweier Morde zur
Hand geht. Verschwundene Leichen, widerspenstige Verdächtige
und der liebestolle Hilfsinspektor
Goddard sind da nur einige Schwierigkeiten, die sich dem ungleichen
Ermittlerduo in den Weg stellen. al
Infos: 0201 20 16 44 77
THEATER ESSEN (GRILLO)
Fr 5.4. (P)/Sa 13.4./Mi 17.4./Sa 20.4. 19 Uhr
Verpiss dich gewiss
IMPRESSUM
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Lioba Albus, Silvia Bahl, Frank
Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus,
Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher,
Tatjana Hense, Thomas Hirsch, Tom Jost,
Dawid Kasprowicz, Kim Ludolf Koch, Thomas
Linden, Anna Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa
Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter
Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Betty Schiel,
Anna Schiff, Carla Schmidt, Frank Schorneck,
Christian Steinbrink, Marieke Steinhoff, Olaf
Weiden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik: Dominik Empl, Michael Hennemann,
Mira Moroz, Thomas Müller
Anzeigenverwaltung: Berndt Media
Dr.-C.-Otto-Str. 196,
44879 Bochum
E-Mail:info@berndt-media.de
Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91
Buchhaltung: Karin Okniewski
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Do 18.4. 20 Uhr
Axel Hacke:
Oberst Huhn bittet zu Tisch
Wie sähe die Entscheidung unserer
Gesellschaft aus, wenn es die Möglichkeit gäbe, aus brutalen Schlägern, Verbrechern und Vergewaltigern „gute Bürger“ zu machen?
Clockwork Orange, im Jahre 1962
von Anthony Burgess geschrieben und 1971 von Stanley Kubrick
verfilmt, stellt genau diese Frage.
Die Geschichte rankt sich um den
grausamen Protagonisten Alex,
der die Gewalt um der Gewalt willen liebt. Verschiedene Umstände
bringen ihn schließlich ins Gefängnis, wo er während der Teilnahme
an einer Studie auf das „Gut sein“
konditioniert wird. Paradebeispiel
gelungener Resozialisierung oder
Opfer der modernen Welt? An der
Hauptfigur entfaltet der Regisseur
Hermann Schmidt-Rahmer Fragen
nach dem Recht auf Selbstbestimmung, auf Freiheit und die ewige
Debatte um die Erbsünde des Menal
schen.
Infos: 0201 812 22 00
„Die deutsche Sprache kommt
im Ausland erst so richtig zu sich
selbst“. Darum geht es in Axel
Hackes neuem Roman „Oberst von
Huhn bittet zu Tisch“. Aus „Onion
Rings“ kann dann das wunderbare
Gericht „Zwiebel ruft an“ werden,
was „ja nicht richtig, aber auch nicht
ganz falsch ist“. Auch den Trend hin
zu gefühlten Gerichten greift Hacke
in seinem Buch auf und entzückt
den Leser mit Gerichten der internationalen Küche. Mit einem Plädoyer
für die Freiheit der deutschen Sprache ohne Grammatik und Struktur
greift Axel Hacke auf eine großartig
witzige Weise ein Thema auf, das einen selber im Ausland immer wieder
zum Schmunzeln bringt.
al
Infos: 0209 409 70
ZECHE CARL
Schauplatz Stadt
MÜLHEIM
KUNSTMUSEUM
bis 2.6., Di, Mi, Fr 11-17, Do 11-21, Sa,
So 10-17 Uhr
Mi 10.4. 20 Uhr
Herausgeber: trailer Verlag
Joachim Berndt, www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196 6-8, 44879 Bochum
E-Mail: info@berndt-media.de
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Redaktion: Linda Breuer-Hoemberg,
Maren Lupberger (v.i.S.d.P.),
MUSIKTHEATER IM REVIER
Honig & Band
Foto: Diana Küster
Wenn das eigene Gewissen doch
nicht immer so herrisch und aufmüpfig wäre, könnte das Leben doch
wunderbar sein: Godehard hat es
geschafft, denn privat wie beruflich
hat sich endlich Erfolg eingestellt.
Ilse betet ihn an und sein Chef Herbert will ihn sogar zum Geschäftsführer einer seiner Wurstbrätereien
machen. Alles könnte so schön sein,
wenn Godehard nicht eines Tages
seinen Chef und dessen spezielle
Behandlung der Rohwürste mit Arsenlauge beobachtet hätte. Doch
was soll Godehard nun tun? Wenn
der Erfolg anklopft, gibt es schließlich immer Kollateralschäden. Doch
das Gewissen sagt was anderes
… und dann gibt es eine Leiche.
Autor Hartmut Musewald gewann
mit diesem Stück den ersten Essener
Autorentag „Stück auf!“, wobei die
Thematik zurzeit kaum aktueller sein
dürfte.
al
Infos: 0201 812 22 00
Peter Brüning, Straßenszene, 1967,
übermaltes Offsetplakat, 92 x 125 cm, ©
VG Bild-Kunst, Bonn
Das vergangene Jahr muss dem
Düsseldorfer Songwriter Stefan
Honig wie ein einziger Traum vorgekommen sein: Nach Jahren des
Werkelns im Untergrund bekam er
für seine Musik auf einmal Lob von
allen Seiten, renommierte Labels
und Konzertagenturen begannen,
sich für ihn zu interessieren. Hört
man sein aktuelles Album „Empty Orchestra“, versteht man dieses Interesse: Es enthält Folksongs
von einer Ideenvielfalt und Güte,
die man hierzulande lange suchen
kann.
cs
Infos: 0201 834 44 10
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Thema ist der urbane Raum im 20.
Jahrhundert. Anhand einer Vielzahl
an Positionen, die von Max Beckmann und Lyonel Feininger bis zu
den jüngeren Künstlern Jan Brokof
und Silke Schatz reichen, werden die
Veränderungen der Architektur und
der gesellschaftlichen Befindlichkeit, auch die Umwälzungen durch
die beiden Weltkriege reflektiert.
Zugleich deutet sich die Entwicklung der Kunst mit den unterschiedlichen Ismen selbst an. Eine wichtige
Ausstellung, die noch von Berliner
Ansichten von Heinrich Zille begleitet wird.
th
Infos: 0208 455 41 38
OBERHAUSEN
BUNKER-THEATER
Di 9.4./Mi 10.4./Sa 13.4. 20 Uhr
Bartsch, Kindermörder –
Eine Selbstdarstellung
Jürgen Bartsch, der „Kirmesmörder“,
der das Ruhrgebiet in den 60er Jahren mit einer Mordserie in Aufregung
versetzte: Opfer waren vier kleine
Jungen, die von Bartsch gedemütigt,
vergewaltigt und schließlich zerstückelt wurden … Jürgen Bartsch,
ein Waisenkind, das bis zu seinem
sechsten Lebensjahr isoliert in einem
vergitterten Kellerloch leben und
auch als Jugendlicher noch unter
dem Sauberkeitsfanatismus und der
Strenge seiner Adoptivmutter leiden
musste, der den Demütigungen und
sexuellen Übergriffen der Erzieher
im Internat hilflos ausgeliefert war.
Jürgen Bartsch – Opfer oder Täter?
Regisseur Martin Kindervater und
Schauspieler Martin Müller-Reisinger geleiten den Zuschauer in die
Welt eines Sadisten, eines Psychopathen und eines gleichzeitig doch
so bemitleidenswerten Menschen. al
Infos: 0208 857 81 84
DRUCKLUFT
Mi 17.4. 20 Uhr
Maserati + Kokomo
Es gibt nur wenige Bands aus dem
Postrock-Genre, die ähnlich konsequent nach neuen Ausdrucksformen
forschen wie Maserati aus Athens.
Durch ihren unbedingten Willen zu
experimentieren sind sie mittlerweile eine der wegweisenden Bands
dieses Stils geworden, es ist kaum
vorherzusagen und dementsprechend spannend, welche Pfade sie
nun wieder eingeschlagen haben.
Ihr aktuelles Album „Maserati VII“
ist nur ein vorläufiges Dokument des
ewigen Fortschreitens dieser Band,
nichtsdestotrotz ist es anregend und
inspirierend.
cs
Infos: 0208 85 24 54
GASOMETER
bis 30.12., Di-So 10-18 Uhr
Christo – Big Air Package
Christo, Big Air Package, Dachkonstruktion Gasometer Oberhausen, © Christo,
Foto: Wolfgang Volz
Im Gasometer errichtet Christo eine
Kathedrale aus Licht und Luft. Er
lässt im Inneren eine Hülle auf eine
Höhe von 90 m aufblasen, die ei-
nen Durchmesser von 50 m besitzt
und nicht nur von außen zu sehen,
sondern auch begehbar ist – das ist
die größte jemals aufgeblasene Hülle
ohne Gerüst. Im Grunde kehrt Christo hier den Effekt der Verpackung
um, aber wie auch in seinen früheren
berühmten Arbeiten ist eine enorme
Vorbereitung nötig, um einen an sich
simplen Eingriff vorzunehmen.
th
Infos: 0208 850 37 30
THEATER OBERHAUSEN
Do 4.4. 11 Uhr, So 7.4. 15 Uhr, Di 23.4.
11 Uhr, So 28.4. 15 Uhr
Der geheime Garten
Die kleine Mary, in Indien in luxuriösen Verhältnissen, aber ungeliebt
aufgewachsen, wird nach dem Tod
der Eltern zu ihrem kauzigen Onkel Craven nach England geschickt.
Dieser hält nicht viel von Kindern im
Allgemeinen und vergräbt sich lieber
in der Trauer um seine verstorbene
Gattin Lily. Nach und nach bricht
Mary gemeinsam mit der Gouvernante Martha und dessen Bruder
den Fluch, der auf dem Anwesen
des Onkels und dem verwilderten
Garten der verstorbenen Lily lastet
und verwandelt das bisher kalte
und unwirtliche Heim in einen Ort
der Liebe und Freiheit. Die englischamerikanische Autorin Frances Hodgson Burnett faszinierte ganze
Generationen mit ihren Geschichten
wie „Der kleine Lord“. In der Bearbeitung von Thomas Birkmeir und unter
der englischen Regisseurin Lily Sykes
erleben die Zuschauer eines der
schönsten Klassiker der englischen
Jugendliteratur.
al
Infos: 0208 8 57 81 84
THEATER OBERHAUSEN
Sa 6.4./Do 11.4./Mi 17.4./Di 30.4.
19.30 Uhr
Fiesta
Es geht um das Scheitern der Menschen und um eine „verlorene Generation“, die die Schrecken des Ersten
Weltkrieges erst noch verarbeiten
muss: Paris und Pamplona sind die
beiden Schauplätze in Hemingways
1926 erschienen ersten großen Roman „The sun also rises“. Regisseur
Tilman Raabke kreiert Hemingways
Geschichte um den Protagonisten
Jake Barnes herum, der mit der schönen Lady Ashley eine komplizierte
Beziehung führt und zusammen mit
einer Gruppe von Freunden und Bekannten erst das Pariser Nachtleben
unsicher macht, bevor sie schließlich
als Gruppe bei der Fiesta San Fermin
in Pamplona landen. Unerwiderte
Liebe, Affären und Trinkgelage führen schließlich zu den Spannungen,
die unweigerlich den Niedergang des
Einzelnen bedeuten.
al
Infos: 0208 857 81 84
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Neuer Ansatz Planwirtschaft
Hat Zentralismus in NRW Zukunft?
Manchmal greift man nach der ganzen Welt,
Manchmal meint man, dass der Glücksstern fällt,
Manchmal nimmt man, wo man lieber gibt,
Manchmal hasst man das, was man doch liebt. (KARAT)
Von Peter Ortmann
Wir sind nicht mehr Papst. Oder nur noch mittelbar. Oder nur noch
ein bisschen. Jedenfalls ziemlich zurückgezogen. Aber wir mögen diese megazentralistische Ordnung im Vatikan wohl, denn nicht nur dass
die Wahl des neuen Chefs der christlichen Päderasten-Versteckorganisation Titelthema der Nachrichten-Organe war (Begründung: weil
der selbsternannte Petrusnachfolger so mächtig ist, weil das so viele
Christen in Südamerika so interessiert, weil das immer so tolle rauchige
Bilder produziert, weil die Vatikanbank es so wollte), sie wurde auch
mit Sondersendungen garniert, so dass alle jetzt endlich wissen, wer
der „heilige“ Giovanni Battista Bernardone aka Franz von Assisi gewesen ist. Ich erspare mir also hier die Biografie. Es bleibt dabei, der Vatikanstaat ist eine absolute Monarchie. Staatsoberhaupt ist der Papst,
der die volle Legislative, Exekutive und gerichtliche Gewalt ausübt. Wer
will das schon. So was hatten wir auch mehrfach in Deutschland, ohne
Papst, aber mit Kaiser oder Führer.
Auch die Partei, die das Christliche in ihrem Namen führt, scheint von
diesem religiösen Zentralismus mitten im bundesdeutschen Föderalismus beseelt. So scheint es jedenfalls in Düsseldorf, wo kleine Museen
und Kulturinstitute nach dem Willen der Ratsmehrheit künftig von einer Dachgesellschaft verwaltet werden sollen. Da geht es um Marketing, Presse, Einkauf, Technik und natürlich die finanzielle Unterstützung. Auslagern will man, einlagern wohl nicht. Anders als im Vatikan
soll dieser Zentralismus kulturelle und ökonomische Synergieeffekte
erzielen. Alles gut also? Nicht wirklich. Im Grunde genommen ist das
ein Modell, mit dem Geld gespart werden soll, ohne dass die Qualität
der einzelnen Häuser wenigstens gewahrt wird. Auch wenn die Häuser,
es geht mit Sicherheit nicht nur um die Museen, in der künstlerischwissenschaftlichen Leitung eigenständig bleiben sollen, ein paar Mitarbeiter müssen sich garantiert Sorgen machen und können schon mal
nach dem heiligen Stuhl zu Hause schauen.
Die Ratsmehrheit professionalisiert damit den kommunalen Kulturbetrieb, der zukünftig wie ein Konzern geführt werden soll, quasi als
Aktiengesellschaft mit Aufsichtsrat und dem restlichen Brimborium.
Vielleicht auch mit Boni und Dividende? Eine schreckliche Vorstellung.
Denn dann wäre bei Schwierigkeiten der Finanzierung immer der Stellenabbau das erste Mittel, siehe Börse, siehe sogenannte DAX-Bluechips. Anwenden könnte man das Modell natürlich nicht nur in der
Landeshauptstadt. Das wäre denkbar für alle Metropol-Regionen oder
gleich das ganze Bundesland. Dann würde die Monarchie im Kulturbetrieb wieder eingeführt, mit allem lustigen Beiwerk. Sollte das die
Zukunft sein, würde ich schon mal eine Bewerbung schreiben – als
Narr, der neben dem (natürlich von einem ganz großen NRW-Künstler
gestalteten) goldenen Thron sitzen darf, ein buntes Trikot trägt und
blanken Unsinn redet.
April 2013
www.trailer-ruhr.de
Das Verg gene i nicht t,
es i nich t einmal verg gen .
WILLIAM FAULKNER
DAS WOCHENENDE
EIN FILM VON NINA GROSSE
NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON BERNHARD SCHLINK (“DER VORLESER”)
www.daswochenende-film.de
ab 11.4. im Kino